Mitteschön Magazin - Ausgabe 11

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Ausgabe 11, Juli 2011

NEUES AUS BERLIN MITTE

GET DRESSED DEUTSCH + ENGLISH

BERLINER MODE: DIE NÄCHSTE GENERATION INTERVIEW MIT DANIELLE DE PICCIOTTO PORTRÄT: ROBERT WILSON Mittes Monatsheft!



Editorial

MITTE INS HERZ Dass wir uns in dieser Ausgabe etwas ausführlicher dem Thema Mode widmen, dürfte anlässlich der Fashion Week nicht überraschen. Allerdings geht es dabei um weit mehr, als nur die neuesten Klamotten der angesagtesten Designer. Zum Beispiel um die Verbindung von Mode und Musik, seit den Anfängen der Popkultur ein Paar, das Hand in Hand geht, heiß flirtet und so manche wilde Party feiert. Zuweilen treibt diese Verbindung allerdings auch seltsame Blüten, wie wir in dieser Ausgabe zeigen. Die amerikanische Musikerin, Modedesignerin und Multimediakünstlerin Danielle de Picciotto lebt seit 1987 in der Stadt. In unserem Interview schildert sie ihre Sicht von der Berliner Undergroundszene in letzten drei Jahrzehnten. Wir zeigen euch, was der hiesige Designer-Nachwuchs so treibt und nehmen euch mit zum YUU Shop in der Steinstraße. Auch die Mitte-Muttis entdecken die Modewelt für sich und machen sich auf die Suche nach den besten Läden, um kleine Mittemenschen auszustatten. In unserer Reihe Berliner Gesichter stellen wir euch Schuhmachermeisterin Hendrikje Ehlers vor. Sie erzählt über ihre Arbeit in der Schuhmacherei des englischen Königshauses und erklärt, was die Sinnlichkeit ihres Berufs ausmacht. Viel Spaß dabei! Eure MitteSchön-Redaktion

MARC SCHUHMANN Eigentlich hatte Marc es immer gehasst, eine Kamera mit sich herumzutragen, wenn er unterwegs war. Das änderte sich schlagartig vor ein paar Jahren, als er seine Leidenschaft für eine kleine analoge Sucherkamera entdeckte. Praktisch und quasi aus der Hosentasche hält er so fest was ihn inspiriert. Mit seiner augenscheinlichen „Wegwerfkamera“ arbeitete Marc bereits für mehrere Magazine, hat eine Ausstellung bestückt, sowie zwei Bücher produziert. Zusammen mit dem Designer Joern Toellner ist er Herausgeber des Berlin Fashionweek Photodiary™. www.thephotodiary.de, www.marcschuhmann.com

DIANA STIMPER Diana Stimper wusste schon als kleines Mädchen, was sie später einmal „machen“ würde. Sie würde die Welt, wenn schon nicht besser, dann aber schöner machen! Und das tut sie – bis heute. Getreu der Haupstadt-Devise „Arm aber sexy!“ zeigt sie Ihren KundenInnen und Facebook-Fans, dass Schönheit überhaupt nicht teuer sein muss! www.dianastimper.de

EUGEN BRÄUNIG Eugen ist gebürtiger Rheinländer. Immerhin ist er während seiner ersten fünf Jahre in Berlin fünf mal umgezogen. Er wohnte in einer WG in Moabit, die dann geschlossen nach Pankow zog. Ein Jahr später war das Kontrastprogramm Einzimmerwohnung auf dem Prenzlauer Berg dran. Seit neuestem wohnt er mit seiner Freundin in Mitte. Für sein Studium der Visuellen Kommunikation an der UdK führt es ihn mehrmals in der Woche nach Schöneberg. Zur Zeit hat er allerdings ein Praxissemester beim Heinrich-Hertz-Institut in Tiergarten eingelegt. Für diese Ausgabe haben wir ihn mal ganz lokal mit dem Fahrrad im YUU Shop und bei POSH Berlin vorbeigeschickt. http://eugenbraeunig.blogspot.com/

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4 Impressum

MITTESCHÖN NO 11

HERAUSGEBER

Toni Kappesz VERÖFFENTLICHUNG

Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany PROJEKT MANAGER

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) PROJEKT MANAGER ONLINE

André Uhl (andre@mitteschoen.com) ARTDIREKTION

Dörte Lange (doerte@mitteschoen.com) GRAFIKDESIGN

Evelyn Hahn (evelyn@mitteschoen.com) REDAKTION

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) PRESSE

Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) REDAKTEURE

Eugen Bräunig, Paul Schlosser, Bettina Schuler, Katharina Geißler, Tina Fraas, Björn Lüdtke, Oliver Janik, André Uhl, Jan Winkelmann FOTOGRAFEN

Eugen Bräunig, Tina Linster, Marc Schuhmann, Johanna Ruebel ÜBERSETZUNG

Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Kimberly Bradley ANZEIGENVERMARKTUNG

media@mitteschoen.com WEBSEITE

www.mitteschoen.com DRUCK

Henke Pressedruck

COVERFOTO:

Jutta von Brunkau, Viva Models, fotografiert im Direktorenhaus von Johanna Ruebel.


Inhaltsverzeichnis

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INHALT / CONTENT WEGWEISER 6

KONZERTE UND AUSSTELLUNGEN Concerts and Exhibitions

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MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE GIMME FIVE: A COLLARFUL SUMMER Gimme Five: A Collarful Summer

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KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS

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ENGLISCHE ÜBERSETZUNGEN English Translations

45

MITTESCHÖN ONLINE UND VERLOSUNG Mitteschön Online and Give Away

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STADTPLAN City Map

KIEZTALK 10

NEU IN DER STADT: YUU New in Town: Yuu

18

BERLINER MODE: DIE NÄCHSTE GENERATION Berlin Fashion: The next Generation

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INTERVIEW: DANIELLE DE PICCIOTTO Interview: Danielle de Picciotto

34

WIR MITTE-MUTTIS: KINDERMODE SELBSTGEMACHT We Mitte Mums: DIY Fashion for Kids

38

BERLINER GESICHTER: HENDRIKJE EHLERS, SCHUSTERIN

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KOLUMNE: MISSSTÄNDE UND ANDERE BELANGLOSIGKEITEN

KULTURGUT 12

MODE: A LEADING LADY MUST BE CRUEL TO BE KIND Fashion: A Leading Lady must be cruel to be kind

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ILLUSTRATOREN DES MONATS: GOLDEN COSMOS Illustrators of the Month: Golden Cosmos

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PORTRÄT: ROBERT WILSON Portrait: Robert Wilson

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MODE UND MUSIK: „ISCH LIBE HAUS DE MUGLER“ Fashion and Music: „Isch liebe Haus de Mugler“

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KUNSTTIPPS VON EYEOUT EYEOUT Art Events


Fotos: John Kane

6 Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40

SHADOWLAND Schattentheater / Performance Eintritt: ab 22,50 € Vorpremiere: 20. Juli,Premiere: 21. Juli Weitere Aufführungen: 22. bis 31. Juli Was das PILOBOLUS Dance Theatre auf der Bühne veranstaltet, ist schlichtweg spektakulär. Hinter einer beleuchteten Leinwand verschmelzen Menschenknäuel zu Gegenständen, Körper fügen sich zu Fantasiegebilden, zerfallen, lassen neue Figuren entstehen. Der Zuschauer taucht ein in eine Welt voller Poesie und Illusion, in der sich wie aus Zauberhand menschliche Schatten in fahrende Autos, Elefanten, aufgehende Blüten oder Zentauren verwandeln. Die erzeugten Bilder fließen unmittelbar und mittelbar ineinander und lassen auf diese Weise eine fantastische, filmähnliche Traumwelt entstehen. Im Zentrum der Handlung steht ein Mädchen an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Gefangen in diesem Schattenreich und auf der Suche nach dem Ausgang, trifft es auf sonderbare Traumgestalten. Diese reflektieren die subjektive Gefühlswelt des Mädchens und spielen nicht zuletzt auch mit den surrealen Traumerlebnissen des Betrachters. In ihrer außergewöhnlichen Performance verbindet die US-amerikanische Theatergruppe PILOBOLUS traditionelles Schattentheater mit Akrobatik und Tanz. Besondere Effekte entstehen durch verschiedene bewegliche Leinwände auf mehreren Ebenen.

MIMI

BASIC INSTINCTS

Singer/Songwriter-Pop Eintritt: VVK ab 14 € 1. Juli, 21 Uhr

Ausstellung Eintritt: frei 30. bis 31. Juli, 12 – 19 Uhr

Wenn man MiMis Songs auf ihrem Debüt Road to Last Night hört, hat man irgendwie das Gefühl, in ihrem Tagebuch zu blättern. Tatsächlich spiegeln die selbst verfassten Texte allesamt persönliche Momente und Empfindungen in ihrem Leben wider. Melodiöser, zum Teil rockig anmutender Pop mit Bottleneck-Gitarre, Wüstenorgel und Blues-Stomp – von dem Sound der GlamPunkband Battlekat, die MiMi 2004 gründete, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Die Energie von damals bekommt man in ihrem neuen Soloprojekt aber immer noch zu spüren. Ihren Künstlernamen verdankt MiMi übrigens ihrer Großmutter, die sie wie die tragische Figur aus Puccinis Oper La Bohème nannte. Mit bürgerlichen Namen heißt die 25-jährige Britin Sarah Müller-Westernhagen. Um nicht ständig mit ihrem berühmten deutschen Vater Marius-Müller Westernhagen verglichen zu werden, hat sie den sperrigen Nachnamen weggelassen. Über das Thema Musik sprechen die beiden nie, und auch bei der Produktion ihrer Platte in Hamburg hat er sich herausgehalten. Und mal ehrlich – nötig hat MiMi die väterliche Unterstützung sowieso nicht!

Mode auf Laufstegen präsentieren kann jeder, dachten sich wohl die Initiatoren der Ausstellung Basic Instincts, die am 30. Juni in der Villa Elisabeth eröffnet. Besucher erwartet eine 360 Grad-Reise durch verschiedene niederländische Designansätze: Architektur, Kunst, Mode- und Produktdesign verschmelzen hier zu einem multidisziplinären Projekt. Hauptaugenmerk liegt auf den Dingen, die hinter den einzelnen Kreationen stehen. So finden sich Visionen und Lebenseinstellungen der Künstler in sechs unterschiedlichen Landschaften wieder. Die entworfenen Kleidungsstücke werden nicht nach traditioneller Art am Model gezeigt, sondern in die jeweiligen Landschaften eingebaut. Jede Landschaft soll dabei einen Teil der niederländischen Designkultur darstellen. Verschiedene Perspektiven, die sich je nach Blickwinkel verändern, Arbeiten und Zitate berühmter niederländischer Künstler aus den Bereichen Fotografie und Video oder Rohzustand als radikale Innovation sind nur einige der zu erwartenden Themen des Projekts. Die beeindruckenden Arbeiten der Künstler, wie z.B. Oda Pausma, Iris van Herpen, Anne de Grijff oder Bo Reudler, sind vier Wochen lang zu sehen, bevor die Ausstellung anschließend weltweit auf Tournee geht.

Komische Oper

Comet Club

Behrenstraße 55 – 57

Falckensteinstraße 47

Tickets: www.komische-oper-berlin.de

www.myspace.com/cometclubberlin

oder 030 47 99 74 00

VVK: www.koka36.de

Villa Elizabeth Invalidenstraße 3


Foto: Catrin Sieger

Veranstaltungstipps von Katharina Geißler, Translations P. 40 7

JENS FRIEBE DEGEWO STUMMFILM- & BAND LIVEFESTIVAL Indie-Pop, Electropop, Neue Deutsche Welle WEDDING DRESS Eintritt: frei Festival Eintritt: ab 19,50 € 15. Juli bis 7. August Übergroße Hose und Schuhe, Melone auf dem Kopf, Stock in der Hand und ein zweifingerbreites Schnurrbärtchen – 80 Jahre nach seinem Besuch in der Hauptstadt kehrt Charlie Chaplin, der charmant-tollpatschige Stummfilmkomiker mit seinen unverwechselbaren Markenzeichen, in die Hauptstadt zurück. Vom 15. Juli bis 7. August präsentiert das StummfilmLIVEfestival #2 mit 80 Filmen aus den Jahren 1914 bis 1967 erstmals das Gesamtwerk der größten kleinen Kinolegende aller Zeiten. An zehn Tagen werden im Kino Babylon sämtliche Langfilme wie The Kid oder The Goldrush mit der von Chaplin komponierten Originalmusik durch das Neue Kammerorchester Potsdam live aufgeführt. Kurzfilme, darunter The Vagabond oder The Immigrant, sind in einem 90-minütigen Programm in Begleitung von internationalen Stummfilmpianisten zu sehen. Eine Ausstellung im Foyer mit Bildern von Chaplins Berlin-Besuch im Jahre 1931 ergänzt die Werkschau. Besonderes Highlight des Festivals: Chaplins Tochter und US-Schauspielerin Geraldine Chaplin wird sich die Ehre geben und das Festival am 15. Juli offiziell eröffnen.

05. Juli, Film 22 Uhr, Konzert 23 Uhr Dandytum, Glamour, Großstadtpoesie, Trash – der Wahl-Berliner Jens Friebe bringt mit seiner Musik die deutsche PopWelt durcheinander. Seine doppeldeutigen deutschsprachigen Texte beschäftigen sich vorrangig mit dem Tages- und Nachtleben der großen Stadt. Indie-Pop, Electropop, Neue Deutsche Welle oder Hamburger Schule – Jens Friebe ist irgendwas dazwischen. Im Herbst 2010 hat er sein viertes Album Abändern veröffentlicht. Seine neuen Songs sind immer noch verspielt und fantasievoll, wenn auch nicht mehr ganz so zweideutig. War es zuvor die Gitarre, drängt sich nun das Piano in den Vordergrund. Neben der Musik schreibt der „Katzencasanova“, wie Jens Friebe aufgrund seines Gesangstils genannt wird, für ein Magazin, ist Aushilfsschlagzeuger bei der Berliner Band Britta und hat das Buch 52 Wochenenden. Texte zum Durchmachen mit von ihm verfassten Blogeinträgen herausgebracht. Ende 2010 reiste er im Auftrag des Goethe-Instituts durch den Nordirak. Anlässlich seines 60-jährigen Bestehens zeigt das Goethe-Institut am 5. Juli im Freiluftkino des Kulturforums den Film Planet Goethe – 60 Jahre Goethe-Institut. Im Anschluss gibt Jens Friebe eines seiner seltenen Berlin-Konzerte.

Babylon

Festival of Urban Fashion and Lifestyle 09.Juli, 12 – 21 Uhr, 10. Juli, 11 – 20 Uhr Vintage Smackdown Fashionshow: 09.Juli, 18 und 19 Uhr Berlin steht Kopf! Bereits zum sechsten Mal findet das große Fashionevent degewo WEDDING DRESS statt. Am 9. und 10. Juli können in der Brunnenstraße im Wedding wieder Kollektionen von rund 150 Designern besichtigt werden. Des Weiteren wird es Fashionshows, Konzerte und Live-Acts, unter anderem mit Pilocka Krach, Britta Arnold und k-chico, geben. Das zweitägige Fashionfestival hat sich über die Jahre zum festen Bestandteil der beliebten Modewoche etabliert. Jedes Jahr schlendern tausende von Besuchern im 500 qm großen Designer-Sale und über die 500 Meter lange Fashionmeile rund um die Hausnummer 64. Nationale und internationale Designer wie Kilian Kerner, Boutique 5000, Günes Dericioglu oder Ein Löffel voll Zucker werden ihre Kollektionen drinnen wie draußen präsentieren. Am 9. Juli werden zehn Looks auf dem Catwalk gezeigt, die bei dem zuvor veranstalteten Vintage Smackdown ausgewählt wurden. Dem Sieger mit dem besten Vintage-Outfit winkt ein Geldgewinn, den er, wo sonst, am besten direkt vor Ort vershoppen kann. degewo WEDDING DRESS #6

Rosa-Luxemburg-Str. 30

Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz

Brunnenstraße 64

www.babylonberlin.de

Matthäikirchplatz 4/6

www.weddingdress6.de

www.yorck.de Vintage Smackdown Fashionshow Festivalwiese Stralsunder Straße


8 Lieblingsstücke

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE Texte Paul Schlosser

DIE FASZINATION DES UNPERFEKTEN Ist: mehr als nur Skizzenheft eines der bedeutendsten Fotografen Kann: Einblick in die Bildideen und Arbeitsweise Newtons geben Kostet: 39,99 € Dem großen Meister der Fotografie einmal beim Entstehungsprozess seiner ikonischen Modeaufnahmen über die Schulter schauen. Ein Traum, der mit Sicherheit schon vielen Fans einmal durch den Kopf gegangen ist. Newton führte Sex in die Welt der Modefotografie ein und stand für eine radikale Stiländerung. Der neue Bildband Helmut Newton, Polaroids gibt nun einen guten Überblick über die legendären Sofortbilder, mit denen sich Newton einen ersten Eindruck über die konkrete Lichtsituation, die Bildkomposition und die Wirkung seiner Fotos verschaffen konnte. Im Digitalzeitalter wirken die Polaroids wie Relikte aus einer anderen Welt. Nicht zuletzt, weil jedes Foto damit zum Unikat wird und den Entstehungsprozess inzwischen legendärer Modefotografie zeigt. Besonders spannend sind auch die vielen handschriftlichen Notizen, Kommentare zum Model oder zum Aufnahmeort an den Bildrändern der Polaroids, die vom pragmatischen Umgang mit den einstigen Hilfsmitteln zeugen. www.taschen.com

WILD AT HEART Ist: ein Buch zu Ehren eines der Größten Kann: nicht nur wegen Wackelbild auf dem Cover überzeugen! Kostet: 27,95 € Es mag inzwischen ein alter Hut sein, dass Alexander Lee McQueen die schillernde Welt der Mode mit seinen außergewöhnlichen Kreationen und den opulenten, provokanten und zugleich wunderschönen Roben bedeutend geprägt hat. Mit seinem Freitod vor einem Jahr hat das einstige Enfant Terrible der Modeszene nicht nur eine große Lücke im Herzen seiner Fans, sondern mit ihr auch ein kreatives Erbe hinterlassen, dass seinesgleichen sucht. Damit dieses nicht in Vergessenheit gerät, aber auch um McQueens Leistungen und die Inspiration, welche er über Jahre hinweg der Modebranche lieferte, posthum gebührend zu würdigen, zeigt das Costume-Institute des Metropolitan Museum of Art in New York aktuell in einer Sonderausstellung das Beste aus den Archiven des britischen Modeschöpfers. Jedoch dürfen sich nicht nur New York-Ansässige auf Bilder der spektakulärsten Schauen, den atemberaubendsten Werbekampagnen und dramatischsten Kleidern seiner kreativen Laufbahn freuen. Mit dem soeben erschienenen Ausstellungskatalog Alexander Mcqueen: Savage Beauty haben auch wir die Möglichkeit, uns in imposanten Stücken aus Lees Anfangszeit am Central Saint Martins College bis hin zu seinen letzten Entwürfen zu verlieren. www.amazon.de


Lieblingsstücke

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TRIPPY TRIPPY Ist: ein etwas anderes Batikshirt Kann: auch zur nächsten Beachparty taugen Kostet: £ 180.00 Nach einem großen Auftritt in den 80er Jahren waren Batikmuster lange Zeit von der Bildfläche verschwunden und nur einer sehr speziellen Zielgruppe vorbehalten. Zu öko, zu eso, zu schmuddelig, eher Frittenhain- als Mittechic; das Image des Batikmusters litt stark unter seinen Trägern, und wurde vorläufig in Rente geschickt. Seit ein paar Saisons kann man hier und da aber vereinzelt wieder Batik auf den Straßen sehen. Und die haben wenig gemein mit den Vorgängern aus den 80ern. Tie Tie-Dye ist wieder salonfähig – auf Leggins, Tüchern oder wie hier auf unserem Lieblingsneuzugang der Woche: dem Shirt des japanischen Kultlabels Number (N)ine. Mit schlichten schwarzen Shorts, Jeans und Turnschuhen ein absoluter Hingucker. Doch Vorsicht ist geboten: Da Batikmuster an sich schon sehr wild sind, sollten sie hauptsächlich mit unifarbenen Teilen kombiniert werden! Sonst läuft man ganz schnell Gefahr, wie eine optische Täuschung auszusehen. www.ln-cc.com

WE y BERLIN Ist: ein Fair Trade Produkt für Lokalpatrioten Kann: wahre Wunder für Haut und Haar vollbringen Kostet: 8 – 12 € Manchmal komme ich mir hier vor wie in Madrid. Die deutsche Hauptstadt steckt voller Spanier. Viele reisen zum Vergnügen her, für ein paar Tage, erlaufen sich die Sehenswürdigkeiten und haben auch noch Glück mit dem Wetter. In der Pflegeserie von i+m Naturkosmetik, die eine Hommage an Berlin ist, ist dieser Trend lustigerweise ebenso deutlich zu erkennen. Die zartduftende Pflege, die ein Duschgel, Körperlotion und Handcreme umfasst, bildet die perfekte Symbiose aus heimischen Kräuterextrakten wie Sonnenhut oder Ringelblume und fruchtigem spanischen Olivenöl, das die Haut schonend und effektiv versorgt, sie regeneriert und nachhaltig schützt. www.iumn.de

HAT GAR NICHT WEHGETAN! Ist: eine nudefarbene Strumpfhose mit Tattoo-Motiven von „Rodarte X OC“ Kann: die Beine einer schmerzempfindlichen Femme Fatale zieren Kostet: 95,00 € Mit seinen feenhaften Kleidern, den gespenstischen Strickmustern und dem unverkennbaren Mix aus Süß-Zartem und Düster-Grobem verzaubert Rodarte die Modewelt. Nach Chloë Sevigny und Opening Ceremony dürfen sich auch Kate und Laura Muleavy in die lange Liste der Gastdesigner einreihen. Finden wir genauso cool wie Chloë, und bietet Fans die Möglichkeit, Entwürfe des amerikanischen Labels für nur einen Bruchteil des sonst üblichen Verkaufpreises zu erstehen. Teuer bleibt das Ganze aber auch weiterhin. Also heißt es, entweder bis Ende des Monats auf Spaghetti ohne Sauce umzusteigen oder den Sale abzuwarten und dann zuzuschlagen. Die Nylonstrumpfhose mit TattooAufdrucken fällt da vergleichsweise günstig aus. Sexy und schmerzlos ist sie ideal zur kurzen Shorts oder dem Lieblingskleid zu tragen, was ein schöner, vor allem aber humorvoller Kontrast zum floralen bzw. Azteken-Mustertrend sein dürfte. Cabinet 206, Friedrichstraße 71


10 Neu in der Stadt

DIE BERLINER WOLLEN DRIES VAN NOTEN Text und Fotos Eugen Bräunig Translation P. 41

An einem dieser heißen Junitage bin ich der Empfehlung unseres Styleexperten Paul gefolgt und mit dem Fahrrad in den „YUU Shop“ gefahren. Die Straßen südlich des Alten Garnison-Friedhofs sind schmal. Auch die begehrte Verkaufsfläche in diesem Teil der Stadt ist durchaus begrenzt. Lediglich die Steinstraße wurde hier lange Zeit noch ein wenig stiefmütterlich behandelt. Doch so langsam tut sich was auf den beiden Blocks zwischen Kleiner Rosenthaler und Alter Schönhauser Straße... Nur wenige Schritte entfernt vom Eckhaus der Seven Star Gallery (in den 20er Jahren befand sich hier ein Hotel und Freudenhaus) hat Lena Krapiwnikow vor etwa drei Monaten ihre Boutique für feinste Designerware in der Second Season eröffnet. Als sie mir von den ersten Verkaufswochen berichtet, spürt man sofort, mit wie viel Freude sie diese neue Aufgabe schon jetzt erfüllt. Nachdem ich ein paar Fotos von Raum, sowie Auslagen und Kleidern gemacht habe, betritt auch ihr Lebensgefährte, Fotograf und Miteinkäufer Benjamin Sinner den Laden. Er trägt darüber hinaus nicht nur die Verantwortung für die grafische Gestaltung des Ladens, sondern in diesem Augenblick auch sein Fahrrad auf der Schulter. Wenig später erzählen mir die beiden, dass

sie sich während ihres Studiums in Hamburg kennengelernt haben. Bevor Lena damals zur Mode kam, hatte sie interessanter Weise eigentlich ganz andere Pläne: Sie ließ sich zunächst zur Tänzerin ausbilden. Zugunsten von Stoffen und Schnitten kehrte sie diesem Vorhaben jedoch dann den Rücken. In Berlin haben sie und Benjamin nun über drei Jahre als Freelancer gearbeitet. Benjamin wird seine Kamera auch weiterhin als stillen Begleiter bei gemeinsamen Reisen immer mit sich führen. An den Wänden des YUU Shops können wir so auch in Zukunft ganz bestimmt noch viele seiner Bilder entdecken. Lena hingegen bleibt für ihre vormaligen Tätigkeiten als Kostümbildnerin und Stylistin einfach keine Zeit mehr. Sie hat längst bis über beide Ohren mit dem laufenden Geschäft des

Ladens zu tun! Der rege Zuspruch seitens der Kundschaft kommt nicht von ungefähr, denn der YUU Shop ist mit seinem bemerkenswerten Sortiment für Damen und Herren in Mitte gleichermaßen eine Bereicherung. Von Ann Demeulemeester über Bernhard Willhelm bis hin zu Hussein Chalayan und Martin Margiela liegen zudem alle erlesenen Einzelstücke zwischen 40 und 60 Prozent unter ihrem Neupreis. Wenn es weiterhin so gut läuft, muss Lena einer Karriere als Tänzerin keine Träne mehr nachweinen! YUU Shop Steinstraße 26 030 53 79 93 93 Mo bis Fr: 12 – 19 Uhr, Sa: 12 – 18 Uhr


Neu in der Stadt

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A Leading Lady must be cruel to be kind

Mantel Hermès | Rianna in Berlin Jumpsuit, Gürtel, Tasche, Schuhe Kaviar Gauche Schmuck Sabrina Dehoff

Fotografin Johanna Ruebel (www.johanna-ruebel.com), Konzept & Styling Dörte Lange (www.mariabraunproductions.wordpress.com), Paul Schlosser (cargocollective.com/sameoldjokes), Produktion Pelén Boramir (www.elleparamour.de), Hair & Make-up Diana Stimper (www.nude-agency.

com), Models Jutta von Brunkau und Ivo / Viva. Many Thanks to Direktorenhaus, Department Store, Rianna in Berlin, Kaviar Gauche, Harvey Lanzona / Viva.


Ivo:

Jutta:

Anzug

Firma

Anzug

Hemd

Firma

Bluse

Sandalen Schuhe

Damir Doma

Lala Berlin x Un端tzer

Uhr

Firma

Joe Taft

Monki

Schuhe

Rupert Sanderson


Kleid

Celine | Rianna in Berlin

Hermès-Carré | Rianna in Berlin

Kette

Käte Lilo | Rianna in Berlin

Schuhe

Lala Berlin x Unützer


Ivo:

Brief

Jockey

Jutta:

Kleid

Miu Miu | Department Store

G端rtel

Kaviar Gauche

Kette

Sabrina Dehoff

Schuhe

Rupert Sanderson


Tweedkost端m

Prada | Department Store

Ohrringe, Brosche

Givenchy | Rianna in Berlin

Armband

Vintage | Rianna in Berlin

Schuhe

Lala Berlin x Un端tzer


Kleid Hut

Miu Miu | Department Store

Marlene Birger

Ohrringe Schuhe

Chanel | Rianna in Berlin

Rupert Sanderson

Strumpfhose

Hudson


18 Kieztalk

BERLINER MODE DIE NÄCHSTE GENERATION Text Björn Lüdtke

Fotos Marc Schuhmann

Translation P. 41


Kieztalk

19

Ob die deutsche Hauptstadt der französischen je den Rang in Sachen Mode ablaufen kann, bleibt abzuwarten. Aber Berlin folgt Paris auf dem Fuße – verstecken muss sich die nächste Generation der lokalen Mode jedenfalls nicht. „MitteSchön“ hat sich mit dem Fotografen-Team von „The Berlin Fashionweek Photo Diary“ auf die Suche nach viel versprechenden Talenten gemacht. Das Bild ist abgelutscht, aber es passt: Jedes Jahr schießen in Berlin neue Modelabels wie Pilze aus dem Boden. Das liegt vor allem an der Jobsituation, denn in der Hauptstadt gibt es für Modedesigner kaum attraktive Stellen, es fehlen die großen Häuser wie in Paris oder London. Wer in einem angestellten Verhältnis ordentlich Geld verdienen möchte, muss die Stadt verlassen. So wie Gloria Landenberger, die im Oktober 2010 an der Universität der Künste ihren Abschluss gemacht hat und nun für H&M in Stockholm arbeitet. „Mein Herz hängt an Berlin, deshalb ist es mir natürlich schwer gefallen zu gehen. Auf der anderen Seite hatte ich nach meinem Abschluss erstmal das Bedürfnis, mit dem, was ich gelernt habe, auch Geld zu verdienen. Und genau da lag für mich der Haken in Berlin. So aufregend und kreativ die Stadt ist – wenn es darum geht, einen Job zu finden, von dem du auch leben kannst, herrscht da eine ziemliche Flaute. Auf meine Jobgesuche wurden mir unbezahlte Praktika angeboten. Und dafür habe ich viereinhalb Jahre studiert?“ Designer, die in Berlin bleiben wollen, machen sich also am besten selbständig. So wie das Duo Issever Bahri, Sterne am NewcomerHimmel. Erst im März 2010 gegründet, konnte das Label schon in kurzer Zeit eine beachtliche Reputation aufbauen. Mit der ersten Kollektion gewannen sie den Premium Young Designers Award, der ihnen eine Saison später einen Stand auf der Modemesse Premium bescherte, wo sie ihre zweite Kollektion präsentierten. Für die Kollektion Frühjahr/Sommer 2012, die im Juli dieses Jahres präsentiert wird, bereiten sie gerade ihre Muster vor. Beim Wettbewerb Start Your Fashion Business wurden sie vorerst unter die Top 3 gewählt, ob sie gewinnen, steht zur Fashion Week Mitte Juli fest. Derya und Cimen haben zwar nach ihrem Abschluss in der Industrie gearbeitet, ihre Jobs fielen 2009 jedoch der Krise zum Opfer. Anstatt Trübsal zu blasen, haben sie sich entschlossen, ein gemeinsames Label zu gründen – eigentlich nur, um ihr Portfolio auf Vordermann zu bringen. „Vorstellen konnten wir uns das immer, weil wir auch in der Uni schon viel zusammen gearbeitet haben. Aber dass wir es dann tatsächlich getan haben, war wirklich aus der Not geboren. Wir sind da irgendwie plötzlich so reingeraten...“ Der Erfolg motiviert sie, weiterzumachen. Ein Portfolio, um sich woanders zu bewerben, brauchen sie vorerst nicht mehr. Auf die Frage, warum Einkäufer ausgerechnet ihre Kollektion kaufen sollen, antworten die beiden bei einem Besuch in ihrem Studio in der Nähe des Schlesischen Tors: „Wir sind beide in Berlin geboren, türkisch und Frauen. Wir hätten nie gedacht, dass dieses Paket so interessant ist. Wenn dann alle noch sehen, dass meine Mama hier sitzt und häkelt, dann flippen alle total aus.“ Cimens Mutter sitzt im Studio und bemerkt gerade, dass sie zwei Brillen aufhat. Eine auf dem Kopf, die andere auf der Nase. Alle lachen.

Dazu haben sie auch Grund genug. Innerhalb von nur zwei Saisons konnten sich Issever Bahri einen kleinen, aber ordentlichen Kundenstamm aufbauen. „Mehr sollte es jetzt erstmal auch nicht werden. Wir rotieren gerade schon ganz schön, wegen unseres Arbeitspensums und der Zwischenfinanzierung.“ Das Problem haben viele Designer der nächsten Generation. Issever Bahri haben das Glück, sich bei ihren Familien und Freunden kurzfristig Geld leihen zu können, um das Material für die Produktion zu ordern. Das Ausnahmetalent Vladimir Karaleev geht da einen anderen Weg: langsam wachsen. Und alles alleine machen. Während sich viele neue Labels den Luxus von Mindermengenzuschlägen bei Stofflieferanten und Produzenten leisten und so in den meisten Fällen auf ihre Gewinnmarge verzichten, produziert Karaleev alles selbst. In seinem Atelier ist es stickig. Es befindet sich in einem der Plattenbauten in der Leipziger Straße. Die riesige Fensterfront scheint man nicht öffnen zu können. Wenn die Sonne darauf scheint, muss es unerträglich sein. Das hält Karaleev aber nicht von der Arbeit ab. Seine Kollektion vertreibt er nun seit 2006. Als er anfing, war er noch Student im zehnten Semester an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Den Abschluss wollte er gar nicht mehr machen, aber er wusste, dass man ihn braucht, wenn man in Deutschland überhaupt irgendwas werden möchte. Jetzt holt er ihn doch nach. Sein Hauptaugenmerk liegt aber auf seiner eigenen Kollektion. Karaleev verkauft inzwischen in 25 Stores weltweit und dürfte eines der wenigen jungen Talente sein, das davon leben kann. Produktionskosten fallen keine an und somit auch keine Mindermengenzuschläge. Das ist clever, aber hart. Zu Stoßzeiten verbringt er um die zehn Stunden im Atelier – an sieben Tagen in der Woche. Natürlich bestimmt seine Arbeitweise auch seine Designs – bei Karaleev gibt es viele unversäuberte Kanten – aber gerade das macht ihn einzigartig. Auch Christiane Arp scheinen ein paar Flugfäden nicht zu stören. Die Chefredakteurin der deutschen Vogue hat dem Designer vor kurzem eine Stippvisite im Atelier abgestattet. Für Karaleev geht es also weiter voran. Die Konkurrenz ist groß, der Wettbewerb hart. Viele kommen, viele gehen. Aber dass es möglich ist, sich zu etablieren, beweisen ehemalige Newcomer wie Kaviar Gauche oder Lala Berlin. Irgendwann wird es wohl auch in Berlin große Häuser geben, bei denen die Absolventen der Modeschulen einen Job finden.


20 Kieztalk

BERLIN FASHION WEEK PHOTO DIARY #3 Die den Text begleitenden Bilder sind exklusive Vorabdrucke aus The Berlin Fashion Week Photo Diary #3, das voraussichtlich im September dieses Jahres erscheint. Was vor den Kulissen der Fashion Week passiert, kennen wir aus der Presse. Doch was sich Backstage abspielt, zeigen uns Fotograf Marc Schuhmann und seine Kollegen in den Photo Diaries. Ausgabe 2 ist für 34,90 Euro auf www.thephotodiary.de erhältlich. Die Fotos wurden in den Ateliers von Issever Bahri und Vladimir Karaleev geschossen. Die Fashion Show der Abschlussklassen der Modeschule Esmod fand im Juni 2011 im Friedrichstadtpalast statt. Ein Must-have für das nächste Frühjahr steht jetzt schon fest: das Kleid mit eingehäkelten Blüten von Issever Bahri. Wer wissen möchte, ob Derya und Cimen den ersten Platz bei Start Your Fashion Business gewonnen haben, klickt www.berlin.de/projektzukunft.

Premium

Esmod Berlin

Premium vergibt mehrmals im Jahr einen Award an

Bei der Graduate Fashion Show ON STAGE im Juni wer-

Nachwuchsdesigner.

den die Absolventen mit ihren Kollektionen verabschiedet. Ihnen winken Jury-Preise, Auszeichnungen

Premium Window Dresser Award

und exklusive Praktika bei bekannten Modedesignern.

Der Award wird jährlich an das kreativste Deko-Talent

Die Kreationen der Studierenden können bei der jähr-

verliehen. Der Sieger darf im Anschluss die beiden

lich veranstalteten Charity-Modeperformance Sainte

Schaufenster der Galeries Lafayette Berlin auf der Fran-

Catherine beäugt werden. Der Erlös kommt Hilfsorga-

zösischen Straße dekorieren.

nisationen zugute. Esmod Berlin

Premium Young Designer Award

International Kunsthochschule für Mode

Der Premium YDA zeichnet jeweils kurz vor der Fa-

www.esmod.de

shion Week drei Nachwuchsdesigner in den Kategorien Womenswear, Menswear und Accessoires aus.

Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

Die Gewinner ergattern in der nächsten Saison einen

Im Rahmen der traditionellen Werkschau des Fachbe-

Stand auf der Premium und können dort ihre Kollek-

reichs Gestaltung zeigen Studierende der Studiengän-

tionen ausstellen. Das Preisgeld beträgt insgesamt

ge Modedesign und Bekleidungstechnik/Konfektion

20.000 Euro.

ihre Arbeiten und Projekte des letzten Studienjahres

Premium Exhibitions GmbH

in Exponaten und Modenschauen.

www.premiumexhibitions.com

Werkschau: 22. Juli 2011, 11 – 21 Uhr Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

MODE-NACHWUCHSWETTBEWERBE

Start Your Fashion Business

Designer for Tomorrow by Peek & Cloppenburg

signerinnen, die den Start ihres Modelabels in Berlin

Universität der Künste Berlin

Schirmherr des DfT-Awards ist der New Yorker Mode-

planen oder sich bereits gegründet haben. Drei aus-

Jedes Jahr gibt es eine Fashion Show mit Projekt- und

designer Marc Jacobs. Den Gewinner erwartet ein indi-

gewählte Berliner Modelabels werden bei der Berlin

Abschlussarbeiten der Abteilung Modedesign.

viduelles und nachhaltiges Förderprogramm sowie die

Fashion Week 2012 ihre Kollektionen präsentieren und

Fashion Show Schau 11: 5. Juli 2011, 21 Uhr

einmalige Chance, eine eigene Modenschau während

in der letzte Runde um Preisgelder von bis zu 25.000

trafo, Köpenicker Straße 59-73, 10179 Berlin

der Fashion Week Berlin 2012 auf die Beine zu stellen.

Euro wetteifern. Außerdem erhalten die Favoriten

Universität der Künste Berlin

Peek & Cloppenburg KG

Sachleistungen und Coachings, die sie für die Grün-

www.design.udk-berlin.de/modedesign

www.designer-for-tomorrow.de

dung eines eigenen Labels gut gebrauchen können.

Humanity in Fashion Award by hessnatur

www2.f5.htw-berlin.de

Im Fokus des Wettbewerbs stehen Modedesigner/-de-

www.berlin.de/projektzukunft/wettbewerbe/start-

Weißensee Kunsthochschule Berlin

your-fashion-business-syfb/

Unter dem Titel seefashion11 zeigt die Kunsthochschu-

Der HiFA ist der Design-Preis für grüne Mode des Mo-

le ausgewählte Semesterprojekte, Diplom- und Meisterschülerarbeiten aus dem Fachbereich Modedesign.

dersumme von 25.000 Euro und einer eigenen Capsu-

Modenschauen der Modeschulen

le Collection für die Damen-Kollektion von hessnatur.

Akademie Mode & Design Berlin

Haus der Kulturen der Welt

Der Sieger wird im kommenden Januar im Rahmen der

Die erste öffentliche Modenschau mit den Abschluss-

Weißensee Kunsthochschule Berlin

Fashion Week Berlin gekürt.

arbeiten aus den Bereichen Modedesign, Modejourna-

www.hkw.de

Hess Natur-Textilien GmbH

lismus und Modemanagement fand im Februar 2011 in

www.hessnatur.com

der Villa Elisabeth statt.

delabels hessnatur. Dotiert ist der HiFA mit einer För-

Akademie Mode & Design Berlin www.hochschule.amdnet.de

Fashion Show: 8. Juli 2011, 16.30 und 19 Uhr


Gimme five

GIMME FIVE: A COLLARFUL SUMMER Text Paul Schlosser

Wie sonst kaum jemand, weiß sich Miucca Prada jede Saison neu zu erfinden, Abwegiges zum Trend zu machen und immer und ohne Ausnahme den Zeitgeist zu treffen. So wundert es nicht, dass mit der subtilen, zugleich aber auch extrem plakativen Miu Miu Sommerkollekion 2010 und besonders ihren bedruckten, teils abnehmbaren und bis an den Halsansatz reichenden Kragen der Run auf das einst den Männern vorbehaltende Accessoire und mit ihm das DIY-Fieber der Fashionistas von New York bis Tübingen ausbrach. Ob nun mit Schwalben und Kätzchen, mit Perlen verziert, vergoldet, aus Leder oder bestickt, der geschlossene Hemdkragen erfreut sich von Saison zu Saison zunehmender Beliebtheit. Obwohl das Herrenhemd noch bis ins 18. Jahrhundert sein Dasein als Teil der Unterwäsche fristete, gilt es heute schon lange nicht mehr als unschicklich, auf das Sakko zu verzichten. Immer mehr Designer unterziehen das zeitlose Accessoire einer kreativen Rundumerneuerung. Mit kräftigen Farben, frechen Kombinationen und Kontrasten lassen sich die burgeoisen Bausteine bestens in die Gegenwart übersetzen. Hauptsache hochgeschlossen, die Luftnot gerade noch erträglich und der lose Kragen so auffällig und präsent wie möglich.

01

© Andrew De Francesco

Country-Chic! Auch in diesem Sommer schafft Balenciaga wie gewohnt Eleganz durch einen virtuosen Musterund Materialmix. So sorgen wild bedruckte Hemden und filigrane Kragenspitzen aus Metall für die entscheidenden Brüche. Die Ecken, die in ähnlicher Form einst die Hälse von Cowboys oder Square Dance-Virtuosen schmückten, gibt es auch einzeln zu erstehen und verleihen dem obligatorischen Denimshirt eine humorvolle Prise „Yee-Ha“.

02 Eleven Objects zeigen, was für eine Vielfalt an unseren Hälsen möglich ist. Die Designs sind simpel, der Einsatz unterschiedlicher Stoffe wie Seide und Ponyfell sowie die Verzierungen mit Swarovski-Kristallen, Goldnieten und Co zeigen aber, dass diese Accessoires nicht zu unterschätzen sind.

03

Disco Glam! Der goldene Hemdkragen von Vionnet wurde unlängst von keiner geringeren als Natalie Portman zu einer Preisverleihung ausgeführt. Ob schick zum Blazer oder dem Partydress, mit dieser glitzernden Variante ist euch ein strahlender Auftritt garantiert.

04

ASOS ist die erste Adresse für kostengünstige, jedoch nicht weniger modische Alternativen, so etwa den kindlichen Bubikragen, mal ganzflächig mit Kunstperlen verziert oder mit verspieltem Spitzenbesatz. Jeder, den das DIY-Fieber zwar gepackt hat, der aber mit zwei linken Händen gesegnet ist, wird hier fündig!

05

Pixie Market ist kein Online-Flirtportal für Elfen, sondern ein Webshop für Hipster und Alexa Chung-Sympathiesantinnen. Das Kragensortiment kann sich aber sehen lassen und fällt sehr sophisticated und chic, zugleich aber auch sehr lässig und leger aus. Unser Favorit ist der Gelbe mit den Nieten, den wir am liebsten gleich zur obligatorischen Jeansweste und Docs ausführen würden.

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Kulturgut

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ILLUSTRATOR DES MONATS: GOLDEN COSMOS Translation P. 42

Doris und ich sind Golden Cosmos. Wir sind vor sieben Jahren gemeinsam nach Berlin gekommen, um Visuelle Kommunikation an der Kunsthochschule Weißensee und der HTW zu studieren. Uns war von Anfang an klar, dass wir etwas eigenes machen wollten, deshalb gründeten wir zusammen mit einem Kommilitonen das Kollektiv Nepomuk, produzierten parallel zum Studium kleine Siebdruckeditionen und gaben selber Bücher heraus. Wir haben das als Experiment gesehen, als Plattform, um selbstbestimmt arbeiten und eigene Projekte auf die Beine stellen zu können. Nach dem Diplom gründeten Doris und ich letztes Jahr Golden Cosmos und arbeiten seitdem zusammen in unserem Atelier in einem ehemaligen Kindergarten in Lichtenberg. Wir teilen uns das Haus und den riesigen Garten mit über 20 anderen Designern, Künstlern, Illustratoren und dem Modelabel c.neeon. Diese spannende Mischung führt oft zu interessanten Kooperationen. Es ist ein besonderer Ort, an dem es einen regen kreativen Austausch und ein freundschaftliches Miteinander gibt, was uns sehr wichtig ist. Im Vordergrund unserer Arbeit stehen immer der Spaß und die Neugier, sich auf unbekannte Aufgaben einzulassen. Dabei versuchen wir, eine Balance zwischen Auftragsarbeiten und freien Projekten zu finden. Wir stecken genauso viel Leidenschaft in eine Editorial-Illustration wie in das Illustrieren eines ganzen Buches und das Erzählen einer eigenen Geschichte. Im Laufe der Zeit haben wir uns gegenseitig nicht nur stilistisch beeinflusst, sondern auch in der Art, zu denken und Ideen zu entwickeln. Für uns ist es eine große Bereicherung, im Team zu arbeiten, weil wir uns gut ergänzen. Auch wenn das nicht immer ohne Reibung geht, aber darin liegt ja gerade die Kraft, aus der etwas Neues entstehen kann. Die Illustration für das MitteSchön-Poster stammt aus dem Buch Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen, einer Adaption des gleichnamigen Grimmschen Märchens. Doris wurde für dieses Buch mit dem Nachwuchsförderpreis der Stiftung Buchkunst und einem Ehrendiplom im Wettbewerb der Schönsten Bücher der Welt ausgezeichnet. www.golden-cosmos.com

Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare „MitteSchön“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.




26 Kulturgut

„WENN ICH WEISS, WARUM ICH ETWAS TUE, KANN ICH ES NICHT MEHR TUN“ Text Tina Fraas Bilder Berliner Ensemble/Lesley Leslie-Spinks Translation P. 42


Kulturgut

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Robert Wilson ist Theaterregisseur oder einfach ein Künstler, wie es ihn selten gibt. Die „New York Times“ beschreibt ihn als „Leitfigur in der Welt des experimentellen Theaters“. Seine Inszenierungen sind Gesamtkunstwerke, die seinen einzigartigen, avantgardistischen Stil widerspiegeln. Wilson wuchs in Waco, einer texanischen Kleinstadt auf, eigentlich eher ein engstirniges und hinterwäldlerisches Provinznest. Seine Kindheit und Jugend waren geprägt von schweren Sprachstörungen, die er mit Hilfe der Tänzerin Byrd Hoffman überwand. Wilsons Vater wünschte sich, als Bürgermeister von Waco, dass sein Sohn in seine Fußstapfen tritt. Doch der ging stattdessen nach New York und studierte am Pratt Institute Kunst und Architektur.

ckes fragte Wilson, ob er sicher sei, dass er die Szene auf einem Highway spielen lassen möchte. Wilson sagte nur, ja, da sei er sicher, und lachte. Fragt man ihn nach dem Warum, antwortet er nur: „ Ich habe keine Ahnung, warum ich irgendetwas mache. Ich sage immer, wenn ich weiß, warum ich etwas tue, kann ich es gar nicht mehr tun.“ Der Highway war das erste Bühnenbild nach der Pause und es gab tosenden Applaus – nur für das Bühnenbild, das so wunderschön und atemberaubend anzusehen war.

In dieser Zeit in New York beobachtete Wilson einmal einen Polizisten, der einen farbigen Jungen schlug. Er schritt ein und lernte so den taubstummen Raymond Andrews kennen. Wilson adoptierte Ray, und sie begannen gemeinsam die Arbeit an dem Theaterstück Deafman Glance. Es war sieben Stunden lang, und es wurde nicht ein Wort gesprochen. Die Faszination ging vor allem von den präzisen und langsamen Bewegungen der Akteure aus. Zusammen mit Phillip Glass entwickelte er 1976 die Oper Einstein on the Beach. Nach deren Welterfolg wurde Wilson zur Institution an internationalen Opernhäusern und Theatern.

Lulu ist in Wedekinds Stück eigentlich ein junges Mädchen, besetzt wurde die Rolle mit der 67-jährigen Angela Winkler. Das Erstaunliche war aber, dass man sie für ein 20-jähriges Mädchen hielt. Erzählt Wilson von Angela, ist er sehr gerührt: „Sie ist eigentlich wie ein Kind innerlich, und ihre Stimme, die Farbe ihrer Stimme ist wie die eines kleinen Mädchens, die einem das Herz brechen kann. Und das außergewöhnlich Wundervolle an Angela ist, dass sie so leise spricht, und ich denke: ja, Lulu ist eher laut. Hier ist diese Frau mit all diesen aggressiven Männern um sie herum und als Gegensatz dazu Angelas akustische Lautstärke.“

Im April 2011 hatte Lulu am Berliner Ensemble Premiere. Wilson spricht und versteht kein Deutsch, inszeniert aber deutsche Theaterstücke. Da stellt sich die Frage nach dem Wie. Wilson begann seine Arbeit, indem er das Stück als Stummfilm betrachtete. Zunächst beschäftigte er sich detailverliebt mehrere Wochen mit verschiedenen Beleuchtungsszenarien. Dann widmete sich Wilson dem Ton und drehte alle Lichter aus, um sich nur auf den Sound konzentrieren zu können. Eine der Szenen zeigt Lulu auf einem Highway mit Zypressenbäumen. Die Szene spielt ursprünglich in ihrem Apartment in Paris. Der Dramaturg des Stü-

Seit 1992 betreibt Wilson das Watermill Center. Er wollte keine Schule eröffnen. Vielmehr schuf Wilson einen Raum für Künstler aus der ganzen Welt, die dort gemeinsame Projekte verwirklichen können. Robert Wilson könnte den Rest seines Lebens an den großen Häusern der Welt inszenieren. Aber das will er nicht. Er will sich nicht künstlerisch einschränken. „Ich sage immer, am Watermill Center müssen wir tun, was sonst keiner macht. Das ist der Grund unserer Arbeit, etwas machen, was sonst keiner macht.“



Kieztalk

INTERVIEW DANIELLE DE PICCIOTTO Text André Uhl

Fotos Tina Linster, Danielle de Picciotto

Translation P. 42

1987 ist die in Washington geborene Künstlerin Danielle de Picciotto nach Berlin gezogen. Seitdem hat die Stadt sie und sie die Szene der Stadt entscheidend geprägt. Als Malerin, Kuratorin, Modedesignerin, Mitbegründerin der Love Parade, Sängerin der Band „Space Cowboys“, Initiatorin verschiedener Filmprojekte mit

sowie

diversen

durch

Kooperationen

Künstlern,

darunter

Blixa Bargeld, Gudrun Gut und Ben Becker, kann sie einen beachtlichen kreativen Output vorweisen. Jetzt ist sie auch noch unter die Autoren gegangen und hat ein Buch über ihr bewegtes Leben in Berlin geschrieben.

Wer

wissen

möchte,

was

im

Berliner Underground in den letzten 23 Jahren los war, sollte Danielle fragen. Wir haben sie getroffen.

29


30 Kieztalk

1988, Dr. Motte in ihrer damaligen Wohnung

„Lange Zeit war ich wirklich nur in Berlin. Und dann, als ich zum ersten Mal die Stadt für ein paar Tage verlasse, fällt die Mauer! Das war wie ein Filmriss: du fährst weg, und als du wiederkommst, hat sich die Welt komplett verändert!“

Heute, mit AlexanderHacke

1992, Flyer für Plattenauflegen mit Gudrun Gut

1990, Blick aus ihrem Wohnungsfenster (Axelspringerstrasse) nach dem Mauerfall

Auf der Suche nach deiner künstlerischen Identität hast du schon so ziemlich alles gemacht. Ist diese Suche mittlerweile abgeschlossen? Bei meiner Kunst habe ich mich immer danach gerichtet, was gerade in meinem Leben passiert ist, also vor allem nach äußeren Einflüssen. Vieles erscheint mir zwar heute klarer, aber der Prozess ist trotzdem nie abgeschlossen, und die richtigen Sachen kommen zum richtigen Zeitpunkt. Kunst ist für mich ein Körper, künstlerische Ausdrucksformen sind die unterschiedlichen Glieder, eine Hand die Malerei, die andere Hand die Musik, ein Fuß die Literatur und so weiter. Am Ende folgt alles einem Grundgedanken. Deshalb werde ich mich wohl immer bei dem, was ich gerade fühle, zwischen den unterschiedlichen Ausdrucksformen hin- und herbewegen. Deine tagebuchähnlichen Beschreibungen wechseln sich in dem Buch mit kurzen Texten ab, die Szenen aus der Berliner Subkultur schildern, zum Teil recht surreal. Ich würde sagen, 95 Prozent davon ist wirklich passiert, den Rest habe ich ergänzt, um das Ganze bildhafter darzustellen. Ich wollte unbedingt ausprobieren, in dieser Form zu schreiben. Außerdem kann ich bei manchen Geschichten keine Namen nennen, da kam mir diese Textart natürlich zugute. Meine Geschichte ist verbunden mit ganz vielen anderen Geschichten, und mir war es sehr wichtig, niemandem auf die Füße zu treten. Als ich das Buch fertig hatte und ich es einigen großen Verlagen anbot, haben fast alle gesagt: Wenn du heutzutage eine Biographie schreibst,

musst du entweder berühmt sein oder einen Skandal einbauen. Hätte ich noch einen Skandal hinzugefügt, hätte ich sofort einen Vertrag bekommen. Das wurde mir auch ganz offen gesagt, aber das wollte ich auf gar keinen Fall, auch wenn ich genug über Skandale schreiben könnte. 1987 kommst du in Berlin an. Du wirst direkt auf eine Party mitgenommen und findest dich dort in einer düsteren, schmuddeligen Atmosphäre wieder... Ich hatte auch eine Freundin, die zu dieser Zeit nach Berlin kam und so schockiert war, dass sie direkt wieder abgehauen ist. Ich fand das super! Mich haben immer schon die dunklen, magischen Seiten interessiert, und Berlin war für mich zu der Zeit total mysteriös. Alles war ein bisschen versteckt, Veranstaltungen wurden kaum publiziert, Clubs wurden nicht gehyped. Das Dunkle, Morbide hat mich sowieso immer mehr inspiriert als helle, nette Dinge. Ende der 80er hast du in der Lindenstraße gewohnt – direkt an der Mauer. Heute klingt es skurril, wie die Grenzposten und du euch gegenseitig beobachtet habt. Du standest also die ganze Zeit unter dem Einfluss dieser seltsamen Situation, und als die Mauer schließlich fiel, warst du nicht vor Ort, sondern in Graz an einer Modenschau beteiligt. Das war wirklich ein absurder Moment des Schicksals, vor allem weil ich zu dieser Zeit eigentlich kaum gereist bin. Lange Zeit war ich wirklich nur in Berlin. Und dann, als ich zum ersten Mal die Stadt für ein paar Tage verlasse, fällt die Mauer! Das war


Kieztalk

2002, mit Hutkünstlerin Fiona Bennet

wie ein Filmriss: du fährst weg, und als du wiederkommst, hat sich die Welt komplett verändert! Wie hast du davon erfahren? Motte hat mich angerufen. Erst dachte ich, er verarscht mich. Und dann: ausgerechnet jetzt! (lacht). Unser Berliner Grüppchen saß in Österreich und wurde ständig aus Berlin von Leuten angerufen, die entweder heulten oder hysterisch lachten, das war total merkwürdig. Als wir dann zurückgefahren sind und vor der Grenze standen, haben wir uns zunächst gar nicht getraut, durchzufahren. Vorher hättest du ja erschossen werden können, wenn du das Falsche machst. Nach der Wende glich Berlin Mitte einer einzigen großen Baustelle. Du sagst, die Berliner hätten sich in ihrer Kleidung mit leichten Sneakers und Kappen zum Schutz vor Staub daran angepasst. Die Vorstellung von einer „Construction Site Fashion“ ist amüsant. Ja, das ist mir auch erst im Nachhinein aufgefallen. Meine Freunde und ich, als wir den Tresor aufgemacht haben, Leute, die man auf der Straße sah – man hatte irgendwie den Eindruck, alle wären die ganze Zeit nur am renovieren! So sah man dann auch aus, wenn man abends wegging. Viele hatten damals diese Army-Pants und ähnliche Klamotten an. Das Maria am Ostbahnhof hatte ja früher, vor dem Umbau Anfang der nuller Jahre, eine riesige Feuerstelle in der Mitte, darüber ein Loch im Dach. Jedes Mal, wenn ich da irgendetwas aufgebaut hatte, war ich hinterher kom-

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1993, Danielle und ihre Band, die Space Cowboys

plett schwarz. Im Tresor war es genau das gleiche. Eigentlich kann ich mich an keinen Club erinnern, wo ich nicht dreckig war, wenn ich nach Hause kam. Im E-Werk haben sich Mädels mit hohen Absätzen regelmäßig die Füße gebrochen. In der Oranienstraße war der Bordstein über Jahre aufgerissen, ganz Mitte war eine Baustelle. Das hatte tatsächlich Einfluss auf den Kleidungsstil der Leute. Wie unterscheidet sich die damalige Berliner Clublandschaft von der heutigen? Ein Unterschied liegt natürlich darin, dass damals alles viel Berlin-spezifischer war. Den Bekanntheitsgrad des Berghains hatte das E-Werk nicht, auch wenn es zum Ende hin immer bekannter wurde. Das hat aber seine Zeit gedauert. Die Clubs spiegeln gut die Wirkung wider, die Berlin heute im Vergleich zu damals international hat. Jeder Journalist im Ausland, mit dem ich spreche, fragt mich, wie es hier ist, und sagt mir, er wolle unbedingt nach Berlin ziehen. Dazu kommt, dass früher in den Clubs viel mehr an der Deko gebastelt, viel verändert wurde. Es wurde mehr handwerklich gearbeitet. Auch die Klamotten waren bunter als heute. Die Performances hingegen sind heute sicher professioneller. Früher haben oft einfach Leute, die im Club gearbeitet haben, selbst irgendwelche Aktionen geplant. Ich kann mich zum Beispiel an eine ziemlich absurde Ballettvorstellung erinnern, bei der Transvestiten in rosa Tutus zu elektronischer Musik tanzten, die noch gar nicht veröffentlicht war. Es war halt alles ein wenig experimenteller. Das, was heute nur noch in man-

chen kleinen Läden stattfindet, passierte damals noch in den großen Clubs. Wenn man deine Beschreibungen der Berliner Musik- und Kunstszene von den 1980er Jahren bis heute liest, bekommt man den Eindruck, du trauerst der alten Zeit etwas nach. Ich glaube, dass jeder, der schon vor dem Mauerfall hier gelebt hat, seine Probleme mit der Entwicklung hat, einfach weil Berlin heute so anders ist. Maybritt Illner hat es so formuliert: Sie ist in einem Land aufgewachsen, das es nicht mehr gibt, aber sie wohnt immer noch in der gleichen Stadt. Wie verrückt das ist, wird einem erst mit der Zeit klar. Ähnlich wie die Mode, deren Veränderung man erst viel später wahrnimmt. Ich wollte aber nicht den Eindruck erwecken, dass früher alles besser war. Jede Zeit hat ihre guten Seiten. Berlin ist immer noch trotzig und unangepasst und wird wohl immer wieder Überraschungen bereithalten. Jede Stadt hat ihren eigenen Charakter. Ich glaube, dass Berlin einen Ausverkauf schon aufgrund seines Charakters niemals zulassen wird. Das Buch „The Beauty of Transgression – A Berlin Memoir“ von Danielle de Picciotto ist im Die Gestalten Verlag erschienen, hat 288 Seiten und kostet 20 Euro.



Hmmm, Lecker!

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KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS Flammkuchen mit grünem Spargel, Bresaola und mariniertem Rucola Text und Bilder Kochhaus

Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Berlin Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit! Zutaten für 2 Personen: 1 Flammkuchenteig, 8 Scheiben Bresaola, 6 Stangen grüner Spargel, 50 g getrocknete Tomaten, 1 Bund Rucola, 1 Bund Rosmarin, 1 Zwiebel, 1 Becher Crème Fraîche, 90 ml Olivenöl, Salz, Pfeffer, Zucker (*Mengenangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen) Zubereitungszeit: 30 min

Ofen auf 180°C Umluft bzw. 200°C Ober-/Unterhitze

Spargel waschen, Enden entfernen und schräg in ca. 4

Spargelstücke, getrocknete Tomaten und Zwiebelringe

vorheizen. Rosmarin vom Stiel zupfen und fein ha-

cm große Stücke schneiden. Getrocknete Tomaten hal-

in eine Schüssel geben und mit 4 bzw. 8 EL* Öl, 1 bzw. 2*

cken. Crème Fraîche in eine Schale geben und mit dem

bieren. Zwiebel pellen und in feine Ringe schneiden.

Prisen Salz und ausreichend Pfeffer marinieren.

Flammkuchenteig mit dem dazugehörigen Backpapier

Mariniertes Gemüse gleichmäßig auf dem Flammku-

Währenddessen Rucola waschen, in mundgerechte

auf einem Backblech ausrollen und den Teig gleichmä-

chen verteilen und den belegten Flammkuchen auf

Stücke zupfen und in die vorher zum Marinieren des

ßig mit der Rosmarin-Crème-Fraîche bestreichen. (Bei

mittlerer Schiene ca. 15 Minuten im vorgeheizten Ofen

Spargels verwendete Schüssel geben. Mit 2 bzw. 4 EL*

4 Personen entstehen 2 Flammkuchen, somit werden 2

goldbraun backen.

Öl marinieren und nach Geschmack mit ca. 1 bzw. 2*

gehackten Rosmarin, ½ bzw. 1 TL* Salz und ausreichend Pfeffer würzen.

Backbleche benötigt.)

Prisen Salz, 1 bzw. 2* Prisen Zucker und ausreichend Pfeffer würzen.

Nach ca. 15 Minuten den goldbraun gebackenen Flammkuchen aus dem Ofen nehmen und mit dem marinierten Rucola und den Bresaolascheiben gleichmäßig belegen. Den Flammkuchen halbieren und auf einem flachen Teller anrichten.


34 Mitte Muttis

Wendekleidchen für Vier- bis Fünfjährige Und so geht’s.... Ihr braucht: zwei unterschiedliche Stoffe, die gut zusammenpassen, à 1,40 cm breit und 70 cm lang. Schnittmuster unter: www.mitteschoen.de.

1

Zuerst den Stoff rechts auf rechts legen – rechts ist die Stoffoberseite. Dann Schnittmuster 1 auf den Stoff legen und ausschneiden. Achtet darauf, dass das Schnittmuster auch an der Stoffbruchseite liegt, damit wir nachher auch ein ganzes Kleidchenteil haben. Danach das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen. Wenn ihr damit fertig seid, Schnittmuster 2 rechts auf rechts auf den Stoff legen. Dieses Mal ist es besser, wenn das Schnittmuster nicht auf der Stoffbruchseite liegt, da wir die beiden halben Teile einzeln brauchen. Danach das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen.

2

Jetzt die Rückteile seitlich zusammennähen. Auch hier, klar, wieder den Stoff rechts auf rechts legen. Dann auch die Rückteile aus dem zweiten Stoff zusammennähen. Jetzt müsstet ihr quasi aus jedem Stoff ein Kleidchen haben. Nun die beiden zusammengenähten Stoffteile wieder rechts auf rechts aufeinander legen. Dann die beiden Teile zusammennähen und eine kleine Lücke von ca. 6 cm lassen. Zum Wenden durch die Lücke greifen und das Kleidchen noch einmal ordentlich bügeln. Danach das Kleidchen am Rand zusammennähen, damit es auch ordentlich hält! Und schon seid ihr fertig!

Und ihr habt noch genügend Stoff für den passenden Sonnenhut! Für den Sonnenhut (Kopfumfang höchstens 48 cm) nehmt ihr die beiden Stoffreste.

1 2

3

Nehmt den Stoff und schneidet viermal Teil 1 aus. Dann alle vier Teile zusammennähen. Dann das Gleiche mit dem zweiten Stoff machen. Wichtig ist dabei, dass ihr bei einem der beiden Stoffe wieder eine Lücke von 6 cm lasst, damit ihr den Hut nachher wenden könnt.

Dann den Stoff wieder rechts auf rechts legen und einmal Teil 2 ausschneiden. Dieses Mal das Teil 2 nicht auf die Stoffbruchseite legen, da wir die Teile einzeln brauchen. Das Gleiche auch bei dem zweiten Stoff machen. Jetzt müsstet ihr vier einzelne Teile haben. Nun jeweils die beiden passenden Teile an einem Ende zusammennähen. Dann jeweils das passende Teil 2 an den passenden Hut nähen.

Jetzt die beiden Hüte rechts auf rechts ineinander stecken. Dann an der unteren Hutkrempe zusammennähen, durch die Lücke greifen und wenden. Bügeleisen anschmeißen, die Krempe gut bügeln und zur Sicherheit noch mal die untere Seite des Hutes erneut zusammennähen. Fertig! Nun habt ihr ein günstiges und extrem schickes Sommeroutfit!


Mitte Muttis

WIR MITTEMUTTIS Text Bettina Schuler

Bilder la fraise rouge Translation P. 44

Endlich ist Sommer. Und das ist nicht nur für die Kinder schön. Nein, auch wir Mütter müssen uns jetzt endlich nicht mehr mit der Frage herumplagen, wie viele Pullover die Kinder am besten übereinander anziehen, damit sie im fiesen Berliner Winter nicht elendig erfrieren. Überhaupt ist Kleidung ein heikles Thema für uns Muttis. Nicht etwa, weil unser Kleiderschrank so aussieht, als wären wir mit Victoria Beckham best friend, sondern weil es ebenso schwierig ist, sein Kind anzuziehen, wie um sieben Uhr abends einen Parkplatz am Helmholtzplatz zu finden. So ist meine vierjährige Tochter der felsenfesten Überzeugung, dass ihr pinkes Kleidchen plus passender Socken bei minus 15 Grad völlig ausreichend ist. Und dass, wenn sie denn doch kalte Beinchen bekommen sollte, es nicht an ihrer Kleiderwahl, sondern an meiner fehlerhaften Interpretation des Wetterberichtes liegt. Um nur ein harmloses Beispiel zu nennen. Der Sohn einer Freundin hingegen hat in Sachen Unterhosen-Auswahl einen wahrlich komplexen Test für sich entdeckt. So finden nur jene Unterhosen bei ihm Gefallen, die nicht zwicken, wenn er sie mit seinem Daumen bis unter das Kinn zieht. Was wohlgemerkt nur bei dem teuersten Kinderunterhosen-Modell der Fall ist. Doch was tun, wenn man allein schon bei dem Gedanken an das allmorgendliche Anziehen zu einem Nervenbündel mutiert? Ganz einfach: gemeinsam mit dem Kind shoppen gehen, damit es seine Kleidung auch ohne zu murren anzieht. Zum Beispiel bei la fraise rouge in der Großbeerenstraße, wo es nicht nur die üblichen Zahlen- und Erdbeeraufnäher-Shirts, sondern auch T-Shirts mit beliebten Kinderweisheiten wie „Kacke sagt man nicht“ zu kaufen gibt. Ebenfalls sehr hübsche Kinderkleidung findet man in dem dawanda-Shop des Labels Rebell und Blumenkinder, das sehr retro-orientiert ist.

Mein absoluter Favorit ist der türkise Overall mit den orange-braunen gehäkelten Knieflecken, der dank des Sweatshirt-Stoffes auch noch bequemer als jedes Vintage-Original ist. Wer bei der Kinderkleidung besonderen Wert auf Green Fashion legt, der sollte sich bei den Berliner Labels Speak Up! und Dollyrockers umsehen. Denn dort steht alles im Zeichen von Organic Fashion. So ist bei Speak Up!, die vor allem Slogans-TShirts mit Welt-Rettungsbotschaften verkaufen, alle Kleidung aus handgegerbter Biobaumwolle oder Organic Denim hergestellt. Die Dollyrockers wiederum setzen ganz auf das Prinzip Recycling und zaubern in ihrem Atelier aus alten Herrenhemden, Bettwäsche oder anderen Textilien bezaubernde Kinderkleidung. Alles extrem schicke Sachen, die sicher auch dem Kind gefallen, leider jedoch, auf Grund der Einzigartigkeit und Herstellung, auch wesentlich teurer sind als bei H&M.

Dollyrocker, Atelier, Showroom, Laden Gärtnerstraße 25 www.dollyrocker.de Öffnungszeiten: Mo bis Fr: 10 – 19 Uhr, Sa: 11 – 16 Uhr la fraise rouge Großbeerenstraße 64a www.lafraiserouge.de Öffnungszeiten: Mo bis F: 10 – 18 Uhr, Sa: 10 – 14 Uhr Speak Up! Showroom Sybelstraße 36 www.speakup-wear.com Termin nach Absprache Rebell und Blumenkind www.rebell-und-blumenkind.com www.dawanda.com/shop/rebell-undblumenkind

Deshalb haben wir für alle Mütter mit kleinem Budget ein Kleidchen entworfen, das sehr leicht und schnell zu nähen ist. Kunterbunte Stoffe dafür könnt ihr bei mama makada oder bei Frau Tulpe kaufen. Außer natürlich für meine Tochter. Denn die trägt seit gestern nur noch schwarz.

mama makada Danziger Straße 51 www.mamamakada.de Öffnungszeiten: Di bis Fr: 11 – 19 Uhr, Sa: 11 – 17 Uhr Frau Tulpe Veteranenstraße 19 www.website.frautulpe.de Öffnungszeiten: Mo bis Fr, 10 – 20 Uhr, Sa: 11 – 18 Uhr

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36 Kulturgut

KUNSTTIPPS Text Jan Winkelmann

VON

EYEOUT

Translation Kimberly Bradley, P. 44

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet Ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

SARAH MORRIS – JOHN HANCOCK 29. April – 30. Juli 2011 Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45, U5 Schillingstraße, Di bis Sa: 11 – 18 Uhr 030 24 08 81 30, info@capitainpetzel.de, www.capitainpetzel.de

Fotos: Sarah Morris – John Hancock (Ausstellungsansicht) © Sarah Morris, Courtesy Capitain Petzel, Berlin Foto: Nick Ash

Sarah Morris zeigt in dieser Ausstellung eine neue Serie von Gemälden, die das Motiv der Signatur thematisieren. Ausgangspunkt hierfür ist weniger der kunsthistorische Zusammenhang, sondern vielmehr der Kontext von Architektur und Industriedesign. John Hancock war der erste Unterzeichner der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. Seine Unterschrift dient heute noch als Logo der gleichnamigen Versicherung, die wiederum den ikonischen Wolkenkratzer in Chicago in den 60er Jahren erbauen ließ, auf den Morris Gemälde assoziativ Bezug nehmen. Bei der Beschäftigung mit der Struktur des Gebäudes, wie auch mit der Rolle der Signatur thematisiert die Künstlerin auf exemplarische Weise, wie sich visuelle Oberflächen in urbane Strukturen einschreiben bzw. sich innerhalb derer ebenso widerspiegeln. Ergänzt wird die Ausstellung im Untergeschoss durch Morris’ Film Points on a Line (2010). Hier werden zwei Ikonen der modernen Architektur, das Farnsworth House von Mies van der Rohe und Philip Johnsons Glass House in ihren vielfältigen Beziehungen einander cineastisch gegenüber gestellt. Der Film erhält durch den Ostmoderne-GlasPavillon, in dem sich die Galerie Capitain Petzel befindet, einen überaus interessanten ortsspezifischen Bezug.

13 BAUMGÄRTEL, BLANK, DOST, FINLEY, GRÖZINGER, HOLSTEIN, VON KAUFMANN, KOBE, MONTUORI, NOOR, RUCKHÄBERLE, SAMORI, TZUCKERMAN

13. Mai – 19. Juli 2011 Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123, U6 Oranienburger Tor, Di bis Sa: 11 – 18 Uhr 030 44 03 83 85, mail@christianehrentraut.com, www.christianehrentraut.com

Fotos: 13 (Ausstellungsansicht) Courtesy Christian Ehrentraut

Christian Ehrentraut eröffnet am Freitag den 13. Mai seine dreizehnte Ausstellung in den Räumen der Friedrichstraße mit einer Ausstellung der dreizehn von ihm vertretenen Künstler. Für Zahlenmystiker ein Fest und eine sehenswerte Ausstellung obendrein. Wie eine Art loser, assoziativer roten Faden durchzieht die Ausstellung, dass sich viele der gezeigten Arbeiten Schicht für Schicht aufbauen oder in einem organisch anmutenden Prozess additiv zusammensetzen. Stephanie Dosts raumgreifende Collage aus Schwarzweiß- und Farbfotos entfaltet sich wuchernd um den Treppenabgang herum. In Nicola Samoris barockem Portrait findet durch die partielle Übermalung eine erhebliche Dramatisierung des Sujets statt. Yudi Noors Skulpturen vermengen Elemente asiatischer Populärkultur mit Referenzen zu westlichen Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. Und Shannon Finleys Gemälde besteht aus holografisch anmutenden, prismatischen Formen setzt am Ende des Ausstellungsraumes ein strahlendes rot-orange-farbiges Ausrufezeichen hinter diese bezaubernde Ausstellung.


Kulturgut

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„ISCH LIBE HAUS DE MUGLER“ Text Bettina Schuler

Illustration Evelyn Hahn Translation P. 43

...singt Lady Gaga in ihrem „Scheiße“-Remix, der bei der Herbst/Winter-Show 2011 des Labels gespielt wurde und der nun, in einer leicht veränderten Version, auf ihrem aktuellen Album „Born This Way“ zu hören ist. Auch andere Musiker haben immer weniger Probleme damit, öffentlichkeitswirksame Kooperationen mit Designern und Mainstream-Labels einzugehen. So haben der ehemalige Blur-Gitarrist Graham Coxon, die Sängerin Paloma Faith und das Ex-The Coral-Mitglied Bill Ryder-Jones gerade den Song Desire in Kooperation mit Converse aufgenommen. Es scheint, als ob sich die alteingesessene Allianz zwischen Mode und Musik immer mehr von einer gegenseitigen künstlerischen Befruchtung zu einer geschickten Marketing-Kooperation entwickelt. Kleidung von Stars wie Elvis oder den Sex Pistols wurde noch dazu genutzt, um sich von dem Establishment und seinen Konventionen abzugrenzen. Dadurch wurden sie häufig zu Vorreitern einer bestimmten Jugendkultur und deren Kleidung, man denke nur an die Blue Jeans oder die Pilzköpfe der Beatles. Die Stars und ihre Ratgeber waren Impulsgeber in Sachen Mode und Stil und wurden nur allzu gerne von bekannten Designern für den Laufsteg adaptiert. Heutige Stars hingegen lassen sich oftmals von bekannten Firmen als Werbeträger einspannen, um auf diesem Weg ihrerseits ihr neustes Album promoten zu können. Mit Kreativität und gegenseitiger Inspiration hat das nur noch wenig zu tun. Hier geht es vor allem darum, das Image des anderen möglichst für seine eigenen geschäftlichen Interessen zu nutzen. Auch sehr beliebt sind die so genannten designed by-Kollektionen, für die Künstler wie Amy Winehouse oder Britney Spears ihren Namen hergeben. Ob sie dafür jemals selbst den Stift in die Hand genommen haben oder einen ihrer berühmten DesignerFreunde haben einspringen lassen, wird man mit Sicherheit nie genau sagen können. Doch dem eingefleischten Fan scheint es egal. Hauptsache, ein bisschen Glamour färbt durch das Produkt auf ihn ab. Also besprüht er sich mit Parfüm made by Jennifer Lopez, trägt Schuhe designed von Fergie, Klamotten aus der UffieDiesel-Kollektion und fühlt sich dadurch selber ein bisschen wie sein persönliches Vorbild.

Für die meisten Subkultur-Künstler stellte Mode früher ein Vehikel für ein politisches Statement dar. Die Sex Pistols brachten mit ihrem Stil aus zerlöcherten Jeans und T-Shirts mit der britischen Flagge designed by Vivienne Westwood ihren Wunsch nach Rebellion gegen die Autoritäten zum Ausdruck. Oder Nancy Sinatra, die sich in den 60ern mit dem Tragen des Minirocks öffentlich zum Selbstverständnis der Frauen bekannte und damit auch ihren Teil zur Emanzipation beitrug. Auch heute kann man noch sehen, welchen Einfluss die Kooperation von Mode und Musik auf die Gesellschaft haben kann. Das zeigen Frauen wie Beth Dito, die mit ihrem selbstbewussten Auftreten beweist, dass Sexiness nicht mit der Kleidergröße zusammenhängt. Oder Designer wie Jean-Charles de Castelbajac, der ein Model auf seiner Fashion-Show 2009 in einem schwarz-gelben Glitzerkleidchen, welches das Gesicht von Barack Obama zierte, über den Catwalk stolzieren ließ. Um nur eines der modischen Beispiele zu nennen, die es während des letzten US-Präsidentschaftswahlkampf zu sehen gab. Doch sobald der Hype um ein bestimmtes Thema vorbei ist, das gerade dem Zeitgeist entspricht und deshalb auch als schick gilt, wird es still um die Political Fashion. Und leider scheint auch Lady Gaga, die noch vor kurzem mit ihrem Fleischkleid versuchte, ein Statement gegen die Verrohung der Gesellschaft zu setzten, sich kaum für die Botschaft, sondern nur für die Lukrativität einer solchen Kooperation zu interessieren. Und die Sex Pistols? Die haben letztes Jahr ihren Namen für ein „Punk-Parfüm“ hergegeben...



Berliner Gesichter

BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler

Bilder Eugen Bräunig

Hendrikje Ehlers Schuhmachermeisterin 51 Jahre Es ist einem Zufall zu verdanken, dass ich heute Schuhmachermeisterin bin. Denn hätte ich mich vor über zwanzig Jahren nicht so sehr über die hohen Reparaturkosten meiner Lieblingsschuhe echauffiert, dass mir der Schuhmacher vorschlug, die Schuhe doch das nächste Mal selbst zu reparieren, wäre ich nie auf die Idee gekommen, mir selber Schuhe zu bauen. Gesagt, getan. Ein paar Wochen später war meine erstes Paar Schuhe fertig. Ganz allein nach der Anleitung aus einem alten Schuhmacherfachbuch gebaut, mit Werkzeugen, die ich nicht wirklich zu benutzen wusste, und einem Leisten, der nicht richtig passte. Auch wenn die Schuhe nicht wirklich schön aussahen, war ich beseelt von der Idee, Schuhmachermeister zu werden. Während meiner langen Ausbildungs-Odyssee habe ich dann unter anderem auch bei dem Schuhmachermeister gelernt, dessen Werkstatt ich vor fast zehn Jahren übernommen habe. Dieser Betrieb ist übrigens der älteste auf der Friedrichstraße. Demnächst werden wir den Laden, in dem wir sowohl Maßschuhe anfertigen als auch Schuhe reparieren, noch um ein Schuhgeschäft erweitern. Vor der Geschäftsübernahme habe ich fast ein Jahr in London gearbeitet, um auch den englischen Stil des Schuhebauens kennen zu lernen. Unter anderem bei John Lobb, dem wohl bekanntesten „shoemaker“ der Welt. John Lobb Limited ist nicht nur die Schuhmacherei des englischen Königshauses, sondern zählt auch Popikonen wie Madonna und Robbie Williams zu ihren Kunden. Aber auch bekannte Persönlichkeiten wie Richard Wagner oder Friedrich Flick haben dort schon Schuhe bestellt. Flick sogar insgesamt 87 Paar. Ich bin eine der wenigen Schuhmachermeisterinnen in Berlin, die überhaupt noch Maßschuhe anfertigen. Leider haben Billigschuhe und das fehlendes Bewusstsein für gutes und gesundes Schuhwerk unserem Be-

rufsstand argen Schaden zugefügt. Zudem besteht heute bedauerlicher Weise keine Meister-Pflicht mehr für das Schuhmacherhandwerk. Sie wurde Ende 2003 mit der Begründung abgeschafft, dass nur für jene Handwerke und Gewerke eine Meisterpflicht notwendig ist, die das geistige und physische Wohl des Menschen gefährden können. Dazu gehören seltsamerweise unter anderem Maler und Friseure, aber keine Schuhmacher. Dabei kann ein guter Schuhmachermeister Fuß- und Beinfehlstellungen bei seinen Kunden erkennen und durch fachgerechte Reparatur Schlimmeres verhindern. Ein Paar auf Maß angefertigte Schuhe kosten 2.500 Euro aufwärts. Das ist sicherlich nicht günstig, aber man darf auch nicht vergessen, wie viel Arbeit und hochwertigstes Material in einem Schuh steckt. Auch wenn Maßschuhe nicht unbedingt länger halten als ein Paar industriell angefertigter Schuhe, lohnt es sich doch, dafür viel Geld auszugeben. Denn in perfekt sitzenden Schuhen geht man einfach besser und gesünder durchs Leben. Zudem kann man als Kunde nicht nur auf das Design, sondern auch auf die Wahl der Materialien Einfluss nehmen. Was gerade Menschen, die besonderen Wert auf Individualität legen, sehr zu schätzen wissen. Ich gehöre nicht zu den Schuhmachermeistern, die nur die Haute Volée bedienen. Zu mir kommen vor allem gediegene Kunden wie Ärzte, Rechtsanwälte und Künstler, die Wert auf Qualität und Fachberatung legen. Ich liebe an meinem Beruf die Sinnlichkeit meines Tuns, das Erschaffen eines total händisch angefertigten Produktes von Anfang bis Ende. Dass Schönste ist für mich allerdings dieses Geräusch, das beim Hineinschlüpfen in den Maßschuh durch die totale Luftverdrängung entsteht. Denn dann weiß ich, dass der Schuh perfekt passt.

Posh Schuhe Berlin Hendrikje Ehlers Friedrichstraße 230 Tel.: 030 25 19 979 Öffnungszeiten: Di bis Fr: 9:30 – 19 Uhr Sa: 9:30 – 13 Uhr

39


40 English Translations

Events (p. 6)

Mueller-Westernhagen, she drops her last name. Fa-

after his last visit. The StummfilmLIVEfestival #2 is

SHADOW LAND

ther and daughter never talk about music, and he also

presenting for the first time the complete works (80

Shadow Theatre / Performance

stayed out of the production of the record in Ham-

films from the years 1914-1967) of the greatest dimi-

Admission: from €22.50

burg. And let's face it – MiMi doesn’t need any pater-

nutive cinema legend of all time from 15 July to 7 Au-

Preview 20 July, Premiere 21 July

nal support anyway!

gust. The Babylon cinema’s 90-minute program will

Additional performances: 22 to

Comet Club

show early short films, including The Vagabond and

31 July

Falckenstein Strasse 47

The Immigrant, accompanied by international silent

www.myspace.com/cometclubberlin

film pianist. For ten days, there will be a live orchest-

Tickets in advance: www.koka36.de

ral performance of original music composed by Char-

What the Pilobolus Dance Theatre does on the stage is simply spectacular. Behind a backlit screen, hu-

lie Chaplin for the feature films The Kid and The Gold

man bodies contort into objects, morph into fantasy

BASIC INSTINCTS

Rush with. The foyer will be decorated with pictures

forms, disintegrate, and give rise to new figures. The

Exhibition

of Chaplin's visit to Berlin in 1931 when thousands

viewer enters a world full of poetry and illusion whe-

Admission: free

of enthusiastic fans cheered the movie star from the

re human shadows magically transform into moving

30 to 31 July, 12 – 7 pm

Friedrich Strasse station to the Hotel Adlon on Pari-

cars, elephants, blossoming flowers or centaurs. The

ser Platz. A special highlight of the festival: Chaplin's

images that result flow directly and indirectly into

Anyone can present fashion on

daughter, actress Geraldine will give the honor of

each other create a fantastic, movie-like dream world.

the runways is probably what

opening the festival on 15 July!

At the center of the story is a girl on the brink of

the organizers of the exhibition Basic Instincts, which

Babylon

adulthood. Trapped in this shadow land, she searches

runs from the 30th of June for four weeks at Villa Eli-

Rosa-Luxemburg-Strasse 30

for the exit and encounters strange dream figures.

sabeth, think. Visitors can expect a 360-degree tour

www.babylonberlin.de

They reflect the subjective feelings of the girl and play

of various Dutch approaches to design: architecture,

with the surreal dream experiences of the audience.

art, fashion and product design. The interdisciplina-

JENS FRIEBE & BAND – AN

In their extraordinary performance, the U.S. theater

ry focus of the exhibition is primarily on the things

EVENING OF PURE HAPPINESS

company PILOBOLUS combines traditional shadow

that lie behind the individual creations. Visions and

Indie-pop, electro-pop, new

theater with acrobatics, dance and poetry. Various

attitudes of the artists are in six different landscapes.

German wave

movable screens on multiple levels create special ef-

An individual piece of clothing is not presented in the

Admission: free

fects. The children’s book author, Steven Banks, wrote

traditional way on models, but built into one of the-

5 July, film at 10 pm / concert at 11 pm

the storyline; musician and producer David Poe com-

se landscapes. Each landscape embodies an idea that

posed the soundtrack.

should illustrate a part of the Dutch design culture:

Dandyism, glamour, urban poetry, megalomania,

Komische Oper

different perspectives, which change depending on

trash – with his music, Berliner-by-choice Jens Friebe

Behren Strasse 55 – 57

the angle you look at it from. Some of the expected

manages to shake up the German pop music world.

Tickets: www.komische-oper-berlin.de

themes awaiting you are the works and quotations of

His ambiguous German texts are concerned primari-

or 030 47 99 74 00

famous Dutch artists from the fields of photography

ly with the day and nightlife of the big city. He doesn’t

and video, or a raw state as a radical innovation. An

have any songs without messages because that would

MIMI

international creative team was responsible for con-

be like „a city without a plan.“ Indie-pop, classical

Singer / Songwriter-Pop

cept and content of the exhibition. Mosign artistic cu-

singer/songwriter, electro-pop, new German wave,

Admission: advance tickets

rators Luca Marchetti and Emanuele Quinz are from

or Hamburg School – Jens Friebe is something in bet-

from €14

mosign. José Klap and Sandor Lubbe from Zoo maga-

ween. In autumn 2010 he released his fourth album

1 July, 9 pm

zine were the creative directors and multi-artist Hen-

Abändern. His new songs are still playful and imagi-

rik Vibskov was responsible for exhibition design.

native, though not quite so ambiguous. Before it was

Villa Elizabeth

the guitar, now it’s the piano in the foreground. In

Invaliden Strasse 3e

addition to music, Jens Friebe writes for a magazine,

When you hear MiMi’s songs on her debut Road to Last Night, you somehow get the feeling you’re leafing through her diary. The self-

is part-time drummer for the Berlin band Britta, and

written texts do in fact reflect personal feelings and

STUMMFILMLIVEFESTIVAL #2

published a collection of his blog entries. He traveled

moments in her life. Melodic, sometimes rocky-pop

CHAPLIN COMPLETE

at the request of the Goethe Institut to northern Iraq

with some bottleneck guitar, organ and Blues-Stomp

Silent Film Festival featuring

at the end of 2010. For it’s 60-year anniversary, the

– there’s nothing left of the glam-punk sound of the

Charlie Chaplin

Goethe Institut will show the film Plant Goethe – 60

band Battlekat that MiMi founded in 2004. You still

Admission: from €19.50

years Goethe-Institut on 5 July in the Kulturforum’s

feel the energy of that time in her new solo project.

15 July – 7 August

open air cinema. Afterwards, „Katzencasanova“, as

MiMi owes her stage name to her grandmother who

Jens Friebe is called because of his vocal style, will

named her after the tragic figure from Puccini's ope-

Oversized pants and shoes, bowler hat, cane in hand

give one of his rare concerts in Berlin with his band

ra La Bohème. The 25-year-old Briton’s real name is

and two-finger wide mustache. Charlie Chaplin, the

(Chris Imler and Julie Miess).

Sarah Mueller-Westernhagen. So as not to be cons-

charmingly clumsy silent film comedian with his di-

Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz

tantly compared her famous German father Marius

stinctive trademarks, returns to the capital 80 years

Matthäikirchplatz 4/6, www.yorck.de


English Translations

41

DEGEWO WEDDING DRESS #6

immediately feel how much pleasure this new chal-

I'd learned. And therein is the problem with Berlin.

FESTIVAL

lenge gives her. After taking some photos of the space,

As exciting and creative as the city is – when it comes

Festival of Urban Fashion and

decoration and clothes, her life partner, photographer

to finding a job that you can live off, there’s quite a

Lifestyle

Benjamin Sinner, who’s also a buyer, enters the store.

dearth. I was offered unpaid internships. That’s why I

9 July 12 – 9 pm, 10 July, 11 – 8pm

He not only has the responsibility for the shop’s gra-

have studied four and a half years for?”

Vintage Smackdown Fashion

phic design on his shoulders, but his bike as well. Like

Show July 18, 7 pm

Lena, he looks totally relaxed.

Designers who want to stay in Berlin best go into business for themselves. Just like the duo Issever Bahri

Berlin’s standing on its head. For the 6th time, the big

A little later, the couple tells me that they met while

who are stars in the newcomer sky. The label has been

fashion Degewo WEDDING DRESS is taking place on 9

still studying in Hamburg. Before Lena went into fa-

able to build a considerable reputation in the short

and 10 July in the Brunnen Strasse in Wedding again.

shion, interestingly, she in fact had other plans: she

time since their founding in March 2010. They won

A collection of 150 designers, fashion shows, concerts

trained as a dancer. In favor of fabrics and patterns,

the Premium Young Designers Award for their first

and a huge program of live acts of musicians, bands

she turned her back on this plan. She and Benjamin

collection, which allowed them a booth at the Premi-

and djs (such as Pilocka, Krach, Britta Arnold, k-chico,

have now worked for three years as freelancers in Ber-

um fashion fair one season later where they presen-

DJ Ipek and DJ Lehmann) are part of the event. The

lin. Benjamin always has his camera as a silent com-

ted their second collection. For the Spring/Summer

two-day fashion festival has established itself over

panion on their common journey. We’re sure to see

2012 collection, which will be presented in July this

the years as an integral part of popular fashion week.

many of his pictures on the walls of YUU shop in the

year, they are preparing their designs. In a Start Your

Every year thousands of visitors stroll the 500 sq. ft.

future. For Lena, however, there’s simply no more time

Fashion Business competition they are among the

Designer Sale and the 500-meter-long Fashion Mile at

for her former activities as a costume designer and sty-

top three (they’ll know if they win in mid-July during

Brunnen Strasse 64. National and international desig-

list. She’s up to her ears with the on-going business of

Fashion Week). Derya and Cimen might have indeed

ners such as Kilian Kerner, Boutique 5000, Bardonitz,

running the shop! The busy rush of customers is not

worked in the industry after graduation, but their jobs

The Offer, meshit, Mila Miyahara, Günes Dericioglu

surprising because the YUU shop with its remarkable

were victims of the crisis in 2009. Instead of moping

or spoonful of sugar will present their collections

range of men and womens’ clothing is an enrichment

however, they decided to establish a label together

inside and outside. The curators of this year's Street

in Mitte. From Ann Demeulemeester to Bernhard Will-

– actually only to get their portfolios back on track.

Style-Fashion Shows Frank Schroeder and Claudio are

helm and on to Hussein Chalayan and Martin Margiela,

“We could imagine working together because we had

Rimmele from the fashion blog iHeartBerlin.de. On 9

all the exquisite, individual pieces are between 40 and

already worked a lot together in college. But that we

July Looks Ten looks will be presented on the catwalk,

60 percent less than their original price. Lena certainly

actually did it was born out of necessity. We suddenly

which were selected in the previously held Vintage

doesn’t have to shed any tears over a dancing career!

got pulled into it...” Success motivates them to con-

Smackdowns. The winner with the best vintage out-

tinue. They no longer need a portfolio to apply for a

fit wins a cash prize, which he or she can, where else,

Berlin Fashion

job. Visiting them in their studio near Schlesischen

spend right there.

The next generation

Tor we asked why buyers should buy their collection:

Degewo WEDDING DRESS #6

(p. 18)

“We were both born in Berlin, are Turkish and women.

Brunnen Strasse 64

Whether the German capital

We never thought that this package would be so inte-

www.weddingdress6.de

can replace the French in fa-

resting. When they see that my mom is sitting here

Vintage Smackdown Fashionshow

shion remains to be seen. In

and crochets, then they all totally freak out.” Cimen’s

Festivalwiese Stralsunder Straße

any case, Berlin is following

mother is sitting in the studio and notices that she

closely on the Paris’ heels – and the next generation

has two pairs of glasses on. One on the head, and the

Berliners want

of local fashion doesn’t have anything to hide. Mitte-

other on the nose. Everyone laughs. They have more

Dries Van Noten

schön went on a search for promising talents with the

than enough reason to. Within just two seasons Issever

(p. 10)

team of photographers from The Paris Fashion Week

Bahri has been able to build a small but regular clientele.

On one of those hot June days I

photo diary.

“We have enough for the time being. We have more than

followed our style expert Paul’s

enough to do with our workload and the interim finan-

advice and rode my bike to the

The metaphor is tired yet apt. Every year in Berlin

cing.” A problem many designers of the next generation

YUU shop. The streets south of

new fashion labels shoot up like mushrooms. This

have. Issever Bahri is fortunate to be able to borrow mo-

the Alten Garnison cemetery are narrow. The extreme-

is mainly due to the job situation in the capital be-

ney short term from their families and friends so that

ly limited retail space in this part of town is coveted.

cause there are hardly any attractive jobs for fashion

they can order material for the production.

Only the Stein Strasse was a bit neglected for a while.

designers. The big houses like in Paris or London are

But the two blocks between Kleiner Rosenthaler Stras-

just not here. Anyone who wants a salaried positi-

The exceptionally talent Vladimir Karaleev’s is doing

se and Alter Schönhauser Strasse are slowly coming

on and to earn decent has to leave the city. Just like

it his own way: growing slowly. And he’s doing it all

along... Just a few feet away from the corner building

Gloria Landsberg who graduated from the University

alone. While many new labels afford themselves the

of the Seven Star Gallery (there was a hotel and brothel

of the Arts in October 2010 and now works for H&M

luxury of minimum quantity surcharges from sup-

here in the 20’s), Lena Krapiwnikow opened her bou-

in Stockholm. “My heart belongs to Berlin, so that’s

pliers and producers, and by doing so, forgoing a

tique for exclusive, second season designer wear three

why it was difficult to leave. On the other hand, after

profit margin in most cases, Karaleev produces eve-

months ago. Talking about the first weeks of sales, you

I graduated, I had the need to earn money with what

rything himself. It’s stuffy in his studio, which is lo-


42 English Translations

cated in one of the GDR apartment buildings in the

ted to do something of our own, so we joined forces

adopted Ray, and together they began working on the

Leipziger Strasse. It seems that the huge windows

with a fellow student and founded the collective

play Deafman Glance. It was seven hours long and not

cannot be opened. When the sun shines, it must be

Nepomuk. While still studying we produced small

one word was spoken. The piece’s fascination came

unbearable. This doesn’t stop Karaleev from wor-

screen-printing editions and published books our-

mainly from the actors’ slow and precise movements.

king, however. He’s been selling his collections since

selves. We considered it an experiment, as a platform

In 1976, he developed the opera Einstein on the Beach

2006. He started when he was a student in the tenth

to work independently and to get our own projects

with Phillip Glass. After its worldwide success Wilson

semester at the University of Applied Sciences Berlin.

off the ground. After graduating, Doris and I found-

became an institution at opera houses and theaters.

He didn’t want to get his degree, although he knew

ed Golden Cosmos last year, and have been working

that you need it if you want to amount to anything in

together in our studio in a former kindergarten in

In April 2011 Lulu had its Berliner Ensemble premiere.

Germany. Now he’s getting it. His main objectives are

Lichtenberg. We share the house and the huge gar-

Wilson neither understands nor speaks German, yet

on his own collection. Karaleev now sells in 25 stores

den with over 20 other designers, artists, illustrators

stages plays in language: it begs the question how?

worldwide and is expected to be one of the few young

and the fashion label c.neeon. This exciting mix often

The director begins his work by looking at a piece as

talents who’ll make it. There are no production costs,

leads to interesting collaborations. It’s a special place

if were a silent film. He then works for several weeks

and therefore no minimum quantity surcharges.

where there is lively, creative exchange and a friend-

in great detail on diverse lighting scenarios; then

That’s clever, but hard. At peak times, he spends about

ly coexistence, which is very important to us. Having

he devotes himself to the sound by turning off all

ten hours in the studio – seven days a week. Of course,

fun and being curious to engage in unfamiliar tasks

the lights and concentrates only on that. One of the

his way of working also designing – with Karaleev the-

has been in the foreground of our work. We try to

scenes shows Lulu on a highway with cypress trees.

re are many unfinished edges – but this is what makes

find a balance between contract work and freelance

The scene was originally set in her apartment in Pa-

him unique. A few loose threads don’t seem to dis-

projects. We put as much passion into an editorial il-

ris. The dramaturge of the piece asked Wilson if he

turb Christiane Arp, the chief editor of German Vogue

lustration as into the illustration of a whole book, or

was really sure he wanted to have the scene play on

who recently paid the designer a visit in his studio.

the telling of one’s own story. Over time we have not

a highway. Wilson only said yes that he was sure, and

So progress continues for Karaleev. The competition

only mutually influenced each other stylistically, but

laughed. If you ask him why, he replied: “I have no

is tough. Many come and many go. But old newco-

also in our way of thinking and developing ideas. It’s

idea why I do something. I always say, if I know why

mers like Kaviar Gauche or Lala Berlin have proved

a great enrichment for us working as a team because

I do something, I can't do it anymore.” The highway

that that it’s possible to establish yourself. Eventually

we complement each other well. Even though there’s

was the first scene after the intermission and the-

there will be large houses in Berlin too, where the gra-

the occasional friction, but it’s force out of which so-

re was thunderous applause – just for the scenery,

duates of fashion schools will find jobs.

mething new can come about. The illustration for the

which was regarded as beautiful and breathtaking.

Mitteschön poster is from The Story of the Youth Who

Wedekind’s Lulu is a young girl but she is played by

The text accompanying the pictures are exclusive

Went Forth to Learn What Fear Was, an adaptation of a

the 67-year-old Angela Winkler. The amazing thing

pre-prints from THE BERLIN FASHION WEEK PHOTO

Grimm’s fairy tale. Doris won the Young Talent Prize

was that they actually thought she was a 20-year-old

DIARY#3, which will be published in September this

from an art foundation and was awarded an honorary

girl, says Wilson, clearly very moved by Angela. “She's

year. We know from the press what happens before

diploma in a beautiful books competition.

really like a child inside, and her voice, the color of

the scenes of Fashion Week. But what goes on back-

www.golden-cosmos.com

her voice, is like a little girl that can break your heart.

stage, photographer Marc Schuhmann and colleagues

And the extraordinarily beautiful thing about Angela

show us in the Photo Diaries. Issue 2 is available for €

When I know why

is that she speaks so softly and I think Lulu is rather

34.90 at www.thephotodiary.de. The photos were shot

I do something, I

loud. Here is this woman with all these aggressive men

in the studios of Issever Bahri and Vladimir Karaleev.

can’t do it anymore

around her, and as a contrast, Angela’s acoustic volume.”

The Esmod Fashion School’s graduating class’s fashion

(p. 26)

Wilson has run the Watermill Center since 1992. He

show took place in June 2011 at the Friedrichstadt Palast.

Robert Wilson is a theater di-

didn’t want to open a school. Instead, he wanted to crea-

A must-have for next spring is already there: the dress

rector, or simply, the type of

te a space for artists from all over the world who can

with crocheted-on flowers by Issever Bahri. Whoever

artist you rarely find. The New

jointly bring projects to life. Robert Wilson could spend

wants to know whether Derya and Cimen have won

York Times describes him as a “leading figure in the

the rest of his life directing in the great houses of the

the first place in the Start Your Fashion Business, click

world of experimental theater.” His productions are

world. But he doesn’t want to. He doesn’t want to restrict

on www.berlin.de /projektzukunft.

works of art that reflect his unique, avant-garde sty-

himself artistically. “I always say at the Watermill Center,

le. Wilson grew up in Waco, Texas, a closed-minded

we must do what no one else does. That is the reason for

Illustrator of the

and backwoods backwater. When he was young he

our work, to do something that no one else does.”

month:

suffered from serious speech problems, which he

Golden Cosmos

overcame with the help of the dancer Byrd Hoffman.

Interview Danielle

(p. 23)

Wilson’s father, a mayor of Waco, wanted his son to

de Picciotto (p. 28)

Doris Freigofas and I are Gol-

follow in his footsteps. But instead Wilson went to

Washington born artist Daniel-

den Cosmos. We came to Berlin

New York and studied art and architecture at the Pratt

le de Picciotto moved to Berlin

seven years ago to study visual

Institute. In New York, Wilson once observed a police

in 1987. Since then the city has

communication at the Art Academy Weissensee and

officer strike an African-America boy. Wilson stepped

left its mark on her and she her

the HTW. We knew from the beginning that we wan-

in and got to know deaf Raymond Andrews. Wilson

mark on the city’s scene. As


English Translations

43

painter, curator, fashion designer, co-founder of the

border guards could observe each other. You were un-

changed. More was done by hand. The clothes were

Love Parade, singer of the band Space Cowboys, the in-

der the influence of this strange situation, and when

more colorful than today. Performances in contrast

itiator of various film projects and collaborations with

the Wall finally fell, you weren’t here, but in Graz parti-

are certainly more professional now. People who used

various artists, including Blixa Bargeld, Gudrun Gut and

cipating in a fashion show ...

to work in the club used to do stuff. I can remember a

Ben Becker, she can boast a remarkable creative output.

That was really an absurd moment of fate, especially

rather absurd ballet. Transvestites in pink tutus danced

Now she's even written a book about her eventful life in

because at that time I hardly traveled. For a long time

to electronic music that hadn’t yet been published. It

Berlin. Whoever wants to know what was going on in the

I was only in Berlin. And then, when I left the city for

was just all more experimental. What happens today

Berlin underground in the last 23 years should ask Dani-

a few days for the first time, the Wall fell! It was like a

only in the small places took place in the big clubs.

elle. We met up with her.

jump cut: you go away, you come back, and the world has completely changed!

You’ve pretty much done it all in the search for your

When one reads your descriptions of Berlin’s music and art scene of the 1980’s until today, one gets the im-

artistic identity. Is the search over?

How did you hear about it?

pression that you mourn the old days a little.

I have always oriented my art according to what was

Motte called me. At first I thought he was kidding.

I think anyone who lived here before the Wall fell has

happening in my life, that is, mainly on external influ-

And then, then I thought, of course, it would happen

their problems with the development simply because

ences. Although a lot seems clearer to me now, the pro-

when I’m not there! (laughs). Our little Berlin group

Berlin is so different today. Maybritt Illner put it this

cess is never complete and the right thing comes at the

was in Austria and we were constantly being called by

way: I grew up in a country that no longer exists, but I

right time. Art is a body for me; the forms of artistic ex-

people from Berlin who were either crying or laug-

still live in the same city. How crazy is that? Just like with

pression are the various limbs: one hand is painting, the

hing hysterically. It was totally weird. When we drove

fashion, you see the change only much later. But I didn’t

other hand is music, and a foot is literature and so on.

back and were in front of the border we didn’t dare

want to give the impression that everything was better

In the end, everything follows a basic idea. That’s why I

drive through at first. They used to shoot you if you

back then. Every era has its good sides. Berlin is still defi-

will probably always move between the different forms

did something wrong.

ant and nonconformist, and will probably always have a

of expression depending on what I’m feeling.

surprise or two up its sleeve. Every city has it’s own chaAfter the fall of the Wall, Berlin was one huge construction

racter. Berlin won’t sell out. Its not in its nature.

Your diary-like descriptions in the book alternate so-

site. You say that Berliners adapted themselves in their anti-

Danielle de Picciotto’s The Beauty of Transgression – A

metimes quite surreally between short texts that de-

dust clothing choice by wearing sneakers and caps. The

Berlin Memoir is available in hardcover from Die Ge-

scribe the Berlin sub-culture scene.

idea of a “Construction Site Fashion” is amusing.

stalten Verlag, 288 pages, €20.

I would say 95 percent of it really happened, the rest I

Yes, it also struck me as an afterthought. When my

added to make it more visual. I absolutely knew I nee-

friends and I opened Tresor, people that you saw on

Isch libe Haus de

ded to try writing it in this style. Also, this style of wri-

the street – you somehow had the impression that

Mugler (p. 37)

ting was advantageous because sometimes I couldn’t

everyone was constantly renovating! And that’s how

…sang Lady Gaga in the Scheis-

use certain names. My story is connected with very

you looked when you went out for the evening. At

se remix that was played at the

many other stories, and it was very important to me

that time a lot of people had Army pants and simi-

label’s autumn / winter 2011 show,

not to step on anyone’s toes. When I had finished the

lar clothes. Before it was rebuilt in the noughties, The

and can now be heard in a slight-

book and offered it to some large publishers, almost

Maria am Ostbahnhof had a huge fireplace in the

ly different version on her latest

all of them said: when you write a biography nowa-

middle, and above it a hole in the roof. Every time I

album, Born This Way. Other musicians also have less

days you either have to be famous or have caused a

built something there, I was covered in black. It was

and less of a problem entering into publicity collabo-

scandal. If I had added a scandal I would have immedia-

exactly the same in Tresor. As a matter of fact, I can’t

rations with designers and mainstream labels. Former

tely gotten a contract. They said it often and to me, but I

think of one club where I wasn’t filthy when I got

Blur guitarist Graham Coxon, singer Paloma Faith and

didn’t want that under any circumstances, even if there

home. Girls in high heels regularly broke bones in E-

ex-The Coral member Bill Ryder-Jones have just recor-

were enough scandals I could have written about.

Werk. The sidewalk in Oranien Strasse was torn up for

ded the song Desire for Converse. It seems that the long-

years. Mitte was one construction site. This really did

established alliance between fashion and music is deve-

influence how people dressed.

loping into a mutually artistic cross-fertilization of clever

You arrived in Berlin in 1987. You were taken straight to a party and found yourself in a dark, dingy place ...

marketing cooperation.

I had a girlfriend who came to Berlin at that time

How is the Berlin club scene different today from back

and she was so shocked that she left straight away. I

then?

The clothes stars like Elvis or the Sex Pistols wore also

thought it was great! I have always been interested in

One difference of course is that everything back then

used to separate oneself from the establishment and its

dark, magical aspects, and Berlin was totally myste-

was much Berlin-specific. E-Werk was never as well

conventions. Clothes were often at the very forefront of

rious to me at the time. Everything was a bit hidden,

known as Berghain, even if it became more and more

a certain youth culture. Just think of blue jeans or the

events were hardly published, and clubs were not

known toward the end. But this took time. The clubs

Beatles’ haircuts. Stars and their advisers are a driving

hyped. The dark, the morbid has always inspired me

today reflect how much more international Berlin is

force in fashion and style, and have been only too gladly

more than light, nice things anyway.

compared to then. Every journalist I speak with ab-

copied by well-known designers for the runway. Today’s

road asks me how it is here, and tells me that he ab-

stars on the other hand often allow themselves to be

At the end of the 80’s you lived in Linden Strasse – right

solutely wants to move to Berlin. Also, they used to

involved by well-known companies as advertisement in

at the Wall. Today it sounds bizarre, how you and the

do the decoration themselves in the clubs; a lot has

order to better promote their latest albums. It has very


44 English Translations

little to do with creativity and mutual inspiration. It’s all

the Helmholz Platz at seven in the evening. My four-

natory of the United States’ Declaration of Independ-

about using someone’s image for one’s own commercial

year-old daughter is firmly convinced that her pink

ence. Today, his signature serves as the logo of a major

interests.

dress plus matching socks is quite sufficient when it’s

insurance company of the same name, which in turn

minus 15. And if her legs do get cold, it’s not because

had the iconic Hancock Center skyscraper in Chicago

The so-called “designed by” collections, where artists

of her clothing choices, but because of my faulty in-

built in the 1960s. Morris’ paintings associatively re-

like Amy Winehouse or Britney Spears give their name,

terpretation of the weather report. One of the more

fer to the building, and by exploring its structure as

are also very popular. Whether they have ever taken the

harmless examples to mention. The son of a friend,

well as the role of the signature, she brilliantly ad-

pen in their hand or had one of their famous designer

however, has discovered selecting underwear is a

dresses how visual surfaces inscribe themselves into

friends step in, we’ll never be able to say with certainty.

truly complex matter. Only those which underpants

urban structures, or mirror themselves within such

But it doesn’t seem to matter to the die-hard fan. The

don’t pinch when he pulls them up with his thumb

a landscape. The exhibition is augmented in the gal-

main thing is that a bit of glamour rubs off on the pro-

to his chin find favor with him. It should be noted

lery’s lower level through Morris’ film Points on a Line

duct. So spray yourself with perfume made by Jennifer

that they’re the most expensive children’s under-

(2010). Here, two icons of modern architecture – the

Lopez, wear shoes designed by Fergie and clothes from

wear brand no less. So what to do if just the thought

Farnsworth House by Mies van der Rohe and Philip

the Uffie Diesel collection and feel a bit like your own

of getting them dressed morning morphs you into a

Johnson’s Glass House – are cinematically juxtaposed

personal role model. Fashion used to be a vehicle for a

bundle of nerves? It's simple: go shopping with your

and the multiple layers of their relationship explored.

political statement for many sub-culture artists. With

child so that it can get dressed without complaining.

The film gains an even more interesting site-specific

their style of tattered jeans and British flag T-shirts,

For example, at la fraise rouge in Grossbeeren Strasse

reference point through the GDR-era glass pavilion in

designed by Vivienne Westwood, the Sex Pistols raged

where there’s not only the usual numbers and straw-

which the gallery is situated.

against the machine. Or Nancy Sinatra, who was pub-

berry patch shirts, but also T-shirts with popular

Capitain Petzel, Karl-Marx-Allee 45

licly known in the ‘60s for wearing miniskirt, promo-

children’s wisdom like „Kacke sagt man nicht“ (You

Di – Sa, 11 – 18 h, +49 30 24 08 81 30

ted the self-image of women and contributed in part to

don’t say poop.) Very nice children’s clothes can also

www.capitainpetzel.de

their emancipation.

be found in the dawanda shop of the labels Rebell and Blumenkinder, which are very retro-oriented. My ab-

13. Baumgärtel,

Even today one can still see the influence between the col-

solute favorite is the turquoise overalls with orange-

Blank, Dost, Finley,

laboration between fashion and music can have on socie-

brown crocheted knee patch that thanks to the sweat-

Grözinger, Holstein,

ty. Women like Beth Ditto have shown with their confident

shirt fabric is more comfortable than any vintage

von Kaufmann, Kobe,

demeanor that sexiness is not related to the dress size. Or

original. For those who put particular emphasis on

Montuori, Noor,

designers such as Jean-Charles de Castelbajac who had one

green children’s fashion, check out the Berlin label

Ruckhäberle, Samori,

of his models strut the catwalk in a glittering black-yellow

Speak Up! and Dollyrockers. Everything there is orga-

dress donning the face of Barack Obama in his fashion

nic. At Speak Up! they sell T-shirts with world-saving

13 Mai – 19. Juli 2011

show in 2009. This was just one fashionable example du-

messages that are made from organic cotton denim

On Friday, the 13th of May, Christian Ehrentraut ope-

Tzuckerman

ring the last U.S. presidential election campaign. But once

that is tanned by hand. Dollyrockers recycles entirely

ned the thirteenth exhibition in his Friedrichstraße

a specific topic’s hype, which reflects the zeitgeist and is

and magically produces charming children’s clothing

space with an exhibition of the 13 artists on his artist

considered chic, is over, you don’t hear about the Politi-

from old men’s shirts, towels or other textiles in their

roster – a field day for numerologists and an exhibi-

cal Fashion anymore. And, unfortunately, it also seems

studio. It’s all very darling and is sure to please the

tion worth seeing as well. A kind of loose, associative

Lady Gaga, who recently tried to make a statement

little one. Unfortunately, because of the uniqueness

red thread meanders through the exhibition, which

against the brutalization of society in her meat dress, is

and manufacturing, it’s also much more expensive

seems to compose many of the works on display layer

hardly interested in the message and more in the luc-

than at H&M. That’s why we have designed an easy-to-

upon layer, or arrange them additively in an appa-

rative nature of such cooperation. And the Sex Pistols?

sew dress for you mothers on a budget. Colorful fab-

rently organic process. Stephanie Dost’s vast collage

They lent their name to a “punk-perfume” last year.

ric can be purchased at mama makada or Frau Tulpe.

of color and black-and-white photos unfolds profuse-

Without me, however. As of yesterday, my daughter’s

ly around the descending staircase. In Nicola Samori’s

only wearing black.

Baroque-style portrait, partially painting over the

We Mitte Mums (p. 34) Summer at last. And that’s

image results in a striking dramatization of its subEYEOUT Art Events (p. 36)

ject. Yudi Noor’s sculptures blend elements of Asian

good not just for the kids. At

Sarah Morris –

pop culture with references to Western twentieth-

long last we mums no longer

John Hancock

century art history. And at the end of the exhibition

have to plague ourselves with

29. April – 30. July 2011

space, Shannon Finley's painting, consisting of some-

the question of how many

In this exhibition, Sarah Morris

what holographic, prismatic forms, puts a vibrant,

sweaters should the kids best put on so that they

shows a new series of paintings

red-orange exclamation point on this captivating

don’t pathetically freeze in Berlin’s nasty winter.

that address and explore the

exhibition.

Clothing in general is a sensitive subject. Not because

topic of the signature. But here,

Christian Ehrentraut, Friedrichstraße 123

our wardrobe looks as if we’re best friends with Vic-

the point of departure is far less an art historical ap-

Di – Sa, 11 – 18 h, +49 30 44 03 83 85,

toria Beckham, but rather, because it is as difficult

proach than one dealing with a context of architecture

www.christianehrentraut.com

to dress your child as it is to find a parking space at

and industrial design. John Hancock was the first sig-


Mitteschön Kieztalk Online

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MITTESCHÖN ONLINE Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur-, Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!

0,77( 675((76

VERLOSUNG Gerade im Juli dreht sich in Berlin alles um Fashion. Nicht nur auf der Bread & Butter und auf den Shows der Fashion Week, nein, auch auf der Straße laufen die skurrilsten Typen aus aller Welt herum. Bunter, schriller, lauter – die Fashion Week steht für fünf Tage Mode, Musik und Party. Die einen setzen auf komplette Outfits, andere setzen Akzente, um aufzufallen. Und so greifen wir das Thema der aktuellen Ausgabe auf und verlosen in diesem Fashion/Music-Monat eine limitierte WeSC x Super Sonnenbrille und WeSC Headphones. In Berlin Mitte sitzen vor allem die urbanen, teuren und coolen Marken. Um euch das Shoppen schmackhaft zu machen, möchten wir euch einen Store vorstellen, bei dem sich ein Besuch voll und ganz lohnt. WeSC ist die Kurzform von WeAreSuperlativeConspiracy – ein Flagshipstore der schwedischen Kultmarke im Herzen Berlins, nämlich in der Münzstraße/Ecke Max-Beer-Straße. Auf 80 qm erstreckt sich die gesamte Kollektion des Labels inklusive der Headphone- und Footwear-Line. Mit der limitierten WeSC x Super Sonnenbrille lassen sich nicht nur Augenringe von durchzechten Nächten retuschieren, sie sieht dabei auch noch trendy und stylish aus. Für die Ohren gibt es auch etwas Tolles: Die Bongo Seasonal in Khaki von WeSC sorgen für besten Sound und neidische Blicke. Die Verlosung läuft ab 1. Juli auf mitteschoen.com – Viel Spaß beim Schön-Aussehen!

=85 =(,7 21/,1( KULTURGUT IMPERIAL BEDROOMS Ob Bret Easton Ellis wußte, daß er mal einer der bedeutensten amerikanischen Literaten werden würde, als er 1985 seinen Debüt Roman Unter Null schrieb? Spätestens nach American Psycho war es dann soweit. Fünf Bücher später, kehrt Ellis zu seinem Erstlingswerk zurück und besucht erneut, die mittlerweile gealterten Charaktäre aus Unter Null. Clay ist heute gefeierter Drehbuchautor und kehrt aus New York nach… KIEZTALK MIT LEIB, SEELE UND DIDGERIDOO Animals Orchestra. Bei diesem Namen denkt man sofort an eine Horde junger, wilder Leute, die sich auf der Bühne austoben. Tatsächlich strotzt die Musik von Elias und seiner Band nur so vor Energie. Sie machen Pop im weitesten Sinne – mit Gitarre, Drums, Bass, Piano, Orgel, Melodika und Didgeridoo! Ende Mai erschien ihre zweite EP Modellwelt. Bevor sie sich auf Tour in südöstliche Gefilde begeben, haben wir… BRAVE NEW WORLD LANGSAM WIRD’S LUSTIG! Mehehehehe! Carlton Draught Beer hält das Treiben im Pub an und schaut genau hin. Und das ist lustig! Das ganze Spektrum an „normalem“ Verhalten: In wunderbar gecasteten Einstellungen sieht man ausgelassene, Alkohol-induzierte Fröhlichkeit, entblößte Bäuche, nasse Hosenställe von falschem Waschbecken-Design inklusive akrobatische Trocknung unter dem Handgebläse, debile Balztänzchen und…


46 Kolumne

HEIMATSCHUSS JULI 2011 Text Oliver Janik

Illustration Evelyn Hahn

„Was ich noch sagen wollte…“ – Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.

Ausgerechnet jetzt ist wieder Fashionweek. Jetzt, wo ich mich wirklich mal fest dazu entschlossen habe, Mitte und das alles hier gut zu finden. Jetzt wo der Sommer kommt oder schon da ist, und der ja traumhaft ist in Berlin. Also meistens. Und die Schwermut und Miesepetrigkeit des klirrenden und tiefgrauen Winters vergessen macht.

wie ein einsamer Herbstspaziergang an der Müritz. Für ein paar lange Sommer- und, zum Glück, deutlich kürzere Wintertage ist es so, als ob Senat, Titel-Sponsor Mercedes Benz und sonst-nochwer per Dekret ein generelles Placet in Sachen Wahnsinn verordnet hätten, anomische Zustände in Sachen Stil und Ästhetik billigend in Kauf nehmend.

Jetzt, wo ich mich fest entschlossen hatte, etwas Nettes zu schreiben über fröhlich lachende Menschen in Straßencafés im Prenzlauer Berg, über Dolce Vita in der Kastanienallee, über die Eisdiele meines Vertrauens und über das, was der Sommer mit den Hormonen so anstellen kann, in Berlin, bei 30 Grad im Schatten. Ja, man könnte das bitte auch mal alles oder zumindest etwas gut finden und – vollkommen zu Recht – wertschätzen. Denn über den Winter sei ich ein „Mitte-Grantler“ geworden, sagen andere, der „alte Mann der miesen Laune“, und was mir eigentlich einfiele, permanent und völlig grundlos auf unseren ausländischen Gästen herumzuhacken, „Touristen-Tourette“ hat es einer noch genannt, und pathologisch wäre das allemal.

Mit der Fashionweek ist er also wieder da, der alte Reflex, das sich gar nicht Satt-wundern-können an der total individuellen Uniformierung und kollektiven Distinktheit Papiertüten schleppender Hamburger Werbetexter und holländischer Fotoassistentinnen im Kaufrausch. Das sich manchmal gar nicht Satt-schimpfenkönnen bei der Parkplatzsuche im Scheunenviertel, und plötzlich Anwohnerparkausweise für die größte Erfindung seit dem MP3 Player zu halten. Also wenn man einen hat.

Und ausgerechnet jetzt ist wieder Fashionweek.

Mein Therapeut sagt, für mich wäre die Fashionweek wohl – neben Weihnachten und dem Muttertag – der beste Grund, für ein paar Tage meine Eltern in der Provinz zu besuchen. Wie hieß es doch früher mal: das Beste an der Front ist der Heimatschuss.

Und das ist nun mal für alle in Berlin Mitte Lebenden und Arbeitenden der größte anzunehmende Unfall, Kriegszustand, dagegen Berlinale, Comet, der CSD und sogar die Weihnachtsmärkte

Ja, zwanghaft ist das mit der Schimpferei, wie JR Ewings Griff in die Hausbar oder die inflationäre Nutzung der Vokabel „großartig“ durch Lena Meyer-Landrut. Sorry dafür.


Stadtplan und Herstellernachweis

LEGENDE

HERSTELLERNACHWEIS

Kultur 1. Komische Oper, Behrenstr. 55 – 57

15. Departmentstore Quartier 206, Friedrichstr. 71

2. Sommerkino Kulturforum, Potsdamer Platz, Matthäikirchplatz 4/6

16. Rianna in Berlin, Große Hamburger Str. 25

3. Babylon, Rosa-Luxemburg-Str. 30

17. Lala Berlin Store, Mulackstr. 7 18. Sabrina Dehoff, Torstr. 175

Läden

19. Kaviar Gauche, Linienstr. 44

4. degewo WEDDING DRESS #6, Brunnenstr. 64

20. FIRMA, Mulackstr. 1

5. YUU Shop, Steinstr. 26 6. Kochhaus, Schönhauser Allee 46

Damir Doma, www.damirdoma.com

7. Dollyrocker, Atelier, Showroom, Laden, Gärtnerstr. 25

Marlene Birger, www.bymalenebirger.com

8. la fraise rouge, Großbeerenstr. 64a

Rupert Sanderson, www.rupertsanderson.com

9. Speak Up! Showroom, Sybelstr. 36

Monki, www.monki.com

10. mama makada, Danziger Str. 51

Joe Taft, www.dtlm.ch

11. Frau Tulpe, Veteranenstr. 19

Jockey, www.jockey.de

12. Posh Schuhe Berlin, Friedrichstr. 230

Bars/Cafés/Clubs 13. Comet Club, Falckensteinstr. 47 14. Villa Elizabeth, Invalidenstr. 3

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