Magazin VIA 1-2021

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Wirtin Wäre alles normal und könnten wir, wie wir wollten, bzw. das tun, wovon wir momentan in Pandemiezeiten träumen, dann würden wir am Dorfplatz in St. Michael bereits Ilse Blachfellner-Mohris saftiges Ofenbratl riechen, das stets von warmem Krautsalat und Knödel begleitet wird und – Heissa! – im Gasthof Eberhard Platz nehmen. Doch Gastro-Lockdown bleibt Gastro-Lockdown. Zumindest war dies zu Redaktionsschluss noch gelebte Realität. Ilse lässt sich von so etwas aber so gar nicht die Laune verderben. Ilse wirkt ohnedies standhaft und sympathisch unbeirrbar. Erstmals 1505 erwähnt, diente das einstige Steinhaus am Dorfplatz von St. Michael zunächst als Labestation für Reisende. 1885 übernehmen erstmals Eberhards dieses Haus, die daraus eine Fleischerei und eine Gastwirtschaft machten. Heute rockt Blachfellner-Mohri in vierter Generation Haus und Herd des Gasthofs Eberhard. „Ich bin hier in der Küche des Wirtshauses aufgewachsen. Mit sechs Jahren kochte ich schon Türkentommerl mit Zwetschken für ausgewählte Stammgäste“, lacht die aufgeweckte Gastronomin. Eine offizielle Kochlehre hat sie nie absolviert. Gastfreundschaft liegt ihr im Blut.

„Nützen wir die Chance, viele Dinge neu bewerten zu können.“ Ilse Blachfellner-Mohri, Wirtin

Wow und wauwau

Jahrelang war sie gemeinsam mit ihrem Mann Robert in der Weltgeschichte unterwegs, lebte unter anderem in Florenz, Paris und in der Schweiz. „Seit jeher liebe ich es, Gäste zu bewirten. Unbewusst habe ich mit unzähligen privaten Einladungen quasi das Wirtshausleben in den eigenen vier Wänden inszeniert. Bis mein Mann meinte, wenn ich schon so gerne Wirtin spiele, dann könnten wir auch gleich zurück in die Steiermark gehen und den Gasthof übernehmen“, erzählt die dreifache Mutter. Gesagt, getan. Zurück in der Obersteiermark, frischte Blachfellner-Mohri den Traditionsgasthof erst mal auf. Zwölf kreativ gestaltete Zimmer sind mittlerweile Teil des Betriebskonzepts. „Wir haben vieles recycelt, 200 Jahre alte Betten restauriert und spannende Farbkonzepte gewählt“, erzählt die 50-jährige 32

Tante Ilse und Onkel Dagobert Wer in der Steiermark etwas mit Türkentommerl anfangen kann, sollte in St. Michael einkehren. Dort werden Sie auf Ilse treffen. Ilse kann nicht nur kochen. Von Tina Veit-Fuchs


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