Üseri Worzla
01/2021
Stalingrad 1943 – Was man in unseren Zeitungen las Vor 78 Jahren ging im Januar 1943 die ein halbes Jahr dauernde Schlacht von Stalingrad zu Ende. Am 31. Januar und 2. Februar kapitulierten die eingeschlossenen deutschen Truppen. Was konnte man damals dazu in den liechtensteinischen Zeitungen – Volksblatt, Vaterland, Umbruch – lesen? Wurde Stalingrad bereits als Kriegswende wahrgenommen? Text: Peter Geiger zum Baskischen Meer, Richtung Britisch-Indien.
Sowjetische Soldaten in Stalingrad, Januar 1943 (Bundesarchiv Bild 183-P0613-308 / Wikimedia)
Hitler hatte 1939 Polen überfallen, zusammen mit der durch Nichtangriffspakt eingebundenen Sowjetunion. Danach hatte er 1940 und 1941 die Faust sukzessive auf fast den ganzen Kontinent gelegt, zusammen mit Italien und Verbündeten. Nun wandte er sich ostwärts.
«Ostfeldzug» Im Juni 1941 eröffnete Hitler den «Ostfeldzug» gegen die Sowjetunion, mit Millionenarmeen, denen ebensolche russische entgegenstanden. Die ostwärts vorrückende Front erstreckte sich bald über mehr als 2000 Kilometer Länge,
von Finnland bis zum Schwarzen Meer und zum Kaukasus. Anfang Dezember 1941 standen die deutschen Armeen vor Leningrad – wo bis 1944 eine Million Bewohner verhungerten –, vor Moskau und vor Rostow am Asowschen Meer. Doch im Dezember 1941 fror «General Winter» die eiserstarrte Front abrupt ein. 1942 folgte eine sowjetische Winteroffensive, darauf im Sommer und Herbst der deutsche Vorstoss Richtung Don und Wolga. Im Krieg standen zeitgleich auch die USA, seit Dezember 1941. Amerikaner und Briten landeten
im November 1942 in Nordafrika. Der Bombenkrieg verschärfte sich. Deutsche U-Boote versenkten im Atlantik alliierte Kriegsund Frachtschiffe. In Ostasien und im Pazifik war Japan weiträumig dominant.
Warum Stalingrad? Die Stadt mit Rüstungsindustrie lag an der westlichsten Biegung der Wolga. Den Fluss herauf gelangten über Persien und das Baskische Meer amerikanische und britische Rüstungsgüter ins russische Hinterland. Diese Ader wollte Hitler unterbinden. Über den Kaukasus ginge es dann
Im August 1942 erreichten deutsche Truppen die Wolga bei Stalingrad. Monatelang wurde verbissen gekämpft. Herbst und Winter kamen mit Schlamm, Schnee, Kälte. Die deutschen Divisionen, ergänzt durch verbündete rumänische, italienische, ungarische und kroatische Kräfte, waren weit ausgedehnt, Versorgungswege lang. Ab November war die 6. Armee unter General Paulus mit etwa 300'000 Mann abgeschnitten. Entsatz scheiterte. Ausbruch liess Hitler nicht zu. Er befahl den Einsatz bis zum letzten Mann, wie Stalin. Deutsche Versorgungsflüge in den Kessel – für Munition, Treibstoff, Lebensmittel, Abtransport Verwundeter – waren unzureichend. Russische Lautsprecher spielten den Deutschen über die Front hin das Dröhnen von Granatenabschüssen der Stalinorgeln vor, dann wieder Sehnsuchtslieder wie «In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehn …». Soldaten verhungerten, erfroren, starben verwundet oder im Kampf – auf beiden Seiten.
Kapitulation der 6. Armee In den letzten Januartagen 1943 spalteten die russischen Truppen den deutschen Kessel in Stalingrad. Am 31. Januar 1943 kapitulierte General Paulus in seinem Hauptquartier, im Keller eines Warenhauses, wo sowjetische Truppen eindrangen. Drei Tage darauf kapitulierte der Nordkessel. Die Schlacht von Stalingrad war zu Ende. Rund 108’000 überlebende Soldaten wurden in sowjetische Kriegsgefangenschaft