Auftakt November/Dezember 2020

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ANTON BRUCKNER

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DIE DRITTE FÜNFTE Fünf fünfte Sinfonien hat sich Thomas Zehetmair mit dem Musikkollegium Winterthur für diese Saison vorgenommen. Den Anfang machte er zur Saisoneröffnung mit Beethovens populärer Fünfter. Nach Nielsens lässt er nun Bruckners kolossale Fünfte folgen.

D

as Musikkollegium Winterthur und Bruckner-Sinfonien – alles andere als eine naheliegende Selbstverständlichkeit. Jedenfalls gehören sie nicht zum Kernrepertoire, wie das bei den gross besetzten Sinfonieorchestern mit ihren pompösen Konzertsälen der Fall ist. Der Winterthurer Stadthaussaal ist akustisch doch leicht limitiert und reagiert auf allzu bombastische Klangekstasen mit einer gewissen Abwehrhaltung – was dem musikalischen Erlebnis nicht immer förderlich ist. Zudem ist das Musikkollegium Winterthur mit seiner «mittleren» Besetzungsstärke nicht unbedingt für die späte Grossromantik, also für Bruckner oder Mahler, prädestiniert.

tens fand sie in der Stadtkirche Winterthur statt, und zweitens wurde sie für eine CD-Produktion aufgenommen.

Indes, Thomas Zehetmair lässt sich davon nicht beirren. Denn er ist überzeugt, dass man Bruckner statt in philharmonischer Grossbesetzung auch schlanker und durchsichtiger spielen kann und das künstlerische Ergebnis dadurch möglicherweise sogar noch intensiviert wird. Ende Oktober 2013 machte er die Probe aufs Exempel mit Bruckners erster Sinfonie. Ein durchschlagender Erfolg. Also liess er anderthalb Jahre später Bruckners Zweite folgen, mit der man sogar im Theater Chur gastierte. Wiederum begeisterte Reaktionen. Im April 2018 setzte Zehetmair dann Bruckners Dritte aufs Programm, und mit dieser Aufführung hatte es eine besondere Bewandtnis: Ers-

Und nun also am 11. November Bruckners Fünfte mit ihrem gigantischen Umfang von sage und schreibe 1505 Takten. Ein Werk, das damals alle traditionellen sinfonischen Konventionen sprengte und sich wie ein erratischer Block in der Musiklandschaft ausnahm. Wir sind gespannt, wie sich dieses kolossale Werk den interpretatorischen Intentionen von Thomas Zehetmair fügen wird.

«Die Frische und die Emotionalität des Klangs sind packend», schrieb Christian Berzins, der bei einer Probe mit dabei war, in der «NZZ am Sonntag». Auch Peter Hagmann, ehemals Musikkritiker der «NZZ», zeigte sich angetan von der «frischen, auf Tempo und klangliche Transparenz ausgerichteten Interpretation … Allein schon die Besetzung, sie war kammermusikalisch gedacht, liess den Bläsern ganz selbstverständlich Raum und sorgte damit für strukturelle Klarheit.»

Werner Pfister

Abonnementskonzert MI 11. NOV 19.30 Uhr

siehe Seite 23


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