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JUWELIER UND UHRENHAUS WEIKHARD
KLAUS WEIKHARD
Geschäftsführer Juwelier und Uhrenhaus Weikhard
TRADITION LEBEN, ZUKUNFT GESTALTEN
Seit 1680 versorgt das Juwelier und Uhrenhaus Weikhard die Menschen in der Steiermark mit den schönen Dingen im Leben. Eine Tradition, die Geschäftsführer Klaus Weikhard fortführt, ohne dabei den wichtigen Blick in die Zukunft zu vergessen.
TEXT: LISSI STOIMAIER, FOTO: THOMAS LUEF
BUSINESS MONAT: Was ist für Sie persönlich das Schöne an Ihrem Beruf?
Klaus Weikhard: Das Schönste wird sich hoffentlich nie ändern, nämlich dass man jeden Tag mit tollen, interessanten Menschen zu tun hat.
Sehen Sie den Handel im Wandel? Stichwort: Onlinehandel.
Ob der Kunde verstärkt auf den Onlinehandel zurückgreift, hängt vom Preissegment ab. Modeschmuck und Uhren in einem Preisbereich bis etwa 300 Euro werden gerne online gekauft. Aber sobald es darüber hinaus geht und die Kunden in Verbindung mit dem Kauf auch ein Erlebnis haben wollen und das Produkt in den Händen halten wollen, punktet der Handel vor Ort. Außerdem bieten wir zum Beispiel mit unseren Werkstätten im Haus ein Service, mit dem der Onlinehandel nicht mithalten kann.
Gibt es Menschen, die Sie beruflich geprägt haben?
Meine Eltern, meine Familie. Wobei ich sagen muss, dass meine Eltern mir immer freigestellt haben, ob ich eines Tages im Familienunternehmen tätig sein will oder nicht. Das hat sich von alleine so ergeben. Schon nach der Matura habe ich im Sommer im Uhrenverkauf mitgewirkt und so das Fach wirklich von der Pike auf gelernt. Zusätzlich zum Studium habe ich die Ausbildung zum Goldschmied absolviert, da ich unbedingt wissen wollte, wie das Handwerk funktioniert. Heute hilft mir das Wissen sehr in Beratungsgesprächen mit Kunden.
Kommt es vor, dass Sie auch heutzutage noch als Goldschmied handwerklich tätig sind?
Selten, aber doch. Den Verlobungsring für meine Frau habe ich selbst gemacht und auch bei den Eheringen habe ich mitgewirkt.
Haben Sie das Gefühl, dass ehrliches Handwerk wieder mehr geschätzt wird?
Prinzipiell finde ich die Entwicklung hin zur Wegwerfgesellschaft bedenklich. Bevor man etwas reparieren lässt, kauft man es lieber neu. Ich habe aber das Gefühl, dass gerade durch Corona und die aktuellen Krisen wieder ein Umdenken stattfindet.
Mit welchen Herausforderungen hat die Branche aktuell zu kämpfen?
Da gibt es viele. Bei uns aktuell die größte Herausforderung ist es, gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Aber da geht es den meisten Branchen gleich. Viele wollen freitagnachmittags und samstags nicht mehr arbeiten. Aber das sind eben einfach unsere stärksten Tage im Verkauf.
Wie kann man dieser Thematik entgegenwirken?
Einerseits die vielen Vorteile des Berufs aufzeigen: Es ist ein toller Beruf mit meist geringem Stresslevel, eine gute Einteilung ist möglich, es bestehen Aufstiegschancen, man trifft spannende Leute, erhält interessante Kontakte zu den Produzenten und vieles mehr. Andererseits muss man die Herausforderung proaktiv angehen und den Job noch attraktiver gestalten.
Was liegt aktuell im Trend?
Brillantschmuck und hochwertige Uhren. Prinzipiell alles, was in höhere Preislagen geht, da viele die Stücke als Wertanlage und Investment sehen.
Privat gefragt: Die WeikhardUhr am Grazer Hauptplatz hat als Treffpunkt Kultstatus. Haben Sie sich selbst mit Freunden schon mal vor der Uhr verabredet?
Schon oft. Das habe ich genauso gemacht wie viele andere. Ich dachte immer, durch Whatsapp und Co. wird diese Tradition weniger, aber ich beobachte wirklich oft Leute, die die Weikhard-Uhr als Treffpunkt nutzen, worüber ich mich sehr freue.
Denken wir voraus – wo sehen Sie Ihr Unternehmen zukünftig?
Wir stehen bedingungslos zu unserem Standort in Graz. Eine Expansion war zwar immer wieder einmal Thema, aber das müsste einfach zu 100 Prozent passen. Das war bis jetzt nicht der Fall, aber ganz ausschließen möchte ich es auch nicht.
TEXT: KATHARINA RUHMER; ÜBERARBEITUNG: THOMAS KRAUTZER
Treffpunkt für Generationen
Fast alle Grazerinnen und Grazer kennen die sogenannte „WeikhardUhr“ als Treffpunkt und geheimes Wahrzeichen. Dahinter steht eines der traditionsreichsten Unternehmen der Stadt, das sich seit 1850 zu einer der ersten Adressen in Sachen Uhren, Juwelen und Schmuck entwickelt hat.
Als das Unternehmen „Juwelier und Uhrenhaus Weikhard“ im Jahr 1930 eine größere Uhr vor dem Geschäft am Hauptplatz aufstellte, dachte niemand daran, dass damit einer der beliebtesten Treffpunkte in Graz geschaffen wurde. Die Uhr diente seither Generationen als Orientierungspunkt. Klaus Weikhard, seit 2002 in der Leitung des Familienunternehmens, kann von Anrufen im Geschäft erzählen, die in Zeiten vor dem Mobiltelefon vorkamen: „Hallo, ich bin Franz, sagt bitte der großen Blondine vor der Tür, dass ich mich verspäte.“ Die Uhr war im Kulturhauptstadt-Jahr 2003 die Attraktion der Ausstellung „Berg der Erinnerungen“ in den Schloßbergstollen. 2014 wurde ihr ein eigener Film gewidmet: 24 Stunden wurden Wartende und Passanten zu persönlichen Anekdoten rund um die Weikhard-Uhr befragt.
VON DER KLEINEN WERKSTATT ZUM TRADITIONSREICHEN JUWELIER UND UHRENHAUS
Das Traditionsunternehmen selbst ist freilich deutlich älter als die berühmte Uhr. Bereits im Jahr 1680 wurde in Graz ein Goldschmied mit Namen Weikhard erstmals erwähnt. Im Jahr 1850 übernahm ein Nachfahre, Anton Weikhard, einen Uhrmacherbetrieb in der Annenstraße 531 (heute Nummer 12). Er führte seinen Betrieb 38 Jahre lang, bis er ihn 1888 an seinen Sohn Anton Weikhard II. übergab. Dieser rückte der Innenstadt näher und übersiedelte ins Haus Murplatz 1 (heute Südtirolerplatz). Aufgrund des stetigen Wachstums folgte 1900 die Eröffnung einer eigenen Reparaturwerkstatt. Ein besonderer Meilenstein für das Haus Weikhard war 1909 die Verleihung des Titels „k. k. Hofuhrmacher“. Der aktuelle Standort am Hauptplatz wurde im Jahr 1911 gekauft, ein weiterer Expansionsschritt.
Anton Weikhard II. übergab 1918 sein Geschäft an seine beiden Söhne Anton Weikhard III., Uhrmachermeister, und Hermann Weikhard, Goldschmiedemeister. Zu dieser Zeit gab es einschneidende Entwicklungen in der Geschichte der Uhr: Die Produktion tendierte immer mehr in Richtung industrielle Massenfertigung von Armbanduhren (Schweiz). Lokale Uhrmacher beschäftigten sich daher immer mehr mit Reparaturen und Wartungen anstelle von eigener Anfertigung. Hermann Weikhard wiederum erweiterte das Unternehmen um den Schmuck- und Juwelier-Zweig. In diese Phase fiel auch 1930 die Idee mit der werbewirksamen Uhr vor dem Geschäftsportal. Die Zeit des Nationalsozialismus und des Krieges meisterten die Brüder noch gemeinsam, aber danach wollten sie ihre Segmente eigenständig entwickeln und teilten 1953 das Unternehmen in die Bereiche Uhren sowie Juwelen und Schmuck.
ERNEUTER GENERATIONSWECHSEL UND WIEDERVEREINIGUNG
Nach einem weiteren Generationswechsel im Juweliersektor 1967 zu Hermann Weikhard II. und gröberen Turbulenzen im Uhrenbereich durch die sogenannte „Quarzkrise“ (japanische Billiguhren) sowie dem Tod von Anton Weikhard III., 1966, und Helmut Weikhard, 1988, wurde das Unternehmen von Hermann II. unter der Firma „Hermann Weikhard Juwelier und Uhrenhaus“ wieder vereinigt.
Heute führt Hermann zusammen mit seinem Neffen Klaus Weikhard das Unternehmen. Es ist nach wie vor ein hundertprozentiges Familienunternehmen. Inzwischen hat sich der Uhrenmarkt erholt, das Unternehmen ist auch als Anbieter von Luxusmarken wie u.a. Breitling, IWC, TAG Heuer und Pomellato bekannt. Seit 2020 gibt es zusätzlich einen Onlineshop. Ein jährliches Highlight ist die Anfertigung und Übergabe der Opernredoute-Krönchen an die Debütantinnen.
TIMELINE
1850
Uhrmacher Anton Weikhard I. kaufte einen Kleinuhrmacherbetrieb in der Annenstraße 531 (heute Nr. 12)
1911
Standortwechsel in das heutige bekannte WeikhardHaus am Hauptplatz Nr. 13
1919
Erweiterung um Juweliersparte
Eine Institution im Herzen der Altstadt: Juwelier und Uhrenhaus Weikhard am Grazer Hauptplatz
1930
Die WeikhardUhr wird aufgestellt
1953
Trennung des Unternehmens
1988
Wiedervereinigung Uhrenund Juweliersparte
2020
Inbetriebnahme des Onlineshops