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Play oder Game?

Eindruck, dass wir uns noch immer in einem Arbeitsumfeld befinden, in welchem man sich anständig und brav zeigt, damit der Chef nicht auf die Idee kommt, der Mitarbeitende sei möglicherweise ineffizient.

Das Spiel ist eine grundlegende Aktivität, die Kreativität sowie Energie und Kraft im Wettkampf freisetzt. Spielen besitzt das Potenzial, verfestigte Strukturen zu durchbrechen und Innovationen ins Leben zu rufen. Dieses Potenzial machen sich Kreativitätsmethoden und moderne Managementschulen zunutze. Diese zielen darauf ab, neue, kreative und innovative Ergebnisse zu erzeugen. Spiele schaffen es, Elemente einer Situation so zu verändern, damit Neues und Unbekanntes entsteht sowie Lösungen für scheinbar unlösbare Probleme plötzlich einfach so gefunden werden.

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è Eine allgemeingültige Klassifikation von »Spielen« existiert nicht. Je nach Schwerpunkt oder ausgewähltem Aspekt existieren verschiedene Abgrenzungen, Theorien und Definitionen. è In diesem Buch bezieht sich »Spielen« jedoch rein spezifisch auf die Arbeitswelt. Logisch, oder? è Arbeit nimmt also dann charakteristische Züge des Spielens an, wenn eine festgelegte Arbeit nicht mehr in einer streng hierarchischen Organisation ausgeführt werden muss, sondern die

Arbeitenden ihre Kompetenzen durch lernende Prozesse immer wieder neu entwickeln können. Es geht darum, sich auf spielerische Interaktionen einzulassen, bei denen das Resultat am

Anfang noch nicht klar, also nicht vorhersehbar ist.

Das Spiel in der Arbeitswelt wird seit geraumer Zeit erforscht. Es existieren mittlerweile verschiedenste Modelle und Ansätze, wie sich die Mitarbeitenden zu mehr Motivation begeistern lassen

können. Während das Englische die Begriffe play und game klar auseinanderhält, wird diese Differenzierung in der deutschen Sprache schon ein bisschen problematischer, denn wir kennen lediglich das Wort »Spiel«. Play und game sind in der Kreativitätsforschung zwei völlig verschiedene Konzepte. Um sie besser voneinander trennen zu können, unterscheidet der Soziologe und Philosoph Roger Caillois zwischen Paidia (play) und Ludus (game).

Ludus (game)

• Ergebnisfokussierte Motivation • Gamification • Klare Regeln, deutliche Abgrenzung •Zielorientiertes Überwinden von

Herausforderungen •Steigerung der Motivation •Wettkampf mit sich selbst •Belohnungen (Punkte, Auszeichnungen, Ranglisten etc.) • Prozessfokussierte Motivation •Playfulness (Verspieltheit) •Regel- und zügelloses, freies und unarrangiertes Spiel •Menschlicher Spieltrieb nach kindlichem Prinzip •Freude am Tun •Kreative Erkundung von Möglichkeitsräumen und Innovationspotenzialen

Paidia (play)

Zukunftsforscher sehen in Ludus (game) die Problematik, dass es lediglich spielerische Elemente sind, welche die Menschen motivieren sollen, an ihr Ziel zu gelangen. Dieses System kennt man insbesondere unter dem Namen Gamification, welches über ein Belohnungssystem funktioniert (beispielsweise durch Punkte, Auszeichnungen oder Ranglisten). Zu abstrakt?

Nehmen wir ein Alltagsbeispiel: Die meisten Besucher von Super- und Großmärkten (in der Schweiz zum Beispiel Coop und Migros) besitzen eine Bonuspunktekarte. Am Ende des Einkaufs werden jeweils brav Punkte gesammelt. Mit welchem Ziel? Sammeln, damit wir Rabattcoupons erhalten oder der nächste Einkauf über Punkte abgebucht wird. Ganz einfach ausgedrückt: Wir werden belohnt. Schon als Kinder wurden wir belohnt, wir wussten einfach nicht, dass es dafür einen Namen gibt. Und so erhielten wir – bei guten Schulleistungen – am Ende der Woche beispielsweise

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