WORKING (2012) Textbuch

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Ich erinnere mich, wie ich mal auf das Dach eines Hauses gestiegen bin, und da steht dieser große Kerl von zwei Metern auf dem oberen Treppenabsatz. Er stand mit dem Rücken zu mir. Ich sagte: ‚Hey, drehen sie sich bitte um!‘ Er sagte: ‚Ok, warten sie ’ne Minute.‘ Seine Ellbogen bewegten sich um seinen Gürtel herum. Ich sagte: ‚Drehen sie sich sofort um!‘ Es dämmerte mir, dass er eine Waffe im Gürtel stecken hatte und versuchte, sie herauszuziehen. Ich sagte: ‚Verdammte Scheiße.‘ Ich zog meine eigene Waffe und sagte: ‚Hey, du Arschloch! Ich werde schießen!‘ Er nahm die Hände hoch. Er hatte seinen Schwanz draußen und hatte versuchte, seinen Reißverschluss hochzuziehen. Hinter ihm stand ein Mädchen in der Ecke, das ich nicht hatte sehen können. Hier war also dieser Kerl, der sich einen blasen ließ, und vielleicht hätte jemand anderes ihn erschossen. Ich sagte: ‚Verdammte Scheiße, ich hätte sie erschießen können!‘ Er begann zu zittern, und die Kanone in meiner Hand begann genauso zu zittern, und ich schluckte und sagte: ‚Macht, dass ihr hier verschwindet …‘ So machte ich dann den Eignungstest für die Feuerwehr vor vier Jahren, und vor drei wurde ich eingestellt. Wissen sie, in dieser verfickten Welt läuft so viel Scheiße. Aber die Jungs bei der Feuerwehr, die leisten was. Du siehst, wie sie ein Feuer löschen, du siehst, wie sie mit Säuglingen auf dem Arm herauskommen. Du siehst, wie sie einem Sterbenden Mund-zu-Mund-Beatmung geben. An diesem Scheiß kommst du einfach nicht vorbei, das ist die Wirklichkeit. Irgendwann habe ich mal bei einer Bank gearbeitet – wissen sie, das ist nur Papierkram, du guckst auf Zahlen. Das ist nicht die Wirklichkeit. Aber ich kann zurückschauen und sagen: ‚Ich habe geholfen, ein Feuer zu löschen, ich habe geholfen, jemanden zu retten.‘ Jemand konnte wegen mir geboren werden, jemand konnte wegen mir alt werden. Da ist etwas, was du auf dieser Welt geleistet hast. (UTKARSH TRUJILLO tritt als Pfleger auf die Bühne, führt JOE auf „sein Zimmer“ und wendet sich zum Publikum.)

#11 – EIN SEHR GUTER TAG

UTKARSH (MANN 2)

N

IC

FÜR IHN WAR’S HEUT EIN SEHR GUTER TAG. WIR WAREN BEIM SENIORENTREFFEN, DAS ER GERNE MAG. VIEL LIEBER BLEIBT ER EIGENTLICH ZUHAUS, ABER DIENSTAGS GIBT ES DORT MUSIK UND TANZ. IHR SOLLTET IHN MAL SEH’N, WENN ER TANZT ZU KASTAGNETTEN. ER GEHT HIN, PACKT DIE GELEGENHEIT BEIM SCHOPF. UND MANCHMAL WEISS ER NICHT MEHR, WER ICH BIN. ABER HEUT WAR ER MEISTENS ZIEMLICH KLAR IM KOPF. ZWISCHENDURCH FÜHL’ ICH DEN PULS UND ZIEH’ IHN UM, DENN KEINER SCHERT SICH SONST DARUM. WENN ICH IHM HELFE, FÜHL‘ ICH MICH GUT. WEIL ICH DIE ARBEIT MACH’, DIE SONST KEIN ANDRER TUT. 55


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