Aktiv E 2013

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MONTAGE: ROTH

FOTO: DPA

WIRTSCHAFTSZEITUNG Altersvorsorge Was Sie wissen sollten und tun können Seiten 4-5

Zuwanderer Betriebe rollen Fachkrä�en den roten Teppich aus Seite 2 12. Januar 2013 · 7147 · Bayern

aktiv-online.de · 42. Jahrgang · Ausgabe 1

AKTUELL AUS BAYERN A

Konzept AKTIV mit neuem Au�ritt

EXTRA

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Aus Unterfranken: Der Hexapod.

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prophezeien

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sonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – dieser spöttische Spruch wird unter anderem dem berühmten Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben. Doch bei allem Fehler-Risiko: Was die Experten aus 27 deutschen Wirtschaftsinstituten und Finanzkonzernen unserer Wirtschaft prophezeien, hilft zur Orientierung beim Start ins neue Jahr. Das Londoner Beratungsinstitut Consensus Economics hat sie im Dezember befragt und die Antworten zu einer Durchschnittsprognose verdichtet. Die vier Kernaussagen: ● Die Industrie kriegt die Kurve. Die aktuelle Lage ist schwierig – darauf deuten viele Firmenmeldungen hin. „Der exportorientierten deutschen

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Welche Rechte und Pflichten Mieter und Vermieter haben – ein exklusiver Ratgeber nur für AKTIV-Leser.

Patienten werden gestärkt Ein neues Gesetz stellt Kranke gegenüber Ärzten und Kassen besser. Wir erklären die Details. Gratis freischalten unter: aktiv-online.de/premium Premium-Code DT335

Wirtschaft steht eine Leidenszeit mit schwacher Auslandsnachfrage bevor“, fasst das Institut die Meinungen zusammen. Immerhin: Für Ende 2013 erwarten die Experten wieder Zuwachsraten (Grafik).

Die Arbeit geht uns nicht aus.

Von Juni 2009 bis März 2012 ist die (saisonbereinigte) Zahl der Jobsucher fast jeden Monat gesunken, um

Industrieproduktion Änderung gegenüber Vorjahresquartal (in Prozent) + 3,0

+3,4

+2,9

- 1,3 - 0,3 - 0,1

2013

2014

Prognose: Consensus Economics

AKTIV

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insgesamt 627 000. Seitdem stieg sie wieder leicht an – aber das „Jobwunder“ relativiert sich nur ein Stück weit: Für 2013 erwarten die Experten rund 85 000 Arbeitslose mehr. ● Die Schuldenbremse wirkt. Die staatliche Neuverschuldung dürfte 2013 nur noch 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen. 2010 waren es noch rund 4 Prozent – doch da kam die „Schuldenbremse“ ins Grundgesetz, die einen ausgeglichenen Staatshaushalt bis spätestens 2020 vorsieht. Finanzminister Wolfgang Schäuble: „Wir sind viel weiter, als wir es am Anfang der Legislaturperiode für möglich hielten.“ ● Die Preise bleiben stabil. Die Inflationsangst, die sich wegen der Euro-Krise breitgemacht hat, bleibt wohl auch 2013 theoretisch: Laut Durchschnittsprognose steigen die Lebenshaltungskosten nur um ULRICH VON LAMPE 1,9 Prozent. Schreiben Sie uns: Was sehen Sie – Aufschwung oder Durststrecke? Leserbrief-Adressen: Seite 6

Jetzt doch: Obelix gibt auf! Was kein Römer schaffte, erledigt Frankreichs Steuerpolitik Die Nachricht schlug ein wie ein Hinkelstein: Filmstar Gérard Depardieu („Asterix & Obelix“) will Belgier werden! Weil er zu viel Steuern blecht. Zwar hat der französische Verfassungsrat die Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 75 Prozent vorerst gestoppt. Doch die Regierung bastelt schon an einem neuen Gesetz. Und „Obelix“ hat die Schnauze voll. Beim Teutates! 210 Millionen Euro soll die neue Steuer pro Jahr einbringen. Doch Depardieu will in seiner langen Karriere be-

extreme Belastungen

Prüfstand Kampfjets beim Start Rotor- loten eines Rumpfstücke oder Sitze drückt. in Salz (Un- sitze, werden an oder auf die in die Lebensdauer flügel Bisher wurde die einiges: Dick Sondermaschinen hat die weltweit ein- Plattform geschraubt. Dann rütrechnerisch ermitSie von Bauteilen sind die stäh- terfranken), das MaAnlage gebaut – mitsamt telt die Mega-Maschine los. wie Baumstämme Der Hexapod setzt des Hexa- malige Kühlung dreht in drei telt. wie im wirklernen Riesenbeine mit dem Hydraulik, Steuerung, zieht, schiebt und terial der Belastung gleichzeitig. aus: Waggonfedern Sicherheitstechnik. pods. Forscher testen Die lichen Leben robust neue und Hexapod ist sechseinhalb Richtungen echten Prüfstand, wie Der Ein extremer Härtetest:Maxi- schüttelt er wie auf einer nach an der etwa Teile von entspricht im hoch und steht von Hamburg Werkstoffe sind, Ham- Belastung Autos oder Meter FBS Erdbe- Bahnfahrt Flugzeugen und Technischen Universität Halle mum der sechsfachen es Pi- München durch. einer So stark, wie Windräder aus Karbon. burg-Harburg in Kabinen- schleunigung. Die Firma Fertigungsgerätemit Spezialfundament. Hersteller von bau Steinbach, ein

Salz. Die stemmen

Im Extra-Teil: Jo Johannes Erhardt kriegt W Werkzeugmaschinen flott B Bayerische Unternehmen nu nutzen Chancen in Asien G Gewinnen Sie eine von drei O Oakley Airbrake Skibrillen!

B BMW kooperiert mit Boeing München. BMW und der US-Flugzeughersteller Boeing haben vereinbart, gemeinsam an dem Werkstoff Karbon zu forschen. Die beiden Unternehmen möchten unter anderem ihr Wissen in der Verarbeitung austauschen und zusammen am Recycling arbeiten.

Mehr Patente München. Im Geschäftsjahr 2012 ist die Zahl der Erfindungen von Siemens um 5 Prozent auf 8 900 gestiegen. Das war die Grundlage für 4 600 Patent-Erstanmeldungen – 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Münchner Konzern hält damit weltweit 57 300 Patente.

München wächst München. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass die Einwohnerzahl Münchens schon 2014 auf mehr als 1,5 Millionen steigen wird. Erst vor kurzem hat die bayerische Landeshauptstadt die Grenze von 1,4 Millionen erreicht. Die 1,6 Millionen sollen 2023 geknackt werden.

ZITAT Störrisch: Gérard Depardieu als Gallier.

reits 145 Steuer-Millionen berappt haben. Er allein! Kann gut sein, dass die Steuereinnahmen wegen der Landesflucht von Topverdienern am Ende geringer ausfallen könnten als

zuvor. Denn es läuft halt nicht immer so, wie der Staat es gern hätte. Das erlebten schon die römischen Legionäre in Kleinbonum, Babaorum, Laudanum und Aquarium ... UH

FOTO: WEIGEL

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FOTO: DPA

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Was die Experten

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für 2013

Mietmängel: Was tun?

Frei für Adressaufkleber

Design: Norbert Küpper Relaunch Wirtschaftszeitung Aktiv

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Gute Karten

FOTO: JUPITZ/TUHH

Maschinenbau

von Steinbach simuliert

Konjunktur

Köln. „Prognosen sind schwierig, be-

Dessau. Seit Jahresbeginn dürfen in 32 der bundesweit 44 Umweltzonen nur noch Autos mit grüner Plakette fahren. Für die übrigen Umweltzonen braucht man mindestens die gelbe Plakette. Bei Verstoß drohen 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in der Verkehrssünderdatei. Die aktuelle Übersicht des Umweltbundesamts: bit.ly/umweltzonen

Ausgabe 1

aktiv-online.de 12. Januar 2013 ·

RUND UMS GELD

Umweltzonen Grüne Plakette nun ö�er Pflicht

Seite 8

Seiten 4-5

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Konkurrenz auf dem Dach

Jetzt ist das Schornsteinfeger-Monopol Geschichte – was bringt das den EigenSeite 7 heimbesitzern?

Extra-Quiz: von Gewinnen Sie eine drei Oakley Skibrillen!

Ausblick: Gute Chancen in Asien für Bayerns Betriebe

Einblick: Ei Wie ein Service-Mann W aus der Ferne hil� a

Köln. Mit einem modernisierten Erscheinungsbild reagiert die Wirtschaftszeitung AKTIV auf die veränderten Nutzungsgewohnheiten der Leser. Für die Entwicklung der neuen, unverwechselbaren Optik, die mit dieser Ausgabe erstmals umgesetzt wird, hat der Verlag den renommierten Zeitungsdesigner Norbert Küpper engagiert.

„Noch stockt die Energiewende. Das gefährdet die Versorgungssicherheit in Bayern. Im neuen Jahr müssen wir schneller vorankommen.“ Wolfram Hatz, Geschäftsführer der Motorenfabrik Hatz GmbH & Co. KG in Ruhstorf

Kärntner Wirtschaft


Design: Norbert Küpper 2

Aktiv: Layout with Unmistakable Elements. The business newspaper Aktiv is an employee-newspaper with a circulation of 930,000 copies. The new layout is more individualized. Now it looks more like a magazine.

Background. The employee-newspaper „Active“ regularly revised design and content. In the latest redesign a very individual and unmistakable layout was designed. The biggest change here are the headlines: Each line stands on a white background, and partially overlaps into the pictures. This combination of headlines and images is more typical for magazine layouts. Overall, the newspaper Aktiv is changing from the newspaper layout towards a magazine-like paper. The design of the Broadsheet format was transformed to tabloid-size supplements. In this way a clear corporate design was created.

About the newspaper: 3 The employee-newspaper Aktiv is published in 15 different regional editions and as a circualtion of 930,000 copies. 3 Since 1972 the newspaper is published in Cologne. 3 Publisher is Ulrich Brodersen, editor-in- chief Ulrich von Lampe. 3 The newspaper is published in the Rheinisches Format. Some editions have supplements in tabloid format.

Kärntner Wirtschaft


Design: Norbert K체pper 3

Picture-text combinations. Images and texts complement each other to form a complete information unit. This well-known rule is very well implemented in the new layout of Aktiv: A red keyword sets the theme and headline and picture form a unit. On each page such a combination of picture and text is created. Typography: With the Centro Sans a typeface was chosen which is new and modern. It gives the newspaper a unique character. It was designed by Panos Vassiliou in 2005. As bodycopy Poynter Text is used, which was designed in 1997 by the American typedesigner Tobias Frere-Jones. It is specially designed for both: legibility and the demands of newsprint.

Hierarchy of topics: 3 Because of the combination of headline and picture the main story on each page is clearly worked out. 3 Compared to the previous layout, the number of small images has been reduced. 3 By the strong contrast of large and small elements, a clear hierarchy of contents results. Examples: The following pages show examples of pages from the first weeks of the new layout.

K채rntner Wirtschaft


Design: Norbert K체pper 4

Comparison Old and new layout

K채rntner Wirtschaft


Design: Norbert Küpper 5

41. Jahrgang

21. JUli 2012 aUsgaBe

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Bayern

www.aktiv-online.de preMiUM-code rd501

WIRTSCHAFTSZEITUNG

7147

Foto: Werk

Nah dran: Der Nachwuchs beim BMW-Familientag.

chen mit 60 Jahren PkwProduktion. 40 Jahre hochhaus „Vierzylinder“, 25 Jahre forschungs- und innovationszentrum. Deshalb lud der autobauer seine Münchner Mitarbeiter am 1. Juli samt angehörigen zum familientag ein. 75 000 Menschen kamen.

zialkassen sind prall gefüllt: weil die Konjunktur brummt und weil die meisten Beschäftigten höhere abgaben leisten – nach dem entgelt-Plus der letzten tarifrunden. gut 597 Milliarden euro wird der staat in diesem Jahr einnehmen, hat das Deutsche institut für Wirtschaftsforschung (DiW) in Berlin ausgerechnet. Das wäre eine Milliarde mehr als bei der steuerschätzung im Mai vorhergesagt. Kampf gegen die „kalte Progression“ „an dieser entwicklung haben die steigenden löhne den größten anteil“, erklärt Kristina van Deuverden. Die Wissenschaftlerin des DiW hat die Daten über das steueraufkommen zusammengetragen und ausgewertet. und der Bundestag hat entschieden: Vom kommenden Jahr an soll für die arbeitnehmer mehr netto vom

11.07.2012

Frei für Adressaufkleber

drin!

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Netto geht noch was für

Wenn Mama ausfällt

Brutto übrig bleiben – durch das „gesetz zum abbau der kalten Progression“. Von „kalter Progression“ spricht man, wenn es nach einer lohnsteigerung zu einer höheren Belastung durch den ansteigenden steuertarif kommt, obwohl das lohnplus zu einem teil nur die Preissteigerungen ausgleicht. Das gesetz – dem die länder noch zustimmen müssen – sieht eine flachere steuerkurve vor. Dadurch wird ein alleinstehender arbeitnehmer, der im Jahr 40 000 euro verdient, um 197 euro entlastet. Das sind rund 16 euro monatlich – immerhin. Doch da ist noch mehr drin. Von rund 621 MilliarSteuerexpertin, Kristina van Deuverden: „Der Staat profitiert von den Lohnrunden.“ Foto: DIW

Kein Geschäftsmodell: Bei Überfällen kommt oft nicht viel rum. Foto: dapd

ben die Daten von 364 Banküberfällen ausgewertet. ergebnis: nur die wenigsten täter sacken Millionen ein wie der legendäre Postzug-räuber ronald Biggs.

Steuereinnahmen sprudeln

●● Gewinnen Sie eine von drei Hängematten!

den euro steuereinnahmen im kommenden Jahr spricht das DiW – 2,7 Milliarden mehr als zuvor errechnet: „Die entlastung durch das gesetz ist darin schon berücksichtigt“, sagt van Deuverden.

ren rücklagen an. Von Überschüssen könne aber keine rede sein, stellt niklas Potrafke vom ifo-institut in München fest. „Über den gesundheitsfonds werden hier steuergelder zugeschossen“, sagt der Ökonom. Mit sinkenden Beiträgen Kasse schafft zur gesetzlichen KrankenverPraxisgebühr ab sicherung wird es so schnell spielraum bieten auch also nichts. hier und da aber geht durchdie sozialabaus etwas. gaben. so hält Kassiert der Staat Wie bei der die Deutsche die Bürger ab? hanseatirentenversiSchreiben Sie uns! schen Krancherung eine Leserbrief-Adressen: Seite 6 kenkasse. sie senkung des hat die PraBeitragssatzes von 19,6 auf 19,0 Prozent xisgebühr für zahnarztbesufür machbar. Bei 40 000 euro che einfach abgeschafft. Sigrid StoSS Jahresbrutto würden unterm strich pro Monat 10 euro Mehr zur Debatte über die mehr übrig bleiben. und die Krankenkassen? gesetzliche rentenversichezwar schwellen auch de- rung lesen sie auf der Seite 2

Mit im schnitt umgerechnet nur 25 000 euro treten die „gentlemen“ von heute die flucht an. Pro Kopf fällt die rendite noch schlechter aus, wie die studie im auftrag des britischen Bankenverbandes zeigt. Denn meistens agieren die gangster zu zweit. nach dem teilen der Beute bleibt nicht mehr übrig, als man mit einem halbtagsjob pro Jahr verdienen kann. Wenn überhaupt. Denn das risiko, erwischt zu werden, steigt: Von 36 Prozent bei zwei Überfällen auf mehr als 50 Prozent ab dem dritten raub. und dann sinken die einnahmen auf null … JW

Gel d Run d umS

Wenn Mama plötzlich ausfällt

Viel Arbeit

Sozialleistung Haushaltshilfe: Was die Kassen bezahlen. Sozialleistung Haushaltshilfe. Seite 7

münchen. Die bayerischen er-

werbstätigen haben im vergangenen Jahr so viel gearbeitet wie nie zuvor. nach angaben des statistischen landesamtes erhöhte sich die zahl der arbeitsstunden gegenüber 2010 um 2,4 Prozent auf 9,7 Milliarden. Das war im deutschen ländervergleich der größte anstieg.

Familientag Kinder erleben BMW

Viel Leistung

München. Gründe zum

Feiern gab es reichlich: 90 Jahre BMW-Werk München mit 60 Jahren PkwProduktion. 40 Jahre Hochhaus „Vierzylinder“, 25 Jahre Forschungs- und Innovationszentrum. Deshalb lud der Autobauer seine Münchner Mitarbeiter am 1. Juli samt Angehörigen zum Familientag ein. 75 000 Menschen kamen.

erlangen. siemens wird in Düsseldorf das leistungsstärkste gas- und Dampfturbinenkraftwerk der Welt bauen. Der auftragswert für die fertigstellung und die langjährige Wartung liegt bei einer halben Milliarde euro. Die elektrische leistung des Kraftwerks soll 595 Megawatt betragen.

Viele Singles münchen. in über 40 Prozent der

6,1 Millionen bayerischen haushalte hat 2011 nur eine Person gelebt. Wie das statistische landesamt mitteilt, hat sich die anzahl der single-haushalte im freistaat seit dem Jahr 2000 um 26 Prozent erhöht. Die durchschnittliche haushaltsgröße in Bayern beträgt 2,1 Personen.

AKTiV PreMiuM

Der Durst ist nach wie vor groß. Allein 2011 haben Deutsche 18 Millionen Hektoliter Wein getrunken. AKTIV hat eine Winzerei besucht.

EEG-Förderung ist zu hoch

sozialleistung haushaltshilfe: Was die Kassen wann bezahlen. Seite 7

Thomas Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Kaeser Kompressoren AG in Coburg

Berlin. Staatssäckel und Sozialkassen sind prall gefüllt: weil die Konjunktur brummt und weil die meisten Beschäftigten höhere Abgaben leisten – nach dem Entgelt-Plus der letzten Tarifrunden. Gut 597 Milliarden Euro wird der Staat in diesem Jahr einnehmen, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin ausgerechnet. Das wäre eine Milliarde mehr als bei der Steuerschätzung im Mai vorhergesagt. „An dieser Entwicklung haben die steigenden Löhne den größten Anteil“, erklärt Kristina van Deuverden. Die Wissenschaftlerin des DIW hat die Daten über das Steueraufkommen zusammengetragen und ausgewertet. Und der Bundestag hat entschieden: Vom kommenden Jahr an soll für die Arbeitnehmer mehr Netto vom Brutto übrig bleiben – durch das „Gesetz zum Abbau der kalten Progression“. Von „kalter Progression“ spricht man, wenn es nach einer Lohnsteigerung zu einer höheren Belastung

Weinlese Mit Handarbeit zum wahren Weingenuss

stiMMe aus Bayern

„Das erneuerbareenergien-gesetz ist ein ineffizientes fördersystem und muss dringend angepasst werden. es verteuert stark die stromkosten für haushalte und unternehmen. Wir brauchen eine Begrenzung der förderung und verbesserte ausnahmeregelungen für die industrie.“

Conti und Lanxess sind jetzt im dax

die Arbeitnehmer – denn die

●● Unternehmen tüfteln am Werkstoff Karbon

Wissenschaftliche Studie mit ernüchterndem Resultat

unsch und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. für diese Binsenweisheit lieferten britische Wissenschaftler einen originellen Beweis. Die Ökonomen ha-

15:19:06

●● Josef Schweiger leitet die Feuerwehr von Audi

Bankraub lohnt sich nicht

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tüfteln am M+E Betriebe Seiten 4–5 Einsatz von Karbon.

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Berlin. staatssäckel und so-

Für die Serienfertigung industriellen

eine von drei Gewinnen Sie holzgestell! Seite 8 mit robustem

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Kinder erleben BMW münchen. gründe zum feiern gab es reichlich: 90 Jahre BMW-Werk Mün-

Für den Ernstfall

ist Chef der Feuerwehr Seite 3 Josef Schweiger von Audi in Ingolstadt.

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Für den Feierabend hängematten

Im Extra-Teil:

Netto geht noch was für die Arbeitnehmer – denn die Steuereinnahmen sprudeln

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Mars-Mobil

500 Grad von bis zu 1 das peraturen soll Celsius aushalten. Denn die beansprucht angekommen, und von Sie- reiten. extrem. Am Boden Steine In- Material der Raketenstart rüt- das Mars-Mobil Staub, Nasa mit Unterstützung Dazu worden. Die Flug und Schon ordentlich durch. die Atmosphäre analysieren. sie ermens entwickelt ach acht Monaten und Kilometern genieure haben die sogenannte telt den Wagen ausgraben, begementdann Vakuum Cel- kann es Proben 567 Millionen Kürze so weit Product-Lifecycle-ManaKonzerns Im All warten Helium-Kernen ver270 Grad dürfte es in hitzen, mit (zu Kälte von minus des Münchner mit einem Laser durch die „Curiosity“ schießen und Lande-Anflug sein: Der Rover wird, wenn al- Software mit der sonst Produkte ent- sius. Der schließlich wird dampfen lassen. Hochauflösende Deutsch „Neugier“) am 6. August genutzt, Geschirrspüler von die alles aufzeichnen, läuft, wie Autos oder Mit ihrem Einsatz Mars-Atmosphäre als der Abflug MST les nach Plan landen. noch holprigerder Hitzeschild der Kameras, worfen werden. auch an Bord. Computer Und auf dem Mars Tem- sind soll feststellen, konnte der Rover am optimal der Erde. muss plötzlich ihn LeDas Fahrzeug Raumkapsel werden, um Roten Planeten ob auf dem oder war. Dazu ist getestet durchs All vorzubeist auf seine Reise ben möglich es von der US-Raumfahrtbehörde

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das fette Problem Viele deutsche wiegen zu viel. das hat Folgen!

Jeder fünfte Deutsche gilt als krankhaft fettleibig. Das kostet die Volkswirtschaft Milliarden pro Jahr. Gratis freischalten unter: www.aktiv-online.de/ premium Premium-Code rd501

durch den ansteigenden Steuertarif kommt, obwohl das Lohnplus zu einem Teil nur die Preissteigerungen ausgleicht. Das Gesetz – dem die Länder noch zustimmen müssen – sieht eine flachere Steuerkurve vor. Dadurch wird ein alleinstehender Arbeitneh-

„Der Staat profitiert von den Lohnrunden.“ Kristina van Deuverden, Steuerexpertin

mer, der im Jahr 40 000 Euro verdient, um 197 Euro entlastet. Das sind rund 16 Euro monatlich – immerhin. Doch da ist noch mehr drin. Von rund 621 Milliarden Euro Steuereinnahmen im kommenden Jahr spricht das DIW – 2,7 Milliarden mehr als zuvor

errechnet: „Die Entlastung durch das Gesetz ist darin schon berücksichtigt“, sagt van Deuverden. Spielraum bieten auch die Sozialabgaben. So hält die Deutsche Rentenversicherung eine Senkung des Beitragssatzes von 19,6 auf 19,0 Prozent für machbar. Bei 40 000 Euro Jahresbrutto würden unterm Strich pro Monat 10 Euro mehr übrig bleiben. Und die Krankenkassen? Zwar schwellen auch deren Rücklagen an. Von Überschüssen könne aber keine Rede sein, stellt Niklas Potrafke vom Ifo-Institut in München fest. „Über den Gesundheitsfonds werden hier Steuergelder zugeschossen“, sagt der Kassiert der Staat die Bürger ab? Schreiben Sie uns! Leserbrief-Adressen: Seite 6

Bankraub lohnt sich nicht Wissenschaftliche Studie mit ernüchterndem Resultat Wunsch und Wirklichkeit klaffen oft weit auseinander. Für diese Binsenweisheit lieferten britische Wissenschaftler einen originellen Beweis. Die Ökonomen haben die Daten von 364 Banküberfällen ausgewertet. Ergebnis: Nur die wenigsten Täter sacken Millionen ein wie der legendäre Postzug-Räuber Ronald Biggs. Mit im Schnitt umgerechnet nur 25 000 Euro treten die „Gentlemen“ von heute die Flucht an. Pro Kopf fällt die Rendite noch schlechter aus, wie die Studie im Auftrag

Frankfurt. Der deutsche Aktienindex Dax, der die wichtigsten 30 Aktiengesellschaften in Deutschland repräsentiert, ist neu zusammengesetzt: Der Autozulieferer Continental ist zurück in der Spitzengruppe der deutschen Börsenkonzerne. Das Chemie-Unternehmen Lanxess wurde erstmalig aufgenommen.

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drin!

Fotos: getty, Straßmeier; Montage: Klimmeck

Zehn unternehmen arbeiten zusammen München. Die Entwicklung neuer Wirkstoffe beschleunigen, klinische Studien verbessern, Erkenntnisse austauschen – das sind die Ziele der neuen gemeinnützigen Initiative Transcelerate. Gegründet wurde sie von zehn global agierenden, biopharmazeutischen Unternehmen. Mit von der Partie: GlaxoSmithKline, Pfizer, Boehringer Ingelheim, Roche und Sanofi. Die Zusammenarbeit soll innovative Medikamente leichter an den Patienten bringen, so ein Sprecher.

Kein Geschäftsmodell: Bei Überfällen kommt oft nicht viel rum.

des britischen Bankenverbandes zeigt. Denn meistens agieren die Gangster zu zweit. Nach dem Teilen

der Beute bleibt nicht mehr übrig, als man mit einem Halbtagsjob pro Jahr verdienen kann. Wenn überhaupt. Denn das Risiko, erwischt zu werden, steigt: Von 36 Prozent bei zwei Überfällen auf mehr als 50 Prozent ab dem dritten Raub. Denn das Risiko, erwischt zu werden, steigt: Von 36 Prozent bei zwei Überfällen auf mehr als 50 Prozent ab dem dritten Raub. Denn das Risiko, erwischt zu werden, steigt: Von 36 Prozent bei zwei Überfällen auf mehr als 50 Prozent ab dem dritten Raub.

Chemie-Talent siegt bei Jugend-Forscht

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mehr

Dran drehen, damit mehr rauskommt: Bei den Abgaben gibt es Spielräume.

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Foto: Nasa

krise hat der Bedeutung unserer Währung offenbar kaum etwas anhaben können: nach wie vor wird ein Viertel der weltweiten Währungsreserven in euro gehalten. nach angabe der europäischen zentralbank sank der anteil im Jahr 2011 aber leicht von 25,4 auf 25,0 Prozent. Damit liegt der euro stabil auf dem zweiten Platz: 62,1 Prozent der Währungsreserven werden in us-Dollar gehalten.

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41. Jahrgang · Ausgabe 10

CHeMie-NACHriCHTeN

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Frankfurt. Die Schuldenkrise hat der Bedeutung unserer Währung offenbar kaum etwas anhaben können: Nach wie vor wird ein Viertel der weltweiten Währungsreserven in Euro gehalten. Nach Angabe der Europäischen Zentralbank sank der Anteil im Jahr 2011 aber leicht von 25,4 auf 25,0 Prozent.

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Frankfurt. Die schulden-

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Management Klaus Müller fördert aktiv Familien Seite 4

Bezahlung

Währungen euro-Anteil recht stabil

Foto: Werk

Foto: Roth

Euro-Anteil recht stabil

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21. Juli 2012 · 7147 · CH

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Seite 5

Währungen

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Leser-Aktion Bei diesem Thema ist Jugend gefragt Seite 7

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Stahlproduktion Coole Jungs am heißen Hochofen

Wie Mediziner Paaren helfen

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Die coolen Jungs am heißen Ofen

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riedlingen. Alexander Emhart, 19,

(Foto) aus Riedlingen (BadenWürttem-berg) erhielt in Bratislava beim 24. EU-Wettbewerb für Nachwuchswissenschaftler den SonderpreisdesslowakischenBildungsministers. Die Auszeichnung ist mit 3 000 Euro dotiert. Emhart beeindruckte die Jury mit seinem Verfahren zur sauberen Abtrennung von Wasserstoff.

Mehr Flammenschutz für Kunststoffe Hürth. Das Schweizer ChemieUnternehmen Clariant baut am Standort Hürth-Knapsack eine neue Anlage für Diethylphosphinsäure-Aluminiumsalz, kurz Depal. Das Produkt mischt man Kunststoffen bei, aus denen Sicherungen, Schalter, Relais oder Computer entstehen. Der Stoff verhindert, dass die Geräte in Flammen aufgehen.

Was die Welt zusammenhält Pirmasens. Mehr als 50 000 Tonnen Klebstoff im Jahr produziert die Kömmerling Chemische Fabrik. Wie das geht und was das Material alles zusammenhält, zum Beispiel Kreuzfahrtschiffe, lesen Sie auf Seite 8

Aktiv Wirtschaftszeitung · Comparison of old and new layout inKärntner Broadsheet Wirtschaft format


Design: Norbert Küpper 6 2 Aktiv

Aktiv

/ 26. mAi 2012

pendlerpauschale: Gelenkt auf Schritt und tritt? Von Ulrich Brodersen, Herausgeber

10/11,5 Soll Steuerpolitik zuvörderst am legitimen Finanzbedarf der öffentlichen Hand ausgerichtet sein? Oder soll sie darauf abzielen, persönliche Entscheidungen zu beeinflussen? Die Antwort richtet sich nach dem individuellen Verständnis über Sinn und Funktion menschlicher Vergesellschaftung. Beim Chef einer liberalen Partei würde man eine klare Präferenz für die erste, freiheitliche Option unterstellen. Von daher erregt es erstaunlich wenig Aufsehen, dass sich ausgerechnet Philipp Rösler (FDP) angesichts ge-

Von ulRiCh BRodeRsen, heRausgeBeR

ald und Wiese, Felder und Gärten: Rund 80 Prozent aller Deutschen gehen mindestens einmal in der Woche in die Natur, so eine erhebung im Auftrag des Umweltministeriums.

Katrin Engelhardt (25), Vertriebssachbearbeiterin aus Filderstadt (Schwaben): „Zur Arbeit fahre ich mit dem Rad über die Felder. Dabei genieße ich die Natur und komme entspannt bei der Arbeit an. Auch mit unserem Hund bin ich sehr oft draußen. Und im Sommer erhole ich mich immer wieder am Baggersee beim Schwimmen.“

Foto: Sigel

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Erholen Sie sich gern in der Natur? W

Leipzig

Dresden

Köln

Würzburg Nürnberg

Mannheim

Stuttgart Ulm München

Es geht um Tausende Kilometer: Diese Ausbauprojekte im Höchstspannungsnetz hat der Bund im „Energieleitungsausbaugesetz“ definiert. Details zu den geplanten Trassen unter http://bit.ly/stromnetze

Frank Schrade (48), Personalleiter aus Worms (Rheinland-Pfalz): „ich liebe es, mit meiner Familie am Wochenende durch den Pfälzerwald zu wandern. Die Ruhe und frische Luft sorgen für gute Stimmung und man kann sich regenerieren. Natürlich genieße ich auch die Natur im Garten oder bei Spaziergängen durch Wiesen und Weinberge.“

Felix Mechnik (23), Kundendiensttechniker aus Dahl (Nordrhein-Westfalen): „ich bin unheimlich viel draußen. Am liebsten treibe ich Sport in der Natur. Das geht am besten mit meinem mountainbike, aber auch Joggen gehört dazu. Wobei ich am liebsten alleine unterwegs bin. ich versuche, jeden tag für eine Stunde an die frische Luft zu kommen.“

Gundula Jallow (35), Produktionsplanerin aus Mannheim: „Draußen kann ich einfach gut abschalten und entspannen. Vor ein paar Jahren habe ich dann für mich das Wandern als Hobby entdeckt. Und sobald das Wetter schön wird, plane ich Ausflüge. Besonders das Allgäu mit seinen vielen Wandermöglichkeiten hat es mir angetan.“

Übrigens: Auch im Verteilnetz mit niedrigeren Spannungen herrscht modernisierungsstau. Die erneuerbaren energien zwingen es „mitzudenken“: ein solches Netz soll den von den vielen Windrädern eingespeisten Strom automatisch verteilen und überschüssige mengen ableiten. „overlay-Grid“ heißt das im Fachjargon. Der Ausbau wird milliarden kosten, und die Betreiber werden das auf die Verbraucher umlegen. Aber die Deutsche energie-Agentur, die im Auftrag der Regierung die märkte beobachtet, relativiert das. Behördenchef Stephan Kohler: „Privathaushalte werden die energiewende im Jahr 2020 mit 150 euro zusätzlich bezahlen.“ Das Kernproblem ist der Faktor Zeit – der Wettlauf gegen den Blackout. eVa sChRödeR Energiewende: Kann deutschland sich das wirklich leisten? Leserbrief-Adressen: Seite 7

Benjamin Erdnüß (20), Tontechnik-Azubi aus Leipzig: „Auf jeden Fall. Zum Beispiel sehe ich zu, dass ich bei gutem Wetter meine mittagspause im Park verbringen kann, in der Nähe der Berufsschule. Das entspannt viel mehr als Kantinenhocken. Und am Wochenende bin ich oft mit dem Rad unterwegs.“

Felix Mechnik (23), Kundendiensttechniker aus Dahl (nordrhein-Westfalen):

„ich bin unheimlich viel draußen. Am liebsten treibe ich Sport in der natur. Das geht am besten mit meinem Mountainbike, aber auch Joggen gehört dazu. Wobei ich am liebsten alleine unterwegs bin. ich versuche, jeden tag für eine Stunde an die frische Luft zu kommen.“ Gundula Jallow (35), produktionsplanerin aus Mannheim:

WoRLitz

Quelle: Bundesnetzagentur

„Draußen kann ich einfach gut abschalten und entspannen. Vor ein paar Jahren habe ich dann für mich das Wandern als hobby entdeckt. und sobald das Wetter schön wird, plane ich Ausflüge. Besonders das Allgäu mit seinen vielen Wandermöglichkeiten hat es mir angetan.“ Benjamin erdnüß (20), tontechnik-Azubi aus Leipzig:

„Auf jeden Fall. zum Beispiel sehe ich zu, dass ich bei gutem Wetter meine Mittagspause im park verbringen kann, in der nähe der Schule. Das entspannt viel mehr als Kantinenhocken. und am Wochenende bin ich mit dem Rad unterwegs.“

AuFGeLeSeN »Das größte Potenzial unserer Industrie sind Frauen, die zu Hause sitzen.«

halb der Ballungsgebiete. Wer sich das Eigenheim nicht leisten kann und in der Stadt bleibt, finanziert die Entlastung der Pendler mit. Dabei gibt es wie bei allen staatlichen Eingriffen Nebenwirkungen – in diesem Fall nicht nur ökologische (mehr Fahrerei), sondern auch soziale: Aufgrund der Steuerprogression wird der gut verdienende Alleinstehende am stärksten entlastet – und der relativ schlecht verdienende Familienvater hat am wenigsten davon. Zusammenfassend: Wer die Freiheit des Bürgers als hohes Gut erachtet, der kann die Pauschale eigentlich nur mit einem einzigen Argument begründen.

Deutschlands

Zerreißprobe

der Streit um den milliardenschwerden Netzausbau eskaliert

Frank Schrade (48), personalleiter aus Worms (Rheinland-pfalz): „ich liebe es, mit meiner Familie am Wochenende durch den pfälzerwald zu wandern. Die frische Luft sorgt für gute Stimmung und man kann sich regenerieren. natürlich genieße ich auch die natur im Garten oder bei Spaziergängen durch Wiesen und Weinberge.“

Wettlauf gegen den Blackout

Frankfurt

Wo die Lücken sind, das ist schon seit längerem auf der Website der Bundesnetzagentur zu sehen. Doch der Ausbau kommt nicht in Gang: investoren scheuen das Risiko, weil Genehmigungen unsicher erscheinen. „Für die energiewende ist dies eine besorgniserregende Nachricht“, warnt Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. „Netzbetreiber

Plausible Sorgen oder Hysterie?

„zur Arbeit fahre ich mit dem Rad über die Felder. Dabei genieße ich die natur und komme entspannt zur Arbeit. Auch mit unserem hund bin ich oft draußen. und im Sommer erhole ich mich immer wieder am Baggersee beim Schwimmen.“

SAnDRo

Göttingen

tung in Wohngebieten verursachen. Das kann erreicht werden, wenn ein Abstand von 200 bis 400 metern eingehalten wird. „Wo das nicht geht, raten wir zu erdkabeln“, erklärt der zuständige Abteilungsleiter thomas Jung. Diese kosten zwei- bis fünfmal so viel wie Freileitungen.

Foto: Rempe

„Von 100 Männern über 60 Jahre sind nur noch 44 berufstätig. 1972 arbeiteten noch 66 Männer in dieser Altersgruppe. Vor einer weiteren Verkür­ zung des Arbeitszeit warnt die Bundesbank. Schon nächstes Jahr gerät die Rentenversicherung in die ausgaBe Vom 22. mai 1982 roten Zahlen.“

Dortmund

Foto: Worlitz

AKTIV VoR 30 JAHReN

Magdeburg

einandersetzungen mit Anwohnern absehbar. Jenseits bestimmter Werte können elektromagnetische Felder die Gesundheit beeinträchtigen. Die Frage ist nur, wie so oft, ob plausible Besorgnis in Hysterie und Aktionismus umschlägt. Das Bundesamt für Strahlenschutz setzt sich unter anderem für Abstandsregelungen ein – die schon im Herbst Gesetz werden könnten: Neue Höchstspannungsleitungen im Freien sollten keine oder nur geringe Strahlenbelas-

Foto: Sandro

RaineR BRüdeRle, VoRsitzendeR deR FdP-BundestagsFRaktion

Berlin

Hannover

und Planungsbehörden der Länder sollten die Anstrengungen erhöhen und weitere Verzögerungen vermeiden.“ Der chef der Bundesbehörde, die den Netzausbau überwacht, kämpft mit einem Problem der Zuständigkeiten: Das entsprechende Gesetz hat der Bund gemacht – doch für den Vollzug sind die Länder zuständig. Und da gibt es verschiedene Auffassungen zu Bedarf, Zeitplänen und einzusetzenden techniken. Zudem sind Aus-

steFan Polak, CheF des PeRsonaldienstleisteRs JoB ag

„Bei öffentlichen Finanzen heißt sparen ja schon, dass ich Geld, das ich nicht habe, nicht ausgebe.“

Katrin engelhardt (25), Vertriebssachbearbeiterin aus Filderstadt (Schwaben):

Bremen

Foto: Wirtz

„Das größte Potenzial unserer Industrie sind die Frauen, die zu Hause sitzen.“

Wald und Wiese, Felder und Gärten: Rund 80 Prozent aller Deutschen gehen mindestens einmal pro Woche in die Natur, so eine Erhebung im Auftrag des Umweltministeriums. Deutschen gehen mindestens einmal pro Woche in die Natur, so eine Erhebung.

Rostock

nicht, die Mineralölsteuer zu senken? Stattdessen erst alle Autofahrer kräftig schröpfen, um sodann einem ausgewählten Teil von ihnen etwas zurückzugeben? Dabei werden all jene benachteiligt, die aus anderen guten Gründen Strecken zurücklegen – etwa um Ehrenämter wahrzunehmen, um Angehörige zur medizinischen Behandlung zu befördern, um Vater oder Mutter im Pflegeheim zu besuchen. Die Pendlerpauschale begünstigt die Entscheidung für ein Baugrundstück außer-

Energiewende

erholen Sie sich gern in der Natur?

Hamburg

Berlin. trotz des Atomaus-

stiegs geht der Streit ums thema energie in eine neue Runde. Am 1. Juni veröffentlichen die Firmen, die für die vier Stromkonzerne enBW, eon, RWe und Vattenfall das Übertragungsnetz betreiben, den „Netzentwicklungsplan Strom“. er ist das Drehbuch für den Ausbau der Leitungen, analog dem Bundesverkehrswegeplan für die Straßen. Die Sache ist dringlich – denn nach dem Abschalten von 8 der 17 Atommeiler im letzten Jahr und infolge des Ausbaus der Windenergie ergibt sich eine Schieflage: Die meisten Windräder drehen sich im Norden und Nordosten, verbraucht wird die energie aber vor allem im Westen und Süden. Die Höchstspannungsleitungen, die „Autobahnen“ dazwischen, werden zum engpass. Und der wird umso dramatischer, je weiter die energiewende voranschreitet.

NACHGeFrAGT

Foto: durrer

WoRLitz

Streit um den milliardenschweren Netzausbau

Stromlei­ tungen: Zu hohe Spannung zu nah am Haus kann krank machen – darauf müssen die Architekten der Energiewende Rücksicht nehmen.

SiGeL

Zerreißprobe

Auf GeLeSeN

E

Stefan Polak, Chef Personaldienstleister Job

WoRLitz

S

EWEnd

Deutschlands neue

EnErgi

Der Hintergrund des Dauerstreits um die Pendlerpauschale

stiegener Spritpreise für das Anheben der Pendlerpauschale ausspricht (ob er sie gegebenenfalls auch wieder absenken möchte, sagt er nicht). Steht doch gerade dieser auf die Arbeitswege bezogene steuerliche Freibetrag prototypisch für Einflussnahme des Staates auf das Tun und Lassen seiner Bürger. Da würde ein Liberaler – unter normalen Verhältnissen – eher für dessen Abschaffung plädieren. Befremdlich ist auch Röslers Begründung für seinen Vorstoß: „Steigen die Spritpreise, dann steigen auch die Einnahmen des Staates durch die Umsatzsteuer.“ Wieso ist der naheliegende Gedanke da

»Bei öffentlichen Finanzen heißt sparen ja schon, dass ich Geld, das ich nicht habe, nicht ausgebe.« Rainer Brüderle, Vorsitzender FDP-Fraktion

Berlin. Trotz des Atomausstiegs geht

der Streit ums Thema Energie in eine neue Runde. Am 1. Juni veröffentlichen die Firmen, die für die vier Stromkonzerne EnBW, Eon, RWE und Vattenfall das Übertragungsnetz betreiben, den „Netzentwicklungsplan Strom“. Er ist das Drehbuch für den Ausbau der Leitungen, analog dem Bundesverkehrswegeplan für die Straßen. Rostock Die Sache ist dringlich – denn nach hamburg dem Abschalten von 8 der 17 Atommeiler im letzten Jahr und infolge des Aus- Viele investoren Bremen baus der Windenergie scheuen das ergibt sich eine Schieflage: Die meisten Wind- risiko, weil Berlin hannover räder drehen sich im Genehmigungen Magdeburg Norden und Nordosten, verbraucht wird unsicher Göttingen die Energie aber vor al- erscheinen. Dortmund lem im Westen und SüDresden Leipzig den. Die Höchstspannungsleitungen, Köln die „Autobahnen“ dazwischen, werden zum Engpass. Und der wird umso dramatischer, je weiter die Energiewende Frankfurt voranschreitet. Wo die Lücken sind, das ist schon seit Würzburg längerem auf der Website der Bundesnetzagentur zu sehen. Doch der Ausnürnberg Mannheim bau kommt nicht in Gang: Investoren scheuen das Risiko, weil Genehmigungen unsicher erscheinen. „Für die EnerStuttgart giewende ist dies es gibt ulm eine besorgniserMünchen verschiedene regende Nachwarnt JoAuffassungen richt“, chen Homann, zu Bedarf, Präsident der BunZeitplänen und desnetzagentur. „Netzbetreiber es geht um tausende Kilometer: Diese Ausbauprojekte Techniken. und Planungsbeim höchstspannungsnetz hat der Bund im „energieleihörden der Länder tungsausbaugesetz“ definiert. Details zu den geplanten sollten die Anstrengungen erhöhen und trassen unter http://bit.ly/stromnetze weitere Verzögerungen vermeiden.“ Der Chef der Bundesbehörde, die den Netzausbau überwacht, kämpft mit einem Problem der Zuständigkeiten: Das ist nur, wie so oft, ob plausible Besorgnis gehalten wird. „Wo das nicht geht, raentsprechende Gesetz hat der Bund ge- in Hysterie und Aktionismus umschlägt. ten wir zu Erdkabeln“, erklärt der zumacht – doch für den Vollzug sind die Das Bundesamt für Strahlenschutz ständige Abteilungsleiter Thomas Jung. setzt sich unter anderem für Abstands- Diese kosten zwei- bis fünfmal so viel Länder zuständig. Und da gibt es verschiedene Auffas- regelungen ein – die schon im Herbst wie Freileitungen. Übrigens: Auch im sungen zu Bedarf, Zeitplänen und ein- Gesetz werden könnten: Neue Höchst- Verteilnetz mit niedrigeren Spannunzusetzenden Techniken. Zudem sind spannungsleitungen im Freien sollten gen herrscht Modernisierungsstau. Auseinandersetzungen mit Anwohnern keine oder nur geringe Strahlenbelasabsehbar. Jenseits bestimmter Werte tung in Wohngebieten verursachen. energiewende: Kann deutschland Das kann erreicht werden, wenn ein sich das wirklich leisten? können elektromagnetische Felder die Gesundheit beeinträchtigen. Die Frage Abstand von 200 bis 400 Metern ein- Leserbrief-Adressen: Seite 6 DpA

Gelenkt auf Schritt und Tritt?

oll Steuerpolitik zuvöreinem ausgewählten teil von derst am legitimen Fiihnen etwas zurückzugeben? nanzbedarf der öffentlichen Dabei werden jene benachHand ausgerichtet sein? oder teiligt, die aus anderen guten soll sie darauf abzielen, perGründen Strecken zurücksönliche entscheidungen zu legen – etwa um ehrenämter beeinflussen? wahrzunehmen, um AngeDie Antwort richtet sich hörige zur medizinischen Benach dem individuellen handlung zu befördern, um Verständnis über Sinn und Vater oder mutter im PflegeFunktion menschlicher Verheim zu besuchen. gesellschaftung. Beim chef Die Pendlerpauschale beeiner liberalen Partei würde günstigt die entscheidung man eine klare Präferenz für für ein Baugrundstück audie erste, freiheitliche option ßerhalb der Ballungsgebiete. unterstellen. Von daher erWer sich das eigenheim nicht regt es erstaunlich wenig Auf- leisten kann und in der Stadt sehen, dass sich ausgerechnet bleibt, finanziert die entlasPhilipp Rösler (FDP) angetung der Pendler mit. Dabei sichts gestiegener gibt es wie bei allen Spritpreise für eingrifWer in der staatlichen das Anheben der fen NebenwirkunPendlerpauschale Stadt bleibt, gen – in diesem Fall ausspricht (ob er nicht nur ökologisie gegebenenfalls finanziert die sche (mehr Fahreauch wieder abrei), sondern auch Pendler mit senken möchte, soziale: Aufgrund sagt er nicht). der Steuerprogression wird Steht doch gerade dieser der gut verdienende Alleinauf die Arbeitswege bezogene stehende am stärksten entlassteuerliche Freibetrag prototet – und der relativ schlecht typisch für einflussnahme verdienende Familienvater des Staates auf das tun und hat am wenigsten davon. Lassen seiner Bürger. Da eine Anhebung der Pendlerwürde ein Liberaler – unter pauschale würde das noch normalen Verhältnissen – verstärken. eher für dessen Abschaffung Wer die Freiheit des Bürplädieren. Befremdlich ist gers als hohes Gut erachtet, auch Röslers Begründung der kann die Pauschale eifür seinen Vorstoß: „Steigen gentlich nur mit einem eindie Spritpreise, dann steigen zigen Argument begründen: auch die einnahmen des ohne sie würde in nennensStaates durch die Umsatzwertem Ausmaß auf berufsteuer.“ liche Betätigung verzichtet, Wieso ist der naheliegende was auch noch zum gesamtGedanke da nicht, die minewirtschaftlichen Schaden ralölsteuer zu senken? Stattwäre. Aber davon wird ja dessen erst alle Autofahrer wohl auch ein Herr Rösler kräftig schröpfen, um sodann nicht ausgehen wollen.

25. oKtoBeR 2012

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Aktiv Wirtschaftszeitung · Comparison of old and new layout inKärntner Broadsheet Wirtschaft format


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Aktiv

/ 23. Juni 2012

25. oKtoBeR 2012

Aktiv 3

Gentechnologie

BASF will Rapsöl

gesünder machen

BASF will Rapsöl

gesünder machen

Forscher des Chemie-riesen BASF

Gentechnologie: Pflanzen werden zu Omega-3-Fettlieferanten

wollen rapspflanzen gentechnisch so verändern,

Verbrauch an Fischöl nimmt rasant zu Die Deutsche Gesellschaft für ernährung zum Beispiel empfiehlt eine tagesdosis von 250 Milligramm dieser Fettsäuren, Kardiologen halten sogar ein Gramm täglich für wünschenswert. Derzeit kommt der Durchschnitts-

Raps: Die BASF investiert einen dreistelligen Millionenbetrag in die Ölpflanze. Fotos: BASF (2), fotolia, getty

europäer aber nur auf 100 Milligramm. Mit dem neuartigen Rapsöl lässt sich das steigern. nur muss die Pflanze solche Fettsäuren auch erzeugen können. „Wir haben den Raps ausgewählt, weil er ein ähnliches Molekül bereits von natur aus bilden kann, die Alpha-Linolensäure“, erklärt Schweden. „Mit einigen Genen aus Algen übertragen wir ihm nun die Fähigkeit, Omega-3-Fettsäuren herzustellen.“ Zudem streben die BASF-Forscher ein Öl an, das besser haltbar ist als Fischöl. einen dreistelligen Millionen-Betrag will die BASF Plant Science in das Projekt stecken. 2020 soll der Anbau von gentechnisch verändertem Raps starten und bald danach das erste Öl auf den Markt kommen. Der Bedarf wächst schon

lange. Weltweit nahm der Verbrauch an Fischöl in den vergangenen zehn Jahren von rund 20 000 auf 100 000 tonnen zu. Mit Lebensmitteln, Getränken und Kapseln, die omega3-reiche Öle enthalten, setzten unternehmen 2010 bereits 7,5 Milliarden Dollar um. Bis

2015 sollen es jährlich 15 bis 20 Prozent mehr werden. Anbau nur in Amerika, nicht in Europa Die BASF und ihr Partner bei dem Projekt, der uS-Konzern Cargill, haben auch diesen „äußerst attrak-

Info: Schutz für Herz und Kreislauf Kaum ein Nährstoff ist so gut untersucht wie die Omega-3-Fettsäuren. Sie senken die Blutfettwerte, machen das Blut dünnflüssiger und verhindern so die Bildung gefährlicher Gerinnsel. Zudem vermindern sie Ablagerungen in den Blutgefäßen und senken den Blutdruck. All das verringert die Gefahr eines Herzinfarkts. Wichtig sind sie zudem für die Entwicklung des Gehirns und der Sehfunktion von Embryos und Neugeborenen.

Gesund durch Fisch: Eskimos erleiden deutlich seltener einen Herzinfarkt.

tiven Markt“ im Blick, so BASF-Forscher Schweden. Die Amerikaner übernehmen in der Partnerschaft Anbau, Gewinnung und Vertrieb des Öls. Aufs Feld kommt der Omega-3-Raps übrigens nur in Amerika und nicht in europa, wo viele Verbraucher gentechnisch veränderten Pflanzen kritisch gegenüberstehen. nun hofft man bei der BASF, dass Produkte mit Gesundheitsvorteilen das image gentechnisch veränderter Pflanzen verbessern. Mit dem neuen Raps könnte das klappen. Hans JoacHIm wolter

Wie kommt man denn auf so was?

Abiturient aus Baden-Württemberg gewinnt Finale von „Jugend forscht“

D

ie Bundessieger des nachwuchs-Wettbewerbs „Jugend forscht“ stehen fest. in sieben Kategorien wurden in erfurt die Gewinner gekürt. Alexander Emhart (19), Abiturient aus Riedlingen, belegte im Fach Chemie Platz eins. er entwickelte eine Apparatur, die Wasserstoff sauber abtrennt. Der Clou: eine spezielle Membran hält andere störende Gase zurück. AKTIV sprach mit emhart über seine Arbeit.

Inter view Aktiv: Sie haben sich mit der elektrolytischen Wasserstoffraffination befasst. Das ist nicht gerade alltäglich ... Emhart : ich war am Kreisgymnasium Riedlingen fünf

Jahre in der „Jugend forscht“AG aktiv. Die idee entstand dort gemeinsam mit meinem Chemie-Lehrer Hermann Heinzelmann. Wasserstoff gilt als energieträger der Zukunft. er entsteht zum Beispiel bei der Vergärung von Biomasse. Das Problem: er liegt dann nicht in reiner Form vor. es bilden sich viele andere Gase, von denen der Wasserstoff getrennt werden muss. Aktiv: Gibt es noch keine Verfahren, die das Problem lösen? Emhar t : Doch. nur sind diese entweder energieintensiv oder sie erzielen nur einen niedrigen Reinheitsgrad. Meine Apparatur hingegen optimiert den Prozess. Sie erreicht mit geringem energieaufwand einen Wirkungsgrad

So sieht ein Erfinder aus: Alexan­ der Emhart gewinnt mit seiner Apparatur nahezu rei­ nen Wasser­ stoff. Foto: Jugend forscht

von über 90 Prozent. Am ende liegt die Reinheit des Wasserstoffs bei fast 100 Prozent. Aktiv: Das klingt sehr vielversprechend.

Emhart: noch existiert mein

Verfahren nur im Kleinformat. Aber sein Zukunftspotenzial ist groß. Von einer industriellen Anwendung gehe ich aus.

Aktiv: Wie lange haben Sie an dieser Entwicklung gearbeitet? Emhart: insgesamt etwa eineinhalb Jahre. ich habe neben der Schule auch viel Freizeit

investiert. Aber es hat großen Spaß gemacht – Chemie fasziniert mich einfach. Aktiv: Chemie gehört meist nicht zu den Lieblingsfächern. Emhart: naturwissenschaften sind weder trocken noch abstrakt, sie sind logisch. ich finde es einfach toll zu sehen und zu verstehen, wie etwas im Detail funktioniert. Aktiv: Das Abitur und den Sieg haben Sie in der Tasche. Wie geht es nun weiter? Emhart : Als Bundessieger darf ich im September beim eu-Wettbewerb in Bratislava in der Slowakei antreten. Danach möchte ich studieren und später einmal in der industrie arbeiten. noch bin ich nicht sicher, welchen Studiengang ich belegen werde. Aber er soll auf jeden Fall mit Chemie zu tun haben, gerne mit technischem Hintergrund. IntervIew: UlrIke worlItz

dass sie in ihrem Öl vermehrt die wertvollen Omega-3-Fettsäuren bilden.

Ludwigshafen. Die Eskimos halten es so, die Menschen auf Kreta und die Japaner: Sie essen viel Fisch. Und bekommen deshalb seltener Herzinfarkte und Herz-Kreislauf-Schwächen als andere Menschen. Verantwortlich dafür ist das Fischöl mit seinen speziellen Omega-3-Fettsäuren. Konzentriert in Kapseln oder als Zusatz zu Margarine, Speiseöl oder Fischstäbchen soll es die Gesundheit von Herz und Hirn fördern. Das Öl ist gefragt wie nie. Forscher

des Ludwigshafener Chemie-Riesen BASF wollen nun Rapspflanzen gentechnisch so verändern, dass sie in ihrem Öl vermehrt Omega3-Fettsäuren bilden. „Damit wollen wir einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährung leisten“, sagt Jürgen Schweden, Biologe und Forschungsleiter bei der BASF Plant Science in Limburgerhof. „Durch unseren neuen Raps können Verbraucher in Zukunft leichter die optimale Menge an Omega-3-Fettsäuren zu sich

züchtung im Gewächshaus: zwei Gärtner der BASF kontrollieren gentechnisch veränderte pflanzen.

nehmen.“ Das ist wichtig, weil der Körper die Stoffe selber nicht bilden kann. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung zum Beispiel empfiehlt eine Tagesdosis von 250 Milligramm dieser Fettsäuren, Kardiologen halten sogar ein Gramm täglich für wünschenswert. Derzeit kommt der Durchschnittseuropäer aber nur auf 100 Milligramm. Mit dem neuartigen Rapsöl lässt sich das steigern. Nur muss die Pflanze solche Fettsäuren auch erzeugen können. „Wir haben den Raps ausgewählt, weil er ein ähn-

FAKTeN

Schutz für herz und Kreislauf l Kaum ein nährstoff ist so gut untersucht wie die omega-3-Fettsäuren. Sie senken die Blutfettwerte, machen das Blut dünnflüssiger und verhindern so die Bildung gefährlicher Gerinnsel. l zudem vermindern sie Ablagerungen in den Blutgefäßen und senken den Blutdruck. l All das verringert die Gefahr eines herzinfarkts. Wichtig sind sie zudem für die entwicklung des Gehirns und der Sehfunktion von embryos und neugeborenen.

FotoLiA (2)

halten es so, die Menschen auf Kreta und die Japaner: Sie essen viel Fisch. und bekommen deshalb seltener Herzinfarkte und HerzKreislauf-Schwächen als andere Menschen. Verantwortlich dafür ist das Fischöl mit seinen speziellen Omega3-Fettsäuren. Konzentriert in Kapseln oder als Zusatz zu Margarine, Speiseöl oder Fischstäbchen soll es die Gesundheit von Herz und Hirn fördern. Das Öl ist gefragt wie nie. Forscher des Ludwigshafener Chemie-Riesen BASF wollen nun Rapspflanzen gentechnisch so verändern, dass sie in ihrem Öl vermehrt Omega3-Fettsäuren bilden. „Damit wollen wir einen Beitrag zur Verbesserung der Welternährung leisten“, sagt Jürgen Schweden, Biologe und Forschungsleiter bei der BASF Plant Science in Limburgerhof. „Durch unseren neuen Raps können Verbraucher in Zukunft leichter die optimale Menge an Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen.“ Das ist wichtig, weil der Körper die Stoffe selber nicht bilden kann.

Züchtung im Gewächshaus: Zwei Gärtner der BASF kon­ trollieren gentechnisch veränderte Pflanzen.

liches Molekül bereits von Natur aus bilden kann, die Alpha-Linolensäure“, erklärt Schweden. „Mit einigen Genen aus Algen übertragen wir ihm nun die Fähigkeit, Omega3-Fettsäuren herzustellen.“ Zudem streben die BASF-Forscher ein Öl an, das besser haltbar ist als Fischöl. Einen dreistelligen Millionen-Betrag will die BASF Plant Science in das Projekt stecken. 2020 soll der Anbau von gentechnisch verändertem Raps starten und bald danach das erste Öl auf den Markt kommen. Der Bedarf wächst schon lange. Weltweit nahm der Verbrauch an

Fischöl in den vergangenen zehn Jahren von rund 20 000 auf 100 000 Tonnen zu. Mit Lebensmitteln, Getränken und Kapseln, die omega-3-reiche Öle enthalten, setzten Unternehmen 2010 bereits 7,5 Milliarden Dollar um. Bis 2015 sollen es jährlich 15 bis 20 Prozent mehr werden. Die BASF und ihr Partner bei dem Projekt, der US-Konzern Cargill, haben auch diesen „äußerst attraktiven Markt“ im Blick, so BASF-Forscher Schweden. Die Amerikaner übernehmen in der Partnerschaft Anbau, Gewinnung und Vertrieb des Öls. Aufs Feld kommt der Omega3-Raps übrigens nur in Amerika und nicht in Europa, wo viele Verbraucher gentechnisch veränderten Pflanzen kritisch gegenüberstehen. Nun hofft man bei der BASF, dass Produkte mit Gesundheitsvorteilen das Image gentechnisch veränderter Pflanzen verbessern. Mit dem neuen Raps könnte das klappen.

Wie kommt man denn auf so was? interview: Abiturient aus Baden-Württemberg gewinnt Finale von „Jugend forscht“ Die Bundessieger des NachwuchsWettbewerbs „Jugend forscht“ stehen fest. In sieben Kategorien wurden in Erfurt die Gewinner gekürt. Alexander emhart (19), Abiturient aus Riedlingen, belegte im Fach Chemie Platz eins. Er entwickelte eine Apparatur, die Wasserstoff sauber abtrennt. Der Clou: Eine spezielle Membran hält andere störende Gase zurück. AKTIV sprach in einem sehr langen Meeting mit Emhart über seine Arbeit. Sie haben sich mit der elektrolytischen Wasserstoffraffination befasst. das ist nicht gerade alltäglich ...

Ich war am Kreisgymnasium Riedlingen fünf Jahre in der „Jugend forscht“-AG aktiv. Die Idee entstand dort gemeinsam mit meinem Chemie-Lehrer Hermann Heinzelmann. Wasserstoff gilt als Energieträger der Zukunft. Er entsteht zum Beispiel bei der Vergärung von Biomasse. Das Problem: Er liegt dann nicht in reiner Form vor. Es bilden sich viele andere Gase, von denen der Wasserstoff getrennt werden muss. Gibt es noch keine Verfahren, die das Problem lösen?

Doch. Nur sind diese entweder energieintensiv oder sie erzielen nur einen niedrigen Reinheitsgrad.

So sieht ein erfinder aus: Alexander emhart gewinnt nahezu reinen Wasserstoff.

JuGenD FoRScht

Ludwigshafen. Die eskimos

Meine Apparatur hingegen optimiert den Prozess. Sie erreicht mit geringem Energieaufwand einen Wirkungsgrad von über 90 Prozent. Am Ende liegt die Reinheit des Wasserstoffs bei fast 100 Prozent. das klingt sehr vielversprechend.

Noch existiert mein Verfahren nur im Kleinformat. Aber sein Zukunftspotenzial ist groß. Von einer industriellen Anwendung gehe ich

aus. Als Bundessieger darf ich im September beim EU-Wettbewerb in Bratislava. Wie lange haben Sie an dieser entwicklung gearbeitet? Insgesamt etwa eineinhalb Jahre. Ich habe neben der Schule auch viel Freizeit investiert. Aber es hat großen Spaß gemacht – Chemie fasziniert mich einfach. Aber es hat großen Spaß gemacht – Chemie fasziniert mich einfach.

Chemie gehört meist nicht zu den Lieblingsfächern. Naturwissenschaften sind weder trocken noch abstrakt, sie sind logisch. Ich finde es einfach toll zu sehen und zu verstehen, wie etwas im Detail funktioniert.

das Abitur und den Sieg haben Sie in der Tasche. Wie geht es nun weiter? Als Bundessieger darf ich im September beim EU-Wettbewerb in Bratislava in der Slowakei antreten. Danach möchte ich studieren und später einmal in der Industrie arbeiten. Noch bin ich nicht sicher, welchen Studiengang ich belegen werde. Aber er soll auf jeden Fall mit Chemie zu tun haben, gerne mit technischem Hintergrund. Und eine Zeile Text folgt. Interview: Ulrike Worlitz

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Aktiv

/ 2. Juni 2012

25. oKtoBeR 2012

Das sagen Mitarbeiter

Rita Bago (44), Online Media Designerin bei Daiichi Sankyo, München: „Das ist mehr, als ich erwartet habe. Am Monatsende wird nun etwas mehr Geld für meine private Altersvorsorge übrig bleiben.“

Rücksicht auf die Lage im Betrieb Das ergebnis kann sich sehen lassen. Die bundesweit 550 000 Mitarbeiter in den 1 900 Chemie-Betrieben dürfen sich über ein sattes Lohn-Plus freuen. um 4,5 Prozent steigen die tarifentgelte – die Ausbildungsvergütungen überproportional, nämlich um 50 euro im Monat. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 19 Monate. Vereinbart wurden auch ein neuer Demografie-Korridor bei der wöchentlichen Arbeitszeit sowie ein 200 Millionen euro schwerer Demografie-Fonds. Handschlag und freundliches Schulterklopfen besiegeln das ergebnis. „Wir haben unsere Ziele erreicht“, kommentiert BAVC-Verhandlungsführer Hansen. Sein Gegenüber Peter Hausmann von der Ge-

Im globalen Wettbewerb: Die deutsche Chemie-Industrie festigt mit Fotos: Boness (2), WAZ dem Tarifpaket ihre Zukunftsfähigkeit.

werkschaft iG BCe spricht von einem „guten ergebnis“. Ganz bewusst nehmen die tarifparteien in ihrem Abschluss Rücksicht auf die un-

terschiedliche Lage in den Betrieben. Die Lohnerhöhung gilt ab dem zweiten Monat der Laufzeit – und kann von Geschäftsführung und Betriebsrat

um einen Monat vorgezogen oder um bis zu zwei Monate verschoben werden. Gleichzeitig gibt es künftig mehr Gestaltungsspielraum bei der wöchentlichen Arbeitszeit: ein neuer Korridor von 35 bis 40 Stunden kann künftig genutzt werden, wenn es im Betrieb aus demografischen Gründen geboten ist. Dies soll nicht in den tarifbezirken Ost und Berlin-Ost greifen, wo die 40-Stunden-Woche gilt. Mehrarbeit über die Regelarbeitszeit hinaus wird im normalfall in Zeit ausgeglichen, kann jedoch auch entsprechend vergütet werden. Der Anstoß zur Mehrarbeit kann auch von den Beschäftigten ausgehen. Mit einer bemerkenswerten neuerung stellen sich BAVC und iG BCe auf die Alterung der Gesellschaft ein: Sie wollen die Mitarbeiter dabei unter-

stützen, bis zum erreichen der gesetzlichen Altersgrenze fit zu bleiben. Zusätzlich zum bestehenden Demografie-Fonds fließen – befristet für den Zeitraum 2013 bis 2015 – für jeden Mitarbeiter 200 euro jährlich. Wenn es die wirtschaftliche Situation vor Ort erforderlich macht, kann dieser Betrag per Betriebsvereinbarung um insgesamt 100 euro je Beschäftigtem reduziert werden. Planung für spätere Lebensphasen

Der Abschluss im Überblick M

ehr Geld, mehr Arbeitszeit-Flexibilität, das ist die Kurzformel des neuen tarifvertrags. Die Laufzeit beträgt 19 Monate und beginnt je nach tarifbezirk am 1. Juni (Hessen, nordrhein, Rheinland-Pfalz), am 1. Juli (übrige Regionen) oder am 1. August (Saarland, tarifbezirke Ost und Berlin-Ost).

Geld es gibt 4,5 Prozent mehr Lohn. im Regelfall beginnt die tabellenerhöhung nach einem Leermonat. Betriebe, die wirtschaftlich zu kämpfen haben, können die erhöhung jedoch um zwei Monate hinausschieben; in diesem Fall muss der Betriebsrat zustimmen. Betriebe können die Mitarbeiter auch früher am erfolg teilhaben lassen. Azubis erhalten mit 50 euro monatlich überproportional mehr.

Arbeitszeit Bei der wöchentlichen Arbeitszeit können Betriebe einen neuen Korridor von 35 bis 40 Stunden nutzen, wenn dies für sie aus demografischen Gründen geboten ist. Anlass für die Abweichung von der regelmäßigen Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden können auch besondere Lebensumstände der Beschäfigten sein.

Demografie-Topf Die Betriebe stellen von 2013 bis 2015 insgesamt 200 Millionen euro zusätzlich bereit, damit Beschäftigte ihre Arbeitszeit stärker an den Anforderungen in bestimmten Lebensphasen ausrichten können. Das sind pro Mitarbeiter jährlich 200 euro.

Alles in allem stellen die Betriebe auf diese Weise in den nächsten drei Jahren rund 200 Millionen euro bereit. Mittel aus dem DemografieFonds sollen es möglich machen, die Arbeitszeit individuell im Lauf eines Berufslebens stärker an den persönlichen Bedürfnissen auszurichten. im Osten soll das Geld im Rahmen des 2011 vereinbarten tarifvertrags über „lebensphasengerechte Arbeitszeitgestaltung“ verwendet werden. Mehr Flexibilität für die Beschäftigten bringt auch das neue Optionsmodell „reduzierte Vollzeit 80“. Die Altersfreizeiten, also die Verkürzung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter ab 55 Jahren und für sonstige Beschäftigte ab 57 Jahren, können angespart werden: Man arbeitet zunächst Vollzeit weiter und erhält dafür später eine 20-prozentige Arbeitszeitentlastung mit entgeltausgleich. Als „wichtiges Signal über die Branche hinaus“ lobte BAVC-Präsident eggert Voscherau den Abschluss: „in einer äußerst unruhigen Zeit sorgen wir für Ruhe, Berechenbarkeit und Planungssicherheit in den Betrieben.“ Die Vereinbarungen zu Geld, Demografie und Arbeitszeit seien „starke tarifpolitik von starken Sozialpartnern“. Sabine Latorre

Tarifrunde 2012

Handschlag

nach zähem Ringen

Saskia Ebert (23), SAP-Administratorin, Dr. Wöllner Holding in Ludwigshafen: „ein tolles ergebnis. ich freue mich auch über den neuen DemografieFonds, das ist eine schöne Zusatzleistung.“

Saskia ebert (23), SAp-Administratorin, Dr. Wöllner holding, Ludwigshafen: „ein tolles ergebnis. ich freue mich auch über den neuen Demografie-Fonds, das ist eine schöne zusatzleistung.“

4,5 Prozent mehr Geld, mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit Berlin. „So schwer wie diesmal wa-

ren die Tarifverhandlungen nie“, meint Robert Oswald, BetriebsratsChef des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen. Als einer von rund 160 Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern eilt er im FlughafenHotel Berlin-Schönefeld von einer Sitzungsrunde in die nächste. Hinter verschlossenen Gardinen, zwei Tage lang, nur von einer kurzen Schlafpause unterbrochen. Hans-Carsten Hansen, als BASFPersonalchef Oswalds Sozialpartner auf Betriebsebene, agiert als Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC). Mehrfach kommen die Gespräche an einen kritischen Punkt – doch am Ende gibt es, bei heißen 28 Grad Außentemperatur, den Durchbruch. „Die Kerninhalte waren schnell klar“, zieht Hansen im Gespräch mit AKTIV Bilanz. „Aber die Fragen zur konkreten Umsetzung auf der betrieblichen Ebene zu klären, das brauchte sehr viel Zeit.“

Jens Palcei (34), Manager Online-Medien Heraeus in Hanau: „ein befriedigender Abschluss, den ich mit Spannung verfolgt habe. Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein echter Bonus.“ Helmut Kern (54), Vertriebsmitarbeiter bei INEOS, Dormagen: „ehrlich gesagt, 4,5 Prozent mehr ist ein ordentlicher Abschluss, ich bin damit sehr zufrieden. Sowieso leben wir in der chemischen industrie ganz gut, ich habe früher in anderen Branchen gearbeitet, da weht manchmal ein ganz anderer Wind.“ Kirsten Kück (42), Mitarbeiterin Kommunikation Aurubis AG, Hamburg: „ich freue mich über die Höhe des Abschlusses. Außerdem denke ich, dass ein wichtiger Schritt in Richtung flexiblere Arbeitszeiten gemacht wurde. Das hilft, um individuelle Lösungen in verschiedenen Lebensphasen zu finden wie beispielsweise während der Kindererziehung.“

uwe rausch (44), produktionsarbeiter, Röchling Automotive in Worms: „Damit hatte ich nicht gerechnet! Jetzt werde ich unseren Schrebergarten verschönern. Wichtig finde ich, dass für die Azubis so viel herausgesprungen ist. Das motiviert zu einer Lehre in der Branche.“

DpA

zähem Ringen

Fotos: fotolia (3)

waren die tarifverhandlungen nie“, meint Robert Oswald, Betriebsrats-Chef des Chemiekonzerns BASF in Ludwigshafen. Als einer von rund 160 Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern eilt er im Flughafen-Hotel Berlin-Schönefeld von einer Sitzungsrunde in die nächste. Hinter verschlossenen Gardinen, zwei tage lang, nur von einer kurzen Schlafpause unterbrochen. Hans-Carsten Hansen, als BASF-Personalchef Oswalds Sozialpartner auf Betriebsebene, agiert als Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC). Mehrfach kommen die Gespräche an einen kritischen Punkt – doch am ende gibt es, bei heißen 28 Grad Außentemperatur, den Durchbruch. „Die Kerninhalte waren schnell klar“, zieht Hansen im Gespräch mit AKTIV Bilanz. „Aber die Fragen zur konkreten umsetzung auf der betrieblichen ebene zu klären, das brauchte sehr viel Zeit.“

rita Bago (44), online Media Designerin bei Daiichi Sankyo, München: „Das ist mehr, als ich erwartet habe. Am Monatsende wird nun sicher etwas mehr Geld für meine private Altersvorsorge übrig bleiben.“

einig nach zwei tagen Verhandlung (von links): iGBce-chef Michael Vassiliadis und sein Verhandlungsführer peter hausmann, BAVcVerhandlungsführer hans-carsten hansen und präsident eggert Voscherau.

rücksicht auf die Lage im Betrieb Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die bundesweit 550 000 Mitarbeiter in den 1 900 Chemie-Betrieben dürfen sich über ein sattes Lohn-Plus freuen. Um 4,5 Prozent steigen die Tarifentgelte – die Ausbildungsvergütungen überproportional, nämlich um 50 Euro im Monat. Die Laufzeit des Vertrags beträgt 19 Monate. Vereinbart wurden auch ein neuer DemografieKorridor bei der wöchentlichen Arbeitszeit sowie ein 200 Millionen Euro schwerer Demografie-Fonds. Handschlag und freundliches Schulterklopfen besiegeln das Ergebnis. „Wir haben unsere Ziele erreicht“, kommentiert BAVC-Verhandlungsführer Hansen. Sein Gegenüber Peter Hausmann von der Gewerkschaft IG BCE spricht von einem „guten Ergebnis“.

Ganz bewusst nehmen die Tarifparteien in ihrem Abschluss Rücksicht auf die unterschiedliche Lage in den Betrieben. Die Lohnerhöhung gilt ab dem zweiten Monat der Laufzeit – und kann von Geschäftsführung und Betriebsrat um einen Monat vorgezogen oder um bis zu zwei Monate verschoben werden. Gleichzeitig gibt es künftig mehr Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit pro Wo-

che: Ein neuer Korridor von 35 bis 40 Stunden kann künftig genutzt werden, wenn es im Betrieb aus demografischen Gründen geboten ist. Dies soll nicht in den Tarifbezirken Ost und Berlin-Ost greifen, wo die 40-Stunden-Woche gilt. Mehrarbeit über die Regelarbeitszeit hinaus wird im Normalfall in Zeit ausgeglichen, kann jedoch auch entsprechend vergütet werden. Der Anstoß zur Mehrar-

HiNTerGruNd

Der Abschluss im Überblick Mehr Geld, mehr Arbeitszeit-Flexibilität, das ist die Kurzformel des neuen tarifvertrags. Die Laufzeit beträgt 19 Monate und beginnt je nach tarifbezirk am 1. Juni (hessen, nordrhein, Rheinland-pfalz), am 1. Juli (übrige Regionen) oder am 1. August (Saarland, tarifbezirke ost und Berlin-ost).

4,5

Geld

es gibt 4,5 prozent mehr Lohn. im Regelfall beProzent ginnt die tabellenerhöhung nach einem Leermonat. Betriebe, die wirtschaftlich zu kämpfen haben, mehr Lohn können die erhöhung jedoch um zwei Monate hinausschieben; in diesem Fall muss der Betriebsrat zustimmen. Betriebe können € monatlich die Mitarbeiter auch früher am erfolg teilhaben mehr lassen. Azubis erhalten mit 50 euro monatlich für Azubis überproportional mehr.

50

35-40

Arbeitszeit

Bei der wöchentlichen Arbeitszeit könStunden Arbeitszeit nen Betriebe einen neuen Korridor von als Zeitkorridor 35 bis 40 Stunden nutzen, wenn dies für sie aus demografischen Gründen geboten ist. Anlass für die Abweichung von der regelmäßigen Wochenarbeitszeit von 37,5 Stunden können auch besondere Lebensumstände der Beschäfigten sein.

Demografie-topf

200

Millionen euro in demografie-Topf

Die Betriebe stellen von 2013 bis 2015 insgesamt 200 Millionen euro zusätzlich bereit, damit Beschäftigte ihre Arbeitszeit stärker an den Anforderungen in bestimmten Lebensphasen ausrichten können. Das sind pro Mitarbeiter jährlich 200 euro.

beit kann auch von den Beschäftigten ausgehen. Mit einer bemerkenswerten Neuerung stellen sich BAVC und IG BCE auf die Alterung der Gesellschaft ein: Sie wollen die Mitarbeiter dabei unterstützen, bis zum Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze fit zu bleiben. Zusätzlich zum bestehenden Demografie-Fonds fließen – befristet für den Zeitraum 2013 bis 2015 – für jeden Mitarbeiter 200 Euro jährlich. Wenn es die wirtschaftliche Situation vor Ort erforderlich macht, kann dieser Betrag per Betriebsvereinbarung um insgesamt 100 Euro je Beschäftigtem reduziert werden.

Jens Palcei (34), Manager online-Medien heraeus in hanau: „ein befriedigender Abschluss, den ich mit Spannung verfolgt habe. Flexible Arbeitszeitmodelle sind ein echter Bonus.“ Helmut Kern (54), Vertriebsmitarbeiter bei ineoS, Dormagen: „ehrlich gesagt, 4,5 prozent mehr ist ein ordentlicher Abschluss, ich bin damit sehr zufrieden. Sowieso leben wir in der chemischen industrie ganz gut, ich habe früher in anderen Branchen gearbeitet, da weht manchmal ein ganz anderer Wind.“

Planung für spätere Lebensphasen Alles in allem stellen die Betriebe auf diese Weise in den nächsten drei Jahren rund 200 Millionen Euro bereit. Mittel aus dem DemografieFonds sollen es möglich machen, die Arbeitszeit individuell im Lauf eines Berufslebens stärker an den persönlichen Bedürfnissen auszurichten. Im Osten soll das Geld im Rahmen des 2011 vereinbarten Tarifvertrags über „lebensphasengerechte Arbeitszeitgestaltung“ verwendet werden. Mehr Flexibilität für die Beschäftigten bringt auch das neue Optionsmodell „reduzierte Vollzeit 80“. Die Altersfreizeiten, also die Verkürzung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter ab 55 Jahren und für sonstige Beschäftigte ab 57 Jahren, können angespart werden: Man arbeitet zunächst Vollzeit weiter und erhält dafür später eine 20-prozentige Arbeitszeitentlastung mit Entgeltausgleich. Als „wichtiges Signal über die Branche hinaus“ lobte BAVC-Präsident Eggert Voscherau den Abschluss: „In einer äußerst unruhigen Zeit sorgen wir für Ruhe, Berechenbarkeit und Planungssicherheit in den Betrieben.“

Kirsten Kück (42), Mitarbeiterin Kommunikation Aurubis AG, hamburg: „ich freue mich über die höhe des Abschlusses. Außerdem denke ich, dass ein wichtiger Schritt in Richtung flexiblere Arbeitszeiten gemacht wurde. Das hilft, um individuelle Lösungen in verschiedenen Lebensphasen zu finden wie beispielsweise während der Kindererziehung.“

DAiichi SAnKyo, ReMpe, WoRLitz

4,5 Prozent mehr Geld, mehr Flexibilität bei der Arbeitszeit Berlin. „So schwer wie diesmal

Uwe Rausch (44), Produktionsarbeiter, Röchling Automotive in Worms: „Damit hatte ich nicht gerechnet! Jetzt werde ich unseren Schrebergarten verschönern. Wichtig finde ich, dass für die Azubis so viel herausgesprungen ist. Das motiviert zu einer Lehre in der Branche.“

Fotos: Daiichi Sankyo, Rempe, Worlitz (2), Scheffler, Halasz, Aurubis

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Handschlag nach

Ta R i f R

Andreas Stolze (45), techniker bei Arkema in Leuna: „Der Branche geht es seit Jahren richtig gut. Das kräftige plus ist deshalb in ordnung. Die Regelung für ältere Schichtarbeiter ist auch gut.“

Andreas Stolze (45), Techniker bei Arkema in Leuna: „Der Branche geht es seit Jahren richtig gut. Das kräftige Plus ist deshalb in Ordnung. Die Regelung für ältere Schichtarbeiter ist auch gut.“

Einig nach zwei Tagen Verhandlung: IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis und sein Verhandlungsführer Peter Hausmann, BAVC-Verhandlungsführer Hans-Carsten Hansen und Präsident Eggert Voscherau (von links).

Aktiv 3

das sagen Mitarbeiter zum Tarif-Abschluss

Helmut Kern (54), Vertriebsmitarbeiter bei ineoS, Dormagen: „ehrlich gesagt, 4,5 prozent mehr ist ein ordentlicher Abschluss, ich bin damit sehr zufrieden. Sowieso leben wir in der chemischen industrie ganz gut, ich habe früher in anderen Branchen gearbeitet, da weht manchmal ein ganz anderer Wind.“

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Extra WiRTScHAfT iN BAyERN Auf dem Rad: Ibert von Schaeffler siegt in den USA

Extra-Quiz: Fahrtraining beim ADAC zu gewinnen

In den Ferien: Tolle Schnupper-Jobs in Bayerns M+E-Betrieben Seite 7

Seite 5 22. Oktober 2012

Seite 8 www.aktiv-online.de

Ausgabe 11

International

Werk, ADAC

Bühnenreif

Das bayerische Unternehmen Bosch Rexroth liefert weltweit Dahinter steckt viel Kraft: Die tonnenschweren Podien des Bolschoi-Theaters in Moskau hebt, senkt und kippt eine riesige Hydraulik-Anlage von Bosch Rexroth in Lohr am Main. Sie pumpt pro Sekunde 9 000 Liter Öl in die Kolben. Das Publikum hört nichts von alledem. Tänzer, Sän-

ger und Kulissen erscheinen dank schallgedämpfter Technik wie aus dem Nichts oder verschwinden per Knopfdruck im Untergrund. Das bayerische Unternehmen hat 600 elektrische und hydraulische Antriebe in dem russischen Ballett- und Opernhaus einge-

baut. Sie steuern, was auf, über und unter der Bühne passiert – ohne zu ruckeln. „Eine gigantische Anlage. So etwas gab es noch nie“, sagt Wolf-Guido Patten, Projektleiter von Bosch Rexroth. Scheinwerfer auf fünf fahrbaren Beleuchtungsbrücken rü-

cken das Geschehen ins rechte Licht. 220 computergesteuerte Seilwinden lassen die Szenenbilder blitzschnell von der Decke herab. Jede Winde trägt eine Tonne Gewicht. Mit der Bühnen-Steuerung von Bosch Rexroth wird der Ablauf ganzer Vorführungen programmiert.

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Nr. 11/2012 · BliCkpuNkt

Gute Chancen in der Welt durch export

Euro-Krise bremst München. Es ist noch kein Ein-

bruch. Aber die bayerische Metall- und Elektro-industrie spürt eine deutliche Abschwächung der Konjunktur. Zwar bewertet derzeit knapp jeder zweite Betrieb seine Lage als „gut“. Das besagt die jüngste Konjunktur-Umfrage der Arbeitgeberverbände bayme und vbm. Allerdings: Vor einem halben Jahr taten dies rund 75 Prozent. Die Betriebe sind aber nach wie vor zuversichtlich. Nur etwa jeder achte von ihnen rechnet mit schlechteren Geschäften in den kommenden Monaten. 75 Prozent wollen ihre Produktions- und investitionspläne beibehalten. Die Euro-Krise bereitet ihnen jedoch große Sorgen. Die Hälfte des bayerischen M+E-Exports geht nach Europa, ein knappes Drittel in den Euro-

Raum. „investitionen in neue Nutzfahrzeuge und Maschinen werden vielerorts verschoben“, berichtet Georg Pachta-Reyhofen, Vorstandssprecher des Münchner MAN-Konzerns. Kaufzurückhaltung und Verunsicherung spüre man vor allem in Mittel- und Südeuropa, besonders in den Krisenstaaten Spanien und italien. Umso wichtiger ist es, dass bayerische Unternehmen ihren schwächeren Umsatz in Europa mit guten

Ergebnissen auf anderen Märkten abfedern können. BMW und Audi etwa punkten vor allem in Asien und Nordamerika – wie derzeit viele. Ein Viertel aller bayerischen M+E-Exporte geht in die USA oder nach china. Und rund die Hälfte der Betriebe rechnet laut Umfrage von bayme und vbm dort mit einem weiter anziehenden Geschäft.Beispiel Audi: Der Umsatz des ersten Halbjahres ging in den europäischen

M+e in Bayern: Gedämpfte Stimmung 61,1

Juli 2000

39,9

Juli 2012 0,0

Saldo aus positiver und negativer einschätzung, gewichteter Durchschnitt

Genug zu tun: Vor allem in Nordamerika und Asien läuft das Geschäft von Audi derzeit prächtig.

Rekordfahrt

Quer durch

Amerika

Lasse Ibert von Schaeffler gewinnt Team-Rennen in den USA

Die Beurteilung der Geschäftslage ist verhalten positiv

Aktiv

AuDi

Müller

Hauptgeschäftsführer der bayerischen M+E-Arbeitgeberverbände

Quelle: konjunktur-umfragen von bayme und vbm

aktiv Extra 3

Mit hohem tempo aerodynamisch nach Osten: lasse ibert unterwegs in Arizona. Hinter ihm ein Begleitauto des teams.

Verunsicherung macht Metall- und Elektro-Betrieben Sorgen

Von Bertram Brossardt

Die Konjunktur hat sich im Sommer weiter abgekühlt. für die bayerische Metallund Elektro-industrie mit ihren innovativen Produkten und Service-Angeboten bieten sich trotz aller konjunkturellen Sorgen aber nach wie vor gute Perspektiven – vor allem für die Unternehmen, die stark im Export sind. Vielversprechende Märkte sind in Zeiten der Krise der südlichen EuroStaaten etwa die USA und china. Aber auch andere Länder, in denen die Bevölkerung und die Wirtschaft kräftig wachsen, lohnen ein Engagement. Zum Beispiel Brasilien, die Türkei und indien. Besonders optimistisch ist Bayerns M+E-industrie für Russland: fast 60 Prozent der Betriebe erwarten in diesem Jahr eine steigende Ausfuhr nach Russland. Um erfolgreich zu bleiben, dürfen unsere Unternehmen aber nicht mit weiter steigenden Kosten belastet werden. Das gilt im international immer härteren Wettbewerb sowohl für den Produktionsfaktor Arbeit inklusive der Sozialabgaben wie auch für die Energie und für Steuern. Denn die Betriebe mit ihren gut qualifizierten Mitarbeitern schaffen es nicht allein, auf dem Weltmarkt ganz weit vorn zu bleiben. Auch die Rahmenbedingungen müssen stimmen.

MeNSCHeN · Nr. 11/2012

Umfrage

KoMMEnTAR

SCHNeiDer, kArMANN

2 aktiv Extra

Herzogenaurach. fast 5 000 Kilometer auf dem Rad durch die USA – von Kalifornien ganz im Westen bis an die Ostküste nach Maryland. Durch Wüste und Steppe, über steile Anstiege und hohe Pässe. Und das in 5 Tagen, 18 Stunden und 55 Minuten. Lasse ibert (26), Mechatroniker in der Entwicklung des industrie- und Autozulieferers Schaeffler in Herzogenaurach bei Nürnberg, hat das mit seinem Vierer-Team geschafft. Es gewann sogar die Mannschaftswertung des diesjährigen „Race across America“ – als erstes deutsches Team und als bisher jüngstes überhaupt mit einem Durchschnittsalter von 26. Gefahren wird abwechselnd: immer einer tritt kraftvoll in die Pedale. Die anderen drei erholen sich im Wohnmobil. „Wir hatten uns schon chancen auf den Sieg ausgerechnet“, erzählt ibert selbstbewusst. „Schließlich haben wir Erfahrung, sind gute Sportler und haben vom Start weg Tempo gemacht.“ Er ist Amateur-Rad-

sportler, fährt rund 20 000 Kilometer im Jahr und kurbelte bereits 2011 quer durch Nordamerika – in einem Mixed-Team mit zwei anderen Männern und einer frau. Auch in diesem Wettbewerb der gemischten Mannschaften siegte ibert mit seiner Truppe: „im Vergleich zu diesem Jahr war das eine Spazierfahrt.“ Obwohl die nur knapp neuneinhalb Stunden länger gedauert hat als dieses Mal. Viel hängt jedoch vom Wetter ab. „An den ersten Tagen fuhren wir jetzt bei Temperaturen im Schatten von 40 bis 45 Grad

ICH Un D ME In JoB Wie kamen Sie Schon als kind zu Ihrem Beruf? habe ich viel gebastelt, als Jugendlicher dann Computer-Ge häuse aus Holz Metall geba und ut. Fürs Fahr rad habe ich karbonte ile gefertigt . Was reizt Sie am meisten Die Vielfalt mein ? er tätigkeit der Vorentwi in cklung von Scha systemen für ltAutos: Da kann Sensorik und ich Mechanik mite der vereinen inan.

celsius durch die Wüste“, beWorauf kom richtet ibert. „Es war eines mt Man muss quer es an? der bisher heißesten Rendenken und über den tellerran nen.“ Das Race across Amed der eigenen Fachgebiete blick rica gibt es seit 30 Jahren. en. und man muss sich motivier in colorado auf schier en können. endlos kerzengerader und freier Strecke hatten die Ausdauer-Könige mit starkem Spitze auf 3 300 MeSeitenwind zu kämpfen. Der tern Höhe – die Kälte zu schaffegte mit einer Geschwindigkeit fen. „Am frühen Morgen waren von 70 bis 80 Stundenkilome- es dort nur sieben, acht Grad.“ tern über die Straße. ibert erin- iberts Kreislauf ging runter, ein nert sich: „Vor einem Jahr hat- Teamkamerad übernahm seine ten wir dort Rückenwind. Nun „Schicht“. „Der große Zusammenhalt im war es die größte Herausforderung, den Lenker gerade zu hal- Team – das ist das Schöne an ten.“ Und in den Rocky Moun- dem Rennen“, sagt ibert. Eine tains machte auf Pässen – in der Erfahrung, die der studierte Mechatroniker auch am Arbeitsplatz macht. Seit vier Jahren ist der Niedersachse im fränkischen Stammwerk von Schaeffler in der Vorentwicklung für Schaltsysteme tätig. Dort tüftelt er mit seinen Kollegen an neuen Automatik- und Handschaltungen für Pkws. Um erfolgreich zu sein, braucht die Abteilung einen guAm Arbeitsplatz: lasse ibert mit einem „Schalt- ten Mannschaftsgeist. Und für dom“ für eine pkw-Hand- knifflige Projekte viel Ausdauer. Die hat ibert allemal – auf dem schaltung auf dem BildRad und im Job. schirm als 3-D-Modell.

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Nr. 11/2012 · SCHWerpuNkt

SCHWerpuNkt · Nr. 11/2012

aktiv Extra 5

InTERVIEW

Ferienjobs

„Die Jugend sucht gezielt“

Das Geld ist nicht alles

Warum sich Jugendliche sehr früh um Arbeit bemühen, erklärt Sascha Ropertz, Geschäftsführer der Stellenbörse „Schuelerjobs.de“

Der Stundenlohn allein zählt nicht mehr?

Wer arbeitet, will auch Geld verdienen. Das ist klar. Aber viele möchten sich gleichzeitig in der Berufswelt umschauen. Schüler denken heute sehr früh darüber nach, was sie später einmal machen wollen.

Kontakte – und hinterlassen Eindruck Marktredwitz/Königsberg.

fabian Roth ist bereits seit sechs Uhr morgens an seinem Arbeitsplatz. Viele andere Studenten und Schüler liegen auch Stunden später noch immer in ihren Betten – es sind Sommerferien. Den 19-jährigen Maschinenbau-Studenten kümmert das aber nicht. „Nach Schicht-Ende um 14 Uhr kann ich ja immer noch ins freibad“, sagt er. Der ferienjobber arbeitet in der Montage von ABM Greiffenberger, einem führenden Hersteller von Getrieben und Elektromotoren im oberfränkischen Marktredwitz. Dort verbringt Roth vier Wochen seiner vorlesungsfreien Zeit mit dem Prüfen von sogenannten Ritzelwellen, die in Getrie-

Wie kommen junge Leute denn an den gewünschten Job für die Ferien?

frühzeitig Ausschau halten und auf die form der Bewerbung achten. Sie ist entscheidend. Die Zahl geeigneter Bewerber ist nämlich groß. Ein Schüler muss sich bewusst sein, dass Arbeitgeber heute die Auswahl haben und nicht mehr auf ihn warten. MST

Attraktive Aushilfe: Ferienjobber Fabian roth ist als angehender Maschinenbauer für ABM Greiffenberger besonders interessant.

bemotoren verbaut werden. Wie viele andere ferienjobber schätzt Roth es, während seiner freien Zeit einmal in ein Unternehmen hineinzuschnuppern – und dabei natürlich Geld zu verdienen. Wer es richtig anpackt und Glück hat, knüpft in dieser Zeit zudem auch wertvolle Kontakte für die Zukunft und kann sich bei einem möglichen Arbeitgeber empfehlen. „Die Arbeit ist einfach, die Abläufe hat man schnell

lernt die produktion kennen: Schülerin Jasmin kneuer jobbt bei den Fränkischen rohrwerken.

raus“, berichtet der angehende Maschinenbau-er. Seine theoretischen Kenntnisse von der TU ilmenau braucht er nicht. Trotzdem freut es ihn, dass der Betrieb, in dem er jobbt, zu ihm passt. „ich könnte mir durchaus vorstellen, später einmal für ABM Greiffenberger zu arbeiten“, erzählt er. Das Unternehmen sieht in jungenAushilfskräftenwieihmauch mehr als nur den ferienarbeiter. „Wenn bei Studenten der fachliche Hintergrund stimmt, sind sie als potenzielle fachkräfte sehr interessant für uns“, sagt Susanne Strauß, Personalleiterin von ABM Greiffenberger in Marktredwitz. Etwa 50 ferienjobber werden an dem Standort mit rund 530 Mitarbeitern regelmäßig im Sommer eingesetzt, um Personal-Lücken in der Ur-

laubszeit zu überbrücken. Jeder von ihnen wird danach intern beurteilt. Um fachkenntnisse geht es dabei jedoch nicht. Das wäre bei vielen Tätigkeiten auch kaum möglich. „Zuverlässigkeit,

Pünktlichkeit, soziales Verhalten – das sind die wichtigen Kompetenzen, die wir nach ein paar Wochen beurteilen können“, erklärt Strauß. Die ferienarbeit ist also auch eine Kennenlern-Phase

ten zu können. „Neben dem Verdienst finde ich es aber auch interessant zu sehen, wie es in einer Produktion zugeht – selbst wenn ich später einmal nicht hier arbeiten sollte“, sagt sie. Die Schülerin will nach dem Abi zunächst einmal studieren. früh Erfahrungen in Unter-

Die Hälfte aller angehenden Büro- und Industriekaufleute am Standort haben Hochschulreife. nehmen zu sammeln, war auch für Armin Seefried wichtig. Der 31-jährige Elektro-ingenieur ist heute fertigungsplaner beim Automobil-Zulieferer Valeo im Werk Wemding, 60 Kilometer nördlich von Augsburg. Dort kümmert er sich um die Produktion von Radar-Systemen, die vor fahrzeugen im toten Winkel warnen. Seefried kommt aus der Region und hat bei seinem heutigen Arbeitgeber schon als Schüler ein langes Praktikum absolviert und später als Student in den Semesterferien gearbeitet. „Als ich mich hier nach meinem fH-Studium beworben habe, wusste ich schon, dass das Unternehmen zu mir passt“, sagt er. Einen Betrieb lerne man nur von innen wirklich.

InFo

Alles zum thema Ferienjobs l kinder dürfen erst ab dem Alter von 13 Jahren arbeiten – aber nur mit dem einverständnis der eltern, ausschließlich montags bis freitags zwischen 8 und 18 uhr und höchstens zwei Stunden am tag. l erst mit 16 kommen „richtige“ Ferienjobs infrage. Maximal sind 20 Arbeitstage im Jahr erlaubt. Gefährliche und anstrengende tätigkeiten sind tabu. Mitarbeiter einer Nachtschicht etwa müssen volljährig sein. l Auch Ferienjobber müssen Steuern zahlen, wenn sie nicht auf 400-euro-Basis arbeiten. Allerdings bekommen sie das Geld in der regel am ende des Jahres vom Staat zurück, wenn sie ihre Steuererklärung abgeben. l Sozialabgaben werden für Ferienarbeiter erst ab 50 Arbeitstagen im Jahr fällig.

Hatte schon früh einblick: Armin Seefried, team-leiter in der Fertigungsplanung, war bereits Ferienarbeiter und praktikant bei Valeo. puCHNer

Warum sind die Schüler so früh dran?

Wer eine bestimmte Tätigkeit sucht, hat dann deutlich bessere chancen. Und wir stellen fest, dass immer mehr Jugendliche gezielt suchen und ganz genaue Vorstellungen haben, wo sie arbeiten wollen.

Ferienjobber sammeln Erfahrung,

kArMANN

Auf unserem Stellen-Portal für Schüler vermitteln wir sehr viele ferienjobs. Aber das passiert zum Teil schon um Ostern. Bei uns ist in den Wochen vor den Sommerferien am meisten los.

Merkl

priVAt

In vielen Betrieben geht es in der Urlaubszeit etwas ruhiger zu. Bei Ihnen ist in den Sommerferien Hochsaison, oder?

– für beide Seiten. Das bestätigt Günther Korn, Personalleiter der fränkischen Rohrwerke in Königsberg nahe Schweinfurt. „Schon nach kurzer Zeit können die jungen Leute uns als Arbeitgeber viel besser einschätzen“, sagt er, „und wir sie natürlich auch.“ 80 Prozent der Azubis in Königsberg waren zunächst als ferienjobber oder Praktikant im Unternehmen. Vor allem bei Abiturienten hat Korn beobachtet, dass sie sich im Betrieb gut präsentieren wollen – viele mit Erfolg. Die Hälfte aller angehenden Büround industriekaufleute am Standort haben Hochschulreife. Am Stammsitz des Unternehmens in Königsberg arbeiten in den Sommermonaten rund 50 ferienjobber. Sie helfen an Maschinen aus, arbeiten im Versand, ent- und beladen Lkws oder sind im Büro tätig. 80 Prozent sind familienangehörige von Mitarbeitern – so wie Jasmin Kneuer, deren Vater und Onkel im Betrieb arbeiten. Die 17-Jährige verpackt in diesem Jahr für zweieinhalb Wochen unter anderem schwarze Verschlussstopfen in Netze, um sich eine Rafting-Tour mit freunden leis-

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Design: Norbert Küpper 12 6 aktiv Extra

Nr. 11/2012 · WiSSeN

uNterNeHMeN · Nr. 11/2012

E-Mobilität

Sauber unterwegs Die ganze Zugspitz-Region

einsatz im Alltag: unter Alpspitze und Zugspitze können urlauber und Bürger in Garmischpartenkirchen elektrofahrzeuge erleben.

testet die Elektro-Mobilität Ohne Abgase unterwegs sein – wo lässt sich das sinnvoller erproben als im Luftkurort GarmischPartenkirchen? Gleich zehn forschungsprojekte sollen am fuße der Zugspitze die Elektromobi- ßenlaterne Licht – und kann zulität voranbringen. gleich rund um die Uhr über eiSo geht es um ein neues Ge- nen speziellen Stecker E-Mobile fährt mit dem Arbeitstitel E- aufladen, in nur 3,5 Stunden. Am Quad-Rad. Oder darum, wie normalen Stromnetz würde das sich das Stromnetz an den Lade- acht Stunden dauern. Garmischbedarf durch Elektrofahrzeuge Partenkirchen ist eine von drei anpassen lässt. Und um Ladesta- „Modellkommunen“ für E-Motionen, die sich ins Ortsbild einfügen. Als idee Die Stadt garmisch-Partenkirchen für die Lade- ist eine von drei Modellkommunen. station haben Entwickler der ortsansässigen bilität in Bayern (neben Bad Elektro-firma Langmatz und Neustadt an der Saale und sechs des fraunhofer-instituts für Ar- Landkreisen im Bayerischen beitswirtschaft und Organisa- Wald). 30 Millionen Euro stellt tion eine Multifunktionsleuchte die Landesregierung bis 2014 entworfen. Sie spendet als Stra- dafür bereit. Hintergrund: Bis

Stimmung

garmisch-Partenkirchen.

Unternehmen

e-GAp

dig für E-Mobilität, erklärt: „Es geht darum, Personen für die E-Mobilität zu gewinnen, die sich vorher nicht mit ihr beschäftigt haben.“ GarmischPartenkirchen sei ideal dafür. Denn die 27 000 Einwohner-Gemeinde nahe dem höchsten Berg Deutschlands zieht jährlich eine Million Gäste aus aller Welt an. Mehr als 20 Projektpartner sind in den diversen forschungsprojekten engagiert, darunter Audi und continental. Projektkoordinator. christoph Ebert: „Es kann ein Urlaubserlebnis werden, ein EMobil zu testen.“ und noch eine Zeile Text. ES

BAyERISCHE M+E-ARBEITgEBERVERBänDE

Aus Passau näher dran an den Betrieben

DpA

in Niederbayern eröffnen bayme und vbm ihre siebte Geschäftsstelle Passau. in der fläche stark sein – das will nicht nur das Land Bayern, das beherzigen auch die M+E-Arbeitgeberverbände bayme und vbm. Sie haben in diesem Sommer in Passau eine neue regionale Geschäftsstelle eröffnet. Es ist die Nummer sieben im freistaat. Die neue Anlaufstation ist für rund 125 Betriebe in Niederbayern verantwortlich, mit insgesamt 50 000 Beschäftigten. Bislang wurden die Mitgliedsunternehmen in Niederbayern

Neuer Standort: Von passau aus betreuen bayme und vbm Betriebe in Niederbayern.

gemeinsam mit denen in der Oberpfalz betreut – von Regensburg aus. Das war ein großer Verantwortungsbereich, von Weiden bis Passau. Die Verbände haben sich für die Aufteilung entschieden, um näher an den Betrieben dran zu sein. Künftig ist eine noch intensivere Betreuung der Mitglieder möglich. Zudem stimmen nun die sieben Regionen von bayme und vbm mit den bayerischen Regierungsbezirken überein. MST

für die Wiesn

WeiGel, DpA

2020 sollen nach einem Plan der Bundesregierung auf deutschen Straßen eine Million Elektroautos rollen. Ein weiteres forschungsprojekt: Eine Autovermietung in Garmisch-Partenkirchen bietet seit Juli sechs E-MiNis an – und die Uni Passau wertet wissenschaftlich aus, wie das ankommt. Der Elektrotechnik-ingenieur Johannes färber jedenfalls, der dieses Projekt für den Autohersteller BMW betreut, hat beobachtet: „Wenn Kunden einen zurückgeben, haben sie meistens ein breites Lächeln im Gesicht.“ Julian Weber, in der Münchner BMW-Zentrale zustän-

aktiv Extra 7

party auf den tischen: erst mit der richtigen Musik geht in den Bierzelten des Oktoberfests so richtig die post ab.

Die Sound-Syteme von EVI Audio rocken Festzelte und Stadien Straubing. in zwei Wochen ist

es wieder so weit: Die Krüge gehen hoch, Bier fließt in Strömen, das Münchner Oktoberfest beginnt. in den festzelten auf der Theresienwiese sorgen dann Party-Hits für ordentlich Stimmung. Da ist es wichtig, dass das Sound-System nicht schlapp macht! Um es richtig krachen zu lassen, vertrauen viele Wirte auf Lautsprecher, Verstärker und Elektronik von EVi Audio. Die firma aus dem niederbayerischen Straubing ist einer der weltweit führenden Anbieter für mobile Musikanlagen sowie wie für fest installierte AudioTechnik in Discos, Konzerthallen und Sportarenen. Es sind vor allem die bekannten Marken „Dynacord“ und „Electro-Voice“, von denen das Unternehmen lebt. „Bei uns geht es um Musik – das ist ein sehr emotionaler Markt“, betont Robert Hesse, einer der beiden

Hobby-Band im Musik-Laden um die Ecke kaufen kann, sowie mobile Ausrüstung für Profis, die Kunden vor allem von groGeschäftsführer und zugleich ßen Verleihern mieten – zum Vertriebschef für die Märkte Beispiel eben fürs Oktoberfest. Europa, Afrika und den MittleDie Markengeräte von Dyren Osten. „Unsere Bekanntheit nacord und Electro-Voice werund Tradition sind deshalb beden nicht nur in Deutschland sonders wichtig“, erklärt er. Dygefertigt, sondern auch in den nacord gibt es seit 1946. USA, in china und in Portugal. Zu den prominenten KunZwischen den Werken besteht den gehören große Partyclubs, ein gesunder Wettbewerb. Aletwa auf der Mittelmeerinsel lerdings: Wenn die Technik ibiza. Und EVi Audio hat fast höchsten Ansprüchen gealle bedeutenden fußballstadien in Deutschland mit Sound-Systemen ausgestattet, etwa die Münchner Allianz Arena sowie die Spielstätten in frankfurt und Berlin. Auch für die letzte WM und EM wurden jeweils Anlagen installiert. „100 000 Euro sind für solche Sound-Systeme schnell ausgegeben“, berichtet Hesse. Das Angebot umfasst aber auch echte Handarbeit: eine kleinere Verstärker oder eVi-Mitarbeiterin montiert Lautsprecher, die jede eine lautsprecher-Box.

nügen soll, stammt sie meist aus Straubing. Traditionell in Niederbayern angesiedelt ist die Entwicklungsabteilung für die Marke Dynacord. Lautsprecher und Verstärker werden von den ingenieuren zwar nicht immer wieder neu erfunden. Aber es gibt laut Hesse eine stetige Weiterentwicklung: „Weniger Gewicht, geringeres Volumen und mehr Leistung“, lauteten die Trends. Seit sechs Jahren befindet sich die firma EVi Audio unter dem Dach des BoschKonzerns. Seitdem werden im Straubinger Werk auch Notrufsysteme, Überwachungskameras und Sprechanlagen für Parlamente produziert. Das weltweit bekannte Großunternehmen Bosch habe EVi Audio zusätzlichen Schub gebracht, sagt Hesse: „Bosch steht bei unseren Kunden für Qualität und Kundenservice – und EVi Audio weiterhin für

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Examples Front pages and inside pages

K채rntner Wirtschaft


MONTAGE: ROTH

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WIRTSCHAFTSZEITUNG Altersvorsorge Was Sie wissen sollten und tun können Seiten 4-5

Zuwanderer Betriebe rollen Fachkrä�en den roten Teppich aus Seite 2 12. Januar 2013 · 7147 · Bayern

aktiv-online.de · 42. Jahrgang · Ausgabe 1

AKTUELL AUS BAYERN A

Konzept AKTIV mit neuem Au�ritt

EXTRA

YERN AFT IN BA WIRTSCH

Aus Unterfranken: Der Hexapod.

t otz prrot �protz Kra�

prophezeien

sonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – dieser spöttische Spruch wird unter anderem dem berühmten Schriftsteller Mark Twain zugeschrieben. Doch bei allem Fehler-Risiko: Was die Experten aus 27 deutschen Wirtschaftsinstituten und Finanzkonzernen unserer Wirtschaft prophezeien, hilft zur Orientierung beim Start ins neue Jahr. Das Londoner Beratungsinstitut Consensus Economics hat sie im Dezember befragt und die Antworten zu einer Durchschnittsprognose verdichtet. Die vier Kernaussagen: ● Die Industrie kriegt die Kurve. Die aktuelle Lage ist schwierig – darauf deuten viele Firmenmeldungen hin. „Der exportorientierten deutschen

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Die Arbeit geht uns nicht aus.

Von Juni 2009 bis März 2012 ist die (saisonbereinigte) Zahl der Jobsucher fast jeden Monat gesunken, um

Industrieproduktion Änderung gegenüber Vorjahresquartal (in Prozent) + 3,0

+3,4

+2,9

- 1,3 - 0,3 - 0,1

2013

2014

Prognose: Consensus Economics

AKTIV

POW ELL MEI ER STR ASS FOT OS:

insgesamt 627 000. Seitdem stieg sie wieder leicht an – aber das „Jobwunder“ relativiert sich nur ein Stück weit: Für 2013 erwarten die Experten rund 85 000 Arbeitslose mehr. ● Die Schuldenbremse wirkt. Die staatliche Neuverschuldung dürfte 2013 nur noch 0,3 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen. 2010 waren es noch rund 4 Prozent – doch da kam die „Schuldenbremse“ ins Grundgesetz, die einen ausgeglichenen Staatshaushalt bis spätestens 2020 vorsieht. Finanzminister Wolfgang Schäuble: „Wir sind viel weiter, als wir es am Anfang der Legislaturperiode für möglich hielten.“ ● Die Preise bleiben stabil. Die Inflationsangst, die sich wegen der Euro-Krise breitgemacht hat, bleibt wohl auch 2013 theoretisch: Laut Durchschnittsprognose steigen die Lebenshaltungskosten nur um ULRICH VON LAMPE 1,9 Prozent. Schreiben Sie uns: Was sehen Sie – Aufschwung oder Durststrecke? Leserbrief-Adressen: Seite 6

Jetzt doch: Obelix gibt auf! Was kein Römer schaffte, erledigt Frankreichs Steuerpolitik Die Nachricht schlug ein wie ein Hinkelstein: Filmstar Gérard Depardieu („Asterix & Obelix“) will Belgier werden! Weil er zu viel Steuern blecht. Zwar hat der französische Verfassungsrat die Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 75 Prozent vorerst gestoppt. Doch die Regierung bastelt schon an einem neuen Gesetz. Und „Obelix“ hat die Schnauze voll. Beim Teutates! 210 Millionen Euro soll die neue Steuer pro Jahr einbringen. Doch Depardieu will in seiner langen Karriere be-

extreme Belastungen

Prüfstand Kampfjets beim Start Rotor- loten eines Rumpfstücke oder Sitze drückt. in Salz (Un- sitze, werden an oder auf die in die Lebensdauer flügel Bisher wurde die einiges: Dick Sondermaschinen hat die weltweit ein- Plattform geschraubt. Dann rütrechnerisch ermitSie von Bauteilen sind die stäh- terfranken), das MaAnlage gebaut – mitsamt telt die Mega-Maschine los. wie Baumstämme Der Hexapod setzt des Hexa- malige Kühlung dreht in drei telt. wie im wirklernen Riesenbeine mit dem Hydraulik, Steuerung, zieht, schiebt und terial der Belastung gleichzeitig. aus: Waggonfedern Sicherheitstechnik. pods. Forscher testen Die lichen Leben robust neue und Hexapod ist sechseinhalb Richtungen echten Prüfstand, wie Der Ein extremer Härtetest:Maxi- schüttelt er wie auf einer nach an der etwa Teile von entspricht im hoch und steht von Hamburg Werkstoffe sind, Ham- Belastung Autos oder Meter Erdbe- Bahnfahrt FBS Flugzeugen und Technischen Universität Halle mum der sechsfachen es Pi- München durch. einer So stark, wie Windräder aus Karbon. burg-Harburg in Kabinen- schleunigung. Die Firma Fertigungsgerätemit Spezialfundament. Hersteller von bau Steinbach, ein

Salz. Die stemmen

Im Extra-Teil: Johannes Erhardt kriegt Jo Werkzeugmaschinen flott W Bayerische Unternehmen B nutzen Chancen in Asien nu Gewinnen Sie eine von drei G Oakley Airbrake Skibrillen! O

B BMW kooperiert mit Boeing München. BMW und der US-Flugzeughersteller Boeing haben vereinbart, gemeinsam an dem Werkstoff Karbon zu forschen. Die beiden Unternehmen möchten unter anderem ihr Wissen in der Verarbeitung austauschen und zusammen am Recycling arbeiten.

Mehr Patente München. Im Geschäftsjahr 2012 ist die Zahl der Erfindungen von Siemens um 5 Prozent auf 8 900 gestiegen. Das war die Grundlage für 4 600 Patent-Erstanmeldungen – 7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Der Münchner Konzern hält damit weltweit 57 300 Patente.

München wächst München. Die Stadtverwaltung rechnet damit, dass die Einwohnerzahl Münchens schon 2014 auf mehr als 1,5 Millionen steigen wird. Erst vor kurzem hat die bayerische Landeshauptstadt die Grenze von 1,4 Millionen erreicht. Die 1,6 Millionen sollen 2023 geknackt werden.

ZITAT Störrisch: Gérard Depardieu als Gallier.

reits 145 Steuer-Millionen berappt haben. Er allein! Kann gut sein, dass die Steuereinnahmen wegen der Landesflucht von Topverdienern am Ende geringer ausfallen könnten als

zuvor. Denn es läuft halt nicht immer so, wie der Staat es gern hätte. Das erlebten schon die römischen Legionäre in Kleinbonum, Babaorum, Laudanum und Aquarium ... UH

FOTO: WEIGEL

der Wirtscha�

Wirtschaft steht eine Leidenszeit mit schwacher Auslandsnachfrage bevor“, fasst das Institut die Meinungen zusammen. Immerhin: Für Ende 2013 erwarten die Experten wieder Zuwachsraten (Grafik).

FOTO: DPA

FOTO: WAZ

Was die Experten

�4�, FOT OLIA

für 2013

Mietmängel: Was tun?

Frei für Adressaufkleber

�3�, DPA ; MON TAG E:

Gute Karten

FOTO: JUPITZ/TUHH

Maschinenbau

von Steinbach simuliert

Konjunktur

Köln. „Prognosen sind schwierig, be-

Dessau. Seit Jahresbeginn dürfen in 32 der bundesweit 44 Umweltzonen nur noch Autos mit grüner Plakette fahren. Für die übrigen Umweltzonen braucht man mindestens die gelbe Plakette. Bei Verstoß drohen 40 Euro Bußgeld und ein Punkt in der Verkehrssünderdatei. Die aktuelle Übersicht des Umweltbundesamts: bit.ly/umweltzonen

Ausgabe 1

aktiv-online.de 12. Januar 2013 ·

RUND UMS GELD

Umweltzonen Grüne Plakette nun ö�er Pflicht

Seite 8

Seiten 4-5

Seite 3 Se

Konkurrenz auf dem Dach

Jetzt ist das Schornsteinfeger-Monopol Geschichte – was bringt das den EigenSeite 7 heimbesitzern?

Extra-Quiz: von Gewinnen Sie eine drei Oakley Skibrillen!

Ausblick: Gute Chancen in Asien für Bayerns Betriebe

Einblick: Ei Wie ein Service-Mann W aus a der Ferne hil�

Köln. Mit einem modernisierten Erscheinungsbild reagiert die Wirtschaftszeitung AKTIV auf die veränderten Nutzungsgewohnheiten der Leser. Für die Entwicklung der neuen, unverwechselbaren Optik, die mit dieser Ausgabe erstmals umgesetzt wird, hat der Verlag den renommierten Zeitungsdesigner Norbert Küpper engagiert.

„Noch stockt die Energiewende. Das gefährdet die Versorgungssicherheit in Bayern. Im neuen Jahr müssen wir schneller vorankommen.“ Wolfram Hatz, Geschäftsführer der Motorenfabrik Hatz GmbH & Co. KG in Ruhstorf

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Design: Norbert Küpper 15 12. JANUAR 2013

AKTIV 5

Mit Blaulicht: Severin Disput ist für die Bahn am Gleis im Einsatz.

Deutsche Bahn

Wenn der

Notfall-Manager ausrückt

Oberleitung prüfen: Die Restspannung kann tödliche 6 000 Volt betragen.

Gleise räumen und Züge umleiten: Der Kampf für die Pünktlichkeit Frankfurt. Gelegentlich holt Severin Disput die Axt raus. „Wenn drei Eichen auf die Gleise stürzen, bin ich allein zwar machtlos“, sagt der 36-Jährige, als er in den Kofferraum seines Einsatzwagens greift: „Aber kleine Probleme löse ich selbst.“ Disput ist Notfall-Manager bei der Deutschen Bahn. Ob ein Sturm Bäume auf Schienen wirft, eine Oberleitung reißt, Kinder am Bahndamm spielen oder ein defekter Zug liegen bleibt: Ruck, zuck ist er zur Stelle – wenn es sein muss mit Blaulicht. Er koordiniert die Einsätze der Rettungskräfte und entscheidet über die Sperrung der Gleise.

Notfall-Manager betreuen in 170 Regionen 34 000 Kilometer Schienennetz. Im Winter ist die Anspannung besonders groß. Schon kleine Störungen können das exakte Zeittableau durcheinanderwirbeln. Denn täglich rollen 39 000 Güterund Personenzüge von 380 Anbietern auf den Gleisen. Den 24-Stunden-Bereitschaftsdienst für den Großraum Frankfurt teilt sich Disput mit vier Kollegen. Eine herausfordernde Abwechs-

Züge im Blick: Joachim Müller leitet die Betriebszentrale.

lung von seinem Bürojob als Be- Im Fernverkehr gilt das sogar für zirksleiter Betrieb. jede fünfte Verbindung. Die Bahn Gleissperrungen nach Unfällen macht dafür die Technik der Züge, oder Pannen sind nicht die Infrastruktur und die einzigen Ursachen ääußere Einflüsse verfür Verspätungen. Auch aantwortlich. Zugausfälle tragen dazu Signalfehler, defekte Prozent bei – vor allem, wenn der Fernzüge zu spät T Türen, zu langsam einu in den Depots zu weund aussteigende Fahrggäste und Bauarbeiten: nige Reservezüge stehen. Erst jüngst konnten der Bahn Wie ein Dominoeffekt wirken sie acht versprochene neue ICEs nicht sich auf andere Züge aus. Andreas geliefert werden. Geißler von „Allianz pro Schiene“ Glaubt man der Statistik der Bahn, nennt den Grund: „Das deutsche dann sind 7 Prozent ihrer Züge im Schienennetz ist besonders stark Personenverkehr nicht pünktlich. ausgelastet.“ Er fordert mehr Inves-

20

HINTERGRUND

Der Fahrplan – knifflige Detailarbeit

FOTO: DPA

Auf die Minute getaktet: An einem BahnFahrplan wird mehr als ein Jahr gearbeitet.

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Bereits 17 Monate vor dem Start des Winterfahrplans am 9. Dezember haben die Spezialisten der DB Netz AG – das ist der Betreiber des deutschen Gleisnetzes – mit den Vorbereitungen begonnen. Sie klären unter anderem, wo zu welcher Zeit Baustellen eingerichtet sind. Darüber werden dann die Deutsche Bahn und die privaten Zugbetreiber informiert. Die wiederum müssen spätestens acht Monate vor dem Fahrplanwechsel ihre Trassenwünsche gemeldet haben. Die Koordinierung übernimmt eine eigens entwickelte So�ware. Als Basis dient ein virtuelles Abbild des Streckennetzes mit Haltepunkten, Signalen, Weichen, Steigungen und Gefälle.

FOTOS: STRASSMEIER �3�

Abwechslung vom Job am Schreibtisch

titionen. Im europäischen Vergleich hinke Deutschland seit Jahren hinterher. Frankreich, Italien und Spanien etwa gäben pro Kopf das Doppelte aus, die Schweiz das Sechsfache.

„Wir sind die Augen und Ohren der Zentrale“ „Außerdem teilen sich bei uns Fern-, Nah- und Güterverkehr häufig die Gleise“, erklärt er. Das mache manchmal die Abstimmung schwierig. „Es wäre vernünftig, die Verkehre stärker auf verschiedenen Strecken zu sortieren.“ Schnellere und langsamere Züge zu koordinieren, ist auch die Aufgabe von Joachim Müller, Arbeitsgebietsleiter in der Frankfurter Betriebszentrale der Bahn. Das ist eine von sieben regionalen Stellen, die Züge überwachen. Er entschiedet, ob ein Anschlusszug bei Verspätungen wartet – oder nicht. „In der Regel sind nur ein paar Minuten als Dispositionsrahmen mög-

lich, dann muss es weitergehen, um Verspätungen nicht weiterzureichen“, so Müller. Auch bei Gleissperrungen ist sein Team gefragt: Müssen nahende Züge eine Umleitung nehmen? Oder ist die Strecke wieder frei, bis sie da sind? Sollten wartende Züge umdrehen? „Bewegen ist im Zweifel besser als stehen“, sagt Müller: „Lieber leiten wir einen Zug bei unklarer Lage von der linken auf die rechte Rheinstrecke um, als ihn unbestimmte Zeit warten zu lassen.“ Ohne Rücksprache mit den Notfall-Managern am Gleis wird nichts entschieden. „Wir sind die Augen und Ohren der Zentrale“, sagt Severin Disput. Seine Einschätzung bestimmt den Reiseverlauf von Tausenden Fahrgästen. Der Mann trägt eine große Verantwortung. Nicht nur direkt am Gleis. MICHAEL STARK Praktische Bahn-Tipps exklusiv für AKTIV-Leser finden Sie hier: aktiv-online.de/premium

21.12.2012 15:00:24

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5. JANUAR 2013

Schönheit

Rohstoffe aus

der Natur

Mannheim. Krümelige, nach Gras riechende Hennamasken fürs Haar oder selbst angesetzte Ringelblumensalbe – das war einmal: Naturkosmetik ist heute kaum von konventionellen Produkten zu unterscheiden. Geschmeidige Cremes, duftende Seifen und feine Lotionen mit Öko-Siegeln liegen überall in den Regalen. „Früher gab es Naturprodukte oft nur im Bioladen. Und der Preis war hoch“, sagt Marketing-Direktor Thomas Satzinger vom Spezialchemie-Konzern Evonik. Heute sieht das anders aus. Da immer mehr Menschen Naturkosmetik nachfragen, setzen auch große Firmen verstärkt auf diesen Trend. Und liefern zertifizierte Rohstoffe dafür.

FOTO: FOTOLIA

Chemie veredelt pflanzliche Pflege- und Kosmetikprodukte

Naturbelassen: Raps ist ein o� genutzter Rohstoff.

Das Gütesiegel erfordert strenge Qualitätskontrollen

FOTO: EVONIK

Creme: Emulgatoren sorgen für eine angenehme Konsistenz.

FOTO: SANDRO

WARUM EIGENTLICH ...

FOTO: FOTOLIA

... helfen Shampoos gegen Schuppen? Wir alle haben Schuppen. Normalerweise sind sie so winzig, dass man sie nicht sieht: Unsere Haut erneuert sich alle vier Wochen, abgestorbene Hautzellen werden abgestoßen. „Sichtbare Schuppen entstehen, wenn das Gleichgewicht der Kopfhaut durch Bakterien oder Pilze gestört ist“, erklärt Ludger Neumann, wissenschaftlicher Direktor bei L’Oreal. Der Kosmetikkonzern produziert in Karlsruhe seit Jahrzehnten Shampoos und Haarpflegeprodukte. „Auf der fettigen Kopfhaut fühlen sich Mikroorganismen besonders wohl, vermehren sich schnell und sorgen für Hautirritationen“, so Neumann. Dann produziert die Kopfhaut zu viel Talg, die Schuppen kleben zusammen. Und rieseln auf Kragen und Schultern. „Spezielle Anti-Schuppen-Shampoos mit Wirkstoffen wie Selendisulfid, Zink-Pyrithion oder Piroctone-Olamin hemmen das Wachstum der Mikroorganismen“, erklärt der Experte. Pflegende Zusätze wie ein Fruchtkonzentrat kräftigen das Haar von innen. Neumann: „Bei regelmäßiger AnAV wendung verschwinden die Schuppen wieder.“

AKTIV

AKTIV im Internet: www.aktiv-online.de

San� gerührt: Schonende Herstellung der Produkte.

den oder Weleda in Schwäbisch Gmünd: „Sie alle setzen Evonik-Rohstoffe ein“, sagt Marketing-Managerin Silke Langer. Der Konzern liefert Komponenten, um die Produkte zu verbessern. Wie Hilfsstoffe (Emul-

gatoren), die dafür sorgen, dass sich Wasser und Öl zu einer stabilen Masse verbinden. Oder waschaktive Substanzen (Tenside). Langer: „Diese Stoffe gewinnen wir aus natürlichen Rohstoffen wie

Raps- oder Kokosöl.“ Und Zuckeresther, die aus Zucker und Fettsäuren entstehen, machen Duschgels und Shampoos dickflüssig. Besonders achten Naturkosmetik-Hersteller auf die Umwelt: „Sparsamer Verbrauch von Wasser und Energie, wenig Emissionen, kurze Transportwege und fairer Handel spielen eine wichtige

Rolle“, sagt Peter Becker, Leiter Responsible Care. Deshalb bietet das Unternehmen auch Emulgatoren an, die man kalt verwendet: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Mischungen müssen Produkte mit diesen Hilfsstoffen nicht erhitzt werden, um ein stabiles WasserÖl-Gemisch zu bilden. Das spart ANDREA VEYHLE Strom.“

Die Zukun� unter unseren Füßen Wenn wir den Raum betreten, aktiviert der Boden Licht und Heizung Ulm. Stellen Sie sich vor,

es gäbe einen Boden, der Strom überträgt und so den Kabelsalat hinter TV-Gerät und Hi-Fi-Anlage überflüssig macht! Oder einen Belag, der federt und schwingt und so beim Gehen und Arbeiten den Rücken schont! In einer Ausstellung des Ulmer Bodenspezialisten Uzin Utz ist das schon zu sehen. Und auch ein Untergrund,

AKTIV, 1972 gegründet von Klaus Kunkel, erscheint im Verlag der Institut der deutschen Wirtscha� Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Herausgeber: Ulrich Brodersen ● Chefredakteur und verantwortlich: Ulrich von Lampe ● Stellvertreter: Thomas Goldau ● Gestaltung: Harro Klimmeck (Layout), Daniel Roth (Fotos) ● Chefin vom Dienst: Iris Delev ● Zentralredaktion Köln: Thomas Hofinger (Leitender Redakteur); Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Jan-Hendrik Kurze (Online), Anja van Marwick-Ebner, Tina Schilp, Hans Joachim Wolter; Postanschri�: Postfach 10 18 63, 50458 Köln; E-Mail: redaktion@aktiv-online.de; Tel: 0221

auf dem jeder Schritt seine Spuren hinterlässt und der so sein Aussehen immer wieder verändert. Und ein Boden zum Mitnehmen, der auch im Freien, etwa beim Sport, ausgelegt werden kann. Diese Visionen entwickelten Mitarbeiter von Uzin Utz und Designer aus aller Welt zum 100-jährigen Firmenjubiläum. Für die Ausstellung „Die Zukunft unter uns“ ge-

stalteten sie ungewöhnliche Beläge. „Mir gefällt die Spinnerei gut“, verrät Vertriebsleiter Industrie Frank Wittkowski. „Vielleicht stoßen wir so ein Projekt an.“

Den Gang ins Bad sichtbar machen „Böden werden zur Funktionalität des Hauses beitragen“, schwärmt zum Beispiel

Beschwingt: Der Untergrund federt bei jedem Schritt. 4981-0; Besucheranschri�: Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Vertrieb: Renate Hacker, Tel: 0221 4981-216; E-Mail: vertrieb@aktiv-online.de ● Fragen zum Datenschutz: datenschutz@aktivonline.de ● AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Chemie, Chemie in Baden-Württemberg, Chemie Rheinland-Pfalz, Hessen Chemie, Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall-Niedersachsen, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papierverarbeitung, Südwest, Textil, Zentral ● Redaktion Bayern: Joachim Herr (Leitung), Eva Schröder, Michael Stark, Friederike Storz; Postfach 20 02 20, 80002 München; Max-Joseph-Straße 5, 80333 München; Tel: 089 55178-551 ● Redaktion

FOTO: UZIN UTZ

Diese Basisprodukte unterliegen strenger Kontrolle. Die pflanzlichen Rohstoffe müssen aus ökologischem Anbau stammen und dürfen keine synthetischen Duftstoffe, Paraffine oder andere Erdölprodukte enthalten; Tierversuche sind verboten. Nur bei Einhaltung aller Kriterien gibt es das Gütesiegel „Kontrollierte Naturkosmetik“ des Bundesverbands Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen. Marktführer für solche zertifizierten Produkte in Europa sind zum Beispiel Logona, Lavera, The Body Shop und Yves Rocher, aber auch Dr. Hauschka in Bad Boll/Eckwäl-

der Londoner Designer Chris Lefteri. „Ich betrete einen Raum, und der Boden spürt, dass ich da bin. Er aktiviert vielleicht die Heizung oder das Licht.“ Auf Lefteris Bodenvision werden sogar Laufwege sichtbar, etwa die morgendliche Runde vom Bett über das Bad in die Küche oder die Spielecke der Kinder. Wie aber lässt sich das technisch umsetzen? „Auf lackierten oder glasierten Oberflächen entstehen unter bestimmten Bedingungen über einen längeren Zeitraum feine Rissmuster wie bei Ölgemälden“, erklärt der Vertriebsleiter. Diesen „Krakelee-Effekt“ könnte man eventuell auch für die Gestaltung nutzen. Wer mehr wissen möchte: Alle Ideen zum Boden der Zukunft zeigt Uzin Utz in seiner mehrfach preisgekrönten AV Ausstellung. die-zukunft-unter-uns.de

Südwest: Barbara Auer, Dr. Joachim Sigel, Sigrid Stoss; Josefstraße 10, 70597 Stuttgart; Tel: 0711 4579986 ● Redaktion Rhein-Main-Neckar: Dr. Sabine Latorre (Leitung), Ulrike Worlitz; Am Oberen Luisenpark 22, 68165 Mannheim; Tel: 0621 4401670 ● Redaktion Niedersachsen: Werner Fricke; Stephanusweg 9, 31174 Schellerten; Tel: 05123 4485 ● Redaktion Nord: Clemens von Frentz; Kapstadtring 10, 22297 Hamburg; Tel: 040 6378 4820 ● Alle Rechte liegen beim Verlag. Rechte für Nachdruck oder elektronische Verwertung erhalten Sie über lizenzen@iwkoeln.de, für elektronische Pressespiegel unter www.pressemonitor.de ● ctp und Druck: Graphischer Betrieb Henke GmbH, Brühl

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5. JANUAR 2013 · CHEMIE

Bizarr: Kristalle eines Spezial-Zeoliths, circa 8 000-fach vergrößert.

FOTO: EYE OF SCIENCE/BASF

Forschung

Faszinierende

Einblicke

Wissenscha�sfotografien machen unsichtbare Welten sichtbar motoren: Sie reinigen Abgase von kritischen Stickstoffoxiden. Die Rasterelektronen-Mikroskopie hat sich als Analysemethode in der Forschung bewährt. Sie ermög-

FOTO: SIGWART

Im Fotostudio: Nicole Ottawa und Oliver Meckes.

WARUM EIGENTLICH ...

FOTO: DPA

... können Filter Leben retten? Wenn nach einem Unfall oder durch eine Krankheit die Niere versagt, ist das längst kein Todesurteil mehr. Eine künstliche Blutwäsche, die Dialyse, kann die Funktion des Organs ersetzen. Dreimal in der Woche muss der Patient für vier bis sechs Stunden an das Gerät. Dessen Herzstück bildet ein Filter mit haarfeinen Hohlfäden aus einer hauchdünnen Membran. „Durch diese Fäden fließt das Blut“, erklärt Wolfgang Ansorge, Leiter der Membran-Entwicklung bei der Firma Membrana in Wuppertal. Außen strömt eine Dialyse-Lösung aus speziellem sterilen Wasser entlang. „Die Membran wirkt dabei wie ein Küchensieb“, so der Chemiker. „Dessen winzige Poren halten große Teilchen wie Blutkörperchen und wichtige Eiweiße im Blut zurück und lassen kleine Teilchen in die DialyseLösung strömen.“ Die nimmt so Giftstoffe und Substanzen auf, die der Körper sonst mit dem Harn ausscheidet. Und weil in den Hohlfäden etwas Überdruck herrscht, gelangt auch überschüssiges Wasser aus dem Blut in die Lösung. JW

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AKTIV im Internet: www.aktiv-online.de

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licht abzubilden, was das menschliche Auge nicht sieht. „So können wir zum Beispiel die Eigenschaften von Materialien beurteilen und Substanzen weiterentwickeln“, erklärt Müller. Sein Team kann in diesem Fall unter anderem ablesen, dass die Katalysatoren besonders wirksam arbeiten und die Abgase sehr gut reinigen. Auch wenn die speziellen Mikroskope zur Ausstattung vieler Labore zählen: Nur wenige Fachleute können sie als Kamera einsetzen. Zu ihnen zählen die Wissenschaftsfotografen Nicole Ottawa und Oliver Meckes in Reutlingen. In ihrer Bildagentur „eye of

Was bei vereisten Autoscheiben hil� Ein Enteiser sorgt schnell für klare Sicht Stuttgart. Wer draußen parkt, hat’s im Winter schwer. Das Auto ist eingeschneit, nach frostkalten Nächten klebt eine Eisschicht auf den Scheiben. Ohne mühsames Kratzen ist an Losfahren nicht zu denken. Hilfreich ist da ein Enteiser-Spray. Auf die Scheibe gesprüht, löst es Eis und Raureif auf. Und sorgt für klare Sicht. Wie das funktioniert? „Enteiser enthalten hauptsächlich Alkohole“, erklärt Thilo Kunst vom Labor für Umwelt und Produktanalytik des Dienstleisters Dekra in Stuttgart.

Wirksam bei minus 60 Grad „Die haben einen viel niedrigeren Gefrierpunkt als Wasser.“ Damit die Scheibe frei bleibt, mischen die Her-

AKTIV, 1972 gegründet von Klaus Kunkel, erscheint im Verlag der Institut der deutschen Wirtscha� Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Herausgeber: Ulrich Brodersen ● Chefredakteur und verantwortlich: Ulrich von Lampe ● Stellvertreter: Thomas Goldau ● Gestaltung: Harro Klimmeck (Layout), Daniel Roth (Fotos) ● Chefin vom Dienst: Iris Delev ● Zentralredaktion Köln: Thomas Hofinger (Leitender Redakteur); Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Jan-Hendrik Kurze (Online), Anja van Marwick-Ebner, Tina Schilp, Hans Joachim Wolter; Postanschri�: Postfach 10 18 63, 50458 Köln; E-Mail: redaktion@aktiv-online.de; Tel: 0221

Weniger Mühe: Mit Spray hat man rasch Durchblick.

steller den Enteisern zusätzlich Glykolalkohole bei. „Diese Glykole verhindern, dass das Wasser wieder anfriert“, erklärt der DekraFachmann. Denn sie sind noch bei minus 10 bis minus 15 Grad Celsius flüssig. Im Gemisch mit Wasser frieren sie sogar erst bei viel

tieferen Temperaturen. Gängige Enteiser wirken bis zu minus 60 Grad. Profis nebeln die Scheiben nach dem Abwischen des Eises hauchdünn mit Enteiser ein, damit sie eisfrei bleiben. Und in die Scheibenwischanlage gehört jetzt selbstverständlich Frostschutzmittel.

4981-0; Besucheranschri�: Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Vertrieb: Renate Hacker, Tel: 0221 4981-216; E-Mail: vertrieb@aktiv-online.de ● Fragen zum Datenschutz: datenschutz@aktivonline.de ● AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Chemie, Chemie in Baden-Württemberg, Chemie Rheinland-Pfalz, Hessen Chemie, Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall-Niedersachsen, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papierverarbeitung, Südwest, Textil, Zentral ● Redaktion Bayern: Joachim Herr (Leitung), Eva Schröder, Michael Stark, Friederike Storz; Postfach 20 02 20, 80002 München; Max-Joseph-Straße 5, 80333 München; Tel: 089 55178-551 ● Redaktion

FOTO: ROTH

Ludwigshafen. Hunderte Würfel türmen sich übereinander. Eine Aufnahme wie aus einer anderen Welt. Sie zeigt Minerale – genauer gesagt Zeolithe, die auch als Aluminosilikate bezeichnet werden. Aufgenommen wurde das Foto mit einem RasterelektronenMikroskop. „Die Einzelkristalle wirken nahezu gleichförmig und gleich groß – absolut ästhetisch“, schwärmt Ulrich Müller. Er leitet die Forschung Zeolith-Katalysatoren bei der BASF in Ludwigshafen. Der Chemiekonzern produziert diese Aluminosilikate. Varianten davon spielen eine wichtige Rolle in Abgaskatalysatoren für Diesel-

Fotograf. Wichtig ist deshalb, dass nicht metallische Objekte mit Metall bedampft und so elektrisch leitfähig gemacht werden. „Sonst würden sie verbrennen.“ Biologisches Material muss chemisch behandelt werden. „Nur so behalten die Zellen ihre Form“, sagt der Profi. Viele Proben werden im Präparationslabor in Szene gesetzt. Styropor zum Beispiel schneiden sie in Scheiben, so dünn, dass sie transparent erscheinen. Auch was schlicht Wenn man sich Beton wirkt, birgt bizarre Foranschaut, erscheinen Kristalle men. „Schaut man sich und Lu�kammern Beton unter dem Mikroskop an, erscheinen LuftIm Studio von Ottawa und Me- kammern und Kristalle“, sagen ckes stehen Rasterelektronen- und die Fotografen. Ihr persönliches Lichtmikroskope bereit. So sind bis Traummotiv? „Einmal Marsgestein zu 100 000-fache Vergrößerungen fotografieren.“ eyeofscience.de möglich. Meckes: „Dann erscheinen ULRIKE WORLITZ sogar Bakterien und Viren.“ Jede Probe wird elektronisch ab- Tipp: Die brandneue Foto-Serie gebildet. „Das heißt, Elektronen- gibt es unter strahlen tasten sie ab“, erklärt der bit.ly/aktiv-bildwelten science“ machen sie seit mehr als 20 Jahren für Unternehmen und Zeitschriften unsichtbare Welten sichtbar. Dreimal erhielten sie schon den „World Press Photo Award“. Mit der BASF arbeiten sie seit 2007 zusammen. Mehr als 100 Aufnahmen sind dabei entstanden, mit denen der Konzern die sehr abstrakten Forschungs- und Entwicklungsthemen greifbarer machen will.

Vor Auftauversuchen mit heißem Wasser warnt der Experte. „So ein Aufguss kann Risse in der Windschutzscheibe verursachen.“ Übrigens: Die Scheiben müssen komplett von Eis und Schnee befreit werden. Wer es versäumt, riskiert ein Bußgeld. HANS JOACHIM WOLTER

Südwest: Barbara Auer, Dr. Joachim Sigel, Sigrid Stoss; Josefstraße 10, 70597 Stuttgart; Tel: 0711 4579986 ● Redaktion Rhein-Main-Neckar: Dr. Sabine Latorre (Leitung), Ulrike Worlitz; Am Oberen Luisenpark 22, 68165 Mannheim; Tel: 0621 4401670 ● Redaktion Niedersachsen: Werner Fricke; Stephanusweg 9, 31174 Schellerten; Tel: 05123 4485 ● Redaktion Nord: Clemens von Frentz; Kapstadtring 10, 22297 Hamburg; Tel: 040 6378 4820 ● Alle Rechte liegen beim Verlag. Rechte für Nachdruck oder elektronische Verwertung erhalten Sie über lizenzen@iwkoeln.de, für elektronische Pressespiegel unter www.pressemonitor.de ● ctp und Druck: Graphischer Betrieb Henke GmbH, Brühl

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5. JANUAR 2013

Und los: In Schutzbekleidung geht es in den Dental-Bereich von Heraeus Medical.

Innovation

FOTOS: WERK �2�

Nano-Chip hält

Knochen fit

Schüler und Azubis entwickeln Ideen für die Zukun� freien Lauf lassen. Das Motto: „Gesund in die Zukunft“. Die Teilnehmer schlüpften für eine Woche in die Rolle von Unternehmern. Gemeinsam gründeten sie fiktive Firmen und entwickelten neue Produkte.

Firmen nehmen die spielerischen Einfälle der Jugendlichen ernst Im Mittelpunkt: die alternde Bevölkerung als potenzielle Kundschaft von morgen. Die Ergebnisse konnten sich sehen lassen. So stellte „Pharmaflex“ einen Impfstoff gegen brüchige Knochen

HORSCHE MA …

FOTO: FOTOLIA

So wird man Knochenmark-Spender Alle 45 Minuten erkrankt in Deutschland ein Mensch an Leukämie, darunter viele Kinder und Jugendliche. Vielen kann nur durch eine Stammzelltransplantation geholfen werden. Doch es ist schwer, einen passenden Spender zu finden. Deshalb gibt es die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS). Dort sind 2,8 Millionen Personen registriert. „Wer Spender werden will, muss 18 bis 55 Jahre alt sein“, erklärt Geschäftsführerin Claudia Rutt. Man kann sich über das Internet – unter dkms.de – registrieren lassen. Oder bei einer der Neuspender-Aktionen, die in vielen Städten durchgeführt werden. Die Probe wird auf zehn Gewebemerkmale hin analysiert und erfasst („Typisierung“). Stimmen acht davon mit einem Patienten überein („genetischer Zwilling“), könnte das ein Leben retten. „Kommt es zur Transplantation, werden bei 80 Prozent der Spender die Stammzellen mittels einer Blutreinigung, der Apharese, aus dem Blutkreislauf gefiltert“, so Rutt. Ansonsten erfolgt die Knochenmarkentnahme aus dem Beckenkamm unter Vollnarkose. SL

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vor. Er kann Ablagerungen auf dem Knochen (Kalzium) rechtzeitig binden. Das schützt diesen davor, spröde zu werden. Dank eines winzigen implantierten Chips hat der Hausarzt den Ist-Zustand der Ablagerungen im Blick. Das fiktive Unternehmen „Heraeus Nano Instruments“ wiederum will 2030 Nano-Roboter aus Edelmetall herstellen und in Afrika zur Bekämpfung der Krankheit Aids einsetzen. Die 7,5 Mikrometer winzigen Teilchen können HI-Viren bekämpfen: Sie werden von Computerchips gesteuert und tragen den Wirkstoff direkt

Knochenarbeit: Eine Prothese selber einsetzen.

zu den Zellen. Die Energie dazu liefert der menschliche Körper. „Sich mit Veränderungen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen und Lösungen zu finden, das war sehr interessant“, sagt Kendra

Die Stadtgeschichte auf der Fassade Raffinierte Technik macht aus Wand und Mauer ein Fotoalbum Auffällig: Bilder an der „Schlossbergterrasse“.

FOTO: DUCKEK

Hanau. Man stelle sich vor: Wir schreiben das Jahr 2030. Was wird anders sein? Welche Trends prägen unser Leben? Was machen wir, um gesund zu bleiben? Vielleicht gibt es eine Nano-Beschichtung, die das Zähneputzen ersetzt: Spezielle Schutzpartikel könnten in ein Gel eingebettet sein und sich über den Zahnschmelz legen. Karies hätte keine Chance! Das klingt märchenhaft? So soll es sein: 16 Schüler und 7 Auszubildende des Technologie-Unternehmens Heraeus in Hanau durften beim Innovationsspiel „Jugend denkt Zukunft“ ihren Gedanken

Tiltmann (18) von der Otto-HahnSchule Hanau. „Wir durften einfach drauflos spinnen. In der Schule haben wir für so was nie Zeit“, ergänzt Johanna Heß (17) von der Kopernikusschule Freigericht. Der Blick hinter die Kulissen von Heraeus half bei der Ideen-Sammlung. Die Jugendlichen besuchten den Standort Wehrheim. Dort produziert man unter anderem Füllungen für Zähne und Knochenzement für Gelenkprothesen. Der Konzern unterstützte die Projektwoche zum dritten Mal. „Das Ganze ist eher ein Spiel“, sagt Ausbildungsleiterin Karin Saar. „Aber es hat einen ernsthaften Hintergrund.“ Auf frische Ideen wie diese sind Betriebe in Zukunft angewiesen, um voranzukommen: „Die Schüler von heute sind die zukünftigen Mitarbeiter der Industrie“, betont Saar. ULRIKE WORLITZ bit.ly/heraeus-zukunft

Ober-Ramstadt. Foto auf der Hauswand? Das geht! Caparol, der Spezialist für Lacke und Bautenschutz aus OberRamstadt, hat eine spezielle Technik entwickelt. In Weinheim an der Bergstraße kann man es sich ansehen: Zehn riesige Motive der Stadtgeschichte zieren dort den Neubau-Komplex „Schlossbergterrasse“. Das Verfahren („Capatect PhotoVision“) klingt einfach, ist aber komplex: „Die Daten ei-

AKTIV, 1972 gegründet von Klaus Kunkel, erscheint im Verlag der Institut der deutschen Wirtscha� Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Herausgeber: Ulrich Brodersen ● Chefredakteur und verantwortlich: Ulrich von Lampe ● Stellvertreter: Thomas Goldau ● Gestaltung: Harro Klimmeck (Layout), Daniel Roth (Fotos) ● Chefin vom Dienst: Iris Delev ● Zentralredaktion Köln: Thomas Hofinger (Leitender Redakteur); Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Jan-Hendrik Kurze (Online), Anja van Marwick-Ebner, Tina Schilp, Hans Joachim Wolter; Postanschri�: Postfach 10 18 63, 50458 Köln; E-Mail: redaktion@aktiv-online.de; Tel: 0221

nes hoch aufgelösten Digitalfotos werden auf ein spezielles Gewebe übertragen“, erklärt Kai Würzburg, der das Produkt betreut. Wie bei einer Tapete wird Bahn um Bahn mit dem Motiv bedruckt und in Rollen ausgeliefert. Ein Fachmann setzt sie später auf der Hauswand richtig zusammen. Dabei muss man jedoch mehrere Dinge beachten: Auf den Beton oder eine Fassadendämmplatte kommt zuerst

ein Unterputz (Armierungsschicht). Der Putz wird sorgfältig ausgespachtelt: „Sonst sieht das Fassadenbild später ungewollt verzerrt aus.“

Eine Lasur schützt das Bild Es folgt eine weitere Grundierung, dann kann man das Foto aufbringen. Hierfür hat das Familienunternehmen aus dem Odenwald eigens einen transparenten Kle-

4981-0; Besucheranschri�: Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Vertrieb: Renate Hacker, Tel: 0221 4981-216; E-Mail: vertrieb@aktiv-online.de ● Fragen zum Datenschutz: datenschutz@aktivonline.de ● AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Chemie, Chemie in Baden-Württemberg, Chemie Rheinland-Pfalz, Hessen Chemie, Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall-Niedersachsen, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papierverarbeitung, Südwest, Textil, Zentral ● Redaktion Bayern: Joachim Herr (Leitung), Eva Schröder, Michael Stark, Friederike Storz; Postfach 20 02 20, 80002 München; Max-Joseph-Straße 5, 80333 München; Tel: 089 55178-551 ● Redaktion

ber entwickelt. Auf das Bild kommt dann noch eine Versiegelung. Die Lasur („NanoQuarz-Gitter“) ist auch eine hauseigene Rezeptur. „Die Beschichtung schützt das Motiv lang anhaltend vor Wind, Wetter und UVLicht“, versichert Würzburg. Als Motiv ist alles machbar, vom abstrakten Muster übers Haustier bis hin zum Vereinslogo. Tipp: „Vorab unbedingt die Bildrechte klären“, rät Würzburg. SABINE LATORRE

Südwest: Barbara Auer, Dr. Joachim Sigel, Sigrid Stoss; Josefstraße 10, 70597 Stuttgart; Tel: 0711 4579986 ● Redaktion Rhein-Main-Neckar: Dr. Sabine Latorre (Leitung), Ulrike Worlitz; Am Oberen Luisenpark 22, 68165 Mannheim; Tel: 0621 4401670 ● Redaktion Niedersachsen: Werner Fricke; Stephanusweg 9, 31174 Schellerten; Tel: 05123 4485 ● Redaktion Nord: Clemens von Frentz; Kapstadtring 10, 22297 Hamburg; Tel: 040 6378 4820 ● Alle Rechte liegen beim Verlag. Rechte für Nachdruck oder elektronische Verwertung erhalten Sie über lizenzen@iwkoeln.de, für elektronische Pressespiegel unter www.pressemonitor.de ● ctp und Druck: Graphischer Betrieb Henke GmbH, Brühl

21.12.2012 10:54:10

AktivKärntner Wirtschaftszeitung Wirtschaft


Design: Norbert Küpper 19 8 AKTIV

5. JANUAR 2013

Stahlbearbeitung

Arbeiten ist

hier die Härte

Die Firma SWF profiliert sich bei ihren Kunden mit Produkten zum Eichen von Prüfgeräten Es sind Werkzeug- und Maschinenbauer, Autozulieferer und sogar der Airbus-Konzern, die bei dem Familienunternehmen in erster Linie Werkzeuge kaufen und Stahlteile härten lassen. Und wer mit Stahl zu tun hat, muss seine Prüfgeräte jeden Tag neu eichen. Dabei drückt ein Diamantkegel oder eine schwere Kugel auf die Vergleichsplatte – und erkennt so, ob das Gerät exakt die vorgegebene Härte anzeigt. „Früher bekamen wir nur die Weil die präzisen Platschwierigen Fälle, jetzt machen ten bei diesem Prozess verwir das Geschä� selbst“ schleißen (jede Prüfung hinterlässt eine kleine VerErnst Langer, Geschä�sführer tiefung auf der spiegelglatten Oberfläche), hofft GeRisse bekommt. Und damit am Ende schäftsführer Svend Schleidgen auf so hart ist, dass es jeglichem Ver- einen stabilen neuen Markt: „Alle schleiß trotzt: als „Härtevergleichs- unsere Kunden brauchen solche platte“, mit der Baydars Arbeitge- Platten, um ihre Qualitätsprüfung ber, die Siegener Werkzeug- und und Eingangskontrolle zu gewährHärtetechnik GmbH (SWF), jetzt in leisten.“ Denn Airbus & Co. dokumentieein neues Geschäft einsteigt. Mit diesen Produkten kann nicht ren jeden einzelnen Schritt in der nur SWF, sondern auch seine Kund- Produktion, um Fehler zu vermeischaft künftig Prüfgeräte eichen. den. „Wir haben Vergleichsplatten

FOTOS: WIRTZ �2�

Siegen. Arif Baydar hält eine runde glühende Scheibe am langen Haken, die er gerade aus einem Tiegel mit geschmolzenem 900 Grad heißen Salz geangelt hat. Jetzt bugsiert er die Scheibe in einen weiteren Tiegel mit niedrigerer Temperatur. „Ich muss schnell sein“, sagt er. „Aber ich darf nicht zu schnell sein.“ Nur das exakt richtige Tempo sorgt dafür, dass das Teil keine

Glühend heiß: Die „Härtevergleichsplatte“ am Haken von Arif Baydar.

früher im Kundenauftrag gehärtet“, erzählt der zweite Geschäftsführer Ernst Langer. „Doch man überließ uns nur die schwierigen Fälle – die großen Mengen gingen woanders-

hin. Da haben wir uns überlegt, es selbst zu machen.“ Das Know-how und die Maschinen waren im Haus, einen Produzenten von hochwertigem Stahl gab es

FAKTEN:

Siegener Werkzeug- und Härtetechnik GmbH ●

Firmenlenker: Ernst Langer und Svend Schleidgen mit Entwicklungschef Benjamin Langer (von links).

Das Familienunternehmen fertigt in erster Linie Einzelstücke und Kleinserien von Werkzeugen und Bauteilen – und jetzt als neues Geschä� auch sogenannte Härtevergleichsplatten. Zu den Kunden gehören der Formen- und Maschinenbau ebenso wie die Automobil- und die Lu�fahrt-Industrie. Die Firma hat 55 Mitarbeiter (inklusive 7 Auszubildende). Der Umsatz betrug zuletzt 6 Millionen Euro (Stand 2011). swf-siegen.de

Zeitreise in die Zukun�

Neue Drehscheibe Zentraler Umschlagplatz für internationale Lkw-Fracht geplant

Umschlagpunkt gebaut, Schwerlastverkehr in Nord- weitere sind in Frankreich, rhein-Westfalen könnte ein Polen und Litauen geplant. neues Projekt in Hagen Wenn die Fracht an anbringen: Dort plant das dere Orte geht, ist das Abprivate Verkehrsunterneh- laden freilich zeitraubend. men Cargobeamer aus Leip- Läuft alles nach Plan, soll 2014 oder 2015 die zig einen zentralen Verladebahnhof für erste internationale Verbindung Lkw-Fracht. von Hagen nach An dem Terminal sollen künftig von 6 300 Litauen bedient Sattelauflieger auf werden. Züge verladen wer- Brücken sind Hintergrund: Der Lkw-Verkehr den. Bislang kön- in einem in Nordrheinnen sie nur ganz Westfalen wird in aufwendig mit Krä- kritischen nen auf die Schiene Zustand den nächsten Jahgebracht werden – ren weiter zuleobwohl sie einen Großteil gen – dabei stößt die Infdes Lkw-Verkehrs ausma- rastruktur schon heute an chen. Cargobeamer hat ein ihre Grenzen: Laut LandesSystem entwickelt, das sie verkehrsministerium sind in wenigen Minuten verla- in NRW 375 von 6 300 Brüden kann. cken an Bundesstraßen und Am VW-Standort Wolfs- Autobahnen in einem kritiburg wird derzeit der erste schen Zustand. WH

Große Science-Fiction-Schau in Bonn

Hagen. Entlastung für den

Bonn. Zwei Meter groß ist der seltsame Herr am Empfang – es ist ein Alien aus dem gleichnamigen angsteinflößenden Kino-Streifen. Der Außerirdische ist hier aber ganz harmlos: Er weist den Weg zur Ausstellung „Science Fiction in Deutschland“ im Bonner Haus der Geschichte.

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AKTIV

AKTIV im Internet: www.aktiv-online.de

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vor Ort. „So können wir schnell auf Aufträge reagieren“, ergänzt Langer. „Ein Vorteil im Wettbewerb.“ SWF produziert die Vergleichsplatten in verschiedensten Formen, Dicken und Härtegraden. Eine staatliche Prüfanstalt checkt sie noch einmal durch. In dieser Nische hat die Firma zudem wenig Konkurrenz. Anders als beim Hauptprodukt – den Schneidwerkzeugen für die Recycling-Industrie, etwa zum Zerkleinern von Kunststoffen und Holz. Wettbewerber aus Niedriglohnländern liefern einfache Messer zu Preisen, die bei SWF kaum die Materialkosten decken. MATILDA JORDANOVA-DUDA

FOTO: VERANSTALTER

Bügeleisen in der Kommandozentrale

AKTIV, 1972 gegründet von Klaus Kunkel, erscheint im Verlag der Institut der deutschen Wirtscha� Köln Medien GmbH, Postfach 10 18 63, 50458 Köln, Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Herausgeber: Ulrich Brodersen ● Chefredakteur und verantwortlich: Ulrich von Lampe ● Stellvertreter: Thomas Goldau ● Gestaltung: Harro Klimmeck (Layout), Daniel Roth (Fotos) ● Chefin vom Dienst: Iris Delev ● Zentralredaktion Köln: Thomas Hofinger (Leitender Redakteur); Ulrich Halasz (Chefreporter), Wilfried Hennes, Jan-Hendrik Kurze (Online), Anja van Marwick-Ebner, Tina Schilp, Hans Joachim Wolter; Postanschri�: Postfach 10 18 63, 50458 Köln; E-Mail: redaktion@aktiv-online.de;

Riesiger Alien: Bonn erlebt derzeit eine Invasion der Außerirdischen.

Egal, ob die berühmten Perry-Rhodan-Romane der 60er-Jahre, Raumschiff Enterprise, Star Wars oder das Endzeitdrama „The Day After Tomorrow“: Mit mehr als 600 Objekten und Filmen bietet die Schau eine faszinierende Zeitreise in die Zukunft. Geschichte einmal anders. Und da werden

Tel: 0221 4981-0; Besucheranschri�: Konrad-Adenauer-Ufer 21, 50668 Köln ● Vertrieb: Renate Hacker, Tel: 0221 4981-216; E-Mail: vertrieb@aktiv-online.de ● Fragen zum Datenschutz: datenschutz@aktiv-online.de ● AKTIV erscheint mit den Ausgaben Bayern, Chemie, Chemie in Baden-Württemberg, Chemie Rheinland-Pfalz, Hessen Chemie, Hessen Metall, Kautschuk, M+E, Metall-Niedersachsen, Nordostchemie, Nordrhein-Westfalen, Papierverarbeitung, Südwest, Textil, Zentral ● Redaktion Bayern: Joachim Herr (Leitung), Eva Schröder, Michael Stark, Friederike Storz; Postfach 20 02 20, 80002 München; Max-Joseph-Straße 5, 80333 München; Tel: 089 55178-551

selbstverständlich auch Ausschnitte aus „Metropolis“ von Fritz Lang gezeigt, der in den 20er-Jahren für den Beginn des modernen Science-Fiction-Films stand. In den 50er-Jahren spiegelten die Kino-Klassiker den Wettstreit der beiden Supermächte um die Führungsrolle im All wider, aber auch die Angst der Menschen vor dem Atomkrieg. Später ging es mehr um die besten Spezialefffekte – wie etwa in Roland Emmerichs Weltuntergangsepos „2012“. Ein Fernseh-Klassiker darf in Bonn natürlich nicht fehlen: Raumpatrouille Orion mit ihrem schon legendären Bügeleisen in der Kommandozentrale. WH Mehr Infos: hdg.de

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