Johann Jakob Roesch † 1667

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Lichtenstein-Unterhausen, Ev. Pfarrkirche (Johanneskirche), innen, Epitaph Pfarrer Johann Jacob RÜsch, †1667, Holz, bemalt.



Wenn ich denn, nicht allein von dem lieben seligen Herrn Rösch, sofern ich ihn nach Gottes Willen überleben sollte, noch zu dessen Lebzeiten, sondern auch nach seinem seligen Ableben erst von seinen lieben hinterbliebenen Kindern und Schwiegersöhnen ihm die Leichenpredigt zu halten und zusammenzustellen, freundlich ersucht und angesprochen worden bin, so habe ich allerseits ­solcher ihrer Bitte mich nicht entziehen, sondern willig solchen ihren Willen erfüllen und diese einfältige jedoch schriftmäßige Predigt ablegen wollen – auch im Hinblick darauf, dass wir einander aufrichtig geliebt und oft in unseren Anfechtungen gegenseitig getröstet haben. Dass aber Euch, Edlen, Festen, Wohlgeborenen, Wohlweisen, Achtbaren, Verehrten, Großgünstigen ich diese einfältige Predigt gewünschter maßen habe übergeben wollen, hierzu haben mich unterschiedliche beträchtliche Ursachen ver­anlasst. Da erstens dieser selige, liebe Mann ein aus Ihrer Republik Schoß Bürgerskind und Dekan Ihres Kapitels gewesen und auch in dieser Eigenschaft bis an sein Ende geblieben ist. Nicht weniger weil mich herzlich erfreut hat, dass Sie diesen frommen exemplarischen Diener Gottes, wie im Leben, also auch nach seinem Tod geliebt und geehrt haben. Gestalteten doch die Häupter Ihrer Republik diesen Leichenzug mit, sowohl in geistals auch in weltlichem Stand durch ihre ansehnliche Gegenwart persönlich geehrt und vergrößert. Damit haben Sie ein unverwerf­ liches und unsterbliches Zeugnis Ihrer Pietät und Ehrerbietigkeit gegenüber dem würdigen Predigtamt von sich gegeben, dass Sie besonders die Ältesten, die wohl vorstehen, zweifacher Ehren wert halten und sie auch um ihres Dienstes willen herzlich lieben. Vor allem weil augenscheinlich Ihre große Lust und Freude an Gottes Wort zu spüren war, indem Sie mit so großer Hingabe und Geduld der Predigt zugehört haben, hätte man wohl sagen können, Sie hätten mit Maria diesen als ihren besten Teil erwählt. Und damit gaben Sie zu erkennen, dass sie deren rechtmäßige Kinder und Nachkömmlinge sind, die vor 137 Jahren unter den Ersten waren, welche


welche die unverfälschte Evangelische Wahrheit Augsburgischer Konfession freudig angenommen, mit großer Beständigkeit, unter höchster Gefahr und Verfolgung unerschrocken bekannt und bis heute mit Gottes Beistand standhaft erhalten haben und dass Sie gesinnt sind, solche reine Lehr’ auf ihre Nachkommen zu vererben und fortzupflanzen. Neben diesem allem aber haben mich Ihr freundlicher Zuspruch und ihr Wohlwollen dermaßen gefesselt, dass es mir große Ehr’ und Freude bereitet, Ihnen wiederum angenehm geziemende Dienste zu erweisen. Wie ich dann in Sonderheit nicht ablassen will, für Sie eifrig zu beten, dass diese löbliche Republik bei der einmal erkannten Evangelischen Wahrheit – in Kirchen und Schulen – wider allen listigen Anläufen des Teufels und der Welt nicht nur in stiller Ruhe und gutem Frieden erhalten werden, sondern auch florieren und immer grünen, auch dass sie ein gesegneter Garten Gottes bis hin zur herr­ lichen Zukunft Jesu Christi stetig sein und bleiben möge. Ich beschließe mit David aus Psalm 122. Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen. Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dein Bestes suchen. Der Herr segne Euch und Eure Kinder, je mehr und mehr. So empfehle ich mich und den seligen Herrn Rösch fleißig und dienend als eines gerechten hinterlassenen Samen zumal in ganzer ehrlicher Freundschaft meinen großgütigen Herren Nachbarn. Urach, den 10. Oktober 1667.

E. E. V. E. W. Achtb. und Großg. Dienstwilligster Fürbitter zu Gott. Spezial-Superintendent allda

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7 mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen. Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heisse? Und er segnete ihn daselbst. Und Jakob nannte die Stätte Pnuël; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet. Geliebte in Christo, unserem Herrn

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ines Christen Leben hier auf Erden ist

nichts anderes als ein immerwährender Streit, wie Hiob sagt, muss nicht der Mensch immer im Streit sein. Und Paulus bekennt, ich hab’ den guten Kampf gekämpft. Dessen auch Timotheus erinnert: Leide mit als ein guter Streiter Christi. Damit stimmt auch Dr. Luther überein: Christlich leben ist nichts anderes als ein Streit und Heerlager. Und darum heißt unser Herr und Gott Dominus Sabaoth, ein Herr über die Heerscharen. Dominus potens in prælio, und damit zeigt er an, wie mächtig er ist, dass er sein Volk immer im Krieg stehen und an die Spitze treten lässt, da die Trompeten immer gehen, dass er immer gedenke, wehre hier, wehre da, stich hier, schlag da, dass es also ein ewiges Kämpfen sei. Wir haben nicht nur zu kämpfen mit dem Teufel, mit

Christlich Leben ein stetiger Streit. Hiob 7. v. 1. 2. Tim. 4. v. 7. 2. Tim. 2. v. 3. Tom 2. Ien. germ. fol. 348. b.

Mit dem Teufel und der Welt.


8 mit der Welt, deren Augenlust, Fleischeslust und hof-

Ephes. 6. vers. 12. 1. Pet. 5. v. 8. 1. Joh. 2. v. 16. Rom 12. v. 2. Mit unserm Fleisch. Rom. 7. v. 18.21 22.23. Gall. 5. v. 17. Mit Kreuz und Trübsal. Sir. 41. v. 1

Hiob 6. v. 1. 2. Mit dem Tod. 1. Cor. 15. v. 26. Rom. 5. v. 12. Ps. 89. v. 49 Mit Gott selbst

fertigem Leben, mit unserem eigenen Fleisch und Blut. Das Wollen haben wir wohl, aber vollbringen – das Gute finden wir nicht, sondern das Böse, das wir nicht wollen, das tun wir. Da findet sich das Gesetz in unseren Gliedern, das da widerstreitet dem Gesetz in unserem Gemüt und nimmt uns gefangen in der Sünde Gesetz, welches ist in unseren Gliedern. Das Fleisch gelüstet wider den Geist und der Geist wider das Fleisch. Dieselbigen sind wider einander, dass wir nicht tun was wir wollen. Mit allerlei Unglück, Kreuz, Jammer und Trübsal. Denn es ist insgeheim ein elend jämmerliches Ding um aller Menschen Leben von Mutterleib an bis sie wieder in die Erde gelegt werden. Da ist nichts als Sorge, Furcht, Hoffnung und zuletzt der Tod. Dann, wenn man manchmal den Jammer und das Leiden zusammen in eine Waage legen sollte, so würde es schwerer sein als Sand am Meer. Mit dem letzten Feind, dem Tod. Denn der ist zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle in Adam gesündigt haben. Denn wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sehe? Denn er ist der Sünde Sold. Sondern auch manchmal mit Gott selbst, unter schweren und hohen Anfechtungen, unter lang anhaltendem Leiden, unter dem Verzug göttlicher Hilfe, da es wohl heißt: Ich lieg’ im Streit und widerstreb. Dessen geben uns ausgesuchte Worte am Exempel Jakobs ein lebendiges Bildnis eines standhaften Streiters, der Gott endlich selbst überwunden und sodann von ihm zum Ritter geschlagen worden ist. Denn wie man sonst einem Ritter mit dem bloßen Schwert etliche Kreuzstreiche


9 Kreuzstreiche auf den Rücken gibt, so hat ihm dieser Mann einen Griff gegeben, den er die Tage seines Lebens tragen musste, woran man ihn später immer erkennen konnte, hat ihm das Ordenskleinod angehängt und ihm den Namen gegeben, dass er hinfort Israel heißen solle, das ist ein Fürst Gottes, ein Gottesgewaltiger. Dabei begegnet dieser Streit denn auch allen anderen frommen Herzen, die mit Jakob auf dem Weg ins himmlische Kanaan sind. Denn alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden. Dass sie freilich auch zuweilen mit Gott ringen müssen, dass uns das nun nicht befremdet, als widerführe uns etwas seltsames, und hierüber schüchtern und feldflüchtig werden, so wollen wir uns vornehmen, diese Geschichte zu erklären. Zumal unser verstorbener Mitbruder selig sich zu Lebzeiten diesen als Begräbnistext erwählt und uns selbst in die Hand gegeben hat. Und zunächst besehen wir den kämpfenden, danach den siegenden und triumphierenden Jakob. Christus, unser Sieg, wohne uns mit dem Geist der Kraft und der Stärke mächtig bei. Amen.

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Dieser Streit begegnet allen frommen Christen. 2. Timoth. 3. v. 12. 1. Petr. 4. v. 12.

Erster Teil

unächst ist zu bedenken die Zeit, wann Jakob einen solchen Kampf hat ausstehen müssen. Da denkt er, er sei dem einen und anderen Unglück entkommen. Eben ist er seines Bruders Esau Wut und Grimm entwichen, als er in Mesopotamien zum Bruder seiner Mutter nach Haran floh. Aber er hat Streit genug daselbst bei diesem seinem betrügerischen und treulosen Schwiegervater gefunden, weshalb er dann auch samt den

Ist geschehen, da ein Not und Unglück dem andern die Hand geboten – und er nunmehr meint, es solle bald ein Ende gewinnen. Gen. 31.


10

Psalm 121. v. 4.

Gen. 32.

v. 1. 2.

Sir. 41. v. 1. v. 13. 14. 15. 16. v. 22. 23.

v. 24 Da fängt der unversehene Kampf erst an. v. 25

den Seinen von dort wieder abzog. Da er nun meint, er sei den Streit und die Gefahr los, kommt er erst hinein. Denn Laban war ihm sieben Tagereisen lang nachgejagt, bis er ihn schließlich auf dem Berg Gilead ergreift. Hätte da Gott, der Hüter Israels nicht eingegriffen und Laban ermahnt, dass er nicht anders denn freundlich mit Jakob reden, dürfte es nicht gut abgelaufen sein. Er hätte ihn zumindest beraubt oder gefangen genommen, wo er ihn im Grimm nicht gar niedergemacht oder sonst eine Schmach angetan hätte. Wie er sich dessen nur mit Glück entledigen konnte, da kommen die Boten, die er zuvor zu seinem Bruder gesandt hatte, um ihn ihm gegenüber wieder zu beschwichtigen, und bringen die Kundschaft, dass ihm Esau mit 400 bewaffneten Männern entgegen ziehe. Darüber muss er abermals furchten, Esau möchte die alte Schuld rächen und alles niedermachen und plündern. Obwohl ihm nun Gott seines Schutzes versicherte indem ihm die Engel begegnet sind und er sie selbst als Gottes Heer erkannt hat und dabei die Stätte Mahanajim nannte, hat er sich aus menschlicher Schwachheit gefürchtet. Während er nun also zwischen Sorge, Furcht und Hoffnung steckte und seine Vorbereitungen getroffen und die Geschenke bereits voraus geschickt hatte, verblieb er aber in der selben Nacht beim Heer. Des Nachts stand er auf und nahm seine beiden Frauen, die zwei Mägde und die elf Kinder und zog an die Furt des Jabbok, nahm sie und führte sie über das Wasser. Er aber blieb allein, ohne Zweifel, damit er desto ungehinderter und eifriger beten konnte. Und als ob er nicht mit Angst und Furcht genügend zu streiten gehabt hätte, da stieß doch unversehens ein Mann zu ihm, der ihn angriff und der mit ihm rang bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihm nicht beikam, rührte er


11 er sein Hüftgelenk an. Und das wurde beim Ringen verrenkt, verletzte ihn also. Dies aber war kein unfairer Kampf, soweit es zunächst die Personen, die da so scharf miteinander gerungen haben, selbst betrifft. Denn sie sind beide tapfere, starke Helden, von denen keiner dem anderen weichen und nachgeben wollte. Der unbekannte Mann ist der Sohn Gottes selbst gewesen in Gestalt eines Mannes, welcher sich oftmals in menschlicher Gestalt, welche er einmal im Leib der Jungfrau Maria in Erfüllung der Zeit annehmen würde, geoffenbart hatte. Denn wie die heiligen Apostel lange Zeit danach Christus leibhaftig von Angesicht zu Angesicht gesehen haben, so haben die heiligen Erzväter – und hier Jakob – in deren Idee und Gestalt, wie er sie einmal durch die persönliche Vereinigung in Erfüllung der Zeit annehmen würde, auch von Angesicht zu Angesicht, zwar etwas dunkler, gesehen. Denn es entsprach der Weisheit Gottes, seiner Lust, auch damals bei den Menschenkindern zu wohnen und auf dem Erdkreis zu spielen. Das bekennt der Mann selbst, dass er kein gewöhnlicher Mann sei, wenn er sagt „du sollst Israel heißen, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.“ Fast so wie David hiervon geredet hatte. Das ist eine Art Mensch, der Gott der Herr ist. Oder du hast angesehen mich als in der Gestalt eines Menschen, der in der Höhe Gott der Herr ist. Jakob merkt es schließlich und bekennt es, dass er den Herrn Jehova von Angesicht zu Angesicht in menschlicher Gestalt gesehen habe und darum seine Seele genesen sei. So bringt es auch der neu erteilte Ordensname mit sich, du sollst Israel heißen, das bedeutet Gottes­k ämpfer oder

v. 26 Ist kein gemeiner Kampf gewesen. 1. Wegen der Kämpfer. Ist gewesen der Sohn Gottes.

Spr. 8. v. 31. Ist klar aus seinem eigenen Bekenntnis. 2. Sam. 7. v. 19. 2. Chron. 18. v. 17. Auch aus Jakobs Zeugnis.


12 Wegen des Kampfes selbst. Komment. in Genes. f. 499. b.

Sondern auch geistlich gewesen. Ringt mit Zweifel.

oder Gottesgewaltiger. Es ist auch andererseits kein gemeiner Kampf gewesen, so weit es den Kampf selbst betrifft. Denn Jakob ringt nicht nur mit dem Leib heftig, dass ihm die Hüfte darüber verrenkt wird, wie starke Leute einem pflegen, einen Druck zu geben. Eben zu diesem Wort hat Luther die Geschichte erzählt, dass das solcher Ringer besonderer Handgriff und Meisterstückchen sei. Es habe ihm auf der Wartburg ein glaubwürdiger Mann erzählt, dass er einen starken riesenhaften Mann mit ganz haariger und rauher Brust und einem wilden Bart gekannt habe. An seinen Haaren seien Zapfen gehangen und er sei stets barhäuptig gegangen, welcher habe Eisen biegen können oder gar entzwei brechen, und dergleichen haben sich damals noch mehrere gefunden. Es sei aber zur selben Zeit an Kaiser Friedrichs Hof ein berühmter Ringer, so ein Jude, gewesen, der alle jungen starken Edelleute besiegt und niedergelegt habe, eben auf solche Weise, wie in dieser Geschichte erzählt wird, dass er einen an der Hüfte angriff und dadurch schwächte. Als nun auch dieser riesenhafte Mann an den kaiserlichen Hof gekommen war überredeten ihn die Hofburschen, sich mit dem Juden auf einen Kampf einzulassen. Der Jud’ bat zunächst um Verzeihung, sollte er seinen Widersacher hart herannehmen müssen. Aber jener redete ihm selbst zu, er dürfe seiner nicht schonen, sondern solle all seine Kräfte anspannen, er wolle ihm hingegen auch nichts schenken. Sobald sie nun zusammenkamen, hat der starke riesenhafte Mann den Juden beim Genick erwischt, das selbige zerbrochen und ihn getötet. Sondern seine Seele und sein Geist steht den härtesten Kampf durch und wird am meisten mitgenommen. Denn er ringt mit Zweifel und Kleinmütigkeit, ob


13 ob ihm Gott auch die Verheißung halten werde, die er ihm zu Bethel und in Mesopotamien getan hatte. Ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe. Ich habe alles gesehen, was Laban dir antut. Ich bin der Gott, der dir zu Bethel erschienen ist, wo du den Stein gesalbt hast, und du hast mir daselbst ein Gelübde getan. Nun mach dich auf und zieh aus diesem Lande und kehre zurück in das Land deiner Verwandtschaft. Weiter sprach Jakob: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir wohltun. Luther hält dafür, es sei zu vermuten, dass sie nicht so stillschweigend miteinander gerungen haben werden, sondern der Mann werde zu ihm gesagt haben: „Jakob, du musst herhalten“. Darauf werde Jakob versetzt haben: „Nein, das will Gott nicht. Ich werde nicht umkommen.“ Nein und Ja werde da aufs schärfste aufeinander gestoßen sein. Jakob werde Gottes Verheißungen vorgeschützt haben. Jener werde ihn abermals gedrungen haben: „Du musst einmal sterben. Du bist nicht der Mann, dem Gott solche Verheißung getan hat oder dem es Gott zu halten gesinnt wäre.“ So sind sie hart aneinander geraten mit Worten und Werken, mit dem Leib und mit dem Geist. Da wird sein eigenes Herz und der Teufel die Anfechtungen wohl geschärft haben. Du weißt, dass dich die Verheißung anfänglich eigentlich nichts angegangen hätte. Der Segen der Erstgeburt hat deinem älteren Bruder von rechts wegen gehört. Du weißt wohl, wie du dazu gekommen bist, wie deine Mutter und du solchen bewerkstelligt und mit List und Betrug an euch gebracht habt. Daher darfst du dich nicht darauf

Genes. 28. v. 15. Kap. 31. v. 13.

Kap. 32. v. 9.

Komment. in Genes. f. 499. a.

Der Teufel und sein eigenes Fleisch schärfen die Anfechtungen. Gen. 27.


14 darauf verlassen. Es sollte kein Wunder gewesen sein, sollte Jakob in diesem harten Leibes- und Seelenkampf unterliegen und den Kürzeren gezogen haben.

Der härteste und schwerste Kampf ist der, der mit Gott geschieht. Die anderen sind zwar auch hart genug.

Ephes. 6. v. 13. Denn wir sind von Natur schwach. Doch ist Gott mit uns und hilft uns. Psalm. 46. v. 1. Psalm. 27. v. 1.

v. 2.

v. 3.

H

Lehre aus diesem ersten Teil

iervon, liebe Zuhörer, können wir ableiten und erkennen, dass es keinen schwereren Kampf gibt, als wenn unsere Seele und unser Geist in den hohen Anfechtungen mit Gott ringen und kämpfen müssen. Anders, wenn wir im Kampf und Streit mit der Welt, unserem verderbten boshaften Fleisch und Blut, dem leidigen Satan, diesem stark gewappneten Fürsten dieser Welt, stehen. So ist es zwar hart und schwer genug. Wir haben genug zu schaffen, wollen wir uns derer erwehren, alles wohl ausrichten und das Feld behalten. Denn mit unserer Macht ist nichts getan, wir

sind gar bald verloren, wo nicht für uns streit’ der rechte Mann, den Gott hat selbst erkoren. Aber da

haben wir dennoch Gott auf unserer Seite. Er ist bei uns wohl auf dem Plan mit seinem Geist und Gaben. Der ist alsdann unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Da heißt es dann, ein’ feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen, er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen. Da können wir dann freudig und getrost rühmen: Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Wenn die Übeltäter an mich wollen, um mich zu verschlingen, meine Widersacher und Feinde, sollen sie selber straucheln und fallen. Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht; wenn sich Krieg wider mich


15 mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn. Der Herr ist mein Schild, meine Ehre und hebt mein Haupt empor. Ich fürchte mich nicht vor vielen Tausenden, die sich ringsum wider mich legen. Dann wenn Gott für uns ist, so mag niemand wider uns sein.

Psalm. 3. v. 4. & 7. Rom. 8. v. 31.

Aber Gott zum Widersacher, ihn zum Feind haben, mit ihm ringen und streiten, das ist allerdings zu schwer und zu hart für einen Menschen.

Aber Gott zum Widersacher haben ist das Härteste.

Es ist schwer, gegen den Stachel zu lecken. Wie missrät er Gamaliel, auf dass ihr nicht bei denen gefunden werdet, die wider Gott streiten wollen. Wem ist ’s je gelungen, der sich wider ihn gelegt hat? Er ist weise und mächtig. Er versetzt Berge, ehe sie es innewerden, die er in seinem Zorn umkehrt. Er bewegt die Erde aus ihrem Ort, dass ihre Pfeiler zittern. Er fährt über mich mit Ungestüm und macht mir Wunden viel ohne Ursache. Will man Macht, so ist er zu mächtig; will man Recht, wer will mein Zeuge sein? Kurz: Vor ihm kann kein lebendiger Mensch bestehen. Er ist ein verzehrendes Feuer. Wer kann nun bei einem solchen verzehrenden Feuer wohnen? Es gibt ja nichts Unerträglicheres, als in die Hand des zornigen Gottes zu fallen. Aber dennoch widerfährt es den rechten Israeliten, dass sie wider ihre Gedanken und Versehen etwa mit Gott kämpfen müssen, worüber ihnen manchmal nicht nur die Hüfte, sondern Mark und Bein, Seele und Geist verrenkt werden, ja, wohl gar verschmachten möchten. Besonders aber haben sie mit Gott zu kämpfen 1. Unter dem Zweifel der Gnade Gottes – ob sie auch noch einen gnädigen Gott haben? Oder ob er sich für sie nicht vielmehr in einen Grausamen verwandelt habe? Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht;

Actor. 9. v. 5.

trete

Actor. 5. v. 39. Hiob 9. v. 4. 5. v. 17. v. 19. Psalm. 130. v. 3. Deut. 4. v. 24. Ebr. 12. v. 29. Esa. 33. v. 14. Ebr. 10. v. 31. Das erfahren fromme Israeliten. In der Anfechtung vom Zweifel der Gnade Gottes. Hiob 30. v. 21


16 v. 20. Hiob. 13. v. 24. Hiob. 19. v. 11. 12.

Hiob. 6. v. 4. Psalm. 38. v. 3. & 4. Psalm. 88. v. 16. Psalm. 88. v. 8. Psalm. 31. v. 23. Jon. 2. v. 5. Psalm. 30. v. 8.

Psalm. 22. v. 22. Matth. 27. v. 46 Luc. 23. v. 21. Hiob. 6. v. 11. 12. Versicherung der Gnade Gottes stärkt mächtig.

trete ich hervor, so achtest du nicht auf mich. Du zeigst deinen Kummer an mir mit der Stärke deiner Hand. Sie bilden sich ein, Gott sei ihr Feind. Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind? Willst du ein verwehendes Blatt schrecken und einen dürren Halm verfolgen. Sein Zorn ist über mich entbrannt, und er achtet mich seinen Feinden gleich. Vereint kommen seine Kriegsscharen und haben ihren Weg gegen mich gebaut und sich um meine Hütte her gelagert. Die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. Deine Pfeile stecken in mir, und deine Hand drückt mich. Es ist nichts Gesundes an meinem Leib vor deinem Drohen. Ich erleide deine Schrecken, dass ich fast verzage. Dein Grimm geht über mich, und du bedrängst mich mit all’ deinen Fluten. Da beginnt ein Gilfen und Wehklagen. Ich sprach wohl in meinem Zagen: Ich bin von deinen Augen verstoßen. Wenn sonst Gott nun sein Angesicht ein wenig vor uns verbirgt, so erschrecken wir. Geschweige denn, wenn er sich gar unseren Feinden stellt, da möchten wir gar vergehen. Man besehe nun Christus am Ölberg, als er Gott zum Feind wegen fremder Sünden hatte, wie unbarmherzig er von Gott geschlagen und gemartert wurde. Wie er darüber zittert und zagt. Seine Seele ist betrübt bis in den Tod. Er schwitzt blutigen Schweiß, ringt mit dem Tod, ruft vor großer Herzensangst: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Ich heule, aber meine Hilfe ist fern. Solches geschieht am grünen Holz – was will am dürren werden? Was sollte unsere Kraft sein, dass wir ausharren könnten. Ist doch unsere Kraft nicht aus Stein und unser Fleisch nicht aus Erz. Ansonsten hingegen, wenn sich ein Mensch nur der Gnade Gottes versichern kann


17 kann, wie viel sich auch schon Feinde wider ihn legen, und ob es schon hunderttausend wären, so fürchtet er sich nicht. Weil Gott das Schutzschild für ihn ist. Wo er sich aber einbildet, Gott selbst sei sein Feind, er habe vergessen, gnädig zu sein und seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen, da kann nichts als Furcht und Angst, Zittern und Zagen da sein. Darum bittet Jeremia so inniglich: Sei du mir nur nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Not! Solches widerfährt aber gemeinhin den rechten Israeliten 1. unter schweren Anfechtungen der Sünden, da man nichts als Fluch, Straf’, Höll’ und Verdammnis vor Augen sieht. Denn man weiß, dass Gott als ein eifriger, heiliger und gerechter Gott über die Sünden der Menschen sehr eifert und sie heimsucht an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied. Denn er ist kein Gott, dem gottloses Wesen gefällt. Wenn dann die Sünden erwachen in unseren Herzen, da weiß man nicht, wo man bleiben soll. Da kann man dann nicht mehr auf die Gnade Gottes zurückgreifen, sondern flieht à facie dei, vor dem Angesicht des Herrn. Das heißt, meine Sünde ist größer, als dass sie mir vergeben werden könnte. Wie man dann an angefochtenen Personen sieht, dass sie sich einbilden, Gottes Gnade und Barmherzigkeit gehe sie nichts mehr an, er sei mit seiner Gnad’ ganz von ihnen gewichen.

2.

Unter schwerem lang anhaltenden Leid –

da hält man alles für Zorn und Ungnade. Es sei nunmehr ganz und gar aus mit Gottes Güte und die Verheißung habe ein Ende. Wird dann der Herr auf ewig verstoßen und keine Gnade mehr zeigen? Um mit Gideon zu sprechen: Ist der Herr mit uns, warum ist uns dann das alles widerfahren? Da beginnt dann ein Klagen: Zion spricht: Der Herr hat mich verlassen, der Herr hat meiner

Psalm. 3. v. 7. & 4. Das Widerspiel macht zaghaft. Psalm. 77. v. 10. Jerem. 17. v. 17. Begegnet G. unter den Anfechtungen der Sünden. Exod. 20. v. 5. Psalm. 5. v. 5. Genes. 4. v. 16. v. 13. Man merkt’s an angefochtenen Leuten. Unter langwierigem Kreuz. Ps. 77. v. 9. v. 8. Jud. 6. v. 13. Esai. 49. v. 14.


18 Hohelied. c. 3. v. 1. 2. 3. Ist schwer, zu beharren, wenn man Gottes Hilfe spürt. Psalm. 91. v. 15.

Matth. 10. v. 30. Esai. 54. v. 7. 8.

Tob. 12. v. 13. 1. Pet. 4. v. 17. Ebr. 12. v. 6. Will geschweigen im Widerspiel. Psalm. 42. v. 8. Psalm. 68. v. 3. Im Zweifel an Gottes Verheißungen (orig: „1. Ins­ gemein“)

ner vergessen. Vernunft spricht, es ist nun alles verloren. Da heißt’s, des Nachts auf meinem Lager suchte ich, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. Ich will aufstehen und in der Stadt umhergehen auf den Gassen und Straßen und suchen, den meine Seele liebt. Ich suchte; aber ich fand ihn nicht. Es mag zu schaffen sein, dass wir am Leiden ausharren, wenn wir Gottes Gegenwart und Hilfe in der Not spüren, dass er bei uns ist und uns herausreißen und zu Ehren bringen will, wenn er uns sein Heil zeigen will, wenn wir spüren könnten, dass wir seiner Vorsorge und seines gnädigen Willens sicher sein dürften, dass ohne dies kein Haar von unserem Haupte falle. Es stoße uns keine Gefahr zu. Helfen werde Gott aus aller Not. Dass er uns nur einen kleinen Augenblick verlasse, aber in großer Barmherzigkeit wolle er uns sammeln. Er habe sein Angesicht im Augenblick des Zorns nur ein wenig vor uns verborgen, aber mit ewiger Gnade wolle er sich unser wieder erbarmen. Wenn wir wissen, dass es anders nicht sein kann, weil man Gott lieb sei, so könnte man nicht ohne Anfechtung bleiben, auf dass man beschützt werde, wenn das Gericht anfängt an dem Hause Gottes. Wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt. Geschweige denn, wenn man sich einbildet, es seien lauter Zornesfluten, dass hier eine Tiefe und dort eine Tiefe braust, dass man meint, alle Zornwellen Gottes gehen über einen, dass man meint, man müsse im tiefen Schlamm versinken, wo kein Grund ist; man sei in tiefem Wasser und die Flut wolle einen ersäufen. Weiter hat man mit Gott etwa zu ringen Im Zweifel an der Verheißung Gottes – da man entweder allgemein zweifelt an Gottes Wort und Verheißung, ob es auch wahr, fest und gewiss sei. Es sollte


19 sollte nicht möglich sein, dass uns dergleichen begegnen sollte, wenn Gottes Wort gewiss wäre. Wie die Juden manchmal die Propheten Lügen gestraft haben. Es sei nicht wahr, der Herr habe sie nicht gesandt. Sie haben ein Sprichwort daraus gemacht, weil es so lange dauere, so werde es nichts mehr aus der Weissagung. O, ein harter und schwerer Kampf, wenn man Gottes Wort als das principium indemonstrabile, per se verum, in einen Zweifel zieht oder gar leugnet. Wer weiß, ob gerade das Gottes Wort ist, was du für Gottes Wort hältst und glaubst – wie es die Schlange mit unseren ersten Eltern getan hat, als der Teufel sie in Zweifel stürzte, ob eben dieses Gottes Wort sei oder ob das der Verstand und die eigentliche Meinung Gottes Wort sei. Vielleicht verstehe man Gottes Wort nicht recht. Gott werde zwar sein Wort halten. Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas gereuen könnte. Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, ehe sein Bund solle weichen. Es müssten Himmel und Erde vergehen, ehe denn seine Worte vergehen sollten. Aber das sei doch die Bedeutung des Wortes Gottes nicht, die wir uns einbilden. Es könnte die Schrift mancherlei Verstand haben. So hat der Teufel unsere ersten Eltern beschwatzt. Ja, soll Gott gesagt haben, ihr sollt nicht essen von allerlei Bäumen im Garten, ihr werdet mitnichten des Todes sterben, sondern Gott weiß, an dem Tag, da ihr davon esst, da werden eure Augen aufgetan und ihr werdet sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist. Oder: Wenn man zweifelt, ob die Verheißungen auch uns angehen. Sie seien nur dem eigentümlichen Volk Gottes, den Juden, geschehen. So habe er keinem Volk getan, noch ihnen ihre Rechte mitgeteilt. Wir

Ezech. 12. v. 22.

1. Sam. 15. v. 19. Esai. 54. v. 10. Luc. 21. v. 33.

Oder auch insonderheit Psalm. 47. v. 10.


20 Joh. 9. v. 31.

Strafe und Widerlegung der Welt­ kinder Frevelgericht. Psalm. 73. v. 15

Job. 4. v. 7. 5. 9. Job. 8. v. 3.

Actor. 28. v. 4.

Luc. 13. v. 4. Ps. 73. v. 11.

Wir seien nicht von Israel geboren, seien demnach nicht Gottes auserwähltes Volk, sondern böse und geborene, mutwillige Sünder. Wir wissen aber, dass Gott die Sünder nicht hört. Wir spüren es ja in dem Werk selbst. Wir haben ja keine Hilfe, keine Errettung, sondern es werde immer je länger desto schlimmer. Das ist abermals ein schwerer Kampf, der einem Wohlgeübten viel zu schaffen machen sollte, wenn der Streit hinten und vorn auf ihm lastet.

W

Gebrauch dieser Lehre

enn denn Gott die rechten, wahren Israeliten in solchem Kampf der Anfechtung auf diese Art auf die Probe stellt, so ist es eine rechte Torheit der sicheren Weltkinder, dass sie die Kinder Gottes dafür verdammen, solche je gewesen zu sein. Diese halten mit Hiobs Freunden dafür, sie bei Gott in Ungnade stehen müssen, eine besondere Sünde oder ein Bubenstück begangen zu haben. Sie sagen mit Eliphas: Lieber, gedenke doch, wo ist ein Unschuldiger umgekommen? Oder wo sind die Gerechten je vertilgt? Wie ich wohl gesehen habe: die da Mühe pflügen und Unglück säten, ernteten es auch ein; durch den Odem Gottes sind sie umgekommen und vom Geist seines Zorns vertilgt. Meinst du, dass Gott unrecht richte oder der Allmächtige das Recht verkehre? Sie richten unzeitig wie die zu Malta. Als Paulus eine Otter an die Hand fuhr, sprachen sie: Dieser muss ein Mörder sein, den die Rache nicht leben lässt. Müssen allein diejenigen Sünder sein, auf die der Turm von Siloah fiel? Was sollte Gott nach jenen fragen? Was sollte der Höchste ihrer achten? Hingegen


21 Hingegen irren sie gröblich und betrügen sich selbst hässlich, indem sie sich selig preisen, weil sie nicht im Unglück sind wie andere Leute und nicht wie andere Menschen geplagt werden. Darum muss ihr Trotzen köstlich Ding sein, und ihr Frevel muss wohl getan heißen. Ihre Person brüstet sich wie ein fetter Wanst. Ihr Haus hat Frieden vor der Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen. Sie werden alt bei guten Tagen und erschrecken kaum einen Augenblick vor der Hölle. Die doch sagen zu Gott: „Hebe dich von uns, wir wollen von deinen Wegen nicht wissen! Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? Oder was sind wir gebessert, so wir ihn anrufen?“ Darum preisen wir die Verächter, sagen sie, denn die Gottlosen nehmen zu; sie versuchen Gott, und alles geht ihnen wohl aus, meinen also, sie seien bei Gott in großen Gnaden, weil sie frei sind von allem Unglück und Kampf der Anfechtungen. Aber sie sind dessen nicht wert. Wie von den Gerechten geschrieben steht: Sie werden ein wenig gezüchtigt, aber viel Gutes wird ihnen widerfahren; denn Gott versucht sie und findet sie seiner wert. Sie aber achtet Gott eines solchen Kampfes nicht für würdig. Er lässt sie frei gehen wie Schafe, dass sie geschlachtet werden und sondert sie aus, dass sie gewürgt werden. Indessen wartet der Kampf und Streit ihres bösen Gewissens auf sie. Das wird sie nagen und plagen, wenn sie ihre Gedanken untereinander verklagen und entschuldigen werden. Ihr Wurm wird alsdann nicht sterben und ihr Feuer nicht verlöschen. Tut gemach, lasst doch das Rühmen, ihr Gut steht nicht in ihren Händen; darum soll der Gottlosen Sinn ferne von mir sein. Wie wird die Leuchte der Gottlosen verlöschen, und ihr Unglück über sie kommen? Er wird Herzeleid austeilen in

Deren Selbstbetrug Ibid. v. 5. 6. v. 7. Hiob. 21. v. 9. v. 13. v. 14. v. 15.

Malach. 3. v. 15.

Sap. 3. v. 5. Sie sind des Kampfes nicht würdig. Jer. 12. v. 3. Wartet ein anderer Kampf auf sie. Rom. 2. v. 15 Esai. 66. v. 24. Gehen endlich gerne zugrund’.


22 Hiob. 21. v. 16. v. 17. v. 18. v. 19. Ps. 77. v. 18. 19. Und erkennen ihren Irrtum zuletzt mit später Reue. Ezech. 13. v. 5. Esai. 13. v. 7. Sap. 5. v. 2. v. 3. v. 4. v. 5. v. 6. v. 7. v. 1. v. 2. Malach. 3. v. 18. Ermahnung der Kämpfer.

in seinem Zorn. Sie werden sein wie Stoppeln vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführt. Gott spart desselben Unglück auf seine Kinder. Er vergelte es ihm selbst, dass er’s innewerde. Seine Augen werden sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen wird er trinken. Gott setzt sie aufs Schlüpfrige und stürzt sie zu Boden. Wie werden sie so plötzlich zunichte. Sie gehen unter und nehmen ein Ende mit Schrecken. Weil sie sich nun dies nicht vor Augen geführt hatten, werden sie alsdann zur Zeit des Kampfes und Streits nicht bestehen können, am Tage des Herrn. Sondern ihre Herzen werden feige und ihre Hände lasch werden. Sie werden voller Reue untereinander sprechen und in Herzensangst seufzen: „Das ist der, über den wir früher gelacht und gespottet haben, wir Narren! Wir hielten sein Leben für unsinnig und sein Ende für ehrlos. Wie konnte er nur zu den Söhnen Gottes gezählt werden, so dass sein Erbteil bei den Heiligen ist? Dann sind also wir vom Weg der Wahrheit abgeirrt, und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geleuchtet, und die Sonne ist uns nicht aufgegangen. Wir sind unrechte und verderbliche Wege gegangen und haben unwegsame Wüsten durchwandert, aber den Weg des Herrn haben wir nicht erkannt.“ Da wird dann der Gerechte in großer Zuversicht dastehen vor denen, die ihn geängstigt haben und seine Arbeit verworfen haben. Wenn sie ihn dann sehen, werden sie in Furcht und Schrecken geraten und außer sich sein über seine Rettung, die sie nicht erwartet hätten. Da wird sich erst der Unterschied äußern zwischen dem Gerechten und dem Gottlosen, und zwischen dem, der Gott gedient, und dem, der ihm nicht gedient hat. Zweitens haben sich darum alle frommen, angefochtenen und geängstigten Herzen in solch schwerem und


23 und hartem Kampf der Anfechtung und lang anhaltenden Leiden nicht zu beschweren, sondern sollten sich vielmehr rühmen der Trübsal, mit welcher sie Gott seiner wert achtet, dass er mit ihnen ringen mag. Gnade und Barmherzigkeit wohnt bei seinen Heiligen, und er sucht seine Auserwählten gnädig heim. Sie haben sich klar zu machen, dass sie im Kampf mit Gott stehen. Dem David ist’s eine große Ehre gewesen, dass er mit dem ungeheuren Riesen Goliath, dem stärksten unter den Philistern, vor dem sich jedermann entsetzt und sich sehr gefürchtet hatte, welcher von Jugend auf ein Kriegsmann gewesen, David aber nur ein Knabe gegen ihn gerechnet, den Kampf einzugehen und anzutreten. Der Sieg ist danach nur umso herzlicher gewesen, als die Weiber mit Gesang und Reigen davon rühmen und singen: Saul hat tausend geschlagen, aber David zehntausend. Also auch da, wenn wir mit dem Herrn Zebaoth, dem Herrn mächtig im Streit, mit dem König der Ehren uns in einen Kampf einlassen müssen, so ist’s uns eine große Ehre, besonders wenn wir mit Glauben und Geduld den unüberwindlichen Gott überwinden, das Feld behalten und den Sieg davon tragen. Davon singt man dann auch mit Freuden in den Hütten der Gerechten. Drittens. Wir haben uns herzlich zu trösten, dass es nur gut für uns ist, denn da lernen wir das Rechten Gottes. Da werden wir geübt als die guten Streiter Jesu Christi – im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung und Geduld. Denn Trübsal bringt Geduld. Geduld bringt Erfahrung. Erfahrung bringt Hoffnung. Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden. Solche Wirkungen der Trübsal kommen nicht von der Trübsal selbst als Hauptursache her, denn da ist der Heilige Geist, der solches hauptsächlich bewirkt, sondern

Haben sich nicht zu beschweren. Sap. 3. v. 9. Sondern vielmehr zu rühmen. 1. Sam. 17. v. 11. v. 33. v. 47 & 48.

1. Sam. 18. v. 7. Psalm. 24. v. 8. 9. 10. Ist große Ehr’, wider Gott siegen Psalm. 118. v. 15. Trost, ist gut und heilsam. Psalm. 119. v. 71. 2. Tim. 2. v. 3.

Bewirkt Geduld.


24 Luc. 21. v. 19. Apoc. 13. v. 10. Thren. 3. v. 26. v. 28. Ebr. 10. v. 36.

Erfahrung.

Deut. 8. v. 2.

Ps. 77. v. 6. v. 12. v. 13. v. 15. Psalm. 85. v. 2. v. 3. v. 4. v. 5. Psalm. 89. v. 49.

dern die Trübsal ist die materia proria, an welcher sich die Geduld übt; nach Christi Ermahnung. Fasset eure Seelen mit Geduld, denn hier ist Geduld der Heiligen. Da heißt es dann wohl in Trübsal, es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen. Es ist wohl alsdann nötig, dass ein Verlassener geduldig sei, wenn ihn etwas überfällt. Da ist wohl Geduld vonnöten. Denn wenn der Esel unter seiner Last lang Sprünge ­machen will, wird sie ihm nicht desto leichter, sondern nur schwerer. Geduld bringt Erfahrung activè und passivè. Man verinnerlicht, was im eigenen Herzen steckt, wie wir mit im Glauben und im Christentum verwurzelt und gegründet sind. Wie Mose von der Prüfung der Israeliten sagt, dass der Herr dich demütigte und versuchte, dass kund würde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht. Oder wir erfahren selbst etwas, wenn wir voriger Zeiten und alter Jahren gedenken und sprechen folgendes: „Darum gedenke ich an die Taten des Herrn; ja, ich gedenke an deine vorigen Wunder und rede von allen deinen Werken und sage von deinem Tun. Du bist der Gott, der Wunder tut; du hast deine Macht bewiesen unter den Völkern. Du hast dein Volk erlöst mit Macht, die Kinder Jakobs und Josephs. Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande und hast die Gefangenen Jakobs erlöst; der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk und alle ihre Sünde bedeckt; der du vormals hast deinen Zorn aufgehoben und dich gewendet von dem Grimm deines Zorns. Tröste uns, Gott, unser Heiland, und lass ab von deiner Ungnade über uns. Herr, wo ist deine vorige Gnade, die du David geschworen hast in deiner Wahrheit? Gott, du hast uns versucht und geläutert


25 läutert wie das Silber geläutert wird; du hast uns in den Turm werfen lassen; du hast auf unsere Lenden eine Last gelegt; du hast Menschen über unser Haupt fahren lassen; wir sind in Feuer und Wasser gekommen, aber du hast uns ausgeführt und erquickt. Dies alles hätte man nicht erfahren, wäre man nicht in Geduld geübt worden. Denn es heißt mit recht non tentatus qualia scit – wer nichts erfahren hat, der weiß nichts. Erfahrung bringt Hoffnung. Denn wenn man Gottes Barmherzigkeit, Hilfe und Beistand das eine und andere Mal erfahren hat unter großen und schweren Leiden und Anfechtungen, so sind wir getrost und sagen mit Paulus: „Wir wollen euch nicht verhalten, liebe Brüder, unsre Trübsal, die uns in Asien widerfahren ist, da wir über die Maßen beschwert waren und über Macht, also dass wir auch am Leben verzagten und bei uns beschlossen hatten, wir müssten sterben. Das geschah aber darum, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst sollen stellen, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, welcher uns von solcher Trübsal erlöst hat und noch täglich erlöst; und wir hoffen auf ihn, er werde uns auch hinfort erlösen.“ Auf solche Weise schlussfolgern die Gläubigen, der alte Gott lebe noch, der sie aus sechs Trübsalen erlöst habe, werde sie auch in der siebenten nicht stecken lassen. Da nun diese Hoffnung nicht zuschanden gelassen werden kann, weil sie sich auf Gott und sein Wort verlässt – denn der Herr ist ein Schild allen, die ihm vertrauen –, so wird auch endlich ein solcher Kampf und Streit nicht ewig währen. Es ist nur ein kleines, dass wir Gott nicht sehen. Nur eine zeitliche und leichte Trübsal, schafft aber eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern

Psalm. 66. v. 10. v. 11. v. 12.

Hoffnung.

2. Cor. 1. v. 8. v. 9.

v. 10.

Hiob. 5. v. 19. Die kann nicht zuschanden gelassen werden. Ps. 18. v. 31. Joh. 16. v. 19. 1. Pet. 5. v. 10. 2. Cor. 4. v. 17. & 18.


26 Rom. 8. v. 18. Rom. 8. v. 28.

2. Timoth. 2. v. 11. 12.

Nach Jakobs Kampf …

folgt der Sieg.

Wie es zu verstehen ist, dass er siegte. Esai. 9. v. 6. Luc. 11. v. 22. Col. 2. v. 15.

sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig. Denn aller dieser Zeit Leiden ist der Herrlichkeit nicht wert, die an den Kindern Gottes solle offenbar werden. Denn denen, die Gott lieben, muss letztlich alles zum Besten dienen. Das ist gewisslich wahr: Sterben wir mit, so werden wir mitleben; dulden wir, so werden wir mitherrschen.

J

Der andere Teil

akob hat ritterlich gerungen nach allem Vermögen und Kräften, mit Leib und Seele; sogar, dass ihm auch die Hüfte darüber verrenkt worden ist. Seine Seele ist auch in großen Nöten und Ängsten gewesen. Dennoch überwindet er endlich und es wird ihm der Preis zuerkannt. Denn der Mann sieht, dass er ihn nicht besiegen kann. Darum spricht er: „Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast obsiegt.“ Das ist aber nicht so zu verstehen, als ob Jakob stärker gewesen wäre als der Sohn Gottes. Denn er ist der starke Held, und die Kraft, der auch den starken Gewappneten überwunden und ihm seinen Palast beraubt, ihm seinen Harnisch genommen, worauf er sich verließ, und den Raub ausgeteilt hat. Er hat die Fürstentümer und die Gewaltigen ausgezogen und sie öffentlich schaugetragen und einen Triumph aus ihnen gemacht durch sich selbst. Das Feld muss er behalten. Vielmehr hat der Sohn Gottes sich solcher Macht und Kräfte nicht bedient und nicht angewendet, wie er es wohl hätte tun können. Gleichwie nun der Kampf körperlich und geistlich


27 lich gewesen ist, so ist es auch der Sieg. Denn körperlich

hat ihm der Mann nichts anhaben können, sondern Jakob wer der Überlegene. Danach sagt der Mann: „Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.“ Geistlich gesehen behält er die Oberhand, denn er will ihn nicht lassen, er segne ihn denn. Als würde er sagen: „Du hast gesagt, mich gehe der Segen nichts an. So lasse ich dich jetzt nicht gehen, bis du mich segnest. Ich verlasse mich gänzlich auf die Verheißung. Dabei bleibe ich fest.“ Darauf segnet er ihn. Was aber das für ein Segen gewesen ist, das berichtet Mose nicht. Es ist aber zu vermuten, dass es genau der Segen gewesen ist, womit Gott zuvor die heiligen Erzväter gesegnet hat, nämlich: „Ich will dein und deines Samens Gott sein.“ Ebenso: „Durch deinen Samen sollen alle Völker auf Erden gesegnet werden.“ Bei diesem Segen, weil er ihm wohlbekannt war, hat Jakob diesen Mann erkannt und wer er war. Nun bist du der, der meinen Großvater Abraham, meinen Vater Isaak gesegnet hat. Und hast solchen Segen auch mir gegenüber wiederholt. So bin ich nun auch schon zufrieden. Ich bitte nunmehr um Vergebung. Bisher habe ich gemeint, du seist mein Feind. Und jetzt sehe ich freilich, du bist der Segensmann, der mich und meine Väter gesegnet hat. Nun habe Dank. Und jetzt frage ich nicht mehr danach, wenn mir schon meine Hüfte verrenkt ist, was ich zuvor im Kampf weder empfunden noch gemerkt habe. Nun ist mir allenthalb’ wohl, an Leib und Seele, dass ich dich kennen gelernt habe. Nun bin ich zufrieden und ich verlasse mich gänzlich auf dein Wort und deine Verheißung. Vorher bin ich in großen Nöten und Ängsten gesteckt. Nun bin ich durchgedrungen. Ich bin nunmehr aller Sorge und Angst entledigt. Zum Wortzeichen nun, dass er überwunden hat, wird

Dieser Sieg ist wie der Kampf auch ein doppelter. Körperlich. Geistlich.

Gen. 22. v. 18. Cap. 17. v. 18. Cap. 26. v. 4.

Siegeswortzeichen.


28 Namensänderung.

wird ihm der Name geändert, dass er Israel, ein Got-

tesgewaltiger heißen solle.

Indessen bricht die Morgenröte und der Tag an, als sich diese beiden dann wieder trennen und Jakob seinen Weg weiterwandert.

Lehre aus diesem anderen Teil

Gläubige Kämpfer tragen den sicheren Sieg davon. Durch den Glauben. 1. Joh. 5. v. 4. Matth. 15. v. 28.

Glaubensgrund. Joh. 17. v. 18. 2. Pet. 1. v. 19. Joh. 14. v. 6. Ebr. 6. v. 18. 1. Sam. 15. v. 29. Num. 23. v. 19. 2. Tim. 2. v. 13. Ebr. 11. v. 1. Glaubensvergleich

W

ir sehen, wie die recht kämpfenden Israeliten letztlich überwinden und den Preis davontragen. Die Mittel, womit sie solchen erlangen sind erstens (1.) der feste zuversichtliche Glaube. Denn der ist unser Sieg, damit wir nicht nur die Welt überwinden, sondern wohl gar den unüberwindlichen Gott, dass er sich uns gefangen geben muss, wie zu sehen an dem kanaanäischen Weib. Sie kämpft lang mit Christus. Zuletzt ergibt er sich und sagt: „O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst.“ Der Glaube muss endlich den Sieg behalten, denn er gründet und verlässt sich auf Gottes Verheißungen und Worte. Nun ist sein Wort die Wahrheit. Es ist das feste prophetische Wort. Er selbst ist die Wahrheit. Denn es ist unmöglich, dass Gott lügt. Denn der Held in Israel lügt nicht und er bereut nichts, denn er ist nicht ein Mensch, dass er etwas bereuen sollte. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas versprechen und nicht halten? Der feste Grund Gottes besteht. Gott kann sich selbst nicht verleugnen. Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht. Nennt es eine Hypostase, eine Art Grundfeste und starke unbewegliche Säule, auf die wir alle Zuversicht und Hoffnung fest gründen und setzen können. Der Glaube ist wie ein


29 ein Fels. Über das Glaubensbekenntnis des Petrus sagt Christus: „Auf diesen Felsen will ich bauen meine Gemeinde, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.“ Weiter hält er dann auch den für einen klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen baut. Darum wird der, der auf Gott hofft und ihm vertraut, nie zuschanden; und wer auf diesen Felsen baut, obgleich ihm hier viel Unglück begegnet, habe ich doch nie den Menschen fallen sehen, der sich auf Gottes Trost verlässt. Er hilft seinen Gläubigen allen. So hat Abraham alle Anfechtungen und den unüberwindlichen Gott überwunden. Der hat geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war. Und er ward nicht schwach im Glauben, sah auch nicht an seinem eigenen Leib, welcher schon erstorben war, weil er schon fast hundertjährig war, auch nicht den erstorbenen Leib der Sara. Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs allergewisseste, dass, was Gott verheißt, das kann er auch tun. Darum ist’s ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet. So tut es auch der Königische. Jesus spricht zu ihm: Dein Sohn lebt! Der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin und fand es auch so. Im Hebräerbrief-Kapitel 11 werden die Werke des Glaubens beschrieben und was er ausrichten könnte, dass der Glaube wohl ein allmächtiges Ding genannt werden kann, dass dem, der da glaubt, alle Dinge möglich sind. Und der Glaube überwindet auch den Allmächtigen selbst. Darum singt die christliche Kirche recht und wohl: „Ihr Glaub’ (d.h., die Hoffnung auf Gott setzen) ist satt/ kein Mangel hat/ von Gott hat er die Stärke./ Darum spricht man/ sie werden b’stahn/ gleichwie Zion der Berge. Und

Matth. 16. v. 18. Matth. 7. v. 24.

Glaubensexempel. Rom. 4. v. 16. v. 19. v. 20. v. 21.

Joh. 4. v. 50.

Marc. 9. v. 23.


30

Die Hoffnung. Rom. 8. v. 24. Deren Grund. Rom. 15. v. 4. Ebr. 6. v. 19. Gleichnis vom Anker. 2. Petr. 2. v. 19. Rom. 5. v. 5. Rom. 12. v. 12. Tit. 2. v. 12. Ebr. 3. v. 6. Ebr. 6. v. 18. Die Geduld. Thren. 3. v. 26. v. 27. v. 28. v. 29. v. 30.

Und wiederum/ ob sich’s anließ, als wollt er nicht/ lass dich es nicht erschrecken./ Denn wo er ist am besten mit/ da will er’s nicht entdecken./ Sein Wort lass dir gewisser sein/ und ob dein Herz sprech’ lauter nein/ so lass doch dir nicht grauen.“ 2.) Die lebendige Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man das hoffen, das man sieht? Diese Hoffnung gründet sich abermals auf Gottes Wort und Verheißung. Darum sagt Paulus, dass wir durch Trost und Geduld der Schrift Hoffnung haben. Die Hoffnung als ein fester und sicherer Anker unserer Seelen – die muss einen festen Grund haben, worin sie haftet, denn wenn Anker geworfen wird, so haftet derselbe in keinem Sandboden, sondern muss einen festen Grund haben. Das ist nun nichts anderes als das feste prophetische Wort. Denn die Hoffnung wart’ der rechten Zeit, was Gottes Wort zusaget. Sein Wort lass dir gewisser sein/ und ob dein Herz sprech’ lauter nein/ so lass doch dir nicht grauen. Diese Hoffnung lässt freilich nimmermehr zuschanden werden. Da kann man stets fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal sein und kann mit Freuden warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung des großen Gottes und unseres Heilandes Jesus Christus, so wie wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten und uns halten an der angebotenen Hoffnung als einen sichern und festen Anker unsrer Seelen. 3.) Die Geduld. Denn es ist ein köstlich Ding, geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen. Es ist ein köstlich Ding einem Mann, dass er das Joch in seiner Jugend trage, dass ein Verlassener geduldig sei, wenn ihn etwas überfällt, und seinen Mund in den Staub stecke und der Hoffnung warte und lasse sich auf die ­Backen schlagen


31 schlagen und viel Schmach anlegen. Denn der Herr verstößt nicht ewiglich, sondern er betrübt wohl, und erbarmt sich wieder nach seiner Güte. Denn nicht von Herzen betrübt er die Menschen. Der Glaube und die Geduld gefallen Gott wohl, denn er ist selbst der Gott der Geduld und des Trostes. Es gefällt ihm nichts besser, als wenn man seinen Willen gern tut, wenn es heißt, nicht mein Wille sondern dein Wille geschehe, wenn man sich so fein auf Anfechtung vorbereitet, fest steht und nicht wankt, alles was da widerfährt, auf sich nimmt und geduldig ist in allerlei Trübsal, wenn man um der Liebe Gottes willen alles geduldig überwindet und von seiner Liebe sich durch nichts scheiden lässt, weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur. Also trug Abraham Geduld und erlangte die Verheißung. Nehmet an zum Exempel der Geduld die Propheten, die zu euch geredet haben in dem Namen des Herrn. Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen. Christus soll hierin unser Vorbild sein. Die Geduld dieses unseres Herrn sollen wir für unsere Seligkeit achten. Da er gestraft und gemartert ward, tat er seinen Mund nicht auf wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut. Der hat uns ein Vorbild gelassen, dass wir seinen Fußtapfen folgen sollen, welcher nicht wiederschalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litt, er stellte es aber dem anheim, der da recht richtet. Der hat mit seiner höchsten Geduld alles überwunden und uns den Sieg erworben. Darum wir auch, dieweil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben

v. 31. 32. v. 33. Syr. 1. v. 33. Rom. 15. v. 5. Psalm. 40. v. 9. Matth. 26. v. 39. Syr. 2. v. 1. 2. 4. Rom. 8. v. 37 v. 38. & 39. Exempel der Geduld

2. Pet. 3. v. 15. Esai. 53. v. 7. 1. Pet. 2. v. 21. v. 23. 1. Cor. 15. v. 57.


32 Ebr. 12. v. 1. v. 2.

v. 3.

Die Beständigkeit. Apoc. 2. v. 10. Matth. 24. v. 13. 2. Timoth. 2. v. 5. 2. Tim. 4. v. 7. v. 8. 1. Cor. 9. v. 24. v. 25.

Sinnbilder der Beständigkeit.

haben, lasset uns ablegen die Sünde, so uns immer anklebt und träge macht, und lasset uns laufen durch Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist und aufsehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens; welcher, da er wohl hätte mögen Freude haben, erduldete das Kreuz und achtete der Schande nicht und hat sich gesetzt zur Rechten auf den Stuhl Gottes. Gedenket an den, der ein solches Widersprechen von den Sündern wider sich erduldet hat, dass ihr nicht in eurem Mut matt werdet und ablasset. 4.) Die Beständigkeit. Denn wenn man Gott nicht lässt bis er segnet, so behält man den Sieg, damit er endlich segnet. Wenn man getreu ist bis an den Tod, so will Gott endlich die Krone des Lebens geben. Wer beharret bis ans Ende, der soll selig werden. So jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht. Der Kampf muss ausgekämpft, der Lauf muss vollendet sein, Glauben muss beständig gehalten sein. Sollte anders hinfort die Krone der Gerechtigkeit beigelegt werden, sollte sie an jenem Tage von dem gerechten Richter gegeben werden? Wisset ihr nicht, dass die, so in den Schranken laufen, die laufen alle, aber einer erlangt das Kleinod? Laufet nun also, dass ihr es ergreifet! Ein jeglicher aber, der da kämpft, enthält sich alles Dinges; jene also, dass sie eine vergängliche Krone empfangen, wir aber eine unvergängliche. Die Alten haben die Beständigkeit mit einem Amboss abgebildet, auf den man immerdar mit Hämmern zuschlägt. Dabei stand geschrieben: Nulli cedo. Ich weiche niemand. Auch haben sie einen Felsen dargestellt, auf den die Winde zugestürmt haben mit dieser Umschrift: Stat ut marpesia cautes. Er steht wie ein Fels. Man mag gegen einen Felsen schießen, stoßen, schlagen, obgleich es etwa Schiefer


33 fer gibt, so weicht er doch nicht. Also mag auch einen standhaften Christen nichts bewegen, keine Trübsal mag ihn verdrängen. Der sagt: Und ob es währt bis in die Nacht/ und wieder an den Morgen/ doch soll mein Herz an Gottes Macht/ verzweifeln nicht noch sorgen./ Von Gott will ich nicht lassen/ denn er lässt nicht von mir… Ich will halten, den meine Seele liebt und will ihn nicht lassen, bis ich ihn bringe in meiner Mutter Haus, in meiner Mutter Kammer. 5.) Das liebe zuversichtliche Gebet. Denn das Gebet des Gerechten vermag viel bei Gott, wenn’s ernst ist. Man nimmt Gott gleichsam gefangen mit dem Gebet, dass er tun muss, was die eifrigen Beter wollen. Denn er tut, was die Gottesfürchtigen begehren. Es ist wohl ein allmächtiges Ding um des Gläubigen Gebet, denn es zwingt und überwindet den allmächtigen Gott. Gott hat im Sinn gehabt, das Volk Israel zu vertilgen. Mose hat’s mit seinem Gebet abgewendet. Gott redet, als wenn er gleichsam Moses Gefangener wäre. „Lass mich, dass mein Zorn über sie ergrimme und sie vertilge.“ Wie hält Abraham Gott auf mit seinem Gebet, dass Gott nichts tun kann bis dass Abraham mit ihm ausgeredet hat? Er erklärt fünf mal, dass er tun wolle, was Abraham erbittet. Wie hält Lot im Gebet daran fest, da er sagt, er könne nichts tun, bis er nach Zoar hineinkäme? Darum solle er eilen. Das bedeutet recht: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.“

I.

I

Gebrauch dieser Lehre st der Glaube das Mittel, womit wir letztendlich den Sieg erlangen. Wie wollen die Ungläubigen bestehen zur Zeit des Streits, zur Zeit der Anfechtung

Cant. 3. v. 4.

Das gläubige Gebet. Jacob. 5. v. 16.

Psalm. 145. v. 19. Wirkungen dessen. Gen. 32. v. 10. Gen. 18. à v. 20. usque 32. Cap. 19. v. 22.

Strafe und Widerlegung der Ungläubigen und Zweifelmütigen.


34 Joh. 20. v. 25. 2. Reg. 7.

Syrach. 2. v. 14. v. 15. v. 16. v. 17. Ebr. 6. 1. Thess. 5. v. 8. Deren, die nicht auf Gott, sondern eitle Dinge hoffen. 2. Cor. 4. v. 18. Prov. 10. v. 28. Hiob. 8. v. 13. 14. Hiob. 11. v. 20. Der Murrenden und Unbeständigen.

tung, die von Gott, seinem Wort und den Verheißungen nichts wissen – und wenn sie es schon wissen, doch nicht glauben wollen, mit Thomas sagen, es sei denn, dass ich’s sehe, will ich nicht glauben? Der Ritter zu Samaria, ungeachtet der Rede des Propheten Elisa: Höret des Herrn Wort, so spricht der Herr: „Morgen um diese Zeit werden zwei Scheffel Gerste einen Silberling gelten und ein Scheffel Semmelmehl einen Silberling.“ So antwortet er doch dem Mann Gottes und sprach: „Wenn der Herr Fenster am Himmel machte, wie möchte solches geschehen?“ Von denen sagt Sirach: „Weh denen, die an Gott verzagen und nicht an ihm festhalten, und dem Gottlosen, der hin- und herschwankt! Weh den Verzagten, denn sie glauben nicht; darum werden sie auch nicht beschirmt. Weh denen, die die Geduld verloren haben; wie wird es ihnen ergehen, wenn sie der Herr heimsuchen wird?“ Ist die Hoffnung der feste Anker unserer Seele, ist sie der Helm zur Seligkeit? Wie wollen sie bleiben, die nicht hoffen auf den lebendigen Gott, die mit Macht nicht trauen wollen, die der die Hilfe Gottes zur rechten Zeit nicht erwarten, die ihre Hoffnung allein auf das Sichtbare und nicht das Unsichtbare, auf eitle, nichtige und vergängliche Dinge setzen? Wenn diese aber verloren sind, so ist auch die Hoffnung verloren. Deren Hoffnung aber ist wie ein Spinnennetz, wodurch leicht ein Loch gemacht werden kann. Ein solcher verlässt sich auf sein Haus und wird doch nicht bestehen. Er wird sich daran halten aber doch nicht stehen bleiben. So geht es allen, die so gottvergessen sind, denn die Augen der Gottlosen werden verschmachten und sie werden nicht entrinnen können. Denn ihre Hoffnung wird ihrer Seele fehlen. Erhält endlich die Geduld und Beständigkeit den Sieg


35 Sieg, so mögen die wetterwendischen Rohre, die sich von jedem Wind wiegen und wägen lassen, alle Ungeduldigen und gegen Gott murrenden zusehen, was sie zu schaffen haben, wenn sie Gott anrührt. Damit werden sie nicht siegen. Das dient nicht dazu, Gnade zu erwerben. Was haben die Israeliten damit gewonnen, als sie ungeduldig wurden und oft in der Wüste gemurrt haben? Nichts, als dass sie von dem Verderber umgebracht wurden! Was murren also die Leute im Leben? Man murre vielmehr gegen die Sünde. Es behält doch Gott recht in seinen Worten und er bleibt rein, wenn er gerichtet wird. Aber die also von Gott weichen, die müssen umkommen. Kann man mit dem lieben Gebet Gott überwinden und gleichsam zwingen, dass er sich endlich wegen seiner Verheißung ergeben muss? Endlich siegt man. So haben die das Gewehr schon niedergelegt, und sind des Siegs verlustig, welche dagegen niemals des Gebets gedenken, sondern vielmehr Gott ins Angesicht sagen: „Heb’ dich von uns, wir wollen von deinen Wegen nichts wissen. Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten, oder was sind wir gebessert, so wir ihn anrufen?“ Die gehören wohl unter die Toren, die Gott nicht anrufen oder in ihrem Gebet zweifeln und in ihrem Herzen sprechen: „Es ist kein Gott.“ Denn wer da zweifelt, der ist wie die Meereswoge, die vom Winde getrieben und gewebt wird. Solcher Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig in allen seinen Wegen. II. Ist es ein harter und schwerer Kampf. Tu contrà audentior ito. So gehört desto mehr Mut und Freudigkeit hierzu. Soll man aber desto mutiger und freudiger denselben antreten und den Sieg des Glaubens davontragen, so ist’s umso mehr vonnöten, dass man sich

Man gewinnt nichts damit. Jud. 8. v. 12. 1. Cor. 10. v. 10. Num. 14. v. 2. Num. 20. v. 2. Exod. 15. & 16. Ps. 106. 25. Thr. 3. v. 39. Ps. 51. v. 6. Jer. 12. v. 1. Ps. 73. v. 27. Deren, die in Kreuz und Anfechtung nicht beten. Hiob. 2. v. 10. Hiob. 21. v. 15. Psalm. 53. v. 2. v. 5. Oder zweifeln. Jacob. 1. v. 6. 7. Ermahnung zur Freudigkeit im Kampf. Dazu gehören Mittel, die beherzt machen.


36 1. Gottes Wort. Rom. 10. v. 17. Ps. 27. v. 8. 2. Timoth. 2. v. 13. Matth. 8. v. 13. Cap. 15. v. 28. 2. Die Hl. Sakramente. Rom. 4. v. 11. 1. Sam. 17. v. 27.

1. Sam. 14. v. 6.

Die Hl. Taufe. 1. Petr. 3. v. 21.

sich wohl ausstatte mit dergleichen Mitteln, wodurch unser Glaube gestärkt und wir im Glauben fest und wohl gerüstet durch des Heiligen Geistes Trost erhalten werden mögen. So sollen wir uns mit Gottes Wort gut absichern, denn der Glaube kommt her aus dem Wort Gottes. Damit können wir Gott halten. Wenn unser Herz ihm sein Wort vorhält, so muss er uns segnen. Denn er kann sich selbst nicht verleugnen, er bleibt treu. Da muss der Sieg unfehlbar folgen, dir geschehe, wie du geglaubt hast. Wie du willst. Danach sollen wir unseren Glauben stärken, kräftigen und gründen mit den Siegeln des Glaubens den Heiligen Sakramenten. Die machen freilich einen Christen beherzt, freudig und mutig zu allem Kampf des Glaubens. Denn gleich wie der verachtete Knabe David in den Augen des stolzen Philisters, nachdem er in ein Duell oder Zweikampf mit ihm eintreten wollte, sich tröstete, dass er durch die Beschneidung dem Gnadenbund Gottes einverleibt worden sei, jener aber ein unbeschnittener Philister wäre. Nicht weniger auch der königliche Erbprinz Jonathan, als er das Philisterlager überfallen wollte, machte, er sich selbst und seinem Waffenträger Mut, indem er sagte: „Lass uns hinüber gehen zu dem Lager dieses Unbeschnittenen, vielleicht wird der Herr etwas durch uns ausrichten.“ Gerade so und viel mehr tröstet sich ein rechter Israelit und getaufter gläubiger Christ, nimmt Mut und Herz in allem Leiden und Anfechtungskampf von seiner empfangenen Heiligen Taufe und versichersich hiermit des gewissen Sieges, zumal er gewiss ist, dass er mit Gott in den Bund eines guten Gewissens, welcher ihn selig macht


37 macht, eingetreten ist, worin er Christus mit all seiner Kraft und Macht herangezogen hat, mit dem er hernach Taten bewerkstelligen kann. Da hat er nun der Heiligen Dreifaltigkeit gelobt und zur Blutfahne Jesu Christi geschworen, dass er getreu bis ans Ende bei diesem seinen Heiland bleiben und ein guter Streiter Jesu Christi sein wolle, den Geboten gemäß leben, ritterlich streiten gegen Teufel, Welt und sein eigen Fleisch und Blut. Die Heilige Dreifaltigkeit tut dem Getauften gleichsam einen Eid. Dass sie ihm ein gnädiger Gott sein wolle und ihm alle seine Sünden verzeihe aus lauter Gnade durch Jesus Christus und ihn zum Kind und Erben des ewigen Lebens aufnimmt: Ich Gott der Vater bekenne hiermit, dass ich dieses Menschenkindes gnädiger Vater sein und ihm um des Verdienstes und der Fürbitte meines geliebten Sohnes willen alle seine Sünden aus Gnade verzeihen und vergeben und solches als mein liebes Kind im Reich meines Sohnes Christi durch meinen Geist wider Teufel, Welt und Fleisch schützen und regieren will … Und ich Jesus Christus, Gottes Sohn, bezeuge, dass ich für alle seine Sünden gestorben und um seinetwillen Erlöser, Mittler und Fürbitter bin und reinige ihn hiermit kraft meines Blutes von seinen Sünden und nehme ihn mit Gott dem Vater und dem Heiligen Geist zum Miterben der Gnade und der ewigen Seligkeit auf. Und ich, Gott, der Heilige Geist, erkläre öffentlich, dass ich diesem Getauften durch mein Wort und heiliges Sakrament zum geistlichen und ewigen Leben im Glauben heilige und wiedergebäre, dass er von nun an sei Gottes liebes Kind. Dazu sagt Luther: „Wenn du dich an diese Worte hältst (wer glaubt und getauft wird), so ist’s unmöglich, dass weder die Sünd’ noch der Tod noch der Teufel dich überwältigen können sollte.“ Er zeigt

Gal. 3. v. 27. Ps. 60. v. 14. 2. Tim. 2. v. 3. 2. Tim. 2. v. 5. 2. Tim. 4. v. 7.

Schlussformel.

Tom. 2. Ie0n. Lat. f. 566. b.


38 Tom. 2. Ien. lat. de capt. Babyl. f. 285. & Serm. de S. Anthon. f. 566.

Tom. 2. Germ. Ien. fol. 185.

Das Hl. Abendmahl.

Joh. 6. v. 56.

zeigt da auch ein Exempel auf von einer Jungfrau, die allen Anfechtungen allein dies entgegen gesetzt habe: „Ich bin eine getaufte Christin, ich halte mich an das unüberwindliche Wort: Wer glaubt und getauft wird, der wird selig.“ Den Märtyrer Maiorico, welcher unter Kaiser Honorius wegen Bekennens des Evangeliums gemartert wurde, hat nichts mehr erfreut als der Zuspruch der gottseligen Matrone Dionisia, die ihn oft daran erinnerte: „Gedenke mein Sohn, dass du im Namen Gottes des Vaters, Sohnes und Heiligen Geistes getauft worden bist.“ Abermals sagt Luther: „Es ist kein gewisserer Trost auf Erden als die Taufe, durch welche wir in der Gnade und Barmherzigkeit Urteil treten, welche die Sünde nicht richtet, sondern mit vielen Übungen austreibt.“ Gleichsam sollen wir unseren Glauben oftmals stärken durch würdigen Genuss des Heiligen Abendmahls, denn das macht aus schwachen schüchternen Schäflein starke freudige Löwen, vor denen sich auch der Teufel entsetzt. Durch das Abendmahl wird unser Glaube in der Widerwärtigkeit gestärkt und wir in Anfechtung getröstet, indem alle evangelischen Verheißungen von der Vergebung der Sünden, der Gerechtigkeit in Christus und ewigem Leben uns durch seinen Leib und Blut besiegelt und zugesichert werden. Wir werden auch so fest durch die würdige Einnahme mit Christus vereinigt, dass er in uns und wir in ihm ewiglich sind und bleiben. Dieses Sakrament ist uns darum gegeben, dass der Leib Christi seiner Kirche hier auf Erden mit dem Haupt, das im Himmel ist, vereint werden möge. Gleich wie es nun dort David antrieb, freudig und beherzt


39 beherzt gegen den Goliath zu streiten, da der König dem, der diesen Riesen schlagen würde, seine Tochter zu geben, versprochen hatte – warum sollte es einen Christen nicht auch mutig und freudig machen zu streiten und zu kämpfen, weil er mit Christus verbunden, also gar, dass sie nunmehr auch durch den Tod nicht mehr geschieden werden könnten. Sein Herr Christus will ihn in Leib und Leid nicht mehr verlassen. Wer ihn antaste, der tue es seinem Augapfel. Wer ihn verfolge, der verfolge ihn selbst und es werde ihm schwer sein, wider den Stachel zu lecken. III. Gott wird getreu bleiben und dafür sorgen, dass die Versuchung ein solches Ende gewinne, dass man es ertragen kann. Es muss doch endlich die Morgenröte dem kämpfenden Jakob anbrechen. Alsdann wird unser Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und unsere Besserung schnell wachsen, und unsere Gerechtigkeit wird vor uns hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird uns zu sich nehmen. Denn er wird hervorbrechen wie die schöne Morgenröte und wird zu uns kommen wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet. Gott, der im Kampf lang sein Antlitz verborgen hat, wird sich offenbaren. Nicht nur, wenn er uns sein Antlitz wieder leuchten lassen wird, damit wir genesen, wenn er uns aus der Not herausreißen wird und sein Heil zeigen wird, sondern auch dort, wenn wir ihn nicht mehr sehen werden im Spiegel eines dunklen Wortes sondern von Angesicht zu Angesicht, wie er ist. Wenn wir schauen werden Gottes Angesicht in Gerechtigkeit, wenn wir werden satt werden an seinem Bilde. Wenn wir in unserem Fleisch Gott sehen werden, wenn unsere Augen ihn schauen werden und kein Fremder. Daher singt ein gläubiges Herz mit freuden: Mein’ lieben Gott von Angesicht

Zachar. 2. v. 8. Act. 9. v. 4.

Trost in allem Kampf. 2. Cor. 10. v. 13. Esa. 58. v. 8.

Hose. 6. v. 2. & 3.

Ps. 80. v. 20. Psalm. 91. v. 15. 16. 1. Cor. 13. v. 12. 1. Joh. 3. v. 2. Ps. 17. v. 15. Joh. 19. v. 26. 27.


40 Es. 9. v. 5.

Es. 62. v. 12. Es. 35. v. 10.

Apoc. 7. v. 9. 10. 11.

Prov. 10. v. 7. Syr. 44. v. 1.

sicht/ werd ich anschauen dran zweifle ich nicht/ in ewiger Freud’ und Seligkeit/ die mir bereit/ ihm sei Lobpreis in Ewigkeit. Alsdann wird aller Streit und blutig’ Kleid/ ein Ende nehmen. Hingegen sich finden Fried’/ Freud’/ und Mut/ zur ewigen Zeit beim höchsten Gut. Alsdann wird auch Gott den rechten Israeliten/ abermals den Namen ändern. Dass sie nunmehr nach ausgestandenem Kampf heißen werden die Erlösten des Herrn. Man wird sie nennen das heilige Volk, die Erlösten des Herrn. Da werden dann die Erlösten des Herrn wiederkommen und gen Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. Sie werden dann stehen vor dem Thron des Lamms, angetan mit weißem Kleid und Palmen in ihren Händen, schreien mit großer Stimme und sprechen: Heil sei dem, der auf dem Stuhl sitzt, unserm Gott, und dem Lamm! Und samt den Engeln und Ältesten und den vier Tieren niederfallen auf ihr Angesicht und Gott anbeten fröhlich das Amen sprechen. Lob und Ehre und Weisheit und Dank und Preis und Kraft und Stärke sei unserm Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

W

eil das Gedächtnis der Gerechten berechtigterweise im Segen bleibt, so darf man auch wohl die berühmten Männer loben. Darum darf es uns auch nicht verwehrt sein, dass wir der Seele unseres verstorbenen Herrn Rösch auch in allen Ehren gedenken, deren er wohl würdig gewesen ist. Derselbige


41 Derselbige nun ist Anno 1599 am 25. Januar zu Gomaringen, damals einem der Stadt Reutlingen zugehörigen Flecken, geboren worden. Sein Vater ist gewesen der auch Ehrwürdige wohlgelehrte Herr Magister Jakob Rösch, Pfarrer daselbst. Seine Mutter Anna Maria, geb. Weißhart. Von diesen seinen lieben Eltern ist er alsbald als ein von Natur aus böser und geborener Sünder zur Heiligen Taufe gebracht, in derselben von seinen Sünden reingewaschen, dem Gnadenbund Gottes einverleibt und zum Erben der Himmlischen Güter aufgenommen worden. Nachdem er nun frühzeitig im vierten Lebensjahr den erwähnten, seinen Herrn Vater, durch den zeitlichen Tod verloren hatte, hat doch seine liebe Mutter an fleißiger Zucht und Erziehung nichts ermangeln lassen. Und nachdem sie bei Zeiten eine fähige Begabung an ihm verspüren konnte, hat sie, wie eine zweite Hanna ihren Samuel, diesen ihren Sohn, sofern er künftig als tüchtig eingeschätzt werden sollte, dem Herrn auch feierlich versprochen. Demgemäß hat sie denselbigen dann fleißig nicht nur zum allgemeinen Schulbesuch angehalten, sondern, nachdem er so viel Nutzen erzielt hatte, ihn gar auf die Hochschule Tübingen geschickt und in der dortigen Lebensgemeinschaft kümmerlich und säuerlich verpflegt. Auch er selber, der seiner verwitweten Mutter auf der Tasche lag, behalf sich als treuer und frommer Sohn knapp und ärmlich, indem er selten Wein trank. Dennoch hatte er diese seine Zeit und Unkosten so gut angelegt, dass er solchen Ertrag erlangte und bei Zeiten die Anerkennungen und das Erststudium, erste Grade und andere Auszeichnungen erwerben konnte. Als er sich nun nach seiner Magisterprüfung bei der Universität

Des seligen Verstorbenen körperliche Geburt.

Dessen Wiedergeburt.

Erziehung.

In der allgemeinen und hohen Schule.

Aufstieg in denselbigen.


42 Erste Anstellung.

Anderer Kirchendienst. Aufrechterhalten desselben. Erste Ehe.

Kindersegen darin.

Erster Witwerstand.

Universität im Studium der Theologie wohl geübt und eine geraume Zeit darin verwickelt war, ist er im Anschluss im 19. Lebensjahr von einem ehrsamen wohlweisen Rat der erwähnten Stadt Reutlingen Anno 1619 zur Spital-Pfarrei bei St. Peter berufen worden. Die ihm anvertraute Aufgabe hat er daraufhin mit besonders rühmlichem Eifer und getreuem Fleiß versehen. Danach ist er am 4. Aug. 1624 auf die freigewordene württembergische Pfarrstelle Unterhausen befördert worden, die dem Amt und dem Superintendenten von Urach unterstand. Dieser Pfarrei, die er am 14. Sept. gleichen Jahres dann bezog, hat er als treuer Seelsorger nunmehr auch 43 Jahre lang rühmlich vorgestanden. In den heiligen Ehestand hat er sich 1620 erstmals begeben mit der sehr ehren- und tugendsamen Jungfrau Elisabeth, Tochter des ehrenfesten und geschätzten Herrn Sebastian Wucherer, mit welcher er an die 38 Jahre eine fromme und friedvolle Ehe führte und in dieser Zeit durch Gottes milden Segen elf Kinder gezeugt, von denen noch drei – ein Sohn und zwei Töchter –, die alle auch ehrbar und wohl verheiratet in Reutlingen leben. Ihnen samt deren lieben Ehepartnern wolle Gott nach seinem gnädigen Willen, damit der Funke in Israel nicht augelöscht werde, noch lange während in guter Gesundheit das Leben fristen und sie in diesem beigebrachten Leid mit dem Trost des Hl. Geistes bestärken, kräftigen und stützen. Nachdem Gott nach seinem unerforschlichen Willen ihm diese seine Augenlust durch den zeitlichen Tod hinwegraffte und ihn hierdurch in den traurigen Witwerstand setzte, hat sich seine Trauerzeit auf anderthalb Jahre erstreckt. Nach deren Ablauf ehelichte er die auch ­tugendsame Frau


43 Frau, hinterbliebene Witwe des seligen auch wohlehrenfesten, umsichtigen und weisen Herrn Balthasar Lumpp, gewesener Amtsbürgermeister in des Heiligen Römischen Reichs Stadt Reutlingen, mit der er auch eine zwar unfruchtbare aber doch erträgliche Ehe führte. In diesen seinen beiden Ehen hat er sich gegenüber seinen beiden aufeinander folgenden Gattinnen als ein treuer Ehemann erwiesen, indem er sie geliebt, geehrt, ernährt und sie auf’s beste gepflegt hat. Seinem Haus ist er wohlauf vorgestanden und hat die seinigen getreulich versorgt, besonders seine Kinder und das Gesinde in Gottesfurcht erzogen, ihnen Gottes Gebot und Wort eingeschärft und anbefohlen, dass sie nach ihm den Weg des Herrn beibehalten und tun was recht und gut ist. Daneben nahm er sich als treuer Haushälter seines Haushalts auch dergestalt an, dass er durch Gottes Segen und angewandten sorgfältigen Fleiß für einen zukünftigen Notfall etwas angespart hatte. Er ist auch ein solcher Ältester gewesen, der der Gemeinde Gottes ehrlich und wohl vorstand, der fleißig im Wort und in der Lehre arbeitete, weshalb er berechtigt auch zweifacher Ehren wert gehalten wurde und er sich damit auch eine gute Einstufung erworben hat. Hauptsächlich hat ihn Gott geehrt, indem er ihm ein langes Alter in Ehren und gesunder Nahrung hat angedeihen lassen. Bei den Menschen ist er auch ehrenwert gehalten worden. Seine Kollegen in der Uracher Superintendenz haben ihn als ihren aufrichtigen und gelehrten Senior geliebt und geehrt. Das ehrwürdige Reutlinger Kapitel hat ihn respektiert als seinen wohlwürdigen Dekan. Seine lieben Zuhörer haben ihn in hohem Wert und schuldigen Ehren gehalten wie Kinder ihren lieben ­Vater, denn

Zweite Ehe.

Ist ein guter Ehemann gewesen. Treuer Vater. Deut. 5. v. 7. Genes. 18. v. 19. Guter Haushälter.

Ein rechter Ältester. 1. Tim. 5. v. 17. 1. Tim. 3. v. 13. Dessen zweifache Ehre. Bei Gott. Den ­Menschen. Seinen ­Kollegen.

Seinen Pfarrkindern.


44 1. Thess. 2. v. 11. 12.

Seine Treue und Fleiß in seinem Amt gegenüber seiner Gemeinde. 2. Tim. 4. v. 2. Gute Gaben.

Act. 2. v. 37.

Gegenüber benachbarten Gemeinden.

Sein Kampf und Anfechtungen. 2. Cor. 1. v. 4.

denn er hat sich auch ihnen gegenüber in allen Stücken als ein Vater erzeigt. Dessen seid ihr noch wohl andächtig, dass er euch wie ein Vater seine Kinder ermahnt hat, dass ihr wandeln solltet würdig vor Gott, der euch berufen hat zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Er hat auch wohl das Wort stetig gepredigt und dabei seiner selbst in seinen körperlichen Gebrechen nicht geschont, sich eher wohl auf die Kanzel führen und tragen lassen und damit unter drohen, ermahnen und strafen immer weitergemacht, sei es zur Zeit oder Unzeit gewesen, mit Geduld und Lehre. Wie er denn eine besondere Gabe Gottes hatte, ungeachtet es gar einfältig und schlecht gepredigt schien, er es dennoch verstand, Gottes Wort in solcher Gestalt vorzutragen, dass seine Predigten einen solchen Ton und Nachdruck hatten und er mit Gottes Kraft wusste, wie er die Gemüter gewinnen konnte, es den Leuten durchs Herz ging und sie etwa beim Hinausgehen auch gefragt haben: „Ihr Männer, liebe Brüder, was sollen wir tun?“ Auch im Privaten gelang es ihm, den Leuten Gottes Wort so gewandt zu vermitteln, dass er sie fast immer überzeugen konnte. Doch nicht nur gegenüber seiner anvertrauten Gemeinde war er treu, sondern nahm sich auch den Nachbarkirchen und Gemeinden getreulich an, wo es infolge von Krieg und Sterben an Pfarrern mangelte, so dass es fast hieß: „Ich werde täglich von allen Gemeinden angegangen.“ In- und auswendig ist er in seinem Amt ein rechter Streiter Jesu Christi gewesen. Er ist versucht worden durch allerhand schwere Anfechtungen, was dann diejenigen etwa wohl gespürt und erfahren haben, die ihm ihr Anliegen enthüllten. So hat


45 hat er sie trösten können mit dem Trost, damit er selbst getröstet wurde von Gott. Sein Amt hat er geziert mit einem rechten theologischen Wandel, wie es Paulus von einem Bischof in den Briefen an Timotheus oder Titus fordert. Er hat sich recht erzeigt als ein Vorbild der Herde, freundlich gegen jedermann und konnte auch die Bösen mit Sanftmut ertragen. Ein besonderes Anliegen war ihm auch die Nächstenliebe, nicht nur als Lippenbekenntnis, nein, auch mit wahrer Tatkraft, indem er sich den heiligen Nöten annahm, sich freundlich, barmherzig, mild und guttätig den Armen und Bedürftigen zuwandte und täglich wo immer er konnte, Handreichung gab. Speziell hat er neben seiner ersten lieben Hausfrau, der seligen, den Armen am Ort ein 30-Gulden-Kapital aus seinem Vermögen als jährliches Almosen verschafft. Zumal ist er aber auch ein armer Sünder gewesen, dem es dabei des Ruhmes mangelte, den er vor Gott haben sollte, weshalb er denn auch täglich Gott in seinem Vaterunser um Vergebung der Sünden anrufen musste. So hat er denn auch die zeitlichen Strafen für die Sünden wohl gefühlt, welche ihn davon überzeugten, dass niemand vor Gott unschuldig ist, wie er dann auch mit mancherlei Kreuz, Trübsal, Jammer und Elend von Gott heimgesucht worden ist, indem er ihm beschwerliche Krankheiten aufhalste. Nicht allein, dass er von Jugend auf einen schwachen, kränkelnden Leib hatte, sondern vor allem nun schon etliche Jahre mit allerlei beschwerlichen Zuständen beladen gewesen ist und er ebenfalls manchmal meinte, er müsse sterben. Dabei wiederholte er auch manchmal Sirachs Wort: „O Tod, wie wohl tust du dem Armen, der da schwach und alt ist …“ und sich nach der Erlösung gesehnt hat, bis er schließlich

Sein Wandel. Tit. 2. v. 7. 1. Pet. 5. v. 3. 2. Tim. 2. v. 24. 1. Joh. 3. v. 18. Rom. 12. v. 13.

Ist ein armer Sünder gewesen.

Allerlei Strafen der Sünde geben Zeugnis. Krankheiten.

Syr. 41. v. 3. Philip. 1. v. 23. Rom. 7. v. 24.


46 Luc. 2. v. 29. Rom. 6. v. 23. Gen. 2. v. 17. Allgemeine Landstrafen. Verfolgungen und Fluchten im Krieg. Lebensgefahr. Ps. 121. v. 4.

Ist aber gewesen ein bußfertiger Sünder. Ps. 32. v. 2. Ps. 51. v. 5. 2. Cor. 7. v. 10. Ps. 38. v. 19. Ps. 32. v. 6. Ein eifriger Beter.

Christi oftmaliger Tischgenosse.

schließlich gar der Sünden Sold und den zeitlichen Tod empfangen hat. Daneben hat er gewiss seinen Teil in den allgemeinen Landstrafen hinnehmen müssen, als er wohl auch manchmal auf den Fluchten wie ein Rebhuhn auf den Bergen umhergetrieben worden war und oftmals zwischen ihm und dem Tod nur ein Schritt lag, namentlich zu jenem Zeitpunkt, als ihm von einer gottlosen Kriegsgurgel unter hohem Beteuern die Pistole an den Kopf gesetzt und er bedroht wurde. Da sollte er durch dessen noch von Blut triefenden Händen, womit erst einer niedergemacht wurde, sterben. Aber der Hüter Israels hat über ihn gewacht. Er ist durch Raub und Plünderung guten Teils um das Seinige gekommen und es ist ihm damals wenig übrig geblieben. Aber doch hat ihm Gott mit Hiobs Segen alles auch wiederum reichlich erstattet. Jedoch aber hat er diese seine angeborenen und wirklichen Sünden und Missetat ohne Falsch, ehrlich und aufrichtig erkannt, mit göttlicher Trauer bereut, seiner Sünden stets gedacht, hingegen von Herzen Gnade vor Gott durch den Glauben an Jesus Christus begehrt und mit heißen Tränen und gläubigem Gebet Vergebung seiner Sünden bei Gott um Jesu Christi willen täglich gesucht, wie er denn gar ein eifriger Beter war, von dem man auch gut hätte sagen können, er habe mehr mit Gott als mit Menschen geredet, indem er Tag und Nacht im Gebet und Flehen angehalten und seinen Gott nicht lassen wollen, er segne ihn denn. Seinen Glauben an die gnadenreiche Vergebung seiner Sünden und die Gerechtigkeit in Christo hat er oftmals bestärkt durch den würdigen Empfang des Leibes und Blutes ­Christi im Hl. Abendmahl. In all seinem Leiden, Jammer und Unglück hat er sich standhaft und geduldig als ein rechter


47 r­ echter Israelit voll Glauben und Hoffnung erwiesen, aufgesehen auf Jesum, den Anfänger und Vollender des Glaubens und sich wiederholt an die Maxime gehalten: „Wenn mich der Herr auch gleich gar töten wird, will ich dennoch auf ihn hoffen. Ungeduld sei mir ferne, denn auch der Herr Christus ist stets geduldig gefunden worden.“ Oft hat er mit Jakob gesprochen: „Herr, ich lasse dich nicht, du segnest mich denn …“ ohne Rücksicht, dass ihm in solchem Kampf auch fast die Hüfte verrenkt wurde. Etliche Jahre empfand er da große Schmerzen, so dass er schier nicht mehr fort kommen konnte und einen Vikar benötigte. Da sich Letzterer ihm gegenüber wie ein getreuer Sohn gegen seinen leiblichen Vater ehrerbietig und dienstbar erwies, wird ihm auch solches durch Gott belohnt. Bis er zuletzt gar in das Bett niedergeworfen wurde und ihm an seinem ohnehin schon lange krankem Fuß etliche Geschwüre erwuchsen, dazu dann danach heftiges Erbluten eintrat, wovon die Schwäche immer weiter zunahm und er nichts als große Mattigkeit erleiden musste. Und obschon auf Anraten des Arztes gute, heilsame Mittel benutzt wurden, haben sie doch nicht mehr anschlagen wollen. Daher konnte man wohl annehmen, dass der getreue Gott bald anderes mit ihm vorhaben werde, wie er ihn dann schließlich, seinem Verlangen gemäß, mittels eines sanften und stillen Todes, fast ohne viel Schmerz unter dem Zuspruch christlicher Herzen, besonders seiner lieben Tochter, die sich im Herrn gestärkt und ihm tröstend zugesprochen und vorgebetet hat, erlöste und ihn in die ewige Seeligkeit aufnahm. Wiewohl er nun in diesem seinem letzten Kampf das Leben eingebüßt hat, hat er doch den Sieg behalten, denn Gott hat ihm den Sieg in Christo Jesu gegeben, denn

Geduldiger und standhafter Kämpfer.

Letzter Todeskampf und dessen Vorboten.

Letzter Sieg gegen den Tod.


48 1. Cor. 15. v. 57. Joh. 5. v. 24. & cap. 8. v. 51.

Rom. 8. v. 18. I. Cor. 13. v. 12. Sap. 3. v. 1. Luc. 16. v. 25. Act. 3. v. 20. v. 2. Phil. 3. v. 21. Ebr. 13. v. 7.

Ephes. 6. v. 13. 2. Tim. 4. v. 8. 1. Pet. 5. v. 4.

denn so jemand Christi Wort wird halten, der wird den Tod nicht sehen ewiglich. Er kommt auch nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wir wünschen und gönnen diesem unserem freudigen Gotteskämpfer, leibhaftig in der Erde bis die fröhliche Morgenröte des jüngsten Tages anbrechen wird, eine sanfte und stille Ruhe, sodann eine sieghafte und fröh­liche Auferstehung zu der ewigen Herrlichkeit, die einmal an den Kindern Gottes offenbar werden soll. Seine liebe himmelserfreute Seele, die nunmehr genesen, während sie den Herrn von Angesicht zu Angesicht sieht, wolle Gott in seiner Hand halten und trösten und am jüngsten Tag mit ihrem erhellten Leibe mit aller Glorie wieder vereinigen und sie die ewige unaussprech­ liche Freude und Herrlichkeit mit allen Auserwählten ge­nießen lassen. Dieser lieben Gemeinde sei gesagt: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben nach.“ Gott beschere derselben wiederum einen solchen Hirten, der ebenmäßig solcherart vor dieser Herde mit heilsamer Lehre und heiligem unsträflichen Wandel aus- und eingehe. Uns aber allen verleihe er, dass wir in christlicher Bereitschaft und wahrem Glauben an Christum, mit Geduld und lebendiger Hoffnung erwarten eines seligen Sterbestündleins, damit wir den guten Kampf des Glaubens auskämpfen, unseren Lauf selig vollenden und letztendlich die Krone der Ehre und Gerechtigkeit von der Hand des gerechten Richters Jesu Christi empfangen mögen. Dazu verhelfe uns zu seiner Zeit die heilige hoch gelobte Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist, hoch gelobter Gott in alle Ewigkeit. Amen. Abschied und Dank


mmmmmmmmmmmm Geliebte und in den Herzen Betr端bte!

A

ls Elias, der teure Gottesmann mit feurigen Rossen und Wagen lebendig gen Himmel fuhr, stand sein Diener, der Prophet Elisa, rief und schrie ihm nach und sprach: Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter! Vergangenen Freitag um ein Uhr ist auch mit lebendiger Seele gen Himmel gefahren der ehrw端rdige und hochgelehrte Herr Magister Johann Jakob R旦sch, dieser christlichen Gemeinde allhie zu Unter- und Oberhausen gewesener treu eifriger Pfarrer und eines ehrw端rdigen Kapitels zu Reutlingen wohlverdienter Dekan. Nun stehe ich hier an seinem Grab, sehe alles bereit, seinen todverblassten Leichnam in das selbige hinunter zu senken und

2. Reg. 2. v. 11. 12.


50

Gal. 4. v. 1. Cor. 4.

und soll eine kurze Abschieds- und Dankesrede halten. Aber ehe ich solches tue, kann ich mich auch nicht enthalten; ich muss zuvor aus großer Liebe, die mich hierzu zwingt, mit Elisa ihm nachrufen und schreien: „Mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter!“ Aber nicht nur ich allein, sondern noch vielmehr diejenigen, deren leiblicher Vater er war, führen ebenfalls mit Tränen diese Klage- und Trauerworte: „Ach, unser Vater, unser Vater! Der ist dahin, seine Vaterliebe ist uns entzogen.“ Die kleinen Enkel fragen nach ihrem Ahnherrn, wo er sei, sehnen sich, zu ihm zu kommen. Und siehe, in großer Trauer können wir ihnen nicht verschweigen, dass er gestorben und im Himmel ist. Ach! Über all dem müssen wir Elenden ihn nun mit großer Wehmut noch auf den Gottesacker begleiten und in die finstere Grabesgruft beigesetzt und verscharrt sehen. Sollte das uns nicht jammern? Sollte es uns nicht schmerzen? Ja, sollte eine ganze allhie stehende christliche Kommune und Gemeinde nun ihre Gedanken offenbaren und ihre Herzensseufzer ausschütten, gewiss würde sie mit einem Munde gleichfalls ganz kläglich und erbärmlich sagen: „Wagen Israels und seine Reiter!“ Wo er doch aller geistlicher Vater gewesen ist, weil er nicht nur den größten Teil von ihnen, wenn nicht aus der Hl. Taufe gehoben, so doch alle, alle zumal zeit seines 43-jährigen Predigtamtes hier durch das Wort und Sakrament mit Müh’ und Arbeit, mit Angst und Schmerzen, als seine geistlichen Kinder gezeugt und geboren hat. Was wollen wir aber über diesen seinen zwar tödlichen doch seligen Abschied von dieser Welt lange trauern und klagen? Vielmehr haben wir ihm zu gratulieren und Glück zu wünschen zu der ewigen Freud’ und Seligkeit, in welche er nun versetzt ist. Lieber, wo ist


51 ist dieses Leben? Lieber, was ist der zeitliche Tod und Abschied frommer und gläubiger Christen. Dies’ Leben, wie es Mose beschreibt, wenn es köstlich ist, ist es eitel Müh’ und Arbeit; der Abschied frommer und gläubiger Christen aber ist, wie der fromme Bernhard sagt, ein Hin- und Durchgang von der Hoffnung zu der Erquickung, vom Glauben zum Schauen, vom Leid zur Freud’, von der Finsternis zum Licht, vom Tod zum Leben, von der Wanderschaft zum Vaterland, von der Welt zum Vater. Wer wollte denn in Anbetracht dessen ihm unserem seligen Herrn Vater und Pfarrer diesen seinen selig getroffenen Wechsel misgönnen? All sein Jammer, Trübsal und Elend, das ist ja hierdurch zu einem seligen Ende gekommen. Er hat Christi Joch getragen, war freilich ein redlicher Kreuzesträger, hat des Leidens Christi viel gehabt und stets die Sterbemahle des Herrn Jesu an seinem Leib getragen, ist gestorben im Sinne des Leibes, und lebt doch noch, nämlich der Seele nach in ewiger Freud’ und Seligkeit bei Christus Jesus, seinem Herrn und Heiland, der ihn jetzt auf seinem Schoß herzt, an seine Brust drückt und viel reichlicher tröstet, als einen seine leibliche Mutter trösten kann. Seinem todverderblichen Leichnam wünschen wir in dem Grab eine sanfte Ruhe, am jüngsten Tag aber eine selige und fröhliche Auferstehung zum ewigen Leben. Alsdann öffne der Herr Jesus, welcher selbst die Auferstehung und das Leben ist, wieder sein Grab, bringe seinen Leichnam hervor, vereinige ihn mit der Seele, nehme alle Wunden von ihm hinweg, verkläre ihn, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe und lasse ihn genesen und leuchten wie die Sonne in ewiger Freude und Wonne nach seiner selbst eigenen Aussage in den Tagen seines Fleisches: „Die Gerechten werden leuchten wie

Ps. 90. v. 10.

2. Cor. 1. 2. Cor. 4.

Es. 66.

Joh. 11.

Phil. 3.


52 Mal. 13. 43. Dan. 12.

wie die Sonne in ihres Vaters Reich …“ und nach dem allen treuen Lehrern und Predigern getanen Trost- und Belohnungsversprechen des Propheten, der da sagt: „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die, welche viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ Wenn Ihr nun alle zur Genüge Euren Lieben, Eure christliche Kondolenz und tragendes Beileid gegenüber den Leidtragenden bezeugt, ihrem seligen Herrn Vater und Schwiegervater den letzten Ehrendienst erwiesen und ihn zu seinem Grab- und Ruhestättlein hierher begleitet habt, so erkennen dies die höchstbetrübten Herren Sohn und Schwiegersöhne, die Frauen Töchter und Söhne wie auch ein ganzer anwesender Freundeskreis als eine große und hohe Ehre an und wollen sich auch samt und sonders gegenüber einem jeden wegen dieses ihrem lieben seligen Herrn Vater und Schwiegervater erzeigten Ehrendienstes höchstfreundlich bedanken und versprechen, dies jedem in allen Begebenheiten nach Stand und Würde dankbar zu vergelten, doch viel lieber in Freud’ als in dergleichen Leid-, Trauer- und Todesfällen. Damit wir aber nun nicht ganz ohne Trost auseinander gehen, wollen wir uns in das Haus des Herrn begeben, weil es darin viel erträglicher als hier unter freiem Himmel ist und daselbst etwas nützliches, tröstliches und zu unserem Heil und ewiger Seligkeit erbauliches aus dem selbsterwählten Text zum Begräbnis unseres alten seligen Herrn Pfarrer und Dekan miteinander anhören und betrachten. Damit nun dieses durch Euch geschehe, so wendet Euch und folgt mir … In


53 In fiduciale suspirium (mıˆ DEUS) ab

Apostolo Thomâ & B. D. Pregitzero frequenti usu B. Domino Decano receptum.

C

Um Thomâ & Pregitzero quoties sonuisti id:

Mıˆ DEUS! ex imo pectore in orbe Soli; TE DEUS hicce Tuus toties amplectitur, & jam Basia proıˆnde TIBI figit in orbe Poli. In ejusdem spiritualem pανουλι' xν & certamen bonum.

A

ls Roland, der tapf’re Held in der Sarazenenschlacht Streitende für Gottes Ehr’, war vor Hitz’ und Durst verschmacht’, Setzte sich der löbliche Kaiser Karolus der Große, Und mit großem Tränenfluss diese Trauerwort’ vergosse: Du o teurer, werter Held, ziehst ins himmlisch’ Vaterland, Uns hingegen lassest du hier in diesem Elendstand. Dich nimmt zum Besitzer an der gezierte Sternenhimmel, Aber uns macht Angst und Bang der verkehrten Welt Getümmel. Liebster Vater! Was war doch Euer ganzer Lebenslauf Anders als inwendig’ Furcht und von außen Streit vollauf Mit Trübsalen, Kreuz und Tod habt Ihr seliglich gerungen, Euch durch Gottes Kraft und Macht ist nunmehr sehr wohl gelungen Herkules, berühmt im Krieg, Entell in dem Kämpfen gut, Hat die Welt unsterblich g’macht wegen ihrem Heldenmut. Aber was sollt dieses sein? Leiblich ihre Feinde waren. Welche sie erleget han in den besten Lebensjahren. Darum weiche Herkules, weiche Entell, gebt die Ehr’ Dem, der überwunden hat das ganz geistlich’ Feindesheer,

So

Mich. Sachs. Câron. part. 3. pag. 4.

Tu patriam repetis, tristi nos orbe relinquis, Te tenet aula nitens, nos lachrymosa dics.

2. Cor. 7.

Senec. in Tragœd. Virgil. I. 5. Æneid.


54 Col. 21. Eph. 6.

1. Cor. 9. v. ult. Rom. 8. 2. Tim. 2.

2. Tim. 4. v. 7.

Ap. 7. Ap. 2. 1. Pet. 5. Gen. 32. V. D. gloss. B. Lutheri. Es. 44.

So er durch seine Tyrannei hat begehrt zu unterdrücken Und des wahren Glaubens Ziel durch Anfechtung zu verrücken. Denn nachdem er hat umgürt’ seine Lenden mit Wahrheit, angezogen mit dem Krebs der gestrengen G’rechtigkeit Und an Beinen g’stiefelt war, hielt er fest den Schild des Glaubens, Löschte aus des Teufels Pfeil, macht ein End des Seelenraubens, Setzt auch auf den Helm des Heils, nahm zur Hand des Geistes Schwert, Schlug damit nicht in die Luft, sogar bis auf die Erd Sünd’, Tod, Teufel, Höll’ und Welt, Kreuz und Widerwärtigkeiten, Die ihn wollten von der Lieb’ Jesu scheiden und bestreiten. Nun so niemand wird gekrönt, er hab’ denn gekämpfet recht, Billig euch die Kron’ gebührt, weil ihr ja, Herr Vater, schlecht Habt ein’ guten Kampf gekämpft, habt den Lauf glücklich vollendet, Glauben g’halten, bis dass ihr seliglich das Leben g’endet; Darum obschon ist der Leib über diesem Kampf verschmacht’, Dennoch noch die Seele lebt, und in Jesu Schoß jetzt lacht, Palmen zum Siegszeichen hält, ist bekleid’t mit reiner Seiden, Gottes Lamm sie selber tut mitten in dem Himmel weiden. Und sie speisen mit dem Mann, das verborgen, und zum Lohn Schenken die stets bleibende Lebens- und der Ehren Kron’. Jakob nimmer heißt sein Nam’, Israel hat er erlanget, Wegen seiner Heldentat als ein Kämpfer Gottes pranget. Jetzt, so oft ich euern Kampf, liebster Vater, recht betracht, Selig, selig ich euch preis’ und in meinem Herzen acht’,

Dass


55 Col. 4. Dass ihr mit Gebet in Angst, mit Geduld in Kreuz gerungen Und nunmehr in Not und Tod ritterlich hindurch gedrungen. Ach, dass ich, der g’schworen hab unter das Blutfähnlein dein O Herr Jesu, in der Tauf’, weil’s ja muss gekämpfet sein. Auch möcht’ wider Fleisch und Blut, wider Sünd’ und Teufel streiten So heroisch, und nur bald in die Seligkeit hinschreiten.

Dieses setzte zum letzten Ehrengedächtnis bei seinem vielgeehrten und geliebten Herrn Pfarrer als seligem Vater

Ejus olim per biennium & quod excurrebat, Vicarius, nunc autem Pastor in Degenfeld

M. Joh. Jakob Baur.

A

I.

ch, ach mein Freund und wertes Bruderherz! Herr Rösch? Soll er sein tot, O Jammer Schmerz! Der mich so lang fast innig hat geliebet Soll nun, ein’ Leich’, mich machen hoch betrübet. 2. Ich bin fast gram dem dürren Blöckenzahn, weil er so schnell führt ab des Lebens Bahn Ihn, der mich nur einmal noch möchte schauen, Den ich auch segnen möcht’, und dann abbauen. 3. So machts des Neiders Grimm gar oft und viel, Dass man erreichet nicht erwünschtes Ziel. Weil aber niemand kann solch Wüten hindern Und Gleiches widerfährt all’ Menschenkindern. 4. Als muss ich denn auch nun geschehen lahn Was all mein’ Kraft und Stärk’ nicht hindern kann Und gönne Ihm, Herr Rösch, was er erworben Jetzt als er lebenssatt ruhig gestorben. 5. Auch ob er gleich von Mühe sich hat gewend’t, Der Tod die Freundschaft hier nunmehr getrennt, Hoff’ ich doch wieder bald, Ihn dort zu schauen, Wo rechte Freunde sein, den’ man kann trauen.

1.

Ich


56 6. Ich habe schon erlebt die Achzig Jahr, Ein hohes Altertum, zeitig zur Bahr’, Darum ich bäldigst bald zu ihm werd’ kommen Und wohnen ewig bei im Haus der Frommen. 7. Indess’ mein Rösch, viel tausend gute Nacht; Er ruhe wohl, bis alles fällt und kracht. Sein will ich lebenslang bestens gedenken Und all den Seinigen zu Dienst mich schenken. M. Samuel Kantz, Pfarrer zu Dettingen unter Urach, Æt. 80.

II. Lle Ego luctatus, luxatus est, integer omni, Ceu Patriarcha Jacob, jam requiesco, modo. Iste Jacob pugnans superavit, in arce triumphet: Eluctatus Ego sicce triumpho Jacob. Vosque Jacobiadæ grege de hoc Israele fideli Pergite paulatim! discite ritè sequi. Nobiscum in cœlis unâ gaudebitis olim; Ε’τζόςιχΘ: Post LVCtaM,hæC spes sIC VnICa,CVnCta refert.

I

Ita Jacobo Victori, Domino Decano: Concapitulari Tricenario p. m. applaudit. M. Joh. Georg. Hegel, Pastor. Uraco-Eningensis, Capit. Reutling. Senior

III.

J

Λλαλαγμός

seu victorialis hymnus.

ACOBI quondam TIBI erat benedicto cordi, Me RÖSCHI! in Cœlo nunc benedictus eris Perpetuò verè: quia Tu pugnando vicisti, Dia Corona datur: sat benedictus eris: Jo! nunc ingredere in Capitolia sancta triumphans, Jo! Diadema dabit victus Jova fide. Das


57

D

Das ist:

er Segen Jakobs Euch vorhin war angelegen, Herr Rösch! im Himmel jetzt werdet Ihr allen Segen Wahrhaftig ewig han: ’kämpft habt Ihr, ’gsieget fein, Gott gibt die Himmelskron’: g’nug werd’ Ihr g’segnet sein. Ju! Ju! ins Kapitel geht triumphierend ein. Gewonnen ist die Kron’, und Gott im Glauben rein. Sic χαλλιυίχω Iacobo R. applaudere voluit. Pastor Willmandingensis

M. Christophorus

Liesching.

IV. A C O B colluctans cum JOVA victor abivit, Non desistendo, quin benedictus erat; R Ö S C H I U S â J o v â per tot discrimina rerum Perverso quando ductus in orbe fuit: Annon constantis fidei luctator obivit, Sic nunc in cœlis sat benedictus ovat?

I

Ita ex occasione Concionis in hunc Textum pulcherrima, Beatum Dominum nostrum in Christo Fratrem & Collegam, ut Spiritualem Athletam non minimum, depradicat.

M. Johan. Cunradus Egen, Ecclesiæ Bempflingensis Pastor.

V.

Epigramma. In obitum per-Reverendi & devoti heologi,

M. J A C O B R OE S C H II ,

Pastoris nuper in emeriti, Decani itidem Capituli, quod est Reitlingæ, per plures annos spectatissimi.

H

Qui


58

Q

Ui propè bis septem complevit lustra, labores Expertus Varios, innumerasque cruces. Röschius in fide tandem exspiravit, ovatque. Quis fuertit, quæris? Theiologus satis est.

Vltimi honoris contestandi gratiâ apposuit.

M. Antonius D ’attrin, Pfarrer zu Münsingen.

über den vorgetragenen Text zum Begräbnis des selig Verstorbenen, welcher zu lesen ist im 1. Buch Mose, 32. Kap., v. 26. Herr, ich lasse dich nicht,

W

du segnest mich denn.

as Eifer im Gebet/ mit welchem er gerungen Stetig mit seinem Gott/ und Himmel durchgedrungen. Was für ein’ Zuversicht/ was Hoffnung in der Not, Welch ein Beständigkeit/ Geduld bis in den Tod Herr Rösche hab’ gehabt/ so lang er hier gelebet In dieser schnöden Welt/ darin sich stets erhebet Ein neuer Kampf und Streit. Das zeigt sein Leibspruch an: Von dir, o lieber Herr, ich nimmer lassen kann Bis ich gesegnet bin. Denn er auch selbst erwählet Zu seines Herzens Trost; als wie den hat beseelet Sein Superintendent/ mit schöner Christenlehr Gar gründlich ausgeführt bei seiner letzten Ehr’. Nun was Herr Rösch geführt/ das hat er schon gefunden, Da er durch sein Gebet ganz siegreich überwunden, 2. Gen. Schaut Gott von Angesicht/ und ist des Segens voll 32. v. 30. Im rechten Himmel dort/ da sein Seel g’nesen soll. Wie selig ist der Mensch/ der seinen Gott nicht lasset, Sondern mit dem Gebet im Glauben also fasset, Dass


59 Dass er nicht weichen kann! Der wird gar wohl ergötzt Und endlich aus dem Kampf ins Friedenshaus versetzt.

Idem

VI. Um vitâ, mortis, mira est mutatio sortis,

C

Mortificatur Homo, Vivificatur Homo. Mortificatur Homo vetus, obmoritur quia Mundo; Legi, peccato; justificatus Homo, Nonne salutaris mors est, quæ spiritualis? Vita, qui eâ moritur, protinus insequitur. Vivificatur Homo Novus in CHRISTO appropriato, Verè vivus Homo qui renovatus Homo. Mortuus es, Röschi pie, morte hac spirituali: Vixisti vitam, morte abeunte novam. Naturæ quæ mors, non tam mors est, bona quàm sors; Somnus grata quies; mortis amanda dies. Non tam mors aufert vitam, isthæc quàm simul affert Tollitur hæcce simul; ponitur illa simul. Mortuus es Röschi pie morte hâc, hinc quoque CHRISTI Morte parata quies, est tua Vita, quies Mortuus es CHRISTO, cum CHRISTO mortuus ipso: Vivis cum CHRISTO Vir Reverende Tuo. Haud enim ın admissis, sed iis pie Mysta remissis, Mortuus es, Vivis, non aliter moreris. Est Infernalis, reprobis mors non nisi, talis: Mors tangit nullos hæcce secunda pios. Nam CHRISTUS demit mortem quia morte redemit: Hinc nobis CHRISTUS Vita beansque salus.

Ita de Morte consolatur M. Joh. Philippus Schaal. Diaconus Reutling. H2

VII. Ab.


60 VII. B stulit hunc multos qui rexit ovile per annos Christi, crudeli parca tyranna manu Hunc docuit populum qui voce tonante coëgit Lethi sub leges improba Persephone Vir pietate gravis, Fidei lux, cultor honesti, Artium honor, Charitum gloria, forma gregis, Exanimis cecidit cùm tristia busta petivit Plurima qui dignus vivere secla fuit; Hinc obitum chari deplorant pignora patris Largo pertistes imbre rignantque genas, Ædes præconem sacræ miserentur ademptum Flet Schola, fletq; Forū, plangit & omnis homo, Sed quid lugendum? numeris desistite mœstis In Christi moriens vulnere regna stygis Vicit eum non cava fides, non entheus ardor Gloria, non mißum fama, dedere decus Röschius ast tumuli lachrymosâ conditur urnâ Libera enim à mortis legibus ulla caro est, Ille solo ceßit, rutilis in tempesi Cœles Percipit en pleno gaudia mille sinu; Liber ibi vivit nactis, mortisque deinceps Nulla mala hunc feriunt nulla pericla magis Flebile Sarcophagi requiescit fornice corpus Mens ovat Angelicis aßociata choris Nos manet hic fati miserabilis ordo, relictos, Tu nobisque piè dâ bone Christe mori. M. Marcus Maurer, Pastor Wannweil.

A

F

VIII. ürwahr ein’ große Kunst, wenn jemand müsste ringen Mit dem Unendlichen und würde ihn bezwingen. Das ist ein starker Held/ der also glücklich siegt Und dem Allmächtigen mit aller Macht obliegt.

Dem


61


62


63


64 Jetzt erfüllet mein Begehren in dem Grab darin versenket Werden meine weißen Haar: Rufet eine süße Ruh’ Meinem Körper in der Bahr’/ und der Seel’ im Himmel zu, Wie denn auch der letzten Ehren/ meiner und des Tods gedenket. M. Johann Schmidt, Vicarius zu Dettingen.

XI.

Lugens obitum

Theologi sinceri, Dn. M. Johann Jacobi Röschi. Lætitiæ fons. Hîc quæ mala, sunt bona ibi, V Ergò, ut defeßus cursu sudoreque multo

Ita quid hæc? lacus est lacrymarum. Vita quid isthæc?

Cervus ad irriguas colla reclinat aquas: Sic fontem vitæ cœlum post nubila quærit Verbi qui vigilans in statione fuit.

hac secum meditatus est M. Johannes Busch, Illust. Stip.

Alumnus.

XII.

E PICEDI A I N B E AT U M O B I T U M N N .

C

Ujus in officiis fuerat monstrare beatum Lumen, & errantem ducere voce gregem; Nè credas erâße, beatum lumen adivit, Felix, quando ducem turba sequetur, erit. Vox


65 Vox erat : Ah miserum cur linquere cogor O VILE, VILE sonans Echo convenienter ait; Eheu VILE nimis, quod dux moderamine tantus Deseruit miserum destituitque suo! Ipse sequi Præco quos jußerat ante fidelis, Jam quoque celsa jubet mortuus astra sequi. II. Stabat utramque tenens, jam sursum jamque deorsum, Evectus cœlos inter & inter humum. Stabat Præo DEI; cùm sic vox alta Tonantis Insonat: an meus hic an tuus, orbis, erit? Ingemuit mundus, repitque è pectore quæstus: Fac quoque sit noster, qui, DEUS alme, tuus. At Pater omnipotens: meritis certabimus, inquit, Ut capiat dignum relligione locum; Dixit; & appensâ ’ Pietas veneranda bilanca Immensum mundi munere major erat. Tum DEUS: indignum nè calces amplius orbem, Fide subi Domini gaudia serve tui. Hæc memini, summas cùm RESCHIUS iret ad arces, Capturus sancti præmia magna chori. Dignus enim cœlo, cœlo qui digna patravit, Quando alacri docuit strenuus ore gregem. M. Joh. Georgius Spitzig, S. S.

Theol. Studiosus.

III.

A

lsdann der Traubenstock muss saure Heerling tragen Und die verlassne Gmein in Jammersnot verzagen Wenn Gott den Segen nimmt/ noch gibt dem Feld sein Recht Und wegen des Undanks wegraffet seine Knecht; Denn wenn Gott zeigen will/ was er uns hab’ gegeben, So nimmt er solches weg aus diesem armen Leben. I

Die


66 Die Schuld trägt der Undank/ wenn unser Herz verkehrt Und nicht erkennen will/ was Gott uns hat beschert Ein Beispiel haben wir an diesem frommen Hirten, Der seine Schaf’ bewahrt und g’suchet die Verirrten. Sein Herz war ohne Falsch/ zu Gott allzeit bereit, Sein Leben war gerecht/ ohn’ Tadel jederzeit. Zu mehren Gottes Wort/ zu lehren gute Sitten, Dass Tugend wurd’ gemehrt/ und Böses blieb vermieden. Ward er behänd’ allzeit/ und was der Tugend mehr, Erzeigte er in Fleiß und ungefälschter Lehr’. Deswegen hat ihn Gott so zeitlich weggerissen, Dass, was wir haben g’habt/ mit Schmerzen müssen wissen. Drum zu betrauern ist/ dass dieser nun ist tot, Zu wünschen, dass uns woll’ seinsgleichen geben Gott.

IV.

CIPPUS I M M O R T A L I T A T I N N. C O N S E C R A T U S. H EUS. V I ATOR. LUGE. NON. LU DE. C U J US. E N I M. T U M B A. H Æ C. E S T. I L L E, I PSE. E T I A M. F U I T. V I ATOR. OL I M. V I ATOR. I NQUA M. ( V I TA. E N I M. PE R EGR I N AT IO. E S T.) QU I. R E L IC T IS. C OM I T I BUS. SPE. E T. T I MOR E. A BJ E C TA. PE C C ATORU M. S A RC I N A. B A C U L O Q U E. C A R N I S. D E P O S I T O. DUC E. MORT E. E T. MORT IS DUC E. V I A M. E A MQU E. R EGI A M. E M E NSUS. E S T. I L L E. N I M I RU M. OL I M. SE D. E H EU. OL I M ! I N V I IS. D OM I N I. S A NC T E. V E R S AT US. N E C I N A N F R AC T US. E T. S A L E BR A S. E VAG AT US. DOMI-


67 D O M I N U S N N.

QU E M V I A RU M. C OM I T E M. DUC E M. E T LUC E M. LUGE N T. GE M U N T. DE SI DE R A N T. M A X I M E. S A N E. LUGE N DU M. GE M E N DU M. DE SI DE R A N DU M. QUOTQUOT. I N. HO C. I T I N E R E. DE L A S S A N T U R. SQA L E N T. E X I N DE. V I Æ. P U L L A T U M Q U E. P R O D I T. L U M E N. A DE O. O C C I DE N T E. LUC E. SU BOR I U N T U R T E N E BR Æ. A DEO. A B SE N T E. DUC E. DISPA L AT U R. GR E X. QUOR SU M. V E RO I L L E. DU X? QUOR SU M. I L LU D. LU M E N. A D DUC E M. V I TÆ. LU M E N. LU M I N U M. U T. M AJOR E S. C ORUSC E T. I N T E R IGN E S. QU I. I N. V I IS. J US T I T I Æ. PR Æ LU X I T. PLU R I BUS. A F FAT U R. DE H I NC. SUOS. DE F U NC T US. D ON E C. V I V E T IS. I BI T IS, D ON E C. I BI T IS. A FF L IGE M I N I. A F F L I G E M I N I. U T. B E E M I N I UT BEEMINI S E Q U I M I N I. Viro innocentiâ & sanctimoniâ vitæ singulari conspicuo

C I PPV M H V NC E R E X IT.

Michael Sigler, Philos. Stud. XIII.

Epigramma in obitum. Clarissimi & Doctissimi Domini,

M. R öschii, P astoris H usani Vigilantissimi.

I2

Ponite


68

P

Onite nunc Citharas, planctus nunc ferte sonoros, Mœsti nunc mæstum fundite, quæso, melos. Röschius, excelsâ qui per penetralia mundi Voce sonavit ovans, vulnere mortis obit. Atria nunc rutili lætus prospectat Olympi, Fataque non tangunt aspera, tristia eum. Johannes Schwan, Alumnus Blavifontanus. XIV.

Q

Ad viatorem lividum

Uis jacet in capulo, si quæris, hocce sepultus, RÖSCHIUS est ingens Ecclesiæ Columen. Qui Christum puro Sanctum de corde profeßus, Illius & Sacro dogmate pavit oves. Sed quamvis atro jaceat sub marmore Corpus, Attamen in terris nescia fama mori. In cœlis vivit, sine fine ubi summa voluptas, Æternâ fruitur gloriâ, honore pari. Eteostichon.

RÖsChIVs eX f LUXâ VItâ DeCeDIt honorVs, VoCe sVIs tetrICâ trIste VaLeqVe CanIt. Hisce heologide Ecclesia Christi optimè meriti sanctos manes prosequitur Cognatus.

Johann Jakob Wucherer, Civis Reutling.

D

XV. es Herzens Redlichkeit/ in allerhande Ständen Ist Gott ein lebes Werk/ so er mit Gnadenhänden Allzeit belohnen will; dem wart ihr für und an Im


69 Im ganzen Lebenslauf/ O Herr Rösch beigetan. Aufrichtig in der Tat/ nicht nur mit bloßen Worten wie mancher etwa tut. Nein, nein, an allen Orten Dies rühmet männiglich/ auch euer Liebesband Der Bürger in der Stadt/ der Bauer auf dem Land. Man höret ferner noch/ mit Lob im Munde führen (Was kann wohl einen Mann/ doch mehr als dieses zieren) Den unverdrossnen Fleiß/ die angewandte Müh’, Den klug gegebnen Rat/ der Sorgen spät und früh, So Herr Rösch im Amt g’habt/ in deren vielen Jahren (Ein’ lange Zeit fürwahr)/ worinnen ihr erfahren. Manch harten Kreuzesstoß/ und überschweren Strauß Da euch der liebe Gott/ geholfen wieder aus. Ihr habt zwar auch erfahren/ da über euch geschwebt Die Krieges-Lebensg’fahr/ und habt doch auch erlebt (Wer hätt’ es wohl gehofft?)/ die edle Friedensruh, In welcher ihr gebracht/ noch ziemlich Jahre zu Bis es dem höchsten Gott/ nach seinem Schluss gefallen, Euch durch den sanften Tod/ von diesem Erdenballen Zu rucken fernerhin/ eh’ denn ein and’r Ungfäll, Das uns ob Haupten hangt/ betrübet eure Seel’. Ach Herr Rösch, frommes G’müt’/ was kann mein Wunsch euch geben Weil ihr mehr Gaben g’habt/ als alle, die wir leben; Dann eben dieses nur/ dass eu’r verdorrte G’bein Und Fleisch mit der Seelen/ bald mag vereinbart sein! Dem seligen verstorbenen hochgeehrten Herrn Pfarrer zu Hausen und Decano ­Capituli Reutlingensis zum schuldigen Ehrengedächtnis setzt dieses bei

Johann Greilin, deutscher

­Schuldiener in Reutlingen. I 3

XVI.


70 XVI.

M bigo: num Venerende Socer, tibi carmina mœstus A Pangan? num lætus fata suprema canam? Ingenii dotes, memori si pectore volvo, Disceßum meritò lugeo corde tuum. Fulgida enim fueras Templi fax, atque columna, Sanctæ firma domus: Relligionis amor. Eusebies Splendor, vivæ Virtutis imago, Vitæ & doctrinæ norma probata probis. Hinc lacrumas effundo, & si quid vota valerent, Nestoris optarem viveres usque dies. Ast sat jam mundi ventis jactatus & undis, Æternâ Cœli sede, Beatus ovas, Hîc tibi perpetuò sociata incommoda vitæ, Summâ in Arce Poli, nunc datur alma quies, Nunc liber curis, Fatis ereptus iniquis, Gaudia mille capis, perfrucrisque bonis, Proin’ Reverende Socer, tibi grator præmia tanta, Exuviisque tuis, mollia strata precor. Hisce vale æternùm? cum JESU vive valeque Addite Cœlitibus, vive Deo atque vale.

Tumulus. ROESHIUS. HIC. JACET. HEU! FIDEI. VERIQUE. SACERDOS TOTUS. UI. PROBITAS. THEULOGIÆQUE. DECUS. Sic ultimos Honores Rev. mei Soceri, ex debito studio & affectu, impensè condolens, prosequor Gener. M. Joh. Jacobus Fischer,

Archi. Diac. Reutling.

XVII.


71 XVI.

I x, Ave, te potui complecti, & noße tenellus, V Funderis, & tristi funere stratus obis. Confido, spes est, fore, perpete lumine tecum,

Tergeminum æternùm cernere poße DEUM,

Sic Avum suum Clarissimim desiderat Nepos mæstissimus, Johann Jacobus Fischerus, Scholæ. Lat. Reutl. Discip.

F I N I S.

Illustration zur Leichenpredigt des Reformators Dr. Martin Luther.


72

„Und oftmals lag zwischen ihm und dem Tod nur ein Schritt, namentlich zu jenem Zeitpunkt, als ihm von einer gottlosen Kriegsgurgel unter hohem Beteuern die Pistole an den Kopf gesetzt und er bedroht wurde. Da sollte er durch dessen noch von Blut triefenden Händen, womit erst einer niedergemacht wurde, sterben. Aber der Hüter Israels hat über ihn gewacht.“

Printed in Germany · Alle Rechte vorbehalten © 2013 by Matthäus Felder · Allee 1 · 72805 Lichtenstein-Unterhausen · matthaeusf@aol.com


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