Magazin Museum.de Nr. 45

Page 56

„Dem Eisen auf der Spur“ im Hüttenmuseum Thale Geschichten von Stahl, Blechen und Töpfen und wie Thale durch die Industrialisierung 1922 zur Stadt wurde Autorin: Ute Tichatschke

Was ist eigentlich ein Hüttenmuseum? Für alle Thalenser jenseits der 40 nur eine seltsame Frage, denn sie sind mit dem Eisenhüttenwerk Thale aufgewachsen. Am 3. Juni 1986 wurde das Museum anlässlich des 300-jährigen Betriebsjubiläums der Eisenhüttenwerke Thale (EHW Thale) als Betriebsgeschichtsmuseum feierlich eröffnet. Das erste und einzige Betriebsgeschichtsmuseum der DDR sollte die Geschichte des Werkes über einen Zeitraum von 300 Jahren erzählen und damit den Besuchern die Geschichte von Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung einschließlich der dort arbeitenden Menschen vom 17. Jahrhundert bis zur Gegenwart von 1986 näherbringen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete die Dampfmaschine Nr. 7 aus dem Jahr 1911 immer noch als Antriebsmaschine für die drei

56

Walzgerüste des Blockwalzwerkes. 1990 waren sowohl das Museum als auch die Dampfmaschine Nr. 7 „stillgelegt“ worden. Für beide fanden sich engagierte Menschen, die erreichten, dass das Museum 1991 wieder eröffnet und die Dampfmaschine im zweiten Versuch von 2000 bis 2009 erhalten, restauriert und reaktiviert werden konnte. Entstehungsgeschichte Seit den 1970er Jahren befasste sich die Geschichtskommission des VEB Eisen – und Hüttenwerke Thale mit der Geschichte des EHW. 1978 wurde erstmals über die Idee gesprochen, ein Betriebsmuseum zu schaffen. Dafür wurde seit dem Ende der 70er Jahre aus den eigenen Beständen und durch Aufrufe an die Beschäftigten des Eisenhüttenwerkes sowie der Bevölkerung

des Kreises Quedlinburg eine umfangreiche Sammlung angelegt und die Betriebsgeschichte und die Technikgeschichte des Werkes erforscht. 1984 und 1985 wurde das Wohnhaus des ersten Hüttenbesitzers Johann Carl Bennighaus zum Museum umgebaut und anschließend ein Museumsrundgang gestaltet, der die Geschichte des Werkes von den Anfängen der Eisenverarbeitung in Thale bis zur Gegenwart von 1986 und die Entwicklung der fünf Hauptproduktionsbereiche Stahlwerk, Walzwerke, Stanz – und Emaillierwerk, Behälter – und Apparatebau und Pulvermetallurgie zeigte. Am 3. Juni 1986 wurde das Betriebsgeschichtsmuseum im Rahmen der 300 Jahrfeier eröffnet. Die Ausstellung mit 20 Modellen, einem Dokumentarfilm und Dia-Tonvorträgen über eine Multivisionsanlage erlaubten einen interessanten Ein-


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.