Magazin für Ästhetische Chirurgie

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MÄC

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2013

Magazin für Ästhetische Chirurgie Fachzeitschrift für Ästhetisch-Plastische Chirurgen, Gynäkologen, Ärzte für HNO-Heilkunde, Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen, Senologen und Ophthalmologen Offizielles Verbandsorgan der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.)

Anwendung und biologisches Verhalten eines teilresorbierbaren Polypropylen-Vicryl-Netzes in der onkologischen und ästhetischen Brustchirurgie

Autologer Lipotransfer: Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven

HYAcorp und seine sichere Anwendung

Neues topisches Lokalanästhetikum kombiniert Lidocain mit Tetracain

Status Quo der Narbentherapie Innovative Patientenversorgung im Bereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtsmedizin

Praxiserfahrungen mit injizierbarem Poly-L-Lactat (PLLA)

Postoperative Patientenbegleitung nach dem plastischen Eingriff Mit 1470nm von Varizen bis Hyperhidrose


6XEOLPH/LQH

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zwei | 2013

Magazin für Ästhetische Chirurgie

5 Editorial Th. Gohla

6 Anwendung und biologisches Verhalten eines teilresorbierbaren Polypropylen-Vicryl-Netzes in der onkologischen und ästhetischen Brustchirurgie E. Harms, D.U. Richter

14 HYAcorp und seine sichere Anwendung Interview mit M. Höck, Kassel

16 Status Quo der Narbentherapie H.-U. Voigt

28 Innovative Patientenversorgung im Bereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtsmedizin E.M.W. Koch

34 Autologer Lipotransfer: Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven P. Boorboor

40 Praxiserfahrungen mit injizierbarem Poly-L-Lactat (PLLA) Interview mit G. Kautz, Konz

42 Neues topisches Lokalanästhetikum kombiniert Lidocain mit Tetracain 46 Postoperative Patientenbegleitung nach dem plastischen Eingriff 50 Mit 1470nm von Varizen bis Hyperhidrose Interview mit Th. Filipitsch, Wien

52 MITGLIEDSCHAFT GAERID 54 AKTUELL 57 INDUSTRIEFORUM 32 IMPRESSUM 58 ABONNEMENT

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn sich bei einer Anzahl von Menschen unabhängig voneinander in zunächst unterschwelliger, später dann merklicherer und schließlich reflektierter Weise ein zum Verwechseln ähnliches Empfinden manifestiert, welches dann in einer Form zum Ausdruck gebracht wird, in der man dieses eigene Empfinden urplötzlich wiederfindet und -erkennt, erlebt man zuweilen nicht nur eine durchaus rare Synchronität mit dem so genannten Zeitgeist, sondern auch eine Form fast kameradschaftlicher Zeitgenossenschaft, die selbst dann etwas Beglückendes an sich haben kann, wenn das eigentlich wiedergefundene und -erkannte Empfinden eines des Unbehagens ist – in diesem Fall ein Unbehagen bzgl. gewisser »Vergiftungstendenzen« in unserer Debatten- bzw. Medienkultur.

So beklagt unser Autor E.M.W. Koch im vorliegenden Heft in der Einleitung seines Berichtes zur 63. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) in Essen seinen Eindruck, dass sich anscheinend »Presse, Rundfunk und Fernsehen verpflichtet (...) fühlen, in regelmäßigen Abständen Schreckensberichte über Zustände in Krankenhäusern und Arztpraxen zu veröffentlichen, mit denen der angeblich desolate Zustand unseres Gesundheitssystems angeklagt werden soll. (...) Dass den allermeisten Patienten durch qualifizierte ärztliche Versorgung zu einem sehr hohen Prozentsatz hierzulande eine schnelle Besserung ihrer Beschwerden, eine zufriedenstellende Ausheilung schwerer Erkrankungen, eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität und Funktionstüchtigkeit sowie letztlich auch eine Lebensverlängerung ermöglicht wird, fällt bei dieser Art Berichterstattung fast immer weg.« Nun hat schon 1951 der »Reporter des Satans« Chuck Tatum (Kirk Douglas) in Billy Wilders gleichnamiger, prophetischer Medienkritik erkannt: »Bad news sells best. Cause good news is no news.« Nichstdestotrotz scheint das Ausmaß, in dem dieses Diktum Verwirklichung findet, im Zeitalter der digitalen Medien eine neue Dimension angenommen zu haben.

Dies stellt auch die Wochenzeitung Die Zeit in einem Leitartikel vom 16. Mai 2013 unter dem vielleicht auch nicht gänzlich unreißerischen, aber dennoch zutreffenden Titel »Die große Vergiftung« fest. In diesem dritten Bein unseres Synchronitätsschemels wird u.a. folgende Frage aufgeworfen: »Entsteht im Moment vielleicht ein Bewusstsein dafür, dass es so nicht weitergehen kann, dass die Erregungsmaschine außer Kontrolle geraten ist, dass Hysterie nicht nur Menschen und Beziehungen kaputt macht, sondern auch einer Demokratie schaden kann?« Dies sind Fragen, denen sich nicht nur, aber nicht zuletzt auch die »traditionellen« Medien stellen müssen, die auf der zum Teil schon groteske Züge annehmenden Hatz nach Relevanz (und Werbeeinnahmen) Gefahr laufen, ihre eigentliche Aufgabe (und Kernkompetenz) aus den Augen zu verlieren: »Vor der digitalen Revolution funktionierten die traditionellen Medien als Filter. Journalisten recherchierten die Nachrichten, sie prüften die Fakten, wählten aus, was gedruckt und gesendet wurde, sie formten mit ihren Kommentaren die öffentlichen Diskussionen vor, und sie sortierten, jedenfalls bis zu einem gewissen Grad, das Unseriöse, Bösartige, Hasserfüllte aus. Sie entgifteten die Diskurse.« Diesem Anspruch auch in Zukunft gerecht zu werden, ist und bleibt das vornehmlichste Bestreben der MÄC.

Ihr

Dr. med. Th. Gohla Schriftleiter "Magazin für ästhetische Chirurgie"

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E. Harms, D.U. Richter

Schnittführung

Anwendung und biologisches Verhalten eines teilresorbierbaren Polypropylen-Vicryl-Netzes in der onkologischen und ästhetischen Brustchirurgie Alloplastische Materialien spielen in der onkoplastischen rekonstruktiven Mammachirurgie eine zunehmende Rolle. Im Bereich der Hernienchirurgie nehmen sie seit langem einen festen Platz ein. Seit einigen Jahren werden sie auch bei bestimmten Indikationen im Rahmen der Beckenbodenrekonstruktion angewendet. Als Fremdmaterialien stehen zur Verfügung: künstliche azelluläre Dermis, titanisierte Netze und neuerdings teilresorbierbare Polypropylennetze.

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Unterschiedliche Schnittführungen der SSM und NSM.

(Foto & Grafik: Brustzentrum Rhein-Kreis Neuss)

Hautsparende Mastektomie

Abb. 1: Mastektomie.

Die Indikation zur Mastektomie ist in etwa 30% aller Patientin-

hende Nachteile der submuskulären Protheseneinlage, unter

nen mit primärem Mammakarzinom zu stellen. Eine Sofortre-

anderem Gewebestrapazierung, dünne und unzureichende Be-

konstruktion kann der Patientin angeboten werden, wenn sie

deckung der Prothesen, insbesondere ventral und caudal, kön-

dies wünscht. In diesen Fällen bietet sich die Skin-Sparing-

nen durch den Einsatz von stützenden, abdeckenden Fremd-

Mastektomie mit unterschiedlichen Schnittführungen mit oder

materialien korrigiert werden.

ohne Mamillenerhalt an [1] (vergl. Abb. 1). Insbesondere am caudal-lateralen Rand, wo der PectoralisDie Sofortrekonstruktion kann mit Hilfe körpereigenen Gewe-

muskel von der Thoraxwand gelöst wird, findet sich in der

bes oder mit Hilfe einer Prothese erfolgen. Im Falle einer Pro-

Regel immer eine Stelle, an der das Implantat lediglich von

thesenrekonstruktion wird diese in der Regel submuskulär ge-

dünnen Haut-Fettlappen bedeckt ist und unzureichend autolo-

legt, d.h. der M. pectoralis major wird am Unterrand angeho-

ges Gewebe zur Abdeckung vorhanden ist. Dies ist die anfäl-

ben und mit diesem Muskel wird die obere Hälfte der Prothese

ligste Region für mögliche Nekrosen oder Defekte. Die Arbeits-

oder auch der Expander abgedeckt. Die caudale Abdeckung

gemeinschaft gynäkologische Onkologie [2] (AGO-Leitlinie

erfolgt entweder mit einem alloplastischen Netz, einem des-

2013) bewertet den Einsatz von Gewebe und unterstützenden

epithelisierten Dermo-Fettlappen im Rahmen einer Reduktions-

Fremdmaterialien jetzt mit plus, d.h. es wird ein Vorteil in deren

mastopexie oder auch mit einem Latissimus-dorsi-Lappen mit

Anwendung gesehen. Nur für den Einsatz von titanisierten Net-

oder ohne zusätzlicher Prothese. Operationstechniken unter

zen gibt es bereits gute Daten [3,4,5]. Neu ist die Anwendung

Nutzung von Expandern oder Implantaten haben gegenüber

eines teilresorbierbaren Netzes (Seragyn®BR). Es wird im Fol-

Verschiebelappentechniken den Vorteil der wesentlich geringe-

genden über die Anwendung dieses Netzes im Rahmen der

ren Belastung der Patientin, der kürzeren Operationszeit und

onkoplastischen und auch ästhetischen Mammachirurgie be-

einer deutlich verkürzten postoperativen Liegezeit, sowie der

richtet und durch pathologische Untersuchung acht Monate

günstigeren Kostensituation und der Korrigierbarkeit und Um-

nach komplikationsloser Einlage eines solchen Netzes das bio-

wandlung in eine Lappenplastik bei Komplikationen. Beste-

logische Verhalten untersucht und bewertet.

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Ergebnis

(Fotos: Brustzentrum Rhein-Kreis Neuss)

Prothesentasche

Abb. 2: Wiederaufbau: Prothese.

Produktbeschreibung

und auch voluminöser Brust erforderlich, oder ob keine Hautmantelverkleinerung erforderlich ist. Im ersten Fall kann die Ab-

Seit August 2010 steht ein teilresorbierbares 2-Komponenten-

deckung mit Hilfe eines desepithelisierten Dermo-Fettlappens

netz zur Verfügung, dessen Grundfäden als Trägergerüst aus

erfolgen [3] mit oder ohne zusätzlicher Anwendung von Fremd-

resorbierbarem Polyglykolsäure-Caprolakton (PGA-CL) beste-

material (Dualplain-Tecknik). Im zweiten Fall ist Abdeckung des

hen und das nach Resorption Polypropylen-Einzelelemente als

caudalen Implantatpoles mit Hilfe eines alloplastischen Materi-

®

Dauerimplantat zurücklässt (Seragyn BR). Die Auflösungszeit

als immer ratsam (vergl. Abb. 2).

des resorbierbaren Anteiles beträgt 90-120 Tage. Das Flächengewicht vor der Resorption beträgt 85 g/qm, nach der Resorp-

Implantationsschritte

tion 28 g/qm, die Maschenweite zwischen 2 und 4 mm. 1. Der M. pectoralis major wird vom caudalen Ende bis hin

Planung des operativen Vorgehens

zum sternalen Ansatz von der Brustwand freipräpariert. 2. Das Netzimplantat wird am caudalen lateralen Ende des M.

Während bei der modifizierten radikalen Mastektomie Brust-

pectoralis mit einer Naht befestigt (Einzelknopfnähte oder

haut und Volumen rekonstruiert werden müssen, wird bei der

auch fortlaufend). Bei der Fixation des Netzimplantates an

Skin-Sparing Mastektomie im Wesentlichen nur das Brustvolu-

den Muskelrand ist auf die flexible und elastische Gewebe-

men rekonstruiert. Hierbei sind zwei anatomische Situationen

ausrichtung des Netzmaterials zu achten, so dass postope-

zu unterscheiden: Wenn eine sofortige subpectorale Implantat-

rativ eine Ausdehnung des caudo lateralen Anteils der re-

rekonstruktion geplant ist, muss entschieden werden, ob eine

konstruierten Brust ermöglicht wird.

Hautmantelverkleinerung notwendig ist, dies ist bei ptotischer

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3. Der untere Teil des Netzimplantates wird unter Verwendung

Falldarstellung und Makroskopie

von z.B. monofilem Nahtmaterial mit Einzelnähten im Bereich der Inframammärfalte fixiert oder auch lediglich umge-

Am 21.12.2010 wurde Frau T.M. (58 Jahre) wegen eines inva-

schlagen. Grundsätzlich können zwei Techniken der Netz-

siven Mammakarzinoms mit Mamillenbeteiligung einer haut-

abdeckung des Implantates angewendet werden [6, 7].

sparenden Mastektomie unterzogen (Tumorstadium pT1c pN0 (sn) L1 V0 R0 cM0 G2, Rezeptorpositiv, Her-2/neu positiv). In

Mögliche operative Vorgehensweise und Techniken der Netzabdeckung

gleicher Sitzung erfolgte eine subpectorale Einlage eines Permanentexpanders der Fa. Allergan (255 cm³). Der caudale Teil der Prothese wurde mit einem teilresorbierbaren Netz (Sera-

1. Subpectorale Expander- oder Implantat-Einlage mit caudolateraler Netzabdeckung als Interponat. 2. Epipectorale Implantateinlage mit cranio und caudaler Netz-

gyn®BR) mit den Maßen 13,5 x 9,5 cm abgedeckt. Das Mesh wurde mit fortlaufenden Vicrylnähten am Unterrand des abgelösten M. pectoralis major und nach Einlage der Prothese in

ummantelung (komplette Netzpocket). Letztere Anwendung

der Inframammärfalte durch Vicryleinzelknopfnähte fixiert.

bedarf einer sehr engen Indikationsstellung und umfangrei-

Ebenfalls erfolgte eine seitliche Fixation des Netzes mit Einzel-

cher Aufklärung. Sie ist nicht als Standardmethode anzuse-

knopfnähten am M. seratus anterior. Es erfolgte eine partielle

hen.

Auffüllung der Prothese auf ein Volumen von 135 ml. Der postoperative Verlauf gestaltete sich komplikationslos.

Im Falle einer Reduktionsmastopexie-Technik bei ptotischen Mammae stellt sich ebenfalls das Problem der Implantat-Be-

Die Patientin erhielt eine adjuvante Chemotherapie, bestehend

deckung im unteren und seitlichen Anteil der Brust, die durch

aus 3 Zyklen EC 3-wöchentlich, gefolgt von 12 Zyklen Paclita-

den gehobenen M. pectoralis nicht bedeckt werden. Hier kann

xel und Trastuzumap (Herceptin) wöchentlich. Im Anschluss

das Implantat komplett netzbedeckt platziert werden. Die Ein-

wurde eine 3-wöchige Herceptin-Gabe für 1 Jahr vorgesehen.

lage erfolgt als implantatbedeckende und stabilisierende Zwi-

Trotz eingehender Aufklärung vor der Operation über die Tatsa-

schenschicht. Das Netz wird vor der Implantateinlage am Ab-

che, dass die plastisch rekonstruierte Brust gefühllos ist,

trennungsrand des M. pectoralis major in der gesamten Breite

wünscht die Patientin nach kurzer Zeit eine Entfernung der

des Implantates taschenförmig mit Einzelknopfnähten einge-

Prothese nach Abschluss der Chemotherapie. Es wurde des-

näht, das Implantat eingelegt und darüber möglichst glatt das

halb auf eine vollständige Auffüllung der Prothese verzichtet,

Netz gelegt und mit wenigen Einzelknopfnähten am bedecken-

trotz des kosmetisch ansprechenden Ergebnisses. Die Patien-

den Pectoralis fixiert. Damit ist eine einerseits formstabile, an-

tin bestand auf Entfernung der Prothese. Diese erfolgte im Au-

dererseits auch weiche Gewebegesamtbedeckung für das Im-

gust 2011, also 8 Monate nach der Primäroperation. Dies er-

plantat gegeben, in der die Bindegewebeeinsprossung regel-

öffnete die Möglichkeit, das teilresorbierbare Netz im eingeheil-

recht und ohne Materialdiskontinuität erfolgen kann (die Tech-

ten Zustand zu untersuchen. (vergl. Abb. 3-5)

nik ist 2011 von Paepke im Senologen ausführlich dargestellt worden) [8].

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(Foto: OP Grevenbroich)

(Foto: OP Grevenbroich)

Abb. 3: Geplante Mastektomie.

Abb. 4: Implantat Tasche mit eingewachsenem Netz.

Nach Eröffnung des vertikalen Schnittes stellte sich das Netz in einer stabilen, dünnen Schicht mit dem caudalen Prothesenanteil dar, die makroskopisch kaum noch eine Netzstruktur wahrnehmen ließ. Es ließ sich leicht von der Prothese stumpf digital lösen, ohne dass eine Adhärenz mit der Prothese vorhanden war. Im Bereich der Inframammärfalte schien es makroskopisch gut in die

(Foto: Pathologie Grevenbroich)

Muskulatur eingebaut worden zu sein. Der postoperative Verlauf war komplikationslos, die Patientin konnte am Tag der Operation bereits entlassen werden.

Pathologische Anatomie und histologische In-vivo-Ergebnisse (vergl. Abb. 6-9)

Abb. 5: Präparat mit eingewachsenem Netz. Vorausgegangene In-vitro-Untersuchungen zeigten eine sehr gute Zelladhärenz. Die Tiloop®Bra-Netze und teilresorbierbaren Netze verhalten sich ähnlich. Die Skelettmuskelzellen wuchern rasant in die Maschen hinein. Die vorliegende In-vivo-Untersuchung bestätigt die In-vitro-Untersuchung. Eine akut entzündliche Reaktion fand sich nicht. Die Fremdkörperreaktion war erheblich. Es fanden sich massenhaft Riesenzellen. Der Effekt der Materialreduktion bei vorliegendem Netz wirkt sich positiv auf die Fremdkörperreaktion aus. Durch die großporige Struk-

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(Foto: Universitäts-Frauenklinik Rostock, Dr. Dagmar-Ulrike Richter)

(Foto: Universitäts-Frauenklinik Rostock, Dr. Dagmar-Ulrike Richter)

Abb. 6: Mamma + Seragyn BR 832x, eingewachsenes Netz in umliegendes Gewebe.

Abb. 7: Rosettenförmiges Einwachsen des Netzes.

tur war keine Narbenbildung entstanden, die bei einer Prothesenrekonstruktion nachteilig wäre. Das Netz war in die Körpermatrix voll integriert worden. Wir konnten zeigen, dass nach Zeitverlauf von 32 Wochen die Einarbeitung des Bindegewe(Foto: Pathologie Grevenbroich)

bes in die Netzmatrix abgeschlossen ist und eine weiche, glatte Kapselinnenseite verbleibt. Diese ermöglicht eine optimale Bedeckung des Expanders oder Implantates [11-15].

Diskussion Der Einsatz von azellulärer Dermis und von alloplastischen Netzen in der plastisch-rekonstruktiven Mammachirurgie wird bei

Abb. 8: Eingewachsenes Netz ohne Hinweis auf floride Entzündungsreaktion.

bisher exzellenter Erfahrung durch die Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft gynäkologischer Onkologie empfohlen und unterstützt. Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen azellulärer Dermis und alloplastischen Netzen: Alloplastische Netze dienen nicht als Gewebeersatz. Sie dienen im Wesentli(Foto: Pathologie Grevenbroich)

chen dazu, das Hochrutschen des abgelösten M. pectoralis major zu verhindern und somit zu erreichen, dass eine größere Fläche des Muskels zur Abdeckung der Prothese zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind sie geeignet, eine Formstabilität der Prothese zu gewährleisten. Ein neuer und interessanter Aspekt ist dadurch gegeben, dass somit eine komplette Abdeckung der Prothese mit alloplastischem Material möglich ist und ein so genanntes Wrinkling verhindert werden kann [9]. Die

Abb. 9: Polarisationsoptische Darstellung des teilresorbierbaren Netzmaterials.

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Reaktion zwischen Muskel und der darüber liegenden Haut,

Seragyn®BR Netz ist primär starrer als das titanisierte Netz. Es

d.h. das so genannte Interface, ist entscheidend, ob sich die

wirkt primär haptisch fest. Das von Paepke 2012 [6] vorge-

Haut verzieht und ein so genanntes Wrinkling auftritt oder

schlagene Einlegen des Netzes für 20 Minuten in Taurolin führt

nicht. Ein das Implantat abdeckendes Netz kann diese Proble-

zu einer deutlich weicheren Konsistenz trotz Formstabilität.

matik verbessern bzw. verhindern. Denkbar wäre auch die An-

Dieses Vorgehen führen wir bislang nicht durch. Eine periope-

wendung eines kompletten Netzes im Rahmen der submusku-

rative antibiotische Therapie ist grundsätzlich indiziert.

lären Augmentation. In diesem Falle könnte durch eine komplette Netzabdeckung eine Rotation anatomischer Prothesen,

Zusammenfassung

die immer wieder beobachtet wird, verhindert werden [9]. Das teilresorbierbare Seragyn®BR Netz zeigt günstige EigenDer Erfolg bei azellulärer Dermis porciner oder humaner Her-

schaften im Gewebe:

kunft (Strattice™/Epiflex) ist an eine intakte Gewebeschicht gebunden. Es muss einwachsen können. Azelluläre Dermis dient

1. Es führt nicht zu einer akuten entzündlichen Reaktion.

als Gewebeersatz bei schlechten Hautverhältnissen. Insbeson-

2. Die teilresorbierbare grobporige Struktur nach Teilresorbie-

dere auch bei Zustand nach Radiatio ist die Anwendung von

rung verhindert die Ausbildung einer Narbenplatte und führt

azellulärer Dermis sinnvoll und kann aufwendige Lappenplasti-

zur Ausbildung einer Fremdkörperreaktion mit Riesenzellen.

ken verhindern. Sowohl über die Anwendung von alloplastischen Netzen als auch über die Anwendung von azellulärer Dermis ist die Patientin aufzuklären. Die Kosten werden von der Krankenkasse nicht gesondert übernommen. Sie gehen in

3. Es erfolgt eine vollständige Integration des Netzes in die Körpermatrix. Dieser Vorgang ist nach etwa 32 Wochen abgeschlossen. 4. Die Verwendung eines teilresorbierbaren Netzes ist nach

die DRG ein. Aufgrund der hohen Kosten ist die Anwendung

diesen In-vivo-Ergebnissen der Einlage eines Titannetzes

der azellulären Dermis zurzeit stark limitiert. Als Hauptrisikofak-

gleichwertig.

toren für Frühkomplikationen wurden Voroperationen, Bestrah-

5. Es besteht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen azel-

lung und ein perioperativer Zugang identifiziert [6]. Dies deckt

luärer Dermis und alloplastischen Netzen. Alloplastische

sich auch mit unseren Erfahrungen. Ein Problem der vaginalen

Netze sind nicht als Gewebeersatz anzusehen im Gegen-

alloplastischen Netze stellt die Netzarrosion dar, die in etwa

satz zu azellulärer Dermis. Die Indikationen zu den Anwen-

10% beobachtet wird. Bei teilresorbierbaren Netzen ist die

dungen sind somit unterschiedlich. 6. Die Anwendung teilresorbierbarer alloplastischer Netze

Netzarrosion geringer [10].

könnte auch bei der submuskulären und epipectoralen AugEine Netzarrosion beobachten wir in der Brust bislang nicht.

mentation bei anatomischen Implantaten von Nutzen sein,

Dies entspricht auch der Erfahrung anderer Anwender. Die Ein-

indem sie das Wrinkling als auch die Prothesenrotation ver-

heilungsrate der alloplastischen Netze ist in aller Regel gut. Die

hindern kann.

®

von uns dargestellten Ergebnisse mit dem Seragyn BR Netz sind der Einlage eines titanisierten Netzes gleichwertig. Das

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LITERATUR: 1. M. Dieterich, T .Reimer, A. Stachs, B. Gerber: Die haut- und mamillensparende Mastektomie. Frauenarzt, 53 (2012) Nr.2 2. AGO Leitlinien Version.2013 http://www.ago-online.deAGO Leitlinien 3. K. Brunnert, M. Warm: Technik der Gewebeexpansion in der plastischen Chirurgie. gynäkol prax 2008; 32: 479493 4. A.Rezai: Titanische Netze – Indikation und erste Erfahrungen mit Skin-Sparing Mastektomie. 9. Düsseldorfer Brustkrebs Konferenz 2012 5. A. Rezai, S. Krämer: Reconstructive breast surgery from oncological and aesthetic perspectives – Immediate or delayed reconstruction. 8. Düsseldorfer Brustkrebs Konferenz 2010 6. S. Paepke, E. Klein, P. Völkel, S. Dittmer, A. Rezai, J.U. Blohmer, E.Harms, R. Ohlinger, M. Niemeyer, D. Paepke, H.Pronger, J. Krol, M. Kiechle: Einsatz des teilresorbierbaren Zweikomponenten-Polypropylen- Vicryl-Mesh (Seragyn®BR) als Gewebeinterponat in der plastisch-rekonstruktiven Mammachirurgie – erste Erfahrungen, Use of the Partially Resorbable Bi-ComponentPolypropylen-Mesh (Seragyn®BR) –first Experience. Senologie 2012; 9: 217222

11. D.U. Richter: In-vitro und in-vivo-Untersuchungen an einem PolypropylenMesh im Hinblick auf die klinische Anwendung in der Mammarekonstuktion. Mammakarzinom Workshop 24.-25. 01. 2013 Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München 12. E. Harms: Application and biological behavior of a partial resorbable alloplastic breast surgery. Posterpräsentation auf der Jahrestagung der deutschrussischen Gesellschaft für Frauenheilkunde, 2011 13. D.U. Richter, B. Gerber, M. Diederich, E. Harms: In-vitro- und In-vivo-Untersuchungen an einem Polypropylen-Mesh im Hinblick auf die klinische Anwendung in der Mammarekonstruktion. Posterrepräsentation auf dem 59. Kongress der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe 9.-13. Oktober 2012, München 14. E. Harms: Anwendung und biologisches Verhalten eines teilresorbierbaren Netzes in der Brust Chirurgie. 8. Internationales Urogynäkologisches Symposium, 26. Oktober 2011, Naila 15. J.U. Blohmer, K. Brunnert, E. Harms, R. Ohlinger, S. Paepke: Erfahrungen mit dem teilresorbierbaren Bikomponentennetz Seragyn®BR. Mammakarzinom Workshop 24.-25. 01. 2013 Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

7. M. Malaika et al.: Netzgestützte Brustrekonstruktion. 7. Internationaler urogynäkologischer Fachtag Naila:2010

KONTAKT CA Dr. Edgar Harms Frauenklinik Grevenbroich, Brustzentrum Rheinkreis-Neuss

8. S. Paepke et al.: Nippel sparende subkutane Mastektomie (NSSM). Senologie 2011: 8: 210-214 9. K. Brunnert: Persönliche Mitteilung. Mammakarzinom Workshop 24.-25. 01. 2013 Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München

Von-Werth-Straße 5 41515 Grevenbroich Dr. Dagmar-Ulrike Richter Biologin, Universitätsmedizin Rostock Schillingallee 35 18057 Rostock

10. J. Farthmann, D. Watermann, A. Niesel, C. Fünfgeld, A. Kraus, F. Lenz, H.J. Augenstein, E. Graf , B. Gabriel: Lower exposure rates of partially absorbable mesh compared to nonabsorbabl mesh for cystocele treatment: 3-year follow -up of a prospective randomized trail. The International Urogynecological, 2012

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mdm

HYAcorp und seine sichere Anwendung Interview mit M. Höck, Kassel

Der HA-Filler HYAcorp ist vor etwa vier

MÄC:

Jahren weltweit in den Markt eingeführt

Hat HYAcorp eine besondere Vernetzungstechnologie? M. Höck:

worden. Wir sprachen mit Matthias Höck, Geschäftsführer der aesthetic visions GmbH, der Vertriebsfirma von HYAcorp für den deutschen Markt, über die speziellen Merkmale dieses Produktes.

Hyacorp ist nach einem speziell entwickelten Vernetzungsverfahren hergestellt, der thixotropen Technik. Dies bedeutet, dass das Produkt eine sehr stabile und hohe Viskosität hat, aber gleichzeitig mit einer relativen dünnen Nadel injiziert werden kann. Die thixotrope Technik lässt ein Hylan-Gel entstehen, dass durch Druck während der Injektion seine Viskosität ändert, indem es dünnflüssiger wird. Das Hyacorp-Gel lässt sich dadurch sehr exakt platzieren.

MÄC:

MÄC:

Herr Höck, was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an

Worin sehen Sie die Vorzüge von HYAcorp im Vergleich

HYAcorp?

zu anderen HA-Fillern?

M. Höck:

M. Höck:

Die Besonderheit von Hyacorp beruht auf mehreren Faktoren:

Durch die thixotrope Technik sind die Haltbarkeit und das Auf-

Das Ausgangmaterial Hyaluronsäure ist von höchster Reinheit,

füllergebnis (Volumenauffüllung) sehr gut. Der Abbau durch das

die zur Zeit im Markt verfügbar ist. Es ist also nicht tierischen

Enzym Hyaluronidase ist dadurch verzögert und das Behand-

Ursprungs, mit einem Endotoxinwert von < 0,0015 IU/mg,

lungsergebnis über einen größeren Zeitraum gegeben. Wichtig

durch ein spezielles Reinigungsverfahren ist im Endprodukt

bei dieser Volumenauffüllung ist aber, dass immer das entspre-

kein Endotoxin enthalten.

chende Produkt aus der HYAcorp-Reihe angewendet wird. Hier muss deutlich zwischen dem Körperaufbau und dem Gesichtsaufbau unterschieden werden.

14 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


MÄC:

duzierten Charge wird ein Test auf Sterilität und Gehalt an En-

Sie sagen, dass HYAcorp in der Anwendung ein sehr si-

dotoxinen durchgeführt, bevor das Produkt für den Markt frei-

cheres Produkt ist. Anhand welcher Kriterien wird die

gegeben wird. HYAcorp besitzt nach heutigem Stand der Wis-

Produktsicherheit von HYAcorp belegt?

senschaft kein Entzündungspotential.

M. Höck:

MÄC:

Bevor Hyacorp das CE-Zeichen erhielt, wurden umfangreiche

Sehr geehrter Herr Höck, vielen Dank für das Ge-

biologische Tests mit Erfolg durchgeführt, wie z.B. Implanta-

spräch!

tion, Sensibilität, intrakutane Reaktion und vor allem auch ein Das Interview führte F. Höppner

18-monatiger Test auf eventuelle Krebserregung. Bei jeder pro-

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H.-U. Voigt

Status Quo der Narbentherapie

Abb. 1a-b und 2a-b: Posttraumatische Narben – vorher (l). und nachher (r.).

16 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

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Durch ihre enge Verbindung zur ästhetischen Medizin hat sich das Spektrum der NarbenProphylaxe (z.B. bei Beauty-OPs) und -Therapie in den letzten Jahrzehnten rasant entwickelt. In Deutschland könnten ca. 45 Millionen Menschen mit Narben, das sind rund 60% der Bevölkerung, von den modernen Verfahren profitieren. Grundsätzlich muss aber auch 2013 gesagt werden: Narben können nicht beseitigt, jedoch deutlich verbessert werden.

Narben können Beschwerden wie Juckreiz und Schmerzen ver-

men das Granulationsgewebe, das den schnellen Wundver-

ursachen, über Gelenken und auf großen Flächen, z.B. nach

schluss bewirkt. Durch Freisetzung von Enzymen wird dieses

Verbrennungen, sogar Funktionseinschränkungen. Am häufigs-

frühe Narbengewebe dann schrittweise umgebaut und verfes-

ten aber steht heute die ästhetische Beeinträchtigung im Vorder-

tigt. Parallel dazu werden Keratinozyten (hornbildende Zellen)

grund. Für unsere Vorfahren war die Optik noch kein Thema. Ihr

aktiviert, wodurch die Wunde mit einem Epithel verschlossen

Leben hing davon ab, dass die Evolution diesen Mechanismus

wird. Der Narbenumbau und ihre Reifung dauern 6-12 Monate.

hervorbrachte, um Wunden schnell zu verschließen und tödliche

Narbentypen

Infektionen zu verhindern. Der Preis für die schnelle Heilung war und ist der Ersatz durch minderwertiges Bindegewebe – das

Frische, unreife Narben sind rot, erhaben oder flach. Die

Narbengewebe.

beste Behandlung ist zunächst einmal Abwarten, da sich sowohl die Farbe als auch die Erhabenheit meist von selber zurückbil-

Mechanismen der Wundheilung

den.

Die Wundheilung wird heute in 3 Phasen eingeteilt, die Entzün-

Physiologische (reife) Narben sind linear, schmal, haben Haut-

dungsphase, die Proliferationsphase und die Regenerations-

niveau und -farbe.

phase. Tritt eine Verletzung auf, kommt es zu einer Blutung. Es bilden sich Thrombozytenaggregate, die eine schnelle Blutstil-

Pathologische Narbenformen können verbreitert, hypertroph,

lung bewirken. Aus diesen Thrombozyten werden Wachstums-

wuchernd bis zum Keloid, kontrakt, atrophisch, hyperpigmen-

faktoren wie TGF-Beta-1, IGF-1, PDGF u.a. freigesetzt. Diese

tiert und depigmentiert sein. Ihre Entstehung ist abhängig von

Mediatoren initiieren eine Entzündung, starten die Angiogenese

den Faktoren Alter, genetische Disposition, Geschlecht, Lokali-

(Wachstum von Blutgefäßen) und führen zur Bildung einer extra-

sation, Wundgröße und Kontamination.

zellulären Matrix. Gleichzeitig werden Fibroblasten (Bindegewebszellen) aktiviert, die Collagen produzieren. Extrazellulärma-

Hypertrophe Narben sind auf das Verletzungsareal beschränkt,

trix, neu gebildete Kapillaren und neues Collagen bilden zusam-

entweder hyper- oder hypopigmentiert und treten v.a. bei jünge-

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

17


ren Menschen auf. Sie bilden sich langsam und spontan zurück

Bewertung der Narben

und hinterlassen eine verbreiterte, weißliche oder hautfarbene Narbe. Sie verursachen kaum Beschwerden und lassen sich gut

Gängig sind heute zwei verschiedene Schemata. Beim

therapieren.

POSAS-System (Patient and Observer Scar Assesment Scale) werden Narben nach Kriterien wie Pigmentierung, Dicke, Relief,

Keloide überragen im Gegensatz zu hypertrophen Narben die

Geschmeidigkeit usw. mit einem Punktesystem von Behandler

ursprünglichen Wundgrenzen, sie persistieren oder wachsen

(max. 50 Punkte) und Patient (max. 60 Punkte) bewertet. Bei der

sogar weiter. Sie sind meist symptomatisch, jucken und sind

Vancouver-Scar-Scale wird die Narbe nach einem ähnlichen

druckempfindlich. Sie entstehen durch eine starke und verlän-

Punktesystem allerdings nur durch den Behandler bewertet.

gerte Entzündungsreaktion, die eine verstärkte Collagenbildung auslöst.

Narbentherapien – nicht-invasive Verfahren

Atrophische (auch athrophe) Narben entstehen nach traumati-

Kryotherapie

schem Gewebeverlust, entzündlichen Prozessen in tieferen

Hier wird flüssiger Stickstoff mit einer Temperatur von -195,8

Hautschichten (z.B. Akne, Herpes, Abszesse), v.a. bei dünner

Grad Celsius entweder in Kontakt- oder Sprühverfahren oder

Haut und unabhängig vom Alter.

seit kurzem auch intraläsional mit Hohlnadeln appliziert. Üblich sind alle 4-6 Wochen zwei Behandlungszyklen à 10-20 Sekun-

Depigmentierte Narben treten nach Operationen, tieferen Ent-

den. Durch die Kälte entstehen intrazelluläre Kristalle und Kapil-

zündungen, Laserbehandlungen und Kryotherapie auf.

larschäden, die zu einer Gewebsnekrose und dadurch zur Narbenabflachung führen. Studien zeigen eine Erfolgsquote von 51

Hyperpigmentierte Narben entstehen bei dunkleren Hauttypen

bis 74%. Die Kryotherapie eignet sich für frische, hypertrophe

durch Kratzeffekte, starkes UV-Licht und in Folge chronischer

Narben. Günstig ist die Kombination mit einer intraläsionalen In-

Entzündungen.

jektion von Kortikoidkristallen. Mögliche Nebenwirkungen: Hypound Hyperpigmentierungen.

Aknenarben, die meistens durch eine Verlängerung der Entzündungsphase entstehen, unterscheidet man in überschießende

Kortikoid-Injektionen

Narben (hypertrophe Narben oder Keloide) und atrophe Narben.

Dazu werden Triamcinolonacetonid-Kristallsuspensionen intralä-

Bei diesen wiederum differenziert man je nach Form und Tiefe

sional mit feinen Nadeln oder mit dem Dermo-Jet alle 4-6 Wo-

schüsselförmige, flache Narben, Icepick-Narben (tiefe Löcher),

chen injiziert. Die Kortikoide bremsen u.a. die Entzündungsreak-

Rolling-Scars (flach, eingesunken), Boxcar-Narben (kraterförmig,

tion, die Fibroblastenvermehrung und die Collagensynthese. Da-

wie ausgestanzt) und Webbed-Scars (fest, flach, netzförmig).

durch kommt es zu einer Abflachung, Erweichung und Aufhellung der Narbe. Diese Behandlungsform ist sehr verbreitet und wissenschaftlich gut dokumentiert. In Studien liegen die Erfolgsquoten bei 50 bis 100%, die Rezidivraten allerdings bei 9 bis

18 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Abb. 3a-b: Eigenfettimplantation – vorher (l.) und nachher (r.).

50%. Mögliche Nebenwirkungen: Hautatrophie (Hautschwund),

Kompression

Teleangiektasien (Erweiterung kleiner Blutgefäße) und Fettgewe-

Diese Behandlung hilft v.a. bei Keloiden und Verbrennungsnar-

beatrophien.

ben. Hilfsmittel sind z.B. Druckpelotten oder eine spezielle Kompressionskleidung bei Verbrennungen. Die Kompression muss 6

Okklusionstherapie

bis 24 Monate 24 Stunden am Tag durchgeführt werden. Es

Darunter versteht man eine Behandlung mit Silikonplatten oder

kommt so zu einer Mangelversorgung des wuchernden Gewe-

-gelen. Diese werden über 12 Monate und 24 Stunden täglich

bes. Studien zeigten Erfolgsquoten von 60 bis 85%.

appliziert – idealerweise ab dem 14. postoperativen Tag. Man vermutet, dass die Okklusion zu einer verstärkten Hydratation

Filler

und einem Temperaturanstieg führt, wodurch u.a. entzündungs-

Verwendet werden biologisch abbaubare Substanzen wie Hyalu-

fördernde und profibrotische (Fibrose ist eine krankhafte Ver-

ronsäure, Calciumhydroxilapatit oder Eigenfett. Filler sind für

mehrung des Bindegewebes) Zytokine (Eiweiße) gehemmt wer-

weiche, flache atrophische Narben geeignet. Wie auch beim Un-

den. Der Effekt: Eine Verminderung von Rötung, Dicke, Härte

terspritzen von Falten, hält der Auffülleffekt ca. 6 Monate an.

und Juckreiz.

Vorsicht bei synthetischen und permanenten Implantaten – sie

Narbencremes und -gele

können zu schweren Unverträglichkeitsreaktionen führen.

Die Präparate Contractubex Gel (März) und Keli-Med Creme (Dermamed AG) enthalten Allantoin, Heparin-Natrium und Zwie-

Ionisierende Strahlen bei Keloiden

belextrakt. Die Wirksamkeit des Zwiebelextraktes ist belegt, das

Verwendet werden hier Röntgen- oder Elektronenstrahlen. Diese

Heparin hat eine Weichmacherwirkung. Günstig ist die Kombi-

Therapie erfolgte früher sehr häufig und teilweise leichtfertig und

nation mit Kortikoid-Injektionen, Silikonfolien oder Kortikoidsal-

ist wegen möglicher Spätschäden derzeit nur noch äußerst be-

ben. Die Kelofibrase-Creme (Sandoz) enthält Harnstoff, Heparin-

grenzt im Einsatz. Die Wirksamkeit, besonders bei prophylakti-

Natrium und Kampfer. Hier ist die Studienlage aber nicht so ein-

scher Bestrahlung z.B. nach Keloid-OPs, ist aber sehr gut. Die

deutig.

Behandlung muss früh begonnen werden (24 bis 48 Stunden nach dem Eingriff). Mögliche Nebenwirkungen: Teleangiektasien und Hypopigmentierung.

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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Neue nicht-invasive Verfahren

Applikation von Imiquimod nach Keloidexzision nach 8 Wochen

Der Calciumkanalblocker Verapamil blockiert die Synthese ex-

eine wesentlich reduzierte Rezidivrate. Allerdings kam es zu mo-

trazellulärer Matrixmoleküle wie Collagen, Glykosaminoglykane

natelangen Reizungen und Hyperpigmentierungen. Da es sich

und Fibrinase. In einer kleinen Studie wurde Verapamil intracutan

zwar um eine kostspielige, aber wenig invasive Methode han-

nach Keloidexzisionen 5x in 2 Monaten in die Wundränder inji-

delt, ist der Versuch nach Keloid-OPs dennoch gerechtfertigt.

ziert. Bei 54% der Patienten kam es zu einem rezidivfreien Abheilen. Aufgrund der geringen Fallzahl kann aber noch keine

Eine Interferon-Therapie mit Interferon-Alpha-2B hemmt u.a.

Empfehlung abgegeben werden.

die Synthese von Collagen und aktiviert Collagenasen (Enzyme, die Collagen abbauen). In Studien wurde das Interferon intralä-

Bleomycin wurde in Studien entweder intraläsional verabreicht

sional 3x wöchentlich über 2 bis 3 Wochen nach Narbenexzision

oder als Bleomycin-Lösung in die Wundränder geprickt. Es

injiziert. Der Effekt: Eine signifikante Senkung der Rezidivrate.

hemmt die Collagensynthese und TGF Beta 1 und induziert den

Mögliche Nebenwirkungen: Grippale Symptome. Die Behand-

Collagenabbau. In Studien gab es Erfolgsquoten von bis zu

lung ist teuer und nicht als Monotherapie geeignet.

84%. Mögliche Nebenwirkungen: Hyperpigmentierungen und vereinzelt Nekrosen. Aufgrund der geringen Fallzahl kann eben-

Tacrolimus (Protopic) hemmt TNF-Alpha. In einer Pilotstudie

falls noch keine Empfehlung abgegeben werden.

fanden sich keine statistisch signifikanten Ergebnisse, allerdings kam es zu einer Besserung von Keloidbeschwerden (Juckreiz,

Die intraläsionale Injektion von 5-FU (Fluorouracil) wurde so-

Druckschmerzhaftigkeit).

wohl in einer High-dose- als auch in einer Low-dose-Variante getestet. Bei 70% der Probanden kam es zu einer mehr als

Botulinumtoxin: In Studien zeigte sich eine signifikant bessere

50%igen Verbesserung der Keloide. Aufgrund der geringen Fall-

Narbenbildung nach vorheriger Ruhigstellung des zu behandeln-

zahl kann noch keine Empfehlung abgegeben werden.

den Areals (v.a. im Gesicht) durch Botox-Injektionen.

Topische Retinsäure hemmt u.a. die Tonofilament- und Kerato-

TGF-Beta: TGF-Beta-1 und TGF-Beta-2 verringern den Matrix-

hyalinsynthese und erhöht die epidermale Zellwachstumsrate. In

abbau und fördern die Narbenbildung. TGF-Beta-3 dagegen

einer Studie mit 21 Probanden bewirkte die Applikation von topi-

hemmt die Narbenbildung. TGF-Beta-3 kommt in hoher Kon-

scher Retinsäure über 3 Monate eine 77-79%ige Erfolgsquote

zentration in der embryonalen Haut vor, bei Kindern und Er-

bei der Verbesserung des Narbenbildes. Wegen der geringen

wachsenen dominieren TGF-Beta-1 und TGF-Beta-2 – eine

Fallzahl kann auch hier noch keine Empfehlung abgegeben wer-

mögliche Erklärung für die narbenfreie Wundheilung der embryo-

den.

nalen Haut. Die Firma Renovo ist bei dem Versuch, die TGFBeta-3-Konzentration in der Haut zu erhöhen, zwei unterschied-

Imiquimod-Creme (Aldara) induziert Mediatoren wie TNF-

liche Wege gegangen. Zum einen entwickelte sie das TGF-Beta-

Alpha, Interferon-Alpha und fördert die Zellapoptose (program-

3-Präparat Juvista. Es wird entweder intrakutan in die Wundrän-

mierter Zelltod) des Granulationsgewebes. In Studien ergab die

der oder okklusiv direkt nach Keloidexzision appliziert. In 3 Stu-

20 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Abb. 4a-b: Operative Narbenkorektur – vorher (l.) und nachher (r.).

dien mit 103 Probanden in den USA kam es zu einer signifikan-

pher Narbenbildung. Ziel der Narbenrevision ist es, die Schnittli-

ten Verbesserung des Narbenbildes. Eine europäische Studie

nie möglichst in die Hautspannungslinien oder entlang von Fal-

konnte diese Ergebnisse allerdings nicht bestätigen. Der zweite

ten zu legen. Die Schnittlinien sollten entlang kosmetischer Ein-

Weg war das Präparat Juvedex. Es hemmt die Aktivierung von

heiten laufen, wenig Spannung aufweisen, lange gerade Linien

TGF-Beta-1 und 2, wodurch TGF-Beta-3 ein relatives Überge-

sollten vermieden werden. Ideal sind intrakutane Nahttechniken.

wicht bekommt. In einer Studie an 195 Probanden kam es zu

An Hals und Gesicht sind monofile Fäden mit kürzerer Verweil-

einer signifikant schnelleren Wundheilung und einem besseren

dauer ausreichend, am Körper sollten monofile Fäden mit länge-

Narbenbild.

rer Bestandsdauer verwendet werden.

Narbentherapien – invasive Verfahren

Nach Narbenkorrekturen im Gesicht empfiehlt sich eventuell nach 6-8 Wochen ein Erbium-YAG- oder CO2-Laser-Skinresur-

Prävention

facing oder eine Dermabrasion.

Mit folgenden Regeln können Arzt und Patient bei Operationen schöne, schmale und unauffällige Narben erreichen: Möglichst

Die Exzision von Keloiden sollte intramarginal erfolgen, die

atraumatisches Operieren, minimale Wundspannung, intraku-

Wundränder weiträumig mobilisiert werden und ein spannungs-

tane Nahttechniken, Exzisionen entlang der Hautspannungsli-

freier Wundverschluss hergestellt werden. Da Intrakutannähte ih-

nien oder entlang von Falten, Vorsicht bei gefährlichen Lokalisa-

rerseits wieder neues Narbengewebe produzieren können, sind

tionen wie Brust, Schultern und Gelenken, Vermeiden von Son-

hier evtl. transkutane Nahttechniken besser. Nach Keloidexzisio-

nenlicht für mindestens 4 Wochen nach der Operation, grund-

nen sind Folgetherapien empfehlenswert, z.B. Kortikoid-Injektio-

sätzlich Vorsicht bei dunkleren Hauttypen.

nen, eine Okklusionstherapie, eventuell auch die mehrwöchige 2x tägliche Applikation von Imiquimod-Creme auf die Wundrän-

Operative Revision

der.

Hier ist das Timing wichtig, es ist nie zu spät, aber evtl. zu früh. Bei zu früher Narbenkorrektur kommt es häufiger zu hypertro-

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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Abb. 5a-b: Erscheinungsbild zwei Wochen nach Laser-Resurfacing.

Stanztechniken sind indiziert bei Icepick-, tiefen Boxcar-, Wind-

Skinresurfacing

pocken- und postherpetischen Narben. Entweder als Stanzexzi-

Darunter versteht man eine Glättung und Neustrukturierung der

sion, bei der die Narbe vollständig exzidiert und die Wunde mit

Hautoberfläche durch Chemical-Peeling, Dermasanding, Derm-

einem monofilen Faden verschlossen wird, oder bei eingesunke-

abrasion oder Laserablation (Erbium-YAG- oder CO2-Laser).

nen Narben (z.B. Boxcar-Narben) auch als Stanzelevationen. Hier werden die zu behandelnden Narben mit einer Stanze ge-

Dermabrasion: Mit ihren hochtourigen Fräsen mit rotierenden

löst und dann mit einem Klebestreifen ins Hautniveau heraufge-

Diamantschleifköpfen war diese Methode früher der Goldstan-

zogen. Auch Stanztransplantationen sind möglich. Hier kann

dard in der Aknenarbenbehandlung. Nachteilig ist die starke Ab-

nach 6 bis 8 Wochen ebenfalls ein Laser-Skinresurfacing oder

hängigkeit vom Geschick des Behandlers und Komplikations-

eine Dermabrasion angeschlossen werden.

möglichkeiten wie Erytheme (Rötungen), Pigmentierungen und Hypopigmentierungen.

Eine Subcision hilft bei tief eingezogenen, verwachsenen Narben. Diese können mit einseitig scharfen Nadeln oder einer

Chemical Peeling: Das oberflächliche Skinresurfacing wird als

stumpfen Präparierschere subkutan gelöst werden. Die entstan-

Chemical-Peeling u.a. mit Salicylsäure, Resorcin, Alphahydroxy-

dene Wundhöhle kann in der gleichen Sitzung mit einem Filler,

säure, Jessner’s Lösung, Unna-Paste oder 10-30%iger Trichlor-

mit Eigenfett oder mit einem Hauttransplantat aufgefüllt werden.

essigsäure durchgeführt. Alternativen: Erbium-YAG- oder CO2-

Hierbei wird ein aus einer gesunden Region gewonnener Der-

Laser. Ein mitteltiefes Peeling erfolgt mit 40-50%iger Trichlores-

miszylinder unter die Narbe geschoben. Größere Narben kann

sigsäure oder mit der Kombination aus Jessner-Lösung + 35%

man durch serielle Unterfütterung mit Dermiszylindern auffüllen.

TCA. Alternativen: CO2- oder Erbium-YAG-Laser. Ein tiefes Pee-

Kontrakte Narben können in einfachen Fällen quer inzidiert und

ling schließlich ist die Domäne des Phenol. Mit diesem eingrei-

längs vernäht werden. Hierdurch wird die Narbe verlängert und

fenden Verfahren können hervorragende Straffungen und Glät-

senkt sich.

tungen der Hautoberfläche erzielt werden, allerdings um den

22 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Abb. 6a-d: Zweimalige Behandlung mit fraktionalem CO2-Laser im Abstand von 6 Wochen – jeweils vorher (1. u. 3. v.l.) und nachher (2. u. 4. v.l.).

Preis einer langen Downtime und möglicher Risiken wie Alabas-

fügt über eine zusätzliche thermische Wirkung, wodurch es zu

terhaut, Pigmentverschiebungen und Lichtempfindlichkeit. Alter-

einem Collagenshrinking kommt. Dieser Effekt ist bei der Falten-

nativen: Dermabrasion oder CO2-Laser.

glättung gewünscht, kann aber auch bei der Narbenbehandlung günstig sein. Durch die thermische Wirkung kommt es zu einer

Peelings ermöglichen eine effektive Glättung, haben aber den

Austrocknung der Dermis, weshalb die Eindringtiefe begrenzt

Nachteil, dass sie noch weniger steuerbar als die Dermabrasion

ist. Die nahezu fehlende thermische Wirkung des Erbium-YAG-

sind. Die Eindringtiefe hängt nicht nur von der Stärke der ver-

Lasers ermöglicht dagegen eine nahezu unbegrenzt tiefe Abtra-

wendeten Säure, sondern auch vom Druck ab, weiter von der

gung.

Hautdicke und vom Hautfettgehalt. Mögliche Nebenwirkungen: Erytheme, Ödeme, Krustenbildung, Blasenbildung, postinflam-

Als effektivstes Verfahren hat sich eine kombinierte Anwendung

matorische Hyperpigmentierungen, Superinfektionen, Milien, se-

des Erbium-YAG- und CO2-Lasers bewährt. Bei dieser Kombi-

kundäre Narben und Kontaktekzem.

nationsbehandlung werden zunächst die Narbenschultern mit dem Erbium-YAG-Laser abgeflacht, anschließend die gesamte

Lasertherapie: Mit Einführung der ablativen Laser (CO2- und Er-

Narbenfläche (z.B. bei Aknenarben im Gesicht) mit dem CO2-

bium-YAG-Laser) wurden die Dermabrasion und das Chemical-

Laser vollflächig abgetragen. Die Effekte sind unvergleichlich gut,

Peeling zurückgedrängt. Durch die hohe Absorption des CO2-

allerdings kommt es unter Umständen zu einer langen

und des Erbium-YAG-Laserlichtes kommt es zu einer Vaporisa-

Downtime mit Erythemen und gelegentlich Hyperpigmentierun-

tion des Gewebes. Die Dicke der abzutragenden Schicht ist

gen. Um diese Nachteile zu reduzieren, wurden die fraktionalen

dabei exakt steuerbar. Dies ist der entscheidende Vorteil! Die

Laser entwickelt.

Wasserabsorption des Erbium-YAG-Lasers ist 16x höher als die des CO2-Lasers, weshalb die vaporisierten Hautschichten auch

Unter Fraktionaler Lasertherapie versteht man eine punktuelle

wesentlich dünner als beim CO2-Laser sind. Der CO2-Laser ver-

ablative oder nicht-ablative Laserbehandlung, bei der mit einem

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

23


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Fraktionale Nadel-Radiofrequenztherapie

sinnvollen Einsatz eine genaue Überlegung und eine exakte Pla-

Dieses Verfahren stellt eine Weiterentwicklung des Microneed-

nung, in welchen individuellen Kombinationen sie eingesetzt wer-

lings dar, indem dies mit einer Radiofrequenzbehandlung kombi-

den sollen. Ein guter Arzt wird die Auswahl zusammen mit dem

niert wird. Mittels eines elektrischen Goldnadelstempels werden

Patienten nach folgenden Kriterien treffen.

Perforationen gesetzt, gleichzeitig fließt zwischen den nicht isolierten Nadelspitzen ein Radiofrequenzstrom, der die Haut in un-

Hauttyp

terschiedlichen Tiefen auf ca. 70 Grad erwärmt. Hierdurch

Bei dunklen Hauttypen (4-6) sollen weder ablative Laser noch

kommt es nicht nur zum Collagenshrinking, sondern es wird ein

Dermabrasion, Chemical-Peeling und Kryotherapie genutzt wer-

extra starker Reiz zum Collagen-Remodeling gesetzt. In der

den. Eingesetzt werden können vorsichtig der Farbstofflaser mit

Regel werden 2 Behandlungen im Abstand von 4 Wochen

niedriger Dosis, vorsichtig non-ablative Laser, intraläsionale Kor-

durchgeführt. Der Effekt ist nach 2-4 Monaten sichtbar. Auch

tikoidinjektionen und die Silikonokklusion.

diese Behandlung wird in Oberflächenanästhesie durchgeführt. Sie kann mit einer fraktionalen CO2-Laserbehandlung kombiniert

Narbenalter

werden. Mit der fraktionalen Nadel-Radiofrequenzbehandlung

Bei hypertrophen Narben und Keloiden ist das Narbenalter ent-

sind auch gute Verbesserungen von Striae distensae (Deh-

scheidend. Jünger als 1 Jahr: Für die meist noch roten Narben

nungsstreifen) möglich.

eignet sich der Farbstofflaser, ergänzend oder alternativ eine intraläsionale Injektion von Kortikoiden oder Fluorouracil, kombi-

Entscheidung für die richtige Therapie

niert mit einer Silikonokklusion. Älter als 1 Jahr: Diese Narben sind meist heller. Geeignet sind: Silikonokklusion, intraläsionale

Die zahlreichen heute verfügbaren Verfahren erfordern für ihren

Injektion mit Kortikoiden oder 5-Fluorouracil, kombiniertem Er-

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E.M.W. Koch

Innovative Patientenversorgung im Bereich der Mund-, Kiefer- und Gesichtsmedizin 63. Jahrestagung der DGMKG in Essen

Seit längerer Zeit scheinen sich Presse,

Dass den allermeisten Patienten durch qualifizierte ärztliche Versorgung zu einem sehr hohen Prozentsatz hierzulande eine

Rundfunk und Fernsehen verpflichtet

schnelle Besserung ihrer Beschwerden, eine zufriedenstellende Ausheilung schwerer Erkrankungen, eine deutliche Verbesse-

zu fühlen, in regelmäßigen Abständen Schreckensberichte über Zustände in Krankenhäusern und Arztpraxen zu veröffentli-

rung ihrer Lebensqualität und Funktionstüchtigkeit sowie letztlich auch eine Lebensverlängerung ermöglicht wird, fällt bei dieser Art Berichterstattung fast immer weg. Hinzu kommt, dass in diesen Publikationen dann Alternativen angepriesen werden, deren Wirksamkeit und Sicherheit in den meisten Fäl-

chen, mit denen der angeblich desolate Zu-

len nicht belegt werden können und welche die Patienten oft von einer dringend benötigten medizinischen Behandlung ab-

stand unseres Gesundheitssystems angeklagt werden soll. Besonders operativen Fachspezialisten wird ein breites Spektrum

halten. Es erscheint dringend notwendig, diesen recht desaströsen Tendenzen entgegenzuwirken, indem der Nachweis exzellenter medizinischer Leistungen erbracht und auch der Öffentlichkeit

an Fehlverhalten – meist verbunden mit Ge-

immer wieder vorgestellt wird. Besonders geeignet erscheinen hierzu Fälle, anhand derer demonstriert werden kann, wie bei

winnsucht – vorgehalten.

absolut fatalen Ausgangsbefunden für Patienten eine qualifizierte medizinische Hilfe geleistet werden kann. Der diesjährige 63. Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) in

28 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Abb. 1: Ausgangsbefund abgebissene Kopfhaut.

Abb. 2: Abschlussfoto nach 18 Jahren.

Essen war eine hervorragende Gelegenheit, sich darüber zu in-

Patientendemonstration: Hundebissverletzung bei einem 5-jährigen Mädchen

formieren, wie mit Hilfe neuer diagnostischer und therapeutischer Ansätze die Ärzte dieses Fachgebietes in die Lage versetzt werden, Menschen aller Altersklassen chirurgische Höchstleistungen zu bieten, die mit einer schnellen Heilung

Dem Kind wurden vom Hund des Nachbarn der rechte Skalp

sowie medizinisch und ästhetisch optimalen Resultaten ver-

(10 x 5 cm große Kopfschwarte) und Teile des rechten Ge-

bunden sind.

sichts abgebissen. Nach Einlieferung in die Klinik wurde der abgebissene Skalp replantiert, so dass die Blutversorgung des

Die Themenkommission der DGMGK hatte für den Kongress

Gewebes wieder aufgenommen werden konnte (mikrochirurgi-

die Chirurgie der Orbita und der Schädelbasis, die Chirurgie im

sche Re-Anastomosierung). Daneben erfolgte eine ausge-

Wachstumsalter und Fragen des Medizinrechts in den Mittel-

dehnte Weichteilversorgung im Gesichtsbereich mit plasti-

punkt ihres Programms gestellt. Auf der traditionell einberufe-

schem Wundverschluss und sorgfältiger Entfernung des abge-

nen Pressekonferenz stellten der Kongresspräsident, Prof. D.

storbenen Gewebes. Nach 3 Jahren wurden plastische Rekon-

Dr. Christopher Mohr, Essen, der Pressereferent Prof. Dr. Dr.

struktionen vorgenommen. Dabei wurden u.a. eine aufwendige

Gerd Gehrke und weitere Spezialisten anhand eindrucksvoller

Verkleinerung des haarlosen Areals und Narbenkorrekturen

Patientenschicksale (in Anwesenheit der Patienten) eine Reihe

durchgeführt. Die Aufnahmen geben einen deutlichen Eindruck

innovativer Operationsverfahren mit herausragenden Ergebnis-

der für alle Beteiligten höchst befriedigenden Resultate (s. Abb.

sen vor.

1 und 2). Die Vorstellung dieses Falles diente auch der Auffrischung wichtiger Verhaltensregeln zur ersten Hilfe bei Hundebissen: Tier beruhigen und entfernen, Notruf 112, Gewebe bei Abbis-

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

29


Abb. 3: Ausgangsbefund Augapfelverlagerung aufgrund eines Tumors.

Abb. 4: Abschlussfoto nach Anhebung des Augenhöhlenbodens.

sen in wasserdichter Hülle lagern, Kontakt mit Eis vermeiden,

handelt. In Abhängigkeit von der altersbedingten körperlichen

keine Manipulationen am Gewebe vornehmen, Impfschutz be-

Entwicklung wurden MGK-chirurgische Maßnahmen vorgese-

achten (Tetanus), Impfstatus des Tieres feststellen, Wunde ggf.

hen, um den Enophthalmus zu korrigieren. Hierzu wurde eine

ausspülen, Blutungen durch Druck stoppen. Eine umfassende

neue knöcherne Augenhöhle mit einem Tabula-externa-Trans-

Antibiose gehört zu den wichtigsten Notfallmaßnahmen.

plantat rekonstruiert. Die jetzt 16-jährige Patientin konnte völlig geheilt werden (s. Abb. 3 und 4).

Patientendemonstration: Augenhöhlentumor bei einem kleinen Mädchen

Patientendemonstration: Lippen-, Kiefer,- Gaumenspalte

Das Kind (5 Jahre) litt an einem bösartigen embryonalen Rhab-

Das ansonsten gesunde Kind wurde direkt nach der Geburt

domyosarkom der linken Augenhöhle. Mit einem speziell ent-

mit einer auffälligen, breiten Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalte in

wickelten Bügelschnitt wurde in interdisziplinärer Zusammenar-

der Essener Klinik für MKG-Chirurgie vorgestellt. Das sehr

beit der MKG-Spezialisten mit Ophthalmologen, Pädiatern und

komplexe Erkrankungsmuster (Vorkommen etwa 1:500 Gebur-

Kinderonkologen der Tumor aus der geöffneten Augenhöhle

ten) musste fachübergreifend unter Einschluss von Spezialisten

gewebeschonend entfernt, und es gelang ein herausragendes

aus der Pädiatrie, der HNO-Fachmedizin, der Zahnmedizin

– ästhetisches – Resultat, wobei sogar die Funktion des Auges

sowie der Kieferorthopädie versorgt werden. Außerdem wurde

voll erhalten blieb. Nach der Tumorentfernung wurde kinder-

die Logopädie in Anspruch genommen

onkologisch mit Chemotherapie und Bestrahlung weiter be-

30 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Abb. 5: Ausgangsbefund 1994.

Abb. 6: Abschlussfoto der 19jährigen Patientin.

Bereits wenige Monate nach der Geburt verschloss das Be-

Patientenvorstellung: Sarkom im Gesicht

handlungsteam die Lippe, den Kieferspalt und den vorderen Hartgaumen der kleinen Patientin. Danach erfolgte mit aufwendiger Brückenlappentechnik der Verschluss der bestehenden

Der 49-jährige Patient hatte sich vor 5 Jahren mit diskreter Ver-

Gaumenspalte, um eine störungsfreie Sprachentwicklung zu

drängung des Augapfels vorgestellt, woraufhin ein Weichteil-

ermöglichen. Die Lippenform wurde durch rekonstruktive Maß-

sarkom mit extrem heimtückischem Wachstum diagnostiziert

nahmen verbessert. Später wurden eine komplexe chirurgische

wurde. Die Entfernung des bösartigen Tumors sollte bei opti-

Knochenumformung im Bereich des linken Kieferspalts und

maler Funktionserhaltung erfolgen, wobei wegen des sehr

eine aufwendige Mundvorhofplastik zur freien Beweglichkeit

komplexen Vorgehens ebenfalls ein interdisziplinäres Team ge-

der Oberlippe vorgenommen. Hinzu kam eine kieferorthopädi-

bildet wurde. Die linke Gesichtshälfte wurde aufgeklappt. Das

sche Therapie, um die abschließende Regelverzahnung zu er-

durch die Tumorausräumung fehlende Gewebe wurde mit kör-

reichen.

pereigenem Gewebe aus der Flanke sorgfältig aufgebaut und

Vor dem 17. Lebensjahr wurden bei der Patientin die Seitenab-

mikrochirurgisch an die Gefäße, Nerven und sonstigen Gewe-

weichungen im Bereich der Nase korrigiert und eine maxilläre

bestrukturen angeschlossen. Eine aufwendige Zahnversorgung

Retrognathie vorgenommen. Die Abbildung der jetzt 19-jähri-

(Implantate) sowie Bestrahlung und Chemotherapie ergänzten

gen Patientin bestätigt das hervorragende Resultat mehrerer

die Behandlung. Das eingesunkene Auge wurde mikrochirur-

schwerer Operationen, wobei auch darauf hingewiesen werden

gisch mit Knochen aus dem Schädeldach korrigiert. Der Fami-

muss, dass keine Problem hinsichtlich der Sprachbildung be-

lienvater hat inzwischen 5 Jahre überlebt, wobei das ästhetisch

stehen (s. Abb. 5 und 6).

hervorragende Ergebnis besonders beachtlich ist.

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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IMPRESSUM Magazin für Ästhetische Chirurgie Fachzeitschrift für Ästhetisch-Plastische Chirurgen, Gynäkologen, Ärzte für HNO-Heilkunde, Mund-KieferGesichts-Chirurgen, Senologen und Ophthalmologen Offizielles Verbandsorgan der Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.)

Patientenvorstellung: Becherspaltenzyste bei einem Säugling Der kleine Patient kam mit einer Fehlbildung des Augapfels und der Augenhöhle zur Welt. Es wurde eine ausgedehnte Raumforderung in der Höhle des funktionslosen Auges festgestellt. Die ausgedehnte Zyste wurde entfernt und die Augenhöhle individuell rekonstruiert. Zur Auskleidung der stark erweiterten Höhle wurde eigener Bindehautsack verwendet. Es wurden Expander und Platzhalter eingesetzt, um die Größe der knöchernen Augenhöhle variabel auszuformen. Später erfolgten eine Korrektur des Oberlids und der Einsatz eines Kunstauges. Der

Verlag mdm Verlag für medizinische Publikationen Immigrather Straße 74, 42799 Leichlingen Telefon: 0 21 75 / 169 12 30 Telefax: 0 21 75 / 169 12 31 e-mail: mdmverlag@t-online.de Verlagsleitung/Anzeigenleitung: Frank Höppner Telefon: 0 21 75 / 169 12 36 Abonnements: Jahresabonnement Inland (4 Ausgaben) Deutschland: EUR 112,- inkl. Versand SFR 224,- inkl. Versand Schweiz: EUR 132,- inkl. Versand Österreich:

inzwischen 6-jährige Junge kann dank dieser Eingriffe ein norSchriftleitung: Dr. med. Th. Gohla

males Leben führen.

Layout: Design in Time, Leverkusen E-Mail: info@d-i-t.com

Fazit Die eindrucksvolle Bestätigung ihrer Zufriedenheit mit diesen

Bilder:

Ergebnissen sehr aufwendiger, komplizierter und mehrfacher

Titelbild: ©fotostorm – istockphoto.com

operativer Eingriffe und medizinischer Behandlungsmaßnahmen durch die anwesenden Patienten und ihre Angehörigen

Druck und Gesamtherstellung Druckerei Roth GmbH, Solingen

kann als positiver Beweis für die hohe Qualität medizinischer Leistungen angesehen werden. Damit bietet sich ein Bild, das den permanent negativen und verallgemeinernden Berichten über Missstände in der Deutschen Medizin positiv gegenübergestellt werden kann, natürlich ohne dass damit jegliche berechtigte Kritik an bedauerlichen Vorkommnissen unterdrückt ■

werden soll.

[Quelle: Pressekonferenz anl. der DGMKG-Tagung, 23. Mai 2013, Essen; Referenten: C. Mohr, J. Daamen, C.D. Schmeling]

Für unverlangt eingesandte Beiträge und Abbildungen wird keine Haftung übernommen. Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen können Redaktion und Verlag trotz sorgfältiger Prüfung nicht übernhemen. Dieses Fachmagazin inklusive aller enthaltenen Beiträge und Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Eine Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Platzierungswünsche können nur bedingt erfüllt werden. Wir danken allen Inserenten für die Unterstützung bei der Verwirklichung dieser Zeitschrift. Stand: Juni 2013

32 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Neuster Standard in der Laser Chirugie

1. Behandlung von Hyperhidrose Mit nur einer Behandlung zum jahrelang anhaltenden Ergebnis.

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P. Boorboor

Autologer Lipotransfer: Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven Der autologe Fetttransfer spiegelt Entwicklungen in der Chirurgie und Erwartungen von Schönheitspatienten gerade im letzten Jahrzehnt wider: Insgesamt komplikationsarm, mit wenig Narben verbunden, meist in Lokalanästhesie oder Dämmerschlaf durchführbar, Eigengewebe statt Fremdmaterial. Das sind alles Faktoren, die immer mehr gefordert und bei Lipotransfer gut realisierbar sind.

Dessen Geschichte beginnt schon im 19. Jahrhundert. Bereits

Eigenfett ein wichtiges Reservoir für adulte Stammzellen dar-

1893 wurde erstmalig eine Autotransplantation von Fettge-

stellt [4], gewann die Methode neben ihrer Füllfunktion auch

webe durch den deutschen Chirurgen Gustav Neuber durch-

eine regenerative Komponente.

geführt [1]. Mit Einführung der Liposuktion durch Fournier und Illouz [2] im Jahre 1983 stand eine weniger traumatische Ge-

Abgesehen von medizinischen Indikationen wie Rekonstruktio-

winnung von Fettgewebe zur Verfügung. In den 90er Jahren

nen nach Brustamputation oder Thoraxdeformitäten bzw. Nar-

wurde schließlich durch Arbeiten von Coleman [3] die moderne

bentherapie [5] gibt es mittlerweile weitreichende Indikationen

Anwendung von Eigenfett unter „Lipostructure“ beschrieben.

im ästhetischen Bereich. Das biologisch exzellent verträgliche

Danach entstanden und erweiterten sich ständig die möglichen

Eigenfett eignet sich als ideales Füllmaterial für Verjüngungsef-

Indikationen für eine Eigenfett-Behandlung. Insbesondere

fekte im Gesicht und an den Händen, Vergrößerung von Wan-

nachdem wissenschaftlich nachgewiesen werden konnte, dass

gen, Lippen, Brüsten, Gesäß oder sogar Korrekturen im Intim-

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7. Jahrgang 2013


A

B

C

D

Abb. 1a-d: 45jährige Patientin vor (a+b) und 3 Monate nach (c+d) einmaligem Microlipofilling im Gesicht. Insbesondere die vielen feinen Falten in der Wangenregion sind mit der Methode gut behandelbar.

bereich (s. Abb. 1-4). Außer der rein mechanischen Füllfunk-

die Empfängerareale ermöglichten, was im Bezug auf die Steri-

tion kommt es zu einer Verbesserung der Mikrozirkulation

litätsanforderungen einen deutlichen Fortschritt bedeutete.

durch Ausschüttung von Wachstumsfaktoren und zu einer Verdickung der Haut durch Kollagensynthese von Fibroblasten,

Die nach Coleman genannten Kanülen ermöglichten eine mög-

die sich aus den übertragenen Stammzellen differenzieren [6].

lichst gering traumatische Übertragung von abgesaugtem Fett in das Empfängerareal. Die vielen Kanäle, die durch das Vor-

Mit Zunahme der Kenntnisse über die Verbesserung der Über-

bohren der Kanüle entstehen, stellen ein adäquates Empfän-

lebenswahrscheinlichkeit von Fettzellen wurden die Methoden

gerbett für die Fettzellen dar, denn sie gewährleisten von Be-

für Lipotransfer in letzten Jahren verfeinert. Im Laufe der Ent-

ginn an eine gute Perfusion und damit größere Überlebens-

wicklung entstanden zunehmend Kollektor-Systeme, die eine

wahrscheinlichkeit der übertragenen Fettzellen. Wichtig ist

komplett geschlossene Übertragung von abgesaugtem Fett in

dabei, dass keine großen Fettmengen im Sinne von Bolus an

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

35


A

B

C

D

E

F

Abb. 2a-f: 51jährige Patientin mit Lipofilling zur Gesäßaugmentation vor (a-c) und 5 Monate nach (d-f) einmaliger Behandlung mit ca. 350 ml Fett pro Seite. In den ersten postoperativen Wochen sollten die behandelten Areale druckentlastet werden, um die Fetteinheilung nicht zu gefährden.

einem Ort injiziert werden, da dies zu einem Absterben von vie-

Stammzellen anhand von MRT-Untersuchungen Monate nach

len Fettzellen und letztlich sogar zur Entstehung von Ölzysten

dem Transfer gemessen [7].

führen kann. Diese Zysten sind dann meist als kugelige Strukturen langfristig im Empfängerareal tastbar und werden von

Lipofilling vs. Microlipofilling

Patienten als unangenehm empfunden. Mit Erweiterung der Indikationen zeigte sich, dass die großkaliEine technisch aufwendige Anreicherung von Stammzellen im

brigen Kanülen gerade für feine Fetttransfers z.B. in der Ge-

übertragenen Fett konnte wiederum nach aktuellen Studienda-

sichtsregion nicht gut geeignet sind. Mit der Entwicklung und

ten keine besseren langfristigen Resultate aufzeigen. In einer

Vertreibung von Systemen, die eine Übertragung von geringe-

dieser Studien wurde das verbliebene Fettvolumen in den

ren Mengen Eigenfett durch feinere Kanülen ermöglichten, war

Brüsten zwecks Augmentation mit und ohne Anreicherung mit

die nächste Stufe erreicht. Die durch Magalon bekannt gewor-

36 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


A

B

C

D

E

F

Abb. 3a-f: 42jährige Patientin mit Lipotransfer zum Brustaufbau. Es wurde pro Brust 180 ml Fett transferiert und zudem eine zirkuläre Straffung durchgeführt. Die Nachher-Fotos (d-f) sind etwa 2 Monate später entstanden. Die Patientin war mit der einmaligen Behandlung zufrieden.

denen st'rim®-Kanülen (PonsaMed GmbH, Bonn) ermöglichen

tungsanästhesien im Gesicht kann die Wangen- und Jochbein-

eine Entnahme von kleineren Fettzellen mit einer 14-gauge-Ka-

region, die Nasolabialfalte, das Kinn oder die Lippen ebenfalls

nüle (2 mm Durchmesser) und eine Injektion mit einer 21-

optimal für eine Behandlung vorbereiten.

gauge-Kanüle (0,8 mm Durchmesser). Die Entnahme erfolgt mit 10-ml-Luerlock-Spritzen, die direkt

Operatives Vorgehen beim Microlipofilling

an die 14-gauge-Kanüle angeschlossen werden. Mit einer Zentrifugierung (2 Minuten mit 3.000 Umdrehungen/Minute) wird

Für die Fettentnahme wie Injektion sind eine Lokal- bzw. Lei-

außerdem eine bessere Isolation des wertvollen Fettes erreicht.

tungsanästhesie völlig ausreichend. Die verwendete Tumeszenz-Lösung für die Entnahmeregion anästhesiert das Areal

Das Fett wird dann anschließend mit einem mitgelieferten Ad-

ausreichend. Eine Kombination aus Anästhesiesalben und Lei-

apter auf 1-ml-Luerlock-Spritzen übertragen und kann somit

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

37


A

B

Abb. 4a-b: 39jährige Patientin mit einer Hypertrophie der kleinen Labien und deutlicher Unterprojektion der großen; 8 Jahre zuvor war ein Großteil der großen rechten Labie im Rahmen einer Abszessbehandlung entfernt worden. Simultane Verkleinerung der inneren und Microlipofilling der äußeren Labien (10 ml rechts und 5 ml links), vor (a) und 3 Monate nach der Behandlung (b).

mit hoher Präzision in die Empfängerareale injiziert werden.

Tips für den Behandler

Dabei ist das Risiko für die Entstehung von Fett-Boli niedriger, da mit den 1-ml-Spritzen generell keine so großen Mengen

Nach unterschiedlichen Studiendaten wird im Schnitt 1/3 des

Fett auf einmal übertragen werden können.

transplantierten Fettes im Laufe der Monate nach der Behandlung resorbiert [8,9]. Unter der Berücksichtigung dieser Tatsa-

Das Fett wird mit den 21-gauge-Kanülen in der oberflächlichen

che sollte man bei Eigenfettbehandlungen und der vorange-

oder tiefen Subkutis-Schicht injiziert. Unregelmäßigkeiten an

henden Patientenberatung generell 2 Punkte beachten. Ers-

der Hautoberfläche können in der Regel direkt im Anschluss an

tens sollte der Chirurg bei der Erstberatung die Option einer

die Behandlung durch eine feine Massage geglättet werden.

Überkorrektur bei den Eigenfettbehandlungen mit dem Patien-

Bei dem so genanntem „liquid lifting“ wird durch einen Volu-

ten besprechen. Und zweitens sollte dem Patienten grundsätz-

menersatz – insbesondere in der Wangen- und Jochbeinre-

lich vermittelt werden, dass für ein bestimmtes Behandlungs-

gion – ein leichter Straffungseffekt ohne eine große Straffungs-

ziel eine einmalige Anwendung wahrscheinlich nicht ausreichen

operation erreicht. Dies kann mit Fillern oder Eigenfett gesche-

wird. Gerade wenn viel Volumenaufbau benötigt wird (z.B.

hen.

Brust), können bis zu 6 Behandlungen notwendig werden. Dies sollte man bei der Beratung und entsprechenden Preisgestal-

Da Eigenfett nicht als Bolus injiziert werden darf, ersetzt es

tung berücksichtigen. Ansonsten droht eine große Unzufrie-

nicht komplett die Fillerfunktion von Hyaluron- oder Polymilch-

denheit seitens der Patienten.

säure. Für die gezielte Behandlung von einzelnen tiefen Falten, wie z.B. der Nasolabialfalte, bleiben die handelsüblichen Filler

Ein Blick in die Zukunft

immer noch das Mittel der ersten Wahl. Wie bereits erwähnt, muss für ein gutes Resultat der Lipotransfer für eine Region teilweise mehrfach wiederholt werden.

38 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Literatur

Bei einer Absaugung wird oft mehr Fett entnommen, als für einen Transfer verwertet werden kann, da die Aufnahmekapazität des Empfängerareals ausgeschöpft wurde. Gerade bei schlanken Patienten kann dies ein besonderes Problem darstellen, weil nicht beliebig oft aus unterschiedlichen Regionen Fett gewonnen werden kann. Das Einfrieren des Fett-Überschusses für spätere Transfers bietet daher große Vorteile. Prinzipiell wird damit kein Fett nach der Abnahme verschwendet und später werden nur noch Injektionen ohne erneute Absaugung durchgeführt; somit mit weniger Aufwand für den Arzt und mehr Komfort für den Patienten. Da die bei einer normalen Tumeszenz-Liposuktion nicht speziell verarbeiteten und gegen Wassereiskristalle geschützten Fettzellen den Prozess des Einfrierens nicht überleben dürften, kann man davon ausgehen, dass am ehesten die interzelluläre Matrix für den Volumeneffekt nach dem Transfer des aufgetauten Fetts verantwortlich ist. Interessant wäre zu wissen, ob ein mikrobiologisch gerechtes Einfrieren von Fett, und somit Überleben von Fettzellen, einen größeren Volumeneffekt bei späteren Behandlungen ermöglicht. In-vitro- und Tierstudien geben erste Hinweise in diese Richtung [10,11]. Sehr interessant sind auch aktuelle Studienergebnisse nach Untermischung von Eigenfett mit thrombozytenreichem Plasma (PRP), die bessere Langzeitergebnisse bei Brustaufbau nahe legen [12]. Weitere größer angelegte wissenschaftliche Studien könnten diese interessanten Sachverhalte besser aufklären. Wir verfolgen dies gespannt weiter.

KONTAKT Dr. Pejman Boorboor Klinik am Aegi Hannover Hildesheimer Str. 34-40, 30169 Hannover Alster Klinik Hamburg Rothenbaumchaussee 7, 20148 Hamburg

1. Neuber G. Verhandlungen der deutschen Gesellschaft für Chirurgie: 66. 1893. 2. Illouz YG. llouz's technique of body contouring by lipolysis. Clin Plast Surg. 1984 Jul;11(3):409-17. 3. Coleman SR. Long-term survival of fat transplants: controlled demonstrations. Aesthetic Plast Surg. 1995 Sep-Oct; 19(5):421-5. 4. Zuk PA, Zhu M, Mizuno H, Huang J, Futrell JW, Katz AJ, Benhaim P, Lorenz HP, Hedrick MH. Multilineage cells from human adipose tissue: implications for cell-based therapies. Tissue Eng. 2001 Apr;7(2):211-28. 5. Rennekampff HO, Reimers K, Gabka CJ, Germann G, Giunta RE, Knobloch K, Machens HG, Pallua N, Ueberreiter K, Heimburg Dv, Vogt PM. [Current perspective and limitations of autologous fat transplantation--"consensus meeting" of the German Society of Plastic, Reconstructive and Aesthetic Surgeons at Hannover; September 2009]. Handchir Mikrochir Plast Chir. 2010 Apr;42(2):137-42. 6. Mojallal A, Lequeux C, Shipkov C, Breton P, Foyatier JL, Braye F, Damour O. Improvement of skin quality after fat grafting: clinical observation and an animal study. Plast Reconstr Surg. 2009 Sep; 124(3):765-74. 7. Herold C, Knobloch K, Rennekampff HO, Ueberreiter K, Vogt PM. Magnetic resonance imaging-based progress control after autologous fat transplantation. Plast Reconstr Surg. 2010 Nov;126(5):260e261e. 8. Herold, C.; Ueberreiter, K.; Cromme, F.; Busche, M. N.; Vogt, P. M.: MRT-Volumetrie der Mamma zur Kontrolle der Fettresorptionsrate nach autologem Lipotransfer Handchir Mikrochir plast Chir 2010; 42: 129-134. 9. Khouri RK, Eisenmann-Klein M, Cardoso E, Cooley BC, Kacher D, Gombos E, Baker TJ. Brava and autologous fat transfer is a safe and effective breast augmentation alternative: results of a 6-year, 81-patient,

prospective multicenter study. Plast Reconstr Surg. 2012 May;129(5):1173-87. 10. Pu LL, Coleman SR, Cui X, Ferguson RE Jr, Vasconez HC. Cryopreservation of autologous fat grafts harvested with the Coleman technique. Ann Plast Surg. 2010 Mar;64(3):333-7. 11. Cui XD, Gao DY, Fink BF, Vasconez HC, Pu LL. Cryopreservation of human adipose tissues. Cryobiology. 2007 Dec;55(3): 269-78. Epub 2007 Sep 14. 12. Gentile P, Di Pasquali C, Bocchini I, Floris M, Eleonora T, Fiaschetti V, Floris R, Cervelli V. Breast Reconstruction With Autologous Fat Graft Mixed With Platelet-Rich Plasma. Surg Innov. 2012 Sep 10.

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39


mdm

Interview mit G. Kautz, Konz

Praxiserfahrungen mit injizierbarem Poly-L-Lactat (PLLA) Gerd Kautz

Poly-L-Lactat (PLLA), bekannt unter dem

MÄC Herr Dr. Kautz, seit wann arbeiten Sie mit Sculptra®?

®

Handelsnamen Sculptra , ist ein spezieller, injizierbarer Volumizer, der das körper-

Dr. Kautz: Wir arbeiten bereits seit 11 Jahren mit Sculptra®.

eigene Kollagen stimuliert und damit natürliche und lang anhaltende ästhetische Ergebnisse erzielt. Seit der Einführung 1999 bis heute wurde PLLA in einer Reihe klinischer Studien untersucht. Die hohe

MÄC Wie wichtig ist eine sorgfältige Patientenauswahl für eine Behandlung mit diesem Präparat? Dr. Kautz: Die Patientenauswahl ist bei allen ästhetischen Behandlungen extrem wichtig, um erfolgreich Behandlungen durchzuführen.

Wirksamkeit und Sicherheit wurden in der klinischen Praxis belegt. Wir sprachen mit Dr. med. Gerd Kautz, Haut- und Laserzentrum Konz, über seine praktischen Erfahrungen in der Anwendung von Sculptra ® .

MÄC Für welche Indikationen und Areale würden Sie das Produkt bei den selektierten Patienten einsetzen? Dr. Kautz: Wir setzen das Präparat sehr erfolgreich zu lokalen Behandlungen wie bei Hohlwangen und tiefen Nasolabial-Falten ein. Besonders bewährt hat es sich auch zum Liquid Lifting im Gesichtsbereich. MÄC Kann man den Ablauf einer Sculptra®-Behandlung mit demjenigen einer HA-Behandlung vergleichen?

40 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Dr. Kautz:

MÄC

Die Sculptra®-Behandlungen sind mit einer gewissen Routine

Sind Ihre Patienten im Allgemeinen mit dem Ergebnis

technisch einfach durchzuführen. Als Anfänger bei ästheti-

zufrieden?

schen Behandlungen sollte man jedoch erst einmal einem erfahrenen Therapeuten über die Schulter schauen.

Dr. Kautz: Wenn nur Patienten mit realistischen Erwartungen behandelt

MÄC

werden, kann man sehr gute und schöne Ergebnisse mit

Welche Anfängerfehler können einem nicht-geschulten

Sculptra® erzielen mit entsprechender Patientenzufriedenheit.

Behandler evtl. unterlaufen? MÄC Dr. Kautz:

Was können Sie zu der Dauerhaftigkeit der Ergebnisse

Das Material sollte nicht zu oberflächlich gespritzt werden.

sagen?

Zudem muss unbedingt beachtet werden, dass das Endergebnis erst zeitverzögert entsteht. Dies muss man den Patienten

Dr. Kautz:

vorher genau erklären, damit keine Enttäuschung entsteht.

Die Ergebnisse können zum Teil mehrere Jahre anhalten! Wir führen Verlaufskontrollen einmal im Jahr durch, um bei Bedarf

MÄC

rechtzeitig mit kleineren Mengen nachzubehandeln.

Gibt es eine bestimmte Technik, die Sie bevorzugen? MÄC Dr. Kautz:

Ihre Praxen sind auch auf Laser-Behandlungen speziali-

Das Liquid Lifting mit Poly-L-Milchsäure bringt zum Teil er-

siert. Kann man Sculptra® mit Laserbehandlungen kom-

staunlich gute Ergebnisse, welche die Patienten beeindrucken.

binieren?

MÄC

Dr. Kautz: ®

Welche speziellen Vorteile hat Sculptra denn für die

Eine Behandlung mit nichtablativen Lasern oder IPL-Systemen

Patienten?

direkt vor einer Sculptra®-Behandlung ist ohne Probleme möglich. Ablative Lasersysteme und Sculptra® würde ich nicht an

Dr. Kautz:

einem Behandlungstag in Kombination durchführen.

Die Therapie ist für den Patienten ohne große Nebenwirkungen durchführbar. Es kommt meist zu keinen großen Einschränkun-

In den ersten Monaten nach einer Sculptra®-Behandlung

gen unmittelbar nach der Therapie.

würde ich auch keine tiefe Laserbehandlung wie z.B. ein Skinresurfacing durchführen. Auch eine Kombination von Sculptra®

MÄC

mit Radiofrequenz-Strom, Kryolipolyse und Fettreduktion mit

Ist es für Ihre Patienten problematisch, dass man die

Ultraschall in den gleichen Behandlungsarealen würde ich ver-

endgültigen Ergebnisse nicht sofort sieht?

meiden, damit es nicht zur Bildung von überschießendem Bindegewebe kommt.

Dr. Kautz: Natürlich wollen alle Patienten sofort und für immer eine hun-

MÄC

dertprozentige Verbesserung. Wenn man die Patienten über

Sehr geehrter Herr Dr. Kautz, vielen Dank für das

den Ablauf ausführlich informiert, ist es für die meisten Patien-

Gespräch!

ten kein Problem. Viele finden es sogar gut, wenn die Verbesserung langsam eintritt und die Mitmenschen nicht sofort die

Das Interview führte F. Höppner.

Veränderung bemerken.

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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mdm

Neues topisches Lokalanästhetikum mit innovativer Galenik kombiniert Lidocain und Tetracain Anlässlich der 11. Tagung “Dermatologische Praxis“ wurde Mitte März in Frankenthal erstmals ein neues, klinisch erprobtes topisches Lokalanästhetikum präsentiert, das zur dermalen Lokalanästhesie auf intakter Haut vor dermatologischen Eingriffen angezeigt ist. Pliaglis ® 70mg/g + 70mg/g Creme (Lidocain und Tetracain) ist ein rezeptpflichtiges topisches Lokalanästhetikum, das die zwei Inhaltsstoffe Lidocain und Tetracain jeweils in höchster zugelassener Konzentration kombiniert, um eine schnell eintretende und lang anhaltende effektive Schmerzlinderung zu erreichen [1].

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Die Creme bildet nach Kontakt mit Sauerstoff einen selbst-

Dr. Weidmann präsentierte als einer der beteiligten Studien-

okkludierenden Film und trocknet rasch ein, auch auf unebe-

ärzte einer aktuellen europaweiten nicht-interventionellen Stu-

nen Hautoberflächen. Der Film unterstützt die dermale Pene-

die die wichtigsten Daten zu dem neuen Präparat: Die beiden

tration der Inhaltsstoffe.

Inhaltsstoffe Lidocain und Tetracain sind in der höchsten zugelassenen Konzentration kombiniert [4]: 7% Lidocain bietet

Ästhetische Laserbehandlungen wie das Entfernen von Täto-

einen schnellen Wirkeintritt und 7% Tetracain vermittelt eine

wierungen, Haaren oder ablative bzw. nicht-ablative Skin-

tiefe Penetration sowie eine lang anhaltende Wirkung [5].

Resurfacing-Behandlungen sind zum Teil sehr schmerzhaft – und oftmals ein Grund für Patienten, die Therapie abzubre-

Dr. Weidmann berichtete, dass die anästhetische Wirkung der

chen. Ein effektives Schmerzmanagement ist deshalb unerläss-

neuen Creme ausgeprägt sei. Laut seiner persönlichen Erfah-

lich, so Dr. Michael Weidmann, Augsburg, anlässlich eines Vor-

rungswerte aus der klinischen Praxis sei die Creme den freien

trages in Frankenthal. Er präsentierte erstmals in Deutschland

und oft nicht qualitätsgesicherten Rezepturen aus der Apo-

das neue topische Anästhetikum: „Es handelt sich um eine

theke mindestens ebenbürtig. Außerdem sei die neuartige Ga-

Neueinführung, eine Innovation – eine hoch wirksame Anästhe-

lenik eine Besonderheit: „Wir arbeiten hier mit einem Produkt,

sie-Creme, die eine Zulassung hat.“

das selbst-okkludierend wirkt, so dass man keine Veränderung in der Haut hat. Im Gegensatz dazu kann es bei einer Vorbe-

12 Phase-III-Studien belegen eine schnell eintretende und lang anhaltende Wirkung, bei guter Verträglichkeit

handlung mit Rezepturen, beispielsweise auf Liposomen-Technologie-Basis, zu Veränderungen in der Haut kommen: Hier-

Die Anwendung von Pliaglis® wurde in unterschiedlichen Indikationen klinisch untersucht, unter anderem für: Laserassistierte Haarentfernung [4]

Schmerzevaluierung bei der laserassistierten Haarentfernung

Laserassistierte Entfernung von Tätowierungen [6]

Pliaglis

Placebo

Dermal-Filler-Injektionen [3]

30 Minuten

30,6

48,2

Kryotherapie [3]

45 Minuten

29,2

40,9

Nicht-ablatives Laser-Facial-Resurfacing [7]

60 Minuten

20,3

44,0

Laserassistierte Entfernung von Unterschenkelvenen [8]

Total (n=60)

26,7*

44,3

Ablatives Laser-Facial-Resurfacing [9] und

* p<0.001 vs. Placebo

Gepulste Farbstoff-Lasertherapie (z.B. zur Behandlung von vaskulären Läsionen) [10]

Tabelle 1: Schmerzevaluierung bei der laserassistierten Haarentfernung: Durchschnittliche VAS-Skala je nach Anwendungsdauer von Pliaglis (0 = kein Schmerz, 100 = schlimmster Schmerz). Adaptiert nach (4).

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

43


Richtwerte für die zu verwendende Crememenge

Oberfläche der Behandlungsstelle (cm2)

Ungefähre Menge an Pliaglis (g)

10

1,3

2 Finger Tip Units (FTU)**

50

6,5

Die Hälfte einer 15-g-Tube

100

13

Gesamte Menge einer 15-g-Tube

200

26

Gesamte Menge einer 30-g-Tube

400*

52

Gesamte Menge von zwei 30-g-Tuben

*Die maximale Applikationsfläche sollte 400 cm2 nicht überschreiten [1]. **FTU= Fingerspitzen-Einheit (Finger Tip Unit); Salben-/Crememenge aus einer Tube mit einem Öffnungsdurchmesser von 5 mm, die der Länge der Fingerspitze des Zeigefingers eines Erwachsenen entspricht (d.h. von der Fingerkuppenspitze bis zur ersten Fingerbeuge).

Tabelle 2: Richtwerte für die Crememenge, die je nach Größe des Behandlungsbereiches aufgetragen werden sollte, um eine 1 mm dicke Filmschicht zu erhalten. Adaptiert nach [1].

durch kann es dann beispielsweise bei fraktionierten Lasern

den bei 60 Patienten die Schmerzintensitäten nach unter-

Probleme mit der Hautqualität (durch Aufquellung) und damit

schiedlicher Anwendungsdauer der Creme bei der laserassi-

der Standardisierung geben.“

stierten Haarentfernung (anhand der Visual Analog Skala) evaluiert. Die Creme erzeugte bereits nach 30 Minuten eine ®

Die Wirksamkeit und Sicherheit von Pliaglis wurde in 12 ran-

adäquate Anästhesie – bei guter Verträglichkeit.

domisierten, doppelblinden, placebokontrollierten klinischen Phase-III-Studien vor verschiedenen dermatologischen Eingriffen untersucht. In einer klinischen pharmakodynamischen

Schmerzfreies Behandlungserlebnis führt zu hoher Patientenzufriedenheit

Phase-II-Studie (Pinprick-Test, n=40) dokumentierte man zudem die mittlere Dauer der Anästhesie mit 9,4 Stunden. In

Weidmann fasste die Ergebnisse einer internationalen Umfrage

den 12 Phase-III-Studien wurde die Wirksamkeit und Sicher-

von M. Sarkany et al., die auf dem diesjährigen International

®

heit von Pliaglis in unterschiedlichen Indikationen untersucht.

Mastercourse on Aging Skin (IMCAS Januar 2013, Paris) prä-

Über alle untersuchten Anwendungsgebiete zeigte sich bei den

sentiert wurde, zusammen. Diese zeigte eindrücklich die Ein-

669 Patienten eine sehr gute schmerzreduzierende Wirkung

schränkungen bisheriger im Markt verfügbarer topischer Anäs-

[3].

thetika in der täglichen Praxis auf - sowie die Folgen eines ineffektiven Schmerzmanagements: 42% der therapieerfahrenen

Die kürzlich publizierte klinische Studie der Arbeitsgruppe um

Patienten (n=354) würden aufgrund ihrer negativen Erlebnisse

Tina Alster unterstützt diese positive Datenlage [4]: In der klini-

(Schmerzen!) keine weitere Behandlung mehr durchführen las-

schen Studie von Alster et al. wurde die Wirksamkeit und Si-

sen (vs. 19 % bei therapienaiven Patienten (n=352)), mehr als

cherheit bei der laserassistierten Haarentfernung, der am häu-

ein Drittel der Patienten, die schon einmal eine ästhetische Be-

figsten angewandten Laserbehandlung, untersucht. Dabei wur-

handlung durchführen lassen haben, würden eine solche künf-

44 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Patientenzufriedenheit Laserassistierte Haarentfernung12

Nichtablatives Laser-Facial-Resurfacing12

80 80% 60 40 20 0

Pliaglis *(80% vs. 52%, p < 0,006)

100

80

Anteil der Patienten in %

100 Anteil der Patienten in %

Anteil der Patienten in %

100

Laserbehandlung von vaskulären Läsionen10

83%

60 40 20 0

Pliaglis *(83% vs. 39%, p < 0,001)

80

88%

60 40 20 0

Pliaglis *(88% vs. 66%, p < 0,001)

*Anteil an Patienten, die Pliaglis in der Zukunft wieder verwenden würden

Abbildung 1: Anteil an Patienten, die Pliaglis in der Zukunft wieder verwenden würden bei nicht-ablativem Laser FacialResurfacing (Pliaglis: 83% vs. Placebo 39%, p<0,001), Laser-assistierter Haarentfernung (Pliaglis: 80% vs. Placebo 52%, p<0,006) oder bei der Laserbehandlung von vaskulären Läsionen (Pliaglis: 88% vs. Placebo 66%, p<0,001). Mod. nach [12,10].

tig vermeiden aufgrund der erfahrenen Schmerzen. „Umso wichtiger sind für uns Studien wie die von T. Alster [12] oder H.A. Bryan [10], die auch die Patientenzufriedenheit erfragten und bewerteten. Pliaglis wies in den klinischen Studien eine hohe Patientenzufriedenheit auf (s. Abb. 1).“ Literatur

„Pliaglis® ist ein innovatives Produkt mit sehr guter Wirkung, bei kurzer praktikabler Einwirkzeit von nur 30 Minuten und einer besonderen Galenik“, so das überzeugte Fazit Weidmanns in Frankenthal.

[Quelle: Vortrag und Demonstration (Dr. Weidmann, Augsburg) anlässlich der 11. Tagung "Dermatologische Praxis", 15.-17. März 2013, CongressForum Frankenthal]

1. Pliaglis Fachinformation, Stand: Oktober 2012 2. Talsma J, Drug Topics, Dec. 2012, S. 2630 3. Alster et al. Dermatol Surg. 2007;33:1073-1081 4. Alster T, et al. J Dermatol Treat. 2012 [Epub ahead of print]. 5. Woolfson AD and McCafferty DF. J Clin Pharm Therap.1989; 14:103-109. 6. Chen JZ, et al. Dermatol Surg. 2005; 31(3):281-6

7. Doshi SN, et al. Dermatol Surg. 2003; 29(10):1008-11 8. Chen JZS et al. Dermatol Surg. 2003; 29(10):1012-8. 9. Alster TS and Lupton JR. Dermatol Surg. 2002;28(11):1004 10. Bryan HA and Alster TA. Dermatol Surg. 2002;28:999-1003. 11. Kim WO et al. Korean J Anesthesiol. 2012;62(5):435-40. 12. Alster TS et al. EADV 2012 poster

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

45


mdm

Postoperative Patientenbegleitung nach dem plastischen Eingriff Es ist der hohe Anspruch größtmöglicher Makellosigkeit, dem sich die ästhetische Chirurgie seit jeher verpflichtet fühlt. Für das Ziel eines langfristig attraktiveren Erscheinungsbildes werden zum Teil erhebliche Eingriffe durchgeführt, für die eine erweiterte Nachsorge wie z. B. Skin Resurfacings oder Narben-Reduktionsbehandlungen ein therapeutisch wie ökonomisch sinnvolles Angebot an die Patienten sein kann.

Abb. 1: Klein, leistungsstark, mobil: Moderne Diodenlaser wie z.B. Emerge™ (Fa. Palomar) können äußerst platzsparend sein.

46 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


(Fotos: Palomar)

(Fotos: Sean Doherty, MD)

(Fotos: Sandy Tan, MD)

Abb. 2a-d: Erscheinungsbild jeweils vor (l.) bzw. 3 Monate nach dem Skin Resurfacing (r.).

Abb. 3: Erscheinungsbild vor (l.) bzw. nach 2 Behandlungen zur Narbenreduktion (r.).

Abb 4: Das Prinzip der fraktionierten Photothermolyse: Impulse werden als Reihe von Mikrostrahlen in die Haut eingetragen, um Koagulationssäulen in der Epidermis und Dermis herzustellen. Umliegende Bereiche bleiben unbehandelt, um die natürliche Substitution koagulierter Areale mit neuem Gewebe zu unterstützen.

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

47


Anwendungsgebiete des Emerge™ Moderate Falten und Linien Pigmentierte Läsionen Striae Narben Skin Resurfacing

Tab. 1

Bequemes Behandeln in 3 frei wählbaren Modi: Manuelles Scannen für ausgewählte Areale AutoStamp™ – für besonders schnelle Behandlungen AutoGlide™ – Absetzen des Handstückes nicht mehr notwendig

Tab. 2

noch „das letzte i-Tüpfelchen“ mit auf den Weg zu geben. Die Vorzüge einer non-ablativen und damit schonenden Behandlung von Narbengewebe, Dehnungsstreifen, Pigmentläsionen oder Ähnlichem liegen auf der Hand: Schmerzarme Sitzungen, die eine Anästhesie in den meisten aller Fälle überflüssig machen, bemerkenswert kurze Abheilzeiten und ein deutlich frischeres Hautbild für etliche Zeit veredeln die chirurgischen Er-

Die anwenderfreundlichen Vorzüge auf einen Blick: Geringes Investment

folge und stellen die Patienten auf lange Sicht zufrieden. Systemisch folgt Emerge™ (Laserklasse 1) dem Grundsatz der

Kein Verbrauchsmaterial Medizinprodukt der Klasse 2b: Als nicht-ärztegebundene Leistung vollumfänglich delegierbar

fraktionierten Photothermolyse: Impulse mit einer Wellenlänge von 1410 nm werden als Reihe von Mikrostrahlen in die Haut

Anästhesie i. d. R. nicht erforderlich

eingetragen, um Koagulationssäulen in der Epidermis und Der-

Geringe Abheilzeit

mis herzustellen. Dabei bleiben umliegende Bereiche bewusst

Optimale Ergänzung zu Botulinumtoxin und Fillern

unbehandelt, um die natürliche Heilkraft des Körpers in der

Besonders leichte Handhabung

Substitution koagulierter Areale mit neuem und gesundem Ge-

Parametervoreinstellungen und individuelle Parameterwahl

webe zu unterstützen. Dieses Prinzip empfiehlt sich auch als

Langlebige Diodentechnologie

Kür zu Botox- und Filler-Behandlungen – die Ergebnisse werden i. d. R. noch überzeugender und tragen in erheblichem

Tab. 3

Maße zur Reputation der ästhetischen Klinik bei.

In der medizinischen Ästhetik ist es erfahrungsgemäß nicht viel anders als im wirklichen Leben: Auch hier weidet sich das Auge vor allem am Detail. Kaum eine Bauchdeckenplastik oder Gesichtsstraffung, an denen nicht als erstes die feinen, kaum zu sehenden Narben gelobt werden. Ganz ähnlich sieht es mit Nasenkorrekturen, Brustverkleinerungen bzw. -vergrößerungen etc. aus: Nichts scheint für die Patienten im Nachhinein so wichtig wie der Eindruck, eine Schönheitsoperation habe es gar nicht gegeben. Hier bietet vor allem das fraktionierte Resurfacing mittels Laser hervorragende Möglichkeiten, den Patienten postoperativ auch

48 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013

Anwenderstatement "Klein, leistungsstark, delegierbar – drei wichtige Gründe, die für ästhetische Behandlungen mit dem kompakten Diodenlaser Emerge sprechen. Wir schätzen das non-ablative, fraktionierte Skin Resurfacing insbesondere bei moderaten Falten, pigmentierten Läsionen, Striae und Narben. Eine Anästhesie ist in den allermeisten Fällen nicht notwendig. Die ausgezeichnete Transportabilität des Emerge spielt einer flexiblen Verwendung an unterschiedlichen Standorten zu, wodurch sich das ohnehin überschaubare Investment schnell amortisiert." - Dr. Reinhard Titel, Wiesbaden


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mdm

Mit 1470nm von Varizen bis Hyperhidrose Diodenlaser mit 360° Radialsonde Die Lasertechnologie entwickelt sich rasant und ist mittlerweile

MÄC:

fester Bestandteil der chirurgischen Therapie. Ihre Vielseitigkeit

Wer sollte sie durchführen?

sowie weitere Vorteile des Lasereinsatzes bei der Therapie von Varizen und Hyperhidrose schilderte Dr. Thomas Filipitsch,

Dr. Filipitsch:

Facharzt für Allgemeinchirurgie am Evangelischen Kranken-

Die Laserbehandlung sollte nur ein entsprechend geschulter

haus in Wien im Gespräch mit MÄC.

Facharzt durchführen, der gelernt hat, alle Eventualitäten zu beherrschen. Sonst kann es zu thermischen Schädigungen –

MÄC:

und damit zu Verbrennungen in allen Graden kommen.

Herr Dr. Filipitsch, bei welchen medizinischen Indikationen nutzen Sie einen Laser?

MÄC: Wie gehen Sie bei der endovenösen Lasertherapie (EVLT)

Dr. Filipitsch:

von Varizen vor?

Ich benutze für die chirurgische Therapie von Varizen, Hyperhidrose, Analfisteln und Hämorrhoiden seit 2007 einen 1470nm

Dr. Filipitsch:

Diodenlaser. Die abgegebene Laserenergie wird je nach Gewe-

Ich beginne am Oberschenkel mit 12 Watt und reduziere Rich-

bebeschaffenheit absorbiert und führt zu einer thermisch be-

tung Unterschenkel die Leistung schrittweise bis 8 Watt, da am

dingten Schrumpfung bzw. Verödung. Varizen, Schweißdrüsen

Unterschenkel die Vene von weniger Gewebe umgeben ist. Pro

oder Fisteln werden dauerhaft verschlossen. Auch Patienten mit

Bein werden je nach Durchmesser der Vene etwa 2000 Joule

Hämorrhoiden im Stadium III profitieren von der Lasertherapie –

abgegeben.

ihnen bleibt die schmerzhafte klassische Operation erspart. MÄC: MÄC:

Kann dadurch ein dauerhafter Verschluss erreicht wer-

Bietet die Laserchirurgie darüber hinaus Vorteile gegen-

den?

über konventionellen chirurgischen Methoden? Dr. Filipitsch: Dr. Filipitsch:

Ich führe die EVLT zur Behandlung der Varizen seit nunmehr

Ja, sie zeichnet sich im Vergleich zur herkömmlichen Chirurgie

zehn Jahren etwa 130 mal jährlich durch. 2007 verbesserte die

durch äußerste Präzision, hohe Wirksamkeit und kosmetisch

Einführung der 360°-Radialsonde die Optionen erheblich. In

schöne Ergebnisse aus. Da die Sonde nur über einen Nadel-

Kombination mit dem 1470nm Laser von Alma erlaubt sie erst-

stich eingeführt wird, ist eine narbenfreie Behandlung möglich.

mals eine homogene Bestrahlung der gesamten Veneninnen-

50 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


wand, so dass eine besonders hohe und dauerhafte Ver-

kiert, dabei färben sich die Drüsen schwarz. Anschließend wird

schlussrate erreicht werden kann. Internationale Studien zei-

ein verdünntes Anästhetikum in diesen Bereich injiziert, die La-

gen einen dauerhaften Verschluss bei etwa 93% der Patienten

sersonde über 2mm kleine Schnitte in das Areal geschoben

– dies deckt sich mit meinen Erfahrungen.

und die Drüsen mittels Laserenergie dauerhaft verödet.

MÄC:

MÄC:

Ist die Therapie schmerzhaft und können Nebenwirkun-

Hört das vermehrte Schwitzen gleich nach dem Eingriff

gen auftreten?

auf, so dass eine Therapiesitzung ausreicht?

Dr. Filipitsch:

Dr. Filipitsch:

Für Varizen und Hyperhidrose beträgt die Zieltemperatur an der

Der Patient merkt den Behandlungserfolg schon am ersten Tag

Laserspitze 60-80°C, hierbei kommt es zur Denaturierung von

nach der Behandlung. Man erwartet eine 80-95% Reduktion

Eiweiß und Kollagen. Da diese Temperatur sehr schmerzhaft

der Schweißproduktion. In manchen Fällen kann ein kleiner

wäre, ist eine örtliche Betäubung des Gewebes erforderlich.

Fleck zu wenig Energie abbekommen haben, so dass die

Bei der Lasertherapie der Hyperhidrose kann es zu Verhärtun-

Schweißdrüsen dort noch weiter aktiv sind. Der Patient ent-

gen und Pigmentation in der Axilla kommen. Ein verminderter

scheidet dann, ob er in einer zweiten Sitzung nachgelasert

Haarwuchs kann nach der Therapie auftreten, dies werten die

werden möchte.

Patienten aber heute als Vorteil. Insgesamt sind Nebenwirkungen wie Schmerzen oder Blutergüsse im Vergleich zu her-

MÄC:

kömmlichen Chirurgietechniken drastisch reduziert. Bei der

Bei welchen Patienten ist der Eingriff kontraindiziert?

EVLT besteht ein weiterer Vorteil aufgrund der kurzen postoperativen Kompressionszeit von 10-14 Tagen, so dass die Laser-

Dr. Filipitsch:

therapie auch in den Sommermonaten durchgeführt werden

Der Eingriff sollte wegen möglichen Wundheilungsstörungen

kann, sofern der Patient das Areal konsequent vor Sonnenlicht

nicht beim Diabetiker durchgeführt werden. Schilddrüsener-

schützt.

krankungen und Wechselbeschwerden müssen als Ursache ausgeschlossen werden. Antikoagulantien sollten mindestens

MÄC:

eine Woche vor der Behandlung abgesetzt und eventuell durch

Ist die Lasertherapie der Hyperhidrose Botulinum-Be-

Heparin ersetzt werden.

handlungen oder der operativen Schweißdrüsen-Saugkürettage überlegen?

MÄC: Warum haben Sie sich für einen 1470nm Diodenlaser

Dr. Filipitsch:

entschieden?

Die Laserablation bei Hyperhidrose ist, soweit Daten nach drei Jahren vorliegen, durch einen dauerhaften Therapieerfolg ge-

Dr. Filipitsch:

kennzeichnet. Die Wirkung von Botox hält drei bis sechs Mo-

Es werden für die Therapie der Hyperhidrose derzeit in ver-

nate und ist aufgrund der erforderlichen großen Menge ent-

schiedenen Ländern unterschiedliche Wellenlängen eingesetzt

sprechend kostspielig. Die mechanische Zerstörung der

– 980, 1064 (Nd:YAG) und 1470nm. Dabei ist noch nicht klar,

Schweißdrüsen durch Ausschaben oder Absaugen ist weniger

welche Wellenlänge die besten Resultate mit den geringsten

effektiv als der Laser und zerstört außerdem andere Strukturen

Nebenwirkungen erbringt. Während die niedrigere Wellenlänge

der Haut, weshalb sie von den Patienten nicht gut angenom-

von 980nm vor allem im Hämoglobin des Blutes absorbiert

men wird.

wird, zeichnet sich der 1470nm Dioden-Laser durch die beste Absorption in wasserhaltigen Strukturen aus.

MÄC:

Das macht die Lasertherapie mit dem Dioden-Laser sehr effek-

Wie gehen Sie vor?

tiv und vielseitig einsetzbar.

Dr. Filipitsch: Vor dem Eingriff wird das Schweiß-Areal mit Jod/Stärke mar-

Das Interview führte Susanne Pickl

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

51


MITGLIEDSCHAFT GAERID

Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.) Eine Mitgliedschaft in der GAERID e.V. sichert Ihnen aktuellste wissenschaftliche Erkenntnisse im Bereich der ästhetischen und rekonstruktiven Intimchirurgie. Zugang zu allen von der GAERID e.V. erarbeiteten Daten Vergünstigter Eintrittspreis zu den Veranstaltungen der GAERID e.V. Vergünstigte Eintrittspreise zu Workshops und Fortbildungen, die von der GAERID e.V. veranstaltet werden Newsletter mit Informationen aus dem Bereich der rekonstruktiven und ästhetischen Intimchirurgie Aufnahme in die Arztliste auf der GAERID e.V. Homepage www.gaerid.de inkl. Verlinkung zur Praxis-Homepage Aktuelle Informationen über die ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Regelmäßige Information über neue Studien aus dem Bereich der Intimchirurgie. Erarbeitung von wissenschaftlichen Standards.

Aufnahme-Kriterien Ordentliches Mitglied Ordentliche Mitglieder der Gesellschaft sind approbierte Humanmediziner und gleichzeitig Fachärzte einer der folgenden Disziplinen: Gynäkologie, Plast. Chirurgie, Chirurgie, Dermatologie oder Urologie. Nachgewiesene Erfahrung auf dem Gebiet der ästhetischen und rekonstruktiven Medizin/Forschung ist Voraussetzung für eine Aufnahme. Ordentliche Mitglieder sind stimmberechtigt und beitragspflichtig. Eine Mitgliedschaft anderer medizinischer Fachgesellschaften oder Interessenverbände ist möglich. Sie besitzen kein Stimmrecht, sind aber reduziert beitragspflichtig. Voraussetzungen für die Aufnahme als ordentliches Mitglied sind: Tabellarischer Lebenslauf Kopie Personalausweis Nachweis von Vorkenntnissen in der ästhetischen Medizin Positives Votum von zwei Bürgen, die bereits ordentliches Mitglied in der Gesellschaft sind Positives Votum von 75% der Vorstandsmitglieder Foto (als .jpg per E-Mail an info@gaerid.de) Einmalige Aufnahmegebühr: Jährlicher Mitgliedsbeitrag:

€ 200 € 300

Fördermitglied Wirtschaftsunternehmen, die die Ziele des Vereins unterstützen, können als Fördermitglieder aufgenommen werden. Sie besitzen kein Stimmrecht, sind aber beitragspflichtig.

Außerordentliches Mitglied Voraussetzungen für die Aufnahme als außerordentliches Mitglied sind: Aus- oder Weiterbildung in der Medizin (Assistenzarzt(in) oder Arzt(in) in Weiterbildung) Bescheinigung durch den Arbeitgeber Tabellarischer Lebenslauf Positives Votum von zwei Bürgen, die bereits ordentliches Mitglied in der Gesellschaft sind Positives Votum von 75% der Vorstandsmitglieder Kopie Personalausweis oder Personen, die aufgrund Ihrer Bedeutung für die Gesellschaft vom Vorstand vorgeschlagen werden. Außerordentliche Mitglieder mit dem Status (Arzt(in) in Aus- oder Weiterbildung) haben kein Stimmrecht und werden nicht in der Arztliste auf der Homepage www.gaerid.de aufgenommen. Keine Aufnahmegebühr! Jährlicher Mitgliedsbeitrag: € 100

52 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Der Antrag mit den oben genannten erforderlichen Unterlagen muss an die Geschäftsstelle gestellt werden: Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.) – Industriestraße 11, 27211 Bassum – Brühl 33, 04109 Leipzig Gern per Email an: info@gaerid.de Die Entscheidung über die Aufnahme trifft der Vorstand der GAERID e.V. Ein Aufnahmeanspruch auf ordentliche, außerordentliche oder assoziierte Mitgliedschaft besteht nicht.

Aufnahme-Antrag Hiermit beantrage ich die Aufnahme in die Gesellschaft für ästhetische und rekonstruktive Intimchirurgie Deutschland (GAERID e.V.) (Zutreffendes bitte ankreuzen) q Ordentliches Mitglied q Fördermitglied q Außerordentliches Mitglied (Status Arzt in Aus- und Weiterbildung) Name

Vorname

Titel

Geburtsdatum

Facharztbezeichnung Postanschrift (dienstlich) und gleichzeitige Veröffentlichung auf der Homepage Klinik/ Praxis Straße

PLZ, Ort

Telefon

Fax

E-Mail

Homepage

Postanschrift (privat) Straße

PLZ, Ort

Telefon

E-Mail

q Ich erkläre mich einverstanden mit der Aufnahme meiner dienstlichen Daten auf die Internetseite www.gaerid.de q Mit meiner Unterschrift bestätige ich, dass ich die Facharztausbildung erfolgreich abgeschlossen habe. (Nur für Ordentliche Mitglieder) Ort/Datum/Unterschrift

Die Mitgliedschaft ist nur möglich im Rahmen eines Bankeinzugsverfahrens. Hiermit willige ich in die einmal jährliche Abbuchung ein. Die einmalige Aufnahmegebühr wird zusammen mit der ersten Abbuchung vorgenommen. Bankverbindung Name/Ort der Bank Bankleitzahl

Kontonummer

Ort und Datum

Unterschrift

Erklärung der Bürgen Die Bürgen befürworten die Aufnahme in die Gesellschaft. (Name in Druckbuchstaben) Bürge 1:

Bürge 2:

Ort, Datum, Stempel, Unterschrift

Ort, Datum, Stempel, Unterschrift

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

53


AKTUELL

Die Kunst, ein schönes Lächeln zu erschaffen Veneers als Schwerpunktthema der diesjährigen INTERNA-Fachtagung der Ästhetisch-Funktionellen Zahnmedizin Zum achten Mal fand in Westerburg die INTERNA statt: Fachtagung der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde (DGÄZ). Mit etwa 2.200 Mitgliedern ist sie eine der größten wissenschaftlichen Gesellschaften der Zahnmedizin. Schwerpunktthema waren in diesem Jahr Veneers und die verschiedenen Arten ihrer zahntechnischen Herstellung.

Diese hauchdünnen Keramikschalen dienen nicht nur, wie man

nur helfen, indem er das Gebiss aufwendig mit Kronen restau-

allgemein denken könnte, der Verschönerung. Sie erfüllen dar-

rierte, kann er heute – unter optimaler Schonung gesunder

über hinaus vielfältige funktionelle Zwecke. So können heute

Zahnsubstanz – durch hauchdünne Veneers wieder eine für

mit Veneers häufig Kronen vermieden und damit gesunde

das Kiefergelenk optimale Bisssituation herstellen.

Zahnsubstanz erhalten werden. Während für eine klassische Krone bis zu 60% des Zahnes abgeschliffen werden muss,

Jeden von uns erfüllt das handwerkliche Können der großen

wird für die Präparation eines Veneers nur bis maximal 18%

deutschen Porzellanmanufakturen mit Respekt. Wenn man

Zahnsubstanz geopfert. Die Fachleute sprechen hier von mini-

sich nun diese Arbeit in den Größenverhältnissen eines Uhrma-

malinvasivem Vorgehen. Der Vorteil für den Patienten liegt auf

chers vorstellt, hat man einen ungefähren Eindruck davon,

der Hand, da Zähne nun einmal nicht nachwachsen. Obwohl

welch ungeheures kunsthandwerkliches Können dazu gehört,

diese Verblendschalen nur hauchdünn sind, verhalten sie sich,

winzige Keramikschalen anzufertigen, die ganz individuell, farb-

einmal mit dem Zahn verklebt, genau wie eigener Zahnschmelz

lich und ästhetisch, speziell für den einzelnen Patienten gefer-

und können dadurch auch dessen Funktion wieder überneh-

tigt werden.

men. So kann abgeknirschte Zahnsubstanz ersetzt werden und verlorengegangene Führungsfunktionen wiederhergestellt

Das handwerkliche und künstlerische Können der international

werden.

renommierten Referenten war überaus beeindruckend. Nicht umsonst ist Deutschland im weltweiten Vergleich immer noch

In der heutigen stressbeladenen Zeit kompensieren immer

führend. Auf der Interna wurde anschaulich gezeigt, wie viel

mehr Menschen ihre Belastung dadurch, dass sie im Schlaf mit

Know-how notwendig ist, um das Gütesiegel „Made in Ger-

den Zähnen knirschen. Nicht umsonst sagt der Volksmund:

many“ zu rechtfertigen: In dieser Liga kann Billig-Zahnersatz

„Man muss sich durchbeißen“, oder „Man muss die Zähne

aus dem Ausland nicht mitspielen.

zusammenbeißen“. Eine steigende Anzahl von Kiefergelenkerkrankungen, die vielfältige Schmerzsymptome nach sich zie-

Das Fachpublikum aus anerkannten Spezialisten für Ästheti-

hen können, sind die Folge. Konnte früher der Zahnarzt hier

sche Zahnheilkunde war der Einladung des Organisators,

54 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


Erstmals wurde eine Zahnärztin mit dem Young-Esthetics-Preis ausgezeichnet: DGÄZ-Präsident Prof. Dr. mult. Robert Sader (links) und Initiator ZA Wolfgang M. Boer (rechts) mit der Preisträgerin Dr. Ha Vy Hoang-Do.

Zahnarzt Wolfgang-M. Boer, und des Präsidenten der Gesell-

eines komplexen Patientenfalles präsentierte und dabei beson-

schaft, Prof. Dr. mult. Robert Sader, gefolgt. Einer der Höhe-

ders die Stufen ihres interdisziplinären Therapiewegs vorstellte.

punkte der Veranstaltung war, wie jedes Jahr, die Vergabe des mit 2.500 € dotierten Förderpreises “Young Esthetics“. Er soll

Dass eine derart hochkarätige Wissenschaftstagung in Wester-

junge Talente im Bereich der Ästhetischen Zahnheilkunde zu

burg ihre Heimat gefunden hat, ist vor allem dem unermüdli-

besonderen Leistungen motivieren. Wolfgang-M. Boer: „Es ist

chen Engagement von Dr. Diether Reusch zu verdanken, dem

uns eine Herzensangelegenheit, den Nachwuchs zu fördern.

Ehrenpräsidenten der DGÄZ.

Deshalb ist dieser Preis nicht nur für Zahnärzte, sondern auch für Zahntechniker gedacht. Ich freue mich ganz besonders, die

[Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ästhetische Zahnheilkunde]

Trophäe erstmals an eine Kollegin überreichen zu dürfen.“ In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Zahnärztin Dr. Ha Vy Hoang-Do aus Radolfzell, die in einem eindrucksvollen und didaktisch gut gegliederten Vortrag die nach den Gesichtspunkten von Ästhetik und Funktion ausgerichtete Rekonstruktion

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

55


AKTUELL

Nach schweren Unfallverletzungen, Entzündungen oder Krebsoperationen im Gesicht müssen Chirurgen manchmal Teile von Unter- oder Oberkiefer ersetzen. Das Ergebnis sollte präzise sein. Denn jede Ungenauigkeit spürt und sieht der Patient. Für die komplexe Operation nutzen Gesichtschirurgen heute zunehmend Computertechnologie aus der Automobilindustrie.

Lernen von der Automobilindustrie: Neue Präzision bei Gesichtsoperationen Diese ermöglicht es den Ärzten, Knochen aus anderen Körper-

des Wissenschaftlichen Beirates der Deutschen Gesellschaft

regionen millimetergenau auszuschneiden und an das Gesicht

für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG). Während

anzupassen. Das verbessert das Operationsergebnis und ver-

der Operation nutzen die Chirurgen die Schablone, um ein ge-

kürzt die Operationszeit.

eignetes Transplantat aus Beckenkamm, Wadenbein oder Schulterblatt auszuwählen. „Im Gegensatz zu früher entneh-

Wie Gesichtschirurgen die neue Technik im Operationssaal ein-

men wir damit nur noch so viel Knochen, wie wir benötigen“,

setzen, um das Gesicht des Patienten so originalgetreu wie

so der Experte.

möglich wiederherzustellen, erläuterte ein Experte kürzlich auf einer Pressekonferenz in München im Rahmen des 130. Kon-

Das Transplantat wird dann so modelliert, dass es exakt in die

gress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH).

Lücke des Kiefers passt, die sich durch die Entfernung des erkrankten Knochens ergibt. Dabei ist es entscheidend, die

„CAD steht für Computer-Aided Design oder zu Deutsch:

Transplantate präzise an die spezielle Anatomie des Gesichts-

Rechnerunterstütztes Konstruieren“, erläuterte Professor Dr.

skelettes anzupassen. „Jede Ungenauigkeit würde der Patient

med. Dr. med. dent. Michael Ehrenfeld, der an der Ludwig-

nachher beim Kauen oder Sprechen spüren“, erläuterte Ehren-

Maximilians-Universität München die Klinik und Poliklinik für

feld. Auch die Metallplatten, mit denen das Knochentransplan-

Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie leitet. Und CAM ist die

tat am Kiefer befestigt wird, können die Chirurgen anhand der

Abkürzung für Computer-Assisted Manufacturing: Rechnerun-

Schablone bereits vor der Operation in die geeignete Form bie-

terstützte Fertigung. „Die Technik wird in der Industrie verwen-

gen.

det, um dreidimensionale Modelle zu zeichnen und daraus dann die entsprechenden Werkstücke herzustellen.“ Doch

Die Münchner Chirurgen haben die Erfahrung gemacht, dass

nicht nur Werkzeuge oder Autoteile lassen sich mittels CAD

die Vorplanung am Rechner die Operationszeiten deutlich ver-

und CAM erstellen: Gesichtschirurgen können mit deren Hilfe

kürzt. „Dank der exakten dreidimensionalen Positionierung sind

auch Kiefertransplantate fertigen.

auch die Operationsergebnisse besser“, sagte Ehrenfeld. „Die Patienten haben weniger Probleme beim Kauen und die Verän-

Die Arbeit der Chirurgen beginnt bereits vor der Operation: Um

derungen im Gesichtsbild sind geringer.“ Bislang wird das neue

sich ein Bild von dem Ausmaß der Schäden zu machen, ferti-

Verfahren in Deutschland erst an wenigen Kliniken angewandt.

gen die Ärzte zunächst eine Computertomografie des erkrank-

Ehrenfeld rechnet aber damit, dass es sich in den nächsten

ten Kiefers an. Die Abmessungen werden dann in ein CAD-

Jahren durchsetzen wird: „Die CAD/CAM-Verfahren werden

Programm eingelesen. „Auf dem Bildschirm erhalten wir ein

wie in der Automobilindustrie schon bald zum Standard wer-

dreidimensionales Modell des erkrankten Knochens, anhand

den.“

dessen wir eine individuelle, maßstabsgetreue Schablone für den Patienten erstellen können“, so Ehrenfeld, Vorsitzender

56 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013

[Quelle: Pressestelle Deutsche Gesellschaft für Chirurgie]


INDUSTRIEFORUM

Polytech Health & Aesthetics GmbH, Dieburg

Neue Online-Plattform für Ärzte und Chirurgen weltweit Mit dem Relaunch der Website www.polytechhealth.com bietet Polytech Health & Aesthetics, Deutschlands einziger Hersteller von medizinischen Weichteilimplantaten aus Silikon, Ärzten und Chirurgen auf der ganzen Welt Zugriff auf eine breite Palette an qualitativ hochwertigen Produkten für die plastische und rekonstruktive Chirurgie. Darüber hinaus stellt das Unternehmen mit der neuen Online-Plattform praxisnahen Service und fachlichen Support zur Verfügung. „Wir legen großen Wert auf die Qualität und Sicherheit unserer

spiel Informationsbroschüren zum Thema Brustaugmentation

Implantate und entwickeln diese stetig weiter. Mit unserer neu

und zu dem Garantieprogramm für Brustimplantate Implants of

gestalteten Website bieten wir eine transparente, serviceorien-

Excellence, runden das Serviceangebot ab.

tierte Plattform. Ärzte und Chirurgen weltweit können sich über den Herstellungsprozess, unser Qualitäts- und Sicherheitsmanagement sowie die verschiedenen Implantat-Typen, -Formen

Praxisorientierte Workshops und offener Dialog

und -Oberflächen informieren. Dazu gehören natürlich auch Informationen zu dem von uns verwendeten Silikon“, erklärt Wil-

Unter der Rubrik Kongresse & Veranstaltungen bietet

fried Hüser, Firmengründer von Polytech Health & Aesthetics.

www.polytechhealth.com vielfältige Informationsveranstaltun-

„Bestandteil unserer Firmenphilosphie ist aber nicht nur die

gen und praxisorientierte Workshops zu den unterschiedlichs-

hohe Produktqualität. Wir unterstützen unsere Kunden auch in

ten Themengebieten. Im Rahmen dieser Experten-Plattformen

fachlichen Themen und in ihrem Praxisalltag“, führt Hüser wei-

haben Ärzte und Chirurgen die Möglichkeit, sich über den

ter aus.

neuesten Stand der Implantat-Technologie austzuauschen. Zudem können im interdisziplinären Gespräch mit erfahrenen

Service und Transparenz für Ärzte und Chirurgen

Kollegen neue und optimale Lösungen für Patienten erörtert werden. Der Austausch mit Ärzten und Chirurgen ist ein wichtiges Kriterium für die Optimierung und Weiterentwicklung der

Unter www.polytechhealth.com finden Ärzte und Chirurgen

Produkte. „Wir freuen uns über Anregungen und Verbesse-

umfassendes Informationsmaterial zu der umfangreichen Pro-

rungsvorschläge, die wir gerne aufnehmen und an unsere

duktpalette mit über 1.500 Produkten. Dazu gehören zum Bei-

Fachleute aus dem Bereich Forschung und Entwicklung weiter-

spiel Produktdatenblätter in mehreren Sprachen, Lehr-DVDs

leiten. Der offene Dialog ist eine der wichtigsten Voraussetzun-

und andere produktbezogene Fachliteratur oder weiterfüh-

gen für die gleichbleibend hohe Qualität und Sicherheit unserer

rende Links. Auch wissenschaftliche Informationen und aktu-

Produkte, die wir unseren Kunden und deren Patienten seit

elle Studienergebnisse stehen zum Download zur Verfügung.

Jahren garantieren“, so Hüser abschließend.

Umfangreiches Marketingmaterial für die Patienten, zum Bei-

MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13 7. Jahrgang 2013

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Gesichts-Chirurgen, Senologen und Ophthalmologen Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr. Der Jahresbezugspreis beträgt Deutschland: EUR 112,- inkl. Versand

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A ulinumtoxin eit von Abobot und Sicherh Wirksamkeit Concept Restoration u mittels Soft Volumenaufba der VDÄPC rsakademie der XII. Frühjah ntitis Bericht von lung der Parodo und Behand : Prophylaxe Zahnheilkunde lantation htschirurgie: Gewebetransp Hightech-Gesic irurgischer roplastik zu mikroch nsäure chen Blepha Neue Studie ästhetis mit Hyaluro ts in dererung Highligh der Konturi dung von Effekte bei pier zur Anwen schen Medizin Zusätzliche sus-Pa Konsen A in der Ästheti Botulinumtoxin sistierten, e zur laseras Behandlung Neue Method Hyperhidrosedauerhaften Klitoris der Rekonstruktion Chirurgische (FGM) r Mutilation nach genitale

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Telefax 0 21 75 / 169 12 31

Firma: Name:

m d m Verlag für medizinische Publikationen

Straße:

Immigrather Straße 74 · 42799 Leichlingen

PLZ/Ort:

Telefon: 02175 1691230 E-Mail: mdm@t-online.de · www.mdmverlag.com

Datum/Unterschrift:

58 MÄC Magazin für ästhetische Chirurgie 2|13

7. Jahrgang 2013


5th European Plastic Surgery Research Council August 22–25, 2013 Topics Aesthetic Burns Breast Clinical Outcome Craniofacial Education, Training or Assessment Hand Head and Neck Oncology Reconstructive Technology Wound Healing Others

Conference Chair Lucian P. Jiga, MD, PhD Venue Freighter MS Cap San Diego ĂœberseebrĂźcke 20459 Hamburg/Germany Organizer European Plastic Surgery Research Council e. V. President EPSRC Lars Steinstraesser, MD

Registration & Information: www.epsrc.eu ‡ info@epsrc.eu

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Narins et al. A randomized study of the efficacy and safety of injectable poly-L-lactic acid vs. human based collagen implant in the treatment of nasolabial fold wrinkles. JAAD March 2010.

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