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HANDEL IM WANDEL
Der Handel bildet eindeutig die Wurzel komplexer Ökonomie. Formen der Produktion (wozu jedenfalls die Jagd zählen würde) und der Vorratswirtschaft können wir auch in der Tierwelt erkennen. Der geregelte und friedliche Austausch von Gütern zur gegenseitigen Abdeckung von Bedarf bleibt jedenfalls der menschlichen Spezies vorbehalten. Er ist eine soziale Kulturleistung ersten Ranges, denn es ist anzunehmen, dass es zunächst galt, die Vorform des Handels zu überwinden, nämlich den unfriedlichen Gütertausch, den man gemeinhin als Raub bezeichnet. Manche behaupten ja, dass diese Vorform noch immer nicht ganz aus dem Geschehen verschwunden ist.
ANGEBOT UND NACHFRAGE
Jedenfalls ist die historische Bedeutung des Handels kaum zu überschätzen, seine Stellung als Intermediär zwischen Produktion und Gebrauch beziehungsweise Konsum ist zentral. Viele Errungenschaften menschlicher Zivilisation lassen sich direkt auf diese Form des geregelten Güteraustausches zurückführen. Da wären einmal die infrastrukturellen Einrichtungen. Größere Siedlungen entstanden an Knotenpunkten des Handels, sei es an Landkreuzungen, Flusssiedlungen oder geschützten Häfen. Das verbindende, überregionale Verkehrswegenetz war zu größten Teilen als Handelsrouten konzipiert. Von der interkontinentalen Seidenstraße bis zur lokalen Überquerung alpiner Pässe, die Menschen unterzogen sich der Mühsal des Baus und der Instandhaltung solcher Routen, um möglichst gesichert an Rohstoffe, Gewürze und Gebrauchsgüter heranzukommen. Märkte dienten als Plattformen des Austauschs, heute würde man vielleicht „Hubs“ dazu sagen. Dort entwickelte sich das noch heute bestimmende ökonomische Spiel von Angebot und Nachfrage. Es entwickelte sich das Geldwesen und das Kreditwesen rundherum. Man lernte Phänomene kennen wie Inflation, wenn ein knappes Gut auf hohes Interesse traf, oder Deflation, wenn Händler auf sogenannten Ladenhütern saßen. Der Handel verband sich mit Spekulation, lange bevor der Kapitalismus die Welt-
WANDEL
IM HANDEL
Thomas Krautzer, Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz, über die Bedeutung des Handels im Laufe der Geschichte.
TEXT: DR. THOMAS KRAUTZER, FOTOS: SHUTTERSTOCK
bühne betrat. Denn nichts anderes als Spekulation war es, mit erwarteten Ernteerträgen des nächsten Jahres zu handeln oder eine Karawane auf Expedition zu schicken, deren Rückkehr häufig mehr als ungewiss war.
FOKUS STEIERMARK
Über die langen Jahre haben sich auf allen Erdteilen immer komplexere Angebote und Strukturen herausgebildet. Heute tritt uns eine enorme Diversität eines Sektors entgegen, den viele in seiner Breite kaum zu überblicken vermögen und gerne – leicht romantisierend – auf den stationären Einzelhandel reduzieren. Eine Sehnsucht, die im Advent über bunt beleuchtete Einkaufsstraßen, geschmückte Geschäfte und duftende Marktständchen gestillt wird.
Die Realität ist freilich viel breiter, professioneller und überdies einem massiven Wandel unterzogen. Werfen wir einen Blick auf einige steirische Zahlen. Laut WIBIS Steiermark erbrachte 2020 der Handel mit 3 Mrd. Euro 12 Prozent der Bruttowertschöpfung (zu Faktorkosten). Gleichzeitig wurden mit 62.000 Personen 17 Prozent aller unselbstständig Beschäftigten dem Sektor Handel und Reparatur zugerechnet. Von allen HandelsmitarbeiterInnen arbeitet ziemlich genau die Hälfte im Einzelhandel (31.500), ein knappes Drittel im Großhandel (18.900) und ein Fünftel im Bereich Kfz und Reparaturen (11.300). Etwas anders sieht es bei der Wertschöpfung des Handels aus. Der Großhandel ist für 43 Prozent verantwortlich, der Einzelhandel für 39 Prozent und Kfz und Reparaturen kommen auf 18 Prozent. Das heißt, die Produktivitäten sind etwas anders gewichtet. GAME-CHANGER DIGITALISIERUNG
Blickt man nunmehr ins Detail, waren die klassischen Geschäftsmodelle des Handels noch nie so sehr unter Druck wie heute. Der größte „Game-Changer“ dabei ist eindeutig die Digitalisierung und das Internet als umfassender, weltweiter und transparenter Marktplatz. Das bekommt am deutlichsten der stationäre klassische Einzelhandel zu spüren. Niemand könnte auch nur annähernd ein Lager finanzieren, das den Kunden diese Vielfalt bieten kann, wie es digitale Marktplätze im-
ZUR PERSON:
Thomas KRAUTZER
Univ.-Prof. Mag. Dr. Thomas Krautzer ist Professor für wirtschaftliche Standortfragen und Leiter des Instituts für Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte der Uni Graz. Von 1992 bis 2016 war er bei der Industriellenvereinigung Steiermark, davon 2000–2016 als Geschäftsführer.
stande sind. Gleichzeitig verkleinert die Transparenz des Internets mögliche Gewinnmargen. Die Digitalisierung hat es außerdem vielen Anbietern ermöglicht, direkt mit den Kunden in Kontakt zu treten, ohne die Zwischenstation des Handels nehmen zu müssen. Eine Vielzahl von unterschiedlichsten Produzenten verkauft heute „ab Hof“ oder „ab Fabrik“. Ein neues industrielles Ideal nennt sich „Losgröße 1 Produktion“, was heißen soll, auf eine Bestellung erfolgt eine Produktion, ganz ohne Zwischenlager und Puffer. Gesteuert wird das ganze über spezielle Apps. Der Handel bleibt außen vor.
Eine weitere Herausforderung stellt die Entwicklung der Immobilienpreise dar. Diese lassen dem stationären Handel immer weniger Raum zum Atmen. Die Folge sind Leerstände, die als eine Art Umkehrschluss auch die Immobilienentwickler mit Sorge auf die Attraktivität beispielsweise der klassischen Innenstädte blicken lässt. Die Gesamtproblematik alleine den peripheren Einkaufszentren zuzuschieben, wäre eindeutig zu verkürzt.
ZUKUNFT DEPRESSION?
Ist also im Kaufmannsstand umfassende Depression angesagt? Realistischerweise muss man eingestehen, dass viele Unternehmen dem Druck der Ereignisse nicht entkommen und nicht standhalten werden. Darüber hinaus gibt es aber sehr wohl Strategien, um auch im Handel erfolgreich tätig zu sein. An erster Stelle steht hier die Notwendigkeit, professionell auf die Herausforderung der Digitalisierung zu reagieren. Webauftritt, Waren- und Versandmanagement, Bezahlsysteme, Hybridisierung des Angebots, Kooperationen mit Plattformen, das alles gehört heute zum Einmaleins des Handels. Differenzierung und Spezialisierung ist ein zweiter Punkt, der auch kleineren Einheiten Erfolg bieten kann. Alles bieten, alles können, das bleibt den ganz Großen vorbehalten. In der Nische aber ist der Kunde eher bereit, zufriedenstellende Margen zu akzeptieren, insbesondere, wenn drittens diese Produkte mit begleitenden Dienstleistungen verknüpft sind. Mit unterschiedlichen Produkten kann eine Vielzahl von direkten oder ergänzenden Services verbunden sein – von ergänzender Ware (man denke an die Verknüpfung von Gastronomie, Floristik und Raumdesign), Inbetriebnahmen, Instandhaltung, Installationen bis hin zu begleitenden Arbeiten im Sinne eines „All-in“-Pakets.
Der Wandel im Handel ist offensichtlich, er ist dabei, die Strukturen stark zu ändern. Aber wie immer in Umbruchszeiten werden jenen, die der Situation mit unternehmerischer Innovation anstatt ängstlicher Abwehrhaltung begegnen, viele Möglichkeiten offenstehen. Es bleibt zu hoffen, dass die heimischen wirtschaftlichen Interessenvertretungen diesen Weg mit aktiver Offenheit begleiten (Stichwort: Gewerbeordnung) und nicht der Versuchung erliegen, zünftisch den (aussichtslosen) Schutz des Bestehenden stärker als die Unterstützung des Wandels zu gewichten.
Die ehemalige BKS Bank-Filiale Heinrichstraße in Graz in den 1980er-Jahren, damals noch als Bank für Kärnten. „Qualität und Nachhaltigkeit sind die zwei tragenden Säulen der BKS Bank“, so Manfred Geiger, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark.
Der Wirtschaft des Landes zur Seite stehen
So lautete das Credo der BKS Bank im Gründungsjahr 1922 und tut es auch heute noch, als verlässlicher Partner von Unternehmen. Die 100-jährige Erfolgsgeschichte der regional stark verankerten Bank wurde in diesem Jahr gebührend gefeiert.
Wir sind sehr stolz auf die Geschichte der BKS Bank. Gegründet als reine Unternehmerbank, sind wir heute ein international agierender Konzern, der Privat- und Firmenkunden qualitativ hochwertige Beratungs- und Bankdienstleistungen bietet“, so Manfred Geiger, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark.
Der erste Schritt über die Grenzen Kärntens hinweg erfolgte 1983 in die Steiermark. „Heute betreuen wir Kunden an insgesamt 12 Standorten. Unsere Filialen sind dabei nach wie vor wichtige Ankerpunkte, auch wenn das stetig wachsende Online-Angebot die Abwicklung eines großen Teils des Bankgeschäfts auch rein digital ermöglicht“, so Geiger.
WEGBEREITER EINER NACHHALTIGEN ZUKUNFT
Als eine der nachhaltigsten Banken weltweit konzentriert sich die BKS Bank auf die Erweiterung ihres sehr umfangreichen nachhaltigen Produktangebotes. Darüber hinaus hat sie sich als Gründungsmitglied der Green Finance Alliance sehr ambitionierte Ziele zur Reduktion ihrer eigenen Emissionen gesetzt.
Intensiv wird auch an der Umsetzung des EU-Aktionsplans zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums gearbeitet. Viele neue gesetzliche Regulatorien sollen den Weg in eine kreislaufbasierte und nachhaltige Wirtschaft ebnen. „Wir Banken nehmen darin eine Schlüsselrolle ein, die wir auch gerne ausfüllen. Als BKS Bank stehen wir unseren Kunden gerne beratend zur Seite“, so Geiger.
100 JAHRE NÄHE & VERANTWORTUNG
• Gegründet 1922 • Hauptsitz: Klagenfurt • Bank- und Leasinggeschäft • 1.100 Mitarbeiter:innen • 64 Filialen in Österreich, Slowenien,
Kroatien, Slowakei • Bilanzsummer 2021: 10,6 Mrd. Euro