bau:zeit Ausgabe 61

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Manchen gelingt es, ein Idyll zu finden wer keines findet, schafft sich eins. (Theodor Fontane) Gartenplanung mit cleveren Lösungen.

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Dezember 2017

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INHALT

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Planing Ingenieurunternehmung AG übernimmt ITW-Geschäftsbereich

DAS MI(E)TEIGENTUM IN LIECHTENSTEIN Nachgefragt bei …

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Clinicum Alpinum: Heilende Architektur auf Gaflei

Das Mi(e)teigentum bietet mir die Möglichkeit, schon in jungen Jahren eine zeitgemässe und für mich leistbare Wohnung in Liechtenstein zu bewohnen. Ich sehe den genossenschaftlich, organisierten Wohnungsbau als zukunftweisendes Konzept und freue mich, bei der ersten Wohnbausiedlung in Liechtenstein mit dabei zu sein. Mitglied – 2.5 Zimmer Whg Vittorio Froiio (20) Vaduz


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EDITORIAL

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«Holz ist heimelig» – hört man vielfach sagen, nicht nur wenn es in der Winterzeit um das lodernde Feuer in der Cheminee geht. Der Wunsch der Bevölkerung nach natürlichen Materialien und Erzeugnissen aus heimischer Fertigung ist in der liechtensteinischen Holzbranche deutlich zu erkennen. Wir haben die verschiedenen Vertreter der «Holzkette» in Liechtenstein befragt, die uns den Wandel der Wald- und Holzwirtschaft auf interessante Weise vor Augen führen. Was geschieht mit unserem Abwasser, nachdem es unser Haus verlässt und via Kanalisation und Pumpwerke die ARA in Bendern erreicht? Darüber geben uns die Fachleute an der Front – AZV-Geschäftsführer Hilmar Hasler und Klärwerksmeister Patrik Fischli – aus erster Hand professionelle Auskünfte. Die über 4600 Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Balzers verfügen nicht nur über eine hervorragende Wohnqualität und modernsten Infrastrukturen, das Dorfleben zeichnet sich zudem durch ein äusserst aktives sowie bewundernswertes Vereinsleben sowie Idenditäts-betontem Gemeinschaftssinn aus. Wir haben uns mit dem sehr engagierten Vorsteher Hansjörg Büchel über verschiedene prioritäre Gemeindethemen unterhalten.

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Auch bei den weiteren höchst interessanten Publikationen wünschen wir Ihnen eine spannende Lektüre

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Holzkreislauf.li Wandel in der Holzwirtschaft

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ARA: Vom Abwasser Zum R(h)einwasser

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Wir wohnen gerne in Liechtenstein und freuen uns, im Rentenalter noch die Möglichkeit zu bekommen, als Genossenschaftsmitglied der WBL in eine für uns leistbare Neubauwohnung ziehen zu können.

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Wirtschaftsklasse des Liecht. Gymnasiums zu Besuch bei Wirtschaftsminister Daniel Risch Die Klasse 7Ws des Liechtensteinischen Gymnasiums besuchte im November 2017 Regierungschef-Stellvertreter und Wirtschaftsminister Dr. Daniel Risch im Regierungsgebäude. Der Besuch fand im Rahmen des Volkswirtschaftslehreunterrichts statt. RC-Stv. Daniel Risch ermÜglichte den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten einen Einblick in die Wirtschaftspolitik Liechtensteins, in aktuelle wirtschaftspolitische Themen und in den Alltag eines Ministers.

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Wärmeversorgung Bendern Industrie Seit 2009 liefert der VfA (Verein für Abfallentsorgung Buchs) über eine Dampfleitung ab der KVA (Kehrichtverbrennungsanlage) Prozessdampf zu den beiden Unternehmungen Hilcona AG in Schaan und Herbert Ospelt Anstalt in Bendern. Dieser Prozessdampf wird über eine 5‘500 Laufmeter lange Rohranlage mit einem Druck von 14 bar und einer Temperatur von 190 bis 230 Grad Celsius transportiert. Bei der Nutzung des Prozessdampfes bei den beiden Industrieunternehmungen wandelt sich dieser in Heisswasser um und fliesst als Kondensat über die Rücklauf-Leitung wieder zurück zur KVA. Text: Michael Baumgärtner Wärmeversorgung Bendern Industrie

Heizzentrale mit Gas-Brennwertkesseln der LGV bei der Schekolin AG, Bendern Industrie.


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VfA-Dampfschacht vor der Herbert Ospelt Anstalt mit der neu erstellten KondensatAbwärme Auskopplung für die LGV resp. für die Wärmeversorgung «Bendern Industrie».

Damit diese umweltfreundliche und nahezu CO2 -neutrale Kondensat-Abwärme aus der Dampf-Rücklauf-Leitung weiter energetisch genutzt werden

kann, wurde im 2015 bei der Industriestrasse in Bendern die neue Wärmeversorgung «Bendern Industrie» in Betrieb genommen. Die LGV (Liechten-

steinische Gasversorgung) als Eigentümerin und Betreiberin dieser Anlage erstellte bei der Schekolin AG eine neue Heizzentrale mit Gas-Brennwertkesseln.

Heizzentrale mit Gas-Brennwertkesseln der LGV bei der Schekolin AG, «Bendern Industrie».

Gleichzeitig baute und installierte sie ein neues Nahwärme-Netz ab der Heizzentrale bis zu den einzelnen Gebäuden, welche im Perimeter der Industriestrasse von den Vorteilen dieser ökologischen Wärme zum Heizen und für das Brauchwarmwasser profitieren wollten – in den nächsten Jahren sollen weitere Wärmekunden dazugewonnen werden. Bis zum Ende dieses Jahres soll nun die Kondensat-Abwärme für die Wärmeversorgung «Bendern Industrie» genutzt werden. Dadurch sollen rund 70% der benötigten thermischen Energie abgedeckt werden können. Die restliche Wärme soll mittels Erdgas/Biogas erzeugt werden. Um die Kondensat-Abwärme den Wärmekunden zur Verfügung zu stellen, musste diese ab einem Energieschacht vor der Herbert Ospelt Anstalt ausgekoppelt und zur Heizzentrale an der Industriestrasse befördert werden. Dazu benötigt es eine neue, ca. 1’350 Laufmeter lange Wärmeversorgungs-Transportleitung. Diese wurde erst vor wenigen Wochen baulich fertiggestellt. Somit dauerte die gesamte Bauzeit zwischen den Kalenderjahren 2015 und 2017 zirka drei Jahre.


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Ziel ist es, in einer 1‘350 m langen Transportleitung die Kondensat-Abwärme ab der H ­ erbert Ospelt Anstalt zur LGV-Heizzentrale der «Bendern Industrie» zu transportieren.

Einbau-Trapez der Kondensatleitung.

Mittels diesem LeuchtturmProjekt kann der jährliche CO2Ausstoss um etwa 350‘000 kg reduziert werden. Dieses Projekt ist wichtiger Bestandteil der liechtensteinischen Energiestrategie 2020 sowie wichtige Massnahme im Sinne des Energiestadt-Prozesses für die Gemeinde Gamprin-Bendern. Die Zusammenarbeit zwischen Wärmekunden, LGV, VfA, Landesverwaltung Liechtenstein und der Gemeindeverwaltung – Baubüro Gamprin-Bendern verläuft hilfsbereit und professionell. Alle Beteiligten sehen zuversichtlich in die Zukunft – hinsichtlich eines erfolgreichen Projektabschlusses und hinsichtlich einer langfristigen und umweltfreundlichen Wärmeversorgung in «Bendern Industrie».

Wärmeversorgung Bendern Industrie > Baujahr: 2015 bis 2017

> thermische Nennleistung: ca. 2’300 kW

> ca. 30% Gas‐Brennwertkessel

> Wärme‐Verkauf: ca. 2.5 Mio. kWh pro Jahr (steigend)

> ca. 70% Kondensat‐Abwärme (VfA‐Dampfleitung) > 5 Wärmekunden (steigend)

> CO₂‐Reduktion durch Kondensat‐Abwärme: ca. 350’000 kg pro Jahr


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Planing Ingenieurunternehmung AG übernimmt ITW-Geschäftsbereich Die ITW Ingenieurunternehmung AG richtet sich neu aus und hat sich im Zuge dessen vom Geschäftsbereich Engineering und Planung getrennt. Mit der Planing Ingenieurunternehmung AG, die vor zehn Jahren vom ehemaligen ITW-Mitarbeiter Thomas Kleinstein gegründet wurde, konnte der optimale Übernahmepartner gefunden werden. Text: Stefan Lenherr Die ITW will sich in Zukunft stärker auf den Immobilienbereich und damit stärker auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Daher hat sich das Unternehmen mit Sitz in Balzers entschieden, das Elektroplanungsgeschäft aus der ITW auszulagern. Martin Meyer,

Vorsitzender der ITW-Gruppe, erklärt: «Die ITW-Gruppe ist heute eine Projektentwicklungs- und Immobiliendienstleisterin mit internationaler Ausrichtung. Diesen Weg wollen wir konsequent wei-ter gehen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns von

angestammten Geschäftsmodellen lösen und neue unternehmerische Herausforderungen suchen werden.»

«Eine gute Lösung gefunden» Per 1. Oktober hat die ITW ihre Ingenieurs- und Planungstätig-

keiten an die Planing Ingenieurunternehmung AG übertragen. Das Unternehmen mit Sitz in Ruggell wurde vor zehn Jahren vom ehemaligen ITW-Mitarbeiter Thomas Kleinstein gegründet und hat sich seither in der Region etabliert. «Aus unserer Sicht be-

Beispiel einer freundlichen Übernahme: V. l. Martin Meyer (CEO ITW-Gruppe), Marcel Mannhart, (Mitarbeiter Engineering), Thomas Kleinstein (Geschäftsführer Planing), Ralf Hora (Mitglied der Geschäftsleitung ITW-Gruppe), Winfried Österle (Mitarbeiter Engineering), Elmar Ritter (Abteilungsleiter Engineering) und Helmut Büchel (Mitarbeiter Engineering).


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Schönes aus Holz Drechsel- und sonstige Holzarbeiten www.holzwurm.li

stand deshalb für den Übertrag unserer Elektroplanungsabteilung auf die Planing Ingenieurunternehmung AG eine klassische Win-Win-Situation für beide Unternehmen», sagt Meyer. «Die Planing Ingenieurunternehmung weiss, wie wir arbeiten und welche Qualität unsere Kunden von unserer Arbeit erwarten und wir wussten, dass wir für unsere Mitarbeiter und für die laufenden Projekte eine gute Lösung gefunden haben.»

Neue Zweigstelle in Balzers Dank der Übernahme bleiben sämtliche sieben Arbeitsplätze des ehemaligen ITW-Geschäftsbereichs erhalten. Die Mitarbeiter können zudem in ihrem gewohnten Umfeld weiterarbeiten: die Planing Ingenieurunternehmung AG ist neu mit einer Zweigniederlassung am ITWHauptsitz in Balzers präsent. Planing erfährt durch die Übernahme einen Wachstumsschub und kann gestärkt und mit einem breiteren Dienstleistungsangebot am Markt auftreten.

«Mit dem Zusammenschluss sind wir nun verstärkt in der Lage umfassende Planungen für grosse, komplexe Gebäudetechnik- und Sicherheitsanlagen anzubieten», sagt Gründer und Geschäftsführer Thomas Kleinstein. Ein bedeutender Kunde wird auch in Zukunft die ITW sein. Die beiden Unternehmen haben vereinbart, weiterhin sehr eng und auf einer vertraglichen Basis zusammen zu arbeiten.

PLANING INGENIEURUNTERNEHMUNG AG

ITW INGENIEURUNTERNEHMUNG AG

Vor zehn Jahren gründete der ehemalige ITW-Mitarbeiter Thomas Kleinstein die Planing Ingenieurunternehmung AG. Seit der Übernahme des ITW-Elektorplanungsgeschäfts beschäftigt das Unternehmen 15 Mitarbeiter, die Kunden bei der Planung von Elektro-, Heizungs-, Lüftungs-, Klima- und Sanitärinstallationen beraten. Neben dem Hauptsitz in Ruggell ist das Unternehmen in Balzers und Landquart mit Zweigstellen präsent. Zu den Referenzprojekten von Planing gehören unter anderem der Weisse Würfel in Vaduz und das Kommod in Ruggell.

Die ITW mit ihren Gruppengesellschaften ist eine führende, unabhängige Immobilien- und Projektentwicklungsdienstleisterin mit Geschäftsstellen in Liechtenstein, Schweiz, Österreich und Italien. Die Unternehmensgruppe befindet sich seit der Gründung im Jahr 1973 vollständig in Privatbesitz. Aktuell beschäftigt sich die ITW schwerpunktmässig mit der Realisierung von Kliniken, Alters- oder Gesundheitseinrichtungen. Das Unternehmen hat seinen Hautpsitz in Balzers und beschäftigt 26 Mitarbeiter.

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Für die Secli Weinwelt in Buchs konzipierte die Planing AG die Stark- und Schwachstromanlagen sowie die Sicherheits- und Photovoltaikanlagen.

Beim Hotel- und Bürokomplex Kommod in Ruggell zeichnete die Planing Ingenieurunternehmung AG für die Elektroplaung der Starkund Schwachstromanlagen, der Beleuchtung und der Brandmeldeanlage verantwortlich.


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Interview mit Thomas Kleinstein, Geschäftsführer der Planing Ingenieurunternehmung AG

Thomas Kleinstein, Geschäftsführer und leitender Ingenieur der Planing Ingenieurunternehmung AG

Herr Kleinstein, weshalb hat sich die Übernahme des Elektroplanungsgeschäfts der ITW für Sie angeboten? Thomas Kleinstein: Wir sind nun schon seit fast zehn Jahren als Elektroingenieure und seit kurzem auch als Haustechnikingenieure am Markt präsent. Für grosse Projekte war unsere Kapazität jedoch zum Teil nicht aus-reichend. Deshalb haben wir uns schon seit einiger Zeit Gedanken über die Entwicklung von Planing gemacht. Als die Anfrage der ITW zur Übernahme der Elektroplanungsabteilung kam, haben wir die Gelegenheit gerne ergriffen. Wir fühlen uns natürlich geehrt und sind dankbar, dass wir von der ITW angefragt wurden.

Was bedeutet die Übernahme für die zukünftige Entwicklung Ihres Unternehmens? Mit der Übernahme haben wir nun die entsprechende Kapazität für grosse Planungsaufträge und können unser Angebotsportfolio ergänzen. Bisher lagen unsere Stärken neben der allgemeinen Elektroplanung vor allem bei der Planung und Programmierung von intelligenten Gebäudesteuerungen. Neu sind wir auch bei der Brandschutzund Sicherheitsplanung bestens aufgestellt. Der Zusammenschluss ermöglicht uns, umfassende Planungen für grosse, komplexe Gebäudetechnik- und Sicherheitsanlagen anzubieten.

Weshalb wird der neue Unternehmensteil nicht in den Standort Ruggell integriert? Wir konnten die bestehende Infrastruktur in Balzers übernehmen und die Mitarbeiter können an ihren Arbeitsplätzen in der vertrauten Umgebung weiterarbeiten. Dass der Standort Balzers erhalten bleibt, war auch ein Wunsch der ITW und bildet die Grundlage für eine enge Zusammenarbeit. Es soll aber kein Team Balzers, Ruggell oder Landquart geben. Planing soll eine Einheit bilden. Dies kann mit der vernetzten Infrastruktur auch gut umgesetzt werden.

Im Zuge der Renovierung des Familienhotels Gorfion in Malbun brachte die Planing AG die Elektroinstallationen auf den neusten Stand.

Im Weissen Würfel in Vaduz konzipierte die Planing AG die Starkstromanlage sowie die Schwachstromanlagen.


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Foto: Isolde Frick

im fokus

BALZERS – im Süden Liechtensteins und doch zentral Balzers ist ein sehr attraktives Dorf zum Wohnen und Arbeiten – und es soll durch Belebung des Zentrums noch besser werden. Das raumplanerische Zukunftskonzept beinhaltet fünf rund um den Burghügel ringförmig angeordnete funktionale Schwerpunkte. Wir haben uns mit Vorsteher Hansjörg Büchel über diverse aktuelle Themen der südlichsten Gemeinde Liechtensteins unterhalten. Interview: Johannes Kaiser · Fotos: ZVG bau:zeit Herr Vorsteher, die Gemeinde Balzers befasst sich seit geraumer Zeit sehr intensiv mit engem Einbezug der Bevölkerung mit raumplanerischen Fragestellungen. Wie sind Sie als Vorsteher zusammen mit dem Gemeinderat an diese Zukunftsgestaltung des Balzner Lebensraumes herangegangen? Hansjörg Büchel: Der Ursprung liegt tatsächlich einige Jahre zu-

rück. Nachdem das Vorgängerprojekt «Treba» (Treffpunkt Balzers) durch die Stimmbürger abgelehnt worden war, hat der Gemeinderat im September 2013 beschlossen, das Thema wieder aufzugreifen und auf Basis des Leitbildes die Mitte zwischen den Ortsteilen Balzers und Mäls aufzuwerten. Der damalige Gemeinderat hat unter der Leitung von Vorsteher Arthur Brunhart das Projekt «Balzers Mit-

te» gestartet. Mit Einbezug der Bevölkerung in Workshops wurden Ideen gesammelt, daraus mehrere Entwicklungsschwerpunkte erarbeitet, in einem Schlussbericht festgehalten und so dem heutigen Gemeinderat übergeben. Seit 2015 wurde an allen damals festgelegten Schwerpunkten weitergearbeitet. Dabei erkannte der Gemeinderat, dass in vielen Themen raumplanerische Fragen zu

beantworten und Zusammenhänge zu klären sind. Entsprechende Aufträge wurden an Fachexperten vergeben und deren Erkenntnisse sukzessive in die nächsten Schritte eingearbeitet. Ein Thema ist die Gestaltung eines Dorfplatzes. Ja. «Balzers Mitte» kam zum Schluss, dass als Erstes an zentraler Lage ein Pumptrack mit inte-


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Zum Finanzausgleich und den Finanzzuweisungen an die Gemeinden: «Wichtig scheint mir der Grundsatz, dass jede Stufe des Staates die Steuereinnahmen generieren kann, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt. Anfangen sollten wir nun damit, die Aufgaben dort anzusiedeln, wo sie sinnvollerweise erledigt werden können und in einem zweiten Schritt dort auch die dazu notwendigen Finanzen zuordnen.» Hansjörg Büchel, Gemeindevorsteher Balzers

grierter Skating-Anlage realisiert werden soll. Diese Anlage wurde im Herbst 2016 in Betrieb genommen und ist seither ein wirklicher Treffpunkt für viele Jugendliche geworden, aber auch für Kinder und deren Eltern. Zur weiteren Belebung des Dorfzentrums soll auch ein neuer Dorfplatz beitragen. Die Ideen für mögliche Aktivitäten auf dem künftigen Dorfplatz sind vorhanden. Nun muss der Gemeinderat die Weichen stellen, damit ein Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben werden kann. Bevor dies erfolgt, wollen wir aber alle Interessierten noch einmal über die geplanten Vorhaben informieren. Für alle Vorhaben zur Zentrumsentwicklung ist auch der Blick auf die Finanzen notwendig. So kann letztlich nur umgesetzt werden, was auch längerfristig finanzierbar ist. Das raumplanerische Zukunftskonzept beinhaltet generell fünf rund um den Burghügel ringförmig angeordnete funktionale Schwerpunkte. Können Sie uns diese fünf Hotspots kurz erläutern und je einen kleinen «Steckbrief» geben? Im Zentrum von Balzers liegen heute noch relativ viele unbebaute Flächen, mehrere davon im Eigentum der Gemeinde und der Zone für öffentliche Bauten

zugeordnet. Als Gemeinde haben wir vielfältige Aufgaben zu erfüllen und dazu auch bereits viele zentral gelegene öffentliche Bauten. Aber, genügen diese für die Zukunft? Wo könnte bei Bedarf die Schule oder der Kindergarten erweitert werden? Wo ist der ideale Standort für eine KiTa oder für Tagesstrukturen? Sollte Wohnraum für ältere Menschen auch im Zentrum angeboten werden und ist der Friedhof für kommende Generationen gross genug? Diese und weitere Fragen haben wir unserem Städteplaner Stauffer & Studach AG, Chur, gestellt. Daraus entstand der Masterplan «Zentrumsentwicklung», der nun den Rahmen für die weitere Gestaltung der Dorfmitte bildet. Fünf Schwerpunkte wurden definiert. «Kultur/Verwaltung» umfasst Gebäude für die Gemeindeverwaltung sowie kulturelle Anlässe, mit Gemeindesaal und Dorfplatz. Im Bereich «Bildung/ Freizeit» sind Schulen, Kita und Tagesstrukturen sowie Sportanlagen angeordnet. Unter «Altersversorgung» wird der Standort des Pflegeheims Schlossgarten verstanden, wo künftig auch Wohnraum und weitere Einrichtungen für ältere Menschen realisiert werden sollen. Im heutigen Naherholungsgebiet Junkerriet, südlich des Schlosshügels, soll weiterhin die Freizeitgestaltung

in der Landschaft angesiedelt sein («Freizeit/Spiel/Naherholung»). Definiert wurde auch der Bereich «Kirche/Kultus», in dem sowohl die Kirche als auch der Friedhof mit möglichen Erweiterungen zugeordnet sind. Besonders wichtig ist auch, dass diese fünf Schwerpunkte untereinander vernetzt, das heisst für Fussgänger sowie Radfahrer gut verbunden werden. Nicht nur das Wohnen und Leben im Alter ist in Balzers wirklich «gross» geschrieben, Ihnen als Vorsteher sind auch optimale Voraussetzungen für das Heranwachsen und die Ausbildung der Jugend äusserst wichtig. Stellen Sie uns das «strategische Leitbild Alter & Jugend» kurz vor?

Für die laufende Mandatsperiode wurde mit dem Namen «Generationen» erstmals eine Kommission gebildet, die sich sowohl für die Jugend als auch für die Senioren einsetzt. Die früheren Leitbilder waren nicht mehr aktuell und mussten überarbeitet werden. Unter Einbezug weiterer Fachleute entstand so das neue strategische Leitbild Alter & Jugend. Eine kurze, inhaltliche Zusammenfassung ist kaum möglich. Am ehesten erklärt der einleitende Text die Grundhaltung der Gemeinde: in Balzers sind alle Generationen herzlich willkommen, sie unterstützen sich gegenseitig und begegnen sich mit Respekt und Achtung. Darauf aufbauend wurden Leitsätze und Ziele

Das Konzept führt fünf rund um den Burghügel ringförmig angeordnete funktionale Schwerpunkte auf.


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formuliert, die Themen wie altersgerechtes Wohnangebot oder Unterstützung für Senioren sowie die Vernetzung von Jugendorganisationen und vieles mehr umfassen. Auch konkrete Massnahmen wurden festgehalten, deren Umsetzung durch die Kommission nun vorangetrieben werden soll. Im Rahmen der Interpellationsbeantwortung der Regierung betr. dem Finanzausgleich sowie den Finanzzuweisungen an die Gemeinden sind von Seiten der Landtagsabgeordneten die Wiederaufnahme der Gespräche über

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eine zielorientierte Aufgabenentflechtung zwischen Land und Gemeinden angesprochen worden. In welchen Bereichen sehen sie diesbezüglich erstrebenswerte «Verschiebungen» im Sinne, wer die Verantwortung hat soll auch die diesbezüglichen Finanzen übernehmen? bei der Standortgemeinde liegen. Bei welchen Themen und Projekten liesse sich dies konkret umsetzen? Diese Thematik ist wirklich sehr komplex. Gäbe es die einfache Antwort auf alle damit zusammenhängenden Fragen, so wäre das Thema sicher längst von der

politischen Tagesordnung verschwunden. Es nützt wohl nichts, einfach Stichworte in die Diskussion zu werfen. Wir – das heisst Vertreter von Gemeinden und Land – müssen zusammen nach Lösungen suchen und diese gemeinsam umsetzen. Einen anderen Weg sehe ich nicht. Wichtig scheint mir der Grundsatz, dass jede Stufe des Staates die Steuereinnahmen generieren kann, die sie für die Erfüllung ihrer Aufgaben benötigt. Anfangen sollten wir nun damit, die Aufgaben dort anzusiedeln, wo sie sinnvollerweise erledigt werden können und in

einem zweiten Schritt dort auch die dazu notwendigen Finanzen zuordnen. Wenn Sie einen kurzen «Werbespot» über Ihre Gemeinde Balzers zum Besten geben sollten, wie würde sich dieser anhören? Sie suchen einen Platz zum Leben? In Balzers finden Sie ihn: Schönste Wohnlagen, nahe zur Natur und zum Zentrum, Orte zum Einkaufen und für Freizeit, mit der «Welt» verbunden mit öffentlichem Verkehr und kurzen Wegen. Und überall nette Menschen.

Wir schaffen Wohnraum für ältere Menschen Das Thema ist in der Politik nicht nur in Balzers oder im Land, sondern auch international allgegenwärtig: Die Menschen erfreuen sich einer immer höheren Lebenserwartung und die geburtenstarken Jahrgänge bewegen sich zügig auf das Rentenalter zu. Die Finanzierung der Renten ist eine grosse Herausforderung, der die staatlichen und privaten Vorsorgeinstitutionen gegenüber stehen. Für die Gemeinden unseres Landes ist neben dem Bereitstellen der notwendigen Pflegeplätze vor allem das Schaffen von geeignetem Wohnraum für ältere Menschen eine aktuelle Aufgabe. Die Gemeinde Balzers sieht darin eine grosse Chance, die Nachfrage nach kostenintensiveren Pflegeplätzen möglichst tief zu halten. Seit September 2016 befasste sich eine Arbeitsgruppe mit der Erarbeitung einer Konzeption für den Bau und den Betrieb von Wohnraum für Menschen mit besonderen Bedürfnissen. Der Schlussbericht der Arbeitsgruppe wurde vom Gemeinderat an seiner Sitzung vom 25. Oktober 2017 zur Kenntnis genommen. Darauf aufbauend werden nun die Weichen für das Bauprojekt gestellt. Nach Planungen im Jahr 2018 sollen die Wohnungen gebaut und bis Ende 2020 bezugsbereit sein.

Vorstellung für Balzner Bevölkerung Am 4. Juli 2017 hat die Arbeitsgruppe alle Einwohner in den kleinen Saal eingeladen, um ihnen das bis dahin erarbeitete Konzept vorzustellen. Wie die daran anschliessenden Fragen und Wortmeldungen aus dem Publikum sowie die Gespräche beim Apéro zeigten, scheint die Arbeitsgruppe mit ihren Vorstellungen für das «Wohnen im Alter» die Bedürfnisse und Anliegen der interessierten Zuhörerinnen und Zuhörer getroffen zu haben. Die erfolgten Rückmeldungen wurden in der Arbeitsgruppe noch einmal diskutiert und in die Argumentation eingearbeitet.

Wohnhaus mit Mietwohnungen Das verabschiedete Konzept sieht vor, ein Wohnhaus mit Mietwoh-

nungen zu bauen, die insbesondere für Alleinstehende oder Paare im Alter von rund 80 Jahren geeignet sind. Die Mieter müssen selbständig und eigenverantwortlich ihren Haushalt führen können, aber sie sollen natürlich bei Bedarf die ambulanten Dienste der Familienhilfe bzw. Spitex in Anspruch nehmen. Weitere Dienstleistungen können die Mieter gegen ein entsprechendes Entgelt beziehen, wie beispielsweise das Reinigen der eigenen Wohnung oder das Erledigen der Wäsche. Das Wohnhaus soll nahe dem Pflegeheim Schlossgarten gebaut werden, aber eine eigene Adresse haben. Es ist betrieblich vom Schlossgarten zu trennen und doch sollen die Bewohner sich mit ihren Anliegen an die Lebenshilfe Balzers wenden können und auch das Angebot an Unterhaltung und Räumen im Schlossgarten mitbenutzen können. Geplant ist in einer ersten Bauetappe ein Haus mit 12 bis 16 Wohnungen. In den Folgejahren sollen je nach Bedarf und Nachfrage weitere Gebäude und Einrichtungen erstellt werden. Vorgesehen sind vor allem Zweieinhalbzimmerwohnungen, aber auch einige wenige Eineinhalb- und Dreieinhalbzimmerwohnungen sollen entstehen. Alle Wohnungen sind nicht nur «barrierefrei» bzw. roll-

stuhlgängig, sondern werden auch von der Raumeinteilung, den verwendeten Materialien und auch durch technische Einrichtungen ausdrücklich so gestaltet, dass sie für die vorgesehenen, weiter vorne beschriebenen Mieter, besonders geeignet sind. Auf jeden Fall müssen die Wohnungen mit möglichst günstigen Mieten angeboten werden.

Standort in der Nähe zum Pflegeheim Schlossgarten Als Standort wurde ein Grundstück in unmittelbarer Nähe zum Pflegeheim Schlossgarten, direkt neben dem Schlossbach, gewählt. Das Grundstück ist 1‘110 m2 gross, liegt in der Wohnzone A und ist somit gut bebaubar. Es ist im Eigentum der Gemeinde und folglich wird die fertige Liegenschaft auch im Eigentum der Gemeinde bleiben. Die Gemeindeverwaltung soll später die Verträge mit den Mietern abschliessen und auch für die Hauswartung verantwortlich sein. Die direkte Anlaufstelle für die Bewohnerinnen und Bewohner soll aber der Verein Lebenshilfe Balzers sein, der auch das benachbarte Pflegeheim Schlossgarten führt.


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Isolde Frick (Aussenaufnahme), Nils Vollmar (Innenaufnahme)

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Burg Gutenberg – das Balzner Wahrzeichen Das Jahr 2017 war für die Burg Gutenberg ein besonderes Jahr: Noch nie wurden so viele Besucher gezählt wie in diesem Jahr. Über 7’000 Personen haben in der vergangenen Saison die Burg Gutenberg besucht. Verschiedene Grossanlässe und nicht zuletzt die Öffnung der repräsentativen Innenräume für die Öffentlichkeit nach 66 Jahren haben zu diesem erfreulichen Besucherrekord geführt. Seit dem Pfingstwochenende können die vom Land Liechtenstein zugänglich gemachten Innenräume im Rahmen von geführten Rundgängen besichtigt werden. Aufgrund des sehr grossen Interesses an den wieder ge-

öffneten Innenräumen organisierte das Burg-Führungsteam über den Sommer mehrere Tage des offenen Burgtors. Insgesamt führte das Burgteam während der Burgsaison 114 Führungen durch, was doppelt so vielen Führungen als in den jeweils vorhergehenden Saisons entspricht.

2. Gutenberger Gartenschau mit 30 Ausstellern Die zweite Ausgabe der Gutenberger Gartenschau, die vom Haus Gutenberg in Kooperation mit dem Verein Freunde des Hauses Gutenberg und der Balzner Kulturkommission organisierte wurde, erstreckte sich neu über drei Tage und war mit

dreissig Ausstellern noch grösser als die erste Ausgabe.

lichen Konzert bespielt, organisiert vom Country&BBQ-Verein.

Verein Kultur-Treff mit abwechslungsreichem Programm Der Verein Kultur-Treff Burg Gutenberg bot auch dieses Jahr ein abwechslungsreiches Programm und er konnte dank Wetterglück fast alle Veranstaltungen auf der Burg durchführen. Nach 22 Jahren wurde diesen Sommer auch erstmals wieder ein Theater auf der Burg aufgeführt. Unter der Regie von Nikolaus Büchel brachte der Verein TheaterKarussell das Schauspiel «Die Päpstin» von Susanne F. Wolf auf die Bühne. Erstmals wurde in diesem Jahr auch der Rosengarten mit einem öffent-

Über die Wintermonate bleibt die Burg Gutenberg geschlossen. Ab dem 1. Mai 2018 öffnet die Burg Gutenberg für Führungen, kulturelle Veranstaltungen, Hochzeitsfeiern, besinnliche Anlässe oder auch für Fotoaufnahmen wieder ihre Tore. Buchungen fürs kommende Jahr nimmt die Gemeindeverwaltung Balzers, Fürstenstrasse 50, 9496 Balzers, Tel. +423 388 05 05, info@balzers.li, www.balzers.li entgegen. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


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bildung jugend

«Wir haben keinen Konkurrenzkampf, sondern helfen einander» Zwei Lehrlinge im gleichen Ausbildungsjahr im gleichen Büro, geht das überhaupt? «Kein Problem: Es findet sich für alles eine Lösung», meint Fredy Scherrer. So durfte Jana Gmür aus Sargans vor einem Monat zu indra+scherrer architektur in Schaan wechseln. Nun machen sie und Simon Welte aus Triesenberg beide ihre Ausbildung «ZeichnerIn Fachrichtung Architektur» im gleichen Büro und gehen in dieselbe Klasse am BZB. Die beiden Lehrlinge erzählen aus ihrem Berufsalltag. Text: Asha Ospelt-Riederer Jana und Simon, ihr seid beide im dritten Lehrjahr und arbeitet im gleichen Betrieb. Gibt es einen Konkurrenzkampf zwischen euch? Simon: Wir arbeiten ja erst seit einem Monat zusammen. Einen Konkurrenzkampf gibt es nicht, wir wissen beide, wo unsere Stärken und Schwächen liegen. Jana: Ich sehe eher Vorteile: Wir können einander aushelfen. Wenn einer eine Frage zur Schule hat, kann diese meistens schnell beantwortet werden.

Die zwei Lehrlinge Jana Gmür und Simon Welte sind im gleichen Ausbildungsjahr bei indra+scherrer architektur in Schaan.

Warum wollt ihr diesen Beruf erlernen? Jana: Ich habe in der Oberstufe am Berufsinformationszentrum BIZ in Sargans verschiedene Tests gemacht. Bei allen kam heraus, dass ein technischkreativer Beruf das Richtige für mich wäre. Ich habe in verschiedenen Büros geschnuppert, auch in anderen Fachrichtungen. Simon: Mein Vater ist im Baugewerbe tätig, deshalb war es für mich klar, dass ich auch in diese Richtung gehe. Ich weiss, dass ich ein gutes Vorstellungsvermögen habe und finde diesen Beruf eine gute Grundausbildung. Es ist auch schön, dass man in die

Entstehung eines Gebäudes von Anfang bis Schluss sehen kann. Zeichnet ihr in eurer Freizeit auch? Simon: Ja, für das Arbeitsbuch, welches ein Teil der Lehre beziehungsweise der Abschlussnote ist. Jana: Ich zeichne ausserdem schon seit früher Kindheit gern und viel, vor allem Freihand. Entspricht die Vorstellung, die ihr von diesem Beruf hattet, bevor ihr eure Lehre begonnen habt, der Realität?

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Es ist erstaunlich, dass trotz der vielen Architekturbüros in Liechtenstein und der Region Schulabgängerinnen und Schulabgänger, welche sich für diesen Beruf entscheiden, Mühe haben einen Ausbildungsplatz zu bekommen», sagt Fredy Scherrer zum Entscheid, mit Jana Gmür eine zweite Lehrtochter im selben Jahr aufzunehmen. Er und Patrick Indra suchen ihre Auszubildenden sorgfältig aus. «Wir möchten nicht nur unsere Auszubildenden kennen, sondern auch ihr familiäres Umfeld. Es muss alles passen: Schule wie Elternhaus. Mit diesem Anspruch sind wir bisher gut gefahren. Die fehlende Bereitschaft Lernende auszubilden und damit die Vernachlässigung des Nachwuchses wird später spürbare Folgen haben. Dies nicht nur in der Architekturbranche.» Deshalb bildet indra+scherrer architektur immer wieder Lehrlinge aus, nächstes Jahr werden es gleichzeitig drei sein, da im Herbst noch ein Lehrling im ersten Lehrjahr dazukommt. Fredy Scherrer Dipl. Architekt FH / Dipl. Wirtschaftsingenieur NDS

Jana: In den Schnupperlehren bekommt man oft nur einen kurzen und oberflächlichen Einblick. Zum Beruf gehört neben den technischen Voraussetzungen auch das Kommunizieren mit Kunden und Bauherren. Es ist auch wichtig, mit dem Computer umgehen zu können. Simon: Der Beruf umfasst viel mehr, als ich dachte. Mathe und Geometrie sind viel komplexer als erwartet, dazu braucht es ein gutes technisches Verständnis.

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Wie fühlt ihr euch im Team von indra+scherrer architektur? Simon: Wir haben alle ein gutes Verhältnis untereinander und unternehmen zum Teil auch privat gemeinsam Ausf lüge. Jana: Ich bin erst seit einem Monat hier und fühle mich sehr gut aufgenommen. Es arbeiten alle miteinander, nicht nur nebeneinander und es wird kommuniziert. Ich lerne viel und habe immer genug zu tun. Ich finde es sehr spannend hier.

Jana, wie sollte dereinst dein Traumhaus aussehen? Es sollte unbedingt grosse, hohe Räume und Fenster haben. Es muss nicht riesig sein, soll aber gross und hell wirken. Es soll sicher ein Flachdach und eine etwas ausgefallenere Fassade haben. Simon, was war das bisher spannendste Projekt, an dem du mitgearbeitet hast? Das Mehrfamilienhaus «Xenia», das im Moment an der Wiesen-

gasse in Schaan entsteht. Dies ist das erste Projekt, das ich von der Vorprojektplanung bis zur Werkplanung, mit Hilfe des Projektleiters, erarbeiten kann.


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Gaflei: Heilende Architektur in heilender Umgebung Ende Oktober fand im Beisein von Investoren, Bauherrenvertretern, Architekten, politischen Vertretern und Partnern die Grundsteinlegung für das Clinicum Alpinum statt. Die Spezialklinik für die Behandlung von Stressfolgeerkrankungen entsteht auf 1.500 M.ü.M. Text: J2M Architekten · Fotos: Sven Beham

Grundstein für das Clinicum Alpinum

Kontrast Ein Patient mit einer Erschöpfungsdepression, dem ambulante Hilfe nicht mehr reicht und der deshalb für eine gewisse Zeit eine spezielle Therapieeinrichtung aufsucht, unternimmt dies um sich in die heilenden Hände von Spezialisten zu begeben, aber auch um sich aus seiner alltäglichen und belasteten Situation zu befreien. Deshalb ist es ein zentraler Aspekt der Architektur, ein Umfeld zu bieten, dass sich in einem Kontrast zu seiner normalen Umgebung befindet und einen Raum zur Innenschau eröffnet. Dieser Kontrast wird beim Clinicum Alpinum schon allein durch seine besondere Lage in Berglandschaft und Natur erreicht. Die Architektur hat hier die verantwortungsvolle Aufgabe, dem Gast diesen besonderen Ort zu eröffnen.

Die Topografie des natürlichen Plateaus von Gaflei wird durch grosszügige Plattformen nachvollzogen und erweitert. Diese bieten Raum für Eingangsbereich, Restaurant, Saal und die im Süden und Westen vorgelagerten Aussichtsdecks, von denen man weit ins Rheintal blickt. Die dienenden Räume wie Küche, Treppen, Aufzüge befinden sich in massiven steinernen Körpern, die wie grosse Findlinge oder Felsen auf dem Plateau ruhen. Auf den Findlingen lagert ein einfacher, flacher Holzkörper in dem sich auf zwei Geschossen die Gästezimmer und die Räume der Klinikverwaltung befinden. Von dem Eingangsplateau abwärts gelangt der Patient in den Therapie- und Ruhebereich. Die Räume werden gebildet durch grosse, sich ineinander verschränkende Felsplatten die

sich aus dem Hang schieben, als kämen sie direkt von den darüber sich auftürmenden Felsmassiv des Alpspitz. Dieser «Landschaftssockel» ist so von Topografie und Bergszenerie durchdrungen, um den Patienten in Kontakt mit der umgebenden Natur zu bringen - ein Kontakt von dem eine heilende Wirkung auf den Patienten erwartet wird.

Geborgenheit Obwohl also stark auf einen Kontrast zum Alltag gesetzt wird, erfährt der Patient das Gebäude als einen »bergenden» Ort. Die topografisch ausgesetzte Situation, wird aufgefangen durch die vielen Möglichkeiten, die das Gebäude bietet, sich zurückzuziehen – sich z.B. auf eine Bank zu setzen, mit einer schützenden Wand im Rücken, oder an einem Kamin mit prasselndem Holzfeuer. Auch der

Patio, den das Geviert aus Gästezimmern und Verwaltungsräumen bildet, bietet einen Rückzugsort, einen kontemplativen Ruhepol zur überwältigenden Berglandschaft. Den stärksten Rückzug bietet natürlich das Gastzimmer selbst. Viel Holz – Textilien an Wand und Boden – Bequemlichkeit ausstrahlende Möbel, schaffen eine Atmosphäre von Wärme und Geborgenheit. Aber auch hier wird Landschaft und Natur einbezogen, nicht nur durch die Loggia, die jedem Gastzimmer zugeordnet ist, sondern auch durch das Gästebad, bei denen die Badewanne direkt an der Fassade, an einem Panaromafenster angeordnet ist und so jedes Gästebad zum privaten Wellnessbereich wird – zu einem Ort, wo der Patient animiert wird, aktiv etwas für seine Genesung zu tun.


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GAFLEI IST EIN PRIVILEG

Marc und Michaela Risch kommen ihrem Traum näher: Die Klinik für die Behandlung von Stressfolgeerkrankungen auf Gaflei soll spätestens im Frühjahr 2019 die ersten Patienten aufnehmen. Warum Gaflei, das wollten wir von ihnen wissen. Warum haben Sie sich für den Standort Gaflei entschieden? Michaela Risch: Gaflei war von Beginn an unser Favorit. Dieser Ort ist perfekt, weil er eine heilende Umgebung bietet, was Bestandteil des Therapiekonzeptes ist. Gaflei spiegelt alle Erfolgsfaktoren für eine Genesung wider – Licht, Luft, Bewegung, Ruhe und Distanz und ist trotzdem mitten in Europa und gut erreichbar. Wir können, ja müssen mit der Natur einen Gegenpol zur krankmachenden Verstädterung und einen neuen realen Bezugspunkt setzen. Gaflei hat eine eigene Geschichte. Marc Risch: Das ist richtig. Für uns ist es ein Privileg, an diesem einzigartigen Ort ein so grosses Projekt umsetzen zu dürfen. Dass wir den «Traum von Gaflei als Gesundheitsstandort» wahrmachen können, ist der engagierten Mitwirkung sehr vieler Menschen zu verdanken. Der Standort hat eine über 100jährige Historie und steht in der Tradition der Gesundheitshäuser im alpinen Raum. Neben der heilenden Umgebung bauen Sie auch nach dem Prinzip der «Heilenden Architektur». Michaela Risch: Ja, die sogenannte heilende Architektur gewinnt insbesondere im Gesundheitsbereich zunehmend an Bedeutung. Studien belegen, dass die Architektur einer Klinik ebenfalls Einfluss auf den Genesungsprozess hat. Wir möchten authentisch sein und im Zusammenspiel der Natur mit unserer Architektur, unseren Experten und unseren Klienten für ein heilendes Umfeld sorgen. Marc Risch: Gaflei ist auch hinsichtlich Architektur verpflichtend. Mit der sanften Einbettung des Klinikgebäudes in die Landschaft üben wir Demut gegenüber der überwältigenden Berglandschaft und ermöglichen mit dem Ruhepol innerhalb des Gebäudekomplexes auch den Zugang zu

Marc und Michela Risch

introspektiv-künstlerischer und nicht sprachlicher Auseinandersetzung mit sich und der Umwelt. Was genau haben Sie bei der Grundsteinlegung in die Zeitkapsel eingelassen? Michaela Risch: Zum einen das Manifest, in dem wir uns der Idee der Heilenden Architektur verpflichten. Wir haben aber auch eine Symbolik versiegelt: Im Grundstein ist der Begriff «Tiefsinn» eingelassen, 5 Buchstaben des Wortes sind aus Holz geschnitzt und wurden in die Kapsel gelegt: Sie stehen als Symbol für die Wahrscheinlichkeit, dass jeder fünfte von uns einmal im Leben an einer Depression erkranken kann und somit auch als Zeichen für die Ernsthaftigkeit und Wachsamkeit gegenüber uns selbst aber auch unseren Mitmenschen.

MEILENSTEINE CLINICUM ALPINUM

04. DEZ 14

2014 FRÜHJAHR

1998 Eine Vision entsteht: Michaela und Marc Risch entwerfen auf Gaflei die Idee für die Klinik

09. MAI 14 Regierung erteilt prov. Betriebsbewilligung

Erste Pläne werden entwickelt, der Antrag für die Betriebsbewilligung eingereicht

An die Arbeit: Kickoff Projektteam

Erstpräsentation des Projektes Klinik für Stressfolgeerkrankungen

2013

Architekturwett­ bewerb, drei Unternehmen präsentieren im Finale

Standorte evaluiert: Grünes Licht für Gaflei

05. JUN 14 07. APR 14


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«Ich bin beeindruckt, wie die Details ausgearbeitet werden und wie bereits beim Bau an die Menschen gedacht wird, die hier gesunden sollen. Trotz der Grösse des Projektes geht auch das Kleine nicht verloren. Wir hoffen, dass die Patienten mit ihren Familien eines Tages auch als Feriengäste dorthin zurückkehren, wo es ihnen gut ging und wo sie gesund werden konnten.»

«Super finde ich unsere Teamarbeit hier. Es ist schön, hier zu arbeiten: Wir sind in der Natur, in den Bergen Bergluft beim Arbeiten ist ein Vorteil.» (Hutter) «Es tut gut, die Berge in der Umgebung zu sehen und dort zu arbeiten, wo andere ihre Freizeit verbringen.» (Marxer) Alex Hutter und Daniel Marxer Maurer Wilhelm Büchel AG

Christoph Beck Vorsteher Triesenberg

«Die Baustelle auf 1‘500 m.ü.M. ist auch für uns eine neue und wunderschöne Herausforderung. Die ansprechende und einzigartige Architektur strahlt Ruhe und Gemütlichkeit aus. Der spezielle Grundriss und die raffinierte Raumgestaltung bieten Abwechslung beim Bauen und laden zum Verweilen ein.»

«Ich persönlich empfinde die Zusammenarbeit zwischen den Architekten und der Raumplanungskommission als positiv. Die Anpassungen wurden nicht als Zwang wahr­ genommen, sondern positiv bewertet. Es war ein Miteinander.» Roberto Trombini Raumplanungskommission Triesenberg

Andy Minder CEO Büchel Gruppe

22. MÄR 16 FEB 15

Heilende Architektur: Architekturvorschlag "Patio" setzt sich durch

Zeichen nach aussen: Auf Gaflei werden die Bauvisiere gestellt. Kommt gut an: Erste öffentliche Präsentation der Modellbauten. Über 1000 Interessierte kommen nach Triesenberg

Gründung der Betriebsgesellschaft Clinicum Alpinum AG

27. APR 15

19. AUG 16

12. SEP 15

Spatenstich Clinicum Alpinum


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ES WAR EIN MITEINANDER Interview mit Roberto Trombini, Raumplanungskommission, Leiter Hochbau Gemeinde Triesenberg Herr Trombini, Sie sind im Rahmen der Raumplanungskommission bei diesem Projekt von Beginn an involviert. Wie verlief die Startphase? Sehr positiv. Aus meiner Sicht wurde das Projekt richtig aufgegleist. Die Initianten haben verschiedene Architekten eingeladen, um Ideen zu prüfen. Schlussendlich haben sie sich für ein Team entschieden, das vielleicht nicht unbedingt die regionale Architektur aufgenommen hat, aber dafür sehr mutig war beispielsweise bei der Integration der Untergeschosse ins Gelände und der kubischen Form der oberen Geschosse. Wie ging dann der weitere Prozess vonstatten? Im Prinzip ist man vom Grossen zum Kleinen gegangen. Zuerst haben wir das Volumen angeschaut - wie steht das Gebäude im Gelände und wo könnte man Verbesserungen vornehmen. Ich persönlich empfinde die Zusammenarbeit zwischen den Architekten und der Raumplanungskommission als positiv. Die Anpassungen wurden nicht als Zwang wahrgenommen, sondern positiv bewertet. Es war ein Miteinander. Wie stark redet die Raumplanungskommission bei solchen Projekten mit? Wir haben eine Bauordnung in Triesenberg und der Perimeter Gaflei ist in der Bauordnung beschrieben, dazu gehört als wichtigster Punkt, dass sich das Gebäude gut in das Orts- und Landschaftsbild einpasst. Der Steinschlag hat einen ebenso grossen Einfluss auf die Planung wie der Waldabstand. Wir haben die Perimeter sogar zugunsten des Projektes angepasst, damit es sich gut in die Landschaft einpasst. Gab es hier und da Schwierigkeiten? Wenn die Remise gut ist, muss man das Projekt eigentlich nur noch verfeinern. Ich denke, die Grundarchitektur, das Grundvolumen und vieles andere war im Grunde bereits recht gut. Es geht dann nur noch darum, die Finesse einzubringen. Bei diesem Projekt gab es keine Schwierigkeiten.

Wiederaufnahme der Bauarbeiten

Ist das Projekt ein Vorteil ist für die Gemeinde? Ja, das hat die Gemeinde mehrmals betont. Wir sind ja schon in einer frühen Phase mit dem Land zusammengekommen und mit der Gestaltungskommission und haben unseren Standpunkt vertreten, dass es für die Gemeinde Triesenberg wirtschaftlich attraktiv ist. Schliesslich ist das nicht die erste Projekt-Erfahrung an diesem besonderen Ort. Das Gelände auf Gaflei ist etwas Spezielles. Dort stand ein Hotel, dass abgebrochen wurde. Die Gemeinde hat dann mit dem Land zusammen vor Ort Perimeter geschaffen, welche die jetzige Klink überhaupt ermöglichen. Auf diesem Land sind nicht willkürlich alle Projekte einfach möglich. Ferienhäuser können dort beispielsweise nicht gebaut werden.

Auszug Bauordnung Triesenberg, Art. 20 1 Die Zone Gaflei umfasst das Areal des ehemaligen Hotels Gaflei. Der bebaute und baureif erschlossene Bereich innerhalb der Zone ist durch einen Perimeter gekennzeichnet und kann wieder für Hochbauten genutzt werden. (…) 2 Der langjährigen Nutzung des Areals folgend sind Bauten und Anlagen wie Hotel, Restaurant und ähnliche Bauten und Anlagen für Ferien, Freizeit und Erholung, Heilung und Pflege sowie Bildung zulässig. (…) Die vorgesehenen Nutzungen müssen dem Entwicklungs- und Erholungskonzept für das Berggebiet entsprechen, insbesondere auch der Naherholung dienen und mit den ökologischen und landschaftlichen Gegebenheiten des sensiblen Alpengebiets verträglich sein. 3 Die Bebauung darf das oberirdische Bauvolumen der ehemaligen Hotelliegenschaft (Bestand 2004) im Ausmass nicht überschreiten und ist so zu gestalten, dass sie sich in das Landschaftsbild einfügt. (…) Für die Erstellung, wie auch den Betrieb der Bauten und Anlagen, wird ein öffentliches Bedürfnis vorausgesetzt, insbesondere sind die übergeordneten öffentlichen Interessen der Gemeinde Triesenberg zu wahren.

FEB 17 26. OKT 17 TIEFSINNig: Grundsteinlegung für den Klinikbau

Fertigstellung der Untergeschosse

Nur kurz: Winterbedingter Baustopp

22. DEZ 16

Beginn des Innenausbaus

HERBST 2017

WINTER 2017/18


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Wald- und Holzwirtschaft im Wandel Wie alle anderen Branchen befindet sich auch die Wald- und Holzwirtschaft in einer Phase des grossen Umbruchs. Auf der einen Seite schreitet die Technologie in praktisch allen Bereichen mit grossen Schritten voran, was Arbeitgeber wie Arbeitnehmer vor stets neue Herausforderungen stellt. Auf der anderen Seite wächst mit der zunehmenden Globalisierung der Arbeitswelt auch der Wunsch der Bevölkerung nach natürlichen Materialien und Erzeugnissen aus heimischer Fertigung. Um ein Stimmungsbild von der gegenwärtigen Situation in der Holzbranche zu bekommen, haben wir einen Vertreter jedes Glieds der Holzkette besucht. Text und Fotos: Holzkreislauf

3 FRAGEN AN 1. Sind mit dem Stellenwert des Waldes auch die Ansprüche der Bevölkerung an den Wald gewachsen? Die Ansprüche der Bevölkerung sind heute hoch und sehr breit gefächert. Dabei stehen die vielfältigen Erholungsmöglichkeiten im Wald sicherlich im Vordergrund. Ebenso sind aber auch der Schutz vor Naturereignissen, ein vielfältiger Lebensraum und die Produktion des Rohstoffs Holz wichtige Anliegen an den Wald.

2. Hat es im Liechtensteiner Wald genug Holz, um unsere Bedürfnisse nach Energie- und Bauholz zu decken? Die Holzentnahme aus unseren Wäldern ist begrenzt, da wir die Bewirtschaftung nach dem Nachhaltigkeitsprinzip durchführen. Beim Energieholz sind wir in der glücklichen Lage, dass alles anfallende Energieholz im Land selber energetisch genutzt werden kann. Beim Bauholz haben wir jedoch noch genügend Potential. Hier muss heute ein grosser Teil in unsere Nachbarländer exportiert werden.

3. Welches Thema beschäftigt die Förster derzeit besonders stark? Das Eschentriebsterben stellt die Forstbetriebe vor grosse Herausforderungen, da die Pilzkrankheit in unserer Region allgegenwärtig ist. Eschen mit stark geschädigter Krone sind Gefahrenträger (dürre Äste) und müssen aus Sicherheitsgründen entlang von Strassen und Wegen entfernt werden.

1. Ist man als Betreiber einer vergleichsweise kleinen Sägerei im heutigen Umfeld überhaupt noch konkurrenzfähig? Das ist tatsächlich alles andere, als einfach. In unserem Betrieb mittlerer Grösse hat der Bereich Sägerei nur eine Überlebenschance, wenn man eine auf diesen Bereich optimal abgestimmte Nische findet. Unsere Stärke besteht darin, dass wir sehr flexibel sind. Das heisst, dass wir kurzfristig reagieren und im Gegensatz zu Grosssägereien auch auf sehr spezielle Kundenwünsche eingehen können.

2. Woher bezieht Ihr Euer Holz und wie steht es um dessen Qualität? Hauptlieferant sind die Liechtensteiner Gemeinden. Das ist uns wichtig, weil dies eine maximale lokale Wertschöpfung ermöglicht. Die Qualität stimmt, auch wenn das Holz durch die Hanglage ab und zu etwas Buchswuchs aufweist.

3. Wie sieht es im Sägerei-Handwerk in Sachen Nachwuchs aus? Es ist heute schwierig, ausgebildete Säger zu bekommen. Die Branche hilft sich über das Problem hinweg, indem sie Zimmerleute und Schreiner anlernt. Diese Berufsleute bringen einen hohen Holz-Erfahrungsschatz mit, sodass sie sich mit der Zeit zu richtig guten Sägern entwickeln können.

Siegfried Kofler, Förster Forstgemeinschaft, Gamprin-Ruggell-Schellenberg

Patrik Schurte, Holzbau Schurte AG, Triesen


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Helmut Hasler, Zimmerei Franz Hasler AG, Bendern

Karl Vogt, Anton Vogt Schreinerei AG, Balzers

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1. Was hat sich am Berufsbild des Zimmerers in den letzten Jahren am meisten verändert? Durch die digitale Transformation der gesamten Wertschöpfungskette verändert sich auch das Berufsbild des Zimmerers. Und zwar vom Lehrling bis hin zum Kader. Die Vorfertigung im Werk mit CNC-Maschinen und Robotern hat zugenommen. Dadurch werden die Anforderungen für einen Teil der Mitarbeiter immer komplexer. Die Arbeiten auf der Baustelle sind von dieser Veränderung jedoch weniger betroffen.

2. Müssten die einzelnen Zimmereien zur Steigerung ihrer Produktivität nicht vermehrt überbetrieblich zusammenarbeiten? Ja, das ist sinnvoll und wünschenswert. Die Zusammenarbeit der Betriebe hat über die letzten 20 Jahre auch stark zugenommen. Das reicht von der Bildung von Arbeitsgemeinschaften bei Grossprojekten bis zum Austausch von Leistungen und Personal im Alltag. Durch die vermehrte Verwendung von heimischem Holz wird dieser erfreuliche Trend noch verstärkt.

3. Wie stehen öffentliche und private Bauherren zum Thema «Verwendung von Liechtensteiner Holz? Die politischen Entscheidungsträger stehen dem Liechtensteiner Holz durchwegs positiv gegenüber. Leider mangelt es im Umsetzungsprozess am Willen der Baubehörden, bei öffentlichen Bauvorhaben die Verwendung von einheimischem Holz bei Wettbewerbsausschreibungen verbindlich einzufordern. Bei privaten Bauvorhaben scheitert die Anwendung von Liechtensteiner Holz oft an der Kurzfristigkeit, die heutzutage bei der Vergabe und Umsetzung von Projekten vorherrscht.

1. Unsere hohen Lohnkosten belasten auch die Schreinereibetriebe. Bringt die Digitalisierung eine merkliche Besserung dieser Situation? Nicht zwingend. Weil alle Markteilnehmer auf denselben Zug aufspringen, gleicht sich das am Ende wieder aus. Jede Schreinerei muss letztlich selbst entscheiden, welche Mischung für sie die beste ist. Wir, als relativ kleiner Betrieb, sind weniger spezialisiert. Das heisst, dass die Mitarbeiter vielseitig eingesetzt werden und sich damit eine teure Maschine weniger gut auslasten lässt.

2. In welchen Anwendungsbereichen sind die Dienste des Schreiners heute am stärksten gefragt? Auch das hängt von der Betriebsgrösse ab. Wir erbringen zu einem grossen Teil Dienstleistungen, die nicht ab Stange oder vom Katalog erhältlich sind. Das sind in der Regel Massanfertigungen im Innenausbau, z.B. Möbel, Schränke oder Türen. Nicht unterschätzen darf man aber auch den Bereich Service, Unterhalt und Sanierungen.

3. Gibt es grosse Unterschiede in Bezug auf Materialwahl und Design zwischen früher und heute? Die Materialvielfalt hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Holz ist zum Glück zwar noch immer unser Hauptprodukt, daneben verwenden wir heute vermehrt Glas, Textilien, Metall oder Kunststoffe. Bei den Holzarten ist Eiche wieder sehr gefragt. Punkto Design geht der Trend mehr in Richtung Geradlinigkeit und weniger zu Verschnörkelung und Verspieltheit.


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Vom Abwasser zum R(h)einwasser und was nicht in die Abwasserreinigungsanlage gehört! Wasser ist eine unserer wichtigsten Lebensgrundlagen. Wir brauchen täglich nur ein paar Liter zum Trinken, jedoch eine grosse Menge Wasser für unsere Toiletten- und Duschgänge, für Bewässerungssysteme, fürs Schwimmbad oder in Industrie und Spitälern. Alles in allem verbraucht Liechtenstein jeder täglich etwa 700 Liter Wasser. Damit wir wirklich sauberes Wasser haben und die Abwasserreinigungsanlage effizient «arbeiten» kann, gibt es etliche Utensilien, die nicht in die ARA gehören. Text: Johannes Kaiser · Fotos: ZVG

Hilmar Hasler trägt auf der ARA als Geschäftsführer des Abwasserzweckverbandes der Gemeinden Liechtensteins seit dem 1. April 2003 die operative und strategische Verantwortung. In den letzten über 15 Jahren blieb kein Stein auf dem anderen – die ARA Bendern hat sich zu einem hochmodernen Abwasserreinigungsunternehmen mit ISO-Zertifizierung entwickelt. Ganz im Stillen sorgt die ARA, dass wir zu Hause einen tollen Komfort geniessen können, sauberes Gewässer und eine gesunde Umwelt haben. Damit das gesamte Reinigungs- und Entsorgungssystem in Bezug auf eine hervorragende Wasserqualität einwandfrei und effizient funktioniert, ist auch der aktive Beitrag der Einwohnerinnen und Einwohner in den Gemeinden Liechtensteins ganz entscheidend. So gehen wir an-

schliessend zusammen mit dem AZV-Geschäftsführer und dem Klärwerksmeister Patrik Fischli der Frage nach: bau:zeit: Was nicht in die Abwasserreinigungsanlage gehört? Ganz konkret: Was gehört weder ins WC noch in den Ablauf?

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Wenn das Abwasserreinigungs- sowie Entsorgungssystem von unnötigen und Utensilien, die absolut nicht in die ARA gehören, verschont bleibt, können wir den gesamten Reinigungsbetrieb effizienter und kostengünstiger gestalten. So sparen wir nebenbei auch Kosten und Gebühren ein, die wir alle bezahlen. Es kann also jede und jeder dazu einen ganz aktiven Beitrag leisten. AZV-Geschäftsführer Hilmar Hasler


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Was geschieht mit unserem Abwasser, nachdem es unser Haus verlässt und via Kanalisation und Pumpwerke die ARA erreicht?

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Die Rechenanlage

Zuerst gelangt das Abwasser in die mechanische Vorreinigung. Im Rechen werden grobe Feststoffe ausgeschieden. Das Rechengut wird mit einer Schnecke in einen Endlosschlauch gepresst, der wiederum in einer Mulde der Kehrrichtverbrennung zugeführt.

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Der belüftete Sandfang mit Fettfang

Der Sand setzt sich auf der trichterförmigen Beckensohle ab. Er wird mit einem Längsräumer abgesaugt, gewaschen und anschliessend auf die Deponie gebracht. Alle flotierbaren Stoffe, wie Öle und Fette, werden im Fettfang an die Oberfläche aufgetrieben und von dort der Faulung zugeführt.

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Das Vorklärbecken

Im Vorklärbecken werden die restlichen ungelösten Verunreinigungen aus dem Abwasser entfernt. Diese Stoffe setzen sich auf dem Beckenboden ab und werden durch den sogenannten «Längsräumer» in einen Trichter geschoben. Der abgesetzte Schlamm – auch «Frischschlamm» genannt – wird via Vorentwässerung in den Vorfaulraum gepumpt.

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Die Belüftungsbecken

Sind die Abwässer einmal vorgeklärt, machen sich in den Belebungsbecken unzählige Mikroorganismen daran, die organischen und auch einen Teil der anorganischen Restverschmutzung als Nahrung aufzunehmen. Mit Hilfe von Gebläsen wird Luft in die Belebungsbecken eingeblasen. Die Tiefenbelüfter versorgen die Mikroorganismen mit dem für sie lebensnotwendigen Sauerstoff und durchmischen durch gleichzeitiges Rühren die Abwässer im Becken. Dabei wird der Sauerstoffgehalt ständig gemessen und die Luftzufuhr reguliert.

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Die Phosphatausfällung

Durch Zugabe von Aluminiumsulfat im Auslauf vom Belüftungsbecken werden die im Abwasser gelösten Phosphate auf chemischem Weg gebunden und mit dem Belebtschlamm im Nachklärbecken abgesetzt. Diese Massnahme ist für die Reinhaltung unserer Gewässer von besonderer Bedeutung.

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Die Nachklärbecken

Das Gemisch aus Abwasser und Schlamm wird nun in die Nachklärbecken geleitet, in denen sich der Belebtschlamm absetzen kann. Nach 20 bis 30 Stunden Verweildauer in der ARA ist das Wasser so weit gereinigt, dass es wieder in ein öffentliches Gewässer geleitet werden kann. Alle diese Reinigungsschritte erfolgen in der ARA.

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Die Schlammrückführung

Das Wasser ist wieder dem Kreislauf zugeführt. Was aber wird aus dem Belebtschlamm? Ein Teil davon wird wieder im Belüftungsbecken verwendet, denn darin befinden sich die wertvollen Mikroorganismen, die erneut «saubere Arbeit» leisten. Der Rest, wird als Überschussschlamm vor dem Sand- und Fettfang dem Wasserkreislauf beigemischt. Dieser setzt sich dann im Vorklärbecken ab und wird mit dem Frischschlamm der Faulung zugeführt.

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Schlammfaulung und Schlammverwertung

Mehr als 40 Tage dauert der Faulprozess in den Faultürmen. Anaerobe Bakterien sorgen dort dafür, dass ein Teil der organischen Bestandteile in Klärgas (Methangas) umgewandelt wird. Dieses wiederum wird in der Biogas- Aufbereitungsanlage soweit gereinigt, dass es in das Erdgasnetz von Liechtenstein eingespiesen werden kann. Der ausgefaulte und bis zur Stichfestigkeit entwässerte Schlamm wird noch getrocknet und als Granulat den Silos zugeführt. Zuletzt wird das Granulat in einem Zementwerk als Brennstoff verwendet und die verbleibende Asche dem Klinker zugemischt. Der Klärschlamm wird bei dieser Verwertung rückstandlos entsorgt.

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Der Biofilter

Damit sich weniger schlechte Gerüche verbreiten, reinigt ein Biofilter aus Baumrindenschnitzel die Abluft aus den Betriebsgebäuden, in denen sich die mechanische Vorreinigung und die Schlammverarbeitung befinden.


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IM GESPRÄCH MIT AZV-KLÄRWERKMEISTER PATRIK FISCHLI Herr Fischli – wie viele Kubikmeter Wasser wurden z. B. im 2016 auf der Abwasserreinigungsanlage in Bendern, wo sämtliche Abwässer der elf Gemeinden Liechtensteins hinfliessen, gereinigt? Patrik Fischli: 2016 wurden in der ARA Bendern rund 11.3 Mio m3 Abwasser gereinigt, dies entspricht 1.2 Mio. Liter pro Stunde. Wie kann man sich dies bildlich vorstellen? Wenn wir ein Wasserbecken mit der Grundfläche eines Fussballplatzes (55 m breit x 105 m Länge) hätten, wie hoch ist dieses Becken? Dieses Becken wäre 1957m hoch, würde es in Bendern gebaut würde es die Drei Schwestern um mehr als 350m überragen. Treffen bei der ARA in Bendern viele Stoffe ein, die nicht in die ARA gehören bzw. beim WC nicht hinuntergespült werden sollten? Ja, es treffen Feuchttücher, Windeln, Wattestäbchen, Zigarettenstummel, Plastikverpackungen, Kondome, Tampons, Binden, Arzneimittel, Chemikalien und viele andere Dinge die absichtlich durchs WC entsorgt werden bei uns ein. Welches sind die Gründe, weshalb diese Stoffe die ARA belasten? Vor allem Feuchttücher und Zahnseide machen Probleme. Durch ihre Reissfestigkeit lösen sie sich im Wasser nicht auf, was immer wieder zu Verstopfungen von Pumpen führt. Durch die Verstopfungen funktionieren diese Pumpen dann nicht mehr richtig und das Abwasser kann nicht mehr abgepumpt werden. Dadurch steigt der Wartungsund Energieaufwand erheblich.

DAS GEHÖRT WEDER INS WC NOCH IN DEN ABLAUF FESTSTOFFE (Binden, Tampons, Slipeinlagen, Präservative, Katzensand, Feuchttücher, Küchenabfälle, Kaffeesatz etc.) SPEISEÖLE UND –FETTE (Salatöle, Frittieröle, Einmachöle aus Konserven, Fette etc.)

CHEMIKALIEN (Farben, Lacke, Verdünner, Pinselreiniger, Maschinenöle, Fotochemikalien etc.)

MEDIKAMENTE/KOSMETIKA (flüssige Medikamente, Pillen und Tabletten, alte Kosmetika etc.)

Patrik Fischli, Klärwerkmeister des AZV.

Gibt es für die Bevölkerung eine Faustregel, die besagt, was nicht in die ARA gehört? Ins WC gehört ausser unseren Ausscheidungen eigentlich nur WCPapier. Feuchttücher, Zahnseide, Wattestäbchen, Kondome, Binden und Tampons gehören in den Hausmüll.

WARUM?

WOHIN DENN SONST?

Feststoffe behindern die Ableitung von Abwässern und erschweren den Betrieb der Kläranlagen, was höhere Klärkosten verursacht. Und schon bei Ihnen zu Hause können Feststoffe zum Stau führen.

Feststoffe entsorgen Sie am besten mit dem Hauskehricht, pflanzliche Abfälle mit der Grünabfuhr oder auf dem Kompost.

Öle und Fette lagern sich als harte Inkrustierungen an den Leitungen ab. Das Problem beginnt schon bei Ihnen zu Hause. In der Kläranlage erzeugen Öle und Fette Fadenbakterien und Blähschlamm, der die Abwasserreinigung erheblich beeinträchtigt und verteuert.

Speiseöle und –fette können Sie beispielsweise in einer alten Ölflasche sammeln und in den jeweiligen Gemeindesammelstellen kostenlos entsorgen.

Chemikalien sind «Gifte» für jede ARA. Sie werden im normalen Reinigungsprozess nicht abgebaut und zerstören möglicherweise gar die biologische Klärstufe. Gewisse Chemikalien durchlaufen den Klärprozess ungehindert und belasten nach ihrer Freisetzung unsere Umwelt.

Chemikalien aus Haushaltungen können Sie in Drogerien und Apotheken abgegeben oder der zweimal jährlich stattfindenden Separatsammlung von Sonderabfällen übergeben.

Die meisten Medikamente werden im normalen Klärprozess nicht abgebaut. Antibiotika und hormonhaltige Präparate belasten nicht nur die Gewässer, sondern werden von den Organismen aufgenommen und gelangen so in unsere Nahrungskette.

Medikamente werden von jeder Arztpraxis und jeder Apotheke kostenlos zur fachgerechten Entsorgung entgegen genommen oder können wie Chemikalien entsorgt werden.


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Bauen l l e u t k a

WEINKELLER UND WOHNHAUS-ÜBERBAUUNG AM PFRUNDWEG IN ESCHEN

MEHRFAMILIENHAUS-ÜBERBAUUNG IN DER SPECKI IN SCHAAN

IMPRESSUM Herausgeber: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, 9492 Eschen, +423 375 9000 · Redaktion: johannes.kaiser@medienbuero.li (Redaktionsleiter), herbert.oehri@medienbuero.li, Jnes RamponeWanger, Asha Ospelt-Riederer u. w. AutorInnen · Grafik/Layout: Medienbuero Oehri & Kaiser AG · Anzeigen: vera.oehri@medienbuero.li, creativeservice AG, Schaan · Fotos: Paul Trummer, Julia Kaiser, Jürgen Posch, ZVG · Urheberschutz: Übernahme von Textierungen und Bilder nur mit Quellenangabe erlaubt · Druck: Südostschweiz Druckzentrum Haag · Auflage/Verteilung: Erreicht 80'000 Leserinnen und Leser in Liechtenstein und der Rheintal-Region, Vorarlberger Lesezirkel · Erscheinung: 16. Dezember 2017


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