Mut&liebe ausgabe 112014 Fahrrad - Vergangenheit mit Zukunft

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fahrrad vergangenheit mit zukunft

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Fahrrad Vergangenheit mit Zukunft… Offenbach ist eine Fahrradstadt; sie hat es nur ein bißchen vergessen. Dabei sollen einige der 'gritzegrünen' Fahrräder der Firma 'FRISCHAUF' immernoch in Offenbach unterwegs sein. Die große, genossenschaftlich organisierte Fahrradfabrik produzierte in der Sprendlinger Landstr. 220 - 226 bis zur Beschlagnahme durch die Nationalsozialisten 1933 preiswerte und hochwertige Fahrräder. Unter dieser Adresse stehen heute noch die Häuser der ehemaligen, gut ausgestatteten Arbeiterwohnungen. Die Firma war in Arbeiterhand, sie gehörte dem 'Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität', der weltweit mitgliederstärkste Verband von Radfahrerinnen und Radfahrern seinerzeit. Die Offenbacher waren anscheinend schon früh begeistert von dem neuen Fahr- und Sportgerät, auch wenn die ersten Velociped wenig komfortabel waren. Zwei Modelle im Haus der Stadtgeschichte von 1866 können dies bezeugen. 1882 gab es dann den ersten Radsportverein in Bieber, den „Offenbacher Bicycle Club“. Als Teil von „RV Germanis Bieber 1896 – OBC 1882 e.V“ gilt er heute als zweitältester Radsportverein Deutschlands. Die Fahrradvergangenheit von Offenbach ist beeindruckend, in der Gegenwart müssen wir noch etwas aufholen, nur ca. 9% beträgt der Radverkehrsanteil in unserer Stadt (in Frankfurt 15%). Doch in Zeiten des Klimawandels und der verstopften Innenstädte hat ein Umdenken stattgefunden und vom Oberbürgermeister bis zum Chefarzt sind auch immermehr Offenbacher mit dem Rad unterwegs. Pneumatische Skulpturen aus gebrauchten Fahrradschläuchen? Die Berliner Künstlerin Renate Hampke transformiert das wertlose Material in eine ästhetische Dimension. Im September präsentieren wir ihre Rauminstallationen und Objekte in der Galerie Artycon am Wilhelmsplatz. Zunächst steht aber das Mainuferfest am 28. und 29. Juni auf dem Kalender. Wie jedes Jahr sind wir auch wieder dabei und freuen uns auf Euren Besuch. Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik

Impressum mut&liebe - Stadtmagazin Offenbach am Main V.i.s.d.P: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik GbR, Magazin Mut&Liebe, Brinkstr. 47, 63069 Offenbach, Tel.: 069 854541, Fax: 069 8570300 www.mulionline.de, Mail: info@mutundliebeoffenbach.de

Kostenlose Auslage im ganzen Stadtgebiet, u.a.: OF InfoCenter (Salzgäßchen/Ringcenter), Gastronomie, Jugend- & Kulturstätten, vhs, OF Bildungsbüro, Buchläden, Museen, Stadtbücherei, Einzelhandel, Arztpraxen, Sana Klinikum OF)

Redaktion: Petra Baumgardt, Alexander Knöß, Wolfgang Malik, Layout: Petra Baumgardt • www.grafikdesign-baumgardt.de Lektorat: Aliena Groß Fotos: Lemnitzer-fotografie.de, weitere wie jeweils angegeben oder Rechte bei den jeweiligen Personen Titel: Fotos: www.anett-janke.de; Haus der Stadtgeschichte Offenbach, Druck: Berthold Druck GmbH, Offenbach

Die Veröffentlichung von Veranstaltungsterminen erfolgt ohne Gewähr. Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung der Herausgeber gestattet. Dieses gilt auch für Aufnahmen in elektronische Datenbanken und vervielfältigungen auf CD-ROM.

Nächste Ausgabe: September 2014 (Anzeigenschluss: 17.08.2014)

Für Druck und Satzfehler besteht keine Haftung. Auflage: 5.000 St. 3


t h e m a 6 Frankfurt/Rhein-Main auf dem Weg zur Fahrradregion 8 Hort Schneider unterwegs 10 Fahrradfreundliches Offenbach 12 Fahrrad und Lebensqualität 16 Mit dem eMobil in den Sommer starten 18 Mein Fahrrad für's Handgepäck 18 Fahrradtour zu jüdischen Friedhöfen 20 'Pedalinski' – Fahrräder mit Herz 25 artefakt Offenbach

P r oj e k t

14 Fahrrad AG des KJK Sandgasse 15 'Mama lernt fahradfahren'

L e u t e

28 Auszeit auf 2 Rädern 26 Helenas Lastenfahrrad

G e s ch i ch t e n

31 Die Fahrradfabrik Frischauf 35 Als das Zweirad fahren lernte

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V e r e i n

22 Mit dem Tandem ist es schöner… 32 Solidarität auf Rädern – RKB 37 Wer Rad fährt hat eine Lobby: den ADFC 38 RSC – Radsportclub 1926 Offenbach-Bürgel e.V. 39 RV Germanis Bieber 1896 – OBC 1882 e.V.

A r b e i t

40 VTBO e.V. rettet die GOAB Bikehalle 42 Herzlichkeit ist Trumpf – Offenbacher Wirtschaftsjunioren

G o u r m e t

46 Gasthaus Obermühle 48 'Süßes aus dem Netz' – Tobias der 'Kuchenbäcker'

L i t e r a t u r

51 'Wein oder nichts sein…' 52 So klingt ein Lyrik-Bestseller aus Offenbach 55 Zur Sozialgeschichte Offenbachs

k u n s t w e r k

56 Interventionen mit Seife und Schlauch 60 TAUSCH! – Heyne Contemporary Art Fair 2014

H ö r b a r 62 FRS Audio Productions 65 CD-Tipps von Udo Boll

E r l e b e n | s e h e n s w e r t 66 MUT&LIEBE Auswahl

OT, © R. Hampke

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mut&liebe

thema

n Fahrräder stellen den Ankerpunkt des Mobilitätswandels in unserer Gesellschaft dar, der bereits jetzt schon überall zu spüren und zu sehen ist. Frankfurt/ Rhein-Main als der Ballungsraum in Hessen kommt da in Hinblick auf die Leitgedanken Mobilität sichern, Gesundheit fördern und Ressourcen schonen eine besondere Rolle zu. Unsere Region hat schon jetzt beste Voraussetzungen dafür, eine echte Fahrradregion zu werden. Von der Topografie her ist sie sehr radfahrfreundlich und vieles ist schnell erreichbar, weil es einfach in der Nähe ist. Der Regionalverband steuert mit seinen Planungen, Konzepten und Projekten einen entscheidenden Beitrag bei, dass die Fahrradregion auch Wirklichkeit wird. Dazu im Folgenden nur drei Beispiele:

bike + business In unserem mit dem ADFC-Hessen gemeinschaftlichen Projekt „bike + business“ unterstützen wir Unternehmen und Stadtverwaltungen in der Region dabei, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstärkt mit dem Fahrrad zur Arbeit zu bringen. Bislang haben wir dazu vor allem einzelne Großunternehmen angesprochen. Seit diesem Jahr verfolgen wir eine neue Strategie, wir betrachten die Fahrradmobilität im Berufsalltag mehr in der Fläche. Hier kommen die zahlreichen Dienstleistungsstandorte und Gewerbegebiete in unserer Region ins Gespräch, beispielsweise Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen oder der Bürostandort Eschborn-Süd. Mit bike + business liefern wir ein Gesamtkonzept an die Hand, Fahrradmobilität in das betriebliche Mobilitätsmanagement zu integrieren und insbesondere

frankfurt/rhein-main auf dem weg

zur fahrradregion

Von Birgit Simon, Erste Beigeordnete des Regionalverbandes FrankfurtRheinMain

Foto © www.anett-janke.de

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mut&liebe die „letzte Meile“ zum Arbeitsort zu meistern. Übrigens: Man kann mit dem Rad in 33 Min. vom Hauptbahnhof Frankfurt zum Frankfurter Flughafen fahren – und dies fast ohne anzuhalten! Genussradeln auf der 5-Sterne-Tour Beim Regionalverband ist seit dem Jahr 2006 die Koordinierungsstelle für den hessischen Teil des MainRadweges angesiedelt. Auf den rund 75 Kilometern entlang des Mains sind insgesamt 18 Kommunen und Kreise im Verbandsgebiet beteiligt. „Genussradeln auf der 5-Sterne-Tour“ heißt der bekannte Slogan – die Qualität des Radweges steht dabei immer an vorderster Stelle. Im Jahr 2008 wurde der MainRadweg als erste Qualitätsradroute Deutschlands mit fünf Sternen ausgezeichnet. Übrigens ist die Strecke am Main entlang – wie für ganz viele aus der Stadt Offenbach auch – natürlich auch meine Lieblingsstrecke auf dem Weg zur Arbeit am Frankfurter Hauptbahnhof. Knapp zwölf Kilometer hin und zurück auf ebener und vor allem schöner Strecke, die besonders nach Feierabend so manchen Gang ins Fitness-Studio spart.

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Aktion "Mit dem Rad zur Arbeit" Auch in diesem Jahr veranstaltet die AOK gemeinsam mit dem ADFC die Aktion. "Mit dem Rad zur Arbeit". Lassen Sie an 30 Arbeitstagen zwischen dem 01. Juni und dem 31. August 2014 das Auto oder die öffentlichen Verkehrsmittel stehen, und probieren Sie stattdessen das Fahrrad aus. Sie tun damit auch etwas Gutes für Ihre Gesundheit. Außerdem gibt es für die Teilnehmenden viele Gewinnmöglichkeiten. Anmelden können Sie sich unter: https://www.mitdem-rad-zur-arbeit.de/hessen/mitmachen.php Hier gibt es auch weitere Informationen zur Aktion. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt Offenbach lohnt sich das Mitmachen besonders. Unter den Teilnehmenden werden zusätzlich Einkaufsgutscheine verlost. Infos dazu beim Amt 11.5. Stadt OF

Radschnellweg von Frankfurt nach Darmstadt Wir betreiben zudem seit über zwölf Jahren erfolgreich regionale Radverkehrsförderung – kontinuierlich mit auch über die hessischen Landesgrenzen hinaus wirkenden Konzepten. Schon vor zwei Jahren hat der Regionalverband eine Vorstudie für eine Radschnellwegekonzeption für Frankfurt/Rhein-Main erarbeitet – nun ist daraus ein ganz konkretes Pilotprojekt entstanden: Der Regionalverband gibt eine Machbarkeitsstudie in Auftrag, die den ersten Radschnellweg von Frankfurt nach Darmstadt prüfen soll. Beteiligt sind daran die sieben Kommunen entlang der rund 30 Kilometer langen Strecke, die großenteils durch den Kreis Offenbach führt. Bereits in einigen Jahren werden Radlerinnen und Radler möglichst kreuzungsfrei und mit einer Mindestbreite von drei bis vier Metern diesen Schnellweg zur Arbeit – wer mag, natürlich auch in der Freizeit – befahren können. m u t & l i e b e Juni/Juli/August 2014

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Auf dem Weg zur Arbeit und auch am Sonntagnachmittag: Oberbürgermeister Horst Schneider geht mit gutem Beispiel voran und ist meist mit dem Fahrrad in Offenbach unterwegs. So schön ist Offenbach - Meine liebste Fahrradtour Wenn die Sonne scheint und es warm ist, dann schwinge ich mich – wie wohl viele andere Offenbacher auch – am liebsten auf den Sattel. Idealerweise an einem gemütlichen Sonntagnachmittag. Doch wer mich kennt weiß: Selbst zur Arbeit fahre ich gerne mit dem Rad, sogar wenn es mal regnet. Einen speziellen Bund mit Petrus habe auch ich als Oberbürgermeister bislang nicht schließen können. Zum Radfahren bewegt mich nicht nur das ökologische Gewissen und die Gewissheit, meiner Gesundheit etwas Gutes zu tun. Nein, ich trete auch in die Pedale, um unsere Stadt aus anderen Perspektiven immer wieder neu zu erleben und zu entdecken. Es gibt Stationen, die ich besonders liebe, etwa den Aussichtsturm in Bieber, die Käsmühle oder den Rumpenheimer Schlosspark. Von dort kann man wunderbar am Mainufer entlang fahren, vorbei am Hafenviertel, das sein Erscheinungsbild ständig wechselt, bis hin zum Hafen 2. Es ist genau diese Strecke, auf der ich regelmäßig in direkten Kontakt mit den Offenbachern komme. Einwohner der Stadt, alte Freunde und Bekannte holen mich dann vom Rad, wir halten das eine oder andere Schwätzchen und sprechen auch über wichtige Bürgeranliegen. Immer wieder gerne mache ich einen Stopp bei der Sportgemeinschaft Wiking, unterhalte mich mit den „Mädels von der Wiking“, schaue den Ruderern beim Training zu oder tausche mit ihnen Neuigkeiten aus. Der Hafen 2 bietet sich dann für eine längere Einkehr an. Ich setze mich in die Sonne, trinke einen Bergtee und nasche von diesem wunderbaren Käsekuchen dort. So schön ist das Leben in Offenbach. Und auch hier nutze ich die Gelegenheit für Gespräche mit Bekannten und mit Bürgern, während wir gemeinsam das tolle Ambiente und kulturelle Angebot genießen. Anschließend fahre ich meistens über den Anlagenring nach Hause. Dabei mache ich öfter mal einen Schlenker über den Buchhügel und schaue mir die Baufortschritte beim Besucherzentrum Wetterpark an. Gut und gerne nehme ich mir für diese Tour schon mal drei Stunden Zeit. Und wenn ich dann wieder zu Hause bin, hat das Wochenende einen wundervollen Ausklang genommen und ich kann gestärkt in die neue Arbeitswoche gehen. 8


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horst schneider unterwegs –

mit dem fahrrad näher dran

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Th e m a RadfahrerInnen genießen viele Vorteile auf einmal: Sie zahlen keinen Tropfen Benzin, die Versicherung ist günstig. Für sie entfallen Parkplatzsuche und Parkgebühr. Wer Rad fährt hält sich nebenbei fit und schützt die Umwelt, weil weder Abgase noch Lärm entstehen. Jeder Bürgermeister müsste sie willkommen heißen, denn RadfahrerInnen entlasten die Stadt vom Autoverkehr. Erklärt das bereits die in den vergangenen Jahren zunehmende Zahl der Pedaleure in unseren Städten oder steckt noch mehr dahinter?

fahrradfreundliches offenbach? von Edmund Flößer-Zilz

n Tatsächlich ist das Fahrrad heute viel mehr als ein günstiges Verkehrsmittel. Fahrradfahren wurde längst zum zeitgemäßen Statement gelebter Nachhaltigkeit, es ist schlicht hip. Welches Fahrrad er/sie fährt unterstreicht häufig eine innere Einstellung, einen Lifestile. Avantgardistische und historisierende Fahrradmodelle erleben eine Renaissance und Pedelecs begeistern Menschen in jedem Alter. Elektrifizierte Mountainbikes erklimmen jede Steigung, Tourenräder lassen Entfernungen zwischen Städten schrumpfen. Wer Fahrrad fährt, will aber nicht nur schnell, effizient und umweltfreundlich ans Ziel gelangen, er/sie will dabei auch gut aussehen. Der dänische Fotograf Mikael Colville-Andersen, zeigt die attraktive Seite der Veloszene auf seiner Seite www.copenhagencyclechic.com und verdeutlicht: Man(n oder Frau) braucht keine PS-Boliden, um andere blass aussehen zu lassen. Dann wären da noch die harten Fakten: Schon jetzt zeigt die Radverkehrsförderung in vielen Städten deutliche Erfolge und der Radverkehr holt gegenüber dem Auto endlich auf. Laut Umweltbundesamt könnten bis zu 30% des Autoverkehrs ebenso gut mit dem Fahrrad stattfinden. In manchen Städten, allen voran Münster, hat das Fahrrad das Auto als 10


Aktion Stadtradeln für ein besseres Klima Vom 6. - 26. September beteiligt sich dieses Jahr Offenbach wieder an der deutschlandweiten Aktion Stadtradeln des Klima-Bündnisses. KommunalpolitikerInnen und BürgerInnen radeln drei Wochen am Stück um die Wette und sammeln Radkilometer für den Klimaschutz. Gesucht werden Deutschlands fahrradaktivstes Kommunalparlament und Kommunen sowie die fleißigsten Teams und RadlerInnen in den Kommunen selbst. Infos unter www.stadtradeln.de Dort können Sie sich auch anmelden. In 2013 sind wurde in Offenbach fast 85.000 km gefahren. Dieses Jahr soll die Marke von 100.000 km erreicht werden.

beliebtestes Verkehrsmittel bereits überholt, für 38% aller Wege wird in Münster das Fahrrad eingesetzt. Frankfurt hat in den vergangenen Jahren das Fahrradfahren gefördert und an vielen Straßen Radfahrstreifen angelegt, wo dies früher undenkbar erschien, z.B. an der brummenden Verkehrsachse zwischen Messe und Hauptbahnhof. Heute liegt der Radverkehrsanteil in Frankfurt bei 15% während es in Offenbach mit derzeit rund 9% noch viel Luft nach oben gibt. Daher wird auch in Offenbach – trotz knapper Kassenlage – einiges für den Radverkehr getan: die Freigabe von Einbahnstraßen und Busspuren für RadfahrerInnen läuft, Industriebahnradweg und Grünring entstanden als wichtige Ost-West-Routen, der Mainradweg wurde ausgebaut und die geplante neue Radroutenbeschilderung eröffnet Wege, die sonst nur Eingeweihte kennen. Doch bei Fahrradfahrten durch Offenbach fallen auch immer wieder Punkte auf, bei denen noch mehr zu tun ist. Ein großes Hindernis für Fahrradfahrer ist die Sperrung der Fußgängerzone zwischen 9.00 und 20.00 Uhr. Glücklicherweise spricht die Unfallstatistik für eine Aufhebung des Verbotes, denn Unfälle waren dort schon immer selten und weder im Jahr 2011 noch 2012 kam es in der Fußgängerzone zu einem Unfall mit Radfahrerbeteiligung. Hinzu kommt, dass in der Fußgängerzone ohnehin den ganzen Tag Autos und Lieferfahrzeuge unterwegs sind, warum nicht auch wieder Fahrräder, wie in Frankfurt oder Aschaffenburg? m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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Doch wohin mit dem Rad, wenn man am Ziel angekommen ist? In der Innenstadt und an den S-Bahnstationen fehlen Abstellmöglichkeiten. Zahlreiche Fahrradfahrer steuern etwa den Wilhelmsplatz an Markttagen zum Einkaufen an und finden dann zugeparkte Fahrradabstellbügel vor. Das Fazit lautet: Warum werden nicht weitere Autoparkplätze in Fahrradabstellplätze umgewandelt? Ein weiteres Ärgernis ist häufig die Radwegebenutzungspflicht (Schild mit weißem Fahrrad auf blauem Grund), denn Fahrradfahrer kommen am schnellsten auf der Straße voran. Hier werden sie am besten erkannt und tauchen nicht unvermittelt von schlecht einsehbaren Rad- oder Fußwegen auf, wie dies in der Senefelder Straße und der Sprendlinger Landstraße der Fall ist. Weiteres Beispiel: Radfahrer/innen müssen in der Senefelder Straße am Abzweig Richtung Dietzenbach zum Abbiegen nach rechts auf den Bürgersteig fahren und sich an der Fußgängerampel anstellen, anstatt sich direkt und zügig mit dem fließenden Verkehr nach links einzuordnen. Trotz allem, was es zu verbessern gibt, hat das Fahrradfahren in Offenbach auch jetzt schon viele Vorteile und man erreicht in 15 Min. fast jedes Ziel. So folgen auch immer mehr Offenbacher dem Trend und treten in die Pedale. Je mehr es tun, umso sicherer ist der Einzelne auf der Straße. „Machen Sie mit und schwingen Sie sich rauf aufs Rad“, ermuntert der Grüne Stadtverordnete Edmund Flößer-Zilz die Offenbacherinnen und Offenbacher. Der Stadtverordnete Edmund Flößer-Zilz kümmert sich um den Radverkehr in Offenbach. Mit Verbesserungsvorschlägen kann man sich gerne direkt an ihn wenden: edmund.floesserzilz@offenbach.de oder auf Mängel unter www.meldeplattform-radverkehr. de/ hinweisen.

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fahrrad und lebensqualität Eine Stadt gewinnt an Lebensqualität, je mehr Einwohner mit dem Fahrrad fahren: Prof. Dr. Dr. Markus A. Rose Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin im Sana Klinikum Offenbach geht mit gutem Beispiel voran und fährt mit dem Fahrrad zur Arbeit.

n "Da haben Sie meine volle Unterstützung", erklärt Prof. Dr. Dr. Rose. Der Chefarzt für Kinder- und Jugendmedizin im Sana Klinikum in Offenbach findet das Thema 'Fahrradfahren' unter verschiedenen Aspekten wichtig für eine Kommune und steht uns gerne zu einem Gespräch zur Verfügung. "Ich bin selbst begeisterter Fahrradfahrer und besitze sieben Fahrräder, mit denen ich je nach Bedarf im Rhein-Main-Gebiet unterwegs bin." Der tägliche Weg zur Arbeit von Sachsenhausen nach Offenbach ins Sana Klinikum gehört selbstverständlich auch dazu. Gerne ist der Chefarzt damit Vorbild für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. "Die Radwege in Offenbach sind ganz gut, teilweise sogar besser als in Frankfurt. Ärgerlich finde ich nur die vielen Scherben von Flaschen, die rücksichtslose Passanten einfach auf die Straße werfen." Radfahren steigert die Lebensqualität einer Stadt, davon ist Prof. Rose überzeugt. Neben den ökologischen Effekten, wie weniger Emission und geringere Lärmbelastung, sieht der Kinderarzt auch die positiven Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung 12

von Kindern. Wie kaum eine andere Sportart trainiert Fahrradfahren den Gleichgewichtssinn, die Motorik, wirkt positiv auf Herz- und Kreislauf und fördert den Spaß an der Bewegung. "Wir haben in Offenbach eine bedrohliche Steigerung von Übergewicht bei Kindern, oft schon im Grundschulalter", so Prof. Rose. "Sie verbringen zuviel Zeit vor dem Fernseher oder Computer und leiden unter Bewegungsmangel. Beim Einschulungstest gibt es z. B. immer häufiger Mädchen und Jungen, die nicht auf einem Bein stehen können." Auffällig ist dabei der im Verhältnis hohe Prozentsatz von übergewichtigen Kindern mit Migrationshintergrund. Beengte Wohnsituationen, kulturelle Vorbehalte gegen sportliche Betätigung (vor allem bei Mädchen) und/oder prekräte Lebenslagen der Familien haben oft fatale Folgen für die Gesundheit der Kinder. Sportangebote für alle Kinder und Jugendliche in der Schule und Freizeit sind wichtig für eine gesunde Entwicklung. Prof. Rose hat deshalb kein Verständnis für Eltern, die versuchen ihre Töchtern vom Sportunterricht fernzuhalten. "Ich wende mich gegen eine falsch verstandene m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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auf das Fahrrad stattgefunden. Vom billigen Fortbewegungsmittel für Arme zum zeitgemäßen, umweltfreundlichen Fahrzeug. Heute kann durchaus auch der Banker mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren, ohne Prestigeverlust." findet Prof. Rose.

Toleranz und sehe es auch als eine gesellschaftspolitische Aufgabe Mädchen und Frauen hier in ihren Rechten zu stärken." Projekte wie "Mama lernt Fahrradfahren" sind deshalb neben den Angeboten für Kinder der richtige Weg. Wenn die Eltern nicht Radfahren können, lernen es die Kinder oft auch nicht. "Überhaupt sollten Eltern, aber auch Vorgesetzte, öffentliche Personen u.a. Vorbilder sein und mit gutem Beispiel zum Radfahren anregen. Zum Glück hat ja schon so etwas wie ein Paradigmenwechsel in Bezug

Fahrradfahren bringt mehr Lebensqualität in die Stadt. Prof. Rose empfiehlt Offenbacher Verkehrsplanern einen Besuch in der fahrradfreundlichsten Stadt Deutschlands: Münster. Hier gibt es doppelt so viel Fahrräder wie Einwohner, die Innenstadt ist so gut wie autofrei und 40% aller Fahrten werden mit dem Fahrrad zurückgelegt (In Offenbach z.Z. gerade einmal ca. 9%). Ähnlich wie Münster hat Offenbach kaum Steigungen im Stadtgebiet, von daher haben wir auch hier ideale Voraussetzungen zum Umsteigen auf's Fahrrad. Und man kann sich schon heute vorstellen, wie angenehm der Besuch in einem Lokal auf dem Wilhelmsplatz wäre, ohne die durchfahrenden Autos.

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Foto © KJK Sandgasse

Mobil mit dem Rad

Jeder Mensch kennt die Redewendung "Das ist wie Fahrradfahren!". Sie beschreibt eine Fähigkeit, die man nie wieder verlernt und sein ganzes Leben behält. Aber was ist, wenn man niemals Fahrradfahren gelernt hat? Geht da nicht mehr verloren als nur die Bedeutung einer Redewendung?

fahrrad-AG des KJK sandgasse

n Im KJK Sandgasse haben wir in unserer täglichen Arbeit mit den Kindern der Offenbacher Innenstadt festgestellt, dass viele Kinder heute nicht mehr lernen, mit dem Fahrrad zu fahren. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Manche Familien haben kein Geld, um sich eigene Fahrräder zu leisten. In anderen Familien können die Eltern selbst kein Fahrrad fahren und es ihren Kindern somit auch nicht zeigen, oder sie finden es schlichtweg nicht so wichtig.

All dies erfahren die Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren in der Fahrrad-AG des KJKSandgasse. Seit November trifft sich dort einmal wöchentlich eine Gruppe von 7 bis 9 Kindern unter der Leitung der Sozialpädagogen Nora Hofmann und Peter Hahn. Durch eine großzügige Spende von 10 Fahrrädern der Klima-Schutz-Aktion des Umweltamts ist es möglich, dass auch Kinder ohne eigene Fahrräder an dem Angebot teilnehmen können.

Wir halten Fahrradfahren für so wichtig, dass wir dieser Tendenz entgegenwirken wollen. Im Rahmen unserer Arbeit möchten wir Kinder dabei unterstützen, das Fahrradfahren für sich zu entdecken. Dabei geht es uns vor allem um folgende Aspekte, die wir den teilnehmenden Kindern vermitteln möchten: • Fahrradfahren macht unabhängig! Mit einem Rad habe ich jederzeit die Möglichkeit, kostenlos von A nach B zu kommen. • Fahrradfahren macht fit. Radfahren ist eine gute Möglichkeit, Sport im Freien zu machen. • Fahrradfahren ist gut für die Umwelt. Wer sich später für das Rad und gegen das Auto entschei det, leistet einen wichtigen Beitrag für unser Klima.

Zu Beginn wurden die Basics zu Sicherheit im Straßenverkehr vermittelt. Nachdem sich die Kinder besser im Schilderwald zurechtfanden, konnten sie im geschützten Rahmen das Fahrradfahren lernen. Mittlerweile sind die dabei zugezogenen blauen Flecken verheilt, und wir haben angefangen die nähere Umgebung zu erkunden. Dabei bietet uns vor allem der Mainradweg eine tolle Möglichkeit, die neu erworbenen Fähigkeiten zu verbessern. Bis zum Sommer haben bei den Teilnehmern sicherlich Kraft und Geschicklichkeit zugenommen, damit künftige Ausflüge weiter ausdehnt werden können.  Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum Sandgasse 26, OF

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'mama lernt fahrradfahren' n Fahrradfahren zu lernen war für Zinash Takete lange Zeit unmöglich. In Äthopien, ihrem Heimatland, gingen Mädchen kaum zur Schule oder lernten gar Rad fahren. "Dafür kann ich gut reiten," erzählt die heute in Offenbach lebende Mutter von drei Töchtern. Vor 15 Jahren kam sie nach Deutschland und träumte immer davon Fahrradfahren zu lernen. Ihren Kindern hat sie es beigebracht, ohne selbst je gefahren zu sein. "Ich beobachtete die Leute und fragte mich oft: Wie kann man nur auf den zwei Rädern balancieren?" Im Kinder-, Jugend- und Kulturzentrum Sandgasse erfuhr sie dann 2010 zufällig von dem Projekt "Mama lernt Fahrradfahren" und war sofort begeistert. In den Sommerferien startete der Kurs in der Bachschule mit 10 Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. "Es war anfangs nicht so einfach, besonders für die ältern Frauen. Aber wir übten eine Woche lang den ganzen Tag, bis wir es konnten." (Z. Takete)

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den teuren Bus verzichten. Auch der Weg zur Arbeit ist so kein Problem. Zur Nachtschicht ins Klinikum Offenbach gelangt sie schneller und sicher mit dem Rad als zu Fuß. Neben dem Radfahren hat die Afrikanerin in Offenbach auch schwimmen gelernt, auch dies war in Äthopien nicht möglich. Zinash Takete freut sich, dass sie in Deutschland ihre Träume verwirklichen kann und besonders, dass ihre Töchter hier bessere Chancen haben. Obwohl sie auch hier für ihre Rechte kämpfen muss, besonders für die Bildungsmöglichkeiten ihrer lerneingeschränkten Tochter. Das Projekt "Mama lernt Fahrradfahren" wird leider zur Zeit in Offenbach nicht angeboten. Es ist zu wünschen, dass dieses sinnvolle und wichtige Angebot wieder angeboten wird.

Zinash Takete

Ein gebrauchtes Fahrrad vom Flohmarkt ist seitdem ihr ständiger Begleiter. Gemeinsam mit den Töchtern kann sie jetzt alles mit dem Rad erledigen und auf m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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mit dem eMobil in den sommer starten Seit 2011 bereits ziert die eMobil-Station den Marktplatz Offenbachs – mit einer architektonisch ansprechenden Gestaltung, einer innovativen Illumination in der Nacht und nicht zuletzt mit einem sehr guten Angebot: Denn dort warten fünfzehn eBikes (Elektrofahrräder) und zwei eCars (Elektroautos) auf erlebnishungrige Mieter. n Betrieben wird die Ausleihstation von den Stadtwerken Offenbach Mobilität und dem RMV (RheinMain-Verkehrsverbund). Unterstützung gibt’s dabei vom CarSharing Anbieter stadtmobil. Die fünfzehn eBikes sind wahlweise spontan nutzbar oder können reserviert werden. Die beiden eCars müssen in jedem Fall vorgebucht werden. Dann allerdings kann der eMobile-Fahrspaß sofort losgehen. Bis zu 70 Kilometer Reichweite kann man mit den Pedelecs problemlos elektrisch mobil unterstützt radeln – da macht das Fahren auch bei Gegenwind großen 16

Spaß! Die eCars der Marke Mitsubishi i-MiEV sausen voll aufgeladen rund 150 Kilometer lang und sind damit ideale Stadtflitzer, die für kleine Ausflüge, Einkaufsfahrten oder den Besuch bei Freunden bestens geeignet sind. Wer es einmal ausprobiert hat, ist restlos begeistert und meist nicht mehr von der Station loszueisen – denn der kurze aber knackige Schub beim Anfahren oder Anradeln und der umweltfreundliche Fahrspaß machen einfach nur gute Laune. Auch die m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Clever unterwegs – umweltfreundlich und einfach mit dem eMobil Nähere Infos zur Station, zur Ausleihe, zu den Preisen und Nutzungshinweise finden Sie im Internet unter www.emobil-rheinmain.de.

©RMV GmbH

Persönliche Beratung und Informationen bekommt man auch in der Mobilitätszentrale im Salzgäßchen 1.

Preise für die Ausleihe lassen die Nutzer strahlen: So kann man ein eBike schon für erschwingliche 1,50 Euro die Stunde mieten, Tages- und Wochenpreise sowohl für eBikes als auch für die eCars locken mit zusätzlichen Rabatten. Bevor man den eMobil-Service in Anspruch nehmen kann, ist die einmalige Registrierung als Nutzer in der Mobilitätszentrale der Stadtwerke Offenbach und vom RMV im Salzgäßchen nötig. Hier erhält man gegen zehn Euro Pfandgebühr seine Nutzer-

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karte, die detaillierte Infobroschüre zur Station und eine ausführliche Einweisung in die Benutzung der Ausleihstation, der eBikes und der eCars. Noch ein Tipp für Bus- & Bahnfahrer: Wer ein elektronisches Ticket des RMV besitzt, kann die Chipkarte in der Mobilitätszentrale für den eMobil-Service freischalten lassen und spart sich so das Kartenpfand und auch die zusätzliche Karte im Geldbeutel! Außerdem erhalten RMV-Kunden auf alle Ausleihen zehn Prozent Rabatt.

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Eine Aktion von RMV und ADFC bietet vergünstigte Konditionen für Falträder im Rhein-Main-Gebiet. Die flexiblen Bikes sind komfortabel und passen problemlos als Gepäckstück in die Busse und Bahnen des Öffentlichen Nahverkehrs.

mein fahrrad für's handgepäck

deutlich weniger Platz als ein „normales“ Fahrrad. Trotzdem ist es mit Schutzblechen, Gepäckträger und Lichtanlage ausgestattet und somit voll straßentauglich. Die 8-Gang-Schaltung macht es auch für längere Strecken bequem fahrbar. Es besitzt einen Nabendynamo und eine LED-Beleuchtung. Regulär kostet das Fahrrad vom Typ Tern Link D8 699,- Euro. Als ADFC-RMV-Faltfahrrad kann man es zum Preis von 599,- Euro erhalten und darüber hinaus – wenn man schnell ist – noch eine Menge zusätzlicher Vorteile mitnehmen: Die ersten 200 Kunden erhalten vom RMV eine praktische Fahrradtasche im Wert von 50,- Euro dazu, der ADFC Hessen spendiert eine Familienmitgliedschaft für ein Jahr im Wert von 58,- Euro inklusive Haftpflicht- und Rechtsschutzversicherung. Zudem werden die Käufer mit brandneuen ADFC-Regionalkarten für Frankfurt und Wiesbaden/ Darmstadt und dem aktuellen Bett+Bike-Verzeichnis fahrradfreundlicher Gastbetriebe ausgestattet. 25 Händler im Rhein-Main-Gebiet haben das Faltrad im Sortiment. In Offenbach kann man bei artefakt im Starkenburgring 4 und in Bieber bei bike box in der Seligenstädter Str. 48 die Falträder ausprobieren und erwerben.

 Weitere Infos und Händleradressen auch Foto: © RMV

unter www.rmv.de

Geschichtswerkstatt Offenbach n Fahrräder in öffentlichen Verkehrsmitteln ist ja eigentlich keine neue Idee, die kostenlose Mitnahme in Bussen und Bahnen wird von vielen genutzt. Zur Hauptverkehrszeit in vollen Bussen sind die sperrigen Zweiräder aber nicht gerne gesehen und werden oft zum Ärgernis. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund und der ADFC starteten deshalb im Mai eine gemeinsame Aktion zur Lösung des Problems. Wie in anderen Großstädten, u.a. München, Bremen, Münster, Hamburg; bietet man hochwertige Falträder zu günstigen Konditionen an, um Interessenten für das praktische Fortbewegungsmittel für den urbanen Raum zu gewinnen. Das ADFC-RMV-Faltfahrrad ist ein Fahrrad der Marke Tern und bietet jede Menge technische Features: Es ist in wenigen Sekunden faltbar und braucht damit 18

Fahrradtour zu jüdischen Friedhöfen Sich einer Kultur über deren Begräbnisstätten zu nähern, da denkt man an Assyrer oder das alte Ägypten… Die Menschen, um deren Kultur es hier geht, das waren aber Nachbarn meiner Eltern oder unserer Großeltern - Jüdinnen und Juden in Offenbach und „drumherum“. Die Spuren ihrer Kultur hat nicht die Zeit verweht – sie wurden durch die Shoah der NSBarbarei vernichtet. Die hat jedoch keine Gräber hinterlassen, sondern bestenfalls Unmassen von versenkter Asche. Ihre Friedhöfe sind eine Möglichkeit, sich dieser Kultur wieder ein wenig zu nähern. In und um Offenbach gibt es eine ganze Reihe davon. Das Fahrrad bietet sich geradezu an, sie mal, m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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mit ein wenig Literatur und Recherche-Ergebnissen in der Packtasche, aufzusuchen. Und genau das macht dieses Projekt der Geschichtswerkstatt Offenbach. Spannend wird es schon, wenn man sich die Geschichte um die Auflösung des ersten Friedhofs an der Bismarckstraße anschaut, und es ist ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass man jetzt vielleicht auf dem Grab des Großvaters von Jacques Offenbach steht. Um einen großen Kreis interessanter Leuten geht es dann vor allem auf dem jüdischen Teil des Alten Friedhofs: vom emanzipatorischen Wolf Breidenbach über die Rabbiner Salomon Formstecher und Max Dienemann, den Fabrikanten Ludo Meyer, den in vielerlei Hinsicht bemerkenswerten Siegfried Guggenheim bis hin zur Zeit der Rückkehr von Jüdinnen und Juden - nach 1945. Begräbnisrituale und das Deuten von Grabinschriften sind Schwerpunkte auf dem Bürgeler Friedhof. Interessant auch eine Familiengeschichte auf der - in einem Neubaugebiet - kaum aufzufindenden Mühlheimer Begräbnisstätte. Schon nach dem Alten Friedhof hat man die Stadt verlassen, fährt zunächst am Main entlang, dann auf dem schönen Weg an der Rodau. Spätestens jetzt wird es sicher Zeit für eine Pause, entweder bei einer Einkehr im Alten Forsthaus oder beim Picknick am benachbarten Seerosen-Weiher. Danach geht es noch ein längeres Stück, fast ununterbrochen durch den Wald, um Bieber herum und nach Heusenstamm. Die Entwicklung der dortigen jüdischen Gemeinde ist exemplarisch für die Entwicklung jüdischen Lebens auf dem Lande im 19. Jahrhundert. Bis wir dann bei Bieber wieder Offenbacher Gebiet erreichen, haben wir gute 25 schöne Fahrradkilometer hinter uns – und sind um einige Erfahrungen reicher.

 Nächste Fahrradtour mit Führung

mit der Geschichtswerkstatt Offenbach am Sonntag den 15. Juni Treffpunkt: 11.00 Uhr, Gross-Hasenbach-Straße/ Bismarckstraße. Die Führung ist kostenlos, um eine Spende für die Geschichtswerkstatt wird gebeten. Alle männlichen Teilnehmer sollten, für die Fried hofsbesuche, eine Kopfbedeckung dabei haben! m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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Fotos: © Lemnitzer-Fotografie

'pedalinski' – fahrräder mit herz Alles rund ums Fahrrad – seit April gibt es den neuen Fahrradladen im Offenbacher Nordend, mit einem ausgesuchten Angebot und freundlichem Service.

n In Sachen Fahrrad ist er schon lange unterwegs… und jetzt angekommen in Offenbach mit einem schönen Laden für ausgesuchte Fahrräder, Zubehör und umfassenden Service. "Fahrräder sind für mich eine Herzensangelegenheit", so Andreas Desch, Inhaber von 'Pedalinski', Bernhardstraße/Ecke Kaiserstraße im Offenbacher Nordend. "Seit 30 Jahren habe ich kein Auto und bin immer mit dem Fahrrad unterwegs." Nach dem Zivildienst gings auf Weltreise mit dem Fahrrad, zurück in Frankfurt jobbte er zunächst als Fahrradkurier, dann in verschiedenen Läden und Werkstätten, zuletzt in der mittlerweile geschlossenen Bikeschmiede in Bieber. 20

"Das Fahrrad hat Zukunft", davon ist Andreas überzeugt. "Es ist das ideale Fortbewegungsmittel für den urbanen Raum, kostengünstig und umweltfreundlich schenkt es den Menschen und Städten mehr Lebensqualität und Mobilität. Das ist auch in Offenbach angekommen." Hier besteht noch ein Bedarf an guten Fahrradläden mit Beratung und Service, meint der Frankfurter, deshalb startet er mit seinem neuen Projekt auf unserer Mainseite. Der schöne Eckladen in passender Lage und (im Vergleich zu Frankfurt) mit bezahlbarer Miete machte die Entscheidung leichter.

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"Der Laden wird gut angenommen, Nachbarn kommen vorbei und wünschen mir Glück", erzählt Andreas. "Das erlebt man in Frankfurt nicht mehr so oft. Offenbach ist ehrlicher, auch mit Ecken und Kanten, aber mir gefällt die multikulturelle Atmosphäre, ein bisschen wie Kreuzberg." Besonders das Offenbacher Nordend ist ein gewachsener Stadtteil mit Zukunft, auch für Frankfurter. Von hier aus erreicht man die Metropole mit dem Fahrrad direkt am Main entlang in knapp 20 Min. Das neue Wohngebiet am Hafen bietet zudem eine hohe Lebensqualität. "Unser Fahrradladen wird sicher von der Nähe zum Hafen profitieren, die ersten Kunden von dort haben schon vorbei geschaut", meint der Inhaber. Das 'Pedalinski' ist spezialisiert auf moderne, alltagstaugliche und pflegeleichte Stadt- und Tourenräder. Der Schwerpunkt liegt auf einer individellen Beratung, egal ob sich der Kunde für ein günstiges 3-Gang Rad, ein Alu-Leichtrad oder das robuste Reiserad für die nächste große Tour interessiert. Feine Räder aus Stahl liegen dem Team besonders am Herzen. Ein schneller und kompetenter Service für die kleinen und grossen Pannen bei jeder Art von

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Fahrrädern wird ebenfalls angeboten und die fehlende Klingel oder den Fahrradkorb findet man auch im Sortiment. Und zuletzt: Woher kommt eigentlich der Name? "Ja, Pedalinski war mal ein etwas abwertender Begriff für Fahrradfahrer, aber ich bin auch so ein 'Pedalinski', fahrradbegeistert und immer mit dem Rad unterwegs." (Andreas Desch)

 Pedalinski | Kaiserstr. 92, OF Mo. – Fr. 10.00 – 19.00 & Sa. 10.00 – 15.00 Uhr Tel.: 069 80908399 | www.pedalinski.de

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Verein

"mit dem tandem ist es

schöner… "

Fotos: Tandemclub Offenbach

Radfahren wird mit dem Tandem erst wirklich schön und für Blinde oder Menschen mit Seheinschränkung überhaupt erst möglich. In Offenbach bietet der Tandemclub für Blinde, Sehbehinderte und ihre Freunde e.V. seit 25 Jahren dieses sportliche und integrative Hobby an. n "Das ist ja wie fliegen", ruft die junge Frau aus Kasachstan begeistert, während sie den Maunzenweiher umrundet. Zum ersten Mal fährt sie mit einem Fahrrad, doch ist sie nicht allein. Vor ihr tritt ihr "Pilot" in die Pedale und lenkt sie sicher durch den Wald, denn sie ist blind. Für viele blinde oder seheingeschränkte Menschen ist es undenkbar Fahrrad zu fahren. Gemeinsam auf einem Tandem mit einem Sehenden ist dies jedoch kein Problem. "Man braucht natürlich Vertrauen zu seinem Vordermann oder seiner Vorderfrau, dann lernt man es schnell 22

und es macht sehr viel Spaß", erklärt Frau Wenzel, selbst blind, aus eigener Erfahrung. Im Tandemclub Offenbach fährt sie seit Jahren begeistert mit, engagiert sich im Vorstand und organisiert u.a. die Teams für die gemeinsamen Touren. "Fahrrad fahren ist für blinde und seheingeschränkte Menschen durchaus ein Sport, der sich unkompliziert und mit wenig Aufwand ausüben lässt", erklärte J. Bosten. Seine seheingeschränkte Frau und er haben das Tandemfahren schon lange als ideale, gemeinsam u t & l i e b e juni/juli/august 2014


mut&liebe me Sportart für sich entdeckt. Es trainiert die Fitness, man bewegt sich in der Natur und man trifft nette Leute. Anderen geht es ähnlich, der Offenbacher Club gehört zu den Aktivsten im Rhein-Main-Gebiet und die Mitglieder treffen sich wesentlich öfter zu gemeinsamen Touren, als die anderen Tandemvereine z.B. aus Frankfurt oder Darmstadt. "Unter der Woche unternehmen wir kleinere Feierabendtouren, 14-tägig fahren wir am Sonntag schon mal 45 bis 80 km, ein Mal im Monat, meist samstags bis zu 100 km. Besondere Highlights sind jedes Jahr im Sommer die mehrtägigen Freizeiten mit Fahrten von ca. 200 bis 300 km", erzählt J. Bosten. Da ist schon eine gute Kondition gefragt, aber auch Spaß an Kommunikation und gemeinsamen Unternehmungen. "Wir fahren jetzt durch einen Wald mit Buchen", beschreibt z.B. der sehende Pilot dem blinden Mitfahrer die Umgebung. Geräusche und Gerüche dagegen erleben die seheingeschränkten Mitfahrer besonders intensiv. Auf dem Tandem kann man sich ungestört unterhalten und so ergänzen sich die unterschiedlichen Eindrücke zu besonderen Erlebnissen. Für gemeinsame Wanderungen oder andere Aktivitäten, wie Theaterbesuche, Kochen u.a. treffen sich die Mitglieder des Tandemclubs auch ab und zu. Die Feierabendtouren und die lange Samstagstour werden auch im Winter, wenn das Wetter es zulässt, angeboten. Vom Alter und auch von den kulturellen Wurzeln her sind die Mitglieder bunt gemischt. Einige haben z.B. türkische, marokkanische, palästinensische, israelische Wurzeln oder kommen aus Kasachstan, wie die junge Frau, die am Maunzenweiher ihre erste Runde auf einem Fahrrad fuhr. Doch durch das gemeinsames Hobby sind schon langjährige Freundschaften entstanden und sogar eine Ehe.

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dems auf den Weg. Zwei Teams starteten von Fulda, drei weitere stießen in Bitterfeld dazu und zusammen erreichten sie nach insgesamt 6 Tagen und 648km die Hauptstadt. "Es war ein tolles Erlebnis, viele Straße waren extra gesperrt und wir fuhren gemeinsam mit 120 Tandems aus unterschiedlichen Ländern durch die ganze Stadt", berichtet Frau G. Bosten, immer noch begeistert. 150.000 Fahrradfahrer bewegten sich dann bei der abschließenden Sternfahrt des ADFC auf den Straßen Berlins. "Keiner von uns hatte je soviele Fahrradfahrer zusammen auf der Straße erlebt." Mit unvergesslichen Eindrücken und vielen neuen Kontakten im Gepäck ging es dann zurück nach Offenbach. Im Sommer feiert der aktive Club bereits sein 25-jähriges Bestehen mit einer Jubiläumsfreizeit (11. bis 15. Juni). Interessierte Tandemteams, auch Nichtmitglieder, sind herzlich eingeladen, die Tour zu begleiten. Aber auch sonst können Interessierte jederzeit zu Probetouren vorbeischauen und mitfahren. (Anfragen an: kontakt@tandemclub-offenbach.de) Voraussetzung für die Piloten ist sicheres Fahrradfahren und etwas Kondition. Wer noch nie Tandem gefahren ist, bekommt zunächst eine Einführung und kann es in Ruhe ausprobieren.

 Info: www.tandemclub-offenbach.de

Am Sammelpunkt mit 120 Tandemfahrern zur Sternfahrt nach Berlin.

Die bisher größte, sportliche Herausforderung für die Tandemfahrerinnen und -fahrer war die Einladung zu einer Sternfahrt nach Berlin. Der Blinden- und Sehbehindertenverband Deutschland feierte dort 2012 sein 100-jähriges Bestehen. Die Offenbacher machten sich mit 5 Tanmut&liebe

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entwicklung. zukunft. offenbach. mit uns!

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www.soh-of.de

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artefakt offenbach

fahrrad & service

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n Ob ein Adapter für das Ventil fehlt oder der Kauf eines E-Bikes geplant ist, im LADEN artefakt Offenbach im ehemaligen SCHLECKER-Markt im Starkenburgring 4 / Ecke Senefelderstraße wird man sicher fündig.

Bei artefakt Offenbach stehen E-Bikes und Cityräder, Hollandräder, Sporträder und Single Speeds zur Testfahrt bereit. Ein besonderes Angebot ist zur Zeit das RMV-adfc Faltrad von TERN.

Seit Oktober 2013 bieten Anja Bamberger und Jürgen Blümmel dort ausgewählte Fahrradmarken, Zubehör und Ersatzteile an. Ein guter Espresso, Lektüre zum Thema, die freundliche Beratung und der Reparaturservice vom Fachmann gehören ebenso zum Ladenkonzept.

 LADEN artefakt Offenbach

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Starkenburgring 4 | Offenbach T 069 85093800 | www.artefakt-offenbach.de Di - Fr 10.00 – 19.00 Uhr, Sa 10.00 – 14.00 Uhr Montags geschlossen

Foto: © Lemnitzer-Fotografie

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ď‚„

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helenas lastenrad design made in offenbach Obwohl noch mitten im Studium an der HFG Offenbach hat Helena Reinsch bereits erfolgreich ihr erstes Produkt realisiert. Die fahrradbegeisterte Studentin entwarf ein praktisches Lastenfahrrad und konnte die renommierte Radmanufaktur Patria aus Bielefeld von ihrer Idee Ăźberzeugen.

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n Während eines Praktikums hatte Helena bereits erste Erfahrungen mit Rahmenbau bei Patria gesammelt. Die Manufaktur produziert seit 1898 hochwertige, individuell angepasste Stahlrahmen für Fahrräder direkt in Deutschland. Für Studenten und Zweiradmechaniker bietet sich hier die Möglichkeit, die Produktion vor Ort kennenzulernen. Mit ihrer Idee für ein praktisches, schnelles Lastenfahrrad meldete sich die angehende Produktdesignerin bei Patria zurück. "Es war natürlich toll, dass die Firma Interesse zeigte. Ich profierte sehr von der Erfahrung des Teams und wurde vom Chef persönlich unterstützt." (Helena) Das Lastenrad sollte nicht zu schwer werden und für Frauen und Männer gleichermaßen gut zu benutzen sein.

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"Es hat zwei Räder, nicht drei, und ist nicht schwer zu halten (auch im Stand, beladen), weil die Last tief liegt. Die Lenkstange ist nicht senkrecht, sondern leicht nach vorne gekippt. Dadurch verlängert sich die Ladefläche, ohne dass der Radstand zu lang wird (1,70 m)." erklärt Helena. Zwei Kisten Wasser und der Picknickkorb finden bequem Platz auf der großen Ladefläche, das Rad ist trotzdem leicht zu kutschieren. Die gesamte Wohngemeinschaft von Helena ist schon mal probegefahren und weitere Interessenten haben sich gemeldet. Der Prototyp ist zur Zeit noch ein Einzelstück, weitere Räder gehen aber bald in die Produktion.  Infos: helena_reinsch@web.de Fotos © Helena Reinsch

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leute Nordportugal ist nicht die typische Rad-Tourismus-Region. Umso spannender war es für mich an einer Radreise durch dieses Gebiet teilzunehmen. Unsere kleine Reisegruppe bildeten 4 gestresste Männer aus Stockstadt/Rhein und ich als einziger „Offenbacher“. Idee war es mit dem Flugzeug nach Porto zu reisen und von dort aus in 8 Tagen in einem großen Bogen den Minho (eine Region nördlich von Porto) zu erfahren. Das Gepäck mussten wir auf dem Rad mit uns führen, Unterkünfte wollten wir uns spontan vor Ort suchen.

auszeit auf 2 rädern

Also los!

eine woche in nordportugal von Jürgen Blümmel TAG 1 Ankunft am Vormittag in Porto Durch die Zeitumstellung gewinnen wir eine Stunde und nutzen den Tag für eine erste Etappe. Der Flughafen von Porto liegt im Norden der Stadt. Wir bleiben also außerhalb der Metropole und bewegen uns weiter in nördlicher Richtung. Es geht viele Kilometer über Kopfsteinpflaster – auf Straßen die uns sogar den Gegenwind vergessen lassen. Links von uns immer wieder in Sichtweite: der blaue Altlantik. Rechts erstreckt sich ein grünes Gemüseanbaugebiet mit unzähligen Parzellen und Feldern. Wir durchfahren die Hafenstadt Povoa de Varzim und überqueren den Fluss Cavado. 28

Ziel unserer ersten Etappe ist die Hafenstadt Viana do Castello, die an der Mündung des Rio Lima liegt. Wir haben an diesem ersten Tag 75 km zurück gelegt und dabei ca. 20 Praia (Badestrände) passiert - an keinem einzigen war eine nennenswerte Anzahl Touristen zu beobachten.

In Viana do Costelo finden wir ein schönes Hotel und eine einfache, originelle Fischerkneipe in der wir die einzigen Auswärtigen sind. Es gibt Fisch in allen Sorten und Formen und einen roten (!) Vinho Verde aus Porzellantassen.

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TAG 3 Es wird anstrengend, ab jetzt geht es in die Berge. Die gut ausgebauten (kleinen) Straßen führen uns am Rand der Serra da Peneda entlang ins Herz des Minho-Gebiets. Es geht bis auf ca. 850m Höhe hinauf, wir müssen dazu kilometerlange Anstiege bewältigen. Die Strecke führt über den Ort Ponte de Barca nach Lindoso. Im Bergdorf finden wir Unterkunft in einem typischen alten Steinhaus, das als Ferienwohnung eingerichtet ist.

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TAG 6

TAG 2 Zunächst geht es weiter an der Küste entlang Richtung Norden. In Vila Praia de Ancora verabschieden wir uns vom Meer, wir steigen noch mal vom Rad und gehen runter zum Strand. Auch hier: alles ruhig und fast menschenleer. Nach ca. 30 km erreichen wir den Grenzfluss zu Spanien, den Rio Minho. Wir ändern die Richtung und biegen vor der Grenze ins Landesinnere ab. Es geht jetzt bis zum alten Ort Moncao. Von diesem hoch gelegenen Ort genießen wir einen fantastischen Blick auf den Grenzfluss, der sich im Tal seinen natürlichen Weg sucht. Wir übernachten in einer alten, zum Hotel umgebauten Stadtvilla.

Schuhen, Bekleidung, Technik und Werkzeug. Die Rückfahrt nach Portugal führt uns über den Grenzpass… Die alten Kontrollstationen stehen verlassen im Wald – eine fast unheimliche Atmosphäre. Die Abfahrt auf kleinster Straße führt uns in ein Thermalbad. Der Kurort Ventosa liegt an einem verzweigten Stausee der ein beliebtes Ausflugsziel für die Städter aus Porto ist.

TAG 5 Die Landschaft bleibt weiterhin bergig und die Fahrt ist sehr anstrengend. Hier ist es so weiträumig, dass sogar Wildpferde im Gebiet leben. Auf den Bergkämmen stehen viele Windräder, durch Rückhaltebecken wird Wasserkraft genutzt. Regenerative Energie hat in Portugal einen sehr hohen Stellenwert. Unser Ziel ist heute Amarante. Eine wunderbare alte Stadt am Fluss.

Wir verlassen Amarante - und es geht wieder bergauf ! Es steht ein langer Aufstieg über eine letzte Bergkette bevor, die uns noch vom Douro-Tal trennt. Die Anstrengung wird mit einer wunderbaren Abfahrt durch die Weinberge belohnt. In den höheren Lagen wächst hier der Vinho Verde, näher am Fluss die verschiedenen Rotweinsorten. Wir erreichen die Stadt Peso da Regua die als Zentrum des Portwein-Anbaus gilt. Hier in diesem Landstrich haben die renommierten Portweinmarken ihre Anbaugebiete und Keltereien. Bei einem Besuch eines Weinladens erfahren wir, dass zur Zeit große französische Konzerne auf Einkaufstour in Portugal sind und alt eingesessene portugiesische Weingüter übernehmen wollen. Sie wollen vor allem die hervorragenden Rotweine in Zukunft international vermarkten.

Heute fahren wir ein kurzes Stück nach Spanien hinein. Die Gegend ist so wenig besiedelt, das Gelände so anspruchsvoll, dass die beste Verbindung ein Stück durch Galizien führt. Der Abstecher führt uns in einen Ort in dem die Durchgangsstraße wegen Wochenmarkt kurzerhand gesperrt wurde. Das Angebot reicht von Obst, Gemüse über Fisch, Fleisch bis zu m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Fotos: Jürgen Blümmel

TAG 4

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TAG 7 Wir fahren flussabwärts auf der linken Seite des Douro-Tals. Das bedeutet nicht, dass wir uns auf flacher Strecke bewegen. Die Straßen führen in einem ständigen auf und ab durch die Weinberge. Es ergeben sich immer wieder fantastische Aussichten in das Tal, so dass die Räder immer wieder angehalten werden, um den Ausblick zu geniessen. Wir fahren viel auf Abschnitten der „Routa de Romanico“ – einem neuen touristischen Projekt das Sehenswürdigkeiten des Mittelalters miteinander verbindet.

TAG 8 Nach einer Übernachtung in Castelo de Pavia geht die Reise den unteren Abschnitt des Douro-Tals entlang. Wir wechseln die Uferseite über eine der wenigen Brücken. Der Douro ist durch zahlreiche Zuflüsse, Bäche und Quellen zu einem Strom angewachsen. Hier finden sich viele Sportboothäfen und sogar Strände. Immer noch tief ins Tal eingeschnitten erreichen wir unser Ziel - die Altstadt von Porto.

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Hohe Brücken überspannen hier den Fluss. Porto ist auch jetzt Mitte Mai eine pulsierende Stadt – auch wenn zu spüren ist, dass wir uns noch vor der Saison befinden. In der Altstadt haben die PortweinFirmen ihre Keller, in denen zum Teil Jahrzehnte eingelagert wird. Überall ist der englische Einfluss zu spüren, der durch die langen Handelsbeziehungen mit dem Portwein entstanden ist.

…und zurück Noch mal eine kurze Fahrt durch die Stadt zum Flughafen: Gepäck und Räder einchecken und wir müssen Portugal verlassen. _____ Es gab viel zu sehen und viel zu erleben - zu viel um hier beschrieben zu werden.

Frischauf Fahrrad in "60 Jahre Fahrrad" Lehr- und Unterhaltungsbuch für die Jugend des ArbeiterRad und Kraftfahrer-Bundes Solidarität, 1930 © Stadtarchiv Offenbach


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G e s ch i ch t e n

offenbacher fahrrad& arbeitergeschichte:

die fahrradfabrik frischauf Wegen der damals berühmten politischen Toleranz der Stadt Offenbach verlegte der ArbeiterRadfahrerbund „Solidarität" im Jahre 1907 seinen Hauptsitz von Chemnitz nach Offenbach. Die bereits 1896 gegründete „Solidarität" war eine Tochter der damals von der Regierung noch heftigst bekämpften Arbeiterbewegung.

n Eines der Vereinsziele der „Solidarität" war die Beschaffung preiswerter und guter Fahrräder für die Mitglieder. Einige Jahre nach dem Umzug nach Offenbach entschloss sich die Vereinsleitung, zu diesem Zwecke eine genossenschaftlich organisierte Fahrradfabrik zu gründen. 1912 war die Fabrik mit dem schönen Namen „Frischauf" in der Sprendlinger Landstr. 220-224 fertig. Angeschlossen waren ein Bürogebäude für die Fabrik und die Bundesverwaltung des Vereins sowie drei große Mehrfamilienhäuser für die Arbeiter und Angestellten der Fabrik. Die Offenbacher staunten über die ungewohnten Luxusausstattung der Dreizimmerwohnungen mit eingerichteter Wohnküche, Bad und Kachelöfen. Der normale Standard der Jahrhundertwende – und später – war das GemeinschaftsPlumpsklo im Hof und das wöchentliche Familienbad in der Zinkwanne in der Küche. Einer dieser Häuserblocks ist neben dem neuen Postverteilzentrum in der Sprendlinger Landstraße noch zu bewundern. In den zwanziger Jahren hatte die „Solidarität" 210.000 Mitglieder und war der größte Radfahrerbund der Welt. Wegen der großen Nachfrage wurde die Fabrik damals noch erweitert. Autofahrer durften dann auch mitmachen, der Name wurde zu „Arbeiter Rad- und Kraftfahrerbund Solidarität" geändert. m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

1933 war die Herrlichkeit zu Ende – die Nationalsozialisten verboten den Verein, nicht zuletzt, um dieser roten Zelle im sowieso roten Offenbach den Garaus zu machen. Die neuen Herrscher beschlagnahmten alle Vermögenswerte und benannten die Fabrik in Mayweg-Werke um. Mitarbeiter, die sich dem Zeitgeist nicht anpassen wollten, wurden in die neu entstandenen Konzentrationslager deportiert und die Wohnhäuser im Jahre 1935 verkauft.

© RKB, Offenbach

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G e s ch i ch t e n

1946-1999 – Alles schon mal dagewesen Nachdem die Deutschen nach dem Ende des 1000-jährigen Reiches aus den Ruinen gekrabbelt waren und das Leben langsam wieder in geordnete Bahnen kam, gründeten die übrig gebliebenen Aktivisten im Jahre 1946 den Verein neu, doch sie bekamen das Werk nicht zurück und die mickrigen Entschädigungszahlungen reichten nicht für einen Neuaufbau. Ob da der alte Zeitgeist wieder durchgekommen ist in der jungen Bundesrepublik? Die „Solidarität" hat noch immer ihre Bundeszentrale in Offenbach, doch die Mitgliederzahlen sind weit von der vormaligen Herrlichkeit entfernt. Der ADFC bemüht sich redlich um die Nachfolge als größter Radfahrerbund der Welt, wenn auch unter weniger politischen Vorzeichen, und ist mit rund 100.000 Mitgliedern auf dem besten Wege dazu. Sozialdemokratische Fahrräder gibt's auch wieder. Sie werden im Auftrag der SPD und der IDENT Marketing Gesellschaft unter der Marke „Vorwärts" bei der Bremer Fahrradmanufaktur gefertigt, aber vorerst nur in Norddeutschland verkauft. Alten Offenbachern sind die „gritzegrienen" Frischauf-Fahrräder noch in bester Erinnerung. Nach Aussage eines hiesigen Fahrradhändlers fahren davon, ca. 80 Jahre nach dem Ende der Fabrik, immer noch welche herum. Das war Qualität! Die Radwege, die Vereine, die genossenschaftlichen Fahrräder – alles schon mal dagewesen. So modern ist unsere Zeit bei näherem Hinsehen gar nicht, und von den Altvorderen können wir Jungspunde noch so manches lernen. Quellen: „Offenbach - was für eine Stadt" von W.B. Sahm und C. Uslular-Thiele, CoCon-Verlag Hanau, 1997, Museum für Verkehr und Technik, Berlin, und langjähriger adfcOffenbach Vorsitzender Günter Burkhart. Mit freundlicher Erlaubnis des adfc Offenbachs. Abb. auf dieser Seite oben: Anzeige des Fahrradhauses Frischauf in "60 Jahre Fahrrad" Lehr- und Unterhaltungsbuch für die Jugend des ArbeiterRad und Kraftfahrer-Bundes Solidarität, 1930 © Stadtarchiv Offenbach

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n Der Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896 e.V. (kurz: RKB) ist ein Sportverband mit den Traditionssportarten Rad-, Roll und Motorsport, der den Breitensport fördert und darüber hinaus, mit der Solidaritätsjugend Deutschlands, eine besondere Jugendarbeit leistet. Entstanden in der Weimarer Republik aus der Arbeiterbewegung heraus, war der RKB – damals noch der “Arbeiter-Radfahrerbund Solidarität“ (ARBS) – der weltweit mitgliedstärkste Verband von Radfahrerinnen und Radfahrern. Gegründet wurde der Verband zwischen dem 24. – 25. Mai 1896 in Offenbach und hat seitdem seine Bundesgeschäftsstelle in Offenbach am Main. Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Vereinsleben stark eingeschränkt bis der RKB komplett aufgelöst wurde. Das Vermögen des Verbandes ging in das Eigentum des m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Verein

solidarität auf rädern:

der Rad- und Kraftfahrerbund "Solidarität" Deutschland 1806 e.V.

© RKB, Offenbach

Staates über, Fahrräder, Zubehör und Material wurden an Polizeieinheiten, die Hitlerjugend und an staatsnahe Radvereine vergeben. Viele Vereinsfunktionäre, die sich nicht ins Exil retten konnten, kamen sogar in Gefängnisse und in Konzentrationslager. Nach der Gründung des Bundesrepublik Deutschland – im April 1949 – konnten die verbandlichen Strukturen peu á peu wieder aufgebaut und der RKB Solidarität erneut gegründet werden. Die Ziele und Verdienste dieses in der Vergangenheit größten Verbands von Radfahrerinnen und Radfahrern lagen unter anderem darin, das Fahrrad zum Massenverkehrsmittel werden zu lassen und dadurch die Mobilität von Arbeiterinnen und Arbeitern und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern, ein Gegengewicht zum bürgerlichen Sport herzustellen, sowie Sport, Kultur und Politik sinnvoll miteinander zu verbinden. m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Vielfalt und Offenheit: Heute versteht sich der RKB zum einen als ein Fachverband für Hallenradsport. Zum anderen ist der RKB zusammen mit der Solidaritätsjugend Deutschlands ein Dachverband für alles, was auf Rollen und Rädern Spaß machen kann, und für alle, die eine Alternative zu anderen Sportarten suchen. Rad-, Roll- und Motorsport sind die großen Leidenschaften des Rad- und Kraftfahrerbunds. Die Solidaritätsjugend Deutschlands – Internationale Freundschaften unser Ziel und Stärke Die Solidaritätsjugend Deutschlands (kurz: Solijugend) ist die eigenständige Jugendorganisation des RKB, ein Jugendverband, der für eine sozial gerechte und demokratische Weltanschauung steht. Seit fast 60 Jahren – die Jugendorganisation wurde 1954 in Asperg gegründet – setzt sich dieser Jugendverband für die Interessen der Kinder- und Jugendlichen in 33


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Verein

© RKB, Offenbach

unserer Gesellschaft ein. Die Solidaritätsjugend gliedert sich in Vereins-, Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Das höchste Organ auf Bundesebene ist der Bundesjugendkongress (Bujuko), der alle drei Jahre tagt. Die Solijugend ist Mitglied des Deutschen Bundesjugendrings und anerkannter Träger der Jugendhilfe.

Boxclub Nordend O f f e n b a c h

Ob außerschulische Jugendbildung, das Diskutieren von verschiedenen gesellschaftlichen Themen in Seminaren und Workshops oder das Kennenlernen von anderen Kulturen in internationalen Jugendfreizeiten – die Solijugend bietet für alle jungen Menschen etwas! Kinder und Jugendliche bereichern das Verbandsleben und die Gesellschaft durch ihr ehrenamt-

liches Engagement in Jugendpolitik, Jugendbildung, Jugendkultur, Jugendsport und der internationalen Jugendbegegnungen. Wenn ihr nun Lust habt, mitzumachen, dann meldet euch einfach in der Bundesgeschäftsstelle:

 Rad- und Kraftfahrerbund „Solidarität“ Deutschland 1896 e.V. Solidaritätsjugend Deutschlands Fritz-Remy-Straße 19, 63071 Offenbach Tel: 069 852094, bgst@solijugend.de www.solijugend.de www.facebook.com/Solijugend

BOXEN LIVE

Fahrradtour & - Cup 4 H 1 O 0 2 S Spargelstechen… 34

Sa. 07. Juni • Boxhalle am Hafen 19, OF Beginn: 19.00 • Einlass: ab 17.30 Uhr Kartenvorverkauf in der Boxhalle (Hafen 19)

m u t & l i e b e juni/juli/august www.boxclub-nordend-offenbach.de

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G e s ch i ch t e n

als das zweirad fahren lernte

das velocipede

von Uwe Kauss

Im Depot des Offenbacher Hauses der Stadtgeschichte befinden sich zwei seltene Velociped aus dem 19. Jahrhundert. Mit ihnen war das Fahren kein Vergnügen, sondern lebensgefährlich.

Dr. Jürgen Eichenauer, der Leiter des Hauses der Stadtgeschichte, mit einem Velocipede aus dem Jahre 1865.

n Die hohe Halle hinter dem Haus der Stadtgeschichte ist das Gedächtnis der Stadt. Hunderte Schubladen in langen Stahlregalen sind akribisch beschriftetet, hinten im Dunklen erheben sich meterlange Schränke aus dem Schatten. Dazwischen alte Maschinen, Skulpturen, ein offener Wagen – jeder Zentimeter ist genutzt und gefüllt. Dr. Jürgen Eichenauer, der Leiter des Hauses der Stadtgeschichte, geht durch sein Depot und weist auf versteckten Platz. Gegenüber hoher Archivschränken stehen zwei Gefährte, die zu den ältesten Vorfahren der Fahrräder gehören dürften: Sie bestehen nur aus Holz und Eisen, bem u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Foto: Uwe Kauss

saßen weder Kette, Beleuchtung oder Gummireifen. Gebaut wurden die Fahrrad-Vorfahren in den Jahren um 1865. Damals war das „Velociped“ der Inbegriff des technischen Fortschritts. Das wahrscheinlich ältere der beiden Offenbacher Zweiräder – der Begriff "Fahrrad" etablierte sich erst Jahrzehnte später – trägt ein Typenschild. Es beweist: Das fortschrittliche Gefährt wurde in Offenbach gebaut. Die heute vergessene Maschinenfabrik Julius Steinmetz in der Ludwigstraße hat sie gefertigt, das Velociped trägt die Seriennummer 119. 35


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G e s ch i ch t e n

Zur Gründung des damaligen Heimatmuseums im Jahr 1917 konnten die Besucher sie bestaunen. Die „Offenbacher Zeitung“ schrieb am 9. September dieses Jahres: „Heimatmuseum. Als weitere Geschenke wurden übersandt: von Herrn Hermann Johl eines der ältesten Fahrräder (1860) (...)“ Der Fahrradhändler betrieb seit 1899 in der Kaiserstraße ein „Velodrom“. Das war eine Halle, in dem wohlhabende Bürger auf Sägespänen den Umgang mit den sehr teuren Zweirädern lernten. Zwei Tage zuvor ist in einem Artikel zur Eröffnung des Museums zu lesen: „Ein Velociped steht in der Ecke, es ist ganz von Eisen, hat eine besondere, sehr primitive Bremse und stammt aus dem Jahr 1860.“ Die Zeitgenossen nahmen es mit den Jahreszahlen allerdings nicht so genau. Denn 1866 ließ der Franzose Pierre Lallement seine Konstruktion in den USA patentieren. Sie sieht aus, wie die Offenbacher Stücke. Deutschland lag im Krieg mit Frankreich, und so mussten die deutschen Velocipede doch früher als die des Feindes gebaut worden sein. In einem Artikel zum Umbau des Heimatmuseums im Jahr 1938 erwähnt die Zeitung beide Exemplare in der Ausstellung zum letzten Mal. Mit den Kriegswirren und -schäden verschwanden sie vermutlich im Depot. Zeitgenossen hatten die Zweiräder schon bald nach ihrem Erscheinen „Knochenschüttler“ genannt. Da war etwas Wahres dran. Denn das Fahren mit dem Velociped hatte nichts zu tun mit dem komfortablen Fahrrad, wie wir es heute kennen.

Die Pedale waren direkt am hohen Vorderrad ohne Übersetzung angebracht – das Vorbild waren der Antrieb des Schleifsteins, den die Messerschleifer damals benutzten. Eine Umdrehung der Pedale entsprach genau einer Umdrehung des Rades, das wie ein Kutschenrad aussah und aus Holz oder Eisen gefertigt war. Das Kurvenfahren musste man können, den beim Lenken drehten sich auch die Pedale. Bei einem der beiden Velocipede sind über dem Vorderrad zwei schmale, gerundete Stahlstreifen zu sehen. Beim Kurven- oder Abwärtsfahren legte man die Füße hinein, damit sich die Pedale drehen konnten. Die schlicht wirkende Bremse wurde über ein Lederband mit dem Lenker verbunden. Drehte man am Griff, neigte sich die Bremsbacke zum Rad. Das verringerte zwar ein wenig die Geschwindigkeit, aber Vollbremsungen ließen sich damit keine hinlegen. Der lange Sattel war auf einem gezogenen Stahlstreifen angebracht, der wie die einfache Federung einer Kutsche funktionierte. Das Fahren damit war lebensgefährlich: Wer bei einem Aufprall über den Lenker stürzte, brach sich häufig das Genick. Deswegen fuhren in diesen Jahren vor allem Männer damit herum. Den Frauen trauten sie das Beherrschen eines so gefährlichen, schnellen Zweirads nicht zu. Das änderte sich erst zur Jahrhundertwende. An diesen alten Velocipeden lässt sich wunderbar erkennen, wie das Fahrrad zu dem wurde, was es heute ist. Es war ein langer Weg. Das Depot des Offenbacher Stadtmuseums verfügt über zwei Zeugen, die gerne davon erzählen.

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Fahrrad & Taschen — — — — —

Mo geschlossen, Di-Fr 10-19 Uhr, Samstag 10-14 Uhr, inkl. Fahrradreparaturservice

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Starkenburgring 4 63069 Offenbach T 069 8509380-0 www.artefakt-offenbach.de m u t & l i e b e juni/juli/august 2014 E laden@artefakt-offenbach.de


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Verein

wer rad fährt hat eine lobby:

den adfc n Der Name steht für Selbstbewusstsein. Denn der „Allgemeine Deutsche FahrradClub“ gab ihn sich im vollen Bewusstsein, als David gegen Goliath anzutreten: das im Vergleich mit dem Auto schwache Gefährt und im Blick auf den millionenstarken Verein ADAC als Club von einigen zehntausend Radfahrern! Eine weitere Parallele ist die zweifache Zielrichtung, denn beide Interessenvertretungen versuchen jeweils für ihre Mitglieder möglichst großen Einfluss auf die Verkehrspolitik zu nehmen, zugleich bieten sie ihnen zahlreiche Freizeitprojekte an – je nach Fahrzeugart. Der Offenbacher ADFC macht das auch, allerdings im Kleinen sozusagen. Und das mit Hochdruck, nachdem die Vorstandsarbeit zu Jahresbeginn neu formiert wurde. Wir nahmen zuerst den Bestand an den größten Mängeln im Offenbacher Verkehr auf: die fehlenden Radstreifen auf großen Straßen (Waldstraße, Bieberer Straße, Sprendlinger Landstraße), die gefährlichsten Stellen (Rechtsabbieger von der Berliner Straße, Einfahrten in die Rathaustiefgarage) und die Mängel an Abstellplätzen (S-Bahnhöfe). Weiterhin interessierte uns die Situation des Radfahrens in der Fußgängerzone, aber auch das Falschfahren vieler Radfahrer auf der Berliner Straße. Freilich kann kein ADFC diese Verhältnisse ändern, dazu sind die Verkehrspolitiker und die Verwaltungen im Rathaus da. Deshalb nehmen wir an Kommissionen, Runden Tischen und einigen AGs teil, die mit dem Radfahren zu tun haben, um unsere Interessen an Veränderung in die politischen Entscheidungsgänge einzubringen. Dabei geht es nicht nur um die bauliche Seite, sondern auch um das übliche Verhalten von Fußgängern, Auto- und Radfahrern, das ja bekanntlich von manchmal heftigen Konflikten gekennzeichnet ist. Da wir ADFCler Wert darauf legen, auf der Straße korrekt und fair zu fahren, machten wir eine überraschende Erfahrung: Während wir uns in der Regel bei Autofahrern mit Handzeichen bedanken, m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Der adfc Offenbach präsentiert seine Freizeitaktivitäten 2014 in einem großformatigen Kalender

wenn sie unsere Vorfahrt beachten – so z.B. bei deren Rechtsabbiegen vor dem Cinemaxx in die Ludwigstraße –, bemerkten wir, dass sie zunehmend freundliche Verhaltensweisen zeigten und mehr und mehr „unsere“ Querung „ihrer“ Fahrbahn respektierten. Mit den zuständigen Beamten im Rathaus erörterten wir auch diese Beobachtung, und so entwickeln wir gemeinsam eine langfristige Perspektive, um in unserer Stadt eine Kampagne „Freundlichkeit auf der Straße“ (Arbeitstitel) in Gang zu setzen. Und die Freizeitprojekte des ADFC Offenbach? Einem großformatigen Kalender sind jede Menge Feierabendfahrten, Ganztagsfahrten und eine Mehrtagesfahrt zu entnehmen. Ein Beispiel nur: Am Sonntag, 20. Juli, startet die Gruppe um 10 Uhr in Richtung BergenEnkheim, befährt anschließend die autofreie „Hohe Straße“ mit ihren vielen kreativen Anlegestellen bis Nidderau zur Mittagspause und kehrt auf dem nördlichen Mainufer zurück nach Offenbach. Nach etwa 60 km kann man den Tag im Hafen 2 ausklingen lassen. Es wird ein Tempo gefahren, das sich auf einem Trekkingrad und mit gewisser Radfahrroutine leicht bewältigen lässt. Anmeldung ist nicht nötig und die Teilnahme für alle Interessierten offen und kostenlos. (Wolfgang Christian)

 Infos unter Tel.: 069 810078 oder 37


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leute

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Th e m a

rsc – radsportclub

1926 offenbach-bürgel e.V.

n 1926 schlossen sich 40 Mitglieder aus der Radfahrabteilung des Musikvereins Bürgel zusammen und gründeten ihren Radsportclub. Die große Liebe der Mitglieder war, neben einer erfolgreichen Kunstradfahrertruppe, der Radrennsport. Leiter und Rennfahrerwart waren die unvergessenen Brüder Klemenz. Auch Namen wie F. Bünsack und J. Zinkarm und L.Ohlig gehören zu jener Zeit. Der bekannte Berufsfahrer Karl Siehl wurde Leiter und Rennfahrwart des RSC. Von 1954 bis 1970 leitete Paul Samhammer die Geschicke des Vereins. Weitere bekannte Namen dieser Zeit waren die Rennfahrer H.Blümmel, W. Bär, C. Prieur, N. Klinzingund und H. Hildebrand. W. Bär und C. Prieur fahren heute noch Radtouristik-Touren. Auch die Jugendabteilung unter der Leitung von Erich Winkler feierte bei Radrennen in dieser Zeit beachtliche Erfolge. Unter der Leitung des ersten Vorsitzenden Karlheinz Oberländer unternahm der RSC Mitte der 80er seine "legendären“ Rad-Fernfahrten zu diversen Partnerstädten. In den 90er Jahren wurde es für kleinere Vereine immer schwieriger die finanziellen Mittel für den Radrennsport aufzubringen und so musste auch der RSC seine Rennabteilung aufgeben. Ende der 70er entwickelten sich mehr und mehr die Rad-Touristik-Fahrten (RTF). Hierbei handelt es sich um sehr sportliches Radfahren ohne Leistungsdruck. Zwischen 41 und 150 km werden bei den von Radsportvereinen angebotenen Touren gefahren. An diesen Radtouren auf Rennrädern waren und sind jedes Wochenende zahlreiche "Gelb/Grüne" vom RSC am 38

Radsport im Verein Start. 1995 wurde Erich Winkler 1. Vorsitzender. Nach seinem plötzlichen Tod 2005 übernahm die damalige 2. Vorsitzende Andrea Brilka den Vorstand und steht seitdem an der Spitze des Vereins. Dem allgemeinen Trend folgend erweiterte auch der RSC sein Angebot im Breitensport. Neben den Radtouristikfahrten werden leichtere gemeinsame Ausfahrten angeboten, besser bekannt unter dem Namen „Genussradeln“. Darüber hinaus werden seit dem Jahr 2000 viertägige Radwochenenden veranstaltet. In jedem Jahr wechselnde Ziele ermöglichen schöne Tagestouren. Ein kulturelles und unterhaltsames Programm runden diese verlängerten Wochenenden ab. Um den Kontakt im Verein auch im Winterhalbjahr nicht abbrechen zu lassen, trifft man sich zum Radwandern, zu Städtetouren und Wanderungen.

Zum RSC gehört nicht zuletzt sein "Klassiker": das Offenbacher Volksradfahren, das jedes Jahr von zahlreichen Hobbyradlern begeistert angenommen wird. Die aktiven Rennradfahrer treffen sich an jedem letzten Dienstag des Monats um 19.30 Uhr in der Gaststätte zum Campingplatz in Bürgel, um die gemeinsamen Sonntags-RTF's festzulegen. Die Genußradler kommen ab Mai jede Woche dienstags um 19.30 Uhr in der Gaststätte Akropolis in Bürgel zum Pläneschmieden zusammen.  Weitere Infos unter www.rsc-offenbach.de m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Verein

teichchrist@t-online.de | www.adfc-offenbach.de

rV germanis bieber 1896 – OBC 1882 e.V. n Unser Verein, der „RV Germanis Bieber 1896 – OBC 1882 e.V“ ist ein kleiner, rühriger Verein. Wie man am Namen sehen kann, haben wir mehrere Wurzeln. Diese sind inzwischen zusammengeführt und mit dem Gründungsjahr 1882, unsere älteste Wurzel „Offenbacher Bicycle Club“, sind wir sogar der zweitälteste Radsportverein Deutschlands!

nen und 18 Radballer. Wir trainieren zwei Mal in der Woche, Montags und Freitags in der Sporthalle der Geschwister Scholl Schule in Bieber hier kümmern sich unsere 5 Trainer ehrenamtlich um die Jugend. Am 19.7. ab 14.00 Uhr findet ein Nachwuchsradballturnier in der Geschwister Scholl Schule statt, hier könnten sich Interessierte unsere Sportart gerne einmal ansehen.  Weitere Infos unter www.rvg-obc.de

In unserem Verein bieten wir drei Betätigungsfelder, die beiden Hallenradsportarten Radball und Einrad, sowie als drittes Standbein unseren Radtreff. Das sind Radtouren zum Zwecke der Bindung unserer Mitglieder und Pflege der sozialen Kontakte außerhalb des organisierten Sportes und der Sporthalle. Wir haben heute einen gut aufgestellten Verein, eine Jugendabteilung mit 42 Jugendlichen im Alter von 8 bis 20 Jahren, die sich aufteilen in 24 Einradlerinm u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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arbeit

VTBO

es geht weiter: e.V. rettet die ehemalige GOAB ausbildungswerkstatt & bikehalle in der mühlheimer straße n Es ist eigentlich alles beim Alten geblieben: der Standort, die Mitarbeiter und das Angebot. Und ab 1. Juni gibt es offiziell einen neuen Namen für den geretteten Ausbildungsbetrieb der insolvent gegangenen GOAB. VTBO – Verein für technische Berufsausbildung Offenbach e.V. führt die Ausbildungsangebote für Metallberufe und Zweiradmechaniker weiter. Die ehemaligen Ausbilder und der Betriebslehrer der Werkstatt haben den Verein im Frühjahr gegründet und konnten damit die Ausbildungs- und Umschulungsplätze für ca. 60 Jugendliche und die eigenen acht Arbeitsplätze sichern. Jugendliche, die keinen Ausbildungsplatz auf dem 1. Arbeitsmarkt gefunden haben, können hier qualifizierte Ausbildungen in Metallberufen oder als Zweiradmechaniker/in abschließen. "Wir freuen uns, dass wir es 40

geschafft haben, diese besonders auch für Offenbach wichtigen Ausbildungsplätze zu erhalten," freut sich Robert Lützenkirchen, Zweiradmechanikermeister in der Bikehalle und Gründungsmitglied des VTBO e.V. "Wir bieten eine qualifizierte und praxisorientierte Ausbildung in Berufen mit Zukunft und geben damit jungen Leuten eine Perpektive." Viele Betriebe bilden nicht mehr selbst aus und Facharbeiter im Metallbereich haben hervorragende Berufschancen. "Die Firmen warten regelrecht auf die Abschlußprüfungen und stellen unsere Leute sofort ein, der Fachkräftemangel ist deutlich zu spüren," (R. Lützenkirchen). Auch die jungen Zweiradmechaniker/ innen haben gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt. Die Zahl der kleineren Fahrradläden und -betriebe ist zwar rückläufig, aber mit der abgeschlossenen Ausbilm u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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arbeit

Robert Lützenkirchen und Raphael Franz, Zweiradmechanikermeister sind Ausbilder und Ansprechpartner in der Bikehalle

dung in der Tasche findet man leichter einen Arbeitsplatz auch in anderen Berufsfeldern. Die Auszubildenen lernen bei der VTBO alle Aspekte ihres Berufes praxisnah kennen, im Zweiradbereich umfassen diese neben der Werkstattarbeit auch Verkauf, Kundenberatung und Kalkulation. In der Bikehalle wird nun die erfolgreiche Arbeit der vergangen 20 Jahre fortgesetzt. Angebot und Mitarbeiter stehen, wie bisher, für Qualität und freundlichen Service. Rechtzeitig zum Start in die Sommersaison stehen Qualitätsräder von hochwertigen Anbietern wie Victoria, Conway oder Chaka bereit. Zubehör vom Schloss bis zur Packtasche finden sich im Ladengeschäft und die Werkstatt ist für alle technischen Inspektionen und Reparaturen bestens ausgestattet. Daneben kann man auch gerne mal ein E-Bike probefahren, vielleicht eine passende Alternative zum Auto. Natürlich gibt es auch weiterhin Motorräder (u.a. die legendäre Royal Enfield) und Motorroller der Marke SYM im Angebot, inklusive Service und Zubehör. m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

 VTBO e.V. • Mühlheimer Str. 185, Offenbach Bikehalle Offenbach Tel. 069 8300798-30 Di. – Fr.: 8.00 – 12.00 und 12.30 – 17.00 Uhr Do. bis 18.00 Uhr Sa. 10.00 – 14.00 Uhr

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arbeit Wer viel gibt, bekommt auch viel zurück. Gesellschaftliches Engagement für Offenbach und internationale Projekte zeigen junge Unternehmer, Fach- und Führungskräfte bei den Wirtschaftsjunioren Offenbach. Von den Erfahrungen und Netzwerken profitieren die Junioren im Beruf und auch persönlich.

Vorstand der Offenbacher Wirtschaftsjunioren 2014

herzlichkeit ist trumpf

offenbacher wirtschaftsjunioren feiern 50-jähriges bestehen

n „Eine der Hauptmotivationen für das Engagement bei den Offenbacher Wirtschaftsjunioren ist der Wunsch, sich gesellschaftlich einzubringen und Dinge zu bewegen – etwas, das unsere Stadt dringend braucht“, erklärt Marcus Lippold, derzeitiger hauptamtlicher Geschäftsführer der Offenbacher Wirtschaftsjunioren. Dafür gibt es bei dem Verband viele Gelegenheiten: Beispielsweise sind die Mitglieder – junge Unternehmer, Fach- und Führungskräfte zwischen 20 und 40 Jahren – Ausrichter dreier großer „Kinderspielfeste“, deren Erlöse den Flutopfern der Tsunami-Katastrophe auf Sri Lanka zugute kamen. Neben einem Waisenhaus auf Sri Lanka, das mit dem eingespielten Geld gebaut werden konnte, werden aktuell auch regionale Projekte unterstützt, etwa die Fröbelschule und die Kinder- und Jugendfarm in Offenbach. Daneben gibt es zahlreiche andere Projekte, bei denen junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet und beraten werden. So kümmert sich das Projekt „Jugend stärken – 1000 Chancen“ zum Beispiel um 42

junge Schulaussteiger und verhilft ihnen durch Gespräche und Trainings zu einer neuen Lebensperspektive. Das Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt der Stadt Offenbach und dem Internationalen Bund realisiert. Ein anderes Beispiel ist die Aktion „Schüler als Bosse“. Hier dürfen Schüler einen Tag lang am Alltag eines Unternehmers teilhaben. Die jungen Menschen erhalten so einen realistischen Einblick in die vielfältige Arbeitswelt eines Unternehmers. Marcus Lippold berichtet, dass diese Aktion für viele Schüler ein Augenöffner ist und diese sich danach mit neuem Schwung auf den Schulabschluss vorbereiten. Aber auch Firmenchefs selbst berichten oft, dass sie von den unverstellten, teils verblüffenden Einsichten der jungen Teilnehmer profitieren. Insgesamt sei die Motivation, sich bei den Wirtschaftsjunioren einzusetzen, vielfältig. Neben dem Interesse am gesellschaftlichen Engagement in spannenden Projekten ist selbstverständlich die Möglichm u t & l i e b e juni/juli/august 2014


mut&liebe keit, sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen, ein wichtiger Aspekt, um sich bei den Offenbacher Wirtschaftsjunioren einzubringen. 50 Jahre erfolgreiches Engagement Der Verein hat in Offenbach eine lange Tradition, wurde 1964 gegründet und feiert in diesem Jahr seinen 50sten Geburtstag. Am 9. September 1964 gründete man im IHK-Bezirk Offenbach einen Juniorenkreis, der auch schon den Netzwerkgedanken mit direktem Erfahrungsaustausch zum Ziel hatte. Dieser entwickelte sich so erfolgreich, dass er 1968 den Hessischen Landesverband der Wirtschaftsjunioren ins Leben rufen konnte. In dieser Zeit begann man sich für unterschiedliche soziale Projekte einzusetzen. 1972 wurde ein erstes Fest zugunsten des „Spastikerheims“ organisiert. Es folgten Projekte wie die „Lehrstellenbeschaffung“ und die „Leprahilfe Pakistan“, für die die Offenbacher bundesweit hohe Auszeichnungen erhielten. 1976 war der Juniorenkreis der IHK Offenbach zu einem der mitgliederstärksten in der Bundesrepublik heran gewachsen.

Sven Franzen ist der junge Präsident der Offenbacher Wirtschaftsjunioren.

Ein weiteres Betätigungsfeld der Offenbacher Wirtschaftsjunioren ist die Existenzgründung. Seit 1997 leisten junge Mitglieder Unternehmen tatkräftige Hilfe zur Krisenbewältigung. In Zusammenarbeit mit Spezialisten aus den Bereichen Finanzwesen und Marketing werden gefährm u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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dete Unternehmen beraten. Da sich in Stadt und Kreis Offenbach viele Existenzgründer tummeln, ist dieser Bereich von großer Bedeutung, denn zur Eröffnung eines Unternehmens braucht es neben Mut auch Kompetenz und Weitblick. Diese Eigenschaften und eine gute Portion Unerschrockenheit bringt der junge Präsident der Offenbacher Junioren mit: Mit 24 Jahren ist Sven Franzen deutschlandweit der jüngste in dieser Position. Trotz seiner Jugend kann der einst jüngste Unternehmer Deutschlands bereits auf neun Jahre Unternehmerschaft zurückblicken. In seiner Firma berät der angehende Jurist Unternehmen im Marketing und hilft speziell bei der Realisierung eines Turnarounds. Bei den Offenbacher Wirtschaftsjunioren gehört es zu seinen Hauptaufgaben, die Mitglieder zu führen, zu begeistern, Probleme zu lösen und den Verein in der Öffentlichkeit zu repräsentieren. Er kam vor rund acht Jahren durch eine Kundin zu den Wirtschaftsjunioren und hat in dieser Zeit sehr positive Erfahrungen gemacht: „Umso mehr man gibt, um so mehr bekommt man zurück“, sagt er. Bei den Offenbacher Junioren gefällt ihm besonders die Herzlichkeit und die Unkompliziertheit. Größter Wirtschaftsverband junger Unternehmer, Fach- und Führungskräfte Deutschlands Wie in der Beschreibung der unterschiedlichen Aktivitäten der Junioren deutlich wird, ist zur erfolgreichen Realisierung der Projekte nicht allein finanzielle Unterstützung nötig, sondern auch vielfältiges Knowhow und die aktive Mitarbeit vieler Hirne und Hände. In Deutschland sind die Wirtschaftsjunioren mit rund 10.000 Mitgliedern der größte Wirtschaftsverband junger Unternehmer, Fach- und Führungskräfte. Diese kommen meist über Empfehlung anderer Jungunternehmer, über die IHK oder auch über die Medien in den Verband. Die ehrenamtlichen Tätigkeiten bei den Junioren reichen weit, von Bewerbungstrainings in Schulen über Unternehmensbesichtigungen bis hin zu Diskussionsrunden mit Politikern. Die Art des Engagements hängt vom eigenen zeitlichen Vermögen jedes einzelnen ab. „Der Einsatz zahlt sich nicht nur für die persönliche Weiterentwicklung aus. Bei den Wirtschaftsjunioren wachsen immer wieder Gremiumsmitglieder für die IHK heran. Für uns sind die Wirtschaftsjunioren schon allein deshalb ein wichtiger Partner“, führt Marcus Lippold aus. Die Mitglieder 43


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Arbeit

seien insgesamt hoch motiviert, denn der Verband biete ein Trainingsumfeld, in dem man sich im konkurrenzfreien Raum ausprobieren dürfe. Dieser Aspekt des angstfreien Erfahrungsaustauschs stellt einen Vorteil gegenüber anderen Wirtschaftsverbänden dar. Viele ehemalige Wirtschaftsjunioren übernehmen nach ihrem 40sten Lebensjahr andere Ämter innerhalb der IHK oder engagieren sich als Fördermitglied. Nahezu jedes zweite Mitglied der Offenbacher Junioren ist weiblich: immer mehr junge Frauen in Führungspositionen engagieren sich tatkräftig im WJ-Netzwerk. Nicht zuletzt deshalb ist die Vereinbarkeit von Karriere und Familie ein Schwerpunktthema des Verbandes auf Bundesebene. „Herzlich. Anders. International.“ Die diesjährige Landeskonferenz der Hessischen Wirtschaftsjunioren vom 16. bis 18. Mai richtete die Offenbacher Sektion aus. Insgesamt nahmen über 300 Besucher an der Veranstaltung teil. Die Offenbacher wählten als Motto der diesjährigen Landeskonferenz: „Herzlich. Anders. International.“. Diese drei Werte umschreiben für sie die wesentlichen Standortvorteile

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Fotos. © Marcus Lippold

Offenbachs. „Das Potential der Stadt liegt in den Menschen, die aus aller Welt kommen. Die Leute hier sind offen und bodenständig, nicht so straight. Sie denken kreativ um die Ecke, um unter nicht immer vorteilhaften Bedingungen zu positiven Lösungen zu kommen. So können Innovationen entstehen“, sagt Lippold. Zu den der Stammtischen, die jeden dritten Dienstag im Monat stattfinden, kann jeder Interessent unverbindlich vorbeikommen. Ingrid Walter, Walter Wortware

 Informationen finden sich unter: www.wj-offenbach.de/termine

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T R A T TOD I NO

Cucina Casalinga

Montag bis Freitag von 12.00 bis 14.30 Uhr und Montag bis Samstag von 18.00 bis 23.00 Uhr m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014 45 www.trattodino.de Ludwigstr. 155 ~ 63067 Offenbach-Nordend 069-85098907


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Gourmet

gasthaus obermühle n Am Ortsrand von Bieber wird die Luft angenehmer. Der Feldweg biegt ab von der großen Straße und führt vorbei an Feldern und Schafen zur Obermühle. Schon gegen 1280 wird die Mühle hier am Bieberbach erstmalig urkundlich erwähnt. Bis in die 1930er Jahre drehte sich das Mühlrad und die Großeltern der heutigen Besitzerin fütterten auf dem Hof noch Kühe und Schweine. Der Kuhstall ist nicht mehr in Betrieb, aber im ehemaligen 'Säustall' und der Scheune werden nun leckere Schnitzel und Grüne Soße serviert. Sieglinde Schäfer gelang es mit einer liebevollen, authentischen Renovierung den Charakter der jahrhundertealten Gebäude zu erhalten und die Mühle in ein idyllisches Ausflugsziel zu verwandeln.

Idyllisches Ausflugslokal mit hohem Entspannungsfaktor und hessischen Spezialitäten vor den Toren Offenbachs.

Fünf Mühlen gab es früher in Bieber, auch damals wurden sie oft von Frauen betrieben. Seit 1999 führt Sieglinde Schäfer gemeinsam mit ihrem Mann das Gasthaus Obermühle.

"Schon meine Eltern wollten hier gerne ein Gasthaus aufmachen, mir ist es dann gelungen," erzählt die Besitzerin. "Dies war auch die einzige Möglichkeit das historische Anwesen zu erhalten." 46

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mut&liebe Passend zum Interieur gibt es natürlich typisch hessische Spezialtäten, gekocht vom Chef und 'de Abbelwoi' praktisch vom Baum vor der Haustür. Die Kelterei Zilch in Bieber lieferte von Anfang an den Apfelwein, gekeltert aus Äpfeln, die die Bieberer dort abliefern und von Bäumen aus dem Bieberer Feld stammen. Je nach Jahreszeit wird Saisonales, wie z.B. frischer deutscher Spargel oder in der Vorweihnachtszeit Gänsebrust mit Rotkraut und Klößen auf speziellen Sonderkarten geführt. Auswärtige Gäste benötigen manchmal eine Übersetzungshilfe für "Wetterauer Handkäswerschtscher" oder "Wutzeschnitzel", auch die Speisekarte 'spricht' hessisch. "Aber auch das Chilirahmschnitzel (Vorsicht! Des wahrscheinlich scherfste Schnitzel in Biewer!!!) wird gern gegessen", meint Sielglinde Schäfer.

Gourmet

Die Obermühle ist mit dem Rad gut zu erreichen, der Mainradweg der Regionalparkroute Rhein-Main und die Apfelweinroute führen direkt vorbei. Und der schöne Biergarten ist im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel für die ganze Familie. Für die Kinder gibt es einen Spielplatz mit Sandkasten, Schaukel und Rutsche zum Zeitvertreib und auch für die Eltern entspannend. Das Kolleg mit 60 Plätzen kann für Familienfeierlichkeiten und Firmenveranstaltungen gebucht werden.

gasthaus obermühle Obermühlstr. 63, Offenbach-Bieber Tel. 069 898539, www.gasthaus-obermuehle.de Öffnungzeiten Sommersaison (Mai – Sept.): Mo., Mi. – Sa. 16.00 – 24.00 Uhr So. 11.00 – 24.00 Uhr, Dienstag ist Ruhetag Warme Küche täglich von 17.30 – 22.00 Uhr (Sonntags Mittagstisch von 11.30 – 14.00 Uhr)

Fotos: © Lemnitzer-Fotografie

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http://kuchenbaecker.com

n Seine Leidenschaft fürs Backen entdeckte Tobias Müller sehr früh. Schon als kleiner Junge experimentierte er in der Küche mit Kakao und Mehl und erhitze seine „Kreationen“ in der Mikrowelle. Was dabei entstand, war zwar nicht immer genießbar, doch musste sein kleiner Bruder es tapfer kosten. „Irgendwann schenkten meine Eltern mir dann einen Kochkurs bei der VHS.“, erzählt Tobias lachend, „damit ich nicht die ganzen Zutaten vergeude.“ Heute ist der Lufthansamitarbeiter ein exzellenter Hobbykonditor. Das Backen lässt ihn den Alltagsstress vergessen und zur Ruhe kommen, denn Backen braucht Zeit und diese Zeit nimmt Tobias sich gerne. An seinen Backtagen backt er bis zu sieben verschiedene Kuchen. Zunächst erfreute er aber nur Freunde und Verwandte mit seinen selbstgemachten 48

süßes aus dem netz –

Süßwaren. Neben Muffins verschenkte er auch Weingummis und Bonbons aus Eigenproduktion. „Das ist einfach persönlicher, als wenn man nur Pralinen im Supermarkt kauft. Wenn man etwas selbst macht, sagt man damit: Hey, ich hab mir Zeit für dich genommen.“ Ein Freund war es dann auch, der ihn auf die Idee brachte, seine Leidenschaft mit anderen im Internet zu teilen. 2013 eröffnete Tobias seinen Blog, den er „Der Kuchenbäcker“ nannte. Als ein vollkommener m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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einer spanischen Familie bekam er das Angebot, ihren Internetversandtservice für Orangen zu testen. Also buk er Orangenkuchen. Und einer seiner Lieblinge: der Käsekuchen, der in Flugzeugen in der Business­Class serviert wird und für den er ein eigenes Rezept entwickelte. Doch Kuchen schmeckt nicht nur gut, sondern kann auch viel bewegen. Mit seinem Projekt „Lieb doch wen du willst“ zeigt Tobias, dass man auch mit Kuchen gegen Diskriminierung und Gewalt ankämpfen kann.

von tobias dem 'kuchenbäcker' aus offenbach Neuling in der Welt der Blogger, brachte er sich das nötige Handwerkszeug selbst bei. „Eine große Herausforderung ist noch das Fotografieren der Leckereien.“ Für 'den Kuchenbäcker' ist es wichtig, dass die Bilder in seinem Blog den Kuchen so zeigen, wie er aus dem Ofen kommt. Vielleicht ein bisschen zu dunkel oder zu hell, doch es wird nichts wegretuschiert. Und auch auf ungenießbare Fondante verzichtet er. „Ich will die Leute zum Backen anregen. Wenn dann ihre Ergebnisse anders aussehen als meine sind sie enttäuscht.“ Tobias ist nicht der Einzige, der über das Backen schreibt, denn Backblogs erleben zur Zeit eine Renaissance. Um in der Masse nicht unterzugehen, muss man einzigartig sein. Pro Tag erhält 'der Kuchenbäcker' 2000 bis 2500 Klicks und zählt eindeutig zu den erfolgreicheren. „Ich bin ein Mann.“, erklärt Tobias seinen Erfolg, „Viele Männer schämen sich, ihre Leidenschaft fürs Backen öffentlich zu machen. Mit dem Bratenspieß in der Hand ist das kein Problem, doch als Backblogger bin ich einer der Wenigen.“ Dazu sind seine Rezepte ungewöhnlich kreativ. Inspirationen findet er auf ganz verschiedene Weise. Als ein Kollege ihm ein Stück Zitronenkuchen mitbrachte, erinnerte ihn der Kuchen so sehr an seine Kindheit, dass er die Großmutter des Kollegen ausfindig machte, um sie nach dem Rezept zu fragen. Von m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Als er auf die Kampagne des Magazins GQ aufmerksam wurde, die sich anlässlich der Winterspiele in Sotschi gegen Homophobie wendete, reifte in ihm der Entschluss, ebenfalls etwas zu unternehmen. „Erst wusste ich nicht, was ich machen kann. Ich bin ja schließlich kein berühmter Fehrnsehstar.“ Doch dafür ist er Blogger und genießt die nötige Aufmerksamkeit. Geplant war eine 12-­tägige Aktion, für die 12 Blogger an je einem Tag eine Back-­ oder Dessertidee gegen Homophobie posten sollten. Als er sich auf die Suche nach Mitstreitern begab, stieß sein Projekt auf so große Resonanz, dass sich am Ende 56 Freiwillige dazu bereit erklärten, ihre Rezepte beizusteuern. Das Event berührte nicht nur die Menschen in Deutschland, sondern fand auch Follower in Österreich und der Schweiz. Mit einem solchen Erfolg hatte Tobias nicht gerechnet. (mb)

Alle Kuch enfotos: © Tobia s Mülle r

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http://kuchenbaecker.com Aus der Reihe 'Muffin Monday' ein Rezept von dem 'Kuchenbäcker':

Der Weinsammler Kurt Gilser hat im Lauf seines Lebens die besten Weine der Welt zusammengetragen und lagert 35.000 Flaschen in einem alten Luftschutzbunker unter dem Garten seines Hauses in Offenbach. Eines Abends geht der Weinsammler mit seinen Freunden, dem jungen Frankfurter Weinhändler Sebastian Renz und dem bekannten Kritiker Paul Winterburg, zu einer exklusiven Weinverkostung in das Lager hinab. Während sie kosten und diskutieren, schließt sich die alarmgesicherte Stahltür am Eingang. Jemand muss sie verschlossen haben! Im Bunker gibt es kein Handynetz, ihre Befreiungsversuche scheitern. Die drei sind gefangen in der Kälte des Weinkellers. Sie sind allein mit ihrer Panik, ihrer Hoffnung, den besten Weinen der Welt – und einem Geheimnis.

Schokomuffins Eine Freundin von mir sagte kürzlich, sie könne ja so gar nicht backen. Ich hab darauf nur geantwortet: “Backen kann jeder”. Man muss sich ja nicht gleich an ausgefallenen Torten versuchen. Die folgenden Muffins sind wirklich super einfach und schmecken dabei richtig lecker.

Für 12 Muffins braucht Ihr: 250g Mehl • 120g Zucker 80ml Sonnenblumenöl • 150ml Milch 1 Ei Gr. M • 3TL Backin Backpulver 5EL Kakaopulver 75g (1 Pck) Schokotröpfchen (Dr. Oetker) 1. Gebt Mehl, Backpulver, Kakaopulver und Schokotröpfen in eine Schüssel und mischt alles gut miteinander. 2. Mit dem Handmixer schlagt Ihr Zucker und Ei in einer ausreichend großen Schüssel schaumig und rührt dann Öl und Milch unter. 3. Gebt die festen Zutaten dazu und verarbeitet alles zu einem glatten Teig. 4. Legt ein Muffinblech mit Papierförmchen aus und füllt sie etwa 2/3 mit Teig. 5. Im vorgeheizten Backofen backt Ihr die Muffins auf mittlerer Schiene bei 180 Grad Ober-/Unterhitze für 20 Min. Im Zweifel macht Ihr die Stäbchenprobe. 6. Zum Schluss habe ich die Muffins ein wenig verfeinert mit schokolierten Erdbeeren, die ich mit dunkler Kuvertüre auf die Muffins gesetzt habe. 50

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Literatur

"wein oder nichts sein"

– Von sinnlichen Momenten des Glücks und komplizierten Beziehungsgeflechten

n „Wein oder nicht sein“ ist eine spannend erzählte Geschichte. Herausgerissen aus der Freiheit des Genusses und sich selbst überlassen in einem mit Luxusweinen gefüllten, kalten Luftschutzbunker kommen die Protagonisten an die Grenzen ihrer Kräfte. Die Unterschiedlichkeit der Protagonisten und ihrer ins Detail herausgearbeiteten Charaktere und Gewohnheiten konfrontieren die drei Freunde mit sich selbst. Im Laufe der Geschichte treten komplizierte Beziehungsgeflechte hervor, die weit über den einzigartigen Moment der sinnlichen Erfahrung des WeinTrinkens hinausgehen. Langsam bilden viele kleine Puzzleteile ein unerwartetes Gesamtbild. Der Leser wird Bestandteil der Geschichte, indem ihm der Autor – abseits von stilistischen Normen – den gesellschaftlichen Spiegel vorhält, ohne hierbei jedoch zu mahnen oder zu maßregeln. Man muss jedoch kein Weinliebhaber sein, um der Geschichte folgen zu können. „Wein oder nicht sein“ ist ein spannendes und angenehm zu lesendes Buch mit überraschenden Wendungen und einem überzeugenden Ende. Doch anders als beim Weintrinken vergeht dieses intensive Gefühl des Genusses beim Lesen der Geschichte nicht nach wenigen Sekunden. Sie fesselt nachhaltig und bringt den Leser durchaus zum Nachdenken. Uwe Kauss arbeitete über 6 Jahre an der Entwicklung und Ausarbeitung seiner Idee für den Roman sowie derer Protagonisten. Die Geschichte ist nicht autobiografisch, jedoch fließen die weitreichenden Kenntnisse des Autors über die Weinkultur ebenso in die Geschichte mit ein, wie der ein oder andere regionale Bezug. Das Buch kann für 16,80 Euro in jeder Buchhandlung oder online über Amazon und buecher.de bezogen werden.

Nach mehr als einem dutzend Sachbüchern für Kinder und Erwachsene hat Uwe Kauss im Mai 2014 seinen ersten Roman mit dem Titel „Wein oder nicht sein“ veröffentlicht. Er wuchs in Frankfurt am Main auf und lebt mit seiner Frau seit über 12 Jahren in Offenbach. In Frankfurt hat er Germanistik studiert und arbeitet als Journalist, Autor, und Lektor. Kauss war als Redakteur, Chefredakteur und Reporter tätig und veröffentlichte Beiträge in der Frankfurter Rundschau, dem Handelsblatt, der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die Computerzeitschrift Chip und seit Jahren für WeinFachmagazine. In seiner Wahlheimat Offenbach ist er zuletzt durch das Buch „Neunundneunzigmal Offenbach: Orte. Menschen. Bilder. Geschichten“ ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt. Mehr über Uwe Kauss unter www.uwekauss.de.

Alexander Knöß m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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Literatur

Foto: © Fouzia Ajouaou

so klingt ein lyrik-bestseller aus offenbach Safiye Can verführt mit Rose und Nachtigall n Mich hatte zuerst der Klang gefangen genommen, als ich Safiye Can zum ersten Mal lesen hörte. Sehr artikuliert, eindrücklich, prägnant, treibend kamen die Worte durch die warme Frühlingsluft am Welttag des Buches auf die Zuhörer zugeflogen und trafen mitten ins Herz. Denn auch ihre Wortschöpfungen haben es in sich: Von nachlassender Sehnsucht und gespaltenem Glück erzählen ihre Gedichte, von verlorenen Träumen, die aufgelesen werden, „fern vom Land der Rosen und Nachtigallen“. Ein bestimmter unverwechselbarer Klang ist der in Offenbach geborenen jungen Dichterin mit tscherkessischen Wurzeln neben dem Sinn der Wörter sehr wichtig. „Der Weg meiner Gedichte ist gemacht, wenn ihr Ton gefunden ist – das war er nun“, sagt sie und beschreibt damit das Ende eines Prozesses, der über Jahre ging. Ende Januar 2014 brachte 52

sie ihren ersten Lyrikband im Frankfurter Größenwahn Verlag heraus und stellte ihn auf der Leipziger Buchmesse einem breiten Publikum vor. Die erste Auflage war in einer Rekordzeit von zwei Monaten verkauft und die zweite Auflage wurde um ein zweites Vorwort des Lyrikers Michael Starke bereichert. Damit ist der schön gestaltete Band ein Bestseller und eine Sensation – denn wer liest im Zeitalter von IPhone und Facebook noch Gedichte? Doch die Gedichte von Safiye Can lassen nicht unbewegt und schleichen sich ins Herz von Zuhörern nahezu jeden Alters. Jeder, der Liebe schon einmal erlebt hat, wird von ihnen angesprochen, und Cans zeitgemäßer und schonungsloser Blick weckt im Leser das bestimmte Gefühl, dass nur er mit diesen Worten gemeint sein kann. m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Literatur

'tschuldigung 'tschuldigung, Sir darf ich Sie küssen am Mundwinkel, Sir Küssen nur und Wangestreicheln 'tschuldigung, es ist sehr kalt, Sir darf ich ankuscheln Kopf auf Brust nur 'tschuldigung, 'tschuldigung, Sir sonst bin ich eher nicht so darf ich Sie mit nach Hause nehmen an den Tisch setzen und betrachten nur betrachten, Sir Gott ist ein Künstler Versteh’n Sie Bloß am Mundwinkel nur Sir 'tschuldigung. Foto: © Größenwahn-Verlag Leseprobe aus „Rose und Nachtigall“

Der Lyrikband „Rose und Nachtigall“ unterteilt sich in mehrere Themenbereiche, die durch Bildmotive der Nachtigall jeweils voneinander getrennt sind. „Rose und Nachtigall“ ist dabei ein klassisches Motiv aus der orientalischen Literatur und wurde im Osmanischen seit dem Ende des 11. Jahrhunderts verwendet. Ursprünglich wurde es aus der persischen und arabischen in die osmanisch-türkische Diwan-Literatur übernommen. Einer der bei uns bekanntesten Diwane ist der Diwan des persischen Dichters Hafis, sowie der davon inspirierte West-östliche Diwan von Johann Wolfgang von Goethe. Dass das klassische Motiv in den deutschsprachigen Gedichten von Safiye Can so gut funktioniert und dabei gar nicht kitschig wirkt, ist ihrer Versiertheit in beiden Sprachen zu verdanken. Die junge Lyrikerin schreibt seit ihrem sechzehnten Lebensjahr und ist Übersetzerin türkischsprachiger Gedichte und Songtexte. Außerdem leitet sie seit 2004 deutschlandweit Schreibwerkstätten an Schulen. In Schreibseminaren ermutigt sie Schüler zum freien Schreiben und zum Lesen von literarischen Texten. m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Die Idee eines eigenständigen Lyrikbandes wurde ebenfalls durch den Klang von Cans Gedichten ausgelöst. Dem Verleger hatte ihr Vortrag und der authentische Ton der Gedichte während einer Lesung gefallen. Das war Ende 2011. Von da an ließ er mit der Nachfrage nach einem Manuskript nicht mehr locker. Die Dichterin Safiye Can hat aus ihren Gedichten eine Auswahl zum Thema Liebe getroffen: „Ich unterteilte sie in verschiedene Kapitel, z.B. in ironische Liebesgedichte, in destruktive oder in solche, die klingen, als würden sie barfuß auf Zehenspitzen daherkommen.“ Unter der Überschrift „Inkognito Minkognito“ finden sich solche, die aufs Beste an die Neue Sachlichkeit und deren bekannteste Vertreterin Mascha Kaléko anknüpfen, darin soll beispielsweise der Geliebte ausgesetzt werden auf der A4 und sein Mund verklebt werden mit Panzertape, damit er nicht mehr von Liebe spreche. Enthalten sind auch visuelle Verse, deren Sinn durch das Erscheinungsbild verstärkt wird, und sogenannte Langgedichte, die sich über mehrere Seiten erstrecken. Sie leben weniger von Zwangreimen 53


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Literatur als vom Rhythmus und von bestimmten Wortgefügen, die immer wiederkehren. Eines davon ist das titelgebende Gedicht „Rose und Nachtigall“. An diesem schönen Motiv für Liebeslyrik arbeiten sich durch die Publikation von „Rose und Nachtigall“ nun auch andere zeitgenössische deutschsprachige Dichter ab. Can selbst arbeitet an solchen langen Versen mitunter ein ganzes Jahr. „Ich bin sehr akribisch und arbeite so lange am Klang, bis alles genau so sitzt, wie es soll. Durch den Klang bekommen die Worte ein eigenes Leben“, sagt sie. Der poetische Klang ist auch bei ihren Prosatexten wichtig. Ihr Prosa-Debüt „Das Halbhalbe und das Ganzganze“ soll in Kürze erscheinen, und zwar bei dem Hamburger Verlag „Literatur Quickie“. Bis ein zweiter Lyrikband erscheint, kann man ihre wunderbar frischfrechen Verse in dem Lyrikbestseller „Rose und Nachtigall“ nachlesen, Größenwahn Verlag, ISBN: 978-3-942223-64-5, Preis: 16,90 Euro. Bald dürfen wir ihrem unwiderstehlichen Klang sicherlich auch wieder in der Offenbacher Stadtbibliothek lauschen. Ingrid Walter, Walter Wortware

Friseursalon

HAARmonie Inh. Manal Jaber auch 'heiße Schere'

Safiye Can wurde 1977 als Kind tscherkessischer Eltern in Offenbach am Main geboren ◗ Studium der Philosophie, Psychoanalyse und Rechtswissenschaft an der Goethe Uni in Frankfurt a.M. Magisterarbeit über Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ ◗ Seit 2013 Kuratorin der „Zwischenraum-Bibliothek Heimatkunde“ im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung ◗ Seit 2010 Mitarbeiterin der Horst Bingel-Stiftung für Literatur und aktives Mitglied der Vereinigung türkischsprachiger Schriftsteller Europas (ATYG). ◗ Arbeitet außerdem als literarische Übersetzerin ◗ Für ihre Gedichte erhielt sie mehrere Literaturpreise ◗ Derzeit Zweitstudium der Germanistik und Kunstgeschichte www.safiyecan.de Bei einer Lesung am 30. Sept. 2014, im Goethe-Haus Frankfurt, können Sie Safiye Can live erleben.

Sprendlinger Landstr. 3 • 63069 Offenbach

Telefon 0 69 / 86 00 45 55 54

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literatur

zur sozialgeschichte offenbachs

"Von der Armenfürsorge zur kommunalen

Sozial- und Arbeitsmarktpolitik" von Jürgen Schomburg n Die Gewerbeentwicklung Offenbachs hat schon früh aufmerksame Beobachter gefunden. Demgegenüber ist die Geschichte der sozialen Hilfen und sozialen Institutionen in Offenbach bisher wenig thematisiert worden. Diese Vernachlässigung ist alles andere als gerechtfertigt. Das Buch "Von der Armenfürsorge zur kommunalen Sozial- und Arbeitsmarktpolitik" von Jürgen Schomburg zeigt, dass in Offenbach, insbesondere zwischen 1815 und 1918, höchst innovative Konzepte der Armenfürsorge und der frühen Arbeitsmarktpolitik entwickelt und beispielgebende Maßnahmen ergriffen wurden. Sie reihen Offenbach ein in den kleinen Kreis von kaum mehr als zehn sozialpolitisch besonders fortgeschrittenen Kommunen des Deutschen Reiches. Die Arbeit belegt weiterhin, dass in Offenbach eine vorbildliche Kultur bürgerschaftlichen Engagements immer dann zu beobachten ist, wenn wirklich „Not am Mann“ ist. Es entstehen Vereine, die ganz außerordentliche Aktivitäten in der Armenfürsorge entfalten. Und bereits vor 135 Jahren (1879) entsteht im Gefolge einer schweren Wirtschaftskrise die kommunale Beschäftigungsförderung und schafft einen dauerhaften lokalen Ersatzarbeitsmarkt. Beschrieben wird, wie gegen Ende des 19. Jhd. die junge Sozialdemokratie in Offenbach das vergleichsweise demokratische Wahlrecht im Großherzogtum Hessen erfolgreich nutzt und damit die Gestaltungsmacht für die Durchsetzung ihrer kommunalpolitischen Ziele gewinnt. Carl Ulrich und Leonhart Eißnert stehen für weitsichtige, bis in die heutige Zeit tragende Konzepte. Offenbach wird zur einzigen größeren Stadt im Reich, in der die Sozialdemokraten sich anschicken, moderne Sozial- und Arbeitsmarktpolitik zu verwirklichen. Seit 1913 spricht man in Offenbach vom kommunalen Arbeitsamt, das also heute auf eine hundertjährige Tradition zurückblicken kann. m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

Erhältlich im Offenbacher Buchhandel oder direkt bei: Verlag Berthold, Offenbacher Editionen, www.bertholddruck.de 19,80 Euro

Jürgen Schomburg war selbst Teil der kommunalen Arbeitsförderung in Offenbach. Seit 1986 bei der neu gegründeten städtischen GOAB beschäftigt und von 1992 bis 2013 ihr Geschäftsführer, hat er alle Stadien der Entwicklung in Offenbach seither mitgemacht und mitgestaltet. Kein gebürtiger Offenbacher und noch nicht einmal ein Zuge-zogener, hat er dennoch ein enges Verhältnis zu dieser Stadt gewonnen. Nicht zuletzt ist das Buch deshalb eine Hommage an Offenbach – das unbedeutende, aber dann doch nicht bedeutungslose, das raue, aber liebenswerte und niemals langweilige Offenbach.

Offenbacher Bürgern und auch der Fachöffentlichkeit ist die Relevanz der Offenbacher Entwicklungen für die Sozialgeschichte Hessens und für Traditionsstränge der Sozialfürsorge und Arbeitsmarktpolitik in Deutschland wenig bekannt. Dieses Buch möchte dem abhelfen: Licht soll auf einige ehrenvolle Kapitel der Stadtgeschichte fallen. Der aufmerksame Leser wird schließlich auch die Relevanz der historischen Betrachtung für fundamentale sozialpolitische Werthaltungen wie für die Lösung aktueller Aufgabenstellungen in diesem Politikfeld erkennen – denn sehr viele heute bewegende Fragen sind in Offenbach schon einmal aufgeworfen worden … und wurden aus dem Blickwinkel der Zeit heraus auf hohem Niveau beantwortet. 55


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Kunstwerk

Jede form ist das erstarrte Momentbild eines prozesses. also ist das werk haltestelle des werdens ud nicht erstarrtes ziel.

interventionen

mit seife und schlauch

(El Lissitzky)

Flüchtige Momente mit Objekten des alltäglichen Gebrauchs. Seifenreste, Fahrradschläuche, abgenutze Materialien entwickeln in den Rauminstallationen und Objekten von Renate Hampke eine neue ästhetische Dimension. n Berlin in den 1980er Jahren – Hausbesetzung, Feminismusdiskussion, politischer Umbruch in der Zeit vor dem Fall der Mauer. Renate Hampke, aus Hamburg her kommend, entschloss sich zu einem radikalen Neuanfang, örtlich und künstlerisch. In Berlin wurde sie Mitglied der Künstlerinnengruppe 'Schwarze Schokolade', die Anfang der 80er mit der Besetzung einer alten Schokoladenfabik in Kreuzberg einen besonderen Ort für künstlerische Auseinandersetzung für sich eroberte. Das riesige, leerstehende Fabrikgebäude war wenig komfortabel, anfangs ohne Heizung, Strom und Wasser, aber gerade deshalb ideal, um jenseits jedlicher Strukturen oder Vorgaben neue Ausdrucksformen zu entwickeln. (Die Schokofabrik exisiert heute noch und ist das größte Frauenzentrum Europas, genossenschaflich organisiert und in Frauenbesitz.)

Seifenreste, an gespannten Stahlseilen befestigt, z. T. durchscheinend, transformieren die eigene bescheidene Exisstenz. Sie wirken kostbar. Eine Variante dann der Beitrag für die Bienale in Dakar Senegal, 2004: Seifenreste in Haarnetzen, in deren unteren Dreiecksspitzen das die Form spannende Seifen-

Renate Hampke experimentierte, schuf poetische Rauminstallationen. Sie entdeckte abgenutzte Seifenstücke, bunt, leuchtend. Andere, die die Künstlerin auf ihren Reisen (Europa, USA) und Ausstellungen antraf und Freunde sammelten für sie ihre persönlichen Seifenreste. „Seifen, an Haut dezimiert“ (R.H.) Über die Zusammenkunft dieser Seifen – in Objekten und Installationen – kommt quasi ein Dialog zustande. 57


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o. T. – Seifen aus der Sammlung, Holzklammern, Stahlseile, 60 x 600 x 18 cm, Symposium Berlin-Zakopane, Polnisches Kultur-Institut, Berlin, 1996 (Foto: Christiane Glanz)

stück liegt. Dreiecke dieser Art über eine 3 x 5m große Wandfläche gestreut, bildeten eine Installation. Zudem waren eingefügt die deutlich dichteren Haarnetze des Landes dort. Dies war die Basis des Titels "Europa und Afrika". R.H. behielt ihre Haltung zum Raum inne – die Erkenntnis, die sie in der lange leer gestandenen Schokoladenfabrik hatte, dass nämlich der Raum und die dort gezeigten Exponate ein Ganzes bilden, wenn dem Raum sinnstiftend die Exponate zugesellt werden. Und so arbeitet R.H. fürderhin raumbezogen. Jede Ausstellung ist somit ein Unikat. Die künstlerisch Tätige modifiziert ihre Arbeit in ständigem Dialog.

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Und nun, seit 2009, Fahrradschläuche. Ein ganz anderes Material und dennoch gibt es Gemeinsamkeiten: die glatte, an Haut gemahnende Oberfläche, olfaktorisch bestimmt – wenn auch der Kunstgummigeruch nicht einschmeichelnd ist. Der Besitzer eines Fahrradladens freute sich über den bequemen Entsorgungsweg, als R.H. nach diesem Material fragte. Sie hat ihren Keller damit gefüllt. So sind in aufeinander folgenden Ausstellungen Objekte, Reliefs und die sogenannten Schlauchzeichnungen entstanden, eben diese mit einer starken dekorativen Eindrücklichkeit. So ersteckte sich z.B. ein Relief von 10m Länge und 1,50m Höhe über der Holztäfelung eines Tanzsaals im Atelierhof Werenzhain, einem ehemaligen Schankgutshof in Brandenburg. m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Tafelrunde – Kaserne Neuhardenberg, Brandenburg Essigbaumhain, Fahrradschläuche, Kabelbinder, Früchte (Foto: Renate Hampke) 300 x 1500 x 300 cm, Brandenburg; (Endmoräne) 2011

Eine andere Installation entstand im Zuge der Sommerwerkstatt der Künstlerinnengruppe (Endmoräne e.V., Kaserne Neuhardenberg, 2011) im Freien, entlang eines Essigbaumhains, der sich vor entkernten Flachbauten hinzog. Die Ausstellende meint, dass sie selbst neugierig sei, was sie an weiteren neuen und doch verwandten Material entdecken möge. Renate Hampke wird vertreten von Semjon Contemporary, Berlin.  www.renatehampke.de

Im September 2014 wird Renate Hampke auf Einladung von Mut&Liebe mit ihren Arbeiten in der Galerie Artycon Offenbach am Wilhelmsplatz zu sehen sein. Wir freuen uns sehr, diese außergewöhnliche Künstlerin dem Offenbacher Publikum vorzustellen.

Abb. S. 57 (Fotos: Jürgen Baumann) oben: Rauminszenierung, Schlauchzeichnung und Objekt (Schläuche, Kabelbinder, Lakritz); Kunstraum 27, Berlin 2010, unten: OT – Filmspule, Schläuche (l); Motorradfelge, Schläuche, Kabelbinder (r.), Berlin 2013 Abb. S. 58 (Foto: Jürgen Baumann) Seifen aus der Sammlung, Wäschespinne, Glasplatte, Maschinenschrauben, 25 x 14 x 14 cm – Intervention XVI Kioskshop, Berlin 2005 m u t & l i e b e Juni/juli/august 2014

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Der Frankfurter Kunstverein EULENGASSE und der BOK (Bund Offenbacher K端nstler) starten im August ein neues interkommunales Kooperationsprojekt. Kunstmesse, Forum und Marktplatz sollen K端nstler und Publikum, Sammler, Kulturschaffende und Akteure aus Kunst und Politik auf vielf辰ltige Weise in Kontakt bringen und zu Grenz端berschreitungen anregen.

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Kunstwerk

TAUSCH! Heyne Contempory Art Fair 2014 28. August bis 21. September HeyneKunstFabrik, Offenbach, Lilistr. 83

rary art

Eröffnung: Do. 28.8. | 18.00 Uhr durch OB Horst Schneider MESSE/AUSSTELLUNG: 28.08. – 21.09. Do. + Fr. 18.00 – 21.00 | So. 15.00 – 18.00 Uhr FORUM: 29.08. – 31.08. und 19.09. – 21.09.

Foto: © Lemnitzer-Fotografie

Detailliertes Programm und Infos siehe Tagespresse und www.openpr.de/news/ Kontakt: combre@eulengasse.de khatschaturian@t-online.de

Das Team von TAUSCH! (v.l.n.r.) Vom Kunstverein EULENGASSE: Harald Etzemüller, verantwortlich für die Raumkonzeption der Kunstmesse Vládmir Combre de Sena und Bero Blumöhr, in der Mitte: Thomas Kypta, der Hausherr der Heyne Kunstfabrik. Vom Bund Offenbacher Künstler sind Petra Maria Mühl (l.) und Heide Khatschaturian vertreten. Jetzt können wir das Feuerwerk der Kunst abbrennen lassen (Löscher ist ja vorhanden)!

n Zwischen Offenbach und Frankfurt liegen sechs Kilometer, für einige aber Welten. So sind interkommunale Projekte zwischen den Nachbarstädten immer noch ein Wagnis. Die Eulengasse und der BOK zeigen dagegen keine Berührungsängste und führen ihre erfolgreiche Kooperation in diesem Sommer mit einem vielschichtigen Großevent fort. "Bei der Müllverwertung gibt es kooperierende Strukturen zwischen den Kommunen – warum soll dies bei der Kunst nicht funktionieren?", fragt Vládmir Combre de Sena vom Kunstverein Eulengasse. Dabei stehen Künstlerinnen und Künstler auf beiden Seiten des Mains, wie überall, vor denselben Schwierigkeiten, wie bezahlbaren Ateliers, Ausstellungsmöglichkeiten und Förderungen für ihre Arbeit. Mit der HeyneKunstFabrik von Thomas Kypta haben die Organisatoren eine geeignete Lokation für das ambitionierte Ereignis gefunden. Die großzügige Etage in der ehemaligen Maschienenfabrik bietet genug Platz für die Einzelpräsentationen in Messekojen und das Forum. 'Frankfurt Ost', besser Nordend Offenbach, ist außerdem für das kunstinteres61


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Kunstwerk

sierte Publikum der Rhein-Main-Region eine bereits bekannte Adresse. "Grenzüberschreitungen möglich machen. Übersprungshandlungen zu erzeugen. Menschen zu Undenkbarem zu bewegen…", nichts Geringeres haben sich die Protagonisten vorgenommen, um die imaginäre Grenze zwischen Offenbach und Frankfurt zu überwinden und Kontakte, Synergien und künstlerische Positionen auszuTAUSCHen. Die Heyne Contemporary Art Fair 2014 agiert auf unterschiedlichen Ebenen: eine messeartige Ausstellung von ca. 40 künstlerischen Positionen während der 3 Wochen und Foren mit Vorträgen, Diskussionen, Selbstdarstellungen, wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen, an zwei Wochenenden. (Fr. - So.) In den Kojen haben Künstlerinnen und Künstler der EULENGASSE und des BOK die Möglichkeit ihre Arbeiten zu präsentieren und zu verkaufen, Studierende des Städels und der HfG ergänzen das Spektrum. Im FORUM an den beiden Wochenenden sind die Ausstellenden mit Selbstdarstellungsbeiträgen vertreten, ebenso Redner und Performer aus Kunst und Politik. "Die Bereitschaft zu einem Beitrag im Forum war eine Bedingung für die Teilnahme an TAUSCH! Wir möchten die Künstler/innen auch zur Aktivierung ihrer Selbstdarstellung-Kompetenz anregen", so Heide Khatschaturian (BOK). "Das zeitliche Limit der Aktionen ist auf 15 Min. begrenzt, ansonsten gibt es keine Vorgaben. Performance, Musik, Poetry, Tanz…, alles ist möglich." Zusätzlich im Angebot sind Impuls-Workshops (Selbstund Kulturmanagement, Internet für KünstlerInnen), u.a. mit Lenka M. Wolf und ein Zeichen-Workshop von Plínio Santos (aus Brasilien): 'Drawing, Art reflection & Science' (in englisch). (Die Teilnehmerzahl der Workshops ist begrenzt, genauere Informationen und Anmeldung bei: combre@eulengasse.de oder khatschaturian@t-online.de) Eine Benefiz-Auktion mit Arbeiten der teilnehmenden Künster/innen zur Finissage bildet den Schlusspunkt und gleichzeitig die Grundlage für eine Fortführung der interkommunalen Zusammenarbeit: Die Einnahmen sollen für das nächste gemeinsame Projekt verwendet werden. Wir wünschen den engagierten Organisatoren und teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern viel Erfolg und ein zahlreiches, mutiges Publikum von 'hüben und drüben'. 62

n Egal ob Reggae, Salsa, Hip-Hop, Afro-Jazz oder Popmusik: Im Tonstudio von FRS Audio in Offenbach am Main können Kunden verschiedenste Musikgenres aufnehmen, mixen und mastern lassen. Denn für ihre Kunden ermöglichen die beiden geschäftsführenden Engineers Nils Karrer und Günther Schill die unterschiedlichsten Wünsche: „Unsere eigenen musikalischen Interessen umfassen viele verschiedene Genres. Deshalb können wir den Kunden optimal beraten und durch unsere tontechnische Ausbildung auch perfekte Aufnahmen erstellen - egal bei welchem Musikstil“, erklärt Schill.

In dem professionellen Tonstudio sind neben Musikrecordings auch Aufnahmen für Werbejingles, Hörbücher und Filmvertonungen möglich. Zudem arbeiten Karrer und Schill eng mit Musikproduzenten, Videomachern und Labels zusammen, sodass der Kunde alles aus einer Hand bekommt und sich nicht für jeden Schritt an verschiedene Anbieter m u t & l i e b e juni/juli/august 2014


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Hörbar

Fotos: © FRS Audio Productions

frs audio productions professioneller sound vom kaiserlei wenden muss. Die Leitfäden von FRS Audio sind dabei eindeutig definiert: „Professionalität bei der Arbeit, gute Qualität der Aufnahmen und der Master und die Zufriedenheit der Kunden stehen bei uns an oberster Stelle“, sagt Karrer. Die beiden Freunde und Geschäftspartner Karrer und Schill sind seit über 15 Jahren als DJs und Labelbetreiber in der Musikbranche tätig. Im Laufe dieser Zeit entwickelte sich auch ihre Leidenschaft zur Tontechnik, die sie dazu veranlasste ein Audio Engineering Studium am SAE Institute in Frankfurt zu beginnen. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums (Diploma of Audio Engineering) entschieden sich die gebürtigen Freiburger, ihren Traum vom eigenen Tonstudio zu verwirklichen. Die Wahl des Stand-

orts war schnell getroffen – Offenbach. Hier gab es schon immer eine sehr aktive und populäre Musikund Künstlerszene. Die Stadt liegt zudem zentral in Deutschland und ist nicht weit vom Frankfurter Flughafen entfernt. So kommt es schon einmal vor, dass Künstler wie Sean Paul, Shaggy oder Elepahnt Man einen ihrer Off-Days ihrer Europa Tourneen in dem ehemaligen Gebäude von Logic-Records (SNAP!) im FRS Audio Studio verbringen.  Infos und Kontakt: FRS Audio GbR -Tonstudio Strahlenbergerstr. 125a, OF www.frsaudioproductions.com E-Mail: frs.audio@yahoo.de www.facebook.com/FRSAudioProductions

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Hörbar

Nonesuch - WMG

singer songwriter

„Turn Blue“ wird wohl das erfolgreichste, aber nicht das beste Album dieses Erfolgsduos. Was sich auf dem Vorgänger „El Camino“ schon verstärkt andeutete, wird auf dem neuen Longplayer zur Gänze vollzogen: die Band ist im Stadion Pop angekommen. Auf ihrem achten Album sind leider 6 der 11 Songs nur Durchschnitt. Allerdings ist ein durchschnittlicher Black Keys Song tausendmal besser als Vieles was ansonsten meine Gehörgänge belästigt. Obwohl die Produktion knackig und fett klingt, kommt sie dennoch stellenweise etwas zu glatt rüber. Zu den Highlights des Albums zählt sowohl der Opener „Weight of Love“ mit einem Pink Floydartigem Songwriting und Quicksilver Gitarre, als auch die Single „Fever“ mit dieser verdammten Casio Melodie die einem nicht mehr aus dem Kopf geht, sowie „In Time“, welches durch feines Arrangement und Liebe zum Detail besticht. An frühere Tage erinnert „It`s Up To You Now“ mit wummerndem Schlagzeug, verzerrtem Bass und herrlichem Gitarrensolo. Der Song „10 Lovers“ ist eine lässige Soul-Halbballade mit einer wunderbaren Synthie Melodie. Einige alte Fans werden enttäuscht sein ob dieser neuen Ausrichtung, aber ich kann gut damit leben.

Damon Albarn – Everyday Robots Parlophon - Warner Damon Albarn ist immer wieder für eine Überraschung gut. Der kreative Kopf hinter Blur und den Gorillaz präsentiert sich auf seinem ersten Solo 64

Swans – To Be Kind Mute - Goodtogo

Kommen wir nun zur Abteilung „Musik hören muß auch mal weh tun“. Die Band um den charismatischen Leader Michael Gira hat ihre Wurzeln in der New Yorker No Wave und Avantgarde Szene der frühen achziger Jahre. Ihr auf Lautstärke und Mantra-artigen Gitarrenriff basierender Sound ist quasi die Ursuppe aller Post Rock Bands. Bevor Sunn O((( den Thron bestiegen, galten die Swans als lauteste Band der Welt (nein, da kommen selbst Motörhead nicht mit). Nach einer 13-jährigen Pause kehrte die Band mit „ My Father Will Guide...“ 2010 mit ungebremstem Schaum vor dem Mund zurück. Ist auf diesem Album die Lauflänge der Songs noch recht moderat (der längste 9:23 ), werden auf dem von der Presse hoch gelobten Nachfolger „The Seer“ die akustischen Trips schon mal auf über 30 Minuten ausgedehnt. Auch auf dem neuen Album läuft das Kernstück „ Bring The Sun / Toussaint

L`overture“ stolze 34:07 Minuten. Tonnenschwere Gitarren Akkorde die sich bis zum Zerbersten aufbauen, die menschlichen Zellen bis in den Kern erschüttern, um in einem Höllentrip zu münden. Entrückter diabolischer Gesang, seltsame Geräusche und die ekstatische Rhythmusarbeit bohren sich in das Gehirn. Das ist Musik die dem Zuhörer alles abverlangt und ihn mit einem fast spirituellen Erlebnis belohnt. To Be Kind? Nein, freundlich ist diese Musik wirklich nicht.

Swamp / Blues / Soul / Rock

The Black Keys – Turn Blue

Album als Singer Songwriter, ohne überladenem Pop, ohne Pseudo Oper und ohne afrikanischen Einflüssen. Das Piano ist das Rückgrad der fein und sparsam arrangierten Songs, die zum Teil durch ungewöhnliche Instrumentierung wie Streicher, Glockenspiel und dezenten Samples bestechen. In den Texten lässt uns der Künstler an seinem Leben und seiner Sicht der Dinge teilhaben; mal gesellschaftskritisch wie im Titelsong „ Everyday Robots“ oder als Jugenderinnerung in „Hollow Ponds“. Albarn ist ein Album gelungen das noch lange nachhallen wird. Es wird nach jedem Hören immer größer und mit Sicherheit am Jahresende bei den Besten auftauchen.

Drone / Post / Noise

futre pop

CD tipps von udo boll

Royal Souther Brotherhood – HeartSoulBlood Ruf Records - In- Akustik Für aufmerksame Leser dieser Zeilen sind die Royalen inzwischen schon alte Bekannte. Nach dem famosen Debüt 2012 folgten ebenso starke Solo Alben der Herrn Neville, Allman und Zito, sowie ein Live CD/DVD Set. Nach einer kleinen Erholungspause von den Solo Aktivitäten und einer Welttournee traf sich die Band an alter Wirkungsstädte, den Dockside Studios in Louisiana, wieder. Noch richtig gut eingespielt von den langen Tourneen war „HeartSoulBlood“ in kürzester Zeit aufgenommen. Keine abgehangene Routine, sondern pure Spielfreude spiegelt sich in den 12 Songs wieder. Schwitziger Swamp Rock mit coolem Funk trifft auf staubtrockenen Blues mit inbrünstigem Soul. Jeden Song könnte man einer anderen Stilrichtung zuordnen, doch die Musiker verstehen es, dies alles zu dem RSB Sound einzudampfen. Ich kann an dieser Stelle nur mein Empfehlung von 2012 wiederholen: Grill raus, Steak drauf, Bier auf, RSB an, gut gehen lassen! Cheers !

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stadt infos

12. Offenbacher Dragon-Cup

JUNI | JULI | AUGUST

15.06., 9.00 – 19.00 Uhr, Mainufer zwischen Carl-Ulrich-Brücke und Isenburger Schloss Erleben Sie ein unvergessliches Wochenende am Main beim 12. Offenbacher Drachenbootrennen. Rhythmische Trommelschläge hallen wieder über den Main zwischen Isenburger Schloss und Lilipark. Spannende Rennen um viele Pokale, ein unterhaltsames Rahmenprogramm und eine festliche Siegerehrung garantieren allen Teilnehmern und Zuschauern ein außergewöhnliches und bleibendes Erlebnis. Infos: www.sgwiking.de

African – Caribbean Night mit Cashma Hoody und Riddim Posse 28. Mainuferfest Offenbach 28.06. – 29.06., zwischen Büsingpalais und Isenburger Schloss, OF Fest der Vereine mit buntem Kultur-, Musik- und Sportprogramm. Auch im 28. Jahr seines Bestehens erwartet die Besucher des Mainuferfestes wieder ein Programm so bunt und lebendig wie die Stadt: Theater, Kunst, Tanz, Kultur und allerlei Kulinarisches gibt es an zwei Tagen auch in diesem Jahr wieder zu entdecken. Mehr als 120 Vereine und Initiativen präsentieren sich und ihr Angebot entlang der Mainstraße sowie rund um das Kulturkarree und sorgen für ein abwechslungsreiches Sport- und Kulturprogramm. Im Hof des Büsingpalais gibt es ein Bühnenprogramm, dort tritt am Samstagabend unter anderem die Rockband „Funky Vibes“ auf. Und wie in jedem Jahr macht der Jazz e.V. die Open-Air Bühne im Lilipark zur Heimat von Blue Note, Improvisation und Offbeat.

Offenbach rockt – mit Purple Rising, The Gypsys feat. Keith Sanders, Roxx Busters 04.07., 19.30 Uhr, Büsingpalais, OF Der Freitag ist wieder für Rock Fans reserviert. Mit Purple Rising, die sich dem unvergleichlichen Sound von Deep Purple verschrieben haben, The Gypsys mit dem Special Guest Keith Sanders (USA) sowie einer der besten Rockformationen Deutschlands, den RoxxBusters, erwartet die Besucher wieder ein abwechslungsreiches Programm von hoher musikalischer Qualität.

05.07., 19.30 Uhr, Büsingpalais, OF Riddim Posse drücken musikalisch aus, was die Karibik an überschäumender Lebensfreude zu bieten hat. Cashma Hoody aus Frankfurt sind schon lange keine Unbekannten mehr und haben in der Region bereits Kultstatus erreicht. Ihre Musik bezeichnet die Band als „Trippin´Rock Reggae“, eine Mischung aus Ska, Dub, Pop und Ambiente

Offenbacher Lichterfest 02.08.2014, 19.00 Uhr, Büsingpalais, OF Parkillumination von 70.000 Lichtern und Open-Air Konzert (von Klassik bis Rock) der Neuen Philharmonie Frankfurt vor dem Büsingpalais Offenbachs Open-Air Highlight – Einen Abend lang, zum Lichterfest erstrahlt der Büsingpark im Glanz von 70.000 Windlichtern – kunstvoll arrangiert von ortsansässigen Vereinen. Musikalisch wird der Park mit einem Crossover-Konzert der Neuen Philharmonie Frankfurt in Szene gesetzt. „Der Berg ruft..... Das Meer ruft zurück“ lautet das diesjährige Programm des namhaften Orchesters mit klassischen Stücken von Richard Strauss, Georges Bizet, Gioacchino Rossini oder mit Melodien aus „Carmen“, „Rocky“, „Wilhelm Tell“ und den „Blues Brothers“. Im Park herrscht Picknickatmosphäre – je nach Belieben wird auf Decken oder Stühlen das Konzert verfolgt und zu selbstgemachten Gerichten oder Köstlichkeiten der umliegenden Gastronomie „diniert“. Infos: www.offenbach.de/veranstaltungen/

Eintrittskarten: OF InfoCenter, Salzgäßchen 1, OF Tel. 069 / 8065 – 2052 E-Mail: info@ofinfocenter.de

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hafen 2 sommer

Angesteuert wird der Hafen 2 zu einem nicht unerheblichen Anteil von Fahrradfahrerinnen und Fahradfahrern, was nicht zuletzt an dem neuen Radweg entlang des Mains liegt. Der führt von der neuen Hafentreppe mit lustigen Schwingungen, die die Stadt kürzlich zur Errichtung zweier Brücken zur Hafeninsel „eingebaut“ hat, entlang des Hafenbeckens unter dem EVO-Kohlekran direkt zu Offenbachs Kulturzentrum. Hier pausieren viele Radler, bevor sie den weiteren Weg am Main in die Bankenstadt antreten. Ob mit Fahrrad oder per Pedes, der Juni und Juli ist bestimmt vom Weltfussballereignis und kann per „Public Viewing“ im Hafen 2 verfolgt werden. Erfahrungsgemäß kann man Stadionstimmung am ehesten ebendort während der WM in Offenbach erfahren. Doch der Hafen 2 wäre nicht der Hafen 2, wenn es nicht auch das beliebte Hafenkino und Konzerte in den Sommermonaten geben würde. Am 6. Juni startet das Hafenkino Open Air mit „Love Steaks“ und Kurator Daniel Brettschneider, so viel sei gesagt, hat weitere Leckerbissen ausgesucht. Filmbeginn wird jeweils ca. um 21.45 h sein, wenn es denn ausreichend dunkel ist. Gemäß der zu erwartenden Temepraturen und dem hoffentlich ausreichend Sonnenschein hierzu empfiehlt Mut & Liebe zwei Konzerte im Juni und Juli, die sicherlich heiß werden, nicht zuletzt weil beide Bands aus Lateinamerika kommen. Sie sind auch noch in ihren jeweiligen Ländern Superstars und füllen große Hallen und sogar Stadien.

Do. 5. Juni, 20.45 Uhr Los De Abajo

Hop zu hören sind. Andere Einflüsse sind Ska, Tropi-Punk, Rock Reggae und vor allem Cumbia. Mit ihrem neuen Album „„Mariachi Beat", dass in Europa pünktlich zur Tour veröffentlicht wird, setzen sich die Mexikaner ganz bewusst mit ihren musikalischen Traditionen auseinander. Bei dem Konzert werden einem mexikanische Rythmen und Melodien um die Ohren fliegen. Ganze neun Musiker auf der Bühne setzen traditionelle Instrumente, wie die Jaranas oder ein Eselskiefer (!) als Percussioninstrument ein. Rock- und Worldmusik-Fans werden so voll und ganz auf ihre Kosten kommen.

Fr. 18. Juli, 20.45 Uhr Monsieur Perine

Los de Abajo sind von niemand gerinOpen-Air Kinotermine: gerem als dem Ex-Talking Head David Byrne entdeckt wurden und bezeich- FR, 06. Juni: „Love Steaks“ nen sich selbst als die erste „Salsa- SA, 07. Juni: „Das erstaunliche Leben Punk-Band“. Der Mann („Burnin down des Walter Mitty“ the house“) nahm die mexikanische Band unter seine Fittiche und so ver- SO, 08. Juni: „Lunchbox“ öffentlichten sie ihre ersten Alben auf SA, 14. Juni: „Der Schaum der Tage“ seinem hochgeschätzem Label Luaka FR, 27. Juni: „This Must Be the Place“ Bop. Der Erfolg liess nicht lange auf Anfang jeweils bei Eintritt der Dunkelsich warten und so gewannen sie 2003 heit, Eintritt: 6,- € Abendkasse den BBC World Music Award. 20 Jahre existiert die Band nun schon und in Public Viewing dieser Zeit haben die Mexikaner weltweit eine Menge Festivals als Head- Im „Hafenstadion“ werden alle liner beehrt. Der Sound von Los De Deutschland-Spiele, Achtel-, Viertel-, Abajo entwickelte sich ständig weiter, Halb- und natürlich das Endspiel bei sodaß heute auch Einflüsse von Hip freiem Eintritt gezeigt.

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In eine ganz andere Kerbe schlägt die wunderbare kolumbianische Band Monsieur Perine. Schon der französische Bandname deutet darauf hin. Die jungen Kolumbianer beziehen sich in ihrem beschwingten Sound auf die Django Reinhardt-Tradition, dem sogenannten „Jazz Manouche“ oder auch Gypsy-Jazz, einer Variante des Swing. Gekreuzt mit ihren unverkennbar lateinamerikanischen Wurzeln haben Monsieur Perine kurzerhand einen neuen Musikstil ersonnen und nennen diesen „Suin a la Colombia“. Instrumentiert ist das Ganze mit typischer Latinpercussion, Bandoneon und Charango, sowie den eingearbeiteten Latinstilen, Cumbia, Son, Bolero, Currulao, Tango und Samba. Die wahre

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erleben

Sensation ist jedoch die unglaublich süsse Frontfrau Catalania Garcia. Sie singt und tanzt auf einem leichten, virtuos gespielten Instrumentalgerüst, das das Paris der 30er Jahre mit dem jungen Bogóta von heute verbindet. So verwundert es nicht, dass die Band in Kolumbien einen kometenhaften Auftsieg hin gelegt hat: Singelcharts, Artist of the Week bei MTV, millionenfache Klicks auf ihre Youtube-Videos und jeder Eintrag auf facebook verzeichnet tausende Likes in Minutenschnelle. Ihr letztes Album „Hecho A Mano“ wurde folgerichtig – nach Veröffentlichung hierzulande im letzten Jahr – „CD der Woche“ bei hr2, Funkhaus Europa und dem MDR. Beim ersten Rhein-Main-Konzert 2013 sangen 300 Kolumbianer bei Monsieur Perines Konzert in der Brotfabrik jedes Wort mit. Eine kolumbianesche Party in diesem Ausmaß kann man in Offenbach nur selten erleben. Am 18. Juli hat man die Gelegnheit hierzu. Eintritt jeweils: 15,- VVK, zzgl. Geb. / Tickets unter www.hafen2.net und im OF-Infocenter.

Kino Kulinarisch im LEDERPALAST (DLM) Sommer-Spezial

Zwei Kultfilme verfeinert mit kulinarischen Köstlichkeiten an einem Wochenende. Kuratiert von Daniel Brettschneider.

FR. 18. Juli: Grüne Tomaten Fried Green Tomatoes, Jon Avnet; USA 1991 astor catering, event & more wird diesmal ganz im Sinne des legendären Whistle Stop Cafes authentische Südstaaten-Küche zelebrieren mit Grüne Tomaten & Rindereintopf. SA. 19. Juli:

Buena Vista Social Club

Wim Wenders; D et al. 1999, OmdU Mit knusprig gegrilltem, saftigem Spanferkel, dazu Kochbananen und jede Menge kühler Cuba Libre. So erwacht Havanna einen Abend lang in Offenbach am Main.

Große Klassik intensiv erleben. Mit der Neuen Philharmonie Frankfurt im Capitol Theater Offenbach am Main.

Abo 2014/2015 - jetzt buchen! 12. Oktober 2014 CAPITOL SYMPHONIE LOUNGE I 16. November 2014 CAPITOL PANORAMA LOUNGE I 7. Dezember 2014 CAPITOL WEIHNACHTS LOUNGE 8. Februar 2015 CAPITOL CINEMA LOUNGE 22. März 2015 CAPITOL PANORAMA LOUNGE II 10. Mai 2015 CAPITOL SYMPHONIE LOUNGE II Vorverkauf Abonnenten 10. Juni 2014 Vorverkauf Neuabonnenten 30. Juni 2014 Einzelkartenverkauf 2. August 2014 Kartenvorverkauf: OF InfoCenter, Salzgässchen 1, 63065 Offenbach, Telefon: (069) 80 65 - 20 52, info@ofinfocenter.de

Einlass & Essen ab 18.30 Uhr, Filmbeginn 20.00 Uhr, Eintritt 7,00 Euro (exklusive Essen). Vorverkauf & Abendkasse direkt vor Ort im DLM, Frankfurter Str. 86, www.ledermuseum.de (tägl. außer Mo. 10 - 17 Uhr), keine Reservierungen. 67


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Di. 17. Juni | "FRauen und Bücher" Lesung mit Stefan Bollmann Es beginnt vor 300 Jahren. Die Lesewut erfasst die Frauen. Die Männer witzeln, dann wittern sie Unheil. Lösen Bücher Revolutionen aus? Jane Austen erklärt die Romanleserin für unabhängig, Madame Bovary verschlingt Trivialliteratur und begeht Ehebruch. Virginia Woolf druckt ihre Bücher selbst, Marilyn Monroe liest Joyce und lässt sich dabei fotografieren." Diese und eine Fülle anderer Begebenheiten lässt Stefan Bollmann in einem unterhaltsamen Panorama lebendig werden, das vom Aufkommen der Frauenromane bis in die Gegenwart führt. Zugleich erzählt er eine überraschend andere Geschichte des Lesens, seiner Macht und Magie. 19.30 Uhr | Stadtbibliothek Offenbach | Eintritt: 5,- Euro Veranstalter: bam - Buchladen am Markt, Steinmetz'schen Buchhandlung und Stadtbibliothek

SamanaYoga – Sommerspecials 108 Sonnengrüße auf der Hafentreppe So. 20. Juni, 9.00 - 11.00 Uhr & So. 27. Juni, 18.00 - 20.00 Uhr Die Hafentreppe bietet dem yogischen Sonnengruß eine ganz besondere Kulisse. Ein Hauch von Indien nicht am Ganges, sondern in Offenbach am Meer. Kostenfrei im Rahmen der Tage der Industriekultur. Auch ohne Yoga Erfahrung. S t a d t m a g a z i n

Rooftop-Yoga auf dem Maintower | So. 22. Juni, 21.00 - 23.00 Uhr Yoga-Begeisterte und -Anhänger aus Frankfurt, Offenbach und Umgebung steigen wieder auf 200 Meter Höhe auf den Maintower – mit Blick über die Stadt, dem Abendhimmel ein Stückchen näher und den Elementen frei ausgesetzt. Kosten 39,- e, incl. 1,- e Spende an das Kinder Umweltschutzprojekt PLANT FOR THE PLANET, Nur mit Anmeldung: http://samanayoga.de, od. info@samanayoga.de

Aerial Yoga – Personal Training für 1 - 3 Personen Die Leichtigkeit des Seins erleben. Aerial Yoga ist der spielerische Umgang mit der Schwerkraft, bei dem Du Asanas auf eine ganz neue Art erleben kannst. Lass Dich von Deinem Tuch tragen, bewege Dich frei im Raum in alle Richtungen. Terminvereinbarung unter 0163 5108252 oder Mail an: info@samanayoga.de.

Weitere Infos und Termine unter: http://samanayoga.de

Sa. 5. u. So. 6. Juli | „Liebe, Leid und alle meine Kleider“ Semesterabschlußaufführung des vhs-Theaterkurses Unter der Leitung von Angelika de Leuw trifft bietet die vhs seit Jahren einen Theaterkurs mit dem Titel "Bretter, die die Welt bedeuten" an. Die Teilnehmenden thematisieren Fragen rund um Rollen, Inszenierung, Regie, Kostüm und Bühnenbildgestaltung. „Liebe, Leid und alle meine Kleider“ ist ein Stück für Frauen, die Kleider lieben und für Männer, die Frauen lieben, die Kleider lieben. Eine tragische Komödie, die berührt und gleichzeitig zum Lachen bringt, denn Kleider haben ihre eigenen Geschichten: Mal selbstironisch, mal rührend oder humorvoll. 19.30 Uhr | vhs Offenbach, Berliner Str. 77 | Eintritt: 5,- e 68

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Erleben

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KJK Sandgasse

Sandgasse 26 | OF | Tel.: 069 8065-3969 |VVK: www.ad.ticket.de – KJK

Sa. 14. Juni und Sa. 1. Juli | Kopfüber in die Nacht – Querbeatdisco Do. 26.Juni | Wie der Elefant zu seinem Rüssel kam (Kinderprogramm) Ein Theaterstück von Tom Teuer nach einer Geschichte von Rudyard Kipling. Die aufregenden Erlebnisse eines Elefantenkindes und warum die Elefanten heute einen Rüssel haben, wird auf abenteuerliche Weise von einem Krawattentester erzählt. 14.30 – 15.30 Uhr

Etagerie

Taunusstraße 1 | OF | Tel.: 069/269 401 41 | www.etagerie.eu

Sa. 14. Juni | Figurentheater KANIA MÄRCHENWALD ab 2 Jahren Die in Offenbach lebenden Puppenspielerin Antje Kania improvisiert eine Geschichte zu Schneewittchen, Rapunzel und anderen Märchenfiguren. Die kleinen Besucher können gerne “wie im Märchen” verkleidet kommen oder Dinge mitbringen, die, nach ihrer Meinung, unbedingt zur Geschichte gehören. Der Fortgang der Geschichte wird durch das spntane Mitwirken der Kinder gestaltet. Eintritt: 6,-, Karten nur im Vorverkauf in der ETAGERIE Fr. 6. Juni | Zwischen Portefeuille-Viertel und Etagerie Das Frauennetzwerk um Konstanze Schneider lädt zu einer Tour durch Luisen- und Taunusstraße ein – Gemeinsam mit Ingrid Walter begeben sich die Teilnehmer auf eine Zeitreise und erkunden Architektur und Geschichte(n) der teils sehr schönen Wohnhäuser und Portefeuille-Fabriken in der Luisenstraße. Ein Ausklang findet die Tour in der „Etagerie“ – einem Ort, wo Ideen in schöne Produkte und regionales Design umgesetzt werden. Treffpunkt: 16.30 Uhr am Pfauenhaus, Luisenstr. 5. Ende gegen 18.00 Uhr in der Etagerie, Taunusstr. 1. Kosten: 5,- Euro. Anmeldungen unter Tel. 069 85 70 33 50 (AB) oder unter netzwerk@frauen-fuer-offenbach.de. Selbstverständlich sind auch Herren herzlich eingeladen.

Sa. 14. Juni | WORLD GIN DAY bei den Genussverstärkern Wir präsentieren eine Auswahl spannender Gins und Tonic Water. 14.00 bis 19.00 Uhr | Bernardstraße 63 a, OF/Nordend www.die-genussverstaerker.de

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Neues Zuhause für den BOK ww.bok-of.de Der Bund Offenbacher Künstler darf sich über die Zusage der Raumvergabekommission des Atelierhauses ZOLLAMT STUDIOS freuen und wird im Juli die neuen Räume gegenüber dem Ledermuseum in der Frankfurter Straße 91 beziehen. Dem Verein wurden überraschend die Galerie- und Atelierräume in der Kaiserstraße gekündigt. Durch glückliche Zufälle konnten alle Künstler mittlerweile eine neue Stätte für ihr kreatives Schaffen finden. So ist die Erleichterung groß, genauso schnell Ersatz für die traditionsreiche und für das Offenbacher Kulturleben wichtige Künstlervereinigung gefunden zu haben. Die neuen Räume sind in ihrer Gesamtfläche wesentlich kleiner als die bisherige Wirkungsstätte, dafür werde die spannende Wechselwirkung mit den anderen Künstlerinnen und Künstlern die Arbeit des BOK beeinflussen und verändern, so der erste Vorsitzende Hans-Jürgen Herrmann. Geplant ist außerdem eine verstärkte, vielseitige öffentliche Präsentation des BOK in temporär bespielten Räumlichkeiten in Offenbach. Ausstellungen:

"Was wir suchen, ist alles" Fotoarbeiten von Uwe Schramm Die letzte Ausstellung in den alten Galerieräumen zeigt vom 14. Juni bis 6. Juli ganz besondere und außergewöhnliche Fotoarbeiten des BOK-Mitglieds. 14. Juni bis 6. Juli | Galerie Salon 13 | Kaiserstraße 13

"Groß und klein und obendrüber" Fünf BOK-Mitglieder präsentieren ihre neuesten Arbeiten. 17. Aug. bis 14. Sept. | Haus der Stadtgeschichte

TAUSCH! – Kunstmesse in der Heyne-Kunst-Fabrik Den vorläufigen Höhepunkt in diesem Jahr stellt die zum ersten Mal stattfindende Kunstmesse dar. Sie wird in Kooperation mit dem Frankfurter Kunstverein „Eulengasse“ gestaltet und unter der Schirmherrschaft der Oberbürgermeister Horst Schneider (Offenbach) und Peter Feldmann (Frankfurt) stehen. 22. Aug. bis 21. Sept. | Heyne-Kunst-Fabrik

Theater im t-raum Wilhelmstr. 13, OF, www.of-t-raum.de PREMIERE: Leben und sonst gar nichts Stück von Antoine Rault t-raum-Produktion mit Frank Geisler; Regie: Sarah C. Baumann Der Rückblick eines Mannes aus dem Jenseits auf sein Leben: in sehr sensiblen, zärtlichen und oft auch sehr komischen Szenen zeichnet das Solostück sehr unspektakulär und nie deprimierend den Weg eines Mannes, dessen Blick auf die Welt sich im Angesicht des Todes völlig verändert und der dadurch das Geheimnis des Glücks und seine Liebe zum Leben findet. Gefühlvoll, witzig und berührend. Fr. 01.08., Sa. 02.08., Sa. 09.08., Sa. 16.08. jeweils 20.00 Uhr. 70

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Specials im t-raum: Rose verrückt Mörderische Geschichten – Gastspiel Compagnie Zeitlos Was tut Frau wenn sie sich mit ihrem Mann langweilt, wenn seine Zeitung wichtiger ist als sie, wenn er sie mit der besten Freundin betrügt? Packt sie ihre Handtasche und geht? Nein - Rose ist zwar ein bisschen verrückt, aber sie hat da noch ganz andere Ideen und bietet den gepeinigten Geschlechtsgenossinnen musikalisch-theatralische Problemlösungen an, die nicht immer ganz gesetzeskonform sind. Rose verrückt gesungen und gespielt von Nicole Kun am Piano begleitet von Marcello Celona. Kann denn morden Sünde sein? Sa. 07. und 14.06. jeweils 20.00 Uhr

Push up 1-3

Push up 1-3 von Roland Schimmelpfennig – Gastspiel Theater die Neu-Rosen Die Frauen und Männer in Push Up 1-3 arbeiten in den Büroetagen eines großen Konzerns, sie sind getrieben von den gleichen Wünschen und Hoffnungen und sind doch Konkurrenten. sie alle sind tragisch-komische Figuren in einem Gesellschaftsspiel, dessen Regeln sie kennen, aber nicht bestimmen können. Entlarvend, skurril, komisch, rasant. Fr. 11.07. und Sa. 12.07. jeweils 20.00 Uhr

Alles fließt - Reihe WortKlangRaum Blues, Bossa und Balladen - Klavier, Gitarre und Gesang mit Wolf-Dieter Köster Aus der Improvisation kommend folgt Wolf-Dieter Köster seinen musikalischen Ideen, statt ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Eigenkompositionen und Interpretationen von Jazz-Standards und Pop-Songs. Melodiös, mit feinsinniger Rhythmik, mal beschwingt, mal melancholisch. Sa.; 26.07. 2014 um 20.00 Uhr

n Haus der Stadtgeschichte Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr Sa. und So: 11.00 bis 16.00 Uhr Eintritt: 2,50 v Infos unter: www.offenbach.de

Haus der Stadtgeschichte Herrnstr. 61, OF Fingerhutausstellung Fingerhutsammlerin Ingeborg Dittler stellt in einer Kabinettausstellung ihre Sammlung vor. Wissenswertes und Kurioses rund um das Thema „Fingerhüte“ wird dargeboten. Das Haus der Stadtgeschichte zeigt eine kleine private Sammlung von Fingerhüten. Noch bis zum 13.07.

Ausstellung Ursula Goldau: »Hohe Wasser« Ursula Goldau, durch ihre Herkunft vom Rhein geprägt, sind die Kräfte des Wassers vertraut: Leben und Aufbau, Tod und Zerstörung. Die Macht des Wassers sieht sie als Symbol für die Unberechenbarkeit des Lebens und der Kunst. In Ursula Goldaus Ausstellung steht ein Altar mit Epitaph im Mittelpunkt, umgeben von Bildern, Sprichworten, Pegelständen, Agitationsmaterial, Hochwassergeschichten oder Didaktischem aus Bildern, Cuts, Sprays und Objekten. 8.6.14-13.7.14 | Eröffnung am So. 08.06., 15.00 Uhr Weitere Ausstellungen s. nächste Seite 71


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sehenswert

sehenswert n Haus der Stadtgeschichte Infos unter: www.offenbach.de

Jahresausstellung der Offenbacher Freizeitkünstler In der jährlichen Ausstellung des städtischen Kulturbüros zeigen die Offenbacher Freizeitkünstler e.V. einen Überblick ihres Schaffens. 20.07. – 10.08. | Eröffnung: So. 20.07. | 15.00 Uhr

Gross und klein und obendrüber Gruppenausstellung BOK Fünf BOK-Künstler präsentieren unterschiedliche Ansätze der Kunst. Während die Arbeiten von Christiana Crüger, Andreas Masche und Gerd Vollmer dem Prinzip des Realismus im weitesten Sinne verpflichtet sind, zeigt Eberhard Stolz abstrakte Landschaften in kontrastreichen, gestischen Pinselstrichen, zwischen Malerei und Zeichnung angesiedelt. Matthias Peinelt geht in die dritte Dimension, ins Figürliche, er schafft Wesen und Puppen. 17.08. – 14.09. | Eröffnung: So. 17.08. | 15.00 Uhr

n DLM Deutsches Ledermuseum/Schuhmuseum www.ledermuseum.de Di. bis So.: 10.00 bis 17.00 Uhr Eintritt: 6,00 e /erm.: 3,00 e

DLM Deutsches Ledermuseum Frankfurter Str. 86, OF Roger Vivier: SchuhWERKE | bis 02.11.2014 «Christian Dior – Souliers créés par Roger Vivier» - Das DLM präsentiert den Erfinder des Stiletto-Absatzes. Er kreierte Seidenschühchen für Prinzessin Soraya, für Elizabeth Taylor und Marlene Dietrich und gab Brigitte Bardot die richtigen Stiefel für den Ritt auf der Harley-Davidson... Begleitprogramm zu Roger Vivier: SchuhWERKE:

Lesereihe: GEHEN - stapfen stöckeln stelzen und marschieren. Texte für Fußgänger und Fetischisten. Im Wechsel lesen Bernd Aretz und Theresa Buschmann Texte zu allen erdenklichen Fortbewegungsmethoden, ob barfuß oder gut beschuht. Über die Liebe zu Schuhen und zu Stiefeln, zu besonderen Anlässen und für besondere Vorlieben. Am letzten Freitag im Monat, um 17.30 Uhr, ein gemütliches Stündchen bei einem Glas Wein... Ticket (inkl. Ausstellung u. Getränk) 12.- e, (mit Eintrittsticket 4,- e ) 27.06., 25.07., 29.08., 31.10. | Einlass ab 17.15 Uhr

En Vogue – Mode im Film Ausgewählten Mode-Filme werfen neue Blicke auf Stile, Ikonen, Epochen und Ästhetik. (Die Reihe wird im September fortgesetzt)

Belle de Jour Eine thematisch eigens auf “Belle de Jour” abgestimmte Führung vor Filmbeginn zeigt die Bandbreite zwischen Eleganz und Exzentrik. Yves Saint Laurent entwarf die Kostüme für Buñuels Film und gewann damit Catherine Deneuve als Botschafterin seiner Mode, die sie hier, geprägt von einer Ambivalenz zwischen braver Züchtigkeit und der Verwegenheit des Verbotenen und Geheimen zur Schau trägt. Die Schnallenschuhe sind in der Ausstellung Roger Vivier: SchuhWERKE direkt vor Ort im DLM zu sehen. Fr. 06.06. | Einlass 19.00 Uhr, Führung 19.30 Uhr, Filmbeginn 20.00 Uhr Eintritt 7,- e | FSK: ab 18 Jahren 72

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sehenswert KINO KULINARISCH | Einlass & Essen: ab 18.30 Uhr, Film: 20.00 Uhr Eintritt (exkl. Essen & Getränke): 7,- Euro (VVK im DLM) Fr. 18.07. | Grüne Tomaten Kulinarische Einstimmung mit grüne Tomaten, Mozzarella und Rindereintopf.

Sa. 19.07. | Buena Vista Social Club Kulinarische Einstimmung mit Spanferkel, Kochbananen, Cuba Libre.

Weitere Infos zum Kino im Lederpalast unter: www.lederpalast.de

Klingspor-Museum Herrnstr. 80, OF, www.klingspor.de n Klingspor-Museum Di, Do, Fr: 10.00 bis 17.00 Uhr; Mi: 14.00 bis 19.00 Uhr; Sa und So: 11.00 bis 16.00 Uhr, Eintritt: 2,50 e, erm: 1,50 e

Menschen. Ausstellung von Bernd Fischer Menschen. ist eine internationale Porträtarbeit des Offenbacher Künstlers Bernd Fischer mit Bildern und Texten, die in zehn Sprachen übersetzt worden sind. Porträtiert sind 18 Menschen, die im Auftrag verschiedenster Länder und Ideologien Menschenrechtsverbrechen begangen haben und deshalb rechtskräftig verurteilt worden sind. noch bis zum13. Juli Finissage am 13. Juli, 11.30 Uhr

Begleitvorträge zur Ausstellung Menschen Kollektives Töten. Versuch, das radikal Böse zu verstehen Vortrag von Prof. Dr. Hans-Jürgen Wirth Do. 12.06., 19.00 Uhr | Eintritt 5,- e Ohne Ansehen der Person? – Strafrecht, Kunst und Völkermord Vortrag von Dr. Vasco Reuss Do. 03.07., 19.00 Uhr | Eintritt 5,- e Dem Bösen ein Gesicht geben. Vortrag von Ulrike Kuschel, M.A. Do. 10.07., 19.00 Uhr | Eintritt 5,- e

Ausstellungen: Entgrenzt. Künstlerbücher von Veronika Schäpers und Seelenbilder. Kalligraphien von Eva Aschoff Mi. 30.07., 19.00 Uhr | Eröffnung der Ausstellungen So. 24.08., 11.30 Uhr | Veronika Schäpers und Dr. Stefan Soltek im Gespräch. Eintritt + 1,50 e So. 24.08., 14.00 Uhr | Führung durch die Ausstellung „Seelenbilder. Kalligraphien von Eva Aschoff mit Dr. Stefan Soltek. Eintritt + 1,50 e m u t & l i e b e Mä r z / A p r i l / M a i

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i n e i g e n e r s a ch e

Luft und Liebe Wird doch schon lange behauptet, dass davon zu leben sei, so gibt es in der Verbindung nun ein Hilfsmittel, welches zumindest bei kleineren Unbilden hilfreich sein kann. Denn wer kennt es nicht: Der sonntäglich Radausflug endet abrupt, beim Fahrrad aus dem Keller holen oder irgendwo in der Pampa am Main, mit einem Plattfuß. Wenn überhaupt jemand vorbei kommt, so haben doch die meisten kein Flickzeug dabei oder selbiges hat, wie auch das eigene, schon seit Jahren in der Satteltasche ein Schattendasein geführt und ist nicht mehr zu gebrauchen. Auch Luftpumpe und Pampa vertragen sich irgendwie nicht. Also zu Hause bleiben oder den Drahtesel, unter mitleidigen Blicken unbeschwerter Spaziergänger, nach Hause schieben. Für solche misslichen Umstände, gibt es

„Die Rettungsstationen“ LUFT UND LIEBE. Von Laden artefakt Offenbach werden in Zusammenarbeit mit Mut&Liebe Rettungsstationen eingerichtet. An ausgewählten Orten und Ausflugszielen in und um Offenbach stehen rote Werkzeugkisten zur Verfügung, in denen sich Flickzeug, Fahrradschläuche (mit verschiedenen Ventilen - respicere!) sowie Notwerkzeug für klappernde Schutzbleche, befinden. Ein Schild weist auf die Orte hin, an denen die Kiste ausgeliehen werden kann. Wenn Bedarf, kann beim Verleiher ein neuer Schlauch käuflich erworben werden. Die Luftpumpe gibt es geliehen, die Luft, mit ein wenig Anstrengung, sprichwörtlich umsonst. Bis Redaktionsschluss waren folgende Stationen eingerichtet:

Markthaus am Wilhelmsplatz • Württembergische Weinstube • Obermühle • MainBars • Leuchttürme am Main • Wiener Hof • Schiffchen in Rumpenheim und es sollen mehr werden.

Aufzeichnung der Talkshow 'Mut&Liebe TV im Ring' zum Thema "Inklusion, eine Illusion?" jetzt online Ab sofort ist auf unserem YouTube-Kanal 'Mut & Liebe TV' eine neue Folge der Internet-Talkshow „Mut&Liebe im Ring“ zu sehen. Rollifahrerin Katharina und Frau Dr. Dorothea Terpitz, Vorsitzende des Vereines „IGEL-OF“ waren unsere Gäste zum Thema „Inklusion, eine Illusion?“. Thematisch anschließend präsentieren wir einen stimmungsvollen Filmbeitrag zum Aktionstag „Inklusion & Diversity“, der am 8.5. in Offenbach stattfand. Die Themen und Termine der nächsten Talkshows "Mut&Liebe TV im Ring" im Boxclub Offenbach finden Sie auf der Mut&Liebe facebookseite und in der Tagespresse. Info: tv@mutundliebeoffenbach.de 74

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