Mitteschön Magazin - Ausgabe 22

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Ausgabe 22, Juni 2012

NEUES AUS BERLIN MITTE

FUTURE NOW DEUTSCH + ENGLISH

TOTAL VERNETZT: BERLIN IM JAHR 2050 SCHRECKLICH SCHÖNE WELT: MIT OLLI SCHULZ DIE ZUKUNFT VON TEGEL

Mittes Monatsheft!



Editorial

MITTE INS HERZ Der Mensch ist ein neugieriges Erfahrungstier. Wir haben nichts außer dem Wissen über die Vergangenheit und stehen doch immer vor der Herausforderung, uns für eine ungewisse Zukunft zu präparieren. Die Menge der Zukunftsprognosen ist schier unendlich. Schon griechische Philosophen zerbrachen sich den Kopf darüber. Seither haben sich unzählige Propheten, Seher, Futurologen und Science-Fiction-Autoren daran versucht. Welches Zukunftsszenarien für Berlin gelten könnten, erfahrt ihr in unserem Beitrag Total vernetzt – Berlin im Jahr 2050. Was euch persönlich das Schicksal bringt, könnt ihr in einem extra für diese Ausgabe erstellten Horoskop herausfinden. Des Weiteren erwarten euch die Top 5 der skurrilsten Zukunftsprophezeiungen und ihr erfahrt, was mit dem Flughafengelände Tegel nach der Schließung passiert und wie sich ein 13-jähriger Skater seine Zukunft vorstellt.

Viel Spaß beim Lesen Eure MITTESCHÖN-Redaktion

GABRIELE HOFFMANN Die Wahrsagerin und Astrologin berät seit 38 Jahren in ihrer Berliner Praxis Klienten aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. In dieser Ausgabe hat sie eigens für MITTESCHÖN einen Blick in die Zukunft geworfen und verrät, was uns in der kommenden Zeit erwartet. www.gabriele-hoffmann.de

PELÉN BORAMIR Der Name französisch, das Blut deutsch/türkisch, geboren in Stuttgart. Mit diesen Voraussetzungen ist Pelén vor sieben Jahren nach Berlin gezogen. Sie hat PR gelernt, ist verliebt in Mode, hat ein Händchen für Styling und eine Leidenschaft fürs Schreiben. Nachdem sie bereits vor einigen Wochen an der Seite von Harald Glööckler als Co-Autorin gearbeitet hat, schreibt sie nun an ihrem ersten, eigenen Buch. Pelén ist unter anderem für den Presse-Bereich zuständig und bringt jeden Monat die Gewinnspiele ins MITTESCHÖN Magazin.

SOPHIA HOFFMANN Auf ihrem Arm steht this is the fast lane, this is where I live, und das ist eine self fullfilling prophecy und keine Drohung. Als Journalistin trifft sie Musiker und andere Verrückte und schreibt für verschiedene deutsche und österreichische Medien über Sex, Musik und Alltag. Als DJ legt sie solo und im Doppel (Tigeress DJs) in Berlin und gerne auch anderswo auf, wenn sie nicht gerade den Kochlöffel schwingt und bei Private Dining Events monochrome 4-Gänge-Menüs mit Radieschenmäusen und Blumenkohlschafen verziert. Mehr unter www.oh-sophia.net

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4 Impressum

MITTESCHÖN NO 22

HERAUSGEBER

Toni Kappesz VERÖFFENTLICHUNG

Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany PROJEKT MANAGER

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) ARTDIRECTION

Dörte Lange (doerte@mitteschoen.com) GRAFIKDESIGN

Nicole Pieloth (nicole@mitteschoen.com) PROJEKT MANAGER ONLINE

André Uhl (andre@mitteschoen.com) REDAKTION

Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) André Uhl (andre@mitteschoen.com) PRESSE

Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) REDAKTEURE

Paul Schlosser, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Oliver Janik, Pelén Boramir, Sophia Schwan, Saskia Neuman, Sophia Hoffmann FOTOGRAFEN

Tina Linster, Stini Mimissonsdottir ÜBERSETZUNG

Nicholas Tedeschi (nicted@web.de), Robert Schlicht LEKTORAT

Katharina Geißler ANZEIGENVERMARKTUNG

media@mitteschoen.com WEBSEITE

www.mitteschoen.com DRUCK

Druckhaus Schöneweide COVERFOTO:

Star Clash (1978) mit David Hasselhoff und René Arnold, fotografiert von Tina Linster.


Inhaltsverzeichnis

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INHALT / CONTENT WEGWEISER 6

MOMENTMAL: BEAM MICH WEG!

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KONZERTE UND AUSSTELLUNGEN Concerts and Exhibitions

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MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE

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GIMME FIVE: APOCALYPSE NOW?

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KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS

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HOROSKOP FÜR AUSGEWÄHLTE STERNZEICHEN Horoscope for the chosen few

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ENGLISCHE ÜBERSETZUNGEN English Translations

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MITTESCHÖN VERLOSUNG

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STADTPLAN City Map

KIEZTALK 12

GLÜCKSTAG: SCHRECKLICH SCHÖNE WELT MIT OLLI SCHULZ

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DIE ZUKUNFT VON TEGEL

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INTERVIEW: JOANNA WARSZA, 7. BERLIN BIENNALE Curating differently

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NEU IN DER STADT: KINO ZUKUNFT WIR MITTE-MUTTIS: LEITEN UNSERE KIDS IN DIE ZUKUNFT We Mitte Mums: guide our kids into the future

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BERLINER GESICHTER: LUCA PAUL DAVID, SCHÜLER

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KOLUMNE: BEEN THERE, DONE THAT.

KULTURGUT 18

TOTAL VERNETZT BERLIN IM JAHR 2050 Berlin, the first of June 2050

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ILLUSTRATOR DES MONATS: DANIEL RAMIREZ PEREZ Illustrator of the month

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ANGEHÖRT UND NACHGEHORCHT: STABILE ELITE

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KUNSTTIPPS VON EYEOUT EYEOUT Art Events

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FILMTIPPS DER FILMGALERIE 451


BEAM MICH WEG! Zukunft – das große Thema der gegenwärtigen MITTESCHÖN, ist auch sonst natürlich omnipräsent. Nicht an sie zu denken, scheint ebenso fahrlässig wie töricht. Doch die Zu-

kunft existiert, außer in unserem Kopf, nicht. Nie findet sie statt. Das einzig mögliche Medium, in dem sie ihr Dasein fristen kann, ist die Vision. Oder aber der Film. Doch retrofuturistische 70er-Streifen,


die unser Jetzt beleuchten, bestätigen die Regel: es kommt immer anders, als man denkt. Außer in einem Punkt: beamen geht heute tatsächlich. Gefangen im ständigen Jetzt, lässt sich dieses doch be-

sonders beim trashigen Viedeoabend genießen und manchmal sogar vergessen. Danke Arnold, dass du deine Hightechgerätschaften stets bereithältst. Tina Linster fängt für „MITTESCHÖN“ Berlin-Momente ein.


8 Veranstaltungstipps von Sophia Schwan, Translations P. 41

GONJASUFI Foto: Franziska Huhn

Konzert Eintritt: 17,90 € 20. Juni, Beginn: 20.30 Uhr An der Stadtgrenze von Las Vegas kreiert Gonjasufi alias Sumach Valentine bei Wüstentemperaturen einen Urwald von komplexem Klangirrsinn. Mit seiner teils gebrochenen Bauchstimme singt der Yogi, Ex-Rapper und bekehrte Muslime zu einem Mix aus 90er Jahre Garagenpunk, Elektro, Psychedelia, Hip Hop, Reggae, Funk und mystischen Klängen. Durch die Lehre des islamischen Sufismus fand Sumach seinen Weg aus der Drogengosse von LA, wurde Yogi, und lebt jetzt mit seiner Frau und ihren drei Kindern am Rande der Mojave-Wüste, wo ein großer Teil der Häuser durch die Wirtschaftskrise verlassen sind. Hier konnte er in Ruhe sein Debütalbum A Sufi and a Killer aufnehmen, welches unter dem Dach von Warp veröffentlicht und von Flying Lotus, The Gaslamp Killer und Mainframe produziert wurde. Januar 2012 folgte das dunkle Minialbum MU.ZZ.LE, welches aktuelle Themen wie Geldwahn, Unterdrückung und Redefreiheit anspricht. Sumachs Klanglandschaften, seine spirituellen wie gesellschaftlichen Liedtexte und seine ausgefranste Stimme könnt ihr am 20. Juni live im Gretchen erleben.

BERLINER THEATERFUSSBALLMEISTERSCHAFT Fußballspiel Eintritt: frei 17. Juni, Beginn: 12 Uhr Nüchtern betrachtet ist ein Fußballspiel fast schon ein Theaterstück auf grüner Bühne. Jeder hat seine Rolle. Einige spielen diese hervorragend, während andere ihre Texte nicht gelernt haben. In Polen und der Ukraine geht der erbitterte Kampf um den EM-Titel 2012 am 8. Juni los. Die Teams der Berliner Theater werden am 17. Juni um Ruhm und Ehre ringen: Die Volksbühne lädt zur sechsten Indoor-Fußballmeisterschaft ein. Sir Henry unterhält und kommentiert prosaisch an der Orgel, während Chöre die Stimmung und Kampfeslust der antretenden Theater anheizen. Mit heißen Würstchen und Drinks könnt ihr mitfiebern und euren Lieblingsteams Mut zuschreien. Das Tanzbein kann auch geschwungen werden, denn die Bands der teilnehmenden Theater werden euch anschließend mit Livemusik versorgen.

Club Gretchen

Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz

Obentrautstraße 19-21

Linienstraße 227

10963 Berlin

10178 Berlin

www.gretchen-club.de

www.volksbuehne-berlin.de

www.sufisays.com

PODBIELSKI CONTEMPORARY – ARTIST OF THE GALLERY Ausstellung Eintritt: frei 19. Mai bis 30. Juni Zu seinem einjährigen Bestehen präsentiert die Podbielski Contemporary Galerie zeitgenössische Fotografien und Videoinstallationen von Künstlern wie Dubravka Vidovi, Andrea Bott, Leonora Hamill, Andréas Lang, Raffaela Mariniello, Ohad Matalon und Shadi Ghadirian. Thema der Ausstellung sind die geopolitischen und transkulturellen Aspekte der Balkanstaaten, des Nahen Ostens, Italiens und Deutschlands. Im Mittelpunkt steht die Selbstreflexion der Künstler: Verdrängung, Migration, Heimat, Verfall und die radikale Veränderung der globalen Lebensräume durch den brutalen Einzug des Modernen. Diese werden durch Fotoserien, unter anderem aus Shanghai, Ägypten sowie Israel, dargestellt. Die Künstlerin Dubravka Vidovi hat sich speziell mit dem Thema Exil und Verdrängung auseinandergesetzt: Die Turboentwicklung Shanghais in eine Wolkenkratzerwüste bedeutet ein Verschwinden traditioneller Pagoden und Gebäude. Andréas Lang befasst sich hingegen mit europäischen sowie ägyptischen, syrischen und türkischen Aufnahmen. Auf eine Reise nach Israel nimmt uns Ohad Matalon mit und webt mit seinen Fotografien einen komplexen und intimen Bilderteppich. Podbielski Contemporary Koppenplatz 5 10115 Berlin www.podbielskicontemporary.com


Veranstaltungstipps von Sophia Schwan, Translations P. 41 9

POLIÇA DER KIRSCHGARTEN Theater Eintritt: Tickets ab 5 € 16. Juni, Beginn: 20 Uhr 28. Juni, Beginn: 19.30 Uhr Tschechows letztes Stück, 1904 am Sterbebett geschrieben, erzählt von der erfolglosen Suche der Russin Ranjewskaja nach Vollendung. Der Kirschgarten ist ihr Zufluchtsort, an dem sie hofft, nach einer turbulenten Zeit in Paris, so etwas wie eine Heimat zu finden. Die französische Hauptstadt hat ihr nichts außer Unglück gebracht und so findet sie sich auf ihrem verwilderten und hoch verschuldeten Gutshof in Russland wieder. Während Ranjewskaja auf ein mögliches Glück in weiter Ferne hofft und ein letztes Fest von königlich-dekadentem Ausmaß feiert, wird der Gutshof verkauft. Sie muss zusehen, wie ihre Idylle abgeholzt wird und ihr Traum sowie ihre Familie endgültig zerbricht. Letztendlich ist sie gezwungen, sich von ihrer Kirschplantage zu verabschieden. Der greise Diener Firs bleibt alleine und verlassen im Haus zurück. Wie der Kirschgarten zum Tode verdammt ist, so legt sich auch Firs zum Sterben hin. Im Berliner Ensemble wird dieses Stück, bearbeitet von dem Dichter Thomas Brasch, am 16. sowie am 20. Juni aufgeführt. Die Deutsche Fassung hält sich bewusst fern von der wehmütigen Sentimentalität und ist stattdessen trocken und direkt, teilweise sogar clownesk, und lässt somit zwei Emotionswelten aufeinandertreffen. Berliner Ensemble Bertolt-Brecht-Platz 1 10117 Berlin www.berliner-ensemble.de

CTM FESTIVAL: POLYMORPHISM Festival 1. Juni, Beginn: 21 Uhr 8. Juni, Beginn: 24 Uhr Eintritt: 12 € Diamanten und Grafit haben eines gemeinsam: Sie sind beide eine Modifikation von Kohlenstoff, also zwei unterschiedliche Erscheinungsformen derselben Substanz. Das CTM Festival startet im Juni mit seiner neuen Veranstaltungsreihe Polymorphism und will genau das in Musikform präsentieren. Wie der Titel schon andeutet, werden vorausdenkende Künstler, Labels und Netzwerke vorgestellt, dessen Musik vielfältig ist und jenseits etablierter Klangformeln steht. Am 1. Juni wird 100% Silk, das Labelprojekt von LA Vampires‘ Amanda Brown, im KaterHolzig den Anfang machen. Sounds von Künstlern wie Ital, Maria Minerva und Magic Touch versprechen eine eklektische Mischung aus Italo-Disco, rohen House-Tracks und Psychedelic. Eine Woche Erholung und dann geht es weiter im Berghain mit Hippos in Tanks, die ihre Vorliebe für Obskures und Low-Fi zum Besten geben. James Ferraro alias Bodyguard, Laurel Halo, NGUZUNGUZU, Puzzle, The Monokid und Opium Hum werden mit ihren unkonventionellen Beats ordentlich für Furore sorgen. 1. Juni: KaterHolzig, Michaelkirchstraße 23, 10179 Berlin 8. Juni: Berghain, Am Wriezener Bahnhof, 10243 Berlin www.ctm-festival.de www.berghain.de www.katerholzig.de

Konzert Eintritt: Tickets ab 12 € 4. Juni, Einlass: 20 Uhr, Beginn: 21 Uhr Letztes Jahr wussten nur wenige, wer oder was Poliça ist. Das änderte sich, nachdem Bon-Ivers-Frontmann Justin Vernon sagte, dass das Quartett aus Minneapolis die tollste Band sei, die er je gehört habe. Am 4. Juni stellen sie ihr erstes Album Give You The Ghost im Magnet vor, welches von Ryan Olson, Gründer der Indie-Band Gayngs, produziert wurde. Wie der Albumtitel sind auch die fragile, blasse Schönheit sowie die Stimme der Sängerin geisterhaft. Channy Leaneaghs verträumter, digitalisierter Gesang verbindet sich mit ungewöhnlichen Schlagzeugrhythmen und gitarrenloser Popmusik. Zärtlich und emotionsgeladen schwebt er durch die elf Titel des Albums und nimmt durch die Aufnahme mit Auto-Tune eine fast ätherische und gleichzeitig distanzierte Gestalt an. Saxophongeläute, algerischer Raï und Schlagzeugrhythmen, die teilweise die Schnelligkeit eines Maschinengewehrs annehmen, lassen Poliças Musik weitaus vielfältiger erscheinen, als man anfangs vermutet. Magnet Club Falckensteinstraße 48 10997 Berlin www.magnet-club.de www.thisispolica.com


10 Lieblingsstücke

MITTESCHÖN LIEBLINGSSTÜCKE Texte Paul Schlosser

WHY SO SERIOUS? Ist: nicht ganz ernst zu nehmen Kann: man bei Dudes Factory in Mitte oder online kaufen Kostet: ab 17,50 Euro Kaum sieht man draußen die ersten Wagemutigen in T-Shirts rumhüpfen, überrascht uns die Dudes Factory auf der Torstraße auch schon mit einer ganz besonderen Kollektion des kurzärmeligen Verkaufsschlagers. Für die verspielten Druckmotive der Kollaboration mit Genius Inc. zeichnet sich der Designer, Art Director und Musiker Sampo Hänninen verantwortlich. Der Wahlberliner finnischer Herkunft bezieht seine kunterbunten Ideen dorther, wo er sich am besten auskennt: im eigenen knallbunten Leben nämlich. Und dass es da recht schräg und humorvoll zugeht, stellt die Genius MMXII Collexion bestens unter Beweis. Neben ausgefallenen Collagen, Aztekenmustern und Illustrationen zeigen die Motive zum Teil Beobachtungen des täglichen Lebens und werden getragen von einer dynamischen Unmittelbarkeit, die mit ironischen Untertönen unterlegt ist. Dudes Factory in der Torstraße 138 oder online unter www.dudes-factory.com

FRÜH ÜBT SICH, WER EIN HIPSTER SEIN WILL Ist: eine Seh-Hilfe für Mini-Fashionistas Kann: ab drei Jahren getragen werden Kostet: 149 Euro für die Sonnen-, 169 Euro für die Lesebrille Waren es in der vorletzten Ausgabe Norwegerpullover für unsere ‚Mini-Mes’, so wollen wir euch nun die ultra-lässige Brillenkollektion der beiden Designerinnen Karoline Bothorel-Bolzinger und Anne Masanet für die ganz Kleinen vorstellen. Wer nämlich selbst viel wert auf das richtige Brillengestell legt, sollte auch bei seinem Nachwuchs nicht sparen. Das französische Label Very French Gangsters bietet eine umfangreiche Kollektion – Sonnenbrillen ebenso, wie Korrekturbrillen – die den unzähligen stilvollen Designs für die Großen in nichts nachsteht und gegen das Image der gemeinen Brillenschlange ankämpft. Die bemerkenswerte Qualität und das schlichte, coole Design geben der Kollektion einen einzigartigen Twist, wie er beim Augenschutz für Kinder sonst selten zu finden war. Finden wir super! www.littlefashiongallery.com


Lieblingsstücke

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VIBSKOVMANIA Ist: das erste, eigene Buch des dänischen Designers Kann: als spannende Inspirationsquelle dienen Kostet: 39,90 Euro Spricht man von junger, skandinavischer Avantgarde-Mode, ist sein Name nicht mehr wegzudenken: Henrik Vibskov. Umso mehr freuen wir uns, dass das dänische Multitalent endlich die gesamte Bandbreite seines produktiven Outputs in einer Monografie dokumentiert hat. In dem 240-seitigen Bildband finden sich aber nicht nur Fotos von Vibskovs Schauen, Ausstellungen und Performances, sondern auch Beschreibungen der verschiedenen Projekte, die der 40-Jährige zum Teil selbst verfasst hat. In den zehn Jahren seit Labelgründung ist eine beachtliche Menge zusammengekommen. Die Kollektionen des Modeschöpfers, der als einer der einzigen skandinavischen Designer auch in Paris zeigt, zeichnen sich durch ihre sachliche Linienführung aus und sind geprägt von den Einflüssen der belgischniederländischen Schule, der kindlichen Naivität Walter van Beirendoncks etwa, sowie dem Konzeptualismus Viktor und Rolfs. wwwgestalten.com

MODISCHES I-TÜPFELCHEN Ist: ein farblicher Akzent für Minimalisten Kann: vor Flecken im feinen Hemd schützen Kostet: 75 Euro Carven gehört zu den geschichtsträchtigsten Modehäusern Frankreichs. Während Madame Carven in den Sechzigern rasante Stewardessen-Uniformen schneiderte, entwirft heute Guillaume Henry für das Haus Kleidung, für die Frauen und Männer gleichermaßen morden würden. Der ehemalige Assistent Riccardo Tisci’s hat das 1945 von Carmen de Tommase gegründete CoutureHaus in nur wenigen Jahren zum Lieblingslabel der Pariser Szene gemacht. Seine Vision für den Carven-Mann mit seiner so typisch, unbekümmerten und natürlichen Eleganz ist klar ersichtlich, die Schnitte wirken unaufgeregt und bestechen durch gewohnte Detailverliebtheit, wie die Brusttaschenschoner aus buntem Leder unter Beweis stellen. Einst spießige Buchhalterutensilien, die Tintenkleckse im Hemd vorbeugen soll, stellen die abnehmbaren Lederetuis im eleganten Re-Design nun die Key-Items der Carven-Männerkollektion dar. www.huntingandcollecting.com

BLUMENMÄDCHEN Ist: nichts für Mauerblümchen Kann: Kindheitserinnerungen wachrütteln Kostet: 1940 Euro Da nimmt man doch an, dass ein erfolgreicher Jungdesigner wie Christopher Kane ein Leben führt, dessen glamouröse Inhalte ihn täglich aufs Neue inspirieren, doch damit weit gefehlt. Die Schulzeit hat ihn beschäftigt! Eine Andeutung darauf, welchem Hobby er zwischen den Schulstunden nachgegangen sein könnte, scheint das transparente Sommerkleid aus schimmerndem Organza mit raffiniert eingearbeiteten Blütenapplikationen, die Poesiealbum-Stickern gleichen, zu sein. Christopher Kane beherrscht das Spiel mit unkonventionellen Materialien und Druckmotiven wie kein Zweiter. Nachdem bereits Atombombenmotive oder mit farbigem Gel gefülltes PVC in Form von Handtaschen und Bubikragen den Schwerpunkt seiner Kollektionen bildeten, zeigt der gebürtige Schotte auch in dieser Saison, dass ihm noch lange nicht die Ideen ausgehen. www.harveynichols.com


Olli Schulz vertr채umt auf der Wiese.


Glückstag

SCHRECKLICH SCHÖNE WELT Text Sophia Hoffmann Fotos Tina Linster

„Das Glück ist ein Vogerl“ so sagt man in Wien. Dass das Glück einem in Berlin auch in Gestalt eines Zwergponys, eines KäseCroissants oder eines Kinderspielplatzes begegnen kann, zeigt uns der charmante Musiker und Entertainer Olli Schulz auf einer ausgedehnten Cruising-Tour mit seinem tiefergelegten Ford Escort.

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14 Glückstag

Rote Rose Burg am See

Als wir uns Sonntag Mittag am Kreuzberger Spreewaldplatz treffen, ist Olli noch ein bisschen mitgenommen vom Abend davor. Spontan war er für Casper als Stargast auf einer großen Veranstaltung eingesprungen, und dort wurde auch das eine oder andere Kaltgetränk gereicht. Wir beschließen erst mal im nahegelegenen Edelweiss einen Kaffee zu trinken. „Hier komme ich gerne zum Frühstücken her“, sagt Olli und erzählt mir, dass er als Kind Müllmann werden wollte, weil die so lässig auf diesen knallorangen Autos herumturnen und in seiner Fantasie auch die eine oder andere einsame Hausfrau vernascht hätten. Letzteres ist wohl eher dem erwachsenen bzw. pubertären Hirn des Herrn Schulz entsprungen, aber die Linie zwischen Ernsthaftigkeit und totalem Quatsch unscharf zu gestalten, ist ähnlich einem Gerhard-Richter-Bild sein eingetragenes Markenzeichen. Und wie bei Bildender Kunst, sollte man sich gefälligst darauf einlassen, dann kann man auch eine Menge Spaß haben, sowohl mit den unterhaltsamen, albern-tiefgründigen Texten des Sängers Olli Schulz als auch mit seinen Qualitäten als Unterhalter und Geschichtenerzähler. „Ich habe nie Pläne gemacht, zur Musik bin ich gekommen, weil ich schrecklichen Liebeskummer hatte und angefangen habe den in Songs zu verarbeiten“. Das erste Album Brichst du mir das Herz, dann brech’ ich dir die Beine erschien 2003. Seitdem ist viel Zeit vergangen, gerade erst hat er sein fünftes Werk SOS – Save Olli Schulz auf einer ausgedehnten Deutschlandtour

Rote Rose

seinem Publikum vorgestellt. Und das ist treu. Kommt immer wieder. Zum Finale seiner Tour hat er im Berliner Astra ein Zusatzkonzert gespielt, weil der erste Abend sofort ausverkauft war. Respekt.

zwischen den Zähnen und 10 Sekunden später verrät er seinen Lebenstraum: „Einmal mit bloßen Händen einen Menschen zu töten!“ Seien Sie auf der Hut – der Mann ist Komiker.

Doch damit wir nicht in den gemütlichen Korbstühlen des Wintergartens festwachsen wie überlebensgroße Leinwandlegenden bei Inside the Actors Studio, schreiten wir zum Aufbruch und Olli, bekennender Cruising Fan, kutschiert uns mit seinem schwarzen Großstadtschlitten zum Treptower Park, wo wir das Sowjetische Kriegsdenkmal abschreiten werden.

Wir steigen wieder in die Familienkutsche mit den verdunkelten Scheiben und statt uns zu „seinem Stammbordell“ zu verschleppen, landen wir beim Lieblingsbäcker, dem Salon Sucré in der Görlitzer Straße und können uns selbst davon überzeugen, dass der mürrische Franzose zwar keine Fotografen mag, aber dafür köstliche Croissants produziert. Das aus Tartes, Quiches und unzähligen anderen perversen Glücklichmachern bestehende Angebot motiviert die Magensäfte zu WalGesängen und so düsen wir schnell weiter, bevor wir platzen.

Der Sockel der imposanten Statue des Befreiers ist mit hunderten verwelkten Nelken übersät, die noch von den Gedenkfeierlichkeiten zum 8. Mai zeugen. Am liebsten möchte man sie sträußeweise aufheben und durch die Luft schleudern, Olli entscheidet sich aber dann doch lieber für einen gewagten Stunt und kugelt sich den rasenbewachsenen Grabhügel hinunter. Er weiß viel über die dunkle Geschichte des Ortes, die über 7000 sowjetischen Soldaten, die hier begraben sind und die deutschen Kriegsgefangenen, die direkt nach Kriegsende gezwungen wurde, diese monumentale Anlage zu erschaffen, die an die Kulissen eines Science Fiction-Films erinnert. Sobald man ein Rädchen an einem der weißen Steinsarkophage verschiebt, öffnet sich die Erde und Feuer spuckende Raketenköpfe kommen zum Vorschein. „Ich kann mich hier herrlich entspannen, es ist so beruhigend, tausendmal besser als in einem überteuerten Spa rumzuhängen“, sagt Olli mit einem Gänseblümchen

Olli, der stolzer Vater einer kleinen Tochter ist, zeigt uns einen seiner Lieblingsspielplätze, direkt am sogenannten „Dreiländereck“, wo sich der Landwehrkanal zwischen Treptow, Kreuzberg und Neukölln aufspaltet. Praktischerweise gibt es hier auch einen Biergarten, die Burg am See, in der die Erwachsenen gerne mal ihre Aufsichtspflicht verletzten, äh, entspannt genießen können. „Ich mag aber auch gerne Spielplätze, wo mehr Kinder mit Migrationshintergrund sind, die werden nicht so betüdelt von ihren Eltern, da lernt das Kind mehr Selbstständigkeit“, erklärt Olli, während er auf der Wippe herumbalanciert. „Ich finde es toll Papa zu sein, aber ich hasse diese Eltern, die von nichts anderem mehr spre-


Glückstag

Burg am See

Rote Rose

Sowjetisches Ehrenmal

chen. Komm, wir fahren jetzt in so ne richtig klassische Absturzkneipe, ich brauche Kontrast.“ Sprichts und wir sind back on the road und plumpsen aus dem Ufer-Idyll direkt hinein in die fiese Realität eines bewölkten Sonntagnachmittags am Kottbusser Tor. Vor und in der Roten Rose sind alle versammelt, die noch von gestern übrig geblieben sind, manche Gäste erwecken sogar den Eindruck seit vor der Wende ihren Platz an der Bar zu verteidigen. Schnell finden wir neue Freunde und unsere Fotografin bekommt eindeutige Angebote.

könnte, eines Tages mit ihm eine Ponyfarm im Brandenburgischen zu betreiben, und als ich dankend ablehne, fängt es zu regnen an.

Salon Sucré

„Falls die Apokalypse wirklich kommt, könnte ich mir durchaus vorstellen mit meiner Familie in einem unterirdischen Bunker zu überleben. Ich würde ein paar gute DVDs mitnehmen und sie so königlich unterhalten, dass sie gar nicht merken, dass draußen nichts mehr übrig ist von der Welt!“

Burg am See/ Biergarten mit großem Spielplatz

Aus der Jukebox ertönt Engel von Rammstein und Olli verkündet: „Ich liebe diesen Sexrock!“ Auf der Toilette hat jemand: „Ficken ist die höchste Weisheit!“ an die Wand geschrieben und die 24 Stunden geöffnete Bar (die der Legende nach einst auch ein Freudenhaus beherbergte) wird zu einem Ort, an dem sich so manche Weisheit auf dem Grunde eines Gläschens Kümmerling zu 1,50 Euro verbirgt. Bevor wir total besoffen sind und uns der alte Rocker mit dem weißen Rauschebart in seine speckige Lederjacke stecken kann, springen wir schnell wieder in das schwarze Schulzmobil, um nur einige hundert Meter weiter wieder auszusteigen. Der Mann fährt wirklich gerne Auto!

Ich glaube ihm aufs Wort, denn eines wird es mit Olli nie, egal was er macht – langweilig.

Kinderbauernhof am Mauerplatz e.V.

Görlitzerstrasse 32a 10997 Berlin www.salonsucre.de

Ratiborstr.14 10999 Berlin www.burg-am-see.de Rote Rose Adalbertstr. 90 10997 Berlin

Leuschnerdamm 9 10999 Berlin www.kbh-mauerplatz.de

Das aktuelle Album von Olli Schulz heißt SOS – Save Olli Schulz und ist auf Trocadero erschienen. Seine Radiosendung 16&2 (gemeinsam mit Joko Winterscheidt) läuft jeden zweiten Sonntag von 16 bis 18 Uhr auf Radio Eins. Außerdem treibt er allerhand Schabernack bei neoParadise (ZDFneo), mal als Charles Schulzkowski oder in der Rubrik Erotik aus Deutschland. Gerade ist auch Ollis erste DVD erschienen: Olli Schulz: SOS - Showman Olli Schulz Live (Turbine Medien/Rough Trade) www.ollischulz.de Das Edelweiss Görlitzerstraße 1-3

Letzte Station unseres bedeckten, doch im Herzen sonnigen Glückstages ist der Kinderbauernhof am Mauerplatz. Dort kann man Ponys streicheln, mit den Schafen um die Wette mähen und Hühner jagen. Ein Stück ländliche Idyll zwischen graffitigeschundenen Kreuzberger Häuserfassaden. Olli fragt mich, ob ich mir vorstellen

10997 Berlin Tel. 030 61 07 48 58 www.edelweiss36.com Sowjetisches Kriegsdenkmal Im Treptower Park Rote Rose

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16 Kulturgut

DIE ZUKUNFT VON TEGEL Text Björn Lüdtke Fotos Landesbildstelle Berlin, gmp Translation P. 42

GEWINNE TXLLUNCHBOX: WWW.MITTE SCHÖN. COM

Auch, wenn die Eröffnung des neuen Flughafens Berlin Brandenburg verschoben wird, der in Tegel wird irgendwann schließen. Was damit passieren soll, steht bisher nur teilweise fest. Ob

Foto: Landesbildstelle Berlin

Friedhof oder Forschungspark – wir haben uns umgehört.

Wann er nun aufmacht, steht in den Sternen, unser neuer, moderner Flughafen. Zu Redaktionsschluss stand noch kein Termin fest, nachdem die Eröffnung am 3. Juni abgesagt wurde, weil die Brandschutzanlage noch nicht reif für die Abnahme sei. Und so lange darf die alte Lady in Tegel noch herhalten, übergangsweise. Aber eines steht trotzdem fest: Ob früher oder später, irgendwann muss sie ihre Pforten schließen. Und dann steht sie da – eröffnet 1974, entworfen in Zeiten, in denen man noch nichts von der bald folgenden Ölkrise ahnte, in denen man uneingeschränkt an Technik und Fortschritt glaubte und dem Flughafengebäude das passende Antlitz verpasste. Dieses Antlitz soll auch erhalten bleiben. Ob aus romantischen oder praktischen Gründen (alleine die Beseitigung der Betonpisten würde 30 Millionen Euro kosten) ist erst mal egal, mindestens das Flughafengebäude bleibt stehen, das ist beschlossene Sache. Aber was macht man mit einem viereinhalb Quadratkilometer großen Are-

al wie dem in Tegel? Unsere Leser schlagen via Facebook eine Rollschuhdisko vor (man stelle sich die monströse Spiegelkugel über der Startbahn vor!), einen Ponyhof oder gar einen Friedhof. Manche wollen TXL gleich offen halten, weil sie befürchten, der neue Airport in Schönefeld ist sowieso zu klein geplant (ich bin zwar auch pro Tegel, aber wer schon einmal in Paris von Orly nach Charles de Gaulle umsteigen musste, der wünscht sich – bei aller Wehmut – nur einen Flughafen pro Stadt).

rungsparteien geeinigt. Der Standort soll sich zu einem „Leuchtturm für umweltverträgliche Spitzentechnologien entwickeln.“ Urban Technologies nennt man das.

Seit 2008 wird mehr oder weniger öffentlich diskutiert, was auf dem Gelände passieren soll. Das Land Berlin hatte ein sogenanntes Werkstattverfahren initiiert, in dem sechs Teams aus Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern Visionen für TXL entwickeln sollten. Daraus soll ein Masterplan entwickelt werden, wie der aussieht, weiß man aber noch nicht. Fest steht: Das sechseckige Terminal wird als Nukleus im Zentrum des neuen „Hotspots“ (O-Ton www.tegel-projekt. de) stehen, darauf hätten sich alle Regie-

Was passiert um den Nukleus? Die Beuth-Hochschule für Technik hat Interesse, das Terminal zu nutzen. Dies stellt einen idealen Ausgangspunkt für die weitere Entwicklung des Areals dar, weil hierdurch die gewünschte Symbiose aus Forschung und Produktion in einem vitalen Stadtareal generiert werden könnte.

Eines dieser Teams wird von dem Architektenbüro gestellt, zu dessen Partnern Meinhard von Gerkan gehört, der schon den Flughafen, so wie wir ihn bis jetzt kennen, geplant hat. Stephan Schütz ist bei Gerkan, Marg und Partner mit dem Projekt betraut und klärt uns über ihre Vision auf.

Nicht viele gewachsene Städte bekommen die Möglichkeit, eine Fläche dieser Größe neu zu belegen. Umso wichtiger, dass man


Kulturgut

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die Fläche nachhaltig und clever nutzt. Um was geht es bei Ihrem Vorschlag im Kern? Das Terminal sollte Adresse und Zentrum eines zukünftigen Stadtareals auf dem Tegeler Flugfeld sein. Das Hexagon an den umliegenden Stadt- und Landschaftsraum anzuschließen, stellt eine besondere Herausforderung dar, weil Verkehrsbauwerke wie Brücken und Rampen zu integrieren sind und die angehobene Hauptebene des Flughafens mit dem Niveau des jetzigen Rollfeldes verbunden werden muss. Wir sind uns bewusst, dass beschränkte finanzielle Mittel für den Umbau von Tegel zur

cherstellen, dass Berliner dort auch wohnen wollen? Tegel bietet durch seine Lage im Berliner Stadt- und Landschaftsraum hervorragende Bedingungen für ein neues, lebendiges Stadtquartier. Stellen sie sich das Areal ohne die Zäune des jetzigen Flughafens vor: Die Anbindung an die Bezirke Reinickendorf und Spandau wäre ebenso gegeben wie die Nähe zur Havellandschaft im Norden mit ihren Wasserläufen und Seen. Neue, flexible Wohnformen könnten hier ganz im Sinne des gewählten Mottos der Urban Technologies erprobt werden,

sparen, Herrn von Gerkans Erbe zu erhalten oder beides? Es geht darum, ein Bauwerk, das in Berlin und darüber hinaus über fast 40 Jahre hohe Akzeptanz erfahren hat und weiterhin erfährt, mit innovativen Ideen einer zukunftsträchtigen Nutzung zuzuführen. Abriss und Neubau war viel zu oft die Lösung komplexer städtischer Probleme in der Vergangenheit, zukünftig werden wir jedoch ganz im Sinne des Gebotes, Ressourcen sparend zu arbeiten, vorhandene Strukturen nutzen und transformieren.

Verfügung stehen. Umso wichtiger ist es, den baulichen Bestand zu integrieren und auf sinnvolle Weise umzunutzen.

sodass Forschung, Produktion und praktische Umsetzung in einem Quartier der Zukunft veranschaulicht werden können.

PS, an alle Besserwisser: Ich weiß, dass der neue Flug-

Wenn es nach Ihnen ginge, würde man in Zukunft auf dem Gelände auch als Privatperson wohnen können. Warum ist das wichtig? Ich bin sicher, dass eine städtische Durchmischung atmosphärisch wie funktional von großer Bedeutung ist. Das „Anreisen“ zum Arbeitsplatz mit dem Auto oder mit Bussen (eine Anbindung an das U-BahnNetz wird es realistischerweise auch in Zukunft nicht geben) entspricht nicht mehr dem Lebensgefühl unserer Zeit. Daher müssen Arbeitsplätze und Wohnquartiere so eng wie möglich vernetzt und bestenfalls mit Fahrradwegen verbunden werden. Ein durchmischtes Stadtareal, das auch nach Arbeitsschluss urbanes Leben generiert, ist eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen des Projekts Tegel. Menschen ziehen meist gewachsene Strukturen zum Wohnen vor. Wie würden Sie si-

Bei Ihrer Idee für Tegel soll das TerminalGebäude auf seine Kernstruktur zurückgebaut werden. Geht es darum, Ressourcen zu

hafen BER abgekürzt wird, jetzt Berlin Brandenburg heißt und zusätzlich nach Willy Brandt getauft wurde. Es wird im Taxi aber trotzdem in Zukunft heißen: „Nach Schönefeld, ich hab’s eilig.“ Wie sonst...?


18 Kulturgut

TOTAL VERNETZT -

BERLIN IM JAHR 2050 Text Anne Kammerzelt, André Uhl Illustration Nicole Pieloth Translation P. 42

Zehn Uhr. Ich werde geweckt von dem krächzenden Ruf eines Aras, der irgendwo in den Bäumen über mir sitzen muss. Ein Zweiter kommt hinzu, ein Dritter, bald umgibt mich ein lärmender Papageienschwarm. Als schließlich noch ein wild gewordener Kapuzineraffe lautstark auf sich aufmerksam macht, wird es Zeit aufzustehen. In der Küche läuft der Kaffee schon gurgelnd durch den Haushaltsautomaten. Ich sollte die Zeitschaltuhr meiner OLED-Tapete wirklich mal auf ein anderes Programm umstellen, der Brasilianische Regenwald ist dann doch etwas zu hektisch. Zum ersten Mal seit Wochen geht es in die Agentur. Normalerweise arbeite ich von Zuhause aus, doch mein Chef besteht darauf, dass ich den neuen Kunden persönlich kennenlerne. Also schnappe ich mir mein Pedelec und docke es am Alexanderplatz an das nächstbeste Pullbike an. Vorbei an den Weinanlagen auf der Heinrich-Heine-Straße, entlang der Neuköllner Gemüsefarmen geht es weiter Richtung Tempelhof. Nach dem Meeting steht mir der Kopf nach Ablenkung. Unter Gleichgesinnten lässt es sich bekanntlich am besten kreativ arbeiten, deshalb nehme ich ein Laufband zum nächsten Café. Dort angekommen stelle ich mich in die Schlange, bestelle beim Serviceroboter einen Hamburger und einen Vitamincocktail und ergattere einen freien Platz zwischen den anderen, emsig in ihren Rechner tippenden Gästen. Einige Ideen-Ping-Pong-Runden später breche ich auf in Richtung Heimat. Mein Navigationsgerät sucht mir die schnellste Route raus, in zwei Minuten geht’s los. Während der Fahrt komme ich mit den beiden Passagieren des automatisch betriebenen Carsharing-Autos ins Gespräch, da fällt mir mein leerer Kühlschrank ein. Wir beide sind nicht unbedingt die dicksten Freunde, seitdem er mir jedes Mal vor dem Türöffnen ungebeten mein Körperfettanteil verrät, aber gut, füttern werde ich ihn trotzdem und bestelle schnell die nötigsten Utensilien, die – wenn alles glatt läuft – bei meiner Rückkehr schon auf mich warten werden. Zuhause angekommen erwische ich meinen Haushaltshauptroboter Viktor, wie er sich beeilt, seine kleinen Helferlein einzusammeln und so schnell es geht im Schrank zu verschwinden. Bei einem Glas Kreuzberger Spätlese genieße die Atmosphäre des Hafens von Sydney. Vor meiner Tapete.



20 Kulturgut

Die Metropole der Zukunft Riesige, mit Solarzellen gespickte Wolkenkratzer, fliegende Autos, die kreuz und quer durch die Stadt sausen und Roboter, die Einkäufe und Botengänge für ihre Besitzer erledigen. Sieht so Berlin in der Zukunft aus? Zumindest was die fliegenden Autos betrifft, fällt die Prognose von Dr. Karlheinz Steinmüller, promovierter Physiker, Science-Fiction-Autor und einer der renommiertesten Zukunftsforscher der Republik, ernüchternd aus: „Flugautos sind zwar technisch, und was den Energieverbrauch angeht, durchaus vorstellbar. Sie werden sich aber nur durchsetzen, wenn sie perfekt automatisch gesteuert werden können. In der Luft kann der kleinste Auffahrunfall in einer Katastrophe enden. Wahrscheinlich scheitert der Individualluftverkehr bereits am Versicherungsproblem.“ Dennoch: Die auffälligsten Veränderungen im Stadtbild einer Metropole entstehen durch eine Veränderung der Art und Weise, wie wir uns fortbewegen. Und eine Veränderung wird schon bald, auch ohne Flugautos, sehr deutlich zu sehen sein. In bereits zehn bis zwanzig Jahren dürften sich in den Städten sogenannte Micromobile durchgesetzt haben. Zahlreiche null- bis vierrädrige, zumeist strombetriebene Fortbewegungsmittel, die in jede Parklücke passen, werden vermutlich die Straßen Berlins bevölkern. „Viele davon möglicherweise sogar kombinierbar und koppelbar, die dann nach dem Zugprinzip funktionieren“, meint Steinmüller. Neben zahlreichen Experten aus der Zukunfts-, Metropolen- und Globalisierungsforschung geht auch eine aktuelle Studie des Fraunhofer Instituts von solch einer Entwicklung aus, an deren vorläufigem Höhepunkt die so genannte Smart City steht. Spätestens im Jahre 2050 sollen die europäischen Metropolen grün, leise, emissionsfrei und vor allem eng vernetzt sein – inklusive Dustbots, also Roboter, die für die Abfallbeseitigung zuständig sein werden. Der britische Stararchitekt und Erfinder der Reichstagskuppel Sir Norman Foster spricht bereits von einem „Epochenwechsel“. Viele Wissenschaftler gehen auch von einem Aufblühen der urbanen Landwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten aus. Gemüseplantagen auf mehreren Stockwerken sind ebenso denkbar wie vertikaler Weinanbau. Wer weiß, vielleicht wird der Kreuzberger Grauburgunder noch zum Liebling der Sommeliers.

Arbeiten in der Zukunft In der Arbeitswelt der Zukunft kommt es immer weniger auf Produktion und Produkte an, sondern auf Ideen, Wissen, Talent, Kreativität und Innovationsfähigkeit. Gute Voraussetzungen für Berlin, wo sich aufgrund der günstigen Lebensbedingungen jetzt schon eine überkritische Masse an Kreativen tummelt. Wie viele andere Großstädte hat Berlin eine Vorreiterrolle, was die Arbeitsmodelle der Zukunft betrifft. Schon heute arbeiten viele mobil, schlagen ihr Büro dank Laptop und Smartphone mal hier und mal dort auf. Festanstellung, Vollzeit, geregelte Arbeitszeiten und Rentenversicherung sind Relikte vergangener Tage. Die Rede ist von einer 24/7 Gesellschaft, die – heute noch eine kleine Gruppe – bis 2050 Nor-

malität sein wird. Alles muss immer und überall verfügbar sein, egal ob die eigene Person, Informationen oder Nahrungsmittel. Cafés wie das Oberholz, wo sich seit Jahren die digitale Boheme trifft, um gemeinsam, aber einsam in die Tastatur zu hauen, werden mehr und mehr im Stadtbild vertreten sein. Dabei wird der laktosefreie Soja-Ersatzkaffee oder was sonst so 2050 Mode ist, je nachdem von nichtmenschlichen Bedienungen wie Robotern und Automaten oder auch ganz traditionell von Homosapiens kredenzt. „Gerade im Dienstleistungssektor, wo der Mensch nicht durch eine Maschine ersetzt werden kann oder soll, wird es weiterhin klassische Berufe wie Kindergärtner und Krankenschwester geben“, erklärt Steinmüller. Blut ist eben dicker als Strom. „Auf der andern Seite kann es durchaus sein, dass die Generation von vernetzten Zombies verstärkt auftritt“, Menschen, die Gehirnschnittstellen haben und sich in Augmented-Reality-Welten bewegen. Heute schon gibt es AR-Kontaktlinsen und Brillen wie Eye Google, mit deren Hilfe man sich parallel in der physischen Realität und in der virtuellen Welt bewegen kann. Für die Träger gibt es in der Zukunft endgültig keine klare Grenze mehr zwischen Arbeit und Freizeit.

Konsum in der Zukunft Matthias Horx beschreibt in seinem Buch Wie wir leben werden ein positives Zukunftsszenario, in dem gute Ideen teuer sind und die Arbeitnehmer den Preis bestimmen. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass dies eher für einige wenige Privilegierte zutrifft. Steinmüller karikiert die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich als „eine Aufteilung der Gesellschaft in den Denver Clan und die Flodders. Auf der einen Seite haben wir die Reichen und Schönen, die wahnsinnig auf sich aufpassen und sich ständig um ihre Aktien und Ölquellen sorgen, und auf der anderen Seite die lustigen Loser, die überernährten Underdogs, deren einzige Maßnahme zur Gewichtsreduktion im Rauchen besteht“. Genau genommen leben wir zurzeit wie die Maden im Speck. Die Ausgaben für Lebensmittel liegen bei unter zehn Prozent, stattdessen wird das Geld für Internetnutzung, Mobilität und Urlaub ausgegeben. Das könnte sich in Zukunft ändern. Steinmüller geht davon aus, dass die Menschen im Schnitt weniger Geld besitzen und deshalb im Verhältnis mehr für ihre Grundbedürfnisse ausgeben werden. Dabei werden gerade Lebensmittel vermehrt online bestellt. Aber auch Luxusartikel wie Uhren, Mode, Schmuck, ja sogar Ferraris oder Lamborghinis werden per Smartphone geordert – von „Angehörigen des Denver Clans“ versteht sich. Generell wird es aber weniger Shoppinghedonismus geben. Die Zukunftsprognosen von David Bosshart, Leiter des Gottlieb Duttweiler Institute, gehen in eine ähnliche Richtung. Seiner Meinung nach ist „die Logik des Immer-Mehr“ abgewirtschaftet. Die nächste Generation wird ihre Sehnsucht nach Authentizität und Individualismus nicht im Konsum suchen. Eine neue Gruppe von Yawns (young and wealthy


Kulturgut

but normal) entsteht, deren Fokus auf Spiritualität und Gesundheit liegt. Die ihren Seelenfrieden nicht in einer neuen Acne-Jeans suchen. 2050 werden wir tauschen statt horten. Unsere Netzwerke werden uns ermöglichen Sharing aller Art vorzunehmen: Collaborative Buying, Carsharing, Wohnungssharing. Bekanntlich ist Sharing ja Careing und damit nicht die schlechteste Prognose für unsere Zukunft.

Wohnen in der Zukunft Oft sind es die kleinen Dinge des Alltags, aus denen besonders clevere Innovationen hervorgehen. Vielleicht auch deshalb, weil Zeit viel zu kostbar ist, um sie mit Waschen, Spülen oder Putzen zu verschwenden. Da gibt es Forscher, die beharrlich die Idee von kleinen Robotern verfolgen, die überall in der Wohnung sauber machen. Karlheinz Steinmüller stellt sich das so vor: „Es könnte ein Staubsaugroboter-Mutterschiff geben, von dem aus viele kleine Roboter losfahren und mit ihren Rüsseln überall hinkommen, um dann wieder zurück zum Hauptroboter zu fahren, den Staub dort abzuladen und wieder aufgeladen zu werden.“ Auch Rodney Brooks, Direktor für Künstliche Intelligenz am weltberühmten MIT, erwartet solche Roboterlebensgemeinschaften in den Haushalten. Noch praktischer wäre es allerdings, wenn ein Teppich aus Flimmerhärchen den Dreck gleich zu einer Sammelstelle wegtransportieren würde, wo er dann entfernt wird. „Wenn es nach den Nanotechnologen ginge, wäre der Teppich allerdings so beschaffen, dass sich erst gar kein Dreck ablagert“, gibt Steinmüller zu bedenken. Bei der Raumbeleuchtung ist eine ähnliche Entwicklung zu erwarten, wie es bei der Heizung bereits geschehen ist: vom Punktuellen zum gleichmäßig Ausgebreiteten. Von der Petroleumlampe über den Kronleuchter bis zu den heute meist mehreren Lichtquellen geht die Tendenz hin zu leuchtenden Tapeten, die ein gleichmäßiges Licht erzeugen und gleichzeitig als Bildschirm dienen. Schon heute werden so genannte OLED-Tapeten, also Tapeten mit organischen LEDs, entwickelt. In Zukunft werden wir uns den „Ausblick“ beim Frühstücken aussuchen können.

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Kulturgut

ILLUSTRATOR DES MONATS: DANIEL RAMIREZ PEREZ Translation P. 44

Nach jahrelangem heimlichen Scribbeln auf der Schulbank tauschte Daniel diese bereits im zarten Alter von 17 Jahren gegen eine Karriere in der Werbung. Auf ein Kommunikationsdesign- folgte ein Modedesign-Studium und darauf die ersten Berufserfahrungen als Designer bei unter anderem Vivienne Westwood in London. 2010 verließ Daniel die Insel und strandete als Art Direktor endlich wieder an einem Arbeitsplatz mit Grafik-Tablet, Lichttisch und vielen, vielen Stiften. Seither konzentriert er sich verstärkt auf das, was ihn von Anfang an in Richtung des kreativen Business lenkte: Illustration. Während einiger freien Projekte manifestierte sich ein Stil, den er selbst als eine Verbindung seiner gestalterischen Erfahrungswerte als Mode- sowie als Grafikdesigner sieht und der schnell erste Blicke auf sich zog. Daniel arbeitet als Art Direktor bei M&C Saatchi und illustrierte unter anderem für kinki Magazin, Fräulein Magazin, Enorm Magazin, Motor Music, Volksbühne am Rosa-Luxemburg, collect showroom und viele mehr. www.danielramirezperez.com

Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare „MITTESCHÖN“-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.

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Kieztalk

KURATIEREN MAL ANDERS Interview mit Joanna Warsza, assoziierte Kuratorin der 7. Berlin Biennale Text Björn Lüdtke Fotos Stini Mimissonsdottir Translation P. 43

Die Macher der 7. Berlin Berlinale haben schon einiges an Kritik einstecken müssen. Einer der stärksten Vorwürfe: Ob es denn überhaupt einen Kurator gäbe? Das untere Geschoss der Kunstwerke zum Beispiel, den zentralen Punkt der Biennale, hat man Anhängern der Occupy-Bewegung überlassen, ganz ohne Einfluss auf sie zu nehmen. Joanna Warsza, assoziierte Kuratorin, klärt uns über den agonistischen Ansatz von Kurator Artur Ðmijewski auf. Wie der Leser das Ergebnis findet, kann er bis zum 1. Juli 2012 noch selbst beurteilen.

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28 Kieztalk

„Ein Kurator fungiert in der Regel als Vertreter des Künstlers: ‚Ich vertrete dich und ich finde dein Werk relevant.‘ Wir halten uns aber für politische Kuratoren, die auch Künstler vertreten, mit deren Positionen wir nicht übereinstimmen.“

Joanna Warsza, was haben Sie vor der 7. Berlin Biennale kuratiert? Ich bin Kuratorin der Darstellenden Künste, ich komme vom Theater. Ich habe noch nie eine richtige Ausstellung in einer Galerie kuratiert. Mich interessieren vor allem soziale und politische Themen. Zum Beispiel gibt es in Warschau dieses Stadion, das aus Schutt des Zweiten Weltkriegs erbaut wurde. In den Achtzigern ist es dann zu einer Ruine des Kommunismus verfallen. Außenrum hat sich eine Art Markt gebildet, von Vietnamesen, der einzigen wirklichen Minderheit, die wir in Polen haben. Die leben dort wie in einem Ghetto. Mit dieser Community habe ich Projekte entwickelt. Haben Sie vor der Biennale schon einmal mit Artur Zmijewski zusammengearbeitet? Nein. 2010 wollte ich mal einen Teil einer seiner Performances zitieren. Also musste ich ihn kontaktieren. Ich habe gezögert, er hat diese, wissen Sie... seltsame Aura. Aber ich musste ihn kontaktieren. Die Leute sagen, er spreche nie, also hatte ich genau das erwartet. Wir haben uns dann aber echt gut unterhalten, bei einer Tasse Kaffee. Ich kann mich erinnern, dass ich, vielleicht nicht gerade geschockt, aber überrascht war, dass genau das Gegenteil von dem eintrat, was ich erwartet hatte. Warum hat er Sie dann schlussendlich als assoziierte Kuratorin ausgewählt? Das müssen Sie ihn fragen.

Er hat es Ihnen nie gesagt? Doch, später. Ich habe ihn natürlich auch gefragt. Er sagte, er bräuchte jemanden, der sich auch mal trauen würde, anderer Meinung zu sein. Im Grunde haben wir aber viele ähnliche Interessen, allein durch unsere Herangehensweise. Wir interessieren uns nicht für Galerie-Kunst, aber Kunst als Mechanismus: Wie kann Kunst bestimmte Prozesse anstoßen, was kann sie hervorbringen? Das interessiert uns. Ich denke, das hat er in meiner Arbeit gesehen. Sind Sie oft anderer Meinung? (lacht) Ja. Wie kam es zum Thema der Biennale Forget Fear? Bei unserer Recherche folgen wir den Nachrichten, wir verfolgen das politische Geschehen. 2011 war ein fantastisches Jahr dafür. Wir reisten an Orte wie Ägypten, aber auch nach Island, nach dem FinanzCrash. Wir haben dort beobachtet, wie die Bürger sich weigern, die durch die Banken verursachten Schulden zu tragen. Das war irgendwie auch der Moment, in dem die Menschen ihre Angst vor dem System verloren haben. Wir haben ganz verschiedene Situationen beobachtet, wie Künstler auf politische und soziale Umstände reagieren. Es gab einen gemeinsamen Nenner – selbst wenn die Rahmenbedingungen von Ägypten bis Island unterschiedlich waren: Forget Fear.


Kieztalk

Wie sind Sie beim Kuratieren der Biennale vorgegangen? Für mich ist es wichtig, dass die Künstler eigene, bestimmte Ziele verfolgen. Es sollte ihnen egal sein, ob sie ihre Kunst verkaufen oder nicht. Natürlich bedeutet es für einen Künstler Anerkennung, wenn seine Werke gekauft werden. Aber sein Werk steht hier eher für einen bestimmten Prozess, den die Künstler durchlaufen, und wird im größeren Zusammenhang ihrer Aktivitäten gesehen. Mir ist es wichtig zu sagen, dass wir nicht auf der Basis von Atelierbesuchen kuratiert haben, sondern auf Basis der sozialen und politischen Sache. Kunst sollte also immer politische Wirkung haben? Ja. Vielleicht nicht immer unbedingt nur eine politische. Ich denke, Kunst sollte performativen Charakter haben, einen Prozess anstoßen. Ich möchte da den Begriff des agonistischen Kuratierens verwenden. Der kommt eher von Artur als von mir. Ein Kurator fungiert in der Regel als Vertreter des Künstlers: „Ich vertrete dich und ich finde dein Werk relevant.“ Wir halten uns aber für politische Kuratoren, die auch Künstler vertreten, mit deren Positionen wir nicht übereinstimmen. Deshalb haben wir zum Beispiel auch den religiösen Künstler Mirosław Patecki eingeladen. Wir unterstützen Religion in der Regel nicht, aber wir sehen, dass sein Werk, diese große Christus-Statue, einen massiven Einfluss auf die Kultur hat. Das ist unsere

Art zu kuratieren, die sich, denke ich, von der herkömmlichen unterscheidet. Das wurde ja auch kontrovers diskutiert. Sicherlich. Manche haben sogar behauptet, man hätte den Eindruck, es gäbe gar keinen Kuratoren. Denn der ist normalerweise da, um seine Auswahl zu verteidigen. Wenn man aber eine Haltung einnimmt, die nicht unbedingt der der ausgewählten Künstler entspricht, dann verwirrt das viele. Mir ist klar, dass das ein Experiment ist, aber warum sollte es nur eine Art zu kuratieren geben? Und warum sollten wir uns daran halten müssen? Warum sollte man das nicht durchbrechen? Wenn das kontrovers sein sollte, finde ich das sogar besser. Wie muss Kunst sein, wenn sie in Zukunft relevant sein will? Ich denke, Kunst sollte sich dem Diktat des Marktes widersetzen, sonst wird sie ein gemeines Gut. Das passiert ja auch schon. Es ist nicht so, dass es keine Märkte geben sollte. Es ist großartig, dass es Menschen gibt, die Künstler unterstützen wollen, und wahrscheinlich wollen wir alle davon profitieren. Es geht nicht um Spaltung. Es geht eher darum, die Prioritäten neu zu setzen. Märkte sollten exisitieren, um Ideen zu fördern – Ideen sollten aber nicht vom Geschmack der Sammler vorgegeben werden. Eine Gruppe, mit der wir zusammenarbeiten, nennt sich Occupy Museums. Sie sagen genau das: „Wir sind alle Teil des Systems, aber wir müssen die

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Bedingungen überdenken.“ Sie werden im Juni bei der Biennale sein. Ich bereite ein Treffen am runden Tisch mit ihnen und unseren VIPs und Sammlern vor, anstatt letzteren einfach nur die Ausstellung zu zeigen. Um die vorherrschenden Modelle zu überdenken. Die 7. Berlin Biennale läuft noch bis zum 1. Juli 2012. www.berlinbiennale.de


30 Neu in der Stadt

KINO ZUKUNFT AM OSTKREUZ Text André Uhl

Das Zukunft am Ostkreuz ist mehr als nur ein Programmkino. Auf dem Gelände kann man problemlos ein ganzes Wochenende verbringen. Neulich habe ich mir The Avengers im Kino angeschaut. Ganz amtlich in 3D, inklusive Popcorn und Cola, im Cinemaxx am Potsdamer Platz. Da gerade eine groß angelegte Kampagne von Ritter Sport anlief, durfte ich einen Turm aus bis zur Decke gestapelten Schokoladentafeln bestaunen, jede Einzelne einen Quadratmeter groß. Die Story bestes Popcornkino, die 3D-Effekte plastisch, der Sound überwältigend. Ich habe ein maximales Kinoerlebnis erwartet und das habe ich bekommen. Wie wohl das Kino der Zukunft aussehen wird? Wird die Leinwand irgendwann durch Hologramme ersetzt werden? Die Werbebotschaft von Ritter Sport unterschwellig in den Film integriert? Der Sound irgendwann so laut sein, dass man in die Knie geht? Möglich. Aber, wie Zukunftsforscher gerne betonen, es gibt nicht nur eine Zukunft, sondern viele. Neben dem ultimativen Cinemaxx 2030 wird es vielleicht auch immer mehr Kinos geben, die mehr bieten als Hollywoodstreifen in bestmöglicher Qualität. Die zum Beispiel eine zusätzliche Freilichtbühne anbieten. Die ein Programm abseits kommerziell erfolgreicher Filme ausstrahlen und den Besucher mit Produktionen überraschen, von denen er im Vorfeld nicht schon tausendmal gehört hat. Und neben einem Café gäbe es vielleicht auch noch einen Biergarten, eine Galerie und oder sogar einen Club. In Friedrichshain hat jetzt ein Kino eröffnet, dass all das bietet und auch noch den passenden Namen trägt:

Das Kino Zukunftam Ostkreuz. Das Programmkino besteht aus zwei Kinosälen und dem Freilichtkino Pompeji und befindet sich im ehemaligen Zentralfilmlager des DDR-Filmverleihs Progress. Mit dem Gelände in der Laskerstraße am Markgrafendamm haben die Macher endlich gefunden, wonach sie schon lange suchten: eine Möglichkeit, um ihren Traum von einem Kinokonzept zu verwirklichen, das über die Formel Kino plus Kneipe weit hinausgeht. Der Name ist sowohl als ironische Umkehr für den Zugriff in die Vergangenheit als auch im Wortsinne zu verstehen, nämlich für die Möglichkeiten, die das Objekt bietet und die dort zukünftig umgesetzt werden können. „Das Zukunft ist mehr als ein Kino. Es ist ein Ort, der seine eigenen Träume gebiert und uns praktisch dazu zwingt, diese in die Tat umzusetzen. Beispielsweise entsteht jetzt im Ruinenteil, zu dem auch das Freiluftkino Pompeji gehört, ein neues Freilufttheater. Ein Theaterregisseur und sein zukünftiger Hauptdarsteller bauen selbst an der Bühne mit und erschaffen so ihr eigenes Theater. Das Zukunft ist ein Ort, der nicht fertig oder perfekt ist, sondern sich im steten Wandel befindet“, erklärt Programmdirektor Werner Gladow. Programmtypisch sind ArthouseFilme sowie anspruchsvoller Mainstream. Besondere Schwerpunkte sind Dokumentarfilme, junges deutsches Kino sowie originalsprachige Filme. Filmgespräche und Filmkonzerte runden das Programm ab.

ZUKUNFT am Ostkreuz Laskerstr. 5 10245 Berlin Tel. 0176 57 86 10 79 www. kino-zukunft.de


Gimme Five

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GIMME FIVE — APOCALYPSE NOW? Text Paul Schlosser

Es ist Halbzeit! Wir befinden uns mitten im Jahr 2012 und das Einzige, was der prophezeiten Apokalypse am nächsten kam, waren ja doch nur die Randale im Mai und das hinterlassene kupferfarbene Meer aus zerschlagenen Sternburg-Export-Flaschen. Es gibt unzählige Versuche etwas über das Kommende zu erfahren, denn eins haben die meisten Menschen gemeinsam: Sie können Ungewissheit nur schwer ertragen. Meine Beschäftigung mit Zukunftsprophezeiungen war bisher nicht auf Astrologie, die nach wie vor beliebteste Form esoterischer Zukunftsschau, sondern hauptsächlich auf Roland Emmerichs und Michael Bays Actionkino gestützt. Weltuntergangsvisionen nämlich haben immer Konjunktur. Allerhöchste Eisenbahn, fünf kruden Esoteriker-Theorien auf den Zahn zu fühlen. Sagt nachher nicht, wir hätten euch nicht gewarnt!

01

von Grand Canyon NPS

Die Maya-Prophezeiung In vielen Teilen der Welt fällt die Vorstellung vom katastrophalen Ende der Geschichte auf fruchtbaren Boden. Jedoch wird die spekulierte Apokalypse vorerst ins Wasser fallen, denn auch für nach dem 21.12.2012 haben die Maya Daten berechnet. Der Stamm hatte nicht einen, sondern drei Kalender mit unterschiedlich langen Phasen. Ihre Zeiteinteilung war zyklisch, immer orientiert an den Himmelskörpern. Das Ende eines Zyklus markiert den Beginn eines neuen. Simple as that.

02

Die Hopi-Vorhersagung Etlichen Berichten zufolge sagen auch die Hopi, eine Gruppe der Pueblo-Indianer, aufgrund ihres spirituellen Wissens den Beginn eines neuen Zeitalters für das Jahr 2012 voraus. Während des Wandlungsprozesses soll sich die Erde in einem groß angelegten Reinigungsprozess aller vorhandener negativer Elemente entledigen. Diesmal ist aber nicht etwa von einer kalendarischen Zeitrechnung, sondern von Hinweisen die Rede, die dem nahenden Umbruch vorauseilen sollen.

von farrokhi

03 Nostradamus hat aber gesagt... Inwieweit Nostradamus’ freie Formulierungen am Ende beabsichtigt sind, um es künftigen Lesern zu ermöglichen die Deutungen auch in ihre Zeit hinein zu interpretieren, und wie viele seiner Verse tatsächlich in das heutige Weltgeschehen passen, darüber lässt sich sicher streiten. Jedoch gilt es hervorzuheben, dass es sich bei Nostradamus nicht um einen Weltuntergangspropheten (zumindest für dieses Jahr) handelt. Weder hält er für diesen Zeitpunkt eine Zerstörung der Erde bzw. der Menschen für möglich noch prophezeit er es in einem anderen Vierzeiler.

von Nasablueshift

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Kollision mit dem Planeten Nibiru Man sagt, Nibiru soll irgendwann in unser Sonnensystem eingedrungen – und ein Trabant der Sonne geworden sein. Es wird behauptet, dass jedes mal, wenn er in unser Sonnensystem eintritt, Katastrophen in Kraft treten. Fakt ist, ein Planet mit den Eigenschaften, die welcher Esoteriker Nibiru zuschreiben, kann schlicht und einfach nicht existieren. Er wäre im Laufe der Zeit längst mit einem anderen Planeten kollidiert oder aus dem Sonnensystem geworfen worden. Ein Planet, mindestens so groß wie die Erde, der sich so nahe an der Sonne befindet, wäre auf jeden Fall beobachtet worden. Und zwar nicht nur von den bösen Wissenschaftlern, die – laut Verschwörungstheoretikern – alles geheim halten, sondern auch von Amateur-Astronomen.

von taigasylvan

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Polsprung und Sonnenstürme Bücher und Internet sind voll von düsteren Prognosen, die einen gewaltigen Sonnensturm in Aussicht stellen – mit katastrophalen Folgen versteht sich. Für 2012 sagt man eine besonders starke Aktivität voraus, da der elfjährige Sonnenfleckenzyklus dann sein Maximum erreicht haben wird. Falls dieser Sonnensturm wirklich so stark sein sollte, werden die Änderungen im Erdmagnetfeld jedoch kaum größer werden können als die lokalen Änderungen, denen man in der Anwesenheit von industriell erzeugten Magneten (Kühlschrankmagneten, Magneten in Lautsprechern) ausgesetzt ist.


32 Hmmm, Lecker!

KOCHTIPPS VOM KOCHHAUS Panna Cotta mit schwarzem Pfeffer auf Orangen-Physalis-Ragout Text und Bilder Kochhaus

Auf dieser Seite findet ihr monatlich einen Rezeptvorschlag mit Fotoanleitung vom Kochhaus, dem weltweit einzigartigen begehbaren Rezeptbuch in Prenzlauer Berg (Schönhauser Allee 46) und Schöneberg (Akazienstraße 1). Im Kochhaus findet man nicht nur regelmäßig wechselnde Rezepte, sondern auch gleich noch alle Zutaten, die man für das Gericht braucht – fertig portioniert an einem Tisch. Schaut doch mal vorbei und bis dahin: Guten Appetit! Zutaten für 2 Personen: 400 ml Sahne, 2 Orangen, 16 Physalis, 1 Vanilleschote, 6 Blatt Gelatine, 90 g Zucker, Pfeffer* * Mengenangaben beziehen sich auf 2 bzw. 4 Personen.

In einer Schüssel Gelatine in kaltem Wasser einweichen,

In einen Topf Sahne, Vanilleschote, 3 bzw. 6* Prisen

Währenddessen 2 Physalis für die Dekoration beiseite

so dass alle Blätter vollständig bedeckt sind. Vanille-

Pfeffer und 4 bzw. 8 EL* Zucker geben und bei hoher

legen. Verbliebene Physalis von den Blättern befreien

schote längs halbieren.

Hitze aufkochen. Anschließend vom Herd nehmen

und vierteln. Orangen auspressen.

und 10 Minuten abkühlen lassen.

Nach 10 Minuten die Vanilleschote aus der Sahne neh-

Sahne in kleine Förmchen oder Schüsseln geben und

2 bzw. 4 EL* Zucker in einem Topf bei starker Hitze hell-

men. Eingeweichte Gelatineblätter ausdrücken, in die

für ca. 2 Stunden in den Kühlschrank stellen, bis die

braun verflüssigen. Mit Orangensaft ablöschen und ca.

Sahne geben und solange rühren, bis sich die Gelatine

Panna Cotta vollständig fest geworden ist.

15 bzw. 30 Minuten* bei hoher Temperatur sirupartig

vollständig aufgelöst hat.

einkochen.

Physalisviertel in den eingekochten Orangensaft ge-

Nach 2 Stunden die Panna Cotta aus dem Kühlschrank

Die fertige Panna Cotta mit Orangen-Physalis-Ragout

ben und 1 Minute bei schwacher Hitze köcheln lassen.

nehmen, mit einer Messerspitze die obere Kante vom

umgießen und mit je einer Physalis garnieren.

Anschließend vom Herd nehmen und bis zur weiteren

Förmchen lösen und für 30 Sekunden in heißes Wasser

Verwendung ziehen lassen.

stellen. Anschließen auf einen Teller stürzen.


Wir Mitte Muttis

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WIR MITTE-MUTTIS Text Bettina Schuler Illustration Nicole Pieloth Translation P. 43

Kinder sind wahre Millionäre. Vor allem, was Zeit angeht. Denn nie wieder hat man so viel Zeit wie als Kind.

Stundenlang Teppichrauten zählen oder im Garten vierblättrige Kleeblätter suchen – als Kind alles kein Problem. Denn weder muss man an unnötigen Meetings teilnehmen noch lästige to-do-Listen abarbeiten. Stattdessen kann man ohne schlechtes Gewissen dem Leben als ZeitMillionär frönen. Doch die modernen Muttis scheinen das ihren Kindern nicht mehr zu gönnen. Und so verplanen sie deren schöne freie Zeit mit tausend Terminen, rennen mit ihnen am Montag in die Musikschule, dienstags zum Hockey, mittwochs zum Fußball und am Donnerstag zum Chinesisch, bevor es dann am Freitag nach einer Stunde Spielplatz seinen englischen Tandem-Sprachpartner besucht. Und wenn es das alles dann brav absolviert hat, dann darf der Nachwuchs vielleicht sogar am Samstag einen Freund besuchen. Aber auch nur, wenn kein Fußball- oder Hockeyspiel ansteht. Und das alles, obwohl Psychologen immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen, wie wichtig die Langeweile für die Entwicklung der Kinder ist. Doch Wirtschaftskrise, steigende Arbeitslosigkeit und Existenzängste verleiten viele Eltern dazu, das Leben ihrer Kinder wie einen Businessplan zu gestalten, damit sie für die Zukunft auch ja gerüstet sind. Dabei gibt es durchaus besser Alternativen, um sein Kind an das Thema Zukunftsgestaltung heranzuführen. Zum Beispiel, indem man es spannende Vorträge an der Uni besuchen lässt, wo zahlreiche Veranstaltungen für Kinder angeboten werden. Kinderuni nennt sich das Ganze, doch das hört sich nach mehr Lernterror an, als es ist. Denn eigentlich geht es bei der ganzen Sache vor allem darum, die Kinder für bestimmte Themenfelder zu interessieren und vielleicht dem ein oder anderen dabei zu helfen, das passende Berufsfeld zu finden. Ebenfalls sehr spannend ist der Workshop Die Große Schatzkiste – für die Kinder der Zukunft der vom FEZ Berlin für Schulkinder der 7. Klasse

noch bis Juni angeboten wird. Was möchte ich den Kindern im Jahre 2050 mit auf den Weg geben? Welche Geschichte, welches Erlebnis ist so besonders, dass es sich lohnt, sie für die Zukunft zu konservieren? In Bildern und Ton können die teilnehmenden Kinder ihre Botschaften für die Kinder der Zukunft festhalten und am Ende des Workshops der Öffentlichkeit präsentieren. Wer sich dagegen ganz direkt für ein bestimmtes Kind engagieren möchte, dessen Zukunft alles andere als rosig aussieht, der kann sich bei Hand in Hand Patenschaften e.V. engagieren und die Patenschaft für einen von deren Schützlingen übernehmen. Und nach einem ersten geglückten Kennenlernen jede Woche zwei bis vier Stunden etwas mit seinem neuen Zögling unternehmen. Auch KARUNA – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V. versucht dort anzupacken, wo es notwendig ist. Sie helfen insbesondere drogenabhängigen und suchtgefährdeten Kinder und Teenies durch Therapien, Beschäftigungen und das Nachholen von Schulabschlüssen, einen neuen Start in ein besseres Leben zu finden. Dabei werden sie unter anderem von Schauspielerin Hannelore Elstner unterstützt. Auch die Berliner Philharmoniker versuchen einen Beitrag für die Zukunft der nächsten Generation zu leisten, indem sie im Rahmen der Musikschulstiftung Berlin die Patenschaft für musisch begabte Kinder übernehmen und deren musikalische Ausbildung zum Teil begleiten und finanzieren. Eine gemeinnützige Tätigkeit, die vielleicht auch etwas für die ein oder andere überengagierte Mutti etwas ist. Denn während diese ihrem Schüler in spe das Klavierspielen beibringt, kann das Kind auch endlich wieder in Ruhe die Teppichrauten zählen.

FEZ Berlin Straße zum FEZ 2 12459 Berlin Tel. 030 53 07 10 info@fez-berlin.de www.fez-berlin.de FEZ-Workshop „Die große Schatzkiste – für die Kinder der Zukunft“ Ingrid Maire Tel. 030 53 01 09 09 info@kinderfilm-berlin.de Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6 10099 Berlin Tel. 030 20 93 25 18 kinderuni@hu-berlin.de Hand in Hand Patenschaft e.V. Zukunft mit Perspektive - Berlin Kirchstraße 2 10557 Berlin Tel. 030 39 74 31 33 info@hihp.info www.handinhand-patenschaft.de KARUNA – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e.V. karunaberlin@t-online.de www.karuna-berlin.de Kinder-Unis Freie Universität Berlin Kaiserswerther Straße 16 - 18 14195 Berlin kuni@fu-berlin.de www.fu-berlin.de/kinderuni


34 Angehört und nachgehorcht

DIE AUFSTEIGER AUS DÜSSELDORF Text Anne Kammerzelt Foto Inga Seevers

Düsseldorf ist gerade wieder in aller Munde. Und daran ist nicht nur der Fußball schuld. Auch musikalisch scheint sich dort wieder einiges zu tun. Nicht zuletzt dank des „Salon des Amateurs“,

der

zunächst

nur

als

eine

ruhige

Anlaufstelle

im „Kunsthaus“ gedacht war, mittlerweile aber als ElektroNachfolger des „Ratinger Hofs“ gilt. Ein Ort, an dem Künstler und Kunstinteressierte aufeinandertreffen und an dem Neues entsteht.

So

wie

das

Trio

Stabil

Elite,

deren

Debütalbum

„Douze Pouze“ im März erschienen ist. Wir haben die beiden Bandmitglieder Lucas Croon und Martin Sonnensberger für euch interviewt.


Angehört und nachgehorcht

Ihr seid also Fans des 70er Jahre Fernsehklassikers Das Millionenspiel? Lucas: Auf jeden Fall. Als wir mit vierzehn, fünfzehn Jahren den Film das erste Mal gesehen haben, waren wir sofort begeistert von der Geschichte über eine fiktive Reality Show, in der Menschen, wenn sie sich eine Woche lang erfolgreich vor den Jägern des TV-Senders verstecken, eine Million gewinnen können. Ganz besonders hatten es uns die fingierten Werbespots des Stabil-Elite-Konzerns angetan. Danach war für uns sofort klar, dass unsere Band Stabil Elite heißen soll. Ist euer Name zugleich auch eine Reminiszenz an Kraftwerk – Immerhin haben Kraftwerk ihr Studio nach der Messerkollektion des Stabil-Elite-Konzerns Kling Klang genannt... Lucas: Nein, wir fanden den Film und den Namen einfach nur toll. An Kraftwerk haben wir dabei wirklich nicht gedacht. Kraftwerk – Könnt ihr den Namen in Zusammenhang mit euch eigentlich überhaupt noch hören? Immerhin steht in jeder zweiten Rezension zu eurem Album, dass euer Sound dem von Kraftwerk gleicht... Lucas: Der Vergleich ist schon okay. Aber natürlich ist unsere Musik weitaus mehr als ein neuer Kraftwerk-Sound aus Düsseldorf. Martin: Viele brauchen einfach solche Vergleiche, um unsere Musik besser einordnen zu können. Habt ihr eigentlich überhaupt noch Lust über Musik zu reden bei den ganzen Interviews, die ihr in letzter Zeit geben müsst... Martin: Ja klar. Lucas: Sie sind ja auch alle sehr unterschiedlich. Manche sind eher unangenehm, weil man mit den Fragen nichts anfangen kann und keinen richtigen Draht zueinanderfindet. Andere wiederum sind sehr anregend und machen dementsprechend natürlich auch mehr Spaß. Wir könnten aber auch gerne über etwas ganz anderes sprechen, über amerikanische Fernsehserien zum Beispiel. Ich schaue gerade die erste Staffel von Heroes, eine Serie über mutierte Menschen mit Superkräften. Einer von ihnen kann sich in die Vergangenheit oder Zukunft katapultieren. Würdet ihr eine kleine Reise in eure Zukunft wagen? Lucas: Ja klar. Mich würde es schon sehr interessieren, wie es um die Welt in hundert Jahren steht... Martin: Vielleicht haben die Menschen ja dann schon keine Haare mehr auf dem Kopf, weil ihnen die Sonne die ganze Zeit auf den Kopf brennt.

35

Oder doch lieber in die Vergangenheit reisen, um einen längst verstorbenen Musiker live sehen zu können? Lucas: Oh ja, Bryan Ferry, den hätte ich zu seinem Glanzzeiten sehr gerne einmal live gesehen. Martin: Oder Pink Floyd. Die fand ich früher extrem gut. Also doch wieder die 60er und 70er. Woher kommt eure Affinität zu dieser Zeit? Martin: Ich habe durch eine Live-CD von Nirvana, auf der sie Songs aus den 60ern und 70ern gecovert haben, begonnen mich für diese Zeit zu interessieren und mir auch mal die Originale anzuhören. Lucas: Bei mir war es etwas anders. Ich habe zunächst vor allem Hip Hop gehört und auf meinem Atari erste Gehversuche in diese Richtung unternommen. Der Wendepunkt war für mich dann das Moon Safari Album von Air. Seit dem Tag habe ich meine Hip-Hop-Platten nicht mehr angerührt. Martin: Und dann haben wir natürlich auch noch den MiniMoog-Synthesizer geschenkt bekommen ... Lucas: Von unser Kunstlehrerin! Martin: Schönen Dank an dieser Stelle auch noch mal. Wie, die hat euch einfach ihren alten Synthesizer in die Hand gedrückt? Lucas: Naja, nicht ganz... Martin: Wir haben ihn vielmehr zufällig entdeckt, als wir mit der ganzen Klasse den Schulkeller ausgeräumt haben. Unsere Kunstlehrerin hätte ihn am liebsten sofort in die Tonne geschmissen, hat es sich dann aber doch noch mal anders überlegt und ihn erst mal ins Klassenzimmer gestellt. Mir war damals überhaupt nicht klar, was für ein Schmuckstück wir da vor uns stehen haben. Doch Lucas wusste es ganz genau. Als der den Mini-Moog gesehen hat, war ihm sofort klar, dass wir den so schnell wie möglich in unseren Proberaum schaffen müssen. Lucas: Ich bin aus allen Socken gefallen. Ein Mini-Moog! Der kostet ein Vermögen. Das war für mich wie ein Wink des Schicksals, da wir uns zu dieser Zeit musikalisch sowieso schon in diese Richtung bewegt haben. Martin: Hoffen wir mal, dass die Stadt Düsseldorf ihn uns nicht irgendwann wieder wegnimmt. Das wäre fatal. Danke, dass ihr euch die Zeit genommen habt. Martin: Gerne. Lucas: Das ist jetzt übrigens eins von den angenehmen Interviews gewesen.


36 Kulturgut

KUNSTTIPPS

VON

EYEOUT

Text Saskia Neuman Translation Robert Schlicht P. 44

In dieser Kolumne stellen wir euch jeden Monat eine kleine Auswahl der interessantesten Ausstellungen in Mitte vor. Weitere spannende Tipps findet ihr in der iPhone App EYEOUT Berlin (www.eyeout.com).

BRIAN O’DOHERTY 14. April – 9. Juni 2012 Galerie Thomas Fischer, Potsdamer Str. 77–87, U1 Kurfürstenstrasse, Di–Sa 11–18 h +49-30-74 78 03 85, mail@galeriethomasfischer.de, www.galeriethomasfischer.de

Brian O’Doherty – From Electrocardiogram to Rope Drawing (Installationsansicht) Courtesy Galerie Thomas Fischer, Berlin

Die als eine Miniatur-Retrospektive konzipierte Ausstellung Brian O’Dohertys, From Electrocardiogram to Rope Drawing, zeigt Zeichnungen aus den Jahren 1964 bis 2012 nebst einer Vielzahl anderer Arbeiten des Künstlers. O’Doherty, bekannt für seine Essayreihe In der weißen Zelle. Inside the White Cube (1976), ist eine einflussreiche Figur im Diskurs um die Präsentationsformen zeitgenössischer Kunst. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Bedeutung der Linie in O’Dohertys Œuvre – die sich sowohl in seinen Zeichnungen wie den Gemälden wiederfindet und diese mit seiner theoretischen Arbeit verbindet. In dieser repräsentativen Auswahl aus O’Dohertys vielfältigem Werk wird auch die in den 1960er Jahren geschaffene Reihe Portrait of Marcel Duchamp gezeigt, deren Grundlage ein Kardiogramm ist, das der Künstler, der zugleich Arzt ist, von Duchamp kurz vor dessen Tod anfertigte.

REBECCA WARREN 27. April – 16. Juni 2012 Galerie Max Hetzler, Oudenarder Str. 16–20 (Osramhöfe), U9 Nauener Platz, Di–Sa 11–18 h +49-30-45 97 74 20, info@maxhetzler.com, www.maxhetzler.com

Rebecca Warren (Installationsansicht) Courtesy Galerie Max Hetzler, Berlin Foto: def image

Rebecca Warrens Reihe handbemalter Bronzeskulpturen bewegt sich zwischen Figuration und Abstraktion. Einige der Arbeiten sind von uneindeutiger Gestalt, andere weisen leichter erkennbare Formen auf. Bisweilen betonen sie auf offensive Weise die weibliche Form und lassen sich durch verschiedenste Bildhauer inspirieren, unter anderem Rodin und Giacometti. Dadurch wird die Arbeit individuell und sinnlich und birgt zugleich deutliche historische Bezüge im Rahmen eines eindeutig modernen Ansatzes. Neben den elegant installierten Skulpturen werden in der Galerie Max Hetzler große Vitrinen gezeigt, die an frühe Beuys-Installationen erinnern. Warren hat Beuys’ Konzept neu gefasst, indem sie die Kästen in blasser Neonfarbe bemalt und mit undefinierbaren Objekten

MATT MULLICAN 27. April – 30. Juni 2012 Klosterfelde, Potsdamer Str. 93, U1 Kurfürstenstrasse, Di–Sa 11–18 h +49-30-283 53 05, office@klosterfelde.de, www.klosterfelde.de

Matt Mullican – Two Into One Becomes Three (Installationsansicht) Courtesy Klosterfelde, Berlin

In Matt Mullicans Werk – das Installationen, Zeichnungen und Performances umfasst – geht es oft um die Wahrnehmungen der Realität, um das Unbewusste sowie um Darstellungen der Imagination. Mullican, der aus gefundenen Bildern sowie seinem eigenen riesigen Depot von Symbolen und Zeichen schöpft, versucht, die reiche Welt der natürlichen Phänomene und der menschlichen Erfahrung zu ordnen und zusammenzufügen. In seiner Ausstellung bei Klosterfelde, Two Into One Becomes Three, erzeugt die imponierende Installation aus 70 großen Bildern ein visuell überwältigendes Raster aus Mullicans typischer Frottagetechnik, hinter dem sich verschiedene Absichten verbergen: Malerei und Zeichnung bestehen ebenso wie Skulptur und architektonische Intervention als eindeutige Möglichkeiten fort.


Mitteschön Filmtipps

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FILMGALERIE 451 PRESENTS:

VOLL & LEER Text Silvio Neubauer

Der fünfte 451-DVD-Tipp widmet sich anhand zweier bemerkenswerter Filme, einem klassischen und einem hochaktuellen, dem Thema Sucht und zwar sowohl in seiner verbreitetsten als auch seiner heikelsten Form – naja, kurz und gut: Es geht um Sex & Suff... „I’m not a drinker – I’m a drunk...!“ Don Birnam macht sich keine Illusionen darüber, wie es um ihn steht und bittet seine Freundin Helen, ihn zu verlassen. Doch sie bleibt, obwohl sie allen Grund hätte aufzugeben: Der Antiheld des Klassikers Das verlorene Wochenende – Lost Weekend von Billy Wilder aus dem Jahre 1945 ist nämlich ein erfolgloser Schriftsteller, dem poetische Höhenflüge nur gelingen angesichts der Ringe, die das stetig nachgefüllte Whisky-Glas auf dem Tresen seiner Stammkneipe hinterlässt. Die Flasche – so soll kurz und treffend der Roman seines Lebens heißen, den er zu Papier bringen will. Doch bald darauf sieht er keinen anderen Ausweg, als seine Schreibmaschine zu versetzen, was ihn schließlich volltrunken in ein Alkoholiker-Asyl bringt und mit einer Pistole in der Hand in seiner Wohnung stehen lässt. Die Szenen in den Straßen New Yorks wurden großenteils vor Ort gedreht, was damals völlig neu war. Ray Milland, bis dahin vor allem durch leichte, komödiantische Rollen populär geworden, ergatterte einen der vier Oscars für seine hinreißende Verkörperung des charmanten Verlorenen. 66 Jahre später erleben wir in Shame, dem zweiten Film des britischen Künstlers Steve McQueen, eine ebenso eindringliche (und Oscar nominierte) Darstellung Michael Fassbenders in der Rolle des Brandon. Und der ist konfrontiert mit einer ganz anderen Welt – und einem ganz anderen Problem. Er hat eine schicke Wohnung, ist erfolgreich im Job und hat genug Geld. Doch von einem hat er nie genug: Sex. Er braucht es ständig, immer und überall. Ob al-

lein, ob zu zweit oder zu dritt. Egal wie, egal wo. Er ist sexsüchtig. Es ist sein Alltag. Er hat sich damit arrangiert. Doch dann geschieht etwas, das diese triste, aber stabile Balance kippen lässt: Seine jüngere Schwester Sissy quartiert sich unangemeldet bei ihm ein. Sie hat keinen Halt. Sie sucht Hilfe und Nähe. Für Brandon ein Alptraum. Sich auf jemanden einlassen, eine Beziehung eingehen. Unmöglich. Das kann er nicht. „Du bist eine Bürde!“ schreit er sie an. Dann flüchtet er. Er läuft und läuft und läuft. Auf der Stelle. Sie singt New York New York. Er nimmt sie kaum wahr. Ein Rendezvous mit einer Kollegin endet im Nichts. Er kann nicht. Wieder nur Callgirls, Internet und immer exzessivere nächtliche Begegnungen. Dann geschieht etwas, dass ihn zum Innehalten zwingt. Ein Schock. Hält er wirklich an? Kurze Zeit später sitzt Brandon in der U-Bahn und wie so oft bleibt sein schweifender Blick an einer jungen Frau hängen. Und kommt nicht von ihr los... Don wird (anders als im zugrunde liegenden autobiographischen Roman) von Helen gerettet: Sie nimmt ihm die Pistole ab. Er lässt die Zigarette ins Whisky-Glas fallen. Ende. Wohl ein Zugeständnis an das Filmstudio und den Publikumsgeschmack. In Brandons bunter, stylischer (Kino-)Welt von heute gibt es einen solchen rettenden Engel nicht. Sie gönnt dem Verlorenen (und uns) nicht den süßen Selbstbetrug, die Illusion eines Happy Ends. Er bleibt allein. Und leer. Filmgalerie 451, Torstraße 231, 10115 Berlin, www.filmgalerie-berlin.de



Berliner Gesichter

BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler Foto Tina Linster

Luca Paul David, 13 Jahre alt, Schüler an der Primo Levi Oberschule

Früher wollte ich immer Kommissar werden, genauso wie mein Opa. Oder als Tierarzt arbeiten. Das hat sich erst geändert, als ich vor einem Jahr mit dem Skaten angefangen habe. Seitdem ist mir Polizist oder Tierarzt nicht mehr cool genug. Jetzt will ich lieber Skater-Profi werden. Am Besten in den Staaten, wo man noch richtig viel Kohle damit verdienen kann. Ein cooler Job ist für mich ein Beruf, der Spaß macht, bei dem man mit anderen Leuten zu tun hat und nicht einfach nur blöd vor dem Computer herumhängt. Immer nur in einem Büro herumsitzen, das wäre nichts für mich. Wie man Skater-Profi wird? Indem man immer weiter übt, so lange, bis man richtig gut ist. Natürlich braucht man dafür auch einen Sponsor, der einen mit Material unterstützt. Der Rest ergibt sich dann ganz von selbst. Am liebsten würde ich sehr bald ein Praktikum in einem Skater-Laden machen, um von den Leuten, die dort arbeiten, noch mehr über den Job als Pro zu erfahren. Das wäre wirklich super. Mein Vater arbeitet als SAP-Berater, meine Mutter als PRBeraterin und Coach. Das finde ich beides extrem öde. Die sitzen den ganzen Tag nur vor dem Computer und schreiben. Da gehe ich lieber in die Schule. Und das mache ich wirklich nicht gerne. Ich bin sowieso nicht besonders wild darauf erwachsen zu werden. Am liebsten würde ich noch sehr lange ein Kind bleiben. Als Kind muss man kaum Verantwortung übernehmen, selbst wenn man etwas Dummes anstellt, kümmern sich die Eltern darum, dass alles wieder in Ordnung kommt. Und arbeiten gehen muss man auch nicht.

Eine Familie zu gründen stelle ich mir total langweilig vor. Ständig muss man sich mit dem Kind beschäftigen. Und wenn nicht, will die Frau etwas von einem, da hänge ich doch lieber weiterhin mit meinen Freunden ab. Wie meine Freundin später aussehen soll, weiß ich nicht genau. Ganz normal eigentlich, nicht zu dünn und nicht zu dick. Schöne Augen, ein schönes Lächeln. Auf keinen Fall unsportlich oder gar blöd. Und auf ein Mädchen, das sich nur fürs Schminken oder Klamotten, interessiert habe ich sowieso keinen Bock. Politik interessiert mich nicht. Später vielleicht, aber momentan hat Politik für mich keine Bedeutung. Auch wenn ich in Berlin gerne einiges verändern würde. Zum Beispiel mehr Skateparks schaffen. Meine Zukunft macht mir keine Angst. Auch wenn der Druck in der Schule immer größer wird und die Lehrer einen ständig erzählen, dass man lernen muss, wenn man später einen Job finden will. Trotzdem denke ich den ganzen Tag eigentlich nur über Blödsinn und nie über wirklich ernste Themen nach. Dafür fühle ich mich auch ehrlich gesagt noch viel zu jung. Falls es als Pro nicht klappt, eröffne ich einfach einen Skater-Laden. Das fände ich auch noch ganz cool. Und wenn das alles nichts wird, dann kann ich ja immer noch Kommissar werden.

39


40 Horoskop

EIN KURZER BLICK IN DIE ZUKUNFT... Text Bettina Schuler Illustration Nicole Pieloth

...den hat für uns an dieser Stelle Gabriele Hoffmann gewagt, Deutschlands bekannteste Wahrsagerin und Astrologin. Zwar kann Sie keine Antwort darüber geben, ob wir bis Mitte Dreißig die Liebe unseres Lebens finden oder schon die dritte Scheidung hinter uns haben werden, aber dank Planetenkonstellation immerhin für einige von euch Tendenzen des Schicksals erkennen. Was die anderen Sternzeichen betrifft, gibt sich der Kosmos leider gerade bedeckt. Gefahr besteht darin, sich durch Leichtsinn oder Übermut zu verzetteln. Also Vorsicht in diesem Punkt!

schaffen werden, auf der Neues entsteht. Sie schauen einer herrlichen Zukunft entgegen. Durch Pluto bekommt der Skorpion (24.10. 22.11.) das ganze Jahr hindurch viel Energie, Kraftreserven werden aktiviert, um Aufgaben zu bewältigen. Ab Herbst 2012 tritt Saturn in Aktion und verweilt zwei bis drei Jahre in dem Zeichen. Eine Zeit der Prüfung und Korrektur wird beginnen.

Der Widder (21.3. – 20. 4.) ist seit dem vorigen Jahr durch den Planeten Uranus in einer Umbruch- und Wandlungsphase. Diese Konstellation wird sein Leben auch noch sechs weitere Jahre beeinflussen. Doch danach werden sein Fleiß und kluges Handeln belohnt und er bekommt die Chance, sein Leben neu zu gestalten. Es muss jedoch überlegt und strategisch gehandelt werden, damit der Plan auch aufgeht.

Ab Mai dieses Jahres lacht den Zwillingen (22.5. – 21.6.) das Glück und sie gelangen dank Jupiter über 1 1/2 Jahre in eine bereichernde, glücksbringende Zeit. Die einzige

Für die Löwegeborenen (23.7. – 23.8.) wird es einige erfreuliche Veränderungen geben. Spannungen der Vergangenheit lösen sich auf, Pluto verliert seinen Einfluss und Lebensthemen lassen sich ohne Druck verändern.

Seit dem Herbst 2009 steht Saturn im Zeichen der Waage (24.9. – 23.10.). Das hat den meisten Waagegeborenen Blockaden, Einschränkungen und Hindernisse gebracht und sie dazu gezwungen, in ihrem Leben aufzuräumen. Dieser Einfluss löst sich im Sommer dieses Jahres jedoch auf, endlich wird alles gut und leicht werden. So kann eine gute und zukunftsträchtige Basis ge-

Und was passiert mit MITTESCHÖN? Sind die Tage unseres Magazins schon gezählt? Oder werden wir zukünftig erst richtig loslegen? Das „Geburtsdatum“ von MITTESCHÖN (1. September 2010) steht im Sonnenzeichen der Jungfrau. Das bedeutet für die Gründung einer Firma oder Zeitung, Standfestigkeit und Struktur. Sehr gute Voraussetzungen für eine Zeitschrift also. Der Geburtsherrscher der Jungfrau ist der Planet Merkur. Dieser steht für Kommunikation und Handel. Besser kann man es sich für eine Zeitung gar nicht wünschen. Durch die Aspektierung von Uranus und Saturn kann es allerdings zu einigen innerbetrieblichen Spannungen kommen.


English Translations

Events (p. 8)

41

edited by the poet Thomas Brasch, 16 and 20 June. The GONJASUFI

German version purposely keeps its distance from

PODBIELSKI CONTEMPORARY

Concert

the wistful sentimentality, and instead is dry and

– ARTIST OF THE GALLERY

20 June at 8:30 pm

direct, sometimes even clownish, thus allowing two

Exhibition

Tickets: €17.90

emotional worlds to collide.

19 May to 30 June

Gonjasufi aka Sumach Va-

Berliner Ensemble

Admission free

lentine creates his jungle

Bertolt-Brecht-Platz 1

The Podbielski Contempora-

of complex sounds in the

www.berliner-ensemble.de

ry Gallery is celebrating its

desert temperatures just

first year anniversary by presenting contemporary

outside of Las Vegas. With his partially broken, vent-

POLIÇA

photography and video installations by artists inclu-

ral voice, the yogi, former rapper and Muslim convert

Concert

ding Dubravka Vidovi, Andrea Bott, Leonora Hamill,

sings a mix of '90s garage punk, electro, psychedelia,

4 June, Doors open at 8 pm /

Andréas Lang, Raffaela Mariniello, Ohad Matalon and

hip hop, reggae, funk and mystical sounds. Sumac

Show begins at 9 pm

Shadi Ghadirian. The show’s topic is the geo-political

found his way out of the drug gutters of LA with the

Tickets start at €12

and transcultural aspects of the Balkans, Middle East,

teachings of Islamic Sufism, and became yogi. He now

Last year very few people

Italy and Germany. The artists’ self-reflection is the fo-

lives with his wife and their three children on the

knew who or what Polica

cal point: displacement, migration, home, decay and

edge of the Mojave Desert where many of the houses

was. That changed after Bon Ivers frontman Justin

the radical change to global living by the brutal advent

are abandoned because of the economic crisis. It was

Vernon's said that the quartet from Minneapolis was

of modernity. This is depicted by photo-series from

here he was able to record his debut album, A Sufi and

the most amazing band that he’d ever heard. They’ll

among other places, Shanghai, Egypt and Israel. Artist

a Killer, which was released by Warp and produced by

be presenting their first album Give You The Ghost

Dubravka Vidovi has dealt specifically with the issue

Flying Lotus, The Gaslamp Killer and Mainframe. A

in Magnet Club on 4 June. It was produced by Ryan

of exile and displacement: The turbo development of

dark, mini-album MU.ZZ.LE followed in January 2012.

Olson, founder of the indie band Gayngs. Both the

Shanghai into a skyscraper desert has meant the dis-

It addresses current issues such as monetary mad-

fragile, pale beauty and ghostly voice of the singer is

appearance of traditional pagodas and buildings. In

ness, oppression and freedom of speech. Experience

like the album’s title. Channy Leaneagh’s dreamy, di-

contrast, Andréas Long presents us with European,

Sumach’s soundscapes, his spiritual, social lyrics, and

gitized voice blends with unusual drum rhythms and

Egyptian, Syrian and Turkish images, while Ohad Ma-

his frayed voice live in Gretchen on 20 June.

guitar-less pop. Her voice floats gently and emotively

talon takes us on a trip to Israel with his photographs,

Club Gretchen

through the eleven tracks on the album, and because

weaving a complex and intimate tapestry.

Obentraut Strasse 19-21

of recording it with Auto-Tune, it takes on an almost

Contemporary Podbielski

www.gretchen-club.de

ethereal and distant form. Saxophone tones, Algeri-

Kopp Platz 5

www.sufisays.com

an Rai and drum rhythms, which has the speed of a machine gun, give Poliças’ music must more diversity

www.podbielskicontemporary.com THE CHERRY ORCHARD

than you would have ever thought at first.

Play

Magnet Club

CHAMPIONSHIP

16 June at 8 pm / 28 June at

Falckensteinstrasse 48

Soccer game

7:30 pm

www.magnet-club.de

17 June at 12:00 pm

Tickets start at €5

www.thisispolica.com

Admission free

Chekhov's wrote his last

If you think about a soccer

play on his deathbed in

CTM FESTIVAL:

game stripped to it’s basics,

1904. It tells the story of the

POLYMORPHISM

it’s like a play on a green

Russian woman’s Ranjewskaja unsuccessful search

Festival

stage. Everyone plays a role. Some perform brilliant-

for a sense of completion. The cherry orchard is her

1 June starting at 9 pm

ly, others don’t know their lines. The fierce battle for

escape. It is the place where she hopes to find so-

8 June starting at mid-

the 2012 European title starts on 8 June in Poland and

mething like home after a turbulent stay in Paris.

night

the Ukraine. Soccer teams made up of Berlin theater

The French capital brought her nothing but unhap-

Admission: €12

professionals will be competing for honor and glory

piness, and she returns to her overgrown Russian

Diamond and graphite

on 17 June: The Volksbühne theater invites you to its

estate heavily in debt. While Ranjewskaja yearns for

have one thing in com-

sixth indoor soccer championship. Sir Henry will pro-

the possibility of happiness in the distant future and

mon: They both are car-

vide entertainment on the organ; choirs will stoke the

attends one last decadent celebration of royal magni-

bon, that is, two diffe-

competing teams. With hot dogs and drinks in hand,

tude, the estate is sold. Her idyll is cut down, thereby

rent manifestations of the same substance. The CTM

you can cheer on your favorite team, and afterwards,

ending her dream of family. Ultimately, she is forced

festival begins in June with Polymorphism, its new se-

get up and boogie to live band music.

to abandon her cherry orchards. The elderly servant

ries of events that will be presented in musical form.

Volksbühne am Rosa-Luxembourg-Platz

Firs is left alone in the house. As the cherry orchard

As the title already suggests, they're showcasing pro-

Linien Strasse 227

is condemned to death, Firs too lays down to die. The

gressive-thinking artists, labels and networks, whose

www.volksbuehne-berlin.de

Berliner Ensemble is premiering the play, which was

music is varied and beyond the established sound

BERLIN

THEATER

SOCCER


42 English Translations

formulas. On 1 June 100% Silk, the label project of LA

that my fridge’s empty. We’re not best friends anyone

of over-critical, creative people. Like many other

Vampires' Amanda Brown, will kick it off in KaterHol-

since it reminds me of my body fat index every time I

big cities, Berlin has an advantage when it comes to

zig. The sounds of artists such as Ital, Maria Miner-

open the door. Oh well, I'll stock up and quickly order

the working models of the future. Even today, many

va and Magic Touch promise an eclectic mix of Italo

the most necessary items - if everything goes smooth-

work mobile; they set up their offices by simply turn-

Disco, raw House tracks and Psychedelic. Afterwards,

ly – they’ll even be waiting for me when I came back

ing on their phone and laptop wherever they are.

you have a week to recover and then the party con-

home. I arrive home to see my house robot Victor hur-

Permanent and full time positions, regular working

tinues at Berghain with Hippos in Tanks who’ll give

rying to collect his little helpers and stuff them into

hours and pensions will be relics of bygone days. A

it their all with their love for the obscure and low-fi.

the closet. Over a glass of Kreuzberg wine, I enjoy the

24/7 society – today a small group – will be the norm

James Ferraro, also known as Bodyguard, plus Laurel

atmosphere of Sydney Harbor on my wallpaper.

in 2050. Everything has to be available anytime,

Halo, NGUZUNGUZU, Puzzle, The Monokid and Opi-

anywhere, no matter whether its one's own person,

um Hum will provide even more sensation with their

The metropolises of the future

information or food.Cafes such as Oberholz, where

funky beats.

Huge, skyscrapers fitted with solar cells, flying cars

the digital Boheme have already met for years to

1 June: KaterHolzig, Michael Kirchstrasse 23, 10179 Ber-

that whiz back and forth across the city, and robots

communally but individually hammer the keyboard

lin

that take care of the shopping and errands for their

will become more and more a presence in the city-

8 June: Berghain, Am Wriezener Station, 10243 Berlin

owners. Is this how Berlin will look in the future? At

scape. Included of course will be the lactose-free, soy

www.ctm-festival.de

least in terms of flying cars, the sober prognosis of

coffee substitute, or whatever else is the fashion in

www.berghain.de

Dr. Karlheinz Steinmueller, a doctorate in physics,

2050, and served by non-humans like robots or ro-

www.katerholzig.de

science fiction writer and one of the most renowned

botic equipment, or traditionally by Homo sapiens.

futurologists in Germany: "Flying cars are techni-

"Especially in the service sector, where people cannot

Berlin, the

cally, and in terms of energy consumption, plausible,

nor should not be replaced by a machine, there will

first of June

but they’ll only work if automatic steering is perfect-

still be traditional occupations such as kindergar-

2050

ed. The smallest mid-air collision would be a disaster.

ten teachers and nurses," says Steinmüller. Blood is

(p. 18)

Private air traffic transportation will probably fail be-

thicker than electricity. "On the other hand, it may

Ten o’clock in the morn-

cause of insurance matters.” Still, the most striking

well be that what the generation of networked zom-

ing. The screeching of

changes in the cityscape of a metropolis are created

bies have increasingly common is that people who

a macaw sitting some-

by a change in the way we move. And a change, even

are brain-interfaced will move in augmented real-

where in the trees above

without flying cars, will definitely seen in the future.

ity worlds. Today AR contact lenses and Google Eye

awakens me. There it is

The so-called micro-mobile is likely to be common-

glasses let you live simultaneously in physical real-

again, and again, and

place in cities in already ten to twenty years. Lots of

ity and the virtual world. For those who wear them,

then I’m surrounded by a noisy flock of parrots. Fi-

zero-to four-wheeled, mostly electric vehicles that

there is definitely no clear boundary between work

nally, when a wild capuchin monkey loudly calls at-

fit into any parking spaces are likely to populate the

and leisure in the future.

tention to himself, it’s time to get up. In the kitchen,

streets of Berlin. "Many of them may even be com-

Consumption in the future

the coffee substitute is already gurgling through the

bined and coupled to work like a train," says Stein-

Matthias Horx describes in his book "How we will

automatic kitchen machine. I should really switch my

müller. In addition to numerous experts on the fu-

live" a positive future scenario in which good ideas

OLED wallpaper alarm clock to another program: this

ture, urban and globalization, a recent research study

are expensive and employees determine the price.

Brazilian rain forest is just a little too hectic. I’m going

by the Fraunhofer Institute predicts such a develop-

It can, however, be assumed that this only applies

into the agency for the first time in weeks. Normally I

ment, and calls the focal point the “Smart City”. No

to a privileged few. Steinmüller caricatures the ever-

work from home, but my boss has insisted that I meet

later than 2050, European cities will be green, quiet,

growing gap between rich and poor as "a division of

new clients in person. So, I grab my Pedelec and dock

emission-free and above all closely linked - includ-

society into Dynasty and The Beverly Hillbillies. On

it at the next Pullbike at Alexanderplatz. Passing the

ing "dustbots", i.e. robots that will be responsible for

one side we have the rich and famous who manically

vineyards of the Heinrich Heine Strasse, I continue

waste disposal. The British star architect and inven-

watch themselves and worry constantly about their

passed the Neukölln vegetable farms towards Tem-

tor of the Reichstag dome, Sir Norman Foster, is al-

stocks and oil wells, and on the other hand, the funny

pelhof. After the meeting, I need some distraction.

ready talking about a "new era". Many scientists also

loser, the overfed underdogs whose only action for

It’s well known that when you’re doing creative work,

speak of urban agriculture flourishing over the next

weight loss is to smoke.” In fact, we’re living in hog

it’s best to do it surrounded by like-minded people,

decades. Vegetable plantations such as vertical vine-

heaven. We spend less than ten per cent for food,

so I take the moving sidewalk to the next cafe. Once

yards on several stories are conceivable. Who knows,

and instead we can spend our money on Internet

there, I stand in line, order a hamburger and a vita-

maybe the Kreuzberg white wine will become a fa-

use, mobility and vacation. That could change in the

min cocktail from the service robot. I grab a free spot

vorite of sommeliers.

future. Steinmüller assumes that people will gener-

between the other guests who are busily tapping on

Work in the future

ally have less money, and will therefore spend rela-

their computers. Several ping-pong rounds later, I

In the work places of the future, there will less and

tively more for their basic needs. Food will be more

break off and head home. My navigation unit search-

less emphasis on production and products, but more

often ordered online. But also luxury items such as

es for the quickest route, and in two minutes I’m on

and more on ideas, knowledge, talent, creativity and

watches, fashion, jewelry and even Ferraris or Lam-

my way. During the trip, chatting with the other two

innovation. A good pre-requite for Berlin where fa-

borghinis will be call-in orders by the members of

passengers in the driverless, shared car, I remember

vorable conditions have created an over-abundance

the “Dynasty people". In general, there will be less


English Translations

43

shopping-hedonism. The future forecasts by David

approach. Readers have until 1 July to judge for them-

we haven’t curated this on the basis of studio visits,

Bosshart, director of the Gottlieb Duttweiler Insti-

selves…

but on the basis of social and political topics.

tute, go in a similar vein. In his opinion, "the logic of

Joanna Warsza, what have you curated before the 7th

So art should always have political impact?

ever-more" has come to an end. The next generation

Berlin Biennale?

Yes, but maybe not only a political one. I think art

will want authenticity and individualism, not con-

I am a performing arts curator; I have a background

should have a performative character, initiate a pro-

sumption. A new group of Yawns (young and wealthy

in theater. I've never curated a proper exhibition in a

cess. We like to use the term ‘agonistic curating’. It’s

but normal) will be the result; their focus will be on

gallery. I am particularly interested in social and po-

Artur’s expression. A curator generally acts as a re-

spirituality and health. Their peace of mind will not

litical issues. For example, there’s a stadium in War-

presentative of the artist: "I represent you and I find

come from a new pair of Acne jeans. In 2050 we will

saw that was built from rubble of World War II. In the

your work relevant." We think of ourselves, however,

exchange rather than hoard. Our networks will allow

Eighties, it became one of the ruins of communism.

as political curators who also represent artists but

us to share all kinds of things: collaborative buying,

A kind of Vietnamese market developed around it;

don’t always agree with their positions. That’s why,

car sharing, and flat sharing. As sharing is a type of

they’re the only real minority that we have in Poland.

for example, we invited the religious artist Miroslaw

caring, it’s not the worst prognosis for our future.

They live there like in a ghetto. I developed projects

Patecki. We generally don't support religion, but we

Living in the Future

with this community.

see that his work, his large statue of Christ has a mas-

The especially clever innovations are often in the

Have you ever worked with Artur Zmijewski before?

sive influence on the culture. This is our way to cura-

little things of everyday life, perhaps also because

No. In 2010 I wanted to quote one of his performan-

te, which, I think, is different from the conventional.

time is too valuable to waste with washing, cleaning

ces, so I contacted him. I hesitated because he has

There has been controversy.

and brushing. There are researchers who steadfastly

this, you know... strange aura. People say he never

Certainly. Some have even claimed that they have the

pursue the idea of small robots that will clean our

talks, so I was expecting just that, but we had a great

impression that there are no curators. Curators are

homes. Karlheinz Steinmüller imagines: "A vacuum

talk over a cup of coffee. I remember I wasn’t shocked,

usually there to defend their choices. But if one ad-

cleaner mother ship, which sends out many small

but surprised that exactly the opposite of what I had

opts an attitude that does not necessarily correspond

robots that zip around with their trunks, then head

expected happened.

to the artist’s, that confuses a lot of people. I realize

back to the main robot to dump dust and recharge.”

Why did he choose you as associate curator?

that this is an experiment, but why should there be

Also, Rodney Brooks, director of Artificial Intelli-

You have to ask him that.

only one way to curate? And why should we have

gence at the world-famous MIT, anticipates robotic

He’s never told you?

to stick to it? Why shouldn’t we break through it? If

home communities. Even more convenient would be

Of course he did, later on. I also asked him, naturally.

that's controversial, I think that's even better.

if carpet threads would transport dirt to a collection

He said he needed someone who would disagree with

What must art be if it is to be relevant in the future?

point where it could then be removed. "If it were up

him. Basically, however, we have many similar inte-

I think art should defy the dictates of the market;

to the nanotechnologists, carpets would be so con-

rests, including our approach. We’re not interested in

otherwise it becomes a common commodity. That’s

structed that dirt wouldn’t collect in the first place,"

gallery art, but art as a mechanism: How can art initia-

already the case anyway. I’m not saying that there

says Steinmüller. A similar development is expected

te certain processes, what can it produce? That’s what

shouldn't be a market. It's great there are people who

with room lighting, as was the case with heating:

interests us. I think that’s what he saw in my work.

support artists, and perhaps we will all want to bene-

from spots to an even spread. Whether the kerosene

Do you often disagree?

fit from it. It is not about a division. It's more about

lamp, the chandelier or today's other light sources,

(Laughs) Yes.

setting priorities. Markets should exist to promote

the trend is towards shining wallpaper, which gener-

How did you come with the Biennale’s theme, Forget

ideas - ideas should not be dictated by the tastes of

ates a uniform light and simultaneously serves as a

Fear?

collectors. We work with a group called "Occupy Mu-

screen. Already there is the so-called OLED wallpaper

In our research, we followed the news and political

seums." That's exactly what they say: "We are all part

that is designed with organic LEDs. In the future, we

events. 2011 was a fantastic year for that. We traveled

of the system, but we need to rethink the conditions."

will be able to choose our view at breakfast.

to places like Egypt, but also to Iceland where, after

They will be attending the Biennale in June. I am pre-

the financial crash, we watched citizens refuse to ac-

paring a round table meeting with them, our VIPs and

Curating

cept the debts caused by the banks. It was a moment

collectors, rather than simply showing the latter the

differently

when people lost their fear of the system. We obser-

exhibition. In order to rethink the prevailing models.

(p. 26)

ved very different kinds of situations, how artists re-

The 7th Berlin Biennale runs until 1 July 2012.

The organizers of the

acted to political and social circumstances. There was

www.berlinbiennale.de

7th Berlinale Berlin

one common denominator - even if the conditions

have had plenty of cri-

were different from Egypt to Iceland - Forget Fear.

We Mitte-

ticism to take. One of

How did you go about curating the Biennale?

Mums

the strongest accusa-

It’s important for me that artists follow their own

(p. 33)

tions: whether in fact

particular goals. It shouldn’t matter to them whether

Children are true mil-

someone is even cura-

they sell their art or not. Of course it means recogni-

lionaires,

ting. For example, advocates of the Occupy movement

tion for an artist when he sells his work. But here his

in terms of time.

had free reign to use the lower floor of the art, which

work stands for a particular process that the artist is

Because you’ll never

is a central Biennial location. Joanna Warsza, associa-

going through, and it should be seen in the broader

again have as much

te curator explains curator Artur Zmijewski’s agonistic

context of his activity. I’d also like to emphasize that

time as you do as

especially


44 English Translations

a child. It’s no problem for them to count threads in

sically talented children by supervising and financing

indefinable objects, questioning the museum-style ap-

the carpet or look for four-leaf clovers in the garden.

their musical training.

proach to display.

They neither have to attend unnecessary meetings or

A non-profit activity might also be something for the

check off an annoying to-do list. Instead, these time-

über-zealous mum. For while she’s giving one of the

Matt Mullican

millionaires can indulge in life without feeling guilty.

under-privledged kids piano lessons, her own child

27 Apr to 30 Juni 2012

But it seems that modern mothers no longer want to

might at last be able to count the threads in the car-

Klosterfelde

allow their children this. And so they over-plan their

pet.

Potsdamer Str. 93 Tue to Sat, 11 am – 6

childrens’ precious free time with thousands of appointments. On Monday they run to music lessons,

EYEOUT Art Events (p. 36)

pm Matt Mullican’s work

Tuesdays hockey, Wednesdays soccer, Thursdays Chinese, and on Friday, after an hour at the playground,

Brian

– spanning installa-

they’re off to see their English tandem partners. And

O’Doherty

tion,

then when they’ve been good little kids and done all

14 Apr to 9 Jun 2012

performance – often

that, they may even have friend over on Saturday, but

Galerie Thomas Fischer

deals with perceptions of reality, the subconscious,

only if there’s no football or hockey game.

Potsdamer Str. 77–87

and portrayals of imagination. Using found imagery

And all this, even though psychologists repeat mantra-

Tue to Sat 11am – 6pm

as well as his own vast cache of symbols and signs,

like the importance of boredom in the development

Devised as a mini-retros-

Mullican aims to arrange and assemble the rich world

of children. But the economic crisis, rising unemploy-

pective, Brian O’Doherty’s

of natural phenomena and human experience. In

drawing,

and

Elec-

his exhibition at Klosterfelde, Two Into One Becomes

parents to organize their chilrens’ like a business plan.

trocardiogram to Rope Drawing, showcases the artist’s

Three, the authoritative installation of 70 large pa-

They want them to be well equipped for the future.

drawing from 1964 to 2012, in addition to sundry other

nels (oil stick and acrylic on canvas) creates a visually

Yet there are better alternatives to introducing your

works. O’Doherty, renowned for his essay series Inside

compelling grid with Mullican’s signature rubbing

child to planing their futures. For example, let them

the White Cube: The Ideology of the Gallery Space (1976)

technique masking various intentions: painting and

attend interesting lectures at the university where

is a seminal figure in the discourse surrounding the pre-

drawing, along with sculpture and architectural in-

numerous courses are offered for children. It’s called

sentation forms of contemporary art. The show focuses

tervention, all linger as definite possibilities.

the Kinderuni (Children's College) and sounds more

on the importance of the line in O’Doherty’s oeuvre –

painful than it is. It’s actually about getting children

strongly evident in both his drawings and paintings,

Illustrator

interested in certain subjects, and might help the one

and marrying them with his theoretical work. This

of the month

or the other find the right career field.

representative selection of O’Doherty’s multi-faceted

(p. 23)

Also very exciting is a workshop called The Great

work includes the Portrait of Marcel Duchamp series,

After years of se-

Treasure Chest - for children of the future ( in German:

completed in the 1960s and based on a cardiogram that

cretly scribbling at

Die große Schatzkiste – für die Kinder der Zukunft),

the artist, also a physician, made of Duchamp shortly

school, Daniel ex-

which is offered by the family center FEZ Berlin for 7th

before his death.

changed them at the

exhibition,

ment and existential fear is the incentive for many

From

tender age of 17 for

graders until June. What can I give to children of 2050 on their way? Which story, which experience is so spe-

Rebecca War-

a career in advertis-

cial that it's worth preserving for the future? Partici-

ren

ing. He studied Com-

pating children record their messages in pictures and

Galerie Max Hetzler

munication Design

sound for children in the future, and will present these

Oudenarder Str. 16–20

and

at the end of the workshop to the public.

Tue to Sat, 11 am – 6 pm

Design, which was followed by professional experi-

Whoever wants to help out one particular child whose

Rebecca Warren’s series

ence as a designer at Vivienne Westwood in London,

future looks anything but rosy, can volunteer at the

of hand-painted bronze

among others.

Hand in hand Patenschaften eV organization, and be

sculptures moves from

Daniel left the UK in 2010 and found work as an art

a mentor. If the first meeting is successful, then you

the figurative to the abs-

director with a graphics tablet, light table, and lots

meet each week for two to four hours to do an activity.

tract. Some of the pieces

and lots of pens. Since then he has focused on what

then

Fashion

Also the organization KARUNA - Future for Children

are indistinct, others depict more identifiable forms.

attracted him from the beginning to creative busi-

and Youth in Distress is trying to take action where it

Sometimes they aggressively assert the female form

ness: illustration.

is needed. They help children and teens who are drug-

and draw on a variety of sculptors for inspiration, in-

While some free projects manifested a style, which

addicted or at high risk of addiction to make a fresh

cluding Rodin and Giacometti. This makes the work

he sees as a connection of his creative experience as

start to a better life through therapy, activities and

individual and sensual, with clear historic reference

a fashion and graphic designer, they quickly garnered

tutoring. They are supported by actress Hannelore

within an evidently modern approach. The elegantly

attention.

Elstner, among others.

installed sculptures at Galerie Max Hetzler are accom-

Daniel works as an art director at M & C Saatchi and

The Berlin Philharmonic is also trying to contribute to

panied by large vitrines, reminiscent of an early Beuys

illustrates for kinki, Fräulein magazine, Enorm maga-

the future of the next generation by taking part in the

installation. Warren has redefined Beuys’s concept

zine, Motor Music, theVolksbühne theater, collect

Berlin music school foundation sponsorship for mu-

with the cases’ pale neon color and filled them with

showroom and many more.


MITTESCHÖN VERLOSUNG 45 English Translations

ICH PACKE MEINEN WARENKORB VOLL UND KAUFE ONLINE MÖBEL Der Trend zieht immer noch zum Online-Shopping. Kleidung, Bücher, sogar Essen bestellen wir im Netz. Warum? Weil wir allzu oft gestresst sind und keine Lust haben überall lange und genervt anzustehen. Hier kann Abhilfe geschafft werden: Bestellt Eure Möbel online bei FASHION FOR HOME – Ein internationales Möbelunternehmen, das seine Möbelkollektion ausschließlich online vertreibt. Das besondere Geschäftsmodell: Erst mit Eurer Bestellung fällt der Startschuss für die Produktion des Möbelstücks. Das Designerpool von FASHION FOR HOME setzt sich aus bekannten Namen wie Tobias Jacobsen, Reinhard Dienes, Karsten Weigel und Henrik Petersen zusammen. Die individuellen Designs werden mithilfe renommierter Hersteller produziert, wobei ausschließlich hochwertige Materialien eingesetzt werden. Zudem könnt Ihr selbst voten, welche neuen Designs in den Onlineshop kommen. FASHION FOR HOME und MITTESCHÖN verschönern Euer Zuhause und verlosen zwei Gutscheine im Wert von je 100€. Die Verlosung ist ab sofort auf mitteschoen.com zu finden. Viel Spaß beim Mitmachen!


46 Kolumne

BEEN THERE, DONE THAT. Text Oliver Janik

Illustration Nicole Pieloth

„Was ich noch sagen wollte…“ – Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten. Als ich die erste Kolumne an dieser Stelle veröffentlichen sollte, gut und gern eineinhalb Jahre her ist das nun schon, da habe ich gleich als erstes eine über Facebook geschrieben. Fast reflexartig war das. Wie völlig overrated das ist, warum die Leute so ein Theater darum machen, warum ich zum Teufel denn wissen muss, wann, wer am Rosenthaler Platz einen Döner ißt oder wer gerade schon/ wieder/ noch „in a relationship“ ist und das alles. Draufgehauen habe ich, so richtig, weil das zum einen thematisch so brandaktuell, zum anderen so einfach war, ein Kolumnen – no brainer. Gerade habe ich es noch einmal gelesen und es fühlt sich inzwischen so modern an wie Dinner for one mit dem Neuigkeitswert einer Historydoku auf N24 im Nachtprogramm. Schlimmer noch: Ich stelle mir mich selbst vor in ZDF-Guido-Knopp-Ästhetik, sitzend, vor schwarzem Hintergrund, Mitte 70, Sanguinikergesicht, Altersflecken, Kleidung: Kombination mit obligatorischem Tweedsakko (mit Ellenbogenschoner) und Goldrandbrille, und ich rede über Social Media und Facebook und wie das damals so war, glory times. Heute, im Jetzt, also keine 18 Monate später bin ich immerhin bei über 250 Freunden (und damit natürlich immer noch vermutlich im untersten Fünftel der Freunde-Akumulierer), poste sogar ab und an, kommentiere hin und wieder und habe sogar schon mal einigermaßen souverän ein Video eingestellt. Nur Liken, da mache ich noch nicht mit, und Timeline kapiere ich nicht ganz. Bin also selbst nicht besonders aktiv im Mitteilen meiner Befindlichkeiten, aber inzwischen einigermaßen regelmäßiger voyeur des Gemütszustandes anderer Menschen. Kaum wegzudenken, der Blödsinn, let’s face it. Aber jetzt kommt’s: Der Guardian hat gerade von einer interessanten wie beängstigenden Studie berichtet, dass Facebook und „sozial aggressiver Narzismus“ hoch korrelieren, man spricht sogar von einer „…direct relationship between Facebook friends and the most toxic elements of narcissistic personality disorder“. Was zuerst wie Panikmache klingt, ist leider anhand der Posts nur eines einzigen zufällig ausgewählten Tages in meinem Freundeskreis (also dem von Facebook) nicht ganz von der Hand zu weisen. Ich clustere bzw. typisiere sie mittlerweile, weil ich Vereinfachungen generell toll finde, und sobald Dinge gelernt sind, man nun mal Muster bildet, so ist der Mensch nun mal, fragen Sie mal Babys! Zum Beispiel in die Poster bemühter Aphorismen wie „Sometimes we need to lose the small battles in order to win the

war.“ oder „Beauty is not in the face, beauty is a light in the heart.“, und das MUSS zum einen in Englisch sein, zum anderen MUSS man dazu etwas lakonisches posten wie „Word!“, „That!“ oder auch „Wisdom!“. Oder den rührigen Vater, der nahezu jede Bewegung seines Erstgeborenen fotografisch dokumentiert, heißt, in realtime postet (gibt traditionell viele Likes, und Comments wie „sweeeeet“). Mühsam auch die pathologischen Natur- und Landschaftsbewunderer (Frühnebel über dem Hochmoor, Instagram (klar), versehen mit „gorgeous“ oder „amazing“) oder – besonders albern – der Tyler Brulé-revisited-Global-Traveller-und-Conaisseur: „good morning, Hanoi“ (alternativ Cape Town, nein, CT of course oder Mumbai) – oder auch „checked in Hilton Montevideo via foursquare“ oder „filet mignon@soho house NY, yummieeeee“) usw. Zum Glück kann man Freunde ausblenden, was schon die inzwischen verinnerlichte Begrifflichkeit „Freund“ ja schon mal per se in einem eigenwilligen Licht erschein lässt. Aber das Schöne an Facebook ist, dass es ja auch hin und wieder zu etwas gut ist, dank der Wiederentdeckung von Jugendlieben, Posts von alten Gerhart Polt Folgen und seltenen Radiohead-Videos, z. B. mein – bisheriger Lieblingspost des Jahres: „Sie so fett und er so knusperhaarschnitt und an der Rewe Kasse am abhaten, dass der Marquard sie nicht reingelassen hat und dass Berlin eh voll krass ist und dass sie am Ende total froh ist, dass sie nicht reingekommen ist, weil die da ja auch Drogen nehmen und uuuooaaaahhhh und das alles. Aber der Dirk macht heute ’ne Feier mit DJ im schlubb und da kauft sie auch noch ne Flasche Weißwein und alles ist so spitze auf einmal, dass man ja so froh ist... Aber die Miete... Man, man... 248 warm... Und das in Weißensee... So heftig ey... Und dann kam es: Erstsemester Grafikdesign!!!! Ich esse jetzt ein Pfund alten Tzaziki und versuche mich damit umzubringen.“ Danke, Hoosen. Danke Facebook, ich schau mal wieder rein.


LEGENDE Kultur/Freizeit

Bars/Cafés/Clubs

Läden

1. Volksbühne, Linienstraße 227

11. Club Gretchen, Obentrautstraße 19-21

19. Dudes Factory, Torstraße 138

2. Podbielski Contemporary, Koppenplatz 5

12. KaterHolzig, Michaelkirchstraße 23

3. Berliner Ensemble, Bertolt-Brecht-Platz 1

13. Berghain, Am Wriezener Bahnhof

4. Kinderbauernhof, Leuschnerdamm 9

14. Magnet Club, Falckensteinstraße 48

5. ZUKUNFT am Ostkreuz, Laskerstraße 5

15 Das Edelweiss, Görlitzerstraße 1-3

6. FEZ Berlin, Straße zum FEZ 2

16. Salon Sucré, Görlitzerstraße 32a

7. Humboldt-Universität, Unter den Linden 6

17. Burg am See, Ratiborstraße 14

8. Hand in Hand Patenschaft e.V., Kirchstraße 2

18. Rote Rose, Adalbertstraße 90

9. Freie Universität, Kaiserswerther Straße 16 - 18 10. Filmgalerie 451, Torstraße 231



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