MEININGERS CRAFT - Ausgabe 04/2016

Page 1

7,00 € 04-2016

SEPT-OKT-NOV

PIONIERE Jung-Brauer in Leipzig

HEY!

Kreatives Chaos an dänischen Sudkesseln

EIN HERZ FÜR BIER Manuel Andrack im Interview

Der große

CHECK Was taugen Online-Biershops?

COOK IT!

Raffiniertes Bier-Menü ÖSTERREICH 7,70 € / SCHWEIZ SFR 12,60 / BENELUX 8,20 €

Stark JEFF MAISEL

Weißbierbrauer lebt seinen Traum



OMLORS ANSAGE

HUT AB! „Wir sind auf einem guten Weg“

Ja, wir verneigen uns vor all den Traditionsbrauern in unserem Land, die seit Generationen gutes Bier brauen. Die nie ihre Wurzeln vergessen haben und endlich ihre Geschichte selbstbewusst erzählen. Damit sind sie am Zahn der Zeit. Sie spüren, was die Menschen wollen: Glaubwürdigkeit und Qualität. Drei von ihnen stellen wir in dieser Ausgabe vor. In unserer Titelgeschichte widmen wir uns der Brauerei Gebr. Maisel, der ganz sicher eine Vorreiterrolle unter den deutschen Traditionsbrauern zukommt. Denn Inhaber Jeff Maisel lebt seinen Traum: dem Bier zu neuer Wertigkeit in der Gesellschaft zu verhelfen und dies gemeinsam mit befreundeten Brauern zu erreichen. Noch jemand, der seiner Zeit weit voraus war und gespürt hat, woran es der deutschen Bierkultur mangelt, ist Wolfgang Stempfl. Allen Widrigkeiten zum Trotz hat er bereits im Jahr 2004 den Biersommelier-Lehrgang ins Leben gerufen. Was damals mit 15 Schülern begann, ist heute eine absolute Erfolgsstory und hat sich als Netzwerk um den Globus verbreitet. Als wir mit ihm in den Alpen gewandert sind, ist uns klar geworden, wie ihm das gelingen konnte. Die Geschichte lesen Sie ab Seite 30. Respekt auch den jungen Brauern in Leipzig. An der Weißen Elster wird echte Pionierarbeit geleistet, denn hier steckt das Bewusstsein für die unendliche Vielfalt der Biere noch in den Kinderschuhen. Die Protagonisten sind voller Euphorie und nicht zu bremsen. Unsere Autorin ist selbst Leipzigerin und in die Szene eingetaucht. Lesen Sie selbst ab Seite 34. Wir heben unser Glas auf eine neue Bierkultur. Prost!

Dirk Omlor Chefredakteur MEININGERS CRAFT omlor@meininger.de No. 04-2016

03


No. 04-2016

28 20

34

56

TITEL _

64

20

68 WETTBEWERB

EINEN TRAUM LEBEN Jeff Maisel, Traditionsbrauer in vierter Generation, puscht das Thema Craftbier in Deutschland.

MARKT_MACHER _MARKEN 28 30 42 48

52

56 62 04

48

EIN HERZ FÜR BIER Bier-Botschafter Manuel Andrack im Interview

NAH DRAN: WOLFGANG STEMPFL Bergwandern mit dem Vater der Biersommeliers

DER GROSSE CHECK Was taugen Online-Biershops?

42

HAVE FUN Neue Gastro: Bamberg und Berlin Wer braut das beste Klosterbier?

72 76

INNOVATIV UND TRADITIONELL Die Brauerei Gold Ochsen in Ulm

DÄNISCHE BIERFREUDE Kreative Brauer aus dem hohen Norden

92 GEMIXT

Biercocktails zum Nachmachen

95

NEUES AUF LAGER Aroma-Hopfen ist angesagt

100 JEDER KESSEL EIN UNIKAT Kleine Brauanlagen boomen

DER KULTBRAUER Bamberger Mahrs Bräu im Porträt

DIRK'S DIARY CRAFT-Chefredakteur wandert im Steigerwald

DURCH DIE WÜSTE Bierbrauen in Jordanien

CRAFTY FIETE Wie gut vertragen sich Bier und Foodtrends?

SPEZIAL _

34 LEIPZIG

In der Messe-Stadt leisten junge Brauer Pionierarbeit

84 BIER-MENÜ

Shane McMahon richtet an No. 04-2016


52

95

STANDARDS _ 03 OMLORS ANSAGE 06 KURZ + KNAPP 08 HASENBECKS BIERWELT 10 PLUS + MINUS 14 EINGEKEHRT

Neue Biere entdecken 16 AUFGEMACHT

91 HANS IM GLÜCK Frankens feinste Bieradressen 98 KIESBYES BIEROSKOP Neue Trends aus den USA 104 CRAFTPROBE Die besten Witbiere 106 BIERMYTHEN 108 SCHRÄGE BIERE 110 EVENTS & TERMINE 112 MARKTPLATZ/IMPRESSUM 114 HINGUCKER No. 04-2016

www.gold-ochsen.de

Zum Ausgehen schön


KURZ+KNAPP TRANSATLANTIK-BREW Sierra Nevada aus den USA und die Riegele Biermanufaktur haben ein „transatlantisches“ Bier gebraut: Bei einem „Surf & Turf“ in Augsburg wurde das „Bayerisch Ale 2“ vorgestellt, das laut Ken Grossman von Sierra Nevada das Beste zweier Biernationen repräsentiert. Beide Brauereien verbinde die Hingabe zur Qualität im Detail, sagte der Amerikaner. Der Riegele-Braumeister Frank Müller betonte: „Hier haben sich zwei Brauereien gefunden, die quer denken und immer neue Inspirationen suchen.“ Das Ale wurde mit sechs Hopfensorten, zwei Malztypen und drei Hefestämmen eingebraut. Mit seinem frischen, spritzigen Charakter und tropischen Fruchtnoten von Maracuja, Pfirsich und Aprikose ist es ein perfektes Sommerbier.

AUF ZU STONE! „Es war bisher ein unglaubliches Unterfangen, dieses historische Gebäude in etwas zu verwandeln, wovon wir seit Jahren geträumt haben“, sagt Greg Koch, CEO und Mitgründer von Stone Brewing. Nun ist es vollbracht. Die Brauerei läuft und das Stone Brewing World Bistro & Gardens-Berlin lockt mit 65 handgefertigten Bieren aus aller Welt vom Fass sowie einem Slow-Food-Konzept samt regionalen Bio-Zutaten. Chefkoch Robert Hilges (zuvor Hotel Adlon Kempinski) hatte mit seinem Team freie Hand bei der Entwicklung des Menüs und kreiert etliche Zutaten – von der Rehpastete bis hin zu den Softdrinks – selbst. Der 2.400 Quadratmeter große Hauptsaal beherbergt einen Wald aus echten, flechtenbedeckten Bäumen und ganze Steinfelsen. Das Zwischengeschoss erinnert an ein Baumhaus und kann für private Partys oder intimere Abendessen gemietet werden. Außerhalb des Haupthauses können die Gäste auf Felsen und Baumstämmen entspannen, ein Picknick auf dem Rasen veranstalten oder ihr privates Event in einem historischen Gartenhäuschen, in dem einmal Züge repariert wurden, feiern. „Wir glauben, dass Sie begeistert sein werden!“, verspricht Greg Koch. Im Marienpark 23, 12107 Berlin www.berlin.stonebrewing.com 06

TROPISCH, ERFRISCHEND – CALLISTA! Aroma-Hopfen ist hip. Und so haben sich die Brauer von Craftwerk Brewing an einem der neuen Stars namens Callista bedient und ein Session Lager gebraut. Bei einer Stammwürze von 9,9 Prozent und einem Alkoholgehalt von 3,9 Volumenprozent verleiht der Hopfen dem Bier einen erfrischenden mild-fruchtigen Geschmack nach tropischen Früchten wie Maracuja und Litschi, ergänzt durch einen Hauch Stachelbeere. Mad Callista gibt’s in der Gastronomie und über den Craftwerk Online-Shop. www.craftwerk.de

INS EXIL Eine deutsche Brauerei geht nach Österreich, um dort einen alten, englischen Bierstil zu brauen und diesen dann – reimportiert – wieder in Deutschland zu verkaufen. Verrückte Welt? Nein, Realität im Jahr 2016. Die Brauerei Camba Bavaria sah sich zu diesem Schritt gezwungen, da das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit dem „Sweet Stout“ (ehemals Milk Stout) aufgrund der Zutaten Hafer und Milchzucker die Zulassung als Bier entzogen hat. Auch einer Deklarierung als „Biermischgetränk“ oder als „vergorenes, alkoholisches Getränk“ wurde nicht stattgegeben. So packte Braumeister Martin Simion also seine Zutaten ein und setzte am 10. Juni gemeinsam mit Peter Krammer im Landbrauhaus Hofstetten den ersten Sud des neuen Camba Sweet Stout an, das nun – auf Umwegen – wieder die deutschen Craftbier-Fans erfreuen darf. www.camba-bavaria.de

No. 04-2016



KURZ+KNAPP HASENBECKS BIERWELT

Blödsinn! Wer auf Brau-Events, auf Degustationen und in SzeneBars mit selbst ernannten Craft-Experten spricht, wundert sich über diese Botschaft: IPAs sind out. Sie sind langweilig und austauschbar. Mit Verlaub, das ist doch ausgemachter Blödsinn! Hinter solchen Attacken steht wieder mal ein unglücklich interpretierter Trend aus den USA. Dort sind IPAs nach 30 Jahren im Mainstream angekommen und führen in vielen der rund 1400 Brauereien die Liste obergäriger Spezialitäten an. Dass sich jetzt einige US-Brauer auch anderen Suden zuwenden, ist verständlich. Allerdings: Man muss ja nicht das eine tun, um das andere zu lassen. Es wäre jedenfalls grundfalsch, wenn vor allem deutsche Brauer jetzt ihre Fahnen in den US-Wind hängen und ihre IPAs auf die Abschussliste setzen. Der Markt hierzulande steckt noch immer in den Kinderschuhen und hat noch längst nicht seine Positionen erreicht. India Pale Ales waren hierzulande immerhin der Zündfunke, der überhaupt erst die verschlafene Bierbranche zum Brennen brachte. Auch wenn sich über Geschmack streiten lässt: Kaum ein anderer Bierstil bietet bei über 200 Hopfensorten, einem Dutzend Malzklassen und unzähligen Hefekombinationen so viele Spielvarianten beim Brauprozess. Die Kombinationsmöglichkeiten sind jedenfalls noch längst nicht ausgereizt! Dass einige Schlaumeier jetzt über eine IPA-Schwemme lamentieren, lässt sich wohl eher als Zeichen von Ignoranz oder Unkenntnis deuten. Sind es nicht vor allem IPAs, die sich mit mutigen Hopfenkombinationen dem Einheitspils entgegenstemmen? Als Fruchtgranaten erobern sie die Herzen von Männern und Frauen gleichermaßen. Solange die meisten unserer Landsleute beim Kürzel IPA die „Interna­ tional Police Association“ vermuten, besteht kein Grund diesem Biertypus Lebewohl zu sagen. Totgesagte leben meist am längsten! Mareike Hasenbeck ist Journalistin und betreibt unter anderem den Bierblog www.feinerhopfen.com.

08

NEW GYPSY IN TOWN Dass Brian Patton eingefleischter Bierfan ist, beweisen seine Lokale „The Brickmakers“ und „Charlie P’s“ in Wien. Dort gibt es feinste Handwerksbiere aus aller Welt, kombiniert mit bestem Bar-Food. Nun geht der in Österreich lebende Ire noch einen Schritt weiter und gründet seine eigene Biermarke „Me & Uwe – Brewing Company“. Als GypsyBrauer will der Erfolgsgastronom mit innovativen Techniken und ausschließlich regional bezogenen Zutaten alte Bierstile wieder aufleben lassen bzw. neu interpretieren. Zum Start traf er sich mit Martin Simion (Camba Bavaria) und braute das Amber Ale „Hop making sense“ sowie das Weißbier „Nachspielzeit“. Zu trinken gibt es die Biere in den eigenen sowie einigen anderen ausgewählten Lokalen. www.tclb.at

16 TAGE, 10 LÄNDER, 7500 KILOMETER Bei der 6. Auflage des Baltic Sea Circle (BSC) sind im Juni vom Fischmarkt in Hamburg St. Pauli 200 Teams zu einem besonderen Road-Trip um die Ostsee aufge­ brochen. Es galt in 16 Tagen über 7.500 Kilometer durch zehn Länder bis ans Nordkap und über Russland zurück zu absolvieren. Ohne Navi, ohne Autobahnen zu nutzen. Mit einem Fahrzeug, das mindestens 20 Jahre alt sein musste. Mit von der Partie: Ein Team der

Ratsherrn Brauerei, in diesem Jahr erstmals offizieller Partner des BSC. Zum Road-Book mit Hinweisen auf gemeinsame Treffpunkte gab’s für jedes Team ein Carepaket mit Ratsherrn-Bier, das aber erst am Nordkap geöffnet werden durfte. Der soziale Aspekt der Charity-Rallye: Jedes Team musste mindestens 750 Euro Spenden für soziale Projekte sammeln. Zurück von der Tour, ist Jan Hrdlicka vom Ratsherrn-Team absolut begeistert: „Man kann überall lokales Craftbier trinken, sogar in Russland. In fast jedem Supermarkt, den wir besucht haben, gab es Craftbier. Daran sieht man, dass Deutschland noch ein paar Schritte hinter Skandinavien und den baltischen Staaten hinterherhinkt, was die Biervielfalt und Verfügbarkeit angeht.“ Die Anmeldung des BSC 2017 startet am 29. September 2016, 18 Uhr. Infos unter www.balticrally.super­ lative-adventure.com No. 04-2016


www.mรถnchshof.de/manufaktur


PLUS+MINUS

1.9 MILLIARDEN

HEKTOLITER BIER

HOPFENERNTEMENGE IN TONNEN 2014

2015

Quelle: Barth-Bericht

wurden 2015 weltweit gebraut. Das geht aus dem neuen Barth-Bericht Hopfen 2015/2016 hervor. Nach 2014 ist auch 2015 der Ausstoß leicht zurückgegangen. Dazu hätten insbesondere zunehmende Unruhen, politische Einflussnahmen zum Beispiel durch restriktive Gesetzgebungen oder schwierige wirtschaftliche Rahmenbedingungen 96.727 87.415 beigetragen. Führende Nation in der weltweiten Produktionsstatistik ist nach wie vor China mit 472 Millionen Hektolitern, gefolgt von den USA (224 Mio.hl), Brasilien (139 Mio.hl), Deutschland (96 Mio.hl) und Russland (78 Mio.hl). Rund 6,1 Mrd. Liter alkoholhaltige und alkoholfreie Bie-

INTERAKTIVER BIER-ATLAS

re und Biermix-Getränke haben die Deutschen 2015 im

DIE GRÖSSTEN DER WELT Die Rangliste der weltweit größten Brauereien wird nach wie vor angeführt von AB Inbev mit 410 Millionen Hektolitern. Dabei ist der geplante Zusammenschluss von AB Inbev mit SABMiller (191 Mio. hl), zurzeit Platz 2, einschließlich der damit verbundenen Verkäufe einzelner Unternehmensteile noch nicht berücksichtigt. Auf Platz 3 folgt Heineken (188 Mio. hl), dann Carlsberg (120 Mio. hl) und China Res. Snow Breweries (117 Mio. hl). Diese fünf Brauereien haben einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent am gesamten Weltbiermarkt. Unter den TOP 40 weltweit sind aus Deutschland die Radeberger Gruppe (11,8 Mio. hl) auf Platz 23, Oettinger (9,3 Mio. hl) auf Platz 26, die TCB Beteiligungsgesellschaft (8,0 Mio. hl) auf Platz 30, die Bitburger Brauereigruppe (7,1 Mio. hl) auf Platz 32 sowie Krombacher (5,8 Mio. hl) auf Platz 36, Brau Holding International (5,7 Mio. hl) auf Platz 37 sowie Warsteiner (4,0 Mio. hl) auf Platz 40. Diese deutschen Brauereien haben einen Anteil am Weltmarkt von 2,7 Prozent.

10

(Barth-Bericht, Stand 31.12.2015)

Handel gekauft. Das sind gut 76 Liter pro Kopf. Im interaktiven Bier-Atlas hat Nielsen den deutschen Biermarkt kartographiert. Aufgeteilt auf 36 Micro-Regionen ist hier ablesbar, wo welches Bier in welcher Menge getrunken wird. Genannt werden jeweils die Top 3-Biersorten und die wachstumsstärkste Sorte, der Durchschnittspreis pro Liter und der Verbrauch pro Kopf. www.nielsen.com

WERBUNG DER BRAUWIRTSCHAFT IN DEUTSCHLAND 2015 Top 5 der Brausorten nach Werbeinvestitionen 152,7 Mio. Euro ↑ (+12,8% zu 2014)

Pils

43,8 Mio. Euro ↑ (+1,3% zu 2014)

Alkoholfreie Biere

31,1 Mio. Euro ↑ (+49,7 % zu 2014)

Weizenbiere

13,2 Mio. Euro ↓ (-39,1% zu 2014)

Bier-Mixgetränke

5,4 Mio. Euro ↓ (-39,8 % zu 2014)

Fassbrause

(Die prozentualen Veränderungen beziehen sich auf die genauen Euro-Jahreswerte. Quelle: ZAW Die Werbewirtschaft/Nielsen bereinigter Werbetrend 2015, Stand: 1.3.2016)

No. 04-2016


HOPFEN IN SEINER SCHÖNSTEN FORM. Entdecken Sie das kaltgehopfte Opal Pilsener Grand Cru und die weiteren Spezialitäten von Duckstein.

JENSEITS DES GEWÖH N LICH EN.


GEFEIERT

12

No. 04-2016


FOTO: KULMBACHER

URFRÄNKISCH HEITER Traditionelle Bierkultur und ursprüngliche Lebensfreude zeigen sich bei der Kulmbacher Bierwoche in konzentrierter Form. Und der Oberfranke, der gemeinhin als eher verschlossen gilt, offenbart sein wahres Wesen. Immerhin hat die Woche dann neun Tage – in diesem Jahr wurde vom 30. Juli bis 7. August gefeiert – und es gibt zu Live-Musik von 15 Kapellen und Bands fränkische Schmankerl und extra eingebraute Festbiere. Mitten in der Kulmbacher Altstadt am Fuße der Plassen­burg steht dann der Stadel, das Festzelt also, in dem in jeder Ecke ein anderer Wirt den Ausschank übernimmt. Bezahlt wird mit harter Währung – der Biermarke. In den 1950er Jahren ursprünglich von der Kulmbacher Brauerei nur an Mitarbeiter ausgegeben, ist diese längst Kult geworden. Wer also etwas auf sich hält und nicht als Grünschnabel erkannt werden will, bezahlt am besten nicht bar, sondern eben mit der Bierstadt-Währung. Wie die Kulmbacher Bierwoche traditionell mit Büttnertanz und Böllerschützen beginnt, ist auch der Fanclub­tag am ersten Sonntag ein Muss. Um den Fest­zug durch die Altstadt bis hin zum Stadel zu bestaunen, sollen die Leute aus der ganzen Republik und sogar bis von Übersee anreisen. Hunderte Gruppen präsentieren dann ihre fantasievollen, aufwendig gestalteten Wagen, Standarten und Maskottchen. Die Kulmbacher Bierwoche ist ein Magnet: Mehr als 120.000 Menschen strömen jedes Jahr in die Stadt am Main. www.kulmbacher-bierwoche.de

No. 04-2016

13


EINGEKEHRT

FOTOS: CORDULA GIESE, KNUTS MIXBECHER, BRUS, BIERCAP, CAFÉ SPITAL (2), SCHILLER

BIER-STOPP! Hier macht das Biertrinken so richtig Spaß. Spital Café, Regensburg

Kaschk, Berlin

Die Coffee-Bar Kaschk am Rosa-Luxemburg-Platz bietet mehr als guten Espresso: Abends wird die Location zur Craftbier-Bar mit einer großen Auswahl skandinavischer Biere sowie lokaler Sorten vom Fass: BRLO Pale Ale, Schönramer Pils, Kinn Gamleguten, Lennys Pekko Double Alt oder Kompaan 45 Vrijbuiter. Im Keller findet man außerdem ein Shuffleboard – das erste Deutschlands. Linienstr. 40, 10119 Berlin-Mitte, www.kaschk.de/

Knuts Mixbecher, Uelzen

In seinem „Mixbecher“ in Uelzen hat Knut Roenelt schon Craftbier verkauft, als den Begriff wohl auch noch kein Berliner gehört hatte. Als klassische Cocktailbar gestartet, hat der Barmeister neben einer üppigen Auswahl an Gemixtem und hochwertigen Destillaten auch rund 30 kreative Biere aus der Flasche und vom Fass parat. Knuts Team berät maßgeschneidert, ganz nach Geschmack. Schuhstraße 32, 29525 Uelzen, www.facebook.com/KnutsMixbecher

Brus, Kopenhagen

Seit Mai laufen die Motoren in der alten Eisengießerei und Lokomotiven-Fabrik in Kopenhagen wieder. Brus heißt die neue Location, die auf 750 Quadratmetern Brewpub, Restaurant und Bar vereint. Hergestellt und ausgeschenkt werden hier neben Bier auch Bio-Limonaden, Tonic Water, Cocktails und Kombucha. Im Restaurant geht es spontan zu. Zubereitet wird, was den Koch inspiriert. Am Hahn und in der Flasche sind außer den eigenen Produkten auch solche von Freunden aus der ganzen Welt. Guldbergsgade 29F, 2200 Kopenhagen, www.facebook.com/tapperietbrus 14

Hier, gleich neben der Donau, an deren Ufer es an Sommer­abenden vor jungen Leuten nur so wimmelt, wurde schon lange vor dem Reinheitsgebot gebraut. 800 Jahre alt ist etwa die Spitalbrauerei mit großem Bierkeller im Regensburger Quartier „Stadt am Hof“, das man vom Dom bequem zu Fuß über die Steinerne Brücke erreicht. Im Café Spital werden neben den traditionellen Bieren der Brauerei auch deren Manufakturbiere ausgeschenkt: Pale Ale, Indian Pale Ale, Strong Ale, Weizenbock und Maibock gibt es zu internationaler Küche. Auf der Tageskarte besticht ein munterer Mix. Die Quiche ist besonders fein, der Salat mit Ziegenkäse und getrockneten Tomaten köstlich und auch die Tramezzini, eine Sandwich-Variante, sind echt lecker. Schade, dass aktuell einzig das Helle der Brauerei am Hahn ist, alle anderen Biere gibt’s aus der Flasche. Die Stadt mit eigener Uni kommt sagenhaft quirlig daher. Mit 1000 Denkmälern ist sie nicht nur die deutschlandweit besterhaltene mittelalterliche Großstadt und seit 2006 Unesco-Welterbe, Regensburg soll auch die höchste Kneipendichte der Republik haben. Am Brückenbasar 7-9, 93059 Regensburg, www.facebook.com

Biercab, Barcelona

Metall, Stein und Holz dominieren das Interieur des Biercab. Es wirkt schlicht, aufgeräumt, gerade. An der Decke ein filigranes Wirrwarr von Hölzern. Eine Glasfront gewährt den Blick in die Küche. Zehn der insgesamt 30 Zapfhähne sind mit Naparbier belegt, dem Bier des Hauses. Aus allen anderen fließen internationale Biere – wie von Kernel, La Sirène, Magic Rock und Beaver – darunter manche Kuri­o­sität. Erlesen und ausgefallen ist auch die Speisekarte. ­ So gibt es Ceviche vom Wolfsbarsch, Wagyu-Tatar, belgische Muscheln oder ein Bier-Sorbet, aber auch traditionelle katalanische Gerichte, wie würzige Patatas Bravas. Carrer Muntaner 55, 08011 Barcelona, www.biercab.com No. 04-2016


U:TA NE S CALLI

MAD uem mit ne pfen ta-Ho Callis

„Die brandneue Hopfensorte „Callista“ aus der Hallertau ist Namensgeberin und Inspiration für dieses leichte und mild-fruchtige Geschmackserlebnis. Mad Callista ist ein angenehmes und unkompliziertes Session-Lager, erfrischend und doch charakterstark.“

Geschäftsführer der Bitburger Braugruppe Schöpfer von Craftwerk Brewing


AUFGEMACHT 15 NEUE ENTDECKEN

DUUSTER Dunkles Export aus Remscheid

aus dem Einsiedler Brauhaus in Chemnitz

LI

Das sächsische Einsiedler Brauhaus, im Jahr 1885 gegründet, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Beispielsweise braute Einsiedler als eine der ersten Brauereien der ehemaligen DDR noch vor dem Tag der Deutschen Einheit wieder nach deutschem Reinheitsgebot. Heute sind die Einsiedler-Biere nicht nur in Sachsen, sondern in elf weiteren Bundesländern sowie in einigen anderen Ländern wie China, Italien und Thailand bekannt. Zum Renner könnte das „Hell“ werden: Goldgelb in der Farbe, überzeugt das Bier mit sanftem Antrunk, es folgen deutliche Malzaromen, begleitet von einer milden Hopfennote und etwas Honig und Karamell. Frisch und erfrischend. Alkoholgehalt: 5,2 % vol., Preis: ca. 0,65 € (0,5 l), www.einsiedler.de

GE

EINSIEDLER HELL

U

Helles und Dunkles. Amerikanisch, englisch, deutsch und heftig Gehopftes. Sommer-, Bürger- und göttliche Biere. Nachschub für den Kühlschrank!

Ideale Voraussetzungen, nämlich gutes Trinkwasser mit einem Härtegrad von 6, finden Marc Rüger und Baran Dogan in ihrer Heimatstadt Remscheid vor. In ihrem kleinen Brauhaus im Zentrum der Stadt entstehen leckere handwerkliche Biere, darunter das satt bernsteinfarbene „Duuster“, das längst so populär ist wie das Pils. Kein Wunder, kommt es mit den feiNSERE nen Röst- und Karamellnoten, der leichten Süße sowie EB IN ausgeprägten SchokolaL den- und Nussaromen doch als wahrer Gaumenschmeichler rüber. Gut balanciert und mit tollem Abgang. Alkohol: 5,5 % vol., Preis: 1,20 € (0,33 l), www.remscheider-brau.de

Malzig-mild

Königsnuss

GERMAN IPA

LA BURDIGALA IPA

HOPFENLUST

von BRLO aus Berlin

aus der Nähe von Bordeaux

Sommer-Lager von Glaabsbräu

www.brlo.de

IPA mal anders 16

GE

U

Die Brasserie Burdigala, an der französischen Küste unweit von Bordeaux beheimatet, braut ganz erstklassige Bio-Biere, darunter ein spitzenmäßiges Weißbier mit Holunderblüten. Noch eine Spur besser hat uns das IPA gefallen, das mit seinem tropischen, fruchtig-frischen Charakter seinesgleichen sucht. Die ausgeprägte Kohlensäure unterstützt den ungemein lebendigen Eindruck und lässt die Fruchtnoten, vor allem Maracuja, noch besser zur Geltung kommen. E R NS E Absolut harmonisch und trotz des (noch) hohen Preises in jedem EB IN Fall eine Kostprobe wert! L Alkoholgehalt: 6,5 % vol., Preis: ca. 7 € (0,33 l),

LI

BRLO gibt Gas. Mit dem eigenen „Brwhouse“ samt Biergarten am Berliner Gleisdreieck sowie einer weiteren Sorte. Beim „German IPA“ setzt das Gründertrio mit Comet, Hüll Melon und Polaris ausschließlich auf deutsche Hopfensorten. Aromatisch kommt es dadurch recht eigenständig rüber: intensiv malzig, mit ausgeprägten harzigen (statt fruchtigen) Noten und einer spannenden Süß-Bitter-Balance. Die 50 Bittereinheiten kommen fast noch kräftiger rüber und sorgen dafür, dass dieses Bier ordentlich Wumms besitzt. Alkoholgehalt: 7,0 % vol., Preis: ca. 2,50 € (0,33 l),

www.lfe-wein.de

de haute volée

Aus Südhessens ältester Brauerei, der Glaabsbräu, kommt dieses bemerkenswerte untergärige Sommerbier. Braumeister Julian Menner greift dabei auf gleich vier Hopfensorten zurück – Magnum, Citra, Cascade und den seltenen Sorachi Ace – und macht dem Namen des Biers damit alle Ehre, ohne dass die „Hopfenlust" zur „Hopfenlast" wird. Eine ausgeprägte Frische und Leichtigkeit bestimmen den sommerlichen Charakter, zu dem die feine, zitronige Hopfennote bestens passt. Ab damit in den Picknickkorb! Alkoholgehalt: 4,3 % vol., Preis: 2,19 € (0,33 l), www.glaabsbraeu.de

Picknick-Bier

No. 04-2016


BEER CAMP

DOLDEN BOCK

Tropical IPA von der US-Brauerei Sierra Nevada

Weizendoppelbock aus dem Riedenburger Brauhaus

LI

GE

U

Die Macher von „Dolden Sud“ und „Dolden Dark“, die Ökobier-Spezialisten aus dem Riedenburger Brauhaus, bringen mit „Dolden Bock“ nun einen Weizendoppelbock auf den Markt. Und was für einen! Ausgestattet mit dem satten Aroma vollreifer Bananen, dazu behutsam hopfengestopft, was NSERE ihm zusätzliche Fruchtaromen (Pfirsich) und vor allem eine feine säuerliche EB IN L Note verleiht, die den Gegenpart zum fruchtig-süßlichen Körper bildet. So präsentiert sich der „Dolden Bock“ perfekt ausbalanciert und wirkt trotz seiner knapp 8 Volumenprozent nicht zu mastig. Alkoholgehalt: 7,9 % vol., Preis: ca. 2,40 € (0,33 l), www.riedenburger.de

Nahezu jede Woche lädt die US-Brauerei Sierra Nevada Bier-Fans in die Brauerei ein. Dabei entstehen Collaboration Brews, von denen der beste jeweils im Frühling in der Serie „Beer Camp“ abgefüllt wird. Die 2016er-Edition „Tropical IPA“ präsentiert sich als hopfig-frische Fruchtbombe, die auch für alle IPA-Einsteiger bestens geeignet ist. Die Hopfensorten Citra, Mosaic und El Dorado statten den „Obstkorb“ mit Mango, Papaya und Bitterorange aus, untermalt von einer fein ausbalancierten Bittere (55 IBU), die präsent, aber nie erschlagend ist. Echt ausgewogen. Alkoholgehalt: 6,7 % vol., Preis: ca. 3,80 € (0,35 l), www.sierranevada.com

Bock auf mehr

Obstkorb

Kölsch plus GAFFELS FAB4 Kölsch-Experiment aus der Privatbrauerei Gaffel Auch die Kölsch-Brauerei Gaffel steuert mit dieser Sonderedition ihren Beitrag zum 500-jährigen Jubiläum des Reinheitsgebots bei. Eingebraut mit den vier Hopfensorten Lemondrop, Galaxy, Chinook und Perle ordnet die Brauerei ihr Experiment stilmäßig dem Pale Ale zu. Wir würden es eher als „Imperial Kölsch“ bezeichnen. Hell bernsteinfarben, entwickelt es malzige, leicht grasige und florale Noten gleichermaßen. Eine leichte Honigsüße trägt zum runden Gesamteindruck dieses stets süffigen Biers bei. Alkoholgehalt: 5,8 % vol., Preis: 7,95 € (0,75 l),

ARROGANT BASTARD ALE von Stone Brewing Berlin Nun sind sie da, die ersten zwei Biere aus der Berliner Stone Brewing-Dependance. Das IPA ist guter Durchschnitt, das Arrogant Bastard Ale hingegen ist ein Hammer. Stilmäßig irgendwo zwischen Extra Special Bitter und Imperial Brown IPA angesiedelt, wird es zur flüssigen Mutprobe. Ein Pfund Lakritze streckt einen nieder, eine Prise Teer walzt hinterher: unendlich röstig-malzig und extrem bitter. Die perfekte Einheit von Braukunst und bewusst arrogantem Marketing. Straight into your face! Alkohol: 7,2 % vol., Preis: 2,69 € (0,5 l),

Mann oder Maus?

www.berlin.stonebrewing.com

GÖTTERDÄMMERUNG Experimentelles von der Pyraser Landbrauerei Mit der Reihe „Pyraser Herzblut“ will Marlies Bernreuther von der Pyraser Landbrauerei die Brauvielfalt und -kultur erlebbar machen. Beim nunmehr fünften Teil, der „Götterdämmerung“, im Untertitel „Odins mythischer Göttertrunk“, lehnt sie sich hinsichtlich der Rohstoffe und der Herstellungsart an die nordische Mythologie und germanische Trinkkultur an. So kommen die Urgetreide Emmer und Einkorn zum Einsatz, ebenso Waldhonig sowie die Wildhefe Brettanomyces. Die Mischung passt: Der voluminöse Körper mit seinen satten Honigaromen wird eingebettet in sanfte Zitrus- und Vanillenoten. Rund und geschmeidig fließt das Bier die Kehle hinab. Tipp: Flasche teilen! Alkoholgehalt: 8,2 % vol., Preis: 14,50 € (0,75 l),

Honig satt

www.pyraser-herzblut.de

www.gaffel.de

No. 04-2016

17


AUFGEMACHT BERG JUBEL BIER

SUPER ALE

Smoked Porter von der Crew Republic

Feierliches aus der Berg Brauerei

Easy IPA von den Berliner Superfreunden

In der leider so häufig so schnell vergriffenen Experimental-Reihe haben sich die Jungs aus der Crew Republic zuletzt unter anderem an ein Smoked Porter gemacht, das uns vollends begeistern konnte. Blitzsauber gebraut mit feiner Rauchnote und bestens dosiertem Hopfeneinsatz, behält das „7.0“ trotz seiner 6,5 Volumenprozent eine erstaunliche Frische und verführerische Drinkability. Ein Bier, um Skeptiker zu überraschen. Wir drücken die Daumen, dass noch ein paar Flaschen zu ergattern sind. Alkoholgehalt: 6,5 % vol., Preis: ca. 2,80 € (0,33 l),

Bei der traditionsreichen Berg Brauerei in Ehingen-Berg an der Donau ist das ganze Jahr Feierstimmung. Noch bis Ende 2016 gibt es die Bierspezialität „Jubel Bier“, die anlässlich des 550-jährigen Brauereijubiläums aufgelegt wurde. Und dieses naturtrübe, untergärige Bier ist selbst ein Grund zum Feiern, zeigt es doch, welche Dienste eine behutsame Kalthopfung leisten kann, ohne sich aufzudrängen. Hier fügen sich die frischen Noten des Tettnanger Hopfens bestens in den malzigausgewogenen Körper ein. Rund, süffig und echt erfrischend. Alkohol: 5,3 % vol., Preis: ca. 0,80 € (0,5 l),

Jeans-Look plus Bärte: die Superfreunde aus Berlin hinterlassen Eindruck. Auch durch ihre Biere. Ihr „Exfreund“, ein kaltgehopftes Export, ist bis dato nur im Fass erhältlich. Ihr Erstling, das „Super Ale“, erobert bereits in der Flasche die Republik. Ein tolles NSERE „easy-drinking“ IPA, das dennoch ein unverkennEB IN L bares, englisch orientiertes Profil beweist: klar, frisch, bitter, harzigkräutrig und vollkommen harmonisch. Geniale Farbe und cremiges Mundgefühl. Alkoholgehalt: 5,9 % vol., Preis: ca. 3,49 € (0,33 l),

www.crewrepublic.de

Grill-Bier

SUMMER

Ungefiltertes Weizenbier von And Union Der Name führt etwas in die Irre: Ganz so leicht, wie „Summer“ vermuten lässt, ist das Weizen von And Union gar nicht. Dem Grundsatz, „Modernist Bavarian Craft Beer“ zu brauen, bleibt aber auch dieses Bier treu – nicht zuletzt wegen der innovativen Aufmachung. Die Kalthopfung verleiht dem „Summer“ neben den obligatorischen Bananennoch jede Menge Aromen tropischer Früchte. Cremig im Antrunk, setzt sich sogleich der satte, malzbetonte Körper durch. Eine tolle Rezenz sorgt für einen lebendigen Eindruck und lässt die Hopfennoten bestens zur Geltung kommen, so dass es nach 0,5 Litern zwischen Malz und Hopfen 1:1 steht. Ab in die Verlängerung! Alkoholgehalt: 5,5 % vol., Preis: ca. 2,50 € (0,5 l), www.andunion.com/de/

eneration New Wheat G

18

GE

LI

LI

EB IN L

ch Strandtaugli

U

NSERE

GE

U

EXPERIMENTAL 7.0

www.superfreundecraftbeer.com

www.bergbier.de

English Style

NEUES BIER GEBRAUT? Dann senden Sie uns Kostproben (Minimum drei Flaschen) Ihrer Braukreation bis zum 16. September 2016 an: Meininger Verlag GmbH Redaktion CRAFT Rubrik „Aufgemacht 1-2017“ Maximilianstraße 7-17 67433 Neustadt/Weinstraße Die besten Neuheiten präsentieren wir in der nächsten Ausgabe!

DAS PILS DER CHEMNITZER Böhmisch Inspiriertes aus dem Einsiedler Brauhaus Einhundert Chemnitzer Bürger haben an der Rezeptur für „Das Pils der Chemnitzer“ mitgewirkt. Aufgrund der Nähe zur Tschechischen Republik verwundert es nicht, dass das Resultat deutliche böhmische Einflüsse zeigt. Das häufig mit „buttrig“ beschriebene, etwas vollmundigere Aroma prägt dieses echte Bürgerbier. Die Aromahopfen Cascade, Galaxy und Mandarina Bavaria sorgen dafür, dass es dennoch frisch und aromatisch rüberkommt. Und der Bitterhopfen Hallertauer Magnum wiederum verpasst dem Bier einen knackigen, bitteren Abgang. Für norddeutsche Pilstrinker eher gewöhnungsbedürftig, für alle anderen eine absolute Kaufempfehlung. Alkoholgehalt: 4,9 % vol., Preis: ca. 0,60 € (0,5 l), www.einsiedler.de

Bohemian Style No. 04-2016


KISTENWEISE PRÄMIERTES BRAUHANDWERK. Aus dem Herzen Hamburgs direkt zu Dir nach Hause!

AUCH MIXKISTEN ERHÄLTLICH!

RATSHERRN-SHOP.DE WWW.RATSHERRN.DE · FACEBOOK.COM/RATSHERRN


TITEL _ J EFF MAISEL

EINEN

TRAUM LEBEN

Handwerk, Freundschaft, Tradition – für Jeff Maisel gehören diese Dinge zusammen. Sie verkörpern seine Haltung und durchdringen alle Projekte, mit denen er das Thema Craftbier in Deutschland puscht. Und sie zeigen sich in der Art, wie er in vierter Generation die renommierte Weißbierbrauerei in Bayreuth führt.

Text: MARIKA SCHILLER

D

iesen Traum träumte er vor Jahren schon. An diesem Ort, der alt ist. Der mit Bier zu tun hat, seit er denken kann. Der mit Erinnerungen verbunden ist, mit Geschichten. An dem seine Vorfahren vor mehr als 100 Jahren schon brauten. In den 1970er-Jahren hatten Vater und Onkel zwar eine neue, moderne Brauerei gebaut. Aber hier, in den alten L ­ ager- und Werkstätten, wollte er selbst dem Bier irgendwann eine neue Heimat geben. Ein Zuhause mit offenen Türen. Einen Sehnsuchtsort für Menschen, die Braukunst schätzen, die neugierig sind, die Bier ­lieben. Jeff Maisel träumte diesen Traum damals mit seinem Cousin Andreas. Mit

20

Fotos: PETER DÖRFEL

dem er als Kind durch das Lager der Weißbier­ brauerei tollte, sich versteckte, rätselte, was sich hinter den schweren Türen des Gärkellers verbergen mag. „Wir witterten Geheimnisse, den Geruch der Maschinen und Kessel in der Nase“, erinnert sich der 47-Jährige. Die Ideen der Teenager waren ungestüm. Nichts schien ihnen unmöglich. Sie fühlten sich frei, obschon ihr Weg vorgezeichnet war wie der ihrer Väter. „Das Erbe erschien mir nie als Last“, sagt Jeff Maisel.

Jeff Maisel, Inhaber der Brauerei Gebr. Maisel, will Bier zu seiner verdienten Anerkennung verhelfen.

Andreas Maisel blieb zum Studium in Bayreuth, Jeff zog es in die USA, in die Heimat Betriebs­ seiner Mutter. Drei Semester ­ wirtschaftslehre studierte er in Charleston, No. 04-2016


No. 04-2016

21


TITEL _ J EFF MAISEL

↗Blick auf die Sudkessel der Brauwerkstatt: Im „Liebesbier“ erleben die Gäste das Brauhandwerk hautnah. ↓ 21 Biere sind hier am Hahn, darunter auch solche von befreundeten Brauern.

South Carolina, kam für eine Lehre in der Bayreuther Bierbrauerei zurück, die heute zu großen Teilen der Familie Maisel gehört, und studierte schließlich Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Als er 1996 in das Familienunternehmen einstieg, hatte ihm sein Vater, Oscar Maisel, bereits vermittelt, was seit Generationen weitergegeben wurde und nicht zuletzt der sechszackige Brauerstern im ­ ­Maisel-Logo symbolisiert: die Achtung vor und Treue zu handwerklicher Bierwirtschaft und Tradition. Bei aller Freiheit, die er Jeff gelassen hatte, waren die Jobs in den Schulferien für den Sohn Pflicht. „Ich musste in der Brauerei alles Mögliche machen“, erzählt Jeff Maisel. Beim Steine klopfen, Flaschen sortieren, und Zelte aufbauen erlebte er, was die Mitarbeiter des Betriebs täglich leisteten. „Ich empfand Wertschätzung für ihre Arbeit und fühlte mich von ihnen angenommen.“ Die Brauerei Gebr. Maisel gehört als Traditionsbrauerei mit einem Jahresausstoß von 22

gut 400.000 hl und 185 Mitarbeitern zu den erfolgreichsten Weißbierproduzenten im Land. 1974 wurden die ersten Biere nach Österreich exportiert, heute gehen rund 15 Prozent der Produktion in den Export. Die stärksten Märkte sind Italien, Österreich, USA, Russland, China und Südkorea. 1955 hatten Hans und Oscar Maisel die Spezia­ lität „Champagner-Weizen“ in den deutschen Markt eingeführt und avancierten mit der spritzigen Biersorte schließlich zum Trendsetter für Weißbier.

Nicht um jeden Preis Die Brauerei hätte längst expandieren können. Doch kommt für Jeff Maisel ein Großwerden um jeden Preis nicht in Frage. „Es entspricht nicht der Mentalität unserer Familie, nicht unseren Maximen, alles auf eine Karte zu setzen“, sagt er. Die Entscheidung im Jahr 2000, eine Al­ lianz mit der Brauerei Veltins einzugehen und einen Anteil von gut 30 Prozent an­ No. 04-2016


18888FS1603

EINER GREVENST 1920 UM BRAUEREI

ANTON VE LTINS

CARL VELTINS

Das naturtrübe Grevensteiner ist geprägt durch erntefrischen Hopfen sowie historische Malze und zeichnet sich durch einen traditionsreichen Bierstil aus. Zum speziellen Brauverfahren, getreu dem deutschen Reinheitsgebot, gehört eine besondere Würzebereitstellung. Dieses Landbier wird durch seine seidigmatte Bernsteinfarbe und eine weiche Schaumkrone geprägt. Karamellaromen mit einem leichten Unterton nach Honig, gebrannten Mandeln und frisch-fruchtigen Noten dominieren das komplexe Aroma. Das Grevensteiner wirkt sehr spritzig und elegant. Eine leichte Röstbittere, gepaart mit nussigen Geschmackseindrücken eröffnet das ausgeprägte Finale, in dem sich ein Aromaeindruck von Sahnekaramellen entfaltet.

23


TITEL _ J EFF MAISEL

Jeff Maisel hat früh den Craftbier-Trend in­ Deutschland erkannt.

D AS ERBE SCHIEN MIR NIE ALS LAST

Veltins zu verkaufen, sicherte der Weißbierbrauerei damals das Überleben. Kein leichter Entschluss, den der Vater aber mit einer Notiz auf dem Schreibtisch honorierte – „Zeichen der Zeit erkannt. Dein Vater“. Später konnten die Anteile wieder zurückgekauft werden und gerade erst wurde die Vertriebspartnerschaft um weitere zehn Jahre verlängert. „Es ist eine Win-win-­Situation für zwei Familienbrauereien“, sagt Jeff Maisel. Der fränkische Brauer empfindet sich als privilegiert. Frei in seinen Möglichkeiten. Er ist dankbar dafür, tun zu können, was er als seinen Auftrag empfindet, seine Vision – Bier zu neuer Anerkennung in der Gesellschaft zu verhelfen. Schon früh erkannte er den Trend zu Craftbieren, setzte mit seiner Marke „Maisel & Friends“ auf die Bewegung und ist sicher ein Pionier unter den deutschen Traditionsbrauern, die sich auf ihr Handwerk neu besonnen haben. Als Alleinkämpfer sieht er sich nicht. Weiß, dass sich zusammen sehr viel mehr be­-

24

wegen lässt. Für das Brauprojekt mit der österreichischen Brauerei Stiegl überquerten Ideen und Rohstoffe die Landesgrenze und standen am Ende zwei Biere: „Stiegl Smoked Baltic Porter“ und die „Maisel & Friends Bordeaux Weisse“. Mit Freunden zu brauen, heißt für Jeff Maisel nicht nur, voneinander zu lernen, sondern immer werbewirksam auch das gemeinsame Herzensthema „Craftbier“ zu puschen. Eine der jüngsten Aktionen ist die Gründung der GmbH „Neue Bierkultur“, ein Zusammenschluss von sechs befreundeten Brauern – And Union, BRLO, Crew Republic, Jeroen Bosch, Stiegl, Maisel & Friends – der für ein inspirierendes Miteinander steht und nicht für Konkurrenzdenken. Konkret: Kunden profitieren von 60 Craftbieren aus einer Hand und ­allem was dazu gehört, also von Verfügbarkeit und Beschaffung bis zu Sortiments­ gestaltung; außerdem zum Portfolio ge­ hören Mitarbeiterschulungen, Bierkarten, Außendienst und Vertrieb. Eine neue Bierkultur eben. No. 04-2016


BBQ MIT . N E D N U E FR X TAG. U IL H R E L A M R O N Z EIN GAN

*

Ob Freizeit, Abenteuer oder Business und ganz gleich, welche Herausforderungen vor ihm liegen: Der neue Hilux wurde gebaut, um in jedem Gelände zu bestehen und seinem Fahrer maximalen Komfort und herausragenden Fahrspaß zu bieten.

Der neue Hilux.

Ab sofort

bestellbar.

Kraftstoff verbrauch für den Hilux kombiniert 7,8–6,8 l/100 km, CO-Emissionen kombiniert 204–178 g/km. Abb. zeigt Sonderausstattung. *Klassensieg bei den „Off Road Awards“. Mehr unter Off-Road.de


TITEL _ J EFF MAISEL

BRAUEREI GEBR. MAISEL

FOTO: GMK GMBH & CO. KG

1887 wurde das Familienunternehmen von Hans und Eberhardt Maisel gegründet. Sie errichteten vor den Toren Bayreuths eine moderne Braustätte. In den 20er Jahre übernahmen Fritz und Andreas, die Söhne der Gründerbrüder, die Führung der Brauereigeschäfte. Ab 1936 leitete Fritz Maisel den Betrieb in eigener Verantwortung. 1955 entschloss er sich gemeinsam mit seinen Söhnen Hans und Oscar, ein Weißbier zunächst unter der Bezeichnung „Champagner-Weizen“ einzuführen, das später in Maisel’s Weisse umgetauft wurde. Heute gehören fünf Weißbiersorten zum Sortiment. Die Marke Maisel & Friends umfasst sechs Spezialitäten, hinzukommen Biere, die gemeinsam mit befreundeten Brauern entstehen. Jeff Maisel stieg 1996 in die Brauerei ein, seit 1998 ist er Geschäftsführer. Das „Liebesbier“ ist an die WBM Gastro GmbH verpachtet, Geschäftsführer sind Andrea Bauernfeind und Thomas Wenk.

Zum „Liebesbier“ gehört ein Garten mit viel Grün, Wasserbar und Grill.

Anfang des Jahres hat Jeff Maisel seinen Traum wahr gemacht. Zusammen mit dem Bayreuther Gastronom Thomas Wenk hat er dort, wo er als Kind Verstecken spielte und als Jugendlicher kühne Pläne schmiedete, eine neue Pilgerstätte für Bierfreunde geschaffen. Eine Bierbleibe, wie er sagt, eine Heimat für Bier, einen Sehnsuchtsort für Bierliebende. „Liebesbier“ heißt dieser Ort mit 21 Bieren vom Fass und über 80 aus der Flasche, mit international inspirierter Karte und Brot aus eigener Bäckerei. Und ja, dieser Ort ist beeindruckend. Die Investitionssumme von 1,2 Millionen Euro klotzt nicht, sie steckt auf bestechend geglückte Weise in jeder individuell gestalteten Nische, in jedem Detail.

FOTO: BIERPRESSE.DE

Alt und Neu kombiniert

Mit einem Ausstoß von gut 400.000 hl im Jahr ist die Brauerei einer der erfolgreichsten Weißbierproduzenten in Deutschland. 26

Das Interieur ist eine Komposition aus Alt und Neu: Die freigelegten Steinwände erzählen von 1887, den Anfängen der Brauerei; der Boden aus schweren Eichendielen, die Ledersessel, die maßgefertigten Barstühle stehen für Handwerk und Wertigkeit. Lampen und Schränke sind zeitlose Flohmarktschönheiten, die Street-Art-Objekte an den Wänden von internationalen Künstlern wie Okuda, Bansky, Herakut und

Vidam ein gelungener Kontrast. Von vielen der 260 Plätze im Lokal können die Gäste den Werkstattbrauern bei der Arbeit zusehen. Glasflächen geben den Blick auf Sudhaus und Fasslager frei – und auch auf den Garten mit viel Grün, Wasserbar und Grill. 300 Leute finden draußen Platz, können sich wie drinnen auf Inseln tummeln, die mal modern inszeniert, mal mit Stühlen und Tischen aus Großmutters Zeiten bestückt sind oder mit steinernen Stufen samt Feuerstelle, inspiriert von einem antiken Freilufttheater. Das „Liebesbier“ ist für Jeff Maisel Teil eines großen Ganzen, Teil eines großen Traums. So sieht er sich selbst zwar als treibende Kraft, beseelt von der Vorstellung, andere von seinen Ideen zu begeistern, mitzureißen. Er versteht sich aber auch als Teamplayer, weiß sich angewiesen auf andere Menschen, auf Freunde, auf Gleichgesinnte. Seit dem frühen Tod seines Cousins Andreas im Sommer 2007 führt er die Brauerei alleine. Mit dem Lokal in den alten Lagerräumen sind die Träume von einst also wahr geworden – in Kombination mit der Brauwerkstatt und dem Museum sogar auf ideale Weise. „Ja“, sagt er, „ich glaube, Andreas würde all das gefallen.“ – No. 04-2016


FOTO: MICHAEL BAUER PHOTOGRAPHY1

In der Maisel’s Bier-Erlebnis-Welt werden auf einer Fläche von über 4500 Quadratmetern Braugeschichte, Braukunst und Gastronomie geschickt miteinander verwoben und konsequent über das Thema Handwerk gespielt. Mit historischem Maschinenhaus, Sudhaus, Hopfenkammer und Kühlschiffen schaffte es das Brauereimuseum als „umfangreichstes Biermuseum der Welt“ sogar ins Guinness-Buch der Rekorde. Es beherbergt außerdem eine Sammlung von 5500 Biergläsern und –krügen sowie 400 seltene Emaille-Schilder verschiedener Brauereien und Marken. In der Brauwerkstatt, wo seit Februar 2016 sämtliche Maisel & Friends-Biere gebraut werden, können Besucher den handwerklichen Brauprozess hautnah erleben – von der Malz­ schroterei­über Sudhaus und Gärkeller bis zur Holzfassreifung. Über ein Fenster im Boden des „Liebesbier“, das sich räumlich mit der Brauwerkstatt verbindet, kann man einen Blick auf die Zisterne mit dem Brauwasser von einer Quelle aus dem Fichtelgebirge werfen. www.maisel.com

No. 04-2016

FOTO: GMK GMBH & CO. KG

HANDWERK ERLEBEN

↑↗ Der Tresen im „Liebesbier“ ist extra breit. Schließlich soll man hier auch bequem speisen können. In der Brauwerkstatt werden die Maisel & Friends-Biere gebraut. ← Vor dem Lokal lagert in Silos das Braumalz. → Das Konzept: Jedem Gast die passende Nische. 27


INTERVIEW_ MANUEL ANDRACK

Von Bier? Hatte ich nicht viel Ahnung. Interview: MARIKA SCHILLER

Als Sidekick in der Harald-Schmidt-Show war er damals der Publikumsliebling. Und nachdem er sich 2002 in jeder Sendung ein Bier aufmachte, ernannte ihn der Deutsche Brauer-Bund kurzum zum ersten Bierbotschafter. Manuel Andrack über einen Titel, den man nicht loswird, eine alte Kölsch-Wette und die zwei schönsten Momente eines Wanderers.

Sich in der Harald-Schmidt-Show jeden Abend ein Bier zu genehmigen, dafür hat Sie der Brauer-Bund 2002 zum Bierbotschafter ernannt. Zum ersten überhaupt. Hatten Sie das verdient? Selbstverständlich! Und wie ernst haben Sie den Titel genommen? Ich war schon stolz. Obwohl die Veranstaltung selbst, als ich also zum Bierbotschafter ernannt wurde, eher peinlich war. Junge Mädels waren als Biersorten verkleidet, ihre Perücken sollten die Schaumkrone darstellen. Und ich saß neben Frau Diebels. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es die gibt. Ein bisschen fehl am Platze kam ich mir schon vor. Bierbotschafter – den Titel gibt man wohl nicht so einfach ab… Ne, der bleibt an einem kleben. Im Herzen bin ich das immer noch. 28

Noch mal zur Sendung: Bier ins Rampenlicht zu rücken, wie kamen Sie denn auf die Idee? Als ich damals im Wirtschaftsteil einer Tageszeitung gelesen habe, wie es um

die deutsche Bierwirtschaft steht, dachte ich: Da müssen wir was tun! Und so haben wir im Jahr 2002 in 170 Shows für Bier geworben. Mit Erfolg. Klar, war das auch ein warmer Sommer und es war FußballWM… Auf jeden Fall ging für das Bier die Bilanz nach oben. Zuerst haben Sie ein Bier von Heineken und dann ein Efes, ein Pilsner aus der

VITA Manuel Andrack, Jahrgang 1965, ist ein waschechter Kölner und hat in der Domstadt auch studiert, nämlich Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Kunstgeschichte. Seit 1991 arbeitet er als Fernsehredakteur, leitet von 1998 bis 2008 die Harald-Schmidt-Show. Sidekick von Harald Schmidt ist er in den Jahren 2000 bis 2007, er erhält zweimal den Deutschen Fernsehpreis und wird 2002 vom Brauer-Bund als Bierbotschafter ausgezeichnet. Andrack ist passionierter Wanderer und Autor von Wanderbüchern. In diesem Jahr erschienen: „Schritt für Schritt“ – 16 Touren durch die Weltgeschichte, 317 Seiten, 50 Fotos, gebunden, 19,90 Euro. www.mauel-andrack.de No. 04-2016


Türkei, vorgestellt. Wie wurden die Biere ausgesucht? Na, das Bier hatte immer irgendwas mit dem Thema der Sendung zu tun. Die Verbindung war ganz unterschiedlich und konnte auch mal etwas weiter hergeholt sein. Nach Karneval, in der Fastenzeit, habe ich alkoholfreies Bier vorgestellt und auch Starkbier, mit denen sich einst die Mönche bis Ostern über Wasser ­gehalten haben. In den vier Wochen der WM hat für mich Weizenbier gepasst. ­ Im typischen Glas und mit seiner goldgelben Farbe hat das für mich wie ein Pokal ausgesehen. Sie haben das Bier verkostet, beschrieben – wie versiert waren Sie damals eigentlich? Eigentlich gar nicht. Natürlich konnte ich ein Pils von einem Export unterscheiden, aber viel mehr wusste ich nicht. Aber es war ja auch nicht der Anspruch, die Biere im Sinne einer Verkostung zu präsentieren und zu bewerten. Das lief eher ganz spontan, das Bier wurde ja tatsächlich erst in der Sendung aufgemacht.

Bier ist spannend. Es gibt einfach so viel zu entdecken. Ich liebe die Geschichten rund um das Bier. Alles, was die Brauer so zu erzählen haben. Das gilt für die großen und die kleinen. Sie produzieren und moderieren verschiedene Sendungen. Wann machen Sie im Fernsehen mal wieder ein Bier auf? Gute Frage… wenn man mich lässt (lacht). In einem Wandermagazin, das im Herbst auf DRF1 anläuft, stelle ich das Bier der jeweiligen Region vor. Außerdem ist eine Late-Late-Night-Show geplant, nach dem Vorbild von Carpool Karaoke, das im amerikanischen Fernsehen absolut erfolgreich ist. In der Show soll der Moderator am Steuer sitzen und ich mache mir als Beifahrer ein Bier auf, wie damals als Sidekick von Harald Schmidt... –

FOTO: ACHIM KROEPSCH

Heute setzen sich die Leute ganz anders mit Bier auseinander. Sie sind neugierig auf die Vielfalt und wollen Geschichten über Brauer hören. Haben Sie schon mal ein Craftbier getrunken? Ich finde den Begriff eher unglücklich. Was ist denn Craftbier? Jedes Bier ist doch handwerklich, zumindest in seinem Ursprung. Gerade die Traditionsbrauer experimentieren doch viel und sind dabei echte Handwerker. Wenn ich unterwegs bin, probiere ich immer auch Biere, die typisch sind für die Region. Ja, ein ­„Craftbier“ war da auch schon dabei.

No. 04-2016

Seit einigen Jahren leben Sie im Saarland, aufgewachsen sind Sie aber in Köln. Das sind zwei Welten. Auch was die Bierkultur betrifft. Haben Sie sich akklimatisiert? Ja, habe ich. Es gibt einige gute Brauer in der Gegend und ich schätze meinen Getränkedealer um die Ecke. Kölsch trinke ich in Köln vom Fass, aus der Flasche finde ich es nicht wirklich lecker. Wenn Sie sich auf ein Bier verabreden, wie probierfreudig sind Sie da? Ich bin kritisch, aber offen. Mich interessieren ganz unterschiedliche Biere, die hopfenbetonten mag ich aber nicht so. Absoluter Fan bin ich von belgischem Bier. Bayerisches ist auch gut.

Aber interessiert hat Sie das Thema schon. Ja, absolut. Bier habe ich immer gerne getrunken. Als Kölner sowieso. Die Wette mit Kumpels, bei einer Blindverkostung fünf Kölsch richtig zu benennen, die hab ich gewonnen. Wobei ich schon ganz früh auch ein totaler Weizenfan war, als man noch Reiskörner ins Glas geworfen hat und sagen musste: Aber keine Zitrone, bitte!

Sie wandern ja viel und schreiben ­darüber. Dabei verstehen Sie sich als Genusswanderer und nicht als Kilometerfresser. Gilt das auch in Sachen Bier? Auf jeden Fall. Das Bier selbst spielt in meinen

Wanderbüchern oft eine Rolle. Es gibt ja sogar Themen-Bier-Wanderwege wie den Brauereiweg, der im fränkischen Aufseß startet und über 14 Kilometer zu vier Brauereien führt. Für einen Wanderer gibt es zwei schönste Momente: Das Gefühl der Euphorie, wenn es losgeht und die Freude auf das Bier beim Ankommen.

Manuel Andrack, passionierter Wanderer und Bierfan 29


MACHER _WOLFGANG STEMPFL

STETS BERGAUF NAH DRAN AN: Wolfgang Stempfl Seit 20 Jahren leitet er die Münchner Brauerschule Doemens. Durch die „Erfindung“ des Biersommeliers wurde er zu einem Initiator der deutschen Craftbier-Bewegung

Text: DIRK OMLOR  Fotos: DANIEL REITER

30

No. 04-2016


W

olfgang Stempfl (61) ist ein Genießer. Er liebt gutes Essen, guten Wein und vor allem gutes Bier. Wenn er Bier trinkt, gleicht das einem Ritual: Vor dem ersten Schluck hält er seine Nase ins Glas und schließt die Augen. Er taucht in die Aromen ein, scheint für einen kurzen Moment in einer anderen Welt. Und genießt. „Aromen haben mich seit jeher fasziniert. Das war schon immer so“, erzählt Stempfl. Nach seinem Studium promovierte er sogar auf dem Gebiet der Aroma-Forschung. Aufgewachsen ist Stempfl im bayerischen Passau. Sein Großvater arbeitete dort bei einer Brauerei. Auch sein Vater hatte Brauer gelernt, sich dann aber für einen anderen Beruf entschieden. Schon früh lernte Wolfgang Stempfl, auf eigenen Füßen zu stehen. Als er 17 Jahre alt war, zogen seine Eltern berufsbedingt ins 160 Kilometer entfernte Rosenheim. Er blieb in Passau zurück und machte dort sein Abitur. Danach ging er nach München und studierte Lebensmittelchemie. Sehr zum Leidwesen des Großvaters. Der hätte ihn gerne als Brauer gesehen. „Dass ich später über den Umweg der Doemens-Schule doch noch zu den Brauern kam, hat mein Großvater leider nicht mehr erlebt“, sagt Stempfl. 1987 fing er bei der Brauerschule an und wurde 1996 Gesamtschulleiter. Seit 2001 ist er außerdem Geschäftsführer von Doemens e.V. und dessen Tochtergesellschaften. Sein erstes Craftbier trank Stempfl Mitte der 80er-Jahre in den USA. „Es war ein IPA und ich dachte, es wäre mit Früchten aromatisiert worden. Dass die Fruchtaromen vom Hopfen kamen und das Bier sogar nach dem Reinheitsgebot gebraut worden war, wollte ich zuerst gar nicht glauben“, erinnert er sich. Fortan nutzte er bei seinen USA-Reisen jede Gelegenheit, bei einem Craftbrauer vorbeizuschauen. Dabei lernte er auch immer wieder neue aromareiche Biere kennen. „Unter den Brauern dort konnte ich eine unglaubliche AufbruchNo. 04-2016

stimmung spüren. Wenn ich aus den USA zurückkam und von den Bieren und der riesigen Vielfalt erzählte, hielten mich viele für einen Spinner. Alle dachten nämlich, dass es nirgendwo langweiligere Biere gäbe als in den USA.“

↑ Wolfgang Stempfl (links) und CRAFT-Chefredakteur Dirk Omlor beim Bergwandern in der Nähe von Kufstein.

Während in den USA vor gut 20 Jahren also Aufbruchstimmung herrschte und immer neue Biere kreiert wurden, beobachtete Stempfl in Deutschland eine ganz andere Tendenz: Die Stimmung unter den Brauern war schlecht. Alle waren auf Hektoliter aus. 31


MACHER _WOLFGANG STEMPFL

In unserer Serie „NAH DRAN“ begegnen wir Managern abseits des Schreibtisches. Im Wald, am See, in der Kneipe: Hauptsache unkompliziert. Wir reden über den Job, über Leidenschaften, über Gott und die Welt.

Angekommen: Wolfgang Stempfl (links) und CRAFT-Chefredakteur Dirk Omlor genießen hoch oben auf der Kranzhorn-Alm ein Gipfelbier.

Die Biere wurden verramscht. Es wurde nicht mehr über Rohstoffe geredet, sondern mehr über Extrakt und Alphasäuren. Die Sortimente wurden bereinigt, traditionelle Bierstile wie beispielsweise bayerisches Märzen wurden nicht mehr gebraut. Der deutsche Biermarkt wurde immer uniformer. „Ich dachte damals, das läuft in die völlig falsche Richtung. Wenn das so weitergehen würde, dann bräuchten wir in Deutschland bald keine 1.300 Brauereien mehr, sondern nur noch eine.“ Ähnliche Gedanken machte sich zu diesem Zeitpunkt auch Axel Kiesbye, Braumeister bei der österreichischen Brauerei Trumer. Er wollte das Sommelier-Erfolgsmodell vom Wein aufs Bier anwenden. „Eines Tages rief mich Axel an und erzählte mir von seiner Idee. Gemeinsam haben wir dann das Konzept ,Biersommelier‘ entwickelt“, erzählt Stempfl. Gut zwei Jahre habe das gedauert. 2004 fand dann der erste Kurs mit 15 Teilnehmern statt. Anfangs fand das nicht überall Anklang. Stempfl wurde teilweise sogar angefeindet. „Auf der Brau in Nürnberg spuckte mir jemand ins Gesicht und beschimpfte mich als Nestbeschmutzer“, erinnert er sich. Doch Stempfl ließ sich davon nicht beirren. Er spürte, er war auf dem richtigen Weg. 2005 gab es bereits 32

zwei Kurse und heute finden gut zehn ­Kurse pro Jahr statt, plus einige InhouseSchulungen bei Brauereien. Über 1.000 Biersommeliers wurden bis heute in Deutschland ausgebildet und jedes Jahr kommen rund 200 neue dazu. „Wir haben den Lehrgang auch fürs Ausland entwickelt, immer in der jeweiligen Landes­ sprache. Brasilien, USA, Italien und Korea bilden inzwischen aus. So ist ein enormes Netzwerk rund um den Globus entstanden“, sagt Stempfl. In Brasilien gibt es bereits mehr Biersommeliers als in Deutschland. Auch die BiersommelierWeltmeisterschaft, die 2009 zum ersten Mal stattfand, war Stempfls Idee. Anfangs eher belächelt, ist sie heute ein voller Erfolg. Wer Wolfgang Stempfl näher kennt, der ahnt, wie sehr ihn die Anfeindungen zu Beginn des Biersommeliers verletzt haben müssen. Stempfl ist feinfühlig, ruhig und besonnen. Es ging ihm stets um die För­ derung der Bierkultur, nie um Eitelkeit. Mit seiner verbindlichen Art und seinem ­diplomatischen Geschick hat er es letztendlich doch geschafft, auch die letzten Kri­tiker von seiner Idee zu überzeugen. Heute ist er rund um den Globus ein gern g­esehener Gast, sein Know-how in Sachen Sensorik ist weltweit gefragt. Wer ihm be­No. 04-2016


→ Wolfgang Stempfl ging es stets um die Entwicklung der Bierkultur. Als Missionar hat er sich dabei nie empfunden.

gegnet, mag ihn. Stempfl weiß so ziemlich alles über Bier, kennt jeden Bierstil mit­ ­seine Aromen und gibt das Wissen gerne weiter, ohne dabei wie ein Oberlehrer zu wirken. Stempfl ist viel unterwegs, arbeitet 60 bis 100 Stunden pro Woche. Das Unterwegssein sei für ihn aber kein Stress. „Ich lerne gerne neue Leute kennen und treffe sehr gerne alte Bekannte wieder. Das Reisen ist zwar oft anstrengend, es gehört aber einfach zu meinem Beruf dazu.“ Im nächs­ ten Jahr gibt er die Geschäftsführung bei ­Doemens auf. Er geht jedoch nicht in Pension, wie er betont. „Das widerspricht meiner inneren Haltung. Ich bleibe freiberuflicher Mitarbeiter und werde auch weiterhin die Biersommelier-Kurse betreuen“, sagt Stempfl. Dann werde er aber mehr Zeit haben für all die Dinge, die er gerne macht. „Ich werde wieder öfter mit meiner Frau zum Wandern in die Berge gehen. Und meine beiden erwachsenen Kinder wie­der häufiger sehen. Darauf freue ich mich sehr.“ Auch seinem großen Garten will er sich wieder mehr widmen. „Gartenarbeit entspannt mich, da kann ich gut abschalten“, sagt Stempfl. Danach genießt er meistens ein Bier. Welches Bier er am liebsten mag, hängt von der jeweiligen Stimmung ab. „Zum Fußballschauen trinke ich gerne ein schönes Helles, in anderen Momenten dann auch gerne ein zehn Jahre im Fass gereiftes Bier oder auch einen guten Wein. Seine Frau trinkt lieber Wein als Bier. Daran hat sich auch nach so vielen Jahren mit Wolfgang Stempfl nichts geändert. Doch damit hat er sich längst arrangiert: „Ich bin kein Missionar. Ich muss nicht jeden vom Bier überzeugen“, sagt er und lacht. – No. 04-2016

33


SPEZIAL _ LEIPZIG

PIONIERE AN DER

WEISSEN ELSTER Text: CLAUDIA STEINERT

34

Fotos: MARIAN LENHARD

No. 04-2016


Die Bierlandschaft in Leipzig war lange Zeit ein Spiegelbild der echten Leipziger Landschaft. Flach mit ein paar Senken. Doch jetzt setzt eine Handvoll Pioniere alles daran, die Bierkultur in der Stadt zu beleben. Bierläden eröffnen, neue Brauereien entstehen – und die Leipziger Gose, das traditionelle Sauerbier, erlebt eine ungeahnte Renaissance.

No. 04-2016

35


SPEZIAL _ LEIPZIG

I CH WILL OMMA UND OPPA EIN PALE ALE VERKAUFEN ↑ Vier Biere gibt es im „Goldhopfen“ vom Fass, darunter auch „Weiße Elster“, die eigene Marke der Inhaber.

I

n Leipzig wacht die Craftbier-Szene gerade erst auf. In anderen deutschen Städten sprudeln schon lange die unterschiedlichsten Biere aus den Zapfhähnen. In Leipzig heißt es vielerorts noch: Pils, Pils, Pils. „Craftbier schließt ja Pils nicht aus“, sagt Jann van der Brelie. Aber es darf doch nicht in jeder Kneipe das gleiche Pils sein. Der 32-jährige studierte Theologe sitzt im „Goldhopfen“, der Craftbier-Bar, die er gemeinsam mit seiner Frau Cathrin im Oktober 2015 eröffnet hat. Die Wände grauer Waschbeton, von der Decke baumeln blanke Glühbirnen an roten Kabeln, die Stühle stammen aus einer alten Kirche. Im Kühlschrank stapeln sich Flaschen der unterschiedlichsten Brauereien. Aus ihren Zapfhähnen fließt unter anderem ihr selbstgebrautes Bier.

↑ Wollen herausfinden, wofür Leipzig bereit ist: Jann und Cathrin van der Berelie, Inhaber der Craftbier-Bar „Goldhopfen“. 36

Jann und Cathrin haben ihr Label „Weiße Elster“ genannt, genau wie der Fluss, der sich durch Leipzigs Innenstadt schlängelt. Zurzeit brauen sie hauptsächlich tradi­ tionelle Sorten. Pils, Helles, Weißbier, Schwarzbier und ein Pale Ale. „Ich ärgere mich fast, dass wir Craft Beer auf unsere Etiketten geschrieben haben“, brummt Jann. Denn trotz aller Hipster-Atmosphäre in der Bar, geht es den beiden hauptsächlich darum, den Gästen das Brauhandwerk

zu vermitteln. „Ich will Omma und Oppa ein Pale Ale verkaufen“, sagt Cathrin. An ihren allerersten Sud erinnert sie sich noch genau. Elf Stunden standen die beiden am Kessel, über 700 Flaschen Bier füllten sie ab. Dann schleppten sie die Ausbeute Kasten für Kasten in ihre kleine Wohnung und stapelten sie im Schlafzimmer. Eine Wand aus Bier.

Ausprobieren, was geht Sie ließen fortan den ganzen Tag das Fenster offen, das Bier mochte es kühl. Sie froren so sehr, dass sie nur noch im Wohnzimmer schliefen. Sie sagen beide: Es hat sich gelohnt. Mehrmals im Monat setzen die GipsyBrewer inzwischen einen Sud an. Zehn verschiedene Biere will Jann dieses Jahr noch brauen, alle unter seinem neuen Label „Nashornbier“. Experimenteller als bisher soll es werden. Ausprobieren, was geht. Herausfinden, wofür Leipzig bereit ist. Nur wenige hundert Meter vom Goldhopfen entfernt befindet sich der Laden „Die Bierfreunde“. Hier sieht man, dass eine Menge Leipziger schon sehr bereit ist für kreative Biere. Die Menschen tummeln sich zwischen den Regalen, begutachten No. 04-2016


BIER

PASST!

Nach dem Qualitätsversprechen von 1846. www.underberg.de

© Copyright 2015 by Underberg GmbH & Co KG Rheinberg

&


SPEZIAL _ LEIPZIG

IT OPENM BOTTLEEVENTS ÜBER­ ZEUGEN

die mehr als 350 verschiedenen Sorten und drängen sich um den Verkostungstisch. Frauen im Blazer mit Sonnenbrille im Haar, alte Damen in Strickpullovern und Männer mit Outdoorjacken und angegrauten Haaren. Pärchen mit Burton-Rucksack und Hornbrille: die absolute Ausnahme. Die Inhaber Marie Köhler und Sebastian Bertholdt stehen erschöpft, aber glücklich dazwischen. Sie beraten, sie erklären, sie verkaufen. Es macht Spaß, es kommt Geld rein, sie konnten endlich auch jemanden einstellen, der beim Verkauf hilft. Das war nicht immer so.

Kritiker begeistern Seit etwa anderthalb Jahren gibt es die Bierfreunde. Kurz nach der Eröffnung stand ein Bericht über sie in der Zeitung. Über den Laden, der nur Bier verkauft. Für zwei, fünf, zehn Euro. Pro Flasche. Es kamen viele Kunden, die dazu eine Meinung hatten. Sie sagten, dass dieses Geschäft nicht rentabel sei. Es werde bald dichtmachen, bei diesen Preisen. Marie und Sebastian, junge Gründer, die alles aufs Spiel gesetzt hatten: immer in Hörweite. Doch es kamen auch Kunden mit Glückwünschen im Gepäck. Menschen, die ihnen auf die Schulter klopften und sich über den Laden freuten. Um auch noch die Kritiker von der Biervielfalt zu überzeugen, starteten die Bierfreunde die Open-Bottle-Events. Jeden Donnerstag präsentieren sie in ihrem Laden eine Brauerei und deren Biere. Jeder kann kommen, ein paar Schlucke pro­ bieren, ganz kostenlos. Das senkt die Hemmschwelle, eins der vielen unbekannten Biere zu kaufen.

„Aufgemacht“ heißt es jeden Donnerstag bei den „Bierfreunden“: Dann werden Biere verkostet.

Es scheint verwunderlich, dass es bei der riesigen Auswahl in den Regalen trotzdem Bier gibt, das zwar ganz in der Nähe gebraut wird, aber bei den Bierfreunden nicht zu haben ist. Ein Bier, das in Leipzig Tradition hat, aber vor allem jenseits des Atlantiks gefeiert wird.

Kessel statt Züge

↑Marie Köhler und Sebastian Berthold verkaufen in ihrem Laden „Bierfreunde“ mehr als 350 verschiedene Sorten Bier. 38

Wer es trinken möchte, der muss einen kleinen Spaziergang machen. Es geht Richtung Süden, vorbei an einer bunten Mischung aus Gründerzeithäusern und Neubaublocks, bis der Blick frei wird auf ein Gebäude, das in dieser Nachbarschaft ein wenig zu pompös wirkt. Als hätten No. 04-2016


Im „Bayerischen Bahnhof“ wird auch die traditionelle Leipziger Gose gebraut.

GOSE Die Gose ist ein alter Bierstil, viel älter als das Reinheitsgebot, und deswegen hält sie sich auch nicht dran. Im Jahr 998 wurde das Getränk erstmals urkundlich erwähnt. Seitdem mischen die Brauer Koriander, Salz und Milchsäure in den Sud. Dadurch schmeckt das Bier frisch-säuerlich und macht gleichzeitig Durst auf mehr. Ursprünglich stammt Gose aus der kleinen Stadt Goslar im Harz. Doch in Leipzig wurde sie berühmt. Zu Hochzeiten gab es in der Stadt über 300 Gosenschenken, so der Name für die Gasthäuser, die Gose servierten. In den 1960er Jahren war damit Schluss. Die letzte Leipziger Gosebrauerei stellte den Betrieb ein. Lange Zeit existierte Leipziger Gose nur noch in Erinnerungen. Erst 1986 öffnete die erste Gosenschenke namens „Ohne Bedenken“ im Norden der Stadt wieder ihre Türen. Anfangs musste sie ihre Gose aus Berlin importieren, weil niemand im Leipziger Umland Gose brauen wollte. „Wir waren die einzigen, die an Gose geglaubt haben“, erzählt der heutige Inhaber Jens Gröger. Im Inneren seiner Gosenschenke sieht alles wieder so aus wie im Jahre 1905. Und auch der Name hat Tradition. Wenn Gäste fragten, ob man dieses „Gesöff Gose“ denn auch trinken könne, soll ein Kellner stets geantwortet haben: „Ohne Bedenken!“

No. 04-2016

Kulissenbauer ihn dort vergessen, thront dort der Bayerische Bahnhof. Lange Zeit hielten hier tatsächlich Züge der SächsischBayerischen-Eisenbahn-Compagnie. Doch wo früher die Fahrkartenschalter standen und Menschen mit Koffern zu den Gleisen eilten, befindet sich heute ein Restaurant mit angeschlossener Brauerei. Mitten in der Gaststätte stehen zwei glänzende Kupferkessel. Hier werkelt Braumeister Matthias Richter und braut neben Pils, Schwarzbier, Weizen und saisonalen Spezialitäten auch den traditionellen Bierstil Gose. Dieses leichte, fruchtige Sauerbier entsteht durch die Zugabe von Milchsäure, Koriander und Salz. „Ein Bier ist gut, wenn es polarisiert“, sagt Richter. Dieser Logik folgend ist Gose nicht nur gut, sondern sehr sehr gut. Einige lieben sie, andere verabscheuen sie. Besonders die Amerikaner sind verrückt nach der Leipziger Gose. In 40 Bundesstaaten kann man sie kaufen, hauptsächlich in New York, Connecticut und Massachussets. „Sie bekommen in New York genauso frische Gose wie in Leipzig“, sagt Richter. Nur 20 Tage dauert der Transport in gekühlten 39


SPEZIAL _ LEIPZIG

E IN GUTES BIER POLARISIERT

↑ Seit drei Jahren setzt Pieter Rosenlöcher (links), Braumeister im Nerchauer Brauhaus, ausschließlich auf Rohstoffe aus biologischem Anbau.

Tankwagen. Richter telefoniert mit einem Handy, das keine andere Funktion kennt als Anrufe zu tätigen und dessen Akku nach einer Woche immer noch halbvoll ist. Technische Neuerungen mag er nicht besonders. Aber wenn es ums Bier geht, kennt seine Experimentierfreude keine Grenzen. Für die Amerikaner braut Matthias Richter auch ganz besondere Gose ein, zum Beispiel mit Fichtensprossen, Kiefernnadeln und hohem Alkoholgehalt. Oder Frühlingsgose mit Kamille und Rosenblättern, ein Collaboration Brew mit Ian Pyle von der Ratsherrn Brauerei, ehemaliger Praktikant des Bayrischen Bahnhofs. Seine Leipziger Gäste bekommen auch ein paar Schlucke von den besonderen Kreationen ab. Für etwa ein bis zwei Wochen sind diese Gosen auch im Bayrischen Bahnhof verfügbar, dann sind die Fässer leer.

↑Matthias Richter, Braumeister in der Gastro-Brauerei „Bayerischer Bahnhof“, ist experimentierfreudig. 40

Etwa eine halbe Autostunde von Leipzig entfernt, eingebettet in endlose Roggenfelder, liegt die Gemeinde Nerchau. Vögel zwitschern, der Wind säuselt, die Sonne knallt. Ein Schild auf einer umzäunten Wiese verbietet das Füttern der Schafe. Hinter der Schafweide hat Jochen Rockstroh im Jahr 2011 eine Brauerei aus dem Boden gestampft. Im Vergleich zur Weißen Elster und den Bierfreunden ist das

Nerchauer Brauhaus damit quasi schon ein Traditionsbetrieb. Rockstroh, Gastronom mit Spezialisierung auf Mittelaltermärkte, wollte seinen Kunden einfach gern selbstgebrautes Bier anbieten.

Schwarzbrot-Aroma Von Anfang an hatten die Nerchauer zehn unterschiedliche Biere im Angebot. „Der Chef wollte gleich Vielfalt“, sagt Brau­ meister Pieter Rosenlöcher. Neben den Standardsorten wie Pils, Schwarzbier und Hefeweizen gibt es auch Ungewöhnli­ ­ ches, wie zum Beispiel das Schottendicht, ein dunkles, obergäriges Bier. Oder das ­Pumpernickel-Bier, mit rauchig-würzigem Schwarzbrot-Aroma. 2013 wurde die Produktion auf biologische Rohstoffe umgestellt. Seitdem brauen die Nerchauer das erste Biobier der Region. Was nicht auf den Märkten verkauft wird, geht in Bioläden in und um Leipzig und Dresden über den Ladentisch. Viele Einheimische kommen auch direkt zum Hof­ laden gefahren. „Man merkt, dass es den Menschen wieder wichtiger wird, wo ihre Produkte herkommen“, sagt Pieter. Die Bierlandschaft in Leipzig bricht auf. Sie wird spannender. – No. 04-2016


DURST LÖSCHEN IN LEIPZIG GOLDHOPFEN

BAYERISCHER BAHNHOF

Die kleine Bar bietet zurzeit vier Biere vom Fass, will aber auf acht Hähne aufstocken. Natürlich sind die „Weiße Elster“-Biere dabei, aber auch andere Brauereien bekommen Zugang zum Zapfhahn. Dazu gibt es um die 15 Flaschenbiere. Interessierte können auch Brauseminare buchen. Kolonnadenstr. 11-13 Tel.: 0176/631 749 34 www.goldhopfen-leipzig.de

Der Bayerische Bahnhof ist in Leipzig eine Institution. Die Gaststätte südlich vom Zentrum bietet selbstgebrautes Bier und gute Hausmannskost. Man sitzt entweder drinnen in urigem Bahnhofsambiente oder draußen im grünen Biergarten. Vom Fass gibt es immer Pils, Schwarzbier, Weizen, Gose und eine der saisonalen Bierspezialitäten, die teilweise wöchentlich wechseln. Bayrischer Platz 1 Tel.: 0341/124 57 60 www.bayerischer-bahnhof.de

DIE BIERFREUNDE Der Bierspezialitätenladen liegt mitten im Zentrum, nur wenige Meter vom Marktplatz und dem Alten Rathaus entfernt. Jeden Donnerstag zwischen 17 und 19 Uhr finden Open-Bottle-Events statt, bei denen Gäste ganz ungezwungen und kostenlos die Biere einer Brauerei verkosten können. Katharinenstr. 11 Tel.: 0341/604 721 99 www.diebierfreunde.com

OHNE BEDENKEN GETRÄNKEFEINKOST In der Getränkefeinkost gibt es nicht nur ausgefallene Biere, sondern auch Limonaden, Wein und Spirituosen abseits des Mainstreams. Der Laden besitzt eine Schanklizenz und so können durstige Gäste direkt vor Ort ihr Bier genießen. Härtelstr. 23 Tel.: 0341/337 389 10 www.getraenkefeinkost.de/filiale/leipzig

No. 04-2016

Die Gosenschenke im nördlichen Stadtteil Gohlis war seit 1899 die größte aller Leipziger Gosenschenken. Im Krieg wurde sie zerstört und erst 1986 wiedereröffnet. Jetzt können Gäste entweder im grünen Biergarten sitzen oder im nach historischem Vorbild restaurierten Innenbereich. Menckestr. 5 Tel.: 0341/566 23 60 www.gosenschenke.de

41


MARKT_ ONLINE-SHOPS

AUF EINEN KLICK Wie gut sind Craftbier-Shops im Internet? Wir haben sieben Anbieter getestet und

Text: BENJAMIN BROUËR, DIRK OMLOR

42

FOTOS: SYDA PRODUCTIONS / ABCMEDIA - FOTOLIA.COM

miteinander verglichen.

No. 04-2016


W

er im Internet nach Craftbier sucht, wird schnell durch zahlreiche Shops zum Bestellen aufgefordert. Alle versprechen große Bier-Auswahl und guten Service. Nach dem ersten Klick machen die meisten auch durchweg einen guten Eindruck. ­Modernes Layout, klare Benutzerführung, große Bierauswahl. Doch wie gut sind sie wirklich? Wir haben das Angebot einmal genauer unter die Lupe genommen. Haben bestellt und anschließend zum Test reklamiert. Eins vorweg: Die getesteten OnlineShops haben bei Bestellung und Lieferung durchweg unsere Erwartungen erfüllt. Bei unserem Reklamations-Test fielen jedoch einige durch.

Die Kandidaten

Angebot Laut eigenen Angaben hat bierpost.com mit über 500 Bieren aus etwa 50 Ländern das größte Angebot. Viele der aufgeführten Biere waren allerdings nicht lieferbar. Mit etwa 120 Bieren belegt biertraum.de den letzten Platz. Alle anderen Anbieter liegen dazwischen und haben teilweise auch Sorten- oder Länderschwerpunkte. Sieger: bierpost.com

Bestellprozess Beim Bestellprozess und der Benutzerführung konnten alle Shops überzeugen. Einzig die Warenkorbfunktion könnte bei einigen noch verbessert werden. Teilweise zu klein dargestellt oder erst auf der Detailseite des Bieres verfügbar, waren die einzigen Mankos im Test. Sieger: alle schnitten gut ab

Gushing nennt man das plötzliche und spontane Überschäumen des Bieres, ohne dass es vorher geschüttelt wurde.

Lieferung / Kosten

Reklamation

Bis auf eine Ausnahme haben alle Shops ein modernes Layout und eine gute und übersichtliche Benutzerführung. Das Bestellen ist für den Kunden einfach und klar. Die Suche nach Sorten, Ländern, Brauereien oder nach Geschmack lässt keine Wünsche offen. Einzige Ausnahme: bierpost. com. Hier wirkt das Layout alt und verstaubt, ist benutzerunfreundlich und zu viele Suchebenen erschweren die Orientierung. Kurios: Bei craftbeer-shop.com wird unter Biersorten „Cider“ aufgeführt.

Schnell und zuverlässig haben alle geliefert. Ein bis zwei Werktage waren die Pakete unterwegs. Alle getesteten Anbieter versenden mit DHL in zertifizierten Kartons, die so konzipiert sind, dass die Flaschen ohne überflüssiges Verpackungsmaterial den Transport gut überstehen. Die Versandkosten innerhalb Deutschlands liegen zwischen 6,90 Euro und 6,99 Euro. Bei bier-deluxe.de ist es ab der 12. Flasche versandkostenfrei, bei craftbeer-shop.com fallen ab 49,- Euro Warenwert keine Versandkosten mehr an, bei bierzwerg.de ab 50,- Euro, bei craftbeerstore.de und craftbeer-dealer.com ab 70,- Euro, und biertraum.de schickt ab 75,- Euro kostenfrei. Bierpost.com verschickt ab einem Gewicht von 30 Kilogramm ohne Versandkosten.

Sieger: craftbeerstore.de

Sieger: bier-deluxe.de

Wir haben getestet, wie die einzelnen Shops auf eine Reklamation reagieren und entschieden uns für die Vortäuschung eines seltenen Braufehlers, des Gushings. Als Gushing bezeichnet man das plötzliche und spontane Überschäumen eines kohlensäurehaltigen Getränkes aus einer Flasche oder Dose, ohne dass diese zuvor ­geschüttelt wurde. Es handelt sich hierbei um ein chemischphysikalisches Phänomen, dessen ge­­­naue Ursachen trotz langjähriger Forschung dig geklärt werden noch nicht vollstän­ konnten. Bei Bier werden jahrgangsbedingte Qualitätsschwankungen der Braugetreide als Auslöser für Gushing vermutet. Gushing kommt zwar selten vor, sollte aber jedem Brauer, Biersommelier und Händler von Bierspezialitäten bekannt sein.

Mit craftbeerstore.de, bier-deluxe.de, craftbeer-shop.de, bierzwerg.de, biertraum.de, bierpost.com und craftbeer-dealer.com haben wir sieben der wichtigsten OnlineShops ausgewählt. Bewertet wurden das Gesamtangebot, der Webauftritt, die Benutzerführung, die Lieferung und die Reaktion auf eine Test-Reklamation.

Website und Benutzerführung

ANZEIGE

Bierbotschafter (IHK) Im Zertifikatslehrgang Bierbotschafter (IHK) lernen Sie alles, was Sie brauchen, um Biergenuss zum Erlebnis zu machen, professionelle Verkostungen durchzuführen und dafür eine angemessene Atmosphäre zu schaffen. Anmeldung und weitere Informationen unter: www.gbz-koblenz.de und www.bierbotschafter-ihk.info oder 0261 30489-31

Quelle: 99ideas

GBZ. INNOVATIV. KREATIV. INTER AKTIV

Gastronomisches Bildungszentrum Koblenz e.V., Hohenfelder Str. 12, 56068 Koblenz

TERMINE 2016/2017 Deutsche Wein- und Sommelierschule Hamburg 17. – 22. Oktober 2016 Bayerisches Brauerei- und Bäckereimuseum Kulmbach 14. – 19. November 2016 3. – 8. April 2017 Gastronomisches Bildungszentrum Koblenz 21. – 26. November 2016 6. – 11. März 2017 Deutsche Wein- und Sommelierschule Berlin 29. Mai – 3. Juni 2017


MARKT_ ONLINE-SHOPS Wir melden uns bei Ihnen morgen im Laufe des Tages nochmal.“ Die interne Prüfung der Flaschen wurde offenbar auf einen späteren Zeitraum verschoben. Wir haben keine weitere Nachricht von bier-deluxe erhalten. Auch ein neues Paket traf nicht ein. Craftbeer-Shop.com: „…das tut mir leid, ich weiß auch nicht, was die Post gemacht hat. Es hilft aber, die Flaschen in den Kühlschrank zu legen. Hoffe, ich konnte Dir helfen. Als kleine Entschädigung schenken wir Dir einen 5-Euro-Geschenk-Gutschein.“

Antworten und Reaktionen: Die Reklamation verschickte unser Lock­ vogel, der zuvor auch alle Biere bestellt hatte, gut eine Woche nach Eintreffen der Lieferung per Mail. Hier der Text: „Hallo zusammen, mit großer Vorfreude habe ich mir einen Tag nach Eintreffen Ihrer Lieferung ein … geöffnet. Das Bier war offenbar durch den Transport so stark geschüttelt worden, dass unmittelbar nach dem Öffnen die halbe Flasche überschäumte und ich mir dabei die Hose und das Sofa versaute. Nun habe ich die Biere erst einmal eine Woche stehen lassen, sicher ist sicher. Doch gestern genau das Gleiche: Die halbe Flasche lief über. Diesmal ins Waschbecken. Meine Frage: Was hat die Post mit dem Bier angestellt? Und wie lange muss ich es noch stehen lassen, bevor ich die nächste Flasche öffnen kann?“ 44

FOTO: ISTOCKPHOTO.COMM--CLAUDEMIC

Ein Gutschein-Code über fünf Euro wurde direkt mitgeschickt.

Craftbeerstore.de: Keinerlei Reaktion auf unsere Reklamation Biertraum.de: „…wir haben Ihre Reklamation weiter­ gegeben und werden uns in Kürze noch einmal bei Ihnen melden.“ Zwei Tage später: „…es wurde aus ­ unserem Bestand nun eine Flasche geöffnet und verkostet. Allerdings hat es weder geschäumt noch konnten wir andere Auffälligkeiten feststellen. Gleichwohl erstatten wir Ihnen die beiden Biere und hoffen, dass die restlichen Flaschen keinen Makel aufweisen.“ Der Betrag der zwei Flaschen Bier wurde uns auf unsere Kreditkarte zurückerstattet. Bier-deluxe.de: „…wir entschuldigen uns vielmals dafür. Wir werden morgen intern die Flaschen prüfen, da so etwas eigentlich nicht passieren dürfte. Wir werden Ihnen natürlich ein neues Paket zuschicken nach unserer internen Qualitätskontrolle.

Bierpost.com: „…das klingt für mich nach zu viel Kohlen­ säure, da ist es das Beste, ein großes Glas (Weizenbierglas oder ähnliches) zu nehmen und es dort erst mal sacken zu lassen. Die Qualität des Bieres sollte dadurch aber nicht beeinträchtigt werden. Bitte sagen Sie mir, ob die dritte Flasche auch betroffen ist. Gerne sende ich Ihnen dann einen Gutscheincode über 5 Euro für Ihre nächste Bestellung zu.“ Wir haben uns nicht wieder gemeldet und deshalb keinen Gutschein erhalten. Craftbeer-dealer.com: „…das tut mir leid und hören wir zum ersten Mal, sorry dafür. Wir werden mit dem Hersteller Rücksprache halten und einen Selbstversuch starten. Sobald wir eine Stellungnahme haben, melden wir uns nochmals.“ Die Rücksprache mit dem Hersteller dauert offenbar länger. Wir haben keine weitere Nachricht erhalten. Bierzwerg.de: „…hierzu habe ich unseren Biersommelier gefragt, der mir mitteilte, dass der Effekt des Gushings (Überschäumen) leider noch nicht so weit erforscht ist. Wir haben Ihnen aber für die nächste Bestellung einen Gutschein-Code von 5 Euro beigelegt. Solch eine Reklamation hatten wir bisher noch nicht und vielleicht hat DHL das Paket doch ein wenig umhergeschubst.“ Ein Gutschein-Code über fünf Euro wurde direkt mitgeschickt. Auf der folgenden Doppelseite finden Sie die Test-Ergebnisse im Überblick. No. 04-2016


Riegele BierManufaktur Brauspezialitäten seit 1386

Auf die hopfige Freundschaft!

EDITION BREWERY

Zwei Craft Brauer und eine Leidenschaft

Bayerisch Ale 2: Zusammen mit Brian und Ken Grossmann eingebraut, Craft-Bier Pioniere der ersten Stunde!

Bayerisch Ale 2 steht für die hopfige Freundschaft zwischen den Craft-Beer Pionieren Sierra Nevada aus den USA und dem deutschen Craft-Bier Brauer des Jahres, der Riegele BierManufaktur.

Farbe Aroma

Maracuja, Pfirsich und Aprikose

Perlage

prickelnd spritzig

Bittere Körper

schlank und frisch

Hefetyp

Riegele Irish Ale

Alkohol

5,0 vol. %

Genusstemperatur

7° Celsius

perfekt zu

jedem fröhlichen Moment

Erhältlich im Getränkehandel oder online unter www.riegele-biermanufaktur.de Riegele BierManufaktur | Frölichstraße 26 | 86150 Augsburg | Tel.: 0821-3209-0 | info@riegele-biermanufaktur.de


MARKT_ ONLINE-SHOPS

SHOP / KRITERIUM

CRAFT BEER STORE

BIER-DELUXE

CRAFTBEER SHOP

www.Craftbeerstore.de

www.bier-deluxe.de

www.Craftbeer-shop.com

ANBIETER-INFO

Seit 2013 der Online-Ableger des Stores in den Hamburger Schanzenhöfen. Betreiber ist die Hamburg Beer Company.

Nach eigener Aussage Deutschlands größter Online-Shop für Craftbier, zudem Großhändler für Craftbier in Flaschen und KEGs. Bekannt durch Anzeigen und TV-Werbung

Der Shopanbieter, die Meyer Getränkemarkt Betriebsgesellschaft aus Parchim, betreibt auch Shop-in-Shop-Ecken in Getränkemärkten.

ANGEBOT/PORTFOLIO

Gut 200 Biere aus 11 Ländern

Knapp 230 Biere aus 9 Ländern Besonderheit: 8 internationale Brauereien exklusiv, etliche Craftbierpakete

Rund 320 Biere aus 13 Ländern Besonderheit: viele Craftbier-Pakete, plus „Deutschlands erstes Craftbeer-Abo“

ããããã

ããã ã

ããããã

Modernes, übersichtliches Design mit vielen großen Bildern und jeder Menge Infos zu den Bieren Sehr gute Suche nach Sorten, Geschmack, Ländern plus „New Arrivals“, zusätzlich Filterung nach Brauerei, Alkoholgehalt, Inhaltsgröße

Zweckmäßige, produktorientierte Gestaltung mit umfangreichen Bier-Infos, teilweise etwas unübersichtlich Suche nach Ländern, Stil, Neuheiten und (leider nur den) Exklusivbrauereien, zusätzliche Filterung nach Geschmack, Speiseempfehlung, Trinktemperatur, Inhalt

Zweckmäßiges, „hemdsärmeliges“, aber übersichtliches Layout Suche nach Ländern, Biersorten, Brauereien plus Neuheiten, zusätzlich Filterung nach Name und Preis

ãããã

ããã ã

ããããã

Sehr klare, auch grafisch ansprechende Benutzerführung, transparente Kostendarstellung Einziges Manko: Warenkorbfunktion leider erst auf der Detailseite des Biers verfügbar

Gute Warenkorbfunktion und -darstellung, klarer und übersichtlicher Bestellvorgang

Sehr gute Warenkorbfunktion, Warenkorb­darstellung jedoch etwas klein/benutzerunfreundlich, Bestellvorgang klar strukturiert

ãããã

ãããã

ããããã

• Kreditkarte: Visa & Mastercard • PayPal • Sofort-Überweisung

• Kreditkarte: Visa & Mastercard • PayPal • Sofort-Überweisung • Bezahlen über Amazon • Kauf auf Rechnung mit BillSafe

• Kreditkarte • PayPal • Sofort-Überweisung • Kauf auf Rechnung mit Billsafe

ããããã

ããããã

ããããã

Versandkosten innerhalb Deutschlands: 6,90 €, ab 70 € Warenwert versandkostenfrei Versanddauer laut Anbieter: 3-5 Werktage mit DHL (im Test: 2 Werktage)

Versandkosten innerhalb Deutschlands: 6,90 €, ab der 12. Flasche frei Versanddauer laut Anbieter: mit DHL am nächsten Werktag (im Test: 1 Werktag)

Versandkosten innerhalb Deutschlands: 6,90€ (Express 19,90 €), ab 49 € Warenwert versandkostenfrei Versanddauer laut Anbieter: mit DHL innerhalb 2-3 Werktagen (im Test: 2 Werktage)

ããã ã

ãããã

ããããã

TRUSTED-SHOP-BEWERTUNG

4,71 von 5

4,80 von 5

4,92 von 5

ZUSTAND DER LIEFERUNG

sehr gut

sehr gut

sehr gut

REKLAMATION

Keinerlei Reaktion auf unsere Mail

Kurze Antwort mit der Ankündigung einer Prüfung und einer späteren Rückmeldung. Diese erfolgte jedoch nicht.

Unsere Reklamation wurde ernst genommen, ein Gutscheincode über fünf Euro für die nächste Bestellung mitgeschickt.

WEBSITE/ ÜBERSICHTLICHKEIT

BESTELLPROZESS/ BENUTZERFÜHRUNG

ZAHLUNGSWEISE

LIEFERUNG/KOSTEN

ããããã GESAMTEINDRUCK

46

ãããã

ããããã

Schicke Seite, tolle Benutzerführung, Angebot müsste für Craft-Freaks etwas umfangreicher werden.

Besonders benutzerfreundlicher Shop (Bestellprozess, Zahlungsweise, Versandkosten), ausgesuchtes Angebot

Mäßige Gestaltung, aber tolles Angebot und gute Abwicklung

ããããã

ããããã

ããããã No. 04-2016


BIERZWERG

BIERTRAUM

BIERPOST

CRAFTBEER DEALER

www.bierzwerg.de

www.biertraum.de

www.bierpost.com

craftbeer-dealer.com

Ein wahrer Klassiker unter den Online-Bier-Shops (seit 2007). Der Betreiber, die Hamburg Beer Company, hat seinem Baby nun endlich einen zeitgemäßen Look spendiert.

Der Fokus liegt auf Gourmetbieren aus kleinen Privatbrauereien der Alpenregion.

Bereits seit 1997 am Markt, eigener Bierladen in Schwerin und Wiederverkäuferpreise für Gastronomie

Ganz frisch, seit Mai, ist der Craftbeer Dealer am Start, hinter dem sich die CCV Cölner Craft Beer Vertriebsgesellschaft verbirgt.

Mehr als 350 Biere aus 15 Ländern Besonderheit: Bier-Abo „Bierzwerg des Monats“

Etwa 120 Biere aus 6 Ländern

Über 500 Biere aus etwa 50 (!) Ländern auf Lager Besonderheit: monatliches Bier-Abo, große Schnäppchenabteilung (kurzes MHD)

Über 400 Biere aus 17 Ländern Eigenes Händlerportal

ãããã

ãã ãã

ããããã

ãããã

Aufgeräumtes, freundliches und übersichtliches Layout. Bier-Infos aber etwas dürftig Suche nach Sorten und Ländern, dazu Neuheitenrubrik. In der zweiten Ebene dann weitere Filterung nach Brauerei, Alkoholgehalt, Preis

Zweckmäßiges Layout, etwas kleine Darstellung der Biere, übersichtliche, kompakte Infos Etwas eingeschränkte Suche nach Bierstil, Geschmack und (etwas umständlich) nach Brauereien

Layout wie aus einem anderen Jahrhundert, sehr benutzerunfreundlich Verschachtelte Suche nach Ländern, Sorten, Brauereien, A-Z (Biernamen), zu viele Suchebenen erschweren Orientierung, viele aufgeführte Biere nicht auf Lager

Sehr großformatiges, bildlastiges Layout. Reduzierte Gestaltung lässt die Biervielfalt und die Infos zunächst nicht erahnen. Etwas beschränkte Suche nach Sorten, Ländern und Geschmack, zusätzliche Filterung nach Preis möglich

ãããã

ãã ãã

Warenkorb erst auf Detailseite des Biers, ansonsten vorbildliche Darstellung (inkl. Pfandausweisung) und Benutzerführung

Sehr gute Warenkorbfunktion und übersichtliche Darstellung, jedoch ohne Pfandausweisung, kompakte „Kassenübersicht“

Gute Warenkorbfunktion, übersichtliche Darstellung, jedoch keine Pfandausweisung

Warenkorbfunktion erst auf Produktseite, dafür übersichtliche Darstellung inkl. Pfandausweisung, alles Wichtige (Kosten, Zahlungsart) auf einen Blick

ãããã

ããããã

ããããã

ããããã

• Kreditkarte: Visa & Mastercard • PayPal • Sofort-Überweisung

• Kreditkarte: Visa & Mastercard • PayPal • Sofort-Überweisung • Vorkasse • Rechnung & Lastschrift (bei Stammkunden)

• Vorkasse • Sofort-Überweisung • PayPal

• Vorkasse • Kreditkarte: Visa, Mastercard & American Express • Paypal • Sofort-Überweisung

ããããã

ãããã

ãã ãã

ããããã

Versandkosten innerhalb Deutschlands: 6,95 €, versandkostenfrei ab 50 €, Versanddauer laut Anbieter: mit DHL innerhalb 3-5 Werktagen (im Test: 2 Werktage)

Versandkosten innerhalb Deutschlands: 6,90 € (Express plus 6 €), versandkostenfrei ab 75 € Versanddauer laut Anbieter: mit UPS und DHL innerhalb von 2-3 Tagen (im Test: 1 Werktag)

Versandkosten innerhalb Deutschlands nach Gewicht: ab 5,95 € (Hermes), versandkostenfrei ab 30 kg Versanddauer laut Anbieter: keine Angaben, (im Test: 2 Werktage)

Versandkosten innerhalb Deutschlands:6,95 €, versandkostenfrei ab 70 € Warenwert Versanddauer laut Anbieter: mit DHL nach Geldeingang innerhalb von 3-5 Werktagen (Im Test: 1 Werktag)

ããããã

ããã ã

ããããã

ããã ã

nicht bekannt

nicht vorhanden

5 von 5

nicht vorhanden

sehr gut

sehr gut

sehr gut

sehr gut

Der einzige Anbieter, der den Braufehler Gushing benennt. Ein Gutscheincode über fünf Euro für die nächste Bestellung wurde mitgeschickt.

Unsere Reklamation wurde ernst genommen, der Betrag für die reklamierten Biere auf die Kreditkarte zurückgebucht.

Kurze Antwort mit der Ankündigung eines 5-Euro-Gutscheins, falls weitere Flaschen betroffen seien. Keinen Gutschein erhalten

Kurze Antwort mit der Ankündigung einer Rücksprache mit dem Hersteller und einer späteren Rückmeldung. Diese erfolgte jedoch nicht.

ãããã

ããããã

ããããã

Erst recht seit der Website-Auffrischung einer der besten Shops mit dem umfangreichsten Angebot, insbesondere für Belgien-Fans ein Muss

Für Italien-, Österreich- und Gourmetbier-Fans eine lohnende Adresse; sehr ausgesuchtes, nicht alltägliches Angebot

Viele aufgeführte Biere nicht auf Lager, dennoch ein Wahnsinnsangebot, jedoch sehr verwirrende Suche und Lieferkostenregelung

Noch ein Geheimtipp, aber ein hervorragendes Angebot mit vielen nicht alltäglichen Specials

ãããã

ããã ã

ããããã

ããããã

Testsieger

ãããã

ããããã

ãããã

Stand Juli 2016

No. 04-2016

47


MARKEN_ MAHRS BRÄU

„Wir wollen der Region, in der ­ wir aufgewachsen sind, etwas zurückgeben“: Stephan Michel, Chef von Mahrs Bräu.

48

No. 04-2016


WEIL ER BOCK HAT Mahrs Bräu ist Kult. Das „U“ der Bamberger Brauerei sowieso. Neben dem ungespundeten Kellerbier braut Mahrs vor allem klassische Stile. Und das mit großem Können. Die Biere von Stephan Michel räumen internationale Preise ab und verkaufen sich bestens. Auch im Ausland. Michels Anspruch: „Das Mahr’s aller Dinge“. Drunter läuft nichts.

M

an könnte ihn für unnahbar halten. Für hochmütig. Dabei weiß er einfach, was er will. Was er tut. Und wer er ist. Stephan Michel hängt die Messlatte hoch. Er ist jemand, der fordert, der verlangt. So Sachen wie Leistung, Zuverlässigkeit und Hingabe. Nichts, wofür er nicht selbst einsteht. Was er nicht selber geben würde. Das ist nach den ersten 30 Minuten des Gesprächs mit ihm klar. Da hat er vor allem geredet und sein Gegenüber taxiert. Da hat er kaum gelächelt. Aber jedes Wort, das er sagte, genauso gemeint. In der Brauerei steht er, weil die Erwartungen seines Vaters irgendwann auch sein Wille waren. Dass er selber Bock aufs Brauen hat, so richtig Bock, darüber musste er sich erst einmal klar werden. Und später dann um die Position ganz vorne ringen. Als 18-Jähriger aber, nach der Lehre im Familienbetrieb, ist er weg. Abgehauen nach Südfrankreich zum Wellenreiten. Abtauchen, Abstand kriegen. Er hat sich irgendwie durchgeschlagen, hat in Bars gearbeitet, Konzerte aufgebaut. In den USA schließlich erlebte er die No. 04-2016

Anfänge der Craftbier-Bewegung. „Die Biere waren furchtbar“, sagt Michel und lacht. Er erzählt davon, wie er damals Kontakte knüpfte, die bis heute halten. „Wenn ich gereist bin, habe ich meine Saat ausgebracht. Heute ernte ich ein großes, starkes Netzwerk von Freunden.“ Als Geschäftsmann bisweilen gnadenlos, ist er in Sachen Freundschaft treu und sozial. Sagt er über sich selbst. Zu seinen Freunden gehört etwa der US-Brauer Greg Koch, CEO von Stone Brewing, der in BerlinMariendorf immer noch an seinem MegaProjekt werkelt, von dem aus er den europäischen Markt mit seinen Bieren aus der Dose bedienen will. Wenn der Craftbrauer denn endlich auch sein Restaurant mit 400 Sitzplätzen eröffnet, hat er Mahrs Bräu fest am Hahn.

Keinen Draht, kein Bier Wer seine Biere verkauft, das schaut sich Michel genau an. Er sagt auch mal Nein. Ihm geht es um Beziehung, auch beim Geschäftemachen. Kein Gespür, keinen Draht, kein Bier. So einfach ist das. Michel weiß, dass seine Biere gut sind. Richtig

Text: MARIKA SCHILLER Fotos: PETER DÖRFEL

gut. Deshalb dürfen sie auch was kosten. 1,50 Euro hat er dieses Jahr auf die Kiste draufgeschlagen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Und? Das Bier wird gekauft. Michel sagt, er könne kaum den Markt bedienen. Dass sein Platz in der Wunderburg ist, dort wo in Bamberg schon seit ein paar Jahrhunderten gebraut wird, das wurde ihm richtig klar, als er zurück in der Heimat seinen Zivildienst leistete. „Da hab ich überlegt, wie es für mich weitergehen soll.“ Bei Doemens hat er seinen Braumeister gemacht und zunächst eine eigene Firma innerhalb des Familienunternehmens gegründet, hat Biere von Mahrs Bräu exportiert und auch von anderen Brauereien. Seit 2009 ist Stephan Michel Geschäftsführer von Mahrs Bräu. Seinen Platz hat er sich erkämpft. Irgendwann hat dieser dem Jüngeren gehört, dem Stärkeren. Ihm, der weiß, was er will. Der sich durchsetzt. Der sich traditionell gibt und wertebewusst. Und manchmal sogar ein bisschen altmodisch wirkt. Wer durch den Biergarten mit den weißen Tischen das Wirtshaus betritt, hat vorher noch die Stehgammler passiert. Ältere Herren, die schon vormittags 49


MARKEN_ MAHRS BRÄU

↑ Stephan Michel (v.l.) mit Braumeister André Kerling und Brauer Tim Heim ↗→ Gebraut wird in der Bamberger Wunderburg seit 1670 ← Mahrs-Biere gibt es vom Fass, in der Flasche und bald auch in der Dose. ↙Das Interieur des Wirtshauses ist seit 100 Jahren unverändert. ↓Die Stammgäste haben ihren eigenen Krug. ↘115 Sude wurden bei Mahrs bis Mitte Juni gebraut.

50

No. 04-2016


vor der Türe tratschen, die ihren eigenen Krug im Schrank stehen haben und die den Braumeister als kleinen Buben in der Lederhose über die Sandkerwa, die Bamberger Kirmes, flitzen sahen. Im Wirtshaus selbst scheint die Zeit stehen geblieben. Die Decken niedrig, dunkle Lamperie ringsum, ein grüner Kachelofen. An den Wänden alte Fotos, die Gardinen kariert. Der Tresen klein, das Bier vom Fass oder aus der Flasche. Die Tische besetzt, das Publikum gemischt. Nadine Albay, die junge Bedienung im schwarzen Dirndl, wirbelt. Biertreberschnitzel, Bierhaxe, Schweineschäuferla. Helles, Radler und das legendäre „aU“. „Hier kehrt alles ein“, sagt Michel, „Vom Straßenfeger bis zum Staatsanwalt.“

„Ohne meine Jungs bin ich nichts“ Verdreifacht hat er den Ausstoß in der Gastronomie in den letzten drei Jahren. Selbst auf Bierfesten in den USA werden die Mahrs-Biere ausgeschenkt. Überhaupt ist der US-Markt interessant, der in Italien noch viel mehr, sagt Michel, der als Geschäftsführer die Hektoliter seiner Brauerei von 10.500 im Jahr 2009 auf aktuell gut 20.000 verdoppeln konnte. Ein wichtiges Projekt in diesem Jahr: der Collaboration Brew mit Sierra Nevada, einem der bekanntesten US-Brauer aus North Carolina. Nach einem alten Rezept der Bamberger Brauerei wurden mit Rohstoffen aus beiden Ländern 60.000 hl eines hellen Festbiers eingebraut. Ein „Oktoberfestbier“ nach dem Reinheitsgebot. Ein Projekt für die Zukunft: ein Bier zusammen mit Jeff Maisel, Inhaber der Brauerei Gebr. Maisel brauen. Arbeitstitel „M & M“. Das alkoholfreie Weißbier des Kollegen aus Bayreuth hat er in seinem Wirtshaus auf der Karte. Warum auch nicht. Für Mahrs Bräu geht es steil nach oben. Und genauso soll es weitergehen. Ab Juli stellt Michel komplett auf Euro-Flaschen um, plant einen Relaunch der Etiketten, will das Wirtshaus erweitern, einen Shop eröffnen und die Mitarbeiter neu ausstaffieren – „die Handschrift wird einheitlich und deutlich erkennbar sein.“ Ab Februar 2017 soll das Sudhaus automatisch laufen und bald sollen die Mahrs-Biere auch in der Dose abgefüllt werden. In den Markt gehen will er zunächst mit Dosenbier für die dänische Metal-Band Volbeat. Michel hat nicht nur ein Gespür dafür, was bleiben kann wie es ist, weil es gut ist, weil es funktioniert. Er hat eine ungeheure Kraft für Dinge, die es zu verändern gilt. Ihm ist klar, dass er das nicht alleine schafft. Er sagt: „Ohne meine Jungs bin ich nichts.“ Vier Brauer hat er an seiner Seite, 30 Mitarbeiter insgesamt. Er empfindet es als Luxus, Dinge tun zu können, auf die er Lust hat. Reist er etwa zum Brauen in die USA, weiß er, dass sein Laden trotzdem läuft. Auf seine Leute kann er sich eben verlassen. „Wir wollen der Region, in der wir aufgewachsen sind, etwas zurückgeben.“ Noch so ein Michel-Satz. Klingt nach Pathos. Ist aber ernst gemeint und heißt: Die Stadt, die Menschen, sollen etwas haben von dem was wir tun. Rohstoffe und Zutaten kommen aus dem fränkischen Jura, also von den Landwirten ringsum. Die Wege sind kurz, der Respekt vor Natur und Umwelt ist selbstverständlich. Moderne Technik in der Brauerei steht für nachhaltigen und schonenden Umgang mit Ressourcen. Klar. Der Slogan, der in der Brauerei allgegenwärtig ist, den Michel auch so gerne ausspricht, „Das Mahrs aller Dinge“, ist schon eine ziemlich kühne Behauptung. Man könnte meinen, es stecke Unnahbarkeit darin, Hochmut. Dabei ist es ein Versprechen. Wer „A“ sagt, muss nämlich auch „U“ sagen. – No. 04-2016


GEWITTER VORAUS

Auszüge aus dem Tagebuch des Chefredakteurs Dirk Omlor.

ICH BIN WIEDER DA! IN BAMBERG. DIESMAL ZUM BIER-WANDERN. AUCH EINE ART WEITERBILDUNG. IN SACHEN KRÄUTERKUNDE, SPURENLESEN UND METEOROLOGIE HAT SICH DAS BAMBERGER URGESTEIN HANS ALS ECHTER EXPERTE ERWIESEN. BEIM BIER ERST RECHT. APROPOS: ZWAR LÄSST DIE WEGBESCHILDERUNG IM STEIGERWALD ZU WÜNSCHEN ÜBRIG, DAFÜR IST DIE BRAUEREI-DICHTE GRANDIOS. 52

No. 04-2016


PANORAMA-WEG?

BIERPROBE MIT HELMUT

KARTENVERGLEICH

ICH PATRICK, HANS,

TRAPPER HANS

WO WAR ICH?

IMMER WIEDER GEHT DIE SONNE AUF

PROST WINNETOU

EINE PORTIO N ZWIEBELN

SAUERBIER MACHT LUSTIG

ZU SPÄT G EKNIPST

EIN FAN VON DAVID H.

BERGVAGABUNDEN

QUERFELDEIN

53


DIRK'S_ DIARY

11. APRIL, MONTAG

10:23 Uhr. Das Bamberger Urgestein

Hans und mein Kollege und Freund Patrick wollen Bierwandern gehen. Im großen Stil. Vier Tage um Bamberg herum. Ich soll natür­ lich mit. Sind die denn wahnsinnig?

20. APRIL, MITTWOCH

9:11 Uhr. Tourplanung sieht gut aus.

Etwa 20 Kilometer pro Tag. Wenig Höhen­ meter. Dafür viele Brauerei-Gasthöfe.

12. MAI, DONNERSTAG, ANREISE BAMBERG 12:32 Uhr. Noch schnell in die Apotheke:

Magnesium-Tabletten gegen Krämpfe, einen großen Tiegel Pferdesalbe gegen Muskel­ kater und Alka-Seltzer. Großpackung.

19:28 Uhr. Ankunft in Bamberg. Hans hat sich gemeldet. Er stößt erst übermorgen dazu.

20:23 Uhr.

Gasthaus zum Sternla. Fränkische Bratwürste mit Kraut. Dazu ein schöööönes Rauchbier. Ach, ich liebe Bamberg.

21:53 Uhr. Auch Patrick ist vom Rauchbier begeistert. Sind jetzt mit Sternla-Wirt Uwe befreundet. Er gibt noch einen aus.

22:31 Uhr. Einkehr im Schlenkerla. Rauchbiervergleich.

22:58 Uhr. Letzte Runde. Auf die Frage,

wo uns die Bedienung empfiehlt, jetzt noch hinzugehen, antwortet diese: „Wenn ihr dort auch so wenig Trinkgeld gebt, empfehle ich Euch, nach Hause zu gehen.“ Liebes Tagebuch, ich fordere die D-Mark wieder zurück.

12:07 Uhr. Ankunft in Bischberg. Brauerei

zur Sonne. Das Helle ist köstlich. Trinke es beinahe in einem Zug. Das zischt. Jetzt essen. Habe einen Gerupften Käse bestellt, was immer das sein mag.

12:23 Uhr. Vor mir ein Teller voller Zwiebeln.

Eine riesige Menge Zwiebeln. Darunter irgendwo der Käse. Daneben ein frisches Bier.

12:39 Uhr. Habe tatsächlich alles gegessen. Lecker, die Zwiebeln. Jetzt weiter wandern. Es hat aufgehört zu regnen.

14. MAI, SAMSTAG, 2. WANDERTAG 9:04 Uhr. Die Sonne scheint. Hans ist da.

Die Zwiebeln, frage nicht.

14:27 Uhr. Haben uns verlaufen.

9:13 Uhr. „Ich werde zu schnell für Euch sein“,

Ich lasse Patrick vorangehen.

14:18 Uhr. Feldweg nach Viereth. Mein lieber Herr Steigerwaldverein. Die Wege sind miserabel gekennzeichnet.

15:12 Uhr.

Wieder in der Spur. Viereth und eine Brauerei in Sicht.

16:03 Uhr. Das Weiherer Bier der Brauerei Kundmüller ist echt der Knaller.

16:24 Uhr. Kurioses Paar am Tisch nebenan.

Reden nicht miteinander. Sitzen vor ihrem Bierkrug und starren ins Leere. Seit über einer Stunde. Zwei Franken in Ekstase, sozusagen.

18:37 Uhr. Trabelsdorf. Ankunft in der

Pension. Die letzten zehn Kilometer waren die Hölle. Über eine Stunde steil bergauf . Von wegen keine Höhenmeter. Hätte die letzten drei Krüge Bier doch nicht trinken sollen. Bin am Ende. Schaffe kaum noch die Stufen zu meiner Stube.

18:48 Uhr. Komme nur noch schwer aus

der Dusche. Alles schmerzt. Jetzt Pferdesalbe. „Für Pferde entwickelt, für Menschen ent­ deckt“, steht auf der Packung. Schmiere den halben Tiegel auf meine Beine. Hui, das zischt.

erklärt Hans. Ziemlich selbstbewusst, der Gute.

9:29 Uhr.

Wenn wir erklimmen schwindelnde Höhen, lalalalalalala la la, Bergvagabunden sind wir, ja wir, lalalalala lalalalala Bergvagabunden sind wir... Hilfe! Warum singe ich jetzt eigentlich dieses Lied?

11:56 Uhr. Hans ist Jäger und Fallensteller

und tarnt seine Verschnaufpausen geschickt als Spurenlesen. Er erkennt sofort, welches Tier hier war und kann sogar das Geschlecht zuordnen. Bin beeindruckt. Kann jetzt Reh von Hirsch unterscheiden.

12:16 Uhr. Trapper Hans braucht weitere Ver­

schnaufpausen. Von wegen, er ist zu schnell für uns. Geschickt gibt er Kurse in Kräuterkunde, Baumkunde, beschreibt den Wolkenstand und erläutert uns die Regenwahrscheinlichkeit. Dazu weiteres Spurenlesen.

13:43 Uhr. Ankunft in Theinheim.

Brauerei Bayer mit gemütlichem Wirtshaus.

13:54 Uhr. Ein kühler Tonkrug mit frischem, eiskaltem Landbier wird serviert. Unfiltriert und ungespundet. Bin selig. Das Bier ist eine Sensation. Gleich noch eins.

14:38 Uhr. Satt, satt, satt. Eine ganze Platte

mit Wildschwein-Schinken. Dann Blut- und ­Leberwurst in Bierteig knusprig gebacken. Danach Schnitzel, auch in Bierteig gebacken. Dazu reichlich Landbier.

10:03 Uhr. Haben Bamberg hinter uns gelas­ sen. Jetzt auf dem Steigerwald Panoramaweg. Seit gut einer Stunde nur bergauf . Es regnet. Patrick schreitet voran. Er ist fit. Ich nicht.

14:41 Uhr. Helmut, Juniorchef der Brauerei, setzt sich zu uns. Jetzt Bierprobe.

11:18 Uhr. Laufen seit über einer Stunde

16:35 Uhr. An Wandern ist jetzt nicht mehr zu

mitten im Steigerwald. Von Panorama keine Spur. Sind wir auf dem richtigen Weg? Habe Hunger und Durst.

FRÄNKISCHE EKSTASE

Stein. An Schlaf ist aber nicht zu denken. Habe gerade zum zweiten Mal meine Beine eingeschmiert. Und dabei... Du glaubst nicht, was passiert, wenn Pferdesalbe an die falschen Stellen gelangt...

Beige Wanderhose, beiges Wanderhemd, ­Sonnenbrille, Mütze, Wanderstöcke. Will der zur Dschungelprüfung? „Horrrch amal, du siehst a weng müd aus“, begrüßt er mich. Hat der ne Ahnung. Müde? Ich bin halb tot. Konnte die Nacht nicht schlafen. Ich sage nur: Pferdesalbe

13: 57 Uhr. Oh Gott, die Zwiebeln!

13. MAI, FREITAG, 1. WANDERTAG

54

22:02 Uhr. Liege im Bett, schwer wie ein

denken. Auf Silvaner-Bock, Cabernet-Bock und Müller-Bock folgten das Sauerkirsch-Geheim­ nis, der Dreifach-Bock aus dem Portweinfass, der Dreifach-Bock aus dem Cognacfass und das Blüten-Geheimnis. Dazu ein paar Krügerl Landbier, schöööööön kühl. Bräu Helmut ist in No. 04-2016


Hochform und bringt weitere Spezial-Biere. Hilfe, ich kann nicht mehr.

17:01 Uhr. Gerade versucht meine

Frau anzurufen. Sie hat kein Wort verstanden und wieder aufgelegt. Lalalalala lalalalala Bergvaga­ bunden sind wir, ja wir...

15. MAI, SONNTAG, 3. WANDERTAG

6:07 Uhr. Wo bin ich? Liege im Bett

12:29 Uhr. Um uns herum dicke, schwar­

17:19 Uhr. Neun Halbe auf dem

14:00 Uhr. Ankunft Mönchsambach.

6. JUNI, MONTAG, DREI WOCHEN SPÄTER

ze Regenwolken. Hans erklärt uns den Zusammenhang von Wolken, Wind, Sonne und Horizont. Er sagt, wir könnten ­beruhigt weiter laufen, es werde erst um 14 Uhr ­ Regen geben. Fühle mich wie unterwegs mit Winnetou. Brauerei Zehendner. Liebes Tagebuch, ich kann nicht mehr, es fängt tatsächlich an zu regnen.

14:06 Uhr. Hans kennt hier alle.

und schaue auf eine 70er-Jahre-Fototapete. Motiv: Palmen und Strand.

In der Brauerei hat er gelernt. Sitzen am Stammtisch. Ein herrlich kühles, frisches Bier vom Fass. Prost!

6:13 Uhr. So langsam erinnere ich mich.

14:14 Uhr. Am Nachbartisch der

Jemand hat uns nach der Bierprobe hierher gefahren. In eine Ferienwohnung. Einrichtung: Original 70er-Jahre. In der Garage ein Foto von David Hasselhoff. Über der Haustür ein Foto vom Papst Johannes Paul. Seltsam, diese Franken.

9:11 Uhr. Deftiges Frühstück in der

Brauerei Wernsdörfer in Schönbrunn. So langsam geht’s wieder.

Heiden­peter, Kultbrauer aus Berlin. Darauf noch ein schöööönes Bier!

15:12 Uhr. Die Brotzeitplatte tat gut. Es hat

aufgehört zu regnen. Patrick wander t weiter. Noch acht Kilometer bis zum Ziel. Ich bleibe sitzen und bestelle weiteres Bier. Kann Hans schließlich nicht alleine im Wirtshaus zu­ …Lalalalala lalalalala rücklassen. Höhen, sonnige Berge, e herrlich Bergvagabunden sind treu, ja treu...

­ eckel. Gerade gezahlt. Der Wirt gibt D Lalalala noch eine Halbe aus. … lebt wohl ihr Berge, sonnige Höhen, Bergvagabunden sind wir, ja wir....

10:45 Uhr. Gerade die Zusage von

­ olfgang Stempfl für die Rubrik W „ Nah dran“ bekommen. Auf die Frage, was er gerne machen würde und wo wir uns treffen, sagt er: „In der Nähe von Kufstein. Wir wandern auf den Gipfel des Kranzhorns und trinken dann oben zusammen ein Bier.“ Muss den Apotheker fragen, was er statt Pferde­salbe empfliehlt. ...Lalalalala lalalalala…

YOUR BEER – OUR PASSION! www.barthhaasgroup.com


MARKT_ JORDANIEN

DURCH DIE Text + Fotos: MARCUS SCHOFT

In einem Land, in dem nicht nur Wasser knapp ist, in dem vor allem Muslime leben und Alkohol verpÜnt ist, betreibt Yazan Karadsheh die Brauerei Carakale. Unweit der Hauptstadt Amman ist es die einzige unabhängige Brauerei in Jordanien. Yazan trotzt der Korruption und dem Monopol von Heineken. Er will den Geschmack einer ganzen Nation revolutionieren.

56

No. 04-2016


WÜSTE

No. 04-2016

57


MARKT_ JORDANIEN ← Frisch gezapft kann man

die Biere von Carakale auf der Terrasse des Tastingrooms mit Blick weit über das Land genießen.

↓ Brauerei-Chef Yazan Karadsheh steht selber nur noch selten am Sudkessel.­ Vor allem hat er mit ­Organisatorischem zu tun.

L

aut ratternd transportiert das selbstgebaute Förderband Kilo um Kilo Malz zur Mühle. Kontinuierlich rieseln die Körner in das Mahlwerk, werden zerkleinert und landen im dampfenden Kessel. Jordan Wambecke, der Braumeister, schaut skeptisch: „Das ist immer der kritische Moment. Die chinesischen Stahlkessel sind gut, aber an denen muss sich auch nichts bewegen“, erklärt der Braumeister. „Aber die Mühle ...“ Während er noch spricht, bricht eine Blechklappe scheppernd auf. „Mohammed“, ruft Jordan durch die Halle. Es staubt. Malzkörner fallen neben dem Kessel auf den Boden. Ein kleiner Ägypter kommt angerannt, mit einem Satz ist er auf dem großen Kessel, jeder Handgriff sitzt: Mit einem Klebeband fixiert er die blecherne Abdeckung wieder vor der seitlichen Öffnung so als hätte er das schon öfter gemacht. Dabei reden die beiden

58

kein Wort. Jordan aus dem amerikanischen Bundesstaat Wyoming, mit seinem Basecap und dem Schnauzer, versteht eh kein Wort Arabisch. Mohammed, aus dem ägyptischen Hinterland, kann kein Englisch. Aber die beiden sind eingespielt. Auch wenn sie sich nicht verstehen, verstehen sie doch die Technik und kennen die Eigenheiten aller Maschinen. Die sind alle selbstgebaut, vom Chef persönlich entworfen. Denn der hat Großes vor: Er hat die erste jordanische Brauerei auf die Beine gestellt. Der Mann, der hier mit Carakale den Geschmack einer ganzen Region revolutionieren will, der Chef der Brauerei, sitzt hinter einer großen Glasfront im ersten Stock der großen Lagerhalle und beobachtet die Situation. Beunruhigt scheint Yazan Karadsheh nicht zu sein. Der junge Jordanier mit schwarzen Haaren, in denen schon ein wenig Grau schimmert, sitzt

an der Bar des betriebseigenen TastingRooms. Seine beiden Smartphones liegen am anderen Ende des Tresens. Dass sie ständig vibrieren, scheint ihn nicht zu stören, während er sein frisch gezapftes Pale Ale genießt.

Fünf Mann starkes Team Man sieht Yazan an, dass ihn die vergangenen vier Jahre haben altern lassen. Kein Wunder: Immerhin tritt er mit seinem inzwischen fünf Mann starken Team gegen das Monopol von Heineken an. Zwei Mal die Woche wird bei Carakale Bier gebraut. In drei 12.000-Liter-Tanks lagern die aktuellen Sorten. Pale Ale, Blonde Ale und Coffee Porter. Im Brauhaus können 6.000 Liter auf einmal gebraut werden. Theoretisch ist die Anlage auf 10 Millionen Liter pro Jahr ausgelegt. Die Dimensionen zeigen: Yazan hatte einiges vor, als er vor vier

No. 04-2016


S CHMIERGELD WOLLTEN WIR EBEN NICHT ZAHLEN ↑↓ Ausgelegt ist die Brauerei Carakale auf

zehn Millionen Hektoliter im Jahr. Die Maschinen sind Marke Eigenbau, entworfen vom Chef selbst.

Jahren mit ein paar Freunden und dem Geld seines Vaters begann, die Brauerei aufzubauen. Als Marketingchef, Vertriebsleiter, Ingenieur, Finanzchef und vor allem als Braumeister hat er angefangen. Die Rezepte hat er sich selbst ausgedacht. Damals noch im Garten seiner Eltern. Die kleinen Kessel zum Test-Brauen stehen immer noch in einem separaten Raum der inzwischen 30 Hektar großen Fabrikhalle. Doch für seine Leidenschaft, das Brauen, hat Yazan inzwischen nur noch wenig Zeit. Vielmehr muss er sich um das Organisatorische kümmern. Und das ist der schwierigste Part in Jordanien. „Wenn man es unternehmerisch betrachtet, ist das hier eigentlich totaler Selbstmord“, erklärt Yazan. „Natürlich hätten wir das alles viel schneller und einfacher schaffen können, aber Schmiergeld wollten wir eben nicht zahlen“, erklärt der 36-Jährige. Dennoch sei es finanziell alles

No. 04-2016

andere als einfach. Yazan redet davon, dass er im vergangenen Jahr mehr als eine Million Euro an Steuern bezahlt hat. Viel Geld für die Maschinen blieb da nicht mehr. Trotzdem hat er es geschafft: Er braut Bier in Jordanien und vermarktet es im großen Stil. Dabei kann Jordanien durchaus als das perfekte Gegenbeispiel für Bierkultur gelten; ein Land, in dem jede Form von Alkohol als moralisch verwerflich gilt; wo Bier nur in wenigen Bars zu finden ist und wenn, dann nur für acht bis zehn Euro pro Flasche. Von Blonde Ale, Pale Ale oder gar Weizen hat in dem Land kaum einer je gehört. Doch genau das sind die Sorten, die Carakale anbietet.

Blick über den Canyon Die große Lagerhalle, die Yazan für seine Brauerei bauen ließ, liegt einige Kilometer außerhalb der jordanischen Hauptstadt

Amman. Wenn sich Yazan in seinem Tasting-Room umdreht, kann er seinen Blick durch eine weitere Glasfront über einen riesigen Canyon gleiten lassen. Dass die Brauerei etwas abgelegen liegt, ist kein Zufall. „Wir haben drei Jahre gebraucht, um überhaupt eine Genehmigung zu bekommen“, erklärt der Unternehmer. Und jedes Mal, wenn die Grundstücksverkäufer erfahren hätten, dass auf ihrem Land eine Brauerei entstehen soll, hieß es auf einmal: „Ich verkaufe nicht“. Fündig geworden ist Yazan schließlich in Fuhais, einem kleinen Ort nordwestlich von Amman. Wie auch Yazans Familie haben sich Christen hier schon vor Jahrhunderten angesiedelt und bis heute sind Muslime in dem Ort in der Minderheit. Die kleinen alten Steinhäuser schmiegen sich eng an die steil abfallenden Hänge des Jordantales. Schaut man in die Geschichtsbücher, soll die Geburtsstätte des Gerstensaftes nicht

59


MARKT_ JORDANIEN

I CH WOLLTE DAS BIER ZU SEINER WIEGE ZURÜCKBRINGEN weit sein. Ziemlich genau in dieser Gegend muss irgendein Sumerer, Babylonier oder Assyrer den ersten Gerstensaft gebraut haben. Einige Forscher datieren die ältesten Überreste von Bier in der Region auf das zweite und dritte Jahrtausend vor Christus. Zwar sind sich die Historiker nicht einig und vermuten, dass Bier auch noch viel älter sein könnte, Yazan aber ist sich sicher: „Hier ist die Wiege des Bieres und hierher wollte ich es zurückbringen.“ Yazan ist nicht weit von hier aufgewachsen, mit 18 ist er jedoch fürs Studium in die USA gegangen. „Mein Vater wollte unbedingt, dass ich Ingenieur werde, das hat mir eigentlich gar keinen Spaß gemacht, aber ich musste es beenden“, erzählt Yazan, der allerhöchstens drei Bier getrunken hat, bevor er in die USA gegangen ist, wie er sagt. Bier zu brauen, daran hatte er damals nicht mal im Traum gedacht. Die Idee sei ihm erst zum Ende seines

60

↑ ↓In der Vier-Millionen-Stadt Amman leben Muslime

und Christen gemeinsam. Nur wenige Bars, wie diese in der Rainbow Street, der Ausgehmeile von Amman, schenken Bier aus.

Studiums gekommen. „Ich hatte einfach keine Lust zu lernen und da hab ich in der Bibliothek dieses Buch über die Biersorten der Welt gefunden“, sagt Yazan. Natürlich habe er als Allererstes nach dem Bier seiner Heimat gesucht. Aber da war nichts.

Dattelsirup und Kaffee „Man muss sich das so vorstellen“, setzt Yazan an, „Biertrinken in Jordanien ist, wie ein und denselben Song immer und immer wieder zu hören.“ Es gibt nur eine Brauerei. Die gehört zu Heineken und produziert für den Massengeschmack, erklärt der Jordanier. Hinzu kommt eine muslimische Gesellschaft. Fünf Mal am Tag hört man den Muezzin, selbst in Fuhais. „Mein Ziel ist es, dass die Leute in einen Laden gehen und Bier kaufen, als wäre es ein T-Shirt. Also eines aussuchen, das

ihrem Geschmack entspricht oder der Situation, in der sie es trinken wollen.“ Aber bis dahin sei es noch ein langer Weg, denn „die Leute hier sind wie kleine Babys, man muss ihnen das Biertrinken erst beibringen“. Yazan möchte mit seinem Bier einen ganz eigenen lokalen Geschmack kreieren. Gerade gärt eine neue Version Pale Ale in einem der drei 1.300-Liter-Tanks. Es ist mit Dattelsirup und Kaffeebohnen gebraut – die lokale Note. Allein mit dem Wasser, das es hier gibt, wäre das nicht zu schaffen, denn das ist Mangelware in einem der wasserärmsten Ländern der Welt. Ist die Zisterne der Brauerei leer, muss Yazan erst mal einen Tanklaster bestellen. Aber wenn der nicht kommt, gibt’s eben kein Wasser. „Wir mussten schon einige Brautage absagen, weil wir kein Wasser mehr hatten.“ Solche Widrigkeiten sind es, die das Unternehmen immer wieder fast

No. 04-2016


Carakale-Chef Yazan ­Karadsheh (rechts) und sein Braumeister Jordan Wambecke →→

Die Brauerei liegt ­ ilometer außereinige K halb v­ on Amman. Es hat Jahre gedauert, bis es eine Genehmigung zum Brauen gab. ↓

scheitern ließen. So sei es zum Beispiel mehrmals passiert, dass ein Installateur nach halber Arbeit alles stehen und liegen gelassen hat. „Nur, weil irgendein Scheich sagt, es sei verboten, Bier zu brauen“, erklärt Yazan.

Dem „Wasta“ sei Dank Probleme mit religiösen Autoritäten seien aber nur die kleinste Schwierigkeit. „Viel schlimmer ist die ganze Korruption“, sagt Yazan. Die Genehmigung, überhaupt mit dem Brauen zu beginnen, verdankt Yazan seinem Anwalt und dessen „Wasta“ – so nennt man es hier, wenn jemand jemanden kennt, der wiederum jemanden kennt, der einem noch einen Gefallen schuldig ist. Das ist auch der Grund, warum er die Smartphones doch nicht ganz ignorieren kann. Die ganze Zeit haben sie vibriert. Jetzt muss Yazan wirklich los. Sein Vater

No. 04-2016

sitzt mit dem Vizebürgermeister der Nachbargemeinde im Restaurant und wartet. Außerdem muss er nochmal bei seinem Techniker vorbeischauen, der gerade versucht, die selbstgebaute KronkorkenMaschine zu reparieren. Vorbei an der Abfüllanlage und den großen Tanks hastet Yazan zu der Maschine, dann zu seinem Jeep. Er lässt die große Wellblechhalle am Rande des Canyons hinter sich. Das Restaurant ist am oberen Ende von Fuhais, knapp 500 Meter höher. Ein schicker Neubau. Kronleuchter glitzern an der Decke, es gibt kein Gericht unter 15 Euro, vor der Tür wartet der Parkservice. Nur in solchen Lokalen findet man die Klientel, die sich überhaupt Bier leisten kann. Und natürlich möchte Yazans Vater ein schönes Ambiente bieten, wenn die lokale Prominenz die neueste Kreation probiert. Die beiden Herren trinken schon das zweite

„Kristalweizen“. Der Druckfehler auf dem Etikett ist keinem von beiden aufgefal­len. Als Yazan hinzustößt, will auch er noch schnell ein „Kristalweizen“ bestellen. Doch der Kellner schaut ihn nur verständnislos an. „Waysen? Carakale? Wir haben Amstel.“ Yazan schüttelt mit dem Kopf: „Entweder sie wissen es einfach nicht, oder sie wollen einem das Amstel andrehen“, erklärt er das Biergeschäft in Jordanien. Zuletzt habe der Marktführer Amstel die kleineren Bars gewarnt: Wenn sie Carakale verkaufen, bekämen diese eben kein Bier mehr von ihnen. „Das kann sich keine Bar leisten, denn die Leute kennen ja nur Amstel. Und was sie nicht kennen, trinken sie nicht“, erklärt Yazan. Er weiß zwar, dass es noch ein langer Weg ist, aber insgeheim hofft er, dass es nicht 500 Jahre dauert, bis jeder im Land Pils, Pale Ale, Blonde Ale und Weizen unterscheiden kann. –

61


Crafty Fiete Fiete mag Bier. Nein, er liebt es sogar. Die Hingabe an ein Frischgezapftes ist tief in seiner nordfriesischen Seele verankert. Ab und zu macht sich Fiete über seine Leidenschaft so seine Gedanken… Vertragen sich Food-Trends und Bier? Wer Kartoffeln, Pasta und Getreide vom Speiseplan streicht, wer auf Superbeeren setzt oder mal entgiften will – für den ist Bier tabu? Text: VERENA FRANKE

Illustrationen: KATJA SCHILLER

Detox – Grüne Woche Lebst du noch oder detoxt du schon? Hinter dem Hype „Detox“ steht die Annahme, man müsse seinen Körper entsäuern und somit entgiften. Meistens ist eine Detox-Kur zeitlich auf drei bis sieben Tage begrenzt. Für mehr Energie, einen strahlenderen Teint und eine schlankere Taille vergnügt man sich dann mit basenbildenden Lebensmitteln wie vorrangig Gemüse und Obst in Form von Säften, Salat oder Suppe. Viel Wasser und Kräutertee zu trinken ist Pflicht. Auf der schwarzen Liste stehen die sogenannten Säurebildner wie Zucker, Fleisch, Kuhmilch, Kaffee und Alkohol. Bier passt also nicht zum Detox-Konzept, da Alkohol streng genommen ein Zellgift ist und damit im Gegensatz zum Ursprungsgedanken „Reinigung“ steht. Da Vorfreude ja bekanntlich die schönste Freude ist, kann man diesen Frühjahrsputz für den Körper ja mal nutzen, um sich auf das eine oder andere Lieblingsbier nach dem Detox zu freuen.

Low Carb – Getreide adieu! Basta mit Pasta! Wenig Kohlenhydrate oder eine kohlenhydratreduzierte Kost stecken hinter der Low-Carb-Ernährung. Ein häufig genannter Richtwert sind 100 Gramm Kohlenhydrate am Tag, besonders strenge Formen erlauben noch weniger von dem Nährstoff, der reichlich in Brot, Kartoffeln, Obst und auch im Bier steckt. Je nach Biersorte zwacken 100 Milliliter drei bis fünf Gramm Kohlenhydrate vom schmalen Budget ab. Mit einer Halben kommt man also ganz leicht auf 25 Gramm. Zusätzlich hemmt der enthaltene Alkohol die Fettverbrennung, und zu allem Übel soll bei den meisten Low-Carb-Konzepten gerade abends auf Kohlenhydrate verzichtet werden – schlechte Aussichten für eine gemütliche Runde im Pub. Bleibt Salat mit Putenstreifen. Wobei man die häufig angepriesenen Gemüsestreifen mit Quarkdip, die Chips & Co. ersetzen sollen, ja eigentlich nur mit einem guten Bier hinunterspülen kann. Für alle Low-Carb-Fans, die nicht auf Bier verzichten möchten, gibt es alternativ kohlenhydratreduzierte Biere, die höher vergoren werden. Mit meist unter einem Gramm Kohlenhydraten pro 100 Milliliter reißt ein Glas kein allzu großes Loch ins erlaubte Nährstoffbudget.

62

No. 04-2016


Paleo – Auf der Jagd Statt Hipster und Nerd wieder Jäger und Sammler – Paleo sei Dank! Der Begriff „Paleo“ steht für den Zeitraum des Paläolithikums, also die Altsteinzeit. Grundlage der sogenannten Steinzeiternährung sind unverarbeitete und natürliche Lebens­ mittel wie Gemüse, Obst, Fleisch, Eier, Nüsse und Samen. Da zur Paleo-Zeit noch kein Getreideanbau betrieben wurde, sind getreidehaltige Lebensmittel wie Müsli, Nudeln und Brot verboten. Anhänger dieser Ernährungsform sehen in Getreide kein wertvolles Lebensmittel und machen Inhaltsstoffe wie das Klebereiweiß Gluten teilweise sogar für Erkrankungen verantwortlich. Das bedeutet das Aus für das Bier, ob alkoholhaltig oder alkoholfrei.

Superfood – Hopfen-Perlen Goji, Chia oder Moringa – was sich nach Sprösslingen exzentrischer Hollywoodstars anhört, ist der letzte Schrei in der Müslischale. Nichts geht mehr ohne die sogenannten Superfoods, meist Beeren, Früchte oder Samen, die besonders reich an Vitaminen, Mineralstoffen und essenziellen Fettsäuren sind. Mit dieser Eigenschaft sind Superfoods kleine Kraftpakete, die die Ernährung bereichern können. Es braucht also einen echten Powerstoff, um Superfood zu sein. Kann Bier da mithalten? Es kann! Dank des enthaltenen Hopfens mutiert auch Bier zum Superfood bzw. Superliquid. Hopfen enthält unter anderem die Bitterstoffe Humulon und Lupulon, die zunächst anregend wirken. Bei ihrem Abbau entfaltet sich ihre entspannende Wirkung. Wenn das mal keine Supereigenschaft ist.

Raw till four – Super-Wheat „Kein Bier vor vier“ – dieser Spruch ist altbekannt. Aber schon mal was von „Roh(kost) bis vier Uhr“ gehört? Diesen Ernährungstrend machte die Australierin Freelee, im Netz besser bekannt als „the Bananagirl“, via YouTube und Instagram publik. Morgens und mittags kommt nur Rohkost auf den Tisch, abends darf etwas Gekochtes, Veganes gegessen werden. Obst und Gemüse sind die Hauptkomponenten von Raw till four, und wer keine Bananen mag, der kann gleich aufgeben. Dementsprechend liegt der Kohlenhydratanteil bei ungefähr 90 Prozent. Bier würde daher abends in das Konzept passen, jedoch lehnen viele Anhänger Alkohol ab. Alkohol­ freies Bier dürfte abends wohl doch erlaubt sein, da kann man doch ein Äuglein ­zudrücken. Vielleicht ist ja das unter Bierkennern belächelte Bananen-Weizen das ideale Getränk für Bananagirls und -boys?!

DIE AUTORIN Verena Franke ist Diätassistentin und Oecotrophologin. Sie setzt ihr Fachwissen bei der PR-Agentur kommunikation.pur für namhafte Kunden aus den Bereichen food, beverages und lifestyle ein.

No. 04-2016

63


MARKT_ GASTRONOMIE

16 kupferne Zapfhähne empfangen die Gäste am Tresen der Bar „Birra“.

FOTOS: BENJAMIN BROUËR

BIRRA – ITALIAN CRAFT BEER, BERLIN: ITALIENISCHE BOTSCHAFT

HAVE FUN Mit der Bar „Birra“ kommt italienisches Handwerksbier nach Berlin, „Erlkoenig“ heißt die neueste Brauerei in Bamberg. Hereinspaziert! Text: BENJAMIN BROUËR 64

„Beer is fun“, sagt Manuele Colonna, grinst und setzt sein Bierglas an, um einen ordentlichen Schluck zu nehmen. Der Italiener ist so etwas wie der inoffizielle „FunWeltmeister“. In seiner 2001 eröffneten Bierbar „Ma Che Siete Venuti a Fa’“, kurz „Macche“, in Rom gehen jährlich gut 4.000 Hektoliter Bier, vornehmlich aus italienischen Craft-Brauereien, über den Tresen. Gemessen an der Wohnzimmergröße des Ladens eine weltrekordverdächtige Menge. Nicht viel weniger sind es schräg gegenüber auf der anderen Seite der Via Benedetta in seinem zweiten Laden, dem „Bier & Fud“. Um diese Begeisterung für italienisches Handwerksbier nach Deutschland zu transportieren, hat sich ein Bier-All-StarTeam gebildet: Colonna, der erfahrene Gastronom, Alfonso Strianese, der das „Bier & Fud“ leitet, sowie Giampaolo Sangiorgi, der Gründer von „Birrificio Lambrate“, einer der erfolgreichsten CraftBrauereien Italiens, haben kürzlich im Berliner Bezirk Prenzlauer Berg die erste Bar für italienische Bierspezialitäten eröffnet. „Birra – Italian Craft Beer“ heißt sie und soll Berlins Bierlandschaft bereichern, in der Italien – mit gut 600 Kleinbrauereien No. 04-2016


Neben einigen anderen italienischen­ Craftbieren fließen vor allem Biere aus dem großen Portfolio der ­Mailänder „Birrificio Lambrate“ ­ aus den Hähnen des „Birra“.

immerhin eine der vitalsten Szenen Europas – bislang kaum eine Rolle gespielt hat. Colonna ist sich sicher: „Berlin ist langfristig der vielversprechendste Ort für Craftbier in Europa. Das Potenzial ist bereits deutlich zu spüren.“

Durchaus ein italienischer Trend übrigens, wie Manuele Colonna betont: „In Italien gibt es derzeit eine große Session-Welle mit leichteren Bieren. Die Brauerei Vento Forte beispielsweise hat 15 verschiedene Session-IPAs im Portfolio.“

16 hoch aufragende kupferne Zapfhähne empfangen den „Birra“-Gast am zentralen Tresen. Acht rechts, acht links, in der Mitte zusätzlich drei Handpumpen, die man – abgesehen von wenigen Irish Pubs – in Deutschland bislang kaum in Aktion erleben kann. Neben einigen anderen italienischen Craftbieren fließen vornehmlich Biere aus dem breiten Portfolio der Mailänder „Birrificio Lambrate“ aus den Hähnen. Und die zeichnen sich vor allem durch eines aus: Drinkability. „Die Lambrate-Biere kann man literweise trinken“, erzählt Colonna auch mit seiner Erfahrung der Bars in Rom im Rücken. Eine Kostprobe beweist: Sowohl das Pils „Montestella“ (5 % vol.) als auch das Pale Ale „Ligera“ (5 % vol.) und das IPA „Gaina“ (6 % vol.) sind eher dezent gehopft und haben Ses­ sion-Charakter. Und selbst das Smoked Stout „Ghisa“ (5 % vol.) oder das bel­ gische Strong Ale „Brighella“ (9 % vol.) bewahren sich eine gewisse Süffigkeit.

Die Süffigkeit der Biere ist das eine, das die Aufenthaltsdauer in der Bar steigern soll. Die attraktive Preisstellung das andere. Die günstigsten Biere, das „Macche Keller“ und das „Montestella“, gibt es bereits ab 3,50 Euro pro 0,3 Liter. Mehr als 6 Euro für einen halben Liter (Drinkability!) muss man selbst für ein Double IPA nicht ausgeben. Die ausgesuchten Käse- und Wurstspezialitäten aus dem Piemont und der Lombardei, die samt traditionellem Mailänder Sironi-Brot zu den Bieren gereicht werden, tun ein Übriges, dass die Gäste gerne auf ein Bier länger bleiben. Bei solch einem geerdeten Angebot versteht es sich von selbst, dass die Bar ein uriges Kneipen-Feeling verströmt. Blanke Holztische, ein hölzerner Tresen, rot gestrichene Wände und eine riesige Kreidetafel als „lebende“ Getränkekarte setzen neben den auffälligen Zapfhähnen im vorderen Raum Akzente. Im hinteren Bereich fasziniert die mit allerhand italienischen

No. 04-2016

Bierplakaten tapezierte Wand und lädt – wie der ganze Laden – zum Trip in die „Birrificio“-Welt ein. –

INFO 19 Zapfhähne, davon 3 Handpumpen Flaschensortiment im Aufbau Italienische Käse- und Wurstwaren, als Platte (für 2 Personen) oder im Brot ca. 50 Sitzplätze innen, ca. 20 außen Biere: 3-6 €, Speisen: Platten 12-14 €, Brote 3-6 € täglich 17-02 Uhr Prenzlauer Allee 198 10405 Berlin Tel: 030 55243713 www.facebook.com/birra2016 65


FOTOS: BJÖRN SEITZ

MARKT_ GASTRONOMIE

ERLKOENIG, BAMBERG: NR. 10 LEBT!

Holz & Stahl: Gekonnt wurde im „Erlkoenig“ auf die Verbindung von rustikal und modern gesetzt. Hautnah erleben die Gäste hier handwerkliche Braukunst.

Wenn eine neue Brauerei eröffnet, ist das für jede Stadt ein Ereignis. Selbst für das so bierverrückte Bamberg, wo seit Mitte Mai nun zehn (!) Brauereien im Stadtgebiet auf gut 70.000 Einwohner kommen. Dass auch die neueste Brau­ stätte für Furore sorgt, liegt vor allem daran, dass es sich dabei eben nicht „nur“ um eine weitere Brauerei handelt. Dem „Erlkoenig“ im Ortsteil Gaustadt gelingt es, als modernes Craftbier-Restaurant die Brücke zwischen dem tradi­ tionellen Bierhandwerk, das den Ruf der Stadt begründet, und der neuen Craftbier-Welt zu schlagen. Für dieses Leuchtturmprojekt wurde der ehemalige Fischerhof in Gaustadt von Grund auf saniert und eine komplette Brauerei – von der Schrotmühle bis zum Lagertank – integriert, umgeben vom Restaurant, dessen Gäste die handwerkliche Bierherstellung so hautnah mitverfolgen können. Gebraut werden aktuell sechs verschiedene Biere: Das „American Pale Ale“ mit besonders viel Hopfen und fruchtiger Note, das „European Amber Lager 1.0“, das malzig und nach

66

No. 04-2016


zartem Karamell schmeckt, sowie das „European Amber Lager 2.0“, süffig, malzig und kräftig im Geschmack. Das „Ebony Smoke Touch“, ein dunkles Bier mit feiner Rauchnote, kann als Tribut an die Bamberger Rauchbiertradition verstanden werden, während das Team mit dem Special-Bier „Keute“ wiederum ein altes Rezept aus Holland aufgreift. Das „Whisky Ale“ zu guter Letzt reift im Keller in alten Scotch-Whiskyfässern. Die fünf Standards können zur Probeverkostung auf einem „Craftboard“ zu je 0,1 Liter bestellt werden. Der Renner auf der Speisekarte sind die „Roggenkoenige“, ein mit frischen, regio­nalen Zutaten belegter, dünn ausgerollter Roggensauerteig, der im Holzofen gebacken wird. In einer traditionellen Weise wird der „Urteig“ dafür immer wieder mit neuem Teig vermengt und angesetzt. Auch wenn zudem verschiedene Salate, Ofenkartoffeln, Suppen bis hin zu Steaks auf der Karte stehen, so

bestimmt dieser Bier-und-Brot-Gedanke, der auf die Entstehungsgeschichte des Biers Bezug nimmt, klar das FoodKonzept. Er beweist, dass sich die Macher bei weitem nicht nur um die Bierqualität Gedanken gemacht haben. Diese Sorgfalt und Detailverliebtheit spiegelt sich auch im Restaurant-Design wider. Hier treffen rustikale auf moderne Elemente, trifft Holz auf Stahl. Fassböden anderer Bamberger Brauereien zieren zum Teil die Wände, unter der Decke hängen zahllose Holzkisten etlicher, zum Teil nicht mehr existierender Brauereien, und die Krüge der Stammgäste – eine urige Bamberger Tradition – werden sorgfältig in einem Stahlschrank aufbewahrt. Jetzt im Sommer lädt natürlich zusätzlich der Biergarten zu einem Spaziergang von der Innenstadt zum „Erlkoenig“ ein. Der historische Weg vom Kloster Michaelsberg über den Cherbonhof zum Fischerhof-Schlösschen, der Sommerfrische der Mönche, ist wieder begehbar. –

INFO 6 Ausschanktanks/Zapfhähne 10 Flaschenbiere Ofenkartoffeln, Brotzeit, Roggenkoenig (Sauerteig­ fladen), Steaks etc. ca. 150 innen, 180 außen Bier: 3,40 € (0,5 l) bis 8,50 € (0,33 l Whisky Ale) Speisen: 8 bis 24 € Mo-Do 11.30-14 / 17-23 Uhr Fr 11.30-14 / 17-0 Uhr Sa 17-0 Uhr, So 11.30-23 Uhr Gaustadter Hauptstraße 109 96049 Bamberg Tel. 0951 96430514 www.facebook.com/ erlkoenigbamberg

Anzeige

ORIGINAL SCHOTTISCHE

PREMIUM MALZE MORE QUALITY MALT FOR QUALITY CRAFT BREWERS

D E U T S C H E L A G E R H A LT U N G

SUCUS GmbH • Werftstraße 9 • 23730 Neustadt • Tel: +49 (0)4561-6124 550 • Web: www.sucus.org • Email: info@sucus.org


MARKT_ KLOSTERBIER

68

No. 04-2016


WETTBEWERB: Wer braut das beste Klosterbier? Erfunden haben die Mönche das Brauen nicht. Aber sie haben es kultiviert. Der Verein Klosterland, zu dem 16 Klöster in Deutschland und Polen gehören, greift diese Tradition auf und ruft Craftbrauer jetzt zu einem Wettbewerb auf. Ziel ist, ein Klosterbier zu brauen und dieses zu vermarkten. Martin Erdmann von Klosterland über die Idee, den kreativen Prozess und das Potenzial des Projekts.

FOTOS: KLOSTERLAND

Interview: MARIKA SCHILLER

No. 04-2016

69


MARKT_ KLOSTERBIER

E IN BIER BRAUEN, INSPIRIERT VOM GENIUS LOCI Herr Erdmann, sind Mönche so etwas wie die Craftbrauer der ersten Stunde? Da ist wohl was dran. Zwar wird schon sehr viel länger gebraut, im Alten Testament ist etwa davon die Rede. Doch erlaubte die Organisation in den Klöstern, die auf dem gemeinsamen Lebensziel im Glauben beruhte, dass die Braukunst sehr stark kultiviert werden konnte. Das gilt auch für andere Handwerke, wie den Wasserbau – die Zisterzienser beispielsweise waren im Mittelalter für ihre effiziente Wasserwirtschaft berühmt. Kloster und Bier, das gehört doch irgendwie zusammen. Diesen Wettbewerb zu ersinnen, lag also mehr als nahe? Bier ist ein sehr typisches Klosterprodukt, vielleicht sogar das Symbol für klösterliche Produkte schlechthin. Sicher würde dies den meisten Menschen zuerst in den Sinn kommen. So ging es auch uns, als wir überlegten, womit sich der genius loci, also die besondere Atmosphäre eines Klosters, am besten transportieren lässt. Warum rufen Sie Craftbrauer auf, ein Klosterbier zu kreieren? Ein altes Rezept findet sich doch bestimmt in einem Ihrer Klöster. Nein, griffbereit hätten wir kein Rezept… Craftbrauer sind für uns deshalb 70

DER WETTBEWERB KREATIVE BRAUER GESUCHT! Das Ziel: Brauer entwickeln ein Bier für den Verein Klosterland. So läuft‘s: Teilnahme an einem zweitägigen Workshop am 23.-24. September 2016 im Kloster Chorin, anschließend Entwicklung eines Bierrezeptes, Wettbewerb und Prämierung Anfang 2017 im Kloster Lehnin. Den Wettbewerb richtet ein Team des Vereins Klosterland aus und betreut diesen. Wichtig: Die Brauer müssen bereit sein, im Falle der Prämierung das Bier dauerhaft zu produzieren und über Klosterland zu vermarkten. Die nicht ausgewählten Brauer werden mit ihren Bieren in MEININGERS CRAFT – Magazin für Bierkultur und bei Klosterland vorgestellt. Los geht’s: Alle Bedingungen und die Online-Bewerbung gibt es unter www.klosterland.de/Klosterbier. Berücksichtigt werden Bewerbungen bis zum 20. September 2016.

interessant, weil sie neugierig sind und offen, weil sie Freude am Experimentieren haben. Die meisten nehmen dabei ihr Handwerk sehr ernst. Es geht ja bei diesem Projekt nicht darum, einfach ein Produkt zu erfinden und fertig. Viel wichtiger ist der kreative Prozess. Das gilt für uns als Initiatoren des Wettbewerbs und für die Brauer selbst. Wir finden es ungemein spannend, Menschen an das Thema Kloster heranzuführen, die vorher nie etwas damit zu tun hatten. Das heißt Neuland betreten und eintauchen wollen in eine fremde Welt. Den berühmten Sprung ins kalte Wasser wagen. All dies könnte einen enorm kreativen Prozess anstoßen. Allein der Begriff Kloster weckt durchweg positive Assoziationen. Er lässt sich großartig vermarkten. Ist Ihr Bier mehr als ein Merchandising-Produkt? Aber ja. Wir meinen das ernst und wollen mit dem Produkt auf die Kultur dahinter hinweisen. Natürlich wollen wir das Bier auch verkaufen und dazu muss es natürlich auch schmecken. Wenn sich ein Craftbrauer an ein Klosterbier macht, was sollte unbedingt in den Sudkessel? Alles ist erlaubt, was einem exzellenten Bier zuträglich ist. No. 04-2016


Mehr als vier Zutaten? Wenn Sie auf das Reinheitsgebot anspielen – wir wollen keine Vorgaben machen, keine Grenzen setzen. Das Bier soll aber ganz klar keine extravagante Spielerei sein, sondern handwerklich solide.

Martin Erdmann, Beirat von Klosterland und Einkäufer für Klosterprodukte bei Manufaktum

Wie schmeckt denn ein Klosterbier? Es ist komplex, hat eine schöne Farbe und eine Fülle an Aromen. Traditionell ist es gehaltvoll. Und aufs Etikett gehört ein gut gelaunter Mönch mit Bierkrug? Oh! Bloß keine Klischees! Unser Wunsch ist, dass sich das Etikett und die gesamte Biermarke im Rahmen des Prozesses mitentwickelt. Die Brauer können einen Designvorschlag mit dem Bier einreichen, gekürt wird aber das Bier an sich, nicht die Grafik.

Wie groß könnte dieses Projekt werden? Es ist viel möglich. Aber zunächst gilt es,

FOTO: EGBERT VORHOLT

Was sollte einen Brauer inspirieren, beim Wettbewerb mitzumachen? Er sollte Lust auf ein Abenteuer haben, auf eine Entdeckungsreise. Darauf, im Kloster einen unbekannten, inspirierenden Lebensraum kennenzulernen, neue Anregungen für seine Leidenschaft zu erhalten, Gleichgesinnten zu begegnen, sich auszutauschen. Er sollte bereit sein, unerwartete Erfahrungen zu machen und sich schließlich dem Wettbewerb zu stellen.

INFO

die Dinge auf den Weg zu bringen. Dazu gehört auch Geduld. Schmeckt das Klosterbier, hat es großes Potenzial. Das Netzwerk Klosterland wächst beständig und somit auch die Anzahl an Shops und Cafés vor Ort, es finden Klostermärkte statt und zahlreiche Veranstaltungen. Außerdem ist Manufactum mit "Gutes aus Klöstern" als Partner mit im Boot. –

Anzeige

Bier mocha kon a jeda, * s‘Brau‘n is oba a Kunst. *) Wir brauen nach dem deutschen Reinheitsgebot.

Josef Niklas, Braumeister

Der Verein Klosterland ist Ansprechpartner für Menschen, die sich für Klöster und ihre Kultur interessieren und engagieren: Klosterstandorte, Ordensgemeinschaften und deren Besucher. Unter der Dachmarke Klosterland präsentieren die Mitglieder ihre Klosteranlagen und Angebote. Neue Produkte sollen den Besuchern die Klosterkultur nahebringen. Gegründet 2013, gehören zum Verein aktuell 16 Klöster in Deutschland und Polen. www.klosterland.de


MARKT_ GOLD OCHSEN

Die Brauerei Gold Ochsen gibt es seit fast 420 Jahren. 72

No. 04-2016


IN

BALANCE Wenn eine Traditionsbrauerei um ihre Wurzeln weiß und dabei den Blick stets in die Zukunft richtet, müssen die Brauer kreativ sein. Wie in der Ulmer Brauerei Gold Ochsen, die eine fast 420-jährige Geschichte hat und schon seit einigen Jahren auch Craftbiere braut. Text: FRIDTJOF ATTERDAL

Fotos: DANIEL REITER

W

ir betreiben einen gro­ßen Zeit- und Kostenaufwand bei unseren Bier­speziali­ täten“, sagt Ste­phan Verdi, erster Brau­ meister des Hau­ses. „Die Zeit dafür kann ich mir meist nur am Wochenende nehmen.“ Denn unter der Woche werden die Traditionsbiere gebraut, mit denen die Brauerei Privatkunden und Gastronomen in einem Umkreis von rund 100 Kilometern um Ulm versorgt. Das „UPA“ ist das dritte Craftbier, welches das Haus Gold Ochsen auf den Markt bringt. Es ist eine obergärige und hopfenbetonte Starkbierspezialität. Ausgewählte Aromahopfensorten, die Verwendung von Spezialmalzen, Vergärung mit feiner Ale-Hefe und die zusätzliche Kalthopfung mit Cascade und Amarillo sorgen für ein fruchtiges Aromaspiel – und das bei 6,8 Volumenprozent Alkohol. „Es macht un­­heimlich Freude, solche Biere zu kreieren“, sagt Verdi.

No. 04-2016

73


FOTO: GOLD OCHSEN

MARKT_ GOLD OCHSEN

←Ulrike Freund leitet die Brauerei in der

fünften Generation. ↗Bei aller Experimentierfreude wird immer

auf das Reinheitsgebot gesetzt.

Verantwortlich für die Balance zwischen Tradition und Innovation ist bei der Ulmer Brauerei Gold Ochsen Geschäftsführerin Ulrike Freund. Sie leitet das Unternehmen mit der fast 420-jährigen Geschichte in der fünften Generation. Dabei war sie bei ihrem Antritt vor 31 Jahren als Frau noch eine echte Rarität in der männerdominierten Brauereiwelt. „Als Frau muss man sich durchkämpfen, aber die Mannschaft hat mich von Anfang an unterstützt“, sagt sie. Bei Gold Ochsen haben Frauen schon immer eine wichtige Rolle gespielt. Eine Brauereichefin gab es hier bereits vor 130 Jahren. Obwohl Ulrike Freund quasi in der Brauerei aufgewachsen ist, hat die gelernte Bankkauffrau das Unternehmen als Quereinsteigerin übernommen. „Aber ich habe mich schon immer mit meinem Vater über die Herausforderungen des Braugewerbes ausgetauscht und wusste, was auf mich zukam“, erzählt Freund. Ob man sich mit den Jahrgangsbieren auf den Craftbier-Markt wagen soll, wurde gut überlegt. „Aber letztlich geht es ja um 74

Innovationskraft und die Stärkung der Marke“, sagt die Brauereichefin. Genau 1597 Flaschen des ersten Jahrgangsbieres – die Zahl bezieht sich auf das Gründungsjahr der Brauerei – wurden von Hand abgefüllt, verkorkt und von Chefin Ulrike Freund eigenhändig signiert. Es gibt sie nur im brauereieigenen Shop zu kaufen. Das erste Jahrgangsbier „Gold Ochsen Sherry Mandarina“ von 2013 ist natürlich längst ausverkauft – die Bierspezialität wurde mit einer speziellen Sherry-Hefe gebraut und in einer Kalthop-fung mit dem erst 2012 neu gezüchteten Hopfen Mandarina Bavaria versehen. 2014 folgte ein mahagonifarbener Doppelbock mit 8,1 Volumenprozent Alkohol namens „Gold Ochsen Maltator“. Das Bier wurde mit fünf verschiedenen Malzen und drei Aromahopfensorten eingebraut. Was in diesem Jahr für eine Spezialität heranreift, ist noch ein gut gehütetes Geheimnis. In Holzfässern lagern 2000 Liter der neuen Rezeptur von Chefbrauer Verdi im Keller unter der Brauerei. „Es wird ein

Strong Ale“ ist alles, was er verraten mag. Nicht nur bei Craftbieren ist man bei Gold Ochsen innovativ. So haben die Ulmer Brauer 2014 einen Gemeinschaftssud mit der August Schell Brewing Company aus der Partnerstadt New Ulm in Minnesota (USA) auf den Weg gebracht. Entstanden ist die Starkbierspezialität „August’s Bock“ mit einem Alkoholgehalt von 7,1 Volumenprozent und 16,7 Grad Plato Stammwürze. Der Name geht auf die „Brauväter“ August Leibinger (Ulm) und August Schell (New Ulm) zurück. Bei aller Experimentierfreude – in Ulm ist man eiserner Verfechter des Bayerischen Reinheitsgebotes, wie Freund und Verdi unisono betonen. „Bier ist auch dank des Reinheitsgebotes ein gesundes Produkt“, ist die Brauereichefin überzeugt. Sie freut sich, dass immer mehr Frauen das Getränk für sich entdecken. „Wenn ich heute mit Frauen unterwegs bin, geht man abends noch auf ein Bier als Absacker – das hätte es früher nicht gegeben.“ No. 04-2016


Nachhaltigkeit ist für Gold Ochsen ein wichtiges Thema: Bis zu 40 Prozent des Strombedarfs werden über eine eigene Photovoltaikanlage gedeckt. Anzeige

Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema bei der Brauerei Gold Ochsen. So deckt die Brauerei schon seit Jahren Teile ihres Strombedarfs über eine eigene Photovoltaikanlage. Gerade wurden rund zwei Millionen Euro für eine Kraftwärmekopplungsanlage investiert, mit der die Energie-Effizienz weiter verbessert werden soll. „Mit der Installation setzt Gold Ochsen ein eindeutiges Zeichen für die Energiewende und für die Schonung unserer Ressourcen“, betont Ulrike Freund. Mit der Anlage kann die Brauerei bis zu 800 Kilowatt Strom erzeugen und damit bis zu 40 Prozent ihres Strombedarfs decken. Bei den Zulieferern setzt man in Ulm auf Regionalität. Der Hopfen kommt aus Tettnang, das Malz von Betrieben in der Region. „Indem wir nur Rohstoffe aus der Heimat verwenden, sichern wir Arbeitsplätze“, begründet Freund die Entscheidung. „Und die Menschen in der Heimat trinken wieder unser flüssiges Gold – das ist ein Geben und Nehmen.“ – No. 04-2016

75


HEY,?

MARKT_ DÄNEMARK

WHAT’S UP

Auf der Insel Papierøen, mitten in Kopenhagen, gibt es einen der bekanntesten Streetfoodmärkte der Welt – er ist ein Paradies für Bierliebhaber.

76

No. 04-2016


Seit die ersten Craft-Brauereien Dänemark aufgemischt haben, ist nichts mehr wie vorher. Dabei steht das kleine Land im Norden nicht nur für die Kultbiere von Mikkeller. Auf dem Streetfood-Markt von Paper Island gibt es Biere lokaler Brauereien, unweit von Kopenhagen wird in einem Bierkollektiv gebraut und bei der Tradi­ tionsbrauerei Indslev steht ein Bayer am Sudkessel. Langeweile für ­Biertrinker? Fehlanzeige. Text: LISA LUGINGER

Fotos: RENÉ RUPRECHT

R

Rot-weiße Boje voraus: Sicheres Fahrwasser Richtung „Papirøen“. Mit der immer im Ohr klingenden fiepsigen Mikrofon-Stimme von Studentin Alma schippert das Touri-Boot durch die sanften Wellen des Kopenhagener „Nyhaven“ – vorbei an farbenfrohen Giebelhäusern und mit einen Hauch von Ahnung, wie heftig die nordischen Winde an stürmischen Tagen ins Gesicht blasen können. Heute ist ein schöner Tag in der Hauptstadt Dänemarks. T-Shirt Wetter. Wenn auch vielleicht nicht für Süditaliener oder Australier. Doch der Blick auf das vorausliegende Paper Island zeigt gemusterte Tank-Tops und gefühlt hundert Farben von Sonnenbrillen. Und dazwischen Craftbier auf den Tischen. Paper Island oder auf Dänisch „Papirøen“ ist eine Insel mitten in Kopenhagen. Bis 2012 waren die riesigen grauen Lagerhallen letztes unbelebtes Überbleibsel einer vergangenen Ära von Papierproduktion. Heute sind sie urbaner Platz für Ausstellungen, kreatives Business und sie beherbergen einen der bekanntesten Streetfood-Märkte

No. 04-2016

77


MARKT_ DÄNEMARK der Welt. Indisch, italienisch, amerikanisch, koreanisch, mexikanisch. Essen aus der ganzen Welt – direkt aus den bunten Schiffscontainern auf die kleinen weißen Pappteller. Vielfalt ohne Grenzen. Auch für ­Bierliebhaber. Denn wer sich durch die dufterfüllten Gänge schlängelt, findet neben großen Konzernbieren IPAs, Red Ales, Sours und Lager – produziert von lokalen Brauereien. Keine Fragen beim Bestellen, kein: Was ist ein IPA? Hier ist Craftbier selbstverständlich. Und das, obwohl es bis Anfang des Jahrtausends in Dänemark nur drei Bierstile gab: Pilsner, Strong Pilsner und Extra Strong Pilsner.

nordischen Länder war, die den Craft­ bier- Trend aufgenommen haben. Oder die Tatsache, dass es, anders als etwa in Schweden oder Norwegen, kein staatliches Monopol auf den Bierverkauf an Privatleute gab. Oder, wie Christian Andersen von den Danish Beer Enthusiasts, den „Danske

Ølentusiaster“, meint: „Wir wollen ein­ fach gutes Bier.“ Und das heißt: Ausprobieren statt vereinheitlichen. Anders gesagt: Grenzen überschreiten. Das, womit „Mikkeller“ Dänemark in Sachen Bier bekannt gemacht hat. Oder das, was Søren Parker Wagner macht.

Taphouse, Kopenhagen

15 Autominuten vom „Copenhagen Street Food“ entfernt, in der stylischen Bierbar „Taphouse“, deutet das Augenzwinkern von Biereinkäufer Jens Ungstrup an, seine Worte nicht ganz wörtlich zu nehmen. Schließlich gab es ja auch noch ein Classic, ein Ale und ein Porter auf dem Markt, aber sonst eben lange nichts. „The big boys had the whole market. Unsere Bierkultur war zerstört. Und die Menschen waren gelangweilt.“ Irgendwie ein bisschen so wie vor der Craftbier-Revolution in Amerika. Und vielleicht war das auch der Grund, warum Dänemark das erste der

Wollen gutes Bier: Christian Andersen (links) und Jens Ungstrup

78

No. 04-2016


E IN PLATZ, AN DEM KREATIVE BRAUER ZUSAMMENKOMMEN Søren Parker Wagner

Søren Parker Wagner braut die Biere der Dry & Bitter Brewing Company

Fetter Beat aus Boxen Peng. Ein zweites Mal. Peng. Fetter Beat aus den Boxen. Old School Hip-Hop aus ­Atlanta. Nachdem Søren Parker Wagner die schwere Tür zur Brauerei aufgemacht hat, dreht er sich mit dem Finger schnipsend um. „Oh yeah.“ Das Grinsen ist fast so breit wie er mit seinen 2,02 Metern lang. Die ­abgewetzte Lederjacke hängt er über den Bürostuhl vor dem Läuterbottich, lässig rückt er sein Cap zurecht. Er ist schon ein cooler Typ. Begrüßungshandschlag und ein kurzes: „Hey, what‘s up?“. Zu den hellblauen Fliesen, die so sehr an ein ­ Schwimm­bad aus den 80er Jahren erinnern, sind Wagners schwarz-pinke Socken mit Totenkopf der totale Kontrast. Hier, im „Ølkollektivet“, rund 40 Kilometer entfernt von Kopenhagen, braut der 33-Jährige seit knapp eineinhalb Jahren die Biere der Dry & Bitter Brewing Company. Fast­ 40 von ihnen findet man auf Ratebeer, mit Namen wie „Little Boy“, „Misunderstood“

oder „Christian Bale Ale“. Seine klassischsten – sicherlich hopfenmonströse – Pale Ales und IPAs. Angefangen hat er 2005 mit einem Home-Brewing-Kit – einem Geschenk seiner Mutter. Das Brauen hat ihn gepackt, von Anfang an. Doch da wusste er noch nicht, dass er Jahre später in der Carlsberg-Akademie als Bester des Jahrgangs seine Brauerausbildung abschließen, bald darauf eine Brauerei aufbauen würde und eine seiner zwei Bierbars – das Fermentoren Copenhagen – 2015 bei Ratebeer zur besten Beer Bar der Hauptstadt gewählt würde. Damals hat Wagner noch Englisch und Geschichte unterrichtet. Und seine Plattensammlung ausgebaut. Heute grinst er sich durchs „Ølkollektivet“ und fachsimpelt mit zwei anderen Brauern vor Maischepfanne und Aluleiter über ­bevorstehende Sude. An diesem Tag wird ein Sour Fruit Ale gebraut (siehe Seite 80/ Let’s Dance) davor war es ein IPA. Denn „Ølkollektivet“, was übersetzt so etwas wie Bierkollektiv bedeutet, heißt: Mehrere

DIE UNTERSETZER FUR IHR BIER

Betont cool: Brauer und Pub-Betreiber Wagner steht auf Kontraste Anzeige

WWW.UNTERSETZERFABRIK.DE ✔ Original Holzschliffpappe in Brauereiqualität ✔ Kleine und große Auflagen bestellbar ✔ Günstige Preise und Lagerhaltung ✔ ENTWURF KOSTENFREI

t erhalten r i h S er i B s i t a r G d n aufgeben u 477 Jetzt Testbestellung Tel: 037360.66


MARKT_ DÄNEMARK Brauereien teilen sich ein Brauhaus. Oder wie es die Gemeinschaft selbst beschreibt: „ein Platz, an dem kreative Brauer zu­ sammenkommen, um großartige Biere zu brauen.“ Irgendwie Kommunbrauhaus im 21sten Jahrhundert – zwischen 70er Jahre Hobo-Chic-Wohnwagen und Malzsäcken.

so merkt man es nicht. Eher eine „gegenseitige Inspiration“, wie es Wagner ausdrückt. Inspiration plus Kreativität ist gleich Ex­ perimentieren. Und das macht der „Dry & Bitter“-Chef eh am liebsten.

Coy Eakes etwa kam aus Carolina, um nun – tatsächlich mit Vollbart und im Holzfällerhemd – für die Mikrobrauereien „Gamma“ und „Ølsnedkeren“ zu brauen, Anders ­Jensen war eine Zeitlang in Deutschland, um nun wieder in die Heimat zurückzukehren. Drei Brauereien brauen also an diesem Tag. Gibt es ein Konkurrenzdenken,­

Holzfass neben Holzfass auf Holzfass. In den „Fun Rooms“ lagern spontan vergorene Blonde Ales im Pinot Noir- und Champagner-Fass oder Burgunderfass-gereifte Golden Strong Ales, aus denen – je nach Früchten – ein Raspberry- oder BlueberrySour werden. „Limits gibt es nicht.“ Wagner erklärt, gestikuliert. Er hebt den Spund

„Limits gibt es nicht“

und riecht ins Fass. Was er denn so riecht? „Die selbst gepflückten Himbeeren“. Klar, auf das Grinsen muss man nicht lange warten. Himbeeren aus Mamas Garten, lokale Hefen, Produkte örtlicher Bauern, die er für seine Biere verwenden kann: Søren Parker Wagner will verrückte Biere brauen, ehrliche Rohstoffe verwenden. Er ist eine Raupe Nimmersatt an Ideen und Gedanken. Und er weiß: „Du bist nur so gut, wie es dein letztes Bier gewesen ist.“ Kreatives Chaos, junge Wilde, ein Schaffen in Garagenatmosphäre zwischen selbst gebautem Sudhaus und 1967er Triumph Spitfire. Bei Stefan Peter Stadler, Braumeister

EVERBODY DANCE WARUM MAN BEI EINEM ÖSTERREICHISCH-DÄNISCHEN COLLABORATION BREW AUCH MAL TANZEN DARF.

In der Filmbranche gibt es da so eine ungeschriebene, wenn auch nicht allzu ernst gemeinte, Regel: Schuld ist immer der Kameramann. Und in diesem Fall ist Schuld gleich Namensgebung für einen Collaboration Brew. Denn bei den Dreharbeiten zu einem Kurzclip über das gemeinsame Brauen von „Dry & Bitter“ (Dänemark), „Tribaun“, „Bierol“ und „Loncium“ (Österreich) im dänischen Gørløse wollte der Kameramann ein bisschen Action sehen: „Lachen, bitte! Ja, jetzt freut euch doch mal alle für die Kamera!“ Taten die Brauer

80

und legten nach getaner Arbeit ein lustiges Gemeinschaftstänzchen ein. „Everbody Dance!“ Irgendwie auch passend für ein AnanasLychee-Sour Pale Ale. Kennengelernt haben sich die Brauer Søren Parker Wagner, Robby Haesebrouck, Christoph Bichler, Alois Planner und Todd Lederer in Rom auf dem Bierfestival Eurhop. Robby Haesebrouck, CraftbierPusher und Chef der Innsbrucker Bierbar „Tribaun“, setzt sich seit jeher für ein Grenzen übergreifendes Miteinander unter Brauern ein, brachte die Männer zusammen. „Österreich ist, wenn es um Craftbier geht, noch zu wenig auf der internationalen Biermap präsent. Es gibt hier so viel Potenzial, Potenzial, das man in Ländern wie Dänemark ausschöpfen kann. Ein Inspirieren, ein Lernprozess.“ Für Christoph Bichler von Bierol ist dieser Collaboration Brew genau das. „Mein erstes Sauerbier, gebraut auf einer Anlage, die wie eine andere Welt zu meiner ist. Da kann man sich viel mit nach Hause nehmen.“ Und das heißt im Falle „Everbody Dance“, beim Einmaischen eine Temperatur beizubehalten, statt auf mehreren Stufen zu erhitzen. Das bedeutet, nach dem Läutern nicht gleich zu kochen, sondern mit ungeschrotetem Malz im Schlauchverband in rund 40 Stunden den pH-Wert zu senken, so dass ein natürlicher Laktobazillus das Bier sauer macht. Erst dann wird gekocht und mit Mandarina Bavaria und Hallertauer Cascade gehopft. Und wenn das Sour Pale Ale dann in der Nachgärung ist, kommen Ananas- und Lycheepüree dazu. Ein Gute-Laune-Bier. Zu dem man dann auch mal tanzen kann.

No. 04-2016


D U BIST NUR SO GUT, WIE ES DEIN LETZTES BIER GEWESEN IST Søren Parker Wagner

↑↑Coy Eakes kam aus Carolina, um für die Mikrobrauereien „Gamma“ und „Ølsnedkeren“ zu brauen. ↑Im „Ølkollektiv“ brauen Gypsybrewer ihre Sude. Es ist sozusagen ein modernes Kommunbrauhaus. → Im „Funhouse“ des Braukollektivs lagern spontan vergorene Blonde Ales im Pinot Noir- und Champagner-Fass oder Golden Strong Ales im Burgunder-Fass.

No. 04-2016

81


MARKT_ DÄNEMARK

↑Die Brauerei ­Indslev ist die einzige­ Weißbierbrauerei Dänemarks. ←←Hat im Münchner Hofbräuhaus gelernt: der Bayer Stefan Peter Stadler, Braumeister bei Indslev ←Sudhaus und Tanks stammen von der deutschen Brauerei­ maschinenfabrik Kaspar Schulz.

82

der „Indslev Bryggeri“, läuft das anders. Vielleicht, weil der 59-Jährige im Münchner Hofbräuhaus gelernt, bei Doemens seinen Meister gemacht hat. Vielleicht, weil der Bayer trotz der Tatsache, dass er seit fast 25 Jahren in Dänemark lebt, seine Wurzeln nicht vergessen hat. Stefan Peter Stadler braut klassisch und kreativ und – folgt man dem Klischee – eben auch ein bisschen deutsch: ordentlich, besonnen und fundiert.

der „Scandinavian Brewers’ Review“ las, dass die seit 1897 bestehende Traditionsbrauerei „Indslev“ auf der Insel Fünen revitalisiert werden sollte, bewarb er sich und bekam den Job. Und dann stand er auf einmal da – in einem leeren Raum mit viel Platz und vielen Ideen. Inmitten eines Backstein-Gebäudes, in dem es noch Spuren einer alten Mälzerei gibt.

Als er 1993 mit Frau und Tochter nach ­Dänemark kam, wollte er eigentlich nur eine Auszeit vom Großstadtleben. Er fand einen Job im Brauereikonzern „Harboes Bryggeri“ und mit der Familie ein hübsches Haus mit netten Nachbarn. „Wir dachten, wir bleiben ein Jahr.“ Alles war gut, aus der Auszeit wurde ein Auswandern. Man hat sich wohlgefühlt zwischen Meer und viel Grün. Doch dann kam die Zeit, in der die Schreibtischarbeit nicht mehr reichte. „Zu viel Theorie, zu wenig Praxis. Es hat etwas gefehlt.“ Als er dann in

Sudhaus und Tanks aus der Bamberger Qualitätsschmiede „Kaspar Schulz“ mussten her, es wurde der Plan geschmiedet, Dänemarks erste und einzige „Weißbierbrauerei“ zu werden. Das Konzept ging auf. Zehn Jahre nach der erneuten Eröffnung liegt der Ausstoß bei 6000 Hektolitern, 2012 wurde die Marke „Ugly Duck“ ins Leben gerufen – auch um Biere brauen zu können, die nicht mit Weißbierhefe vergoren werden. Ein „Imperial Vanilla Coffee Porter“ oder ein „Obama American Pale Ale“ (es gibt übrigens auch ein „Putin

Plan geschmiedet

Imperial Wheat Stout“). Biere, die ankommen, wegen derer auch schon mal von ­Kopenhagen zum Brauereiverkauf gefahren wird. Für Stefan Peter Stadler ist es nicht nur ­die Kreativität, die gute Biere ausmacht. „Es ist Erfahrung, gemischt mit unkonventionellem Denken“. Etwas, das aus dem Bayer irgendwie doch einen Dänen gemacht hat. Denn neben der Verrücktheit ist es in Dänemark die Vielfalt, die sich an allen Ecken und Enden zeigt. Egal ob auf „Papirøen“ mit so vielen Gerüchen und Geschmäckern, im „Taphouse“ mit 61 Hähnen und fast 20.000 verschiedenen Bieren in zwei Jahren. Egal ob bei Jens Ungstrup, dem die dänischen Biere für seine BeerRatings nicht ausgehen werden oder den „Danske Ølentusiaster“, deren Mitgliederzahlen weiter steigen. Es ist das, was Christian Andersen gesagt hat: „Wir wollen gutes Bier“. Oder wie Søren Parker Wagner es ausdrückt: „Wir wollen die Menschen glücklich machen.“ – No. 04-2016


TOP 10 BIERBARS IN KOPENHAGEN ØLBAREN Immer was los, gute Beratung und die simple, rote Øl-Leuchtreklame würde auch zuhause ganz gut aussehen… Elmegade 2,2200 København www.oelbaren.dk

SØERNES Ziegelsteine, Holzmöbel, alte Blechschilder, 20 Beers on tap und mehr als 100 Flaschenbiere aus der ganzen Welt. Gute Stimmung hier. Sortedam Dossering 83, 2100 København www.soernesoelbar.dk

MIKKELER AND FRIENDS

WARPIGS

40 Biere aus Fass und Flasche, kleine Separees, gemütliche Atmosphäre und durch einen Gang mit der Bierbar Koelschip verbunden. Stefansgade 35, 2200 København www.mikkeller.dk

Der Duft von Rauch liegt in der Luft… Hier wird gesmokt, gebraut, gegessen und getrunken. Alles neben den Gästen. Herrlich hip. Flæsketorvet 25, 1711 København www.warpigs.dk

HIMMERIGET

TAPHOUSE

Klein aber fein. Ein bisschen wie in einer 50er-Jahre-Metzgerei, 10 Hähne und gute Auswahl an Flaschenbieren. Åboulevard 27, Th,1960 Frederiksberg www.himmeriget.dk

61 Taps mit ständigem Wechsel internationaler Biere, puristisch, stylisch und mitten im Zentrum. Lavendelstræde 15, 1462 København www.taphouse.dk

FERMENTOREN

KOELSCHIP

Entspannt, gemütlich und 2015 bei Ratebeer zur besten Bierbar Kopenhagens gewählt. Und wer im Sommer Lust hat zu grillen, der darf den Grillmeister raushängen lassen. Halmtorvet 29C,1700 København www.fermentoren.com

Lambik Bierbar mit Spitzenvorhängen wie zu Omas Zeiten. Angelehnt an die Tradition belgischer Bierbars. Deshalb auch mit Barkatze, allerdings hier aus Stoff. Stefansgade 35, 2200 København www.mikkeller.dk

ØRSTED

LANGEBRO

Gegenüber vom Ørsted Park mit heimeliger Atmosphäre. 20 Taps, 200 Flaschenbiere und wer auf Fußball steht, kann dort (fast) jedes Spiel sehen. Nørre Farimagsgade 13, 1364 København www.oerstedoelbar.dk

Zeitlos, nett und gemütlich – gute, wechselnde Bierauswahl, 25 Hähne mit Klassikern und Newcomern – internationale Biere bei Local-Pub-Atmosphäre. Islands Brygge 1B,2300 København www.cafelangebro.dk

No. 04-2016

83


SPEZIAL _ FOOD

„Just cook it!“: Shane McMahon, Gastronom in München

84

No. 04-2016


ZUM NIEDERKNIEN Text: FRIDTJOF ATTERDAL Fotos: MARC WITTKOWSKI

Hier gibt es keine Speisekarte, die Gäste verlassen sich auf die Inspiration des Kochs. Der Ire Shane McMahon setzt in seinem Lokal Shane’s Restaurant in München auf absolute Spontanität und eine kulinarische Mixtur aus aller Welt. Bier gibt’s immer dann, wenn es passt: Dunkelbier zu Schwein oder Guinness zu Austern.

Großartig!

No. 04-2016

85


SPEZIAL _ FOOD

Carpaccio mit Brunnenkresse und Sommertrüffel

W

ICH INTERESSIERT M DIE GEWÜRZKULTUR ANDERER LÄNDER 86

enn Shane McMahon im Münch­ner Glocken­ bachviertel durch die Großmarkthalle schlen­ dert, vorbei an Ständen mit frischem Gemüse, Kräutern oder Früch­ ten, formt sich in seinem Kopf das Menü, das seine Gäste später am Abend genie­ ßen dürfen. Der Ire ist Chef von Shane’s Restaurant – ein Spitzenlokal, in dem es keine Speisekarte gibt und sich die Gäste auf die Empfehlungen des Kochs verlas­ sen. „Just cook it!“ ist das Motto, mit dem der 45-Jährige an die Menüfolge heran­ geht. Raffiniert dürfen die Kompositionen sein und gerne auch ungewöhnlich – aber der Geschmack der Zutaten muss immer im Mittelpunkt stehen. Erlaubt ist, was Spaß macht: Da werden asiatische Ele­ mente schon mal mit mediterranen oder österreichischen vereinigt. Einmal gibt es Ochsenbackerl klassisch – am nächsten Tag vielleicht mit fruchtigem Paprika-Pi­ ment. „Das ist die Lust am Überraschen.“ Wenn Shane in München unterwegs ist, schaut er gerne bei Kollegen aus Indien, der Türkei oder Pakistan vorbei. „Mich in­ teressiert die Gewürzkultur aus anderen Ländern sehr“, verrät er. Bei den Getränken ist Shane allerdings eher traditionell eingestellt. Bier gibt es nur, wenn es wirklich passt. „Schwein mit Dunkelbier oder der salzig mineralische Geschmack von Austern mit der erdigen Bitternote eines Guinness sind großartig.“ Sonst greift der Koch bei seinen Menü­ folgen meistens zu Wein. No. 04-2016


Das 10.0 Triple Jahrgangsbier ist ein besonders süffiger obergäriger Triple Bock mit leichter Fruchtnote und angenehmer Karamelsüße. 10,0 % vol. Alkohol Stammwürze 22,2°

NEU

0,33 l

Bei der Sommerwiese werden fünf spezielle Hopfensorten verwendet - drei davon kalt gestopft - und fünf verschiedene Malze. 7,0 % vol. Alkohol Stammwürze 16,8 °

0,33 l 0,75 l

VORSPEISE: Carpaccio vom Magalitzaschwein mit Goma-Dressing FÜR 4 PERSONEN ZUTATEN CARPACCIO: 250 g Rücken vom Magalitzaschwein ohne Knochen (beim Metzger vorbestellen, normaler Schweinerücken tut es auch) 1 Prise Piri-Piri 1 Prise Dashi-Pulver (im gut sortierten Asia-Geschäft) 1 TL neutrales Pflanzenöl Salz ZUM ANRICHTEN: 6 EL Goma-Dressing (siehe Grundrezepte) geröstete, weiße Sesamsaat 4 TL Brunnenkresse Friséesalat Balsamico-Vinaigrette Sommertrüffel ZUBEREITUNG: Das Fleisch anbraten und mit den restlichen Zutaten bei 100° C für 3 Stunden im Ofen garen. Das Fleisch aus dem Ofen nehmen und zügig kühlen. Das gut durchgekühlte Fleisch am besten mit Hilfe einer Aufschnittmaschine sehr fein auf­ schneiden. Auf jeden Teller 5 Scheiben Carpaccio legen. Je 1 ½ EL GomaDressing darüber träufeln und je 1 TL Sesamsaat darüber streuen. Den Friséesalat und die Brunnen­ kresse auf dem Carpaccio verteilen, mit etwas Balsamico-Vinaigrette

beträufeln und einige Scheiben Sommertrüffel darüber hobeln. ZUTATEN DRESSING: ca. 350 g Mayonnaise 3 EL Mango-Mark 1 TL mittelscharfer Dijon-Senf 2 TL Dashi-Pulver (im gut sortierten Asia-Geschäft) 2 EL Sojasauce 50 g Tahini-Paste (Sesam-Paste) 1 EL Tamarindenpaste, ein- geweicht und passiert 1 Spritzer Fisch-Sauce 2 Spritzer Sesamöl ZUBEREITUNG: Die Zutaten in einer Rührschüssel gut verrühren und zugedeckt im Kühlschrank über Nacht durchziehen lassen. Dann das Dressing durch ein feines Sieb passieren. Tipp: Die Zutaten ergeben ca. 700 ml Dressing. Es kann in einem Schraub­ glas bis zu 3 Wochen im Kühlschrank gelagert werden, vorausgesetzt die Mayonnaise wurde mit pasteurisiertem Eigelb hergestellt. Die Tamarindenpaste muss übrigens über Nacht (mind. 12 Stunden) in Wasser eingeweicht werden. BIEREMPFEHLUNG: Helles Bier

Dem Hüttenzauber verleihen dunkles Gerstenmalz und Scottish Ale Hefe seinen malzaromatischen, nussigen und hopfenbetonten Charakter. 7,7 % vol. Alkohol Stammwürze 18,6 °

NEU

0,33 l 0,75 l

Doppelhirsch Das Starke. Dunkel in der Seele, von feierlichem Gemüt. Mit mindestens 75% dunklem Malz gebraut. 7,2 % vol. Alkohol Stammwürze 18,5°

0,5 l

BRAU UND VERTRIEB

Tel.: +49 (0) 8376 97 638 - 11 www.hoess-bier.com


SPEZIAL _ FOOD

Quasi aus dem Handgelenk kreiert Shane heute seine Menüs

Shane entstammt einer Kochfamilie. „Ei­ gentlich konnte ich gar nichts anderes werden als Koch“, findet er. Er ist quasi zwischen dampfenden Töpfen, Pfannen und scharfen Messern groß geworden, in der Küche des elterlichen Restaurants „Thisilldous“. „Mein Vater hat in Frank­ reich gelernt und war mit seiner inter­ nationalen Küche in Irland seiner Zeit weit voraus“, sagt Shane. Auch die Mut­ ter, eine Österreicherin, hat ihn geprägt. „Sie macht die besten Süßspeisen, Salate und Vinaigrettes.“ Als Bub konnte er es gar nicht erwarten, den Schulranzen in die Ecke zu werfen und in der Küche zu helfen. „Ich habe mit zwölf Langostinos ausgebrochen, Petersilie gehackt und Kartoffeln gepellt“, erinnert er sich. Dort entwickelte sich auch die Begeisterung für frische Zutaten, die den Iren noch heu­ te antreibt. „Steinbutt aus Wildfang, leben­ de Hummer – solche Zutaten sind heute fast unerschwinglich.“

D ER KÖNIGSHOF HAT MICH GESCHLIFFEN, DAS TANTRIS HAT MICH POLIERT Sein Ding: Kreativität, frische Produkte und beste Qualität

Die entscheidende Frage: Was will ich als Koch? Nach der Lehre im Thisilldous ging der 21-jährige Shane nach Deutschland. Ei­ gentlich sollte das nur ein Zwischen­ stopp sein, bevor es weiter zum Bruder, Küchenchef in Charleston, South Caroli­ na, gehen sollte. Doch Shane ist geblie­ ben. Nach Erfahrungen als FastfoodKoch hoch oben auf der Zugspitze und bei Gosch auf­Sylt in der „nördlichsten Fischbude Deutschlands“ kam für ihn die 88

No. 04-2016


HAUPTSPEISE Roastbeef mit Rosmarinkartoffeln und steirischer Kernölmarinade FÜR 4 PERSONEN ZUTATEN ROASTBEEF: 500 g Roastbeef 3 EL Olivenöl 5 Knoblauchzehen 5 Zweige Rosmarin 5 Zweige Thymian Pfeffer und Meersalz aus der Mühle ZUTATEN MARINADE: rote Zwiebeln 500 g 50 g Kapern 2 EL Kapernsaft aus dem Glas 50 g Meerrettich aus dem Glas 100 ml Aceto Balsamico Murray-River-Salzflocken 1 EL 150 ml steirisches Kürbiskernöl 2 geh. EL Pommerysenf weißer Pfeffer und Salz aus der Mühle ZUTATEN ROSMARINKARTOFFELN: 10 große Kartoffeln 1 Knoblauchknolle 10 Zweige Rosmarin Salz Olivenöl

Dass Shane heute quasi aus dem Handge­ lenk seine Überraschungsmenüs kreieren kann, verdankt er der Schule im Münchner Hotel Königshof unter Sternekoch Bobby Bräuer und später unter Küchenchef Hans No. 04-2016

Das Roastbeef im 80 Grad heißen Ofen 2 ½ Stunden garen. Dann herausnehmen und 10 Minuten ruhen lassen. Praktisch: Das Roastbeef kann bei 45 Grad stundenlang im Ofen warm gehalten werden, ohne auszutrocknen. Und wer das Fleisch zubereitet, lange bevor die Gäste kommen, gibt es zum Erwärmen etwa 7 Minuten in den auf 185 Grad vorgeheizten Ofen. Für die Kernölmarinade die Zwiebeln abziehen, halbieren und den Wurzelansatz entfernen. Die Zwiebeln in feine Scheiben schneiden. Mit den anderen Zutaten vorsichtig vermischen und mit Pfeffer und Salz abschmecken.

ZUBEREITUNG: Den Ofen auf 80 Grad vorheizen. Vom Roastbeef kein Fett abschnei­den, um den Eigengeschmack des Fetts zu erhalten. Außerdem ist zum Anbraten kein Öl nötig, weil genügend flüssiges Fett aus der Fettschicht austritt. Eine beschichtete Pfanne erhitzen, das Roastbeef mit der Fettschicht nach unten bei starker Hitze anbraten. Die Oberseite mit Pfeffer und Meer­­salz würzen. Das Fleisch erst wenden, wenn sich auf der Fettschicht eine goldbraune Kruste gebildet hat. Die Fettschicht pfeffern, salzen und mit Olivenöl einreiben. Mit dem Handballen kurz und kräftig auf die ungeschälten Knoblauchzehen schlagen, um sie grob zu zerdrücken. Knoblauch, Rosmarin- und Thymianzweige

alles entscheidende Frage auf, erinnert er sich: „Was will ich wirklich als Koch?“ In München, im Seehaus, tauchte er erst­mals in die Welt der Nouvelle Cuisine ein – und merkte schnell: Kreativität, frische Produkte und höchste Qualität sind genau sein Ding.

über dem Fleisch verteilen. Wenn auch die zweite Seite goldbraun angebraten ist, das Fleisch mit dem gesamten Pfanneninhalt auf ein Backblech geben.

Etwa 30 Minuten, bevor die Gäste kommen, die Rosmarinkartoffeln zubereiten: Den Ofen auf 185 Grad vorheizen. Die Kartoffeln gut waschen, trocken tupfen, halbieren und ungeschält in Spalten schneiden. Die Kartoffelspalten mit reichlich Olivenöl marinieren. Die Knoblauchknolle waagerecht halbieren. Kartoffeln und Knoblauch auf ein geöltes Backblech geben und 15–20 Minuten im Ofen backen. Rosmarin von den Zweigen zupfen und 5 Minuten vor Ende der Garzeit über die Kartoffelspalten streuen. Wenn die Kartoffeln gar sind, aus dem Ofen nehmen und salzen. BIEREMPFEHLUNG: Kräftiges dunkles Bier

Haas im Sternerestaurant Tantris, davon ist er überzeugt. „Der Königshof hat mich geschliffen, das Tantris hat mich poliert“, so Shane. Ohne diese Erfahrungen könnte er sein Spontankonzept heute niemals so umsetzen.

Perfekt: bayerische Küche in Kombination mit Bier Vielleicht liegt es ja auch am guten Bier, dass Shane in München seine Heimat gefunden hat. „So etwas habe ich noch

nirgends erlebt, je nach Jahreszeit kann man den Hopfen riechen“, schwärmt er. Auch das größte Bierfestival der Welt, das Oktoberfest, hat es dem Iren angetan. Er liebt die deftige bayerische Küche und die perfekte Kombination mit Bier. „Schwein und Helles,Weißwurst und Weiß­ bier – das passt doch wunderbar“, findet er. „Bier aus dem Holzfass ist zum Nieder­ knien.“ Sogar die heilende Wirkung ei­nes starken Guinness kann Shane bezeugen. „Als 13-Jähriger habe ich einem Bau­ern geholfen, dessen Kälbchen es richtig 89


SPEZIAL _ FOOD

I N MÜNCHEN KANN MAN DEN HOPFEN RIECHEN schlecht ging“, erinnert er sich. Der Land­ wirt habe damals dem Tier einfach das Maul aufgesperrt und ihm vier Liter des dunklen Stout in den Rachen gegossen. „Am nächsten Morgen stand das Kälb­ chen wieder wie eine Eins“, sagt Shane lachend. In Shane’s Restaurant und Shane’s Bar fin­ den 75 Gäste Platz, die Atmosphäre ist lo­ cker. Klassisch-schlichte Holztische, keine Tischdecken. Gemeinsam mit seiner Frau Barbara hat Shane das Restaurant einge­ richtet und ihm seine persönliche Hand­ schrift verpasst: Große Schwarz-WeißFotos hängen an den Wänden oder Shanes Konterfei im Relief. „Ich stehe sozusa­gen mit meinem Gesicht hinter meinem Restaurant – das ist eine Ansage.“ Ein Nebenzimmer ist knallrot gestrichen. In diesem „The Red Room“ genannten Pri­ vate-Dining-Room finden kleinere Gesell­ schaften Platz. Bei schönem Wetter lädt eine Hinterhofterrasse mit Kräutergarten zum Verweilen ein. Verbunden mit der Lounge von Shane’s Restaurant ist Shane’s Bar. Hier sitzt man gemütlich bei einem Bier zusammen oder genießt einen der „tailor made drinks“ aus der Hand von Barkeeper Lulzim Rudhani. Trotz Spontanküche geht Shane auf sei­ne Gäste ein. „Jeder Gast kann äußern, was er nicht mag oder nicht verträgt.“ Gerade die Nahrungsunverträglichkeiten machten die Sache in den letzten Jahren immer kniffeliger. „Vegetarisch, vegan, keine Laktose, kein Gluten – man muss sich auf immer mehr Dinge einstellen“, sagt der Koch. So spontan wie der Ire kann man wohl nur mit dem richtigen Bauch­ gefühl sein. – 90

NACHSPEISE Geeiste Litschi-Suppe mit Ginger Beer FÜR 4 PERSONEN ZUBEREITUNGSZEIT: 15 Minuten KÜHLZEIT: mindestens 4 Stunden ZUTATEN: 1 Dose (330 ml) Ginger Beer (im Asialaden) 330 ml Litschi-Prosecco oder Litschi-Cidre (Asialaden) 100 ml Grenadine-Sirup Ingwersirup Saft von 3 Limetten 4 Blatt Gelatine Carotinöl ZUBEREITUNG: Ginger Beer und LitschiProsecco in eine Schüssel geben, mit einem guten Schuss Ingwersirup, dem GrenadineSirup, dem Limettensaft und Carotinöl verrühren. Gelatine einige Minuten (siehe Packungsangabe) in kaltem Wasser einweichen. In der Zwischenzeit einen halben Schöpflöffel der Ginger BeerLitschi-Suppe erhitzen und

darin nach und nach die Gelatine auflösen. Anschließend die Gelatinemischung durch ein Sieb in die Suppe passieren und gut verrühren. Die Litschi-Suppe für mehrere Stunden in den Kühlschrank stellen, besser noch über Nacht – oder mindestens vier Stunden lang im Eisfach kühlen. Eiskalt schmeckt die Suppe am besten. Sollten sich Eiskristalle bilden, einfach einen Schuss LitschiProsecco auf die Suppe geben und mit einem Schneebesen kräftig durchrühren, um das Eis aufzulösen. Mit Obst servieren. Besonders gut passen dazu Mango, Brom­beeren, Walderdbeeren, Himbeeren, Litschis oder Bananen. Süß, säuerlich und scharf zugleich – die Suppe ist ein fantastischer Allrounder für den Sommer. Sie kann als Dessert, Bowle oder Begrüßungscocktail serviert werden. Guten Appetit! No. 04-2016


_ KOLUMNE

IN GOTTES GARTEN HANS IM GLÜCK

FRANKENS BESTE BIERADRESSEN Franken ist das Land der Brauer. Mit 265 Braustätten hat die Region in Bayern die weltweit höchste Dichte an Brauereien. Hans Wächtler, Biersommelier aus Bamberg, ist den kulinarischen Köstlichkeiten seiner Heimat auf der Spur. Kombiniert mit Bier, versteht sich! Weitere Infos unter www.bierbegeisterung.de

Nedensdorf bei Bad Staffelstein ist vielleicht nicht das Epizentrum der fränkischen Bier­landschaft, doch hinter den großen Brauereien im Umland muss es sich nicht verstecken. Idyllisch liegt es da, angeschmiegt an den Main. In der Ferne thront der Staffelberg und vor mir – ein frisch Gezapftes der Brauerei Reblitz. Ich könnte behaupten, ich bin im Paradies – oder im Gottesgarten, wie die Gegend hier genannt wird. Der erste Schluck des dunklen Landbieres offenbart Karamellnoten. Ungemein süffig und würzig kommt es daher, das beliebteste Bier der Brauerei, die schon seit sieben Generationen in Familienbesitz ist.

Ein Blick auf das Rot-Orange des Craftbiers aus oberfränkischem Bio-Hopfen lässt vom Sonnenuntergang in der Südsee träumen und die tropischen Aromen von Maracuja, Orange und Südfrüchten leisten ein Üb­riges. Ein Schluck von dem Gerstensaft beamt zwar nicht an paradiesische Traum­ strände, aber daheim, bei einem guten Bier und deftiger Hausmanns­kost, ist es bekanntlich am schönsten.

Wir Franken gelten als traditionsbewusst. Dass stures Festhalten an Althergebrachtem aber auf Dauer nicht zwingend gut gehen muss, hat Familie Reblitz schon früh erkannt. Junior-Chef Thomas Reblitz hat sich auf seiner USA-Reise inspirieren lassen und das India Pale Ale Paradies Hopfen kreiert.

Brauerei und Gasthof Reblitz Am Mahlberg 1 96231 Bad Staffelstein-Nedensdorf Tel.: 09573 96500 www.brauerei-gasthof-reblitz.de

SPECIAL T IO N 2 0 1 1 N E M

the long-life closure.

zum versc

et für Weine, n ig e e g s n te s e +++ ...b d Craft-Biere! n +++ NEU +++ NEU u n e s o tu ri ri p S AB 2017

Kronkorken

mit Holzinlay

r e t s i w T

ekten Genuss • Für den perf ohstoffe • Natürliche R d Einzigartig • Innovativ un hließbar • Wiederversc t • Edle Optik tituten geteste s In n e d n re h • Von fü ndhabung • Einfache Ha

www.syncor.de

Holz

WA-1069-16

S S A F Z L O H DAS hrauben


MARKT_ BIERCOCKTAILS

BE E R TA I L S Moritz Niederstrasser (weiĂ&#x;es T-Shirt) und Matthias Ingelmann 92

No. 04-2016


Was machen Bartender in der Bierstadt Bamberg? Na, Biercocktails natürlich! Moritz Niederstrasser und Matthias Ingelmann von der „Ostbar“ mit fünf leckeren Beertail-Ideen für zuhause.

Text: BENJAMIN BROUËR Fotos: ANDREAS BIRK

Die Biercocktails G&G ZUTATEN: 4 cl London Dry Gin 1,5 cl Zuckersirup

anschließend mit Gose auffüllen und einer langen Zitronenzeste dekorieren.

FILLER: Gose, z.B. Ritterguts Gose

BESCHREIBUNG: Ein erfrischender Collins – das Bier sorgt für Säure und Frische gleichzeitig, und der Gin greift die Aromen des Biers auf. Ein richtiger Sommerdrink!

ZUBEREITUNG: Gin und Zuckersirup in ein Longdrinkglas geben und etwas verrühren,

AUF UND DAVON Bier als Zutat im Cocktail – ist das ein neuer Trend, der erst mit den Craftbieren aufgekommen ist? Ingelmann: Bier in Cocktails gab es auch schon vorher. Allerdings gibt es in der Bar zurzeit den Trend, immer mehr und außergewöhnlichere Zutaten einzusetzen. Gerade die neuen Craftbiere bringen ein sehr ­weites Aromenspektrum mit und können extrem vielfältig im Drink eingesetzt werden. Wie denn beispielsweise? Niederstrasser: Die einfachste Möglichkeit ist sicherlich Bier als Filler, also einen Drink mit Bier aufzufüllen. Oder man verwendet das Bier als Addon, so wie man auch einen kalt auf­gebrühten Kaffee nutzt, um klassischen Drinks einen neuen Dreh zu verleihen. Bittere Biere eignen sich hervorragend als Ersatz für Bitter-Spirituosen. Biere mit einer sauren Komponente, Gose zum Beispiel, können wiederum an die Stelle von herkömmlichen Säurequellen wie Zitrone oder Limette treten. Oder man kocht aus dem Bier einen Sirup… Ich habe sogar schon Drinks mit einem Bierschaum, ähnlich einem Espuma, gesehen. No. 04-2016

ZUTATEN: 3 cl Brandy 1TL Cointreau 1TL Teelöffel Bénédictine (franz. Kräuterlikör) 1,5 cl kalter schwarzer Tee 5 cl Trappisten-Bier, z.B. Rochefort 6 ZUBEREITUNG: Alle Zutaten – bis auf das Bier – mit Eiswürfeln in einen Cocktail-Shaker geben und shaken. Durch ein

Feinsieb in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen und mit Bier auffüllen. BESCHREIBUNG: Eine Reise von Belgien nach Spanien – die Wärme des Brandys kombiniert mit frischer Orange, leichten Kräutern und der malzigen Süße des Bieres. Der Tee verbindet die Aromen miteinander und sorgt für einen leicht trockenen Abgang.

BLACK AND YELLOW ZUTATEN: 2 cl Williamsbirnenbrand 2 cl roter Wermut 2 cl Campari 6 cl Chocolate Stout, z.B. Veto Schokobär ZUBEREITUNG: Alle Zutaten – außer das Bier – mit Eiswürfeln in ein großes Glas geben und kalt rühren, anschließend auf einen großen Eisblock (oder große Eiswürfel) in einem Tumbler abseihen und mit Bier aufgießen.

DEKO: Zitronenzeste BESCHREIBUNG: Eine Variation des weltbekannten AperitifKlassikers Negroni. Der Williamsbirnenbrand sorgt für Frische, der Wermut für Süße bzw. Fülle und Campari sowie das Bier wiederum für die Negronitypische Bitterkeit. Die Schokoladenaromen des Biers bringen zudem das gewisse Extra. 93


MARKT_ BIERCOCKTAILS

WALDGEIST ZUTATEN: 1,5 cl Blended Scotch Whisky 1,5 cl Fichtensprossen­ geist (z.B. von Faude Feine Brände) 1 Teelöffel Zuckerrübensirup 2 cl Verjus FILLER: Leffe Blonde

ZUBEREITUNG: Alle Zutaten – bis auf das Bier – in den CocktailShaker geben und mit Eiswürfeln shaken, in ein Longdrinkglas absieben und mit dem Bier auffüllen. Deko: Fichtennadelzweig BESCHREIBUNG: Ein Drink wie ein Wald­ spazier­gang: Honig, Tannen, frische Blüten, gepaart mit erdigen Noten.

AMERICAN TI PUNCH ZUTATEN: 3 cl Rhum Agricole (fruchtiger, leichter Rum aus den französischen Überseekolonien) 2 cl Limettensaft 1 cl Zuckersirup 4 cl fruchtiges Pale Ale, z.B. Heidenpeters American Pale Ale

DEKO: Limettenachtel BESCHREIBUNG: Eine Variante des karibischen Drink-Klassikers Ti Punch. Das fruchtige Pale Ale greift die Fruchtaromen des Rhum Agricole auf und sorgt für einen intensiveren, leicht hopfigen Abgang.

ZUBEREITUNG: Alle Zutaten in einen Tumbler auf Eis geben, kurz umrühren.

DIE „OSTBAR“ Moritz Niederstrasser hat mit der „Ostbar“ in Bamberg eine moderne Variante der Stadtteilbar erschaffen, in der Flaschenbier und geerdete Mitternachtssnacks auf außergewöhnliche Cocktails treffen. In einer eigenen Kategorie bietet Barchef Matthias Ingelmann eine Reihe an Bier-Cocktails an, bis hin zum „Franconian Ti Punch“ mit einem Rauchbier-Nutella-Sirup. In Arbeit: ein Bier-Drink-Pairing, eine Art modernes Herrengedeck, bei dem es zum Bier einen aromatisch abgestimmten Drink gibt. Zollnerstraße 36 96052 Bamberg www.ostbar-bamberg.de 94

Mit welchen Bieren kann man besonders gut mixen? Ingelmann: Ich finde, fast jeder Bierstil bringt interessante Eigenschaften mit, die einen Drink bereichern können. Stout etwa mit seiner Vollmundigkeit und den ausgeprägten Kaffee- und Schokoladen-Noten. Oder IPAs und Pale Ales mit ihrer Bitterkeit und dem fruchtigen Hopfen. Für den Anfang ist es natürlich einfacher, mit Bieren zu arbeiten, die ein hervorstechendes Geschmacksprofil haben. Für uns als Bar ist die größte Schwierigkeit die Verfügbarkeit des jeweiligen Produktes. Da die Craftbier-Sparte in Deutschland noch sehr jung ist und es viele sehr kleine Brauereien gibt, ist es teilweise schwierig, verlässlich ein bestimmtes Produkt in gleichbleibender Qualität zu erhalten. Welche Spirituosen wiederum passen besonders gut zu Bier? Niederstrasser: Gelagerte Spirituosen empfinde ich als sehr „bierfreundlich“. So haben wir schon öfter Rum oder Whisky mit Bier vermixt. Gerade Whisky verbindet sich hervorragend mit Bier aufgrund der harmonierenden Malzigkeit. Aber auch Tequila oder Mezcal können sehr gut mit Bier harmonieren. Zurzeit probieren wir ein paar Sachen mit Obstbrand oder weißem Rhum Agricole aus, da gerade die prägnanten Fruchtaromen sehr gut mit Bier zusammenpassen. Was ist beim Mixen mit Bier grundsätzlich zu bedenken? Ingelmann: Die größte Schwierigkeit, gleichzeitig jedoch auch ein großer Vorteil beim Mixen mit Bier ist sicherlich die Kohlensäure. Darum darf Bier auf keinen Fall mit den anderen Zutaten in den Cocktailshaker, sonst fliegt einem alles um die Ohren. Es sei denn, man kocht das Bier zum Sirup ein, dann kann es als ganz normale Zutat verwendet werden. Leichter geht es schon in gerührten Drinks, allerdings geht dabei schnell die Kohlensäure verloren und der Drink verliert an Frische. Am besten funktionieren Cocktails, die man ­ mit Bier aufgießt, wie etwa der von uns kreierte Longdrink „G&G“. Die lassen sich auch leicht zu Hause nachmixen. – No. 04-2016


MARKT_ NEUE HOPFENSORTEN

NEUES

auf Lager Text: MAREIKE HASENBECK

FOTOS: BARTH-HAAS GROUP

Stachelbeere, Honigmelone oder Cassis: Befeuert von der Nachfrage experimentierfreudiger Brauer, werden in den Hopfenanbaugebieten der Welt immer mehr Aromasorten gezüchtet. Die aktuellen Stars am deutschen Hopfenhimmel heißen Callista, Ariana und Enigma. No. 04-2016

95


MARKT_ NEUE HOPFENSORTEN

F

ür Michael Forster ist die CraftBewegung im deutschen Biermarkt ein besonderer Glücksfall, wie er ihn in seinem langen Berufsleben bislang noch nicht erlebt hat. Der engagierte Hopfenbauer aus Tettenwang im Herzen der Hallertau ist mit seinem „Hopfen-Erlebnis-Hof“ – inklusive Museum und zünftigem Gasthof – wohl einer der innovativsten Macher seiner Zunft. Forster gilt als der Erste,­ der die Flavor-Sorte „Hüll Melon“ angepflanzt hat und als Pionier der brand­neuen Sorte „Callista“, die gerade Hop-Heads rund um den Globus verzückt. Solche ­Innovationen machen den Bayern zu ei­ ner Zentralfigur einer neuen Bewegung: „Die Nachfrage bei neuen Aromahopfen“, so Forster, „entwickelt sich so rasant, dass wir unsere Flächen deutlich ausbauen müssen.“ Während in der Hopfenbranche bislang überwiegend anonym hinter den Kulissen von Großbrauereien geackert wurde, gerät das Produkt ehrgeiziger Landmänner jetzt immer mehr ins Rampenlicht. Das grüne Gold ist plötzlich zentrales Thema von Fernsehspots und ganzen Werbekampagnen. Vor allem neue Sorten von Aromahopfen erfreuen sich ungebrochener Beliebtheit. Amerikanische Anbaugebiete registrieren für sogenannte Flavor-Hops mit ausgeprägt fruchtigen Aromen inzwischen schon rund vierzig Prozent ihrer Gesamtfläche. Nach jahrzehntelanger Er­ starrung wachen nun auch hierzulande immer mehr Bauern auf. Das bestätigt auch Johann Pichlmair, Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer: „Die Craftbier-Szene ist zurzeit die treibende Kraft für den Hopfenmarkt.“

Im Hopfenfieber Es scheint, als wäre eine Art Hopfen­ fieber ausgebrochen. Der Virus kam aus den USA. Aber schon frühzeitig konzentrierten sich Experten im Hopfen­ forschungszentrum Hüll bei Wolnzach auf spezielle Kreuzungen, um innovativen 96

Brauern eine neue Spielwiese zu bieten. Allein im vergangenen Jahr wurden in Hüll 72 Kreuzungen durchgeführt. Dabei setzen sich die bayerischen Züchter exakte Ziele. Sie wollen einerseits weiterhin klassische Aromasorten mit hopfentypischen Ausprägungen sowie robuste und leistungsstarke Hochalphasorten erzeugen. Andererseits müssen sie immer mehr Jungbrauer mit Züchtungen von fruchtig-blumigen „Special Flavor-Hopfen“ bedienen.

Aromenspiel Den Ton im Orchester der Hopfenbauer geben heute Leute wie Michael Forster an. Der erste Ertrag von Callista, seiner jüngsten Sorte, ging an Oliver Wesseloh von der Kreativbrauerei Kehrwieder in Hamburg, den er sofort in den Kessel für seine beliebte Single Hop-Serie stopfte. Nach dem Urteil des Nordmannes brin­ gen die großen, länglichen Callista-Dolden fast schon einen Multivitamin-Cocktail ins Glas. Eine komplexe Frucht-Aromatik zeigt Noten von Stachelbeere, Aprikose, Maracuja und roten Beeren. Auch Wesselohs Brauerkollege Stefan Hanke von Craftwerk Brewing aus Bitburg brachte ein Bier mit dieser Hopfensorte in die Regale. „Mad Callista“ heißt sein Session Lager mit zwar nur mageren 3,9 Prozent Alkohol, aber dennoch sehr attraktivem Aromaspiel. „Callista könnte der deutsche Amarillo-Hopfen werden“, zeigt sich Wesseloh von der neuen Kreuzung begeistert. Amarillo gilt als eine der derzeitigen TrendSorten bei US-Brauern. Inzwischen kann man der deutschen Hopfenszene nicht mehr mangelnde Inno­ vationskraft vorwerfen. Hocharomatische Dolden von Mandarina Bavaria, Hüll Melon, Polaris und Hallertauer Blanc, die erst in den vergangenen Jahren aus der Taufe gehoben wurden, sind inzwischen selbst in der amerikanischen Kreativszene hochgefragt. Neue Hopfenvarianten stehen bereits in den Startlöchern. Seit dieser Brausaison freuen sich Sudzauberer auch über eine weitere deutsche Sorte namens „Ariana“. No. 04-2016


Sie aromatisiert Biere mit den blumigen Nuancen des Dauerblütlers Geranie, aber auch mit Fruchtnoten von Grapefruit, Zitrone, Cassis und Stachelbeere. Sie verfügt aber auch über einen ziemlich ho­ hen Alphasäuregehalt. Das heißt: „Ariana“ bringt nicht nur Geschmack, sondern auch ordentlich Herbe.

Geschmacksbombe Wer als erster Brauer mit dieser Hopfenzüchtung experimentieren wird, steht noch nicht fest. Dafür verfeinerte kürzlich erst Simon Roßmann vom Giesinger Bräu seinen Barley-Wine namens „Sternhagel“ mit einem Hopfen, den bislang noch nicht einmal ein Name, sondern nur eine Num­mer kennzeichnet: „10/4/16“ – ein Zuchtstamm vom Hopfenhändler „Hopsteiner“ aus Main­ burg. Dabei geht es um die Kreuzung eines hauseigenen, männlichen Stammes sowie aus dem Bitterhopfen „Bravo“, der mit einem kräftigen Aroma und harzigem Kieferncharakter ausgestattet ist. „Das ist eine echte Geschmacksbombe mit einer ganz besonderen Aromastruktur“, freut sich Roßmann über seinen Treffer. Wer neue Aromasorten als Erster ergattern kann, poliert damit auch sein Image und sorgt für Aufmerksamkeit in der Community. Neuzüchtungen kommen derzeit aber nicht nur aus den traditionellen deutschen Hopfengebieten. In Ostdeutschland fördern Thüringen, Sachsen und SachsenAnhalt beispielsweise gemeinsam die Züchtung neuer Sorten in einem Test-Anbaugebiet auf den Feldern bei Monstab im Altenburger Land. Hopfenbauer Christian Berthold hat vor zwei Jahren begonnen, dort vier aromareiche Sorten anzubauen, die er konkurrenzfähig zu den beliebten US-Hopfen machen will. Mehr verrät er noch nicht. Mit dem anhaltenden Craft-Boom in den USA werden Neuzüchtungen des grünen Goldes in der Bierszene inzwischen fast gefeiert wie neue Präsidenten. Vor allem aus dem Yakima Valley im Bundesstaat No. 04-2016

Washington, dem zweitgrößten Anbaugebiet der Welt, kommen neue Aroma-Hopfen wie etwa der „HBC 431“. Diese herbe Sorte mit starken Zitrusnoten und kräutrigen sowie erdigen Aromen liegt derzeit angeblich im Geschmackstrend amerikanischer Hop-Heads. „Lorel“-Hopfen, eine weitere US-Kreuzung, geht in die gleiche Richtung, allerdings untermalt von blumigen Komponenten. Er entspringt einer Züchtung aus den Sorten „Glacier“ und „Nugget“ . Auch Down Under legt ein neues Hopfen-Modell vor. „Enigma“ heißt das australische Konstrukt, das vom deutschen Tettnanger abstammt, aber deutlich mehr Fruchtnoten bietet. Das Aroma-Rad zeigt Nuancen von Grauburgunder-Trauben. Wer sich auskennt, schmeckt aber auch Himbeere und Johannisbeere heraus und schnuppert den Duft von Honigmelone. „Enigma“ wurde zwar schon 2014 freigegeben, ist aber hierzulande kaum zu bekommen und deshalb noch relativ un­bekannt.

Extreme Nachfrage Mit der steigenden Nachfrage nach dem neuesten Hopfen-Kick sind Brauer mit einem neuen Problem konfrontiert. So stöhnt auch Kolja Gigla, Gründer der Mashsee-­ Brauerei in Hannover: „Für manche Flavor­­ Sorten müssen wir schon Schlange stehen und Preissteigerungen im zweistelligen Bereich sind derzeit an der Tagesordnung.“ Die Preisexplosion habe dazu ge­­ führt, dass manche Brauer schon ihre Re­zepte anpassen mussten, um mit güns­ tigeren Sorten zu brauen. Thomas Raiser, Verkaufsleiter bei der Barth-Haas Group, dem weltweit größten Anbieter von Hopfenprodukten, gibt indes Entwarnung: „Durch die Flächenausweitungen in Deutschland und den USA erwarten wir eine gewisse Entspannung im Markt und hoffen auf ausreichende Verfügbarkeit von Aroma- und Flavor-Hopfen aus der Ernte 2016.“ – 97


ILLUSTRATION: KATJA SCHILLER

KIESBYES BIEROSKOP _

DIE NEUE FREIHEIT Von den USA schwappte die Craftbier-Bewegung nach Europa. Und während die Brauer hier noch munter experimentieren, setzen die Kollegen in Amerika schon neue Akzente. Als Guru gilt, wer mit Finesse leichtere und weniger maskierende Biere braut. Ein Blick über den großen Teich. Text: AXEL KIESBYE

98

No. 04-2016


Freakig: Farmhouse Style Was früher die Brauer in existenzielle Nöte brachte, ist heute en vogue – Mikro­ organismen im Bier jenseits der Rein­ ­ -zucht-Bierhefen. Verschiedenste Metho­ den kommen dabei zum Einsatz, um an die leckeren, aber auch durchaus gewöh­ nungsbedürftigen Stoffwechselprodukte der kleinen Helferlein zu gelangen. Einer­ seits durch spontane Gärungen in einer „infizierten“ Umgebung – meist alte Holz­ fässer, von Spinnennetzen umgarnte Dach­ gebälke über Kühlschiffen – oder durch vorherige, kulturreiche Bierchargen. An­ dererseits wird die Bierwürze bewusst den Milchsäurebakterien in Stäbchen- oder Kugelform oder den freakigen Brett (ano­ myces)- Hefen in diversen Subkategorien „zum Fraß“ vorgeworfen. Dazu kommen noch wilde Hefen, die direkt auf dem Ge­ lände der „Farm“ gefunden, kultiviert und als einzigartiges „Haustier“ für den eben­ so nicht kopierbaren Hausgeschmack ein­ gesetzt werden.

Seidig: Nitros Guinness hat bereits 1959 ein Verfahren entwickelt, Bier während der Herstellung mit Stickstoff (Nitrogen) anzureichern und dann über ein spezielles Zapfsystem aus­ zuschenken. Der damalige Braumeister Michael Ash entwickelte sogar ein Pa­ tent, die „Draught“-Qualität mittels Stick­ stoff befüllter Kugeln in Flaschen zu brin­ gen und so den berühmten „Surge and settle“-Effekt beim Einschenken ins Glas zu zaubern. In Amerika haben nun einige Craftbrauer dieses Verfahren aufgegriffen und nitrogenieren bereits verschiedenste Bierstile. Die Vorteile der Nitros: weniger Säure, cremiges Mundgefühl mit einer sei­ digen Haptik, ein aufmerksamkeitsstarkes Trinkerlebnis vom Einschenken bis zum Genuss.

Chic: Cloudy beers Lange waren trübe Biere nur für bestimm­ te Bierstile, wie beim bayrischen Hefe­ weizen, chic. Für alle anderen Biere galt Glanzfeinheit. Durch die Craftbier-Bewe­ gung hat sich diese Einstellung grundle­ gend geändert. Entzieht doch die indus­ trielle Filtration und Stabilisierung dem Bier Aroma, gerade wenn mit zusätzli­ chen, natürlichen Zutaten gearbeitet wird No. 04-2016

oder man Kalthopfungen vornimmt. Die Kunst besteht darin, durch entsprechen­ des Know-how eine stabile Dauertrübung zu erzielen. In Amerikas Beerfreak-Szene werden daher besonders trübe Biere als besonders hochwertig angesehen.

Erquickend: Salt Series In der ostdeutschen Gose oder dem deut­ schen Porter wird Salz schon seit Jahrhun­ derten eingesetzt und auch die amerika­ nischen Sour Ales vertragen Salz sehr gut. Die niederländische „Fuck you brewing company“ hat sogar eine ganze Reihe von gesalzenen IPAs entwickelt und festge­ stellt, dass die Salzqualität und -herkunft unglaubliche Effekte auf das Aroma hat. Grundsätzlich dient Salz der geschmack­ lichen Abrundung und macht Bier noch et­ was erfrischender.

Gereift: Vintage Beers Gut Ding will Weile haben. Und so tut es auch bestimmten Bierstilen gut, sie über mehrere Jahre einzulagern und erst nach drei bis fünf Jahren zu genießen. Der neu­ este Trend ist nun, bewusst Biere herzu­ stellen, die erst in 10 oder 15 Jahren geöff­ net werden sollen. Hierzu bedarf es ganz neuer Brautechnologien, um einerseits das Bier vor negativen Alterungskomponenten weitgehend zu schützen, andererseits aber die positiven Umwandlungsprozesse zu fördern. Dazu gehört, vorherzusehen, was in der Flasche über die Jahre des Lagerns passiert, und so den perfekten Moment des Verkaufsstarts planen zu können. Ei­ne echte Challenge für alle Crafties!

Gezielt: Barrel-aged Der Ausbau von Bie­ ren in Barriques ist nicht brandneu. Zahl­ reiche Craftbiere mit „barrel aged“-Auf­ druck bereichern die Szene. Die neue Holz­ klasse ist anders. Die Barriques, ob frisch getoastet oder mit Vorbelegung, werden bewusst und wissen­ schaftlich fundiert

ausgewählt, es wird durch das Criadera-­ und Solera-Verfahren eine kontinuierli­ che Biererzeugung aufgebaut und durch Verschnitt verschiedener Chargen eine gleichmäßige Bierqualität erreicht. Ob das Bier dabei gezielt säuert oder reinhefig bleibt, ist eine vorbestimmte Zielsetzung des Brauers. Vorreiter der neuen Holzklas­ se: die Firestone Walker Brewing Company in Kalifornien und die Deschutes Brewery in Oregon/USA.

Blend(end): Mix & Match Kaum ein Monat vergeht, da nicht irgend­ wo auf der Welt ein neuer Bierstil erfunden wird. Der kreative Einsatz von „4 + X-Roh­ stoffen“ verschiedensten BrauverfahrensTechnologien und Anlagentechnik erzeugt schier unendliche Kombinationsmöglich­ keiten. Hopfengestopftes Weizenbockbier in Deutschland, IPAs mit Früchten in Ame­ rika, Ales mit Gewürzen und Kräutern in Italien, Doppelbockvarianten der klassi­ schen Bierstile Berliner Weisse, Altbier, Gose etc., das untergärige Leichtbier-IPA in Österreich – diese Varianten entstehen durch eine gedankliche Vermischung tra­ ditioneller Bierstile. By the way: Schon das berühmte Porter­ bier entstand ursprünglich aus dem „Blen­ ding“ von jeweils einem Drittel gehopftem jungem Leichtbier, ungehopftem gealter­ tem Ale und gehopftem starkem Bier. Und: Die Kunst des gleichzeitigen Einschenkens zweier miteinander harmonierender Bier­ stile hat in den Studentenkneipen Belgiens Hochsaison. –

AXEL KIESBYE NIMMT IN JEDER AUSGABE BIERTHEMEN UNTER DIE LUPE. Kiesbye ist diplomierter Brauingenieur. Der gebürtige Dortmunder betreibt in der Nähe von Salzburg sein „Bierkulturhaus“ mit dem Schwerpunkt auf hochwertigen Bierausbildungen. Er ist seit 20 Jahren Braumeister der Trumer Privatbrauerei und Begründer der Ausbildung zum Diplom-Biersommelier. KIESBYES BIERKULTURHAUS in den Salzburger Voralpen ist ein bekannter, unabhängiger Qualitätsführer für Bierausbildungen und –inszenierungen in Österreich. www.bierkulturhaus.com 99


FOTO: RALF ZIEGLER

MARKT_ ANLAGENBAU

JEDER KESSEL

EIN UNIKAT Das Brauhandwerk in Deutschland boomt. Mehr als 100 Brauereien wurden in den vergangenen zehn Jahren gegründet. Hersteller von Brauanlagen profitieren von dieser Entwicklung. Wie die Firma Wengert aus Ravensburg. Zehn größere Anlagen baut der Familienbetrieb im Jahr, dazu Kessel für Heimbrauer.

T

homas Eifert ist Perfektionist. Höchste Qualität mit Produkten aus eigener Herstellung zu erreichen, das ist der Anspruch des Gastronomen aus Ulm. Er hat eine Metzgerei im Haus, die Nudeln werden in der eigenen Manufaktur hergestellt, der Honig stammt von eigenen Bienen. Eine Brauerei zu bauen, war für Eifert nur ein logischer Schritt. Eifert gehört das Sternerestaurant Lago am See in der Ulmer Friedrichsau und das Bella Vista am Ulmer Münster. „Als das Lago 2013 seinen Michelin-Stern bekam, tauchte die Frage 100

nach den weiteren Zielen auf“, erinnert sich Eifert. Mehr Sterne? „Wir entschieden, uns mit Akribie den Urprodukten des Lebens zu widmen.“ Urprodukten wie Bier. Auf der Suche nach einem Hersteller für Brauanlagen stieß Eifert auf die Firma Wengert Brennerei- und Brautechnik in der Nähe von Ravensburg. Wengert ist ein Familienbetrieb. Mutter Roswitha und Tochter Regina arbeiten in der Buchhaltung, Sohn Andreas und Vater Richard sind Kupferschmiede und bauen mit zwei Mitarbeitern in Handarbeit die

Text: FRIDTJOF ATTERDAL

Braukessel. Jede Anlage ist ein Unikat und wird nach den Wünschen der Kunden gefertigt, sagt Juniorchef Andreas Wengert. „Thomas Eifert hat gewusst, wie viel Bier in seinen Betrieben getrunken wird, und hat sich für ein Vier-Geräte-Sudhaus entschieden“, erinnert sich der Anlagenbauer, der den Kunden aus Ulm von ­­den ersten Ideen bis zum fertigen „Bella Vista­ Opale-Bier“ begleitet hat. Die Vorga­­be des Gastronomen: Es sollte in der Brauerei wirklich alles möglich sein. „Seifert hat­ te einige Sonderwünsche, so sollte No. 04-2016


Geringer Energiebrauch, indirekte Beheizung und die Möglichkeit, verschiedene Maischverfahren anzuwenden, seien Standard für eine gute Brauerei, sagt Wengert. Ob der Kunde wirklich glücklich werde, liege an Details. „Wenn ich in einer Standard-Anlage etwas Besonderes brauen möchte, kommt es schnell zu Problemen“, sagt er. „Gerade die Craftbier-Kunden haben uns immer wieder vor neue Herausforderungen gestellt.“ So brauche ein Bier mit höherer Stammwürze und entsprechend höherer Malzschüttung oder gar

ein Stout mit Haferflakes einen wesentlich größeren Läuterbottich. Viel Hopfen bedeute einen anders dimensionierten Whirlpool. Und wenn gar mit Zutaten wie Orangenschalen oder Früchten gearbeitet werde, müssten auch die Rohrdurchmesser entsprechend angepasst werden, damit nichts stecken bleibe. „Deshalb fragen wir den Kunden zu Beginn ganz genau, was er vorhat, damit wir eine auf seine Bedürfnisse optimal zugeschnittene Anlage bauen können“, so Wengert. Im Eingangsbereich der Firma Wengert steht ein kunstvoll gearbeiteter kleiner Kupferbraukessel – das Meisterstück von Andreas Wengert. Braumax steht auf einer Metallplakette. Der patentierte 50-LiterKessel ist nach Sohn Max benannt und wird an Haus- und Hobbybrauer verkauft. Andreas Wengert ist Kupferschmiedemeister – oder wie es heute heißt „Behälter- und Apparatebauer im Handwerk“. Die Firma hat 1981 mit dem Bau von Brennereien angefangen, was bis heute ein wichtiger Geschäftszweig ist. Inspiriert von einem Kunden, der in einer Wengert-Destille Bier

FOTO: DANIEL REITER

beispielsweise auch im Dekoktionsverfahren gebraut werden können und er wollte mehrere Sude hintereinander ansetzen.“ Um die Braukessel leichter reinigen zu können, verzichtete Eifert auf Kupfer und entschied sich für polierten Stahl. Die Brauerei, die jetzt in Ulm steht, schafft 500 bis 1000 Liter Bier am Tag. Von der Schrotmühle bis zum Flaschenetikettierer hat Andreas Wengert seinem Kunden eine braufertige Anlage aufgebaut, das Bier reift im Sudhaus in drei großen zylindrokonischen Tanks.

Thomas Eifert, Gastronom aus Ulm, setzt auf Bier aus der eigenen Brauerei.

PROMOTION

GOOD LOOK! Individuelle Flaschen-Etiketten – so einzigartig wie Ihr Craftbier Hopfen, Malz, Hefe – beim Bier zählen na­ türlich die Inhalte. Doch wer sein selbst­ gebrautes Craftbier auf den Markt bringt, benötigt auch eine ansprechende Verpa­ ckung. Individuelle Flaschen­Etiketten ver­ leihen Ihrem Craftbier einen unverwech­ selbaren Look. Wer Bier braut und selbst vermarktet, ist mit viel Herzblut und Lei­

denschaft dabei. Um sich auch optisch von Massenprodukten abzuheben, soll­ ten Craftbier­Brauer die Flaschen mit hochwertigen Etiketten im eigenen De­ sign versehen. Ganz einfach geht’s mit dem neuen Druckservice WePrint: Unter www.avery.eu/bier einfach Wunschpro­ dukt und Stückzahl auswählen, mit weni­ gen Klicks gestalten oder die eigene Druckvorlage als Bild oder PDF­Datei hochladen, fertig. Das Drucken über­ nimmt WePrint – schnell und professionell. Tipp: Für kleinere Stückzahlen empfiehlt das WePrint­Team Bogenetiketten, für größere Mengen bzw. zur maschinellen Verarbeitung Rollenetiketten. Alle Designs können im Benut­ zerkonto gespeichert und so einfach nachbestellt werden.

Gut zu wissen: Mit WePrint können auch Visitenkarten, Ordner, Karten, Smartphone­ und Laptopschutzfolien nach Ihren Wün­ schen bedruckt werden.

AVERY ZWECKFORM GmbH Miesbacher Str. 5 D­83626 Oberlaindern/Valley Tel.: +49 8024 641­669 E­Mail: de.weprint@avery.com

JETZT KENNENLERNEN: 25 Prozent Rabatt auf Ihre erste Bestellung! Gutscheincode: MEINBIER816 Hier einlösen: www.avery.eu/bier Gutschein ist gültig bis 30.11.2016, nur einmalig pro Kunde einlösbar und nicht kombinierbar mit weiteren Aktionen.


FOTO: DANIEL REITER

MARKT_ ANLAGENBAU

braute, versuchte man sich schließlich im Bau von Brauanlagen. Eine Entscheidung, die das Geschäft beflügelte. Hat doch die Nachfrage von Craftbier-Brauern nach kleineren Anlagen in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Zehn größere Anlagen schafft das Team im Jahr, dazu kommen kleinere Kessel für Heimbrauer. Anlagen von Wengert stehen in kleinen Gasthausbrauereien und in Braukonzernen. „Viele große Brauereien legen sich in letzter Zeit Show-Brauereien zu, wo sie mit ihren Kunden gemeinsam Bier brauen“, sagt Wengert. Seine Anlagen sind begehrt. Im Hopfenmuseum in 102

Tettnang, in der Mönchshof Braumeisterei oder auch in der Alten Schmiede Schmitt in der Schweiz wird mit Kesseln aus Ravensburg gebraut. Selbst bei der Marc Anthony Group in Kanada steht ein handgemachtes 100-Liter-Testsudwerk und auch irgendwo im fernen Brasilien läuft eine Brauerei der Marke Wengert. Für Wengert geht es um mehr, als einfach nur darum, Kessel aufzustellen. „Viele Kunden brauchen die erste Zeit noch etwas Rückhalt und Führung mit ihrer neuen Brauerei“, weiß Wengert. Deshalb bleibt er nach dem Aufbau meistens noch einige Tage vor Ort, legt bei den ersten Suden

FOTO: HENRY ÖHRLI

FOTO: RALF ZIEGLER

FOTO: FRIDTJOF ATTERDAL

Der Anlagenbauer Andreas Wengert (Foto) hat Lösungen für individuelles Brauen parat: ←für das Restaurant Lago in Ulm, ↙die Braumeisterei von Mönchshof ↓↓und die Alte Schmiede Schmitt in der Schweiz.

mit Hand an und bleibt für die Kunden auch später erreichbar. Zu Gute kommt ihm wohl, dass er seit Jahren selbst Hobbybrauer ist und meist weiß, wo es hakt, wenn die ersten Brauversuche nicht klappen wollen. Der Gastronom Eifert ist mit seiner neuen Brauerei rundum zufrieden. „Wir haben zunächst mit der Firma Wengert einige Testsude gebraut, bevor wir in die Produktion gegangen sind“, sagt er. Drei Biere aus eigener Herstellung gibt es in seinen Restaurants das ganze Jahr über, dazu kommen alle zwei Monate zu den Jahreszeiten passende Aktionsbiere. – No. 04-2016


SPEZIAL _CRAFTPROBE

WITBIER Der belgische Verwandte unseres Weißbiers wird immer populärer. Kein Wunder, passt der spritzige Bierstil mit seinen so typischen Orangen- und Koriandernoten doch herrlich in den Sommer. Text: BENJAMIN BROUËR

K

FOTOS: NINELL / DOMNITSKY - FOTOLIA.COM

aum zu glauben: In den 1950er-Jahren war das heute so beliebte belgische Witbier, oder auch „Bière Blanche“, wie es im Französischen genannt wird, fast von der Bildfläche verschwunden. Die Pilswelle hatte auch Belgien erfasst und sorgte dafür, dass die so gerühmte Biervielfalt langsam zurückging. 1957 schloss mit Tomsin die letzte Wit-Brauerei in Hoegaarden, jenem Ort, der auch heute noch namentlich mit der Sorte verschmolzen ist. Eine Tradition, deren erste Aufzeichnungen bis ins Jahr 1318 zurückdatieren und die sich dank der belgischen Mönche über das Land verbreitete, schien damals gestorben zu sein. Der Milchmann Pierre Celis setzte sich 1966 ein Denkmal, indem er eine Original-Rezeptur nachbraute. Der Erfolg war überwältigend: Er gründete seine Brauerei „De Kluis“ und verhalf dem Bierstil zum weltweiten Comeback. Auf dem Höhepunkt im Jahr 1985 füllte er 75.000 Hektoliter seines Witbiers ab.

No. 04-2016 01-2016

Ohne den belgischen Milchmann müssten wir heute womöglich auf dieses herrlich frisch-spritzige Bier mit seinen typischen Gewürznoten verzichten. Und ohne die Mönche in Hoegaarden auch, denn sie waren es, die im 14. und 15. Jahrhundert die damals noch extrem sauren Biere mit exotischen Gewürzen wie Koriander und Orangenschale aus der niederländischen Kolonie Curaçao versetzten und schnell auf den Geschmack kamen. Der kleine flämische Ort entwickelte sich im Laufe der Zeit zur wahren Wit-Hochburg: Im Jahr 1726 zählte die Stadt 36 Brauereien. Heute ist es vor allem die zu AB Inbev gehörende Hoegaarden-Brauerei, die den Bierstil idealtypisch verkörpert. Den Charakter prägt zum einen der ro­ he, ungemälzte Weizen, der zu etwa 30 bis 45 Prozent der Schüttung zugegeben

wird und einen deutlichen Unterschied zum deutschen Weißbier ausmacht. Dem daraus resultierenden hohen Eiweißgehalt ist übrigens auch die Trübung des Bieres zu verdanken. Einige Brauer greifen zusätzlich noch zu Hafer, was das Mundgefühl etwas cremiger gestaltet. Anders als das Weizenbier sollte das belgische Wit nicht mit einer bayerischen Weißbierhefe, die u. a. Aromen von Gewürznelke produziert, vergoren werden, sondern mit einer neutralen, obergärigen Hefe. Das Wit erhält seine eigenen würzigen Noten schließlich durch die exotischen Zugaben, unter denen sich vor allem oben genannte Korianderkörner und getrocknete Curaçao-Orangenschalen als stilprägend durchgesetzt haben. Mit weiteren Zugaben darf und kann gerne experimentiert werden, was insbesondere Craft-Brauer in den USA, wo dieser leicht säuerliche Stil aktuell wieder sehr populär ist, intensiv nutzen. In seiner Spritzigkeit, im erfrischenden Charakter und auch im Alkoholgehalt von ca. 5 % vol. ähnelt das Witbier übrigens dem Pils und passt somit bestens in den Sommer. Als Pendant zu scharfen Gerichten, aber auch zu Fischge­ richten, beweist es sein Potenzial als Speisenbegleiter. – 103


SPEZIAL _CRAFTPROBE

WITBIER: 10 EMPFEHLUNGEN

Deutschland, Österreich, Dänemark, Island, Niederlande und natürlich Belgien – wir haben Witbiere aus aller Welt verkostet und präsentieren die besten zehn. MAX GLANER’S WIT Stieglbrauerei, Österreich BLANCHE DE NAMUR Brasserie du Bocq, Belgien

Ein herausragendes Beispiel für die klassische belgische Witbier-Tradition. Blumig und zitrusfrisch im Geruch, entfaltet das Bier auf der Zunge eine angenehme Spritzigkeit, in der die so typische Kardamom-Note neben Thymian, Zitrus und floralen Aromen den Takt angibt. Leicht würzig, hefig, blumig und über alle Maßen erfrischend. Alkoholgehalt: 4,5 % vol., Preis: ca. 1,50 € (0,2 l) www.bocq.be

KUEHNES BLONDES Kuehn Kunz Rosen, Deutschland

In der Kreativwerkstatt der Stiegl-Brauwelt im Salzburger Stadtteil Maxglan ist mit „Max Glaner‘s“ eine eigene Linie entstanden, in der sich die Brauerei internationalen Bierstilen widmet. Den Start macht neben einem IPA dieses hervorragende Wit, das zu unseren absoluten Favoriten gehört. Schlank, mild, erfrischend-spritzig, hefig-würzig und mit den typischen frisch-fruchtigen Aromen. Alkoholgehalt: 5,0 % vol., Preis: ca. 2 € (0,33 l) www.stiegl.at

Auch in Mainz kann man Witbier brauen! Kuehn Kunz Rosen beweisen es mit dem „Kuehnes Blondes“, das mit kreativer Rezeptur den Bierstil durchaus weiterentwickelt. Der MandarinaBavaria-Hopfen fügt sich gut in die frische Aromatik ein. Neben Orangen und Koriander tragen Paradieskörner zur Würze bei, und Weizen- sowie Haferflocken sorgen für einen seidigen Glanz im Glas. Ein gelungenes Beispiel für ein „modern Wit“. Alkoholgehalt: 4,9 % vol., Preis: ca. 2,50 € (0,33 l) www.kuehnkunzrosen.de

ICELANDIC WHITE ALE Einstök Ölgerd, Island

Huh. Was die Isländer nicht alles können. Sogar belgisches Bier brauen. Das „Icelandic White Ale“ von der bekannten Einstök Ölgerd besitzt für ein Wit einen vergleichsweise vollen Körper, aber, hey, in Island ist es ja meist auch eine Spur kälter. Isländisches Quellwasser sowie ein Hauch von Hafer verleihen dem Bier eine eigenständige kühle Sanftheit. Ein Wit, das seine Qualitäten auch unterhalb von 20 Grad Celsius Außentemperatur auszuspielen vermag. Alkoholgehalt: 5,2 % vol., Preis: 2,90 € (0,33 l) Bezugsquellen nennt: info@amka-deutschland.de

KÖSTRITZER MEISTERWERKE WITBIER Köstritzer, Deutschland

Aus der Serie der Köstritzer Meisterwerke kommt dieses Witbier. Im Trunk schlank und spritzig mit feinen Aromen von Orange und Koreander, die sich sehr harmonisch und in die Geschmackskomposition einfügen. Ein erfrischendes Witbier mit natürlichem Weizengeschmack und eleganter Fruchtigkeit. Genau richtig für heiße Sommertage. Alkoholgehalt: 5,4 % vol., Preis: ca.2,00 € (0,5l) www. Koestritzer.de

104

MEININGER MEININGER

91 PUNKTE

92 PUNKTE

MEININGER

93

MEININGER

90 PUNKTE

PUNKTE

MEININGER

87 PUNKTE

No. 04-2016


HOEGAARDEN WIT BLANCHE Hoegaarden, Belgien

WITTE TRAPPIST La Trappe, Niederlande

Der Wit-Klassiker schlechthin, der noch dort gebraut wird, wo der Bierstil entstand: im belgischen Hoegaarden. Seit langem im Portfolio von AB Inbev und entsprechend gut verfügbar, repräsentiert das Hoegaarden Wit Blanche das Witbier gewissermaßen in aller Welt. Idealtypische Aromatik: weich und leicht würzig, Noten von Zitrus, Orange und Koriander, schlanker Körper, der zum Abgang hin durch eine dezente Honigsüße abgerundet wird. Gut gekühlt ein idealer sommerlicher Durstlöscher. Alkoholgehalt: 4,9 % vol., Preis: ca. 2,50 € (0,33 l) www.hoegaarden.com

Unser Verkostungssieger ist zugleich eines der ungewöhnlichsten Witbiere der Runde. Es ist das erste Trappisten-Witbier der Welt und stammt aus dem einzigen niederländischen Trappistenkloster La Trappe. Zudem kommen beim Brauen die so typischen Zutaten wie Koriander und Orangenschale nicht zum Einsatz. Stattdessen sorgt Saphir-Hopfen für eine ausgeprägte Zitrusnote, begleitet von pfeffrigen Noten und Gewürznelke. Die Flaschengärung verleiht dem Bier weitere Individualität. Absolut eigenständig in Aroma und Herstellungsweise. Alkoholgehalt: 5,5 % vol., Preis: 2,29 € (0,33 l) www.latrappetrappist.com

LEBENSKÜNSTLER Raschhofer, Österreich

VESTERBRO WIT Mikkeller, Dänemark

Dieses Bier aus der dänischen Kreativschmiede Mikkeller ist für alle diejenigen etwas, die sich nicht zwischen einem IPA und einem Witbier entscheiden können. Die Wit-typischen Aromen von Orangenschalen, Zitrusfrüchten und Koriander sind dezent vorhanden, werden jedoch durch die intensive (Kalt-)Hopfung etwas in den Hintergrund gedrängt. Nichts für Wit-Puristen, für die so vielen Crossover-Fans aber allemal eine Versuchung wert. Spannende Stil-Kreuzung. Alkoholgehalt: 5,0 % vol., Preis: 3,99 € (0,33 l) www.braufactum.de

In der preisgekrönten Craft-Beer-Edition der österreichischen Handwerksbrauerei Raschhofer ist der „Lebenskünstler“ einer der Stars. Fruchtig-frisch, ungemein harmonisch und von sommerlicher Leichtigkeit zeigt er eindrucksvoll, warum der Bierstil gerade im Sommer so viele Fans hat. Gut eingebundene Korianderwürze, dezente Noten von Orangenschalen und eine spannende Prise Salz auf der Zunge machen das Bier zu einem Spitzenvertreter seines Stils. Alkoholgehalt: 5,1 % vol., Preis: ca. 2,29 € (0,33 l) www.raschhoferbier.at

MOBY WIT Ratsherrn, Deutschland

Es ist wieder da, das saisonal verfügbare „Moby Wit“ aus der Hamburger Ratsherrn Brauerei. Kreativ betitelt und liebevoll gestaltet wie alle Ratsherrn-Biere, kann das „Belgian White Ale“ auch geschmacklich überzeugen. Weißgelb in der Farbe, entwickelt es in der Nase und auf der Zunge ein würziges (Pfeffer) und fruchtiges Aroma (Zitrus, Orange), das um Noten von Kamille ergänzt wird. Erfrischend trocken und spritzig, wie es sich für ein Wit gehört. Alkoholgehalt: 5,1 % vol., Preis: ca. 1,50 € (0,33 l) www.ratsherrn.de

IN DER NÄCHSTEN AUSGABE: WEIZEN(DOPPEL)BOCK Sie wollen dabei sein? Dann senden Sie uns Produktmuster (Minimum drei Flaschen) Ihres Bieres bis zum 16. September 2016 an: MEININGER

MEININGER

88 PUNKTE

MEININGER

MEININGER

PUNKTE

PUNKTE

89

92

95 PUNKTE

MEININGER

87 PUNKTE

Meininger Verlag GmbH Redaktion CRAFT Rubrik „Craftprobe 1-2017“ Maximilianstraße 7-17 67433 Neustadt/Weinstraße Die besten Weizen(doppel)böcke präsentieren wir in der nächsten Ausgabe!

ZUR WERTUNG: Für die „Craftprobe“ verkostet und bewertet der Vorstand des Meininger’s International Craft Beer Award, bestehend aus Prof. Dr. Dominik Durner, Christian Neumer, Dirk Omlor und Benjamin Brouër, die Biere hinsichtlich Geruch, Geschmack und Gesamteindruck. Basis bildet das bewährte 100-Punkte-Schema.

100-96 Punkte: Weltklasse 95-91 Punkte: Herausragend 90-86 Punkte: Sehr gelungen 85-81 Punkte: Gelungen No. 04-2016

105


BIERMYTHEN

Bitte nicht verwässern! W

enn man von Craftbier spricht, dann ist India Pale Ale beinahe ein Synonym dafür – der von den amerikanischen Microbreweries wiederentdeckte englische Stil ist eben radikal anders als das, was in den 1970er Jahren in den USA als Massenbier erhältlich war. Er ist auch anders als alles, was in unserem Sprachraum bis vor kurzem bekannt war. Und er ist sogar anders als das, was man im Ursprungsland England noch vor einem Vierteljahrhundert als typisch für den Stil betrachtete.

FOTO: GÜNTER MENZL

Englische IPAs hatten damals typischerweise knapp fünf Prozent Alkohol und waren rund ein Volumenprozent stärker als die gängigen Bitters. Sie waren relativ schlank und auch nicht so bitter, wie wir es von einem IPA erwarten. Das hat damit zu tun, dass sich die englischen Bierstile heute deutlich von dem unterscheiden, was man in England vor dem Ersten Weltkrieg getrunken hat. Wenn man vom Krieg als dem „Vater aller Dinge“ spricht, so muss man beim Bier jedenfalls zugeben,

dass kriegsbedingte Beschränkungen immer wieder dazu geführt haben, dass Biere dünner (also mit weniger Malz) gebraut wurden. Mitch Steele, der kürzlich als Braumeister bei Stone ausgeschieden ist, hat für sein Buch „IPA“ (Brewer’s Publications, Boulder 2012) alte Bieranalysen studiert und nachgewiesen, dass IPAs des 19. Jahrhunderts typischerweise Stammwürzen jenseits der 14 Grad Plato, oft aber sogar Bockbierstärke jenseits der ­16 Grad hatten. Während des Ersten Weltkriegs mussten die englischen Brauer Malz sparen, die Grädigkeit der IPAs fiel unter zehn Grad und blieb vielfach in diesem Bereich, weil Biere mit höherer Stammwürze deutlich höher besteuert wurden. Das hat manche deutschsprachige Autoren zu der abenteuerlichen Geschichte inspiriert, dass IPAs ursprünglich starke Biere waren, die für den Schiffstransport nach Indien mit hohem Alkoholgehalt eingebraut wurden – um dann vor dem Konsum rückverdünnt zu werden. Schon allein die Idee, Bier mit (bekanntermaßen hygienisch bedenklichem) indischem Wasser zu strecken, ist ziemlich abwegig. Und es gibt auch keine Belege dafür, dass das jemand versucht hätte. Im Gegenteil ist bekannt, dass die „India Ales“ (als „Pale“ wurden sie erst im Lauf der Zeit bezeichnet, obwohl die für Indien bestimmten Biere seit dem 18. Jahrhundert jedenfalls heller waren als die gängigen Porter) bei ihrer Ankunft in Indien verkostet wurden, um sicherzustellen, dass sie auch wirklich den Erwartungen der Truppen der ­Kolo­nialmacht entsprechen würden. Das war auch deshalb notwendig, weil sich für die „India Ales“ ein Standard etabliert hatte, der von George Hodgson, einem Brauer der Bow Brewery in Osten von London, definiert worden war: Um seine Biere haltbar zu machen, braute er eine starke Version seines hellen Londoner Ales und machte sie mit intensiven Hopfengaben (plus Dry-Hopping!) haltbar. Sowohl hoher Alkohol- und geringer Restextrakt-Gehalt als auch hohe Mengen an Bitterstoffen galten als effektive Methode, ein Sauerwerden (durch Milchsäurebakterien, aber von denen hat man seinerzeit noch nichts Genaueres gewusst) zu verhindern. Hodgsons Ales der 1790er Jahre waren dem, was heute Craft Brewer anbieten, gar nicht so unähnlich. Und diese Biere würde man ja auch nicht verwässern.

Conrad Seidl, allgemein als „der Bierpapst“ bekannt, schreibt und unterrichtet seit drei Jahrzehnten über Bier. Wöchentlich verkostet er ein Bier auf www.beerweekly.com.

106

No. 04-2016


Für Dich: 4 Biere ausgezeichnet beim International Craft Beer Award 2016

DU HAST DIE WAH L!

Empfohlen von Sebastian Priller (Weltmeister der Biersommeliers)

1 ABO CRAFT 4 TOLLE CRAFTBIERE 1 SOMMELIERGLAS KTER.

Straße, Hausnummer

PLZ - Ort

Telefon (für evtl. Rückfragen)

E-Mail

MeiningersC

5_KOE_AZ_

_0QGUJ_21

18457_Anz_225_290_02.indd 1

05.08.15

oder

dd 1

Wie gut sind Online-Biershops?

KOCH MICH!

Kellerbier zu Frischling-Kotelett

Österreich 7,70 € / schweiz sFr 12,60 / beneLux 8,20 €

18745FS1601

I KULTUR FÜR BIER

MAGAZIN

braut sich

was

IM TEST

Porter &

Stout

SCHLAN MIT BI K ER! Ein Selb stversuc

Wow! RS

KlICK

MEININGE

5_290_01.in

Meiningers

GS_Anz_22

OPEN MIND

Im Porträt: Bitburger-Boss Jan Niewodniczanski

Das naturtrüb e Grevenst frischen Hopfen einer sowie historiscist geprägt durch erntesich durch he Malze einen tradition sreichen Bierstilund zeichnet aus. Zum spezielle n Brauverf Reinheitsgebot, ahren, getreu stellung. Dieses gehört eine besonder dem deutschen matte Bernstei Landbier wird durch e Würzebereitseine seidignfarbe und geprägt. Karamell eine weiche Schaumkrone aromen nach Honig, gebrannten mit einem leichten tigen Noten Unterton Mandeln und dominieren Grevensteiner das komplexe frisch-fruchwirkt sehr spritzig und Aroma. Das elegant. Eine leichte Röstbittere, Geschmackseindr gepaart mit nussigen ücken Finale, in eröffnet dem sich ein Aromaein das ausgeprägte karamellen druck von entfaltet. Sahne-

STARK

Craftbier in Estla -Revolution nd

h

BRAUKÜ

NSTLER

WeißbierBoss Georg Schn eider

FRAUEN AM KEssEl

ÖSTERREICH

Natalie von Freude braut ihr eigenes Bier

7,70 € / SCHWEIZ

SFR 12,60 /

BENELUX 8,20

im Portr

ät

12:16

Irre!

STONE IN BERLBREWING IN

Greg Koch

startet Meg a-Projekt

14:45

03.08.15 10:44

1

Als Prämie wähle ich: Selektion 1

18745_MC_

In Antwerpen trinkt man Bolleke

25.01.16

MIT CHARA GEBRAUT KÖSTRITZER. _K3.indd

02-2016

18457FS1507

Magazin

Zum speziellen Brauverfahren, getreu dem deutschen Reinheitsgebot, gehört eine besondere Würzebereitstellung. Dieses Landbier wird durch seine seidigmatte Bernsteinfarbe und eine weiche Schaumkrone geprägt. Karamellaromen mit einem leichten Unterton nach Honig, gebrannten Mandeln und frisch-fruchtigen Noten dominieren das komplexe Aroma. Das Grevensteiner wirkt sehr spritzig und elegant.

Magazin für Bierkultur

kultur für Bier

Das naturtrübe Grevensteiner ist geprägt durch erntefrischen Hopfen sowie historische Malze und zeichnet sich durch einen traditionsreichen Bierstil aus.

rs

n

Informatione Weitere

ISOV2_300

MÄRZ-APR-MAI

BEMBE & BIER L

Frankfurt

PROOst

den Speziali erhältlich: Pale Ale • bedienen werke-Glas ber wieder bei • ab Septem 4er Pack ganzjährig lier entwickelten Meister vom Somme • Witbier im Genuss im oestritzer.de • perfekter unter www.k

5_225x290_

7,00 € 02-2016

S

itzer von Köstr Pack Handel pezialitäten en im 4er omie und Die Premium-S tätentrend in Gastronund Red Lager, zusamm

raft_Heft2_1

Dez-Jan-Feb

VELTIN

Hanse-Brauer drehen auf

Eine leichte Röstbittere, gepaart mit nussigen Geschmackseindrücken eröffnet das ausgeprägte Finale, in dem sich ein Aromaeindruck von Sahnekaramellen entfaltet.

Firma

ANTON

CARL VELTINS

AHOI HAMBURG

ANTON VELTINS

CARL VELTINS

Meininge

Name - Vorname

7,00 € 01-2016

01-2016

02-2015

Zum derzeit gültigen Jahrespreis von 28 Euro inkl. MwSt. und Versand (Auslandspreis 36 Euro inkl. MwSt. und Versand) abonniere ich bis auf Widerruf MEININGERS CRAFT. Das Abonnement beinhaltet 4 Ausgaben jährlich und kann nach einem Jahr jederzeit schriftlich gekündigt werden.

Dez-Jan-Feb

sept-okt-nov

GREVENSTEINER BRAUEREI UM 1920

R GREVENSTEINE UM 1920 BRAUEREI

MÄRZ-APR-MA

JA, ich möchte CRAFT regelmäßig lesen.

Selektion 2

Der Versand der Prämie erfolgt nach Zahlungseingang des Jahresbezugspreises (solange Vorrat reicht). Widerrufsrecht: Sie haben ein gesetzliches Widerrufsrecht. Die Belehrung hierüber ist unter www.meininger-shop.de/Widerrufsrecht abrufbar. Die Bestellung können Sie bis zu14 Tage nach Erhalt des ersten Heftes widerrufen an: Meininger Verlag GmbH, Maximilianstr. 7-17, 67433 Neustadt, vertrieb@meininger.de Datum und Unterschrift

www.meiningers-craft.de/kennenlernen

Selektion1 von der BierManufaktur Riegele

Vier Brauspezialitäten inkl. Sommelierglas: Amaris 50 (Kellerpils), Augustus 8 (Weizendoppelbock), Auris 19 (heller Doppelbock) und Robustus 6 (Stout)

Selektion2 von der BierManufaktur Riegele

Vier Brauspezialitäten inkl. Sommelierglas: Ator 20 (dunkler Doppelbock), Dulcis 12 (belgisches Tripel), Noctus 100 (Imperial Stout) und Simco 3 (Pale Ale)


SCHRÄGE BIERE DIE INTERNATIONALE CRAFTBIER-SZENE IST VOLLER KURIOSITÄTEN UND SELTENER SUDE. WIR STÖBERN DIE VERRÜCKTESTEN AUF.

MEER-GESCHMACK

108

Brauerei, die noch immer mit ihrem „Kelpie Seaweed Ale“experimentiert. Ungewöhnliche Meeressude finden Craft-Enthusiasten inzwischen jedoch selbst im Herzen der Toskana. Dort produziert Giuseppe Granello in seiner Mikrobrauerei, in Steinwurfnähe zum schiefen Turm zu Pisa, in kleinen Mengen ein tiefschwarzes OktopusBier, das mit der Tinte des Achtfüßlers angesetzt wurde. In Milton, im US-Staat Delaware, residiert sogar eine Brauerei, bei der schon der Name auf einen Umgang mit seetauglichen Bieren verweist. Die Dogfish Head Brewery experimentiert mit vielerlei Zutaten aus dem Meer. Star in der Produktpalette ist das limitierte „Chocolate Lobster“, ein Bier, das auf PorterBasis mit frischen Hummern gebraut wurde. Bekannt ist der US-Brauer auch für ein grünes Algenbier, das mit der Zugabe der Spirulina-Alge unter dem Namen „Verdi Verdi Good“ in die Regale kommt. Algenbiere gibt es aber auch in Neuzelle, im südöstlichen Brandenburg. Die dortige Klosterbrauerei zaubert ein „Anti-Aging-Bier“ ins Glas, bei dessen Genuss der Braumeister sogar ewige Jugend verspricht. Das Schwarzbier ist ebenfalls mit proteinhaltigen Spirulina-Algen gebraut, die in stark alkalischen Salzseen beheimatet sind. Ihnen wird eine positive Wirkung bei Allergien, Krebsvorsorge sowie bei der Stärkung des Immunsystem nachgesagt. Ob sich das Klosterbier tatsächlich als Jungbrunnen erweist, muss erst noch bewiesen werden.

No. 04-2016

FOTO:PINKPUEBLO - FOTOLIA.COM

Bier zum Meeresgetier – das passt! Aber Meeresgetier ins Bier? Da mag selbst der hartgesottenste Craft-Fan etwas überrascht sein. Vor allem, wenn ihn beispielsweise das Flaschenetikett des „Oyster Stouts“ der Porterhouse Brauerei in Dublin vorwarnt: „Nicht geeignet für Vegetarier“. Hier tummeln sich tatsächlich frische Austern im Sud. Auch wenn solche Raritäten manchen Craft-Novizen abschrecken mögen, so

gelten gerade diese Biere als wahre Spezialitäten. Aber ein Flirt mit maritimen Aromen hört bei edlen Weichtieren noch lange nicht auf. In den Kessel kommen auch diverse Algensorten, Tintenfisch, Hummer oder umstrittenes Walfleisch aus Island (Craft 01/2016). Wenngleich sich das nicht immer geschmacklich bemerkbar macht, so ist dennoch ein Hauch von salzigem Meeresgetier stets präsent. Es sind heute wohl eher US-Brauer, wie etwa die kalifornische Henhouse Brewing Company mit ihrem pechschwarzen, 7,9-prozentigen Oyster Stout, oder die Flying Dog Brewery in Maryland mit ihrem röstnotigen „Pearl Necklace Oyster Stout“, die in der Craft-Szene für Furore sorgen. Aber selbst deutsche Brauer sind solchen Suden nicht abgeneigt. Das wahrscheinlich erste Oyster Stout braute hierzulande schon 2013 die heutige „Bierfabrik“ (damals Beer4Wedding) in Berlin. Frische Krustentiere sowie die Beigabe von Schokolade und Kaffee gaben dem Stout einen ganz besonderen Kick. Die Verwendung von Austern im Bier ist keineswegs eine neuzeitliche Erschei­­nung. Schon im 19. Jahrhundert verkochten britische Brauer Austernschalen im Sud. Einige Jahrzehnte später waren es angeblich Neuseeländer, die erstmals ganze Austern in die Bierwürze gaben. Zur selben Zeit begannen die Schotten ihre Maische mit würzigem Seegras zu würzen. Williams Brothers Brewing aus Alloa, nördlich von Edinburgh, ist eine schottische

VON MAREIKE HASENBECK

FRISCHES SEAFOOD SORGT FÜR EINEN MARITIMEN KICK IM BIER. AUF TINTE DES OKTOPUS SETZT EIN CRAFTBRAUER AUS DER TOSKANA.


PROMOTION

RENT A BREWERY BRAUEN

ABFÜLLEN

Die Camba Old Factory in Gundelfingen ist das Bierzentrum für Brauer und Bierfans in Süddeutschland. Offene Brauerei der Camba Bavaria, Zentrum der Camba Oak Aged Biere, Craftbierwelt, Indoor-Biergarten – und ab sofort auch mit eigener Dosenabfüllanlage am Start. Mit großen Plänen hat Markus Lohner, Geschäftsführer der Chiemgauer Brauerei Camba Bavaria, vor etwas mehr als einem Jahr die Camba Old Factory eröffnet. Um die letzte Jahrhundertwende war hier eine Weberei angesiedelt, zuletzt stand das Gebäude jahrelang komplett leer. Seit dem Umbau entstand eine offene Brauerei, in der man den Braumeistern der Camba über die Schulter sehen kann. Eine Craftbierwelt führt Neugierige in die Welt der Biervielfalt ein. In zahlreichen Eichenholzfässern reifen die Camba Oak Aged Biere bis zur Perfektion. In einem Freiluft- sowie einem Indoor-Biergarten können Gäste die komplette Bandbreite der Camba Biere verkosten. Und nun kommt mit der Dosenabfüllung das letzte Puzzlestück in Lohners Vision.

MEHR INFORMATIONEN UNTER

LAGERN EIN PARADIES FÜR GYPSYBREWER UND BIERLIEBHABER

Die Renaissance der Getränkedose in den letzten Jahren ist nicht von der Hand zu weisen. Interessierten Brauern bietet die Camba Old Factory in Gundelfingen ab sofort die Gelegenheit, ihr Bier nicht nur in ihren eigenen großen Fässern, sondern auch in Dosen abzufüllen. Die Camba Old Factory ist damit endlich komplett, ein Eldorado für Bierfans, ein perfekter Braustandort und das ultimative Bierzentrum in Süddeutschland!

Damit ist die Camba Old Factory komplett und ein Paradies für Bierliebhaber und vor allem Gypsy-Brewer. Mit dem Rent a Brewery - Konzept haben Brauer aus aller Welt ab sofort den kompletten Brauprozess ihres Bieres in der Camba Old Factory in der Hand. Von der Lagerung der Dosen zum Einmaischen bis zur finalen Abfüllung in die Dose bietet der Standort der Camba Old Factory die besten Voraussetzungen. Die neue Dosenfüllanlage verarbeitet bis zu 3.000 Dosen pro Stunde, die Brauanlage von BrauKon erfüllt modernste technische Standards und Camba Braumeister Enzo Frauenschuh unterstützt die Brauer während des kompletten Brauprozesses.

+49 8667 80 94 66

BRAUEREI@CAMBABAVARIA.DE


EVENTS+TERMINE LINGENER BIERKULTUR Fr+Sa, 2.+3. September, Lingen, Universitätsplatz. Mit leckerem Essen und guter Musik wird ein Fest für handwerklich gebraute Biere gefeiert. www.lingenerbierkultur.de BRAUFEST BERLIN Fr-So, 9.-11. September, Berlin-Friedrichshain, RAW-Gelände. Fokus in diesem Jahr: Brauszene Polen, präsentiert von Poznan Beer Expo. www.braufest-berlin.de CULINARIA AUSTRIA – CRAFTBIER-FEST Fr-So, 9.-11. September, Messezentrum Salzburg. Etwa 20 Brauereien stellen ihre Spezialitäten vor. Verkostet werden spannende Biere aus Österreich und internationale Bierspezialitäten. www.craftbierfest.at CRAFTBIER FEST Do-Sa, 15.-17. September, Ingolstadt, Exerzierhalle im Klenzepark. Präsentiert werden neue Biere aus Bayern und der Welt. Der Eintritt ist frei. www.ingolstadt.craftbierfestival.de CAMBA BIERFESTIVAL Fr-So, 16.-18. September, Gundelfingen, Camba Old Factory. Festival mit Hobbybrauer-Wettbewerb, über 100 Biere von Camba und den Hobbybrauern können verkostet werden. Der Eintritt ist frei. www.camba-bavaria.de PRO FACHHANDEL Fr+Sa, 23.+24. September, Messe Frankfurt, Halle 1.2, Frankfurt. Bei der Fach- und Ordermesse der Schaumwein- und Spirituosenindustrie sowie der Süßwaren- und Conveniencebranche sind auch Brauereien am Start. www.profachhandel.de FOTOAUSSTELLUNG 16.-30. September, Kloster Andechs, Florianstadel. „Die Wächter des Reinheitsgebots“, Wanderausstellung des Bayerischen Brauerbundes mit 100 Porträts von Brauern, fotografiert von Sead Husic. www.bayrisch-bier.de CRAFT BEER FESTIVAL Sa+So, 1.+2. Oktober, Frankfurt, Goethe-Universität, Casino Campus Westend. Handgemachtes ist Programm: Beer, Food, Wine, Spirits, Tastings. www.craft-frankfurt.de BRAUBEVIALE Di-Do, 8.-10. November, Messezentrum Nürnberg. Investitionsgütermesse der Getränkeindustrie zu den wichtigsten Entwicklungen auf dem Markt – mit Craftbier Corner. www.braubeviale.de

HOBBYBRAUER AM START Vom 16. bis 18. September findet in der Camba Old Factory in Gundelfingen wieder der Hobbybrauer-Wettbewerb der Camba Bavaria-Brauerei statt. Hier wird das eigene Bier von bekannten Braumeistern und erfahrenen Biersommeliers verkostet und mit den Braumeistern der Camba gebraut. Eine Jury bewertet die Biere der Hobbybrauer und prämiert die Gewinner. Das Siegerbier des Wettbewerbs 2015, Helmuts Comet IPA, wurde wegen seiner hohen Qualität sogar als Camba PHNTM #2 erneut eingebraut. Ein großes Programm mit Show-Brewing, Expertenpanel und Verkostung von über 100 Bieren rundet die Veranstaltung ab. Der Eintritt ist kostenlos. Anmeldungen der Hobbybrauer unter www.camba-bavaria.de

WÄCHTER DES REINHEITSGEBOTS Wie sehen Brauer heute, 500 Jahre nach Erlass des Bayerischen Reinheitsgebotes, aus? Wer sind die Menschen, die sich täglich für den Erhalt des Gebots einsetzen und es quasi verteidigen? Diese Fragen beantwortet der Bayerische Brauerbund mit der Fotoausstellung „Die Wächter des Reinheitsgebotes“, die anlässlich des Jubiläums des Reinheitsgebots als Wanderausstellung im süddeutschen Raum läuft und noch vom 16. bis 30. September im Kloster Andechs und vom 8. bis 10. November im Messezentrum Nürnberg zu sehen ist. Gezeigt werden 100 Porträts des Fotografen Sead Husic, der für seine Arbeiten Brauer, ihre Familien und Mitarbeiter spannend in Szene setzt. www.bayrisch-bier.de FOTO: © SEAD HUSIC

AUF KEINEN FALL VERPASSEN:

AUSTRIA BIERKULTUR Nach dem Craftbier-Fest im Messezentrum Salzburg, vom 9. bis 11. September, präsentiert sich die

CRAFTBIER-FEST Fr+Sa, 18.+19. November, Wien, Marx Halle. Kreative Brauer aus Österreich und den Nachbarländern stellen ihre Biere aus. Food-Artisten mit passenden Speisen. www.craftbierfest.at PROBIER Fr+Sa, 18.+19. November, Bamberg, Kongress- und Konzerthalle. Bier- und Genussmesse mit Brauereien aus dem In- und Ausland. www.probier-bamberg.de CRAFT BEER MESSE Fr+Sa, 25.+26. November, Halle 45, Mainz. Mit über 30 Ausstellern und 2500 Besuchern ging die Premiere 2015 erfolgreich über die Bühne. Auch in diesem Jahr mit Hobbybrauer-Markt. www.craftbeermesse.de 110

österreichische Szene nochmals beim CraftbierFest in Wien. Dieses Mal in neuer, größerer Location, in der Marx Halle. An zwei Tagen, Freitag und Samstag, 18. und 19. November, stellen in dieser imposanten, denkmalgeschützten Halle kreative Brauer aus Österreich und den Nachbarländern ihre spannendsten Biere vor. Food-Artisten reichen an acht Ständen passende kulinarische Köstlichkeiten. Schon die Premiere in Wien vor zwei Jahren lockte 4000 Bierenthusiasten an. www.craftbierfest.at

No. 04-2016


NEU: BIRRIFICIO BALADIN Mit einem großen Fest hat die italienische Brauerei Baladin im Juli ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert und zugleich die Eröffnung am neuen Standort beim Dorf Piozzo, 80 Kilometer von Turin. Teo Musso, Inhaber der Brauerei und Pionier der Craftbewegung Italiens, hat auf dem Areal von 7,5 ha nicht nur eine topmoderne Brauerei gebaut – mit einer Kapazität von jährlich 50.000 hl, automatisiertem Hochregallager, Labor und einer Versuchsbrauerei für Studenten. Die neue Brauerei samt der historischen Farmerhäuser soll ein Ort des Erlebens, Verste­hens und der Begegnung sein – für Bierenthusiasten der ganzen Welt. Offiziell eröffnet werden soll­das komplette Gelände im Frühjahr 2017. Zu den Gästen des Festwochenendes im Juli gehörte auch Zirkusdirektor François Bidon (Foto), der Musso bis heute inspiriert.

Teo Musso (auf dem Foto mit François Bidon) verwirklicht seinen Traum von Bier in Italien seit 30 Jahren. 1986 hat er in seinem Heimatdorf Piozzo seinen ersten Pub eröffnet. Seine neue Brauerei bündelt all seine Visionen.

www.baladin.it No. 04-2016

111


MARKTPLATZ HIER ENTDECKEN SIE EINE GROSSE AUSWAHL AN TOLLEN BIEREN! PLZ 00000 LÖSCH DEPOT LEIPZIG GMBH Ringstr. 10, 04827 Gerichshain Tel. 034292 86200 www.loesch-depot.de

PLZ 10000 GETRÄNKE PREUSS MÜNCHHAGEN Indira-Gandhi-Str. 25, 13088 Berlin Tel. 030 6889010 www.getraenke-pm.de CRAFTBEER-SHOP.COM MEYER GETRÄNKEMARKT Neuhofer Weiche 41, 19370 Parchim Tel. 03871 62680, www.craftbeer-shop.com

PLZ 20000 ZISCH GEESTHACHT Am Schluesenkanal 14, 21502 Geesthacht CRAFT BEER STORE HAMBURG Lagerstr. 30a, 20357 Hamburg Tel. 040 3807289282 www.craftbeerstore.de GP-REINFELD KG Hamburger Chaussee 11, 23858 Reinfeld ZISCH GETRÄNKE-GROSSMARKT Bargloyer Str. 61, 27793 Wildeshausen

PLZ 30000 GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL WILHELM LANGEJÜRGEN Leibnizstr. 2, 32108 Bad Salzuflen Tel. 05222 62820 www.langejuergen.de

112

BOTTLES - CRAFT ONLY Lange-Geismar-Str. 55, 37073 Göttingen Tel. 0551 49966900 www.bottles-goettingen.de BOTTLESTORE GETRÄNKE WILLE Ewaldstr. 79, 37075 Göttingen Tel. 0551-44418 www.getraenke-wille.de GETRÄNKE-SERVICE INH. H. POPPINGA E.K. Steintorstr. 24, 31028 Gronau ADAM GETRÄNKE GMBH Alfred-Bentz-Str. 3, 30966 Hemmingen Tel. 0511 30038989 www.adam-getraenke.de TRINKPARADIES ETMANSKI GMBH Berliner Str. 60, 31028 Lehre

PLZ 4000 HARTMANN GMBH & CO. KG Prinz-Regent-Str. 78, 44795 Bochum Tel. 0234 946820 www.hartmann.ruhr REWE HOMBERG & BUDNIK U. CO. EH OHG Höchstener Str. 15, 44267 Dortmund Tel. 0231 39.52.43.1 STENDEL HANDELS GMBH Schwanenstr. 44, 44135 Dortmund Tel. 0231 18917474 www.stendels.de ALTE POSTHALTEREI Große Str. 1, 49808 Lingen Tel. 0591 96692080 www.posthalterei-lingen.de E-CENTER ENDT IM NORDPARK Helmut Grashoffstr. 1 41179 Mönchengladbach Tel. 02161 5489837 www.edeka-endt.de

GETRÄNKESUPERMARKT KEFENBAUM E.K. Wickrather Str. 129 41236 Mönchengladbach Tel. 02166 139967 GETRÄNKECENTER IMPING Südlohner Weg 15-17, 48703 Stadtlohn Tel. 02563 8018 www.getraenke-stadtlohn.de

PLZ 50000 GETRÄNKE-ROTH.COM Asdorfer Str. 55, 57258 Freudenberg Tel. 02734 7037 www.getraenke-roth.com GETRÄNKE-STUMPF GMBH & CO. KG Max-Planck-Str. 1, 55219 Ingelheim Tel. 06132 791910 www.stumpf-getraenke.de LAHNSTEINER BRAUEREI GMBH & CO. KG Sandgasse 1, 56112 Lahnstein Tel. 02621 91740 www.lahnsteiner-delikatessen.de

PLZ 60000 GETRÄNKEFACHGROSSHANDEL MANFRED BRAUN Töpferstr. 36, 66440 Blieskastel Tel. 06842 4823 www.getraenkebraun.de KUHNS TRINKGENUSS KELTEREI KUHN GMBH Toni-Schecher-Str. 10, 63820 Elsenfeld Tel. 06022 623777 www.kelterei-kuhn.de BRAUSTIL GMBH & CO. KG Oeder Weg 57, 60318 Frankfurt Tel. 069 98669557 www.braustil.de

IXI-GETRÄNKE GMBH Am Industriehof 7-9, 60487 Frankfurt, Tel. 069 708091 www.ixi-getraenke.de BIER-VERLAG HEINRICH MÜLLER INHABER MATTHIAS DEISSLER Ludwigstr. 76, 63263 Neu-Isenburg Tel 06102 22739 www.bier-mueller.de GEGROS TRINKPARADIES GMBH Alzeyer Str. 191-193, 67549 Worms Tel.06241 205194 www.gegros.de GETRÄNKE FEHRENTZ GMBH MARK FEHRENTZ Etzelweg 227, 66482 Zweibrücken Tel. 06332 76085 www.fehrentz.de

PLZ 70000 INDRINK GASTRO- U. FESTSERVICE GMBH & CO. KG Raiffeisenstr. 10/1, 74906 Bad Rappenau, Tel. 07264 959590 www.indrink.de GETRÄNKE STADELBAUER E.K. Inh. Kai Stadelbauer Robert-Bosch-Str. 13, 79211 Denzlingen Tel. 07666 2609 www.getraenke-stadelbauer.de ECHLE LEBENSMITTELHANDEL E.K. Am Ebeneck 2, 79336 Herbolzheim Tel. 07643 6966 www.edeka-echle.de GETRÄNKE HECK GMBH Goethestr. 35, 70825 Korntal-Münchingen Tel. 07150 2465 www.getraenke-heck.de HEINRICH GETRÄNKE-GROSSHANDELS GMBH Solitudeallee 127, 70806 Kornwestheim Tel. 07154 82000 www.heinrich3000.de

No. 04-2016


LIEBICK-GETRÄNKE St. Cäciliastr. 14, 82110 Germering Tel. 089 842318 www.bier-point.de GETRÄNKE BAUER Siemensstr. 6 86899 Landsberg am Lech GETRÄNKE BAUER Ziegeleistr. 6 86899 Landsberg am Lech KOMMPROBIER HELMUT HEINE Mühlstr. 28, 88085 Langenargen Tel. 07543 9136248 www.kommprobier.de

No. 04-2016

BRANDY’S BRAUGARAGE Deggendorferstr. 12, 94522 Wallersdorf Tel. 09933 9527745 www.brandys-braugarage.de

SULZBERGER GETRÄNKE Hohenwarter Str. 95 85276 Pfaffenhofen Tel. 08441 277889 www.craftbier-sulzberger-getraenke.de

TITELFOTO Peter Dörfel GESCHÄFTSLEITUNG PRODUKTION Horst Emmert GESCHÄFTSLEITUNG MEDIA Ralf Clemens, 06321 8908-81 MEDIABERATUNG Sarah Grundmann, 06321 8908-53, grundmann@meininger.de Susanne Kleber, 06321 8908-66, kleber@meininger.de ANZEIGENVERWALTUNG Miriam Raffel, 06321 8908-48, raffel@meininger.de ANZEIGEN siehe Preisliste Nr. 2, gültig ab 01.01.2016 ABONNENTEN Jahresabonnement EUR 28,00 inkl. MwSt. und Versandkosten (Auslandspreis EUR 36,00) Einzelheft EUR 7,00 zzgl. Versandkosten Preise für Zusatzabos auf Anfrage

SCHWEIZ

MAYER GETRÄNKESERVICE KG THOMAS MAYER Hochstr. 59, 85395 Unterhaindlfing Tel. 08168 368 www.mayer-getraenkeservice.de

LAYOUT Patrick Rubick, Steffen Heppes, Sandra Kollek

VERTRIEB BAHNHOFSBUCHHANDEL (Deutschland, Österreich, Schweiz, Benelux) DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Hamburg

SOORSER BIER AG Kornfeldstr. 1a, 6210 Sursee Tel. 0041 419218585 www.soobier.ch

MEININGERS CRAFT erscheint 4 x jährlich im Meininger Verlag, Maximilianstr. 7-17, 67433 Neustadt ISSN 2364-6217 LESERSERVICE Melanie Bosse, 06321 89 08 – 41, bosse@meininger.de DRUCK PVA GmbH, Landau

PLZ 90000

GESCHÄFTSFÜHRUNG Andrea Meininger-Apfel, Christoph Meininger

DIE BIEROTHEK BAMBERG Untere Königsstr. 1, 96052 Bamberg Tel. 0951 18543121 www.bierothek.de MICH. WEYERMANN GMBH & CO KG Brennerstr. 17-19, 96052 Bamberg Tel. 0951 932200 www.weyermann.de INES BEERSTORE Am Wiesenweg 29, 97262 Erbshausen Tel. 09367 9887840 www.ines-beerstore.de DIE BIEROTHEK ERLANGEN Nürnberger Str. 7 / Erlangen Arcaden 91052 Erlangen, Tel. 0951 9649250 www.bierothek.de

Bei diesen ausgewählten Adressen finden Sie MEININGERS CRAFT!

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in OnlineDienste und Internet und die Vervielfältigung auf Datenträgern wie CD-ROM, DVD-ROM etc. nur nach vorheriger schriftlicher Zustimmung des Verlags. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bilder übernimmt der Verlag keine Haftung. © 2016 MEININGER VERLAG GmbH Im MEININGER VERLAG erscheinen außerdem: 8 | 2015

FRANKEN Regionale Trümpfe | KONJUNKTURUMFRAGE SPANIEN Stabiles Hoch

www.der-deutsche-weinbau.de

D

EINE MEININGER PUBLIKATION

E

D51 02 |2. Mai| 3,80 Euro

R

D

E

U

T

S

C

H

9|15

E

24. April | P 7101 | EUR 6,60

www.weinwirtschaft.de

Aus dem Süden Italiens

D 5721

Sommerlich-frisch!

MÉDAILLE

ARGENT2015

WEINBAU

WEINWIRTSCHAFT

1_2016

GETRÄNKE HAUSSMANN Aschheimer Str. 11, 85622 Feldkirchen Tel. 089 90955551 www.getraenke-haussmann.de www.bierprobe-muenchen.de

BIRRETTA FEINSTE BIERE KG Posthorngässchen 2, 93047 Regensburg Tel. 0941 63088540 www.birretta.de

Ihre Ansprechpartnerin: Melanie Bosse, Tel. 06321 8908-41 oder per E-Mail: bosse@meininger.de

FREIE AUTOREN UND MITARBEITER Marcus Schoft, Mareike Hasenbeck, Axel Kiesbye, Fridtjof Atterdal, Claudia Steinert, Hans Wächtler, Lisa Luginger, Conrad Seidl, Verena Franke

CONCOURS DES VINS DU SUD-OUEST FRANCE

SÜDWEST-FRANKREICH

Auch als Display!

SEPT-OKT-NOV

NEU

NEU

NEU

Kampf der Giganten

Radler boomen – auch dank alkoholfreier Konzepte 10

Der Wodka-Markt stößt an seine Absatz-Grenzen 12

Partner des Fachhandels

Auch Eigenausstattung 54290 Trier . Tel: 0651/7196-0 . info@bernard-massard.de

Ausgabe 9 | 16.4.2015 | www.getraenke-zeitung.de

NEU

epicuro

Binger Seilzug Entlauber EB490 Professional  Besseres Arbeitsergebnis durch höhere Luftleistung  Schnellere Fahrgeschwindigkeit  Minimaler Reinigungsaufwand

ERO-Laubschneider Profi Line

OO TTIV CPORPIM IN PEIR

NERO D‘AVOLA

PRUOGSLSO IA

TERRE SICILIANE

INDICAZIONE GEOGRAFICA PROTETTA

INDICAZIONE GEOGRAFICA PROTETTA

! www.bmub.bund.de

PUGLI LIA

ERO-Laubschneider Modul Line

ERO-Gerätebau GmbH | Simmerner Str. 20 | 55469 Niederkumbd | Tel.: 06761-9440-0 | www.ERO-Weinbau.de Binger Seilzug GmbH & Co. KG | Saarlandstr. 246 | 55411 Bingen | Tel.: 06721-3096480 | www.Binger-Seilzug.de

SEKTKELLEREI - TRIER

www.bernard-massard.de

Prosecco Frizzante

Oberkircher Runde

Verkostung

Den Wandel meistern

VDP-Weinbörse: Riesling

Fracking-Gesetz noch vor der Sommerpause ALS „RÜCKSCHRITT für die Energiewende und als Zugeständnis an fossile Energien“, bewertet die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den aktuell beschlossenen Gesetzesentwurf der Bundesregierung zum Einsatz der umstrittenen FrackingMethode in Deutschland. Die Entscheidung, Fracking künftig zu erlauben, sei „weder unter umweltpolitischen Gesichtspunkten nachvollziehbar noch energiepolitisch das richtige Signal“, bemängelt DUHGeschäftsführer Sascha MüllerKraenner. Auf massive Kritik stoßen dabei im besonderen Maße mögliche Fracking-Einsätze in Schiefer- und Kohleflözgestein. Die Fracking-Gegner fordern indessen einen weitergehenden Schutz für Trinkwassereinzugs- und Naturschutzgebiete. Die Abstimmung über den vorgelegten Gesetzesentwurf soll noch vor der Sommerpause erfolgen. les

GVG arbeitet am „GAM der Zukunft“

PRIMITIVO

INDICAZIONE GEOGRAFICA PROTETTA

Bald teurer?

1

2

Gute Mischung

EINE MEININGER PUBLIKATION

– Anzeige –

EUR 4,90

KOMPAKT

7,00 € 04-2016

SCHWEIZ SFR 13,50 · ÖSTERREICH ¤ 8,80 · LUXEMBURG ¤ 9,20 · ITALIEN ¤ 10,50

»Junge Konsumenten würdigen mutige Wege« Heinz Grüne, Rheingold Institut

GetränkeZeitung 54290 Trier . T: 0651/7196-0 . Fax: -310 . info@bernard-massard.de

1_2016

DER BERGBAUERNWIRT Sonderdorf 18, 87538 Bolsterlang Tel. 08326 7444 www.derbergbauernwirt.de

Hier könnte Ihr Eintrag stehen!

Benjamin Brouër 06321 8908-35, brouer@meininger.de

ARCHITEKTUR

MARKETING

WEINBAU

Schwarze Keller – was hilft gegen Schimmel?

Generation Y trinkt Bio: Was erwartet sie?

Entblätterung: Wer zu spät kommt, verschenkt Oechsle

IM SOMMER will die Rewe Für Sie Getränkevermarktungs- und Einkaufsgesellschaft (GVG) unter dem Titel „GAM der Zukunft“ ein neues Konzept für Getränkeabholmärkte vorstellen. Aktuell arbeite man zusammen mit seinen Vermarktungspartnern an diesem Projekt, so GVG-Geschäftsführerin Silke Rösler auf Anfrage. Der erste aktualisierte Markt soll voraussichtlich am 1. September dieses Jahres der Öffentlichkeit vorgestellt werden. les

DER MARKT

Yes, we can!

! Seite 4

Südamerika Macht der Höhenlagen

Südpfalz Die jungen Talente

30 Seiten extra FORUM VINI in München

DEZEMBER JANUAR 2016 DEUTSCHLAND ¤ 7,80

DIE

PRIVATER KONSUM 24,5 %

13,8 %

1970

2014

Anteil der Ausgaben für Nahrung, Getränke und Tabakwaren

70

Quelle: Statistisches Bundesamt

DIE ZAHL

GFGH-Betriebe

GETRÄNKEFACHHANDEL Die negativen Zahlen spiegeln nur einen Teil der Branche wider: Gerade die filialisierten GAM-Ketten behaupten mit neuem Selbstbewusstsein ihre wachsende MarktBedeutung

sind in Folge der Insolvenz der Getränke-Ring-Gruppe im Oktober 2012 laut GFGHBundesverband bis heute ebenfalls in Konkurs gegangen.

DER LINK GET-IN-KONGRESS.DE

Titelthema Seite 6

! Seite 3

MinAG arbeitet wieder profitabel DIE MINERALBRUNNEN AG konnte trotz eines leichten Umsatzrückgangs von 1,6 Prozent auf 136,5 Mio. Euro ihre Profitabilität klar steigern. Positiv hat sich nach Unternehmensangaben besonders das Markengeschäft mit den beiden Marken Teinacher und Krumbach entwickelt, während man im Saftsegment Absatzrückgänge habe hinnehmen müssen. MinAG-Chef Michael Bartholl sieht sein Haus nach dem Restrukturierungsprozess gut aufgestellt: „Unser Konzern verfügt heute über ein hochwertiges Portfolio ertragreicher Marken im regionalen Mineralwassermarkt und im überregionalen Fruchtsaft- und Limonadenmarkt.“ les

S GER NIN er MEI tsch is Deu tpre ER Sek SIEG

Foto: lassedesignen - Fotolia.com

WALDSEER WEINMARKT GMBH Beim Ried 9, 88339 Bad Waldsee Tel. 07524 905460 www.waldseer-weinmarkt.de

DIE BIEROTHEK NÜRNBERG Äußere Laufer Gasse 6, 90403 Nürnberg Tel. 0911 49068106 www.bierothek.de

REDAKTION Marika Schiller 06321 8908-89, schiller@meininger.de

EINE MEININGER PUBLIKATION

PLZ 80000

KONZEPT Helmut Ortner

BIERKONTOR An der Mauthalle 2, 90402 Nürnberg Tel. 0911 12032903 www.bierkontor.com

GETRÄNKE-OASE INH. MARION LIEBSCH Gabelsbergerstr. 54, 80333 München Tel. 089 57 95 36-37 www.getraenke-oase-schwabing.de

SEPT-OKT-NOV

87 SIMONE & ALEXIUS BLETSAS GBR König-Karl-Str. 87, 70372 Stuttgart Tel. 0711 93595331 www.87-stuttgart.de

CHEFREDAKTION Dirk Omlor 06321 8908-52, omlor@meininger.de

04-2016

GETRÄNKEMARKT FREYER GMBH Stettener Str. 56, 74193 Schwaigern Tel. 07138 920242 www.befreyer.de

KITZMANN BRÄUKONTOR NORBERT HABLA Südliche Stadtmauerstr. 25, 91054 Erlangen Tel. 09131 810811 www.kitzmann.de

Red Bull auch bei Aldi

DIE TROCKEN-MACHER

DISCOUNTER listet Energydrink in der 0,33 l-Dose Mit der Einlistung des Energydrink-Marktführers Red Bull hat der Discounter Aldi nach CocaCola eine weitere große AfG-Marke in sein Portfolio aufgenommen. Seit der Kalenderwoche 14 wird Red Bull in allen Aldi-Filialen zu einem Preis von 1,49 Euro für die 0,33 l-Dose angeboten, wie eine Sprecherin des Discounters gegenüber der GZ bestätigte. In europäischen Nachbarländern wie beispielsweise Holland ist Red Bull bereits in den Aldi-Märkten gelistet.

Doch nicht nur der preisliche Wettbewerb dürfte mit der Red Bull-Einlistung neue Fahrt aufnehmen, sondern auch das Thema Dosengebinde gewinnt zunehmend an Bedeutung für den Discount-Riesen. Die Listung von Red Bull in die Regale seiner Billig-Märkte läuft zeitlich fast parallel mit der Einlistung von Bier-Eigenmarken in der Dose. Weitere Einlistungen von Getränkedosen sind aber zumindest bei Aldi Süd nach Unternehmensangaben derzeit nicht geplant. les

QUALITÄT OHNE KOMPROMISSE

Reichsrat von Buhl:

Richard Grosche & Mathieu Kauffmann punkten mit neuem Stil

Besuchen Sie uns unter: WWW.MOSKOVSKAYA.COM und auf

Moskovskaya_AZ_Griffecke2_02.indd 1

13.03.15 12:02

PIONIERE Jung-Brauer in Leipzig

HEY!

Kreatives Chaos an dänischen Sudkesseln MAGAZIN FÜR BIERKULTUR

GETRÄNKEMARKT FREYER GMBH Daimlerstr. 29, 74252 Massenbachhausen Tel. 07138 8150804 www.befreyer.de

BIERVANA MÜNCHEN CRAFTBEER-BRAUKUNSTBIERKULTUR Hohenzollernstr. 6180796 München Tel. 089 20077764 www.biervana.eu

EIN HERZ FÜR BIER Manuel Andrack im Interview

Der große

CHECK Was taugen Online-Biershops?

MEININGERS

GETRÄNKEMARKT FREYER GMBH Dieselstr. 20, 74211 Leingarten Tel. 07131 902990 www.befreyer.de

COOK IT!

Raffiniertes Bier-Menü ÖSTERREICH 7,70 € / SCHWEIZ SFR 12,60 / BENELUX 8,20 €

Stark JEFF MAISEL

Weißbierbrauer lebt seinen Traum

Dieser Ausgabe liegt ein Prospekt folgender Firma bei: Habermaaß GmbH August-Grosch-Str. 28-38, 96476 Bad Rodach Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.

113


HINGUCKER TOLLE SPOTS, COOLE WERBUNG, AUSSERGEWÖHNLICHE HOMEPAGES. HIER ZEIGEN WIR UNSERE LIEBLINGE.

DIESMAL: GAGGI STANGERLS DEHNÜBUNGEN

Man ist ja nur einmal jung. Findet Günter Grünwald alias Gaggi Stangerl und verrät als Fitness-Trainer im breitesten bayerischen Dialekt allen, die ihren Körper in Form halten wollen, was schon die alten Wikinger gewusst haben sollen: Dass man bei eisernem Training, bei allem „Rumhupfen“ und „Umanandakugeln“ nicht vergessen darf, eine gewisse Geschmeidigkeit zu bewahren. Zu erreichen sei diese durch Dehnungsübungen, die eben auch besagte Nordmänner vollführt hätten, wenn sie planten, ein Dorf zu überfallen. Gaggi macht klar: Nicht etwa nur die Muskeln von Armen und Beinen gilt es zu dehnen, sondern vor allem auch die Bauchdecke. Was könnte effektiver sein, als das sogenannte Stretching von innen durch den Genuss eines Bieres herbeizuführen? Bei regelmäßiger Wiederholung der Übung stelle sich der Trainingseffekt schon nach wenigen Tagen ein. Versprochen!

Den Spot gibt's hier:

https://youtu.be/zPDqKfRC334

DIE NÄCHSTE AUSGABE ERSCHEINT AM 4. NOVEMBER 2016 114

No. 04-2016


E K C E D T N E E T I E S E T N A K R ID E MA N. O B R U O B VO N

www.drinksmart.com

Z L O H S S A F M E SD U A T R E I H A R T X YE E . K R S E I T H K W A E R G A I H Z C N HEN C I DER EI L N H Ö W E G R SE S U A M E N I E T I M



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.