Mitteschön Magazin - Ausgabe 17

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Ausgabe 17, Januar 2012

Neues aus Berlin Mitte

a new dawn deutsch + English

modestrecke: hostess with the Harness Vive les entrepreneurs: neustarten in berlin nachgehorcht: little dragon Mittes Monatsheft!


NEU ! EiNE FragE dEs stils

Jetzt im gepflegten Zeitschriftenhandel.


Editorial  3

Mitte ins herz Neues Jahr, neues Glück, sagt man gerne. Dabei wissen wir alle doch längst, dass die guten Vorsätze sich spätestens im Februar verflüchtigen. Denn, wer einen wirklichen Neuanfang sucht, der wartet damit nicht bis zum Jahreswechsel, sondern legt direkt los. Das zeigen nicht nur die drei wagemutigen Berufswechsler, die wir in diesem Heft porträtieren. Nein, auch als StartUp-Unternehmer muss man Kühnheit und eine Menge Ideen mitbringen, wie ihr in unserem Artikel über Entrepreneurs erfahren könnt. Doch nicht jeder sehnt sich nach einem beruflichen Wechsel. Manche lassen lieber ihr Äußeres grundsanieren. Warum das selbst mit 70 Jahren noch Sinn macht und welches Körperteil unsere Mitteschön-Redakteurin Bettina laut Schönheitschirurgen noch mal genauer im Spiegel anschauen sollte, das erfahrt ihr in Berliner Gesichter. Ansonsten sind in diesem Heft mit dabei: Die obligatorischen Eventtipps, zwei neue Läden, die wir für euch in Berlin aufgespürt haben, unsere Wir-Mitte-Muttis-Kolumne, in der sich in diesem Monat alles um das Thema Schwangerschaft dreht und natürlich unsere Gimme Five. Wir wünschen euch viel Spaß damit... und viel Glück mit den neuen Vorsätzen. Ein frohes Neues Jahr wünscht die Mitteschön-Redaktion!

alex kahan Alex Kahan, gerade erst 25 Jahre geworden, stammt aus der Ukraine und lebt seit 14 Jahren in Hamburg. Er macht Porträtund Fashionaufnahmen für verschiedene Magazine und war erst vor Kurzem für eine große Imagekampagne in Paris. Sein wohl spannendstes Projekt bisher ist eine Fotostrecke, für die er vier Wochen lang die Ureinwohner aus Costa Rica und Panama ablichtete. Als Nächstes plant er für ein paar Jahre in die Staaten zu ziehen. Für diese MITTESCHÖN hat Alex die Modestrecke Hostess with the Harness fotografiert. www.alexkahan.de

Marco Hülsebus Gemeinsam Konzepte zu entwickeln und dabei eigene Ideen umzusetzen sind die treibenden Kräfte in Marcos Arbeitsweise. Für ihn sind Teamgeist und gegenseitige kreative Befruchtung die besten Voraussetzungen für das Voranschreiten und Erarbeiten von neuen, bestmöglichen Produktionen. „Niemals stehen bleiben.“ www.marcohuelsebus.de

Myriam Lutz Myriam hat für die aktuelle Ausgabe von Mitteschön die Designerinnen von Rita in Palma in ihrem Showroom in Neukölln in Szene gesetzt. Wie Rita in Palma liebt auch Myriam Pastellfarben. Sie lebt und arbeitet als Fotografin seit mehreren Jahren in Berlin. Fasziniert von der Beziehung zwischen Zeit und Fotografie, sucht sie nach immer neuen Möglichkeiten, diese in ihren Arbeiten zu interpretieren. www.myriamlutz.com


4   Impressum

Mitteschön no  17

Herausgeber

Toni Kappesz Veröffentlichung

Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany Projekt Manager

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) ARTDIREction

Dörte Lange (doerte@mitteschoen.com) Grafikdesign

Kristina Wedel (christina@mitteschoen.com) Projekt Manager online

André Uhl (andre@mitteschoen.com) Redaktion

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) Presse

Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) Redakteure

Paul Schlosser, Bettina Schuler, Katharina Geißler, Björn Lüdtke, Oliver Janik, André Uhl, Emilie Trice, Pelén Boramir, Anne Kammerzelt, Ksenia Stroganova Fotografen

Tina Linster, Alex Kahan, Myriam Lutz ÜBersetzung

Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Moritz Estermann Anzeigenvermarktung

media@mitteschoen.com WEBSeITE

www.mitteschoen.com Druck

Henke Pressedruck Coverfoto:

Dafne, fotografiert von Alex Kahan.


Inhaltsverzeichnis  5

INHALT / Content Wegweiser 6

Momentmal: neustarten! ausmisten! simplify!

8

Konzerte und Ausstellungen Concerts and Exhibitions

10

Mitteschön Lieblingsstücke

15

Gimme five: a new day, a new dawn

36

Kochtipps vom Kochhaus

40

Englische Übersetzungen English Translations

44

Mitteschön Verlosung

47

Stadtplan City Map

kieztalk 22

Neu in der Stadt: Oukan 71

26

Côte d’Azur - Feeling zum Mitnehmen: Rita in Palma Interview: Rita in Palma

30

NEUanfang - drei menschen, die ihn wagten A new beginning – three people who dared to start anew

37

Wir Mitte-Muttis: sind schwanger We Mitte Mums: are pregnant

38

Berliner Gesichter: Dr. med. detlef witzel, chirurg Berlin Faces: Dr. med. Detlef Witzel, plastic and aesthetic surgeon

46

Kolumne: Missstände und andere Belanglosigkeiten

Kulturgut 12

Vive les entrepreneurs!

16

Modestrecke: Hostess with the harness

23

illustratorin des Monats: Julia Pelzer Illustrator of the month: Julia Pelzer

32

Angehört und nachgehorcht: Little Dragon

35

Kunsttipps von EyeOut EYEOUT Art Events


neustarten! ausmisten! simplify! schreit’s einem am Jahresende von überall entgegen. Wäre der Alltagsneustart doch nur so einfach! Zwar donnert man den ausgelatschten

Taschenkalender (und damit alle vergangenen Fauxpas) höchst symbolisch in die Tonne, doch der Abschied von alten Lastern und Lasten fällt schwer. Denn meist sind es nicht die Dinge selbst,


Das Foto entstand im Rahmen der Arbeit „Antinomie. K. Russell.Archiv“

an die wir uns klammern, sondern das, was wir mit ihnen verbinden. Im Falle meines ausgedienten, doch sehr geliebten Sofas boten Blumen, Freunde, Wein – und Brennspiritus – einen würdi-

gen Abgang in 30 Minuten. Die Essenz der alten Kiste, knapp zwei Kilo Asche, existiert immer noch: in einem leicht transportablen Plastikbeutel. Tina Linster fängt für „MitteSchön“ Berlin-Momente ein.


8   Veranstaltungstipps von Katharina Geißler und Ksenia Stroganova, Translations P. 40

CTM.12spectral Musik/ Kunst Festival Eintritt: 70 – 170 € 30. Januar bis 5. Februar Das CTM Festival ist nicht jedem ein Begriff. Dabei ist es ein ganz besonderes Ereignis. Eine Veranstaltung, die auf die Kraft trüber, beunruhigender Klänge des Witch House, Hypnagogic Pop, Hauntology, Neo-Industrial setzt und die negative Energie der Verlangsamung musikalisch thematisiert. Das ewig Positive rückt in den Hintergrund und Begriffe wie Zerfall, Vernebelung, Geheimnis, Nostalgie, Leere oder Verlust geben hier den Ton an. In der Zeit, in der Musik scheinbar nur noch aus der Vergangenheit Kreativität schöpft und unermüdlich Lebensfreude propagiert, erkennen die Macher des Festivals neue Potentiale in der dunklen Seite des Daseins, die sich in der Musik in Form unheimlich anmutender Klänge äußert. In einem umfangreichen Konzertprogramm im Berghain, HAU, Passionskirche, Gretchen, Kater Holzig und Horst Krzbrg, mit Diskursveranstaltungen sowie einem Ausstellungsteil widmet sich die dreizehnte Ausgabe des CTM-Festivals for Adventurous Music and Related Arts mit dem Festivalthema SPECTRAL der gegenwärtigen Konjunktur des Geisterhaften und Dunklen in der Musik. Die CTM.12-Ausstellung im Kunstraum Kreuzberg/Bethanien eröffnet bereits am 27. Januar im Rahmen eines umfangreichen Partnerprogramms, in dem zahlreiche unabhängige Berliner Kunst-, Musik- und Medienorte ihre Aktivitäten vorstellen. www.ctm-festival.de

Ron Galella: DJ Vadim & Paparazzi Yarah Bravo Extraordinaire! Ausstellung Eintritt: 10 €, ermäßigt 5 € 10. Dezember bis 26. Februar täglich, 11 – 20 Uhr „Wenn jemand sagt: ,Keine Fotos!‘ – dann versuche ich, keine mehr zu machen. Aber bevor er das sagt, mache ich so viele ich kann. Das ist das Spiel.“ (Ron Galella) Das ist wohl die Essenz jedes Paparazzo auf der rücksichtslosen Jagd nach dem spektakulärsten Bild, stets in der Hoffnung, private, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Details ans Licht zu zerren. So arbeitete auch Ron Galella, ein 1931 in New York geborener Pionier der Paparazzi-Fotografie. Ausdauernd wie ein Detektiv ging er vor, um Celebrities in ihrer natürlichen Umgebung aufzuspüren und den einen ganz besonderen Moment festzuhalten. Doch anders als seinen Kollegen ging es ihm nicht primär um die Entblößung der Stars, sondern vielmehr um ihre ungeschminkte Natur jenseits der Posen und Masken. So ist eine ganze Reihe beeindruckender Schnappschüsse bekannter Gesichter entstanden. Ob Marlon Brando, Greta Garbo, Sean Penn, Muhammad Ali, Madonna oder Audrey Hepburn – keiner konnte ihm, besser gesagt seinem Objektiv, entwischen. Anlässlich der Berlinale zeigt C/O Berlin ca. 140 schwarz-weiß-Fotografien des berühmten Fotografen, dessen fotografische Herangehensweise neben körperlichen Übergriffen auch zu Klagen führte und den Andy Warhol und Liz Taylor verehrt haben.

Hip-Hop Eintritt: 10 € 13. Januar Beginn: 23:30 Uhr Es scheint, als würden diesem Mann niemals die Ideen ausgehen. Ihn samt seiner Musik in die viel zu enge Hip-Hop-Schublade zu stecken, wäre einfach zu schade. Denn seine Sounds sind zwar durchaus dem Hip-Hop zuzuordnen, allerdings ignoriert der in Sankt Petersburg geborene und in London aufgewachsene Vollblut-Musiker konsequent die Engstirnigkeit des Genres. Er lässt Einflüsse verschiedener Musikrichtungen verschmelzen. So entsteht ein einzigartiger Stilmix aus Hip-Hop, Soul, Reggae und Electronica, der ihn rund um den Globus bekannt machte. Während der 2009er Tour für sein letztes Album U Can’t Lurn Imaginashun formierte sich seine neue Band The Electric. Zusammen mit der englischen Soul-Hoffnung Sabira Jade und dem Chicagoer Rapper Pugs Atomz bildet DJ Vadim ein wahrhaft internationales Kollektiv mit exquisitem Geschmack. An seiner Seite groovt mit ihrer samtigen Stimme seine energiegeladene Frau Yarah Bravo. Wer ihr 2008er Album Good Girls Rarely Make History nicht kennt, dürfte Yarah Bravo in The Electric’s mit Beautiful gehört haben. Gemeinsam mit Jazzanova, deren neues Album Upside Down im Januar erscheint. Delfonic und Marc Hype erwartet euch eine experimentierfreudige Melange aus Oldschool-Hip-Hop und modernem Soul! Gretchen Club

c/o Berlin, Oranienburgerstraße 35/36

Obentraustraße 19-21

www.co-berlin.info

www.gretchen-club.de


Neujahrskonzert 2012: Austra Synthie-Pop Eintritt: VVK 20 € 1. Januar, 20 Uhr All denjenigen unter uns, die nach der Silvesternacht eher nachdenklich gestimmt sind, weil die Zeit schon wieder viel zu schnell vorbeiging, sei das Neujahrskonzert der kanadischen Band Austra in der Volksbühne ans Herz gelegt. Austra – das sind Frontfrau Katie Selmanis, Percussionistin Maya Postepski und Bassist Dorian Wolf. Der Name geht auf die lettische Göttin des Lichts zurück, nach der sich das 2010 gegründete New-Wave-Projekt benannte. Der Sound ist nicht ganz so hell und harmonisch: Katies durchdringende, hohe Stimme, düstere Synthies, schneidende Drum Beats und melancholische Melodien verschmelzen hier zu sphärischen Mollklängen. Dass Katie ursprünglich einmal Opernsängerin werden wollte, ist ihren Songs deutlich anzuhören. Gänzlich wollte die lettisch-kanadische Sängerin mit den ultrablonden Haaren der klassischen Musik aber nicht den Rücken kehren, nachdem sie ihr Studium an den Nagel gehängt und in verschiedenen Popbands, darunter auch Galaxy, mitgesungen hatte: „I wanted to make classical music with really fucked up, distorted crazy shit on there“, meint Katie über ihre Musik. Wahrlich, das ist ihr gelungen! Volksbühne/Großes Haus Am Rosa-Luxemburg-Platz,
Linienstraße 227 www.volksbuehne-berlin.de

Fotos: Jerome Chazeix,Matthias Mayer

Veranstaltungstipps von Katharina Geißler und Ksenia Stroganova, Translations P. 40  9

Let the Rythm Hit ‘Em Ausstellung Eintritt: frei 5. November bis 15. Januar, 12–19 Uhr 15. Januar: Finnissage ab 19 Uhr Dass Musik und Kunst gut zusammenpassen, davon können die Chicks on Speed, die ungeniert beide Genres miteinander vermischen, ein Lied singen. Auch die Ausstellung Let the Rythm Hit ‘Em, die noch bis zum 15. Januar im Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien zu sehen ist, befasst sich mit dieser Thematik. Welche Einflüsse aus der aktuellen Musik gibt es in der bildenden Kunst? Wie sehr lassen sich Musiker von visueller Gestaltung leiten? Der Name der Ausstellung geht auf das 1990 erschienene Album und den gleichnamigen Song Let the Rhythm Hit 'Em des Hip-Hop-Duos Eric B & Rakim zurück. Initiator der Ausstellung, Matthias Mayer, hat den Titel wörtlich genommen und in Bezug zur bildenden Kunst gesetzt. Für das von der Kulturverwaltung Berlin geförderte Projekt stellte er Werke von Wegbegleitern und wichtigen Protagonisten zusammen, deren Arbeiten sich im Grenzbereich zwischen Musik und bildender Kunst bewegen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bereich Performance, da sich hier musikalische und visuelle Gestaltung am unmittelbarsten miteinander verbinden. Die Frage, ob Musik ohne Live-Performance und umgekehrt funktionieren kann, soll mittels verschiedener Arbeiten aufgeworfen werden. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien Mariannenplatz 2 www.kunstraumkreuzberg.de

Pierreversion #7 Party Eintritt: 8 € 6. Januar, Einlass 23 Uhr Nachdem Silvester überstanden ist, wartet auch schon die nächste große Party auf uns! Zum siebten Mal jährt sich Pierre Populärs legendäre Geburtstagsfeier, die Pierreversion #7 im What!? Club. „Who the fuck is Pierre?!“, werden sich nun einige unter euch fragen. Neben diversen Partys veranstaltet Pierre Konzerte im Berghain, Ausstellungen im Stattbad Wedding und die Eventreihe Remmidemmi, außerdem betreibt er zusammen mit Matze Hielscher die kleine, aber feine Eisdiele Giovanni. Im What?! Club trifft man ihn an der Bar, am Mischpult und auf der Tanzfläche – gleichzeitig wohlgemerkt. Pierre ist immer in Bewegung und überall. Dass er irgendwas um die 30 wird, sieht man ihm allerdings kein bisschen an. Da die Feierkoryphäe immer hält, was sie verspricht, könnt ihr euch auf eine laute, exzessive Party einstellen. Bei der Pierreversion #7 sind u. a. dabei die Gebrüder Teichmann, das Multitalent Thomalla, die Berliner Urgesteine Clé & Mike Vamp, Rampue mit einem Live-Set, der umtriebige Carlos de Brito, wie jedes Jahr Krsn von den Pfadfindern und die 80erFabrik Fleshdance. What?! Club Karl-Liebknecht-Straße 11 www.what-club.de


10   Lieblingsstücke

Mitteschön Lieblingsstücke Texte Paul Schlosser

Nordisch by nature Ist: etwas, dass wir gern an mehreren Berliner Hälsen baumeln sehen würden Kann: die Persönlichkeit und den Charakter seiner Trägerin wiederspiegeln Kostet: 173 Euro Ein Schelm, wer glaubt, dass es sich beim Schmuck des skandinavischen Accessoirelabels Bjørg um Merchandise der exzentrischen Sängerin mit ähnlichem Namen handelt. Hinter dem Label, das uns zum ersten Mal während den Press Days vor zwei Monaten in den Heiligtümern der Agentur V ins Auge gestochen ist, verbirgt sich Namensvetterin Bjørg – die allerdings selbst aus Norwegen stammt. Die Designerin stellt innovative Schmuckstücke her, die sich durch die gekonnte Gratwanderung aus nordischer Coolness, gepaart mit mystischer Eleganz, auszeichnen. Pro Jahr gibt es eine Hauptkollektion, bestehend aus Ketten, Ringen, Ohrringen, Armbändern und Harnessen, die eine sich durchziehende Geschichte erzählt. Für die aktuelle Accessoire-Bandbreite scheint Bjørg ihre Inspiration im griechischen Olymp gefunden zu haben. Wie schon die meisten griechischen Helme sind auch viele ihrer Kostbarkeiten mit einem Lophos aus echter Pferdemähne verziert. Was die Kollektion auszeichnet, ist die düstere Interpretation und die fantasievolle Kombination aus traditionellem Handwerk und Mythologie. www.bjorgjewellery.com

Ein Blick hinter die Kulissen Ist: spannender als jedes Tagebuch Kann: die Zeit bis zur nächsten Modewoche versüßen Kostet: 35 Euro Vor genau einem Jahr haben wir an dieser Stelle schon einmal vom The Berlin Fashion Week Photo Diary berichtet. Damals über den ersten Band der Reihe. Mit seiner neuen Ausgabe geht das Buch mit dem unaussprechlichen Titel (nennen wir es mal TBFWPD, um gebrochene Zungen zu vermeiden) in die inzwischen dritte Runde. Während in der Mode sonst eher eine Tendenz zu perfekt inszenierten oder bis ins Unkenntliche retuschierten Fotos besteht, geht es Marc Schuhmann, Joern Toellner und dem insgesamt 7-köpfigen Team mit ihrem TBFWPD vielmehr darum, authentische Momente auf Film zu bannen, die Außenstehenden oder Zuschauern des Modespektakels sonst verwehrt bleiben würden. Neu und faszinierend sind die vielen persönlichen Originalzeichnungen und handschriftlichen Notizen der Designer und fachkundigen Presse, die zum Teil noch während der Shows fast stenografisch verfasst wurden. Zum Entziffern bedarf es teilweise zwar vollster Konzentration, doch da sich hier in der Redaktion jeder Zweite schon als Kind darin versuchte, die heimlichen Aufzeichnungen der großen Schwester zu lesen, stellte sich auch das schnell als Klacks heraus. Spätestens mit dem sehr intimen Traum von  Augustin Teboul macht das Diary seinem Namen als Tagebuch dann alle Ehre und beweist, dass es als tiefgründige Modelektüre wirklich einzigartig ist. www.thephotodiary.de


Lieblingsstücke  11

kreuze aus kolumbien Ist: ein Modeaccessoire mit Sozialbewusstsein Kann: was Gutes bewirken Kostet: 9,90 Euro Dass Kanye West größenwahnsinnig ist, dürfte inzwischen ein alter Hut sein. Dass er auf Mode steht, ist spätestens seit seinem polarisierenden Festivalauftritt im Celine-Oberteil für Frauen ebenfalls jedem klar. Und dass nicht jeder Rapper-goes-Fashion-Designer eine hitverdächtige Kollektion entwerfen kann, bewies er vergangenen Herbst in Paris. Eines muss man dem Hip-Hop-Mogul allerdings lassen: Einen Riecher für Trends hat er allemal. So gehörte sein prominentes Handgelenk zu den ersten, das ein Rosenkranz von Awaking aus Kolumbien zierte. Den eigenen Arbeitern helfen, sich eine Zukunft aufzubauen, einen Traum zu verwirklichen, sich endgültig von der Gewalt zu befreien, vom Hunger und der Straße, das ist ein Ziel, welches die Marke seit ihrer Entstehung verfolgt. Die traditionellen Rosenkränze werden in Handarbeit geknüpft. Neben einem kleinen Kreuz zieren ovale Kettenglieder das trendverdächtige Accessoire, mit dem jedem Look ein persönlicher Touch verliehen werden kann. www.awaking.es

Die Generation, die niemals schläft Ist: nicht nur was für Feierwütige Kann: auf der Premium ab dem 18.01. genauer inspiziert werden Berlin ist die erste europäische Stadt des Designs, und seine Modeszene findet international immer mehr Beachtung. Sleep is commercial gehört zu den zahlreichen, in der deutschen Hauptstadt ansässigen Modelabels, denen auch im Ausland immer mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Im vergangenen Jahr wurde das Label mit dem Young Designer Award der Premium ausgezeichnet. Die erste, im Sommer 2010 vorgestellte Kollektion, trug den Titel People on a Sunday, generell dienen dem jungen Design-Kollektiv jedoch weniger schlafbedürftige Raver als Quelle ihrer Inspiration, sondern vielmehr die Idee einer Koexistenz von Gegensätzen wie Chaos und Stille, Avantgarde und minimalistischer Eleganz. Detailreiche Allover-Prints treffen hier auf eine überwiegend düstere Farbpalette und androgyne Silhouetten, unvorhersehbare Drapierungen und übergroße Kapuzen, in denen man sich nach einer durchzechten Nacht ideal verkriechen kann. Die ausgefallenen Schnitte entsprechen Sleep is commercial’s Sicht der Schönheit: unkonventionell und doch zeitlos. www.sleepiscommercialproject.com

Schillernde Momente Ist: eine Kollektion für Liebhaber und Sammler Kann: den modebewussten Goth aus dir herausholen Zum Jahreswechsel kooperiert M.A.C. üblicherweise mit Modedesignern und kreiert eine CoutureKollektion mit etwas gehobeneren Preisen, dafür aber mit schönen, teils ungewöhnlichen Designs, oft mit Metall und schöner Lackierung. Diesmal wurde der für seine skulptural anmutende Gestaltung bekannte Designer Gareth Pugh mit ins Boot geholt, um eine schlichte, futuristische Linie auf die Beine zu stellen. Ob aufblasbare Ballonkleider oder kubistische Rüstungen – die Kreationen des britischen Ausnahmetalents verstören und faszinieren zugleich. Wie auch die jüngste Zusammenarbeit mit dem ikonischen Make-Up-Hersteller scheinen seine Entwürfe stets wie aus einer fernen Zukunft ins Jetzt gefallen zu sein. Creme-Lidschatten, dunkler Lipgloss, falsche Wimpern in symmetrischen, Pugh-typischen PVC-Cases: alles, was ein Make-Up-Fetischistinnen-Herz begehrt. Die Kollektion reicht von düster-dramatischen und kräftigeren Farben bis hin zu hellen, zarteren Tönen. Wie schon seine surrealen Kleider, ist auch die Pugh’sche Schminke in ihrer Radikalität der Konzeptkunst näher als der Straßenmode. www.maccosmetics.de


12   Kulturgut

Vive les Entrepreneurs! Text André Uhl  Illustrationen Kristina Wedel  Translation P. 42

„Berlin, Stadt der Künstler und Kreativen“ – diese Formel wird jedem vertraut vorkommen. Aber „Berlin, Stadt der erfolgreichen Jungunternehmer“? Keine Frage, in der Hauptstadt geschieht etwas Erstaunliches. Mitten in einer ausgewachsenen Wirtschaftskrise ist der hiesige Unternehmergeist ungebrochen, junge Start-Ups, die internationales Aufsehen erregen, sprießen wie Pilze aus dem Boden und die Projektgruppen an den Berliner Universitäten sprühen vor zukunftsweisenden

Ideen.

Vielleicht ist es ja gerade das kreative Umfeld, das einen besonders fruchtbaren Nährboden für neue Geschäftsideen bietet? Wir haben uns einmal umgeschaut, wer in dieser Stadt die besten Einfälle hat.


Kulturgut  13

Günter Faltin ist ein gefragter Mann. Der Professor für Volkswirtschaftslehre lehrt seit 1977 an der Freien Universität Berlin, wo er den Lehrstuhl für Entrepreneurship aufbaute und leitete. Er war als Gründungsexperte bei der European Training Foundation, einer EU-Institution, in zahlreichen Ländern von Brasilien bis in die Ukraine tätig. Er initiierte mit seinem Unternehmen Projektwerkstatt GmbH die Teekampagne, das größte Teeversandhaus Deutschlands und größter Importeur von DarjeelingTee weltweit, rief ein Wiederaufforstungsprojekt des WWF ins Leben und ist Gründungsmitglied des seit 1995 bestehenden Existenzgründer-Instituts e. V. Alle Auszeichnungen und Verdienste des 68-jährigen aufzulisten, würde zu weit führen und möglicherweise blanken Neid hervorrufen. Hier vielleicht noch ein kleines, aber nicht unwesentliches Detail: Günter Faltin ist Träger des Bundesverdienstkreuzes. Der gebürtige Bamberger gilt als Koryphäe auf dem Gebiet der Existenzgründung. Sein Rat ist im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Beim Lesen seiner Vita gewinnt man den Eindruck, dass alles, was er anfasst, zu Selbigem wird. Und das, obwohl, oder vielleicht gerade weil er eine recht ungewöhnliche Auffassung vertritt: Das Einzige, was den Erfolg eines Unternehmers ausmache, sei die richtige Idee. Betriebswirtschaftliche Vorkenntnisse? Unwichtig. Buchhaltung und Rechnungswesen? Das können andere erledigen. Versand, Verpackung, Logistik? Am besten den Profis überlassen. Faltin will aufräumen mit den gängigen Klischees über deutsches Unternehmertum, die kreative Köpfe eher abschrecken, als zur Selbstständigkeit zu motivieren. Ein durchdachtes und ausgereiftes Konzept sei es, worauf es ankäme. Man müsse an den eigenen Stärken und nicht den Schwächen ansetzen, das Konzept müsse zur Persönlichkeit passen. Eine ausgereifte Geschäftsidee sei ein Kunstwerk, Entrepreneurship (im Gegensatz zur reinen Business Administration) ein kreativer Akt. Die Sprache in Faltins Veröffentlichungen erinnert zuweilen an die von Motivationstrainern, welche vor allem die eigenen Bücher geschickt vermarkten wollen. Doch der Hochschulprofessor spielt in einer anderen Liga. Als Business Angel und Coach verschiedener Berliner Start-Ups hat er mehrfach bewiesen, dass sein Ansatz bei

ganz unterschiedlichen Konzepten zum Erfolg führt. Eines dieser Unternehmen, die Faltin während der Gründung begleitet hat, ist die direktzu GmbH. Angefangen hat alles mit einem studentischen Projekt an der Freien Universität Berlin. Die Idee: massenhafte Anfragen an Prominente effektiv zu bearbeiten. Die Lösung: eine Online-Plattform, die Feedback und Meinungen bündelt und priorisiert. So wird eine direkte Kommunikation zwischen User und gefragtem Adressaten möglich. „Many-to-One-Kommunikation“ nennen die Gründer dieses Prinzip. Bereits 2006 haben Caveh Zonooz, Alexander Puschkin und Jörg Schiller mit ihrer simplen Idee einen Volltreffer gelandet, als sie mit der Internetplattform www.direktzurkanzlerin.de an den Start gingen. Bis heute beantwortet Angela Merkel jede Woche drei Fragen, die von den Usern ausgewählt wurden. Ein Jahr später dann der Sprung über den großen Teich: der Wahlkampfmanager des damaligen US-Präsidentschaftskandidaten, Barack Obama, rief die Jungunternehmer an und ließ sie wissen, dass Obamas Team großes Interesse an dem Projekt habe. So entstand straighto, eine Tochtergesellschaft der direktzu GmbH, und ein seltenes Beispiel für den erfolgreichen Export einer deutschen Web-Idee in die USA. Mittlerweile ist eine ganze Anzahl internetbasierter Unternehmen in der Hauptstadt auf der Bildfläche erschienen, die international für Aufsehen sorgen. So viel Aufsehen, dass mancherorts bereits von Berlin als dem neuen Silicon Valley die Rede ist. Auch wenn dieser Vergleich schon wegen der doch meist lässigeren Arbeitseinstellung in der Spreestadt etwas hinkt, die Häufung solcher jungen Firmen in den letzten Jahren ist doch auffällig. Zwei Beispiele für den anhaltenden Aufwind junger Berliner Unternehmen sind Tweek TV und wahwah.fm. Bei Ersterem geht es, wenig überraschend, um Fernsehen. Allerdings nicht um die Erweiterung der guten alten Glotze um neue Online-Kanäle, wie man vielleicht zunächst vermuten mag. Vielmehr wird bei Tweek TV der User selbst zum Kanal – oder zumindest zum TV Guide, indem seine Follower sich von dessen Profil und Empfehlungen inspirieren lassen. So verwandelt Tweek nach eigener Aussage „den sozialen Graphen des Nutzers in eine TV Programmzeitschrift“. Die Gründer Klaus Hartl, Sven Koerbitz und Marcel Duee sehen sich mit ihrem Online-Dienst durch die aktuelle Entwicklung bei


14   Kulturgut

anderen Medien bestätigt. Was in den vergangenen Jahren in der Musik- und der Bücherindustrie geschah, passiert jetzt auch im TV-Markt. Im Gegensatz zu „Content is King“ sei nun „Discovery ist King“ die Maxime. Mit anderen Worten: im Zentrum stehe weniger die Bereitstellung der Inhalte selbst, als vielmehr das Auffinden derselben. Auch von der Empfehlung kurzer Clips, wie sie auf Youtube zu finden sind, will Tweek TV sich klar abgrenzen. Stattdessen verweisen die Profile der Nutzer mittels eines übersichtlichen Oberflächendesigns auf Inhalte, die verstreut auf iTunes, in Apps, in Mediatheken und auf Videoportalen bereit stehen. Aktuell befindet sich das Unternehmen noch in der Produktentwicklungsphase und wird an einem geschlossenen Nutzerkreis getestet, Anfang 2012 soll jeder den Dienst nutzen können. Das Prinzip, den Nutzer gleichzeitig zum Anbieter von Content zu machen, verfolgen auch die Macher von wahwah.fm, eine Musik-App für Smartphones. Man kann die Musik, die man gerade hört, anderen zur Verfügung stellen und sie mit ihnen teilen, per integrierter Kontaktfunktion darüber diskutieren und selbst die Programme anderer Nutzer entdecken. Das bedeutet auch, dass alle „Radioprogramme“ unabhängig sind von Verkaufszahlen oder Charterfolgen, denn jedes Programm ist das eines Nutzers, der einzig und allein seine persönlichen Favoriten anbietet. Es gibt also, zumindest theoretisch, weit mehr zu entdecken, als bei jedem konventionellen Online- oder Offline-Radiosender. Der wahre Clou aber: Die Applikation ist „location based“. Das bedeutet, es werden an erster Stelle Programme von Nutzern angezeigt, die sich mit ihrem Smartphone in der Nähe aufhalten. Das macht Sinn, wenn man sich konkrete Situationen dazu vorstellt: ein Morgen am Strand, ein lauer Sommerabend im Grünen, das Training im Fitness-Studio, der Weg zu einem Konzert – Leute, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, könnten ähnliche Vorstellung von der jeweils passenden Musik haben und sich so gegenseitig mit den von ihnen bereitgestellten Programmen inspirieren. Hinzu kommt ein intuitiv und clever gestaltetes Interface-Design. Kein Wunder also, das weder die User noch internationale Fachpresse mit Lob für das Start-Up-Unternehmen aus der Reuterstraße in Neukölln sparen. Auch Geldsorgen braucht sich das junge Unternehmen vorerst nicht machen: Eine neue Finanzierungsrunde wurde im November beschlossen. Weiterentwicklung der App und internationaler Expansion steht also nichts mehr im Wege. Der Hype um die jungen OnlineStart-Ups bedeutet allerdings nicht, dass die

„Old Economy“ in Berlin keine Innovationen zu bieten hätte. Tanja Rathmann, Markus Haas und Marius Jast von SCUBE Parks zeigen, wie man sogar dem krisengebeutelten Gastgewerbe neues Leben einhaucht. Sie stellten sich eine Frage, die sich auch schon viele Andere gestellt haben dürften:

Wie wäre es, einmal in einem Freibad zu übernachten? Und zwar ohne Schlafsack und die Aufregung, sich ständig vor dem Mann mit dem Funkgerät verstecken zu müssen. Stattdessen in mobilen, ganzjährig bewohnbaren Würfeln aus Massivholz, die Platz für bis zu vier Personen bieten. 2010 wurde aus dieser Idee ein Unternehmen, Mitte 2011 eröffnete der erste SCUBE Park mit fünf Unterkünften und mit Hilfe der Berliner Bäderbetriebe im Prinzenbad in Kreuzberg. Doch dabei soll es nicht bleiben. Die Berliner planen bereits weitere Kooperationen mit Betreibern von Gast- und Bauernhöfen oder Sportplätzen, die ihre sanitären Anlagen bereitstellen. Besonders auch in strukturschwachen Regionen ist das Konzept eine echte Alternative zum Bau von weiteren Hotels mit hohen Investitionskosten und Auslastungsdruck. Der ökologische Aspekt ist den drei Gründern ein besonderes Anliegen. So wird das Holz für die Wohnwürfel aus nachhaltigem Waldanbau direkt ab Werk vor Ort geliefert. Für ihre Planung orientieren sich die Jungunternehmer an Universitätsstudien zu den Themen erneuerbare Energien und Mobilität. Weitere Parks entlang der Radstrecke Berlin-Usedom sind geplant, zukünftig sollen auch Ladestationen für Elektromobile bereitstehen.


Gimme Five  15

Gimme Five — a new day, a new dawn Text Ksenia Stroganova

Die Silvesternacht spaltet die Nation in energiegeladene Befürworter, überzeugte Gegner und chronische Leugner. Wie dem auch sei, eins lässt sich nicht anzweifeln: Mit dem Einbruch des Neuen Jahres blickt jeder von uns gespannt in die Zukunft, ähnlich wie kleine Kinder neugierige Blicke hinter die bunte Verpackung der Weihnachtsgeschenke werfen. Dabei startet das Neue Jahr nicht viel anders als ein beliebiger, neuer Tag – nämlich pünktlich um 00:00 Uhr. Wir haben fünf besondere Produkte zusammengesucht, die euch viele kleine Neuanfänge zwischendurch ermöglichen sollen. Denn jeder Tag ist ein unbeschriebenes Blatt Papier und will intensiv gelebt werden.

01

Teemischung: Total Reset von Samova Total Reset von Samova ist eine besondere Teemischung. In dem Namen versteckt sich die Bezeichnung des ach so unersetzlichen Reset-Knopfes, der bei keinem Computer fehlen darf und den Neustart des Systems ermöglicht. Der leckere Total Reset Tee aus griechischen Bergkräutern, Orangenstücken, Fenchelsamen, Karottenflocken und Salbeiblättern lädt auch unseren Körper wie auf Knopfdruck mit neuer Energie auf. Ein paar gehäufte Teelöffel Total Reset in eine Kanne geben, sechs Minuten ziehen lassen, alle körpereigenen Zähler wieder auf Null setzen und dann mit voller Kraft voraus!

TOBIS Film

02  Film: Into the Wild von Sean Penn Na, wenn das mal kein Neuanfang ist! Der Protagonist des legendären Films Into the Wild des Exzentrikers Sean Penn lässt alles Gewohnte hinter sich und macht sich kurzerhand auf den Weg in die Wildnis Alaskas auf der Suche nach wahrer Freiheit. Bitte folgt nicht seinem Beispiel und bleibt uns hier erhalten, aber lasst euch von der wunderschönen Geschichte, den spektakulären Naturaufnahmen und den erstklassigen schauspielerischen Leistungen inspirieren und entflieht für einen kurzen Moment dem hektischen Alltag!

03

Schlafmaske: Schwarze Katze von Trash Monstarz Wer einmal in den Genuss gekommen ist, wird ihr hoffnungslos verfallen – der Schlafmaske. Wohl die angenehmste Art, sich beim wohlverdienten Schlummern in Dunkelheit zu hüllen. So wird jeder Morgen zu einem tatendurstigen Neuanfang und man startet wunderbar erholt in den Tag, anstatt sich zerknittert aus dem Bett zu quälen. Und mit dem liebevoll handgearbeiteten Modell Schwarze Katze von Trash Monstarz aus Baumwolle und kuscheligem Polarfleece auf der Rückseite sieht man dabei, dank witziger Muster, auch noch richtig bezaubernd aus.

04

Monatskalender: Gold von paperblanks Gestern verschlafen, heute verpeilt, morgen komplett vergessen. Immer wieder passieren jedem von uns kleinere Missgeschicke. Irgendwie reicht der Speicherplatz eines einzigen Kopfes oft nicht aus, um die Fülle der täglich eintrudelnden Informationen zu behalten. Da wollen wir es auch keinem übel nehmen, wenn es ab und an mit der Zeitplanung nicht ganz hinhaut. Aber für all diejenigen, die das Neue Jahr mit etwas mehr Struktur angehen wollen, wären die Monatskalender von paperblanks, z.B. das Modell Gold, genau das Richtige.

05

Ratgeber: „Nein, ihr könnt nicht Freunde bleiben!“ Neuanfänge stehen auch am Ende jeder noch so schönen Geschichte. Denn so herzzerreißend manche Abschiede und Trennungen auch sein mögen, leiten sie unvermeidbar neue Lebensabschnitte ein. Der provozierende und ehrliche Ratgeber „Nein, ihr könnt nicht Freunde bleiben!“ von Greg Behrendt und Amiira Ruotola-Behrendt tröstet die Liebeskummergeplagten unter uns mit herrlichen Anekdoten, Liebesbriefen, aber auch Erfahrungen der Autoren über den Herzschmerz hinweg. Es sind zwar oft gerade diejenigen Ratschläge, die man auf keinen Fall hören möchte, doch leider und zum Glück die einzigen, die Wunder wirken können!


Hostess

with the harness

Fotograf: Alex Kahan  |  Assistenz: D. Junge Model: Dafne @  PMA Konzept  &   Styling: Dörte Lange und Paul Schlosser Hair  &   Make Up: Marco Hülsebus using Chanel und Bumble  &   Bumble  | Assistenz: Selina Reimann

Diese Seite: Jumpsuit von Rebecca Sammler (www.sammler-berlin.com), Strick und Ringe Stylist’s own, Nächste Seite: Pelzmantel von Rebecca Sammler, Slip von Blush, Strumpfhose von Kunert


Neu in der Stadt  17



Diese Seite: Lederjacke von Acne, Halterlose Strümpfe und High-waist Pants von Atsuko Kudo, Bluse (customized) von Weekday, High Heels von Nan Li & Emilia Pfohl Vorherige Seite: Theysken’s Theory, gesehen bei Apropos | apropos-store.com, Harness Fleet Ilya, gesehen bei Darling Frivole | darling-frivole.de, Handschuhe von Don’t shoot the messengers, Halterlose Strümpfe von Atsuko Kudo, Booties von Acne


Diese Seite: Sweater von Weekday, High-waist Pants von Úna Burke, Handschuhe von Rebecca Sammler, Körperringe von Maria Elektra Bertram Nächste Seite: Pelzmantel von Rebecca Sammler, Harness von Mint Siren, gesehen bei Darling Frivole in München | darling-frivole.de, Booties von Acne, Slip von Blush, Strumpfhose von Kunert



22   Neu in der Stadt

Im Osten was Neues: Oukan 71 Text Björn Lüdtke  Fotos René Talmon l’Armée und Oukan 71

Weitab vom Einheitsbrei: Mode aus Japan und dem Rest der Welt und Schmuck von einem Berliner, der einen französischen Namen trägt. Bei vielen neuen Klamottenläden fragt man sich, wer das ganze Zeug eigentlich alles kaufen soll – oder will. Das ist keine Kapitalismuskritik, aber das meiste sieht doch irgendwie immer gleich aus. Da freuen wir uns umso mehr, dass in der Nähe des Gendarmenmarkts ein Concept Store eröffnet hat, der in eine in der Hauptstadt noch nicht besetzte Nische prescht und uns wirklich Neues bringt. Oukan 71, so heißt der Laden unweit des Gendarmenmarkts in der Kronenstraße 71 (richtig geraten, Oukan ist Japanisch und heißt auf Deutsch Krone). Auf zwei Etagen findet man Mode und Accessoires für Frauen und Männer, überwiegend aus Japan und Asien, aber auch aus Deutschland und dem Rest der Welt. Dabei setzen die Macher Natalie Viaux und Tran Mai HuyThong auf Designer, die noch nicht ganz so bekannt sind. Avantgarde, die ihren Titel verdient. So finden wir Kollektionen von Azusa Kuno, Sadaharu Aoki oder Dummyhead Depaysemen genauso wie die von Johanna Hochholzer, Ayzit Bostan oder Antonia Goy. Noch nie gehört? Das wird Oukan 71 ändern – und das auf sehr clevere Art und Weise. Die Designer werden auf eigenen kleinen Markenbühnen präsentiert, jedes Label kann sich so gemäß seiner Markenwelt dem Kunden vorstellen. Im oberen Stock befindet sich eine Teebar, in der sich japanische Köche und Konditoren von der europäischen Küche inspirieren lassen. Nach dem Motto „Dein Körper ist dein Tempel“ ernährt

man sich nicht nur gesund, es schmeckt auch noch. Hier gibt es den originalen Matcha, den grünen Tee, der aus Pulver zubereitet wird. Und wer keine Zeit hat, zum Lunch das Büro zu verlassen, der lässt sich einfach eine Bento-Box liefern.

Oukan 71 Kronenstraße 71 www.oukan71.com René Talmon l'Armée Linienstraße 109

Natalie Viaux kennen Interessierte von ihrer Galerie für zeitgenössische Modefotografie, Tran Mai HuyThong ist eigentlich selbst Modedesigner und zeichnet sich auch für die Interieurs der vietnamesischen Restaurants Chén Chè und Chi Sing verantwortlich. Guter Geschmack ist bei Oukan 71 also garantiert. Nicht weniger geschmackvoll geht es bei René Talmon l'Armée zu. Der Berliner Goldschmied (nein, sein Name ist kein Künstlername) betreibt seit zehn Jahren schon eine Boutique im dritten Arrondissement in Paris und hat nun endlich auch in seiner Heimat Berlin einen passenden Raum in einem Gründerzeithaus in der Linienstraße gefunden. Der Laden wirkt trotz seiner dunklen Wände erfrischend, weil neu – abseits vom Weiß-Holz-Alu-Mainstream. Dort präsentiert er in alten Holzvitrinen aus Paris seine Schmuckkollektion, die er vor allem aus 18-karätigem Gelbgold fertigt und mit einer Mischung aus oxidiertem Silber und schwarzen oder natürlich gefärbten Diamanten kombiniert. Talmon l'Armées Stücke haben mitunter etwas gothichaftes, sind trotz einer gewissen Robustheit aber immer elegant.

www.renetalmonlarmee.com


Kulturgut  23

Illustratorin des monats:  Julia Pelzer

1977 wird Julia Pelzer als Tochter einer Kunstlehrerin und eines Professors für Ägyptologie in Hamburg geboren. Beeinflusst von den arabischen Märchenerzählungen ihres Vaters und der umfangreichen Hausbibliothek, beginnt Sie sich früh mit orientalischer Ornamentik auseinanderzusetzen. Sie gestaltet Bühnenbilder und bebildert Vorlesungen ihres Vaters. Nach dem Abitur widmet Sie sich intensiv der Fotografie und freien Malerei. Es folgt ein Studium an der Hamburger Kunstschule, welches Sie 2004 als Jahrgangsbeste abschließt. Bei einer Ausstellung des Künstlers Tanahashi entdeckt Sie ihre Faszination für die Kalligraphie und beginnt diese als neuen Impuls mit in ihre Bilder einfließen zu lassen. Seit 2005 arbeitet Julia Pelzer als Illustratorin. Zu Ihren Kunden zählen renommierte Magazine wie Vogue, Elle, Maxi und Glamour. Sie illustrierte im Namen des Condé Nast Verlagshauses für Veuve Clicquot, Meissner Porzellan und Renzo Rosso. Außerdem widmet sie sich der Kinderbuchillustration, sowie freien Arbeiten für internationale Galerien. Alle Motive entstehen ohne Vorlagen und sind frei aus Gouache oder Tinte angelegt. In digitaler Mischtechnik werden anschließend Farben, Strukturen und Muster weiter ausgearbeitet. www.juliapelzer.com

Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare „MitteSchön“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.





Kieztalk  27

Côte d’Azur - Feeling zum Mitnehmen Interview mit Rita in Palma Text Bettina Schuler  Fotos Myriam Lutz  Translation P. 43

„Rita in Palma“, das ist nicht nur der Name eines Berliner Modelabels. Es ist auch ein Versprechen von Leichtigkeit, das Ann-Kathrin Carstensen und Ana Nuria Schmidt mit ihren hauchfeinen Schals, Tüchern und filigranen Häkelkrägen geben. Eine Unbeschwertheit, wie man sie nur von lauen Sommerabenden kennt, an denen das Leben unendlich und alles möglich erscheint. Und es ist ein Integrationsprojekt, das aus der Suche nach häkelnden türkischen Frauen entstanden ist und weiter wächst. Wie die beiden ihre türkischen Häkelkünstlerinnen gefunden haben und warum AnnKathrin jetzt einen Türkischkurs besucht, das erfahrt ihr hier in unserem Interview.


28   Kieztalk

„Wir wollen Frauen die Möglichkeit geben, ihr traditionelles Wissen weiterzugeben und einen ungezwungenen Kontakt zu Menschen anderer Kulturen zu finden. Die gemeinsame Arbeit fördert die Motivation aller Teilnehmer, sich mit Kultur und Sprache der anderen auseinanderzusetzen.“

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, gehäkelte Damenaccessoires herzustellen? Ana: Ehrlich gesagt wussten wir am Anfang noch gar nicht so genau, was für ein Produkt wir entwerfen wollen. Uns ging es vielmehr darum, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Ann-Kathrin: Direkt nach unserem Studium an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin wäre das noch zu früh gewesen. Doch nachdem wir beide diverse andere Erfahrungen gesammelt haben... A:... und unter anderem zusammen bei Blush gearbeitet haben... A-K:... wo übrigens auch unsere erste Kollektion zu sehen war... A:... schien uns der Zeitpunkt dafür einfach gekommen. A-K: Zuerst wollten wir noch schöne Ledertaschen entwerfen. Allein schon, weil wir selbst wissen, wie schwierig es ist, eine einigermaßen erschwingliche, schicke Ledertasche zu finden. Aber bei einer Flasche Rotkäppchen kamen wir dann irgendwie auf die gehäkelten Socken zu sprechen, die ich mithilfe einer griechischen Freundin während des Studiums designt hatte. Ja, und von da aus war es nicht mehr weit zu unseren Häkelkragen- und Ketten. A: Da wir wussten, dass hier in Berlin viele Türkinnen leben, die in ihrer Freizeit handarbeiten, lag der Gedanke nahe, sich für die Anfertigung unseres Produktes nach türkischen Frauen umzusehen. Und wie habt ihr schlussendlich die türkischen Frauen gefunden, die heute für euch arbeiten? Über Freunde und Bekannte?

A: Zum Teil. Zum Teil aber auch einfach, indem wir sie angesprochen und ihnen über unser Projekt erzählt haben. Gerade Ann-Kathrin war in dieser Beziehung sehr couragiert und ist immer wieder zu einem Handarbeitstreffen in eine Kiezeinrichtung in der Oranienstraße gegangen, um die Frauen von unserem Projekt zu überzeugen. A-K: Und das, ohne ein Wort türkisch zu sprechen. Doch glücklicherweise hat uns die Leiterin der Einrichtung bei der Präsentation unseres Produktes unterstützt und uns immer wieder dabei geholfen die Frauen zu überzeugen. So richtig ist der Knoten allerdings erst geplatzt, als ich meinen Sohn mitgebracht habe. Vielleicht auch, weil sie dadurch gesehen haben, dass unsere Lebensumstände eigentlich gar nicht so unterschiedlich sind. A: Trotzdem hat es dann noch mindestens drei Monate gedauert, bis wir wirklich loslegen konnten. Mittlerweile gibt es einen festen Stamm von Frauen, die für uns arbeiten. A-K: Natürlich wünschen wir uns, dass zukünftig möglichst viele Frauen in unseren Häkelsalon nach Neukölln kommen und hier arbeiten. Im Moment arbeiten die Frauen ja von zu Hause. Aber es wird sich erst zeigen, wie sich das mit Familie und Umfeld vereinbaren lässt. Uns ist es wichtig, dass die türkischen Frauen nicht nur als reine Produzentinnen fungieren, sondern durch ihre Handarbeit auch mehr in die deutsche Gesellschaft integriert werden. A: Was jetzt nicht bedeutet, dass wir von


Kieztalk  29

Anfang an das Ziel hatten, ein Integrationsprojekt zu gründen. Dieser Wunsch ist eigentlich erst nach und nach durch die Zusammenarbeit mit den Frauen entstanden. Haben die Frauen sich durch ihre Arbeit bei euch verändert? A: Absolut. Unsere Galionsfigur diesbezüglich ist Zahide aus Wedding, die, bevor sie für uns gearbeitet hat, kein Wort Deutsch sprach. A-K:... und das, obwohl sie schon seit zwanzig Jahren in Deutschland lebt und ihre Kinder hier bestens integriert sind. A: Weshalb zu Beginn auch immer ihre Tochter mit zu dem Treffen kam, um für uns zu übersetzten. A-K: Tja, und wenn die Tochter dann mal nicht konnte, dann haben wie es mit dem Google-Translator versucht. A: Was, wie man sich vorstellen kann, wenn man den Translator kennt, nur suboptimal funktionierte. A-K: Mittlerweile habe ich angefangen Türkisch zu lernen. Nicht nur, weil mir Sprachen liegen, sondern auch, weil ich es als Zeichen dafür sehe, dass nicht nur die türkischen Frauen sich bei uns, sondern auch wir ihre Sprache und Kultur in unsere Gesellschaft integrieren müssen. A: Für Zahide zum Beispiel war die Arbeit bei uns ausschlaggebend für ihre Entscheidung, Deutsch zu lernen. Mittlerweile ist sie die Klassenbeste und lässt für nichts und niemanden, selbst nicht für uns, ihren Deutschkurs ausfallen. A-K: Aber trotz solcher Erfolgsgeschichten

werden wir sicherlich auch immer wieder an einen Punkt kommen, an dem wir auf Grund der traditionellen Rollenverteilung innerhalb der türkischen Familie erst ein bisschen Überzeugungsarbeit leisten müssen. A: Der Häkelsalon soll aber nicht nur unseren türkischen Frauen offenstehen. Wir möchten auch, dass andere Menschen an den wunderbaren Erfahrungen, die wir durch unsere Zusammenarbeit mit ihnen gemacht haben, teilhaben können. Deshalb werden wir einen gemeinnützigen Verein gründen, der durch Handarbeitskurse den Frauen die Möglichkeit gibt, ihr traditionelles Wissen weiterzugeben und einen ungezwungenen Kontakt zu Menschen anderer Kulturen zu finden. Die gemeinsame Arbeit fördert die Motivation aller Teilnehmer, sich mit Kultur und Sprache der anderen auseinanderzusetzen. A-K: Wir haben bereits eine ehrenamtliche Lehrerin, die bereit ist, sich zu den Frauen zu setzen und sie spielerisch über die Handarbeit an die deutsche Sprache heranzuführen. Wir suchen momentan allerdings noch potentielle Mitglieder und Förderer, da wir gerade in der Anfangszeit auf Spenden- und Fördergelder angewiesen sein werden. Hört sich nach jeder Menge Arbeit an. Bleibt dabei überhaupt noch Zeit für das Modelabel? A: In jedem Fall. Wir haben noch einige Pläne für die Zukunft. A-K: So hoffen wir, schon sehr bald eine komplette Rita-in-Palma-Damenoberbe-

kleidungs-Kollektion produzieren zu können – mit Produkten, die nicht ganz so teuer sind und an denen beispielsweise nur partielle Teile gehäkelt sind. A: Einen ersten Eindruck davon kann man sich ja jetzt auch schon auf der Premium machen. Wie sieht es eigentlich mir euren eigenen Häkelkünsten aus? A-K (lacht): Eher mittelmäßig. A: Einen Topflappen würde ich wohl gerade noch so hinbekommen. A-K: Aber zum Glück haben wir ja unsere tollen türkischen Frauen, die das für uns erledigen. Rita in Palma Kienitzer Str. 101, 12049 Berlin Tel: 030 – 85 74 89 30, info@rita-in-palma.com


30   Kieztalk

Der Neuanfang – drei Menschen, die ihn wagten Text Björn Lüdtke  Translation P. 41

Wer kennt das nicht? Die Kollegen gehen einem auf den Wecker, der Boss nervt und der letzte Urlaub ist auch schon wieder eine Ewigkeit her. Abends hängt man mit den immer gleichen Leuten in den immer gleichen Locations ab. Hatten wir uns das als Teenager nicht anders vorgestellt — irgendwie abwechslungsreicher? Wie wäre es, alles hinzuschmeißen und nochmal ganz neu anzufangen? Auch, wenn viele von uns diesen Gedanken oft durchspielen, nur die wenigsten trauen sich, ihre Träume auch umzusetzen — aus Angst, finanziell schlechter dazustehen als vorher oder Freunde zurückzulassen. „Mitteschön“ hat drei Menschen getroffen, die einen Neuanfang gewagt haben — trotz aller Entbehrungen.


Kieztalk  31

Vom OP ins Atelier

Zurück ins Leben

Weniger ist mehr

„Es fühlt sich an wie Urlaub.“, antwortet Horst L. Schuster auf die Frage, wie sich sein jetziges Leben von dem unterscheidet, als er noch als plastischer Chirurg gearbeitet hat. Nicht, dass sein Leben jetzt ein Spaziergang wäre. Seine Kunst, Schuster ist Maler, macht er heute neben seinem 38-Stunden-Job in einem Prüfinstitut für medizin-ökonomische Fragen.

Kathleen Rolke war einige Zeit arbeitslos. Sie hat zwar nebenher teilselbständig als Grafikerin gearbeitet, aber „dieses Von-Zuhause-Arbeiten war einfach nicht gut und nicht zu wissen, kommt jetzt Geld rein oder nicht, wie meldest du das dem Arbeitsamt, wann wird es verrechnet, wie kommst du im nächsten Monat hin, weil sie es ja dann abziehen... Da hatte ich einfach keine Lust mehr drauf. Ich wollte wieder morgens normal zur Arbeit gehen, mein normales Gehalt haben, abgesichert sein.“ Und das trotz finanzieller Einbußen – mehr als 10 Prozent weniger hat sie jetzt zum Leben als vorher, als sie noch zum Amt ging.

Alexander Soltermann, 37 Jahre, ist Hair Stylist und hat sich vor kurzem entschlossen, von Berlin nach London zu ziehen – „einfach so“. Und, um mehr als Session Stylist zu arbeiten, also nicht im Salon, sondern am Set für Fotoproduktionen oder Backstage bei Fashion Shows. In London ist der Markt dafür zwar größer, aber auch umkämpfter. „Hier gibt es viele wahnsinnig talentierte junge Menschen, die alle das gleiche wollen wie ich.“

Das ist aber nur die Hälfte der Zeit, die er früher im Krankenhaus verbracht hat. „Ich hatte mich komplett der Chirurgie verschrieben. Trotzdem gab es immer wieder Momente, in denen ich es bedauert hatte, nicht Kunst studiert zu haben.“ Schuster hat früh gezeichnet, schon bevor er lesen oder schreiben konnte. Er hätte sich nach dem Abitur an der Kunsthochschule beworben, aber „an diesem Punkt änderten meine Eltern – selbst Mediziner – die Strategie meiner Erziehung ganz subtil in Richtung ‚ordentlichen Beruf‘: Arzt.“ Nicht, dass er nicht gerne Chirurg gewesen wäre, aber „parallel zu meiner klinischen Karriere habe ich gleichaltrige Künstler groß werden sehen, die plötzlich Einzelausstellungen in Berlin oder Leipzig hatten, als ich noch Assistenzarzt war. Das hat mich sehr traurig gemacht.“ „Man kann aber nicht alles haben und gleichzeitig schon gar nicht.“ Er hängte seinen Beruf an den Nagel. Nach seinem Ausstieg aus dem Klinikalltag hätte er schon Existenzangst gehabt, aber „für Zweifel an meiner Entscheidung gab es keinen Raum. Dafür war ich viel zu neugierig auf das, was nun passieren würde. Echte Erleichterung hat sich aber tatsächlich erst im November 2011, mit meiner ersten Ausstellung, eingestellt. Diese Vernissage war genau dafür wichtig: Zu zeigen, dass der Wechsel einen Sinn hatte [...]. Ich habe mich jetzt für die Kunst entschieden.“ Horst L. Schuster wurde 1972 in Ost-Berlin geboren. Gerade erhielt er eine Einladung, seine Werke im nächsten März in einer Galerie im Pariser Stadtteil Saint Germain des Prés zu zeigen.

„Du verlernst das Aufstehen morgens, du ziehst dich zurück, sitzt die ganze Zeit vorm Computer, bist deprimiert. Du hörst einfach irgenwann ein Stück weit auf, nach draußen zu leben. Ich wollte wieder mitleben.“

In Berlin hat er einiges verkauft, bevor er weg ist. „Einfach auch, um mal Platz zu schaffen und etwas Ballast loszuwerden, um ein wenig Startkapital zu haben. Ich habe zwar ein paar wenige Dinge, an denen ich hänge, aber es fühlt sich gut an, mit wenig zu leben und ich genieße das auch. Ich merke, wie wenig man eigentlich braucht.“

Das hat sie dann auch. Bei Ebay – von der Einsamkeit zu 500 Kollegen. „Wenn du in der Küche einen Kaffee aufgesetzt hast, dann kamst du nach zehn Minuten wieder und schon war er weg.“ Inzwischen arbeitet sie in einer anderen Firma im Beschwerdemanagament. „Eigentlich bin ich ein sehr temperamentvoller Mensch. Da habe ich aber gelernt, ganz viel zurückzustecken. Das macht sich natürlich auch im alltäglichen Leben bemerkbar. Wo du sonst ausflippst, ist man jetzt auf jeden Fall ausgeglichener.“ Ob sie es je bereut hätte, wieder arbeiten zu gehen? „Nein, sonst wäre ich gleich wieder arbeitslos geworden.“

Das scheint er auch zu müssen, auch wenn das nicht immer so einfach ist – er hätte aber immer schon eine Schwäche dafür gehabt, schwierigere Wege zu nehmen. „So schwer der Neustart in London auch ist, er öffnet mir einfach die Augen. Ich wache aus dem Paradies, das ich hatte, auf – Willkommen in der Realität! Mit so wenig, wie ich jetzt gerade lebe, an Geld oder Freunden, ist es nicht wirklich einfach in dieser Stadt. Manchmal nicht genügend Geld für Essen oder U-Bahn zu haben, ist nicht so leicht hinzunehmen. Ich habe mir zwar ein bisschen was angespart, aber einiges zu wenig. Aber jetzt bin ich nun mal hier und ich zieh’s durch.“

Kathleen Rolke ist aus Rostock, lebt seit 1999 in Berlin

Alexander ist in der Schweiz geboren und hat seine

und hat zwei Söhne.

kaufmännische Lehre abgebrochen, um Friseur werden zu können. Er lebte acht Jahre in Berlin.


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Little Dragon Text Anne Kammerzelt  Fotos Peacefrog

Sie gingen mit den Gorillaz auf Tour, einer ihrer Songs lief in der Serie „Grey’s Anatomy“ und auch Big Boi von OutKast hat sich bereits als Fan geoutet – die Schweden von Little Dragon sind in der Musikwelt längst kein unbeschriebenes Blatt mehr. Sängerin Yukimi Nagano, Schlagzeuger Erik Bodin und Bassist Fredrik Wallin sind seit der High School befreundet. Nachdem die

drei in verschiedenen anderen Formationen mitgewirkt haben, wurde Keyboarder Håkan Wirenstrand gesucht und gefunden und dem gemeinsamen Projekt der Name Little Dragon verpasst. Im Mittelpunkt der Band, die mit einem gekonnten Mix aus R&B, New Wave, Electronica und Experimental Pop aufwartet, steht, wenn auch nicht beabsichtigt, die inszenierfreudige Sängerin. Im Sommer 2011 erschien das dritte Album „Ritual Union“.


Angehört und nachgehorcht  33

Hat sich euer Publikum verändert, seitdem ihr mit den Gorillaz auf Tour wart? Yukimi: Die Tour mit den Gorillaz ist schon eine Weile her und wir sind seitdem alleine weiter getourt. Generell haben wir ein sehr gemischtes Publikum. Ich würde schon sagen, dass uns und unsere Musik in der letzten Zeit mehr Leute kennengelernt haben. Aber ich könnte nicht sagen, ob es an der Tour mit den Gorillaz liegt. Durch die Tour mit den Gorillaz habt ihr Künstler wie De la Soul, Neneh Cherry und Bobby Womack getroffen. Wie war das? Håkan (lacht): Mit mir haben sie nicht gesprochen. Fredrik: Es war schon sehr beeindruckend, Leute zu treffen, die man seit der eigenen Kindheit aus dem Radio und dem Fernsehen kennt. Und zu merken, dass sie ganz normal sind, also eigentlich ja nicht normal. Aber irgendwie dann doch. Wie kam die Zusammenarbeit mit Gorillaz zustande? Yukimi: Das ist eine sehr langweilige Geschichte. Aber wir können gerne was erfinden, wenn du möchtest? Håkan und Erik: Ja, lass uns was Lustiges erfinden. Yukimi: Die Wahrheit ist, dass deren Management unser Management angerufen hat. Das war’s. Håkan: Die beiden sind Partner und unser Manager hat deren Manager unsere Musik gegeben.. Yukimi:... so haben sie von uns Wind bekommen und uns gefragt, ob wir an zwei Songs für das neue Album mitarbeiten wollen. Erik: Aber als uns unser Manager die Nachricht überbracht hat, dachten wir schon „wow, das ist spektakulär!“ Uns war aber eigentlich nicht wirklich bewusst, wie bekannt die Gorillaz sind. Also ich wusste bis dato nicht, wie viele Alben sie raus gebracht haben. Ich kannte ein paar Songs. Yukimi: Du kanntest auf jeden Fall mehr als ich. Du hast mich immerhin sofort begeistert gefragt, ob ich das Lied mit De la Soul kenne. Neben der Tour habt ihr an eurem dritten Album Ritual Union gearbeitet. Wie würdet ihr das Album beschreiben? Erik: Es ist wie ein Mückenstich. Wenn du erst mal gestochen wurdest, kannst du nicht aufhören zu kratzen und der Stich juckt trotzdem weiter. Bei dem Album ist es ähnlich, du musst es dir einfach immer und immer wieder anhören. Fredrik: Das ist die einzige Heilungschance. Yukimi, mir ist aufgefallen, dass du oft mit sehr schicken Schuhen auf die Bühne kommst, um dann schlussendlich barfuß zu tanzen. Ist das eine Art Ritual? Yukimi: Mittlerweile ziehe ich meine Schuhe nicht mehr so oft aus, wir standen auf so vielen verdreckten Bühnen, dass ich mir abends die kohlrabenschwarzen Füße fast blutig schrubben musste, um sie wieder sauber zu bekommen. Hohe Schuhe gehen aber zum Tanzen leider gar nicht. Damit kann ich mich auf der Bühne nicht bewegen. Das muss man wohl gelernt haben. Deswegen gehe ich lieber barfuß oder ziehe flache Schuhe an. Generell stehe ich auf Schuhe und Klamotten, die glitzern. Die wirken wie ein Magnet auf mich.

Früher hast du immer sehr schüchtern gewirkt und jetzt bis du im Fokus der Band. Yukimi: Es hat einige Jahre gedauert, bis ich die Auftritte genießen konnte. Man muss sich selber und mit den Leuten, mit denen man auftritt, wohlfühlen. Anfänglich stand ich nicht mit meiner eigenen Band auf der Bühne. Es waren weder meine Lieder noch meine Texte. Jetzt sind es unsere Sachen. Wir sind ja privat sehr eng befreundet und mögen das, was wir machen. Wenn man dann noch von der Bühne aus mitbekommt, dass das Publikum unsere Lieder mitsingt, dann gibt das wahnsinnig viel Selbstvertrauen. Ist es manchmal nicht schwer ständig nur von Jungs umgeben zu sein? Ich denke da zum Beispiel an die Zeit im Tourbus. Yukimi: Eigentlich nicht. Ich nehme sie gar nicht als Männer war. Und mich nehme ich innerhalb der Gruppe nicht als Frau war. Es ist einfach alles sehr familiär. Wo du gerade Familie sagst. Auf eurem neuen Cover sind Hochzeitsbilder eurer Verwandten abgedruckt. Habt ihr vorher gefragt? Håkan (lacht): Ja! Yukimi (lacht): Äh. Na ja, die meisten. Und waren sie nicht etwas empört? Håkan: Ja, meine Mutter war zuerst total schockiert und wollte mir das Album um die Ohren hauen. Sie ist eher zurückhaltend und wollte nicht gerne auf das Cover aber mittlerweile mag sie es. Yukimi: Ja, auch wenn die Reaktionen aus unserer Familie sehr unterschiedlich waren, sind die meisten im Endeffekt sehr stolz. Sie freuen sich, dass sie an der Sache teilhaben können. Für uns ist es eher ein bizarres Gefühl. Es sind unsere Wurzeln. Zuerst hatten wir gemischte Gefühle. Nicht alle von uns haben sich damit von Anfang an mit der Idee wohlgefühlt, weil es vielleicht doch etwas zu persönlich ist. Håkan: Ja, ich dachte, es ist zu persönlich. Yukimi: Aber wir haben die Idee weitergesponnen und haben uns dann irgendwann damit wohlgefühlt, oder? Håkan: Ja, schon. Yukimi: Und es ist was anderes als die anderen Cover. Das hat Sinn gemacht, wir wollten was Neues. Generell legt ihr ja sehr viel Wert auf Illustrationen und Animationen. Das erste Cover wurde von Yukimis Vater gestaltet und auf euerer Homepage gibt es die Fan-Art-Seite. Habt ihr darüber neue Künstler entdeckt? Erik: Vielen der Künstler, mit denen wir gearbeitet haben, sind alte Freunde. Mit den meisten haben wir ein sehr vertrautes Verhältnis. Wir waren auch gezwungen, so zu arbeiten. Wir hatten kein großes Management oder Label. Wir konnten uns die Sachen aussuchen, die wir machen wollten, was sehr schön ist, weil man auf einer ganz anderen Ebene, einer sehr privaten, arbeitet. Was für Kooperationen stehen an? Frederik: Wir haben uns mit Big Boi von OutKast zusammenge-


34   Angehört und nachgehorcht

tan. Das Album erscheint nächstes Jahr. Und dann mal sehen, was kommt. Aber generell werden wir uns eher auf unsere Musik konzentrieren. Habt ihr auch persönlich gute Vorsätze für’s nächste Jahr, wie gesundes Essen oder weniger Rauchen? Yukimi (lacht): Mit dem ganzen Koks und Heroin aufzuhören.. Erik: Ja, gute Idee, ich bin dabei! Yukimi: Weniger Groupies missbrauchen, jeden Tag einen Whisky. Na, viel Erfolg! Kennt ihr eigentlich Grisu, den kleinen Drachen, der Feuerwehrmann werden wollte? Fredrik: Nein Erik: Es gibt einen Comic mit einem kleinen Drachen, den müssen wir gucken. Was wolltet ihr denn als Kinder werden? Fredrik: Ich wollte immer Tänzer werden. Echt? Aber bei euren Auftritten tanzt du doch gar nicht. Yukimi: Klar macht er das. Also auf den Konzerten, wo ich bisher war, hab ich dich nicht tanzen sehen. Fredrik: Ach, da hatte ich diesen Limbo-Tanz-Wettbewerb die Woche davor und ziemliche Rückenschmerzen. Erik: Ich wollte immer Taucher werden. Yukimi: Ja, er hat den Film Leon gesehen. Erik (lacht): Hä? Leon? Doch nicht Leon... Yukimi (lacht): ...ah nein warte, ich meine The Big Blue... Erik: Den hat meine Schwester immer geguckt. Håkan: Ich wollte eigentlich immer schon Musiker werden. Langweilig. Fredrik: Ach? Mir hast du erzählt, dass du immer nach Hause ins All fliegen wolltest. Zurück zu deinen Wurzeln. Yukimi: Ich wollte immer schon performen. Als kleines Kind mochte ich die Aufmerksamkeit. Ich hab immer kleine Shows für meine Eltern vorgeführt, mal wollte ich Schauspielerin werden, dann wollte ich in Musicals mitspielen und dann singen. Also alle Sachen, wo mich Leute angucken. Hilfe, das hört sich

echt schrecklich an, oder? Nach einem schlimmen Kind, das immer im Mittelpunkt stehen wollte. Erik: Nein nein, du wolltest den Leuten was geben. Du wolltest die Aufmerksamkeit ja nicht für irgendwas, sondern auch was dafür geben. Ich glaube, das haben wir alle ein bisschen in uns. Håkan (lacht): Hm, also ich bin mir da nicht so sicher. Yukimi, bist du denn immer noch der kleine Drache oder mittlerweile ein großer Drache oder sogar eher ein Kätzchen? Håkan: Sie ist ein ausgewachsener Drache! Yukimi: Ich bin kein kleiner Drache. Wir alle zusammen sind ein kleiner Drache. Wie, ich dachte das war dein Spitzname? Yukimi: Ja, das haben wir mal erzählt. Fredrik: Die Medien sind schuld, denen darfst du nie glauben. Erik (lacht): Bei uns darf man nicht mal dem Pressematerial glauben. Also war das nie dein Name und ihr habt es euch ausgedacht? Yukimi: Ich erinnere mich nicht mehr wirklich. Irgendwann wurde ich mal so genannt. Håkan: Es war nicht ihr Spitzname, wir haben sie einmal so genannt und das ist ewig her. Fredrik: Wir haben beschlossen, dass es der perfekte Name für die Band ist. Yukimi: Wir mochten den Namen alle gerne. Erik: Ja, Big Dragon zum Beispiel klingt irgendwie blöd. Fredrik: Wir mochten den Aspekt, dass man den Namen irgendwie mit Feuer in Verbindung bringt. Das wichtigste Element in der Musik. Yukimi: Ja, Feuer ist wichtig. Wenn du zu einer Show gehst und da ist nur Erde und Wasser, dann schläfst du sofort ein. www.little-dragon.net


Kulturgut  35

Kunsttipps

von

EyeOut

Text Emilie Trice  Translation Moritz Estermann P. 41

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

Carroll Dunham Bis 14. Januar 2012

Gerhardsen Gerner, Holzmarktstr. 15–18, U8, S3, S5, S7, S75 Jannowitzbrücke, Mi bis Sa, 10 – 18 Uhr +49 30 69 51 83 41, office@gerhardsengerner.com, www.gerhardsengerner.com

Carroll Dunham (Ausstellungsansicht) Foto: Matthias Kolb Courtesy Gerhardsen Gerner

Die grafischen Arbeiten des amerikanischen Künstlers Carroll Dunham sind respektlose Gegenentwürfe zur akademischen Lehrmeinung, die von der gegenständlichen Kunst ausgeht. Dunham ist bekannt dafür, seine figurativen Kompositionen mit Comic-ähnlichen Karikaturen zu versehen – so auch in seinen neuesten Arbeiten, die sich einmal mehr dem Gegenstand der weiblichen Badenden annimmt, die in ihren verschieden Stufen schamloser Sexualität als Inbegriff der Befreiung von der Konformität fungieren. Dunhams Bildsprache kokettierte schon immer mit der Absurdität figurativer Darstellung, und seine neuen Arbeiten machen diesbezüglich auch keine Ausnahme. Im liebevollen Wechselspiel mit dem Grotesken reißen seine stilisierten Illustrationen die Kompositionen los vom strengen Formalismus. Die kräftigen Farbtöne und die für Dunham typischen stark umrissenen Formen geben eine Ahnung vom lüsternen Gelage der Bohème im verlorenen Paradies.

Tina Schulz Bis 29. Januar 2012

KOW BERLIN, Brunnenstr. 9, 10119 Berlin, U8 Rosenthaler Platz, Mi bis So, 12 – 18 Uhr +49 30 31 16 67 70, gallery@kow-berlin.com, www.kow-berlin.com

Tina Schulz (Ausstellungsansicht) Foto: Alexander Koch Courtesy KOW BERLIN

In ihrer ersten Einzelausstellung bei KOW arbeitet Tina Schulz mit hoch konzeptuellen Renderings von Körpern in sich wiederholenden Bewegungen durch Zeit und Raum. Inspiriert durch ein altes indisches Brettspiel, bei welchem lediglich das Glück über Sieg oder Niederlage entscheidet, sind Skulpturen, Zeichnungen und Videoarbeiten entstanden. In dieser Ausstellung wird der Besucher zum aktiven Teilnehmer und bringt die Limitiertheit der menschlichen Wahrnehmung in Bezug auf die Zeit zum Ausdruck. In den Video- und Multimedia-Arbeiten verdeutlicht Schulz unsere Abhängigkeit vom Zufall und der unabänderlichen Gewissheit, dass wir nur die unbewussten Figuren in einem Spiel sind, dessen einzige Gewissheit in der Ungewissheit besteht, und so die sich wiederholenden Kreisläufe der Geschichte erkennbar machen.

Ulrike Ottinger – Hannah-Höch-Preis 2011 Bis 22. Januar 2012

Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestr. 128/129, U6 Oranienburger Tor, Di bis So, 12 – 18 Uhr, Do, 12 – 20 Uhr +49 30 28 07 02 0, nbk@nbk.org, www.nbk.org

Ulrike Ottinger – Hannah-Höch-Preis 2011 (Ausstellungsansicht) Foto: Jens Ziehe Courtesy Neuer Berliner Kunstverein

Die facettenreiche künstlerische Karriere von Ulrike Ottinger, Gewinnerin des Hannah-Höch-Preises 2011, erstreckt sich über eine Zeitspanne von mittlerweile fünf Jahrzehnten. Bekannt für ihre Filme, in denen Sozialkritik zu lebendigem Surrealismus erwächst, ist Ottingers Werk Gegenstand internationalen Beifalls der Kritiker und wird in wichtigen Überblicksschauen wie der Venedig Biennale (1980) oder der Documenta 11 (2002) vertreten. Die Ausstellung im Neuen Berliner Kunstverein präsentiert bisher nur selten gezeigte, frühe Malereien und Mixed-Media Arbeiten aus den 1960er Jahren, in denen die Affinität der Künstlerin zum handwerklichen Arbeiten und graphischer Symbolismus sichtbar wird, was auch als Vorbote für ihren späteren filmischen Stil gelesen werden kann. Die Referenzen zur Pop Art, Ikonen des Absurden, sowie die verschiedenen Bedeutungsebenen in den Collagen sind ein frühes Zeugnis der unaufhörlichen Kreativität einer gelobten Kultur-Protagonistin.


36   Hmmm, Lecker!

Kochtipps vom Kochhaus Winterliche Maronensuppe mit Kaffeenote, gebratenen Petersilien-Äpfeln und krossem Pancetta Text und Bilder Kochhaus

Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit!

Zutaten für 2 Personen: 250 g Maronen, 8 Scheiben Pancetta, 2 Boskop-Äpfel, 2 Champignons, 1 Schwarzwurz 20 g Butter, 1 Brühwürfel, 1 g löslicher Kaffee, 500 ml Wasser, 200 ml Milch, Salz, Pfeffer. * (Mengen- / Zeitangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen)

Zwiebel pellen, halbieren und in dünne Streifen schnei-

Butter in einem Topf zerlassen und die Zwiebeln bei

Währenddessen Äpfel schälen, vom Kerngehäuse be-

den. Schwarzwurzel waschen, schälen und in ca. 1 cm

mittlerer Hitze ca. 5 Minuten anbraten, bis sie glasig

freien und in ca. 1 cm große Würfel schneiden. Cham-

große Stücke schneiden.

sind. Schwarzwurzel hinzufügen und weitere 5 Minuten

pignons putzen und in feine Scheiben schneiden.

braten.

Champignons und Hälfte der Apfelstücke in den Topf

Anschließend Brühwürfel, 500 bzw. 1000 ml* Wasser,

Währenddessen Pancetta in einer Pfanne ohne Öl bei

geben und weitere 3 Minuten bei mittlerer Hitze braten.

200 bzw. 400 ml* Milch und die Maronen hinzufügen

hoher Temperatur ca. 3 Minuten knusprig braten. An-

Petersilienblätter von den Stielen zupfen und grob

und 15 Minuten bei mittlerer Hitze unabgedeckt weich-

schließend aus der Pfanne nehmen. Pfanne mit dem

hacken.

kochen.

ausgebratenen Fett bis zur weiteren Verwendung beiseite stellen.

Das aus dem Pancetta ausgebratene Fett in der zuvor

Nach 15 Minuten Kaffee zur Suppe geben und unter Rüh-

Suppe in tiefen Tellern anrichten und mit gebratenem

verwendeten Pfanne stark erhitzen, Petersilie und ver-

ren auflösen lassen. Suppe mit einem Pürierstab fein

Pancetta und Petersilien-Äpfeln garnieren.

bliebene Apfelwürfel hinzufügen und bei hoher Hitze

pürieren und nach Geschmack mit ca. 1 bzw. 2 gestriche-

ca. 1 Minute rundum goldbraun braten. Nach Geschmack

nen TL* Salz und ausreichend Pfeffer würzen.

mit ausreichend Pfeffer würzen.


Wir Mitte Muttis  37

Wir mitte-Muttis Text Bettina Schuler  Translation P. 43

Es gibt Frauen, die behaupten, dass die Schwangerschaft die schönste Zeit ihres Lebens gewesen sei: Weiche Haut, tolle Haare und immer nur gut gelaunt. Ich weiß auch nicht, was bei mir da falsch gelaufen ist. Denn abgesehen davon, dass mein Gesicht einem Pickel-Minenfeld glich, konnten meine Füße es dank der Wassereinlagerungen locker mit denen eines Hobbits aufnehmen. Zudem hatte ich nach jedem Bissen das Gefühl, mich gleich übers Klo hängen zu können. Ein Impuls, den die ganzen Kamillentee-trinkendenSchwangeren, die mich strafend anschauten, wenn ich mir einen Kaffee bestellte, nur noch verstärkten. Demenstprechend flüchtete ich vor ihnen. Doch mit meinen nicht schwangeren Freundinnen auszugehen, war ebenso wenig vergnüglich. Nie zuvor ist mir aufgefallen, wie viel Mist nach 3 Uhr morgens geredet wird. Doch die ganze Schwangerschaft in den eigenen vier Wänden zu verbringen, war natürlich auch keine Option. Also, was tun, um sich die Zeit zu vertreiben? Ins Kino gehen? Alle Schwangerenratgeber hintereinander lesen? Ersteres fällt wegen immer währendem Harndrang aus, zweiteres sollte jede Frau tunlichst unterlassen, da das Bauchgefühl noch immer der beste Gradmesser ist. Doch was kann man dann zur Verbesserung des Wohlbefindens während der Schwangerschaft tun? Sich zum Beispiel eine Massage gönnen, denn die streichelt nicht nur die Seele, sondern tut auch dem geplagten Rücken gut. Extra dafür ausgebildete Masseure findet ihr bei den Wohlfühlern und im Fußbadcafé, wo ihr gleich noch eine entspannende Pediküre hinterher schieben könnt. Das Einzige, was dann noch fehlt für das perfekte Heidi-Klum-Gefühl, ist ein schickes Umstandskleidchen, das ihr in einem der beiden SexyMama-Läden sicher finden werdet. Ebenfalls sehr empfehlenswert während der Schwangerschaft ist der Besuch einer PränatalYoga-Klasse, wie sie bei Spirit Yoga in den Rosen-

höfen angeboten wird. Überhaupt ist man als Schwangere und Jungmutti im Spirit-Yoga-Universum bestens aufgehoben. Denn neben den Prä- und Postnatal-Yoga-Klassen, kann man dort auch noch Rückbildungskurse und eine PekipGruppe, ein Kurs für Eltern mit Babys, besuchen.

Fußbadcafé

Eine andere gute Anlaufstelle für alle werdenden Mütter ist das Geburtshaus Maja am Arminplatz. Denn dort kann man nicht nur an einem Wochenende den obligatorischen Geburtsvorbereitungskurs absolvieren, sondern sich auch gleich nach einer passenden Hebamme umschauen. Ihr solltet die werdenden Väter aber unbedingt aus dem Kurs schicken, wenn die Hebamme denkt, sie müsse die Wehen möglichst authentisch vormachen. Denn ansonsten werdet ihr die Zeit im Kreissaal wohl allein hinter euch bringen müssen.

Geburtshaus Maja

Zionskirchstraße 32 Tel. 030 – 49 78 73 79 www.fussbadcafe.de info@fussbadcafe.de Mo bis Sa, 10 – 18 Uhr

Paul-Robeson-Straße 37-38 www.geburtshaus-maja.de kontakt@geburtshaus-maja.de Tel. 030 – 44 58 67 1 Sexymama Lychener Straße 52 www.sexy-mama.de Mo, Do, Fr, 12 – 19 Uhr, Di, Mi, 10 – 19 Uhr, Sa, 11 – 17Uhr Arndstraße 29 Mo und Fr, 10 – 19 Uhr

Doch neben diesen ganzen Tipps rund ums Wohlbefinden gibt es eigentlich nur eins, das ihr euch als werdende Mutti unbedingt hinters Ohr schreiben müsst: Lasst euch bloß nicht von anderen Profi-Müttern reinreden. Denn ansonsten muss auch euer Kind drei Monate lang mit angepappter Penaten-Crème auf dem Kopf herumrennen, nur weil eine Mutter im Pekip behauptet hat, davon würde der Babyschorf abgehen. So viel zu den guten Ratschlägen.

Di, Mi, Do, 12 – 19 Uhr, Sa, 11 – 17 Uhr Spirit Yoga West Goethestraße 2-3 Tel. 030 – 27 90 85 05 Spirit Yoga Mitte Rosenthaler Str. 36, Aufgang G Tel. 030 – 27 90 85 03 info@spirityoga.de Die Wohlfühler Kollwitzstraße 75 Tel. 030 – 40 30 13 34 www.diewohlfuehler.de Mo bis Fr, 8 – 21 Uhr Sa, 10 – 20 Uhr, So, 12 – 20 Uhr



Berliner Gesichter  39

BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler  Foto Tina Linster  Translation P. 44

Dr. med. Detlef Witzel, 69 Jahre Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie

Ich wollte schon immer Arzt werden. Wahrscheinlich auch, weil mein Vater schon Arzt war. Nach meinem Staatsexamen war mir dann recht schnell klar, dass ich in einem Fachbereich arbeiten möchte, in dem man mit den Händen arbeitet. Aus diesem Grund kamen für mich nur Chirurgie und Innere Medizin in Frage. Die Chirurgie hat mich dann im Endeffekt mehr gereizt, vielleicht auch, weil mein Onkel bereits Chirurg war, und ich dadurch schon immer einen Bezug zu diesem Fachbereich hatte.

malzustand einer Nase? Wenn sie besonders auffällig oder wenn sie ganz gewöhnlich ist? Dafür gibt es keine allgemeine gültige Definition, denn jeder Mensch hat ein anderes ästhetisches Empfinden. Sie zum Beispiel haben weder eine besonders hässliche noch eine besonders hübsche Nase, in jedem Fall ist sie auffällig. Wenn Sie sich also für eine Nasenkorrektur entscheiden würden, dann könnte ich das durchaus verstehen.

Fax: 030 88 24 55 7

Ich habe dann zunächst als Medizinalassistent in dem Krankenhaus angefangen, in dem mein Onkel Chefarzt war. Dort durfte ich recht bald kleinere Operationen durchführen, was natürlich sehr lehrreich war. Ich habe jedoch sehr schnell gemerkt, dass mir die klassische Chirurgie zu wenig Wert auf den ästhetischen Aspekt einer Operation legt. Deshalb habe ich mich dann im Weiteren dazu entschieden, mich auf den Fachbereich Plastische und Ästhetische Chirurgie zu konzentrieren.

Ich will Ihnen noch ein weiteres Beispiel nennen, das meinen Punkt verdeutlich: So kam vor längerer Zeit ein türkisches Geschwisterpärchen zu mir, die beide eine sehr ausgeprägte Höckernase hatten. Ihn, den jungen Mann, hat das nicht weiter gestört, doch seine Schwester litt extrem unter ihrem Zinken. Allein schon ihre Haltung – eingezogene Schultern, die Mütze tief ins Gesicht gezogen – zeigte, wie sehr die Nase ihr Selbstbewusstsein beeinträchtigte. Und das lag sicherlich nicht nur daran, dass sie eine Frau war und sich tendenziell mehr mit ihrem Äußeren beschäftigte als ihr Bruder. Nein, es war ihr eigenes ästhetisches Empfinden, das durch die Nase gestört wurde. Doch trotz ihres Leidendrucks, der ihr ganz offensichtlich auf die Psyche schlug, war die Krankenkasse nicht bereit, die Operation zu zahlen. Aber Psychopharmaka, die hätte sie übernommen. Das ist doch völlig absurd.

Sprechzeiten nach

Der Unterschied zwischen einem klassischen und einem ästhetisch-plastischen Chirurgen ist, dass es dem klassischen Chirurgen bei einer Operation immer nur um die Entfernung des Entzündungsherdes geht. Wie die Narbe danach aussieht und ob sie das ästhetische Empfinden des Patienten stört, das ist für ihn dabei völlig nebensächlich. Der plastische Chirurg hingegen versucht immer, ein möglichst optimales ästhetisches Ergebnis zu erzielen. Allein schon deshalb, weil eine hässliche Narbe sein eigenes ästhetisches Empfinden verletzt. Die meisten Operationen in meinem Fachbereich widmen sich der ästhetischen Verbesserung des aktuellen Ist-Zustandes. Damit unterscheidet er sich gravierend von der rekonstruktiven-plastischen Chirurgie, bei der es vor allem um die Wiederherstellung des Normalzustandes geht. Doch was ist der ästhetische Nor-

Dr. med. Detlef Witzel FA für Plastische- und Ästhetische Chirurgie Kurfürstendamm 48 Tel: 030 88 23 42 0

Erst vor kurzem kam eine 72-jährige Frau zu mir, um sich ihre Nase richten zu lassen. Ich war zunächst etwas skeptisch, weil es für ältere Menschen sehr schwierig ist , sich an ein neues Äußeres zu gewöhnen. Doch die Frau versicherte mir, dass sie sich schon ihr Leben lang eine neue Nase wünsche. Als ich ihr nach der Operation die Verbände abgenommen habe, hat sie vor Freude geweint.

Email: sekretariat@plastische-chirurgie-berlin.de www.plastische-chirurgieberlin.de

Vereinbarung Telefonisch erreichbar: Mo bis Do, 10 – 13 und 14 – 18 Uhr Fr, 10 – 13 und 14 – 15 Uhr


40   English Translations

Events (p. 8)

Garbo, Sean Penn, Muhammad Ali, Madonna or Audrey

can clearly hear that Katie originally wanted to become

Hepburn, none of them could avoid him, or his lens.

an opera singer. The Latvian-Canadian singer with the

CTM.12 – spectral

To coincide with the Berlinale, C/O Berlin is presenting

ultra-blond hair didn’t want to completely turn back

Festival

approximately 140 black and white photographs of the

on classical music. After she gave up her studies, she

Admission: € 70 to 170

famous photographer whose approach brought his

sang in various pop bands, including Galaxy. “I wanted

30 Jan to 5 Feb

physical attacks and lawsuits, while Andy Warhol and

to make classical music with really fucked up, distor-

Not everyone’s familiar with the

Liz Taylor honored him.

ted crazy shit on there,” Katie says of her music. Well,

CTM Festival. And yet it’s very

C/O Berlin, Oranienburger Str. 35/36

she’s truly done it!

unique: an event celebrating the

www.co-berlin.info

Volksbühne/ Großes Haus Am Rosa-Luxemburg-Platz, Linienstrasse 227

energy of the dark, unsettling sounds of Witch House,

www.volksbuehne-berlin.de

Hypnagogic Pop, Hauntology, and Neo-Industrial. It

DJ Vadim & Yarah Bravo

musically processes the negative energy of decelera-

Hip Hop

tion. The eternally positive slips into the background

13 Jan, begins at 11.30 pm

Let the Rhythm Hit ’Em

and concepts like decay, obfuscation, mystery, nost-

It seems as if this man never

Exhibition

algia, emptiness and loss set the tone. In a time now

runs out of ideas. Sticking him

Admission: free

when music seems to source its creativity out of the

and his music in the Hip-Hop

5 Nov 2011 to 15 Jan

past and relentlessly propagates joy, the festival or-

drawer would be a pity because

Daily, 12 to 7 pm

ganizers recognize new potential in the dark side of

although his sounds might be HipHop-ish, the passi-

existence, which expresses itself in the musical of ee-

onate musician, who was born in Saint Petersburg and

That music and art go well to-

rily, graceful sounds. The extensive concert program

grew up in London, consistently ignores the narrow

gether, Chicks on Speed, who unabashedly mix the

Finnissage 15 Jan, 7 pm

is taking place in various venues: Berghain, HAU, Pas-

mindedness of the genre. He blends various musical

two genres, can tell us a thing or two. The exhibition

sionskirche, Gretchen, Kater Holzig und Horst Krzbrg.

influence, thereby creating a style mix of Hip-Hop,

Let the Rhythm Hit 'Em, which is up until 15 January

The 13th CTM Festival for Adventurous Music and Rela-

Soul, Reggae und Electronic that has made him well

in the art gallery Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien,

ted Arts is dedicated itself to the current boom in the

known all around the world. During his 2009 tour of

also deals with this topic. What influence does con-

ghostly and dark in music with it festival them, SPEC-

his last album, U Can’t Lurn Imaginashun, he formed

temporary music have on fine arts? How much are

TRAL. The CTM.12 exhibition in the gallery Kunstraum

his new band, The Electric. He put together a veritab-

musicians guided by visual design? The name of the

Kreuzberg/Bethanien will open on the 27th of January

le collective of exquisite taste with the English soul

exhibition comes from hip-hop duo Eric B. & Rakim’s

as part of a partner program in which many indepen-

singer Sabira Jade and Chicago rapper Pugs Atomz.

1990 album and eponymous song Let The Rhythm

dent Berlin art, music and media venues present their

Energetic Yarah Bravo grooves at his side with her silky

Hit ’Em. Matthias Mayer, who initiated the exhibiti-

activities.

voice. Whoever doesn’t know her 2008 album, Good

on, has taken the title literally, and set it in relation

www.ctm-festival.de

Girls Rarely Make History might have heard Yarah Bra-

to the visual arts. For the project, which was subsi-

vo in The Electric’s Beautiful. With Jazzanova, Delfonic

dized by the Culture Administration of Berlin, he’s

Ron Galella: Paparazzi

and Marc Hype also there, you can expect an experi-

put together works of people whose work is on the

Extraordinaire!

mental mix of old school, Hip Hop and modern soul!

border between music and visual art. The focus is on

Exhibition

Gretchen Club, Obentrautstr. 19-21

performance because its here that musical and visu-

Admission: € 10, reduced € 5

www.gretchen-club.de

al design most directly connect with each other. The question of whether music works without a live mu-

Daily, 11 am to 8 pm “When someone says: ‘No pic-

New Year’s Concert 2012:

sic performance and vice versa will be raised through

tures!’ then I try not to take

Austra

various works.

anymore. But until they say it,

Synth Pop

Kunstraum Kreuzberg/ Bethanien

I take as many as I can. That’s the game.” (Ron Galella).

Admission: tickets i. adv. €20

Mariannenplatz 2

That’s most certainly the essence of every paparazzo

1 January, 8 pm

www.kunstraumkreuzberg.de

who ruthlessly chases after spectacular pictures in

Those of us who tend to be sen-

the constant hope of bringing to light intimate details

timental after New Year’s Eve

that aren’t meant for the public. That’s how Ron Gal-

because time passes by so quickly should take the Ca-

Party

ella worked who was born in New York in 1931. He is

nadian band Austra’s New Year’s concert in the Volks-

Admission: 8 €

a pioneer of paparazzi photography who approached

bühne to heart. Austra is made up of front woman Kat-

6 January 2012, begins at 11 pm

it like a detective, tracking celebrities in their natural

ie Selmanis, percussionist Maya Postepski and bassist

If you survive New Year’s Eve you

environments and capturing very special moments.

Dorian Wolf. The name refers to the Latvian goddess of

won’t have long to wait until the

In contrast to his colleagues, he wasn’t interested in

light, after whom the New Wave project named itself in

next big party! It’s the seven-year

embarrassing the stars; rather, he was much more

2010. Their sound, however, is not quite as bright and

anniversary of Pierre Populär’s legendary birthday par-

after the unmasked naturalness, the other side of the

harmonious: Katie's penetrating, high-pitched voice,

ty, the PierreVersion #7 in What?! Club. “Who the fuck is

posing and masks. So ensued a series of impressive

dark synths, cutting drum beats and melancholic me-

Pierre?” you ask. In addition to parties, Pierre puts on

snap of famous faces. Whether Marlon Brando, Greta

lodies are blended with spherical, minor chords. You

concerts in Berghain, exhibitions in Stattbad Wedding

Pierreversion #7


English Translations  41

and the event series, Remmidemmi. He also operates

time. In her videos and multi-media works, Schulz re-

to an art college after graduating from high school, but

a small but fine ice cream parlor called Giovanni with

affirms our dependence on chance and the ultimate

“at that point my parents, also physicians, subtly direc-

Matze Hielscher. In What?! Club you’ll find him at the

truth that we remain unwitting players of a game in

ted the course of my education in the direction of honest

bar, at the mixing board and on the dance floor – all at

which the only certainty is uncertainty, as the cycles

work: doctor.” Not that he wouldn’t have gladly been a

the same time, mind you. Pierre is always on the move,

of history continue to reveal themselves.

surgeon. But “during my clinical career as an assistant physician, I watched artists who were the same age as

and everywhere. He’s around 30 and doesn’t look it one bit. As this party expert always keeps his promises,

Ulrike Ottinger -

me suddenly have one-man shows in Berlin or Leipzig.

you can expect a loud, excessive party. Among others,

Hannah-Höch-Preis

That really made me sad.” “You can’t have everything,

Gebrüder Teichmann, the multitalented Thomalla, the

2011

and certainly not at the same time.” He gave up his job.

Berlin stalwarts Clé & Mike Vamp, Rampue with a live

Until 22 January

After leaving the clinic he had existential angst, but

set, the unstoppable Carlos de Brito, and as every year,

Neuer Berliner Kunstverein,

“there was no room for doubting my decision. Because I

Krsn from the Pfadfindern and the 80’s factory Flesh-

Chausseestr. 128/129

was much too curious about what would happen. It was

dance will all be appearing at PierreVersion #7.

Tue – Sun , 12 – 6 pm, Thu, 12 – 8 pm

a real relief when I actually had my first exhibition in No-

What?! Club , Karl-Liebknecht-Straße 11

The recipient of the 2011 Hannah-Höch prize, Ulrike

vember ’11. The opening was important exactly for that:

www.what-club.de

Ottinger’s multi-faceted artistic career spans five dec-

To show that the change had meaning... I’ve chosen art.”

ades. Best known for her films, which parlay social

Horst L. Schuster was born in East Berlin in 1972. He has

EYEOUT Art Events

critique into vivid surrealism, Ottinger’s work has

just been invited to exhibit his work in a Saint Germain

(p. 36)

garnered international critical acclaim and been in-

des Prés (Paris) gallery in March 2012.

Carroll Dunham

cluded in important surveys such as the Venice Bien-

Until 14 January

nale (1980) and Documenta 11 (2002). Her exhibition

“I wanted to be a part of the world again.”

Gerhardsen Gerner

at Neuer Berliner Kunstverein presents seldom seen

Kathleen Rolke was unemployed for some time. Al-

Holzmarktstr. 15–18

early paintings and mixed media works from the mid-

though she was working part-time as a graphic artist,

Wed – Sat , 10 am – 6 pm

1960’s, in which the artist’s affinity for bricolage and

“working at home wasn’t good for me. Not knowing

American artist Carroll Dun-ham’s graphic works are ir-

graphic symbolism reveal the visual precursors for her

whether money would be coming in or not, how to let

reverent retaliations against the academia imposed by

later cinematic style. References to pop art, absurdist

the Arbeitsamt know, how it would be calculated, how

representational art. Known for injecting his figurative

icons, and the layered meanings enabled by collage in-

to manage the next month because they would deduct

compositions with comic-esque caricature, Dunham’s

voke early testament to the unceasing creativity of this

money from what’d earned... I was fed up. I wanted to get

recent body of work returns once again to the histori-

lauded cultural protagonist.

up in the morning and go to work and to have a normal salary and to be insured.” And now she is, although it’s a

cal subject of female bathers, presented with varying degrees of brazen sexuality that imply the liberation

Starting anew (p. 30) –

financial sacrifice: she earns 10 percent less than when

bred by non-conformity. Dunham’s visual language

Three people who dared to

she used to be on the dole. “You forget how to get up in

has always flirted with the absurdity of figurative re-

Who hasn’t been there? Colleagues push your buttons,

the morning. You withdraw, sit at your computer all day

presentation, and these works are no exception. His

your boss annoys you and your last vacation was an

long, and get depressed. At one point you just stop living

stylized illustrations wrestle these compositions away

eternity ago. Evenings you hang out with the same peo-

an external life. I wanted to be a part of the world again.”

from austere formalism through an affectionate inter-

ple in the same places. Didn’t we imagine it differently

And she then was: from solitude to 500 colleagues at

play with the grotesque. Executed in bright hues and

when we were teenagers? Somehow a little more diver-

EBay. “You put on a pot of coffee in the kitchen, come

Dunham’s sig-nature, heavily outlined forms, these

se? So, how about just giving it all up and starting anew?

back ten minutes later and it was gone.” In the mean-

paintings offer clues to the bohemian revelry of para-

Even though many of us have had these thoughts, only

time she’s working at another company in the comp-

dise lost.

very few of us achieve their dreams — out of fear of en-

laints department. “I’m a very temperamental person in

ding up financially worse off than before or having to

fact, but there I’ve learned to step back. It’s also apparent

Tina Schulz

leave friends behind. Mitteschön met up with three

in the rest of my life. Whereas I used to flip out, now I’m

Until 29 January

people who dared to start anew, in spite of the sacrifices.

much more balanced.” Whether she ever regretted going to work again? “No, otherwise I would have gone back on

KOW Berlin, Brunnenstr. 9 Wed – Sun, 12 – 6 pm

From the OR to the studio

the dole.” Kathleen Role is from Restock, has two sons and

For her first solo exhibition at

“It feels like vacation,” said Horst L. Schuster when asked

has lived in Berlin since 1999.

KOW, Tina Schulz employs a

the question how his life differs from his previous one

highly conceptual rendering of

as a plastic surgeon. Not that his life’s a bouquet of ro-

Less is more

bodies in repetitive motion through both time and

ses. He does his art; he paints, in addition to working

Alexander Silverman, 37-years-old, is a hair stylist

space. Incorporating sculpture, drawing and new me-

38 hours in a test institute for medical-economic to-

who recently decided to move from Berlin to London

dia, the artist draws inspiration from an ancient Indi-

pics. Yet, that’s only half the amount of time he spent

“just like that” in order to work, not just as work a ses-

an board game, in which the players’ victory or defeat

in the hospital. “I was completely devoted to surgery.

sion stylist (in a salon), but instead, on photo-shoots

is derived from luck alone. Throughout the exhibiti-

And still, there were always moments when I regretted

or backstage at a fashion show. In London the market

on, viewers become active participants, embodying

not having studied art.” Schuster used to draw before

might be bigger, but there’s also more competition.

the limitations of human perception in relation to

he could read or write. He feels he should have applied

“There are many talented young people here who all


42   English Translations

want the same thing I do.” He sold a lot of his belon-

Faltin wants to rid German entrepreneurship from

well-designed surface, users’ profiles show content that

gings before leaving Berlin. “To make room, to get rid

the usual clichés that scare away creatives, rather than

is available on iTunes, in Apps, mediatheques and in vi-

of ballast and to have a little seed capital. I kept a few

motivate self-employment. A thought-out and mature

deo portals. The company is currently in the product de-

things I care about, but it feels good with live with little.

concept is what matters. You have to bet on your own

velopment phase and will be tested in a closed user ring.

I enjoy it. I realize how little you need.” It seems right

strengths and not weaknesses. The concept has to fit

The service should be available to all of us in early 2012.

for him, even if it’s not so easy. But he’s always had a

your personality. A thought-out business idea is a work

Wahwah.fm, a music app for smartphones, also uses

weakness for doing it the hard way. “As hard as the new

of art. Entrepreneurship (in contrast to pure Business

the principle of turning users into content providers.

start in London is, it’s opening my eyes. I’ve woken up

administration) is a creative act. The language in Faltin’s

You can make the music you’re listening to available to

out of the paradise I had, and it’s ‘welcome to reality’.

publications reminds you at times of motivational trai-

others. You can discuss it with them by means of an in-

It’s really not easy with so little money or friends. It’s not

ners who mostly want to sell you their own books. The

tegrated contact function and also discover other users’

nice sometimes not having enough for money for food

college professor is in another league. As business angel

programs. That means that all “radio programs” are

or subway. I saved money, but not enough. Now I’m here

and coach for diverse Berlin start-ups, he’s proven re-

independent from sales figures and chart hits because

and I’m going to pull it off.”Alexander was born in Swit-

peatedly that his approach to completely different con-

every program is that of a user who all alone offers his

zerland and broke off studying business to become a hair

cepts leads to success. One of the companies that Fal-

personal favorites. And also, theoretically at least, there’s

stylist. He lived in Berlin for 8 years.

tin accompanied during its founding was the direktzu

much more to discover that with your conventional on-

GmbH. It began with a student project at the FU Berlin.

line or offline radio station. The highlight: the applica-

Vive les entrepreneurs! (p. 12)

The idea: process a mass of requests to celebrities effec-

tion is “location based.” That means smartphone users’

Everyone knows its “Berlin, city of artists and creatives”.

tively. The solution: an on-line platform that bundles

programs nearby are mainly shown. That makes sense if

But “Berlin, city of successful young entrepreneurs?”

and prioritizes feedback and opinions. This made com-

you think about it: morning on the beach, a warm sum-

There’s no question about it: something quite amazing

munication between user and those questioned possi-

mer evening out in the country, working out in the gym,

is happening in the capital city. A local entrepreneurial

ble. The founders call it Many-to-One-Communication.

on the way to a concert — people who find themselves

spirit has been unleashed in the middle of our economic

Caveh Zonooz, Alexander Puschkin and Jörg Schiller hit

in similar situations can have similar ideas of the music

crisis. Young start-ups that garner international atten-

it big in 2006 with their simple idea when they started

that’s right and thus inspire each other from the music

tion are popping up like daisies. The project groups at

with their Internet platform www.direktzurkanzlerin.

they make available to each other. There’s also a cleverly

the Berlin universities are bubbling with trend-setting

de. Angela Merkel answers three questions every week

designed interface. No wonder there’s a non-stop prai-

ideas. It is just the creative environment that offers a

that users ask. A year later they made it across the big

se for the young company in Neukölln’s Reuter Strasse.

fecund ground for new business ideas? We took a look

pond: Obama’s election campaign manager called the

They also don’t have to worry about money for the time

around at who has the best ideas.

young entrepreneurs and let them know that Obama’s

being as they’ve just gotten more financing. There’s

Günter Faltin is the man. This professor of Economics

team was very interested in their project. Thus straighto

nothing standing in the way for further development

has been teaching since 1977 at the Free University Berlin

was born; a subsidiary of direktzu GmbH. It’s an unusual

of the app and international expansion. The hype sur-

where he has developed and led the Chair for Entrepre-

example of a successful export of a German web idea to

rounding the young online start-ups doesn’t necessarily

neurship. As an expert on founding businesses, he was

the States. Since then quite a number of Internet-based

mean that the “old economy” in Berlin doesn’t have any

at the European Training Foundation, a EU institution,

companies have appeared in the capital city, and they’re

innovations to offer. Tanja Rathmann, Markus Haas and

and active in numerous countries from Brazil to the

making a mark internationally. So much so that some

Marius Jast from SCUBE Parks show us how the crisis-

Ukraine. With his own company Projektwerkstatt GmbH

camps are calling Berlin the new Silicon Valley. Even if

ridden guest industry is getting a breath of fresh air.

he initiated the Teekampagne, the largest tea mail or-

this comparison is just because of the casual work at-

They asked themselves the question many others have:

der company in Germany and biggest importer of Dar-

titude in the city on the Spree. In any case, the recent

how would it be to spend the night in a swimming pool?

jeeling tea worldwide. He started a WWF re-forestation

accumulation of young companies is noticeable. Tweek

Without a sleeping bag and worrying about hiding from

project and is founding member of the Existenzgründer-

TV and wahwah.fm are two more examples of this non-

security guards? Instead, imagine a mobile, year-round,

Institut (an institute that helps people start busines-

stop trend. Not surprisingly Tweek TV has to do with te-

inhabitable cube made out of solid wood, which has

ses) that has existed since 1995. We don’t have enough

levision. It’s not like watching on new on-line canals as

enough room for four people. A company was born out

space to list all the awards and accomplishments of

you might think. The user is the channel on Tweek TV.

of this idea in 2010. The first SCUBE Park opened in the

this 68-year-old, and it would probably only make you

Or at least a TV Guide in which his followers can be in-

middle of ’11 with five accommodations and help from

envious. And by the way, he’s a recipient of the German

spired by his profile and recommendations. Tweek says

the Prinzenbad pool in Kreuzberg. That’s not the end of

Federal Cross of Merit. Born in Bamberg, he’s considered

they transform “the users’ social graphs into a TV guide.”

the story. They’re already planning further cooperation

an expert in founding businesses. His advice is worth

Founders Klaus Hartl, Sven Koerbitz and Marcel Duee

with operators of guesthouses, farms or sports areas

gold in the truest sense of the word. When reading his

see their online service justified by the current develop-

who will provide sanitary facilities. Especially in areas

resume, you get the impression that everything he

ment in other media. What happened in the past years

with weak infrastructures, this concept is a real alterna-

touches becomes his own. And that, even though, or

in the music and book industry is now happening in the

tive to building more hotels, which require high invest-

perhaps because of, his very unusual attitude: the only

TV market. In contrast to “content is king”, the maxim

ment and occupancy pressure. The ecological aspect

thing that makes a businessman successful is the right

is now “discovery is king”. In other words: the focus is

is very important to the three founders. The wood for

idea. Business knowledge? Unimportant. Accounting

not the availability of content itself, but much more the

the inhabitable cubes is supplied by local, sustainable

and bookkeeping? Other people can do that. Mail or-

finding of it. Tweek TV distances itself from recommen-

forests. The young entrepreneurs have oriented their

der, packaging, logistics? Leave it to the professionals.

ding of short clips like on YouTube. Instead, thanks to a

planning on university studies on the theme of renewa-


English Translations  43

ble energies and mobility. Additional parks have been

center supported us in our presentations and helped

A-K (laughs): Rather mediocre. A: I might be able to

planned along the bike route from Berlin to the island

us convince the women. The dam finally broke when I

manage a hot plate holder. A-K: Fortunately we have

of Usedom. Charging stations for electric vehicles are

brought my son. Maybe because that made them see

our wonderful Turkish women to do it for us.

also planned.

that our lives really weren’t so different. A: Yet it still took another three months before we could really get

We Mitte Mums

Côte d’Azur —

started. And now we have a regular group of women

(p. 33)

A feeling to take

who work for us. A-K: Although some of them will

There are women who claim

away (p. 26)

probably stop because we’ve now set up a crochet sa-

that being pregnant was the

Interview Rita in palma

lon in our studio where the women are to work. The

most wonderful time in their

RITA IN PALMA isn’t just the

problem is that if they can’t do their work at home

lives: their skin was soft, their

name of a Berlin fashion label.

the people in their lives will regard our project with

hair looked great and they were

It’s also the promise of light-

much more skepticism. It’s important to us that the

always in a good mood. I don’t know what went wrong

ness that Ann-Kathrin Carstensen und Ana Nuria

Turkish women don’t just act as suppliers, rather,

with me. Aside from my face being a battlefield of ble-

Schmidt’s breezy scarves and lacy crocheted collars

through their needlework are more integrated into

mishes, I could compare my swollen feet to a Hobbit’s.

give. A light-heartedness that you know from sum-

German society. A: Which doesn’t mean that it was

Also, after just a bite of food, I needed to hug the toilet

mer evenings when the sun refuses to go down and

our intention from the start to found an integration

bowl. And a feeling that only got stronger when I or-

everything seems possible. Yet RITA IN PALMA is more

project. This idea came about gradually through our

dered a cup of coffee. All the chamomile tea drinking

than an exclusive fashion label. It’s also an integrati-

cooperation with them.

preggies looked at me with withering glares. Appro-

on project that originated out of a search for Turkish

Has the work with you changed them?

priately, I fled. Going out with my non-pregnant gir-

women who crochet because all the collars and chains

A: Absolutely. Our figurehead is Zahide from Wedding

lfriends was also not a hit. Never before did I realize

in the RITA IN PALMA collection are made exclusively

who didn’t speak a word of German before she worked

how much crap was babbled at 3 in the morning. Yet,

by hand. How these women entrepreneurs found

for us. A-K:...even though she’d lived in Germany for

spending the entire pregnancy at home was also not an

their Turkish crochet-artists, and why Ann-Kathrin

twenty years and her children were very well integra-

option. So, how to kill the time? Going to the movies?

Carstensen is taking a Turkish class twice a week is

ted. A: Her daughter used to come to the meetings at

Reading all pregnancy advice books one after another?

discussed in our interview.

first came to translate for her. A-K: Right, and when

Movies were out because I constantly had to run to the

MITTESCHÖN: How did you get the idea to produce

her daughter didn’t know the word, we used Google

loo, and every woman should avoid the latter option

crocheted womens’ accessories?

Translator. A: And if you know Translator, you know

at all costs because the feeling in your belly is always

Ana: To be honest, we didn’t exactly know what sort of

it only half works. A-K: In the meantime, I’ve started

your best advice. Still, how can you improve your sen-

product we were going to design at the beginning. We

learning Turkish. Not because I like learning langua-

se of well-being during pregnancy? Treat yourself to

were far more concerned about we could do together.

ges, but I think it’s as a sign that not only do the Tur-

a massage. It doesn’t just do your soul good, but also

Ann-Kathrin: Right after graduating from the Univer-

kish women have to do it, but also we have to inte-

your poor aching back. You’ll find specially trained

sity of applied Sciences in Berlin, it was still too early.

grate their language and culture into our society. A:

masseurs in a place called Wohlfühler and another one

But after we both had some experience. A: We both

For Zahide for example, working for us was pivotal in

called Fussbadcafé where you can also get a relaxing

worked at Blush among other places. A-K: Where our

her decision to learn German. She’s already the best

pedicure. The only thing missing for the Heidi-Klum-

first collection was shown, by the way. A:...it seemed

in her class and doesn’t miss it for the world, not even

feeling is fashionable maternity wear, which you’re

our time had come. A-K: At first we wanted to make

us. A-K: But in spite of our success stories, we’ll cer-

sure to find in one of the two Sexy Mama stores. High-

nice leather bags if only because we knew how dif-

tainly probably always reach a point where we meet

ly recommended is also visiting a pre-natal yoga class

ficult it is to find a relatively affordable leather bag

with resistance because of the traditional roles played

like the one offered by Spirit Yoga in the Rosenhöfen.

that’s also fashionable. But over a bottle of bubbly, we

in Turkish families. A:.The crochet salon isn’t just for

Young pregnant mothers are well taken care of in the

started talking about crocheted socks that I designed

our Turkish women. We’re also founding a non-profit

Spirit Yoga universe because not only can you attend

with the help of a Greek friend while at university.

association, which will organize needlework mee-

pre- and post-natal yoga classes, but you can also take

Yeah, and from there, it wasn’t far to our crocheted

tings for Turkish and non-Turkish women. It will also

back-strengthening courses and attend a PEKiP group.

collars and chains. A: We knew that many Turkish

provide a forum in which women can get to know one

Another good place for expectant mothers to go is the

women live in Berlin who do needlework in their free

another through needlework. A-K: Perhaps we’ll even

Geburtshaus (birthing house) Maja on Armin Platz.

time, and so we thought we’d look for Turkish women

find a volunteer teacher who’ll join the women and

Not only can you take the obligatory weekend “We’re-

to produce our products.

teach them German while doing needlework.

having-a-baby” course, but you can also look for a

How did you finally find Turkish women to work for

Sounds like a lot of work. Will you still have enough

midwife. However, you absolutely have to send the ex-

you? Through friends and acquaintances?

time for RITA IN PALMA?

pectant father out of class when the midwife tells you

A: Partly. Also, just speaking to them and telling them

A: Absolutely. We some plans for the future. A-K: We

to simulate the contractions realistically. Otherwise

about our project. Ann-Kathrin was especially active

very much hope to produce a complete RITA IN PALMA

you’ll definitely be spending your time alone in the de-

there, very spunky and always attending a crafts mee-

collection of ladies’ outwear with products that aren’t

livery room. In addition to these feel-good tips, there’s

ting in the Oranien Strasse to persuade the women

too expensive and are only have partially crocheted.

only one expectant mother really must follow: don’t

about our project. A-K: And that without speaking a

A: You can get a first impression at the Premium.

let yourself be talked into anything by “professional

word of Turkish. Fortunately, the woman who ran the

How are you crocheting skills by the way?

mothers.” Otherwise your kid will be running around


44   English Translations

with Penaten Creme on its head for three months be-

surgery, which of course taught me a lot. However, I

fered a great deal because of her conk. Alone her pos-

cause some mother in the PEKiP groups thinks it’ll get

quickly noticed that classical surgery put too little em-

ture – hunched shoulders, cap pulled down over her

rid of baby rash. All pregnant women who need a few

phasis on the aesthetic aspect of an operation. So then

face - showed how much her nose affected her self-

hours of peace and quiet should absolutely participa-

I decided to focus on plastic and aesthetic surgery. The

confidence. That was certainly not just because she was

te in the pre-natal yoga/treat-yourself package from

difference between a classical and an aesthetic plastic

a woman who tended to be more concerned with her

Spirit Yoga. Their pre-natal massages, yoga classes

surgery is that traditional surgery is always only about

appearance than her brother. No, it was also her own

and unlimited spa visits will make even the heaviest

removal of what’s inflamed. What the scar is going to

aesthetic sensibility that was disturbed by the nose.

mommies in the making feel light at heart. In additi-

look like it, and whether it interferes with the aesthetic

Despite her suffering, which affected her psychologi-

on, there’s also a book “Yoga in der Schwangerschaft”

sensibilities of the patient is completely irrelevant

cally, the insurance company was not willing to pay for

by Spirit Yoga founder Patricia Thieleman, which in-

here. The plastic surgeon on the other hand always

the surgery. But they would have paid for psychiatric

cludes an accompanying DVD to help you soon feel fit

tries to achieve the most optimal aesthetic result, even

drugs. It's completely absurd. Just recently, a 72-year-

at home.

if only because an ugly scar hurts his own aesthetic

old woman came to me to have her nose adjusted. I was

sensibility. Most of the operations in my specialty are

skeptical at first because it’s very difficult for an older

Berlin Faces (p. 38)

dedicated to the aesthetic improvement of the actual

person to get used to a new look. But the woman as-

Dr. Detlef Witzel, 69 years,

condition. This is quite different from reconstructive

sured me that all her life she wanted a new nose. When

plastic and aesthetic surgeon

plastic surgery, which is focused on the restoration of

I removed the bandages after the operation she wept

I always wanted to be a doctor.

normality. But what is the normal aesthetic state of

with joy.

Probably because my father was

a nose? When they’re particularly noticeable or just

Dr. Detlef Witzel

a doctor. After getting my degree,

ordinary? There is no general accepted definition be-

Specialist in Plastic - Aesthetic Surgery

it was quite clear that I wanted to

cause every person has a different aesthetic sensibility.

Kurfürstendamm 48, 10707 Berlin

work in a specialty in which you work with your hands.

For example, you neither have a particularly ugly nor

Tel: 030 – 88 23 42 0, Fax: 030 – 88 24 55 7

That’s why only surgery and internal medicine came

very pretty nose. However, it is noticeable. So if you de-

Email: sekretariat@plastische-chirurgie-berlin.de

into question. In the end, surgery intrigued me more,

cided to correct your nose, I could well understand. I’ll

www.plastische-surgery-berlin.de

perhaps because my uncle was a surgeon, and that’s

give you another example to clarify my point: a long

Office hours by appointment

why I could relate more to this field. So I started out

time ago two a Turkish brother and sister came to see

Mon to Thu, 10 – 1 h, 2 – 6 h, Fri, 10 – 1 h, 2 – 3 h

as a medical assistant in the hospital where my uncle

me. Both had a very pronounced hump nose. He, the

was the chief physician. There I soon performed minor

young man, wasn’t bothered by it, but his sister suf-

Mitteschön online Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!

verlosung

neues jahr – neue figur Jedes Jahr aufs Neue macht man Vorsätze, die man zumeist nicht einhält. Sei es, das Rauchen aufhören, bewusster essen oder weniger Alkohol trinken. Vorsätze, die viel Gutes mit sich bringen sollen. Dennoch scheitert man so oft daran, weil Gelüste oder Faulheit einen doch wieder rückfällig machen. „Ab dem 1. fange ich an, Sport zu machen. Dann kann ich heute ja nochmal richtig reinhauen.“ Zwei Minuten im Mund – ein Leben lang auf der Hüfte. Es sei denn, man tut etwas dagegen und spricht nicht nur davon. Wir helfen euch dabei! Holmes Place und Mitteschön verlosen vier Gutscheine. Einen Monat kostenlos den Speck weg trainieren – das klingt nicht nur toll, es ist auch toll. Das Angebot reicht von Fitness und persönlicher Trainingsbetreuung, über Wellness bis zu einem fantastischen Spa-Angebot. Entweder trainiert ihr für euch selbst an Geräten oder ihr macht Kurse mit – wie zum Beispiel Body Art, Aqua Zumba oder Sensual Fighting. Es gibt aber auch Kurse für Kids. Also jetzt sind definitiv keine Ausreden mehr gestattet. Zudem kann man auch wunderbar in den Holmes Place Health Clubs shoppen – ein Drink, Fitnessriegel oder neue Sportschuhe? Der Gutschein ist in den Berliner Clubs einzulösen: Gendarmenmarkt, Neue Welt, Ostkreuz. Die Verlosung ist ab heute online auf www.mitteschoen.com zu finden.


Kieztalk  45

OFFIZIELLER PARTNER

EMA . H T IN E T IS S B E R K T S U BR E IN LE B E N LA N G . Franziska Knuppe, Model fotografiert von Esther Haase, www.estherhaase.de

CO-PARTNER:

www.pinkribbon-deutschland.de


46   Kolumne

ein schmaler grat Text Oliver Janik

Illustration Kristina Wedel

„Was ich noch sagen wollte…“ – Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.

Ein Freund von mir war gerade in Italien. Wie alle kam er beseelt zurück, schwärmte von den verwinkelten Gassen umbrischer Bergdörfer und von mondänen Landhäusern in den Abruzzen. Und vor allen Dingen von: Venedig. Venedig, das wäre ja... also... wow... Venedig. Und neben dem scheinbar unverzichtbaren Hinweis auf Touristenplagen und Taubenströme (oder war es umgekehrt?) gab es an Gebäuden jeglicher Größe und Funktion vor allen Dingen eines zu loben: diese wunderbare, einzigartige, unvergleichliche Patina. Patina, soso. Mal ganz ehrlich: Patina ist wahrscheinlich die euphemistischste aller Wortmeldungen zum Thema Heruntergekommenheit. Wenn Patina heißt, dass offensichtliche Verwahrlosung plötzlich „in Würde und Schönheit altern“ bedeutet, dann fallen mir spontan eine ganze Menge akuter Patina-Fälle ein wie der Alexanderplatz, die Avus-Tribünen oder Ozzy Osbourne. Ein ganz schmaler Grat ist das mit der Patina. Und überhaupt mit Begriffen und deren Deutung. Denn es ist ja nun häufig genug der Fall, dass man mit zwei ungleichen Wörtern über das Gleiche spricht, man aber in der Tat etwas Ungleiches meint, nein, man komplett auseinander ist. Ein Beispiel: Meine Freundin versichert, dass sie ein eben sehr kommunikativer und emotionaler Typ sei, wenn ich ihr gerade wieder einmal vorgeworfen habe, anstrengend zu sein. Im Fußball ist das schon fast ein running gag, wenn es nicht so traurig wäre: Sagt der Trainer nach der x-ten Heimniederlage „Ich habe Vertrag“, und der Sportdirektor versichert: „Wir haben keine Trainerdiskussion, und gehen Sie mal davon aus, dass Herr Sowieso auch am Montag um 10 Uhr das Training leitet“, dann kann Herr Sowieso gleich aus der Junior Suite des Parkhotels auschecken oder den Mietvertrag seiner schicken Doppelhaushälfte in der Neubausiedlung kündigen und den A8 zurück ins Leasing

geben. Und dann mal sehen, ob man aus dem KiTa-Vertrag und dem Tennisclub einigermaßen schnell rauskommt. Aus, vorbei. Beide sagen etwas anderes, wissen aber – oder besser: vermuten zumindest – dass sie vom Gleichen sprechen. Manchmal aber sagt man auch das Gleiche, nein, man verwendet das gleiche Wort und meint etwas völlig anderes, oder besser man versteht etwas völlig anderes darunter. Plakativstes Beispiel: Der Begriff „Arbeit“. Das bedeutet ja im St. Oberholz mit MacBook Air, Club Mate und weißen Earplugs bewaffnet vermutlich etwas Anderes als z.B. in einer chemischen Reinigung oder im Straßenbau. Klingt komisch, ist aber so. Richtig komisch oder, besser, kompliziert, wird es aber erst im Zwischenmenschlichen, weshalb ich davon nebenbei dringend abrate, da ist es beinahe schon Spieltheorie: Wenn beide wissen, dass sie zwar das Gleiche sagen, aber etwas anderes meinen, und das aber in Gleichmut hinnehmen, nannte man das früher „modus vivendi“, heute nennt man es „Agreement“. Wenn dies zunächst aber nur eine Seite kapiert hat und das Hinnehmen zumindest einmal unilateral ein Ende nimmt, beginnt das mit der Perforation, und der Zug ist zumeist nicht mehr aufzuhalten. Man nennt das erst Krise, später wahlweise „sich wieder zusammenraufen“ oder Trennung. Wenn es beide nicht merken, nennt man das wohl das vollkommene irdische Glück oder, weniger pathetisch, funktionierende Partnerschaft und ist erst einmal zu beneiden. Das geht dann meist ewig so weiter und nicht selten auch gut – bekommt höchstens vielleicht ein bisschen Patina.


Illustration: Kristina Wedel

Legende Kultur/Freizeit

Bars/Cafés/Clubs

Läden

1. C/O Berlin, Oranienburgerstraße 35/36

10. Gretchen Club, Obentraustraße 19-21

13. Oukan 71, Kronenstraße 71

2. Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz

11. What?!, Karl-Liebknechtstraße 11

14. Rita in Palma, Kienitzer Straße 101

3. Kunstraum Kreuzberg/Bethanien

12. Fußbadcafé, Zionskirchstraße 32

15. Sexymama, Lychenerstraße 52

4. Geburtshaus Maja, Paul-Robenson-Straße 37-38 5. Spirit Yoga Mitte, Rosenthaler Straße 36/G 6. Die Wohlfühler, Kollwitzstraße 75

16. Praxis Dr. med. Detlef Witzel, Kursfürstendamm 48



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