4 minute read

Das Inter view . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S eite

Einsatz für das Überleben

Das neue viszeral- onkologische Zentrum am Helios Park-Klinikum widmet sich Patienten mit Krebs im Bauchraum

•Das Helios ParkKlinikum in LeipzigProbstheida betreibt seit zehn Jahren ein D a r mk re bs ze nt r u m und wurde kürzlich als viszeral-onkologisches Zentrum zertifiziert. Was es damit auf sich hat und welchen Nutzen es für den Patienten bringt, fragte ErfahrungsSchatz Prof. Dr. Michael Bartels, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie. Frage: Noch ein kompliziertes Wort mehr: viszeral-onkologisches Zentrum. Was bedeutet das? Welche Patienten kommen dorthin? Prof. Dr. Michael Bartels: Viszeral-Onkologie ist der Zweig der Tumormedizin, der sich dem Bauchraum zuwendet, also insbesondere Speiseröhre, Magen, Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Um als v iszera l-on kologisches Zentrum zertifiziert zu werden, muss man bereits ein Darmkrebszentrum sein. Gleichzeitig kümmern wir uns um alle auftretenden Tumore an anderen Organen des Bauchraumes. Die Behandlung der Bauchspeicheldrüse wurde jüngst zertifiziert, deshalb können wir uns jetzt viszeral-onkologisches Zentrum nach Deutscher Krebsgesellschaft nennen.

Wie häufig kommen neben D a r m k r e b s a n d e r e K re bs erkrank u n gen im B au chr a u m vor? Mit zun eh me nd em Alter und längerem Überleben nehmen auch die Tumorerkrankungen im Bauchraum zu. Das ist eine zunehmende Herausforderung für die heutige Medizin und insbesondere für das gesamte Ärzteteam im viszeral-onkologischen Zentrum. Es unterstreicht die Notwendigkeit einer engen Prof. Dr. med. Michael Bartels, Chefarzt am Helios ParkKlinikum Leipzig. Fotos: Volkmar Heinz

Zusammenarbeit der verschiedenen Fachrichtungen im Krankenhaus.

M i t d ie se r Z e r t i f i z i e r u n g sind Sie a k t u e l l das einzige Krankenhaus in Leipzig und im 100-Kilometer-Umkreis. Betroffene hätten also mitunter einen weiten Weg. Welche Vorteile erwachsen denen aus der Tatsache, dass Sie nicht mehr „nur“ ein D a rm kr eb sz en tr um und auch nicht mehr „nur“ Bauchzentrum, sondern ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes viszeral-onkologisches Zentrum sind? Unsere Patienten finden hier – von Experten überprüfte und bestätigte –

Das Modell veranschaulicht Erkrankungen von Bauchspeicheldrüse, Milz, Galle und Zwölffingerdarm.

W i e sieht es mit der Zahl der Behandlungen aus?

Nicht zuletzt spielt neben der Qualität der Behandlung auch die Anzahl der

Patienten, die von einem Team behandelt werden, eine große Rol-

optimale Strukturen vor.

Hier treffen sie alle erforderlichen Spezialisten, also neben Chirurgen beispielsweise auch Radiologen, Onkologen, Strahlentherapeuten, Pathologen und Psycho-Onkologen. Und die sitzen regelmäßig an einem Tisch, um für jeden Patienten eine maßgeschneiderte Therapie zu empfehlen. Mit dem neuen Zertifikat wurde uns ein besonders effektives fachliches Netzwerk bestätigt. Das wurde von den Auditoren der Krebsgesellschaft bis ins Detail überprüft: Wurden die Patienten leitliniengerecht behandelt? Wie wurde auf Komplikationen reagiert? Wie laufen die Tumorkonferenzen ab? Wie werden jene Menschen betreut, deren Leben sich trotz aller Bemühungen dem Ende zuneigt?

Blick ins Wörterbuch

Viszeral

Der Begriff „viszeral“ bezeichnet die Zugehörigkeit zu den Eingeweiden, also den Organen des Bauchraumes. Dies sind Magen, Darm, Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Onkologisch

„Onkologie“ ist die Medizin, die sich mit einem Tumor beschäftigt, wenn er bösartig ist. Der wird dann umgangssprachlich als „Krebs“ bezeichnet. In einem viszeral-onkologischen Zentrum wird neben dem Darm noch mindestens ein weiteres Organ des Bauchraumes behandelt. Allgemeine Informationen zu Krebszentren unter www.oncomap.de oder www.weisse-liste.de. Krebszentren

Auf ein Organ bezogene Zentren zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft seit 2003, damals beginnend mit den Brustkrebszentren. Weitere organspezifische Zentren folgten: für Menschen mit gynäkologischen Erkrankungen, Hautkrebs, Lungenkrebs und Prostatakrebs. Beispielsweise gibt es in Leipzig drei Brustkrebszentren.

Sprechzeiten

Sprechzeiten viszeralonkologisches Zentrum: Montag 14–16 Uhr, Dienstag 9–14 Uhr, Mittwoch 14–16 Uhr Chefarzt- und Spezialsprechzeit für Lebertumoren und -metastasen: Mittwoch 14–16 Uhr Sprechzeit für Pankreastumoren und -zysten: Mittwoch 14–16 Uhr und Freitag 14–16 Uhr beziehungsweise nach Vereinbarung Informationen zum Helios Park-Klinikum Leipzig unter www. helios-gesundheit.de/ parkklinikum

le. Die erfreuliche Tatsache, dass beispielsweise die Darmkrebs-Fälle durch die Vorsorgeuntersuchungen zurückgehen, hat nämlich auch eine Kehrseite: Es müssen immer weniger Patienten operiert werden. Nur dort, wo sich die Operationen konzentrieren, bleibt die medizinische Professionalität dann trotzdem erhalten. Uns gelingt es beispielsweise, 80 bis 90 Prozent aller Eingriffe bei Darmkrebs minimalinvasiv, also mit der sogenannten Schlüsselloch-Methode, durchzuführen. Entscheidend für den einzelnen Patienten ist aber doch: Wird er die dramatische Krankheit überleben? Natürlich kann ich das nicht pauschal bejahen. Fakt ist aber, dass die Patienten, die in zertifizierten Zentren behandelt wurden, eine höhere Überlebenschance haben.

Das heißt, auch Sie persönlich würden im Falle einer Krankheit sich bei der Suche nach einer behandelnden Einrichtung immer an den Zertifizierungen der entsprechenden Fachgesellschaften orientieren? Unbedingt. Es handelt sich hier nicht um irgendein Siegel, sondern um einen Qualitätsfaktor in der Behandlung von Krebs.

This article is from: