lie:zeit Ausgabe 45

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Mai 2016

Zeitschrift für Liechtenstein und die Region

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EDITORIAL Liebe Leserinnen, liebe Leser Die Medienlandschaft ist auch in Liechtenstein seit geraumer Zeit im Umbruch. Viele Print-Produkte kämpfen gegen einen Rückgang der verkauften Auflage und bei manchen Verlagshäusern klingen deshalb die Alarmglocken. Wir sind der Frage nachgegangen, ob Liechtenstein zwei Tageszeitungen braucht und wieviel der Staat in die Förderung der Medien steckt. Mit dem Titel „Whistleblowing – Modell „Datendieb Kieber“ will die Finanzmarktaufsicht (FMA) dieses System salonfähig machen und ruft auf ihrer Homepage zum „Spitzeltum“ und „Modell Datendieb Kieber“ auf. Die FMA suggeriert, dass Datendiebstahl vom Staat (Regierung und Landtag) erwünscht ist und gefördert wird und macht sich zum Hehler gestohlener Daten. Diesem Spitzeltum muss vehement Einhalt geboten werden. Drei Liechtensteiner Fussballvereine, der FC Vaduz, der USV und der FC Balzers kämpfen gegen den Abstieg. Alle drei haben es noch in der Hand sich vor dem Absturz zu retten. Sie ist 18jährig und ist vom Rennsport-Fieber infiziert. Fabienne Wohlwend aus Schellenberg träumt davon, einmal in der höchsten Tourenwagenklasse, der Deutschen Rennsport Meisterschaft, zu starten. Sie versucht sich gegenwärtig mit Erfolg in der Formel 4. Herbert Büchel ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmer in Ruggell.. 1986 macht er sich mit der CNC Mechanik selbständig. Mit dem “kommod“ entstand gerade ein weiteres, innovatives Projekt, welches das gesamte Industriegebiet aufwertet. Wer kennt sie nicht, die Vaduzerin Emma Brogle, ein politisches Urgestein, die sich einen landesweiten Namen als erste weibliche Gemeinderätin und Vizebürgermeisterin von Vaduz und als Gründerin der Frauenbewegung in der Vaterländischen Union, als Weitgereiste , als Kämpferin an vorderster Front für die Einführung des Frauenstimm-und Wahlrechts in Liechtenstein einen bleibenden Namen geschaffen hat? Die heute 82jährige lebt zurückgezogen in ihrem Heim in Vaduz und freut sich auf jeden Besuch.

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Unsere Redaktion wünscht allen viel Vergnügen bei der Lektüre und bis zum nächsten Mal bei der Juni-Ausgabe 2016.

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Impressum Verleger: Zeit-Verlag Anstalt, Essanestrasse 116, FL 9492 Eschen – Redaktion: Herbert Oehri (Redaktionsleiter) – Johannes Kaiser – Michael Benvenuti – Jnes Rampone-Wanger – Vera OehriKindle – Weitere Beiträge/Interviewpartner/innen: Aurelia Frick, Regierungsrätin– Walter-Bruno Wohlwend – Dr. Wilfried Marxer – Dr. Mario Frick – Rita Kieber-Beck –Herbert Büchel– Tamara Frommelt – Thomas Nigg – Joseph Schädler – Harry Quaderer – Pio Schurti – Chrisi Kindle ––Fabienne Wohlwend – Klaus Schädler – Seraine Sartor - Spezialbeiträge von Liechtensteins Parteien: FBP, VU, FL , DU – Grafik/Satz/Lithos: Oliver Hartmann – Sonja Schatzmann – Anna Stenek – Druck: Somedia Partner AG, 9469 Haag – Fotos: Jürgen Posch – Paul Trummer – Oliver Hartmann– Michael Zanghellini – i-Stock – EQ Images, Zürich –Landesverwaltung – privat zur Verfügung gestellt. Marketing: Michael Benvenuti (Leiter) – Akquisition: Vera Oehri (Leiterin) – Sabine Gstöhl – Urheberschutz: Die Texte und Bilder dürfen ohne vorherige Genehmigung des Herausgebers/Verlegers nicht kommerziell genutzt, weitergegeben oder veröffentlicht werden – Erscheinung: Samstag, 14.Mai 2016– Auflage: Postverteilung in alle Haushaltungen und Postfächer Liechtensteins, im Bezirk Werdenberg und an weitere ausgewählte Adressen im Rheintal und in Vorarlberg. Zeitschrift erreicht ca. 80‘000 Leserinnen und Leser, erscheint u.a. auch im Vorarlberger Lesezirkel mit einem Einzugsgebiet von 210‘000 Personen (Umfang 88 Seiten). Meinungsvielfalt: Die lie:zeit gibt Gast-Autoren Platz, um ihre Meinung zu äussern. Dabei muss der Inhalt mit der Meinung der Redaktion und der Herausgeber nicht übereinstimmen. Dasselbe gilt auch für die Leserbriefe. Sie unterliegen gewissen Regeln wie z.B. Beitragslänge (max. 2‘000 Zeichen) oder ethischen Grundsätzen, wie Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde, oder Persönlichkeitsrechten, Schutz der Ehre von Menschen.

Nächste lie:zeit: 11. Juni 2016

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AUS DEM INHALT

45/ 2016

Das Millionengrab der Medienförderung

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«Das Zeitungssterben wird wohl weitergehen»

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Das Gedächtnis des Landes gesichert

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3 Fragen an die «Vertreter» der 4 Parteien

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Whistleblowing – ‹Modell Kieber› wird salonfähig gemacht

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«40 Jahre Radkriterium Mauren» – ein voller Erfolg!

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Ein Befreiungsschlag zur richtigen Zeit?

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Erste Liga: FC Balzers und der USV am Abgrund

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2. Liga: FC Vaduz II gerettet

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«Einmal vom Rennsport leben können»

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Spannende Reise durch die Zeit

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Informations- und Auskunftsrechte von Begünstigten

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Liechtensteins Banken gehören zu den besten Europas

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Herbert Büchel: «Ich bin ein bodenständiger Mensch»

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Emma Brogle: Aus dem Leben eines politischen Urgesteins 36 Der Einzug der Tablets in die Schule

38

«Die Rede von Kofi Annan hat mich besonders beeindruckt» 40 «Marn muass i Hoonza ge vertliicha go»

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«Ich habe gelbe Rüben gestohlen»

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Besuchen Sie unsere Ausstellungen und lassen Sie sich inspirieren. Wir freuen uns!

polit:zeit Düstere Aussichten für Printmedien «Vorläufig sehe ich noch eine Zukunft für die gedruckte Tageszeitung», sagt Wilfried Marxer, Politologe und Direktor der Liechtenstein-Instituts. Das Zeitungssterben werde dennoch weitergehen, ist Marxer überzeugt. Seite 10

sport:zeit Infiziert vom Rennsport-Fieber Fabienne Wohlwend träumt davon, einmal in der Deutschen Rennsport Meisterschaft, zu starten. Seit diesem Jahr versucht sich die 18-jährige Schellenbergerin der Formel 4. Seite 28

business:zeit Unternehmer und Familienmensch Herbert Büchel ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmer in Ruggell. 1986 machte er sich mit der CNC Mechanik selbständig. Mit dem «kommod» entstand gerade ein weiteres, innovatives Projekt. Seite 34

meine:zeit «Marn muassi Hoonza ge vertliicha go»

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Wissen Sie, was es heisst, wenn es jemandem uf a Latz gwarfa hät? Oder was passiert ist, wenn einer of am glatta Booda vertschlepft ischt? Nicht? Dann erkunden Sie mit uns den Maurer Dialekt. Seite 42


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Das Millionengrab der Medienförderung Wie es mit den Bezahlzeitungen bachab geht

Geht es um die Kommunikation zwischen den staatlichen Einrichtungen und der liechtensteinischen Öffentlichkeit, kommt den einheimischen Medien überragende Bedeutung zu. Zur Medienlandschaft Liechtenstein zählen insbesondere unsere Tageszeitungen sowie der Liechtensteinische Rundfunk (Radio L) und einige Wochen- und Monatszeitschriften. Unter dem Titel Kommunikation und/oder Medienförderung gab und gibt unser Staat in den letzten Jahrzehnten Dutzende von Millionen Franken aus. Im Vergleich dazu war die jüngste Diskussion um den Staatsbeitrag an die AHV (20 Millionen oder mehr) ein Klaks! Von Fürstlicher Rat W. B. Wohlwend Bleiben wir zunächst beim Geld. Der Beantwortung einer Kleinen Anfrage in der Landtagssitzung vom 5. September 2014 ist zu entnehmen, dass im Zeitraum von 1999 bis 2013 insgesamt 20'445'217 Mio. Franken in die Gesamtförderung der Medien flossen! Am meisten profitierten davon das ‹Liechtensteiner Vaterland› und das ‹Liechtensteiner Volksblatt›, die im Jahre 2014 zusammen mehr als 1,7 Mio. Franken aus dem Staats­säckel erhielten; wohlverstanden ohne die Kosten für öffentliche Bekanntmachungen, also Inserate usw., die gesondert abgerechnet werden.

Mehr als 15 Millionen für Radio L Das ist noch lange nicht alles. Gemäss dem Gesetz über den Liechtensteinischen Rundfunk vom 23. Oktober 2003 (LRFG) wurde der 1995 privat gegründete und später verstaatlichten Radiosender mit einem Dotationskapital von CHF 800'000.– ausgestattet. Ausserdem wird Radio L seither mit einem jährlichen Staatsbeitrag von (bisher) 1.5 Mio. Franken vom Staat finanziert. Damit gingen allein in den letzten 10

Jahren mindestens weitere 15 Mio. Franken auf das Konto Medienförderung, das in diesem Zeitraum damit auf mehr als 40 Mio. Franken angestiegen ist!

1978: Einführung der Radiound TV-Gebühren Wenigstens die jährlich wiederkehrenden Ausgaben für das Radio hätte sich unser Staat weitgehend sparen können. Denn nach der Revision des Postvertrages mit der Schweiz (1978) führte unser Land eine eigene, wenn auch bescheidene Regal-Gebühr von CHF 5.-- pro Monat ein. Mit Erfolg, wie aus zeitgenössischen Meldungen im Volksblatt hervorgeht: «Im Voranschlag für das Jahr 1979 erwartet der Staat allein aus den Radio- und Fernsehgebühren Einnahmen von etwa 1.1 Mio. Franken. Abgesehen von etwas über 350 000 Franken, die an die schweizerische PTT für ihre technischen Dienstleistungen im Bereich von Radio und Fernsehen gehen, bleibt das Geld in unserem Land.» (Zitat vom 25. Juli 1979). «Die Radiogebühr für die rund 7700 Abonnenten In unserem Land beträgt derzeit 5 Franken

monatlich und für das Fernsehen 10 Franken monatlich. Die Einnahmen der liechtensteinischen Abonnenten betragen jährlich 1,4 Millionen Franken. Davon muss Liechtenstein gemäss Vertrag 27 Prozent an die PTT abliefern. Somit verbleibt dem liechtensteinischen Staat aus diesen Gebühren, unter Berücksichtigung der Verwaltungskosten, jährlich ein Überschuss von einigen Hunderttausend Franken...» (Volksblatt vom 26. März 1982).

«Sozialverträgliche» Abschaffung der Gebühren Ohne nachvollziehbare Gründe, schon gar nicht aus finanzieller Not, schuf die VU-Alleinregierung unter Mario Frick die Radio- und TV-Gebühren 1999 wieder ab. Die «Sozialverträglichkeit» der Abschaffung (so Regierungschef Dr. Frick in einem Mediengespräch) lohnte sich aus politischer Sicht kaum. Bei den folgenden Wahlen (2001) verlor die VU ihre Landtagsmehrheit. Nach der Übernahme der RadioTV AG durch die öffentliche Hand, muss der Staat seither die Finanzierung des Radios allein aus Steuermitteln finanzieren.


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Wiedereinführung gescheitert! Versuche der aktuellen Regierung, die Gebühren wieder einzuführen, scheiterte. Auszüge eines Beitrags von Günther Meier in der NZZ Online-Ausgabe vom 25. Mai 2015: «Bei der Schnürung der Massnahmenpakete zur Sanierung des Staatshaushalts vor zwei Jahren, als beinahe jede Budgetposition auf Einsparpotenzial abgeklopft wurde, startete die Regierung den Versuch, den jährlichen Staatsbeitrag von 1,5 Millionen Franken an den Liechtensteinischen Rundfunk aufzuheben. Zur Finanzierung von Radio Liechtenstein unterbreitete der Finanzminister den Vorschlag, für den Sender wieder Radiogebühren einzuführen, die neben den Werbeeinnahmen das zweite wirtschaftliche Standbein bilden sollten. Regierung krebst zurück Vor dem Hintergrund, dass die Radio- und Fernsehgebühren im Fürstentum erst im Jahre 1999 abgeschafft worden waren, konnten sich nur wenige der Parlamentarier für diesen Vorschlag erwärmen. Gegenwind machte sich auch aus der Bevölkerung bemerkbar, wo nach der Erhöhung der Krankenkassenprämien und der Kürzung diverser staatlicher Beitragsleistungen

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wird die Frage gestellt, ob unser Land überhaupt zwei Tageszeitungen braucht. Die Frage, bezieht sich auf das ‹Vaterland› und das ‹Volksblatt›. Die Antwort wird gleich vorweggenommen: Nein! Obwohl die Frage an sich weder sehr neu noch originell ist, gehört es zum Stil alternativ auftretender Parteien, dem Volk aufs Mal zu schauen und allgemein sensible Themen aufzugreifen. Aus der Sicht der Millionensummen, die der Staat jährlich in die Kommunikation und die Medien hinein buttert, ist die Frage (samt Antwort) natürlich berechtigt. Sie führt weiter zur Frage, ob Parteizeitungen heutzutage überhaupt noch eine Existenzberechtigung haben? Insbesondere mit Blick auf die liechtensteinischen Presseverhältnisse, die fast ausschließlich aus zwei parteipolitisch gesteuerten Tageszeitungen besteht.

Rückläufige Auflagen der Abo-Presse Darüber hinaus ist es mehrfach und seriös belegt, dass Printmedien praktisch in allen Demokratien gegen rückläufige Auflagen kämpfen. Diesbezüglich unterscheiden sich ‹seriöse› Tagesund Wochenzeitungen wie die NZZ, der Tages-Anzeiger oder

«Brauchen wir zwei Tageszeitungen? ‹Nein!› sagt die DU-Gruppierung.»

wenig Verständnis für die Einführung einer neuen Gebühr herrschte. Nach dem Abwägen der Vor- und Nachteile gelangte die Regierung zur Auffassung, als «sinnvollste Lösung» mit Blick auf die Akzeptanz in der Bevölkerung erweise sich die weitere Ausrichtung des bisherigen Staatsbeitrags.»

Brauchen wir zwei Tageszeitungen? Nein! In der aktuellen Ausgabe eines DU-Flyers im Zeitungsformat

Boulevard-Blätter wie der ‹Blick› oder die Bild-Zeitung kaum voneinander. Der Wettkampf um die höheren Auflagen, der wirtschaftlich lediglich durch die Entwicklung der Insertionspreise sinnvoll sein mag, ist spätestens seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein eher anachronistisches Bemühen. Dies gilt insbesondere für unser Land. Wöchentlich einmal gehen beide Tageszeitungen ohnehin in alles Haushaltungen


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und liegen dann hundertfach in der Öffentlichkeit auf. Deutet diese Entwicklung nicht darauf hin, dass sich die Zeit der teuer abonnierten Zeitungen dem Ende zuneigt; nicht nur bei uns?

Unsere Medienwelt vor 50 Jahren In den 60er- und 70er-Jahren, als sich zuerst das ‹Volksblatt› und danach das ‹Vaterland› von biederen, katholisch-konservativen Landblättern zu einigermassen

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gut redigierten Tageszeitungen mauserten, also vor rund einem halben Jahrhundert, sah die Medienwelt noch anders aus als heute! Der Wettbewerb zwischen den beiden partei- und regierungsgelenkten Zeitungen fand – wenn überhaupt – untereinander statt. Heute stehen die Blätter bezüglich Aktualität und Themen im Wettbewerb mit dem lokalen Radio, ein Stück weit auch mit dem örtlichen TV-Sender und natürlich mit den sog. Gratisblättern. «Wo neue Zeitungen verschenkt werden, ist es schwer, die alteingesessenen Blätter zu verkaufen» (taz, Berlin, 22. Nov, 2003).

Wer hat noch kein iPhone? Wir schreiben das Jahr 2016! Wer hat noch kein iPhone? Wer weiss noch nicht, dass man (auch unsere) Zeitungen via Internet und weitgehend gratis lesen kann? Wo informieren sich «die Jungen» und beileibe nicht nur die?

Walter-Bruno Wohlwend Publizist, prägte die Medienszene unseres Landes in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach mehrjährigem Auslandsaufenthalt trat er 1961 in die Redaktion des «Liechtensteiner Volksblatt» ein, dem er bis anfangs 1984 als Chefredaktor vorstand. In seine Amtszeit fällt die Entwicklung des «Volksblatt» zur ersten Tageszeitung des Landes. 1969 gründete er den Internationalen Liechtensteiner Presseclub (LPC), 1995 war er Initiant und Mitgründer von Radio L, Vorstandsmitglied des Vereins der Auslandspresse in der Schweiz (APES), Korrespondent des Schweizer Radios, des ORF und der SDA sowie von Reuters. 2003 verlieh ihm der Landesfürst das Ritterkreuz des Fürstlich Liechtensteinischen Verdienstordens, 2007 folgte die Ernennung zum Fürstlichen Rat. W.B. Wohlwend (Kürzel wbw) lebt heute in Schaan.

Inzwischen erfreuen sich «Social Media-Plattformen» wie Facebook, Twitter, XING, LinkedIn, Google+, YouTube usw. millionenfachen Zuspruchs. Heute kann sich jedermann und jedefrau innerhalb von Sekunden global informieren. Das ist der entscheidende Unterschied zu früheren Zeiten, als unsere Redaktoren noch bei jedem Bongertfest Präsenz zu zeigen hatten.

Was bleibt noch übrig? Was bleibt da noch für unsere bezahlten und vom Staat grosszügig geförderten Tageszeitungen übrig? Nehmen wir die Ausgaben vom 3. Mai 2016. Das ‹Vaterland› macht aus der Regenwassergebühr in Triesen einen Aufmacher auf Seite 1, das Volksblatt widmet seinen Titel der Frage einer allfälligen Direktwahl der Regierungsmitglieder. Beides sind – Verzeihung – alte Gamellen! Bezüglich der Regenwasser- oder Niederschlagsgebühren kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Gleiches gilt für die Frage, ob es vom Gemeinderat Triesen

nötig war diese Gebühr jetzt einzuführen. Niederschlagsgebühren als solche gibt es z.B. in Deutschland schon seit den siebziger Jahren! Und sie geben auch dort gelegentlich Anlass zu Diskussionen. Zum Volksblatt: Über das Thema Direktwahl, das derzeit auch von der DU gross diskutiert wird, geht es letztlich um die Frage über ein Majorz- oder Proporzwahlsystem. Das Volksblatt dazu:

Proporz als «Todesengel» «...Wohlan, der Mann gefällt uns, der seinen Standpunkt zu wahren weiß, er soll ihn aber erst nach reiflicher Überlegung wahren. Keinesfalls dürfen wir uns von etwas Parteihaftem eine Glanzrolle versprechen. Schauen wir in den Staaten nach links und rechts, wir sehen, wie es in den Parlamenten hergeht, der Proporz hat seine Bedeutung verloren, weil über ihm der Todesengel der Staaten schreitet.» Freilich, das vorstehende Zitat über den «Todesengel» stammt aus der VolksblattAusgabe vom 20. Februar 1932! Weitere Beiträge zum Thema Direktwahl können im Volksblatt der siebziger Jahre nachgelesen werden. Z.B. zur Frage, ob Walter Kieber auch in einer Volkswahl Regierungschef geworden wäre (28. Jan. 1978). Also ist auch die Frage der Direktwahl (sprich der Einführung des Majorz-Wahlsystems) das gemäss einer Umfrage der DU-Partei weit über die Hälfte der befragten Einwohner befürworten, nichts Neues.

Gut gebrüllt Löwe des Regenwassers Was und wie auch immer. Kommen wir zurück zur Frage, ob wir nur eine statt zwei Tageszeitun-

gen in Liechtenstein brauchen. Sicherlich würde eine ausreichen. Aber welche? Nach Meinung des neuen Chefredaktors beim ‹Vaterland›, Patrik Schädler, wird es auf längere Sicht «nur noch eine Tageszeitung geben» (Liewo, 5. März 2016). Und weiter zur Bedeutung der Medienförderung: «Wir sind nicht reine Erfüllungsgehilfen von Parteien, wie oft von Kritikern ins Feld geführt, sondern erfüllen einen wichtigen Informationsauftrag.» Gut gebrüllt Löwe des Regenwassers, der Gratulationen ab achtzig und der Nachrufe. Und das ist keineswegs ironisch gemeint. Lokale Informationen sind zweifellos wichtig.

Unser Land müsste sich neu erfinden Bezüglich Medien und Kommunikation müsste sich unser Land allerdings neu erfinden, um sich den schönen Traum einer neuen, überparteilichen oder noch besser einer parteilosen Tageszeitung zu erfüllen. Zum Beispiel, indem parteieigene Nachrichten grundsätzlich als solche erkenntlich gemacht würden und sich die Redaktion keiner parteipolitischen Richtung verpflichtet fühlen dürfte.

Die lie:zeit geht neue Wege Das Monatsmagazin lie:zeit beweist uns seit 2011, dass es doch


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geht. Werden innenpolitisch relevante Themen aufgegriffen, haben jeweils alle politischen Strömungen und Gruppierungen im Land eine Stimme. So kommen in einer eigenen Rubrik jeweils alle vier Landtagsparteien zu aktuellen Fragen zu Wort. Im übrigen hat sich die lie:zeit in ihrer April-Ausgabe (Nr. 44) ausführlich mit dem Thema Direktwahl des Regierungschefs befasst. Alt Regierungschef Dr. Mario Frick (VU) und die frühere Regierungsrätin Rita KieberBeck (FBP) haben sich in jeweils eigenen Beiträgen sehr sachlich und informativ mit den konkreten Voraussetzungen und den zwingenden Folgen einer solchen Abänderung unseres Wahlrechtes auseinandergesetzt. Ob das Beispiel lie:zeit auf andere Zeitungen oder Zeitschriften im Landes übertragbar wäre, ist offen.

Reorganisation der Kommunikation Zur Jahrtausendwende leitete die Regierung eine umfassende Reorganisation des Kommunikationswesens ein, die bis ins Jahr 2012 dauerte. Der Auftrag dazu wurde der österreichischen ex Diplomatin und Kommunikations-Beraterin Gerlinde ManzChrist übergeben. - Seither ist alles anders. Das Presseamt wurde abgeschafft. Die Medienmeldungen (in der Regel über endlose Erfolge der Politik) werden seither in den verschieden Regierungsressorts verfasst und via technische Dienste an die Redaktionen weitergeleitet. Dort werden die Beiträge meist kritiklos abgedruckt. Pro Jahr zwischen 842 (2010) und 643 Beiträgen (2015). Das Image unseres Landes sollte zudem auch optisch (mit einer leicht erkennbaren Marke) aufgewertet werden. Wer erinnert sich noch an den grandios gescheiterten ‹Aubergine-Auftritt›? – Inzwischen sollte ein grosses ‹L› mit Krone drauf für Liechtenstein werben. Das hatten wir aber schon einmal. 1719, also vor bald 300 Jahren, als die Herrschaft Schellenberg mit der Grafschaft Vaduz zum Reichsfürstentum Liechtenstein vereinigt wurden.

HERBERT OEHRI Herausgeber der «lie:zeit»

KOMMENTAR Viele Print-Produkte haben seit Jahren mit einem Rückgang der verkauften Auflage zu kämpfen. Bei vielen Verlagshäusern klingeln deshalb die Alarmglocken. Oft heisst es in diesem Zusammenhang, die Tage gedruckter Magazine seien ohnehin gezählt und die Zukunft läge im Digitalbereich. Als Gründe werden die Ersparnisse im Bereich der Vertriebs- und Druckkosten angeführt. Die digitale Lektüre kenne nur Vorzüge wie: mit einem Klick die neueste Ausgabe in den Hän-

Geld verdienen. Sie müssen in hohem Grade quer subventioniert werden. Und das wohl für eine noch längere Zeitspanne. Die beiden Landeszeitungen werden seit Jahren vom Staat mit hohen Beiträgen subventioniert, ohne dessen Geldsegen beide nicht existieren könnten. So erhielt das Medienhaus (inkl. LIEWO) im Jahre 2014 CHF 873‘438.– und die Volksblatt AG CHF 834‘920.–, also zusammen mehr als 1,7 Mio. Franken für ein Jahr. Dabei steht in beiden Zeitungen mehr oder

Haben Print-Medien eine Zukunft? Bei gutem Jounralismus unbedingt! den, digitale Anreicherungen in Form von Sound, Animation, Videos, Bildgalerien, günstigere Verkaufspreise. Das sei – mit Verlaub –, so Luca Caracciolo, Chefredaktor der t3n News, Quatsch. Print lebe und werde auch in Zukunft ein Medium sein, das mit journalistischen Inhalten bedruckt wird. Die Branche veränderte sich zwar aufgrund des Webs stark. Traditionsreiche Publikationen und Verlage kämen ins Wanken und müssen sich demzufolge neu aufstellen. Aber deshalb die gesamte Print-Branche für tot zu erklären, sei völliger Unsinn, sagt Caracciolo.

Sind unsere bezahlten Tageszeitungen ebenfalls vom Aussterben bedroht?

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Nehmen wir das als gegeben an, so fragt sich, ob dies auch für Liechtensteins zwei Tageszeitungen zutrifft. Sowohl Vaterland als auch Volksblatt verfügen über sehr gut gemachte Online-Portale. Da gibt es nichts zu rütteln. Allerdings lässt sich damit kein

weniger dasselbe, vor allem die von der Regierung durch das Presseamt fabrizierten Meldungen, die oft 1:1 übernommen werden. Die Frage nach einer einzigen Liechtensteiner Tageszeitung ist deshalb mehr als berechtigt. Eine andere Rolle hat zum Beispiel die lie:zeit zu spielen. Sie ist das einzig wirklich neutrale Medium im Lande und deswegen bei vielen hoch geschätzt. Sie ist glaubwürdig und gilt als Zeitschrift mit der wohl besten Recherche. So arbeitet die lie:zeit mit vielen Freelancern zusammen und die Redaktion ist in ihrer Aussage völlig frei und ungebunden. Nun wieder zurück zur Frage, ob Print-Medien international eine Zukunft haben. Bei gutem Journalismus unbedingt, für Liechtenstein bei entsprechender Redimensionierung auf ein durchschnittliches Mass und der Grösse des Landes angepasst, ebenfalls.


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«Das Zeitungssterben wird wohl weitergehen» Wie unabhängig sind Liechtensteins Tageszeitungen, welchen politischen Stellenwert haben sie und wie vielversprechend ist ihre Zukunft? Wilfried Marxer, Direktor des Liechtenstein-Instituts in Bendern und begeisterter Zeitungsleser, über die Medienlandschaft im Fürstentum. Interview: Michael Benvenuti lie:zeit «Zeitungen lesen ist eine

genussvolle Art der Informationsaufnahme», sagten Sie 2013 in einem Interview. Sind Sie noch immer ein Geniesser, oder stillen Sie Ihren Hunger nach Neuigkeiten und Hintergründen auch schon hauptsächlich digital? Wilfried Marxer: Mein Morgen beginnt mit Kaffee und drei Zeitungen. Montag bis Samstag mit «Vaterland», «Volksblatt» und «Tages-Anzeiger», am Sonntag mit «Liewo, «NZZ am Sonntag» und «Sonntagszeitung». Ausgiebig und genussvoll. Naja, manchmal ärgert man sich natürlich auch. Ich nehme Informationen ausserdem durch verschiedene weitere Kanäle auf, aber gedruckte Zeitungen sind für mich nach wie vor sehr bedeutend. Trotz seiner Kleinheit verfügt Liechtenstein über eine enorme Vielfalt an Printmedien: Zwei Tageszeitungen, eine Wochenzeitung, mehrere Monatszeitschriften, Gemeinde-, Verbands- und Parteipublikationen. Ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in Liechtenstein das grosse Zeitungssterben einsetzt? Da muss man unterscheiden zwischen den Kaufzeitungen und den Gratiszeitungen. Gerade Kaufzeitungen geraten massiv unter Druck, wobei es die sehr stark auf lokale Berichterstattung fokussierten Zeitungen noch besser haben als die überregionalen Zeitungen. Die Liechtensteiner Zeitungen haben in den vergangenen zehn Jahren rund 10 Prozent an Auflage eingebüsst – das «Volksblatt» etwas mehr als das «Vaterland». Der «Ta-

ges-Anzeiger» und die «Neue Zürcher Zeitung» müssen dagegen mit einem Rückgang von einem Drittel leben. Der Kostendruck ist bei allen Medien enorm und die Konkurrenz von Gratiszeitungen, etwa «20 Minuten», oder von Gratis-Onlineangeboten macht sich ebenfalls bemerkbar. Liegt der Niedergang bezahlter Printmedien wirklich nur darin begründet, dass speziell die junge Generation ihre Informationen gratis und schnell on-

«Man sollte die manipulative Wirkung der Zeitungen nicht überschätzen.»

line oder über Gratiszeitungen bezieht? Oder haben es viele Zeitungen schlichtweg verpasst, ihren Kunden die geforderten Inhalte zu liefern? Es ist generell schwierig, die junge Generation für Zeitungsabonnements zu gewinnen. Die elektronischen Medien setzen neue Massstäbe und führen zu anderen Gewohnheiten der Mediennutzung. Die Vorteile liegen etwa bei der Geschwindigkeit, der Aufbereitung in kleinen Häppchen, der Illustrierung mit Bild-, Filmund Tonmaterial oder dem Einbezug der Leserschaft mittels Kommentaren. Früher lieferte der Pöstler gegen Mittag die Zeitung mit den neuesten Meldungen in

die Häuser, gelesen wurden sie mitunter erst am Abend. Heute wirkt eine Zeitung trotz Frühzustellung morgens um sechs Uhr vielfach bereits überholt, weil man Meldungen schon in den Newsportalen, im Fernsehen, in Twittermeldungen oder sonstwo aufgeschnappt hat. Daher müssen Zeitungen vermehrt Nischen suchen und pflegen, etwa mit Hintergrund- und Vertiefungsberichten auftrumpfen.

Einzigartig ist nicht nur die Medienvielfalt in Liechtenstein, sondern auch, dass beide Tageszeitungen eine enge Parteibindung aufweisen. Wie kritisch sehen Sie diesen Umstand? Gehört Liechtenstein bezüglich Pressefreiheit wirklich zu den Entwicklungsländern, wie gewisse ausländische Institutionen und inländische Politiker behaupten? Das internationale Netzwerk «Reporter ohne Grenzen» führt Liechtenstein in der Rangliste der Pressefreiheit 2016 auf Rang 28 von 180 Staaten, noch vor Grossbritannien, den USA, Frankreich oder Italien. Das hängt wohl damit zusammen, dass Medienschaffende in Liechtenstein ohne Gefahr für Leib und Leben ihrem Beruf nachgehen können. Solche Ranglisten sind aber durchaus diskutabel und man kann sich auch fragen, ob Rang 28 gut oder schlecht ist. Aber klar: Die Parteinähe der beiden Tageszeitungen ist gegeben. Dies färbt auf die Berichterstattung ab und gibt sicher Minuspunkte. Umgekehrt bieten die Zeitungen aber auch den oppositionellen und kriti-

schen Stimmen im Lande eine Plattform. Man sollte die manipulative Wirkung der Zeitungen auch nicht überschätzen. Die Leserinnen und Leser sind sich der parteipolitischen Färbung der Tageszeitungen bewusst, viele lesen auch beide Zeitungen regelmässig. In den heimischen Medien wird der Politik sehr viel Platz eingeräumt, Wahlkampf, Landtag, Abstimmungen werden grosszügig abgehandelt. Andere Zeitungen der Region, wie etwa die «Vorarlberger Nachrichten», setzen dagegen viel stärker auf Peopleund Skandalgeschichten. Welche Richtung bevorzugen Sie? Ich sehe es als grossen Vorteil an, wenn die politische Berichterstattung breiten Raum einnimmt. So gelangen nicht nur wenige herausragende politische Themen in die Zeitungen, sondern die Leserinnen und Leser werden recht umfassend auf dem Laufenden gehalten. Dies erachte ich gerade auch in einem politischen System mit stark aus-


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dem Zweckartikel und der Umsetzung, bei welcher die Strukturerhaltung im Vordergrund steht, klafft somit eine Lücke. In den Fördergenuss kommen Medienunternehmen. Es wäre zu diskutieren, ob stattdessen – oder flankierend – nicht auch Hintergrundrecherchen und unabhängiges journalistisches Arbeiten unterstützt werden sollte. Wer kann es sich in Liechtenstein leisten, eine Woche oder mehr in Recherchen für einen qualitativ hochstehenden Artikel zu investieren? Von journalistischen Monsterleistungen wie der Auswertung der Panama-Papers ganz zu schweigen.

reichen Umfragen nach Wahlen und Abstimmungen hervor.

«Vorläufig sehe ich noch eine Zukunft für die gedruckte Tageszeitung.»

bleibt noch als Nachteil, dass sie konkurrenzlos dasteht. Der momentan bestehende Wettbewerb zwischen den Blättern hat auch gewisse Vorteile.

Die Frage wäre dann: Wer bestimmt, was unabhängiger, qualitativ hochwertiger Journalismus ist – eine von den Parteien besetzte Medienkommission? Das Mediengesetz fordert die Unabhängigkeit und Unbefangenheit sämtlicher Mitglieder sowie juristische, mediale und wirtschaftliche Fachkenntnisse. Meiner Meinung nach wäre es zielführend, wenn auch Fachleute aus dem Ausland in der Kommission wären. Man muss aber auch sagen, dass der Gesetzgeber der Medienkommission ohnehin nur wenig Spielraum belässt.

Wäre es nicht sinnvoll, die staatliche Medienförderung auszubauen oder zumindest zielgerichteter einzusetzen und explizit nur noch unabhängigen Journalismus zu unterstützen? Die staatliche Medienförderung könnte in der Tat gezielter eingesetzt werden. Im Grunde genommen werden quantitative Kriterien zur Bemessung der Medienförderung vorgenommen: Häufigkeit des Erscheinens, Umfang der Berichterstattung zu Themen und Ereignissen in Liechtenstein und weiteres. Das Medienförderungsgesetz bezweckt dagegen eigentlich die Erhaltung der Meinungsvielfalt, die Steigerung der journalistischredaktionellen Qualität und die Erleichterung der Verbreitung von meinungsbildenden Medien in Liechtenstein. Zwischen

Welchen politischen und gesellschaftspolitischen Stellenwert haben Printmedien in Liechtenstein im digitalen Zeitalter überhaupt noch? Wurden die Zeitungen von Facebook, Twitter und Co. als wichtige Informationsquelle bei Wahlen oder Abstimmungen schon abgelöst? In Liechtenstein sind in der politischen Meinungsbildung neben den interpersonellen Gesprächen weiterhin die Tageszeitungen die wichtigsten Medien. In manchen Länder hat das Fernsehen diese Rolle übernommen. Das Internet und die sozialen Medien sind als Informationsquelle auf dem Vormarsch und erlangen insbesondere in Bezug auf die Mobilisierung zunehmende Bedeutung. Als Informationsbasis dienen in Liechtenstein aber nach wie vor hauptsächlich die Zeitungen – dies geht aus zahl-

Wilfried Marxer, Direktor des Liechtenstein-Instituts. Foto: Oliver Hartmann

gebauten direktdemokratischen Rechten als wertvoll. Es gibt Stimmen, die sich in Liechtenstein ein Ende der Parteizeitungen wünschen und stattdessen eine unabhängige, vom freien Markt getragene Tageszeitung herbeisehnen. Können Sie diesen Wunsch nachvollziehen? Würde dadurch die Berichterstattung tatsächlich an Qualität und Objektivität gewinnen? Den Wunsch nach einer Zeitung, die alle journalistischen Qualitätskriterien erfüllt, verstehe ich selbstverständlich. Ob dieser Wunsch aber in Erfüllung geht, sobald nur noch eine Tageszeitung existiert, bleibt offen. Die Gefahr besteht zumindest, dass sich eine vom freien Markt getragene Zeitung mit der relativ kleinen potenziellen Leserschaft in Liechtenstein noch stärker den Bedürfnissen der Werbekundschaft andienen muss. Qualitätsjournalismus ergibt sich also hieraus nicht zwingend. Falls nur eine Zeitung den Überlebenskampf gewinnt,

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Also wird der Wahlkampf für die Landtagswahlen 2017 erneut hauptsächlich über die Zeitungen geführt? Nicht nur. Für den Wahlkampf werden zahlreiche weitere Medien genutzt. Die Parteien investieren einen beträchtlichen Teil ihrer finanziellen Mittel in die Wahlen, die ja nicht jährlich stattfinden. Man denke etwa an Parteiprogramme, Postwurfsendungen, Veranstaltungen, Plakate, Medienauftritte in Radio

und Fernsehen, Imagefilme und Kandidatenporträts auf den eigenen Websites, die Präsenz in sozialen Medien usw. Neben den Zeitungen werden also viele weitere Kanäle genutzt. Zu guter Letzt: Wie wird die heimische Medienlandschaft im Jahr 2020 aussehen? Wird sich diese ebenso rasant verändern wie der technologische Fortschritt? Die Medien müssen wie alle anderen Marktteilnehmer permanent die neuesten technologischen Möglichkeiten ausschöpfen. Die Online-Abonnemente machen allerdings bisher nur einen geringen Teil aus und die Webportale sind gratis zugänglich. Die Finanzierung muss eher über Werbung als über Abogebühren laufen, die Werbebudgets sind allerdings limitiert und um sie findet ein harter Konkurrenzkampf statt. Vorläufig sehe ich noch eine Zukunft für die gedruckte Tageszeitung. International betrachtet sind allerdings bereits manche Zeitungen vom Markt verschwunden, auch renommierte, oder sie fusionierten mit anderen Zeitungen. Das Zeitungssterben wird wohl weitergehen.


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Ministerium für Bildung, Äusseres und Kultur

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Das Gedächtnis des Landes gesichert «Sicherungskopien von Mikrofilmen lagern künftig in der Schweiz»: Was so unspektakulär klingt, ist für Liechtenstein und dessen Geschichte von grosser Bedeutung. Denn im Mikrofilmarchiv Heimiswil im Emmental lagert die «dauerhaft überlieferungswürdige» Geschichte des Fürstentums. Text: Michael Benvenuti

Einst wurde in Heimiswil im Emmental Sandstein abgebaut, seit 1979 beherbergt die Kaverne Ried das eidgenössische Mikrofilmarchiv. In Zukunft wird auch das kulturelle Langzeitgedächtnis Liechtensteins in einem Stollen des ehemaligen Sandsteinbruchs gesichert. In speziellen Metallkassetten, gegen sauren Regen und radioaktive Strahlung geschützt, werden rund 5000 Mikrofilme mit etwa 600 Aufnahmen pro Film gelagtert. Der jährliche Zuwachs liegt bei gut 50 Filmen.

Von historischer Bedeutung Wer nach der grossen Katastrophe im Stande sein wird, die schwere Panzertür zu den Stollen zu öffnen, wird in einer der Kassetten auch den Kaufvertrag

der Herrschaft Schellenberg von 1699 finden. Dazu weitere Verträge, Urkunden, Handschriften, Karten, Texte, Oberamts- und Regierungsakten, die «dauerhaft überlieferungswürdig und von historischer Bedeutung für Liechtenstein sind», wie Rupert Tiefenthaler vom Amt für Kultur ausführt. Die von Regierungsrätin Aurelia Frick gemeinsam mit dem Schweizer Bundesrat Guy Parmelin unterzeichnete Vereinbarung über die Einlagerung von Mikrofilmen bedeutender Liechtensteiner Kulturgüter im Mikrofilmarchiv Heimiswil darf daher als entscheidender Schritt zur Sicherung der heimischen Geschichte gewertet werden. Entsprechend erfreut zeigte sich Aurelia Frick

nach der Vertragsunterzeichnung: «Ich danke der Schweiz, dass sie eine solch pragmatische Lösung ermöglicht. Einmal mehr zeugt dies von den gutnachbarschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern.»

Originale im Landesarchiv In Heimiswil werden aber nur Mik rof ilm-Sicherungskopien untergebracht. «Originalfilme und Archivgut verbleiben natürlich im Landesarchiv», betont Historiker Rupert Tiefenthaler. Dennoch sei Heimiswil von unschätzbarem Wert: «Sollten Originalfilme und Archivgut im Katastrophenfall wie Erdbeben oder Hochwasser unwiederbringlich verloren gehen, würden zumindest die Inhalte in Form von Mikrofilmkopien – und damit wichtiges Kulturgut – der Nachwelt erhalten bleiben.» Bis September 2012 waren Originalmikrofilme und Sicherungskopien entgegen den Empfehlungen des Kulturgüterschutzes nicht voneinander getrennt aufbewahrt. Danach wurden die Kopien zwar in den Kulturgüterschutzraum der Gemeinde Schaan ausgelagert, aufgrund der zu geringen räumlichen Distanz war die Unterbringung in Schaan allerdings alles andere als optimal. Mit Heimiswil wurde nun die perfekte Lösung gefunden.

Regierungsrätin Aurelia Frick und der Schweizer Bundesrat Guy Parmelin bei der Vertragsunterzeichnung in Bern.

Der «Shelter» ist mit Brand­ alarm und einer Stickstoff­ anlage gegen Feuer gesichert.

Fotos rechts: Die Mikrofilme lagern in Metallbehältern, die für jeweils 24 Mikrofilmrollen Platz bieten. Das Archiv selbst befindet sich in einem ehemaligen Sandsteinbruch.

Sicher, bewährt und kostengünstig Mit Beginn der 1980er-Jahre wurde in Liechtenstein in grossem Stil begonnen, wichtige Kulturgüter auf Mikrofilm festzuhalten. Aber weshalb ausgerechnet auf Mikrofilm? Und warum werden heute nicht digitale Lösungen bevorzugt? Einerseits ist die Mikrofilm-Technik seit über 100 Jahren bewährt, als analoges Trägermaterial ist es zudem mit einer einer einfachen Lupe lesbar – ganz anders als digitale Träger. Nicht zuletzt ist die Mikrofilmtechnik kostengünstig.


polit:zeit

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Mikrofilmarchiv in Heimiswil Seit 1979 ist Heimiswil offiziell das Mikrofilmarchiv des Bundes. Das Archiv befindet sich in einem abgeschlossenen ehemaligen Sandsteinbruch aus dem 17. Jahrhundert. Da der Schutzraum an seine Kapazitätsgrenzen stiess, wurde der Stollen jßngst erweitert. Der Neubau ist eine Holzkonstruktion, die mit einer geringen Wärmedämmung und einer doppelt dampfdichten Konstruktion abgeschlossen ist. Die Aussenhaut besteht aus einer rund um das Gebäude gezogenen und allseitig verschweissten Kautschukschicht. Damit wird die Dampfdurchlässigkeit auf ein absolutes Minimum reduziert. Die Temperatur im Archivraum liegt bei 10 bis 12 Grad, die relative Luftfeuchtigkeit darf 35 Prozent nicht ßberschreiten, damit das Archivgut eine mÜglichst lange Lebensdauer erreicht. Die Erweiterung des Mikrofilmarchivs bietet Platz fßr 130 000 Filme, was einer Einlagerungszeit von rund 65 Jahren entspricht.

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Der Grundriss zeigt den fßr Liechtenstein reservierten Archivraum fßr Mikrofilm-Sicherheitskopien. Der Zugang zu diesem Raum ist auf Mitarbeiter des Amts fßr Kultur beschränkt. Quelle: BABS, Fachbereich KGS


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polit:zeit

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3 Fragen an die «Vertreter» Kirche und Staat Christine Wohlwend, FBP

Wolfgang Marxer, FL

Kirche und Staat: Wie beurteilen Sie die heutige Haltung vonseiten des Erzbistums Liechtenstein gegenüber den Gemeinden Balzers und Gamprin?

Obwohl die Verhandlungen in den Gemeinden zwischen der jeweiligen Gemeindevorstehung und dem Ortspfarrer geführt werden, ist dem Vernehmen nach eine Einflussnahme durch das Erzbistum, namentlich durch Generalvikar Walser, durchaus gegeben. Wie weit diese inhaltlich geht, kann ich nicht beurteilen.

Die Verhandlungen sind geheim. Dass es mit dem Verhandlungsklima nicht allzu gut bestellt ist, lassen die jüngsten Interviews in der Presse vermuten. Es geht bei diesem Hick-Hack soweit beurteilbar um den schnöden Mammon, und da werden die jeweiligen Interessen gnadenlos verfolgt. Klar ist, dass sich die Politik mit der unseligen Verknüpfung von Konkordat-Verfassungsänderung-Religionsgemeinschaftengesetz (RelGG) hoffnungslos verrannt hat.

Im Jahre 2008 hat Regierungschef Othmar Hasler den Vorschlag unterbreitet, dass der Bürger mittels der Steuererklärung die Möglichkeit erhält selber zu bestimmen, ob und wenn ja in welcher Höhe und welcher Religionsgemeinschaft oder für Sozialinstitutionen er einen Beitrag zukommen lassen wolle. Was halten Sie von dieser Idee der Mandatssteuer, die übrigens auch von S.D. dem Landesfürsten unterstützt wird?

Eine mit dem von Ihnen erwähnten Modell vergleichbare Finanzierungsregelung via eine Mandatssteuer wurde im Landtag bereits diskutiert und im Dezember 2012 im Rahmen des Religionsgemeinschaftengesetzes auch verabschiedet. Der wesentliche Unterschied zu der von der Regierung Othmar Hasler vorgeschlagenen Finanzierungslösung besteht darin, dass auf die Einrichtung eines staatlichen, gemeinnützigen Fonds verzichtet wurde. Ich bin eine grosse Befürworterin dieser Finanzierungslösung. Einerseits enthält diese ein starkes demokratisches Prinzip, indem die Steuerpflichtigen selbst entscheiden können, ob und welcher staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft sie einen Beitrag zukommen lassen wollen. Andererseits trägt diese – gemeinsam mit der Aufhebung des altrechtlichen Rechtsbestandes – zu einer tatsächlichen Entflechtung von Staat und Kirche bei.

Dieser Punkt wurde im Landtag über Jahre diskutiert. Heute liegt ein RelGG fi x-fertig vor, das eine Finanzierung einzig von Religionsgemeinschaften mit 2% des Steueraufkommens vorsieht. Es ist aber wegen der genannten Verknüpfung noch nicht in Kraft. Persönlich hätte ich eine Möglichkeit von Spenden an soziale und karitative Institutionen begrüsst. Doch daran würde ich das übergeordnete Ziel einer Trennung von Kirche und Staat und der Gleichbehandlung der Religionsgemeinschaften nicht scheitern lassen.

Was wäre Ihr Vorschlag nach mehrjährigen und letztlich ergebnislosen Verhandlungen aus dieser Sackgasse herauszukommen?

Ich würde nicht soweit gehen die Verhandlungen als ergebnislos zu bezeichnen. Dem Vernehmen nach konnte in den Verhandlungen zwischen der Regierung und dem Heiligen Stuhl inhaltlich ein Ergebnis erzielt werden. Auch konnten in neun von elf Gemeinden die Detailverhandlungen abgeschlossen werden. Sofern in den restlichen zwei Gemeinden keine Vereinbarungen zu erreichen sind und das Abkommen zwischen dem Fürstentum Liechtenstein und dem Heiligen Stuhl somit nicht zu einem Abschluss gebracht werden kann, sollte eine Möglichkeit gesucht werden, wie die bereits erzielten Ergebnisse bewahrt werden können. Dabei sollte Wert auf eine möglichst umfassende Lösung gelegt werden, welche insbesondere auch eine Lösung für die Bereinigung der Vermögensverhältnisse beinhaltet.

Die FL hat im April 2014 mit ihrer Initiative zur Abänderung der Verfassung sowie des RelGG einen fertigen Lösungsvorschlag präsentiert. Damit wäre beides seit 1.1.2015 in Kraft und das politisch gewollte Hauptziel erreicht. Dies wurde aber vom Landtag mit 22:3 FL-Stimmen auf starke Intervention von Adrian Hasler verhindert. Er stellte eine Lösung «bis Herbst» in Aussicht, erwähnte aber nicht die Jahreszahl. Jetzt warten alle auf den Abschluss der Verhandlungen in den Gemeinden, wobei hierzu die Referendumsfähigkeit auf Gemeindeebene noch Fragen aufwerfen wird. Die Regierung stellte jüngst fest, dass ein alternativer Lösungsansatz auf gesetzlicher Basis ohne Abkommen mit dem Vatikan ins Auge gefasst werden muss – wie es die FL vor zwei Jahren vorschlug.


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der 4 Parteien

Jnes Rampone-Wanger, VU

Erich Hasler, DU

Unseres Wissens haben sich die beiden Gemeinden Balzers und Gamprin sehr flexibel und immer wieder von Neuem bemüht, der Kirchenseite faire und immer noch grosszügigere Vorschläge zu unterbreiten, welche bisher beim Erzbistum Liechtenstein keine Zustimmung fanden. Es wäre wünschenswert, wenn nun auch die Kirchenseite Flexibilität an den Tag legen würde. Schliesslich sollte es vor allem auch ein Anliegen des Erzbistums sein, nun endlich zu einer Entflechtung bzw. Trennung von Kirche und Staat zu kommen.

Dazu kann ich nicht viel sagen, da ich mich mit den Details nicht befasst habe. Fest steht, dass die Verhandlungen in Gamprin-Bendern und Balzers sehr harzig verlaufen. In beiden Gemeinden verfügt die Kirche über grössere Güter, die im Besitze von Stiftungen sind. Offenbar gilt auch hier: Wenn’s ums Irdische (sprich: das liebe Geld) geht, dann hört die Freundschaft auf. Wenn man sich nicht einig wird, dann bleiben die Besitzverhältnisse halt so wie bisher.

Dies ist sicherlich ein Ansatz, um die Entflechtung von Kirche und Staat zu erreichen. Die heutige Situation, dass der Staat respektive die Gemeinden einerseits die Kirche mit Millionenbeträgen finanzieren, und die Kirchenvertreter andererseits den Anspruch haben, dass die Politik nicht in Religions- und Kirchenfragen hineinzureden haben, ist eine ungute Situation, da einfach noch das Prinzip gilt, wer zahlt, befiehlt. Diese Verflechtung ist sicherlich im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäss.

Zuerst mal eine Klarstellung: Der Landesfürst hat die von der Regierung Otmar Hasler vorgeschlagene Lösung für die Trennung von Staat und Kirche als «guten Kompromiss» bezeichnet, gleichzeitig hat der Landesfürst aber gesagt: «Für meinen Geschmack hätte die Trennung noch ein bisschen weiter gehen können.» Dies ist auch meine Meinung, d.h. die Trennung, so wie sie jetzt zur Diskussion steht, ist eine halbpatzige. Ich lehne diese halbpatzige Lösung ab.

Wenn es mit dem bisher eingeschlagenen Weg über ein Konkordat zu keiner Lösung kommt, bleibt nichts anderes übrig, als den einseitigen gesetzlichen Weg einzuschlagen.

Die ganze Übung abbrechen. Ein Termindruck besteht nicht, und wenn, dann ist dieser hausgemacht. Ich vertraue auf die nächste Generation von jungen Liechtensteinern und neuen Kirchenvertretern, dass diese hoffentlich das, was angefangen und halbpatzig aufgegleist wurde, richtig angehen und vollenden werden, nämlich eine klare Trennung von Staat und Kirche, so wie sie in der Schweiz und weiteren Ländern schon seit langem besteht.

Wichtig ist, dass die Trennung wie angedacht gesetzlich verankert und die Finanzierung wie vorbereitet gesichert wird. Ebenso wichtig ist, dass die neun Gemeinden ihre erreichten Lösungen umsetzen und die beiden Gemeinden ihren Status quo einfach beibehalten können, bis dann dereinst vielleicht eine einvernehmliche Lösung gefunden wird.

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punkt d n a t S Mein

Niveaulos? Der niveaugleiche Bahnübergang in Nendeln sorgt derzeit für heftige Diskussionen. Vor allem jene Nendler, welche gezwungen sind, nach Eschen zu fahren, behaupten, dass dort, wenn man zu schnell darüber fährt, die Achse des Autos futsch, die Spur verstellt, und Kotflügel samt Auspuff aus der Verankerung gerissen würden. Und ein Oberländer, der beim Tiefbauamt seinen Dienst tut, wusste zu berichten, dass jener in Schaan Richtung Buchs noch viel minder dran wäre. Vor allem mit den alten Karren des Bauamtes, bei welchen die Stossdämpfer nicht mehr so frisch und das Lenkradspiel recht übersichtlich geworden ist, sei die Überfahrt

lebensgefährlich. Neulich wäre ihm sogar das Handy aus der Hand geflogen. Ein persönliches Nachmessen mit dem Doppelmeter ergab in Nendeln tatsächlich annähernd 8 Zentimeter Niveauunterschied zwischen Schienenoberkante und Zwischenplatte. Auf die Länge der Schiene ist das aber nicht sehr viel und nahezu vernachlässigbar. Viel ist es aber gemessen an dem Riesentrara, welches vor nicht allzu langer Zeit die S-Bahn-Fanatiker an den Tag legten. Im Glauben, die ÖBB falle tatsächlich darauf herein, uns ein Bähnchen zu spendieren, schwangen sich die Befürworter der Bahn damals zu wahren Mas-

senorgasmen auf und prognostizierten, dass wir ohne die Bahn den vollständigen wirtschaftlichen Kollaps über uns ergehen lassen müssten und das Land im untersten Mittelmass des Mittelalters versinken würde. Nun, Gott sei Lob und Dank ist das nicht eingetreten – zumindest noch nicht. Eingetreten scheint jedoch eine übel kalte Eiszeit zwischen Wien und Vaduz zu sein. Fehlt es an Mut, in Wien anzuklopfen, um den dringend notwendigen Schienenflick zu verlangen? Schinieren sich die Verantwortlichen, nach Wien zu reisen, weil sie Angst haben, man kündige den Vertrag mit

der Bahn nun aber endgültig? Oder denkt sich Frau Verkehrsministerin; das sitze ich doch grad auch noch aus? Und überhaupt: Was ist denn nun mit der Bahn, mit den Geleisen, mit den Verträgen? Sollte man nicht reinen, sauber und klaren Tisch machen, bevor auch der neue arme Verkehrsminister wieder an den Schienen der ÖBB verzweifeln muss und darob nachher keine Zeit mehr hätte, das Verkehrsproblem Unterland anzugehen? Oder noch schlimmer, noch einmal eine Massenhysterie der Bahnliebhaber das Land in Angst und Schrecken versetzt? Jo Schädler, Bendern

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Erstliga: Meisterschaftsspiel im Sportpark Samstag, 21. Mai 2016, 16.00 Uhr

USV ESCHEN/MAUREN : FC MENDRISIO Wir heissen alle Fussballfans im Sportpark USV Eschen/Mauren herzlich willkommen und danken für Euren Besuch.

Die weiteren Spiele im Mai 2016 Lokal-Derby

Samstag, 28. Mai 2016 2016, Sportzentrum Rheinau Balzers, 16.00 Uhr, FC Balzers : USV Eschen/Mauren


Seite der DU

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Volkswahl der Regierung wäre schön Wie gehen die kommenden Landtagswahlen aus? Wer wird gewinnen, wer wird gewählt? Wie lautet die Antwort auf die so genannte Sonntagsfrage? Text: Pio Schurti

Leider gibt die Umfrage der Unabhängigen zum Thema «Direktwahl der Regierung» keine Antwort auf die so genannte Sonntagsfrage. Als Sonntagsfrage bezeichnet man üblicherweise die Frage: «Wären am kommenden Sonntag Wahlen, wen würden Sie wählen?» Diese Frage wurde in der repräsentativen Umfrage zur Direktwahl der Regierung aber nicht gestellt. Gefragt wurde: «Durch welche Partei in Liechtenstein fühlen Sie sich am besten vertreten?» Mit dieser Frage sollte eruiert werden, ob und wie die Anhänger der verschiedenen Parteien das Thema «Direktwahl der Regierung» unterschiedlich beurteilen. Es ging aber nicht darum herauszufinden, welche Partei bei den kommenden Landtagswahlen voraussichtlich die stimmenstärkste sein wird. Die Frage «Durch welche Partei in Liechtenstein fühlen Sie sich am besten vertreten?» misst keine Wahlabsicht, sondern Parteipräferenzen. Entsprechend beantworten die in der Umfrage gewonnenen Zahlen nicht die Frage, welche Parteien aktuell in den Landtag gewählt würden. Unter den Befragten gab es Personen, die am Wahltag nicht teilnehmen bzw. Personen und nicht Parteien wählen. Man darf davon ausgehen, dass in den kommenden Landtagswahlen viele Kandidatinnen und Kandidaten von einer Wahlliste gestrichen, dafür aber auf einen anderen Wahlzettel rübergeschrieben werden.

Die Frage nach der Parteipräferenz wurde im Schlussbericht zur Umfrage betreffend «Volkswahl der Regierung» deshalb nicht ausgewiesen, wie es im Jargon der Meinungsforscher heisst, weil sie als erklärende Variable genutzt wurde, und nicht als zu erklärende. Das heisst, die Absicht war, in Erfahrung zu bringen, inwiefern Parteipräferenzen zu einer unterschiedlichen Meinung betreffend Volkswahl der Regierung führen, und nicht wie der Landtag aktuell gewählt würde. Aus dem gleichen Grund wurde im Umfragebericht des Meinungsforschungsinstituts gfs.bern übrigens auch die Verteilung entlang des Geschlechts nicht explizit aufgeführt: Wir wollten ja nicht wissen, wie viele Frauen es in Liechtenstein gibt, sondern ob Frauen die Direktwahl der Regierung anders einschätzen als Männer.

«Grossparteien werden kleiner» So leid es uns tut: Unsere Meinungsumfrage zur Direktwahl der Regierung lässt keine Aussage darüber zu, welche Partei in den kommenden Landtagswahlen gewinnen wird. Selbstverständlich ist aus den Antworten auf die Frage nach der Parteipräferenz – in Kombination mit den Antworten auf andere Fragen – ein Trend erkennbar, der aber kaum überraschen kann: Die traditionellen «Grossparteien» werden kleiner, dafür legen die jüngeren bzw. kleineren Parteien an Stimmenanteil zu. Dies ist keine weltbewegende Erkenntnis, sondern lediglich eine Be-

Pio Schurti, du-Landtagsabgeordneter

«Unsere Meinungsumfrage zur Direktwahl der Regierung lässt keine Aussage darüber zu, welche Partei in den kommenden Landtagswahlen gewinnen wird» stätigung, dass die Politik bei uns nicht so ganz anders funktioniert als in den umliegenden Ländern. In Deutschland wie in Österreich bröckeln die grossen Koalitionen. Im Dezember letzten Jahres wurde bekannt, dass die Fortschrittliche Bürgerpartei eine Umfrage gemacht hatte. Der politische Gegenspieler bzw. der Koalitionspartner der FBP, die Vaterländische Union, veröffentlichte einige Ergebnisse dieser Umfrage, die vom Auftraggeber, der FBP, weder bestätigt noch dementiert wurden. Gemäss dieser Umfrage, in der die Sonntagsfrage möglicherweise gestellt wurde, kamen die beiden Grossparteien zusammen nur noch auf 65,8 Prozent Wähleranteil. Bei den letzten Wahlen 2013 waren es noch kom-

fortable 73,5 Prozent, vier Jahre davor sogar noch 91,1 Prozent. Die Oppositionsparteien, also die Freie Liste und die Unabhängigen, könnten gemäss Umfrage im Dezember den Wähleranteil von 8,9 Prozent auf 34,2 Prozent steigern, also fast vervierfachen. Gemäss dieser Umfrage vom Dezember 2015 – die von der FBP leider nie öffentlich gemacht wurde – dürfen die Unabhängigen im Februar 2017 auf 21 Prozent, die Freie Liste auf 13,2 Prozent Wähleranteil hoffen. Unserer Umfrage zur Volkswahl der Regierung sind solche Zahlen zu den Landtagswahlen leider nicht zu entnehmen. Unsere Umfrage hat aber ergeben, dass sich Anhänger aller Parteien mehrheitlich für die Direktwahl der Regierung aussprechen.


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Whistleblowing – ‹Modell Kieber› wird salonfähig gemacht Mit dem Werbeslogan «Möglichkeit für Whistleblowing geschaffen» fordert die Finanzmarktaufsicht Liechtenstein (FMA) auf ihrer Homepage zum «Spitzeltum» und «Modell Kieber» auf. Die FMA suggeriert, dass Datendiebstahl vom Staat (Regierung und Landtag) erwünscht ist und gefördert wird. Gerade der Staat und insbesondere Liechtenstein sollte sich nicht zum Hehler gestohlener Daten machen. Von Johannes Kaiser, Landtagsabgeordneter

Die Regierung und die Mehrheit des Landtages wird beim Thema «Whistleblowing» mir entgegenhalten, dass dies eine Umsetzung einer EU-Richtlinie sei. Richtig. Europäische Finanzmarktregulierungen, welche von Liechtenstein als Mitglied des Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) in nationales Recht umgesetzt werden müssen, legen fest, dass die FMA angemessene Möglichkeiten für «Whistleblowing» schaffen muss. «Angemessen» – lautet die Forderung und kein massloses «Darüberhinausschiessen»! Die FMA geht unter Duldung der Regierung hin, und zelebriert in der Umsetzung dieser Thematik wieder einmal die schärfste Kontur und fordert zum aktiven «Whistleblowing» auf.

Das Originalzitat auf der Homepage der FMA lautet dazu: «Die FMA ist zur effektiven Bekämpfung von Missbrauch sowie für den Schutz der Kunden des Finanzplatzes Liechtenstein von entsprechenden Informationen abhängig. Whistleblower können der FMA neue Informationen zur Kenntnis bringen … und (die FMA) bei der Verhängung von aufsichtsrechtlichen Massnahmen und Sanktionen unterstützen.» Auf dieser Plattform, die die FMA auf ihrer Homepage eingerichtet hat, kann jedefrau und jedermann auf anonyme Weise – ohne die Identität angeben zu müssen – Informationen, Verdächtigungen, Denunziationen, Unterlagen (auch wenn sie dem Berufsgeheimnis unterstehen) – zuspielen.

Was sagt die Regierung dazu? Der Datenschutz? Wir alle sind zunehmender Transparenz ausge= von engl. liefert. Auf allen Ebe«to blow th e whistle» nen wird versucht, = sinngemä ss «etwas a unsere Privatsphäre ufdecken», «jemanden auszuhebeln. Es gilt verpfeifen» = Informati die Devise: nur ein o n e n au s e inem geheimen o gläserner Mensch ist d e r g e s c hü tzten ein guter Mensch. Auf Zusammen hang an die internationaler und Öffentlichk eit bringen innerstaatlicher Ebene wird alles unternommen, um den Datenschutz möglichst weitgehend aufzugeben.

Begriff «Whistleblo wing»

Dabei ist gerade der Schutz der Privatsphäre und der Kunden für die Zukunft des Liechtensteiner Finanz- und Wirtschaftsstandortes so wichtig.

aus anderen Ländern kennen, wird für unser Land – für unsere Finanz- und WirtschaftsUnternehmen in Liechtenstein – tiefgreifende Folgen haben:

Rechtsstaatlichkeit wird ramponiert Es wird akzeptiert und zugeschaut, wie die FMA den Spielraum von EU-Richtlinien-Umsetzungen für unser Land im negativsten Sinne ausreizt. So wirft die Rubrik auf der Homepage der FMA grundlegende Fragen der Rechtsstaatlichkeit auf. Die FMA suggeriert, dass Datendiebstahl vom Staat erwünscht ist und gefördert wird. Gerade der Staat und insbesondere Liechtenstein sollte sich nicht zum Hehler gestohlener Daten machen. Das Geschäftsmodell «Datendieb Kieber» wird auf diese Weise legalisiert. Die FMA übernimmt nach eigenen Angaben für die Sicherheit der übermittelten Daten während ihrer Übermittlung via Internet oder Post keinerlei Verantwortung und Haftung. Die FMA ist zwar zur Wahrung des Amtsgeheimnisses verpflichtet, hat aber offensichtlich keine ausreichenden Mechanismen, geschützte Informationen auch wirklich zu schützen.

• Strafrechtliche Bedenken: Ein sogenannter «Whistleblower» (Informant, Spitzel, Datendieb) verfügt stets über geheime und rechtlich geschützte Informationen. Mitarbeiter von Banken, Vermögensverwaltern und Treuhändern unterliegen dem Berufsgeheimnis und haben gegenüber ihrem Arbeitgeber besondere Treuepflichten. Sie müssen nicht nur Firmengeheimnisse wahren, sie sind auch verpflichtet, die Privatsphäre und das Vermögen ihrer Kunden zu schützen. Faktum ist aber, dass die Verletzung des Berufsgeheimnisses strafrechtlich geahndet wird. Was macht die FMA als Finanzaufsichts-Polizei? Sie stiftet Mitarbeiter in Unternehmen und Unternehmen selbst exakt zu dieser Straftat der Verletzung des Berufsgeheimnisses an!

Dieses Spitzel- und Denunziantentum, das wir in der Historie

• Illoyalität: Die Loyalität gegenüber Kunden und Arbeitgeber war stets ein hohes Gut in Liechtenstein und auch eine grosse Stärke des grossen Erfolgs des liechtensteinischen


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Finanz- und Wirtschaftsplatzes. Ein «Whistleblower» kann nun vermeintliche Missstände aufdecken, ohne seine Loyalität zu Kunden und Arbeitgeber aufzugeben und ohne gesetzliche Pflichten zu verletzen. • Probleme für den Whistleblower: Die FMA wiegt «Whistleblower» in Sicherheit, indem sie kommuniziert, dass es ein Leichtes sei, anonym und ohne grossen Aufwand Meldung über mögliche Gesetzesverstösse zu erstatten. Eine Email genügt! Dies birgt die Gefahr, dass Mitarbeiter sich vorschnell und unüberlegt in FMA’s Hand sicher fühlen, etwas «Gutes zu tun», ohne gross über die Konsequenzen bei Verletzung des Berufsgeheimnisses, welches strafrechtlich geahndet wird, nachzudenken.

jede abgegebene Meldung eine Sonderprüfung der FMA auslösen. Solche «Verdachtsfalls»Prüfungen zieht für betroffene Unternehmen langwierige Verfahren mit Rechtfertigungs-Prozessen mit sich. Diese werden durch externe Revisionsfirmen sowie Experten durchgeführt. Die Kosten hat das beaufsichtigte Unternehmen selbst zu tragen. Kommt dabei nichts heraus, bleibt das Unternehmen auf den beträchtlichen Kosten sitzen. Für die Revisionsgesellschaften und Berater aber, die von der FMA grosszügig beauftragt werden, entwickeln sich solche «Sonderprüfungen» zu einem lukrativen Markt. Die FMA ist «Auftraggeber», doch sind sämtliche auflaufende Verfahrenskosten nicht von ihr zu bezahlen. Sie ist nur am «Spitzeltum»-Ergebnis interessiert.

• Schäden für Kunden und Arbeitgeber: «Whistleblowing» fügt den betroffenen Kunden und Unternehmen grosse Reputationsschäden zu. So wird

Fazit: Äusserst bedenklich! Es ist äusserst bedenklich und ein falsches Zeichen mehr, dass das offene Denunzieren in unserer

Gesellschaft willkommen ist, salonfähig gemacht und gefördert wird. Bereits die Verwendung des Begriffes «Whistleblowing» in der offiziellen Website der FMA ist bedenklich, da dieser der Bevölkerung aufgrund der diversen Medienberichterstattungen mit einer positiven oder negativen Konnotation besetzt ist. Die «Whistleblower»-Rubrik der FMA ist eine offene Aufforderung zur Verletzung von strafrechtlichen Gesetzesbestimmungen, nämlich • des Datendiebstahls • der Verletzung der Privatsphäre und des Datenschutzes • der Verletzung des Berufsgeheimnisses • der Rufschädigung Unter dem Vorwand Missstände und Gesetzesverstösse aufdecken zu wollen, wird straf bares Verhalten gefördert und salonfähig gemacht, dies mit dem Anschein, dass ein ordentliches Verfahren gewährleistet ist. Dabei wird das rechtsstaatliche Verfahren missbraucht, weil dadurch illegales Verhalten legalisiert wird.

Sinnlose Aufblähung des Staatsapparates Im Weiteren wird in der Realität Whistleblowing zur Aufblähung des Beamtenapparates sowie zu einer Kostenexplosion bei der FMA führen. Der FMA kann dies egal sein – die Kosten tragen die Steuerzahler und die beaufsichtigten Unternehmen. Hier zu intervenieren, hat sich bisher im Parlament als chancenlos erwiesen. Bei meinem letzten Antrag im Landtag i. Z. mit der FMA, als es um eine beantragte Kürzung des jährlichen Staatsbeitrages an die FMA ging, erhielt ich lediglich durch die DU-Abgeordneten, Harry Quaderer, Herbert Elkuch, Erich Hasler und Pio Schurte, sowie von den beiden FBP-Abgeordneten Christine Wohlwend und Eugen Nägele Unterstützung. Die Regierung und die grosse Landtags-Mehrheit werden auch diese Hehlerei-Anstiftung der FMA verteidigen und für die FMA durch’s Feuer gehen.

Der Liechtensteiner ‹Whistleblower› Heinrich Kieber wird seit Jahren international gesucht.


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Seite der FBP

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Verlässlichkeit mit Ansage FBP-Präsident Thomas Banzer zieht eine positive Zwischenbilanz Es herrscht Uneinigkeit darüber, ob der Wahlkampf denn nun schon begonnen hat oder nicht. Ungeachtet dessen meine ich aber, dass es für eine Partei immer wichtig ist, das eigene Tun kritisch zu betrachten und dabei zu prüfen, ob man den sich selbst gestellten Anforderungen genügt. Deshalb liegt das Parteiprogramm stets in Griffweite und es gehört zu meinen regelmässigen Gewohnheiten, dort einen Blick hineinzuwerfen und wenn möglich Häkchen zu setzen.

Staatshaushalt im Lot Im Parteiprogramm 2013 ist zu lesen: Die Sanierung des Staatshaushaltes hat in der kommenden Legislaturperiode höchste Priorität. Der Abbau unserer Staatsreserven muss gestoppt werden. Unser Ziel ist, einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen. Es muss unter allen Umständen verhindert werden, dass sich unser Land verschuldet. Dies würde die Handlungsfähigkeit des Staates schwächen und die Eigenstaatlichkeit Liechtensteins in Frage stellen. Um einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen, müssen einerseits die Sparanstrengungen intensiviert und die Ausgaben des Landes weiter reduziert werden. Dieses Ziel hat Regierungschef Adrian Hasler keine Sekunde aus den Augen gelassen. Er war bereit, unpopuläre Massnahmen zu treffen und da und dort auch anderen auf die Zehen zu treten. Dabei ging es dem Regierungschef tatsächlich nur um das Land, um eben die Verschuldung zu verhindern und die Eigenstaatlichkeit zu sichern. Wäre es ihm um seine Person gegangen, um Wiederwahl, dann hätte er wohl in manchen Fällen den Widerständen nachgegeben. So aber konnte das Ziel erreicht werden und zum jetzigen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass

FBP-Präsident Thomas Banzer: «Die Regierung Hasler und auch die FBP haben verlässlich agiert. Bis heute ist diese Politik der FBP eine verlässliche mit Ansage»

ein weiteres Sparpaket nicht notwendig sein wird. Diese Position hat bei mir ein grünes Häkchen erhalten. Die Aufgabe ist erfüllt. Masshalten ist dennoch angebracht und wird vom Regierungschef weiterhin gefordert. Auf der Einnahmenseite prüfen wir aktuell die Erhöhung der Mindestertragssteuer auf 1800 Franken. Bereits im September 2013 setzte sich der Landtag damit auseinander, als die Regierung auf 1900 Franken erhöhen wollte. Der Zeitpunkt vor zwei Jahren wurde als nicht richtig be-wertet und eine neue Überprüfung für die Zeit in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode an-gekündigt. Auch diesbezüglich ist auf die FBP Verlass.

AHV, KVG und Bildung Die Revision der AHV war ebenfalls ein Anliegen mit Ansage. Der Parteitag der FBP hatte vor

den Wahlen im Programm folgende Aussage verabschiedet: Da die demographische Entwicklung immer grösseren Einfluss auf die Finanzierung der AHV haben wird, werden wir rechtzeitig dafür sorgen, die AHV enkeltauglich auszugestalten. Auch in diesem Bereich sind die Taten den Worten gefolgt. Auch hier verschliesst sich die FBP nicht den kritischen Stimmen und dem Widerstand. Sie folgt konsequent dem eigenen Auftrag. Die Korrekturen im KVG erfolgten genau so auf Ansage wie die Haltung der FBP in der Bildungsfrage. Bei letzterer war die FBP überzeugt, dass die Schulen wieder Ruhe brauchen. Die Vorgängerregierung hatte durch eine schiere Reformwut viel Unruhe erzeugt. Nicht Bildungsinhalte waren Themen der Bildungspolitik sondern Strukturen. Die FBP hat diese Ruhe zum Vorteil von Lehrerund Schülerschaft sichergestellt und gleichzeitig die Stärkung

der dualen Berufsbildung vorangetrieben. Sie können sich denken, dass auch dieser Punkt im Programm angekündigt war: Wir setzen uns ein für die Stärkung des dualen Bildungsweges in allen Bildungsstufen, um der Nachfrage der Unternehmen nach heimischen Fachkräften mit technischer Ausbildung mittel- bis langfristig gerecht werden zu können.

Positives Fazit Der Platz eines Beitrags reicht nicht aus, um hier eine abschliessende Beurteilung der eigenen Arbeit abzuhandeln. Weitere Themen werde ich gerne bei nächster Gelegenheit ausführen. Nicht alle Punkte konnten umgesetzt werden und bei mancher Position tat intern auch Kritik not. Aber alles in allem stelle ich fest, dass die Regierung Hasler und auch die FBP verlässlich agiert haben. Bis heute ist diese Politik der FBP eine verlässliche mit Ansage.


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«40 Jahre Radkriterium Mauren» – ein voller Erfolg!

Stolz und zufrieden zeigte sich der Präsident des Radfahrvereins Mauren (RVM) Patrick Matt nach dem traditionellen Rundstreckenrennen «Rund um den Weiherring». Viele Zuschauer versammelten sich rund um den Weiherring, um das Spektakel hautnah mitverfolgen zu können. Und auch die Festwirtschaft wurde von vielen sportbegeisterten Menschen jeglichen Alters im Zentrum von Mauren besucht. Es war wirklich ein toller Anlass, bei guter Wit-

terung, in festlichem Rahmen zum Jubiläum und bei sportlich hohem Niveau. Insgesamt waren um 200 Rennfahrerinnen und Rennfahrer in allen Alterskategorien am Start. Die 40. Ausgabe des Hauptrennens war diesmal eine deutsche Angelegenheit, genau eine Angelegenheit des

«Team Racing Students». Marcel Fischer hiess der Elite-Sieger des Weiherring-Kriteriums 2016. Bei den Damen sorgte Jasmin Rebmann aus demselben Team für die stärkste Leistung. Gemeindevorsteher Freddy Kaiser würdigte die grossen Ver-

dienste des Radfahrvereins und dessen grossen Einsatz. Das «MaiKriterium» gehöre seit 40 Jahren zu den «sportlichen Höhepunkten», die Mauren zu bieten habe, sagte Kaiser. Er dankte für den grossartigen Einsatz und das Engagement vor und nach dem tollen jährlichen Mai-Advent.


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40 Jahre Radkriterium Mauren – ein voller Erfolg sowohl in sportlicher als auch in gesellschaftlicher Hinsicht!


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RANGLISTEN Herren Elite/Amateure

1. Marcel Fischer (GER/Team Racing Students) 46 Punkte 2. Jacob Heni (GER/Team Racing Students) 41 Punkte 3. Jonas Schmeiser (GER/Lightweight Testteam – RSC Kempten) 38 Punkte 4. Rainer Rettner (GER/Lightweight Testteam – RSC Kempten) 30 Punkte 5. Jonas Tenbruch (GER/Team Racing Students) 25 Punkte

Herren Sprintwertung

1. Jonas Schmeiser (GER/Lightweight Testteam – RSC Kempten) 2. Marcel Fischer (GER/Team Racing Students) 3. Rainer Rettner (GER/Lightweight Testteam – RSC Kempten)

Frauen

1. Jasmin Rebmann (GER/Team Racing Students) 63 Punkte 2. Sandra Weiss (SUI/BH Cycling Team) 40 Punkte 3. Caroline Baur (SUI/RMV Elgg) 34 Punkte 4. Doro Lorch (GER) 15 Punkte 5. Larissa Brühwiler (SUI/VC Fischingen) 8 Punkte

Junioren U19

1. Stefan Bissegger (SUI/VC Bürglen-Märwil) 52 Punkte 2. Patric Bachofner (SUI/Team Gadola-Wetzikon) 32 Punkte 3. Alex Vogel (SUI/Team Raiffeisen Aadorf-Elgg) 30 Punkte 4. Leon Russenberger (SUI/RV Merishausen) 30 Punkte 5. Jan Nadligern (SUI/Team Raiffeisen) 12 Punkte

Anfänger U17

1. Robin Ender (SUI/RV Sulz) 43 Punkte 2. Maximilian Boos (GER/RSV Schwalbe Ellmendingen) 38 Punkte 3. Oliver Weber (SUI/VC Steinmaur) 29 Punkte 4. Keelan Senn (SUI/VMC Gansingen) 18 Punkte 5. Maxime Famularo (SUI/RV Sulz) 9 Punkte

Kategorie U13

1. Felix Sprenger (RV Schaan) 2. Marco Vallone (RV Schaan) 3. Patrick Dobecsanyi (Mauren) 4. Vinzenz Schreiber (Mauren) 5. Jarno Ziegler (Mauren) 6. Luisa Marxer (Mauen) 7. Sophia Marxer (Mauren) 8. Mark Fischer (Mauren)

Kategorie U11

1. Adriano Dalla Valle (RV Schaan) 2. Sandro Schlegel (VC Ruggell) 3. Lena Dobecsanyi (Mauren) 4. Leon Wanger (RV Mauren) 5. Anakin Schneider (Mauren) 6. Eria Ziegler (Mauren) 7. Jakob Wohlwend (Schellenberg) 8. Elia Sieber (Mauren)

Kategorie U9

1. Luca Wanger (RV Mauren) 2. Rafael Schlegel (Ruggell) 3. Fabio Dalla Valle (RV Schaan/Sevelen) 4. Clemens Sprenger (RV Schaan/Triesen) 5. Emilia Schreiber (Mauren) 6. Raphael Pereira (RV Schaan) 7. Alessandro Lo Russo (Schaanwald) 8. Nico Vogel (Wittenwil) 9. Alessia Meier (Eschen) 10. Jael Ritter (Mauren) 11. Daniel Ritter (Mauren) 12. Manuel Schustereit (Schaanwald) 13. Jimi Ziegler (Mauren) 14. Alessia Sieber (Mauren)

Piccolo (U7 / Jg. 2010 und jünger)

1. Raphael Lo Russo (Schaanwald) 2. Carlos Ritter (Vaduz) 3. Luis Oberholzer (Lustenau) 4. Alina Meier 5. Ryian Sele (Mauren) 6. Rosa Wohlwend (Schellenberg) 7. Elia Matt (Mauren) 8. Anina Blum (Mauren) 9. Maleah Brändle (Winterthur) 10. Enya Ritter (Mauren) 11. Johanna Marxer (Mauren) 12. Liena Meier 13. Zora Marock (Mauren) 14. Mara Ziegler (Mauren) 15. Marilena Schustereit (Schaanwald) 16. Miriam Pereira (RV Schaan) 17. Lianm Sele (Mauren) 18. Noé Brändle (Winterthur)


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FC Vaduz: Klassenerhalt in Griffnähe Drei Runden vor Schluss der Super League-Meisterschaft hat der FC Vaduz den Klassenerhalt vor Augen. Der 2:0-Sieg am Mittwochabend gegen Sion kam einem Befreiungsschlag gleich; die Contini-Elf verbessert sich auf den 8. Tabellenrang. Text: Von Chrisi Kindle

Da der FC Zürich gegen Lugano eine 0:4-Heimschlappe kassierte, hat sich der Abstiegskampf weiter zugespitzt. Der stolze FC Zürich trägt nun die Rote Laterne, Vaduz hat zwei Punkte Vorsprung auf Zürich und einen auf Lugano.

Matchwinner Armando Sadiku 3100 Fans sahen im Rheinparkstadion einen verdienten 2:0-Erfolg des FC Vaduz gegen Sion. Mann des Spieles war der im Winter vom Mitkonkurrent Zürich ausgeliehene Armando Sadiku. In der 31. Minute traf der albanische Nationalstürmer mittels Penalty, in der 73. Minute verwertete er eine Flanke von Costanzo eiskalt zur Entscheidung. Präsidentin Ruth Ospelt war begeistert: «Unsere Mannschaft hat einen unglaublichen Zusammenerhalt, ich bin felsenfest vom Ligaerhalt überzeugt.» Bittere Niederlage gegen Luzern Drei Tage vor dem Auftritt gegen Luzern waren die Vaduzer auf gu-

Freude nach der 2:0-Führung durch Armando Sadiku im Vaduzer Lager gegen den FC Sion am Mittwoch im Rheinparkstadion. Bild: Jürgen Posch

FUSSBALL IST GEMEINSCHAFT. MBPI. In Liechtenstein. Für Liechtenstein.

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tem Weg, wichtige Punkte einzufahren. Dejan Janjatovic brachte seine Farben mit einem Kunstschuss aus knapp 40 Metern in Führung (Goali Zibung stand nach einem missglückten Befreiungsschlag weit vor dem Kasten). Bis zur 62. Minute hatten die Vaduzer vor 3600 Fans im Rheinparkstadion alles im Griff, dann eine unglückliche Aktion von Verteidiger Nick von Niederhäusern. Eine leichte Berührung gegen Hyka reichte und Schiedsrichter Erlachner zeigte nach Konsultation des Linienrichters auf den ominösen Punkt. Und nicht nur das: Der Vaduzer Verteidiger sah Rot. In Unterzahl wollte der FCV wenigstens einen Zähler über die Zeit retten, doch Luzerns Topskorer Marco Schneuwly machte den Vaduzern einen Strich durch die Rechnung und traf in der 86. Minute zum 1:2. Für Dejan Janjatovic war sein Traumtor nach dem Spiel ein schwacher Trost: «Wichtiger wären drei Punkte

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nen! Tickets gewin das Heimspiel 2 Tickets für n FC Lugano. de n 22. Mai gege

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g e w e s e n , da nützt mein Tor gar nichts. Schade, denn wir hatten eine Stunde lang alles im Griff, eine Szene hat die Partie entschieden.»

Fünf Punkte aus drei Spielen Vor der bitteren Pleite gegen Luzern hatte der FC Vaduz eine MiniSerie mit fünf Punkten aus drei Spielen geschafft. Den Anfang dabei machte ein hart umkämpftes 2:2-Remis beim Angstgegner Thun. Zweimal lagen die Vaduzer zurück, zweimal kam man zurück. Diego Ciccone glich zum 1:1 aus und Verteidiger Stahel traf kurz vor Schluss zum verdienten

2:2-Ausgleich. Ausgerechnet Florian Stahel, der einige Tage vorher erfahren musste, dass sein Ende Saison auslaufender Vertrag in Vaduz nicht verlängert wird… Drei Tage später schrieb der FCV dann Geschichte: Zum ersten Mal in der Super League überhaupt knöpften die Liechtensteiner dem grossen FC Basel im 12. Versuch einen Punkt ab. 5500 Zuschauer bekamen zwar keine Tore zu sehen, aber eine aufopfernd kämpfende Vaduzer Mannschaft. Das brachte dem FCV sogar ein Lob des Meistertrainers Urs Fischer ein: «Wir sind heute nicht wunschgemäss in die Gänge gekommen, aber das hat auch mit dem starken Gegner Vaduz zu tun.» Eine Woche später sicherten sich die Basler dann vorzeitig den Titel. Die Vaduzer hingegen durften zum Lieblingsgegner St. Gallen reisen und – wie könnte es anders sein – wieder mit Erfolg. Ausgerechnet der ex-St. Galler Moreno Costanzo traf für Vaduz doppelt, Nick von Niederhäusern mit seinem ersten Super League-Tor sorgte für die

Entscheidung. Den Ostschweizern gelang vor 11 600 enttäuschten Fans in der AFG Arena nur noch der Anschlusstreffer zum 1:3. Matchwinner Costanzo: »Wir sind seit ein paar Wochen sehr gut drauf und wir konnten diese Moral auch heute an den Tag legen.» Somit wartet St. Gallen gegen Vaduz weiter auf den ersten Sieg in der Super League.

Showdown am 22. Mai im Rheinpark Im Kampf gegen den Abstieg spitzt sich alles immer mehr auf das Direktduell Vaduz gegen Lugano am 22. Mai im Rheinparkstadion zu. Somit könnte also in der vorletzten Runde die Entscheidung bereits fallen. Zuvor reist der FC Vaduz aber am Pfingstmontag nach Zürich, dort wartet GC. Und in der allerletzten Runde steht noch ein Auftritt im Letzigrund auf dem Programm, nämlich am Mittwoch, 25. Mai gegen den FC Zürich. Wer weiss, vielleicht wird der Abstiegskampf sogar erst dort entschieden.

FC VADUZ FC LUGANO

TICKETS 5.– AB CHF 2

Sonntag, 22. Mai 2016, 16.00 Uhr Rheinpark Stadion, Vaduz liechtenstein www.fcvaduz.li


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Erste Liga: FC Balzers und der USV am Abgrund Die beiden Liechtensteiner Erstligavereine USV Eschen/Mauren und der FC Balzers sind drei Spieltage vor Saisonschluss in grosser Abstiegsgefahr. Der FC Balzers zeigte zuletzt in Thalwil mit einem glanzvollen 0:4-Sieg, dass er den Anschluss zu allen gefährdeten Mannschaften gepackt hat und in die Spur zurückgekehrt ist, während der USV in freiem Fall die letzten drei Meisterschaftsspiele verlor. Von Herbert Oehri

Der FC Balzers spielt am nächsten Wochenende zuhause gegen Mendrisio (Herbstrunde 1:1), eine Woche später müssen die Schützlinge von Spielertrainer Mario Frick in Baden antreten, bevor es am letzten Spieltag im Derby zwischen Balzers und USV möglicherweise zum Showdown kommen wird. Während sich United Zürich in der 23. Runde dank eines 2:3-Sieges im Sportpark Eschen/Mauren die Chance für die Aufstiegsrunde offen hielt, taumelt der USV am Abgrund. Nach einer nicht gerade glanzvollen Leistung mit vielen Fehlern, die schon bei der Aufstellung begannen und sich wie ein roter Faden durch

Trainer Oliver Ofentausek noch nie so schlecht da wie jetzt. Dazu kommt, dass einige Spieler ausser Form sind und das Team einfach nicht aus dem momentanen Tief herauskommt.

Balzers-Trainer Mario Frick

das gesamte Spiel schlängelten, steht die Erstligamannschaft des USV Eschen/Mauren unter

FC Balzers I: In Aktion Domuzeti (links) und Deplazes

Symptomatisch für die miserable Vorstellung des USV im Frühjahr sind die Ergebnisse. So konnte der USV zuhause keinen einzigen Sieg einfahren. Insgesamt holten die Unterländer Erstligisten aus den bisherigen acht Spielen 10 Punkte, davon neun auswärts: USV-Dietikon 2:2, Grasshopper – USV 0:4, Thalwil – USV 2:3, USV – Kosova 0:2, Gossau – USV 2:3, USV – Wettswil/Bonstetten 0:2, Winterthur – USV 1:0, USV – United Zürich 2:3.

Zuviele Ups und Downs Sowohl der FC Balzers als auch der USV waren in dieser Saison zu vielen Schwankungen unterworfen. Bei den Oberländer Erstligisten waren es im Herbst die vielen Verletzungen und Krankheiten. Im Frühling holte die Truppe um den Liechtensteinischen Rekord-Internationalen Mario Frick insgesamt 15 Punkte, 9 auswärts, 6 zu Hause.: Balzers-Winterthur 2:1, LocarnoBalzers 0:1, GC – Balzers 3:1, Balzers- United Zürich 1:2, Kosova – Balzers 0:1, Balzers-Seuzach 2:3, Thalwil- Balzers 0:4. Während es beim USV zu Beginn der entscheidenden Rückrunde der laufenden Saison ebenfalls recht gut lief mit Siegen bei GC,

1. LIGA: DIE OFFENEN SPIELE

FC Balzers

USV Eschen/Mauren

(12. Rang / 25 Punkte)

(11. Rang / 26 Punkte)

SA 14. Mai gegen FC Mendrisio (34 Punkte), Heimspiel

gegen FC Seuzach (28 Punkte), auswärts

SA 21. Mai gegen FC Baden (42 Punkte), auswärts

gegen FC Mendrisio (34 Punkte), Heimspiel

SA 28. Mai Derby in Balzers, 16 Uhr, zwischen FC Balzers und

USV Eschen/Mauren


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2. Liga: FC Vaduz II gerettet Der FC Vaduz unter Trainer Daniele Polverino ist sechs Runden vor Saisonende mit 22 Punkten auf der sicheren Seite. Hingegen dürfte mit grösster Wahrscheinlichkeit der FC Triesen den Klassenerhalt nicht mehr schaffen. Von Herbert Oehri USV Stürmer Michael Bärtsch im Heimspiel gegen den FC Mendrisio.

in Thalwil, in Gossau und einem Unentschieden gegen Dietikon, begann mit der 0:2-Heimniederlage gegen den FC Kosova Zürich sozusagen der freie Fall bis hart an den Abstiegsstrich. Niemand weiss wieso es soweit kommen konnte. Dabei dürfte dieser Spielerkader nie in ernsthafte Abstiegsgefahr geraten.

Hängende Köpfe: USV Trainer Ofentausek und Co-Trainer Ares

Noch haben es beide Mannschaften in der eigenen Hand Beide Liechtensteiner ErstligaTeams haben es in der eigenen Hand sich aus dem Sumpf zu ziehen und sind nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Es sind noch drei Spiele offen, bei denen der USV zeigen kann, dass er besser ist, als die momentane Tabellen-

lage es anzeigt. Heute kommt es in Seuzach zum vorentscheidenden Spiel um den Klassenerhalt, während der FC Balzers ebenfalls auch heute Samstag im Heimspiel gegen Mendrisio einen weiteren Schritt in Richtung Klassenerhalt machen kann.

Der FC Vaduz II, der ab der neuen Saison mit dem Liechtensteiner Fussballverband zusammenwirken wird, geht einer guten Zukunft entgegen. Der Zweitligabetrieb beim Vaduzer Super League Verein ist professionalisiert worden mit einem ganzen Stab von Mitarbeitern rund um das neue Kader. Dort sollen Perspektivspieler für höhere Aufgaben vorbereitet werden. Die anderen Liechtensteiner Vereine waren mit dieser Kooperation resp. Konstellation zwischen dem LFV und dem FC Vaduz einverstanden, denn am Ende können auch sie davon profitieren.

Der FC Triesen hat’s probiert Mit Spielertrainer Raphael Rohrer war für den frisch aufgestiegenen FC Triesen die Richtung, die der Verein gehen wollte, vorgegeben. Diese Prämissen hiessen: keine Bezahlung der Spieler, also reiner Amateurismus, keine spektakulären Transfers mit hohen Ablösesummen und der Einbau von möglichst vielen eigenen Spielern. Im Grunde genommen wären das die Grundpfeiler eines Dorfvereins, die eigentlich für alle anderen Vereine (ausser FC Vaduz I mit der Profiabteilung) gelten sollten. Aber dem ist leider nicht so. Die Spieler werden mit teils horrenden Summen (bereits schon ab der 3. Liga!) geködert. Triesen machte dieses im weitesten Sinne nicht mit und hat sich auf das Machbare konzentriert. Leider hat es nicht gereicht. So wird der FC Triesen aller Voraussicht nach in die 3. Liga absteigen. Mit Igor Manojlovic ist ein neuer Spielertrainer verpflichtet worden. Raphael Rohrer verlässt den Verein.

1. Liga, Gruppe 3 Spiele

Siege

Remis

Tore

Pt.

1. Grasshopper Club Zürich II

23

13

8

Niederlagen 2

49 : 26

47

2. FC Baden

23

13

3

7

46 : 33

42

3. FC United Zürich

23

10

7

6

35 : 30

37

4. FC Mendrisio

23

8

10

5

40 : 22

34

5. FC Winterthur II

23

10

4

9

34 : 29

34

6. FC Locarno

23

8

8

7

31 : 27

32

7. FC Gossau

23

8

7

8

36 : 41

31

8. FC Thalwil

23

7

8

8

27 : 35

29

9. FC Wettswil-Bonstetten

23

7

7

9

33 : 38

28

10. FC Seuzach

23

8

4

11

38 : 46

28

11. USV Eschen/Mauren

23

7

5

11

37 : 39

26

12. FC Balzers

23

7

4

12

28 : 39

25

13. FC Dietikon

23

7

4

12

30 : 47

25

14. FC Kosova

23

6

5

12

31 : 43

23

Spielertrainer Raphael Rohrer (vorne rechts) wird aller Voraussicht nach mit seinem Team in die 3. Liga absteigen müssen.


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05/2016

« Einmal vom Rennsport leben können» Sie ist 18-jährig, stammt aus Schellenberg und ist vom Rennsport-Fieber infiziert: Fabienne Wohlwend träumt davon, einmal in der höchsten Tourenwagen-Klasse, der Deutschen Rennsport Meisterschaft, zu starten. Seit diesem Jahr versucht sich die Unterländerin in der Formel 4. Von Chrisi Kindle

Im zarten Alter von sieben Jahren hat Fabienne Wohlwend mit dem Kartsport begonnen. «Ich war immer schon fasziniert von Geschwindigkeit und Tempo, das liegt mir im Blut.» Schon bald war die schnelle Schellenbergerin auf den Kartstrecken in halb Europa unterwegs und dies recht erfolgreich.

Im Kampf gegen die Männer Vor einigen Monaten entschloss sich Fabienne Wohlwend zum Wechsel in die Formel-Kategorie, genauer gesagt, in die Formel 4. Dort fährt unter anderen auch Mick Schumacher, der Sohn des 7-fachen Formel 1-Champions Michael Schumacher. «Ich kenne Mick schon aus der Kartzeit und auch beim ersten Formel-4-Rennen in dieser Saison in Misano sind wir gegeneinander gefahren.» Während Mick Schumacher ansonsten die Deutsche Formel 4-Meisterschaft fährt, steht Fabienne Wohlwend in der itali-

enischen Serie im Einsatz und möchte dort Fuss fassen. «Unsere Boliden sind 570 Kilogramm schwer und verfügen über knapp 160 PS. Wir erreichen Geschwindigkeiten von 240 km/h, es geht also richtig zur Sache.» Vor allem die Fliehkräfte in den schnellen Kurven sind enorm.» Angst kennt die talentierte Rennfahrerin nicht, aber den nötigen Respekt vor dem nicht ungefährlichen Sport legt sie stets an den Tag. Von schwereren Unfällen ist die rennsportbegeisterte Unterländerin bis jetzt glücklicherweise verschont geblieben. Fabienne Wohlwend zählt zu den ganz wenigen Frauen im von den Männern dominierten FormelRennsport. Doch die hübsche Unterländerin lässt sich vom starken Geschlecht keineswegs einschüchtern. «Ich musste mir den Respekt schon als Mädchen im Kartsport erkämpfen und so ist es auch heute in der Formel 4.»

Fernziel DTM oder Porsche Cup Irgendwann möchte Fabienne Wohlwend vom Autorennsport leben können. Ihre Zukunft sieht die 18-Jährige allerdings nicht bei den Formel-Autos, sondern bei den Tourenwagen. Dies vor allem auch aus finanziellen Gründen. Fernziel wäre einmal die Deutsche Rennsport Meisterschaft, kurz DTM, oder der Porsche Cup. Ohne die tatkräftige Hilfe ihrer Familie, vor allem von Vater Edwin Wohlwend (Inhaber Wohlwend AG, Tiefkühlspezialitäten, Ruggell) könnte sich Fabienne ihr geliebtes (und kostspieliges) Hobby nicht leisten. Auch der Arbeitgeber VP Bank (dort macht Fabienne eine Ausbildung) unterstützt die schnelle Schellenbergerin, welche auch den übrigen Sponsoren sehr dankbar ist. Integriert ist Fabienne Wohlwend ins Aragon Racing Team.

«Ich möchte mich jetzt ein oder zwei Jahre in der Formel 4 etablieren und hoffe dann auf den Umstieg zu den Tourenwagen.» Und natürlich träumt die Unterländerin auch davon, wenigstens einmal in ihren Leben in einem Formel 1-Auto zu sitzen…

Training am Rennsimulator Für einen festen Freund hat Fabienne Wohlwend momentan keine Zeit, Lehre und Autorennsport nehmen sie zu sehr in Anspruch. Und wenn sie sich nicht auf einem Rundkurs irgendwo in Italien befindet, dann trainiert sie zuhause im Rennsimulator. «Dort kann ich Brems- und Schaltpunkte unserer Strecken fast 1:1 üben, eine optimale Vorbereitung.» Wir dürfen gespannt sein, wann Fabienne Wohlwend zum ersten Mal vom Podest eines Formel4-Rennens winkt.


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Johann Baptist Dallinger von Dalling, Detail aus «Der Hof des Reitstallgebäudes in Eisgrub», 1819 © LIECHTENSTEIN. The Princely Collections, Vaduz–Vienna

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Spannende Reise durch die Zeit Die VP Bank veröffentlichte anlässlich ihres 60-jährigen Bestehens das Jubiläumsbuch «Eine Reise durch die Zeit – 60 Jahre VP Bank». Das Buch ist eine Hommage an die Menschen, die auf ganz unterschiedliche Weise an der erfolgreichen Entwicklung des Unternehmens mitgewirkt haben.

Das liebevoll gestaltete Buch erzählt die Geschichte der VP Bank und der mit ihr verbundenen Menschen, es macht die Idee hinter dem Finanzinstitut sichtbar und zeigt auch Seiten, die in der breiten Öffentlichkeit weniger bekannt sind. So unter anderem die soziale Ader des Gründers, des Fürstlichen Kommerzienrats Guido Feger, dessen Stiftung bis heute die wichtigste Ankeraktionärin ist und einen grossen Teil ihrer Erträge für wohltätige Zwecke einsetzt.

Der Mensch im Mittelpunkt «Die Wesenszüge der VP Bank, unsere Idee und Geschichte, werden im Buch mit jenen traditionsbewusster, langfristig denkender Familienunternehmen verglichen. Diese Umschreibung der besonderen Unternehmenskultur bei der VP Bank gefällt mir persönlich sehr gut, weil sie den Faktor Mensch in den Mittelpunkt stellt, der seit jeher im Unternehmen eine ganz zentrale Rolle spielt», fasste Verwaltungsratspräsident Fredy Vogt den Inhalt des Buches bei dessen Prä-

Fredy Vogt, Verwaltungsratspräsident der VP Bank, enthüllt das Buch zum 60-Jahre-Jubiläum. Foto: Zanghellini

Das Jubiläumsbuch zeigt eindrücklich auf, dass wir alle von unserem Umfeld geprägt werden und aufeinander angewiesen sind, um voranzukommen. Die Geschichte der VP Bank wird mit

«Der Faktor Mensch spielt bei der VP Bank seit jeher eine zentrale Rolle.» Fredy Vogt, VR-Präsident VP Bank

sentation prägnant zusammen. Dargestellt wird aber auch die Verwurzelung der Bank im Land Liechtenstein, für das sich die VP Bank seit ihrer Gründung vor 60 Jahren engagiert.

dem Zeitgeist in einen Kontext gebracht. Auf einer Zeitachse, die sich durch das ganze Buch zieht, werden wichtige Ereignisse in Liechtenstein, auf dem Finanzplatz des Landes und aus

dem Weltgeschehen dargestellt. So wird beispielsweise nicht nur aufgeführt, dass 1956 der Gründer Guido Feger die Konzession zur Betreibung eines Bankgeschäfts erhalten hat, sondern dass das Gründungjahr der VP Bank auch das Jahr war, in dem Liechtenstein 150 Jahre Souveränität feierte, in dem das Land ungarische Flüchtlinge aufnahm und in dem Elvis Presley der Durchbruch gelang.

Vorausschauen als Leitlinie Die VP Bank hatte im Verlauf ihres Bestehens verschiedene Herausforderungen zu bewältigen. Diese werden ebenso beschrieben wie die wichtigsten Meilensteine seit der Gründung im Jahr 1956. Das Buch geht beispielsweise auf das Jahr 1969 ein, in welchem die VP Bank als erste Bank in Liechtenstein unter der

Bezeichnung «Privatkonto» das Lohnkonto für den bargeldlosen Zahlungsverkehr sowie den Swiss Cheque einführte; ebenfalls als Novum nahm sie 1970 einen Bancomaten in Betrieb und führte ein Jahr später den Nachttresor ein. Gleichermassen werden die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung zu einem international tätigen Bankinstitut beleuchtet. So beispielsweise der entscheidende Schritt im Jahr 1988, als die VP Bank ihre Auslansdaktivitäten mit der Gründung der VP Finance (Luxembourg) S.A. sowie der Errichtung der VPB Finanz AG in Zürich massiv verstärkte. Angesprochen werden aber auch jene Themen, mit denen sich die Bankenbranche heute auseinandersetzen muss: tiefe Zinsen und hohe Regulierungsdichte.


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Informations- und Auskunftsrechte von Begünstigten Nachdem in der letzten Ausgabe die Rechtsstellung der Begünstigten einer Stiftung behandelt wurde, wird im gegenständlichen Beitrag auf die speziellen Informations- und Auskunftsrechte der Begünstigten gegenüber der Stiftung eingegangen. Von Thomas Nigg

Grundsätzliches

z.B. die Stiftung, zu schädigen oder wenn das Auskunftsrecht ohne Vorhandensein der damit geschützten Interessen verfolgt wird. Eine weitere Grenze finden die Aufklärungsrechte bei den schutzwürdigen Interessen, vor allem Geheimhaltungsinteressen der Stiftung und anderer Begünstigungs- und Anwartschaftsberechtigter. Allfällige Geheimhaltungsinteressen anderer Begünstigter müssen jedoch konkret behauptet und unter Beweis gestellt werden.

Bei den Informations- und Auskunftsrechten handelt es sich um wesentliche Überwachungsund Kontrollinstrumente der Begünstigten und das zentrale Element der Totalrevision des Stiftungsrechts. Die Informationsansprüche dienen der Kontrolle der Rechtmässigkeit der Verwendung und Verwaltung des Stiftungsvermögens durch den Stiftungsrat.

Kreis der Auskunftsberechtigten Informations- und auskunftsberechtigt sind zunächst die Begünstigungsberechtigten, die eine rechtlich geschützte Position auf Erlangung von Ausschüttungen haben. Ferner sind auch Anwartschaftsberechtigte informationsberechtigt, aber nur jene, die eine Begünstigungsberechtigung erhalten sollen. Nicht anspruchsberechtigt ist ein künftiger Begünstigter, der eine Ermessensbegünstigung erlangen soll. Schliesslich sind auch aktuelle Ermessensbegünstigte informationsberechtigt. Dem Letztbegünstigten stehen die Auskunftsrechte erst nach Auflösung der Stiftung zu. Inhalt und Umfang Der Begünstigte hat das Recht, in die Stiftungsurkunde, die Beistatuten und allfällige Reglemente Einsicht zu nehmen. Ferner hat er gegenüber der Stiftung Anspruch auf Auskunftserteilung, Berichterstattung und Rechnungslegung. Zu diesem Zweck hat er das Recht, Einsicht in alle Geschäftsbücher und Papiere zu nehmen und Kopien herzu-

Thomas Nigg, M.A. HSG, Senior Partner, GASSER PARTNER Rechtsanwälte

stellen sowie alle Tatsachen und Verhältnisse, insbesondere das Rechnungswesen, persönlich oder durch einen Vertreter zu prüfen und zu untersuchen. Der Begünstigte kann seine Ansprüche jedoch nur geltend machen, soweit es seine Rechte betrifft.

Ausnahmen Hat sich der Stifter ein Widerrufsrecht vorbehalten und ist er selbst Letztbegünstigter, stehen den anderen Begünstigten keine Informations- und Auskunftsrechte zu. Der Stifter hat zudem die Möglichkeit, die Informations- und Auskunfts-

Zeitliche Dimension Der OGH hat sich in einer aktuellen Entscheidung mit der zeitlichen Dimension des Auskunfts- und Informationsrecht auseinandergesetzt. Er kam dabei zum Schluss, dass Informations- und Auskunftsrechte auch für Sachverhalte bestehen, die vor tatsächlichem Erlangen der Begünstigtenstellung durch Eintritt einer Bedingung oder Befristung vorliegen.

rechte der Begünstigten bis auf einen unentziehbaren Kernbereich zu beschränken, wenn er ein Kontrollorgan (z.B. eine Revisionsstelle) einrichtet. Steht die Stiftung unter Aufsicht der Stiftungsaufsichtsbehörde, haben die Begünstigten ebenfalls keine Informationsrechte.

Schranken Das Auskunftsrecht darf nicht in unlauterer Absicht oder in missbräuchlicher Weise ausgeübt werden. Missbräuchlich ist die Ausübung eines Rechts immer dann, wenn diese offenkundig den Zweck hat, andere, wie

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Liechtensteins Banken gehören zu den am besten kapitalisierten Banken Europas Die lie-zeit im Gespräch mit Urban Eberle, dem CEO der Bank Alpinum, Vaduz Die Bank Alpinum AG wurde 2001 gegründet und ist vorwiegend im Anlageberatungs-und VermögensVerwaltungsgeschäft für private Kunden mit höchsten Ansprüchen tätig. Sie wird vom Liechtensteiner Urban Eberle erfolgreich geführt. Interview: Herbert Oehri lie:zeit: Herr Eberle: Sie sind CEO der Bank Alpinum in Liechtenstein. Was sind Ihre Kernkompetenzen und wie verkraftet Ihre Bank den Transformationsprozess der Finanzwirtschaft? Urban Eberle: Die Bank Alpinum als kleine, dynamische Privatbank

kann mit dem besagten Transformationsprozess gut umgehen, da wir uns seit Beginn unseres Bestehens immer mit den Wandel des Finanzplatzes und einer zunehmender Regulation auseinandersetzen mussten. Dies ist auch meine Hauptaufgabe als CEO und Vorsitzender der Geschäftslei-

tung, auf der strategischen Ebene die Bank sicher und erfolgreich durch alle Herausforderungen zu manövrieren und aufkommende Wachstumschancen zu erkennen und zu nutzen. Meine Wurzeln liegen jedoch in der Kundenbetreuung, weshalb ich sehr gerne einige Kunden noch persönlich

betreue, was mir sehr am Herzen liegt. Wie stehen die Chancen für die Bank Alpinum in der näheren Zukunft? Wir sind für die Zukunft gut aufgestellt und haben mit dem Bezug des neuen Bankgebäudes an der


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Austrasse 59 in Vaduz im letzten Jahr auch Raum geschaffen, uns personell weiterzuentwickeln und unseren Kunden alle wichtigen Bankdienstleistungen anbieten zu können. Unsere Kernkompetenz liegt in der professionellen Vermögensverwaltung, welche auch in der heutigen Zeit noch das wichtigste Standbein unserer Bank ist. Jedoch möchten wir uns nicht darauf ausruhen, sondern arbeiten immer an neuen Geschäftsfeldern und der Weiterentwicklung unserer Kompetenzen. Diversifikation ist in der heutigen Zeit wichtig; jedoch darf man sich dabei nicht aus den Augen verlieren. Man hört in der Öffentlichkeit oft, dass nicht alle Banken in Liechtenstein eine Überlebenschance hätten? Stimmen Sie dem zu? Der Markt ist sicherlich härter umkämpft als früher und auch wir erhalten regelmässig Übernahmeangebote. Das Vertrauen und Committment der Aktionäre sowie des Managements haben deshalb einen hohen Stellenwert, wenn es um das Fortbestehen von Banken geht. Dass Finanzintermediäre verschwinden hat leider oftmals mit Missmanagement und Fehlern in der Vergangenheit zu tun. Natürlich spielen auch Rentabilität und Kostensenkung eine grosse Rolle. Dass es weitere Konsolidierungen geben wird, kann man nicht ausschliessen. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass Liechtensteins Banken zu den am besten kapitalisierten Banken Europas und weltweit zählen. Dies bringt grosses Vertrauen in den Finanzplatz und die Banken können dank Dienstleistungsfreiheit in sämtlichen EWR- Staaten von internationalen Wachstumschancen profitieren. Ich persönlich habe grosses Vertrauen in das Fortbestehen des Finanzplatzes und vor allem in das der Bank Alpinum. Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler startete vor einigen Monaten die Initiative «Impuls Liechtenstein», deren Ziel es ist, die Innovationsfähigkeit mit diversen Massnahmen zu verbessern. Wie stehen Sie zu dieser Initiative?

Mit der Initiative unterstützt hat der Regierungschef das Potenzial der Unternehmungen erkannt, Kundenbedürfnisse gezielt zu berücksichtigen und neue Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen. Innovative Unternehmungen sollen dabei ermutigt werden, in Liechtenstein Fuss zu fassen. Die Wertschöpfung des Standortes Liechtenstein soll durch neue Geschäftsmodelle, Offenheit und Raum für Innovation ausgebaut werden. Adrian Hasler ist mit seiner Initiative dazu bereit, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Eine enge Kooperation von Staat und Unternehmungen ist dabei vorteilhaft und in einem kleinen Land wie Liechtenstein auch gut umsetzbar. Ich denke, dass Liechtenstein hier anderen Staaten einen Schritt voraus ist. So gesehen finde ich die Initiative «Impuls Liechtenstein» eine sehr gute, um den Wirtschaftsstandort Liechtenstein gezielt zu unterstützen und zu fördern. Sie sind seit Jahren Mitglied des FBP-Präsidiums und engagieren sich speziell für Bildung. Weshalb liegt Ihnen dieses Thema besonders am Herzen? Da Liechtenstein über keine Rohstoffe verfügt, ist Bildung eines der wichtigsten Güter unserer Gesellschaft. Der Bildungsstandard in Liechtenstein ist zwar hoch, das Bildungswesen muss jedoch weiterentwickelt werden, damit dies so bleibt. Als Vater dreier Söhne habe ich es immer sehr begrüsst, dass man in Liechtenstein auf den Zugang zu einem guten Bildungssystem vertrauen konnte. Mir ist es wichtig, dass dies auch weiterhin so bleibt und dass wir weiterhin in unsere Kinder und Schulen investieren und somit die Grundsteine für eine erfolgreiche Zukunft für Liechtenstein legen. Würde es Sie nicht reizen, die Zukunft des Landes noch aktiver mitzugestalten, zum Beispiel als Gemeinderat oder als Landtagsabgeordneter? Natürlich bin ich sehr am politischen Geschehen in unserem Land interessiert und deshalb auch im Präsidium der FPB tätig.

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Urban Eberle, CEO der Bank Alpinum in Vaduz.

Allerdings fehlt mir neben Familie und Beruf sowie weiteren Verpflichtungen wie meiner Tätigkeit als französischer Honorarkonsul und Präsident der konsularischen Vereinigung wirklich die Zeit, ein solches Amt gewissenhaft ausführen zu können. Ich bin sehr froh und dankbar, dass es Leute gibt, die sich diese Zeit nehmen und solch wichtige Ämter bekleiden. Liechtenstein hat goldene Jahrzehnte hinter sich, entwickelte sich in rasantem Tempo vom Bauernstaat zu einem der reichsten Länder der Welt. Wo sehen Sie das Fürstentum in 20 Jahren? Ich glaube das gilt nicht nur für Liechtenstein, dass goldene Jahrzehnte hinter uns liegen. So ein rasantes Wachstum werden die westlichen Staaten in den nächsten Jahrzehnten wohl kaum mehr erleben. Allerdings sehe ich Liechtenstein immer noch als globalen Player und bin überzeugt dass Liechtenstein weiterhin eine wichtige Rolle in Bezug auf qualitativ hochwertige Dienstleistungen und Wirtschaftsgüter spielt. Vielleicht müssen wir uns noch etwas mehr öffnen, um Probleme wie Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen. Herr Eberle, erlauben Sie eine letzten persönliche Frage: Sie sind CEO der Bank Alpinum, FBP-Präsidiumsmitglied, Honorarkonsul von Frankreich in Liechtenstein usw. und mit diesen herausfordernden Auf-

gaben unter täglichem Stress. Wie entspannen Sie? Am liebsten verbringe ich meine freie Zeit mit meiner Familie in der Natur und auch auf Reisen. Auf meinen täglichen Spaziergängen kann ich gut den Kopf lüften und neue Energie tanken. Daneben spiele ich Golf und fahre gerne Ski oder lese ein Buch. Das alles trägt zu meiner Entspannung bei.

Bank Alpinum AG Die Bank Alpinum AG ist eine unabhängige Privatbank mit Sitz in Vaduz, Fürstentum Liechtenstein. Sie wurde im Jahr 2000 als NewCenturyBank AG gegründet und tritt seit April 2006 mit dem Namen Bank Alpinum AG auf. Kerngeschäft der Bank Alpinum AG ist das Anbieten von Dienstleistungen rund um das Private Banking. Dabei werden Dienstleistungen wie Anlageberatung, Vermögensverwaltung sowie das Führen von Konten und Wertpapierdepots für Kunden angeboten. Die Bank arbeitet mit Partnern im In- und Ausland zusammen. Im Weiteren werden unter anderem auch Dienstleistungen wie Steueroptimierungen, Nachlassplanungen, Nachfolgeregelungen und Ähnliches angeboten.


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Herbert Büchel: «Ich bin ein bodenständiger Mensch» Herbert Büchel ist einer der bekanntesten und erfolgreichsten Unternehmer in Ruggell. 1986 machte er sich mit der CNC Mechanik selbständig. Mit dem «kommod» entstand gerade ein weiteres, innovatives Projekt, welches das Industriegebiet aufwertet. Der 62-Jährige ist aber auch ein ausgeprägter Familienmensch. Von Tamara Beck lie:zeit: Herr Büchel, Sie feiern heuer mit der CNC Mechanik das 30-jährige Firmenjubiläum. Wie fühlt sich das an? Herbert Büchel: Es ist nichts Besonderes. Wir haben schon das 25-jährige gefeiert und haben eher ein schwieriges Jahr hinter uns. Sie meinen die Euro-Krise? Ja. Das begann schon 2008/09. Dass letztes Jahr der Mindest-

kurs aufgehoben wurde, war natürlich nicht nur für uns ein Problem, sondern für alle die in FL/CH produzieren und vom Export abhängig sind. Wir liefern international, der Preisdruck stieg. Wir haben uns sehr angestrengt, v.a. in der Produktion, um dem entgegenzuwirken. Wir haben viele konkrete Massnahmen umgesetzt, um unsere Kunden und den Markt besser zu bedienen.

Was können Sie rückblickend noch über die vergangenen Jahre sagen? Das Umfeld hat sich stark verändert seit der Gründung 1986. Wir konnten zum Glück immer wieder investieren. Die Anlagen, mit denen wir arbeiten, sind teuer, die Stundensätze sind gefallen. Dennoch ist es wichtig, zu investieren, um im internationalen Marktumfeld konkurrenzfähig zu bleiben.

Wie sehen Sie die Zukunft diesbezüglich? In der heutigen, schnelllebigen Zeit ist es schwer, Prognosen abzugeben. Man weiss nicht, wie sich das Umfeld verändern wird, die politische und wirtschaftliche Lage. Die Auswirkungen der letzten Anschläge sind schwer abzuschätzen. Wir haben aber den Vorteil der Stabilität hier in Liechtenstein, auch verbunden mit der politischen und wirt-


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Seniorchef Herbert Büchel in seinem Büro in Ruggell

schaftlichen Lage der Schweiz. Die Menschen im Rheintal sind meiner Meinung nach ein arbeitsames Volk. Die CNC Mechanik ist nur eine von drei Unternehmen der «Büchel Holding». Was sind die Synergien zwischen den einzelnen Unternehmen? Alfa-sys ist verantwortlich für die Entwicklung, den weltweiten Vertrieb und das Marketing ihrer Eigenprodukte, das sind Werkzeugvoreinstellgeräte, Werzeugmontagehilfen und Werkzeugreinigungsgeräte. Alle Produkte werden von der CNC Mechanik hergestellt. Die Rheintal Härtetechnik AG bietet in erster Linie Wärmebehandlungsdienstleistungen an. An sie vergibt die CNC Mechanik AG immer wieder Aufträge. Die RHT ist in Sennwald angesiedelt und beschäftigt 17 Mitarbeitende. Was denken Sie, macht Sie zu einem erfolgreichen Geschäftsmann? Ich nehme mich selbst nicht so wichtig und alle, die mich geschäftlich oder privat kennen, können dies bestätigen. Ich bin ein bodenständiger Mensch, bin in einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, wo wir alle mithelfen mussten. Ich bin ein Bürger wie jeder andere auch. Dadurch, dass wir unseren Betrieb immer wieder erweitert und neue Mietflächen geschaffen haben, liess sich auch ein finanzieller Erfolg messen. Wir sind nachhaltig erfolgreich, führen unsere Unternehmen über mehrere Jahre und erachten auch die Lehrlingsausbildung als sehr wichtig. Aktuell beschäftigen wir in der CNC Mechanik acht Lernende, darunter ist auch eine Polymechanikerin. Ihr neustes Projekt ist das «kommod», das in diesem Monat als

Bürohaus, Hotel und BusinessCenter eröffnet wird. Was waren Ihre Überlegungen im Vorfeld? Unser Ziel war es, ein Parkhaus zu bauen, weil wir zu wenig Parkplätze hatten. Wir wollten aber keinen 08/15-Bau und haben uns gefragt, was dazu passen würde. Gemeinsam mit meiner Familie, die auch in Unternehmen der Büchel Holding arbeitet, haben wir das Projekt mit Hotel, Restaurant, Business-Center, Daten-Center und «parklusiv» entwickelt. Was erhoffen Sie sich für das kommod? Ich hoffe, dass sich noch mehr Unternehmen hier ansiedeln und die Angebote nutzen. Wir haben einen Riesenvorteil hier, da wir über einen guten Mix an Unternehmen und einen guten Zugang zum Industriegebiet verfügen. Wir sind die erste Adresse von der Autobahn aus von Deutschland und Österreich her. Hotel, Restaurants, Fitnesscenter, Wellness, Kita und nicht zu vergessen das wunderschöne Naherholungsgebiet direkt vor der Tür beleben das Gewerbeviertel. Was tun Sie als Ausgleich zum Beruf? Ich verbringe Zeit mit meiner Familie (3 Kinder, 5 Enkelkinder), singe, spiele Golf, pflege Freundschaften. Ein paar Mal im Jahr fahren wir für ein paar Tage ins Tirol oder Südtirol – Kurzurlaube. Sie haben sich auch als Vereinsmensch bezeichnet. Ich bin Passivmitglied im Fussballclub. Zudem war ich 41 Jahre lang im Musikverein, spielte Flügelhorn, Tuba und Bariton. Leider musste ich wegen eines Tinnitus im 2002 aufhören. Ich bin dann zum Gesangsverein gewechselt. Auch meine Frau singt. Ich bin auch einer, der gern sitzt. Ich gehe nicht nur zur Probe, sondern bleibe bis zum Schluss

KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Ich stehe um 6 Uhr auf, lese Zeitung, erledige die Morgen-Toilette und nehme einen Milchdrink zu mir. Ich brauche gut 45 Minuten, bis ich aus dem Haus bin. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Die gute Autobahnanbindung und die kurzen Wege im Dorf. Es ist alles mit dem Fahrrad oder zu Fuss erreichbar, ob Schule, Einkaufszentrum oder die Sportanlage. Sehr schätze ich ebenfalls das intakte Vereinsleben. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Natürlich Ruggell. Danach käme Balzers. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? «Lass los was dich festhält» von Penny McLean Ein Lieblingszitat? «Sprächen die Leute nur von Dingen, von denen Sie tatsächlich etwas verstehen, die Stille wäre unerträglich.» Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? Südengland, um Golf zu spielen. Meine Frau begann vor ein paar Jahren damit und ich probiere es auch immer wieder, weil es schön ist, das gemeinsam mit dem Partner und auch mit Freunden zu betreiben. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Dass es unserem Land und den Leuten auch in Zukunft gut geht. Dass die Infrastruktur weiter nach den Wünschen der Bevölkerung ausgebaut werden kann und natürlich, dass es meiner Familie, meinen Freunden und Bekannten weiterhin gut geht.

und gehe meist als letzter nach Hause (schmunzelt). Sie sind jetzt 62 Jahre alt. Machen Sie sich schon Gedanken über Ihre Pensionierung? Ich habe nicht vor, aufzuhören. Ich bin noch an wichtigen Sitzungen der CNC Mechanik dabei. Das

Angebotswesen gebe ich heuer ab und damit sämtliche Tätigkeiten aus dem operativen Tagesgeschäft. Als Verwaltungsrat werde ich aber weiterhin zur Verfügung stehen. Im Facility Management werde ich auch während der nächsten Jahre gemeinsam mit meiner Frau tätig sein.


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Emma Brogle: Aus dem Leben eines politischen Urgesteins Als sie im Februar vor zwei Jahren ihren Achtzigsten begehen konnte, wurde Emma Brogle gefeiert wie ein Star. Die heute 82-Jährige hatte in ihrem Leben bis dahin, nein bis heute, praktisch alles erreicht, was eine Frau aus unserem Lande anstreben kann: Eine politische Bilderbuchkarriere, wirtschaftlichen Erfolg und Mutterglück. All das bezieht sich aus heutiger Sicht auf eine Frau, die 1934 in materiell einfachen Verhältnissen geboren wurde und im Leben hundert Mutproben und Schicksalsschläge überstehen musste, ehe sie sich – wie heute – zurücklehnen und sich dem Träumen hingeben kann. Von Fürstlicher Rat W. B. Wohlwend Emma Brogle bei einem Seniorentreff aus Anlass der 300-Jahrfeier Liechtensteiner Unterland am 20. Juni 1998 in Eschen.

E

s wäre zu einfach, wollte man den Lebensweg dieser aussergewöhnlichen Frauenpersönlichkeit einmal mehr anhand ihrer politischen Biographie abhandeln. Z.B. als Vorkämpferin für die Gleichberechtigung der Frauen im Land, als erste weibliche Gemeinderätin und Vizebürgermeisterin von Vaduz, als stellvertretende Landtagsabgeordnete und wichtigste Vordenkerin und Gründerin der Frauenbewegung in der Vaterländischen Union (VU), als Weitgereiste, Mehrsprachige (Fluently English, French, Italian) und so weiter, und so fort. Der grosse Bahnhof aus Anlass ihres achtzigsten Geburtstages konnte – insbesondere bei den jüngeren Generationen – den Eindruck hinterlassen, Emma sei als designierte Märchenprinzessin zur Welt gekommen. Ihre später so gloriosen Rollen in der Gemeinde- und Landespolitik haben diesen Eindruck noch verstärkt. In Wahrheit ist eher das Gegenteil der Fall!

Von links Emma Brogle mit Margaretha Prinzessin von Luxemburg, Ehegattin von S.D. Prinz Nikolaus von und zu Liechtenstein in Strassburg.


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Aus einem «politischen Haus» Emma und ihre zwei Schwestern wurden zwar in ein «politisches Haus» im Vaduzer Mitteldorf hineingeboren. Aber von wirtschaftlichem Glanz und privatem Gloria war in jenen Jahren noch nichts zu spüren. Vater Josef Sele (†1969) war schon bei der Gründung des ersten Arbeiterverbandes im Jahre 1920 dabei und 1935 massgeblich an der Gründung des heutigen LANV (Liechtensteiner Arbeitnehmerverband) beteiligt. Als der LANV 1935 als politisch und konfessionell unabhängige Organisation neu gegründet wurde, war Josef Sele durch weitere 49 Jahre lang dessen Präsident und Sekretär. In die Arbeit für die kleine Landwirtschaft, die er daneben betrieb, waren alle Familienmitglieder eingebunden. Auch das Sekretariat des LANV befand sich im Elternhaus. Bei Abwesenheit des Vaters musste die ganze Familie gelegentlich «Ferienmarken» an die Arbeiter ausgeben.

«Welschlandjahr» mit fünfzehn Wer ihren Vater Josef Sele, «Sennle» noch persönlich kannte, kann sich ein gutes Bild von der Kindheit machen, die Emma zusammen mit ihren zwei Geschwistern erlebte. Vaduz zählte damals kaum 2'000 Einwohner. Die erste Liechtensteiner Landesausstellung (vom 29. September bis zum 15. Oktober 1934) war im Gang. Fürst Franz und Fürstin Elsa planten während ihres Kuraufenthaltes in Bad Ragaz einen Abstecher ins Land. Ehe sie eine Lehrstelle als Verkäuferin in Schaan antreten durfte, absolvierte Emma als Fünfzehnjährige ein «Welschlandjahr» in einem Haushalt in Lausanne, an das sie sich heute nicht mehr gerne erinnert: «Ich wurde ausgenützt.» Aber ihr erster Kontakt mit Fremdsprachen, die in ihrem Leben später eine wichtige Rolle spielten, war hergestellt.

Ein Arbeiterkind in London Als die schönste Zeit in ihren jungen Jahren bezeichnet Emma heute noch ihren fast zweijähri-

gen Aufenthalt als Haushaltshilfe in London. Hier wurde das «Arbeiterkind» aus Vaduz – inzwischen eine attraktive junge Frau von 20 Jahren – erstmals mit der «grossen Welt» konfrontiert. Ihre Auslandsaufenthalte waren eine gute Basis für die anschliessende Anstellung im Verkehrsbüro in Vaduz. Emma war 23 Jahre jung, als sie der Schweizer Bürger Walter Brogle kennenlernte, der sich beruflich für einige Monate in Vaduz aufhielt. Nach der Heirat zog sie mit ihrem Mann nach Luzern und später nach Montreux. 1958 erblickte Sohn Philipp das Licht der Welt, 1965 wurde sein Bruder Marc geboren. Ein junges Glück wie im Bilderbuch.

Witwe mit 31 Jahren! Der frühe Tod ihres Mannes, der nach kurzer Krankheit, erst 34-jährig, verstarb, änderte das Leben von Emma Brogle erneut und entscheidend! Durch die Ehe Schweizerin und damit Ausländerin geworden, hatte Emma nach der Heirat ihren liechtensteinischen Pass zurückgeben müssen. Liechtensteinerinnen, die einen Ausländer heirateten, verloren damals noch ihre Staatsbürgerschaft und konnten an die Grenze gestellt werden! Letzteres soll tatsächlich vorgekommen sein. Heimkehr als Ausländerin Als sich Emma Brogle (1965/66) selbst in dieser absurden Ausländersituation befand, lernte sie unser Land von einer anderen Seite kennen. Anfänglich wurde ihr als «Ausländerin» zeitweilig das Kindergeld verweigert. Dann musste sie für die Einbürgerung ihrer Söhne (durch die Vaduzer Gemeindeversammlung!) 13'000 Franken Gebühr bezahlen. Gemäss Teuerungsrechner entspricht das heute einer Summe von mehr als 45'300 Franken (www.portal-stat.admin.ch)! Einstieg in die Politik Spätestens in jenen Tagen musste im Herzen der jungen Frau der Entschluss gereift sein, politisch aktiv zu werden. Den Weg über die VU war vom Vater vorgegeben.

Emma mit Sohn Marc Brogle am 8. April 2012.

1976 wurde das Stimm- und Wahlrecht für die Liechtensteinerinnen auf Gemeindeebene eingeführt, 1979 kandidierte Emma Brogle erstmals für den Gemeinderat. Bei der zweiten Kandidatur (1983) wurde sie als erste Frau in den Gemeinderat und 1987 zur Vizebürgermeisterin von Vaduz gewählt. 1991 verlieh ihr Fürst HansAdam II. das Ritterkreuz des fürstlich liechtensteinischen Verdienstordens! Seit der endlich gelungenen Einführung des Frauenstimm- und Wahlrechtes auf Landesebene vor 32 Jahren, weiss Emma Brogle wofür sie ein Frauenleben lang gekämpft hatte. Dass anlässlich des Gedenkjahres 2014 viele andere gelobt wurden, hat sie nicht gewundert. Sie weiss, dass politi-

sche Freundschaften in der Regel «oberflächlich sind, mehr nicht». Dass die Blumen für jenen entscheidenden Erfolg im Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen heute insbesondere an jene Gruppen verteilt werden, die sich damals am schrillsten inszeniert haben, mag Emma Brogle vielleicht ein bisschen geärgert haben, mehr aber nicht!

Familie und Freunde Heute geniesst Emma ihr Zuhause. Ihre Zeit widmet sie hauptsächlich der Familie und einigen Freunden: «Das schon, aber ich muss nicht mehr überall dabei sein», sagt sie beim Abschied fröhlich und es kommt von Herzen! Zitate aus: Christa Eberle-Feger: «Arm, fromm und bauernschlau», van Eck Verlag


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Der Einzug der Tablets in die Schule Als Anfang März bekannt wurde, dass die Gemeindeschule Ruggell für jeden Erstklässler ein Tablet anschaffen wird, erntete dies sowohl Zustimmung als auch Kritik. Die lie:zeit hat bei Schulleitung, Lehrern und Eltern nachgefragt. Von Tamara Beck Der Entschluss, Tablets in der Primarschule einzuführen, fiel nicht von heute auf morgen. Während zwei Jahren arbeitete eine ICT-Projektgruppe (ICT bedeutet Informations- und Kommunikationstechnologien; Anm. d. Red.) in Zusammenarbeit mit dem Schulamt ein Medienkonzept aus. Dies geschah aus pädagogischen Überlegungen und im Hinblick auf den in der Schweiz aktuell diskutierten «Lehrplan 21», in dem Medien und Informatik einen grösseren Stellenwert haben werden. Bereits jetzt gibt es in der Schweiz einige Schulen, die mit Tablets ausgestattet sind. Von den dort gemachten Erfahrungen profitiert auch die Projektgruppe in Liechtenstein.

Medienkompetenz wird erwartet Elisabeth Büchel, Schulleiterin der Gemeindeschule Ruggell, sieht die Tablets als zeitgemässe Ergänzung im Unterricht: «Kin-

Schulleiterin Elisabeth Büchel

Primarlehrer Marcel Kaufmann

Primarlehrerin Isabel Meier

der werden heute von Geburt an mit Smartphones und Tablets konfrontiert. Medienkompetenz ist etwas, das heutzutage von jedem erwartet wird. Deshalb möchten wir möglichst früh damit beginnen.»

lerdings ist die Nutzung mühsam. Bis alle Geräte betriebsbereit und Kennwörter eingegeben sind, geht wertvolle Unterrichtszeit verloren. Die Tablets dagegen sind im Klassenzimmer sofort zur Hand und mit einem Klick ein- und auch wieder ausgeschaltet. Die Handhabung der Tablets ist zudem wesentlich einfacher.» Das Ziel der Schule ist es, dass die Kinder einen natürlichen Umgang mit den Tablets lernen und es als Arbeitsinstrument nutzen können. «Das Tablet wird bewusst und flexibel im Unterricht zum Einsatz kommen», so Primarlehrer Marcel Kaufmann. Beispielsweise würden die Kin-

der gebeten, zum Thema «B» fünf Fotos im Klassenzimmer zu machen. Oder sie dürfen beim Vortragen eines Gedichts gegenseitig ihre Stimme aufnehmen. Mit solchen Aufgaben werde auch die Zusammenarbeit in der Klasse gefördert.

Die Primarlehrerin Isabel Meier ergänzt: «Der Kontakt damit ist ja nicht neu. Wir haben bereits einen Computerraum, der mit den Schülern genutzt wird. Al-

STIMMEN BETROFFENER ELTERN Lidia Perone Hoop, Ruggell: «Prinzipiell bin ich nicht gegen neue Unterrichtsmethoden, im Gegenteil: wenn sie richtig eingesetzt werden, kann das sehr hilfreich sein. Meine Bedenken sind eher, ob bei einem Erstklässler, der gerade die ‹Basis› erlernt (Schreiben lernen, Rechnen etc.), das Tablet den Lernprozess wirklich unterstützt oder eher das Gegenteil bewirkt. Die ärztlichen und wissenschaftlichen Aussagen widersprechen sich leider. Zum einen soll man drauf achten, dass die Kinder nicht zuviel mit Technik und Medien in Kontakt kommen, doch in den Schulen werden diese vermehrt eingesetzt. Die Gedanken auf Papier bringen, Formen und Farben entdecken – muss das alles elektronisch sein? Haben wir nicht schon genug an Medieneinflüssen im Alltag?»

Auch Lehrer lernen Auf die Frage, warum ein paar wenige Tablets pro Klasse nicht ausreichen, antworten die Lehrer, dass bei den Lern-Apps, die sie nutzen werden, der Fortschritt gespeichert werde. Auch die Fotos und Audio- oder Videodateien sollen sich auf einem persönlichen Gerät befinden. Später

Manuela Biedermann, Ruggell: «Ich finde den Einsatz der Tablets in der 1. Klasse zu früh. Die Kinder sollen zuerst das ABC lernen und richtig schreiben können. Die ‹Touchgeneration› als Zukunft? Dass der Umgang mit den neuen Medien gelernt werden muss, ist klar, aber nicht so früh. Im gleichen Atemzug wird ein Schreiben der ‹Back Academy› verschickt, das besagt, die Kinder hätten Rückenschäden – es lebe die ‹iVolution›!»


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auch das E-Mail-Konto, über das jedes Kind verfügt. Schliesslich wird jedes Tablet 5 Jahre lang im Einsatz sein. Die Gemeinde Ruggell finanziert die Geräte. Nicht nur die Schüler müssen den Umgang mit dem Tablet lernen. Marcel Kaufmann berichtet, gewisse Dinge bereits von der Lehrerausbildung zu kennen. Trotzdem gab es bereits eine schulinterne Weiterbildung mit externen Experten, die alle Primarlehrer in Ruggell besucht haben. Dabei ging es um die Einstellungsmöglichkeiten der Tablets, Lernprogramme und Apps. Auch für die Eltern gab es Ende Januar einen Informationsabend, an dem das neue Medienkonzept der Gemeindeschule Ruggell vorgestellt wurde. Auch hier informierte eine externe Fachperson und zeigte Beispiele. Für Mai ist ein weiterer Elternabend geplant, an dem die Eltern der betroffenen Primarschüler mit den Tablets ihres Kindes arbeiten und ein Verständnis dafür erlangen werden. Zudem gebe es regelmässig Hinweise und Tipps in der Schulzeitung. «Wichtig ist uns auch», so Elisabeth Büchel, «dass die Eltern jederzeit mit ihren Fragen zu uns kommen können. Ihre Rückmeldungen werden wir auf jeden Fall auch in die Evaluation mit einbeziehen.»

Evaluation nach 3 Jahren Nach drei Jahren wird das Tablet-Projekt evaluiert und der Gemeinderat über eine Weiterführung der Finanzierung entscheiden. Mit Sicherheit wird Ruggell, sollte die Evaluation positiv ausfallen, in dieser Sache «Schule machen» und auch andere Gemeinden könnten diesem Beispiel Folge leisten. Diese Entwicklung, die Kritiker gerne ne-

Myriam Wistawel, Ruggell «Ich weiss selbst nicht genau, was ich vom Einsatz der Tablets in der Schule halten soll. Einerseits finde ich es wichtig, dass unsere Kinder frühzeitig den richtigen Umgang mit elektronischen Geräten lernen, weil es einfach zum Lauf der Zeit gehört... andererseits sträube ich mich auch dagegen, weil ich Bedenken habe, dass wir alle schon zu sehr ‹vernetzt› sind und unsere Kinder noch weniger der modernen, digitalen Medienwelt entkommen können. Wichtig ist einfach, dass neben der virtuellen Welt die Erfahrung mit Händen (z.B. im Garten, beim Holz sägen und stapeln, beim Kochen zusehen und mithelfen) nicht vernachlässigt wird. Auch die Bewegung sollte aktiv gefördert werden. Heutzutage sitzen Kinder vermehrt an elektronischen Geräten... Folge: die Zahl übergewichtiger Kinder steigt! Nicht zuletzt möchte ich erwähnen, dass wir als Eltern die grösste Verantwortung dafür tragen. Das Projekt finde ich deshalb sinnvoll, weil schon früh- bzw. rechtzeitig der bewusste Umgang mit dem Tablet gelernt wird. Ein Berufsleben ohne Technologie ist schon heute undenkbar. Das Tablet in der Schule ist für die Kinder ein Arbeitsinstrument und kein Spielzeug.»

gativ besetzt als «digitale Aufrüstung» bezeichnen, wird kaum mehr aufzuhalten sein. Auch wenn es die gute alte Kreidetafel noch gibt, werden elektronische Medien mehr und mehr im Unterricht Platz finden, je älter die Schüler werden. In Deutschland gibt es ganze Klassen, die ausschliesslich mit Tablets arbeiten. Ein Vorteil davon ist z.B., dass der Schulranzen leichter wird wenn immer mehr Lernmaterial elektronisch vorhanden ist. Zwar verbessern die Geräte laut Studien weder den Lernerfolg noch die Schulleistungen, es ist jedoch Fakt, dass auch im Arbeitsleben der Umgang damit vorausgesetzt wird. Der deutsche Hirnforscher Dr. Manfred Spitzer, Autor des bekannten aber auch umstrittenen Buchs «Digitale Demenz», äusserte sich bereits mehrmals deutlich gegen den Einsatz von Tablets in der Grundschule oder, noch eher, im Kindergarten: Nur weil Medien ein Teil unserer Kultur seien, müsse man den Umgang mit ihnen nicht schon im Grundschulalter lehren. Schliesslich bringe man Grundschülern auch keine «Alkoholkompetenz» bei.

Die digitalen Medien verdrängen laut Spitzer nicht nur wichtige geistige Fähigkeiten, sondern machen auch abhängig. Die Folgen des Umgangs mit digitalen Medien seien u.a. gestörte Aufmerksamkeit, Schlafstörungen und Depressionen. Spitzer plädiert deshalb für eine zeitliche und inhaltliche Einschränkung des Medienkonsums.

Gesundheit und Ergonomie Zum in der ICT-Projektgruppe erarbeiteten Medienkonzept gehören natürlich nicht nur die Tablets als Arbeitsinstrument, sondern auch das Internet und seine Gefahren, die Nutzung von Soft- und Hardware sowie die Gesundheit, also z.B. die Ergonomie, Belastung der Augen etc. In Ruggell werden die Tablets zumindest während der ersten drei Jahre im Klassenzimmer verweilen. Die Schüler dürfen sie nicht mit nach Hause nehmen. Es liegt in der Verantwortung der Eltern, die Nutzung der zuhause verfügbaren Geräte zu überwachen und einen sinnvollen Umgang damit vorzuleben. Mit dem nötigen Wissen dürfte dies auch kein Problem sein.


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Seraina Sartor (zweite von rechts) zusammen mit TeilnehmerInnen des One Young World Summit 2015 in Bangkok

«Die Rede von Kofi Annan hat mich besonders beeindruckt» Seraina Sartor sprach im November des letzten Jahres für 2,5 Minuten am Young World Summit in Bangkok über den Klimawandel und die diesbezügliche Vorbildfunktion Liechtensteins. Die engagierte, 25-jährige Schaanwälderin studiert in Bern und man wird bestimmt noch von ihr hören. Von Tamara Beck lie:zeit: Frau Sartor, im Novem-

ber 2015 nahmen Sie am One Young World Summit in Bangkok (Thailand) teil – eine grosse Ehre. Wie kam es dazu? Seraina Sartor: Sowohl für die Teilnahme als auch für die Rede musste ich mich bewerben. Meine Englischkenntnisse und mein Fachwissen über die internationale Politik haben sicherlich geholfen, das Auswahlkomitee zu überzeugen. Wie haben Sie sich auf diese Reise und Ihren Auftritt vorbereitet? Ich habe mich mit dem vorgegebenen Fachthema Klimawandel und mit Liechtensteins Bemühungen um Energieeffizienz aus-

einandergesetzt. Zudem habe ich angefangen, mich mit Thailand, seinen Leuten und deren Kultur zu beschäftigen. Gab es vor Ort ein spezielles Programm? Der Anlass dauerte vier Tage. Es fanden viele Diskussionsrunden und Vorträge zu wichtigen aktuellen Themen statt. Ich konnte viele interessante Gespräche zu Menschen- und Frauenrechten, Umgang mit Terrorismus und Flüchtlingen sowie Globale Gesundheitspolitik führen. Wie erlebten Sie den Gipfel als Studentin und Bewohnerin eines Landes, das vor Ort wohl nur die

wenigsten überhaupt gekannt haben? Ich habe mich sehr gefreut, anderen unser Land ein wenig näher zu bringen. Viele, vor allem nichteuropäische Teilnehmer, hatten noch nie von Liechtenstein gehört! Aber es war auch gut, mit Teilnehmern, welche schon eine bestimmte Vorstellung unseres Landes hatten, zu sprechen. Ab und zu war es möglich, deren Bild von Liechtenstein zu korrigieren. Was für Begegnungen haben Sie am Summit gemacht, wer oder was hat Sie beeindruckt? Ganz besonders gefreut hat mich die Rede von Kofi Annan, in der er unter anderem auf die Rolle

der Kleinstaaten bei den UN hingewiesen hat. Er sagte: „There are many small countries in the UN that punch above their weight. Countries such as Switzerland, Liechtenstein ... you do not have to be big to have great ideas. Bigness has nothing to do with greatness.“ (Es gibt viele kleine Staaten in der UN, welche überproportional viel beitragen. Staaten wie die Schweiz, Liechtenstein ... man muss nicht gross sein, um grosse Ideen zu haben.) Ich habe aber auch viele interessante, junge, politisch engagierte Leute getroffen, welche sich schon länger sozial einbringen. Nicht wenige haben bereits eigene Organisationen aufgebaut!


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Wie kam Ihre Rede beim Publikum an? Was gab es für Feedback? Ich bekam sehr gutes Feedback zu meiner Rede; zum einen wurde ich von den Teilnehmern des Summits, zum anderen von Liechtensteiner Politikern gelobt. Sie sprachen über den Klimawandel. Weshalb liegt Ihnen gerade dieses Thema am Herzen? Und wo gibt es hier eine Verbindung zu Ihrem Studium? Das Thema Klimawandel ergab sich aus der Tatsache, dass in Paris Ende November/Anfang Dezember 2015 die UN-Klimakonferenz stattfand. One Young World griff dieses Thema wegen seiner Dringlichkeit auf. Für einen Politikwissenschaftler ist die Auseinandersetzung mit verschiedensten aktuellen Politikthemen wichtig und ein Muss. Wurde Ihre Rede auch in Liechtenstein wahrgenommen? Über meine Teilnahme wurde in den Printmedien und bei Radio L berichtet. Ich wurde darauf privat angesprochen und mein Statement wird auf YouTube vermehrt abgerufen. Sie nannten Liechtenstein ein Vorbild in Bezug auf das Engagement gegen den Klimawandel. Inwiefern? Das Energieeffizienzgesetz von 2008 ermöglicht Liechtenstein u.a. finanzielle Unterstützung für Haustechnikanlagen wie Heizungen und Belüftungen, Photovol-

taikanlagen, Wärmedämmung bestehender Bauten und thermische Sonnenkollektoren. Mit der Energiestrategie 2020 soll eine verbesserte Energieausnutzung erreicht werden. Ich habe aufgezeigt, dass Liechtenstein mit seinem Engagement im Vergleich zu anderen Ländern mit gutem Beispiel vorangeht, dass es aber auf dem eingeschlagenen Weg weitergehen muss, um die Ziele der Energiestrategie 2020 vollumfänglich zu erreichen. Was haben Sie sich in Bezug auf dieses Thema persönlich vorgenommen? Wie möchten Sie sich engagieren? Ich setze gewisse Dinge im Alltag zuhause um, z.B. Strom sparen, regionale Produkte einkaufen, Recycling usw. Sie haben internationale Beziehungen studiert und schliessen gerade das Grundstudium MA in Public Management and Policy ab – warum haben Sie diese Studienrichtung gewählt? Der Studiengang an der Universität Bern verknüpft Themen zur Führung der öffentlichen Verwaltung und solche aus der Politik. Die Themen Politikevaluation, Staatsorganisations- und Verwaltungsrecht, Organisationsmanagement und Personalführung interessieren mich ganz besonders. Der gesamte Studiengang ist eine sinnvolle Ergänzung zu meinen bisherigen Studien (BA und MA Internationale Beziehungen in England).

Seraina Sartor spricht am One Young World Summit 2015 in Bangkok zu den Bemühungen Liechtensteins im Bereich Klimaschutz. Sie bittet S.D. Erbprinz Alois von Liechtenstein sowie die Liechtensteinische Regierung, sich weiterhin für die Zielerreichung der Energiestrategie 2020 einzusetzen.

Warum haben Sie die Universität Bern als Studienort gewählt? In Bern bin ich sehr nahe am politischen Geschehen der Schweiz und habe leichten Zugang zu einer Vielzahl von Veranstaltungen rund um aktuelle Politikthemen. Nach meiner zunächst international ausgerichteten Ausbildung war es mir wichtig, mich auch in Liechtenstein und der Schweiz zu verankern. Entspricht das Studium Ihren Erwartungen? Ja, und es gefällt mir sehr gut, obwohl sich die Art und Weise des Unterrichtens hier in Bern stark von der Methode, die ich in England erlebt habe, unterscheidet. Während dort das Hauptgewicht v. a. auf selbstständiger Recherche und Analyse lag, geht es jetzt vermehrt um das Erlernen von Fachwissen. Ich denke, dass beide Systeme ihre Berechtigung haben. Wann werden Sie Ihr Studium abschliessen und haben Sie schon Pläne für die Zeit danach? Der Zeitpunkt meines Studienabschlusses hängt stark von der Dauer zu absolvierender Praktika ab. Mit der breiten Ausrichtung meines Studiums werde ich danach sowohl in der öffentlichen Verwaltung wie auch in der Privatwirtschaft Fuss fassen können. Haben Sie neben dem sicher aufwendigen Studium noch Zeit für Freunde, Hobbies, Studentenleben? Was tun Sie als Ausgleich zum Lernen? Ja, ich habe freie Zeit. Es ist mir wichtig, Freundschaften zu pflegen. Meine Interessen wie Reisen, Museen besuchen, Sport treiben und Fotografieren teile ich oft mit meinem Freundeskreis. Hin und wieder lernen wir auch zusammen. Fahren Sie am Wochenende jeweils nach Liechtenstein oder nur in den Semesterferien? Die meisten Wochenenden verbringe ich in Liechtenstein. Jeden zweiten Monat gehe ich für ein paar Tage nach London, um Freunde zu besuchen. Im Gegenzug beherberge ich oft Gäste aus aller Welt hier in Liechtenstein oder in Bern.

KURZ GEFRAGT Wie starten Sie in den Tag? Mit einer guten Tasse Tee. Was schätzen Sie an Ihrer Wohngemeinde? Die Nähe zur Natur. Welches ist Ihr liebster Ort in Liechtenstein? Mein Elternhaus. Welches Buch liegt derzeit auf Ihrem Nachttisch? «I am Malala: The girl who stood up for education and was shot by the Taliban» von Malala Yousafzai und Christina Lamb. Ein Lieblingszitat? «Es kommt nicht darauf an, woher der Wind weht, sondern wie man die Segel setzt.» – SeemannsSprichwort Ein Reiseziel, das Sie noch interessieren würde? «Inselhüpfen» im Pazifik. Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Zufriedenheit, Gesundheit und dass mir meine Frohnatur erhalten bleibt.

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Üseri Worzla rücke Dialekt-Ausd

Teil 2

1. I ha bim Schuufla Blootara öberkoo. Beim Schaufeln habe ich mir Blasen zugezogen. 2. Hött isches gruusig hääl. Heute ist es verdammt rutschig. 3. I ha dia teerata Schnetz gärn zuar Mehlsoppa gessa. Ich habe die Dörrschnitze gerne zur Mehlsuppe gegessen. 4. Er hät schiints zviel trunka khaa. Wie es scheint, hatte er zuviel getrunken. 5. Vor der Huustüar häts na of a Latz gwarfa. Vor der Haustür ist er auf den Mund gefallen 6. Dia Wiiber sind all no am kefla. Diese Frauen streiten andauernd. 7. I ha höt an Oomer noch Lääbara. Ich habe heute Lust auf ein Lebergericht. 8. Das ischt an fuarchtbara Plagööri. Das ist ein schrecklicher Sprücheklopfer. 9. Höt goht an verrockta Loft. Heute weht ein starker Wind.

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«I ha bim Schuufla Blootara oberkoo» Dialekt-Ausdrücke, zusammengestellt von Adolf Marxer und Herbert Oehri

Die Liechtensteinische Mundart (im Dialekt Liachtaschtanerisch u.ä.) ist eine Sammelbezeichnung für die im Fürstentum Liechtenstein gesprochenen alemannischen Dialekte. Die Mundarten in Liechtenstein gehören zu den schweizerdeutschen und alemannischen Dialekten Vorarlbergs und Südwestdeutschlands. Innerhalb des Liechtensteinischen gibt es teilweise erhebliche regionale Unterschiede und Variationen. Das beste Beispiel dafür liefert der Walser Dialekt, der in Triesenberg gesprochen wird.

10. Dia Vorheng sind fescht abgschossa. Diese Vorhänge sind stark ausgebleicht. 11. Deer Weeg goht aber gääch ufwärts. Dieser Weg geht aber steil aufwärts. 12. Mis Knüü ischt knetschblau. Mein Knie ist dunkelblau.

Der Verein für Ahnenforschung, Pflege der Kultur und des Brauchtums Mauren hat vor mehr als zehn Jahren (2005) in einem Band seiner fünfteiligen Buchreihe «Menschen, Bilder & Geschichten – Mauren von 1800 bis

13. Jetz han i scho weder a Schmottera am Knüü. Jetzt habe ich schon wieder eine Blessur am Knie. 14. Üsra Klii hät z Wiahnachta met nüt anderem meh ghüslat als met sim neua Trölläpper met amana Zöögle dinna, wo met Musig und Liacht um d Süüla ummi fahrt. Unser Kleiner hat an Weihnachten mit nichts anderem mehr gespielt als mit seinem neuen Kreisel mit der inliegenden kleinen Eisenbahn, die mit Musik und Licht um die Säule fährt.

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heute» alte, kaum mehr bekannte Maurer Dialektausdrücke publiziert. Die lie:zeit möchte mit der Zustimmung des Ahnenforschungsvereins Auszüge aus Band III einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen.


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Bei welchem dieser Dialektsprüche ko mmt das Wort «knetschblau»vor? Senden Sie uns di e richtige Nummer per E-Mail zu. Zu gewinnen: 3 Exem plare vom «s Hundertölfe rbuach va Mura» ve ra.oehri@medienb

uero.li bis 22. Mai 2016

15. Geschtert han i alle Spälta uufbiegat. Gestern habe ich alle Holzspalten aufgeschichtet. 16. I find mine Tappa numma. Ich finde meine Hausschuhe nicht mehr. 17. I bi of am glatta Booda vertschlepft. Ich bin auf dem glatten Boden ausgerutscht. 18. Do leet alls amana Krogl. Hier liegt alles an einem Knäuel. 19. Du häscht zlang ummagsemparat, jetz simmer zschpoot. Du hast zu lange getrödelt, jetzt sind wir zu spät. 20. I ha müassa an Guntel is Holz schlaacha, zum Kette amacha. Ich musste einen Eisenring ins Holz schlagen, um die Kette zu befestigen. 21. Dia Biara sin ganz taag. Die Birnen sind ganz weich. 22. Rumm noch dr Mescht do uuf! Räume hier den Mist zusammen. 33. I gang jetz noch ge Bschötte füahra. Ich bringe jetzt noch die Jauche aufs Feld. 24. Wo häscht du d’Schapfa hii too? Wohin hast du die Jauchekelle gelegt?

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Der Verein für Ahnenforschung Mauren verleiht in einem Schreiben an die lie:zeit seiner Freude Ausdruck, dass sich in jüngster Zeit einige Medien im Lande mit der Mundart auseinandersetzen.

Die lie:zeit wird in den nächsten Ausgaben weitere Gemeindedialekte aus Liechtenstein vorstellen.

25. Marn muass i Hoonza ge vertliicha go. Morgen muss ich mir «Heinzen» ausleihen. 26. Miar mon s Höö höggerla, es ischt net düarr warda. Wir müssen kleine Heuhaufen machen, das Heu ist noch nicht dürr. 27. Vor am Nüne muascht net ge warba, es ischt allawiil noch füacht. Vor neun Uhr brauchst du das Gras nicht ausbreiten, es ist immer noch feucht. 28. Di lengscht Zit bin i scho dr Segasschlössel am suacha. Schon längere Zeit suche ich den Sensenschlüssel. 29. Miar ischt dr Wetzstoo vertschlepft, jetz ischt r verbrocha. Der Wetzstein ist mir hinuntergefallen, jetzt ist er zerbrochen.

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30. I ha d Moschtfläscha ofs Wagabrett uffe gschtellt. Ich habe die Mostflasche aufs Wagenbrett gestellt.


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«Ich habe gelbe Rüben gestohlen» «dr Rietli-Franz», Jahrgang 1925, erzählt aus seinem Leben Aufgewachsen ist Franz Schädler, Jahrgang 1925, «dr Rietli-Franz», auf dem «Rietli» am Triesenberg. Seine Familie betrieb einen kleinen Bauernhof mit zwei bis drei Kühen und ebensovielen Rindern und Kälbchen. Man lebte auch auf dem Rietli von der Viehwirtschaft und verkaufte im Herbst jeweils ein bis zwei Rinder, damit etwas Geld für die nötigen Anschaffungen ins Haus kam. Text und Bilder von Klaus Schädler Franz erinnert sich noch gerne an die Züglata ins Maiensäss Steg und die dort verbrachten Wochen. Den ersten Abend schlief man nicht so gut, denn die Laubsäcke waren noch ein wenig feucht und man hörte den Stäger-Bach rauschen. Fischen im Stägerbach, Bachforellen «brätla im Butter», einfach herrlich. Und die allabendlichen Zusammenkünfte der Trieseneberger Bauern. «Auf der einen Seite der Steger Hütte war «dr Vefibuab». Dieser hat ziemlich alles gemacht, was nicht erlaubt war. Und auf der anderen Seite war die Hütte von «Burakt Albert, ää händ au gwildalat». Dann waren da auch noch der «Loch-Daniel» und «dr Rüti-Färdi» und weitere Bauern. «I ha ir Bretscha dinna nüüd andersch ghöörd as vam Schmuggla und vam Wildala», sagt Franz.

Schwimmen auf Masescha «Ufm Stei» auf Masescha hatte Otto Strack , Dr. iur., Justizrat und deutscher Bankier, seit 1924 ein Ferienhaus. Die Familie Strack war aber nicht immer dort. Im Frühling gingen dann die Buben vom Triesenberg nach Masescha hinauf, um im Schwimmbad das Wasser einlaufen zu lassen und dort die ersten Schwimmversuche zu machen. Und um den Hunger zu stillen, machten sie sich im nahe gelegenen Acker von MaseschaGastwirt Fehr hinter die Rüben, wuschen diese im Schwimmbad und stillten so ihren Hunger. «Drnaa ischt d´Reue cho», sagt Franz. «I bi dua no zimli gläubig gsi, hüüt neemis nümma asoo gnau». So hielt er es für wichtig

und richtig, sich von der Schuld dieses Diebstahls in der Beichte freisprechen zu lassen. Lange überlegte er sich die wohl korrrekte Formulierung, damit ihn der Geistliche auch richtig verstand. Schliesslich bekannte er im Beichtstuhl: «Ich habe dem Gastwirt Fehr auf Masescha gelbe Rüben gestohlen». Pfarrer Jenal verordnete ihm für die Absolution drei «Vater unser und drei Gegerüsst seist Du...» - verbunden mit der Auflage, dem Fehr auf

Masescha die gleich grosse Menge Rüben zurückzubringen...

Erste Jagderfahrungen Franz war froh, endlich die Schulzeit hinter sich gelassen zu haben und nun ein richtiger Mann zu sein. Mit dem«Gschinder Albärt» ging er als 14jähriger erstmals auf die Jagd und erlegte im fürstlichen Jagdrevier im Gruabi das erste Reh. Das Tier stürzte auf die Schlossstrasse hinunter, wurde dort unter Tannenästen

versteckt und in der darauffolgenden Nacht in einer «Chrääza» nach Hause gebracht. Der damalige Triesenberger Pfarrer Ludwig Jenal habe in den 1930er Jahren in der Kirche von der Kanzel herab gesagt, dass «Wildala» keine Sünde sei, es sei lediglich ein Frevel. Wenn ein «armer Teufel» eine Gemse hole, dann sei das schon in Ordnung. Obwohl Franz gegenüber der Geistlichkeit immer etwas skep-

Die erste Triesenberger Jagdgesellschaft anno 1962: stehend v.l. Dr Bleika-Härman, dr Bühel-Hans, dr Steirabuab, dr Scheerischliifer, dr Leitawis Peter, ds Obera-Ludwig; sitzend v.l. dr Jegr Wisi und dr Rietli-Franz (Jagdleiter), mit einer von Bühel-Hans erlegten Rehgeis.


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tisch war und eigentlich lieber auf dem Rietli bleiben möchte anstatt in den Himmel zu kommen, hat es ihm diese Aussage von Pfarrer Jenal angetan.

Äni Begaabig muas ma halt ha Der Ur-Ur-Eni von Franz hiess Johann. Zusammen mit seinen Buben erbaute er innert zwei Jahren drei Häuser am Triesenberg, ufm Rietli, ir Bleika und ufm Gschind. Deshalb heissen die Nachkommen heute noch «Neuhüüsler». Dieser Familienstamm ist musikalisch äusserst begabt. Auch Franz machte in seinen Jugendjahren Musik, lernte beim Faraboda-Johann Handorgel spielen, war dann auch zwei Jahre bei der Harmoniemusik und spielte dort Trompete. Aber Franz war im Innersten kein Musiker, ihm fehlte nach eigener Aussage ganz einfach die Begabung. «Äni Begaabig muascht du ha, sus hescht Du kä Freud dra, ob bir Musik, bim Singa oder au im Bruaf. Franz ging lieber in Gottes freie Natur: «I ha de für da Uustritt bir Harmoniemusig 20 Franka zald und bi drnaa mit dr Flinta i Üelischboda i ga fuxna». Jagen ohne eigenes Revier Im Alter von rund 17 Jahren traf Franz beim Wildala den «BleikaHans». Hans war etwas älter als Franz und hatte schon einige

Erfahrung im «Jagen ohne eigenes Revier», wie Franz das gerne nennt. Beruflich hätte Franz gerne etwas mit Jagd und Forst gelernt. Doch der Ätti hatte mehr auf anderen Berufen, «ätta Muurer chöntischt läärna». – «Dua hed ma no uf di Eltara glosat...», sagt Franz. Er meldete sich bei den Gebrüdern Frick und war Handlanger beim Bau der Villa Rougeway in der Stein Egerta. Zu Fuss vom Bäärg nach Vaduz, dann mit dem Velo zur Rougeway-Baustelle in die Stein-Egerta, den ganzen Tag mit der «Tansa» auf dem Rücken Pflaster auf den Bau hinauftragen, und am Abend wieder den Weg zurück nach Triesenberg. «De bini de müada gsi und dr Ätti hed de gseid: Jetz geid dr Franz nianr mee».

Lehre als Schmied und Schlosser Franz entdeckte sodann sein Interesse an der Schlosserarbeit. Schon immer hatte ihn die Metallverarbeitung fasziniert. Sein Vater Hieronymus riet ihm, doch den Litzischmied zu fragen, ob er einen Lehrling gebrauchen könne. Dies tat dann Franz auch und absolvierte dort die Lehre als Schmied und Schlosser. Damals nutzte der Litzischmied die Kraft des Mülibaches. Franz musste jeden Morgen zuerst

«Dr Rietli-Schmied» Franz Schädler in seiner 1953 erbauten Schmiedund Schlossere-Werkstatt.

Über den Mülibach und dieses Wasserrad wurde die damalige Schmitte beim Litzischmied mit Energie versorgt.

die Lager des Wasserrades ölen. Dann wurde das Wasser des Mülibaches über «Kännel» auf das grosse Wasserrad geleitet. Vom Wasserrad wurde über eine Achse im innern der Schmiede ein grosses Zahnrad angetrieben. Mit Transmissionsriemen wurde die Energie auf kleinere Zahnräder übertragen und so wurden verschiedene Werkzeuge wie Schmirgelscheibe, Schleifstein, Bohrmaschinen oder auch eine Drehbank angetrieben.

Streiche belebten den Alltag Mit verschiedensten Streichen wurden von Franz & Co. auch gerne die Leute geärgert. Sein Wildeler-Lehrmeister, der Bleika-Hans, hatte meist die Idee dazu, und Franz war dann für die Ausführung zuständig. Ein beliebter Spass war zum Beispiel das «Fänschtergiiga». Mit Stärnalifada, Reissnagel und allem was man zum «Fänschtergiiga» braucht ging man zu den ausgewählten Häusern und erschreckte dort zu später Stunde mit unheimlichen Geisterlauten die meist schon Schlafenden. Die unheimlichen Laute gingen durch Mark und Bein. «Di meischta händ de Angscht gha und denkt, as geischti». Eschen, Chur, Saint Imier, Zürich... Sein Weg als Schmied führte ihn zuerst zum Schmied Mittelberger

Franz und Dorli zu ledigen Zeiten.

nach Eschen. Dieser hatte drei sehr hübsche Töchter und Franz hat schöne Erinnerungen an jene Zeit. Dann ging es nach Chur in eine grosse Schmitte. Dort wurden viele Pferde beschlagen. Dann arbeitete er bei der Hoval AG in Vaduz, später wechselte er nach Saint-Imier im Berner Jura, um dort französisch zu lernen, und wechselte schliesslich nach Schlieren in den Kanton Zürich. Als Franz nach längerem Aufenthalt in der Schweiz erstmals wieder an den Bäärg zurückkehrte realisierte er erstmals, an welch schönem Ort er aufgewachsen und zuhause war.

Dorli kennengelernt Schon bald nach seiner Rückkehr an den Triesenberg lernte er das Dorli kennen, seine spätere Frau und Mutter seiner drei Kinder. Kennengelernt haben sich Franz und Dorli auf Üenaboda, also im Dorfzentrum von Triesenberg. Zwei junge Triesner hatten sich mit Dorli und «ds Becka-Hedi» unterhalten. Als die beiden Triesner sich verabschiedet hatten, wagte Franz die beiden jungen Bäärger-Frauen anzusprechen: «Das geid de scho nid, das schi d Trisner mid dera hübscha Bäärger Meitja bedianand» – meinte Franz zu den beiden jungen Frauen – und so kam Franz erstmals mit seiner späteren Gemahlin ins Gespräch. Eigentlich wollte Franz mit ­Heiraten noch länger warten, aber eben: «Dia Verhüatigsmit-


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Auch solche kleinen Anhänger für die ersten Motormäher fertigte der Rietli-Schmied in den 1950er Jahren.

Dorli mit den drei Kindern Karin, Hieronymus und Judith (rechts).

tel händ halt au gfeeld...» – Und so kam es, dass Franz und Dorli zwei Jahre nach ihrem ersten Treffen heiraten «mussten». Franz war 27, Dorli 19. Franz hatte im Frühjahr 1952 sein eigenes Unternehmen als selbständiger Schmied gegründet und am 16. August wurde geheiratet. Das erste Kind war ein Mädchen, das sie Judith tauften. Später kamen mit Hieronymus und Karin zwei weitere Kinder dazu. Zuerst wohnten sie noch einen Winter im Gufer bei den Schwiegereltern Franz und Marili. Dann begann Franz, auf dem Rietli eine Schlosserwerkstatt zu erstellen. Der an das Elternhaus angebaute alte Stall wurde abgerissen und an dessen Stelle eine Werkstatt gebaut. Vorerst gab es über der Werkhalle nur Küche und Stubi. Geschlafen wurde im Elernhaus. Dorli arbeitete Teilzeit auswärts und erledigte auch für Franz nicht nur die Buchhaltung, sondern auch die ganzen administrativen Arbeiten des Schmiede- und später Sanitär- und Installationsbetriebes. Franz hatte eine Zeit lang auch die Vertretung der «Rapid-Mäher» übernommen und fertigte für die Triesenberger Bauern kleine, leichte, bergtaugliche Anhänger mit Soziussitz von Motorrädern, montierte gute Fuss- und Hand-

bremsen und gab den Bauern gar erste «Fahrstunden» auf den neu aufkommenden Motormähern. Franz fertigte mit seinem Lehrling oder seinem Arbeiter Kipp- und auch Fügeltore, machte beim Schulhausneubau 1953 das Treppengeländer, war der erste «Wassermeister» am Bäärg und war später hauptsächlich mit Heizungs- und Sanitärarbeiten beschäftigt. Das alles machte er mit der Grundausbildung als Schmied.

Erster Triesenberger Wassermeister Mit der Zeit ging es dem RietliFranz und seiner Familie auch finanziell besser. Wenn da nicht die heimtückische und unheilbare Krankheit von Tochter Karin gewesen wäre, wäre auf dem Rietli alles in Ordnung gewesen.

Das Haus Nr. 71 auf dem Rietli mit prächtigem Blick ins Rheintal.

Der Tod der erst 16 jährigen Tochter Karin im Jahr 1975 hinterliess jedoch Wunden, die nie ganz heilen werden.

Wildala Dorli wurde vor der Hochzeit von ihrer Mama Marili rechtzeitig gewarnt, dass Franz ein Wildeler sei. Aber die Liebe war stärker als alle Bedenken. Und so kam es, dass Franz auch als Ehemann

Speichen und Felgen machte damals der Wagner, die Eisenteile und die Bereifung waren Sache des Schmiedes.

und als Familienvater weiter auf die Jagd ging. Als dann 1961 der Jagdinteressentenverein gegründet wurde, war Franz natürlich auch dabei. Die Jagd sollte aber nicht nur den Wohlhabenden offen stehen, sondern allen Interessierten ermöglicht werden. Über eine Volksabstimmung wollte man die Verfassung abzuändern. Fürst Franz-Josef II liess aber das Resultat nicht gelten und sanktionierte die vom Volk angenommene Verfassungsänderung nicht. Auf Initiative des Fürsten hin wurde dann aber eine neue Regelung gefunden, mit mehr Jahgdrevieren und der Möglichkeit, dass auch «Normalsterbliche» auf die Jagd gehen können. Franz war mit der vom Fürsten vorgeschlagenen Lösung dann aber recht zufrieden: «Ich hätt im ganza Läba mir nid vorstella chunna, das ich amaal frei uf d Jagd chönnt, asa ugruasslata, und as köörigs Gwehr trääga».


meine:zeit

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Unser Frühling ist bunt – und Ihrer?

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ital.: Wirtshaus, ital.: Hotel Wirtshaus, Hotel Heil-, BildungsHeil-, stätte Bildungsstätte

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Staat in WestStaat afrika in Westafrika

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Wort der AbWort lehnung der Ablehnung

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Einsendeschluss ist 22. Mai 2016. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Teil der AnTeil schrift der Anschrift

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freundlich freundlich

tier Stacheltier

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Lösungswort: 1 2 3 4 1

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