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Der neue Vorstand stellt sich vor... Fragen an Leslie Malton
INTERVIEW
Der neue Vorstand stellt sich vor… Fragen an Leslie Malton
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Leslie Malton wurde als Mitglied der ersten Stunde (Mitglieds-Nr. 5!) im Dezember mit ihrem Team zur Vorsitzenden des BFFS gewählt. Mit einer überwältigenden Zustimmung von knapp 90% in der ersten Online-Wahl des BFFS, hat das Team mit Leslie Malton an der Spitze eine breite Mehrheit der Mitglieder hinter sich. Mit Leslie Malton hat der BFFS eine „Vorstands-Novizin“ an der Spitze, aber gleichzeitig eine erfahrene Kollegin, die sowohl durch berufliche als auch Lebenserfahrung Wissen, Kompetenz und auch neue Impulse in die Vorstandsarbeit einbringen kann und wird.
Ilona Brokowski stellt Leslie einige Fragen, damit die BFFS-Mitglieder sie noch etwas besser kennenlernen können.
Liebe Leslie, ich gratuliere Dir herzlich zur Wahl. Was war das für ein Gefühl: die Vorstellung auf der Homepage und bei der Mitgliederversammlung in Berlin, die 10-tägige Wahlphase und dann der (erlösende?) Anruf des Wahlteams?
Leslie: Vielen Dank! Mit einigen der Kollegen durfte ich schon arbeiten und fühle mich immer noch, sehr geehrt, dass sie mir diese verantwortungsvolle Position zutrauen. Die Kollegen und das, was sie über die Jahre bewirkt haben, beeindrucken mich sehr; die enorme Arbeit, die sie ehrenamtlich leisten, sowie all die wichtigen Errungenschaften die sie in den Jahren für uns Schauspielerinnen und Schauspieler und unseren Berufsstand erbracht haben. Da ziehe ich den Hut vor.
Welche Ziele hast Du Dir persönlich für Deine Arbeit im Vorstand gesetzt?
Leslie: Das erste Ziel ist, mich als „Vorstands-Novizin“ in die verschiedenen Ressorts einzuarbeiten, sowie auch im Beruf offen zu bleiben. Selbstverständlich werde ich mein Bestes tun den BFFS würdig zu repräsentieren. Meine Neugier ist groß auf all das, was in den nächsten Jahren auf den Vorstand und uns Schauspielerinnen und Schauspieler zukommen wird. Unsere Spielflächen ändern sich, und so müssen auch wir bereit sein, uns zu ändern.
Hättest Du Dir damals bei der Gründung vorstellen können, dass der BFFS jetzt, fast 13 Jahre später, einmal so erfolgreich und auch einflussreich sein würde?
Leslie: Gehofft hatte ich es natürlich, denn ich fand es höchste Zeit, dass es endlich einen Verband der Schauspielerinnen und Schauspieler gibt. Meines Erachtens hat das in Deutschland schmerzlich gefehlt. Für viele Kolleginnen und Kollegen, wie auch für mich gab es damals bei Gründung des BFFS Brennpunktthemen. Das war vor allem das Thema sozialer Schutz sowie unsere Beschäftigungssituation, insbesondere die Gagenentwicklung. Da hatten wir natürlich irgendwie gehofft, dass wir etwas für uns durch so einen Verband verbessern können.
Heute aber sehe ich auf wieviel Baustellen der BFFS die Interessen seiner Mitglieder vertritt und aktiv ist. Denken wir nur an all die Themen, in denen der BFFS nun „mitmischt“: Unsere urheberechtliche Belange als ausübende Künstler, das Engagement von BFFS-Mitgliedern im Beirat der GVL, die mittlerweile zahlreichen Tarifabschlüsse des BFFS.
Der BFFS kann sich als einer der ersten Berufsverbände der Film- und Fernsehbranche auf die Fahne schreiben, mit privaten Fernsehsendern sogenannte gemeinsame Vergütungsregeln abgeschlossen zu haben. Ein Erfolg, der sich ganz konkret im Portemonnaie von vielen Kolleginnen und Kollegen bemerkbar gemacht hat. Die vom BFFS gegründete Deutsche Schauspielkasse konnte hierdurch in den letzten Jahren an unsere Kolleginnen und Kollegen mehr als 4 Millionen Euro Vergütung ausschütten und verteilen. Auch beim Thema Altersvorsorge profitieren wir heute von den Erfolgen, siehe die Pensionskasse.
Unser Verband hat in den letzten Jahren wichtige Lösungen zwischen Arbeitnehmervertretungen, Sender und Produzenten und Pensionskasse moderiert und mitverhandelt. Bei der Verbesserung des Arbeitslosengeldbezuges hat der BFFS in ungeheurem Maße wichtige politische Lobbyarbeit geleistet, damit sich hier etwas bewegt.
Dass wir nach über 12 Jahren eine so wichtige Rolle in der Branche einnehmen würden, das habe ich mir damals sicherlich nicht vorgestellt. Natürlich dürfen wir uns in all diesen Themen nicht auf Erfolgen der Vergangenheit ausruhen. Es gilt vielmehr, dass wir unseren Verband in den nächsten Jahren weiterentwickeln und weiter für dringend benötigte Verbesserungen auf all diesen Gebieten kämpfen.
Worin liegt Deiner Meinung nach der Erfolg des BFFS begründet?
Leslie: Weil es ein Haus mit Dach ist, worin es eine gemeinsame Sprache, ein Verständnis für unsere Belange gibt, wo wir geschützt sind. Wir stehen nicht mehr allein draußen vor der Tür, sondern können als Verband viel mehr für uns bewegen, zum Beispiel bei den Politikern, den Gewerkschaften und in der Branche. Wir sind mit ihnen auf Augenhöhe und das ist ein eine große Kraft, die nicht mehr zu übersehen ist.
Die Gender(un)gerechtigkeit, die #MeToo-Debatte, ungleiche Bezahlung. Jetzt ist eine Frau Kopf des BFFS-Vorstandes – welches Signal möchtest Du damit senden?
Leslie: Mein Wunsch und Ziel ist es, dass diese Frage nicht mehr gestellt wird, dass sie in der Gesellschaft keine Bedeutung mehr hat. Die Tatsache, dass eine Frau eine Führungsposition übernimmt, sollte nicht in den Vordergrund gestellt werden, sondern Normalität sein.
Gibt es etwas, das Du heute anders machen würdest als vor zwanzig, dreißig Jahren? Bzw. was würdest Du Kolleginnen und Kollegen am Anfang ihrer Karriere raten?
Leslie: Selbstverständlich, einiges! Würde ich heute genauso handeln wie vor 20, 30 Jahren hätte ich mich nicht weiterentwickelt und das wäre der blanke Horror! Es wird immer geraten, auf sich selbst zu hören, das finde ich auch richtig. In jungen Jahren fand ich das schwierig, mittlerweile kann ich es. Am liebsten zitiere ich Hamlet, „Bereitsein ist alles.“
Vielen Dank für Deine Antworten, liebe Leslie.
Ilona Brokowski