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Wirtschaft
Welten von St.Gallen aus verbinden Die Militzer & Münch-Unternehmensgruppe ist mit über 100 Standorten in rund 30 Ländern einer der grössten Logistikdienstleister Europas. Gegründet 1880 in Bayern, hat das Unternehmen seit 1986 seinen Sitz in St.Gallen. Jetzt baut der Konzern mit r und 2000 Angestellten weltweit sein Chinageschäft aus. Verwaltungsratspräsident Michael Albert und CFO Alexei Kovalenko skizzieren die Gründe dafür – und verraten, warum sich M&M gerade in der Gallusstadt niedergelassen hat.
Michael Albert, Alexei Kovalenko, Anfang Januar haben Sie Ihre achte Niederlassung in China eröffnet. Wie wichtig ist China für M&M? Michael Albert: China spielt seit Langem eine wichtige Rolle für uns. 1981 starteten wir mit einem ersten Delegationsbüro in China, und als einer der ersten ausländischen Logistikdienstleister haben wir in China die Speditionslizenz der Klasse A erhalten. Heute beschäftigen wir dort rund 100 Mitarbeiter.
«1981 starteten wir mit einem ersten Delegationsbüro in China.» Geht es dabei um den Warenfluss innerhalb Chinas oder von/nach China? MA: Eher um von/nach China. Der derzeit grösste Geschäftsbereich von M&M China ist die Luftfracht. Militzer & Münch hat bereits in den 1950er Jahren erste Schritte in die Luftfrachtbranche unternommen; wir konnten unser Netzwerk seitdem stetig ausbauen. Aber auch Landtransporte haben in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung für M&M China und die Gruppe als Ganzes gewonnen. Das hängt stark mit der «Wiederbelebung» der Seidenstrasse im Rahmen der «One Belt, One Road»-Initiative der chinesischen Regierung zusammen. Und auch damit, dass Militzer & Münch zu den führenden Transport- und Logistikdienstleistern in den transkaukasischen und zentralasiatischen Regionen gehört, mit Standorten in Aserbaidschan, Georgien, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan. Insbesondere unsere langjährige Niederlassung im chinesischen Urumqi ist ein optimaler Ausgangsort für Transporte nach Kasachstan und Usbekistan. Unser Ziel ist es daher, auch in Zukunft die Präsenz in China und Zentralasien sowie die Verkehre zwischen den Regionen weiter zu verstärken. LEADER | März 2022
Ein weiterer Schwerpunkt ist Ihr Frankreich- und Nord afrikageschäft. Alexei Kovalenko: Genau – Militzer & Münch Frankreich gilt als Marktführer auf der Relation Europa-Maghreb. Wir sind dort seit Jahrzehnten mit eigenen Gesellschaften in Frankreich (seit 46 Jahren), in Marokko (seit 36 Jahren), in Tunesien (seit 26 Jahren) und mit einem noch relativ jungen Joint Venture in Algerien stark aufgestellt. Wir übernehmen für unsere Kunden die Beschaffungs- und Distributionslogistik und verfügen dabei über profundes Branchen-Know-how – zum Beispiel bei Pharma, Textil und Automotive. Und wir sehen, dass d ie Sendungsmengen von Jahr zu Jahr wachsen, denn die Maghreb-Staaten sind für unsere Kunden in Europa die logistische Brücke nach Afrika. Und in Südosteuropa sind Sie da gut vertreten? AK: Ja, in Bulgarien haben wir uns in den letzten 30 Jahren eine starke Marktposition erarbeitet. Da wir das Potenzial dieser Region für vielsprechend halten, haben wir 2019 eine Landesgesellschaft in Serbien gegründet. Letztes Jahr kamen Montenegro und Bosnien und Herzegowina dazu. Wir möchten uns aber geografisch nicht selbst beschränken – wir sind Experten für herausfordernde Märkte und entwickeln für unsere Kunden individuelle Transportlösungen auch unter erschwerten Bedingungen. Apropos erschwerte Bedingungen: Inwiefern hat Corona Ihr Geschäft in den letzten zwei Jahren beeinflusst? MA: Natürlich haben wir die grossen Einschränkungen und gesunkenen Transportmengen im internationalen Warenverkehr gespürt. Im Westen hat uns die staatliche Unterstützung sehr geholfen, unter anderem in Frankreich und Deutschland. Das hat die negativen Folgen des Auftragsrückgangs etwas abgemildert. In Deutschland haben wir zum Beispiel einige Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, als der Flugverkehr nahezu zum Erliegen kam. Gleichzeitig haben wir festgestellt, dass Militzer & Münch eine agile Gruppe ist und wir dadurch in der Lage sind, schnell und angemessen eine Krise zu kontern.