eine sich in Europa mit Lichtgeschwindigkeit ausbreitende Produktionsfirma für medizinisches Cannabis, die Zusammenarbeit mit der multinationalen Pharmafirma Novartis bekanntgab. Innerhalb eines halben Jahres brachten einige Vertragsabschlüsse einen solchen Umschwung auf dem Markt zustande, dass dessen Konsequenzen vorläufig unabsehbar sind. Nach Meinung von Analysten ist unausweichlich, dass in einigen Jahren die beiden größten Firmen für medizinisches Cannabis voll und ganz in den Besitz der zweitgrößten Tabak- und Alkoholproduzenten übergehen.
California Dreaming Vor Jahrzehnten träumten AktivistInnen von einer Legalisierung, bei der kleine Akteure den Cannabismarkt umkrempeln würden, ähnlich wie ZüchterInnen von Gemüse und Obst. Noch bei der Erarbeitung der ersten legalen Modelle wurde klar, dass auch KleinunternehmerInnen die Möglichkeit geboten werden muss, KonsumentInnen direkt zu beliefern und sich an deren Bedürfnissen zu orientieren. In der Zeit der ersten medizinischen Genehmigungen wurde das zum Teil verwirklicht, aber angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre sind diese Träume in der Legalisierung, wie wir sie heute kennen, ausgeträumt. Wenn nun die Giganten der Tabak-, Alkohol- und Pharmaindustrie die Herrschaft übernehmen, werden sie kaum kleinere Akteure auf diesem Spielfeld dulden. Altria hält außerdem durch den Vertrieb von Vaporizern und anderen Geräten zum Konsum zwei Eisen im Feuer. Nach Ansicht eines Patentanwalts, der sich auf dem Portal Leafly äußerte, kämpfe Altria auf dem Vaporizer-
markt um die Alleinherrschaft. Wenn die Firma erfolgreich ist, wird es bald soweit sein, dass ein Durchschnittsamerikaner in einem Vaporizer von Altria das Marihuana einer Tabakfirma verdunsten wird. Dann wird es sehr schwer sein, Einfluss auf den Markt auszuüben und die Interessen von kleineren Firmen durchzusetzen. Angesichts der globalen Entwicklung der Legalisierungsbestrebungen und der Verpflichtung der Marktakteure ist es nicht überzogen zu behaupten, dass Mitte der 2020er Jahre die ersten europäischen Länder legalisieren werden. Es ist fünf vor zwölf. Noch ist die Drogenpolitik gestaltbar und sind die Regulierungsmodelle beeinflussbar. Jetzt ist es wichtig, jede Chance zu nutzen und die kleinen Unternehmen in eine vorteilhafte Lage zu versetzen, damit nicht ausschließlich Großunternehmen die Früchte der seit Jahrzehnten fälligen Legalisierung ernten.
text: Jack Pot