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4.1 Das Gebiet rund um Cappuccine
Die geschichtlichen Begebenheiten der Entwicklung von Lugano führten zu der spezifischen Ausformulierung der Stadt und der heute wahrgenommenen Diskrepanz der Nutzung der öffentlichen Räume innerhalb des Stadtgefüges und zwischen den verschiedenen Stadtteilen. Der Perimeter Masterthesis ist umgeben von drei sehr unterschiedlich ausformulierten Quartieren. Diese unterscheiden sich aufgrund ihrer zeitlichen Entwicklung – in Abhängigkeit der Geschichte Luganos – in ihrer Nutzung, Bebauungsform, Topographie, Erschliessung und Durchwegung. Durch die Via Cantonale und das Richtung Bahnhof ansteigende Terrain sind die drei Gebiete relativ klar voneinander abgetrennt. Das Areal der ehemaligen BSI liegt inmitten dieser Bereiche und lässt sich keinem davon klar zuweisen.
Die exBSI grenzt im Südwesten direkt an den über Jahrhunderte organisch gewachsenen Ortskern der heutigen Altstadt, welche den Ursprung der Siedlungsfläche Luganos darstellt. Die sich entlang des Westufers des Luganersees halbkreisförmig ausdehnende Bebauungsstruktur lässt sich grösstenteils auf die Zeit zwischen Mittelalter und dem 19. Jahrhundert zurückführen. Charakterisiert wird dieses Gebiet durch dichtstehende und verwinkelte Bauvolumen, welche durch eine Vielzahl an unterschiedlichen Durchwegungen, Plätzen und Gassen durchbrochen werden. Während sich grosse Teile des historischen Kerns in der Talsohle befinden, breiten sich vereinzelte Bebauungen auch entlang der Hanglagen in Richtung des Bahnhofs und der Cattedrale San Lorenzo aus.
Das ebenfalls am Hang liegende Wohngebiet grenzt im Westen an den Perimeter. Viele seiner Bauten entstanden ursprünglich zu Beginn des 19. Jahrhundert als herrschaftliche Villen ausserhalb des Stadtkerns. Die Bebauung richtet sich entlang der Topographie und in Richtung des Sees aus und wird charakterisiert durch die lockere Setzung von Punktbauten in grossen Freiflächen und privaten Gärten. Die Bebauungsdichte ist im Gegensatz zur Altstadt und im Verhältnis zur Nähe des Ortszentrums vergleichsweise niedrig. Auch die beiden von Claudio Pellegrini geplanten und gebauten Mehrfamilienhäuser auf dem ehemaligen BSI Areal können diesem Stadtbereich zugeschlagen werden, auch wenn diese in ihrer Volumetrie und Setzung bereits einen Übergang zum nordöstlich des Perimeters angrenzenden grossmassstäblicheren Gewerbegebiet suchen.
Die als Gewerbegebiet bezeichnete und ab dem 19. Jahrhundert entstandene Stadterweiterung wird durch den Corso Enrico Pestalozzi von der Altstadt getrennt. Das Gebiet am Rande der Kernstadt könnte ursprünglich als eine Art Vorstadt bezeichnet werden. Hier fanden kleinere Handwerksbetriebe und Fabriken, sowie Wohnungen für die unteren Bevölkerungsschichten ihren Platz. In den letzten 50 Jahren kam es schrittweise zu grossen Veränderungen. Viele der historischen Bebauungen wurden durch grosse Gebäudekomplexe und Erweiterungen mit Infrastruktur und Dienstleistungsbetrieben ersetzt. Das Stadt-Bauen in grossen Massstab mit neu angelegten orthogonalen Strassen wurde hier zur Aufgabe.
4.2 Die öffentlichen Räume darin
Die beschriebenen Bebauungsstrukturen führten auch zu Differenzen in der Ausformulierung des Raumes zwischen den Gebäuden. Während sich der historische Stadtkern langsam und ohne Planung entwickelte, wurde das heutige Gewerbegebiet ab den 1970er Jahren in einem von Baurecht und Zonenplan kontrollierten Prozess überarbeitet. Dass dabei Gebäude oft als freistehendes Objekt im Raum ohne Gedanken an die daraus entstehenden Zwischenräume – die öffentlichen Räume aus Strassen, Wegen und Plätzen – gedacht werden, stellte Architekt Herman Hertzberger in einem Interview von 2017 fest. 16
Im historischen Kern finden sich in hoher Dichte diverse Varianten des öffentlichen Raumes. Das Gebiet ist fast zu jeder Tageszeit belebt. Enge Gassen öffnen sich zu Plätzen, manchmal überraschend, manchmal ablesbar. In rhythmischen Abständen wechseln sich so Enge und Weite ab. Die Blickachsen durch die verwinkelten öffentlichen Räume werden geführt und ermöglichen trotz der hohen Dichte eine leichte Orientierung. Die Topographie entlang des Hanges wird durch die öffentlichen Räume überwunden, sie passen sich an die Begebenheiten an. Die so entstehenden Stufen und Brüstungen vor den die Gassen säumenden Geschäften werden nicht selten von Passanten als Sitzgelegenheit genutzt. Die Treppen, Wege und Plätze erweitern sich entlang der ehemaligen Hauptgassen in Arkaden, Galerien, Nischen und offene Treppenhäuser. Dies erzeugt eine Überlagerung zwischen Innen- und Aussenraum, Privat und Öffentlich. Grenzen verschwinden oder sind zumindest flexibel. Es ergeben sich aneigenbare Bereiche: Möglichkeitsräume, die mal privater, mal öffentlicher genutzt werden. Sie werden bespielt durch Cafés, Restaurants und Läden. Es wird zum Verweilen eingeladen. Nicht selten treffen sich die Blicke zwischen den Passanten, ohne dabei Unbehagen auszulösen. Die Nischen und ruhigeren Ecken bieten Rückzugsbereiche innerhalb der geschäftigen Atmosphäre der Altstadt.
Abb. 18. Eindrücke aus dem historischen Kern: kleinde Geschäfte in den Arkaden, schwellenhafte Übergänge und sitzende Personen auf Treppen
Als Kontrast zur dichten und verwinkelten Bebauung der Altstadt kann das locker bebaute Wohnviertel betrachtet werden. Die Quartierstrassen sind gesäumt von Gartenmauern, Toren und Hecken, die den öffentlichen Raum klar von den privaten Grundstücken abtrennen. Höhenunterschiede zwischen dem Strassenniveau und den Wohnräumen verstärken die Grenzwirkung. Die für das Wohnen gewünschte Privatsphäre wird so erzeugt. Visuell sind die Grenzen zwar zumindest teilweise durchlässig - man kann die Zugangswege und Treppen zu den freistehenden und von begrünten Freiflächen umgebenen Wohnhäuser durch die Abgrenzungen erkennen – dennoch bleibt der öffentliche Raum und somit der Raum für soziale Interaktion auf den Strassenraum begrenzt. Begegnungen unter Nachbaren finden hier statt.
Abb. 21. Orthogonale Baukörper definieren einen breiten, wenig belebten Strassenraum. Die Hofräume sind privatisiert.
Das Gewerbegebiet zeichnet durch seine grossmassstäbliche und in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entstandene Bebauung nochmals ein anderes Bild der Gebäudezwischenräume. Der öffentliche Raum ist hier von den breiten, orthogonal angelegten Strassen geprägt. Die Gehwege werden davon regelrecht an den Rand gedrängt und ein Aufenthalt wird unattraktiv, Orte zum Verweilen findet man kaum. Entsprechend leer sind auch die Strassen. Die sozialen Kontakte beschränken sich auf das seltene und unpersönliche Kreuzen auf den Trottoirs. Dies trotz der Tatsache, man sich hier eigentlich immer noch in der Innenstadt befindet. Teilweise lassen Arkaden eine Übergangszone zwischen öffentlichem Raum und privatem, gewerblichen Raum erahnen. Ihre Grössen und Materialiät im Zusammenspiel mit den breiten Strassenräumen lassen aber kaum die gewünschten und bekannten Qualitäten der Arkaden in der Altstadt erahnen. Sie bleiben rein funktional. Schranken trennen die hofseitigen Freiräume ab und so auch die strassenabgewandten Erschliessungen. Ein unerwartetes Element innerhalb dieser eher ernüchternden öffentlichen Räume trifft man entlang der Via G.B. Pioda an, hier greift die innere Nutzung des Cinema Corso in den Aussenraum: die Kinokasse ist in einer Nische direkt am Trottoir untergebracht. Wie bereits in der Altstadt kommt hier das Gefühl von verwischten Grenzen und aneigenbaren Räumen auf.
Abb. 24. Darstellung der öffentlich zugänglichen Räume im Stadtgebiet Luganos öffentlichen Räume Luganos und ihre Potentiale
Meine eigenen Erkenntnisse vor Ort werden durch eine Untersuchung des Gebiets im Schwarzplan, als Gebäude und Grund, und in einer Adaption des Nolli-Plans verstärkt. 17 Gezeichnet sind hier die Erdgeschossgrundrisse und somit die Art und Weise, wie die Bauten auf dem Boden stehen. Diese Art von Darstellung zeigt auf, wie sich der öffentliche Raum zwischen den Gebäuden entwickelt und wie er an die privaten Gebäude geführt wird. Im Falle von Lugano lassen sich dabei auch die drei festgestellten Gebiete unterscheiden: Während im Wohn- und Gewerbegebiet im herkömmlichen Schwarzplan im Gegensatz zur dichten und verwinkelten Altstadt relativ grosse Freiräume entstehen, kehrt sich im Nolli-Plan das Bild. Nur die Strassen bleiben weiss. Die Erdgeschosse im historischen Stadtkern hingegen weisen mehr Freiräume auf, als im Schwarzplan. Hier findet sich in den erlebten Arkaden und Nischen eine Erweiterung der öffentlich zugänglichen Fläche. Zudem wird deutlich, dass der Perimeter der ehemaligen BSI mit keinem der umliegenden Gebiete verknüpft ist. Der Bereich bildet sich wie eine Enklave innerhalb der Stadt ab.
Gerade im Hinblick auf den Ausgangspunkt dieser Arbeit – die festgestellte Diskrepanz zwischen der Wahrnehmung des öffentlichen Raumes in der Altstadt und der Aussage von Botta – lassen sich für das Areal Sant’Anna mehrere Angriffspunkte für die weitere Entwicklung des Gebiets und den Räumlichkeiten der ehemaligen BSI herausschälen. Die fehlende Vernetzung und Durchlässigkeit der Stadträume und des Perimeters sind genauso ein Thema, wie der Fakt, dass die drei Stadtteile unterschiedliche Gefühle und Assoziationen hervorrufen: Man fühlt sich wohl, sicher und eingeladen zum Verweilen oder fast schon verloren, abgewiesen und vom Verkehr verdrängt. Wie diese unterschiedlichen Qualitäten zustande kommen und wie die notwendigen Übergänge zwischen Öffentlichkeit und Privatheit, zwischen Innen und Aussen und zwischen verschiedenen Nutzungen und Zonen ausformuliert sein sollten, möchte ich in der Folge und im Rahmen des Entwurfes für das Areal untersuchen.
17 Der Begriff Nolli-Plan bezieht sich hier auf die «Nuova Pianta di Roma» von Giovanni Battista Nolli von 1748. Diese stellt private Gebäude in grau schaffiert dar. Der öffentliche Raum höhlt die Flächen aus. Es entsteht ein Abbild der öffentlichen, privaten und halbprivaten Bereiche, sowie der Überganszonen.
5 Über öffentliche Räume
5.1 Soziales Potential
Architektur und das soziale Leben haben eine starke Verbindung. Oftmals wird die Architektur als formales Element, als eine reine Ausdrucksform, wahrgenommen. Jedoch kann Architektur auch als eine Art Werkzeug verstanden werden, ein Werkzeug, dass soziales Leben innerhalb der Stadt begünstigt oder eben verhindert. Öffentliche Räume sind dabei die Art von Räumen, an denen verschiedene, sich meist unbekannte Nutzer aufeinandertreffen. Dadurch ergeben sich Möglichkeiten, neue Kontakte zu knüpfen, sich den Raum gemeinsam anzueignen und Regeln für das städtische Zusammenleben zu definieren. Es sind die öffentlichen Räume, die Orte an denen Menschen zusammenkommen, die die Stadt zu dem machen was sie ist. Gemäss Tim Rieniets gehen aus dem zufälligen oder beabsichtigten Aufeinandertreffen von Menschen im öffentlichen Raum zwei unterschiedliche Nutzen hervor: gegenseitige und gemeinschaftliche. Gegenseitige Nutzen können zum Beispiel das Austauschen von Informationen sein, ein Weiterhelfen oder eine Aufgabenteilung. Sie bilden die Basis für die Entstehung eines Mehrwertes durch das Zusammenleben. Der gegenseitige Nutzen entwickelt sich dann nach und nach zu einem gemeinschaftlichen: Durch das Zusammentreffen, Arbeiten oder den sozialen Austausch entsteht eine Gesellschaft – eine Gemeinschaft innerhalb eines Wohnblockes, eines Quartiers oder einer Stadt, die sich ihrer Diversität bewusst ist und diese schätzt. So wird das Zusammenleben innerhalb einer Stadt zu einer Ressource, aus der ein Nutzen für den Einzelnen und die Gesellschaft hervorgehen kann. 18
Das Potential der Stadt als Ressource ist dabei abhängig von den öffentlichen Räumen, genauer gesagt von ihren räumlichen Qualitäten. Jan Gehl schreibt dazu in seinem Buch «Leben zwischen Häusern»: «Auf Strassen und in Stadträumen von geringer Qualität findet nur das absolute Minimum an Aktivität statt. Die Leute wollen nach Hause. Ist jedoch die Gestaltung des öffentlichen
Raumes attraktiv, ergeben sich dort notwendige Aktivitäten zwar gleich häufig, allerdings dauern diese meist länger. Darüber hinaus ergeben sich viele freiwillige Aktivitäten, weil Ort und Situation dazu einladen, stehen zu bleiben, sich hinzusetzen, zu essen, zu spielen, usw. In einem ansprechenden Umfeld ist also ein ganz anderes, breiteres Spektrum menschlicher Aktivitäten möglich. Soziale Aktivitäten sind jene, die von der Anwesenheit anderer im öffentlichen Raum abhängen: das Spiel von Kindern, Begrüssungen und Gespräche, gemeinsame Aktivitäten verschiedenster Art und als die meistverbreitete soziale Aktion – passive Kontakte, wie das Sehen und Hören anderer Menschen.» 19
Oftmals sind es dabei wohl die kleinen Dinge, die den öffentlichen Raum und somit die Stadt selbst lebenswert gestalten und als Aufenthaltsort auszeichnen. Die Dinge, die man meist kaum wahrnehmen würde: Eine Sitzbank mit Aussicht auf einen belebten Platz, eine Säule zum Anlehnen, während dem man auf jemanden wartet, eine Treppe, die zum kurzen Ausruhen einlädt oder eine Arkade, die vor einem kurzen Sommerregen schützt. Diesen Dingen vom grossen zum kleinen Massstab möchte ich mich auf dem Perimeter der ehemaligen BSI, inmitten des heterogenen Stadtgefüges Luganos annehmen. Es sollen sich Räume entwickeln, die Platz bieten für Kultur und die Gemeinschaft Luganos. Räume, die zum Zusammenkommen einladen, Diskussionen fördern und nachhaltig eine Gesellschaft ermöglichen, die auch Aussenstehende einlädt und einschliessen kann. Räume, die zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten vermitteln, Abstufungen zulassen und so aneigenbar sind und bleiben. 19
Abb. 25. Vernetzung des Komplexes der exBSI mit dem bestehenden Stadtgefüge
5.2 Über das Vernetzen
Der Soziologe Richard Sennett definiert innerhalb unserer heutigen Städte zwei Arten von Rändern: Grenzen und Säume. Säume sind dabei durchlässige Ränder und Grenzen nicht. Eine Grenze ist für ihn ein Rand, an dem ein Ort oder eine Funktion endet. Oftmals ergeben sich so entlang Grenzen Bereiche, die wenig genutzt werden. Den Gegenpol dazu bilden die Säume: Sie wirken wie Zellmembranen und zeichnen sich durch das Zusammenspiel zwischen Durchlässigkeit, Offenheit und Widerstand aus. Sie haben das Potential aus Rändern im städtischen Gewebe belebte Orte zu schaffen. 20
In der persönlichen Annäherung an das Gebiet rund um die ehemalige BSI und dessen geschichtlicher Entwicklung wurde deutlich, dass sich rund um den Perimeter drei sehr eigenständige und differenzierte Stadtteile herausgebildet haben, welche wenig miteinander in Kontakt treten. Der Perimeter selbst setzt sich dabei wie eine Art Enklave innerhalb des Stadtgefüges ab. Seine Ränder können dabei als Grenzen im Sinne von Richard Sennett beschrieben werden – Zäune, Tore und Strassenzüge verhindern, dass verschiedene Bereiche und Gruppen miteinander interagieren. Die Stadtteile werden in verschiedene funktionelle Zonen aufgeteilt. Dabei wäre eine Vernetzung mit dem umliegenden Stadtnetzwerk durchaus möglich und die Umwandlung der Grenzen in Säume machbar. Brigitte Jilka, die Stadtbaudirektorin Wiens, hat dazu einen passenden Begriff eingeführt: «Repassieren» 21 . Die Umnutzung des Gebiets Sant’Anna soll wie eine wieder aufgenommene Laufmasche beim Häkeln die angrenzenden Stadtteile zu einem grossen Ganzen verbinden. Als repassierendes Element wird dazu der öffentliche Raum und die Architektur genutzt. 22
20 Sennett (2018). S.281.
21 Repassieren bezeichnet das Wiederaufnehmen von Laufmaschen beim Häkeln und somit das Reparieren und neu verbinden von defekten Geweben.
22 Uni Weimar, 2022.
Mir kommt als Referenz der möglichen Vernetzung die Lithographie «Relativity» vom niederländischen Künstler Maurits Cornelis Escher von 1953 zu Hilfe. Der Druck zeigt ein für Escher typisches Motiv: Widersprüchliche Treppen, die Personen in alle möglichen, der Schwerkraft widersprechenden Richtungen führen. Während die Szene eine unrealistische und dadurch nicht funktionierende Wegführung darstellt, kann sie auch als das Gegenteil interpretiert werden: Unterschiedliche Ebenen, Räume und Nutzungen verbinden sich durch die Treppen zu einem grossen Ganzen. Die Plattformen und Stufen führen von überall her zu überall hin. Aus voneinander getrennten und unterschiedlichen Gravitationen folgenden Bereichen wird über das dargestellte Treppenhaus ein grosser durchlässiger Raum.
Das Gebiet der ehemaligen BSI blickt auf eine abwechslungsreiche und lange Geschichte zurück. Über Jahrhunderte wurde das Areal am Rande des ursprünglichen Stadtkerns weiterentwickelt, immer wieder neugedacht, öffentlich zugänglich gemacht und danach wieder privatisiert. Noch heute sind die Spuren dieser Entwicklungen in vielen Bereichen der bestehenden Bausubstanz als zugemauerte Torbögen, mit Erweiterungen verschossene Baulücken und einst öffentliche und nun hinter Gittertoren versteckte Arkaden ablesbar. Im Rahmen der Weiterentwicklung des Gebietes werden diese einst bestehenden Verbindungen wieder geöffnet. Ehemals private Durchwegungen und Innenhöfe erweitern so das bestehende Raumgefüge, bekommen einen neuen Nutzen, ermöglichen neue Bezüge und stellen Verbindungen zwischen vorher voneinander abgeschotteten Stadtteilen her. Das Verhältnis zwischen Durchlässigkeit und Widerstand, Offenheit und Geschlossenheit, Enge und Weite, Blickachsen und akustischen Umgebungen spielt dabei eine wichtige Rolle. Denn es sei genau dieses Verhältnis, dass die Grenzen schlussendlich auflöst und nicht der gänzlich offene Raum, die Leere, und so auch die vollkommene Ungeschütztheit. 23 Entstehen soll ein vernetztes Stück Stadt, eine Abfolge von unterschiedlichen öffentlichen Räumen, die mit den umliegenden Quartieren als ein einheitlicher Stadtraum gelesen werden können.
Abb. 29. Situationsplan der neuen Wegverbindungen als Vernetzung mit dem bestehenden Stadtgefüge
Abb. 30. Gegenüberstellung
Bestand und Öffnung an der Via Cattedrale
Abb. 31. Gegenüberstellung
Bestand und Öffnung an der Via Antonio Galli in Richtung der Wohngebäude von Claudio Pellegrini
Abb. 32. Gegenüberstellung
Bestand und Öffnung am Salita M. e A. Chiattone in Richtung des privaten Innenhofes des jetzigen Manora-Restaurants