BUNKER, HAMBURG
Gastro-Wahrzeichen für alle?
LOYALTYSTRATEGIE
Kundenbindung mit System
Expertenrunde und Tasting-Champions
BUNKER, HAMBURG
Gastro-Wahrzeichen für alle?
LOYALTYSTRATEGIE
Kundenbindung mit System
Expertenrunde und Tasting-Champions
September 2024
08 Shortcuts
12 Cit ycheck
Neueröffnungen aus Stuttgart
14 Opening
BEAST, Berlin; Jung & Alt Bistro, Köln; Jim & June, Köln; Saletta Giesing, München
18 Bunker Hamburg
Alles zum Start der spektakulären Destination in Hamburg St. Pauli.
22 Spanien Spezial
Der Faszination der spanischen Kulinarik auf der Spur.
26 Loyalty Apps
So geht erfolgreiche Kundenbindung mit Push-Faktor.
up
30 Elbgold, Hamburg
Wie Annika Taschinski und Thomas Kliefoth mit ihrem Hamburger „Elbgold“ seit 20 Jahren die Kaffeewelt verbessern.
34 Kaffee-Trends & -News
Womit Sie jetzt Ihre Café-Gäste überraschen können.
38 Cognac
Der Klassiker mischt wieder kräftig mit.
42 Gläser-Neuheiten
Schickes Design trifft auf Alltagstauglichkeit.
46 Whisk(e)y-Roundtable
Die Essenz unserer großen Expertenrunde.
52 Best of ISW 2024
Die besten Whisk(e)ys aus dem ISW 2024.
03 Making of
Seit Jahren genießt das Mineralwasser aus dem Taunus, das ausschließlich der Gastronomie und Hotellerie vorbehalten ist, einen festen Platz in den besten Restaurants des Landes. Der Grund: Die exquisite Kombination aus dem zeitlosen Design der exklusiven aquamarin fa rbenen Glasfacettenflasche und einem einzigartigen Geschmack macht die Bad Camberger Taunusquelle zur perfekten Wahl für gehobene Ansprüche.
Genießer und Kenner schätzen die aus gew ogene Mineralisierung und die sensorische Frische der verschiedenen perlenden und stillen Varianten. Diese harmonieren ausgezeichnet mit gehobener Küche und erlesenen Weinen. Auch Sommelier-Weltmeister 1998 und Taunusquelle-Markenbotschafter Markus Del Monego teilt diese Meinung.
NATURELLE: DER TRENDSETTER OHNE KOHLENSÄURE
„Sanft und erfrischend“, so beschreibt Del Monego das stille Mineralwasser Naturelle von Taunusquelle. Der milde, fast süße Geschmack umschmeichelt die Zunge, während eine dezent mineralische Note im Hin-
tergrund für einen spannenden Kontrast sorgt. Ob pur genossen, als Begleitung zu Speisen oder zu einem Glas Wein – Naturelle ist ein vielseitiger Genuss, der mit seinem einzigartigen Geschmacksprofil und der eleganten Zurückhaltung sehr gut den Zeitgeist trifft.
MEDIUM: FEINES PRICKELN FÜR HÖCHSTEN GENUSS
Im Gegensatz zur stillen Variante besticht Taunusquelle Medium mit einer feinperligen Textur, die weit mehr bietet als nur ein prickelndes Geschmackserlebnis. „Die feinen Kohlensäurebläschen erfrischen den Gaumen“, erklärt der Wein- und Wasserexperte. „Besonders nach üppigen Mahlzeiten ist Taunusquelle Medium ideal, um den Geschmack zu neutralisieren und die Sinne neu zu beleben.“
Während die Mineralisierung bei Medium ebenso ausgewogen ist wie in allen anderen Varianten, präsentiert sich der Geschmack
jedoch etwas anders. Die Süße tritt im Vergleich zur stillen Variante in den Hintergrund, während die prickelnden Kohlensäurebläschen die milde Säure des Wassers unterstreichen. „Genau dieses Zusammenspiel ermöglicht in Kombination mit Speisen und Weinen ganz neue und spannende Effekte“, sagt Del Monego.
CLASSIC: SPRUDELNDE ELEGANZ
Seit jeher schätzen Genießer in Deutschland Mineralwasser mit viel Kohlensäure. „Taunusquelle Classic knüpft an diese Tradition an und überzeugt mit einem Geschmackserlebnis, dessen Mousseux fast an Sekt oder Champagner erinnert“, erläutert Del Monego. Die kräftige Kohlensäure verbindet sich harmonisch mit der ausgewogenen Mineralität und einer dezenten Süße zu einem unvergleichlichen Genuss. Hervorragend geeignet als Basis für spritzige Schorlen und raffinierte Cocktails, aber auch als Begleiter zu erlesenen Speisen und Weinen. www. taunusquelle.de
oben:
Das White Label-Unternehmen „RIMC Hotels & Resorts“ hat mit der neuen Destination „Hamburg Bunker“ große Pläne. Im Fokus steht nicht das Hotel, sondern die Gastronomie. Die soll neben den Touristen vor allem Einheimische ansprechen. Nicht alle in der Nachbarschaft sind davon begeistert. Kann der Spagat funktionieren?
Text: Regine Marxen
„Ich hätte mit einer größeren Abneigung gerechnet“, sagt Till Westheuser. Von Mai 2023 bis Mitte Juli 2024 war er General Manager im Hamburg Bunker und hat somit auch die Preopening-Phase begleitet. Er kennt St. Pauli und das Karolinenviertel gleich gegenüber vom Bunker und weiß von den Diskussionen, die das Mammutprojekt Bunkeraufstockung von Beginn an begleiten. Im Juli 2024 feierte der Hamburg Bunker nach über fünf Jahren Bauzeit seine Eröffnung. Während viele das Ergebnis feiern, ist die Stimmung in der Nachbarschaft in Teilen angespannt. Aber genau jene hätten die Betreiber gerne mit im Boot. Warum?
„Wir haben von unserem budgetierten Revenue Flow über 50 Prozent Gastronomieeinnahmen budgetiert“, sagt Westheuser. >
Das Constant Grind mit 94 Sitzplätzen vereint Bäckerei, Coffee Shop und Selbstbedienung in gemütlicher Atmosphäre.
rechts: Ein 560 Meter langer und fünf Meter breiter Bergpfad führt zum Stadtgarten auf dem Dach des Bunkers.
Spanien bietet aktuell eine der spannendsten kulinarischen Landschaften der Welt. Wie sehr spiegelt sich das auch in der spanischen Gastronomieszene hierzulande wider?
Text: Annika Schönstädt
Als im Juni dieses Jahres die Liste der The World’s 50 Best Restaurants 2024 veröffentlicht wurde, hatte ein Land eindeutig die Nase vorn. Neu auf Platz eins landete das „Disfrutar“ in Barcelona, gefolgt vom „Asador Etxebarri“ in Atxondo auf Platz zwei und dem „Diverxo“ in Madrid auf Platz vier. Gleichzeitig sind mit dem „Sips“ und dem „Paradiso“ in Barcelona auch in den Top vier der The World’s 50 Best Bars zwei Spanier vertreten. Zufall? Trend? Politik? Oder haben die unterschiedlichen Konzepte doch ein gemeinsames Erfolgsgeheimnis, von dem auch die spanische Gastronomie in Deutschland profitiert und deshalb ein besonderes Augenmerk verdient?
Dass eine auffällige Anzahl spanischer Restaurants und Bars aktuell zu den besten der Welt gezählt wird, ist für Aurora Almenar kein Zufall, sondern Konsequenz einer jahrzehntelangen Entwicklung. Die gebürtige Venezolanerin ist in der neu eröffneten „Bar Clara“ im Museum Fotografiska in Berlin verantwortlich für die Entwicklung der Karte, zuvor leitete sie das Lab im „Paradiso“. Das „Versuchslabor“ der Bar, die 2022 die Liste der 50 Best anführte und aktuell Platz vier belegt, widmet sich dem Experimentieren durch neue Techniken mit dem Ziel, die Welt der Mixologie zu revolutionieren. Grundlage dieser Arbeit ist laut Almenar die Molekularküche, die in den 1990er-Jahren vom katalanischen Küchenchef Ferran Adrià mitbegründet und gemeinsam mit seinem Bruder Albert im Restaurant „El Bulli“ populär gemacht wurde.
WISSENSCHAFT UND TECHNIK
Die Idee hinter der damals revolutionären Kochweise: wissenschaftliche Prinzipien und Techniken werden genutzt, um neue Geschmackserlebnisse, Texturen und Präsentationen zu schaffen. Chemie und Physik verbinden sich mit traditionellem Handwerk, um innovative Gerichte zu kreieren. Techniken der Molekularküche wie Gefrieren mit flüssigem Stickstoff, Dekonstruktion, Vakuum-Infusionen, Sous-Vide-Garen oder das Herstellen von Schäumen und Espumas mit Hilfe eines Siphons sind heute Standards der gehobenen Gastronomie.
„Die spanischen Restaurants und Bars, die heute zur Weltspitze gehören, nutzen diese Techniken und haben sie für ihre Zwecke weiterentwickelt“, so Aurora Almenar. Aber noch viel wichtiger: „Die Adrià-Brüder haben bei spanischen Köchen einen neuen Grundstein aus Liebe zum Handwerk, Kreativität und Willen zur Innovation gelegt, der dazu geführt hat, dass sie heute so gut sind.“ Das „El Bulli“ wurde 2011 geschlossen, doch als Inspirationsquelle lebe es
weiter: „Ferran und Albert Adrià waren zwei Verrückte – heute gibt es viele Verrückte.“
Die Gelegenheit, in der Barwelt etwas zu verändern, sei gerade günstig, sagt Almenar. Denn während der Einfluss der Molekularküche in Restaurants schon sehr verbreitet sei, sei die Entwicklung beim Thema Spirituosen noch am Anfang. In Berlin habe sie die Möglichkeit bekommen, etwas komplett Neues zu kreieren. Inspiration für ihre Drinks ziehe sie nicht nur aus ihrer Erfahrung, sondern auch aus den wechselnden Ausstellungen des Museums. „Wir nutzen das Sous-Vide-Verfahren, um Aromen zu extrahieren und Infusionen herzustellen, einen Sahnesiphon für Schäume, Zentrifugen und andere Methoden, um Drinks zu klären, und wir versetzen unsere Highballs mit Kohlensäure, um das sensorische Erlebnis zu verstärken“, so Almenar.
Den Einfluss von Ferran und Albert Adrià auf die gehobene, zeitgenössische spanische Küche könne man gar nicht hoch genug bewerten, sagt auch Jesús Díaz Sindín, der seit fast 25 Jahren mit seiner Frau Patricia Pérez in Hamburg-Winterhude das Restaurant „Portomarin“ betreibt. „Mit der Molekularküche ist eine neue Welt angebrochen, das hat auch die alltägliche spanische Küche verändert“, so der Gastronom. Das reiche von den Kochtechniken bis zur kunstvollen Anrichtung auf dem Teller. „Vor allem aber hat die spanische Küche durch die Bewegung eine Welle der Popularität erfahren, die uns allen zugutekommt.“ Als Díaz Sindín in den 1990er-Jahren nach Deutschland kam, war er schockiert von dem, was sich ihm hier als spanische Küche präsentierte. Die Qualität sei durchweg miserabel gewesen, die Gerichte hatten wenig mit dem zu tun, was er von zu Hause kannte.
Eine Beobachtung, die auch Jan-Hendrik Feldner bestätigt, der in Erfurt das Tapas-Restaurant „Catalana“ und das Fine-Dining-Pendant „Estima“ betreibt. Die Ursachen dafür sieht der Deutsche bei den spanischen Gastronomen. Die hätten den Touristen vor Ort und zurück in Deutschland nur einfache spanische oder eingedeutschte Küche serviert. „Sie haben ihre eigenen Traditionen zu wenig wertgeschätzt und damit dafür gesorgt, dass spanische Produkte einen minderwertigen Ruf hatten. Sowohl Jan-Hendrik Feldner als auch Jesús Díaz Sindín beschlossen deshalb, es mit ihren eigenen Restaurants besser zu machen. Feldner als Spanien-Kenner in Kooperation mit der Escuela de Hostelería Hofmann in Barcelona, Díaz Sin-
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Einen neuen Gast zu gewinnen ist viel teurer, als einen vorhandenen zurück ins Restaurant zu bringen, besonders in Zeiten, in denen viele Verbraucher ihre Ausgehfrequenz verringern oder pro Besuch weniger ausgeben.
Die digitale Basis vieler Loyalty-Aktivitäten sind Push-Nachrichten
Text: Barbara Schindler
Wahre Gästeliebe schwindet nicht mit einem knapperen Budget. Sie muss nur häufiger stimuliert werden, damit die häufigste Antwort auf die Frage „Wo gebe ich mein Geld aus?“ auch in Zukunft lautet: In meinem Lieblingsrestaurant. Motivierten früher Stempelkarten aus Papier die Gäste und Kunden dazu, ein- oder auch zweimal mehr im Laden vorbeizuschauen, sind es heute immer öfter Handy-Apps, die per Push-Nachrichten oder e-Mail Lust auf Genuss und Erlebnisse in der Gastronomie machen. Dass diese digitalen Impulse wirken, bestätigt der im Mai veröffentlichte Loyalty Report des App-Anbieters hello again. Darin geben 33,1 Prozent der Befragten an, dass sie ein Geschäft oder ein Restaurant häufiger aufsuchen, weil es dort ein Kundenbindungsprogramm gibt. Bezogen auf die Gastronomie erklärten 23,3 Prozent, dass sie entsprechende Angebote ihrer Lieblingsrestaurants mindestens einmal pro Woche nutzen. Auch als Informationskanal sind Apps – vor allem bei jüngeren Menschen – zunehmend beliebt: Während 37,8 Prozent der Befragten zwischen 55 und 65 Jahren es bevorzugen, per e-Mail von Neuigkeiten und Aktionen zu erfahren, wünschen sich dies unter den 18- bis 24-Jährigen inzwischen 39,5 Prozent von einer App. 71,6 Prozent der Befragten präferieren grundsätzlich eine digitale Lösung statt einer Stempelkarte – darunter sogar 61 Prozent der 55- bis 65-Jährigen, so die Studie.
„Der Kampf um die derzeit sparsamen Konsumenten wird härter. Die Gastronomie ist aufgrund ihrer wiederkehrenden Frequenz prädestiniert für die digital getriebene Kundenbindung“, sagt Franz Tretter, Gründer und CEO von hello again. „Wenn der Gast das Restaurant verlässt, bleibt es auf dem Smartphone mit ihm in Kontakt. Und kann ihm so immer wieder seine Wertschätzung ausdrücken, indem es ihm Goodies, Vorteile und besondere Aufmerksamkeit schenkt.“ Was sich fast zwangsläufig herumspricht: „Gastronomen können die Gäste über die App motivieren, Bewertungen auf Google zu hinterlassen“, erklärt Tretter. „80 bis 90 Prozent der Kommentare sind positiv und führen zu einem besseren Ranking beziehungsweise mehr Sichtbarkeit im Internet.“
Auf diesem Weg Gäste zu gewinnen und zu Freunden zu machen, gelingt bei L’Osteria seit rund einem Jahr bestens über den „Amici Club“. John Schlüter, Vice President Marketing & Communication, bewertet die markeneigene Loyalty App nach anfänglichen Herausforderungen sehr positiv: „Wir erkennen seit Monaten ein stetiges Wachstum und erhalten viel positives Feedback seitens unserer Gäste beziehungsweise User. Vor allem für Stammkunden und Fans der Marke ist der Amici Club ein sehr attraktiver Service, der zu weiteren Besuchen in unseren Restaurants einlädt.“ Stand Juli 2024 haben mehr als 121.000 Nutzer die App heruntergeladen – Tendenz steigend. „Davon sind mehr als 50 Prozent monatlich aktiv, was ein großartiger Erfolg ist“, berichtet Schlüter. „Vor allem durch regelmäßige Push-Notification-Kampagnen können wir Nutzer gezielt mit Angeboten sowie Updates begeistern. Seit der Einführung von Gamification-Inhalten wie dem Glücksrad-Spiel verzeichnen wir zusätzlich einen starken Zuwachs bei den Neu-Anmeldungen und monatlichen Nutzungen.“
Vorrangig nutzen die User die App allerdings dazu, den auf der L’Osteria-Rechnung abgebildeten QR-Code zu scannen und so für jeden bezahlten Euro ein „Amore-Herz“ zu sammeln. Dafür erhalten sie im Restaurant Preisvorteile oder können an die Stiftung „Kinderherzen“ spenden. Daneben ermöglicht die App die Bestellung beim L’Osteria-Lieferdienst, die Tischreservierung und den Blick auf die Speisekarte sowie die neuesten Aktionen und Entwicklungen im Unternehmen. „Der Amici Club liefert als All-inOne-Lösung das Gesamtpaket: Er ist nicht nur Inspiration für die nächste Bestellung oder den nächsten Besuch, sondern dient auch als digitale Plattform für saisonale Specials und Deals genauso wie für attraktive Gewinnspiele und interaktiv spielerische Funktionen“, hebt Schlüter hervor. So wurden beispielsweise kürzlich die Club-Mitglieder als erste über den Launch der L’Osteria Streetwear-Kollektion informiert.
Dass die Verlängerung des Markenerlebnisses nicht nur bei großen Fullservice-Ketten oder Quickservice-Riesen wie McDonald’s funktioniert, sondern auch lokale Fast Food-Player noch tiefer in den Herzen ihrer Fans verankern kann, beweist das österreichische Konzept Leberkaspepi. Der Mono-Produkt-Anbieter mit sechs Eigenregie-Standorten in Linz, Klagenfurt und Wien sowie drei Franchise-Units in Passau und Wien ermöglicht es seinen Kunden schon lange, über Papier-Stempelkarten Punkte zu sammeln und diese gegen Prämien einzutauschen. „Bei unseren eigenen Läden setzen wir aber seit einiger Zeit auf eine App – einfach, um auf der Höhe der Zeit zu sein und weil unsere Kunden das wünschen“, berichtet Melanie Rudinger, Assistentin der Geschäftsleitung. Was spricht gegen Papier? „Papierkarten werden zu Hause vergessen, die gesammelten Aufkleber gehen schnell verloren“, zählt Rudinger auf. „Das Handy hat jeder immer dabei.“
Die Nutzerzahlen geben ihr Recht: 17.700 Mal wurde die Pepi-Äppi inzwischen heruntergeladen, 13.000 User haben sich registriert, etwa 2.400 nutzen sie mindestens einmal im Monat. Als Belohnung für treue Fans winken das Signature-Produkt Leberkas-Semmel, Merchandise wie Kappen und Schlüsselanhänger oder Caterings für bis zu zehn Personen. „Letzteres wird vor allem von Firmen gerne genutzt: Mehrere Kollegen bestellen, einer sammelt die Punkte und wenn genügend zusammengekommen sind, liefern wir 2 Kilogramm Leberkäse, zehn Semmeln, zehn Stück Gebäck sowie Senf und Soßen ins Büro“, erläutert Rudinger. Rund dreimal pro Monat finden solche Leberkas-Partys in größerer Runde statt. „95 Prozent
Kundenbindung mit Leberkas-Semmeln: Franz Tretter (hello again) mit Christoph Baur (Leberkaspepi)
ELBGOLD, HAMBURG:
Als Specialty-Coffee- und Direkthandel-Pionier haben
Annika Taschinski und Thomas Kliefoth mit „Elbgold“ Wege geebnet. Auch im 20. Jahr ihres Bestehens stellen sie sich noch laufend Fragen und setzen nun klare Prioritäten.
Text: Benjamin Brouër, Fotos: Martin Kess
Mal angenommen, man trifft – der Bahn sei Dank – zum Foto- und Interviewtermin mit Annika Taschinski etwas verspätet ein, kann es gut passieren, dass sie in der Zwischenzeit die Fäden selbst in die Hand genommen hat und die Fotos schon im Kasten sind, ehe man abgehetzt ankommt. „Da bist du ja, komm’ mit, ich muss dir was zeigen“, lässt sie keine Sekunde ungenutzt verstreichen. Die Frau ist mitreißend! Seit 2004 – das große Jubiläum steht im Dezember an – bewegt sie gemeinsam mit ihrem Lebens- und Geschäftspartner Thomas Kliefoth Hamburg und die Kaffeewelt. „Elbgold“, vor 20 Jahren als „glückliche Kaffeemarke für Hamburg“ gegründet, ist immer noch genau das – heute aber längst auch viel mehr. Elbgold-Kaffees werden inzwischen auch in Kaffeebars und Sternerestaurants in Lissabon, Paris, Bangkok, Athen und auf den Philippinen ausgeschenkt.
Die Elbgold-Entwicklung lässt sich eindrucksvoll am Produktionsort in den Hamburger Schanzenhöfen beobachten, den Annika Taschinski und Thomas Kliefoth 2010 bezogen haben, als sie in Winterhude, ihrer Startlocation, aus allen Nähten platzten. Zuletzt stand erneut ein größerer Umbau auf der Schanze an. In der gläsernen Rösterei läuft nun ein Loring-Röster aus den USA auf Hochtouren, von Montag bis Freitag, in zwei Schichten, 70 Kilogramm pro Charge. Eine Tonne röstet das Team mittlerweile täglich, besonders ausgefallene Spezialitäten wie Geisha oder anaerobe Kaffees zusätzlich in einem 7-kg-Röster. 22 Container mit Rohkaffee hat Elbgold im vergangenen Jahr aus den Ursprungsländern direkt importiert.
STÄRKERER FOKUS, WENIGER
Der dem Wachstum geschuldete Umbau fördert allerdings nicht nur Gewinner zutage. Im Internet weinen Stammgäste der Großzügigkeit der Location und der Vielzahl an Café-Sitzplätzen hinterher, die in Teilen der erweiterten Produktionsfläche weichen mussten. „Ja“, pflichtet Anni-
Die Whiskybranche ist in Bewegung und zeigt sich so vielfältig wie noch nie. Doch wo liegen die Grenzen der Entwicklung und wo tun sich Chancen auf?
Unser Roundtable liefert die Antworten.
Text: Tim Allgaier, Fotos: Ralf Ziegler – Ad Lumina
Alle Jahre wieder trifft beim Whisk(e)y-Roundtable geballte Spirituosenkompetenz aufeinander und debattiert über die drängendsten Fragen des Marktes. In diesem Jahr mit dabei: Ewald Stromer (Bruichladdich/Rémy Cointreau), Eyck Thormann (Pernod Ricard), Timo Lambrecht (Rising Brands), Tom Weinberger (Lantenhammer/SILD), Christoph Henkel (Kirsch Import), Bastian Denkler (Prineus) und Christoph Seifried (Slyrs). Die wichtigsten Erkenntnisse der Diskussionsrunde in fünf Akten:
Welche Faktoren bestimmen aktuell den Erfolg auf dem umkämpften Whiskymarkt? Klar ist, die Zeiten waren schon einmal einfacher und es bedarf guter Strategien, um die Gunst der Käufer zu erlangen. „Der Spirituosenmarkt befindet sich in einer Phase der Konsolidierung“, meint etwa Eyck Thormann. „Was derzeit gut funktioniert, sind Innovationen: Neuprodukte sind momentan ein großer Treiber für Absatz.“
Tom Weinberger
Geschäftsführer Marketing & Personal, Lantenhammer Destillerie
„Wir sind First Class, und wenn wir unser Produkt einmal zu zweiter Klasse machen, bleiben wir immer zweite Klasse.“
Was für die gesamte Branche gilt, gilt auch für das WhiskySegment. Man muss etwas zu erzählen haben und bestenfalls lauter sein als die anderen Destillerien. Auch Christoph Seifried von der bayrischen Slyrs Destillerie sieht, wie wichtig regelmäßige Neuheiten in der Kommunikation sind: „Das größte Zugpferd ist aktuell Limitierung. Neue Produkte bringen immer einen längeren Peak mit sich bei uns. Etwas Besonderes, Neues, das so nicht im Standardportfolio verfügbar ist, verkauft sich sofort deutlich besser.“ Ewald Stromer stellt mit leichter Süffisanz darauf ab, dass es einige klassische Faktoren gibt, die nach wie vor massiv die Kaufentscheidung beeinflussen –mit einer wichtigen Ausnahme: „Altersangabe, Alkoholgehalt und natürlich ein fairer Preis – es sei denn es ist ein Einzelfass.“ Hier gelte wieder die Limitierungs-Logik, die
(noch) ausreichend Whiskyfans und Sammler anspricht, um sich in aller Regel mit geringerem Aufwand verkaufen zu lassen. In eine ähnliche Richtung geht nach Mehrheitsmeinung der Effekt einer Sherry Cask-Abfüllung – eine Wahrnehmung, die sich durchaus mit den Ergebnissen des ISW Tastings (s. S. 50f.) deckt.
„Die Leute sind nicht mehr sofort bereit, für eine Super-Sonderedition 200 € und mehr auszugeben“, ist sich Timo Lambrecht sicher. Bei aller Sammelfreude werde das Preis-Leistungs-Verhältnis häufiger hinterfragt, als es noch vor einigen Jahren der Fall gewesen sei. Die Altersangabe – seit vielen Jahren traditionelles Thema in unserer Diskussionsrunde – wird nach wie vor als wichtig erachtet, zumindest in gewissen Segmenten, wie Eyck Thormann es formuliert: „Sobald ein Produkt einen gewissen Verkaufspreis überseigt, erwartet der Endverbraucher auch weiterhin eine Altersangabe auf dem Etikett.“
Preis ist natürlich ein entscheidender Faktor, und die Einschätzungen zum aktuellen „Sweetspot“ gehen auseinander. Die 100 €-Schwelle scheint aber ein wichtiger psychologischer Grenzwert für Käuferinnen und Käufer zu sein, während die „Standards“ im Segment unter 50 € noch guten Absatz finden. Generell sind sich alle mehr oder weniger einig, dass solide Core Ranges mit guter Preis-Leistung ein wichtiger Bestandteil für Erfolg sind, während allzu breite Sortimente bei einigen Firmen mittlerweile eher zurückgefahren werden.
„Transparenz und Marketing ohne ‚Bullshit‘ ist ein Muss!“, ist Christoph Henkel überzeugt. „Ansonsten kommst du heute nicht mehr weiter.“ Das sei sozusagen die Grundlage für eine Vertrauensbasis bei den Konsumenten, die das zunehmend nachfragten, und biete gerade kleineren Marken einen Wettbewerbsvorteil. Das spielt auch bei Slyrs eine große Rolle in der Kommunikation, wie Christoph Seifried bestätigt. Mit der gläsernen Destillerie versucht die
Timo Lambrecht Brand Development Manager, Rising Brands
„Die kleinen Destillerien werden einen ganz schön langen Atem brauchen.“