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2013
4
OSTEOPOROSE & RHEUMA AKTUELL
ARTHROSE Lipidvesikel als neue Therapieoption gegen Arthroseschmerz OSTEOLOGIE Neue Möglichkeiten der Behandlung von Knochenmetastasen
mdm Verlag
OSTEOPOROSE Erweiterter Anwendungsbereich für Strontiumranelat
mdm Verlag für medizinische Publikationen
Cutterguide: N/A Printing Process: Offset GD: AM 37825
Size: 210x285+3 mm Pages: 1 Colors: C M Y K (4 Color) Color Profile: ISO Coated Native File: Indesign CS5 Windows Generated in: Acrobat Distiller 9.0
1st-Line-Therapie für Ihre postmenopausalen Patientinnen mit
Osteoporose 1
Wir stellen uns der kortikalen Herausforderung! Und Sie? Starke Reduktion des Frakturrisikos am trabekulären und kortikalen Knochen 2,3,§
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in Kooperation mit
* gesunder Knochen#. ** osteoporotischer Knochen#. # exemplarische Aufnahmen des Femurs. High-resolution peripheral CT © 2010 Elsevier Ltd. Reproduced with permission from: Zebaze RMD et al. The Lancet 2010; 375: 1729–1736. [online] Available at: http://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(10)60320-0; High-resolution peripheral CT © 2010 Elsevier Ltd. Reproduced with permission from: Zebaze RMD, Ghasem-Zadeh A, Bohte A, et al. Intracortical remodelling and porosity in the distal radius and post-mortem femurs of women: a cross-sectional study. The Lancet 2010; 375: 1729–1736. § An allen gemessenen Skelettlokalisationen. In der FREEDOM-Studie war der primäre Endpunkt neue Wirbelkörperfrakturen. Denosumab verminderte das relative Frakturrisiko signifikant (WS: 68 %; Gesamthüfte: 40 %; nicht-vertebrale Lokalisationen: 20 %). Frakturen des Schädels, des Gesichts, der Mandibula, der Mittelhand und der Finger- und Zehenglieder wurden ausgeschlossen. Literatur: 1. Prolia® Fachinformation, Stand Juli 2013. 2. Baron D et al. Bone 2011; 48 (4): 677-692. 3. Cummings SR et al. N Engl J Med 2009; 361: 756–765.
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© 2013 Amgen. Alle Rechte vorbehalten.
DMB-DEU-AMG-1136-2013- September-P (09.2013)
Kurzinformation: Prolia® 60 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze. Wirkstoff: Denosumab. Zusammensetzung: Arzneilich wirksamer Bestandteil: Jede Fertigspritze enthält 60 mg Denosumab in 1 ml Lösung (60 mg/ml). Denosumab ist ein humaner monoklonaler IgG2-Antikörper, der mittels rekombinanter DNA-Technologie in einer Säugetierzelllinie (CHO) hergestellt wird. Sonstige Bestandteile: Essigsäure 99 %*, Natriumhydroxid (zur pH-Wert Einstellung)*, Sorbitol (E420), Polysorbat 20, Wasser für Injektionszwecke. *Der Acetatpuffer wird durch Mischen von Essigsäure mit Natriumhydroxid gebildet. Anwendungsgebiete: Behandlung der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit erhöhtem Frakturrisiko. Prolia® vermindert signifikant das Risiko für vertebrale, nicht-vertebrale und Hüftfrakturen. Behandlung von Knochenschwund im Zusammenhang mit Hormonablation bei Männern mit Prostatakarzinom und erhöhtem Frakturrisiko. Prolia® vermindert bei Männern mit Prostatakarzinom unter Hormonablationstherapie signifikant das Risiko für vertebrale Frakturen. Gegenanzeigen: Hypokalzämie, Überempfindlichkeit gegen Denosumab oder einen der sonstigen Bestandteile. Nebenwirkungen: Sehr häufig: Gliederschmerzen; häufig: Harnwegsinfektion, Infektion der oberen Atemwege, Ischiassyndrom, Katarakte, Obstipation, Hautausschlag; Ekzeme; gelegentlich: Divertikulitis, bakterielle Entzündung des Unterhautgewebes, Infektion der Ohren; selten: Arzneimittelüberempfindlichkeit, anaphylaktische Reaktion, Hypokalzämie, Kieferosteonekrose, atypische Femurfrakturen. Weitere Angaben: s. Fach- und Gebrauchsinformation. Verschreibungspflichtig. Stand der Information: Juli 2013.
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Inhalt
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Ch. Günther
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2013 OSTEOPOROSE & RHEUMA AKTUELL
Editorial
ARTHROSE S. Pickl
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lipidvesikel als neue therapieoption gegen arthroseschmerz
OSTEOLOGIE W. Herrmann et al.
12
Beeinflussung des Knochenstoffwechsels durch Supplementierung mit B- und D-Vitaminen
H. Hoyer-Kuhn et al.
24
Fibröse Dysplasie: Diagnostik, Differentialdiagnosen und therapieansätze
L. Seefried et al.
29
aktuelle aspekte der hypophosphatasie
O. Semler et al.
38
Osteogenesis imperfecta: neues zu Genetik und Behandlung
E.M.W. Koch
43
neue Möglichkeiten der Behandlung von Knochenmetastasen
OSTEOPOROSE M. Runge
46
Osteoporose und Stürze älterer Menschen – der Muskel macht's
E.M.W. Koch
54
Erweiterter anwendungsbereich für Strontiumranelat
56
AKTUELL
58
BÜCHER
62
ABONNEMENT/IMPRESSUM
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
3
Strontiumranelat
Täglich geschützt1
Bei schwerer Osteoporose: – für Männer mit erhöhtem Frakturrisiko1 – und für postmenopausale Frauen mit hohem Frakturrisiko1
1 FACHINFORMATION PROTELOS® PROTELOS® 2 g – Granulat zur Herstellung einer Suspension zum Einnehmen. Wirkstoff: Ranelicsäure, Distrontiumsalz (Strontiumranelat) Zusammensetzung: Jeder Beutel enthält 2 g Ranelicsäure, Distrontiumsalz (Strontiumranelat). Sonstige Bestandteile: Aspartam (E951), Maltodextrin, Mannitol (Ph. Eur., E421) Anwendungsgebiete: Behandlung der schweren Osteoporose bei postmenopausalen Frauen mit hohem Frakturrisiko zur Reduktion des Risikos von Wirbelsäulen- und Hüftfrakturen. Behandlung der schweren Osteoporose bei erwachsenen Männern mit erhöhtem Frakturrisiko. Bei einer Entscheidung Strontiumranelat zu verschreiben sollte das individuelle Patientenrisiko berücksichtigt werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Akute venöse Thromboembolien (VTE) oder VTE in der Vorgeschichte, einschließlich tiefer Venenthrombose und Lungenembolie. Vorübergehende oder dauerhafte Immobilisierung aufgrund von z.B. postoperativer oder sonstiger längerer Bettruhe. Klinisch gesicherte, aktuell bestehende oder vorausgegangene ischämische Herzkrankheit, periphere arterielle Verschlusskrankheit und/oder cerebrovaskuläre Erkrankung. Unkontrollierte Hypertonie. Nebenwirkungen: Insgesamt unterschieden sich die Raten der Nebenwirkungen unter Strontiumranelat nicht von Placebo. Die Nebenwirkungen waren meist leicht und vorübergehend. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit und Diarrhoe, welche hauptsächlich bei Behandlungsbeginn berichtet wurden, ohne späteren bemerkbaren Unterschied zwischen den Behandlungsgruppen. Psychiatrische Erkrankungen: Häufigkeit nicht bekannt: Verwirrungszustand, Schlaflosigkeit. Erkrankungen des Nervensystems: häufig: Kopfschm. (3,3% vs. 2,7%), Bewusstseinsstör. (2,6% vs. 2,1%), Gedächtnisschwund (2,5% vs. 2,0%); gelegentl.: Krampfanfälle (0,4% vs. 0,1%); Häufigkeit nicht bekannt: Parästhesie, Schwindel, Vertigo. Herzerkrankungen: Häufig: Myokardinfarkt (1,7% vs. 1,1%). Gefäßerkrankungen: häufig: venöse Thromboembolie (VTE) (2,7% vs. 1,9%). Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums u. Mediastinums: Häufigkeit nicht bekannt: bronchiale Hyperreaktivität. Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts: häufig: Übelk. (7,1% vs. 4,6%), Diarrhoe (7,0% vs. 5,0%), dünner Stuhl (1,0% vs. 0,2%); Häufigkeit nicht bekannt: Erbrechen, abdominale Schmerzen, Reiz. d. Mundschleimhaut einschließl. Stomatitis u./od. Ulzeration im Mundbereich, gastroösophagealer Reflux, Dyspepsie, Obstipation, Flatulenz, Mundtrockenheit. Leber- u. Gallenerkrankungen: Häufigkeit nicht bekannt: erhöhte Serumtransaminase-Werte (in Verbindung m. Überempfindlichkeitsreakt. d. Haut), Hepatitis. Erkrankungen der Haut u. des Unterhautzellgewebes: häufig: Dermatitis (2,3% vs. 2,0%), Ekzeme (1,8% vs. 1,4%); selten: DRESS-Syndr.; sehr selten (in asiatischen Ländern selten): schwere Hautreaktionen wie SJS, TEN; Häufigkeit nicht bekannt: Überempfindlichkeitsreakt. d. Haut einschließl. Ausschlag, Pruritus, Urtikaria, Angioödem, Alopezie. Skelettmuskulatur-, Bindegewebs- u. Knochenerkrankungen: Häufigkeit nicht bekannt: muskulo-skelettaler Schmerz einschließl. Muskelkrämpfe, Myalgie, Knochenschmerz, Arthralgie u. Schmerzen i. d. Extremitäten. Allgemeine Erkrankungen und Beschwerden am Verabreichungsort: Häufigkeit nicht bekannt: Wassereinlagerung in Armen u. Beinen (peripheres Ödem), Pyrexie (in Verbindung m. Überempfindlichkeitsreakt. d. Haut), Unwohlsein. Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems: Häufigkeit nicht bekannt: Knochenmarkdepression, Eosinophilie (in Verbindung mit Überempfindlichkeitsreakt. der Haut), Lymphadenopathie (in Verbindung mit Überempfindlichkeitsreakt. der Haut). Untersuchungen: häufig: Erhöh. d. Kreatinphosphokinase (CPK) (1,4% vs. 0,6%). Warnhinweise: PROTELOS® enthält eine Quelle für Phenylalanin, das für Patientinnen mit Phenylketonurie schädlich sein kann. PROTELOS® bei schwerwieg. allerg. Rkt. absetzen. Bei Anw. wurden Fälle schw. Hautreaktionen, einschl. SJS, TEN und DRESS berichtet. Bei Auftreten eines Ausschlags soll PROTELOS® unverzügl. u. dauerhaft abgesetzt werden. Weitere Hinweise siehe Fachinformation. Verschreibungspflichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: Les Laboratoires Servier; 50, rue Carnot; 92284 Suresnes cedex, Frankreich Örtlicher Vertreter: Servier Deutschland GmbH, Elsenheimerstr. 53, D-80687 München, Tel: +49 89 57095 01 Stand: Juni 2013
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EDItORIal
Liebe Leserinnen, liebe Leser, „Nu sei mer wieder mol su weit, is Gahr gieht still ze End, es kimmt de liebe Weihnachtszeit, mer stinne im Advent. Mei Harz dos is schie eigestimmt, und s' gibt noch viel ze tu, denn bis dor Heilige Ohmd ra kimmt, do kriecht mer halt ka Ruh.“ So heißt es in einem traditionellen Weihnachtslied von Max Wenzel (8.4.1879 – 4.9.1946) aus meiner erzgebirgischen Heimat, die man nicht zu Unrecht als Weihnachtsland schlechthin bezeichnet. Ja, das Jahr geht zu Ende und es gibt noch viel zu tun, u.a. Rückschau, aber auch Ausschau zu halten. Das Jahr 2013 brachte uns eine tolle “Osteologie 2013“ in Weimar, mit einem Patiententag, in dessen unmittelbarem Vorfeld auch das DVO-Patientenboard gegründet und mit dem Lied “Gemeinsam sind wir stark!“ auch begeistert besungen wurde. Dass der mdm Verlag alle Patientenbeiträge in den ersten beiden Heften dieses Jahres publizierte und den Board-Mitgliedern auch elektronisch zur Verfügung stellte, ist einmalig und gebietet mir noch einmal, herzlichen Dank zu sagen, zumal der Verlag dabei wirtschaftliche Aspekte unbeachtet ließ! Inzwischen hat das DVO-Patientenboard am 30. Oktober 2013 in Frankfurt/Main erfolgreich seine zweite Sitzung realisiert, auf der erstmals der Patiententag am Samstag, den 15. März 2014 anläßlich der “Osteologie 2014“ in München gemeinsam vorbereitet wurde. Das ist ein großer Fortschritt und zukünftig wird das Board zweimal im Jahr – mit jeweils zwei Abgeordneten – tagen, um noch schneller und effektiver auf dem gemeinsamen Weg voran- und dem Ziel, die Versorgung unserer Osteoporose-Patienten zu verbessern, näher zu kommen. Dass dazu – per Gesetz seit dem 11. Mai 2013 – ein/e Patient/in nicht erst eine Fraktur erleiden muss, damit die Kasse die Knochendichtemessung bezahlt, ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, die durch die DVO-Leitlinien 2014, deren Verabschiedung auf der “Osteologie 2014“ geplant ist, eine wissenschaftlich orientierte Zentrierung erfahren wird. Was hat mich sonst noch bewegt? Natürlich inzwischen doch die prolongierte Bundestagswahl nach dem Motto „Was lange dauert, wird gut!“, was man nur hoffen kann, um auch das Wort des irisch-britischen Dramatikers und Politikers George Bernhard Shaw (1856 – 1950) „Politik ist das Paradies zungenfertiger Schwätzer“ zu widerlegen. Das täte vor allem auch der SPD gut, deren Mitglieder – Demokratie muss sein – nun einzeln darüber abstimmen, ob sie mitregieren oder lieber in der Opposition schmollen sollen. Dabei hat sie, die SPD, möglicherweise ein Wort ihres profilierten “Ur-Vaters“ Willy Brandt (1913 – 1992) überlesen, der formulierte: „Die Demokratie darf nicht so weit gehen, dass in der Familie darüber abgestimmt wird, wer der Vater ist.“ Es bleibt jedenfalls zunächst schwierig. Da habe ich es leichter, ist es doch meine alleinige Entscheidung, mich in diesem letzten Heft namentlich bei meinen Wunschautoren Frau Dr. Heike Hoyer-Kuhn, Frau Dr. Franca Genest, Frau Dr. Christine Hofmann, Frau Dr. Birgit Mentrup und Frau Dr. Regina Ebert und bei den Herren Dr. Oliver Semler, Dr. Kai Koop, Dr. Martin Runge, Dr. Lothar Seefried, Prof. Dr. Franz Jakob und Prof. Dr. Wolfgang Herrmann stellvertretend für die vielen großartigen Autoren für ihre exzellenten Beiträge zu bedanken, für deren Erstellung – exclusive Prof. Herrmann – wenig Zeit blieb, resultierten sie doch aus Vorträgen, die soeben erst auf der jährlich stattfindenden hervorragenden Veranstaltung “Knochen und Muskeln – Neue Welten 2013“ mit dem Motto “Herausforderungen der Zukunft: Sarkopenie und seltene Knochenerkrankungen“ am 15.-16.11.2013 auf der Festung Marienberg in Würzburg gehalten worden waren. Das ist halt im wahrsten Sinne des Wortes “Osteoporose aktuell“! Dank gilt auch – in immer sparsameren Zeiten – unseren Inserenten, ohne die eine Fortführung der Zeitschrift nicht möglich ist. Um auf den Ausgangspunkt, das anstehende Weihnachtsfest, zurückzukehren, darf ich Ihnen noch einen heimatlichsächsischen Buchtipp als Geschenkempfehlung mit in die Adventstage geben, der auch programmatisch für alle Osteologen zum Besuch der “Osteologie 2014“ sein sollte: “Nischd wie hin!“ In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen geruhsame Adventstage, ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein gutes Jahr 2014. Herzlichst Ihr
Dr. med. Christian A.E. Günther Chefredakteur “Osteoporose & Rheuma aktuell“
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aRthROSE S. Pickl
Lipidvesikel als neue Therapieoption gegen Arthroseschmerz Die medikamentöse therapie der arthrose stellt den arzt immer wieder vor ein Dilemma: nichtsteroidale antiphlogistika lindern zwar den Schmerz, bergen aber für den Patienten gastrointestinale und kardiovaskuläre Risiken. Ein neuartiges Gel könnte künftig eine risikoarme Behandlung ermöglichen, da es rein physikalisch wirkt. Winzige Phospholipidvesikel dringen durch die haut bis in das Gelenk vor, lagern sich an den beschädigten Knorpel an und schmieren ihn. Studien bescheinigen dem Gel dabei, ebenso wirksam den Schmerz zu lindern und die Gelenkfunktion zu verbessern wie orales Celecoxib.
Die Gelenke schmerzen, sind steif und kaum beweglich – darüber klagen viele Arthrose-Patienten. Weltweit ist die chronische Gelenkerkrankung nach Rückenschmerzendie zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. In Deutschland zeigen bis zu 35 Millionen Menschen arthrotische Zeichen und ca. 5 Millionen sind akut an Arthrose erkrankt. Dabei ist die Tendenz steigend, denn unsere Gesellschaft altert – und mit dem Alter steigt auch das Arthroserisiko. Doch die Therapieoptionen sind begrenzt, so Dr. Matthias Rother, Gräfelfing. Neben einer empfohlenen Änderung des Lebensstils mit Gewichtsreduktion und moderater körperlicher Aktivität würden hauptsächlich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) eingesetzt. Diese seien nicht bei jedem wirksam und aufgrund gastrointestinaler Nebenwirkungen, möglicher Kontraindikationen und Arzneimittelwechselwirkungen längst nicht für alle Patienten geeignet. Daher bestehe ein großer Bedarf an innovativen Behandlungsmöglichkeiten. Diese therapeutische Lücke könnte möglicherweise ein neuartiges Gel (Flexiseq™) schließen, das keine pharmazeutisch aktiven Inhaltsstoffe aufweist und rein physikalisch wirkt, erklärte Rother.
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Abb. 1: Die extrem verformbaren Sequessome™ machen sich dünn und wandern so entlang der Zellen bis ins Gelenk.
Topische NSAR gehen ins Blut
netz der Haut aufgenommen zu werden (Cevc & Blume 1992; Cevc & Gebauer 2003). Aufgrund ihrer starken Was-
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
seraffinität dringen sie nach Verdunsten des Gels in die
empfiehlt zur Behandlung der Arthrose neben Paracetamol
Interzellularräume der Haut und die darunterliegenden
topische nichtsteroidale Antiphlogistika als Mittel der ersten
Gewebeschichten ein. Auf diese Weise gelangen sie in die
Wahl, wobei erst Tagesdosen von 3-4 g Paracetamol
Synovialflüssigkeit und wirken dort als Schmiermittel an der
schmerzlindernd seien, so Rother. Vergleichbares gelte
Oberfläche der beschädigten Knorpelstrukturen, deren
auch für topische NSAR, denn nur für eine Gabe von 4 g
natürliche Schmierung bei Arthrosepatienten stark reduziert
Diclofenac-Gel viermal täglich konnte eine gesicherte Wir-
ist. So werde der Schmerz gelindert und die Gelenkfunktion
kung nachgewiesen werden (Baraff et al. 2011). Bei solch
verbessert.
hohen Mengen könne jedoch nicht mehr von einer lokalen Wirkung ausgegangen werden, da bereits Blutspiegel des
Präklinische Studien zeigten, dass nach topischer Anwen-
Medikaments erzeugt werden, die im Bereich einer niedrig
dung markierte Phospholipide im Synovialspalt und auf der
dosierten Therapie mit oralen NSAR liegen (Kienzler et al.
Knorpeloberfläche nachweisbar waren (nach Hills & Monds
2010; Hinz et al. 2005). Untersuchungen zeigten, dass die
1998; s. Abb 2). Da bekannt sei, dass Phospholipide als bio-
Konzentration des topisch verabreichten Wirkstoffs im
logisches Schmiermittel in Gelenken dienten, könne dies
unbehandelten Kniegelenk vergleichbar hoch war wie im
die therapeutische Wirkung des Gels bei Arthrose erklären,
behandelten (Radermacher et al. 1991). Diese Ergebnisse
sagte Rother. Die Therapie beschränke sich damit auf das
lassen sich mit der Anatomie der Haut erklären, erinnerte
behandelte Gelenk. Für das in Deutschland entwickelte und
Rother: Das dichte Kapillargeflecht in der oberen Haut-
produzierte Gel steht jetzt nach ersten Erfolgen in Europa
schicht nimmt kleine Moleküle, die über die Haut angewen-
und Asien die weltweite Vermarktung an, wie Firmenchef
det werden (z.B. lipidlösliche NSAR), sehr effektiv auf und
John Mayo berichtete.
transportiert sie ab, so dass sie in den Blutkreislauf gelangen.
Ebenso wirksam wie orales Celecoxib
Polster für den geschädigten Knorpel
Obgleich das Gel kein Arzneimittel enthalte und daher als Medizinprodukt klassifiziert sei, wurde bei seiner Ent-
Dieses Prinzip lieferte die Grundidee für eine neue Techno-
wikklung ein umfangreiches klinisches Untersuchungspro-
logie zur lokalen Behandlung. Deutsche Forscher entwickel-
gramm durchgeführt, betonte Rother. Bis dato wurden mit
ten das Flexiseq™-Gel (TDT 064), das extrem verformbare
Flexiseq™ sechs große randomisierte, kontrollierte Doppel-
Phospholipidkügelchen, die so genannten Sequessome™,
blindstudien für Symptome abgeschlossen, die mit einer
enthält (s. Abb. 1). Sie sind zu groß, um durch das Kapillar-
Kniegelenksarthrose assoziiert sind (Ergebnisse sind oder
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ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 8
werden gerade publiziert) Alle Studien beschrieben die Aus-
55,1% bis 77,5% der Patienten auf die zweimal tägliche Gel-
wirkungen der Therapieformen auf Schmerzen, Funktion
Therapie an und die Arthroseschmerzen konnten um 39,8%
und Gelenksteifigkeit anhand der WOMAC-Skala (Western
bis 49,5% reduziert werden. Damit sei das Gel deutlich bes-
Ontario and McMaster Universities), so dass eine kombi-
ser wirksam als ein orales Plazebo, sagte Rother. Doch auch
nierte Analyse der Datensätze möglich war, erklärte Rother,
im Vergleich mit dem topischen Plazebo schneide das Gel
der an der größten Untersuchung mitgewirkt hatte.
gut ab, wie eine Metaanalyse von Zhang et al (Ann Rheum Dis 2008; 67 (12):1716-1723) vermuten lasse. Der Autor
In dieser zentralen Studie an 1.395 Patienten mit Gon-
untersuchte Placeboeffekte bei Arthrose anhand von 198
arthrose und moderaten Schmerzen verglich man Flexiseq™
randomisierten Studien und die Daten seiner Metaanalyse
mit oralem Celecoxib und oralem Plazebo für die Dauer von
legten nahe, dass die beobachtete Wirkung eine echte
zwölf Wochen (Conaghan et al. Rheumatology 2013; 52 (7):
Verbesserung für Patienten mit Arthrose darstelle, schloss
1303-12). Die Studie zeigte, dass die zweimal tägliche
Rother (standardisierte Differenz der Effektgröße für
Anwendung des Gels zu weniger Schmerzen und Steifheit
Schmerzen unter Flexiseq™ 1,15 vs 0,63 für topische
und einer besseren Gelenkfunktion führte, und zwar ähn-
Placebo-Anwendungen).
lich effektiv wie die zweimal tägliche Einnahme von 100 mg Celecoxib (s. Abb. 3). Der Mittelwert der Schmerzreduk-
Martyn Smith von Pro Bono Bio, deutscher Lizenznehmer
tion lag bei 39,8% für 2,2 g Gel, 37,8% für 4,4 g Gel, 40,4%
und Vermarkter des Gels, präsentierte die Ergebnisse einer
bei Celecoxib und 29,3% für orales Plazebo (WOMAC
Patientenumfrage einer deutschen Online-Plattform für
Schmerzskala). Die Gelenkfunktion sowie die Beweglichkeit
Senioren (www.Feierabend.de). 177 Arthrose-Patienten hat-
der Gelenke verbesserten sich ebenfalls in der zwölften
ten das Gel drei Wochen unter Alltagsbedingungen getestet
Woche nach der Behandlung: Die Gelenkfunktion um
und beurteilten Schmerz und Gelenksteifigkeit vor und
37,0% für 2,2 g Gel versus 38,2% für Celecoxib und 26,1%
nach der Therapie: 97% der Befragten berichteten, das Gel
für orales Plazebo; die Gelenksteifigkeit nahm ab (um 35,9%
mindere ebenso gut oder besser die Schmerzen wie andere
für 2,2 g Gel vs 37,9% für Celecoxib und 25,6% für orales
Arthrosepräparate; 99% berichteten gleiches hinsichtlich
Plazebo).
des Faktors Gelenksteifigkeit und 69% der Patienten sagten, sie würden es einem Freund weiterempfehlen.
Diese Resultate deckten sich mit den Studienergebnissen anderer Untersuchungen, in denen das Gel eine konsistente
Risikoarme Alternative zu NSAR
Wirksamkeit bei der Linderung von Schmerzen und eine Verbesserung der Gelenkfunktion bei Patienten mit Arthrose
Auch bei langfristiger Behandlung von bis zu 52 Wochen
des Kniegelenks zeigte (Stucki et al. 2007; Rother & Conag-
wies das Gel eine gute Verträglichkeit auf, schwerwiegende
han 2013, Kneer et al. 2013 in Druck). Insgesamt sprachen
unerwünschte Ereignisse, kardiovaskuläre oder renale
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Abb. 2: Die Phospholipidvesikel lagern sich auf der Knorpeloberfläche an (Fluoreszenzmarkierung).
Nebenwirkungen waren in keiner Studie zu beobachten. Als
Dosis, so Seidel. Erst im Juli 2013 habe ein Rote-Hand-Brief
unerwünschte Nebenwirkungen traten bei 6-17% der
aufgrund entsprechender Studienergebnisse auf eine neue
Patienten leichte bis mäßige, vorübergehende Hautirritatio-
Empfehlung im Umgang mit Diclofenac hingewiesen. So sei
nen – meist im Bereich der Kniekehle – auf (Erythema,
das Mittel kontraindiziert bei Patienten mit bestehender
trockene Haut, Ausschlag). Das Nachfetten der behandelten
Herzinsuffizienz, ischämischer Herzerkrankung, peripherer
Areale zwischen den Anwendungen könne dem entgegen-
Arterienerkrankung oder zerebrovaskulärer Erkrankung.
wirken, empfahl Rother.
Gerade für ältere Patienten, die besonders häufig unter Arthrose leiden, treffen oft mehrere dieser Einschränkungen
Die Sicherheit einer langfristigen medikamentösen Schmerz-
zu. Bei Ihnen könne der Einsatz von NSAR und Coxiben
therapie ist ein wichtiges Thema, weiß auch Prof. Egbert
eine verheerende Wirkung haben, da sie das Risiko poten-
Seidel vom Zentrum für Physikalische und Rehabilitative
ziell ernsthafter oder sogar tödlicher Nebenwirkungen ber-
Medizin des Sophien- und Hufeland-Klinikums, Weimar. Er
gen, betonte er. Werde die NSAR-Höchstdosis eingesetzt, so
behandelt in seinem Zentrum viele ältere, multimorbide,
verdoppele sich sogar das Risiko, an einem Herzversagen zu
chronische Schmerz- und Arthrosepatienten und schätzt die
versterben, wie eine kürzlich im Lancet veröffentlichte
Therapien mit NSAR oder Opiaten bei dieser Patientenklien-
Metaanalyse von 754 Studien zeigen konnte (Lancet Mai
tel als kritisch ein, da sie die Komplikationsgefahr erhöhen
2013; online veröffentlicht). Besonders gefährlich sei auch
können. „NSAR sollten nur in der geringstmöglichen Dosis
das gastrotoxische Potential der NSAR und Seidel warnte:
und für den kürzestmöglichen Zeitraum eingenommen wer-
„Eine gastrointestinale Blutung bemerken Sie zunächst
den,“ zitierte Seidel die aktuellen Behandlungsempfehlun-
nicht“.
gen. Doch die Realität sehe oftmals anders aus. Da NSAR größtenteils ohne Rezept erworben und eingesetzt werden,
Konservative Therapie mit progressivem Gel
nehmen auch Patienten mit bekannten Risikofaktoren wie kardiovaskulären, gastrointestinalen oder nephrologischen
Das arzneimittelfreie Gel (Flexiseq™) erweitert das Instru-
Erkrankungen unkontrolliert diese für sie potenziell gefähr-
mentarium zur konservativen Therapie der Arthrose, glaubt
lichen Medikamente ein, leider häufig auch in überhöhter
Seidel. Ziel der konservativen Therapie sei es, die Alltags-
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Abb. 3: Die klinische Wirksamkeit von Flexiseq™ ist vergleichbar mit der von Celecoxib.
funktionen wiederherzustellen und dem Patienten damit ein Stück Lebensqualität zurückzugeben. Die Therapie bestand bislang aus Gewichtsreduktion, Bewegung, Beseitigung von Risikofaktoren (z.B. belastende Sportarten, Fehlbildungen), physikalischer Therapie und Orthopädietechnik (z.B. Hilfsmittel für Statikveränderungen wie Spezialschuhe). Durch das neue Präparat könne auch bei multimorbiden geriatrischen Patienten mit Gonarthrose zusätzlich zu anderen Therapieformen eine deutliche Schmerzreduktion erzielt werden. „Wir behandeln teilweise Patienten, die 21 Medikamente einnehmen, so dass das Nebenwirkungspotential der Therapie entscheidend ist“, schilderte Seidel seine Erfahrungen aus der klinischen Praxis. Er empfahl, die Patienten zu motivieren, das Gel mindestens zwei bis drei Wochen anzuwenden, da oft noch ab der vierten Woche nach Behandlungsbeginn eine deutliche Schmerzreduktion einsetze. Doch auch für jüngere Patienten sei das Gel seiner Meinung nach gut geeignet – so könne es sich künftig für Leistungssportler bewähren, deren Gelenke starken Belastungen ausgesetzt sind.
■
[Quelle: Internationale Einführungspressekonferenz Flexiseq™ anlässlich des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) am 25. Oktober 2013; Veranstalter: Pro Bono Bio]
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Klinische Chemie und laboratoriumsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes, homburg/Saar
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Geriatrische Rehaklinik, St. Wendel
3
Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsklinikum des Saarlandes, homburg/Saar
Osteoporose ist eine bei älteren Personen weit verbreitete Erkrankung, die bei den Betroffenen zu starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen und extensiver ärztlichen Behandlung führen kann (1-3). Der häufig vorkommende Mangel an Vitamin D3 zählt zu den etablierten Risikofaktoren für Osteoporose (4-6), aber auch ein Mangel an B-Vitaminen wird als Risikofaktor für Osteoporose diskutiert (7;8). Jüngere Publikationen beziffern den Vitamin D-Mangel weltweit auf etwa 1 Milliarde Menschen (9). In den industrialisierten ländern der westlichen hemisphäre wird bei etwa 50% der älteren Personen (≥65 Jahre), aber auch bei jüngeren Individuen häufig ein Vitamin D-Mangel oder eine Vitamin D-Insuffizienz gefunden (10;11). Daneben weisen ältere Personen auch eine hohe Prävalenz an Vitamin B-Mangel auf, der zu hyperhomocysteinämie (hhcy) führt; diese ist ebenfalls ein wichtiger Risikofaktor für Osteoporose und Knochenfrakturen (12;13).
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Schlüsselwörter
Monaten die Knochenumsatzmarker wie auch homocystein und die Vitaminspiegel gemessen.
Vitamin D, Osteoporose, Knochenmarker, Parathormon, homocystein, B-Vitamine, Sclerostin, Osteocalcin,
Ergebnisse: Vitamin D [25-hydroxy-Vitamin D;
knochenspezifische alkalische Phosphatase, tartrat-
25(Oh)D] war im Plasma in beiden Gruppen zu Studien-
resistente saure Phosphatase
beginn erniedrigt [Mittelwert 39,9 (16,0) oder 39,4 (15,8) nmol/l (ng/ml)] während Parathormon (Pth)
Abkürzungen
erhöht war (66,7 oder 72,7 pg/ml). 25(Oh)D und Pth korrelierten invers. Ein Jahr tägliche Supplementa-
BaP: knochenspezifische alkalische Phosphatase, BMD:
tion mit Vitamin D3 (1.200 IE) steigerte 25(Oh)D im
Knochendichte, BMI: Body Mass Index, Ca: Calciumcar-
Plasma um +100,3% resp. +81,2%, während Pth um
bonat, GC-MS: Gaschromatographie-Massenspektrome-
-30,7% resp. -36,7% gesenkt wurde. Die aktivität der
trie, hhcy: hyperhomocysteinämie, holotC: holotrans-
knochenalkalischen Phosphatase verringerte sich signi-
cobalamin, OC: Osteocalcin, PInP: aminoterminales
fikant um -3,9% (Gruppe a) bzw. -12,0% (Gruppe B),
Propeptid des Kollagens typ I, Pth: Parathormon,
Osteocalcin um -30,7% bzw. -49,4% und die tartrat-
RanKl: Rezeptor-aktivator-nF-Kappa-B ligand, RDa:
resistente saure Phosphatase 5b um -1,9% bzw.
empfohlene tägliche diätetische aufnahme, thcy:
-31,1%. Plasma-homocystein war in beiden Gruppen
Gesamt-homocystein, tRaP5b: tartratresistente saure
zu Studienbeginn erhöht (12,7 bzw. 12,5 µmol/l) und
Phosphatase 5b, UPlC-MS/MS: Ultra-Performance-
wurde durch die B-Vitaminsupplementation (Gruppe a)
Flüssigkeitschromatographie-tandem-Massenspektro-
um -28,3% auf 9,1 µmol/l in den normalbereich abge-
metrie, 25(Oh)D: 25-hydroxyvitamin D.
senkt. Die Verminderung des Plasma-homocysteins hatte keinen zusätzlichen Effekt auf die Knochenumsatz-
Zusammenfassung
marker. Darüber hinaus korrelierten Sclerostin und BaP zu Studienbeginn positiv mit holotranscobalamin
Hintergrund: Ein Mangel an B- und D-Vitaminen wird
(holotC, aktives Vitamin B12).
bei älteren Menschen sehr häufig gefunden und ist mit einem erhöhten Risiko für Osteoporose wie auch für
Schlussfolgerung: Die Vitamin D3-Supplementation
weitere altersassoziierte Erkrankungen korreliert. Eine
über 1 Jahr mit täglich 1.200 IE (mit oder ohne
Supplementation dieser Vitamine bedeutet daher eine
zusätzliche B-Vitamine) senkte signifikant den Knochen-
vielversprechende Präventionsstrategie gegen derartige
umsatz. Der erhöhte Knochenumsatz als osteoporoti-
Erkrankungen.
scher Risikofaktor wurde somit vermindert. Die Vitamin D3-Supplementation (täglich 1.200 IE) normalisierte
Studienziel: In einer doppelblinden Interventionsstudie
Pth, der sekundäre hyperparathyreoidismus wurde
über 1 Jahr wurde die Wirkung einer Supplementation
beseitigt. Die zusätzliche Supplementation mit B-Vitami-
mit Vitamin D und B-Vitaminen auf den Knochenstoff-
nen normalisierte homocystein und beseitigte dadurch
wechsel studiert.
die hyperhomocysteinämie als etablierten Risikofaktor für Osteoporose. Die deutliche absenkung von homo-
Studienaufbau: Gesunde ältere Probanden (n=93; >54
cystein in Gruppe a kann durch eine verbesserte Kolla-
Jahre) wurden, randomisiert zugeordnet, über ein Jahr
genvernetzung die Knochenstabilität günstig beeinflus-
entweder täglich mit Vitamin D3 (1.200 IE), Folsäure
sen.
(500 µg), Vitamin B12 (500 µg), Vitamin B6 (50 mg) und Calciumcarbonat (456 mg) (Gruppe a) oder nur Vitamin D3 plus Calciumcarbonat (Gruppe B) supplementiert. Es wurden zu Studienbeginn und nach 12
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Vitamin D3 spielt eine zentrale Rolle bei der Mineralisation
positiven Wirkungen einer Vitamin D3-Supplementation
des Knochens durch Regulation des Calciumcarbonat- (Ca)
werden daher großenteils der Suppression des sekundären
und Phosphathaushaltes (14). Vitamin D-Mangel führt zu
Hyperparathyreoidismus zugeordnet (27).
sekundärem Hyperparathyreoidismus, Rachitis, gesteigertem “Bone Turnover” (Knochenumsatz), milder Osteomalazie
Bezüglich der erforderlichen Höhe der Vitamin D3-Konzen-
und erhöhtem Frakturrisiko (15;16). Der Vitamin D-Mangel
tration im Serum hinsichtlich seiner protektiven Wirkung
besitzt darüber hinaus Korrelationen zu einer großen
auf den Knochen gibt es sehr unterschiedliche Mitteilun-
Anzahl voneinander unabhängiger Erkrankungen wie Karzi-
gen; dennoch lassen sich derzeit folgende Bereiche definie-
nomen (Kolonkarzinom, Prostatakarzinom oder Brustkrebs),
ren, die weithin akzeptiert sind (18;25;28). Da die intestina-
Autoimmunerkrankungen, Infektionen, kardiovaskuläre
le Ca-Absorption zunimmt, wenn die 25(OH)D-Konzentra-
Erkrankungen oder Bluthochdruck (17-19).
tion im Serum von 50 auf 75 nmol/l (20 auf 30 ng/ml) ansteigt, wurde dieser Bereich als relativer Vitamin D-
International besteht noch keine einheitliche Festlegung zur
Mangel eingestuft. Spiegel <50 nmol/l (<20 ng/ml) gelten
optimalen diätetischen Vitamin D-Aufnahme und dem Vita-
als absoluter Vitamin D-Mangel und Konzentrationen >75
min D-Spiegel [25-Hydroxy-Vitamin D-Konzentration,
nmol/l (>30 ng/ml) bedeuten eine ausreichende Vitamin D-
25(OH)D] im Serum, der erforderlich ist, um einen optima-
Versorgung (bezogen auf das Frakturrisiko, die Häufigkeit
len Schutz gegen die Entwicklung von assoziierten Erkran-
von Stürzen sowie ein geringeres Risiko für zahlreiche weite-
kungen zu erzielen (20). Aus den gegenwärtigen Daten lässt
re Erkrankungen).
sich ableiten, dass eine protektive Vitamin D-Aufnahme etwa 5-fach über der empfohlenen täglichen diätetischen
Klinische wie epidemiologische Studien haben darüber
Dosis (Recommended Dietary Allowance, RDA) liegen sollte.
hinaus niedrige Serumspiegel von B-Vitaminen und
Für Vitamin D sind das etwa 1.000 IE täglich (18;21). In kli-
dadurch bedingt hohen Plasmakonzentrationen an Gesamt-
nischen Studien wurden verschiedene Biomarker verwendet,
Homocystein (tHcy) mit verminderter BMD sowie erhöhter
um den Vitamin D-Bedarf zu ermitteln, wie beispielsweise
Knochenfragilität als typische osteoporotische Symptome in
der Parathormon (PTH)-Spiegel und die Auswirkungen auf
Verbindung gebracht (29-32). Experimentelle in vivo und in
den Knochenstoffwechsel (22;23). Eine nationale Studie in
vitro Studien belegen eine direkte Wirkung von tHcy auf
den USA (The National Health and Nutrition Examination
den Knochen und den Knochenstoffwechsel (33-35). HHcy
Survey III, NHANES III), die 13.432 jüngere (20-49 Jahre)
erhöht zwar das Frakturrisiko, hat aber eine geringe Auswir-
wie ältere Personen (>50 Jahre) einschloss, berichtete eine
kung auf die BMD (13;29;30). Es ist weiterhin in Studien
Assoziation zwischen Vitamin D und Knochendichte (BMD)
durch Bestimmung von Biomarkern des Knochenstoffwech-
(24). Höhere 25(OH)D-Serumspiegel waren mit einer höhe-
sels (Auf- und Abbaumarker) gezeigt worden, dass sich bei
ren BMD assoziiert. Andere große epidemiologische Studien
HHcy das Gleichgewicht des Knochenan- und -abbaus in
haben bei älteren Personen eine signifikante Assoziation
Richtung Knochenresorption verschiebt (13;31;32;36). Im
zwischen der 25(OH)D-Serumkonzentration und dem Hüft-
Einklang mit diesen Daten stehen Beobachtungen aus in
frakturrisiko zeigen können (25;26). In Patientenstudien
vitro Studien mit humanen Osteoklasten, die bei abneh-
wurde die Wirkung von Vitamin D3 auf den Knochenstoff-
menden Konzentrationen an B-Vitaminen (Folat, B6, B12)
wechsel untersucht und gefunden, dass Vitamin D3-Supple-
und ansteigendem tHcy im Kulturmedium einen deutlichen
mentation den PTH-Spiegel im Serum senkt, dadurch den
Anstieg ihrer Aktivierung zeigten (33). Carmel et al. (37)
Knochenumsatz herabsetzt und die BMD erhöht (4). Die
fanden bei Vitamin B12-defizienten Patienten im Vergleich
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mit Kontrollen verminderte Serumspiegel an den Knochen-
kum des Saarlandes, Homburg/Saar rekrutiert. Die Randomi-
anbaumarkern knochenspezifische alkalische Phosphatase
sierung wurde durch das Institut für Biometrie mit Hilfe
(BAP) und Osteocalcin (OC). Es ist auch gezeigt worden,
einer speziellen Software durchgeführt. Ältere Männer und
dass Hcy durch Bindung an Kollagen im Knochen akkumu-
Frauen (>50 Jahre) wurden eingeschlossen. Klinische Aus-
liert (38). HHcy bewirkt auf diese Weise eine Störung der
schlusskriterien waren: Nierenfunktionsstörungen, kürz-
Kollagenvernetzung und damit eine Beeinträchtigung der
licher Schlaganfall oder koronares Ereignis innerhalb der
Qualität der extrazellulären Knochenmatrix (38;39). Nur
letzten 3 Monate, eine bestehende Krebserkrankung, Antifo-
wenige in vivo Studien untersuchten bislang die Wirkung
lattherapie, Ileumresektion, B-Vitamin-Behandlung, mega-
einer Supplementation mit B-Vitaminen auf das Frakturrisi-
loblastäre Anämie und die Notwendigkeit einer osteologi-
ko, die BMD, den Knochenstoffwechsel sowie den Knochen-
schen Therapie. Abbruchkriterien waren eine Indikation für
umsatz (13). Die Bedeutung der B-Vitamine für die Kno-
eine Supplementierung mit hohen Dosen Vitamin B, koro-
chengesundheit ist u.a. in Studien an Patienten mit
nare oder vaskuläre Ereignisse oder Operationen während
perniziöser Anämie gezeigt worden, die eine niedrige BMD,
der Studienteilnahme.
ein erhöhtes Frakturrisiko und einen gesteigerten BoneTurnover aufwiesen (40;41). Aufgrund ihres Lebensstils
Insgesamt konnten 111 Probanden rekrutiert werden; aus
haben Vegetarier sehr häufig einen niedrigen Vitamin B12-
einem Rehabilitationssportprogramm für Patienten mit
Status und dadurch bedingt höhere Konzentrationen an
koronaren Herzkrankheiten, aus einer geriatrischen Rehakli-
Plasma-tHcy und an Knochenmarkern, die auf einen gestei-
nik in St. Ingbert, aus einem Altersheim in Homburg/Saar
gerten Knochenumsatz hinweisen (36). In der Literatur fin-
und über eine Annonce in einer lokalen Zeitschrift. Von
den sich Arbeiten, die bei Vegetariern eine verminderte
den 111 Probanden konnten 93 in die Studie eingeschlos-
BMD berichten (41;42), während andere Autoren diese
sen werden. Gruppe A beinhaltete 48 Probanden [medianes
nicht fanden (43).
Alter (10.-90. Perzentile): 68 (54-83) Jahre, 15 Männer], Gruppe B 45 Probanden [medianes Alter: 71 (58-86) Jahre,
Studien, die über einen längeren Zeitraum die Wirkung
24 Männer]. Insgesamt 65 Personen haben die Studie abge-
einer kombinierten Supplementation mit B- und D-Vitami-
schlossen.
nen bei älteren Menschen bezüglich der Beeinflussung des Knochenstoffwechsels untersucht haben, sind derzeit nicht
Probanden der Gruppe A nahmen täglich 500 µg Folsäure,
verfügbar. Wir haben in dieser doppelblinden Interventions-
500 µg Vitamin B12, 50 mg Vitamin B6, 456 mg Ca und
studie über 1 Jahr die Veränderung der Knochenaufbau-
1.200 IE Vitamin D3 oral ein, Gruppe B erhielt 456 mg Ca
sowie -abbaumarker, aber auch des tHcy und der B-Vitamine
und 1.200 IE Vitamin D3. Blutproben wurden unter nüch-
verfolgt. Die BMD wurde nicht betrachtet, da 1 Jahr Inter-
ternen Bedingungen zu Studienbeginn und nach 12 Mona-
vention für eine signifikante Änderung der BMD zu kurz ist.
ten der Supplementierung entnommen. Die Studie wurde von der lokalen Ethikkommission des Saarlandes geneh-
Material und Methoden
migt. Alle Teilnehmer haben schriftlich ihr Einverständnis zur Studienteilnahme bestätigt.
Studiendesign Bei der Studie handelt es sich um eine randomisierte und
Blutentnahme und Analytbestimmung
doppelblinde Untersuchung. Die Probanden wurde zwi-
Nüchtern-Blutproben wurden mittels venöser Punktion ent-
schen August 2009 und August 2010 am Universitätsklini-
weder in Röhrchen ohne Antikoagulantien oder in Röhr-
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Charakteristik der Studienteilnehmer zu Studienbeginn
Gruppe a
Gruppe B
(B, D, Ca)
(D, Ca)
n=48
n=45
alter, J
68,0 (54,2-82,8)
70,5 (58,0-85,6)
0,089
BMI, kg/(m²)
26,3 (23,0-31,5)
26,2 (21,8-32,0)
0,383
Frauen, n (%)
33 (69%)
21 (47%)
0,037*
alkoholkonsum, n (%)
21 (44%)
16 (35%)
0,530*
Statintherapie, n (%)
9 (19%)
11 (24%)
0,616*
0,80 (0,60-1,28)
0,90 (0,60-1,29)
0,867
104 (94-125)
106 (88-137)
0,590
albumin, g/l
44,0 (41,0-46,8)
44,0 (40,9-47,0)
0,589
CRP, mg/l
1,50 (0,60-5,28)
1,05 (0,60-4,78)
0,211
208 (149-254)
200 (142-261)
0,688
53 (35-79)
47 (26-85)
0,288
Variable
Serum Kreatinin, mg/dl Glukose, mg/dl
Cholesterin, mg/dl holotC, pmol/l
p-Wert
Die Daten sind Mediane (10.-90. Perzentile). P-Werte gemäß Mann-Whitney-U-test. *: P-Werte gemäß Chi-Quadrat-test. Gruppe a: 500 µg Folsäure, 500 µg B12, 50 mg B6, 456 mg Ca und 1.200 IE D3 pro tag. Gruppe B: 456 mg Ca und 1.200 IE D3 pro tag. BMI: Body Mass Index, CRP: C-Reaktives Protein, holotC: holotranscobalamin.
Tabelle 1: Charakteristik der Studienteilnehmer zu Studienbeginn.
chen mit EDTA gesammelt. Blutproben ohne Antikoagulans
(DiaSorin Deutschland GmbH, Dietzenbach). tHcy im
wurden 30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert, um eine
Plasma wurde mittels modifizierter Gaschromatographie-
vollständige Gerinnung zu gewährleisten. Danach wurden
Massenspektrometie (GC-MS)-Methode nach Stabler et al.
sie für 10 Minuten bei 2.000 g und 4°C zentrifugiert. Plas-
(44) bestimmt. Gesamtvitamin B12 wurde durch einen
maproben wurden innerhalb von 30 Minuten für 10 Minu-
Chemilumineszenz-Immunoassay (ADVIA Centaur XP,
ten bei 2.000 g und 4°C zentrifugiert. Serum und Plasma
Firma Siemens) quantifiziert. Die Bestimmung von Holo-
wurden sofort abgetrennt und aliquotiert. Alle Blutproben
transcobalamin (holoTC) erfolgte mittels Mikropartikel-
wurden sofort bei -70°C bis zur Analyse gelagert.
Enzym-Immunoassays (Abbott Diagnostics, Wien, Österreich). Gesamt-Folat im Serum wurde mittels Ultra-Perfor-
Die Serumkonzentrationen von OC, BAP und der tartrat-
mance-Flüssigkeitschromatographie-Tandem-Massenspektro-
resistenten sauren Phosphatase 5b (TRAP5b) wurden mittels
metrie (UPLC-MS/MS)-Methode als Summe aus 5-Methylte-
Enzymimmunoassay (EIA) (MicroVue) von Quidel Corpora-
trahydrofolat (5-MethylTHF), 5-FormylTHF, 5,10-Methe-
tion (San Diego, USA), die Plasmakonzentrationen von
nylTHF, THF und freier Folsäure ermittelt (45).
intaktem PTH mit dem EIA von Biomerica Inc. (Irvine, USA) und die Sclerostinkonzentration im Serum mit dem EIA
Berechnungen und Statistik
von TECO (Sissach, Schweiz) bestimmt. Die Quantifizierung
Statistische Analysen wurden mittels SPSS (Statistical Packa-
von 25(OH)D geschah mit dem Immun-Liaison System
ge for the Social Sciences, Version 19.0) durchgeführt. Die
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B-Vitaminmarker und tHcy zu Beginn und nach 1 Jahr Supplementierung
Start
nach 1 Jahr
p-Wert
Vitamin B12, pmol/l (156-672)
290 (173-534)
459 (315-862)
<0,001
thcy, µmol/l (<12,0)
12,7 (7,6-18,9)
9,1 (6,0-14,1)
<0,001
Gesamt-Folat, nmol/l (7,4-30,4)
16,8 (7,2-37,0)
50,5 (21,7-74,0)
<0,001
Gruppe B (D, Ca), n=31
293 (167-456)
261 (169-360)
0,068
Vitamin B12, pmol/l
12,5 (8,5-21,1)
14,0 (8,7-22,3)
0,042
thcy, µmol/l
20,0 (7,2-49,5)
15,5 (6,7-37,8)
0,105
Variable (Referenzbereich)
Gruppe A (B, D, Ca), n=34
Gesamt-Folat, nmol/l
Die Daten sind Mediane (10.-90. Perzentile). P-Werte gemäß t-test für verbundene Stichproben. Gruppe a: 500 µg Folsäure, 500 µg B12, 50 mg B6, 456 mg Ca und 1.200 IE D3 pro tag. Gruppe B: 456 mg Ca und 1.200 IE D3 pro tag. thcy: Gesamt-homocystein.
Tabelle 2: B-Vitaminmarker und tHcy zu Beginn und nach 1 Jahr Supplementierung.
Ergebnisse sind als Mediane (10.-90. Perzentile) angegeben.
in Tabelle 2 dargestellt. In beiden Gruppen lag zu Studien-
Unterschiede in kontinuierlichen Variablen zwischen zwei
beginn eine erhöhte mediane Konzentration von tHcy im
unabhängigen Gruppen wurden mittels Mann-Whitney-
Plasma vor (Normalbereich <12,0 µmol/l), die als moderate
U-Test ermittelt, Unterschiede zwischen kategorialen Varia-
HHCY eingeordnet wurde (Gruppe A: 12,7 µmol/l, Gruppe
blen mittels Chi-Quadrat-Test. Der T-Test für verbundene
B: 12,5 µmol/l). Eine Normalisierung des erhöhten tHcy
Stichproben wurde benutzt, um Unterschiede zwischen zwei
konnte nur in Gruppe A durch B-Vitaminsupplementation
verbundenen Variablen innerhalb einer Behandlungsgruppe
erreicht werden. Die Plasmakonzentration von tHcy wurde
zu untersuchen. Mit Hilfe des Spearman-Rho-Tests wurden
durchschnittlich um -28,3% auf 9,1 µmol/l gesenkt (Tabelle
Korrelationen zwischen den verschiedenen Variablen unter-
2). In Gruppe B stiegen die erhöhten tHcy-Konzentrationen
sucht. P-Werte <0,05 wurden als statistisch signifikant ange-
weiter an, von 12,5 auf 14,0 µmol/l (+12,0%, p=0,042).
sehen.
Somit betrug die Differenz beider Gruppen am Studienende 4,9 µmol/l tHcy. Die medianen Konzentrationen von Vita-
Ergebnisse
min B12, und Gesamt-Folat lagen zu Studienbeginn in beiden Gruppen im Normalbereich. Erwartungsgemäß erhöh-
Die Ausgangsdaten der Studienteilnehmer sind in Tabelle 1
ten sich nach B-Vitaminsupplementierung die Konzentratio-
aufgelistet. Alter, Body Mass Index (BMI) und Routinelabor-
nen von Vitamin B12 (p<0,001) und Gesamt-Folat
werte unterschieden sich nicht zwischen den beiden
(p<0,001) signifikant in Gruppe A.
Behandlungsgruppen, jedoch waren signifikant mehr Frauen in Gruppe A vertreten (69% vs. 47% in Gruppe B, p =
Die Konzentrationen von 25(OH)D und PTH vor und nach
0,037). Vier der Probanden gaben einen Diabetes mellitus
der Supplementierung sind in Abbildung 1 dargestellt. Zu
Typ 2 an (2 in Gruppe A und 2 in Gruppe B).
Studienbeginn gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Jedoch fanden sich zu Studienbe-
Die Konzentrationen der B-Vitaminmarker und tHcy zu Stu-
ginn in beiden Gruppen niedrige Serumkonzentrationen
dienbeginn und nach 12 Monaten Supplementierung sind
von 25(OH)D, die mit einem erhöhten PTH-Spiegel (Norm-
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Abb.1: 25(OH)D- und PTH-Konzentrationen zu Beginn (Start) und nach 1 Jahr Supplementierung. 25(Oh)D-Konzentrationen waren verfügbar von 21 Probanden in Gruppe a und 17 Probanden in Gruppe B, Pth-Konzentrationen von 29 Probanden in Gruppe a und 30 Probanden in Gruppe B. P-Werte wurden mittels t-test für verbundene Stichproben kalkuliert.
bereich: 8,0-69,0 pg/ml) korreliert waren. Die Supplementie-
bzw. um +25,5% oder 0,14 ng/ml in Gruppe B (s. Abb. 2b).
rung von 1.200 IE Vitamin D3/Tag über ein Jahr führte in
Die Korrelationen der Knochenmarker und Vitamine zu Stu-
beiden Gruppen zu einem signifikanten Anstieg der media-
dienbeginn sind in Tabelle 3 dargestellt. Es wurde eine
nen 25(OH)D-Konzentrationen [Gruppe A: +100,3% (von
inverse Korrelation von PTH mit 25(OH)D gefunden (R=-
39,9 auf 79,9 nmol/l); Gruppe B: +81,2% (von 39,4 auf 71,4
0,486). Der Knochenabbaumarker TRAP5b korrelierte positiv
nmol/l)] (s. Abb. 1). Die medianen PTH-Konzentrationen
mit den Knochenaufbaumarkern OC und BAP. Darüber hin-
hingegen wurden durch die Vitamin D-Supplementation
aus korrelierten Sclerostin und BAP positiv mit holoTC.
signifikant gesenkt [Gruppe A: -30,7% (von 66,7 auf 46,2 pg/ml); Gruppe B: -36,7% (von 72,7 auf 46,0 pg/ml)].
Diskussion
Die Knochenaufbaumarker (BAP und OC), der Knochenab-
Über den Zusammenhang zwischen niedrigen Vitamin D-
baumarker TRAP5b und Sclerostin, das die Osteoblastenakti-
Spiegeln und einer Erhöhung des Frakturrisikos herrscht
vität inhibiert, zeigten nach 1 Jahr Supplementierung mit
mittlerweile Konsens (24;25). Ein chronischer Vitamin D-
Vitamin D signifikante Veränderungen (s. Abb. 2). Die
Mangel hat einen sekundären Hyperparathyreoidismus zur
medianen Konzentrationen der Knochenaufbaumarker BAP
Folge, der den Knochenabbau fördert (4;46). PTH wirkt
und OC (s. Abb. 2a) verringerten sich nach Vitamin D-
systemisch und bewirkt zusammen mit Vitamin D3 eine
Supplementation über 1 Jahr signifikant in Bezug zu den
rasche Anhebung der Ca2+-Spiegel im Plasma. PTH induziert
Ausgangswerten: BAP -3,9% in Gruppe A und -12,0% in
eine Steigerung der renalen Ca2+-Reabsorption, stimuliert die
Gruppe B, OC -30,7% in Gruppe A und -49,4% in Gruppe B.
renale 25-Hydroxyvitamin D-1-alpha-Hydroxylase und
TRAP5b blieb in Gruppe A relativ unverändert (-1,9%,
induziert die Knochenresorption. Literaturdaten zeigen, dass
p=0,166), in Gruppe B erfolgte eine signifikante Absenkung
eine regelmäßige Versorgung mit Vitamin D3 zur Abnahme
um -31,3% (s. Abb. 2b). Sclerostin erhöhte sich nach 1 Jahr
der PTH-Plasmaspiegel, einem veränderten Knochenumsatz
Supplementierung um +36,5% oder 0,19 ng/ml in Gruppe A
und einer Zunahme der BMD führt (4). Die günstigen Effek-
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Abb.2a-b: Knochenaufbau- (A) und Knochenabbaumarker (B) zu Beginn und nach 1 Jahr Supplementierung. BaP- und OC-Konzentrationen waren verfügbar von 31 Probanden in Gruppe a und 28 Probanden in Gruppe B, tRaP5b- und SclerostinKonzentrationen von 29 Probanden in Gruppe a und 25 Probanden in Gruppe B. P-Werte wurden mittels t-test für verbundene Stichproben kalkuliert.
te einer Vitamin D3 Supplementierung auf den Knochen-
chenaufbaus wie auch des -abbaus bedeutet.
stoffwechsel werden der Unterdrückung des sekundären Hyperparathyreoidismus zugeordnet (27), die auch in der
Die Serumkonzentrationen des Knochenabbaumarkers
vorliegenden Studie gezeigt werden konnten.
TRAP5b sanken innerhalb von 1 Jahr ebenfalls signifikant (s. Abb. 2b). TRAP5b besitzt eine hohe Sensitivität und Spe-
Eine tägliche Supplementation von 1.200 IE Vitamin D3
zifität für die Osteoklastenaktivität. Irie et al. (48) beschrei-
führte in unserer Studie zu einer signifikanten Senkung des
ben TRAP5b als prognostischen Faktor für die BMD post-
PTH-Spiegels (s. Abb. 1). Der sekundäre Hyperparathyreoi-
menopausaler Frauen und beobachteten eine positive Korre-
dismus war somit reversibel. Die Veränderungen der Kno-
lation zwischen TRAP5b und BAP. In unserer Untersuchung
chenaufbaumarker waren in beiden Gruppen vergleichbar,
korrelierten zu Studienbeginn TRAP5b und BAP ebenfalls
unabhängig von der B-Vitamin-Supplementierung (s. Abb.
positiv. Durch die Gabe von Vitamin D3 sanken die
2a). Die OC-Konzentrationen waren nach 1 Jahr Vitamin D-
TRAP5b- und BAP-Werte und können als Verbesserung der
Supplementation deutlich gefallen. Prestwood et al. fanden
Knochenqualität eingeordnet werden.
nach sechswöchiger Kur mit 1.000 IE Vitamin D3 plus 1.500 mg Ca pro Tag bei älteren Frauen eine Abnahme des OC
Die Serumkonzentration von Sclerostin stieg im Beobach-
Serumspiegels um -20%, des N-Telopeptids im Urin um
tungszeitraum in Gruppe A um +36,5% und in Gruppe B
-50% und eine Abnahme der BAP um -10% (47). Diese
um +25,5%. Sclerostin ist ein Glykoprotein und wird von
Daten decken sich mit dem Ergebnis unserer Studie, in der
Osteozyten sezerniert. Sclerostin antagonisiert das Bone
eine Supplementation von 1.200 IE Vitamin D3 und 456
Morphogenetic Protein bzw. das Wingless-Protein, das die
mg Ca über ein Jahr zur Abnahme von OC um -45,1% in
Wingless-Int-1-Signalkaskade blockiert (49). Die Osteo-
Gruppe A und -35,6% in Gruppe B führte. Die Abnahme
blasten werden dadurch in Aktivität und Differenzierung
von OC deutet auf eine generelle Verlangsamung des Kno-
gehemmt und ihre Apoptose gefördert. Die Sclerostin-
chenumsatzes hin, die sowohl eine Verlangsamung des Kno-
Expression wird durch PTH inhibiert. In einer Studie mit
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19
ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 20
Korrelationen der Knochenmarker zu Studienbeginn in allen Teilnehmern
OC
BAP
TRAP5b
OC
0,417
BaP
0,565
Sclerostin
25(Oh)D holotC
PTH
-0,486 0,302
0,270
Die Daten sind Korrelationskoeffizienten. Die Korrelationsanalysen gemäß Spearman-Rho-test. nur signifikante Korrelationen (p<0,05) sind dargestellt.
Tab. 3: Korrelationen der Knochenmarker zu Studienbeginn in allen Teilnehmern.
18-monatiger Behandlung mit PTH wurde ein sinkender
che Supplementierung mit B-Vitaminen hatte jedoch kei-
Sclerostin-Spiegel gefunden (50). Mirza et al. beschreiben
nen signifikanten Einfluss auf die Knochenmarker. Unsere
eine negative Korrelation zwischen Sclerostin und PTH bei
Ergebnisse passen daher zu den Ergebnisse früherer klini-
postmenopausalen Frauen (51). Studien, die den Einfluss
scher Studien, wo nach ein oder zwei Jahren kein Effekt
einer Vitamin D3-Supplementierung auf Sclerostin untersu-
einer B-Vitamin-Supplementierung auf den Knochenstoff-
chen, sind derzeit nicht verfügbar. Gatti et al. fanden bei
wechsel beobachtet werden konnte (53;54). Jedoch zeigten
postmenopausalen Frauen eine Abnahme des Sclerostins um
Probanden mit tHcy-Ausgangsspiegeln >15 µmol/l eine
nahezu -30% nach 36 Monaten Behandlung mit monoklo-
Erhöhung der BMD der Lendenwirbelsäule und eine Sen-
nalen Antikörpern gegen den Liganden des Rezeptor-Aktiva-
kung von OC- und PINP-Konzentrationen um etwa -50%
tor-NF-Kappa-B (RANKL) (52). Diese Literaturdaten legen
nach einer B-Vitamin-Behandlung (53). In einer großen
den Schluss nahe, dass bei Vitamin D-Mangel der anabole
doppelblinden, placebokontrollierten Studie von Sato et al.
Effekt durch das steigende PTH verstärkt und der Sclerostin-
(57) wurde eine deutliche Reduktion des Frakturrisikos (um
Spiegel wiederum gesenkt wird. Unsere Studie an Senioren
-75%) und eine Verbesserung der BMD nach einer 2-jähri-
bestätigt die Literaturdaten. Vitamin D-Supplementation
gen Supplementierung von Folsäure und Vitamin B12 bei
senkte den PTH- und erhöhte den Sclerostin-Spiegel.
628 hemiplegischen Schlaganfallpatienten mit einer tHcyPlasmakonzentration von 19,9 µmol/l zu Studienbeginn
Nur wenige Arbeiten haben bislang die Auswirkungen
berichtet (55). Die bisherigen Studienergebnisse weisen
einer Supplementierung mit B-Vitaminen auf Marker des
somit darauf hin, dass die zusätzliche längerfristige Gabe
Knochenauf- und -abbaus untersucht (13). Der Einfluss von
von B-Vitaminen zu Vitamin D3 und Ca einen Benefit für
B-Vitaminen und HHcy auf den Knochenstoffwechsel ist
Patienten besonders mit höheren Hcy-Spiegeln darstellen
weniger offensichtlich. HHcy und niedrige Vitamin B-
kann.
Spiegel beeinflussen den Knochenstoffwechsel nach in vitro Studien direkt über Stimulation der Osteoklastenaktivität,
Bei HHcy kann Hcy durch Kollagenbindung im Knochen
wohingegen die Aktivität der Osteoblasten kaum beeinflusst
akkumulieren und über eine gestörte Kollagenquervernet-
wird (33-35). In der vorliegenden Studie wurden in der
zung eine ungünstige Auswirkungen auf die extrazelluläre
Gruppe, die B-Vitamine erhielt, die medianen Konzentratio-
Knochenmatrix haben (38;39). Es wurde berichtet, dass
nen von tHcy von 12,7 auf 9,1 µmol/l gesenkt. Die zusätzli-
B-Vitamin-Mängel mit einer Verminderung der enzymati-
20
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Weltpremiere ! schen Quervernetzung und einer Erhöhung der nicht-
Die neue Generation
enzymatischen Quervernetzung im menschlichen Knochen im Zusammenhang stehen (56). Es lässt sich schlussfolgern, dass sich HHcy über eine Stimulierung der Knochenresorption und eine Störung der Kollagenquervernetzung ungünstig auf die Knochenqualität auswirken kann.
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Zusammenfassend führte eine Supplementierung mit Vita-
besondes atmungsaktiv
min D3 und Ca mit und ohne Kombination von B-Vitami-
bis zu 95° waschbar
nen über ein Jahr in beiden Studiengruppen zu einer signifi-
bei jeder Temperatur
kanten und beinahe identischen Reduktion des Knochen-
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umsatzes. Die Vitamin D3-Dosierung von 1.200 IE/Tag über
ultra leicht
1 Jahr reduzierte effektiv und signifikant die PTH-, OC-,
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BAP- und TRAP5b-Konzentrationen, der Sclerostinspiegel wurde erhöht. Eine zusätzliche Supplementierung von BVitaminen zu Vitamin D3 und Ca führte zu keinen weiteren Änderungen bei den untersuchten Knochenumsatzmarkern.
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Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
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ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 24
OStEOlOGIE Dr. med. heike hoyer-Kuhn Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Uniklinik Köln Kerpener Straße 62 50931 Köln
Fibröse Dysplasie: Diagnostik, Differentialdiagnosen und Therapieansätze H. Hoyer-Kuhn, O. Semler, Spezialambulanz für Skelettdysplasien, Klinik für Kinderund Jugendmedizin, Uniklinik Köln Die fibröse Dysplasie (FD) wurde erstmals 1937 durch albright, McCune und Bruch als Osteitis fibrosa disseminata beschrieben (1). Schon damals wurde beschrieben, dass diese Erkrankung gehäuft in Kombination mit endokrinologischen Erkrankungen auftritt. Jaffe und lichtenstein beschrieben im Weiteren, dass die durch albright beschriebenen knöchernen Veränderungen als einzelne läsionen oder als multiple läsionen auftreten und unabhängig endokrinologischer Begleitprobleme vorhanden sein können (2, 3). Die Erkrankung wurde durch sie mit dem terminus fibröse Dysplasie beschrieben, welcher bis heute beibehalten wurde.
Heute wird die fibröse Dysplasie (OMIM 174800) als eine genetische, nicht-erbliche Erkrankung des Knochens und des Knochenmarks beschrieben. Die Erkrankung entsteht im Inneren des Knochens und nicht in der Corticalis. Unter den angeborenen Skeletterkrankungen mit erhöhter Frakturneigung ist die fibröse Dysplasie mit einer Inzidenz von 1:4.000 bis 1:10.000 eine seltene Erkrankung. Das führende Symptom ist zumeist der Knochenschmerz, aber auch die pathologische Fraktur oder die zystisch-ossäre Raumforderung können das erste Leitsymptom der Erkrankung sein. Je nach Ausprägungsgrad gibt es eine monoostotische Verlaufsform, welche nur eine einzelne Knochenläsion beschreibt, oder aber die poliostotische Verlaufsform, bei welcher Läsionen in verschiedenen Knochen vorliegen.
24
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
(Quelle: Archiv der Kinderradiologie Uniklinik Köln, Leitung Priv.-Doz. Dr. med. F. Körber)
ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 25
Abb. 1a-b: Polyostotische FD bei einer 7-jährigen Patientin. a) ausgeprägter Befall im Bereich des Schädels. b) Varusdeformität des Femurkopfes.
In der Regel treten die Läsionen bereits in der Kindheit bzw.
Symptome wie Cafe-au-lait Flecken auf, sowie eine Hyper-
Jugend auf. Symptome wie Knochenschmerzen können sich
thyreose, Pseudopubertas präcox (vor allem bei Mädchen
aber auch erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen. Der
durch Ovarialzysten), ein renaler Phosphatverlust und sel-
Phänotyp der Erkrankung variiert stark und reicht von
ten ein Morbus Cushing. Diese Sonderform der FD (d.h.
Patienten mit nur einer knöchernen Läsion, welche als
knöcherne Läsionen in Verbindung mit den oben geschil-
Zufallsbefund im Rahmen anderer Diagnostik sichtbar wird,
derten Endokrinopathien) wird auch als Mc Cune Albright
bis hin zu Patienten, welche eine poliostotische Verlaufs-
Syndrom bezeichnet (OMIM#174800).
form in Kombination mit Endokrinopathien entwickeln. Die monoostotische Form tritt zumeist im Adoleszentenal-
Differentialdiagnosen
ter auf, wohingegen die poliostotische Form sich eher in der frühen Kindheit manifestiert. Perinatal auftretende Läsio-
Bezogen auf die 3 Leitsymptome der FD müssen die häu-
nen sind extrem selten und betreffen die Wachstumsfugen.
figsten Differentialdiagnosen des Knochenschmerzes, der
Die knöchernen Veränderungen treten gehäuft in Tibia,
cystisch-ossären Raumforderung und der pathologischen
Hüftkopf und den Rippen oder im Gesichtsschädelbereich
Fraktur in der diagnostischen Aufarbeitung eines jeden
auf. Bei Befall der Hüftknochen kommt es in der Regel
Patienten berücksichtigt werden. Die häufigsten Differenti-
durch das rasche Wachstum des veränderten Gewebes zu
aldiagnosen sind in der Tabelle 1 dargestellt. Entscheidend
einer Coxa vara, welche dann durch auftretende pathologi-
ist primär die Abgrenzung zu einem malignen Knochentu-
sche Frakturen in eine Hirtenstabform (“Shepherds Crook
mor, welche zumeist primär radiologisch erfolgen kann (s.u.
Deformity“) übergehen kann. Bei Läsionen im Gesichtsbe-
Abschnitt Diagnostik). Als fibröse benigne ossäre Verände-
reich kommt es zu einer Gesichtsschädelasymmetrie und
rung muss immer eine Abgrenzung zwischen FD, nicht-
einer typischen „Facies fibrodysplastica“ (Makrocephalie,
ossifizierendem Fibrom (NOF, metaphyseal cystische Läsion,
Mittelgesichtserweiterung, Hypertelorismus), welche auch
zumeist in der Adolsezenz) und einem ossifizierendem
als Pseudocherubismus beschrieben wird (s. Abb. 1). Neben
Fibrom (OF, intracorticale diaphyseale fibröse Dysplasie,
den knöchernen Veränderungen treten häufig extraskeletale
zumeist erste 5 Lebensjahre) stattfinden.
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
25
ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 26
Differentialdiagnosen der Leitsymptome der fibrösen Dysplasie
Leitsymptom
Knochenschmerzen
Pathologische Fraktur
Cystisch-ossäre Raumforderung
Differentialdiagnosen
tumoren
Osteolysen (tumor)
Maligne:
hypophosphatasie
Umbaustörungen
Osteosarkom
Fibröse Dysplasie
(Fibröse Dysplasie)
langerhans Zell histiozytose
Osteogenesis imperfecta
Primäre Synthesestörungen
Benigne:
Sekundäre Osteoporose
(Osteogenesis imperfecta,
Osteoidosteom
Rachitis
hypophosphatasie)
Knochenzyste
Rachitis
Ossifizierendes Fibrom
Sekundäre Synthesestörungen
nicht-ossifizierendes Fibrom
(Cerebralparese)
Chondroblastom
Battered Child
Osteoblastom
Tabelle 1: Differentialdiagnosen der Leitsymptome der fibrösen Dysplasie.
Genetik und Pathophysiologie
tionen immer de-novo entstehen, so dass eine Weitervererbung nicht erfolgt.
Die FD ist eine Erkrankung, welche durch eine große phänotypische Variabilität gekennzeichnet ist. Ursächlich sind
Diagnostik
Mutationen auf dem Chromosom 20.q13 im GNAS Gen, welche für die alpha-Untereinheit der stimulatorischen G
Zur Diagnostik der FD gehört als Goldstandard die
Proteine kodiert. Es handelt sich um aktivierende Mutatio-
Röntgen-Aufnahme. Zumeist sind die Röhrenknochen
nen – in der Regel Missense Mutationen, welche durch Ver-
dia-/metaphyseal, selten epiphyseal betroffen. Die Läsionen
änderung nur einer Base entstehen. Da die Mutation pos-
erscheinen zystisch, mattscheibenartig mit ausgedünnter
tzygotisch auftritt, entsteht ein Mosaik der somatischen
Corticalis. Endostal kann es zu Erosionen kommen, eine
Zellen. Dementsprechend entstehen die Mutationen immer
Periostreaktion erscheint hingegen nicht. Am proximalen
de-novo. Die betroffenen Zellen zeigen eine Aktivierung
Femur ist charakteristisch eine Hirtenstab-Varusdeformität
ihrer G Proteine und folglich eine erhöhte Menge an cycli-
zu identifizieren.
schem AMP (cAMP). Zur Beurteilung des Ausmaßes der FD kann zusätzlich eine Bei der Entscheidung, ob eine genetische Untersuchung
Szintigraphie oder im Kindes- und Jugendalter, um Strah-
durchgeführt werden soll, muss bedacht werden, dass der
lung zu vermeiden, eine MRT Untersuchung durchgeführt
Nachweis der ursächlichen Mutation zwar die einzige Mög-
werden. Auch die Beurteilung von Läsionen von Wirbelsäu-
lichkeit darstellt, die Diagnose FD absolut zu sichern,
le, Becken und Gesicht lässt sich anhand einer MRT Unter-
jedoch über die phänotypische Variabilität keine Aussagen
suchung besser durchführen als im konventionellen Rönt-
gemacht werden können. Auch bezüglich eines Wiederho-
gen. Bei 70% der Betroffenen mit einer poliostotischen
lungsrisikos erbringt diese Analyse keinen Nutzen, da Muta-
Form zeigen sich begleitenden Endokrinopathien, so dass in
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regelmäßigen Abständen Haut, Gonadenfunktion, Anzei-
pathie (Hypophosphatämie, Frühzeitige Pubertät, Cushing
chen für eine verfrühte Pubertät, Schilddrüsenstatus, Phos-
Syndrom, Wachstumhormonexzess, Schilddrüse) stellen die
phatwerte, Wachstumshormonfunktion und Cortisolsynthe-
Ziele der durchgeführten Therapien dar. Zusammengefasst
se evaluiert werden sollten. Im Kindes- und Jugendalter sind
beruht die Behandlung auf den Säulen: Schmerztherapie,
halbjährliche Vorstellungen zur Verlaufsbeobachtung von
antiresorptive Therapie und nur selten eine operative Maß-
Körperlängenentwicklung und Pubertät empfehlenswert.
nahme.
Histologisch stellt sich die Fibröse Dysplasie in Form von
Medikamentös werden nicht-steroidale Antiphlogistika ab
dichtem, kollagenem Bindegewebe dar, welches durch proli-
Kindesalter eingesetzt sowie antiresorptive Substanzen wie
ferierte Fibroblasten gebildet wird. Hauptsächlich betroffen
Bisphosphonate, welche sowohl zur Schmerzreduktion als
ist die Spongiosa, die Corticalis ist meist nur bei fortge-
auch zur Steigerung der Knochenstabilität einen positiven
schrittenen Prozessen infiltriert und dann durch das gebil-
Beitrag leisten (4, 5).
dete Gewebe ersetzt. In diesem Gewebe finden sich unregelmäßig angeordnete, faserreiche Knochentrabekel, die
Der Einsatz und positive Effekt neuerer Medikamente wie
sowohl gitterartig als auch länglich geschwungen in C-,Y-
Denosumab (6) (monoklonaler vollhumaner Antikörper
oder O-Form vorkommen können. Diese werden allerdings
RANKL) und Tocilizumab (humaner monoklonaler AK für
nur sehr spärlich von flachen Osteoblasten überdeckt.
IL-6 Rezeptor) wurden bis dato nur anhand von Einzelfällen
Radiär in die Trabekeloberfläche eingelagerte Kollagenfasern
beschrieben.
sind ein typisches Merkmal der Fibrösen Dysplasie. Gelegentlich kommt es an ihnen zu einer gerichteten Resorption
Die operative Therapie wird nur in seltenen Fällen einge-
von innen nach außen (dissecting resorption). Gestalt und
setzt. Sie dient im Wesentlichen zur Korrektur von Defor-
Häufigkeit dieser Trabekel stehen in Abhängigkeit zur Loka-
mitäten, Korrekturen bei Beinlängendifferenzen, Fixierung
lisation der FD. Osteoblastensäume finden sich – wenn –
einer Fraktur, Entfernung eines dysplastischen Areals, wel-
eher im Randbereich der Veränderung. Auch Zysten, osteo-
ches zu Komplikationen geführt hat, Entlastung von Ner-
klastenartige Riesenzellen und knorpelige Proliferate sind
ven-, Gefäß-Lungenkompressionen. Bei chirurgischen Inter-
vorzufinden.
ventionen wird die Knochenläsion entfernt und evtl. ersetzt durch Knochenspäne oder mit Osteosynthesematerial ver-
Therapeutische Optionen
sorgt.
Um den Betroffenen nach Abschluss der Pubertät, wenn die
Die fibröse Dysplasie gehört mit einer Häufigkeit von
Aktivität der Erkrankung bei einem großen Teil der Betroffe-
1:10.000 zu den seltenen Erkrankungen. Da die Aussicht auf
nen aufgrund des abgeschlossenen Wachstums und der
ein selbständiges Leben als Erwachsener maßgeblich durch
generellen Verlangsamung des Knochenstoffwechsels
eine gute medizinische Versorgung im Kindes- und Jugend-
abnimmt, ein möglichst selbständiges Leben zu ermög-
alter bestimmt wird, ist eine Koordination der entsprechen-
lichen, ist eine intensive Betreuung durch ein interdiszipli-
den therapeutischen Maßnahmen in den ersten 15 Lebens-
näres Team in der Kindheit der Betroffenen von entschei-
jahren wichtig. Definierte Leitlinien für die Behandlung der
dender Bedeutung. Die Schmerzbehandlung, die Minimie-
Betroffenen existieren nicht, so dass die erfolgreiche Betreu-
rung des Frakturrisikos und die Vermeidung von metaboli-
ung der Patienten von der Expertise und Erfahrung der
schen Konsequenzen bei Vorliegen einer Begleitendokrino-
betreuenden Ärzte abhängt. Deshalb ist es wichtig, die
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Literatur
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588-604 3. Lichtenstein. L. (1938). Polyostotic fibrous dysplasia. Arch Surg, 36, 874-898.
Betroffenen in Zentren zu bündeln, damit hier die Erfahrungen zusammengetragen werden können. Hierbei geht es nicht nur darum, die Betroffenen und ihre Familien adäquat über die Vererbung und Prognose zu informieren. Wichtig ist es vielmehr, die therapeutischen Maßnahmen abzustimmen. Neben der medizinischen Versorgung ist eine umfassende Schulung und psychologische Unterstützung der Patienten und ihrer Eltern von großer Bedeutung. Eine weitere Aufgabe der Zentren ist die Weiterentwicklung und Individualisierung der Therapie und die Überprüfung der Sicherheit der derzeitigen Behandlung. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die behandelnden Ärzte eine Vielzahl von Patienten überschauen und so Unterschiede im therapeutischen Ansprechen und in der Ausprägung der Erkrankung beobachten können.
■
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass sie sich bei der Erstellung des Beitrags von keinen wirtschaftlichen Interessen leiten ließen und dass keine potenziellen Interessenkonflikte vorliegen. Danksagung: Die Autoren danken Frau Priv.-Doz. Dr. med. Friederike Körber, Leiterin der Kinderradiologie der Uniklinik Köln, für das freundliche Überlassen des Bildmaterials.
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Weitere Literatur bei den Autoren.
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OStEOlOGIE Dr. med. lothar Seefried Orthopädisches Zentrum für Muskuloskelettale Forschung Brettreichstraße 11 97074 Würzburg
Aktuelle Aspekte der Hypophosphatasie F. Genest, Ch. Hofmann, B. Mentrup, R. Ebert, F. Jakob, L. Seefried
Die hypophosphatasie wurde als eigenständige Entität erstmalig 1948 durch den kanadischen arzt John C. Rathbun (Rathbun 1948) beschreiben und wird daher bis heute in vielen lehrbüchern noch als RathbunSyndrom bezeichnet. Es handelt sich bei der Erkrankung um eine seltene, genetisch determinierte Stoffwechselstörung aufgrund von Mutationen im alPl Gen (OMIM 171760) auf Chromosom 1p36.1-34, das für das gewebsunspezifische Isoenzym der alkalischen Phosphatase (tissue-nonspecific alkaline Phosphatase, tnSalP bzw. tnaP) kodiert.
Die Mutationen bedingen eine verminderte Aktivität der Alkalischen Phohphatase und konsekutiv einen vermehrten Anfall der natürlichen Substrate des Enzyms. Dank vermehrter wissenschaftlicher Anstrengungen um die Hypophosphatasie ist die Zahl bisher identifizierter krankheitsrelevanter Mutationen in einer dazu fortlaufend gepflegten Datenbank (www.sesep.uvsq.fr/03_hypo_mutations.php) auf inzwischen 276 angestiegen. Überwiegend handelt es sich um Missense Mutationen (ca. 74%), teilweise auch kleinere Deletionen (ca. 11%) oder Splice und Nonsense Mutationen. Hinzu kommen 15 bekannte Polymorphismen des ALPL-Gens (Mornet, Beck et al. 2011). Diese große Zahl an unterschiedlichen Mutationen mit sehr unterschiedlichen Auswirkungen auf die TNAP Aktivität gilt als ein wesentlicher Grund für die große klinische Heterogenität des Krankheitsbildes. Die Erkrankung wird traditionell als autosomal-rezessive Erbkrankheit angesehen. Tatsächlich haben viele der schwer betroffenen Patienten (unterschiedliche) Veränderungen auf beiden Allelen und sind damit in der Regel compound heterozygot. Inzwischen konnte aber auch gezeigt werden,
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dass einige der Mutationen einen so genannten dominant-
phatase Aktivität im Serum – wenngleich auch hier Ausnah-
negativen Effekt zeigen, d.h. dass auch Patienten mit nur
men zumindest pathophysiologisch denkbar sind. Vor die-
einem betroffenen Allel symptomatisch sein können (Lia-
sem Hintergrund sollen nachfolgend einige wesentliche
Baldini, Muller et al. 2001; Lia-Baldini, Brun-Heath et al.
aktuelle Aspekte der Hypophosphatasie dargestellt werden,
2008; Fauvert, Brun-Heath et al. 2009). Derartige Mutatio-
insbesondere auch um für das Krankheitsbild zu sensibilisie-
nen bedingen trotz des Vorhandenseins eines nicht betrof-
ren.
fenen Wildtyp-Allels die Bildung eines nur teilweise oder nicht funktionalen Enzyms und damit das Auftreten klini-
Pathophysiologie
sche Symptome einer unzureichenden TNAP-Aktivität. Somit sind letztlich auch heterozygote Mutationsträger mit
Insgesamt kodiert das menschliche Genom vier Isoenzyme
einem gesunden Allel zumindest teilweise nicht mehr nur
der alkalischen Phosphatase, von denen 3 im Bereich Chro-
als Carrier, sondern in Abhängigkeit von der vorliegenden
mosom 2q34-37 liegen. Im einzelnen sind dies die gewebe-
Mutation durchaus auch als von der Erkrankung Betroffene
spezifisch exprimierten Enzyme Plazenta-AP (ALPP), die
anzusehen. In Fortführung dieser Überlegungen ist zu kon-
Keimzell-AP (ALPPL-2) und die Intestinale AP (ALPI). Das
statieren, dass letztlich die Grenze zwischen mild betroffe-
bei der Hypophosphatasie betroffene ALPL-Gen liegt auf
nen Patienten mit nur einer Mutation und asymptomati-
Chromosom 1p36.1-34, umfasst 12 Exons und erstreckt sich
schen Anlageträgern sehr unscharf ist.
über 50kb. Es kodiert für eine Phosphomonoesterase mit 507 Aminosäuren, die insbesondere die hydrolytische Spal-
Allgemein akzeptierte Schätzungen auf Grundlage einer
tung von anorganischem Pyrophosphat (PPi) katalysiert.
mehr als 50 Jahre alten Arbeit gingen in der Vergangenheit
Weitere Substrate sind Pyridoxal-5-Phosphat (Vitamin B6)
davon aus, dass etwa 1 von 100.000 lebend geborenen Kin-
und Phosphoethanolamin. Es sind drei Transkript-Varianten
dern betroffen ist (Fraser 1957). Wie viele Personen aber tat-
bekannt, wobei jedoch nur die Variante 1 für ein funktiona-
sächlich Symptome zeigen, ist jedoch letztlich unklar. Für
les Enzym zu kodieren scheint.
den europäischen Raum ist nach einer aktuellen Veröffentlichung (Mornet, Yvard et al. 2011) von einer Prävalenz von
Die Expression dieser Alkalischen Phosphatase kann in ver-
1:300.000 bei den schweren kindlichen sowie von 1:6.730
schiedenen Geweben nachgewiesen werden, weshalb sie
bei den nicht potentiell letalen Formen auszugehen. Die
auch als gewebsunspezifisch bezeichnet wird (Tissue non-
vermutlich nicht unerhebliche Dunkelziffer an undiagnosti-
specific Alkaline Phosphatase, TNSALP). Die TNAP ist ein
zierten Fällen ist hierbei allerdings noch unberücksichtigt,
Ectoenzym, das nach posttranslationaler Modifikation über
zumal die relative Seltenheit der Erkrankung und daher feh-
einen C-terminal gelegenen Glycosyl-Phosphatidyl-Inositol
lende „Awareness“ dazu führt, dass sie im medizinischen
(GPI)-Rest in der Plasmamembran verankert wird (Seetha-
Alltag häufig diagnostisch verkannt wird. Dies ist angesichts
ram, Tiruppathi et al. 1987). Das funktionsfähige Enzym
der phänomenologischen Heterogenität der Erkrankung
entsteht durch Dimerisierung von zwei Polypeptidketten
durchaus eine Herausforderung. Gerade die phänomenolo-
unter Beteiligung von zwei Zink-Atomen (bilden die kataly-
gische Heterogenität und das weite Spektrum möglicher
tischen Zentren) und einem Magnesium-Ion als Co-Faktor
Symptome ohne eindeutige, charakteristische klinische
(hat vermutlich strukturierende Wirkung). Das Enzym kann
Befunde macht die Diagnostik im Einzelfall schwierig. Die
durch die Phospholipase D am GPI Anker gespalten werden
einzige im Prinzip bei allen Patienten festzustellende Auffäl-
und wird damit in die Zirkulation freigesetzt.
ligkeit ist die verminderte Aktivität der Alkalischen Phos-
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Hauptexpressionsorte des Enzyms sind Leber, Niere und
Unregelmäßigkeiten aufweist (Barvencik, Beil et al. 2011).
Knochen und jenseits der oben erwähnten anderen AP-
Ferner kann es zu einer Störung in der Strukturierung des
Isoenzyme ist letztlich die TNAP im Normalfall für weit
Zahnzements und einer defizitären Entwicklung des Zahn-
mehr als 90% der im Serum gemessenen AP-Aktivität ver-
halteapparats kommen (van den Bos, Handoko et al. 2005),
antwortlich. Als wesentliche und aktuell am besten
was wiederum mit einem erhöhten Risiko für parodontale
erforschte physiologische Funktion der TNAP wird – mit
Probleme und Karies einher geht.
Blick auf den Knochen – ihre Rolle bei der Skelettmineralisierung angesehen. Die Bedeutung und genaue Funktion der
Der vermehrte Anfall von Stoffwechselprodukten der
TNAP in anderen Geweben ist demgegenüber noch unzurei-
TNSALP, neben PPi beispielsweise auch Pyridoxalphosphat
chend erforscht. Aufgrund ihrer Lokalisation an der Plasma-
(Vit. B6) und Phosphoethanolamin, spiegelt sich in entspre-
membran osteoblastärer Zellen geht man davon aus, dass
chend erhöhten Werten dieser Substanzen im Blut und
die TNSALP bei der Kristallisierung von Hydroxylapatit im
Urin, aber auch in den verschiedenen Geweben, und so
Knochen eine wesentliche Rolle spielt, indem sie durch die
könnte eine Akkumulation in der Muskulatur beispielsweise
Bereitstellung von ionischem Phosphat die Entstehung von
mit ursächlich sein für die bei HPP nicht selten beobachte-
Hydroxylapatitkristallen und damit der anorganischen
ten muskulären Beschwerden. Pathophysiologisch begünstig
Grundsubstanz des Knochens ermöglicht (Fedde, Cole et al.
die erhöhte Konzentration von anorganischem Pyrophos-
1990; Hessle, Johnson et al. 2002).
phat im Gewebe eine Ausfällung von Pyrophosphat und Kalzium zu Kalzium-Pyrophosphat-Dihydrat Kristallen
Im Umkehrschluss liegt daher nahe, dass es bei einer Muta-
(CPPD-Kristallen). Letztere induzieren – ebenso wie das
tion des ALPL-Gens und damit einer konsekutiv gestörten
Pyrophosphat selbst – Entzündungsprozesse mit nachfol-
bzw. verminderten Aktivität des Enzyms zu einer unzurei-
gend gesteigerter Prostaglandinausschüttung (Girschick,
chenden Knochenmineralisation kommt – einerseits durch
Schneider et al. 2006; Beck, Morbach et al. 2009), was sicher
die unzureichende Bereitstellung von Pi, andererseits aber
eine der Ursachen der von HPP-Patienten häufig berichte-
auch durch den vermehrten Anfall von PPi, das seinerseits
ten, als entzündlich empfundenen Beschwerden darstellt
als sehr potenter Inhibitor der Skelettmineralisierung fun-
und damit auch nachvollziehbar macht, warum das Krank-
giert. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass an dem komple-
heitsbild wiederholt auch im Sinne einer rheumatologi-
xen Mechanismus der Mineralisierung jenseits der TNAP
schen Erkrankung interpretiert wird.
weitere Enzyme beteiligt sind. So katalysiert ENPP1 (Ektonukleotid Pyrophosphatase/Phosphodiesterase) die hydrolyti-
Gerade bei den schweren, bereits im Kindesalter manifesten
sche Abspaltung von Pyrophosphat aus Nucleosid-Triphos-
Verlaufsformen der Hypophosphatasie sind häufig auch
phaten, ANKH (Ankylosis Protein, progressive homolog)
neurologische Symptome auffällig. Dies reicht von allgemei-
reguliert den transmembranären Transport von Pyrophos-
ner Unruhe bis hin zu kindlichen Krampfanfällen. Letztere
phat und PHOSPHO1 ist von Bedeutung für die Abspaltung
werden allgemein als Vit B6 abhängig angesehen, da die zel-
von Pi aus Phosphoethanolamin und Phosphatidylcholin in
luläre Aufnahme des Vitamins eine vorherige Dephosphory-
Matrixvesikeln. In Übereinstimmung mit der Erkenntnis
lierung von Pyridoxalphosphat zu Pyridoxal erfordert. Ent-
einer Störung dieser Regulation bei Hypophosphatasie
sprechend erfolgt auch die Behandlung in diesen Fällen mit
konnte in einer aktuellen histologischen Studie gezeigt wer-
nicht phosphoryliertem Pyridoxal. Nachdem Vitamin B6
den, dass bei Erwachsenen HPP-Patienten entsprechend
relevant ist für die Synthese verschiedener Neurotransmitter
auch die Trabekularstruktur des Knochens signifikante
wie etwa GABA oder Serotonin und die TNAP eine Rolle
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spielt bei der neurologischen Entwicklung, wird nachvoll-
Die sog. infantile bzw. frühkindliche Form wird nach gängi-
ziehbar, dass Störungen dieser Regulation auch über das
ger Graduierung in den ersten 6 Lebensmonaten manifest
Kindesalter hinaus klinisch relevant bleiben können; hier
und ist ebenfalls meist durch einen schweren Verlauf
könnte ein Grund liegen, warum auch erwachsene HPP
gekennzeichnet. Meist liegen ausgeprägte Rachitis-Zeichen,
Patienten gehäuft über depressive Symptome, Nervosität
eine prämature Kraniosynostose, Irritierbarkeit, Krampf-
und Ängstlichkeit berichten (Balasubramaniam, Bowling et
anfälle, muskuläre Hypotonie, Schluckstörungen und eine
al. 2010; Negyessy, Xiao et al. 2011; Hanics, Barna et al.
Nephrokalzinose bei Hyperkalziurie und/oder Hyperkalzä-
2012).
mie vor. Gerade aufgrund letztgenannter Symptome kommt es auch bei dieses Form nicht selten zu sehr schweren bzw.
Manifestationsformen
fatalen Verläufen mit hydrostatischem Hydrozephalus, Chiari I Malformation und einer Syringomyelie. Aufgrund
In Abhängigkeit vom Alter bei Diagnosestellung und der
des charakteristischen Krankheitsbildes und der schweren
Klinik werden verschiedene Verlaufsformen der Hypophos-
Ausprägung werden diese frühkindlichen Formen in der
phatasie unterschieden (Beck, Stenzel et al. 2009; Hofmann,
Pädiatrie jedoch relativ zuverlässig erkannt.
Girschick et al. 2013), wobei die Grenzen im Einzellfall sehr schwer zu ziehen sind, so dass eine definitive Zuordnung zu
Die kindliche Form der Hypophosphatasie ist demgegen-
einer der nachfolgend dargestellten Subgruppen im klini-
über bereits schwieriger zu diagnostizieren, da sich erste
schen Alltag oft schwierig ist und in der Regel auch keine
Symptome, wie etwa Kleinwuchs bzw. Gedeihstörung, Zei-
direkte therapeutische Relevanz hat.
chen einer Rachitis, verzögerter Laufbeginn, ein auffälliges Gangbild (Watschelgang), Muskelschwäche, chronische
Die perinatalen Formen zeigen meist einen schweren Ver-
Schmerzen insbesondere der unteren Extremitäten, vorzeiti-
lauf. Infolge einer extremen Hypomineralisation des Skeletts
ger, atraumatischer Zahnverlust, Appetitlosigkeit/Übelkeit
– häufig bereits in-utero manifest – sind die Kinder teilweise
und Verdauungsprobleme erst nach dem ersten Lebensjahr
nicht lebensfähig oder es kommt in Folge der massiven
ausbilden und nicht als pathognomonisch für die Hypo-
Knochen- und Schädeldeformitäten und Störungen des Kal-
phosphatasie anzusehen sind, sondern eine sorgfältige diffe-
zium/Phosphat-Metabolismus, der schwer zu therapieren-
rentialdiagnostische Bewertung erfordern.
den Krampfanfälle sowie einer Lungenhypoplasie zu einem Versterben des Neugeborenen nach wenigen Lebenstagen
Die adulte Form stellt eine Herausforderung in der Diagno-
oder -wochen (Hofmann, Liese et al. 2013). Es sind aber
sefindung dar. Meist finden sich bei den Betroffenen bei
auch Fälle beschrieben, bei denen pränatal sonografisch
sorgfältiger Anamneseerhebung retrospektiv gerade in Kind-
schwere Krankheitszeichen mit Verkrümmungen und Ver-
heit und früher Jugend unspezifische, aber eben doch HPP-
kürzungen der Gliedmaßen oder ein Polyhydraminon vor-
typische Symptome. Im jungen Erwachsenenalter sind viele
lagen, welche sich aber bis zum Geburtstermin soweit
dieser Patienten symptomarm, während es dann im weite-
zurückgebildet hatten, dass die Kinder überlebten. In
ren Verlauf wieder vermehrt zu dann teilweise auch schwe-
Abgrenzung zu den letalen Verläufen werden solche Fälle
ren Symptomen wie einer erhöhten Frakturgefährdung auf
teilweise auch als milde/benigne perinatale Hypophosphata-
Grundlage der gestörten Knochenformation und Mineralisa-
sie bezeichnet.
tion oder chronischen muskulären und/oder entzündlichen Weichteilschmerzen. Daneben finden sich Probleme durch Weichteilverkalkungen (Tendinosis calcarea, Chondrokalzi-
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nose) eine unspezifische Osteoarthropathie, Ermüdungsfrak-
der ärztlichen Praxis. Hinzu kommt häufig eine generelle
turen, Gelenkversteifungen, nicht zuletzt auch an der Wir-
Muskelschwäche mit abnehmender Leistungsfähigkeit sowie
belsäule (Nackensteifigkeit/Pseudo-Meningitis), sowie Nie-
allgemeine Erschöpfung und Müdigkeit. Oft lässt sich
renfunktionsstörungen bzw. das Auftreten von Nierenstei-
jedoch im frühen Stadium noch keine verringerte Knochen-
nen. Sehr häufig finden sich auch Probleme seitens der
dichte nachweisen. Gleiches gilt im späteren Verlauf auch
Zähne und des Zahnhalteapparats.
für allmählich entstehende Loosersche Umbauzonen. Die durch die Ablagerung von Calciumpyrophosphat-Dihydrat-
Eine Sonderform in diesem Kontext stellt die sog. Odonto-
kristallen (CPPD) ausgelösten Entzündungszeichen treten
hypophosphatasie dar. Sie ist charakterisiert durch eine iso-
meist schon früher in Form von gichtartigen Beschwerden
lierte Zahn-/Kieferproblematik mit vorzeitigem Verlust der
sowie Bewegungseinschränkungen der Wirbelkörper, welche
Zähne und/oder ausgeprägtem Karies infolge von Störungen
an einen M. Bechterew erinnern können, zu Tage. Durch
im Bereich des Zahnhalteapparats ohne Assoziation zu knö-
die Manifestation nicht nur am Periost, sondern auch im
chernen Defekten des Skelettsystems oder anderweitige Stö-
Markraum wird die Entwicklung von Knochenmarködemen
rungen (Reibel, Maniere et al. 2009).
nicht nur durch die defizitäre Knochenqualität, sondern auch als Folge der Entzündungsreaktion begünstigt. Häu-
Diagnostik
figste Lokalisation dieses Problems sind die Fußknochen, speziell die Metatarsalia. Charakteristischerweise wird von
Die klinische Diagnostik der HPP stellt aufgrund der hetero-
den Patienten oft ein „wandernder Schmerz“ beschrieben,
genen Symptomatik und der variablen Verlaufs- und Mani-
welcher seine Lokalisation innerhalb von Tagen wechseln
festationsformen eine besondere Herausforderung dar. Die
kann. Gerade solche Beschwerden, die auf den ersten Blick
schwerwiegenden kindlichen Formen mit den teils vital
unspezifisch und diffus erscheinen mögen, sind nicht unty-
bedrohlichen Symptomen erzwingen letztendlich meist eine
pisch bei erwachsenen HPP Pateinten. Weitere häufig
rasche Diagnosestellung (Hofmann, Girschick et al. 2013).
berichtete, nicht-skelettspezifische Symptomen sind Verdau-
Zudem findet sich bei diesen Formen noch eine recht gute
ungsbeschwerden, Appetitlosigkeit und/oder Übelkeit, Kopf-
Übereinstimmungen von AP Aktivität und Schweregrad der
schmerzen, Nackenbeschwerden, rasche muskuläre Ermüd-
Manifestation sowie eine recht gute Genotyp-Phänotyp Kor-
barkeit bzw. eine unspezifische muskuläre Schmerzhaftig-
relation. Bei den adulten Manifestationsformen hingegen
keit, chronische Erschöpfung und allgemein verringerte
korreliert das Ausmaß und der Schweregrad der Erkrankung
Leistungsfähigkeit. Zusätzlich kann es zu psychischen Auf-
nur sehr bedingt mit der Restaktivität des Enzyms und
fälligkeiten und Stimmungsbeeinträchtigungen kommen
erlaubt damit letztlich auch Stand heute zunächst keine
wie etwa innere Unausgeglichenheit, Schlafstörungen und
Rückschlüsse bzgl. der Frage der individuellen Mutation
depressive Verstimmungen.
bzw. ob eines oder beide Allele betroffen sind und ob alternativ ein dominant-negativer Effekt vorliegt.
Den spezifischen Befund liefert in der Regel die RoutineLabordiagnostik. Wie erwähnt sind unter Normbedingun-
Die meisten Betroffenen leiden an einer allgemeinen Schwä-
gen über 90% der Serum-AP Aktivität auf die TNAP zu-
chung der Knochenstruktur sowie an generalisierten ent-
rückzuführen und ein Wert unter der alters- und
zündlichen Prozessen in Knochen und Gelenken. Dement-
geschlechtsspezifischen unteren Normgrenze sollte entspre-
sprechend sind meist Schmerzen bzw. steife und auch
chend gewürdigt werden. Die differentialdiagnostische
hypertherme Gelenke die ersten präsentierten Symptome in
Betrachtung erniederigter AP-Werte umfasst jenseits der
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Hypophosphatasie im wesentlichen eine Behandlung mit
erwähnten, am entzündlichen Schmerzgeschehen ursäch-
Antiresorptiva (Bisphosphonate, Denosumab), die Einnah-
lich beteiligten CPPD-Kristalle in der Bildgebung nicht zur
me von Kontrazeptiva bzw. eine Hormonersatzbehandlung,
Darstellung kommen und diese damit auch keine Aus-
selten auch einen Vitamin-C-Mangel, eine Hypothyreose,
schlussdiagnsotik erlaubt. Bei begründetem Verdacht für
Zinkmangel oder eine Anämie (Fedde, Cole et al. 1990;
akut-entzündliche Veränderungen in den periartikulären
Whyte, Landt et al. 1995). Dies bedeutet im Umkehrschluss,
Weichgeweben oder einem Knochenmarködem bzw. einer
dass eine erniedrigte AP zwar noch nicht beweisend für eine
sich abzeichnenden Insuffizienzfraktur ist letztlich die MRT
Hypophosphatasie ist, aber bei entsprechender Klinik und
das Bildgebungsverfahren der Wahl.
begründetem Verdacht weiter abgeklärt werden sollte. Das histologische Bild der Hypophosphatasie ist gekennDer nächste folgerichtige Schritt in der Diagnostik ist dann
zeichnet durch die in der immunhistochemischen Untersu-
die Bestimmung der aufgrund des Phosphatasemangels ver-
chung reduzierte bzw. weitgehend fehlende AP Aktivität
mindert abgebauten Substrate Phosphoethanolamin (PEA)
und damit verbunden durch eine Mineralisierungsstörung
und Pyridoxalphosphat (PLP) im Serum/Urin. Derartige
mit einem gesteigerten Anteil von nicht-mineralisiertem
Untersuchungen werden inzwischen von den meisten über-
Osteoid. Morphologisch zeigen sich die Osteoblasten und
regionalen Laboratorien angeboten. Zu beachten ist einer-
Osteoklasten unauffällig, wobei nach einer aktuellen Unter-
seits das Risiko falsch hoher PLP Werte bei Einnahme von
suchung die Zahl der Osteoblasten relativ erhöht ist. In der
B6-haltigen Vitaminpräparaten oder falsch-niedriger Werte
gleichen Arbeit wurde auch gezeigt, dass im Vergleich zu
bei inadäquater Probenaufbereitung / Asservierung (z.B.
knochengesunden Kontrollen oder beispielsweise auch
lichtgeschützte Verarbeitung). Im Einzelfall sollte man sich
anderen Formen der Osteomalazie bei Hypophosphatasie
vor Gewinnung der Probe über die Modalitäten der Asser-
eine veränderte trabekuläre Mikroarchitektur vorliegt
vierung und des Versands mit dem Labor verständigen.
(Barvencik, Beil et al. 2011).
Nicht selten liegt begleitend eine Hypercalcämie, Hypercalciurie oder eine Hyperphosphatämie vor, welche jedoch
Management und Therapie
weder pathognomonisch noch diagnostisch beweisend sind. Eine allgemein verfügbare, kausale Therapie der HypophosDie Bildgebung – mit Blick auf den Knochen speziell das
phatasie existiert bislang nicht, d.h. die Behandlung ist pri-
Röntgen – ist bei der Hypophosphatasie letztlich in keiner
mär symptom- und beschwerdeorientiert. Ein im Alltag in
Weise pathognomonisch und eignet sich nicht für die
vielen Fällen durchaus hilfreicher und nebenwirkungsfreier
grundlegende diagnostische Abklärung. Vielmehr ist der
erster Schritt zur Reduktion der am ehesten durch die Aus-
Zweck die Detektion muskuloskelettaler Komplikationen der
fällung von Pyrophosphaten induzierten Schmerzsympto-
Erkrankung, in erster Linie natürlich die Frakturdiagnostik.
matik ist eine Reduktion der alimentären Phosphatzufuhr
Auffällig ist dabei häufig eine generalisierte Mineralisations-
gerade bei Patienten mit ohnehin hohen Phosphatspiegeln,
störung, ähnlich dem Bild einer Rachitis bzw. Osteomalazie.
da anorganisches Phosphat seinerseits die AP Aktivität und
Nicht selten findet man auch sog. Loosersche Umbauzonen
Expression reduziert (Coburn, Mahuren et al. 1998).
bzw. Pseudofrakturen. Im Gelenkbereich finden sich etwas gehäuft Verkalkungen von Weichteilstrukturen, etwa im
Prinzipiell sollte die HPP nicht als eine Form einer Osteo-
Sinne einer Tendinosis calcarea, speziell an der Schulter,
malazie im Sinne eines Vitamin D Defizits gesehen und ent-
oder einer Chondrokalzinose der Kniegelenke – wobei die
sprechend auch nicht mit hohen Vitamin D Dosen behan-
34
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delt werden. Ein nicht selten vorliegendes Vitamin D Defizit
mehrter Anfall im Gewebe mit verantwortlich ist für die
kann und sollte hingegen durchaus mit einer niedrig dosier-
Beschwerden der Patienten. Andererseits ist eine Hemmung
ten Supplementation adressiert werden, wobei sorgfältig
des ohnehin bereits reduzierten Knochenremodeling auch
darauf geachtet werden sollte, keine Hyperkalzämie zu indu-
aus pathophysiologischen Erwägungen nicht sinnvoll. Ent-
zieren bzw. das Calcium-Phosphat Produkt nicht in kritische
sprechend bedingt eine BP Behandlung bei HPP nach bishe-
Bereiche anzuheben und das ohnehin erhöhte Risiko einer
rigen Daten konsekutiv eher vermehrte Probleme (Deeb,
Nephrokalzinose nicht weiter zu steigern.
Bruce et al. 2000; Whyte 2010).
Mit Blick auf den Bewegugnsapparat ebenfalls sinnvoll und
Grundsätzlich denkbar sind osteoanabole Behandlungsver-
hilfreich sind physiotherapeutische und und physikalische
fahren. In der Tat wurden kasuistisch wiederholt positive
Behandlungsmaßnahmen. Inwiefern dadurch jenseits eines
Effekte einer vorübergehenden Behandlung mit Teriparatid
allgemeinen roborierenden Effektes im Falle der HPP auch
(rekombinantes PTH 1-34) berichtet. Es kommt hierunter
eine Verbesserung der Knochenstruktur und/oder ein appo-
recht reproduzierbar zu einer leichten Steigerung der AP
sitionelles Knochenwachstum erreicht werden kann, bleibt
Restaktivität, was sich wiederholt als hilfreich beispielsweise
weiteren Untersuchungen vorbehalten.
bei der Behandlung von Frakturen bei HPP erwiesen hat. Allerdings ist dieser Effekt nur temporär nachweisbar, eine
Bezüglich der bei vielen Patienten im Alltag teilweise recht
im Osteoporose-Kontext übliche antiresorptive Konsolidie-
stark einschränkenden Knochen- und Muskelschmerzen
rungstherapie im Anschluss nicht sinnvoll (siehe oben) und
kommen symptomatisch NSAR zum Einsatz. Bei Kindern
die Gesamtbehandlungsdauer für den genannten Wirkstoff
konnte gezeigt werden, dass eine derartige antiinflammato-
eng begrenzt. Insofern ist es sinnvoll, sich diese Option für
rische Therapie neben einer Linderung der Beschwerden
entsprechend kritische Situationen offen zu halten und
auch eine vorübergehende Verbesserung der Muskelkraft
nicht ohne Not einzusetzen (Whyte, Mumm et al. 2007;
und der Gehstrecke bewirken kann (Girschick, Seyberth et
Camacho, Painter et al. 2008; Gagnon, Sims et al. 2010).
al. 1999; Girschick, Schneider et al. 2006). Speziell bei
Kürzlich konnte auch gezeigt werden, dass auch eine
Erwachsenen ist das Ansprechen auf die einzelnen Wirkstof-
Behandlung mit dem derzeit in klinischer Prüfung für
fe dabei sehr unterschiedlich, so dass in der Regel patienten-
die Behandlung der Osteoporose befindlichen Prinzip der
individuell das am besten geeignete Präparat identifiziert
Sclerostin-Inhibition grundsätzlich auch bei HPP Patienten
werden muss. Die Einnahme sollte nach Möglichkeit unter
angewandt werden kann. Die Therapie zeigte keine schwer-
Berücksichtigung des Spektrums unerwünschter Arzneimit-
wiegenden, auf die Behandlung zurückzuführenden uner-
telwirkungen, im Kontext der HPP speziell mit Blick auf die
wünschten Reaktionen und führte konsistent zu einer Stei-
Nierenfunktion, nur als Bedarfsmedikation erfolgen.
gerung der knochenspezifischen AP Aktivität sowie konsekutiv auch der Knochendichte (Seefried, Baumann et al.
Das häufig erhöhte Frakturrisiko bei HPP sollte nicht im
2013)
Sinne einer Osteoporose interpretiert und behandelt werden. Speziell eine Behandlung mit Bisphosphonaten sollte
Behandlungsansätze mit Transplantation von Knochenfrag-
nach heutigem Kenntnisstand bei HPP unterbleiben. Che-
menten oder kultivierten Osteoblasten bzw. die Transfusio-
misch handelt es sich dabei um Diphosphat-Analoga, bei
nen von Blut von Patienten mit Morbus Paget brachten kei-
denen der Sauerstoff der P-O-P Verbindung durch Kohlen-
nen Erfolg und sind als historisch zu bewerten (Whyte, Val-
stoff ersetzt ist, letztlich also eine Verbindung, deren ver-
des et al. 1982; Whyte, McAlister et al. 1984; Whyte, Kurtz-
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
35
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den, der die pathophysiologische Ursache der Erkrankung
defects in adult hypophosphatasia –
berücksichtigt und damit per se ausgesprochen erfolgver-
a clinical and histological analysis."
sprechend erscheint. Es handelt sich bei dem Präparat um
Osteoporos Int.
ein gentechnisch hergestelltes, rekombinantes Fusionspro-
3.
tein aus der Ektodomäne von TNSALP, der konstanten
Beck, C., H. Morbach, et al. (2009).
Region der humanen IgG Fc Domäne und einem terminalen
"How can calcium pyrophosphate
Aspartat-Motif, das eine Verankerung des Enzyms auf der
crystals induce inflammation in
Knochenoberfläche ermöglicht. Die Substanz wurde und
hypophosphatasia or chronic inflam-
wird bislang im Rahmen klinischer Studien insbesondere
matory joint diseases?" Rheumatol
bei schweren, (früh-)kindlichen Formen der Hypophospha-
Int 29(3): 229-238.
tasie eingesetzt und zeigt dabei sehr positive Effekte speziell
4.
hinsichtlich der Mineralisierungsstörung und gerade bei den
Beck, C., M. Stenzel, et al. (2009).
Kindern auch bzgl. der respiratorischen Defizite und der
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Chirurgische Maßnahmen im Bereich des Skeletts sollten in
5.
Anbetracht der Mineralisierungsstörung grundsätzlich
Cahill, R. A., D. Wenkert, et al.
defensiv indiziert werden. Die Frakturheilung verläuft in der
(2007). "Infantile hypophosphatasia:
Regel deutlich verzögert. Sofern erforderlich, sollten etwa
transplantation therapy trial using
bei Frakturen der langen Röhrenknochen oder bei notwen-
bone fragments and cultured oste-
digen Korrekturosteotomien daher intramedulläre Kraft-
oblasts." J Clin Endocrinol Metab
träger gegenüber Platten und Schrauben bevorzugt werden.
92(8): 2923-2930.
Eine Schwächung des Knochens durch senkrecht zur Belas-
6.
tungsachse eingebrachte Kraftträger (z.B. Schrauben) sollte
Camacho, P. M., S. Painter, et al.
vermieden werden, da diese bei HPP-Patienten eine Soll-
(2008). "Treatment of adult hypo-
bruchstelle darstellen. Dies gilt sowohl, wenn die Schraube
phosphatasia with teriparatide."
in-situ verbleibt, als auch nach Entfernung derselben. Unter
Endocr Pract 14(2): 204-208.
diesem Aspekt sollten auch intramedulläre Kraftträger mög-
7.
lichst in dem Bewusstsein eines dauerhaften Verbleibs ein-
Coburn, S. P., J. D. Mahuren, et al.
gebracht werden. Grundsätzlich ist bei jedem operativen
(1998). "Alkaline phosphatase (EC
Eingriff zu entsprechender Umsicht geraten, da die Kno-
3.1.3.1) in serum is inhibited by
chen der HPP-Patienten durchaus sehr spröde sein kön-
physiological concentrations of inor-
nen.
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Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
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ora_2013-04_final_03_01 15.12.13 12:04 Seite 38
OStEOlOGIE PD Dr. med. J. Oliver Semler Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Uniklinik Köln Kerpener Straße 62 50931 Köln
Abb. 1: Sechs Tage alter Säugling mit einer schweren Form einer Osteogenesis imperfecta mit typischen Deformierungen der Ober- und Unterschenkel. Eine pränatale Rippenfraktur zeigt bereits eine Kallusbildung
Osteogenesis imperfecta: Neues zu Genetik und Behandlung K. Knoop, H. Hoyer-Kuhn, O. Semler, Spezialambulanz für Skelettdysplasien, Uni-Kinderklinik Köln Gehäufte Frakturen bei Kindern durch inadäquate traumata müssen umfassend diagnostiziert werden, um den Betroffenen die bestmögliche therapie anbieten zu können. Grundsätzlich ist zwischen Mineralisierungsstörungen (Rachitis) und verschiedenen Formen einer Osteoporose zu unterscheiden. Unter den angeborenen Skeletterkrankungen mit erhöhter Frakturneigung ist die Osteogenesis imperfecta mit einer Inzidenz von 1:20.000 die häufigste Erkrankung.
38
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
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In Deutschland gibt es ca. 5.000 Betroffene in allen Alters-
für das Kollagen kodierenden Genen COL1A1 oder COL1A2
stufen mit unterschiedlichen Verlaufsformen der Erkran-
entsteht. Veränderungen dieser Gene sind bei ca. 85% der
kung. Das führende Symptom ist die reduzierte Knochen-
Betroffenen die Ursachen für die Erkrankung und unterlie-
masse und als Folge rezidivierende Frakturen bei inadäqua-
gen einem autosomal-dominanten Erbgang. Abweichungen
ten Traumata. Frakturen und Deformierungen der langen
in der Basensequenz können zu Stoppmutationen und
Röhrenknochen können vorgeburtlich oder im Verlauf der
somit zu einem quantitativen Kollagenmangel führen. Diese
ersten Lebensmonate auftreten. Bei milden Formen kann es
Mutationen verursachen in der Regel einen eher milden
auch erst im Kindesalter oder zu Pubertätsbeginn zu Fraktu-
Krankheitsverlauf. Weitere typische Mutationen, die zu
ren kommen. Der Phänotyp der Erkrankung variiert stark
einer OI führen, bewirken eine qualitative Störung. Die
und reicht von Patienten mit nur einigen wenigen Fraktu-
Tripelhelix der Kollagenmoleküle kann sich aufgrund der
ren im Pubertätsalter bis zu Formen, bei denen u.a. durch
Glyzinmutationen nicht adäquat bilden und es kommt zu
Rippenserienfrakturen und Deformierungen des Brustkorbs
einem Funktionsverlust. Mutationen, die zu diesen struktu-
eine pulmonale Insuffizienz mit letalem Verlauf in den
rellen Veränderungen führen, sind meist ursächlich für
ersten Lebenswochen nicht zu verhindern ist. Neben dem
schwere Verlaufsformen.
erhöhten Frakturrisiko kommt es besonders bei schwereren Verlaufsformen häufig in der 2. Lebensdekade zur Ent-
In den letzten Jahren wurden in einigen weiteren Genen
wicklung einer ausgeprägten Kyphoskoliose mit entspre-
kausale Mutationen bei Patienten identifiziert, die klinisch
chenden Einschränkungen für die inneren Organe und die
eine OI aufwiesen. Hierbei ist die Mutation, die für die
pulmonale Kapazität. Bei schwereren Verlaufsformen zeigen
Sonderform der OI Typ 5 ursächlich ist, eine Besonderheit,
Röntgenbilder schon unmittelbar postpartal die typischen
da es die einzige Mutation neben den Mutationen in
skelettalen Befunde der OI (s. Abb. 1).
COL1A1/A2 ist, die einem dominanten Erbgang folgt. Eine spezifische Mutation in der 5´-UTR Region des IFITM5-
Neben den Beeinträchtigungen der Knochen können weite-
Gens verändert die Funktion eines Osteoblasten-spezifi-
re extra-skelettale Symptome auftreten. Hierzu zählt eine
schen Transmembran-Rezeptors und ist die Ursache für
Schwäche des Bandapparates, die häufig eine Luxationen
diese Form der OI, die klinisch durch eine hyperplastische
auch der großen Gelenke begünstigt, eine Blauverfärbung
Kallusbildung gekennzeichnet ist. Die weiteren inzwischen
der Skleren (bei ca. 50% der Betroffenen), ein Kleinwuchs
als ursächlich für eine OI beschriebenen Gene folgen einem
sowie im späteren Leben eine Schwerhörigkeit. Zusätzlich
rezessiven Erbgang. Die detaillierte Aufstellung ist aus der
sind manche Patienten von einer Dentinogenesis imperfecta
Tab. 1 zu entnehmen.
betroffen. In seltenen Fällen kommt es auch zu einer Beteiligung der Stützgewebe im Gefäßsystem mit einer erhöhten
Bei der Entscheidung für eine genetische Untersuchung
Anfälligkeit der Patienten für Hämatome, Aneurysmata und
muss bedacht werden, dass der Nachweis der ursächlichen
Klappeninsuffizienzen.
Mutation die einzige Möglichkeit darstellt, nach der Geburt eines betroffenen Kindes das Wiederholungsrisiko für
Pathophysiologie und Genetik
zukünftige Kinder zu präzisieren. Erwachsene mit OI können durch eine molekulargenetische Testung das Wiederho-
Die OI weist sich nicht nur im Phänotyp, sondern auch im
lungsrisiko unter ihren Nachkommen ermitteln, das je nach
Genotyp auf. Bisher galt die OI als eine Erkrankung der Kol-
Vererbungsmodus und Familienkonstellation 50% oder
lagensynthese, die ausschließlich durch Mutationen in den
auch weit unter 1% betragen kann. Die Kenntnis der kausa-
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len Mutation in einer Familie ist zudem die Voraussetzung
wirkstoff Neridronat durchgeführt, da in Deutschland kein
für die Option einer genetischen Pränataldiagnostik sowie
für diese Patientengruppe zugelassenes Präparat existiert.
in Zukunft einer individualisierten Therapie entsprechend der pathophysiologischen Ursache der erhöhten Frakturnei-
Besonders wirksam ist die Bisphosphonattherapie in der
gung.
Phase des Skelettwachstums. Nach der Pubertät nimmt die Knochenfestigkeit physiologisch zu und es kommt kaum
Therapeutische Optionen
noch zu pathologischen Frakturen. Deshalb kann die Bisphosphonatgabe bei den meisten OI-Patienten nach der
Um den Betroffenen nach Abschluss der Pubertät, wenn die
Pubertät beendet werden. Die Wiederaufnahme der Thera-
Knochenbrüchigkeit physiologisch abnimmt, ein möglichst
pie im Erwachsenenalter ist bei Patienten mit chronischen
selbständiges Leben zu ermöglichen, ist eine intensive
Skelett- und Rückenschmerzen indiziert. Die Frage, welche
Betreuung durch ein interdisziplinäres Team in der Kindheit
Rolle eine kontinuierliche Bisphosphonattherapie zur Pro-
der Betroffenen von entscheidender Bedeutung. Die
phylaxe der Altersosteoporose spielt, kann zum jetzigen
Behandlung beruht auf den Säulen: Medikamentöse
Zeitpunkt nicht beantwortet werden.
Therapie, orthopädische Maßnahmen und Physiotherapie/ Rehabilitation.
Chirurgische Behandlung Das Ziel chirurgischer Maßnahmen zur Frakturversorgung
Medikamentöse Behandlung
sollte die Schmerzfreiheit und die Positionierung des Kno-
Für Patienten mit mittleren oder schweren Verlaufsformen
chens in einer möglichst achsengerechten Stellung sein,
einer OI, die pro Jahr zwei oder mehr Frakturen der langen
damit der frakturierte Knochen schnell Kallus bilden und
Röhrenknochen erleiden, hat sich eine Behandlung mit Bis-
zusammenwachsen kann. Wenn es nicht zu einer Disloka-
phosphonaten bewährt. Durch die Bindung an die Kno-
tion der Knochenfragmente gekommen ist, kann die Thera-
chenoberfläche werden die Osteoklasten in ihrer Aktivität
pie meist konservativ durch Ruhigstellung mit einem Gips-
gehemmt und somit kann eine Zunahme der Knochenmas-
verband oder einer Schiene erfolgen.
se erreicht werden. Daraus resultiert eine bessere Knochenfestigkeit und es kommt zu einer Abnahme chronischer
Sollten ausgeprägte Deformierungen oder eine dislozierte
Knochenschmerzen. Im Kindes- und Jugendalter kann
Fraktur vorliegen, so ist eine operative Versorgung indiziert.
durch eine regelmäßig durchgeführt intravenöse Bisphos-
Bei einem noch wachsenden Knochensystem sollte eine
phonattherapie ein Wiederaufbau deformierter Wirbelkör-
Versorgung mit einem Teleskopnagel erfolgen. Der auszieh-
per erzielt werden.
bare Nagel besteht aus zwei ineinander geschobenen Teilen, einem massiven männlichen Teil und einem weiblichen
Verschiedene Untersuchungen haben in den vergangenen
Anteil, der als Hülse konstruiert ist. Diese beiden Anteile
Jahren gezeigt, dass besonders, solange sich das Skelettsys-
werden ineinander geschoben und können sich während
tem noch in der Entwicklung befindet, eine Therapie mit
des Wachstums des Knochens auseinander ziehen. Dadurch
intravenösen Bisphosphonaten gut wirkt. Für orale Bisphos-
„wächst der Nagel mit dem Patienten mit“ und Reoperatio-
phonate ist bisher nur ein geringer Effekt auf die Knochen-
nen können reduziert werden. Der eingebracht Teleskopna-
flächendichte, nicht aber auf die Frakturrate belegt. Derzeit
gel kann über viele Jahre im Knochen verbleiben und ver-
wird die Behandlung in Deutschland überwiegend mit dem
bessert im Endergbenis die Mobilisierung und die Selbstän-
in Italien für Patienten mit OI zugelassenen Bisphosphonat-
digkeit der Patienten.
40
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Erweiterte Sillence-Klassifikation der OI-Typen und ihre klinisch-genetischen Merkmale
Typ
Ursächliches Gen
Vererbung
Besonderheiten (Auswahl)
I
COl1a1/2
aD
leichteste Verlaufsform, in der Regel <10 Frakturen bis zur Pubertät
II
COl1a1/2
aD
Intrauterin letal oder in den ersten lebensmonaten letal wegen Rippenserienfrakturen und lungenhypoplasie
III
COl1a1/2
aD
Schwerste lebensfähige Form mit aD-Vererbung, viele Frakturen auch nach der Pubertät, Körperlänge meist <100 cm
IV V
COl1a1/2
aD
IFItM5
aD
spez. Mutation VI
SERPInF1
Variabler Schweregrad; meist keine Frakturen nach der Pubertät hyperplastische Kallusbildung, u.U. Verknöcherung der Membrana interosseus, ansonsten mittlerer Schweregrad
aR
Meist asymptomatisch bei Geburt, dann progrediente Frakturen ab 6. lebensmonat; schlechtes ansprechen auf Bisphosphonate. Überaktivierung der Osteoklasten
VII
CRtaP
aR
Störung der posttranslationalen Kollagenmodifikation
VIII
lEPRE1
aR
Störung der posttranslationalen Kollagenmodifikation
IX
PPIB
aR
Störung der posttranslationalen Kollagenmodifikation
X
SERPInh1
aR
Störung der posttranslationalen Kollagenmodifikation
XI
FKBP10
aR
In der türkischen Population aufgrund eines „Founder-haplotyps“ gehäuft in Kombination mit Epidermolysis bullosa; zum teil mit Gelenkkontrakturen im Sinne eines Bruck-Syndroms assoziiert.
?
BMP1
aR
“high bone mass OI“ aufgrund des ausfalls der Protease, die das COl1 C-Propeptid abtrennt.
?
COl1a1/2
aD
spez. Mutation
„high bone mass OI“ aufgrund einer Mutation der COl1-C-Propetid-Schnittstelle.
?
SP7
aR
Bisher nur ein Patient beschrieben.
?
PlOD2
aR
teils klassischer OI-Phänotyp, teils OI mit Gelenkkontrakturen im Sinne eines Bruck-Syndroms
?
tMEM38
aR
Schwere Verlaufsform. Mutation beeinflusst Zelldifferenzierung
?
PlS
aR
X-chromosomal gebundene Form mit Übergang zur juvenilen und adulten Osteoporose
aD = autosomal-dominant, aR = autosomal-rezessiv, spez. = spezifische Mutation, ? = unklassifiziert Tabelle 1: Erweiterte Sillence-Klassifikation der OI-Typen und ihre klinisch-genetischen Merkmale.
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Physiotherapeutische Behandlung
Interdisziplinärer Therapieansatz
Die vermutlich wichtigste Säule in der Betreuung von OI-
Die Osteogenesis imperfecta gehört mit der Häufigkeit von
Patienten ist die Stärkung der Muskulatur und das Erlernen
1:20.000 zu den seltenen Erkrankungen. Da die Aussichten
von Bewegungsübergängen durch regelmäßige Physiothera-
auf ein selbständiges Leben als Erwachsener maßgeblich
pie, häusliches Training oder Rehabilitation. Neben der
durch eine gute medizinische Versorgung im Kindes- und
Unterstützung der motorischen Entwicklung der Patienten
Jugendalter bestimmt werden, ist eine Koordination der ent-
ist die Nutzung adäquater Hilfsmittel ein wichtiger Bestand-
sprechenden Maßnahmen in den ersten 15 Lebensjahren
teil der Therapie. Das selbstständige Ein- und Aussteigen aus
wichtig. Definierte Leitlinien für die Betreuung der Betroffe-
einem Rollstuhl muss genauso trainiert werden wie das Ver-
nen existieren nicht, so dass die Betreuung der Patienten
wenden eines Rollators oder anderer Gehhilfsmittel oder
von der Expertise und Erfahrung der betreuenden Ärzte
das Treppensteigen mit Unterarmgehstützen. Bei physiothe-
abhängt. Deshalb ist es wichtig die Betreuung Betroffener in
rapeutischen Maßnahmen ist es wichtig, dass sie immer
Zentren zu bündeln, damit hier die Erfahrungen zusammen-
wieder an die aktuelle Mobilität des Patienten angepasst
getragen werden können. Hierbei geht es nicht nur darum,
werden. Rezidivierende Frakturen führen häufig dazu, dass
die Betroffenen und ihre Familien adäquat über die Verer-
Patienten Bewegungsabläufe neu erlernen müssen, die sie
bung und Prognose zu informieren. Wichtig ist es, die the-
früher bereits erlernt hatten. Hierbei ist auch der Verlust
rapeutischen Maßnahmen aufeinander abzustimmen, um
von Muskelkraft durch immer wiederkehrende Immobilisa-
den Betroffenen zu einem Höchstmaß an Unabhängigkeit
tionsphasen zu berücksichtigen. Wichtig ist es aber auch,
zu verhelfen. Neben der medizinischen Versorgung ist eine
neue Bewegungsabläufe und höhere motorische Funktionen
umfassende Schulung der Patienten und ihrer Eltern von
auszuprobieren, damit die Betroffenen nicht hinter ihren
großer Bedeutung.
eigentlichen Fähigkeiten zurückbleiben, weil die Eltern oder Therapeuten zu ängstlich sind, Neues auszuprobieren.
Weitere Aufgaben der Zentren sind die Weiterentwicklung und Individualisierung der Therapie sowie die Überprüfung
Ein neuer Trainingsansatz, der derzeit einen immer breite-
der Sicherheit der derzeitigen Behandlung. Dies ist jedoch
ren Einsatz findet, ist die Nutzung von seitenalternierenden
nur möglich, wenn die behandelnden Ärzte eine Vielzahl
Vibrationssystemen zur Aktivierung der Muskulatur. Über
von Patienten überschauen und so Unterschiede im thera-
monosynaptische Reflexe, die auf Rückenmarksniveau ver-
peutischen Ansprechen und in der Ausprägung der Erkran-
schaltet werden, resultiert eine Aktivierung der jeweiligen
kung beobachten können.
■
Agonisten/Antagonisten. Dieses Training dient der Kräftigung der Muskulatur sowie der Verbesserung der Muskelin-
Interessenkonflikt: Die Autoren erklären, dass sie sich bei der
teraktion und eignet sich auch für OI-Patienten, die mit
Erstellung des Beitrags von keinen wirtschaftlichen Interessen lei-
intramedullären Marknägeln versorgt sind.
ten ließen und dass keine potenziellen Interessenkonflikte vorliegen.
Um die Motivation zu einem regelmäßigen Training aufrecht zu erhalten kann auch bei Jugendlichen ein Medizinisches Geräte-Training mit adaptierten Gewichten sinnvoll sein.
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Literatur bei den Autoren.
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OStEOlOGIE E.M.W. Koch
Neue Möglichkeiten der Behandlung von Knochenmetastasen Kombinierte anwendung von Radiofrequenz-ablation und Radiofrequenz-Kyphoplastie Knochenmetastasen – besonders auch im Bereich der Wirbelsäule – werden häufig bereits diagnostiziert, bevor der Primärtumor nachgewiesen werden konnte. als häufigste Primärtumore kommen Myelom (bis 95%), Prostatakarzinom (bis 75%), Mammakarzinom (bis 75%) und gastrointestinale tumore (50%) infrage. Grundsätzlich muss bei etwa 30% der Patienten mit dem nachweis eines soliden tumors mit dem auftreten von Metastasen gerechnet werden.
Die Bildung von Metastasen erfolgt nach Absiedlung von Krebszellen über das Blut zunächst im Knochenmark. Der dann eintretende raumgreifende Prozess führt zu Störungen der Knochenmineralisation und damit zu einem Verlust an Stabilität. Über mehrere pathophysiologische Mechanismen werden die Osteoklasten besonders stark aktiviert. Im Allgemeinen überwiegt der Anteil der osteolytischen Tumore mit ca. 71% sehr deutlich im Vergleich zu den osteoblastischen Tumoren (8%); Mischformen finden sich in etwa 21%. Besonders betroffen sind die Wirbelsäule (LWS), aber auch die Oberschenkelknochen und das Becken. Die Entstehung von Metastasen im Knochen ist mit einer schmerzhaften Symptomatik und mit einer deutlichen Verschlechterung der Lebensqualität verbunden. Als weitere Komplikation bei der Metastasierung muss die KnochenFraktur angesehen werden.
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Abb. 1: STAR™ Ablationssystem. Das erste speziell für Tumormetastasen im Wirbelkörper entwickelte RadiofrequenzAblationssystem, bestehend aus MetaSTAR™ RF-Generator und dem bipolaren SpineSTAR™ Ablationsinstrument.
Abb. 2: Spitze des SpineSTAR™ Ablationsinstrumentes. Konzipiert, um konstante und vorhersagbare Verfahrensergebnisse zu liefern. Thermoelemente am Schaft des Instruments überwachen die thermische Ausbreitung an der Peripherie des Ablationsbereichs. Die verlängerbare Elektrode wurde entwickelt, um die Impedanz während der RadiofrequenzAbgabe zu minimieren, und dient gleichzeitig als Osteotom zur Navigation im Wirbelkörper.
Diagnostik
Therapie
Zur Diagnostik von Knochenmetastasen gehören konventio-
Die Therapie von Knochenmetastasen beruht zu einem
nelle Röntgenaufnahmen, CT, MRT und Skelettszintigram-
sehr großen Teil auf Palliativmaßnahmen. Zu den Medika-
me sowie zur Differentialdiagnostik die histologische Unter-
menten, die bei der Behandlung sowohl allgemein als
suchung von Biopsiematerial.
auch direkt auf die Metastasen bezogen eingesetzt werden, gehören Chemotherapeutika, Anti-Hormone und Bisphos-
Bei den herkömmlichen Verfahren der Vertebroplastie oder
phonate/Strontiumranelat. Die direkte Behandlung der
Ballon-Kyphoplastie werden für die Gewinnung von Biop-
Metastasen umfasst Strahlentherapie, Radionuklide und
siematerial besondere Instrumente eingesetzt, wodurch sich
chirurgische Eingriffe. Die Behandlungsmaßnahmen bezie-
höhere Ausgaben ergeben. Demgegenüber bietet das neuere
hen sich auf 3 Hauptziele: Lokale Tumorkontrolle, Schmerz-
Verfahren der Radiofrequenz-Kyphoplastie (DFine Europe
behandlung (palliativ), Wiederherstellung/Erhaltung der
GmbH, Mannheim) im dazugehörenden Operationsinstru-
Stabilität.
mentarium ein Set zur Entnahme von Biopsien ohne zusätzlichen Aufwand bzw. Kosten. Damit ergibt sich eine bessere
Zur Tumorkontrolle gilt neben der Chemotherapie die
und kostengünstigere Möglichkeit, auf Basis des histologi-
Tumorablation mit nachfolgender Zementaugmentation als
schen Ergebnisses eine gezielte Behandlung einzuleiten.
ein Mittel der ersten Wahl, wodurch auch eine signifikante Schmerzreduktion erreicht werden kann.
In einer Studie an 40 Patienten, die mit Hilfe der Radiofre-
Der Stabilität dienen heutzutage vorrangig die minimal-
quenz-Kyphoplastie versorgt wurden, konnten auf diese
invasiven Augmentationsverfahren, besonders unter
Weise 14 Tumore in den behandelten Wirbelkörpern nach-
Anwendung der Radiofrequenz-Kyphoplastie. Die kombi-
gewiesen werden, wobei ein Teil der Frakturen zuvor nicht
nierte Anwendung von Radiofrequenz-Ablation und Radio-
dem Metastasierungsprozess zugeordnet worden war (Bleeck
frequenz-Kyphoplastie weist eine Reihe von besonderen
2013).
Vorteilen auf:
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das Risiko eines Zementaustritts wird geringer,
der Tumor wird durch die Radiofrequenz-Energie und
schiedlicher Zentren. Das gesamte Spektrum der Versorgung
nicht durch die exotherme Reaktion des Zements mit
plinäre Kooperation der unterschiedlichen Organtumorzen-
eventuell möglicher Freisetzung von toxischen Substan-
tren mit den Organ-übergreifenden Instituten wie Patholo-
zen zerstört,
gie, Radiologie, onkologischen Fachärzte und Hausärzten.
der Wirbelkörper kann nach der Tumorablation kom-
von Patienten inkl. Nachbeobachtung erfordert interdiszi-
Zurzeit sind etwa 36% der Arztpraxen an keinem dieser Zen-
plett mit Zement aufgefüllt werden, was die Basis für
tren beteiligt. Allerdings beteiligt sich ein großer Teil der
weiteres Wachstum darstellt,
Praxen an Tumorkonferenzen, die zum größten Teil in Kli-
die Zementauffüllung verdrängt die evtl. vorhandene restliche Tumormasse.
niken mit Maximalversorgung stattfinden. Auch OnlineTumorkonferenzen werden von immer mehr behandelnden Ärzten in Anspruch genommen.
Das navigierbare STAR™ Tumor-Ablationssystem (s. Abb. 1) wurde speziell für die Behandlung von Tumor-Metastasen
Fazit
im Wirbelkörper entwickelt. Es besteht aus dem MetaSTAR™ RF-Generator und dem bipolaren SpineSTAR™ Ablations-
Zu den modernen Maßnahmen, die sich als aussichtsreiche
instrument und ermöglicht einen kontrollierten unipediku-
Option bei Wirbelsäulen-Metastasen darstellen, gehört
lären Zugang und die Ausbildung multipler Ablationszonen
heute die Kombination der Radiofrequenz-Ablation mit der
unter kontrollierter Energieabgabe.
Radiofrequenz-Kyphoplastie. Diese Methode bietet sich als neue zielgerichtete Maßnahme bei der Behandlung von
Die einmalige Behandlung von Wirbelsäulen-Metastasen
strahlenresistenten Tumoren oder beim Erreichen der
erfolgt mit Hilfe eines minimal-invasiven Eingriffs. Die RF-
Strahlendosis-Grenze an. Dabei zeigt sie sich vollständig
Energie erhitzt und zerstört die metastasierten Tumorzellen.
kompatibel mit den aktuellen Behandlungsalgorithmen und
Dabei messen Temperatursensoren innerhalb des STAR™
dient besonders der Verbesserung der Lebensqualität betrof-
Tumor-Ablationssystems kontinuierlich in Echtzeit die Tem-
fener Patienten.
■
peratur, wodurch das Risiko von Überhitzungen sehr gering gehalten wird (s. Abb. 2). Bisher wurden mehr als 1.000 Läsionen in 150 Zentren behandelt. Die Ablationen kamen an 1 bis 5 Lokalisationen zur Anwendung. Die mittlere Dauer des Eingriffs betrug
[Quellen: Vorträge und Demonstrationen auf dem Wirbelsäulen-Kongress, 5-7. Dezember 2013 in Frankfurt. Bleeck 2013. Tumore der Wirbelsäule – Ein unterschätztes Problem bei der Kyphoplastie von Kompressionsfrakturen. 22.-25. Oktober 2013. Berlin. Kurth 2013. STAR™ – Eine neue Rolle der Wirbelsäulenchirurgie in der Behandlung von Wirbelsäulentumoren. Breakfast Session 06.12.2013. You must kill the tumor first. DWG 2013, Frankfurt a.M. Overkmap 2013. Herausforderung Tumorablation im Klinischen Alltag: Integration in die Algorithmen, Vernetzung der Therapeuten. Breakfast Session 06.12.2013. You must kill the tumor first. DWG 2013, Frankfurt a.M.]
6 Minuten (1-20). In 98% erfolgte anschließend eine Augmentation mit Radiofrequenz-Kyphoplastie. Als direkte klinische Wirkung zeigte sich eine Reduktion der Schmerzintensität um ca. 70% innerhalb von 4 Tagen nach dem Eingriff. Zur Etablierung dieses erfolgversprechenden Systems gehört eine intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit unter-
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OStEOPOROSE M. Runge aerpah-Kliniken Esslingen-Kennenburg Kennenburger Str. 63 73732 Esslingen
Osteoporose und Stürze älterer Menschen – der Muskel macht's
Neuromuskuläre Grundlagen
Dabei sind zwei Fakten zu beachten: Viele Sportarten bringen mehr Risiko und mehr Verschleiß als Nutzen, und ein
Die Osteoporose gehört nach Einschätzung der WHO zu
aktiver Alltag ist wichtig, aber für sich allein kein ausrei-
den 10 wichtigsten Volkskrankheiten, findet aber auffallend
chendes Bewegungsprogramm.
weniger ärztliches und öffentliches Interesse als epidemiologisch vergleichbare Krankheiten. Jede zweite Frau und jeder
Der erste Punkt ist jedem klar, der Sport treibt oder beim
fünfte Mann erleiden eine durch Osteoporose bedingte
Sport mit offenen Augen und Ohren zuschaut. Selbst in der
Fraktur. Nach deutschen epidemiologischen Daten werden
abgeschwächten Form des Gesundheitssports, z.B. beim Jog-
aber nur circa 20% der Osteoporosepatienten leitlinienge-
gen, liegt von einem bestimmten Alter an das Risiko sehr
recht behandelt. Diese Quote wäre beim Diabetes mellitus
nahe am Nutzen. Ein Marathonlauf ist also klare Überdosie-
oder Hochdruck unvorstellbar. Dies ist auch deshalb unver-
rung und somit generell nicht gesund, sondern beweist
ständlich, weil – ebenfalls im Vergleich zu anderen Krank-
allenfalls, wie gesund die Teilnehmer sind – jedenfalls
heiten – hervorragende Behandlungsmöglichkeiten der
gesünder als der erste Marathonläufer, der die eilige Bot-
Osteoporose bestehen.
schaft vom Sieg der Griechen jubelnd mit dem Leben bezahlte.
Dieser Artikel ist ein Plädoyer, Muskelaufbau und Sturzprävention systematisch in die Vorbeugung und Behandlung
Der zweite Punkt, dass für Knochenaufbau und Sturzpräven-
der Osteoporose einzubeziehen, und zwar detaillierter als
tion der Alltag keine hinreichend Übung ist, verlangt eine
mit der allgemeinen Empfehlung, Bewegung sei gesund. Es
nähere Erklärung. Ein aktives Leben im Alltag macht sehr
gibt eine Reihe von Bewegungsformen, die zwar sehr sinn-
wohl einen wichtigen Unterschied, aber eben nicht für die
voll und wichtig für Herz und Kreislauf sind, die aber für
genannten zwei Ziele. Um aber den Alltagsbewegungen und
den Knochenerhalt und Knochenaufbau nur eine geringe
den Ausdaueraktivitäten zuerst die gebührende Anerken-
Rolle spielen. Um es ein wenig zuzuspitzen: Schwimmen,
nung zu zollen, sei dies vorangestellt: Nach neueren Unter-
Radfahren oder Walking sind für die Knochen uninteres-
suchungen genügt es bereits, 15 Minuten am Tag flott zu
sant, und wer mit zwei Stöcken durch die Gegend mar-
gehen, um messbare Lebensverlängerungen zu erreichen.
schiert, wird seine Balance nicht verbessern. Für die allge-
Die bisherige Forderung, mindestens 150 Minuten pro
meine Gesundheit ist tatsächlich erst einmal nahezu jede
Woche Ausdauertraining zu betreiben, wurde durch die
Form von Bewegung günstig, für Knochenaufbau und Sturz-
neuen Untersuchungen erweitert und nach unten korrigiert,
vermeidung sind aber ganz spezielle Übungen nötig.
dabei bringen jeweils 15 Minuten mehr pro Tag eine weitere Verbesserung der Lebenserwartung (Wen et al 2011). Zur
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Zeit sammeln sich Daten, dass die sitzende Lebensweise per
Osteoporose, Stürze und Frakturen
se eine negative Auswirkung auf die Lebenserwartung und Gesundheit hat (Duvivier et al 2013, Ekbom-Blak et al 2013,
Die Osteoporose führt zu schweren chronischen Schmerzen,
Dunston et al 2013), unabhängig von separaten sportlichen
zu Deformierungen des Körpers, zum Verlust der Selbstän-
Aktivitäten. In diesem Sinne ist jede Treppe und jeder Weg
digkeit bis hin zu Pflegebedürftigkeit und zum vorzeitigen
zu Fuss ein kleiner Gewinn.
Tod. Wenn die Diagnose z.B. bei einer 60jährigen Patientin gestellt wird, sind fächerübergreifende Behandlungskonzep-
Beim Älterwerden geht es aber um ganz bestimmte Schlüs-
te erforderlich, die im Durchschnitt mehr als 25 Jahre
selfunktionen, deren Versagen zu Sturz oder Fraktur führen.
umfassen. Für den Arzt und Patienten ist das eine große
Es sind im Einzelnen die Balance zur Seite, die blitzschnelle
Herausforderung.
Entwicklung von Muskelleistung beim Stolpern, und die Kraftspitzen vor allem rund um das Hüftgelenk. Das motori-
Die Osteoporose älterer Menschen ist in erster Linie eine
sche Lernen hat aber eine unabänderliche Regel: Nur genau
Muskelerkrankung – mit dieser bewusst einseitigen Formu-
das, was geübt wird, verbessert sich auch, im Fachausdruck:
lierung sollen Komponenten der Osteoporose herausgestellt
Motorisches Lernen ist hoch situationsspezifisch.
werden, die gerade bei der langfristigen Betreuung der Patienten mit Osteoporose neben der medikamentösen
Beim Ausdauertraining geht es um Herz und Kreislauf und
Behandlung eine Rolle spielen. In diesem Übersichtsartikel
die Verbesserung der Lebenserwartung. Damit ist aber noch
soll die Bedeutung der Sturzrisikodiagnostik und der ratio-
nicht gesagt, wie die Qualität dieser zugewonnen Jahre ist.
nalen Bewegungsempfehlung im Mittelpunkt stehen. Zur
Um aktiv auf den eigenen Beinen zu bleiben, um Knochen-
vertiefenden Auseinandersetzung kann gerne ein Literatur-
festigkeit zu erhalten und Stürze zu vermeiden, ist der
verzeichnis und ergänzende Literatur beim Autor angefor-
Erhalt von Muskelkraftspitzen, Schnelligkeit und Balance
dert werden.
resp. Koordination wichtig. Und diese Eigenschaften werden durch üblichen Alltag und übliches Ausdauertraining
Erfreulicherweise sind die hervorragend aufgearbeiteten
nicht hinreichend verbessert. Wie haben im Hinblick auf
Leitlinien der deutschsprachigen Osteologischen
Bewegung und Muskulatur zwei Baustellen, die gleicherma-
Gesellschaften im Internet allgemein zugänglich
ßen bedient werden müssen: die rote und die weiße Musku-
(www.dv-osteologie.org). Gerade die Kitteltaschenversion
latur. Für eine vernünftige Planung von Gesundheit beim
der DVO-Leitlinien 2009 ist eine hilfreiche Zusammenfas-
Älterwerden ist diese Unterscheidung von unerlässlicher
sung von Diagnostik und Therapie. Unter klarem Verweis
Wichtigkeit.
auf diese Übersicht darf ein Übersichtsartikel wie dieser sich auf ausgesuchte Besonderheiten konzentrieren.
Um den für die Verhinderung und Behandlung der Osteoporose wesentlichen Punkt ganz nach vorne zu stellen:
Ein Blick in verschiedene Lehrbücher lässt erkennen, dass
Erst hohe Muskelkraftspitzen sind für die Knochen der
die Ätiopathogenese der Osteoporose ein nebeliges Gebiet
natürliche Anreiz, sich im ständigen Ab- und Anbau ausrei-
darstellt, das unterschiedlich und meist vage eingeteilt wird.
chend zu verstärken. Und es lohnt sich, die Knochenfestig-
Der Name “postmenopausale Osteoporose“ suggeriert die
keit zu erhalten. Und zur Verhinderung von Stürzen bedarf
Dominanz des Östrogenmangels, aber warum mit dem 70.
es Muskeln, die gleichzeitig kräftig, schnell und genau arbei-
Lebensjahr aus einer postmenopausalen eine “Involutions-
ten.
osteoporose“ wird und welche Rolle die Östrogene bei der
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männlichen Osteoporose spielen, ist den Lehrbüchern nur
Wenn altersassoziiert Muskelmasse und Muskelkraft ver-
unscharf zu entnehmen. Auch die Rolle der D-Hormone ist
stärkt abnehmen, wird dies in der modernen Geriatrie als
zwar in der Therapie gut etabliert, in der Ätiopathogenese
“Sarkopenie“ (griech. Muskelmangel) konzeptualisiert. Weil
aber wenig genau definiert. Am besten ist der Zustand, der
die Sarkopenie demographisch zunehmend größere Bevölke-
mit dem Begriff Osteoporose beschrieben wird, als Syndrom
rungsgruppen betrifft, wird sie auch für die ärztliches Ver-
mit einer individuell unterschiedlichen, multifaktoriellen
sorgung ein Megathema. Sarkopenie und Osteoporose sind
Ätiologie zu klassifizieren. Die Risikofaktoren der Osteopo-
“pathogenetische Zwillinge“.
rose (s. Tab. 1) helfen, die individuelle Konstellation der Pathogenese einzukreisen.
Wie in den Leitlinien der DVO sorgfältig zusammengetragen, haben wir belastbare Daten über die Wirkung der
Allgemeiner Konsens herrscht, dass die klinische Manifesta-
Osteoporose-Medikamente auf Knochenfestigkeit und
tion der Osteoporose die signifikant erhöhte Frakturquote
Frakturhäufigkeit. Dieses Thema wird hier nur kursorisch
ist, hervorgerufen durch die Kombination von verminderter
erwähnt. Summarisch können wir feststellen, dass es mit
Knochenfestigkeit und erhöhter Sturzgefahr. Alle Behand-
verschiedenen Medikamentengruppen gelingt, die Kno-
lungen haben sich an diesem Maßstab zu messen. Oft wird
chenfestigkeit, Knochenmasse und dadurch das Frakturrisi-
Osteoporose definiert als „Skeletterkrankung mit erhöhter
ko um 50% zu reduzieren, und das mit einer NNT, die deut-
Frakturgefahr aufgrund verminderter Knochenfestigkeit“.
lich günstiger ist als z.B. in der Hypercholestrinämiebehand-
Diese Definition weist inhaltliche Verkürzungen auf, da Sturz-
lung (s. www.dv-osteologie.org). Einen Pferdefuß haben
gefahr und Muskelfunktionen nicht einbezogen werden.
diese Daten allerdings: Sie belegen die Wirksamkeit der medikamentösen Therapie für 3 bis 5 Jahre. Punkt. Danach
Wenn man beachtet, dass 90 Prozent der extravertebralen
folgt allgemein ein arbiträres Vorgehen. Auch hieraus ergibt
und ca. 50 Prozent der vertebralen Frakturen bei einem
sich die Notwendigkeit einer konsequent lebensbegleiten-
Sturz entstehen, muss die altersassoziierte, sarkopenisch und
den, fachlich fundierten Behandlung des neuromuskulären
sensomotorisch bedingte Sturzgefahr systematisch in ein
Systems.
Osteoporosekonzept integriert werden, als Sturzrisikoassesment und daraus abgeleiteten genauen Anweisungen zum
Zusammenfassend ruht eine umfassende, langjährige
Bewegungstraining.
Behandlung der Osteoporose auf fünf Säulen: 1) Der medikamentösen Behandlung von Knochenfestig-
Seit Julius Wolff und Harold Frost (Wolffsches Gesetz, Mechanostat, s. Abb. 1) wissen wir, dass sich die Knochen kontinuierlich entsprechend der maximalen Krafteinleitung durch die habituellen Spitzenkräfte der Muskeln aufbauen. Die durch Muskelkraftspitzen hervorgerufenen Knochenver-
keit und Knochenmasse, 2) dem Muskelerhalt, genauer dem Erhalt osteoanaboler Muskelkraftspitzen, 3) der Sturzprävention, d.h. dem kontinuierlichen Training der Balance,
formungen um 0,15 Prozent ihrer Ausgangslänge sind das
4) der knochengesunden Ernährung
entscheidende osteoanabole, die neuromuskuläre Koordina-
5) und der psychosozialen Führung durch Ärzte und ergän-
tion und posturale Kontrolle (Haltungskontrolle) das sturzverhindernde Prinzip. Osteoporosebehandlung bedeutet also neben Erhalt der Knochenfestigkeit Erhalt von Muskelkraft und Haltungskontrolle.
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zende Instanzen wie z.B. Selbsthilfegruppen.
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Die Behandlung chronischer Schmerzen, die bekanntlich
diagnostik empfehlen die Leitlinien neben klinischer Unter-
zum Muskel- und Knochenabbau führen, ist hier unter
suchung und Basislabor eine DXA-Osteodensitometrie und
„Muskelerhalt“ subsummiert. Schmerz führt zur Vermei-
bei klinischen Hinweisen wie oben betont eine Röntgenauf-
dung von Bewegungen, besonders zur Vermeidung von kräf-
nahme von BWS und LWS in 2 Ebenen. Den erheblichen
tigen Bewegungen, und trägt so wesentlich zum Knochen-
Nutzen einer zusätzlichen pQCT-Untersuchung darzustel-
abbau bei. Der Erhalt der Muskulatur wird in Zukunft unter
len, fehlt hier leider der Raum. Mit Hilfe der pQCT-Untersu-
dem Begriff „Sarkopenie“ für die ärztliche Versorgung Älte-
chung (= periphere Quantitative Computertomographie)
rer ein Zentralthema werden. Dabei sollte auf den Erhalt der
können mit minimaler Strahlenbelastung (1 mikroSievert,
„weißen Muskulatur“ (IIa- und IIX-Fasern) besonderer Wert
also viel weniger als die tägliche natürliche Strahlenmenge)
gelegt werden.
zusätzlich zur DXA-Methode wertvolle Informationen über den Knochen und die Muskeln gesammelt werden.
Ein aufrüttelnder epidemiologischer Befund, der für die ärztliches Früherkennung eine zentrale Bedeutung hat, ist
Aus Alter, Geschlecht und DXA-T-Wert ergibt sich die Indi-
die Unterdiagnostik der Wirbelkörperfrakturen. In allen
kation zur spezifischen medikamentösen Therapie. Die
internationalen Studien, bei denen zu Beginn alle Teilneh-
DVO-Tabelle (s. Kitteltaschenversion der LL) gibt die
mer eine konventionelle Röntgenuntersuchung der BWS
Schwellen der DXA-T-Werte an, ab denen ein Risiko von
und LWS in 2 Ebenen erhalten, wird festgestellt, dass zwei
mehr als 30% in 10 Jahren besteht, sich eine Fraktur von
Drittel der gefundenen Wirbelfrakturen vorher nicht
Wirbelsäule oder hüftnahem Femur zuzuziehen. Entspre-
bekannt waren.
chend einer definierten Reihe von Risikofaktoren wird diese Therapieschwelle angehoben.
Daraus ergibt sich als gemeinsame Aufgabe für Patienten und Ärzte: Jeder stärkere Rückenschmerz, der einige Tage
Rational begründete Bewegungsprogramme
anhält, erfordert eine konventionelle Röntgenuntersuchung der BWS und LWS zur Diagnostik allfälliger Wirbelkörper-
Wie oben begründet, spielt die ärztliche Verordnung und
frakturen. Aus der klinischen Erfahrung des Autors ergibt
Empfehlung von Bewegung neben Ernährung und medika-
sich die Empfehlung, die simple Untersuchung des Klopf-
mentöser Behandlung eine zentrale Rolle. Der Konsens über
schmerzes der Wirbelsäule Dornfortsatz für Dornfortsatz
die positive Wirkung von Bewegung auf die Knochen wird
ernst zu nehmen. Diese Untersuchung hat eine hohe Tref-
schnell brüchig, wenn es über eine allgemeine Empfehlung
ferquote. Bei Röntgenuntersuchungen des Thorax aus ande-
hinaus darum geht, welche Art von Bewegung in welcher
rer Indikation sollte ebenfalls vermehrt auf Wirbelfrakturen
Dosierung zu verordnen ist.
geachtet werden. Nachdenklich sollte machen, dass bei einer ganzen Reihe Die Behandlung der Osteoporose ist umso wirkungsvoller,
von Sportarten ein erhöhtes Osteoporoserisiko festgestellt
je früher sie beginnt. Dies erfordert eine systematische
wurde, nämlich bei Langstreckenläufern, Schwimmern und
Beachtung der Risikofaktoren. Der vom Autor benützte, an
Radfahrern. Dies gilt für Leistungssportler und Amateure,
den DVO-Leitlinien angelehnte Risikofragebogen ist in Tab.
Frauen und Männer, Kinder und Erwachsene in gleicher
1 dargestellt. In der Kurzfassung der Leitlinien ist die Liste
Weise. Wenn eine Tour de France-Mannschaft weniger Kno-
der in der Literatur belegten Risikofaktoren aufgeführt, die
chenmasse hat als eine Kontrollgruppe von Büroarbeitern,
eine entsprechende Basisdiagnostik erfordern. Als Basis-
sollte dies nachdenklich machen (1). Bei anderen Sportarten
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Risikofragebogen Osteoporose (adaptiert an DVO-LL 2009, Runge 2012)
name, Vorname:
Datum:
Geburtsdatum:
Geschlecht: M = Mann F = Frau
Größe:
jetzt
früher
Gewicht
kg
BMI
Falls zutreffend: In welchem Jahr war Ihre letzte Regelblutung?
Osteoporose-Risikofaktoren
Ja
nein
haben Sie jemals einen Wirbelkörperbruch erlitten?
❑
❑
Knochenbruch nach dem 50. lebensjahr? Wann?
❑
❑
hatte Ihre Mutter oder ihr Vater eine Schenkelhals-/hüftfraktur?
❑
❑
Sind Sie im letzten Jahr gestürzt? Wie oft?
❑
❑
Waren Sie lange Zeit immobil/nicht gehfähig?
❑
❑
Rauchen Sie?
❑
❑
länger als 3 Monate Cortison mehr als 7,5 mg eingenommen?
❑
❑
Besteht oder bestand ein chronisch-entzündliches Rheuma?
❑
❑
hatten Sie eine OP / Störung der Eierstöcke / hoden?
❑
❑
hatten Sie eine Billroth II OP des Magens?
❑
❑
Besteht oder bestand eine Schilddrüsenerkrankung?
❑
❑
Besteht ein Diabetes mellitus?
❑
❑
hormonerkrankung (nebenniere/nebenschilddrüse/hypophyse)?
❑
❑
Besteht oder bestand eine chronische nierenerkrankung?
❑
❑
Besteht oder bestand eine chronische Darmentzündung?
❑
❑
nehmen Sie selten Milch oder Milchprodukte zu sich?
❑
❑
Behandlung mit heparin oder Marcumar?
❑
❑
Behandlung mit antiepileptischen Medikamenten?
❑
❑
Behandlung mit aromatasehemmern (Mamma-Carcinom)?
❑
❑
Behandlung mit antiandrogenen (Prostata-Carcinom)?
❑
❑
Sind Sie mehr als 4 cm kleiner geworden?
❑
❑
Tab.1 Risikofragebogen Osteoporose (adaptiert an DVO-LL 2009, Runge 2012).
50
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Regelkreis Muskel-Knochen
Die ”Fünf Esslinger”
Führungsgröße = maximale Muskelkraft Soll Osteocyt
Regler
ist
Regelgröße: Verformung Δl/l
Sensor Regelstrecke: Festigkeit n/m
Stellgröße
Stellglieder: Osteoblast Osteoklast agenten modulieren Empfindlichkeit (hormone)
Abb. 1: Regelkreis Muskel-Knochen.
Abb. 2: Die "Fünf Esslinger“.
wird hingegen regelmäßig eine signifikant erhöhte Kno-
Die Hälfte der vertebralen und nahezu sämtliche nicht-
chenmasse und Knochenfestigkeit festgestellt, nämlich bei
vertebralen Frakturen von Femur, Humerus, Radius und
Gewichthebern und allen Sportarten mit Sprungelementen.
Becken sind sturzbedingt. Der Sturz aus Stand und Gang steht dabei ganz im Vordergrund, weshalb der Sturzrisiko-
Welche Art von Bewegung macht also den Knochen fester,
diagnostik und Sturzprävention ein Platz in der hausärzt-
nach welchen Regeln reagiert der Knochen auf Bewegung?
lichen Diagnostik und Therapie eingeräumt wird (s. Haus-
Erkenntnishilfe erhalten wir durch einige „experimenta
ärztlich-geriatrisches Basisassessment GOP 03240). Der loko-
naturae“ mit bestimmten pathologischen Zuständen, die
motorische Sturz als chronisches, multifaktorielles und
regelmäßig zur Osteoporose führen. Bei Paresen, Muskel-
damit fächerübergreifendes Ereignis ist ein Paradebeispiel
atrophien (z.B. arthrosebedingt) oder anderen Muskeler-
für den fächerübergreifenden ärztlichen Auftrag und Kom-
krankungen baut sich der Knochen in genau den Regionen
petenz. Das literaturbasierte Esslinger Sturzrisikoassessment
ab, in denen die Muskeln keine Kraft mehr auf ihn ausüben.
ergibt individuelle Daten, um die sturzbezogenen Risikofaktoren einer Patientin / eines Patienten quantifizierend zu
Die Antwort hierauf ist im Prinzip seit mehr als 100 Jahre
erfassen, in eine Übungsplanung einzubauen und in ihrem
bekannt. 1892 hat der Berliner Anatom Julius Wolff das
Effekt zu evaluieren (6,7; Anfragen auch an
„Wolffsche Gesetz“ formuliert, das bei jeder Betrachtung
mrunge@udfm.de).
eines Knochens auf dem Röntgenschirm als Muster erkannt werden kann: Die Form folgt der Funktion. Die Knochenbälkchen bilden sich genau im Verlauf der Krafteinleitung.
Bewegung als Mittel zur Sturzvermeidung und Erhöhung der Knochenfestigkeit
In der Nachfolge H. Frosts (2,3,4,5) haben zahlreiche Grundlagenforscher und klinische Forscher im Rahmen des
Vorweg ein Wort zur Schmerztherapie. Schmerz vermindert
Utah-Paradigmas diesen Zusammenhang bestätigt und den
nicht nur direkt die Lebensqualität, sondern wirkt über die
Regelkreis herausgearbeitet, nach dem die Natur bei Mann
Muskelatrophie auch sturzfördernd und knochenabbauend.
und Maus die Knochenfestigkeit regelt. Muskel und Kno-
Eine effektive Schmerztherapie ist integraler Bestandteil
chen bilden eine Einheit, die Architektur und damit die
eines Osteoporosemangements.
Festigkeit des Knochens werden determiniert von den habituellen Muskelkraftspitzen (s. Abb.1).
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Ein Osteoporose-Bewegungsprogramm hat zwei Zielsetzun-
gramm entwickelt, dass den Kriterien Rechnung trägt, auf
gen: Aufbau und Erhalt der Kraftspitzen, um das Ausmaß
die es bei der Sturz- und Frakturvermeidung ankommt, und
der anabolen Knochenverformung zu gewährleisten, und
dessen Übungsanweisungen im Detail im Manual dargestellt
Aufbau und Erhalt der neuromuskulären und posturalen
werden (Bestellungen unter mrunge@udfm.de, für die
Kompetenz, um Stürze zu vermeiden. Einzelheiten solcher
Zusendung eines Probeexemplars bitte Postanschrift ange-
Programme wurden an andere Stelle ausführlich dargestellt
ben, s. Abb. 2).
(8,9). Die Vermittlung dieses Bewegungsprogrammes ist eine Die ärztliche Verordnung von Bewegung sollte mit dersel-
wichtige und lohnenswerte Aufgabe für Selbsthilfegruppen
ben Sorgfalt und Liebe zum Detail erfolgen, wie es für Medi-
und bürgerschaftliches Engagement. In unserer Klinik wur-
kamente selbstverständlich ist. Immer noch werden Radfah-
den bisher mehr als 400 Übungsleiter ausgebildet, und eine
ren, Walking oder Schwimmen als geeignete Bewegungsfor-
Etablierung des Programmes in die Fläche erfolgt zuneh-
men für Osteoporosepatienten empfohlen, obwohl seit Jah-
mend Dank der Zusammenarbeit mit dem Schwäbischen
ren gut belegt ist, dass alle drei genannten Sportarten keine
Turnerbund und dem VdK Sozialverband. Eine Internet-
starke Wirkung auf den Knochenaufbau haben. Der Kno-
Suche unter den drei kombinierten Stichwörtern „Fünf Ess-
chen braucht als permanenten Wachstumsreiz Verformun-
linger“, „STB“ und „Runge“ belegt die erfolgreiche Akzep-
gen in einer Größenordnung, die durch diese Bewegungsfor-
tanz des Programmes. Zur Zeit bieten mehr als 42 Vereine
men nicht erreicht werden.
des Schwäbischen Turnerbundes Übungsgruppen zu den „Fünf Esslingern“ an.
Um ein Beispiel für die notwendige Detailtiefe zu nennen: Die evolutionsbiologisch einzigartige humane Glutaeal-
Bewegung hilft, aber nicht jede Bewegung gegen alles.
muskulatur kontrolliert in exzentrischen Aktivitäten
Die ärztlichen Chancen, durch detaillierte Beratung das
Schwerkraft und Fliehkraft bei der Gewichtsverlagerung auf
Schicksal seiner Osteoporosepatienten positiv zu beeinflus-
ein Bein, diese Muskeln sind deshalb das konkurrenzlose
sen, sind jedenfalls groß und nachhaltig. Dabei besteht die
punctum saliens bei der Sturzvermeidung. Deshalb stehen
ärztliche Kunst auch bei der Empfehlung von Bewegungs-
sie im Mittelpunkt eines frakturvermeidenden Bewegungs-
programmen in der Fähigkeit, die Adhärenz der Teilnehmer
programmes. Es ist zwingend erforderlich, Muskelkraft und
zu erhalten. Die objektive Messung des neuromuskulären
vor allem Muskelleistung (Leistung = Kraft mal Geschwin-
Status ist sicher auch ein Element der Überzeugung und
digkeit) dieser Muskelgruppen zu üben, z.B. durch Aufste-
Motivation. Organisierte Gruppen sind ein weiterer Ansatz.
hen aus tiefer Hocke und Hüpfen auf einem Bein (!). Bei
Patienten über Jahre hindurch bei der (therapeutischen)
zweibeinigem Hüpfen ergibt sich kein Drehmoment der
Stange zu halten, ist zwar manchmal vergebliche Liebes-
Abduktoren. Zur Übungsanweisung gehört, wie hart, wie oft
müh, nicht selten von Erfolg gekrönt, immer aber Ziel ärzt-
und mit welchen Inkrement beim Übungsaufbau gearbeitet
lichen Bemühens.
werden soll. Wer philosophische Tröstung und Beistand für diese AufgaWir haben aufbauend auf der Mechanostattheorie, der
be benötigt: Peter Sloterdijk beschreibt und interpretiert in
Hebelmechanik des menschlichen Körpers, dem geriatri-
seinem großartigen Buch „Du mußt dein Leben ändern“ die
schen Sturzrisikoassessment und eigenen empirischen Stu-
Kulturgeschichte und psychosozialen Hintergründe auto-
dien unter dem Namen "Fünf Esslinger“ ein Bewegungspro-
plastischer und endorhetorischer Anthropotechniken, in
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schlichtem Deutsch ausgedrückt: Er erklärt, wie wir uns
den Betroffenen, die lebensbegleitend ihre Bewegungs-
durch Wiederholungen und Übungsspiralen fortwährend
muster so aufbauen müssen, dass die Knochen fest und die
selber formen. Viele seiner Gedanken sind nicht nur ein-
Bewegungen sicher bleiben. Der Lohn für diese Mühe ist
drücklich formuliert, sondern auch ungemein praktisch:
groß: Der Gewinn von vielen zusätzlichen Lebensjahren, die
„Die kleinen menschlichen Kräfte können Unmögliches
nicht passiv erduldet werden müssen, sondern aktiv gestal-
bewirken, wenn sie mit dem längeren Weg der Übung mul-
tet werden können.
■
tipliziert werden.“ Wenn wir unseren Patienten diesen Gedanken nahebringen und zudem durch fachlich fundierte Anleitungen das WIE erklären können, haben wir unseren Teil beigesteuert. Der schwierigere Teil liegt natürlich bei Anzeige -
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OStEOPOROSE E.M.W. Koch
Erweiterter Anwendungsbereich für Strontiumranelat Strontiumranelat (SR) eignet sich wegen seines spezifischen Wirkmechanismus besonders für die langfristige Osteoporosetherapie bei weiblichen und bei männlichen Patienten. Darüber hinaus haben sich hinweise ergeben, dass Strontiumranelat die heilung osteoporotischer Frakturen beschleunigen kann. neuere Erkenntnisse weisen auch darauf hin, dass dieser Wirkstoff positive Wirkungen bei Osteoporose-Patienten mit begleitender arthrose ausübt.
Mit Strontiumranelat (Protelos®) steht ein seit langem bewährter Arzneistoff zur Verfügung, der zunächst hauptsächlich zur Behandlung von Frauen mit postmenopausaler Osteoporose erfolgreich angewendet wurde. Als Wirkstoff enthält das Präparat das Di-Strontiumsalz der Ranelicsäure; diese Verbindung mit hohem Strontiumanteil wird bei guter Magenverträglichkeit nach oraler Aufnahme gut resorbiert. Die Strontiumverbindung steigert sowohl den Knochenaufbau als auch die Kollagensynthese und die Vermehrung von Prä-Osteoblasten. Daraus folgt eine erhöhte Anzahl und eine verstärkte Dicke der Trabekel. Außerdem senkt Strontiumranelat die Calcium-Freisetzung aus den Knochen und die Aktivität der Osteoklasten. Diese Wirkungen sind vorrangig durch die Beeinflussung des Calcium-Sensing-Rezeptors (CaSR) zu verstehen. Strontium-Ionen wirken agonistisch am CaSR, der in der Nebenschilddrüse und auch im Knochengewebe nachgewiesen wurde. Der CaSR ermöglicht die Regulation der Calcium-Homöostase, so dass die Calcium-Ionen ihre Wirkung ausüben können. Die Aktivierung des Rezeptors in der Nebenschilddrüse fördert die Sekretion von Calcitonin. Als multifunktioneller Rezeptor werden durch CaSR mehrere unterschiedliche Prozesse reguliert, wozu Ionen-Transport, Sekretion von PTH, von Calcitonin und von einigen Hor-
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monen gehören. CaSR reguliert auch die Zellproliferation,
Placebo auf die radiologische Reduktion der Progression bei
die Differenzierung der Zellen und die Apoptose.
Patienten mit Kniearthrose geprüft. Als weitere Zielgrößen waren Schmerzlinderung und Verbesserung der Funktionen
Als weitere Erklärung für die Wirkungen von SR kommt die
festgelegt worden.
hohe Affinität des resorbierten Strontiums zum Knochen und damit der Einbau von Strontium in den Apatitkristall
Von den 1.683 randomisierten Patienten wurden 1.371 in
des neugebildeten Knochens infrage. Das pharmakologische
die Intention-to-treat-Analyse eingeschlossen. Als radiologi-
Ansprechen des CaSR auf Strontiumranelat führt damit zu
sche Progression wurde ein Knorpelverlust von mindestens
einer Adjustierung der physiologischen Vorgänge bei der
0,5 mm festgelegt. Diesbezüglich waren beide Strontium-
Neubildung von Knochengewebe sowie Knorpelgewebe und
ranelat-Dosierungen dem Placebo gegenüber signifikant
auch zu einem signifikanten Schutz vor Frakturen.
überlegen. Nach 3 Jahren ergab sich ein Unterschied von 25,6 zu 33,1% (p=0.043). Besonders bedeutungsvoll für die
Inzwischen hat sich Strontiumranelat auch bei der Behand-
Patienten war der Rückgang der Schmerzen unter der akti-
lung von männlichen Patienten mit schwerer Osteoporose
ven Behandlung. Dabei ergab sich, dass die Dosis von 2 g
mit erhöhtem Frakturrisiko bewährt. Es zeigte in vitro auch
mit -52 mm dem Placebo (-41 mm) überlegen (p=0,045) war
einen Effekt an Chondrozytenkulturen mit Anstieg der
(WOMAC Score). Damit konnte belegt werden, dass Stronti-
Typ-II-Kollagensynthese und der hochmolekularen Proteo-
umranelat bei Osteoporose-Patienten mit einer begleitenden
glykansynthese sowie eine Verbesserung der IGF1-stimulier-
Arthrose (ca. 30%) Vorteile über die Osteoporose-Wirkung
ten Proteoglykansynthese.
hinaus aufweisen kann.
Der duale Charakter der Wirkung von Strontiumranelat
Als weiterer Vorteil für Strontiumranelat (Protelos®) hat sich
führt dazu, dass dieser Wirkstoff sowohl den Knochenabbau
herausgestellt, dass dieser Wirkstoff bei einem sofortigen
hemmt als auch den Knochenaufbau aktiviert. Dementspre-
Einsatz nach einer frischen Fraktur auch eine schnellere
chend kann es nachfolgend langfristig erfolgreich eingesetzt
Abheilung bewirken kann. Hierzu wurde eine Doppelblind-
werden, wenn Substanzen, die nur den Knochenabbau
Studie gegen Placebo über 24 Wochen bei 217 Patienten mit
hemmen, nicht mehr verwendet werden sollten. Diese Art
distaler Radiusfraktur durchgeführt. Durch Anwendung von
der Sequenztherapie hat sich nachweislich in vielen Unter-
Strontiumranelat wurde die Zeitspanne bis zur kompletten
suchungen bewährt.
radiologischen Heilung um 9 Tage (99 v. 108 Tage) verkürzt. Ebenso konnten positive Wirkungen bei Patienten mit
Bei den Osteoporosestudien SOTI und TROPOS wurden in
Pseudoarthrosen nachgewiesen werden. In einer klinischen
einer zusätzlichen Auswertung mit 4.224 Patienten die
Prüfung an 40 Patienten mit Frakturen der oberen und
Röntgenbilder der Wirbelsäule hinsichtlich einer Wirbelsäu-
unteren Extremitäten und des Schlüsselbeins mit unvoll-
lenarthrose analysiert, wobei sich unter der Strontiumrane-
ständiger Abheilung bewirkte die Verordnung von Stronti-
lat-Behandlung eine geringere Progression sowie eine Ver-
umranelat nach 6 Monaten in 40% der Fälle eine vollständi-
besserung der Rückenschmerzen ergaben. In der Folge
ge Ausheilung, und auch bei den übrigen Patienten zeigte
wurde die SEKOIA-Studie, eine internationale, doppelblinde,
sich eine deutliche Besserung.
■
randomisierte 3-Jahresstudie an 1.683 Patienten durchgeführt. Damit wurden Wirksamkeit und Sicherheit von 2 Dosierungen Strontiumranelat (1 g und 2 g täglich) versus
[Quelle: Symposium Servier, DKOU Kongress, 24.10.13 in Berlin; Referenten: F. Buttgereit, Berlin, F. Jacob, Würzburg, A. Kurth, Ratingen]
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aKtUEll
217 Millionen verlorene Arbeitsstunden in Deutschland aufgrund verspäteter Behandlungen neue Studie präsentiert Interventionsmaßnahme, die unnötige krankheitsbedingte ausfälle maßgeblich reduziert täglich könnten in der EU eine Million mehr Beschäftigte zur arbeit gehen, wenn sie Zugang zu frühzeitiger Behandlung bei Muskel- und Skeletterkrankungen (Musculoskeletal Disorders, MSDs) hätten. Für Deutschland allein lassen sich die Verluste aufgrund verspäteter Interventionen auf 217 Millionen arbeitsstunden beziffern. Dies sind Ergebnisse einer Studie der Work Foundation, die auf dem 5. Fit for Work Kongress in Brüssel vorgestellt wurden. Unter der Schirmherrschaft der litauischen EU- Ratspräsidentschaft diskutierten am 16. Oktober über 100 Gesundheitsexperten aus verschiedenen Mitgliedsstaaten die neuesten Entwicklungen im Bereich der MSDs.
Muskel- und Skeletterkrankungen gelten als die EU-weit
ger medizinischer Intervention für Beschäftigte mit MSDs
häufigste Ursache für krankheitsbedingte Ausfälle: 44 Milli-
derzeit keine Priorität hat“, sagte Professor Stephen Bevan,
onen Beschäftigte leiden an MSDs wie Rückenschmerzen
Gründungspräsident der Fit for Work Koalition, die sich für
oder Verspannungen in Nacken, Schultern oder Armen. Die
gesundheitsfördernde Bedingungen für Arbeitnehmer ein-
Fehlzeiten und Produktivitätsausfälle verursachen jährlich
setzt. Mitglieder in der Koalition sind praktizierende Ärzte,
Kosten in Höhe von bis zu 240 Milliarden Euro. Das ent-
Patientenverbände, Ökonomen und Forscher. „Tausende
spricht 2% des EU-weiten Bruttoinlandprodukts. Die Studie
Beschäftigte sind unnötig lange krank oder fallen dauerhaft
„Reducing Temporary Work Absence Through Early Intervention:
aus, obwohl bewährte Maßnahmen dabei helfen könnten,
The case of MSDs in the EU” fordert deshalb die EU-
ihre Genesung zu beschleunigen und sie früher an den
Mitgliedsstaaten dazu auf, zwischen Regierungsbehörden,
Arbeitsplatz zurückzubringen“, fügte Bevan hinzu.
Arbeitgebern und Medizinern koordinierte Maßnahmen zu ergreifen, um das Problem anzugehen. Dadurch könnten
An einer Klinik für frühzeitige Interventionen bei MSDs in
Kosten in Milliardenhöhe eingespart und die Leiden von
Madrid wurde ein zweijähriger Modellversuch erfolgreich
Millionen Betroffenen verringert werden.
durchgeführt. 13.000 Betroffene wurden nach fünf Krankheitstagen untersucht und behandelt. Dadurch gelang es
„Unsere Analyse hat ergeben, dass der Zugang zu frühzeiti-
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der Madrider Klinik, die temporären Fehlzeiten der Arbeit-
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Abb. 1: Fehltage in Folge von MSDs sowie Anzahl der zusätzlich zur Verfügung stehenden Beschäftigten bei einer Reduzierung der Fehltage um 25% in zwölf EU-Mitgliedstaaten (entspricht 70% der in der EU Beschäftigten). Da die Kategorisierung von Patienten bei Frühinterventionsdienstleistungen in den ländern erheblich variiert, basieren die hier erhobenen Daten auf einer vorsichtigen Schätzung zur Verbesserung der Gesamtsituation um 25% statt um die in der Madrider Klinik erzielten 39%. nichtsdestoweniger wäre die Zahl verhinderter ausfälle auch bei dieser konservativen Schätzung erheblich und zeigt die signifikante Wirkung, die ein breiterer Zugang zu früher EU-weiter Intervention erzielen würde.
nehmer um 39% und Fälle dauerhafter Arbeitsunfähigkeit
betonen auch deutsche Teilnehmer des Fit-for-Work-Sum-
um 50% zu reduzieren. Auf Grundlage der hier gewonnenen
mits die Wichtigkeit dieser Thematik.
Daten hat die Fit for Work Europe Koalition eine Hochrechnung erstellt, die einen vergleichbaren Erfolg für zwölf
So sagt Dr. Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des
EU-Mitgliedstaaten in Aussicht stellt. 
Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte e.V.: „Betriebs-
„Wenn dieses Vorgehen in der gesamten EU wiederholt
die sonst nicht zum Arzt gehen. Sie beraten im Rahmen
würde, könnten unseren Schätzungen zufolge täglich bis zu
von Vorsorgeuntersuchungen regelmäßig und frühzeitig.
eine Million Beschäftigte, die derzeit ausfallen, am Arbeits-
Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit frühzeitiger
platz zur Verfügung stehen“, sagte Bevan. „Dies würde zu
Gesundheitsförderung." Dieter Wiek, Präsident der Deut-
einem deutlichen Produktivitätsschub führen sowie Lohn-
schen Rheuma-Liga NRW e.V., ergänzt: „Als langjähriger
fortzahlungen im Krankheitsfall spürbar reduzieren. Und
Patient und in der Selbsthilfe tätiger Ehrenamtlicher ist es
das zu einer Zeit, in der die Mitgliedsstaaten gezwungen
mir seit Jahren ein Anliegen, dass die Arbeitsfähigkeit von
sind, zu sparen und ihr Wirtschaftswachstum anzukurbeln.“
Betroffenen rheumatischer oder muskuloskelettaler Erkran-
ärzte haben in etwa 20% der Fälle Zugang zu Beschäftigten,
kungen erhalten bleibt. Hierzu hat der Fit for Work KonDie Studie unter Federführung von Prof. Juan Jover hat
gress einen Beitrag geleistet, weil die verschiedenen Akteure
gezeigt, dass bei einer Implementierung des Madrider
des Gesundheitsbereiches zusammengebracht wurden. Nur
Modells in Deutschland, wo jährlich 217 Millionen Arbeits-
durch Prävention, Intervention und effektive Kooperation
fehltage aufgrund von MSDs verzeichnet werden, bei kon-
schaffen wir es, die Implikationen schwerer Krankheitsver-
servativer Kalkulation (Verbesserung der Gesamtsituation
läufe zu mindern und ermöglichen den Betroffenen ökono-
um 25% statt um die in der Madrider Klinik erzielten 39%)
mische und soziale Teilhabe.“
■
über 300.000 Menschen mehr pro Tag als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen könnten (s. Abb. 1). Dementsprechend
[Quelle: The Work Foundation]
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BÜChER Ch. Günther
Bernd-Lutz Lange und Tom Pauls: "Nischd wie hin – Unsere sächsischen Lieblingsorte" aufbau Verlag Berlin, 2013
“Nischd wie hin“ ist ein geflügeltes sächsisches Wort, das Anwendung findet, wenn es etwas unbedingt mitzuerleben, mitzusehen oder auch mitzuerhaschen gibt, wobei ich bei letzterem nicht nur an etwaige, sehr seltene Bananenlieferungen in einen der staatlichen DDR-Läden denke, an die sich beide Autoren, sächsische Urgesteine, sicher auch noch gut erinnern können. Bernd-Lutz Lange (dessen “Das Leben ist ein Purzelbaum“ wir bereits vorstellten), geboren 1944 im sächsischen Ebersbach und in Zwickau aufgewachsen, studierte nach einer Gärtner- und Buchhändlerlehre an der Fachschule für Buchhändler in Leipzig, war 1966 Gründungsmitglied des Kabaretts „academixer“ und eroberte mit Partnern wie Gunter Böhnke und Katrin Weber die Kabarett-Bretter dieser Welt, um im späteren Leben auch erfolgreicher Autor zu werden. Tom Pauls erblickte 1950 das Leipziger Licht der Welt und ist ein Schauspieler und Kabarettist, der das über Sachsen hinaus bekannte „Zwinger Trio“ mitbegründete. Er war bis 1990 am sächsischen Staatsschauspiel tätig und schuf die inzwischen durch ihn legendär gewordene Bühnenfigur der „Ilse Bähnert“, deren Namen auch eine Stiftung trägt, die sich für den Erhalt und die Förderung der sächsischen Sprache einsetzt. Vor einiger Zeit konnte er sich einen Traum
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erfüllen und als Prinzipal sein eigenes Theater im Peter-
durfte unzählige Male auf den berühmten Schreckenberg
Ulrich-Haus in Pirna eröffnen, wobei ich an dieser Stelle
schauen, der durch die reichlichen Silberfunde manch
schon empfehle: Nischd wie hin! Auch er ist inzwischen
wirtschaftlichen Schrecken beendete (Hat ‘nen Sack voll
erfolgreicher Autor und ebenso wie Bernd-Lutz Lange ein
Schreckenberger, bist ‘n reicher Annaberger!) und Annaberg
echter Botschafter unserer wunderschönen sächsischen Hei-
zu einer der bedeutendsten Städte Sachsens werden ließ.
mat. Deshalb lag es nahe – getreu dem Motto, dass geteilte
Doch das Silber ging dereinst zur Neige …
Freude, doppelte Freude sei –, dass beide ihre Lieblingsorte in Sachsen, wo die hübschen Mädchen auf den Bäumen
Außerdem verbindet sich bei mir mit St. Annen, dieser
wachsen (sollen), einer großen Leserschaft vorstellen woll-
wunderbaren Hallenkirche – erbaut von 1499-1525 – eine
ten.
besonders wertvolle Erinnerung. In meiner Penne-Zeit war ich auch Mitglied im Schulchor (bis zum Stimmwechsel
Es ist ihnen – textlich flankiert vom Dresdner Autor Mario
Sopran, später Bass), der von unserem wunderbaren Musik-
Süßenguth, fotografisch ergänzt durch Gabi Waldek und
lehrer Hans Hinkel geleitet wurde, dem ich rückblickend
Amac Garbe sowie zeichnerisch veredelt durch Ulrich Forch-
meine musische Erziehung verdanke. Seine bei allen Cho-
ner – mit diesem Text- und Bildband der Extraklasse gelun-
risten beliebte Art führte dazu, daß der Chor bei einem
gen, das Herz der Leser zum „Nischd wie hin“ zu entflam-
DDR-weiten Wettbewerb mit 11.000 Chören im Jahre 1952
men, denn – so der Klappentext –: „Mit Witz, Ortskenntnis
den ersten Platz belegte und der berufliche Werdegang von
und tiefer Verbundenheit zur Heimat porträtieren die Auto-
Hans Hinkel gesichert schien.
ren ihre sächsischen Lieblingsorte: reizvolle Landschaften, alte Schlösser,oder Herrenhäuser, die sie seit ihrer Kindheit
Doch es sollte anders kommen, da es dem bekennenden
und Jugend oder im Laufe der Jahre entdeckt haben. Dabei
Christen auf Dauer nicht möglich war, die Balance zwischen
finden nicht nur weltbekannte Bauwerke wie das Blaue
der eigenen Überzeugung und der staatlich verordneten Ide-
Wunder, die Dome in Zwickau und Freiberg oder das in die-
ologie des Marxismus-Leninismus zu halten, so dass er seine
sem Jahr 200. Jubiläum gefeiert habende Völkerschlacht-
Mitarbeit verweigerte, wenn es gegen sein Gewissen ging.
Denkmal in Leipzig Erwähnung, sondern es ist vor allem ihr
Deshalb erhielt er 1968 Berufsverbot und musste Schule
privater Blick, der die Aufmerksamkeit der Leser auf leicht
und Chor verlassen, doch die friedliche Wende bescherte
zu übersehende Kleinode lenkt: Waldcafes, romantische
ihm ein ganz persönliches Wunder: 1992 trafen sich 132
Parks und Häuser, die Geschichten zu erzählen vermögen.
seiner – nun nicht mehr ganz jungen – Chorsänger, um
Und da beide dem Genusse zugetan sind, bleiben ihnen
unter ihrem alten Hans Hinkel die alten Lieder wieder zu
kulinarische Köstlichkeiten nicht verborgen.“
singen. So erklang – quasi in einem „Konzert nach 40 Jahren“ – am 19. Juli 1992 in der St. Annen-Kirche zu Anna-
Ich habe mich als sächsischer und in Leipzig studiert und
berg wieder das „Ave verum“ von W.A. Mozart, das wir spä-
gearbeitet habender Landsmann in diesem Buch an vielen
ter dann auch zur Beerdigung (gest. 18. Juni 2002) unseres
Stellen wiedergefunden und damit z.T. auch eine Rückkehr
inzwischen beruflich rehabilitierten und mit dem Bundes-
in die Jugend geschenkt bekommen, wobei es mich
verdienstkreuz ausgezeichneten Chorleiters mit tiefster
besonders bewegte, dass das wunderbare Buch auf seinen
innerer Rührung sangen. Wir treffen uns – schon Tradition
313 Seiten mit „Annaberg und St. Annen“ schließt, habe
geworden – noch heute zweimal im Jahr unter Leitung
ich doch dort – im Internat der „Erweiterten Oberschule
seines Schülers KMD a.D. Christian Drechsler im „Hans-
(EOS) Johannes R. Becher“ 1964 mein Abitur abgelegt und
Hinkel-Chor“.
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Wenn ich von der St. Annen-Kirche spreche, denke ich
So kann ich all unseren Lesern, die die Thomaskirche noch
noch an eine andere Kirche, die die beiden Autoren –
nicht gesehen und den Thomanerchor (und natürlich auch
warum auch immer (zu DDR-Zeiten hätte man gesagt: „Die
den Dresdner Kreuzchor) noch nicht gehört haben, nur
Genossen wer’n sich schon was dorbei gedacht hamm!“) –
zurufen: Nischd wie hin, und … auch hin zur nächsten
nicht erwähnt haben: Die Thomaskirche zu Leipzig, Haupt-
Buchhandlung, um die textlich und bildlich gebündelte
wirkungsstätte J.S. Bachs vom 31.05.1723 bis zum
Liebe zu Sachsen ihren Liebsten zu Weihnachten zum
28.07.1750, wo er auch, nach vorheriger zweimaliger
Geschenk zu machen, denn Weihnachten ist das Fest der
Umbettung, im Altarraum seine – hoffentlich nun ewige –
Liebe und das Fest des Buches.
Ruhe gefunden hat. Ein Ort, an dem seit dem 20.März 1212 der inzwischen weltberühmte und 800 Jahre alte, aber jung
Dass ich mich schon auf eine Fortsetzung vielleicht unter
gebliebene Thomanerchor zur Ehre Gottes singt und der
dem Motto „Liebe auf den zweiten Blick…“ freue, versteht
den Auftakt zu einem Gedicht bildet, das ich dem Chor
sich von selbst. Ich wünsche eine amüsante und lehrreiche
widmen durfte:
Lektüre!
Das Thomanerlied – eine Liebeserklärung zum 800. Geburtstag 1) Hier sitz ich nun, ich kleiner Wicht am für mich heiligsten Ort der Welt. Und in mir brennt ein zartes Licht, das er in mir erhellt. 2) Der große BACH hier ewig ruht, sein Geist erfüllt den Raum. Mit seinen Werken er Wunder tut und hilft der Menschheit zu erfüllen einen Traum. 3) Den Traum, daß immer Frieden sei und Menschen sich mit Freud vertragen. Uns hilft der Allmächtige dabei, dann der Himmel schon auf Erdentagen. ... 230) Und auch ewig wird währen die 800-jährige Liebe zu „meinen“ Thomanern – ich jauchze „Hurra!“, verneig‘ mich vor BACH, der stets weckt seeligste Triebe, doch sein größtes Werk: „SOLI DEO GLORIA!"
60
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■
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IMPRESSUM
Osteoporose & Rheuma aktuell 4 | 2013
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RADIOFREQUENZ-KYPHOPLASTIE Minimal-invasiver Eingriff Unipedikulärer Zugang Schaffen von kleinen Kavitäten Navigierbares Osteotom Computergesteuerte Zementapplikation Ultrahoch-visköser Zement Hände nicht im Strahlengang
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