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RADKERSBURGER HOF

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GRÖBL

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TEXT: JOSEF PUSCHITZ, FOTO: FURGLER

WERTSCHÄTZUNG &

ENERGIEEFFIZIENZ

Michaela Krenn, Geschäftsführerin Radkersburger Hof

Michaela Krenn verantwortet die wirtschaftlichen Interessen des Radkersburger Hofs. Die Expertin im Gesundheitsmanagement steht für eine gelebte Wertehaltung in der Führung ihres Teams und im Umgang mit Patienten – und setzt nicht erst jetzt auf erneuerbare Energie.

Gesundheit ist ein hohes Gut – die Bewahrung und Wiederherstellung dessen eine verantwortungsvolle Aufgabe. Der Radkersburger Hof kommt dieser Aufgabe seit mittlerweile 30 Jahren nach, mit wachsender Zahl an Patienten, Gästen und Mitarbeitern. Das Konzept der Gastfreundschaft gepaart mit medizinischer, therapeutischer und pflegerischer Expertise ist ein Erfolgsmodell. Wie es aufrechterhalten werden kann, weiß Geschäftsführerin Michaela Krenn.

Frau Krenn, Sie sind seit eineinhalb Jahren Geschäftsführerin und wirtschaftliche Leiterin des Radkersburger Hofes. Was hat Sie dazu bewogen, diese Aufgabe zu übernehmen?

Michaela Krenn: Als ausgebildete Krankenschwester und studierte Juristin ist mir der Gesundheitsbereich schon sehr lange vertraut. Zuletzt leitete ich zwei Privatspitäler, als ich eingeladen wurde, zum Radkersburger Hof zu kommen. Neben der neuen Herausforderung, ein Haus dieser Größe leiten zu können, empfand ich auch die Wertehaltung der Eigentümerfamilie als sehr gewinnend. So etwas findet man in der Branche nicht oft, dass jeder Patient, dass jeder Mitarbeiter derartige Wertschätzung erfährt. Das war mir von Anfang an sympathisch.

Sie haben die Leitungsfunktion in einer Zeit übernommen, in der pandemiebedingt kein Stein auf dem anderen geblieben ist.

Beim ersten Lockdown hatte ich die unliebsame Aufgabe, einen Gesundheitsbetrieb für zwei Monate zusperren zu müssen. Das war schlimm, die Patienten nach Hause zu schicken – das war noch vor meinem Wechsel zum Radkersburger Hof, dem es ja genauso ergangen ist. Ich hätte nie gedacht, dass es einmal so weit kommt, dass man eine Krankenanstalt schließen müsste. Zum Glück musste auch im Radkersburger Hof niemand gekündigt werden – dank Kurzarbeit. Ich bin stolz darauf, wie gut wir durch die Pandemie gekommen sind. Unser Coronamanagement, das gemeinsam mit dem Ärztlichen Leiter Primarius Kubik aufgebaut wurde, läuft nach wie vor sehr gut und somit können wir den Mitarbeitern ein stabiler Arbeitgeber und den Patienten ein sicherer Ort zur Rehabilitation und Erholung sein.

Wie schwierig ist es in Ihrem Feld, aktuell an Mitarbeiter zu kommen?

Der Fachkräftemangel trifft uns vor allem in den Bereichen Medizin, Therapie und Pflege, deshalb reicht es nicht, als Arbeitgeber nur eine Maßnahme zur Attraktivierung zu setzen – es braucht viele Bemühungen. Auch, um die Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden. Ganz wichtig ist dabei die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern, zu der auch gehört, sie gut und genau darüber zu informieren, was im Betrieb passiert. Wir planen zum Beispiel den Bau von 15 bis 20 Wohnungen für Mitarbeiter, geplanter Baustart ist 2023. Viele Menschen im Gesundheitsbereich werden in Graz ausgebildet, unser Standort ist eine Autostunde davon entfernt. Da das Pendeln nicht attraktiv ist, wollen wir mit dem Wohnungsangebot neue Arbeitskräfte ansprechen – und bestehende längerfristig binden.

Investiert wird auch in die Infrastruktur – mit welchem Schwerpunkt?

Wir haben in den letzten drei Jahren über zehn Millionen Euro in Aus-, Um- und Zubauten gesteckt. Ein besonderer Fokus liegt auf Energieeffizienzprojekten, die sich aktuell besonders bewähren. Unsere Bemühungen haben dazu geführt, dass jährlich über 500 Tonnen Co2 eingespart werden, wir erreichen das unter anderem durch eine PVAnlage und Empfehlungen an Mitarbeiter und Patienten, wie Energie und Ressourcen mit Bedacht genutzt werden können.

Welche Empfehlungen sind das?

Das sind vor allem viele kleine Beiträge, die jeder leisten kann. Zum Beispiel bei der Verpflegung: Durch eine gezielte Schulung am Buffet, abgehalten von unseren Diätologinnen, leiten wir die Patienten zu einem bewussteren Umgang mit Lebensmitteln an. Je weniger weggeworfen werden muss, desto größer ist der Effekt für die Umwelt. Auch in der Handhabung der Wäsche konnten wir viel optimieren. Es sind viele kleine Mosaiksteine, die sich zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Was sind die energieintensivsten Bereiche im Betrieb?

Wir haben über 300 Patientenzimmer, die teils einzeln und teils doppelt belegt sind, dazu noch Therapieräume, Ordinationen, Restaurants und Veranstaltungsräume, die an allen Tagen im Jahr genutzt werden – der Radkersburger Hof hat schon eine beachtliche Größe.

Daher arbeiten wir seit Jahren intensiv an Energieeffizienzprojekten: mit LED-Systemen, der Wärmerückgewinnung aus Lüftungs- und Kälteanlagen und an der generellen Anlagenoptimierung. Damit können wir den steigenden Energiepreisen ein wenig Einhalt gebieten.

Müssen Sie die Teuerung schon an die Patienten weitergeben?

Im Lebensmitteleinkauf und bei den Energiekosten trifft uns die Inflation wie alle anderen auch. Allerdings sind wir an die Tarife der Sozialversicherungsträger gebunden und können dadurch die Preissteigerungen nicht an die Patienten weitergeben. Indem wir effizient arbeiten und den Einkauf laufend optimieren, können wir den Betrieb fortführen, ohne dass die Patienten Einschränkungen in Kauf nehmen müssen – das ist uns wichtig!

Was war das schönste Geschenk, das der Radkersburger Hof zum 30er erhalten hat?

Das war die Verleihung des Landeswappens, das uns Landeshauptmann Christopher Drexler als Wertschätzung für die geleistete Arbeit der letzten 30 Jahre im Rahmen unserer Jubiläumsfeier übergeben hat. Das ist eine wichtige Anerkennung und Würdigung für die Leistungen all unserer Mitarbeiter – ich bin sehr stolz auf sie.

TEXT: JOSEF PUSCHITZ

Bayerisch-steirische Erfolgsstory

Seit 30 Jahren prägt das Gesundheitszentrum rund um den Radkersburger Hof das Wirtschaftsleben der Region. Die Eigentümer bewiesen guten Instinkt für die Entwicklung des Kur- und Reha-Bereichs.

Als am 12. Juni 1992 die ersten Gäste im Radkersburger Hof eincheckten, hatten sie keine Ahnung, dass sie am Beginn einer mittlerweilen 30-jährigen Erfolgsgeschichte teilhaben. Auch Dr. Armin Leebmann aus dem bayerischen Rotthalmünster konnte sich das anfangs noch nicht so recht vorstellen: Der Investor, der sich mit der Errichtung von Kurzentren in Bad Griesbach in Deutschland und Bad Vigaun in Salzburg einen Namen gemacht hatte, war skeptisch, ob sein Konzept auch in der Südoststeiermark aufgehen könne. Zu lang war die Fahrtzeit von Niederbayern nach Bad Radkersburg (damals knapp sechs Autostunden), zu fremd war ihm dieser wenig erschlossene Landstrich. Wilfried Stadler, damaliger Vorstand der Investkredit Wien, konnte Leebmann aber schließlich überzeugen; erste Gespräche mit regionalen Vertretern, darunter Bürgermeister Werner Reiter, gab es schon 1989. Drei Jahre später gab es dann grünes Licht für eine der größten Baustellen, die Bad Radkersburg bis dahin gesehen hatte.

90 PROZENT IM ERSTEN JAHR

Eine Großbaustelle war es tatsächlich für die damaligen Verhältnisse. Man plante mit großzügigen Kapazitäten – von Jänner 1991 bis Juni 1992 konnte das Thermenhotel – heute Gesundheits Hotel – in Rekordzeit fertiggestellt werden. Das Geld dafür stammte von der Investorengruppe rund um Leebmann, seine Familie ist noch heute Eigentümerin der Radkersburger Hof GmbH & Co KG, wie im Firmenbuch zu lesen ist. Die Bayern bewiesen einen guten Instinkt und setzten schon früh auf die aufstrebende Tourismusregion rund um Bad Radkersburg – zu Recht, wie die 90-prozentige Auslastung gleich im ersten Jahr nach der Eröffnung vor Augen führt. Man erkannte weiteres Potenzial: Nur zwei Jahre nach der Fertigstellung des Radkersburger Hofs wurde die nächste Baustelle in Angriff genommen. Am 22. April erfolgte der Spatenstich für die Klinik Maria Theresia. Kostenpunkt: 300 Millionen Schilling.

Um das Geld entstanden 100 Doppelzimmer und 50 Einzelzimmer, die insgesamt 249 Klinikbetten beherbergten. Die Klinik entstand als Schwesternbetrieb zum bereits florierenden Radkersburger Hof und setzte einen Schwerpunkt auf Rehabilitation nach Schlaganfällen und orthopädischen Operationen. Am 3. November 1995 startete die Klinik den Betrieb und bot den damals neuesten Stand der Medizin mit Sonografie, EEG, Belastungs-EKG und Labordiagnostik. 100 zusätzliche Arbeitsplätze wurden dadurch in der Region geschaffen. Die Rehaeinrichtung war eine der ersten privaten Reha-Institutionen in Österreich und wurde von Investor Armin Leebmann persönlich ersonnen. Das starke Qualitätsbewusstsein und die umfassende medizinische Betreuung verschafften dem Standort bald einen Ruf, der über die Grenzen der Steiermark hinausging und von Beginn an für volle Betten sorgte. MEDIZINISCHER FORTSCHRITT

Auf dem Erfolg wollte man sich aber nicht ausruhen. 2007 wurde die „Kids Chance“ ins Leben gerufen – eine stationäre Fördertherapie für Kinder und Jugendliche im Alter von ein bis 18 Jahren. Geschaffen wurde die Behandlung für Kinder mit Entwicklungsstörungen und -verzögerungen, Wahrnehmungsstörungen, Kommunikationsstörungen und komplexen Mobilitätsstörungen. Der Fortschritt der medizinischen Möglichkeiten spiegelt sich in der Eröffnung des Haus Joseph wider, das am 24. Juni 2016 eingeweiht werden konnte, sodass aktuell insgesamt 580 Betten unterhalb des großen Dachs des Radkersburger Hofs zur Verfügung stehen. 10.000 Ankünfte pro Jahr verzeichnet man im Unternehmen, das insgesamt 420 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – für die Region ein nicht zu unterschätzender Faktor, der das wirtschaftliche Wohlergehen der Einheimischen nun schon seit 30 Jahren bestimmt.

TIMELINE

1991

Mit dem Bau des Thermenhotels Radkersburger Hof wird der Grundstein gelegt

1994

Spatenstich für die Klinik Maria Theresia, Einstieg ins Reha-Geschäft

2007

Eröffnung der „Kids Chance“

Erfolg im Zeichen der Gesundheit – mit dem Radkersburger Hof eröffnete 1992 ein innovatives Kurzentrum seine Pforten, dessen guter Ruf heute über die Grenzen der Steiermark hinausgeht.

2009

Umbau der Eingangshalle und Stationen

2014

Baubeginn MZR Radkersburg – heute „Haus Joseph“

2022

Fertigstellung Sanierung Klinik Eingangsbereich und Restaurant

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