Staatsfeiertag – einmal anders!

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08/2020

STAATS FEIER TAG ! s r e d n a l a ie nm Liechtenstein in Zeiten von Corona – die Krise als Quelle der Solidarität


Ein Geburtstag hat den Anfang zum Thema und die Zukunft im Sinn.

Das gemeinsame Erbe verpflichtet uns zur nachhaltigen Gestaltung der Zukunft. Kaiser Partner, Liechtensteins Wealth Manager fĂźr nachhaltige VermĂśgensberatung, gratuliert zum Staatsfeiertag.

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Editorial

Einen frĂśhlichen Staatsfeiertag – trotz allem ÂŤEin Nationalfeiertag ist ein in der Regel gesetzlicher Feiertag anlässlich eines fĂźr einen Staat wichtigen Ereignisses.Âť So lautet die Definition der Online-Enzyklopädie Wikipedia. Am 15. August 1940, am Samstag vor 80 Jahren, beging die Liechtensteiner BevĂślkerung den ersten offiziellen Staatsfeiertag. Mariä Himmelfahrt und der Geburtstag von LandesfĂźrst Franz Josef II. am 16. August bildeten fĂźr die damalige Regierung angesichts der Bedrohungen durch den Zweiten Weltkrieg einen wĂźrdigen Rahmen. Der Ablauf des Staatsfeiertags hat sich in diesen acht Jahrzehnten gewandelt. Neben der Betonung der Eigenständigkeit standen 1940 und in den Jahren danach vor allem religiĂśse Feierlichkeiten im Mittelpunkt. Das Volksfest in Vaduz fand 1963 zum ersten Mal statt. Von Anfang an waren jedoch das Feuerwerk und die aufleuchtende Devise ÂŤFĂźr Gott, FĂźrst und VaterlandÂť, die brennende FĂźrstenkrone auf Tuass, HĂśhenfeuer, das Singen der Landeshymne, Ansprachen und die Beflaggung der Häuser Elemente des Anlasses. Dies alles verbindet die BevĂślkerung wie selbstverständlich mit dem 15. August. Ein ganz besonderer Staatsfeiertag sollte es im vergangenen Jahr werden, als Liechtenstein sein 300-jähriges Bestehen feierte. Viele Einwohnerinnen und Einwohner, aber auch zahlreiche Gäste bedauerten es ausserordentlich, dass das schlechte Wetter die Feierstimmung trĂźbte. Angesichts dessen, was Liechtenstein im FrĂźhjahr 2020 erlebt hat, war der strĂśmende Regen am Abend des 15. August 2019 jedoch ein kleines Ăœbel. Viele wĂźrden einen verregneten Staatsakt und ein nasses Volksfest gerne eintauschen gegen die Erfahrungen der Coronavirus-Pandemie und einen Staatsfeiertag ohne Ăśffentliche Anlässe. Mit dem Staatsfeiertag sind jedoch seit jeher auch der Zusammenhalt und die Dankbarkeit verbunden. Der Solidarität innerhalb Liechtensteins in dieser aussergewĂśhnlichen Zeit widmen wir daher das vorliegende Magazin. Es stellt einen kleinen Querschnitt durch die Gesellschaft dar, lässt staatliche Entscheidungsträger zu Wort kommen, präsentiert Helfer sowie Hilfsempfänger und mĂśchte einen Beitrag dazu leisten, das SolidaritätsgefĂźhl am Leben zu erhalten. Oder um es mit den Worten einer Ehrenamtlichen zu sagen, deren Engagement stellvertretend fĂźr viele andere vorgestellt wird: ÂŤWenn die Solidarität oder zumindest ein Teil davon erhalten bleibt, erinnern wir uns vielleicht in einigen Jahren einmal an den FrĂźhling 2020 zurĂźck und sagen: ‚Die Corona-Pandemie hatte auch ihre guten Seiten.›

Wir wĂźnschen eine schĂśne Wir wĂźnschen eine schĂśne

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-EDIENBUERO ,OGO 0ANTONE # # SCHWARZ

Wir wßnschen Ihnen viel Spass bei der Lektßre und trotz der besonderen Umstände einen schÜnen Staatsfeiertag sowie gute Gesundheit und einen starken Zusammenhalt fßr die Zukunft. -EDIENBUERO ,OGO 0ANTONE # # SCHWARZ

sommer:z Johannes Kaiser

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Egon GstĂśhl

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S T A A T S F EIERTAG 20 20

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Inhalt Magazin zum Liechtensteiner Staatsfeiertag 2020

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GRUSSBOTSCHAFT LANDTAGSPRÄSIDENT

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LIECHTENSTEINS WEG IN UND DURCH DIE CORONA-KRISE

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INTERVIEW MIT REGIERUNGSCHEF-STV. DANIEL RISCH

9

INTERVIEW MIT I.K.H. ERBPRINZESSIN SOPHIE

22

FREIWILLIGE HELFERIN: PETRA SCHLEGEL

30

DIE FAMILIENHILFE IN CORONA-ZEITEN


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GUTSCHEINAKTION VERSICHERUNGSVERBAND

41

DIE SCHULSCHLIESSUNGEN UND IHRE AUSWIRKUNGEN

51

DIE FOLGERUNGEN AUS DER PANDEMIE

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DIE ARBEIT DER SOZIALPARTNER

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DIE HILFE KAM AN

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HISTORISCHE EPIDEMIEN UND PANDEMIEN

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Staatsfeiertag mit stark reduziertem Programm Zwei Elemente des gewohnten Programms am 15. August bleiben der Bevölkerung auch in diesem Jahr erhalten: der Staatsakt, wenn auch in neuer Form, und die Beleuchtung der Berge, sofern das Wetter mitspielt. Beim Rest des Staatsfeiertags sorgen Künstler und Gastronomiebetriebe für Abwechslung.

D

er offizielle Staatsakt mit den Ansprachen von S.D. Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein und Landtagspräsident Albert Frick findet um 11.30 Uhr im Rosengarten von Schloss Vaduz ohne Gäste statt. Er wird im Landeskanal und über einen Livestream im Internet übertragen. Die Moderation übernimmt Christiani Wetter und die Ansprachen werden in Gebärdensprache übersetzt. Die musikalische Untermalung erfolgt in reduzierter Form durch Liechtensteiner Musiker und Sänger. Möglichkeiten zum Feiern im Kleinen Die Bevölkerung kann neben dem Staatsakt auch einige der im ganzen Land stattfindenden Feierlichkeiten im Radio sowie in Ton

und Bild auf dem Landeskanal und im Internet als Stream von zu Hause aus mitverfolgen. Viele dieser kleinen Feiern werden von Liechtensteiner Künstlern umrahmt, die in den vergangenen Wochen für Kurzauftritte engagiert werden konnten. Mit grossem Erfolg. Inzwischen sind so gut wie alle Auftritte ausgebucht. Für die kulinarischen Genüsse sorgen eine Reihe von Restaurants mit speziellen Menüs, aber auch Take-aways und Lieferservices. Wer dennoch aus dem Haus gehen möchte, kann seinen kulturellen Horizont in einigen Vaduzer Museen erweitern. Das Kunstmuseum Liechtenstein mit der Hilti Art Foundation, das Landesmuseum und das Liechtensteinische Postmuseum sowie der Kunstraum Engländerbau sind bei freiem Eintritt geöffnet.

Lichtspektakel am Abend Seit dem ersten Staatsfeiertag im Jahr 1940 ist die Krone auf Tuass ein beliebter Bestandteil des 15. August. Dieses Element wurde über die Jahre mit dem Fackelzug entlang des Fürstensteigs und den Höhenfeuern erweitert. Eine Tradition, die in den vergangenen Jahren einen wachsenden Zuspruch erfahren hat und dieses Jahr nochmals ausgebaut wird. In enger Zusammenarbeit mit der Bergrettung werden ab 21.30 Uhr die Höhenfeuer im ganzen Land sichtbar sein und sämtliche relevanten Gipfel beleuchtet. Zudem werden ausgewählte Gebäude in den Landesfarben erstrahlen.

Das Programm im Überblick Staatsakt ab 11:30 Uhr im Landeskanal und Livestream (staatsfeiertag.li/live-dabei/) Online-Übertragung des Programms von 16.30 Uhr bis 22.15 Uhr Höhenfeuer ab 21.30 Uhr

Öffnungszeiten der Museen Kunstmuseum Liechtenstein mit Hilti Art Foundation von 10 bis 17 Uhr Liechtensteinisches Landesmuseum von 10 bis 20 Uhr Liechtensteinisches Postmuseum von 10 bis 17 Uhr Kunstraum Engländerbau von 13 bis 17 Uhr

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+ Albert Frick Landtagspräsident

D

as Jahr 2020 wird uns in Erinnerung bleiben. Weil alles anders ist. Unser Land wurde durch das Coronavirus mit einer Bedrohung und mit Einschränkungen konfrontiert, wie wir sie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr kannten.

In dieser aussergewöhnlichen Zeit durften wir in Liechtenstein in mehrfacher Weise Solidarität erfahren. Regierung und Landtag begegneten der Krise gemeinsam. Auch durfte auf die Zusammenarbeit der Parteien gezählt werden. Dank der guten finanziellen Situation wurde rasch umfangreiche Wirtschaftshilfe geleistet. Mit der Zusammenarbeit und im Bedürfnis, die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen, wurde Solidarität wirksam. Die einschneidenden Massnahmen zur Bekämpfung der Gefahr wurden von der grossen Mehrheit der Bevölkerung ohne Aufheben befolgt. Das Mitwirken darf als verantwortungsbewusster Selbstschutz und als Solidarität mit Mitmenschen verstanden werden. Auch bildeten sich spontan Hilfsgruppen, die Personen beistanden, die von den Einschränkungen in besonderem Masse betroffen waren. Es war berührend zu sehen, wie Solidarität mit schwächeren Gliedern der Gesellschaft aufblühte, so als wäre dies selbstverständlich. Zum Staatsfeiertag ist es mir ein Bedürfnis, den Menschen im Lande zu danken. Wie schon bei der ersten Austragung in gefahrvoller Zeit vor 80 Jahren, hat unsere Gemeinschaft Stärke und Geschlossenheit bewiesen. Das dürfen wir uns am Staatsfeiertag mit Stolz und Zuversicht ins Bewusstsein rufen.

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«Ich hoffe, dass sich Solidarität und Hilfsbereitschaft erhalten»

G E B U R T S TAG SM AG AZ IN

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Das Coronavirus brachte neben seinen unverkennbaren negativen Aspekten die Möglichkeit, dankbar zu sein und die «kleinen Dinge» zu schätzen, sagt Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein. Auch die Bevölkerung als Ganzes ist nochmals näher zusammengerückt.

p Liechtensteinisches Rotes Kreuz Erbprinzessin Sophie übernahm die Präsidentschaft im Jahr 2015 von Fürstin Marie.

K

önigliche Hoheit, welche Bedeutung haben für Sie ganz persönlich die Werte Solidarität und Hilfsbereitschaft, im Allgemeinen und bezogen auf die CoronaPandemie? I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein: Sowohl Solidarität als auch Hilfsbereitschaft sind sehr wichtige, grundlegende Werte. Für den Einzelnen wie auch die Gesellschaft. Wenn wir uns nicht gegenseitig unterstützen und helfen würden, könnten wir nur schwer oder gar nicht existieren. Dies galt immer schon. Mir persönlich sind beide Werte sehr wichtig. Wo und wie zeigt Liechtenstein seine solidarische und hilfsbereite Seite? Wie würden Sie die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung beschreiben? Gibt es Beispiele, die Ihnen einfallen? Liechtenstein ist ein Land, in dem Hilfsbereitschaft und Solidarität bei vielen Menschen einen grossen Stellenwert haben. Ich erlebe die Liechtensteiner als sehr solidarisch gegenüber Menschen, denen es nicht gut geht und die Unterstützung brauchen. Wir haben unzählige kleine und grosse Institutionen, wohltätige Stiftungen und Hilfsvereine im Land, die sowohl weltweit, als auch bei uns tätig sind, denn auch bei uns gibt es Armut und Not. Sie alle leisten unbürokratisch und mit viel Einsatz Grosses. Auch als Präsidentin des Liechtensteinischen Roten Kreuzes erlebe ich die Menschen in unserem Land als sehr solidarisch mit Notleidenden weltweit und ich bin sehr dankbar, dass unsere Aufrufe immer so grossherzig beantwortet werden.

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Ich glaube, diese Erfahrungen werden viele positiv beeinflussen.


Ist Liechtenstein bei der Bewältigung der Corona-Krise näher zusammengerückt? Wie haben Sie den Zusammenhalt im Land in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt? Mir scheint es schon so, als ob die Menschen durch die Krise näher zusammengerückt sind. Hier ist etwas geschehen, das jeden betrifft, sicherlich einige mehr und einige weniger, aber niemand ist ausgenommen. Während des Lockdowns war zunächst jeder auf sich gestellt. Plötzlich gab es «Homeoffice», vielleicht gleichzeitig «Homeschooling» und man versorgte die betagten Eltern oder Verwandte und Nachbarn mit. Das Leben musste unter völlig anderen Bedingungen weitergehen, oft verbunden mit grossen Unsicherheiten, Zukunftssorgen und vielen Belastungen. Die einen Menschen waren plötzlich sehr allein, anderen fehlte der Rückzugsort. Viele mussten trotz Ängsten zur Arbeit gehen, weil sie für die medizinische Versorgung verantwortlich waren oder systemrelevante Tätigkeiten ausüben. Viele halfen sich spontan. Ich habe einige solche Geschichten gehört und das hat mich sehr bewegt. Es entstanden aber auch Hilfsaktionen wie beispielsweise die «Corona-Hilfe Liechtenstein» oder «Zemma», die Aktion von Liechtenstein Marketing, um nur einige zu nennen.

Das Engagement der Erbprinzessin I.K.H. Erbprinzessin Sophie von und zu Liechtenstein setzt sich auf vielfältige Weise für soziale Belange im Land und in der Region ein. Sie ist unter anderem Präsidentin des Liechtensteinischen Roten Kreuzes und der von ihr ins Leben gerufenen Sophie von Liechtenstein Stiftung, die neben Spenden mit Mitteln des Fürstenhauses finanziert wird (Seite 14).

Liechtenstein ist ein Land, in dem Hilfsbereitschaft und Solidarität bei vielen Menschen einen grossen Stellenwert haben.

Denken Sie, dass trotz der schwierigen Situation für viele Menschen und Unternehmen während der Corona-Zeit in unserem Land auch Positives entstanden ist, wenn man an die engagierten und spontanen Hilfsaktion und Privatinitiativen denkt? Können wir davon etwas mit in die Zukunft nehmen, bleibt uns etwas davon Ihrer Meinung nach erhalten? Ja das denke ich schon. In den Gesprächen fiel mir auch auf, dass die Zeit der «erzwungenen» Ruhe vielen Menschen die Gelegenheit bot, dankbar für ihr Leben zu sein, sich erneut bewusst zu werden, wie schön beispielsweise unser Land ist oder wie wichtig die «kleinen Dinge» sind, die man im Alltag des Hamsterrads oft für selbstverständlich nimmt und zu wenig achtet. Auch die terminfreiere Zeit mit der Familie empfanden viele als bereichernd. Ich glaube, diese Erfahrungen werden viele positiv beeinflussen. Das Coronavirus hat gezeigt, dass unsere gewohnte Lebensweise nicht selbstverständlich ist. Was ist ihr Wunsch, wie sich Liechtenstein unter dem Eindruck des Virus entwickeln sollte? Was wünschen Sie sich für Liechtenstein? Natürlich wünsche ich mir vor allem, dass die Menschen gesund bleiben und wir vernünftig mit der Ansteckungsgefahr umgehen, vorsichtig und verantwortungsvoll handeln und aufeinander schauen. Weiter hoffe ich, dass unsere Gesellschaft die wirtschaftlichen Folgen und Herausforderungen gut meistert und sich die erlebte Solidarität und Hilfsbereitschaft erhalten.

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Wir wünschen allen einen schönen Staatsfeiertag! Vaduz | Zürich | Genf | Hongkong | Singapur Telefon +423 236 30 00

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Die Tradition der Solidarität im Fürstenhaus Das soziale Engagement der Fürstlichen Familie in Liechtenstein reicht weit zurück. Fürst Johann II. war bekannt und im Volk hoch geschätzt für seine fortwährende Unterstützung. Die Mutter des heutigen Landesfürsten Hans-Adam II. setzte sich höchstpersönlich für die Belange Hilfsbedürftiger ein. Fürstin Marie und Erbprinzessin Sophie führen die Tradition fort. Fürst Johann II. förderte in seiner 71-jährigen

vorstand, woraufhin sie zur Ehrenpräsidentin

Regierungszeit von 1858 bis 1929 die Moder-

ernannt wurde. Nach den Soforthilfemassnah-

nisierung Liechtensteins durch grosszügige

men an der Grenze in Schaanwald, bei denen

finanzielle Unterstützung. Er beteiligte sich

die Fürstin persönlich zur Linderung des Elends

an den Kosten der Rheineindämmung in den

beitrug, indem sie beispielsweise Suppe aus-

1870er-Jahren und am Ausbau der Strassen des

schenkte und Kinder badete, bildete die Hilfe

Landes. Besonderes Interesse hatte der tief re-

an kriegsgeschädigte Menschen noch während

ligiöse Fürst an der Errichtung sakraler Bauten,

Jahren einen Schwerpunkt der liechtensteini-

die er durch bedeutende Geldzuwendungen

schen Rotkreuz-Arbeit.

unterstützte. Dazu gehören die Pfarrkirche St. Laurentius in Schaan, die damalige Pfarrkirche

Als mit diesen Aktionen die grösste Kriegsnot

und heutige Kathedrale St. Florin in Vaduz ,

gelindert war, begann das LRK, seine Hilfe und

die Pfarrkirche St. Fridolin in Ruggell sowie die

die materiellen Mittel vermehrt auf das Inland

Pfarrkirche St. Nikolaus und Martin in Balzers,

zu konzentrieren. Bereits 1946 rief es eine

die auch als «Fürst-Johann-Jubiläumskirche»

Säuglingsfürsorge ins Leben, die noch heute

bezeichnet wird. Er leistete erhebliche Beiträge

unter dem Namen Mütter- und Väterberatung

an Liechtensteins Lebensmittelversorgung im

existiert. Es folgten weitere Jahre des Aufbaus,

Ersten Weltkrieg und schenkte dem Land 1923

in denen das Liechtensteinische Rote Kreuz

und 1928 anlässlich von Regierungsjubiläen

im In- und Ausland zu einer geschätzten und

Heilpädagogische Hilfe stetig ausgebaut

insgesamt 1,5 Millionen Franken – damals eine

geachteten Hilfsorganisation wurde. «Fürs-

Als Vereinspräsidentin fingierte Fürstin Gina

bedeutende Summe angesichts von Staatsein-

tin Gina hat das LRK während 40 Jahren mit

von der Gründung im Oktober 1967 an auch

nahmen von 400‘000 Franken 1922, denen Aus-

Umsicht, Herzenswärme und Menschlichkeit

während 16 Jahren beim Verein für Heilpädago-

gaben von 600‘000 Franken gegenüberstanden.

geführt und dafür den höchsten Orden erhalten,

gische Hilfe. Anderthalb Jahre später nahmen

Bedeutende Spenden leistete Fürst Johann II.

den die Internationale Rotkreuz-Gemeinschaft

die erste Sonderschule und der erste Sonderkin-

auch an Einzelpersonen, Wohlfahrtsanstalten

zu vergeben hat», schreibt das LRK auf seiner

dergarten ihren Betrieb auf. Im September 1969

und karitative Einrichtungen. Sein Personal

Webseite.

erfolgte die Eröffnung der Heilpädagogischen Tagesstätte in Schaan. Hinzu kamen im Lauf

profitierte von für die damalige Zeit fortschrittlichen Sozialleistungen.

Stabsübergabe an die Erbprinzessinnen

der Jahre die schulpsychologische Beratungs-

40 Jahre Präsidentin des Roten Kreuzes

1985 übernahm die damalige Erbprinzessin und

stelle, die Einführung der Heilpädagogischen

Ausschlaggebend für die Gründung des Roten

heutige Fürstin, I.D. Marie von und zu Liechten-

Früherziehung, die Logopädischen Dienste, die

Kreuzes war das Flüchtlingselend an der

stein, das Präsidium. Sie führte das humanitäre

Beschützenden Werkstätten, Wohnheime und

Grenze in Schaanwald in den letzten Tagen des

Werk während 30 Jahren mit viel Engagement

viele Angebote mehr.

Zweiten Weltkriegs. Tausende suchten Hilfe

weiter und hat sich bis zur Übergabe des Prä-

in Liechtenstein. Allein am 1. Mai 1945 regist-

sidiums besonders für die Opfer der Kriege in

Im Mai 1983 folgte Fürstin Marie ihrer Schwie-

rierten die Behörden über 1100 Flüchtende, und

Südosteuropa eingesetzt. Mit viel persönlichem

germutter als Präsidentin des Vereins nach. Sie

insgesamt kamen in jenen Tagen über 7’000

Einsatz sorgte sie dafür, dass das LRK im In-

leitete dessen Geschicke während 22 Jahren

Personen nach Liechtenstein – mehr als die

und Ausland bei kriegerischen Auseinanderset-

und trug durch ihr Engagement wesentlich

Hälfte der damals 12’000 Einwohner zählenden

zungen, Natur- und Hungerkatastrophen Hilfe

dazu bei, dass die Angebote noch weiter aus-

Bevölkerung. Am 30. April 1945 wurde daher auf

leisten konnte und bis heute kann. Am 12. Mai

gebaut werden konnten. 2005 legte Fürstin

Initiative I.D. Fürstin Gina von und zu Liechten-

2015 hat I.K.H. Erbprinzessin Sophie von Liech-

Marie das Präsidium nieder und übernahm die

stein das Liechtensteinische Rote Kreuz (LRK)

tenstein das Präsidium des Liechtensteinischen

Schirmherrschaft über den Verein, welche sie

gegründet, dem sie bis 1985 als Präsidentin

Roten Kreuzes übernommen.

bis heute innehat.

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«Wir sind immer für Sie da» «Unsere Vision ist eine Gesellschaft, in der Kinder willkommen sind und einen sicheren Boden für ihre Entwicklung vorfinden», heisst es im Leitbild der Sophie von Liechtenstein Stiftung, welche 2006 durch das Fürstenhaus gegründet worden ist. Die Stiftung ist Trägerin der Beratungsstellen schwanger.li in Schaan, Feldkirch und Buchs. Die Erfahrungen von Geschäftsführer Christoph Jochum zeigen in diesem Zusammenhang, dass die Corona-Krise für Familien nicht nur Herausforderungen, sondern auch Chancen mit sich gebracht hat. sagt Christoph Jochum. Dass die Familien

zu entlasten und zu stabilisieren. Da Frauen-

mehr Zeit füreinander hatten, habe vielen

ärzte und Hebammen zeitweise nur Notdienste

gutgetan. «Homeoffice und abgesagte Termine,

und keine Routinekontrollen durchführten,

keine Partys, keine Kino- oder Restaurantbe-

erhielten wir auch Anfragen, die eigentlich

suche, das alles hat für Ruhe gesorgt.» Eine

nicht zu uns gehören, zum Beispiel ob das

Ruhe, deren positive Folgen bis in die Gebur-

Virus für Ungeborene und Säuglinge schädlich

tenstationen der Spitäler zu spüren war. «Da

sei oder ob der Partner nun bei der Geburt da-

der übliche Besuchsstress nach der Geburt

bei sein darf oder nicht», sagt Geschäftsführer

entfallen ist, sind deutlich weniger Stillprob-

Christoph Jochum.

leme und Brustentzündungen aufgetreten.» Manche Mütter hatten ausserdem den Vorteil,

Persönliche Termine jederzeit möglich

dass sie direkt vom Mutterschaftsurlaub in

Ihr Beratungsangebot in Schaan, Buchs und

die Kurzarbeit wechseln konnten. «Eine ent-

Feldkirch hat schwanger.li auch aufrechterhal-

spannte Zeit im ersten Lebensjahr ist genau

ten, als das öffentliche Leben weitestgehend

das, was wir uns generell für die Säuglinge und

zum Stillstand gekommen war. «Ist eine akute

ihre Eltern wünschen. Sie können sich in Ruhe

Krise vorhanden, ist es unsere Aufgabe, die

um ihr Kind kümmern, statt gleich wieder den

Schwangeren aufzufangen. Unser Versprechen

stressigen Alltag zwischen Familie und Beruf

‹Wir sind immer für Sie da› wollten wir auch in

organisieren zu müssen. Dies ermöglicht den

der Corona-Krise jederzeit erfüllen und boten

Aufbau einer guten Mutter-Kind-Bindung, eine

daher durchgehend persönliche Beratung an

wichtige Basis für die lebenslange psychische

unseren Beratungsstellen an», sagt Christoph

Gesundheit », sagt Christoph Jochum.

Jochum. Folgetermine wurden dann jedoch, wenn möglich, in Form von Videoberatungen

Wir wünschen uns eine entspannte Zeit für Säuglinge und deren Eltern.

Ein Viertel mehr Klientinnen durch Corona

durchgeführt. «An diesem System werden wir

Mit der Kurzarbeit spricht Christoph Jochum

es wünschen. Denn gerade in Vorarlberg und

jedoch auch ein Thema an, dass bei manchen

der Ostschweiz sind sie manchmal bis zu einer

Schwangeren für Verunsicherung gesorgt hat.

Stunde und länger unterwegs zur Beratungs-

«Finanzielle Sorgen führen naturgemäss dazu,

stelle.»

wohl auch festhalten, wenn die Schwangeren

die Zukunft pessimistischer zu beurteilen.» Die Beratungsstellen schwanger.li hätten in

Babyboom und Shutdown als Szenario

der Zeit des Shutdowns rund 25 Prozent mehr

Eine Herausforderung für schwanger.li

Klientinnen betreut als im Vergleichszeitraum

könnte sich im Winter ergeben. Christoph

des Vorjahres. Dies aber nicht nur aus finan-

Jochum führt aus: «Es ist mit einem Geburten-

ziellen Gründen.

anstieg zu rechnen, einem kleinen CoronaBabyboom. Dieser könnte mit einer weiteren

«Bereits vorher vorhandene Belastungen,

Welle des Virus zusammenfallen. Wenn mehr

«Die überraschendste Erkenntnis aus der Co-

beispielweise durch Konflikte in der Partner-

Geburten und ein neuer Shutdown gleichzeitig

rona-Zeit ist für mich, dass viele Schwangere,

schaft, psychische Erkrankungen oder Schwie-

auftreten sollten, würde dies auch für uns zu

Wöchnerinnen und Eltern von kleinen Kindern

rigkeiten am Arbeitsplatz, sind während des

einer Herausforderung werden. Darauf bereiten

von sehr positiven Auswirkungen berichteten.

Lockdowns hochgekocht. Wir hatten daher ei-

wir uns bereits vor. Denn unser Versprechen

Sie bekamen entspannte Wochen geschenkt»,

nige Arbeit, um Frauen in der Schwangerschaft

werden wir auch dann einhalten.»

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Ein halbes Jahr Coronavirus: der Blick ins Labor Zur Eindämmung der Corona-Pandemie wird an vielen Fronten gekämpft. Die LMZ Dr Risch Gruppe ist dabei ein äusserst wichtiger Akteur. Mit Testkapazitäten von täglich rund 2000 Analysen auf das SARS-CoV-2-Virus nimmt das Labor eine führende Stellung in der Schweiz und in Liechtenstein ein. Zudem betreibt das Unternehmen bei der Corona-Pandemie aktiv Forschung: In der gross angelegten liechtensteinischen Studie «COVI-GAPP» wird die Möglichkeit eines Frühwarnsystems für Corona-Ansteckungen untersucht. Als Anfang Februar 2020 vermehrt über ein neues Virus aus China berichtet wurde, begann die Gruppenleitung in Zusammenarbeit mit den Fachkräften aus den Mikrobiologieabteilungen umgehend mit der Evaluation geeigneter Testverfahren für die Analyse des unbekannten Coronavirus SARS-CoV-2. «Die bisherigen Erfahrungen mit Coronaviren oder der Schweinegrippe waren hilfreich, um innert Kürze ein passendes Testsetting aufzusetzen», sagt Lorenz Risch, Chief Medical Officer des Laborunternehmens. «Und doch gab es immer wieder grosse Hürden zu meistern.»

Eines der ersten Labore mit Zulassung Durch das effiziente Vorgehen erhielt die LMZ Dr Risch Gruppe als eines der ersten Labore in der Schweiz und damit auch in Liechtenstein die Zulassung für die Analyse auf SARS-CoV-2.

Dr. med. Martin Risch, CEO, und Prof. Dr. med Lorenz Risch MPH, Chief Medical Officer (v.l.)

In enger Zusammenarbeit mit den nationalen Behörden entwickelte sich die Laborgruppe so

Risch weiter. Neben hocheffizienten Geräten

von Anbeginn weg zu einem wichtigen Partner

muss auch diverses Verbrauchsmaterial vor-

Sensorisches Armband als mögliches Frühwarnsystem?

bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie.

handen sein, wie etwa Tupfer für Nasen-Ra-

Rund um den Globus forscht die Wissenschaft

Dank moderner Labore und dem Sondereinsatz

chen-Abstriche. Normalerweise sind diese

unter Hochdruck an Früherkennung, Diagnos-

zahlreicher Mitarbeitender konnten die Test-

jederzeit vorrätig, während der ersten Phase

tik und neuen Behandlungsmethoden. Auch

kapazitäten kontinuierlich auf heute rund 2000

der Corona-Pandemie waren solch alltägliche

Liechtenstein ist Teil dieser internationalen

Analysen ausgeweitet werden.

Materialien aber nur schwer erhältlich. Ideen

Forschungsarbeit: Im Rahmen der gross an-

waren gefragt. «Zusammen mit der Balzner

gelegten «COVI-GAPP-Studie» untersucht die

Täglicher Kampf um Analysematerial

Firma coobx AG ist es uns gelungen, innert

LMZ Dr Risch Gruppe den möglichen Einsatz

Mit rund 550 Mitarbeitenden an 17 Standorten

Kürze den begehrten Abstrichtupfer mit einem

von einem sensorischen Armband zur Früh-

gehört das Unternehmen zu den führenden

3D-Drucker herzustellen.»

erkennung von infizierten Personen, wodurch die Corona-Pandemie massgeblich einge-

Dienstleistern der Labormedizin. «Dass täglich – neben all den anderen Analysen – eine

Klarheit schaffen mit dem Antikörpertest

dämmt werden könnte. Die Studie wird durch

dermassen hohe Anzahl an Proben analysiert

Neben der Akutdiagnostik führt die LMZ Dr

das Fürstenhaus und die Liechtensteiner

werden kann, ist aber auch für uns keine

Risch Gruppe auch sogenannte Antikörper-

Regierung unterstützt und wurde Ende April

Selbstverständlichkeit», sagt Martin Risch, CEO

tests auf SARS-CoV-2 durch. Mithilfe dieser

erfolgreich lanciert. Das sensorische Armband

der LMZ Dr Risch Gruppe. Die für die Analysen

Analyse lässt sich feststellen, ob Personen

«AVA» wird im Schlaf getragen und misst über

benötigten Reagenzien waren weltweit wäh-

– allenfalls mit schwachen oder keinen Symp-

Sensoren auf der Haut verschiedene Werte

rend längerer Zeit kaum verfügbar, wodurch

tomen – bereits vom Coronavirus betroffen

wie Temperatur, Blutdruck oder Herzschlag.

vielerorts die notwendigen Testungen nur be-

waren. Diese Testungen werden sowohl Privat-

Das Studienteam der LMZ Dr Risch Gruppe

schränkt möglich waren. «Mit verschiedenen

personen als auch Firmen angeboten, um ihre

erhofft sich im Herbst erste Erkenntnisse in

Teststrategien ist es uns bis heute gelungen,

Mitarbeitenden zu testen und so eine gewisse

der national und international vielbeachteten

jeden Auftrag zuverlässig auszuführen», so

Klarheit im Alltag zu schaffen.

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Liechtensteins Weg in und durch die Corona-Krise Innert kürzester Zeit veränderte das Coronavirus weite Teile der Welt. Auch in Liechtenstein überschlugen sich die Ereignisse innerhalb von wenigen Tagen. Neben dem öffentlichen und geschäftlichen Leben veränderte sich das Zusammenleben ebenfalls grundlegend. Physische Distanz brachte emotionale Nähe hervor und Personen, die sich zuvor kaum gekannt hatten, unterstützten einander.

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p Eingeschränkte Erholungsmöglichkeiten

gegenständen wurden. Bald folgte das öffentliche

Wie die Grossabünt in Gamprin waren auch alle weiteren Sport- und Freizeitanlagen geschlossen.

dienstag noch ohne Einschränkungen und in der

Leben. Die fünfte Jahreszeit fand bis zum Fasnachtsgewohnten Ausgelassenheit, aber dennoch bei vielen im Bewusstsein statt, dass sich die Umstände bald ändern könnten. Die ersten Verdachtsfälle ergaben sich bald darauf, die Testergebnisse am 27. Februar waren jedoch noch negativ. Am 3. März aber hatte schliesslich auch Liechtenstein den ersten CoronaInfizierten und die ersten Veranstaltungen wurden abgesagt – damals noch ohne Zwang, da weniger als die Obergrenze der seit 28. Februar noch erlaubten 1000 Personen anwesend gewesen wäre. Danach ging es Schlag auf Schlag. Die Fallzahlen stiegen zunächst zwar nur leicht, doch die Regierung ergriff zwischen Donnerstag, dem 12., und Dienstag, dem 17. März, eine Reihe von Massnahmen zur Verhinderung von Ansteckungen und damit zur Entlastung des Gesundheitswesens. Nach der Schliessung der Hallenbäder folgten unter anderem die Ankündigung, dass die Schüler ab dem 16. März Fernunterricht erhalten und die Schliessung von Gastronomiebetrieben sowie der Grenze zu Österreich. Veranstaltungen waren über das Wochenende noch mit weniger als 50 Personen gestattet. Bald

«Ich wünsche mir, dass es gelingt, dieses letzte Jahr der Legislaturperiode gut zu nutzen. Dass wir uns mit einem Paket an Reformmassnahmen gut für die Herausforderungen der Zukunft wappnen»,

waren keine Ansammlungen von mehr als fünf hatte Erbprinz Alois im

Personen mehr erlaubt. Auch Geschäfte, die nichts

traditionellen Neujahrs-

Lebensnotwendiges verkauften, durften ihre Türen

interview auf Radio

nicht mehr öffnen und Gottesdienste fanden keine

Liechtenstein gesagt.

mehr statt. Das öffentliche Leben kam damit fast

Auch in den anderen

gänzlich zum Erliegen, Angehörige von Risikogrup-

Landesmedien standen

pen und Senioren wurden aufgefordert, zu Hause

nach den Jahresrückbli-

zu bleiben und zahlreiche Betriebe stellten auf die

cken und den Silvester-

Arbeit von zu Hause aus um. «Homeoffice» wurde

partys die Prognosen für

zum Modewort.

das neue, mit vielen Erwartungen und Hoffnun-

Weltweit höchste Pro-Kopf-Raten

gen verbundene Jahr 2020 auf den Agenden. Dem in

Dass die Massnahmen in Liechtenstein und den

China gerade erst im Dezember aufgetauchten Virus

Nachbarländern wirkten, zeigte sich naturgemäss

SARS-CoV-2, bald einfach und kurz Coronavirus

erst mit einer gewissen Verzögerung. Zwischen

genannt, widmeten sich zunächst lediglich kurze

Mitte März und Anfang April stiegen die Infizier-

Agenturmeldungen. Dies änderte sich langsam mit

tenzahlen von vier auf 72 an. Im Lauf des Aprils

den ersten Infizierten und schneller mit den ersten

kamen jedoch nur noch zehn neue Fälle und seit Juli

Todesfällen in Europa. Aus einigen wenigen Fällen

wieder vereinzelte weitere hinzu. Am 23. März war

in der Millionenstadt Wuhan wurden bald Tausen-

Liechtenstein mit damals 51 bestätigten Fällen bei

de in Norditalien. Mit der Nähe zu Liechtenstein

38’650 Einwohnern eines der Länder mit den meis-

und der schnellen Ausbreitung änderte sich auch

ten Infizierten pro Kopf weltweit. 0,13 Prozent der

die Berichterstattung und mit ihr die öffentliche

Bevölkerung waren positiv getestet worden. Die bis

Wahrnehmung – bis das Virus, das sich mittlerweile

zu diesem Tag bereits 63’927 Infizierten in Italien als

pandemisch ausgebreitet hatte, die Medien beinahe

besonders betroffenes Land entsprachen «leidglich»

alleine füllte.

0,11 Prozent der italienischen Bevölkerung. Jedoch testete Liechtenstein auch deutlich mehr als andere

Nach der Fasnacht geht es schnell

Staaten. Bis zum 23. März waren es 750 Personen

Mit dem Bewusstsein über die Allgegenwärtigkeit

oder 1,94 Prozent der Bevölkerung. Bis zum gleichen

des Virus änderte sich auch das Leben in Liechten-

Tag wurden in Italien 275’468 Personen auf das

stein – zunächst ab Mitte Februar das private, indem

Coronavirus getestet, was 0,46 Prozent der dortigen

Umarmungen oder ein Händeschütteln seltener,

Bevölkerung entsprach.

dafür Flaschen mit Desinfektionsmittel zu Alltags-

18


p Geschlossene Grenzen Einreisen nach Vorarlberg waren für rund zwei Monate nur unter erschwerten Bedingungen möglich.

Solidarität von allen Seiten

medizinische Personal, die Schulbehörden und Lehr-

Inzwischen sind bekanntlich die meisten Beschrän-

kräfte sowie zahlreiche ehrenamtliche Helfer gaben

kungen wieder aufgehoben und die Grenze zu Öster-

aber auch ihr Bestes, um die Auswirkungen und Fol-

reich ist seit dem 15. Juni geöffnet. Was geblieben

gen der Pandemie, der Schutzmassnahmen und der

ist, sind eine gewisse Scheu vor Kontakten und

Isolation abzumildern. 120 Millionen Franken stellte

verbesserte persönliche Hygienemassnahmen sowie eine Maskenpflicht in

die öffentliche Hand zur Verfügung und die geleisteten Einsatzstunden sind

einigen Lebensbereichen. Rück-

ungezählt. Diesbezüglich hat sich

blickend betrachtet, ist Liechten-

Liechtenstein als Gesellschaft

stein jedoch bis Anfang August

bewährt und ist in weiten Teilen

mit knapp 90 bestätigten

zu einer Schicksalsgemein-

Erkrankungen und einer un-

schaft zusammengewachsen.

bekannten Dunkelziffer an

Getreu den Worten des Erb-

Infizierten ohne oder mit leich-

prinzen in seiner Ansprache an

ten Symptomen sowie einem Todesfall aus medizinischer Sicht bisher glimpflich durch die Corona-Pandemie gekommen. Auch eine Überlastung des Gesundheitssystems

die Bevölkerung vom 18. März: «Danke an all jene, die in dieser Krise Besonderes leisten. Wenn ein jeder in seinem Bereich und nach seinen Möglichkeiten Besonderes leistet,

konnte verhindert werden.

werden wir die Krise gut bewältigen.»

Gravierender waren die Auswirkungen auf die Wirt-

Einige dieser freiwilligen Helfer und derjenigen, die

schaft sowie zahlreiche persönlich Betroffene – sei

beruflich von der Krise betroffen waren, kommen auf

es von Kurzarbeit und Jobverlust, von fehlenden

den folgenden Seiten stellvertretend für die vielen

sozialen Kontakten mit Kindern, Enkelkindern und

anderen zu Wort und einige derjenigen, die von

Freunden oder von der Doppelbelastung aus Arbeit

deren Hilfe profitiert haben, äussern ihren Dank –

und Kinderbetreuung während der Schulschliessun-

ebenfalls stellvertretend für viele andere.

gen. Regierung, der Landtag in zwei Sondersitzungen, die Gemeinden, die Wirtschaftsverbände, das

S T A A T S F EIERTAG 20 20

19


Wir wünschen einen freudigen Staatsfeiertag.

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Wir wünschen allen Liechtensteinerinnen und Liechtensteinern einen schönen Staatsfeiertag.

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20


Fürstliche Grüsse Am 1. September ist Tag des Briefeschreibens

Der Brief — persönlich und einzigartig

Wussten Sie, dass das deutsche Wort «Brief» sich vom lateinischen

Die vergangenen Monate haben uns gezeigt, wie wertvoll ein persönli-

«brevis» ableitet und so viel wie «kurz», «klein» oder auch «flach» be-

cher Kontakt ist. Viele Menschen haben die Zeit während der Corona-

deutet? Die Geschichte des Briefes reicht ca. 3500 Jahre zurück. Die

Zeit genutzt, um ihren Liebsten, Freunden oder Bekannten persönliche

Babylonier ritzten ihre Nachrichten in Tontafeln, im alten Ägypten

Postkarten und Briefe zu senden.

dagegen dienten Papyri als Schriftträger für Briefe und im antiken Griechenland und Rom wurden mit Wachs beschichtete Tafeln aus

Sich Zeit nehmen und seine Gedanken aufs Papier zu bringen. Alles, was

Holz benutzt. Der Zweck eines Briefes hat sich aber kaum geändert.

wirklich wichtig und persönlich ist, lässt sich mit einem handgeschrie-

Dieser ist seiner ursprünglichen Definition nach eine auf Papier no-

benen Brief einfach stilvoller mitteilen. Es gibt so viele Gelegenheiten,

tierte Nachricht, die von einem Boten an einen Empfänger übermittelt

um Freunde, Familie und auch Geschäftspartner mit einem persönli-

wird.

chen, handgeschriebenen Brief zu überraschen.

Im Zeitalter der Digitalisierung wird der Brief immer mehr durch E-Mail,

Feiern Sie am 1. September 2020 mit uns

SMS oder WhatsApp verdrängt. Nachrichten werden im Minutentakt

Am 1. September ist der Tag des Briefeschreibens. Die Liechtensteini-

geschrieben. Schreiben, löschen, ersetzen und verschicken – einfach,

sche Post AG möchte Sie an diesem Tag einladen, einen oder mehrere

schnell und von überall aus – so sieht die digitale Kommunikation von

Briefe zu verschicken. In allen Postfilialen in Liechtenstein finden Sie

heute aus. Laut einer Studie vom März 2020 soll sich mittlerweile die

an diesem Tag verschiedene Angebote. Nutzen Sie die Gelegenheit und

Anzahl der täglich weltweit versendeten und empfangenen E-Mails im

schreiben Sie wieder einmal einen Brief. Einfach so – um Freude zu

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Am 1.9.2020 ist Tag des Briefeschreibens S T A A T S F EIERTAG 20 20

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«Auf einmal hielt das ganze Land zusammen» Die Kurzarbeit in der Corona-Krise hat dazu geführt, dass Petra Schlegel aus Schaan mehr Freizeit zur Verfügung hatte. Die Betreuung ihrer Kinder war auch durch ihren Mann sichergestellt. So folge sie dem Aufruf von corona-hilfe.li und stellte sich als freiwillige Helferin zur Verfügung.

P

etra Schlegel arbeitet in der Reisebranche. Daher hat sie die Auswirkungen des Coronavirus beruflich früh zu spüren bekommen. «Mir war daher bereits vor dem Höhepunkt der Präventionsmassnahmen und der fast kompletten Einschränkungen des öffentlichen Lebens in Italien bewusst, dass auch auf Liechtenstein etwas Grösseres zukommen wird.» Richtig bewusst geworden, dass die Krise nun auch in Liechtenstein angekommen ist, wurde ihr, als die Regierung die Schulschliessungen verkündet hat. «Ich gehörte zwar nie zu denjenigen, die gesagt haben ‹so weit kommt es bei uns sicher nicht›, aber an diesem Tag hat sich unser Leben natürlich verändert.» Doppelte soziale Komponente Petra Schlegels Arbeitgeber meldete bald darauf Kurzarbeit an und sie arbeitet nur noch einen statt zwei Tage pro Woche. Von ihren beiden Töchtern war jedoch nur die ältere von den Schulschliessungen betroffen und auch ihr Ehemann konnte seinen Beruf aufgrund der Vorgaben der Regierung zwischenzeitlich nicht ausüben. «So war eigentlich immer jemand für unsere Töchter da und ich hatte trotz Fernunterricht plötzlich mehr Freizeit als üblich. Ich habe mir also überlegt, dass ich diese Zeit für Personen einsetzen könnte, die vom Shutdown stärker betroffen sind als wir.» Sie zögerte daher nicht lange, als sie von der privaten Initiative corona-hil-

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fe.li hörte. Zusammen mit 600 anderen Freiwilligen erklärte sie sich bereit, für Senioren und Risikopatienten einzukaufen oder Botengänge zu erledigen, damit diese dem Appell der Regierung folgen und zu Hause bleiben können. Das System war durchdacht und Petra Schlegel hatte eine Kontaktperson bei der Gemeinde Schaan, die sie aufbot, nachdem sich ein Hilfesuchender gemeldet hatte. «Ich habe die Kontaktdaten erhalten und eine Auftragsnummer. Daraufhin habe ich mich telefonisch gemeldet, den Einkaufzettel aus dem Briefkasten geholt und die Einkäufe erledigt. Die Auftragsnummer habe ich an der Kasse angegeben und die Person, für die ich die Einkäufe erledigt habe, bekam eine Rechnung. Beim Abgeben der Waren haben wir uns dann meistens noch auf sichere Distanz unterhalten», sagt Petra Schlegel und verweist damit auf eine weitere soziale Komponente der Coronahilfe. «Unter anderem habe ich eine Kundin, die ich geschäftlich kannte, so auch privat besser kennengelernt», sagt sie und lacht. «Wir hatten es trotz allem gut in Liechtenstein» Petra Schlegel hat aber auch die Schaaner Lebensmittelgeschäfte besser kennengelernt. «Kauft man für sich und seine Familie ein, bringt man ja eigentlich immer die gleichen Waren nach Hause. So habe ich Regale gesehen, die ich zuvor nie wirklich beachtet hatte. Das Personal in den


p Freiwillige Helferin Zusammen mit 600 anderen engagierte sich Petra Schlegel für die Corona-Hilfe Liechtenstein.

Geschäften war zum Glück bei der Suche immer sehr behilflich.» Neben der Hilfsbereitschaft der Verkäufer sei auch die Dankbarkeit der Auftraggeber gross gewesen. «Unser Einsatz wurde sehr positiv aufgenommen – auch wenn ich mir vorstellen kann, dass es für ältere Mitmenschen nicht immer einfach war, sozusagen das Zepter aus der Hand zu geben. Ich habe jedenfalls sehr positive Erfahrungen gemacht und würde mich jederzeit wieder auf diese Weise engagieren. Denn es ist mir wichtig, für andere einzustehen, die sich nicht selbst helfen können und so etwas zu bewirken.» Die freiwillige Helferin ist aber selbst auch sehr dankbar, die Pandemie in Liechtenstein erlebt zu haben. «Unseren Kindern haben wir vermittelt, wie gut wir es trotz allem hatten. Wir leben in einer wunderschönen Natur und konnten – auch dank des schönen Wetters zu dieser Zeit – jederzeit aus dem Haus gehen ohne uns rechtfertigen zu müssen, was wir draussen machen. Ich habe unseren Töchtern immer gesagt, dass sie sich in die Lage von einer spanischen Familie mit kleiner Wohnung und kleinem Balkon versetzen sollen, von Personen also, welche die Krise auf engstem Raum durchstehen mussten und von einer weitgehenden Ausgangssperre betroffen waren.» Ansonsten haben die Schlegels viel als Familie unternommen. Die Kinder hätten einmal die Erfahrung gemacht, wie es ist, nur sich gegenseitig als Spielkameraden zu haben. «Sie haben sich aber wirklich toll mit der ganzen Situation arrangiert.» «Alle sassen im gleichen Boot» Gut arrangiert hat sich nach Petra Schlegels Überzeugung auch Liechtenstein mit der Pandemie. «Dass sich so viele ehrenamtliche Helfer gemeldet haben, beeindruckt mich. Liechtenstein ist ganz plötzlich als Land zusammengestanden, hat zusammengehalten, alle haben sich gegenseitig unter die Arme gegriffen und am gleichen Strick gezogen. Denn alle sassen im gleichen Boot, auch wenn sich das Leben für die einen mehr und für die anderen weniger geändert hat. Dies hat gezeigt, dass die Solidarität nach wie vor gelebt wird, speziell, wenn es wirklich darauf ankommt.» Petra Schlegel

selbst habe sich während des freiwilligen Einsatzes bereits überlegt, ob eine solche Hilfe nicht auch nach dem Shutdown manchmal nötig wäre. «Ob es nun ein Einkauf ist oder ein Gang zur Altstoffsammelstelle. Schliesslich hat nicht jeder Angehörige, die dies für ihn in einer Ausnahmesituation erledigen können.» Einst an die guten Seiten zurückdenken «Es wäre auf jeden Fall schön, wenn etwas von diesem Gemeinschaftsgefühl erhalten bliebe», sagt Petra Schlegel. Dann sei Liechtenstein auch für eine zweite Welle oder ein ähnlich einschneidendes Erlebnis wie die Corona-Pandemie gewappnet. «Besser vorbereitet sind wir ohnehin, nachdem wir das ganze einmal durchgemacht haben. Die Behörden und Helfer wissen, was zu tun ist und die Pläne liegen bereits vor. Wenn aber auch die Solidarität oder zumindest ein Teil davon erhalten bleibt, erinnern wir uns vielleicht in einigen Jahren einmal an den Frühling 2020 zurück und sagen: ‹Die Corona-Pandemie hatte auch ihre guten Seiten.›»

Die Solidarität wird nach wie vor gelebt, speziell, wenn es wirklich darauf ankommt.

S T A A T S F EIERTAG 20 20

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«Dass Liechtenstein uns alle braucht, war plötzlich jedem klar» Interview mit Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch

«Danken möchte ich der Bevölkerung, die sich rückblickend vorbildlich verhalten hat», sagt Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch im Interview. Der Zusammenhalt, den Liechtenstein auf allen Ebenen in der Corona-Pandemie bewiesen hat, ist für ihn ein wesentlicher Aspekt des Erfolgsrezepts, mit dem die Krise bislang so gut wie eben möglich bewältigt werden konnte.

H

err Regierungschef-Stellvertreter, wie haben Sie persönlich die Corona-Pandemie erlebt? Regierungschef-Stellvertreter Daniel Risch: Wie rasch sich das Coronavirus letztlich verbreitet hat, war nicht vorauszusehen. Natürlich habe auch ich es nicht ausgeschlossen, dass Liechtenstein eines Tages von einer einschneidenden Epidemie oder Pandemie betroffen sein könnte. Dass es aber von der ersten Meldung vom Auftreten des Virus im fernen China bis zu den drastischen, lokalen Einschränkungen im öffentlichen Leben und den für die Wirtschaft äusserst einschneidenden Massnahmen so schnell gehen würde, hat zum Jahreswechsel vermutlich niemand erwartet. Die gesamte Regierung war in diesen Wochen und Monaten stark gefordert. Im Wirtschaftsministerium lag unser ganzer Fokus darauf, die ökonomischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten und möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. Bezogen auf meine private Situation war es so, dass ich mehr Abende mit meiner Familie verbringen konnte, weil praktisch alle externen Termine aufgrund des Veranstaltungsverbotes abgesagt worden sind. Die so «gewonnene» Zeit konnte neben der intensiven Arbeit an den Massnahmenpaketen auch für das Familienleben genutzt werden, was gerade in dieser Zeit sehr wichtig war. Welche anderen guten Seiten sehen Sie als Wirtschaftsminister beziehungsweise als Regierungschef-Stellvertreter? Es wäre wohl aufgrund der aktuellen Lage vermessen, zu sagen, dass die guten Seiten überwiegen. Es gibt sie aber durchaus. So ist zum Beispiel die Innovationskraft zu nennen, mit der viele Liechtensteiner Unternehmer der Krise begegnet sind und die dazu beigetragen

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hat, die schwierige Zeit bis heute gut und geeint zu überstehen. Von diesen positiven Beispielen bekam die Öffentlichkeit auf dem Höhepunkt der Pandemie natürlich nur wenig mit. Dies wird sich mit jeder persönlichen Erfahrung jedoch ändern. Der nächste, und wohl herausragendste, positive Aspekt, den ich der Krise abgewinnen kann, ist die grosse Solidarität, die wir in ganz Liechtenstein erleben durften. Zusammenstehen und aufeinander aufpassen, war und ist wichtiger denn je. Und weil jeder – im Kleinen und im Grossen – seinen Beitrag leisten konnte, war die Solidarität förmlich spürbar. Dass Liechtenstein uns alle braucht und wir alle Liechtenstein ausmachen, das war plötzlich jedem klar. Dieses Gefühl hat mich sehr gefreut und der Dank gilt der ganzen Bevölkerung, dass der Zusammenhalt in dieser Form vorhanden war und vorhanden bleibt. Jede und jeder Einzelne hat dazu beigetragen, dass Liechtenstein vom medizinischen Standpunkt aus betrachtetet gut durch die Krise oder zumindest durch die erste Covid-19-Welle gekommen ist. Staat und Gemeinden haben sich ebenfalls solidarisch gezeigt. Wie haben Sie die Entstehung des ersten Hilfspakets und seiner Nachbesserungen erlebt? Der Fokus lag von Anfang an darauf, so viele Unternehmen und Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Mit den von der Regierung beschlossenen, einschneidenden Massnahmen, war augenscheinlich, dass es umfassender und vor allem rascher Hilfe bedarf. Andererseits war es unser Ziel, ein durchdachtes Paket zu schnüren und dies für alle direkt und indirekt Betroffenen offen und transparent zu kommunizieren. Wenn ich kurz zurückblicken darf, so haben sich die Ereignisse ab dem 15. März, einem Sonntag, über-


Im Wirtschaftsministerium lag unser ganzer Fokus darauf, die ökonomischen Auswirkungen so gering wie möglich zu halten und möglichst viele Arbeitsplätze zu sichern. schlagen. Damals mussten wir in der Regierung entscheiden, die Gastronomiebetriebe ab dem folgenden Dienstag zu schliessen. Dass die Ladenlokale und andere Gewerbebetriebe mit direktem Kundenkontakt bald folgen würden, zeichnete sich angesichts der stetig steigenden Zahlen von infizierten Menschen in den Nachbarländern und auch in Liechtenstein ab. Die Regierung hat daher am Montag, 16. März, auf Antrag meines Ministeriums eine Task Force eingesetzt um zeitnah ein Massnahmenpaket auszuarbeiten. Dazu standen wir

von Anfang an in engem und direktem Kontakt mit den Wirtschaftsverbänden. Bereits am Donnerstag 19. März konnte die Regierung das Massnahmenpaket zuhanden des Landtags verabschieden und dieser bewilligte das 100-Millionen-Franken-Paket am Freitag, 20. März einhellig. Am Mittwoch 18. März haben sich die Vorsteher der 11 Gemeinden zudem darauf verständigt, das Massnahmenpaket der Regierung mit weiteren 20 Mio. Franken zu unterstützen. Auch hier waren die Solidarität und der Wille, gemeinsam und rasch zu helfen, spürbar. In anderen Staaten wurden ebenfalls rasch hohe Summen in Aussicht gestellt, aber wie diese konkret helfen sollten, war längere Zeit nicht klar. Aus diesem Grund gab es für uns auch keine konkreten Anschauungsbeispiele. Wir waren auf uns selbst gestellt. Was die Task Force, die Verbände und alle Beteiligten in Verwaltung, Wirtschaft sowie Politik in dieser kurzen Zeit geleistet haben, war aussergewöhnlich und bemerkenswert. Die Nachjustierungen des Hilfspakets, eine davon wiederum vom Sonderlandtag beschlossen, sorgten schliesslich dafür, dass dem Grossteil der Unternehmen direkt geholfen werden konnte. Und wo dennoch individuelle Hilfen angezeigt sind und waren, kann auf Gemeindeebene solidarisch unterstützt werden. Inzwischen hat es in Liechtenstein wiederum einige Neuinfektionen gegeben, nachdem über zwei Monate lang niemand positiv auf das Virus getestet worden ist. Auch in den Nachbarländern kommt es immer wieder zu Neuinfektionen. Diese liegen zwar längst nicht bei den Werten von März und April, ganz ausgestanden scheint die Pandemie jedoch nicht zu sein. Wie sehen Ihre wirtschaftlichen Prognosen aus? S T A A T S F EIERTAG 20 20

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Seit acht Jahrzenten begeht Liechtenstein am 15. August seinen Staatsfeiertag. Die Familienhilfe unterstützt und pflegt Tag für Tag Menschen aller Altersstufen, damit sie trotz körperlicher und psychischer Daheim leben Daheim Daheim zu dürfen leben leben –zu dies zu dürfen trotz dürfen –körperlicher dies – dies trotz trotz körperlicher und/oder körperlicher psychischer und/oder und/oder psychischer Einschränkungen psychischer Einschränkungen Einschränkungen – ist das Bedürfnis – ist – ist dasdas Bedürfnis Bedürfnis Einschränkungen so selbstbestimmt wie möglich zu Hause leben können. vieler Menschen. vieler vieler Menschen. UmMenschen. diesen Wunsch UmUm diesen diesen erfüllen Wunsch Wunsch zu können, erfüllen erfüllen zu erbringen zu können, können, wir erbringen erbringen unsere Dienstleistungen wirwir unsere unsere Dienstleistungen Dienstleistungen für Pflege, fürfür Pflege, Pflege,

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Einerseits werden viele Unternehmen und Wirtschaftszweige die Krise noch länger spüren, selbst wenn keine einschneidenden Schutzmassnahmen in Liechtenstein mehr nötig sein sollten. Liechtensteins Wirtschaft ist stark exportorientiert und solange in unseren grossen Absatzmärkten wie beispielsweise den USA keine Normalität einkehrt, wird sich dies an den Absatzzahlen bemerkbar machen. Die BIP-Prognosen des Schweizer Bundesamts für Wirtschaft, des SECO, gehen ja auch von einem deutlichen Rückgang aus – erfreulicherweise jedoch weniger stark als zunächst befürchtet. Andererseits sind Liechtensteins Unternehmen krisenerprobt, diversifiziert und gut aufgestellt. Ich bin mir daher sicher, dass viele von ihnen auch diese Krise meistern und gestärkt aus ihr hervorgehen werden. Ausserdem hat die Regierung in den letzten Wochen und Monaten gezeigt, dass rasch reagiert und unterstützt wird. So hat die Regierung – die Zustimmung des Landtags vorausgesetzt – bereits beschlossen, die Kurzarbeitsentschädigung bis Ende des Jahres auszudehnen. Das Thema dieses Magazins ist die Solidarität. An selbige haben Sie auch im Rahmen der Umsetzung des Mobilitätskonzepts 2030 und im Vorfeld der anstehenden Abstimmung zur S-Bahn Liechtenstein appelliert. Was bedeutet Solidarität in diesem Zusammenhang? Zweierlei: die Solidarität über die Gemeindegrenzen hinweg und auch über die Landesgrenzen. Aber lassen Sie mich ein wenig weiter ausholen. Die Corona-Krise hat uns vieles gelehrt. Eine dieser Erkenntnisse war, wie reibungslos der Verkehr auf Liechtensteins Strassen fliessen kann. Dies gab eine Vorstellung davon, wie es vor vier oder fünf Jahrzehnten war, als Liechtenstein halb so viele Einwohner und vor allem weniger als ein Drittel der heutigen Arbeitsplätze hatte. An der Verkehrsinfrastruktur wurde bis heute praktisch nichts verändert. Das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in Liechtenstein wurde inzwischen jedoch wieder hochgefahren und auf den Strassen zeigt sich das gewohnte Bild: tägliche Staus zu den Spitzenzeiten morgens und abends an den neuralgischen Punkten, stockender Verkehr auf vielen weiteren Streckenabschnitten und Ausweichverkehr durch die Wohnquartiere. Angesichts der Prognosen zur steigenden Einwohnerzahl und vor allem zur Arbeitsplatzentwicklung ist auch in Zukunft mit einer Zunahme der Fahrzeugzahlen um mindestens zwei Prozent pro Jahr zu rechnen. Die Politik ist daher gefordert, dem drohenden Verkehrsinfarkt mit wirksamen Massnahmen entgegenzuwirken und die Voraussetzungen für alle Verkehrsträger vom ÖV auf Strasse und Schiene über das Auto und die S-Bahn bis hin zum Rad- und E-Bike zu verbessern. Dafür muss aber zwingend auch die Infrastruktur künftig mit der Entwicklung des Fahrzeugaufkommens schritthalten. Dazu gehören ein Ausbau der Busspuren wie auch der Schieneninfrastruktur, punktuelle strassenbauliche Massnahmen und neue Entlastungsstrassen. Genau dies ist nach rund 50 Jahren des tatsächlichen Stillstands eines der Ziele des Mobilitätskonzepts 2030. Um nun auf die Frage zurückzukommen: Diese Infrastrukturmassnahmen werden Entlastungen für das ganze Land mit sich bringen. Es liegt dabei auf der Hand, dass manche Massnahmen die einen Gemeinden stärker entlasten und manche die anderen. Das Mobilitätskonzept funktioniert nur als Mix von verschiedenen Massnahmen und somit erhoffe ich mir, dass die Balzner wie die Ruggeller die S-Bahn genauso als Teil der Gesamtlösung sehen wie den Industriezubringer von der Rheinbrücke Vaduz ins Triesner Industriegebiet. Grenzüberschreitend ist es so, dass unsere beiden Nachbarstaaten

Es ist uns als Gesellschaft gelungen, unsere Wirtschaft am Laufen zu halten und uns gleichzeitig auf das zwischenmenschlich Wesentliche zu konzentrieren. in den vergangenen Jahrzehnten, aber auch in der jüngeren Vergangenheit, grosse Summe in den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur investiert haben. Von der Schweizer Autobahn A13 profitiert fast jeder Liechtensteiner und jede Liechtensteinerin. In den Ausbau der Schieneninfrastruktur für den Personennahverkehr haben St. Gallen und auch Vorarlberg in jüngster Zeit mehrere hundert Millionen Franken investiert – und dies mit grossem Erfolg. Lediglich das Verbindungsstück zwischen Feldkirch und Buchs ist noch in einem altertümlichen Zustand. Ich bin überzeugt, dass es unsere Aufgabe ist, uns als Land und als Bevölkerung diesbezüglich solidarisch mit unseren Nachbarn zu zeigen und dass wir ebenfalls unseren Beitrag leisten müssen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Liechtensteins in Bezug auf den Zusammenhalt der Bevölkerung? Selbst wenn es abgedroschen klingen mag: Ich wünsche mir, dass wir die positiven Aspekte der Corona-Pandemie beherzigen und mit in die Zukunft nehmen. Es ist uns als Gesellschaft gelungen, die Arbeit weiterzuführen und unsere Wirtschaft am Laufen zu halten, uns gleichzeitig aber auch auf das zwischenmenschlich Wesentliche zu konzentrieren, Hilfsbereitschaft zu leben, die Zeit mit unseren Liebsten noch mehr zu schätzen und bewusst auf unsere Gesundheit zu achten. Ich hoffe, dass wir unter Einhaltung der auch künftig wichtigen Distanz- und Hygienemassnahmen dieses Lebensgefühl im Wissen, dass Liechtenstein uns alle braucht, bewahren können. S T A A T S F E IERTAG 20 20

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24/7 im Einsatz Die Mitarbeitenden der Familienhilfe Liechtenstein pflegen eine vertrauensvolle Beziehung zu ihren Klienten. Während der Corona-Krise wurde diese aber oft noch enger und die Männer und Frauen der Betreuung sowie der Spitex wurden zu besonders wichtigen Bezugspersonen. «Die Situation war für uns alle neu. Zumindest meine Generation hat noch nie etwas Vergleichbares erlebt», sagt Romy Bautista, bei der Familienhilfe als Betreuerin tätig. In ihrer Arbeit unterstützt und betreut sie Menschen im Alltag während eines kürzeren oder längeren Zeitraums. «Gerade auch im Privatleben haben wir Mitarbeitenden darauf geachtet, uns vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Wir tragen eine grosse Verantwortung, unsere Klienten

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sowie Arbeitskolleginnen und -kollegen nicht anzustecken». Neue Massnahmen wurden zur Selbstverständlichkeit Während viele Menschen der Empfehlung der Regierung folgten und zu Hause blieben oder im Homeoffice arbeiten konnten, gewährleistete die Familienhilfe weiterhin sieben Tage pro Woche über 24 Stunden die Pflege im eigenen Zuhause. «Mit den notwendigen Schutzmassnah-

men konnten wir trotz der Pandemie die Gesundheit unserer Klienten in ihrem Daheim erhalten und fördern sowie die notwendigen Behandlungsmassnahmen durchführen», sagt Willian Hassler von der Spitex. Neben der psychischen Unterstützung während der Krise, führten die Mitarbeitenden der Spitex weiterhin ihre täglichen Einsätze durch. Dazu gehören die Unterstützung bei der Grundpflege, Wundversorgungen, das Vorbereiten von Medikamenten und das Sicherstel-


len der korrekten Einnahme, die Pflege von sterbenden Menschen sowie viele weitere Leistungen, um Spitaleintritte zu vermeiden und den «normalen» Alltag trotz Corona so gut wie möglich aufrecht erhalten zu können. Die Mitarbeitenden der Familienhilfe mussten in kürzester Zeit ausserdem neue Aufgaben erledigen und teilweise erlernen. So galt es, Prozesse und Konzepte anzupassen und ein Schutzkonzept zu erstellen. Die Mitarbeitenden wurden dazu in Schulungen auf die Pflege und Betreuung von Covid-19 infizierten Personen vorbereitet. «Händewaschen, Desinfizieren und Handschuhe bei gewissen körperpflegerischen Tätigkeiten zu tragen, waren für uns bereits vor Corona eine Selbstverständlichkeit. Die Massnahmen wurden in den letzten Wochen aber nochmals verstärkt. Wir tragen immer einen Mund-NasenSchutz bei den Klienten», sagt Romy Bautista. Aber nicht nur im direkten Kontakt mit den Klienten, sondern auch in den Räumlichkeiten der Familienhilfe werden die Schutzmassnahmen eingehalten. So sind nur eine gewisse Anzahl von Mitarbeitenden in den Büros erlaubt und auf Abstand wird besonders geachtet. Regelmässig werden Mitarbeitende der Familienhilfe mittels eines Nasenrachenabstrichs getestet. Willian Hassler ergänzt, dass sich die Mitarbeitenden inzwischen an die Massnahmen gewöhnt haben: «Die Notwendigkeit ist absolut gegeben. Allerdings war es zu Beginn auch gewöhnungsbedürftig, gewisse körperlich anstrengende Tätigkeiten mit der Maske durchzuführen. Zudem erschwert sie die Verständigung, da das Lippenlesen und die Mimik für viele Klienten wichtige Bestandteile der Kommunikation darstellen. Auch für Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung oder einer demenziellen Erkrankung ist die Kommunikation durch die Mund-Nasenmaske erschwert. Daher gilt es, diesen Aspekt bei unserer Pflege- und Betreuungsarbeit besonders zu berücksichtigen.» «Der Zusammenhalt war grossartig» Die Masken waren der sichtbare Teil der Veränderung im Arbeitsleben der Mitarbeitenden der Familienhilfe. Verändert hat sich jedoch auch der Aufgabenbereich. «Für die Menschen einsatzbereit zu sein, zuzuhören und ein Lachen zu schenken, wurde noch mehr geschätzt als sonst

schon. Da einige Klienten keinen oder kaum Besuch erhalten haben, stieg das Bedürfnis nach Gesprächen enorm. Wir wurden zu wertvollen Bezugspersonen. Wir haben auch grosse Dankbarkeit zu spüren bekommen. Jemand hat mir zum Beispiel eine Schokolade geschenkt. ‹Für die Nerven›, war der Kommentar», sagt Romy Bautista und schmunzelt. Auf dem Höhepunkt der Krise waren die Mitarbeitenden rund 12‘800 Stunden pro Monat im Betreuungs- und Pflegeeinsatz. Gespräche, auch mit Angehörigen und Bezugspersonen, gewannen an Bedeutung, genauso wie Beratungen und Entlastungen von pflegenden Angehörigen. «Die Koordination und Planung aller Einsätze erfordert von den Teamleitungen sehr viel Flexibilität. Viele Mitarbeitende waren auch bereit, ihr Arbeitspensum temporär zu erhöhen. Der Zusammenhalt und die Zusammenarbeit innerhalb der Familienhilfe waren und sind wirklich grossartig», sagt Romy Bautista. «Ich habe ganz anderes überlebt» Die Reaktionen der Klienten auf das Virus waren unterschiedlich. «Manche waren aufgrund der Berichterstattung in den internationalen Medien verunsichert und haben sich grosse Sorgen über eine mögliche Ansteckung gemacht. Mit Gesprächen und Aufklärungen konnten wir die Ängste jedoch abbauen. Sie waren meistens sehr erleichtert, als sie erfuhren, dass wir uns wöchentlich testen lassen und wussten, dass wir bei allfälligen Krankheitssymptomen sofort reagieren», sagt Willian Hassler «Die meisten waren aber wirklich nicht ängstlich und haben den Schutzmassnahmen vertraut. Manche haben gesagt: ‹Ich habe ganz andere Sachen erlebt und überlebt. Selbst die Zeit des Zweiten Weltkriegs und die Nachkriegsjahre.› Ab und zu hiess es auch ‹übertreib es nicht und nimm die Maske ab›. Das haben wir natürlich nicht gemacht und denjenigen erklärt, dass es um das Vermeiden von möglichen weiteren Ansteckungen geht. Das haben alle verstanden», sagt Romy Bautista. Die Betreuungsmitarbeiterin verweist ausserdem auf die Herausforderung in der Pflege von Klienten mit Demenzerkrankungen. «Es war nicht immer einfach, ihnen zu erklären, dass und wieso sie das Haus nicht verlassen sollen und sie an die Hygienemassnahmen zu erinnern. Wir

Wir wurden zu wertvollen Bezugspersonen und haben grosse Dankbarkeit zu spüren bekommen. haben uns aber mit kreativen Massnahmen beholfen. Zum Beispiel haben wir Zeichnungen mit Hinweisen angefertigt wie ‹Hände waschen nicht vergessen› oder ‹Bleiben Sie bitte zu Hause. Nach draussen gehen wir für Sie›.» Ein Tablet für die Grosseltern «Natürlich haben unseren Klienten ihre Angehörigen und Freunde gefehlt. Aber viele Familien waren auch kreativ. So haben Kinder ihren Eltern vielfach ein Tablet geschenkt und ihnen gezeigt, wie sie einen Videoanruf annehmen, um ihre Enkel zu sehen. Den regelmässigen, direkten Kontakt mit uns haben die Klientinnen und Klienten in dieser Zeit jedoch sehr geschätzt und er hat sie auch beruhigt. Für sie war es jedoch eine grosse Erleichterung, als die Besuche von Angehörigen und Bekannten wieder möglich waren», sagt Willian Hassler. «Froh über die gelockerten Massnahmen waren alle. Auch wir Mitarbeitenden der Familienhilfe. Denn wir konnten unsere Eltern oder Grosseltern ebenfalls endlich wieder besuchen oder ihnen unsere eigenen Kinder zur Betreuung übergeben. Wobei ich auch diesbezüglich viel Solidarität in den Familien erlebt habe, indem andere Verwandte eingesprungen sind», sagt Romy Bautista. Nun hoffe sie, dass die Bevölkerung weiterhin die nötige Vorsicht walten lasse. «Umso schadloser überstehen wir das Virus.» Willian Hassler ergänzt: «Uns, die wir viel Kontakt zu Klienten haben und im Gesundheitsbereich tätig sind, wird Covid-19 vermutlich noch lange beschäftigen.»

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Wertschätzung für die Helden des Alltags Die Mitglieder des Liechtensteinischen Versicherungsverbandes bringen allen, die sich während der Corona-Krise auf den unterschiedlichsten Gebieten für die Bevölkerung eingesetzt haben, ihre grosse Wertschätzung entgegen. Mit einer landesweiten Aktion haben die Versicherungen ins Bewusstsein gerufen, dass in unserem Land viele Menschen für die Bevölkerung wertvolle Dienste leisten, die kaum wahrgenommen oder als selbstverständlich betrachtet werden. Dabei sind sie es, die das öffentliche Leben auch während der Krise im gewohnten Rahmen am Laufen gehalten haben.

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urch die Abgabe von «DankeTutGut»-Gutscheinen an Personen, die während der Krise einen grossen Einsatz geleistet haben, hat der Liechtensteinische Versicherungsverband gleichzeitig auch die von den behördlichen Massnahmen besonders hart getroffene Gastronomiebetriebe unterstützt und sich mit den unter der Ausnahmesituation leidenden Unternehmen solidarisiert. Helfen und danken Liechtenstein erlebte während der Krise eine grosse Welle der Solidarität auf allen Ebenen der Gesellschaft und über alle Generationen hinweg. Vor diesem Hintergrund ist die Idee des Versicherungsverbands ent-

standen, den vielen Heldinnen und Helden des Alltags zu danken und deren Arbeit zu würdigen. Das Miteinander im Alltag hat viele Gesichter – sei es die Nachbarin, welche die Einkäufe erledigt, der Postbote, die nette Bedienung im Geschäft, die Leute von der Müllabfuhr oder der Schüler, der den Kindern beim Lernen zu Hause hilft. Der Liechtensteinische Versicherungsverband hat die Aktion mit Gutscheinen dazu genutzt, den für die Allgemeinheit tätigen Menschen seine Wertschätzung für ihren wertvollen und unverzichtbaren Einsatz auszudrücken. Dass damit gleichzeitig auch noch einer von der Krise direkt betroffenen Branche geholfen werden konnte, macht die Aktion besonders sympathisch.

Für uns im Einsatz Die Dankeschön-Gutscheine des Versicherungsverbandes erhielten Menschen, die täglich für uns unterwegs sind und für die Öffentlichkeit im Einsatz stehen: die Mitarbeitenden in der Müllentsorgung, die Postboten sowie die Chauffeurinnen und Chauffeure der Linienbusse in Liechtenstein, das Personal im Landesspital. «Sie alle leisten ‒ nicht nur in dieser herausfordernden Zeit ‒ wertvolle Arbeit, wofür wir uns bedanken wollten», erläutert Caroline Voigt, die geschäftsführende Präsidentin des Versicherungsverbands die Motivation zur Durchführung der landesweiten Solidaritätsaktion.

p Caroline Voigt Geschäftsführende Präsidentin des Versicherungsverbands

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Solidaritätsaktion der liechtensteinischen Versicherungen Interview mit Caroline Voigt

Mit über 600 Gutscheinen für einen Restaurantbesuch hat sich der Liechtensteinische Versicherungsverband bei den Mitarbeitern der Müllentsorgung, den Busfahrern und Postboten sowie dem Spitalpersonal für den Einsatz während der Corona-Krise bedankt. «Die vielen positiven Reaktionen auf diese spontane Initiative der Versicherungen haben uns gezeigt, dass die Aktion gut angekommen ist», freut sich die geschäftsführende Präsidentin des Versicherungsverbands Caroline Voigt. Wie erleben Liechtensteins Versicherungen die CoronaPandemie? Caroline Voigt: Die Mitarbeiter unserer Mitgliedsunternehmen und wir von der Geschäftsstelle sind in der glücklichen Lage, unsere Arbeit auch von zu Hause aus erledigen zu können. Uns ist aber natürlich bewusst, dass dies nicht in jeder Branche möglich ist, weshalb wir grossen Respekt vor dem Einsatz derjenigen haben, die trotz Ansteckungsgefahr in der Öffentlichkeit präsent waren. Sie haben auch während der kritischen Wochen, in denen es auch in Liechtenstein Neuansteckungen gab und verschiedene Betriebe schliessen mussten, dafür gesorgt, dass das öffentliche Leben nicht zum Erliegen kam. Daher haben wir uns entschieden, diesen Personen symbolisch mit einem Gutschein unseren Dank und unsere Wertschätzung zu zeigen. Wie ist die Idee für diese Aktion entstanden? Schaut man sich die Historie der Versicherungsbranche an, erkennt man, dass Versicherungen seit jeher für gelebte Solidarität stehen, die gerade in schweren Zeiten wie nach einem Unfall, während einer Krankheit, in der Folge eines Schadensfalls oder in Zeiten einer Krise unentbehrlich ist. Das Coronavirus hat bekanntlich eine solche Krise ausgelöst. Die von der Regierung ergriffenen Massnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19 trafen einige Branchen besonders stark. Die Versicherungsbranche in Liechtenstein ist gut aufgestellt und wollte als Zeichen der Solidarität zusätzlich zur staatlichen Hilfe Betriebe unterstützen, die von den Folgen der Pandemie direkt betroffen waren. Sie haben sich für die Gastronomie entschieden, weshalb? Wir haben uns entschieden, Gutscheine auszugeben, die in Liechtensteiner Gastronomiebetrieben eingelöst werden können. Gerade diese Branche war besonders hart von den Massnahmen und Betriebsschliessungen betroffen.

Nach welchen Kriterien sind die Gutscheine in Liechtenstein verteilt worden? Die Gutscheine gingen an Personen, die aufgrund ihres Berufs nicht im vielbeschworenen Homeoffice arbeiten konnten und die einen wichtigen Beitrag dazu geleistet haben, dass das öffentliche Leben nicht stillsteht und die Grundversorgung gewährleistet bleibt. Darunter befinden sich die Mitarbeiter der Müllentsorgung, die Postboten und die Fahrer der LIEmobil sowie die Mitarbeitenden im Landesspital. Wie ist die Aktion finanziert worden? Unsere Mitgliedsunternehmen haben für diese Ausnahmesituation einen Solidaritätsfonds eingerichtet. Es haben sich auch andere Verbände und Unternehmen aus verschiedenen Branchen aktiv durch Einzahlung in den Solidaritätsfonds an unserer Aktion beteiligt. Ein herzliches Dankeschön geht an alle, die unsere Initiative und somit die Wirtschaft in Liechtenstein unterstützt haben. Welche Rückmeldungen haben Sie erhalten? Es gingen sehr viele und überaus positive Rückmeldungen bei uns ein! Die Wirte als Kleinunternehmer wie auch die Verbände haben sich herzlich bedankt. Sie haben die Solidaritätsaktion sehr geschätzt und freuten sich, dass wir an sie gedacht haben. Es war eine rundum gelungene Aktion, mit der die in Liechtenstein tätigen Versicherungen getreu dem Motto der Initiative «DankeTutGut» ein Zeichen gesetzt haben.

Es war eine rundum gelungene Aktion, mit der die in Liechtenstein tätigen Versicherungen ein Zeichen gesetzt haben.

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«In einer Krise müssen alle zusammenhalten» Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbände vertreten naturgemäss unterschiedliche Interessen. Unter der Corona-Pandemie litten jedoch sowohl die Unternehmer als auch die Angestellten in aussergewöhnlichem Mass, weshalb die Sozialpartner teilweise auch gemeinsame Wege gegangen sind.

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as Coronavirus hat rund zweieinhalb Monate nach seinem Aufkommen in China zum Shutdown in Liechtenstein geführt. Inwiefern war Liechtensteins Wirtschaft auf ein ähnliches Szenario im Rahmen einer Pandemie vorbereitet? Gab es Notfallpläne? Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein (WKL): Die Wirtschaft wurde nach meinem Empfinden auf dem falschen Fuss erwischt bzw. ins kalte Wasser geworfen. Es gab keine wirkliche Vorbereitung oder ein Szenario auf eine eintretende Pandemie. Alle Augen waren in diesem Moment auf unsere Nachbarn in

p Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein (WKL)

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der Schweiz und Österreich gerichtet, was sich im späteren Verlauf auch als richtig bestätigte. Brigitte Haas, Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer (LIHK): Die Mitgliedsunternehmen der LIHK sind auf einen Pandemiefall generell vorbereitet. Das heisst: In den Betrieben sind Pandemieverantwortliche benannt und Pandemiepläne sind vorhanden, um im Pandemiefall die Mitarbeitenden vor Ansteckung zu schützen und den Betrieb aufrechtzuerhalten. Letztmals kamen die Pandemiemassnahmen in den Unternehmen bei der Schweinegrippe vor über zehn Jahren zur Anwendung. Ein Shutdown ist aber nochmals eine andere, bislang ungekannte Stufe im Pandemiefall. In Italien standen das öffentliche und ein grosser Teil des wirtschaftlichen Lebens bereits Ende Februar still und es war zumindest wahrscheinlich, dass Gleiches auch Liechtenstein treffen könnte. Wie haben Industrie und Gewerbe sich darauf vorbereitet? Brigitte Haas: Jedes grössere LIHK-Mitgliedsunternehmen hat sofort eine betriebsinterne Coronavirus-Taskforce eingerichtet, die sich intensiv, teilweise täglich, mit den jeweils neusten Erkenntnissen auseinandersetzte, für das Unternehmen Szenarien entwarf und die Umsetzung vorantrieb. Wichtigstes Ziel war es, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten. Daneben galt es, soweit möglich, den Betrieb aufrechtzuerhalten. Jürgen Nigg: Man spürte die Auswirkungen in Italien unter anderem an den Lieferengpässen sowie an den Reisewarnungen, in-

klusive Reisebeschränkungen im Personenverkehr. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis auch wir betroffen sein werden, was ja dann auch sehr schnell passierte. Seitens der Wirtschaftskammer haben wir uns sodann beim Schweizerischen Gewerbeverband sowie bei der Wirtschaftskammer Österreich schlau gemacht. Gerade in Österreich erlangten wir sehr schnell Vorlagen zu Schutzkonzepten, welche an unsere Verhältnisse angepasst wurden. Rasch wurde aber klar, dass es auch eine Abstimmung mit anderen Verbänden braucht, gerade in Rechtsfragen. Dass mit den Unternehmen auch die Arbeitnehmer betroffen sein würden, war klar. Ab wann und wie hat sich der LANV auf die Auswirkungen der Pandemie und die Betriebsschliessungen vorbereitet? Sigi Langenbahn, geschäftsführender Präsident des Liechtensteinischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerverbands (LANV): Ende Februar führten wir intern die ersten Gespräche, wie sich das Virus auf die Arbeitswelt auswirken könnte. Ab Anfang März nahmen wir erste rechtliche Abklärungen vor. Ab Mitte März, mit den Schulschliessungen, liefen die Telefone heiss bezüglich Quarantäne, Homeoffice und berufstätige Eltern, die keine ausserhäusliche Kinderbetreuung finden konnten bzw. wollten. Die Politik hat bereits früh an die Sozialpartner appelliert, sich solidarisch zu zeigen, um möglichst viele Arbeitsplätze zu retten und den sozialen Frieden zu gewährleisten. Wann kam es zu den ersten coronabedingten Kontakten zwischen den Arbeitgeberverbänden und dem Arbeitnehmerverband und was war der Inhalt der folgenden Absprachen?


Sigi Langenbahn: Als die ersten rechtlichen Fragen bezüglich behördlicher Schliessungen und Quarantäne aufkamen, erarbeiteten die Sozialpartner unabhängig voneinander Merkblätter. Bei wenigen Fragen bestanden unterschiedliche Rechtsmeinungen, weshalb wir zuerst auf die Wirtschaftskammer zugingen. Nach anfänglichem Zögern erarbeiteten wir dann aber schnell ein gemeinsames Merkblatt zu rechtlichen Fragen rund um Corona. Unterschiedliche Rechtsmeinungen führten wir explizit aus und versuchten dabei, über die CoronaMassnahmen der Regierung Lösungen zu finden. Welche Ergebnisse konnten Sie gemeinsam erzielen und wie beurteilen Sie die Kooperation? Jürgen Nigg: Es musste, wie erwähnt, alles sehr schnell gehen. Aufgaben wurden so gut es ging aufgeteilt und danach miteinander abgestimmt. In Grossen und Ganzen kann ich der Zusammenarbeit eine sehr gute Note erteilen. Gerade die langjährige Zusammenarbeit mit der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer zahlte sich in dieser aussergewöhnlichen Zeit aus. Der Austausch zwischen der international ausgerichteten LIHK und der regional ausgerichteten Wirtschaftskammer wurde durch dies aber noch intensiver. Wir führten eine Reihe von Videokonferenzen durch und sind richtiggehend zusammengewachsen. Sigi Langenbahn: Wir haben mittlerweile zwei gemeinsame öffentlich zugängliche Merkblätter zu allgemeinen rechtlichen Fragen und zu den Ferien erstellt. Die Kooperation ist sehr gut und die Sozialpartner wirken auf ihre Mitglieder ein, die CoronaMassnahmen der Regierung angemessen umzusetzen, um Kündigungen zu vermeiden. Aktuell hat der LANV einen ausführlichen Ratgeber zur Kurzarbeit erstellen lassen, den wir auch den Arbeitgeberverbänden zur Verfügung stellen. Brigitte Haas: Der Shutdown hat dazu geführt, dass viele rechtliche Belange unklar waren, vieles davon verbunden mit der Lohnfortzahlung. Deshalb haben – wohl erstmals seit Bestehen – die LIHK, die Wirtschaftskammer und der LANV ein gemeinsames Papier mit Antworten auf rechtliche Fragen erarbeitet, das soeben durch ein weiteres Papier mit Antworten rund um Ferien und Corona ergänzt wurde. In diesen Papieren vertreten wir als Sozialpartner

grösstenteils eine gemeinsame Haltung, gleichzeitig weisen wir auf unterschiedliche Meinungen hin, wo es nötig ist. Das gemeinsame Verständnis darf als Erfolg einer gelebten Sozialpartnerschaft gewertet werden. Neben der Gesundheit der Mitarbeitenden sind der Erhalt der Arbeitsplätze und des sozialen Friedens immens wichtig, gerade in solch schwierigen Zeiten. Was haben Ihre Verbände abgesehen von der institutionsübergreifenden Zusammenarbeit jeweils für ihre Mitglieder und allenfalls Nichtmitglieder getan, um diese in der Krise zu unterstützen? Brigitte Haas: Die LIHK hatte und hat einen intensiven Austausch mit ihren Mitgliedsunternehmen, beispielsweise bezüglich veränderter rechtlicher oder faktischer Rahmenbedingungen. Viele individuelle Fragen der Mitgliedsunternehmen wurde beantwortet bzw. mit unterschiedlichsten Stellen geklärt. Mit verschiedenen LIHK-Fachgruppen fanden wöchentliche Videokonferenzen statt. Durch den steten Austausch mit den zuständigen Ministerien und Amtsstellen konnten in einigen Bereichen Lösungen herbeigeführt werden, die nicht nur den LIHK-Mitgliedsunternehmen, sondern allen Unternehmen und den Arbeitnehmenden im Land dienen. Der Austausch mit den öffentlichen Stellen war und ist konstruktiv, pragmatisch und lösungsorientiert, was wir als LIHK sehr schätzen. Sigi Langenbahn: Neben rechtlichen Abklärungen haben die Beratungen massiv zugenommen, insbesondere jene infolge der Schliessung von KITAs und Schulen. Zusätzlich zu den Mitgliedern haben uns auch sehr viele Nichtmitglieder kontaktiert, die wir in der Krise genauso unterstützt haben. Viele berufstätige Eltern mussten infolge der Schulschliessungen ihre Ferien aufbrauchen, da die Notfallbetreuung der Regierung aus verschiedenen Gründen nicht von allen in Anspruch genommen werden konnte. Da zur Lohnfortzahlung die Rechtsmeinungen auseinander gehen, haben wir eine Petition zur Unterstützung berufstätiger Eltern eingereicht. Doch hierfür zeigte die Regierung kein Verständnis. Wir freuen uns aber, dass viele Arbeitgeber interne Lösungen finden konnten bzw. sich kulant gegenüber berufstätigen Eltern zeigten. Jürgen Nigg: Uns als Wirtschaftskammer war es ebenfalls wichtig, in dieser besonderen Situation auch Nichtmitglieder zu

p Brigitte Haas, Geschäftsführerin der Liechtensteinischen Industrieund Handelskammer (LIHK)

beraten. Dies war natürlich nicht selbstverständlich, aber halt auch ein Zeichen von Solidarität. Unser Beratungspensum ist stark angestiegen und alle im Team der WKL waren zeitlich fast am Limit. Das Team der Wirtschaftskammer erbrachte in dieser Zeit aber eine überdurchschnittliche Leistung zum Wohle aller Unternehmer. Nicht nur durch die persönliche Beratung hinsichtlich der Massnahmenpakete, sondern auch in der sehr schnellen Ausarbeitung von mehreren Schutzkonzepten. Diese wurden allen Betrieben zur Verfügung gestellt und nicht nur unseren Mitgliedern. Dies wurde von uns bewusst so gehandhabt, denn in einer Krise müssen alle zusammenhalten. Auch die kostenlose Ausgabe von Schutzmasken für alle betroffenen Betriebe im Land war und ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Dies wurde nur durch die grosszügige Unterstützung der Hilti Family Foundation ermöglicht. Seitens der Wirtschaftskammer werden wir dem heimischen Gewerbe auch in den kommenden Wochen und Monaten mit aller Kraft mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dafür sind wir da! Wie haben Sie die vielbeschworene und auch oft gelobte Solidarität in Liechtenstein in der Corona-Pandemie erlebt und wie beurteilen Sie die Art und Weise, wie Liechtenstein die Krise bewältigt hat? S T A A T S F E IERTAG 20 20

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Sigi Langenbahn: Wir haben die Solidarität stark gespürt, sei es durch die Nachbarschaftshilfe, die Coronahilfe Liechtenstein oder durch Arbeitgeber, die sich sehr flexibel gezeigt haben in Bezug auf Homeoffice und Kinderbetreuung. Wir haben auch eine sehr hohe Eigenverantwortung bei den Arbeitnehmenden festgestellt, aber natürlich ebenfalls Existenzängste und Sorgen um die eigene Gesundheit. Es gibt jedoch auch gegenläufige Trends wie einzelne Arbeitgeber, welche die Corona-Massnahmen missbrauchen oder ultraliberale Freiheitsfanatiker, die ihre persönlichen Rechte bzw. Interessen über den Gesundheitsschutz ihrer Mitmenschen stellen. Liechtenstein hat die Krise bis jetzt sehr gut gemeistert. Die Regierung hat schnell und grösstenteils richtig gehandelt und kommuniziert. Man darf aber nicht vergessen, dass gewisse Branchen durch den Lockdown oder die anhaltende Krise in anderen Weltregionen noch länger zu kämpfen haben. Auch auf Arbeitnehmerseite haben sich Problemfelder aufgetan. Arbeitnehmende mit Teilzeit- oder Abrufarbeitsverträgen müssen grosse finanzielle Einbussen hinnehmen, da sie von der Kurzarbeit teilweise oder ganz ausgeschlossen wurden. Viele Aushilfsarbeitskräfte haben deshalb auch ihren Job verloren. Die Kurzarbeit ist ebenfalls für viele auf Dauer schwer zu verkraften. Wer schon vorher wenig zum Leben hatte, ist mit den Einbussen durch Kurzarbeit doppelt gestraft. Die Kinderbetreuung war in Bezug auf die Sommerferien problematisch. Aber auch Arbeitnehmende ohne Kinder mussten einen Grossteil ihrer Ferien im Lockdown beziehen. Es bleibt zu hoffen, dass eine zweite Welle ausbleibt, damit wir rasch die Wirkung der einzelnen Massnahmen evaluieren und, wo nötig, verbessern können.

Brigitte Haas: Solidarität ist ein bedeutender Pfeiler unseres gesamten Zusammenlebens und nicht nur in Krisenzeiten wichtig. Gerade in unsicheren Zeiten wie diesen – denn Liechtenstein hat die Krise noch nicht bewältigt – ist ein Zusammenwirken elementar, um Wege aus der Krise zu finden. Dafür wird heute von den politischen Entscheidungsträgern, von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite und von der ganzen Gesellschaft sehr viel getan. Solidarität bedeutet auch, gemeinsam generationenübergreifende Entscheidungen zu treffen und umzusetzen, die für unser Land und unsere Arbeitsplätze mit Blick auf die Zukunft von grosser Bedeutung sind. Ein solcher Entscheid steht in den nächsten Wochen mit der Abstimmung zur S-Bahn an. Ein Ja spricht für die Solidarität innerhalb unseres eigenen Landes, mit unseren inländischen und ausländischen Arbeitskräften und mit unseren Nachbarregionen. Zur Bewältigung der gegenwärtigen Krise war und ist für die LIHK die lösungsorientierte Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft, genauso wie zwischen den Verbänden und Sozialpartnern, herausragend. Gemeinsames Ziel ist es, den Wirtschaftsstandort Liechtenstein zu stärken, Arbeitsplätze zu erhalten und für ein lebenswertes Liechtenstein Sorge zu tragen. Jürgen Nigg: Mit der weiteren Lockerung seit dem 6. Juni 2020 ging die Wirtschaft auch einen weiteren Schritt in Richtung Normalität. Eine Normalität wie vor Corona war und ist jedoch in weiter Ferne. Denn das abrupte Herunterfahren verursachte Umsatzeinbussen, welche nicht mehr ausgeglichen werden können. Die entgangenen Einnahmen in der Gastronomie und im Handel, um nur zwei Branchen zu nennen,

Solidarität ist ein bedeutender Pfeiler unseres gesamten Zusammenlebens und nicht nur in Krisenzeiten wichtig.

p Sigi Langenbahn, Geschäftsführender Präsident des Liechtensteinischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerverbands (LANV)

sind weg und fehlen gänzlich in den Buchhaltungen 2020. Neben all den Massnahmen seitens der Regierung, welche wir sehr begrüssten, entwickelte sich auch eine lang gewünschte Solidarität in der Bevölkerung. Die Wertschätzung war riesengross. Diese Unterstützung hat vielen Betrieben gutgetan. Hoffentlich bleibt es bei dieser Solidarität! Unter dem Schlagwort «zemma» konnte dies auch medial begleitet werden. Innert weniger Tage entstand eine Plattform, um das Gewerbe zu unterstützen und die Bevölkerung auf dessen Situation aufmerksam zu machen. Das schnelle Handeln von Liechtenstein Marketing in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer machte das erst möglich. Durch diese Initiative wurden die Anpassungsfähigkeit und der Ideenreichtum zahlreicher Unternehmen in Liechtenstein beschleunigt. Es entstanden in kürzester Zeit neue Geschäftsmodelle und Lieferwege, wie zum Beispiel Hauslieferdienste und Onlineplattformen. Und nochmals eine positive Wende: Viele dieser Betriebe halten nun an den neuen Verkaufswegen fest und ergänzen so ihre bisherige Geschäftstätigkeit nachhaltig.

Brigitte Haas

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Zemma für Liechtenstein Es war eine Sondersituation, die weite Teile der Wirtschaft und im Besonderen den Handel und das Gewerbe in Liechtenstein vor grosse Herausforderungen stellte: Aufgrund der Ausbreitung des Coronavirus mussten viele Geschäfte und Lokale in Liechtenstein vorübergehend schliessen. Teilweise konnten sie kurzfristig auf Lieferservices oder alternative Zustellungswege umstellen. «Im Land einkaufen war noch nie so wichtig wie jetzt», lautete das Motto der in kürzester Zeit auf die Beine gestellten Plattform «liechtenstein.li/zemma», die von Liechtenstein Marketing gemeinsam mit der Wirtschaftskammer Liechtenstein ins Leben gerufen wurde. Die Idee wurde zu jener Zeit geboren, als das Wirtschaftsministerium über das erste Massnahmenpaket in Zusammenhang mit den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus informierte. Ein grosses Thema war zu diesem Zeitpunkt, dass vorübergehend die Restaurants, Bars und auch die meisten Detailhandelsgeschäfte geschlossen werden mussten.

Heimische Betriebe, die einen Zustellservice oder andere alternative Vertriebswege angeboten hatten, konnten sich dort kostenlos eintragen lassen. Sich mit lokalen Betrieben solidarisch zeigen «Aufgrund der rasanten Entwicklungen rund um das Coronavirus haben viele Kunden die Übersicht verloren, wer welche Dienstleistungen anbietet. Unser Ziel war es, den lokalen Betrieben eine kostenlose Plattform zu geben und sie mit ihren angepassten Dienstleistungen sichtbarer zu machen», führt Michelle Kranz, Geschäftsführerin von Liechtenstein Marketing, aus. Die Plattform sollte nicht nur Betriebe und Konsumenten miteinander vernetzen, sondern auch aufzeigen, was für ein vielfältiges Angebot Liechtenstein zu bieten hat. Es war gleichzeitig ein Aufruf an die Bevölkerung, sich mit lokalen Betrieben solidarisch zu zeigen und die Einkäufe und Online-Bestellungen bei den liechtensteinischen Betrieben und Händlern zu tätigen. Damit erfüllte die Plattform eine wichtige Funktion und brachte in einer Zeit, in der Social Distancing zur neuen Normalität wurde, die Leute auf virtuellem Weg zusammen. Zusammenstehen in einer schwierigen Zeit «Gerade für den Handel und die Gastronomie war die Plattform von Bedeutung», ergänzt Isabell Schädler von der Wirtschaftskammer Liechtenstein, «weil zum Zeitpunkt ihrer Einführung das Ostergeschäft vor der Türe stand, eine Zeit, in der in den Geschäften normalerweise ein wichtiger Teil des Jahresumsatzes generiert wird. Ebenfalls wartete die diesjährige Frühlings- und Sommerkollektion darauf, an den Mann beziehungsweise an die Frau zu kommen.» Auch wenn die Plattform den Ausfall der Geschäfte nicht kompensieren konnte, hat sie diesen aber zumindest etwas abgefedert.

«liechtenstein.li/zemma» Für Liechtenstein Marketing und die Wirtschaftskammer Liechtenstein war das der Startschuss für die Lancierung der Plattform «liechtenstein.li/zemma», um die direkt betroffenen Branchen zu unterstützen. Schon eine Woche später ging das Portal online. Triebfeder war, schnell und unkompliziert einen Beitrag zur Abfederung der herausfordernden Lage zu leisten. Die Plattform gab der Bevölkerung einen landesweiten Überblick über die alternativen Vertriebskanäle der lokalen Gastronomie und der Geschäfte. Das Hauptziel bestand darin, das Liechtensteiner Gewerbe in dieser schwierigen Zeit solidarisch zu unterstützen.

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Schulterschluss mit Liechtenstein Marketing «Wir wollen für unsere Mitglieder da sein und wir sind stolz, dass in so kurzer Zeit durch den Schulterschluss mit Liechtenstein Marketing eine solche Plattform entstehen konnte», so Jürgen Nigg, Geschäftsführer der Wirtschaftskammer Liechtenstein. «Bereits in den ersten Tagen haben sich mehr als 120 Unternehmer, Dienstleister und Gastronomen registriert – und es wurden täglich mehr», so Nigg weiter. Viele Geschäfte hatten ihre Geschäftsmodelle komplett umstellen müssen und boten als Notersatz für die geschlossenen Geschäfte Online-Shops, Zustellservices oder kontaktlose Abholdienstleistungen an, um den Betrieb zumindest teilweise aufrechtzuerhalten.


Zemma: Angebote und Dienstleistungen Die Regierung hat gegen die Verbreitung des Coronavirus in den kritischen Wochen, als die Neuansteckungen deutlich zunahmen, Massnahmen getroffen. Unter anderem sind vorübergehend die Restaurants, Bars und viele Geschäfte geschlossen worden. Zahlreiche Betriebe haben ihr Geschäftsmodell angepasst, um die Bevölkerung weiterhin mit feinem Essen und hilfreichen Produkten zu versorgen. Auf der Plattform «zemma» wurden verschiedene Dienstleistungen angeboten:

«zemma» Lieferdienste / Take Away Zahlreiche einheimische Betriebe lieferten frische Lebensmittel, Produkte des täglichen Bedarfs oder frische Blumen direkt vor die Haustür. Diese Dienstleistungen konnten bei den Anbietern auf der Plattform unkompliziert abgerufen werden.

Zemma-schenka.li Auf der Vermittlungsplattform zemma-schenka.li wurden Gutscheinangebote und Erlebnispakete angeboten. Ziel auch dieser Plattform war es, die heimische Wirtschaft zu unterstützen, indem Anbieter und Kunden auf direktem Weg zusammengeführt wurden. Betrieben wird die Plattform von Liechtenstein Marketing, Partner sind die Wirtschaftskammer Liechtenstein sowie der Liechtensteiner Hotel- und Gastronomieverband. Die Webseite ist weiterhin aktiv. Wer einen Gutschein oder ein Erlebnispaket für einen Geburtstag oder einen anderen Anlass sucht, wird dort weiterhin fündig.

zemma – met Abstand – bewega Bewegung ist wichtig, egal ob zu Hause oder in der Natur, aber immer unter Einhaltung der aktuellen Abstands- und Hygieneregeln. Liechtensteins Sportler gingen unter dem Motto «zemma – met Abstand – bewega» mit gutem Beispiel voran und zeigten, wie man sich in den eigenen vier Wänden oder draussen fit halten kann. Sie animierten die Bevölkerung auf gemeinsame Initiative des Liechtenstein Olympic Committee, des Sportministeriums, der Stabsstelle für Sport, des Amts für Gesundheit und Liechtenstein Marketing, sich zu bewegen und Sport zu treiben.

zemma-träuma

p Kostenlose Plattform «zemma» machte Liechtensteins Betriebe mit ihren angepassten Dienstleistungen sichtbar.

Auf die Beine gestellt worden sind viele Aktionen in Liechtenstein, mit denen zur Solidarität mit den Menschen der Risikogruppen sowie zur Solidarität mit den lokalen Betrieben aufgerufen wurde. Selbst wer in dieser Zeit zuhause bleiben musste, weil er oder sie der Risikogruppe angehörte, erhielt auf der Plattform «zemma» praktische Tipps: «Lassen Sie sich von der Schönheit Liechtensteins inspirieren und träumen Sie von den schönsten Orten und tollsten Erlebnissen ‒ und davon gibt es in unserem Land mehr als genug!»

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Kriegsende und Nachkriegszeit – Konturen einer neuen Ära Vortragsreihe Di. 1.9.20

Liechtenstein bei Kriegsende 1945 Peter Geiger

Di. 22.9.20 Politik und Gesellschaft in Liechtenstein nach 1945 Wilfried Marxer / Fabian Frommelt Di. 29.9.20 Vom Mangel zur Überhitzung – Liechtensteins Wirtschaft in der Nachkriegszeit Andreas Brunhart / Patricia Schiess Zeit: Ort:

jeweils 18.30 bis 20.00 Uhr Vereinshaus Gamprin, Haldenstrasse 86

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«Die Solidarität war enorm» «Freitag, der 13. März, wird dem Schulamt lange in Erinnerung bleiben», sagt Rachel Guerra, die Leiterin der dort angesiedelten Abteilung Pflichtschule und Kindergarten. An diesem Tag wurde bekannt, dass Liechtensteins Schulen geschlossen werden. Was folgte, waren ein organisatorischer Kraftakt und eine vorbildliche Zusammenarbeit auf vielen Ebenen. Einen Pandemieplan in Zusammenhang mit der Influenza, der saisonalen Grippe, kannte Liechtenstein zwar bereits vor dem März 2020. «Insbesondere geht es dabei um die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens in einer Krisensituation. Dazu muss das Hauptaugenmerk entsprechend der Bedrohungslage auf den Gesundheitsdienst gelegt werden», sagt Rachel Guerra, Leiterin der Abteilung Pflichtschule und Kindergarten im Schulamt. Was vom 13. bis zum 16. März auf das Amt, die 22 Liechtensteiner Schulleitungen, die Schüler, Lehrer und Eltern zukam, war dennoch unerwartet. Grösste Herausforderung zum Schluss «Nachdem die Regierung am späten Abend des 13. März, einem Donnerstag, den Beschluss gefasst hatte, die Schulen zu schliessen, blieben nur wenige Stunden Zeit für die Organisation: Schulleiterkonferenz am frühen Freitagmorgen, Informationen und Aufträge an die Schulen, Vorbereitung der Pressekonferenz, Elternschreiben und Einrichtung einer Hotline, die bereits um 10.30 Uhr am selben Tag den Betrieb aufnahm», sagt Rachel Guerra. Das Schulamt war gefordert, den Betrieb aufrechtzuerhalten und sich prioritär sofort auf das Krisenmanagement umzustellen. Dies erforderte die Einrichtung eines Corona-Teilstabs mit der Führung durch die Amtsleitung sowie weitere verantwortliche Arbeitsgruppen für Schulbetrieb und Lagebericht, Kinderbetreuung, Fernunterricht mit digitalen Hilfsmitteln, einem Online-Katalog, der häufige Fragen beantwortete, Hotlinebetrieb, Kommunikation und später dann auch die Task Force Schulöffnung. Der Amtsleiter des Schulamts, Arnold Kind, war von Anfang an im Coronastab der Regierung vertreten, um die Koordination sicherzustellen. «Die Planung und Umsetzung der Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts stellte sich dann als die grösste Herausforderung dar: Einen Betrieb mit über 4500 Schülerinnen und Schülern, 650 Lehrpersonen und 22 Schulen wieder hochzufahren sowie gleichzeitig Schutzkonzepte zu erstellen und umzusetzen, erfordert eine riesige Leistung, die nur dank des ausserordentlichen Engagements vieler Beteiligter, der guten Zusammenarbeit und des grossen Verständnisses für besondere Lösungen möglich war», sagt Rachel Guerra. Ein Schub für die Digitalisierung Im Nachgang der Schulschliessungen hat das Schulamt zur Optimierung des Fernunterrichts und zur allfälligen Verbesserung der Rahmenbedingungen Umfragen bei den Schülerinnen und Schülern, den Eltern sowie Lehrpersonen durchgeführt. «Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass der Fernunterricht – auch wenn keine Vorlaufzeit beziehungsweise Erfahrungswerte im

p Ungekannte Situation Vom 16. März bis zum 8. Juni blieben die öffentlichen und privaten Schulen in Liechtenstein geschlossen. Die Lehrer und Schüler mussten sich mit dem Fernunterricht arrangieren.

Vorfeld vorhanden waren – gut funktioniert hat. Die Rückmeldungen aus der Elternumfrage ergaben zum Beispiel, dass viele Eltern es schätzten, mehr Zeit für die Familie und damit für die Kinder und Jugendlichen zu haben. In diesem Zusammenhang erhielten die Eltern auch einen vertieften Einblick in das Lernverhalten ihrer Kinder», sagt Rachel Guerra. Weiter wurde in der Beantwortung der Umfrage betont, dass das Lernen im Grossen und Ganzen ohne Druck geschehen sei und die Lernzeit frei eingeteilt werden konnte. Schulisches und ausserschulisches Lernen seien gut möglich gewesen. Dadurch sei die Selbständigkeit der Kinder gestärkt worden. Einige Eltern gaben in der Elternumfrage an, dass ein Lernzuwachs insbesondere auch im Umgang mit digitalen Medien, verzeichnet werden konnte. «Das Schulamt ist in enger Zusammenarbeit mit den Schulleitungen nun mit der Aufbereitung der Ergebnisse und möglichen Learnings aus dieser Krise beschäftigt: nicht nur für S T A A T S F EIERTAG 20 20

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eine weitere Welle, sondern auch für den Unterricht und das Lernen im Generellen, insbesondere natürlich mit den neuen digitalen Medien.» Die Lehrpersonen wurden ebenfalls zu ihren Erfahrungen mit dem Fernunterricht befragt. Positiv hervorgehoben haben sie beispielsweise den Zuwachs an IT-Kenntnissen und den Schub für die Digitalisierung, die der Fernunterricht mit sich gebracht haben. «Die Schülerumfrage ergab unter anderem, dass zahlreiche Schülerinnen und Schüler während des Fernunterrichts nach eigener Einschätzung sehr grosse Fortschritte hinsichtlich der Arbeitseinteilung und Selbständigkeit gemacht haben. Sehr viele Schülerinnen und Schüler gaben an, dass das Lernen unabhängig von Raum und Zeit eines der grossen Highlights im Fernlernen war, sie aber vor allem den Kontakt zu den anderen Kindern und Jugendlichen sehr vermisst haben.» Es müsse jedoch auch betont werden, dass die Krise die Schulen hinsichtlich der Digitalisierung zu früh getroffen habe, räumt Rachel Guerra ein: «Das ICT-Projekt mit Netzwerkausbau, WLAN, Notebooks und Tablets befindet sich erst in der Einführungsphase, die Schulen waren am 16. März noch nicht eins zu eins mit mobilen Endgeräten ausgerüstet und hatten diesbezüglich eine zusätzliche Herausforderung in der Organisation des Fernunterrichts. Auch Kompetenzen in der konkreten Anwendung der digitalen Tools müssen erst noch erlernt und vertieft werden.» «Ein gemeinsamer Kraftakt» Was hingegen optimal gespielt und funktioniert habe, seien die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung gewesen, hält Rachel Guerra fest. «Die Solidarität war enorm gross: Nur durch einen gemeinsamen Kraftakt liess sich die Krise so gut bewältigen. Die Solidarität war auf allen Ebenen spürbar. Die Schulen, deren Personal oft auch selber Kinder zu betreuen hatte, haben während der Krise Ausserordentliches geleistet. Die Verantwortlichen haben diese Herausforderung mit viel Fachkompetenz, Kreativität und Empathie bravourös gemeistert, wie direkte Rückmeldungen sowie die Umfrageergebnisse insgesamt auf eindrückliche Weise zeigen.» Unterstützt haben sich auch die Schüler untereinander. Neben dem Angebot der Schülerhilfe, einer durch Schüler selbstorgansierte Hausaufgaben- und Nachhilfe, fanden der Austausch und die Unterstützung untereinander vor allem digital statt. «Und die Lehrpersonen versuchten so gut wie möglich, den Austausch mit den Eltern zu suchen und zu fordern, um sicherzugehen, dass weder das Wohl noch das Lernen des Kindes oder des Jugendlichen beeinträchtigt sind. Für Eltern in sehr schwierigen Situationen wurden auch individuelle Unterstützungsmöglichkeiten seitens des Schulamts organisiert und an den Schulen durchgeführt», sagt Rachel Guerra. «Durch die direkte und offene Kommunikation des Amts und des Bildungsministeriums war Transparenz bei allen Entscheidungen gegeben. Das kam in der Bevölkerung gut an», sagt Rachel Guerra. Zudem wurden alle Entscheidungen immer auch unter Berücksichtigung der Situation in der Schweiz getroffen. «Jede Krise bietet Chancen» Das Schulamt blickt selbstverständlich bereits seit längerem wieder in die Zukunft und versucht dabei, von den Erfahrungen der Schulschliessungen zu profitieren. «Jede Krise bietet auch Chancen»,

Die Schulen haben während der Krise Ausserordentliches geleistet.

sagt Rachel Guerra. «Es ist nun wichtig, sich Zeit zu nehmen, diese positiven Punkte zu erkennen und allenfalls mittels der gewonnenen Erkenntnisse gezielt Themen anzugehen. Dazu braucht es aber auch einen gewissen Abstand zur Krisensituation und Zeit, Neues oder Verbesserungen fundiert anzugehen. Die Digitalisierung hat sicher einen Schub erhalten, ich würde dies als ‹digitalen Mut› bezeichnen.» Das Schulamt werde aus den Erfahrungen auf jeden Fall Nutzen ziehen können. «Die empfohlenen Hygiene- und Distanzmassnahmen behalten ihre Wichtigkeit, um eine zweite Welle zu vermeiden. Die epidemiologische Lage wird über den Sommer von der Task Force Schule laufend beurteilt. Unabhängig davon wurde die Schuljahresplanung aber in bewährter Manier aufgegleist. Parallel dazu werden vom Schulamt jedoch auch verschiedene mögliche Szenarien mit den Schulleitungen diskutiert. Falls diesbezüglich Anpassungen vorzunehmen sind, wird die Öffentlichkeit so schnell wie möglich informiert», sagt Rachel Guerra. Der Spiegel der Gesellschaft Wesentliche Erfahrungen habe das Schulamt nicht zuletzt in der Digitalisierung des Unterrichts gemacht. «Die Umstellung bot und bietet insgesamt auch viele Vorteile. Insbesondere in diesem Bereich gilt es, wichtige Erkenntnisse mitzunehmen und, wo es Sinn ergibt, umzusetzen», sagt Rachel Guerra. Bereits nach den Sommerferien werden die Sekundarschulen – wie bereits zuvor geplant – nach und nach mit den digitalen Endgeräten, also Notebooks beziehungsweise Tablets, ausgestattet. «Dieser Standard von mobilen Geräten über alle Schulen hinweg wird die Organisation bei künftigen ähnlichen Szenarien deutlich einfacher machen.» Verbesserungsbedarf macht das Schulamt aber auch in Bezug auf die Situation der Lehrpersonen aus. Für die Mehrfachbelastungen während des Fernunterrichts müssten ebenfalls Lösungen gefunden werden. Dies betreffe neben Homeoffice und Fernunterricht sowie Homeschooling und der Betreuung eigener Kinder auch die Versorgung gefährdeter Personen in der Familie. «Viele Lehrpersonen befanden sich im Modus einer ständigen Erreichbarkeit, die das Wohlbefinden mitunter beeinträchtigte», sagt Rachel Guerra und zieht folgendes Fazit aus der Pandemie: «Die Schulen sind Teil der Gesellschaft, oft werden sie sogar als ‹Spiegel der Gesellschaft› betitelt. Gerade deshalb wird es auch von zentraler Bedeutung sein, was das Land Liechtenstein und seine Bevölkerung aus dieser Krise machen.» S T A A T S F E IERTAG 20 20

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«Eine Welt ohne Umarmungen wäre für mich unvorstellbar» Als Mesmer in der Theresienkirche in Schaanwald sowie als Italiener mit Wurzeln im Norden und im Süden des Landes erlebt Domenico Albanese die Corona-Pandemie in mehrfacher Hinsicht besonders intensiv. Er macht sich viele Gedanken über die Situation, hofft aber auch, dass die Menschen beidseits der Alpen aus der Krise ihre Lehren ziehen.

W

ann haben Sie sich erstmals gedacht, dass mit dem Aufkommen des Coronavirus etwas Einschneidendes auf die Welt zukommt? Domenico Albanese: Als ich die ersten Nachrichten aus Wuhan gehört habe, habe ich mich zunächst einmal auf Wikipedia über die Stadt informiert. Als ich gesehen habe, dass es sich um eine Millionenmetropole handelt, war einer meiner nächsten Gedanken, dass zwischen China und Italien enge Verbindungen bestehen. Alleine in Mailand leben rund 160'000 Chinesen. Da war mir klar, dass uns etwas Gröberes erwartet und sich der Ausbruch des Virus nicht auf China beschränken wird. Woher aus Italien stammt Ihre Familie? Meine Eltern leben seit 1960 in Goldach. Mein Vater ist 1959 als 17-Jähriger aus Anzano di Puglia, einem sehr kleinen Dorf in Apulien im Süden Italiens, ausgewandert. Meine Mutter, die aus Scampitella in Kampanien stammt, auch ein sehr kleines Dorf im Süden Italiens, kam ein Jahr später nach. Meine Verwandten mütterlicherseits sind auf die Lombardei, die Toskana, das Veneto und die Emilia Romagna verteilt. Leider haben sich einige von ihnen mit diesem schrecklichen Virus infiziert. In Anzano di Puglia hat sich bisher aber noch keiner der 1268 Einwohner angesteckt. Dies ist auch der engagierten Führung des Bürgermeisters zu verdanken, der das Dorf weitgehend abgeriegelt hat, was aus mehreren Gründen notwendig ist: Die Spitäler der Umgebung sind bereits ausgelastet und weit entfernt

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vom Dorf, die meisten Einwohner sind über 65 Jahre alt und gehören der Risikogruppe an, und ganz allgemein ist der Süden Italiens weit weniger entwickelt als der Norden. Wäre die Krankheit im Süden so ausgebrochen wie im Norden, hätten wir bereits ein Vielfaches der Todesopfer zu verzeichnen. Wie ist es für Sie, weit weg von Ihren Verwandten zu sein? Ich fühle mich in meiner Wahlheimat sehr gut aufgehoben und schätze mich glücklich, dass ich in Liechtenstein mit meiner wunderbaren Familie leben und arbeiten darf. Manchmal habe ich schon fast ein schlechtes Gewissen, dass es uns so gut geht, während meine Verwandten wegen des Virus um ihr Leben kämpfen müssen. Aber auch sonst ist das Leben in Italien längst nicht so einfach wie nördlich der Alpen. In Liechtenstein erledigt die Regierung eine derzeit sehr undankbare und schwierige Aufgabe hervorragend. Die politische Führung ist jedoch generell nicht zu vergleichen. Ich möchte nicht anfangen zu politisieren, aber der grosse Politiker und siebenmalige italienische Ministerpräsident Giulio Andreotti hat einmal gesagt: «Italien wäre eigentlich sehr einfach zu regieren, aber man kann den Italiener nicht regieren.» Da ist viel Wahres dran und dafür bezahlt Italien jetzt auch die Zeche. Sie selbst sind in der Schweiz aufgewachsen und haben dort die Matura abgelegt. Inwiefern sind Sie dennoch mit Italien verbunden?


p «Mein Gott, ich liebe dich» Der Schaanwälder Mesmer Domenico Albanese in der leeren Theresienkirche. Deren Namenspatronin, die Heilige Therese von Lisieux, starb 1897 im Alter von 33 Jahren an Tuberkulose. Ihre letzten Worte waren: «Mein Gott, ich liebe dich.»

Ich teile das Schicksal vieler Secondos, dass die Verbindungen zur Heimat und zu den Verwandten dort nicht mehr so eng sind. Mit der Distanz lebt man sich eben auch auseinander. Bei mir war das zum Glück nicht ganz so ausgeprägt. In meiner Kindheit und Jugend habe ich sämtliche Ferien bei meinen Grosseltern in Anzano di Puglia verbracht und später war ich oft dort zu Besuch. Manchmal einfach über das Wochenende, wenn mein Vater Heimweh hatte. Auch während des Studiums in Florenz bin ich Land und Leuten nähergekommen. Meinem Vater habe ich – im Spass wohlgemerkt – über die Jahrzehnte immer wieder vorgeworfen, dass er als Einziger seiner Familie ins Ausland gezogen ist. Wer hätte gedacht, dass dieser Schritt heute, da er auf die 80 zugeht, sein Leben besser schützt, so Gott will. Sie sprechen Gottes Wille an. Als Mesmer sind Sie sicher ein gläubiger Mensch. Wie beeinflusst dies Ihren Umgang mit der Corona-Krise? Zusammen mit Pater Anto hatten wir Mesmer die Massnahmen der Regierung umzusetzen. Öffentliche Messen finden bekanntlich nicht mehr statt, die Taufen sind alle verschoben worden, Hochzeiten standen in jüngster Zeit keine an und die

Beerdigungen finden im engsten Familienkreis statt. Daher war mein erster Gedanke: «Mit Gott sperren wir nun denjenigen aus unserem Leben aus, auf den wir vertrauen und auf den wir bauen sollten.» Paradoxerweise tun wir dies, um Leben zu retten. So ein Zwiespalt lässt sich nur mit innerem Glauben und Gottvertrauen überwinden. Ich bin mir sicher, dass Gott uns nicht verlassen hat. Meiner persönlichen Meinung nach hat er uns jedoch einen riesigen Denkzettel verpasst, der uns wieder zusammenschweissen soll. Aber vermutlich wird sich das Streben nach Profit noch mehr verschärfen, weil viele das Verpasste wieder aufholen wollen. Vielleicht werde ich aber ja auch positiv überrascht. Vielleicht werden die Kirchen nach der Krise wieder voller. Die Theresienkirche jedenfalls wird dann blitzblank geputzt sein. Denn viel mehr als putzen kann ich in der geschlossenen Kirche momentan ja nicht. Auch wenn dieser Teil Ihres Aufgabengebiets weitgehend stillstand, hatten Sie vermutlich noch andere Pflichten als Mesmer, oder? Oh ja, wenigstens machte die Natur keinen Stopp vor dem Virus, weshalb ich mich um die Umgebung der Pfarrkirche und des Friedhofs in Mauren kümmern durfte und

ich gab mein Bestes, um für unsere treuen Kirchgänger da zu sein. Viele von ihnen gehören ja der Bevölkerungsgruppe an, die wir schützen müssen. In der Isolation hatten sie wenig Abwechslung. Einige Spaziergänge und zum Glück die moderne Technik, dank der sie unter anderem die Messen im Fernsehen oder Internet verfolgen konnten. Auch am Telefon waren meine Frau und ich für die Kirchgänger täglich erreichbar. Wir führten viele Gespräche und hörten zu, wie die Gläubigen die Situation erleben und mit ihr umgehen. Diese Gespräche taten auch mir persönlich gut, da es für mich nicht so einfach war, mit der Situation umzugehen. Dabei brach vielleicht auch der Italiener in mir durch, der viel reden und zuhören möchte, der gerne Hände drückt und auch umarmt. Es erfüllt mich mit Angst, dass sich diese Distanz, dieses Aus-dem-WegGehen etablieren könnten. Eine Welt ohne Umarmungen, ohne einen Kuss auf die Wange wäre für mich unvorstellbar und wenig lebenswert. Natürlich waren und sind die ergriffenen Massnahmen richtig und notwendig. Aber wir sind schon so sehr auf Distanz gegangen, dass ich mir Sorgen mache, es könnte so bleiben.

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Als Schülerin in Feldkirch bin ich auf den ÖV angewiesen, und habe hier meine Erfahrungen gemacht. Von Schaanwald aus bin ich mit dem Bus gut bedient, da bis zur HAK der Bus eine eigene Spur hat. Ungern denke ich aber zurück an Bus-Fahrzeiten von über 1 Stunde meines Sozialen Jahres in Sargans. Hier gibt es leider keinen Zughalt mehr in Schaanwald, der mich in 11 Minuten nach Buchs bringen würde, von wo es dann beste Anschlüsse nach Sargans gibt.

JA

zur

S-BAHN !

… JA für unsere Zukunft

Natalina Pisani, Schaanwald

Es besteht Handlungsbedarf. Das Land stösst verkehrstechnisch an seine Grenzen. Das Mobilitätskonzept beinhaltet nicht nur Lösungen für die täglichen Staus, sondern bietet auch attraktive Möglichkeiten, auf das Auto zu verzichten. Doch das Beste daran ist, dass der Klimaschutz gefördert wird. Es ist eine Investition in die Zukunft, in die Zukunft meiner Generation. Es ist an uns allen, das Mobilitätskonzept zu realisieren.

Für mich haben der Umwelt- und Klimaschutz grosse Bedeutung. Es ist daher an der Zeit, dass Liechtenstein sein Verkehrsproblem mit umweltfreundlichen Massnahmen wie einer Förderung des öffentlichen Verkehrs auf Strasse und Schiene löst. Wir Jugendlichen sind es gewohnt, uns mit dem ÖV zu «bewegen», wenn die Verbindungen sehr gut und schnell sind, so wie bei den angrenzenden modernen S-Bahnen in St. Gallen und Vorarlberg. Ein JA zur S-Bahn ist ein JA für unsere Zukunft. Elias Kaiser, Mauren

Ladina Schädler, Eschen

Als Triesenberger bin ich zwar nicht direkt an das S-Bahn-System angebunden. Dennoch ist es auch für mich ein unschätzbarer Vorteil, wenn ich in Trübbach oder Schaan in die Bahn einsteigen kann und somit mit der Region und der Welt verbunden bin. Die S-Bahn Liechtenstein ist für mich daher ein sehr wichtiger Teil des grenzüberschreitenden Netzes. Simon Welte, Triesenberg

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Für mich ist die S-Bahn essenziell für die Entwicklung Liechtensteins. Auch ich als «Oberländer» finde, dass die S-Bahn einen grossen Nutzen bringt. Neben der Reduktion an Verkehr zu Stosszeiten, was zu einer Erhöhung der Lebensqualität im ganzen Land führt, kann durch den Bau der S-Bahn ein massgeblicher Beitrag zu einer positiveren Klimabilanz geleistet werden. Besonders für zukünftige Generationen ist dies wichtig. Florin Konrad, Schaan


Mobilität ist in einer stetig wachsenden Gesellschaft ein essenzielles Thema und erfordert ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Konzept. Aus meiner Sicht ist für viele Liechtensteiner im Moment das eigene Auto die erste Assoziation, wenn sie an Mobilität denken. Damit diesbezüglich ein Umdenken stattfinden kann, braucht es eine fundamentale Verbesserung der Alternativen. Die S-Bahn sehe ich hierbei als einen ersten Schritt in die richtige Richtung. Nicola Kollmann, Ruggell

Ich empfinde die Umsetzung einer S-Bahn Linie als gute Massnahme zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs und als massgeblichen Beitrag für die Umwelt. Für unsere Zukunft ist es wichtig, ein attraktives Verkehrssystem zu schaffen. Parallele Massnahmen zum Bau der S-Bahn sind für mich jedoch zwingend notwendig. Im Speziellen ist die Verkehrsproblematik in Schaan miteinzubeziehen sowie eine Weiterführung der S-Bahn nach Balzers/Trübbach. Sara Hoop, Eschen

Schaan ist der Liechtensteiner Verkehrsknotenpunkt schlechthin. Dies lässt sich auch unschwer an den täglichen Staus im Zentrum sowie am Schleichverkehr in den Wohnquartieren erkennen. Dass die Fahrzeugzahlen noch zunehmen werden, ist ebenfalls kein Geheimnis. Das Mobilitätskonzept 2030 geht das Verkehrsproblem an. Dies freut mich sehr und ich sehe die S-Bahn als wichtigen Baustein dieses Konzepts.

Als Studentin schätze ich gute ÖVAnbindungen sehr, sowohl im Nah- als auch im Fernverkehr. Mit der S-Bahn erhalten wir die sinnvolle Nutzung der bereits vorhandenen Schiene und die Schliessung der Lücke zwischen den beiden S-Bahnen im St. Galler Rheintal und in Vorarlberg. Für die Verbindung des Unter- und Oberlandes setze ich auf ein gut getaktetes und auf den Bahnverkehr abgestimmtes Busnetz. Dies entlastet auch unsere Umwelt, wovon wiederum alle profitieren! Deborah Koller, Ruggell

Wie auch viele andere Triesenberger Einwohner/-innen bin ich oft im Tal unterwegs und daher an einer Lösung des Verkehrsproblems interessiert. Die S-Bahn stellt zusammen mit dem Busverkehr ein nachhaltiges Mobilitätsangebot in unserer Region sicher. Während meiner Studienzeit in Dornbirn hätte ich z.B. davon profitiert. Die S-Bahn ist ein wertvoller Beitrag zur Verbesserung der grenzübergreifenden Verkehrsbelastung. Fabian Schädler, Triesenberg

Alissia Casagrande, Schaan

Die Weichen für das Verkehrssystem in Liechtenstein müssen wir so stellen, dass sich für künftige Generationen eine innovative Mobilitätszukunft entwickeln kann. Es sind alle Verkehrsträger einzubinden, so ist die nahtlose S-BahnVernetzung mit St. Gallen und Vorarlberg genauso wichtig wie Optimierungen im strassengebundenen Verkehr und der Ausbau von Fahrradwegen. Diese Verantwortung müssen wir zur Sicherung unseres Wirtschaftsstandortes und Erhaltung einer gesunden Umwelt wahrnehmen. Simon Heeb, Eschen

www.mobilesliechtenstein.li S T A A T S F E IERTAG 20 20

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«Ich möchte mich herzlich bedanken» Brigitte Hasler aus Gamprin gehört in Bezug auf Covid-19 zur Risikogruppe. Dank nachbarschaftlicher und familieninterner Hilfe sowie eigener Aktivität hat sie die Zeit des Shutdowns und die Einschränkungen in ihrem Leben gut überstanden. Es ist ihr ein besonderes Anliegen, sich bei allen Helfern zu bedanken. «Meine Kinder haben mich selbstverständlich unterstützt und für mich eingekauft, als ich nicht in die Läden gehen durfte. Aber auch die Nachbarschaftshilfe war einzigartig. Meine Nachbarn haben mir angeboten, für mich einzukaufen, sie haben mir den Garten gejätet und den Rasen gemäht. Dafür bin ich sehr dankbar, denn selbst bin ich nicht mehr so beweglich», sagt Brigitte Hasler. Den von der Regierung erlaubten und explizit gewünschten, täglichen Spaziergang hat sie sich aber nicht nehmen lassen. «Selbstverständlich habe ich meine sozialen Kontakte aber eingeschränkt und alles auf Distanz gehandhabt. Vom Virus bin ich verschont geblieben und die Massnahmen der Regierung haben sicher einen grossen Beitrag dazu geleistet. Besonders gefreut habe ich mich auch über die Solidaritätsaktion der Gampriner ‹Buschmönsterle›, die mir und anderen Senioren einen Zopf in wunderschöner Verpackung vorbeigebracht haben. Das war sehr aufmerksam.»

p «Das war sehr aufmerksam» Brigitte Hasler bedankt sich für die Solidarität in Zeiten des Shutdowns und hat diesem Thema ein Kunstwerk gewidmet.

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«Solidarität ein Wert, Solidarität ein Wort» In Zusammenhang mit der Plakatausstellung «Kulturkanal» hat Brigitte Hasler ein Werk mit dem Titel «Solidarität ein Wert, Solidarität ein Wort» eingereicht und es zur Vernissage am 16. Juli auf dem Peter-Kaiser-Platz unter anderem folgendermassen beschrieben: «Gerade in Zeiten wie diesen ist Solidarität unverzichtbar. Solidarisch zu sein, bedeutet, über das Verhältnis zum anderen sich selbst verstehen zu lernen und die eigene Selbstachtung zu kultivieren. Solidarität macht Sinn, weil wir Menschen als soziale Wesen vom Wohlergehen unserer Mitmenschen abhängig sind. Es geht uns selbst gut, wenn es den anderen gut geht. Wohlergehen darf in diesem Zusammenhang nicht auf Konsum beschränkt werden, sondern will die volle Entfaltung der Menschen erfassen. Solidarität – ein viel gebrauchtes, starkes Wort. Die Forderung nach Solidarität nimmt Bezug auf ein Recht auf Hilfe. Allerdings mögen die Empfängerinnen und Empfänger nicht mehr Bittstellerinnen und Bittsteller, sondern mündige, eigenständige Anspruchsberechtigte sein. Es geht nicht darum zu geben, sondern zu teilen und gemeinsam Lösungen zu finden und am grossen Ganzen zu arbeiten.»


«Die Solidarität hat mich bewegt» Zahlreiche Liechtensteiner Unternehmen hatten ab Mitte März unter Betriebsschliessungen zu leiden. Neben finanziellen brachte dies auch menschliche Herausforderungen mit sich. Alexandra Goop, die Wirtin des Restaurants FAGO in Eschen, gibt einen Einblick in ihr Gefühlsleben während dieser Zeit und in den Wochen danach. «Mitten in unseren Fischwochen, am Sonntagnachmittag, dem 15. März, habe ich von zu Hause aus die Pressekonferenz der Regierung verfolgt und so von der behördlichen Betriebsschliessung am drauffolgenden Dienstag erfahren.

als ich gefragt wurde, ob ich einverstanden sei, wenn der LVV das FAGO mit ‹DankeTutGutscheinen› unterstützen würde. Diese Hilfe zu bekommen, ist nicht selbstverständlich. Ein grosses Dankeschön dafür!

Bereits in den beiden Wochen davor hatten wir einen leichten Rückgang der Gästezahl bemerkt. Laufend kamen mehr Stornierungen dazu. So hatten wir unser Fischangebot schon kontinuierlich reduzieren müssen. Die Lage spitzte sich immer weiter zu und wir konnten ahnen, dass etwas auf uns zukommen würde. Aber dass ich meinen Betrieb, mein Herzblut, von einem Tag auf den anderen schliessen muss, das hätte ich mir in den wildesten Albträumen nicht ausgemalt. So hatte ich am Montag, dem letzten Abend, als wir unsere Gäste verabschiedeten, mit den Tränen zu kämpfen.

Mich hat auch die Solidarität in Liechtenstein allgemein bewegt. Wie viele verschiedene Ideen entstanden sind, um einander gegenseitig zu helfen, hat mich sehr positiv überrascht. Mein Eindruck ist im Moment, dass die schwierige Zeit im Ländle uns zusammenschweisst.

Natürlich hatte ich Verständnis für die ergriffenen Schutzmassnahmen und teilte die Sorge um die Gesundheit – unserer Gäste, meiner Mitarbeitenden, aber auch meiner Familie, Freundinnen und Freunde. Die verschiedenen Risikogruppen waren bekannt und auch einige unserer Gäste gehörten dazu. Zu der Sorge um die Gesundheit kam die um mein Restaurant. Auch im Team herrschte Verunsicherung, es standen viele Fragen im Raum. Ich habe immer probiert, positiv in die Zukunft zu blicken und meine Mitarbeitenden zu beruhigen. Stark zu sein, obwohl ich selber nicht richtig wusste, wie es weitergehen sollte. In meinen Kopf spielten sich verschiedenste Szenarien ab. Mit den Hilfspaketen und der Zusicherungen verschiedener Hilfsmassnahmen wie Kurzarbeit hat es die Regierung geschafft, mein Vertrauen zu gewinnen. Die Hilfsmassnahmen sind meines Erachtens gut ausgelegt. Die entsprechenden Amtsstellen bemühten sich bei der Abwicklung sehr und haben bei Unklarheiten engagiert weitergeholfen. Es ist nicht zu unterschätzen, welche Flut von Anfragen sie in dieser aussergewöhnlichen Zeit zu bewältigen hatten. Dafür gebührt den Mitarbeitenden der Amtsstellen grosser Dank. Anfang April bekam ich einen Anruf des Liechtensteinischen Versicherungsverbandes und erfuhr so von der gemeinnützigen Initiative ‹DankeTutGut!›, die der LVV ins Leben gerufen hat. Ich war sehr berührt und auch kurz sprachlos,

Wenn ich zurückblicke auf die vergangenen Monate, bin ich immer noch verblüfft, wie sich in kürzester Zeit alles verändern kann. Auf einmal ist man auf Hilfe angewiesen, von der man nie geglaubt hätte, sie jemals zu brauchen. Die Zeit war hart und das FAGO wird noch länger brauchen, um sich davon zu erholen. Aber wir sind froh, dass wir nun endlich wieder unsere Tische decken, wieder kochen, kreativ denken, unseren Gästen Gutes tun dürfen. Und wer weiss, vielleicht findet ja der eine oder andere neue Gast den Weg in unseren schönen Garten? Wir freuen uns!»

p Alexandra Goop «Wenn ich zurückblicke auf die vergangenen Monate, bin ich immer noch verblüfft, wie sich in kürzester Zeit alles verändern kann.»

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«Die Berichterstattung war und ist grosse Klasse» Die Medien im Printund im elektronischen Bereich waren es, welche Liechtenstein in der Corona-Krise stets auf dem Laufenden gehalten haben. Sie selbst hatten jedoch auch mit einigen Herausforderungen zu kämpfen, wie Peter Rutz, Präsident des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs (LPC) zu berichten weiss. Aber auch sie durften Solidarität erfahren.

W

ie beurteilen Sie die Rolle der Medien während der Corona-Pandemie und wie haben die Liechtensteiner Medien diese Aufgabe erfüllt? Peter Rutz: Als die Regierung am 3. März den ersten Verdachtsfall als positiv bestätigt hat, haben die Liechtensteiner Medien den Fokus auf diese Berichterstattung gelegt, das heisst jeder Bewohner Liechtensteins war – ob durch Print, Radio oder TV – rund um die Uhr jederzeit mit aktuellen Informationen versorgt. Mit welchen Herausforderungen hatten die Medien in Liechtenstein zu kämpfen? In erster Linie waren keine Veranstaltungen mehr, die durchgeführt worden sind, das bedeutete: keine Werbung im Vorfeld, also fehlende Inserate und somit fehlende Einnahmen. Aber auch die gesamte Berichterstattung von solchen und anderen Anlässen war nicht mehr möglich und die Medien mussten die Inhalte für jede Ausgabe mühsam suchen bzw. zum Thema Corona vertiefte Rechercheaufgaben vornehmen, obwohl am Anfang alles mehr oder weniger noch unklar war. Dadurch, dass die Regierung regelmässige Medienorientierungen zur aktuellen Situation durchgeführt hat, war die Seite «Aktuelles» jederzeit gefüllt. Inwiefern hat die Pandemie auch den Presseclub in seiner Arbeit beeinflusst? Die Veranstaltungen im LPC haben wir auf Grund der Veranstaltungsverbote abgesagt, die Mitglieder informiert und darauf hingewiesen, dass den Empfehlungen der Regierung unbedingt Folge geleistet wird. Wir hoffen, dass wir die erste Veranstaltung im Herbst bzw. nach den Sommerferien wieder durchführen können.

Peter Rutz, Präsident des Internationalen Liechtensteiner Presseclubs.

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Allen recht machen können es Journalisten ohnehin nicht. Das war auch in der Corona-Krise der Fall. Welche Rückmeldungen haben Sie von den Journalisten und allenfalls aus der Bevölkerung dazu erhalten?

Die Berichterstattungen in sämtlichen Liechtensteiner Medien war und ist ganz einfach grosse Klasse! Zu jeder Zeit war und ist man auch jetzt noch umfassend informiert und an Tagen, an denen keine aktuellen Informationen zu vermelden waren, wurden die Kanäle für Unterhaltung oder Hintergrundinformationen genutzt. Wir haben somit von allen Seiten nur grosses Lob für die Arbeit unserer heimischen Medien erhalten. Hie und da gab es den Hinweis, dass die Informationen des Schweizer Bundesamts für Gesundheit, des BAG, «… in der Schweiz und dem Fürstentum Liechtenstein» bei neuen Verdachtsfällen verwirrend war, weil die Regierung im Anschluss dann erst die aktuellen Zahlen im Land vermeldet hat. Weiter hat sich bestätigt, dass die breite Diversifizierung der Medien absolut und genau das Richtige bzw. Passende für Liechtenstein ist. Aber auch die Medien haben sich intern bewiesen, dass sie flexibel sind und auch sein müssen. Ich denke beispielsweise an News-Sitzungen via Skype, Einführung Homeoffice etc. Wie haben Sie die Solidarität mit den Medienunternehmen und damit mit den in Ihrem Verein organisierten Journalisten erlebt? Die Regierung hat neben der sofortigen Unterstützung der Betriebe in Liechtenstein auch die Kultur und die Medien nicht vergessen. So wurden die fehlenden Einnahmen durch Inserate ein wenig aufgefangen. Die Regierung hat dann auch beschlossen, dass LiechtensteinMarketing seine Tätigkeiten vor allem in Liechtenstein ansiedelt, was nochmals für einige Einnahmen gesorgt hat. Mit der Solidaritätskundgebung von verschiedenen Organisationen und Vereinen, aber auch durch die Regierung, zum Beispiel die Kampagne #HebenSorg, wurden nochmals zusätzliche Inserate, Filmaufnahmen und Spots ermöglicht. Aber leider sind trotz all der Unterstützung diverse Kurzarbeitsanträge – auch von den Liechtensteiner Medien – zu vermelden.


«Unsere Wirtschaft funktioniert ohne Grenzgänger nicht» Die «Stiftung Zukunft.li» beschäftigt sich als Denkfabrik mit Themen aus der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik, die für die nachhaltige Entwicklung und die Zukunftssicherung Liechtensteins relevant sind. Geschäftsführer Thomas Lorenz gibt einen Einblick, wie die Corona-Krise die Arbeits- und Lebenswelt künftig beeinflussen könnte und wie solidarisches Handeln zur Lösung der Herausforderungen in der Betreuung alter Menschen beitragen könnte.

I

nwiefern haben das Coronavirus und seine Folgen die Arbeit bei der Stiftung Zukunft.li beeinflusst? Thomas Lorenz: Wir haben uns in der Kommunikation stark zurückgenommen, da das öffentliche Interesse verständlicherweise nicht bei den von uns untersuchten Themen lag. Auch einige Veranstaltungen haben wir abgesagt. Unsere Projekte sind aber langfristig ausgerichtet. Daher hat die Pandemie die diesbezügliche Arbeit nicht beeinflusst. Heisst das, dass Sie auch keine Studien speziell zu den Auswirkungen des Virus erstellt haben? Stiftungsratspräsident Peter Eisenhut hat als Ökonom einzelne Aspekte der wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona bewertet und einige Artikel publiziert, die auf unserer Webseite einsehbar sind. Eigene Studien haben wir aber nicht verfasst, unter anderem da in Liechtenstein aufgrund der Kleinheit auch keine ausreichende Datenlage vorhanden ist. Mittelbar mit Corona zusammen hängt aber ein Projekt über die Arbeit im Homeoffice, dessen Resultat wir voraussichtlich im September vorstellen werden. Dabei geht es nicht um eine Bewertung, ob die Arbeit von zu Hause aus gut oder schlecht ist. Aber da sozusagen ein grosser Homeoffice-Feldversuch hinter uns liegt, bleiben wir am Thema dran und haben eine Umfrage bei 125 Liechtensteiner Unternehmen durchgeführt, die rund 14'000 Mitarbeiter beschäftigen. Eine Einschränkung, die dazu führt, dass die Büroarbeit zu Hause vorläufig nicht flächendeckend die Regel wird, liegt aber in der gesetzlichen Regulierung: Wer als Grenzgänger mehr als 25 Prozent seiner Arbeitszeit im Homeoffice verbringt, muss im Wohnsitzland sozialversichert werden. Mit entsprechendem Aufwand. Das ist ein Aspekt, den wir in der Studie thematisieren, weil diese Regelung für Liechtenstein mit seiner hohen Anzahl ausländischer Arbeitnehmer besonders relevant ist. Wir sollten Lösungen finden, damit durch Regulierung die Entwicklungen am Arbeitsmarkt nicht gehemmt und Liechtensteiner Unternehmen am Arbeitsmarkt nicht benachteiligt werden. Demnach wird das Virus die Arbeitswelt in Zukunft verändern? Die von uns befragten Unternehmen sagen ganz klar, dass sie die Arbeit im Homeoffice fördern wollen. Dabei geht es nicht darum,

Wir sollten Lösungen finden, damit durch Regulierung die Entwicklungen am Arbeitsmarkt nicht gehemmt und Liechtensteiner Unternehmen am Arbeitsmarkt nicht benachteiligt werden. S T A A T S F EIERTAG 20 20

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In der Gesellschaft hat während dieser Zeit nach meinem Empfinden die Solidarität gespielt.

nur noch zuhause zu arbeiten, vielmehr dürfte die Flexibilität steigen und sich eine Kombination von Arbeiten vor Ort und im Homeoffice etablieren. Natürlich gibt es je nach Branche Unterschiede. Wenn wir aber ein paar Monate zurückdenken, war Homeoffice vor Corona in vielen Branchen von geringer Bedeutung. Schon die Fragen der Datensicherheit galten als teilweise unüberwindbares Hindernis. Inzwischen hat sich aber gezeigt, dass es sich um ein lösbares Problem handelt. Andere Vorteile wie die Reduktion des Berufsverkehrs und die gewonnene Zeit durch den Wegfall des Arbeitswegs liegen auf der Hand. Es hat sich aber auch gezeigt, dass selbst die Produktivität der Mitarbeiter im Homeoffice höher eingeschätzt wird, was doch überrascht. Wie nachhaltig die Veränderungen tatsächlich sein werden, sehen wir jedoch erst in einigen Jahren. Das Thema dieses Magazin lautet Solidarität. Diesbezüglich geht die Aktion Zeitpolster neue Wege. Sie gründet auf einer Anregung der Stiftung Zukunft.li. Welche Gedanken lagen dem zugrunde? Ich muss ein wenig weiter ausholen, um diese Frage zu beantworten: 2017 haben wir uns in einer Studie mit der zukünftigen Finanzierung der Alterspflege beschäftigt. Die Kurve der demographischen Entwicklung zeigt bekanntlich steil nach oben. Bei einer etwa gleichbleibenden Anzahl Menschen unter 65 wird sich die Anzahl der über 80-Jährigen in den kommenden 20 bis 30 Jahren verdreifachen. Damit werden Pflege und Betreuung auch zu einer personellen Herausforderung – sowohl die professionelle ambulante und stationäre Pflege als auch jene in anderen Formen und Ausprägungen. Gleichzeitig reduziert sich das Potenzial der Betreuung zu Hause immer stärker. Die familialen Strukturen verändern sich. Die künftigen Senioren haben weniger Kinder als die früheren und diese leben zum Teil auch noch weiter verstreut statt in der Nachbarschaft oder in der Region. Ausserdem sind Frauen immer häufiger erwerbstätig. Daher haben wir nach anderen Formen der Betreuung gesucht. Die Idee hinter Zeitpolster lässt sich unter einem Motto der Aktion zusammenfassen: «Heute helfe ich. Morgen wird mir geholfen.» Aktive Personen, Senioren wie auch jüngere Personen, können für Hilfsbedürftige einkaufen, mit ihnen spazieren gehen, ihnen bei Computerproblemen helfen und vieles mehr. Die geleisteten Stunden werden auf einem Konto angespart und können bei späterer eigener Hilfsbedürftigkeit bezogen werden. Die Idee ist nicht neu. Solche Systeme funktionieren in der Schweiz bereits sehr gut und in Österreich laufen sie erfolgreich an. Warum soll es also in Liechtenstein nicht klappen?

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Mittlerweile ist Zeitpolster angelaufen und der Vorstand hat zuständige Ansprechpersonen in jeder Gemeinde gefunden. Wie beurteilen Sie die bisherige Entwicklung der Idee? Wir wissen von der österreichischen Partnerorganisation, die auch in die Projektplanung eingebunden war, dass die Implementierung in der Bevölkerung Zeit braucht. Derzeit haben sich bereits rund 30 Helfer gemeldet. Die Nachfragen kommen bis jetzt aber noch eher tröpfelnd herein. Die Erfahrung in Österreich ist, dass man zuerst zu viele freiwillige Helferinnen und Helfer hat und sich das nach einigen Monaten ändert. Zeitpolster.li arbeitet nun daran, die Angebote in der Breite bekannt zu machen. Da geplante Promotionsanlässe wie die LIHGA und die Altersmesse in diesem Jahr nicht stattfinden können, suchen Geschäftsleitung und Vorstand von Zeitpolster nach anderen Kanälen. Auch bezüglich des Erfolgs von Zeitpolster werden wir in zwei bis drei Jahren mehr wissen. Das Hauptprojektrisiko sahen wir schon am Anfang des Projekts darin, dass wir nicht abschätzen können, wie die ältere Bevölkerung in Liechtensteiner das Angebot annehmen wird. Wenn wir es aber nicht versuchen, werden wir nie herausfinden, ob das Modell auch in Liechtenstein funktioniert. Wie haben Sie die vielbeschworene Solidarität während des Shutdowns erlebt? Ganz konkret in der Familie. Unsere Tochter ist für die Grosseltern einkaufen gegangen, unser Sohn hat bei der Gemeinde geholfen, die Coronahilfe zu koordinieren. Allgemein habe ich in meinem Umfeld gesehen, dass grosses Engagement und grosse Hilfsbereitschaft vorhanden waren. In der Gesellschaft hat während dieser Zeit nach meinem Empfinden die Solidarität gespielt. Wird uns die Solidarität erhalten bleiben? Wichtig finde ich, dass es uns als Gesellschaft gelungen ist, in der Krise zusammenzuhalten. Das zeichnet uns aus. Derzeit sind Hilfestellungen nicht mehr im gleichen Ausmass notwendig, denn die meisten Senioren sind ja froh, einkaufen zu gehen, Erledigungen zu machen, kurz gesagt Gesellschaft zu haben. Möglicherweise hat das Ganze jedoch auch der Aktion Zeitpolster gutgetan. Ich könnte mir vorstellen und hoffe, dass viele Einwohnerinnen und Einwohner dafür sensibilisiert worden sind, wie es sein könnte, einmal selbst und längere Zeit auf Hilfe angewiesen zu sein. Bei anderen ist vielleicht die Hemmschwelle gesunken, Hilfe anzunehmen. Die Stiftung Zukunft.li hat sich auch bereits mit Raumplanungsfragen und damit zusammenhängend mit der Verkehrsplanung beschäftigt. Gerade im Strassenverkehr hat die CoronaKrise gezeigt, wie schnell man zu den eigentlichen Stosszeiten von A nach B kommen könnte. Die Regierung hat sich beider Themen bereits vor dem Ausbruch des Virus angenommen. Wie beurteilen Sie das Raumkonzept und das Mobilitätskonzept 2030? Was die landesweite Raumplanung betrifft, hat sich in den vergangenen 20 Jahren praktisch nichts getan. Das Raumkonzept bringt wesentliche Aspekte, zwar auf hoher Flughöhe, aber doch wieder in den Fokus. Einen Schub gibt auch das Mobilitätskonzept. Diesbezüglich darf man die Politik auch mal loben. Un-


Thomas Lorenz: «Dass es uns als Gesellschaft gelungen ist, in der Krise zusammenzuhalten, zeichnet uns aus.»

abhängig davon, ob man zu einzelnen Massnahmen gleicher Meinung ist, haben sich Regierung und Landtag den Herausforderungen der zukünftigen Mobilität und Lösungen aufgezeigt. Gleichzeitig ist sie nun aber auch gefordert, dass entsprechende Massnahmen auch umgesetzt werden. Das Wirtschaftswachstum ist in Liechtenstein vor allem im baulichen Bereich und in der Zunahme des Verkehrs spürbar. Letzteres ist ein negativer Effekt des Wachstums. Ich nehme gerne die Herbstferien als Beispiel. Dann haben wir in Liechtenstein ein um rund 20 Prozent geringeres Verkehrsaufkommen. Die Fahrzeuge rollen. Eine solche Reduktion um 20 Prozent wäre nötig, um den öffentlichen Verkehr auf der Strasse attraktiv zu gestalten und für Autofahrer zu einer valablen Alternative zu machen. Einfach gesagt muss die Anzahl der Autos auf den Strassen reduziert werden, damit der öffentliche Verkehr seinen Takt einhalten kann. Auf dem Weg dorthin gibt es verschiedene Massnahmen. Die S-Bahn als Grobzubringer ist im Gesamtkontext sicherlich eine davon, je nach Entwicklung wird auch Homeoffice das Verkehrsvolumen beeinflussen. Aus unserer Sicht braucht es eine Kombination von ÖV-Ausbau und Verhaltensänderung und deshalb sollten auch ökonomische Anreize gesetzt werden. Aus diesem Grund haben wir ein Road-Pricing-System in die Diskussion gebracht, welches gemäss unseren

Abklärungen ergänzend zu einem starken ÖV einen wesentlichen Beitrag zur Problemlösung leisten könnte. Was wünschen Sie sich, sollte Liechtenstein aus der Corona-Krise mit in die Zukunft nehmen? Rückblickend haben sich für Liechtenstein in der Krise schon einzelne spezielle Aspekte deutlich gezeigt. Zum einen scheint die Wirtschaftsstruktur mit einerseits einer starken Exportwirtschaft und andererseits einem potenten Finanzdienstleistungssektor einmal mehr ein Vorteil zu sein, weil die beiden Sektoren unterschiedlich von der Krise betroffen waren und bis jetzt sind. Andererseits hat sich aber auch gnadenlos offenbart, wie stark unsere Wirtschaft – und damit direkt zusammenhängend unser Wohlstand – auch vom Zugang auf den ausländischen Arbeitsmarkt abhängt. Oder kurz gesagt: Unsere Wirtschaft funktioniert ohne die hohe Anzahl von Grenzgängerinnen und Grenzgängern nicht, ausser wir ändern unsere Niederlassungspolitik. Die einerseits regionale und andererseits globale Vernetzung haben uns also dorthin gebracht, wo wir heute stehen; sie machen den Kleinstaat aber auch überproportional verletzlich und abhängig. Um auf Ihre Frage einzugehen: Ich hoffe, dass die Krisenerfahrung diesen Aspekt wieder einmal ins Bewusstsein der liechtensteinischen Bevölkerung rückt. S T A A T S F E IERTAG 20 20

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Mangelhafte medizinische Versorgung bis ins 20. Jahrhundert In Liechtenstein als ärmlichem, bäuerlich geprägtem Land stand die Bevölkerung Krankheiten lange Zeit rat- und weitgehend schutzlos gegenüber. Insbesondere die Pest immer wieder und die Spanische Grippe grassierten als Pandemien und damit auch in Liechtenstein. Die Massnahmen gegen die Pest waren dabei eher kontraproduktiv während die Spanische Grippe bereits ähnlich wie das Coronavirus eingedämmt wurde.

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D

as Gesundheitswesen in Liechtenstein war bis ins 19. Jahrhundert wenig entwickelt. Es fehlten studierte Ärzte, ausgebildete Hebammen, Apotheken und ein Krankenhaus. Aufgrund der geringen naturwissenschaftlichen und medizinischen Kenntnisse der Bevölkerung spielten im Umgang mit Krankheit neben eigentlichen medizinischen Behandlungen auch Religion und Aberglaube eine wichtige Rolle, wie im Historischen Lexikon des Fürstentums Liechtenstein nachzulesen ist. Besonders verheerend war die in ganz Europa auftretende, in Liechtenstein ab der Mitte des 14. Jahrhunderts und letztmals 1689 grassierende, Pest. Ihre Übertragung auf den Menschen erfolgt durch auf Ratten lebende Flöhe. In Liechtenstein blieb keine Gemeinde unberührt. Pestjahre waren unter anderem 1314/15, 1348/49, 1362, 1383, 1386, 1622, 1629 mit allein in Bendern 60 Toten, 1639 und schliesslich 1689. Gegenmassnahmen nutzlos bis kontraproduktiv Die Pest führte zu Entvölkerung und zum Niedergang des Wirtschaftslebens. Teuerung, Hungersnöte, verödete Güter und Auswanderung waren einige der Folgen. Es gab kaum wirksame Mittel gegen die Krankheit. Oft suchte die Bevölkerung ihr Heil in der Flucht an höher gelegene Orte wie Planken oder Triesenberg. Graf Heinrich V. von Werdenberg-Vaduz verlegte 1383 wegen der Pest seinen Haushalt nach Chur. Da die Seuche als Strafe Gottes angesehen wurde, verboten

die Landsbräuche gesetzlich das Fluchen, Spielen und Tanzen. Auch setzten die Bevölkerung und der Klerus auf geistliche Mittel wie Wallfahrten, Prozessionen, Andachten, Bettage und Pestgebete, die aber teilweise kontraproduktiv wirkten, da sie den Kontakt mit Infizierten förderten. Medizinische Massnahmen wie Isolierung der Kranken, Ausräuchern der Krankenzimmer oder Schutzkleidung für die Ärzte blieben ohne grosse Wirkung. Beliebt als Heilmittel gegen die Pest waren im 17. Jahrhundert Besuche des Bades Vogelsang bei Triesen. Schliesslich suchte man durch rasche Beseitigung der Toten in mit Bildstöcken, den «Pestkappile», gekennzeichneten Massengräbern die Ansteckungsgefahr zu mindern. Seit dem späten 17. Jahrhundert führten seuchenhygienische Massnahmen wie die Quarantäne infizierter Orte und Pestzeugnisse zu einem allmählichen Rückgang der Pest in Europa. Typhus, Tuberkulose, Pocken … Als weitere häufige Todesursachen finden sich in ärztlichen Untersuchungsbefunden und in den Totenbüchern der Pfarreien Hinweise auf Typhus, Pocken, Rote Ruhr, Cholera, Diphtherie, Masern, Scharlach, Keuchhusten sowie das sogenannte Fraisen, also Fieberkrämpfe bei Kleinkindern. Gegen die meisten dieser Krankheiten gab es lange Zeit keine wirksamen medizinischen Massnahmen. Besonders viele Opfer forderten Seuchen, wenn die Bevölkerung durch Hunger geschwächt war, zum Beispiel nach Missernten oder in Kriegszeiten, so etwa im Dreissigjährigen Krieg (1618 bis 1648) und in den Koalitionskriegen (1792 bis 1809).


p Das erste Landesspital Bürgerheim und Krankenhaus in Vaduz im Jahre 1891.

Im August 1803 starben während einer Milzbrandepidemie im Unterland Menschen und Tiere. 1801 und 1870 bis 1874 grassierten Typhusepidemien in Liechtenstein. Während der Letzteren erkrankten allein in Triesen 200 Menschen. Völlig erloschen sind dank der vom Arzt Gebhard Schädler 1812 durchgesetzten obligatorischen und bis zu ihrer weltweiten Ausrottung 1980 durchgeführten Schutzimpfung hingegen die Pocken, eine der gefährlichsten Seuchen besonders des 18. Jahrhunderts, die in Liechtenstein letztmals 1885 ausbrach und zwei Todesopfer forderte. Die bis Ende des 19. Jahrhunderts im Rheintal verkommende Malaria ist unter anderem aufgrund der fortschreitenden Flussregulierung und der Bodendrainage sowie verbesserter Hygiene völlig erloschen.

körperliche Schwächung und mangelnde Hygiene, die Ausbreitung der Tuberkulose gefördert. Spanische Grippe rafft junge Männer hin Die Spanische Grippe forderte weltweit in mehreren Wellen zwischen 1918 und 1920 25 bis 50 Millionen Menschenleben. Allein in der Schweiz starben 1918 etwa 25‘000 Personen. Am häufigsten betroffen waren, im Gegensatz zur Coronavirus-Pandemie, junge, kräftige Männer im Alter von 20 bis 40 Jahren. Auch Liechtenstein blieb nicht von der Krankheit verschont.

Die alljährlich wiederkehrende Grippe war den Menschen zwar vertraut, ohne dass sie damals wussten, dass ein Virus dafür verantwortlich ist. Doch 1918 war alles anders. Die Spanische Grippe hat die Schweiz und auch Die in der ersten Liechtenstein mit nie Hälfte des 19. Jahrgekannter Heftigkeit hunderts häufigste erfasst. Nachdem sie Todesursache in Liechim Ersten Weltkrieg vertenstein, die Tuberkulose, mutlich durch US-Soldaten im Frühjahr 1918 nach ging bis Mitte 20. Jahrhundert unter anderem aufgrund Europa eingeschleppt worden der Verbesserung der war, ist die Seuche Ende Dr. med. Gebhard Schädler ökonomischen Situation Juni, Anfang Juli auch der Bevölkerung sowie in der Schweiz ausgebrochen. Sie kam in zwei Wellen über hygienischer Massnahmen stark zurück. die Westschweizer Kantone, erfasste das Wie bei anderen Mangelkrankheiten hatten Mittelland, die Ostschweiz, Vorarlberg und ungenügende Lebensverhältnisse, vor allem durch Unterernährung hervorgerufene auch Liechtenstein.

Zunächst beschwichtigende Stellungnahme Wie Historiker Rupert Quaderer schreibt, seien in Liechtenstein erste Meldungen über die Spanische Grippe Ende Juli 1918 aufgetreten. Am 24. Juli habe die Ortsvorstehung Balzers bei der Regierung angezeigt, dass ein Mädchen die Grippe von «Guscha» eingeschleppt habe. Die Grippe sei – so der damalige Balzner Vorsteher – bei den Soldaten auf der Luziensteig stark aufgetreten, und er vermute, dass die Balzner beim Heuen auf bündnerischem Gebiet mit den Leuten des Grenzkommandos in Berührung gekommen seien. Auch in Buchs und Sevelen habe die Grippe grassiert, berichtete zwei Tage später das «Liechtensteiner Volksblatt». Landesphysikus Felix Batliner hat kurz darauf eine Verlautbarung abgegeben, in welcher er die Auffassung vertrat, dass sich wegen der Grippe «eingreifende Massnahmen der Seuchenbekämpfung» nicht rechtfertigen liessen und verwies auf andere Länder, die auch keine allgemeinen ernstlichen Einschränkungsversuche unternehmen würden. Die Spanische Grippe war nach Batliner als «eine nicht schwere Erkrankung» anzusehen. Nur wenn Komplikationen dazukämen oder bei «geschwächten Individuen» könne sie «zu einem schlimmen Ende führen». Der Landesphysikus hat diese beschwichtigenden und beruhigenden Stellungnahmen wohl auch deshalb abgegeben, weil er Panikreaktionen vermeiden wollte. Er lehnte sich in dieser Frage an die Bundesbehörden in der Schweiz an, welche in Zirkularen an S T A A T S F EIERTAG 20 20

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die Kantone vorerst ebenfalls von einem «ziemlich gutartigen Charakter» der Grippe sprachen. Die Regierung hielt jedoch zumindest in einem Rundschreiben an die Ortsvorstehungen fest, dass die Grippe bei der Zivilbevölkerung des Rheintals verstärkt auftrete. Sie empfahl deshalb, den Verkehr mit der Schweiz möglichst einzuschränken. Landesverweser Imhof war aber der Ansicht, dass «das Auftreten der Lungenpest im Rheintale» eine Grenzsperre nicht erforderlich mache. Nach seinen Informationen lagen nur vereinzelte Fälle von Lungenentzündungen vor, ein «Pestbazillus» sei nirgends nachgewiesen worden. Kurz darauf berichtete das «Liechtensteiner Volksblatt» von «beunruhigenden Gerüchten über das Auftreten der Lungenpest im Rheintal» und von vorübergehenden Einschränkungen im Grenzverkehr zwischen Vorarlberg und der Schweiz, beziehungsweise Liechtenstein. Die Regierung beruhigte hingegen mit der Information, dass es in der Schweiz keine Lungenpest gebe, sondern nur schwere Fälle von Grippe. Massnahmen gleichen den heutigen Die Regierung wies die Gemeindebehörden wenig später an, alle 14 Tage schriftlich über die Grippefälle im jeweiligen Dorf zu berichten. Im ersten Bericht, der am 15. September zu erstellen war, meldete Landesphysikus Batliner, dass etwa 40 «Parteien» wegen Grippe in Behandlung stünden, drei der Fälle bezeichnete er als schwer. Die Tabelle unten zeigt, dass die Grippeerkrankungen in einzelnen Gemeinden im

Schaaner Pestkappile aus dem Jahr 1740.

Oktober sprunghaft in die Höhe stiegen. Zeitgleich gab es Meldungen über einen abrupten Anstieg der Grippe in Vorarlberg. Die Regierung musste nun handeln und erliess eine Verordnung «betreffend Massnahmen gegen die Grippe». Die Abhaltung von Versammlungen, die Veranstaltung «öffentlicher Produktionen» und grössere «gesellige Zusammenkünfte» wurden untersagt. Auch verbot die Regierung «Fernerstehenden» das Betreten der Wohnungen von Erkrankten und Ansammlungen im Trauerhaus einer an Grippe verstorbenen Person. Auch wurde das Abhalten von Betstunden in Privathäusern bei Todesfällen verboten. Schulkinder, in deren Familien Grippefälle auftraten, wurden vom Unterricht ausgeschlossen.

Spanische Grippe 1918 (Infektionen) Gemeinde Vaduz Triesen Balzers Triesenberg Schaan Planken Eschen Mauren Gamprin Ruggell Schellenberg

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1.9.–15.9. 3 6 25 - 1 - 1 1 - - 10

16.9.–30.9. 6 - 12 - - - - 25 - - -

1.10.–15.10 46 Familien 36 Häuser (ca. 100 Personen) 147 Verdacht, keine Anzeigen «fortwährend am Steigen» 1 1 53 -

Triesen am härtesten getroffen Der Triesner Vorsteher teilte der Regierung Ende Oktober mit, dass sich die Grippekrankheit «eher verschlimmert» habe und sich in jedem zweiten Haus in Triesen ein Patient oder mehrere Patienten befänden. Nach Aussage des Vorstehers versetzten die täglichen Todesfälle die Bewohner «geradezu in Angst und Schrecken». An einem einzigen Tag, am 29. Oktober, verstarben fünf Personen, zwei Erwachsende und drei Kinder, zwei Tage vorher waren zwei Erwachsene und ein Kind verstorben. In einem Bericht über Mauren heisst es im «Volksblatt», dass die Grippe schon zwei Todesopfer gefordert habe und es auffalle, dass «die Frauen im besten Alter am stärksten gefährdet sind». Ein Bericht des Triesenberger Vorstehers hält fest, dass nun auch in der Berggemeine der Grippetod Einzug gehalten habe. Die betroffenen Familien erstatteten allerdings keine Anzeige, da diese Krankheit «direkt verheimlicht werden will». 460 Infizierte, 36 Toten Am 27. November setzte die Regierung die Gemeindeberichte aus. Von Oktober bis Dezember waren gemäss Anzeigen der Ärzte 460 Personen in Liechtenstein an Grippe erkrankt, 36 waren verstorben. Der Vergleich zwischen Liechtenstein, der Schweiz im Allgemeinen und dem Kanton St. Gallen im Speziellen zeigt, dass in Liechtenstein ein geringerer Prozentsatz der Bevölkerung an Grippe erkrankte, von den Erkrankten hingegen ein


weitaus grösserer Prozentsatz verstarb. Die gegenüber Liechtenstein höheren Prozentzahlen an Erkrankten in der Schweiz dürften darauf zurückzuführen sein, dass es dort allein unter den Armeeangehörigen Tausende Grippefälle gab. Eine Frage lautet zudem, wie intensiv die Krankheitsfälle in Liechtenstein erfasst beziehungsweise von den betroffenen Familien auch gemeldet wurden. Es war schwierig, genaue Zahlen zu eruieren. So heisst es etwa im Bericht von Triesen, dass die Grippe «in jedem 2. Haus» festgestellt wurde. Triesenberg meldete in der ersten Oktoberhälfte neun Grippefälle, der Vorsteher bemerkt aber dazu, dass es «sicherlich» mehr Fälle gebe, als gemeldet seien. Und aus Mauren heisst es, dass die Grippe sich «sehr ausgebreitet» habe und «ca. 200 Personen» in 49 Häusern betroffen seien. Aus anderen Gemeinden kamen sehr allgemein gehaltene Angaben über die Grippefälle. Dies zeigt, dass die Erhebungszahlen mit Vorsicht zu interpretieren sind. Eine Erklärung für die hohe

Spanische Grippe 1918 (Todesfälle) Gemeinde Vaduz Triesen Triesenberg Schaan Eschen Mauren Nendeln Ruggell Schellenberg

Oktober 1918 2 12 - - 1 - - - -

Total 15

November 1918 1 3 4 1 1 1 2 2 4

Dezember 1918 - - 1 - 1 - - - -

Total Gemeinden 3 15 5 1 3 1 2 2 4

19

2

36

Prozentzahl an Verstorbenen im Vergleich zu den Erkrankten kann vielleicht darin gefunden werden, dass die medizinische Versorgung in Liechtenstein nicht dem schweizerischen Standard entsprach. Unter deutlich besseren Bedingungen ist

es Liechtenstein im Jahr 2020 jedoch gelungen, der Viruspandemie vom medizinischen Standpunkt aus zu trotzen und jederzeit eine optimale Grundversorgung zu gewährleisten sowie intensivmedizinische Kapazitäten freizuhalten.

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