Medijuana 57

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von der größeren Verbreitung der Therapien bis hin zum Auftreten neuer Konsummethoden. Die hohe Potenz des Cannabis ist aber eindeutig ein Risikofaktor. Besonders dann, wenn der/die KonsumentIn nicht weiß, dass er/sie eine potente Sorte beschafft hat und die sonst übliche Menge im Keks oder Joint zu sich nimmt. Es ist bekannt, dass Cannabidiol (CBD) in der Lage ist, die von THC verursachten unangenehmen mentalen Symptome auszugleichen, daher ist es ein Weg der Schadensminimierung, wenn sich die Wissenschaft in die Züchtung neuer Cannabissorten einmischt, wie es bisher die Samenbanken taten. „Wir können uns nicht den Luxus erlauben, weitere Forschungsergebnisse abzuwarten. Manchmal muss man eben mit weniger Belegen zu einem Urteil in der Sache kommen”, sagte Englund. „Wir sind uns ziemlich sicher, dass der hohe THC-Gehalt im Cannabis nicht gut ist, und es scheint, dass der höhere CBD-Gehalt in gewissen Grenzen eine Schutzfunktion hat.“ Ian Hamilton, Dozent für mentale Gesundheit an der Universität von York, ist der Meinung, dass die größte Gefahr für die KonsumentInnen in Europa darin liegt, dass sie Marihuana mit Tabak rauchen und das Gesundheitswesen sich damit nicht sonderlich beschäftigt, obwohl man diesen Aspekt in andere Rauchent-

wöhnungsstrategien einbetten könnte. Und damit zusammenhängend die verschiedenen Konsummethoden: Beispielsweise könnte die Popularisierung des Vaporizergebrauchs auch den Genuss mit Tabak verringern, und damit auch die entsprechenden Folgeschäden. Auf den drogenpolitischen Sitzungen der Vereinten Nationen war in den vergangenen Jahren regelmäßig davon die Rede, dass die medizinische Herangehensweise die bisherige strafrechtliche Beurteilung ablösen solle. Die erwähnte Forschungsarbeit zeigt schließlich,

dass die ForscherInnen, von der Realität ausgehend, die Antwort auf die Frage suchen, wie die Gesundheit möglichst vieler DrogenkonsumentInnen geschützt werden kann. Es wäre dringend notwendig, dass wissenschaftliche Untersuchungen in einem ähnlichen Geiste die zukünftige Drogenpolitik begründen.

text: Bob Arctor


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