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Bachelor 2. Jahreskurs

Dozierende

Prof. Véronique Bertrand

Prof. Stephan Möhring Assistenz

Robin Bader

Claudia Haller

Valentin Lang

ECTS

13

Bewertungsgrundlage

Projektarbeit benotet

Form

Vermittlung von Grundlagenwissen (Vorlesungen und Lektüre)

Entwicklung eines architektonischen

Projekts im begleiteten Selbststudium mit regelmässigen Kritiken

Integration und Begleitung

Tobias Huber, Tragkonstruktion

Prof. Christina Schumacher, Sozialwissenschaften

Manuel Wehrle, Tragkonstruktion

Stadtwohnen im Kleinbasel

Die Stadt Basel ist in vielerlei Hinsicht ein ideales Experimentierfeld und Anschauungsbeispiel für ein mögliches städtisches Wohnen in der Zukunft. Ihre territoriale Begrenzung und hohe Dichte zwingt alle Akteure mit den limitierten Bodenressourcen sorgsam umzugehen. In der dichten Bebauungsstruktur des Zentrums sind qualitativ hochwertige Freiräume für die Bewohner:innen zu bewahren. Für ein ausgeglichenes Stadtklima braucht es gerade hier weniger Versiegelung und mehr Grün. Die klimatischen Herausforderungen verlangen heute nach einem ressourcenschonenden und möglichst emmissionsarmen Vorgehen beim Bauen.

Dazu im Gegensatz liegt der Fokus der Stadtentwicklung Basels derzeit auf der grossmassstäblichen Überbauung der Transformationsareale an den Rändern der Kernstadt. Auch wenn klimaschonend gebaut wird, ist ein Neubau niemals klimaneutral. Das Zentrum der Stadt hingegen leidet unter den Krisen der letzten Jahre. Während in den Transformationsarealen grossflächig neuer Raum geschaffen wird, hat sich im Zentrum an bester Lage mit ungeheurem baulichen Potenzial der Bestand an brachliegenden Büro- und Gewerbeflächen von 100’000 m2 auf 200’000 m2 geradezu verdoppelt. Das Wohnbauprogramm 1000+ bis 2035 könnte auf einen Schlag umgesetzt werden, ohne dass ein einziger Neubau erstellt würde.

Dieser Widerspruch ist der Ansporn, die heutige Planungspraxis als Modell für die zukünftige Stadtentwicklung zu hinterfragen. Für zukünftige Generationen von angehenden Architekt:innen wird das Kernthema ihrer architektonischen Praxis weniger der Neubau von Wohnraum sein, sondern vielmehr die Transformation vorhandener baulicher Strukturen zum Wohnen.

Blockfragmente Kleinbasel, 2023.

Foto: Véronique Bertrand

Das Frühjahrssemester des zweiten Jahreskurses geht dieser zentralen Zukunftsfrage nach. Es wird untersucht, wie die baulichen Strukturen des Basler Blocks transformiert, weitergebaut und wiederverwendet werden können, um ressourcenschonend qualitativ hochwertigen Raum zum Wohnen und Arbeiten für die Zukunft zu schaffen.

Stadttransformation

Der in Basel seit Jahren hohe Leerstand im tertiären Bereich stellt ein ungeahntes Potenzial für die innere Stadtentwicklung dar. Die baulichen Strukturen von Bürobauten sind strukturell und technisch einfach in Wohnbauten transformierbar. Flexibel geplant, sind Bürobauten bis auf Decken und Tragstrukturen einfach rückbaubar. Die gängigen Büroraster eigenen sich meist ideal für Wohnnutzung. Leichtbauwände, Treppen, Fenster, Türen und Fassadenelemente können, wo sinnvoll, leicht wieder verwendet werden. Auch wenn die vorhandenen Strukturen wenig oder gar nicht für den standardisierten Wohnungsbau geeignet sind, eröffnet sich gerade in der Interaktion zwischen Typologie, Struktur, Programm und gegebenem Raum ein kreatives Potenzial.

Alternative Wohnformen, wie sie aus dem genossenschaftlichen Wohnungsbau bekannt sind, bereichern den Kanon des gewöhnlichen Geschosswohnungsbaus. Der Arbeitsplatz in der eigenen Wohnung oder im unmittelbaren Umfeld ist bei der Programmierung der Erdgeschosse von grosser Bedeutung. Jede Transformation von Bestand bietet gerade in dichten Blockstrukturen die Chance, Fragen der Porosität mit einer differenzierten Abstufung von öffentlich, halböffentlich bis privat neu zu denken und das Gemeinschaftliche in den Vordergrund zu stellen.

Im mineralisch geprägten Stadtkörper stellt sich nicht zuletzt die Frage nach dem architektonischen Ausdruck und der Materialisierung nachhaltig umgebauter Bestandsstrukturen.

Blockfragmente Kleinbasel, 2023.

Foto: Véronique Bertrand

Blockfragmente Kleinbasel, 2023.

Foto: Véronique Bertrand

Semesterarbeit

Zwischen Feldbergstrasse, Kaserne und Klybeckstrasse in unmittelbarer Nähe des Rheins hat sich in den letzten Jahren mit neuen Bars und kleinen Restaurants ein lebendiges Stück Kleinbasel entwickelt. Eine homogene klassische Blockrandbebauung mit Läden im Erdgeschoss gibt dem Quartier sein städtisches Flair. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch einer der Blöcke aus dem homogenen Muster heraus und der Betrachter bleibt irritiert hängen. Im Innern ist der Block einer der dichtesten und an seinen Rändern zugleich fragmentiertesten des gesamten Kleinbasels. Ein grossmasstäbliches Ensemble aus Bürobauten der 1970er-Jahre steht im Kontrast zu zweigeschossigen beinahe dörflichen Strukturen im Blockrand.

Seine Erscheinung ist geprägt durch zahlreiche Brüche und Fragmente, die zusammen seinen spröden Charme ausmachen und eine vielversprechende Ausgangslage für eine spannende Semesteraufgabe bilden.

Soziale Nachhaltigkeit

Anknüpfend an die gemeinsam gemachten Erkenntnisse des ersten Semesters, wird als Schwerpunkt des 2. Jahreskurses in die analytische Arbeitsweise und die unmittelbare daraus abgeleitete Entwicklung von Arbeitsthesen eingeführt.

Im Rahmen der sozialen Nachhaltigkeit geht es dabei vor allem um das Verständnis des städtischen Blocks als grosses Potenzial für eine lebenswerte Nachbarschaft, eine starke soziale Einheit und Identität im Quartier und in der Stadt. Im Analysieren des Bestehenden geht es darum zu erkennen, was den guten Mix ausmacht und den städtischen Block zu mehr machen könnte als er heute ist – ein visionäres Modell des Wohnens und Zusammenlebens mitten im Zentrum der Stadt.

Einführung Vorübungen

Zu Beginn des Semesters wird aufbauend auf das erste Semester mit dem Schwerpunkt Wohnkultur in die Systematik des Geschosswohnungsbaus eingeführt. In einer kurzen Wochenübung werden die Auswirkungen von verschiedenen Gebäudetiefen, Erschliessungssystemen und deren Abhängigkeiten erforscht. Die Erkenntnisse aus der Wochenübung werden in begleitenden Vorträgen und spezifischen Inputs mit dem Schwerpunkt Wohnungsbau unterschiedlicher architektonischer Haltungen und Entstehungszeiten vertieft. In der anschliessenden Semesterarbeit dienen die erarbeiteten Erkenntnisse nicht als Fundus für die einfach reproduzierte Anwendung des Erlernten, sondern als Basis für den Start eines kreativen Transformationsprozesses der vorgefundenen Gebäudestrukturen.

Blockfragmente Kleinbasel, 2023.

Foto: Véronique Bertrand

Prof. Dr. Harald R. Stühlinger

Funktionen, Nutzen, Typologien

Architekturgeschichten können auf verschiedenste Arten erzählt werden. Nebst der chronologischen Narration, bei der die einzelnen Epochen, Stilperioden oder Jahrhunderte eine nach der anderen konsekutiv vorgestellt werden, ist es möglich, einen auf Typologien bezogenen Ansatz zu wählen.

Grundlegende theoretische Überlegungen und historische Begriffserläuterungen zum Typologiebegriff stehen dabei am Anfang der Vorlesungsreihe. Wenige ausgesuchte, relevante Bautypologien werden vorgestellt und damit eine Methodik der Typologiegeschichte aufgezeigt, die dann auf jede andere Bautypologie angewandt werden kann. Bauten der Gemeinschaft (Rathäuser) werden ebenso vorgestellt wie Bauten der Hygiene (Bäder), Bauten der Kultur und Repräsentation (Museen, Theater und Bibliotheken), Bauten des Handels (Kauf- und Warenhäuser) wie auch Bauten des temporären Wohnens (Hotels).

Budapest, Luftbild des Széchenyi fürdö (Bad) © Wikicommons, Civertan, 2015

‹Good Governance?› Das Verhältnis von Architekt:innen und Auftraggeber:innen im Wandel

Architekt:innen haben leider kaum je komplett freie Hand, um ihre Ideen für innovative Wohnformen, zeitgemässe Arbeitsplätze oder ressourcenschonende Bauweisen umzusetzen. Die Auftraggeber:innen haben einen entscheidenden Einfluss auf die Architektur. Sie schreiben ein Programm, geben einen Budgetrahmen und ein Grundstück vor. Grössere Projekte werden öffentlich mit vielen Akteuren ausgehandelt und müssen Regeln und Vorgaben der öffentlichen Hand entsprechen.

Wie beeinflussen diese Rahmenbedingungen die Arbeit von Architekt:innen? Wie verändert sich gegenwärtig das Verhältnis zwischen Architekturschaffenden und Auftraggebenden? Und wie gelingt gute Architektur in einem komplexer werdenden Umfeld? Der Begriff der ‹Good Governance› hilft dabei, Antworten auf diese Fragen zu finden.

In der Lehrveranstaltung experimentieren wir mit unterschiedlichen Formaten. Wir lesen gemeinsam philosophische Kurztexte über Eigentum und Wohnen und beleuchten in den Vorlesungen die Veränderungen des beruflichen Selbstverständnisses im Lauf der Geschichte. Den direkten Dialog suchen wir auf drei ‹Lerncanapés›: In diesen moderierten Debatten diskutieren jeweils zwei Gäste mit den Studierenden über das Verhältnis von Architekt:innen und Auftraggeber:innen. Wir fragen nach der Bedeutung von Boden und Besitzverhältnissen, wollen wissen, welche Rolle Nutzer:innen spielen und erkunden Möglichkeiten, Bauprozesse rollend und ergebnisoffener zu gestalten. Begleitend beleuchten die Studierenden anhand einer konkreten Fallstudie exemplarisch das Verhältnis von Architekt:innen und Auftraggeber:innen.

Lernziele

Die eigenen Positionen als zukünftige Berufsleute reflektieren, schärfen und vertreten; den prägnanten mündlichen und präzisen schriftlichen Ausdruck stärken.

Dozentinnen

Janine Kern

Prof. Christina Schumacher

ECTS 2

Bewertungsgrundlage Recherchieren und Verfassen einer Fallstudie, mündliche Präsentation im Pecha-Kucha-Format in Zweiergruppen.

Good Governance ist gar nicht so schwierig! Collage: Susanne Attinger; Filmstill aus ‹The Fountainhead›, King Vidor, USA 1949.

Architekturvorlesung 3 + 7

Dozent

Prof. Dominique Salathé mit Gästen

ECTS 1

Bewertungsgrundlage

Testat (Präsenzkontrolle)

Entwurfsstrategien

Mit der Vorlesungsreihe sollen unterschiedliche Herangehensweisen und ihr Einfluss auf den architektonischen Ausdruck diskutiert werden. Ausgehend von architekturtheoretischen Grundlagen werden architektonische Projekte und städtebauliche Strategien beispielhaft gezeigt und diskutiert. Ziel der Vorlesungsreihe ist es, vertiefte Kenntnis und kritisches Verständnis des Entwurfsprozesses zu vermitteln und die Beziehung zwischen Ort, Form und Zeitgeist zu erkunden.

Unterricht

Vorlesungen, Selbststudium, evtl. Stadtspaziergang

Die Kultur des Wohnens

Obwohl sie ein entscheidender Faktor unseres Lebensraums ist, wird die Wohnkultur häufig mit einem zeittypischen oder ästhetischen Lifestyle verwechselt. Mit dieser Vorlesungsreihe soll das Verständnis für ihre vielfältigen architektonischen und gesellschaftlichen Zusammenhänge geschärft werden.

Nach einem einführenden Streifzug durch die Kulturgeschichte, die Literatur und die Kunst werden wir uns mit verschiedensten Seiten des Wohnens befassen. Eine Übersicht von unterschiedlichen Typologien und Kontexten bildet die inhaltliche Grundlage für historische und kulturelle Fragestellungen. Dabei werden sowohl bedeutende Architektinnen und Architekten mit ihren entsprechenden Theorien und Referenzen als auch ihre Ikonen der gebauten Wohnkultur vorgestellt. Eigene Vorlesungen sind den Themen Ferienarchitektur, Gartenkunst, Einrichtung und Oberflächen sowie Farben gewidmet. Als Abschluss werfen wir einen Blick in die Zukunft und beschäftigen uns mit alternativen und utopischen Formen des Wohnens.

Lernziel

Erkennen und Verstehen von Wechselwirkungen zwischen formalen und funktionalen Themen des Wohnens, Vermitteln von wesentlichen architektonischen Typologien, Theorien und Tendenzen.

Unterricht

Vorlesungen, Selbststudium

Dozentin

Prof. Annette Helle

ECTS

1

Bewertungsgrundlage

Testat (Präsenzkontrolle)

‹Das Haus als Weg und Platz›

Josef Frank, 1931

Villa Beer, Wien, Herbst 2021

Foto: Annette Helle

Haustechnik / Nachhaltiges Bauen 2

Dozenten

Haustechnik: Stefan Waldhauser

Nachhaltiges Bauen: Gregor Steinke

ECTS 2

Bewertungsgrundlage

Haustechnik

Regelmässige Teilnahme am Unterricht, benotete Übungen (Integration der Haustechnik in Projektvorlagen, Analyse vom eigenen Umfeld).

Bewertungsgrundlage

Nachhaltiges Bauen

Regelmässige Teilnahme am Unterricht, benotete Übungen (Integration der Nachhaltigkeit in Projektvorlagen, Analyse vom eigenen Umfeld)

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