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Aufbruch in die Vertikale
Die von Westen nach Osten abfallende Topographie des Perimeters in Verbindung mit den neuen Wegverbindungen, Gassen und Plätzen, lässt es zu die horizontale und vom Erdgeschoss aus gedachte Organisation von Gebäuden und öffentlichen Räumen zu hinterfragen. Ich komme in dem Zusammenhang auf Mario Botta zurück. Seine Casa Bianchi in Riva San Vitale von 1972, ein kompaktes Einfamilienhaus in Hanglage, wartet mit einer interessanten Schnittlösung auf. Die am oberen Ende der Parzelle gelegene Erschliessungsstrasse ermutigte dazu, das Haus vom Dach her – also vom obersten Punkt her – zu denken. Statt wie üblicherweise die Eingangssituation im Erdgeschoss anzusiedeln, überspannt im obersten Geschoss eine rot lackierte Stahlbrücke den Raum zwischen der Strasse und dem obersten Geschoss. Dieses wird so funktionell zum Erd- und Eingangsgeschoss – ebenerdig zugänglich auf Terrainniveau. Die Wohnräume verteilen sich entsprechend in der Vertikalen von oben nach unten um den mittigen Erschliessungskern. Immer wieder entstehen optische oder räumliche Beziehungen zur Topographie des Hanges. Das eigentliche Erdgeschoss, mit allseitigem Zugang zum Terrain, wird in diesem Projekt sogar nur als Nebennutzfläche für die technischen Installationen genutzt. 29
Wie im Projekt von Botta schliessen die Werkgasse, die Werkstattterrasse, die Piazza Sant’Anna und die Durchwegung von Claudio Pellegrini auf unterschiedlichen Ebenen an den Bestand an. Die reine Öffentlichkeit des Erdgeschosses verlagert sich so in die Vertikale und verteilt sich auf verschiedene Ebenen. Gebäudepassagen erzeugen zudem die von Richard Sennett geforderte Durchlässigkeit und vernetzen den Raum zwischen den Zeilen mit der umliegenden Stadt. Dies führt dazu, dass die Gegensätze zwischen den beiden Gebäudezeilen und dem umliegenden Stadtgefüge aufgehoben werden. Und zwar nicht, in dem man sämtliche Funktionen und öffentlichen Räume aneinander anpasst – so würden die geforderten Ambivalenzen und Anregungen verloren gehen – sondern in dem man das Gebäude seine Umgebung durchdringen lässt und gleichzeitig die Umgebung mehr in das Gebäude eindringt, so dass das eine zum anderen wird. 30
Abb. 45. Südfassade mit Anknüpfungspunkten des Terrains auf verschiedenen Niveaus