neubau kompass Magazin Berlin 2/2022

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Die Sonne einfangen: Photovoltaik-Anlagen nachrüsten (KF) Stromgewinnung muss neu gedacht werden. Vor dieser Herausforderung stehen Immobilieneigentümer und -eigentümerinnen in ganz Deutschland. Warum nicht auf die Kraft der Sonne setzen? Bereits seit Jahren werden in vielen Neubau-Immobilien Wärmepumpenheizungen installiert und mit einer Photovoltaik-Anlage kombiniert. Seit Mai ist der Sonnenfänger bei Neubau-Immobilien vielerorts schon Pflicht, und ab 2023 gibt es die Vorgabe in vielen Bundesländern auch für neue Dächer auf Bestandshäusern. Wir haben uns vom Photovoltaik-Experten Thorsten Schomburg von Solarkonzepte Deutschland neuestes Wissen zum Nachrüsten einer Photovoltaik-Anlage geholt und auch gefragt, wie er den Trend zur Strom-Cloud bewertet.

Herr Schomburg, wie sieht das ideale Dach aus, um dort Photovoltaik-Module zu montieren und möglichst viel Sonnenkraft einzufangen? Thorsten Schomburg: Optimal ist es, wenn man beim Dach mindestens eine Bebauungsfläche von 19 m² hat und diese auf Ost-Süd oder West ausgerichtet ist. Dann können ca. 4.000 Kilowattstunden (kWh) produziert werden – so viel verbraucht man pro Jahr als Familie in etwa. Das funktioniert auch in den sonnenärmsten Regionen Deutschlands. Bei Gründächern kommt es sogar zu einem Synergieeffekt. Durch die Begrünung an der Dachhaut entsteht nämlich nur noch eine Temperatur von etwa 35 °C an der Oberfläche. Somit wird ein höherer Wirkungsgrad erfüllt. Eine Bitumenhaut erreicht 70 bis 80 °C. Da empfiehlt unser Team eine Aufständerung von mindestens 10 Grad, um die Zirkulation des Luftstromes auf der Attika zu gewährleisten.

Wie autark werde ich mit einem Batteriespeicher im Keller und der virtuellen Strom-Cloud? Was sind die Besonderheiten der Cloud? TS: Ein Heimspeicher ist aktuell die wichtigste Investition, um das Maximum von ca. 80 % an Autarkie zu gewinnen. 100%ige Autarkie erreicht man auch mit einem Cloud-Modell nicht. Dazu können mit der Cloud für die Nutzenden deutliche Nachteile entstehen.

Zum einen treten Strom-Cloud-Nutzende die Einspeisevergütung an ihren Anbieter ab, zum anderen wird für die Cloud eine monatliche Grundgebühr fällig (zwischen 22 und 120 €) – oft ohne Preisgarantie. Richtig teuer wird es, wenn man am Jahresende Strom zukaufen muss. Dann liegt der Preis pro kWh bei den CloudAnbietern meist deutlich über dem eines klassischen Stromanbieters. Ein sehr wichtiger, nachteiliger Aspekt ist: Bei der Cloud-Lösung haben Sie kaum Einfluss auf die in Ihrer Anlage verbauten Komponenten – und auch über potenzielle Probleme, die entstehen, wenn Sie dauerhaft mehr oder weniger Strom produzieren als vereinbart, sollten Sie sich genau informieren lassen.


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