Stuttgarter Nachrichten E

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32 ¿17 · Stuttgart und Region

Ein wenig Hoffnung für Kachelmann

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¿15 · Stuttgart und Region

Knapp drei Stunden nach dem Überfall auf die Volksbank in Filderstadt-Bonlanden haben am Montagnachmittag auf einem Parkplatz in Tübingen die Handschellen geklickt. Der mutmaßliche Täter hatte Beute und Tatwaffe noch bei sich.

Von wegen sozialer Kahlschlag: Die Bundesregierung beginnt erst mit dem Sparen. Richtig heftig wird es vom kommenden Jahr an. Die jetzige Sparrunde von Schwarz-Gelb bietet darauf nur einen kleinen Vorgeschmack.

In einem keineswegs kuscheligen Märchenland spielt das Bilderbuch „Jakob“. Zwei Filmstudenten haben einen Comic über den Tod geschrieben, über die Suche nach dem Allerwichtigsten.

Von Claudia Lepping Berliner Redaktion BERLIN/STUTTGART. Die Bundesregierung hat das größte Sparpaket in der bundesdeutschen Geschichte beschlossen. Bis 2014 sollen ungefähr 80 Milliarden Euro eingespart werden – deutlich mehr als erwartet. Die größten Einschnitte kommen auf Arbeitslose und den öffentlichen Dienst zu. Auch auf die Wirtschaft kommen Belastungen zu. „Es sind ernste Zeiten, es sind schwierige Zeiten“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin. Sie bezeichnete das Sparpaket als „einmaligen Kraftakt“. Von den drastischen Einschnitten ist der Sozialbereich besonders betroffen. Eine höhere Mehrwert- und Einkommensteuer schlossen Union und FDP aus. Die Koalition will die Bundeswehr im großen Stil umstrukturieren. Merkel kündigte eine „großangelegte Streitkräftereform“ an. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wurde beauftragt, bis Anfang September zu prüfen, wie die Bundeswehr von derzeit 250 000 Soldaten um 40 000 Soldaten verkleinert werden kann. Bei den Sozialleistungen will die Regierung besonders kräftig sparen. Zuschläge für Arbeitslose werden gestrichen. Bei Hartz-IVEmpfängern will der Staat die Beiträge zur Rentenversicherung einsparen. Dies soll etwa zwei Milliarden Euro im Jahr bringen. Die Rentenhöhe will Schwarz-Gelb aber nicht ändern. Das Elterngeld wird insgesamt moderat gekürzt, für Hartz-IV-Empfänger komplett gestrichen. Der Höchstbetrag von maximal 1800 Euro im Monat wird nicht angetastet.

Foto: dpa

¿23 · Sport

Löws WM-Puzzle und der Wackelkandidat Klose Vor dem WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien am Sonntag forciert Bundestrainer Joachim Löw den Kampf um die elf Plätze in der Startformation. Einer der Wackelkandidaten ist Miroslav Klose (Foto).

¿28 · Verbraucher Zu jung zur Altersvorsorge? Dass die Rente möglicherweise nicht reicht, hat sich bei den meisten jungen Leuten herumgesprochen. Was sie dagegen tun können, wissen sie allerdings nicht. Wir geben Tipps.

¿6 · Landesnachrichten

ESSEN (ddp). Das Ringen um eine Zukunft der insolventen Kaufhauskette Karstadt ist beendet. Der Finanzinvestor Nicolas Berggruen wird neuer Eigentümer. Der Gläubigerausschuss habe „mit deutlicher Mehrheit beschlossen“, dass umgehend ein Kaufvertrag mit zwei Berggruen-Gesellschaften geschlossen werden soll, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Montag. Damit erhielt der Favorit von Verdi den Zuschlag. Die Dienstleistungsgewerkschaft sprach von einer „vernünftigen Entscheidung“. Damit ist auch eine Zerschlagung des Konzerns vom Tisch. Vor fast genau einem Jahr war der Insolvenzantrag gestellt worden. Berggruen kündigte an, er wolle „Karstadt wieder auf Kurs“bringen. ¿ Wirtschaft Seite 9

¿19 · Ein Stier sieht rot Er ist erst zwölf Jahre alt – und tötet mit einem Hieb schon einen 400 Kilo schweren Stier. Michel Lagravere aus Mexiko ist damit der weltweit jüngste Torero.

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Ihre Meinung bitte! Deutschland muss sparen – was halten Sie von den schwarz-gelben Plänen? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

Euro Stoxx 50 Euro

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Stadt räumt Missverhältnis bei Gebühr für Freiluft-Gastronomie ein

1,1973 Dollar – 1,93 Cent

Von Andrea Jenewein

¿18 · Wetter Mittags 25˚ Nachts 16˚ Vormittags freundlich, später Schauer

Foto: Fotolia

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Sie sorgen sich um die Zukunft, um die Entwicklung am Arbeitsmarkt, die wirtschaftliche Stabilität im Land, die Kaufkraft des Euro? Dann sorgen Sie sich bitte weiter. Lassen Sie sich von keinem Menschen einreden, dass alles gut wird. Denn das, was wir Deutsche unseren europäischen Nachbarn voraushaben, ist unsere Fähigkeit, uns zu sorgen. Beim Sorgenmachen macht uns keiner was vor, hat die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg herausgefunden. Es kommt auf jeden an, deshalb: Tragen Sie dafür Sorge, dass wir auch morgen noch sorgenvoll in die Zukunft blicken können. (hör)

Der Platz an der Sonne kann teuer werden

¿10 · Börse

2529,97 Pkt. – 23,62 Pkt.

Allerdings werden künftig nur 65 statt 67 Prozent des Nettoeinkommens als Berechnungsgrundlage genommen. Beim Bund sollen bis einschließlich 2014 bis zu 15 000 Stellen dauerhaft abgebaut werden. Zudem sollen die Bundesbeamten 2011 auf die geplante Erhöhung des Weihnachtsgeldes verzichten. Dies bedeute eine Kürzung der Bezüge um 2,5 Prozent. Die Koalition will auch die Wirtschaft zur Kasse bitten. Die Atomkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW müssen künftig eine neue Brennelementesteuer von jährlich 2,3 Milliarden Euro zahlen. Damit soll ein Teil der Zusatzgewinne der Konzerne bei längeren Atomlaufzeiten abgeschöpft werden. Im Luftverkehr plant die Bundesregierung eine neue Abgabe. Sie soll für alle Passagiere erhoben werden, die von einem deutschen Flughafen starten. Die Koalition will auch die Banken weiter belasten. Spätestens 2012 soll eine neue Abgabe kommen, falls es zuvor in Europa und weltweit keine Lösung gibt. Merkel hält den Sparkurs für alternativlos. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, vor Deutschland liege eine große Kraftanstrengung. „Wir haben in den letzten Jahren auch über unsere Verhältnisse gelebt.“ Er räumte ein: „80 Milliarden Euro sparen Sie auch nicht mit der Nagelschere.“ SPD, Linke und Gewerkschaften kündigten Widerstand an. An diesem Samstag sei in Stuttgart der Auftakt zu bundesweiten Demonstrationen geplant, kündigte die baden-württembergische Verdi-Landeschefin Leni Breymaier am Montag in Stuttgart an. ¿ Tagesthema ¿ Seite 2 und 3 ¿ Kultur Seite 13

Foto: AP

Die Entführung und Ermordung der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl sorgt für Rätsel: Wieso scheiterte die Übergabe des Lösegelds?

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STUTTGART. Obwohl die Gebühren gestiegen sind, beantragen weiterhin viele Wirte Freiluft-Konzessionen. Die Gebühren sind je nach Lage der Lokalität gestaffelt – ein System, das Fragen aufwirft. Für viele Wirte ist es mittlerweile überlebenswichtig, Plätze an der Sonne bieten zu können. Die Sondernutzungsgebühren sind je nach Lage der Lokalität gestaffelt, sie hängen von der Wertigkeit des Straßenraums ab. Die Gebühren wurden zum Januar angehoben. Bereits in den 1960er Jahren wurde Stuttgart in vier Klassen kategorisiert: 1, 2, 3 und S – wobei 1 die billigste, S die teuerste ist. Zwischen 2,10 und 4,80 Euro pro Quadratmeter beanspruchter Straßenfläche muss der Wirt monatlich zahlen.

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Zur Kategorie 1 zählen etwa Anliegerstraßen, zu S Fußgängerzonen. Diese Kategorisierungen werfen mitunter Fragen auf: Warum etwa zählt der Rupert-Mayer-Platz unter der Paulinenbrücke zur Kategorie S? Was macht den Österreichischen Platz so attraktiv, dass er in die zweitteuerste Kategorie fällt? Matthias Oberdorfer vom Stuttgarter Tiefbauamt räumt ein, dass die Straßen nur stichprobenartig überprüft und gegebenenfalls angepasst würden. „Da kann schon mal was verrutschen“, sagt er. Eine neue Entwicklung ist, dass immer mehr Wirte beantragen, sogar im Winterhalbjahr Tische und Stühle rausstellen zu dürfen. Die Gebühren für die Winterkonzessionen sind die gleichen wie im Sommer. ¿ Stuttgart und Region Seite 15

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In der Region erobern Frauen die Rathausspitze. Bis zur Gleichstellung ist es aber ein weiter Weg: Von den 179 Städten und Gemeinden werden zehn von Frauen regiert. Der Politikwissenschaftler Oscar Gabriel sieht die Mehrfachbelastung der Frauen als Ursache: Sie kandidieren nur selten. Von Annette Mohl STUTTGART. Statistisch wird der Anteil der Frauen in Bürgermeistersesseln beim Gemeindetag erst seit der Gemeindereform 1975 erhoben. Damals gab es im ganzen Land aber noch keine einzige Frau in diesem Amt. Das änderte sich erst 1990, als Beate Weber in Heidelberg an die Rathausspitze gewählt wurde. Die Sozialdemokratin wirkte 16 Jahre in der Unistadt, trat für eine dritte Amtszeit aber nicht mehr an. „Seit 1990 wurden in Baden-Württemberg 48 Oberbürgermeisterinnen und Bürgermeisterinnen gewählt, 40 von ihnen sind noch im Amt“, weiß Gemeindetag-Sprecher Harald Burkhart. Dennoch stellen die Frauen bei 1101 selbstständigen Städten und Gemeinden im Land einen nur kleinen Prozentsatz der Stadt- und Gemeindeoberhäupter.

Tagesthema

Kürzen in der Not Die Einschnitte der Bundesregierung sind nötig, aber sozial unausgewogen Von Wolfgang Molitor Sparen ist die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung. Das hat Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, gesagt. Vor einem halben Jahrhundert. Sein Wort hat Bestand. Die Bundesregierung versucht verzweifelt, danach zu handeln. Wobei man genauer formulieren sollte: Denn die Kanzlerin spart ja nicht vom Überfluss – sie kürzt in der Not.

Als erste Rathauschefin einer kleineren Gemeinde im Land wurde 1992 Birgit Kriegel in Löwenstein (Kreis Heilbronn) gewählt. Sie schlug bei der Wahl einen kommunalpolitischen Platzhirsch, überstand aber nur eine Amtszeit und wurde nicht wiedergewählt. Auch in Tübingen konnte sich 1998 eine Frau durchsetzen, 2006 musste sich Brigitte Russ-Scherer aber Boris Palmer geschlagen geben. Dienstälteste Bürgermeisterin im Land ist damit Isolde Schäfer in Stühlingen im Südschwarzwald. Sie wurde im Oktober 2009 mit 53 Prozent in die dritte Amtszeit gewählt. Das wünscht sich nun auch Monika Chef, die dienstälteste Bürgermeisterin in der Region. Die FDP-Frau steht seit 16 Jahren an der Spitze der 4000-Einwohner-Gemeinde Gemmrigheim im Kreis Ludwigsburg. Am 28. Februar ist Wahltag. Bis zum 1. Februar um 18 Uhr läuft die Bewerbungsfrist, erst dann ist geklärt, wer es mit der 51-Jährigen aufnehmen will. Lucia Herrmanns zweite Amtszeit läuft im nächsten Jahr ab. Sie managt seit 1995 die Gemeinde Lichtenwald im Schurwald mit 2500 Einwohnern. Die erste Amtszeit war für sie kein Zuckerschlecken: „Es gibt Leute, die nur darauf warten, dass ich Fehler mache“, sagte sie fünf Jahre nach ihrer ersten Wahl. Damals war sie noch überzeugt: „Frauen haben es in diesem Amt besonders schwer.“ Nun hat sich das Blatt gewendet: „Seit meiner Wiederwahl 2003 sitze ich deutlich fester im Sattel.“ Sie kann sich zurücklehnen: „Frauenspezifisch gibt es jetzt keine Probleme mehr.“ Eines weiß sie aber genau: „Frauen müssen im Wahlkampf klar etwas zu ihrem Kin-

Natürlich melden sich jetzt all diejenigen laut jammernd zu Wort, denen von dem genommen wird, an das sie sich gewöhnt haben – und dabei allzu leicht von dem Gewohnten einen Anspruch ableiten. Doch auch politische Plattitüden sind wirtschaftliche Notwendigkeiten. Wenn die Kanzlerin jetzt schmallippig darauf verweist, dass man sich in ernsten Zeiten eben nicht alles leisten könne, was man sich wünsche, wird man ihr nicht widersprechen können. Auch die Frage, ob wir in den vergangenen Jahren über unsere Verhältnisse gelebt haben, ist müßig. Man sollte auch sie präzisieren. Hat uns die Politik denn nicht vorgegaukelt, für alles und immer mehr sei Geld genug da? Hat die FDP nicht bis vor wenigen Wochen noch so getan, als sei Raum für Steuersenkungen in zweistelliger Milliardenhöhe? Muss sich die Politik nicht über alle Parteigrenzen hinweg heute zu Recht vorwerfen lassen, den Ausgabenwünschen von hier und dort (denn die und nicht die Einnahmen sind ja das Problem) allzu schnell und oft vorauseilend nachgegeben zu haben? Nein, es ist vor allem der Staat, der über seine Verhältnisse gelebt hat – die Bürger haben es, wen wundert’s, gern mitgenommen. Es geht nicht darum, ob der Staat, hoch verschuldet, sparen muss oder nicht. Ob der einmalige Kraftakt, wie Merkel ihn nennt, nötig oder unnötig ist. Wir alle wissen, dass der brutale Tritt auf die Sparbremse unausweichlich war. Und dass es längst nicht mehr darum gehen darf, den Rotstift immer nur bei den anderen anzusetzen.

derwunsch sagen.“ Die Leute hätten „viel zu viel Respekt“ selbst zu fragen, wollten aber wissen, wer die Geschäfte führt, wenn die Bürgermeisterin schwanger wird. Sie selbst habe deshalb alle wissen lassen: „Wir wünschen uns Kinder, können aber keine bekommen.“ Diese Offenheit hat ihr nach ihrer eigenen Einschätzung zum Wahlsieg verholfen. So hat Lucia Herrmann in diesem Sinn auch Verena Grötzinger beraten, die sich 2008 in Owen, ebenfalls Kreis Esslingen, bewarb. Und Grötzinger, die damals noch Verena Wiedmann hieß, hatte von einem wohlwollenden Owener gehört: „Sie haben zwei Probleme – Sie sind eine Frau und Sie sind nicht verheiratet.“ Tatsächlich sei sie dann „auf offener Bühne“ gefragt worden, was passiert, wenn sie schwanger werde. „Bei mir wurde, anders als bei den männlichen Bewerbern, aber auch gefragt, warum ich glaube, für dieses Amt qualifiziert zu sein.“ Ihre Antworten konnten die Owener aber offensichtlich überzeugen: Verena Grötzinger wurde gegen zwei männliche Konkurenten mit 64 Prozent gewählt. Ein Grund war sicher ihr klares Bekenntnis zur ihrem Amt – trotz Kinderwunsch. „Ich habe klargestellt, dass dann mein Mann zu Hause bleibt.“ Sie sieht an der Spitze einer kleinen Verwaltung selbst auch keine Möglichkeit zu pausieren. Das sei in den größeren Städten mit Wahlbeamten an der Seite der Oberbürgermeisterin anders. „In einem großen Rathaus hat man viel fachliche Qualität und ein Hauptamt hinter sich.“ Sie sei in Owen aber „Generalistin“. Im gesamten Rathaus sind nur sechs Vollzeitkräfte tätig.

Jetzt, 13 Monate im Amt, sieht sich Grötzinger mit „sehr positiven Rückmeldungen“ konfrontiert. Oft werde ihre Sachkompetenz gerühmt, freut sich die 31-Jährige. Ein Lied davon singen, wie Bewerberinnen fürs Bürgermeisteramt am Kinderwunsch beurteilt werden, kann auch Irmtraud Wiedersatz aus Burgstetten (Rems-MurrKreis). Als das zweite Kind unterwegs war, habe der Stellvertreter der Bürgermeisterin schon gelauert, sagt Verena Grötzinger. Monika Chef (damals noch Monika Tummescheit) erntete offene Kritik aus dem Gemeinderat, als sie 14 Wochen in den Mutterschutz ging. Ulrike Binninger (damals Ulrike Mau) aus Nufringen (Kreis Böblingen) nahm den Kritikern dagegen früh den Wind für weitere Fragen aus den Segeln: „Ich bin konfessionslos und will keine Kinder.“ Dass das Amt keine Auszeit erlaubt, findet wie Verena Grötzinger auch Lucia Herrmann. Über den Tübinger OB, der angekündigt hat, im Herbst einige Monate Elternzeit zu nehmen, sagt sie: „Auch Boris Palmer

wird nicht abstinent vom Rathaus bleiben und nur noch das Baby wickeln.“ Es werde auch ihm in einer größeren Stadt nicht möglich sein, die Drähte komplett zu kappen. „Als Bürgermeister hat man nie frei.“ „Das klassische Dilemma der Mehrfachbelastung“ sieht Oscar Gabriel (62), Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart, als Hauptursache, dass sich Frauen selten für Spitzenpositionen bewerben. „Wenn Frauen kandidieren, haben sie gute Chancen, gewählt zu werden“, weiß Gabriel. Doch viele schreckten zurück vor dem Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt, Rathauschefin und Daueransprechpartnerin für jeden in der Gemeinde. Frauen seien in den Parlamenten und Parteivorständen durchaus auf dem Vormarsch, so Gabriel. Auf dem Weg in Spitzenpositionen gebe es aber ein Nadelöhr. Auch weltweit seien Frauen deshalb als Regierungschefin, Parlamentspräsidentin oder Parteivorsitzende noch die Ausnahme. Dies liege nach wie vor einfach „an der Verfügbarkeit der Zeit“. Um sich das Bürgermeisterinnen-Leben leichter zu machen, treffen sich die Amtsinhaberinnen einmal im Jahr im September für ein Wochenende an wechselnden Orten. 2009 war es in Laupheim (Kreis Biberach). Dort wurde Bürgermeisterin Monika Sitter im Dezember aber abgewählt. „Gut 20 Kolleginnen waren da“, sagt Lucia Herr-

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Räuber im Hausflur STUTTGART. Ein Unbekannter hat eine 64-Jährige im Hausflur eines Wohngebäudes an der Kronenstraße in der Innenstadt überfallen und deren Handtasche erbeutet. Der Räuber hatte die Frau am Montag gegen 17 Uhr offenbar auf ihrem Heimweg verfolgt. Der Täter ist etwa 20 Jahre alt und mit 1,55 Metern auffallend klein. Hinweise an 07 11 / 89 90 - 55 44.

Explosion beim Schweißen KORNWESTHEIM. Ein 38-Jähriger ist bei Arbeiten mit einem Schneidbrenner lebensgefährlich verletzt worden. Offenbar hatte sich unter einer 2,5 Tonnen schweren Eisenplatte Gas gesammelt, das beim Einsatz des Schweißgeräts explodierte. Der Arbeiter wurde von Teilen des Metalls am Kopf getroffen.

SCHORNDORF. Ein Unbekannter hat am Montagabend einen großen Eisbrocken von einer Brücke bei Schorndorf-Haubersbronn auf einen Zug der Wieslauftalbahn geworfen. Der Brocken verfehlte die Scheibe der Fahrgastkabine knapp. Schaden: rund 2000 Euro.

Seit 1995 Bürgermeisterin in Lichtenwald mit 2500 Einwohnern im Kreis Esslingen. Zu Lichtenwald zählen die Ortsteile Thomashardt und Hegenlohe. Lucia Herrmann gehört der CDU an. Sie ist Diplom-Verwaltungswirtin, Betriebswirtin und verheiratet.

Auf frischer Tat ertappt URBACH. Polizisten haben am Montag an einer Tankstelle in Urbach (Rems-MurrKreis) zwei Automatenaufbrecher ertappt. Ein Beschäftigter hatte bemerkt, dass die Tür eines Kassenautomaten der Waschstraße offen stand. Er rief die Polizei. Einer der beiden 25-Jährigen ist einschlägig vorbestraft.

Unbekannte Tote Seit 2004 Oberbürgermeisterin in der Großen Kreisstadt Kirchheim unter Teck mit 39 800 Einwohnern. Matt-Heidecker gehört der SPD an und sitzt im Regionalparlament. Sie ist Juristin/Rechtsanwältin von Beruf, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

81,6 Milliarden Euro bis 2014: Das ist ein Wort. Warten wir ab, ob SchwarzGelb genug Zeit bekommt, es zu halten.

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Ursula Kreutel (44)

Seit 2006 Bürgermeisterin in der Gemeinde Weissach mit 7700 Einwohnern im Landkreis Böblingen. Die erfolgreiche Diskuswerferin (Teilnehmerin an der EM und WM) ist Diplom-Verwaltungswirtin. Sie ist parteilos und ledig. Kreutel hat eine Tochter.

Ursula Keck (46) Seit 2007 Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Kornwestheim mit 31 061 Einwohnern im Landkreis Ludwigsburg. Ursula Keck gehört keiner Partei an. Sie ist von Beruf Diplom-Verwaltungswirtin. Keck ist verheiratet. Sie hat keine Kinder.

spritzt werden. Soll ein Laser die Fältchen Vor 20 Jahren ging man zum Hautarzt, verschwinden lassen, ist für das ganze Geum Warzen loszuwerden oder einen Aus- sicht eine Behandlung für 2500 Euro fällig (Skin-Resurfacing); die Behandlung mit eischlag. Das ist immer noch so – doch nem fraktionierten CO2-Laser kostet ca. 500 inzwischen verhelfen Dermatologen Euro, zwei bis drei Sitzungen sind nötig. dank High-Tech-Methoden zu einem Altersflecken: Gegen kleine Pigmentflecken perfekten Teint und einer ästhetischen oder Muttermale sowie Blutschwämmchen Gesamterscheinung. Vorausgesetzt, man im Gesicht wird ein Laser eingesetzt. Koskann und will sich das leisten. tenpunkt für das Entfernen ca. 100 Euro pro

Von Andrea Weller Die Fotos von Stars und Sternchen in den einschlägigen Hochglanzmagazinen machen oft ein bisschen neidisch: Wie kann man nur einen solchen Schneewittchenteint haben? Das flächenmäßig größte, schwerste und von seinen Funktionen her vielseitigste menschliche Organ ist einerseits zwar unglaublich strapazierfähig. Andererseits ist das Wunderwerk Haut mit einer Gesamtfläche von bis zu zwei Quadratmetern aber auch störanfällig durch den normalen Alterungsprozess, durch Erkrankungen oder äußere Einflüsse – und kann dann sehr unansehnlich werden. Der Wunsch nach makelloser Pfirsichhaut ist indessen groß wie nie. Viele Hautarztpraxen und Hautkliniken haben schon lange diesen Trend erkannt und kurieren nicht nur, sondern verschönern auch ihre Patienten. Der Stuttgarter Hautarzt Dr. Heiko Grimme, Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen, schätzt, dass die Leistungen im Bereich der ästhetischen Dermatologie in den Praxen mittlerweile bis zu 40 Prozent ausmachen können. „Begonnen hat diese Entwicklung mit dem Siegeszug des Lasers“, erläutert Grimme, „man hat immer neue Anwendungen gefunden.“ Dr. Ralf Merkert, Erster Oberarzt an der Klinik für Ästhetische Chirurgie, Phlebologie und Dermatologie an der Hautklinik Bad Cannstatt, bestätigt, dass die Nachfrage der Patienten vor allem nach nichtinvasiven Möglichkeiten zur Verschönerung „massiv zugenommen“ habe. Auch wenn diese sanften Therapiemethoden ohne Skalpell auskommen, sollte man sich aber nur in die Hände von Ärzten mit entsprechender Zusatzausbildung begeben. Mittlerweile gibt es für (fast) jedes Hautproblem mindestens eine Lösung. Besonders nachgefragt, so Grimme, seien Haaroder Altersfleckenentfernung, die Behandlung störender Äderchen im Gesicht (Couperose) oder an den Beinen (Besenreiser) und das Faltenglätten. Wermutstropfen: Wer schön sein will, muss alles selbst bezahlen – und da können schnell einige Hundert Euro zusammenkommen. Das Ergebnis hält nicht ewig, die Behandlungen müssen nach einer gewissen Zeit wiederholt werden. Hier einige Beispiele mit Durchschnittswerten (die variieren können) zu den Kosten:

Homöopathie immer beliebter

mann. Die Hausherrin stellt dann jeweils interessante Einrichtungen oder Firmen ihrer Stadt vor, im gemütlichen Teil wird dann schon einmal die Zusammenarbeit mit (männlichen) Kollegen oder dem Gemeinderat diskutiert. Ganz offensichtlich haben es Oberbürgermeisterinnen zumindest in der Anfangsphase leichter. Ursula Keck aus Kornwestheim fühlt sich nicht anders behandelt als männliche Kollegen. Wenn es überhaupt Unterschiede gebe, dann durch eine andersartige Kommunikation der Frauen: „Wir legen einfach mehr Wert auf ein gutes Klima eine gute Gesprächsatmosphäre.“ Gute Ergebnisse seien oft auch das Produkt von Sensibilität.

Lucia-Maria Herrmann (47)

Angelika Matt-Heidecker (56)

Das Leistungsspektrum bei Hautärzten ist riesengroß geworden: Falten glätten, Haare, Altersflecken oder Besenreiser entfernen

Die langfristigen Folgen einer fettreichen Ernährung sind ein erhöhtes Risiko von Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkrankheiten. Fettes Essen könnte sich aber auch kurzfristig bereits schädlich auf die Gesundheit auswirken, schließen britische Forscher aus Tierversuchen. Nahrung mit hohem Fettgehalt schwächte die körperliche Ausdauer von Ratten schon nach fünf Tagen und beeinträchtigte gleichzeitig ihre Gedächtnisleistung. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, inwieweit diese Resultate auf den Menschen übertragbar sind, schreiben die Wissenschaftler im „FASEB Journal“. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bereits eine kurzzeitige fettreiche Ernährung Genaktivitäten, Stoffwechsel und körperliche Leistung stark beeinflussen kann“, sagt Kieran Clarke, Leiter der Forschergruppe an der Oxford University. Die Wissenschaftler führten Versuche mit Ratten durch, die zunächst eine Standardnahrung mit einem sehr geringen Fettgehalt von 7,5 Prozent erhielten. Durch Tests im Laufrad ermittelten sie die Ausdauer der Nager, mit Labyrinthversuchen deren Gedächtnisleistung. Die Hälfte der Ratten wurde dann auf eine Ernährungsweise umgestellt, bei der 55 Prozent der Kalorien als Fett vorlagen. Auf den Menschen übertragen, entspräche das etwa der Umstellung eines Müsli-Essers auf Fast-Food-Kost. Schon am fünften Tag nach der Umstellung sank die Ausdauer der Tiere im Laufrad verglichen mit der Kontrollgruppe um rund 30 Prozent und nahm bis zum neunten Tag noch weiter ab. Auch das Gedächtnis verschlechterte sich durch die fettreiche Nahrung in diesem Zeitraum, wie die höheren Fehlerquoten im Labyrinth zeigten. Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Ernährungswechsel die Effizienz der Energieerzeugung in den Muskeln verringerte. Als Reaktion darauf vergrößerte sich bei den Tieren das Herz, um den erhöhten Sauerstoffbedarf decken zu können. (wsa)

Anschlag mit Eisbrocken

Ja, es trifft auch Banken, Fluglinien, Atomkraftbetreiber, Energiekonzerne und Staatsbedienstete. Ein einmaliger Kraftakt braucht eben auch eine einmalige Solidarität. Ebenso wenig wie Hartz-IV-Empfänger aber ins Bodenlose fallen werden, hätte Schwarz-Gelb den Wohlstand in diesem Land nicht gefährdet, wären auch jene zur Kasse gebeten worden, die im Überfluss leben.

Wunsch nach dem makellosen Teint

Hoher Fettgehalt wirkt sich bei Ratten nach wenigen Tagen negativ aus

Diese Frauen stehen in der Region Stuttgart an der Verwaltungsspitze

Das Problem der Bundesregierung ist ein anderes, eines, das letztlich über ihre politische Zukunft entscheiden wird. Es ist die Frage, ob die Kürzungen und Belastungen gerecht verteilt sind. Darüber lässt sich dann trefflich streiten. Es ist klar, dass sich die Opposition empört, wenn nun kräftig Sozialausgaben gestrichen werden. Doch wo, wenn nicht hier, hat der Staat demonstrativ über seine Verhältnisse gelebt? Gewiss: Die Kürzungen für Geringverdiener, Wohngeld empfangende Rentner und Langzeitarbeitslose treffen Menschen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Und sie sind politisch anrüchig – weil Steuererleichterungen für Hoteliers unangetastet bleiben. Soziale Einschnitte sind immer angreifbar, solange es viele gibt, denen es – zum Glück – bessergeht. Aber dieser Sozialstaat gerät nicht in Schieflage, wenn Zuwendungen nicht erhöht, der Sinn und Zweck von Ausgaben überprüft und nicht Arbeitslosigkeit, sondern Anreiz zur Arbeit gefördert wird.

Medizin

Nummer 196 • Mittwoch, 26. August 2009

Fettes Essen schwächt Ausdauer und Gedächtnis

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Neuer Eigentümer Wir zählen täglich für Karstadt unsere Sorgen

Fall Bögerl: Rätsel um gescheiterte Geldübergabe

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Regierung beschließt 80-Milliarden-Sparpaket und bittet Arbeitslose, Familien und Banken zur Kasse

¿18 · S-Presso Comic über Verlust und Tod

Notdienste Roman Familienseite Veranstaltungen Gewinnquoten

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Geld regiert die Welt – und der Rotstift ab sofort Deutschland

Schneller Erfolg der Polizei: Bankräuber mit Beute gefasst

Landesnachrichten 5 – 6 TV/Medien 7 Panorama 8 Kultur/-magazin 13/14 Impressum 16

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Spürnasen gegen Steuersünder

StN-Grafik: Lange

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Gabriele Dönig-Poppensieker (50) Seit 2007 Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Filderstadt mit 43 840 Einwohnern in den Stadtteilen Bernhausen, Bonlanden, Plattenhardt, Sielmingen und Harthausen. Dönig-Poppensieker gehört der SPD an. Sie ist Stadtplanerin und verheiratet.

Verena Grötzinger (31) Seit 2008 Bürgermeisterin in der Gemeinde Owen mit 3487 Einwohnern im Landkreis Esslingen. Die Jüngste aller Bürgermeisterinnen in der Region ist parteilos und von Beruf Diplom-Verwaltungswirtin. Verena Grötzinger hat bisher keine Kinder. (mo)

REMSHALDEN. Nach wie vor ein Rätsel ist der Polizei die Identität der Frau, die sich am vergangenen Donnerstag am Bahnhof Remshalden-Grunbach (RemsMurr-Kreis) vor einen Zug geworfen hatte und dabei gestorben ist. Die 30- bis 50-Jährige hatte keine Papiere bei sich. Sie war von kräftiger Statur, trug die dunkelbraunen Haare lang und war mit mehreren T-Shirts und Jacken der Größen 44 bis 46 oder XL bis XXL bekleidet. Hinweise unter Telefon 0 71 51 / 950 - 0.

V sua sa on

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Bei Erkältungen, Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen greifen laut einer Studie immer mehr Deutsche zu homöopathischen Arzneimitteln. Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor. In der vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller in Auftrag gegebenen Untersuchung wurden die Bekanntheit, die Verwendung und das Image von Homöopathika untersucht. Fast alle Deutschen (92 Prozent) kennen die auf pflanzlicher Herkunft basierenden Arzneimittel. Noch vor rund 30 Jahren hätten nur 76 Prozent den Begriff zuordnen können. (dpa)

Bluttest gibt Arthrose-Risiko an Mit einem einfachen Bluttest kann künftig das Risiko einer Hüft- und Kniegelenkarthrose vorausgesagt werden. Der Schlüssel liegt in einem bestimmten Eiweiß, das mit der Gefäßverkalkung im Zusammenhang steht, wie Forscher des Universitätsklinikums Erlangen und der Medizinischen Universität Innsbruck erläutern. Bei einer Studie erkrankten Patienten mit einem hohen Spiegel des Eiweißes VCAM1 unabhängig von Alter und Körpergewicht vier- bis fünfmal häufiger an einer Knie- und Hüftgelenkarthrose als Patienten mit einem niedrigen VCAM1-Spiegel. (AP)

Spezielles Cholesterin gilt als gefährlich Dass ein hoher Cholesterinspiegel das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigert, ist allgemein bekannt. In schlechtem Ruf steht vor allem das LDL-Cholesterin. Chinesische Forscher haben nun eine Variante des Blutfetts ausgemacht, die offenbar noch gefährlicher ist. Dieses Oxycholesterin tritt vor allem in gebratenen und industriell gefertigten Lebensmitteln wie etwa Fast-Food-Produkten auf. Es treibt die Blutfettwerte stärker in die Höhe als nicht oxidiertes Cholesterin. Zudem lagert sich die Substanz in den Blutgefäßen stärker ab und beeinträchtigt die Elastizität von Venen und Arterien. (AP)

Medizin im TV

Mein Bypass aus Bangkok Immer mehr Patienten aus Europa und Amerika fliegen für Schnäppchenbehandlungen nach Fernost. Besonders gefragt sind Bypässe und künstliche Hüftgelenke. ¡ Dienstag, 1. 9., Arte, 21.50 Uhr

Haarentfernung: Störende Härchen in der Bikinizone mittels Laser entfernen zu lassen kostet ca. 100 Euro pro Sitzung. Notwendig sind fünf bis acht Behandlungen.

Ein ebenmäßiger Teint ist in erster Linie Vererbungssache – durch richtige Pflege und eine gesunde Lebensweise kann man aber viel für seine Haut tun Foto: Fotolia/Giorgio Gruizza

Faltenglätten: Für die Faltenunterspritzung eines Gesichtsbereichs (mit Hyaloronsäure) muss man rund 400 Euro rechnen; ein bis zwei Behandlungen pro Jahr sind für ein gleichbleibendes Ergebnis nötig. Möglich ist auch eine Behandlung mit Botoxspritzen. Pro Gesichtsregion kostet das rund 300 Euro, nach sechs Monaten muss erneut ge-

Fleck, eine Sitzung reicht dafür aus.

Tätowierungen: Wer ein missglücktes Tattoo wieder loswerden möchte, muss tief in die Tasche greifen. Für eine Entfernung mit dem Laser werden mehrere Sitzungen veranschlagt, eine Behandlung kostet – je nach Größe und Beschaffenheit des Tattoos – rund 75 bis 200 Euro. Wer angesichts dieser Preise denkt, der Boom in der ästhetischen Dermatologie sei nicht mehr als eine (Werbe-)Behauptung und nur von einem kleinen Bevölkerungskreis ausgelöst, der irrt. Ralf Merkert: „Wir haben hier an der Hautklinik Bad Cannstatt rund 3000 bis 5000 Patienten pro Jahr in diesem Bereich, die auch aus der Schweiz, aus Spanien oder Italien zu uns kommen.“ Allerdings bietet die Hautklinik auch „blutige“ Eingriffe wie Fettabsaugen oder das Absaugen von Schweißdrüsen an. Die meisten Patienten in der ästhetischen Dermatologie sind Frauen, doch die Männer, deren Anteil laut Dr. Grimme bei mittlerweile rund 20 Prozent liegt und die sich vor allem für Botox-Behandlungen interessieren, holen auf. Auch die Altersstruktur der Schönheitshungrigen ist breit gefächert – manchmal zu breit. „Eine 18-Jährige, die nach Botox gegen ihre Falten gefragt hat, haben wir wieder weggeschickt“, sagt Heiko Grimme. Doch er berichtet auch von einer 91-jährigen Frau, die sich unlängst in seiner Praxis einer großen Laser-Gesichtsbehandlung unterzogen hat. Diese beiden Beispiele markieren Extreme. Dass aber jemand mit Ende 20 damit beginne, etwas gegen die ersten Falten zu unternehmen, sei inzwischen keine Seltenheit, sagt Ralf Merkert. Kann man also nicht einfach in Würde altern – ohne Laser und Co? Doch, man kann. Ohnehin sind Hautbeschaffenheit, Geschwindigkeit und Ausmaß der Hautalterung vorwiegend eine Sache der Gene, so Grimme. Ob man einen Vorzeigeteint hat oder nicht, wird einem also in die Wiege gelegt. Darüber hinaus kann man seiner Haut aber selbst – und kostengünstig! – dabei helfen, schön, gesund und glatt zu bleiben.

Hintergrund

Tipps für eine Pfirsichhaut ¡ Ganz wichtig ist ein sinnvoller Umgang mit der Sonne, sagt Hautarzt Heiko Grimme – also nicht zu lange und nicht bei intensiver UV-Strahlung sonnenbaden ¡ Aufs Rauchen verzichten – hemmt die Durchblutung und macht vorzeitig faltig! ¡ Regelmäßig die Haut mit geeigneten Gesichtspflegeprodukten verwöhnen ¡ Ein gesunder Lebenswandel hält nicht nur die Haut jung – viel trinken, ausreichend schlafen, sich vernünftig ernähren (we)

Zwiebelsaft und Quarkwickel machen gesund Bei einer Erkältung und kleinen Wehwehchen helfen Heilmittel aus der Küche – Bei längeren Beschwerden zum Arzt gehen Von Nina C. Zimmermann Leichter Husten, etwas erhöhte Temperatur oder ein Anflug von Kratzen im Hals: Nicht jedes kleine Wehwehchen muss gleich vom Arzt behandelt werden. Viele Menschen schwören in solchen Fällen auf Heilmittel aus der Küche. Großer Vorteil: Quark und Zwiebeln finden sich in fast jedem Haushalt. „Sie sind einfach, preiswert und in der Regel völlig nebenwirkungsfrei“, sagt Helmut Haala, praktischer Arzt in Stockelsdorf in Schleswig-Holstein. Richtig angewendet, wirkten diese altbekannten Hausmittel als Wickel oder Säfte zuverlässig. Verbessert sich der Zustand dadurch nicht oder verschlechtert er sich gar, sollten Betroffene aber unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Kalte Auflagen: „Früher hat man bei einer Beule einen Löffel aus der Schublade geholt und draufgedrückt – schon war sie weg“, sagt Franz Dieter Schmidt vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH) in Bonn. Heute leisten sogenannte Coolpacks oder in Stoff geschlagene Eiswürfel ähnliche Dienste. Oft reichen dem FDH-Vizepräsidenten zufolge aber auch schon kalte, feuchte Tücher, um Schwellungen und Stauchungen zu behandeln. Der Stoff sollte bei Wickeln – auch bei warmen – immer aus Leinen sein, damit die Wirkung direkt auf die Haut geht. „Bei Baumwolle bleibt sie im Material hängen.“ Zum Abdecken kann ein Molton- oder Wolltuch verwendet werden. Bei leichtem Fieber verschafft ein feuchtkalter Lappen auf der Stirn Linderung. Auch kalte Wadenwickel – sofern die Füße warm sind – gelten als Hausmittel bei erhöhter Temperatur. Dafür werden Tücher mit kühlem (Essig-)Wasser getränkt und um Wade und Oberschenkel gelegt, rät die Stif-

tung Warentest in Berlin. Nach 20 bis 30 Minuten werden sie wieder abgenommen. Haala weist allerdings darauf hin, dass Mediziner mittlerweile grundsätzlich davon abraten, Wadenwickel bei Fieber zu verwenden. Ab einer Temperatur von 38,5 Grad Celsius könnten sie mehr schaden als nutzen. Denn durch das Herunterkühlen müsse sich der Körper noch mehr anstrengen, um seine Kerntemperatur zu erhalten – mit der Folge, dass die Temperatur noch weiter steigt, erläutert das Vorstandsmitglied des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN). Auch Quark ist ein bewährtes Mittel für kalte Umschläge bei entzündeten

Nebenhöhlen oder Gelenken. „Als Eiweißträger zieht er Wärme zum Beispiel aus einem geschwollenen Knie“, erläutert Haala. Das Milchprodukt kommt direkt auf die Haut und wird gut auf der erkrankten Stelle verteilt. Umwickelt etwa mit Frischhaltefolie, bleibt der Quark dort, bis er trocken und krümelig ist. Heilpraktiker Schmidt rät, den Quark vorher zu salzen, um auch Wasser aus dem Gewebe zu ziehen. Stiftung Warentest empfiehlt Quarkumschläge darüber hinaus bei Halsschmerzen.

Warme Umschläge: Die einfachste Variante

sind Körnerkissen. „Bei Verspannungen

oder Sehnenzerrungen nach dem Joggen wärmt man sie einfach in der Mikrowelle und legt sie auf die betreffende Stelle“, sagt Schmidt. Feuchtwarme Tücher dagegen lassen sich bei Erkältungen nutzen, zum Beispiel als Wickel um den schmerzenden Hals. Bei Mandelentzündungen oder einem Husten helfen warme Kartoffelauflagen: Um den Kartoffelumschlag herzustellen, wird ein halbes Pfund Knollen geschält, gekocht und zu einem heißen Brei gestampft, rät das Online-Portal Naturheilmagazin.de mit Sitz in Hemmingen bei Stuttgart. Der Brei kommt dick auf ein trockenes Leinentuch und bleibt auf Brust oder Hals, bis er abgekühlt ist. Dabei sollte man nur aufpassen, dass man sich nicht verbrennt.

Heißer Trank: Bei einer Erkältung empfiehlt der Allgemeinmediziner Haala zur Stärkung der Abwehrkräfte heißen Holundersaft. Heißer Zitronensaft reinigt „die Schleimstraßen“, heiße Milch mit Honig beruhigt trockenen Husten. Bei Halsschmerzen haben sich laut Stiftung Warentest Salbei-, Kamillen- und Lindenblütentee bewährt, zum Gurgeln bieten sich Salz- oder Zitronenwasser sowie Salbei- und Kamillentee an. Das Wasser für Kopfdampfbäder mit Kamille, Heublumen, Salbei oder Thymian sollte nicht heißer als 50 Grad Celsius sein.

Quark ist ein bewährtes Mittel gegen entzündete Gelenke

Foto: Fotolia/Philipp Meyer

Kalter Saft: Die ätherischen Öle der Zwiebel wirken laut Naturheilmagazin.de antibakteriell und desinfizierend. Bei Erkältungen ist zum Beispiel die mehrmals tägliche Einnahme von einem Esslöffel Zwiebelsirup hilfreich. Dazu werden zwei große Zwiebeln in dünne Scheiben geschnitten und mit drei Esslöffeln Honig vermischt. Diese Kombination muss 24 Stunden ziehen, mehrfach umgerührt und gekühlt aufbewahrt werden.

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Redesign of the Stuttgarter Nachrichten: Mastery of the Visual Zeitgeschehen

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Nummer 204

Stuttgart und die Region

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Karamanlis tritt die Flucht nach vorne an

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Griechen sollen am 4. Oktober das Parlament neu wählen Die griechische Regierung hat vorgezogene Wahlen ausgerufen. Angesichts der Wirtschaftskrise im Land müsse in der politischen Landschaft aufgeräumt werden, erklärte Ministerpräsident Kostas Karamanlis. Von Takis Tsafos

Foto: dpa

ATHEN. Versprochen hatte Karamanlis den Griechen viel. Mit seiner bürgerlichen Partei Nea Dimokratia (ND) wolle der Ministerpräsident den Staat von Grund auf erneuern. Er werde der Korruption ein Ende bereiten und die Vetternwirtschaft ausmerzen, hatte er im März 2004 erklärt und damit die Wahlen gewonnen. Auch im September 2007 stimmten die Griechen wieder für den konservativen Politiker. Doch nach dem klaren Mandat der Bürger für Karamanlis folgten wenige Aktionen. Reformen kamen nicht voran, und der Kampf gegen die Schattenwirtschaft zeigte kaum Erfolge. „Wir hätten vielleicht mutiger handeln sollen“, sagt Karamanlis heute. Alle Umfragen zeigen, dass es dafür vielleicht zu spät ist. Immer mehr Wähler wandern demnach zu der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) unter Giorgos Papandreou ab. Grund dafür sind eine Reihe von Skandalen, ein Einkommensrückgang, den viele Griechen hinnehmen mussten, und mehrere große Waldbrände, denen die Regierung hilflos begegnete. Am Mittwochabend sah sich der Regierungschef dann gezwungen, vorgezogene Wahlen zu verkünden. Sollte er diese gewinnen, werde er „der Schattenwirtschaft den Krieg erklären“, versprach er. Die linksliberale Athener Zeitung „Eleftherotypia“ titelte zur Verkündung der Neuwahlen: „Karamanlis flüchtet nach dem Schiffbruch“. So wird es in Griechenland am 4. Oktober abermals zum klassischen Duell zwischen einem Karamanlis und einem Papandreou kommen. Schon in den 60er Jahren kämpften Konstantinos Karamanlis, ein Onkel des heutigen Regierungschefs, und Giorgos Papandreou, der Großvater des heutigen Sozialistenführers, um die Gunst der griechischen Wähler. Die Politfehde Karamanlis/Papandreou setzte Papandreous’ Vater Andreas in den 70er und 80er Jahren gegen Konstantinos Karamanlis fort.

Die Liste der Skandale während der Regierungszeit von Kostas Karamanlis ist lang. Mönche nutzten ihre Verbindungen zur Regierung, um einen angeblich ihnen gehörenden See gegen Ländereien bei Athen und andere touristisch entwickelte Regionen zu tauschen. Ein Sozialminister beschäftigte ein aus Indien stammendes Ehepaar in seinem Ferienhaus, ohne sie zu versichern. Das Haus war zudem illegal gebaut. Er wurde gefeuert. Im September 2008 warf Schifffahrtsminister Giorgos Vougarakis das Handtuch. Ihm war vorgeworfen worden, zusammen mit seiner Frau im Ausland Immobilienfirmen eingerichtet zu haben, um die Zahlung von Grundsteuern in Griechenland zu umgehen. Im Dezember 2008 kam es zu Ausschreitungen, nachdem ein 15-Jähriger durch einen Schuss aus der Waffe eines Polizisten getötet wurde. Neue Terrororganisationen attackieren immer wieder Polizisten und Polizeistationen und drohen mit einer Stadt-Guerilla die Staatsordnung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenige Stunden vor der Proklamation der vorgezogenen Wahlen hatte eine gewaltige Explosion die Athener Börse schwer beschädigt. „Und obendrauf kommt noch die Wirtschaftskrise“, stöhnt Nikos Wroussis, ein Prokurist aus Athen.

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Dem Land drohen Strafmaßnahmen der EU aus Brüssel, weil Griechenland mit fast sieben Prozent Defizit den Stabilitätspakt massiv verletzt. Ob der Sozialist Papandreou das Land aus dieser Krise führen kann, bleibt abzuwarten. „Der nächste Ministerpräsident wird wohl einen Zauberstab brauchen, um Griechenland aus der Krise zu führen“, hieß es in einem Kommentar im griechischen Rundfunk. Trotz der dramatischen Situation bei den Konservativen ist es aber nicht klar, ob die Sozialisten die nötige Mehrheit von 151 Abgeordneten im Parlament bekommen. Und da in Griechenland Koalitionsregierungen selten vorkommen, und die Parteien auch nicht dazu bereit sind, könnte dem Land eine lange Phase der politischen Unsicherheit bevorstehen.

Iran: Parlament stärkt Präsident den Rücken TEHERAN (rtr). Im innenpolitischen Machtkampf hat das iranische Parlament Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Rücken gestärkt: Die Abgeordneten bestätigten fast alle von Ahmadinedschad vorgeschlagenen Ministerkandidaten, darunter auch die erste Frau für ein Regierungsamt in der Geschichte der Islamischen Republik. Das Parlament winkte zudem Ahmad Wahidi als Verteidigungsminister durch, dem von Argentinien die Beteiligung an einem Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in Buenos Aires 1994 vorgeworfen wird. Dabei waren 85 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt wurden 18 Minister angenommen und drei Anwärter für das Kabinett abgelehnt. Der Präsident hat nun drei Monate Zeit, alternative Bewerber vorzuschlagen.

Kleinkrieg Von Michael Isenberg Die Notfallpraxis hat einen Arzt korrekt beschäftigt; der im Raum stehende Verdacht auf systematische illegale Beschäftigung ist vorerst vom Tisch. Doch so eindeutig, wie es die Notfallpraxis gerne hätte, liegt der Fall auch nach dem aktuellen Bescheid der Deutschen Rentenversicherung (DRV) nicht: Die DRV hat nämlich keineswegs ihre im Herbst 2008 formulierten Zweifel an der Selbstständigkeit eines Arztes während dessen Notdiensten korrigiert. Die DRV hat sich nur für nicht zuständig erklärt, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen. Vor Gericht würde man das einen Freispruch zweiter Klasse nennen. Der Fall wirft also weiterhin Fragen auf. Dabei geht es nicht um ein paar Euro

Neue Ermittlungen im Mordfall Anna Politkowskaja MOSKAU. Drei Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat ihre Familie einen Etappensieg bei der Aufklärung der international beachteten Bluttat errungen. Russlands Oberstes Gericht ordnete nun unerwartet eine neue Beweisaufnahme an. Das hatten auch Deutschland sowie Menschenrechtler gefordert. Sogar die zuständige Staatsanwältin Anna Paschkowskaja hatte die bisherigen Ermittlungen als lückenhaft kritisiert – im Widerspruch zur offiziellen Linie der Behörden, die den Mord schon im August 2007 für aufgeklärt hielten. Die Wende im Verfahren zeigt einmal mehr auch die Zerrissenheit des russischen Justizapparats. Angehörige Politkowskajas und ihre Kollegen von der regierungskritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ schöpfen wieder Hoffnung. Sie hatten Staat und Justiz vorgeworfen, an einer echten Aufklärung kein Interesse zu haben. „Ich vermute, dass es Leute gibt, die die Namen aller Schuldigen kennen – und die aber alle keine kleinen Posten innehaben“, hatte der Vizechefredakteur Sergej Sokolow noch im August erklärt. Der Chef des Blatts, Dmitri Muratow, warnte wegen möglicher politischer Hintergründe bei dem Mord vor überzogenen

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Stadt zieht Lehren aus Streit um marodes Hallenbad Nach der Aufregung um das einsturzgefährdete Cannstatter Schul- und Vereinsschwimmbad will das städtische Hochbauamt seine Praxis bei der Überprüfung von Flachdächern verbessern.

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Im Fall einer erstochen aufgefundenen Frau in Göppingen vermutet die Polizei eine Beziehungstat. Zwischen dem Opfer und seinem Partner soll es häufiger Streit gegeben haben.

Info

Gemeinnütziger Verein Die Notfallpraxis in Stuttgart gibt es seit 1996. Sie ist als gemeinnütziger Verein organisiert, wirtschaftet wie eine reguläre Praxis, schreibt aber keine Gewinne. Die Praxisräume für gehfähige Patienten befinden sich im Marienhospital; die psychiatrische Notfallpraxis ist im Furtbachkrankenhaus, die kinderärztliche Notfallpraxis im Olgahospital. Den Dienst teilen sich rund 700 Haus- und Fachärzte. Die Notfallpraxis ist an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr und unter der Woche von 19 Uhr bis 7 Uhr besetzt. Zu diesen Zeiten ist auch der Hausbesuchsdienst aktiv, den weitere 500 Haus- und Fachärzte übernehmen. Die Vermittlung erfolgt über den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Telefon 07 11 / 2 62 80 12.

Auszeichnung für Harald Schmidt Hans-Peter-Stihl-Preis für Verdienste um das Image der Region Stuttgart Der Fernseh-Moderator Harald Schmidt erhält in diesem Jahr den Hans-PeterStihl-Preis des Forums Region Stuttgart. Gewürdigt werden sollen mit der Auszeichnung Menschen, die sich für die Förderung der Region Stuttgart eingesetzt und dazu beigetragen haben, das Image des Standorts zu steigern. In den vielen Jahren seiner FernsehKarriere habe Harald Schmidt seine schwädpa bischen Wurzeln im- Schmidt mer hochgehalten, teilte das Forum Region Stuttgart mit. Sie seien zu einer Art Markenzeichen in der Arbeit des 51-Jährigen geworden. „Auf lustige, kreative und zum Teil auch kritisch-polemische Art präsentiert er Landeshauptstadt und Region Stuttgart“, heißt es in der Begründung. Eine besondere Bedeutung komme dabei Nürtingen, dem Ort seiner Kinder- und Jugendzeit, zu. Mit seinen Auftritten als Ensemblemitglied im Stuttgarter Schauspielhaus trage Harald Schmidt zudem dazu bei, dem Haus in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu verleihen. Der Termin für die Preisverleihung steht noch nicht fest. (rom)

len. Außerdem haben sie die „große Bedeutung“ des Verfahrens betont: Das Stuttgarter Modell, den Notdienst der niedergelassenen Ärzte an einer Adresse zu konzentrieren, gilt als besonders patientenfreundlich und ist bundesweit zum Vorbild geworden. Am Fortbestand der Notfallpraxen bestehe deshalb auch ein „herausragendes öffentliches Interesse“, heißt es in einem Anwaltsschreiben an die DRV. Doch da widerspricht der Orthopäde: In anderen Städten sei der Notdienst nämlich dezentral organisiert und funktioniere auch, sogar auf weitgehend freiwilliger Basis. „Die Notfallpraxis Stuttgart kann ihre Existenz nicht begründen, sie ist schlicht nicht notwendig“, sagt der Orthopäde. Er will sich zwar weiterhin am vorgeschriebenen Notdienst beteiligen – allerdings nicht länger in den Räumen der Notfallpraxis im Marienhospital, sondern in seiner eigenen Praxis. Außerdem werde er gegen den neuen DRV-Bescheid Widerspruch einlegen. „Bis die Sache abschließend geklärt ist, schwebt ein Damoklesschwert über uns“, räumt Oertel ein. Sollte sich der Orthopäde wider Erwarten durchsetzen, wäre die Struktur der Notfallpraxis kaum haltbar. Deshalb hat Oertel sein Projekt, auch die Hausbesuche des ärztlichen Bereitschaftsdienstes komplett in die Notfallpraxis zu integrieren, vorsichtshalber gestoppt. Das Projekt würde für Patienten nichts ändern – ist aber unter Ärzten umstritten: „Beim alten Hausbesuchsdienst rechne ich selbst ab und verdiene rund 1000 Euro pro Schicht“, rechnet ein skeptischer Mediziner vor. „Die Notfallpraxis würde nur noch die Hälfte zahlen. Das ist für mich nicht akzeptabel.“

Die gute Nachricht

700 000 Euro für Pflegeheim Wer pflegebedürftig wird und in ein Heim umziehen muss, möchte gerne im angestammten Stadtteil bleiben. Für Menschen aus dem Stuttgarter Süden wird es künftig mehr Heimplätze geben, denn das Sozialministerium hat dem Wichernhaus in Kaltental Fördermittel in Höhe von 700 000 Euro zugesagt. Damit kann das Haus umgebaut und um 28 Plätze samt Küche erweitert werden.

Kommentar

Moskauer Justiz lenkt ein Von Ulf Mauder

Göppinger Polizei vermutet Beziehungstat

Werden die Ärzte in der Notfallpraxis wie Scheinselbstständige illegal beschäftigt? Die Frage ist heikel und hat die Praxis seit Monaten belastet. „Jetzt haben wir die erwartete Bestätigung, dass bei uns alles korrekt läuft“, sagt Hans-Michael Oertel. Oertel ist Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Notfallpraxis. Sein schärfster Kritiker ist zurzeit ein Orthopäde aus Stuttgart. Er hatte der Notfallpraxis im Herbst 2008 die „gewerbsmäßige Hinterziehung von Sozialabgaben“ vorgeworfen und damit den Stein ins Rollen gebracht. Die Diagnose des Orthopäden gründete auf einen Bescheid in eigener Sache: Am 22. September 2008 wurde ihm von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bestätigt, dass er sich bei seinen Diensten in der Notfallpraxis in einem „abhängigen Beschäftigungsverhältnis“ befunden habe. Die Praxis beschäftigte ihn aber wie einen Selbstständigen, zu 40 Euro pro Stunde. Die DRV hatte nur den Orthopäden überprüft. Zu Ende gedacht hätte ihr Bescheid aber bedeuten können, dass die Notfallpraxis die komplette zum Notdienst verpflichtete Stuttgarter Ärzteschaft systematisch illegal beschäftigt. Die Nachzahlung an die Sozialkassen wäre in die Hunderttausende Euro gegangen und hätte vermutlich das Ende der Praxis bedeutet. Die Notfallpraxis legte im Herbst 2008 Widerspruch ein – mit Erfolg: Im aktuellen Bescheid der DRV mit Datum vom 2. April 2009 heißt es, dass gar kein Beschäftigungsverhältnis zwischen Arzt und Notfallpraxis vorliege, weshalb man auch „keine Beurteilung“ zum sozialversicherungsrechtlichen Status des Arztes abgeben könne. Sprich: Die DRV erklärt sich für unzuständig. „Die Rentenversicherung ist unserer zentralen Begründung gefolgt“, freut sich Rechtsanwalt Jörg Fecker von der Kanzlei BRP, welche die Notfallpraxis in dem Fall vertritt. Der Orthopäde sei nämlich allein aufgrund der Notfalldienstordnung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg verpflichtet gewesen, in der Notfallpraxis anzutreten. Dies, so Fecker, sei kein Angestelltenverhältnis im üblichen Sinne. Feckers Kanzlei hat den DRV-Prüfern eine Reihe weiterer Gründe genannt, die gegen Scheinselbstständigkeit sprechen sol-

Kostas Karamanlis griechischer Ministerpräsident

PEKING (dpa). Zwei Monate nach den blutigen Ausschreitungen in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina ist es in der Hauptstadt Ürümqi zu neuen Protesten gekommen. Einige Tausend Menschen forderten einen besseren Schutz durch Ordnungskräfte. Anlass ist eine Serie von Angriffen mit Injektionsnadeln auf Passanten, bei denen nach Presseberichten rund 400 Menschen verletzt worden sein sollen. Ein Großaufgebot von Tausenden Sicherheitskräften sollte am Donnerstag sicherstellen, dass es bei den Protesten nicht zu neuen Zusammenstößen zwischen den Volksgruppen kommt. Niemand sei bisher durch die Nadelstiche infiziert oder vergiftet worden, berichteten die Gesundheitsbehörden. 15 Angreifer seien festgenommen worden.

Rentenversicherung verneint Scheinselbstständigkeit – Kritischer Mediziner will Notdienst trotzdem in eigener Praxis anbieten

Von unserem Reporter Michael Isenberg

„Wir hätten vielleicht mutiger handeln sollen“

Neue Proteste in Chinas Unruheregion

¿18 · Stuttgart

Ein Arzt in der Notfallpraxis ist kein Scheinselbstständiger. Das hat jetzt die Rentenversicherung festgestellt und damit ihren Bescheid aus 2008 korrigiert. Der Streit zwischen Arzt und Praxis geht trotzdem weiter.

Erwartungen. „Wir äußern eine zurückhaltende Genugtuung“, sagte Muratow am Donnerstag. Die Ermittler hätten es seit drei Jahren nicht geschafft, den Auftraggeber des politischen Mordes zu nennen. Die Anwältin der Politkowskaja-Familie, Karina Moskalenko, kritisierte, dass schon zu viel Zeit verstrichen sei. Doch auch sie meinte: „Die jetzige Entscheidung ist ein Schritt hin zu einer völligen Aufklärung des Falls.“ Ein Schritt. Moskalenko hatte im ersten Prozess gegen vier mutmaßliche Mordkomplizen beklagt, dass die Beweise gegen die Männer für eine Verurteilung bisher nicht ausreichten. Russlands Oberstes Gericht verlangt jetzt, dass auch der mutmaßliche Mörder Rustam Machmudow in einen neuen Prozess einbezogen werden müsse – selbst bei Abwesenheit. Der Tschetschene wird mit internationalem Haftbefehl gesucht, hatte aber bereits seine Unschuld über einen Anwalt beteuert. Auch der Auftraggeber, der zwei Millionen US-Dollar für den Mord bezahlt haben soll, müsse gesucht werden. Vor Gericht standen zuletzt zwei Brüder Machmudows, die den Auftragsmord mit organisiert haben sollen. Sie waren jedoch aus Mangel an Beweisen im Februar gemeinsam mit einem ehemaligen Polizisten und einem früheren Geheimdienstler freigesprochen worden.

StN online für die Rentenkasse. In Wahrheit geht es um die Zukunft der Notversorgung: Macht man weiter so wie bisher, also mit der Notfallpraxis? Oder sucht man nach Alternativen, die es ja durchaus gibt? Weil es um alles oder nichts geht, stehen sich die Konfliktparteien unversöhnlich gegenüber. So ist absehbar, dass jetzt der Arzt den Bescheid anficht und die Sache eines Tages vor Gericht landet. Die Stuttgarter Bürger haben einen Anspruch darauf, dass sich ihre Notfallpraxis an Recht und Gesetz hält, keine Mauscheleien duldet und ihre Honorarpraxis im Zweifel überprüfen lässt. Die Bürger haben aber auch Anspruch darauf, dass sie nachts, an Wochenenden und Feiertagen medizinisch gut versorgt werden. Dazu braucht es engagierte Ärzte, die gerne Notdienst machen. Es ist also im Sinne aller Patienten, wenn der Kleinkrieg um die illegale Beschäftigung rasch ein Ende findet – ehe er das Betriebsklima in der Notfallpraxis vergiftet.

Surftipp am Montag Auf der Suche nach unterhaltsamem Stoff sind wir durch das World Wide Web gesurft und haben witzige Filmchen und Beiträge entdeckt. Diese wollen wir Ihnen in unseren Surftipps vorstellen. Heute: Die Langsamkeit schlägt zurück. www.stuttgarter-nachrichten.de/links

Bilder vom Frühlingsfest Die ersten beiden Wochen des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen sind bereits vorüber, doch von Feiermüdigkeit keine Spur: Die Besucher, die schon am frühen Abend in die Bierzelte strömen, bringen gute Laune mit. Unser Cityfotograf Markus war mit der Kamera dabei! Rund 700 Haus- und Fachärzte aus ganz Stuttgart teilen sich den Dienst in der zentralen Notfallpraxis im Marienhospital Foto: Thomas Hörner

Massiver Polizeieinsatz verhindert Ausschreitungen Von Stefan Klinger Große Erleichterung bei den Verantwortlichen des Frühlingsfests auf dem Wasen: Die befürchteten Ausschreitungen rund um das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt sind dank eines massiven Polizeieinsatzes ausgeblieben. „Die Polizei hat hervorragend gearbeitet“, resümierte Max-Rudi Weeber, Festwirt des Zelts Zum Wasenwirt. Und Marcus Christen, Abteilungsleiter von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, ergänzte: „Der Polizei ist es zu verdanken, dass alles so friedlich verlaufen ist.“

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Mit 500 Einsatzkräften hat die Polizei aufkommende Aggressionen bereits im Keim erstickt. Schon vor Spielbeginn begleiteten und trennten die Beamten die beiden FanLager und verhinderten dadurch Konfrontationen. Knapp 100 als gewaltbereit eingestufte Eintracht-Fans wollten die strikte Trennung der Fans jedoch umgehen, stiegen auf der Anreise schon in Ludwigsburg aus dem Fernzug aus und setzten ihre Fahrt in der S-Bahn fort. Ihr Pech: Die Polizei bekam das mit – und empfing die Gruppe bei deren Ankunft am Hauptbahnhof. Und so blieb es bei lediglich einem Zwischenfall: Gegen 17.50 Uhr schlugen und tra-

ten etwa zehn Personen auf dem WasenParkplatz auf Eintracht-Fans ein und raubten ihnen eine Fahne und ein Banner. Die erfreuliche Bilanz des Wochenendes: Der Samstag avancierte mit über 100 000 Feiernden zum besucherstärksten Tag, am Sonntag wurde die Marke von einer Million Besucher insgesamt erreicht. Auch abseits streitlustiger Fußballfans hatte die Polizei kräftig zu tun: „Wir haben am Freitag 17 und am Samstag 28 Körperverletzungen registriert. Am Freitag kam es zu 55 Festnahmen, am Samstag zu 163. Das entspricht dem Üblichen an derartigen Tagen“, bilanziert Polizei-Sprecherin Viola Dierenbach.

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Schokolade zum Frühstück Als „Bridget Jones“ war sie die Jederfrau, das moppelige Entchen, für das es letztlich doch ein Happy End nebst Traumprinz

500 Beamte bescheren Schaustellern, Festwirten und Besuchern auf dem Wasen trotz VfB-Spiels gegen Frankfurt ruhiges Wochenende

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Nummer 96 • Montag, 27. April 2009

Notfallpraxis beschäftigt Ärzte nicht illegal

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Norbert Küpper Gutenbergstr. 4 D-40670 Meerbusch Phone ++49 (21 59) 91 16 15 nkuepper@newspaperdesign.de www.editorial-design.com

Spec a e ec ons

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Die einzige Ausnahme: Gegen 23 Uhr nahmen die Beamten der Wasenwache am Samstag gleich 40 Frühlingsfestbesucher im Alter zwischen 14 und 21 Jahren vorläufig fest und verhinderten damit eine Massenschlägerei. Die Jugendlichen hatten sich zu einer großen Gruppe zusammengerottet, andere Festbesucher angepöbelt und Streit gesucht. Die jungen Männer erhielten einen bis zum Ende des Fests geltenden Platzverweis und wurden ihren Eltern übergeben. Ein 18-Jähriger muss mit einer Anzeige rechnen, da er verbotswidrig ein Pfefferspray und einen gehärteten Motorradhandschuh mit sich getragen hatte.

Renée Zellweger, hier bei der Berlinale 2009, feiert ihren 40. Geburtstag

gibt. Jetzt wird Renée Zellweger 40 – von uns gibt's eine Bildergalerie! www.stuttgarter-nachrichten.de/ promialbum

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Content

Office for Newspaper Design

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Design stage Design manual The masthead The typography Interview Presentation of the new layout Front pages Page Three Visualisation Cut-outs Picture editing Pages with advertisements Infographics Special pages Local news Culture Sport Alternative story forms Special: elections Special: 60 years of the Federal Republic


Office for Newspaper Design

Editorial

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Mastery of the visual The Stuttgarter Nachrichten improves on its use of pictures. Cue words are “hierarchy of pictures”, “picture sizes”, “picture editing“ and “visualisation of topics”. While leafing through this brochure you will notice that the Stuttgarter Nachrichten is more visually oriented than other regional newspapers. Over the past year editorial staff have mastered the visual for themselves. This newspaper shows how topics can be better worked up visually and how the use of images can be considerably improved in every section. In the course of the redesign the following new features were introduced: Fewer pictures, but bigger ones The pages have a clear structure. The large pictures make the page easier for the reader to get into. Articles at the bottom of pages have smaller pictures. This gives emphasis to the hierarchy of big and small. Reader guidance is very clear. Picture editing gives dynamism The newspaper carries more extreme vertical and horizontal formats than before the redesign. It looks and feels considerably younger and more dynamic as a result. Visualisation of topics The editorial staff give more consideration to finding a more exciting, sharp visualisation of topics. Matching photos on the supraregional pages come from the press agencies as well as from new service providers on the Internet, for example, fotolia. In the Regional and Local section orders are placed with various photographic agencies. Facts about the newspaper The Stuttgarter Nachrichten has a circulation of about 365,000. The newpaper appears in Rhenish format and is five-columned. This column width is very readable and is in keeping with the current trend towards longer texts and elegant layout. The editorial staff design the pages themselves. There is no layout department, only one layouter and an infographic designer.

Norbert Küpper began specialising in newspaper and magazine design as far back as 1984. Before that he trained as a typesetter and later studied design at Düsseldorf University of Applied Sciences. In 1989 he was the first to research into the reading behaviour of newspaper readers, using an eye-tracking camera. Since 1999 he has organised the European Newspaper Award, a European competition in the field of newspaper design and conception. He works mainly in Germany, but has also acted as adviser to newspapers in Poland, The Czech Republic, Slovakia, Austria, Switzerland, Italy and the United Arab Emirates. Address Office for Newspaper Design Norbert Küpper Gutenbergstr. 4 D-40670 Meerbusch Phone ++49 (21 59) 91 16 15 Email nkuepper@newsdesign.de Homepage www.editorial-design.com


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Design stage

Office for Newspaper Design

original page

redesigned page

From the old to the new layout In my design work I often take existing pages as a starting point. That way you can see how far you have moved away from the existing layout. Various different typefaces, colours and make-ups are tried out. In the case of the Stuttgarter Nachrichten, for example, larger page titles have been trialled.

Text well broken up On this page a large number of little pictures have been arranged around the lead picture. Moreover, sheets of colour are used for quotations and add-boxes. A very good break-up effect is achieved by putting the lead picture in the middle of the page rather than at the side, thus avoiding vast expanses of grey text.

original page

Colour guide system There were designs with larger page titles for the start of the Business, Stuttgart, Sport sections and the Querschnitt (Cross-Section) Week-End section. Here different colours were used: Business = blue = solid and reliable Sport = red = dynamic Stuttgart = yellow = Stuttgart‘s CI colour Cross-section = orange = neutral colour

redesigned page

Large large and small small The lead picture also stands out clearly from the page in the new layout. Instead of the two-column picture at the bottom a quote with a picture was inserted. This gives the lead picture greater emphasis. It is visually bigger.


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PANORAMA

Nummer 127

Dienstag, 3. Juni 2008

Piraten bedrohen Schiffsbesatzung

EU-BADEGEWÄSSER-REPORT

Lösegeld gefordert

Getrübter Badespaß Sylt

Amrum Föhr Nieblum Pellworm Hörn/ Süderkoog Lundenbergsand Hedwigenkoog Helgoland

Ostfriesische Inseln

Emden

Blekendorf/ Hohwacht/ Sehlendorf Kurstrand

Schleswig Husum Eckernförde Hauptstrand

Kiel Radeland

Büsum

Cuxhaven

Wilhelmshaven

Nairobi/Mogadischu (dpa) – Somalische Piraten haben gedroht, die Besatzung eines gekaperten niederländischen Schiffes im Fall einer Erstürmung zu töten.

Flensburg Solitüde Flensburg Ostseebad

Flensburg Wasserqualität gut bis akzeptabel ungenügend Baden verboten

Grömitz

Schleswig- Travemünde Holstein Lübeck

Bremerhaven

Hamburg

Barth, Glöwitzer Bucht

Fehmarn, Gold Kühlungsborn

Dranske Hiddensee Darß Rügen

Stralsund Warnemünde Rostock Greifswald

Gahlkow Usedom

Badesaison an der Ostsee: Die Badestrände an der deutschen Nord- und Ostseeküste haben bei einer EU-Untersuchung der Wasserqualität im vergangenen Jahr schlechter abgeschnitten als 2006. Foto: dpa

Mecklenburg-Vorpommern Wismar Badestellen-Test 93,7 % gut bis akzeptabel 5,7 % ungenügend 0,3 % Badeverbot

Ückermünde

Differenz zu 100: keine Daten 50 km

Niedersachsen

Der somalische Online-Nachrichtendienst Garowe berichtete, ein Sprecher der Piraten habe davor gewarnt, die MV Amiya Scan gewaltsam zu befreien. Der Mannschaft des vor mehr als einer Woche gekaperten Schiffes gehe es gut. Die Piraten fordern von der niederländischen Reederei ein Lösegeld. Sie werfen der Besatzung des entführten Schiffes vor, illegal in somalischen Gewässern gefischt zu haben. Seit der vergangenen Woche sind noch zwei andere Schiffe in der Gewalt von Piraten, darunter ein deutscher Frachter. Die Regierung der teilautonomen somalischen Region Puntland hatte in der vergangenen Woche Polizei und Küstenwache nahe der Amiya Scan zusammengezogen und mit einer gewaltsamen Befreiung gedroht. Die Eigner sprachen sich gegen einen solchen Schritt aus, um das Leben der Besatzung nicht zu gefährden. Die Behörden von Puntland haben in der Vergangenheit Lösegeldzahlungen an Piraten scharf kritisiert, da dies die Seeräuber nur ermutige. Zur Abschreckung wurde in Puntland im April die Todesstrafe für Piraten eingeführt. Über das Schicksal der Besatzung des vor sechs Tagen vor der Küste Somalias gekaperten deutschen Frachters Lehman Timber gebe es keine neuen Informationen, sagte am Montag eine Sprecherin der Hamburger Befrachtungsagentur Eurocargoservices (ECS). Der Massengutfrachter der Lübecker Reederei Hans Lehmann KG war am Mittwoch entführt worden.

SellinNordstrand GöhrenNordstrand

Stand 2007

dpa / StN / Gröger

So bewertet die EU Nord- und Ostseestrände

Eltern geben Schuld an Tod von Lea-Sophie zu Schwerin (ddp) – Die Eltern der verhungerten Lea-Sophie haben erstmals persönliche Verantwortung für den Tod ihrer Tochter eingeräumt. Im Prozess vor dem Schweriner Landgericht sagte die 24 Jahre alte Mutter am Montag, dass sie gesehen habe, dass Lea-Sophie einen Arzt gebraucht hätte. Sie habe aus Angst keine Hilfe geholt, damit ihr die Kinder nicht weggenommen würden. Auch der 26 Jahre alte Vater gab zu, erkannt zu haben, dass das Kind verhungern könnte. Er habe aber gedacht, der körperliche Zustand würde sich von allein wieder bessern.

Wasser an deutschen Küsten schmutziger EU-Studie beanstandet 20 von 350 Meeresstränden – Starke regionale Unterschiede Brüssel – Auch in diesem Jahr gilt ungetrübter Badespaß an den meisten Meeresstränden von Nordsee, Ostsee, Mittelmeer, Adria und Ägäis. Mancherorts ist die Wasserqualität aber schlechter geworden. Von unserem Korrespondenten PETER SENNEKAMP, Brüssel Das gilt vor allem für Westeuropa. Die Badegewässer-Qualität hat sich erstmals seit dem Jahr 2000 wieder „leicht verschlechtert“, sagte Umweltkommissar Stavros Dimas am Montag in Brüssel. Die Kontrolleure beanstandeten die Wasserqualität an 20 von 350 deutschen Meeresstränden (5,7 Prozent). Im Vorjahr waren es nur 1,1 Prozent. Wer in diesem Sommer Strandurlaub macht oder eines der vielen Seebäder aufsucht, kann die Entwicklung der Wasserqualität sehr genau unter die Lupe nehmen. Denn erstmals werden im neusten EU-Badegewässer-Report 2008 die Ergebnisse der Wasserstichproben an den rund 21 000 gemeldeten europäischen Badestellen über einen Zeitraum von 1990 bis 2007 dargestellt. Helmut Blöch, der Gewässer-Spezialist der

Pädophiler streitet Schuld ab

Brüsseler EU-Kommission, ist überzeugt, dass die Urlauber von den wesentlich präziseren Daten profitieren werden. Denn „damit steigt auch der Druck auf die Behörden“. Der Report mahne: „Schafft Ordnung!“ Mauschelei der Messbehörden, um keine Touristen zu verlieren, hält Blöch für ausgeschlossen: Viele Autoclubs wie der ADAC machten eigene Untersuchungen. „Auch die Bürgermeister der Badeorte befassen sich damit, und Tourismuskonzerne verfügen über eigene Analysen. Das Risiko, beim Mauscheln erwischt zu werden, ist sehr groß. Unsere Analysen sind belastbar“, so Blöch. Im Bundesgebiet finden sie die meisten Badeverbote wegen schlechter Wasserqualität in Norddeutschland, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und vereinzelt in Bayern und Baden-Württemberg, dagegen kein einziger Eintrag in NordrheinWestfalen. 20 deutsche Badestellen an Küsten bekamen ein ungenügend, ebenso 54 Uferstellen an Binnengewässern. Ganz neu ist die einfache Lesbarkeit des voluminösen Badegewässer-Reports, zumindest für Internet-Nutzer. Man zoomt auf dem Bildschirm seine Urlaubs- oder Baderegion heran, nimmt mit einem Fadenkreuz seinen Strand, Baggersee oder sein Talsper-

ren-Ufer ins Visier. Augenblicklich erscheinen blaue, grüne, rote, gelbe oder graue Punkte, an denen Badeverbote, verbesserte Wasserqualität oder ungenügende Probeentnahmen verzeichnet wurden. Auffallend häufig wurden Badeverbote in Polen und anderen osteuropäischen Ländern erteilt. Wie entscheidend am gewählten Urlaubsstrand einige Hundert Meter Abstand seien können, zeigt das Phänomen an Belgiens größter Küstenstadt.

Beim EU-Badegewässer-Report werden physikalische, chemische und organische Werte gemessen. Grundlage ist die neue EG-Badegewässerrichtlinie. Diese fordert von den Mitgliedstaaten unter anderem einen besseren Schutz der Badenden. Für jedes angemeldete Badegewässer muss ein Badegewässerprofil erstellt werden, das alle Verschmutzungsquellen aufzeigt. Gemessen werden Salmonellen oder Coli-Bakterien, die sich etwa durch Fäkalienverschmutzungen bilden. Die Gewässer werden aber auch auf Mineralölrückstände und Reinigungsmittelschaum sowie giftige Säuren wie etwa Phenol geprüft. Gemessen wird zwei Wochen vor Anfang der Badesaison, und ab diesem Zeitpunkt wöchentlich an der Stelle, an der sich die meisten Badegäste aufhalten.

Info

Viele Badeorte geben Daten nicht weiter Der Ostende-Nordstrand leuchtet dort sei drei Jahren warnend rot auf. Ab Strandhöhe Ostende-Spielplatz dagegen wurde zwischen 2003 und 2007 die beste Qualität gemessen. Größte Sorge bereiten Brüssel weiße Flecken im EU-Report 2008: Rund 7000 der 28 000 Badeorte in Europa, die in Brüssel bekannt sind, melden keine Wasser-Analysen mehr, darunter über 1000 deutsche Messstellen. Dimas machte dazu gute Mine zum bösen Spiel: Der Trend zum Nichtmelden schwäche sich ab. Die Brüsseler Behörde erwägt derweil, „vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen“, so Fachmann Blöch.

Explosion im Chemieunterricht Göttingen (AP) – Bei einer Explosion im Chemieunterricht eines Göttinger Gymnasiums sind am Montag zwölf Schüler und ein Lehrer verletzt worden. Nach Angaben der Polizei ließ eine chemische Reaktion ein Glasgefäß mit eineinhalb Liter Salpetersäure explodieren. Die Schüler und der Lehrer seien von Säurespritzern oder beim Einatmen von Säuredämpfen verletzt worden, sagte Polizeisprecherin Jasmin Kaatz. Die 13 Verletzten wurden in das Göttinger Universitätsklinikum eingeliefert. Die Schule wurde anschließend komplett geräumt.

Schwertangriff wegen Computerspiel-Verbots

Infos: www.eea.europa.eu/themes/water/mapviewers/bathing

Buchs (dpa) – Weil er sich seine Computerspiele nicht verbieten lassen wollte, hat ein 19-Jähriger in der Schweiz seine Mutter mit einem Schwert angegriffen und schwer verletzt. Der Lehrling bleibe in Untersuchungshaft, teilte die Kantonspolizei St. Gallen am Montag mit. Der 19-Jährige war auch auf seinen 26 Jahre alten Bruder losgegangen. Die beiden Verletzten erlitten Stiche am Bauch und an den Armen. Während die Mutter nach der Tat weiter im Krankenhaus blieb, aber außer Lebensgefahr war, wurde der Bruder wieder entlassen.

Schurken im Netz Wie deutsche Fahnder Internetkriminelle jagen

Bangkok (dpa) – Ein kanadischer Lehrer, Berlin – Am Montag hat in Bangkok der Pro- auf. 179 026 Straftaten wurden gezählt, das der auf 200 Fotos im Internet als Kinder- zess gegen einen Kanadier begonnen, der ist ein Zuwachs von acht Prozent. Drei Vierschänder zu sehen war, hat beim Prozessauf- Hunderte Jungen sexuell missbraucht und tel dieser Fälle gehen auf Warenbetrug zutakt in Bangkok (Thailand) am Montag alle die Fotos ins Internet gestellt haben soll. rück, also etwa nicht gelieferte BestellunVorwürfe abgestritten. Sein Beispiel ist eines von Tausenden dafür, gen bei Auktionsplattformen wie Ebay. Der 33-Jährige, der sich in einschlägigen wie die Kriminalität im Internet blüht – Jede 18. Straftat im Zusammenhang mit Internetforen Nico nannte, ist wegen Ent- auch in Deutschland. dem Internet hat mit der Verbreitung von führung, Kinderschändung und KinderporPornografie zu tun. „Jede Woche gehen bei nografie angeklagt. Er hatte sein Gesicht uns 10 bis 15 Hinweise ein“, sagt Meyer, der VON STEFAN KEGEL auf den Fotos digital unkenntlich gemacht, das Internetdezernat des sachsen-anhaltiBerliner Redaktion doch gelang es deutschen Fahndern, die Foschen Landeskriminalamtes leitet. tos zu entzerren. Eine einzigartige welt- Fälle wie den in Bangkok kennt Torsten Ihnen auf die Schliche zu kommen ist weite Interpol-Fahndung führte vor sieben Meyer zur Genüge. Er selbst hat vor fünf schwer, zumal die gesetzliche Definition, Monaten zum Erfolg: Der was Kinderpornografie Mann wurde in Thailand ist, sehr eng gehalten festgenommen. Der Prowurde. Das Posieren alzess wurde am Montag lein reiche nicht aus, erauf Oktober vertagt. klärt Meyer. Damit ein Dann sollen Zeugen aussaFoto als kinderpornogragen. Mit einem Urteil fisch indiziert werden wird erst nächstes Jahr gekann, muss das Kind rechnet. Dem 33-Jährigen sexuelle Handlungen an drohen 20 Jahre Haft. sich vornehmen. Das „Ich weise alle Vorheißt, ein Großteil der würfe zurück“, sagte der Fotos von nackten Kinunscheinbare Mann. Er dern auf den Rechnern gab sich vor Gericht entder Festgenommenen AP gilt nicht als Belastungsspannt und lächelnd. Sein Angeklagter Kanadier und verfälschtes Gesicht im Internet Kopf war kahlgeschoren, material. „Da fehlt ein und er trug eine orangefarbene Gefängnis- Jahren einen der weltweit größten Einsätze bisschen das Verständnis“, sagt Meyer resiguniform. Der frühere Priesteranwärter gegen Kinderpornografie geleitet. Noch nierend. Und das bei steigenden Zahlen – 16 hatte seit Jahren in Kambodscha, Vietnam, heute erzählt er stolz von der Operation Millionen Fotos müssen von seinen MitarbeiThailand und zuletzt Südkorea gelebt und Marcy, bei der die Polizei 26 500 Täter in tern noch gesichtet werden. war unter anderem als Lehrer tätig. Frühere 166 Ländern ausfindig machte. Eine zunehmende Gefahr gehe auch von Kollegen bezeichneten ihn als unscheinbar In der Statistik von 2007 weist die Inter- Hackern aus. Vor drei Jahren sei ihm einer und fleißig. netkriminalität eine hohe Steigerungsrate ins Netz gegangen, der den Rechner einer

Uni gekapert hatte, über diesen Umweg in das Netzwerk einer Bank eindrang und sich bei Tausenden Konten bediente. „Es war ein Angestellter eines Bundesministeriums“, erzählt Meyer. Auch die Stromausfälle von London, Stockholm und New York seien trotz gegenteiliger Beteuerungen der Energieunternehmen keine Störfälle gewesen. Da habe es Angriffe von außen gegeben. Eines ist Meyer klar: „Die künftigen Kriege werden nicht mehr auf dem Schlachtfeld ausgetragen.“ So genannte Botnets und Viren könnten zum Zusammenbruch ganzer Teile des öffentlichen Lebens führen. Botnets sind Netze aus ferngesteuerten Rechnern, die zum Beispiel gezielte Angriffe auf bestimmte Computer ausführen können. Der Rechner wird dazu durch ein Programm infiziert. Der Nutzer bekomme meist nicht mit, dass sein Rechner Mails an einen Server sendet, der dann unter der Last zusammenbricht. Viele Straftaten könnten ohne die Sorglosigkeit der Internetnutzer nicht begangen werden, meint Meyer. „Viele Leute schauen nicht auf die Sicherheit in ihrem PC.“ Deshalb hält es der Präsident des Bundeskriminalamts (BKA), Jörg Ziercke, für wichtig, schon frühzeitig auf die Gefahren des Internets hinzuweisen. „Wir brauchen bereits in der Schule einen Unterricht, wie man mit dem Computer umgeht“, sagt er. Er sei erschüttert, welche privaten Informationen und Fotos junge Leute ins Internet stellten, wo sie öffentlich zugänglich seien und sich meist auch nicht mehr löschen ließen.

kurz berichtet Beim Zusammenstoß eines Regionalzuges mit einem Schulbus in den französischen Alpen sind mindestens sieben Kinder ums Leben gekommen. 24 Personen wurden verletzt, drei von ihnen schwer. Im österreichischen Inzest-Fall gibt es nach wie vor keine Anhaltspunkte für einen möglichen Mittäter. Der Angeklagte Josef Fritzl soll seine Tochter jahrelang im keller eingesperrt und missbraucht haben. In Leipzig schwebt ein misshandeltes Baby in Lebensgefahr. Gegen den Vater (26) wurde Haftbefehl erlassen. Dem Mann werden versuchter Mord und Misshandlung von Schutzbefohlenen vorgeworfen. Der legendäre amerikanische Rock’n’ Roll-Pionier Bo Diddley ist tot. Der an Diabetes leidende Sänger und Gitarrist starb im US-Staat Flordia an Herzversagen. Weil er seine Partnerin mit dem Aids-Virus infiziert hat, ist ein 41-jähriger Franzose zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Der Mann hatte seiner Partnerin die HIV-Infektion verheimlicht und ungeschützten Geschlechtsverkehr mit ihr gehabt.

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Panorama

Nummer 100 · Mittwoch, 7. Mai 2008

Piraten bedrohen Schiffsbesatzung Somalische Piraten drohen Mannschaft zu töten NAIROBI. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen – alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindetbringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger . Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Ecke stellt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist ein enormes. Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der genialen Konstruktion. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz.

Explosion im Chemieunterricht JAKARTA. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg (Kreis Altenkirchen) selbständiger Geigenbaumeister. „Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird“, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Eck stellt. Anders ein Instrument.

Eltern Schuld am Tod von Lea-Sophie SCHWERIN. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg (Kreis Altenkirchen) selbständiger Geigenbaumeister. „Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird“, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische

Schwertangriff wegen Computerspielen JAKARTA. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg (Kreis Altenkirchen) selbständiger Geigenbaumeister. „Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird“, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach.

Rhein-Schifffahrt droht Zwangspause JAKARTA. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg (Kreis Altenkirchen) selbständiger Geigenbaumeister. „Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird“, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Ecke stellt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne.

=[jh Xj[h 8WZ[ifW So bewertet die EU Nord- und Ostseestrände WASSERQUALTÄT

Flensburg Solitüde

Sylt

gut bis akzeptabel ungenügend Baden verboten

Flensburg Ostseebad

Flensburg Amrum Föhr Nieblum

Schleswig Eckernförde Hauptstrand

Lundenbergsand Helgoland

Hedwigenkoog

Radeland

Grömitz

Bremerhaven

Emden

50 km

Wismar

Gahlkow Usedom

Greifswald

Mecklenburg-Vorpommern Ückermünde

BADESTELLEN-TEST 93,7 % gut bis akzeptabel 5,7 % ungenügend 0,3 % Badeverbot

Hamburg

GöhrenNordstrand

Rügen

Warnemünde Rostock

Lübeck

SellinNordstrand

Hiddensee Darß

Stralsund

Kühlungsborn

Travemünde

Cuxhaven

Wilhelmshaven

Barth, Glöwitzer Bucht Fehmarn, Gold

Kiel

Büsum

SchleswigHolstein

Ostfriesische Inseln

Dranske

Blekendorf/ Sehlendorf

Hohwacht/ Kurstrand

Husum

Pellworm Hörn Süderkoog

dpa / StN / Gröger

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Differenz zu 100: keine Daten

Stand 2007

Küstengewässer etwas schmutziger EU-Studie beanstandet 20 von 350 Meeresstränden – Forscher entdecken starke regionale Unterschiede Im Streit zwischen Porsche und Niedersachsen um die Macht bei VW hat es in der Hauptversammlung keine Annäherung gegeben. Erst spät kam es zum mit Spannung erwarteten Schlagabtausch. Von unserem Korrespondenten Peter Sennekamp, Brüssel Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat.

„Anhaltspunkte für Übermüdung gibt es zunächst nicht, der Lkw ist ja in Esslingen gestartet.“ Massimo Cacciari Sprecher der Feuerwehr Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jah-

ren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen. Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen mit Blindttext. Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. Aus heutiger. Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr als eine ordentliche Laienarbeit.Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spielbarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem. Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass,

doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. Aus heutiger. Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr als eine ordentliche Laienarbeit.

„Anhaltspunkte für Übermüdung gibt es zunächst nicht, der Lkw ist ja in Esslingen gestartet.“ Massimo Cacciari Sprecher der Feuerwehr Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem. Holz Töne entlokke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spielbar-

Info

Der Eu-Badegewässer-Report im Detail Holz ist ein toller Werkstoff, der leider

unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für Benedikt XVI Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion.

Anders ein Boris Palmer, das regelmä-

ßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Gerd-Jürgen Britsch will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuan-

Schurken im Netz bleiben nicht anonym Wie deutsche Fahnder Internetkriminelle jagen

schaffung ist für den jungen Mann.

Dabei musste er zunächst hart dafür

kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben Hillary Clinton trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen Engpass.

Holz ist ein toller Werkstoff, der leider

unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für Benedikt XVI Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert. Anders ein Boris Palmer, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glück.

Pädophiler streitet Schuld ab 33-jähriger kanadischer Lehrer bestreitet alle Vorwürfe

Von unserem Korrespondenten Markus Müller, Washington Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlokke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen Engpass: Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. „Aus heutiger Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr

keit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen. Mann viel zu teuer. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen Engpass. Als Musikstudent benötigt.

Start der Rennen ist zwischen 8 und 12 an der Petalozzischule.Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. fach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in Blindtext gefüllt. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere. Mit einem finanziellen Engpass: Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. Aus heutiger Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr als eine ordentliche Laienarbeit. Anders ein Instrument, das regelmäßig.

als eine ordentliche Laienarbeit. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung. Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine. Karriere mit einem. Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist ein-

BANGKOK. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen – alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindetbringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigen-baumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Ecke stellt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist ein enormes. Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der genialen Konstruktion. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können – trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen Engpass: Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem bezahlbaren Preis reparieren. Also greift Wagner selbst zum Werkzeug. „Aus heutiger Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr.

Number of pictures cut down on On the original page a photo as well as an infographic were used with the lead story. In the new design only the infographic is still used. It has been made larger and revised in colour and typography. The lead story is longer than before, and two quotes and an add-box have been integrated.

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SPORTMAGAZIN

Montag, 26. Mai 2008

Sport

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Nummer 120

Nr. 100 · Mittwoch, 7. Mai 2008

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3 12 · Sport

Silberpfeil-Pilot regiert im Fürstentum und setzt sich an die WM-Spitze

Datenmissbrauch betrifft Millionen Kunden Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner.

3 13 · Sport

Obenauf und überglücklich: Die McLaren-Mercedes-Mitarbeiter tragen Lewis Hamilton auf Händen. Zuvor hatte der Brite das Regenrennen von Monte Carlo gewonnen und die WMFührung übernommen – es war Hamiltons zweiter Saisonerfolg. Foto: AP

Kostenexplosion bei Rohstoffen verteuert Bier Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner.

Kommentar

Flower-Power THEMA: Dem Bund sollten keine Autofirmen gehören Von Jan Sellner

Großer Preis von Monaco 2. Robert Kubica POL / BMW + 3 Sek.

Felipe Massa BRA / Ferrari + 4,8 Sek.

WEITERE ERGEBNISSE

4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14.

Webber (AUS, Red Bull) + 19,2 Sek. Vettel (GER, Toro Rosso) + 24,6 Sek. Barrichello (BRA, Honda) + 28,4 Sek. Nakajima (JPN, Williams) + 30,1 Sek. Kovalainen (FIN, McLaren) + 33,1 Sek. Räikkönen (FIN, Ferrari) + 33,7 Sek. Alonso (ESP, Renault) + 1 Runde Button (ENG, Honda) + 1 Runde Glock (GER, Toyota) + 1 Runde Trulli (ITA, Toyota) + 1 Runde Heidfeld (GER, BMW) + 4 Runden Sutil (GER, Force India) Ausfall (69.) Rosberg (GER, Williams) Ausfall (61.) Piquet jr. (BRA, Renault) Ausfall (50.) Fisichella (ITA, Force India) Ausfall (40.) Bourdais (FRA, Toro Rosso) Ausfall (9.) Coulthard (SCO, Red Bull) Ausfall (9.)

Hamilton gewinnt Regenlotterie McLaren-Mercedes-Pilot rast beim Formel-1-Rennen in Monaco vor Kubica ins Ziel – Sutil im Pech Monte Carlo – Silberpfeil-Pilot Lewis Hamilton hat bei der Regenlotterie von Monte Carlo das große Los gezogen und Ferraris Siegesserie gestoppt. Der Brite führt nun auch die WM-Fahrerwertung an. VON ANDREAS SERFASS Hamilton hüpfte ausgelassen aus seinem Auto, riss die Arme hoch und jubelte nach der Zielankunft, als hätte er schon jetzt den WM-Titel in der Tasche. Auch mit ein wenig Abstand bremste der 23-Jährige nach dem sechsten von 18 Rennen seine Emotionen nicht. „Ich fühle mich wie im siebten Himmel. Dieser Sieg wird immer ein Highlight meiner Karriere sein“, stand für Hamilton nach dem Triumph im Klassiker fest. Überschwänglich bejubelte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug den zweiten Saisonerfolg des Vize-Weltmeisters und dessen

Doppelsieg für Porsche in der Eifel Team Manthey schafft Hattrick Nürburg (dpa) – Das Team Manthey Racing hat beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring den Hattrick geschafft. Das Fahrer-Quartett Timo Bernhard (Dittweiler), Marc Lieb (Ludwigsburg), Romain Dumas (Frankreich) und Marcel Tiemann (Monaco) entschied am Sonntag in einem Porsche 911 GTR RSR den Klassiker in der Eifel vor 220 000 Zuschauern für sich. Ihre Markenkollegen Armin Hahne (Monaco), Christian Haarmann (Aachen), Jochen Krumbach (Eschweiler) und Pierre Kaffer (Salenstein) machten den Doppelerfolg des Rennstalls perfekt. Sabine Schmitz (Barweiler) kam als schnellste Frau im privat eingesetzten Frikadelli-Porsche auf Rang drei. Das Team ORMS mit Marko Hartung (Wallroda) belegte in einem BMW Z4 als bester Nicht-Porsche den vierten Platz. Rallye-Weltmeister Carlos Sainz (Spanien) kam mit dem früheren Formel-1-Piloten Hans-Joachim Stuck (Going) im Volkswagen Scirocco auf den zweiten Platz der 2l-Turbo-Klasse. „Eigentlich wollte ich keine Rennen mehr fahren, aber der Bazillus hat mich immer noch befallen“, sagte Stuck.

sechsten Grand-Prix-Sieg insgesamt: „Ein sensationeller Lewis – grandios. Die beste Strategie, der beste Speed und bestimmt auch ein bisschen Rennglück, für mich ist unser sechster Sieg in Monaco der bisher großartigste.“ Dagegen war Hamiltons bester Freund im Formel-1-Zirkus, Adrian Sutil, der große Pechvogel: Nach einer überragenden Leistung mit 16 Überholmanövern lag er zehn Minuten vor Ablauf der Rennzeit auf dem vierten Platz und hielt sogar Kimi Räikkönen in Schach. Doch dann raste der Ferrari-Pilot dem Mann aus Gräfelfing in den Wagen. Sutil musste aufgeben, Räikkönen wurde nur Neunter, blieb ohne Punkte und verlor seine WM-Spitzenposition. „Ich konnte es einfach nicht glauben. Das war wie ein Albtraum“, seufzte der enttäuschte Sutil, der in der Box seines ForceIndia-Teams sogar weinte. Räikkönen entschuldigte sich später: „Es tut mir leid. Wenn ich es hätte entscheiden können, wäre ich nicht in ihn reingefahren.“

Auch für die anderen Mitglieder der schwarz-rot-goldenen Fahr-Gemeinschaft verlief die Hatz durch die Straßenschluchten an der Côte d’Azur ereignisreich: Sebastian Vettel schaffte bei der Premiere im neuen Toro Rosso STR 3 einen starken fünften Rang und holte vier Punkte. „Es ist großartig, meine ersten Punkte der Saison in Monaco zu gewinnen und dann auch noch mit dem neuen Auto“, freute sich der Heppenheimer. Für Nico Rosberg war das Rennen in seiner Wahlheimat 17 Runden vor Schluss nach einem Unfall beendet und musste über Nacht zur Überwachung in der Klinik bleiben. Timo Glock im Toyota musste sich nach einigen Drehern und Zwangs-Boxenstopps mit dem 12. Rang zufriedengeben. Noch schlechter lief es für Nick Heidfeld: Während sich sein BMW-Teamkollege Robert Kubica als Zweiter feiern lassen durfte, hatte der Mönchengladbacher viel Pech und wurde 14. „Das war das Maximale, was wir

herausholen konnten“, stellte Kubica nüchtern fest. Pünktlich zu Rennbeginn hatte starker Regen eingesetzt, der die Jagd durch den engen Leitplankenkanal zum Roulete machte. Es gab viele Berührungen, Rutscher und Kollisionen. Selbst Hamilton hatte nach einem Einschlag in die Streckenbegrenzung inklusive Schaden an der Felge bereits in der fünften Runde an die Box fahren müssen und wurde aufgetankt. Trotz des Missgeschicks ließ sich der Brite nicht stoppen und arbeitete sich ganz nach vorne. Sein Teamkollege Heikki Kovalainen landete auf Platz acht. Der Finne war mit seinem Wagen beim Start der Formationsrunde nicht vom Fleck gekommen, da er Probleme mit der Schaltung hatte. Das Missgeschick änderte an der silbernen Feierlaune im Fürstentum wenig. „Der Kampf um den WM-Titel ist offen, und jetzt wollen wir dranbleiben“, sagte Haug – und dachte schon an den nächsten Grand Prix am 8. Juni (19 Uhr) in Kanada.

Max Mosley soll zurücktreten Appell von Fia-Funktionären an den Briten: „Desaster“ verhindern Monte Carlo – Ein hochrangiges Gremium des Automobil-Weltverbandes Fia soll FiaPräsident Max Mosley zum Rücktritt noch vor der entscheidenden Fia-Sitzung am 3. Juni in Paris aufgefordert haben, um „ein Desaster“ für beide Seiten zu vermeiden. VON JENS MARX Einem Brief zufolge soll das World Council for Automobile Mobility and Tourism (WMTC) einstimmig für dieses Vorgehen votiert haben. Das WMTC steht auf einer Ebene mit dem World Motorsport Council, das im vergangenen Jahr McLaren-Mercedes mit der Rekordgeldstrafe von 100 Millionen Dollar wegen der Spionage-Affäre belegt hatte. Nach Bekanntwerden der ihn belastenden Video-Sexaffäre will Mosley bei der außerordentlichen Generalversammlung des Weltverbandes die Vertrauensfrage stellen. Würde Mosley das Vertrauen der 222 FiaMitglieder ausgesprochen, wäre dies ein Desaster für die Fia, schrieb der Präsident der Region Asien und des japanischen Automobilverbandes JAF, Setsou Tanaka, in dem

mieden werden. Zu diesem Ergebnis sei man bei einer Versammlung am 23. April im belgischen Antwerpen gekommen, berichtete Tanaka. Mosley selbst hatte in einem Brief an die Präsidenten der Nationalverbände von insgesamt 13 Stimmen gesprochen, die ihn zum Rücktritt aufforderten. 62 hätten dagegen für seinen Verbleib im Amt gestimmt. Der Fia-Chef, dessen Legislaturperiode im Oktober 2009 ausläuft, hatte wegen der aktuellen Neuverhandlungen Unter Druck: Fia-Präsident Max Mosley Foto: dpa mit den kommerziellen Rechteinhabern – Bernie EccleBrief an die Chefs der ihm unterstellten Na- stone und die CVC-Gruppe – vor seiner Abtionalverbände. Würde Mosley das Ver- wahl gewarnt und von einem drohenden trauen entzogen, wäre es ein Desaster für Machtverlust der Fia geschrieben. Daraufden 68-Jährigen, der die Fia in ihrer jetzi- hin hatte Ecclestone in einem Schreiben an dieselben Adressaten die indirekten Vorgen Form seit 1993 als Präsident leitet. Ein Showdown um die Fia-Zukunft Mos- würfe einer Machtübernahme deutlich zuleys, der sich beim Formel-1-Klassiker in rückgewiesen und auf die Bedeutung eines Monte Carlo erstmals nach Bekanntwerden „respektierten“ Präsidenten innerhalb eider Sadomaso-Rollenspiele zeigte, soll ver- ner starken Fia hingewiesen.

FAHRER-WM

1. 2. 3. 4. 5. 6. 6. 8. 8. 10.

Hamilton Räikkönen Massa Kubica Heidfeld Kovalainen Webber Alonso Trulli Rosberg

38 35 34 32 20 15 15 9 9 8

Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in dem Gebäude.

Hamilton gewinnt Regenlotterie

TEAM-WM

1. Ferrari 69 2. McLaren-Mercedes 53 3. BMW-Sauber 52 4. Williams 15 4. Red Bull Racing 15 6. Renault 9 6. Toyota 9 8. Toro Rosso 6 8. Honda 6

Silberpfeil-Pilot knallt mit über 200 km/h in Reifenstapel und kommt mit Gehirnerschütterung davon – Ferrari triumphiert

Letzter – Heidfeld in der Krise BMW-Sauber-Pilot rätselt

D

as Wetter war trüb am Sonntag in Monte Carlo – und es sah so aus, als habe es Nick Heidfeld besonders aufs Gemüt geschlagen. Doch es waren andere Dinge, die den 31-Jährigen belasteten. Entscheidendere Dinge. VON FABIAN ZANKER Zum Beispiel das Ergebnis des Großen Preises von Monaco. Von Platz 13 war Nick Heidfeld gestartet – und das war schon richtig schwach. Doch es kam noch schlimmer: In der Mitte des Rennens lag er zwar schon auf Platz fünf, nachdem ihm Fernando Alonso in die Seite gefahren war, musste er das Rennen aber als 14. beenden. Als Letzter. „Das ist katastrophal“, schimpfte der Mann aus Mönchengladbach – und die ganze Szene rätselt, was nur los ist mit ihm. Sein Team leistet gute Arbeit. Als Beweis dienen da die Ergebnisse von Teamkollege Robert Kubica, der am Sonntag auf Rang Nick Heidfeld dpa zwei fuhr. Nur Heidfeld kommt nicht in die Gänge: In sechs Qualifyings war Kubica sechsmal schneller. „So wie jetzt habe ich das noch nie erlebt“, klagt der 31-Jährige, dessen großer Traum plötzlich auf dem Spiel steht. „Wenn er den Platz bei BMW-Sauber verliert, sind seine Chancen, irgendwann einmal Weltmeister zu werden, gleich null“, warnt Experte Hans-Joachim Stuck. Es geht in den nächsten Wochen mal wieder um Heidfelds Zukunft in der Formel 1. Bei BMW stärkt man ihm (noch) den Rücken: „Wir können ihm nur jede Unterstützung geben“, sagt Teamchef Mario Theissen, der aber auch fordert: „Natürlich muss er auch seinen Beitrag leisten.“ Doch genau das fällt Heidfeld derzeit so schwer. „Es ist offensichtlich, dass ich nicht zurechtkomme“, sagte er. Eine Besprechung mit dem BMW-Stab endete ergebnislos, er wisse nicht, ließ Heidfeld verlauten, „wie wir das Problem ändern sollen“. Er habe zwar seine Theorien, erklärte er dann noch, wolle diese aber nicht als Ausrede nennen. Deshalb behielt er sie für sich. Nur eines erklärte er noch: Das Team wisse, „dass ich das Fahren nicht verlernt habe“. Das sollte er demnächst aber auch mal wieder zeigen.

Im Streit zwischen Porsche und Niedersachsen um die Macht bei VW hat es in der Hauptversammlung keine Annäherung gegeben. Erst spät kam es zum mit Spannung erwarteten Schlagabtausch. Von Wolf-Dieter Obst Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlokke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer.

B[m_i >Wc_bjed Wk\ FbWjp ' 1. Lewis Hamilton ;D= % CYBWh[d (0&&0*("-*( WEITERE ERGEBNISSE

2. Robert Kubica FEB%8CM ! ) I[a FAHRER-WM

3. Felipe Massa 8H7%<[hhWh_ ! *". I[a TEAM-WM

+ 19,2 Sek. *$ Webber (AUS, Red Bull) '$ Ferrari 69 '$ Hamilton 38 +$ Vettel (GER, Toro Rosso) + 24,6 Sek. ($ McLaren-Merc. 53 ($ Räikkönen 35 ,$ Barrichello (BRA, Honda) + 28,4 Sek. )$ BMW-Sauber 52 )$ Massa 34 -$ Nakajima (JPN, Williams) + 30,1 Sek. *$ Williams 15 *$ Kubica 32 .$ Kovalainen (FIN, McLaren) + 33,1 Sek. *$ Red Bull Racing 15 +$ Heidfeld 20 /$ Räikkönen (FIN, Ferrari) + 33,7 Sek. ,$ Renault 9 ,$ Kovalainen 15 '&$ Alonso (ESP, Renault) + 1 Runde ,$ Toyota 9 ,$ Webber 15 ''$ Button (ENG, Honda) + 1 Runde .$ Toro Rosso 6 .$ Alonso 9 '($ Glock (GER, Toyota) + 1 Runde .$ Honda 6 .$ Trulli 9 ')$ Trulli (ITA, Toyota) + 1 Runde '&$ Rosberg 8 '*$ Heidfeld (GER, BMW) + 4 Runden Sutil (GER, Force India) Ausfall 69.; Rosberg (GER, Williams) Ausfall 61.; Piquet jr. (BRA, Renault) Ausfall 50.; Fisichella (ITA, Force India) Ausfall 40.; Bourdais (FRA, Toro Rosso) Ausfall 9.; Coulthard (SCO, Red Bull) Ausfall 9.

Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen. Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. Aus heutiger. Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr als eine ordentliche Laienarbeit.Anders ein Instrument, das regelmäßig

StN-Grafik: Lange / Quelle: BMWi; Energiedaten 2007

Lewis Hamilton ENG / McLaren 2:00:42,742

3.

sid / StN / Gröger

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gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spielbarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit

der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich. ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem. Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass, doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, das ihm ein Freund besorgt, will niemand zu einem. Aus heutiger. Sicht war das Ergebnis zwar nicht mehr als eine ordentliche Laienarbeit.Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spielbarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen. Mann viel zu teuer. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird. Wenn ich dem Holz Töne entlocke.

Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen – alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg (Kreis Altenkirchen) selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird“, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Ecke stellt. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist ein enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, das auch in 100 Jahren.

Segeln

Keine Gespräche mit Schümann über Olympia Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen.

Zitat „Der nächste Spitzenreiter: Contador. Der Name klingt schon wie ein Medikament.“ Die Bild-Zeitung offenbart Fachkenntnis in Sachen Sport

Radsport

Doppelsieg für Porsche auf dem Nürburgring Der frühere Vorstandschef wird Aufsichtsrat bei Finanzierer AWD STUTTGART. Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen – alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit. Eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider oft unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man doch in eine Ecke stellt. Wenn ich dem Holz Töne entlocke, hauche ich ihm Leben in.

Max Mosley soll zurücktreten Appell von Fia-Funktionären an den Briten: „Desaster“ verhindern Von Jens Marx Das gesamte Haus von Ernst Wagner atmet. Der Grund für diese Lebendigkeit: Wände, Decken, Böden, Treppen alles ist aus Holz. In seiner Werkstatt, die sich ebenfalls in in dem Gebäude unweit eines kleinen Wäldchens befindet, bringt der Hausherr diesen Naturstoff sogar zum Klingen: Seit 1993 ist Ernst Wagner aus Malberg selbständiger Geigenbaumeister. Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, aber das man. Anders ein Instrument, das regelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töne entlokke, hauche ich ihm Leben in. Das ist enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will er ein Produkt hinterlassen, „das auch in 100 Jahren noch Freude bereitet. Die lange Spiebarkeit lie der geniale Konstruktion, schwärmt

Wagner doch eine Neuanschaffung ist für den jungen Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen, den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine Karriere mit einem finanziellen Engpass: Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. Bass, doch eine

er ein Produkt hinterlassen. Die lange Spiebarkeit liegt an der geniale Konstruktion, schwärmt Wagner doch eine Neuanschaffung. Mann viel zu teuer. Dabei musste er zunächst hart dafür kämpfen. Den Beruf des Geigenbauers ausüben zu können trotz seines Naturtalents. So beginnt seine. Karriere mit einem finanziellen Engpass: Als Musikstudent benötigt er dringend einen tauglichen. hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu bauen, ist einfach etwas anderes als ein Möbelstück, das zwar auch. Heinz Sehrbrock Holz ist ein toller Werkstoff, der Mitglied des DGB-Vorstandes leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entNeuanschaffung ist für den jungen Mann viel schieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit zu teuer. Und das alte, kaputte Instrument, der Zeit des Meiders Stradivari kaum geänsdas ihm ein Freund besorgt, will niemand zu dert haben, hängt mit Wagners zweiter Paseinem. Aus heutiger Sicht. sion zusammen. Aus Holz ein Instrument zu Zwar nicht mehr als eine ordentliche Laibauen, ist einfach etwas anderes als ein Möenarbeit. Anders ein Instrument, das regelbelstück, das zwar auch sehr schön sein kann, mäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz Töaber das man. Anders ein Instrument, das rene entlocke, hauche ich ihm Leben in. Das ist gelmäßig gespielt wird: Wenn ich dem Holz enormes Glücksgefühl. Als Geigenbauer will Töne entlocke, hauche.

„Es ist erschütternd, mit welchen Fällen wir konfrontiert werden.“

Wada und UCI liegen weiterhin im Clinch Holz ist ein toller Werkstoff, der leider unterschätzt wird, sagt er. Dass er sich beruflich für dieses klassische Kunsthandwerk entschieden hat, dessen Arbeitsabläufe sich seit der Zeit des Meiders. Stradivari kaum geänsdert haben, hängt mit Wagners zweiter Passion zusammen.

Sport im TV Samstag

10 Uhr, Eurosport: Beachvolleyball, WM in Gstaad (auch um 11 und 14 Uhr) 12 Uhr, Eurosport: Motorsport, Int. Formula Master, 5. Lauf in Anderstorp 13.30 Uhr, Eurosport: Motorsport, DTM, 7. Lauf in Zandvoort, Qualifying.

Sonntag

10 Uhr, Eurosport: Beachvolleyball, WM in Gstaad (auch um 11 und 14 Uhr) 12 Uhr, Eurosport: Motorsport, Int. Formula Master, 5. Lauf in Anderstorp 13.30 Uhr, Eurosport: Motorsport, DTM, 7. Lauf in Zandvoort, Qualifying. 13.45 Uhr, Eurosport: Radsport, Tour de France, Einzelzeitfahren

Visual clarity The aim o the redes gn was to ach eve a very c ear c ear y arranged ayout that ooks so d re ab e e egant and modern Accord ng y the ead p cture was pos t o ned at the top and the tab e n the art c e n the ower part nstead o a two co umn p cture a portra t p cture w th a quote s used By reduc ng the p cture s ze n the bottom part o the page the ead p cture s g ven more prom nence t ooks b gger

Design stage

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Design manual

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The design manual Every redesign requires a manual containing all the typefaces and type sizes used, colours, page layouts and use of pictures. It is needed to set up the new layout in the editing system. It also serves to give the editorial staff guidance. It states clearly what is allowed and what is not, what is right and what is wrong.

Design manual

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The masthead

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masthead before the redesign

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. Jahrgang

6. Samstag, 2 S The masthead before the redesign You can see from the enlarged version that in the old version of the masthead each letter was drawn differently. Some letters went in and out where they shouldn‘t, and many curves were imprecise.

April

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The masthead

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masthead after the redesign

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The masthead after the redesign Every letter of the masthead was reworked and evened up. The line thicknesses were harmonised and the serifs equalised. Overall the reworked masthead looks preciser and lighter.

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s s o H a n i N r 眉 f s i e r p m


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The typography

Typography before the redesign

Helvetica: technically cool impression The Stuttgarter Nachrichten‘s original image was established by the Helvetica title typeface, which was designed in 1957 and looks technically cool. Clearly, what was needed was a more emotive, more elegant typeface.

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The typography

Typography after the redesign

e t d 채 t S : g a t r e t t u M

Versa Sans: elegant and modern The new title typeface is called Versa Sans. It was designed by the Dutch typeface designer Peter Verheul in 2001. It is the first time that Versa Sans has been used for a daily newspaper. It looks softer and more elegant than other typefaces, because it is influenced by handwriting. It is very easy to read, because the letters look lively and varied rather than stiff and monotonous.

Versa Sans is also used for sublines, decks and picture texts. Versa Sans small caps is used for bylines. Left-aligned titles, sublines and decks support an asymmetrical look and avoid the static look of symmetry. Asymmetry stands for modernity and enables a large number of variants in the page layout.

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Interview

Office for Newspaper Design

Elegance, solidity, reliability and modernity are in vogue in Europe The redesign of the Stuttgarter Nachrichten is all about readability and clear arrangement. The newspaper as a brand article is being brought up to date. International trends are being acknowledged. Mr. Küpper, you organise the European Newspaper Award, a Europe-wide newspaper competition. What are the current trends? All over Europe elegance and solidity and reliability are in; loud colours and tabloid trash are out. Tabloid newspapers Europe-wide are experiencing falling sales. This trend towards elegance, solidity and reliability, linked with modernity, is, incidentally, also to be observed in cars, furniture and clothing. Get into a new car and you will find many details on the dashboard and seats which radiate solidity and reliability. So at present there‘s no trend towards trash and a low standard of design. In newspapers in the German-speaking areas have very slim, classical titles that emphasise solidity and reliability are to be found. The Financial Times of Germany is a good example of this. In Scandinavia the tendency is more towards sans-serif titles. There they like to use the “tazzer”, which was originally designed for the Berlin daily newspaper “taz” (“die tageszeitung”). Will all newspapers soon look the same, if we go with the trends? In the area of elegance, solidity and reliability we move with the main stream, otherwise the Stuttgarter Nachrichten remains individual and good legible. That we achieve primarily with the new Versa Sans title typeface and the proven Excelsior newspaper typeface as bodycopy. For picture editing, picture sizes and hierarchy of topics the Stuttgarter Nachrichten is among the best newpapers in Europe. That is shown by the numerous awards of excellence it has won in the European Newspaper Award competition. You work in the Gutenbergstrasse. Is that a coincidence, or is it intentional? I began by training as a typesetter, then studied design. So I am a true disciple of Gutenberg, and in my garage I still have shelves with lead type and a small printing machine on them. The office in the Gutenbergstrasse is intentional and underscores my love of tradition and printed information. Is the knowledge gained in Gutenberg‘s time still of any value then? His invention, lead type with moveable letters, is fortunately obsolete, the experience and the knowledge gained over many centuries is still valid today. I see, for example, on the Internet texts that are three centimetres wide, and others that are 18 centimetres wide. The

The European Newspaper Congress was founded by Norbert Küpper. So far it has been held four times in the Coronation Hall at Aachen Town Hall and seven times in the Festival Hall at Vienna Town Hall. Picture: Xymena Weiß-Gendera


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Interview

Die Seite Drei

Nummer 118  Mittwoch, 26. Mai 2010

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Union verliert den Koch Nun fehlt der CDU eine wichtige wirtschaftspolitische und konservative Stimme

Von Norbert Wallet Berliner Redaktion

„Roland Koch war mir immer ein guter, freundschaftlicher Ratgeber“

WIESBADEN/BERLIN. Raus mit Applaus: Als Roland Koch am Dienstag zur Pressekonferenz bittet, liegt wenig Wehmut in seinem konzentrierten Auftritt. Eher Genugtuung darüber, das geschafft zu haben, was Politiker immer erträumen und selten erreichen – den souveränen, selbstbestimmten Abgang. Dazu muss man sich noch einmal den brennend heißen politischen Boden in Hessen in Erinnerung rufen. Koch hatte 1999 im Landtagswahlkampf dem frisch gewählten Kanzler Gerhard Schröder mit einer erfolgreichen Kampagne gegen die doppelte Staatsbürgerschaft die erste schmerzhafte Niederlage zugefügt und sich damit die Macht in Hessen gesichert. Seither galt er für die Rot-Grünen als konservativer Beelzebub. Aber sie haben ihn nicht besiegen können. Auch nicht die Frau mit dem „Y“, obwohl die wirklich dicht dran war. Nun also geht er von selbst. Das ist ein Triumph. Dass er überhaupt geht, ist keine allzu große Überraschung. Dies immerhin hat Andrea Ypsilanti dann doch erreicht: Sie scheiterte 2008 so knapp am Wahlsieg, dass Kochs Nimbus seither angekratzt war. Hessens CDU kann neuen Schwung gebrauchen. Deshalb hatte es immer Gerüchte um einen Rückzug Kochs gegeben. Aber der Zeitpunkt ist dann doch nicht ohne – und da geht es plötzlich um die Bundespolitik. Als Koch seinen Abgang verkündet, ist die Kanzlerin irgendwo am Golf unterwegs. Der brutalstmögliche Abstand sozusagen. Ist das Zufall? Wohl kaum. Es ist eine letzte Demonstration der Unabhängigkeit. Noch nie in ihrer Kanzlerschaft befand sich Angela Merkel in so schwerem Fahrwasser: schlechte Umfragen, schwaches Krisenmanagement, ein zappeliger Koalitionspartner, eine krachend verlorene NRW-Wahl. Koch hätte gut warten können. Bis zum Herbst zum Beispiel. Hat er aber nicht. Nett ist das nicht. Man kann das als eine maskierte Absage an irgendwelche künftige Anschlussverwendungen in Berlin werten. Finanzminister nach Wolfgang Schäuble – das kommt nicht infrage. „Ich will wirtschaftliche und unternehmerische Entscheidungen treffen“, kündigte Koch an. Keine Politik mehr. Vielleicht steckt in der Wahl des rechten Augenblicks auch eine kleine Retourkutsche. Koch hatte zuletzt harte Kritik sowohl am Profil der Union als auch am mangelnden Sparwillen der Kanzlerin geübt. Angela Merkel war ihm öffentlich und sehr unmissverständlich entgegengetreten, vielleicht sogar dankbar, einmal eine Art Machtwort sprechen zu können. Aber es ist sehr die Frage, ob Merkel sich wirklich freuen sollte. Schon wahr, nach Kochs Abgang ist die natürliche Machtreserve der Union endgültig aufgebraucht. Man sehe sich die vier Stellvertreter im Parteivorsitz an: Christian Wulff hält sich selbst nicht für kanzlertauglich, Annette Schavan hält die Partei nicht für kanzlertauglich, Jürgen Rüttgers ist schwer angeschlagen und Koch bald ganz weg. Hinter Merkel das Vakuum. Noch nie war die Union so auf Gedeih und Verderb auf den Erfolg des „Projekts Merkel“ angewiesen.

Angela Merkel, Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende, zu Kochs Rücktritt

„Ich kenne bis zum heutigen Tag keinen einzigen Vorgang außerhalb der offiziellen Buchhaltung der CDU“ Koch am 10. Januar 2000 bei einem Sternsinger-Empfang auf Journalisten-Fragen nach Ungereimtheiten in der Finanzierung der hessischen CDU

„In dieser Sekunde des Konflikts, die Sache noch einmal kurze Zeit zurückzuhalten oder sofort damit zu beginnen, sie offenzulegen, habe ich mich falsch entschieden“

„Wir haben zu viele kriminelle junge Ausländer“ Koch am 28. Dezember 2007 nach einem brutalen Überfall in der Münchner U-Bahn

„An politischem Überlebenswillen hat es Koch nicht gemangelt. Der politischen Kultur in Deutschland hat er oft geschadet“

Von Gisela Kirschstein

Jürgen Trittin Grünen-Fraktionsvorsitzender

Schließt die Tür: Koch nimmt Abschied von der Politik

„Koch hat immer darauf hingewiesen, dass die Union die Stammwähler pflegen muss“ Wolfgang Bosbach CDU-Innenpolitiker

„Koch hat immer darauf hingewiesen, dass die Union die Stammwähler pflegen muss“, sagt der Innenpolitiker Wolfgang Bosbach, der Kochs Weg mit Sympathie verfolgte. Wer aber soll nun denjenigen eine Stimme geben, die in der Union Patriotismus und Leitkultur, das Bekenntnis zu christlichen Werten und ein traditionelles Familienbild verkörpert sehen wollen? Jörg Schönbohm kann das nicht mehr, Koch wird es nicht mehr. Auch hier ein Vakuum. Aber gerade so ein Dauergrummeln, das nie zur Sprache kommt, weil es an sprachgewandten Zuspitzern fehlt, die alles einmal auf den Punkt bringen, ist für Merkel durchaus gefährlich. Weil das, was da gärt und brodelt, auch irgendwann zum Ausbruch kommen kann. Die Lage schreit eigentlich nach jemandem, der dieses Vakuum füllt – gefragt ist ein wirtschaftlich kompetenter und den Grundwerten verpflichteter Politiker. Thomas Strobl, Generalsekretär der SüdwestCDU, hätte da einen Namen im Angebot – und zieht folgenden Vergleich: „Roland Koch und Stefan Mappus – beide sind jung Ministerpräsidenten geworden, beide stehen für wirtschaftliche Kompetenz und sind mittelstandsorientiert. Beide vertreten ein konservativ-bürgerliches Profil.“ Die Parallelen sind auch den professionellen Beobachtern aufgefallen. Mappus vertrete klare Positionen wie Koch, sagt Parteienforscher Jürgen Falter, „nur nicht so geschliffen“. Und sein Kollege Paul Nolte weist darauf hin „dass Koch genau zu dem

¡ Im Landtagswahlkampf 1999 initiiert die CDU unter Koch eine Unterschriftenaktion gegen die Einführung der doppelten Staatsbürgerschaft – am 7. April 1999 wird Roland Koch erstmals zum hessischen Ministerpräsidenten gewählt. ¡ Im Jahr 2000 wird bekannt, dass Koch Details des CDU-Spendenskandals verschwiegen hat. ¡ Bei der Landtagswahl 2003 wird er als Ministerpräsident bestätigt. ¡ Im Januar 2008 verliert Koch bei der Landtagswahl die Regierungsmehrheit. Im Wahlkampf setzt er diesmal auf das Thema Jugendkriminalität – weshalb ihm Ausländerfeindlichkeit vorgeworfen wird. ¡ Nach dem Scheitern einer von der Linken tolerierten rot-grünen Regierung führt Koch zunächst kommissarisch die Amtsgeschäfte, weil Andrea Ypsilanti (SPD) bei der Wahl zur Ministerpräsidentin im Landtag scheitert. ¡ 2009 wird Koch nach vorgezogenen Landtagswahlen mit den Stimmen der FDP wieder zum Ministerpräsidenten gewählt. (StN)

Mehr Bilder im Netz! Von Helmut Kohls Ziehsohn zu Angela Merkels Rivale: Roland Kochs politisches Leben in Bildern unter: www.stuttgarter-nachrichten.de/bilder

Foto: dpa

WIESBADEN. Er gilt als der treueste Mitstreiter von Roland Koch. Aus Sicht der CDU ist es daher nur konsequent, dass Innenminister Volker Bouffier seinen langjährigen Chef im Amt des hessischen Ministerpräsidenten beerbt. Der Landesvorstand und die Kreisvorsitzenden empfahlen bei ihrem Treffen am Dienstagabend in Bad Nauheim einstimmig der CDU-Landtagsfraktion, Bouffier als Kandidat für das Amt des hessischen Regierungschefs vorzuschlagen. Ganz leicht dürfte seine Benennung in der Öffentlichkeit aber nicht zu vermitteln sein, hat der Minister doch schon seit geraumer Zeit mit diversen Affären zu kämpfen. Der in Gießen geborene Jurist war immer Kochs Mann fürs Grobe. Ob Rasterfahndung, Kennzeichenlesegeräte oder Telekommunikationsüberwachung – Bouffier hat sich auch in der Innenpolitik stets für die Verschärfung oder den Einsatz neuer Überwachungsmethoden eingesetzt. „Die Polizei darf nicht hinter den technischen Möglichkeiten der Kriminellen zurückbleiben“, so sein Credo. Das brachte ihm den Spitznamen „Schwarzer Sheriff“ ein: Für die Opposition war das ein Schimpfname, für seine Partei ein Ehrentitel.

ler, Markus Gäfgen, Folter angedroht hatte, um das Versteck des Jungen zu erfahren. In seine Amtszeit fiel 2007 auch ein Skandal um rechtsradikale Umtriebe bei Personenschützern des ehemaligen Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden, Michel Friedman. Auch machte das Frankfurter Polizeipräsidium Schlagzeilen, weil etwa Polizisten Razzien im Drogenmilieu verrieten. Zurzeit läuft ein Untersuchungsausschuss des Landtags, der dem Innenminister allerdings schaden könnte: Die Opposition wirft Bouffier vor, im Juli 2009 seinen Parteifreund Hans Lang„Die Polizei darf nicht ecker zum Präsidenten der Bereithinter den Möglichkeiten schaftspolizei ernannt zu haben – ohne ein Auswahlverfahren der Kriminellen und sogar unter Missachtung zurückbleiben“ eines Gerichtsbeschlusses. Dass Bouffier nun dennoch die Volker Bouffier Nachfolge Kochs antritt, liegt hessischer Innenminister schlicht an seiner Beliebtheit in der Partei. Als Koch 2008 mit Zum größten Erfolg seiner Amtszeit wer- 95,3 Prozent als Chef der hessischen CDU den die Aufdeckung der Sauerland-Gruppe wiedergewählt wurde, war nur einer besser: und die Vereitelung ihrer islamistisch moti- Bouffier wurde mit 96,3 Prozent als stellvervierten Anschläge gezählt. 2002 stellte sich tretender Landesvorsitzender bestätigt. Bouffier hinter den Frankfurter Polizeiprä- Ihm wird daher am ehesten zugetraut, die sidenten Wolfgang Daschner, der dem Ent- hessische CDU kraftvoll in den nächsten führer des Bankierssohns Jakob von Metz- Wahlkampf zu führen. Seine Laufbahn begann Bouffier in der Jungen Union, deren hessischer Vorsitzender er von 1976 bis 1984 war. Schon seit 1978 gehört er dem Vorstand der hessischen CDU an, saß von 1979 bis 1993 im Gießener Stadtrat und bis 1999 im Kreistag. In die erste Regierungsverantwortung holte ihn der damalige Ministerpräsident Walter Wallmann: Bouffier war bis 1991 Staatssekretär im Justizministerium. Mit Roland Koch kehrte er an die Macht zurück und wurde 1999 Minister für Inneres und Sport.

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Stuttgart und die Region

Nummer 117  Dienstag, 25. Mai 2010

Leserbriefe

Parteinahme Zu „FDP-Frau bewirbt sich als Sozialbürgermeisterin“ vom 19. Mai: Handelt es sich bei der Berichterstattung um eine versteckte Parteinahme? Ins Auge sticht sofort die Auswahl und Platzierung der Porträt-Fotos: Natürlich links, an erster Stelle das farbenfrohe Bild vom Sprecher der Grünen, der vor Kraft und Lebensfreude zu bersten scheint, an zweiter Stelle das blasse Bild von Frau Fezer. Der Eindruck „blasse Kandidatin“ wird im Text verstärkt, wobei man die Ex-Sozialbürgermeisterin aus Radolfzell selbst anscheinend nicht nach ihren Ideen befragt hat.

Knut Krüger, Stuttgart-Sillenbuch

Fehlen Ingenieure? Zu „Trauerspiel S 60: Frühester Betriebsstart jetzt Ende 2012“ vom 14. Mai: Berichtet wird unter anderem, dass die Kosten von 93 Millionen auf wenigstens 149 Millionen Euro steigen werden. Das ist eine Steigerung um das 1,6-Fache. Die Kosten der Baufinanzierung, die entstehen, wenn die Inbetriebnahme um acht statt um zwei Jahre verschoben wird, sind dabei sicher noch gar nicht berücksichtigt. Hat die Deutsche Bahn eigentlich keine erfahrenen Bauingenieure mehr, die Ausschreibungen perfekt ausarbeiten und eingehende Angebote sachkundig und sorgfältig lesen und beurteilen können?

Reinhard Wagner, Ostfildern

Genervte Gesichter, große Verwirrung: Die Literaturstudentin Bazhena Erdmann berät als Servicemitarbeiterin der Deutschen Bahn Fahrgäste im Hauptbahnhof

Umweltmobil

Verwirrung nach Weichendefekt

Donnerstag, 27. Mai: Frauenkopf, Frauenkopfstraße: 9.30 bis 11 Uhr. Rohracker, Tiefenbachstraße,

Impressum

Reimund Abel, Stuttgarter Nachrichten

¡ 1979 wird er im Kreisverband Main-Taunus jüngster Vorsitzender eines CDU-Kreisverbandes. 1987 übernimmt Roland Koch den Wahlkreis seines Vaters und wird Abgeordneter im hessischen Landtag. 1990 wird er Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Seit 1998 ist er Landesvorsitzender der hessischen CDU.

Der hessische Innenminister erbt Kochs Amt als Ministerpräsident

Andrea Nahles, SPD-Generalsekretärin

Nähe Nr. 109: 12.30 bis 14 Uhr.

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Zielstrebige Karriere ¡ Mit 14 Jahren tritt Roland Koch 1972 in die Junge Union ein. Schon sein Vater KarlHeinz Koch war von 1970 bis 1987 CDU-Abgeordneter im hessischen Landtag und von 1987 bis 1991 Justizminister. Nach einem Jura-Studium in Frankfurt arbeitet Koch von 1985 an als Rechtsanwalt.

www.stuttgarter-nachrichten.de Pflichtblatt der Wertpapierbörse Stuttgart VERLAG Stuttgarter Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH Plieninger Straße 150 (Pressehaus Stuttgart), 70567 Stuttgart Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart REDAKTION Chefredakteur: Christoph Grote (verantw.); stv. Chefredakteur: Wolfgang Molitor; Chef vom Dienst: Joachim Volk, Reimund Abel (stv.); Newsroom, Panorama: Peter Trapmann; Politik: Wolfgang Molitor, Rainer Feuerstein (stv.), Willi Reiners (stv.); Landesnachrichten: Jan Sellner; Wirtschaft: Klaus Köster, Armin Zimny (stv.); Kultur: Nikolai B. Forstbauer; Stuttgart und Region: Jörg Hamann, Josef Schunder (stv.), Michael Weier (stv.); Sport: Gunter Barner, Martin Haar (stv.), Jochen Klingovsky (stv.); Themenpool: Tanja Kurz; Gestaltung: Eva Dähne; Koordination: Frank Schwaibold; Online: Rebecca Hanke; Recherche/Reportage: Frank Krause (Chefreporter), Michael Isenberg, Rainer Wehaus; Berliner Redaktion: Norbert Wallet (verantw.), Markus Grabitz, Claudia Lepping; Partnerzeitungen: Anette Herrmann, Werner Weiss (stv.) Für unverlangt eingesandte Manuskripte und Fotos wird nicht gehaftet. Für alle Beiträge behält sich der Verlag die Veröffentlichung in Partnerzeitungen vor. Lesertelefon: 07 11 / 72 05 - 77 77 Mo bis Fr 10–16 Uhr. Fragen, Tipps, Infos Fon Redaktion: 07 11 / 72 05 - 0 Fax Redaktion: 07 11 / 72 05 - 71 38 Fon Recherche- und Reportageteam: 07 11 / 72 05 - 76 65, - 73 20, - 72 70 E-Mail: cvd@stn.zgs.de ANZEIGEN UND SONDERTHEMEN Stuttgarter Zeitung Werbevermarktung GmbH Plieninger Straße 150 (Pressehaus Stuttgart), 70567 Stuttgart Anzeigenleitung: Bernhard H. Reese (verantw.), Anita Benesch (stv.) Sonderthemen: Ulrich Bethscheider-Kieser (Redaktion), Werner Swoboda (Anzeigen) Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 37 vom 1. 1. 2010. Postanschrift Anzeigenabteilung: Postfach 10 44 26, 70039 Stuttgart Chiffrezuschriften: Postfach 10 44 27, 70039 Stuttgart Sonderthemen: Postfach 10 44 21, 70039 Stuttgart Fon Anzeigenservice: 0 18 03 / 07 07 07 (0,09 Euro/Min.) Fax Anzeigenservice: 0 18 03 / 08 08 08 (0,09 Euro/Min.) E-Mail: anzeigen@stzw.zgs.de Online: stuttgarter-nachrichten.de/anzeigenbuchen

Für die Bauarbeiten von Stuttgart 21 musste von Samstag bis Pfingstmontag der S-Bahn-Verkehr im Bereich des Hauptbahnhofs umgeleitet werden. Wegen einer Weichenstörung kam es am Samstagmittag zu teilweise chaotischen Zuständen. Von Steffi Kirschtahler STUTTGART. Die Dame von der Deutschen Bahn tut ihr Bestes. „Sie können sich gern am Servicepunkt beschweren“, sagt Bazhena Erdmann und versucht eine empörte Reisende zu besänftigen. Wegen der Rampensperrung (siehe Hintergrund) liegen am Samstag die Nerven blank. Dafür sorgt vor allem die Weichenstörung in Zuffenhausen, wegen der die S 4 und S 6 nur bis Kornwestheim bzw. Zuffenhausen fahren können. „Am Nachmittag fuhren alle Bahnen wieder planmäßig“, sagt Horst Krause, Chef der Stuttgarter S-Bahn und zieht ein positives Fazit. „Von der Weichenstörung abgesehen hat sich unser Konzept mit den geänderten Linien bewährt.“ Schlecht verständliche und falsche Durchsagen hatten am Samstagmittag das Chaos perfekt gemacht. Viele nutzten den Start ins Pfingstwochenende für einen Ausflug. Auf einmal häuften sich die Lautsprecher-Durchsagen auf dem Gleis. Sie waren

Hintergrund

Behinderungen im S-Bahn-Verkehr ¡ An insgesamt acht Wochenenden bis Juli kommt es im Hauptbahnhof zu Bauarbeiten für das Projekt Stuttgart 21. Dabei muss die S-Bahn-Rampe, die den oberirdischen Kopfbahnhof mit der unterirdischen S-Bahn-Station verbindet, gesperrt werden. Sie wird um 120 Meter versetzt, gleichzeitig wird ein neuer kurzer Tunnel in Richtung der künftigen S-Bahn-Station Mittnachtstraße gebaut. ¡ Wegen der Sperrung muss der S-Bahn-Verkehr im Hauptbahnhof an diesen Wochenenden unterbrochen und umgeleitet wer-

akustisch schlecht verständlich. Fahrgäste liefen mit ratlosem Blick zur Anzeigetafel umher. Genervte Gesichter, erste Verwirrung. Schlagartig bildeten sich Grüppchen um die Reisenden-Lenker. „Beschweren“ will sich eine empörte Reisende nicht: „Ich will hier wegfahren!“ Bis 12 Uhr sei alles ruhig gewesen. Doch dann heißt es, dass die Linien S 5 und S 6, die normalerweise nach Bietingen bzw. nach Weil der Stadt fahren, ausfallen. Wie lange, wisse niemand. Die Passagiere sollten mit der U 5 oder U 15 nach Zuffenhausen fahren und dort umsteigen. „Unten am Bahnsteig

den. Manche Passagiere müssen deshalb zwangsweise umsteigen, einige Linien werden verkürzt. Fahrgastberater, Aushänge und Durchsagen sollen die Verwirrung so klein wie möglich halten. ¡ Noch stehen sechs Termine an. Weiter geht es bereits am nächsten Wochenende vom frühen Samstag- bis zum frühen Montagmorgen. Die restlichen fünf Wochenenden sind 19. bis 21. Juni, 26. bis 28. Juni, 3. bis 5. Juli, 9. bis 12. Juli und schließlich 17. bis 19. Juli. (jbo)

wurde gesagt, ich muss hoch, jetzt heißt es, ich soll wieder runter“, sagt ein Fahrgast kopfschüttelnd der Servicekraft Bazhena Erdmann. Für die acht Wochenenden, an denen die S-Bahn-Rampe gesperrt ist, arbeitet die Weißrussin und Literaturstudentin mit etwa 35 anderen als Reisenden-Lenker an den S-Bahn-Gleisen. Sie wurde im Theorieunterricht geschult. Mit einer dicken Infomappe in der Hand weiß sie blitzschnell Bescheid, wohin sie die Passagiere schicken muss. Ihre rote Jacke mit Aufdruck „Service“ macht sie für jeden leicht erkennbar. Dass es zu Umwegen im S-Bahn-Verkehr an

Pfingsten kommt, hatte die DB zuvor angekündigt. Reisende, die etwa mit der S 2 von Filderstadt unterirdisch am Hauptbahnhof ankamen, mussten umsteigen und oberirdisch weiterfahren. Andere Linien wechselten auf halber Strecke ihre Bezeichnung oder hielten nicht überall. Doch der Störfall brachte alle aus dem Konzept. Selbst unter den Kollegen herrschen unterschiedliche Versionen. Keiner weiß, wie und was genau gesperrt ist. Auf Anzeigetafeln der DB läuft die Information durch: S 5 fällt heute aus. Eine Frau kommt mit zwei Kindern im Schlepptau auf einen ServiceMann zu, der am Aufgang der unteren Ebene der S-Bahn-Gleise steht. „Könnten Sie mir bitte ein Handy geben? Das wird mir echt zu viel mit den ganzen Änderungen. Wir lassen uns abholen.“ Am DB-Service-Punkt wächst die Schlange. Von allen Seiten wird über die Situation geschimpft. Doch nicht jeder lässt sich die Stimmung vermiesen. Ehepaar Ott zum Beispiel. Heinz und Berta machen das Beste aus der Situation. Ursprünglich wollten die beiden 82-Jährigen von Ludwigsburg nach Feuerbach. In Kornwestheim mussten sie wegen der Fahrplanänderungen umsteigen in einen Regionalexpress. Allerdings hielt dieser nicht in Feuerbach, sondern nur am Hauptbahnhof. „Was das noch alles gibt mit der Bauerei“, sagt Heinz Ott und winkt ab. Doch die beiden nehmen es gelassen: „Jetzt gehen wir eben einkaufen.“

Umfrage: Sind Sie betroffen von den Bauarbeiten, finden Sie sich zurecht?

LESERSERVICE Stuttgarter Nachrichten Verlagsgesellschaft mbH, Postfach 10 43 40, 70038 Stuttgart Der monatliche Bezugspreis beträgt bei Lieferung frei Haus durch Zusteller oder bei Postzustellung € 27,60 (einschließlich 7 % Mehrwertsteuer). Portokosten für Reisenachsendungen täglich: Inland € 0,70, Ausland € 1,90. Einbezogen in das Abonnement sind das jeden Freitag beiliegende Fernsehmagazin „rtv“ und die 7. Ausgabe „Sonntag Aktuell“ (soweit Sonntagszustellung nicht möglich, z. B. bei Postbeziehern, wird „Sonntag Aktuell“ der Montagsausgabe beigelegt). Abbestellungen sind bis zum 5. eines Monats auf Monatsende schriftlich an den Leserservice des Verlags zu richten. Bei einer zusammenhängenden Bezugsunterbrechung von mindestens drei Wochen wird der anteilige Bezugspreis zurückerstattet. Bei Nichterscheinen infolge höherer Gewalt, Streik oder Aussperrung besteht kein Anspruch auf Entschädigung. Leserservice: 0 18 01 / 66 55 66 (0,039 Euro/Min.) (auch für Reisenachsendung); Probeabonnement: 08 00 / 44 44 080 E-Mail: service@stn.zgs.de, Fax: 07 11 / 72 05 - 61 62 Online-Ausgabe: stuttgarter-nachrichten.de/digitalabo DRUCK Pressehaus Stuttgart Druck GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart.

Foto: Thomas Hörner

Stuttgart 21: Umleitungen der S-Bahn für die Arbeiten und Störung in Zuffenhausen strapazieren am Samstag die Nerven der Fahrgäste

Fotos: Thomas Hörne Text: Steffi Kirschthaler

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Hintergrund

Bouffier, der Mann fürs Grobe

„Mit Roland Koch tritt jemand zurück, der sich nie gescheut hat, Wahlkämpfe mit Vorurteilen gegen Ausländer oder mit der Forderung nach Schikanen für Hartz-IV-Empfänger zu führen“

Our newspaper Stuttgarter Nachrichten hasbeen being changed, if anything, evolutionarily. Why have you not gone further? Newspapers are well established brand products. They live by signalising reliability and high quality. Being reliable also means not changing overmuch, and if change occurs, then only where real improvement can be made. The newspaper has to become more elegant, a little more emotive and more friendly. At the same time readers must have no problem getting used to changes. The individual look is underlined by the Versa Sans title typeface.

Zeitpunkt geht, da mit Mappus ein Nachfolger da ist“. Mappus – der neue Koch? Wenn er wollte, stünde ihm dieser Weg offen. Mindestens programmatisch. „Er hat sich ja schon in Sachen Atompolitik als Wadenbeißer versucht“, sagt Nolte. Er warnt Mappus freilich davor, sich einseitig als Konservativer zu profilieren. „Da würde er sich bundespolitisch verschleißen.“ Nur, wenn Mappus es nicht macht, wer dann? Schon geht in der Union eine Angst um. „Von der Seitenlinie aus“ wolle Koch die Politik weiter verfolgen, hat er gestern gesagt. Da steht er aber nicht alleine, dort verfolgen auch schon Friedrich Merz und Wolfgang Clement das Spiel und befeuern es mit lauten Zwischenrufen, wie Zuschauer so sind. Kämen die drei auf die Idee, sich zusammenzutun, könnte eine neue Partei mit hoher ökonomischer Kompetenz entstehen, die auch konservative Wähler anziehen könnte. Das wäre für die Union eine handfeste Gefahr. Also dann, denkt mancher in der Union: Mappus, übernehmen Sie!

Foto: dpa

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Koch zu der Tatsache, dass er noch am 10. Januar Unregelmäßigkeiten bestritten hatte, obwohl ihm bereits Hinweise vorlagen

Dennoch muss die Kanzlerin Merkel ein ungutes Gefühl beschleichen. Koch mag kein politischer Freund gewesen sein, und oft genug hat er mit seinen konservativen Vorstößen die Parteichefin genervt. „Aber er war seit 2005 ein sehr loyaler Kritiker, der auch seine gleichgesinnten Weggefährten in diese Loyalität einbinden konnte“, sagt der Berliner Parteienforscher Paul Nolte. Das sieht auch der renommierte Politikwissenschaftler Jürgen Falter so. Koch habe „stillschweigende Loyalität“ ausgeübt, findet er. Sein Abgang sei deshalb „eine Schwächung für Merkel“. Schon deshalb, weil nun die Kritik lauter, chaotischer und richtungsloser werden könnte. Dieses Vakuum hinter Merkel lässt sich allerdings nicht nur an Personen festmachen. Kochs Abgang ist auch programmatisch ein Verlust. Die politischen Nachrufe, die da gestern allerorten in der Partei angestimmt wurden, machten deutlich: Gleich zwei traditionell gewichtige Parteiströmungen reklamieren Koch für sich. Die Wirtschaftsliberalen müssen schon seit langem ohne Friedrich Merz auskommen. Dass nun auch noch Koch geht, trifft den Wirtschaftsflügel ins Mark. Der CDU-Wirtschaftsrat hoffe, dass „Koch der Union auch in Zukunft mit seinem klaren Kompass erhalten bleibe“, seufzte gestern dessen Präsident Kurt Lauk. Er hat allen Grund zur Sorge. Ohne Koch und Merz verliert die Partei Ludwig Erhards erhebliche Wirtschaftskompetenz. Und dann sind da noch die Konservativen in der Partei, die sich seit langem schwertun mit dem rigoros verfolgten Kurs der Öffnung der Partei für neue Milieus: städtisches Bürgertum, Singles, junge Frauen, Umweltbewegte, Deutsche mit Migrationshintergrund.

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Roland Koch war stets die beherrschende Figur der hessischen CDU – zwölf Jahre lang war er Landeschef, mehr als elf Jahre Ministerpräsident. Nach seiner Rücktrittsankündigung muss sich die Partei neu ordnen.

Martin Schimpf (61) aus Böblingen Qualitätskontrolleur bei den SSB

„Ich bin empört ohne Ende. Die Bauarbeiten bedeuten vier Monate umsteigen bis zum Abwinken. Leider kann ich von Berufs wegen nicht bei jeder Montagsdemo im Nordbahnhof dabei sein.“

Karla Zipser (32) aus Frankfurt am Main Sozialpädagogin

„Ich bin auf dem Weg nach Schorndorf im Remstal zu meinen Verwandten. Alles ist etwas chaotisch, und ich bin genervt, weil ich nicht weiß, welche S-Bahn ich jetzt nehmen soll.“

AUSGEWÄHLTE ADRESSEN EIGENANZEIGE

FLEINER

Ariane Spieser (36) aus Freiburg Psychologin

„Von Stuttgart 21 habe ich noch gar nichts gehört. Ich bin auf dem Weg nach Leonberg zu Freunden und will eigentlich mit der S 6 dorthin. Doch wenn die ausfällt, muss ich mal schauen, wie es weitergeht.“

Franz Haverkamp (58) aus Osnabrück Gesundheitspfleger

„Eigentlich will ich nach Waiblingen, aber jetzt weiß ich nicht, wie ich dorthin kommen soll. Erst hieß es, die Bahn fährt unterirdisch ab, dann kam die Durchsage, die S 2 fährt von oben. Ich bin total gehetzt.“

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„Ausgewählte Adressen“ In der STUTTGARTER ZEITUNG und den STUTTGARTER NACHRICHTEN erscheint jeden Dienstag das Anzeigenkollektiv “Ausgewählte Adressen”.

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Presentation of the new layout

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Office for Newspaper Design

Das neue Layout

Nummer 95 · Samstag, 25. April 2009

Editorial

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Liebe Leserin, lieber Leser,

¿Heute mit

Frischer informiert!

205

Stellenangeboten

757

Alles zum optimierten

alles neu macht der . . . stopp: Erstens ist noch April und zweitens nicht alles neu in unserer Zeitung. Aber wir haben kräftig Frühjahrsputz gemacht, und ab heute strahlen die Seiten in frischem Glanz. Ich hoffe, das Ergebnis gefällt Ihnen.

Christoph Grote Chefredakteur

Erscheinungsbild: S. 6/7

Zentrale Begriffe für die Umgestaltung dieser Zeitung sind die drei Stichworte Eleganz, Seriosität und Modernität, um die auch die Diskussionen der zuständigen Arbeitsgruppe in der Redaktion immer wieder kreisten. Vieles in der Medienwelt ist durch die Hektik der Informationsverbreitung im Internet oder bei TV-Nachrichtensendern unübersichtlich geworden. Was ist unwichtig? Was ist wirklich eine Nachricht? Wie lauten die Hintergründe? Diese Fragen zu beantworten ist meiner Meinung nach immer wieder die Aufgabe einer Tageszeitung. Dass Abonnementzeitungen in Deutschland dieser Aufgabe auf seriöse Art und Weise gerecht werden, spüren die Leserinnen und Leser – nicht ohne Grund werden Tageszeitungen in Umfragen immer wieder als glaubwürdigstes Medium überhaupt eingestuft. Um die Inhalte eines Blattes zu transportieren, bedarf es der Gestaltung. Die kann laut sein, bunt und schrill wie auf dem Boulevard. Oder eben, wenn es seriös und glaubwürdig sein soll, elegant und modern wie in dieser Zeitung, eine der bedeutendesten Tageszeitungen Baden-Württembergs. Was genau wir verändert haben, erklären wir auf dieser Seite. Hier nur so viel dazu: Die Texte werden eher wieder etwas länger, aber besser lesbar. Die Bilder werden eher prägnanter, aber weniger zahlreich. Sie sehen, die Redaktion hat sich viele Gedanken gemacht, um diese Zeitung fit zu machen für die Herausforderungen der Medienwelt im 21. Jahrhundert. Nun sind wir, nun bin ich gespannt auf Ihre Resonanz, auf Lob und Kritik, auf weitere Anregungen. Ich freue mich, wenn Sie mir schreiben:

Per E-Mail:

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Auf der Suche

¿26 · Die gläserne Redaktion

Klarer strukuriert, besser sortiert und mithin lesefreundlicher zu sein: Das war ein wichtiges Ziel, das sich die Redaktion beim Start des Umgestaltungsprozesses gesetzt hat. Wir finden, dass wir das erreicht haben.

Wir wissen, dass wir es nicht ohne Norbert Küpper geschafft hätten, einen der profiliertesten und kenntnisreichsten Zeitungsdesigner im deutschsprachigen Raum, den wir für dieses Projekt engagiert haben. Im Interview unten lesen Sie, was Küpper, der alljährlich in Wien Europas wichtigsten Kongress zur Zeitungsgestaltung veranstaltet, zu den aktuellen Trends in der Branche sagt.

Immobilien und Wohnungen Samstag, 25. April 2009

Nummer 95 · 17. Woche · 64. Jahrgang · F

Elegant, modern und seriös: Unser neues Design Ab heute erscheint diese Zeitung klarer und übersichtlicher gestaltet

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Heute mit Iris Berben und Dietz Werner Steck Sie ist eine Frau, die mutig Stellung bezieht – die Schauspielerin Iris Berben ist ab 16.30 Uhr Gast in unserer gläsernen Redaktion im Stuttgarter Buchhaus Wittwer. Er löste als „Tatort“-Kommissar Mordfälle – und wurde zum Markenzeichen Stuttgarts: Dietz-Werner Steck erzählt ab 15 Uhr über TV, Theater und Trollinger. Alle sind herzlich eingeladen.

¿35 · Sport

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Hilbert wieder der Alte Markus Babbel hat dem VfB neues Leben eingehaucht – und auch Roberto Hilbert. Der Mittelfeldspieler ist auf dem Weg zurück zu alter Stärke und sagt: „Mein Ziel ist das Nationalteam.“

Zeitungskopf Er ist das Markenzeichen der Zeitung. Seit Jahrzehnten wird er auf der Titelseite, in Broschüren und der Außenwerbung eingesetzt. Er wurde geringfügig überarbeitet und verfeinert. Dadurch wirkt er deutlich moderner als bisher und dennoch vertraut.

Der Schatten eines Mannes, der sich an die Stirn greift, ist vor einem Tor des Opel-Werks in Rüsselsheim auf einem Schild zu sehen. Die Probleme sind riesig, die Liste möglicher Retter übersichtlich: Das Fiat-Interesse an Opel

¿27 · Stuttgart Um ein besonderes Doktorspiel mit Puppe ging es in einem Operationssaal des Katharinenhospitals. Anästhesisten übten an einer High-Tech-Simulationspuppe, wie sich Fehler während der Narkose vermeiden lassen.

¿10 · Panorama Frauen im Kampf gegen Malaria an vorderster Front

Wie bisher wollen wir die Titelseite als Schaufenster der Zeitung auffassen und direkt am Start auf Inhalte im Innern verweisen. Dazu dient die Anrissleiste, die immer links auf der Titelseite steht. Die Überschriften können ein- oder zweizeilig sein, je nachdem, wie viel Text für eine gute Formulierung gebraucht wird. Der weitere Text steht im Flattersatz, das heißt der Text hat links eine glatte Kante und läuft nach rechts frei aus.

Im Kampf gegen Malaria setzen Experten von Hilfsorganisationen vermehrt auf Frauen: „Wenn die Frau die Risiken kennt, dann will sie ihre Kinder beschützen und spricht mit ihrem Mann.“

Leben in Kambodscha Deun ist 14 Jahre alt und noch nie zur Schule gegangen. Der Junge lebt mit seiner Familie in Kambodscha, einem armen Land in Südostasien. Außerdem: Wie funktioniert eigentlich ein Handy?

Inhalt 31 34 40 42 80

¿14 · Börse Dax

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Euro Stoxx 50 Euro

m m m

4674,32 Pkt. + 136,11 Pkt.

Aufmacher und Vorspann

2319,89 Pkt. + 60,35 Pkt.

1,3241 Dollar + 1,94 Cent

¿28 · Wetter

Der Artikel mit der größten Überschrift auf der Seite ist der Aufmacher. Er erhält einen größer gesetzten Text am Anfang, den Vorspann. Hier sollen die wichtigsten und interessantesten Informationen zum Thema stehen, damit der Leser einen schnellen Überblick erhält.

BERLIN. Unerwartet klar stieg der Ifo-Geschäftsklimaindex im April, nachdem er im Vormonat auf ein historisches Tief seit 1982 gefallen war. Der wichtige Frühindikator für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft legte von 82,2 Punkten auf 83,7

Bundestag regelt Gentests neu

Zumwinkeln und Schrödern

Tagesthema Jaschinski darf LBBW weiter führen Zu laut

BERLIN (StN). Der Bundestag hat nach über zehnjähriger Beratung der Anwendung von Gentechnik Grenzen gesetzt, um Menschen mit Risiken im Erbgut zu schützen. Union und SPD stimmten am Freitag für das Gendiagnostikgesetz, das Arbeitgebern und Versicherern bei der Nutzung von Gentests strenge Auflagen macht. Auch heimliche Vaterschaftstests und die Untersuchung Ungeborener auf Gesundheitsgefahren im Erwachsenenalter werden verboten. Kern der Regelungen ist die Freiwilligkeit der Tests. Mit dem Gesetz solle verhindert werden, dass Menschen aufgrund ihrer genetischen Daten diskriminiert würden, sagte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Die Opposition lehnte das Gesetz ab. Es soll noch in diesem Jahr in Kraft treten. ¿ Seite 2

Ein „Zumwinkel“ bringt 50 Punkte, bei einem „Liechtenstein“ zählen alle fünf Würfel. Und der Bonus, den es beim Punktesammeln zu ergattern gibt, heißt nun „Schmiergeld“. Eine Berliner Agentur hat ein Spiel zur Steueraffäre entwickelt, das stark an den Würfelklassiker „Kniffel“ erinnert. Naheliegenderweise wurde der Name „Zumwinkeln“ gewählt – in Anlehnung an den wegen Steuerhinterziehung verurteilten Ex-PostChef. Ob es weitere Neuentwicklungen gibt? Etwa „Merkeln“, die etwas andere Art zu pokern, oder „Schrödern“ als Monopoly à la Russe? (feu)

STUTTGART (ks/fk/sam). Der Chef der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), Siegfried Jaschinski, kann damit rechnen, ein Angebot für eine Verlängerung seines Vertrags zu bekommen. Die Trägerversammlung des Instituts hat Ministerpräsident Günther Oettinger „einvernehmlich“ beauftragt, mit Jaschinski „Möglichkeiten und Inhalt einer Vertragsverlängerung zu besprechen“, teilte die LBBW am Freitagabend mit. Die endgültige Entscheidung über die Inhalte des Vertrags hat sich die Trägerversammlung nach Informationen unserer Zeitung allerdings vorbehalten. Dem Vernehmen nach kommt man damit Kritikern entgegen. Außerdem war die Trägerversammlung sich einig, ausfallgefährdete Papiere der LBBW in Höhe von 12,7 Milliarden Euro über eine Landesgarantie abzusichern.

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Veranstaltungen Notdienste TV/Medien Familienanzeigen Die Letzte Seite

schaftslage deutlich pessimistischer: Laut ZDF-„Politbarometer“ glauben nur 12 Prozent, dass die Wirtschaftskrise noch 2009 überwunden werden kann. Die bisherigen Maßnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft halten 32 Prozent für ausreichend, 18 Prozent sogar für zu weitreichend. 33 Prozent sind dagegen der Meinung, mit den Konjunkturpaketen werde zu wenig getan.

Von Markus Grabitz Berliner Redaktion

Anrissleiste

Ihre Meinung bitte! StN online Unternehmer sind zuversichtlich – ist der Tiefpunkt erreicht? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

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Baby im Neckar war eine Totgeburt

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Gutachten schließt Straftat aus – Staatsanwaltschaft und Polizei stellen die Ermittlungen ein

Mittags 23˚ Nachts 9˚ Wechselnd wolkig und niederschlagsfrei

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Als „völlig unverantwortlich“ kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel die Warnungen vor sozialen Unruhen wegen der Wirtschaftskrise. Die CDU-Chefin sagte, damit würden Ängste geschürt und Panik verbreitet. Nach DGB-Chef Michael Sommer hatte auch die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt, Gesine Schwan, vor sozialem Unfrieden gewarnt. Schwan geriet dadurch aber auch in der eigenen Partei unter Druck. SPD-Fraktionschef Peter Struck sagte: „Es ist nicht gut, wenn wir davon reden, dass hier Unruhen ausbrechen könnten wie in Frankreich oder anderswo.“ Ähnliche Kritik äußerte auch Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. ¿ Tagesthema ¿ Unsere Leser und wir Seite 19

Punkte zu, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Von einer Trendwende könne man aber noch nicht sprechen, erklärte Ifo-Experte Klaus Abberger. „Eher von der Hoffnung auf ein Ende des Erdrutsches.“ Ifo-Chef Hans-Werner Sinn erklärte: „Die Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage nicht mehr ganz so unzufrieden wie im Vormonat.“ Auch die Skepsis hinsichtlich der kommenden sechs Monate habe bei den 7000 befragten Firmen etwas abgenommen. So blicken auch die zuletzt schwer gebeutelten Industrieunternehmen zuversichtlicher nach vorn. „Der Rückgang der Wirtschaftsleistung dürfte sich damit deutlich verlangsamen“, so Sinn. Die Unternehmen wollten aber weiter Stellen abbauen. Dagegen beurteilen die Bürger die Wirt-

Trotz düsterer Prognosen sind die deutschen Unternehmen erstmals in diesem Jahr deutlich optimistischer. Die Bevölkerung glaubt laut Politbarometer allerdings nicht daran, dass es schon bald wieder aufwärtsgeht.

Haßloch in der Pfalz ist die Teststadt Deutschlands. Große Konzerne überprüfen dort neue Produkte. Erst danach wird entschieden, ob die Waren in den bundesweiten Verkauf gehen.

Panorama 10 Roman 18 Unsere Leser und wir 19 Kultur 20 Kulturmagazin 21

¿ Wirtschaft Seite 15

Kanzlerin Merkel warnt vor Panikmache wegen der Krise – Umfrage: Bürger bei Wirtschaftslage pessimistisch

Die Teststadt

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ten wehren sich gegen eine Übernahme von Opel durch Fiat. Der italienische Konzern habe „richtig dicke Liquiditätsprobleme“ – und wolle nur die Opel-Bürgschaften. Foto: ddp

STUTTGART. „Klarer strukturiert, besser sortiert und lesefreundlicher“: Dies ist das wichtigste Ziel, das sich Chefredakteur Christoph Grote und die Redaktion bei der Neugestaltung dieser Zeitung gesetzt haben. Vom heutigen Samstag an erscheint sie im neuen Design. Der renommierte Zeitungsdesigner Norbert Küpper aus Meerbusch bei Düsseldorf, der das überarbeitete Layout entworfen hat, setzt dabei auf ein unverwechselbares Erscheinungsbild: Diese Zeitung bekomme „mit der Versa eine moderne Überschriftentype, die erstmals bei einer Tageszeitung eingesetzt wird“. Als Grundschrift wird die bewährte Excelsior beibehalten. Die Schriften gelten für alle Ressorts, auch für Kultur und Sport, die bisher abweichende Typen verwendeten. Norbert Küpper hat im Rahmen der Umgestaltung zahlreiche über die Jahre entstandene gestalterische Sonderformen entfernt und so das Erscheinungsbild bewusst vereinfacht: „Insgesamt wird diese Zeitung dadurch lesefreundlicher und eleganter. Die Leser sollen von einem klaren, aufgeräumten Erscheinungsbild auf einen klaren, seriösen Inhalt schließen.“ ¿ Seite 6 und 7

Firmenchefs schöpfen etwas Hoffnung

¿45 · Querschnitt

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brachte Unruhe. Fiat hat aber ein konkretes Angebot dementiert – überhaupt wären die Motive unklar. Und dann sind da noch Chrysler, die Austro-Kanadier Magna und der New Yorker Finanzinvestor Cerberus. Die Gewerkschaf-

OP als Puppenstube

Foto: Poller

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Von Jürgen Bock

STUTTGART. Der tote Säugling, den Mitarbeiter einer Plochinger Entsorgungsfirma Ende Februar in einem Abfallcontainer gefunden haben, ist keinem Verbrechen zum Opfer gefallen. Zu diesem Schluss kommt die Gerichtsmedizin in Tübingen. In einem Gutachten führen die dortigen Experten aus, dass der nachträglich Maximilian genannte Junge bereits tot zur Welt gekommen sein muss. Demnach können die Ermittler den Vorwurf der Kindstötung ausschließen. Der

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Säugling, dessen Alter zunächst auf einige Wochen geschätzt wurde, war in einem Abfallcontainer im Plochinger Hafen entdeckt worden. Dessen Inhalt stammte aus der Cannstatter Neckarschleuse, so dass schnell klar war, dass der kleine Bub in den Neckar geworfen worden war. Der Säugling ist im März unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Plochingen beerdigt worden. Seine Identität bleibt wohl ungeklärt. Die Ermittlungsgruppe Leuze hat zwar rund 30 Spuren verfolgt, ein konkreter Hinweis auf Maximilians Herkunft fand sich aber nicht darunter. Weil eine Straftat nun

ausgeschlossen wird, haben sich Polizei und Staatsanwaltschaft darauf geeinigt, die Ermittlungen einzustellen. Von der besonderen Tragik des Falles abgesehen stellt die Tat rein rechtlich lediglich eine Ordnungswidrigkeit dar. Wären die Mutter oder andere Verantwortliche gefunden worden, hätten sie lediglich mit einer Geldbuße rechnen müssen, weil die Bestattung von tot geborenen Kindern gesetzlich vorgeschrieben ist. Fachleute gehen davon aus, dass die Mutter sich in einem absoluten Ausnahmezustand befunden hat. ¿ Stuttgart Seite 23

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THEMA: Ihre Warnung vor sozialen Unruhen setzt Gesine Schwan zu Von Wolfgang Molitor Gesine Schwan hat verloren. Gelassenheit. Augenmaß. Politisches Verantwortungsbewusstsein. Politisches Gespür. Kurz gesagt: den Überblick. Eine Persönlichkeit, die sich um das höchste Amt im Staat bewirbt, muss darauf achten, nicht achtlos daherzu schwadronieren – erst recht dann nicht, wenn es um den sozialen Frieden in dieser von der Weltwirtschaftkrise geschüttelten und verunsicherten Gesellschaft geht. Es macht Gesine Schwan noch immer sympathisch, dass sie den politischen Floskeln ausweicht, dass sie spontan ist und eine ehrliche Haut. Aber die sozialdemokratische Herausforderin darf keinen parteipolitischen Parolen-Wahlkampf führen, wenn sie Horst Köhler aus dem Schloss Bellevue verdrängen will. Ganz offensichtlich wollen die Deutschen am 23. Mai keine Wahl nach Parteibuch, sondern nach Format. 76 Prozent plädieren für eine zweite Amtszeit Köhlers, nur neun Prozent wollen Gesine Schwan. Selbst in ihrer Partei, deren Herz sie als Kandidatin nie richtig erobern konnte, kommt Schwan nur noch auf 16 Prozent Unterstützung. Sie hat es sich selbst zuzuschreiben. Zu flott, zu laut, zu schrill: Ihre zweite Chance – Schwan hat sie leichtfertig vertan.

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c.grote@stn.zgs.de

Überschriftentype

Hierarchie der Themen

Umbruch 1 + 4

Meinungsartikel

Per Telefax:

Die neue Überschriftentype heißt Versa Sans. Sie wurde im Jahr 2001 von dem niederländischen Schriftkünstler Peter Verheul entworfen. Die Versa Sans wird erstmals bei einer Tageszeitung eingesetzt. Sie wirkt weicher, eleganter als andere Schriften, weil sie handschriftlich beeinflusst ist. Sie ist gut lesbar, weil die Buchstaben nicht starr und monoton wirken, sondern lebendig und abwechslungsreich.

Die Themen auf einer Seite werden in einer klaren Hierarchie von groß nach klein präsentiert. Darum haben die Überschriften unterschiedliche Größen, und deshalb sind die Artikel unterschiedlich lang. Das ist der Vorteil der gedruckten Zeitung gegenüber allen anderen Medien: Wir bieten Übersichtlichkeit und eine klare Sortierung durch die ganze Zeitung. Der Leser soll damit einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse des Tages erhalten.

Um die Inhalte klar und übersichtlich zu gliedern, wird bei den meisten Seiten eine Spalte für Meldungen oder kleinere Artikel abgetrennt. Auf den verbleibenden vier Spalten stehen längere Artikel. Man nennt diese Seitenaufteilung auch 1 + 4. Manche Zeitungen haben in den letzten Jahrzehnten immer mehr Spalten eingeführt, so dass manche bei sieben Spalten angekommen sind. Wir folgen dem Trend jedoch nicht, weil eine etwas größere Spaltenbreite für die Lesbarkeit des Textes optimal ist.

Zwischen Nachricht und Meinung wollen wir auch gestalterisch trennen. Darum erhalten Kommentare einen Rubrikenkopf (siehe Tagesthema) als Kennzeichnung und eine magere Überschrift. Auf der Titelseite zeigt dieser Artikel ein Bild des Autors. Am Ende kann ein Hinweis aufs Internet stehen. Die Leser können dort ihre Meinung zu dem aktuellen Thema äußern.

07 11/72 05-71 09

Per Post:

Stuttgarter Nachrichten Chefredakteur Christoph Grote Plieninger Straße 150 70567 Stuttgart Herzlichen Dank!

Andere Länder, anderes Aussehen Lebendige Titelseiten sollen Leser an das Blatt binden – Viele Zeitungen in Europa setzen auf das kleinere Format Von Norbert Küpper Der European Newspaper Award hat in diesem Jahr zum zehnten Mal stattgefunden. Eine gute Gelegenheit, aktuelle Strömungen bei Europas Zeitungen zu beleuchten.

Skandinavien Die Zeitungen haben von jeher einen hohen visuellen Anspruch. Der Bildanteil ist sehr groß, die Redaktionen haben viele Fotografen und Layouter, um jeden Tag anspruchsvolle Zeitungen zu machen. Bei vielen Verlagen wird täglich eine Fotoreportage präsentiert. Das bedeutet, eine Story wird vorwiegend mit Bildern erzählt. In Skandinavien entstand der Trend, handliche Zeitungen im Tabloid-Format zu machen. Tabloid bedeutet halbes Zeitungsformat. Entwickelt man dieses Format gestalterisch weiter, entsteht eine Art tägliches Magazin.

Osteuropa Hier folgt man gerne den Ideen aus Skandinavien, da dort auch einige skandinavische

Verlage in den vergangenen Jahren Zeitungen gegründet haben. Insgesamt ist sehr viel Entwicklungspotenzial zu beobachten, denn in vielen Ländern Osteuropas sind die Zeitungsauflagen nicht sehr hoch. Ein besonders kreatives Beispiel ist die rumänische Zeitung „Business Standard“.

Belgien, Niederlande Gerne werden hier Ideen aus anderen Kulturkreisen weiterentwickelt. Der Bildeinsatz erinnert an Großbritannien, weil die Fotos oft nachrichtlich wirken. Auch hier gibt es den Trend zum Tabloid-Format, die Zeitungen sind insgesamt nicht so aufgelockert wie in Skandinavien.

Irland Hier gibt es besonders viele Lokalzeitungen. „The Mayo News“ aus Westport hat 2008 den Hauptpreis in der Kategorie Lokalzeitungen gewonnen. Die Jury schätzt Zeitungen, die eine geringe Auflage und großes Engagement zeigen. Das beweist, dass man nicht viel Geld benötigt, um gutes Design zu machen – aber eine professionelle Mannschaft.

Frankreich Generell machen wenige Zeitungen aus Frankreich beim Newspaper Award mit. „Liberation“ ist ein Vorreiter für das Tabloid-Format und hat eine Titelseite, die von einem großen Bild beherrscht wird.

Großbritannien Besonders berühmt ist der „Guardian“ aus London. Diese Zeitung hat mehrmals Hauptpreise beim Newspaper Award gewonnen. Besonders interessant ist die Typografie. Es wurden eigens Schriften für den „Guardian“ entworfen. Das macht ihn in der Zeitungslandschaft unverwechselbar.

Deutschland Bei uns sehen Zeitungen eher textbetont und seriös aus. Durch den European Newspaper Award haben viele Verlagshäuser Anregungen bekommen, ihren Bildeinsatz zu verbessern und über das Konzept ins-

gesamt nachzudenken. Das Verhältnis von Text und Bild hat sich in den vergangenen Jahren klar in Richtung Bild verschoben.

Schweiz Die „Basler Zeitung“, der aktuelle Preisträger in der Kategorie Regionalzeitung, ist typisch für die Layouttradition der Schweiz: Klarheit, Übersichtlichkeit und Ordnung stehen im Vordergrund.

Spanien Dieses Land bildet den Gegenpol zu Skandinavien. In den vergangenen Jahren kamen auch einige Hauptpreisträger von der Iberischen Halbinsel, etwa „El Correo“, „Heraldo de Aragon“ oder „El Periodico de Catalunya“. Die spanischen Zeitungen sind von jeher im Tabloid-Format und haben oft eine sehr lebendige Titelseite. Das signalisiert dem Leser Vielfalt. „El Correo“ war eine der ersten Zeitungen, bei denen der Start einer neuen Sektion über eine Doppelseite geführt wurde. „Diario de Balears“ folgte bald dieser Innovation.


Office for Newspaper Design

Presentation of the new layout

Das neue Layout Wirtschaft

Joachim Jacob, Lidls Berater für Datenschutz, macht sich für Persönlichkeitsrechte in Unternehmen stark

lar vernichten zu lassen. Dem ist die Geschäftsleitung zeitnah gefolgt und hat festgelegt, dass die entsprechenden Unterlagen in bereitgestellten Shreddern zu vernichten sind. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass solche Formulare lediglich in sieben von 35 Regionalgesellschaften eingesetzt waren. Vier Gesellschaften waren offenbar durch vorausgegangene Schulungen und Informationsgespräche schon so sensibilisiert, dass sie diese Formulare bereits bis August 2008 aus dem Verkehr gezogen haben. Weitere zwei haben dies infolge der Vorgaben der Geschäftsleitung bis Mitte Januar 2009 getan. Alle betroffenen Regionalgesellschaften – übrigens auch die, bei der der Verkaufsleiter völlig unkorrekt gehandelt hat – haben die Vershredderung der Unterlagen gegenüber der Geschäftsleitung bestätigt. Es ist also ein Einzelfall, wenn auch ein sehr bedauerlicher.

Lidl hat daraufhin den Deutschland-Chef ausgewechselt und durch den Manager Jürgen Kisseberth ersetzt, der schon 20 Jahre im Unternehmen ist. Wäre es nicht besser gewesen, jemanden von außen zu holen, um Vertrauen zu schaffen?

Ich halte ein Arbeitnehmer-Datenschutzrecht für außerordentlich wichtig. Dazu gehört, wie man mit Bewerbungsunterlagen umgeht und inwieweit bei der Einstellung von Mitarbeitern nach Gesundheitsdaten gefragt wird. Da liegt sehr viel im Argen. Man braucht vernünftige Regelungen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, die dem Persönlichkeitsrecht des Arbeitnehmers gerecht werden.

Als Datenschutzberater kann ich zur Geschäftspolitik nichts sagen. Ich habe aber mit Herrn Kisseberth in seiner neuen Funktion bereits Gespräche geführt und ihn als einen sehr sachbezogenen und für Datenschutz aufgeschlossenen Mann kennengelernt. Er sieht dieses Thema als sehr wichtig an, und ich habe den Eindruck, dass die Dinge in seiner Hand gut laufen werden.

Mit solchen Skandalen verspielen die Unternehmen Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Wie können sie beides wieder zurückgewinnen?

Wäre denn ein generelles Verbot der Überwachung von Arbeitnehmern sinnvoll, wie es DGB-Chef Michael Sommer gefordert hat?

Auf Dauer geht das nur, wenn man in der Öffentlichkeit deutlich machen kann, wie wichtig einem diese Fragen sind, und dass sich etwas ändert. Beispiel Videoüberwachung: Die wurde bei Lidl sofort abgebaut – das zeigt doch, dass der gute Wille da ist. Auch dass Lidl die Hilfe eines externer Datenschutzberaters – in diesem Fall mich – zu Hilfe nimmt und die schon genannte Projektgruppe Datenschutz eingerichtet hat, der übrigens auch Professor Büllesbach, ehemaliger Konzern-Datenschutzbeauftragter von Daimler, angehört, zeigen, dass es das Unternehmen ernst meint. Wichtig ist, dass auch die Mitarbeiter etwas beitragen können. Für sie wird es in Kürze eine Informationsbroschüre geben, in der sie auf ihre Rechte hingewiesen werden. Wenn Dinge nicht ordnungsgemäß laufen, haben sie die Möglichkeit, sich an den Datenschutzbeauftragten zu wenden, der solche Hinweise vertraulich behandelt. Es sind viele Mosaiksteine.

Eine Vollüberwachung von Arbeitnehmern ist heute schon unzulässig. Das darf es nicht geben, ebenso wenig wie eine Überwachung der Mitarbeiter zu einer umfassenden Leistungs- und Verhaltenskontrolle. Unter bestimmten Voraussetzungen wird man aber stichprobenhaft kontrollieren müssen, ob ein Mitarbeiter bestimmte Leistungen und Verhaltensweisen zeigt – auch in seinem eigenen Interesse, wenn es um das Weiterkommen im Job geht. Man kann aber einen Menschen nicht ständigem Überwachungsdruck aussetzen.

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Ist der Datenschutz unzureichend, oder sind die Unternehmen dreister und unverantwortlicher geworden? Ich glaube, dass allgemein eine gewisse Gedankenlosigkeit eine Rolle spielt. Man glaubt, das machen zu können, was technisch möglich ist. Hier muss in der Tat umgedacht werden. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass neben dem Schutz von Eigentum auch die Menschenwürde und die Persönlichkeitsrechte des Einzelnen Verfassungsgrundsätze sind. Auch der Datenschutz ist ein Verfassungsgrundsatz. Das Bewusstsein der Beteiligten muss in diese Richtung gelenkt werden.

Viele Unternehmen haben Datenschutzbeauftragte. Taugen die denn nichts?

Wo ich tätig war, habe ich immer sehr engagierte Datenschutzbeauftragte kennengelernt – sowohl bei Betrieben als auch bei

Zur Person

Joachim Jacob

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¡ 1939 in Bamberg geboren ¡ 1966 beginnt der Jurist nach dem Studium seine Karriere im Bundesministerium des Innern ¡ 1968 promoviert er an der Universität Erlangen-Nürnberg und wird später Vizepräsident des Statistischen Bundesamts und Direktor bei der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung ¡ 1993 wird er Bundesdatenschutzbeauftragter. Er hat das Amt bis zu seinem Ruhestand 2003 inne ¡ Seit April 2008 berät Jacob, der auch Datenschutzbeauftragter der FDP ist, den Discounter Lidl bei Datenschutzfragen

Produktpiraterie kostet Milliarden STUTTGART (wro). Marken- und Produktpiraten verursachen deutschen Firmen massive Schäden. Schätzungen gingen von bis zu 30 Milliarden Euro jährlich aus, sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister am Freitag in Stuttgart. 70 000 Arbeitsplätze gingen jährlich durch die Fälschungen bundesweit verloren. Weltweit beziffern Experten die Schäden durch Produktpiraterie auf etwa 300 Milliarden Dollar (227 Milliarden Euro) im Jahr. „Vor 20 Jahren ging es bei dem Thema um Luxusartikel, heute geht es um Ersatzteile, Arzneimittel, Lebensmittel und Investitionsgüter“, sagte Pfister. Im Maschinenbau seien zwei Drittel der Firmen betroffen. Die Schäden summierten sich allein hier auf sieben Milliarden Euro jährlich. Immer öfter würden nicht nur Teile, sondern ganze Maschinen gefälscht, so Pfister. Die meisten gefälschten Waren kommen aus China (28,6 Prozent), gefolgt von den USA (18,5) und Thailand (17,3).

Scannen und gescannt werden – das Los vieler Beschäftigter im Handel Behörden. Manchmal läuft es aber so, dass Datenschutzbeauftragte bei bestimmten Vorgängen nicht eingebunden sind, obwohl sie das sein müssten. Datenschutz muss Bestandteil der Unternehmenskultur werden. Der entscheidende Punkt ist, dass die Leute sensibilisiert werden. Die Frage muss lauten: Ist das Mittel, das ich für meine Zwecke einsetze, nicht nur geeignet, sondern auch angemessen? Es geht um die Verhältnismäßigkeit.

Seit April 2008 sind Sie bei Lidl als Berater in Datenschutzfragen tätig. Was hat sich seither verändert?

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Eine Menge. Wichtigster Punkt für mich war, dass damals ab sofort keine Detektive mehr eingesetzt und die Videoanlagen abgebaut wurden. Außerdem hat sich das Unternehmen bei Mitarbeitern und Kunden entschuldigt. Wir haben dann sofort Datenschutzbeauftragte für die Regionalgesellschaften, die Stiftung und für die Dienstleistung eingesetzt. Im Übrigen wurden bzw. werden alle Geschäftsprozesse darauf untersucht, ob sie datenschutzrechtlich in Ordnung sind. Alle sind sehr engagiert. Bei allen Beteiligten ist ein neues Bewusstsein entstanden. Selbstverständlich werden auch die Mitarbeiter in den Führungsebenen mit datenschutzrechtlichen Fragen vertraut gemacht und entsprechend sensibilisiert.

Foto: fotolia/B. Werkmann

Aber da war doch noch der Skandal mit den geheimen Krankenakten, die in einer Mülltonne gefunden wurden.

Dieser Tage wurde eine Datenschutzpanne bei Daimler und auch bei der Ulmer Drogeriekette Müller bekannt. Sind solche Fälle nur die Spitze eines Eisbergs, oder rechnen Sie mit weiteren Datenschutzverstößen?

Die wird es immer geben, im vergangenen Jahr haben sich die Datenskandale geradezu gehäuft. Wir können aber dazu beitragen, dass es weniger werden. Beispiel Bahn: Da ging es um Datenabgleich im Zusammenhang mit Korruptionsgeschichten. Um die zu verhindern, kann man natürlich ÜberprüHaben Sie von diesen Krankenformularen fungsaktionen starten. Aber es muss doch nichts gewusst? immer die Verhältnismäßigkeit gewahrt sein. Dazu brauchen die Unternehmen Strukturen, die sicherBei allen Kontrollen stellen, dass die Persönlichkeitsmuss die rechte der Mitarbeiter zum Tragen kommen. Nur so lässt sich daVerhältnismäßigkeit für ein Gespür entwickeln. In begewahrt sein sagtem Fall muss man doch nicht flächendeckend alle Mitarbeiter Joachim Jacob, überprüfen. Das hat mich sehr verärgert. Ein Verkaufsleiter in Nordrhein-Westfalen hat diese Daten aufbewahrt und auf eine Weise entsorgt, wie es nicht vorkommen darf – entgegen den Vorgaben, diese Unterlagen zu shreddern.

Datenschutzberater bei Lidl

Dieses Formular mit Krankheitsdaten ist bei mir erstmals im November 2008 über den Schreibtisch gegangen. Es ging dabei um Angaben zu Krankheiten, die Mitarbeiter bei einer Befragung freiwillig gemacht haben. Da eine solche Befragung datenschutzrechtlich höchst problematisch ist, habe ich gemeinsam mit der mich nachhaltig und sehr engagiert unterstützenden Projektgruppe Datenschutz der Geschäftsleitung sofort dringend empfohlen, das Formu-

Heute besitzt fast jeder Verbraucher eine Kundenkarte. Wie gläsern sind wir?

Die Besitzer einer Kundenkarte müssen darüber aufgeklärt werden, dass Daten über sie gespeichert und diese teils auch zu Werbezwecken genutzt werden. In der Regel wird man ja auch darauf aufmerksam gemacht, vielleicht manchmal nicht deutlich genug. Man kann über solche Karten geteilter Meinung sein. Wenn aber jemand den Bedingungen zustimmt, dann ist das seine Entscheidung und auch in Ordnung.

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Stromsteuer oder Belastungen aus dem Stromeinspeisegesetz, „wäre man beim Strompreis auf dem Niveau von 1998“, sagte Werner Bohnenschäfer vom Leipziger Institut für Energie (IE), das die Strom- und Gaspreisstudie angefertigt hat.

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Ohne staatliche Zusatzbelastungen wären Tarife auf Niveau von 1998 Im Klartext: Entgegen der landläufigen Meinung sind es weniger die Energieversorger als vielmehr staatliche Abgaben, die die Preise treiben. Ähnlich, wenn auch nicht ganz so gravierend, ist die Lage beim Gas. Hier lägen die Tarife für Haushalte um 15 bis 20 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Während die Deutschen im EU-Vergleich also schlecht dastehen, gibt es für die Verbraucher in Baden-Württemberg auch positive Nachrichten. Die im Südwesten

BRÜSSEL (rtr). Die EU will Finanzmanagern mit Vorschriften zu Bonuszahlungen und Abfindungen die Jagd nach kurzlebigem Erfolg austreiben. Millionenhohe Belohnungen für schnelle Gewinne bei hochriskanten Geschäften seien zwar nicht der Hauptgrund der Finanzkrise. Doch „unangemessene Vergütungspraktiken in der Finanzindustrie führten dazu, dass übermäßige Risiken eingegangen wurden, die zu deutlichen Verlusten beitrugen“, heißt es im Entwurf der EU-Kommission für eine Empfehlung zur Managerbezahlung. Diese zielen darauf ab, stärker den langfristigen Geschäftserfolg zum Maßstab für Vergütungen zu machen. Einen goldenen Handschlag für Manager, die für Verluste verantwortlich sind, soll es nicht mehr geben. Der Vorschlag soll am Mittwoch veröffentlicht werden. Doch da die EU auf diesem Gebiet keine gesetzliche Kompetenz hat, wird die Kommission nur eine nichtbindende Empfehlung an die Mitgliedstaaten vorlegen. Ähnliche Leitlinien zur Managerbezahlung aus dem Jahr 2004 wurden von fast keinem der 27 EU-Staaten vollständig befolgt. Doch in der Finanzkrise ist die Empörung in der Öffentlichkeit groß über Bankvorstände, die für horrende Verluste mitverantwortlich sind und trotzdem mit großzügigen Abfindungen ihre Posten verlassen. In Deutschland hat der Bundestag Auflagen und Gehaltsobergrenzen für Banken beschlossen, die Staatshilfen beantragt haben. Die EU will aber Regelungen, dass Boni auch zurückgefordert werden können.

Bei Verspätungen Geld zurück BERLIN (AP). Bahnkunden erhalten künftig bei Zugverspätungen ab 60 Minuten Geld zurück. Der Bundestag beschloss am Freitag gegen die Stimmen der Opposition neue Fahrgastrechte im Nah- und Fernverkehr, die über die bisherige Selbstverpflichtung der Deutschen Bahn hinausgehen. Stimmt der Bundesrat am 15. Mai zu, so treten die neuen Regeln gerade noch zu Beginn der Hauptreisesaison Mitte Juli in Kraft. Linken, Grünen und Fahrgastverbänden gehen die Rechte nicht weit genug. Sie fordern Erstattungen schon bei mehr als 30 Minuten Verspätungen. Bei einer Verspätung von einer Stunde gibt es künftig 25 Prozent (bisher waren es 20 Prozent) des Fahrpreises zurück, bei zwei Stunden 50 Prozent, auf Wunsch auch in bar. Bisher gab es nur Gutscheine. Der Wechsel des Verkehrsmittels wird künftig erlaubt: Im Nahverkehr dürfen ab 20 Minuten Verspätung höherwertige Züge benutzt werden.

Zeit

erhältlichen Strom- und Gastarife bewegen sich laut der IE-Studie „im Vergleich zu anderen Bundesländern im mittleren bis unteren Preissegment“. Mit 693 Euro Stromkosten im Jahr rangiere der Vier-Personen-Durchschnittshaushalt im Ländervergleich auf Platz drei. Nur in Berlin (640 Euro) und Hamburg (653 Euro) kommen die Verbraucher noch günstiger weg. Beim Gas sei man mit 1789 Euro im Mittelfeld. Durchschnittlich könne jeder Baden-Württemberger zwischen 40 verschiedenen Stromanbietern wählen, so Pfister. Beim Gas, wo der Wettbewerb noch weniger stark ausgeprägt ist, seien mindestens sechs Anbieter quasi flächendeckend präsent. Nirgends habe der Kunde so gute Möglichkeiten, seine Marktmacht einzusetzen, wie im Südwesten. Um vom guten Wettbewerb zu profitieren, müssten die Menschen aber selbst aktiv werden und zu günstigeren Sondertarifen oder Versorgen wechseln.

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Finanzmanager sollen am langfristigen Erfolg gemessen werden

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Samstag–Sonntag

Höhere Steuern und Abgaben auf Strom und Gas – Verbraucher im Südwesten kommen aber gut weg STUTTGART. Strom und Gas bleiben in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern der EU teuer. Wie aus einer neuen Studie hervorgeht, ist einer der Hauptpreistreiber der Staat. Es gebe kaum ein Land in der Europäischen Union, das bei Steuern und Abgaben auf Energie so zugelegt habe wie Deutschland, sagte der baden-württembergische Wirtschaftsminister Ernst Pfister. Allein zwischen 2000 und 2008 hätten sich die Steuern und Abgaben auf Strom um 50 Prozent erhöht und summierten sich heute auf rund zwei Fünftel der Gesamtkosten für Haushaltsstrom. Nur ein Drittel des Endpreises sei vom Markt, etwa durch die Beschaffung- und Vertriebskosten, bestimmt. Als Folge liegen die Strompreise in Deutschland „30 Prozent über dem EUDurchschnitt“, sagte Pfister. Ohne staatliche Zusatzbelastungen, etwa durch die

EU gegen Jagd auf Bonuszahlungen

Fernzone Inland (Call-by-Call)

Der Staat treibt die Energiepreise Von Walther Rosenberger

Der Stuttgarter Sportwagenbauer Porsche will unter dem Namen Panamera eine neue Pkw-Klasse definieren – den Familiensportwagen. Das Auto macht sich auch als Skulptur gut.

Telefontarife

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Arcor / 0 10 70 Tele 2 / 0 10 13

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Samstag–Sonntag

Arcor / 0 10 70 Tele 2 / 0 10 13

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Festnetz zum Handy (Inland) MCN / 01 00 66 Line Call * / 0 10 67

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1 Zwischenzeilen Interessante Textstellen werden hervorgehoben. Dafür dienen Zwischenzeilen. Sie repräsentieren mit Bildern, Überschriften und Bildtexten die erste Informationsebene. Hier entscheidet sich, ob die Leser diese Elemente so interessant finden, dass sie den Artikel lesen möchten. Tests zeigen, dass die erste Informationsebene weitestgehend genutzt wird. Sie dient dazu, einen Überblick zu erhalten, und hilft bei der Auswahl interessanter Inhalte.

2 Zitat mit Bild Das Zitat mit Bild gehört zu den bereits früher benutzten Stilformen der Zeitung. Manchmal sind ja einzelne Sätze einer Stellungnahme besonders interessant und aufschlussreich. Wir wollen sie auch gestalterisch hervorheben, damit die Leser einen Eindruck von den Inhalten des Artikels bekommen.

3 Ergänzung zum Thema

Ortsnetz Arcor / 0 10 70 Star 79 * / 0 10 79

Hintergründe, Fakten, weitere Informationen werden in kleinen Blöcken gesammelt. Das dient der Übersicht und erleichtert den Lesern die Informationsaufnahme. Diese Texte haben Gliederungspunkte, die der Redaktion helfen, komplexe Inhalte für die Leser klar zu strukturieren.

* mit kostenloser Tarifansage, Stand: 24. 4. 2009 Ohne Gewähr, da kurzfristige Preisänderungen möglich Alle Anbieter = Minutentakt. Quelle: biallo.de

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Unterzeile

Farbe als Leitelement

Blockumbruch

Bilder

Neben der Überschrift haben die meisten Artikel noch zusätzlich eine Unterzeile. Sie enthält weitere Informationen, die für die Leser als Ergänzung zur Überschrift wichtig sind. Die Unterzeile erscheint ebenfalls in der Schriftart Versa Sans.

Wie bisher soll Farbe die Leser über die Seite führen und auf wichtige Rubriken oder Ergänzungen aufmerksam machen. Sie wird jedoch nie als Dekor aufgefasst, sondern dient immer der Führung des Lesers durch seine Zeitung.

Jeder Artikel der Zeitung wird so arrangiert, dass er mit allen seinen Teilen – also Überschrift, Text, Bild und eventuell einer Ergänzung – zusammen vier Kanten bildet. Dadurch wird sofort klar, welche Inhalte zusammengehören. Der Blockumbruch schafft Übersichtlichkeit und vereinfacht die Informationsaufnahme.

Bilder spielen bei unserer Zeitung schon immer eine wichtige Rolle als Ergänzung zu den Texten. Bilder sind immer leichter zu entschlüsseln und leichter im Gedächtnis zu speichern als Texte. Bilder sollen zusätzlich zu den Texten Informationen liefern, etwa über die Emotionen bei einem Unfall oder über Details, die sich im Text nur schwer darstellen lassen.

Eleganz, Seriosität und Modernität liegen im Trend Zeitungsdesigner Norbert Küpper verbessert Lesbarkeit und Übersichtlichkeit – Zeitung als Markenartikel Norbert Küpper (52) aus Meerbusch bei Düsseldorf hat uns bei der Neugestaltung unserer Zeitung begleitet. Er ist bereits seit 25 Jahren als Zeitungsdesigner tätig.

Herr Küpper, Sie arbeiten in der Gutenbergstraße. Ist es Zufall oder Absicht?

Ich habe zunächst eine Ausbildung zum Schriftsetzer absolviert und dann Design studiert. Ich bin also tatsächlich ein Jünger Gutenbergs, und in meiner Garage stehen noch Regale mit Bleisatz und eine kleine Druckmaschine. Das Büro in der Gutenbergstraße ist Absicht und unterstreicht meine Verbundenheit zur Tradition und zur gedruckten Information.

Ist das Wissen aus Gutenbergs Zeit denn heute noch wichtig?

Seine Erfindung, der Bleisatz mit beweglichen Lettern, ist zum Glück überholt, die Erfahrungen und das Wissen, das sich über viele Jahrhunderte gebildet hat, sind heute noch aktuell. Ich sehe zum Beispiel im Internet Texte, die drei Zentimeter schmal sind, oder andere, die 18 Zentimeter breit sind. Die optimale Spaltenbreite liegt aber eher

zwischen sechs und neun Zentimeter. Bei dieser Breite ist für die Leser der Sprung vom Ende einer Zeile zum Beginn der neuen am effektivsten. Damals wie heute ging es darum, Texte gut lesbar zu präsentieren.

Unsere Zeitung wird ja eher evolutionär verändert. Warum haben Sie nicht mehr gemacht? Zeitungen sind gut eingeführte Markenartikel. Sie leben auch davon, dass sie Zuverlässigkeit und hohe Qualität signalisieren. Zur Zuverlässigkeit gehört, dass sie sich nicht zu stark verändern, sondern nur da, wo man etwas besser machen kann. Die Zeitung soll insgesamt eleganter, ein wenig emotionaler und freundlicher daherkommen. Gleichzeitig sollen die Leser keine Probleme haben, sich an die Veränderungen zu gewöhnen. Durch die Überschriftentype Versa Sans wird ein eigenwilliges Erscheinungsbild unterstrichen. Diese Schrift wird erstmals bei einer Tageszeitung benutzt.

Sie veranstalten den European Newspaper Award, einen europaweiten Zeitungswettbewerb. Was sind die aktuellen Trends?

In ganz Europa setzt man auf Eleganz und Seriosität. Knallige Farben und boulevardeske Inhalte sind nicht in. Die Auflagen

Zur Person

Norbert Küpper ¡ 1984 gründete Norbert Küpper (52) das Büro für Zeitungsdesign. Seitdem hat er mehr als 90 Zeitungen in ganz Europa ein neues Gesicht gegeben. ¡ 1989 führt er eine BlickaufzeichnungsStudie durch. Erstmals konnte man so das Leserverhalten beobachten und die Lesbarkeit sowie die Funktionalität von Tageszeitungen verbessern. ¡ 1992 Neugestaltung der Zeitung „Gulf News“ in den Vereinigten Arabischen Emiraten. ¡ 1999 Gründung des European Newspaper Award. Im Jahr 2008 haben sich 236 Zeitungen aus 27 Ländern daran beteiligt. Foto: StN

Von Reimund Abel

www.editorial-design.com

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Von Reimund Abel

Porsche Panamera – noch Auto, schon Skulptur

StN: Ettischer

Innenminister Schäuble hat sich schon öffentlich zu einem Arbeitnehmer-Datenschutzgesetz bekannt. Was soll der Gesetzgeber tun?

¿20 · Kultur

19-7 7-19 Uhr

Das ist eine Gemengelage. Das Bewusstsein der Bürger ist im Laufe der Jahre gewachsen, gleichzeitig lässt eine fortschreitende Technik immer mehr Möglichkeiten zu. Aber nicht alles, was technisch möglich ist, ist auch mit den Persönlichkeitsrechten von anderen Menschen zu vereinbaren.

1605 erfindet Johann Carolus in Straßburg die Zeitung

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Herr Jacob, gibt es mehr Datenverstöße als früher, oder sind die Leute einfach sensibilisierter für dieses Thema?

Dem deutschen Autokonzern Opel droht die Rettung wider Willen. Der italienische Konkurrent Fiat gehört zu den wenigen industriellen Interessenten, ist in Rüsselsheim aber nicht beliebt.

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Von Imelda Flaig

Opel-Rettung wider Willen?

¿15 · Wirtschaft

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Eine Datenaffäre jagt die nächste – egal ob Bahn, Telekom, Daimler, Lidl oder wie zuletzt die Drogeriekette Müller. „Man kann Menschen nicht ständigem Überwachungsdruck aussetzen“, sagt Joachim Jacob, ehemaliger Datenschutzbeauftragter des Bundes und Berater von Lidl für den Datenschutz.

Eine Idee verändert die Welt

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Nummer 95 · Samstag, 25. April 2009

„Arbeitnehmer-Daten besser schützen“ 4 7

Nummer 95 · Samstag, 25. April 2009

von Boulevardzeitungen sind europaweit rückläufig. Dieser Trend zu Eleganz und Seriosität, gepaart mit Modernität, lässt sich übrigens auch bei Fahrzeugen, Möbeln und Kleidung beobachten. Wenn Sie sich einmal in einen Neuwagen setzen, finden Sie viele Details am Armaturenbrett und bei den Sitzen, die Seriosität und Zuverlässigkeit ausstrahlen. Es gibt derzeit also keinen Trend zu Trash und niedrigem gestalterischem Niveau. Bei Zeitungen im deutschen Sprachraum sind mehr schmale, klassizistische Überschriften zu finden, die die Seriosität unterstreichen. Die „Financial Times Deutschland“ ist dafür ein gutes Beispiel. In Skandinavien sind eher Überschriften ohne Serifen zu sehen. Die Tazzer wird dort gern benutzt. Sie wurde ursprünglich für die „Tageszeitung“ aus Berlin entworfen.

Sehen bald alle Zeitungen gleich aus, wenn wir den Trends folgen?

Hinsichtlich der Eleganz und Seriosität folgen wir der Hauptströmung, aber ansonsten bleibt Ihre Zeitung eigenwillig und unverwechselbar. Das erreichen wir in erster Linie durch die neue Überschriftentype Versa Sans und die bewährte Zeitungsschrift Excelsior.

Johann Carolus muss es irgendwann zu dumm geworden sein: Immer wieder musste er die Nachrichten seiner Korrespondenten handschriftlich vervielfältigen. Im Sommer 1605 begann er die Texte zu drucken, Gutenbergs Erfindung machte es möglich. Unter dem Titel „Relation: Aller Fürnemmen und gedenckwürdigen Historien“ erscheint die erste Zeitung der Welt in Straßburg – auf Deutsch. Zum ersten Mal konnten sich Menschen regelmäßig, aktuell und umfassend über das Zeitgeschehen unterrichten. Wobei Aktualität Anfang des 17. Jahrhunderts, als noch Postreiter die Nachrichten überbrachten, relativ war. Bis sie die deutsche Reichsstadt Straßburg mit ihren 2000 Einwohnern erreichten, dauerte es von Paris oder Wien aus zwei Wochen, von Prag aus bis zu einem Monat. Die Korrespondenten, die Carolus hatte, waren oft Diplomaten, die sich ein Zubrot verdienten. Sie lieferten Neuigkeiten aus Städten wie Köln, Prag, Rom, Venedig und Wien. Der Schwerpunkt lag auf internationaler Politik. Lokales und Regionales blieben außen vor. Ganz anders als heute: Vielen Lesern ist der Lokalteil ihrer Zeitung mit am wichtigsten. Denn für die Menschen ist es oft am spannendsten, was vor ihrer Haustür passiert. Carolus war Herausgeber, er schrieb selbst keine Artikel. Die Texte prüfte er weder auf ihren Wahrheitsgehalt, noch kürzte oder bearbeitete er sie. Auch da unterscheidet sich „Relation“ grundlegend von allen modernen Nachfolgern in der Zeitungsbranche. Und „Relation“ unterlag sogar der Zensur durch die Obrigkeit. Erst 1770 erwirkte der Radikalaufklärer Johann Friedrich Struensee die gesetzlich verbriefte Pressefreiheit in Deutschland. „Relation“ wurde auf Papier gedruckt, das aus Hadern bestand – zerkleinerten, eingeweichten Lumpen. Die Zeitung enthielt keinerlei Anzeigen, umfasste vier Seiten, von denen die letzte sogar manchmal unbedruckt blieb, und wurde im Abonnement vertrieben. Wie hoch die Auflage war, ist unbekannt. Nachdem Carolus zwölf wöchentliche Ausgaben veröffentlicht hatte, richtete er im Oktober 1605 ein Bittgesuch zum Schutz vor Nachahmern an den Straßburger Rat. Der lehnt den Antrag am 21. Dezember ab, verbietet den Weiterdruck der „Relation“ jedoch nicht. Gesammelte Ausgaben der Wochenzeitung von Carolus aus den Jahren 1609 und 1612 sind erhalten. Sie existiert bis nach dem Dreißigjährigen Krieg, als das Elsass französisch wird. Zu dieser Zeit, genauer vom 1. Juli 1650 an, wird in Leipzig die erste täglich erscheinde Zeitung gedruckt. Titel: „Einkommende Zeitungen“. Bereits wenige Jahrzehnte nach der Gründung des „Relation“ war die Konkurrenz auf dem Zeitungsmarkt so groß, dass erste Verleger beginnen, im Kampf um Abonnenten auf den Stil ihrer Blätter zu achten – der Beruf des Journalisten und Redakteurs entsteht. Deutschlands älteste noch erscheinende Tageszeitung, die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“, feierte 2005 ihr 300-Jahr-Jubiläum. Tageszeitungen sind bis heute ein Erfolgsmodell: In Deutschland erscheinen nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger täglich 25,95 Millionen Exemplare. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Meinungsvielfalt.

www.bdzv.de

Stichwort

Johannes Gutenberg Über Johannes Gutenberg, den Erfinder des Buchdrucks, ist erstaunlich wenig bekannt. Johannes Gensfleisch zur Laden, genannt Gutenberg, hat keine persönlichen Schriften hinterlassen, seine von ihm gedruckten Werke nicht einmal gekennzeichnet. Nur aus Urkunden und Briefen lässt sich sein Lebensweg rekonstruieren. Demnach kam Gutenberg um das Jahr 1400 als Sohn von Friele Gensfleisch und Else Wirich in Mainz zur Welt. Aufgrund politischer Unruhen musste Gutenberg seine Heimatstadt in jungen Jahren verlassen. Spätestens ab 1434 ist sein Aufenthalt in Straßburg nachweisbar. Dort tat Gutenberg sich mit kapitalkräftigen Partnern zusammen und begann ein geheimnisvolles Projekt, das in zeitgenössischen Dokumenten als „aventur und kunst“ bezeichnet wird. Vermutlich hat er in dieser Zeit mit der Entwicklung des Letterndrucks begonnen. Spätestens 1448 kehrte Gutenberg nach Mainz zurück und begann mit dem Aufbau einer Druckerwerkstatt. Hier entstand bis 1455 auch die sogenannte 42-zeilige Bibel, ein wegen seiner Perfektion bis heute bewundertes Meisterwerk. Ein reicher Mann ist Gutenberg mit seiner Erfindung nicht geworden. Am 3. Februar 1468 starb er. (StN)

Engaging readers The redesign of the Stuttgarter Nachrichten was intended to be evolutionary, not revolutionary. For that reason readers were informed about the innovations, not by an advertising campaign, but by the two-page spread shown here. The important changes are explained objectively and clearly.

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Front pages

Office for Newspaper Design

¿8 · Panorama

¿17 · Stuttgart und Region

Ein wenig Hoffnung für Kachelmann

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¿15 · Stuttgart und Region Schneller Erfolg der Polizei: Bankräuber mit Beute gefasst Knapp drei Stunden nach dem Überfall auf die Volksbank in Filderstadt-Bonlanden haben am Montagnachmittag auf einem Parkplatz in Tübingen die Handschellen geklickt. Der mutmaßliche Täter hatte Beute und Tatwaffe noch bei sich.

In einem keineswegs kuscheligen Märchenland spielt das Bilderbuch „Jakob“. Zwei Filmstudenten haben einen Comic über den Tod geschrieben, über die Suche nach dem Allerwichtigsten.

Foto: dpa

Vor dem WM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Australien am Sonntag forciert Bundestrainer Joachim Löw den Kampf um die elf Plätze in der Startformation. Einer der Wackelkandidaten ist Miroslav Klose (Foto).

¿28 · Verbraucher Zu jung zur Altersvorsorge? Dass die Rente möglicherweise nicht reicht, hat sich bei den meisten jungen Leuten herumgesprochen. Was sie dagegen tun können, wissen sie allerdings nicht. Wir geben Tipps.

¿6 · Landesnachrichten

ESSEN (ddp). Das Ringen um eine Zukunft der insolventen Kaufhauskette Karstadt ist beendet. Der Finanzinvestor Nicolas Berggruen wird neuer Eigentümer. Der Gläubigerausschuss habe „mit deutlicher Mehrheit beschlossen“, dass umgehend ein Kaufvertrag mit zwei Berggruen-Gesellschaften geschlossen werden soll, sagte Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg am Montag. Damit erhielt der Favorit von Verdi den Zuschlag. Die Dienstleistungsgewerkschaft sprach von einer „vernünftigen Entscheidung“. Damit ist auch eine Zerschlagung des Konzerns vom Tisch. Vor fast genau einem Jahr war der Insolvenzantrag gestellt worden. Berggruen kündigte an, er wolle „Karstadt wieder auf Kurs“bringen. ¿ Wirtschaft Seite 9

¿19 · Ein Stier sieht rot Er ist erst zwölf Jahre alt – und tötet mit einem Hieb schon einen 400 Kilo schweren Stier. Michel Lagravere aus Mexiko ist damit der weltweit jüngste Torero.

Inhalt 20 20 21 22 24

Euro Stoxx 50 Euro

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Stadt räumt Missverhältnis bei Gebühr für Freiluft-Gastronomie ein

1,1973 Dollar – 1,93 Cent

Von Andrea Jenewein

¿18 · Wetter Mittags 25˚ Nachts 16˚ Vormittags freundlich, später Schauer

Foto: Fotolia

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Sie sorgen sich um die Zukunft, um die Entwicklung am Arbeitsmarkt, die wirtschaftliche Stabilität im Land, die Kaufkraft des Euro? Dann sorgen Sie sich bitte weiter. Lassen Sie sich von keinem Menschen einreden, dass alles gut wird. Denn das, was wir Deutsche unseren europäischen Nachbarn voraushaben, ist unsere Fähigkeit, uns zu sorgen. Beim Sorgenmachen macht uns keiner was vor, hat die Gesellschaft für Konsumforschung in Nürnberg herausgefunden. Es kommt auf jeden an, deshalb: Tragen Sie dafür Sorge, dass wir auch morgen noch sorgenvoll in die Zukunft blicken können. (hör)

Der Platz an der Sonne kann teuer werden

¿10 · Börse

2529,97 Pkt. – 23,62 Pkt.

Deutschland muss sparen – was halten Sie von den schwarz-gelben Plänen? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

Foto: AP

Die Entführung und Ermordung der Heidenheimer Bankiersfrau Maria Bögerl sorgt für Rätsel: Wieso scheiterte die Übergabe des Lösegelds?

5904,95 Pkt. – 33,93 Pkt.

Ihre Meinung bitte!

Neuer Eigentümer Wir zählen täglich für Karstadt unsere Sorgen

Fall Bögerl: Rätsel um gescheiterte Geldübergabe

Dax

Seine Entwicklung ist beachtlich: VizeKapitän Bastian Schweinsteiger ist zur Führungspersönlichkeit und zum Herz der deutschen Mannschaft gereift.

BERLIN/STUTTGART. Die Bundesregierung hat das größte Sparpaket in der bundesdeutschen Geschichte beschlossen. Bis 2014 sollen ungefähr 80 Milliarden Euro eingespart werden – deutlich mehr als erwartet. Die größten Einschnitte kommen auf Arbeitslose und den öffentlichen Dienst zu. Auch auf die Wirtschaft kommen Belastungen zu. „Es sind ernste Zeiten, es sind schwierige Zeiten“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin. Sie bezeichnete das Sparpaket als „einmaligen Kraftakt“. Von den drastischen Einschnitten ist der Sozialbereich besonders betroffen. Eine höhere Mehrwert- und Einkommensteuer schlossen Union und FDP aus. Die Koalition will die Bundeswehr im großen Stil umstrukturieren. Merkel kündigte eine „großangelegte Streitkräftereform“ an. Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) wurde beauftragt, bis Anfang September zu prüfen, wie die Bundeswehr von derzeit 250 000 Soldaten um 40 000 Soldaten verkleinert werden kann. Bei den Sozialleistungen will die Regierung besonders kräftig sparen. Zuschläge für Arbeitslose werden gestrichen. Bei Hartz-IVEmpfängern will der Staat die Beiträge zur Rentenversicherung einsparen. Dies soll etwa zwei Milliarden Euro im Jahr bringen. Die Rentenhöhe will Schwarz-Gelb aber nicht ändern. Das Elterngeld wird insgesamt moderat gekürzt, für Hartz-IV-Empfänger komplett gestrichen. Der Höchstbetrag von maximal 1800 Euro im Monat wird nicht angetastet.

Löws WM-Puzzle und der Wackelkandidat Klose

Notdienste Roman Familienseite Veranstaltungen Gewinnquoten

Regierung beschließt 80-Milliarden-Sparpaket und bittet Arbeitslose, Familien und Banken zur Kasse Allerdings werden künftig nur 65 statt 67 Prozent des Nettoeinkommens als Berechnungsgrundlage genommen. Beim Bund sollen bis einschließlich 2014 bis zu 15 000 Stellen dauerhaft abgebaut werden. Zudem sollen die Bundesbeamten 2011 auf die geplante Erhöhung des Weihnachtsgeldes verzichten. Dies bedeute eine Kürzung der Bezüge um 2,5 Prozent. Die Koalition will auch die Wirtschaft zur Kasse bitten. Die Atomkonzerne Eon, RWE, Vattenfall und EnBW müssen künftig eine neue Brennelementesteuer von jährlich 2,3 Milliarden Euro zahlen. Damit soll ein Teil der Zusatzgewinne der Konzerne bei längeren Atomlaufzeiten abgeschöpft werden. Im Luftverkehr plant die Bundesregierung eine neue Abgabe. Sie soll für alle Passagiere erhoben werden, die von einem deutschen Flughafen starten. Die Koalition will auch die Banken weiter belasten. Spätestens 2012 soll eine neue Abgabe kommen, falls es zuvor in Europa und weltweit keine Lösung gibt. Merkel hält den Sparkurs für alternativlos. FDP-Chef Guido Westerwelle sagte, vor Deutschland liege eine große Kraftanstrengung. „Wir haben in den letzten Jahren auch über unsere Verhältnisse gelebt.“ Er räumte ein: „80 Milliarden Euro sparen Sie auch nicht mit der Nagelschere.“ SPD, Linke und Gewerkschaften kündigten Widerstand an. An diesem Samstag sei in Stuttgart der Auftakt zu bundesweiten Demonstrationen geplant, kündigte die baden-württembergische Verdi-Landeschefin Leni Breymaier am Montag in Stuttgart an. ¿ Tagesthema ¿ Seite 2 und 3 ¿ Kultur Seite 13

STUTTGART. Obwohl die Gebühren gestiegen sind, beantragen weiterhin viele Wirte Freiluft-Konzessionen. Die Gebühren sind je nach Lage der Lokalität gestaffelt – ein System, das Fragen aufwirft. Für viele Wirte ist es mittlerweile überlebenswichtig, Plätze an der Sonne bieten zu können. Die Sondernutzungsgebühren sind je nach Lage der Lokalität gestaffelt, sie hängen von der Wertigkeit des Straßenraums ab. Die Gebühren wurden zum Januar angehoben. Bereits in den 1960er Jahren wurde Stuttgart in vier Klassen kategorisiert: 1, 2, 3 und S – wobei 1 die billigste, S die teuerste ist. Zwischen 2,10 und 4,80 Euro pro Quadratmeter beanspruchter Straßenfläche muss der Wirt monatlich zahlen.

Zur Kategorie 1 zählen etwa Anliegerstraßen, zu S Fußgängerzonen. Diese Kategorisierungen werfen mitunter Fragen auf: Warum etwa zählt der Rupert-Mayer-Platz unter der Paulinenbrücke zur Kategorie S? Was macht den Österreichischen Platz so attraktiv, dass er in die zweitteuerste Kategorie fällt? Matthias Oberdorfer vom Stuttgarter Tiefbauamt räumt ein, dass die Straßen nur stichprobenartig überprüft und gegebenenfalls angepasst würden. „Da kann schon mal was verrutschen“, sagt er. Eine neue Entwicklung ist, dass immer mehr Wirte beantragen, sogar im Winterhalbjahr Tische und Stühle rausstellen zu dürfen. Die Gebühren für die Winterkonzessionen sind die gleichen wie im Sommer. ¿ Stuttgart und Region Seite 15

Tagesthema

Kürzen in der Not Die Einschnitte der Bundesregierung sind nötig, aber sozial unausgewogen

So kann das nicht gutgehen, unkten die Skeptiker vor der WM. Doch Bundestrainer Joachim Löw ließ sich von seinem Kurs nicht abbringen – mit Erfolg.

Sparen ist die richtige Mitte zwischen Geiz und Verschwendung. Das hat Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, gesagt. Vor einem halben Jahrhundert. Sein Wort hat Bestand. Die Bundesregierung versucht verzweifelt, danach zu handeln. Wobei man genauer formulieren sollte: Denn die Kanzlerin spart ja nicht vom Überfluss – sie kürzt in der Not. Natürlich melden sich jetzt all diejenigen laut jammernd zu Wort, denen von dem genommen wird, an das sie sich gewöhnt haben – und dabei allzu leicht von dem Gewohnten einen Anspruch ableiten. Doch auch politische Plattitüden sind wirtschaftliche Notwendigkeiten. Wenn die Kanzlerin jetzt schmallippig darauf verweist, dass man sich in ernsten Zeiten eben nicht alles leisten könne, was man sich wünsche, wird man ihr nicht widersprechen können. Auch die Frage, ob wir in den vergangenen Jahren über unsere Verhältnisse gelebt haben, ist müßig. Man sollte auch sie präzisieren. Hat uns die Politik denn nicht vorgegaukelt, für alles und immer mehr sei Geld genug da? Hat die FDP nicht bis vor wenigen Wochen noch so getan, als sei Raum für Steuersenkungen in zweistelliger Milliardenhöhe? Muss sich die Politik nicht über alle Parteigrenzen hinweg heute zu Recht vorwerfen lassen, den Ausgabenwünschen von hier und dort (denn die und nicht die Einnahmen sind ja das Problem) allzu schnell und oft vorauseilend nachgegeben zu haben? Nein, es ist vor allem der Staat, der über seine Verhältnisse gelebt hat – die Bürger haben es, wen wundert’s, gern mitgenommen. Es geht nicht darum, ob der Staat, hoch verschuldet, sparen muss oder nicht. Ob der einmalige Kraftakt, wie Merkel ihn nennt, nötig oder unnötig ist. Wir alle wissen, dass der brutale Tritt auf die Sparbremse unausweichlich war. Und dass es längst nicht mehr darum gehen darf, den Rotstift immer nur bei den anderen anzusetzen. Das Problem der Bundesregierung ist ein anderes, eines, das letztlich über ihre politische Zukunft entscheiden wird. Es ist die Frage, ob die Kürzungen und Belastungen gerecht verteilt sind. Darüber lässt sich dann trefflich streiten. Es ist klar, dass sich die Opposition empört, wenn nun kräftig Sozialausgaben gestrichen werden. Doch wo, wenn nicht hier, hat der Staat demonstrativ über seine Verhältnisse gelebt? Gewiss: Die Kürzungen für Geringverdiener, Wohngeld empfangende Rentner und Langzeitarbeitslose treffen Menschen, die jeden Euro zweimal umdrehen müssen. Und sie sind politisch anrüchig – weil Steuererleichterungen für Hoteliers unangetastet bleiben. Soziale Einschnitte sind immer angreifbar, solange es viele gibt, denen es – zum Glück – bessergeht. Aber dieser Sozialstaat gerät nicht in Schieflage, wenn Zuwendungen nicht erhöht, der Sinn und Zweck von Ausgaben überprüft und nicht Arbeitslosigkeit, sondern Anreiz zur Arbeit gefördert wird. Ja, es trifft auch Banken, Fluglinien, Atomkraftbetreiber, Energiekonzerne und Staatsbedienstete. Ein einmaliger Kraftakt braucht eben auch eine einmalige Solidarität. Ebenso wenig wie Hartz-IV-Empfänger aber ins Bodenlose fallen werden, hätte Schwarz-Gelb den Wohlstand in diesem Land nicht gefährdet, wären auch jene zur Kasse gebeten worden, die im Überfluss leben. 81,6 Milliarden Euro bis 2014: Das ist ein Wort. Warten wir ab, ob SchwarzGelb genug Zeit bekommt, es zu halten.

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Tagesthema

Abgestraft

Wulff gewählt, Merkel angezählt

Vom Schweini zum Mann – der neue Chef im DFB-Team

Alles richtig gemacht – Löw widerlegt alle Zweifel

Von Wolfgang Molitor

Shrek geht die Puste aus

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Geld regiert die Welt – und der Rotstift ab sofort Deutschland

Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

¿23 · Sport

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¿20 · Neu in den Kinos

Was bringt das Fahrverbot?

¿33 – 35 · Fußball-WM

Von wegen sozialer Kahlschlag: Die Bundesregierung beginnt erst mit dem Sparen. Richtig heftig wird es vom kommenden Jahr an. Die jetzige Sparrunde von Schwarz-Gelb bietet darauf nur einen kleinen Vorgeschmack.

¿18 · S-Presso Comic über Verlust und Tod

Landesnachrichten 5 – 6 TV/Medien 7 Panorama 8 Kultur/-magazin 13/14 Impressum 16

¿21 · Stuttgart und Region

Spürnasen gegen Steuersünder

Christian Wulff ist Bundespräsident, doch gesiegt hat Angela Merkel nicht Von Wolfgang Molitor Es gibt einen neuen Bundespräsidenten. Er heißt Christian Wulff. Das ist die Nachricht von gestern. Die Frage von morgen ist: Gibt es eine neue Bundeskanzlerin? Noch nie ist Angela Merkel vom eigenen Lager so brutal abgestraft worden wie an diesem denkwürdigen Mittwoch. Zu Unrecht? Drei Bundestagswahlen in Folge hat sie der CDU das schlechteste Ergebnis in ihrer Geschichte beschert. Bei den letzten Landtagswahlen wurden fast durchgängig zweistellige Verluste eingefahren. Die Umfragewerte rauschen in den Keller. Doch in der Union wurde die Krise eisern, geradezu verzweifelt totgeschwiegen. Seit gestern ist nun damit Schluss. Die Union ist ihrer Kanzlerin gram. Und sie lässt ihren Frust raus.

Erst im dritten Wahlgang bringt die Kanzlerin ihren Kandidaten für das Bundespräsidentenamt durch ¿23 · Stuttgart und Region Bürgerinitiative zieht gegen Boss-Lager vor Gericht Im Prozess über ein Bürgerbegehren gegen das Großlager von Hugo Boss muss das Gericht entscheiden, ob die Ablehnung der Stadt Nürtingen rechtens war.

Es sollte (wieder einmal) ein Neuanfang für Schwarz-Gelb werden. Der Versuch misslang. In Union und FDP wütet das Misstrauen. Es herrscht Unbehagen über diese Regierung, über ihre Arbeit, über ihr Auftreten. In den Fraktionen rumort es, und unter den Wahlmännern und -frauen (dem bisschen Promi-Basiseinfluss, der bei der Findung eines Staatsoberhauptes gnädig erlaubt wird) waren überraschend viele, die ihre eigene Stimme an Volkes statt abzugeben glaubten – und in den ersten zwei Wahlgängen geheim, aber erhobenen Hauptes die Seite wechselten.

¿12 · Panorama Kachelmann muss warten Schon wieder verzögert sich eine Entscheidung im Fall Jörg Kachelmann. Sein Anwalt spricht von einem Justizskandal und will Beschwerde einlegen.

¿14/15 · Wirtschaft Baden-Württemberg startet in die Elektrozukunft In den nächsten Tagen startet im Land eine ganze Reihe von Initiativen zur Elektromobilität. In einigen Jahren könnten Tausende der leisen E-Autos über unsere Straßen sirren.

¿32 · Junge Nachrichten Platz ist in der kleinsten Hütte Keine Lust auf Balkonien, aber das Budget reicht nicht für zwei Wochen Vollpension? Kein Problem, es gibt viele Möglichkeiten, Urlaub zu machen.

¿29 · Der neue Bundesvater Gestern ist Christian Wulff zum Bundespräsidenten gewählt worden. Doch auch wenn er nun der erste Mann im Staate ist, so ist er nicht der mächtigste.

Inhalt Landesnachrichten 8 TV/Medien 10 Panorama 11 – 12 Kultur/-magazin 18/19 Impressum 22

Notdienste 26 Veranstaltungen 29 – 30 Roman 30 Familienseite 31 Gewinnquoten 36

¿16 · Börse Dax

Die Kanzlerin und ihr Kandidat: Sieger sehen anders aus

Sieg mit Hängen und Würgen: Erst beim letzten Versuch schafft Merkels Kandidat Christian Wulff – trotz klarer Mehrheit von Schwarz-Gelb in der Bundesversammlung – die Wahl zum Bundespräsidenten. Dabei hoffte die Koalition so sehr auf ein Signal der Geschlossenheit. Von Norbert Wallet und Claudia Lepping BERLIN. Angela Merkel kam ganz in Schwarz. Als hätte die Bundeskanzlerin und CDU-Vorsitzende geahnt, dass dieser Mittwoch neun schwere Stunden für sie bereithalten sollte. Erst im dritten Wahlgang wurde der schwarz-gelbe Kandidat Christian Wulff (CDU) von der 14. Bundesversammlung zum zehnten Bundespräsidenten gewählt – ein Debakel für die schwarzgelbe Koalition. Der bisherige niedersächsische Ministerpräsident setzte sich nach stundenlanger Zitterpartie mit 625 Stimmen gegen den von SPD und Grünen nominierten früheren DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck (494 Stimmen) durch. In den ersten beiden Wahlgängen hatten Abweichler im schwarz-gelben Lager noch einen Sieg Wulffs verhindert. Wulff verfehlte zweimal die absolute Mehrheit von 623 Stimmen, obwohl Union und

Foto: Getty

wird sie weiter machen.“ Zugleich stellte sie klar, dass sie nicht nach den Abweichlern suchen werde. „Ich habe nicht Verdächtigungsrecherche anzustellen. Zum Schluss war es eine gute Mehrheit. Das ist, was zählt.“ In der Union herrschte nach Ende des zweiten Wahlgangs Fassungslosigkeit. Vor dem zweiten Wahlgang hatte Merkel eindringlich gewarnt, sich in ei„Es ist kritisch zu werten, nem etwaigen dritten Wahlgang dass es die Koalition nicht „in die Hände der Linkspartei zu begeben“. schafft, ihren Kandidaten Am Ende fiel nicht nur von durchzubringen“ Wulff die Anspannung ab. Er habe Respekt für all jene, die ihn Peter Hauk nicht gewählt hätten. „Ich werde CDU-Chef im Stuttgarter Landtag mich aber bemühen, auch Ihren Erwartungen gerecht zu werSchuldzuweisungen. Mehrere Koalitionspo- den“, sagte er nach seiner Wahl zum Bundeslitiker äußerten sich aber besorgt, dass die präsidenten. Zufrieden zeigte sich auch Wahl die ohnehin gespannte Stimmung in Baden-Württembergs Ministerpräsident der Regierungskoalition in Berlin weiter be- Stefan Mappus: „Christian Wulff wird ein lastet. „Ein Neustart für die Bundesregie- exzellenter Bundespräsident sein.“ rung ist das nicht“, sagte der hessische ¿ Tagesthema FDP-Landesvorsitzende Jörg-Uwe Hahn. ¿ Seite 2, 3 und 4 Merkel wies Interpretationen, dass der Wahlgang ein Votum gegen die Arbeit ihrer Regierung sei, dagegen zurück. „Es handelte Ihre Meinung bitte! sich um die Wahl eines Bundespräsidenten, die frei und offen erfolgen sollte“, betonte Hat Merkel jetzt noch genug Merkel am Mittwochabend. Dies sei völlig anAutorität zum Regieren? ders als die Bewertung der Regierungsarbeit. www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung „Die Koalition hat ihre Arbeit gemacht. Sie FDP zusammen über 644 Stimmen verfügten. Schon vor der Wahl war darüber spekuliert worden, dass einige Delegierte Merkel einen Denkzettel verpassen könnten. Etliche Liberale betonten sofort, dass die FDP nicht verantwortlich sei. CSU-Chef Horst Seehofer warnte vor gegenseitigen

Foto: dpa

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Die Republik wird mit Wulff als neuem Staatsoberhaupt leben können. Wie mit allen seinen Vorgängern auch. Man wird sich arrangieren. Vielleicht und zum Glück ein wenig realistischer als bisher. Wobei wir noch einmal an Horst Köhler erinnern. Was hat er Merkel mit seinem renitenten Rücktritt bloß für ein faules Ei ins schwarz-gelbe Nest gelegt! Bundestagspräsident Norbert Lammert hat ihm den christdemokratischen Ärger brüsk hinterhergerufen. Was uns die Wahl lehrt? Zum einen, dass es Rot-Grün nicht gelungen ist, eine Brücke zu einer Linkspartei zu schlagen, der man für den Beweis ihrer Politikuntauglichkeit dankbar sein muss. Zum anderen, dass Schwarz-Gelb eine gute Ausgangslage wieder einmal miserabel genutzt hat. Christian Wulff ist Bundespräsident. Merkel hat ihr Ziel erreicht – womöglich zu einem Preis, der zu hoch war, um sich richtig freuen zu können.

Euro Stoxx 50 Euro

m m . Weniger Schüler, kleinere Klassen

5965,52 Pkt. + 13,49 Pkt.

Das hat der versammelten, gleichwohl nicht vereinten Opposition einen Prestige-Erfolg beschert. Joachim Gauck hat im bürgerlichen Lager gepunktet – ein von Rot-Grün geschickt vermarkteter Anti-Held. Viele freuen sich nun, das Staatsoberhaupt sei nicht in einer parteibornierten Blockwahl gekürt worden, weil das Prozedere zumindest in Ansätzen an eine Persönlichkeitswahl erinnert habe. Schön wär’s. Denn alle drei Wahlgänge haben gezeigt, wie parteitaktisch motiviert die Lage in allen Lagern war. Mehr noch: dass gerade diese Wahl als politische Spielwiese missbraucht wurde – als Spießrutenlauf für Merkel mehr als für ihren Kandidaten.

2573,32 Pkt. + 16,98 Pkt.

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¿24 · Wetter

Kultusministerin verspricht: An der Bildung wird trotz Geburtenrückgangs nicht gespart Von Maria Wetzel

Mittags 31˚ Nachts 18˚ Viel Sonne und heiß, vereinzelt Gewitter

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STUTTGART. In den Schulen in Baden-Württemberg wird Platz frei. Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der Schüler an den allgemeinbildenden Schulen um ein Fünftel sinken. Das hat die Präsidentin des Statistischen Landesamts, Carmina Brenner, am Mittwoch in Stuttgart angekündigt. Dabei kommt Stuttgart noch relativ glimpflich davon. In der Landeshauptstadt werden in zehn Jahren voraussichtlich 8,3 Prozent weniger Grundschüler (Landesdurchschnitt minus 17,5 Prozent) und 14,4 Prozent weniger Schüler an weiterführenden Schulen (Durchschnitt minus 22,7 Prozent) unterrichtet. Auch in den Kreisen Lud-

wigsburg, Esslingen und Böblingen fällt der Rückgang geringer aus als im Landesdurchschnitt. Vor allem in ländlichen Gebieten gehen die Schülerzahlen dagegen um bis zu 30 Prozent zurück. Am stärksten betroffen sind die Kreise Sigmaringen und Calw sowie der Enzkreis. Trotz dieser Entwicklung will Kultusministerin Marion Schick (CDU) weder Schulen schließen noch an der Bildung sparen. Bei geringeren Schülerzahlen könnten kleinere Klassen gebildet und Schüler besser individuell gefördert werden, sagte Schick. Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) habe zugesagt, dass freiwerdende Ressourcen zur Verbesserung des Bildungsangebots eingesetzt würden.

Die höchsten Verluste erwarten die Statistiker bei den Gymnasien mit durchschnittlich minus 25,5 Prozent und bei den Werkreal- und Hauptschulen mit minus 24,4 Prozent. Der starke Rückgang an den Gymnasien ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es dort aufgrund der Schulzeitverkürzung von 2012 an nur noch acht Jahrgänge gibt, bisher sind es neun. Die SPD und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft warfen der Landesregierung vor, sie habe kein Konzept, um Schulschließungen zu verhindern. Bereits in wenigen Jahren seien viele neuen Werkrealschulen wegen des Schülerrückgangs zu klein und müssten dann zumachen. ¿ Landesnachrichten Seite 8

Das hier passt in keine SMS Wer massenhaft SMS verschickt, ruiniert sich nicht nur den Daumen, sondern auch die Seele. Eine australische Forscherin warnt vor einer ganzen Reihe von Krankheitsbildern, die vor allem bei Teenagern auftreten. Da wäre etwa das post-textische Stress-Syndrom: Der Schreiber bekommt nicht mehr mit, was um ihn herum passiert. Oder das Tangstgefühl, ein Wortgebilde, das sich aus Text und Angst zusammensetzt und die Selbstzweifel beschreibt, die SMSSüchtige beschleicht, wenn eine Weile mal keine neue Nachricht ankommt. Wie gern hätten wir diesen Text an junge Menschen versandt, mit rund 650 Zeichen ist er aber zu lang für eine SMS. (hör)


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Heute mit TV-Magazin

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Heute mit Sonderbeilage

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¿19 · Stuttgart und Region

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Land beharrt auf Verbot von Alkoholverkauf

Ran an die Tasten!

Conradi wehrt sich gegen Vorwurf der Vertuschung Der Ex-Bundestagsabgeordnete Peter Conradi (SPD) wehrt sich gegen die Vorwürfe, vor rund zehn Jahren sexuellen Missbrauch an der Odenwaldschule vertuscht zu haben. Er war damals im Vorstand des Trägervereins der Schule.

Innenminister kritisiert Trick von Aral – SPD bietet CDU neues Gesetz an Von Frank Krause STUTTGART. Der Versuch des Aral-Konzerns, an Tankstellen in Baden-Württemberg das nächtliche Alkoholverkaufsverbot damit zu umgehen, dass die Ware tagsüber bezahlt, aber mit einem Bonheft erst am Abend abgeholt werden kann, hat am Donnerstag scharfe Kritik ausgelöst. „Die Aktion findiger Tankstellenbetreiber geht ins Leere. Es bleibt dabei: Von 22 bis 5 Uhr morgens ist der Verkauf von Alkohol verboten“, sagte Innenminister Heribert Rech (CDU) in Stuttgart und reagierte damit auf die Recherchen unserer Zeitung. Als Reaktion auf den Trick des Mineralölkonzerns Aral bot die Landtags-SPD der regierenden CDU an, gemeinsam ein Gesetz zu verabschieden, das die Schlupflöcher beim Verkaufsverbot schließt. ¿ Landesnachrichten Seite 6

¿20 · S-Presso Auf Orwells Spuren Der Wissenschaftler Geoff Rodoreda hat überraschende Beweise gefunden: Der vor 60 Jahren verstorbene George Orwell, einer der größten Autoren des 20. Jahrhunderts, hat 1945 als Kriegsreporter aus Stuttgart berichtet.

¿25 · Sport

Foto: ddp

Am liebsten wäre es Ministerpräsident Stefan Mappus, wenn jedes Kind im Südwesten ein Instrument spielen könnte. Das Programm Singen–Bewegen–Sprechen soll zumindest einmal den Resonanzboden dafür bieten. Vom

Heiße VfB-Duelle gegen Robben und Ribéry Sie mischen die Gegner nach Belieben auf – Arjen Robben (Foto) über rechts, Franck Ribéry über links. Am Samstag will der VfB das Flügelduo des FC Bayern bändigen – mit Mut und Offensivdrang.

¿15 · Kultur Belsers Verlagstradition Von religiös-pädagogischen Schriften zum führenden Haus für Kunstbücher: Der Stuttgarter Belser-Verlag wird 175. Sein Leiter Bernhard Kolb blickt im Gespräch zurück und nach vorn.

Kämpfen und lieben – Til Schweiger

Große und kleine Forscher sind im Schieferbruch Kromer bei Ohmden willkommen. Am Fuß der Schwäbischen Alb dürfen sie mit Hammer und Meißel Versteinerungen freilegen.

¿21 · Mozart mit links Nummer · 41.Loso Woche · 64. Jahrgang Der Pianist232 Geza aus Trier hat das · S weltweit erste Klavier für Linkshänder erfunden. Im Mai soll das 15 000 Euro teure Instrument fertig gebaut sein.

¿19 · Stuttgart

Inhalt OB Schuster will erst 2010 über Planetarium entscheiden

Panorama 7 – 8 Freizeit 24 Roman 14 Gewinnquoten 26 Stuttgarts OB Wolfgang Schuster Kultur 14 TV/Medien 28 möchte das Planetarium vom SchlossgarKulturmagazin 15 Familienseite 30 ten nach Bad Cannstatt verlagern –31eine Notdienste 22 Veranstaltungen – 32

Mehrheit dafür ist aber nicht in Sicht. Daher schlug er am Mittwoch die Vertagung der Entscheidung bis 2010 vor.

¿10 · Börse Dax

Euro Stoxx 50 Euro

¿29 · Sport Magnin übt Selbstkritik

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Der Schweizer VfB-Profi Mag1,3358 Dollar 6132,95 Pkt. 2948,09 Pkt.Ludovic übt Pkt. im Interview + 44,15 Selbstkritik. Pkt. + 0,04 Er Cent +nin 93,95 und seine Team-Kollegen hätten den Saisonstart in der Bundesliga verschlafen: „Wir haben versagt.“

¿20 · Wetter

Wenn sich dieNachts Welt 5˚ bei der ArbeitZunächst drehtsonnig, später wolkig mit Schauern

Für Kinder ist eine Runde auf dem Karussell ein großer Spaß – für den, der darauf arbeiten muss, nicht immer.  Wir haben einen halben Tag auf dem Volksfest mitgearbeitet.

   · Junge    Nachrichten  ¿28 Jung und arbeitslos Das Jobcenter Stuttgart betreut rund 4300 junge Menschen unter 25, die keine Ausbildungsstelle oder keinen Arbeitsplatz finden. Vier Jugendliche erzählen, was sie am Weg ins Berufsleben hindert.

Foto: AP

Wolfgang Joop hat bei den Prêt-à-porter-Schauen in Paris die Kollektion seiner Marke Wunderkind präsentiert. Der Designer schickte die Models zum Beispiel in zitronengelben Pumpröcken auf den Catwalk.

Die Schattenseite der Sonnenbank

¿34 · Traumhafte Bücher Paul Maar war als Kind ein Träumer.

Deshalb schreibt er mit Erfolg Kinder bücher für Träumer. Eines davon – „Lippels Traum“ – kommt jetzt ins Kino.

¿21 · Stuttgart und Region Inhalt Spatenstich Panorama 9 –für 10 das Unsereneue Leser und wir 27 Kultur Affenhaus in 16 derGewinnzahlen Wilhelma 30 Kulturmagazin 17 Veranstaltungen 33 – 34 Roman Familienseite Die Erdmännchen17sitzen in der ersten 35 Notdienste TV/Medien 36 Reihe und recken23 die Hälse, damit ihnen beim Bau des Menschenaffengeheges nichts entgeht. Finanzminister Willi Stächele am Mittwoch auch dabei sein · Börse ¿12wird und den ersten Spatenstich vornehmen.

Dax

Euro Stoxx 50 Euro

. . .

¿22 · S-Presso Im Trollinger-Revier 5640,75 Pkt. 2852,17 Pkt.

1,4698 Dollar

– 13,53 1,26 Cent – 16,89 Pkt.so weit Weinberge, dasPkt. Auge –reicht: Jeanette Neidhardt-Rosenberger lebt in der idyllischen Tiroler Straße in Uhlbach. die Oase hat eine kriegeri· Wetter ¿22Doch sche Vergangenheit.

Mittags 20˚

Verzweifelte Eltern, Teils kräftiger Regen und vereinzelt Gewitter gestörte Kinder Laut Kinderpsychiater Michael Winterhoff erziehen viele Deutsche ihre 4 6 Kinder 041 grundlegend falsch. Jetzt hat der Bestsellerautor ein neues Buch über die heranwachsenden Tyrannen geschrieben.

4 190406 301200

¿17 · Kultur Schafhausens Kunst-Ideen

Mindestlohn für Pfleger kommt

Geld oder Leben?

Popmusik als Tagesthema Vater von Tim K. Provokation holt zweiten Anwalt Guter Ton

BERLIN (dpa). Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat die Einigung auf einen Mindestlohn für die Pflegebranche begrüßt und eine schnelle Umsetzung angekündigt. „Ich werde jetzt Einigkeit in der Bundesregierung herstellen“, kündigte die Ministerin am Donnerstag in Berlin an. Dies ist notwendig, um den Mindestlohn für die 800 000 Beschäftigten in der Pflegebranche in Kraft zu setzen. Ab Juli soll für Pflegekräfte im Westen eine Lohnuntergrenze von 8,50 Euro gelten. In Ostdeutschland soll es mindestens 7,50 Euro pro Stunde geben. Nach sechsmonatiger Beratung hatte sich die zuständige Kommission einstimmig geeinigt. Das Kabinett muss dem noch zustimmen. Von der Leyen rechnet damit, dass die FDP das Vorhaben unterstützen werde – die FDP ist aber kritisch gegenüber Mindestlöhnen eingestellt. ¿ Seite 2

Jeder fünfte Deutsche wäre einer Umfrage des Magazins „Reader’s Digest“ zufolge bereit, für eine Million Euro ein Jahr früher zu Donnerstag, 8. Oktoberwürde 2009 sterben. In Baden-Württemberg sogar jeder Vierte früher den Löffel abgeben und dafür das Geld nehmen. Nach diesem Ergebnis den Deutschen Geldungssucht unterstellen zu wollen, wäre falsch, hängt doch die überwiegende Mehrzahl an ihrem Leben. Interessant ist, dass Menschen mit höherem Gehalt eher zu dem teuflischen Pakt bereit wären. Offenbar scheint sich in diesen Kreisen die Erkenntnis durchgesetzt zu haben, dass Geld allein glücklich macht. Eine nicht repräsentative Umfrage dieser Zeitung unter zwei Kollegen hat ergeben: Lieber reich und gesund als arm und krank. (hör)

Peaches –

Rasen-Kunst

¿8 · Panorama

Foto. dpa

¿17 · Kulturmagazin Entzaubert: Mit 20 will Emma Watson erwachsen sein Emma3-D-Erlebnis Watson wird heutezieht 20. Ihre Rolle Das als Hermine in der Fantasie-Reihe ins Wohnzimmer „Harry Potter“ hat sie weltberühmt gemacht. Ob sie je wieder vor der Kamera ein steht, weiß sie nicht. Vom Image als Kinderstar hat sie die Nase jedenfalls voll.

¿6 · Ein Staat schreibt rote Zahlen  Nicht nur Menschen oder Firmen können pleitegehen, sondern auch ganze Länder – so wie gerade Griechenland. · Stuttgart und Region ¿19 Da hilft nur eisern sparen.

Bahn schreibt Mega-Auftrag Inhalt für Stuttgart 21 aus Notdienste

24

Die Bahn hat am den Rohbau28 Panorama 7 –Mittwoch 8 Gewinnzahlen für die Tunnel15vom Kultur/-magazin – 17geplanten TV/MedienTiefbahn31 hof zum Flughafen nach UntertürkRoman 17und Veranstaltungen 33 – 34 heim ausgeschrieben. Die kompletten 35 Impressum 20 Familienseite Röhren sind auf 1,7 Milliarden Euro kalkuliert. Baustart soll Anfang 2011 sein.

¿10 · Börse ¿22 Dax · S-Presso Euro Stoxx 50 Euro Comics zu verschenken

Regierungschef Mappus bringt

ist wieder wahrscheinlicher geworden. Nach mehr Musik ins Bildungssystem www.stuttgarter-nachrichten.de · € 1,20 · E 4063 Informationen unserer Zeitung ergaben Von Anne Guhlich Nachermittlungen der Staatsanwaltschaft, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass der Täter Tim K. auch ohne das Fehlverhalten seiEndlich. Kinder dürfen wieder Dinge nes Vaters an Tatwaffe und Munition gekomtun, die kleine Menschen mögen: rummen wäre. Anderslautende Zeugenaussagen springen, Lärm machen und anderen unseien durch neue Vernehmungen relativiert produktiven Beschäftigungen nachgeworden, heißt es. Das Landgericht prüft nun, hen. Diese Erwarob damit seine Zweifel an einer wahrscheinlitung schürt zuminchen Schuld des Vaters beseitigt sind und es dest das Programm die Anklage zulässt. Der Beschuldigte zog Singen–Bewederweil den Anwalt von Harry Wörz, Hubert gen–Sprechen, das Gorka, als zweiten Verteidiger hinzu. Ministerpräsident Stefan Mappus in Beim Amoklauf von Winnenden hatte am Kindergärten und 11. März 2009 ein 17-Jähriger in Winnenden Grundschulen einfühund Wendlingen 15 Menschen erschossen. ren will. Die Idee: Anschließend richtete er sich selbst. Mit Klanghölzern ¿ Stuttgart und Region Seite 22 und Rasseln ziehen Musiklehrer los und üben mit den Kleinen, wie man Musik macht und rhythmisch spricht. Das ist längst überfällig. Seit den peinlichen Ergebnissen der Leistungstests Pisa und Iglu haben die Politiker nur noch daran gedacht, wie man die Kinder möglichst schnell auf die Arbeitswelt vorbereitet. Was folgte, war ein Ganzkörperlifting des Bildungssektors. Zeitaufwendige Hochschulabschlüsse wie Diplom nächst die beiden älteren Schwestern des eiund Magister verschwanden, so wie das nen Angeklagten beim Fernsehen im Bett ertrainer Joachim Löw seit Anfang dieser Woche Dessen ungeachtet die Mannschaft neunte Schuljahr an reist Gymnasien. Kinderschossen haben. Danach sollen sie die ah- loren. auf einem Platz im Trainingsgelände des FSV Kapitänentwickelten Michael Ballacksich heute Zuvervonvoller Betreuungsnungslosen Eltern in einer Gaststätte be- um gärten Mainzund 05 vorbereitete, der dem geplaudert in Moskau sehr in die Hauptstadt. Daseiner Ziel hat ist zurussische Baby-Schulen. Kaum sucht mit ihnen friedlich ha- sichtorten ähnlich sein soll. Testspiel gegendie eineSchulMain- klar:davon Sieg auf der ganzen Linie. gesprochen, dass KinderFoto: auchAP ben. Kurze ZeitEinspäter hätten Sport Seite 31sollen, die auf den ersten zer Juniorenauswahl ging allerdings mit 0:1 ver¿Dinge lernen freunde das Lokal wieder verlassen und Blick wirtschaftlich nicht relevant sind. seien an den Tatort zurückgekehrt. Dort Singen zum Beispiel, Purzelbäume schlawarteten sie nach den Worten der Staatsangen oder wie man mit seinesgleichen umwältin auf die Eltern und erschossen sie bei geht. Das neue Programm kann helfen, deren Rückkehr. Die Staatsanwältin warf Tagesthema Kinder fürs Leben zu rüsten. Vorausgein ihrem Plädoyer beiden Angeklagten vor, setzt, es handelt sich hier nicht nur um eigeschossen zu haben. Das Urteil wird am nen kurzen Trommelwirbel des Schlagkommenden Mittwoch erwartet. zeugers Mappus. ¿ Stuttgart und Region Seite 17

Staatsanwältin fordert lebenslang Verteidiger des einen mutmaßlichen Vierfachmörders von Eislingen will Jugendstrafe teilt werden, sagte die Anklägerin Brigitte

Lutz. Zudem plädierte sie dafür, die besonDeutschland oder Russland:seiner Wer sichert sich dere vorher schon der zu unerhörten DiskussionenDies über Schwere Schuld festzustellen. ULM. Er wollte das Vermögen Familie dieerben. direkteSeine Qualifikation für dieund Fußball-Weltden Untergrund: Ausgetragen wird die Partie eine Haftentlassung von Andreas H. allein Schwestern Eltern könnte meisterschaft in Südafrika? Am Samstag nach nämlich auf Kunstrasen. der Ball 15 Jahren verhindern.Dort Für rollt Frederik B. waren ihm lästig.2010 Deshalb hat der 19-jährige kommtH. es im Luschniki-Stadion zum forderte schneller alszehn auf Natursieund eineunberechenbarer Jugendstrafe von JahAndreas sieMoskauer kaltblütig ermordet, mit Duell umSchulfreundes den Gruppensieg (17 Uhr/ZDF) und ren. gras. Weshalb sich die Mannschaft von BundesDamit berücksichtigte die StaatsanwälHilfe seines Frederik B.: So–jedenfalls sieht es die Staatsanwältin. Einen tin die leichte Entwicklungsstörung, die ein „Tyrannenmord“, wie ihn der Angeklagte be- psychiatrischer Gutachter dem heute 20Jährigen attestiert hatte. schrieben hatte, lehnte sie als Motiv ab. Der Verteidiger von Andreas H. will für Vor dem Landgericht Ulm forderte sie am Donnerstag eine lebenslange Haftstrafe für seinen Mandanten eine Jugendstrafe. Ein den mutmaßlichen Vierfachmörder von Eis- konkretes Strafmaß forderte er nicht. In der Nacht auf Karfreitag vergangenen lingen. Er habe aus Habgier gehandelt und müsse deshalb wie ein Erwachsener verur- Jahres sollen die beiden jungen Männer zu-

Gute Noten für die Krankenhäuser im Südwesten

STUTTGART. Hinter Sachsen, Sachsen-Anhalt und Bayern landeten die baden-württembergischen Häuser auf Platz vier. „Das Ergebnis zeigt die hohe Leistungsfähigkeit der hiesigen Krankenhäuser, besonders, was die Versorgung angeht“, sagte Andreas Vogt, Leiter der Landesvertretung der Techniker-Krankenkasse (TK), welche die Befragung durchgeführt hat. Dabei ging es um fünf Themenbereiche – vom reinen Behandlungserfolg über die Zu-

wendung und Pflege durch das Personal bis zur allgemeinen Zufriedenheit mit dem Krankenhaus. Dazu wurden landesweit 16 000 TK-Patienten zu den 68 größten Einrichtungen im Südwesten befragt. Innerhalb Baden-Württembergs schnitt Freiburg am besten ab. Aber auch im Raum Stuttgart zeigten sich die meisten Patienten zufrieden. Neun Kliniken wurden von der Kasse als besonders empfehlenswert gewürdigt: Diakonie, Karl-Olga, Marienhospital und Robert-Bosch (Stuttgart); Filderklinik, die Rems-Murr-Kliniken Backnang und die Kreiskliniken Esslingen sowie die Orthopä-

Ihre Meinung bitte! Wie zufrieden sind Sie mit den Krankenhäusern im Land? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

Baden-Württembergs Kliniken leiden unter einem Investitionsstau

Es handelt sich mal wieder um eine jener Studien, die mehr Fragen nach sich ziehen, als sie beantworten: Die Patienten sind mit den Krankenhäusern in BadenWürttemberg im Allgemeinen zufrieden. Gut. In Bayern und Sachsen sind sie es etwas mehr, in Hessen oder Berlin ein bisschen weniger. Die medizinische Versorgung im Südwesten gilt als überdurchschnittlich, dafür landet man hier oft in einem alten Kasten. Was aber heißt das, wenn ich mich mit einem Magendurchbruch in Klinik X oder · Neu inin den Kinos ¿18Bänderriss einem Krankenhaus Y einliefern lasse? Nur die wenigsten werden vorher einen Klinikführer im Internet bemühen und ihre Entscheidung danach ausrichten. Sie vertrauen lieber auf ihr Gefühl oder ihren Arzt. Insofern bietet die breitangelegte Patientenbefragung nur subjektive Empfehlungen. Aber immerhin. Ein paar Erkenntnisse lassen sich daraus ziehen. Erstens: Die Substanz der hiesigen Häuser hinkt denen im Osten hinterher. Eine Entwicklung, die mittlerweile fast alle öffentlichen Bereiche erfasst hat – von Straßen bis Schulen. Darüber kann man klagen – BERLIN (StN). Gut- und Besserverdiener ändern wird sich so schnell daran nichts. werden im kommenden Jahr monatlich   Schon gar nicht durch den unumstößlich etwa 18 Euro höhere Sozialabgaben bezahscheinenden Gesundheitsfonds. Zweilen müssen. Dies bringt die Anhebung der tens: Alte, enge und dunkle KrankenhäuBeitragsbemessungsgrenzen in den Sozialser finden sich vor allem in den badenversicherungen, die das schwarz-rote Bunwürttembergischen Ballungsräumen. Die deskabinett am Mittwoch in seiner 164. und Folge einer jahrelang betriebenen Krandamit wohl letzten Sitzung billigte. kenhauspolitik des Landes, der vor allem Die nun nach dem Regierungswechsel ausan einer breiten Versorgung im ländlischeidenden Bundesminister können sich chen Raum gelegen war. Jetzt hat man auf teils üppige Altersbezüge freuen. Entumgesteuert und konzentriert seine Förwicklungsministerin Heidemarie Wieczoderung auf wenige Spezialzentren. Das rek-Zeul (66, SPD) hat ab sofort Anspruch ist auch so. Allein, es fehlt an auf eine monatliche Pension von 9430 Euro. Bund zahltrichtig Ländern Soforthilfe Geld. Der Investitionsstau beträgt mehFür eine Rente in dieser Höhe müsste ein Autobahnen und Bundesstraßen Milliarden Euro. Freilich: Eine neue durchschnittlicher Arbeitnehmer 347 Jahre fürrere Terrasse oder ein heller Flur machen laut Steuerzahlerbund arbeiten. Ihr folgt die einen Kranken nicht wieder gesund. 60 Jahre alte Gesundheitsministerin Ulla Von Gregor Preiss Aber sie verschönern den tristen AufentSchmidt mit 8410 Euro Pensionsanspruch. halt wenigstens ein bisschen. STUTTGART/BREMEN. Baden-Württemberg ¿ Seite 2 kommt in den Genuss von rund zehn Millionen Euro Soforthilfe für die Beseitigung von Frostschäden. Das Geld, das je nach Schwere der Schäden auf die Länder verteilt wird, hat Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) am Mittwoch auf der Verkehrsministerkonferenz in Bremen in Aussicht gestellt. Baden-Württembergs Verkehrsministerin Tanja Gönner (CDU) sprach von einem „positiven Signal, wenn rer Turm. wird in Esslingen über einen germeister Matthias Klopfer (SPD) lobte ge- der Bund Nun zusätzliche Mittel bereitstellen Rückbau Minaretts diskutiert. Wann es genüber unserer Zeitung die „gute Integrati- will“. Die des Arbeiten sollen alsbald beginnen. auf bezweifelte der Baustelle im Herzen der GesamtNeckaronsarbeit“ des Vereins. Sie jedoch, dass die stadt anvon der100 vielbefahrenen Bahnstrecke Allerdings sorgen viele Moscheebauten summe Millionen Euro für ganz Stuttgart–Ulm weitergeht, ist offen. für Konfliktstoff. Besonders strittig ist der- Deutschland ausreichen werde. In Stuttgart sucht mansprach ein repräsentatizeit der Rohbau des vom türkischen Staat Der Auto-Club Europa von einem ves Gebetshaus mit Kuppeln undDer Minarett unterstützten Vereins Diyanet in Esslingen. „Tropfen auf den heißen Stein“. ACE bisher vergebens. islamischen ReligiDem Verein fehlt nicht nur das Geld, um rechnet allein für Die das 25 kommunale Straßenonsvereine haben Gebetsräume, die sich den Bau zu vollenden. Er hat sich zudem netz in Baden-Württemberg mit Schäden meist den Hinterhöfen vonund ehemaligen nicht an den mit der Stadt ausgehandelten von 250inMillionen Euro. KreisLandesGewerbegebäuden befinden. Allein in StuttKompromiss gehalten, wonach das Mina- straßen umfassen den Großteil des Straßengart leben 000 Muslime. rett maximal 25 Meter hoch sein darf. Ge- netzes. Die55 Sondermittel fließen aber nur in baut wurde aber ein um 60 Zentimeter höhe- Autobahnen und 24 Bundesstraßen. ¿ Region Seite ¿ Landesnachrichten Seite 6 dische Klinik in Markgröningen und die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim. Die Befragung brachte aber auch Defizite zutage – vor allem im Bereich Unterbringung. Für diesen Bereich seien die Träger der Kliniken verantwortlich, sagte Baden-Württembergs Gesundheitsministerin Monika Stolz (CDU) am Mittwoch unserer Zeitung: „Deshalb ist es auch in ihrer Verantwortung, hier noch besser zu werden.“ Nach der am Dienstag bekanntgewordenen Milliardenlücke im Gesundheitsfonds forderten Arbeitgeber und Gewerkschaften Strukturreformen. „Es darf nicht sein, dass sich die Politik massiv in Vertragsverhandlungen der Krankenkassen mit Ärzten und Krankenhäusern einmischt“, sagt Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt. Er forderte „mehr Wettbewerb und Vertragsfreiheit für die Akteure im Gesundheitswesen“. ¿ Tagesthema ¿ Landesnachrichten Seite 8

Berlusconi drohen Prozesse

Fernsehen ist was 9430 Euro Rente für Leichtgläubige für Ex-Ministerin

ROM (dpa). Das italienische Verfassungsgericht hat die Immunität des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi vor Strafverfolgung aufgehoben. Die Verfassungsrichter erklärten am Mittwoch in Rom ein umstrittenes Gesetz für nicht verfassungskonform. Nun droht dem Medienmogul, der seit Monaten wegen angeblicher Frauengeschichten im Regierungspalast Schlagzeilen macht, die Wiederaufnahme mehrerer Verfahren. Mit dem Gesetz hatte Berlusconi 2008 die juristische Unantastbarkeit für die vier höchsten Staatsämter gesichert, darunter auch für den Regierungschef, also sich selbst. Das Urteil kam nach zweitägigen Beratungen nicht unerwartet. Medien hatten über mögliche Neuwahlen spekuliert. ¿ Seite 2 ¿ Seite 4

Dieser Text ist in HDTV geschrieben. Die neue Technik sorgt für gestochen scharfe  Buchstaben und glasklare Analysen. Ist das nicht großartig! Wie bitte? Sie merken nichts davon? Schade. In den Niederlanden hat der Trick funktioniert. Dort hat man 60 Menschen vor einen stinknormalen Fernseher gesetzt, ein paar von ihnen aber eingeredet, sie bekämen jetzt Bilder von allerhöchster Qualität zu sehen. Und genau so empfanden die das dann auch. Womit bewiesen wäre: Fernsehen ist was für Leichtgläubige. (rai)

Zetsche im Kreuzfeuer der Aktionäre

Überaltert Von Gregor Preiss

Patienten schätzen Behandlung und Versorgung – nicht aber die Unterbringung

Bruce Willis unterfordert

Zehn Millionen zum Stopfen der Schlaglöcher

In der Region gibt es immer mehr Moscheen

Fondsmanager werfen dem Daimler-Chef eine unzureichende Zukunftsstrategie vor und zweifeln an der Kooperation mit Renault Schorndorf gilt als Vorbild in Sachen Integration – Islamverein baut zu hohes Minarett und sorgt damit für Ärger in Esslingen

STUTTGART. In Deutschland und auch in der Region Stuttgart gibt es immer mehr Moscheen. Allein in Baden-Württemberg stehen derzeit nach Angaben der Diözese Rottenburg-Stuttgart 38 Bauwerke mit Minarett und Kuppeldach. Die meisten davon – rund ein Dutzend – sind in der Region Stuttgart zu finden. Bundesweit hat die Zahl der Moscheen 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 44 auf 260 zugenommen.

Vergebens hat sich der Autobauer Daimler in Berlin bemüht, das Krisenjahr 2009 abzuhaken – auf der Hauptversammlung zeigten sich die Aktionäre aber unzufrieden mit den Fortschritten. Zudem gab es Kritik von Beschäftigten im Stuttgarter Motorenwerk. Von Petra Otte

Landesnachrichten 5 – 6

STUTTGART (rai/gs/her). Ein Prozess gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden

Der Islamexperte Hansjörg Schmid von der Diözese Rottenburg-Stuttgart ist der Meinung, dass islamische Gotteshäuser die Muslime und ihre Nachbarn enger zusammenbringen. In der Region Stuttgart ist dies besonders gut in Schorndorf gelungen. Die dortige islamische Gemeinde ist offen und kooperativ. Zudem gilt die Moschee als architektonisches Schmuckstück, das Transparenz symbolisiert. Islamexperte Schmid sagte unserer Zeitung: „Das Gebäude zeigt den Geist, der von der Moscheegemeinde gelebt wird.“ Auch der Sprecher von Oberbür-

Unverkennbar Zetsche: Die Silhouette des Daimler-Chefs vor einer Projektion auf der Hauptversammlung in Berlin

Nicolaus Schafhausen zählt zu den international bekanntesten Ausstellungsmachern. Am Dienstag war der 45-Jährige in der Veranstaltungsreihe „Über Kunst“ unserer Zeitung.

Notfallplan gebremst. Griechenlands Premier Georgios Papandreou rief die Spitzenrunde in Brüssel zum Handeln auf. „Es ist eine europäische Herausforderung, die Eurozone und die Eurowährung zu stärken“, sagte Papandreou. Er machte aber auch klar, dass Griechenland ohne Hilfen auskommen wolle. Griechenland hat Schulden von gut 300 Milliarden Euro und ein Staatsdefizit, das fast viermal höher ist als erlaubt. Die Regierung muss in den kommenden Wochen mehrere Staatsanleihen platzieren. Gelingt dies ¿17 · Kulturmagazin nicht, ist das Land pleite. ¿ Leitartikel Seite 2 ¿ Seite 4

BRÜSSEL/BERLIN. Griechenland hat endlich eine feste Hilfszusage im Fall der Staatspleite. Beim EU-Gipfel in Brüssel präsentierten Bundeskanzlerin Angela Merkel

Von Ulrich Hanselmann und Juliane Baumgarten

Drei 11˚ ¿3 · Die SeiteNachts

Soll das Gesetz überarbeitet werden? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

runde, zu einer Einigung zu kommen. Diplomaten zufolge versuchten EU-Ratspräsident Herman van Rompuy sowie der spanische EU-Ratsvorsitz, ein Sondertreffen der 16 Euroländer zu organisieren. Dieses könne am Abend nach dem regulären Gipfeltreffen stattfinden. In ihrer Regierungserklärung sagte Merkel vor dem Bundestag: „Es geht nicht um konkrete Hilfen, sondern um eine Spezifizierung und Fortschreibung der Entscheidungen vom 11. Februar.“ Damals hatte ein Sondergipfel der EU eine Rettungsaktion für Griechenland ins Auge gefasst, um die Finanzmärkte zu beruhigen. Seitdem aber hat Berlin mit Blick auf einen konkreten

Von Gregor Preiss und Hilmar Pfister

Luftig und verspielt: Joop · Junge Nachrichten ¿26 zeigt seine „Wunderkinder“

Ihre Meinung bitte!

(CDU) und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy einen Plan, der im äußersten Notfall freiwillige Milliarden-Hilfen einzelner Euroländer und des Internationalen Währungsfonds (IWF) vorsieht. Der Vorschlag wurde am späten Donnerstagabend im Kreis der Eurozonen-Staaten beraten und gebilligt. Vor Beginn des zweitägigen Spitzentreffens sandte Merkel in Berlin ein starkes Signal für diesen Notfallplan: Der IWF sowie einzelne Euroländer springen ein, wenn Griechenland am Kapitalmarkt keine neuen Kredite mehr bekommt. Dass auch die Kreditwürdigkeit Portugals herabgestuft ist, sorgte für zusätzlichen Druck auf die Gipfel-

Die EU-Partner fordern bei der Griechenland-Hilfe mehr Mut von Angela Merkel. Doch die Kanzlerin will offensichtlich verhindern, dass die deutschen Steuerzahler allzu heftig für das von der Pleite bedrohte Land einstehen müssen.

Die großen Krankenhäuser im Südwesten schneiden laut einer Patientenbefragung gut ab. Neun von 21 untersuchten Kliniken in der Region Stuttgart erhalten ein Qualitätssiegel.

¿9 · Panorama

¿ Tagesthema ¿ Landesnachrichten Seite 6

Staats- und Regierungschefs der Eurozone sichern Athen bei Staatspleite Kredite des IWF und der EU-Länder zu

Von George Stavrakis

¿22 · S-Presso Mittags 16˚

sammen. Aber nicht nur Kinder musizieren: Wir verraten, welche Instrumente die Mitglieder des Landeskabinetts spielen. Foto: fotolia

Merkel hilft Griechenland – im Notfall Von Knut Pries, Detlef fechtner und Norbert Wallet

¿24 · Freizeit ¿18 · Neu in den Kinos Auf der Suche nach der versteinerten Zeit

neuen Schuljahr an lernen Kindergartenkinder, wie sie mit einfachen Instrumenten und der eigenen Stimme umgehen können. Im kommenden Schuljahr arbeiten 1000 Kindergartengruppen mit den Musikschulen zu-

BERLIN. „Wir haben uns nicht darauf beschränkt, in der Krise den Kopf über Wasser zu halten“, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche vor rund 5000 Aktionären in Berlin. „Wir haben strategisch weiter unsere Hausaufgaben gemacht.“ Als Beispiele führte er unter anderem die Reduzierung des Schadstoffausstoßes sowie eine Vorreiterrolle bei der Elektromobilität an. Aktionärsschützer und Fondsmanager warfen dem Autobauer dagegen vor, noch immer nicht die Technologieführerschaft

zurückerobert zu haben. „Daimler fährt in zahlreichen Feldern der Konkurrenz hinterher“, sagte Ingo Speich, Fondsmanager bei Union Investment. Kritisiert wurde insbesondere eine unzureichende Zukunftsstrategie. Verbesserungen beim CO2-Ausstoß und die Kooperation mit Renault-Nissan genügen aus Sicht der Aktionäre nicht. Im Stuttgarter Motorenwerk forderten Arbeitnehmervertreter derweil Zusagen des Managements, dass die Kooperation mit Renault keine Arbeitsplätze in Deutschland kostet. Eine Zusage lehnt Daimler allerdings ab. Für das laufende Jahr bekräftigte Zetsche die Prognose, nach dem Milliardenverlust 2010 ein Ergebnis vor Zinsen und Steu-

Ihre Meinung bitte! Haben die Kritiker recht? Ist Zetsche schuld an der Daimler-Krise? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

Foto: AP

ern von mehr als 2,3 Milliarden Euro zu erwirtschaften. Allein in den ersten drei Monaten haben die Stuttgarter fast 30 Prozent mehr Pkw verkauft als im Vorjahreszeitraum, vor allem in China sind Daimler gefragt. Wegen des anziehenden Geschäfts ist die Kurzarbeit in den deutschen Pkw-Werken des Autobauers so gut wie beendet. Vorstand, Führungskräfte und Daimler-Mitarbeiter bekommen wie vereinbart von Juli an wieder ihr volles Gehalt. Dass Zetsche trotzdem im Krisenjahr 2009 einen höheren Bonus erhalten hat, sorgte für Kritik: „Das ist mehr als ein Kunstfehler“, schimpfte Aktionärsschützer Lars Labryga und mahnte mehr Transparenz bei der Vergütung an. Auf Beifall stieß die Ankündigung Zetsches, das Engagement im Iran zurückzufahren. Der Stuttgarter Konzern will sich von einer dortigen Beteiligung trennen und bis auf weiteres keine zivilen Trucks mehr an die Islamische Republik liefern. ¿ Tagesthema ¿ Wirtschaft Seite 9

Tagesthema

Zetsche rackert Bei Daimler stehen Antworten auf wichtige Zukunftsfragen noch aus Von Klaus Köster Dieter Zetsche legt die Messlatte hoch: Nach dem heftigen Einbruch im vergangenen Jahr will der Daimler-Chef den Konzern nun wieder in bessere Zeiten führen. Aus den roten Zahlen soll wieder ein Milliardengewinn werden, die · Sportsoll Marke ¿29Mercedes mehr abwerfen als bisher angekündigt, bei der Umweltverträglichkeit greift er nach der Technologieführerschaft, auf den Weltmärkten will er Marktanteile zurückerobern. Dieter Zetsche rackert sich ab, um den Konzern zu stabilisieren. Und doch haben seine ehrgeizigen Ankündigungen auch eine Kehrseite: Sie sind zugleich ein Eingeständnis, dass er in seinen bisher vier Amtsjahren vieles noch nicht erreicht hat.

WM-Chance für Hans-Jörg Butt

Flughafen will Westerweiterung

Häschen-Freund liebt’s monogam

Neue Spitze der Oper Stuttgart steht

STUTTGART (jos). Die Flughafengesellschaft in Stuttgart will bis Jahresende die Genehmigung für die Erweiterung des Landesflughafens im Westen bei Echterdingen beantragen. Obwohl die Passagierzahlen 2009 wegen der Wirtschaftskrise so stark wie nie zuvor einbrachen, gingen die Vorbereitungen für die Erweiterung des Vorfelds unvermindert weiter. Selbst im Moment gebe es zu wenig Abstellplätze für Flugzeuge, damit man in der morgendlichen Spitzenzeit die Kapazität der einzigen Piste mit maximal 64 Starts in zwei Stunden ausnutzen könne, erklärten die Flughafen-Direktoren am Mittwoch. Sie rechnen aber damit, dass 2010 wieder mehr Passagiere kommen. 2009 waren es insgesamt 8,94 Millionen – zehn Prozent weniger als 2008. Dennoch machte das Unternehmen 17,6 Millionen Euro Gewinn. ¿ Stuttgart und Region Seite 19

84 (in Worten: vierundachtzig) Jahre hat es gedauert, bis „Playboy“-Gründer Hugh Hefner zu der Einsicht kam, dass auch er nur  für ein Weib geschaffen sei. Bis vor kurzem noch hatte sich „Hef“ mit sieben Damen umgeben. Nun aber ist er es leid, stets einen ganzen Harem glücklich machen zu müssen, sagte er der „New York Post“. Er lebe bloß noch mit einer Freundin zusammen, dem 23 Jahre alten Model Crystal Harris. Da stellt sich die Frage: Wenn Hefner 100 wird, geht Frau Harris stramm auf die 40 zu. Was macht der Häschen-Freund mit so einer alten Frau? Hefners Hang zur Monogamie ist so neu nicht: Vor Jahren hat er sich ein Grab neben dem von Marilyn Monroe geFoto: kauft. (hör)

STUTTGART (ben). Das neue Führungsquartett der Stuttgarter Staatsoper von der Saison 2011/2012 an ist komplett. Als  Nachfolger von Manfred Honeck wird der Untätigkeit kann man Zetsche gewiss Franzose Sylvain Cambreling (61), bisher nicht vorwerfen. Hätte er Chrysler nicht Chefdirigent des SWR-Sinfonieorchesters in letzter Sekunde verkauft, wäre es um Baden-Baden und Freiburg, 2012 neuer den Konzern heute schlimm bestellt. Er Generalmusikdirektor und damit musikalibesorgte Kapital in Milliardenhöhe, inscher Leiter der Staatsoper. Dies teilte der dem er den Einstieg von Abu Dhabi als designierte Intendant der Staatsoper StuttGroßinvestor vorbereitete. Zusammen gart, Jossi Wieler, am Mittwoch mit. Neben mit dem Chemiekonzern Evonik baut er Cambreling werden Sergio Morabito als eine Fabrik für Batterien, die in ElektroChefdramaturg und Eva Kleinitz als Opernautos eingesetzt werden; mit dem chinesidirektorin zu Wielers Führungsteam schen Hersteller BYD ist eine Zusammengehören. Baden-Württembergs Kunstminisarbeit bei Elektroautos geplant. Die jahmaroden Hypo Real Estate ter Peter Frankenberg (CDU) zeigte sich am Ex-Chef relangder schwelende Korruptionsaffäre, Mittwoch „hocherfreut“ über Cambrelings will die er Millionen von seinemEuro Vorgänger Jürgen 3,5 vom Staat Berufung. Auf einer Sonderseite stellen wir Schrempp geerbt hat, legte er geräuschdie künftige Stuttgarter Opernspitze vor. los bei, und durch die neue Kooperation MÜNCHEN (dpa). Der Ex-Chef maroden mit Renault versucht er, dendes Konzern im ¿ Kultur Seite 16 Immobilienfinanzierers Hypo Real Estate wachsenden Segment der kleineren Fahr(HRE), Funke, streitet eineinhalb zeugeGeorg wettbewerbsfähiger zu machen. Jahre seinem Rauswurf vorsteht Gericht Das nach ist alles wichtig. Trotzdem umDaimler sein Millionengehalt. Heute willdieder in vielem schlechter da als 55-Jährige gegen die Kündigung klagen Konkurrenz. Dass die Aktionäre dies und rund 3,5kritisierten, Millionen Euro Gehalt nachfordeutlich ist durchaus verdern. Sollte er gewinnen, müssten die Steuständlich. erzahler für die Millionenrechnung aufkommen, Jahrelang da die HRE inzwischen vollständig hat sich der Konzern mit dem gehört. derStaat letztlich gescheiterten Übernahme Dass Funke selbst beiebenfalls dem Gerichtstervon Chrysler und den gescheiStaatsanwaltschaft Stuttgart wegen übler min erscheint, gilt als unwahrscheinlich. In terten Kooperationen mit Mitsubishi und Nachrede und Verleumdung gestellt. sogenannten Urkundsprozess werden Hyundai abgemüht. Unter Konzernchef Parallel dazu kam es gestern im Landtag dem weder JürgenZeugen Schremppnoch habenSachverständige allein die Aktiozu einem Eklat. SPD-Fraktionschef Claus sondern nurEuro derverloren; Arbeitsvertrag näre 50 Milliarden der Schmiedel verglich die Schweiz mit einem gehört, geprüft. Eine vorläufige Entscheidung Konzern hat außer viel Geld auch Zeit ist „Schurkenstaat“, weil sie Steuersünder unim Anschluss möglich. verloren. Das ist ein wichtiger Grund dater dem Vorwand des Bankgeheimnisses de- direkt Im um dieseine HRE Technologiefühspielte Funke im für,Drama dass Daimler cke. Der Schweizer Generalkonsul in Stutt2008eingebüßt die Hauptrolle: Unter seiner rerschaft hat. Es spricht für gart, Hans Dürig, sagte unserer Zeitung, die Herbst war dieerBank kollabiert und Zetsche, dass diese fast zurückerobern will Wortwahl Schmiedels sei „inakzeptabel Führung mit von mehr Milliar– doch erHilfen verkündet damitals ein100 Ziel, das und bedauerlich“. In Anspielung auf eine musste gerettetKraft werden. Dass erreichen ausgerecherEuro aus eigener gar nicht Äußerung des früheren Bundesfinanzminis- den er nun um Millionen streitenauch will,die sorgte Denn längst investiert ters Peer Steinbrück sagte der Generalkon- netkann. anderem Milliarden bei Aktionärsschützern Konkurrenz in klimascho- für sul: „Die Schweiz ist abgestürzt vom India- unter Fassungslosigkeit. Funkes Arbeitsvertrag nende Antriebe. Kühne Ankündigungen ner zum Schurken. Eine Steigerung ist nicht läuft bis zumwird September sindeigentlich das eine – noch entscheidend aber mehr möglich.“ 2013. vereinbartes Festgehalt sein,Sein ob esdarin ihm gelingt, diese einzulösen. ¿ Landesnachrichten Seite 5 beträgt laut Geschäftsbericht 800 000 Euro pro Jahr – das Geld will er bis zum Ende der Laufzeit haben. ¿ Tagesthema

Tote in Athen bei Protesten gegen das Sparpaket

Pleitemanager klagt auf Millionengehalt

Merkel fordert Konsequenz aus Griechenland-Krise: Schuldensünder sollen Stimmrecht verlieren Regierungserklärung der Kanzlerin: Sie sieht Europa am Scheideweg. Bei der Abstimmung über die Milliarden für Athen morgen im Bundestag könnte es mehr Neinstimmen geben als erwartet.

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m m m FDP-Prominenz stellt Strafanzeige

Den kommenden Samstag haben Verlage zumPkt. Gratis-Comic-Tag Bei 1,3603 Dollar 6278,40 3008,03 Pkt. erklärt. Fachhändlern Hefte Im + 19,79 Pkt. kostenlos. + 0,15 Cent + 47,57 Pkt. gibt’s Interview spricht Panini-Verlagsleiter Max Müller über diese Werbeaktion sowie über neue und alte Helden.

¿22 · Wetter

Kinos ¿18 · Neu in den Mittags 12˚ Nachts 5˚ Wechselnd bewölkt mit örtlichem Nieselregen

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„Iron Man 2“ mit schwachem Auftakt Eine Stunde lang glaubt man, dass sich Robert Downey jr. in „Iron Man 2“ im falschen Film bewegt, dann nimmt das Abenteuer um den stählernen Helden doch noch Fahrt auf.

¿16 · Kultur Wieler/Morabito inszenieren „Dieses Stück ist so reich, so vielschichtig“, sagt der Regisseur Jossi Wieler im Interview über Leos Janáceks Oper „Katja Kabanova“. Premiere an der Stuttgarter Staatsoper ist an diesem Sonntag.

¿28 · Junge Nachrichten Über die Kunst, sich selbst zu verkaufen

Von TimRülke Braune,und TakisDöring Tsafos wehren sich gegen Verdacht des Steuerbetrugs – Eklat um Rolle der Schweiz Goll, und Steffen Rometsch Von Frank Krause will mich jemand verleumden“, sagte Rülke ATHEN/BERLIN/STUTTGART. Bei einem und Jan Sellner im Zentrum der grie- am Mittwoch unserer Zeitung und reagierte Brandanschlag damit auf Informationen des Magazins „Fochischen Hauptstadt Athen sindKauf gestern STUTTGART. Der Streit um den von cus“, dem von einem Informanten eine Dadrei Bankangestellteausums gekomSteuersünderdaten der Leben Schweiz eska- ten-CD angeboten worden war. men. Angaben derFDP-Politiker Polizei starben– sie, Nach Recherchen unserer Zeitung soll es liert. Nach Mehrere führende daals ihreJustizminister Bank von vermummten Randalierunter Ulrich Goll und Land- sich um denselben Informanten handeln, rern angezündet wurde. Allein in Athen de- der seine Datensätze bereits dem Finanzmitagsfraktionschef Hans-Ulrich Rülke – wehmonstrierten Zehntausende. Hunderte Auto- nisterium in Stuttgart angeboten hatte. Auf ren sich gegen den Verdacht, verdeckte nome und wütende versuchBankkonten in derDemonstranten Schweiz zu besitzen und Drängen der FDP hatte Ministerpräsident ten, das hinterzogen Parlamentsgebäude zu Angeblich stürmen. Stefan Mappus (CDU) entschieden, dass BaSteuern zu haben. Die Tränengas ein.Bank Julius den-Württemberg keine Daten kauft. soll Polizei Rülke setzte bei der Schweizer Heute will das Parlament in Athen über Bär ein Konto in Höhe von 600 000 Franken Rülke, Goll und Ex-Landeschef Walter Dödas Sparpaket das70 Bedingung besitzen, Goll abstimmen, wiederum soll 000 Euro ring, dessen Name angeblich auch auf der ist die Thurgauer Milliardenhilfen InternationaCD steht und der fast 500 000 Euro in der beifür einer Bank des angelegt haben. len„Ich Währungsfonds der Euro-Länder. hatte nochundniemals auf einem Schweiz angelegt haben soll, haben inzwiIn einer Konto Regierungserklärung forderte schen Strafanzeige gegen unbekannt bei der Schweizer ein Gelddepot. Offenbar Bundeskanzlerin Angela Merkel radikale Konsequenzen aus der Krise. Europa stehe am Scheideweg. Notorische Schuldensünder sollten zeitweise ihr Stimmrecht verlieren oder keine EU-Hilfen mehr bekommen. Die SPD wird dem Gesetz für den deutschen Anteil von 22,4 Milliarden Euro am Hilfspaket morgen im Bundestag dem Vernehmen nach nicht zustimmen. Union und FDP gehen aber davon aus, dass sie das Gesetz und eine Zusatzerklärung zur Reform des Euro-Paktes trotz Gegenstimmen im eigenen Lager alleine durchsetzen werden. Wenn das Gesetz zur Milliardenhilfe morgen den Bundestag passiert, will eine Gruppe von Professoren Klage beim Bundesverfassungsgericht einreichen. „Wir werden um 12 Uhr die Klage abgeben“, sagte der Staatsrechtler Karl Albrecht Schachtschneider. Er hatte 1998 bereits gegen die Einführung des Euro geklagt. Griechische Hoteliers fürchten, dass die Krise negative Folgen für den Tourismus haben könnte. Europas größter Last-MinuteReiseanbieter spürt derzeit aber noch keinen Griechenland-Verdruss. „Wir verzeichnen etwa 30 Prozent mehr Buchungen als im

Tagesthema

Verantwortungslos Die Millionenklage des Münchner Pleitebankers Funke ist unbegreiflich Von Klaus Köster 100 Milliarden Euro sind selbst für einen Staat mit 80 Millionen Einwohnern viel Geld. Um das Geld aufzubringen, muss der Staat jedem Bürger vom Säugling bis zum Greis rechnerisch 1250 Euro abknöpfen. Die 100 Milliarden Euro musste

Front pages with many variants. There is not only a standard layout, the title page is always adapted to suit the current news situation. A vertical or horizontal-format solo picture often makes a big eyecatcher. This is achieved by extreme closeups or an unusual choice of motif. Positioning of the title in the picture, as in the case of the title page about Mercedes boss Zetsche, tends to be seldom used. To the left and right of the head there are always little teasers or references to supplements. This signals that there is a large number of topics to be found in the paper. On the left there is always a teaser strip drawing attention to interesting topics inside. In different local editions local content is placed here.


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Die Seite Drei

Nummer 229 • Montag, 5. Oktober 2009

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Das ewige Talent will durchstarten Sigmar Gabriel soll die SPD aus dem Tief führen – Parteilinker Scheer kritisiert das undurchsichtige Krisenmanagement der Genossen Die SPD wechselt ihre komplette Führung aus – der bisherige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel soll heute als Parteichef nominiert werden. In Demut will er die SPD führen, nicht im Alleingang. Seine Gegner beruhigt das nicht.

BERLIN. Als der Brief im Willy-BrandtHaus eingeht, ist der alte Parteichef noch nicht raus, geschweige denn sein Nachfolger eingezogen. Noch bevor also die Namensschilder von Franz Müntefering auf Sigmar Gabriel auf den Fluren umgeschrieben sind, fordert dieser Briefeschreiber volle Aufmerksamkeit: Hermann Scheer, erklärter Linker und Mitglied des Parteivorstands – jenes Gremiums also, das der Basis an diesem Montag Sigmar Gabriel als neuen SPDChef empfehlen will. Er lässt kein gutes Haar am Krisenmanagement seiner Genossen: zu schnell und zu heimlich. Nicht schon wieder: Nicht schon wieder der, sollen die einen in der Parteizentrale aufgestöhnt haben, die ihre Hoffnung auf Gabriel setzen und darauf, dass der ewige Nörgler Scheer den Neuanfang nun bitte nicht wieder bekrittelt. Nicht schon wieder die, sollen die anderen geschimpft haben, die sich übergangen und überrumpelt fühlen davon. So wie Beck aus dem Amt gemobbt worden sei und der Wahlverlierer Steinmeier sich am Wahlsonntag binnen Minuten selbst zum Fraktionsführer ernannten, so krumm sei nun die Tour, durch die Gabriel aufsteige. „Es ist doch immer dasselbe“, schnauft Hermann Scheer ins Telefon, „wir stecken in der größten Krise unserer Geschichte, und Parteivorstand und Parteibasis sollen wieder nur abnicken, was ein sich selbst nominierendes Gremium namens SPD-Spitze ausgeklügelt hat. Denen fehlt für ihre Entscheidung jede Legitimation.“ Parteivorständler Scheer fühlt sich jedenfalls nicht in der Pflicht, „anonym getroffenen Absprachen“ zur Neuordnung der Parteiführung nachzukommen. „Wie käme ich dazu?“

sich auf der richtigen Spur, ausgestattet mit dem notwendigen Instinkt und programmatischen Rüstzeug, um ein ganz Großer zu werden in der Sozialdemokratie. „Immer dann schieden sich an ihm aber die Geister, weil er bei allem Ehrgeiz auf manche egoistisch und wankelmütig wirkte“, erzählt Peter Struck, der Gabriel gut kennt. „Immer dann aber zog er sich erst beleidigt zurück und brachte sich selbst mit einem neuen eigenen Konzept, mit neuen eigenen Ideen wieder ins Spiel.“ Wie zuletzt im Bundestagswahlkampf. Als Bundesumweltminister, zu den ihn Müntefering 2005 machte, beherrschte Gabriel über Wochen die Schlagzeilen mit einem profunden und scharfen Anti-Atomkraft-Kurs, prangerte als amtierender Bundesumweltminister die Pannen im AKW Krümmel an und das als untauglich verdächtige Atommüllendlager Asse. Was kompliziert ist, was Laien nicht durchschauen, machte er einfach.

Die SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering seit 2008

Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Frank-Walter Steinmeier (kommissarisch)

Kurt Beck (Rücktritt)

2006–2008 Matthias Platzeck (Rücktritt)

2005–2006

Seine Mutter war alleinerziehend, arbeitete hart und vor allem dafür, dass Sigmar seine wenigen Chancen nutzen konnte

Franz Müntefering 2004–2005

Gerhard Schröder (zunächst kommissarisch)

1999–2004 Oskar Lafontaine (Rücktritt)

1995–1999 Rudolf Scharping 1993–1995

Johannes Rau (kommissarisch)

1993–1993 Björn Engholm (Rücktritt)

1991–1993

Jetzt, mit 50 Jahren, begreift Sigmar Gabriel, dass es tatsächlich ernst wird

Die Hoffnung der Genossen: Der bisherige Umweltminister und neue Parteichef sitzt Ende September in der SPD-Parteizentrale in Berlin auf einem Tisch in der Eingangshalle Foto: dpa

Hans-Jochen Vogel 1987–1991

Willy Brandt 1964–1987

Erich Ollenhauer 1952–1963

Kurt Schumacher 1946–1952

dpa / StN / Herrmann

Schon wieder also. Schon wieder keine Ruhe, kein ungetrübter Aufbruch der deutschen Sozialdemokratie Seit an Seit in eine neue Zeit nach dem historisch schlechten Bundestagswahlergebnis von 23 Prozent. „Wir bekommen den zehnten Parteivorsitzenden seit 1993, den fünften seit 2005“, tobt Scheer: „Unsere Probleme aber bleiben. Das ist doch keine Führungsstärke.“ Auch Ottmar Schreiner, Scheers Weggefährte von der Saar, und Schleswig-Holsteins Landeschef Ralf Stegner mahnen die SPD, mehr Demokratie zu wagen – und zwar innerparteilich. Stegner bemüht Brandt ein zweites Mal: Der nämlich sei mit dem seinerzeitigen Fraktionschef Herbert Wehner und Minister Helmut Schmidt auch nicht immer einer Meinung gewesen. „Trotzdem haben sie zusammengearbeitet.“ Schon wieder: Die neue Garde. Nach dem Willen von Präsidium und Vorstand soll Gabriel führen, Andrea Nahles seine Generalsekretärin werden – und Olaf Scholz, Klaus Wowereit, Hannelore Kraft und Manuela Schwesig zu Gabriels Stellvertretern gewählt werden. Letzte Instanz ist der Parteitag Mitte November in Dresden. Was haben die Parteilinken gegen Sigmar Gabriel? Werfen sie dem Pragmatiker vor, dass er nicht richtig links und nicht richtig rechts ist? Fürchten die Parteilinken, dass Gabriel diese Parteigrenzen für überwind-

bar erklärt, sie gar aufhebt? Das Zeug dazu hat der Niedersache allemal, frohlocken viele Genossen. Das ewige politische Talent will durchstarten. Jetzt, mit 50 Jahren, begreift er, dass es tatsächlich ernst wird. Er war schon mehrfach auf dem falschen Dampfer, früher, als jüngster Ministerpräsident aller Zeiten (Niedersachsen 1999), als jüngster ExMinisterpräsident aller Zeiten (2003) und als erster Beauftragter für Popkultur („Siggi-Pop“) einer rot-grünen Bundesregierung. Trotz allen Aufs und Abs wähnte er

Bodyguards für den Bankchef am Bosporus Sarrazin nervt die Bundesbank – Präsident Weber legt früheren Berliner SPD-Finanzsenator Konsequenzen nahe Von Andre Stahl ISTANBUL/BERLIN. Bundesbank-Präsident Axel Weber ist eigentlich ein Mann leiser Töne, der sich im Kreis der Weltfinanzexperten wohl fühlt. Der angesehene ÖkonomieProfessor ist eher kein Fall für erhöhten Personenschutz und besondere Sicherheitsvorkehrungen. In Istanbul sah man aber an der Seite von Deutschlands oberstem Notenbanker Bodyguards – Leibwächter. Nicht ohne Grund: Hatte doch Webers neuester Kollege im Bundesbank-Vorstand, Berlins sozialdemokratischer Ex-Finanzsenator Thilo Sarrazin, mit seinen abfälligen Bemerkungen über Ausländer nicht nur bei türkischen Verbänden in Deutschland für Entrüstung gesorgt, sondern auch für Wirbel in der türkischen Presse. Am Bosporus drohten die Wogen besonders hoch zu schlagen. Holte Sarrazin doch ausgerechnet unmittelbar vor dem Jahrestreffen von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Istanbul zu seinem neuesten Rundumschlag aus – diesmal gegen Türken, Araber, Unterschichten, Arme und andere Berliner.

Der Empörung und einem Rüffel durch die Bundesbank folgte zwar die schnelle Entschuldigung Sarrazins – wie dies auch nach früheren Entgleisungen der Fall war. Die Bundesbank aber, zu der Sarrazin auf Beschluss der Politik nach strengen Proporzregeln erst im Mai gestoßen ist, kommt nicht aus den für sie ungewohnten Negativschlagzeilen heraus. Weber ist daher sichtlich genervt. Auch in Istanbul – eigentlich sollte es dort um globale Finanzmärkte, die Weltwirtschaft und die künftige Rolle des IWF gehen – kommt der Bundesbank-Chef nicht an Sarrazins umstrittenem Interview in der Zeitschrift „Lettre International“ vorbei. Weber kämpft um den Ruf der Bundesbank, einer über die Landesgrenzen hinaus angesehenen seriösen Institution. Die hatte sich bereits in ungewöhnlich deutlicher Form distanziert von Sarrazins diskriminierenden Äußerungen. In der türkischen Millionen-Metropole wollte Weber daher zunächst nicht noch mehr Öl ins Feuer gießen. Es gehe nicht um Personen, sondern um die Glaubwürdigkeit der Bundesbank, meinte er zurückhaltend. „Es ist vollkom-

Die diplomatisch verpackte, aber wenig verklausulierte Botschaft: Thilo Sarrazin sollte doch noch einmal in sich gehen. Der Bundesbank-Chef legte dem 64-Jährigen Konsequenzen nahe. Auch wenn in der Bundesbank-Delegation in Istanbul niemand bestätigen wollte, dass „Es ist vollkommen damit ein Rücktritt gemeint war. klargeworden, dass Gemessen aber an den sonst eher Sarrazin sich distanziert hat zurückhaltenden und äußerst behutsamen Formulierungen von von seinen Bemerkungen“ Notenbankern war die Ansage Webers doch ziemlich klar. Axel Weber Mehr machen kann der BunBundesbank-Präsident desbank-Präsident nicht. Weber kann Sarrazin nicht einfach aus Die Entwicklung sei dennoch bedenklich, der Bundesbank schmeißen, der dort für RiSarrazins Verhalten entspreche nicht dem sikocontrolling und Bargeldumlauf zustänKodex der Bundesbank und schade der Re- dig ist. Über die Besetzung der Institutsfühputation, legte er dann schärfer nach. Der rung entscheidet nämlich die Politik, VorVerantwortung müsse sich jeder – „vom ein- stände können nicht mal eben abberufen fachen Bargeldbearbeiter und Chauffeur werden. Die Bundesbank-Spitze kann beim Bunbis hin in die Spitze der Bank“ – bewusst sein. Auf erneutes Nachfragen wurde Weber despräsidenten die Entlassung eines Vordann noch deutlicher: Jeder müsse „mit sich standes beantragen, wenn dieser die Vorausselbst ins Gericht gehen, ob die Beiträge, die setzung für das Amt nicht mehr erfüllt oder bei schwerwiegenden Verfehlungen. er liefert“, der Bundesbank dienen. men klargeworden, dass Dr. Sarrazin sich distanziert hat von seinen Bemerkungen.“ Die Entschuldigung sei notwendig und angemessen gewesen, bemühte sich Weber weiter um Schadenbegrenzung.

Foto: dpa

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Denn der Mann kann reden, kann schreiben – in einer Nacht bei einem guten Rotwein ein stringentes Konzept über die Ausrichtung der SPD – und an guten Tagen mit seiner Schlagfertigkeit begeistern. In diesem fortdauernd glücklosen Wahlkampf der SPD war es Gabriel, der Themen setzte, die Menschen überzeugte und immer dann rhetorisch draufhaute, wenn er den Eindruck hatte, es werde eine Rampensau vom Format eines Gerhard Schröder gebraucht. Schröder. Gabriel. Der jüngere der beiden Niedersachsen ist ohne den alten nicht zu verstehen. Gabriel trifft den Sprachduktus des Ex-Kanzlers präziser, als es dessen dickstem Kompagnon Frank-Walter Steinmeier je unterstellt werden durfte. An schlechten Tagen tritt Gabriel allen auf den Schlips, selbst denen, die sich ihm wohlwollend nähern. „Dann ist der so rotzig, dass er die besten Ideen haben kann, aber niemand mit ihm mehr zu tun haben will“, erinnert sich ein früherer enger Mitarbeiter aus der Hannover’schen Staatskanzlei. An solchen Tagen, vermutet der Vertraute, hadert er damit, sein Ziel noch nicht erreicht zu haben: seinen Aufstieg zu eben einem der ganz Großen. Es sind kleine Verhältnisse, aus denen er kommt. Seine Mutter war alleinerziehend, arbeitete hart und vor allem dafür, dass Sigmar seine wenigen Chancen nutzen konnte. Das prägt ihn, das macht ihn so glaubwürdig wie schon Schröder, Müntefering und Steinmeier, die sich hocharbeiteten und für sich beanspruchen, den klassischen Weg eines Sozialdemokraten genommen zu haben. Es war eine rhetorische parlamentarische Sternstunde, als sich Gabriel mit der damaligen CDU-Bildungsexpertin Annette Schavan stritt. Wenn es nach ihren Vorstellungen und Vorurteilen gegangen wäre, wäre aus ihm nie etwas geworden. Das war seine Botschaft, nur wortreicher und besser formuliert. Gabriel rüttelt nicht am Zaun des Kanzleramts wie sein bewunderter Landsmann Schröder. Aber hinein würde er schon gern. Doch jetzt soll er erst einmal ins WillyBrandt-Haus. Allerdings ohne zu rütteln. Gabriel will sich bitten lassen, gewählt werden. Er traut sich den Job zu, wenngleich er lieber Fraktionschef geworden wäre – mit Steinmeier als SPD-Chef zur Seite. Im Parlament agitieren kann Gabriel dennoch, schließlich gewann er seinen Wahlkreis mit fast 45 Prozent. Wenn er das gut macht und die nach links gerückte Fraktion beeindruckt, fällt deren nächster Brief ins Willy-Brandt-Haus vermutlich freundlicher aus. Schon wieder.

Hintergrund

Entlassung von Vorständen ¡ Die Bundesregierung schlägt Kandidaten für das Amt des Bundesbank-Präsidenten, des Vizepräsidenten sowie eines weiteren Vorstandsmitglieds vor. Die Vorschläge für die übrigen drei Mitglieder kommen vom Bundesrat im Einvernehmen mit der Regierung. Ernannt werden alle Vorstandsmitglieder vom Bundespräsidenten. Ihre Verträge haben in der Regel eine Laufzeit von acht, mindestens aber von fünf Jahren. Thilo Sarrazins Amtszeit endet 2014. ¡ Bundesbank-Vorstandsmitglieder können nur vom Bundespräsidenten entlassen werden. Den Antrag dazu muss der Bundesbank-Vorstand stellen. Allerdings gelten dafür strikte Regeln: Einerseits können Vorstände entlassen werden, wenn die Voraussetzungen für die Ausübung ihres Amtes nicht mehr erfüllt sind. Der zweite Grund sind „schwere Verfehlungen“. ¡ Daneben können Vorstandsmitglieder auch zurücktreten. Dies ist erst zweimal geschehen: vor fünf Jahren bei BundesbankPräsident Ernst Welteke nach einer Affäre um Reise- und Hoteleinladungen. Karl Otto Pöhl hatte 1991 im Streit über die deutsch-deutsche Währungsunion sein Amt aufgegeben. (rtr)


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Die Seite Drei

W e d e E gen üme von unghans cken

Beide Volksparteien leiden unter den Verschleißerscheinungen der Großen Koalition. Mancher SPD-Wähler geht gar nicht mehr wählen. Bei uns wandern unzufriedene Wähler zur FDP ab. In Baden-Württemberg bekommen wir das besonders zu spüren, weil die Mittelschicht hier ausgeprägter ist als in jedem anderen Land. Erfreulich ist, dass demokratische und nicht radikale Parteien von der Unzufriedenheit profitieren.

Das heißt, Sie verlieren überproportional stark, weil Sie den Kontakt zur Mittelschicht verloren haben?

Nein, dem ist nicht so. Aber in der Mittelschicht macht sich die Unzufriedenheit über die Kompromisse der Großen Koalition stärker bemerkbar. Wir müssen jetzt dringend aufzeigen, dass die Kompromisse, die in Berlin geschlossen werden, nicht Unionspolitik pur sind. Und was die FDP betrifft: Eine Partei, die im Bund seit elf Jahren nicht mehr regiert, muss wohl erst wieder Regierungsverantwortung übernehmen, um entzaubert zu werden. Auf das Thema Einlösung von Steuersenkungsversprechen freue ich mich jedenfalls schon heute.

Sie sehen also keine landespolitischen Gründe für das schlechtere Abschneiden Ihrer Partei?

Keine Wahl lässt sich nur in eine Schublade einordnen. Aber der Zuwachs der FDP bei uns hat sehr viel mit dem Bund und sehr wenig mit dem Land zu tun – bei allem Respekt vor der Landespolitik.

Wie können Sie die enttäuschte Mittelschicht bis zur Bundestagswahl zurückgewinnen?

Indem wir deutlich machen, dass noch mehr Staat sowohl fiskalisch wie politisch nicht unsere Linie ist. Eigenverantwortung steht im Vordergrund. Anders als bei der Europawahl geht es bei der Bundestagswahl aber auch um den grundsätzlichen Stellenwert der Volksparteien. Nur Volksparteien lösen Probleme der Gesellschaft in ihren eigenen Reihen und schaffen damit einen Ausgleich zwischen verschiedenen Interessen. Den Trend zu Klientelparteien sehe ich mit Sorge.

¡ 1861 gründet Erhard Junghans mit seinem Schwager die Firma, die zunächst Teile für die Uhrenproduktion fertigt. 1866 kommen die ersten Uhren unter der Marke Junghans. ¡ 1903 ist Junghans – Markenzeichen ist ein achtstrahliger Stern – der größte Uhrenhersteller der Welt und produziert über drei Millionen Uhren im Jahr. ¡ Die Firma, die zeitweise auch Wecker und Tisch

Sie halten ein Plädoyer für eine starke SPD?

Die SPD als Volkspartei ist in unserer Demokratie ein Wert an sich. Ich bin nicht glücklich darüber, dass die SPD in Baden-Württemberg mit 18 Prozent bei der Europawahl einen brutalen tiefen Wert erleben musste. Eine SPD, die immer weiter runtergeht, ist nicht im Interesse unseres Landes.

Zersplittert die Parteienlandschaft?

Ich will’s nicht hoffen. In Heidelberg sitzen künftig zehn Fraktionen im Gemeinderat. Das ist die Individualisierung der Gesellschaft. Da muss man den Bürgern schon die Frage stellen, ob sie sich einen Gefallen tun, wenn sie eine Partei mit ganz engem Profil wählen. Die Kompromissbildung und die Handlungsfähigkeit werden dadurch enorm erschwert.

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Bei der letzten Bundestagswahl hat die CDU in Baden-Württemberg einen Stimmenanteil von 39,2 Prozent erreicht. Halten Sie es für realistisch, dass das am 27. September wieder gelingt?

Ich traue der CDU/CSU im Bund 40 Prozent zu und der CDU in Baden-Württemberg bei den Zweitstimmen noch etwas mehr.

Ist ein schwarz-grünes Bündnis heute nicht schon genauso ein bürgerliches Bündnis wie ein schwarz-gelbes?

Die Grünen weisen in sich mehr Widersprüche auf als die meisten Parteien. Viele Mitglieder sind noch immer stark linksorientiert. Auch bei der Bundestagswahl treten die Grünen mit Jürgen Trittin und Renate Künast ausgesprochen links an. Ich sehe unsere Aufgabe darin, das CDU-FDP-Regierungsmodell nach Berlin zu exportieren. Mit Blick auf Bundestag und Bundesrat ist der Erfolg und die Fortführung einer CDUFDP-Regierung mehr denn je gefragt.

Ausgerechnet die Landeshaupstadt Stuttgart wird als die Großstadt in die deutsche Geschichte eingehen, in der es den Grünen bei Kommunalwahlen erstmals gelungen ist, stärkste Kraft zu werden. Wie sehr schmerzt das den CDU-Landeschef?

Ich gratuliere den Grünen zu einem geschickten Wahlkampf. Sie haben sich wie Segelflieger nach oben gehievt – mit Hilfe der Thermik und ohne Energieverbrauch. Als CDU-Landesvorsitzender fühle ich mich für das Ergebnis der Stuttgarter CDU mitverantwortlich. Es tut weh.

Was sind die Gründe für den Erfolg der Stuttgarter Grünen?

Zur Person

Die Grünen haben bei der Europawahl in vielen Großstädten gut abgeschnitten. Aber es gibt natürlich auch lokale Gründe. Die Wähler erinnern sich an den internen Streit in der Stuttgarter CDU – ähnlich wie in Mannheim oder Karlsruhe. Und dann das Thema Stuttgart 21. Mir zeigt das Ergebnis: Wer in diesem Land Großprojekte durchsetzen will, muss auf Zeit Einbußen akzeptieren. Schauen Sie nach Leinfelden-Echterdingen. Die Stadt wirbt heute stolz für die Messe; vor wenigen Jahren waren Gemeinderat und Bevölkerung noch massiv dagegen. So wird es auch bei Stuttgart 21 sein. Ich bin von dem Projekt vollständig überzeugt, und ich werde auf rein sachlichem Niveau den Streit mit gestärkten Grünen darüber führen. Die Grünen machen es sich zu einfach. Sie sagen nicht, was ihr Nein praktisch bedeuten würde. Ginge es nach ihren Vorstellungen, würde die neue Schnellbahntrasse durch Untertürkheim, Obertürkheim, Bad Cannstatt und Esslingen gebaut. Was würden die Bürger wohl dazu sagen, wenn zwei neue Gleisanlagen mitten durch Bad Cannstatt führten? Das würde Fragen bis hin zu Ausgemeindung aufwerfen.

Günther Oettinger ¡ 1953 in Stuttgart geboren. ¡ Von 1983 bis 1989 war der Rechtsanwalt Landeschef der Jungen Union. ¡ Seit 1984 gehört Oettinger dem Landtag an, 14 Jahre lang stand er der CDU-Landtagsfraktion vor. Im Rennen um die Nachfolge von Ministerpräsident Erwin Teufel setzte er sich 2004 durch. ¡ Seit 2005 ist er Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Landesvorsitzender der CDU. (StN)

Anträge bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) nicht wegen unseres schwäbischen Dialekts abgelehnt, sondern nach bankenwirtschaftlichen Gründen geprüft werden. Was das VW-Gesetz betrifft: Die EU-Kommission wird erneut vor den Europäischen Gerichtshof ziehen, um den strittigen Punkt – 20 Prozent Sperrminorität statt wie im Aktienrecht üblich 25 plus eine Aktie – wegzubekommen. Die Kommission hat die Klage zwar zurückgestellt, aber sie wird kommen. Allerdings wäre es falsch, davon alles abhängig zu machen. Es geht jetzt darum, dass alle Beteiligten konstruktiv arbeiten, die beiden Vorstände, die großen Aktionäre und die beiden Familien Porsche und Piëch.

Die Grünen haben eines geschafft: Wir reden wieder über Stuttgart 21. Kann da noch etwas passieren?

Noch immer sind 40 von 60 Gemeinderäten für das Projekt. Die Vereinbarung steht, die Planfeststellung ist fast fertig, der Bundestag hat die Mittel beschlossen, unsere Rücklagen sind gebildet, die bauvorbereitenden Maßnahmen laufen. Ich finde es nicht verantwortlich, dass die Grünen auch nach dem Wahltag falsche Hoffnungen machen. Einen demokratischen Hebel gegen Stuttgart 21 haben sie nicht.

Viele Menschen können nicht nachvollziehen, dass sich zwei Milliardärsfamilien miteinander streiten, die viele Probleme selbst lösen könnten. Müssten die Familien nicht mehr Geld beisteuern?

Man muss drei Ausgaben strikt unterscheiden. Erstens die Frage integrierter Konzern. Wer macht was und wo? Das zu klären ist zuerst Sache der beiden Vorstände. Zweitens: Operatives Geschäft 2009/10, wo jede Unternehmung auf langjährigen Kreditlinien basiert. Aufgrund der Finanzkrise sind einige Banken völlig ausgefallen. Deshalb erfolgt der Kreditantrag bei der KfW. Und drittens geht es um die Eigenkapitalstärkung bei Porsche. Hier sind die Familien gefragt. Ginge es nur um zwei Männer, könnten sie sich einigen. Aber in kinderreichen Familien der dritten Generation gibt es eben eine große Zahl von Mitgliedern. Ich kann nur sagen: Wolfgang Porsche macht einen unglaublichen Job, indem er seine Familie zusammenhält, und Ferdinand Piëch ist unverändert ein von mir hoch geachteter Mann. Angesichts der familiären Verflechtungen und Stimmenbindungen dürfte es aber nicht so leicht sein, von jetzt auf nachher einen hohen Betrag aufzubringen. Man sollte eines bei alledem nicht vergessen: Vor dem Einstieg bei VW galt Volkswagen als übernahmegefährdet. Durch Porsche kam Ruhe rein. Dass Porsche bei VW die Mehrheit übernommen hat, ist für die Industrieentwicklung Deutschlands gut gewesen.

Warum gelingt es nicht, den Bürgern die Genialität des Projekts zu vermitteln?

Vielleicht weil es erst in zehn Jahren fertig sein wird und der greifbare Nutzen noch nicht sichtbar ist. Politik hat aber die Aufgabe, sich auch über das übernächste Jahrzehnt Sorgen zu machen. Im Kern geht es darum: Wenn die Neubaustrecke Stuttgart–Ulm nicht kommt, führen die großen europäischen Bahnachsen in Zukunft an der Landeshauptstadt vorbei – mit negativen Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung. Das zeigt sich nicht sofort; mittel- und langfristig hätte Baden-Württemberg aber einen eklatanten Nachteil. Unsere Enkelkinder würden sagen: Ganz schön dumm entschieden damals. Manche Weichenstellungen lassen sich später nicht mehr korrigieren. Der Verzicht auf die Nordostumfahrung von Stuttgart oder auf den Bau der Autobahn von Leonberg nach Gärtringen sind solche Beispiele. Beides sind grandiose Fehler aus der Vergangenheit.

Boris Palmer, der Grünen-Oberbürgermeister in Tübingen, liebäugelt nun mit einer erneuten OB-Kandidatur in Stuttgart. Beunruhigt Sie das?

Hat Porsche Chancen, den KfW-Kredit zu bekommen?

Wer drei Jahre vorher den Hut von Tübingen neckarabwärts wirft, ist noch nicht ganz erwachsen und schadet sich selbst. Wenn Oberbürgermeister Wolfgang Schuster 2012 nochmals antreten will, wird dies in der CDU auf keine Vorbehalte stoßen.

Das wird der KfW-Lenkungsrat nach fachlichen Grundsätzen beraten. Aber die rein bankenwirschaftliche Betrachtung ist gut. Es handelt sich ja nicht um eine Subvention, sondern um ein Darlehen, das durch Zinsen vergütet und durch VW-Aktien abgesichert wird. Hätte ich Geld, würde ich das Geschäft machen. Da kann nichts schiefgehen.

Porsche – ein Kulturgut für Baden-Württemberg

Welche Rolle kann die Landesregierung bei Porsche noch spielen? Stichwort Landesbürgschaft. Wie wollen Sie den Koalitionspartner, der das ablehnt, mit ins Boot holen?

Themenwechsel. Kommen wir zum PorscheVW-Konflikt. In den vergangenen Monaten hatte man den Eindruck, es gibt einen Ministerpräsidenten, von dem hört man ganz viel und der tut etwas für seine Leute – Christian Wulff in Niedersachsen. Vom anderen aber – nämlich von Ihnen – hört man nichts. Wie sehen Sie sich und wie sehen Sie Wulff in diesem Konzert?

Mit geht es bei diesem zentralen Thema nicht um die Frage der Einschaltquoten und Schlagzeilen, sondern um ein erfolgversprechendes Vorgehen. In Wirtschaftsfragen ist Vertraulichkeit besser als Trommeln auf dem offenen Markt. Beim Thema Porsche/ VW stelle ich fest, dass die öffentlichen Schlagzeilen beiden Unternehmen schaden. Das wird Porsche-Chef Wendelin Wiedeking heute so bestätigen, wenn er an seine Äußerungen aus den letzten zehn Jahren denkt. Ich halte aber auch die Nebengeräusche von VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bei der Präsentation des VW-Polo in Sardinien für wenig verantwortlich (Piëch hatte dort im Mai öffentlich auf die finanziellen Schwierigkeiten von Porsche hingewiesen, d. Red.). Dass eine derart große Zahl von Journalisten nach Sardinien eingeflogen ist, hatte nichts mit dem neuen Polo zu tun, sondern nur mit der Ankündigung lauter Nebengeräusche. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück wird Ihnen bestätigen, dass ich mich jeden Tag mit vollem Nachdruck für das Thema Porsche einsetze. Nicht mit Schlagzeilen, sondern mit abgestimmten Strategien. Klar ist, dass die Porsche Holding SE und die Porsche AG bei uns ein wichtiger Arbeitsplatzfaktor und ein Kulturgut sind. Ein Autoland definiert sich über seine Produkte. Nicht jeder in Los Angeles oder in Tokio kennt Baden-Württem-

Ich rate uns allen, sich in diesen schwierigen wirtschaftlichen Prozessen nicht zu früh festzulegen. Ich strebe keine Bürgschaft an, aber ich schließe rechtliche und wirtschaftliche Maßnahmen auch nicht völlig aus. Das wäre falsch und verfrüht.

Stuttgart soll Sitz der Landesbank bleiben Er ist vom Milliardenprojekt Stuttgart 21 „vollständig überzeugt“: Ministerpräsident Günther Oettinger am Mittwoch beim Besuch in unserer Redaktion Foto: Piechowski berg. Oft heißt es dann: „Baden . . . what?“ Wenn Sie den Gesprächspartnern aber sagen, Sie kommen aus dem Land, in dem Daimler und Porsche hergestellt werden, geht allen sofort ein Licht auf.

Mit anderen Worten, das bleibt so mit Porsche . . .

Hier gibt es etwas zu verteidigen, zumal die Auftragsrückgänge bei Porsche in der aktuellen Wirtschaftskrise weit geringer ausfallen als bei all denen, die jenseits der Abwrackprämie im Markt operieren. Deshalb kann ich mir eine Lösung, dass Porsche wie Seat nur eine Einheit von VW ist, nicht vorstellen. Ich kämpfe für eine Entwicklungsperspektive von Porsche. Ein integrierter Konzern ist sehr wohl vorstellbar, aber mir scheint, dass Wolfsburg einmal Meister werden darf, aber ansonsten nicht dauerhaft dominieren sollte.

Belastet der Konflikt das Verhältnis zweier Ministerpräsidenten, die vieles gemeinsam haben und viel Gemeinsamkeit betonen?

Ein langjähriges und gutes Verhältnis bewährt sich gerade dann, wenn es mal eine unterschiedliche Interessenlagen und eine schwierige Phase gibt. Wir haben eine intakte Freundschaft. Sie ist stabil genug, dass sie mal Unstimmigkeiten aushält.

Nach dem Auftritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel vor den VW-Arbeitern im September in Wolfsburg („Sie können noch Hochdeutsch dazu, und sonst auch alles!“) sagten Sie, Baden-Württemberg habe bei der Kanzlerin jetzt etwas gut. Nun hat Merkel erneut an der Seite von Wulff das VW-Gesetz verteidigt, das dem Land Niedersachsen eine Sperrminorität garantiert. Muss man sich hier damit abfinden, dass dies so bleibt?

Zunächst habe ich den Eindruck, dass

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Also wird auch nach 2010 der Sitz der Landesbank in Stuttgart sein?

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Landesregierung wettert gegen Brüsseler Bevormundung

Vorreiter London: In der Mautzone, gekennzeichnet mit einem großen C, werden für Autofahrer pro Tag etwa 8,75 Euro fällig, Anwohner zahlen aber deutlich weniger Foto: picture alliance/dpa

„Fünf Millionen Autos weniger im Zentrum, 14,4 Prozent weniger Unfälle, 35 Millionen zusätzlicher Beförderungen im ÖPNV“, vermeldet Mailand stolz für die ersten zwölf Monate. Und London, wo die Congestion Charge (Staugebühr) seit 2003 verlangt wird, hat das mautpflichtige Gebiet sogar um drei weitere Stadtteile ausgedehnt. Die EU schlägt deshalb eine Datenbank vor, aus der sich interessierte Länder und Kommunen bedienen können. Bei der Landesregierung lässt dieser Plan jedoch die Alarmglocken schrillen. „Sprengstoff“ enthalte das Papier, sagte Europaminister Wolfgang Reinhart kürzlich unserer Zeitung, denn Brüssel versuche damit die City-Maut durch die Hintertür einzuführen. Erst seien es Empfehlungen, dann würden daraus Richtlinien, argwöhnt der CDUMann und pocht auf die kommunale Selbstverwaltung: „Wer, wenn nicht die Städte selbst, kann denn am besten beurteilen, was für die jeweilige Kommune und für deren Bürger am besten ist?“ Als Palmer diese Zeilen las, bat er seine Assistentin unverzüglich zum Diktat. „Sehr geehrter Herr Minister Reinhart“, diktierte er und lobte den Minister zunächst für dessen Eintreten für die kommunale Autonomie. Doch warum, so fuhr er fort, halten

teilt, sie sehe angesichts der Nachteile „keinen Handlungsbedarf“, den Kommunen die nötige Rechtsgrundlage zu verschaffen. Wenn dies gewünscht sei, dann könnten dies ja die Länder in eigener Zuständigkeit tun. Doch im Stuttgarter Verkehrsministerium heißt es: „Das ist Sache von Berlin.“ Winfried Hermann, der für die Grünen im Bundestag sitzt, hält das für ein perfides Schwarze-Peter-Spiel. „Die Union will in dieser Sache einfach nichts tun, auch wenn sie damit fortgesetzt gegen geltendes Recht verstößt“, sagt Hermann mit Blick auf die Feinstaub-Richtlinien der EU, die auch in Deutschland gelten. In dem Aufschrei der Landesregierung über den EU-Vorstoß sieht er denn ein reines Ablenkungsmanöver. Und schließlich: Warum solle die EU nicht vermeiden, dass es 20 verschiedene City-Maut-Systeme gibt? Der Tübinger Grünen-Abgeordnete plädiert deshalb ebenfalls dafür, den Kommunen in dieser Sache freie Hand zu lassen. Die Gemeinderäte in Tübingen und andernorts sollten selbst entscheiden, ob sie das Wagnis eingehen wollen. „Tübingen muss ja nicht die erste Stadt sein“, sagt Palmer. Aber reizen würde es ihn schon. Und wie sieht es der Gemeinderat? Gefragt hat er ihn noch nicht. „Aber das wäre eine spannende Debatte. Ausgang ungewiss.“

Info

Diese Städte bitten den Autofahrer zur Kasse Norwegen Oslo

Bergen Stockholm

Durham Großbritannien

Schweden

London Deutschland

Italien

Die norwegische Stadt Bergen hat 1985 als erste eine Maut erhoben. Seither sind ihr mehrere Kommunen gefolgt – aus ganz unterschiedlichen Gründen. ¡ London (bis 8,75 Euro/Tag) will unter anderem die Feinstaubbelastung senken, um die EU-Grenzwerte zu erreichen. Deutsche Städte setzen dabei auf Umweltzonen, in denen ungefilterte Autos nicht fahren dürfen. ¡ Bergen (ca. 3 Euro) will mit dem Geld den Straßenbau in der schwierigen geografi-

Von Markus Grabitz Berliner Redaktion BERLIN. Um 20.30 Uhr hat Heinz genug Geburtstag gefeiert. Der stämmige Mann mit der vergoldeten Nadel in der Krawatte nimmt sich das Gebinde mit der Sonnenblume, packt die anderen Geschenke in eine Plastiktüte und steuert leicht schwankend auf den Kneipenausgang vom „Berliner Wappen“ zu. Er geht vorbei am Foto vom Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker, der vor beigefarbenem Hintergrund an der Plattenbauwand prangt, vorbei am Tresen, wo Rotkäppchensekt im Champagnerkühler auf die restlichen Gäste wartet, dahinter die rote SED-Fahne von irgendeinem Wasserund Abwasserkombinat. Heinz klopft einigen Gästen auf die Schulter, bedankt sich bei den beiden Frauen im blauen FDJHemd, die am laufenden Band DDR-Schlager auflegen, ballt noch mal die rechte Faust zum Arbeitergruß und verlässt das Lokal. Vieles ist am Mittwoch genauso wie früher, als Heinz seinen Geburtstag gefeiert hat. Das Bier ist so spottbillig, dass sich jeder betrinken kann. Es gibt „Ragu feng“, wie der Berliner sagt. Das gab es zu Ostzei-

ten auch dann, wenn’s nichts gab: Hühnchenfleisch mit Käse überbacken und Worcestersauce, auf einem Extra-Tellerchen Zitrone und Toast. Exakt seit dem 7. Oktober 1949, dem fünften Geburtstag von Heinz, ist sein eigener Jubeltag 40 Jahre lang auf den DDR-Nationalfeiertag gefallen. Die DDR ist abgewickelt, aber auch 20 Jahre nach ihrem Untergang tun manche am 7. Oktober so, als gäbe es sie noch. „Ditt is mein Feiertag, auch wenn det allen anderen scheißejaal is“, sagt Siggie. Der 58-Jährige muss sich anstrengen, gegen die Stimme der verstorbenen DDRSchlager-Legende Helga Hahnemann aus dem Lautsprecher anzukommen: „Ich steh’ auf Berlin wie’n Hund auf’n Knochen.“ Jedes Jahr am 7. Oktober trifft sich eine eingeschworene Gemeinschaft im „Berliner Wappen“ in Mitte. Einen Steinwurf entfernt von der ehemaligen Mauer nach Kreuzberg lässt man die alte DDR für einen Abend wieder auferstehen. Noch vor drei Jahren hatten manche, die da feiern, die alten Uniformen herausgeholt. Da standen dann, reichlich angetrunken, ältere Offi-

ziere der Grenztruppen und der Nationalen Volksarmee am Tresen. Selbst Menschen in Uniform der Staatssicherheit wurden bei der Gelegenheit gesichtet. Dass das 7-Oktober-Ritual ausgerechnet im „Berliner Wappen“ so ausgiebig gefeiert

„Trotz alter Brille werde ich als nicht zum Kollektiv zugehörig erkannt“ Markus Grabitz unser Berliner Korrespondent wird, hat stadtgeschichtliche Gründe: In direkter Nachbarschaft gibt es viele Hundert Neubauwohnungen, die zu Mauerzeiten überaus beliebt waren. Weil aber Todesstreifen und Grenzmauer so nah waren, durften nur politisch zuverlässige Mieter einziehen. Drei Organisationen hatten „Belegrecht“: Zoll, Innenministerium und das Ministerium für Staatssicherheit. 20 Jahre nach dem Mauerfall sind etliche neue Mieter im Kiez hinzugekommen, aber die Ex-Funktionärsdichte ist immer noch

hoch. Mit einer charakteristischen Vorliebe für sprachliche Nuancen bestätigt einer, dass in den „Sechs- und Elfgeschossern“ um die Ecke noch immer viele ehemalige Bonzen wohnen: „Hier gibt es viele, die so hohe Renten bekommen, dass sie Steuern darauf zahlen müssen.“ Mit den Nachkommen des ehemaligen Klassenfeindes verbrüdert man sich nicht. Obwohl ich meine alte Brille aufgesetzt habe und kleidungsmäßig als Kiez-Normalo getarnt bin, werde ich beim Betreten des Lokals als nicht zum Kollektiv gehörig identifiziert. Ein muskulöser 35-Jähriger mit kahl geschorenem Schädel, der bestenfalls von Beruf Gerüstbauer ist und schlechtestenfalls ein gewaltbereiter Skinhead, geht auf mich zu, fragt: „Was willst du denn hier?“ Die jungen Männer tragen stolz SweatShirts mit der Aufschrift „Eastie-Boys“ und „Hooli-Wood Ost-Berlin“. So richtig gesprächig werden sie auch nicht, nachdem ich jedem ein Glas Bier spendiert habe. Nur Siggie bemüht sich: Nach einigen Bier und zwei Korn räumt er ein, dass nach der Wende verdächtig viele DDR-Bürger schon immer Regimegegner gewesen sein wollen: „Da wollen so viele im Untergrund

gramm von CSU und CDU präsentiert – und dann geht es in die Sommerferien. Erst im September soll es dann richtig heiß werden. Bis dahin hat – so die Hoffnung – die früh gestartete SPD längst ihr Pulver verbrannt. Dass Merkels Sicht ihrer Partei sehr realistisch ist, zeigt das aktuelle Tauziehen um die Frage, mit wie vielen Steuerversprechen die Union in den Wahlkampf ziehen soll. Die CSU will nicht nur die kalte Progression abschaffen und die Einkommensteuer senken, sondern auch etliche detaillierte Projekte aufnehmen: von der besseren Absetzbarkeit haushaltsnaher Dienstleistungen bis zur Wiedereinführung der Wohnungsbauförderung.

SPD-Chef Müntefering fordert von Merkel Verzicht auf große Steuergeschenke Die CDU-Ministerpräsidenten, gestützt von vielen CDU-Finanzpolitikern, laufen jedoch Sturm gegen eine Politik, die angesichts dramatischer wachsender Schulden leichtfertig neue Entlastungsversprechen macht. Merkel laviert. Sie will die Botschaft senden, dass die Leistungsträger entlastet werden, andererseits aber keine unerfüllbaren Versprechungen machen. Also wird wohl vieles im Programm unter einem „Finanzierungsvorbehalt“ stehen, letztlich also nicht mehr als ein Katalog von Wünschbarem sein. Die SPD hat die Gefahr erkannt und will Merkel mit aller Macht in den politischen Ring ziehen. „Klipp und klar“ müsse die Kanzlerin große Steuergeschenke nach der Wahl ausschließen, sagte Parteichef Franz Müntefering am Montag. Das Kalkül ist erkennbar. Beharrt Merkel auf Entlastungen, kann das Gespenst neuer „Sozialkürzungen“ an die Wand gemalt werden. Die Sozialdemokraten wollen den Wahlkampf wie eine Oppositionspartei führen: aggressiv,

laut, zuspitzend. Einen ersten Vorgeschmack geben die Europawahl-Plakate. „Dumpinglöhne würden CDU wählen“, heißt es da. Oder: „Finanzhaie würden FDP wählen.“ Dass auch im eigenen Wahlprogramm Steuerentlastungen in erheblichem Umfang enthalten sind, ist ein Widerspruch zu den Angriffen auf Merkel, der möglichst unentdeckt bleiben soll. Die Wahlkampf-Planer der Union verlassen sich ganz darauf, dass in Krisenzeiten letztlich nur eine Frage entscheidet: Wem kann ich vertrauen? Es gab schon mindestens zweimal Bundestagswahlen in Zeiten großer Umwälzungen. Die Wahlen 1976 waren die ersten nach dem Schock der Ölkrise – gewählt wurde Amtsinhaber Helmut Schmidt. 1990 wurde nach der Wiedervereinigung gewählt – ein Triumph für Helmut Kohl. Das muss man alles nicht überbewerten, aber die Deutschen wechseln ungern den Kutscher, wenn das Terrain unübersichtlich wird. Zumal in der CDU-Parteizentrale noch mit einem zweiten Sicherheitsnetz gerechnet wird. Sollte die Krise im

Sommer den Arbeitsmarkt mit voller Wucht erfassen, würde nach Einschätzung der Unionsstrategen nicht die SPD, sondern vor allem die Linke profitieren. Tatsächlich macht der Union denn auch nicht die SPD die größten Sorgen. Mehr Unsicherheit gibt es in der Frage, wie man mit der FDP umgehen soll – immerhin der Wunschpartner für eine neue Regierung. Die Liberalen werden die Union mit Forderungen nach einer einschneidenden Steuerreform treiben. Wie soll die Union reagieren? Das Wasser abgraben, sagt die CSU und wird nicht müde, im Wettlauf mit den Blau-Gelben eine Versprechung an die nächste zu reihen. Das aber ist nicht seriös, und Seriosität ist doch gerade das Plus, mit dem Angela Merkel punkten will. Tatsächlich wird eine Hauptkunst im CDU-Wahlkampf darin bestehen, die Bayern einzubremsen. Merkel jedenfalls warnt intern dringend davor, den Liberalen nachzulaufen. Mancher CDU-Ministerpräsident erinnert sich noch an eine Kaminrunde mit Merkel im Jahre 2006. „Ich gehe nie mehr in

Hintergrund

Wahlkampf – eine rituelle Inszenierung In den Wahlen zum Bundestag entscheiden die über 62 Millionen Wahlberechtigten in Deutschland darüber, wer sie in den nächsten vier Jahren regiert. Diese wichtige politische Richtungsentscheidung ist hart umkämpft. ¡ Wahlkampf ist verdichtete politische Kommunikation: Eigentlich besteht vor der Wahl für die Parteien die Gelegenheit, die Lage zu analysieren und ihre Pläne für die Zukunft zu präsentieren. In der Realität sind die Wahlberechtigten immer professionelleren Werbekampagnen ausgesetzt, die konkrete Inhalte vermeiden und die Probleme oft verschleiern. Gleichzeitig werden auch

die Wähler für die Parteien immer unberechenbarer: Parteibindungen lassen nach, Vertrauen zu Spitzenkandidaten überwiegt politische Programme. ¡ Wahlkampf ist eine rituelle Inszenierung, in der der sichtbare Teil der Politik zur Dauerwerbesendung gerät. Doch Wahlkampf hat auch eine symbolische Funktion und dient damit der Stabilität des Systems. ¡ Das Fernsehen verlangt Sympathieträger und Identifikationsfiguren, die Politik liefert sie. Moderner Wahlkampf bedient sich der Erkenntnisse und Methoden der Medien-, Markt- und Meinungsforschung. (StN)

die FDP-Falle“, hat sie damals gesagt. Gemeint ist der Wahlkampf 2005, als sich eine von Friedrich Merz angestachelte Union als Volksausgabe der Freien Demokraten präsentierte. Ruhe bewahren ist deshalb Merkels Weisung im Umgang mit der FDP. Ihre Stimmen blieben schließlich im bürgerlichen Lager.

Die CSU wird nicht müde, eine Versprechung nach der anderen zu machen Da ist Merkel sicher: Sie glaubt Guido Westerwelles Zusage, nicht in ein Dreierbündnis mit SPD und Grünen einzusteigen. Dessen Argument ist einleuchtend: Die nächste Regierung, argumentiert der FDPChef, werde unpopuläre Entscheidungen zu treffen haben. Scheitert sie rasch, hätte die FDP alle Glaubwürdigkeit verspielt, während SPD und Grüne noch immer die intakte rot-rot-grüne Machtoption in Händen hielten. Lieber gingen die Liberalen in die Opposition gegen eine Große Koalition. Da spekuliert Westerwelle mit Neuwahlen und weiteren Zugewinnen. Er kann also gar nicht verlieren – glaubt Westerwelle. Eine weitere Unwägbarkeit treibt Merkel um: Falls im Sommer in den schwarzen Stammländern Hessen, Baden-Württemberg und Bayern reihenweise Jobs wegbrechen, könnte das viele traditionelle Wähler in die Enthaltung treiben. Um die zu mobilisieren, wird noch ein Thema gebraucht. Im Parteiarchiv findet sich übrigens noch ein anderes Wahlplakat aus alter Zeit, das Merkels Aufmerksamkeit finden könnte. 1969 hieß der heute wieder aktuelle Slogan „Auf den Kanzler kommt es an“. Der Text stand neben dem Konterfei von Kurt Georg Kiesinger. Der verlor die Kanzlerschaft am Wahlabend an Willy Brandt. Als Interimskanzlerin einer Großen Koalition? Nein, so wie Kiesinger will Merkel nicht enden.

Trost und Hilfe für die Hinterbliebenen BERLIN. Es ist bereits der 32. Soldat, der in diesem Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr gefallen ist. Doch von jetzt an ist alles anders. „Dieser junge Hauptgefreite ist der erste Deutsche, der in einem direkten Feuergefecht gefallen ist“, sagt Oberstleutnant Ulrich Kirsch. Und der Vorsitzende des Bundeswehrverbands glaubt zu wissen, was er dem 21-Jährigen vor allem schuldig ist: den Rückhalt der Bevölkerung in diesem so schlecht beleumundeten Kampfeinsatz. Doch wer hilft den Hinterbliebenen? An diesem Donnerstag soll der junge Soldat, der am vergangenen Mittwoch bei dem Feuergefecht nahe Kunduz getötet wurde, zu Hause in Bad Saulgau beerdigt werden; er ist Angehöriger des deutsch-französischen Jägerbataillons in Donaueschingen und hatte sich für vier Jahre als Zeitsoldat verpflichtet. Verteidigungsminister Franz Josef Jung wird an der Beisetzung teilnehmen. Auch Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan und Kirsch werden dabei sein. „In dieser Situation sei es für die Soldaten und ihre

Familien von besonderer Bedeutung, dass Politik und Öffentlichkeit hinter ihnen stehen“, sagt Kirsch. Mit der Übermittlung der Todesnachricht werden die Angehörigen des Hauptgefreiten durch Experten der Bundeswehr betreut. „Ich weiß, dass die verantwortlichen militärischen Vorgesetzten alles Erdenkliche dafür tun, um mit der Trauer und dem Leid der Angehörigen sorgsam umzugehen“, sagt Kirsch, der seine Ergriffenheit kaum verbergen kann. „Manchmal kann der Rahmen, in dem die Trauer gestaltet wird, schon sehr weiterhelfen.“ Die Bundeswehr verfügt über eigens ausgebildete Seelsorger und Psychologen, die sich um Angehörige gefallener Soldaten kümmern. Sie helfen den Familien nicht nur psychologisch, sondern auch in den vielen praktischen Dingen, die im persönlichen Lebensumfeld der getöteten Soldaten abgewickelt werden müssen. Die rein finanzielle Versorgung indes ist durch das Einsatzversorgungsgesetz geregelt: Seit dem 1. Dezember 2002 berücksichtigt die Bundeswehr Auslandseinsätze ihrer Soldaten in besonderer Weise: Wird ein

Berufssoldat, ein freiwillig länger dienender Wehrpflichtiger, ein Reservist oder in diesem Fall ein Zeitsoldat getötet oder verwundet, gilt das als Einsatzunfall. Muss er den Auslandseinsatz tatsächlich mit seinem Leben bezahlen, erhalten seine Witwe und etwaige versorgungsberechtigte Kinder 60 000 Euro. Eltern und nicht versorgungsberechtigte Kinder bekommen 20 000 Euro, Großeltern und Enkel 10 000. Als Arbeitsunfall wird anerkannt, wenn ein Berufssoldat im Auslandseinsatz 50 Prozent seiner Erwerbsfähigkeit einbüßt und den Dienst vorzeitig quittieren muss. Da die Soldaten recht jung sind, wenn sie sich zum Auslandseinsatz melden, erhalten sie im Notfall 80 Prozent der Pension aus der Endstufe der übernächsten Besoldungsgruppe: Ein Leutnant der Besoldungsgruppe A 9 bekommt demnach eine Versorgung, die sich an der Besoldungsgruppe 12 orientiert; ein Major (A 13) erhält anteilig die Bezüge der Besoldungsgruppe A 16. Berufssoldaten aus den neuen Ländern, deren Bezüge im Vergleich zu westdeutschen niedriger ausfallen, bekommen eine Versorgung auf West-Niveau; das gilt auch für ihre Hinterbliebenen.

Wer nicht Berufssoldat ist, sondern als Zeitsoldat, freiwillig länger Dienender oder Reservist im Ausland zu Schaden kommt, dem wird eine Ausgleichszahlung zugesprochen. Der Grundbetrag liegt hier bei 15 000 Euro, erhöht sich jedoch für jedes vollendete Dienstjahr vor dem Einsatzunfall um weitere 3000 Euro. Zudem werden einzelne Monate der Soldatenbiografie verrechnet. Beide Leistungen müssen nicht versteuert werden. Soldaten, die im Auslandseinsatz so schwer verwundet werden, dass sie dienstunfähig werden, erhalten eine Beschädigtenversorgung. Sie besteht je nach Schwere der Verletzung aus der Grundrente (118 bis 621 Euro), der Ausgleichsrente (381 bis 621 Euro) und dem Berufsschadenausgleich (42,5 Prozent des Einkommens). Zudem werden von Fall zu Fall Heilbehandlungen und Rehamaßnahmen bezahlt. 32 deutsche Soldaten sind seit Beginn der Afghanistan-Mission Ende Mai 2003 am Hindukusch ums Leben gekommen. Über die Versorgung der Hinterbliebenen gibt es keine Klagen. „Dafür haben wir auch lang genug gestritten“, betont Soldatengewerkschafter Kirsch.

32 Bundeswehrsoldaten sind bisher im Afghanistan-Einsatz gefallen Foto: ddp

Die Seite Drei

schen Lage zwischen Felsen finanzieren. Ausländische Autofahrer bezahlen nichts. ¡ Stockholm (etwa 2 Euro) will vor allem den täglichen Verkehrsstau in den Griff bekommen, die City-Maut heißt dort nicht zufällig Trängselskatt: Gedrängelsteuer. ¡ Mailand (bis 5 Euro) leidet unter den vielen Pendlern aus dem Umland. Wegen der schlechten Luft wurden früher häufig Fahrverbote ausgesprochen. Der „Ecopass“ hat die Situation verbessert. (ari)

gewesen sein, die passten da gar nicht rein.“ Im Westen sei aber auch viel Unsinn über die DDR geschrieben worden, etwa dass die Staatsbürger dazu verdonnert wurden, zu den Jubelfeiern der SED zu gehen. „Dazu konnte mich niemand zwingen. Ich bin da nur hingegangen, wenn ich Lust hatte, und fertig. Meistens hatte ich Lust.“ Diesmal sind bei der Feier keine Uniformen aus DDR-Beständen zu sehen. Einige blondierte Frauen mittleren Alters haben sich aber die blauen Hemden der Parteijugendorganisation übergezogen und alte Blech-Plaketten umgehängt. Gegen 21.30 Uhr posieren sie an diesem Abend zum ersten Mal mit Kussmund links und rechts vom Porträt des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden für den Schnappschuss, den die Freundin mit der Handy-Kamera schießt. Fragen sind nicht willkommen. Nach Lebensläufen schon mal gar nicht. Was das Geburtstagskind Heinz denn beruflich so gemacht habe? „Wees ick nich, iss ma ooch ejaal“, meint die Kneipenbekanntschaft. Irgendwann sagt dann der Nachbar am Tresen zu mir: „Du beobachtest einen ja, als wenn du bei der Stasi wärst.“ Spätestens da ist es Zeit zu gehen.

Nummer 142 • Mittwoch, 24. Juni 2009

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Traurige Idylle Der Rems-Murr-Kreis muss eine Vielzahl brutaler Verbrechen innerhalb weniger Monate verkraften Durch etliche Tragödien und brutale Verbrechen wurde der Rems-Murr-Kreis in jüngster Zeit schwer gebeutelt. Kindstötungen, der Amoklauf von Winnenden, alles binnen weniger Wochen. Für die Polizei sind diese brutalen Verbrechen aber auch Zeichen einer allgemeinen Verrohung der Sitten im ganzen Land. Von Dirk Herrmann WAIBLINGEN. Was, um Himmels willen, ist nur mit der Idylle los? Mit der Idylle im kleinen Dorf, mit der heilen Welt in der Provinz, mit der Unschuld auf dem Lande? Mord und Totschlag, kaltblütige Übergriffe, Messerstechereien in der Familie – sind das die aktuellen Szenarien fernab der Großstadt? Lange Zeit galt der Rems-Murr-Kreis als „Musterkreis im Musterländle“, wie ihn der Waiblinger Unternehmer Hans-Peter Stihl einmal bezeichnet hat. Doch seit rund zwei Jahren macht das Gebiet zwischen Fellbach im Westen, Schorndorf im Osten und dem Backnanger Raum im Norden weniger durch Wirtschaftskraft oder Naherholungsverlockungen von sich reden. Stattdessen sind es gnadenlose Gewalttaten, die seit einiger Zeit für überregionale Schlagzeilen sorgen. „Ja, wir müssen eindeutig eine Häufung dieser heftigen Gewaltdelikte verzeichnen“, räumt Thomas Schöllhammer ein. Der Kripo-Leiter der Polizeidirektion Waiblingen erinnert ans Ende der 90er Jahre, als er erstmals für zwei Jahre im RemsMurr-Kreis wirkte. Damals gab es nur eine einzige Ermittlungsgruppe wegen eines Tötungsdelikts. In den vergangenen zweieinhalb Jahren mussten jedoch gleich sechs Sonderkommissionen gebildet werden. Da gab es die tödlichen Fußtritte gegen den Kopf eines 37-Jährigen auf einer Backnanger Parkbank, ausgeführt von einem 16-Jährigen. Es gab die „gnadenlose Selbstjustiz“ (so urteilte später das Landgericht) auf einem Parkplatz an der Remstal-Bundesstraße 29, als ein Italiener einen Landsmann mit einer Pumpgun erschoss. Es gab den sogenannten Betonmord an Yvan Schneider in Kernen-Rommelshausen, bei der die

Der Rems-Murr-Kreis Bologna

Unser Hauptstadt-Korrespondent feiert mit einigen Unverbesserlichen Geburtstag im „Berliner Wappen“ – den 60. der untergegangenen DDR

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BERLIN. Auf der Suche nach einem angemessenen Motto für den heißen Wahlherbst können sich die CDU-Strategen lange Sitzungen sparen. Ein Griff ins Archiv würde genügen. 1957 führte Konrad Adenauer seine Partei mit der schlichten Formel „Keine Experimente“ in den Wahlkampf. In den Kinos lief damals ein Zeichentrickfilm, in dem mit düsteren Ahnungen vor einem Machtwechsel gewarnt wurde. Ein Sprecher textete im Hintergrund in holprig-mahnenden Reimen diese Schlusswarnung: „Nur mit dem einen Ziel zu ändern,/was schon Blüten treibt,/steht alles, alles auf dem Spiele/ drum sorgt, dass es beim Alten bleibt!“ Angela Merkel könnte sich mit einer entstaubten Neufassung des Streifens sicher anfreunden. Kurz, friedlich und ziemlich unpolitisch soll der Wahlkampf werden. „Ohne Mätzchen“ solle er verlaufen, hat sie kürzlich den Parteifunktionären eingeschärft. Die CDU-Chefin fürchtet die Vielstimmigkeit in der Union, sie setzt auf sich. In allen Umfragen liegen ihre persönlichen Werte deutlich höher als die ihrer Partei. In Sachen Vertrauen und Kompetenz erreicht sie beneidenswerte Zahlen. Kein Wunder, dass Merkel den politisch-inhaltlichen Teil des Wahlkampfs am liebsten gleich ganz ausfallen lassen würde. Die SPD hat ihr Wahlprogramm längst vorgelegt. Die Union lässt sich Zeit. Sie weiß noch nicht einmal, ob es einen Parteitag geben wird, der Merkel offiziell zur Spitzenkandidatin kürt. Nur so viel steht fest: Am 29. Juni wird das gemeinsame Wahlpro-

Stichwort Mailand

„Du beobachtest einen ja, als ob du bei der Stasi wärst“ W

Von Norbert Wallet Berliner Redaktion

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dpa / StN / Fuchs

STUTTGART. Na also, geht doch. Montagmorgen am Degerlocher Albplatz – und der Verkehr fließt. Ein Mercedes-Fahrer lehnt sich entspannt zurück und lächelt in sich hinein: Kaum zu fassen, dass hier mal eine Stuttgarter Staufalle war. Beiläufig nimmt er zur Kenntnis, wie ein Kästchen an der Windschutzscheibe blinkt: Die elektronische Kasse bucht gerade die City-Maut ab. Einmal zur Innenstadt, bitte. Macht 6,50 Euro. So oder ähnlich stellt sich Boris Palmer die automobile Zukunft Stuttgarts vor. Nein, die Zukunft aller staugeplagten Städte, denn der Tübinger OB denkt gern in größeren Dimensionen. Schon als Landtagsabgeordneter der Grünen hat er für diesen Auto-Obolus geworben, der angeblich drei Fliegen auf einen Streich erwischt: die Luftschadstoffe, den Verkehrsinfarkt und nicht zuletzt die Geldnot der Kommunen. Seit fast drei Jahren sitzt Palmer nun auf dem Tübinger OB-Sessel, und noch immer schwärmt er: „Es sprechen viele gute Gründe für eine City-Maut, Stuttgart wäre geradezu prädestiniert dafür.“ Doch den Beweis darf er nicht antreten. Es fehlt schlicht an einer Rechtsgrundlage, und dafür sind Bund oder Land zuständig. Und weil man in Berlin und Stuttgart nichts davon hält, die Autofahrer zu gängeln, hat sich der 37-Jährige wohl oder übel damit abgefunden. Doch nun spürt er Oberwasser, denn die EU setzt das Thema City-Maut wieder auf die Tagesordnung. Vor wenigen Tagen hat die Kommission einen Aktionsplan beschlossen, der einen grenzüberschreitenden Austausch über die Modelle anregt. Außerhalb Deutschlands sammeln nämlich schon mehrere Städte Erfahrung mit dieser Verkehrslenkung. Und zwar keine schlechten.

Eine zugespitzte Auseinandersetzung um politische Konzepte ist mit der Union nicht zu führen. Vor der Bundestagswahl zeigt sich Kanzlerin und CDUChefin Angela Merkel unentschlossen.

Davon bin ich fest überzeugt.

Bisher verlangt noch keine deutsche Stadt von ihren Bürgern Zufahrtsgebühren, doch Boris Palmer würde es in Tübingen nur zu gern ausprobieren

Von Arnold Rieger

CDU-Vorsitzende setzt auf ihren Vertrauensbonus bei den Bürgern und scheut die politische Auseinandersetzung

Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Zuallererst muss er die Stärken unserer Bank fortführen. Zum Zweiten muss er sehr schnell das Vertrauen aller Beschäftigen erringen. Wir brauchen wieder Stabilität und Sicherheit. Zum Dritten muss er uns in den beiden wichtigen strategischen Fragen Kapitalstärkung und Neuordnung beraten. Wir sind zu sinnvollen Lösungen bereit. Im Gegensatz zu anderen Landesbanken haben wir auch ein Geschäftsmodell, aber der Zeitpunkt für ein Zusammengehen muss stimmen. Ich habe als Datum 2010 vorgeschlagen. Das bedeutet, dass wir uns in einem Jahr sehr konkret entscheiden müssen, wohin der Weg gehen soll. Wenn die derzeitige kritische Phase durchlaufen ist, hat unsere Landesbank das Zeug, in nochmals mehr Verantwortung hineinzuwachsen.

Nummer 233 • Freitag, 9. Oktober 2009

sich dann Bund und Land nicht an diesen Grundsatz? „Deutsche Städte, die eine CityMaut einführen wollen, dürfen das nicht, weil die deutsche Gesetzgebung dafür keine Rechtsgrundlage zur Verfügung stellt“, klagt Palmer und bittet um Abhilfe. Es sind keineswegs nur Umweltargumente, die ihn umtreiben. „In der aktuellen Haushaltskrise, die schlichtweg katastrophal ist, könnten die Städte eine neue Einnahmequelle erschließen“, schlägt er vor. Für den Klimaschutz und gegen Feinstaub, so meint er, erreiche die City-Maut mehr „als Umweltzonen, Radverkehrspläne und ÖPNV-Verbesserungen zusammen“. Worauf baut er diese Euphorie? Verkehrswissenschaftler jedenfalls beurteilen die City-Maut deutlich zurückhaltender. In der zentralen Studie zu diesem Thema („Effiziente Verkehrspolitik für den Straßensektor in Ballungsräumen, Berlin 2007“) werden mehrere Mautmodelle durchgerechnet – unter anderem auch für Stuttgart. Fazit: Angesichts der hohen Kosten für die Mauterhebung rechtfertigt sich die Einführung derzeit nicht. Der Deutsche Städtetag lehnt eine isolierte Erhebung ohnehin ab, weil er eine „unerwünschte Standortkonkurrenz“ befürchtet. Die Bundesregierung hat deshalb im vergangenen Mai der Grünen-Fraktion mitge-

Foto: dpa

Merkels Devise: Wahl ohne Kampf

Für Angehörige der im Ausland gefallenen Bundeswehrsoldaten wird gesorgt – finanziell und psychologisch

Stichwort Landesbank. Was muss der neue LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter zuallererst anpacken, wenn er jetzt sein Amt in Stuttgart antritt?

Der City-Maut-Traum City-Maut, das ist für deutsche Stadtväter wie der Leibhaftige. Geld verlangen für das Befahren der Innenstadt? Tübingens OB Boris Palmer fürchtet sich nicht davor. Er verlangt vielmehr endlich grünes Licht für das Experiment.

Alles ist im Bundestagswahlkampf auf sie zugeschnitten: Angela Merkel (hier gesehen durch eine Fernsehkamera beim CDU-Bundesparteitag im Dezember in Stuttgart)

¡ Der Rems-Murr-Kreis gilt als Vorzeigelandkreis in Baden-Württemberg. Er ist benannt nach den Flüssen Rems (im Süden) und Murr (im Norden). Mit einer Fläche von 858 Quadratkilometern und 416 800 Einwohnern, die sich auf 31 Städte und Gemeinden verteilen, gehört er im Bundesvergleich zu den „Großkreisen“. ¡ Zahlreiche Unternehmen von Weltruf wie Stihl in Waiblingen (Motorsägen), Bosch in Waiblingen (Haushaltsgeräte) und Kärcher in Winnenden (Reinigungsgeräte) sind im Kreis beheimatet. ¡ Die reizvolle Landschaft, die Weinberge des Remstals und der Schwäbische Wald mit dem Weltkulturerbe Limes locken Ausflügler aus der Landeshauptstadt und der gesamten Region Stuttgart an. ¡ Die Polizeidirektion Waiblingen hat 640 Beschäftigte, die auf fünf Reviere und zwölf Polizeiposten verteilt sind. (her)

zutage gebe es kaum noch Respekt, auch den Polizeibeamten gegenüber. Vor zehn Jahren hatte noch kein Polizist eine Schutzweste, mittlerweile trage sie jeder Streifenbeamte, aus gutem Grund. „Da geht es ansatzlos nicht nur mit den Fäusten, sondern mit Messern oder mit Totschlägern wie Eisenstangen gegen unsere Leute zur Sache.“ Und das, wo das Personal auch bei der Polizei massiv ausgedünnt wurde. Immer wieder müssen andere Reviere aushelfen, weil die Beamten vor Ort die Situation nicht unter Kontrolle bringen. Gleichzeitig hat der Streifendienst ein Durchschnittsalter von knapp unter 45 Jahren. Da fällt es dem Beamten gelegentlich schon schwer, sich gegen einen 23-jährigen austrainierten Hooligan und dessen Elastizität zu behaupten. Die Vielzahl an schlimmen Verbrechen beschäftigt auch die Lokalpolitiker. Landrat Johannes Fuchs sagt, „alle Verantwortungsträger im Rems-Murr-Kreis beobachten mit großer Sorge die Massierung von Gewaltverbrechen in jüngster Zeit“. Doch schnelle und einfache Erklärungen gebe es nicht. „Zweifelsohne ist jeder Vorfall für sich ein ernstzunehmendes Signal persönlicher Überforderung und menschlicher Verzweiflung.“

18-jährigen Haupttäter die Leiche des jungen Mannes zerstückelten und später im Neckar versenkten. Es gab die brutale stundenlange Todesfolter eines Rentners in Großerlach. Und schließlich natürlich den Amoklauf von Winnenden und Wendlingen, als ein 17-Jähriger insgesamt 15 Menschen und am Ende sich selbst erschoss. Winnenden – ein Ort, der durch dieses Blutbad weltweite Berühmtheit erlangte und für die nächsten Jahrzehnte mit diesem Verbrechen verbunden bleiben wird. Kaum einer der Anwohner in der 28 000-Einwohner-Stadt wie auch aus Leutenbach, woher viele der Opfer kamen, ist nicht direkt oder indirekt davon betroffen – weil Angehörige starben, weil im Freundeskreis Menschen sind, die das Schrecklichste, was man sich vorstellen kann, durchgemacht haben. Die Schüler der Albertville-Realschule sind seit einigen Wochen wieder vereint, sie haben ein Container-Provisorium bezogen, das auf einem Hartplatz in Sichtweite des eigentlichen Schulgebäudes errichtet wurde. Die Stadt, sagt Oberbürgermeister Bernhard Fritz, nähere sich Schritt für Schritt einer gewissen Normalität. Aber so wie vor dem 11. März werde es allenfalls in vielen Jahren wieder sein, wenn überhaupt. Auch die Polizei geriet in Winnenden an Foto: Sigerist

Herr Oettinger, warum hat die CDU in Baden-Württemberg bei der Europawahl überproportional an Stimmen verloren?

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Redaktionsbesuch: Ministerpräsident Günther Oettinger sieht den Erfolg der Grünen kritisch

Von unserer Redaktion

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Nummer 102 • Dienstag, 5. Mai 2009

„Es tut weh“ Die CDU-Verluste bei den Wahlen, die Front gegen Stuttgart 21, der Machtkampf bei VW und Porsche: Ministerpräsident Günther Oettinger ist gefordert und gefragt. Beim Besuch in unserer Redaktion nahm der CDU-Politiker dazu ausführlich Stellung.

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Die Seite Drei

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Nummer 132 • Freitag, 12. Juni 2009

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Auf dem Landkreis scheint derzeit ein gewisser Fluch zu liegen

„Die Ausrufung eines Ausnahmezustands wäre Stimmungsmache und Stigmatisierung“ Johannes Fuchs Landrat des Rems-Murr-Kreises

den Rand dessen, was leistbar ist. Rund 50 Kriminaltechniker untersuchten im Schulgebäude die Spuren, wurden direkt mit den Leichen konfrontiert. „Sie sind am meisten belastet“, sagt Ralf Sing, einer von drei festen Konfliktberatern der Waiblinger Direktion. „Es sind die Bilder, die sie gespeichert haben und die immer wieder auftauchen.“ Was dies bei den Kollegen auslöse, hänge oft von dessen Erfahrung ab. Wer früher vielleicht bei der Autobahn seinen Dienst verrichtet habe, „viel Blut gesehen hat bei verbrannten und zerfetzten Leichen“, komme eher mit solchen Anblicken klar als ein Neuling der Truppe. Manchmal folgt der Zusammenbruch erst nach Wochen. Rund 100 Kollegen haben Sing und seine Berater betreut. Oft reichten ein oder zwei sogenannte Entlastungsgespräche, um sich zu fangen. Wenn nicht, folge die Überweisung an die Spezialisten, an Psychologen und Ärzte. Kripo-Chef Schöllhammer berichtet von einem Kollegen, der direkt am Tatort Spuren sicherte und dann drei Monate außer Dienst und zeitweise in einer Klinik war. Jetzt versucht er stundenweise die Wiedereingliederung. Doch auch harmloser scheinende Fälle sind zu beachten. So wie bei jenem Berufsanfänger, der an der Absperrung zur Schule stand – und mit ansehen musste, wie auf den Bahren „einer nach dem anderen tot herausgetragen wird“. Doch auch nach Winnenden riss die Folge der brutalen Taten im Rems-Murr-Kreis nicht ab. In Schorndorf-Miedelsbach ertränkte im Mai eine Mutter ihren vierjährigen Sohn und die fünfjährige Tochter in der Badewanne. Nur wenige Wochen später, am 1. Juni, stach in Backnang-Strümpfelbach ein Familienvater auf die Ehefrau und die drei Kinder, darunter seine zweijährige Tochter, ein. Grund: die angekündigte Scheidungsabsicht der Gattin. „In der Nacht konnten die Mediziner nicht ausschließen,

Tatort einer der schlimmsten Gewalttaten in jüngerer Zeit: Polizisten stehen am 11. März vor der abgesperrten Albertville-Realschule in Winnenden Foto: ddp dass alle drei Kinder sterben werden“, sagt Schöllhammer. Mittlerweile seien sie aber „über den Berg“. Seine Leute, sagt der Kripo-Chef, „müssen regelmäßig mit dem Tod umgehen“, dies sei eine Grundvoraussetzung für die Einstellung. Doch „problematisch“ werde es, „wenn so viele Kinder unter den Toten sind, das geht auch erfahrenen Kollegen der Spurensicherung, von denen viele Familienväter sind, unter die Haut“. Dass der Ehemann, wie in Backnang, „ausflippt“ und bei ihm „das Hirn aussetzt, das war ein Exzess“ – solche Konflikte habe es „schon immer gegeben“, erklärt Schöllhammer. Doch Peter Hönle, stellvertreten-

der Leiter der Polizeidirektion, sieht gesamtgesellschaftliche Veränderungen in der jüngeren Vergangenheit. „Bis vor zehn Jahren gab es das Phänomen Amoklauf in Deutschland nicht.“ Es gebe eindeutig eine massive Zunahme von Gefühlskälte und sinnloser Gewalt – und zwar in ganz Deutschland. „Das ist wie ein Tabubruch“, sagt er. Mittlerweile sei eine gewisse Gewaltdimension überschritten. „Vor Jahren hätte man das noch ausgeschlossen: Dass man mit dem Stiefel gegen die Geschlechtsteile tritt, den Ellenbogen ins Gesicht rammt, den Kopf gegen den Randstein knallt.“ Früher habe es hier „so was wie eine Beißhemmung gegeben, wie im sportlichen Wettkampf“. Heut-

Auf dem Landkreis „scheint derzeit ein gewisser Fluch zu liegen“, sagt Schöllhammer. Andererseits: Auch jenseits der Kreisgrenzen gab es jüngst schlimme Verbrechen, etwa die Ermordung der Polizistin Michéle Kieswetter in Heilbronn oder das Familiendrama in Eislingen mit vier Toten. Die Ausrufung eines „psychischen Ausnahmezustands“ für den Rems-Murr-Kreis wäre nach Fuchs’ Ansicht jedenfalls „Stimmungsmache und Stigmatisierung, die nicht weiterhelfen“. Allerdings lege die Häufung dieser Delikte in kurzen Zeitspannen offen, dass es zunehmend junge Menschen oder auch Familienangehörige gebe, die mit ihrer Rolle überfordert seien. „Die in einer physischen wie psychischen Sackgasse stecken, an einer Gesellschaft scheitern, die auf Leistung und Erfolg getrimmt ist. Diese Menschen brauchen Hilfe.“ Hier setze auch der Landkreis an, mit seinem Jugendamt etwa, das eine Eltern- und Familienberatung anbiete und Präventionsangebote mache, „die greifen, bevor etwas aus dem Ruder läuft“. Den Rems-Murr-Kreis möchte Fuchs erkennbar vor einer Stigmatisierung bewahren. Er verweist auf die innovativen Mittelständler wie die fortschrittlich geführten diakonischen Einrichtungen zur Betreuung von Menschen mit Behinderungen. Der Kreis biete „allen Menschen Platz zur Verwirklichung ihrer persönlichen Lebensplanung; dies in einem Umfeld mit dynamischer Wirtschaft, attraktiver Freizeitinfrastruktur und intakter Natur“. Schöne, wohl durchaus auch zutreffende Umschreibungen, die zuletzt aber eher selten mit dem Landkreis in Verbindung gebracht wurden. Weitere schlimme Taten, Morde, Überfälle, all das ist natürlich auch an Rems und Murr nicht auszuschließen. „Verbrechen sind nicht auf Großstädte beschränkt. Dass einer keinen Ausweg mehr sieht und zum letzten Mittel greift und sich und seine Familie auslöscht, solche Familientragödien können sich auch im Einfamilienhaus in Endersbach oder Rudersberg ereignen“, sagt Schöllhammer. „Aber wir würden uns wünschen“, seufzt Polizei-Stabschef Hönle, „dass wir nun auch mal eine Weile durchschnaufen und etwas zur Ruhe kommen können.“

Alles, was recht ist: Die Union beharrt auf dem alten Wahlrecht CDU und CSU hoffen nach der nächsten Bundestagswahl auf Überhangmandate für die eigene Mehrheit und zwingen die SPD zu Scheingefechten Von Claudia Lepping Berliner Redaktion BERLIN. Sein Brief ist raus, aber mehr als abzuwarten bleibt Franz Müntefering nicht übrig. Der SPD-Chef hatte höchstselbst zur Feder gegriffen, um einen letzten dringenden Appell an die Vorsitzenden von CDU und CSU, Angela Merkel und Horst Seehofer, zu richten. Die beiden sollen doch bitte schön alles dafür tun, damit die Bundestagswahl am 27. September verfassungsgemäß stattfinden kann. „Es wäre ein schwerer Mangel, wenn wir ungerührt mit diesem verfassungswidrigen Wahlrecht in die Bundestagswahl gingen. Die Gesetzgebung vor der Sommerpause ist möglich“, schreibt Müntefering Doch es sieht nicht danach aus, dass die geltenden Regelungen für die Überhangmandate in der Bundestagsdebatte am 3. Juli abgeschafft und damit die Forderungen des Bundesverfassungsgerichts erfüllt werden. Die Union sträubt sich gegen die Wahlrechtsänderung. Sie lässt es darauf ankommen, bei der Wahl von Überhangmandaten zu profitieren – und die SPD weiß, dass sie dagegen nicht viel ausrichten kann. Sollte sie am Freitag nächster Woche mit Stimmen der Opposition für ein verändertes Wahlrecht votieren, „fühlte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel vermutlich im

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Recht, alle SPD-Minister aus dem Kabinett zu werfen“, sagen einige ihrer Abgeordneten resignierend. Andere Sozialdemokraten hätten es genau darauf nur allzu gern ankommen lassen. „Das hätte ich erleben wollen, dass Merkel am letzten Tag der letzten Sitzungswoche des Parlaments die Große Koalition platzen lässt – und das mit der Begründung, dass die Wahl verfassungswidrig bleiben muss“, sagt einer. Während sich Norbert Röttgen als Parlamentarischer Geschäftsführer der Union zu dem prekären Thema gar nicht äußern möchte, bricht der innenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, der Jurist Dieter Wiefelspütz, eine letzte Lanze für die Abschaffung der Überhangmandate: „Franz Müntefering hat begriffen, dass sich eine Koalitionsmehrheit – wie auch immer diese aussehen wird – auf verfassungswidrige Überhangmandate stützen könnte.“ Der Berliner Rechtsprofessor Hans Meyer warnt: „Diese Mandate können sowohl zu einem doppelten Stimmengewicht eines Wählers führen als auch zu dem erstaunlichen Phänomen, dass eine Stimme für eine Partei gegen diese wirkt.“ Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe hatte dem Gesetzgeber im Sommer 2008 eine Übergangsregelung bis ins Jahr 2011 eingeräumt, um die sogenannten Überhangmandate abzuschaffen. Damit stellten

die Richter der Politik eine Falle, die nur wenige Parteien als solche erkannt haben: Wenn das Wahlrecht nicht vor dem Herbst reformiert wird und der Wahlsieg am 27. September maßgeblich durch die Vergabe von Überhangmandate entschieden wird, ist die Abstimmung zwar noch immer juristisch unanfechtbar, politisch aber höchst unglaubwürdig. „Dann stehen wir vor einem Legitimationsproblem, das vermutlich schwerer wiegt als das aktuelle verfassungsrechtliche Problem“, meint auch Wiefelspütz: „Die Wähler könnten glauben, dass die Parteien nach dem Recht wählen lassen, das ihnen die größten Vorteile bringt.“ Aktuellen Umfragen folgend, kann es nach der Bundestagswahl zu weiteren Überhangmandaten kommen – vermutlich entfallen mehr auf die Union als auf die SPD. Da zudem mit knappen Ergebnissen zu rechnen ist, will jede Partei vermeiden, dass der politische Gegner durch Überhangmandate bevorteilt wird und an die Macht gelangt. Bereits zweimal wurde der Bundestag vor allem durch die Vergabe der Überhangmandate zusammengesetzt – einmal zugunsten Helmut Kohls (CDU), einmal zugunsten Gerhard Schröders (SPD). Am 3. Juli entscheidet der Bundestag abschließend über einen Gesetzentwurf der

Grünen, wonach Überhangmandate künftig bundesweit verrechnet und von der Zahl der Zweitstimmen-Mandate abgezogen werden. Die Grünen nehmen den Sozialdemokraten die Rolle des Schutzpatrons über das Wahlrecht längst nicht mehr ab. „Die SPD hat lange gezögert“, meint ihr innenpolitische Sprecher Wolfgang Wieland – weil sie

Info

Überhangmandat ¡ Wenn eine Partei mehr Direktkandidatinnen und Direktkandidaten in den Bundestag entsenden kann, als ihr gemäß der Anzahl der Zweitstimmen in einem Bundesland zustehen, vergrößert sich der Bundestag durch diese Überhangmandate. Bei deren Berechnung wird kein Ausgleich zwischen den Ländern vorgenommen. ¡ Im 16. Deutschen Bundestag gibt es zurzeit 14 Überhangmandate, davon bei der SPD neun und bei der CDU/CSU fünf. ¡ Scheidet ein Abgeordneter aus, der durch ein Überhangmandat einen Sitz im Deutschen Bundestag erhalten hat, wird dieses Mandat nicht nachbesetzt. (StN)

insgeheim gehofft habe, selbst mehr Überhangmandate zu erzielen. „Jetzt soll die SPD tun, was ihre von Karlsruhe gegebene Aufgabe ist, und mit uns das Wahlrecht verfassungskonform umgestalten.“ Auf die Frage, ob die Sozialdemokraten für den grünen Gesetzentwurf stimmen werden, antwortet ihr Parlamentarischer Geschäftsführer Thomas Oppermann so: „Wir appellieren an die verfassungspolitische Verantwortung für unsere 60-jährige Demokratie. Darum bitten wir Seehofer und Merkel, bei der Reform des Wahlrechts mitzumachen und nicht fahrlässig zu riskieren, dass eine neue Regierung verfassungswidrig zustande kommt.“ Das aktuelle Wahlrecht berge mit Blick auf die veränderte Parteienlandschaft mit sechs Parteien die große Gefahr, dass immer mehr Überhangmandate entstehen. „Diese können das Wahlergebnis verfälschen, es sogar umdrehen, und damit wäre der Katzenjammer riesengroß.“ Es gehe um Grundsätze, nicht um parteitaktische Spielchen, so Oppermann. Der Antrag der Grünen habe aber noch keine Mehrheit. Franz Müntefering wartet derweil noch auf schriftliche Antworten von Merkel und Seehofer: Es könnten Freibriefe für den SPD-Chef werden – wenn er der Union die Verantwortung für die gescheiterte Wahlrechtsreform zuschieben kann.


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Zeitgeschehen

Nummer 230 • Dienstag, 6. Oktober 2009

Platz sechs fürs deutsche Gesundheitswesen

Gut, besser, Norwegen

Studie vergleicht 33 Länder der EU – Lob für kurze Wartezeiten

Es mag kalt sein und im Winter auch dunkel in Norwegen – dennoch ist die Lebensqualität extrem hoch: Laut UNStudie liegt Norwegen auf Platz 1 jener Länder, die am höchsten entwickelt und damit am lebenswertesten sind.

Obama gegen Dalai Lama US-Präsident Barack Obama will sich nicht mit dem Dalai Lama treffen. In seinen Bemühungen um bessere Beziehungen zu China habe sich Obama entschlossen, vor seinem Besuch in Peking im November einem Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter aus dem Weg zu gehen, berichtete die „Washington Post“ am Montag. Washington sei etwa im Atomstreit mit dem Iran auf die Unterstützung Chinas angewiesen, hieß es zur Begründung. (dpa)

Angeblich neue Terrorzelle in Hamburg entdeckt Von Angelika Bruder HAMBURG/MAINZ. Acht Jahre nach den auch in Hamburg geplanten Terroranschlägen vom 11. September 2001 hat sich in der Hansestadt womöglich erneut eine islamistische Terrorzelle gebildet. Die Sicherheitsbehörden haben nach einem Bericht der ARD-Sendung „Report Mainz“ eine zehnköpfige Gruppe von gewaltbereiten Islamisten im Visier, deren Mitglieder im März in einer konspirativen Aktion zur Terrorausbildung an den Hindukusch gereist sein sollen. Zwei der Islamisten seien inzwischen zurückgekehrt. Die Hamburger Innenbehörde wollte sich auf Anfrage zu dem Inhalt des Berichts nicht konkret äußern, sondern erklärte lediglich, dass es Maßnahmen gebe, „über die wir aber nicht in aller Öffentlichkeit reden, um die Wirksamkeit unserer Maßnahmen nicht zu gefährden“. Insgesamt rund 180 Islamisten aus Deutschland haben nach Informationen des Bundeskriminalamtes inzwischen eine paramilitärische Ausbildung in einem Terrorcamp am Hindukusch absolviert oder planen eine solche Ausbildung. Knapp die Hälfte dieser „Personen mit Deutschlandbezug“, rund 80, sind nach diesen Informationen wieder zurück in der Bundesrepublik, wie ein BKA-Sprecher sagte. Ob und, wenn ja, wie diese Personen von der Polizei überwacht werden, wollte der Sprecher nicht sagen.

Herr Harff, die Mehrheit der Amerikaner zweifeln am erfolgreichen Ausgang des Afghanistan-Krieges. Der Kommandeur der Nato-Truppen, US-General Stanley McChrystal, verlangt bis zu 40 000 weitere Soldaten. Stehen die USA in Afghanistan am Scheideweg? Sicherlich wird es für die US-Regierung immer schwieriger, den eigenen Bürgern Sinn und Zweck des nationalen Krieges mit internationaler Unterstützung zu erklären. Vor-

rangiger Rückzugsraum für El Kaida ist nunmehr Pakistan; die heutigen Taliban sind nicht mehr die Terroristen des 11. September 2001. Am Scheideweg stehen nicht nur die USA, sondern vielmehr insbesondere die Nato-Mitgliedstaaten.

Muss General McChrystal zwangsläufig das Maximale fordern, um mit dem möglichen Kompromiss zurechtzukommen?

Der General trägt in Afghanistan zwei Hüte – als Isaf-Kommandeur mit Truppenteilen von mehr als 40 Nationen und als nationaler Kommandeur der US-Streitkräfte. Durch die Nato ist er dem vernetzten Ansatz (Comprehensive Approach) verpflichtet. Allein mit militärischen Mitteln wird es in Afghanistan keinen erfolgreichen Ausgang geben, keinen Sieg im klassischen Sinne. Es stellt sich letztlich nicht die Frage nach der Kopfzahl von militärischem Personal, sondern die Frage nach umfassenderer ziviler Aufbauleistung mit nichtmilitärischen Helfern und nach einem zügigen Polizeiaufbau mit angemessener Ausrüstung und Bezahlung. Zudem geht es darum, Bestechung zu verhindern – also einen zu hohen Schwund der internationalen finanziellen Unterstützung.

Welche nationalen Interessen verfolgen die USA in Afghanistan?

Nach meiner Meinung beeinflussen drei

Flüssigkeiten die Entscheidungen der Völkergemeinschaft und natürlich auch die der Weltmacht USA: Öl, Wasser und Blut. Ölquellen sollen erschlossen, Öl gefördert und ins Ausland transportiert werden. Wasser ist nötig für die Versorgung der Menschen am Nil, an Euphrat und Tigris und am Jordan. Blut steht für Völkermord und Hungerkatastrophen. Afghanistan ist seit Jahrhun-

Zur Person

Helmutt Harff ¡ 1939 geboren ¡ 1958 geht er zur Bundeswehr und macht als Offizieranwärter eine Ausbildung als Einzelkämpfer und Fallschirmjäger. Studium der Betriebswirtschaft ¡ 1993–1994 kommandiert er Bundeswehreinsätze in Somalia ¡ 1998–1999 Brigadegeneral im Kosovo ¡ Er ist heute Geschäftsführer des Verteidigungsausschusses beim Bundesverband der Deutschen Industrie (StN)

THEMA: Die Ludwigsburger Arena – ein böses Beispiel für Kirchturmpolitik pur

derten geprägt durch seine strategische geografische Lage. Im aktuellen politischen Alltag liegt es zudem zwischen dem nach atomarer Nutzung strebenden Iran und der Atommacht Pakistan. Ein nationales Interesse der USA in dieser Region mag auch die Verhinderung einer weiteren regionalen Destabilisierung sein.

Wie sinnvoll ist ein Dialog mit den Taliban?

Die Hauptsache ist, die Mehrzahl der Menschen in Afghanistan zu gewinnen: für ihre eigene Sache und für ein normales, friedlicheres Zusammenleben. Die Äußerungen des Generals sind die des US-Kommandeurs vor Ort und – leider – nicht die des Nato-Befehlshabers!

Wie fällt Ihr Resümee zum deutschen Beitrag in Afghanistan aus?

Terroristen haben einen langen Atem, während militärisch gegen ihr weltweites Vorgehen nichts zu gewinnen ist. Deutschland steht als Nato-Mitglied in der Bündnispflicht, muss aber auch der eigenen Bevölkerung gerecht werden und ihr den Afghanistan-Einsatz verständlich erläutern. Nur wenn die Bundesregierung weiterhin überzeugt ist, richtig entschieden zu haben und aktuell angemessen zu handeln, ist das deutsche Engagement für Afghanistan berechtigt und dieser Beitrag für übergeordnete Ziele angebracht.

The highest quality of life The quality of life in the various parts of the world was investigated. Norway is at the top and gets the topmost line on the globe. Germany is further back and has been marked in red so that people know where they come in the international stakes.

Nummer 94  Samstag, 24. April 2010

Machtkampf um Porsche

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Nummer 104 · Donnerstag, 7. Mai 2009

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¿23 · Stuttgart und Region

Gesetz gegen Psychoterror hilft den Bedrängten wenig

Landesforschschungspreis für Stuttgarter Professor Joachim Burghartz hat ein Verfahren entwickelt, mit dem ultradünne Chips hergestellt werden können. Dafür erhält er vom Wissenschaftsministerium ein Preisgeld in Höhe von 100 000 Euro.

Täter werden nur selten angeklagt – Anzeigen und Ermittlungsverfahren gehen zurück

Von Jörg Hamann Die Stuttgarter Veranstaltungsgesellschaft hat in dieser Woche eindrucksvolle Zahlen vorgelegt. Die PorscheArena glänzte 2009 mit 104 Events, zur Hälfte aus der Welt des Sports. Von so einer Bilanz kann man in Ludwigsburg nur träumen: Die vergangenen Oktober eröffnete Arena wird die angepeilte Marke von 70 Veranstaltungen pro Jahr trotz der Spiele der Bundesliga-Basketballer weit verfehlen. Ein Vorzeigeprojekt hatte OB Werner Spec (CDU) versprochen, stattdessen droht die Halle zum Sinnbild politischen Versagens auf kommunaler und regionaler Ebene zu werden.

Nachher ist man immer schlauer? Diese Floskel hat oft ihre Berechtigung, in diesem Fall aber nicht. Denn mahnende Worte gab es zuhauf. Unsere Zeitung organisierte kurz vor der Entscheidung des Ludwigsburger Gemeinderats im November 2006 ein Streitgespräch zwischen OB Spec und Stuttgarts Sportbürgermeisterin Susanne Eisenmann. Diese versuchte jenen davon zu überzeugen, dass die Region neben der damals neuen Porsche-Arena keine weitere Multifunktionshalle brauche. Vergeblich. Die Porsche-Arena war ursprünglich für einen Bundesliga-Spielbetrieb vorgesehen. Deshalb hielt Eisenmann den Basketballern weit die Tür auf. Vergeblich. Selbst Christof Eichert, Spec’ Vorgänger als OB, hatte Stuttgart als idealen Ort für eine Bündelung im Spitzensport gewertet. Vergeblich.

General a. D. Helmutt Harff sieht USA und Nato in Afghanistan am Scheideweg – Bundeswehrsoldat erliegt Spätfolgen seiner Verletzung

BERLIN. Ein Bundeswehrsoldat ist an den Spätfolgen eines Selbstmordanschlags der radikalislamischen Taliban in Afghanistan gestorben. Der Fallschirmjäger war am 6. August 2008 bei einem Attentat schwer verletzt worden, so das Verteidigungsministerium am Montag in Berlin. Zwischenzeitlich war der 24-Jährige von der Luftlandebrigade 26 im Saarland außer Lebensgefahr – dann verschlechterte sich sein Zustand wieder. Damit sind bisher 36 Soldaten in Afghanistan ums Leben gekommen, davon 17 bei Anschlägen und Gefechten. Der frühere General Helmut Harff glaubt nicht, dass der Krieg in Afghanistan mit militärischen Mitteln allein noch zu gewinnen ist. Es gebe keinen Sieg im klassischen Sinn, sagte er unserer Zeitung.

Die Denkmalbauer

Die Basketballer spielen nicht mehr um die deutsche Meisterschaft, sie haben die Endrunde verpasst. Das Angebot an Kulturevents war – von der Eröffnung mit der Rockgruppe Scorpions mal abgesehen – nie erstligatauglich und wird es auf absehbare Zeit auch nicht sein. Selbst zweitklassige Darbietungen füllen den Veranstaltungskalender nicht. Und dass sich – wie kalkuliert – noch ein Unternehmen findet, das für eine Million Euro die Namensrechte an der Arena erwirbt, ist Wunschdenken.

„Es gibt keinen Sieg im klassischen Sinn“ Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Stuttgart und die Region Leitartikel

31 von 38 Ludwigsburger Stadträten stimmten für den Bau der schließlich 17 Millionen Euro teuren Halle. Im Gemeinderat warnte die SPD die Basketballer vor den Lockrufen aus Stuttgart, die CDU schwadronierte, man habe „eine mehrstufige Rakete gezündet“. Doch die Rakete hat den erhofften Kurs nie erreicht, viele Veranstaltungen liegen in fernen Galaxien. Ob nicht am Ende der Bürger für ein missglücktes Veranstaltungsmanagement die Zeche zahlen müsse, sorgen sich nun die einst so euphorischen Stadträte. Reichlich spät. Es droht ein Fiasko, das lange absehbar war und deshalb kropfunnötig ist. Der nicht ausgelastete Veranstaltungstempel ist ein Mahnmal dafür, was passiert, wenn Kommunalpolitiker weit übers Ziel hinausschießen. Statt sorgsam mit dem Geld der Steuerzahler umzugehen, wird ins persönliche Prestige und aus falsch verstandenem Lokalpatriotismus in den Wettbewerb mit Nachbarstädten investiert. Kirchturmpolitik pur. Der Wettbewerb um neue Hallen, Bundesliga-Teams und Veranstaltungen wird erbittert innerhalb einer Region ausgetragen, in der doch die Kräfte für den internationalen Wettbewerb gebündelt werden sollten. Es wurden Millionen in eine Halle gebuttert, für die es offenkundig keinen Veranstaltungsmarkt gibt. Wie lange kann und will sich die Region Stuttgart derart fahrlässige Fehlplanungen von Denkmalbauern noch leisten? An wirklich wichtigen Aufgaben herrscht doch wahrlich kein Mangel.

eingeführte Stalking-Paragraf 238 erfordere es nämlich, dass die Lebensgestaltung des Opfers „schwerwiegend beeinträchtigt“ ist. Bloße Belästigungen und Schlafstörungen reichen da nicht aus. Das Opfer muss schon den Wohnsitz oder gar den Arbeitsplatz wechseln müssen, die Telefonnummer ändern, sich nicht mehr allein aus dem Haus trauen: „Solche extremen Fälle können Sie aber an einer Hand abzählen“, sagt Marina Schmitt. Etwa der Fall eines 34-Jährigen, der gleich zwei 44 und 29 Jahre alte Ex-Partnerinnen in Fellbach und Stuttgart in Angst und Schrecken versetzt hatte. Annäherungsverbote und Bewährungsstrafen nach Gerichtverhandlungen beeindruckten ihn nicht. Er machte weiter. Telefonterror und körperliche Angriffe. Der Unbelehrbare wurde zuletzt bei einer Berufungsverhandlung im Landgericht zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Die Ausnahme.

Wer seinen Opfern hartnäckig auflauert und nachstellt, muss mit dem neuen Stalking-Gesetz mit härteren Strafen rechnen. Allerdings werden nur fünf Prozent der Täter angeklagt – Opfer und Ermittler sind darüber enttäuscht. Von Wolf-Dieter Obst STUTTGART. Per Handy-Botschaft, per Fax, per E-Mail – der Ex-Lebensgefährte feuert aus allen Rohren: „Ich hoffe, du stirbst einen qualvollen Tod“, heißt es im Anzeigefeld des Mobiltelefons, morgens um drei als SMS piepsend. „Deine Erpressungen haben ab heute ein Ende“, steht auf einem Schreiben, das sich am Arbeitsplatz aus dem Faxgerät schiebt. „Am schlimmsten war, dass nachts plötzlich die Polizei an meiner Wohnungstür klingelte“, sagt eine 35-jährige Stuttgarterin. Der Ex hatte telefonisch angezeigt, dass sie gerade ihr Kind misshandle. Ein klarer Fall von Stalking – eine Straftat des Nachstellens, die seit März 2007 als eigener Tatbestand mit bis zu drei Jahren Haft verfolgt wird. Klarer Fall? Für die Polizei schon – aber von Konsequenz gegen den Täter kann keine Rede sein. „Die Rechtsprechung hat mit dem Begriff der schwerwiegenden Beeinträchtigung hohe Hürden gesetzt“, sagt Marina Schmitt, zuständige Strafverfolgerin bei der Stuttgarter Staatsanwaltschaft. Deshalb liege die Anklagequote mit „etwa fünf Prozent“ wesentlich niedriger als in anderen Fällen.

435 Verfahren in Stuttgart und der Region bedeuten einen Rückgang um 20 Prozent Der Trend bei den Ermittlungsverfahren zeigt inzwischen wieder nach unten. Bei der Stuttgarter Polizei ist die Zahl der Anzeigen wegen Nachstellens im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 224 gesunken. Noch deutlicher ist der Rückgang bei der Staatsanwaltschaft: 435 Verfahren mit Fällen aus Stuttgart und der Region gab es 2009. Im Jahr davor waren es noch 554 Verfahren, ein Rückgang um über 20 Prozent also. Opfer haben zivilrechtlich größere Erfolgsaussichten – über das Gewaltschutzgesetz mit einstweiligen Verfügungen, die beim Familiengericht erwirkt werden. Die betroffenen Frauen trösten sich damit, dass derzeit Ruhe herrscht. Und doch bleibt diese Unsicherheit, die Angst vor einem Hinterhalt. Beide Opfer halten still. „Ich will keinen Stress mehr“, sagt die eine. „Ich will jetzt keine schlafenden Hunde wecken“, die andere. Ein befreites Leben nach einer Trennung sieht anders aus.

„Man muss sich mit anderen Tatbeständen behelfen“, gibt die Staatsanwaltschaft zu Allerdings scheinen die Strafverfolger allzu vorsichtig zu agieren. Diesen Eindruck hat der Rechtsanwalt der Betroffenen: „Nicht nur das Opfer, selbst die Polizei fühlt sich nicht richtig ernstgenommen“, sagt der Jurist. Eine auf Stalking spezialisierte Beamtin habe feststellen müssen, dass von ihren acht scheinbar eindeutigen Ermittlungsfällen letztlich kein einziger vom Staatsanwalt angeklagt worden sei. „Alles eingestellt“, so der Anwalt. Die 35-Jährige ist enttäuscht. Allerdings will sie – wie viele Opfer – nur eines: ihre Ruhe. Und deshalb will sie in der Zeitung unbedingt unerkannt bleiben. „Viele erstatten schon deshalb keine Anzeige“, sagt die Betroffene, „weil sie ihren Ex nicht weiter provozieren wollen.“ Eine Lösung ist das freilich nicht: Es bleibt die Angst, was denn als Nächstes kommt. Nachts das Telefon ausstecken ist ein einfaches Gegenmittel. Doch die Angst vor dem Ex-Partner vor der Wohnungstür steigt – und damit die Bereitschaft, den Wohnsitz zu wechseln. Eine 30-Jährige aus dem Norden Stuttgarts wäre schon längst umgezogen – wenn sie eine bezahlbare Wohnung finden würde. „Alles, was da angeboten wird, ist für mich zu teuer“, sagt sie. Ihr Ex-Freund hatte mehrfach an der Haustür geklingelt – und als gelernter Kfz-Mechaniker dann auch mal die Reifen ihres Autos zerstochen. Per Anwaltsschreiben erklärte er zudem, dass er noch persönliche Sachen in ihrer Wohnung habe und sie diese herausgeben solle. „Das war nur ein Vorwand, und ich konnte nicht beweisen, dass ich das alles längst zurückgegeben hatte“, so die 30-Jährige. In den letzten sechs Wochen entwickelte sie eine „regelrechte Paranoia“, schloss alle Türen doppelt ab. Stalking? „Die Staatsanwaltschaft hat mich nur auf den Privatklageweg verwiesen“, sagt sie. Ihr Anwalt stellt fest, dass wegen Sachbeschädigung ermittelt worden sei. „Das Verfahren wurde aber nach Paragraf 170 Absatz 2 eingestellt“ – es fehlten Beweise, dass der ExFreund die Reifen zerstochen hatte. Oberstaatsanwältin Schmitt räumt ein, dass man sich „mit anderen Tatbeständen und Ausweichbestimmungen behelfen“ müsse. Der im März 2007

Kommentar

Papiertiger Von Wolf-Dieter Obst Was hatte sich die Politik gelobt für das neue Gesetz gegen beharrliche Nachstellungen, das im März 2007 in Kraft getreten ist. Endlich sei Stalking, so der neudeutsche Fachbegriff für Psychoterror, ein eigener Straftatbestand, endlich könne die Polizei früher eingreifen, endlich seien Opfer besser geschützt. Drei Jahre später müssen die Betroffenen und die Ermittlungsbehörden ernüchtert feststellen, dass die Praxis anders aussieht. Das ältere Gewaltschutzgesetz, im Zivilrecht verankert, ist noch immer weitaus wirksamer. Dafür hätte es das Anti-Stalking-Gesetz im Strafrecht aber erst gar nicht gebraucht. Hinter vorgehaltener Hand macht die Polizei keinen Hehl aus ihrem Frust. Aufwendige Ermittlungen enden zumeist im Papierkorb. Der Täter muss wirklich Ernst machen, heißt es, erst dann habe man eine Handhabe. Leider ist es dann zu spät. Die Gratwanderung ist schmal: Die Drohungen können nur Bluff sein – oder aber mit tödlichen Schüssen enden, wie im Fall einer 25-jährigen Frau 2007 auf dem Stuttgarter Flughafen, die von ihrem Ex-Mann kaltblütig umgebracht wurde. In dieser Form schreckt das neue Gesetz nicht wirklich ab – es macht Täter eher noch dreister.

¿26 · Stuttgart und Region Deutsches Spielkartenmuseum soll bekannter werden Leinfelden-Echterdingen will intensiver für das Spielkartenmuseum werben. Womöglich muss dafür der Slogan „am schlechtesten untergebrachten Museum Deutschlands“ herhalten.

Die gute Nachricht

Schöner Wohnen für Hunde Wau, das wird ja richtig nobel. Statt in engen, dunklen Zwingern aus den 50er Jahren bringen die Tierschützer im Stuttgarter Tierheim in Botnang ihre Hunde demnächst in hellen, größeren und schalldichteren Boxen unter. Anfang April fiel der Startschuss für den rund 500 000 Euro teuren Umbau des Eingangsbereichs und des Westflügels. Die Kosten trägt zum größten Teil die Magarete-Müller-Bull-Stiftung. Außerdem haben zahlreiche Tierfreunde für eine bessere Unterbringung der Hunde gespendet. „Eine Sanierung des Hundehauses ist dringend nötig, weil wir die Tiere in dem maroden Domizil nicht mehr artgerecht halten können“, sagt Tierheimleiterin Marion Wünn. Weil der gesamte Umbau des Hundedomizils eine Million Euro kostet, muss der zweite Bauabschnitt noch vertagt werden. „Wir hoffen auf Spenden, damit das gesamte Hundehaus rasch umgebaut werden kann“, sagt Wünn. (fu)

„Ossi“-Prozess geht weiter STUTTGART (jbo). Der Prozess um die Ablehnung einer Buchhalterin mit dem Vermerk „Ossi“ geht in die nächste Instanz. „Wir haben die schriftliche Urteilsbegründung geprüft und werden in Berufung gehen“, kündigte am Freitag Wolfgang Nau, der Rechtsanwalt der Klägerin, an. Damit landet der Rechtsstreit vor dem Landesarbeitsgericht. In erster Instanz ist die Klage vergangene Woche vom Stuttgarter Arbeitsgericht zurückgewiesen worden. Die Klägerin, eine gebürtige Ostberlinerin, die seit 22 Jahren im Schwäbischen wohnt, hatte sich im vergangenen Sommer bei einem Stuttgarter Fensterbauer beworben. Zusammen mit der Ablehnung erhielt sie ihren Lebenslauf zurück, auf dem das Wort „Ossi“ zusammen mit einem Minuszeichen vermerkt war. Sie wertet das als Diskriminierung, weil Ostdeutsche eine eigene ethnische Herkunft hätten. Mit einer Verhandlung oder Entscheidung rechnet Nau frühestens im Juli.

StN online

Die Woche in Bildern Sie haben nicht alles mitbekommen, was diese Woche in Stuttgart und der Region passiert ist? Kein Problem, klicken Sie sich einfach durch unseren Wochenrückblick in Bildern.

www.stuttgarter-nachrichten.de/bilder

Takt der inneren Uhr Der moderne Mensch ignoriert den Takt seiner inneren Uhr – auch in unserem Konferenzraum. Mehr dazu im Blog. http://blog.stuttgarter-nachrichten.de/

VW schnappt nach Porsche, die Stuttgarter dürften wohl einen Großteil ihrer Unabhängigkeit einbüßen

VW-Oberaufseher Piëch hat sein Ziel erreicht, Porsche-Chef Wiedeking in die Schranken zu weisen Ferdinand Piëch hat es geschafft. Seit Monaten versucht er, die Macht von Porsche beim Wolfsburger VW-Konzern zu brechen. Nun ist die Übernahme von VW durch Porsche geplatzt. Stattdessen können nun die Wolfsburger bei Porsche ein gewichtiges Wörtchen mitreden. Von Klaus Köster STUTTGART. Nur 15 Zeilen brauchte der Porsche-Konzern gestern Abend, um das Ergebnis einer mehrstündigen Krisensitzung mitzuteilen, die die Familieneigentümer des Stuttgarter Sportwagenherstellers zuvor in Salzburg abgehalten hatten. Die Vorstände der beiden Unternehmen hätten „intensive Gespräche über die Vertiefung der Zusammenarbeit“ geführt, heißt es da. Über deren Vorschläge hätten die Familiengesellschafter „unter Einbeziehung von Kapitalmaßnahmen diskutiert und sich für die Schaffung eines integrierten Automobilkonzerns ausgesprochen“. Und dann der entscheidende Satz: „Unter einer einheitlichen Führungsgesellschaft sollen in der Endstruktur zehn Marken nebeneinander stehen, wobei die Eigenständigkeit aller Marken und damit auch von Porsche gewahrt bleibt.“ Das klingt für Porsche beruhigender, als es in Wirklichkeit ist. Denn „einheitliche Führungsgesellschaft“ heißt nichts anderes, als dass viele Geschäfte von Porsche nun zentral geführt werden – in Wolfsburg und nicht in Zuffenhausen. Die Formulierung von der „Eigenständigkeit der Marken“ bestätigt dies eher noch – denn es ist eben nicht von der unternehmerischen Selbstständigkeit die Rede, auf die Porsche-Chef Wendelin Wiedeking bisher stets so großen Wert gelegt hatte. In den vergangenen Jahren war es Wiedeking, der in Wolfsburg den Ton angab. „Heilige Kühe“, sagte er einmal, werde es bei VW

Redaktion zum Anfassen

Rückendeckung für den OB und seine Mitarbeiter Bürgermeister Murawski bricht Lanze für Gehaltserhöhungen – Fraktionschefs: Eindruck der Ungleichbehandlung vermeiden Von Josef Schunder STUTTGART. Das Ringen um die Gehaltserhöhungen für zwei wichtige Mitarbeiter von OB Wolfgang Schuster (CDU) geht weiter. Am Freitag ließ Verwaltungsbürgermeister Klaus-Peter Murawski (Grüne) eine Erklärung verbreiten, mit der er eine Lanze für die Gehaltserhöhungen bricht, die Schusters Büroleiterin Andrea Klett-Eininger und dem seitherigen OB-Stabsstellenleiter Reinhard Schlossnikel zugutekommen sollen. Noch am Donnerstag hatten allerdings die Fraktionsvorsitzenden Murawski aufgefordert, zu prüfen, ob dieselbe Sorgfalt bei Gehaltserhöhungen und Beförderungen in den vergangenen zwölf Monaten auch bei

den anderen Bediensteten der Stadt angewendet wurde. Murawski reagierte mit seiner Erklärung aber auf die „Presseberichterstattung über Personalvorgänge“. Für die Beförderungen der beiden seien die rechtlichen Voraussetzungen „vollumfänglich gegeben“. Schlossnikel und Klett-Eininger seien vor dem Dienstantritt vom Gemeinderat in Stellen der Besoldungsgruppe B 4 eingewiesen worden. Inzwischen lägen seit längerem auch die laufbahnrechtlichen und persönlichen Voraussetzungen dafür vor, dass sie nach B 4 bezahlt werden, nicht mehr nach B 3. Das würde einer Erhöhung des Grundgehalts um rund 400 Euro brutto von 6810,41 auf 7208,11 Euro entsprechen. Beide Perso-

nen hätten sich „in ihren Aufgabenbereichen hervorragend bewährt“, stellt Murawski fest. Es gebe im Rathaus auch keine Beförderungssperre, weil der Gemeinderat die Mitarbeiter der Stadt noch mehr motivieren und die Arbeit honorieren wolle. Beamtinnen und Beamte würden entsprechend der Stellenbewertung befördert, wenn alle haushalts-, beamten- und laufbahnrechtlichen Voraussetzungen erfüllt seien. Das gelte auch für Schusters Mitarbeiter. Genau an diesem Punkt möchten die Fraktionsvorsitzenden aber noch mehr Klarheit. „Wir möchten den Nachweis, dass die beiden nicht besser und nicht schlechter behandelt werden als die Beschäftigten in anderen Gehalts- und Besoldungsgruppen“, sagte

Werner Wölfle (Grüne). Man wolle wissen, wie in vergleichbaren Fällen in den vergangenen zwölf Monaten verfahren wurde. Wölfle: „Wir wollen den Eindruck verhindern, dass es eine Ungleichbehandlung gäbe.“ Weil man noch Bedenkzeit wollte, war die Zustimmung zu den Gehaltserhöhungen am Mittwoch im Finanzausschuss vertagt worden. Das Thema wird nun frühestens am 5. Mai wieder aufgerufen. Inzwischen sind Schlossnikel und Klett-Eininger vom OB zu Referatsleitern gemacht worden. Die Bezeichnung Stabsstellen sei hier nicht mehr angemessen, sagte Murawski auf Anfrage. Es gehe hier nicht nur um direkte Zuarbeit für den Chef, sondern um eigenständige Aufgaben und Arbeiten wie in kleinen Ämtern.

StN-Redakteur Sven Hahn moderiert in der Gläsernen Redaktion Foto: Petsch Noch bis zu diesem Samstag sind StN-Redakteure zu Gast im Buchhaus Wittwer. Klicken Sie sich durch die Bilder aus der Gläsernen Redaktion.

nicht geben, die gebe es bei Porsche schließlich auch nicht. Und immer wieder soll der scharfzüngige Westfale dem VW-Chef Martin Winterkorn gesagt haben, wo es langzugehen hat. Nun haben sich die Kräfteverhältnisse ins Gegenteil verkehrt. Auch wenn die zerstrittenen Familieneigentümer von Porsche sich noch längst nicht auf alle Einzelheiten festgelegt haben – so viel scheint festzustehen: Wenn künftig einer dem anderen ins Lenkrad greift, dann ist es Winterkorn. Und nicht mehr Wiedeking, der sich nur noch auf die vage Zusage einer eigenständigen Markenführung verlassen kann. Doch wo endet die Markenführung, wo beginnen die unternehmerischen Entscheidungen? Das ist wohl auch eine Frage der Machtverhältnisse im VW-Konzern, die sich gestern Abend umgedreht haben. Dass es überhaupt zu dieser Auseinandersetzung kam, liegt nicht zuletzt am einflussreichen Porsche-Großaktionär Ferdinand Piëch. Dieser hat immer wieder gegen Wiedeking gestichelt und sogar dessen Ablösung betrieben. Rational ist dies nicht zu erklären. Der Porsche-Chef hat den Konzern vor der Pleite bewahrt und zum profitabels-

Wiedeking räumte so gut in Wolfsburg auf, dass Ferdinand Piëch es kaum noch mit ansehen konnte ten Autohersteller der Welt gemacht. Die Milliardengewinne machten auch Piëch reich. Doch Geld langweilt Piëch, sagt einer, der ihn gut kennt. Piëch denkt in größeren Dimensionen. „Mein Wunsch war es immer, einmal eine Firma zu führen, die größer ist als die meines Großvaters“, sagte er einmal. Sein Großvater, das ist der geniale Konstrukteur Ferdinand Porsche, der im Jahr 1930 ein Ingenieurbüro gegründet hatte, aus dem später Porsche wurde. Schon damals

gab es enge Bande zu Volkswagen: Ferdinand Porsche bekam 1934 den Auftrag, einen alltagstauglichen „Volkswagen“ zu entwickeln – aus dem etliche Jahre später der VW-Käfer wurde. Piëch sieht seine historische Mission offenbar darin, VW und Porsche unter einem – seinem – Dach zusammenzuführen. Wiedeking war für ihn ein nützlicher Erfüllungsgehilfe, der ansonsten aber eher störte. Vor allem, wenn er in Wolfsburg allzu intensiv aufräumte. Volkswagen lag bei der Kosteneffizienz weit hinter den Wettbewerbern. Bei vielen Modellen hatten sich die Entwickler offenbar selbst verwirklicht – dabei aber vergessen, dass ein Auto nur dann profitabel ist, wenn es auch mit vernünftigem Arbeitsaufwand produziert werden kann. Wiedeking trimmte VW auf Effizienz und vergrätzte damit nicht nur Piëch-Intimus Winterkorn, sondern auch Piëch selbst. Schließlich war dieser selbst neun Jahre lang Chef des VWKonzerns. Wenn Wiedeking bei VW aufräumte, urteilte er damit auch immer über Piëchs Lebenswerk. Bisher ist Piëch noch jeden losgeworden, der bei ihm in Ungnade gefallen war. „Da herrscht Stillstand“, sagte er einmal über den damaligen Audi-Chef Franz-Josef Paefgen. Kurze Zeit später konnte dieser seine Papiere abholen. Auf ähnliche Weise besiegelte er vor drei Jahren das Ende des damaligen VW-Chefs Bernd Pischetsrieder, der in die Kritik des Betriebsrats geraten war. Auch Wiedeking ist nach Piëchs Meinung längst fällig. Dass der forsche Porsche-Chef in Wolfsburg manchmal robust bis unsensibel auftrat, kommt ihm durchaus zupass. Denn dadurch formierte sich beim VW-Betriebsrat heftiger Widerstand. Der Chef der Wolfsburger Arbeitnehmerorganisation, Bernd Osterloh, warf Wiedeking „Allmachtsfantasien“ vor und verglich ihn mit Napoleon. Eine schöne Gelegenheit für Piëch, demonstrativ zu schweigen und Wiedeking damit ein Misstrauens-

votum auszusprechen, ohne etwas sagen zu müssen. So konnte er Wiedeking angreifen, ohne sich selbst angreifbar zu machen. Doch Wiedeking erweist sich für Piëch als härterer Brocken, denn er hat einen mächtigen Verbündeten – Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche, den starken Mann des anderen der beiden Familienstämme, die sich die Macht bei Porsche teilen. Entgegen allen Gepflogenheiten, Familienstreitereien intern auszutragen, zeigte sich Porsche öffentlich „entsetzt“ über das Verhalten seines Cousins. Auch jetzt stellte sich Wolfgang Porsche wieder öffentlich hin-

Die Eigentümer lassen viele Optionen offen – am Ende ist auch eine Übernahme von Porsche nicht ausgeschlossen ter Wiedeking. Er schloss aus, dass Porsche an VW verkauft wird. Allzu viel genützt hat es allerdings nicht. Denn in dem nun gefundenen Formelkompromiss steht zwar in der Tat nichts von einer Übernahme. Doch die Grenzen zwischen Fusionen und Übernahmen sind fließend, wie man nicht erst seit der angeblichen „Fusion unter Gleichen“ zwischen Daimler und Chrysler weiß. Auch wenn der eine Partner (VW) 60-mal so viele Auto herstellt wie der andere (Porsche), ist eine Fusion unter Gleichen schwer vorstellbar. Deshalb reden die Porsche-Eigner einfach nur vom „integrierten Autokonzern“. Das lässt viele Deutungen offen, nur nicht die von einem eigenständigen Unternehmen Porsche. Die Frage ist nur, wie viel von der Unabhängigkeit Porsche aufgeben muss. Wie sagte Wolfgang Porsche vor einem Jahr in einem Interview? „Nur wenn man an einem Strang zieht, ist man stark.“ Man müsse aber „am gleichen Ende“ ziehen. Letzteres müssen die Familien noch üben.

Wolfgang Porsche

Wendelin Wiedeking

Ferdinand Piëch

Der 65-Jährige ist Chef des Aufsichtsrats von Porsche und gilt als Leitfigur des Familienstamms Porsche, der sich mit Angehörigen der Familie Piëch die Macht über den Autohersteller teilt. Porsche gilt als Anhänger Wiedekings und als Gegengewicht zu Ferdinand Piëch. Als dieser vor einigen Monaten versucht hatte, Wiedekings Einfluss auf den VW-Konzern zu beschneiden, zeigte sich Wolfgang Porsche öffentlich „entsetzt“ über seinen Cousin.

Der 56-Jährige kommt 1992 zu Porsche, als das Unternehmen vor der Pleite steht. Mit einer harten Umstrukturierung bringt er den Konzern nicht nur in die Gewinnzone, sondern führt ihn zu einer sehr hohen Rentabilität. Er streicht die Modelle 968 und 928, dafür dringt er mit dem Boxster, dem Geländewagen Cayenne und dem Luxusauto Panamera in neue Marktsegmente vor und erzielt Milliardengewinne. Sie ermöglichen es, Großaktionär beim Giganten VW zu werden.

Der 72-jährige Aufsichtsratschef von VW gilt als genialer Ingenieur und als Manager, der sich mit eiserner Hand durchsetzt. Immer wieder mussten Chefs gehen, weil sie bei Piëch in Ungnade gefallen waren. Piëch ist Großaktionär bei Porsche und nutzt seinen Einfluss, um den Sportwagenhersteller mit VW zu einem Familienunternehmen zu machen.

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Berühmte erste Worte

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Volkswagen-Konzern Kennzahlen 2008 Fahrzeugproduktion Umsatz Nettogewinn Mitarbeiter Marken Werke

6,35 Millionen 113,8 Milliarden Euro 4,69 Milliarden Euro 370 000 9 61

Porsche Kennzahlen 2008 Fahrzeugproduktion Umsatz Nettogewinn Mitarbeiter Marken Werke

0,105 Millionen 7,47 Milliarden Euro 6,39 Milliarden Euro 12 200 1 2

Stärken und Schwächen Porsche ist unter den Autoriesen ein Zwerg. Das hat Vor- und Nachteile. Wir fassen die wichtigsten Stärken und Schwächen der Zuffenhausener zusammen.

¡ Markenimage: Porsche gehört in der Au-

tobranche noch immer zu den Marken mit dem besten Image. Nach einer Studie des Marktforschungsinstituts Millward Brand ist allein die Marke Porsche 13 Milliarden Euro wert. Unter den deutschen Marken belegt Porsche somit den zweiten Rang nach BMW (18 Milliarden).

¡ Modellpalette: Porsche ist kein Massen-

hersteller, sondern ein Nischenanbieter, der sich auf besonders lukrative Modelle spezialisiert hat. Der hohen Gewinnspanne bei diesen Modellen ist es zuzuschreiben, dass das Fahrzeuggeschäft auch jetzt, in der Krise, schwarze Zahlen schreibt.

¡ Geschäftsmodell: Porsche versteht es ge-

schickt, die Nachteile der geringen Stückzahlen auszugleichen. Das Forschungszentrum in Weissach entwickelt auch für andere Hersteller; zudem produziert man Komponenten für eigene Fahrzeuge zusammen mit VW. Dadurch schafft es Porsche, Kosten für Entwicklung und Produktion besser zu verteilen.

¡ Finanzen: Durch die milliardenschwere

Übernahme von Volkswagen ist Porsche wirtschaftlich stark von dem Wolfsburger Autokonzern abhängig. Für die Übernahme musste Porsche so tief in die Tasche greifen, dass man nun netto neun Milliarden Euro Schulden angehäuft hat, für die die Banken wegen der Finanzkrise zudem sehr hohe Zinsen verlangt haben.

hat erst spät auf die Klimadebatte reagiert. Deshalb haben die Fahrzeuge im Durchschnitt noch immer einen hohen Ausstoß am Treibhausgas Kohlendioxid. Inzwischen bessert Porsche allerdings nach und setzt auch auf die spritsparende Diesel- und Hybridtechnologie.

Volkswagen versus Porsche “Wolfsburg bites back,” says the title. First Porsche wanted to acquire the majority shareholding in Volkswagen, then it was the other way about. The interesting bit: the visualisation features the two company logos, and that‘s all.

Der Rotstift

Nummer 128 · Dienstag, 8. Juni 2010

In Zahlen

¡ Öko-Bilanz: Das Porsche-Management

Welcher erste Satz gehört zu welchem Buch? Lösen Sie unser Quiz und gewinnen Sie zwei Neuerscheinungen aus dem Hause Cotta-Klett.

Law against stalking “People who persistently lie in wait for and follow their victims must reckon with harsher penalties under the Stalking Law” is how the lead-in to the lead article runs. The visualisation shows two different sets of footprints, one of a woman and one of a man. The footprints sometimes merge.

2

StN-Grafik: Yann Lange

Jetzt beißt Wolfsburg zurück

Foto: AP

sich erstmals seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren mit dem einflussreichen Klerus angelegt. Der 1924 geborene Monarch, der in dem islamischen Königreich trotz seines hohen Alters als relativ fortschrittlich gilt, entließ am Sonntagabend Scheich Saad bin Nasser al-Schethri aus dem Rat für große Islamgelehrte. Dieser hatte in der vergangenen Woche in einem Interview mit dem islamischen TV-Sender Al-Madschd erklärt, es sei inakzeptabel, dass Männer und Frauen an der im September eröffneten König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technologie (KAUST) gemeinsam unterrichtet würden. Die Gründung der Universität geht auf eine Initiative des Herrschers zurück. (dpa)

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Foto: dpa

König gegen Klerus König Abdullah von Saudi-Arabien hat

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Foto: dpa

Kurz berichtet

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WIEN/BANGKOK (StN). Norwegen verteidigte seine Spitzenposition vor Australien und Island. Deutschland schaffte es in puncto Lebensqualität nur auf Platz 22 und liegt damit hinter Ländern wie Irland, Frankreich, Österreich, Spanien und Italien. Die letzten Positionen belegen die kriegsgeschüttelten Staaten Sierra Leone, Afghanistan und Niger. Die UN vergleichen seit 1990 die Entwicklungsstandards in ihren Mitgliedsländern. Dafür werden unter anderem Daten zum Einkommen, zur Bildung und Lebenserwartung herangezogen. Der aktuelle HumanDevelopmentIndex (HDI) soll ein präziseres Abbild von der Wohlfahrt eines Landes geben als das oft für Vergleiche herangezogene Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (BIP). Insgesamt sind auf der UN-Liste 182 Länder verzeichnet. Das ärmste Land der Welt ist die Demokratische Republik Kongo mit einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 204 Euro pro Kopf. Die höchste Lebenserwartung haben die Japaner (86,2 Jahre für Frauen und 79 Jahre für Männer). In Afghanistan beträgt die Lebenserwartung nur 43,5 Jahre. In den 24 ärmsten Ländern der Welt kann gut die Hälfte nicht lesen. In den Staaten, deren Entwicklungsstandard im Mittelfeld liegt, kann ein Fünftel der Bevölkerung nicht lesen. Norwegen verdankt seinen Spitzenplatz der vergleichsweise hohen Lebenserwartung von 80,5 Jahren. Die Einschulungsrate liegt bei 98,6 Prozent, damit sind fast alle Norweger im schulfähigen Alter an einer Bildungseinrichtung eingeschrieben. Maßgeblich zum Spitzenplatz des erdölreichen Landes hat auch das hohe Bruttoinlandsprodukt von 53 000 Dollar pro Kopf beigetragen, das um Verzerrungen durch Wechselkurse bereinigt ist. Die Verwerfungen der Finanzkrise, die Island besonders hart trafen, sind in dem Index allerdings noch nicht abgebildet: Er beruht noch auf Daten aus dem Jahr 2007. Berauschend fällt Deutschlands Position im HD-Index nicht gerade aus: Die Lebenserwartung in Deutschland lag 2007 zwar bei beachtlichen 79,8 Jahren, auch das BIP pro Kopf liegt mit 34 400 Dollar vergleichsweise hoch. Doch die Einschulungsrate von 88,1 Prozent kostet Deutschland kräftig Plätze. Die Bundesrepublik belegt einen relativ niedrigen Platz wegen des gesunkenen Pro-Kopf-Einkommens im Zuge der Wiedervereinigung.

Nummer 128 · Dienstag, 8. Juni 2010

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Das größte Sparpaket der Republik Die Bundesbürger müssen sich auf drastische Einschnitte einstellen. Bis Ende 2014 soll der Bundeshaushalt um mehr als 80 Milliarden Euro abgespeckt werden. Die Eckpunkte des schwarz-gelben Sparprogramms:

G

200

W D

Mio. Euro

2,2

Mrd. Euro

Hartz IV

Arbeitslose

1,5

Mrd. Euro

Bundesagentur

Beim Übergang vom Arbeitslosengeld I ins Arbeitslosengeld II erhalten Erwerbslose bisher Zuschläge für zwei Jahre. Für Alleinstehende gibt es im ersten Jahr bis zu 160 Euro monatlich, im zweiten bis zu 80 Euro. Verheiratete erhalten das Doppelte. Diese Zuschläge sollen ersatzlos wegfallen, was den Staat um 200 Millionen Euro im Jahr entlastet.

Bei den Hartz-IV-Empfängern will der Staat die Beiträge zur Rentenversicherung (1,8 Milliarden Euro im Jahr) einsparen. Entfallen soll für Empfänger von Arbeitslosengeld II auch das Elterngeld von 300 Euro monatlich. Die Staatskasse entlastet das um 400 Millionen Euro im Jahr.

Die Arbeitslosenversicherung soll künftig ohne Darlehen oder Zuschüsse auskommen. Dies könnte auf eine Erhöhung des Beitragssatzes über die für 2011 festgelegten drei Prozent hinauslaufen. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) soll Leistungen stärker nach eigenem Ermessen gewähren und dadurch ihre Ausgaben zwischen 1,5 und drei Milliarden Euro drücken können.

200

100

1,5

Da sitzen sie und können nicht mehr anders: Vizekanzler Westerwelle und Kanzlerin Merkel verkünden das größte Sparpaket in der bundesdeutschen Geschichte

Mio. Euro

Der Schuldenberg ¡ Auf mehr als 1 715 000 000 000 Euro oder 1,715 Billionen Euro ist der Schuldenberg Deutschlands bis Montagmittag gewachsen. Jede Sekunde kommen nach Berechnungen des Steuerzahlerbundes 4481 Euro dazu. ¡ Schon in wenigen Jahren dürften die Gesamtschulden der öffentlichen Hand auf mehr als zwei Billionen geklettert sein – denn noch kommen alljährlich immer neue Kredite von Bund, Ländern und Gemeinden dazu. Es ist überhaupt nicht absehbar, wann die Trendwende eingeleitet und der Schuldenberg abgetragen wird. ¡ Dabei sind die mehr als 1,7 Billionen Euro, die sich seit über 40 Jahren angehäuft haben, nur die offizielle Zahl. Der „unsichtbare“ Schuldenberg ist weit größer. Der Finanzwissenschaftler Bernd Raffelhüschen nennt eine „Nachhaltigkeitslücke“ von 6,2 Billionen, weil künftige Sozialkosten als verdeckte Schuld hinzukämen.

. . .

¡ Die Schuldenquote – das ist der Anteil der Schulden von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialkassen an der Wirtschaftskraft (Bruttoinlandsprodukt/BIP) – liegt in Deutschland bei etwa 72 Prozent, in wenigen Jahren dürften es schon 80 Prozent sein. Eine Schuldenstandquote unter 60 Prozent – die Obergrenze laut Euro-Stabilitätspakt – wäre aus Sicht führender Wirtschaftswissenschaftler in Ordnung. Einnahmen und Ausgaben müssten in einem gesunden Verhältnis stehen, um Schulden problemlos abzahlen zu können. (dpa)

Zum Spa en ve donne

Mrd. Euro

Heizkosten

Ökosteuer

Die Lohnersatzleistung soll moderat gekürzt werden. Zwar will die Koalition den Höchstbetrag von maximal 1800 Euro im Monat nicht antasten. Doch werden künftig nur noch 65 statt 67 Prozent als Berechnungsgrundlage genommen, wenn das Nettoeinkommen über 1240 Euro im Monat beträgt. Unterm Strich entlastet das den Bundesetat nach Erwartung der Regierung um 200 Millionen Euro im Jahr.

Der Heizkostenzuschuss soll für Wohngeldempfänger gestrichen werden (Entlastung: 100 Millionen Euro).

Auf den Prüfstand sollen Finanzhilfen und Steuervergünstigungen. Durch Einschränkung der Ausnahmeregelungen von der Ökosteuer für besonders energieintensive Unternehmen sollen jährlich bis zu 1,5 Milliarden Euro mehr in die Staatskasse kommen.

2,3

1

800

Elterngeld

Info

Mio. Euro

Mrd. Euro

Mrd. Euro

Mio. Euro

Luftverkehr

Bundesbehörden

Die Sondergewinne der Energiekonzerne aus der beabsichtigten Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke sollen abgeschöpft werden. Daraus erhofft sich die Regierung jährlich Zusatzeinnahmen von 2,3 Milliarden Euro.

Für Flugpassagiere ist eine ökologische Luftverkehrsabgabe geplant. Sie soll jährlich etwa eine Milliarde Euro einspielen und bei Abflügen von deutschen Flughäfen erhoben und nach Kriterien wie Lärm und Energieverbrauch differenziert werden.

In Bundesbehörden und Ministerien sollen bis 2014 bis zu 15 000 Stellen abgebaut werden. Die ab 2011 vereinbarte Erhöhung des Weihnachtsgeldes wird gestrichen, was auf eine Kürzung der Bezüge um 2,5 Prozent hinausläuft. Sparpotenzial: 800 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt sollen die Ausgaben des Bundeshaushalts mittelfristig um rund vier Milliarden Euro jährlich sinken.

2

400

2

Energiekonzerne

Mrd. Euro

Bundeswehr Bei den Streitkräften sollen von 2013 an jeweils zwei Milliarden Euro eingespart werden. Die Truppe soll von derzeit 250 000 Soldaten um bis zu 40 000 Berufs- und Zeitsoldaten reduziert werden. Es soll bei einem Wehr- und Ersatzdienst von sechs Monaten bleiben.

Mio. Euro

Stadtschloss

Das Berliner Stadtschloss soll erst 2014 gebaut werden und nicht wie ursprünglich geplant ab kommendem Jahr. Daraus ergeben sich Einsparungen von insgesamt 400 Millionen Euro.

Die schon beschlossene Bankenabgabe ist in dem Sparprogramm eingerechnet. Die Regierung veranschlagt Einnahmen von jährlich zwei Milliarden Euro ab 2012. Allerdings soll das Geld nicht in den Haushalt, sondern in einen Restrukturierungsfonds fließen.

„Keine griechischen Verhältnisse“ Von Winfried Weithofer BERLIN. Für Christian Dreger, Leiter der Konjunkturabteilung im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), ist das Sparpaket ohne Alternative.

Herr Dreger, die Opposition wirft der Bundesregierung vor, an den Armen zu sparen. Hat das Sparpaket eine soziale Schieflage?

Wir müssen sehen, dass die Ausgaben für Soziales der größte Posten des Bundeshaushalts sind. Von daher ist es klar, dass diese Ausgaben vom Sparpaket betroffen sind. Natürlich kommt es darauf an, die Ausgewogenheit sicherzustellen.

Ist ein Dämpfer für die Konjunktur durch das Sparpaket zu befürchten?

Einsparungen in den öffentlichen Haushalten haben kurzfristig negative Effekte auf die Konjunktur. Die Bezieher von niedrigeren Einkommen haben höhere Konsumquoten. Positive Effekte sind erst mittel- oder längerfristig erkennbar. Zum Sparpaket gibt es aber letztendlich keine Alternative, wenn man zum Beispiel bedenkt, dass sich

die demografische Entwicklung auf den Staatshaushalt niederschlägt. Die Herausforderungen, die damit verbunden sind, sind eben eher mit einem ausgeglichenen Budget zu meistern.

Sehen Sie noch weitere Streichungsmöglichkeiten?

Streichungsmöglichkeiten gibt es viele, weil es auch sehr viele Subventionen gibt. Es muss auf jeden Fall weiter konsolidiert werden.

Auf der einen Seite hat der Staat Milliarden für Konjunkturprogramme ausgegeben, andererseits hat er kein Geld zur Stabilisierung der Haushalte. Wie passt das zusammen?

Die Konjunkturpakete haben dazu beigetragen, dass die öffentlichen Finanzen jetzt völlig zerrüttet sind, die Staatsschulden sind nach oben gegangen. Das DIW stand diesen Konjunkturprogrammen von vornherein skeptisch gegenüber. Tatsächlich haben wir nur Strohfeuereffekte für die Konjunktur erlebt. Doch wir sehen auch, dass wir uns in einem moderaten Aufschwung befinden, und die Steuereinnahmen fließen wieder besser.

Mrd. Euro

Bankenabgabe

Der Wirtschaftsexperte Dreger hält die Lage in Deutschland dennoch für außergewöhnlich Aber nochmals: Wieso hat man für die Konjunkturprogramme so schnell Geld mobilisieren können?

Geld ausgeben ist immer leichter, als zu überlegen, wie ich ans Geld komme. Man muss sich aber in die Situation von 2008 zurückversetzen: Wir hatten es mit Einbrüchen zu tun, wie wir sie noch nie gesehen haben. Von daher war es notwendig, dass der Staat Zeichen setzt, er musste Ängste in der Wirtschaft abbauen. Dann greift man eben tief in die Kasse, die eigentlich leer ist . . .

Zur Person

Christian Dreger ¡ Der 51-Jährige ist Professor für Macroökonomie und seit 2008 Leiter der Abteilung Konjunktur am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin. ¡ Zuvor war er am Institut für Wirtschaftsforschung Halle beschäftigt. Er hat sein Studium in Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin absolviert und an der Universität Kassel promoviert und habilitiert. (StN)

. . . weil von der Politik eben kurzfristige Lösungen erwartet werden?

Die Politik ist öfter auf den schnellen Erfolg aus, die Legislaturperioden sind relativ kurz. Dabei sind unsere Probleme strukturell, sie erfordern längerfristiges Handeln. In Deutschland haben wir seit vielen Jahren, seit 1995 etwa, nur bescheidene Wachstumsraten. Die Innovationsdynamik ist zu gering, unsere Investitionsquoten sind eher am unteren Ende innerhalb der Euro-Zone.

Befürchten Sie eine Staatskrise durch die Überschuldung?

Die Zahlen waren groß – die Widerstände in den eigenen Reihen auch. Alles in allem brütete die schwarz-gelbe Regierung am Sonntag und Montag mehr als 16 Stunden über Kürzungen und neuen Einnahmequellen. Doch Ruhe ist damit nicht in die Koalition eingekehrt – im Gegenteil. Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Foto: DIW

BRÜSSEL. Deutsche Politiker und Patienten nörgeln über lange Wartezeiten und miesen Service in Praxen und Krankenhäusern. Dabei steht Deutschland im EUVergleich sehr gut da. Nach einer EU-Studie belegt unser Gesundheitssystem unter 33 Ländern den sechsten Platz. Besonders gut weg kommt es in den Kategorien Wartezeiten, Behandlungsergebnisse und Zugang zu Medikamenten. Deutlich besser sind die Niederlande: Sie führen die Rangliste zum zweiten Mal in Folge an, gefolgt von Dänemark, Island und Österreich. Das Schlusslicht bilden die EU-Neulinge Rumänien und Bulgarien. Der Gesundheitskonsumenten-Index vergleicht jährlich nationale Gesundheitssysteme anhand von 38 Indikatoren. Erstellt wird er von der Denkfabrik Health Consumer Powerhouse in Brüssel, die von der EU-Kommission unterstützt wird. Deutschland konnte seine Position im Vergleich zum Vorjahr halten und erzielte besonders in den Kategorien Zugang zu Arzneimitteln und kurze Wartezeiten auf Behandlung hohe Punktzahlen. So würden Operationen in nicht akuten Fällen in der Regel binnen 90 Tagen erledigt – was nur in wenigen Ländern klappt. Auf eine Computertomografie müssen Patienten meist nicht länger als sieben Tage warten. Schwachpunkte sind, dass Kassen- und Privatpatienten ungleich behandelt werden. Auch bei der Zahl der Nierentransplantationen und der Mammografie-Rate steht Deutschland vergleichsweise schlechter da.

In Sachen Lebensqualität im weltweiten Vergleich spitze – Deutschland schafft es nicht einmal unter die besten zehn Staaten

Foto: Fotolia/Nymph StN-Bearbeitung: Knauf, Gröger

Von unserer Korrespondentin Katrin Teschner, Brüssel

StN-Grafik: Lange

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Office for Newspaper Design

Foto: dpa

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Wir sind in einer außergewöhnlichen Situation. In der Vergangenheit haben wir zu wenig auf Konsolidierung gesetzt, haben Gelegenheiten verschlafen. Andererseits haben wir Rekordstände bei der Beschäftigung, auch in naher Zukunft ist ein Anstieg der Arbeitslosigkeit nicht zu erwarten. So ohne Effekt ist die Politik also nicht geblieben. Von griechischen Verhältnissen sind wir weit weg, zudem ist Deutschland ein sicherer Hafen für internationale Anleger.

BERLIN. Die beiden Limousinen müssen Schritt fahren auf dieser schmalen Auffahrt zum Haus der Pressekonferenz. Also müssen die Kanzlerin und der Außenminister die Show des Lügenbarons über sich ergehen lassen. Angela Merkel ringt sie ein kleines Lächeln ab, doch Vizekanzler Guido Westerwelle, der ihr im zweiten Wagen dicht auf den Fersen bleibt, schaut schnell in die andere Richtung. Baron Münchhausen aber ist zufrieden: Der Mann, der sich mit dem Papp-Konterfei Westerwelles verkleidet und sich hier postiert hat, ruft ihnen hinterher: „Was ist denn nun geblieben von den versprochenen Steuersenkungen?“ Nichts. Das hat der Baron erkannt, und das wissen Merkel und Westerwelle erst recht. Aus der Steuersenkungspartei FDP wird die Sparpartei. Zwangsläufig nimmt der Liberalen-Chef Westerwelle aus Sicht seiner Kritiker damit wie Münchhausen auf der Kugel Platz. Am Sonntag noch, zum Auftakt der Sparklausur, hatte er sich das erste Mal seit der „Dekadenz“-Debatte wieder der verbalen Kraftmeierei hingegeben und gelästert: „Freibier für alle macht beliebt, aber dann fährt der Karren vor die Wand.“ Also wird gekürzt, und zwar bei den Ausgaben. Steuererhöhungen – und seien sie auch noch so vorsichtig von Bundesinnenminister Thomas de Maizière intoniert, schmettert Westerwelle in der entscheidenden Kabinettsklausur am Montagmittag im Kanzleramt ab. Diesen Erfolg will, ja muss er sich auf die Fahne schreiben können. Stattdessen wird gespart – „werden die Ausgaben den Einnahmen folgen“, wie es Merkel formuliert. Und zwar in bislang ungekannter Dimension: Bis 2014 müssten 80 Milliarden Euro eingespart werden. „Es sind ernste Zeiten, es sind schwierige Zeiten“, sagt die CDU-Vorsitzende. Viel zu lange habe Deutschland über seine Verhältnisse gelebt, schiebt ihr Vize hinterher.

nicht nötig geworden wäre“. Westerwelle nickt energisch, um sich letztlich selbst zu loben, in dieser Frage hart geblieben zu sein. So werden die Gesamtleistungen für Hartz-IV-Empfänger also sinken – mit dem Ziel, rund 2,2 Millionen arbeitsfähige Langzeiterwerbslose wieder in Lohn und Brot zu bringen. Milliarden auch verspricht sich das Kabinett durch die Umstrukturierung der Bundeswehr, ohne allerdings präzise zu werden, wie diese aussehen soll. Vom Tisch dagegen sind die Erhöhung der Mehrwertsteuer und des Spitzensatzes der Einkommensteuer, und auch der Bau des umstrittenen Berliner Stadtschlosses wird verschoben. Die Art der Präsentation war reichlich dürftig; das Zahlenwerk des Sparkurses liegt nicht einmal schriftlich vor. Selbst Hermann-Otto Solms, Finanz- und Wirtschaftsexperte der FDP, erfährt erst sehr spät, was sein Chef und Merkel verkünden werden. „Die grobe Richtung stimmt. Die Wirtschaft wird zur Kasse gebeten, und auch der Sozial- und Verwaltungsbereich sind mit im Boot. Es wäre konjunkturpolitisch der falsche Weg gewesen, Steuern zu erhöhen.“ War das also der große Wurf, der das Land rettet und die umstrittene Koalition endlich auf ihrem richtigen Weg bestätigt? Als Merkel und Westerwelle die Limousinen wieder besteigen, um ihren Fraktionen die Sparbeschlüsse vorzustellen, müssen sie den Lügenbaron draußen zwar nicht mehr passieren. Doch damit sind sie nicht aus dem Schneider, denn hinter den Kulissen der eigenen Parteien tobt ein Schlagabtausch, gegen den der Auftritt des Barons von Münchhausen regelrecht verblasst. Horst Seehofer ist nun wirklich niemand, der nicht einstecken könnte. Auszuteilen liebt er schließlich auch. Sich aber von seinem Koalitionspartner vorwerfen zu lassen, in der Gesundheitspolitik als „Wildsau“ aufzutreten, findet der CSU-Vorsitzende „einfach unerträglich“. Und so ist Seehofer in Berlin nicht einmal anwesend, als Merkel

Von Günther Voss

Wer ist von den Kürzungen betroffen?

Betroffen sind vor allem Arbeitslose. Die Ausgaben im Sozialbereich machen mehr als die Hälfte des Bundeshaushaltes aus. Das Geld soll künftig zielgerichteter und eff Allein im nächsten Jahr sollen Wirtschaft, Sozialetats und die Bundesverwaltung zusammen 13 Milliarden Euro weniger ausgeben, um jene „strukturellen Effekte“ zu erzielen, mit denen die Regierung das Ruder herumreißen will. 2012 sollen weitere 17 Milliarden Euro, 2013 rund 26 Milliarden und 2014 schließlich 32 Milliarden Euro eingespart werden. Neu hinzu kommen eine sogenannte Brennelementesteuer, die die Atomindustrie gleichsam als Gegenleistung für die hiermit beiläufig beschlossene und verkündete Laufzeitverlängerung der Atommeiler zahlen soll. Auch soll die Dividende der Deutschen Bahn abgeschöpft, eine nationale Finanztransaktionssteuer erhoben und die Axt an Sozialleistungen gelegt werden. „Aus einigen Pflichtleistungen werden Ermessensleistungen“, kündigt die Regierungschefin an und erwähnt die Streichung des Elterngelds für Hartz-IV-Bezieher, „von dem ich mir gewünscht hätte, dass das

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und Westerwelle das Sparkonzept vorstellen. Sollen die doch machen, heißt es aus München – das Klima in der Koalition sei auf dem Tiefpunkt, solange die FDP im Streit um die Gesundheitspolitik unter der Gürtellinie agiere. Die „Wildsau“ hatte FDP-Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr in den Berliner Politjargon eingeführt, um zu beschreiben, dass Seehofer sich wie ein Totalverweigerer den Vorschlägen von Gesundheitsminister Philipp Rösler zur Kopfpauschale verschließe. „Das kann ich nicht hinnehmen“, kommentiert das Seehofer am Montag aus dem sicheren München – mit dem eindeutigen Signal auch an Merkel, von der er ebenfalls enttäuscht sei: „Ich brauche keine Erklärung aus dem Kanzleramt, die meine Ansichten zur Gesundheitspolitik korrigieren.“ Um ebenbürtig zurückzukeilen, schickt Seehofer schließlich seinen Generalsekretär Alexander Dobrindt ins Rennen, der sagen darf, dass „bei der gesundheitspolitischen Gurkentruppe der FDP die Sicherungen durchgeknallt“ seien.

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler hatte bei seinen Plänen für eine Kopfpauschale eine Schlappe eingestehen müssen. Nach Kritik von Wirtschaft und CSU war Rösler am vergangenen Wochenende von seinem Vorhaben abgerückt, den Arbeitgeberbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung zu erhöhen. Nun soll es einen pauschalen, einkommensunabhängigen Zusatzbeitrag in der Größenordnung von 15 bis 20 Euro monatlich geben. Ein Machtwort muss her – schnell.

Doch nach einem Machtwort hört sich Kanzlerin Merkel an diesem Montag nicht an. Stattdessen sagt sie dies: „Die Wortwahl der Auseinandersetzung zwischen CSU und FDP trägt nicht dazu bei, dass so hart gearbeitet wird wie notwendig.“ Sie weiß, dass sie die Reihen der Koalition schließen müsste, und kann es nicht – nicht alles auf einmal? Noch im Juni muss sie beim Gipfel der Europäischen Union und dem G-20-Treffen in Kanada für die Finanzmarktregulierung kämpfen. Noch gibt es keine Mehrheit für die Einführung einer internationalen Transaktionssteuer. Doch wegen ihrer zögerlichen Haltung inmitten der Debatte um die Griechenlandhilfe und dem Alleingang, Leerverkäufe zu verbieten, hat die Kanzlerin an Reputation eingebüßt. Der Lügenbaron wird’s vermerken.

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Die Seite Drei

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Nummer 62  Dienstag, 16. März 2010

Leise, ganz leise

Info

Anlaufstellen ¡ Bundesweit gibt es mehr als 500 Beratungsstellen für Opfer sexuellen Missbrauchs. Ein Ansprechpartner für Betroffene ist der Verein Wildwasser. Auf seiner Internetseite finden Betroffene eine umfangreiche, nach Regionen aufgeschlüsselte Adressenliste. Dort gibt es auch Informationen, wie Opfer sich wehren können, ein Forum und Literaturtipps. Die Stuttgarter Wildwasser-Stelle erreicht man unter Telefon 07 11 / 85 70 68. ¡ Eine weitere Anlaufstelle ist der Verein Dunkelziffer, der auf seiner Homepage das Thema sexueller Missbrauch speziell auch für Kinder erklärt. ¡ Mona Michaelsens Buch „Flüsterkind“ ist im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen und kostet 9,90 Euro. (wel) www.wildwasser.de www.dunkelziffer.de

Barbara Lubisch Traumatherapeutin Nicht jedes Opfer muss sich mit dem Täter direkt konfrontieren, um zu verarbeiten, sagt Barbara Lubisch. Auch eine Anklage vor Gericht ist für die Bewältigung des Traumas nicht unbedingt notwendig, kann aber hilfreich sein. Teilweise ist die Verjährungsfrist von bis zu 20 Jahren ohnehin schon abgelaufen, wenn die Beschäftigung einsetzt. Wer das Buch in seiner Heftigkeit gelesen hat, für den nehmen sich die Spätfolgen, die Michaelsen beschreibt, fast harmlos aus. Etwa, dass sie Väter mit kleinen Kindern misstrauisch beobachtet. Dass sie sich einschließen muss, wenn ihr Mann zur Nachtschicht geht. Oder dass sie bei Heintjes „Heidschi Bumbeidschi“ das Radio ausstellen muss, weil es sie 40 Jahre zurück auf den Schoß des Stiefvaters katapultiert. Mona Michaelsen spricht von „klitzekleinen Macken“ und davon, dass sie „am besten von den Geschwistern aus der Sache rausgekommen“ sei. Ihre ebenfalls betroffene Schwester hat mehrere Selbstmordversuche hinter sich. Mona Michaelsen ist es wichtig zu betonen, dass sie nicht permanent Trübsal bläst. „Ich habe Humor, sagen meine Freunde.“ Jeder Mensch trage unterschiedlich schwer an dem Erlebten, sagt die Traumatherapeutin. Ursache-Wirkungs-Regeln aufzustellen sei schwierig. Grundsätzlich gelte: „Je früher der Missbrauch beginnt, je länger er dauert und je vertrauter das Verhältnis mit dem Täter ist, umso gravierender sind die Folgen.“ Ebenso individuell sei der Verarbeitungsprozess: Der eine muss in stationäre Therapie, der anderen reicht ein Austausch in Internetforen oder Selbsthilfegruppen. Bei der Beratungsstelle Wildwasser hat man beobachtet: „Die allermeisten Betroffenen bringen eigene Stärken und Fähigkeiten mit, die ihnen helfen, trotz der traumatischen Erfahrungen ein lebenswertes Leben zu führen.“ „Den Missbrauch zu vergessen ist nicht das Ziel des Verarbeitungsprozesses“, sagt Barbara Lubisch. Es gehe darum, ihn gleichwertig einzugliedern in die Reihe schlechter Erinnerungen. „Meist bleibt es aber eine empfindliche Stelle, die wehtut, wenn jemand direkt dagegentritt.“ Mona Michaelsen verfolgt die derzeitige Berichterstattung über Missbrauch in Schulen interessiert, aber sie wühlt bei ihr nichts auf – ebenso wenig wie ein Gespräch. „Sehen Sie, ich weine nicht“, sagt sie leise. Sie hat gelernt, mit dem Flüsterkind zu leben.

Mona Michaelsen Missbrauchsopfer und Autorin

Erst mit Anfang 30 beginnt Mona Michaelsen, den Brief an ihre Mutter zu schreiben – damals noch nicht mit der Absicht, ihn zu veröffentlichen. Immer wieder muss die heute 45-Jährige Schreibpausen machen, teils mehrere Jahre. Dann nimmt sie den Text wieder aus der Schublade. Je nach persönlicher Verfassung habe das Schreiben, das Beschreiben besser oder schlechter geklappt – eine Art Selbsttherapie nach zwei abgebrochenen Gesprächstherapien. Heute ist die Scham vorbei: Zwar ist ihr Name ein Pseudonym, zwar sind alle Namen im Buch erfunden, aber sie steht mit ihrem Gesicht zu der Geschichte. Dass sie mit dem Buch Intimstes preisgibt, macht ihr keine Angst: „Das kann ich. Ich habe nichts Schlimmes getan. Das war er. Ich kann mein Gesicht zeigen. Er kann das nicht“, sagt die Lehrerin für Entspannungstechniken. Ihr Buch ist Anklage, nicht Analyse. Ein Pranger, keine Ursachenforschung – im Gegenteil: Nichts liegt ihr ferner, als den Stiefvater, zu dem sie den Kontakt vor Jahren abgebrochen hat, verstehen zu wollen. Bei der Frage wird Mona Michaelsen zum ersten Mal ein bisschen ungehalten, ihre Stimme lauter: „Es ist extrem schlimm, was er getan hat, da muss ich mich nicht auch noch bemühen zu verstehen. Es ist mir völlig egal, ob er selbst eine schlimme Kindheit hatte. Es ist mir völlig egal, was solche Ungeheuer antreibt. Es ist mir völlig egal.“ Auch mit ihrer Verarbeitung steht Mona Michaelsen beispielhaft da: „Viele Missbrauchsopfer rühren lange Zeit nicht daran, was passiert ist. Die Gefühle werden abgespalten“, sagt Barbara Lubitsch, Traumatherapeutin und stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung. Bei vielen Opfern beginne die Auseinandersetzung mit dem Missbrauch erst in einem Alter zwischen 30 und Ende 40, haben Anlaufstellen wie der Verein Wildwasser beobachtet. Es ist der Lebensabschnitt, in dem viele Weichen in Familie und Beruf gestellt werden, in dem intensiver

Viele Opfer reden jahrelang nicht über den Missbrauch im Kinderzimmer nachgedacht wird, wo man herkommt und hinwill. Ein einschneidendes Erlebnis wie die Geburt des eigenen Kindes könne den Wunsch nach Verarbeitung auslösen, sagt Barbara Lubisch. Auch eine öffentliche Diskussion, wie sie derzeit geführt wird, ist für manchen Motivation, aus der Heimlichkeit herauszutreten. Wildwasser etwa verzeichnet in letzter Zeit vermehrt Anfragen am Beratungstelefon und über die Homepage. Manchmal werden auch einfach die Symptome zu heftig: von Schlafstörungen und Albträumen, über Gleichgültigkeit und Depressionen bis hin zu Süchten aller Art, Aggressionen und Panik. Neben diesen typischen Trauma-Folgen tragen Betroffene teilweise an spezifischen Problemen, etwa einer gestörten Sexualität. In ihrer Arbeit mit missbrauchten Frauen und Männern erlebt

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die Therapeutin, dass das Darübersprechen und -schreiben für viele wichtige Funktionen hat: „Was passiert ist, wird dokumentiert. Das heißt auch, dass es tatsächlich passiert ist. Außerdem wird klargestellt, wer Opfer, wer Täter ist.“ Mona Michaelsens Buch markiert auch eine Grenze zwischen zwei Leben. Deshalb hat sie ihrem zweiten Mann, mit dem sie in einem kleinen Ort in Schleswig-Holstein lebt, und den beiden erwachsenen Söhnen das Versprechen abgenommen, das Buch nicht zu lesen. „Ich will unsere gemeinsame Welt damit nicht beschmutzen. Sie kennen die Geschichte in groben Zügen. Ich finde, das reicht.“ Man kann das inkonsequent finden, aber wie sollte es auch anders sein, wenn jemand versucht, aus dem Abnormen in die Normalität zu finden.

Hinter Südafrikas Glitzerfassade gärt es Die Polizei ist für die WM gut gerüstet, doch der Kampf gegen die alltägliche Gewalt bleibt vielfach auf der Strecke – Krise stürzt viele noch tiefer in die Armut Von unserem Korrespondenten Karl-Ludwig Günsche, Kapstadt KAPSTADT. Es war eines der grauenhaften Verbrechen, die Südafrika immer wieder aufwühlen: Die 17-jährige Anika Smit war letzten Mittwoch wegen einer Mittelohrentzündung nicht zur Schule gegangen, sondern zu Hause in Pretorias nördlichem Vorort Theresa Park geblieben. Als ihr Vater Johan nachmittags von der Arbeit kam, fand er seine Tochter halbnackt in einer Blutlache. Ihr Mörder hatte ihr die Unterarme abgehackt, sie mehrfach mit einem Messer in den Hals gestochen und sie vergewaltigt. Die Berichte über die Bluttat treffen die verunsicherte Nation am Kap tief. Je näher die Fußball-WM 2010 rückt, desto aufgeregter diskutiert Südafrika darüber, ob die Regierung aus Sorge um die Sicherheit der Spieler und Fans vielleicht den Kampf gegen die Kriminalität vergisst, der die Südafrikaner in den Townships und in den

Nobelvierteln Tag für Tag gleichermaßen ausgesetzt sind. Fürs Fußball-Spektakel ist Südafrika offenbar gut gerüstet: Rund 45 000 Polizisten sollen Teams und Touristen in den neun Spielorten schützen. Sie sind gut trainiert und modern ausgerüstet. Bundeskriminalamtschef Jörg Zierke zeigte sich bei einer Stippvisite im Januar beeindruckt von der polizeilichen Vorbereitung und der „hohen Professionalität“ der Verantwortlichen. Selbst der Vizekanzler der Kapstädter Universität, Max Price, spendete vordergründig Lob: „Wenn ich ein Stadion besuche, fühle ich mich vom Gefühl absoluter Sicherheit umhüllt. Das ist beeindruckend.“ Vom Willen, die Bürger auch im Alltag zu schützen, sei allerdings nichts zu spüren, hielt der streitbare Vizekanzler der Regierung beim Trauergottesdienst für den ermordeten Studenten Dominic Giddy vor. „Wenn ihr weiter so leichtfertig mit unseren Leben umgeht wie bisher, werden wir uns wehren“,

Mehrfamilienhaus in Weil der Stadt durch Feuer in Tiefgarage beschädigt

kündigte er an. „Wir werden euch den Mittelfinger zeigen und euch abwählen.“ Unter dem Beifall der tausendköpfigen Menge rief er: „Es reicht uns.“ Auch die unabhängige Gewerkschaft Solidarity, die vorwiegend die weiße Mittelschicht vertritt, trat eine Lawine los, als sie im Februar mit einer Unterschriftenaktion Druck auf Staatspräsident Jacob Zuma machen wollte, den Kampf gegen die Kriminalität auf Platz eins der Prioritätenliste seiner Regierung zu setzen. Mit etwa 10 000 Protestschreiben habe man gerechnet, bekannte Generalsekretär Flip Buys. Doch innerhalb weniger Tage waren es 23 000. Zunächst weigerte Zuma sich, sie entgegenzunehmen. Aber als die Flut der Proteste auf 107 000 anschwoll, bequemte sich auch Zuma, eine Delegation von Verbrechensopfern zu empfangen und sich ihre Sorgen anzuhören. Die Partei Freedom Front Plus, deren Vorsitzender Pieter Mulder als stellvertretender Landwirtschaftsminister selbst mit in der Regierung

sitzt, forderte nach dem Mord an Anika Smit sogar die Verhängung des nationalen Notstands – unübersehbare Indikatoren für die Unruhe der Menschen am Kap. Doch die Regierung ist in innere Machtkämpfe verstrickt. Schon werden Gerüchte gestreut, der skandalumwitterte Staatspräsident solle nach der WM gestürzt werden.

tär des südafrikanischen Gewerkschaftsbundes Cosatu, Zwelinzima Vavi, droht, die wegen der 25-Prozent-Erhöhung der Strompreise angekündigten Massenstreiks könnten auch bei der WM nicht gestoppt werden. Gut zwei Monate vor dem Anpfiff im Soccer-City-Stadion von Johannesburg gärt es hinter der südafrikanischen Glitzerfassade: Kriminalität, Aids und Armut prägen nach wie vor den Alltag der Mehrheit. Täglich gibt es neue Horrormeldungen: In der 3,5-Millionen-Metropole Kapstadt haben 500 000 Menschen keinerlei sanitäre Einrichtungen, kein Wasser, keine Toiletten. In Atlantis, 60 Kilometer von Kapstadt entfernt, ist die Arbeitslosenquote auf 75 Prozent hochgeschnellt. Selbst die Mittelklasse ächzt unter den Folgen der Wirtschaftskrise: 250 000 haben ihren Job verloren, drei Millionen sind mit der Bezahlung ihrer Rechnungen drei Monate und länger im Rückstand. Die Hoffnung auf den vielprophezeiten WM-Boom schwindet.

Kriminalität, Aids und Armut prägen den Alltag der Mehrheit Der Generalsekretär der Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes, Mthandeki Nhlapo, orakelt öffentlich über einen möglichen Putsch: „Konterrevolutionäre sind auf dem Weg, den Präsidenten abzuberufen.“ Der einflussreiche Chef der ANC-Jugendliga, Julius Malema, verschreckt seine Landsleute und ausländische Investoren mit Verstaatlichungsplänen und Hassgesängen auf die Weißen. Und der Generalsekre-

Child abuse “Most cases of child abuse occur in families. A sufferer speaks out” runs the subline to the lead article. The visualisation shows a teddy bear, symbolising childhood and a domestic environment.

Die Seite Drei

Von Ulrich Hanselmann

In der Region erobern Frauen die Rathausspitze. Bis zur Gleichstellung ist es aber ein weiter Weg: Von den 179 Städten und Gemeinden werden zehn von Frauen regiert. Der Politikwissenschaftler Oscar Gabriel sieht die Mehrfachbelastung der Frauen als Ursache: Sie kandidieren nur selten. Von Annette Mohl STUTTGART. Statistisch wird der Anteil der Frauen in Bürgermeistersesseln beim Gemeindetag erst seit der Gemeindereform 1975 erhoben. Damals gab es im ganzen Land aber noch keine einzige Frau in diesem Amt. Das änderte sich erst 1990, als Beate Weber in Heidelberg an die Rathausspitze gewählt wurde. Die Sozialdemokratin wirkte 16 Jahre in der Unistadt, trat für eine dritte Amtszeit aber nicht mehr an. „Seit 1990 wurden in Baden-Württemberg 48 Oberbürgermeisterinnen und Bürgermeisterinnen gewählt, 40 von ihnen sind noch im Amt“, weiß Gemeindetag-Sprecher Harald Burkhart. Dennoch stellen die Frauen bei 1101 selbstständigen Städten und Gemeinden im Land einen nur kleinen Prozentsatz der Stadt- und Gemeindeoberhäupter.

„Auch Boris Palmer wird nicht abstinent vom Rathaus bleiben und nur noch das Baby wickeln“ Lucia-Maria Herrmann Bürgermeisterin in Lichtenwald Als erste Rathauschefin einer kleineren Gemeinde im Land wurde 1992 Birgit Kriegel in Löwenstein (Kreis Heilbronn) gewählt. Sie schlug bei der Wahl einen kommunalpolitischen Platzhirsch, überstand aber nur eine Amtszeit und wurde nicht wiedergewählt. Auch in Tübingen konnte sich 1998 eine Frau durchsetzen, 2006 musste sich Brigitte Russ-Scherer aber Boris Palmer geschlagen geben. Dienstälteste Bürgermeisterin im Land ist damit Isolde Schäfer in Stühlingen im Südschwarzwald. Sie wurde im Oktober 2009 mit 53 Prozent in die dritte Amtszeit gewählt. Das wünscht sich nun auch Monika Chef, die dienstälteste Bürgermeisterin in der Region. Die FDP-Frau steht seit 16 Jahren an der Spitze der 4000-Einwohner-Gemeinde Gemmrigheim im Kreis Ludwigsburg. Am 28. Februar ist Wahltag. Bis zum 1. Februar um 18 Uhr läuft die Bewerbungsfrist, erst dann ist geklärt, wer es mit der 51-Jährigen aufnehmen will. Lucia Herrmanns zweite Amtszeit läuft im nächsten Jahr ab. Sie managt seit 1995 die Gemeinde Lichtenwald im Schurwald mit 2500 Einwohnern. Die erste Amtszeit war für sie kein Zuckerschlecken: „Es gibt Leute, die nur darauf warten, dass ich Fehler mache“, sagte sie fünf Jahre nach ihrer ersten Wahl. Damals war sie noch überzeugt: „Frauen haben es in diesem Amt besonders schwer.“ Nun hat sich das Blatt gewendet: „Seit meiner Wiederwahl 2003 sitze ich deutlich fester im Sattel.“ Sie kann sich zurücklehnen: „Frauenspezifisch gibt es jetzt keine Probleme mehr.“ Eines weiß sie aber genau: „Frauen müssen im Wahlkampf klar etwas zu ihrem Kin-

derwunsch sagen.“ Die Leute hätten „viel zu viel Respekt“ selbst zu fragen, wollten aber wissen, wer die Geschäfte führt, wenn die Bürgermeisterin schwanger wird. Sie selbst habe deshalb alle wissen lassen: „Wir wünschen uns Kinder, können aber keine bekommen.“ Diese Offenheit hat ihr nach ihrer eigenen Einschätzung zum Wahlsieg verholfen. So hat Lucia Herrmann in diesem Sinn auch Verena Grötzinger beraten, die sich 2008 in Owen, ebenfalls Kreis Esslingen, bewarb. Und Grötzinger, die damals noch Verena Wiedmann hieß, hatte von einem wohlwollenden Owener gehört: „Sie haben zwei Probleme – Sie sind eine Frau und Sie sind nicht verheiratet.“ Tatsächlich sei sie dann „auf offener Bühne“ gefragt worden, was passiert, wenn sie schwanger werde. „Bei mir wurde, anders als bei den männlichen Bewerbern, aber auch gefragt, warum ich glaube, für dieses Amt qualifiziert zu sein.“ Ihre Antworten konnten die Owener aber offensichtlich überzeugen: Verena Grötzinger wurde gegen zwei männliche Konkurenten mit 64 Prozent gewählt. Ein Grund war sicher ihr klares Bekenntnis zur ihrem Amt – trotz Kinderwunsch. „Ich habe klargestellt, dass dann mein Mann zu Hause bleibt.“ Sie sieht an der Spitze einer kleinen Verwaltung selbst auch keine Möglichkeit zu pausieren. Das sei in den größeren Städten mit Wahlbeamten an der Seite der Oberbürgermeisterin anders. „In einem großen Rathaus hat man viel fachliche Qualität und ein Hauptamt hinter sich.“ Sie sei in Owen aber „Generalistin“. Im gesamten Rathaus sind nur sechs Vollzeitkräfte tätig.

„Frauen legen mehr Wert auf ein gutes Klima und eine gute Gesprächsatmosphäre“ Ursula Keck Oberbürgermeisterin in Kornwestheim Jetzt, 13 Monate im Amt, sieht sich Grötzinger mit „sehr positiven Rückmeldungen“ konfrontiert. Oft werde ihre Sachkompetenz gerühmt, freut sich die 31-Jährige. Ein Lied davon singen, wie Bewerberinnen fürs Bürgermeisteramt am Kinderwunsch beurteilt werden, kann auch Irmtraud Wiedersatz aus Burgstetten (Rems-MurrKreis). Als das zweite Kind unterwegs war, habe der Stellvertreter der Bürgermeisterin schon gelauert, sagt Verena Grötzinger. Monika Chef (damals noch Monika Tummescheit) erntete offene Kritik aus dem Gemeinderat, als sie 14 Wochen in den Mutterschutz ging. Ulrike Binninger (damals Ulrike Mau) aus Nufringen (Kreis Böblingen) nahm den Kritikern dagegen früh den Wind für weitere Fragen aus den Segeln: „Ich bin konfessionslos und will keine Kinder.“ Dass das Amt keine Auszeit erlaubt, findet wie Verena Grötzinger auch Lucia Herrmann. Über den Tübinger OB, der angekündigt hat, im Herbst einige Monate Elternzeit zu nehmen, sagt sie: „Auch Boris Palmer

WEIL DER STADT. Ein Brand in einer Tiefgarage in der Kellereigasse in Weil der Stadt hat mehrere Hunderttausend Euro Schaden verursacht. Das darüber liegende 18-Parteien-Wohnhaus ist vorerst unbewohnbar. Rund 30 Menschen sind von dem Unglück betroffen. Kriminaltechniker haben sich am Dienstag auf Spurensuche in der ausgebrannten Tiefgarage gemacht. Möglicherweise, so laut einem Polizeisprecher das erste Ergebnis, hat ein defektes Heizgerät in einem Kellerraum, ein sogenannter Frostwächter, das Feuer verursacht. Vier Autos, zwei Motorräder und ein Roller sind am Montagabend ein Raub der Flammen geworden. Mehrere Kellerräume wurden zerstört. 105 Feuerwehrleute waren im Einsatz. Sie schützten das Wohnhaus vor dem Feuer, doch Rauchschäden konnten sie nicht verhindern. Sachverständige müssen jetzt untersuchen, ob durch die Hitze die Statik gelitten hat. Vier Erwachsene und drei Kinder wurden mit Verdacht auf Rauchvergiftung in eine Klinik gebracht. Neun Hausbewohner verbrachten die Nacht in einem Hotel, die anderen bei Verwandten. Wann sie in ihre Wohnungen in der Altstadt zurückkehren können, ist noch offen. Ein Sprecher der Stadt sagte am Dienstag, dass alle Betroffenen vorerst bei Verwandten oder Freunden unterkommen können.

Freie Fahrt für Frauen: Wer sich aufstellen lässt, hat gute Chance auf einen Chefsessel, sagen Politikwissenschaftler.

Frontaler Zusammenstoß wird nicht abstinent vom Rathaus bleiben und nur noch das Baby wickeln.“ Es werde auch ihm in einer größeren Stadt nicht möglich sein, die Drähte komplett zu kappen. „Als Bürgermeister hat man nie frei.“ „Das klassische Dilemma der Mehrfachbelastung“ sieht Oscar Gabriel (62), Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart, als Hauptursache, dass sich Frauen selten für Spitzenpositionen bewerben. „Wenn Frauen kandidieren, haben sie gute Chancen, gewählt zu werden“, weiß Gabriel. Doch viele schreckten zurück vor dem Spagat zwischen Kindererziehung, Haushalt, Rathauschefin und Daueransprechpartnerin für jeden in der Gemeinde. Frauen seien in den Parlamenten und Parteivorständen durchaus auf dem Vormarsch, so Gabriel. Auf dem Weg in Spitzenpositionen gebe es aber ein Nadelöhr. Auch weltweit seien Frauen deshalb als Regierungschefin, Parlamentspräsidentin oder Parteivorsitzende noch die Ausnahme. Dies liege nach wie vor einfach „an der Verfügbarkeit der Zeit“. Um sich das Bürgermeisterinnen-Leben leichter zu machen, treffen sich die Amtsinhaberinnen einmal im Jahr im September für ein Wochenende an wechselnden Orten. 2009 war es in Laupheim (Kreis Biberach). Dort wurde Bürgermeisterin Monika Sitter im Dezember aber abgewählt. „Gut 20 Kolleginnen waren da“, sagt Lucia Herr-

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WALDREMS (anj). Am Dienstagabend um 20.47 Uhr ist es auf der B 14 auf Höhe Waldrems in Richtung Nellmersbach zu einem schweren Verkehrsunfall gekommen. Eine 38-jährige BMW-Fahrerin, die aus Richtung Stuttgart kam, geriet aus bisher ungeklärter Ursache auf die Gegenfahrbahn. Sie stieß frontal mit einem Inveco-Transporter zusammen, der von einem 57-Jährigen gelenkt wurde. Beide Fahrer wurden eingeklemmt und mussten von Rettungskräften befreit werden. Die 38-Jährige schwebt in Lebensgefahr, der 57-Jährige wurde schwer verletzt. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 65 000 Euro. Der Streckenabschnitt wurde voll gesperrt, eine Umleitung wurde eingerichtet. Es kam zu einem Rückstau. StN-Grafik: Lange

„Je vertrauter das Verhältnis zum Täter ist, umso gravierender sind die Folgen des Missbrauchs“

„Ich habe nichts getan. Das war er. Ich kann mein Gesicht zeigen. Er kann das nicht“

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30 Menschen nach Brand ohne Zuhause

mann. Die Hausherrin stellt dann jeweils interessante Einrichtungen oder Firmen ihrer Stadt vor, im gemütlichen Teil wird dann schon einmal die Zusammenarbeit mit (männlichen) Kollegen oder dem Gemeinderat diskutiert. Ganz offensichtlich haben es Oberbürgermeisterinnen zumindest in der Anfangsphase leichter. Ursula Keck aus Kornwestheim fühlt sich nicht anders behandelt als männliche Kollegen. Wenn es überhaupt Unterschiede gebe, dann durch eine andersartige Kommunikation der Frauen: „Wir legen einfach mehr Wert auf ein gutes Klima eine gute Gesprächsatmosphäre.“ Gute Ergebnisse seien oft auch das Produkt von Sensibilität.

Diese Frauen stehen in der Region Stuttgart an der Verwaltungsspitze

Polizeinotizen

Räuber im Hausflur STUTTGART. Ein Unbekannter hat eine 64-Jährige im Hausflur eines Wohngebäudes an der Kronenstraße in der Innenstadt überfallen und deren Handtasche erbeutet. Der Räuber hatte die Frau am Montag gegen 17 Uhr offenbar auf ihrem Heimweg verfolgt. Der Täter ist etwa 20 Jahre alt und mit 1,55 Metern auffallend klein. Hinweise an 07 11 / 89 90 - 55 44.

Explosion beim Schweißen KORNWESTHEIM. Ein 38-Jähriger ist bei Arbeiten mit einem Schneidbrenner lebensgefährlich verletzt worden. Offenbar hatte sich unter einer 2,5 Tonnen schweren Eisenplatte Gas gesammelt, das beim Einsatz des Schweißgeräts explodierte. Der Arbeiter wurde von Teilen des Metalls am Kopf getroffen.

Anschlag mit Eisbrocken

Monika Chef (51) Seit 1994 Bürgermeisterin in der Gemeinde Gemmrigheim mit 3972 Einwohnern im Kreis Ludwigsburg. Sie gehört der FDP an und sitzt für ihre Partei im Landtag. Von Beruf ist sie Diplom-Verwaltungswirtin. Monika Chef ist geschieden und hat einen Sohn.

Lucia-Maria Herrmann (47) Seit 1995 Bürgermeisterin in Lichtenwald mit 2500 Einwohnern im Kreis Esslingen. Zu Lichtenwald zählen die Ortsteile Thomashardt und Hegenlohe. Lucia Herrmann gehört der CDU an. Sie ist Diplom-Verwaltungswirtin, Betriebswirtin und verheiratet.

Irmtraud Wiedersatz (48) Seit 1995 Bürgermeisterin in der Gemeinde Burgstetten mit 3429 Einwohnern im Rems-MurrKreis. Irmtraud Wiedersatz gehört keiner Partei an. Sie ist von Beruf Diplom-Verwaltungwirtin. Wiedersatz ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Dorothea Bachmann (43) Seit dem Jahr 2000 Bürgermeisterin in der Gemeinde Freudental mit 2468 Einwohnern im Landkreis Ludwigsburg. Dorothea Bachmann ist parteilos. Sie ist Diplom-Verwaltungswirtin. Bachmann ist verheiratet und hat drei Kinder.

Ulrike Binninger (41) Seit 2002 Bürgermeisterin in der Gemeinde Nufringen mit 5322 Einwohnern im Landkreis Böblingen. Ulrike Binninger gehört keiner Partei an. Sie ist DiplomVerwaltungswirtin von Beruf. Binninger ist verheiratet. Sie hat keine Kinder.

Angelika Matt-Heidecker (56)

Ursula Kreutel (44)

Ursula Keck (46) Seit 2007 Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Kornwestheim mit 31 061 Einwohnern im Landkreis Ludwigsburg. Ursula Keck gehört keiner Partei an. Sie ist von Beruf Diplom-Verwaltungswirtin. Keck ist verheiratet. Sie hat keine Kinder.

Gabriele Dönig-Poppensieker (50) Seit 2007 Oberbürgermeisterin der Großen Kreisstadt Filderstadt mit 43 840 Einwohnern in den Stadtteilen Bernhausen, Bonlanden, Plattenhardt, Sielmingen und Harthausen. Dönig-Poppensieker gehört der SPD an. Sie ist Stadtplanerin und verheiratet.

Verena Grötzinger (31) Seit 2008 Bürgermeisterin in der Gemeinde Owen mit 3487 Einwohnern im Landkreis Esslingen. Die Jüngste aller Bürgermeisterinnen in der Region ist parteilos und von Beruf Diplom-Verwaltungswirtin. Verena Grötzinger hat bisher keine Kinder. (mo)

Fotos: StN (9)/Gabi Ridder

STUTTGART. Sie ist noch immer ein Flüsterkind. Spricht leise, immer leiser, je lärmender die Erinnerung wird, je tiefer das Gespräch eindringt in eine Kindheit voller Gewalt und Erniedrigung. Mit einem sadistischen Stiefvater, der sie sexuell missbrauchte. Mit einer Mutter, die schwieg. Dabei hat Mona Michaelsen in ihrem Buch „Flüsterkind“ laut und schonungslos die Stimme erhoben. Es ist ein Brief an die Mutter Irma, der sie ihr Leid ins Gesicht schreit. Anklagend, vor allem aber wütend. Die Frau, die derzeit für Interviews durch Deutschland reist, scheint mit dieser Wut erst einmal nichts zu tun zu haben. Fast schüchtern wirkt die Autorin, bestellt eine heiße Schokolade, wasserblaue Augen in einem weichen Gesicht. Das sanft gelockte rotbraune Haar trägt sie lang und offen, auf Fragen antwortet sie höflich und mit Bedacht. Etwa auf die, was sie empfunden habe, als ihr der Stiefvater im Alter von fünf Jahren zum ersten Mal zwischen die Beine griff. „Es war von meiner Seite unerwünscht. Es war mir unangenehm. Das ist ein schwer zu beschreibendes Gefühl. Ich dachte, er mag mich ganz besonders gerne. Etwas also offensichtlich nett Gemeintes machte mir keinen Spaß“, sagt Mona Michaelsen. Im Buch liest sich das so: „. . . er fuhrwerkte mit seinen Fingern darin herum, als gelte es, mich von hartnäckigem Ungeziefer zu befreien. Dabei hat er mir den Finger mal mehr, mal weniger tief reingesteckt. Das war nicht schön, Irma! Es hat mir wehgetan, ich wollte das nicht!“ Fast scheint es, als habe sie all ihre Emotionen in dieses Buch gesteckt, in dieses „Ventil“, wie sie es nennt. Alles musste raus, nachdem sie und ihre fünf Geschwister im Niedersachsen der 60er und 70er Jahre eine Kindheit im Flüsterton verbracht hatten, um nur ja nicht in den Fokus des tyrannischen Vaters zu geraten. Mona Michaelsen hat ihr Martyrium auf 280 Seiten gebannt. Detailliert beschreibt sie, was ihr Peiniger zunächst auf dem Sofa im ärmlichen Wohnzimmer, später

Nummer 9  Mittwoch, 13. Januar 2010

In Baden-Württemberg wurden seit 1990 insgesamt 48 Rathaus-Chefinnen gewählt Es ist nicht die einzige Ambivalenz in dieser Geschichte. Eine andere ist das Verhältnis zur Mutter. Mehrmals wendet sich Mona Michaelsen als Kind hilfesuchend an sie, erzählt, was der Stiefvater ihr und der jüngeren Schwester Ulla antut. Die Mutter glaubt es nicht oder will es nicht glauben, verprügelt das Kind mit dem Kochlöffel, zwingt es, sich beim Stiefvater zu entschuldigen. Das Mädchen buhlt lange um die Liebe der Mutter, der „Mama“, wie sie sie im Gespräch heute noch bisweilen nennt. Vielleicht buhlt sie noch immer. Zwar beschreibt Mona Michaelsen die Mutter als Mittäterin, als „abgestumpft, gleichgültig, gefühlskalt“. Zwar klingt ihre Stimme plötzlich aufgeregt, wenn sie sagt, dass das Buch ein „riesengroßes Ätsch“ an die Mutter sei. Zwar stellt sie sich über sie, wenn sie schreibt: „Ich bin Meilen besser, als du es jemals warst, Irma.“ Trotzdem ist Mona Michaelsen nicht sicher, ob sie eine Entschuldigung der Mutter ablehnen könnte: „Mein Gefühl und Trotz sagen mir ,Nein‘. Aber würde sie mir tatsächlich schreiben, vor meiner Tür stehen. Was wäre, wenn . . . Ich weiß es nicht.“

in ihrem Kinderbett neben den Geschwistern oder – wenn die Mutter nachts arbeitete – in deren Ehebett mit ihr treibt. Praktiken, die zwischen Sadismus und Perversion changieren und nur die Vergewaltigung auslassen. Sie nennt ihn „Amöbe“, „Scheißkerl“ und „Dreckschleuder“. Es ist ein Befreiungsschlag. „Die Details konnte ich ihr nicht ersparen“, sagt sie und meint damit ihre Mutter, „sie sind mir auch nicht erspart worden.“ Aber sie habe sie auch für die Öffentlichkeit aufgeschrieben, damit der anonyme Begriff des „sexuellen Missbrauchs in der Familie“ konkret wird. Von den rund 15 000 jährlich in der deutschen Kriminalstatistik erfassten Missbrauchsfällen an Kindern unter 14 Jahren passieren etwa drei Viertel in der Familie und dem näheren sozialen Umfeld. Das berichtet der Verein Dunkelziffer. Die tatsächliche Zahl der Fälle ist um ein Vielfaches höher. Experten gehen davon aus, dass jedes vierte Mädchen und jeder achte Junge mindestens einmal vor seinem 18. Geburtstag sexuell missbraucht wurde. Bei Mona Michaelsen dauern die Übergriffe bis zum 18. Lebensjahr, bis sie auszieht. Danach folgt eine lange Zeit des Schweigens. „Mit meinem ersten Mann war ich schon fünf Jahre verheiratet, bevor ich überhaupt nur Andeutungen machen konnte, was passiert ist“, sagt sie. Das sei das Verschlusssiegel, das der Täter ihr aufgedrückt habe. Ein Siegel aus Scham und Schuldgefühlen.

Foto: Nico Klein-Allermann

Von Lisa Welzhofer

Stuttgart und die Region

Vorfahrt für Frauen: Immer mehr Bürgermeisterinnen

Die meisten Fälle von Kindesmissbrauch passieren in Familien – Eine Betroffene bricht das Schweigen Sexueller Kindesmissbrauch in Schulen und kirchlichen Einrichtungen sorgt für Diskussionen. Doch der Großteil der Übergriffe geschieht in den eigenen vier Wänden: Drei Viertel der Täter stammen aus dem Familien- oder Bekanntenkreis der Opfer. Mona Michaelsen hat es erlebt. Ihr Peiniger war der Stiefvater.

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Seit 2004 Oberbürgermeisterin in der Großen Kreisstadt Kirchheim unter Teck mit 39 800 Einwohnern. Matt-Heidecker gehört der SPD an und sitzt im Regionalparlament. Sie ist Juristin/Rechtsanwältin von Beruf, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Seit 2006 Bürgermeisterin in der Gemeinde Weissach mit 7700 Einwohnern im Landkreis Böblingen. Die erfolgreiche Diskuswerferin (Teilnehmerin an der EM und WM) ist Diplom-Verwaltungswirtin. Sie ist parteilos und ledig. Kreutel hat eine Tochter.

SCHORNDORF. Ein Unbekannter hat am Montagabend einen großen Eisbrocken von einer Brücke bei Schorndorf-Haubersbronn auf einen Zug der Wieslauftalbahn geworfen. Der Brocken verfehlte die Scheibe der Fahrgastkabine knapp. Schaden: rund 2000 Euro.

Auf frischer Tat ertappt URBACH. Polizisten haben am Montag an einer Tankstelle in Urbach (Rems-MurrKreis) zwei Automatenaufbrecher ertappt. Ein Beschäftigter hatte bemerkt, dass die Tür eines Kassenautomaten der Waschstraße offen stand. Er rief die Polizei. Einer der beiden 25-Jährigen ist einschlägig vorbestraft.

Unbekannte Tote REMSHALDEN. Nach wie vor ein Rätsel ist der Polizei die Identität der Frau, die sich am vergangenen Donnerstag am Bahnhof Remshalden-Grunbach (RemsMurr-Kreis) vor einen Zug geworfen hatte und dabei gestorben ist. Die 30- bis 50-Jährige hatte keine Papiere bei sich. Sie war von kräftiger Statur, trug die dunkelbraunen Haare lang und war mit mehreren T-Shirts und Jacken der Größen 44 bis 46 oder XL bis XXL bekleidet. Hinweise unter Telefon 0 71 51 / 950 - 0.

Women first This Local page is about “Women first: more and more lady mayors.” So runs the headline. The visualisation shows a right-of-way sign. At the bottom of the page ten lady mayors are presented.

Eco power rom wa erpower The ntro to th s art c e about eco power says “Danub an hydroe ectr c power stat ons supp y Germany w th a ot o energy What Austr ans buy as standard German power traders se as eco power ” The v sua sat on shows a power socket w th p ants grow ng out o t To the e t a power cab e runs down the page

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Nummer 161 • Donnerstag, 16. Juli 2009

Von Christiane Oelrich

Fotos: picture alliance, dpa, StN-Montage: Karl-Heinz Färber

Burka-Krieg in Frankreich Wie Präsident Sarkozy stellen sich viele Franzosen gegen die Totalverhüllung muslimischer Frauen – Ruf nach Vermummungsverbot In Frankreich wird der Ruf nach einem gesetzlichen Burka-Verbot immer lauter. In vielen französischen Meldeämtern kommt es zu bizarren Szenen. Die Muslime sind zerstritten. Von unserem Korrespondenten Gerd Niewerth, Paris PARIS. In Vénissieux regiert der Koran. „Burka-Land“, sagen sie und rümpfen die Nase, wenn vom Arbeitervorort im Lyoner Süden die Rede ist. Eine Banlieue, die zweifelhafte Berühmtheit erlangt hat. Denn seit sich Bürgermeister André Gerin, ein kämpferischer Kommunist, an die Spitze einer breiten Kampagne gegen die zunehmende Totalverhüllung muslimischer Frauen gesetzt hat, scheint die Schicksalsfrage der Nation gestellt: Erschüttert der Vormarsch fanatischer Radikal-Islamisten die Grundfesten der Republik? Hilft als letztes Mittel nur ein gesetzliches Burka-Verbot? Die Mitarbeiter des Rathauses von Vénissieux haben täglich aufs Neue Grund, sich über den bedrohlich wallenden schwarzen Schleier aufzuregen. Sie stehen im BurkaKrieg an vorderster Front. Dass völlig verhüllte Frauen das Meldeamt betreten, um ihren Reisepass zu verlängern, und sich hartnäckig weigern, den Ganzkörper-Schleier zu lüften, gehört zum bizarren Behördenalltag in Vénissieux. „Dann bezichtigen sie uns auch noch des Rassismus und drohen mit Repressalien“, vertraute kürzlich eine Rathausmitarbeiterin dem „Figaro“ an. Ähnliche Klagen äußern die Standesbeamten, die im Angesicht einer Burka-Frau schlimmstenfalls befürchten müssen, eine Zwangsheirat anzubahnen oder gar Beihilfe zu Scheinehen zu leisten. Selbst Grundschullehrer treiben die verschleierten Frauen zu schierer Verzweif-

lung. Wenn sie die Kinder nach Hause schicken, wissen sie nie so recht, wer sich gerade unter dem Schleier verbirgt und das Kind abholt: die Mutter, die Großmutter oder eine wildfremde Frau? Für André Gerin, den Bürgermeister, ist das Maß voll. „Zu sehen, wie diese wandelnden Gefängnisse über unsere Straßen gehen, erzeugt einen tiefen Schmerz“, empört sich der aufgebrachte Politiker, der mit seiner leidenschaftlichen Kritik an der „Totalverhüllung“ eine breite Diskussion in Frankreich angestoßen hat. Eine höchst polemische Debatte, in der sich der umtriebige Staatspräsident, ein Polit-Profi mit feinem Gespür fürs Populistische, prompt an die Spitze zu setzen sucht. Denn in seiner Rede zur Lage der Nation stellte Nicolas Sarkozy kürzlich unmissverständlich klar: „Die Burka ist auf dem französischen Territorium nicht willkommen.“ Und er fügte hinzu: „In unserem Land können wir es nicht hinnehmen, dass Frauen hinter einem Gitter gefangen sind, abgeschnitten von jedem sozialen Leben, jeder Identität beraubt.“

Bis Jahresende soll feststehen, ob das immer lauter geforderte Vermummungsverbot tatsächlich erlassen wird Seit wenigen Tagen muss eine eigens einberufene Parlamentskommission nun das Pro und Contra abwägen. Bis Jahresende soll feststehen, ob das immer lauter geforderte „Vermummungsverbot“ tatsächlich erlassen wird. Für Jean-François Copé, den Fraktionschef der regierenden UMP, ist die Stoßrichtung jedenfalls klar: „Ja, das Verbot kommt.“ Das überwältigende Echo in zahlreichen Internetportalen illustriert, wie verletzt die

republikanische französische Seele ist. „Die Burka“, fügt Gerin warnend hinzu, „die ist nur die Spitze vom Eisberg.“ Anders als etwa im traditionell weltoffenen Britannien, wo offenbar niemand so recht Anstoß am Ganzkörper-Schleier nimmt, trifft er die Franzosen an einer besonders empfindlichen Stelle. Haben sie doch den Laizismus, die strikte Trennung von Kirche und Staat, schon vor über hundert Jahren in den Rang einer Staatsdoktrin erhoben. Ein heiliges Prinzip, das sie erst 2004 erneuerten, als sie – ebenfalls nach erbitterter Fehde – das rigorose Kopftuchverbot an Schulen und Universitäten erließen. Nicht vergessen darf man bei diesem delikaten Thema natürlich die leuchtenden Ideale der Französischen Revolution. „Liberté, Egalité, Fraternité“, das prangt an allen Schulgebäuden und Rathäusern im Lande. Zeitlose Werte, von denen die sendungsbewussten Franzosen glauben, man habe sie der ganzen Welt als universales Geschenk vermacht. Kein Wunder, dass der irritierte Afghanistan-Beauftragte des Elysée neulich vorwurfsvoll fragte, warum Frankreichs Soldaten am Hindukusch für die Gleichheit von Mann und Frau kämpften, während daheim nichts gegen die Burka unternommen werde, das zynische Symbol des frauenverachtenden Taliban-Regimes. Die Burka und die Freiheit: Niemand hat das republikanische Freiheitsideal so verklärend in Szene gesetzt wie der Romantiker Eugène Delacroix. Sein bekanntestes Gemälde, in dem die Freiheit, einer antiken Göttin gleich, die revolutionären Massen anführt, symbolisiert den krassen Gegenentwurf zum steinzeitlichen Frauenbild islamischer Fundamentalisten. Hier der entblößte Busen und die nackten Füße – dort der schwarze Schleier, der jegliche weibliche Haut vor aufdringlichen Männerblicken schützen soll. „Vor zwanzig Jahren liefen sie noch mit

einfachem Schleier durch unsere Städte, heute haben sie immer häufiger Gitter vor dem Gesicht und tragen sogar Handschuhe“, berichten immer mehr Franzosen übereinstimmend. Welches exakte Ausmaß die weibliche Totalverhüllung in Frankreich inzwischen angenommen hat, darüber herrscht noch Unklarheit. Lediglich einige Tausend dürften es sein, angesichts von fünf Millionen Muslimen zwar nur ein Bruchteil. Aber es ist der spürbare Aufwärtstrend, der in den Menschen tiefsitzende Ängste hervorruft: die Furcht vor einem schleichenden Vormarsch des Islam.

„Selbstverständlich ist das für die Franzosen eine Provokation“ Zeina El-Tibi in Paris lebende libanesische Publizistin Immer beklagen Franzosen den Mangel an Respekt. „Wenn wir nach Saudi-Arabien reisen, halten wir uns doch auch an die herrschenden Kleidungsvorschriften“, schreibt eine Leserin im Meinungsforum der Zeitschrift „Le Point“, „deshalb sollten sie auch unsere Sitten und Gebräuche in Frankreich akzeptieren.“ „Selbstverständlich ist das für die Franzosen eine Provokation“, findet auch die libanesische Publizistin Zeina El-Tibi, eine weltoffene Muslimin, die schon seit 35 Jahren in Paris lebt. Vehement tritt sie dafür ein, dass sich Muslime ihrer jeweiligen Umgebung anpassen. Im Übrigen sei die Burka alles andere als islamisch. „Viele, die sie tragen, sind Opfer einer Gehirnwäsche“, fügt sie hinzu. Die Frauen unter der Burka sind meist zwangsverhüllte Einwanderinnen der zweiten und dritten Generation, erniedrigt und unterworfen von fanatisch-fundamentalistischen Glaubensbrüdern. Aber immer wie-

Der Sturm im Weinglas Schmeckt Ihnen der Wein? Das ist eine gute Frage, die von Weinliebhabern längst nicht mehr so einfach mit gut oder schlecht beantwortet werden kann. Womöglich sagt man sauer, dabei ist der Tropfen mineralisch! Derlei Unsicherheiten bescheren den Weinführern eine immer größere Bedeutung, die Konsumenten verlassen sich gerne auf Ranglisten und Bewertungen – weshalb solche für die Weingüter schlicht zu einem wirtschaftlichen Faktor geworden sind. Entsprechend hoch schlagen derzeit die Wellen: der bedeutendste Weinführer wird boykottiert, just in diesem Moment kommt ein Konkurrenzprodukt auf den Markt – und im Hintergrund wird über Mauscheleien und Intrigen geredet. Obwohl die Geschichte eher an eine Posse erinnert, war in anderen Publikationen auch schon von „Krieg“ oder „Showdown“ die Rede. Der Reihe nach. Angefangen hat alles mit finanziellen Problemen im Christian-Verlag. Dessen Weinführer Gault Millau ist in der Branche zwar der angesehenste, wirft aber offenbar zu wenig Gewinn ab. Also suchten die Verlagsleute nach einer neuen Geldquelle – und entdeckten sie in den Winzern. Für Weinverkostungen bezahlen diese

schließlich auch, warum dann nicht auch für das Erscheinen im Gault Millau? Der Verlag setzte ein Schreiben an alle in dem Buch vertretenen Betriebe auf und fragte einen freiwilligen Beitrag von 195 Euro an. Als Gegenleistung dafür sollten die Winzer zwei gedruckte Exemplare (im Buchhandel 29,90 Euro) erhalten, zudem noch das Recht, mit der Empfehlung aus dem Gault Millau zu werben. Dieses Ansinnen löste den Aufstand der Winzer aus. Eine Gruppe von vierzehn renommierten Betrieben schrieb einen offenen Brief an den Verlag und kündigte die Zusammenarbeit auf. Darunter Betriebe wie Heger aus Baden, Fürst aus Franken, Künstler aus dem Rheingau, Dönnhoff von der Nahe und Knipser aus der Pfalz – alle vom Gault Millau als Top-Betriebe gehandelt. Knipser wurde in der jüngsten Ausgabe gar als Winzer des Jahres gefeiert. Die Boykotteure behaupteten, durch das Ansinnen des Verlags erhalte die Bewertung den Ruch, man könne eine gute Note kaufen. Vor allem die Freiwilligkeit wurde angeprangert. Dadurch werde diese Sichtweise doch nur erhärtet. Beim Verlag versuchte der zuständige Programmleiter Clemens Hahn die Wogen zu glätten. Im Nachhinein nennt er seinen

Landtagsparteien stellen immer neue Bedingungen – Grüne im Sondierungsgespräch mit den Linken Die in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählten Parteien kommen einander nicht näher. Die Grünen wollen in Gesprächen mit den Linken deren Verhältnis zum DDR-Regime klären. Die FDP hofft auf einen öffentlichen Aufschrei – und vielleicht sogar auf Neuwahlen. Die CDU hält an Rüttgers fest. Von Bettina Gönewald DÜSSELDORF. Die Grünen haben der FDP vorgeworfen, mit ihrer Absage an eine Ampelkoalition in Nordrhein-Westfalen auf eine Neuwahl zu spekulieren. Die Gründe der FDP seien vorgeschoben, sagte die Chefin der Grünen-Landtagsfraktion in Düsseldorf, Sylvia Löhrmann, am Montag. Wenn sich die Parteien auf keine Koalition einigen, kann der Landtag sich auflösen. Die Landesverfassung sieht eine Neuwahl innerhalb von 60 Tagen vor, von der sich die FDP eine zweite Chance erhoffe, so Löhrmann. Weiter sagte die Grünen-Politikerin, die FDP mache es sich mit ihrer Absage „verdammt leicht und entzieht sich mit vorgeschobenen Motiven ihrer staatspolitischen Verantwortung“. Löhrmann bezeichnete es als „Blödsinn“, dass Rot-Rot-Grün angeblich schon feststehe. Momentan ist beim Koalitionspoker allerdings die Linkspartei am Zug: In dieser Woche soll ihre NRW-Basis entscheiden, ob sich die Partei auf Verhandlungen mit SPD und Grünen einlassen soll. Am Montagnachmittag sollte zuerst der Landesvorstand in Köln darüber befinden, ob die Linke eine Einladung von SPD und Grünen zu einem ersten Sondierungsgespräch annimmt. Außerdem sollen in dieser Woche noch drei Regionalkonferenzen und ein Parteitag der NRW-Linken über Sondierungen beraten. Die Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion, Löhrmann, will sich bei dem geplanten Sondierungsgespräch „einen

cher der Linken, Ralf Michalowsky, sagte dazu: „Erst wenn alle anderen Abgeordneten das tun, machen wir das auch.“ Die Linke lasse sich nicht so abstempeln, als ob sie allein ein solches Bekenntnis nötig habe. Die FDP wiederum warf der Linken vor, ein Unrechtsregime zu verklären. „Man darf schon jetzt auf „Wir werden von den den Versuch von SPD und GrüLinken ein Bekenntnis zum nen gespannt sein, der ÖffentlichUnrechtscharakter der DDR keit nach ein paar Tagen Koalitionsgesprächen linksextreme Ververlangen“ fassungsgegner und DDR-Liebhaber als geläuterte Demokraten Volker Beck zu verkaufen“, teilte der Vorsitgrüner Bundestagsabgeordneter zende der FDP-Landtagsfraktion, Gerhard Papke, mit. Unterdessen hält die Kritik aus den ReiVolker Beck, der der Sondierungskommission seiner Partei in Düsseldorf angehört, hen von SPD und Grünen an der Verweigesagte in Berlin: „In unseren Sondierungsge- rungshaltung der FDP an. SPD-Bundessprächen werden wir von den Linken ein Be- Vize Olaf Scholz nannte ihr Verhalten kinkenntnis zu den Institutionen unseres demo- disch und respektlos gegenüber dem Wähkratischen Staates und zum Unrechtscha- ler. „Damit schrumpft die FDP auf die Rolle rakter der DDR verlangen.“ Der Parteispre- einer Vasallenpartei der Union“, sagte er. Laut Generalsekretärin Andrea Nahles ist die SPD weiter zu Gesprächen mit der FDP über eine Ampelkoalition bereit. „An uns solle es nicht scheitern“, sagte sie in Berlin. Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sieht in NRW auch noch eine Chance für eine Große Koalition – aber nur für den Fall, dass die CDU auf das Amt des Ministerpräsi¡ Der neue Landtag muss spätestens am 9. denten verzichtet. Er sagte: „Gegen die Juni zu seiner konstituierenden Sitzung zuCDU kann in NRW regiert werden – gegen sammenkommen. Die Wahl des Ministerdie SPD nicht.“ Die CDU müsse „diesen präsidenten hat das Parlament auf den 23. Wählerwillen endlich akzeptieren und Juni gelegt. Die Landesverfassung setzt jeaufhören, an ihren Stühlen zu kleben“. doch keine Frist, bis zu der die Wahl des Die NRW-CDU will bislang an Jürgen Regierungschefs erfolgt sein muss. Rüttgers aber festhalten. Medienberichte ¡ Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) über eine Nachfolgediskussion wies Integraund sein Kabinett müssen die Amtsgetionsminister Laschet zurück: „Die Spekulaschäfte kommissarisch weiterführen, bis tionen über CDU-Ministerpräsidenten-Kanein Nachfolger gewählt ist. Falls die Koalitididaten sind absurd, weil wir mit Jürgen onsverhandlungen erfolglos bleiben, kann Rüttgers einen guten Amtsinhaber haben. sich der Landtag per Mehrheitsbeschluss Die Debatte soll in Wirklichkeit nur davon auflösen. Im soeben gewählten Parlament ablenken, dass in dieser historischen Woche müssten mindestens 91 der 181 Abgeorddie SPD zum ersten Mal offiziell Gespräche neten dafür stimmen. (dpa) mit Linksextremisten aufnimmt.“ Eindruck verschaffen, wie glaubwürdig, demokratisch und seriös sich die Linkspartei aufstellt“, sagte sie dem WDR. Dabei gehe es unter anderem um die Frage, wie die Linkspartei die DDR-Vergangenheit bewerte. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete

Nachgefragt Johannes Kahrs Der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD-Bundestagsfraktion fordert eine stabile Regierung

„Zeit für eine Große Koalition“ Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Herr Kahrs, wie ernst ist es der SPD mit ihrer Liebe zur Großen Koalition?

Wir können uns in Nordrhein-Westfalen eine Große Koalition vorstellen, aber nur mit der SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft als Ministerpräsidentin, denn Jürgen Rüttgers hat mehr als zehn Prozent Stimmen eingebüßt. Im Bund wäre jetzt die Zeit für eine Große Koalition. Die Union propagiert finanz-, wirtschafts- und haushaltspolitische Stabilität – aber genau das scheitert an der irrlichternden FDP und an einer Kanzlerin ohne Kompass.

Warum sollte die CDU denn springen?

Johannes Kahrs will in NRW auch eine rot-rot-grüne

Weil sie in NRW sonst Koalition prüfen in der Opposition landet. Die CDU will gestalten. Und deshalb müssen wir im Kern sehen, was mit ihr funktioniert und was nicht.

Sind die Spielräume der SPD in einer Großen Koalition oder in einer Ampel größer?

Wir müssen alles prüfen, auch Rot-RotGrün. In der jetzigen Wirtschaftslage brauchen wir eine stabile Regierung. Solange die NRW-CDU ihre Niederlage nicht akzeptiert und die FDP sich einer Ampel verschließt, wird es schwierig.

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Info

Orientierung für Genießer

Ein Winzerboykott gegen den wichtigsten Weinführer Gault Millau löst Aufruhr aus – und lockt die Konkurrenz aus der Reserve Von Michael Weier

der lösen neuerdings auch französische Frauen Irritationen aus, wenn sie vom Christentum zum Islam übertreten und den denkbar radikalsten Kleiderwechsel vornehmen: vom kurzen Rock unter die Burka. „Sie scheinen auf diese extreme Weise eine tiefe Spiritualität zu suchen“, deutet Zeina ElTibi dieses Phänomen. Die Grande Mosquée de Paris, die Große Moschee, die Frankreich als Dank für die algerisch-muslimischen Waffenbrüder des Ersten Weltkriegs im bürgerlichen fünften Arrondissement errichtete, durchweht ebenfalls ein aufgeklärter Geist. Der Mann vom Gemeindebüro, der im lauschig-begrünten Innenhof steht, über ihm ein gelber Halbmond mit grünem Stern, nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sagt: „Ich lehne die Burka ab.“ Um im selben Atemzug klarzustellen, dass er ein gesetzliches Verbot für ebenso überzogen hält. „Das ist übertriebener Eifer, wir haben’s doch nicht mit einem Massenphänomen zu tun.“ Sein Name? „Non Monsieur“, lächelt der auskunftsfreudige Mann, ein sympathischer Mittvierziger mit abweisender Hand. Eine Vorsicht, die angesichts der hitzigen Debatte alles andere als unklug erscheint. Denn in Bordeaux gingen kürzlich zwei fanatische junge Muslime, Mitglieder der radikalen Salafistenvereinigung, mit Fäusten auf den Imam los. Nur weil der Geistliche zuvor in einem Interview des staatlichen Fernsehsenders France 2 das Burka-Verbot abgelehnt, aber gleichzeitig vehement dafür geworben hat, die Frauen vom Verhüllungszwang zu befreien. Gänzlich ungeklärt bleibt die Frage, wie ein Verbot überhaupt vollstreckt werden könnte. Mohammed Moussaoui, Präsident des zerstrittenen muslimischen Dachverbands in Frankreich, lehnt ein Burka-Verbot ab und warnt vor einer „Stigmatisierung des Islam“. Er fragt: „Wird man die Frauen etwa auf der Straße verhaften und sie zwingen, sich zu entschleiern?“

Der Koalitionspoker zieht sich

Foto: dpa

So könnte er aussehen: Der Blick auf den Pariser Eiffelturm durch einen Niqab, einen Gesichtsschleier, der von muslimischen Frauen zusammen mit einem schwarzen Gewand getragen wird

BANGKOK/SINGAPUR. Oppositionelle gegen Soldaten, Benzinbomben gegen Scharfschützen, Thai gegen Thai – nach dem blutigen Gewaltwochenende mit Dutzenden Toten wird in Bangkok weiter gekämpft. „Wenn sie aufhören zu schießen und die Soldaten abziehen, verhandeln wir wieder“, sagen die in roten Hemden gekleideten Regierungsgegner. „Wenn sie ihre Blockade aufgeben und abziehen, reden wir wieder“, sagt die politische Führung. Ein Patt. Der verbale Schlagabtausch findet vor einer Kulisse wie aus einem Kriegsfilm statt: Dicke Rauchsäulen steigen von brennenden Barrikaden aus Autoreifen auf, Soldaten zielen mit Maschinengewehren durch Wälle aus Sandsäcken. Junge Männer schleudern Benzinbomben, sie schützen sich mit Mopedhelmen vor Gewehrkugeln. Hundertschaften von Soldaten pirschen sich im Schutzfeuer von Kameraden an und nehmen eine Kreuzung ein. Schüsse peitschen durch die Luft, Frauen mit Kindern rennen um ihr Leben. Und die Demonstranten tanzen. In ihrem Lager mitten im edelsten Geschäftsviertel der Metropole machen die Menschen sich mit einer Show der Stärke Mut. Als Helikopter vorbeifliegen und Flugblätter mit dem Aufruf zum Aufgeben abwerfen, zünden sie Feuerwerkskörper in ihre Richtung. Mit dem Papier machen sie Feuer. „Wir bleiben hier sitzen. Wir kämpfen nicht. Und wenn sie uns töten wollen, sollen sie uns töten“, sagt einer der Protestanführer, Weng Tojirakarn. Er sitzt im weißen T-Shirt auf der Bühne und sieht ziemlich müde aus. Warum die an Leuten und Waffen übermächtige Armee dem Spuk kein Ende setzen kann, bleibt ein Rätsel. „Sie sind so dilettantisch, dass man kaum hinsehen mag“,

Brief „in der Formulierung sicher unglücklich“. In einem zweiten Brief schrieb er, dass der finanzielle Beitrag natürlich völlig unabhängig von der redaktionellen Berichterstattung sei – vergeblich. Der Sturm im Weinglas tobte.

Die Aufforderung zum freiwilligen finanziellen Beitrag „war in der Formulierung sicher unglücklich“ Clemens Hahn Programmleiter beim Gault Millau Nun schlug die Stunde der Gerüchte und Spekulationen. Immer mehr geriet GaultMillau-Chefredakteur Armin Diel in die Schusslinie. Weil der Mann selbst ein Weingut betreibt, früher sogar noch einen Weinhandel, war er schon öfter der Buhmann. Mangelnde Neutralität wurde ihm vorgeworfen, unter der Hand auch Überheblichkeit. Kenner der Weinszene vermuten, dass hier alte Rechnungen beglichen wurden. Schließlich legte Diel seinen Posten nieder. Chefredakteur ist künftig sein langjähriger Partner Joel Payne, der zumindest kein Weingut besitzt.

Währenddessen gerieten auch die Aufrührer unter Beschuss, weil ein Teil der Gruppe unter der Fahne der Zeitschrift „Feinschmecker“ bei verschiedenen Messen aufgetreten ist. In Winzerkreisen wird die Gruppe als Feinschmecker-Familie bezeichnet, da ihre Produkte in dem Heft schon immer besser weggekommen seien. Dies bestreiten die Boykotteure vehement. Auch seien sie nicht von der „Feinschmecker“-Redaktion zu ihrem Aufstand getrieben worden. Just in den Streit hinein verkündete gestern der „Feinschmecker“, künftig einen eigenen Weinführer auf den Markt zu bringen. In einer abgespeckten Form existierte dieser immer schon, jetzt wurde ein 250 Seiten starkes Werk (der Gault Millau umfasst 800 Seiten) für den Buchhandel angekündigt. Die eigene Weinzeitschrift „Weingourmet“ hat der Verlag zwar eingestellt, dennoch wolle man zeigen, dass man sich eine große Kompetenz erarbeitet habe. Damit ihre Weine verkostet werden, betont der Verlag, müssten die Winzer nichts bezahlen. Wie schizophren der Streit ist, beleuchtet folgend Fußnote: Wer die Homepage vom Weingut Knipser anklickt, stößt als Erstes auf das Titelbild vom Gault Millau und den Hinweis „Winzer des Jahres“. Aber das ist die Ausgabe vom vergangenen Jahr . . .

¡ Die erste deutsche Ausgabe des 1969 in Frankreich gegründeten Restaurantführers Gault Millau gab es 1983. Außer dem Restaurantführer erscheint im Münchner ChristianVerlag jährlich auch Diel Foto: dpa der Gault Millau Wein-Guide mit den besten deutschen Weinerzeugern. Armin Diel, seit 1993 Chefredakteur und Herausgeber des Wein-Guide, ist jetzt wegen des Streits um den Gault Millau von seinen Posten zurückgetreten. ¡ Die im Hamburger Jahreszeiten-Verlag monatlich erscheinende Zeitschrift „Der Feinschmecker“ gibt es seit 1975. Chefredakteurin ist seit 1997 Madeleine Jakits. Die 54-Jährige Jakits plant jetzt einen eigenen deutschen Weinführer über die Topwinzer.

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Burka ban in France Shown is a view of the Eiffel Tower through the eyeholes of a burka. A visualisation of the topic of the burka ban in France.

Von Carola Frentzen WIEN/TEHERAN. Hat der Iran in letzter Minute im seit Jahren schwelenden Atomstreit eingelenkt? Auf jeden Fall hat die Führung in Teheran ein Abkommen mit der Türkei und Brasilien über eine Urananreicherung unterzeichnet – internationale Beobachter werten dies als vorsichtiges Signal dafür, dass sich die Türen für einen Dialog mit den Weltmächten wieder öffnen könnten. „Dies ist ein großer Schritt hin zu Verhandlungen und weg von einer weiteren Eskalation des Streits“, sagte ein Mitglied der türkischen Delegation in Teheran. Schließlich war der Dreiergipfel zwischen dem iranischen Staatschef Mahmud Ahmadinedschad, dem Brasilianer Luiz Inácio Lula da Silva und dem türkischen Regierungschef Recep Tayyip Erdogan international als „letzte Chance“ für die Islamische Republik gewertet worden. Aus Diplomatenkreisen in Wien hieß es, eine Wiederaufnahme der Atomgespräche mit der Sechsergruppe – den fünf Mitgliedern des Sicherheitsrats plus Deutschland – rücke nun wieder in den Bereich des Möglichen. Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEO) gab hingegen noch kein offizielles Statement zu den jüngsten Entwicklungen ab. Dies zeigt: Die Skepsis bleibt. Zu oft hat der Iran seine Ankündigungen in den vergangenen Monaten wieder zurückgenommen. Bereits kurz nach der Unterzeichnung

ließ denn auch der iranische Außenamtssprecher Ramin Mehmanparast verlauten, Teheran werde trotz des Kompromisses weiterhin selbst radioaktives Material „auf eigenem Territorium“ anreichern. Wohl auch deshalb reagierte das Ausland eher verhalten. Es bleibe nach wie vor wichtig, dass zwischen dem Iran und der IAEO eine Vereinbarung getroffen werde, hieß es in Berlin. „Das kann nicht ersetzt werden durch ein Abkommen mit Drittstaaten“,

sagte Vize-Regierungssprecher Christoph Steegmans. Der springende Punkt bleibt aus Sicht der Bundesregierung die Frage der Anreicherung nuklearen Materials im Land selbst. Die EU erklärte, die Hauptsorge gelte nicht dem Uran für Forschungsreaktoren, sondern dem Atomprogramm selbst. Seit Monaten habe der Iran dabei versagt, die Bedenken gegen seine wahren Absichten auszuräumen, sagte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy. Frankreich sah

Hintergrund

¡ Die Anreicherung von iranischem Uran im Ausland ist ein altes Thema. Bereits 2005 hatte Russland dem Iran ein entsprechendes Angebot gemacht – ohne Erfolg. Um Sanktionen zu entgehen, hat Teheran jetzt in Gesprächen mit dem brasilianischen Staatspräsidenten und dem türkischen Ministerpräsidenten eingelenkt. ¡ Ausgangspunkt des Atomdeals war ein Vorschlag der Internationalen Atom-Organisation (IAEO). Danach soll der Iran niedrig angereichertes Uran ins Ausland liefern und im Tausch von dort höher angereichertes Uran für seinen medizinischen Forschungsreaktor erhalten. Bislang hat sich Teheran

geweigert, sein spaltbares Material außer Landes zu bringen, und die Anreicherung in eigener Regie zügig vorangetrieben. Im Iran selbst kann die IAEO nur schwer kontrollieren, ob sich das Land an die Auflagen des Sicherheitsrats hält. Das Gremium hat von Teheran den Stopp seines jahrelang verheimlichten Programms verlangt. ¡ Die Beschlüsse des Sicherheitsrats sind international verbindlich. Unter Hinweis auf sein Recht zur Nutzung der Kernenergie verweigert der Iran aber den Gehorsam. Vor allem der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an Nuklearwaffen zu arbeiten. (dpa)

vorerst „nur eine vertrauensbildende Maßnahme“. Der Iran war zuletzt immer mehr unter Druck geraten. Selbst China und Russland hatten sich nicht mehr so vehement wie gewohnt gegen Sanktionen ausgesprochen, und iranische Versuche, bei nicht ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats wie Bosnien und Österreich zu punkten, scheiterten. Selbst Uganda hatte nicht ausgeschlossen, für weitere Sanktionen zu stimmen. Dabei war Ahmadinedschad im April nach Kampala gereist, um Werbung in eigener Sache zu machen. Ahmadinedschad wird freilich kaum aus Furcht vor wirtschaftlichen Konsequenzen gehandelt haben. „Der Iran handelt normalerweise nicht aus Angst“, hieß es aus Diplomatenkreisen. „Das Land braucht jetzt wahrscheinlich den Brennstoff für seinen medizinischen Reaktor.“ Der Kompromissvorschlag, dass die Türkei niedrig angereichertes Uran aus dem Iran treuhänderisch verwahren könnte und der Iran im Gegenzug Brennstäbe für einen Atomreaktor erhält, stand schon seit Monaten im Raum. Allerdings geht es bei der Vereinbarung nur um die Lagerung von 1200 Kilogramm Uran mit einem niedrigen Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent. Die Frage, ob Teheran sein Atomprogramm in Zukunft stärker kontrollieren lässt, ist weiter offen. „Daran glauben wir erst, wenn wir es mit eigenen Augen sehen“, sagte eine US-Diplomatin in Wien.

Po ca co our m x The pa s conta n ng red ye ow and green pa nt stand or po t ca part es n the art c e poss b e coa t ons are specu ated about

A train excursion The lead article on this page of leisure tips is about a museum railway. For visualisation there is an illustration with a blue strip showing the names of places passed along the way.

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Nummer 103 ď‚• Donnerstag, 6. Mai 2010

„Schach – das ist Boxen auf intellektueller Ebene“ Der deutsche GroĂ&#x;meister JĂśrg Hickl im Gespräch Ăźber die packende Weltmeisterschaft in Sofia

Herr Hickl, gefällt Ihnen die SchachWM?

Ja. Endlich eine aufregende WM, die nicht durch irgendwelche Skandale wie die Toiletten-Affäre von 2006 von sich reden macht, sondern durch Spannung pur. Was mir nicht gefällt, ist die kurze Dauer der WM. 12 Runden sind zu kurz, um einen Weltmeister zu ermitteln.

ÂĄ JĂśrg Hickl (45) ist SchachgroĂ&#x;meister und Chefredakteur der „Schach-Welt“. 1998 wurde er deutscher Einzelmeister, mit Bayern MĂźnchen wurde er viele Male deutscher Mannschaftsmeister. ÂĄ FĂźr die deutsche Schachnationalmannschaft bestritt Hickl knapp hundert Einsätze. Viermal nahm er fĂźr Deutschland an Schach-Olympiaden teil. ÂĄ JĂśrg Hickl zählt heute noch zur erweiterten deutschen Spitze. Er ist auch als Autor tätig und verĂśffentlichte 2009 mit Erich Zude und Uwe Schupp ein hoch gelobtes Buch Ăźber die Kunst der BauernfĂźhrung im Schach („Die Macht der Bauern“).

Was sagen Sie denn zum Niveau der Partien?

Das Schach hat sich sehr gewandelt. Mit dem Aufkommen der Datenbanken in den vergangenen zwanzig Jahren ist alles anders geworden. Die computergestĂźtzte Vorbereitung ist nunmehr unheimlich wichtig. Auch bei diesem Match werden die ersten zehn, zwanzig ZĂźge ohne Nachdenken im Blitztempo aufs Brett gedonnert, weil sie zu Hause grĂźndlich analysiert worden sind. Da geht es nur um das Abrufen von Informationen. In dem Moment, wo die Spieler aus der Vorbereitung herausgeworfen werden, nimmt die Fehlerquote drastisch zu. Aber die Partien sind trotzdem auf sehr hohem Niveau. Fehlerfreie Partien kĂśnnen die Menschen nicht spielen.

Seine Neuerung machte Epoche und revolutionierte unseren Lebens- und Ernährungsstil: Der US-Biologe und Erfinder Clarence Birdseye hat vor 80 Jahren erstmals TiefkĂźhlkost verkauft. Heute heiĂ&#x;t es Hauptsache schnell, billig und ohne Aufwand. Von Manfred Kriener Prometheus schenkte uns das Feuer. Der Titan entzĂźndete einen Stängel des Riesenfenchels am funkensprĂźhenden Wagen von Sonnengott Helios und brachte die lodernde Flamme zur Erde hernieder. Der Mensch in seiner HĂśhle konnte endlich eine anständige Hirschkeule braten, die Kulturgeschichte der Kochkunst begann. Prometheus’ Bruder am anderen Ende der Temperaturskala ist weniger bekannt. Er heiĂ&#x;t Clarence Birdseye, ein Biologe und US-Amerikaner aus Massachusetts. Birdseye brachte den Menschen den Schockfrost. Leider werden kalte Temperaturen eher mit Grippeschutzimpfung und stotterndem Motor in Verbindung gebracht, weshalb Mister Birdseye nie den Ruhm des groĂ&#x;en Feuerbringers erringen konnte. Doch gehĂśrt seine Erfindung zu den bedeutendsten Entwicklungen in der Geschichte des Essens und Trinkens. Der 6. März 1930 muss ein kalter Tag gewesen sein. Mit HĂźten und langen Mänteln bekleidet, stehen Frauen vor den Glasvitrinen der Lebensmittelgeschäfte und halten sich an ihren Einkaufstaschen fest. Es ist der groĂ&#x;e Tag des Clarence Birdseye. Jetzt muss sich zeigen, ob seine Erfindung sich kommerziell vermarkten lässt. In 18 Geschäften in Springfield, der drittgrĂśĂ&#x;ten Stadt im US-Bundesstaat Massachusetts, wird zum ersten Mal ein neuartiges Lebensmittel angeboten: TiefkĂźhlkost. Hinter den Vitrinen stehen an diesem Tag Spezialverkäufer, die die Vorteile der Frostwaren und den häuslichen Umgang damit erklären sollen. 27 verschiedene Lebensmittel sind im Angebot, darunter FrĂźchte und GemĂźse, Fische und Fleisch.

In der ersten Partie wurde Weltmeister Viswanathan Anand vom Brett gefegt, weil er in seiner Erinnerung an die Heimanalyse die Reihenfolge zweier ZĂźge verwechselte.

Der erste Probelauf bringt nicht den Durchbruch, weitere Testverkäufe in New York und Syracuse folgen. Doch die TĂźr ist aufgestoĂ&#x;en, die TiefkĂźhlkost beginnt an jenem 6. März 1930 ihren unvergleichlichen Siegeszug. Heute kauft jeder Amerikaner mehr als 50 Kilo gefrosteter Lebensmittel, der Deutsche kommt auf coole 40 Kilo pro Kopf. Die Jahresproduktion tief gekĂźhlter Lebensmittel liegt weltweit bei Ăźber 50 Millionen Tonnen, dazu kommen noch circa 20 Millionen Tonnen Speiseeis und 30 Millionen Tonnen TiefkĂźhlfisch. Clarence Birdseye, der Vater der TiefkĂźhlkost, war schräg. Mit zehn jagte er in der Bronx Bisamratten und verkaufte sie an einen Händler. Geld fĂźrs College verdiente er sich später auch mit FrĂśschen und Ratten. Die Nager lieferte er bei der Columbia Universität ab, die FrĂśsche wurden im städtischen Zoo an Reptilien verfĂźttert. Er hatte eigenwillige kulinarische Vorlieben. Birdseye aĂ&#x; alles was Beine hatte, ausgenommen Tische und StĂźhle. Auch Klapperschlangen und Meerschweinchen, Alligatoren und FĂźchse

Ja, schrecklich. Es geht den Spielern in der ErĂśffnungsphase nicht mehr darum, warum sie einen Zug spielen – sie rufen Informationen ab. Diese Art des Schachs gefällt mir gar nicht. Es gab mal ein WM-Match zwischen Viswanathan Anand und Garri Kasparow. Nach einer Partie sagte Kasparow, dass er selbst die Schlussstellung schon zu Hause auf dem Brett hatte. So wichtig ist die monatelange Vorbereitung geworden.

Wesselin Topalov hat in der achten Partie zum 4:4 ausgeglichen – in einer Partie, die jeder Amateur sicher remis gegeben hätte.

Nicht nur der. Ich habe die Partie live auf unserem Webauftritt Schach-Welt.de kommentiert. Wir haben die Kommentierung an einer Stelle beendet, wo wir zu dem Schluss gekommen waren, dass in dieser Position nichts mehr passiert auĂ&#x;er trostlosem Hin-und-her-Geschiebe. Ein paar ZĂźge später gab Anand nach einem Fehler auf. Ein bisschen peinlich war das schon. Unsere Einschätzung war aber im Prinzip richtig. Anand hat einfach nicht gut gespielt.

Welche Folgen hat diese Anand-Pleite fĂźr das Match?

Fallender KĂśnig im Schach Foto: Fotolia

VfB Friedrichshafen erkämpft elfte Meisterschaft MĂœNCHEN (sid). Volleyball-Serienmeister VfB Friedrichshafen hat seinem Trainer Stelian Moculescu einen Tag vor dessen 60. Geburtstag mit dem elften Meistertitel der Vereinsgeschichte ein vorzeitiges Geschenk beschert. Die Häfler bezwangen Pokalsieger Generali Haching in der Endspiel-Serie „Best of five“ in einem dramatischen Spiel auswärts mit 3:2 (25:27, 20:25, 29:27, 25:20, 15:13) und entschieden so das Final-Duell vorzeitig mit 3:1 fĂźr sich. „Ich bin fix und fertig und einfach nur froh, dass es vorbei ist“, sagte Moculescu nach dem Spiel. Denn fĂźr den Hauptrunden-Ersten war es ein steiniger Weg zur sechsten Meisterschaft in Folge: Zunächst musste das Team im MĂźnchner SĂźden einen 0:2-Satz-RĂźckstand wegstecken, ehe die Partie in der Schlussphase des dritten Durchgangs zugunsten des Abo-Meisters kippte. Zuvor hatte sich Moculescus Mannschaft fahrig präsentiert und eine FĂźlle von Eigenfehlern produziert. Im zweiten Satz hatten die Häfler eine 8:2-FĂźhrung verspielt und im dritten sogar einen Matchball abwehren mĂźssen. Durch die Energieleistung in der zweiten Spielhälfte rettete der VfB eine bislang titellose Saison.

V2

Europa wie es isst Ende Mai 2009 trafen sich engagierte Leute auf Schloss Seggau in der SĂźdsteiermark zu einem Pfingstdialog Ăźber die Frage: „Wie schmeckt Europa?“ Zu essen gab es Kostproben vom Kontinent, die Geschmacksreise ging von Island bis zu den Karpaten, von Lissabon bis zum Ural. Der slowenischsprachige Ăśsterreichische Verleger Lojze Wieser, ein Zusammenbringer von Menschen und Meinungen, und seine Mitstreiter präsentierten aus 48 europäischen Staaten je fĂźnf Gänge eines MenĂźs. Die Theorie wird aus der Praxis geholt, die Rezepte sind zum Nachkochen: Ein wunderbares kleines Buch fĂźr wahre Europäer und solche, die es werden wollen. Ganz im Sinne eines Buchtitels des grenzĂźberschreitenden Verlegers Wieser: Die Zunge reicht weiter als die Hand. (vino) [Geschmacksverwandtschaften. Eine kleine europäische Speisefibel mit Rezepten. Herausgegeben von Lojze Wieser, Christoph Wagner und Barbara Maier. Wieser-Verlag, Klagenfurt/Celovec. 9,90 Euro]

Weltoffen in Indien Vidhu Mittal gibt Kochkurse in der sßdindischen Stadt Bengaluru (vormals Bangalore). Ihre Kßche lebt von den Aromen ihrer Heimatprovinz Uttar Pradesh im Norden Indiens und der Weltoffenheit der KÜchin. Es kommt ihr weniger auf dominante Schärfe an als auf die verfeinerte Komposition der Gewßrze. Sie sagt, es sei einfach, die fleischlosen Vorspeisen, Suppen, Salate, Hauptgerichte, die Desserts und Getränke zuzubereiten. Einfach ist es immer dann, wenn man gut sortiert ist und Lust zu kochen hat, es gibt keine anderen Voraussetzungen. Einfach ist es auch, wenn man das Rezept Schritt fßr Schritt befolgt. Und das kann man hier tun. Eine Bilderfolge zeigt, wo es langgeht. Fßr den, der nicht zum ersten Mal am Herd steht, sind es Anregungen, wie man ein optisch ansprechendes Ergebnis erzielt. Wertvolle Details stehen auf dem Textlaufband unten. Es zieht sich durchs ganze Buch. (vino) [Vidhu Mittal: Indien. Die neue vegetarische Kßche. Verlag Zabert Sandmann, Mßnchen. 24,80 Euro]

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NĂźsse mĂźssen sein

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Domitille und Michel Langot sind ein exzellentes Team, wie man sieht. Sie kreiert und inszeniert die Gerichte, er testet und fotografiert sie. Es sind Gerichte von hoher Transparenz und jener Einfachheit, die die Kunst der Zubereitung raffiniert verbirgt. Gerichte mit HĂźlsenfrĂźchten, NĂźssen, Kernen und Keimen. Ernährungslehrer und KochkĂźnstler entdecken die wertvollen NĂźsse. Das schwer Verdauliche der HĂźlsenfrĂźchte verfliegt in Domitilles Kompositionen. Das Gericht „Linsen Apicius“ (S. 23) spielt auf den rĂśmischen EsskĂźnstler an, dem wir das erste Kochbuch der Antike verdanken: grĂźne PuyLinsen, Salbeiblätter, Thymian, Esskastanien, Butter, KreuzkĂźmmel, Kastanienhonig, Balsamico, Minze gehĂśren dazu. Gesundes und Genuss verschmelzen in Nussrezepten zu geschmacksintensiven Erlebnissen. Die Anleitungen sind gut nachzuvollziehen. Und die Warenkunde ist gut fĂźr den Kopf. (vino) [Domitille und Michel Langot: Schmeckt gut, tut gut. Christian-Verlag, MĂźnchen. 24,95 Euro]

Marmeladen ohne Muff Didier Kiner aus Paris schickte das Rezept fĂźr die Junggesellenmarmelade. Man braucht dafĂźr nur 2 Zitronen, 2 Pampelmusen, 4 Orangen, 4 Clementinen, 4 Mandarinen, 1 Pomelo, 1 Limetta, Zucker, Rosinen, Korinthen, Mandeln, WalnĂźsse, Zimtstangen, Kardamom, Nelken, Cognac. Die restlichen 28 Rezepte sind Allgemeingut, sie erweitern die traditionellen Marmeladenzubereitungsarten um exotische Aromen. FĂźr das HolunderblĂźtengelee ist es zu spät fĂźr den, der die BlĂźtendolden selber sammeln will. Heidelbeergelee mit Wacholderbeeren und Gin (wahlweise Wacholderschnaps von der Schwäbischen Alb), MilchkonfitĂźre mit HaselnĂźssen, Trauben-Birnen-Gelee mit Thymian, Apfel-Zucchini-KonfitĂźre mit Minze – klingt gut. Das Design spielt mit dem Stil der fĂźnfziger Jahre. Damals war Marmeladekochen als Teil einer integrativen Ăœberlebensstrategie unter dem Begriff Vorratshaltung populär. (vino) [Selbstgemachte Marmelade. ThorbeckeVerlag, Ostfildern. 8,90 Euro]

¿17 ¡ Kultur John-Cranko-Schule soll gebaut werden

Wollen Sie zum Schluss nicht doch noch einen Tipp wagen? Bitte!

Kurz berichtet

Jedenfalls gibt es mindestens vier Profis, die alle um den Titel kämpfen kĂśnnten: Nummer eins der Weltrangliste ist der junge Norweger Magnus Carlsen. Aber er hat auch nur einen Ranglistenpunkt mehr als Topalov. Der russische Ex-Champ Kramnik ist Nummer drei, Anand ist Nummer vier. Am Ende des WM-Matches gibt es also einen Titelträger, aber er ist niemand, der eine Ă„ra prägen kann wie frĂźher die Heroen Fischer, Karpow oder Kasparow. Die bestimmenden Turnierspieler der vergangenen Monate waren sicher eher Kramnik und Carlsen. Jedenfalls hat das Schach-Welt-InternetPortal in kurzer Zeit regen Zuspruch bekommen. Am Donnerstag hatten wir trotz Ăœbertragungsproblemen 7000 User auf dem Server. Man kann Schach durchaus attraktiv darstellen. Aber das Angebot ist noch zu wenig User-freundlich. Was die Breite unseres Sports angeht, gilt ein seltsames Gesetz: In Osteuropa ist eine groĂ&#x;e Schach-Bildung da, dort gibt es aber wenig MĂśglichkeiten zu spielen. Im Westen ist es andersherum – da gibt es ein Turnier nach dem anderen. Aber in den Vereinen werden zu wenig gediegene Grundlagen gelegt.

Sicher. Bei der von ihm verlorenen WM 2006 gegen den Russen Wladimir Kramnik erhob er den Vorwurf, sein Gegner habe bei regelmäĂ&#x;igen Gängen auf die Toilette Computerhilfe in Anspruch genommen. Kaum glaublich. Aber er hat das so vehement ver-

Wenn man den Matchverlauf sieht, dann muss man sagen, dass Anand und Topalov annähernd gleich stark sind. Am Ende kann ein einziger Zug das Match entscheiden. Aber wie gesagt: Ein Tiebreak – das hätte was . . .

Topalovs Auferstehung Der bulgarische Herausforderer wird fĂźr Kampfgeist belohnt Von Norbert Wallet SOFIA. „Schockierend!“ So kommentierte die ungarische Schach-GroĂ&#x;meisterin Susan Polgar das Ende der achten Partie der Schachweltmeisterschaft in Sofia. Und genauso wird auch der indische Titelverteidiger Viswanathan „Vishy“ Anand das Ende dieser fĂźr ihn zermĂźrbenden Partie empfunden haben, die ihm den Vorsprung im Titelmatch gegen den Bulgaren Wesselin Topalov gekostet hat. Topalov hatte mit den weiĂ&#x;en Steinen, die einen kleinen Vorteil – ähnlich dem Aufschlagsrecht im Tennis – bedeuten, zwar zunächst eine leicht Ăźberlegene Stellung herausgeholt. Aber dann stockte der Angriff, und Ăźbrig blieb eine langweilige Stellung mit einem schwarzfeldrigen Läufer auf der einen und einem weiĂ&#x;feldrigen Läufer auf der anderen Seite. Eine Konstellation, die einen unentschiedenen Ausgang stark begĂźnstigt. So hätte wohl jeder Amateurspieler diese Stellung längst remis gegeben. Aber Topalov spielte weiter. Quälend fĂźr Anand, der in einer todlangweiligen Position stets auf der Hut sein

musste, um – bar jeder eigenen Siegchance – nicht doch noch durch einen unbedachten Zug abzustĂźrzen. Und als alle längst mit einem Friedensschluss gerechnet hatten, patzte der Inder tatsächlich. Damit steht das Duell um die Weltmeisterschaft nach zwei Dritteln des auf zwĂślf Partien angesetzten Kampfes 4:4. Bleibt es bis zum Schluss beim Gleichstand, werden vier Partien mit erheblich verkĂźrzter Bedenkzeit – eine Art Tiebreak – gespielt. FĂźr Topalov gleicht dieser Erfolg einer Art Auferstehung. Nachdem er seinen Gegner in der ersten Partie fĂśrmlich Ăźberrannt hatte, kam Anand immer besser ins Match. Allerdings verpasste es der Titelverteidiger in den Partien sechs und sieben, einen weiteren, vielleicht vorentscheidenden Sieg zu landen. Topalov hielt stand. Nun kann er, angespornt von den bulgarischen Schachfans, wieder auf den Sieg hoffen. Heute findet die neunte Partie statt. Zum vorletzten Mal fĂźhrt Viswanathan Anand die weiĂ&#x;en Steine. Der Sieger der Weltmeisterschaft erhält 1,2 Millionen Euro. Der Verlierer kann sich immerhin mit 800 000 Euro trĂśsten.

Graf: Weltmeisterin ohne BĂźhne Stuttgarterin ist frustriert, weil ihr Boxstall sie nicht kämpfen lässt – auch nicht in der Porsche-Arena Von Jochen Klingovsky STUTTGART. Gut gelaunt saĂ&#x;en Firat Arslan und Ina Menzer gestern auf dem Podium im Saal 6 der Schleyerhalle. Sie scherzten, lachten und feixten – die Vorfreude der Boxer auf ihren Auftritt am 3. Juli in der Stuttgarter Porsche-Arena ist groĂ&#x;. Arslan („Ich will wieder Weltmeister werden“) kehrt nach fast zwei Jahren Pause in den Ring zurĂźck, und Ina Menzer („Meine Entwicklung ist enorm“) ist sowieso dick im Geschäft mit ihrem Charme und den drei WM-GĂźrteln. Sportliche Erfolge und ein sympathisches Lächeln hat auch Alesia Graf zu bieten. Sie besitzt zwei WM-GĂźrtel im Junior-Bantamgewicht, aber sie ist eine Weltmeisterin ohne BĂźhne. Seit Juli 2009 hat die Stuttgarterin nicht mehr geboxt, und auch in der Porsche-Arena wird sie nicht dabei sein. „Noch deutlicher kann man nicht zeigen, dass man nicht mehr auf sie setzt“, sagt Grafs Trainer und Manager Heinz Schultz, „und dann auch noch ein Kampf von Ina Menzer in Stuttgart – das ist die HĂśchststrafe fĂźr uns.“ Vor drei Jahren waren Alesia Graf, Susi Kentikian und Ina Menzer zum Kampf ums Erbe der Lichtgestalt Regina Halmich angetreten. Menzer und Kentikian sind zwar

ben im Juli ja noch zwei weitere Veranstaltung“, meint Universum-Mediendirektor Georg Nolte, „aber das ist noch lange hin, da mĂźssen wir erst mal abwarten.“ Doch Alesia Graf (29) hat genug vom Warten. Sie will endlich wieder boxen. Allerdings gegen Gegnerinnen ihres Kalibers. Nicht gegen Ina Menzer (29). Dieses Duell hatte Universum der Stuttgarterin vorgeschlagen, allerdings kämpft Menzer drei Gewichtsklassen hĂśher. „Ein Kampf von Ina Menzer Sie hätte eine Klasse absteigen mĂźssen, Graf zwei auf. „Das war in Stuttgart – das ist die ein unseriĂśses Angebot“, sagt HĂśchststrafe fĂźr uns“ Schultz, „wir sind doch nicht beim Rummelplatz-Boxen.“ Heinz Schultz Graf rechnet nicht mehr mit eiTrainer von Alesia Graf nem Auftritt fĂźr den Hamburger Boxstall, auch wenn ihr bisher Heinz Schultz, „das ist alles gesteuert. Und niemand von Universum erklärt hat, wo gewir sind machtlos, kĂśnnen nur zuschauen.“ nau das Problem liegt. Längst Ăźberlegt die Das GefĂźhl, von ihrem Promotor Klaus- Weltmeisterin, was nach dem Ende ihres Peter Kohl benachteiligt zu werden, hat Ale- Kontrakts passieren wird. Sauerland, der sia Graf schon lange. Anfang 2007 klagte sie zweite groĂ&#x;e Boxstall in Deutschland, hat sogar gegen Universum, nachdem Kohl die wenig Ăźbrig fĂźrs Frauenboxen, ob sich anOption auf eine dreijährige Verlängerung dere Alternativen auftun, ist fraglich. „Es des Vertrags gezogen hatte. Graf verlor, nun ist durchaus mĂśglich“, sagt Schultz, „dass endet der Kontrakt am 31. Juli 2010. Ob sie sie ihre Karriere beenden muss.“ Gelacht wird derzeit nur bei den anderen. davor noch einmal kämpfen wird? „Wir halängst nicht so populär wie die frĂźhere Herrin der Ringe, ihre Kämpfe aber haben ein TV-Millionenpublikum, und ordentliche Gagen streichen sie zudem ein. Das liegt auch an ihrer sportlichen Klasse, vor allem aber an Universum. Der Hamburger Boxstall vermarktet nur seine beiden Weltmeisterinnen mit groĂ&#x;em Einsatz, und das macht sich bezahlt. „Da wird Politik betrieben“, sagt

Schalke macht 16,8 Millionen Euro Minus Der FC Schalke 04 ist im Geschäftsjahr 2009 tief in die roten Zahlen gerutscht. Der FuĂ&#x;ball-Bundesligist gab einen Verlust von 16,8 Millionen Euro bekannt. Der Umsatz brach auf 119 (Vorjahr: 139,2) Millionen Euro ein. Die grĂśĂ&#x;ten Einnahme-RĂźckgänge gab es durch fehlende internationale Spiele.

Kohlschreiber ist weiter Davis-Cup-Spieler Philipp Kohlschreiber (Augsburg) hat beim ATP-Turnier in MĂźnchen das Achtelfinale erreicht. Der Weltranglisten-28. gewann das deutsche Duell gegen Daniel Brands (Deggendorf) mit 6:4, 6:4. In der Runde der letzten 16 trifft er nun auf den Spanier Santiago Ventura. Benjamin Becker unterlag Jan Hajek (Tschechien) mit 4:6, 0:6.

Mannheim holt Star-Stßrmer Australiens Star-Stßrmer Jamie Dwyer (31) wird zur im Spätsommer beginnenden Bundesligasaison vom niederländischen Meister und Euro-League-Champion HC Bloemendaal in die deutsche Hockeyliga zum Mannheimer HC wechseln.

Frisch Auf hält Stellbrink Sie wurde schon verabschiedet – doch nun hat RĂźckraumspielerin Birute Stellbrink aus privaten GrĂźnden ihren Vertrag bei den Handball-Bundesligafrauen von Frisch Auf GĂśppingen doch verlängert.

Esslingen geht in FĂźhrung Wasserball-Bundesligist SSV Esslingen besiegte in der Qualifikationsrunde fĂźr das Play-off-Viertelfinale den SV Krefeld 72 8:3. Robert Roth und Jovan Radojevic erzielten je drei, Hannes Glaser und Michael MĂźller je ein Tor. Damit fĂźhrt Esslingen in der Best-of-five-Serie 1:0.

Wettmarkt soll sich Ăśffnen Der deutsche Sport hat sich unter der FĂźhrung des Deutschen Olympischen Sportbundes fĂźr eine Ă–ffnung des Sportwettenmarktes ausgesprochen, mit staatlicher Regulierung und dem Erhalt des staatlichen Lotteriemonopols.

Sport im TV Eurosport: 12.00-12.45 Uhr: FuĂ&#x;ball, WM 2010 in SĂźdafrika, Bekanntgabe des deutschen WM-Kaders. – 13.00-19.00 Uhr: Tennis, WTA-Turnier in Rom, Viertelfinale. Sport 1: 16.00-18.30 Uhr: Tennis, ATP-Turnier in MĂźnchen, 3. Tag. – 20.15-21.50 Uhr: Handball, Bundesliga, 29. Spieltag: SC Magdeburg - TV GroĂ&#x;wallstadt. N-TV: 12.00-12.30 Uhr: FuĂ&#x;ball, WM 2010 in SĂźdafrika, Bekanntgabe des deutschen WM-Kaders.

Gaumenkitzler Stachelbeeren bestechen mit sĂźĂ&#x;saurem Geschmack Die Kindheitserinnerungen sind nicht die besten: Die Haut der Stachelbeere war zu hart und zu borstig, ihr Fruchtfleisch zu sauer, ihr Stamm zu dornig. Heute jedoch schmeckt sie – am besten frisch vom Strauch. Von Bettina Hartmann Wenn frĂźher ihre Borsten Ăźber unsere Zunge kratzten, schĂźttelten wir uns. Nein danke! Das fĂźhlte sich ja fast so an, als beiĂ&#x;e man in einen Kaktus. Nun, da wir erwachsen sind, ist alles anders: Wir empfinden es als angenehmen, anregenden Kitzel, sobald wir ihre Härchen am Gaumen spĂźren. Wir haben die Stachelbeere eben viel zu lange verkannt. Im Gegensatz zu den Engländern, die schon lange um ihren Reiz wissen. Nach wie vor sind sie ganz scharf auf Gooseberries, also Gänsebeeren, wie sie dort genannt werden. Bereits im 15. Jahrhundert standen sie auf einer Einkaufsliste fĂźr den kĂśniglichen Garten. Auch in der englischen KĂźche sind die vielseitigen FrĂźchtchen, die mit ihrem sĂźĂ&#x;sauren Geschmack bestechen, sehr beliebt. Man isst sie als Marmelade auf Toast und als Chutney oder pikante SoĂ&#x;e zu GeflĂźgel, Wild und Fisch.

Im Vergleich zu Erdbeeren und Himbeeren fristen die FrĂźchtchen ein Schattendasein Bei uns blĂźhte die Stachelbeere erst im 19. Jahrhundert auf – gleich in vielen Sorten. Ăœber 100 wurden damals nämlich schon in England gezĂźchtet, von denen einige noch heute auf dem Markt sind. Zu den bekanntesten gehĂśren Achilles (violettrote Beere), Pax (rote Beere), Xenia (hellrote Beere) und Invicta (grĂźne Beere). Vor allem die tiefroten Sorten bilden einen aparten Kontrast zum grĂźnen Strauch und sind schĂśn anzusehen. Die wilde Stachelbeere kommt ursprĂźnglich wohl aus dem Himalaja. Seit sie sich in unsere Niederungen herabgelassen hat, wird sie in fast allen gemäĂ&#x;igten Klimazonen der Welt kultiviert. Denn die Pflanze ist genĂźgsam und pflegeleicht. Am wohlsten fĂźhlt sie sich an halbschattigen, windgeschĂźtzten Orten. Ist sie zu sehr der Sonne ausgesetzt, kĂśnnen die Beeren am Strauch quasi verkochen: Sie werden braun und ungenieĂ&#x;bar. Aber keine Sorge, der Strauch erholt sich wieder. Ein grĂśĂ&#x;eres Problem ist der Mehltau. Inzwischen gibt es aber einige resistente Sorten. Die FrĂźchte erntet man ab Juni bis Ende August. Einige Sorten bleiben Ăźbrigens auch im reifen Zustand grĂźn. Generell schmecken sie etwas herber als die roten. So oder so: Am besten sind Stachelbeeren frisch gepflĂźckt vom Strauch. Dort halten sie sich auch am besten, es braucht lange, bis sie herunterfallen. Selbst VĂśgel sind keine Gefahr: Sie halten sich dank der stacheligen Triebe lieber zurĂźck.

Agrasl, Mungartzen, Chruselbeeri, Chrosle, Stachelschnauzer, Klosterbeere – die Stachelbeere hat viele Namen. Verglichen mit Erdbeere, Himbeere und Blaubeere fristet sie zwar immer noch ein Schattendasein, sie wird aber immer beliebter. Beerenbauern haben sich bereits auf die steigende Nachfrage eingestellt. So auch Familie Brodbeck in Stuttgart-MĂśhringen: „Die Leute haben entdeckt, dass Stachelbeeren sehr gesund sind.“ Und tatsächlich, die FrĂźchte gelten als blutbildend, entzĂźndungshemmend – und sie sind reich an Ballaststoffen. So enthalten sie viel Pektin, das darmreinigend und verdauungsfĂśrdernd wirkt. Durch den hohen Pektingehalt sind sie fĂźr Marmeladen und Gelees ideal und werden gern mit pektinarmem Obst wie Kirschen verarbeitet. Erstaunlich: Trotz ihres säuerlichen Geschmacks haben reife Stachelbeeren – nach Trauben – den hĂśchsten Zuckergehalt aller heimischen Beeren. Man kann sie daher auch als Muntermacher bezeichnen, denn sie liefern schnell Energie. Vielen sind die roten, mit weichem, sĂźĂ&#x;en Fleisch gefĂźllten Stachelbeeren am liebsten. Es gibt aber auch Puristen. So dichtete der Schriftsteller Gustav Falke im Jahr 1902: „Reif lieb ich dich nicht mehr, / doch hart und herbe / Weckst du den Wunsch: / wenn ich ein Kind noch wäre!“

Die Kreditklemme trifft vor allem den Mittelstand

Rezepte

Mal sĂźĂ&#x;, mal salzig ÂĄ Stachelbeerkuchen mit Baiser Zutaten fĂźr den Teig: 250 g Butter, 300 g Zucker, 2 Päckchen Vanillezucker, abgeriebene Schale von 1 Zitrone, 3 Eier, 4 Eigelb, 300 g Mehl, 2 Päckchen Puddingpulver mit Vanillegeschmack, 1 TL Backpulver, 100 ml Milch, 500 g Stachelbeeren. FĂźr den Baiserbelag: 4 EiweiĂ&#x;, 200 g Zucker, etwas Salz. Zubereitung: FĂźr den Teig Butter und Zucker, Vanillezucker und Zitronenschale cremig schlagen. Eier und Eigelbe nach und nach einzeln unterrĂźhren. Mehl mit Puddingpulver und Backpulver vermischen und in den Teig sieben. Dazwischen immer wieder etwas Milch unterziehen. Den glatten Teig auf ein gefettetes Blech streichen. Die Stachelbeeren darauf verteilen. FĂźr den Baiserbelag das EiweiĂ&#x; mit Salz steif schlagen, Zucker einrieseln lassen, und die Masse auf die FrĂźchte streichen. Bei 175 Grad im Backofen 35 bis 40 Minuten backen.

ÂĄ StachelbeersoĂ&#x;e zu Gegrilltem Zutaten: 100 ml GemĂźsebrĂźhe, 1 daumennagelgroĂ&#x;es StĂźck Ingwer, 250 g Stachelbeeren, Saft einer halben Zitrone, ½ TL abgeriebene Zitronenschale, 50 g Zucker, 1 gehäufter TL Senf, Salz, Pfeffer. Zubereitung: BrĂźhe, fein gehackten Ingwer, Stachelbeeren, Zitronensaft, Zitronenschale und Zucker in einem Topf erhitzen. Zugedeckt 20 Minuten kĂścheln. Masse pĂźrieren, mit Salz, Pfeffer und Senf wĂźrzen und kalt stellen. Passt wunderbar zu Gegrilltem, aber auch zu GeflĂźgel und Wild. ÂĄ Stachelbeermarmelade Zutaten: 500 g Stachelbeeren (grĂźn), 500 g Gelierzucker, Saft von ½ Zitrone, ein Stängel Minze oder Melisse (optional). Zubereitung: FrĂźchte mit Zucker und Saft in einem Topf zerdrĂźcken. Masse ca. 1 Stunde ziehen lassen. Aufkochen und ca. 4 Minuten kĂścheln lassen. Wer mĂśchte, kann die Kräuterstängel ca. 30 Sekunden mitkochen. Schaum abschĂśpfen. Marmelade noch heiĂ&#x; in bereitgestellte Gläser fĂźllen. Randvoll machen. Gläser verschlieĂ&#x;en und sofort auf den Kopf stellen. AbgekĂźhlte Gläser an einem dunklen Ort lagern. (ina)

Stadt und Land haben sich geeinigt: Es soll einen Neubau der John-Cranko-Ballettschule in der WerastraĂ&#x;e geben. Der Spatenstich soll 2011 erfolgen, 25 Millionen Euro sind dafĂźr veranschlagt.

„Banken unterstĂźtzen Verbraucher“

L-Bank-Chef Brand sagt, wie Firmen geholfen werden kann Zu strenge Auflagen fĂźr Banken verschär- Banken noch weniger Kredite vergeben kĂśnnen. Wenn ich zudem, wie von BrĂźssel geforfen eine Kreditklemme, warnt L-Bankdert, bei einer Kapitalhilfe des Staates eine sehr hohe Dividende zahlen muss, kann die Chef Christian Brand die Politik. „So schaffen wir es in Deutschland, zweimal Bank kein Eigenkapital bilden. Diese beiden Restriktionen fĂźhren dazu, dass sich auf die Nase zu fallen“, sagt der neue eine Kreditklemme verschärft. Präsident des Verbands Ă–ffentlicher BanHaben andere Länder auch diese Probleme? ken. Diesmal träfe es den Mittelstand. In anderen Ländern sind Banken zum grĂśĂ&#x;Von Sabine Marquard

Herr Brand, Unternehmen klagen mehr denn je Ăźber eine Kreditklemme. Sind denn Banken, nachdem sie vor der Finanzkrise zu sorglos waren, nun zu risikoscheu geworden?

Banken leben davon, Kredite zu vergeben. Wenn wir Anzeichen einer Kreditklemme sehen, hängt das damit zusammen, dass Banken nicht mehr die Eigenkapitalausstattung haben, um im groĂ&#x;en Umfang weitere Kredite vergeben zu kĂśnnen. Die Europäische Zentralbank stellt zwar groĂ&#x;zĂźgig Liquidität zur VerfĂźgung. Wir mĂźssen uns aber Ăźberlegen, wie dieses Geld beim Mittelstand ankommen kann. Die strengeren internationalen Eigenkapitalvorschriften bremsen die Banken in der Wirtschaftskrise. Denn danach mĂźssen Kredite, die man vergeben hat und die in der Bonität nachlassen, mit mehr Eigenkapital unterlegt werden. Weil Banken davon ausgehen, dass die Bonität ihrer Kunden noch schlechter wird, sind sie dementsprechend zurĂźckhaltend.

In der Politik ist die Sorge groĂ&#x;, dass Banken ohne staatliche Hilfen ab Herbst kaum noch in der Lage sein kĂśnnten, Kredite an Unternehmen zu vergeben. Ist das Ăźbertrieben?

Die Politik befindet sich in einem Dilemma: Sie mĂśchte den Banken nicht leichtsinnig Steuergelder geben. Es ist aber auch eine Verschwendung von Steuergeldern, wenn die Politik bei ihren RettungsmaĂ&#x;nahmen auf halbem Weg stehen bleibt. Entscheidend ist, dass Banken so gestellt werden, dass sie Kredite geben kĂśnnen. Wenn ich den Banken Auflagen mache, die zu weiteren EigenkapitalverkĂźrzungen fĂźhren, hilft das nicht. Konkret: Wenn ich Banken erlaube, strukturierte Wertpapiere in eine Bad Bank auszulagern, aber gleichzeitig fordere, ein gewisser Teil der anfallenden Verluste muss bei den Banken verbleiben, dann schmälert dieser Selbstbehalt das Eigenkapital der Banken. Das fĂźhrt dazu, dass die

ten Teil Aktiengesellschaften. Auch dort hat der Staat seine Hand Ăźber die Banken gehalten. Dadurch haben sich die Aktienkurse erholt, Investoren haben wieder Vertrauen zu Banken gefasst, und die Banken kĂśnnen neues Kapital aufnehmen. In Deutschland sind fast 75 Prozent aller Banken, die der Wirtschaft Kredite geben, nicht an der BĂśrse notiert. Sie kĂśnnen dementsprechend keine neuen Aktien ausgeben, um sich neues Kapital zu besorgen. Hier sind die Banken auf Hilfe durch den Staat angewiesen.

Deutsche Banken sind also im Nachteil?

Die deutschen Banken haben seinerzeit die amerikanischen Immobilien finanziert. Und die amerikanischen Banken haben kräftig auf diesem Weg verdient. Jetzt sind die US-Banken dabei, wieder erhebliche Gewinne einzufahren und ihre Eigenkapitalausstattung zu normalisieren. Das Nächste, was kommen wird: Diese Immobilienkredite werden zu Schleuderpreisen von internationalen Banken zurßckgekauft. Zu Schleuderpreisen deshalb, weil wir den deutschen Banken eine Schrumpfkur verordnen. So schaffen wir es in Deutschland, zweimal auf die Nase zu fallen. Erstens haben einige Banken ßbertrieben viel von den Papieren gekauft, und zweitens machen wir den Banken jetzt zu strenge Auflagen.

Wie kĂśnnte denn nun dem Mittelstand geholfen werden? Mein Vorschlag wäre, es groĂ&#x;en Unternehmen nachzumachen, die sich Ăźber Unternehmensanleihen Kredit beschaffen. Diese Unternehmensanleihen werden sehr stark nachgefragt, und die Unternehmen sind damit unabhängiger von ihren Banken. Dem Mittelstand sind solche Anleihen versperrt, denn bei nicht so bekannten Unternehmen erreicht so eine Anleihe nicht genĂźgend Volumen. Banken kĂśnnten nun Kredite an Mittelständler zu einem Wertpapier zusammenschnĂźren und verkaufen. Damit so ein Wert-

papier eine gute Bonität erhält, sollten sowohl die Geschäftsbanken als auch der Bund eine Garantie fĂźr einen ersthaftenden Teil des Kreditportfolios Ăźbernehmen. Es besteht groĂ&#x;es Interesse in der deutschen Wirtschaft, Papiere mit einem solchen Verlustpuffer zu kaufen. Mir erscheint es sinnvoller, hier die Hand Ăźber den Mittelstand zu halten, als weitere Liquidität den Banken zur VerfĂźgung zu stellen und zu hoffen, dass damit eine Kreditklemme vermieden wird.

Schenkt man den jßngsten Prognosen Glauben, geht es schon bald wieder aufwärts. Ist das dem Wahlkampf geschuldet?

Wer wĂźrde solche Papiere kaufen?

Niedersachsens Ministerpräsident sieht nach dem Porsche-Deal sein Land auf der Ăœberholspur und Baden-WĂźrttemberg auf dem Weg ins Museum. Teilen Sie die Ansicht?

Als L-Bank wßrde ich sofort zugreifen, wenn eine Anleihe mit Krediten badenwßrttembergischer mittelständischer Unternehmen auf den Markt käme, bei der Hausbanken und Bund etwa 30 Prozent des ersten Risikos ßbernehmen.

Was halten Sie von Vorschlägen, die Bundesbank sollte direkt Kredite vergeben?

Ich habe meine Zweifel, ob es klug ist, dass die Bundesbank die BonitätsprĂźfung von Unternehmen vornimmt und gewissermaĂ&#x;en als ultimativer Staatsfinanzierer in den Ring steigt. Ich bin nicht sicher, ob der Staat der bessere Banker ist.

Wir sehen bei unseren Kunden, dass sich in den letzten zwei, drei Monaten die UmsatzeinbrĂźche stabilisiert haben und partiell leichte Erholungen zu verzeichnen sind. Es ist denkbar, dass wir eine Art Bodenbildung gesehen haben. Aber keiner von uns weiĂ&#x;, wie die weitere Entwicklung sein wird.

Ich bin immer wieder tief bewegt von dem Unternehmergeist in Baden-WĂźrttemberg. Es sind nicht einzelne groĂ&#x;e Unternehmen, die dieses Land prägen, sondern es sind die Mentalität und der Erfindungsreichtum, die immer wieder neue Kräfte freisetzen. In der Breite ist Baden-WĂźrttemberg einmalig aufgestellt. Bei allem Respekt vor anderen Bundesländern: Wir in Baden-WĂźrttemberg sind in einer beneidenswerten Situation. Wir mĂźssen jedoch die Ă„rmel aufkrempeln und zusehen, dass wir das unbeirrt fortsetzen.

Mit Ihnen steht zum ersten Mal der Chef einer FĂśrderbank an der Spitze des Verbands Ă–ffentlicher Banken (VĂ–B), sonst waren es immer Landesbanker. Ă„ndert das etwas?

Zur Person

Christian Brand ÂĄ 1949 in Dortmund geboren ÂĄ 1977 geht er nach Banklehre und Wirtschaftsstudium zur WestLB ÂĄ 1983 Wechsel zur Orion Royal Bank, London ÂĄ 1986–1992 J. P. Morgan Securities, London, und J. P. Morgan, Frankfurt, dort zuletzt als Vice President, verantwortlich fĂźr Kapitalmarktprodukte ÂĄ 1992 Wechsel zur L-Bank als stellvertretender Vorstandschef ÂĄ seit 2001 Chef der landeseigenen L-Bank ÂĄ seit Ende Juni 2009 Präsident des Verbands Ă–ffentlicher Banken ÂĄ Brand ist verheiratet, hat eine Tochter und ist passionierter Jäger

Der VĂ–B zeichnet sich dadurch aus, dass er sich Sachverhalte fundiert ansieht und der Politik einen neutralen Rat gibt. Von daher macht es keinen Unterschied, wer an der Spitze steht. In diesen turbulenten Zeiten ist es mĂśglicherweise fĂźr den Vertreter einer FĂśrderbank leicht, unvoreingenommen das Richtige zu erarbeiten.

Welche Rolle werden kĂźnftig Landesbanken noch spielen, nachdem die BrĂźsseler WettbewerbshĂźter sie zurechtgestutzt haben?

Ich sehe einen Trend zurĂźck in die Region und zurĂźck zu den Landesbanken – weil Landesbanken in der Region verwurzelt sind, weil sie nicht weglaufen und Ansprechpartner fĂźr die Ăśrtliche Wirtschaft sind. Landesbanken haben einen hĂśheren Anteil am Finanzierungsvolumen des Mittelstands als die GroĂ&#x;banken. Wenn wir eine Kreditklemme befĂźrchten, mĂźssen wir Landesbanken stärken und nicht schwächen.

Lob von der Schufa: Mehr Kredite an Privatleute vergeben Von unserem Korrespondenten Rolf Obertreis, Frankfurt FRANKFURT. Der Vorstandsvorsitzende der Kredit-Schutzgemeinschaft Schufa, Rainer Neumann, lobt das Kreditverhalten der Banken gegenĂźber Privatkunden. „Die Banken unterstĂźtzen die Verbraucher. Sie haben im ersten Halbjahr mehr Kredite vergeben. Es gibt derzeit keine Kreditklemme bei Verbrauchern“, sagte Neumann. Die privaten Haushalte seien trotz der Krise konsumfreudig und hätten von Januar bis Juni 25 Prozent mehr Kredite nachgefragt als im Vorjahreszeitraum. Banken und Sparkassen kamen den WĂźnschen entgegen: Sie hätten 20 Prozent mehr Kredite vergeben. Zugleich sind die Kreditausfälle nach Angaben der Schufa nicht gestiegen, die Ăœberschuldung von Privathaushalten habe nicht zugenommen. Laut der Analyse der Schufa wurden im zweiten Quartal 4,1 Millionen neue Ratenkreditverträge abgeschlossen, gut 700 000 mehr als im Vorjahr.

Super-Schnäppchen – aber aus Versehen HAMBURG (AP). Der Versandhändler Otto entschuldigt sich mit 100-Euro-Gutscheinen bei Tausenden Kunden, nachdem durch einen Fehler teure Notebooks zu Schnäppchenpreisen im Internet angeboten worden waren. Während der mehrstĂźndigen Panne waren durch einen Eingabefehler Laptops, die regulär bis zu 1999 Euro kosten, fĂźr 29,99 und 49,99 Euro angeboten worden. Innerhalb weniger Stunden orderten 2565 Besteller 6534 Notebooks der Marken Apple, Acer, Fujitsu Siemens, Medion, HP und Sony. Laut Otto haben die Kunden keinen Anspruch auf die Lieferung der Schnäppchen-Laptops. Als Trostpflaster bekommt jeder Besteller einen Warengutschein Ăźber 100 Euro und ein persĂśnliches Entschuldigungsschreiben. AuĂ&#x;erdem werden 50 Apple-MacBooks verlost.

Ratenkredite

Rabattkarten-Branche muss um Partner kämpfen Immer mehr Verbraucher ziehen Stempelkarten den Bonusprogrammen vor – Tengelmann und Kaiser’s springen bei Happy Digits ab Von Sabine KlotzbĂźcher STUTTGART. Mit den Lebensmittelketten Kaiser’s und Tengelmann sind zum Ende des Juli zwei weitere starke Partner aus dem Bonuskartensystem Happy Digits ausgestiegen. Wichtig zunächst fĂźr die Kunden: Ihre bei den Handelsketten gesammelten Digits (Bonuspunkte) gehen nicht verloren, sie kĂśnnen sie bei den verbliebenen Partnern einlĂśsen. „Es verfällt nichts, nur wir schreiben ab August an unseren Kassen eben nichts mehr gut“, erklärte eine Sprecherin der Tengelmann-Gruppe. Härter dĂźrfte die Abkehr der Einzelhandelsketten fĂźr die Betreibergesellschaft Customer Advantage Program (CAP) sein. Denn Kundenbindungprogramme wie Happy Digits stehen und fallen mit den Vertragspartnern. Und dieses Jahr hat bereits die Deutsche Telekom die Bande gelockert, Ende Februar ist die Warenhauskette Karstadt dort ausgestiegen. Seither arbeitet CAP an der Neuausrichtung. Die KĂślner Betreiberfirma, die unter anderem auch Geschenkkarten vertreibt und rund 100 Mitarbeiter beschäftigt, war noch zu Jahresbeginn eine hundertprozentige Tochter des seit Anfang Juni insolventen Ar-

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Genuss

Nummer 151 • Samstag, 4. Juli 2009

BĂźcher

R n Kop

Schwer zu sagen. Anand wurde ja in der ersten Partie fĂśrmlich vernichtet. Manche glaubten damals, das Match sei dadurch bereits gelaufen. Tatsächlich kam Anand aber furios zurĂźck. Es steht nun 4:4, vielleicht kommt es zu einem Tiebreak aus vier Schnellpartien. Sportlich vielleicht so unbefriedigend wie ein ElfmeterschieĂ&#x;en im FuĂ&#x;ball, aber genauso spannend.

Formel-1-Star macht mangelnde Erfahrung fĂźr Fehlstart verantwortlich

Nein.

Da spielt das negative Image Topalovs wohl eine Rolle.

Biertrinkern droht Ungemach aus dem hohen Norden: Die schwedische Ratspräsidentschaft der EU will durch eine Verteuerung des Gerstensafts den Konsum in der EU eindämmen.

candor-Konzerns. Dieser hatte zum Januar die 51-prozentige Beteiligung der Deutschen Telekom an der Betreibergesellschaft Ăźbernommen. Nach Angaben einer CAPSprecherin wurde das Unternehmen zwischenzeitlich in den Karstadt-Quelle-Mitarbeitertrust (KQMT) ĂźberfĂźhrt, ein Treuhandmodell, das der Gesetzgeber laut Arcandor als geeignetes und insolvenzfestes Modell verankert habe.

Karteninhaber kĂśnnen die gewonnenen Punkte in Prämien oder in Warengutscheine einlĂśsen Die Telekom hatte den Ausstieg an ihrer CAP-Beteiligung seinerzeit damit begrĂźndet, man wolle sich stärker auf das Kerngeschäft konzentrieren. Dazu passe das Betreiben eines Bonusprogramms nicht. Doch bleibe das Unternehmen weiterhin in eingeschränktem Umfang Partner von Happy Digits. „Wir beteiligen uns bei bestimmten Anlässen weiter an Aktionen“, erklärte ein Sprecher unserer Zeitung. Happy Digits erreichte im vergangenen Jahr rund 21 Millionen Haushalte in Deutschland, MarktfĂźhrer

Nummer 108 ď‚• Mittwoch, 12. Mai 2010

Payback nach eigenen Angaben rund 60 Prozent der knapp 40 Millionen Haushalte. Seit einem Jahr ist auch das auf Baden-WĂźrttemberg focussierte SĂźdBest-Vorteilsprogramm mit derzeit 450 000 Karteninhabern Partner von Happy Digits. „Wir beobachten die Situation“, heiĂ&#x;t es dort. Vieles deutet darauf hin, dass sich die Branche im Umbruch befindet. Im Zuge der finanziellen Probleme bei Arcandor stieg deren Tochter Karstadt als Partner von Happy Digits Ende Februar aus. Seit 1. März wirbt die Warenhauskette mit einer eigenen Kundenkarte, der Karstadt Goldkarte. „Sie bietet schnellere, einfachere und direktere Einkaufsvorteile als die Happy-Digits-Karte“, lautet die BegrĂźndung. In festen Aktionszeiträumen bekommen die Inhaber Preisnachlässe bei ausgewählten Sortimenten. Dies soll sie motivieren, ihre Einkäufe gezielt und gebĂźndelt bei Karstadt zu tätigen. Diese Abkehr von Partnern kĂśnnte aber auch auf eine Neuorientierung des Marktes hindeuten. „Der groĂ&#x;e Hype bei Bonuskartensystemen ist vorbei“, sagt Kerstin Backofen von der Zeitschrift „Finanztest“. Was nicht weiter wundert. Schon vor Jahren hat „Finanztest“ errechnet, dass Payback und Co. auf längere Sicht den Kunden eine Er-

sparnis von hĂśchstens drei Prozent bringen. „Systeme, bei denen der Kunde sofort sieht, was er davon hat, sind da besser“, findet Backofen. Und die sehen Verbraucher eher etwa in Stempelkarten, wie sie Bäckereien anbieten: Nach dem zehnten Einkauf Ăźber fĂźnf Euro gibt es einen Laib Brot gratis. Ă„hnlich verfahren CafĂŠs oder Friseure. Besser als bei Payback und Co. fĂźhlen sich Kartenkunden auch in Kaufhäusern bedient. Zu bestimmten Anlässen, etwa im Advent oder zum Saisonende, bekommen sie dann auf bestimmte Artikel Nachlässe, bei Breuninger gibt’s noch einen Gutschein zum Geburtstag drauf, abhängig vom jährlichen Einkaufsbetrag. Bei Peek und Cloppenburg steigt der gewährte Rabatt mit der jährlichen eingekauften Summe. Bei Payback, Happy Digits und der Edeka-Deutschlandkarte dagegen gibt es Punkte, die ab einer gewissen Punktezahl in Prämien oder in Warengutscheine eingelĂśst werden. DafĂźr mĂźssen die Kunden viel einkaufen oder einen Teil aus eigener Tasche zuzahlen. Nicht eben motivierend ist die Produktauswahl. Manche fleiĂ&#x;igen Punktesammler haben eher den Eindruck, dass ihre Treue mit LadenhĂźtern oder Auslaufmodellen belohnt wird.

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Quelle: biallo.de

Oberliga: ASV Durlach - FV Illertissen (Mi 18.30), 1899 Hoffenheim II - Bahlinger SC (Mi 19), Normannia GmĂźnd - TSG Balingen, SV Bonlanden - TSV Crailsheim, TSG Weinheim - SGV Freiberg, FC Denzlingen - FC Astoria Walldorf, Kehler FV - VfL Kirchheim, SV Spielberg - FC Villingen (alle Do 15). Bezirksliga: Sportvg Feuerbach - SV GrĂźn-Weiss Sommerrain, SG Stuttgart West - ASV Botnang, SV Vaihingen - TSV Plattenhardt II, SV Hoffeld - TSVgg MĂźnster, SV Gablenberg - KV Plieningen, SV Sillenbuch - OFK Beograd Stuttgart, SG UntertĂźrkheim NK Croatia-Zagreb Stuttgart (alle Do 15), SV Bonlanden II - SpVgg MĂśhringen (Do 17).

HANDBALL Bundesliga: Rhein-Neckar LĂśwen - Frisch Auf GĂśppingen (Europahalle Karlsruhe/Mi 19).

LEICHTATHLETIK 25. BĂśnnigheimer Sportfest an Himmelfahrt (Do 11). www.lg-neckar-enz.de

SCHACH Stuttgarter Stadtmeisterschaft in Ditzingen (Do 10.30). www.stuttgarter-stadtmeisterschaft.de

TRIATHLON Waiblinger Triathlon an Himmelfahrt (Do 10). www.waiblinger-triathlon.de

RUGBY 2. Bundesliga Sßd: Stuttgart RC - Mßnchner RFC (Do 15). (Ohne Gewähr)

Stand 30.7.2009

Sport

Die Umstände des Vereinswechsels von Michal Stukan und Susanne Miscenko zum TSC Astoria Stuttgart wirbeln die Tanzszene auf. Beim Ex-Club TSZ Stuttgart-Feuerbach vermuten manche, dass Ăźble Machenschaften dahinterstecken. Von Martin Haar STUTTGART. Noch mehr als in anderen Sportarten liefern sich die Tänzer nicht nur einen Wettkampf um die beste sportliche Leistung, sondern auch um die kĂźnstlerische Darstellung. Problematisch dabei ist nur: In jedem Fall ist die Bewertung hĂśchst subjektiv. Geschmack lässt sich nicht messen. So gibt es nach Wettkämpfen mitunter Verzweiflung und Tränen, wenn die Bewertung vĂśllig danebenliegt. Bei Michal Stukan (22) und seiner Partnerin Susanne Miscenko (22) war das zuletzt oft der Fall. Eigentlich sollte es in ihrer Karriere stetig weiter nach oben gehen. Aber wohin die beiden auch kamen, bei welchem Turnier sie zuletzt auch tanzten: Es ging eher rĂźckwärts statt vorwärts. So etwas kann frustrieren. Frust ist das Thema. Den schieben sie auch im Tanzsport-Zentrum Stuttgart-Feuerbach, der frĂźheren sportlichen Heimat von Michal Stukan und Susanne Miscenko. Man kĂśnnte auch sagen: Die Tanzsportler aus Feuerbach sind stinksauer. Ein bisschen auf Stukan und Miscenko. Mehr noch auf die Nachbarn von Astoria Stuttgart. Denn der Club hat angeblich gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstoĂ&#x;en. Sie haben im Revier eines anderen Stuttgarter Clubs gewildert. Denn seit Mai tanzen Stukan und Miscenko zur Ehre der Astorier. Die bĂśsen Worte von Abwerbung, Unsportlichkeit bis hin zur Sauerei machen nun in Feuerbach die Runde. Etwas gewählter drĂźckt sich dagegen Clubchef Ralf Pickelmann aus: „Es ist natĂźrlich schade, dass uns so ein Top-Paar verlässt. Aber es ist doch komisch, dass beide zu einem Club wechseln, bei dem der Chef gleichzeitig Präsident des baden-wĂźrttembergischen Verbandes ist.“ Er meint Wilfried Scheible. Was in seinen Worten fehlt, ist der konkrete Vorwurf. Auch weil es wahrscheinlich zu verwegen ist, ihn Ăśffentlich auszusprechen. Es geht weniger um den Vereinswechsel als solchen. Es geht um die Motive dieser Wechselschritte. Und die vermeintlichen Versprechungen dabei. Jeder, der in Feuer-

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*bonitätsabhängiger Mittelwert Angaben ohne Gewähr

MerkwĂźrdige Wechselschritte

FUSSBALL

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Feuerbacher Tänzer sind ßber den Abgang von Michal Stukan und Susanne Miscenko zu Astoria Stuttgart verärgert

Sportprogramm

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In der Relegation ist SĂźdafrika Gegner der deutschen Tennisprofis LONDON (dpa). Nach einem GlĂźckslos haben die deutschen Tennis-Herren gute Chancen auf den Verbleib in der Daviscup-Weltgruppe. Das DTB-Team spielt gegen SĂźdafrika um den Klassenverbleib und hat dabei vom 17. bis 19. September auch noch den Heimvorteil auf seiner Seite. Dies ergab die Auslosung am Dienstag in London. „Es ist ein annehmbares Los, wobei natĂźrlich Ăźberwiegt, dass wir den Heimvorteil haben“, sagte Teamchef Patrik KĂźhnen. Die deutsche Tennismannschaft hatte den bislang letzten Vergleich gegen SĂźdafrika 2005 in Johannesburg mit 3:2 gewonnen.

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Heimspiel fĂźr das Daviscup-Team

Susanne Miscenko und Michal Stukan: Dissonanzen nach dem Vereinswechsel

Foto: privat

bach darĂźber spricht, blickt erst etwas furchtsam Ăźber die Schulter, sondiert die Umgebung, um einem dann das Ungeheuerliche zuzuraunen: Den beiden sollen angeblich der sportliche Aufstieg und gute Platzierungen bei Turnieren versprochen worden sein. Weil einem fantasielosen GemĂźt nicht sofort einleuchtet, was die Ankläger aus Feuerbach damit meinen, werden sie deutlicher: Astoria- und Verbandschef Wilfried Scheible kĂśnnte dem Aufstieg des talentierten Amateur-Tanzpaares den nĂśtigen Schwung geben. Tatsächlich landeten die beiden unter der Astoria-Flagge einen ersten Achtungserfolg. Sie belegten den dritten Platz beim Ranglistenturnier in den lateinamerikanischen Tänzen in Frankfurt bei „Hessen tanzt“. Tatsache ist auch, dass den beiden Tänzern bislang der Zutritt in den Bundes-B-Kader und das DTV-ChallengeTeam verwehrt blieb. Eine Berufung ist gleichbedeutend mit einer besseren FĂśrderung – finanziell und sportlich. In Feuerbach war man daher sehr gespannt, ob Stukan und Miscenko demnächst eine Einladung erhalten. Die Antwort kam schneller als gedacht. FĂźr den nächsten internationalen Auftritt am 12. Juni beim Europacup Latein in Szombathely/Ungarn wurden sie fĂźr den B-Kader des Deutschen Tanzsportverbandes (DTV) nominiert. Das Tanzpaar selbst wollte sich zu den Vorgängen und den GrĂźnden des Wechsels nicht äuĂ&#x;ern. „Astoria ist im Moment einfach der bessere Verein“, sagt Susanne Miscenko, „fĂźr den Wechsel gab es verschiedene GrĂźnde, die privat sind. Aber dazu wollen wir nichts sagen.“ Auch Astoria-Präsident Scheible hält sich bedeckt. „Warum das Paar zu uns gewechselt ist, kann ich nicht sagen, aber vielleicht liegt es am persĂśnlichen Verhältnis zu mir“, sagt Scheible und stellt klar: „Sie haben uns gefragt, ob sie kommen dĂźrfen, wir haben die beiden nicht abgeworben. Also warum sollten wir sie ablehnen?“ Ăœberhaupt: Scheible versteht die ganze Aufregung der Feuerbacher nicht und vermutet persĂśnliche Animositäten. FĂźr ihn steht fest: „Die beiden haben bei uns in keiner Weise bessere Chancen.“ Die wahren HintergrĂźnde dieses Vereinswechsels innerhalb Stuttgarts werden wohl nie ans Licht kommen. Aber eines zeigt diese Geschichte ganz deutlich: Selbst in der schĂśnen, von kĂźnstlerischer Darbietung geprägten Welt wird hinter den Kulissen mit harten Bandagen gekämpft.

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Im Volksmund heiĂ&#x;en die FrĂźchtchen auch Stachelschnauzer Volff/Fotolia

Albforelle trifft toskanische Oliven Serie Besser essen: Im Gasthof FriedrichshĂśhle in Hayingen werden die Gäste mit Frische, Leichtigkeit und Aromen verwĂśhnt Von Andrea Weller Der Besuch des Landgasthofs FriedrichshĂśhle auf der Schwäbischen Alb in Hayingen-Wimsen ist bei schĂśnem Wetter mindestens einen Halbtagsausflug wert. Die Fahrt von Stuttgart aus dauert knapp eineinhalb Stunden. Klug ist, wer die Autobahn meidet und auf der B 27/B 312 durch Reutlingen und unterhalb der Burg Lichtenstein vorbei durch allerlei DĂśrfer den Albtrauf hinauffährt. In Zwiefalten mit seinem bombastischen spätbarocken MĂźnster hat man es dann beinahe geschafft. Die FriedrichshĂśhle besteht aus einem Ensemble sehenswerter Einzelkomponenten: Der Landgasthof besticht mit geschmackvoll-rustikaler Gaststube (65 Plätze) und groĂ&#x;er AuĂ&#x;enterrasse (140 Plätze), die an das Ufer der jungen Aach grenzt. Man sitzt im Sommer unter weiĂ&#x;en Sonnenschirmen, direkt am leise plätschernden und unglaublich grĂźn schimmernden Wasser.

Dass sich der abgelegene Landgasthof (wir haben keinen Netzempfang, ein ungewohntes GefĂźhl) zu einem beliebten Ausflugsziel fĂźr Menschen mit kulinarischem und kulturellem Anspruch entwickelt hat, ist Stefanie und Daniel Tress zu verdanken. Daniel Tress, 29, Hotelbetriebswirt und gelernter Koch (er war unter anderem auf der WielandshĂśhe bei Vincent Klink), hat mit seiner Frau Stefanie, 31, die FriedrichshĂśhle 2006 von ihrem Besitzer Baron St. AndrĂŠ gepachtet. Die Familie Tress, seit fĂźnf Generationen in der Gastronomie, ist auĂ&#x;erdem noch im Eventbereich tätig, etwa im nahe gelegenen Schloss Ehrenfels. Mit Bruder Simon betreibt Daniel Tress zudem die Rose-Biomanufaktur in Hayingen-Ehestetten, zu der auch Baden-WĂźrt-

tembergs erstes Biohotel mit Biorestaurant gehĂśrt. Den Grundstein dazu hatte GroĂ&#x;vater Johannes Tress gelegt, der nach dem Krieg seinen Bauernhof bereits 1950 auf die strengen Demeter-Richtlinien umgestellt hatte. Zwei weitere Tress-BrĂźder sind zwar fachfremd, „an Wochenenden, wenn viel los ist, packen sie aber in der FriedrichshĂśhle mit an“, sagt Daniel Tress. „Es hilft natĂźrlich ungemein, wenn man eine groĂ&#x;e Familie im RĂźcken hat.“ Die Tress’sche Philosophie – „Im Mittelpunkt steht bei uns der Mensch, und das Leben ist die Summe unserer Begegnungen“ – setzt auch Daniel Tress konsequent in der FriedrichhĂśhle um: „Wir mĂśchten unseren Gästen mehr als das typische Schni-Po-Sa bieten.“ (Schni-Po-Sa steht

Wanderer, Motorradfahrer und Biker finden auch ordentlich Fleischiges auf der Karte Direkt daneben befindet sich die Wimsener MĂźhle, ein Kulturdenkmal, in dem Musik- und andere Kunst- und Kulturveranstaltungen stattfinden – unlängst gastierte hier Chris Jagger, Bruder von Mick Jagger. Im August gibt es donnerstags ab 17 Uhr Terrassenmusik: Jazz, Swing, Blues. Auf der anderen Seite des Gasthofs, kaum 100 Meter entfernt, ist der Eingang zur Wimsener HĂśhle, die auch FriedrichshĂśhle genannt und als „einzige aktive WasserhĂśhle Deutschlands“ beworben wird. Dort kann man rund 70 Meter mit einem Boot in den immer enger werdenden HĂśhlengang hineingleiten, wobei man sich ducken und den Kopf einziehen muss – vor allem fĂźr Kinder ein Erlebnis.

Direkt am Ufer der Aach lässt es sich gut tafeln – der Landgasthof FriedrichshĂśhle liegt inmitten einer idyllischen Postkartenlandschaft Foto: Johannes SĂźss

fĂźr Schnitzel-Pommes-Salat, d. Red.). Das Speisenangebot ist Ăźberschaubar, die Zutaten teils bio, teils konventionell-regional – und immer frisch. Die Forellen kommen aus einer Naturzucht in Zwiefalten, das Lammfleisch aus MĂźnsingen von Schäfer Gerhard Stotz. Die Rezepturen des Kuchensortiments sind „oma-like“ (Tress) gehalten, die PrachtstĂźcke werden von Bäcker Beck aus BĂśhringen geliefert. Erklären kann man das, was Daniel Tress mit seinem ambitionierten Angebot am Herzen liegt, am besten anhand einiger Beispiele. Der „vitale Salatteller“ fĂźr 3,90 Euro etwa besteht aus Selleriesalat mit Ananas, Kraut-Karotten-Salat, fein gehobelter roher Rote Beete, das Ganze garniert mit Sprossen, Tomatenvierteln, Blattsalaten und Kräuterdressing. Schmeckt sommerlich leicht. Teuerste Hauptspeise sind die „gebratenen Forellenfilets Toskana“ mit in Knoblauch-OlivenĂśl geschmolzenen Tomaten und Olivenciabatta fĂźr 13,90 Euro. Wer erwartet ein so mediterranes und aromatisches Gericht in einem hauptsächlich von AusflĂźglern besuchten Lokal? Oder den Eisgugelhupf vom Bauer Bachmann aus dem Lautertal mit lauwarmen WaldfrĂźchten fĂźr 4,90 Euro – zarter Schmelz, der locker zwei Personen glĂźcklich macht? Die Wanderer, Motorradfahrer und Biker, die hier gern in Gruppen Rast machen, finden aber auch ordentlich Fleischiges („Wanderteller“) auf der Karte. Nach dem Essen ist ein Verdauungsspaziergang entlang der Aach nach Zwiefalten zu empfehlen. Dreieinhalb Kilometer lang ist der Weg von der FriedrichshĂśhle, das erste StĂźck windet sich durchs Tal entlang des gurgelnden FlĂźsschens. Bis zur HolzbrĂźcke sollte man mindestens gehen – eine Postkartenlandschaft. Gasthof FriedrichshĂśhle, Wimsen 1, 72534 Hayingen, 0 73 73 / 91 52 60 www.wimsen.de. Ă–ffnungszeiten: Von April bis November montags bis freitags von 11.30 bis 19.30 Uhr durchgehend, samstags und sonntags bis 20.30 Uhr. Im Winter nur an Samstagen und Sonntagen von 10 bis 17 Uhr

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K nde Essen s e g

Da gilt Anand als klarer Favorit.

Schweden hat es auf Biertrinker abgesehen

Von JĂźrgen Kemmner

Erleben wir einen Kampf „von gestern“, weil der kĂźnftige Stern am Schachhimmel gar nicht am Brett sitzt?

Wird Schach je zu einem Publikumssport?

Das ist heikel. Er ist sicher der weltbeste Schnellschach-Spieler. Er kann sehr fix Varianten berechnen. NatĂźrlich wĂźrde er Topalov in zehn Schnellschach-Partien schlagen, etwa mit 5,5:4,5. Aber in welcher Reihenfolge? Er kĂśnnte die ersten vier verlieren. Dann wäre er den Titel los. Zudem verändert der Druck eines WM-Matches alles. Ich mĂśchte da kein Buchmacher sein, der die Quoten festlegt. Ohnehin lag das deutsche Schachvolk – denke ich – ein wenig falsch. In Umfragen sahen bis zu 75 Prozent der Befragten Anand vorn. Die Spieler sind viel enger beieinander.

¿14 ¡ Wirtschaft

STUTTGART. FĂźr Michael Schumacher soll der Europa-Auftakt der Formel 1 in Barcelona am Sonntag (14 Uhr/RTL) ein Neuanfang werden. „Wir werden einen grĂśĂ&#x;eren Schritt nach vorne machen“, versprach der Mercedes-Pilot den Fans – nach vier Ăœberseerennen liegt der 41 Jahre alte Rekordchampion mit zehn Punkten weit hinter den Erwartungen der Anhänger und auch einiger Experten. „Ich hoffe, in Barcelona besser abzuschneiden als in China. Das Positive ist, dass ich extrem motiviert bin“, sagte der Kerpener, „ich bin bereit fĂźr diese Herausforderung.“ Worin diese Herausforderung liegt, verriet er in einem Interview. „Die schmaleren Vorderreifen, die Reifen fĂźr trockene Pisten und die Regenreifen kannte ich aus meiner Vergangenheit nicht. Jeder Fahrer muss lernen, wie sie sich unter den sich verändernden Bedingungen verhalten. Da haben die Kollegen einen Vorsprung“, sagte Schumacher. Der Mercedes-Pilot erklärte, dass er im Freitag-Training nicht vorhersehen kĂśnne, wie sich der Reifen im Rennen entwickeln wird: „FrĂźher war es fĂźr mich selbstverständlich, vorausplanen zu kĂśnnen, eine Ahnung zu haben, wie das Feintuning auszusehen hat. Da habe ich noch ein Manko.“ Nach drei Jahren Abstinenz von der KĂśnigsklasse sieht Schumacher Bereiche, in denen er ganz am Anfang steht, wo er dazulernen muss, weil die nĂśtige Erfahrung fehlt. In Barcelona erhält er einen umgebauten Mercedes – auĂ&#x;er einem neuen Aerodynamik-Paket und Ă„nderungen an der Verkleidung hat der Silberpfeil einen verlängerten Radstand. Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug ist „ßberzeugt, dass der weniger gute Lauf von Michael beendet ist“.

treten, dass er das wohl wirklich geglaubt hat. Das hat ihm geschadet. Kramnik hat das eine ganze Weile negativ beeindruckt. Schach ist Boxen auf intellektueller Ebene. Da spielt die Psyche eben auch eine groĂ&#x;e Rolle.

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Nummer 174 • Freitag, 31. Juli 2009

Foto: dpa

JĂśrg Hickl

Wirtschaft

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Schumacher kennt sein Problem: Die Reifen

Foto: dpa

Von Norbert Wallet

Zur Person

Foto: imago

Ohne intensive Vorbereitung mit Hilfe des Computers geht bei der Schach-WM gar nichts. GroĂ&#x;meister Hickl bedauert das – und lobt dennoch das hohe Niveau der Weltmeisterschaft. Die ist so spannend, dass das Match in die Verlängerung gehen kĂśnnte.

Foto: Baumann

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Nummer 196 • Mittwoch, 26. August 2009

Fettes Essen schwächt Ausdauer und Gedächtnis

Cut-outs

Medizin

Wunsch nach dem makellosen Teint Das Leistungsspektrum bei Hautärzten ist riesengroß geworden: Falten glätten, Haare, Altersflecken oder Besenreiser entfernen

Hoher Fettgehalt wirkt sich bei Ratten nach wenigen Tagen negativ aus

spritzt werden. Soll ein Laser die Fältchen Vor 20 Jahren ging man zum Hautarzt, verschwinden lassen, ist für das ganze Geum Warzen loszuwerden oder einen Aus- sicht eine Behandlung für 2500 Euro fällig (Skin-Resurfacing); die Behandlung mit eischlag. Das ist immer noch so – doch nem fraktionierten CO2-Laser kostet ca. 500 inzwischen verhelfen Dermatologen Euro, zwei bis drei Sitzungen sind nötig. dank High-Tech-Methoden zu einem Altersflecken: Gegen kleine Pigmentflecken perfekten Teint und einer ästhetischen oder Muttermale sowie Blutschwämmchen Gesamterscheinung. Vorausgesetzt, man im Gesicht wird ein Laser eingesetzt. Koskann und will sich das leisten. tenpunkt für das Entfernen ca. 100 Euro pro

Die langfristigen Folgen einer fettreichen Ernährung sind ein erhöhtes Risiko von Fettleibigkeit, Diabetes und Herzkrankheiten. Fettes Essen könnte sich aber auch kurzfristig bereits schädlich auf die Gesundheit auswirken, schließen britische Forscher aus Tierversuchen. Nahrung mit hohem Fettgehalt schwächte die körperliche Ausdauer von Ratten schon nach fünf Tagen und beeinträchtigte gleichzeitig ihre Gedächtnisleistung. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, inwieweit diese Resultate auf den Menschen übertragbar sind, schreiben die Wissenschaftler im „FASEB Journal“. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass bereits eine kurzzeitige fettreiche Ernährung Genaktivitäten, Stoffwechsel und körperliche Leistung stark beeinflussen kann“, sagt Kieran Clarke, Leiter der Forschergruppe an der Oxford University. Die Wissenschaftler führten Versuche mit Ratten durch, die zunächst eine Standardnahrung mit einem sehr geringen Fettgehalt von 7,5 Prozent erhielten. Durch Tests im Laufrad ermittelten sie die Ausdauer der Nager, mit Labyrinthversuchen deren Gedächtnisleistung. Die Hälfte der Ratten wurde dann auf eine Ernährungsweise umgestellt, bei der 55 Prozent der Kalorien als Fett vorlagen. Auf den Menschen übertragen, entspräche das etwa der Umstellung eines Müsli-Essers auf Fast-Food-Kost. Schon am fünften Tag nach der Umstellung sank die Ausdauer der Tiere im Laufrad verglichen mit der Kontrollgruppe um rund 30 Prozent und nahm bis zum neunten Tag noch weiter ab. Auch das Gedächtnis verschlechterte sich durch die fettreiche Nahrung in diesem Zeitraum, wie die höheren Fehlerquoten im Labyrinth zeigten. Weitere Untersuchungen ergaben, dass der Ernährungswechsel die Effizienz der Energieerzeugung in den Muskeln verringerte. Als Reaktion darauf vergrößerte sich bei den Tieren das Herz, um den erhöhten Sauerstoffbedarf decken zu können. (wsa)

Von Andrea Weller Die Fotos von Stars und Sternchen in den einschlägigen Hochglanzmagazinen machen oft ein bisschen neidisch: Wie kann man nur einen solchen Schneewittchenteint haben? Das flächenmäßig größte, schwerste und von seinen Funktionen her vielseitigste menschliche Organ ist einerseits zwar unglaublich strapazierfähig. Andererseits ist das Wunderwerk Haut mit einer Gesamtfläche von bis zu zwei Quadratmetern aber auch störanfällig durch den normalen Alterungsprozess, durch Erkrankungen oder äußere Einflüsse – und kann dann sehr unansehnlich werden. Der Wunsch nach makelloser Pfirsichhaut ist indessen groß wie nie. Viele Hautarztpraxen und Hautkliniken haben schon lange diesen Trend erkannt und kurieren nicht nur, sondern verschönern auch ihre Patienten. Der Stuttgarter Hautarzt Dr. Heiko Grimme, Mitglied im Berufsverband Deutscher Dermatologen, schätzt, dass die Leistungen im Bereich der ästhetischen Dermatologie in den Praxen mittlerweile bis zu 40 Prozent ausmachen können. „Begonnen hat diese Entwicklung mit dem Siegeszug des Lasers“, erläutert Grimme, „man hat immer neue Anwendungen gefunden.“ Dr. Ralf Merkert, Erster Oberarzt an der Klinik für Ästhetische Chirurgie, Phlebologie und Dermatologie an der Hautklinik Bad Cannstatt, bestätigt, dass die Nachfrage der Patienten vor allem nach nichtinvasiven Möglichkeiten zur Verschönerung „massiv zugenommen“ habe. Auch wenn diese sanften Therapiemethoden ohne Skalpell auskommen, sollte man sich aber nur in die Hände von Ärzten mit entsprechender Zusatzausbildung begeben. Mittlerweile gibt es für (fast) jedes Hautproblem mindestens eine Lösung. Besonders nachgefragt, so Grimme, seien Haaroder Altersfleckenentfernung, die Behandlung störender Äderchen im Gesicht (Couperose) oder an den Beinen (Besenreiser) und das Faltenglätten. Wermutstropfen: Wer schön sein will, muss alles selbst bezahlen – und da können schnell einige Hundert Euro zusammenkommen. Das Ergebnis hält nicht ewig, die Behandlungen müssen nach einer gewissen Zeit wiederholt werden. Hier einige Beispiele mit Durchschnittswerten (die variieren können) zu den Kosten:

Homöopathie immer beliebter Bei Erkältungen, Magenbeschwerden oder Kopfschmerzen greifen laut einer Studie immer mehr Deutsche zu homöopathischen Arzneimitteln. Das geht aus einer repräsentativen Befragung des Instituts für Demoskopie Allensbach hervor. In der vom Bundesverband der Arzneimittelhersteller in Auftrag gegebenen Untersuchung wurden die Bekanntheit, die Verwendung und das Image von Homöopathika untersucht. Fast alle Deutschen (92 Prozent) kennen die auf pflanzlicher Herkunft basierenden Arzneimittel. Noch vor rund 30 Jahren hätten nur 76 Prozent den Begriff zuordnen können. (dpa)

Haarentfernung: Störende Härchen in der

Ein ebenmäßiger Teint ist in erster Linie Vererbungssache – durch richtige Pflege und eine gesunde Lebensweise kann man aber viel für seine Haut tun Foto: Fotolia/Giorgio Gruizza

Bluttest gibt Arthrose-Risiko an Mit einem einfachen Bluttest kann künftig das Risiko einer Hüft- und Kniegelenkarthrose vorausgesagt werden. Der Schlüssel liegt in einem bestimmten Eiweiß, das mit der Gefäßverkalkung im Zusammenhang steht, wie Forscher des Universitätsklinikums Erlangen und der Medizinischen Universität Innsbruck erläutern. Bei einer Studie erkrankten Patienten mit einem hohen Spiegel des Eiweißes VCAM1 unabhängig von Alter und Körpergewicht vier- bis fünfmal häufiger an einer Knie- und Hüftgelenkarthrose als Patienten mit einem niedrigen VCAM1-Spiegel. (AP)

Spezielles Cholesterin gilt als gefährlich Dass ein hoher Cholesterinspiegel das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall steigert, ist allgemein bekannt. In schlechtem Ruf steht vor allem das LDL-Cholesterin. Chinesische Forscher haben nun eine Variante des Blutfetts ausgemacht, die offenbar noch gefährlicher ist. Dieses Oxycholesterin tritt vor allem in gebratenen und industriell gefertigten Lebensmitteln wie etwa Fast-Food-Produkten auf. Es treibt die Blutfettwerte stärker in die Höhe als nicht oxidiertes Cholesterin. Zudem lagert sich die Substanz in den Blutgefäßen stärker ab und beeinträchtigt die Elastizität von Venen und Arterien. (AP)

Medizin im TV

Mein Bypass aus Bangkok Immer mehr Patienten aus Europa und Amerika fliegen für Schnäppchenbehandlungen nach Fernost. Besonders gefragt sind Bypässe und künstliche Hüftgelenke. ¡ Dienstag, 1. 9., Arte, 21.50 Uhr

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Bikinizone mittels Laser entfernen zu lassen kostet ca. 100 Euro pro Sitzung. Notwendig sind fünf bis acht Behandlungen.

Faltenglätten: Für die Faltenunterspritzung

eines Gesichtsbereichs (mit Hyaloronsäure) muss man rund 400 Euro rechnen; ein bis zwei Behandlungen pro Jahr sind für ein gleichbleibendes Ergebnis nötig. Möglich ist auch eine Behandlung mit Botoxspritzen. Pro Gesichtsregion kostet das rund 300 Euro, nach sechs Monaten muss erneut ge-

Fleck, eine Sitzung reicht dafür aus.

Tätowierungen: Wer ein missglücktes Tat-

too wieder loswerden möchte, muss tief in die Tasche greifen. Für eine Entfernung mit dem Laser werden mehrere Sitzungen veranschlagt, eine Behandlung kostet – je nach Größe und Beschaffenheit des Tattoos – rund 75 bis 200 Euro. Wer angesichts dieser Preise denkt, der Boom in der ästhetischen Dermatologie sei nicht mehr als eine (Werbe-)Behauptung und nur von einem kleinen Bevölkerungskreis ausgelöst, der irrt. Ralf Merkert: „Wir haben hier an der Hautklinik Bad Cannstatt rund 3000 bis 5000 Patienten pro Jahr in diesem Bereich, die auch aus der Schweiz, aus Spanien oder Italien zu uns kommen.“ Allerdings bietet die Hautklinik auch „blutige“ Eingriffe wie Fettabsaugen oder das Absaugen von Schweißdrüsen an. Die meisten Patienten in der ästhetischen Dermatologie sind Frauen, doch die Männer, deren Anteil laut Dr. Grimme bei mittlerweile rund 20 Prozent liegt und die sich vor allem für Botox-Behandlungen interessieren, holen auf. Auch die Altersstruktur der Schönheitshungrigen ist breit gefächert – manchmal zu breit. „Eine 18-Jährige, die nach Botox gegen ihre Falten gefragt hat, haben wir wieder weggeschickt“, sagt Heiko Grimme. Doch er berichtet auch von einer 91-jährigen Frau, die sich unlängst in seiner Praxis einer großen Laser-Gesichtsbehandlung unterzogen hat. Diese beiden Beispiele markieren Extreme. Dass aber jemand mit Ende 20 damit beginne, etwas gegen die ersten Falten zu unternehmen, sei inzwischen keine Seltenheit, sagt Ralf Merkert. Kann man also nicht einfach in Würde altern – ohne Laser und Co? Doch, man kann. Ohnehin sind Hautbeschaffenheit, Geschwindigkeit und Ausmaß der Hautalterung vorwiegend eine Sache der Gene, so Grimme. Ob man einen Vorzeigeteint hat oder nicht, wird einem also in die Wiege gelegt. Darüber hinaus kann man seiner Haut aber selbst – und kostengünstig! – dabei helfen, schön, gesund und glatt zu bleiben.

Hintergrund

Tipps für eine Pfirsichhaut ¡ Ganz wichtig ist ein sinnvoller Umgang mit der Sonne, sagt Hautarzt Heiko Grimme – also nicht zu lange und nicht bei intensiver UV-Strahlung sonnenbaden ¡ Aufs Rauchen verzichten – hemmt die Durchblutung und macht vorzeitig faltig! ¡ Regelmäßig die Haut mit geeigneten Gesichtspflegeprodukten verwöhnen ¡ Ein gesunder Lebenswandel hält nicht nur die Haut jung – viel trinken, ausreichend schlafen, sich vernünftig ernähren (we)

Zwiebelsaft und Quarkwickel machen gesund Bei einer Erkältung und kleinen Wehwehchen helfen Heilmittel aus der Küche – Bei längeren Beschwerden zum Arzt gehen Von Nina C. Zimmermann Leichter Husten, etwas erhöhte Temperatur oder ein Anflug von Kratzen im Hals: Nicht jedes kleine Wehwehchen muss gleich vom Arzt behandelt werden. Viele Menschen schwören in solchen Fällen auf Heilmittel aus der Küche. Großer Vorteil: Quark und Zwiebeln finden sich in fast jedem Haushalt. „Sie sind einfach, preiswert und in der Regel völlig nebenwirkungsfrei“, sagt Helmut Haala, praktischer Arzt in Stockelsdorf in Schleswig-Holstein. Richtig angewendet, wirkten diese altbekannten Hausmittel als Wickel oder Säfte zuverlässig. Verbessert sich der Zustand dadurch nicht oder verschlechtert er sich gar, sollten Betroffene aber unbedingt einen Arzt aufsuchen.

tung Warentest in Berlin. Nach 20 bis 30 Minuten werden sie wieder abgenommen. Haala weist allerdings darauf hin, dass Mediziner mittlerweile grundsätzlich davon abraten, Wadenwickel bei Fieber zu verwenden. Ab einer Temperatur von 38,5 Grad Celsius könnten sie mehr schaden als nutzen. Denn durch das Herunterkühlen müsse sich der Körper noch mehr anstrengen, um seine Kerntemperatur zu erhalten – mit der Folge, dass die Temperatur noch weiter steigt, erläutert das Vorstandsmitglied des Zentralverbandes der Ärzte für Naturheilverfahren (ZAEN). Auch Quark ist ein bewährtes Mittel für kalte Umschläge bei entzündeten

Nebenhöhlen oder Gelenken. „Als Eiweißträger zieht er Wärme zum Beispiel aus einem geschwollenen Knie“, erläutert Haala. Das Milchprodukt kommt direkt auf die Haut und wird gut auf der erkrankten Stelle verteilt. Umwickelt etwa mit Frischhaltefolie, bleibt der Quark dort, bis er trocken und krümelig ist. Heilpraktiker Schmidt rät, den Quark vorher zu salzen, um auch Wasser aus dem Gewebe zu ziehen. Stiftung Warentest empfiehlt Quarkumschläge darüber hinaus bei Halsschmerzen.

Warme Umschläge: Die einfachste Variante sind Körnerkissen. „Bei Verspannungen

Heißer Trank: Bei einer Erkältung empfiehlt

Kalte Auflagen: „Früher hat man bei einer

Beule einen Löffel aus der Schublade geholt und draufgedrückt – schon war sie weg“, sagt Franz Dieter Schmidt vom Fachverband Deutscher Heilpraktiker (FDH) in Bonn. Heute leisten sogenannte Coolpacks oder in Stoff geschlagene Eiswürfel ähnliche Dienste. Oft reichen dem FDH-Vizepräsidenten zufolge aber auch schon kalte, feuchte Tücher, um Schwellungen und Stauchungen zu behandeln. Der Stoff sollte bei Wickeln – auch bei warmen – immer aus Leinen sein, damit die Wirkung direkt auf die Haut geht. „Bei Baumwolle bleibt sie im Material hängen.“ Zum Abdecken kann ein Molton- oder Wolltuch verwendet werden. Bei leichtem Fieber verschafft ein feuchtkalter Lappen auf der Stirn Linderung. Auch kalte Wadenwickel – sofern die Füße warm sind – gelten als Hausmittel bei erhöhter Temperatur. Dafür werden Tücher mit kühlem (Essig-)Wasser getränkt und um Wade und Oberschenkel gelegt, rät die Stif-

oder Sehnenzerrungen nach dem Joggen wärmt man sie einfach in der Mikrowelle und legt sie auf die betreffende Stelle“, sagt Schmidt. Feuchtwarme Tücher dagegen lassen sich bei Erkältungen nutzen, zum Beispiel als Wickel um den schmerzenden Hals. Bei Mandelentzündungen oder einem Husten helfen warme Kartoffelauflagen: Um den Kartoffelumschlag herzustellen, wird ein halbes Pfund Knollen geschält, gekocht und zu einem heißen Brei gestampft, rät das Online-Portal Naturheilmagazin.de mit Sitz in Hemmingen bei Stuttgart. Der Brei kommt dick auf ein trockenes Leinentuch und bleibt auf Brust oder Hals, bis er abgekühlt ist. Dabei sollte man nur aufpassen, dass man sich nicht verbrennt. der Allgemeinmediziner Haala zur Stärkung der Abwehrkräfte heißen Holundersaft. Heißer Zitronensaft reinigt „die Schleimstraßen“, heiße Milch mit Honig beruhigt trockenen Husten. Bei Halsschmerzen haben sich laut Stiftung Warentest Salbei-, Kamillen- und Lindenblütentee bewährt, zum Gurgeln bieten sich Salz- oder Zitronenwasser sowie Salbei- und Kamillentee an. Das Wasser für Kopfdampfbäder mit Kamille, Heublumen, Salbei oder Thymian sollte nicht heißer als 50 Grad Celsius sein.

Kalter Saft: Die ätherischen Öle der Zwiebel

Quark ist ein bewährtes Mittel gegen entzündete Gelenke

Breaking up the layout: cut-outs A normal photo becomes a cut-out by removing the background and leaving the main motif. The result is a close merging of photo and text in the page layout. If the background text flows around the photo easily, the effect is three-dimensional. In the examples shown here one can see that a lot of white space has been left around the cut-outs. The

Foto: Fotolia/Philipp Meyer

wirken laut Naturheilmagazin.de antibakteriell und desinfizierend. Bei Erkältungen ist zum Beispiel die mehrmals tägliche Einnahme von einem Esslöffel Zwiebelsirup hilfreich. Dazu werden zwei große Zwiebeln in dünne Scheiben geschnitten und mit drei Esslöffeln Honig vermischt. Diese Kombination muss 24 Stunden ziehen, mehrfach umgerührt und gekühlt aufbewahrt werden.

effect is to break up the page as well as possible. Cut-outs are not suited to every section of the paper. They are used primarily in the Culture section, on Service and Advice pages and in the Week-End section. In the Stuttgarter Nachrichten they appear on Page Three and in Business and Sport.


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Cut-outs

Office for Newspaper Design

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Mein lieber Herr Gesangverein!

Die Stuttgarter Philharmoniker in der Großen Reihe in der Liederhalle

„Vom Minnesang zur Popakademie“ und „Freud und Leid in Dur und Moll“ heißen zwei Museumsprojekte in Karlsruhe und Stuttgart, die seit gestern zu besichtigen sind. Die Große Landesausstellung widmet sich dem Thema Musik – mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Von Hermann Wilske

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Fit & Schön

Nummer 170 • Montag, 27. Juli 2009

Kosmetik-Abc

Adenosine dienen der Hautglättung

Sommerteint durch einen Sprühregen Bräunungsduschen und Airbrush-Tans funktionieren ganz ohne UV-Strahlen – ein Selbstversuch Bräunungsduschen funktionieren nach dem Prinzip von Selbstbräunern und zaubern Farbe auf die Haut – ganz ohne UV-Strahlen. Sehr lang hält das Ergebnis allerdings nicht.

Was ist drin in Creme, Lotion, Deodorant, Duschgel, Wimperntusche und Lippenstift? Diese Serie stellt kosmetische Wirk- und Hilfsstoffe vor. Von Julia Förch

Von Tanja Capuana

Taucht bei den Inhaltsstoffen eines Kosmetikprodukts, also auf der sogenannten Inci-Liste, der Begriff Adenosine auf, sind damit – auch medizinisch gegen Herzkrankheiten genutzte – organische, besonders energiereiche Moleküle gemeint. Diese biochemischen Wirkstoffe, teilweise aufgeführt mit den Ergänzungen Cyclic Phosphate und Triphosphorate, gelten als gut verträglich und werden zur Pflege von Haut und Haar verwendet. Insbesondere Adenosine Triphosphat (abgekürzt mit ATP) wird auch in Kosmetika verwendet. ATP ist eine energiereiche Phosphatverbindung, die in allen Muskelzellen vorhanden ist und die wichtigste Energiequelle bei Muskelbewegungen darstellt. Die Internetplattform www.kosmetikanalyse.com zitiert diesbezüglich aus dem „Kosmetik Lexikon“: „Eiweißstoffe sind ein wesentlicher Bestandteil der Haut, der Haare, der Nägel, der Muskeln und der Sehnen. Sie sind aus verschiedenen Einzelbausteinen, den Aminosäuren, aufgebaut.“ Wasserlöslich gemacht, sind Adenosine auch für die Kosmetik einsetzbar. „Eiweißstoffe sind hautverträglich und verbessern in vielen Fällen die Verträglichkeit anderer aggressiver Substanzen, so zum Beispiel die der Waschgrundstoffe.“ Adenosine helfen anderen Wirkstoffen aber nicht nur dabei, aktiv zu werden, sie bilden zudem einen Film auf der Haut und den Haaren, wodurch ein Gefühl von Glätte entsteht. Zudem verbessern sie die Kämmbarkeit der Haare. Aufgrund ihrer Pufferwirkung stabilisieren sie überdies den Säureschutzmantel der Haut und wirken hautbefeuchtend.

Studie ermittelt, was Paare eint Worauf basiert eine Partnerschaft fürs Leben? Australische Wissenschaftler haben über sieben Jahre hinweg insgesamt 2482 verheiratete oder zusammenlebende Paare beobachtet und zum Beispiel festgestellt, dass die Nachwuchsfrage von großer Bedeutung ist. Demnach bleiben Paare eher zusammen, wenn sie den Kinderwunsch voll teilen oder aber beide keine Kinder möchten. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle, wie die Studie der Australian National University in Canberra ergab. Laut Ergebnis sind Beziehungen stabiler, wenn zu deren Beginn der männliche Partner mindestens 25 Jahre alt war. Ferner sollte der Altersunterschied nicht zu groß sein. Eine Partnerschaft hält demnach eher, wenn der Mann nicht mehr als ein Jahr jünger oder drei Jahre älter ist als seine Partnerin. Sind Raucher mit Nichtrauchern liiert, steht die Beziehung häufig unter einem schlechten Stern. Die Wahrscheinlichkeit, sich zu trennen, ist 75 Prozent höher als bei Paaren, die Nikotin meiden oder ähnlich viel rauchen. Ein weiterer Einflussfaktor ist das Einkommen. Eine Trennung ist bei einem mittleren Einkommen unwahrscheinlicher als bei Haushalten, die wenig Geld zur Verfügung haben. Besonders Arbeitslosigkeit wirkt sich negativ aus. (AP)

Mit Balancetraining gegen Verstauchung Nach Fußverstauchungen kann ein Balancetraining Sportler vor einer neuerlichen Verletzung schützen. Nach einer holländischen Studie senkt ein achtwöchiges Übungsprogramm dieses Risiko um mehr als ein Drittel. Derartige Verletzungen sind sehr häufig: Allein in den Niederlanden verstauchen sich jährlich mehr als 230 000 Menschen das Fußgelenk. Im Jahr nach dem Vorfall sind sie besonders gefährdet, sich an gleicher Stelle erneut zu verletzen. Mit einem Gleichgewichtstraining gelang es, Neuverletzungen um 35 Prozent zu reduzieren. (AP)

Körperfett hat wichtige Funktionen Fett ist ein lebenswichtiger Baustein des Organismus. Zwar können übermäßige Fettpolster Krankheiten begünstigen, aber auch eine Unterversorgung ist gefährlich, betont das Kölner Zentrum für Gesundheit. Fett schütze Organe, sichere die Körpertemperatur, speichere Energie, Vitamine und Nährstoffe. Im Übermaß könne es Blutfettwerte und Blutdruck in die Höhe treiben, Arteriosklerose verursachen und so zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Unterschreitet der Fettanteil bei Männern sechs, bei Frauen zwölf Prozent, drohen Gesundheitsrisiken. (AP)

Ob Airbrush oder Bräunungsdusche: In beiden Fällen wird ein chemischer Zucker auf den nackten Körper gesprüht. Der Wirkstoff reagiert mit den Aminosäuren der obersten Hautschicht und färbt den Körper braun Foto: Coka/Fotolia

Ein gebräunter Körper steht für viele Menschen immer noch für Attraktivität und Gesundheit. Auch ich wünsche mir einen karamellfarbenen Teint, mit dem die Natur beispielsweise Beyoncé Knowles bedacht hat. Leider bin ich ein nordischer, hellhäutiger Typ und werde in der Sonne eher rot als braun. Hautärzte raten vom Brutzeln im Freien oder in Solarien meist ab. „Es gibt keine gesunde Bräune“, warnt der Heilbronner Hautarzt Bernd Salzer. „Die Haut merkt sich jeden UV-Strahl.“ Salzer, der dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen als Landesvorsitzender angehört, rät daher zur UV-freien Methode: „Wer unbedingt braun sein will, sollte Selbstbräuner oder Bräunungsduschen benutzen.“ Diese Cremes und Lotionen enthalten Dihydroxyaceton, einen dreiwertigen Zucker, der durch eine biochemische Reaktion die Haut dunkler färbt. Allerdings habe ich mit der Bräune aus der Tube bisher keine guten Erfahrungen gemacht: Meist war das Ergebnis orangebraun und fleckig. Was für ein Glück also, dass es mittlerweile auch in Deutschland eine Alternative dazu gibt: Bräunungsduschen. Prominente wie Victoria Beckham oder Christina Aguilera schwören darauf. Ein Grund mehr, es einmal selbst auszuprobieren. Leichte Bedenken habe ich dennoch, da meine Haut bisweilen empfindlich auf chemische Substanzen reagiert. Bernd Salzer beruhigt. „Allergien und Nebenwirkungen sind mir nicht bekannt“, sagt er. „Die Wirkstoffe in Bräunungsduschen sind unbedenklich.“ Er habe bisher noch keine Patienten erlebt, die dadurch Ausschläge bekommen hatten. Statt der klassischen Bräunungsdusche entscheide ich mich für ein ähnliches System: das sogenannte Spray Tan. Bei einer Internetrecherche stoße ich auf einen Salon in Stuttgart-Zuffenhausen, der diese Airbrush-Tans für 25 Euro (gesamter Körper) anbietet. Also mache ich mich auf zur Firma Beauty Nails of Art. Nur in Unterwäsche und ohne Schminke im Gesicht stehe ich schließlich vor der Kosmetikerin Andrea Morber. Der Salon benutzt die Produkte der Firma Magic Tan, die mit der dazugehörigen Maschine aufgesprayt werden. Dieser Trend komme aus Amerika, erzählt Morber, während sie mit der Düse meine Arme bespritzt. Ein angenehm kühler Sprühnebel breitet sich auf meiner Haut aus. Das Ergebnis dieser Methode sei gleichmäßiger als mit einer normalen Bräunungsdusche, meint

Lieblingslieder am laufenden Meter Worauf Freizeitsportler beim MP3-Player achten sollten – Laufrhythmus als Taktgeber Von Philipp Laage Auf ihren MP3-Player wollen viele Menschen beim Joggen nicht mehr verzichten. Schließlich kann das Lieblingslied auf den letzten Metern zum entscheidenden Antreiber werden. Damit der Hörgenuss nicht geschmälert wird, sollten Läufer aber ein paar Punkte beachten. Technisch gesehen ist es entscheidend, dass sie mit einem Gerät mit Flash-Speicher lostraben. Denn Spieler mit Festplattenspeicher haben bewegliche Teile, die beim Geländelauf aussetzen können, wie Michael Knott vom Technikportal netzwelt.de aus Hamburg erklärt. „Die elektronischen Flash-Speicher hingegen sind gegen Erschütterungen komplett unanfällig.“ Mittlerweile gibt es allerdings ohnehin fast nur noch Flash-Modelle in den Läden: Im Jahr 2008 wurden 4,16 Millionen MP3-Player verkauft. Davon hatten nur 23 000 eine Festplatte, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (GfU) in Nürnberg. Und die Kapazitäten der Flash-Speicher werden immer größer. Während somit fast alle neuen MP3-Player lauftauglich sind, können die mitgelieferten Kopfhörer Freizeitsportlern Probleme bereiten, wie Urs Weber vom in Hamburg erscheinenden Laufmagazin „Runner’s World“ erläutert: „Häufig sitzen die serienmäßigen Ohrstecker nicht gut und fallen beim Laufen heraus.“ Zu empfehlen seien deshalb Kopfhörer, die verschiedene Aufsätze haben und sich anpassen lassen. Sogenannte In-Ear-Hörer bieten diese Möglichkeit, sagt Stehle. Laut Urs Weber liefern sie auch einen besseren Sound als andere Modelle. „Viele Läufer schwören auf InEar-Kopfhörer, andere kommen damit überhaupt nicht klar“, ergänzt Michael Knott. Sie fühlten sich unwohl, weil sie durch die gute Schallabschirmung nichts von der Außenwelt mitbekommen. Dies kann beim Joggen gefährlich sein – etwa, wenn man die Klingel eines Fahrrads überhört.

Der Experte empfiehlt, halboffene Modelle mit einem Haltebügel auszuprobieren, der hinter dem Kopf entlangführt. Studiokopfhörer hingegen seien ungeeignet, weil sie sich schnell mit Schweiß vollsaugen. Manche Modelle haben den MP3-Player auch schon im Haltebügel integriert. Ein weiteres Hindernis ist die Verbindung des Kopfhörers mit dem Spieler. Das Kabel sei oft eine Gefahrenquelle für den Läufer, sagt Knott. „Es kann hängen bleiben und den Hörer aus dem Ohr reißen.“ Außerdem bringe es viele Jogger aus dem Konzept, wenn sie ständig darauf achten müssen, dass ihnen die Strippe nicht im Weg ist. Sinnvoll können deshalb kabellose Bluetooth-Kopfhörer sein. „Dafür zahlt man im Schnitt 20 bis 30 Euro mehr.“ Die Auswahl sei allerdings noch stark begrenzt.

Um einen herkömmlichen Player zu befestigen, eignet sich ein Armband, das meist um den Oberarm gespannt wird, erläutert Michael Knott. Der iPod Shuffle von Apple und beispielsweise Modelle von Creative und Philips lassen sich mit einem Clip überall an der Kleidung befestigen, ergänzt Weber. Als Regenschutz bietet sich eine Silikonhülle an. „Leider passen viele Hüllen nicht hundertprozentig“, gibt Knott zu bedenken. Wem durch die Musik der Laufrhythmus verloren geht, der kann auf eine besondere Technik zurückgreifen. Einige neuere Player verfügten über eine Funktion, die das Tempo der Musik an den Schrittrhythmus anpasst, erklärt Knott. „Das ist sehr nützlich, da viele Jogger dazu neigen, zu schnell zu laufen, wenn sie ein schnelleres Lied im Ohr haben.“

Morber. Denn wer sich unter dem Duschstrahl nicht absolut synchron bewege, riskiere, dass die Farbe nicht alle Stellen des Körpers gleichmäßig erreicht. Insbesondere bei einer helleren Haut müsse man dann mehrmals unter die Dusche. Damit die aufgesprühte Bräune ebenmäßig wird, rät Andrea Morber ihren Kunden, vor der Behandlung ein Ganzkörperpeeling zu machen und Körperbehaarung an Beinen oder unter den Achseln zu entfernen. Auch sollte man für diese Prozedur eher ältere und dunkle Wäsche tragen, da die aufgesprühte Bräune abfärben kann. Nachdem das Mittel aufgesprüht ist, muss ich noch etwa fünf Minuten warten, bis ich mich wieder anziehen darf. Vorsichtig werfe ich einen Blick in den Spiegel: Meine Gesichtsfarbe erinnert nicht an Beyoncé Knowles, sondern an Whitney Houston, die frisch aus dem Sommerurlaub kommt. Dabei handelt es sich um die Kontaktfarbe, beruhigt Morber. Die tatsächliche Bräune entwickle sich erst einige Stunden später. „Deshalb sollte man sich nach der Behandlung nicht eincremen und erst am nächsten Tag duschen“, sagt die Kosmetikerin. Denn sonst würde man die Kontaktfarbe herunterwaschen, erläutert sie. Am kommenden Tag verschwindet die Bräune auch dann nicht, wenn man sich wäscht oder die Beine erneut rasiert.

Für einen besonderen Anlass: Getöntes Gel sorgt stundenweise für künstliche Urlaubsbräune Am kommenden Tag wirkt die Haut am Körper goldbraun. Lediglich im Gesicht ist die Tönung für mich noch ungewohnt dunkel. Ich benutze darum ein Peeling, um die Bräune etwas abzuschwächen. Außerdem stelle ich fest, dass meine übliche Grundierung ein wenig zu hell ist: Ich muss zu einem dunkleren Make-up greifen. Am dritten Tag habe ich mich an meine künstliche Karibikbräune gewöhnt und finde Gefallen an meinem neuen Teint, der schön natürlich wirkt. Rund zehn Tage lang hält das aufgesprühte Urlaubsfeeling, bevor die Haut gleichmäßig wieder die ursprüngliche Farbe annimmt. Ich habe weder Unreinheiten noch Ausschläge bekommen. Wer nur für einen besonderen Anlass einen goldenen Schimmer auf seine Beine zaubern möchte, der findet dafür in Drogeriemärkten oder Parfümerien die passenden Produkte. So bietet die Firma L’Oréal unter dem Namen Sublime Bronze One Day ein getöntes Gel an, das einen natürlichen, leichten Bräunungseffekt verspricht und sich der Hautfarbe des Benutzers anpassen soll. Gleichmäßig damit eingecremt, schillern meine Beine, Arme und das Gesicht wie von der Sonne geküsst. Zudem wird die Haut streichelzart und sieht gepflegt aus. Abends lässt sich die Bräune aus der Tube mit etwas Duschgel abwaschen. In wenigen Sekunden verwandle ich mich von der getönten Strandgöttin zurück in eine hellhäutige Testerin. Bräune ohne Sonneneinstrahlung kann also tatsächlich ganz einfach sein.

Tipps für heiße Nächte Wenn sogar nachts die Temperaturen kaum abkühlen, fällt das Ein- und Durchschlafen schwer. So wachen Sie auch nach schwülen Nächten gut erholt auf:

Zudecken: Verzichten Sie auch in warmen

Nächten nicht vollständig auf eine Bettdecke. Durch die permanente Feuchtigkeitsabgabe der Haut könnten Sie sich sonst erkälten. Besser ist eine leichte Decke aus Naturmaterialien oder ein Laken, das die Körperfeuchtigkeit aufnimmt.

Abdunkeln: Sorgen Sie schon einige Stun-

den vor dem Zubettgehen für ein angenehmes Raumklima im Schlafzimmer, indem Sie frühmorgens und abends lüften und tagsüber die Fenster mit einem Rollo oder einer Jalousie vor Erhitzung schützen.

Speisen: Abends gut gegessen und viel Wein

oder Bier getrunken? Das sollten Sie besser lassen, denn Alkohol und schweres, fettreiches Essen erschweren das Einschlafen zusätzlich. Weniger belastend sind Fruchtsaftschorlen, Kräutertees und leicht verdauliche Speisen.

Entspannen: Meiden Sie abends anstren-

gende Sportarten. Wer nur nach Feierabend Zeit hat, sollte sein Training maximal zwei Stunden vor dem Schlafengehen absolvieren und sich anschließend genügend Zeit zum Entspannen nehmen.

Duschen: Die eiskalte Dusche nach einem anstrengenden Tag ist verlockend. Doch Vorsicht: Das kühle Wasser regt den Kreislauf an und lässt Sie noch mehr schwitzen. Besser ist eine lauwarme Dusche oder ein Bad mit beruhigenden Kräuterzusätzen, etwa mit Lavendel.

Mit Hilfe des Lieblingslieds auf dem Weg zum Halbmarathon

Foto: Creative/dpa

Zur Not: Verzichten Sie auf Schlafmittel. In Einzelfällen kann ein Baldrianpräparat als Schlummerhilfe sinnvoll sein. Einen Versuch wert ist auch Melatonin, das auf Rezept auch von deutschen Apotheken bestellt werden kann. (mm)

Kultur

Nummer 88  Samstag, 17. April 2010

Die vielen Farben eines Orchesterklangs

George Szell, den man heute nur noch als Dirigenten kennt, war schon deutlich über 20 Jahre alt, als er seine „Lyrische Ouvertüre“ komponierte. Auch wenn sich die Stuttgarter Philharmoniker bei ihrem Konzert am Donnerstag vor 1400 Besuchern im Beethovensaal der Stuttgarter Liederhalle noch so liebevoll dieser Ouvertüre widmeten – schon aufgrund des eigentümlich eklektizistischen Stilpluralismus (bald grüßt Franz Lehar, bald Gustav Mahler, dazu eine Prise Avantgarde) kann man George Szell nur für den Mut danken, die Komponistenfeder aus der Hand gelegt zu haben. Anders verhält es sich da schon mit Erich Wolfgang Korngolds „Märchenbildern“ (op. 3), welche allein schon durch den virtuosen Umgang mit Farbwirkungen des Orchesters einen genialen Entwurf des eben erst 13-jährigen Komponisten darstellen. Sodann enthielt das Programm noch Beethovens 1. Sinfonie – und auch, wenn dem Werk an diesem Abend eine späte Stunde geschlagen hatte, gelang es dem Dirigenten Gabriel Feltz, mit einem Höchstmaß an Plastizität und Durchsichtigkeit (insbesondere Satz 2) sowie stringentem Brio und straffer Rhythmik in den Ecksätzen das Publikum in den Bann zu ziehen. Im Kontrast dazu stand Mozarts spätes Klavierkonzert in B-Dur. Wollte man auf diese Weise der Abgeklärtheit eines Alterswerks die Reverenz erweisen? Schon der Kopfsatz wirkte wie in ein mildes Licht getaucht, und der Solist Stefan Arnold tat am Flügel ein Übriges, um eine wie von selbst ausschwingende Liedhaftigkeit in den Vordergrund zu stellen, die sich wie eine Vorwegnahme von Zauberflöten-Atmosphäre ausnahm. Schade allein, dass dem dankbaren Publikum eine Zugabe verweigert wurde.

Schöne Töne Jürgen Holwein stellt Aufnahmen vor, die ihm wichtig sind. Svjatoslav Richter spielt Gershwin und Saint-Saëns RSO Stuttgart, Christoph Eschenbach (Hänssler Classic)

Ei, ei, ei!!! 6. Mai 1993. Svjatoslav Richter hört bei Elisabeth Leonskaja eine Musikkassette. Der Pianist Philippe Entremont und der Dirigent Eugene Ormandy spielen Gershwins kapriziös-jazziges Klavierkonzert in F. Richter bemerkt in seinem Musiktagebuch: „Ei, ei, ei!!! Kann man dieses Konzert wirklich so spielen? Schnell, schnell, konfus, ohne Rhythmus . . .“ Bei den Schwetzinger Festspielen wird er dieses Konzert in F zum ersten Mal spielen, auf eigenen Wunsch („Ich liebe Gershwin sehr, der auf seine Art ausgezeichnet ist und weniger sentimental als Messiaen“). Richter ist 78, sein Repertoire immens. Das 5. Klavierkonzert von Saint-Saëns mit seiner spätkolonialen „ägyptischen“ Atmosphäre, koloriert in Aquarelltechnik, spielte er mal in Wien. 30. Mai 1993. „Sehr gut“ findet der große Schweiger die Proben im Rokokotheater mit Christoph Eschenbach und dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. 23. September 1993. Im Auto unterwegs, zwischen Jesolo und Padua, hört er das Schwetzinger Konzert. „Die Aufnahme von Saint-Saëns gefällt mir, bis auf einen kleinen Zwischenfall im dritten Satz.“ Richter zuzuhören ist ein Vergnügen. Zu erleben, wie er sich selbst über die Schulter schaut, und wie er das genießt.

Eine Große Landesausstellung zur Musikkultur in Baden-Württemberg bietet in Karlsruhe und Stuttgart Klangkunst zum Anschauen

Konwitschny feiert Gluck Erfolgsregisseur Peter Konwitschny startet am Leipziger Opernhaus seinen lange geplanten „Ring“ mit Opern des Komponisten Christoph Willibald Gluck (1714–1787). An diesem Samstag hat dort „Alkestis“ Premiere. In den folgenden Jahren gibt es jeweils eine weitere Neuinszenierung in dem sächsischen Opernhaus zu sehen.

fällt als Erstes eine jener Kettensägen der (selbstredend auch baden-württembergischen) Firma Stihl ins Auge, welche die Popgruppe Fanta 4 (selbstredend auch aus Baden-Württemberg, wenngleich mittlerweile emigriert) in ihrem Song „Schizophren“ benutzt. Zu Tod und Trauer leitet gleich der nächste Raum: mit Helmut Lachenmanns „Mädchen mit den Schwefelhölzern“ um die in Stammheim umgekommene Ulrike Meinhof, mit Ennio Morricones „Spiel mir das Lied vom Tod“, gespielt

Von Susanne Benda Das Scharnier knirscht. Ein Roboter bewegt sich, und jede Bewegung findet auf einer anderen Tonhöhe statt. Die Maschine macht Musik. Im Eingangssaal zur Ausstellung „Vom Minnesang zur Popakademie“ im Badischen Landesmuseum Karlsruhe hört man „Yesterday“, „Happy Birthday“, den Anfang von Mozarts „Kleiner Nachtmusik“. Und das Badnerlied. So viel Lokalpatriotismus muss sein – auch wenn die Große Landesausstellung zur Musikkultur in Baden-Württemberg, deren Ouvertüre hier erklingt, ein Kooperationsprojekt der Landesmuseen von Karlsruhe und Stuttgart ist.

In Karlsruhe fehlt Patriotismus nicht, in Stuttgart liebt man die Kontraste „Musik kennt keine Grenzen“, behauptet zwar einer der Museumsleute bei der Pressekonferenz zur Eröffnung, doch gemeint ist damit vor allem, dass die Grenzen des Bindestrich-Bundeslands nicht allzu eng zu sehen sind: Die Vielgestaltigkeit und Vielgesichtigkeit der Musik, die in BadenWürttemberg komponiert und interpretiert wurde und wird, wird von außen beeinflusst und reicht weit hinaus über das deutsche Musik-Musterland mit seinen täglich etwa 330 Musikveranstaltungen, seinen über 400 000 Chorsängern und dem bundesweit dichtesten Netz an Musikschulen. Grenzsprengend ist die Ausstellung aber auch, weil sie nicht einfach nur eine Ausstellung ist. Das schließt schon das Thema aus – schließlich ist Musik eine Kunst, die nur ganz da ist, wenn sie klingt. Instrumente (zu sehen sind unter anderem Trumscheit, Glasharmonika, Mundorgel, Theorbe und Naturtrompete), Noten, Bilder von Musikern und Devotionalien (wie etwa ein Taktstock von Liszt, eine Haarlocke Carl Maria von Webers oder ein Gipsabdruck von Clara Schumanns rechter Hand) sind schön, lehrreich vielleicht oder interessant – doch sie bleiben stumm. Deshalb hängen im Karlsruher Schloss Kopfhörer an der Wand – mit ihrer Hilfe kann man dem „Hafer- und Bananenblues“ von Äffle und Pferdle lauschen, dem vom Freiburger Kirchenmusikdirektor Martin Gotthard Schneider komponierten Sakralhit „Danke“ (auch in der Fassung der Popband Die Ärzte von 1998), man kann hören, wie der französische Komponist Olivier Messiaen 1953 auf der Walckerorgel in der Villa Berg den vierten seiner „Chants d’oiseaux“ spielt, und auch bei Hubert Deuringers Lied vom „Gsangverei“ gibt es kräftig was auf die Ohren. In Stuttgart darf die Musik noch stärker klingen, denn hier ist ein Audioguide Pflicht und im Eintrittspreis inbegriffen. Mit seiner Hilfe lassen sich nicht nur nummerierte Erklärungen zu Exponaten und (oftmals eigens aufgenommene) Musikstücke ansteuern, sondern beim Durchschreiten bestimmter „Klangschwellen“ ertönen automatisch passende Klänge. Manchmal ist das wie ein kleiner Schock: Wenn man gerade die Gefilde getragener kirchenmusikalischer Gesänge

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Nummer 74  Dienstag, 30. März 2010

¿27/28 · Veranstaltungen Streit auf der Bühne und Eintracht unter den Sängern Seite 27: Vorfreude auf ein Ehedrama für vier Personen und einen Liederabend mit zehn Tenören. Seite 28: Welchen Film die meisten Menschen sahen und Neues von Jack White.

Info

Musikgeschichte des Landes ¡ „Vom Minnesang zur Popakademie“: Bis 12. 9. im Badischen Landesmuseum (Schloss Karlsruhe), geöffnet Di bis Mi und Fr bis So 10–18 Uhr, Do 10–21 Uhr. Öffentliche Führungen gibt es immer samstags um 16 und sonntags um 11 Uhr. Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Schüler 2 Euro, Familienkarte 16 Euro, Audioguide 3 Euro. Katalog: 24,90 Euro. Info: 07 21 / 9 26 28 28 und unter www.landesmuseum.de ¡ „Freud und Leid in Dur und Moll“: Bis 12. 9. im Württembergischen Landesmuseum (Fruchtkasten Stuttgart), geöffnet Di bis So 10–17 Uhr. Eintritt: Erwachsene 8 Euro, ermäßigt 6 Euro, Jugendliche 13–18 Jahre 4 Euro, Kinder frei, Familienkarte 16 Euro. Der Audioguide ist im Eintrittspreis enthalten. Katalog: 17 Euro. Information: 07 11 / 89 53 54 45 und unter www.landesmuseumstuttgart.de

Der hölzerne Serpent (franz.: Schlange) ist ein Bassinstrument. Das Ausstellungsstück aus dem 17. Jahrhundert hat einen Lederüberzug und ein Mundrohr und Mundstück aus Messing Abb.: Stadtmuseum Baden-Baden, Inv.-Nr. 773

¡ Am 4. Mai startet speziell für Kinder von vier bis zwölf Jahren im Württembergischen Landesmuseum die interaktive Ausstellung „Music4Kids – Musik machen und erleben“, die von zahlreichen Spiel- und Werbeaktionen begleitet wird.

Goldfischmädchen liebt Mensch Das Trickfilm-Festival gibt einen Vorgeschmack – per Rückblick Von Bernd Haasis Das Beste ist gerade gut genug, wenn man sich nach längerer Abstinenz in Erinnerung rufen möchte, nach diesem Motto handelt das Stuttgarter-Trickfilm-Festival seit einigen Jahren mit der DVDReihe „Best of Animation“. Kurz vor dem nächsten Festival erscheinen die besten Kurzfilme des Vorjahres als Zusammenstellung, Teil vier mit ausgesuchten Trickfilmen aller Art wird an diesem Donnerstag um 18.30 Uhr im Jazzclub Bix im Siegle-Haus der Öffentlichkeit vorgestellt. Einige Höhepunkte des diesjährigen Festivals, das am 4. Mai beginnt, sind bereits bekannt. So hat der Spielfilmwettbewerb „AniMovie“ einiges zu bieten, zum Beispiel den „fantastischen Mr. Fox“, einen Oscar-nominierter Puppentrickfilm von Wes Anderson („Darjeeling Limited“), der sich erstmals an einen Animationsstreifen herangewagt hat. Erzählt wird die Geschichte eines mutigen Fuchses, der sich mit den Bauern anlegt. Aus Deutschland kommt das erste abendfüllende Abenteuer des Sandmännchens, das zusammen mit dem Schlafschaf Nepomuk den verlorenen Traumsand wiederbeschaffen muss. Hayao Miyazaki, japanischer Animationsmeister mit Hang zum Surrealen („Das wandelnde Schloss“), ist mit dem Kinderfilm „Ponyo“ dabei, in dem ein Goldfischmädchen von zu Hause flieht und sich in einen Jungen verliebt. Unter den prominenten Gästen ist diesmal David Silverman, Regisseur nicht nur einiger Folgen der auch in Deutschland außerordentlich beliebten TV-Serie „Die Simpsons“, sondern auch des Kinofilms von 2007. www.itfs.de

¡ Informationen zum reichhaltigen Begleitprogramm gibt es unter www.musikkultur-bw.de; der Veranstaltungskalender wird fortlaufend aktualisiert.

Suchen den Traumsand: Das Sandmännchen, Schlafschaf Nepomuk Festival

Nur die Besucherzahl stimmt nicht: Die Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater gastierte am Donnerstagabend in der Stuttgarter Liederhalle

Szene

Das Konzert der Jazzsängerin Dee Dee Bridgewater, die ihrer vor fünfzig Jahren verstorbenen Kollegin Billie Holiday die Ehre erwies, musste am Donnerstagabend vom Hegel- in den Mozartsaal der Stuttgarter Liederhalle verlegt werden, weil nur rund 300 Tickets verkauft worden waren. Denise – seit ihrer Kindheit Dee Dee gerufen – nahm es mit Humor und sang für die begeisterten Besucher ein improvisiertes „Only You“, den alten Hit der Platters. Vom Leben gepeinigt, fand Billie Holiday

ihr Glück nur in der Musik oder in den künstlichen Paradiesen des Alkohols und des Heroins, woran sie mit nur 45 Jahren elend sterben musste. Die Verletzungen und Narben ihres Lebens und ihre Sehnsucht nach Glück sind in der einmaligen Stimme von „Lady Day“ aufgehoben. Das Konzert von Dee Dee Bridgewater aber wird zu einer Feier des Jazz, zu einem Tribut der Freude an die geniale Songinterpretin Eleonora Fagen, die als Billie Holiday weltberühmt wurde. Anstatt in sich gekehrt Songs wie „God Bless The Child“ oder „Don’t Explain“ zu interpretieren, geht die Bridge-

water aus sich heraus und singt strahlend und aus voller Kehle. „Wir spielen noch ,All Of Me‘ als einen kleinen Quickie“, sagt sie nach über zwei Stunden lachend die Zugabe an und legt los. Den Jazzstandard singt sie nicht wie Billie Holiday ein klein wenig hinter der Band zurückbleibend schwebend-sehnsuchtsvoll, jede Silbe auskostend, sondern lustvoll vorwärtsdrängend in einem nie gehörten Up-Tempo. „Tierisch“, konstatiert ein junger Jazzer beifällig. Das liegt nicht von ungefähr an dem starken Quartett, das die 59-Jährige auf ihrer Tour begleitet. Edsel Go-

Siegfried Jerusalem ist 70 Zwischen der Wiener Staatsoper, der „Met“ in New York und dem Bayreuther Festspielhaus bewegte sich ein Vierteljahrhundert lang die Karriere des großen Tenors Siegfried Jerusalem, der heute 70 Jahre alt wird. Seine Glanzrollen hatte Jerusalem in Bayreuth. In der „Ring“-Inszenierung von Harry Kupfer wurde er als „Jahrhundert-Siegfried“ gefeiert. Als Bayreuther Traumpaar galten Jerusalem und Waltraud Meier in Heiner Müllers Inszenierung von „Tristan und Isolde“.

auf einer Mundharmonika der Trossinger Firma Hohner. Totentanz-Abbildungen und -Vertonungen finden sich einen Stock höher. Im Glaubens-Raum kann man riesige mittelalterliche Noten in wunderschönen Chorbüchern anschauen (und Mönchsgesängen lauschen), und auf „Liebe, Lust und Leidenschaft“ folgt schließlich noch das „Wir-Gefühl“ mit Musikvereinspokalen, Wolle Kriwaneks „Ufo“ und vor allem mit ganz vielen VfB-Stuttgart-Fanschals. Erst wenn man diesen letzten Ausstellungsraum in der zweiten Etage des Museums verlässt, sieht man – im Fruchtkasten ist man gerne auch mal ein bisschen ironisch, und wer es begreift, kann hier viel Spaß haben – den schüchternen, kleinen blauen KSC-Aufkleber über der Tür. Man kann es ja mal versuchen. Also auf nach Karlsruhe! Dort ist die Ausstellung größer, und alles ist ein wenig nüchterner geordnet. „Alltagsmusik“ ist hier das erste Kapitel, es folgen „Musik und Ritual“, „Konzertwesen“, „Innovation“ (mit Exponaten und Erläuterungen zu den Donaueschinger Musiktagen wie zur Mannheimer Hofkapelle), „Musik und Macht“ (einschließlich Ausführungen über die Blasmusik im deutschen Südwesten) und „Weltliches Lied“. Im Badischen Landesmuseum hat man mehr Platz, um in die Tiefe zu gehen, und einen anderen, historisch-systematischen Ansatz. In Karlsruhe lernt man vielleicht mehr – und lacht dafür ein bisschen weniger. Obwohl auch das nicht ganz stimmt, schließlich begegnet man hier einer lebensgroßen Wachsfigur des Tübinger Masseurs Dieter Thomas Kuhn (mit Brusthaartoupet aus Watte), in einer SchwarzWeiß-TV-Nische darf Caterina Valente die Fernsehunterhaltung von ehedem wiederaufleben lassen, und Ausführungen zum lange verbotenen Freiburger SubkulturSender Radio Dreyeckland finden sich in ausgesprochen passender Umgebung – gleich neben den Ausführungen zum Thema „Musik in Gefangenschaft“.

Das Leid der Welt blüht in den Klangfarben Von Thomas Staiber

Kurz berichtet

verlassen hat, knallen einem urplötzlich die Flippers (sie stammen aus Knittlingen bei Bretten) ihr „Liebe ist mehr als nur eine Nacht“ ins Ohr. Au weia, das tut weh. Doch in Stuttgart liebt man die Kontraste, und dass das so ist, hat auch damit zu tun, dass die Ausstellungsmacher im Fruchtkasten das Thema nach den Gefühlen gliederten, die Musik auslöst. In „Jubel, Trubel, Heiterkeit“ regieren – quer durch die Jahrhunderte – Festumzüge und Guggemusiken, in „Angst und Aggression“

Sie ist auch bei den Grammy-Verleihungen gerngesehener Gast: Sängerin Dee Dee Bridgewater im Staple Center

Foto: Paul Buck, dpa

mez, ihr puerto-ricanischer Stammpianist, hat die elaborierten Arrangements geschrieben. Der junge James Carter spielt so kraftvoll-rabiat und extrovertiert, als wolle er zeigen, dass seine Saxofonstimme der Singstimme der Chefin in nichts nachsteht. Stefan Lievestro am Bass sorgt für angenehm federnde Elastizität, Drummer Gregory Hutchinson für ein hartes Rhythmusfundament. Auf dieser Basis entfaltet sich Bridgewaters Stimme in der ihr eigenen großen Bandbreite und blüht in einer wunderbar geschmeidigen und sinnlichen Klangfülle auf. Darin ist nicht das Leid der Welt aufgehoben, mit dem Billie Holiday Menschen berührt hat, Dee Dee Bridgewater sonnt sich in ihren gesanglichen Fähigkeiten – in der Nachfolge ihres eigentlichen Vorbilds Ella Fitzgerald. Dabei vertraut Dee Dee Bidgewater der Heilkraft der Musik. Sagen wir es mit Beethoven: „Die Kreuze des Lebens sind wie die Kreuze in der Musik: Sie erhöhen.“ Einmal jedoch wird die 59-Jährige zur Tragödin wie vor ihr Lady Day: Mühsam hält sie ihre Tränen zurück und singt „Strange Fruit“, das Gedicht von Lewis Allan, das Südstaatenrassisten anklagt. Die seltsame Frucht da an der Pappel ist ein gelynchter Schwarzer, und in den Duft der Magnolien mischt sich der Gestank verbrannten Fleisches.

Unusual visualisation How would you visualise a report about exhibitions on the topic of music culture? The obvious thing is to use photographs showing the exhibition. In the example shown above a different approach is used: there is a picture of a single musical instrument the snakelike shape of which makes an ideal eyecatcher.

Kulturmagazin

Das kleine bisschen Drama-Queen Die Musik habe ihn gerettet, sagt Mika, der sehr bunte und sehr schüchterne Popstar aus dem britischen Königreich Mika ist ein verrückter Pop-Prinz aus einer fernen Welt, der gerne Grace Kelly und Freddie Mercury in einer Person sein will. Seine Geschichte hört sich an wie ein Märchen. Heute tritt das Chamäleon im ausverkauften LKA/Longhorn in Stuttgart auf. Von Anja Wasserbäch Seine Sprechstimme klingt schüchtern. Er redet nicht so, wie das ein Popstar sonst macht. Kein bisschen selbstbewusst. Da ist keine Stärke zu hören. Keine Arroganz. Wenn Mika aber singt, dann klingt er ganz anders. Exaltiert. Erhaben. Ekstatisch. Die Geschichte von Mika hört sich zuerst einmal nicht nach der HappySmile-Legende an. Mika, der mit bürgerlichem Namen Mica Penniman heißt, wird als Sohn libanesisch-amerikanischer Eltern in Beirut geboren. Infolge des Libanonkriegs siedelt die Familie nach Paris über. Mikas Vater jedoch, ein amerikanischer Geschäftsmann, wird in Kuwait als Geisel genommen. Nach seiner Befreiung siedelt die Großfamilie nach London über. Mika, der heute mit rund drei Millionen verkauften Alben zu der ersten Liga der britischen Stars zählt, wollte nicht so recht nach London auf diese schicke Privatschule passen. Mit elf Jahren erleidet er das, was er heute als „Zusammenbruch“ bezeichnet. Er spricht nicht mehr, ist Legastheniker und kann nicht mehr zur Schule gehen. Die Musik habe ihn schließlich gerettet, sagt Mika. Derzeit ist Mika der bunteste Popstar, den das britische Königreich zu bieten hat. Er macht zuckersüßen Pop, der an Queen und Elton John erinnert. Und er ist auch ein bisschen ein Modepüppchen. „Eigentlich ist Mode für mich gar nicht so wichtig“, sagt Mika. „Doch man muss schon ein Gespür für einen eigenen Stil haben.“ Und Mikas Stil ist vor allem bunt und abgedreht. Der dünne Herr trägt gerne bunte Hosen, Glitzeroberteile und hüpft wie ein Flummiball über die Bühne. Vor ein paar Jahren war Mika mal Model in einer Paul-SmithKampagne. Das kam für Smith wie Mika gerade recht. „Das war gutes Timing. Für uns beide“, sagt Mika und lacht. Zuerst aber muss der Bub mit der Lockenpracht einige mu-

Smart ist Mika – nicht nur auf offiziellen Fotos

Wenn die Unterhosenklauer kommen AC/DC im Alleingang Aus dem Open-Air-Doppelpack auf dem Wasen wird ein Alleingang: AC/DC spielen wie geplant am Sonntag, 13. Juni, der 12. aber ist nun gestrichen – ob mangels geeigneter Interpreten, wegen der Fußball-WM oder im Zusammenspiel von beidem, ist unbekannt. Tickets kosten jetzt 64 Euro plus Gebühren (Telefon: 1 63 53 21), auf bereits gekaufte Zwei-Tages-Karten wird an den Vorverkaufsstellen eine Gutschrift gewährt, die InternetKäufer automatisch erhalten.

Theater aus dem Land und internationale Arbeiten beim Jes-Festival „Schöne Aussichten“ Selbstbewusstsein ist gefragt, auch und erst recht nach überwundenem Schrecken. Nachdem es aussah, als müsse „Schöne Aussichten“ der Kulturkürzungen wegen abgesagt werden, findet das Festival des Jungen Ensembles Stuttgart (Jes) nun doch wie geplant statt: 24 Produktionen und 59 Veranstaltungen an neun Tagen, und das mit zehn Prozent weniger Geld von der Stadt. Damit jetzt gleich klarwird, dass das verbliebene öffentliche und gesponserte Geld bestens angelegt ist, zeigt Jes-Chefin Brigitte Dethier

zur Eröffnung am 15. Mai „Berlin, 1961“ – eine vielgelobte Gemeinschaftsproduktion des Jungen Ensembles Stuttgart mit dem New International Encounter (Nie), einer internationalen Kompanie. Die Setzung ist programmatisch. Man kombiniert Nähe und Ferne, neben Produktionen aus dem Land sind zwölf internationale Gastspiele zu sehen. Auf einem Symposium wird außerdem diskutiert, wie das funktioniert, für den internationalen Markt zu produzieren und zugleich Theater zu ma-

chen, das Zuschauer vor Ort betrifft. Und auch hier verbindet sich das Hier und das Dort: Im Fonds „Wanderlust“ der Kulturstiftung des Bundes wird die Partnerschaft zwischen dem Jes und dem Teatro Testoni Ragazzi in Bologna für drei Jahre gefördert. Der italienische Partner stellt sich mit „L’albero rubamutande (Der Unterhosen klauende Baum) erstmals in Stuttgart vor. (golo) Karten können von Anfang April an unter 0711 / 218 480 18 oder per Email (ticket@jes-stuttgart.de) reserviert werden. www.schoene-aussicht.org

sikalische Rückschläge einstecken. Keine Plattenfirma wollte ihn unter Vertrag nehmen. „Natürlich war ich erst einmal enttäuscht. Das ist die natürliche Reaktion“, sagt Mika. Dann aber wurde er trotzig, wollte es allen beweisen, dass er das Zeug zum Popstarsein hat. Immer wenn er abgelehnt wird, überdreht er noch und bleibt hartnäckig. Mika ist auch einer der Selfmade-Internet-Stars, die über Sozialnetzwerke wie My Space bekannt wurden. „Das Internet war sehr wichtig für mich“, sagt Mika. Und es ist es immer noch. „In Amerika werde ich nicht im Radio gespielt, finde nicht im Fernsehen statt. Und dennoch kommen dort sehr viele Menschen zu meinen Konzerten“, sagt Mika Als ihn keine Plattenfirma haben wollte, da stellte er seine Songs eben auf My Space. Und schon war Mika der Liebling der Internet-Kids. „I tried to be Grace Kelly. But all her looks were too sad. So I tried a little Freddie, I’ve gone identity mad“, singt Mika in seinem ersten Hit „Grace Kelly“, der auf Platz 1 der britischen Charts einstieg. Und ja: Mika spielt mit den Identitäten, sitzt irgendwo zwischen den Stilen und lässt sich nicht festlegen. Seine Einflüsse zählt er schnell hintereinander auf: „Von Bowie bis Prince, von Rufus Wainwright bis zu 80erJahre-Trashpop wie Ace of Base.“ Bei Mika kommen Glamour und Popmusik. Nur ohne Spandex-Hosen. „Bei mir ist aber ganz sicher ein bisschen Drama und Glamour aus den sechziger und siebziger Jahren dabei“, sagt Mika. Nur als Privatperson, da mag er es weniger glamourös. Er lebt in London im Kellergeschoss bei seinen Eltern im noblen Viertel Kensington. „Ich mag es, ein einfaches und abgeschiedenes Leben zu haben“, sagt Mika. Nach dem ersten Album „Life In Cartoon Motion" kam der Erfolg, Mika ging auf Tour. Er war ständig unterwegs. „Das ist ein sehr unechtes Leben“, sagt Mika. „Du denkst immer nur an den nächsten Auftritt, bist nirgends wirklich zu Hause.“ Und dennoch ist es genau das, was Mika will. Was ihn antreibt. Und was ihn auch verwandelt. „Auf der Bühne fühle ich mich, als wenn ich in den Boxring steige. Da kenne ich keine Limits, die ich aus dem anderen Leben kenne“, sagt Mika, der das reale Leben und das Leben auf der Bühne strikt trennt. Im realen Leben, da falle es ihm sogar schwer, auf einer Party im Raum von einer Ecke in die andere zu gehen. Er könnte ja auffallen.

Mozartfest in Reutlingen Es ist eines der renommiertesten Mozartfestivals im deutschsprachigen Raum: Im Jahr 2013 findet das Deutsche Mozartfest in Reutlingen statt. Ausrichter ist die Württembergische Philharmonie gemeinsam mit der Deutschen Mozart-Gesellschaft, teilte das Orchester am Montag mit. Über das Programm ist noch nichts bekannt. Das überregional bedeutende Mozartfest wird jedes Jahr an eine andere Stadt vergeben und zieht regelmäßig mehrere Zehntausend Besucher an. Häufig treten Gastorchester aus mehreren Ländern auf. (dpa)

Die besten Einfälle hatte er in der Badewanne Der Bandleader, Komponist und Jazz-Posaunist Peter Herbolzheimer ist im Alter von 74 Jahren in Köln gestorben

Jeanette sagt ab Schlechte Nachricht für alle, die sich auf den Auftritt von Jeanette Biedermann am 23. April im LKA-Longhorn gefreut haben: Die Künstlerin hat ihre „Solitary Rose Tour 2010“ vollständig abgesat, weil ihr Vater an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt ist. Alle bereits gekauften Karten können an den jeweiligen Vorverkaufsstellen zurückgegeben werden. Nachholtermine wird es vorerst nicht geben.

Hoffnung für Heinrich Unter den sechs Kandidaten für das Finale des Kabarettwettbewerbs „Das Schwarze Schaf“ mit Harald Schmidt als Hauptjuror ist mit Nils Heinrich auch ein Stuttgarter. Ebenfalls nominiert sind die HengstmannBrüder (Magdeburg), Uli Masuth (Weimar), Michael Sens (Wandlitz), Ensemble Weltkritik (Leipzig) und Joachim Zawischa (Jesteburg). Sie hatten sich zuvor bei mehreren Aufführungen gegen zehn weitere Mitstreiter durchgesetzt. Der Wettbewerb wurde 1999 von Hanns Dieter Hüsch ins Leben gerufen. Erstmalig ist Harald Schmidt Hauptjuror des Wettbewerbs; er wird beim Finale am 24. April in Duisburg die Preisträger persönlich auszeichnen.

Von Thomas Staiber Nur wenige Tage nach dem Tod von Erwin Lehn erreicht uns die Nachricht vom Tod eines anderen großen Big-Band-Leiters: Peter Herbolzheimer ist, wie seine Frau Gisela mitteilt, am Samstagnachmittag nach inneren Blutungen in einem Kölner Krankenhaus gestorben. Die europäische Jazzwelt verliert mit ihm einen herausragenden Orchesterchef, Arrangeur, Musikpädagogen und Komponisten, der sich auf Augenhöhe mit den Größten der Zunft befand. Benny Goodman etwa schrieb ihm 1986 kurz vor seinem Tod, wie sehr er ihn als Mensch und seine Musik schätze, US-Kollegen wie Sammy Nestico oder Bob Mintzer waren ebenfalls voll des Lobes. Strahlende Lebensfreude, klares analytisches Denken, eine nie versiegende Quelle musikalischer Ideen, ein fantastisches Gefühl für Sounds, Bescheidenheit und Freundlichkeit im Umgang – das waren Qualitäten dieses großartigen Menschen, den sie seiner Körperfülle wegen „Mr. Kugelbauch“ nannten. Herbolzheimer hat viele junge, hochbegabte Musiker auf ihren Beruf vorbereitet, ihnen seit 1987 im Bundesjazzorchester ein hochklassiges Betätigungsfeld und ein Karriere-Sprungbrett geboten, darunter heutige Größen wie Trompeter Till Brönner und Pianist Michael Wollny. Stuttgarter Jazzer wie Klaus Graf oder Andi Maile loben den Meis-

ter, der sich von allen kollegial duzen ließ, in den höchsten Tönen. Bei etwa 20 Workshops pro Jahr war der sich nicht zu schade – und bewies dabei oft eine Eselsgeduld –, auch Amateur-Big-Bands mit vereinfachten Arrangements auf die Sprünge zu helfen. Geboren wurde Peter Herbolzheimer 1935 in Bukarest. Als 16-Jähriger kam er nach Nürnberg zu seiner Tante und wanderte bald nach Detroit aus, wo er als Autodesigner bei GM in Detroit arbeitete und

mit Gitarrenunterricht nebenher seine Finanzen aufbesserte. Ein Autoliebhaber ist er immer geblieben, der stolz erzählte, dass sein Sohn Oldtimer restauriert. Zurück in Deutschland spielte Herbolzheimer Bassposaune in amerikanischen Clubs, später bei Erwin Lehn und Bert Kaempfert. Einige von dessen Musikern, etwa Herb Geller oder Ack Van Rooyen, holte er 1969 in seine Rhythm Combination & Brass, die mit ihrem wuchtigen, aber hoch differenzierten

Der Bandleader und Jazz-Posaunist Peter Herbolzheimer 2002 in Leonberg

Foto: Jörg Becker

Big-Band-Sound Riesenerfolge feierte. Cross-over hieß Herbolzheimers Rezept: Jazz-Rock, Latin, Samba und Swing mit viel Blech und einer bärenstarken Rhythmusgruppe. 1972 erhielt er den Auftrag, die Einzugsmusik der Olympischen Spiele von München zu komponieren und die Big Band live – mit 16 Schlagzeugern! – zu dirigieren. Dann folgte die langjährige Zusammenarbeit mit Alfred Biolek bei der legendären Live-Sendung „Bios Bahnhof“. Herbolzheimers bevorzugter Platz zum Komponieren und Arrangieren war die Badewanne, da hatte er seine Ruhe und die besten Einfälle. Ein Album nach dem anderen brachte seine RC&B heraus mit Titeln wie „My Kind Of Sunshine“, „Hip Walk“, „Fat Man Boogie“ oder „Latin Groove“. Auch die Gastsolisten konnten sich sehen und hören lassen: Stan Getz war dabei, Dizzy Gillespie, Albert Mangelsdorff, Gerry Mulligan und viele andere. Herbolzheimers Konzertauftritte in großen Hallen oder in stimmungsvollen Clubs wie dem Stuttgarter AT oder dem Karlsruher Krokodil wurden vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Nun ist der warmherzige und charmante Mann gestorben, der sich unermüdlich für den Jazz engagiert und auf der Bühne gerne humorvoll die Tagespolitik kommentiert hat. Alle, die ihn erlebt und seine mitreißende Musik gehört haben, werden um Peter Herbolzheimer trauern.


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Cut-outs

Kulturmagazin

Nummer 105  Samstag, 8. Mai 2010

Welches Universum darf’s diesmal sein? Das Zeitalter der Interaktion und der Mehrfachverwertung hat die Möglichkeiten des Erzählens verändert, behauptet die FMX Die Zeiten einfacher Geschichten sind vorbei. Die Unterhaltungsindustrie hat dafür gesorgt, das sich viele Stoffe zu Erzählkosmen aufgeplustert haben, in denen Comics und Filme immer neue Aspekte auftun können. Und in Spielen darf man diese unendlichen Geschichten selbst fortschreiben. Von Gunther Reinhardt

Querschnitt

Nummer 157 • Samstag, 11. Juli 2009

Groß geworden

Wo warst du, als . . . der VfB Stuttgart 2007 Meister wurde?

Jenseits der Niedlichkeit: Erst Kinderstar – und dann? Das Unterhaltungskino liebt niedliche Kindergesichter. Aber nicht alle Jungstars haben so viel Glück wie Daniel Radcliffe und Emma Watson. Dank der „Harry Potter“-Filmreihe geht ihre Karriere nach der Pubertät weiter. Von Gunther Reinhardt Kinder, seid ihr groß geworden! Das Putzig-Pausbäckige in den Gesichtern von Harry, Hermine und Ron ist strengen, ernsten Zügen gewichen. Nachdem der finstere Lord Voldemort in die Welt zurückgekehrt ist, scheint man ihnen alles Leichte und Süße ausgetrieben zu haben. Normalerweise stellt der Verlust des Niedlichen das Ende der Karriere eines Kinderstars dar. Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint, die die Hauptrollen in den „Harry Potter“-Verfilmungen spielen, durften dagegen mit ihren Figuren erwachsen werden. Entführten einen „Harry Potter und der Stein des Weisen“ (2001) und „Harry Potter und die Kammer des Schreckens“ (2002) noch in eine kunterbunt-magische Kinderwelt, wurde bereits bei „Harry Potter und der Gefangene von Askaban“ (2004) das Hogwarts-Universum dunkler. Am 16. Juli kommt nun mit „Harry Potter und der Halbblutprinz“ die Verfilmung des sechsten Teils der Fantasyreihe in die Kinos. Und aus den Kinderstars sind junge Erwachsene geworden, die sich schon jetzt klug vorausschauend auf ein Leben nach Harry Potter vorbereiten. Daniel Radcliffe zum Beispiel will als Schauspieler ernstgenommen werden und nicht für alle Zeiten als Harry Potter in Erinnerung bleiben. Schon 2007 hat er ein aufsehenerregendes Theaterengagement an Londons Westend angenommen: Er spielte die Hauptrolle in Peter Shaffers Klassiker „Equus“ und scheute nicht einmal vor einer Nacktszene zurück. Auch Rupert Grint bemüht sich schon um den Wechsel ins anspruchsvolle Fach und übernahm die Hauptrolle in dem provokanten Jugenddrama „Cherrybomb“, das im Februar seine Premiere auf der Berlinale feierte. Emma Watson dagegen, die sich als das größte Talent der „Harry Potter“-Kinderstars erwiesen hat, kann sich eine Zukunft ohne Schauspielerei durchaus vorstellen. Wie sie soeben dem Magazin „Teen Vogue“ verriet, würde sie lieber ihre Modelkarriere vorantreiben. Zurzeit wirbt sie fürs Luxuslabel Burberry und ist das neue Gesicht von Chanel. Alle drei haben jedenfalls schon die schwerste Zeit im Leben eines Kinderstars überstanden – die Pubertät. Die beendet naturgemäß üblicherweise solche Karrieren. Doch weil sich hinter der „Harry Potter“-Story ein Entwicklungsroman verbirgt, war es ausnahmsweise erlaubt, drei Kinderstars beim Erwachsenwerden zuzuschauen. Und vielleicht war es die vergleichsweise langfristige Perspektive, die J. K. Rowlings Fantasyromane von Anfang an für Radcliffe, Watson und Grint bereithielten, die sie bisher weitgehend von den branchenüblichen Skandälchen ihrer Altersgruppe bewahrt haben. Doch nicht immer sind die Lindsay Lohans und Ashley

Von Rainer Wehaus Mit wem gibt es nur Missverständnisse beim Thema Fußball? Richtig, mit einer Frau. Vorletzter Spieltag: Mein Sohn (8) und ich (41) fiebern der „Sportschau“ entgegen. Meine Frau kommt vom Einkaufen und fragt: „Wollt ihr wissen, wie der VfB gespielt hat?“ Nein, sagen wir. Wir wollen es wie immer aus der „Sportschau“ erfahren. Daraufhin murmelt sie so was wie: „Ist auch besser so.“ Ich flippe aus. Wir haben verloren! Meisterschaft ade! Ich renne durch die Wohnung, schimpfe vor mich hin. Meine Frau sagt, ich solle mich wieder beruhigen. Sie habe doch gar nichts verraten, sie habe nur gesagt . . . Zwei Stunden später hüpfen mein Sohn und ich durchs Wohnzimmer. Sieg in Bochum! Und alle anderen haben für uns gespielt! Oh mein Gott, wir werden deutscher Meister! Ich male mir schon den letzten Spieltag aus. Zusammen mit guten Freunden werde ich irgendwo Premiere schauen. Wir werden Bier trinken, viel Bier, und uns gegenseitig an den Händen halten. Denn es wird furchtbar spannend werden. Da sagt meine Frau: Du weißt schon, dass wir nächstes Wochenende im Allgäu sind? Natalie und Jochen feiern doch Geburtstag. Wer steht zwischen einem Mann und einem großen Fußballerlebnis? Richtig, eine Frau. 1992, als wir das letzte Mal deutscher Meister wurden, war ich bei einer Ex-Freundin in München. Wir haben eine Radtour gemacht. Ich tat so, als mache es mir Spaß. Während Guido Buchwald uns zum Titel köpfte, kämpfte ich mit meinem Heuschnupfen. Es war zum Heulen. Jetzt also wieder Bayern. Missen im Allgäu heißt das Dorf. Ich frage Jochen, ob er daran gedacht habe, einen Fernseher in Sichtweite zu bringen? Eigentlich nicht, sagt er. Am Samstag sei eine lange Wanderung geplant. Na toll! Jochen hat viele Freunde aus ganz Deutschland eingeladen. Keiner scheint sich für Fußball zu interessieren. Nach der Wanderung werde ich am Nachmittag wie ein Schwerstabhängiger zu meinem Auto gebracht. Ich muss nicht mehr mit in die Hütte, ich darf – zusammen mit ein paar Kindern – nach Missen in die Premiere-Kneipe fahren. Dort ist es fast leer. Den Bayer interessiert die Bundesliga nicht mehr. Bayern München steht auf Platz vier und kann nichts mehr reißen. Wir müssen Konferenz gucken – mit Rücksicht auf die Einheimischen. Ich muss Schaltungen nach Hannover und Wolfsburg ertragen. Wir liegen 0:1 zurück. Quälend lange steht die Meisterschaft auf der Kippe. Dann haut Hitzlsperger die Kugel in den Winkel, und Khedira gibt Cottbus den Rest. Glücklich gehe ich zum Pinkeln aufs Klo. Da steht plötzlich ein Bayer neben mir. Gönnerhaft gratuliert er mir zum Titel – nicht ohne darauf hinzuweisen, dass unser Trainer (Armin Veh) ja ein Bayer sei. In Stuttgart ist der Teufel los. In Missen besteht der Jubelkorso nur aus mir. Egal, ich bin glücklich und falle früh ins Bett. Am nächsten Morgen gehe ich zum Kiosk, um wenigstens aus der Zeitung Anteil an den Feierlichkeiten in Stuttgart zu nehmen. Doch das Topthema der bayerischen Blätter ist nicht der VfB. Es ist Mehmet Scholls letztes Spiel in München. Mein lieber Scholli, denke ich. Nichts wie heim!

und May-Kate Olsens dieser Welt selbst dafür verantwortlich, dass mit Beginn der Pubertät nicht nur die Karriere zu Ende geht, sondern auch ihr Leben aus den Fugen gerät. Zum Beispiel im Fall Macaulay Culkin. Der heute 28-Jährige wurde durch die Komödie „Kevin allein zu Haus“ 1990 als Zehnjähriger zum Superstar. Es folgten zwei Fortsetzungen sowie die Filme „My Girl“ und „Richie Rich“, und Culkin wurde der bestbezahlte Kinderdarsteller aller Zeiten. Doch dann geriet er im Scheidungskrieg seiner Eltern zwischen die Fronten, und die Karriere und das Geld waren weg. Schon bei Jackie Coogan, dem ersten Kinderstar der Filmgeschichte, waren die Eltern das Problem. Der Liebling des Stummfilmkinos hatte in Chaplins „The Kid“ (1920) die Titelrolle gespielt und mit seinen Filmen insgesamt rund vier Millionen Dollar verdient. Als er volljährig wurde und längst keine Rollen mehr bekam, musste er seine Mutter und seinen Stiefvater verklagen, um wenigstens etwas von dem Geld zu bekommen, das übrig war. Wie Coogan erging es auch Freddie Bartholomew, der in den dreißiger Jahren neben Shirley Temple der größte Kinderstar war und in „David Copperfield“ oder „Little Lord Fauntleroy“ die Hauptrolle spielte. Als auch seine Karriere mit der Pubertät endete, ging im Sorgerechtsstreit zwischen seinen Eltern und seiner Tante sein Vermögen verloren. Tatsächlich haben ehrgeizige oder geldgierige Eltern und der zu schnelle, zu große Erfolg nicht nur viele Karrieren, sondern auch ganze Leben ruiniert. Dennoch gibt es auch einige Beispiele für ehemalige Kinderstars, die es geschafft haben, die Pubertät und den frühen Ruhm ohne bleibende Schäden zu überstehen und auch als Erwachsene erfolgreich Filme zu machen. Zahlreiche Hollywoodstars begannen ihre Karriere – mal mehr, mal weniger beachtet – bereits als Kinder: Elizabeth Taylor zum Beispiel als Elfjährige in „Lassie“. Oder Jodie Foster als 14-Jährige in „Taxi Driver“, Elijah Wood als Achtjähriger in „Zurück in die Zukunft II“, Jennifer Connelly als 14-Jährige in „Es war einmal in Amerika“, Natalie Portman als 13-Jährige in „Léon – Der Profi“. Oder Anna Paquin, die zwölf Jahre alt war, als sie für ihren Part in „Das Piano“ den Oscar als beste Nebendarstellerin gewann. Inzwischen ist die 26-Jährige der Star der hochgelobten Fernsehserie „True Blood“. Gespannt darf man auch darauf sein, wie der derzeit größte Kinderstar das Erwachsenwerden meistert. Dakota Fanning hat in Filmen wie „Hide & Seek“ oder „Krieg der Welten“ ihr Riesentalent bewiesen. Gerade ist sie 15 Jahre alt geworden, und die schwierige Zeit jenseits der Niedlichkeit beginnt.

Schlagzeilen

Touristenmassen stürmen Mittelmeerküsten Vor 40 Jahren Touristenmassen stürmen

Mittelmeerküsten: Die Adria-Strände sind zum größten Ferienrevier in Europa geworden. Dort stehen etwa eine halbe Million Touristenbetten zur Verfügung. Nicht alle Ferienziele sind auf den Urlaubsboom vorbereitet. Die spanische Insel Mallorca, die von rund einer halben Million Briten und Westdeutschen besucht wird, ist mit 110 000 Touristen voll ausgelastet. Die Hotels sind überfüllt, viele Gäste sauer. „Die Urlaubswelle war noch nie so nackt“, behaupten führende deutsche Reisebüros. Angeblich können sie den Ansturm auf die FKK-Strände kaum bewältigen. (StN)

Die Schauspieler Emma Watson und Daniel Radcliffe waren zehn, als sie das erste Mal Hermine Granger und Harry Potter spielten. Wenn am 16. Juli „Harry Potter und der Halbblutprinz“ ins Kino kommt, werden beide 19 Jahre alt sein – und Millionäre Fotos: Verleih

Hintergrund

Ernährungskonferenz gibt Erklärungen ab

Es ist nicht leicht, ein Kinderstar zu sein und zu bleiben Haley Joel Osment (21) war der Junge in „The Sixth Sense“ (1999), der Tote sehen kann. Als Elfjähriger wurde er als Riesentalent gefeiert, durfte neben Kevin Spacey in „Das Glücksprinzip“ (2000) und neben Frances O’Connor in „A. I.“ (2001) die Hauptrolle spielen. Doch dann kam die Pubertät, und Rollenangebote blieben aus. Das Letzte, was man von Osment hörte, ist, dass er betrunken einen Autounfall verursacht hat und eine Entziehungskur macht. Drew Barrymore (34) war 15 Jahre und ein psychisches Wrack, als sie ihre Autobiografie „Little Girl Lost“ veröffentlichte: Sie war durch Rollen in „E. T.“ (1982), „Der Feuerteufel“ (1984) oder „Katzenauge“ (1985) zum Star geworden, betrank sich das erste Mal mit neun,

rauchte ihren ersten Joint mit zehn, nahm mit zwölf erstmals Kokain, brach die Schule und zig Entziehungskuren ab, versuchte sich selbst umzubringen und landete in einer Nervenheilanstalt. Anfang der Neunziger bekam sie ihre Alkoholund Drogenprobleme in Osment (2000) dpa den Griff und startete ein Comeback. Heute zählt sie zu den bestverdienenden Schauspielerinnen Hollywoods. Jaimee Foxworth (29) spielte von 1989 an in der Serie „Alle unter einem Dach“ die Rolle der

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Jubelkorso in Missen

Judy, des Nesthäkchens des Winslow-Clans. In der vierten Staffel, nach 70 Episoden, wurde Judy aus der Serie hinausgeschrieben. Die Produzenten hatten das Interesse an der kleinen Judy verloren. Es sollte sieben Jahre dauern, bis Jamee Foxworth Barrymore (1984) pr zurückkam. Sie nannte sich nun Crave, der Comeback-Film hieß „More Black Dirty Debutantes 30“ und war ein Hardcore-Porno. Sie war 20, pleite, brauchte Geld, „nach einer halben Stunde war ich um 15 000 Dollar reicher“, erinnerte sie sich später an ihre erste Pornoszene.

Heute arbeitet Foxworth in einer Talentagentur und hofft auf Rollenangebote. Brad Renfro (1982–2008) war der Junge an der Seite von Susan Sarandon und Tommy Lee Jones in der Grisham-Verfilmung „Der Klient“ (1994) und spielte in Barry Levinsons Drama „Sleepers“ (1996) die jugendliche Version von Brad Pitt. Seit Ende der neunziger Jahre wurde er immer wieder wegen Drogenbesitzes festgenommen. Obwohl er weiterhin Filme drehte – etwa 2001 „Ghost World“ mit Scarlett Johansson oder 2005 „The Jacket“ mit Keira Knightly – und sich regelmäßig in Entziehungskliniken einliefern ließ, kam er von seiner Heroinsucht nie los. Im Januar 2008 starb er an einer Überdosis. (gun)

Vor 30 Jahren In Rom beginnt auf Initia-

tive der Vereinten Nationen eine achttägige Weltkonferenz über Agrarreform und ländliche Entwicklung. Die von 145 Staaten besuchte Versammlung bringt wenig konkrete Anregungen zur Überwindung des Hungers in der Welt hervor. Eine Analyse der Welternährungslage ergibt, dass weltweit die landwirtschaftliche Produktivität gestiegen ist, aber immer mehr Menschen hungern. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen verhungern jedes Jahr etwa zwei Millionen Menschen, weitere zwölf bis siebzehn sterben an Krankheiten als Folge von Unterernährung, und etwa eine Milliarde Menschen leiden unter Mangel- und Fehlernährung. (StN)

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Nummer 181 • Samstag, 8. August 2009

Bücher

Für Selbstversorger Der Geschmack der ersten Tomaten des Sommers aus dem elterlichen Garten ist unvergessen. Wenn wir die noch warmen Früchte vom Strauch pflückten und hineinbissen, glaubten wir die Sonnenstrahlen zu schmecken, die sie reifen ließen. Solche Genüsse vermögen die roten Früchte aus dem Supermarkt nicht zu spenden. Ein Grund mehr, sich mit „Tomaten aus dem Garten“ zu verwöhnen. Man sollte den Titel des nützlichen Bändchens nicht zu wörtlich nehmen: Wer Tomaten anbauen möchte, kann dies auch auf dem Balkon oder der Fensterbank tun – Hauptsache, die Pflanze ist vor Regen geschützt, denn der bekommt ihr überhaupt nicht. Autorin Eva Schumann hat Tipps für die Wahl der Sorte, für Zucht, Anbau und Pflege zusammengestellt sowie Wissenswertes über Herkunft, Inhaltsstoffe und gesundheitlichen Wert der roten Vitaminbomben aufgeführt. (tak) [Eva Schumann: Tomaten aus dem Garten. UlmerVerlag, Stuttgart. 7,90 Euro]

Schön zum Blättern Mit was hat das tapfere Schneiderlein die Fliegen angelockt? Was befand sich in Rotkäppchens Korb? Und was ließ dem Mädchen mit den Schwefelhölzern das Wasser im Mund zusammenlaufen? Ob Pflaumenmus, Butterkuchen oder gefüllte Gans: Auch im Märchen geht es immer wieder ums Essen. Also hat Christine Ferber mit Laurence und Gilles Laurendon 60 Rezepte aus bekannten – und zumindest bei uns – weniger bekannten Märchen zusammengestellt. Kein Wunder, dass es sich mehrheitlich um Backrezepte handelt, Ferber ist eine der besten Konditorinnen der Welt. Allerdings handelt es sich bei Lebkuchenmännchen, Pfannkuchen und Schwarzwälder Kirschtorte um alte Bekannte. Origineller sind die Fotos, Scherenschnitte und Aquarelle, weshalb man den Band eher als Bilderbuch betrachten sollte. (ina) [L. und G. Laurendon, Christine Ferber: Tischlein deck dich! Rezepte aus der Märchenküche. Gerstenberg-Verlag, Hildesheim. 39,90 Euro]

Reichtum der Natur Dass man aus Bärlauch, Löwenzahn und Sauerampfer allerhand Schmackhaftes zubereiten kann, hat sich rumgesprochen. Wald und Wiese haben aber viel mehr zu bieten. So mixt Gisula Tscharner unter anderem aus Vogelmiere, Gundermann, Spitzwegerich, Leimkraut, Geißfuß, Salz und Öl eine Paste, die wunderbar auf Quarkbrote passt. Aus Sanddorn und Schlehen braut sie einen heißen Königsdrink. Und Alpenampferblätter ergeben mit Honig und Zitronensaft ein feines Kompott. Überhaupt zeigt die gelernte Theologin, wie man sich mit vielen in der Natur gesammelten Produkten gesund und auch noch günstig ernähren kann. Dazu gibt es viele interessante Geschichten, die einem den Reichtum der Natur vor Augen führen. Manchen mögen Tscharners Erzählungen und Interpretationen zu esoterisch daherkommen. Ihre Rezepte allerdings sind fast alle praktisch und einfach zuzubereiten. (ina) [Gisula Tscharner: Wald und Wiese auf dem Teller. AT-Verlag, Baden und München. 23,90 Euro]

Furcht vor wilden Früchten? Nie hätten wir uns an den Früchten der Ziersträucher in Vorgärten, an Waldrändern, in Parkanlagen vergriffen, sollten wir doch tunlichst die Finger von all diesen giftigen Früchten lassen. Mit Schlehen, Holunder, Hagebutten, den Früchten der Wildrosen, lernten wir umzugehen. Alles andere, was so rot war und so schwarz, musste giftig sein. Die Elsbeere wähnten wir im Märchen, vom Speierling ahnten wir damals nichts. Und jetzt sollen Weißdorn, Schwarze Apfelbeere, Vogelbeere, Berberitze, Echte Felsenbirne, Kornelkirsche, gar Gewöhnliche Mahonie, Mehlbeere, Mispel und Japanische Zierquitte genießbar und sogar köstlich sein? Das Buch sagt, man müsse sich vor diesen Früchten nicht fürchten. Man solle Saft, Gelee, Marmelade, Kompott daraus machen. Mit diesem Buch in der Hand könnte man die Furcht der frühen Jahre besiegen. (vino) [Thuri Maag, Erika Lüscher: Wildfrüchte. Botanik, Anbau, Rezepte. Fona-Verlag, Lenzburg. 19,90 Euro]

Genuss

Korngesunde Köstlichkeiten Urgetreide wie Emmer und Einkorn hat bei uns noch Seltenheitswert – In der Schweiz gibt’s die Brote im Supermarkt Urgetreide erlebt eine Renaissance, so ist zu hören und zu lesen. Machen wir uns also auf die Suche – nach dem Geschmack von Emmer, Einkorn, Kamut, Dinkel und Wildroggen. Von Tanja Kurz Beim Brotkonsum liegen die Deutschen im weltweiten Vergleich ganz vorne: 85 Kilogramm isst jeder durchschnittlich im Jahr. Angeblich ist das Angebot groß, immerhin stehen über 300 Brotsorten zur Wahl. Und doch klein – denn die meisten davon werden nach wie vor aus Weizen und Roggen herstellt. Wer geschmackliche Abwechslung sucht, hat es nicht leicht. Brote aus sogenanntem Urgetreide wie Emmer, Einkorn & Co. könnten unseren Speiseplan bereichern. Doch die sind gar nicht so leicht zu finden. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Einzig Dinkel – auch ihn zählt etwa die Initiative Urgetreide zur Familie – ist nicht nur in Biobäckereien und Naturkostläden zu haben, selbst im Supermarkt gehört Dinkelkorn zum Sortiment. Ob zu Brot gebacken oder für Nudeln verarbeitet: Feinschmecker schätzen das Getreide als mineralstoff- und vitaminreich. Grünkern – grün geernteter und dann gerösteter Dinkel – wird zu Bratlingen, Suppen und Eintöpfen verarbeitet. Wer Emmer, Einkorn und Kamut kosten will, tut sich hierzulande schwer – im Gegensatz zu unseren Schweizer Nachbarn. Dort sind Emmer und Einkorn verbreitet, das Urkornbrot wird sogar über die Migros-Großmärkte vertrieben. Im Biosupermarkt Alnatura in Stuttgart entdecken wir dann doch ein Einkorn-Produkt: Gute-Laune-Risonno (4,15 Euro) der Firma Sonnentor. Wir machen den Test mit der Geschmacksrichtung Gute Laune – wer hätte die nicht gerne.

Kunterbunte Getreidefelder mit Kornblumen, Mohn und Schafgarbe Die Zubereitung ist einfach: Die Emmerkörner werden mit der Gewürzmischung in etwas Olivenöl angebraten, dann wird mit Wasser abgelöscht. Nach 25 Minuten sanftem Köcheln und stetigem Rühren kosten wir das Getreiderisotto – und es schmeckt überraschend gut, immerhin handelt es sich um ein Fertigprodukt. Die Emmerkörner haben nussigen Biss. Lecker, nicht nur des Weines wegen, den wir, in Abwandlung der Rezeptur, am Ende beigefügt haben. Experten für Urgetreide finden wir in Brunzenberg, einem idyllischen Weiler im Hohenlohischen, auf halber Strecke zwischen Schwäbisch Hall und Ellwangen gelegen. Der Buchenhof ist umgeben von Getreidefeldern, die ganz anders aussehen als die gedüngten und gespritzten Monokulturen anderswo: Kornblumenblaue, mohnrote und schafgarbenweiße Tupfer sind zwischen den langen, schlanken, sich im Wind wiegenden Ähren auszumachen. Seit über 300 Jahren ist der 35 Hektar große Hof im Besitz der Familie Schöll. Vor 20 Jahren hatten die Bauern genug vom subventionsabhängigen Dasein – und sattelten um auf biologisch-dynamische Bewirtschaftung. „Zuerst haben wir es mit Kartoffeln probiert. Doch dann haben wir uns darauf besonnen, dass wir einen alten Backofen haben“, erzählt Helga Schöll, 54. „Die anderen Bauern haben aufgehört, Brot zu backen, wir haben damit angefangen“, sagt

sie und lacht: „Wir schwimmen halt immer gegen den Strom, denn wir wissen, dass wir uns absetzen müssen.“ Wie immer an den Sonntagen hat die Chefin in der Backstube alle Hände voll zu tun. Ein Ausflug auf den Buchenhof zu Kaffee und Kuchen – das Konzept geht offenbar auf, und das bei ganz normalen Familien, denn es sind nicht die Ökojünger, denen wir auf dem Hof begegnen. Die Parkplätze rund um das weitläufige Anwesen und die Stühle im Café sind alle belegt. Und im Hofladen liegen die Brote aus Urgetreide bereit, die wochentags auf den Märkten der Region verkauft werden. Ehrensache, dass das Schöll’sche Urgetreide keinerlei Mineraldünger oder Spritzmittel abbekommt, dass im Brot weder synthetische Backmittel noch künstliche Aromen enthalten sind. „Wir entspelzen, reinigen und schroten oder flocken unser Getreide selbst“, erklärt Helga Schöll. Das Mehl wird schließlich in einer kleinen Mühle gemalen. Der betörende Duft nach Frischgebackenem verführt uns, einen Großeinkauf zu tätigen: Wir erstehen ein Siebenkornbrot (aus Weizen, Dinkel, Einkorn, Emmer, Hafer, Gerste und Wildroggen), ein Emmer-Brot, ein Dinkelvollkorn, ein Einkornbrot, ein Kamutbrot mit Fenchel, Kümmel und Koriander sowie eine dicke Stange mit Rotwein gewürztes Emmer rosso mit Walnüssen. In der Tat, die Scheiben sind auch ohne Käse- oder Wurstbelag ein Genuss. Die Krume ist knusprig, die etwas süßlich, zugleich sehr würzig schmeckenden Brote sind saftig, sogar das Dinkel-Vollkorn. Am besten munden die Schöll’schen Backwaren mit Butter und Salz bestreut. Auf dem Buchenhof ist auch ein flüssiges Urkorn-Produkt zu haben – Bier. Im benachbarten Mittelfranken stellt das Riedenburger Brauhaus Fünfkorn-Urbier (Gersten, Weizenmalz, Einkorn, Emmer und Dinkel), Einkorn-Edelbier sowie historisches naturtrübes Emmerbier her – würzige Getränke, die gut zum Brot aus der Backstube der Familie Schöll passen. Wer freilich unter Weizenunverträglichkeit leidet – und das sind immerhin bereits ein Prozent der Europäer –, muss auch auf Urkornbrot und -bier verzichten. Die Gesunden sollten wissen, dass Urgetreidebrote gesünder sind als solche aus herkömmlichem Weizen. Emmer und Einkorn enthalten deutlich mehr Beta-Carotin. Dieser Stoff senkt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, schützt die Haut vor den schädlichen Einflüssen der Sonne und beugt Augenerkrankungen vor. Auch Aminosäuren, die für den Nervenstoffwechsel wichtig sind, sind in Emmer und Einkorn enthalten. Von einer Renaissance der alten Getreidesorten zu sprechen wäre gewiss übertrieben. Wer aber die Chance hat, diese Produkte zu versuchen, sollte sie sich nicht entgehen lassen. Oder man probiert es einmal selbst mit dem Brotbacken. Emmermehl gibt’s etwa in der Eselsmühle im Siebenmühlental vor den Toren Stuttgarts zu kaufen.

Hintergrund

Getreide-Einmaleins ¡ Weltweit gibt es viele verschiedene Sorten an Getreide. Die sieben Hauptgetreidearten (Zerealien) sind Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Reis, Mais und Hirse. ¡ Getreidesorten, die gar keine sind, heißen auch Pseudo-Zerealien. Zu ihnen zählen Buchweizen, Quinoa und Amarant. Pseudo-Zerealien besitzen kein Kleber-Eiweiß (Gluten), weshalb viele Allergiker sie als Getreideersatz nutzen. Aus ihnen lässt sich allerdings kein Brot herstellen. ¡ Die Urgetreide Emmer, Einkorn, Dinkel und Kamut sind uralte Weizensorten. Ursprünglich kommen sie aus dem Nahen Osten, dem Gebiet der heutigen Türkei. Im Zug der Ausbreitung des Ackerbaus gelangten sie von Westpersien über Ägypten, Nordafrika und den Balkan nach Mitteleuropa. ¡ Roggen, wie wir ihn heute kennen, ist aus Wildroggen kultiviert. Die rund 7000 Jahre alte Getreidesorte hat kleine Körner, der Ertrag ist um fast 50 Prozent geringer als beim Roggen. ¡ Auch bei den anderen Urgetreiden fallen die Erträge im Vergleich zum Weichweizen deutlich geringer aus. Während Weizen auf einen Ertrag von etwa 80 Dezitonnen pro Hektar kommt, kann man bei Emmer und Einkorn nur Erträge zwischen 19 und 35 Dezitonnen erwarten. Düngung würde wenig nützen, denn dies würde bei Emmer und Einkorn zu noch längeren Getreidehalmen führen, die bei windigem Wetter und starkem Regen umknicken könnten. Dies ist einer der Gründe, warum die beiden Getreidearten beim biologischen Landbau sehr beliebt sind.

Reife Dinkelähren: Die Spelze umschließen als feste Hülle das Korn und schützen es vor schädlichen Umwelteinflüssen. Die reife Dinkelpflanze hat eine rötliche Farbe Foto: Wildlife

¡ Urgetreide sind Spelzgetreide – ihr Korn ist von einer fest umhüllenden Spelze eingeschlossen. Vor der Verarbeitung muss sie entfernt werden. (StN)

www.initiative-urgetreide.de

Aus der Landwirtschaft in die Wirtschaft Besser essen: Drei Generationen machen aus dem Hecht in Ebersbach/Fils einen schwäbischen Familienbetrieb mit moderner Note Von Sandra Markert „Die Frage, ob Spinat in die Maultaschen gehört, hat schon viele Familien entzweit, ja war fast schon einen Bürgerkrieg wert. Die Gegner sind der Meinung, das Grün sei nur Effekthascherei.“ Wer solche Zeilen in einer Speisekarte liest, will natürlich wissen, ob der zuständige Koch auf solche Effekte setzt. Bernd Walter (39) im Gasthaus Hecht in Ebersbach an der Fils tut es – und nicht nur das. Die gebratenen Maultaschen mit Ei kommen nicht wie gewohnt als eher undekorativer Haufen auf den Tisch, sondern in Form eines Omelettes mit eingebackenen Maultaschen-Schnecken. Das freut das Auge wie den Gaumen. „Die Gäste gehen ja meist nicht essen, weil sie hungrig sind, sondern weil sie genießen wollen“, sagt Walter. Er ist im Gasthaus Hecht, das seit 1862 in Familienbesitz ist, aufgewachsen und weiß: Nach Ebersbach verirrt man sich nicht unbedingt zufällig – es sei denn, man ist auf der neu ausgeschilderten Filstalroute mit dem Fahrrad von Plochingen her unterwegs (etwa neun Kilometer). Die große Zahl von Stammgästen aus Esslingen, Tübingen und dem 30 Kilometer entfernten Stuttgart lockt er mit Zutaten aus der Region. „Meine Eltern waren noch Landwirte und haben die Wirtschaft nur nebenher geführt“, sagt Walter. Die eigenen Äcker hat die Familie mittlerweile zwar verpachtet. Die Wertschätzung für regionale Produkte aber ist geblieben. „Ich weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt, bis man die

Melanie und Bernd Walter im Gasthaus Hecht setzen auf geschmackvolle Atmosphäre eigenen Kartoffeln in der Küche verarbeiten kann.“ Deswegen bekommt er seine Eier seit über 30 Jahren vom gleichen Lieferanten aus dem Dorf. Der Jäger bringt das frisch geschossene Reh persönlich vorbei, und die Linsen, eine grüne Sorte aus Baden-Württemberg, holt er bei einem Landwirt in Plochingen. „Regionales zu verwenden bedeutet mehr zeitlichen Aufwand, als alles im Großmarkt zu kaufen, aber der Geschmack ist einfach ein anderer.“ Entsprechend weh tut ihm sein Kochherz, wenn er bei Kollegen schon im März von Spargel auf der Speisekarte

Foto: Kern

liest. „Bei uns kommt auf den Tisch, was gerade wächst.“ Damit Walter seine Karte nicht ständig umschreiben muss, heißt seine Beilage schlicht „Marktgemüse“, und auf einer Seite ist viel Platz für saisonale Gerichte – zurzeit Pfifferlinge. Walter bleibt den Familienrezepten treu und kocht gern schwäbische Klassiker (Rostbraten, Schupfnudeln, Ochsenmaulsalat) – aber nicht nur. „Ich war im Adler in Asperg und habe im Schloss Reinhartshausen mit Sternekoch Joachim Wissler gearbeitet.“ Akkurates Arbeiten und mediterrane Einschläge sind ihm aus dieser Zeit geblieben.

„Ich will die traditionelle Küche der Familie bewahren, sie aber modern interpretieren.“ Für den Gast bedeutet das neben den originell angerichteten Maultaschen mit schmatzendem Kartoffelsalat (8,20 Euro) etwa ein Carpaccio, das statt aus rohem Rindfleisch aus hauchdünn geschnittenen Tomaten, Gurken, gebratener Lachsforelle und Rucolapesto besteht (8,90 Euro). Oder Rostbraten, der mit Pfifferlingen statt mit Zwiebeln (16,90 Euro) garniert ist. Die Spätzle sind selbst gemacht, und die reichlich vorhandene Soße ist so schmackhaft, dass wir die Reste am liebsten eingepackt hätten. Im Sommer lockt der Hecht mit einer schönen Terrasse (20 Plätze) und einem schattigen Biergarten (45 Plätze). In den rustikalen Gasträumen mit viel hellem Holz finden auch größere Hochzeitsgesellschaften mit bis zu 70 Personen Platz. Professioneller Service wird drinnen wie draußen großgeschrieben. „Meine Frau hat 2008 auf der Intergastra das goldene Gedeck gewonnen“, sagt Walter stolz. Bei dem Wettstreit geht es darum, einen Tisch richtig (von links herum) und geschmackvoll einzudecken und passende Weine anzubieten. Bei solchen Genen wundert es nicht, dass der siebenjährige Sohn Sören schon eine eigene Kochjacke hat. Noch aber tobt der künftige Chef lieber mit Gästekindern durchs Haus. Gasthaus Hecht, Kirchheimer Straße 11, 73061 Ebersbach/Fils, 0 71 63 / 88 17. Öffnungszeiten: Di bis Sa von 11 bis 14 und 17.30 bis 22 Uhr, an Sonn- und Feiertagen bis 21 Uhr. Betriebsferien vom 14. August bis zum 4. September.

„Die ganze Welt ist eine Bühne und alle Fraun und Männer bloße Spieler“, lässt William Shakespeare den Melancholiker Jacques in „Wie es euch gefällt“ sagen. Shakespeare wusste um 1600 zwar nichts von Open-World-Szenarien, von interaktiven Plots und Francise-Unternehmen, die mal Comics, mal Kinofilme, mal Videospiele zur Bühne ihrer Helden machen. Und doch beschreibt dieser Satz präzise die Möglichkeiten des Erzählens im Zeitalter der Interaktion und der Mehrfachverwertung von Erfolgsstoffen. Gleich mehrfach beschäftigte sich die Fachmesse FMX, die am Freitag zu Ende ging, mit diesem Phänomen. Kaum ein Kinospektakel kann sich heutzutage leisten, nicht Teil einer Verwertungskette, Bestandteil eines Erzähluniversums zu sein. Da gibt es den „Twilight“-Kosmos, die Welten von „Star Wars“ und „Star Trek“, von Harry Potter und James Bond, das Universum der Comichelden des DC-Verlags (Superman, Batman) und des MarvelVerlags (Spider-Man, X-Men, Iron Man). Diese fiktiven Welten voller Fantasiewesen und Übermenschen, voller Abenteuer, Spektakel und ScienceFiction stellen ein unerschöpfliches Reservoir an Geschichten bereit, indem sie zwar das Personal, typische Konflikte und eine spezifische Ästhetik, aber nicht wirklich eine Handlung vorgeben. Aus vormals einer Erzählung entwickelt sich ein Erzählkontinuum. Und die Möglichkeiten, neue Geschichten aus diesen Welten zu erfinden, sind im Prinzip unendlich, man muss lediglich deren Regeln befolgen. Und die sind oft kompliziert. Das weiß auch Kevin Tod Haug, der schon zwei der Erzähluniversen mit Spezialeffekten versorgt hat. Er war an dem James-Bond-Film „Ein Quantum Trost“ beteiligt, hat gerade „Eclipse“, den dritten Teil der „Twilight“ -Saga abgedreht und war am Freitag auf der FMX zu Gast. Bei „Star Trek“ gebe es zum Beispiel eine Art Bibel, verrät er, in der alle Gesetze verzeichnet sind, die in der Raumschiff-Enterprise-Welt zu befolgen sind. Und weil es diesen Science-FictionKosmos seit den 1960er Jahren gibt, ist das Regelwerk nun unüberschaubar. „Bei solchen Serien und Filmreihen sind inzwischen meistens die Schauspieler die eigentlich Chefs, weil sie die Einzigen sind, die dieses Regelwerk wirklich kennen“, sagt Haug, „die Regisseure werden dann nur noch als so eine Art Verkehrspolizist gebraucht.“ Selbst die Orte, in denen bekannte Helden zu Hause sind, haben ein Eigenleben entwickelt, sagt der Comickünstler Dave Gibbons, der mit Alan Moore das Graphic-Novel-Meisterwerk „Watchmen“ geschaffen hat und der sowohl Helden des DC- als auch

des Marvel-Universums gezeichnet hat. „Jeder kann sich heute seine ganz individuelle Ecke in Batmans Heimatstadt Gotham suchen und dort eine eigene Geschichte erzählen“, sagt Gibbons und schwärmt vom (ebenfalls auf der FMX vertretenen) Computerspiel „Batman: Akrham Asylum“, das eine ganz neue ästhetische Vision des Fledermaus-Mann-Topos entwickelt. Weil in vielen Computerspielen der Nutzer interaktiv in die Handlung eingreifen kann, spricht Don Marinelli, der in den USA Professor für Unterhaltungstechnologie ist, von einer Demokratisierung der Kunst und von einer Ko-Autorenschaft des Spielers.

Marinelli befürwortet in seinem FMX-Vortrag das Aufbrechen traditioneller Erzählmuster: „Bücher und Filme haben uns früher immer Linearität suggeriert“, sagt er, „doch das Leben verläuft ganz und gar nicht linear.“ Marinellis Begeisterung dafür, einen Teil der Ezählkompetenz an andere abzugeben, teilen Dave Gibbons und Kevin Tod Haug jedoch nicht. Obwohl sich Gibbons mit Graphic Novels wie

„Martha Washington Goes To War“ (zusammen mit Frank Miller) und Haug mit seinen Effektdesign für „The Cell“ oder „Fight Club“ in ihren künstlerischen Visionen postmodern und visionär geben, wünschen sich beide letztlich einen vormodernen Rezipienten, der sich in ihren Kunstwerke versenkt, der „in einem fast hypnotischen Zustand das betrachtet, was wir erschaffen haben“, sagt Haug. Sich in den verschiedenen Erzähluniversen der Comics zu bewegen, empfindet Gibbons aber nicht zwingend als Herausforderung: „Man hat manchmal den Eindruck, als ob sie dich bloß ein Weilchen mit ihren Spielsachen spielen lassen, die sie dir nachher wieder wegnehmen.“ Eine, die sich mit dem Spielzeug auskennt, das der MarvelVerlag herstellt, ist Victoria Alonso, die als ausführende Vizepräsidentin der Marvel Studios zum Beispiel die beiden „Iron Man“-Filme produziert hat. Sie verrät zwar am Freitag auf der FMX, dass sie in ihrem Büro eine lange Liste an die Wand gepinnt hat, auf der all die Comicverfilmungen stehen, die Marvel in den kommenden fünf Jahren ins Kino bringen will. Allzu viele Einzelheiten gibt sie jedoch nicht preis. Sie bestätigt aber, dass 2011 unter der Regie von Kenneth Branagh „Thor“ ins Kino kommen wird und dass im selben Jahr auch „Captain America“ anläuft, in dem Chris Evans, der bereits in „Die Fantastischen Vier“ einen Marvel-Superhelden gespielt, die Hauptrolle übernimmt. „Wir besitzen ein riesengroßes Universum, da tut sich immer irgendwas“, sagt Alonso. Und weil jeder der Marvel-Superhelden eigentlich Herrscher eines eigenes Universums ist, dürfte die Aufgabe, die auf Joss Whedon („Buffy“) wartet, der gerade die Regie für „The Avengers“ (Kinostart: 2012) übernommen hat, besonders schwer sein: Da treffen nämlich der nordische Gott Thor, der Weltkriegsveteran Captain America und der High-Tech-Snob Iron Man aufeinander. Und das wahrscheinlich auch noch in 3-D. Einfache Geschichten gehen anders.

Info

Trickfilmfestival am Samstag

Auch der aktuelle Film „Iron Man 2“ mit Robert Downey jr. in der Hauptrolle erweitert einen Erzählkosmos, der seinen Anfang im Comic genommen hat (hier ein Cover des Zeichners Marc Silvestri) Abb.: Marvel

¡ 15 Uhr: Disney-Lectures: Vorschau auf die Rapunzel-Adaption „Tangled“ (Metropol 2) ¡ 17 Uhr: Weltpremiere „Das Sandmännchen“ (Metropol 1); Wirtschaftsfilmwettbewerb Under Commission (Gloria 1) ¡ 19 Uhr: Best of Animation (Gloria 1) ¡ 20 Uhr: Preisverleihung Wirtschaftsfilmpreis Under Commission (Kunstmuseum) ¡ 20.30 Uhr: Der Vorjahres-Spielfilmpreisträger „Mary and Max“ (Schlossplatz) ¡ 21 Uhr: Kurzfilmwettbewerb 5 (Gloria 1); Spielfilm „The Fantastic Mr. Fox“ (Gloria 2) ¡ 24 Uhr: „Simpsons“-Kultnacht mit David Silverman (Metropol 1) ¡ www.itfs.de

Wonneweinen mit André Rieu

Generationen tauschen Liebe gegen Geld

Thomas Kapielski erzählt Erstaunliches im Literaturhaus

Die Performancetheatergruppe She She Pop gastiert im Theaterhaus

Von Nicole Golombek Er hat noch ein paar Lesungen vor sich, und es ist durchaus denkbar, dass einige ihm nachreisen. Wo Thomas Kapielski ist, ist Kunst und Heiterkeit, das ist selten genug, nicht nur in der deutschen Literatur. Es wurde viel laut gelacht am Donnerstag im Literaturhaus. Für seine Vortragskunst hat Kapielski, der 1951 in Berlin geboren wurde, den Preis der Literaturhäuser erhalten und dafür wird er in allen elf Häusern gepriesen. Zu preisen wäre er auch, wenn er nie vorlesen würde – für das heftige Feilen am Satz, für die sorgsame Betrachtung des abseitigen und in seinem Sinn hin und her gewendeten, auch umgedeuteten Wortes. Auch dafür, dass er die kleine Form beherrscht wie kaum einer heute, die Skizze, den Aphorismus, seit neuestem die „Geosophie“, Gedanken, die sich an Ortsbetrachtungen knüpfen. Vom Lorbeerkranz, den Literaturhauschef Florian Höllerer ihm überreicht, pusselt Kapielski gleich ein Stängelchen ab für seinen Freund Frieder Butzmann. Vier Lieder singt der füllige Mann, der im Fleecezipper über dem blütenweißen, korrekt geknöpften Hemd eine freundliche Harmlosigkeit ausstrahlt und dann eine dadaistische Performance zeigt. Es ist eine Laudatio in höchsten Tönen zu heftigen Beats vom Com-

puter, es ist ein Summen und Gurren, während eine Kaffeemaschine dampft. Auch wenn Kapielski es „genierlich“ findet, dass er sich für jeden Abend einen Laudator aussuchen darf, nimmt er die Anfangsfreude gerne mit, um eine Stunde lang aus Werken vorzuerzählen. Berlinernd und bemerkenswert gut schwäbelnd (Butzmann, der Mann aus dem Süden, nickt anerkennend), spielt er mit Gedankenaussetzern. Er verrät, dass er die Schiebermütze trägt, um nicht ganz ohne Macke im neurotischen Kunstbetrieb zu sein. Er führt die Haltbarkeit der Tüten vom Getränkeladen vor: „Die Getränke-Hoffmann-Tüte ist ein Muss!“ Kapielski erzählt vom Wonneweinen, wie er sich Salvator trinkend beim Zappen verheddert und an einer Sendung mit André Rieu hängenbleibt. Er kommt vom Mann, dessen Zunge in einer Bierflasche steckt, zu Beobachtungen des Essayisten Roland Barthes und von da zu philosophischen Geburtshilfegedanken, um sich mit einer Pudelgeschichte und einem fröhlichen Gutenheimwegwunsch zu verabschieden. Es ergeht dem beglückten Publikum wie Freund Butzmann, der singt: „Kapielski ist ein so feiner Mensch, das gibt’s gar nicht.“ Jüngste Arbeiten von Thomas Kapielski: „Mischwald“ (Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main. 347 Seiten. 14 Euro). „Ortskunde. Eine kleine Geosophie“ (Edition Urs Engeler, Basel/ Weil am Rhein. 130 Seiten. 17 Euro).

Von Anne Guhlich Die Stimme des Mannes ist brüchig und leise. Zusammengesunken sitzt er vor 280 Besuchern auf einem Sessel auf der Bühne im Theaterhaus und beginnt zu singen. „Wenn ich bleiben würde, stünde ich dir nur im Weg“, singt er auf Englisch. Eine Gitarre begleitet ihn. „Darum werde ich gehen.“ Es dauert eine Weile bis man die Schnulze „I Will Always Love You“ von Whitney Houston erkennt. Das Lied klingt auf einmal nicht kitschig. Es klingt hilflos, ein wenig schräg, bemüht. Es ist das Lied eines Vaters für seine Tochter. Der Vater singt, so gut er kann. Er ist nicht geübt darin. Zusammen mit drei weiteren Vätern von Schauspielern der Performancetheatergruppe She She Pop macht er mit bei deren Stück „Testament“. Die Schauspieler Sebastian Bark, Fanni Halmburger, Lisa Lucassen und Ilia Papatheodorou kommen aus Berlin und Hamburg. Im Hintergrund der Bühne wird William Shakespeares „König Lear“ an die Wand projiziert. She She Pop und ihre Väter inszenieren das Verhältnis zwischen den Generationen als einen Tauschhandel: Liebe gegen Geld. Die Schauspieler sagen, welche Kommode sie nach dem Tod der Eltern gerne einmal hätten, und sie fragen, ob genügend Geld für die Altenpflege da sei. Sie brechen die Auffüh-

rung mit Moderationen, in denen sie erklären, was sie gerade tun. Das Stück bekommt einen eigenen Charakter: Innerhalb der Aufführung geschieht das Gleiche, das die Beziehung zwischen Vätern und Kindern auch jenseits der Bühne prägt. Die Nachkommen provozieren und zeigen, was sie können. Sie wollen, dass die Väter ihre Arbeit verstehen. Die Väter zetern manchmal, winken ab. Aber sie machen mit. Sie überschreiten ihre Grenzen, entblößen sich selbst. Sie geben Zeit und Geduld, und sie bemühen sich. Das ist es, was Fannis Vater Peter Halmburger am Schluss über sich sagt, als er in einem Pappsarg liegt: „Er hat sich bemüht.“ Mit liebevoller Leidensbereitschaft singt er inmitten von Vorrechnereien und sachlichen Diskussionen das Stück von Whitney Houston. Seine Tochter steht alleine am Mikrofon und zählt auf, was zu tun ist, wenn ihr Vater alt wird: Füttern, lächeln, Ausreden erfinden fürs Wäschewechseln, Druckstellen einpudern, vollgepinkelte Betten frisch machen. Probleme werden an dem Abend nicht gelöst. Darum geht es nicht. So bleibt unklar, ob es tröstend ist oder ein Fluch – ob es ein Weil ist oder ein Trotzdem, als nach zwei Stunden voller intelligent gestellter Fragen drei Worte übrig bleiben, die „I Love You“ heißen. Eine weitere Vorstellung am heutigen Samstag um 20.15 Uhr. Karten telefonisch unter 07 11 / 4 02 07 20.

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¿37–40 · Veranstaltungen Die Supernase und ein Musical-Konzert Seite 37: Viel Spaß mit Mike Krüger Seite 38: Dendemann in der Röhre Seite 39: Unser Kinotipp: Sin Nombre Seite 40: Zum Muttertag in ein MusicalKonzert im Theater der Altstadt

Nachgefragt Ursa Koch Der Krimi der Autorin über Missbrauch in einer kirchlichen Einrichtung kam zum richtigen Zeitpunkt heraus.

„Das Thema ist ein Selbstläufer“ Von Lisa Welzhofer

Frau Koch, in Ihrem Roman „Die Heiligenscheinhändler“ geht es unter anderem um veruntreute Spenden und sexuellen Missbrauch in einer fiktiven kirchlichen Behinderteneinrichtung. Passt die Thematik zufällig in die Zeit oder war die Veröffentlichung kalkuliert? Ich habe fünf Jahre lang für mein Buch recherchiert. Mich hat das Thema einfach interessiert. Ich habe mit vielen Mitarbeitern solcher Einrichtungen gesprochen. Sie werden schlecht entlohnt, dabei gibt es genug Spendenmittel, öffentliche Zuwendungen und Immobilienbesitz der Kirche. Trotzdem Ursa Koch (50) lebt wird an der Basis ge- in Hohenstein im spart. Mir geht es vor Kreis Reutlingen Foto: Privat allem um solche Missstände in meinem Buch. Der sexuelle Missbrauch steht nicht im Mittelpunkt.

Trotzdem beschert er Ihnen mehr Leser, als Sie mit einem Buch im Eigenverlag zu hoffen wagten, oder?

Die Nachfrage hat mich überrascht. Es ist ja eigentlich ein sehr spezielles Thema. Die erste Auflage von 1000 Stück ist in einem kleinen Verlag erschienen und war nach drei Monaten ausverkauft. Die zweite mit 2000 Stück habe ich im Eigenverlag gedruckt. Die ist auch schon fast weg. Normalerweise ist die große Frage, wie man als kleiner Verlag ohne große Marketingmittel ein Buch überhaupt unter die Leute bringt. Bei mir war es jetzt ein Selbstläufer, weil Missbrauch gerade ein Thema ist. Ich bekomme Einladungen zu Lesungen und sehr viele Zuschriften von Betroffenen.

Ihre Hauptfigur ist die Journalistin Franka Maas. Planen Sie eine Reihe à la Marklund?

Nein. Momentan arbeite ich an einem ganz anderen Stoff, einem Kurzgeschichtenband. Dabei betreut mich die Lektorin einer Literaturagentur. Das Buch soll in einem größeren Verlag erscheinen. Der Krimi könnte also so eine Art Sprungbrett in eine Schriftstellerlaufbahn sein. Am 11. Mail liest Ursa Koch im Lobbyrestaurant Reutlingen (Rommelsbacher Str. 1). „Die Heiligenscheinhändler“ (12,40 Euro) erscheint bei Albas Literatur, Hohenstein.

Hypatia, die Aufklärerin Hypatia, gelyncht von christlichen Fundamentalisten, galt den frühen Deisten als erste Märtyrerin der Aufklärung. Ihre Vita setzt sich aus Fragmenten zusammen, die nach ihrer Ermordung aufgezeichnet wurden. Schon in den frühesten dieser „Zeugnisse“ wird sie als Philosophin, Mathematikerin und Hochschullehrerin von großem Einfluß gefeiert. Die moderne Frauenbewegung entdeckte sie als eine der Ihren. Peter O. Chotjewitz, der über Hypatia von Alexandria ein Buch veröffentlicht hat, fasst das Ergebnis seiner Recherchen zusammen und spricht im Philosophischen Café der AnStifter am 8. Mai (10.30–12 Uhr). Anmeldung erwünscht: Frank Ackermann, Telefon 61 24 92 oder hegelhaus@web.de. (StN)

Szene

Stuttgart singt in China Mit ihrem Gründer und Leiter Kay Johannsen reist die Stuttgarter Kantorei vom 26. Mai bis 3. Juni nach Peking und Schanghai. Die drei geplanten Konzerte finden in den großen Konzertsälen Schanghais und Pekings statt sowie auf Einladung des Botschafters Dr. Schäfer in der Deutschen Botschaft Peking. Aufgeführt werden Carl Orffs in China selten live gespielte „Carmina Burana“ in der Fassung für Solisten, gemischten Chor, zwei Klaviere und Schlagzeug. Mit im Gepäck hat der Chor zudem ein anspruchsvolles A-cappella-Programm mit Werken verschiedener Stile und Epochen von Morley über Brahms bis Elgar. (StN)

Figure on a white surface If you look carefully at this Culture page, you find that in the lead article first a white rectangular space was left. Into it was then inserted a comic character who is pushing the text away with his hands. The result is a strongly three-dimensional effect. Care is taken, when making text flow around cut-outs, that the text does not become too narrow, as otherwise readability is impaired.


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Office for Newspaper Design

Sport

¿26 · Sport

Philipp Lahm wird wohl Spielführer, Manuel Neuer Nummer eins – der Bundestrainer ärgert sich über undichte Stelle beim DFB

Deutschlands Volleyballer zu Gast in der Region

Von Thomas Näher aus Eppan EPPAN. Es war ein Bild der Ruhe und der inneren Einkehr, das die Nationalspieler am Donnerstag nach dem Training abgaben. Da saßen sie am Mittelkreis und lauschten den Worten von Reinhold Messner. Der Bergfex aus dem nahen Bozen stimmte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auf Südafrika ein. „Er hat Parallelen zwischen dem Bergsteigen und dem Fußball aufgezeigt. Die WM dauert lange, und auch den Mount Everest besteigt man nicht an einem Tag“, sagte Neuling Holger Badstuber sichtlich beeindruckt. So einfach kann das Leben manchmal sein, mag Joachim Löw da neidvoll gedacht haben. In seinem Leben als Bundestrainer gibt es nämlich Dinge, die er sich auch nach längerem Grübeln nicht zusammenreimen kann. Das Zusammenspiel zwischen dem DFB und dem Boulevard ist so eine Sache. Dass vor Weihnachten sein angeblicher Handschlag-Vertrag mit DFB-Präsident Theo Zwanziger über die WM hinaus via „Bild“ bekannt wurde, ist Löw ebenso sauer aufgestoßen wie die Veröffentlichung der

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Die deutschen WM-Kapitäne Jahr 1934 1938 1954 1958 1962 1966 1970 1974 1978 1982 1986 1990 1994 1998 2002 2006

WM-Ausrichter Uruguay Frankreich Schweiz Schweden Chile England Mexiko Deutschland Argentinien Spanien Mexiko Italien USA Frankreich Südkorea/Japan Deutschland

Name Fritz Szepan Fritz Szepan Fritz Walter Hans Schäfer Hans Schäfer Uwe Seeler Uwe Seeler Franz Beckenbauer Berti Vogts K.-H. Rummenigge K.-H. Rummenigge Lothar Matthäus Lothar Matthäus Jürgen Klinsmann Oliver Kahn Michael Ballack

Michel Platini hofft auf ein Heimspiel in sechs Jahren Heute entscheidet der Europäische Fußball-Verband (Uefa), wo die EM 2016 ausgetragen wird. Großer Favorit ist Frankreich – die Heimat von Uefa-Präsident Michel Platini.

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Die Volleyball-Nationalmannschaft der Männer macht Station in Stuttgart und Tübingen – und muss sich in gleich zwei Wettbewerben beweisen: in der World League und in der EM-Qualifikation.

angeblichen Gehaltsforderungen von Teammanager Oliver Bierhoff für sich und das Trainerteam im gleichen Blatt. Wo sitzt der Maulwurf innerhalb des DFB, fragte sich Löw, wer hat ein Interesse daran, vertrauliche Informationen herauszugeben und auf diese Weise ihn und seine Arbeit für eigene Zwecke zu instrumentalisieren? Die Antwort fiel insofern nicht schwer, als nur ein intimer Kreis von Insidern über den Inhalt der Gespräche Bescheid wusste. Und nun, im Fall Lahm und Neuer? Jahrelang waren die Fronten zwischen DFB und „Bild“ geklärt. Ex-Teamchef Jürgen Klinsmann verweigerte während seiner Amtszeit den Doppelpass mit dem Boulevard. Zuvor waren ins Licht gezerrte Indiskretionen dem früheren Kapitän und „Bild“ -Kolumnisten Lothar Matthäus zugeschrieben worden. Jetzt heißt der Kolumnist Franz Beckenbauer, was zumindest im aktuellen Fall den Verdacht auf ihn lenkt. Löw jedenfalls soll sich mächtig geärgert haben, als er die Personalien Lahm und Neuer in der Zeitung mit den großen Buchstaben lesen musste. Bisher galt für ihn die Devise: Der Chef bin ich. Löw, und nur Löw allein, entscheidet in allen sportlichen Fragen. Und so ließ er über DFB-Mediendirektor Harald Stenger seinen Groll übermitteln. Verklausuliert zwar, doch wer Löw ein wenig näher kennt, der weiß: Der Freiburger ist „högschd“ verärgert. „Die sportliche Leitung wertet diese Einschätzungen als reine Spekulation. Es kann so sein, muss aber nicht so sein“, sagte Stenger. Außerdem sei „bis zur Stunde mit keinem Spieler über die Torwart- und Kapitänsfrage gesprochen worden“. Das soll am heutigen Freitag geschehen und dann auch publik gemacht werden. Tatsächlich spricht vieles für Lahm als Vertreter des verletzten Kapitäns Michael Ballack und für Neuer als Nachfolger des gleichfalls angeschlagenen René Adler. Intern schließt man aber auch Überraschungen nicht aus. In der Torwart-Frage soll der nachgerückte Münchner Hans-Jörg Butt (35) im Trainerstab sogar als Nummer eins gehandelt worden sein, ehe man sich für Neuer (24) entschieden und sich auf den Bremer Tim Wiese (28) als ersten Ersatzkeeper festgelegt habe. Und Miroslav Klose (31) gilt aufgrund seiner Erfahrung aus 94 Länderspielen zumindest als ein ernsthafter Anwärter auf das Amt des Spielführers. Der Bayern-Stürmer war bisher Ballacks Stellvertreter und übte sein Amt auch gestern aus. Nach Messners Rede überreichte er dem Südtiroler ein Deutschland-Trikot. Ein Vorgriff auf die Kapitäns-Entscheidung war das aber nicht: Philipp Lahm war gar nicht beim Training, sondern mit dem zweiten Spätankömmling Bastian Schweinsteiger auf dem Mountainbike unterwegs.

Wirbel um deutsches WM-Quartier

DFB-Gegner Ghana ohne Superstar Essien

EPPAN (StN). Trotz der neuen Schreckensmeldungen um fehlende Genehmigungen, Geldstrafen und Schwarzbauten geht auch dder Weltverband Fifa davon aus, dass der Tross des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 7. Juni sein WM-Quartier nahe Pretoria beziehen wird. Jedoch informierte die Fifa auch über Missstände. Zwar werde das Hotel schon seit Jahren betrieben, die notwendigen Genehmigungen der Stadt fehlen aber. „Es sind Sofortmaßnahmen eingeleitet worden, um die Mängel und Unregelmäßigkeiten zu beseitigen“, teilte die Fifa mit.

ACCRA (sid). Deutschland Gruppengegner Ghana muss bei der Fußball-WM in Südafrika auf seinen Superstar Michael Essien verzichten. Der Mittelfeldspieler, Teamkollege des ebenfalls verletzten deutschen Nationalmannschaftskapitäns Michael Ballack beim FC Chelsea, fällt mit einer Knieverletzung aus. Essien hatte die Verletzung beim Afrika-Cup im Januar erlitten. Ghana trifft zum Abschluss der Gruppe D am 23. Juni in Johannesburg auf Deutschland. Essien war 2005 für 38 Millionen Euro von Olympique Lyon nach Chelsea gewechselt.

VfB auf Platz vier der Geldrangliste STUTTGART (StN). Wen wundert’s: Der FC Bayern München ist auch finanziell die Nummer eins: Aus dem TV-Vermarktungstopf der Deutschen Fußball-Liga (DFL) kassierte der Meister im abgelaufenen Jahr 28,628 Millionen Euro. Der VfB Stuttgart landete mit 23,843 Millionen Euro auf Platz vier. Die Geldrangliste der Fußball-Bundesliga im Überblick: 1. FC Bayern München 2. FC Schalke 04 3. Werder Bremen 4. VfB Stuttgart 5. Hamburger SV 6. Bayer Leverkusen 7. VfL Wolfsburg 8. Borussia Dortmund 9. Eintracht Frankfurt 10. Hertha BSC 11. Hannover 96 12. VfL Bochum 13. 1899 Hoffenheim 14. Bor. Mönchengladbach 15. FSV Mainz 05 16. 1. FC Köln 17. 1. FC Nürnberg 18. SC Freiburg

Ex-VfB-Spieler Alexander Hleb will bei seiner Rückkehr zum FC Barcelona voll angreifen: „Ich will gesund und topfit in die Vorbereitung einsteigen und mich dort durchsetzen.“ Einen Wechsel zum FC Bayern hat der Weißrusse nach der Vertragsverlängerung von Franck Ribéry abgehakt: „Das ist alles nicht mehr interessant.“ VfB-Verteidiger Khalid Boulahrouz gewann in Freiburg mit der holländischen Nationalmannschaft gegen Mexiko 2:1 und spielte 90 Minuten durch.

Sportsfreund des Tages

Der Mann

. . . und wer Kapitän

Fotos: Bm, dpa

Der frühere VfB-Profi und Weltmeister 1990 über die Kapitänsrolle innerhalb der deutschen Nationalmannschaft

Hallo, Herr Buchwald. Sie waren Kapitän beim VfB Stuttgart und fünfmal in der Nationalelf. Was erfordert diese Rolle?

Es ist ja klar, dass jeder, der in der Nationalmannschaft spielt, eine gewisse Persönlichkeit ausstrahlt. Das allein ist es aber nicht. Man braucht Führungsqualitäten und darf keine Scheu davor haben, Verantwortung zu übernehmen.

Angeblich soll Philipp Lahm die Binde des Spielführers bekommen.

Ich könnte das sehr gut nachvollziehen. Er bringt seit Jahren konstant seine Leistung, er ist kein Marktschreier, sondern meldet sich dann zu Wort, wenn es Probleme gibt. Und er wird von der Mannschaft akzeptiert.

. . . weil er die Siegprämien aushandelt.

Das gehört mit zu seinen Aufgaben. Es gibt aber Wichtigeres.

Zum Beispiel?

Er muss das Spielverständnis und die Arbeitsweise des Trainers mit in die Mannschaft tragen, er muss erkennen, wenn es intern Spannungen gibt oder sich Grüppchen bilden, die nicht miteinander klarkommen. Und der Chef muss immer ein Vorbild sein – auf dem Platz und auch außerhalb.

Wie wird der Kapitän bestimmt?

Früher war das so, dass der Kapitän wurde, der am meisten Länderspiele hatte. Die meisten Trainer in der Bundesliga bestimmen ihn aber selbst, manche lassen ihn auch von der Mannschaft wählen. Er muss auf alle Fälle das volle Vertrauen des Trainers genießen. Er ist ja sozusagen sein verlängerter Arm im Team. Der Kapitän ist ja auch Ansprechpartner für die Spieler. Joachim Löw kann ja nicht mit jedem Einzelnen stundenlange Einzelgespräche führen.

Außer Philipp Lahm sind angeblich noch Bastian Schweinsteiger und Miroslav Klose in der Verlosung.

Bastian Schweinsteiger könnte ich mir noch vorstellen. Er ist mit seinen Aufgaben beim FC Bayern gewachsen. Er hat aber noch nicht die Erfahrung von Philipp Lahm.

Und Miroslav Klose?

Das geht gar nicht. Wer weiß, ob er überhaupt in Form kommt. Als Kapitän musst du aber einen Stammplatz haben.

Wie schwer wiegt der Ausfall von Michael Ballack?

Das ist ganz bitter, aber auch eine große Chance für die jungen Spieler. Ich bin sicher, dass Sami Khedira und Bastian Schweinsteiger im defensiven Mittelfeld bestens harmonieren. Sie werden diese Lücke schließen.

Ihre Prognose?

Das Halbfinale ist möglich. Und dann braucht man immer auch ein wenig Glück.

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Zur Person

Guido Buchwald ¡ Am 24. Januar 1961 wurde Guido Buchwald in West-Berlin geboren. ¡ Von 1962 an lebte er in Wannweil bei Reutlingen. Inzwischen wohnt er in Walddorfhäslach. Er ist verheiratet mit Silvia, zwei Kinder (Julian, Yannic). ¡ Stationen als Profi: 1979 bis 1983: Stuttgarter Kickers 1983 bis 1994: VfB Stuttgart 1994 bis 1997: Urawa Red Diamonds 1998 bis 1999: Karlsruher SC ¡ Stationen als Trainer: 2004 bis 2006: Urawa Red Diamonds 2007: Alemannia Aachen Foto: Baumann

STUTTGART. Er war einer der Besten in der Weltmeistermannschaft von 1990. Und Guido Buchwald weiß, worauf es in der Kapitänsrolle ankommt. Er hat die Binde selbst lange genug getragen.

28,628 26,497 25,478 23,843 23,155 21,906 21,217 20,191 19,152 18,752 17,600 16,557 16,501 15,302 14,657 13,855 13,387 12,472

Kurzpässe

„Der Chef muss immer ein Vorbild sein“ Von Gunter Barner

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Löw sucht den Maulwurf in der Kapitäns-Frage Die Entscheidungen im Nationalteam sind gefallen – vermeldete zumindest der Boulevard. Eine Überraschung wäre ein Votum für Philipp Lahm und Manuel Neuer zwar nicht, dennoch ist Bundestrainer Joachim Löw verärgert: Er fühlt seine Arbeit durch Indiskretionen torpediert – nicht zum ersten Mal.

Entscheidung heute: Wer wird Nummer eins . . .

Nummer 120  Freitag, 28. Mai 2010

Es gibt Situationen, die kann man als Mann gar nicht als Gewinner überstehen. Besonders schwierig ist es zum Beispiel, wenn die Frau vom Friseurbesuch nach Hause kommt. Man(n) kann dann schweigen – aber dann sagt sie mit vorwurfsvoller Stimme: „Dir ist also gar nichts aufgefallen?“ Man kann auch warten, bis sie fragt: „Und? Wie gefällt’s dir?“ Dann wird es noch kniffliger – und nur durch folgende Frage übertroffen: „Findest du’s besser oder schlechter als vorher?“ So, und jetzt? In den kommenden Wochen wird es sehr wahrscheinlich wieder viele solcher Situationen geben. Nicht, weil die Friseurinnung Freischneiden anbietet – aber es ist dann Fußball-WM. Und womöglich sehen Sie sich gegen Ende dieser Veranstaltung, ge- Ein Gewinner dpa nauer: am 11. Juli, mit dieser Frage ihrer leicht bekleideten und lasziv dreinschauenden Partnerin konfrontiert: „Willst du das Finale mit Deutschland sehen – oder kommst du mit ins Schlafzimmer?“ Puuuh! Immerhin: Eine Umfrage hat nun ergeben, dass sich 95 Prozent der Deutschen für das Endspiel entscheiden würden. Sie werden es kaum glauben, aber hierbei sind die Männer tatsächlich die Gewinner – es wurden nämlich auch Frauen gefragt. (dip)

Das Zitat „Die türkische Delegation hat uns ihre Bewerbung so emotional präsentiert, da kamen einem fast die Tränen“ DFB-Präsident Theo Zwanziger über die türkische Bewerbung für die EM 2016

the Politics and Business section. In most cases the pictures used are agency pictures which are available to all newspapers. In Stuttgart they take the opportunity of using picture editing to make an exceptional picture out of an ordinary one.


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Von Markus Grabitz und Claudia Lepping, Berlin BERLIN. Die Wahlkampfmanager von SPD und Union hatten mit manchem gerechnet. Dass etwa die drei Landtagswahlen und die NRW-Kommunalwahl den Trend zu Schwarz-Gelb verfestigten. Darauf hatten sie im Konrad-Adenauer-Haus gehofft. Anders im Willy-Brandt-Haus: Vier Wochen vor der Wahl versprachen sich die Strategen dort endlich den Befreiungsschlag, nachdem die SPD bisher in schlechten Umfragen verharrte. Der Union zwei Ministerpräsidenten-Posten nehmen, das könnte die Stimmungswende werden. Doch es kam anders: Die vorsichtige Öff-

nung seiner Partei in den Ländern zur Linkspartei, die SPD-Kanzlerkandidat FrankWalter Steinmeier durch Interviews in der Vorwoche eingeleitet hatte, steht auf einmal mitten im Raum. Plötzlich geht es nicht mehr darum, um wie viel Prozentpunkte die SPD hinter der Union liegt. Auf einmal deutet sich in der gesamten politischen Stimmung Deutschlands immer mehr die Manifestierung zweier bislang nicht da gewesener Lager an: Hier Schwarz-Gelb, dort RotRot-Grün – obwohl Steinmeier stets beteuert, dass er auf Bundesebene nicht mit der Linkspartei koalieren will. Bereits am Sonntag hatte die Kanzlerin ihre Partei auf eine Niederlage vorbereitet. Angela Merkel erinnerte daran, dass die Union vor fünf Jahren so gute Ergebnisse eingefahren habe und dabei von der „Wut auf Rot-Grün in Berlin“ profitiert habe. Mit tollen Wahlergebnissen konnte die Union diesmal wirklich nicht rechnen. Aber dass sie gleich in zwei Ländern die absolute Mehrheit der Sitze verlieren würde, kann im Unionslager niemand schönreden. Und man kann es schon gar nicht mit regionalen Aspekten erklären. Für manchen im Umfeld der Kanzlerin muss es erschreckend sein, dass die eigenen Wähler selbst respektable Leistungen von Unionsregierungschefs nicht honorieren. Ganz abwegig ist die Frage ja nicht: Wenn das so in Thüringen und im Saarland ist, warum dann nicht in vier Wochen auch im Bund? Da trösten sie sich bei der Union immerhin ein wenig damit, dass die Ergebnisse in den Reihen der SPD nun auch nicht gerade dazu geeignet sind, Euphorie auszulösen. In den Startblöcken für die Aufholjagd sind die Genossen nicht. Darauf deuten auch nicht gerade die Zahlen bei den Kommunalwahlen in NRW: 31 Prozent im SPDStammland – nun ja –, der zweite Wind sieht anders aus.

Nach dem TV-Duell hofft er auf die Wende im Wahlkampf: SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier über Machtperspektiven, Mitleidsbonus und Mobilisierungskampagnen und welche Exportschlager künftig Arbeitsplätze in Deutschland schaffen. Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Herr Steinmeier, mit Ihrer kontrollierten Attacke gegen die Kanzlerin haben Sie laut Umfragen bei den bislang unentschlossenen Wählern gepunktet, insgesamt ging das Duell offenbar eher remis aus: Alles wie erwartet in dem Duell zwischen Chefin und Stellvertreter?

Ich weiß nicht, welche Umfragen Sie meinen. Die Umfragen, die ich kenne, besagen ganz überwiegend, dass ich vorne gelegen habe. Besonders freue ich mich, dass unentschlossene Wähler mich klar besser fanden. Das spornt ungeheuer an. Ich bin mit dem Verlauf des TV-Duells sehr zufrieden. Ob das Duell auch den Erwartungen von Frau Merkel entsprochen hat, kann nur sie selbst beantworten.

Es gibt in diesem Jahr viele Mobilisierungskampagnen, um die Menschen zur Wahl zu motivieren. Denn jetzt zählt’s – wie kommt Deutschland aus der Krise? Motiviert Sie das wiederum, nur das zu versprechen, was Sie tatsächlich auch halten können?

Es ist seit jeher meine feste Überzeugung: Politik sollte generell nur das versprechen, was sie auch halten kann. Deshalb habe ich meinen Deutschlandplan vorgelegt. Er beschreibt, wie nach der Krise neue Arbeitsplätze entstehen können. Wir müssen unser Land umstellen auf effizienteren Energieverbrauch. In Industrie und kleinen Betrieben, Auto und Bahn, öffentlichen Gebäuden und zu Hause. So schaffen wir neue Arbeit, schützen das Klima und sparen Energie und Geld. Unser Exportschlager müssen neue Produkte und Maschinen werden, die weniger Energie verbrauchen und aus neuen Materialien hergestellt sind statt aus kostbaren Rohstoffen. Zweitens: Wenn die Menschen älter werden, gibt es mehr Arbeit in Gesundheit und Pflege. Drittens: Wir brauchen eine Bildungsoffensive. Mehr Menschen gehen in Rente, als junge Leute aus der Schule nachrücken. Fachkräftemangel droht. Darum sagen wir: Wir brauchen jedes Talent, jede Begabung. Alle Kinder müssen optimal gefördert werden.

Leute

Sierau droht Verzicht Zwei Wochen nach der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen drohen in Dortmund die Wiederholung des Urnengangs und ein Amtsverzicht des gewählten Oberbürgermeisters Ullrich Sierau (SPD). Nach CDU, FDP und Linken sprachen sich am Montag auch die Dortmunder Grünen, die derzeit mit der SPD über eine Fortsetzung der Koalition im Rathaus verhandeln, für eine Neuwahl aus. Hintergrund ist der Streit um das angeblich rund 100 Millionen Euro schwere Haushaltsloch, das nur einen Tag nach der Kommunalwahl bekanntgeworden war. Die CDU hatte der SPD und ihrem designierten OB Sierau Wahlbetrug vorgeworfen. Der am 30. August gewählte Rathauschef Sierau betont seit der Wahl, er habe von einer dramatischen Etatlage der Kommune nichts gewusst. (ddp)

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Ihr Deutschlandplan wurde wegen der Bundesdienstwagenministerin Ulla Schmidt vermutlich weniger stark diskutiert, als Sie es sich erhofften – halten Sie das Versprechen von vier Millionen neuen Jobs aufrecht, oder wäre es nicht ehrlicher, sie mit den Arbeitsplätzen zu verrechnen, die der Krise zum Opfer fallen?

Dehm klagt

Der Bundesrechnungshof hat zu Ulla Schmidt ein eindeutiges Urteil abgegeben. Es hat keine Unregelmäßigkeiten gegeben, der Bundesrepublik Deutschland ist kein Schaden entstanden. Das, was da stattfand, sollte von einer inhaltlichen Debatte ablenken. Ulla Schmidt hat zu allen Fragen Stellung genommen, eigene Fehler eingeräumt und bedauert. Wir sollten jetzt wirklich zu den wichtigen Dingen zurückkehren. Ich sage, dass wir mit einer langfristigen Politik und einer gezielten Initiative mehr Beschäftigung entstehen lassen können. Von 2005 bis 2008 sind in Deutschland 1,6 Millionen neue Jobs entstanden. Bis 2020 können wir weitere vier Millionen schaffen, wenn wir jetzt die Weichen richtig stellen. Aber Politik kann nur Anreize bieten, dass Unternehmen in Zukunftsbranchen investieren und so Arbeitsplätze schaffen. Die Märkte von morgen sind „grün“. Klimaschutz, Energie und Ressourcen sparen, da müssen wir investieren. So bleiben wir Exportweltmeister.

In der „Affenarsch“-Affäre will der niedersächsische Linkspartei-Landeschef

Diether Dehm jetzt die „Bild“-Zeitung

Foto: ddp

verklagen. Grund ist ein Bericht der Zeitung vom Montag, der Musiker und Bundestagsabgeordnete habe das Anfang August gegen ihn verhängte Bußgeld in Höhe von 300 Euro wegen mutmaßlicher Beleidigung eines Polizeibeamten noch nicht gezahlt. Das Geld sei längst an eine gemeinnützige Stiftung überwiesen worden, sagte Dehm in Hannover. (ddp)

Doch der Union hilft es nicht, dass die SPD nichts dazugewinnt. Viel e

Koalitionsvertrag in Sachsen ist so gut wie perfekt DRESDEN (dpa). Der ersten schwarz-gelben Regierung in Sachsen steht de facto nichts mehr im Weg. CDU und FDP haben sich grundsätzlich auf eine Koalition verständigt und am Wochenende alle strittigen Themen wie die Schulpolitik geklärt. Verhandlungskreise bestätigten am Montag einen entsprechenden Bericht des Radiosenders MDR Info. Am Mittwochnachmittag soll der Koalitionsvertrag vorgestellt werden. Bis dahin geht es noch um Strukturen und Personal. Am Montag waren die Verhandlungsdelegationen erneut zusammengekommen. Laut FDP-Chef Holger Zastrow wurden zu jedem Thema Kompromisse gefunden. Er sprach im MDR von „harten Auseinandersetzungen“, bei denen auch die FDP habe einstecken müssen. Mit einem Stimmenanteil von zehn Prozent habe man nicht 100 Prozent des Wahlprogramms umsetzen können. CDU und FDP hatten schon zu Beginn der Koalitionsverhandlungen vor rund zwei Wochen einen zügigen Abschluss angekündigt, um so ein schwarz-gelbes Signal für die Bundestagswahl nach Berlin zu senden. Die Union hatte sich bei der Landtagswahl am 30. August mit 40,2 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft behauptet. Allerdings ist sie wieder auf einen Koalitionspartner angewiesen. 2004 waren das die Sozialdemokraten gewesen.

Panorama

Nummer 131 • Mittwoch, 10. Juni 2009

„Ich möchte meine Kinder glücklich sehen“

Von Andreas Bellinger

Frau Graf, was bedeutet Ihnen die Zahl 40? Unglaublich wenig.

Aber Sie feiern 40. Geburtstag. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie?

Ich kann mit großer Freude auf die ersten 40 Jahre zurückblicken. Vor allem bin ich glücklich über meine Familie. Ich bin stolz auf meine beiden Kinder und auf meinen Mann. Und ich habe eine tolle Karriere hinter mir. Besser, als es gelaufen ist, kann man es sich eigentlich nicht wünschen.

Sie wirken immer sehr ausgeglichen. Bringt Sie überhaupt etwas auf die Palme?

Oh ja. Aber ich habe früh gelernt, meine Emotionen zu kontrollieren und zu beherrschen. Es hat mich auf dem Tennisplatz stärker gemacht. Natürlich gibt es Dinge, die mich aufregen und auf die Palme bringen. Ungerechtigkeit zum Beispiel, Böswilligkeit und die Machtlosigkeit, wenn man Ungerechtigkeit sieht.

Was macht Sie nervös?

Große öffentliche Auftritte waren noch nie meine Sache.

Denken Sie manchmal daran, was vor 30, 20 und 10 Jahren war?

Mit Kindern bleibt einem gar nicht so viel Zeit, an die Vergangenheit zu denken oder in der Vergangenheit lange zu verweilen. Ich lebe gerne in der Gegenwart und schaue nach vorne. Das schließt natürlich nicht aus, dass man immer wieder schöne Erinnerungen hat.

So wie im Mai bei der Reise in die Vergangenheit, als Sie bei der Eröffnung des neuen Centre-Courts in Wimbledon mit Ihrem Mann Andre Agassi Tennis spielten?

Ich habe das Gefühl, als wäre meine Tenniskarriere schon unheimlich lange her. Unser Tag in Wimbledon war daher schon wie eine kleine Reise in die Vergangenheit. Als ich mit meinem Mann dann auf den CentreCourt gegangen bin und die vertraute Kulisse um uns wahrgenommen habe, wurden viele Erinnerungen in mir wach. Und dann fängst du an zu spielen und kannst dir nicht vorstellen, dass dein letzter Auftritt hier schon zehn Jahre zurückliegt.

Welche Rolle spielt der Sport heute in Ihrem Leben, und wie sieht Ihr Sportprogramm aus?

Ein Leben ohne Sport ist für mich kaum vorstellbar. Ich trainiere mehrere Male die Woche und suche meine Freiräume, um mit dem Sport etwas für mich zu tun und meine Gedanken zu ordnen. So kann ich entspannen und wieder Energie auftanken.

Welchen Sport treiben Ihre Kinder: der siebenjährige Jaden Gil und die fünfjährige Jaz Elle? Unser Großer spielt besonders gerne Baseball. Die Saison geht über zweieinhalb Monate, und seine Mannschaft hat gerade ihr großes Play-off-Spiel gewonnen: 11:10. Und die Kleine macht Gymnastik, spielt ab und zu Tennis, sie probiert alles so ein bisschen aus.

Welche Ziele, Träume, Wünsche haben Sie?

Noch mehr sozialdemokratische Inhalte. Ich habe ein klares Konzept für neue Jobs, mit mir bleibt es beim Atomausstieg, ich stehe für soziale Sicherheit und Arbeitnehmerrechte. Im Übrigen gilt: Ich führe keinen Wahlkampf für eine Koalition. Die SPD will so stark wie möglich werden. SchwarzGelb dagegen hieße Steuerentlastungen für höchste Einkommen, eine höhere Mehrwertsteuer, die Einschränkung des Kündigungsschutzes. Mit Schwarz-Gelb gäbe es weniger Mindestlöhne. Schwarz-Gelb würde die Arbeitnehmerrechte schleifen.

An welchen Top-5-Themen entscheidet sich eigentlich, ob Sie mit einer Partei eine Koalition bilden wollen?

Wer bereit ist, mit uns eine zukunftsgerichtete, soziale Politik zu machen, kommt als Partner in Betracht. Ich mache Politik im Interesse der Menschen. Es ist doch die Frage: Wie geht es weiter nach der Krise? Wie können die Lasten der Krise gerecht verteilt werden? Es kann nicht sein, dass Normalverdiener und Arbeitnehmer die Zeche bezahlen. Es geht um Arbeit und Bildung für künftige Generationen, es geht darum, in den Zukunftsbranchen Weltmarktführer zu werden. Deutschland braucht eine soziale Politik. Das ist entscheidend für den inneren Frieden.

Die Grünen ziehen ihren eigenen Wahlkampf durch und haben „keinen Mitleidsbonus zu verschenken“. In welchen Punkten erwarten Sie von den Grünen/von der FDP in möglichen Ampel-Verhandlungen Entgegenkommen?

(Lacht) Lassen wir doch die Wähler selbst entscheiden, wem sie ihre Stimme geben. Mir geht es jetzt um die Wahlen vom 27. September und eine starke SPD. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Verhandlungen und auch nicht für Forderungen und Erwartungen. Das macht man schon gar nicht in Interviews, da redet man miteinander, wenn es so weit ist.

Bleibt es dabei, dass „Opposition Mist ist“ und Sie in der Großen Koalition weitermachen, sofern das möglich ist?

Opposition ist Mist, und niemand strebt eine Große Koalition an. Ich will Kanzler werden und meine Politik umsetzten: besserer Kündigungsschutz, mehr Arbeitnehmerrechte, höhere Bildungsinvestitionen. Es darf auch keine Steuerentlastungen auf Pump geben. Die SPD steht für eine soziale Politik bei ökologischer und wirtschaftlicher Vernunft.

Welche Bedingungen müsste die Linkspartei

Die Linkspartei ist populistisch, nationalistisch und antieuropäisch. Sie ist nicht regierungsfähig. Mit der Linkspartei wird es in der nächsten Wahlperiode auf Bundesebene keine Zusammenarbeit geben. Und was meinen Sie mit Wiedervereinigung? Das ist doch ein ganz falscher Begriff. Die Linkspartei ist unser politischer Gegner, und jede Stimme für die Linkspartei ist eine verschenkte Stimme.

Wie wichtig ist für die Aussöhnung von SPD und Linken der politische Abgang von Oskar Lafontaine?

Sie sind auf dem falschen Dampfer. Die Linkspartei vertritt im Bund ganz unverantwortliche Positionen. Mit denen geht gar nichts. Und, eine herzliche Bitte habe ich, nehmen wir doch Oskar Lafontaine nicht so wichtig.

Wird Franz Müntefering noch ein paar Jahre Parteichef bleiben?

Es ist uns gelungen, in der SPD wieder Geschlossenheit herzustellen. Franz Müntefering ist ein guter Parteivorsitzender. Ich habe ihn vor einem Jahr vorgeschlagen. Es ist uns gelungen, der SPD wieder Geschlossenheit zu geben. Das ist ein großer Erfolg. Es würde mich freuen, wenn er nach dem Parteitag Mitte November in Dresden weitermacht.

Was ist die schönste, was die blödeste Erfahrung, die Sie in Ihrer Kanzlerkandidatur gemacht haben?

Wahlkampf ist tatsächlich etwas ganz Besonderes. Unsere Veranstaltungen im Wahlkampf sind voller als vor vier Jahren. Die Stimmung ist ausgezeichnet, der Zuspruch ist groß. Es ist für mich eine Ehre und es macht Freude, Kanzlerkandidat meiner SPD zu sein. Für eine Bilanz ist es noch zu früh, aber es ist schon toll, vielen Menschen zu begegnen, mit ihnen zu sprechen und von so vielen Menschen Unterstützung zu erfahren. Und: Wir sind ein starkes Land. Mit Unternehmen, die kreativ sind. Mit Menschen, die anpacken und was bewegen wollen. Da habe ich ermutigende Beispiele erlebt, wie wir die Krise überwinden.

Sie haben eine Abzugsperspektive für Afghanistan entwickelt: Müssen nicht auch wir uns darauf vorbereiten, die Truppen zunächst aufzustocken und effizienter vorzugehen, bevor sich die Bundeswehr ruhigen Gewissens aus der internationalen Mission zurückziehen kann?

Richtig ist: Sobald die neue afghanische Regierung steht, müssen wir uns mit ihr zusammensetzen und einen konkreten und verbindlichen Fahrplan vereinbaren, wie es weitergeht, wie wir das internationale Engagement gemeinsam so schnell wie möglich zum Erfolg führen. Dazu gehören insbesondere der Ausbau und die Ausbildung für die Sicherheitskräfte. In beiden Bereichen wollen wir, ja müssen wir noch mehr tun. Wenn die afghanische Armee und Polizei endlich wieder selbst für Sicherheit sorgen können, haben die internationalen Truppen ihren Auftrag erfüllt. Wir sind im Einsatz, um unsere Anwesenheit dort überflüssig zu machen.

Frank-Walter Steinmeier

Steinmeier 2002 als Kanzleramtsminister im Gespräch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder

Worte der Woche „Angela Merkel war schon bei uns zu Hause essen, und sie weiß, dass auch ich sehr gut kochen kann.“ Guido Westerwelle, FDP-Chef, zur Äußerung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), sie übernehme in Koalitionen stets die Rolle des Kochs „Ich konzentriere mich mal auf die irdischen Ämter, und da ist es, glaube ich, das schönste, das ich haben kann.“

Merkel auf die Frage, wie sie ihr Amt beschreiben würde. SPD-Chef Franz Müntefering hatte sein Amt als „schönstes Amt neben dem Papst“ bezeichnet

„Die Krise ist noch nicht vorbei. Ich weiß auch nicht, wo bei unserer gegenwärtigen gewaltigen Verschuldung Platz sein soll für ein Versprechen bedeutender Steuererleichterungen.“ Richard von Weizsäcker, Alt-Bundespräsident „Wir haben versucht, vor massivem Betrug abzuschrecken. Wir waren nicht erfolgreich.“ Philippe Morillon, Chef der EU-Beobachter, zur Präsidentenwahl in Afghanistan, bei der laut Mission mehr als ein Viertel der Stimmen gefälscht waren

Unmut bei der CSU über den Kuschelwahlkampf der Kanzlerin? Von wegen. Der CSU-Vorsitzende ist mit Angela Merkel sehr zufrieden. Bayerns Ministerpräsident über eine mögliche Koalition mit der FDP, den Modellcharakter des Freistaats und warum er SPD-Finanzminister Peer Steinbrück gut findet. Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Herr Seehofer, lässt sich die CDU-Vorsitzende Angela Merkel einfach nicht zum Jagen tragen, dass sie doch noch zum Angriff bläst? Bekommen Sie mit Verlaub nicht einen Rappel bei so viel Harmlosigkeit im Wahlkampf?

(Lacht) Wir haben die Strategie, mit der wir den Wahlkampf führen, gemeinsam besprochen, und die ist richtig: Argumente statt persönlicher Angriffe. Das haben wir so besprochen, und das begrüßt auch die CSU ausdrücklich. Wir vertreten die gleichen Positionen.

Spätestens Merkels defensiver Auftritt beim TV-Duell muss Sie doch gewurmt haben – dass sie sich so eine Profilierungs- und Mobilisierungschance entgehen lässt?

Ich war mit unserer Kanzlerin sehr zufrieden. Die Moderatoren haben leider die Megathemen Bildung und Familie ausgeklammert und bei der Frage von Wachstum und Steuersenkungen nicht nachgehakt. Vielleicht sind ja auch manche Fernsehformate einfach nicht mehr zeitgemäß.

Auch abseits vom TV-Duell fürchten Unionspolitiker, dass Angela Merkels Nichtangriffspakt gegenüber der SPD dazu führt, dass potenzielle Unionswähler zur FDP abwandern und damit die Weichen für weitere vier Jahre Große Koalition stellen.

Ich erlebe die Kanzlerin auch bei uns in Bayern im Wahlkampf und sehe einen großen Zuspruch der Bevölkerung. Wir gehen da hin, wo die Menschen sind, und führen einen sehr engagierten und sehr sachlichen Wahlkampf. Dass das der FDP nutzen würde, bestätigt sich in den Meinungsumfragen nicht, sie verharrt seit Jahresbeginn auf den gleichen Werten.

„Vielleicht sind ja auch manche TV-Formate einfach nicht mehr zeitgemäß“ Sie sehen keine Parallele zum Bundestagswahlkampf 2005, als der Vorsprung für Schwarz-Gelb bis zum Wahlabend dramatisch schmolz?

Überhaupt nicht, nein. Wir haben eine sehr verfestigte politische Wählersituation mit leichtem Vorsprung für Schwarz-Gelb. Der Wahlkampf ist dennoch offen, es bleibt spannend bis zum Schluss. Die Wähler

Zur Person

Steffi Graf ¡ 1969 wird Stefanie Maria Graf am 14. Juni in Mannheim geboren, 1973 hat sie erstmals einen Tennischläger in der Hand, 1977 gewinnt sie ihre ersten Turniere. ¡ 1982 schafft sie es erstmals in die TennisWeltrangliste – auf Platz 214, 1983 startet sie erstmals bei den French Open. ¡ 1987 kommt der Durchbruch; Graf wird erstmals Weltranglistenerste; bis zu ihrem Karriereende im Jahr 1999 wird sie insgesamt 377 Wochen die Nummer eins sein. ¡ 2001 heiratet sie am 22. Oktober André Agassi, vier Tage später wird der Sohn Jaden Gil geboren. Tochter Jaz Elle kommt im Oktober 2003 zur Welt.

Wenn ich in die Zukunft schaue, denke ich in erster Linie an meine Kinder, wie sie aufwachsen und sich entwickeln. Hierum drehen sich meine Hoffnungen und Wünsche. Ich möchte sie glücklich sehen und ihnen zur Seite stehen.

Leitung des Büros von Ministerpräsident Gerhard Schröder und wird 1994 Leiter der Abteilung für Richtlinien der Politik, Ressortkoordinierung und -planung. ¡ Am 22. November 2005 wird Steinmeier Bundesaußenminister. ¡ Am 21. November 2007 übernimmt Steinmeier nach dem Rücktritt Franz Münteferings die Funktion des Vizekanzlers und wird SPD-Kanzlerkandidat. ¡ Steinmeier ist seit 1995 mit der Verwaltungsrichterin Elke Büdenbender verheiratet. Sie haben eine Tochter. Er gehört der evangelisch-reformierten Kirche an. (StN)

Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender am Sonntagabend vor dem TV-Duell

Rüttgers wird nicht bestraft wegen Rumänen-Schelte DUISBURG (AP). Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) muss wegen seiner abfälligen Äußerungen über rumänische Arbeiter keine juristischen Konsequenzen fürchten. Die erstatteten Strafanzeigen gäben keinen Anlass zur Einleitung eines Ermittlungsverfahrens, erklärte die Staatsanwaltschaft Duisburg am Freitag. In der politischen Auseinandersetzung seien derartige Äußerungen vom Grundrecht der freien Meinungsäußerung gedeckt. Rüttgers hatte mit Blick auf die Verlagerung der Nokia-Produktion von Bochum nach Rumänien auf einer Wahlkampfkundgebung in Duisburg gesagt: „Im Unterschied zu den Arbeitnehmern hier im Ruhrgebiet kommen die in Rumänien eben nicht morgens um sieben zur ersten Schicht und bleiben bis zum Schluss da. Sondern sie kommen und gehen, wann sie wollen, und wissen nicht, was sie tun.“ Später entschuldigte er sich.

¡ 1969 nach seinem Eintritt in die Junge Union tritt er 1971 auch in die CSU ein. ¡ Von 1980 bis 2008 ist Seehofer Mitglied des Deutschen Bundestages. Er ist stets als direkt gewählter Abgeordneter des Wahlkreises Ingolstadt ins Parlament eingezogen. Bei der Bundestagswahl 2005 erreichte er hier 65,9 Prozent der Erststimmen. Dies war das zweitbeste Ergebnis bundesweit. ¡ Ab 1998 ist er stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion für die Bereiche Europa, Landwirtschaft und Umwelt.

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Der exzentrische Mo-

selbst „stinkdeutsch – aber im guten Sinne des Wortes“. Auch wenn er seit Jahren in Frankreich wohne, sei er deutsch geboren und wolle auch Lagerfeld dpa deutsch bleiben, sagte Lagerfeld in der ZDF-Talkshow „Johannes B. Kerner“, die an diesem Mittwoch ausgestrahlt wird. Mit deutschen Politikern aber hat der gebürtige Hamburger seine Schwierigkeiten. FDP-Chef Guido Westerwelle? „Kenn ich nicht, sieht auf dem Foto aber ganz o. k. aus.“ Auch mit moderner Technik will Lagerfeld nichts zu tun haben. „Ich hab’ mein Google hier im Kopf“, sagte er. Nur bei der Musik wird Lagerfeld schwach: „Ich besitze, so grob geschätzt, 150 MP3-Player.“ (dpa)

Bilder einer Karriere StN online Fotos aus der außergewöhnlichen Tenniskarriere von Steffi Graf unter: www.stuttgarter-nachrichten.de/bildergalerien

Steffi Graf bei einem Auftritt in der Talkshow „ Johannes B. Kerner“

Volksschauspieler Vogler ist tot

Foto: ddp

kapelle Regina Pacis in der Nähe des Luxushotels Suvretta sowie im Festsaal. Die weiblichen Gäste sollen RotTöne tragen, auch gemischt mit Weiß. Die Braut zieht sich nach der Trauung zweimal um, während Becker AP den Smoking anbehält. Becker Um 18 Uhr beginnt die Feier in der Bergkapelle, die der evangelische Pastor Brent Fisher auf Englisch vornimmt. Boris Beckers engste Angehörige sind Mutter Elvira und Schwester Sabine, Vater Karl-Heinz starb 1999 an Krebs. Die Braut wird laut „Bunte“ von ihrer 80-jährigen Großmutter Esseline Kerssenberg-Bradley zum Altar geführt. Ihre aus Suriname stammende Mutter starb 1979 bei einem Autounfall. Für die Musik sorgt ein Gospelchor. „Es soll geklatscht und gelacht werden“, berichtete der Sender RTL, der die

TV-Rechte an der Hochzeit hat. Lilly Kerssenberg sagte: „Ich glaube, ich werde weinen, wenn ich in die Kirche gehe.“ Und Boris werde es wohl auch so gehen. Beckers Exfrau Barbara ist eingeladen, will aber „eher nicht“ hingeKerssenberg AP hen, wie sie RTL sagte. Boris Becker findet das richtig: „Wir tun uns beide keinen Gefallen.“ Für die beiden Söhne – den 15-jährigen Noah und den 9-jährigen Elias – wäre es „eine unglückliche, komische Situation“. Das Paar erwartet eine Reihe prominenter Gäste: Thomas Gottschalk mit Frau Thea, Franz und Heidi Beckenbauer, Oliver Kahn mit Ehefrau Simone, Mariella Ahrens und Ehemann Patrick Graf von Faber-Castell, Lillys Freundin Estefania Küster (Ex von Dieter Bohlen), die Klitschko-Brüder und Franziska van Almsick mit Ehemann

REMSCHEID (dpa). Der Schauspieler KarlMichael Vogler ist tot. Der aus zahlreichen Film- und Fernsehrollen sowie Theaterengagements bekannte Darsteller sei am Dienstagvormittag zu Hause in Seehausen (Bayern) im Alter von 80 Jahren völlig überraschend gestorben, teilte das Teo-Otto-Theater in Remscheid mit, wo er am Donnerstag hätte auftreten sollen. Noch am Vormittag habe die Intendantin mit Vogler am Telefon Details des Auftritts besprochen. Über die Todesursache wurde zunächst nichts bekannt. Im Kino war Vogdpa ler unter anderem zu Vogler (†) sehen in „Die Bekenntnisse eines möblierten Herrn“ und „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ mit Gert Froebe. 1962 erhielt er den Preis der deutschen Filmkritik. Vogler wurde am 28. August 1928 in Remscheid geboren. Von 1958 bis 1964 war er bei den Münchner Kammerspielen engagiert, wo er die großen Rollen spielte. „Schauspielerisch wurde ich klassisch erzogen“, hatte Vogler zu seinem 80. Geburtstag im vergangenen Jahr rückblickend gesagt.

Jürgen Harder. Über Popstar Alicia Keys streiten sich die beiden noch; die Braut will die Teilnahme der schönen Sängerin auf einen Auftritt beschränken. Kein Wunder, bescheinigen sich doch Boris und Lilly, eifersüchtig zu sein. So führte die turbulente Beziehung zu mehreren Trennungen – zuletzt im Oktober 2007. Im Sommer darauf bandelte Becker mit der 24-jährigen Sandy Meyer-Wölden an, löste aber die Verlobung schon nach drei Monaten und meldete sich reumütig bei Lilly zurück. Jetzt, kurz vor der Hochzeit, zeigen sich beide sicher, dass sie als Ehepaar gemeinsam alt werden. „Wir haben genug herumgespielt“, meinte Becker. Und Lilly ergänzte, sie hätten gute und schlechte Zeiten gehabt, aber sie passten zueinander: „We just fit.“ Becker will mit seiner künftigen Ehefrau weitere Kinder, „am liebsten zwei“. Er sagte: „Wir werden natürlich einen Ehevertrag machen, das ist gar keine Diskussion.“ ¡ Sonntag, RTL, 19.05 Uhr

Wirtschaft

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Viele Anleger verfolgen mit Entsetzen die Diskussion um den Euro. „Wir haben immer geschafft und gespart, und jetzt bekommen wir Angst“, heißt es immer wieder bei unserer Telefonaktion. Der Rat der Experten vom Bundesverband deutscher Banken ist gefragt wie nie. Von Sabine Marquard

Wird der Euro entwertet?

Nein, die Kaufkraft des Euro ist stabil – bisher sogar stabiler, als es die D-Mark im Schnitt gewesen ist. Eine große Inflation ist auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Den Kursverlust zum Dollar sollte man nicht überbewerten. Bei Einführung der EuroWährung war der Wechselkurs zum US-Dollar deutlich niedriger als heute. Das heißt: Für einen Euro erhielt man weniger Dollar als aktuell.

Sind meine Geldanlagen in der Euro-Währung noch sicher, oder sollte ich lieber mein Geld in Schweizer Franken oder US-Dollar tauschen und anlegen? Es gibt keinen Grund, sein Geld einseitig in andere Währungen zu verlagern. Der Euro ist eine stabile Währung. Wir haben in Deutschland so gut wie keine Inflation. Im Übrigen haben auch die Amerikaner mit hohen Staatsschulden zu kämpfen. Zur Streuung des Vermögens kann sinnvoll sein, einen Teil des Vermögens in andere Währungen zu investieren. Aber es ist nicht ratsam, einseitig alles in Fremdwährungen zu verlagern.

Wir haben Bundesschatzbriefe, sind die noch sicher?

Bundesschatzbriefe gehören zu den sichersten Anlagen überhaupt, denn Deutschland gilt international als einer der sichersten Schuldner. Sie müssen sich um ihre in Bundesschatzbriefen angelegten Ersparnisse keine Sorgen machen.

Warum sollen Spekulationen den Euro gefährden?

In der Tat wird hier oft übertrieben. Zur Spekulation gehören immer zwei: Einer gewinnt, einer verliert. Nicht die bösen EuroSpekulanten sind das Problem. Wir haben eigentlich keine Krise des Euro, sondern eine Krise der Staatsfinanzen. Die Staatsverschuldung ist übermäßig und muss wieder in den Griff bekommen werden – das ist der Kern der aktuellen Krise.

Die Staatsschulden steigen und steigen, auch in Deutschland. Gibt es bald eine Währungsreform wie 1948? Nein. Erstens haben wir keine Inflation im Euro-Raum. Zweitens ist der Euro nach wie vor eine der stabilsten Währungen weltweit und nach dem US-Dollar die wichtigste Reservewährung. Drittens war die Staatsverschuldung in Deutschland 1948, gemessen am Sozialprodukt, mehr als zehnmal so hoch wie heute.

Die Zinsen für Tagesgeld sind immer niedriger geworden. Soll ich langfristig anlegen, um höhere Zinsen zu bekommen?

Die Zinsen sind auf einem historischen Tiefpunkt. Da sollte man sein Geld besser nicht langfristig zu festen Zinsen anlegen. Kurze und mittelfristige Laufzeiten sind ratsamer.

Info

Offene Immobilienfonds

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¡ Offene Immobilienfonds gehören zu den beliebtesten Geldanlagen in Deutschland und gelten gemeinhin als grundsolide. Viele Kleinanleger, die in diesem Bereich ihr Geld angelegt haben, brauchen derzeit aber gute Nerven. Anleger von neun Offenen Immobilienfonds kommen zurzeit nicht an ihr Geld, weil die Fondsgesellschaften bis auf weiteres den Rückkauf von Anteilen aussetzen. Hintergrund: mangelnde Liquidität. Das Bundesfinanzministerium will deshalb den Anlegerschutz bei Offenen Immobilienfonds verbessern. ¡ Offene Fonds investieren in sehr viele – teilweise über 100 – Objekte. Die Anteile sind nicht begrenzt und können von jedermann in jeder beliebigen Menge gezeichnet und in der Regel bei Bedarf an das Fondsmanagement zurückgegeben werden. Die Anteilsscheine werden an Börsen gehandelt. Wollen allerdings sehr viele Anleger gleichzeitig ihre Anteile abstoßen, würden die Barreserven des Fonds nicht ausreichen. Dann kann die Rücknahme – je nach Vertragsbedingungen – für bis zu zwei Jahre ausgesetzt werden. ¡ Offene Fonds gibt es in Deutschland seit 1959. Jahrzehntelang waren sie eine relativ problemlose Anlage. Sie warfen eine recht sichere – wenn auch nicht überragend hohe – Rendite ab. (sam)

Nummer 113  Mittwoch, 19. Mai 2010

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¿11 · Wirtschaft

Anleger verlieren das Vertrauen in den Euro

Der chinesische Automarkt birgt auch Risiken Vom Absatzboom auf dem chinesischen Automarkt wollen auch die deutschen Hersteller profitieren. Der Gang nach Asien ist richtig, meinen Experten, sollte aber gut durchdacht sein.

¿16 · Kultur Otfried Preußler fragt, welche Bücher Kinder brauchen

Experten vom Bundesverband deutscher Banken beruhigen Leser: Die Kaufkraft der Gemeinschaftswährung ist stabil

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Über Steuersenkungen. Deshalb stehen ganz oben an: Arbeitsplätze, Arbeitsplätze, Arbeitsplätze. Und die Instrumente dazu sind tatsächlich Steuersenkungen, die Bildung, die Förderung von Elektroautos, Forschung, neue grüne Technologie und eine hohe Investitionsquote der öffentlichen Hand. Auf Druck Bayerns wurde die Schuldenbremse ins Grundgesetz aufgenommen. Bayern ist das wirtschafts- und finanzstärkste Land, das bis 2019 eine halbe Milliarde in den Tilgungsfonds zahlt, damit auch die schwächeren Länder einen ausgeglichenen Haushalt erreichen. Und das trotz der Krise.

„Ich werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, der die Mehrwertsteuer anhebt“ In Ihrem 100-Tage-Programm ist laut Vorabmeldungen von Steuersenkungen, ermäßigten Steuersätzen für weitere Branchen, Baukindergeld und einem höheren Schonvermögen von Hartz-IV-Empfängern die Rede. Geht das alles, ohne die Mehrwertsteuer zu erhöhen?

Unsere Experten arbeiten an dem Papier, und ich werde es nach der Eröffnung des Oktoberfestes in Ruhe lesen und mit dem CSUPräsidium erörtern. Danach gehen wir an die Öffentlichkeit. Eines steht aber felsenfest: Steuererhöhungen wird es nicht geben.

Grundsätzlich: Können wir die Ausgaben für Konjunkturprogramme, Arbeitsmarktsicherung und Rettungsschirme ohne Mehrwertsteuererhöhung schultern?

Wir sind zwei unabhängige Parteien und arbeiten prächtig zusammen. Eine prächtige Zusammenarbeit heißt ja nicht, dass wir jeden Schritt synchron machen. Wenn es Streit gäbe, wäre ich der Letzte, der dazu schweigen würde.

Mit wem möchten Sie eigentlich koalieren? Mit der SPD wollen Sie nicht mehr, mit der FDP streiten Sie sich in Bayern wie

Ja. Ich werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, der diese Steuer anhebt.

Ist eine Vermögensteuer nötig?

Die haben wir in Deutschland abgeschafft.

Woher sollen dann die Einnahmen kommen?

Wir sparen: bei der Bürokratie, mit globalen Minderausgaben. Bayern hat im Moment im laufenden Haushalt – die Maßnahmen zur Stützung der Landesbank also ausgenommen – keinen Euro Neuverschuldung.

Wie fällt Ihr Urteil über Bundesfinanzminister Peer Steinbrück aus?

Ich habe dieser Bundesregierung drei Jahre angehört und werde ihre Arbeit nicht schlechtreden. Vor allem das Krisenmanagement des letzten Jahres hat sich als sehr wirksam erwiesen. Davon werde ich mich nicht künstlich distanzieren, bloß weil Wahlkampf ist. Wir haben den Konjunktur- und Rettungspaketen im Bundesrat zugestimmt – die FDP übrigens auch.

¡ Von 1992 bis 1998 ist er Bundesminister für Gesundheit und von 2005 bis 2008 Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. ¡ Seit Oktober 2008 ist er Ministerpräsident des Freistaates Bayern und Vorsitzender der CSU. ¡ Am 12. Juni 2008 wurde Seehofer anlässlich seines Besuches auf der Agro 2008 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew die Ehrendoktorwürde der Nationalen Agraruniversität der Ukraine verliehen. ¡ Horst Seehofer ist zum zweiten Mal verheiratet und hat aus dieser Ehe mit Karin Seehofer drei Kinder sowie eine weitere, uneheliche Tochter. (StN)

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Lagerfeld mag es deutsch

Es war eine tolle Zeit. Und es ist schön, in einem Sport groß geworden zu sein, dem man geholfen hat, ein bisschen bekannter zu werden. Es war ein gutes Gefühl, in einem Sport aktiv zu sein und zu erfahren, wie vielen Leuten es Spaß gemacht hat zuzuschauen.

Und über Steuern?

Ein gemeinsamer Auftritt – die wirtschaftspolitische Antwort der Union auf den Deutschlandplan des SPD-Kanzlerkandidaten Steinmeier – wäre eindeutiger gewesen.

¡ Von 1989 bis 1992 ist er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Arbeit und Sozialordnung.

¡ 1965 nach der mittleren Reife absolviert er eine Ausbildung in der Kommunalverwaltung. 1970 steigt er in den gehobenen Dienst als Diplom-Verwaltungswirt (FH) auf.

deschöpfer Karl Lagerfeld (75) findet sich

Vor 22 Jahren haben Sie Ihren ersten GrandSlam-Sieg bei den French Open gefeiert. Ihre Erfolge haben den Tennis-Boom in Deutschland mit ausgelöst.

Alle unsere politischen Ziele – der Schuldenabbau, sichere Renten, eine gute Gesundheitsversorgung und eine hochklassige Bildung – sind nur über eine florierende Wirtschaft und Wachstum zu erreichen.

Ich wundere mich über solche Spekulationen. Wir haben mit der Kanzlerin abgesprochen, unsere Vorstellungen zum jetzigen Zeitpunkt vorzulegen. Daraus wird ein Streit konstruiert, den es nicht gibt.

¡ 1949 geboren am 4. Juli als Sohn eines Lkw-Fahrers und Bauarbeiters in Ingolstadt.

die Ex-Freundin von

Man kann nur mit großem Staunen und mit Bewunderung reagieren, wenn man Rafael Nadal beim Tennisspielen zuschaut. Er ist ein unglaublicher Athlet mit so viel Disziplin, so konzentriert und mit so viel Leidenschaft bei der Sache. Es fehlen mir die Worte, sein Spiel treffend zu beschreiben.

Mit welchen Maßnahmen wollen Sie zum Beispiel die Rekordverschuldung der Bundesrepublik eindämmen?

„Karl-Theodor zu Guttenberg ist eine exzellente Persönlichkeit“

Noch-Ehemann von

Welcher Sportler begeistert Sie am meisten?

Oder müssen Sie Ihr Wirtschafts- und Wachstumsprogramm jetzt von Schwarz-Rot-Gold auf Weiß-Blau umfärben, nachdem sich Angela Merkel noch auf der Zugfahrt im Rheingold-Express nicht von Ihrem Generalsekretär für den gemeinsamen großen Wurf begeistern ließ?

die Kesselflicker, und nun ärgern Sie auch noch die CDU?

Wir wollen mit der FDP regieren. Allerdings kämpfe ich, seit ich in der Politik bin, für das Soziale – konkret: dass zum Beispiel der Kündigungsschutz nicht aufgeweicht wird, wie die FDP das will. Trotzdem wollen wir zusammenarbeiten, weil SchwarzGelb bei den Themen Arbeitsplätze, Wachstum, Steuersenkungen am meisten erreichen kann.

Die Liberalen aber nur unter erheblichem Protest.

Schauspielerin Veronica Ferres (44), und

Welche Hoffnung verbinden Sie mit dem US-Präsident Barack Obama?

Nein, wir fassen das, was in der Bundespolitik für mehr Wachstum zu tun ist, aus bayrischer Sicht zusammen. Aber da ist kein Punkt dabei, der von der Programmatik abweicht, die CDU und CSU beschlossen haben. Es geht nicht um Abgrenzung oder Abweichung.

Mit Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg am 29. Juni in Berlin dpa

Martin Krug (51),

Er hat die Gabe, Menschen zusammenzubringen. Das hat man ja auch in seinem Wahlkampf gesehen. Das ist, was wir alle hoffen und brauchen. Er steht für Stabilität und einen Weg der Kommunikation. Aber er steht vor so vielen Herausforderungen in einer Welt, die große Schwierigkeiten hat.

Der 100-Tage-Plan ist also ein Bayern-Programm?

Horst Seehofer im Mai 2007 mit seiner Frau Karin in Mainz dpa

Paar. Das haben der Marketing-Spezialist ddp und die Radio-Mode- Kerth ratorin der „Bunten“ bestätigt. „Martin ist unglaublich pfiffig drauf, könnte glatt für 30 durchgehen. Ich fühle mich wohl bei ihm, geborgen“, sagte Kerth über ihren 24 Jahre älteren Freund. Krug betonte: „Verena ist eine spannende Frau, lebensbejahend, lustig und intelligent.“ Krug und Ferres hatten im vergangenen November ihre Trennung nach rund acht gemeinsamen Jahren bekanntgegeben. (ddp)

Welches Geschenk macht Sie glücklich?

Die Tatsache, dass wir kurz vor der Wahl noch einmal kompakt die Instrumente aufzählen, die zu mehr Wachstum und Arbeitsplätzen führen sollen, ist kein Streitpunkt mit der CDU. Ich habe das mit der Kanzlerin mehrfach erörtert. Da gibt es keinen Dissens. Wir formulieren darin auch spezifisch bayrische Anliegen, um sie für unsere Bevölkerung ins Bewusstsein zu rufen.

„Die Bundeswehr ist nicht die Ursache von Anschlägen, sondern das Opfer.“ Wolfgang Schäuble, Bundesinnenminister, zur Debatte um den Nato-Luftschlag von Kundus in Nordafghanistan

Fußballstar Oliver Kahn (39), Verena Kerth (27), sind ein

Wenn es meiner Familie gutgeht, bin ich glücklich. Auf Geschenke kommt es mir nicht an. Für mich ist es wichtiger, mit allen zusammen sein zu können.

„Ich wünsche mir Schwarz-Gelb, und so wird es auch kommen“ Warum tut sich die CDU so schwer, mit der CSU ein gemeinsames 100-Tage-Sofortprogramm für Wirtschaft und Wachstum aufzulegen? Sie segeln da unter eigener Flagge – Merkel macht nicht mit.

Horst Seehofer

Kerth liebt Krug

Bei uns in der Familie werden Geburtstage nicht so großgeschrieben und haben weniger Bedeutung. Ich bin vor einer Woche mit einer kleinen Geburtstagsfeier vorab überrascht worden. Da kamen die Familie und einige Freunde zusammen, weil wir in den nächsten Wochen einen rappelvollen Terminkalender haben.

Überhaupt nicht. Ich wünsche mir Schwarz-Gelb, und so wird es auch kommen. Große Koalitionen sind vorübergehend hinnehmbar, aber auf Dauer schädlich fürs Land und für die beteiligten Parteien. Gewinner sind immer die kleinen Parteien. Das kann nicht im Sinne einer großen Volkspartei wie der Union sein.

Zur Person

Leute

Wie feiern Sie Ihren Geburtstag?

behalten sich die Entscheidung bis zum letzten Augenblick vor.

Sie rechnen demnach mit der Fortsetzung der Großen Koalition?

„Es wird ein Makel bleiben, dass er die Euroskeptiker für seine Wiederwahl gebraucht hat.“ Jo Leinen, SPD-Europaparlamentarier, über die Wiederwahl von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso

Zur Person ¡ 1956 wird Steinmeier als Sohn eines Tischlers und einer Fabrikarbeiterin geboren. Er wächst in Brakelsiek auf. ¡ Ab 1976 studiert er Rechtswissenschaft und ab 1980 Politikwissenschaft an der JustusLiebig-Universität in Gießen. 1986 besteht er das zweite juristische Staatsexamen. Anschließend ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Politikwissenschaft an der Uni Gießen tätig. 1991 Promotion als Jurist. ¡ 1991 tritt er als Referent für Medienrecht und Medienpolitik in die niedersächsische Staatskanzlei ein. 1993 übernimmt er die

ERFURT. Der Linke Bodo Ramelow setzt alles auf eine Karte. Für die erste rot-rotgrüne Landesregierung in Deutschland will der Spitzenmann der Thüringer Linken einen hohen Preis zahlen und die politischen Spielregeln auf den Kopf stellen. Statt den Chefsessel in der Erfurter Staatskanzlei anzustreben, der ihm in dem Dreierbündnis mit der stärksten Fraktion im Rücken zusteht, möchte sich der 53-Jährige mit dem „Schlüsselressort Wirtschaft und Energie“ begnügen. Sein Verzichtsangebot auf den Chefposten sorgt für viel Wirbel in den Parteizentralen in Erfurt und Berlin. Aus den eigenen Reihen gibt es heftige Kritik wegen des Alleingangs. „Wenn Bodo Ramelow AP Ramelow es nicht mehr macht – das will ich ja gar nicht glauben –, dann wird es einen anderen geben“, sagt der Fraktionschef der Linken im Bundestag, Gregor Gysi, zu der Nachricht. Doch Ramelow hat eine Mission: „Ich will ein Fenster öffnen für eine neue politische Kultur in diesem Land.“ Linke, SPD und Grüne sollen „gemeinsam und gleichberechtigt“ entscheiden, wer Ministerpräsident wird. Warum nicht eine Frau als Ministerpräsidentin wählen, die das eigenwillige Dreierkonstrukt moderiert. Am Freitagabend beschloss der Parteirat der Thüringer Grünen mit großer Mehrheit, Sondierungsgespräche über eine mögliche Koalition mit SPD und Linke aufzunehmen. Selbst Kritiker wie der Fraktionsvize Frank Augsten, der der Sondierungsgruppe angehört, waren dafür.

LONDON (ddp). Popstar Madonna darf nun angeblich doch das dreijährige Mädchen Mercy aus dem afrikanischen Staat Malawi adoptieren. Die britische Zeitung „Sun“ berichtet, die zuständigen Richter des Obersten Gerichtshofs wollten dem Antrag der US-Sängerin zustimmen. Eine nicht näher genannte Quelle aus dem Umfeld des Gerichts sagte: „Sämtliche Empfehlungen sprechen sich für eine Adoption aus. Mercy sollte anfangen, ihre Sachen zu packen.“ Die Entscheidung soll dem Bericht zufolge am Sonntag bekanntgegeben werden. Die Popdiva sei bereits von ihrem Anwalt informiert worden. „Sie ist außer sich vor Freude“, sagte ein enger Freund der Sängerin. Madonna habe sich geschworen, dass sie Mercy nicht aufgeben werde. „Sie könnte Berge versetzen, wenn sie so entschlossen ist“, wurde der Vertraute zitiert. Anfang April hatte ein Gericht Madonnas Antrag auf Adoption der Dreijährigen in erster Instanz mit der Begründung abgelehnt, dass die US-Amerikanerin zuvor nicht wie vorgeschrieben mindestens 18 Monate in Malawi gelebt habe. Madonnas Anwälte nannten dieses Gesetz überholt. Zu diesem Schluss kamen laut „Sun“ nun auch die Berufungsrichter.

Am Freitag heiraten Ex-Tennisstar Boris Becker und Lilly Kerssenberg – Fest mit 200 Gästen im schweizerischen St. Moritz ST. MORITZ. Es wird die Promihochzeit des Jahres. Das von der New Yorker Designerin Carolina Herrera entworfene Brautkleid ist zwar noch ein Geheimnis, ansonsten haben Boris Becker (41) und Sharlely Kerssenberg (32) aber schon viel über das große Ereignis am Freitag im schweizerischen St. Moritz bekanntgegeben. Die Braut führt Regie. 200 Gäste sind eingeladen, der Prominenteste könnte Fürst Albert von Monaco mit Charlene Wittstock sein, wenn er denn zusagt. Kerssenberg, die nach der Hochzeit Becker heißen soll, will an einem Freitag heiraten, „weil ich an einem Freitag geboren bin“. Das verriet sie in der RTL-Sendung „Vorteil Becker – Boris’ Traumhochzeit in St. Moritz“ am Sonntagabend. Und der 12. Juni soll es sein, weil die Zwölf ihre Lieblingszahl sei. Lilly hat sich für eine Hochzeitsfeier in Weiß und Rot entschieden. Ein italienischer Designer arrangiert rote Rosen in der Berg-

Was würde eine rot-grüne oder SPD-geführte Große oder Ampelkoalition anders machen als die jetzige Regierung?

CSU-Chef Horst Seehofer will kämpfen bis zum Schluss – vor allem für bayrische Anliegen

Von Simone Rothe

erfüllen, damit es irgendwann wieder zur Wiedervereinigung kommt? Denn erst dann kann ja die SPD von einer möglicherweise „linken“ Strömung in der Gesellschaft wieder „mächtig“ profitieren.

„Sun“: Berufungsgericht will dem Antrag des US-Popstars zustimmen

Nur das Brautkleid ist noch ein Geheimnis Von Inge Treichel

Hopp oder topp? Frank-Walter Steinmeier träumt von der Aufholjagd dpa

Gerade wir Sozialdemokraten haben in der Großen Koalition für eine soziale Politik gesorgt. Ohne uns sähe es in Deutschland nach Einbruch der Wirtschaftskrise bereits heute ganz anders aus. Diese Erfolge, ich erinnere an verlängertes Kurzarbeitergeld, Umweltprämie und kommunales Investitionsprogramm, die ja im Wesentlichen auf Drängen der SPD zustande kamen, verstecke ich ja auch nicht. Anderes ging mit der Union nicht – etwa ein gesetzlicher Mindestlohn oder ein modernes Umweltgesetzbuch. Und dann hat Herr zu Guttenberg mit seinem Geheimpapier versehentlich Einblick in den schwarz-gelben Giftschrank gegeben: weniger Arbeitnehmerrechte, höhere Mehrwertsteuer für alle, Steuersenkungen für Unternehmer. Schwarz-Gelb bedeutet eine Politik gegen die Interessen von Arbeitnehmern und ihren Familien. Wer nach der Krise eine Politik will, die sozial gerecht ist und die Finanzmärkte wirklich reguliert, der muss SPD wählen.

Ich will Kanzler werden und die komplette nächste Legislaturperiode regieren. Denn das Land braucht für seinen inneren Zusammenhalt eine soziale Politik mit Augenmaß. Gerade zeigt sich, dass Wahlkampf sich lohnt, denn im Wahlkampf kann man Menschen überzeugen und noch immer sind ganz viele unentschlossen. Die vor allem will ich überzeugen und gewinnen. Ich bin sicher, am 27. September haben wir eine starke SPD.

Zeitgeschehen

„Eines aber steht felsenfest: Höhere Steuern gibt es nicht“

Unterm Strich haben sie zugestimmt. Es ist absurd, der Großen Koalition zu unterstellen, sie hätte kein gutes Krisenmanagement hingelegt. Trotzdem können wir Steuerentlastungen, Wirtschaftswachstum und solide Finanzpolitik mit der FDP noch ein ganzes Stück besser durchsetzen.

Wird es bei Mindestlöhnen bleiben, auch wenn die FDP sie ablehnt?

Die Lösung, die wir jetzt haben, halte ich für sehr, sehr gut. Die wird nicht zurückgedreht. Es muss Sache der Tarifparteien bleiben, auf welche Höhe sie sich einigen. Zudem wird jetzt eine Kommission der Regierung Vorschläge unterbreiten für Branchen, in denen es keine Tarifverträge gibt.

Auf welchem Posten, mit welchem Ressortzuschnitt sehen Sie Ihren Parteifreund und heutigen Bundeswirtschaftsminister zu Guttenberg nach der Wahl?

Als Bundesminister. Wer das sicherstellen will, kann das tun, indem er mit beiden Stimmen CSU oder CDU wählt. Ressortzuschnitt ist die Entscheidung der Kanzlerin. Wichtig ist, wer an der Spitze des Ministeriums steht, und nicht der Zuschnitt. Und Karl-Theodor zu Guttenberg ist eine exzellente Persönlichkeit.

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Darf Madonna doch in Malawi adoptieren?

Steffi Graf wird 40 – Im Interview erzählt sie vom Alltag fern des Ruhms und warum ihr bei Rafael Nadal die Worte fehlen Steffi Graf hat vor zehn Jahren ihre Tenniskarriere beendet. Obwohl die 22-malige Grand-Slam-Siegerin mit ihrem Mann und den beiden Kindern in Las Vegas lebt, wurde sie 2008 zur beliebtesten Deutschen gewählt. Am Sonntag feiert sie ihren 40. Geburtstag.

Bestehen mit der Union wegen des aktuellen gemeinsamen Managements der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise nicht geradezu zwangsläufig die größten Übereinstimmungen in den drängendsten Aufgaben der nächsten Jahre? Was sind hier die größten Unterschiede, weshalb Sie rauswollen aus dem Bündnis?

Und wenn eine Neuauflage der Großen Koalition nur zwei Jahre hielte, um nach dem Ende der Krise die Karten neu zu mischen?

Lee e D ohung

Unsere Fondsgesellschaft hat die Rücknahme von Anteilen Offener Immobilienfonds ausgesetzt. Müssen wir um unser Geld bangen? Die Aussetzung der Rücknahme dient dem Schutz des Anlegers. Sie ist notwendig, wenn zu viele Anleger gleichzeitig ihre Anteile verkaufen wollen. In diesem Fall hat kein Fonds genügend Liquidität, denn das Geld ist überwiegend in Immobilien investiert. Ein gut geführter Offener Immobilienfonds ist eine interessante sachwertorientierte Anlagemöglichkeit. Warten Sie ab, die Aussetzung der Rücknahme ist vorübergehend.

Foto: Verleih

Jetzt geht der Wahlkampf so richtig los. Das Rennen um die Bundestagswahl ist nach den drei Landtagswahlen und den Kommunalwahlen in NRW zwar weiter offen. Dennoch deutet sich vorsichtig auch im Bund die Bildung eines neuen Lagers an.

Linke-Chef verzichtet auf Amt des Ministerpräsidenten in Thüringen

Geht da noch was? SPD-Herausforderer Frank-Walter Steinmeier jedenfalls glaubt an den Wahlsieg

STUTTGART (AP). TV-Entertainer Hape Kerkeling will mit einer einstweiligen Verfügung die Ausstrahlung eines Wahlwerbespots der rechtsgerichteten Republikaner verhindern. „In ihrem Spot nimmt die Partei Bezug auf Kerkelings Filmfigur Horst Schlämmer, dagegen gehen wir nun juristisch vor“, sagte Kerkelings Anwalt Harro von Have am Montag. Eine Entscheidung über die bereits beantragte einstweilige Verfügung werde noch im Laufe der Woche erwartet. Die Republikaner seien am Freitag bereits abgemahnt worden, doch eine Reaktion ihrerseits habe es nicht gegeben. Mit der einstweiligen Verfügung gehe man nun einen Schritt weiter, erklärte der Jurist. In dem knapp zweiminütigen Wahlwerbespot der Republikaner erklärt die rechte Kandidatin Uschi Winkelsett: „Nein, mein Name ist nicht Schlämmer. Und ich kandidiere auch nicht für eine Spaßpartei. Politik ist nicht lustig. Aber seine 18 Prozent würden auch uns gut stehen . . .“ Am Schluss des Films, der laut „Bild“ bereits dreimal im Fernsehen gelaufen ist, heißt es zudem: „Wählen Sie die Republikaner. Frei nach Horst Schlämmer: Schlechter als die anderen sind wir auch nicht.“ Die Republikaner erklärten am Montag, an ihrem Wahlspot festhalten zu wollen. „Es muss in der von Kerkeling selbst ausgelösten Debatte möglich sein, auch einmal deutlich zu machen, dass Politik eine ernste Angelegenheit ist und nicht bloß Rohmaterial für Jux und Ulk“, so ihr Stuttgarter Bundesvorsitzender Rolf Schlierer. Der Klamauk-Film „Horst Schlämmer – Isch kandidiere!“ läuft seit Ende August bundesweit in den Kinos.

Nummer 217 • Samstag, 19. September 2009

Ramelow wagt für Rot-Rot-Grün den Tabubruch

„Ich will Kanzler werden und meine Politik umsetzen“

Kerkeling will Ausstrahlung von Wahlspot verhindern

Ro Ro G ün – n ch d e g oße L ebe

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Zeitgeschehen

Nummer 213 • Dienstag, 15. September 2009

Republikaner werben mit Horst Schlämmer

Fotos: dpa

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Hartz IV oder heile Welt? Der Arbeitskreis für Jugendliteratur wünscht sich mehr Realitätsnähe von Kinderbüchern. Otfried Preußler, Erfinder des „Hotzenplotz“, plädiert für einen anderen Weg.

Meine Kapitallebensversicherung läuft noch 13 Jahre, aktueller Wert etwa 120 000 Euro. Soll ich mir die Versicherung lieber jetzt auszahlen lassen, weil ich bei einer Währungsreform damit rechnen müsste, dass die Versicherung wertlos wird?

Strengere Auflagen für Neubauten in Sachen Energie

Keine Panik! Eine Währungsreform mit einer Abwertung von Ersparnissen und Lebensversicherungen steht nicht zur Debatte und ist auch nicht in Sicht. Also Ruhe bewahren und die Lebensversicherung nicht vorschnell auflösen.

STRASSBURG (dpa). Neubau-Immobilien in der Europäischen Union müssen ab 2021 strenge Energiesparauflagen erfüllen. Private Neubauten müssen von 2021 an und öffentliche Bauten bereits ab Ende 2018 mit Techniken wie Wärmedämmung, Solaranlagen oder Sparlampen einen äußerst niedrigen Energieverbrauch aufweisen („Nahe-Null-Energiegebäude“), heißt es in der Entschließung, die das Europaparlament am Dienstag in Straßburg verabschiedete. Mit 40 Prozent des Endenergieverbrauchs ist der Gebäudesektor der größte Energieverbraucher in der EU. Auf ihn entfallen mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen. Nach dem Vorschlag der EU-Kommission sollen die Neuerungen teilweise aus dem EU-Haushalt finanziert werden. Hauseigentümer sollen angehalten werden, bei Renovierungsarbeiten sogenannte intelligente Zähler einzurichten. Bestehende Heizungen, Heißwasserrohre und Klimaanlagen sollen durch energiesparende Alternativen wie Wärmepumpen ersetzt werden. Diese Auflagen sollen der EU helfen, ihr Klimaziel von 20 Prozent Energieeinsparung bis 2020 zu erreichen.

Und was macht die Krise an den Finanzmärkten mit meiner Kapitallebensversicherung?

Es gibt eine Garantieverzinsung, hinzu kommen marktabhängige Überschüsse. Versicherungsgesellschaften unterliegen strengen Aufsichtskontrollen und dürfen nicht risikoreich anlegen. Sollte eine Versicherungsgesellschaft dennoch insolvent werden, springt der Sicherungsfonds Protector ein, um die Versicherungskunden zu schützen.

Soll ich mein Geld besser in Immobilien anlegen, weil Inflation droht?

Eine große Inflation droht derzeit nicht. Zudem ist eine breite Streuung des Vermögens immer besser als eine einseitige Anlage.

Ich bin Mitte 30 und habe viel gelesen über die Euro-Krise. Ist Gold eine Anlagealternative, um die Krise zu überstehen?

Gold hat in einem breit gestreuten Vermögensdepot durchaus einen Platz, doch sollte man in der Regel maximal 10 Prozent Gold beimischen. Denken Sie daran: Gold bringt keine laufende Rendite. Gold kann freilich zur Werterhaltung und zum Schutz dienen, falls es zu einem Währungszusammenbruch kommt. Davon sind wir aber weit entfernt.

Finanzaufsicht stoppt Leerverkäufe

Wir möchten das Geld aus einer Erbschaft für die Tilgung eines Darlehens verwenden, das in drei Jahren fällig ist. Wie legen wir es bis dahin am besten an?

Ich empfehle Ihnen Festgeld bis zum Zeitpunkt der Darlehensrückzahlung. Denn Festgeld bietet hohe Sicherheit.

BERLIN (dpa). Die Finanzaufsicht Bafin will von heute an bestimmte hoch spekulative Wetten von Investoren auf fallende Kurse verbieten. Sie will „ungedeckte Leerverkäufe“ in Aktien und Staatsanleihen aus Euro-Ländern untersagen. Dies habe Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in der Unionsfraktion angekündigt, wie die Nachrichtenagentur dpa aus Teilnehmerkreisen erfuhr. Bei „Leerverkäufen“ verkaufen Anleger, die auf fallende Kurse setzen, Titel von vornherein mit der Absicht, sie später zu einem niedrigeren Kurs zurückzukaufen und so Gewinne einzustreichen. Bei „gedeckten Leerverkäufen“ leihen sich Investoren die zu verkaufenden Aktien. Bei „ungedeckten Leerverkäufen“ dagegen decken sie sich nicht mit Aktien ein, sondern verkaufen Aktien, ohne sie ausgeliehen zu haben.

Ich habe Angst vor einer drastischen Geldentwertung. Mir ist ein Grundstück angeboten wurden, darauf müsste ich innerhalb von drei Jahren bauen. Ich weiß aber nicht, ob ich mir das leisten kann. Soll ich zugreifen?

Die Entscheidung zu bauen liegt eher in Ihrem persönlichen Bereich und sollte gut überlegt sein. Setzen Sie sich nicht unter Zeitdruck aus Angst vor einer möglichen Inflation, die Ihr Geld wegfressen könnte. Das sollte nicht der Grund sein, jetzt schnell in Sachwerte zu investieren.

Ich habe den Großteil meines Vermögens auf einem Tagesgeldkonto. Ist das sinnvoll?

Dagegen ist nichts zu sagen. Angesichts unseres niedrigen Zinsniveaus sind kurzfristige Anlagen empfehlenswert. Mittelfristig dürften die Zinsen wieder steigen. In den nächsten zwei, drei Jahren wird mit keiner Inflation gerechnet, wegen der man sich Sorgen machen müsste.

Festgeld

5000 Euro, Laufzeit 12 Monate Anbieter

Für den Fall, dass die Inflation doch schnell steigt: Wie viel Euro kann ich vom einem Tagesgeldkonto an einem Tag abrufen?

Zins in % p.a.

NIBC-Direct (1,2)

2,40

Akbank (1,2)

2,35

Sie können Ihr Konto komplett an einem Tag abräumen. Bei größeren Beträgen über 100 000 oder 200 000 Euro sollten Sie Ihrer Bank zwei Tage Zeit geben. Sie gewinnen aber nichts, wenn Sie Ihr Geld zu Hause haben. Geld abheben ist kein Inflationsschutz.

Garanti Bank International (2)

Amsterdam-Trade-Bank (1,2)

2,00

Ich habe die letzte Währungsreform mit gemacht und möchte jetzt mein Geld in Sicherheit bringen. Was halten Sie von Schweizer Franken oder von Gold?

Deniz-Bank (1,2)

2,00

Credit-Europe-Bank (2)

Hundert Prozent Sicherheit gibt es nicht. Der beste Schutz ist eine breite Streuung ihres Vermögens. Wenn Sie in einer anderen Währung anlegen, haben Sie ein Währungsrisiko. Gold kann eine Sicherheitsreserve sein. Sie erhalten aber keine Zinsen, es wird in Dollar notiert und unterliegt auch Währungsschwankungen. Besprechen Sie mit einem guten Berater Ihre Wünsche und Ziele.

Für die Entwicklung der Fonds sind in erster Linie die Unternehmen maßgeblich, in die investiert wird. Die Region verspricht Wachstum. Wenn Sie etwas Zeit mitbringen, ist das sicher eine gute Beimischung im Depot.

2,10 2,10

LVM-Versicherungen

2,00

Oyak Anker Bank

2,00

Vakifbank International (2)

2,00

Ziraat-Bank

2,00

BKM Bausparkasse Mainz

1,76

Augsburger Aktienbank

1,75

Nordfinanzbank

1,75

Sparda-Bank BW

Ich habe Geld in ostasiatische Fonds angelegt, die teils in Dollar, teils in Euro notieren. Was ist, wenn der Euro noch schwächer wird?

2,25 2,10

DHB Bank (1,2) Isbank

Tendenz:

1,65 stagnierend

(1) Online-Kondition (2) Einlagensicherung: 100 % bis 100 000 Euro pro Person

Wie düster sieht’s aus mit dem Euro – das ist eine Frage, die viele unserer Leser umtreibt. Unser Foto zeigt die Rückseite einer deutschen Ein-Euro-Münze Foto: dpa

Neukundenangebote bleiben unberücksichtigt Angaben ohne Gewähr Weitere Infos: www.stuttgarter-nachrichten.de/rechner Quelle: biallo.de Stand: 18. 5. 2010

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Handfeste Politik: Seehofer will sich vor allem fürs Soziale einsetzen AP

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Zeitgeschehen

Nummer 204

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Karamanlis tritt die Flucht nach vorne an Griechen sollen am 4. Oktober das Parlament neu wählen Die griechische Regierung hat vorgezogene Wahlen ausgerufen. Angesichts der Wirtschaftskrise im Land müsse in der politischen Landschaft aufgeräumt werden, erklärte Ministerpräsident Kostas Karamanlis. Von Takis Tsafos

Foto: dpa

ATHEN. Versprochen hatte Karamanlis den Griechen viel. Mit seiner bürgerlichen Partei Nea Dimokratia (ND) wolle der Ministerpräsident den Staat von Grund auf erneuern. Er werde der Korruption ein Ende bereiten und die Vetternwirtschaft ausmerzen, hatte er im März 2004 erklärt und damit die Wahlen gewonnen. Auch im September 2007 stimmten die Griechen wieder für den konservativen Politiker. Doch nach dem klaren Mandat der Bürger für Karamanlis folgten wenige Aktionen. Reformen kamen nicht voran, und der Kampf gegen die Schattenwirtschaft zeigte kaum Erfolge. „Wir hätten vielleicht mutiger handeln sollen“, sagt Karamanlis heute. Alle Umfragen zeigen, dass es dafür vielleicht zu spät ist. Immer mehr Wähler wandern demnach zu der Panhellenischen Sozialistischen Bewegung (Pasok) unter Giorgos Papandreou ab. Grund dafür sind eine Reihe von Skandalen, ein Einkommensrückgang, den viele Griechen hinnehmen mussten, und mehrere große Waldbrände, denen die Regierung hilflos begegnete. Am Mittwochabend sah sich der Regierungschef dann gezwungen, vorgezogene Wahlen zu verkünden. Sollte er diese gewinnen, werde er „der Schattenwirtschaft den Krieg erklären“, versprach er. Die linksliberale Athener Zeitung „Eleftherotypia“ titelte zur Verkündung der Neuwahlen: „Karamanlis flüchtet nach dem Schiffbruch“. So wird es in Griechenland am 4. Oktober abermals zum klassischen Duell zwischen einem Karamanlis und einem Papandreou kommen. Schon in den 60er Jahren kämpften Konstantinos Karamanlis, ein Onkel des heutigen Regierungschefs, und Giorgos Papandreou, der Großvater des heutigen Sozialistenführers, um die Gunst der griechischen Wähler. Die Politfehde Karamanlis/Papandreou setzte Papandreous’ Vater Andreas in den 70er und 80er Jahren gegen Konstantinos Karamanlis fort.

Die Liste der Skandale während der Regierungszeit von Kostas Karamanlis ist lang. Mönche nutzten ihre Verbindungen zur Regierung, um einen angeblich ihnen gehörenden See gegen Ländereien bei Athen und andere touristisch entwickelte Regionen zu tauschen. Ein Sozialminister beschäftigte ein aus Indien stammendes Ehepaar in seinem Ferienhaus, ohne sie zu versichern. Das Haus war zudem illegal gebaut. Er wurde gefeuert. Im September 2008 warf Schifffahrtsminister Giorgos Vougarakis das Handtuch. Ihm war vorgeworfen worden, zusammen mit seiner Frau im Ausland Immobilienfirmen eingerichtet zu haben, um die Zahlung von Grundsteuern in Griechenland zu umgehen. Im Dezember 2008 kam es zu Ausschreitungen, nachdem ein 15-Jähriger durch einen Schuss aus der Waffe eines Polizisten getötet wurde. Neue Terrororganisationen attackieren immer wieder Polizisten und Polizeistationen und drohen mit einer Stadt-Guerilla die Staatsordnung aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wenige Stunden vor der Proklamation der vorgezogenen Wahlen hatte eine gewaltige Explosion die Athener Börse schwer beschädigt. „Und obendrauf kommt noch die Wirtschaftskrise“, stöhnt Nikos Wroussis, ein Prokurist aus Athen.

„Wir hätten vielleicht mutiger handeln sollen“ Kostas Karamanlis griechischer Ministerpräsident Dem Land drohen Strafmaßnahmen der EU aus Brüssel, weil Griechenland mit fast sieben Prozent Defizit den Stabilitätspakt massiv verletzt. Ob der Sozialist Papandreou das Land aus dieser Krise führen kann, bleibt abzuwarten. „Der nächste Ministerpräsident wird wohl einen Zauberstab brauchen, um Griechenland aus der Krise zu führen“, hieß es in einem Kommentar im griechischen Rundfunk. Trotz der dramatischen Situation bei den Konservativen ist es aber nicht klar, ob die Sozialisten die nötige Mehrheit von 151 Abgeordneten im Parlament bekommen. Und da in Griechenland Koalitionsregierungen selten vorkommen, und die Parteien auch nicht dazu bereit sind, könnte dem Land eine lange Phase der politischen Unsicherheit bevorstehen.

Neue Proteste in Chinas Unruheregion

Iran: Parlament stärkt Präsident den Rücken

PEKING (dpa). Zwei Monate nach den blutigen Ausschreitungen in der Unruheregion Xinjiang in Nordwestchina ist es in der Hauptstadt Ürümqi zu neuen Protesten gekommen. Einige Tausend Menschen forderten einen besseren Schutz durch Ordnungskräfte. Anlass ist eine Serie von Angriffen mit Injektionsnadeln auf Passanten, bei denen nach Presseberichten rund 400 Menschen verletzt worden sein sollen. Ein Großaufgebot von Tausenden Sicherheitskräften sollte am Donnerstag sicherstellen, dass es bei den Protesten nicht zu neuen Zusammenstößen zwischen den Volksgruppen kommt. Niemand sei bisher durch die Nadelstiche infiziert oder vergiftet worden, berichteten die Gesundheitsbehörden. 15 Angreifer seien festgenommen worden.

TEHERAN (rtr). Im innenpolitischen Machtkampf hat das iranische Parlament Präsident Mahmud Ahmadinedschad den Rücken gestärkt: Die Abgeordneten bestätigten fast alle von Ahmadinedschad vorgeschlagenen Ministerkandidaten, darunter auch die erste Frau für ein Regierungsamt in der Geschichte der Islamischen Republik. Das Parlament winkte zudem Ahmad Wahidi als Verteidigungsminister durch, dem von Argentinien die Beteiligung an einem Anschlag auf eine jüdische Einrichtung in Buenos Aires 1994 vorgeworfen wird. Dabei waren 85 Menschen ums Leben gekommen. Insgesamt wurden 18 Minister angenommen und drei Anwärter für das Kabinett abgelehnt. Der Präsident hat nun drei Monate Zeit, alternative Bewerber vorzuschlagen.

Moskauer Justiz lenkt ein Neue Ermittlungen im Mordfall Anna Politkowskaja Von Ulf Mauder MOSKAU. Drei Jahre nach dem Mord an der kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja hat ihre Familie einen Etappensieg bei der Aufklärung der international beachteten Bluttat errungen. Russlands Oberstes Gericht ordnete nun unerwartet eine neue Beweisaufnahme an. Das hatten auch Deutschland sowie Menschenrechtler gefordert. Sogar die zuständige Staatsanwältin Anna Paschkowskaja hatte die bisherigen Ermittlungen als lückenhaft kritisiert – im Widerspruch zur offiziellen Linie der Behörden, die den Mord schon im August 2007 für aufgeklärt hielten. Die Wende im Verfahren zeigt einmal mehr auch die Zerrissenheit des russischen Justizapparats. Angehörige Politkowskajas und ihre Kollegen von der regierungskritischen Zeitung „Nowaja Gaseta“ schöpfen wieder Hoffnung. Sie hatten Staat und Justiz vorgeworfen, an einer echten Aufklärung kein Interesse zu haben. „Ich vermute, dass es Leute gibt, die die Namen aller Schuldigen kennen – und die aber alle keine kleinen Posten innehaben“, hatte der Vizechefredakteur Sergej Sokolow noch im August erklärt. Der Chef des Blatts, Dmitri Muratow, warnte wegen möglicher politischer Hintergründe bei dem Mord vor überzogenen

Erwartungen. „Wir äußern eine zurückhaltende Genugtuung“, sagte Muratow am Donnerstag. Die Ermittler hätten es seit drei Jahren nicht geschafft, den Auftraggeber des politischen Mordes zu nennen. Die Anwältin der Politkowskaja-Familie, Karina Moskalenko, kritisierte, dass schon zu viel Zeit verstrichen sei. Doch auch sie meinte: „Die jetzige Entscheidung ist ein Schritt hin zu einer völligen Aufklärung des Falls.“ Ein Schritt. Moskalenko hatte im ersten Prozess gegen vier mutmaßliche Mordkomplizen beklagt, dass die Beweise gegen die Männer für eine Verurteilung bisher nicht ausreichten. Russlands Oberstes Gericht verlangt jetzt, dass auch der mutmaßliche Mörder Rustam Machmudow in einen neuen Prozess einbezogen werden müsse – selbst bei Abwesenheit. Der Tschetschene wird mit internationalem Haftbefehl gesucht, hatte aber bereits seine Unschuld über einen Anwalt beteuert. Auch der Auftraggeber, der zwei Millionen US-Dollar für den Mord bezahlt haben soll, müsse gesucht werden. Vor Gericht standen zuletzt zwei Brüder Machmudows, die den Auftragsmord mit organisiert haben sollen. Sie waren jedoch aus Mangel an Beweisen im Februar gemeinsam mit einem ehemaligen Polizisten und einem früheren Geheimdienstler freigesprochen worden.

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Panorama

Nummer 114  Donnerstag, 20. Mai 2010

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Landesnachrichten

Nummer 112  Dienstag, 18. Mai 2010

Auf gut Schwäbisch

Leute

Täglich neu: Landestypisches für Einheimische und Reigschmeckte

Nachwuchs für Travolta Schauspieler John Travolta (56) und seine Frau Kelly Preston (47) erwarten „Fa-

Mo Di Mi Do Fr Sa

milienzuwachs“. Die Familie werde sich vergrößern, kündigten beide auf ihren Websites an, ohne zunächst konkreter zu Travolta AP werden. Travoltas Agent bestätigte später aber die Schwangerschaft von Kelly Preston. Sie soll im dritten Monat sein. Das Paar hat eine zehn Jahre alte Tochter, Ella. Sohn Jett war im Januar 2009 überraschend während eines Familienurlaubs gestorben. Der 16-Jährige soll seit langem an Krampfanfällen gelitten haben. (apn)

Dialekt

Essen und Trinken Menschen Geschichte Erleben Wissen

Rhabarberkuchen, der Nächste

Kein Geschenk für Gottschalk Entertainer Thomas Gottschalk (60) will keine Geschenke von den Gästen, die er zu seiner dreitägigen Geburtstagsparty in New York geladen hat. „Wer das nicht übers Herz bringt, schenkt unter dem Motto: handlich – billich – unsinnich“, zitierte der Kolumnist der Münchner „Abendzeitung“, Michael Graeter (69), aus einem Rundbrief Gottschalks an seine Gäste. Die Party ist in zehn Tagen. Der Geburtstag des „Wetten, dass . . .?“Moderators war am 18. Mai. (ddp)

Ein Fall für stilvollen Glamour und ein klein wenig Großtuerei: Rachel Trevor-Morgan fertigt in ihrer Londoner Werkstatt ausgefallene Hüte

Foto: Preuss

Die Hutmacherin der Königin Rachel Trevor-Morgan fertigt seit vier Jahren extravaganten Kopfschmuck für das britische Oberhaupt – in einer kleinen Werkstatt Hüte sind so englisch wie der Sommerregen, die Royals und das Picknick beim Pferderennen. Wer sie kreiert, bringt Drama in die Garderobe. So wie TrevorMorgan – eine Expertin für die kapriziöse Handwerkskunst.

Harley für Meyer-Landrut Lena Meyer-Landrut

(18) hätte gerne eine Harley. Schon in der ersten Klasse habe Deutschlands GrandPrix-Hoffnung auf die Frage „Was möchte ich später einmal haben?“ ins Poesiealbum geschrieMeyer-Landrut ddp ben: „Einen Bauernhof und eine HarleyDavidson“, sagte sie dem „Zeit-Magazin“. Heute male sie sich ihren Kindheitstraum so aus: „Auf meinem Bauernhof gibt es einen Schuppen, in dem ich meine Harley unterstelle. Bei schönem Wetter fahre ich durch die Wiesen und Wälder.“ Lena Meyer-Landrut tritt am 29. Mai mit ihrem Song „Satellite“ beim Eurovision Song Contest in Oslo an. Ihr Ziel ist es, unter die ersten zehn zu kommen. (ddp)

Von unserer Korrespondentin Jasmin Fischer, London LONDON. Die Werkstatt liegt verborgen in einer kleinen Gasse, schmale Holzstiege winden sich eng wie in einem Schneckenhaus bis unters Dach. Auf den Hauptstraßen des Viertels St. James’s mögen Tweed, Juwelen und Kristall in pompösen Geschäften gehandelt werden, doch das Atelier der Hutmacherin atmet die Atmosphäre eines Charles-Dickens-Romans. Es ist eng, quirlig und warm. Ein kleiner Hund schläft zwischen Stoffresten, auf der Arbeitsplatte zischt und faucht ein schweres, silbernes Bügeleisen. Auf einer Herdplatte erhitzt Rachel Trevor-Morgan mit Handgriffen, die Jahrhunderte alt sind, große und kleine Messingku-

geln. Später presst sie die Kugeln in feines, gewebtes Stroh, damit es die Form loser Blütenblätter annimmt. Von Hand und Nähnadel entstehen in vielen Arbeitsstunden üppige Blumenkelche für ihren Kopfschmuck. Trevor-Morgan färbt auch Fasanenfedern und zupft sie zu schwingenden Linien, zu Miniatur-Lanzen zurecht. Ob Seide oder Organza, sie färbt die Stoffe passend zur Garderobe, spannt sie auf Rohlinge, gibt ihnen mit heißem Dampf und Draht die Form, säumt die Krempen und arrangiert Blumen und Federn so, dass sie dem Gesicht der Behüteten einen Rahmen geben. Die Auftragsbücher im Atelier sind gefüllt mit Stoffproben von Kleidern der Kundinnen: „Die meisten kaufen die Garderobe und lassen sich dann einen passenden Hut fertigen“, sagt Trevor-Morgan. Echte HutPuristen halten es natürlich andersherum: Sie erstehen eine der fröhlich-unbeschwerten Kopfskulpturen zuerst, ein bescheidenes Kleid dazu später. „Das ist sicher schwieriger, aber auch sympathisch.“ Immerhin ließe sich ein Hut in England jederzeit tragen, selbst im Supermarkt. Bei großen gesellschaftlichen Ereignissen wie den

Pferderennen, aber auch bei einfachen Hochzeiten ist ein Hut auf der Insel filigrane Pflicht, selbst für schüchterne Damen. Die deutsche Angst vor dem komplizierten Accessoire, das sich an der Grenze zwischen Glamour und Großtuerei bewegt, gibt es in England nicht. Zwar mag schon allein die Geste, sich etwas auf den Kopf zu setzen, schräg wirken. Doch mit surrealen Outfits oder Selbstironie haben viele Britinnen ohnehin kein Problem. Alljährlich gehen aus Ascot die Bilder ihrer extravaganten Hüte um die Welt.

Ein Hut ist die Visitenkarte der eigenen Persönlichkeit „Natürlich bringt ein Hut ein wenig Drama in die Garderobe“, sagt Trevor-Morgan. „Doch wenn er passt, lässt er jedes Gesicht so fabelhaft aussehen, dass er selbstbewusst macht.“ Im Mode-Alphabet sei der Hut das Ausrufezeichen, eine Spielerei in Blassrosa, Brautweiß oder sattem Violett, die heute mehr mit Entertainment denn mit Etikette zu tun hat. Anders als in der Ge-

schichte geht es eben nicht mehr darum, sich durch einen Hut konform zu zeigen, sondern ihn zur Visitenkarte der eigenen Persönlichkeit zu machen. Trevor-Morgan ließ sich früh zu Maßhüten inspirieren: „Meine Mutter trug immer schöne Hüte.“ Die Britin ging bei den letzten Londoner Vertretern dieses Handwerks in die Ausbildung, fertigte vor 20 Jahren ihre ersten Designs auf dem Dachboden eines Klosters in Westminster an. Ein Geschäft hatte Trevor-Morgan damals nicht: Sie verkaufte ihre Handarbeit an einem Marktstand am Trafalgar Square. Als sich die alte Hutmacherin von Königin Elisabeth II. vor vier Jahren zur Ruhe setzte, klingelte in Trevor-Morgans Atelier das Telefon. Die Garderobiere des Palastes bat um Entwürfe für Ihre Majestät. Seitdem behütet sie die Königin. Zu ihrem 80. Geburtstag, ihrer Diamanthochzeit oder Treffen mit George W. Bush zeigte sich die Monarchin in Kreationen aus dem Atelier. „Sie ist eine Hut-Botschafterin“, sagt TrevorMorgan. „Wie Carla Bruni zeigt sie, dass Kopfschmuck Spaß macht und Stil hat. Sie hält das Handwerk lebendig.“

Aufgrund der großen RhabarberkuchenNachfrage hier ein weiteres Rezept – eingesandt von Leserin Gerda Vogt aus Böbingen: „Für den Teigboden benötigt man: 200 g Mehl 100 g Margarine 80 g Zucker 1 Ei ½ p Backpulver sowie ein wenig Milch – diese Zutaten knetet man mit der Hand zusammen. Zubereitung: Ein gefettetes rundes Blech wird mit der Teigmasse ausgelegt. Die Rhabarberstängel (750 g) werden gewaschen, in Würfel oder Stückchen geschnitten und eingezuckert. Das Ganze lässt man eine Zeit lang stehen. Dann kommt der Guss: Schnee von 2–3 Eiweiß, 2–3 Eigelb. Zuerst den Schnee, dann das Eigelb dazugegeben und mit dem Löffel langsam rühren. 100 g Zucker, 50 g Mandeln oder gemahlene Wal- beziehungsweise Haselnüsse sowie etwas Vanillezucker dazugeben und ebenfalls langsam einrühren. Die Rhabarberstückchen werden nach dem Abgießen des Saftes auf dem Teig verteilt und mit dem Guss zugedeckt. Man bäckt den Kuchen in guter Hitze (200 Grad Heißluft) etwa eine Dreiviertelstunde lang. Guten Appetit!“

Kurze Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. „Wir brauchen eine Europäisierung der Energiepolitik“, forderte der neue EU-Kommissar Günther Oettinger am Montag im Landtag in Stuttgart

Foto: dpa

Beim Thema Strom steigt die Spannung CDU drängt auf schnelle Entscheidung über längere Laufzeiten der Atomkraftwerke, die Stadtwerke bleiben aber skeptisch Wie lange dürfen die Atomkraftwerke in Deutschland am Netz bleiben? Und vor allem: Wer profitiert von den Gewinnen? Das Thema wird immer hitziger diskutiert – in der Politik wie bei den Stadtwerken im Land. Von Frank Krause STUTTGART. Günther Oettinger ist wieder da. Nicht als Ministerpräsident, sondern als EU-Kommissar für Energie. Und kein anderer Gast könnte an diesem Tag so passend sein wie der 56-Jährige. Die CDU-Landtagsfraktion um ihren Vorsitzenden Peter Hauk hat Vertreter der 130 Stadtwerke aus ganz Baden-Württemberg zu einem Forum in den Landtag eingeladen, um den Damen und Herren von der Basis die energiepolitische Leitlinie der CDU aufzuzeigen. Eigentlich ist das ziemlich überflüssig, denn was die Union will, ist seit der Bundestagswahl klar: den Ausstieg vom Atomausstieg, was in Baden-Württemberg so viel bedeuten soll, dass die Kernkraftwerke in Neckarwestheim und Philippsburg unbefristet am Netz bleiben dürfen. Wie lange das sein soll,

Kennen Sie auch ein typisch schwäbisches Rezept? Oder haben Sie Anregungen zum Thema regionale Küche? Schreiben Sie uns: Zentralredaktion, Postfach 10 44 52, 70039 Stuttgart, Stichwort: Schwäbisch, Fax: 07 11 / 72 05 - 73 09; E-Mail: land@stn.zgs.de

www.auf-gut-schwaebisch.de

ist freilich noch genauso ungeklärt wie die Frage, ob es wirklich gelingt, 50 Prozent der Mehrgewinne abzuschöpfen. So will es die Politik, um damit die erneuerbaren Energien auszubauen und weiter zu erforschen. Deshalb fordert Hauk die Bundesregierung am Montag auf, „endlich die Koalitionsvereinbarung“ umzusetzen und „klare Vorgaben“ zur Verwendung der Mittel zu machen. Immerhin drängt die Zeit. Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent des Energiebedarfs aus alternativen Energien kommen. Die kommunalen Energieversorger im Plenum des Landtags, wo sonst die Landtagsabgeordneten sitzen, hören die Botschaft wohl. Aber sie bleiben skeptisch. Hauk betont zwar mehrfach, man betrachte die Stadtwerke „als Partner“. Und es sei das Ziel, „dass ein möglichst hoher Teil der abgeschöpften Gewinne im Land bleibt“, auf dass die erneuerbaren Energien ausgebaut werden können. Aber konkrete Ergebnisse kann der CDU-Fraktionschef aus seinen bisherigen Gesprächen mit Energieriesen wie der EnBW nicht vorlegen, und in Berlin hält man sich mit der Umsetzung des Koalitionsvertrags bedeckt. Ohnehin wird die Stimmung beim Thema Atomkraft dort immer gereizter. Während

Annahme, es komme wie von Rot-Grün einst beschlossen zum Atomausstieg, in erneuerbare Energien investiert. Nun fürchten sie Verluste und Wettbewerbsnachteile, wenn EnBW, Eon, RWE und andere mit ihren Reaktoren länger am Netz bleiben dürfen und damit das nötige Großgeld haben, um sich auch auf dem Sektor von Sonne, Wind und Wasser zu tummeln. Und Günther Oettinger? Der EU-Kommissar mag sich am Montag zum aktuellen Streit nicht äußern und zeichnet bei seiner 30-minütigen Rede vor den Vertretern der Stadtwerke vielmehr ein düsteres Bild. „Wir brauchen eine Europäisierung der Energiepolitik“, warnt er vor allzu viel Klein-Klein-Denken und fordert vielmehr „transeuropäische Energienetze, wie es die im Bereich Straßen und Schienen schon gibt“. Die Geschwindigkeit, mit der Länder wie China diesen Markt bereits entdeckt hätten, sei „schwindelerregend“, sagt Oettinger. In den nächsten 20 Jahren, so Oettinger, müssten deshalb europaweit 500 Milliarden Euro in den Ausbau der Stromnetze und weitere 150 Milliarden Euro in den Ausbau der Gasnetze investiert werden. Größenordnungen, an die an diesem Tag im Landtag noch niemand denken mag.

Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) erklärt, die Verlängerung der Laufzeiten könnte auch ohne Beteiligung des Bundesrats durchgezogen werden, was auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Stefan Mappus so sieht, vertritt Bundesumweltminister Norbert Röttgen die gegenteilige Haltung. Mappus fordert am Montag die Bundesregierung auf, das Thema Laufzeiten noch vor der Sommerpause zu klären.

Viele Stadtwerke haben zuletzt in erneuerbare Energien investiert Kaum hat er obendrein ein Machtwort von Bundeskanzlerin Angela Merkel gegen den Bundesumweltminister angemahnt, springen ihm seine Umweltministerin Tanja Gönner sowie deren Amtskollegen Silke Lautenschläger (Hessen) und Markus Söder (Bayern) zur Seite. Deren Botschaft: Die „Vielstimmigkeit“ zur Laufzeitverlängerung müsse endlich beendet werden, das Gesetz sei ohne Länderkammer machbar. Aber genau das ist das Problem für die Kommunen. Viele Stadtwerke haben in der

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Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen. Traurigen Herzens nehmen wir Abschied von meinem lieben Ehemann, unserem Vater und Opa

T-Shirt

Am 14. Mai 2010 verstarb im Alter von 78 Jahren unser langjähriges Vorstandsmitglied

Walter Braun

Günther Thiele † 14. 5. 2010

* 4. 10. 1923

Baumwoll-Stretch

In stiller Trauer: Gisela, Michael, Thomas, Angelika, Cornelia, Andreas mit Familien

9.-

Trauerfeier zur Feuerbestattug am Mittwoch,dem 19.Mai 2010, um 14 Uhr auf dem Friedhof in Stuttgart-Untertürkheim.

Wir nehmen Abschied von

Von 1974 bis 2004 gehörte Walter Braun dem Vorstand unseres Landesverbandes an, davon 27 Jahre als stellvertretender Vorsitzender. Als erfolgreicher Unternehmer hat er sich in der Verbandsarbeit nachhaltig engagiert und sich um die Wohnungswirtschaft verdient gemacht.

Walter Braun * 17. Juni 1931

Wir verdanken ihm viel und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, dem 19. Mai 2010, um 13 Uhr auf dem Friedhof St. Peter in Bietigheim-Bissingen statt.

Wir sind ihm zum großen Dank verpflichtet.

Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören. 1. Kor.13,10

Helga Voigt

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In Liebe und Dankbarkeit: Paul Voigt Christopher und Wilma Voigt mit Matthias und Linda, Birgit und Katina

Tasche

15.Hose

Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 21. Mai 2010, um 11 Uhr in der Petruskirche, Stuttgart-Gablenberg, statt.

Die Beerdigung findet am Mittwoch, 19. Mai 2010, um 13 Uhr auf dem Friedhof St.Peter in Bietigheim-Bissingen statt. Ein Kondolenzbuch liegt auf.

Eduard Herold

geb. Stelzner † 13. 5. 2010 * 3. 11. 1918 durfte im Alter von 91 Jahren heimgehen.

Gesellschafter Geschäftsleitung Mitarbeiter

70565 Stuttgart-Möhringen Gewerbestraße 18

Unsere liebe Mutter, Schwiegermutter und Omi

12. 3. 1925 - 12. 5. 2010 Nach vielen Jahren der Gemeinsamkeit ist es schwer, wenn der Teil,mit dem man verwoben ist, stirbt.Der Verstand weiß, dass wir nicht ewig leben - unser Gefühl muss es erst lernen.

Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung. Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.

Margarete Herold Ulrich Herold mit Familie Reiner Herold Die Trauerfeier fand im Kreis der Familie statt.

Anna Mayer

mit Leinen LANDESHAUPTSTADT STUTTGART Die Stadt Stuttgart trauert um

Bezirksvorsteher a. D. Willi Schwenger

Hemd

Der Verstorbene war von 1956 bis 1982 Bezirksvorsteher von Stuttgart-Bad Cannstatt. Er hat sich durch seinen unermüdlichen Einsatz für den Stadtbezirk Bad Cannstatt und die Belange der Stuttgarter Bürgerinnen und Bürger bleibende Verdienste erworben.

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Stuttgart-Bad Cannstatt

In Liebe und Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserer Mutter,Oma und Uroma

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† 14. Mai 2010

In seiner über 40-jährigen Zeit als geschäftsführender Gesellschafter im Unternehmen hat Walter Braun den Aufbau der NORD-SÜD-Gruppe maßgeblich gestaltet und darüber hinaus bis zuletzt aktiv im Gesellschafterausschuss mitgearbeitet.

Vorstand, Geschäftsführung und Mitarbeiter des Landesverbandes Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen Baden-Württemberg e.V.

Platzieren Sie Ihre Botschaften an entscheidender Stelle.

geb.Weyhmüller † 15. 5. 2010 * 12. 6. 1914

Jutta Wetterer Elisabeth Heger Dr. Irmgard Bohmann Ludwig Mayer mit Familien

Näheres erfahren Sie unter Fon 01803 070707*, Fax 01803 080808* oder im Internet unter www.stuttgarterzeitung.de/anzeigenservice *Festnetzpreis 9 ct./Min.; Mobil-

Beerdigung am Mittwoch, dem 19. Mai 2010, um 12 Uhr auf dem Steigfriedhof in Bad Cannstatt; anschließend um 13 Uhr Requiem in St. Rupert. Anstelle von Blumen und Kränzen bitten wir um eine Spende an die DAHW, Deutsche Lepra- und Tuberkulose-Hilfe e.V. Würzburg, Konto-Nr. 9696, BLZ 790 500 00 bei der Sparkasse Mainfranken Würzburg. Stichwort:Anna Mayer

funkpreise max. 42 ct./Min.

Die Landeshauptstadt wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Dr. Wolfgang Schuster Oberbürgermeister der Landeshauptstadt

D00301 - Drucktechnisch bedingte Farbunterschiede sind nicht ganz auszuschließen.

Stuttgart und die Region

Nummer 125  Freitag, 4. Juni 2010

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Polizei bremst Gewinn-Gauner aus

Kurz berichtet

Kaffeefahrt mit Teilnehmern aus Kreis Ludwigsburg gesprengt – Dubiose Pillen im Verkaufswert von 43 000 Euro beschlagnahmt

Das Linden-Museum Stuttgart lädt am 5. und 6. Juni zum „Best of the American Indian Film Festival San Francisco“ ein. Das Festival zeigt am Samstag ab 17.30 Uhr sowie am Sonntag ab 16 Uhr Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Kurzfilme aus indianischer Produktion, die beim bedeutendsten Indianer-Filmfestival Nordamerikas im Dezember 2009 ausgezeichnet wurden.

Versprochen waren ein Bargeldgewinn über 6500 Euro und eine Dampferfahrt. Doch das war nur ein Lockangebot für eine Kaffeefahrt. Der Veranstalter ist ein alter Bekannter aus dem Emsland. Gegen ihn wird strafrechtlich ermittelt. Von Wolf-Dieter Obst LUDWIGSBURG. Der Mann nennt sich Peter van Hoeven, ist angeblich gebürtiger Holländer und Heilpraktiker. Doch in Wirklichkeit handelt es sich um Peter R., einen Handelsvertreter aus einer 1000-Einwohner-Gemeinde im Emsland. Der 41-Jährige reist seit Jahren aus dem Zentrum der Kaffeefahrten-Mafia, dem Oldenburger Münsterland, an. Verkauft wird alles, was die dubiose Branche an Magnetfelddecken, Topfsets oder Wunderpillen hergibt. Am Pfingstmontag hat er ältere Menschen aus Ludwigsburg und Remseck angelockt – nach Schnelldorf im Kreis Ansbach in Mittelfranken. Zur Gewinnübergabe und Dampferfahrt. Doch der vermeintliche Routineauftritt hat für „Herrn van Hoeven“ diesmal unliebsame Folgen: Auf Veranlassung der Ludwigsburger Polizei wird die Verkaufsveranstaltung vorzeitig beendet. Für stolze 1198 Euro sind Nahrungsergänzungsmittel als angebliche Arzneimittel verkauft worden, die

vor Alzheimer und Krebs schützen sollen – deshalb ermittelt die Polizei strafrechtlich wegen Verstoßes gegen das Heilmittelwerbegesetz. Dabei drohen eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Gefängnis. „Die Tabletten sollten nach der Veranstaltung an die Kaffeefahrtkunden im Raum Ludwigsburg ausgeliefert werden“, bestätigt Polizeisprecherin Daniela Waldenmaier Informationen unserer Zeitung, „doch die Ware wurde von uns rechtzeitig vorher beschlagnahmt.“ Der Kurierfahrer hatte 36 Pillen-Sets dabei – und die wären für mehr als 43 000 Euro verkauft worden. Was die Tabletten tatsächlich enthalten, wird nun im Labor untersucht. Das aufgeflogene Geschäft lässt erahnen, welche Umsätze in der Kaffeefahrten-Branche gemacht werden. Bei jährlich fünf Millionen Teilnehmern schätzen Experten einen Jahresumsatz von mindestens 500 Millionen Euro bundesweit. Auch Peter R. scheint gut im Geschäft zu sein. Seine 1992 gegründete Reise-GmbH bei Cloppenburg musste zwar nach fünf Jahren „wegen Vermögenslosigkeit“ gelöscht werden. Dafür lief die Handelsgesellschaft mit Sitz in Stavern umso besser. 2006 beispielsweise wies das Familienunternehmen einen Jahresüberschuss von knapp 90 000 Euro nach Steuern aus. Seit April 2010 ist Peter R. Geschäftsführer der dazugehörigen Verwaltungs- und Beteiligungs-GmbH.

Peter R. ist auch in Schnelldorf bekannt, weil er stets gegen gesetzliche Meldefristen verstößt. Das stört weder ihn noch seine Geschäfte. Die versprochenen Gewinne werden nicht ausgezahlt, dafür verteilt er Rubbellose. Schnelldorfs Bürgermeister Thomas Unhoch sieht sich im Zwiespalt: „Die Leute kommen doch freiwillig“, erklärte er vor Monaten, als die Polizei Peter R. verwarnte. Konsequenzen gab es indes keine.

„Die Tabletten sollten schon ausgeliefert werden, wurden aber von uns kurz vorher beschlagnahmt“ Daniela Waldenmaier Polizei Ludwigsburg Kein Wunder, dass die Gemeinde, verkehrsgünstig am Schnittpunkt von A 6 und A 7 gelegen, zum Eldorado für Verkaufsfahrten wird. Peter R. taucht hier gerne auf – und lässt vorher immer dreistere Gewinnbriefe verschicken. Lockte er vor Monaten noch mit einem bloßen „Bargeldregen“ und 1500 Euro, so werden diesmal 6500 Euro versprochen „und eine anschließende Dampferfahrt, die Bordkarten sind für Sie und Ihre Gäste schon bezahlt“. Schnelldorf liegt zwar am Europäischen Wasserscheideweg –

doch der kleine Erlensee ist für Schifffahrt nicht geeignet. Für die Ludwigsburger Opfer am Pfingstmontag ist das auch gar nicht vorgesehen: In einem kleinen Gasthof in einer Teilgemeinde Schnelldorfs, im 470-Einwohner-Ort Unterampfrach, wird ihnen erklärt, dass es in Wahrheit nur einen Film über Dampferfahrten gebe. Diesmal jedoch dürfte Peter R. seine Opfer nicht so leicht ins Bockshorn jagen. Denn unter den Teilnehmern ist ein 64-Jähriger aus Remseck, der in diesem Jahr erfolgreich einen versprochenen Gewinn gerichtlich eingeklagt hat. Das Landgericht Stuttgart hat ihm 1500 Euro zugestanden, und der Kaffeefahrten-Veranstalter aus Emden hat den „Bargeldregen“ überwiesen. Im aktuellen Fall dürfte sich Peter R. aus dem Emsland kaum damit herausreden können, dass die Gewinnbenachrichtigung nicht von ihm, sondern von einem Planungsservice mit Postfach-Adresse in Molbergen stammt. Die 4. Zivilkammer des Stuttgarter Landgerichts hat hierzu schon einmal festgestellt, dass sich der Verkäufer, der eine solche Veranstaltung organisieren lässt, sich „alles das zurechnen lassen muss, was dazu geführt hat, dass er eine solche Veranstaltung erwerben konnte“. Er habe billigend in Kauf genommen, dass die Gäste ihn als den Versender der Gewinnzusage ansehen. Der 64-jährige Kaffeefahrten-Teilnehmer hat seinen Anwalt bereits eingeschaltet.

Indianer-Filmfestival

Dem Rössle nachspüren Der Schwäbische Albverein lädt Mitglieder und Gäste zu einer Wandertour auf den Spuren des Stuttgarter Rössles. Treffpunkt ist am Samstag, 5. Juni, um 10 Uhr an der Haltestelle Heslach-Vogelrain. Danach geht es 15 Kilometer weit über den Waldfriedhof zur Weinsteige, Geroksruhe und nach Hedelfingen. Die Teilnahme ist kostenlos.

Rundgang ums Olgäle-Areal Die Projektgruppe Olgäle 2012 bietet am Samstag, 5. Juni, einen Spaziergang rund um das künftige Wohnquartier an. Die Teilnehmer bekommen Informationen über den aktuellen Stand der Planungen und die Ziele der Bürgerinitiative. Treffpunkt: 10 Uhr am Marktbrunnen auf dem Bismarckplatz. Der Rundgang dauert 1,5 Stunden.

Leserbriefe

Verantwortungslos Zum Artikel „Ärzte schlagen härtere Gangart ein“ vom 29. Mai: Es ist erschütternd, wie hier wieder einmal auf den Tisch kommen musste, wie die heutige Gesundheitspolitik auf Kosten der folgenden Generationen funktioniert. Reichen die Alarmsignale noch immer nicht aus? Der medizinische Nachwuchs geht ins Ausland – muss ins Ausland gehen. Wenn die Nachtarbeit der Krankenhausmediziner mit 128 Cent pro Stunde honoriert wird, fragt man sich sehr wohl, wo das Geld der Versicherten versandet. Insofern sind die Appelle des Marburger Bunds ja noch viel zu moderat. Was hier schon im Blick auf die Zukunft angerichtet wird, ist schlicht ein Zeichen von einem fatal interpretierten Materialismus.

G. K. Geiger, Schömberg

Vorverurteilung Zu „Amoklauf-Prozess sorgt für Platzprobleme“ vom 26. Mai: Sollte sich das zuständige Landgericht nicht an die strenge gerichtliche Vorgabe der 3. Strafkammer halten, welche besagt, dass gegen den Angeklagten nur wegen des Verstoßes gegen das Waffengesetz und nicht wegen fahrlässiger Tötung verhandelt werden darf, so ist dieses Vorgehen für mich eine ganz klare Vorverurteilung des Angeklagten. Jeder Angeklagte in der Bundesrepublik Deutschland hat das grundsätzliche Recht auf eine faire, objektive Behandlung und Verhandlung vor den Gerichten und Medien.

Sport

Nummer 104 • Donnerstag, 7. Mai 2009

Kohlschreiber blamiert sich

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MÜNCHEN. Den großen Worten folgten keine großen Taten: Möchtegern-Champion Philipp Kohlschreiber ist beim ATP-Turnier in München schon im Achtelfinale gescheitert. Der Augsburger, der noch zu Wochenbeginn selbstbewusst davon gesprochen hatte, seinen Erfolg aus dem Jahr 2007 wiederholen zu wollen, wurde aus dem Turnier geradezu hinausgeprügelt. Der Kroate Marin Cilic, Nummer 15 der Weltrangliste, spielte mit Kohlschreiber Katz und Maus und besiegte ihn in 77 Minuten mit 6:0, 6:4. „Schade, dass ich mich in Deutschland in einer so schlechten Verfassung präsentieren musste“, sagte ein sichtlich frustrierter Kohlschreiber, der sich vor allem für die Klatsche im ersten Satz entschuldigte: „Ich schäme mich. Im Boxen hätte ich mir gewünscht, dass der Trainer das Handtuch geworfen hätte.“ In 24 Minuten gelangen ihm nur elf Punkte. Im zweiten Satz wurde es etwas besser – es konnte freilich auch nicht mehr schlechter werden. Der 20-jährige Cilic gab sich jedoch keine Blöße. Nach dem Match, das einem sportlichen Offenbarungseid glich, kündigte Kohlschreiber an, er müsse nun Dinge in seinem Umfeld, „die mich belasten, in die richtige Richtung lenken“. Ebenfalls gescheitert ist Nicolas Kiefer, Der Hannoveraner unterlag Jeremy Chardy aus Frankreich nach einer immerhin leidenschaftlichen Leistung mit 4:6, 6:7 (8:10) unterlag. Denis Gremelmayr (Heidelberg) schied ebenso aus.

HANDBALL Bundesliga

Für Vettel zählt nur der Sieg

Neuer Sportdirektor für 96 Jörg Schmadtke (45) wird Sportdirektor beim Fußball-Bundesligsten Hannover 96. Der Posten war seit Januar unbesetzt.

TSG Friesenheim – HC Erlangen 35:27.

Red-Bull-Pilot aus Heppenheim verliert den WM-Titel nicht aus dem Blick – Interesse von Ferrari Ausruhen nach dem traumhaften Saisonstart ist für den neuen Sonnyboy der Formel 1 kein Thema: Sebastian Vettel will seinem Red-Bull-Rennwagen auch beim Europa-Auftakt am Sonntag in Barcelona (14 Uhr/live bei RTL) Flügel verleihen.

Dopingverdacht – erneut in Österreich

Von Thomas Straka BARCELONA. Nach der erfolgreichsten Woche seiner noch verhältnismäßig jungen Karriere mit dem Sieg in China und Platz zwei in Bahrain hat Sebastian Vettel zu Hause in Heppenheim die Erlebnisse nur kurz Revue passieren lassen. „Es ist natürlich ein schönes Gefühl. Familie und Freunde teilen die Freude mit einem“, sagte er, „aber man lebt nicht in Erinnerungen – in der Formel 1 geht es immer weiter. Wer rastet, der rostet. Also habe ich die Zeit mehrheitlich genutzt, um mich vorzubereiten.“ Nicht nur der 21 Jahre alte Rennfahrer hat an sich gearbeitet, sein Auto wurde im Vorfeld des Rennens auf dem Circuit de Catalunya ebenfalls verbessert – obwohl der Deutsche auf einen Doppeldiffusor und das Energie-Rückgewinnungssystem (Kers) weiter warten muss. Darin sieht der aktuelle WM-Dritte aber kein Problem. „Ich denke, wir haben schon bei den letzten Rennen gezeigt, dass wir auch ohne Doppeldiffusor ein sehr konkur-

WIEN. Österreichs Sport kommt nicht zur Ruhe: Am Mittwoch wurde ein positiver Test von Radprofi Christian Pfannberger bekannt, der 29-Jährige ist bereits teamintern gesperrt. Wie Pfannbergers Katuscha-Rennstall mitteilte, habe man am späten Vormittag von dem Anwalt des Fahrers eine Mitteilung über einen „nicht negativen Test“ erhalten. Bis zu einer offiziellen Reaktion des Weltverbandes UCI wurde Pfannberger deshalb von Team suspendiert. Pfannberger, der sich keiner Schuld bewusst ist, droht eine lebenslange Sperre, da er bereits 2004 wegen Epo-Missbrauchs für zwei Jahre gesperrt worden war. Der WMAchte von 2008 wird auch nicht beim am Samstag beginnenden Giro d’Italia starten. Diese Entscheidung war bereits wenige Stunden vor Bekanntwerden der Positivprobe wegen „persönlicher Probleme“ des Fahrers gefällt worden. (sid)

renzfähiges Auto haben“, betonte Vettel, „das Design-Team weiß, wo das Auto noch zu verbessern ist, da mache ich mir keine Sorgen.“ Chef-Konstrukteur Adrian Newey hat das Rennen in Monte Carlo am 24. Mai für die Premiere seiner Diffusor-Lösung ins Auge gefasst, für den ersten Einsatz von Kers hat Red-Bull-Racing dagegen noch kein Einsatzdatum festgelegt. Bisher ist Vettel ohne Kers ausgekommen – wie auch ohne Manager. Willi Weber, Michael Schuma-

„Ein Manager ist für mich mehr als jemand, der sich nur um Finanzen und so weiter kümmert“ Vettel auf die Frage, warum sich kein Manager um seine Vermarktung kümmert chers Mitentdecker und Manager, hatte vor einiger Zeit einmal vorgefühlt und sich eine Abfuhr eingefangen. Es wird dabei bleiben, dass der junge Hesse keinen Mann anstellen wird, der ihn vermarktet. „Ein Manager ist für mich mehr als jemand, der sich nur um Finanzen und so weiter kümmert. Es sollte in erster Linie ein Jemand sein, dem man zu 100 Prozent vertrauen und mit dem man über alles reden kann. Diese Menschen gibt es für mich“, sagte er. Derzeit regelt sein Vater Norbert die Geschäfte.

Potenzielle Interessenten wie FerrariBoss Luca di Montezemolo oder MercedesSportchef Norbert Haug müssten dann schon weiterhin Vettel direkt anrufen und um einen Termin bitten. Doch wahrscheinlich würde es ihnen ergehen wie einst Willi Weber – sie bekämen ein freundliches, aber bestimmtes Nein zu hören. Der neue deutsche Formel-1-Liebling macht sich anscheinend über einen Teamwechsel überhaupt keine Gedanken. „Ich gehe die Dinge Schritt für Schritt an und lasse mich nicht von Spekulationen beeinflussen. Mein Ziel ist es, im bestmöglichen Auto zu sitzen und Rennen zu gewinnen. Ich bin derzeit aber gut aufgehoben, dort wo ich bin“, sagte er. Vettel traut sich zu, den Brawn-Piloten Jenson Button und Rubens Barrichello, die in den ersten vier Rennen als Einzige mehr Punkte gesammelt haben als er selbst, erneut ein Schnippchen zu schlagen. Für einen, der Weltmeister werden will, zählt nur der Sieg. „Willst du siegen, musst du alle schlagen“, unterstreicht Vettel und ergänzt mit Blick auf Toyota-Pilot Timo Glock (Wersau): „Auch die Hessen.“ Selbst Lob von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone, der ihn als kommenden Weltmeister sieht, nimmt der Sonnyboy gelassen: „Natürlich freut es einen, wenn jemand wie Ecclestone so etwas sagt. Aber das macht mich auf meiner nächsten Runde nicht schneller.“ Und nur darauf kommt es Sebastian Vettel an.

Dritte Liga beginnt früher Die letzten beiden Spieltage der 3. Liga werden wegen TV-Plänen um 13.30 statt um 14 Uhr angepfiffen.

Van Basten tritt zurück Marco van Basten hat seinen Rücktritt

als Trainer des niederländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam erklärt.

Aus für kleine Blaue Regionalligist 1. FC Heidenheim steht nach einem 2:0 (1:0) bei Oberligist Stuttgarter Kickers II im Halbfinale des WFV-Pokals.

Pech für Frisch Auf Nikola Manojlovic, Rückraumspieler des Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen fällt wegen einer Sprunggelenksverletzung mehrere Wochen aus.

Derad für Schwenker Uli Derad vom Handball-Bundesligisten TSV Dormagen soll als Nachfolger von Geschäftsführer Uwe Schwenker zum THW Kiel wechseln.

Mosley trauert um Sohn

Sport

VfL Gummersbach – TSV Dormagen 31:28. TBV Lemgo – MT Melsungen 35:30, SG Flensburg-Handewitt – TV Großwallstadt 24:18, THW Kiel – Füchse Berlin 35:26, Rhein-Neckar Löwen – GWD Minden 37:32. 1. HSV Hamburg 2. THW Kiel 3. SG Flensburg-Handewitt 4. Rhein-Neckar Löwen 5. Frisch Auf Göppingen 6. VfL Gummersbach 7. TBV Lemgo 8. TV Großwallstadt 9. Füchse Berlin 10. SC Magdeburg 11. TuS N-Lübbecke 12. HSG Wetzlar 13. MT Melsungen 14. TSV Hannover-Burgdorf 15. HBW Balingen-Weilstetten 16. TSV Dormagen 17. HSG Düsseldorf 18. GWD Minden

Fußball-Bundesligist Bayern München muss im Saisonfinale auf Christian Lell verzichten. Der Verteidiger fällt wegen einer Sprunggelenkverletzung für unbestimmte Zeit aus. Bei 1899 Hoffenheim wird Selim Teber bis Saisonende fehlen.

Foto: dpa

Nummer 92  Donnerstag, 22. April 2010

Ergebnisse und Tabellen

Ein Ball für alle

Saison für Lell wohl vorbei

Sebastian Vettel genießt das Rampenlicht der Formel 1 – und er verliert sein Ziel nicht aus den Augen: Der Deutsche will Weltmeister werden

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Kurz berichtet

Ab der Saison 2010/2011 werden alle Partien der Fußball-Bundesliga und der zweiten Liga mit einem einheitlichen Ball ausgetragen. Der Sportartikelhersteller Adidas erhielt den Zuschlag.

Tennisprofi verliert 0:6, 4:6 – auch Kiefer in München gescheitert

28 27 27 27 26 27 27 27 28 27 26 26 27 26 26 27 26 27

931:758 897:682 790:702 832:731 774:757 793:734 771:717 738:708 793:788 759:802 718:739 671:743 752:837 672:764 671:733 700:840 662:779 660:770

51:5 48:6 40:14 39:15 37:15 35:19 34:20 33:21 30:26 20:34 19:33 19:33 19:35 17:35 12:40 12:42 9:43 8:46

2. Bundesliga Süd 1. TSG Friesenheim 2. TV Bittenfeld 3. TV Hüttenberg 4. Bergischer HC 5. SV Concordia Delitzsch 6. TV Neuhausen-Erms 7. HC Erlangen 8. SG BBM Bietigheim 9. HSG FrankfurtRheinMain 10. ThSV Eisenach 11. TV Korschenbroich 12. EHV Aue 13. HG Saarlouis 14. TSG Groß-Bieberau 15. HSC 2000 Coburg 16. TuSEM Essen 17. TuSpo Obernburg 18. Leichlinger TV

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922:808 880:791 837:779 879:807 821:799 873:835 798:795 901:876 883:892 855:845 916:896 779:822 952:983 811:885 779:855 818:846 802:895 863:960

45:13 41:17 40:16 39:19 36:22 34:24 32:26 31:27 29:29 29:31 27:31 25:33 24:34 21:37 19:39 18:40 17:41 15:43

Deutsche Meisterschaft, Play-off-Viertelfinale, Hinspiele, Frauen: Frisch Auf Göppingen - VfL Oldenburg 30:29, Thüringer HC - HC Leipzig 22:28, FHC Frankfurt/Oder - Bayer Leverkusen 27:25, Buxtehuder SV - ProVital Blomberg-Lippe 25:22.

VOLLEYBALL Bundesliga, Frauen SV Sinsheim – Alemannia Aachen 3:0, SV Lohhof – SC Potsdam 1:3, VT Aurubis Hamburg – Allianz Volley Stuttgart 2:3, Allgäu Team Sonthofen – USC Münster 2:3, Rote Raben Vilsbiburg – VfB Suhl 3:1, 1.VC Wiesbaden – Schweriner SC 3:2. 1. 1.VC Wiesbaden 2. Schweriner SC 3. Rote Raben Vilsbiburg 4. Dresdner SC 5. Allianz Volley Stuttgart 6. VfB Suhl 7. USC Münster 8. VT Aurubis Hamburg 9. Köpenicker SC Berlin 10. SC Potsdam 11. SV Sinsheim 12. Alemannia Aachen 13. Allgäu Team Sonthofen 14. SV Lohhof

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63:33 40:8 62:19 38:8 64:24 38:8 58:26 34:12 55:28 34:12 53:36 30:18 50:41 28:18 49:38 26:20 34:51 16:30 33:54 16:30 26:64 10:38 22:60 8:36 25:63 6:40 12:69 0:46

Er gibt sich kämpferisch, obwohl seine eigene Zukunft längst noch nicht geklärt ist: Uwe Krupp, Trainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft, fiebert der WM entgegen

Foto: dpa

1:2 – Deutsches Team muss sich steigern Eishockeycracks von Bundestrainer Krupp verlieren WM-Test gegen die Schweiz – Eröffnungsspiel vor über 76 000 Zuschauern geplant Die Eishockey-WM in Deutschland rückt immer näher: Vor dem Eröffnungsspiel am 7. Mai gegen die USA in Gelsenkirchen will Bundestrainer Uwe Krupp seine Mannschaft bestmöglich vorbereiten. Bei den beiden vergangenen Turnieren – WM 2009 und Olympia – enttäuschten die Kufenflitzer ziemlich. Von Jürgen Kemmner SCHWENNINGEN. Es soll ein Auftakt mit Knalleffekt werden, etwas, das die Welt noch nie erlebt hat. Das Eröffnungsspiel der Eishockey-WM 2010 in Gelsenkirchen soll einen Weltrekord bringen – über 76 000 Zuschauer, die Arena ist bereits ausverkauft, sollen die Partie der Deutschen gegen die US-Stars verfolgen. Die aktuelle Bestmarke mit 74 554 Zuschauer hält die College-Par-

tie zwischen den Uni-Teams von Michigan und Michigan State im Football Stadium von Lansing im Oktober 2001. Vor den Augen der Welt will sich die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) aber nicht blamieren. Bei den beiden vergangenen Turnieren bekleckerten sich die Deutschen jedoch nicht mit Ruhm – im Gegenteil. Bei der WM 2009 stieg das Team ab, nur die Tatsache, WM-Ausrichter 2010 zu sein, bewahrte Deutschland vor der B-Gruppe. Und bei Olympia in Vancouver kam Krupps Auswahl nicht über Rang elf hinaus. Je näher die Heim-WM rückt, umso stärker werden deshalb die Testspiel-Gegner: Nach den Erfolgen in den ersten beiden Vorbereitungsspielen gegen Norwegen (3:0 und 8:2) war gestern der Olympia-Achte Schweiz an der Reihe. Bundestrainer Krupp hatte einen WM-reifen Auftritt gefordert („Ich will Kampfgeist und Emotionen sehen“) – er wurde kaum enttäuscht. Die DEB-Auswahl unterlag zwar in Schwennin-

gen mit 1:2 (0:0, 0:1, 1:1), zeigte aber keine schlechte Leistung. Michael Wolf egalisierte vor 2786 Zuschauern mit seinem 32. Länderspieltor in der 42. Minute den Rückstand durch Steve Hirschi (36.). Robin Grossmann (52.) bescherte den Eidgenossen per Schlagschuss noch den knappen Erfolg. Fazit: Das deutsche Team muss sich noch steigern. Krupp hatte zuvor die Mannheimer Denis Reul und Markus Kink aus dem Kader aussortiert, dafür stießen in Schwenningen die Wolfsburger Kai Hospelt und Christopher Fischer sowie die Ingolstädter Thomas Greilinger und Michael Bakos zur Mannschaft. Einen Freibrief für die WM stellt der Bundestrainer ihnen aber auch nicht aus: „Der Kampf um die WM-Tickets ist knallhart.“ Dass seine eigene Zukunft noch unklar ist, lässt sich der kämpferische Krupp nicht anmerken. Einer, der als möglicher Nachfolger des 44-Jährigen gehandelt wird, sitzt derzeit häufig auf der Tribüne – der ehemalige Schweizer Coach Ralph Krueger, der

die Eidgenossen 13 Jahre trainierte, möchte aber keine Spekulationen anheizen. Der Deutschkanadier will den Werdegang seines Sohnes Justin verfolgen, der gegen Norwegen sein Debüt in der deutschen Auswahl feierte. Von den Gerüchten über das Ende der Amtszeit Krupps nach der WM will sich die Mannschaft in der Vorbereitung nicht ablenken lassen. „Ergebnisse sind in dieser Phase zweitrangig. Es geht darum, dass wir uns einspielen und zueinanderfinden“, sagte Kapitän Sven Felski. Nach der Partie gegen die Schweiz haben die deutschen Spieler noch vier Gelegenheiten, um ihre WM-Reife zu testen. Es geht während des Trainingslagers in Füssen am Freitag (19.30 Uhr/Füssen) sowie am Sonntag (17 Uhr/Ravensburg) gegen die Slowakei und am Samstag (16 Uhr/Füssen) erneut gegen die Schweiz. Am 4. Mai steigt die Generalprobe in Hamburg gegen Kanada – bevor am 7. Mai um 20.15 Uhr das Spiel der Spiele in Gelsenkirchen beginnt.

Der Sohn von Formel-1-Boss Max Mosley, Alexander Mosley, ist tot. Die Leiche des 39-Jährigen wurde in einer Wohnung im Westen Londons gefunden.

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Thema Pflege beschäftigt

Worauf warten? Jetzt starten:

Zu „Pflegeheime fürchten finanziellen Ruin“ vom 11. Mai:

Spenden für „Wir laufen für Agapedia“

Man wundert sich sehr, warum so viele Pflegeheime neu gebaut werden, etwa von Institutionen wie Caritas oder Diakonie. Woher kommt dafür das Geld? Das nun per Gesetz Einzelzimmer vorgegeben werden, ist schon lange angebracht, es schützt zugleich auch die Bewohner. An den Kontrollen sowie an der guten Benotung habe ich viele Zweifel! Die zehn Prozent der Heimbewohner, die befragt wurden, wie und von wem wurden die ausgesucht? Angehörige, die den Ablauf kennen, wurden nicht gehört. Das Thema allgemein wird uns noch lange beschäftigen.

ENGAGEMENT wird bei der BWPost groß geschrieben: täglich für unsere Kunden und darüber hinaus im sozialen Bereich. Deshalb unterstützen wir auch die Aktion „Wir laufen für Agapedia 2010“: Beim 17. Stuttgarter Zeitung-Lauf am 20. Juni 2010 laufen 5 Teams der Handball-Bundesligaspielerinnen der „Nellingen Hornets“ den Staffelhalbmarathon (5 x 21,098 km). Sie können die Aktion unterstützen, indem Sie für gelaufene Meter spenden. Jeder Meter kostet 10 Cent. Ziel ist es, für alle 105.490 Meter einen Sponsor zu haben. Der Erlös der Aktion kommt dem Kinderhaus Esslingen aus der Agapedia Stiftung von Jürgen Klinsmann zugute.

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Spendenkonto 24 333 000, Bankleitzahl 600 302 00, Bankhaus Ellwanger & Geiger Spenden unter dem Stichwort „Wir laufen für Agapedia“

Zwei Stunden Verspätung Zur Sperrung der Rampe am Stuttgarter Hauptbahnhof: Am Samstagabend gegen 19 Uhr wollte ich mit der S-Bahn von Bad Cannstatt nach Böblingen fahren, aber es kam keine S-Bahn. Daraufhin fuhr ich mit der U 1 zum Hauptbahnhof. Dort schickte mich einer der Servicemitarbeiter nach unten, unten schickte mich einer nach oben. Also disponierte ich auf die S 2 Richtung Filderstadt um und wollte in Vaihingen in die S 1 umsteigen, doch die kam nicht, obwohl sie auf der Anzeigentafel angekündigt war. Irgendwann rollte dann doch noch eine S-Bahn nach Herrenberg ein, doch ich kam mit zweistündiger Verspätung in Böblingen an. Es war das schlimmste Erlebnis, das ich in Jahrzehnten mit öffentlichen Verkehrsmitteln hatte. Ich bin kein Gegner von Stuttgart 21, im Gegenteil, aber so etwas darf sich nicht wiederholen.

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Sport plus: Wassersport

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Nummer 202 · Mittwoch, 2. September 2009

Kanu Volle Kraft voraus heißt es bei den Kanuten. Bei 31 Vereinen entlang des Neckars können die Wassersportler in die Kajaks oder Canadier steigen und die Paddel durchs Wasser ziehen Foto: Baumann

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Wakeboarding

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Besonders für junge Sportler ist Wasserskifahren längst nicht mehr der Renner. Wakeboarding ist angesagt. Man schnallt sich das Brett unter die Füße, und es kann losgehen. An drei Stellen – in Oberesslingen, Heinsheim und Neckarsulm – können sowohl Wasserskifahrer als auch Wakeboarder und Jetskifahrer auf dem Neckar zu bestimmten Zeiten den Geschwindigkeitsrausch genießen. Foto: Kraufmann

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Rudern, Kanu, Wasserski – der Fluss bietet von der Quelle bis zur Mündung viele Möglichkeiten Der Neckar – er ist 367 Kilometer lang und bietet von der Quelle im Naturschutzgebiet Schwenninger Moos bei Villingen-Schwenningen bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim für viele Wassersportler ideale Bedingungen.

und zwischen Heinsheim und Offenau liegen. Dabei müssen sich die Wassersportler an genaue Regeln halten. Sie dürfen nur gerade Stecken fahren, Kunststücke sind nicht erlaubt. Richtig Gas geben und Figuren üben können Jetskifahrer auf einer offiziellen Strecke, die bei Neckarsulm liegt.

Von Petra Muzenhardt

Hart gegen den Wind heißt es bei den Seglern. Sowohl im Hafen von Plochingen als auch im Stuttgarter Max-Eyth-See, direkt neben dem Neckar gelegen, ziehen die Boote regelmäßig ihre Kreise. Luv und Lee heißt es auch etliche Kilometer flussabwärts. Das Revier des Lauffener Segelclubs liegt unmittelbar am Oberwasser der Staustufe Lauffen und ist zudem Heimat des Heilbronner und Obersulmer Segelsportclubs.

Keine Frachter, keine Wasserskifahrer, keine Segler – paradiesische Zustände also für die Ruderer aus Tübingen und Nürtingen. Vorfahrt achten allerdings gilt für die Skuller des Esslinger Rudervereins, denn ab Plochingen wird der viertgrößte Nebenfluss des Rheins zur Schifffahrtsstraße. 20 Ruderclubs gibt es entlang des Neckars, und etliche davon richten Jahr für Jahr Regatten aus. Zum Beispiel das Achterrennen des Stuttgart-Cannstatter Ruderclubs und die Herbstregatten in Nürtingen und Marbach. In der Schillerstadt muss wie auch bei der Regatta in Heidelberg der Schiffsverkehr immer wieder einmal angehalten werden.

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Auch viele Kanuten tummeln sich zwischen den 27 Staustufen von der Quelle bis zur Mündung. 31 Vereine haben ihre Bootshäuser direkt am Neckar. Doch unter dem Dach des Kanu-Verbandes sind nicht nur die Kajak- und Canadierfahrer beheimatet, sondern auch die Drachenbootsportler und Boat Bouncing Freestyler. Beides wird immer beliebter. 4000 Zuschauer bevölkerten zum Beispiel beim Heidelberger Drachenbootcup Ende Juli die Neckarwiese. 51 Teams mit über 1000 Paddlern lieferten sich spannende Rennen. In Marbach zeigten zur gleichen Zeit die Bouncing Boat Freestyler bei ihrem Wettkampf Akrobatik pur.

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Schwimmen

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Wenn die Segler oder auch die Stocherkahnfahrer in Tübingen ein unfreiwilliges Bad im Neckar nehmen, ist das kein großes Problem. Die Wasserqualität ist nicht die schlechteste. Daher veranstaltete der SV Ludwigsburg 08 schon zum zweiten Mal ein Neckarschwimmen. Ab Ludwigsburg-Hoheneck werden etwa zwei Kilometer geschwommen, zunächst etwa ein Kilometer gegen die Strömung in Richtung Staustufe, und danach wieder zurück.

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Segeln Zugegeben, es gibt größere Reviere als den Max-Eyth-See, ein künstlich angelegtes Gewässer direkt am Neckar. Doch nicht nur an diesem kleinen Idyll zwischen Bad Cannstatt und Hofen kann man die Segel hissen, auch in Lauffen und Plochingen lassen die Kapitäne ihre Boote bei Wind zu Wasser. Foto: Kraufmann

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Es sieht spektakulär aus, wenn die Kajakfahrer ihre Kunststücke vollführen. Von einer Rutsche in die Höhe katapultiert, zeigen die Freestyler in ihren nicht einmal zwei Meter langen Booten atemberaubende und riskante Flugmanöver. Foto: Baumann

Info

Adressen auf einen Blick

Stocherkahn Esch

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Kanu: www.kanu-wuerttemberg.de www.kanu-baden.de www.bouncing-boats.com Rudern: www.lrvbw.de www.rudern-in-stuttgart.de Segeln: www.seglerverband-bw.de www.lscn-sailing.de www.yachtschule-otto.de www.stuttgartersegelclub.de Schwimmen: www.svl08.com Wakeboard und Wasserskifahren: www.wsa-s.wsv.de www.motoryachtclubesslingen.de

Villingen-Schwenningen Seitenlayout / Grafik: Anette C. Weber

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Bouncing Boat

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Untertürkheim

Esslingen 1 2 3

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Sonntagmittag und an Feiertagen haben die Wakeboarder und Wasserskifahrer freie Fahrt auf dem Neckar. Allerdings nur an zwei ausgewiesenen Strecken, die zwischen Oberesslingen und dem Kraftwerk Altbach

Ob im Einer, im Zweier, Vierer oder im Achter, ob mit Riemen oder Skulls, mit oder ohne Steuermann – die Ruderer finden auf dem Neckar ein abwechslungsreiches Revier. Wer das Rudern erlernen will, hat bei 20 Vereinen von Tübingen bis Mannheim Gelegenheit dazu. Foto: Baumann

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Wakeboard und Wasserskifahren

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Es ist ein lustiges und wildes Spektakel, wenn in Tübingen die Studenten sich beim Stocherkahnfahren messen. Das Team, das als erstes die Ziellinie auf Höhe der Westspitze der Neckarinsel überquert, gewinnt und erhält neben einem Wanderpokal ein Fass Bier. Nicht so lustig wird es für das Verliererteam: Jedes Mitglied muss einen halben Liter Lebertran trinken. Foto: dpa

Text, picture, infographic. On this topic page text, picture and infographic are merged to form a unit. In the text kinds of water sport are featured: rowing, canoeing, wakeboarding, sailing, swimming. Numbers refer to the infographics, in which towns and cities and kinds of sport are to be found. Photos depict the kinds of sport, some of which are still relatively unknown.


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Panorama

Nummer 168 • Freitag, 24. Juli 2009

Bereits 2500 Deutsche infiziert – Neue Krankheitsfälle an Stuttgarter Schulen

Foto: Pablo Bonet / Instituto de Astrofísica de Canarias

So stark wie vier Millionen Augen

Im Urheberstreit um Karl Ganzers Kufsteinlied siegen die Erben

Höchster Hauptgewinn in der Lottogeschichte des Landes

Von Michael Kieffer

Von Katie Kahle

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Tipp: Die Wanderung ist mit Kinderwagen möglich, wenn zwei Stellen umfahren werden: a) An der Wegspinne gleich am Anfang rechts ab und bis zum Waldparkplatz an der B 464 gehen. Am Ende des Parkplatzes links ins Goldersbachtal und nach Bebenhausen; b) am Saugatter nicht geradeaus, sondern rechts den Fahrweg nehmen und nach etwa 100 Metern links hoch auf das Böblinger Sträßle abbiegen (etwa 1,5 km Umwege).

Goldersbachtal

Kartentipp: Karte des Schwäbischen Albvereins 1:35 000, Blatt Tübingen Rottenburg.

Einkehren: Weiler Hütte (April–Oktober tgl.

Bebenhausen

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geöffnet) und Bebenhausen.

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Freizeit · Tipps für Trips

Nummer 180 • Freitag, 7. August 2009

+ 50 Euro + 2,41 % * + 2,8 %

* zum 1. 7. 2009 Pensionserhöhung: Nur Bundesbeamte Rentenerhöhung: Nur Rentner West

ÜBERLINGEN (gk). Zwischen Bodensee und Unterallgäu finden Gesundheitsbewusste auf der Schwäbischen Bäderstraße 230 Kilometer Wellness. Von Überlingen bis nach Füssen reihen sich abseits der Hauptstraßen im hügeligen Voralpenland zehn Heilbäder aneinander. Und jedes nutzt für seine jeweiligen Therapieangebote die Landschaft mit ihren Seen, Mooren und Rieden. Von Mooranwendungen über Thermal- und Kneippkuren bis zu Heilfasten und orientalischen Massagen stehen in Überlingen, Bad Saulgau, Bad Buchau, Bad Schussenried, Aulendorf, Bad Waldsee, Bad Wurzach, Bad Grönenbach, Bad Wörishofen und Füssen im Allgäu unterschiedliche Angebote auf dem Programm. Nordic-Fitness-Kurse, Golf- und Tennisplätze, barocke Sehenswürdigkeiten und kulturhistorische Museen ergänzen das Wellnessprogramm. Mit der Pauschale „Kraft-Tanken“ können Gäste für 179 Euro zwei Tage Wohlfühlprogramm genießen und dabei ihre Wellness-Favoriten individuell kombinieren. In der Pauschale enthalten sind zwei Nächte im Drei-Sterne-Hotel mit Frühstück und zwei Drei-Gänge-Menüs, zwei Wellnessanwendungen und die Kurtaxe. Infos: Schwäbische Bäderstraße, Mühltorstraße 1, 88410 Bad Wurzach, Telefon 0 18 05 / 93 83 32.

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Hier ist was los

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Bei diesem Höhenprofil lacht das Radfahrer-Herz: Von Hinterzarten geht es mit leichtem Gefälle einmal rund um den Naturpark

Irrgarten im Mais DITZINGEN. Ein über drei Kilometer langen Irrgarten bietet das Ditzinger Maislabyrinth, das in diesem Jahr zum zehnten Mal von der Familie Siegle angelegt wurde (täglich von 11 bis 19 Uhr geöff-

Der neue Radweg rund um den Naturpark Südschwarzwald führt durch Wälder, Täler und hübsche Städtchen

Die Altersruhegelder der Beamten steigen seit 1960 deutlich geringer als die der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten

Von Markus Grabitz Berliner Redaktion BERLIN . Seit Jahrzehnten wohnen sie in einer Einfamilienhaussiedlung im Schwäbischen Tür an Tür: Alfred B., lange Jahre Ingenieur bei Bosch, und sein Nachbar Friedhelm L., zeit seines Berufslebens Lehrer. Beide sind etwa gleichaltrig. Häufig haben sie beim Skat gestritten, ob es gerecht ist, wie hierzulande die Beamtenversorgung funktioniert. Vor einigen Jahren sind beide altersbedingt aus dem Beruf ausgeschieden. Jetzt haben sie noch mehr Gelegenheit, über Renten und Pensionen zu rechten. Dabei haben sie die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so leicht ist, an verlässliche Zahlen zu kommen. Diese Zeitung hat sich jetzt einmal die Mühe gemacht, für die beiden zu rechnen. Es ging dabei um eine einfache Frage: Welche Gruppe hat in den vergangenen fünf Jahrzehnten mehr vom neu zu verteilenden Wohlstandskuchen der Bundesrepublik abbekommen? Waren es die Pensionäre oder die Rentner? Untersucht wurden die prozentualen Rentenanpassungen ab Anfang 1960 bis einschließlich der vorläufig letzten Rentenerhöhung im Juli 2009. Es handelt sich um für jedermann zugängliche Zahlen der Deutschen Rentenversicherung Bund. Dem gegenübergestellt werden die Steigerungen der Beamtenpensionen in Prozent, und zwar ab Juni 1960 bis Anfang dieses Jahres. Diese Zahlen lieferte das Statistische Bundesamt. Um die Übersicht nicht zu verlieren, geht es

lediglich um Pensionäre des Bundes. Seit 2006 können die Länder abweichen. Dies vorweg: Die allgemeinen Lebenshaltungskosten sind laut Statistischem Bundesamt zwischen 1960 und 2008 um etwa 290 Prozent gestiegen. Beide Gruppen haben über die lange Strecke von annähernd 50 Jahren deutliche Kaufkraftgewinne verbuchen können. Oder anders ausgedrückt: Im Vergleich zu 1960 geht bei beiden Gruppen heute ein deutlich geringerer Anteil ihrer Altersbezüge für Lebensmittel drauf. Innerhalb der beiden Systeme wurden aber doch merklich unterschiedliche Steigerungen realisiert: Die Beamtenpensionen legten im untersuchten Zeitabschnitt um etwa 475 Prozent zu, die Renten stiegen um 830 Prozent. Wenn man davon ausgeht, dass Pensionen in absoluten Zahlen höher ausfallen als Renten, kommt man zu dem überraschenden Ergebnis: Wenn die Entwicklung so anhält, müsste sich das Versorgungsniveau zwischen den beiden Systemen also irgendwann angeglichen haben. Was ist mit diesen Zahlen anzufangen? Selbstverständlich gibt es fundamentale Unterschiede zwischen den beiden Altersversorgungssystemen. Pensionäre etwa müssen schon immer Steuern auf ihre Versorgungsbezüge zahlen, die Rentner wachsen erst langsam in die volle Steuerpflicht hinein. Pensionäre bekommen noch immer Weihnachtsgeld, wenn auch in deutlich abgespeckter Form: Dieses Jahr erhalten die Pensionäre des Bundes als „Sonderleistung“ noch 15 Prozent eines Monatsbezugs. Aber fest steht doch: 1960 sollten Renten und Beamtenpensionen den Betroffenen nach jahrzehntelanger Arbeit ein Leben ohne Armut im Alter ermöglichen. Bis heute hat sich an diesem Anspruch in beiden Systemen nichts geändert. Bewusst soll hier außen vor gelassen werden, dass es vor dem Antritt des Ruhestands deutliche Unter-

schiede gibt zwischen Beamten und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Hier sei nur darauf verwiesen, dass sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Beiträge für die gesetzliche Altersversorgung entrichten müssen, Beamte nicht. Allerdings: Die Absenkung des Versorgungsniveaus im Zuge der Einführung einer staatlich geförderten privaten Säule der Altersversorgung („Riester-Rente“) wird gerade in beiden Systemen vorgenommen. Im Übrigen: Wer die deutliche Steigerung der Renten nicht glauben mag, kann einfach nachrechnen. 1960 lag der aktuelle Rentenwert bei 6,34 Mark, ab Juli sind es 27,20 Euro – umgerechnet in Euro also knapp neunmal so viel. Der Rentenwert bezeichnet die Ansprüche in Mark oder Euro, die ein versicherungspflichtig Beschäftigter erwirbt, wenn er ein Jahr lang den Durchschnittslohn verdient hat. Der „Eck-

rentner“, also ein Rentner mit 45 Beitragsjahren Durchschnittslohn, bekam 1960 285,30 Mark monatliche Rente. Der Eckrentner des Jahres 2009 bekommt ab Juli 1224 Euro monatlich Rente. Brutto, versteht sich. Davon sind noch 8,2 Prozent Kranken- und 1,1 Prozent Pflegeversicherung zu bezahlen sowie gegebenenfalls nach individuellem Satz Steuern abzuführen. Leider gibt es etwas Vergleichbares wie den „Eckrentner“ in der Beamtenversorgung nicht. Der „Eckpensionär“ wurde noch nicht erfunden. Der Deutsche Beamtenbund (DBB) tat sich im Zuge des Recherchen für diesen Artikel denn auch recht schwer, die Berechnungen dieser Zeitung zu bestätigen. In der Tendenz aber sieht man es bei der Standesvertretung der Beamten ganz ähnlich. „Bei reiner Betrachtung der nominalen Entwicklung sind die Renten in den letzten Jahrzehnten stärker gestiegen

Stichwort

Renten und Pensionen Es gibt derzeit etwa 20,24 Millionen Bezieher von Renten in der gesetzlichen Altersversorgung. Im öffentlichen Dienst gibt es etwa 1,4 Millionen Versorgungsempfänger, der Bund hat etwa 171 600 Beamtenpensionäre. ¡ Beamten-Versorgung: Sie umfasst die Funktion der gesetzlichen Rente sowie einer betrieblichen Zusatzversorgung. Bis 2001 galt: Die Pension betrug maximal 75 Prozent der letzten Bezüge, wenn der Beamte zuvor 40 Jahre gedient hatte. Danach wurde eine Absenkung in Stufen auf 71,75 Prozent beschlossen. Seit 2006 können die Länder bei der Besoldung abweichen, seitdem entwickeln sich Bund und Länder auseinander.

¡ Rentenversicherung: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zahlen in die gesetzliche Rentenkasse ein. Der Beitragssatz, den sich der Arbeitgeber und der Versicherte teilen, betrug 1957 noch 14 Prozent und liegt aktuell bei 19,9 Prozent. Der Beitrag wird bezahlt bis zur Beitragsbemessungsgrenze, sie lag 1960 bei 850 Mark im Monat und liegt jetzt bei 5400 Euro im Monat (West). ¡ Rentenniveau: Grundsätzlich gilt, dass die Rente nicht nach dem letzten Lohn, sondern nach der Summe der im gesamten Berufsleben eingezahlten Beiträge berechnet wird. Das Standard-Rentenniveau lag 1980 bei 57,6 Prozent und 2007 bei 51,2 Prozent.

als die Versorgungsbezüge“, heißt es in der DBB-Stellungnahme für unserer Zeitung. Dies sei jedoch „wegen der systematischen Unterschiede nicht direkt und unmittelbar vergleichbar“. Sowohl die Besoldungsbestandteile und -struktur (Ortszuschläge und allgemeine Stellenzulagen) als auch Versorgungsparameter (Ruhegehaltskala, Steigerungssatz) seien laufend umfangreichen Neuregelungen unterworfen. So ist etwa darauf hinzuweisen, dass Pensionen voll steuerpflichtig sind und Pensionäre häufig recht hohe monatliche Beträge für die obligatorische private Zusatzversicherung (Krankheit und Pflege) entrichten müssen. Und wie sieht es in absoluten Zahlen bei den Beamtenpensionären aus? Ein pensionierter Zollsekretär (Besoldungsstufe A 6, ledig) bekam 1960 462,71 Mark Ruhegehalt im Monat brutto, 2009 kommt ein A-6-Pensionär auf 1579,63 Euro Höchstruhegehalt. 1960 erzielte ein früherer Grundschul-Konrektor (Besoldungsstufe A 12) ein maximales Ruhegehalt von 963,94 Mark, heute bekommt er höchstens 2801,98 Euro. Ein pensionierter Gymnasialdirektor (A 16) kam im Jahr 1960 auf ein Ruhegehalt von monatlich höchstens 1517,59 Mark, heute bekommt er höchstens 4253,09 Euro. Damit hatten Alfred B. und Friedhelm L. wohl nicht gerechnet: Die Rentner haben über die Jahre deutlich höhere Einkommenszuwächse erzielen können als die Beamten. Übrigens: Bei den Skatrunden der beiden ist auch Günther K. dabei. Er war lange Zeit selbstständig, mit seinem Tapetengeschäft hat er in den 70er und 80er Jahren gut verdient, selbst aus Frankreich kamen die Kunden für die Textiltapeten. Doch dann gingen die Geschäfte immer schlechter. Zuletzt hat er aus eigener Tasche zuzahlen müssen. Und einen beachtlichen Teil seines Privatvermögens hat er in der Finanzkrise verloren.

Wenn es um die Homo-Ehe geht, bleibt Obama ganz kalt Die zwiespältige Haltung des Präsidenten wird in den USA immer lauter kritisiert – von Befürwortern und Gegnern gleichermaßen Von unserem Korrespondenten Markus Günther, Washington WASHINGTON. Beim traditionellen Dinner mit den Korrespondenten des White House Press Corps erlaubt sich Barack Obama am letzten Wochenende einen delikaten Witz. Er spricht über sich und seinen treuen Freund David Axelrod wie über ein altes Liebespaar und schlägt dann vor, mit ihm nach Iowa zu fahren, „um es endlich offiziell zu machen“. Damit spielt Obama darauf an, dass Iowa gerade die Homo-Ehe legalisiert hat. Ein seltsamer Witz. Denn Obama hat beim Thema Homo-Ehe nichts zu lachen. Im Gegenteil. Seine zwiespältige Haltung wird immer lauter kritisiert – von Befürwortern und Gegnern gleichermaßen. Man könnte meinen, die Zeiten großer ideologischer Debatten um Homosexualität seien vorbei oder doch zumindest von der Wirtschaftskrise in den Hintergrund gedrängt. Doch tatsächlich hat die Homo-Ehe

in Obamas ersten Monaten als Präsident eine unverhältnismäßig große Rolle gespielt. Das fing damit an, dass Obama den Prediger Rick Warren als offiziellen Geistlichen für seine Amtseinführung ausgesucht hat. Warren ist in der Schwulenszene eine Reiz- und Hassfigur, weil er Homosexualität als unnatürlich bezeichnet und mit Kindesmissbrauch und Polygamie verglichen hat. Obama selbst hat im Wahlkampf „mehr Gleichberechtigung“ für homosexuelle Partner versprochen. Eine regelrechte „Ehe“ gleichgeschlechtlicher Partner lehnt aber auch Obama strikt ab und beruft sich dabei auf sein christliches Ehe-Verständnis. Obamas Haltung spiegelt sehr genau die Mehrheitsmeinung in den USA wider: Die meisten Amerikaner sind für die gesetzliche Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften und für eine weitgehende Gleichstellung mit Eheleuten, wenn es etwa um Steuern, Erbfolge, Unterhaltsansprüche, Patientenverfügungen und dergleichen

mehr geht. Aber ebenso solide ist die Mehrheit gegen die Bezeichnung „Ehe“ für homosexuelle Partnerschaften. In den letzten Tagen hat das Thema wieder Fahrt bekommen, weil zum einen zwei der möglichen Kandidaten für den Obersten Gerichtshof homosexuell sind, zum anderen aber auch, weil die Gerichte überall in den USA mit Klagen, Gesetzen und Volksabstimmungen zum Thema Homo-Ehe zu tun haben.

Vor allem schwarze Pastoren laufen gegen die Homo-Ehe Sturm Die Landkarte der Gleichberechtigung wird von den Gerichten fast täglich neu gezeichnet: Fünf der 50 Bundesstaaten erlauben derzeit die Homo-Ehe, wobei das konservativ-ländlich geprägte Iowa in besonderer Weise als Wende-Signal erscheint, denn die anderen Staaten (Massachusetts, Maine,

Vermont und Connecticut) sind traditionell liberal. Auf der anderen Seite haben 26 Bundesstaaten – meist per Volksabstimmung – Verfassungszusätze verabschiedet, die eine Homo-Ehe generell ausschließen. Und in Staaten wie Kalifornien haben sich höchstrichterliche Urteile und Referenden gegenseitig das Recht abgesprochen, die Frage zu entscheiden. Einen Fall, der die komplizierte Lage illustriert, kann Obama vor der eigenen Haustür beobachten. In der Hauptstadt Washington wird derzeit über die Anerkennung der Homo-Ehe gestritten. Vereinfacht gesagt sind die weißen Bildungseliten dafür, die Mehrheit der Schwarzen ist dagegen. Vor allem schwarze Pastoren laufen gegen die Homo-Ehe Sturm und bringen Obama in Konflikt mit einer seiner wichtigsten Wählergruppen. „Wenn Obama einen Homosexuellen für den Supreme Court nominiert, wird das dramatische Folgen für unsere Gesellschaft haben“, warnt der schwarze

baptistische Bischof Harry Jackson, der die Proteste gegen die Homo-Ehe und schwule Richter in Washington anführt. Doch auch auf der politisch linken Seite wächst der Druck. „Wie lange sollen wir denn noch auf das Ende der Diskriminierung warten?“, fragt der schwule Schriftsteller David Mixner, „wo ist denn der starke Verbündete, der uns versprochen worden ist?“ Schon bei der Besetzung seines Kabinetts, sagt Mixner zornig, habe Obama ihn enttäuscht, weil er keinen schwulen Minister ernannt hat. Obama schweigt zu all dem. Aus der Umgebung des Präsidenten heißt es, es sei jedenfalls nicht ausgeschlossen, dass Obama seine Meinung doch noch ändere und eine Homo-Ehe unterstütze. Vorläufig aber habe der Präsident zum Thema nichts Neues zu sagen. Immerhin: Obama will jetzt ein Gesetz vorschlagen, wonach härtere Strafen bei gezielten Gewalttaten gegen Schwule und Lesben vorgesehen sind.

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Foto: Duval

Im Sattel immer gemütlich bergab Mit dem Fahrrad durch den Schwarzwald – das klingt nach einer Schweiß-undTränen-Tour. Doch auf dem neuen Rundweg von Freiburg über Basel lässt es sich bequem radeln. Auf 264 Kilometern geht es vor allem „genussvoll bergab“.

Kunstvolles Wegearrangement im Ditzinger Maislabyrinth Foto: StN net). Kommendes Wochenende ist ein Familienfest mit Kinderprogramm zusammen mit dem Schwäbischen Albverein geplant. Vom Bahnhof Ditzingen ist der Weg ausgeschildert.

www.ditzingermaislabyrinth.de

Fahrt übers Härtsfeld NERESHEIM. An diesem Wochenende steht das Härtsfeld im Zeichen der Nostalgie. Bei der Neresheimer Bahnhofhocketse treffen sich Freunde von histori-

Eine Fahrt im Dampfzug oder im Oldtimerbus übers Härtsfeld Foto: StN schen Schienen- und Straßenfahrzeugen auf dem Gelände der Centralstation am Bahnhof Neresheim. Die schmalspurigen Museumszüge fahren im Stundentakt, von der Endstation Sägmühle kann man zur Burg Katzenstein oder zum Härtsfeldsee wandern. Auch Rundfahrten in Oldtimerbussen werden angeboten. Los geht es am Samstag um 14, am Sonntag um 10 Uhr.

Am Limes entlang KIRCHENKIRNBERG. Spitzbubengeschichten, Spiele und ein Räubervesper am Lagerfeuer erwartet Teilnehmer der Wanderung mit Naturparkführerin Ruth Bohn an diesem Sonntag im Schwäbischen Wald. Treffpunkt ist um 13 Uhr an der Gemeindehalle Kirchenkirnberg (Rems-Murr-Kreis). An- und Rückreise sind gut mit dem Limesbus 375 von Murrhardt aus möglich.

Kunst für Kinder NEUENBÜRG. Kindgerechte Kunstaktionen bietet das Schloss Neuenbürg (Enzkreis) in den Sommerferien an. Acht- bis Zwölfjährige können unter professioneller Anleitung eines Künstlers ihre eigenen Fantasie-Schlösser basteln. Daraus entsteht dann eine Großinstallation. Die Aktion findet von Dienstag, 18. August, bis Freitag, 21. August, jeweils von 9 bis 13 Uhr statt. Anmeldung unter Telefon 0 70 82 / 79 28 60.

Von Birgit-Cathrin Duval Der neue Radweg führt einmal rund um den Naturpark Südschwarzwald – mit Abstechern in die Schweiz und das Elsass. Auf der kompletten Tour, versprechen die Organisatoren, soll alles ohne Anstiege vonstattengehen. Ungläubig reibt man sich die Augen. Kann das wirklich sein? „Mit dem Tourenrad genussvoll hinab“ verspricht die Radbroschüre. Wir sitzen auf Mountainbikes und fühlen uns fast ein wenig schuldig angesichts der Aussicht, dass unsere Bergräder nur zum gemütlichen Abwärtsfahren verpflichtet sein sollen. Doch bevor es vom Startpunkt Bahnhof Hinterzarten schwungvoll Richtung Titisee geht, heißt es in die Pedale treten. Erst mal geht es doch bergauf, aber nur für ein kurzes Stück. Dann rollen wir auf den Hochflächen. Wir kommen an einem Eisweiher vorbei, der zu einem kleinen Abstecher einlädt. Dann geht es durch Tannenwälder, vorbei an Schwarzwaldhöfen und satten Bergwiesen. Fehlt nur noch Bollenhut, Kuckucksuhr und Schwarzwälder Kirschtorte. Das alles gibt es zuhauf am Titisee, wo sich in Ufernähe Stand um Stand mit Kitsch und Tand reihen und Touristen am See flanieren. Wir lenken unsere Räder Richtung Neustadt und biegen ab auf den BähnleRadweg, der uns auf 27 Kilometern über Lenzkirch nach Bonndorf bringt. Die einstige Bahntrasse, auf der ab 1907 Dampfloks durch den Schwarzwald schnauften, ist geradezu prädestiniert für einen Radweg. Lange Gerade, als hätte der liebe Gott per-

Info

Etappen, Unterkünfte und Adressen ¡ Die Tour kann in drei oder vier Etappen gefahren werden. Die erste Etappe (etwa 64 Kilometer) führt von Hinterzarten bis Stühlingen. Dann geht es weiter bis Bad Säckingen (etwa 62 Kilometer) und schließlich im dritten und vierten Abschnitt bis EfringenKirchen (etwa 74 Kilometer) und zum Ziel in Kirchen-Kirchzarten (etwa 77 Kilometer). Von Kirchzarten fährt die Höllentalbahn nach Hinterzarten. Unterkünfte: Hinterzarten: Erfurths Bergfried, Telefon 0 76 52 / 12 80, www.bergfried.de Stühlingen: Landgasthof Rebstock, Telefon 0 77 44 / 9 21 20. www.rebstock.eu Bad Säckingen: Hotel Schweizerblick, Telefon 0 77 61 / 9 25 20, www.schweizerblick.de

sönlich mit einem Lineal einen Strich gezogen, hohe Dämme und sanfte Kurven lassen hier das Radeln zum einmaligen Erlebnis werden. Fast kommt man sich wie in einer längst vergangenen Zeit vor, wenn stillgelegte Bahnhöfe und Relikte aus der Eisenbahnzeit wie die auf 787 Metern gelegene Kappel-Gutachbrücke oder das Klausenbachviadukt, eine eindrucksvolle eiserne Brücke, passiert werden. Die Strecke bis Bonndorf war eine der höchstgelegenen Bahnstrecken Deutschlands. Am 1. Mai 1977 fuhr der letzte Zug in den Lenzkircher Bahnhof ein – eine allerletzte Fahrt, damit sich die Lenzkircher gebührend von ihrer Bahn verabschieden konnten, die fast 70 Jahre lang die Entwicklung des Ortes mitprägte. Heute rollen wir auf groben Stollenreifen, die auf sandigem

Efringen-Kirchen: Walsers Landhotel, Telefon 0 76 28 / 8 05 52 44, www.walsers-hotel.de ¡ Allgemeine Infos: Naturpark Südschwarzwald Dr.-Pilet-Spur 4, 79868 Feldberg, Telefon 0 76 76 / 93 36 - 10, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr, in den Sommerferien täglich. www.suedschwarzwald-radweg.de Infos zum Schwarzwald: Hauptgeschäftsstelle Freiburg der Schwarzwald Tourismus GmbH, Ludwigstr. 23, 79104 Freiburg, Telefon 07 61 / 89 64 60. www.schwarzwald-tourismus.info Buchtipp: Radtourenbuch und Karte Südschwarzwald-Radweg, Estherbauer-Verlag, ISBN 978-3-85000-263-9, Preis 11,90 Euro

Boden knirschen. Muskelkraft statt Dampf. Bis Lenzkirch hat die Strecke auf 20 Kilometern einen Höhenunterschied von nur 70 Metern. Lockeres Kurbeln statt strammer Höhenmeter. Und all das ohne Autoverkehr. Nach Bonndorf ändert sich das Landschaftsbild abrupt. Wir kommen auf die Baar-Hochebene. Wo eben noch Tannenwälder waren, öffnet sich das Land. Der Blick geht in die Ferne. Und der Radführer hält sein Versprechen: Ab Grimmelshofen geht es wirklich „genussvoll bergab“. Entlang der Wutach begibt man sich auf alte Schmugglerpfade wie dem Wiizemersteg zwischen Grimmelshofen und Stühlingen, der in die Schweiz führt. Beim Schwaderloch Zollhaus sind noch alte Bunker und Schießstände vorhanden, in die man blickt, wenn man über die enge Brücke auf Schwei-

zer Gebiet wechselt. Heute ist es eine grüne Grenze – freilich sollte man trotzdem für alle Fälle seinen Pass mitführen. Den sollte man sowieso in der Tasche haben, denn Laufenburg liegt heute in zwei Ländern, was den Napoleonischen Kriegen zuzuschreiben ist. Die wunderschöne Altstadt beiderseits des Rheins lädt zum Verweilen ein. Nach Berg und Tal wird es nun mit jedem Kilometer urbaner. Am Rhein reiht sich ein Städtchen nach dem anderen. Bad Säckingen beeindruckt mit historischer Altstadt und der längsten gedeckten Holzbrücke Europas. Auch Rheinfelden, älteste Zähringerstadt der Schweiz, wurde geteilt. Dem Rhein folgend, radeln wir nun auf Basel zu. Der Radweg führt unkompliziert mitten durch die Altstadt nach St. Louis und Huningue in Frankreich. Über die eindrucksvolle und mit 248 Metern längste Radfahrer- und Fußgängerbrücke der Welt geht es über den Rhein nach Weil am Rhein. Die letzte Etappe führt schließlich durch das liebliche Markgräflerland, direkt am Rhein entlang bis Neuenburg, danach durch Felder und Reben bis in die Universitätsstadt Freiburg. Entlang des Flüsschens Dreisam radeln wir nach Kirchzarten. Den Anstieg über den Rinken nach Hinterzarten zum Schuss der Tour wollen wir aber trotz Mountainbikes nicht angehen, zu sehr haben wir uns an das Pedallieren auf fast ebener Strecke gewöhnt. Stattdessen fahren wir mit der Höllentalbahn in den Ausgangsort Hinterzarten und sind uns einig: Mit Bergen, Tälern, Städten und Flüssen lässt der neue Radweg keine Wünsche offen.

Radkarte im Netz Eine Karte der neuen Tour ist im Internet abrufbar: www.stuttgarter-nachrichten.de/links

Auf den Boßler und am steilen Albtrauf entlang Wanderung: Acht Kilometer durch schattigen Laubwald – Empfehlenswerte Tour für heiße Sommertage Von Willi Siehler

Deutsches Haus P

durch schattigen Laubwald, ist also für heiße Tage besonders zu empfehlen.

N

Sehenswert: An dem mit großartigen Aus-

Einkehren: In Häringen oder im Deutschen

sichtspunkten reich bestückten Nordrand der Schwäbischen Alb nimmt der Boßler einen markanten Platz ein. Die nördliche Kante des Steilabfalls macht hier einen scharfen Knick, so dass sich von der Felsecke ein weiter Blick auf das Albvorland und auf den sich südwestwärts anschließenden Albtrauf öffnet. Im Vordergrund liegt der Vulkankegel der Limburg, links davon die Teck, die Bergnase des Breitensteins, und die Kuppe des Auchterts. Ein Gedenkstein erinnert an die 17 Toten von zehn Flugzeugen, die zwischen 1931 und 1971 vom Flugplatz Echterdingen kommend am Boßlerhang zerschellten.

Anfahrt: Über die A 8, AS 58, Aichelberg, nach Weilheim, von hier fünf Kilometer auf der L 1213 in Richtung Gruibingen.

Streckenlänge: Acht Kilometer. Für Kinder geeignet. Die Wanderung führt größtenteils

Haus.

Boßler

Hier geht’s lang: Vom Deutschen Haus führt

Häringen

StN-Grafik: Gröger

Rentner hängen Pensionäre ab Der Glaube ist weit verbreitet, dass Pensionäre ihre Bezüge über die Jahre stärker steigern konnten als Rentner. Berechnungen belegen nun, dass es sich dabei um einen Irrtum handelt.

Rinken 1200 m

2008

2009

+ 0,44 % + 1,5 %

+ 2,4 %

1979 + 4,5 %

+ 0,95 % 0%

+0,54 % 0%

+ 1,3 %

1988 + 3 %

1978 0 %

+ 8,1 %

+ 8,3 % + 4,8 %

1996

+ 3,5 %

1987 + 3,8 %

+ 5,3%

+4%

1969

+ 1,0 %, + 1,0 %

2007

Weiler Hütte

Hinterzarten

1986 + 7,9 %

+5%

1977 + 9,9 %

+ 0,5 % + 2 % +3,2 %

gen bis zur Abzweigung auf die K 1058 zur Weiler Hütte. Dort freie Parkplätze.

P

Kirchzarten

1976 + 11 % +4%

+8%

1995

etwa 150 Meter.

Anfahrt: Über die B 464 Böblingen–Tübin-

zurück zur Weiler Hütte. Am Eingangstor zur Klosteranlage wandern wir links, die Klostermauer entlang, bergan, um wieder in den Wald einzutauchen. Am Saugatter vorbei geht es immer geradeaus, auf dem Böblinger Sträßle an Weihern und einem Damwildgehege vorbei, zurück zur Weiler Hütte.

StN-Grafik: acweberr

+3,2 %

0%

1968

1985 + 3 %

+6%

Streckenlänge: Etwa 15 km, Steigungen

wir den Waldweg am Biergarten der Weiler Hütte Richtung Westen entlang. Nach etwa 250 Metern kreuzt ein Weg, und nach weiteren 350 Metern erreichen wir die B 464. Diese queren wir, gehen durch das Wildgatter, kommen zu einer Wegspinne, gehen geradeaus weiter (Salzbiegelstraße) und biegen nach der Linkskurve (150 Meter) rechts ab. Nach weiteren 350 Metern finden wir, etwas versteckt nach einer Weggabelung, rechts die Ochsenscharter-Hütte, gehen an dieser vorbei, relativ steil bergab und folgen dem erreichten Waldsträßchen rechts hinunter zum Ochsenbach. Es geht im spitzen Winkel weiter, am Ochsenweiher vorbei, ins kleine Goldersbachtal mit sehr vielen Rastplätzen und Grillstellen. Nach etwa sechs Kilometern erreichen wir den Waldausgang (Wildgatter), halten uns links, erfrischen uns am Schwefelbrunnen und kommen nach Bebenhausen, wo wir eine Pause einlegen können. Ab hier begleitet uns der blaue Balken

264 km

+ 8,3 % +4%

1967

+ 2,4 %

2004 0 %

0%

das liebliche Goldersbachtal, der Wildbestand, die vielen Rastplätze und das berühmte Bebenhausen mit dem 1187 gegründeten Zisterzienserkloster und späteren Jagdschloss der württembergischen Könige. König Wilhelm II. hat dort nach seiner Abdankung bis zu seinem Tod (1918 bis 1921) gewohnt, seine Gemahlin Charlotte bis 1947. Von 1947 bis 1952 war Bebenhausen Sitz des Landtages von WürttembergHohenzollern. Wer genügend Zeit mitbringt, kann das Kloster und das Schloss besichtigen, bzw. an einer Führung teilnehmen. Infos, 0 70 71 / 60 28 02.

Freiburg im Breisgau

1966

+ 1,04 %

+3%

1994 + 3,39 %

0%

1975 + 11,1 %

+ 9,4 % 0%

1993 + 4,36 %

+2%

1984 + 3,4 %

+ 11 %

+2,2 %

2003

Hier geht’s lang: Vom Parkplatz gehen

Sehenswert im Naturpark Schönbuch sind

Bad Krozingen

+6%

+ 2,16 %

+ 5,4 %

1983 + 5,59 %

1974 + 11,2 %

+ 1,91 % + 1,8 %

2002

18

Von Ralf Schäffer

239 km

+ 1,5 %

+ 8,2 % + 8,1 %

2001

+ 2,87 %

www.nabu-neckar-fils.de

Wanderung: 15 Kilometer durch den Naturpark Schönbuch – auch mit Kinderwagen möglich

Zwei-Tages-Pauschale an der Schwäbischen Bäderstraße

0%

+ 1,7 %

PLOCHINGEN. Spannung, Spiel und Spaß erwartet die Besucher beim Aktionstag des Naturschutzbundes (Nabu) Esslingen an diesem Wochenende im Landschaftspark Bruckenwasen in Plochingen. Geboten sind: Fledermäuse zum Streicheln, Kletterwand, Fahrten mit einem Raftingboot, Bastelaktionen für Nisthilfen. Am Umweltzentrum Neckar-Fils gibt’s Stockbrot und Biowürste.

Idyllische Tour durchs liebliche Goldersbachtal

Wellness und Heilfasten

+ 0,6 %

+6%

1992

+ 3,6 %

+4%

2000

1991 + 4,7 %

+ 4,3 %

1982 + 5,76 %

+ 9,5%

1973 + 11,35 %

+6%

1965

+ 6,3 %

+7%

+ 6,6 %

1990 + 3,1 %

1981 + 4 %

+ 5,5 %

1972 + 6,3 %

3

Spaß am Neckar

¡ Die neun Museen haben unterschiedliche Öffnungszeiten. ¡ Infos beim Pamina-Rheinpark, Kirchplatz 6, 76437 Rastatt, 0 72 22/ 2 55 09. www.pamina-rheinpark.org

StN-Grafik: Lange

230 km

1971

+8%

Nummer 108 • Dienstag, 12. Mai 2009

1980 + 4 %

+8%

+7% + 5,4 %

+5% 0%

„Ich wüsste schon, was ich mit dem Geld täte“, meint Paolo aus Kalabrien, der als Kellner in einer römischen Touristen-Bar in der Nähe des Vatikans arbeitet. „Erst mal ein Haus für mich, dann eins für Mamma“ – und ein bisschen muss man natürlich auch spenden. Und dann? Paolo überlegt. 105 Millionen sind eine nicht fassbare Summe.„Reisen, Ferien machen“, antwortet der 23-Jährige fast verlegen. Und so wird sich Paolo auch am Samstag wieder in die Schlange einreihen, um bei dem Superenalotto genannten Spiel sein Glück zu versuchen. Die italienische Schauspielerin Nancy Brilli, die in den TV-Werbespots der Lottogesellschaften die Göttin Fortuna spielen durfte, hält allen Glücksrittern jedenfalls die Daumen.

Pensionserhöhung

Rentenerhöhung

1970 + 4,35 %

+ 5,94 %

Ein Haus für sich und eins für Mama, wünscht sich Lottospieler Paolo

Tag der offenen Kelter FELLBACH. An diesem Sonntag lädt die Fellbacher Weingärtnergenossenschaft zum Tag der offenen Kelter und zu einem Erlebnisbauernmarkt an der Neuen Kelter (Kappelbergstraße 48) ein. Bauern und Wengerter präsentieren viele heimische Produkte und Spezialitäten. Auch Keller-, Weinberg- und Kräuterführungen sowie ein Kinderprogramm sind geplant.

¡ An Christi Himmelfahrt, 21. Mai, steht im Pamina-Rheinpark ein Tag der offenen Tür auf dem Programm. Geboten werden zahlreiche Aktivitäten wie Führungen, Wanderungen, Präsentationen.

Bühl

B 36

Info

Tag der offenen Tür

Sinzheim

Neuenburg am Rhein

Die Seite Drei Renten und Pensionen im Vergleich

www.am-limes-grenzenlos.de

nummer der persönliche Lieblingsschauspieler abnimmt.“ Wer sich bereichern wolle, solle daher das Lottospielen lieber lassen, sagt der Mathematikprofessor.

Drusenheim

213 km

ROM. Neue Chance, neues Glück: Auch bei der Ziehung am Donnerstagabend ist der italienische 102,5-Millionen-Euro-Jackpot nicht geknackt worden. Wie italienische Medien berichteten, gab es keinen „richtigen Sechser“. Und so schwelgt Italien weiter im Glücksspielfieber. Es handelt sich um den bislang höchsten Jackpot in Italien und laut Medienberichten auch um den größten, der momentan weltweit ausgespielt wird. Und er steigt weiter: In der nächsten Ziehung am Samstag geht es um 105,3 Millionen Euro. Bereits seit Wochen stehen Italiener Schlange, um ihre sechs Kreuze für die drei Ziehungen in der Woche zu machen. Auch aus dem benachbarten Ausland strömen seit Wochen „Lotto-Pilger“ ins Land, um eine Chance zu haben. Auch Deutsche spielen mit. Groß ist die Chance, den Jackpot zu knacken, allerdings nicht. Bereits vor der Ausspielung am Donnerstag hatte der italienische Mathematiker Piergiorgio Odifreddi seine Landsleute gewarnt: „Die Chancen, den Super-Jackpot zu knacken, sind ungefähr so hoch wie die, dass bei einer zufällig gewählten Telefon-

BADENWÜRTTEMBERG Oos

Bad Bellingen

lang es ihm, sich als musikalischer Bearbeiter bei der Gema eintragen zu lassen. Ursprünglich gehe das Kufsteinlied zwar auf Karl Ganzer zurück, sagt auch Frauenberger, aber eben nicht die Jodelei. Das Lied kursiere mit verschiedenen Jodeleinlagen – unter anderem mit dem sogenannten Kuckucksjodler, der mit einem „Kuck-kuck, kuck-kuck“ beginnt. Heute kenne man das Lied aber mit einem Oktavjodler – das ist der mit dem „Holla-rä-di-ri, di-ri, di- ri“. Im Internet gibt es verschiedene Interpretationen des Kufsteinlieds: Bei Heino klingt der Jodler nach einem „Holla-lei“, bei Maria und Margot Hellwig eher nach „Hollahuri“. Hansi Hinterseer hingegen hält sich weitgehend an den klassischen Oktavjodler. Der Vorsitzende Richter Peter Guntz tut sich schwer mit der Behauptung Frauenbergers, wonach das Kufsteinlied seine Popularität ausgerechnet dem „Holla-rä-di-ri, diri, di-ri“ zu verdanken habe. Dass das Gericht sich letztlich auf die Seite der Kläger schlägt, hat aber eher damit zu tun, dass sich Frauenberger über Jahrzehnte einverstanden gezeigt hatte, Ganzer als alleinigen Urheber anzusehen.

Iffezheim Rœschwoog

193 km

MÜNCHEN. Das 60 Jahre alte Kufsteinlied mit seiner Jodeleinlage ist Gegenstand eines bizarren Gerichtsstreits geworden. Zwei Stunden stritten die Erben des 1988 gestorbenen Autors Karl Ganzer am Donnerstag vor dem Landgericht München I um die Urheberrechte. Sie wehrten sich gegen Musikproduzent Egon Frauenberger, der sagt, er habe in den Sechzigern die Jodeleinlage bearbeitet. Mit Erfolg, denn künftig gilt der Vater von Helmut und Margit Ganzer wieder als alleiniger Textdichter und Komponist des Lieds, in dem die österreichische Stadt Kufstein als „Perle Tirols“ besungen wird. Dass Frauenberger einst mit Karl Ganzer befreundet gewesen sein soll, ist während der Verhandlung kaum vorstellbar. Der 77-Jährige behauptet steif und fest, er habe das „Holla-rä-di-ri, di-ri, di-ri“ komponiert, mit dem das Kufsteiner Lied erst weltweit berühmt geworden sei. Seit Jahren kassierte er dafür ein Zwölftel der Gema-Einnahmen – bis zu 3000 Euro jährlich, wie Frauenberger sagt. Denn nach dem Tod von Karl Ganzers Frau Traudl im Jahr 2001 ge-

StN-Grafik: Fuchs / Quelle: StN

LIMBURG (ddp). Im Mordprozess um den Tod der acht Monate alten Siri sind die Eltern vom Limburger Landgericht jeweils zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Darüber hinaus stellte das Gericht die besondere Schwere der Schuld fest. Demnach dürfen die Verurteilten auch nach 15 Jahren nicht vorzeitig entlassen werden. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der 24-jährige Vater und die 35-jährige Mutter im Mai 2008 ihre Tochter zu Tode gequält haben. In ihrer Urteilsverkündung verlas die Richterin am Donnerstag eine lange Liste von Misshandlungen, die dem Baby zugeführt wurden. So habe der Vater das Kind bereits wenige Tage nach der Geburt mit heißem Wasser verbrüht. Die Mutter habe diese Tat gefilmt. Immer wieder sei es zu Übergriffen auf das Kind gekommen. So sei dieses in der Nacht geweckt und in die Luft geworfen worden. In dem seit Januar dauernden Verfahren hatten sich die Eltern immer wieder gegenseitig belastet, für den Tod des Mädchens verantwortlich zu sein.

WELZHEIM. Über 100 Veranstaltungen werden an diesem Sonntag beim Aktionstag „Limes grenzenlos“ entlang des Weltkulturerbes angeboten. Schon am Vorabend, 21 Uhr, können Besucher im Welzheimer Ostkastell bei einer nächtlichen Inspektion mit den Limes-Cicerones teilnehmen, auch am Sonntag gibt es mehrere Führungen. Dann bewachen Soldaten den Grenzwall, und Besucher können sich selbst als römische Legionäre auf Zeit verpflichten und Wache schieben. Im Welzheimer Rathaus kann man die virtuelle Welt des Limes erleben. Im städtischen Museum zeigen von 11 bis 17 Uhr Handwerker römische Techniken.

Kuppenheim

schwundene Abtei gründete. Aber auch von den Flößern, Goldwäschern und Rheinlotsen wird berichtet. Immer wieder wird auch die politisch wechselvolle Geschichte der Region thematisiert – mit dem Rhein als Lebensader, der früher für die Bauern, Holzschuhmacher und Korbflechter auch eine Gefahr darstellte. Heute ist der Pamina-Rheinpark vor allem ein Paradies für Radler, die mehr wollen, als nur Kilometer fressen. Ihnen kommt ein Radwegenetz, das alle Museen recht gut verbindet, ebenso entgegen wie die Tatsache, dass eine Unterbrechung einer Tour jederzeit möglich ist. An einem Tag ist sowieso nicht alles zu erkunden und zu besuchen. Beim Seitenwechsel ans französische Ufer mag zudem eine der Rheinfähren zwischen Greffern und Leopoldshafen einen besonderen Reiz bieten. Wer mehr wissen will, kann auf das Guide-Angebot des Parks zurückgreifen. Angeboten werden geführte Themen-Touren zu Fuß, mit dem Rad oder auch per Bus. Wie bedeutsam diese größte zusammenhängende Auenlandschaft Mitteleuropas einschließlich der Geschichte des Rheins und seiner Menschen ist, zeigt sich auch am EU-Life-Projekt „Lebendige Rheinauen bei Karlsruhe“. In diesem arbeiten Behörden, Verbände und Vereine mit Sportfischern, Vogelkundlern, Amphibien- und Insektenfreunden bis hin zu Jägern gemeinsam am Erhalt der Auen. Ein Rest von Urwald soll halt schon bleiben.

StN-Grafik: Klos

„Holla-rä-di-ri“ – Italien träumt vom Jodelkampf vor Gericht 105,3-Millionen-Jackpot

Lebenslange Haft für Siris Eltern

1964

www.iac.es; www.mpp.mpg.de

Aktionstag am Limes

A5 Muggensturm

Rastatt

FRANKREICH

182 km

27,80 m

10 km

Hier ist was los

B 36

Basel

13,00 m

Rheinstetten

Pamina-Rheinpark

Lörrach

Santa Cruz de la Palma La Palma

Lauterbourg

155 km

12,50 m

Bad Säckingen

Teleskop Roque de los Muchachos (2400 m)

Zwischen dem südpfälzischen Leimersheim im Norden und Lichtenau nahe Kehl treffen die Reste der RheinauenLandschaft auf neuzeitliche Sehenswürdigkeiten wie die Rheinstaustufe Iffezheim. Vor über zehn Jahren ist hier der Rheinpark mit Hilfe von EU-Fördermitteln entstanden. Aus den ursprünglich zwölf beteiligten Gebietskörperschaften sind inzwischen 34 geworden, die sich auf Baden, die Pfalz und das Nordelsass verteilen. Die Fläche beträgt über 770 Quadratkilometer. Innerhalb dieses Gebiets finden sich neun Museen, zwei Naturschutzzentren sowie 57 besonders markierte Stationen am Wegesrand. Die Zentrale befindet sich im Riedmuseum in Rastatt-Ottersdorf. Der Pamina-Rheinpark ist somit weder ein reines Naturschutzgebiet noch ein typisches Freilichtmuseum, sondern versteht sich als „räumliches Museum“. Die Hauptattraktion ist zweifellos die Rheinauen-Landschaft selbst oder vielmehr das, was noch von ihr übrig ist. Und die ist zu allen Jahreszeiten ziemlich eindrucksvoll, wie sich am Sauerdelta bei Munchhausen oder den Auen zwischen Karlsruhe und Rastatt zeigt. Vieles hatte zum Verschwinden der Rheinauen beigetragen: Die Rheinregulierung und die damit verbundenen Einflüsse auf die Wasserstände in den Auenwäldern, der umfangreiche Kiesabbau mit seinen zahlreichen Baggerseen oder die Intensivierung der Landwirtschaft sowie die zunehmende Bebauung auch im Tiefgestade. Zudem wurde der Rhein lange als reiner Schifffahrtskanal gesehen. Es hat lange gedauert, bis der Wert der Rheinauen wieder ins öffentliche Bewusstsein drang. Inzwischen stehen die Rest-Auen mit ihrem teils urtümlich

Wörth

A 65

Rheinfelden

13,59 m

Von Willy Storck

112 km

AFRIKA

STUTTGART (gk). Eduard Breuninger war nicht nur Begründer der heutigen Kaufhauskette, sondern auch engagiertes Mitglied in der Stuttgarter Ortgruppe des Schwarzwaldvereins, die in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen feiert. Aus diesem Anlass finden Jubiläumswanderungen statt. Am Sonntag, 24. Mai, geht es nach Freudenstadt, wo ein Wanderweg nach Eduard Breuninger benannt wurde. Abfahrt ist um 8 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof. Die vierstündige Rundtour führt von Freudenstadt über die Friedrichshöhe, den Breuningerweg nach Lauterbad. Am Sonntag, 7. Juni, wird die erste Etappe des Westwegs erwandert. Anmeldungen sind in der Geschäftsstelle immer donnerstags (17–20 Uhr) möglich: 07 11 / 61 15 20.

anmutenden Wald und ihrer – noch – vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt unter Naturschutz, gefördert auch mit Geld aus Brüsseler Töpfen. Und das nicht nur auf der deutschen Seite. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel ist das 1997 vom französischen Staat unter Naturschutz gestellte Sauerdelta bei Munchhausen. Der kleine Rheinzufluss bildet hier breite, von Weiden gesäumte Arme, die von Schwänen und Reihern bevölkert werden. Wenn man Glück hat, kann man den Flug des Schwarzen Milans beobachten, und auf den Wiesen versammeln sich im Spätsommer die Störche zur Reisegesellschaft. Hier lässt sich nachvollziehen, dass sich die Landschaft am Oberrhein vor der Bändigung des Stroms immer wieder veränderte, es gibt Orte, die mal links und mal rechts des mäandernden Flusslaufs lagen. Die Museen im Rheinpark, etwa das Maison Krumacker in Seltz, erzählen von der Bronzezeit Seltz und auch von Kaiserin Adelheid, die hier eine heute ver-

132 km

80 km

Wanderung auf dem Breuningerweg

Kultur und Natur bilden im PaminaRheinpark eine Einheit. Im dem über 700 Quadratkilometer großen Gebiet liegen noch unberührte Auen mit einer großen Tier- und Pflanzenvielfalt. Neun Museen zeigen die kulturgeschichtliche Entwicklung am Flussufer.

ein

Schüsse auf einem Truppenübungsplatz haben einen der größten Waldbrände seit Jahren in Frankreich entzündet. Die acht Kilometer lange Feuersbrunst konnte in der Nacht zum Donnerstag erst kurz vor den Toren der Hafenstadt Marseille gestoppt werden. Das Feuer zerstörte 1300 Hektar Wald, vier Häuser und ein Bauernhof fielen ihm zum Opfer. Schwerverletzte gab es nicht zu beklagen. (AP)

Kanarische Inseln

Auf La Palma sind außer dem Grantecan zwei deutsche Teleskope installiert, die auf Gammastrahlen spezialisiert sind. Magic I und Magic II richten ihre Augen auf die energiereichen elektromagnetischen Wellen. Wenn Sterne explodieren oder Schwarze Löcher Materie verschlucken, wird diese Strahlung freigesetzt. Beide Observatorien stehen unter der Regie des Münchner Max-Planck-Instituts. Etwa 150 Forscher gehen dort zum Beispiel der Frage nach, was es mit der dunklen Materie auf sich hat. Bisher lassen sich nur Vermutungen darüber anstellen, da dieses kosmische Phänomen nicht direkt nachzuweisen ist. Doch die Experten sind sich sicher, dass die dunkle Energie existiert. In wenigen Jahren könnte das Grantecan seinen Titel als weltgrößtes Teleskop verlieren. Auf Hawaii ist bis 2018 ein Observatorium mit einem 30-Meter-Spiegel geplant. Die Optik auf dem Mauna Kea soll aus fast 500 einzelnen Segmenten aufgebaut sein. Die Behörden müssen dem Projekt noch zustimmen. Woher das Geld für die mehrere Hundert Millionen teure Anlage kommen soll, ist ebenfalls unklar.

Der Pamina-Rheinpark verfügt über ein ausgedehntes Radwegenetz – Neun Museen auf deutscher und französischer Seite

Waldshut

Soldaten entfachen Feuerbrunst in Frankreich

Grantecan auf La Palma

dpa•infografik / StN / Fuchs

Lehrerin mit Messer bedroht Mit einem Küchenmesser ist ein Mann am Donnerstag in eine Schule in Planegg bei München gestürmt und hat eine Lehrerin bedroht. Etwa 1000 Schüler mussten in Sicherheit gebracht werden. Die Polizei konnte den 38-Jährigen schließlich überwältigen. Der psychisch auffällige Mann, der bis Mai gelegentlich in der Schule gearbeitet hatte, ist laut Polizei unglücklich in sein Opfer verliebt. (AP)

La Palma

Foto: Rheinpark

Ein letztes Paradies am großen Strom

87 km

¡ Das 130 Millionen Euro teure Grantecan auf La Palma steht auf Platz eins der größten Spiegelteleskope der Welt. Im Folgenden einige weitere Riesenobservatorien: ¡ Keck I und Keck II auf Hawaii: Die Zwillingsteleskope auf dem Gipfel des 4200 Meter hohen Mauna Kea mit einem Durchmesser von je zehn Metern sind wie das Grantecan aus drei Dutzend Glasstücken zusammengesetzt. Sie sind seit 1993 (Keck I) und 1996 (Keck II) in Betrieb. ¡ Hobby-Eberly-Teleskop in Texas: Der Primärspiegel des Himmelsspähers in den Davis-Bergen von Westtexas ist aus 91 einzelnen, sechseckigen Spiegeln zusammengesetzt. Das reduziert die Kosten deutlich. Seit 1999 wird das Teleskop genutzt. ¡ Southern African Large Telescope (Salt) in Südafrika: Das größte Einzelteleskop auf der Südhalbkugel steht in der Nähe von Sutherland und liefert seit 2005 Fotos. ¡ Very Large Telescope (VLT) in Chile: Das von der europäischen Sternwarte (Eso) geführte Observatorium wurde in der Atacama-Wüste Chiles errichtet. Die Sternwarte besteht im Wesentlichen aus vier Acht-Meter-Teleskopen, die ihre Augen ins Universum richten. (dpa)

www.geopark-alb.de

In den Rheinauen lässt sich der Fluss noch ungebändigt und ursprünglich erleben

Bonndorf

Die größten optischen Teleskope der Welt – Nummer eins steht auf den Kanaren

MÜNSINGEN (gk). Das einzigartige geologische und archäologische Erbe der Schwäbischen Alb macht die „Woche der europäischen Geoparks“ in den Pfingstferien vom 23. Mai bis zum 7. Juni erlebbar. Über 100 Veranstaltungen laden dazu ein, etwas über den Geo-Reichtum dieser Gegend zu erfahren. Beteiligt sind die Geopark-Infostellen, Landschaftsführer, Museen, Naturschutzzentren und Gemeinden. Zur Auswahl stehen Führungen in Höhlen, Schaupräparationen, Haifischzahn-Sieben, Fossiliensuche, Kochkurse und vieles mehr. Seit 2005 gehört die Alb zum Netzwerk der Europäischen Geoparks, das diese Aktionswoche veranstaltet.

Rh

Auf Hawaii soll ein Superfernrohr mit einem Spiegel von 30 Meter Durchmesser gebaut werden

Hintergrund

Vier Strafgefangenen ist am Donnerstag in Belgien auf spektakuläre Weise die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis gelungen: Sie entkamen mit Hilfe eines entführten Hubschraubers aus der Haftanstalt in Brügge. Medienberichten zufolge flog das Quartett anschließend in die Stadt Aalter, wo es einen Mercedes stahl und eine Tankstelle überfiel. (rtr)

1963

Ort für astronomische Beobachtungen. Grund sind die hervorragenden Sichtbedingungen mit bis zu 220 Sonnentagen im Jahr. Kein Smog stört die Arbeit der Astronomen, die tagsüber die Sterne erforschen. Und auch in der Nacht gibt es so gut wie keine Lichtverschmutzung, etwa durch helle Städte. Der klare Himmel über La Palma ist eigens durch ein Gesetz geschützt, das etwa Leuchtreklame verbietet. Auf Teneriffa ist der Berg Teide Basis mehrerer Sternwarten. In 2400 Meter Höhe steht zum Beispiel das Sonnenteleskop Gregor, an dem das astrophysikalische Institut Potsdam (AIP) beteiligt ist. Die Universität Freiburg betreibt das VTT (Vakuum-TurmTeleskop). Damit wird die Sonnenatmosphäre studiert.

Stühlingen

wurde der Spezialspiegel bei der Mainzer Firma Schott. Damit die 36 einzelnen Glasbausteine wie ein großer Spiegel funktionieren, müssen sie perfekt aufeinander ausgerichtet werden. Sensoren überprüfen dies pro Sekunde 20-mal. Das Grantecan ermöglicht Beobachtungen im sichtbaren wie im infraroten Bereich des Lichts. Die Forscher hoffen, mit der Kathedrale der Astronomie in ferne Galaxien vorzustoßen. Das Teleskop soll die Wissenschaftler wie mit einer Zeitmaschine in die Anfänge des Universums blicken lassen, als es vor 13,4 Milliarden Jahren mit einem Urknall entstanden ist. Grantecan ist eine von etwa 20 Sternwarten, die auf den Kanaren gebaut wurden. Die Inselgruppe im Atlantik ist ein idealer

37 km

LA PALMA. Voller weiterer Superlative steckt das Gran Telescopio Canarias (Grantecan), das heute von König Juan Carlos eröffnet wird. Mit dem Riesenfernrohr könnten die Forscher von La Palma auf den Kanarischen Inseln aus in Australien die Lichter eines Autos auseinanderhalten – wenn die Erde flach wie eine Scheibe wäre. Auf dem

Mond wäre sogar noch ein Teller Linsen zu erkennen. Der „Galaxienjäger“, wie das Observatorium in der spanischen Presse genannt wird, kommt auf ein Gesamtgewicht von rund 400 Tonnen. Da die Konstruktion auf einem hauchdünnen Ölfilm gelagert ist, kann sie mit einer Hand bewegt werden. Finanziert wurde das 130 Millionen Euro teure Grantecan größtenteils von der spanischen und der kanarischen Regierung. Beteiligt sind außerdem Universitäten aus Mexiko und den USA. Der Primärspiegel, das wichtigste Bauteil des Teleskops, hat einen Durchmesser von 10,4 Metern und ist zusammengesetzt aus 36 sechseckigen Segmenten aus Glaskeramik – jedes 500 Kilogramm schwer und mit einem Durchmesser von 1,9 Metern. Gefertigt

58 km

Von Reimund Abel

Häftlinge in Belgien fliehen mit Hubschrauber

1962

Geopark auf der Alb erleben

Riesenteleskop auf La Palma sucht nach fernen Galaxien – Kanareninseln sind ein idealer Standort für Sternwarten So hoch wie ein 14-stöckiges Gebäude, so schwer wie 62 Elefanten und so leistungsfähig wie vier Millionen Augen: Grantecan, das weltgrößte Spiegelteleskop, ist ein Wunderwerk der Technik.

LUDWIGSBURG (sas). Ein historischer Festzug durch die Innenstadt ist am Sonntag der Höhepunkt des Ludwigsburger Pferdemarkts. Zur 300-Jahr-Feier der Stadt sind fast 80 Gruppen und eine sechs Meter lange barocke Prunkkutsche zu sehen. 1500 Menschen und 150 Pferde präsentieren in acht Kapiteln Ludwigsburgs Stadtgeschichte. Bäcker, Zimmerer und Maler zeigen zum Jubiläum, wie ihre Handwerkszünfte vor 300 Jahren am Aufbau der Stadt beteiligt waren. Die Schlossmanufaktur hat zum Jubiläum ein kleines Porzellanpferdchen kreiert, das für 300 Cent am Straßenrand verkauft wird. Start für den Umzug ist am Sonntag um 11.15 Uhr, die Läden haben geöffnet. Mit Pferdeshows, Vergnügungspark, Kutschenprämierungen und einem breiten kulinarischen Angebot wird Ludwigsburg aber von Freitag bis Montag die Besucher anlocken. Zu bestaunen gibt es mit Shire Horses die größten Pferde der Welt, kräftige Württemberger und edle Tiere aus der spanischen Hofreitschule. Im Blühenden Barock werden 50 Jahre Märchengarten gefeiert. OB Werner Spec eröffnet den Pferdemarkt am Freitag um 18 Uhr.

Hinterzarten

Auf dem Roque de los Muchachos, dem mit 2400 Metern höchsten Gipfel der Kanareninsel La Palma, steht das Gran Telescopio Canarias

Kurz berichtet

1961

Freizeit · Tipps für Trips

Nummer 111 • Freitag, 15. Mai 2009

Neustadt

BERLIN/STUTTGART (dpa/eim). Innerhalb eines Tages ist die Zahl registrierter Schweinegrippe-Fälle um etwa ein Drittel auf rund 2500 hochgeschnellt. Ein Großteil der rund 600 Neuerkrankten habe sich bei Auslandsreisen angesteckt, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin, Jörg Hacker, am Donnerstag. Nur ein Fünftel der von Dienstag auf Mittwoch registrierten Fälle gehe auf eine Ansteckung in Deutschland zurück. Die Behörden melden Neuerkrankungen insbesondere von Spanien-Reisenden. Experten sehen dies vor allem im Verhalten jüngerer Urlauber beispielsweise auf Mallorca begründet – wie etwa der gemeinsamen Nutzung von Trinkgefäßen, intimen Urlaubsflirts sowie dicht gedrängtem Feiern. Den Reisenden sei dringend zu raten, ihr Verhalten anzupassen – öfter Hände zu waschen, allzu engen Kontakt mit anderen zu vermeiden und natürlich niemanden anzuniesen, so Hacker. Inzwischen wurden auch aus drei weiteren Stuttgarter Gymnasien insgesamt vier neue Krankheitsfälle bekannt. Betroffen sind das Fanny-Leicht-Gymnasium, das Gottlieb-Daimler-Gymnasium und das Heidehof-Gymnasium. Alle Schüler haben sich bei Klassenfahrten im Ausland angesteckt, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsamts Stuttgart. In Engstingen in der Nähe von Pfullingen hat eine Schule ihre Schüler früher in die Sommerferien geschickt, weil nach einer LondonFahrt sieben Fälle von Schweinegrippe aufgetreten waren. Unterdessen geht es dem bundesweit ersten an Schweinegrippe erkrankten Säugling wieder gut. Der wenige Tage alte Junge habe die Medikamente gut vertragen, er trinke ohne Probleme und werde voraussichtlich am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, sagte der Oberarzt der Universitäts-Kinderklinik in Lübeck, Christoph Härtel.

1960

31

Großer Umzug am Pferdemarkt

Schweinegrippe breitet sich immer schneller aus

10 km

10

der Weg mit dem roten Strich des Schwäbischen Alb-Oberschwaben-Wegs über den Wiesenhang aufwärts in den Wald. Hier beschreibt er eine Linkskurve und verengt sich zu einem Pfad, der sich in Kehren am Hang emporwindet. Am Ende des Steilhangs mündet er in den mit rotem Dreieck markierten Alb-Nordrand-Weg, der nach rechts zum Boßler hinüber leitet. Vom Boßler verläuft die folgende, gut markierte Strecke immer am Trauf oder wenig neben ihm, meistens am Waldrand, einige Mal auch durch ein kurzes Waldstück. Der erste Halt lohnt sich beim Jahrhundertstein – inmitten freier Natur ein Kunstwerk in Form stehender Felsplatten aus Jurakalk. Es wurde überwiegend durch Spenden finanziert. Erfreuli-

cherweise wurde der Wald so gelichtet, dass sich auch hier eine schöne Sicht bietet. Ein weiterer Ausblick bietet sich dann bei der Schneise unter der Hochspannungsleitung, vor allem auf das malerisch zwischen Wald, Wiesen und Obstwiesen gebettete Häringen. Neun Minuten danach, bevor unser Weg fällt, biegen wir in den mit blauem Dreieck markierten Pfad rechts ab. Dieser führt im Linksbogen acht Minuten abwärts zu einer Wegteilung, wo wir rechts in den Zickzackpfad abzweigen und zuerst durch den Wald, dann durch Wiesen nach Häringen gelangen. Hier wird am Ortsrand in den mit blauer Raute markierten Weg abgebogen, der durch Wiesen, dann durch Wald führt. Am Anfang der Lichtung geht’s rechts bergan wieder in den Wald, dort in der Kurve nach links, an dem Gedenkstein für die Opfer eines der Flugzeugabstürze vorbei und neun Minuten danach links abwärts und nach Häringen zurück.

Kartentipp: Freizeitkarte F 524 Bad Urach


Special pages

Office for Newspaper Design

Querschnitt

Nummer 106 • Samstag, 9. Mai 2009

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Schrumpfende Mitte 100 x klüger (94): Soziale Schichten gliedern die Gesellschaft Von Martin Ebner Es gibt Begriffe, die kennen muss, wer mitreden will. Die Serie 100 x klüger stellt die 100 wichtigsten aus allen Bereichen des Lebens vor.

Die Muttiblume Orchideen kosten heute weniger als ein Blumenstrauß, machen aber mindestens so viel Eindruck Früher mal Luxus, heute Massenware. Orchideen sind erstaunlich pflegeleicht, blühstark und passen sich jedem Wohnkonzept an. Von Frank M. von Berger

Foto: BVDC/Fotolia

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Meine Freundin Heike hat wirklich keinen grünen Daumen, selbst Kakteen hat sie schon – ganz ohne böse Absicht – im Handumdrehen umgebracht. Zu wenig Liebe zu den stacheligen Gewächsen, schätze ich. Als ich neulich bei ihr zum Abendessen eingeladen war, entdeckte ich eine botanische Überlebende auf ihrem Fensterbrett: Eine Nachtfalterorchidee (Phalaenopsis) blühte in unschuldiger Schönheit vor sich hin. Auf die Frage, wie sie denn hierhergekommen sei, meinte Heike: ein Geschenk der Schwiegermutter beim letzten Besuch. Muttertag ist eben überall, insbesondere auf der Fensterbank. Man könne die blühende Gabe ja nicht gleich entsorgen, meinte Heike. Schließlich würde die gütige Geberin in nächster Zeit noch mal vorbeikommen . . . Zugleich nahm ich ein gewisses Leuchten in Heikes Augen wahr: „Passt die nicht unglaublich gut in unser Einrichtungskonzept? Und so pflegeleicht! Ich habe sie fast nie gegossen, und trotzdem blüht sie nun schon seit Wochen.“ Tatsächlich machte die tropische Pflanze neben der Designerleuchte eine gute Figur und wies keine Anzeichen von Mangelerscheinungen auf. Ganz so, als wäre das ihre Bestimmung, spreizte sich die Orchidee in elegantem Schwung vor dem Fensterkreuz und schien keinen Gedanken daran zu verschwenden, ob dies wohl der richtige Ort für ihre Kür sei. Heike ist nicht allein mit ihrer Begeisterung für die beliebteste aller Orchideenarten. Diese auch Malaienblume genannte Pflanze gilt in Kennerkreisen als nahezu unkaputtbar, weil sie die meisten Pflegefehler locker wegsteckt und dennoch ausdauernd blüht. In den vergangenen Jahren machten Orchideen, diese fragilen Tropenschönheiten, eine Entwicklung von der empfindlichen Sammlerrarität über die Muttiblume am Fensterbrett zum Designobjekt für jedermann durch. Flam-

mendes Käthchen, Usambara- und Alpenveilchen gehören der Vergangenheit an. Wo immer man in Fensternischen blickt, strecken sich die Rispen der Nachtfalterorchideen anmutig dem Licht entgegen. Keine Heizungsluft scheint ihnen zu trocken, kein Nischenplatz zu schnöde, keine Pflege zu schwach. Sie blühen. Über Wochen und Monate. Die Blütenrispen der Phalaenopsis-Hybriden halten bis zu sechs Monate, manche ein Jahr lang. Wenn man die hübschen Gewächse geschickt kombiniert und bei der Pflege nicht alles falsch macht, erfreut immer ein Exemplar dieser auch Schwanenorchidee genannten Pflanze mit prächtigen Blüten. Mittlerweile sind Orchideen die meistgekauften Zimmerpflanzen und werden zu fast jeder Gelegenheit verschenkt – zur Geburt, Taufe, zu Hochzeiten oder Jubiläen aller Art, nicht zuletzt zum Muttertag. Im Trend liegen Mini-Phalaenopsis mit so klangvollen Namen wie Table Dance oder Little Lady. Die Preise für solche farbenprächtigen Phalaenopsis-Hybriden sind im Keller. Man bekommt einen Topf blühender Exotik oft für unter zehn Euro. Das ist weniger, als ein Strauß Schnittblumen kostet, macht aber mindestens so viel Eindruck und wird an Haltbarkeit nur von Plastikblumen übertroffen.

Es drängt sie zum Licht, deshalb wachsen die Tropenschönheiten hoch oben in den Bäumen Orchideen sind heute Massenware. Im 19. Jahrhundert, als in Europa Gewächshäuser in Mode kamen, erfreuten sich vor allem Adlige und wohlhabende Bürger an den bizarren Blüten. Orchideen waren Ausdruck der Sehnsucht nach fernen Ländern, sie zeugten von Weltgewandtheit und Wohlstand. Man brauchte in Zeiten, in denen Zentralheizungen nicht üblich waren, aufwendig beheizte Gewächshäuser oder Orangerien und auch die Zeit (oder das Personal) für ein solch exklusives Hobby. Es genügte auch nicht, zum Blumenhändler an der Ecke zu gehen oder ein Samentütchen zu erwerben. Die Vermehrung tropischer Orchideen war damals kompliziert. Die meisten Exemplare wurden deshalb als Wildpflanzen an ihrem Naturstandort in Asien, Südund Mittelamerika gesammelt und nach Europa verschifft. Was die lange Passage schließlich überlebt hatte, war entsprechend selten und teuer. Ein ausgefallene Orchidee konnte umgerechnet mehrere Tausend Euro kosten. Bei solchen Endverbraucherpreisen lohnte es sich für einige Handelsgesellschaften, ausgefuchste Orchideenjäger auszusenden, die neue Arten in Asien und Amerika fanden und möglichst zahlreich nach Europa brachten. Einer dieser Orchideenjäger verschiffte einmal 3000 Beutestücke der Gattung Odontoglossum von Panama aus nach Europa. Einige Naturstandorte wurden schonungs-

los bis auf die letzte Orchidee ausgeplündert. Der Kahlschlag erfolgte wohl auch, um die Konkurrenz auszuschalten und den Liebhabern des Exotischen ein besonders exklusives Angebot machen zu können. Begünstigt wurde dieses Verhalten, weil es nahezu unendlich viele Orchideenarten gibt. Die meisten Vertreter dieser Blütenpflanzen, von denen rund 25 000 botanische Arten und über 100 000 Hybriden bekannt sind, leben in den tropischen Nebel- und Regenwäldern Afrikas, Australiens, Asiens sowie Süd- und Mittelamerikas. Fast alle wachsen als Epiphyten (Aufsitzerpflanzen) auf den Ästen von Bäumen, aber nicht als Schmarotzer, wie es oft heißt. Orchideen nutzen durch ihren erhöhten Wohnsitz die Nähe der Baumwipfel zum Licht, denn auf den Boden der Tropenwälder dringt kaum ein Sonnenstrahl. Diese luftige Siedlungsform bringt eine gewisse Pflicht zur Bescheidenheit mit sich: Eine dünne Humusschicht aus Pflanzenresten und die Hinterlassenschaften tierischer Gäste auf der Baumrinde sowie die Luftfeuchtigkeit genügen ihnen schon zum Leben. Um an Wasser zu kommen, haben viele Arten Luftwurzeln gebildet, die eine schwammige Außenhaut überzieht. Auch wohnzimmertaugliche Prachtstücke wie die Phalaenopsis-Hybriden haben diese Luftwurzeln. Das sieht vielleicht nicht so schön aus, sorgt aber dafür, dass sie ohne regelmäßiges Gießen auskommen. Gepflanzt werden sie „ab Werk“, also von den professionellen Züchtern, in Rindenschrot. Das kommt den natürlichen Bedingungen am nächsten und beschert den weniger professionellen Haltern, zum Beispiel meiner Freundin Heike, einen minimalen Pflegeaufwand. Einmal pro Woche sollte man den Pflanzen dennoch etwas Wasser mit einem belebenden Schuss Orchideendünger geben und sie alle zwei Jahre in spezielles Pflanzsubstrat umtopfen. Wenn die Blüte sich schließlich doch dem Ende zuneigt und die einst handtellergroßen, schmetterlingsförmigen Blüten braun und schlaff an der Rispe hängen, schneidet man den Stängel unter der untersten welken Blüte ab. Aus den Augen bildet sich dann ein neuer Blütentrieb. Nur die Naturformen von Phalaenopsis sollte man nicht derart kupieren – sie blühen aus dem alten Blütenstand, weshalb man sie einfach in Ruhe lässt und nicht kürzt. Da es sich aber bei den meisten Phalaenopsis-Pflanzen um Hybriden handelt, empfiehlt sich in der Regel der Griff zur Schere. Fortgeschrittene Orchideenliebhaber werden es wohl auch einmal mit Kahnlippe (Cymbidium), Zahnzungen- (Odontoglossum) und Stiefmütterchenorchideen (Miltoniopsis) oder Angehörigen der Schwielenorchidee (Oncidium) versuchen. Vielleicht sogar mit der Königin unter den Orchideen, der Kapuzenorchidee (Cattleya). Eine Tropenschönheit fast ohne Allüren, aber relativ kurzer Blütezeit. Am Muttertag geschenkt, halten diese Exemplare mindestens so lange durch, bis im Garten die erste Rose erblüht.

Hintergrund

Orchideenzucht ist überhaupt nicht romantisch ¡ In den Köpfen vieler Pflanzenfreunde sitzt noch immer das Bild von kauzigen Aristokraten und englischen Ladys, die in Gewächshäusern mit Handschuhen und Pinzette kostbare Sämlinge pikieren.

¡ Dabei findet die Vermehrung von Orchideen inzwischen fabrikmäßig statt und entbehrt jeglicher Züchterromantik. ¡ Bei der Teilung der Pflanzen entstehen nur wenige Nachkommen – für die Produzenten von Massenware ist diese Methode nicht rentabel. Auch die Aussaat spielt bei der professionellen Zucht kaum eine Rolle. Sie muss unter sterilen Bedingungen auf speziellen Nährböden erfolgen, die Sämlinge werden bis zu achtmal umgetopft und blühen erst nach Jahren. ¡ Meist wird daher die Meristemvermehrung (Gewebekultur) praktiziert. Dabei wird von der Mutterpflanze abgetrenntes Gewebe unter sterilen Bedingungen auf Nährboden in einem Glas vermehrt, das ständig bewegt wird. Die orientierungslos gewordenen

Zellklumpen treiben in alle Richtungen aus und bringen eine große Zahl an Jungpflanzen hervor. Dies geschieht in Laboren. ¡ Deutsche Gärtnereien umgehen dieses Anfangsstadium meist, indem sie ihre Sämlinge pflanzfertig aus Fernost beziehen, etwa aus Taiwan, wo die führenden Züchter sitzen. In der Mehrzahl handelt es sich um Phalaenopsis-Hybriden. ¡ Wenn der Züchter die Sämlinge aus Asien in seine von Klimacomputern konstant 28˚ C warm und feucht gehaltenen Gewächshäuser pflanzt, sind sie schon neun Monate alt. Nach acht bis zwölf Monaten wird die Temperatur auf 20˚ C gesenkt. Das regt die Orchideen zur Blüte an. Vor der Auslieferung an den Einzelhandel werden die Blüten mit einem Stab gestützt. (fmb)

Tatkräftige Menschen ließen sich noch nie davon abhalten, sich zum Beispiel vom Nachttopfträger des Königs zum Schlossbesitzer hochzuarbeiten. Für den Großteil der Bevölkerung stand aber im Mittelalter bereits bei Geburt der Stand fest: Geistlichkeit oder Adel oder Bürgertum – oder auch ein Leben ohne respektablen Stand, etwa als unfreier Bauer, Diener, Angehöriger unehrenhafter Berufe oder Vagabund. Die Grenzen waren kaum zu überwinden, dafür sorgten auch Kleidungs- und Heiratsvorschriften. Als die Leibeigenschaft aufgehoben wurde und eine Industriearbeiterschaft entstand, wurde die Gesellschaft zunehmend mobil und unübersichtlich. Karl Marx schlug zur Analyse ein Klassenmodell vor: Sein und Bewusstsein der Menschen würden durch ihre Stellung im Produktionsprozess bestimmt. In jeder historischen Epoche gebe es zwei gesellschaftliche Hauptklassen, die sich feindlich gegenüberstehen – einerseits die Besitzer der wichtigsten Produktionsmittel, andererseits die ausgebeutete Bevölkerungsmehrheit. In der Antike seien das Sklavenhalter und Sklaven gewesen, in der Moderne Kapitalisten und Arbeiter. Dem Soziologen Theodor Geiger war diese Theorie von Marx zu ungenau. Er teilte im Jahr 1932 die Bevölkerung in verschiedene Schichten ein, wobei er nicht nur Berufsposition und Besitz betrachtete, sondern auch andere Merkmale wie Bildung oder Sozialprestige. Die Angehörigen einer Schicht haben ähnliche Lebensbedingungen, Lebensstile und typische Privilegien oder Benachteiligungen. Anders als Stände oder Klassen sind Gesellschaftsschichten nicht strikt voneinander getrennt; Bewegung ist in jede Richtung möglich. Wenn Neureiche zwar Fabriken haben, aber kein Ansehen, dann können sie sich moderne Kunst oder anderes „kulturelles Kapital“ zulegen, um von den bereits etablierten Kreisen anerkannt zu werden. Durchgesetzt hat sich seit Geiger die Unterscheidung von Ober-, Mittel- und Unterschicht. Veranschaulichen kann sie die Zwiebelgrafik, die der Soziologe Karl Martin Bolte 1961 für Westdeutschland entwarf: winzige Spitze, breiter Bauch, schmale Basis. In den letzten Jahren magerte die Mittelschichtswampe allerdings ab: Nach Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung ging von 2000 bis 2006 der Bevölkerungsanteil, der pro Nase zwischen 70 und 150 Prozent des mittleren Jahresnettoeinkommens von rund 16 000 Euro erzielt, von 62,3 auf 54,1 Prozent zurück. Die einkommensstarke Schicht darüber nahm von 18,8 auf 20,5 Prozent zu; die armutsgefährdete Schicht darunter wuchs dagegen von 18,9 auf 25,4 Prozent. Es gibt also in Deutschland viel mehr Absteiger als Aufsteiger. Markt- und Wahlforscher wollen es noch genauer wissen. Sie unterteilen die sozialen Schichten in Milieus, das heißt in Gruppen von Menschen mit ähnlichen Wertorientierungen und Lebensweisen. Zur Unterschicht gehören das traditionelle Arbeitermilieu, das konsummaterialistische Milieu und die jugendlichen Leistungsverweigerer des hedonistischen Milieus. Eine ostdeutsche Besonderheit sind mit einem Bevölkerungsanteil von rund 22 Prozent die DDR-Nostalgischen: ehemalige Führungskader, die sich selbst zur Arbeiterklasse zählen.

www.stuttgarter-nachrichten.de/klueger

Schlagzeilen

Weniger Lohn für Schwarze Vor 50 Jahren Nach einem Beschluss des

Stadtrates von Johannesburg (Südafrikanische Union) sollen in Bussen und Straßenbahnen, die von Schwarzen benutzt werden, nun auch schwarze Fahrer eingesetzt werden. Diese sollen einen geringeren Lohn erhalten als ihre weißen Kollegen. Die Stadt will dadurch umgerechnet eine halbe Million DM im Jahr einsparen. Der Beschluss ruft in Windeseile den Protest der TransportarbeiterGewerkschaft hervor. (StN)

Partnerschaft in der Familie wird Gesetz Vor 30 Jahren Gegen die Stimmen der

CDU/CSU-Opposition billigt der Deutsche Bundestag mehrere familienpolitische Gesetze. Sie betreffen das elterliche Sorgerecht, Regelungen für berufstätige Mütter und den Unterhalt von Kindern. Die Reform des Sorgerechts führt zu einem Begriffstausch („elterliche Sorge“ ersetzt die „elterliche Gewalt“) und rückt an die Stelle des patriarchalisch geprägten Leitbildes der Familie das partnerschaftliche Miteinander. (StN)

Special page on the subject of orchids The headline says “The Mummy Flower”. Subline: “Orchids today are cheaper than a bunch of flowers and make the same or even a better impression.” The orchids are arranged around the text, which is broken up in the middle by an interline several lines long.


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Special pages

Querschnitt

Nummer 128 • Samstag, 6. Juni 2009

Der geborene Verlierer

Nicht Staat, nicht Markt 100 x klüger (98): Die Zivilgesellschaft verlangt Bürger-Engagement

Donald Duck, der arme Schlucker aus Entenhausen, wird 75 Jahre alt

Kommen Sie näher, liebe Leserinnen und Leser, begleiten Sie uns auf unserer Reise nach Entenhausen. Das berühmte Städtchen putzt sich in diesen Tagen heraus, um einen seiner Mitbürger zu ehren. Ach, was schreiben wir, es ist der Entenhausener schlechthin, der Geburtstag feiert – und der im Guten wie im Schlechten, im Komischen wie im Tragischen dieser Heimat der Enten, der Gänse und nicht zu vergessen der Mäuse zu weltweitem Ruhm verholfen hat. Wir reden von Donald Duck, über den man schon so viel gelesen hat. Er war Held in vielen Disney-Trickfilmen, später dann haben die zahlreichen Chronisten Entenhausens sein Leben in bunten Farben beschrieben. So kennen wir Donald aus dem Film und aus dem Comic: mal abenteuerlich auf Achse, mal von ermüdendem Phlegma, meist ein Balancierender am Rande des Nervenzusammenbruchs, stets ein Habenichts, dessen Mittellosigkeit umso vernichtender ist, wo die vielen Fantastilliarden seines schwerreichen Onkels Dagobert Duck zum Greifen nahe und doch so fern sind.

Gustav Gans Glückspilz Da geht sie hin, das Oberhaupt der Familie Duck, um sahnige Torten und Gebirge aus Maiskolben aufzuschichten – und um ihren Vorarbeiter Franz zu wecken, der mal wieder im Heu eingedöst ist. Dort drüben auf dem Sofa sitzt unser nächster Gesprächspartner: Gustav Gans. Der Geck trägt schon wieder ein strahlendes Gewinnerlächeln im Gesicht – und sein keckes Hütchen auf dem Gänsekopf.

Hallo Herr Gans, heute schon Glück gehabt, vielleicht sogar etwas gewonnen?

„Dass er etwas aufbrausend ist, nun, das hat unser lieber Donald wohl ins Nest gelegt bekommen“ Dorette Duck Oma Wir kennen Donald Duck als glücklosen, dauerinsolventen, tollpatschigen, stinkfaulen, cholerischen Enterich. Doch lassen wir uns heute nicht die Chance nehmen, weitere Aspekte seines flatterhaften Wesens kennenzulernen. Einige seiner Freunde und Wegbegleiter haben sich zu seinem Ehrentag versammelt. Wir sind der freundlichen Einladung von Oma Duck gefolgt, die auf ihrem Bauernhof zum Brunch geladen hat, um im Kreise ihrer weitläufigen Familie ein Fest für Donald vorzubereiten. Da kommt auch schon die Hausherrin, eine rüstige, ältere Dame mit grauem Haar und energischem Blick. An sie geht unsere erste Frage.

Sie sagen es. Was findet die Daisy nur an diesem faulen Watschler? Er bietet ihr doch gar nichts, macht nur Ärger. Ich dagegen könnte mit einem simplen Griff in den Lostopf alles ermöglichen. Jeden Tag würde ich sie beschenken – mit Juwelen und pinkfarbenen Haarschleifen, mit Kaffeemaschinen und Heizdecken. Und doch erhört sie mich nicht. Meinem Vetter dagegen verzeiht sie jeden Tritt ins Puderdöschen. Da Gustav Gans nun plötzlich abgelenkt ist – er scheint gerade einen taubeneigroßen Saphir in der Erdbeerbowle gefunden zu haben –, nutzen wir die Gelegenheit, liebe Leserinnen und Leser, uns dem Fall Donald von anderer, von weiblicher Seite zu nähern. Draußen auf der Veranda habe ich zwei Damen entdeckt, die den Erpel im Mann zu schätzen wissen. Da sitzen Miss Daisy und ihre Freundin Klarabella.

Ach, der arme Junge. Leicht hat er’s ja in seinem Leben nicht gehabt. Dass er etwas aufbrausend ist, nun, das hat unser lieber Donald wohl ins Nest gelegt bekommen. Sein Vater, ein stattlicher Erpel, leider mit sehr schlechten Manieren, ist ja noch, bevor der Kleine aus dem Ei geschlüpft war, dem nächsten Bürzel hinterhergerannt. So ein Verlust in frühen Jahren formt die Entenbrust. Seine Mutter und ich haben dem kleinen Donald dann gemeinsam unter die Flügel gegriffen und ihm – wie man bei uns Ducks sagt – den zarten Flaum gerupft.

Entschuldigen Sie, meine Damen, wir sind für unsere Leser auf der Suche nach dem wahren Wesen von Donald Duck. Wir würden gern von Ihnen wissen, wie es sich anfühlt, wenn es romantisch wird. Details müssen nicht verschwiegen werden.

Fotos: © Disney

Das hört sich nach strenger Kindheit an. Verraten Sie uns ein Geheimnis: Wieso trägt Donald im hohen Alter noch diese blauen, kindlich wirkenden Matrosenanzüge?

Wissen Sie, man mag ja viel über Donald wettern. Dass er tagein, tagaus den Zwirn des Seemanns trägt, erscheint Ihnen komisch. Aber wir Ducks sind nun mal für jeden Sturm des Lebens gewappnet. Übri-

Was wissen Sie Schreiberling schon vom Glück? Nennte ich auch alle Hauptpreise mein – nebenbei bemerkt, ich habe noch keinen ausgelassen –, so wäre mir dieser vermaledeite, nichtsnutzige Vetter Donald doch immer noch stets eine Schnabelbreite voraus. Nennen Sie das etwa Glück?

Darf ich raten, Herr Gans – Sie und Donald sind Konkurrenten. Und was seine Chancen bei Miss Daisy betrifft, steht dieser am Ende mit mehr Fortune da als Sie, nicht wahr?

Oma Duck, Sie kennen Donald sicher am längsten. Verraten Sie uns, ob er schon als kleines Entchen so ein großer Wüterich war?

Verzeihung, wir wollten Ihnen nicht zu nahe treten, verehrte Oma Duck.

Es gibt Begriffe, die kennen muss, wer mitreden will. Die Serie 100 x klüger stellt die 100 wichtigsten aus allen Bereichen des Lebens vor.

„Was findet die holde Daisy nur an diesem faulen Watschler? Er macht ihr doch nur Ärger“

Von Thomas Schneider

Na, nun hören Sie mal, so ein Seemannsjäckchen steht doch jedem gut. Selbst Sie würde es kleiden . . .

Von Martin Ebner

gens hat Donald – und da verrate ich Ihnen tatsächlich ein kleines Geheimnis – in Wirklichkeit sieben Matrosenanzüge. Für jeden Tag der Woche einen. Den Sonntagsanzug habe ich ihm aus einem abgelegten Morgenmantel meines Bruders Dagobert genäht. Und nun entschuldigen Sie mich. Ich habe in der Küche zu tun.

Er ist der ewige Pechvogel. Stets knapp bei Kasse, tollpatschig, stinkfaul und hoffnungslos romantisch jagt Donald Duck seit 75 Jahren erfolglos materiellem Wohlstand und der großen Liebe nach. Dennoch oder gerade deshalb lieben Millionen Leser in aller Welt den Erpel aus Entenhausen.

selbst der schärfste Stier das Weite. Oder was meinst du, Daisy? Meine liebe Klarabella, ich schätze ja eher Donalds zarte Seite. Wie oft hat er mich nach seinen Entgleisungen mit holpernden Reimen und welken Blumen um Vergebung angefleht. In einem Wutanfall habe ich ihm mal alle seine Liebesbriefe an den Kopf geworfen – und ihm am Ende verziehen. Wie sich später herausstellte, waren die Wurfobjekte übrigens nicht von Donald, es waren die Briefe von Gustav Gans.

Das klingt nach einer leidenschaftlichen Beziehung. Wann stehen Sie, liebe Daisy, mit Ihrem Donald denn nun endlich vor dem Traualtar?

An mir soll es nicht liegen. Im Brautkleid sehe ich sicher umwerfend aus. Aber Donald hat ja nie Zeit. Entweder ist er einfach nur faul, oder er versucht sich erfolglos in einem Job. Meistens ist er so„An mir soll eine Hochzeit neuen wieso mit seinen Neffen Tick, mit Donald nicht scheitern. Trick und Track und diesem Onkel Dagobert auf irgendeiner Im Brautkleid sehe ich Weltreise. Nun frage ich Sie, sicher umwerfend aus“ wann bleibt da Zeit für ein Privatleben? Außerdem, die finanzielDaisy Duck len Mittel für eine standesgeDauerverlobte mäße Hochzeit mit all unseren Verwandten und Freunden hat Mein Herr, über derartig intime Dinge Donald leider nicht. schweigt die höfliche Kuh. Aber ich werde Wo sie recht hat, hat Daisy Duck recht. Ihnen etwas über sein Temperament sagen: Wenn Donald mal in Rage gerät, dann sucht Gibt es denn gegen Donalds Erfolglosigkeit

Hintergrund

Die unaufhaltsame Karriere der cholerischen Comic-Ente Donald D. ¡ Der Name Donald Duck tauchte das erste Mal zwar schon 1931 in dem Bilderbuch „Die Abenteuer von Micky Maus“ auf. Donald war darin jedoch nicht zu sehen. ¡ Denn Donald ist ein Kind des Films. 1934 tritt in dem Trickfilm „Die kluge kleine Henne“ eine Ente im blauen Matrosenanzug an. Donalds erste Rolle war damals allerdings noch die eines Nebendarstellers. Im selben Jahr ist er dann in dem Film „Orphan’s Benefit“ zu sehen, wo er an der Seite von Micky Maus und dessen Freund Goofy spielt. ¡ Donalds Charakter formt sich, Disney baut ihn als frechen, oft auch cholerischen Gegenpart zur eher braven Micky Maus auf. ¡ Donalds zweite Karriere startet 1937. Al Taliaferro (Zeichnungen) und Bob Karp (Text) führen den Enterich als Comicfigur

ein. In den amerikanischen Sonntagszeitungen wird Donald schnell zum Star. Bald schon gibt es die Ente immer häufiger im Film, und auch in den Comics wird die Figur wichtiger – wohl deshalb, weil sie ein Sympathieträger ist. ¡ In Deutschland wird vor allem der Sprechblasen-Donald berühmt. Mit den Heften und Büchern der dänischen EgmontGruppe, die in Stuttgart den Ehapa-Verlag gründet, ist Donald vom Fleck weg der Liebling der Leser – wohl deshalb, weil die erfolgs- und glücklose Ente menschlicher erscheint als der Superheld Micky. ¡ Die 50er und 60er Jahre sind Donalds große Zeit – vor allem in den Comics von Carl Barks. Der Amerikaner Barks gibt der Ente einen besonderen Witz mit, wird aber erst viele Jahre nach seinem Ruhestand selbst berühmt.

V1

¡ Anfang der 90er werden Donald und sein berühmtester Zeichner zu Stars der Kunstszene. Der Künstler Gottfried Helnwein bekennt sich zu seinen „trivialästhetischen Wurzeln“ und sagt, er habe das Wichtigste über Kunst von Donald und Barks gelernt. ¡ Der Württembergische Kunstverein ehrt die Ducks 1994 auf ganz eigene Art: Der damals schon greise Carl Barks fliegt zur Ausstellung seiner Enten-in-Öl-Bilder von Oregon nach Stuttgart. ¡ Donald hat in 75 Jahren unzählige Abenteuer erlebt. Er hat jeden vorstellbaren Beruf gehabt und wieder verloren – die Herzen der Fans hat er gewonnen. Sie verehren ihn, ob gut organisiert wie bei den Donaldisten (ein seit mehr als 30 Jahre eingetragener Verein) oder einfach nur, wenn sie sich die Comics mit der Ente kaufen. Oft behauptet, hier stimmt’s: Donald ist Kult. (ts)

Special page on the subject of Donald Duck Donald Duck, the comic character from the Disney Studios, is 75 years old. The headline says “The Born Loser.” In the text a large number of other characters from Duckburg are interviewed. Quotes with pictures help break the page up around the Donald cut-out, which strides masterfully across the page.

wirklich kein Mittel? Vielleicht könnte man etwas erfinden. Hier haben wir den Ingenieur Daniel Düsentrieb, fragen wir ihn, er ist ein Genie.

Herr Düsentrieb, verzeihen Sie, was werden Sie Donald zum Geburtstag schenken? Wie wäre es mit einer von Ihnen konstruierten Glücksmaschine?

Alles schon gehabt, alles schon gebaut. Donald ist stets ein williger Proband meiner Erfindungen, doch hat er im Umgang mit moderner Technik leider kein glückliches Händchen. Im Gegenteil: Er hat zwei linke

„Man könnte eine Maschine bauen, die aus Donalds zwei linken Händen zwei rechte macht“ Daniel Düsentrieb Erfinder Hände. Das bringt mich übrigens auf eine Idee, die ich kurz mal durchrechnen muss. Wenn man Cosinus fluxiert und im Quadrat expoliert, dann könnte man Donald ein Maschinchen bauen, das aus seinen zwei linken Händen zwei rechte macht. Sozusagen ein Alles-rechts-Konverter-Strahler. Entschuldigen Sie, ich muss mal eben in meine Werkstatt. Düsentrieb ist weg, um wieder einmal die Gesetze der Physik auf den Kopf zu stellen. Wen könnten wir nun noch fragen, um etwas über Donald zu erfahren? Klar, Onkel Dagobert oder die Neffen Tick, Trick und Track. Wo sind sie eigentlich, die engsten Verwandten des Jubilars? Und wo ist überhaupt Donald? Es hat an der Tür geklingelt. Aha, der Postbote. Noch ein Geschenk für das Geburtstagskind? Nein, ein Telegramm. Von Donald. Adressiert an „Meine Geburtstagsgäste“. Mal sehen, in welcher Klemme er diesmal steckt. „Liebe Freunde – stopp. Bin mit Tick, Trick und Track auf Weltreise, geklauten Glücksgroschen vom alten Geizkragen Dagobert suchen – stopp. Fiese Gundel Gaukeley hat ihn an einen Ort gehext, an dem wir schon mal waren – stopp. Bloß an welchen – stopp. Müssen alle Reisestationen der vergangenen Jahre noch mal abklappern – stopp. Der Alte tobt – stopp. Wie immer – stopp. Waren schon am Klondyke, an den Niagarafällen und bei den Piraten – stopp. Sind jetzt unterwegs zu den viereckigen Eiern – stopp. Schöne Feier – stopp. Donald.“ Das hätten wir nicht erwartet. Selbstverständlich hätten wir uns gern noch länger mit den Bewohnern von Entenhausen unterhalten und die Hauptperson dieses Tages selbst zu Wort kommen lassen. Aber dieser Donald ist nie da, wenn man ihn braucht, hyperaktiv, wie er ist. Gute Reise.

Warum scheiterte die sozialistische Revolution im industrialisierten Westeuropa und siegte nur im rückständigen Russland? Das fragte sich Antonio Gramsci, Mitbegründer der Kommunistischen Partei Italiens, als er 1926 von Faschisten verhaftet wurde. In seinen „Gefängnisheften“ kam er zum Schluss: „Im Osten war der Staat alles, die Zivilgesellschaft war erst in ihren Anfängen“ – folglich hätten Lenin und Genossen nur den Staat erobern müssen und schon alles in der Hand gehabt. Im Westen habe dagegen ein Geflecht nichtstaatlicher Einrichtungen den Vormarsch der Marxisten aufgehalten: Kirchen, Gewerkschaften und Medien hätten dafür gesorgt, dass die bürgerliche Ideologie auch von den Besitzlosen verinnerlicht wurde. Die Vorherrschaft der Eigentümer sichere das Überleben des Kapitalismus selbst in Krisenzeiten. Vor rund 30 Jahren wurden Gramscis Theorien wiederentdeckt. Der vom lateinischen Wort „civis“ (Bürger) abgeleitete Begriff Zivilgesellschaft wird nun aber im positiven Sinne gebraucht für die vielfältigen gesellschaftlichen Gruppen, Vereine, Initiativen und Bewegungen, die mehr oder weniger unabhängig von staatlichen, politischen oder wirtschaftlichen Institutionen aktiv sind. In den Diktaturen Osteuropas, wo kommunistische Parteien praktisch alle Lebensbereiche verstaatlicht hatten, griffen Dissidenten (lateinisch für Andersdenkende, Widerspenstige) den Ausdruck auf, um Bürgerrechte zu erkämpfen. Damit verband sich die Hoffnung, dass der Staatssozialismus auf friedliche und gesittete, eben auf zivile Weise zu überwinden sei. In Westeuropa und den USA wurde Zivilgesellschaft vor allem deshalb zum Modewort, weil Anti-Atomkraft-, Öko-, Friedens- und diverse andere Aktivisten nicht mehr an den Marxismus glaubten und nach einem Weg zwischen Verstaatlichung und reiner Marktwirtschaft suchten. Vom Soziologen Amitai Etzioni etwa wurde die Lehre des Kommunitarismus (von englisch Community: Gemeinschaft) entwickelt, die eine faire, sich selbst regulierende Gesellschaft gleichberechtigter Bürger anstrebt. Der Wendung gegen Individualismus und dem Eintreten für bürgerliches Engagement können aber auch Konservative zustimmen: Aus der katholischen Soziallehre stammt das Subsidiaritätsprinzip, dem zufolge alle Probleme auf der tiefstmöglichen Ebene gelöst werden sollen. Bevor man nach dem Staat schreit, soll man erst selbst etwas unternehmen, dann seine Familie oder die Nachbarn einschalten. Getragen wird die Zivilgesellschaft vor allem von Menschen mit freien Abenden: Studenten, Rentnern und kinderlosen Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes. Ihre Voraussetzungen sind ein demokratischer Staat, der unter anderem Versammlungsund Vereinigungsfreiheit garantiert, und eine hinreichend florierende Wirtschaft. Im Großteil der Welt hapert es daran. Europäische Entwicklungshelfer, die gern mit Nichtregierungsorganisationen (englisch: NGOs) zusammenarbeiten, haben oft das Problem, dass sie in der Dritten Welt die gewünschten Kooperationspartner, etwa Umwelt- oder Frauenverbände, erst selbst gründen müssen.

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Schlagzeilen

Krieg gegen Jugoslawien endet nach 79 Tagen Vor 10 Jahren Der UN-Sicherheitsrat

billigt den von den G-8-Staaten (die sieben wichtigsten westlichen Industriestaaten und Russland) ausgehandelten Friedensplan für das Kosovo. Die Militäraktion der Nato gegen Jugoslawien ist nach 79 Tagen beendet. Eine Resolution des Sicherheitsrats sieht den Einsatz einer Friedenstruppe vor. Sie soll unter anderem die Waffenruhe aufrechterhalten oder, wenn nötig, durchsetzen und die Rückkehr der Flüchtlinge gewährleisten. (StN)

410 Abgeordnete vertreten 260 Millionen Bürger Vor 30 Jahren In fünf Staaten der Europäischen Gemeinschaft – in Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Italien, Frankreich und Luxemburg – finden die ersten Direktwahlen zum Europäischen Parlament statt. In der Bundesrepublik erzielen CDU/CSU 49,2 Prozent der Stimmen. Die größte Fraktion im 410-köpfigen Parlament stellen die Sozialisten (112 Abgeordnete), die meisten Mandate erringen die bürgerlichen Parteien. Sie vertreten 260 Millionen Bürger in Europa. (StN)

Good service: the fact box Articles are supplemented with fact boxes, not just on the special pages, but on nearly every page. Backgrounds, further information and details about persons are concentrated here in a clear way.

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Local news

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Stuttgart und die Region

Nummer 96 • Montag, 27. April 2009

Notfallpraxis beschäftigt Ärzte nicht illegal

Stadt zieht Lehren aus Streit um marodes Hallenbad Nach der Aufregung um das einsturzgefährdete Cannstatter Schul- und Vereinsschwimmbad will das städtische Hochbauamt seine Praxis bei der Überprüfung von Flachdächern verbessern.

Von unserem Reporter Michael Isenberg Werden die Ärzte in der Notfallpraxis wie Scheinselbstständige illegal beschäftigt? Die Frage ist heikel und hat die Praxis seit Monaten belastet. „Jetzt haben wir die erwartete Bestätigung, dass bei uns alles korrekt läuft“, sagt Hans-Michael Oertel. Oertel ist Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Notfallpraxis. Sein schärfster Kritiker ist zurzeit ein Orthopäde aus Stuttgart. Er hatte der Notfallpraxis im Herbst 2008 die „gewerbsmäßige Hinterziehung von Sozialabgaben“ vorgeworfen und damit den Stein ins Rollen gebracht. Die Diagnose des Orthopäden gründete auf einen Bescheid in eigener Sache: Am 22. September 2008 wurde ihm von der Deutschen Rentenversicherung (DRV) bestätigt, dass er sich bei seinen Diensten in der Notfallpraxis in einem „abhängigen Beschäftigungsverhältnis“ befunden habe. Die Praxis beschäftigte ihn aber wie einen Selbstständigen, zu 40 Euro pro Stunde. Die DRV hatte nur den Orthopäden überprüft. Zu Ende gedacht hätte ihr Bescheid aber bedeuten können, dass die Notfallpraxis die komplette zum Notdienst verpflichtete Stuttgarter Ärzteschaft systematisch illegal beschäftigt. Die Nachzahlung an die Sozialkassen wäre in die Hunderttausende Euro gegangen und hätte vermutlich das Ende der Praxis bedeutet. Die Notfallpraxis legte im Herbst 2008 Widerspruch ein – mit Erfolg: Im aktuellen Bescheid der DRV mit Datum vom 2. April 2009 heißt es, dass gar kein Beschäftigungsverhältnis zwischen Arzt und Notfallpraxis vorliege, weshalb man auch „keine Beurteilung“ zum sozialversicherungsrechtlichen Status des Arztes abgeben könne. Sprich: Die DRV erklärt sich für unzuständig. „Die Rentenversicherung ist unserer zentralen Begründung gefolgt“, freut sich Rechtsanwalt Jörg Fecker von der Kanzlei BRP, welche die Notfallpraxis in dem Fall vertritt. Der Orthopäde sei nämlich allein aufgrund der Notfalldienstordnung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg verpflichtet gewesen, in der Notfallpraxis anzutreten. Dies, so Fecker, sei kein Angestelltenverhältnis im üblichen Sinne. Feckers Kanzlei hat den DRV-Prüfern eine Reihe weiterer Gründe genannt, die gegen Scheinselbstständigkeit sprechen sol-

Göppinger Polizei vermutet Beziehungstat Im Fall einer erstochen aufgefundenen Frau in Göppingen vermutet die Polizei eine Beziehungstat. Zwischen dem Opfer und seinem Partner soll es häufiger Streit gegeben haben.

Info

Gemeinnütziger Verein Die Notfallpraxis in Stuttgart gibt es seit 1996. Sie ist als gemeinnütziger Verein organisiert, wirtschaftet wie eine reguläre Praxis, schreibt aber keine Gewinne. Die Praxisräume für gehfähige Patienten befinden sich im Marienhospital; die psychiatrische Notfallpraxis ist im Furtbachkrankenhaus, die kinderärztliche Notfallpraxis im Olgahospital. Den Dienst teilen sich rund 700 Haus- und Fachärzte. Die Notfallpraxis ist an Wochenenden und Feiertagen rund um die Uhr und unter der Woche von 19 Uhr bis 7 Uhr besetzt. Zu diesen Zeiten ist auch der Hausbesuchsdienst aktiv, den weitere 500 Haus- und Fachärzte übernehmen. Die Vermittlung erfolgt über den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter Telefon 07 11 / 2 62 80 12.

Auszeichnung für Harald Schmidt Hans-Peter-Stihl-Preis für Verdienste um das Image der Region Stuttgart Der Fernseh-Moderator Harald Schmidt erhält in diesem Jahr den Hans-PeterStihl-Preis des Forums Region Stuttgart. Gewürdigt werden sollen mit der Auszeichnung Menschen, die sich für die Förderung der Region Stuttgart eingesetzt und dazu beigetragen haben, das Image des Standorts zu steigern. In den vielen Jahren seiner FernsehKarriere habe Harald Schmidt seine schwädpa bischen Wurzeln im- Schmidt mer hochgehalten, teilte das Forum Region Stuttgart mit. Sie seien zu einer Art Markenzeichen in der Arbeit des 51-Jährigen geworden. „Auf lustige, kreative und zum Teil auch kritisch-polemische Art präsentiert er Landeshauptstadt und Region Stuttgart“, heißt es in der Begründung. Eine besondere Bedeutung komme dabei Nürtingen, dem Ort seiner Kinder- und Jugendzeit, zu. Mit seinen Auftritten als Ensemblemitglied im Stuttgarter Schauspielhaus trage Harald Schmidt zudem dazu bei, dem Haus in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit zu verleihen. Der Termin für die Preisverleihung steht noch nicht fest. (rom)

len. Außerdem haben sie die „große Bedeutung“ des Verfahrens betont: Das Stuttgarter Modell, den Notdienst der niedergelassenen Ärzte an einer Adresse zu konzentrieren, gilt als besonders patientenfreundlich und ist bundesweit zum Vorbild geworden. Am Fortbestand der Notfallpraxen bestehe deshalb auch ein „herausragendes öffentliches Interesse“, heißt es in einem Anwaltsschreiben an die DRV. Doch da widerspricht der Orthopäde: In anderen Städten sei der Notdienst nämlich dezentral organisiert und funktioniere auch, sogar auf weitgehend freiwilliger Basis. „Die Notfallpraxis Stuttgart kann ihre Existenz nicht begründen, sie ist schlicht nicht notwendig“, sagt der Orthopäde. Er will sich zwar weiterhin am vorgeschriebenen Notdienst beteiligen – allerdings nicht länger in den Räumen der Notfallpraxis im Marienhospital, sondern in seiner eigenen Praxis. Außerdem werde er gegen den neuen DRV-Bescheid Widerspruch einlegen. „Bis die Sache abschließend geklärt ist, schwebt ein Damoklesschwert über uns“, räumt Oertel ein. Sollte sich der Orthopäde wider Erwarten durchsetzen, wäre die Struktur der Notfallpraxis kaum haltbar. Deshalb hat Oertel sein Projekt, auch die Hausbesuche des ärztlichen Bereitschaftsdienstes komplett in die Notfallpraxis zu integrieren, vorsichtshalber gestoppt. Das Projekt würde für Patienten nichts ändern – ist aber unter Ärzten umstritten: „Beim alten Hausbesuchsdienst rechne ich selbst ab und verdiene rund 1000 Euro pro Schicht“, rechnet ein skeptischer Mediziner vor. „Die Notfallpraxis würde nur noch die Hälfte zahlen. Das ist für mich nicht akzeptabel.“

Von Michael Isenberg Die Notfallpraxis hat einen Arzt korrekt beschäftigt; der im Raum stehende Verdacht auf systematische illegale Beschäftigung ist vorerst vom Tisch. Doch so eindeutig, wie es die Notfallpraxis gerne hätte, liegt der Fall auch nach dem aktuellen Bescheid der Deutschen Rentenversicherung (DRV) nicht: Die DRV hat nämlich keineswegs ihre im Herbst 2008 formulierten Zweifel an der Selbstständigkeit eines Arztes während dessen Notdiensten korrigiert. Die DRV hat sich nur für nicht zuständig erklärt, wenn auch aus nachvollziehbaren Gründen. Vor Gericht würde man das einen Freispruch zweiter Klasse nennen. Der Fall wirft also weiterhin Fragen auf. Dabei geht es nicht um ein paar Euro

für die Rentenkasse. In Wahrheit geht es um die Zukunft der Notversorgung: Macht man weiter so wie bisher, also mit der Notfallpraxis? Oder sucht man nach Alternativen, die es ja durchaus gibt? Weil es um alles oder nichts geht, stehen sich die Konfliktparteien unversöhnlich gegenüber. So ist absehbar, dass jetzt der Arzt den Bescheid anficht und die Sache eines Tages vor Gericht landet. Die Stuttgarter Bürger haben einen Anspruch darauf, dass sich ihre Notfallpraxis an Recht und Gesetz hält, keine Mauscheleien duldet und ihre Honorarpraxis im Zweifel überprüfen lässt. Die Bürger haben aber auch Anspruch darauf, dass sie nachts, an Wochenenden und Feiertagen medizinisch gut versorgt werden. Dazu braucht es engagierte Ärzte, die gerne Notdienst machen. Es ist also im Sinne aller Patienten, wenn der Kleinkrieg um die illegale Beschäftigung rasch ein Ende findet – ehe er das Betriebsklima in der Notfallpraxis vergiftet.

Mit 500 Einsatzkräften hat die Polizei aufkommende Aggressionen bereits im Keim erstickt. Schon vor Spielbeginn begleiteten und trennten die Beamten die beiden FanLager und verhinderten dadurch Konfrontationen. Knapp 100 als gewaltbereit eingestufte Eintracht-Fans wollten die strikte Trennung der Fans jedoch umgehen, stiegen auf der Anreise schon in Ludwigsburg aus dem Fernzug aus und setzten ihre Fahrt in der S-Bahn fort. Ihr Pech: Die Polizei bekam das mit – und empfing die Gruppe bei deren Ankunft am Hauptbahnhof. Und so blieb es bei lediglich einem Zwischenfall: Gegen 17.50 Uhr schlugen und tra-

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Bilder vom Frühlingsfest Die ersten beiden Wochen des Frühlingsfests auf dem Cannstatter Wasen sind bereits vorüber, doch von Feiermüdigkeit keine Spur: Die Besucher, die schon am frühen Abend in die Bierzelte strömen, bringen gute Laune mit. Unser Cityfotograf Markus war mit der Kamera dabei!

ten etwa zehn Personen auf dem WasenParkplatz auf Eintracht-Fans ein und raubten ihnen eine Fahne und ein Banner. Die erfreuliche Bilanz des Wochenendes: Der Samstag avancierte mit über 100 000 Feiernden zum besucherstärksten Tag, am Sonntag wurde die Marke von einer Million Besucher insgesamt erreicht. Auch abseits streitlustiger Fußballfans hatte die Polizei kräftig zu tun: „Wir haben am Freitag 17 und am Samstag 28 Körperverletzungen registriert. Am Freitag kam es zu 55 Festnahmen, am Samstag zu 163. Das entspricht dem Üblichen an derartigen Tagen“, bilanziert Polizei-Sprecherin Viola Dierenbach.

Die einzige Ausnahme: Gegen 23 Uhr nahmen die Beamten der Wasenwache am Samstag gleich 40 Frühlingsfestbesucher im Alter zwischen 14 und 21 Jahren vorläufig fest und verhinderten damit eine Massenschlägerei. Die Jugendlichen hatten sich zu einer großen Gruppe zusammengerottet, andere Festbesucher angepöbelt und Streit gesucht. Die jungen Männer erhielten einen bis zum Ende des Fests geltenden Platzverweis und wurden ihren Eltern übergeben. Ein 18-Jähriger muss mit einer Anzeige rechnen, da er verbotswidrig ein Pfefferspray und einen gehärteten Motorradhandschuh mit sich getragen hatte.

Stuttgart und die Region

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Schokolade zum Frühstück Als „Bridget Jones“ war sie die Jederfrau, das moppelige Entchen, für das es letztlich doch ein Happy End nebst Traumprinz

Renée Zellweger, hier bei der Berlinale 2009, feiert ihren 40. Geburtstag

gibt. Jetzt wird Renée Zellweger 40 – von uns gibt's eine Bildergalerie! www.stuttgarter-nachrichten.de/ promialbum

Nummer 99  Freitag, 30. April 2010

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Opfer der Black Jackets fragt vor Gericht nach dem Warum Die Schläger der Jugendbande Black Jackets haben das Leben eines 27-jährigen Mannes ruiniert. Vor Gericht fragte das Opfer am Donnerstag seine Peiniger, warum sie ihm das angetan haben.

¿30 · Stuttgart und Region Polizei hat für Verfolgung von Trickbetrüger keine Zeit Obwohl die Polizei in Tamm einen Hinweis auf einen Trickbetrüger bekommen hat, ist sie dem Tipp nicht nachgegangen. Die Erklärung der Beamten: „Wir hatten keine Zeit.“

Foto: Daniel Moritz

Beim Rasen sind sich Gärtner nicht grün Kurzes oder hohes Gras, mit oder ohne Farbtupfer: Stadt rät vom Mähen ab, um Tierarten zu schützen – und erntet auch Widerspruch Wann, wie oft und ob der Rasen überhaupt gemäht werden soll – die Diskussionen darüber sprießen wie Unkraut. Im Rathaus hegen Umweltschützer Blütenträume: Hobbygärtner sollen mit dem Mähen noch warten, so der Appell, damit Wildbienen und Schmetterlinge bessere Überlebenschancen haben. Von Eva Funke STUTTGART. In der Kleingartenanlage am Pragfriedhof im Stuttgarter Norden gibt 33 Schrebergärten, jeder etwa 200 Quadratmeter groß. In manchen blühen zwischen langen Gräsern Löwenzahn, Gänseblümchen und Co. Die Gartenbesitzer sprechen liebevoll von Wildblumen und -kräutern. Der Nachbar hält es für Unkraut, hat es mit Stumpf und Stiel ausgerottet und seine Wiese zum Rasen getrimmt. „Die einen lassen alles wachsen. Andere mähen im April“, bestätigt Vereinsvorsitzender Günther Stadler (56), dass das Thema Rasenmähen Glaubenssache ist und jedes Jahr für Diskussionen sorgt – bis rein in die Vorstandsriege.

Info

Mähen nur werktags erlaubt ¡ Rasen gemäht werden darf nach der Bundesimmissionsschutzverordnung von Montag bis Samstag zwischen 7 und 20 Uhr. An Sonn- und Feiertagen müssen die Rasenmäher pausieren. ¡ Wer sich beim Rasenmähen nicht an die vorgeschriebenen Zeiten hält, muss mit einem Bußgeld zwischen 50 und 1500 Euro rechnen. ¡ Pro Saison gehen beim Umweltschutzamt etwa 30 Anfragen und Beschwerden in Sachen Rasenmähen ein. Anzeigen und Bußgeldbescheide gab es laut Amt für Umweltschutz in Stuttgart noch nicht. ¡ Damit Kleintiere wie Frösche, Eidechsen, Maulwürfe nicht im Rasenmäher enden, raten Umweltschützer, statt des Mähers möglichst die Sense einzusetzen. ¡ Tipps für Gartenbesitzer gibt die Broschüre „Grundstückspflege im Außenbereich“ des Amts für Umweltschutz. Das Faltblatt ist gratis an der Infothek im Rathaus erhältlich. ¡ Die Umweltberatung der Stadt ist unter Telefon 216 - 8 86 00 zu erreichen. (fu)

Vereinsvorsitzender Stadler selbst hält es mit dem gepflegten englischen Rasen: Bereits vor einer Woche hat er das erste Mal gemäht, damit ihm das „Unkraut“ nicht über den Kopf wächst. „Mein Rasenstück ist nur klein. Damit ich es als Grillplatz nutzen kann, mähe ich etwa alle 14 Tage“, sagt er. Vorstandsbeisitzer Norman Schmidt (65) dagegen gefallen die bunten Farbtupfer im Gras. Er ist verantwortlich für den Vereinsplatz. Und dort lässt er es wachsen. „Mir gefallen die Wildblumen. Außerdem will ich den Insekten die Lebensgrundlage nicht nehmen.“ Per Vereinssatzung Regeln fürs Mähen festgelegt haben die Kleingärtner am Pragfriedhof nicht. „Wir diskutieren das aus – und arrangieren uns.“ Nur an einen Fall erinnert sich Schmidt, bei dem eine Kleingärtnerin mit Vereinsausschluss rechnen musste, weil sie ihren Garten verwildern ließ. Sie habe den Garten schließlich von sich aus abgegeben. Weil beim Mähen nicht nur der Rasen gestutzt wird, sondern auch Wildpflanzen abrasiert werden, appelliert das städtische Amt für Umweltschutz an alle Hobbygärtner, den Rasenmäher noch bis zum Frühsommer im Schuppen zu lassen und auch Wildblumen nicht auszustechen. „Zahlreiche Insekten wie Wildbienen und Schmetterlinge brauchen die Pollen und den Nektar von Löwenzahn, Wiesenschaumkraut und anderen Rasenkräutern und Wiesenpflanzen als Nahrung und für die Eiablage“, sagt Conrad Fink vom Amt für Umweltschutz. Nur wenn die Pflanzen verblühen, Samen bilden und sich vermehren können, sei ihr Fortbestand und damit die Nahrungsgrundlage für die Insekten dauerhaft sichergestellt. Die Stadt geht mit gutem Beispiel voran: Seit Mitte der 90er Jahre wurden 384 Hektar Rasen durch Wiese ersetzt. Die Rasenfläche liegt bei nur noch 209 Hektar. „Anfänglich gab es Bürgerproteste wegen des Wildwuchses. Mittlerweile überwiegt das Lob“, stellt Werner Koch, Leiter des Garten-, Friedhofs- und Forstamts, fest. Gemäht werden die städtischen Grünflächen zwei- bis zwölfmal pro Jahr. Wie häufig die Mäher zum Einsatz kommen, hängt von der jeweiligen Nutzung ab. Am häufigsten werden die Liegewiesen zum Beispiel am Max-EythSee und am Killesberg gemäht, die Grünstreifen entlang der Straßen im Kreuzungsbereich sowie der Bereich rund um Blumenbeete. „Der Kreuzungsbereich muss einsehbar sein, wenn die Ampeln ausfallen oder nachts abgeschaltet sind. Langes Gras bei Liegewiesen akzeptieren die Bürger nicht. Und Blütenpracht in Blumenbeeten kommt kaum zur Geltung, sind sie von Wiesen umgeben “, begründet Koch häufiges Mähen.

Kochs Kollegen vom Umweltschutzamt hoffen, dass auch die Hobbygärtner mit der Zeit vom Rasen auf die Wiese kommen. „Noch ist der Ordnungsgedanke weit verbreitet. Wer seinen Rasen nicht mindestens alle zwei Woche mäht, gilt als Schlamper“, sagt Amtsleiter Joachim von Zimmermann. Eine Erfahrung, die auch die Stuttgarter Wohnungs- und Städtebaugesellschaft (SWSG) macht: Sie lässt ihre Gartenanlagen bereits im April mähen – pro Saison bis zu achtmal. Denn wird nicht regelmäßig gemäht, und ist das Gras mehr als 15 Zentime-

ter lang, beschweren sich die Mieter. „Denen ist an einer gepflegten Anlage gelegen. Raseninseln für Wildblumen haben in der Vergangenheit häufig zu Irritationen geführt“, begründet eine Sprecherin, dass der Richtwert für die Rasenhöhe bei der SWSG zwischen 5 und 15 Zentimetern liegt. Mit fünf Zentimetern ist der Rasen fast so kurz wie im Daimlerstadion. Auf Fußballplätzen darf der grüne Teppich 3,5 Zentimeter hohen Flor haben. Löwenzahn, Wiesenschaumkraut und Gänseblümchen haben da allerdings keine Chance.

Pro und Contra

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Das Wetter im neunten Monat war sommerlich – sehr zur Freude von Eisdielenbesitzern und einer speziellen Pflanze in der Wilhelma Warm, sonnig, trocken – das Wetter im September war sommerlich. Den tropischen Seerosen in der Wilhelma hat’s gefallen, ebenso dem Meteorologen Rudolf Blohm, der es sich „nicht verkneifen konnte, in die Eisdiele zu gehen“. 176 Sonnenstunden gab es in diesem September – das sind 56 mehr als 2008.

In den Tod gerissen

Temperaturen in Grad Celsius

24,9

26,4

23,9

24,3

24,3

20,2

16,0 14,7

23,2

25,9 21,1

21,0 21,9 18,5

20,8 21,0

13,9

Der 1. Mai fällt in diesem Jahr auf einen Samstag. Am Tag der Arbeit müssten die meisten also ohnehin nicht arbeiten. Abgesehen davon: Hat dieser Feiertag noch irgendeine Bedeutung für die Stuttgarter? Gehen sie demonstrieren oder stellen sie einen Maibaum auf? Wir haben uns in der Innenstadt nach Plänen für den 1. Mai erkundigt.

Über Ufos und Gott

CONTRA

Der Teppichboden gehört ins Wohnzimmer

Der Garten muss barfußtauglich sein

Der vorige Sonntag war ein Frühlingstag wie gemalt: Ich saß bei einem Riesling auf der Terrasse, mein Sohn durchkletterte unseren Birnbaum, und meine Tochter saß inmitten von Gänseblümchen, Löwenzahn und Vergissmeinnicht. Auf ihrem Kopf leuchtete herrlich ein Blumenkranz. Welch ein Klischee, sagen Sie? Welch ein Bild der Harmonie, sage ich! Gottlob ist unser Garten nur gelegentlich ein gmähts Wiesle. Wer meint, er muss im Wochenrhythmus den Michael Deufel Zweitakter anwerfen, Redakteur im um Grashalme auf GarRessort Stuttgart demaß zu stutzen, soll und Region das tun. Aber lasst mir die Natur in meinem Garten, der Teppichboden gehört ins Wohnzimmer. Den Kindern wäre es bei einem ständig abrasierten Rasen stinklangweilig, weil es nichts zu beobachten gäbe. Und wenn verblühter Löwenzahn auf Nachbars Zierrasen den Samen fürs nächste Jahr legt, nimmt der Nachbar im nächsten Jahr eben einen Unkrautstecher zur Hand. Chemie ist verboten.

Zu meinen schönsten Kindheitserinnerungen gehört, wie ich barfuß durch den Garten laufe, nachdem mein Vater, meist am Samstag, den Rasen gemäht hat. Es duftet nach frisch geschnittenem Gras, unter den Füßen kribbelt angenehm die grüne Matte, kein stacheliger Halm, keine lästigen Insekten stören das Glücksgefühl. Mit dem Ball spielen oder sich hinlegen und einfach in die Luft gucken – wunderbar. Für mich ist der Garten das verlängerte Wohnzimmer für den Sommer. Und weil ich Michael Gerster Redakteur im drinnen keinen Saustall haben will, soll es Ressort Stuttgart und Region auch draußen ordentlich aussehen. Wann immer die Halme zu lang werden, gehören sie daher gestutzt. Keine Frage, Wildblumen sollen sprießen, Bienen, Schmetterlinge und Grashüpfer genügend Lebensraum haben. Aber wenn ich wilde Natur suche, dann gehe ich dafür raus auf die Wiesen oder in den Wald. Daheim gilt für den Rasen: Er muss barfußtauglich sein.

Bekenntnisse einer Punk-Diva: Nina Hagen Foto: dpa liest aus ihren Memoiren Sie hat Ufos gesehen und ist auf einem LSD-Tripp Gott begegnet: Im März hat Punk-Diva Nina Hagen ihre Memoiren vorgelegt. Am 13. Mai (20 Uhr) liest und singt sie im Theaterhaus aus ihren „Bekenntnissen“ – und Sie können mit etwas Glück dabei sein!

16,5

14,6

14,1

13,3

6.40 Uhr 20.05 Uhr

Mittel Sept.: 53,3

Region Stuttgart

Von Dirk Herrmann WAIBLINGEN. Die aktuelle Zwischenbilanz ist besorgniserregend. „Wir hatten in diesem Frühjahr schon vier getötete Motorradfahrer im Rems-Murr-Kreis“, sagt der Leitende Kriminaldirektor Ralf Michelfelder, „das sind doppelt so viele wie im gesamten vergangenen Jahr.“ Zumeist war die Ursache überhöhtes Tempo. Wenn dies so weitergehe, „dann steht uns noch eine rabenschwarze Saison bevor“. Umso mehr will man nun an besonders neuralgischen Strecken die rücksichtslosen Raser zur Räson bringen. Sind es doch nach Erkenntnissen von Landrat Johannes Fuchs – selbst übrigens ein begeisterter Biker – nur rund drei Prozent aller Motorradfahrer, die als schwarze Schafe „eine gewisse Rück-

„Wir hatten im Frühjahr schon vier getötete Motorradfahrer im Kreis“ Ralf Michelfelder, Kriminaldirektor im Rems-Murr-Kreis sichtslosigkeit an den Tag legen“. 97 Prozent gehörten zu den ordentlichen, vorschriftsmäßigen Motorradfahrern. Jenen drei Prozent gilt nun die Mahnung, wie sie auf den neuen Plakaten zu sehen ist. „Raser verlieren“, steht darauf, im Vordergrund liegt ein Helm und hinten ein bei einem Unfall verunglückter Motorradfahrer. Die Plakate sind Teil eines Modellversuchs des Innenministeriums Baden-Württemberg, das auf Bitten des Landrats hierfür einen Zuschuss in Höhe von 8000 Euro gewährt hat. An mehreren Standorten entlang der beliebtesten Bikerstrecken wurden die Plakate jetzt aufgestellt, so an der Sulzbacher Steige im Zuge der B 14, an der Straße zum Ebnisee und an der Kreisstraße zwischen Weinstadt-Schnait und WinterbachManolzweiler auf den Schurwaldhöhen.

Unterfahrschutz: Schutzengel aus Stahl

Beim lebensrettenden Unterfahrschutz wie hier bei Winnenden-Breuningsweiler ist der Rems-MurrKreis landesweit führend. 41 Kurven wurden im Landkreis bereits bestückt Foto: Leif Piechowski

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25.4.09 , 14 Uhr

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Chaos mit dem Scheich

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HEUTE Meist scheint heute die Sonne, gelegentlich ziehen auch einige Wolkenfelder durch, es bleibt aber niederschlagsfrei. Das Thermometer steigt auf Tageshöchstwerte zwischen 22 und 23 Grad. Der Wind weht mäßig aus südöstlichen Richtungen.

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Stuttgart

Am Rande eines Hochdruckgebietes kann sich die eingeflossene kühle Luft am Wochenende wieder erwärmen.

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AUSSICHTEN

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DIENSTAG

Morgen wechseln sich Sonne und einige Wolken ab, es bleibt trocken. Am Montag teils schauerartiger Regen.

Daten:

B I OW E T T E R

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wolkig

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Schauer

Okklusion

Zum achten Motorradsicherheitstag am Ebnisee erwarten Polizei und Waiblinger Landratsamt an diesem Sonntag zwischen 9 und 17 Uhr rund 5000 Besucher. Neben TrailDarbietungen und dem Auftritt einer Rockband gibt es um 13 Uhr eine Sicherheitsausfahrt auf den schönsten Straßen im Schwäbischen Wald. Außerdem sind ADAC, Rotes Kreuz, Verkehrswacht und weitere Organisationen mit ihren Ständen vor Ort.

Hintergrund

Wechselnd wolkig und niederschlagsfrei, Tageshöchstwerte bis 23 Grad

sonnig

Gerade dort, in Schnait, hatte sich zuletzt der heftigste Protest entwickelt. Sind es doch, wie Weinstadts OB Jürgen Oswald aus den Gesprächen mit Anwohnern erfahren hat, bis zu 250 Motorradfahrer, „die an sonnigen Sommertagen die Weinstraße rauf- und runterbrausen“. Der Lärm sei oft so unerträglich, dass Bürger in Schnait an den Sommerwochenenden Ruhe und Erholung außerhalb des idyllisch gelegenen Stadtteils suchen würden. Die Polizei, verspricht Ralf Michelfelder, werde „die Leute nicht im Stich lassen, die durch den Motorradlärm gepeinigt sind“. Messungen in Schnait hätten allerdings ergeben, dass zumeist gar nicht das Tempo den Krach verursacht. „Es sind die niedrigen Gänge, die mit hoher Drehzahl gefahren werden.“ Ein weiteres Plakat soll hier dämpfend auf die Zweiradraser einwirken. „Pssst . . . Rücksicht“ heißt die Bitte auf dem Schild, das ein schlafendes Baby sowie drei Kraftradfahrer zeigt. In einigen Monaten will die Polizei im Weinstädter Ortsteil Schnait zudem ein bundesweit bisher einmaliges Lärmmessgerät einsetzen. Es wird derzeit von Andreas Schuler, Schüler an der Waiblinger Technikerschule, entwickelt. „Der Schall soll visuell angezeigt werden“, sagt er: Auf einem Display erscheint je nach Lautstärke ein grinsender, ein neutraler oder ein mürrischer Smiley mit heruntergezogenen Mundwinkeln. „Wir müssen das Gerät aber noch im Echtversuch mit vorbeifahrenden Bikes testen“, sagt Klaus Ebner, Leiter der Verkehrsprävention der Waiblinger Polizei. „Schall ist schwieriger zu messen als Geschwindigkeit“, ergänzt Schuler. Bis in zwei Monaten soll das mobile Gerät betriebsbereit sein und vorwiegend in Schnait am Straßenrand postiert werden. „Wir haben schon jetzt, obwohl es noch gar nicht fertig ist, Anfragen von Kollegen aus ganz Deutschland“, sagt Kriminaldirektor Michelfelder nicht ohne Stolz.

Mit neuen Plakaten sowie einem Aktionstag am Sonntag wollen das Waiblinger Landratsamt und die Polizeidirektion tempobolzende Motorradfahrer sensibilisieren und zur Vernunft bringen. Außerdem geht es um einen besseren Lärmschutz – Motto: „Laut ist out“.

Er gilt in Fachkreisen als „Schutzengel aus Stahl“, jener an Leitplanken angebrachte Unterfahrschutz, der Motorradfahrern das Leben retten kann. Der Rems-Murr-Kreis war bei der Installation dieser Einrichtung landesweit vorbildlich. Seit 2007 hat der Rems-Murr-Kreis auf einer Länge von zusammengefasst 2,5 Kilometern an 41 Kurven diesen Schutz installiert. „Damit sind wir in ganz Baden-Württemberg spitze“, sagt Landrat Johannes Fuchs. Bisherige Kosten für das Projekt: rund 55 000 Euro. Diese Technik hat einen 21-jährigen SuzukiFahrer kürzlich in Alfdorf vermutlich vor dem Unfalltod bewahrt. Der Unterfahrschutz, der den Stützpfosten verdeckt, „diente mit hoher Wahrscheinlichkeit als Lebensretter“, sagte ein Polizeisprecher. Auch das Stuttgarter Innenministerium forciert den Unterfahrschutz. Schließlich ist jeder

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H

Vier Jahre lang hat das Stuttgarter Amt Vermögen und Bau einen Käufer für die Plieninger Traditionsgaststätte Garbe gesucht. Jetzt sind endlich die Verträge unterschrieben: Das Nürtinger Ehepaar Katharina und Robert Ruthenberg übernimmt den 1781 erbauten, denkmalgeschützten Landgasthof an der Filderhauptstraße. Über den Kaufpreis schweigen sich die Beteiligten aus. Obwohl er erst 39 Jahre alt ist, hat Robert Ruthenberg schon viel Erfahrung in der Gastronomie gesammelt. Mit Geschäftspartner Michael Freudenberg betreibt er seit 1998 die Hausbrauerei Brennbar in Nürtingen. Unter dem Namen Wilder Mann eröffnete das Duo 2003 ein Restaurant in Ulm, zwei Jahre später folgte eine Dependance in Kirchheim/Teck. Nach der Ausbildung zum Hotelfachmann in Oberstdorf arbeitete Ruthenberg als Barkeeper auf Sylt und in St. Moritz, wo er ins Fach des Hotelmanagers wechselte. Ein Gastspiel in Stuttgart gab er Mitte der 90er Jahre als Geschäftsführer von Sophies Brauhaus in der Stadtmitte. In den nächsten drei Monaten sollen Gastraum, Küche und die 13 Gästezimmer komplett renoviert werden. Die Wiedereröffnung der Garbe ist für Anfang 2010 geplant.

Plakat-Aktion des Innenministeriums und des Rems-Murr-Kreises soll Motorradfahrer zur Vernunft bringen

SINDELFINGEN (StN). Der Unternehmer, frühere Stadtrat (1971 - 1991) und Kunstmäzen Karl-Heinz Reinheimer ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Der mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnete Reinheimer war Chef der Wohnbaugesellschaft und weiterer Firmen, CDU-Fraktionsvorsitzender sowie Präsident des VfL Sindelfingen. Seine Sammlung deutscher Künstler hat er 1993 der Stadt als Leihgabe überlassen. „Er hat sich um das Wohl der Stadt verdient gemacht“, so OB Vöhringer.

MONTAG

Von Steffen Rometsch

Behörden drücken bei Bikern auf Bremse

Kunstmäzen gestorben

SONNTAG

Nürtinger Wirt übernimmt Plieninger Garbe

nen und Aktivitäten müssten bis auf weiteres durch Einsparungen beim vorhandenen Personal finanziert werden, sagte Klinikums-Geschäftsführer Ralf-Michael Schmitz. Das Klinikum, darauf pocht Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU), soll 2010 mit einer schwarzen Null wirtschaften. Kredite sind zulässig, doch Zins und Tilgung müssen auch bezahlt werden. Murawski reagierte auf diese Zusammenhänge und die Folgen für die Bürger mit Systemkritik: Im Zweifel werde auch noch eher Geld für einen unpopulären Stadionausbau aufgewendet als für Krankenhaus-Investitionen, klagte er. Bei den Stadträten Iris Ripsam, Alexander Kotz (CDU) und Manfred Kanzleiter (SPD) kam er damit an die Rechten: Murawski spiele die Dinge in unzulässiger Weise gegeneinander aus, kritisierten sie. Er müsse doch wissen, dass die Stadt sich durch den Stadionausbau für den VfB um 300 000 Euro im Jahr entlaste. Die Stadträte wollen auch nicht beantragen, die Stellen für den Jugendschutz im Olgäle in den Haushalt aufzunehmen. Es handle sich um eine gesetzliche Aufgabe. Murawski und Föll müssten die Stellen selbst in den Haushaltsentwurf hineinschreiben. Die Sorge um ein qualitätsvolles Klinikum jedenfalls kostet in Zeiten schlechter Finanzverhältnisse immer mehr Nerven.

teilte Murawski dem Krankenhausausschuss mit. Auf die Gehaltsliste des Klinikums könnten sie jedoch nicht kommen, weil dieses zu strengster Kostendisziplin angehalten ist und die Krankenkassen für soziale Prävention nichts zahlen. Also wer- Murawski Kern den die Stellen beim Jugendamt angesiedelt werden müssen – ein Fall für die Stellenplan- und Etatberatungen im Herbst. Noch schwieriger ist die Lage bei der palliativmedizinischen Versorgung im Klinikum der Stadt – bei denen, die unheilbar Kranken die Schmerzen und die Seelenpein erträglicher machen. Der Aufbau der stationären Palliativmedizin kommt nicht voran. Das Land hat zwar Sympathie geäußert, aber keine Fakten geschaffen, damit die Kassen zur Bezahlung veranlasst werden könnten. In den Fallpauschalen, die verrechnet werden, sei dafür nichts vorgesehen, sagten alle Experten von Verwaltung und Klinikum. Etwa ab 2015 soll die Ausstattung im Zuge des Klinikum-Neubaus beim Katharinenhospital zwar besser sein, doch bis dahin sind die Aussichten düster. Alle Investitio-

Bewusstloser gerettet

http://blog.stuttgarter-nachrichten.de/

18,8

geschehen am 1. September 2009. Auf 32,4 Grad kletterte die Temperatur. Das Monatsminimum lag in diesem Jahr bei 7,8 Grad. „Von solchen Temperaturen konnte Großmutter nur träumen“, sagt Blohm und verweist auf die ansteigenden Temperaturwerte in den vergangenen Jahrzehnten. Den meisten Sonnenschein im September gab es übrigens vor genau 50 Jahren. Unglaubliche 306 Stunden lang strahlte es da in Stuttgart vom Himmel, also 130 Stunden mehr als in diesem Jahr. Paradiesische Zustände waren das für Eisverkäufer samt deren Kunden. Und für die Seerosen sowieso.

Eisdiele gegangen, bei so schönem Wetter freut sich auch der Meteorologe“, sagt Blohm vom Wetterdienst. Bei ihm sei sogar noch einmal richtiges „Sommerfeeling“ aufgekommen. Wer im September abends aufs Weindorf ging, konnte die Jacke meist zu Hause lassen. Selbiges galt dann Ende September auf dem Wasen, wo das laue Klima auch in luftigen Achterbahnhöhen oft noch Sommerbekleidung zuließ. Einmal gab’s in diesem September sogar das, was die Meteorologen offiziell einen „heißen Tag“ nennen. Dazu muss die Tageshöchsttemperatur über 30 Grad liegen – so

zu, für uns beginnt die dritte Jahreszeit am 1. September“, sagt Rudolf Blohm vom Deutschen Wetterdienst in Stuttgart und fügt das entscheidende Wort hinzu: „Normalerweise.“ In diesem Jahr sei nämlich alles anders gewesen, der September könne gut und gern noch zu den Sommermonaten hinzugerechnet werden. „Der Mensch rechnet freilich damit, dass im September der Sommer aufhört“, sagt Blohm. „Da herbstelt es schon in den Köpfen.“ Umso erfreuter sind dann die meisten, wenn’s eben doch noch warm und sonnig ist. „Das sieht man auch bei mir – ich konnte es mir nicht verkneifen und bin noch oft in die

(35,3 %) Max.: 8,5 l / 14. 9.

7.22 Uhr 19.04 Uhr

(Sommerzeit)

HERRENBERG. Die Feuerwehr hat am Freitag einen bewusstlosen Mann aus seiner Wohnung im Eibenweg in Herrenberg gerettet. Mit einer leichten Rauchgasvergiftung wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Ein überhitzter Kochtopf auf dem Herd hatte die Wohnung völlig verraucht. Bewohner des Mehrfamilienhauses bemerkten den Qualm und alarmierten die Feuerwehr.

Ein Scheich hat nicht nur auf Stuttgarts Straßen für Chaos gesorgt, auch in der StN-Redaktion. Warum und wieso, erfahren Sie im Blog.

in Litern / m 2

13,6

13,4 13,4 13,1

Sonnenaufgang/-untergang

SINDELFINGEN. Unbekannte haben in der Nacht zum Freitag aus einem verschlossenen Lager der Baustelle in der Karlstraße in Sindelfingen-Dagersheim mehrere Maschinen gestohlen. Die Geräte haben einen Wert von rund 6000 Euro. Zeugenhinweise erbittet die Polizei unter der Rufnummer 0 70 34 / 27 04 50.

www.stuttgarter-nachrichten.de/bilder

Niederschlag

16,6 14,2

Bürgermeister Murawski beklagt finanzielle Zwänge und wird zurechtgewiesen Das Krankenhauswesen ist selbst Patient. Bei der Schmerzbehandlung und der Betreuung von unheilbar Kranken müsste im städtischen Klinikum genauso aufgerüstet werden wie beim Aufspüren und Nachverfolgen von Misshandlungsfällen unter jungen Patienten. Doch weder bei Bund und Land, noch bei den Krankenkassen oder den städtischen Kassenwarten sind willige Geldgeber in Sicht. Am Freitag riss Gesundheitsbürgermeister Klaus-Peter Murawski (Grüne) deshalb der Geduldsfaden. Mit beredten Worten führte er Klage – und wurde von CDU und SPD zurechtgewiesen. Dass im Olgäle nur ein Bruchteil der Misshandlungsfälle erkannt wird, hat Murawski tief berührt. Gemessen an den Verhältnissen in anderen Städten dürfte es am hiesigen Kinderkrankenhaus jährlich etwa 450 junge Opfer von Gewalt und Übergriffen geben. Doch nur zehn wurden binnen eines Jahres verzeichnet. Das liege daran, so Murawski, dass am Olgäle das Team fehle, das die Fälle bearbeite. Die Ärzte müssten die nächsten Patienten operieren; der Leistungsdruck fürs Personal sei zu groß, erklärte Franz-Josef Kretz, Erster Ärztlicher Direktor des Olgäle. 3,5 Stellen müssten deswegen geschaffen werden,

16,0

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Zunehmende Nervosität im Klinikum Von Josef Schunder

Max.: 12,0 h / 8. 9.

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Maschinen gestohlen

Angst machen kann so ziemlich alles. Klicken Sie sich durch unsere Galerie der Phobien und erfahren Sie, was Pogonophobie ist und wie man die Angst vor dunklen Wäldern nennt.

17,2

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2. 3. 4. 5. 6.

DITZINGEN. Bei einem Arbeitsunfall am Freitagnachmittag ist ein 48-jähriger Mann getötet worden. Zusammen mit zwei Helfern hatte der extra dafür ausgebildete Arbeiter auf einem Privatgrundstück in der Schulstraße in DitzingenHirschlanden in acht Metern Höhe die Spitze eines Baumes kappen wollen. Dabei wurde er in die Tiefe gerissen. Nach den Ermittlungen der Polizei hatte der 48-Jährige die Sicherungsleine oberhalb der Schnittstelle festgemacht.

www.stuttgarter-nachrichten.de/quiz

Galerie der Phobien

20,5 14,6

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Mittel September

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Tage im September

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Ø September 2009 18,8

StN online

Pläne für den 1. Mai

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Mittel = langjähriger Durchschnitt 1961–1990

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Sonnenschein

Tageshöchsttemperaturen im: September 2009 September 2008

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Wenn die Seerosen im Maurischen Garten der Wilhelma strahlen könnten, sie hätten es wohl sehr oft getan in diesem September: Warm und sonnig war der vergangene Monat in Stuttgart – sehr gute Bedingungen also für jene Pflanzen, die Kälte und Dunkelheit ungefähr so gern haben wie der Wasenbesucher ein abgestandenes Bier im halbleeren Maßkrug. Die tropischen Rosen im 650 Quadratmeter großen Wilhelma-Teich jedenfalls haben sich sehr wohlgefühlt bei insgesamt 176 Sonnenstunden im September. Im vergangenen Jahr waren es im gleichen Monat nur 120 Stunden gewesen. Auch die Temperaturen dürften jenen Pflanzen, die ab November im warmen Glashaus überwintern, gefallen haben: Die Tagesdurchschnittstemperatur lag diesen September bei 16 Grad – im vergangenen Jahr hatte sie noch bei 13,2 gelegen. Zum Vergleich: die langjährige Tagesmitteltemperatur liegt bei 14,7 Grad. Mit Sonne und Wärme kam in diesem September die Trockenheit: Nur 19 Liter Regen fielen vom Himmel. Der Durchschnittswert liegt bei 53 Litern. Im September 2009 hat es nur an sechs Tagen geregnet, im Durchschnitt kommt an zwölf Tagen Nasses vom Himmel. „Wir Wetterexperten ordnen den September ja immer gern schon dem Herbst

SCHWÄBISCH GMÜND (kli/hs). Große Erleichterung bei den Verantwortlichen der Deutschen Bahn: Die Vollsperrung der Remsbahn zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen, auf der bis zum 26. Juli die Gleise saniert werden, hat zum Auftakt am Freitag selbst im Berufsverkehr zu keinen größeren Komplikationen geführt. „Aus unserer Sicht ist alles sehr gut verlaufen, und auch die Kapazität der Busse hat gereicht“, sagt Bahn-Sprecher Roland Kortz. An den beiden Endstationen hatten Helfer bei Reisenden, die nun statt 20 Minuten im Zug etwa 40 Minuten im Bus unterwegs sind, sämtliche Unklarheiten beseitigt. Nach dem Ende der Bauarbeiten auf der Strecke zwischen Schwäbisch Gmünd und Aalen wird von 27. Juli bis 15. Oktober der Abschnitt zwischen Schorndorf und Schwäbisch Gmünd gesperrt.

Umgekehrte Vorzeichen

Start in den Herbst: Warm, sonnig und zu trocken

23,2

Von Marco Seliger

Nummer 95 • Samstag, 25. April 2009

Polizeinotizen

Foto: Thomas Hörner

Ein September für die Seerose

Remsbahn gesperrt: Chaos bleibt aus

Die gute Nachricht

Als Reaktion auf den Streit um eine Stellenabsage mit peinlichen Randnotizen eines Stuttgarter Unternehmens („– Ossi“) hat ein ostdeutscher Unternehmer ein T-Shirt für den bekennenden Ossi auf den Markt gebracht. Es trägt den Schriftzug „Ossi“ auf der Brust, daneben ist ein eingekreistes Pluszeichen zu sehen. Der Dresdner GeschenkeHändler sagte, es habe ihn gewundert, dass 20 Jahre nach der Wiedervereinigung so etwas noch möglich sei. Bei einem Glas Rotwein sei er schließlich auf die Idee gekommen, das Thema aufzugreifen und aus dem Minus- ein Pluszeichen zu machen. Wir wünschen dem Geschenke-Händler allseits gute Geschäfte. Er muss nur aufpassen, dass er die T-Shirts auch wirklich verkauft und sich am Ende nicht die Bilanz schön trinken muss. Ein Plus macht sich nicht nur auf einem T-Shirt gut, sondern auch beim Umsatz. (czi)

So schön blüht’s im September: Tropische Seerosen im Maurischen Garten der Wilhelma genießen den Spätsommer

www.stuttgarter-nachrichten.de/bilder

Weniger Rasenmähen, damit in unseren Gärten die Natur wieder Platz findet PRO

Montag, 5. Oktober: F = Feuerbestattungen im Krematorium, Obergeschoss; FK = Feuerbestattungen in der Kapelle oder Feierhalle, Erdgeschoss; UFK = Urnentrauerfeier in der Kapelle.

DRUCK Pressehaus Stuttgart Druck GmbH, Plieninger Straße 150, 70567 Stuttgart

¿25 · Stuttgart und Region

Kleingärtner Norman Schmidt hat ein Herz für Tiere. Deshalb bleibt der Rasenmäher auf dem Wiesle am Pragfriedhof vorerst noch außer Betrieb

Bestattungen

Impressum

Auf der Suche nach unterhaltsamem Stoff sind wir durch das World Wide Web gesurft und haben witzige Filmchen und Beiträge entdeckt. Diese wollen wir Ihnen in unseren Surftipps vorstellen. Heute: Die Langsamkeit schlägt zurück.

Rund 700 Haus- und Fachärzte aus ganz Stuttgart teilen sich den Dienst in der zentralen Notfallpraxis im Marienhospital Foto: Thomas Hörner

Das Deutsch-Türkische Forum (DTF) hat am Freitagabend im Rahmen der Feier seines zehnjährigen Bestehens im Weißen Saal des Neuen Schlosses erstmals den Manfred-Rommel-Preis vergeben. Mit dem Preis, benannt nach dem ehemaligen Stuttgarter Oberbürgermeister, sollen „herausragende Persönlichkeiten deutsch-türkischen Bürgersinns“ geehrt werden, sagte Susanne Offenbach, Journalistin und DTF-Gründungsmitglied. Den mit 3000 Euro dotierten Preis teilen sich in diesem Jahr Cahide Erinkurt, die sich in herausragender Weise um Sprachförderung türkischer Schüler und Frauen und um die Vermittlung deutscher Kultur verdient gemacht hat, sowie Mustafa Cetin, Yildiz Parlak und Nihat Orpac von der Awo-Begegnungsstätte am Ostendplatz, die sich aufopfernd um alte und vereinsamte ausländische Mitbürger kümmern. Den Ehrenpreis erhielt vor reichlich Prominenz aus Bund, Land und Stadt Ezard Reuter. Er ist der geistige Vater des Forums. Der ehemalige Mercedes-BenzVorsitzende hatte auf der Flucht vor den Nationalsozialisten prägende Jugendjahre im türkischen Exil verbracht und dabei Land, Sprache und Kultur schätzen gelernt. An der Spitze von Mercedes-Benz baute er später die Istanbuler Niederlassung zu einem Pfeiler der Mercedes-Produktion aus und trug auch damit zur Völkerverständigung bei. In seiner Dankesrede unterstrich Reuter den Vorbildcharakter des Preisstifters: „Manfred Rommel hat uns gelehrt, dass ethische Werte im Leben Vorrang vor eigenen Interessen haben“, sagte Reuter.

Surftipp am Montag

Wer pflegebedürftig wird und in ein Heim umziehen muss, möchte gerne im angestammten Stadtteil bleiben. Für Menschen aus dem Stuttgarter Süden wird es künftig mehr Heimplätze geben, denn das Sozialministerium hat dem Wichernhaus in Kaltental Fördermittel in Höhe von 700 000 Euro zugesagt. Damit kann das Haus umgebaut und um 28 Plätze samt Küche erweitert werden.

500 Beamte bescheren Schaustellern, Festwirten und Besuchern auf dem Wasen trotz VfB-Spiels gegen Frankfurt ruhiges Wochenende Große Erleichterung bei den Verantwortlichen des Frühlingsfests auf dem Wasen: Die befürchteten Ausschreitungen rund um das Heimspiel des VfB Stuttgart gegen Eintracht Frankfurt sind dank eines massiven Polizeieinsatzes ausgeblieben. „Die Polizei hat hervorragend gearbeitet“, resümierte Max-Rudi Weeber, Festwirt des Zelts Zum Wasenwirt. Und Marcus Christen, Abteilungsleiter von der Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart, ergänzte: „Der Polizei ist es zu verdanken, dass alles so friedlich verlaufen ist.“

Deutsch-Türkisches Forum verleiht erstmals Manfred-Rommel-Preis

StN online

700 000 Euro für Pflegeheim

Massiver Polizeieinsatz verhindert Ausschreitungen Von Stefan Klinger

Stuttgart

Nummer 229 • Montag, 5. Oktober 2009

Ethische Werte sollen den Vorrang haben

Bergfriedhof: Gerhard Feyerabend, 84 J., Neugereut, Seeadlerstraße, 12 Uhr. Friedhof Feuerbach: Gisela Laich, geb. Waidelich, 63 J., Feuerbach, Burgenlandstraße, 11 Uhr. Pragfriedhof: Hildegard Berger, geb. Stohrer, 98 J., Ottostraße, 11 Uhr (F). Friedhof Zazenhausen: Gretel Wildermuth, geb. Münz, 91 J., Zazenhausen, Blankensteinstraße, 13 Uhr Nazariuskirche. Alter Friedhof Degerloch: Alfred Löffler, 92 J., Degerloch, Ahornstraße, 14 Uhr (UFK). Friedhof Möhringen: Helmut Müller, 70 J., Möhringen, Friedrichsberg, 12 Uhr. Ostfilderfriedhof Sillenbuch: Liselotte Dennewill, geb. Walter, 87 J., Schönberg, Röhrlingweg, 14 Uhr (UFK). Leonore Back, geb. Nast, 88 J., Heumaden, Bockelstraße, 10 Uhr (FK). Friedhof Untertürkheim: Elsa Hirsch, geb. Hahn, 96 J., Luginsland, Bertramstraße, 14 Uhr (FK). Feiersaal im Bestattungshaus Widmann, Feuerbach, Grazer Straße 35: Inge Gilbert, geb. Malter, 71 J., Weilimdorf, Landauer Straße, 12 Uhr (FK).

Die gute Nachricht

Kommentar

Kleinkrieg

18

Von Götz Schultheiss

¿22 · Region

Rentenversicherung verneint Scheinselbstständigkeit – Kritischer Mediziner will Notdienst trotzdem in eigener Praxis anbieten Ein Arzt in der Notfallpraxis ist kein Scheinselbstständiger. Das hat jetzt die Rentenversicherung festgestellt und damit ihren Bescheid aus 2008 korrigiert. Der Streit zwischen Arzt und Praxis geht trotzdem weiter.

17

¿18 · Stuttgart

StN-Grafik: Lange / Quelle: DWD (Wetterstation Stuttgart-Schnarrenberg)

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Regen

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Gewitter

Warmfront

Warmluft

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Der Wettereinfluss ist überwiegend gering, so dass kaum wetterbedingte Beschwerden zu erwarten sind. Nur bei sehr empfindlichen Menschen besteht eine leicht erhöhte Neigung zu Kopfschmerzen. Der Kondition angepasste Bewegung im Freien fördert die Gesundheit und stärkt außerdem die Abwehrkräfte.

POLLENFLUG Heute gibt es eine schwache Belastung durch Erlenpollen. Der Birkenpollenflug ist mäßig bis stark.

Albrecht Fensterbau GmbH Unter dem Birkenkopf 14 70197 Stuttgart (Westbahnhof)

25.4.09 , 14 Uhr 1020

SONNE / MOND

Paris

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Stickstoffdioxid: (Vorsorgewert: 135) 180)

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REISEWETTER

16 Heute Mittag: Amsterdam Schauer 20° wolkig 19° Basel wolkig 21° Bellinzona wolkig 17° sonnig 17° Bozen wolkig 21°

11 Barcelona

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The local section In many newspapers the local section is less well designed than the other sections. Not so with the Stuttgarter Nachrichten: picture motifs, formats and picture edits are just as good as they are on other pages. The 1 + 4 page division helps with the clearly arranged design. This means that there is always a column available outside left or right for reports. The other four columns are reserved for bigger articles.

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Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, in StuttgartBad Cannstatt, gestern 15 Uhr: Feinstaub: (Vorsorgewert: 50)

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EXTREMWERTE

in Stuttgart in ° C: am 25.4. 1992 26,1 1967 -1,3 am 25.4.

Ozon: (Richtwert:

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in Stuttgart in °C Höchstwert (bis 16 Uhr): Tiefstwert:

St. Petersburg Stockholm

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Mo.-Fr. 8-12 Uhr u. 13-18 Uhr Sa. 9-13 Uhr www.albrecht-fenster.de

Oslo

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GESTERN

fünfte Verkehrstote ein Motorradfahrer. 40 Prozent davon sterben an Schutzplanken. Mit Merkblättern wurden die Unfallkommissionen in den Landkreisen in Baden-Württemberg auf dieses Thema hingewiesen. Bis Jahresende erwartet Baudirektor Gerhard Scholl Ergebnisse. Der Mann aus dem Ministerium setzt darauf, dass demnächst andere Gegenden dem „Musterlandkreis Rems-Murr“ folgen werden. Im Kreis Ludwigsburg wurde an der neuen Bahnhofstraße eine Pendelplanke installiert. Ansonsten gibt es eine unfallträchtige Motorradstrecke, die Mahdentalstraße (ehemalige Solitude-Rennstrecke). Dort gilt Tempo 60. „Wir halten einen Unterfahrschutz an der Mahdentalstraße für notwendig“, sagt Landratsamtssprecher Andreas Fritz. In Kürze werde man sich an das Land wenden, damit dort ein Unterfahrschutz installiert werden kann. (her)

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Brüssel Chicago Davos Florenz Genf Graz Hammerfest Heraklion Helsinki

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Regen Schauer bedeckt wolkig bedeckt wolkig Schauer wolkig heiter

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Office for Newspaper Design

Local news

Stuttgart und die Region

Nummer 108 • Dienstag, 12. Mai 2009

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¿18 · Stuttgart Totschläger wehrt sich gegen seine Ausweisung Der heute 18-jährige Albaner, der im November 2007 einen 16-jährigen Jugendlichen in der Theaterpassage erstochen hat, soll ausgewiesen werden. Der junge Mann klagt dagegen.

¿22 · Region 46-Jähriger wegen Geiselnahme vor Gericht Ein 46 Jahre alter Türke aus BietigheimBissingen muss sich vor dem Landgericht Stuttgart wegen Geiselnahme verantworten. Er wollte eine Heirat seiner Tochter unterbinden.

Die gute Nachricht

Respekt vor Don

Ein fast schon typischer Unfall vom vergangenen Dezember in Weilimdorf: Am häufigsten kracht es in Stuttgart beim Abbiegen – oft sind Stadtbahnen beteiligt

Foto: Oskar Eyb

Immer weniger Unfälle enden tödlich

Stuttgart-21-Gegner rufen zur Großdemo

Auch Zahl der Verletzten im vergangenen Jahr gesunken – Hauptunfallursachen sind falsches Abbiegen und Wenden

Von Jürgen Bock Von Entlastung kann auf den Straßen der Landeshauptstadt keine Rede sein. Die 215 Beamten der Verkehrspolizei arbeiten in einem komplizierten Umfeld. Während die Zahl der in Stuttgart zugelassenen Fahrzeuge zuletzt gesunken ist, passieren immer mehr Pendler die Stadtgrenzen. „Außerdem ist der Verkehr internationaler geworden“, weiß Polizeipräsident Siegfried Stumpf. Immer mehr Lastwagen aus Osteuropa sind unterwegs, 600 Buslinien steuern Stuttgart an. Selbst die 6500 Kilometer lange Strecke aus Kirgisistan wird regelmäßig bedient. Unter diesen Bedingungen spricht die Polizei bereits von einem Erfolg, wenn die Unfallzahlen auf gleichem Niveau bleiben. Im vergangenen Jahr krachte es auf Stuttgarts Straßen genau 23 065-mal, das sind 91 Unfälle weniger als im Vorjahr. Trotz des zweiten leichten Rückgangs hintereinander liegt die Zahl aber immer noch deutlich über früheren Werten. Die erfreuliche Nachricht: „In fast allen wichtigen Feldern verzeichnen wir rückläufige Zahlen“, sagt Roland Haider, Leiter der Verkehrspolizei. So ist die Zahl der Todesfälle von neun auf vier zurückgegangen und markiert damit einen historischen Tiefstand. 268 Menschen wurden schwer verletzt, das sind fast 14 Prozent weniger als noch 2007. Als Unfallschwerpunkt Nummer eins hat sich einmal mehr der verwirrende Kreisverkehr am Österreichischen Platz erwiesen. 29-mal krachte es dort. Gleich dahinter folgen die Gaisburger Brücke mit 27 sowie die Möhringer Nord-Süd-Straße und die Villastraße im Osten mit jeweils 17 Unfällen. Auf berüchtigten Raserstrecken wie der Weinsteige haben dagegen neue Blitzgeräte bereits für spürbare Entlastung gesorgt. Geschwindigkeitsverstöße spielen in Stuttgart ohnehin eine untergeordnete

von Kreuzungen oder das Verbessern von Beschilderungen ebenso wie Handy- oder Anschnallkontrollen. „Wir weisen alle Polizeidienststellen gezielt darauf hin, wo sich in ihrem Revier Schwachstellen befinden“, sagt Haider. Für die Zukunft hat sich die Polizei vorgenommen, durch Prävention und gezielte Verkehrsüberwachung die Unfallzahlen weiter zu senken. „Wir haben schon viel erreicht, sind aber noch lange nicht am Ende angekommen“, sagt Haider. In diesem Jahr nehmen die Beamten besonders den Bereich Motorrad- und Fahrradfahrer genauer unter die Lupe. Auch Drogenkontrollen sollen angesichts der steigenden Fallzahlen einen Schwerpunkt bilden. Und weil immer mehr Senioren mobil sind, werden sie auch immer häufiger in Unfälle verwickelt. „Bei ihnen müssen wir alle Möglichkeiten der Prävention und freiwilliger Angebote ausreizen“, warnt Haider. Die Arbeit geht der Verkehrspolizei trotz positiver Trends also nicht aus.

lein 27 000 Geschwindigkeitsverstöße fest, fast fünfzig Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders Unfallschwerpunkte sind häufiger und vor allem länger überwacht worden. „Wir haben die Einsatzdauer der Messgeräte verdoppelt“, sagt Haider.

Rolle. Sie belegen bei den Unfallursachen nur noch den sechsten Platz. „Da stellt sich eine Großstadt völlig anders dar als ländliche Gegenden“, sagt Stumpf. Weit über die Hälfte der Unfälle in Stuttgart entsteht durch falsches Abbiegen, Wenden oder Missachten der Vorfahrt. Gerade mit Stadtbahnen kommt es deshalb immer wieder zu Zusammenstößen Auf dem Rückzug sind dagegen Alkoholunfälle. Ihre Zahl ist erneut um fast zehn Prozent gesunken. Allerdings machen dafür Unfälle unter Drogeneinfluss den Beamten Sorgen: 43 Unfälle bedeuten ein Plus von 13 Prozent. Bei Kontrollen wurden 739 Fahrer erwischt, die Drogen genommen hatten. Noch vor zehn Jahren waren es lediglich 123. Das liegt allerdings auch daran, dass inzwischen wesentlich mehr Beamte in diesem Bereich geschult worden sind. Überhaupt sind Prävention und Verkehrsüberwachung verstärkt worden. Die Beamten stellten dabei im vergangenen Jahr al-

Polizei verstärkt Kontrollen und stellt 50 Prozent mehr Geschwindigkeitsverstöße fest Dementsprechend nennt die Verkehrspolizei als Gründe für die sinkende Zahl von Toten und Verletzten auf den Straßen nicht nur technische Neuerungen wie Airbags, ABS oder ESP, sondern schreibt sich einen Teil des Erfolges auch selbst zu. Seit 2007 sind diverse Elemente der Unfallprävention in der Konzeption zur Senkung der Unfallzahlen in Stuttgart zusammengefasst. Zu den Maßnahmen gehören die Entschärfung

Verkehrstote in Stuttgart

Falsches Verhalten gegenüber Fußgängern 2,3 % Überholen 3,6 % Fehler beim Überschreiten der Fahrbahn 4,3 % Geschwindigkeit 5,9 %

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www.stutttgarter-nachrichten.de/ bildergalerien.

30,3 %

Fahrstreifenwechsel 6,6 %

83 88

Fehler beim Vorbeifahren 0,2 % Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren

76

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Plötzlich lesen alle

Alkoholeinfluss 6,8 %

65

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Nichtbeachten der Vorfahrt

58 Zu geringer Abstand 15,0 %

53

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25,1 %

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1973 74 75 76 77 78 79 1980 81 82 83 84 85 86 87 88 89 1990 91 92 93 94 95 96 97 98 99 2000 01 02 03 04 05 06 07 2008

Reaktion auf Antrag der Christdemokraten zum Rückkauf des Wassernetzes – Forum will Gründung eines städtischen Betriebs Die Bürgerinitiative Stuttgarter Wasserforum steht kurz vor dem Ziel. Seit Jahren fordert sie den Rückkauf des Leitungsnetzes von der Energie Baden-Württemberg (EnBW). Am Donnerstag soll der Gemeinderat auf Antrag der CDU den Kauf beschließen. „Ohne die nahe Kommunalwahl wäre dies wohl kaum möglich geworden“, sagt Kurt Henzler vom Wasserforum. Vor anderthalb Wochen startete das Forum auf dem Markplatz ein Bürgerbegehren. Nun könnte der Gemeinderat über die Wasserversorgung entscheiden, noch bevor das Forum die nötigen 20 000 Unterschriften für das Begehren gesammelt hat. Kurt Henzler, einer der beiden Vertrauensleute des Begehrens, sieht den Antrag der Christdemokraten zwar als Hilfe. Doch der frühere Einkaufsleiter bleibt in seiner Bewertung vorsichtig. Dass die Stadt den Betrieb des zurückgekauften Netzes wie ge-

StN online

Auch wenn der VfB Stuttgart im Moment alles richtig macht – am Mittwoch steht das nächste wichtige Spiel gegen den FC Schalke 04 an. Ob die Jungs weiterhin meisterlich trainieren? Wir haben sie auf dem Sportplatz mit der Kamera begleitet.

Die häufigsten Unfallursachen

Wasserforum wirft CDU „Wahlshow“ vor Von Konstantin Schwarz

Die in einem Aktionsbündnis zusammengeschlossenen Gegner des Projekts Stuttgart 21 wollen am Donnerstag, 14. Mai, mit einer Demonstration den Schlossplatz füllen. „Wir erwarten 5000 bis 10 000 Teilnehmer“, sagt Gerhard Pfeifer, Geschäftsführer beim Regionalverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Kundgebung unterm Motto „Stuttgart 21 abwählen“ beginnt um 18 Uhr. Es reden Vertreter der Grünen, der Linken, der SÖS und der Initiative Leben in Stuttgart. „Das Projekt kann gestoppt werden“, sagt BUND-Regionalvorsitzender Axel Wieland. Terminiert ist inzwischen die mündliche Verhandlung der Klage gegen Stuttgart 21: Sie findet am Freitag, 17. Juli, 9.30 Uhr, im Verwaltungsgericht, Augustenstraße 5, statt. (ks)

Am Ball bleiben Überlebenschancen besser denn je

StN-Grafik: Lange / Quelle: Polizei

Die Zahl der Verkehrsunfälle in Stuttgart stagniert auf hohem Niveau. Die Verkehrspolizei kann bei ihrer Jahresbilanz für 2008 aber dennoch einen erfreulichen Trend vermelden: Auf den Straßen gab es deutlich weniger Tote und Verletzte als noch im Vorjahr.

Der Deutsche Schäferhund steht offenbar nach wie vor hoch im Ansehen. Zumindest bei Kriminellen. Anders lässt sich die jüngste Festnahme der Polizei nicht erklären. Die Beamten wurden am vergangenen Sonntag zu einem Einbruch in ein Optikergeschäft an der Cannstatter Marktstraße gerufen. Der 40-jährige Täter versteckte sich im Verkaufsraum. Doch die Polizisten mussten nicht lange suchen: Allein die Drohung, ihren Polizeihund Don von der Leine zu lassen, genügte, damit der Mann aufgab und sich widerstandslos festnehmen ließ. (jbo)

fordert selbst leisten müsse, habe die CDU, obwohl ihr die Problematik bekannt sei, „nicht eindeutig formuliert“. Das Forum fürchtet daher eine „Wahlshow“ der CDU – und will sein Bürgerbegehren fortsetzen. In der bisher zwischen OB Wolfgang Schuster (CDU) und dem Energiemulti EnBW ausgehandelten Grundsatzvereinbarung ist die Gründung der neuen Stuttgarter Wasserversorgung (SWV) vorgesehen, an der EnBW und Stadt je 50 Prozent halten würden. Die EnBW Regional AG (REG) würde das Leitungsnetz einbringen, die Stadt dafür 80 Millionen Euro überweisen. Doch das ist nicht alles. „Die REG oder eine zu gründende Tochter der REG wird für die Laufzeit des Konzessionsvertrages mit Aufgaben für den operativen Geschäftsbetrieb der SWV . . . betraut“, heißt es im Vertrag. Die neue Konzession, also das Recht zur Versorgung und zum Betrieb der Wasser-Infrastruktur, soll 15 Jahre laufen. Damit wäre die REG nicht mehr als eine Art Briefkasten-

firma. Nicht nur die Grünen sehen in der Konzessions-Klausel „goldene Wasserhähne für die EnBW“. Man wolle vermeiden, dass private Unternehmen „Millionen Profite“ mit der Stuttgarter Wasserversorgung machten, so das Forum. Uwe Winkler, Leiter des Regionalzentrums, hatte bei einer Veranstaltung der SPD im Juli 2008 bestritten, dass die EnBW überhaupt Profit ziehe.

Mitarbeiter der EnBW warten nicht nur das Wasser-, sondern auch das Gas- und Stromnetz in der Stadt Das Wasserforum rät zur Gründung eines städtischen Eigenbetriebs, der das REG-Personal übernehmen soll. „Nur wenn die Stadt auch den Betrieb übernimmt, entsteht kein Konflikt mit EU-Wettbewerbsregeln“, sagt Henzler. Sonst könnte es sein, dass die Versorgung europaweit ausgeschrieben wer-

den müsse. Bei der REG arbeiten laut Sprecher Jürgen Scheurer 80 Menschen für die Wasserbereitstellung und im Labor. Dazu kommt weiteres Personal für Netzwartung und -betrieb. „Die Kollegen sind hoch qualifiziert, sie betreiben auch das Strom- und Gasnetz“, beschreibt Scheurer die Schwierigkeit, eine exakte Personalzahl zu nennen. Regulär kann die Stadt die Konzession erst Ende 2013 neu vergeben. „Vielleicht ist die EnBW an einer gütlichen Vereinbarung interessiert, bevor sie 2012 ausgeschlossen wird“, gibt der 64-jährige Henzler einen Wink mit dem Zaunpfahl. OB Schuster begrüßt den Antrag der CDU. Ein Ratsbeschluss, sagt er, würde seine Verhandlungsposition stärken. SÖSStadtrat Hannes Rockenbauch sieht die Aktion der politischen Konkurrenz kritisch. Er habe schon 2005 und 2007 solche Anträge gestellt. Es sei daher „beeindruckend, wie schnell die CDU in Wahlkampfzeiten die Anliegen der Bürger ernst nimmt“.

The first Local page The newpaper is divided into four sections. The Local section forms a section on its own next to the Supraregional, Business and Sport. The Local section starts with a large lead article. In the column on the right there are references to other articles, reports and a link to current topics on the newspaper‘s Website.

Am Vorabend des Todestages von Friedrich Schiller (9. Mai) hat sich auf dem Schillerplatz in Stuttgart ein sogenannter Flashmob zusammengerauft und aus dem Werk des Dichters vorgetragen. Auf ein geheimes Zeichen

Sein Werk begeistert noch heute: Dichter Friedrich Schiller Foto: dpa hin zückten die rund 150 Teilnehmer gelbe Reclam-Hefte und lasen lauthals Verse des Dichters vor. Wie sich das anhört?

www.stuttgarter-nachrichten.de/videos

Diskutieren Sie mit Hans-Jörg Vetter hat in der vergangenen Woche Siegfried Jaschinski als LBBW-Chef abgelöst. Seitdem herrscht Unruhe in der CDU-FDP-Koalition im Land. Was meinen Sie zu der Diskussion?

www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung

Mr. White wird 70 Harvey Keitel, der Mann mit der Visage für Charakterfiguren, wird am 13. Mai 70 Jahre alt. Wir gratulieren einem der coolsten Schauspieler Hollywoods mit einer Bilderstrecke.

www.stuttgarter-nachrichten.de/ bildergalerien

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Culture

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Kulturmagazin

Nummer 130  Donnerstag, 10. Juni 2010

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¿35–36 · Veranstaltungen

Die erste deutsch-türkische Oper

Die Kunst wird erklärt und Jim Knopf gefeiert Seite 35: Welche Kunstideen gibt es

Eine Abrechnung mit den Kulturen und der Liebe: Die Junge Oper nimmt sich Fatih Akins Film „Gegen die Wand“ vor

aktuell? Das Institut für Auslandsbeziehungen fragt internationale Gäste.

Seite 36: 50 Jahre Jim Knopf – neue Bücher verraten, was man wissen muss.

„Orlando“ in allen Facetten Marco Goeckes Handlungsballett ist großes Thema im Opernhaus Von Nikolai B. Forstbauer Nicht nur Marco Goecke, Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, war sich nicht ganz sicher, wie sein Handlungsballett „Orlando“ vom Publikum aufgenommen werden würde. Doch die spürbare Spannung bei der Uraufführung am 2. Juni im Stuttgarter Opernhaus entlud sich in anhaltendem Jubel. Das Interesse ist also geweckt – an Goeckes Blick auf den Roman von Virginia Woolf, aber auch auf mögliche Unterschiede in der Interpetation durch die jeweils besetzten Tänzerinnen und Tänzer des Stuttgarter Balletts. Genau richtig kommt da die Möglichkeit, Hintergründe zu vertiefen und Tänzer vergleichen zu können. „Orlando“ in allen Facetten – dies gibt es an diesem Sonntag im Opernhaus. Los geht es um 11 Uhr im Oberen Foyer – der Schauspieler Sebastian Schwab liest aus Virginia Woolfs Roman „Orlando“, um 13.15 Uhr gibt es eine Einführung zum Ballett. Besonders freuen darf man sich auf die Nachmittagsvorstellung um 14 Uhr: William Moore debütiert in der Titelrolle, weiter tanzen Elizabeth Mason (als Königin Elisabeth), Myriam Simon (als Prinzessin Sascha), Arman Zazyan (als Erzherzogin Harriet) und Matthew Crockard-Villa (als Shelmerdine). Die Einführung zur Abendvorstellung beginnt um 18.15 Uhr. Ab 19 Uhr ist dann der in der Premiere gefeierte Friedemann Vogel als Orlando zu sehen, mit Alicia Amatriain, Katja Wünsche, Douglas Lee und William Moore in den weiteren Hauptrollen.

Sibel Kekilli und Birol Ünell in Fatih Akins Kinofilm „Gegen die Wand“ Foto: Verleih

stimmung exakt stimmen. Schwierig war auch die Suche nach den Gesangssolisten. Çelik: „Das sind alles sehr anspruchsvolle Rollen. Vollmer hat bewusst die Stimmen bis an die Grenzen des Möglichen ausgereizt, die Solisten müssen ganz ungewöhnliche Stimmlagen in ihren Lagen realisieren. Diese Partitur will erkämpft sein.“ Etliche Passagen werden auf Türkisch gesungen, diese werden in deutscher Sprache übertitelt. „Türkischkenntnisse erleichtern natürlich sowohl den Solisten ihre Aufgabe als auch das Verständnis des Betrachters, aber das ist keine Voraussetzung zum besseren Verstehen“, so Çelik. Ziemliche Flexibilität ist beim Chor vonnöten, der überwiegend aus jungen Leuten aus früheren Produktionen der Jungen Oper Stuttgart besteht. „Sie sind eigentlich alles Mögliche: Kollegen, Freunde, Discobesucher, Berater – im Prinzip das Spiegelbild zu jenen, die in den Zuschauerreihen sitzen“, so Çelik, „der Chor ist also eine Projektionsfläche für den Zuschauer. Wir vermitteln dabei aber keine allgemeingültige Erkenntnis, jeder soll sich seine eigene Meinung bilden. Der Chor hat also eine hohe Eigenverantwortung.“ Eine übergreifende Botschaft ist für Çelik also nicht vonnöten: „Ob Türken oder Nichttürken, junge Menschen begegnen sich heute auf Augenhöhe, auch beim ersten Zusammenkommen.“

das Ensemble mit den vertrauten Instrumenten um Musiker mit traditionellen türkischen Instrumenten erweitert wird. Und diese wirbeln das Klanggeschehen ordentlich durcheinander, wie ein erster Eindruck bei einem Probenbesuch verdeutlichte. „Die türkische und die hiesige Musik reiben sich, gehen aber auch ineinander über. Das schafft viele irritierende Momente“, so Çelik. Szenisch wird es harte Schnitte wie im Film geben, hinsichtlich der Musik hält diese sich jedoch nicht an die Vorlage. Çelik: „Die Musik schafft Freiräume. Hier entstehen Möglichkeiten der Verschmelzung.“ Anderes kann noch zusätzlich unterstrichen werden, etwa die ständig wiederkehrenden Mahnungen des Vaters: „Er hat nur ein Lied mit nur wenigen Abweichungen“, so Çelik, „das verdeutlicht den Predigtcharakter.“ Vollmer hat sich schon während seines Studiums mit orientalischer Musik auseinandergesetzt, für dieses Vorhaben hat er sich nochmals nach Istanbul begeben und dort einige Seminare besucht. Für die Umsetzung seiner Partitur waren besonders intensive Proben erforderlich, denn traditionelle türkische Musik wird nicht in Noten festgehalten, folglich ist diesen Musikern das Notenlesen auch nicht vertraut. Gleichwohl müssen Einsätze und Feinab-

Die junge Sibel geht eine Scheinehe mit dem alkoholkranken Cahid ein, um den Moralvorstellungen ihrer türkischen Eltern entfliehen zu können: An diesem Donnerstag hat im Stuttgarter Kammertheater die Opernfassung von Fatih Akins Film „Gegen die Wand“ Premiere. Von Armin Friedl Ein Buch wird verfilmt, ein Film wird zum Schauspiel – dafür gibt es immer wieder Beispiele. Seltener ist, dass aus einem Film eine Oper wird, was der Regisseur Neco Çelik jedoch sehr naheliegend findet: „Die extreme Dramatik, die Emotionen eines Films – das kann man doch am besten in einer Oper umsetzen.“ Und an Dramatik und Emotion mangelt es wahrlich nicht in dem mehrfach preisgekrönten Film „Gegen die Wand“ von Fatih Akin. „Das ist eine Abrechnung mit den Kulturen“, erklärt Çelik, „und eine Abrechnung mit der Liebe. Es werden die verschiedensten Wünsche und Vorstellungen formuliert, und die prallen ganz unvermittelt aufeinander. Am Ende wird das Töten zum Liebesbeweis gesteigert.“ Auch in der Musik von Ludger Vollmer prallen zwei Kulturen aufeinander, indem

Info

„Gegen die Wand“ ¡ Mit Ludger Vollmers „Gegen die Wand“ feiert an diesem Donnerstag das erste deutsch-türkische Werk der Operngeschichte im Stuttgarter Kammertheater Premiere. Die Oper wurde 2008 in Bremen uraufgeführt und beruht auf dem Drehbuch des gleichnamigen preisgekrönten Films von Fatih Akin. ¡ Erzählt wird die Geschichte von Sibel, die eine Scheinehe mit Cahit eingeht. Hinter dieser Fassade fühlt sie sich frei. Dann jedoch verlieben sich beide tatsächlich ineinander. Sie geraten in einen Strudel extremer Gefühle, der in die Katastrophe führt. ¡ Die musikalische Leitung hat Bernhard Epstein. Mit ihm bringen Regisseur Neco Çelik und Choreograf und Breaktänzer Kadir „Amigo“ Memis diese Neuinszenierung auf die Bühne. ¡ Musikalische Hauptdarsteller sind der deutschtürkische Bariton Selcuk Cara als Cahit und die tschechische Mezzosopranistin Tereza Chynavová als Sibel. Die weibliche Tanzpartie ist mit Sonia Santiago besetzt, die von 1997 bis 2001 Erste Solistin beim Stuttgarter Ballett war.

¡ Karten für die „Orlando“-Lesung kosten sieben Euro (ermäßigt 5,50), die Einführungen sind jeweils kostenlos, Karten für die Vorstellung um 14 Uhr kosten zwischen acht und 83 Euro, Tickets für die 19-Uhr-Vorstellung zwischen acht und 90 Euro. Karten gibt es unter Telefon 07 11 / 20 20 90 oder unter www.staatstheater-stuttgart.de.

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Kulturmagazin

Nummer 123  Dienstag, 1. Juni 2010

¿27–28 · Veranstaltungen

Die Bühne, ein Ort jenseits der Bilderflut

Glanz an der Kinospitze und Vorfreude auf Gossip und Sting Seite 27: Die modebewussten Frauen aus „Sex And The City 2“ bestimmen die deutschen Kinocharts. Seite 28: Sting und die Band Gossip kündigen Konzerte in Stuttgart an.

In der Tanzfassung von Virginia Woolfs „Orlando“ hinterfragt Marco Goecke sein Ringen um Kunst

Nachgefragt

Marco Goecke lässt in „Orlando“ erstmals auf Spitze tanzen. Dennoch hält der Stuttgarter Hauschoreograf dem klassischen Handlungsballett einen „theatralischen Minimalismus“ entgegen. Uraufführung ist am Mittwoch im Opernhaus.

Christof Küster Der Regisseur zur Premiere von „Hygienisch husten“ am Mittwoch im Treffpunkt Rotebühlplatz um 20 Uhr

„Letztlich ist man ausgeliefert“

Leidenszeit. Kurz vor der Uraufführung von „Orlando“ kann Marco Goecke sein neues Stück noch nicht fassen. „Ich habe nur Fetzen“, sagt er. Es klingt gelassen. Die Pein, von der er spricht, ist ihm nicht anzumerken. „Doch das Leiden ist enorm, Erfahrung hilft da nicht weiter.“ Dass Goeckes neue Stuttgarter Auftragsarbeit erstmals im Opernhaus und nicht wie seine anderen Stücke im kleineren Schauspielhaus oder Kammertheater gezeigt wird, spielt dabei keine Rolle. „Ich habe schon auf größeren Bühnen gearbeitet“, winkt der international gefragte Impulsgeber für ein zeitgemäßeres Ballett ab. In drei Monaten Probenzeit hat der Stuttgarter Hauschoreograf mit den Tänzern in erster Linie das Schrittvokabular erarbeitet. Erst wenn das steht, fügt er die Fragmente zusammen – so stimmig wie möglich. Ob ihm das gelingt? „Wer weiß das schon? Ich bin jemand, der kaum kalkuliert, der intuitiv vorgeht. Da besteht immer das Risiko, das Thema als Ganzes zu verfehlen.“ Als Stoff hat sich Goecke „Orlando“ vorgenommen, Virginia Woolfs 1928 als Biografie veröffentlichten Roman. Schwer zu fassen ist allein schon die Titelfigur: Ein Edelmann aus dem Elisabethanischen Zeitalter durchlebt vier Jahrhunderte, zunächst als Mann, dann als Frau. Episodenhaft und oft bizarr, ja sogar absurd erzählt, sperrt sich dieser Stoff gegen stringentes Nacherzählen. Das darf man von Goecke ohnehin nicht erwarten, der schon dem „Nussknacker“ seine dunkle Rätselhaftigkeit zurückgab, wie sie in E.T.A. Hoffmanns literarischer Vorlage „Nussknacker und Mäusekönig“ durchaus vorhanden ist.

Herr Küster, was ist der Ausgangspunkt dieses Stücks?

Ein Ausgangspunkt war das Schicksal des Wiener Arztes Ignaz Semmelweis, der Mitte des 19. Jahrhunderts die Ursachen des Kindbettfiebers entdeckt hat. Allerdings konnte er den Nachweis, dass Ärzte, die zuvor Tote untersucht haben und anschließend Kinder, nur statistisch liefern, da zu diesem Zeitpunkt die Bakterien noch nicht entdeckt waren. Aber er hat immerhin die Chlorwaschung in den Krankenhäusern eingeführt.

Und was werden Sie zeigen?

zeigt Hygienesitua- In Improvisationen tionen in langsazeigen wir Alltagssimen Bildern Studio tuationen der Hygiene. Die können zum Teil weit hergeholt sein, etwa das Essen einer Apfelsine. Wir wollen, dass vertraute Vorgänge aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Es gibt so viele Vorschriften, doch letztlich ist man ausgeliefert. Da gibt es etwa den Soldaten, der durch den Dreck kriechen muss, aber in seinem Spind darf sich kein Sandkorn befinden. Oder den Obdachlosen, der sich mit einfachsten Mitteln reinigt. Wir geben hier keine Anleitungen, sondern wollen genauer hinsehen.

Identitäten über die Bewegung angenähert

Was hat es mit dem Ensemble Theaterprojekt Stuttgart 22 auf sich?

Was reizt Goecke an dem Roman? „,Orlando‘ hat mit mir zu tun.“ Damit meint er weniger die Suche nach der eigenen Identität. Vielmehr sieht er in dem die Literatur liebenden Edelmann mit den Ambitionen zum Dichter sein eigenes Ringen um die Kunst widergespiegelt. Allzu konkret will er diese Selbstbefragung seines schöpferischen Wesens aber nicht verstanden wissen: „Das kann nur ein Steinchen auf der Suche nach der Wahrheit sein. Was übrig bleibt, sind am Ende doch nur Fragen.“ Die Bühnenproben forderten Entscheidungen: Verzicht hieß das Gebot der Stunde. „Ich musste extrem reduzieren, habe vieles rausgeschmissen.“ Visionen von anfänglich gewünschter Opulenz wurden da zu Grabe getragen. Goecke will es nicht anders. Reduktion gehört zu seinem Konzept, das er „theatralischen Minimalismus“ nennt. „Crankos üppig ausgestattete Handlungsklassiker stammen aus einer Zeit, in der es noch eine Sehnsucht nach Bildern gab“, erklärt er. „Heute sind wir einer permanenten Bilderflut ausgesetzt und übersättigt. Ich glaube, dass das Theater dem etwas entgegensetzen muss: Erholung, Reduktion.“

Im vergangenen Jahr haben wir für „Erst schlafen, bevor ich geh“ den Stuttgarter Theaterpreis erhalten, davor haben wir vor den Wagenhallen Thomas Bernhards „Theatermacher“ gespielt. Ich bin froh, mit diesem Ensemble arbeiten zu können, da ich hier größere Räume ausprobieren kann, als es mir als künstlerischer Leiter des Studio Theaters möglich ist. Und es ist gut, wenn im Studio Theater auch mal andere inszenieren.

www.staatstheater-stuttgart.de/oper

Szene

Für den Anspruch der Merz-Akademie, eine der führenden Hochschulen für Gestaltung zu sein, gilt: Stimmt. Und so sollten sich die Abiturienten des Jahrgangs 2010 den 14. Juni vormerken, wenn die Merz-Akademie (Teckstraße 56) über Aufbau und Inhalte des siebensemestrigen Bachelor-Studiengangs Gestaltung, Kunst und Medien mit den drei Studienrichtungen Visuelle Kommunikation, Interface Design sowie Film und Video informiert. (StN)

www.merz-akademie.de

An diesem Sonntag als Orlando auf der Ballettbühne: William Moore Arge Lola

Wiedervereinigung jetzt! Roger Hodgson und Ozzy Osbourne stellen Rückkehr zu Supertramp und Black Sabbath in Aussicht Die Band Supertramp und ihr ehemaliger Sänger und Songwriter Roger Hodgson gehen seit vielen Jahren getrennte Wege. So treten Supertramp am 24. Oktober in der Schleyerhalle auf, und Hodgson kommt am 9. März 2011 in die Liederhalle. Einem USOnlinedienst gegenüber hat Hodgson nun aber erklärt, dass er eine Reunion mit Supertramp nicht ganz ausschließt. Zwar ärgert er sich darüber, dass die aktuelle SupertrampTournee mit Songs wie „Dreamer“, „Breakfast In America“ oder „The Logical Song“ be-

worben wird – Songs, die Hodgson geschrieben hat und die seine alte Band ohne seine Erlaubnis überhaupt nicht spielen darf. Dennoch könne er sich gut vorstellen, zumindest für einige wenige Reunion-Konzerte noch einmal gemeinsam mit seinen alten Kollegen um Rick Davies aufzutreten. Eine Wiedervereinigung seiner alten Band Black Sabbath schließt angeblich auch Ozzy Osbourne nicht aus. „Man weiß nie, was noch kommt. Vor zwei Jahren habe ich schon gesagt, dass ich damals mein letztes Al-

bum gemacht habe. Und jetzt mag ich nicht aufhören“, hat er dem US-Magazin „Rolling Stone“ gesagt. Obwohl er damals auch ausgeschlossen hatte, noch einmal mit Black Sabbath zu touren, sieht er die Sache jetzt anders: „Wir waren vier Jungs aus der gleichen Gegend, wir hatten eine Idee, und es funktionierte. Und es funktioniert noch immer. Ich liebe sie alle – Bill, Tony und Geezer.“ Zunächst will er aber noch solo auf Tour gehen und gibt am 16. September in Oberhausen sein einziges Deutschlandkonzert. (StN)

Wenn Rock’n’Roll durch den Schrebergarten irrt „In mir schlummert ebbes“ – vielsagendes Gesicht, schwäbisch durch und durch –, „wo singt.“ Bernd Kohlhepp erklärt sich: Zwei Seelen wohnen, ach, in seiner Brust, die eine heißt Hämmerle, die andere Elvis, Tom Jones oder gar John Fogerty. Creedence Clearwater Revival nämlich ist die Lieblingsband des Kabarettisten, der bei Tübingen lebt, und seines Alter Ego, das in Bempflingen zu Hause ist. „Hämmerle Goes To Nashville“ heißt Bernd Kohlhepps jüngstes Programm. Dazu hat er sich Unterstützung geholt aus dem Land seiner Vorbilder. Nur der Gitarrist ist Deutscher, sonst im Dienste des SWR, und heißt Klaus-Peter Schöpfer. Die anderen haben schon mit Country-Größen wie Dolly Parton oder Roger Miller gespielt: Mike Chapman am Bass, Steve Turner am Schlagzeug, Paul Greene am Piano und an der schmachtvoll groovenden

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Orgel. Die Herren von drüben sind bei Hämmerle zu Gast und machen bis zum 17. Juni mit ihm die Runde durchs Ländle. Heute sind sie im Stuttgarter Theaterhaus auf der Bühne zu sehen und hören. Wir haben uns vorab von Hämmerles Rock’n’Roll-Tauglichkeit beim Auftritt im Reutlinger Kulturzentrum franz. K überzeugt. Dass es Hämmerle/Kohlhepp nach Nashville zieht, ist nichts Neues. Seit Jahren schon geistert diese Sehnsucht durch seine Bühnenprogramme. Immer wieder einmal legte er seither seine schwäbische Identität zur Seite und schlüpfte in die Haut eines glamourösen Rockhelden. Allerdings durchleben die guten alten Songs, nach Bempflingen importiert, dabei immer wieder absurde Verwandlungen: der Rock’n’Roll-Lifestyle wird auf Kleingarten getrimmt. „I Love Rock’n’Roll“ heißt plötzlich: „I mog Veschberbrot.“ Aus „Te-

Feiern mit Snow Patrol Von Thomas Morawitzky Die Porsche-Arena ist zu groß, das LKA zu klein: Schon einige Wochen vor dem Stuttgarter Konzert wurde der Auftritt der britischen Band Snow Patrol von hier nach dort verlegt, mit dem Ergebnis, dass die fünf Musiker ihren hymnischen Pop nun vor 1500 reichlich enthusiastischen Fans in einem ausverkauften Saal auf die Bühne bringen dürfen. Die beiden Vorgruppen bewegen sich im selben Fahrwasser wie die Headliner des Abends: Sometree aus Berlin und Sweethead aus den USA. Bei Snow Patrol geht es immer um Melodie und kräftige Momente: Typisch sind die leisen Passagen, bei denen die Stimme von Gary Lightbody nur vom reduzieren Spiel der Rhythmusgitarre und einigen Drum-Effekten begleitet wird. Stille Lieder, die dann plötzlich in den Einsatz der Band hineinexplodieren, die mit vollem Druck spielt und die zarte Melodie von eben zu wuchtigem Power-Pop aufblühen lässt. Snow Patrol haben sich zwischen diesen beiden Extremen eingerichtet: leise, laut, beides verbunden durch die Melodie, gemacht zum Mitsingen, begleitet vom hämmernden Sound der Gitarren, geschmückt mit klanglichen Details, erhebend. Seit fünf Jahren ist diese Musik erfolgreich, aktuell ist die Band aus Glasgow unterwegs mit ihrem jüngsten Album „A Hundred Million Suns“, veröffentlicht im Oktober. Snow Patrol feiern ihre Songs im LKA knappe anderthalb Stunden lang. Typisch sind gestreifte Gitarrengurte, groß ausgreifende Gestiken und natürlich Komplimente für die „beautiful Ladies of Stuttgart“, die sich ihrerseits über die emotionalen Höhenflüge der Musiker freuen. Und über Hits wie „Chocolate“, „Run“, „Make this go on forever“, „Shut your eyes“ und die Zugaben „Storm“ und „You’re all I Have“ – immer ein Grund, die Feuerzeuge zu zücken, die Arme in die Luft zu werfen, während Snow Patrol im rot glühenden Gewitter der Lightshow stehen.

Diese Woche

Dienstag Die Südstaaten-Rockband Lynyrd Skynyrd ist wieder unterwegs. „Live in Concert“ heißt es von 19.30 Uhr an auf der Freilichtbühne im Killesberg-Park.

Mittwoch Das Literaturhaus widmet sich dem Thema Afrika. Der Schweizer Dramatiker Lukas Bärfuss liest um 20 Uhr aus seinem Roman „Hundert Tage“.

Donnerstag Das Landestheater Tübingen präsentiert um 20 Uhr im Freibad Tübingen einen Theaterabend mit Helden der Weltmeere und der Liegewiesen. Regiseurin des Abends ist Katrin Aissen.

Freitag Auf dem Theaterschiff werden „Kleine Eheverbrechen“ begangen. Das Stück von Eric-Emmanuel Schmitt hat um 20 Uhr Premiere. Im Theaterhaus spielt man Büchners Stück „Leonce und Lena“. Die freie Gruppe Fliegen ab Stuttgart zeigt ihre neue Produktion um 20.30 Uhr. Es inszeniert Tanja Richter.

Samstag „Berlin, 1961“ heißt die neue Produktion des Jungen Ensembles Stuttgart. Das Thema Mauerbau wird in Kooperation mit der angesagten Theatergruppe New International Encounter (NIE) zu einem mehrsprachigen Drama mit Musik. Regie führen Kjell Moberg und Alex Byrne. Die Uraufführung beginnt um 19 Uhr.

Sonntag Die Pianistin Elisabeth Leonskaja kommt zu den Ludwisburger Schlossfestspielen und spielt dort von 19 Uhr an im Forum Schuberts die drei letzte Klaviersonaten.

Wolf Maahn spielt Friedrich Schiller Wolf Maahn war Deutschrock-Star der 1980er Jahre, produzierte unter anderem Klaus Lage und Wolfgang Niedecken, steht selbst heute noch gerne und erfolgreich auf der Bühne. Nun sitzt er im Deutschen Literaturmuseum in Marbach. Maahn wurde eingeladen, Friedrich Schiller in einer Rockoper zu verkörpern, die am 29. Oktober in der Marbacher Stadthalle uraufgeführt wird – Schillers „Lied von der Glocke“ soll im Mittelpunkt der Inszenierung der Regisseurin Sabine Willmann stehen, Schauspieler und Musiker sind mit dabei, eine Rockband wird mit von der Partie sein, aber auch ein klassisches Ensemble. Maahn als Hauptdarsteller singt Kompositionen von Alexander Mahr und Oliver Heise. Maahn hat die „Glocke“ aus seiner Schulzeit in eher schlechter Erinnerung, kann sich aber für Schillers revolutionäre Ernsthaftigkeit begeistern. (mora)

Einige Gäste aus Stuttgart werden sich heute im Weinhaus Huth am Potsdamer Platz in Berlin einfinden. Im Ausstellungsforum der Daimler Kunst Sammlung bittet Renate Wiehager, Leiterin von Daimler Contemporary, zur Eröffnung einer Schau aktueller Kunst aus Südafrika. „Ampersand“ ist die einzige Ausstellung in Deutschland, die parallel zur Fußball-Weltmeisterschaft einen Querschnitt zeitgenössischer Kunst aus Südafrika präsentiert. (StN)

¡ „Hämmerle Goes To Nashville“ heute um 20.15 Uhr im Theaterhaus; es gibt noch Tickets an der Abendkasse.

Jean-Baptiste Joly, Direktor der Akademie Schloss Solitude, freut sich über Auszeichnungen früherer Solitude-Stipendiaten. Wir gratulieren ebenfalls – Martin Page (Stipendiat 2009/2011) zum Erhalt des Prix Ouest-France Etonnants Voyageurs 2010 für sein Buch „La disparition de Paris et sa renaissance en Afrique“; Franziska Gerstenberg (Stipendiatin 2009/2011) zum 2. Preis des ErostepostLiteraturpreises 2010 für „Die Luft zwischen den Balkonen“ und Ingrid Wildi (Jurorin 2007/2009) zum Erhalt des Prix Meret Oppenheim 2009. (StN)

Neue Literaturhaus-Spitze Das von Florian Höllerer geleitete Literaturhaus Stuttgart ist eine feste Größe im Reigen der Literaturbühnen. Elf Häuser im deutschsprachigen Raum sind über das Netzwerk literaturhaus.net verbunden, und dieses wird seit 1. Juni von Ursula Steffens gelenkt. (StN)

Kulturmagazin

Nummer 124 • Dienstag, 2. Juni 2009

Konzert

Bernd Kohlhepp ist ein Mann mit zwei Seelen: Die eine hört auf den Namen Hämmerle, die andere heißt Elvis Presley Foto: Promo

quila“ wird „Moschdbowle“. Aus „The Wanderer“ wird „’s war an anderer“. Und selbst Roger Millers berühmtes „King Of The Road“ kommt unter die Räder. Dieser Spagat zwischen Bempflingen und Nashville kann manchmal durchaus etwas bemüht wirken – andererseits ist Bernd Kohlhepp nach wie vor ein versierter Mime der bruddeligen Sorte, kauzig und im Rampenlicht immer in großer Form. Und dieses Mal hat er eine kompetente Band im Rücken, die nichts anbrennen lässt – ob mit einem Leadsänger, dessen Sprache sie nicht versteht, oder als Instrumentalcombo, die Hits wie „Green Onions“ spielt. Und vielleicht, die Ahnung stellt sich immer wieder ein, ist Hämmerle der Rock’n’Roll zuletzt eben doch lieber als das Vesperbrot.

Das Jugendmagazin „Bravo“ wählte sie gerade zum beliebtesten Star des Jahres: Miley Cyrus kennt man besser als Hannah Montana aus der gleichnamigen TV-Serie von Disney. Diese ist so erfolgreich, dass die 16-Jährige nun ihren eigenen Kinofilm bekommen hat. Von Markus Tschiedert

Laut Umfrage gehören Sie zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Wie erklären Sie sich das?

Ganz schön crazy, nicht wahr? Ich fühle mich ein bisschen wie Mutter Teresa, trotzdem ist mir unverständlich, warum es den Leuten so wichtig ist, gerade von mir wissen zu wollen, was ich denke. In meinem Alter kann man nicht viele gute Ratschläge erteilen, aber wahrscheinlich bin ich vor allem für junge Menschen eine Orientierungshilfe. Ich habe einen interessanten Job, führe ein spannendes Leben, und sie fühlen sich mir ganz nah.

„Hannah Montana“ erzählt eigentlich Ihr Leben nach: Das berühmte Mädchen, das wegen der Fans nicht mehr allein auf die Straße gehen kann. Ist das wirklich so?

Ja, aber es gehört nun mal zu meinem Job. Okay, ich habe ein Teil meiner Privatsphäre dafür einbüßen müssen. Aber das ist es wert, denn es ist wirklich so, dass ich meinen Traum lebe.

Als Idol so vieler junger Mädchen dürfen Sie sich allerdings keine Fehler erlauben.

Ich weiß nicht, ob ich wirklich ein Idol sein möchte, denn das hieße, unfehlbar zu sein, was ich definitiv nicht bin. Mir liegt mehr daran, meine Fans zu inspirieren. Ich empfinde mich als ambitioniert, als Person, die sich den Herausforderungen stellt. Ich finde, alle sollten so leben, egal ob sie noch zur Schule gehen oder eine berufliche Karriere anstreben.

Viele Ihrer Fans wollen aber so sein wie Sie.

Was ich aber nicht gutheißen kann. Ich habe früher selbst versucht, jemand anderes zu sein, als ich bin. Aber das ist falsch.

Wie gelingt es Ihnen, zwischen Ihrem Berufs- und Privatleben zu unterscheiden?

Zur Person

Miley Cyrus ¡ 1992 wird sie am 23. November in Nashville, Tennessee, als Tochter des Countrysängers Billy Ray Cyrus geboren. ¡ 2003 gibt sie in Tim Burtons „Big Fish“ ihr Kinodebüt. ¡ 2006 startet die Disney-Fernsehserie „Hannah Montana“ und macht sie als Schauspielerin und Sängerin zum Star. ¡ 2008 erhält sie Gagen bis zu 25 Millionen US-Dollar und rangiert auf der Forbes-Liste der bestverdienenden Jungstars unter 25 Jahre hinter dem Briten Daniel Radcliffe („Harry Potter“) auf Platz zwei.

Zu Beginn meiner Karriere war ich für die meisten Hannah Montana und nicht Miley Cyrus. Mir hat das damals nichts ausgemacht, weil ich erfolgreich und populär sein wollte. Ich dachte immer, irgendwann habe ich es geschafft und werde meine eigenen Sachen durchziehen können. Als es dann so weit war, merkte ich, dass es doch nicht so einfach ist, beides zu trennen. Den Unterschied sehe ich vor allem in der Musik: Als Miley singe ich doch viel ernstere Songs, als es Hannah Montana tun würde.

Hintergrund

Hannah Montana: Der Film Musikfilm, USA 2009. 102 Minuten Regie: Peter Chelsom. Mit Miley Cyrus, Mitchel Musso, Emily Osment, Billy Ray Cyrus. O. A.; im EM, Ufa

¡ Die Story: Der Kinofilm „Hannah Montana“ handelt wie die gleichnamige TV-Serie von einer Schülerin, die ein Doppelleben als bekannte Sängerin führt. Beide Varianten weisen die gleiche Schauspielerriege auf, darunter Miley Cyrus’ Vater, den Countrysänger Bill Ray Cyrus. Im Kinofilm wird das Ganze zu einer eingängigen Story komprimiert, die sich vor allem um das Katz-und-MausSpiel des Doppellebens dreht.

Wie war es, Ihren Co-Star Lucas Till zu küssen?

Das war schon eine komische Geschichte. Laut Drehbuch sollte die Rolle von einem Typ mit großem Cowboyhut und schweren Stiefeln gespielt werden. So ein richtiger Macho eben, aber meine Mutter und ich fanden das schon beim Lesen ziemlich unglaubwürdig. Wir stammen aus dem Süden, da laufen nicht solche comicartigen Typen herum. Also sagten wir, lasst uns jemand aus dem Süden finden, der einigermaßen normal daherkommt. Lucas war der absolut Richtige. Er ist ein toller Schauspieler, von dem man noch viel hören wird. Er ist über seine Rolle hinausgewachsen, war superromantisch und supersüß.

¡ Die Regie: Inszeniert wurde der Streifen von Peter Chelsom, der im Jahr 1998 mit „The Mighty – gemeinsam sind wir stark“ einen der schönsten Kinderfilme des Jahres drehte und zuletzt 2004 die Neuverfilmung des japanischen Films „Shall We Dance" mit Richard Gere und Jennifer Lopez auf die Leinwand brachte. Auch hier schafft Chelsom es, selbst Nicht-Hannah-Montana-Fans zumindest recht gut zu unterhalten, mit Hilfe von Mastermind Jamal Sims, der wie schon bei „Hairspray“ oder „Step Up“ die Choreografie der Tanzsszenen übernahm.

Sie wirken als 16-Jährige schon recht bodenständig. Sind Sie anders als andere Teenager?

¡ Die Bewertung: Überhaupt ähnelt das Ganze mit seinen Gesangs- und immer wieder auch Tanzszenen mitunter frappierend einer Bollywood-Produktion. So kunterbunt und poppig sind die Bilder, die die beliebte Aschenputtel-Thematik zwar übertrieben hochtourig, aber doch auch dank überzeugenden Darstellern recht eingängig vermitteln. Vor allem Miley Cyrus’ Schauspielerei und Gesangstalent überzeugen. Zusätzlich haben sich die Drehbuchautoren einige Mühe gegeben, die Protagonistin vor ernsthaften Problemen zu stellen, die um die Frage nach der eigenen Identität, um Freundschaft und Liebe kreisen.

Das glaube ich nicht, aber ich sage mir immer wieder, dass das Leben kurz ist und ich so viel erreichen will wie möglich ist. Ich jedenfalls orientiere mich an Menschen, die etwas aus ihrem Leben gemacht haben. Das möchte ich auch irgendwann von mir sagen können. Ich will nicht, dass eines Tages von mir gesagt wird, ich war ein Modemädchen. Ich will tiefer ins Leben gehen, ich will Geschichte schreiben.

Wo werden Sie also in zehn Jahren stehen?

Dann bin ich 26. Ich hoffe, bis dahin schon einiges mehr ausprobiert zu haben, damit aus mir keine Hannah Montana mit Falten wird.

Viel zu schnell auf dem Highway to Hell Revue „Wochenend und Sonnenschein“ von Struppeck und Gergen in der Komödie im Marquardt Von Armin Friedl Ihre Urlaubsfahrt an den Gardasee hat sich die Stuttgarter Familie Schafferl anders vorgestellt: Stau am Drackensteiner Hang, erste Rast auf der Höhe von Günzburg, eine Reifenpanne bei Augsburg. Doch wer fährt auch heute noch im Zeitalter der Billigflieger mit dem Auto in den Süden? Die Revue „Wochenend und Sonnenschein“ von Christian Struppeck und Andreas Gergen, die jetzt in der Komödie im Marquardt gespielt wird, ist ein Rückblick in mehrfacher Hinsicht. Es ist die letzte Produktion unter Carl Philip von Maldeghem in diesem Haus, der in der nächsten Spielzeit ans Salzburger Landestheater wechselt. Und dieser wünschte sich eine Anknüpfung an seine erste Produktion dort, an das Stück „Comedian Harmonists“. Und es ist ein Rückblick in die Zeit, als die deutschen Familien tatsächlich noch darauf angewiesen waren, mit dem Auto nach Italien zu fahren. Denn Vater Günther hat sich einen Lebenstraum erfüllt, er hat sich einen Oldtimer gekauft, einen alten Daimler aus den 1920er Jahren mit 20 PS und drei Zylindern. Da musste man sich noch etwas mehr Zeit nehmen. Gergen und Struppeck haben ihr Stück auch gleich inszeniert, und das haben sie mit viel Witz und Gemüt gemacht, haben auch die richtigen Akteure gefunden, die des Schwäbischen mächtig sind, und die auch noch singen können im Dialekt. Das gilt für Corinna Ellwanger als Tochter Klara im Backfischalter, die zunächst allerliebst ziemlich verschüchtert ist und am Ende doch ihren Luigi mit kullergroßen Augen anschmachtet. Auch Tanja Kuntze als Mutter Elvira ist vom Charme der Italiener beeindruckt und zeigt, was eine reifere Frau an Verführungskünsten auf Lager hat.

Johanna Hanke als Oma Margarete ist dem Stammpublikum des Hauses bestens vertraut, und sie begeistert auch hier als Temperamentbündel, etwa auf dem Motorrad zu „Born To Be Wild“, das hier für sie passend auf Deutsch „Das Tier in mir“ heißt. Vilmar Bieri spielt den Vater Günther ziemlich aufgedreht, kein Wunder bei dieser Truppe. Er pflegt auch seine Vorurteile gegen die Italiener, die Alexander Martin und Alex Friese ganz charmant allmählich widerlegen. Diese Geschichte strotzt nur so von Klischees, etwa wenn das Problem thematisiert wird, dass in Italien Italienisch gesprochen werde. Wie bitte, bestellt man da sein Maultaschensüpple? – Aus dem Traumberuf der italienischen Jungs, mal Pizzabäcker in Sindelfingen zu sein, wird nichts, dafür reicht es zum Automechaniker in Stuttgart. Aber gleichzeitig gibt es auch viele überraschende Wendungen und Assoziationen.

Etwa wenn das angehende Liebespaar träumend in den Sternenhimmel von Günzburg schaut und dazu das Caprifischer-Lied erklingt. Oder wenn Hanke „Kein Schwein ruft mich an“ pathetisch vorträgt, um die Leiden des Altersheims zu verdeutlichen. Überhaupt lohnen sich die Arrangements von Carsten Gerlitz: Die bekannten Klassiker reduziert er zunächst auf deren Grundstrukturen, um ihnen dann einen Musicalähnlichen Anstrich zu verleihen. Bei aller Nostalgie klingen da die Klassiker wieder erstaunlich frisch und gefühlvoll. Dann passden auch bestens Songs wie „Frauen regieren die Welt“ von Roger Cicero in dieses Konzept. Oder „Highway To Hell“ von AC / DC, hier übersetzt als „Viel zu schnell“. So sieht eine bunte und abwechslungsreiche Revue aus. Weitere Aufführungen bis zum 19. Juli: Di bis Sa jeweils um 20 Uhr, So um 18 Uhr. Karten gibt es unter 07 11 / 2 27 70 22 oder unter www.schauspielhaus.org

Die Familie Schafferl aus Stuttgart auf dem Weg zum Gardasee

Foto: Haymann

¡ Das Fazit: Selten zwar geht es hier in die Tiefe, spielerisch-unkonventionell findet die sorglose Miley Cyrus wie in der Serie immer wieder eine Lösung, und das glückliche Ende strapaziert doch die Geduld der eher unfreiwillig als Begleiter missbrauchten Zuschauer. Aber man muss kein Hellseher sein, um die Behauptung zu wagen, dass der Kinofilm bei Mädchen im Rotzgörenalter der Renner der Saison wird. (eva)

Das Glück der Selbsttäuschung „Souvenir“ von Stephen Temperley im Theater der Altstadt Keine Sängerin vor oder nach ihr hat mit so viel Inbrunst und untrüglichem Instinkt für den falschen Ton große Opernarien misshandelt wie die berühmte amerikanische Millionärin und Sopranistin Florence Foster Jenkins (1868–1944). Das Publikum lag ihr zu Füßen, amüsierte sich prächtig über die unfreiwillige Tragikomik ihrer Auftritte. Stephen Temperleys Komödie „Souvenir“ erzählt die Geschichte der Sängerin aus der Sicht ihres Klavierbegleiters Cosme McMoon. Regisseur Uwe Hoppe inszenierte das Zweipersonenstück für das Theater der Altstadt als unterhaltsam ironisches Spiel über das Glück in der Selbsttäuschung. Bühnenbildnerin Liesl Raff ließ sich dafür eine sinnfällige Kunstwelt aus Pappe einfallen: die Skyline New Yorks und eine Bar davor – alles nur Behauptung. Umwerfend komisch agieren die Darsteller des Künstlerduos: Reinhold Weiser, ein souveräner Klavierbegleiter mit jazziger Vokalstimme, ist als Cosme McMoon sarkastische Plaudertasche, Stoiker und liebevoller Freund der Jenkins in Personalunion. Differenziert zeichnet die Intendantin Susanne Heydenreich das unerschütterliche Selbstbewusstsein der Künstlerin. Als vergeistigte Leugnerin korrekter Intonation trippelt sie in Claudia Flasches extravaganten Kostümen durch die bizarre Einsamkeit ihrer musikalischen Welt. Und massakriert dabei seelenvoll die Koloraturen der „Königin der Nacht“. Oder kräht, gackert und jault sich durch das „Ave Maria“, bis das hämische Gelächter Tausender Zuschauer aus dem Off am Ende ihre Stimme ersterben lässt. Nächste Aufführungen am 3., 4., 10., 11., 14., 25. und 28. Juni. Karten gibt es unter 07 11 / 61 55 34 64. www.theater-der-altstadt.de

Dramaturgin Esther Dreesen-Schaback gekümmert hat. „Die Musik ist wunderschön, geht manchmal ins Sentimentale.“ Auch deshalb will er beim Bühnenbild zurück zur Reduktion. Reizvoller sei es, winzige Details und kleine Requisiten erzählerisch einzusetzen. Genau hinzuschauen ist bei Goecke wichtig. „Es gibt einen Baum, der im Lauf des Stücks breiter wird. Aber welcher Zuschauer ist schon so aufmerksam, das zu bemerken?“ Von einer wachsenden Eiche ist in der literarischen Vorlage die Rede. Auf die beruft sich Goecke, der sich in seinen Stücken bisher nie um Geschlechterrollen geschert hat, auch wenn es um Orlandos Verwandlung vom Mann zur Frau geht. „Ich bin froh, dass Virginia Woolf diesen Aspekt eher nebensächlich behandelt und die eindeutige Zuordnung entkräftet, indem Orlando zum Beispiel als Frau in Männerkleidern durch London streift.“ Einer Überlegung von Friedemann Vogel, ob er seine Orlando nicht femininer gestalten solle, begegnete Goecke mit der Frage: „Wo beginnt das Feminine, wo endet es?“ und gibt zu verstehen, dass er darauf nicht antwortet. Fest hält Goecke am Personal des Romans: Orlando wird von Friedemann Vogel verkörpert, Königin Elisabeth I. von Alicia Amatriain, Prinzessin Sascha von Katja Wünsche, Douglas Lee ist in der Rolle der Erzherzogin Harriet/Herzog Harry zu sehen. Damiano Pettenella wird zum Literaturkritiker Nicholas Green, William Moore zu Orlandos Gemahl Shelmerdine.

Bei den Proben zu „Orlando“: Katja Wünsche als Prinzessin Sascha und Friedemann Vogel in der Titelrolle Foto: Marcia Breuer

Dunkel war’s, der Mond schien helle Rock- und Pop-CDs der Woche: Neue Alben von Karen Elson, The Divine Comedy und den Crash Test Dummies

Den dritten Vortrag der öffentlichen Ringvorlesung „potentia passiva“ der Merz Akademie hält heute um 19.30 Uhr in der Aula Juliane Schiffers zum Thema „Der Architekt und die Zecke. Figuren des Unvermögens bei Aristoteles und Agamben“. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Freien Universität stellt die Frage, was es heißt, ein Vermögen zu haben, und was heißt es, unvermögend zu sein. Für Aristoteles kann nur ein Architekt, der das Vermögen hat zu bauen, entscheiden, es nicht auszuüben. Und nur ein Architekt kann dieses Vermögen zu bauen verlieren. Ein Vermögen zu haben bedeutet also immer eine Gleichzeitigkeit von Können und Nichtkönnen. Giorgio Agamben radikalisiert Aristoteles’ Beispiel und erzählt die Geschichte einer Zecke, die in einem Labor abgeschnitten von ihrer natürlichen Umgebung verharrt, ohne ihr Potenzial (Blutsaugen, Eierlegen, Sterben) auszuschöpfen, als hätte sie alle Möglichkeiten – vielleicht gerade, weil sie sie nicht nutzt.

The Divine Comedy Bang Goes The Knighthood (Pias)

Karen Elson The Ghost Who Walks (XL/Beggars)

Von Anja Wasserbäch

Von Gunther Reinhardt

Er ist wohl der unpopulärste Popstar, den Großbritannien zu bieten hat. Und einer der besten. Neil Hannon hat als The Divine Comedy schon viele tolle Alben gemacht. Mit seinem zehnten Werk „Bang Goes The Knighthood“ wird er wieder nicht die Charts stürmen, aber Fanherzen zurückerobern. Bereits die erste Single „At The Indiedisco“ ist ein Popstück erster Güte. Mitten aus dem Leben, hinein in den Song. Hannon ist ein Poet, wie Adam Green gerne einer wäre. Dabei ist Hannon wunderbar altmodisch. In „The Lost Art Of Conversation“ beklagt er sich, dass junge Menschen dank Facebook und Twitter verlernen, miteinander zu reden. Bei allen modischen Erscheinungen bleibt Hannon er selbst: der Dandy, der zeitlos schöne Popsongs schreibt.

Die Musik singender Models klingt meistens so, wie sie aussehen – mal elegant wie Sade, mal verträumt wie Carla Bruni und stets makellos schön. Da die bleiche Karen Elson mit ihren feurig roten Haaren schon auf dem Laufsteg immer ein bisschen gefährlich, fremdartig und irgendwie anders aussah, klingt nun auch ihr Debütalbum „The Ghost Who Walks“ ungewöhnlich. Elson singt zum Beispiel von einer Juninacht, als ein Liebespaar an den See fährt, um den Vollmond zu betrachten. Im fahlen Licht des Mondes wird er dann aber auf sie einstechen und ihre Schreie ersticken: „She looked at him with pleading eyes / He softly spoke: My dear, the love has died“, singt Elson bevor in „The Ghost Who Walks“ der Geist der Getöteten für alle Zeiten durch

Gespräche mit einer Forscherin und einem Theaterregisseur Die Kinderforscherin Donata Elschenbroich spricht über Erziehung. Der Regisseur Dieter Nelle erklärt, was er mit dem Künstlerdrama „Ohne Gesicht“ im Forum-Theater vorhat.

Anton ist der Beste

Vollmondnächte irrt. Morbide Nachtstücke wie dieses finden sich auf dem Album immer wieder. Karen Elson, die seit fünf Jahren mit Jack White von den White Stripes verheiratet ist, liebt das Schauerromantische, singt Balladen von enttäuschter Hoffnung, verratener Liebe, von verwunschenen Schicksalen und von den Verbrechen, zu denen eine die Leidenschaft immer wieder verleitet. Und Jack White spielt dazu den Produzenten, lässt seine Frau unterkühlt-verführerisch klingen. Etwa wenn sie in dem Blues „The Truth Is In The Dirt“ alle Hoffnungen begräbt, oder wenn in „Pretty Babies“ zur Orgel nach Erlösung gefleht wird. Zwischen solchen Nachtstücken findet Elson aber auch noch Zeit fürs Burleske: In „100 Years From Now“ klingt beispielsweise ihre langjährige Mitgliedschaft im New Yorker Kollektiv The Citizen Band nach, das sich am Kabarett der Weimarer Republik orientiert. Am Ende des Albums wird es aber noch einmal richtig dunkel, wenn durch die Ballade „Mouths To Feed“ ein tödlicher Sturmwind weht. Und spätestens jetzt vergisst man, dass da ein Model singt, sondern hört nur eine außergewöhnliche Sängerin und Songwriterin.

Crash Test Dummies Oooh La La! (Earmusic/Edel)

Von Gunther Reinhardt Die Crash Test Dummies aus dem kanadischen Winnipeg fielen vor 16 Jahren mit der Murmelsingle „Mmm Mmm Mmm Mmm“ und dem wummernden Bariton des Sängers Brad Roberts auf – und waren dann schnell wieder vergessen. Nun startet die Band einen neuen Versuch, nicht nur als One-HitWonder in Erinnerung zu bleiben. Auf dem Album „Oooh La La!“ hören sich die Crash Test Dummies immer noch wie damals an mit schwermütigen, von akustischen Instrumenten bestimmten Songs wie „Songbird“, „Paralized“, „Heart Of Stone“ oder „Lake Bras d’Or“. Sanft schmiegen sich die balladesken Nummern immer wieder an Latinrhythmen an, haben aber auch mal Spaß mit Bluegrass („What I’m Famous For“) und Swing („Now You See Her“).

Kulturmagazin

Nummer 51  Mittwoch, 3. März 2010

¿23/24 · Veranstaltungen

Die 16-jährige Miley Cyrus über ihren Erfolg und den Film „Hannah Montana“, der seit gestern in den Kinos zu sehen ist

¡ Für die Uraufführung am 2. Juni, 19 Uhr, im Stuttgarter Opernhaus gibt es noch Restkarten. Telefon: 20 20 90. Um 18.15 Uhr findet im Foyer des ersten Rangs eine Einführung ins Stück statt.

Aristoteles dachte über das Können von Architekten nach Foto: dpa

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„Ganz schön crazy, nicht wahr?“

Miley Cyrus, Foto: A. Macpherson

Von Thomas Morawitzky

Daimler lockt nach Berlin

Rückenwind für Solitude

Kabarettist Bernd Kohlhepp versucht sich in „ Hämmerle Goes To Nashville“ als Rocksänger – Heute im Theaterhaus

Aristoteles und Architektur

Szene

„Die meisten Dinge im Leben sind Lektionen“ Willkommen zu Hause: Die Soulsängerin Cassandra Steen freut sich auf das Heimspiel, das sie heute in Stuttgart hat

Kinder- und Jugendbuchwochen: Peter Pohl: Anton, ich mag dich Bis zum 7. März präsentieren die Kinderund Jugendbuchwochen im Rotebühltreff täglich von 9 bis 19 Uhr 5000 Bücher. Wir stellen eines davon vor:

Als 17-Jährige sang Cassandra Steen noch daheim in Stuttgart mit Max Herre im Duett. Dann lockten Frankfurt und die Band Glashaus. Heute stellt Steen um 20.30 Uhr im LKA ihr Soloalbum „Darum leben wir“ vor. Von Gunther Reinhardt

„Wie soll ich dich beschreiben, damit man mich versteht? Oder: damit man dich versteht?“ Fast eine Liebeserklärung ist dieser ungewöhnliche Auftakt, mit dem der schwedische Autor Peter Pohl den Bericht einer besonderen Freundschaft beginnt. In den Überschwang, mit dem Jojo den tollen Typen aus seiner Klasse lobt, der super Fußball spielt und auch sonst einiges draufhat, mischen sich Zweifel. Anton ist nett, großzügig, aber er verstrickt sich in Schwindeleien über seine Familie. Am Ende entpuppt sich Jojos Liebeserklärung als Protokoll eines Verlusts. Ein schönes Buch über Aufrichtigkeit und Freundschaft, trotz allem Witz ist die Traurigkeit dahinter aber nicht leicht auszuhalten. (ak)

Peter Pohl: Anton, ich mag dich. Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. HanserVerlag, München. 144 Seiten. 12,90 Euro

Frau Steen, haben Sie sich denn inzwischen gut erholt von Ihrem Job als Gastjurorin bei „Unser Star für Oslo“?

Ja, habe ich (lacht). Es war aber eigentlich sehr entspannt dort. Ich würde so was auch auf jeden Fall gerne mal wieder machen – aber nur bei Stefan Raab.

Ist es etwas Besonderes für Sie, in Ihrer alten Heimat Stuttgart aufzutreten?

Ja, ich genieße es, hier ein Heimspiel zu haben. Ich bin ja so oft ich kann in Stuttgart und freue mich dann immer auf Zuhause und auf meine Familie.

Auf „Darum leben wir“ singen Sie in dem Lied „Eis“: „Es war der kälteste Winter, den es je gab.“ Das Album ist vor einem Jahr erschienen, der Song klingt nach diesem Winter aber richtig prophetisch. Zwar geht es in dem Song nicht wirklich ums Wetter, würden Sie aber sagen, dass Ihnen der lange Winter aufs Gemüt schlägt?

Die Sonne hat mir schon gefehlt, aber ich liiiiiebe Schnee!

Neuer Roman

Zur Person

Das Liebesleben der Farne

Cassandra Steen

Foto: Sabine Haymann

Stuttgart punktet mit der Merz-Akademie

Was Marco Goecke nach „Orlando“ vorhat? Auffällig ist, dass für Stuttgart in der nächsten Spielzeit kein neues Stück von ihm geplant ist. Choreografieren wird er dagegen in New York, Seattle, Göteborg, Montreal, Monaco und für die Hauptkompanie des Nederlands Dans Theater in Den Haag. „Es war eine gute Zeit hier“, sagt er und wiederholt es.

Von Julia Lutzeyer

Von Armin Friedl

Christof Küster

Wer aufgrund von Sally Potters „Orlando“-Verfilmung (1992) ein Kostümspektakel erwartet, wird daher enttäuscht. „Ich habe mich den Identitäten über die Bewegung angenähert, nicht über die Kleidung“, sagt Goecke. Das gilt auch für die Sichtbarmachung der jeweiligen Epoche. Hier hilft die Musik von Sir Michael Tippett, um deren Auswahl sich Goeckes

Beate Rygiert, die Autorin unseres neuen Fortsetzungsromans, lebt als Schriftstellerin und Malerin in Stuttgart. Für ihre Romane und Drehbücher hat sie zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

Caroline ist Gärtnerin und Expertin für Farne. Nach einem schweren Unwetter steht sie vor den Trümmern ihrer Existenz. Sie beschließt, sich auf die Suche nach ihrer Mutter zu machen, die seit Carolines Geburt verschwunden ist. Gleichzeitig gibt Gregor seine erfolgreiche Karriere in der Werbebranche auf, um den letzten Wunsch seines verstorbenen Patenonkels erfüllen zu können. Die Reisen der beiden, bei denen sich ihre Wege immer wieder kreuzen, werden zu Reisen zu den eigenen Wurzeln und zur eigenen Identität – Voraussetzung dafür, dass sie am Ende zueinander finden. In unserer morgigen Ausgabe erscheint die erste Folge der turbulenten Liebesgeschichte, in der Abenteuer und Spannung nicht zu kurz kommen. (StN) ¡ „Das Liebesleben der Farne“ von Beate Rygiert ist im Verlag Droemer/Knaur erschienen und kostet 14,95 Euro

Ihr Album klingt zwar sehr nachdenklich, aber unter der melancholischen Oberfläche scheint immer auch die Hoffnung, die Zuversicht hervor. Bleiben Sie auch in Krisenzeiten Optimistin?

Hmm, manchmal. In meinem Leben hat es sich bisher zumindest immer als besser erwiesen, die meisten Dinge – und vor allem Schicksalsschläge – als eine Lektion zu akzeptieren.

Man könnte den wehmütigen Song „Unendlich“ auch als Abschiedslied an Ihre ehemaligen Glashaus-Weggefährten Moses Pelham und Martin Haas interpretieren, oder? Auf jeden Fall begleiten die beiden mich immer noch. Ich sehe mein erstes Album, das ich ohne die beiden gemacht habe, aber nicht wirklich als Neuanfang, sondern eher als eine weitere Ausbildung meiner selbst als Künstler.

In „Darum leben wir“ flehen Sie den Moment an, er möge nicht vorbeigehen. Welche Erlebnisse in Ihrer Karriere waren solche Momente, in denen Sie sich gewünscht hätten, dass sie nie vorbeigehen? Als ich gemeinsam mit Xavier Naidoo getourt bin. Da gab es nur tolle Leute und immer sehr gutes Essen.

Cassandra Steen Foto: Promo

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¡ 1981 in Ostfildern geboren ¡ 1999 wird sie Sängerin bei Glashaus ¡ 2003 erscheint die Soloplatte „Seele mit Herz, 2009 „Darum leben wir“

Auch brave Mädchen wollen Rock’n’Roll Unsere Lieblingsnorwegerin: Marit Larsen am Montagabend vor 1300 Zuhörern im Theaterhaus Von Gunther Reinhardt Zum Walzertakt tunkt ein E-Klavier die Halle in süße Harmonien, ein Bass brummt freundlich vor sich hin, eine Gitarre tönt traurig, und eine dünne Frau steht am Montagabend im Theaterhaus am Mikrofon, um von den romantischen Abgründen zu singen, die all jenen auflauern, die glauben, die große Liebe endlich gefunden zu haben. Seit sie uns ihr putziges Lied „If A Song Could Get Me You“ auf allen Radiowellen wieder und wieder vorsingt, ist Marit Larsen zur Lieblingsnorwegerin der deutschen Popnation geworden. „Ich war ja im November schon mal hier“, sagt die 26-Jährige,

„da war der Saal aber noch viel, viel kleiner.“ Stimmt: Vor vier Monaten mussten sich ihre Fans noch in Saal T2 quetschen, jetzt singt sie ihre luftig-leichten Popsongs im ausverkauften größten Theaterhaussaal. Den 1300 Zuhörern verrät Larsen an diesem Abend, dass sie sich nicht von den hübschen Melodien und sanften Arrangements täuschen lassen sollten: In den Songs gehe es in Wirklichkeit ziemlich düster zu. Doch kaum hat sie das gesagt, hat man das auch schon wieder vergessen. Die euphorische Melodieseligkeit, mit der Songs wie „Ten Steps“, „Steal My Heart“ oder „Is It Love“ das Publikum einlullen, überdeckt alles Traurige. Und auch ohne orchestrale Beglei-

tung entfaltet das enthusiastische „Under The Surface“ seine betörende Wirkung. So sanft sie sich in ihrer Musik inszeniert, so hartnäckig wehrt sich Marit Larsen zwischen den Liedern aber gegen die Rolle des braven, netten, harmlosen Mädchens. Sie gibt zu, dass sie immer wieder daran scheitere, einen echten Rock’n’Roll-Song zu schreiben. Und sie erzählt aufgeregt kichernd davon, dass der Bandbus auf der Fahrt nach Stuttgart von der Polizei angehalten und kontrolliert wurde. Bei der Gelegenheit konnte einer der Beamten gar dazu überredet werden, einem Bandmitglied kurz Handschellen anzulegen: „Das war ein richtiger Rock’n’Roll-Moment.“

Fantastische Vier feiern mit Ich + Ich Beim Heimspiel der Fantastischen Vier am 24. Juli auf dem Cannstatter Wasen sind Ich + Ich Co-Headliner. Wie der Konzertveranstalter am Dienstag mitteilte, treten bei dem ganztägigen Popspektakel außerdem auf: Milow, Camouflage, Philipp Poisel, Phrasenmäher, Die Kleine Tierschau und Johannes Oerding. Die Fantastischen Vier stellen bei dem Konzert erstmals ihr achtes Studioalbum „Für dich immer noch Fanta Sie“ live vor. Die Platte soll Ende Mai erscheinen. Im Juli 2009 hatten die Fantas bei der „Heimspiel“-Show zu ihrem 20. Geburtstag rund 60 000 Fans auf den Wasen gelockt. Tickets unter: 07 11 / 1 63 53 21. (StN)

www.stuttgart-heimspiel.de

Netze, in die man gerne hineinplumpst Bücher der Woche: Drei deutsche Autoren erzählen vom Wasser, von Figuren am Abgrund und von einsamen Menschen

Szene

Tag der Archive Zum fünften Mal findet an diesem Wochenende der Tag der Archive statt, an dem bundesweit mehr als 300 Archive an 132 Orten die Öffentlichkeit dazu einladen, sich anhand von Führungen, Ausstellungen, Vorträgen und Mitmachprogrammen die dort geleistete Erinnerungsarbeit zu vergegenwärtigen. Das Landesarchiv Baden-Württemberg bietet unter anderem am Samstag mehrere Führungen durch die Restaurierungswerkstatt im Hauptstaatsarchiv an sowie eine Sonderführung zum Thema Gebäudesicherheit und -technik. Im Staatsarchiv Ludwigsburg gibt es kriminalgeschichtliche Sonderführungen.

Frank Schätzing kommt Eine Lesung der anderen Art verspricht Frank Schätzing heute um 20 Uhr im Hegelsaal der Liederhalle. Im Gepäck hat er seinen aktuellen Roman „Limit“, immerhin 1200 Seiten umfassend. Doch Schätzing liest daraus nicht einfach, wie es im Jahr 2025 auf der Erde und im Weltall zugehen könnte, er unterstreicht das mit zahlreichen Bild- und Klangsequenzen. So wird ein Lesung zu einer Art Performance.

Siegfried Lenz: Wasserwelten. Hoffmann und Campe, Hamburg. 352 Seiten. 22 Euro

Norbert Zähringer: Einer von vielen. Rowohlt-Verlag, Reinbek. 487 Seiten. 22,90 Euro

Von Armin Friedl

Von Nikolai B. Forstbauer

„Dann die Trübnis des Wattenmeers, niedrige Wolken im Westen, stoßartiger Wind, der die Priele krauste und die Tümpel, und der das Gefieder der Seevögel sträubte, das ferne Motorengeräusch eines einzelnen Flugzeugs, der sandige Schimmer der Halbinsel . . .“ – man muss bis zu Theodor Fontane und seinem Stechlinsee zurückblättern, um einen deutschsprachigen Dichter zu finden, der es wie Siegfried Lenz versteht, aus einer Naturbeobachtung von Wasser heraus so präzise Psychogramme abzuleiten. Doch was bei Fontane ein künstlich angelegter See ist, ist bei Lenz eine einzigartige Küstenlandschaft, das Wattenmeer, mehr noch, es ist die Wasserlandschaft Norddeutschlands. „Wasserwelten“ heißt das von Hanjo Kesting herausgegebene Buch, in dem er Erzählungen und Ausschnitte aus größeren Werken von Lenz gesammelt hat, in denen das Wasser das Thema ist. Die „Deutschstunde“ gehört da natürlich dazu, aus der wir eingangs zitiert haben, aber auch früh entstandene Erzählungen, die zunächst in Zeitschriften veröffentlicht worden sind.

Seinen Titel meint und nimmt Norbert Zähringer ernst: „Einer von vielen“. Und auch der Rowohlt-Verlag nimmt den Titelfaden auf und zeigt uns in der Umschlaggestaltung (Anzinger/Wüschner/Rasp, München) genau dies: die Zeile „Einer von vielen“ als eine von vielen. Solche Rahmenhandlung des dritten Romanauftritts des 1967 in Stuttgart geborenen Zähringer bloß abzutun ginge fehl. Denn sein Rahmen quillt ja fast über vor Glauben an die eigene Sache, wenn er sagt: „Am Ende ist das so. Wir leben so Individualitäts-Phantome. Wir reden uns alle ein, dass wir so vereinzelt sind und dass wir so individuell wären, dabei tragen wir – zum einen – meistens alle dieselben Kleider, die sind dann nur modisch variiert, und zum anderen haben wir natürlich auch irgendwie was miteinander zu tun.“ Banal? Nichts ist banal, wenn es genau um diese Frage geht – inwieweit die Behauptung, ein Gewebe würde sich im Webprozess verdichten, nicht nur Behauptung ist. 487 Seiten als Frage wie als Befragung eines

Spiels? Warum eigentlich nicht, möchte man beschwingt entgegenfragen. Denn solch wunderbar lichte, fein gesponnene, vom eigenen Erzählfluss ironisch distanzierte Augenblicke gibt es immer wieder in dieser Tour de Horizon durch das im Rückblick als Gewebe des Widerspruchs wahrzunehmende 20. Jahrhundert. Mittendrin Edison Frimm, dessen Leben zuletzt „am seidenen Faden eines Fallschirms“ hängt, „der seiner war oder nicht, der sich geöffnet hatte oder nicht“. Warum sollte sich eben dieses nicht wiederholen? Und so steht der alte Edison über dem Abgrund – und wendet sich doch dem Leben zu. Weil er gebraucht wird? Weil er zufällig gebraucht wird, zufällig da ist, nicht anders kann, als da zu sein, als jener zu sein, dem zwei kleine Ausreißer über den Klippenweg laufen. Ist das Leben so einfach, so zufällig – und darf in der Folge auch Literatur so einfach, so zufällig sein? Feinst konstruiert ist das – bis hin zu jenen Passagen über das Hollywood von vorgestern, in denen Zähringer nach dem schnoddrigen Berichtston sucht, der sich in eiligen deutschen Übersetzungen findet – und der die Sicht auf Amerika nicht weniger nivelliert, als dies umgekehrt für die Lust der US-Girls and -Boys gilt, Hans und Helmut aus den Nazi-Filmen für deutsche Lebewesen zu halten. Vertieft vertiefend liest man anderes, aber dafür bietet Zähringers dritter Roman Netze, in die man ganz gerne hineinplumpst. Unterschätzen sollte man ihn gerade deshalb nicht.

Dirk Schulte: Körper. Verlag Merz & Solitude, Stuttgart. 133 Seiten. 15 Euro Von Nicole Golombek Dirk Schulte schreibt über Einsame, über Ent- und Verlassene. Über eine Frau, die ihren lüsternen Mann leid ist, und über einen Mann, die einer alten Freundin wiederbegegnet und merkt, dass er immer noch verliebt ist. Einer besucht einen Freund, macht sich insgeheim über dessen Eigenheimspießigkeit lustig, bis er in einer bitteren Pointe belehrt wird. Schulte, 1979 geboren, war 2008 Solitude-Stipendiat. Die Kurzgeschichtensammlung „Körper“ ist im Stuttgarter Verlag Merz & Solitude erschienen und Schultes erste literarische Veröffentlichung überhaupt. Manche Formulierungen sind ungelenk, und es gibt immer wieder Sätze, die wollen lapidar wirken, sind aber nur konventionell. Schulte hat allerdings einen genauen Blick auf seine Figuren, er hat einen angenehm ruhigen Erzählrhythmus und Sinn für dramatische Wendungen. An diesem Donnerstag um 20 Uhr kehrt Dirk Schulte auf Schloss Solitude zurück und liest vor – ebenso wie seine moldawische Kollegin Liliana Corobca und der französische Autor Martin Page.


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Kulturmagazin

Nummer 228 • Freitag, 2. Oktober 2009

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¿31 · Veranstaltungen

„Wer Erfolg hat, hat Neider“

Tod, Fluch, Liebe, Verzweiflung – und viel schöner Gesang Donizettis Oper „Lucia di Lammermoor“ hat Premiere an der Staatsoper Stuttgart, der Onnen-Chor wird 50, wir stellen zwei neue Filme vor und blicken auf Galerien in Stadt und Region.

Tokio Hotel: Umjubelt in L. A., ausgebuht in München Die internationale Erfolgsgeschichte der Band Tokio Hotel geht weiter. Heute erscheint das dritte Album „Humanoid“ – erstmals weltweit in englischer und deutscher Sprache. Ein Gespräch mit Sänger Bill Kaulitz. Von Katja Schwemmers

Herr Kaulitz, als Tokio Hotel vor zwei Jahren bei den MTV Europe Music Awards in München ihren ersten weltweit ausgestrahlten TV-Auftritt hatten, hagelte es von den Deutschen in der Halle Pfiffe. Ausländische Journalisten fragten mich, wie es kommt, dass Landsleute ihre eigene Band ausbuhen. Was hätten Sie darauf geantwortet?

Ich hätte gesagt, dass in Deutschland die Wahrnehmung von Tokio Hotel eine andere ist als im Rest der Welt. Dadurch, dass wir hier leben und hier auch angefangen haben, und das schon im Alter von 15, ist es anders als in anderen Ländern, in denen wir zwar mit derselben Musik, aber eben erst zwei, drei Jahre später loslegten. Es fällt nun mal schwer, über seinen Schatten zu springen und zu sagen: „Ja, ich finde Musik von 15-Jährigen gut.“ Das will sich niemand eingestehen. Und letztendlich ist es natürlich auch so, dass man mit dem Erfolg immer Neider hat.

Halten Sie das für typisch deutsch?

Ja, aber ehrlich gesagt, ist es auch immer eine Herausforderung, wenn so was passiert. Wenn ich auf der Bühne stehe, und

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Die neue CD „Humanoid“ ¡ Das Tokio-Hotel-Album „Humanoid“ (Universal) entstand in Hamburg, Los Angeles und Miami. Dass die ehemalige Schülerband aus Magdeburg im internationalen Geschäft mitmischen will, zeigt sich darin, dass die Platte an diesem Freitag in einer deutsch- und einer englischsprachigen Fassung erscheint. ¡ Hinter der teuer produzierten Hochglanzfassade bleibt alles beim Alten: Das Band-Repertoire besteht wieder nur aus Mitsing-Hymnen – mal brachial wie in der Depeche-Mode-Kopie „Komm“, mal sanft wie in „Lass uns laufen“. ¡ Auch textlich fehlen Überraschungen: In den Songs geht’s stets um große Gefühle, um Sehnsucht („Geisterfahrer“), um innere Zerrissenheit („Alien“) oder Liebeskummer („Automatisch“). Und Kaulitz hat keine Skrupel, in „Humanoid“ Herz auf Schmerz zu reimen. ¡ Zum Weiterhören: Die ebenfalls sehr junge US-Band Paramore, die fast zeitgleich ihr neues Album „Ignorance“ (Warner) veröffentlicht hat, klingt ähnlich wie Tokio Hotel – nur besser. (gun) Tokio Hotel stellt an diesem Samstag in der TV-Sendung „Wetten, dass . . .“ ihre aktuelle Single „Automatisch“ vor.

Warten auf Grüße aus Brasilien Richard Cragun, ehemaliger Star des Stuttgarter Balletts, wird am Montag 65 Im vergangenen Jahr schickte er Grüße aus Brasilien, die aufmerken ließen: Der junge Choreograf Alex Neoral, der beim NoverreAbend sein Stück „Pathway“ vorstellte, war eine Entdeckung, die Richard Cragun seinen alten Freunden in Stuttgart nicht vorenthalten wollte. Seit zehn Jahren lebt der ehemalige Starsolist des Stuttgarter Balletts, der sich an der Seite von Marcia Haydée mit der Kompanie Weltruhm ertanzte, in Rio de Janeiro – und verliert doch seine Cragun Foto: Hart erste Wahlheimat nicht aus den Augen. Am kommenden Montag, wenn Richard Cragun seinen 65. Geburtstag feiert, werden folglich auch aus Stuttgart viele Glückwünsche eintreffen. Von 1962 bis 1996 dauerte der Pas de deux des gebürtigen Amerikaners mit dem Stuttgarter Ballett; mit Berlin, wo er bis 1999 die Deutsche Oper als Ballettchef leitete, gelang ihm nicht mehr als ein Flirt. Heute fließt Richard Craguns ganze Energie in die 15 Tänzer starke Kompanie De Anima – und in die Entdeckung junger brasilianischer Choreografen. Gegründet hat er De Anima 1999 in Rio de Janeiro mit seinem Lebensgefährten Roberto de Oliveira, zur Kompanie gehört ein Sozialprojekt mit einer Schule für Kinder aus den Favelas; deren erste Absolventen haben bereits Jobs als professionelle Tänzer gefunden. (ak)

die Leute buhen, dann ist das in erster Linie Ansporn. Ich werde deshalb nicht schüchtern oder innerlich traurig. Sondern denke: o. k., dann muss ich noch mehr Gas geben, damit das solche Leute auch gut finden.

Die Theaterwelt schaut auf Stuttgart

Gleichzeitig soll Dave Grohl von den Foo Fighters nach besagtem Auftritt zu Ihrem Schlagzeuger Gustav gegangen sein und ihm anerkennend auf die Schulter geklopft haben.

Junges Ensemble will um das Festival Schöne Aussicht kämpfen Von Brigitte Jähnigen

Ja, so ist das. Es gibt andere Bands, die nicht mitkriegen, was in Deutschland passiert, und völlig unvoreingenommen gut finden können, was wir machen. Jay-Z hat sich unsere Show in Los Angeles angeguckt und ging danach mit uns essen. Da fühlt man sich schon geehrt, wenn so jemand Interesse zeigt.

„Die Arbeit im Jungen Ensemble Stuttgart, aber auch die Festlegungen in meinem Arbeitsvertrag basieren auf drei Säulen“, sagt Jes-Intendantin Brigitte Dethier, „der Leitung des professionellen Schauspielerensembles, der theaterpädagogischen Arbeit und der internationalen Arbeit.“ Indes steht, wie berichtet, das internationale Theaterfestival Schöne Aussicht auf der Kippe. Das alle zwei Jahre stattfindende Festival bindet auch das Arbeitstreffen der Baden-Württembergischen Kinder- und Jugendtheater ein. In Protestschreiben von Kollegen an Kulturbürgermeisterin Susanne Eisenmann wird das Treffen europäischer und außereuropäischer Theatergruppen mit der regionalen Kinder- und Jugendtheaterszene als „das profilierteste internationale Kinder- und Theaterfestival in Deutschland“ gelobt. Damit habe sich das Jes, aber auch die Landeshauptstadt Stuttgart „in aller Welt einen Namen“ gemacht. Die letzten Haushaltsberatungen des Stuttgarter Gemeinderates finden Ende des Jahres statt – „verdammt spät für das im Mai stattfindende Festival“, sagt JesDramaturg Christian Schönfelder. „Wir werden um das Festival kämpfen, es ist ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Bildung und zur Multikulturalität in Stuttgart“, ergänzt Dethier. Dass die JesErfolge maßgeblich auf der Internationalität des Hauses und seiner Produktionen basiert, brachte dem Ensemble in der Kritikerumfrage der Deutschen Bühne die Spitzenposition der Kategorie Off-Theater ein. Die Produktion „Noch 5 Minuten“ wurde für den deutschen Theaterpreis Der Faust nominiert. Mit fünf Premieren, davon vier Uraufführungen, startet das Jes in die Saison. Los geht es am 10. Oktober: „Pizza senza Mamma“ erzählt die Geschichte zweier deutscher Kinder, die von ihren Eltern in Italien sitzengelassen werden.

Tokio-Hotel-Produzent David Jost beschrieb Sie jüngst als dunklen Melancholiker der Band. Haben einsame Hotelnächte zu dieser Gemütsverfassung beigetragen?

Die haben es verstärkt. Aber ich denke, so war ich schon immer. Ich will auch nicht alles immer nur schönreden. Gerade im letzten Jahr hat man es ja mitgekriegt. Es war für jeden gut sichtbar, was man für ein Leben führt, was für Sachen passieren können. Darüber denkt man nach, und das macht natürlich in einem auch was, ist ja ganz klar. Dann muss man überlegen, ob es einem das alles wert ist. Für mich war es das. Und ist es nach wie vor. Weil es auch immer noch die Momente gibt, wo ich im Studio stehe, einen Song aufnehme und mir sagen kann: „Krass, ich bin von Beruf Sänger. Ich kann damit mein Geld verdienen. Ich kann das machen, was ich will. Und ich muss nicht irgendeinen Job machen, auf den ich keine Lust habe.“ Das können nicht viele behaupten, dass sie zu 100 Prozent das machen, was sie möchten.

Und dass das Leben im Käfig ähnlich krasse Auswirkungen auf Sie haben könnte wie bei anderen Stars, befürchten Sie nicht?

Wenn ich bei Künstlern mitkriege, dass sie tablettenabhängig sind oder Depressionen haben, kann ich das vermutlich eher nachvollziehen, als es Außenstehende können, die nicht in so einem Leben stecken. Aber ich bin einfach wahnsinnig froh, dass ich Tom habe, dass wir uns gegenseitig stützen können. So ist immer ein Familienmitglied mit dabei. Und als Band sind wir jetzt seit fast zehn Jahren zusammen und kennen uns richtig gut. Für Britney Spears oder all die anderen Solokünstler ist das sicherlich noch mal um einiges härter.

Androgynen Popstars sagt man gemeinhin nach, dass sie von jungen Mädchen deshalb so gemocht werden, weil sie ungefährlich für sie sind. Sind Sie ungefährlich, Bill? Ich weiß nicht, aber gut möglich. Man sagt aber andererseits auch, dass Frauen auf Arschlöcher stehen. Und ich stelle ja bei meinem Bruder immer wieder fest, dass das auch funktioniert. (Lacht)

Zur Person

Bill Kaulitz ¡ 1989 kommen am 1. September die eineiigen Zwillinge Bill und Tom Kaulitz in Leipzig zur Welt. Sie machen seit ihrer Kindheit zusammen Musik. ¡ 2001 gründen sie Tokio Hotel. ¡ 2002 nimmt Bill an der Kinderversion der Castingshow „Star Search“ teil. ¡ 2005 erscheint das Tokio-HotelDebüt „Schrei“, das wie der Nachfolger „Zimmer 483“ (2007) auf Platz eins der deutschen Albumcharts landet.

www.jes-stuttgart.de

Szene

Bernius reist

Bill Kaulitz Foto: Universal

Tagträumerei, später Liebe liegt in der Luft: Mit „Love 2“ geht das französische Popduo Air zurück zu seinen Wurzeln Von Anja Wasserbäch Das Hotel an sich ist eine gute Lokalität, um Gespräche zu führen. Es ist anonym, die Hektik des Alltags bleibt außen vor, und man kennt sich nicht. Prominente Menschen werden hier mit Distanz behandelt. Es gibt viele Gründe, dass Popmusiker sich zu Gesprächen meist in irgendwelchen zeitgeistig designten Hotelzimmern treffen und dabei in tiefen Sesseln fläzen. Auch das französische Popduo Air tut das gern. Und die Hotels an sich finden in vielen Texten über die Musik von Air ihren Platz – es wurde darüber geschrieben, wie Jean-Benoît Dunckel und Nicolas Godin an Bars lehnen, Erdnüsse knabbern und dabei eher müde Antworten geben. Kein Wunder also, dass die Musik von Air gerne als „HotelEasy-Listening-Pop“ betitelt wird. Das war schon beim Debüt „Moon Safari“ von 1998 so. Dann kam auch noch Sophia Coppola. Air waren nicht nur für den Soundtrack der wehmütigen Teenagerballade „The Virgin Suicides“ zuständig, sondern unterlegten Coppolas melancholisches Meisterwerk „Lost In Translation“, das die meiste Zeit im Park Hyatt in Tokio spielt, mit dem wunderbaren Song „Alone In Kyoto“. Mit ihrem fünften Studioalbum besinnen sich Dunckel und Godin auf ihre Wurzeln und auf ihr Debüt, das ihnen so viele Fans und Lorbeeren bescherte. Ende des unentschiedenen Nuller-Jahrzehnts musizieren die beiden wieder, als wäre es noch einmal 1998. „Love 2“ klingt nach Wattebäuschen, apricotfarbenen Luftballons und Bonbons mit Vanillegeschmack. Sehr süß, aber nicht

kitschtig. Es ist ein Album für Tagträumer, die auf einmal auf sozialen Netzwerken wie Facebook ihre Liebe zum Gärtnern entdeckt haben. „Love 2“ beginnt mit dem positiven Titel „Do The Joy“, bei dem die Stimmen mal wieder durch den Vocoder gejagt werden und harmonische Doop-Doops erklingen. Bei „Love“ wird in die Weite der Sounds gehaucht, und man sieht schon jetzt das Video dazu, in dem Mädchen über Blumenwiesen

springen – die Musik von Air ist wieder hoffnungslos romantisch. Zum ersten Mal haben Dunckel und Godin das Schreiben und Produzieren komplett selbst übernommen, allerdings mit Hilfe von Stéphane „Alf“ Briat, einer Größe der Pariser Musikszene, der schon an Airs ersten Werken beteiligt war. Außerdem verzichtet das Duo auf Gast-Vokalisten und singt diesmal alles selbst. Es ist kein Vorurteil, dass die Franzosen ungern Englisch sprechen; Air haben daraus eine Obsession gemacht: Sie singen auf Englisch mit starkem französischem Akzent.

Die Songs von Air klingen nach Musik für Liebende, Fantasten und Träumer Die erste Singleauskopplung aus „Love 2“ heißt „Sing Sang Sung“, Grundkurs Englisch, unregelmäßige Verben. Im Video dazu kullert eine schwarze Kugel durch gemalte Pop-Welten, was ein wenig an die „Yellow Submarine“-Phase von den Beatles erinnert. Angeblich steht Air ausgeschrieben für „Amour, Imagination et Rêve“, für Liebe, Fantasie und Traum, und genau danach klingt das Album. Die Webdesign-Studenten, die 1998 noch auf Partys zur Musik von Air kiffend in der Ecke saßen und inzwischen den ersten Insolvenzantrag gestellt haben, können jetzt zu „Love 2“ neue Flash-Animationen programmieren. Es gibt Hoffnung.

Das französische Duo Air

The culture magazine To make it stand out from the regular pages, the culture magazine often features cut-out pictures and sheets of light colour. As regards content, for example, the band Tokyo Hotel, the New York rockers Sonic Youth or the star named by the youth magazine Bravo the most popular of the year, Miley Courtis, are featured.

Foto: Promo

¡ Air „Love 2“ (EMI) erscheint heute

Auf Einladung des Abu Gosh Vocal Music Festivals reisen der Stuttgarter Kammerchor und sein Leiter Frieder Bernius am Montag nach Israel. In zwei Konzerten stehen Werke von Bruckner, Brahms, Mendelssohn, Lesur und Nicolai auf dem Programm. Das Festival sieht sich in einer politischen Vermittlerrolle und findet deshalb an der israelisch-palästinensischen Grenze statt. Die Konzertreise wird vom baden-württembergischen Kunstministerium unterstützt.

Schmidt juriert Neue Aufgabe für Harald Schmidt abseits seiner Stuttgarter Theaterarbeit: Am 1. Oktober 2009 startet die Ausschreibung des 1999 von Hanns Dieter Hüsch begründeten Niederrheinischen Kabarettwettbewerbs „Das Schwarze Schaf“ – und Schmidt agiert beim Finale am 24. April 2010 als Hauptjuror.

Holten lenkt Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) hat Johan Holten, Direktor des Heidelberger Kunstvereins, zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Als Herausforderung sieht der 33-jährige Ausstellungsmacher die stärkere öffentliche Verankerung der Kunstvereine. Neu mit im ADKV-Vorstand ist zudem Hamburgs Kunstvereinschef Florian Waldvogel. Als Stellvertreter Holtens agiert René Zechlin, Direktor des Kunstvereins Hannover.

Emmert lädt ein Offiziell ist die Städtische Galerie Erlangen wegen Umbaus geschlossen. Neudirektorin Claudia Emmert, in Stuttgart bis vor kurzem erfolgreiche Lenkerin des Kunstkontors im Deutschen Sparkassenverlag, lädt dennoch zum Besuch ein. Im Internet kann man sich an der Vorbereitung ihrer für Mai 2010 geplanten Schau „Glück“ beteiligen. Wir wünschen Spaß bei Beantwortung der Frage „Was bedeutet Glück für Sie?“ – unter www.staedtische-galerie-erlangen.de.

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Sport

Sport

Nummer 159 • Dienstag, 14. Juli 2009

Sport

Am Ball bei den Amateuren

Jürgen Kemmner

Telefon: 07 11 / 72 05 - 78 40 E-Mail: j.kemmner@stn.zgs.de Regionalligist Stuttgarter Kickers hat eine Esslinger Stadtauswahl mit 5:1 geschlagen – die Tore für die Blauen erzielten Marcel Ivanusa (2), Fabian Gerster, Alessandro Abruscia und Dominik Salz. Für Esslingen traf Cem Korkmaz. Am Mittwoch (18 Uhr) spielen die Kickers im ADM-Sportpark gegen TSG Balingen. Kirchheim bis 2011 verlängert. Der Stürmer hatte einige Angebote von anderen Vereinen vorliegen.

Sport im TV ZDF: 16.15-17.15 Uhr: Radsport, Tour de France, 10. Etappe von Limoges nach Issoudun. Eurosport: 13.45-17.30 Uhr: Radsport, Tour de France, 10. Etappe von Limoges nach Issoudun. DSF: 17.30-20.15 Uhr: Tennis, ATP-Turnier in Stuttgart.

Toto-Lotto 28. Veranstaltung Ergebniswette: 1. Rang: unbesetzt, Jackpot:

82 085,50 Euro, 2. Rang: 4349,60 Euro, 3. Rang: 225,30 Euro, 4. Rang: 19,70 Euro. Auswahlwette 6 aus 45: 1. Rang: 204 920,40 Euro, 2. Rang: unbesetzt, 3. Rang: 139,20 Euro, 4. Rang: 11,20 Euro, 5. Rang: 11,20 Euro, 6. Rang: 1,50 Euro. Lotto: Klasse 1 (6 Richtige + Superzahl): unbesetzt, Jackpot: 6 195 279,30 Euro, Klasse 2 (6 Richtige): 1 484 426,90 Euro, Klasse 3 (5 Richtige + Zusatzzahl): 41 940,90 Euro, Klasse 4 (5 Richtige): 3168,10 Euro, Klasse 5 (4 Richtige + Zusatzzahl): 167,20 Euro, Klasse 6 (4 Richtige): 42,20 Euro, Klasse 7 (3 Richtige + Zusatzzahl): 25,10 Euro, Klasse 8 (3 Richtige): 9,90 Euro. Spiel 77: Klasse 1: unbesetzt, Jackpot: 1 687 210,10 Euro. Super 6: 100 000.– Euro. (Ohne Gewähr)

Tony Martin trägt das Trikot der Unschuld Erstaunliche Entwicklung: Deutscher ist bester Jungprofi der Tour Von Jochen Klingovsky LIMOGES. Zuletzt kamen die Dopingfahnder morgens um 8 Uhr, um Tony Martin zum Test zu bitten. Vier Kontrollen hatte der Columbia-Profi schon bei dieser Tour de France, damit liegt er in der Spitzengruppe: Öfter hat kaum ein Fahrer Besuch von den Testern erhalten. Dies muss nicht gegen den jungen Deutschen sprechen – dass die Kontrolleure ihn aufmerksam beäugen, kann auch als Beleg für seine Klasse gewertet werden. Es ist die Zwickmühle, in der viele talentierte Profis stecken. Radeln sie hinterher, interessiert sich niemand für sie. Fahren sie gut, Martin Foto: dpa kommen die Kontrolleure, und die Zweifler fragen: Geht alles sauber zu? Auch die Leistung von Tony Martin (24) wird derzeit oft hinterfragt, was nicht verwundern darf. Der Radsport gilt immer noch als verseucht, und der Mann aus Eschborn fährt vorne mit. Selbst in den Pyrenäen wich er den Favoriten Lance Armstrong und Alberto Contador nicht von der Seite. Er ist Siebter der Gesamtwertung mit nur einer Minute Rückstand, und er trägt das Weiße Trikot des besten Jungprofis. Eine eindrucksvolle Bilanz für einen TourDebütanten. Das findet auch Tony Martin.

„Bisher kannte ich Armstrong doch nur aus dem Fernsehen“, sagt der neue ColumbiaKapitän, der selbst auf dem besten Weg ist, ein Star zu werden: Die „New York Times“ druckte letzte Woche schon mal ein Bild von ihm – auf dem Titel. Schließlich ist Martin einer der Vertreter der neuen Generation, die dem Radsport seine Glaubwürdigkeit zurückgeben soll. Wieder mal. Zuletzt sind Stefan Schumacher und Bernhard Kohl an diesem Auftrag gescheitert, davor Jörg Jaksche und Patrik Sinkewitz. Nun also soll es Tony Martin richten, aufgewachsen in Erfurt, ausgebildet an der dortigen Sportschule. Vor dieser Saison war er vor allem als starker Zeitfahrer bekannt, dann nahm er eine rasante Entwicklung. Zweiter wurde Martin bei der Tour de Suisse, holte das Bergtrikot und gewann die schwere Etappe nach Crans Montana. Das hatten ihm nicht viele zugetraut, und nun sorgt er bei der Tour de France erneut für Furore. „Er lebt von der Kraftkomponente, ist schwer zu knacken“, lobt Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag. Und Erik Zabel meint: „Er fängt an, seine eigene Legende zu stricken. Tony hat eine große Zukunft. Er ist ein geerdeter, intelligenter Typ.“ Spötter sagen: Dies unterscheidet Martin von Jan Ullrich, mit dem er in diesen Tagen oft verglichen wird. Auch dessen kometenhafter Aufstieg bei der Tour begann im Weißen Trikot, Martin wird ähnliches Talent bescheinigt. Er selbst hält den Vergleich für „unangemessen“ – und das ist gut so. Zwar

Tour de France heute: 10. Etappe Limoges–Issoudun

2

194,5 km Flachetappe Start: 12.30 Uhr Ankunft: ca. 16.59 Uhr Sprintwertung Bergwertung und Kategorie ab 16.15 Uhr live ab 13.45 Uhr live

Paris Vittel Colmar MontereauFault-Yonne Tonnerre Vatan Limoges

Issoudun Saint-Août

SaintGaudens

Aigurande Côte de Bénéventl'Abbaye Laurière Côte de Salvanet

4

0 km 12,5

Andorrala-Vieille Barcelona

Côte de Saint-Laurentles-Eglises 0 10 km

Le Cap Marseille d’Agde Gerona

4

44

58,5 69,5

82

93

war Ullrich sein Idol aus Kindertagen, der tiefe Fall des einzigen deutschen Tour-Siegers aber ist ihm eine Lehre. Martin lehnt Doping ab („Meine Entwicklung ist vollkommen nachvollziehbar“), zudem setzt er nicht nur auf den Radsport. Vier Jahre dauerte seine Ausbildung zum Polizeimeister, im Herbst will er sich durch eine Fortbildung

105

122,5 134,5 146

167,5 179,5 194,5 km

den Beamten-Status sichern: „Der Druck, auf dem Rad Geld verdienen zu müssen, begünstigt Doping.“ Das hört sich alles sehr vernünftig an. Bleibt nur zu hoffen, dass Martin seinen Prinzipien treu bleibt. Das passende Trikot trägt er schon mal – das „Maillot blanc“ wird auch Trikot der Unschuld genannt.

Nur eine ist noch schneller: Beckert holt zweites Silber Erfurterin muss sich über 5000 m nur Favoritin Sablikova beugen

Die magische Nacht der Roten und ihre Folgen

RICHMOND. Wie gut, dass es Handys gibt. Stephanie Beckert rief sofort nach der Entscheidung ihre Eltern in Erfurt an – sie war überglücklich. „Ich kann es noch gar nicht fassen“, jubelte sie und trauerte der hauchdünn verpassten Goldmedaille nicht hinterher: „Es war zwar am Ende ganz knapp, aber ich bin überglücklich mit meiner Silbermedaille, und Martina ist einfach wieder unglaublich gut gelaufen.“ 0,48 Sekunden fehlten, und Beckert wäre die jüngste deutsche Eisschnelllauf-Olympiasiegerin seit 30 Jahren geworden. Die erst 21 Jahre alte Thüringerin musste sich nach einem grandiosen Endspurt über 5000 m wie schon im 3000-m-Rennen nur der tschechischen Topfavoritin Martina Sablikova geschlagen geben. Die Weltrekordlerin siegte als erste Läuferin seit Claudia Pechstein 2002 bei Winterspielen auf beiden Langstrecken. Ihre Erfurter Teamkollegin Daniela Anschütz-Thoms verpasste dagegen nach ihrem bitteren vierten Platz über 3000 m auch die letzte Chance auf eine Einzel-Medaille bei Winterspielen – und wurde erneut Vierte. Diesmal fehlten der 35 Jahre alten Team-Olympiasiegerin allerdings fast drei Sekunden auf die Bronzemedaille, die Turin-Olympiasiegerin Klara Hughes gewann. Die Berlinerin Katrin Mattscherodt wurde disqualifiziert, weil sie gleich in der ersten Kurve die Begrenzung überschritten hatte. Beckert wurde dagegen von JahrhundertEisschnellläuferin Gunda Niemann-Stirnemann „das Rennen ihres Lebens“ attestiert. Bruder Patrick Beckert rang nach dem erneuten Triumph fast nach Worten. „Unglaublich, wahnsinnig, aber sie trainiert

Sprünge, Stürze, Rempeleien: Spektakulärer geht’s nimmer. Skicross begeistert Fans, TV-Sender und Sponsoren. Die Fairness bleibt aber auf der Strecke – und mit ihr die olympischen Werte.

¡ 2009 belegte sie bei den Mehrkampf-Weltmeisterschaften in Hamar den zwölften Platz. Auf der letzten Strecke über 5000 m wurde sie Dritte. Einen Monat später bei der Einzelstrecken-WM in Richmond kam die 1,72 m große und 69 Kilogramm

auch unglaublich“, sagte der 19-Jährige, der über 5000 m Rang 22 belegt hatte: „Ich habe es ihr von Herzen gegönnt.“ Hughes hatte die erste Richtzeit gesetzt. Die 37-Jährige gab im letzten Rennen ihrer Karriere alles und lief Bahnrekord in beeindruckenden 6:55,73 Minuten. Doch Beckert konterte, kontrollierte ihre Laufgegnerin Kristina Groves und drückte die Bestzeit auch dank ihres berühmten Turbo-Schlussspurts auf 6:51,39 Minuten. Im Ziel wusste sie sofort, dass sie eine Medaille sicher hatte und riss beide Arme in die Höhe. Dann folge das bange Warten. Im letzten Paar lief Topfavoritin Sablikova gegen Anschütz-Thoms und zeigte keine Schwäche. 6:50,91 Minuten lautete die Siegerzeit, Anschütz-Thoms (6:58,64) hingegen fehlte die Kraft. Trotz aller Freude über Beckerts Erfolg droht der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG) eine ernüchternde Bilanz – nur 1976 in Innsbruck hatten die deutschen Kufenflitzer bei Winterspielen bislang kein Gold geholt. Die letzte Chance besitzt in den Verfolgungsrennen am Freitag und Samstag das Frauen-Team, dem allerdings nur Außenseiterchancen eingeräumt werden. Beckert, die mit Silber über 3000 m die Erwartungen der Funktionäre schon übererfüllt hatte, war vor dem Rennen die Ruhe selbst. „Ich bin total happy mit meiner Medaille, die kann mir keiner mehr nehmen“, sagte sie und rückte keinen Zentimeter von ihren ursprünglichen Zielsetzungen ab: „Ich will die 5000 m genießen und werde sehen, was herauskommt. Einen Sieg über Weltrekordlerin Sablikova hatten ihr nur unverbesserliche Optimisten zugetraut, zu dominant war die Tschechin zuletzt auf der Langstrecke gelaufen. Das deutsche Trio, das über 5000 m lief, wird eventuell auch in den Teamrennen am Freitag und Samstag wieder erste Wahl sein. Bundestrainer Markus Eicher hatte nach dem 1500-m-Wettkampf überraschend angekündigt, möglicherweise auf die zweimalige Olympiasiegerin Anni Friesinger-Postma in den Mannschaftsrennen zu verzichten.

Was bleibt nach der magischen Nacht gegen Barça? Drei Dinge: Für Hleb gibt es keine Zukunft beim VfB, Cacau empfiehlt sich für die WM, und der nächste Gegner Frankfurt ist der schwerste.

Dichter Nebel stoppt Aufholjagd von Maria Riesch Riesenslalom nach erstem Durchgang verschoben – Vonn bricht sich Finger Von Christian Kunz WHISTLER. Der Nebel hat die geplante Aufholjagd von Maria Riesch, Kathrin Hölzl und Viktoria Rebensburg im Riesenslalom gestoppt. Nach mehreren Verschiebungen wegen schlechter Sicht entschied sich die Jury, den entscheidenden zweiten Durchgang auf Donnerstag (Start 18.30 Uhr) zu verlegen. Bis zur Verschiebung um 23.52 Uhr MEZ vertrieben sich einige Fahrerinnen wie die US-amerikanische Medaillengewinnerin Julia Mancuso und die Britin Chemmy Alcott die Zeit mit Musikhören und sangen fröhlich mit. Der Rückstand der drei deutschen Starterinnen ist trotz der schwierigen Bedingungen noch nicht allzu groß: Rebensburg (0,35 Sekunden zurück), Riesch (0,48) und Hölzl (0,69) schliefen am Abend mit der Gewissheit ein, dass sie noch Medaillenchancen haben. Als Führende ging die Österreicherin Elisabeth Görgl zu Bett. Schon im ersten Durchgang war die Sicht schlecht. Bei Nebel und Neuschnee waren Hölzl und Rebensburg mit den ersten beiden Startnummer in den Lauf gegangen – beide kamen nicht fehlerfrei durch, zudem wurde die Piste bei den höheren Startnummern schneller. „Ich bin einfach nicht auf Speed gekommen, bin von Tor zu Tor langsamer geworden“, sagte Hölzl. Bei ihrem WM-Sieg hatte sie aber einen ähnlichen Rückstand und fuhr noch ganz nach vorn – das will sie auch nach einer erholsamen Nacht in Whistler wieder tun. Riesch konnte mit dem Zwischenrang „ganz gut leben“ und auch Alpin-Chef Wolfgang Maier sprach von einer „nicht so schlechten Ausgangsposition“ im Kampf um die anvisierte Medaille. Einen bitteren Tag erlebte dagegen US-Star Lindsey Vonn. Sie hat sich bei einem Sturz im ersten Durchgang den kleinen Finger der rechten Hand gebrochen. Ob die Abfahrts-Olympiasiegerin im Slalom am Freitag startet, ist ungewiss.

schwere Sportlerin über diese Distanz auf Platz vier und wurde Achte über 3000 m. ¡ 2010 bei den Winterspielen hatte sie vor ihrer Silbermedaille gestern über 5000 Meter am 14. Februar bereits über 3000 Meter ebenfalls Silber gewonnen. ¡ Stephanie Beckert hat fünf jüngere Geschwister. Ihr Bruder Patrick konnte sich ebenfalls für Olympia in Kanada qualifizieren. Beckerts Mutter war ebenfalls Eisschnellläuferin. (StN) Kraftvoll und aggressiv zu Silber: Stephanie Beckert hat kurz an Sablikovas Thron gerüttelt Foto: dpa

Sportsfreund des Tages

Langlauf-Staffel geht leer aus – verwachst

Nordische Kombinierer: Pleiten, Pech und Bronze

Starker Schneefall bremst Axel Teichmann – Schweden siegen

Deutsche Mannschaft erkämpft sich in Whistler den dritten Platz

Von Gerald Fritsche WHISTLER. Schlussläufer Tobias Angerer war enttäuscht. Sechster, dabei hatten er und seine Staffel-Kollegen mit einer Medaille gerechnet. Jens Filbrich, Axel Teichmann, René Sommerfeldt und Angerer kamen im Rennen über 4 x 10 Kilometer nach Bronze 2002 in Salt Lake City und Silber vor vier Jahren in Turin nicht in Medaillennähe. „Wir hatten uns für Wachs-Ski entschieden, die bei dem extremen Schneefall hintenraus stumpf waren. Das war für uns

Info

Wachs- und No-Wax-Ski ¡ Im Skilanglauf unterscheidet man im klassischen Stil zwischen Wachs- und No-WaxSki. Die Abstoßzone des No-Wax-Ski, der auch als Aufrau-Ski bezeichnet wird, besitzt Schuppen oder feine Kunststoffhaare an der Oberfläche. Sie muss nicht mit Haftwachs bearbeitet, jedoch gereinigt und mit Wachs leicht präpariert werden. Bei sensiblen Wetterbedingungen wie Neuschnee und Temperaturen um null Grad ist der No-Wax-Ski überlegen. ¡ Die Abstoßzone oder auch Steighilfe in der Mitte des Ski hilft besonders bei Anstiegen, kann aber auch als Bremse bei Abfahrten wirken, wenn die Haare oder Schuppen zu lang sind und damit auf glasigem Untergrund nicht gleiten. (dpa)

¡ Centre-Court, 14 Uhr, Einzel, Achtelfinale: Wozniacki (Dänemark) – Safarova (Tschechien), nicht vor 15.45 Uhr: Pironkowa (Bulgarien) – Jankovic (Serbien), nicht vor 18.20 Uhr: Wickmayer (Belgien) – Henin (Belgien), nicht vor 20.15 Uhr: Szavay (Ungarn) – Safina (Russland), Doppel, Viertelfinale: Görges/Wöhr (Bad Oldesloe/Stuttgart) – Gowortsowa/Rosolska (Weißrussland/Polen). ¡ Court 1, 13 Uhr, Einzel, Achtelfinale: Dulgheru (Rumänien) – Stosur (Australien), Lapuschtschenkowa (Russland) – Azarenka (Weißrussland), nicht vor 17 Uhr, Doppel, Viertelfinale: Dulko/Pennetta (Argentinien/Italien) – Huber/Jankovic (USA/Serbien).

sehr ungünstig“, sagte Bundestrainer Jochen Behle. Staffel-Olympiasieger wurden die Schweden vor Norwegen, Bronze ging an die Tschechen. Teichmann, der zwei Tage zuvor im Teamsprint mit Silber seine erste Medaille bei Winterspielen gefeiert hatte, wurde zum Pechvogel des Quartetts – als dicke Flocken vom Himmel fielen, konnte der 30-Jährige mit immer stumpfer werdenden Ski der Spitze nicht mehr folgen und verlor fast 30 Sekunden. „Ich hatte mich für Wachs-Ski entschieden. Die bauten am Ende stark ab. Ich habe gekämpft wie ein Löwe. Aber mehr war nicht drin“, sagte Teichmann. Den Rückstand konnten die beiden Skater nicht mehr aufholen. Der 35-jährige Sommerfeldt mühte sich nach Kräften, konnte jedoch keinen Platz gutmachen und schickte Angerer mit 36,3 Sekunden Rückstand auf die Schlussrunde. „Schnee und Regen haben uns heute die Medaille verhagelt“, meinte Sommerfeldt. Angerer konnte den Abstand immerhin halten. Extrem schwierige Bedingungen mit Temperaturen um null Grad und Neuschnee hatten die Läufer vor die Qual der Wahl zwischen Wachs- und No-Wax-Ski gestellt. Startläufer Filbrich entschied sich für Wachs. Er hielt sich auf der ersten Klassikstrecke taktisch klug stets im Windschatten der Führenden und ging deren Tempo mühelos mit. Auf Platz vier schickte der 30-Jährige beim ersten Wechsel Teichmann in die Spur. Der jedoch hatte total verwachst – „Axel trifft keine Schuld, er konnte einfach nichts machen“, nahm Bundestrainer Behle den Unglücksraben aber in Schutz.

Früher angereist, um PR-Termine vor Turnierbeginn abzuarbeiten Und auch in Stuttgart reiste Wozniacki, obwohl am heutigen Donnerstag erstmals im Einsatz, bereits am Montag an – und arbeitete erst mal nur die PR-Termine ab. Morgens posierte sie vor einem Luxusauto des Turniersponsors, mittags plauderte sie mit zahlreichen Journalisten, und abends nahm sie sich Zeit, um sich bei der Players’ Night in aller Ruhe mit Prominenten und wichtigen Personen aus der Szene zu unterhalten. Seither konzentriert sie sich aufs Tennis.

Der hübschen Dame mit den langen blonden Haaren und den blauen Augen, die auch für Designerin Stella McCartney als Model fungiert, fällt das jedoch nicht leicht. „Ich stehe gern im Rampenlicht“, sagt sie, „ich mag es, wenn die Leute mehr von mir wissen möchten. Und das wollen sie umso mehr, je mehr ich gewinne und je besser ich spiele.“ Besser als Kournikowa ist sie schon längst: Wozniacki, die in ihrer noch jungen Karriere allein an Preisgeldern schon rund 2,9 Millionen Euro eingenommen hat, hat bereits sieben WTA-Turniere gewonnen. Das ist dänischer Rekord – schon wieder einer. Caroline Wozniacki, deren Eltern vor mehr als 20 Jahren von Polen nach Dänemark gezogen sind, sich eine neue Heimat und ihr eine andere Staatsbürgerschaft beschert haben, war ja auch die erste Dänin, die einen Einzeltitel gewonnen hat. In Dänemark ist sie längst einer der Sportstars des Landes. „Wenn ich in Dänemark in ein Restaurant gehe, ist am nächsten Tag ein Bild von mir in der Zeitung“, erzählt sie stolz. Und in Polen ist das ganz ähnlich. „Die polnischen Medien hätten es gerne, wenn ich ganz und gar polnisch wäre“, sagt Caroline Wozniacki, legt ein süßes Lächeln auf und weiß in diesem Moment genau, wie sie die Situation sympathisch meistert, ohne eine heikle Aussage ausgesprochen zu haben. Denn in den nächsten Tagen möchte Caroline Wozniacki lediglich sportliche Schlagzeilen schreiben. Vor zwei Wochen musste sie beim Turnier in Charleston (USA) wegen einer Knöchelverletzung aufgeben. „Ich habe mich davon aber gut erholt und hoffe, dass ich dort weitermachen kann, wo ich aufhören musste“, sagt sie. Mit ihrem Ansturm auf Platz eins der Weltrangliste.

6:7, 1:6 – Görges scheitert an Henin

Huck verspricht Rache für Schulz HAMBURG (sid). Einst beendete er die Karriere von Axel Schulz, jetzt will Brian Minto aus „Käpt’n“ Marco Huck einen Matrosen machen. Am Samstag (22.30 Uhr/ARD) fordert der Ex-Schwergewichtsboxer in Oldenburg den Cruisergewichts-Champion des Verbandes WBO heraus. „Ich habe Axel Schulz geschlagen und damit für eine Sensation gesorgt“, sagt der 35 Jahre alte Amerikaner, „ich bin bereit für die nächste Überraschung.“ Der Unterschied zum 25. November 2006 liegt aber auf der Hand. Damals schlug Minto einen 38-jährigen Box-Opa, der nach siebenjähriger Ringabstinenz für drei Millionen Euro zurückgekehrt war, bis zum technischen K. o. sechs Runden grün und blau. Jetzt bekommt es Minto mit Weltmeister zu tun, der voll im Saft steht. „Mein erster Gedanke, als ich gehört habe, dass ich gegen Minto boxe, war: Rache für Axel Schulz“, sagt Huck (25), der als hoher Favorit gilt.

Als Model erfolgreich – und auf dem Tennisplatz erst recht: Caroline Wozniacki

Foto: Baumann

Fußball-Rekordweltmeister Brasilien hat Europameister Spanien eineinhalb Monate vor der WM an der Spitze der Weltrangliste abgelöst. Für die Spanier (1565 Punkte) endete damit eine fünfmonatige Regentschaft, die Seleção (1611) übernahm Platz eins zum siebten Mal. Das deutsche Team (1107) bleibt Sechster.

1. Runde

Von Stefan Klinger STUTTGART. Wie sich die Bilder doch gleichen: Einen Tag nach dem Aus von Andrea Petkovic (Darmstadt) ist auch Julia Görges (Bad Oldesloe) als letzte Deutsche in der ersten Runde des Porsche Tennis Grand Prix in Stuttgart ausgeschieden – und hat dabei eine große Chance auf ein besseres Ergebnis vergeben. Zwar war die Weltranglisten-73. Görges bei der 6:7, 1:6-Niederlage gegen die ehemalige Weltranglisten-Erste Justine Henin (Belgien) nicht derart nahe dran am Matchgewinn wie tags zuvor Andrea Petkovic, im ersten Durchgang hatte sie jedoch bei eigenem Aufschlag immerhin drei Satzbälle. „Die ersten beiden Satzbälle hat Justine sehr gut abgewehrt, beim dritten war ich leider nicht mehr ganz so konzentriert“, ärgerte sich Görges, „wer weiß, wie es ausgeht, wenn ich den ersten Satz gewinne.“ Ebenfalls raus ist Titelverteidigerin Swetlana Kusnetsowa. Die Russin verlor ihr Achtelfinale gegen Na Li (China) 3:6, 5:7.

Wozniacki, C. (DEN)

Freilos

Sfar, Selima (TUN)

Safarova, Lucie (CZE)

Achtelfinale 6:2 0:3 Aufgabe

Gowortsowa, Olga (BLR) Lapuschtschenkowa (RUS) 4:6 1:6 Pennetta, Flavia (ITA)

Azarenka, Victoria (BLR) 1:6 4:6

Kusnetsowa, S. (RUS)

Srebotnik, K. (SLO)

Li, Na (CHN)

Errani, Sara (ITA)

Poutchek, Tatjana (BLR) Dulgheru, A. (ROU) Bartoli, Marion (FRA)

6:3 6:3 7:6 6:1

Tschaknaschwili , M. (GEO) Pironkowa, T. (BUL)

3:6 4:6

Dulko, Gisela (ARG)

Jankovic, Jelena (SRB)

2:6 2:6

Radwanska, A. (POL)

3:6 5:7

Spycher verlässt Frankfurt

Li, Na Dulgheru, A.

Stosur, Samantha (AUS) 2:6 1:6

Görges, Julia (GER)

Halbfinale

Kusnetsowa, S. Li, Na

6:1 6:1

Henin, Justine (BEL)

Viertelfinale

Lapuschtschenkowa Azarenka, V.

6:1 6:2

2:6 2:6

Wickmayer, Yanina (BEL) Schiavone, F. (ITA)

Wozniacki, C. Safarova, L.

Stosur, S.

Fußball-Bundesligist Eintracht Frankfurt muss nächste Saison ohne seinen Kapitän Christoph Spycher auskommen. Der Schweizer Nationalspieler lehnte das Vertragsangebot ab. Spycher (32) unterschrieb beim Schweizer Club Young Boys Bern einen Dreijahresvertrag.

Finale

Wickmayer, Y. Henin, Justine

Pironkowa, T. Jankovic, J.

Ivanovic, Ana (SRB)

7:6 6:4

Hercog, Polona (SLO)

Peer, Shahar (ISR)

3:6 6:3 1:6

Szavay, Agnes (HUN)

Petkovic, Andrea (GER) 6:3 2:6 7:5

Freilos

Safina, Dinara (RUS)

Radwanska, A. Peer, Shahar

3:6 7:6 2:6

Peer, Shahar Szavay, A.

Was machen Sportler heute, die vor vielen Jahren Geschichte(n) geschrieben haben? In unserer Serie gehen wir auf Spurensuche. Heute: Tennis-Profi Marc-Kevin Goellner. Er gewann den Daviscup und zwei große Turniere, stand 1993 in der Weltrangliste auf Position 31. KÖLN. Früher war das so bei Marc-Kevin Goellner: Sobald er sich seine Mütze falsch herum auf den Kopf gesetzt hatte, gab es nur noch das Spiel. Allein das Tennis zählte, sonst nichts. Heute ist es anders: Wenn um 6 Uhr der Wecker klingelt, geht’s nicht um den nächsten Aufschlag – es geht um Aufstrich. Der 39-Jährige schmiert Brote für die Kinder Nina-Jacqueline (14) und Yannick-Keanu (12). Heute ist die Familie das

32

Wichtigste für Goellner. „Sie bedeutet Wärme, Liebe und Rückhalt.“ Wenn Nina und Yannick in der Schule sind, fährt er zu seiner Tennis-Akademie in Köln. Dort unterrichtet er seit 2004 mit seinem ehemaligen Trainer Andreas Maurer (52) Talente, zwischen zwölf und 16 Schülern bilden sie aus. „Ich bringe den jungen Sportlern bei, wie sie professionell trainieren“, sagt Goellner. „Ich habe in meiner Karriere Fehler gemacht. Die Jugendlichen sollen lernen, wie man solche Sachen vermeidet.“ Allerdings möchte er nicht öffentlich über die Fehler sprechen. „Es reicht, wenn die Jugendlichen sie kennen.“ Manche Fehler sind aber kein Geheimnis. Goellner hat in den 90er Jahren seine Familienstreitigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen. Vater Michael warf ihm vor, zu eng mit seinen Betreuern zusammenzuarbeiten

Kurz berichtet

Fußball-Weltrangliste: Brasilien löst Spanien ab

Die Tennis-Ladys in der Porsche-Arena: Der Weg zum Titelgewinn

Safina, Dinara

und die Familie auszugrenzen. Er beschuldigte den Vater, ihm eine schwierige Kindheit bereitet zu haben. Als Junge zog Goellner viel um: von Rio (Brasilien) nach Tel Aviv (Israel), Sydney (Australien), Recife (Brasilien), mit 16 Goellner Foto: ddp landete er in Deutschland. Der Beruf seines Vaters brachte das mit sich: Diplomat. Goellner sagte damals, dass es nicht leicht sei, Kind eines Konsuls zu sein, und dass er keine Nestwärme bekommen habe. Nun hat Goellner eine eigene Familie. 1994, mit 24, heiratete er Ira-Patricia, die Tochter seiner Physiotherapeutin. „Ich bin eben ein Familientyp“, sagt er, „ich brauche

immer ein verlässliches Team um mich.“ Ein Jahr nach der Hochzeit kam Nina, das Jahr darauf Yannick. Manchmal hat Goellner während des Spiels eines seiner Kinder auf der Tribüne weinen gehört. „Wenn ich verloren habe, dachte ich: Das wäre ohne das Geräusch vielleicht nicht passiert.“ Bereut hat er es aber nie, früh Vater geworden zu sein: „Es gibt nichts Schöneres, als in die Augen meiner Kinder zu schauen.“ Freizeit gibt es wenig. Wenn es möglich ist, fährt er Ski. Er schwimmt auch gerne – „aber nur, wenn das Wasser über 21 Grad warm ist“. Und an manchen Tagen bleibt Goellner einfach im Bett liegen, dann liest er. Kritiker sagen, dass es kaum einen deutschen Tennisspieler gebe, der so überschätzt worden sei wie er. Ihm ist das heute egal. Goellner sagt: „Neid ist das größte Kompliment“ – und schmiert weiter Pausenbrote.

Bundesliga total im Radio Die ARD-Hörfunkanstalten verlängern für die beiden letzten Spieltage der Fußball-Bundesliga ihre Schlusskonferenz auf 40 Minuten. Nach der Halbzeitkonferenz werden die übertragenden Programme schon gegen 16.35 Uhr wieder live aus allen neun Stadien berichten.

Dietterle nach Gmünd Fußball-Oberligist Normannia Gmünd hat einen Nachfolger für den scheidenden Trainer Lothar Mattner gefunden. Helmut Dietterle übernimmt den Posten in der neuen Saison – der 58-Jährige war bis 2008 Manager beim derzeitigen Regionalliga-Spitzenreiter VfR Aalen.

Anand geht in Führung Mit dem Gewinn der vierten Partie ist Titelverteidiger Viswanathan Anand (Indien) bei der Schach-WM in Sofia erstmals in Führung gegangen. Nach einem eindrucksvollen Angriffssieg mit den weißen Figuren führt er gegen Herausforderer Vesselin Topalov (Bulgarien) mit 2,5:1,5 Punkten. Anand wählte die Katalanische Eröffnung und opferte danach überraschend zwei Figuren, wodurch er einen unwiderstehlichen Königsangriff erhielt. Topalow gab im 32. Zug auf.

Sport

Nummer 139  Montag, 21. Juni 2010

Kim Kirchen nach Herzstillstand im künstlichen Koma Zustand stabil – Radprofi hat schon länger gesundheitliche Probleme Von Andreas Zellmer

¿37 · Sport

Stephanie Beckert ¡ 2006 feierte Stephanie Beckert ihr Debüt im Weltcup. In diesem Jahr begann sie auch als Sportsoldatin in der Sportfördergruppe Oberhof.

33

Skicross: Ein Spektakel wider die olympischen Ideale

Zur Person

¡ 1988 wird sie am 30. Mai in Erfurt geboren.

STUTTGART. Anna Kournikowa ist ein Phänomen. Obwohl die hübsche Russin in ihrer ganzen Karriere um die Jahrtausendwende kein einziges WTA-Turnier im Einzel gewonnen hat, hat sie es geschafft, zu einem der schillerndsten Stars im Damentennis zu avancieren. Zwar nicht sportlich, aber aus finanzieller Sicht ist sie daher für viele Spielerinnen und deren Marketingberater ein Vorbild. Zumindest den nicht ausschließlich profitorientierten Beratern dient ihre Karriere aber auch als warnendes Beispiel. Caroline Wozniacki, 19 Jahre alt und beim Stuttgarter Turnier als Nummer zwei der Weltrangliste an Nummer eins gesetzt, scheint so ein umsichtiges Umfeld zu haben. Vater Piotr, ein ehemaliger Fußballspieler, und Mutter Anna, ehemalige polnische Volleyball-Nationalspielerin, achten stets darauf, dass sich ihre Tochter mehr auf den Tennisplätzen als vor den Objektiven der Fotografen bewegt. Die werbewirksamen, fürs Image und vor allem den Geldbeutel wichtigen Auftritte außerhalb des Courts suchen sie gezielt aus. So reiste Wozniacki, ein großer Fußballfan, vor den US Open 2009 extra einige Tage früher in die USA, um im engen weißen Top – und natürlich begleitet von einem Fernsehteam – in Los Angeles David Beckham beim Training zu besuchen. Dass sie Beckham hinterher als „sweet“ bezeichnete, fand die „New York Times“ so süß, dass sie Wozniacki zum aufregendsten Mädchen, das es derzeit zu sehen gibt, kürte. Eine bessere Werbung gibt es kaum.

Von Anne Guhlich

¿34 · Sport

Von Jörg Mebus

Heute spielen

Auf den Spuren von . . . Marc-Kevin Goellner, der sich gerne um Jugendliche kümmert – damit sie weniger Fehler machen als er

Nummer 46 · Donnerstag, 25. Februar 2010

Gold nur ganz knapp verpasst, aber erneut Silber gewonnen: Stephanie Beckert hat sich mit ihrer zweiten Medaille zur erfolgreichsten deutschen Eisschnellläuferin bei den olympischen Wettkämpfen in Richmond gekrönt.

BIRMINGHAM. Die Älteste soll es wieder mal richten: Die fast 35 Jahre alte Oksana Chusowitina ist bei der an diesem Donnerstag beginnenden EM der Kunstturnerinnen in Birmingham die einsame Medaillenhoffnung des Deutschen TurnerBunds (DTB). „Sie ist die Einzige, die eine Chance hat“, sagt DTB-Cheftrainerin Ulla Koch. Nur wenige Tage nach dem EM-Medaillenregen für die männlichen Kollegen wird die ersatzgeschwächte deutsche Riege weitgehend hinterherturnen. Zu schwer wiegen die Ausfälle der letztjährigen EM-Dritten am Stufenbarren Anja Brinker (Herkenrath) und der deutschen Mehrkampf-Meisterin Kim Bui (Tübingen), die nach Operationen erst wieder bei den Welttitelkämpfen im Oktober in Rotterdam zur Verfügung stehen. Da ist es fast ein Wunder, dass Chusowitina noch einmal auf das Turnpodium zurückgekehrt ist. Denn auch die gebürtige Usbekin, Olympia-Zweite von Peking beim Sprung, musste sich seither drei Operationen an der Achillessehne und an der Schulter unterziehen. Doch im Krankenbett wollte die Kölnerin ihre Karriere nicht beenden: „Dafür habe ich noch zu viel Spaß am Sport.“ Komplett hergestellt ist die Team-Olympiasiegerin von 1992 noch nicht, deshalb wurde die Schwierigkeit ihrer Sprünge gedrosselt, die übrigen drei Geräte lässt sie aus.

Von Andreas Frank

Info

Der Ex-Tennisprofi schmiert nun Pausenbrote

Limoges

4

27,5

Glenic

Pontarlier Annecy BourgoinJallieu Montelimar Monaco Montpellier

Saint-Août 192 m

US-Turnier in Silvis/Illinois (Par 71), Endstand nach vier Runden: 1. Stricker (USA) 264 Schläge, 2. Johnson (USA), Snedecker (USA) und Quigley (USA) jeweils 267, 5. Henry (USA), Petrovic (USA) und Jones (Australien) jeweils 268.

131 124 117 113 110 96 95 91 81 72 71 70

Meunet Planches 143 m

GOLF

1. Mark Webber (Australien) 2. Rubens Barrichello (Brasilien) 3. Jarno Trulli (Italien) 4. Jenson Button (England) 5. Giancarlo Fisichella (Italien) 6. Mika Häkkinen (Finnland) 7. Thierry Boutsen (Belgien) 8. Jean Alesi (Frankreich) 9. Eddie Irvine (Nordirland) 10. Nigel Mansell (England) 11. Johnny Herbert (England) 12. Ralf Schumacher (Kerpen)

Issoudun 129 m

Testspiel: FC Isny - VfB Stuttgart II 0:10.

Absolvierte Rennen bis zum ersten Sieg:

dpa•infografik / StN

Europameisterschaft der U-19-Frauen in Minsk/ Weißrussland, Gruppe A: Frankreich - Deutschland 1:2.

Spätstarter in der Formel 1

Aigurande 423 m

Vier-Nationen-Turnier der U-23-Frauen in Sarpsborg/Norwegen: Schweden - Deutschland 1:2.

Info

STUTTGART (jük). Der Formel-1-Weltmeister war gefrustet: Lewis Hamilton dachte beim Großen Preis von Deutschland sogar ans Aufgeben, doch die Teamleitung forderte den 24-Jährigen auf, das Rennen auf dem Nürburgring bis zum Ende zu fahren. „Ich habe alles versucht, aber es war Zeitverschwendung. Ich hatte vorgeschlagen, dass wir das Getriebe für ein besseres Rennen in der Zukunft schonen sollten“, sagte Hamilton, der mit einer Runde Rückstand als 18. und Letzter ins Ziel kam. Dabei war Hamilton mit großen Hoffnungen ins Rennen gegangen. An seinen Silberpfeil waren – im Gegensatz zum Auto des Teamkollegen Heikki Kovalainen – neue Teile montiert worden. Auf Startplatz fünf legte Hamilton los wie die Feuerwehr, doch ein Reifenschaden in Kurve eins, nach einer Berührung durch Mark Webbers Red Bull, zerstörte den Traum von einem Podiumsplatz. Kleiner Trost für McLaren-Mercedes: Offenbar funktionieren die Weiterentwicklungen gut, am Nürburgring waren nur Red-Bull-Renault und Brawn-Mercedes schneller. „Wir müssen uns weiter steigern, aber dies war ein erster Schritt“, sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, „in Ungarn wird auch Kovalainens Auto mit neuen Teilen ausgerüstet sein.“ Der Hungaroring (26. August) kommt dem Team vom Layout her entgegen – es gibt keine schnellen Kurven, bei denen sich der geringe Abtrieb der Silberpfeile negativ auswirkt.

Crevant 361 m

Gold Cup in den USA, Gruppe C in Glendale: Panama - Nicaragua 4:0, Mexiko - Guadeloupe 2:0. – Tabelle: 1. Mexiko 5:1 Tore/7 Punkte, 2. Guadeloupe 4:3/6, 3. Panama 6:3/4, 4. Nicaragua 0:8/0. – Die Begegnungen im Viertelfinale: Kanada - Honduras, USA - Panama, Guadeloupe - Costa Rica, Mexiko - Haiti.

STUTTGART. In dem Augenblick, als Mark Webber auf dem Nürburgring über die Ziellinie fuhr, kämpfte Alan Jones gegen die Glückstränen an. Er dachte an den 17. Oktober 1981, an den Tag, als er in Las Vegas ein Formel-1-Rennen gewonnen hatte – es war bis Sonntag der letzte Erfolg eines Australiers in der Eliteliga des Motorsports. „Fabelhaft, das war überfällig“, sagte der 62-Jährige, „eigentlich dachte ich, dass das schon viel früher passieren würde.“ Webber hat einen Rekord aufgestellt – von allen Piloten, die je einen Grand-Prix-Sieg errungen hatten, musste der 32-Jährige am längsten drauf hinarbeiten. Erst nach dem 131. Rennen stand der Aussie ganz oben. Die Zeit des Nicht-Gewinnens hat Webber als Makel für einen australischen Sportler empfunden – Motorrad-Pilot Mick Doohan, Radstar Robbie McEwen, Schwimmer Ian Thorpe, Tennis-Star Lleyton Hewitt, sie alle erfreuten ihre Landsleute mit Triumphen. Nur Mister Mark Webber nicht. „Wir sind eine stolze Sportnation, deshalb war es

gen geht er oft in die Luft, gerne als Passagier eines Kampfjets. Zur Not genügen ihm aber auch seine Modellflugzeuge, mit denen er alle möglichen Kunststücke übt. Bei seinem Formel-1-Debüt präsentierte sich Webber als Überflieger – in der Heimat gewann er im unterlegenen Minardi als Achter in Melbourne gleich einen Punkt. Doch es folgte der Sinkflug. Minardi, Jaguar, Williams, Red Bull – nirgends konnte Webber überzeugen. Ein guter Mann, aber kein Siegertyp. Seine Zukunft in der Formel 1 schien begrenzt. Als der begeisterte Mountainbike-Fahrer im November 2008 auf Tasmanien dann frontal mit einem Auto zusammenstieß, schien das Karriereende so gut wie besiegelt – eine komplizierte Beinfraktur und ein Schulterbruch. „Ich musste erst wieder laufen und schwimmen lernen“, erzählte er, „es war verdammt hart.“ Webber glaubte an sich, und was noch wichtiger war: Auch Red Bull setzte auf ihn und suchte keinen Ersatzfahrer. „Dass alle hinter mir standen“, sagte Webber, „gab mir viel Kraft.“ Nun hat der Rennstall in Webber und Sebastian Vettel zwei Siegfahrer und damit ein Luxusproblem: Die Trophäenkammer in der Fabrik in Milton Keynes wird allmählich zu klein. Es muss dringend angebaut werden. „Mark hat viele Rückschläge weggesteckt. Es ist fantastisch zu sehen, dass bei ihm jetzt alles passt“, sagte Alan Jones, „es wird nicht sein letzter Sieg gewesen sein.“ Die 21,3 Millionen Australier werden das gerne hören.

La Châtre 262 m

FUSSBALL

Von Jürgen Kemmner

für mich sehr wichtig, zu gewinnen“, sagte der Red-Bull-Fahrer, „das war für mich und Australien ein großer Tag.“ Webber ist ein verrückter Vogel. Wobei der Begriff Vogel absolut zutreffend ist. International bekannt wurde er, als er im Mercedes CLK im Qualifying des 24-Stunden-Rennens von Le Mans 1999 abhob. Webber schlug ein paar Salti mit dem Auto und kletterte unverletzt aus dem Wrack. Auch mit richtigen Flugzeu-

Guéret 445 m

Ergebnisse und Tabellen

Der Stempel mit dem Wort Verlierer schien schon bereitzuliegen für Mark Webber. Doch mit dem Formel-1-Sieg auf dem Nürburgring hat der Australier das sich anbahnende Motorsport-Drama mit einem Happy End versehen.

Bonnat 376 m

Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag zum geplanten Verbot des Funkkontakts zwischen den Fahrern und ihren Teamleitungen auf der heutigen 10. Etappe der Tour de France

Neue Teile für den Silberpfeil lassen für das Rennen in Ungarn hoffen

Glénic 303 m

„Man muss sich gut überlegen, ob man sagt, wir wollen das Rennen spannend machen auf Kosten der Sicherheit. Dann können wir auch die Bremsen abbauen“

Red-Bull-Fahrer hat das Karriereende schon vor Augen und kämpft sich zurück in die Formel 1

Laurière 422 m

Das Zitat

Foto: AP

Hamilton im Motivations-Loch

Côte de Bénéventl’Abbaye 465 m Montaigut-le-Blanc 480 m

Regionalligist Eintracht Trier sucht einen Torhüter, da Uli Schneider einen Meniskuseinriss erlitt. Top-Kandidat: der Mainzer Ex-Profi Daniel Ischdonat (33).

Ganz Australien liegt dem Nürburgring-Sieger nun zu Füßen: Red-Bull-Pilot Mark Webber fliegt als Passagier in einem Kampfjet über der Formel-1-Rennstrecke in Melbourne

Spätstarter Webber hebt ab

Côte de SaintLaurent-les-Eglises 396 m

gen den VfL Sindelfingen seinem Club SV Göppingen zum Aufstieg in die Verbandsliga verholfen – aber der ganz große Ruhm blieb ihm verwehrt. Bei der Wahl zum Tor des Monats in der ARD„Sportschau“ landete der 25-Jährige nicht unter den drei Ersten. Schön war der Treffer trotzdem – hier ist er im Internet zu bewundern: www. youtube.com/watch?v=pvYKE2eAtpM

Côte de Salvanet 340 m

Daniel Budak hat zwar mit seinem Tor ge-

Limoges 250 m

Tucci

Der 24 Jahre alte Stürmer Marco Tucci wechselt von den Stuttgarter Kickers zum RegionalligaKonkurrenten SSV Reutlingen. „Das ist ein Knaller“, freute sich Trainer Roland Seitz, „wirklich klasse, dass es geFoto: Bm klappt hat.“

Dänischer Tennisstar gibt nicht nur auf dem Platz eine gute Figur ab

Von Stefan Klinger

Am heutigen Dienstag (Spielbeginn 19 Uhr) erwartet Regionalligist SSV Ulm 1846 den türkischen Rekordmeister Fenerbahce Istanbul mit Trainer Christoph

Daum im Donaustadion.

31

Turn-Seniorin soll es bei der EM wieder richten

Am Tag vor ihrem ersten Spiel in Stuttgart schirmte sich Caroline Wozniacki gestern von der Öffentlichkeit ab: Kein PR-Termin, kein Shopping – Training um 8 Uhr. Die hübsche Dänin schlüpft zwar gerne in die Rolle des neuen Glamourgirls im Damentennis – hat aber aus Fehlern der Vorgängerinnen gelernt.

Ferdi Er (28) hat beim Oberligisten VfL

Nummer 98  Donnerstag, 29. April 2010

Wozniacki – jung, attraktiv, erfolgreich

StN-Grafik: Ettischer, Klos

28

Office for Newspaper Design

Von Eric Dobias WHISTLER. Sein Sturz hat die Kombinierer bei den Olympischen Spielen die mögliche Goldmedaille gekostet. Die Bronzemedaille war für Tino Edelmann ein versöhnlicher Abschluss. Sein Missgeschick ging ihm trotzdem nicht mehr aus dem Kopf. „Das werde ich so schnell nicht vergessen. Jetzt überwiegt aber die Freude, dass wir trotzdem Bronze gewonnen haben, ist super“, sagte Edelmann nach dem dritten Platz im Mannschafts-Wettbewerb. Immer wieder musste Edelmann die bittere Szene erklären, als er bei einem Anstieg unvermittelt zu Boden fiel Frenzel Foto: dpa und die entscheidenden Sekunden im Teamwettkampf auf den späteren Olympiasieger Österreich und Silbermedaillengewinner USA verlor. „Mir geht das alles sehr nahe, aber wir sind halt Menschen, keine Maschinen.“ Irgendwie hatte sich der Thüringer mit dem Skistock selbst ein Bein gestellt und war hingefallen. Bundestrainer Hermann Weinbuch meinte dazu lapidar: „Tino wollte seinen schlechten Sprung gutmachen und war übermotiviert. Hätte er sich nicht hingelegt, wäre Richtung Gold alles offen gewesen.“ Weinbuch war mit dem Auftritt von Olympia- Debütant Johannes Rydzek, Edelmann, Eric Frenzel und Björn Kircheisen dennoch zufrieden. Zumal das Quartett nach dem

Springen mit 45 Sekunden Rückstand zur Spitze nur auf Rang sechs lag. „Dass wir noch mal so nahe an Gold kommen, hatte ich nicht erwartet.“ Die Erwartungen seien aber „natürlich höher“ gewesen. „Aber am Ende sind wir sehr glücklich, dass wir eine Medaille geholt haben. Und immerhin hat sie eine andere Farbe als sonst“, sagte Frenzel. Sechsmal in Serie hatten die deutschen Kombinierer zuvor im Teamwettkampf bei Großereignissen Silber gewonnen. Frenzel lieferte auf der dritten Fünf-KilometerSchleife eine taktische Meisterleistung ab und ebnete den Weg zu Bronze. „Es war rennentscheidend für die Medaille, dass Eric den Franzosen stehengelassen hat“, lobte Weinbuch. Kircheisen lief den dritten Platz sicher nach Hause. „Für mich ist das eine ganz besondere Medaille, weil sie so hart erkämpft wurde“, meinte er. Viel Zeit zum Feiern blieb dem Quartett nicht, denn schon am Donnerstag (22 Uhr/ ZDF) bietet sich im Einzel-Wettbewerb auf der Großschanze eine weitere Medaillenchance. „Vielleicht haben wir im letzten Wettkampf mal richtig Glück und schaffen eine Überraschung“, sagte Weinbuch. Seine Schützlinge gönnten sich am Mittwoch einen trainingsfreien Tag, um „mit frischen Kräften anzugreifen“, so Frenzel. Der 21-Jährige hofft, dass „einer von uns auf dem Podest steht“. Unabhängig vom Ausgang des letzten Wettbewerbes glaubt Weinbuch, dass sein Team auch zukünftig für Furore sorgen kann. „Wir waren die jüngste Mannschaft. Auch wenn wir nicht ganz oben gestanden haben, denke ich, dass uns die Zukunft gehört“, sagte er.

Der Frühling Smilla Jaspersen interessiert sich für die Spuren im Schnee. Sie führen das Fräulein in Peter Høegs Roman zur Wahrheit. Im Schnee liegt wirklich viel verborgen. Zuletzt viel Freude. Hier am Rodeln, am Skifahren oder Wandern. In Vancouver an den Leistungen der deutschen Olympioniken. Im Schnee lag viel Gold, Silber und Bronze. Schnee ist irgendwie ein Symbol für mehr. Er ist mehr als nur gefrorenes Wasser. Er ist schöner als schmuddeliges Grau. Eigentlich fast durchsichtig wie Glas – und reflektiert das Licht in strahlendem Weiß. Experten wie Frühling Foto: dpa der österreichische Liedermacher Wolfgang Ambros (Schifoan is des leiwandste!) wissen: „De Vuastöllung is überkommen und da Begriff is übernommen, das Ganze is nur a Klischee und trotzdem: de Woaheit is so weiß wie Schnee.“ Aber zurück zum untrüglichen Gespür beim Thema Schnee – und den Spuren. Sie führen nach diesen Tagen zu einer einzigen Wahrheit. Sogar Ambros würde sagen: Jetzt is gnuag, i will mei Ruah. Für Flachländer: Es wird Zeit für den Frühling. (mh)

Das Zitat „Ich hätte noch schneller fahren können, aber ich musste mir meine Kräfte einteilen“ Skirennfahrer Hubertus von Hohenlohe (51) nach Platz 78 im olympischen Riesenslalom

ZÜRICH. Radprofi Kim Kirchen (31) liegt nach einem Herzstillstand in der Universitätsklinik Zürich im künstlichen Koma – sein Zustand ist aber stabil. Dies teilte der Katjuscha-Rennstall des Luxemburgers mit, nachdem Kirchen in der Nacht zum Samstag in seinem Schweizer Hotelzimmer von einem Freund und dem Teamarzt reanimiert worden war. Nach ersten medizinischen Tests könne ausgeschlossen werden, dass Kirchen, dessen Frau Caroline Zwillinge erwartet, einen Herzinfarkt oder eine Thrombose erlitten habe, erklärte das russische Kirchen Foto: AP Team, das derzeit an der Tour de Suisse teilnimmt. Rolf Aldag, bis 2009 Teamchef von Kirchen bei Columbia, zeigte sich „persönlich stark betroffen“. Bei so einem Vorfall relativiere sich der Beruf: „Da spielt der Radsport keine Rolle mehr.“ Die Gesundheit Kirchens, bei der Tour de France 2008 Gesamt-Achter, ist zuletzt labil gewesen. In dieser Saison litt er phasenweise unter Atemnot und Schwindelanfällen. Beim Klassiker Flèche Wallonne stieg Kirchen im April vorzeitig aus. Im Mai erklärte er in einem Interview: „Mir geht es aktuell gut. Die Ursache meines Unwohlseins konnte allerdings nicht präzise diagnostiziert werden. Die Meinungen gehen auseinander.“ Der tragische Vorfall zeigt Parallelen zum Herztod des Franzosen Fabrice Salanson (23), der vor dem Start der Deutschland-Tour 2003 in Dresden tot in seinem Hotelzimmer gefunden wurde. Damals kam schnell ein Dopingverdacht auf, weil Blut bei Epo-Gaben verdickt, was bei einer geringen Herzfrequenz zu lebensbedrohlichen Situationen führen kann. Die Gerichtsmedizin fand aber keine Hinweise auf Doping, Ursache sei der Sekundenherztod. Ebenfalls 2003 waren Radprofi Denis Zanette (Italien) bei einem Zahnarztbesuch und Ex-Profi José Maria Jiménez (Spanien) in einer psychiatrischen Klinik an Herzversagen gestorben.

Martin siegt im Zeitfahren Franck Schleck gewinnt die Tour de Suisse vor Favorit Lance Armstrong LIESTAL (dpa). Lance Armstrong fehlten nur zwölf Sekunden zum Gesamtsieg bei der Tour de Suisse. Zwar musste der Niederländer Robert Gesink das Gelbe Trikot nach dem abschließenden Zeitfahren in Liestal über 26,9 Kilometer abgeben – aber nicht an den Favoriten aus den USA, sondern an Frank Schleck. Der Radprofi aus Luxemburg verwies Armstrong in der Endabrechnung auf Rang zwei. Der Vorjahreszweite Tony Martin (Eschborn) gewann den Kampf gegen die Uhr nach 27 km in 32:21 Minuten vor Zeitfahr-Olympiasieger Fabian Cancellara (Schweiz/17 Sekunden zurück) und empfahl sich als Gesamt-Sechster für die Tour de France, die in knapp zwei Wochen in Rotterdam beginnt. „Ich war nach der Königsetappe zwei Tage lang sehr müde“, sagte Martin, „dass es für den Sieg im Zeitfahren reicht, hätte ich nicht gedacht.“ Armstrong war weniger zufrieden. Im Zeitfahren verlor er – allerdings auf regennasser Fahrbahn – 1:08 Minuten auf Martin. Seine Formkurve steigt nach einem verkorksten Frühjahr mit Stürzen und Krankheiten zwar langsam an, für die Frankreich-Rundfahrt zählt sich der siebenfache Sieger aber nicht zu den Favoriten: „Es wird schwer, vor allem bei der Explosivität der anderen Jungs und meinen eigenen Schwierigkeiten im Zeitfahren.“

Massenweise Laufbegeisterte: Beim Stuttgarter Zeitung-Lauf waren über 18 000 Teilnehmer am Start – bei 16 Grad und Sonnenschein unter idealen Bedingungen

Foto: Baumann

Zwei Gäste aus Brünn räumen ab Beim Stuttgarter Zeitung-Lauf gewinnen Athleten aus der tschechischen Partnerstadt den Halbmarathon und den Zehn-Kilometer-Lauf Die Einladung der Stadt Stuttgart angenommen und dann ihre Läufe gewonnen – die Tschechen Dan Oralek und Jiri Homolac haben beim Stuttgarter Zeitung-Lauf alles richtig gemacht. Die Frauenkonkurrenz im Halbmarathon gewann die Leonbergerin Dorothea Frey. Von Marco Seliger STUTTGART. Die drei Einschenker vom Biersponsor geben alles. Mit drei Kästen alkoholfreiem Weißbier sind sie kurz vor die Ziellinie des Stuttgarter Zeitung-Laufs gerückt. Die Zeit rennt. Gleich wird der Sieger des Halbmarathonlaufs in der Mercedesstraße das Ziel erreichen – und die Drei-Liter-Bierkrüge sind noch leer. Im Akkord schütten die Helfer den Gerstensaft in die Riesengläser, die sie den Siegern sofort nach der Zielankunft in die Hand drücken sollen. Es ist ein bisschen wie auf Meisterfeiern des FC Bayern, wo die großen Weißbiergläser seit Jahren Usus sind. Gerade rechtzeitig zum Zieleinlauf sind die Gläser voll. Sogar die Schaumkronen sind gelungen. Schade nur, dass der Sieger für solch schöne Details keinen Blick hat. Nach einer

Info

Rund um den Lauf ¡ Nur 18 037 Teilnehmer insgesamt in diesem Jahr, 8097 beim Halbmarathon – für die Organisatoren eine Enttäuschung. Noch im Vorjahr waren 18 639 Teilnehmer am Start, 8602 beim Halbmarathon. „Es ist uns ein Rätsel, warum nicht mehr Leute dabei waren“, sagt der Präsident des Württembergischen Leichtathletik-Verbands, Jürgen Scholz: „Nächstes Jahr wollen wir wieder die 20 000-Marke knacken.“ Im Jahr 2008 waren noch über 29 000 Teilnehmer am Start. ¡ So enttäuschend die Teilnehmerzahl war, so gut war das Läuferwetter. 16 Grad, Sonnenschein, so ließ es sich angehen. Das Rote Kreuz musste mit seinen 250 Sanitätern nur rund 50-mal helfen, es gab nur fünf Transporte ins Krankenhaus. Der Höchstwert bei den Hilfeleistungen liegt bei 400 aus dem Hitzejahr 2008. ¡ Wie schon im vergangenen Jahr befand sich der Zieleinlauf nicht in der MercedesBenz-Arena, sondern in der Mercedesstraße. 2012 soll es dann in die umgebaute Arena zurückgehen – Marketingchef Matthias Horst will das aber noch einmal überdenken: „Der Einlauf in der Mercedesstraße hat ein besonderes Flair.“ ¡ 40 000 Liter Getränke und 400 000 Trinkbecher warteten auf die Läufer, dazu gab es jeweils 2000 Kilogramm Äpfel und Bananen. (sem)

Laufzeit von 1:09:19 Stunden steht der Tscheche Dan Oralek völlig ausgepumpt am Begrenzungszaun und hat Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Man muss fast ein bisschen Angst haben um den schlaksigen Mann aus der Stuttgarter Partnerstadt Brünn – man traut es dem Mann mit dem Pferdeschwanz nicht zu, mit seinen dünnen Armen gleich das mächtige Weißbierglas zu stemmen. „Ich bin jetzt einfach nur noch kaputt und überglücklich“, sagt der 40-Jährige nur, als der Zweitplatzierte Eduard Scherer aus Tübingen mit eineinhalb Minuten Rückstand die Ziellinie überquert. „Woher kommst du?“, fragt Scherer den Sieger später. Aus seiner Stimme spricht Bewunderung. Oralek ist 47 Sekunden schneller gelaufen als Martin Beckmann im Jahr zuvor – der Seriensieger ist dieses Jahr nicht am Start, weil er sich in einem Trainingslager in St. Moritz auf die Leichtathletik-EM in Barcelona (27. Juli bis 1. August) vorbereitet. Dan Oralek schafft es dann übrigens, das Weißbierglas zum Fototermin hochzuhalten. Schnell hat er sich erholt – kein Wunder, denn eigentlich ist der Programmierer ein Ultra-Marathonläufer. Am 12. Juli geht

er im Death Valley in Kalifornien an den Start. 217 Kilometer, Temperaturen von 50 Grad, trockene Luft. Das ist Oraleks Welt. Den Halbmarathon in Stuttgart über die 21,09 Kilometer von Bad Cannstatt über den Schlossgarten in die Innenstadt und zurück hat er im Vorbeigehen gewonnen – und er sollte dabei nicht der einzige Sieger aus der Stuttgarter Partnerstadt Brünn bleiben. Zwei Stunden nach Oraleks Sieg gewinnt

Foto: Baumann

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„Ich bin jetzt einfach nur noch kaputt und überglücklich“ Dan Oralek Sieger im Halbmarathon

der 20-jährige Jiri Homolac den Zehn-Kilometer-Lauf. Zwei Teilnehmer aus der zweitgrößten tschechischen Stadt (405 297 Einwohner), zwei Siege – besser geht’s nicht. Auf Einladung der Stadt Stuttgart sind die beiden angereist und haben den Lokalmatadoren als Dank die Siege weggeschnappt. „Das macht nichts, ich bin überglücklich“, sagte der Zweitplatzierte im Halbmarathon, Eduard Scherer. „Insgeheim hatte ich

mir den Sieg erhofft, weil Vorjahressieger Martin Beckmann ja nicht am Start war. Aber der Tscheche war einfach zu schnell. Ich kann mit dem zweiten Platz gut leben.“ Als Scherer und der Sieger Oralek das Weißbierglas gegen eine Wasserflasche tauschen, läuft die erste Frau über die Ziellinie des Halbmarathons. Die 36-jährige Leonbergerin Dorothea Frey gewinnt die Frauenkonkurrenz in 1:23:07 Stunden – ein Erfolg, mit dem die Oberfinanzdirektorin selbst nicht gerechnet hat. Im Januar unterzog sie sich einer Achillessehnenoperation und musste drei Monate pausieren. „Dass ich jetzt gewonnen habe, ist unglaublich“, sagt sie. Wie der Sieger bei den Männern läuft auch Dorothea Frey für gewöhnlich längere Strecken. „Im Herbst will ich wieder Marathon laufen. Nach der Operation konnte ich dafür noch nicht trainieren – ich muss erst noch ein paar Meter machen“, sagt sie und lacht. Der Halbmarathon in Stuttgart war also eine bessere Trainingseinheit – ebenso wie für die Zweitplatzierte Ute Phillippi aus Tübingen (2:45 Minuten Rückstand). Auch sie war lange verletzt, konnte sogar erst vor vier Wochen wieder mit dem Training beginnen. „Ich habe den Lauf als Standortbestimmung gesehen“, sagt die 46-Jährige und strahlt: „Es hat alles wunderbar geklappt.“

Hornissen laufen für einen guten Zweck Trainingseinheit für Nellinger Zweitliga-Handballerinnen Von Nils Mayer STUTTGART. Es sieht locker und leicht aus, als Tamara Heinzelmann über die Ziellinie trabt. Doch der Schein trügt: Auch die 18 Jahre alte Handballerin des Zweitligisten Nellingen Hornets ist erschöpft. Sie hebt die Arme und atmet tief durch, die Schweißperlen rinnen ihr von der Stirn über die leicht geröteten Wangen. „Das war anstrengend“, sagt die Rückraumspielerin, „aber ich habe es gerne gemacht. Es war schließlich für einen guten Zweck.“ Mit insgesamt fünf Staffeln à drei Spielerinnen – einem ganzen Hornissenschwarm – startete das Team des TV Nellingen beim Halbmarathon des 17. Stuttgarter ZeitungLauf für Agapedia, eine 1995 von Jürgen Klinsmann ins Leben gerufene Stiftung zur Förderung von hilfsbedürftigen und notleidenden Kindern. Seit Anfang dieses Jahres kooperieren die Stiftung und der Zweitligist. Die Idee zu der Aktion „Wir laufen für Agapedia 2010“ hatte Hornets-Geschäftsführer Stefan Wiech. Pro Meter zahlen Sponsoren zehn Cent. Die fünf Staffeln haben zusammen über 100 Kilometer zurückgelegt. Unterm Strich kommen so mehr als 10 000 Euro zusammen – eine stolze Summe. „Das ist eine gute

Sache. Wir freuen uns, dass wir Agapedia allein durch unser Laufen unterstützen können“, sagt die schnelle Linksaußen Tina Habiger. Das Ergebnis war sekundär: Alle Nellinger Staffeln landeten im Mittelfeld. Trainer Stefan Haigis, der gestern wegen einer Wadenverletzung nur als Zuschauer an der Strecke stand, hatte die Aktion von Beginn an für gut befunden und keine Bedenken gehabt: „Wir sind seit drei Wochen in der Basisvorbereitung. Da war es naheliegend, dass wir das Laufen mit so einer sinnvollen Aktion verbinden.“ Allerdings: Ohne die Aktion hätten sich die Hornissen nicht für den Wettbewerb motivieren können. „Wir sind in der Vorbereitung bisher so viel gelaufen. Ich glaube nicht, dass eine von uns sich hier freiwillig angemeldet hätte“, meint Habiger mit einem Schmunzeln. Viermal pro Woche hat der ambitionierte Zweitligist zuletzt im Ausdauerbereich gearbeitet. Den Handball holten die Spielerinnen bisher kein einziges Mal aus der Sporttasche. Stattdessen schnürten sie die Laufschuhe. „Das macht kaum Spaß, muss aber sein“, meint Christine Gall. So sieht es auch der Coach. Haigis weiß, dass die Laufeinheiten bei seinen Spielerinnen nicht gut ankommen und die Lust aufs Training nicht gerade fördern. Aber: „Wir

Ein starkes Team: Habiger, Gall, Heinzelmann, Heinzmann, Geiger (v. li.) Foto: Bm hatten zwischen unserem letzten Spiel und dem Vorbereitungsstart nur 14 Tage Pause. Dass ich in den ersten Wochen im Training nicht den gleichen Brei serviere und den Fokus stärker als sonst auf die Grundlagen lege, müsste nachvollziehbar sein“, sagt er. Ab dieser Woche stehen Übungen im Kraftbereich auf dem Trainingsplan – mit dem früheren Leistungsgewichtheber Charlie Holdenried. Das Laufen für den guten Zweck gestern war sozusagen der krönende Abschluss der Ausdauereinheiten. Nach dem Rennen blickten die Hornissen entsprechend zufrieden drein: „Ich hätte nicht gedacht, dass es so viel Spaß machen würde“, meint Tamara Heinzelmann, „vor allem die Stimmung an der Strecke war echt klasse.“ Wenn das Laufen nur immer so viel Spaß machen würde.

Schumacher hofft auf neuen Job NÜRTINGEN (StN). Privat hat Stefan Schumacher sein Glück gefunden – am Samstag heiratete er in Nürtingen seine langjährige Lebensgefährtin Ina. Beruflich lief es zuletzt nicht ganz so gut, die Hoffnung allerdings gibt der wegen Dopings Gesperrte nicht auf. Stattdessen bereitete sich der frühere Gerolsteiner-Radprofi zuletzt intensiv auf ein mögliches Comeback vor. „Ich bin fit und heiß darauf, wieder Rennen zu fahren“, sagt Schumacher (29). Die Sperre des Nürtingers, der 2008 bei der Tour de France und Olympia in Peking positiv getestet wurde, Doping aber stets geleugnet hat, läuft am 28. August ab. Schumacher setzt auf eine Anstellung bei einem zweitklassigen ProContinental-Rennstall, führt nach eigenen Angaben Gespräche mit mehreren Teams. Dass er noch 2010 einen neuen Arbeitgeber findet, sei aber eher unwahrscheinlich: „Der Zeitpunkt ist sicher nicht ideal.“

Viele Füße, viele Becher an der Tankstelle für den Halb-Marathon: Für die Teilnehmer standen beim Stuttgarter Zeitung-Lauf 40 000 Liter Getränke und 400 000 Trinkbecher zur Verfügung Foto: Kraufmann


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Sport

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Nummer 130 • Dienstag, 9. Juni 2009

Kurz berichtet

Freiburg holt Du Ri Cha Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg hat den südkoreanischen Mittelfeldspieler Du Ri Cha (28) vom Fußball-Zweitligisten TuS Koblenz ablösefrei verpflichtet. Dagegen wechselt Kevin Schlitte (27) von den Breisgauern zu Hansa Rostock.

Funkel lehnt ab Friedhelm Funkel hat Fußball-Zweitli-

gist 1. FC Kaiserslautern bei seiner Trainersuche einen Korb gegeben. Er habe FCK-Vorstandsboss Stefan Kuntz abgesagt, erklärte Funkel. „Ich mache das im Moment nicht“, sagte der ehemalige Frankfurt-Coach Funkel.

Crespo wechselt nach Genua Argentiniens Nationalspieler Hernan Crespo (33) wechselt vom italienischen Fußball-Meister Inter Mailand zum FC Genua. „Für mich ist es eine neue Herausforderung“, sagte der Stürmer.

FC Bayern will Braafheid Der deutsche Fußball-Rekordmeister Bayern München will offenbar den niederländischen Abwehrspieler Edson Braafheid verpflichten. Der 26-Jährige, U-21-Europameister von 2006, spielte zuletzt bei Twente Enschede. Die Ablöse soll zwei Millionen Euro betragen.

Hambüchen wieder solo Nicht zu stoppen: Orlando-Magic-Center Dwight Howard (li.) versucht vergeblich, den Superstar der Los Angeles Lakers, Kobe Bryant (re.), am erfolgreichen Korbwurf zu hindern

Foto: AP

Die Superstars sitzen auch auf der Tribüne Gereifte Los Angeles Lakers werden im Finale der nordamerikanischen Basketball-Liga von vielen Prominenten angefeuert auf den Beinen war: „Kobeee, yeah!“, kreischte er. Ganz gerecht war das nicht, denn es geht in diesem Finale nicht nur darum, wie häufig Kobe Bryant trifft, der Superstar der Lakers – Bryant trifft sowieso. Es geht deshalb eher darum, wie häufig Dwight Howard nicht trifft, der Star der Orlando Magic, Muskelberg und Basketball-Maschine, die Von Ulrike von Bülow Dunkings herstellt – eigentlich, nun aber mit echten Defensiv-Kräften zu kämpfen aus New York hat. Wie Andrew Bynum und Lamar Odom. NEW YORK. Der Mann sieht in diesen Tagen Die stehen in Kobe Bryants Schatten, sind aus wie ein frisch gefütterter Goldhamster, deswegen aber nicht weniger wichtig für die so pausbäckig. Es heißt, Mr. DiCaprio habe Lakers, die nach zwei Spielen mit 2:0 fühsich ein paar Pfunde angefuttert für seinen ren. Das erste gewannen sie mehr als deutnächsten Film. Vielleicht ja mit diesem ko- lich (100:75), im zweiten brauchten sie eine mischen Popcorn, das Maria Shriver, Mrs. kleine Verlängerung, die sie aber klar für Arnold Schwarzenegger, pausenlos futtert, sich entschieden: Am Ende hieß es 101:96 während sie den Lakers zuschaut: Popcorn für die Lakers, die heute ein bisschen anders mit zerlassener Butter, für europäische Nummer 99 das Freitag, 30. April 2010unterwegs sind als noch vor einem Jahr um Nasen riecht wie alte Socken – Kalifornier diese Zeit. Damals kam ihr Gegner aus Boston: Die mögen es so –, geschmacksbefreit, wie sie Celtics waren ihnen mehr als ebenbürtig, nun einmal sind. Jack Nicholson allerdings, dreifacher Os- und Andrew Bynum verfolgte das Finale Sport am Wochenende car-Gewinner und seit mehr als drei Jahr- von der Bank aus, „auf Krücken“, wie er zehnten Lakers-Dauerkartenbesitzer, hat sich ungern erinnert. Bynum, Center der Lakeine Zeit für Popcorn. Er hat keine Hände kers, 2,13 Meter groß, 21 Jahre jung, ist ein FUSSBALL frei, wenn seine Jungs spielen: Mr. Nichol- bulliger Kerl, der an der Ostküste aufwuchs, son gestikuliert, hält dieHansa Daumen hoch und in New Jersey, und sich nach der High 2. Bundesliga, 33. Spieltag: Rostock - EnerSchool ziemlich forsch die College-Liga runter, je nach gie Cottbus, MSVSchiedsrichterentscheidung, Duisburg - Karlsruher SC, 1. FC Union Berlinist - Arminia SCseiner Paderborn schenkte und sich lieber gleich zum NBAund kaum Kobe Bielefeld, Bryant in Nähe, Alemannia TuS Koblenzund - 1. FC Kaiserslauspringt er Aachen, auf, applaudiert guckt so, wie Draft anmeldete – wo er so dann von den Latern, SpVgg Greuther Fürth - FC St. Pauli, FC Augser das- 1860 selbst sonst vermutlich nur vonFrankJack- kers erwählt wurde. Bynum hatte 2007/08 burg München, Rot Weiss Ahlen - FSV furt, Rot-Weiß Oberhausen - Fortuna Düsseldorf die beste Saison seines bis dato kurzen Nicholson-Groupies kennt – beeindruckt. (alle Sovergangenen 17.30). Am Donnerstag war es wie- Profi-Lebens gespielt, sich dann aber am Knie verletzt – und letztlich musste er über der so weit, als Bryant im ersten Spiel der 3. Liga, 37. Spieltag: Borussia Dortmund II - SSV sich lesen: „Wäre Bynum dabei, hätten die Best-of-seven-Serie die Meisterschaft Jahn Regensburg, 1. FCum Heidenheim - Dynamo Dresden, Wuppertaler SV - Association Carl Zeiss Jena, VfB Lakers vielleicht eine Chance, aber so . . . entder National Basketball lässige Stuttgart II - SpVgg Unterhaching, SV Wehen Wiesschieden die Celtics das Finale mit 4:2-Spie40 Punkte machte und Nicholson ständig baden - FC Ingolstadt, SV Sandhausen - Kickers Of-

Die Los Angeles Lakers werden von sehr berühmten Menschen verehrt. Das kann man jetzt wieder beobachten: die Lakers stehen im NBA-Finale gegen die Orlando Magic, und am Spielfeldrand sitzt der Schauspieler Leonardo DiCaprio.

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Info

Die Erfolgsstory der Lakers ¡ Die Los Angeles Lakers sind eines von 30 Teams der National Basketball Association (NBA) in Nordamerika. Die Mannschaft gewann insgesamt 14 Meistertitel, die zweitmeisten hinter den Boston Celtics (17). Den jetzigen Vereinsnamen tragen die Lakers seit dem Umzug von Minneapolis an die Westküste im Jahr 1960. Davor startete das Team als Detroit Gems (1946–1947) und als Minneapolis Lakers (1947–1960). ¡ Die NBA-Meisterjahre der Lakers: 1949, 1950, 1952, 1953, 1954, 1972, 1980, 1982, 1985, 1987, 1988, 2000, 2001, 2002.

Sport

len für sich.“ Oder: „Mit 3:1-Stars: Kevin Garnett, Ray Allen und Paul Pierce auf der einen, Kobe Bryant auf der anderen Seite.“ Heute sagt Lamar Odom: „Wir waren vor einem Jahr noch ein bisschen unerfahren.“ Odom ist der Forward der Lakers, ein Typ mit jungem Gesicht und alter Kojak-Glatze. „So ein Finale, das war damals noch neu – für die meisten von uns“, fügt er hinzu. Kobe Bryant, der kannte das, der war ja schon dreimal mit den Lakers Meister geworden, aber sonst? „Es war“, sagt Odom, „als wenn du eingeschult wirst: Du bist nervös. Jetzt aber ist es, als wenn du in die zweite Klasse kommst: Du bist immer noch ein bisschen nervös, hast aber eine Idee, was dich erwartet.“ Also treten die Lakers abgeklärter auf, konzentrierter auch. Bynum und Odom bemühen sich abwech-

„Snooker ist der Spiegel des eigenen Lebens“

fenbach, Bayern München II - Werder Bremen II, Erzgebirge Aue - Eintracht Braunschweig, RotWeiß Erfurt - Wacker Burghausen, VfL Osnabrück Holstein Kiel (alle Fr 18).

Bundestrainer Thomas Hein will Nachwuchskräfte an die europäische Spitze heranführen

Sampras verneigt sich: Federer ist der Größte Regionalliga Süd, 29. Spieltag: Bayern Alzenau 1. FC Nürnberg II, Karlsruher SC II - SpVgg Weiden (beide Fr 18.30), SC Pfullendorf - TSV 1860 München II (Fr 19), Borussia Mönchengladbach II - RotWeiss Essen, SC Freiburg II - KSV Hessen Kassel (beide Sa 14), SSV Reutlingen - VfR Aalen, SG Sonnenhof Großaspach - SSV Ulm 1846, Eintracht Frankfurt II - SV Wehen Wiesbaden II, 1. FCE Bamberg - Stuttgarter Kickers (alle So 14).

Die Snooker-WM im englischen Sheffield steht vor den letzten Spielzügen. Dabei haben Stars wie der Engländer Ronnie O’Sullivan in Großbritannien einen Bekanntheitsgrad wie der FußballVirtuose David Ein WunschLobeshymnen den French-Open-Sieger ausBeckham. der Schweiz Oberliga, 29. Spieltag: auf SV Bonlanden - 1. FC Normannia Gmünd, SGV Freiberg - FC Nöttingen, ASV traum für viele Spieler in Deutschland. Durlach - FC Astoria Walldorf (alle Fr 18.30), StuttVon Doris Henkel garter Kickers II - Bahlinger SC (Sa 14), TSG 62/09 Weinheim aus Paris- FV Illertissen, Kehler FV 07 - TSG Balin-

gen, FC Denzlingen - FC 08 Villingen (alle Sa 15.30), SV Spielberg - TSV Crailsheim, 1899 HoffenPARIS. es einen besseren heim II -Hätte VfL Kirchheim (beide So 15). Ort für den

offiziellen Fototermin am Tag nach dem hisVerbandsliga, Spieltag: VfL Nagold - 1. FC Fritorischen Sieg25.geben können als den Arc de ckenhausen,Noch SpVggeinmal Au/Illerhielt - FVRoger Olympia LauTriomphe? Federer pheim, FV Ravensburg - SV Oberzell (alle Fr 18.30), den in der Hand, was (Fr nicht dieHoleinFSV Pokal 08 Bissingen - SKV Rutesheim 19), FSV lenbach -aller VfB Friedrichshafen, Aalen II - SpVgg fachste Übungen istVfR nach einem lan07 Ludwigsburg (beide SaDenn 15.30),wie FC Gärtringen gen, harten Turnier. viel dieser TV Echterdingen, VfB Neckarrems - 1. Göppinger Coupe des Mousquetaires mit seinem massiSportverein (beide So 15). ven Sockel wiegt, das war ihm schon bei der Landesliga, Staffel 2: 1. FC Donzdorf - TSV PlatSiegerehrung aufgefallen. Der Triumphbotenhardt 19),nicht Calcionur Leinfelden-Echterdingen gen war (Fr aber wegen des Namens 1. FC Heidenheim 1846 II, GSV Dürnau FV Zuffenund der(beide edlen, klassischen Form der pashausen So 15). sende Ort, um Federers Erfolg zu dokumenBezirksliga, 25. Spieltag: Untertürkheim - SV tieren, sondern weil erSG wie der Eiffelturm Hoffeld, Sportvg Feuerbach - SV Vaihingen, SpVgg ein Symbol- der ist.West, Für eine Möhringen SG Stadt Stuttgart ASV Stadt, Botnangvon der schwärmen, in die sich aber nicht TSVviele Plattenhardt II, SV Grün-Weiss Sommerrain TSVggbeim Münster, NK Besuch Croatia-Zagreb Stuttgart - KVes jeder ersten verliebt. So war Plieningen, OFK„Am Beograd Stuttgart SV nicht Bonlan-so auch bei ihm. Anfang war-das den II, SV Sillenbuch SV Gablenberg (alle So 15). toll“, sagt Federer. „Aber vor sechs Jahren B-Junioren-Bundesliga: - TuS Erhabe ich angefangen, VfB die Stuttgart Stadt gernzuhagenzingen (Sa 12). ben, die Leute und auch den Court Central. Und du musst ein Turnier gernhaben, wenn HANDBALL du es gewinnen willst.“ Wie sehr er diesen Sieg wollte, war nicht 2. Bundesliga: TV 1893 Neuhausen - TSG Friesenzu übersehen. „Ich wäre bereit gewesen, heim (Sa 19), SG Bietigheim-Metterzimmern - TUSEM Essen (Sa 20). Regionalliga: TSV Neuhausen/Filder - ESV Lok. Pirna (Sa 20). Baden-Württermberg Oberliga: HV Stuttgarter Kickers - SG 1887 Nußloch (Sa 20).

TURNEN Bundesliga: Turn-Team Stuttgart - FC Bayern München (Hegelhalle/Sa 15).

selnd um die Deckung von Dwight Howard, der sich zudem mit ihrem Kollegen Pau Gasol auseinandersetzen muss, und so sind die Lakers erfolgreich: Howard machte im ersten Spiel zwölf Punkte und im zweiten 17, er liegt bisher deutlich unter seinem diesjährigen Play-off-Durchschnitt von 21,7 Punkten. Anders als Bynum und Odom, die beide überdurchschnittlich auftreten. Erst der eine, dann der andere, nicht nur im Punkteund Rebound-, sondern auch im Foul-Bereich. Und das, obwohl zumindest Odom in Los Angeles eigentlich eher als sanftmütig gehandelt wird. Lamar Odom (29) wuchs in New York City auf, in Queens, sein Vater war heroinsüchtig, seine Mutter starb an Krebs, als er zwölf Jahre alt war, und so kümmerte sich seine Großmutter um ihn. Auf seinen Basketball-Schuhen ist heute „Cathy“ eingestickt, so hieß seine Mutter, sowie Grandma, die am 29. Juni 2003 starb. Und „Jaden“, so hatte Odom seinen Sohn getauft, der auf den Tag genau drei Jahre nach seiner Grandma starb, am plötzlichen Kindstod. „Ich habe gelernt, mit dem Tod umzugehen, und das funktioniert nur, indem du dich entwickelst“, sagt Odom heute, der seit 2004 bei den Lakers ist und mit jedem Jahr zu wachsen scheint, psychisch, langsam und stetig, ohne sich deshalb auch zunehmend wie ein Superstar zu benehmen. Odom ist eher der Buddy, der während des Spiels mit Zuschauern plaudert: „Schöner Wurf“, sagen die, „Hey, danke!“, sagt Odom und klatscht die Menschen ab, die hinter Jack Nicholson sitzen. Lamar Odom ist der Mann für die normalen Fans, die 08/15-Lakers, und davon gibt es in Los Angeles schließlich auch ein paar.

noch länger zu warten“, Von Alexandra Krause sagt der berühmteste aller lebenden Schweizer, „denn ich weiß, dass man nicht immer alles im Leben STUTTGART. Von Ferne ist das Klacken der haben kann. Aber wenn du gut genug bist, Billardkugeln zu hören. Sobald die schwedann kannst du das Glück erzwingen.“ ren Vorhänge im Untergeschoss des Snoo14 Titel des Grand Slam stehen jetzt auf ker-Vereinsheims des BC Stuttgart beiseiteder einen Seite; das ist der plakative Wert. geschoben werden, eröffnet sich der Blick Aber eine andere, weniger populäre Zahl, auf die Snooker-Tische. Bis fast an die sagt mehr: Bei den letzten 20 Turnieren Wand reichen die Spielwiesen, auf denen stand Federer mindestens im Halbfinale, Clubmitglieder fleißig üben. In kräftigem 17-mal im Finale, und für diese Bilanz gibt Gelb-Schwarz leuchtet das Club-Emblem es nur ein Wort: phänomenal. Kein Spieler an der weißen Wand. „Das haben wir selbst in der Geschichte des Tennis erlebte je eine gemalt“, erklärt Davut Dikme stolz. Im HinPhase so dauerhafter Erfolge und Brillanz. tergrund läuft der Fernseher – die Übertra„Ich habe mehr erreicht, als ich jemals gung der Snooker-Weltmeisterschaft aus dachte“, sagt er selbst. Logisch, wer könnte Sheffield (England) gehört in diesen Tagen die Unverfrorenheit und den Mut haben, im Clubraum zum guten Ton. von einer solchen Karriere zu träumen? Die Die Spiele will Dikme nicht verpassen. französische Sportzeitung „L’Equipe“ Der 37-Jährige ist einer von sechs Snookerschrieb am Montag auf der Titelseite, mit Spielern des Zweitligisten BC Stuttgart, diesem Sieg und der Tatsache, nun alle vier auch Abteilungsleiter Thomas Moser ist reGrand-Slam-Titel gewonnen zu haben, gelmäßig in der Liga fürs Team am Queue. habe Federer sich in die Liste der Legenden Schnell ergibt sich ein Gespräch, natürlich aus anderen Sportarten eingeschrieben, in über die Snooker-WM. „Also vor Steve eine Reihe von Namen wie Pelé, Eddy Merckx, Ingemar Stenmark, Michael Jordan oder Muhammad Ali. Info Federer selbst mag den Vergleich mit Ti-

Das Strategiespiel ¡ Der erfolgreichste Spieler ist Steven Hendry. Der Schotte siegte siebenmal bei einer WM. Weltmeister 2009 wurde John Higgins, ebenfalls ein Schotte. ¡ 276 500 Euro kann sich der WM-Sieger in die Tasche stecken. Bei einem sogenannten Maximum Break, bei dem die Kugeln in streng festgelegter Reihenfolge in die Löcher gespielt werden müssen, gibt es zusätzlich 162 582 Euro. ¡ Infos zum BC Stuttgart Adresse: Bludenzer Straße 7 70469 Stuttgart Telefon: 07 11 / 85 20 49 Abteilungsleiter: Thomas Moser Telefon: 01 79 / 7 89 38 36 E-Mail: mosesangel@freenet.de Internet: www.billard-stuttgart.de www.pat-snooker.com www.snookerholidays.de www.snookermania.de

Hintergrund

Davis kann man nur den Hut ziehen“, sagt Dikme über einen der ältesten Teilnehmer Die besten Tennisspieler bei Grand-Slam-Turnieren bei der WM. Der 52 Jahre alte Profi muss sich und der Welt in Sachen Snooker nichts Grand-Slam-Titel Spieler (Land) Australian Open French Open Wimbledon mehr beweisen. In den 80er Jahren war Da-

US Open

Bundesliga: SSV Esslingen - Spandau 04 Berlin (Sa 16), SV Cannstatt - SV Krefeld 72 (Sa 16).

Kühnhackl zu Frankfurt Deutschlands Jahrhundertspieler Erich Kühnhackl (58) kehrt in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zurück. Er wird ab 1. Juli Sportdirektor der Frankfurt Lions.

Sozanska bestätigt Form Degen-Fechterin Monika Sozanska (Schorndorf) hat beim Weltcup-Turnier in der kubanischen Hauptstadt Havanna Platz drei belegt. Marijana Markovic aus Leverkusen kam auf Platz neun.

Reiter ohne Förderung Nach den Doping-Enthüllungen hat die Stiftung Deutsche Sporthilfe ihre Förderung des Pferdesports gestoppt. „Förderleistungen setzen eine Kaderzugehörigkeit voraus“, heißt es in einem Schreiben an die Deutsche Reiterliche Vereinigung. Da die Vereinigung sämtliche Kader aufgelöst hat ist diese Voraussetzung im Pferdesport derzeit nicht gegeben.

Keine Lizenz für Stralsund Bundesliga-Absteiger Stralsunder HV erhält für die kommende Spielzeit keine Lizenz. „Der Stralsunder HV ist der einzige Verein, der die Auflagen nicht erfüllt hat“, erklärte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL).

Halle bangt um den Tennis-König HALLE (dpa). Kommt Roger Federer, oder kommt er nicht? Das war die Frage, um die sich am ersten Tag beim Rasen-Tennisturnier im westfälischen Halle alles drehte. Nach seinem Triumph bei den French Open hatte der Schweizer bereits angedeutet, dass er sich erschöpft fühle. Am Montag dann bangten die Organisatoren um den topgesetzten Titelverteidiger, mit dem das Turnier-Plakat wirbt. Federers Manager Tony Godsick erklärte, der Paris-Gewinner wolle über seinen Start in Halle erst nach seiner Rückkehr in die Schweiz an diesem Dienstag entscheiden. Im Schatten der Spekulationen um die Teilnahme des 14-maligen Grand-SlamChampions meisterten am Montag drei deutsche Profis Starter ihre Auftakthürden. Tommy Haas (Hamburg) bezwang den Österreicher Stefan Koubek locker mit 6:2, 6:2, Benjamin Becker (Mettlach) setzte sich gegen den Rumänen Victor Hanescu mit 6:4, 6:4 durch und Rainer Schüttler (Korbach) schaltete den Franzosen Marc Gicquel mit 6:3, 6:4 aus.

vis der – sechsmal 14 König am Queue Roger Federer 2004,bestieg 2006, 2007 2009 2003, 2004, 2005, 2004, 2005, der Brite bei einer WM den Thron. Nun (Schweiz) 2006, 2007 2006, 2007, schickte sich der erfahrene Maestro wieder 2008 an, den wie Ronnie 14 jüngeren Stars Pete Sampras 1994,O’Sulli1997 – 1993, 1994, 1995, 1990, 1993, van zu demonstrieren, dass er noch immer (USA) 1997, 1998, 1999, 1995, 1996, als Künstler am Snooker-Tisch gilt. Doch 2000 2002 im Viertelfinale war Schluss, und auch 12 Emerson aus. 1961,Für 1963,den 1964, 1963, 1967 1964, 1965 1961, 1964 O’Sullivan schiedRoy vorzeitig (Australien) 1965, 1966, 1967 Champion liegen 276 500 Euro bereit. Snooker gleichtRod dem königlichen Spiel, 11 Laver 1960, 1962, 1969 1962, 1969 1961, 1962, 1968, 1962, 1969 dem Schach – ein Strategiespiel, nur mit an(Australien) 1969 deren11Mitteln. Geschickt und vorausschauBjörn Borg – 1974, 1975, 1976, 1977, 1978, – end müssen die Ballspezialisten ihre Stöße (Schweden) 1978, 1979, 1979, 1980 ausführen. Vor allem „Geduld und die rich1980, 1981 tige Technik braucht man, um die Kugeln in die Netze zu befördern“, sagt Moser, „Talent benötigt man nur zu 20 Prozent“. Der 45-Jährige ist praktisch mit Snooker aufgeger Woods, denn die beiden mögen sich, und nen über seinen Platz in der Geschichte des wachsen, als Jugendlicher in Steinheim an Woods ist normalerweise nach einem Sieg Tennis zurück und ist vorsichtig bei Vergleider Murr stand er erstmals am Billardtisch. immer einer der ersten Gratulanten. Er chen mit den Idolen der früheren Tage wie Das Zitat Schon mit dem ersten Stoß ließ ihn das Strawusste, dass es auch diesmal wieder so sein Rod Laver, der 1969 als letzter Mann den tegiespiel nicht mehr los – und so suchte er würde, und er war sich auch sehr sicher, Grand Slam gewann, also alle vier Titel in eisich einen Snooker-Club. Beim BC Stutteine Nachricht von Pete Sampras zu finden. nem Jahr. Er sagt: „Ich will alles aus meiner „In Deutschland gibt es nur drei gart wurde Moser sesshaft. „Snooker ist der Die beiden haben seit einer Reihe von ge- Karriere machen, und am Ende sollte man Spiegel des eigenen Lebens. Es gibt immer Ausnahmen, die heißen Schaaf, meinsamen Auftritten regelmäßig Kontakt, das beurteilen und fragen: Wie gut war er? wieder eine neue Situation auf dem Feld, Schaaf und nochmals Schaaf“ und auch Sampras gehört zum weltweiten Gut? Großartig? Sehr gut? Oder mittelmädie man bewältigen muss. Das macht den Fanclub des Roger F. „Dieser Sieg zemen- ßig?“ Beim letzten Wort musste er selbst laReiz an Snooker aus“, sagt der Vater eines tiert meiner Meinung nach seinen Platz in chen. Weil er weiß, dass er als Tennisspieler Bernd Hoffmann, Vorsitzender des Hambur16 Jahre alten Jungen schwärmerisch, „das der Geschichte als der Größte, der dieses ungefähr so mittelmäßig ist, wie es Frankger SV, zu der immer kürzeren Verweildauer macht es so einmalig.“ Spiel je gespielt hat“, urteilte Sampras reichs Regent Ludwig XIV. als Sonnenkönig von Bundesliga-Trainern und dem seit zehn Der Ursprung des Spiels ist Karambole. war. Der wurde übrigens am gleichen Tag unmittelbar nach Federers Erfolg in Paris. Jahren amtierenden Coach des SV Werder Pool folgte als Weiterentwicklung bis hin zu Federer selbst hält sich bei den Diskussio- gekrönt, an einem 7. Juni. Bremen, Thomas Schaaf Snooker, was die anspruchsvollste Variante des Billard darstellt. Alle drei Spielsysteme werden vom BC Stuttgart angeboten, Snooker hat seine Heimat im Clubheim in Ludwigsburg gefunden. „Wir haben als einziger Club in Baden-Württemberg die Möglichkeit, gleichzeitig an fünf Tischen die Kugeln über die Baumwollfläche zu jagen“, erklärt Moser den Hintergrund. Dieses Platzangebot und seine guten Kontakte zu SnookerBundestrainer Thomas Hein mündeten in einem für Deutschland einzigartigen Projekt, Snooker ist ein Strategiespiel, zu dem geschickte Hände nötig sind: Thomas Moser Foto: Baumann genannt PAT-Snooker. Dabei bietet sich Spielern die Chance, sich in Technik, Strate- Snooker-Holidays, der in Ludwigsburg und Entwicklung des Clubs, der „aus dem gie, Konzentration, Kondition und mentaler Willich angeboten wird. „Den Spielern wer- Nichts entstanden ist“, wie Dikme stolz erStärke zu verbessern. Es gibt Aufgaben in den bei uns die Regeln professionell beige- klärt. Der größte Erfolg für die aktiven Spieverschiedenen Levels, die die Spieler an ih- bracht“, erzählt Moser. Aber nicht nur das: ler war der Aufstieg in die Zweite Bundesrem Wohnort üben und sich zur Prüfung bei Per Videoanalysen werden den Anfängern liga, die Chancen auf einen Aufstieg sehen einem lizensierten Trainer anmelden kön- die eigenen Fehler vor Augen geführt, und für die Akteure ebenfalls gut aus. „Dann nen – eine Art Snooker-Fernstudium. Mit so können die Fehlerquellen abgestellt wer- könnten wir erfolgreichen großen Clubs im diesem System will der Bundestrainer inner- den. Zwei Tage dauert die Schulung. „Indi- Süden Paroli bieten“, sagt Dikme. Bundestrainer Hein25. würde es gewiss auch halb von fünf Jahren Talente ausfindig ma- viduelle Betreuung inklusive“, sagt Dikme, Nummer 117Thomas  Dienstag, Mai 2010 chen, die bei der Amateur-EM aufs Podium „das Konzept spricht sich mittlerweile rum, freuen – und wahrscheinlich wäre dann die und es läuft sehr gut.“ Kosten: 184 Euro Chance auch größer, dass sich Steve Davis kommen sollen. einmal ins Clublokal nach Ludwigsburg Auch für Einsteiger hält der BC Stuttgart inklusive Trainingslektüre. Moser und Dikme sind zufrieden mit der begibt und Kostproben seiner Künste zeigt. ein Bonbon parat. Ein Schnupperkurs, die

Sport

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Bolt nicht in Form – aber erneut unter 20 Sekunden

Am Samstag für das Turn-Team im Einsatz: Thomas Andergassen Foto: dpa

WASSERBALL

Turnstar Fabian Hambüchen (21) hat sich von seiner Freundin Viktoria Kaminier getrennt. „Die Gefühle waren einfach nicht mehr da“, sagte er. Erst im April waren die beiden zusammengezogen.

Firat Arslan boxt in Stuttgart um den Titel

Leichtathletik-Star 19,76 Sekunden Ex-Weltmeister aus Süßen kämpft am 3. Juli in der Porsche-Arena gegen Steve Herelius – Universum bremst Alesia Grafinaus über 200 Meter – Mohr vor Hooker

JUDO

Von Martin Haar

Bundesliga: KSV Esslingen - JC Ettlingen (Sa 18).

LEICHTATHLETIK 7. Internationales Lauf- und Sprungmeeting in Rechberghausen (Sportpark Lindach/Sa 9.30). www.lauf-und-sprungmeeting.de

RADSPORT 34. Gäufeldener Kriterium in Gäufelden-Öschelbronn (Start und Ziel ist an der Kreuzung Jahnstraße/Hindenburgstraße/Sa 11). www.rsvo.de (Ohne Gewähr)

STUTTGART. Nun ist es offiziell: Firat Arslan (39) klettert am 3. Juli in der Stuttgarter Porsche-Arena in den Ring und gibt nach seiner Verletzungspause sein Comeback. „Ich bin wirklich froh. Ich darf in Stuttgart boxen, quasi in meinem Wohnzimmer“, sagt Arslan. Der Cruisergewichtler aus Süßen stand im September 2008 letztmals im Ring, verlor seinen WM-Titel in Hamburg an Guillermo Jones (Panama). Danach stoppte ihn erst ein Ermüdungsbruch im Fuß, dann verletzte er sich bei einem Radunfall im Trainingslager. Die Folge: Das Duell gegen

Marco Huck platzte. „Es war schon sehr schwer. Aber nach meinem Fahrradunfall im Juni 2009 ging es ja nicht nur um meine Karriere als Boxer. Es ging darum, ob ich überhaupt wieder werde laufen können“, sagt er rückblickend. Jetzt will es Arslan wissen. Er geht aufs Ganze. Trotz der langen Ringabstinenz lehnte er einen Aufbaukampf ab. Womöglich ein Fehler, aber das ist Arslan egal. Ob die Pause zu lang war? „Eine Frage, die ich erst am 3. Juli beantworten kann. Ich fühle mich fit, das Training läuft sehr gut. Aber ich weiß, dass Training und Kampf zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind.“

gentlich ist der Gegner egal. Ich will noch mal Weltmeister werden. Dazu mussBolt ich jeJubel um Usain – SCHANGHAI (sid). den egal, er heißt.“ undschlagen, auch bei derwie zweiten Station der Das würde die Stuttgarter Boxerin Alesia neuen Diamond League ein deutscher Graf auch gerne sagen, aber die Tigerin Stabhochsprung-Sieg: Während der wird weiterhin von ihrem UniverLeichtathletik-Star ausBoxstall Jamaika in sum geschnitten. Statt der Lokalmatadorin Schanghai über 200 Meter in 19,76 Sekunpräsentiert Mönchengladbaden seinenUniversum Siegeszugdie fortsetzte, triumcherin Menzer unbekannt). phierteIna Malte Mohr(Gegnerin (München) mit 5,70 Eine Entscheidung, die in der Stuttgarter Metern ebenso wie Silke Spiegelburg (LeBox-Szene hervorrief. verkusen) Unmut neun Tage zuvor Die bei Kommender Pretare reichten von „Affront“ bis „grob ungemiere der Königsklasse in Doha. Bolt blieb schickt“. Grafs Trainer Heinz zum Schultz über die mittlere Sprintstrecke 22. meinte lediglich: „Es ist traurig für StuttMal seit seinem Junioren-Weltrekord von gart traurig 2004– und (19,93) unterfür 20Alesia.“ Sekunden. „Ich bin nicht in bester Form, und es war windig. Aber es hat Spaß gemacht“, sagte Bolt. Malte Mohr, der sich im Winter auf 5,83 Meter gesteigert und Silber bei der Hallen-WM gewonnen hatte, schaffte in Schanghai die Norm für die EM in Barcelona (27. Juli bis 1. August). Der Münchner nahm 5,50 und 5,70 im ersten Versuch. Als Vierter lag Gruber (LeverkuDieHendrik nächste Haltestelle, der sen/5,60) zwei Ränge vor Australiens günstig ste Tarif? Anregungen, Olympiasieger undMeinungen Weltmeister Steven Fragen, zur SSB? Hooker (5,50). Diskus-Weltmeister RoSSB-Kundenservice bert Harting (Berlin) wurde Telefon 07 11/78trotz 85-33der 33 Steitipps herausgegeben, um typische gerungOrte auf seine Telefax Saisonbestmarke 07 11/78 85-77 77 von Naturräume und sehenswerte 68,69 MeternE-Mail im sechsten Versuch noch service@mail.ssb-ag.de umweltschonend auf spannenden vom–WM-Sechsten Zoltan Kovago (UnBahnstrecken zu erreichen für garn/69,69) Sie abgefangen. Vierter möchten einen Nur Verbundpass Schedler „meine zweite Passion“. oderOlympiasieger persönlich beraten werden? wurde Estlands Gerd KanSSB-Kundenzentren ter, der mit 71,45 Metern die WeltrangDen Prospekt Naturschutzgebiete liste anführt. Klettpassage Eine böse Schlappe erlitt Charlottenplatz (U-Haltestelle) gibt es kostenlos in denKugelstoßerin KundenNadine Kleinert. Die WMRotebühlpassage zentren der SSB, in der Zweite Rathaus-aus Magdeburg, wie Harting beim Degerloch Infothek und im i-Punkt,Auftakt Stuttgart der Serie nicht(Busbahnhof) am Start, landete geöffnet Marketing, Königstraße 1mit a. 18,44 Metern nurjeweils auf Rang sieben.

In Stuttgart kämpft Firat Arslan nun sofort um die Interims-Weltmeisterschaft der WBA. Sein Gegner ist der Franzose Steve Herelius, die Nummer vier der WBA-Weltrangliste. Der 33-jährige Boxer gewann 19 seiner 21 Profi-Kämpfe, nur einmal ging er als Verlierer aus dem Ring. 2007 unterlag er dem Polen Albert Sosnowski, der am 29. Mai gegen Witali Klitschko um die WM im Schwergewicht boxt. Der Mann aus Frankreich ist also ein echtes Kaliber – wie auch Arslan einräumt: „Er ist ein guter, gefährlicher Mann, dazu wie ich ein Rechtsausleger. Er ist nicht umsonst an Nummer vier der WBA-Weltrangliste. Aber ganz ehrlich: Ei-

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enn man die gelben SSBger Heide bei Leonberg. Bei Sillenbuch Art Schutzhaube gestülpt werden man die Örtlichkeiten erreicht, steht Züge vollbesetzt durch die erstreckt sich der beeindruckende müssten, doch andererseits kann man natürlich ebenso drin. Dass Grünspecht und Lurchi SpaStuttgarter Innenstadt rollen sieht, Eichenhain, um Plieningen die Fluren sie nicht einfach einzäunen. „Ohne wird man ihren Einsatzbereich nicht Weidachwald und Häslachwald, bei Spielregeln für den Mensch geht es lier stehen, kann zwar auch der Biologe nicht versprechen, denn selbst bei gleich mit dem Begriff NaturschutzgeDenkendorf findet man den Erlachsee. nicht“, sagt Schedler. ihm kommen die fliegenden und kriebiet in Verbindung bringen. Und doch An das Büsnauer Wiesental schließt chenden Bewohner noch nicht auf ist es so: Wenigstens ein Dutzend als sich der Rot- und Schwarzwildpark an, Grünspecht und Lurchi Zuruf. Aber es wäre aus seiner Sicht schutzwürdig ausgezeichneter Areale, mit 830 Hektar die größte der Schutzschon viel erreicht, wenn die Besucher sieben davon auf der Markung Stuttflächen. Deshalb setzt der staatliche Natur- sich rücksichtsvoll verhalten und sich gart, liegt im Verkehrsgebiet der SSBObwohl Jürgen Schedler, HauptFlotte auf Schiene und Straße. konservator beim Regierungspräsidium schützer auf Aufklärung. So hat er den einfach nur Zeit und Muße nehmen, Da gibt es den Greutterwald zwiStuttgart, diese Gebiete bestens kennt, Prospekt „Mit den SSB in die Natur- um die Umgebung und ihre Erscheiumpositive Stuttgart“ nung auf für sichdie wirken zu lassen: schen Korntaleiner und für Feuerbach mit ist auch ihn die Vielfalt NaturAlle für einen, alle: Die Eishockey-Nationalmannschaft verpasste zwar einefür WM-Medaille, hatderaber in denschutzgebiete vergangenenin16und Tagen Imagewerbung Randsportart betrieben Obstbaumwiesen, Wald und Feuchtgeräume beeindruckend, schon wegen herausgebracht. Darin werden die Bio- Gesamtheit und Detail, Form und bieten, das untere Feuerbachtal bei den sehr unterschiedlichen geologi- tope als Ausflugsziele beschrieben, Farbe, Licht und Laut. Und dann, nach Mühlhausen mit Hangwäldern, Steinschen Grundlagen: „Davon kommt das nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, einiger Zeit, stellt sich vielleicht doch bruch und Hecken, das untere Remstal bewegte Relief mit Berg und Tal“. Der sondern als Schaufenster der natürli- ein seltener Vertreter der Fauna ein. Jürgen Schedlers Engagement bei Neckargröningen, in dem der Fluss promovierte Biologe ist sich über den chen Vielfalt: „Ein Kulturgut von gemächlich mäandert, die Heidegebie- Drei Buslinien fahren zum Büsnauer Widerspruch im Klaren, dass diese hohem Rang“, wie Schedler betont. reicht jedoch weiter: Fast für das te Kappelberg bei Fellbach und Gerlin- Wiesental kostbaren Flächen einerseits unter eine Mit welchen Linien des Nahverkehrs ganze Land hat er inzwischen Reise-

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Trotz WM-Platz vier ist der Aufschwung im Eishockey höchst ungewiss – Verband will Rückenwind nutzen und stellt Forderungen an DEL Die WM in Deutschland war für den Gastgeber ein Feuerwerk: Der Mannschaft gelang völlig unerwartet der Sprung unter die besten vier; es kamen 548 173 Zuschauer zu den Spielen, was dem Verband einen Gewinn bescherte. Doch in der deutschen Eishockey-Szene ist längst nicht alles Gold, was da gerade glänzt. Von Jürgen Kemmner KÖLN. Verlierer sehen in den seltensten Fällen glücklich aus. Eine Niederlage schmeckt selbst dann bitter, wenn positive Aspekte mit ihr verbunden sind. Es machte keinen Unterschied, ob man Daniel Kreutzer, Christian Wolf oder Marcel Goc ins Gesicht schaute – bei allen deutschen Spielern hingen die Mienen auf halbmast, gerade hatten sie das Spiel um Platz drei gegen Schweden 1:3 verloren und Bronze verpasst. „Wir waren im Halbfinale gegen Russland und jetzt gegen die Schweden so nah dran“, stöhnte Verteidiger

Christian Ehrhoff, „da überwiegt die Enttäuschung, auch wenn uns bewusst ist, dass wir bei dieser WM Großes geleistet haben.“ Platz vier bei einer WM, Deutschland in der Beletage des internationalen Eishockey – das gab es seit Olympia-Bronze 1976 nicht mehr. Die Mannschaft und Bundestrainer Uwe Krupp haben die sonst beiläufig beachtete Sportart ins Schaufenster gestellt – bis zu drei Millionen Menschen schalteten sich bei TV-Sender Sport 1 bei deutschen Spielen zu. Eine nie da gewesene Quote. Niemand könnte es den Funktionären beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) verdenken, wenn sie nun ihre Sektvorräte niedermachen würden. Doch ein Erfolgsrausch ist verboten – wer lange Eishockey gespielt hat, weiß genau, dass nach jedem Traumtor ein unerlaubter Check von hinten folgen kann. „Die WM war eine Erfahrung für die jungen Spieler“, sagte Krupp, „Erfolg macht hungrig, jeder will so etwas noch mal erleben.“ Deutschland dauerhaft unter den Top Vier, ein schöner Traum. Wenn es so einfach wäre, wäre es schon Realität. Dagegen steht das Eishockey-Dauerproblem: Der DEB for-

dert optimal ausgebildeten Nachwuchs und fühlt sich von der Deutschen EishockeyLiga (DEL) seit Jahren brüskiert – nur wenige Clubs leisten sich ein teures Nachwuchskonzept, viele Vereine setzen im sportlichen und wirtschaftlichen Überlebenskampf im Haifischbecken DEL auf kostengünstige, fertige Cracks aus dem Ausland, die den jungen Deutschen die Plätze im Kader streitig machen. „In jeder Sportart bestimmt die Leistung der jeweiligen Nationalmannschaft den Stellenwert in der Öffentlichkeit“, sagte Krupp, „wir sitzen damit doch alle im selben Boot.“ Seine Strategie ist einfach: Eine umfassende Ausbildung führt zu besseren Profis und damit zu einer stärkeren Nationalmannschaft – und wenn das DEB-Team bei großen Turnieren für Furore sorgt, weckt dies Interesse in der Bevölkerung, was letztlich auch die DEL-Clubs an den Kassenhäuschen registrieren dürften. „Natürlich funktioniert das nur auf lange Sicht“, betonte der Bundestrainer. Demnächst steht ein Gespräch der DEBSpitze mit den Clubmanagern an. Sportdirektor Franz Reindl hat schon unzählige sol-

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cher Debatten geführt, mit mäßigen Erfolgen, deshalb macht er vom WM-Bonus gestärkt etwas Druck. „Das deutsche Eishockey hat ein Lebenszeichen gegeben, darauf muss man aufbauen“, sagte Reindl, „jetzt muss der große Wurf gelingen – sollte die Liga unseren Vorstellungen nicht folgen, muss man sich überlegen, ob man sich FILDERSTADT (StN). Rico Freimuth aus das noch antut. Auf diesen Kleinkrieg habe Halle hat das Mehrkampf-Meeting in Filich keine Lust mehr.“ derstadt-Bernhausen gewonnen. Der Ob Krupp weiter an Reindls Seite kämp22-Jährige lag nach zehn Disziplinen mit fen wird, ist ungewiss. Demnächst wird der 7826 Punkten vor Matthias Prey (Ahrens44-Jährige bekanntgeben, ob er als Bundesburg/7797). Norman Müller, 16. bei der trainer weitermacht – die Zeichen deuten WM in Berlin, startete wegen einer Fußauf Abschied hin, Krupp will wohl seine verletzung nur in einzelnen Disziplinen. Trainerkarriere in Nordamerika fortsetzen. Gleich fünf Zehnkämpfer und drei Sieben„Wir haben bei der WM einen Funken entkämpferinnen erfüllten die Norm für die facht“, sagte Krupp am letzten Tag der WM U-20-WM im kanadischen Moncton (19. in Köln – die spannende Frage ist jetzt nur: bis 25. Juli). „Auf unseren Nachwuchs ist Nummer 115 • Mittwoch, War’s der Zündfunke für eine rosarote ZuVerlass. Da wächst20. fürMai die2009 nächsten drei kunft der Sportart, oder war’s ein Funke, bis fünf Jahre einiges heran“, sagte Claus der eine zerstörerische Explosion zwischen Marek, Teammanager Zehnkampf im DEB und DEL auslöst? Welche Stimmung Deutschen Leichtathletik-Verband. bei den WM-Gewinnern des Verbandes in ¿37 · Sport ein paar Wochen vorherrscht, weiß niemand – es gibt gelegentlich auch traurige Sieger. Mit KurzScharapowa berichtet kehrt

Freimuth gewinnt in Bernhausen

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der Glamour zurück

Volker Schnabel Der Geschäftsführer des Eishockey-Zweitligisten SC Bietigheim rechnet mit einem Aufschwung für die Sportart.

Altstar Jagr dreht noch einmal die Zeit zurück

Viel Lob und höchste Ehre für Torhüter Endras

Ehemaliger NHL-Topstar wird mit Tschechien erneut Weltmeister

Von Jürgen Kemmner

KÖLN. Was hat Dennis Endras, was Erich Allerdings war Jagr nicht mehr derjenige, Kühnhackl fehlt? Kühnhackl ist Mitglied der in den 90er Jahren die Fans in der NHL der Ruhmeshalle des Eishockey-WeltverKÖLN. Wie glückliche Kinder nach der Be- durch seine Kunststücke mit Schläger und bands, er ist deutscher Eishockey-Spieler scherung an Heiligabend hüpften die tsche- Puck in Ekstase versetzte. 1991 holte er mit des 20. Jahrhunderts, war bei der WM 1978 chischen Eishockey-Weltmeister im golde- den Pittsburgh Penguins den Stanley Cup, Scorerkönig – aber eines hat der große Von Jürgen Kemmner nen Konfettiregen auf dem Eis der Kölner später mischte er mit den Washington Capi- Blonde nicht geschafft: Der heute 59-JähArena. Abseits standen die geschlagenen tals und den New York Rangers die Liga rige wurde nie zum wertvollsten WM-SpieHerr Schnabel, haben Sie sich auch ein WMrussischen Wunderstürmer um Superstar auf. 646 Treffer in 1273 Spielen, Jagr ist der ler gewählt. Diese Ehre wurde nun Endras Spiel angesehen? Alexander Owetschkin, die Silbermedaille erfolgreichste Europäer in der NHL. Seit zuteil – der Sonthofener ist der erste DeutNatürlich, ich war mit ein paar Leuten der um ihren Hals begriffen sie als Makel ihres 2008 spielt der Oldie bei Awangard Omsk in sche, dem dieser Titel zuerkannt wurde. Steelers beim Eröffnungsspiel auf Schalke, Scheiterns. Bloß weg damit. „Das ist eine Russland. Jetzt ist er 38, zwei Jahrzehnte „Damit habe ich nicht gerechnet“, beteuein einmaliges Erlebnis. Und ich habe mir Star-Truppe, aber wir waren ein Team mit hat er die Knochen hingehalten, da fühlt erte der 24-Jährige. Doch seine Wahl war eiein paar Partien in Mannheim angeschaut – Herz“, jubelte der tschechische Verteidiger man sich nicht mehr so frisch wie ein 20-Jäh- gentlich keine Überraschung. Mit Weltklassdarunter das Viertelfinale Deutschland ge- Petr Caslava, nachdem seine Mannschaft riger. Die Spielweise hat er angepasst, weni- etaten in Serie hatte er das deutsche Team gen die Schweiz. Das mit Staatspräsident Vaclav Klaus in der Ka- ger Körper, mehr Köpfchen. „Ich wünschte, bis ins Spiel um Bronze geführt. „Ohne eine ich wäre noch so schnell wie früher“, sagte überragende Torwart-Leistung kommst du bine den zwölften WM-Titel gefeiert hatte. war super. Wobei, einen Star hatten sie auch, die Jagr, „aber es klappt nicht mehr.“ Im Finale in so einem Turnier nicht unter die letzten Haben Sie auch Kasper Tschechen. Einen 38 Jahre alten Altstar. Ja- der WM in Deutschland hat Jaromir Jagr vier“, sagte Christian Ehrhoff, der ebenfalls Degn, den dänischen romir Jagr. Seine Landsleute tobten regel- die Zeit noch mal ganz kurz zurückgedreht. ins All-Star-Team gewählt wurde. In sechs Profi der Steelers, einEinsätzen wehrte Endras 174 von 181 Tormäßig auf den Rängen, wenn er vor den Spiemal live gesehen? schüssen ab – 96,13 Prozent gehaltene len zum Warmmachen aufs Eis fuhr, und die Schüsse, die beste Quote aller WM-Keeper. Nein, aber es macht übrigen Fans wagten es nicht, ihn auszupfeiKurios ist nur, dass sein Name vor der uns stolz, dass auch ein fen. „Es ist toll, ihn hier zu sehen“, sagte der WM wohl bei keinem der Talentspäher aus Bietigheimer Spieler Kanadier Mark Messier, ebenso eine Eisder Eliteliga NHL auf dem Notizblock bei dieser WM aufs Eis hockey-Legende wie Jagr. Der zweimalige Markus Babbel peilt mitgelaufen dem VfB Stuttgart Platz zwei Stanley-Cup-Sieger, an: Beim Abendessen vor dem Saisonfinale München will der Teamchef wie gewohnt drei Kugeln Eis essen – „für Foto: Baumann stand. In drei denPunkte“ Jugendnationalteams des Weltmeister 2005 in und ist. Volker Schnabel Deutschen Eishockey-Bunds (DEB) spielte Olympiasieger 1998 konnte die letzten zehn (52) ist seit August Sorgt der deutsche ErEndras kaum, erst als er in dieser DEL-SaiMinuten des WM-Finales allerdings nur von 2007 Geschäftsfüh- folg bei der WM für eison den krassen Außenseiter Augsburg Paneinem Stuhl neben der Bank aus verfolgen – rer der Steelers Bm nen Aufschwung der ther mit großartigen Taten ins Finale geJagr war von Alexej Jemelin mit einem Sportart in Bietigheim? führt hatte, registrierten viele außerhalb üblen Kniecheck außer Gefecht gesetzt worAugsburgs das große Talent. Während der den. Da hatte der aber schon längst die ÜberEs war erstaunlich, WM werden viele seinen Namen notiert haraschung mit einer präzisen Vorlage zum dass vor dem Viertelfinale Eishockey-Beben, doch die Talentspäher und Manager 1:0 von Jakub Klepis nach 20 Sekunden einrichte im Radio liefen, vor dem Spiel gegen aus Nordamerika müssen sich gedulden. geleitet. Vor 19 132 Zuschauern sorgte Kapidie Schweiz hat man viel Euphorie gespürt „Für ein paar Tage mache ich mein Handy tän Tomas Rolinek (39.) für die Vorentschei– die WM hat Eishockey einen Schub gedie alleDazjuk einen tollen machen. geworden. Sieerreichen.“ sehen also:Sobald Die LeEs ist seine erste Trainerstation, dochMen- haben, aus und bin(Lacht) nicht zu er dung, Pawel gelangJob 35,7 Sekunden die Schiedsrichter-Schelte von Jens Lehmann bracht. Ich denke, dass sich nun einige bensqualität hat drückt, stark nachgelassen. den Ein-Knopf wird er sichAber vor schen für denmuss SportMarkus begeistern, die das bis- vor der Schlusssirene nur noch der ließ eine gewisse Nervosität erkennen. überzeugen Babbel keinen Was Sie vorleben, ist Streben nach dem wollte kaum ja immer Cheftrainer werden. Sonst sie nach vermeintlichen FehlAnfragen mehr retten können. Topstarschreien mit Trophäe: Jaromir Jagr Foto: dpa ich Anschlusstreffer fürdas Russland. her nicht taten und zu uns kommen. Maximum. Waren Sie schon immer so? entscheidungen schon mal rum und rennen mehr. Am Samstag kann der 36-Jährige (Lacht) Ach was, in der Schule war es teil- in die Kabine des Schiedsrichters. Und jetzt Man nennt Sie schon Ottmarle – in Anlehmit dem VfB Stuttgart die Saison kröweise eine Katastrophe. Das kam später – tun sie so, als seien sie die Guten. Das fand nung an Ihren Lehrmeister Ottmar Hitzfeld. nen. Mit Konzentration – und Ritualen: ich schon etwas amüsant. und ist ganz klar die Bayern-Schule. Es war wirklich ein Glück, unter ihm arbeiten zu dürfen. Diese Akribie, aber vor allem „Ich werde wieder drei Kugeln Eis esVon klein auf immer gewinnen müssen. Sie sind Münchner. Käme da Mitleid auf, dieser Optimismus waren klasse. Aber auch sen“, sagt Babbel, „für drei Punkte.“ Giovanni Trapattoni, Jupp Heynckes und Ja genau. Wissen Sie, wenn du als Zehnjähri- wenn die Bayern nur Vierter werden? Von Dirk Preiß ger zu einem Hallenturnier fährst und dann Mitleid? Nein, sicher nicht. Ich sage immer: Hermann Gerland haben mich geprägt. im Halbfinale von der ganzen Halle ausge- Jeder ist seines Glückes Schmied. Herr Babbel, wenn Ihnen im November 2008 Von allen haben Sie etwas mitgenommen. pfiffen wirst, dann prägt das. Da entwiWie hat sich denn eigentlich Ihre Situation jemand gesagt hätte, dass es im letzten Spiel Die Kunst besteht aber darin, zur richtigen ckelst du eine besondere Mentalität.

„Die WM hat einen Schub gebracht“

Von Jürgen Kemmner

„Manchmal denke ich: Spinnst du?“ Markus Babbel über das heiße Saisonfinale beim FC Bayern und sein neues Leben als Teamchef des VfB Stuttgart

gegen den FC Bayern mindestens um Platz zwei geht, was hätten Sie erwidert?

Da zuzustimmen wäre sicher ein wenig wagemutig gewesen. Aber auch wenn es sich vielleicht blöd anhört: Dass wir uns eine gute Ausgangsposition erarbeitet haben, hat mich nicht überrascht.

Sie waren in der Winterpause Zehnter.

Aber die Jungs haben schnell gemerkt: Wenn jeder sein Können für das Team einbringt, dann gibt es nicht viele, die uns schlagen können.

Wenn das Team das früher kapiert hätte . . .

. . . dann wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Aber wir wollen nicht vermessen sein. Die Mannschaft hat Tolles erreicht. Und es freut mich ganz besonders, dass wir

Als Kind wird man schon ausgepfiffen, nur weil man beim FC Bayern spielt?

Ja, da geht es schon ordentlich zur Sache. Und später werden auch immer entsprechende Ergebnisse gefordert. Uli Hoeneß hat das irgendwann reingebracht, der strebt auch immer nach dem Maximum. Ich bin sicher: Man kann sich das aneignen

Auch der VfB?

Klar. Wir haben eine intakte Mannschaft mit viel Qualität. Mit Blick in die Zukunft müssen wir weiter kompakt spielen, aus einer guten Organisation heraus. Aber wir müssen auch mit noch mehr Selbstvertrauen auftreten, ein bisschen mit der – ich nenne es jetzt mal so – Bayern-Arroganz.

verändert, seit Sie Teamchef geworden sind?

Oh, ganz gravierend. Der Druck ist immens, und die Zeit für die Familie ist weniger

Zur Person

Markus Babbel ¡ 1972 kommt Markus Babbel am 8. September in München zur Welt. ¡ 1991 wird er Profi bei Bayern München. Weitere Stationen als Spieler: Hamburger SV (1992-94), FC Bayern (1994- 2000), FC Liverpool (2000-2004), Blackburn Rovers (2004), danach VfB. ¡ 1996 gewinnt der Verteidiger (51 Länderspiele) mit der Nationalelf die Europameis-

Zeit das Richtige anzuwenden. Wer hilft Ihnen bei den Entscheidungen?

Wie gesagt: Wir haben hier ein tolles Team. Darüber hinaus arbeite ich mit dem Management-Coach Wolfgang Jennewein von der Uni St. Gallen zusammen. Wir sprechen manches ab, haben aber auch festgestellt, dass wir vieles aus dem Bauch heraus richtig gemacht haben.

Und womöglich reicht es sogar zum Titel.

Darüber spreche ich nicht, weil wir es nicht beeinflussen können. Und warum sollte Wolfsburg ausgerechnet jetzt verlieren.

Also geht es um Platz zwei. Werden Sie vor diesem besonderen Spiel an Ihren Gewohnheiten etwas ändern?

Wir versuchen, alles zu machen wie immer.

Argentinien ist Weltmeister Nach einem 2:1-Finalsieg gegen die USA hat Argentinien die Tennis-Weltmeisterschaft in Düsseldorf gewonnen. Das Turnier steht vor einer ungewissen Zukunft, denn für Titelsponsor ARAG Versicherungen gibt es noch keinen Nachfolger. Foto: AP

Nachgefragt

Maria Scharapowa kehrt auf die TennisNowitzki Vertrag bühne zurück will – und neuen die Marketingstrategen Die modelnde Millionärin aus Dirkjubeln. Nowitzki hat den Vertragspoker bei Russland soll dem Damentennis zu deutden Dallas Mavericks eröffnet. Der neuem Glanz verhelfen. sche Basketball-Nationalspieler wolle seine Option ziehen und den bis 2011 laufenden Kontrakt mit den Dallas Maver· Sportauflösen. Damit wolle er icks vorzeitig ¿36 die Grundlage schaffen, einen neuen Vertrag mit den Mavs auszuarbeiten. Gomez, Grafite, Dzeko –

Angreifer sorgen für den Erfolg

EM-Ticket gelöstSpiele, die AbDer Sturm entscheidet wehr die Meisterschaft – nicht in dieser Die A-Jugend-Nationalmannschaft des Saison. DerHandball-Bundes Weg zum deutschen FußballDeutschen (DHB) hat Meistertitel führtüber überBosnien eine gute Offendurch ein 33:24 und Herzesive – diedas beste hat der Wolfsburg. gowina Ticket für VfL die EM im August in Montenegro gelöst. Bester deutscher Feldtorschütze war Jan Forstbauer (9) Noch drei Tage vom TSV Schmiden. Warum diegewinnt Bayern in Sydney Duplitzer zittern müssen Degenfechterin Imke Duplitzer vom OFC

Bonn gewann beim Weltcupturnier in Wir hätten kaum zu träumen gewagt, Sydney dases Finalgefecht gegen die Nieaber im tiefsten Herzen ist 12:6 Jürgen Klinsderländerin Sonja Tol mit Treffern. mann einer von uns geblieben. Ein Roter, Olympiasiegerin Britta Heidemann (Leder noch heimlich verkusen) und Monika Sozanska (Heidenden Brustring heim) belegteneingragemeinsam Rang drei. viert hat. Wie wäre es sonst zu erklären, dass der Bäckerbub Uhlenhorst gewinnt Finale aus Botnang gerade jetzt auspackt, Die Herren desdrei Uhlenhorster HC HamTage dem finalen burg vor haben zum zweiten Mal nach 2008 Kick des VfB beim die Euro-Hockey-League gewonnen. Das FC Bayern, derim ihnEndspiel des FinalTeam besiegte vor 24 Tagen alsden TraiFour-Turniers HC Rotterdam 3:1. dpa ner gekippt hat? „Ich Klinsmann hätte die Mannschaft zur Meisterschaft führen können“, sagt Klinsmann. Den Rest erzählt er heute abend bei „stern tv“ (RTL, 22.15 Uhr). Das stiftet vorab beträchtliche Unruhe in München. „Jürgen wird von uns nicht als Feind betrachtet“, sagt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. Warum so wehleidig? Und: Danke, Jürgen! (tn)

Kurzpässe Die Meisterschale wartet am Samstag auf den VfL Wolfsburg. Wird der VfB in München Meister, überreicht Hansi Müller eine Kopie. Alles andere als vollzählig waren die Profis im Training am Dienstag. Serdar Tasci ist noch nicht fit, auch Mario Gomez wurde behandelt. Zudem klagte Matthieu Delpierre über müde Beine und pausierte, Julian Schieber fehlte wegen Prüfungen. Jan Simak brach das Training wegen leichter Adduktorenprobleme ab. Nach der von Jens Lehmann angeschobe-

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Nummer 203 • Donnerstag, 3. September 2009

Sport vor Ort

SV Vaihingen will Schritt für Schritt nach oben Fußball-Bezirksliga: Coach Kämmerer lobt das Konzept seines Clubs Von Jürgen Frey STUTTGART. Er hatte den SV Bonlanden in der vergangenen Saison in die FußballOberliga geführt. Doch die Wege trennten sich nach vier Jahren. In der am kommenden Sonntag beginnenden Saison der Fußball-Bezirksliga Stuttgart sitzt Klaus Kämmerer nun beim SV Vaihingen auf der Bank. „Für mich ist nicht die Spielklasse entscheidend, für mich ist wichtig, dass ich konzeptionell arbeiten kann“, sagt er. Und das kann der 48-Jährige in Vaihingen. „Der Club hat eine fantastische Ausgangsposition“, betont er. Der Verein hat viele Mitglieder, eine gute Jugendarbeit und ein schönes Sportgelände. Schritt für Schritt will Kämmerer den SV nach oben führen. Im ersten Schnupperjahr mit acht neuen Spielern sei der Aufstieg keinesfalls Pflicht. Die Favoritenrolle schiebt Kämmerer anderen Clubs zu: eingespielten Teams wie der SV Bonlanden II, der OFK Beograd Stuttgart, der SV Sillenbuch oder der SV Hoffeld. Kämmerer macht die Arbeit an der Basis viel Spaß. Das Schöne daran: Er muss seinen Hauptjob als Haus- und Grundstücksverwalter nicht aufgeben. „Hätte ich ein höherklassiges Angebot angenommen, wäre das mit meinem Beruf nicht zu vereinbaren gewesen“, sagt Kämmerer, der betont: „Wenn ich etwas mache, dann immer zu 100 Prozent.“ Vaihingen kann sich auf eine Saison mit einem Trainer freuen, der sich in Bonlanden den Ruf eines Ausbildungstrainer erworben hat, der auch unter vergleichsweise bescheidenen Bedingungen Beachtliches erreicht hat. Und vielleicht endet dieser Weg gemeinsam irgendwann sogar in der Oberliga.

Kurz berichtet

MTV Stuttgart Zusammen mit dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) veranstaltet der MTV auf seinem Sportgelände vom 4. bis zum 6. September einen dreitägigen Lehrgang für blinde Fußballerinnen.

DJK Sportbund Stuttgart Der Tischtennis-Regionalligist hat den Einzug in die Hauptrunde der deutschen Pokalmeisterschaft verpasst. Im Finale der Vorrunde unterlagen Mike Behringer, Dauud Cheaib, Alexander Frank und Dennis Wiese dem Zweitligisten TTC Zugbrücke Grenzau II mit 0:3.

HSG Oberer Neckar Von Freitag bis Sonntag findet in der Wangener Flatowhalle der 6. NeckarCup im Handball statt. Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern nehmen acht Mannschaften teil. Mehr Infos: www.hsg-oberer-neckar.de

Stuttgarter RC Zum ersten Heimspiel in der Zweiten Rugby-Bundesliga Süd empfängt der SRC den badischen Konkurrenten aus Karlsruhe. Das Derby wird am kommenden Samstag (15 Uhr) im Stadion Hohe Eiche ausgetragen.

TSZ Feuerbach Im Tanzsportzentrum Feuerbach findet am Samstag (ab 12 Uhr) und Sonntag (ab 11 Uhr) das Endturnier der TBW-Trophy in Standard und Latein statt. Mehr Infos: www.tbw-trophy.de

Gute Haltungsnoten bei der Flugshow im Sand: Die 16-jährige Jelena Wlk aus Schlierbach gehört zu den erfolgreichsten Beachvolleyballerinnen in dieser Saison

Der Goldhamster aus dem Sandkasten Jelena Wlk holt Beachvolleyball-Titel und hofft in der kommenden Saison auf Kurzeinsätze bei Allianz Volley in der Bundesliga Mit 175 Zentimetern ist sie für Volleyball-Verhältnisse klein gewachsen, aber im Beachvolleyball ist Jelena Wlk eine Große. Innerhalb von nur zwei Wochen holte sie zwei DM-Titel und ist damit eine der erfolgreichsten deutschen Beachvolleyballerinnen der Saison. Von Tom Bloch STUTTGART. So läuft das normalerweise in den Sommerferien, wenn man 16 Jahre alt ist: Der Schulranzen fliegt in die Ecke, man fährt mit den Eltern nach Südfrankreich oder sonst wohin und legt sich am Strand auf die faule Haut. Jelena Wlk hatte auch Sand unter den Füßen und ist dafür auch viele Kilometer gereist. Doch nicht zum Ausspannen. Im Gegenteil, die U-18-Nationalspielerin von Allianz Volley Stuttgart fuhr mit dem Zug durch Deutschland, von Turnier zu Turnier, und sammelte Erfolge. „Letztes Jahr wusste ich noch nicht einmal, dass es so etwas wie Deutsche Beachvolleyball-Meisterschaften gibt“, erzählt die Schülerin am Stuttgarter Schickhardt-Gymnasium. „Als ich württembergische Meisterin wurde, habe ich davon gehört.“ Und plötzlich zog sie als Goldhamster von Sandkasten zu Sandkasten. Grimma, Sachsen: deutsche U-17-Meisterin zusammen mit ihrer Partnerin Sara Stängle. Bols-

talsee, Saarland: deutsche U-18-Meisterin zusammen mit Pia Weiand. Kiel, SchleswigHolstein: Vierte bei den deutschen U-19-Meisterschaften zusammen mit Alexandra Bura, alles Klassenkameradinnen und Vereinskolleginnen. Außerdem errang sie Platz fünf bei den deutschen U-20-Titelkämpfen in Rheine, Westfalen, und wurde Neunte bei den U-18-EM in Espinho, Portugal. „Ich hätte auf keinen Fall gedacht, dass

das so läuft. Bei der U 17 hatte ich mir zuvor Chancen ausgerechnet, aber die U-18-Meisterschaft war die größere Überraschung.“ Dass es mit dem Triple, also drei deutschen Meistertiteln, nicht klappte, hat die in Schlierbach wohnende Schülerin nicht sonderlich enttäuscht. Ihr Trainer Jan Lindenmair berief sie in den Kader des Bundesligateams Allianz Volley Stuttgart. Auch gut. Den Rest der Ferien bestimmt der Trai-

Hintergrund

Von Dive bis Tomahawk: Die Beachvolleyball-Sprache ¡ Dive: Hechtbagger. ¡ Husband and Wife: Zone zwischen den beiden Annahmespielern und oft Schwachpunkt in der Annahmesituation, weil sich die Spieler nicht einig sind – wie ab und zu mal in der Ehe. ¡ One-Two-Barbeceue: Turnier-Aus nach zwei Niederlagen – ab an den Grill. ¡ Monsterblock: Direkter Blockpunkt, bei dem der Ball fast senkrecht nach unten fliegt. ¡ Jump Serve: Sprungaufschlag.

¡ Rainbow Shot: Über den Abwehrspieler geschlagener Angriffsschlag mit einer Regenbogen-Flugbahn. ¡ Poke-Shot: Mit Faust oder Fingerknöchel gespielter Angriff. ¡ Chicken Wing: Abwehrtechnik, bei der per Reflex der Arm angewinkelt wird, um den Ball seitlich/oben abzuwehren. ¡ Sun Service: Sehr hoch gespielter Aufschlag. ¡ Tomahawk: Abwehrtechnik über dem Kopf mit trichterförmig aneinandergelegten Händen. (StN)

Der Spaß am Tennis steht im Vordergrund

Der WFV bietet am 21. September (19 Uhr/Bezirkssportanlage Waldau) eine Praxis-Schulung zu den Themen Techniktraining mit taktischem Anspruch und Spiel mit zentralen Spitzen an. Referent ist Thomas Albeck. Anmeldungen unter Telefon 07 11 / 4 40 35 85 oder per E-Mail (heinz.mayer-stgt@gmx.de).

Service

Jürgen Frey Sport-Vor-Ort-Redaktion

Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an folgende E-Mail: J.frey@stn.zgs.de

Von Nils Mayer STUTTGART. Wenn Nastja Rettich (10) den Tennisplatz betritt, in der rechten Hand ihren Tennisschläger hält und mit beiden Augen den gelben Ball fixiert, dann ist sie voll in ihrem Element. „Wenn ich hier bin, will ich eigentlich gar nicht mehr heim“, sagt das Talent vom TC Blau-Weiß VaihingenRohr und blickt von der Terrasse des Vereinsheims auf die roten Sandplätze. Da passt es gut, dass am heutigen Donnerstag die Offenen Stuttgarter Jugendmeisterschaften beginnen. Die Eltern schmunzeln über die Worte ihrer Tochter. Denn auch für die sportbegeisterte Familie aus Vaihingen ist das Tennisgelände längst zur zweiten Heimat geworden: Vater Alexander, Mutter Sabina und Nastjas älterer Bruder Nico beherrschen Stopps, Lops und Volleys aus dem Effeff – wenn auch nicht ganz so erfolgreich wie die Jüngste. „Für uns ist Tennis Breitensport“, sagt Sabina Rettich, „bei Nastja geht es dagegen schon in Richtung Leistungssport.“ Begonnen hat alles vor sechs Jahren in der Kindersportschule des MTV. Seither hat Nastja viel ausprobiert: Fußball, Handball, Schwimmen und Volleyball. Aber nur dem Tennis ist sie treu geblieben. „Es macht einfach am meisten Spaß“, sagt sie. Und sie hat Erfolg damit. Bei der Ouatt-

Serie, ein Nachwuchsturnier, erreichte sie beim Weltfinale in La Boule (Frankreich) das Halbfinale. In Detmold bei den inoffiziellen deutschen Meisterschaften scheiterte sie in der Altersklasse U 10 erst im Finale. Dort einmal zu gewinnen ist ihr großes Ziel. „Und dann will ich irgendwann Tennisprofi werden“, ergänzt sie mit selbstbewusster Stimme. „Bis dahin passiert noch viel“, meint Mutter Sabina. Die schulische Ausbildung am Vaihinger Hegel-Gymnasium steht deshalb an erster Stelle. Ein Platz in einem Internat kommt derzeit nicht infrage. „Wir wollen, dass sie in ihrem gewohnten Umfeld bleibt“, sagt Alexander Rettich, „das ist das Beste für ihre Entwicklung.“ Einen Nachteil gegenüber ihrer Konkurrenz muss Nastja nicht befürchten. Das Trainingspensum soll erhöht werden. Derzeit trainiert die angehende Sechstklässlerin viermal pro Woche – zweimal in Vaihingen, zweimal mit dem Bezirkskader in Stammheim. Für Mutter Sabina bedeutet das Fahrdienst: 30 Kilometer hin, 30 zurück. Die Eltern unterstützen ihre Tochter, so gut es geht. Sie achten aber auch darauf, dass sich nicht alles ums Tennis dreht. „Der Schlüssel zum Erfolg ist, dass sie Freude am Spielen hat“, sagt Alexander Rettich, „und die hat sie nur, wenn sie in ihrer Freizeit auch mal andere Dinge macht und Freund-

ningsplan. Vormittags Kraft-, Lauftraining und Physiotherapie, nachmittags Hallentraining und dazu die tägliche Pendelei mit Mutter Manuela von Schlierbach zum Bahnhof nach Plochingen, mit der S-Bahn nach Stuttgart und abends zurück. Immer dabei: die Trainingstasche über der Schulter und die Kopfhörer des MP3-Players im Ohr. „Vor allem morgens, wenn ich noch total verplant bin, da muss ich Musik hören.“ Vergangene Saison saß Wlk noch im Publikum in der Vaihinger Hegelsporthalle und fieberte mit dem Bundesligateam. „Als ich das erste Mal im Training war, hatte ich Respekt vor den Großen. Und jetzt bin ich dabei. Das ist eine Ehre“, sagt Wlk, die hofft, dass sie noch etwas wächst, um eine gestandene Außenangreiferin zu werden. Was dann kommt? „Ich lass’ mich überraschen. Ich will mich entwickeln.“ Mit vielen Einsatzzeiten in der Bundesliga rechnet sie nicht. „Vielleicht darf ich mal für ein paar Punkte rein, aber dass es mehr wird, glaube ich nicht.“ Spielpraxis sammelt Wlk in der zweiten Mannschaft in der Regionalliga. Und im kommenden Jahr, bevor die Beach-Volleyball-Saison beginnt, gibt es noch was zu erledigen. Sie will die deutsche U-18-Hallenmeisterschaft mit dem AllianzNachwuchs verteidigen. Denn mit dieser Goldmedaille hat ihr Sommer angefangen. Übrigens: Wlk, gesprochen: Wilk, kommt aus dem Tschechischen und bedeutet Wolf. Dabei ist sie ein echter Goldhamster.

Rund in Stuttgart: Über 300 Radfahrer gehen an den Start

Nastja Rettich (10): Ein Ass von morgen träumt von großer Karriere Württ. Fußballverband

Foto: Baumann

Die Filzkugel fest im Blick: Nastja Rettich

Bm

schaften pflegt.“ Zuletzt genoss sie ihre Freiheit während einer Waldheim-Freizeit. Und wenn die Schule beginnt, wird sie sich einen Nachmittag für ihre Freundinnen freihalten. Es gibt noch ein Leben ohne Tennis.

www.jugendturnier.tc-blau-weiss.com

STUTTGART (nim). Das Radrennen „Rund in Stuttgart“ feiert am kommenden Sonntag sein zehnjähriges Bestehen. Wolfgang Winkelbauer, Vorsitzender des ausrichtenden 1. RV Stuttgardia, ist stolz darauf. „Wir haben das Rennen stetig weiterentwickelt, um es für Fahrer und Zuschauer attraktiver zu machen“, sagt er. Für die zehnte Auflage der Veranstaltung wurde intensiv geworben. „Wir haben 5000 Flyer und 500 Plakate drucken lassen“, erklärt Rennorganisator Rolf Marquart. So viel wie noch nie. Gelohnt hat sich das allemal: Insgesamt nehmen über 300 Fahrer an 13 Wettbewerben teil – unter ihnen auch Christopher Muche, der mit dem deutschen Bahnvierer bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Moskau die Bronzemedaille gewonnen hat. Obwohl die Resonanz bei der Premiere des Jedermannrennens im vergangenen Jahr nicht so positiv war, hat sich Marquart diesmal wieder für diesen Bereich starkgemacht. Interessierte Radfahrer ab 16 Jahren können aus zwei Distanzen (30,3 Kilometer oder 60,6 Kilometer) auswählen und sich bis eine Stunde vor dem Start (11 Uhr) anmelden. Kinder zwischen acht und 15 Jahren können am Nachmittag beim Einsteigerrennen über 3,5 Kilometer in die Pedale treten. „Wir hoffen, dass der eine oder andere vom Radsport dann sogar so begeistert ist, dass er dabeibleibt“, sagt Holger Roth, Jugendleiter des RV Stuttgardia. Ein Überblick aller Rennen, Anmeldung und mehr Infos gibt es unter www.1rv-stuttgardia.de.


Office for Newspaper Design

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Nummer 232 • Donnerstag, 8. Oktober 2009

Von Jürgen Frey OSTFILDERN. Kathrin Blacha, die Co-Trainerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, hat ihr Kommen zugesagt. Hans Artschwager, der Präsident des Handball-Verbands Württemberg (HVW), und sein Vorgänger Bernhard Bauer werden sich das württembergische Derby auch nicht entgehen lassen. Das zeigt schon, in dem württembergischen Zweitliga-Duell am morgigen Freitag (20 Uhr/Sporthalle 1 Ostfildern) zwischen dem Tabellendritten TV Nellingen und Spitzenreiter SG BBM Bietigheim steckt viel Brisanz. Beide Teams sind mit 6:0 Punkten glänzend in die Saison gestartet. „Damit haben wir nicht gerechnet, die Mannschaft hat sich enorm weiterentwickelt“, sagt Nellingens Abteilungsleiter Stefan Gilg. Als Glücksgriff hat sich im Team von Trainer Stefan Haigis Torhüterin Andrea May entpuppt – sie kam vom Ligarivalen SV Allensbach. Einiges mehr investiert hat Aufsteiger Bietigheim. So kamen etwa aus der Konkursmasse des 1. FC Nürnberg Franziska Beck und die österreichische Nationalspielerin Beate Schaffknecht. „Der Etat der SG dürfte doppelt so hoch sein wie unserer, der bei 150 000 Euro liegt“, sagt Gilg. Im morgigen Derby rechnet er dennoch mit einem Spiel auf Augenhöhe – und mit einem mit 1000 Zuschauern ausverkauften Haus. Die Trommelgruppe Flying Dreams aus Wolfschlugen wird die Stimmung in der Halle anheizen.

Von Petra Muzenhardt STUTTGART. Man nennt sie ehrfurchtsvoll die Eigernordwand des Wildwassersports: die Wellerbrücke in Habichen nahe der Gemeinde Ötz. Die Strecke ist eines der anspruchsvollsten Reviere der Welt mit dem Schwierigkeitsgrad V, dem zweithöchsten in der international anerkannten Skala von I bis VI. Und das bedeutet: Extrem schwer und nur unter idealen Bedingungen fahrbar – also genau das richtige Gebiet für eine WM der Extrem-Kajakfahrer. 20 Höhenmeter müssen die Paddler überwinden, was einem Gefälle von zehn Prozent entspricht. Es geht also rasant hinunter in der Gischt des Wassers, das sich zwischen riesige Felsbrocken durchschlängelt. Die halsbrecherische Fahrt in Richtung Ziel ist nichts für schwache Nerven. „Angst darf man nicht haben, nur Respekt. Diese Strecke ist einfach nur cool. Wenn man da runterfährt, ist man in einer anderen Welt“, sagt Lars Dippon, fügt allerdings hinzu: „Man sollte sich nicht überschätzen.“ Der 18-Jährige ist mit seinem ein Jahr älteren Bruder schon eine Woche vor Beginn der WM ins Ötztal gefahren, die Boote und Paddel sicher hinten auf dem Kastenwagen verstaut. Dieser diente für die beiden Jungs aus dem Remstal auch als Schlafplatz, erst als der Wettkampf begann, zogen sie die bequemen Betten eines Hotels vor. Ganz zufrieden waren die Dippons mit ihrem Abschneiden nicht. Nils belegte den 72.

Club-Service

Boule Club Stuttgart Am kommenden Sonntag (9.30 Uhr) findet auf dem Stuttgarter Schlossplatz wieder ein Boule-Ranglistenturnier der Turnierserie Grand Prix d’Allemagne und des BBPV in Stuttgart statt.

Württ. Amateurboxverband Von morgen bis zum Sonntag werden in der Sportschule Ruit die Internationalen Jugend-Meisterschaften des Württembergischen Amateur Box Verbands (WABV) durchgeführt. Am Freitag (19 Uhr) beginnt das Viertelfinale, am Samstag (9.30 Uhr) das Halbfinale und am Sonntag um 10 Uhr die Finalwettkämpfe.

Hintergrund

Herausforderung Wildwasser

TB Cannstatt Der Club bietet Kurse u. a. in Fitness-Aerobic an. Info-Telefon: 07 11 / 5 49 01 78.

Stuttgart Valley Rollergirlz Zum Saisonabschluss kommt es am 10. Oktober zum Duell gegen die London Brawling Saints. Los geht es um 20 Uhr im SpOrt Stuttgart in Bad Cannstatt.

Stuttgarter Segelclub

Sportvg Feuerbach

Sport-Insel Stuttgart Zum Start der Bundesliga spielen die Squash-Herren gegen den 1. Bremer SC. Das Spiel findet am kommenden Sonntag (13 Uhr) in Stuttgart-Vaihingen statt. Infos: www.squash-insel-stuttgart.de.

MTV Stuttgart Die Rock’n’Roll-Abteilung bietet Anfängerkurse an. Nähere Infos unter Telefon 07 11 / 63 18 87 oder 0 71 51 / 92 37 37.

Service

Jürgen Frey Sport-Vor-Ort-Redaktion

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DFB-Mobil geht auf Tour – Start in Stuttgart Informationsmaterial und Hilfen für die Arbeit in Fußballvereinen

Halsbrecherisches Abenteuer – oder alles eine Frage der Nerven: Extrem-Kajakfahrer Nils Dippon stürzt sich in Norwegen vom 14 Meter hohen, berüchtigten Nosebreaker-Wasserfall Fotos: StN

Schwierigkeitsstufen ¡ I (unschwierig): Regelmäßiger Stromzug, einfache und offene Flusskurven, leicht umfahrbare Hindernisse. ¡ II (mäßig schwierig): Unregelmäßiger Stromzug, einfache Hindernisse im Stromzug. ¡ III (schwierig): Hohe und unregelmäßige Wellen, Strömung zieht unter Büsche und Äste, Fahrroute nicht immer leicht erkennbar. ¡ IV (sehr schwierig): Verblockung mit unübersichtlichen Durchfahrten, Fahrroute ist nicht ohne weiteres erkennbar, Erkundung ist erforderlich. ¡ V (äußerst schwierig): Extremes Gefälle bei großer Wasserwucht, hohe Stufen, enge und unübersichtliche Durchfahrten, Erkundung vor dem Durchfahren unerlässlich. ¡ VI (Grenze der Befahrbarkeit): Befahrung im Allgemeinen unmöglich, bei gewissen Wasserständen eventuell fahrbar, hohes Unfallrisiko.

Platz unter 100 Startern. Allerdings hatte er nach zwei Wadenbeinbrüchen kurz hintereinander noch erheblichen Trainingsrückstand. Schuld an den Verletzungen war aber nicht der heiße Tanz auf den Stromschnellen. Beim ersten Mal wurde ihm das Glatteis zum Verhängnis, den zweiten Bruch zog er sich beim Motocross zu. „Beim Kajakfahren habe ich mich noch nie verletzt“, beteuert Nils Dippon. Lars Dippon dagegen war fit, aber nicht fit genug, was ihn doch erheblich wurmte. Nur 19 Hundertstel fehlten dem angehenden Industriemechaniker, der nebenher noch die Fachhochschulreife nachholt, um unter die besten 48 Wildwasserfahrer der Welt zu kommen. „Ich hätte mich et- Lars Dippon was intensiver vorbereiten müssen“, sagt er selbstkritisch. Seine Stärken – die ökonomische Fahrweise, der gute Blick fürs Wasser und die Hindernisse, die Bootsbeherrschung und die Konzentration – konnte er diesmal nicht ausspielen. Gewonnen hat das Rennen übrigens Alexander Grimm. Der Olympiasieger im SlalomKajak aus Augsburg war im Finale Schnellster auf der 200 Meter langen Strecke. Lars Dippon war sechs Jahre alt, als er auf der Soca in Slowenien zum ersten Mal ins Kajak gesessen ist und die Grundlagen des Wildwasserpaddelns erlernte. Gemeinsam mit Vater und Bruder hat er seitdem viele Bäche in ganz Europa erkundet. Jahr für Jahr wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht. Im Piemont, im Tessin und in Norwegen fanden sie die Herausforderungen, die sie suchten. Besonders vom Wildwasser in Norwegen waren die Dippon-Brüder begeistert. Dort paddelte Lars im vergangenen Jahr erstmals seine ersten großen Katarakte (Stromschnellen) und Wasserfälle. „Aus 14 Metern Nils Dippon runterzuspringen, das gab einen richtigen Adrenalinkick, und das ist genau mein Ding“, erzählt er voller Begeisterung von seinen Erlebnissen am berüchtigten Nosebreaker-Wasserfall. Im Training in der Heimat geht es weitaus ruhiger zu. Regelmäßig lässt Lars Dippon sein Boot auf der Rems zu Wasser, oder er fährt nach Wendlingen an den Neckar. Dort gibt es Wehrstufen, wo sich Wellen und Walzen bilden. Sein Bruder Nils hat seit kurzem ein anderes Revier. Er studiert in München Luft- und Raumfahrttechnik. Den Studienort hat er sich ganz bewusst ausgesucht. „Von München aus bin ich gleich in den Bergen, und da gibt es viele schöne Wildwasserreviere“, sagt Nils Dippon. In seinen Heimatort nach Weinstadt-Beutelsbach zieht es ihn allerdings auch hin und wieder. Dass dort eine wassersportbegeisterte Familie wohnt, ist sofort zu erkennen. Boote und Paddel liegen noch vom Trip ins Ötztal im Eingangsbereich. Und noch ein Detail fällt einem gleich ins Auge: der Straßenname. Die Dippons wohnen nämlich tatsächlich „Am Wasserfall“.

Die fünfte Mannschaft sind elf Chinesen Von Stefanie Köhler STUTTGART. Der 10. Oktober 2009 ist für die fünfte Basketball-Herrenmannschaft des SV Möhringen ein ganz besonderer Tag. In brandneuen Trikots wird das elf Mann starke Team in der SVM-Halle sein erstes Heimspiel bestreiten. Gegner ab 14 Uhr ist der ASV Aichwald II. So neu wie die knallroten Trikots ist auch das Team. Es ist die erste Saison für die Mannschaft. Die jungen Männer – überwiegend Studenten – verbindet nicht nur die Liebe zum Basketball. Es ist auch ihre Herkunft. Alle elf kommen aus dem Reich der Mitte. Dass der SV Möhringen im Bezirk Stuttgart/ Rems eine Mannschaft an den Start schickt, die ausschließlich aus Chinesen besteht, ist fast einzigartig: In der Saison 2007/08 nahm der ACT Kassel als erster deutscher Verein ein chinesisches Team auf. „Der Anruf kam aus heiterem Himmel“, sagt Hans-Joachim Schell, wenn er an jenen Tag im August zurückdenkt. Es meldet sich beim stellvertretenden Basketball-Abteilungsleiter schließlich nicht alle Tage ein junger Mann namens Dong Fu, der mit einer „lockeren Freizeitgruppe“, wie er sie nennt, in einem Freundschaftsspiel gegen die zweite Möhringer Herrenmannschaft antreten will. Dass sich daraus prompt eine Vereinszugehörigkeit der „Freizeitgruppe“ entwickelt, damit hat keiner gerechnet. Obwohl die Spieler in der untersten Kreis-

Nummer 126 • Donnerstag, 4. Juni 2009

liga B starten müssen, ist Sprecher und Trainer Dong Fu (30) glücklich, endlich eine Trainingsmöglichkeit gefunden zu haben. „Wir haben lange gesucht. Es war immer unser Ziel, eine Halle zu finden“, sagt er. Die Umstände, unter denen sein Team seit sechs Jahren spielte, störten ihn: In den Sommermonaten warf die 2003 gegründete Gruppe

zwar gelegentlich auf dem Sportgelände der Universität Vaihingen ein paar Körbe. Doch im Winter war es dafür zu kalt, das provisorische Training fiel aus. Erfolgreich waren die jungen Männer trotzdem: Gegen chinesische Hobby-Mannschaften aus anderen Städten spielten sie jedes Jahr um den Meistertitel. „Die letzten

Das neue Team des SV Möhringen verbindet nicht nur die Liebe zum Basketball

Foto: Baumann

beiden Endspiele haben wir Stuttgarter gewonnen“, sagt Dong Fu stolz. Dennoch – oder deshalb – hegte er immer den Wunsch, irgendwann einmal in den offiziellen deutschen Spielbetrieb einzusteigen. Sein Talent hat das Team auch bei zwei Testspielen gegen ein Möhringer Landesund ein Oberligateam gezeigt. Als dann noch mit dem VfL Waiblingen eine Mannschaft zurückzog, wurde ein Platz frei. So erfüllte sich der chinesische Traum schneller als erwartet. „Die Jungs spielen ordentlich“, sagt Schell, „sie sind schnell und springen gut.“ Er ist vom Potenzial der Chinesen überzeugt. „Sie können den direkten Aufstieg schaffen“, sagt er. Was sie nicht zuletzt Dong Fu und seinem Spielerkollegen Jiesheng Zhu verdanken würden. Beide spielten bereits viele Jahre in einem deutschen Verein: der eine beim ACT Kassel, der andere in der Regionalliga der SG Weimar. Verständigungsprobleme, etwa mit dem Gegner, fürchtet Dong Fu nicht. Alle Spieler hätten dieselben Regeln, die international gelten würden, sagt er. „Im Notfall dolmetsche ich.“ Und Schell hat ihnen beigebracht, einen Spielberichtsbogen korrekt auszufüllen, ein Kampfgericht zu stellen oder die 24-Sekunden-Uhr zu bedienen. Nun haben die Chinesen sich zwei neue Ziele gesteckt: am Samstag zu siegen und sich auch in der deutschen BasketballSzene einen Namen zu machen. Ihre neuen Landsleute haben sie längst auf ihrer Seite.

Sport vor Ort

STUTTGART (StN). Stets hatte das Hohenheimer Schlossrennen ein Zugpferd, und das wird auch am Sonntag so sein. Mit Jens Voigt verpflichtete der TV Plieningen einen der prominentesten deutschen Radprofis. „Ein richtig großer Name“, sagt TVP-Chef Folker Baur, „wir sind glücklich, dass er zugesagt hat.“ Dafür waren keine großen Überredungskünste nötig. „In diesen Zeiten sind die Profis froh über gut organisierte Veranstaltungen“, meint Baur. Und gut organisiert ist das Schlossrennen auf dem Gelände der Uni Hohenheim. 120 Helfer sind im Einsatz, 80 Kleinsponsoren hat der TVP gefunden. Der Erlös fließt in die Jugendarbeit. Und auch das Rahmenprogramm mit KiNiKi-Kinderfest, Schaufahren von Motorrädern und Traktoren und FallschirmWeltmeister Klaus Renz kann sich sehen lassen. Los geht es um 10 Uhr mit den Betriebssportlern, um 11.30 Uhr sind die CKlasse-Amateure dran, um 14.30 Uhr die Profis. Für die Wettbewerbe liegen über 150 Meldungen vor – einige mehr als 2008.

Training auf dem Neckar bei Esslingen: Mit kraftvollen Schlägen pflügt der Kanute durchs Wasser und holt sich den letzten Schliff für die kommenden Wettkämpfe

Die Kanuten verlieren nie den Überblick Der Neckar bietet ideale Bedingungen für Wassersportler – trotzdem paddeln immer weniger Jugendliche im Kajak oder Canadier Wirbelnde Paddel, spritzendes Wasser, schnelle Boote – Kanu fahren hat durchaus seinen Reiz. Dennoch plagen den SV 1845 Esslingen Nachwuchssorgen.

MTV Stuttgart

Von Petra Muzenhardt

Am 17. Juni ab 11 Uhr veranstaltet der MTV sein alljährliches Sommerfest im MTV-Freibad in der Furtwänglerstraße in Botnang. Der Eintritt ist frei. Weitere Infos unter Telefon 07 11 / 63 18 87.

ESSLINGEN. Kennen Sie den Unterschied zwischen Rudern und Paddeln? Es gibt Zeitgenossen, die beim Erklären dieses Unterschiedes ein wenig ins Stocken geraten. Nicht so die Kanutin Birgit Fischer. Die erfolgreichste Olympionikin der Welt bringt es mit Humor auf den Punkt: „Der Kanute sagt im Vorbeifahren: ,Ach sieh mal da, die schöne Kneipe, da gehen wir hin.‘ Und der Ruderer klagt: ,Ach da war eine schöne Kneipe, jetzt sind wir schon vorbei.‘ “ Pech gehabt. Der Vorteil liegt in diesem Fall eindeutig bei den Kanuten. Denn im Gegensatz zu den Ruderern, die rückwärts ihrem Ziel entgegensteuern, sehen die in Fahrtrichtung paddelnden Kajak- oder Canadierfahrer, was sich vor ihnen abspielt. „Einen genauen Überblick zu haben ist nicht das Schlechteste“, bestätigt Florian Späth. Der Trainer der Kanuabteilung des SV 1845 Esslingen weiß, wovon er spricht. Über Jahre hinweg war der 25-Jährige gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Christian und der Kanutin Julia Kemmler der erfolgreichste Athlet des Vereins. Von Regatta zu Regatta, von Erfolg zu Erfolg eilte das Trio. Bei baden-württembergischen, süddeutschen und deutschen Meisterschaften gab es immer wieder Siege und gute Platzierungen. Doch als die drei Sportler nach dem

Am Sonntag, 7. Juni, finden ab 12.30 Uhr im Tanzsportzentrum die Landesmeisterschaften Latein statt. Weitere Infos unter Telefon 07 11 / 88 20 99 87.

KISS Feuerbach Montags, donnerstags und freitags können Eltern gemeinsam mit ihren Kindern (1 bis 3 Jahren) von 10.30 bis 11.30 Uhr in der Kindersportschule den Spaß an der Bewegung entdecken. Bei Interesse: Telefon 07 11 / 8 90 89 27.

TSV Stuttgart-Münster Ab dem 19. Juni bietet der TSV einen fünfteiligen Kurs für Ganzkörpertraining für Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren in der Gymnastikhalle in der Neckartalstraße 261 von 15.45 bis 16.45 Uhr an. Infos unter Telefon 07 11 / 5 30 04 47.

KSV Esslingen Carsten Finkbeiner ist in Sindelfingen Judo-Weltmeister der Senioren in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm geworden. Im Finale bezwang der Esslinger den mehrfachen polnischen Meister Robert Zaczkiewicz.

TSV Musberg Am 14. Juni ab 10 Uhr wird die Ringerabteilung allen Interessierten ihre neue Wettkampfstätte, die Hauberghalle, und ihre neue Mannschaft präsentieren.

Service

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Abitur ihr Studium aufnahmen und mit dem Wettkampfsport aufhörten, gab es einen Bruch. „Uns fehlte der Nachwuchs, um nahtlos an die Erfolge anknüpfen zu können“, bestätigt Margot Kemmler, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Clubs zuständig ist. Diese Durststrecke geht jetzt langsam zu Ende. „Wir haben nun wieder vier Jungs und ein Mädchen, die wir an den Rennsport heranführen“, sagt Florian Späth. Dass es auf der baden-württembergischen Ebene gar nicht so schlecht aussieht mit dem Nachwuchs, beweist das Trainings-

lager der 17- und 18-jährigen Kaderathleten. 15 Jungs sind derzeit zu Gast auf dem idyllisch gelegenen Trainingsgelände der Esslinger Kanuten. Sie fühlen sich sichtlich wohl im Bootshaus, das versteckt zwischen Schrebergärten und Neckar in Mettingen liegt. Ganze zwei Wochen haben Sportler, die aus Karlsruhe, Heilbronn, Mannheim und Friedrichhafen kommen, das Vereinsareal komplett in Beschlag genommen. Die Schaukel wird als Wäscheständer zweckentfremdet, nicht gebrauchte Boote und Paddel liegen auf der Wiese. Vom Bootssteg her ist

Hintergrund

Kajak und Canadier – zwei Boote, viel Spaß ¡ Kanu ist der Oberbegriff für alle Wassersportgeräte, die mit Paddeln in Blickrichtung bewegt werden. Die wesentlichen Gattungen sind dabei Kajaks und Canadier. Im Kanurennsport treten bis zu neun Boote in einem Rennen gegeneinander an. ¡ Kajak ist ein Paddelboot mit Ursprung in der Arktis und bezeichnet einen Bootstyp der mittels Doppelpaddel angetrieben wird. ¡ Ein Canadier ist ein zumeist offenes Kanu, das sitzend oder kniend gefahren und vorwiegend mit Stechpaddeln bewegt wird. ¡ Erfolgreichste deutsche Athleten: Die Kanutin Birgit Fischer (Potsdam) wurde 27-mal

Weltmeisterin, achtmal Olympiasiegerin. Andreas Dittmer (Neubrandenburg) gewann dreimal olympisches Gold im Canadier und wurde achtmal Weltmeister. ¡ Beim Wildwasser-Kanufahren geht es darum, eine Rennstrecke ohne künstliche Hindernisse auf einem natürlichen Flusslauf so schnell wie möglich zu bewältigen. ¡ Weitere Vereine in der Region: Kanu Gesellschaft Stuttgart e. V. (www.kg-stuttgart.de) Stuttgarter Kajak-Club e. V. (www.stkc.de) Kanu-Vereinigung Esslingen (www.kv-esslingen.de)

die kräftige Stimme von Rolf Driehorst zu hören, der laufstark Kommandos in Richtung seiner Schützlinge ruft. Der Vizepräsident Leistungssport des Württembergischen Kanuverbandes bereitet die Athleten auf die deutschen Meisterschaften Anfang Juli in Brandenburg vor. „Leider ist diesmal keiner von Esslingen oder Stuttgart dabei, obwohl die Trainingsbedingungen hier am Neckar ideal sind“, bedauert Driehorst. Doch das soll sich wieder ändern. „Wir versuchen verstärkt, auf den Kanusport aufmerksam zu machen“, sagt Driehorst. Das versucht auch der SV 1845 Esslingen. Eine Kooperation mit der Grundschule in Mettingen besteht schon seit längerem. Das Interesse ist durchaus vorhanden, doch die Umsetzung ist nicht ganz so einfach. Die Nachwuchspaddler wollen während der Schulzeit aufs Wasser, doch zu diesen Zeiten fehlen dem Verein die Trainer. „Auch als Student kann ich mich erst ab 16 Uhr um die Schüler kümmern. Das ist oft zu spät“, sagt Florian Späth. Der Club fährt daher mehrgleisig. Die Jugendregatta, die am 18. Juli beim Bootshaus stattfindet, soll Interessierte anlocken, und ab dem 18. Juni gibt es wieder regelmäßig Anfängerschulungen. Für Jung und für Alt, also für jeden, der Lust aufs Paddeln hat. Denn neben dem Spaß auf dem Wasser gibt es auch am Ufer einiges zu entdecken. Eine schöne Kneipe zum Beispiel. Und eine der nächsten liegt flussabwärts bei Kilometer 179. Allerdings gehört die der Konkurrenz – den Ruderern des Stuttgart-Cannstatter RC.

http://kanu.sv1845es.de

Thomas Tauporn gewinnt den bedeutendsten Vertikalwettkampf der Welt – und lässt den Abonnementweltmeister alt aussehen Thomas Tauporn ist in Schanghai der internationalen Kletterkonkurrenz davongestiegen. Souverän belegte er beim bedeutendsten Vertikalwettkampf der Welt den ersten Platz. Für solche Spitzenleistungen trainiert der 18-Jährige jeden Tag im Kletterzentrum auf der Waldau – und hat kaum noch Zeit für anderes. Von Patricia Ritter STUTTGART. Im Klettersport gibt es einen Gott, und der heißt Patxi Usobiaga Lakunz. Der 29-jährige Spanier hat seit zwölf Jahren ein Abonnement auf Weltmeistertitel. Am ersten Mai-Wochenende allerdings bekam der Patxi-Mythos in Schanghai einen beachtlichen Riss: Beim „Rock Master“ belegte der Spanier in der Disziplin „Schwierigkeitsklettern“ nur den zweiten Platz. Der 18-jährige Thomas Tauporn war höher gekommen als der Routinier. Da sah Patxi Usobiaga Lakunz ganz schön alt aus. „Das, was der Thomas da gemacht hat, ist, wie den lieben Gott zu schlagen“, sagt Georg Hoffmann. Er betreibt das Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins (DAV) auf der Waldau. Dort hat sich Thomas Tauporn auf den Wettkampf in China vorbereitet. Wer ihm dabei zusah, erkannte schnell, wie sich im Klettersport die Spreu vom Weizen trennt: Nicht auf rohe Kraft und lange Arme kommt es an, sondern auf Taktik und Präzision. Der 18-Jährige ist kaum 1,70 Me-

Meistergeschichten (Folge 3): Der souveräne Erste TV 89 Zuffenhausen steigt in die Kreisliga A auf Von Tom Bloch STUTTGART. Das Geheimnis des Erfolgs hat keinen Namen. Sein Team habe keinen Stürmer, sagt Bernd Häcker. „Deshalb dürfen bei mir alle Spieler Tore schießen. Und das haben sie klasse gemacht“, freut sich der Trainer des TV 89 Zuffenhausen. 117:18 lautet das Torverhältnis des Spitzenreiters der Kreisliga B 4, zehn Punkte Vorsprung sind es auf den Zweiten NK Zeljeznicar Stuttgart – am letzten Spieltag am Sonntag sollen noch einige Tore dazukommen, auch wenn Titel und Aufstieg schon feststehen. Besonders gefährlich sind die Blau-Weißen gleich nach dem Anpfiff. „In jedem Spiel haben wir in den ersten zehn Minuten drei oder vier Tore gemacht. Wir haben die Gegner förmlich überrollt“, erklärt der Coach, der das Team vor zweieinhalb Jahren übernahm, in die Kreisliga B absteigen musste und dann ganz gezielt den Aufstieg plante. „Und jetzt dürfen wir nicht nachlassen“, sagt Häcker, der seit 1972 beim Verein am Rande der Schlotwiese Mitglied ist. Im Gegensatz zum (fehlenden) Torjäger hat das Geheimnis des Erfolgs viele Namen. Daniel Gäng, Sven und Marco Amtmann, Florian Hofmann, Angelo Grantsanlis, Frieder Sigloch – einige Meisterkicker tragen seit dem Bambini-Alter das TV-Trikot. Fast alle sind seit mehreren Jahren im Verein. Auch Zlatko Sunc. Mit acht hat er hier be-

gonnen, nun ist er mit 35 der Opa im Team. „Wir haben schon in der Winterpause fest mit dem Aufstieg gerechnet“, sagt er, „man hat in jedem Training gespürt, dass alle nach oben wollen und dafür alles geben.“ In Wangen im Allgäu wurde im Schnee geschwitzt, das Trainingslager läutete eine zweite Saisonhälfte ohne Niederlage ein. Ohne Rückschläge allerdings ging es nicht. „Das Verletzungspech aus unserer Abstiegssaison ist uns treu geblieben“, sagt Trainer Häcker, der 27 Spieler einsetzte. „Also jeden, der bei uns einen Pass hat.“ Besonders schwer traf es Sascha Weiss. In der Partie gegen Heumaden zog er sich einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch

Info

TV 89 Zuffenhausen ¡ Gegründet: 1889 ¡ Mitglieder: 1491 ¡ Sportarten: Basketball, Fußball, Handball, Schwimmen, Tischtennis, Turnen, Volleyball, dazu viele Kursangebote von Aerobic über Mama Fit bis zu Tai-Chi ¡ Telefon: 07 11 / 8 40 25 25 ¡ E-Mail: gs@tv-89-zuffenhausen.de ¡ Internet: www.tv-89-zuffenhausen.de

zu. Auch Spielmacher Daniel Gäng fällt noch länger aus. Sein Plan, einen Kreuzbandriss konservativ ausheilen zu lassen, ging nicht auf. Nun muss er doch noch operiert werden. Vor der Zukunft ist Häcker trotzdem nicht bange: „Wir wollen einige ehemalige Spieler zurückbekommen, zudem kommt unsere komplette A-Jugend nach oben. Und die war im letzten Jahr immerhin Meister der Bezirksstaffel.“ Für den TV 89 Zuffenhausen ist die Nachwuchsarbeit enorm wichtig. Im Kader der Aktiven hat einzig Mannschaftskapitän Marc Schmidt keinen Stallgeruch. Er spielte vor Jahren beim SV Vaihingen in der Bezirksliga, ehe er aufhörte: „Aber dann hat es mich wieder gejuckt, auch weil der Bauch gewachsen ist.“ In Zuffenhausen fand Schmidt eine neue spielerische Heimat. „So wie ich hier aufgenommen worden bin, das habe ich noch nirgends erlebt.“ Schmidt wurde sogar auf Anhieb zum Kapitän gewählt – und die Erfolgsgeschichte der vergangenen Saison kann er immer noch nicht richtig glauben. Es gibt sie also doch noch, die heile Fußballwelt, versteckt hinter der Bezirkssportanlage Schlotwiese in Zuffenhausen, in der Langen Allee. Das letzte Heimspiel des Meisters findet am Sonntag (15 Uhr) statt. Gegner ist der Neunte TSV Mühlhausen/Stuttgart II. Den Zuschauern sei geraten: Nur die ersten zehn Minuten nicht verpassen.

ter groß und auf den ersten Blick eher schmächtig. Trotzdem gleitet er an der Senkrechten empor wie kaum ein anderer. Bei einem „Rock Master“ klettern die Meister (englisch: Master) der Felsen (englisch: Rock) um die Wette. Nur wer schon bei vielen internationalen Wettkämpfen oben auf dem Siegertreppchen stand, darf daran teilnehmen. Unter Sportkletterern gilt eine Master-Einladung deshalb als größte aller Ehren. Dieses Jahr durfte Thomas Tauporn als einziger deutscher Mann in Schanghai an den Start gehen. „Das konnte ich kaum glauben“, erzählt er.

Info

So funktioniert ein Kletterwettkampf ¡ Sportkletterwettkämpfe werden an zehn bis 20 Meter hohen künstlichen Felswänden ausgetragen. Diese können sowohl in einer Halle als auch im Freien stehen. „Lead“ (Schwierigkeit) und „Speed“ (Geschwindigkeit) sind die gängigsten Disziplinen. ¡ Ziel beim „Lead“ ist es, in einer komplizierten Kletterroute höher als die Konkurrenten zu klettern, ohne dabei zu stürzen. Es gewinnt, wer den höchsten Griff berührt hat oder ganz oben angekommen ist. ¡ Beim „Speed“ zählt nicht, wie hoch geklettert wird. Die Athleten müssen die Route in jedem Fall ganz durchsteigen. Es gewinnt, wer dies am schnellsten schafft. Die Regeln

Von Nils Mayer

Gleich platscht es: Christian Hülß

Foto: Kultos

STUTTGART. Wenn die Sonne lacht und die Temperaturen selbst im Schatten kaum mehr auszuhalten sind, herrscht in den Freibädern Hochbetrieb. Kinder und Jugendliche zieht es dann oft zu den Sprungtürmen. Eine der beliebtesten Varianten, ins kühle Nass einzutauchen, ist der Paketsprung – im Volksmund Arschbombe genannt. Aus der Gaudi und dem olympischen Turmspringen hat sich inzwischen eine Trendsportart entwickelt: das Splashdiving. Christian Hülß – einer der besten deutschen Springer – hörte im Sommer 2005 im Radio zum ersten Mal davon. Für ihn war sofort klar: „Ich muss das ausprobieren.“ Kurzerhand fuhr der frühere Turmspringer zu einem Wettbewerb nach Heilbronn und meldete sich an. Nach den ersten Sprüngen war der Stuttgarter begeistert. Denn Splashdiving bot ihm mehr Freiheiten als zuvor das traditionelle Turmspringen. „Splashdiving ist mehr Show“, verdeutlicht Hülß, „dadurch kann man neben den verschiedenen Elementen aus dem Turmspringen auch eigene mit in einen Sprung einbauen.“ Der Moment des Fluges ist für den 22-Jährigen immer wieder aufs Neue faszinierend. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“, sagt er mit funkelnden Augen: „Die Bewegungs-

Nummer 98  Donnerstag, 29. April 2010

freiheit in der Luft und das Adrenalin geben einem den absoluten Kick.“ Die spektakulären Einlagen im Flug wie Salti und Schrauben bewerten sechs internationale Kampfrichter mit Punkten – ebenso wie die Absprunghöhe, den Style und den finalen Höhepunkt eines jeden Sprungs aus zehn Metern: die Arschbombe. Je höher das Wasser beim Eintauchen spritzt, desto besser. Dabei kommt es auf die Technik eines Springers an, nicht auf dessen Gewicht. Die Schmerzen beim Eintauchen mit der

Info

Trendsport für jedermann Wer Lust auf Splashdiving bekommen hat, ist in einer luxuriösen Situation: Nötig sind nur ein Schwimmbad mit Sprungturm, etwas Körperbeherrschung und eine gehörige Portion Mut. Anfänger sollten aber mit einfachen Sprüngen aus drei oder fünf Meter Höhe beginnen und den Schwierigkeitsgrad nur langsam steigern. Mehr Informationen und Impressionen zu der Trendsportart und den deutschen Meisterschaften 2009 in Essen gibt es unter www.splashdiving.com.

Arschbombe bleiben aber weder Dicken noch Dünnen erspart. Wer gewinnen will, muss auf die Zähne beißen. Rote Striemen und blaue Flecke gehören beim Splashdiving genauso dazu wie die Badehose. Um sich wenigstens unter der Woche das eine oder andere Wehwehchen zu ersparen, springt Christian Hülß ab und zu sogar mit Neoprenanzug. „Meistens trainiere ich eh nur ein- bis zweimal in der Woche“, sagt er. Das Training findet im Rahmen des normalen Schwimmbadbetriebs statt – im Sommer in Sindelfingen, im Winter in Kornwestheim. „Dort stelle ich mich dann halt in die Schlange.“ Sonderrechte gibt es für Hülß keine. Und das, obwohl er bereits seit 2006 zur Nationalmannschaft gehört und in der Szene spätestens nach seinem vierten Platz bei der WM 2007 in Hamburg einen ausgezeichneten Ruf genießt. „Als ich begonnen habe, war es einfach, sich einen Namen zu machen“, erinnert sich der Zivildienstleistende, „heute ist das anders.“ Splashdiving liegt im Trend. „Unsere Sportart hat sich in den letzten Monaten rasant entwickelt“, findet Hülß. Bestes Beispiel: An diesem Wochenende werden in Essen zum ersten Mal deutsche Meisterschaften ausgetragen. Hülß ist dabei und hat sich einiges vorgenommen: „Ich will aufs Treppchen kommen“, sagt der Stuttgarter.

Der dritte Spieltag der Deutschen Blindenfußball-Bundesliga (DFBL) findet am 16./17. Mai in Stuttgart statt (MTV-Gelände am Kräherwald). Am Samstag wird ab 10 Uhr gespielt, am Sonntag ab 9.30 Uhr. Infos: www.blindenfussball.net.

KSV Esslingen Die Judo-Männer des KSV absolvieren am 16. Mai ab 18 Uhr ihren ersten Heimkampf in der Bundesligasaison. Esslingen empfängt den JC Leipzig in der KSV-Sport-Arena (Auenweg 21, Mettingen). Mehr infos: www.ksv-esslingen.de.

Schwaben Stuttgart Für Olympiateilnehmerin Katharina Schiller verlief der erste Wettkampf nach ihrem Wechsel zu Schwaben Stuttgart erfolgreich. Sie holte bei den Süddeutschen Meisterschaften über 200 m Schmetterling in 2:15.97 Minuten den Titel.

DJK Sportbund Stuttgart Die männliche U 18 kam bei den BadenWürttembergischen Tischtennis-Meisterschaften auf Platz zwei. Damit löste das Team das Ticket zu den süddeutschen Meisterschaften in Wilhermsdorf bei Nürnberg. Mehr Infos: www.djk-sportbund-stuttgart.de/index.php.

TEC Waldau Stuttgart Der Tennisclub veranstaltet am 21 Mai ab 11 Uhr einen Tag der offenen Tür. Infos: www.tecwaldau.de.

JSG Nellingen-Wolfschlugen Die A-Jugend-Handballerinnen sind süddeutscher Meister und spielen im Viertelfinale der deutschen Meisterschaft gegen den Buxtehuder SV. Geplante Termine: 23. Mai in Ostfildern, Rückspiel: 30. Mai.

SV Cannstatt Der Club bietet immer mittwochs um 18.30 Uhr Bauchmuskeltraining an. Infos: 07 11 / 54 50 05 oder unter www.sv-cannstatt.de.

TSV Musberg Am 17. Mai (10 bis 12 Uhr) veranstaltet die Aikido-Gruppe einen Lehrgang ab 5. Kyu in der Eichbergschule.

Service

Jürgen Frey Sport-Vor-Ort-Redaktion

Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an folgende E-Mail: J.frey@stn.zgs.de

Sport vor Ort

Drei Neue auf der Matte des KSV Esslingen

Schwimmen entspannt und hält fit

Judo-Bundesligist startet am kommenden Samstag in die Saison

Kalt war es lange genug. Viele Wasserratten fiebern der Freibadsaison entgegen und freuen sich aufs Schwimmen an der frischen Luft. Der große Vorteil: Die Bewegung im Wasser zählt zu den gesündesten Sportarten überhaupt.

ESSLINGEN. Der 1. Mai soll für die Judoka des KSV Esslingen ein ganz besonderer Feiertag werden. Am Samstag (18 Uhr/ KSV-Arena) startet das Team in die neue Saison der Judo-Bundesliga und will mit einem Sieg im Derby gegen den JC Esslingen die Basis für ein erneut erfolgreiches Abschneiden legen. Im Gegensatz zur vergangenen Saison, in der am Ende Platz drei in der Endrunde stand, gehen die Esslinger mit einer leicht veränderten Mannschaft an den Start. Zwar hat kein Kämpfer den KSV verlassen, hinzu allerdings kamen gleich drei starke Judoka. Lasse Leitert ist deutscher Meister in der Klasse bis 60 Kilogramm und wechselt aus Rostock an den Neckar, Faruch Bulekulov, 2008 noch U-20-Europameister bis 81 Kilogramm, kommt aus Berlin, und Boris Trupka (deutscher Meister bis 66 Kilogramm) kehrt aus Speyer nach Esslingen zurück. Trotz dieses Trios gibt sich Manager Otfried Roser eher bescheiden: „Die Stärke der Mannschaft ist vergleichbar mit der letzten Saison.“ Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass auch die Konkurrenz teilweise ordentlich aufgerüstet habe. Das Saisonziel will Roser daher auch nicht verändern: „Wir wollen wieder die Play-offs erreichen, und wir würden gerne das Halbfinale ausrichten.“ Bedingung für dieses Heimrecht ist mindestens Platz zwei in der Südstaffel.

Club-Service

HV Stuttgarter Kickers Am kommenden Samstag (20 Uhr) bestreitet der Baden-Württemberg-Oberligist sein letztes Saisonheimspiel gegen die SG Nußloch. Zuvor haben die Handballer der Blauen eine Personalie geklärt: Harald Schloz (56) kehrt als Trainer der zweiten Männermannschaft zum HV zurück. Schloz führte die erste Mannschaft zwischen 1999 und 2003 als Trainer von der Bezirks- in die Württemberg-Liga.

Start frei für die Freibadsaison: Sport im Wasser ist gelenkschonend, trainiert fast alle Muskelgruppen und fördert die Ausdauer

Von Alexandra Krause STUTTGART. Schwimmen hat Tradition: Im 16. Jahrhundert wurde die Fortbewegung im Wasser erstmals als leibesertüchtigende Bewegungsart erkannt. Heute hat sich Schwimmen zu einer klassischen Ausdauersportart entwickelt, die auch bei Zielgruppen punktet, die sonst kaum passende Sportangebote finden. Mit Unterstützung des Sportmediziners Arno Bewig beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um den Sport im nassen Element.

Welche Vorteile bietet Schwimmen?

Schwimmen entspannt, ist gelenkschonend und bestens geeignet, um das Herz-Kreislauf-System in Schwung zu halten. Durch regelmäßiges Schwimmen wird das Immunsystem gestärkt. Gleichzeitig wird die Körpermuskulatur gleichmäßig aufgebaut und die Koordinationsfähigkeit gefördert.

Ab welchem Alter sollten Kinder das Schwimmen lernen?

Bereits im Alter von drei Jahren können Kinder mit dem Schwimmen anfangen. Mit Schwimmbrettern, Stangen oder Schwimmflügelchen kann der Nachwuchs langsam an das Wasser gewöhnt werden. Grundsätzlich darf der Nachwuchs mit dem Wasser in Berührung kommen, sobald er Spaß dabei hat.

Warum sollten Senioren schwimmen?

Ältere können ihre Konzentrationsfähigkeit, Kondition und körperliche Fitness stärken. Es gilt als sicher, dass die Alterserscheinung Demenz viel später auftritt, wenn regelmäßig geschwommen wird.

Wie wichtig ist die Bewegung im nassen Element für kranke oder verletzte Menschen? Zu Rehabilitationszwecken zum Beispiel nach Sportverletzungen ist das Schwimmen enorm wichtig. Die Muskulatur und Fitness werden allmählich aufgebaut. Gleichzeitig werden die verletzten Gelenke geschont.

Warum eignet sich Schwimmen auch für Schwangere, Menschen mit Übergewicht,

Kopfüber ins nasse Vergnügen: Jetzt können Wasserratten unter freiem Himmel wieder springen, kraulen und tauchen Rückenschmerzen oder anderen Handicaps?

Durch den Auftrieb des Wassers wird das eigene Körpergewicht um ein Siebtel reduziert. Die Bewegungen fallen leichter. Durchs Bahnenziehen im Nass kann zudem der Kalorienverbrauch deutlich gefördert werden. Pro Stunde werden bis zu 700 Kalo-

Am 30. April startet im Vitadrom der Sportvg Feuerbach ein Kurs mit dem Titel „Hüft- und Kniegymnastik“. Angesprochen werden Personen, die unter einer Hüft- oder Kniearthrose oder unter Fehlstellungen der beiden Gelenke leiden. Der Kurs beginnt um 14 Uhr und dauert eine Stunde. Informationen gibt’s unter Telefon 07 11 / 890 890.

SG und TSV Weilimdorf Die Fußballvereine TSV Weilimdorf und SG Weilimdorf veranstalten in Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Kickers am 1. Mai ein internationales U-13-Fußball-Turnier. Unter anderem werden Teams aus Österreich, der Schweiz und Frankreich erwartet. Der Spielbetrieb auf den Anlagen des TSV und der SG beginnt jeweils um 10 Uhr. Mehr Infos im Internet unter www.tsv-weilimdorf.de/ Abteilungen/Fussball/index.htm.

DJK Sportbund Stuttgart

Info

Stuttgarter Freibäder bieten mehr als nur Schwimmen an ¡ Inselbad Untertürkheim: Inselbad 4, Beachvolleyball, Basketball, geöffnet ab 15. Mai. ¡ Höhenfreibad Killesberg: Beim Höhenfreibad 37, Beachvolleyball, geöffnet ab 8. Mai. ¡ Freibad Möhringen: Hechinger Straße 112, Beachvolleyball, Multifunktionsanlage mit Beachvolleyball und Fußballfeld, geöffnet seit 24. April. ¡ Freibad Rosental: Rosentalstraße 21, Beachvolleyball, geöffnet ab 15. Mai. ¡ Freibad Sillenbuch: Trossinger Straße 2A, geöffnet ab 15. Mai. ¡ Allgemeine Öffnungszeiten Montag bis Freitag ab 7 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag ab 9 Uhr.

STUTTGART. Da also stand Alberto Espinosa neben dem Trainingsplatz der Stuttgart Scorpions und schaute den Footballern zu. Einfach so, ohne Worte. „Er hat uns nicht gesagt, wer er ist“, erzählt Ute Zielke, die Vorsitzende des Clubs aus der German FootballLeague (GFL). Später stellte sich heraus, dass Espinosa und der Football längst gute Freunde sind – der Mexikaner ist Nationalspieler und studiert an der Fachhochschule Esslingen seit acht Monaten – Zielke und ihre Clubkollegen fackelten nicht lange und engagierten den Burschen vom Fleck weg.

Der Spielplan

Hinweise, Anregungen, Kritik bitte an folgende E-Mail: J.frey@stn.zgs.de

¡ Spezielle Angebote für Kinder Freibad Möhringen: Kinderparadies mit drei Planschbecken, Babyrutsche, Seilbahn und Klettergerüst. Freibad Rosental: Kinderparadies mit Sand-/Matschplatz, 170 m² Planschbecken. Freibad Sillenbuch: Großes Wasserbecken, Liegewiese, Tischtennis. Höhenfreibad Killesberg: Kinderbereich mit Wasser-/Matschspielplatz, Bodenblubber, Kinderrutschbahn. Inselbad Untertürkheim: Kinderparadies mit Sand-/Matschplatz, 250 m² Planschbecken, Kegelsprudler und Spielboot. (StN)

Die Sonnenbrandgefahr ist groß, und Hautkrebs ist eine der häufigsten Krebserkrankungen, jedes Jahr werden es mehr. Wie bei Krebskrankheiten oft üblich, tritt der Schaden erst Jahre später auf. Eltern aufgepasst: Jeder Sonnenbrand in der Kindheit erhöht das Risiko, später an Hautkrebs zu erkranken. Deshalb empfiehlt es sich, Lichtschutzfaktor 30 bis 50 aufzutragen.

Welche Übungen bieten sich im Wasser an? 1. Kondition und Kraft: Joggen in tiefem Was-

ser, als wenn man „Land gewinnen will“ . Die Arme dienen zum Halten des Gleichgewichts. Wer seine Kondition verbessern will, sollte Tempowechsel einbauen. Dauer: zehn Minuten.

2. Seitliche Schulterpartie: Leicht ge-

grätscht ins Wasser stellen. Arme mit Paddels an den Händen seitlich ausstrecken und parallel zur Wasseroberfläche halten. Anschließend die Arme durchs Wasser

Wasser stellen. Die Arme gestreckt mit den Paddels vor dem Körper zur Wasseroberfläche führen. Dreimal 20 Wiederholungen.

4. Strammer Po: Die Beine abwechselnd zur

Seite ziehen und wieder nach unten. Das Gleiche in der Vorwärtsbewegung. Dreimal 20 Wiederholungen. 5. Rücken dehnen: Mit durchgestrecktem Bein an den Beckenbrand stellen. Das andere Bein auf die Kante legen. Nun den Körper leicht zum Beckenrand bewegen. 30 Sekunden halten und wechseln. 6. Flexibilität in der Hüfte: Auf ein Bein stellen und das andere anwinkeln. Mit dem angewinkelten Bein soll nun eine Acht beschrieben werden. Das Knie sollte dabei am höchsten Punkt auf Hüfthöhe angezogen werden. Oberkörper gerade halten. Anschließend das Bein wechseln. Fünf Serien mit jeweils 20 Wiederholungen. 7. Schöne Schenkel: Am Beckenrand mit den Händen festhalten und mit gestreckten Beinen kurz unter der Wasseroberfläche strampeln. Fünf bis zehn Minuten.

Weitere Informationen gibt es unter: www.dsv.de, www.dlrg.de, www.ags-stuttgart.de, www5.stuttgart.de/baeder/ und www.svw-online.de.

Football-Club aus Stuttgart strebt in die Erstliga-Play-offs

Info

Jürgen Frey Sport-Vor-Ort-Redaktion

Einlassschluss April, Mai und Sept. 18.30 Uhr; Juni, Juli und August um 19.30 Uhr.

Foto: ddp

ziehen und vor dem Bauch kreuzen. Dreimal 20 Wiederholungen.

3. Schultermuskeln vorn: Gegrätscht ins

Triumvirat aus Übersee für die Scorpions Von Alexandra Krause

Service

rien verbrannt. Auch Aquafitness sowie -jogging bieten sich für Menschen mit Gelenkproblemen an. Behinderte können je nach Art des Handicaps in Liften ins Wasser gelassen werden. In einem festen Sitz können sie so mit leichten Bewegungen etwa die Koordination ihrer Gliedmaßen trainieren.

Worauf muss beim Schwimmen im Freien besonders geachtet werden?

Sportvg Feuerbach

Die U 16 der Basketball-Spielgemeinschaft (SG) Stuttgart belegte bei den baden-württembergischen Meisterschaften in Möhringen Platz drei hinter den Teams Post/Südstadt Karlsruhe und SSC Karlsruhe. Die SG Stuttgart besteht aus Spielern des SV Möhringen, Rot-Weiß Stuttgart und des TV Zuffenhausen.

Local sport On this local sport page the individual is given prominence. Particularly in the lead articles on this page kinds of sport are featured which often go unnoticed in the general reports: beach volleyball, extreme kayaking, paddling, climbing, etc. Sport is pictured spectacularly.

für Qualifikation und Finale variieren je nach dem, ob es sich um einen Welt-, Europa-, Deutschland- oder Master-Wettkampf handelt. Der internationale Kletterverband IFSC hat ein umfassendes Regelwerk für alle Wettkampfarten erarbeitet. Die Wettkampf-Saison dauert im Sportklettern von Mai bis November. ¡ Kletterkurse gibt es im DAV-Kletterzentrum Stuttgart. Infos: www.kletterzentrum-stuttgart.de oder bei den Alpenvereins-Sektionen: DAV-Sektion Stuttgart: www.alpenverein-stuttgart.de, Telefon 07 11 / 62 70 04; DAV-Sektion Schwaben: www.alpenvereinschwaben.de, Telefon 07 11 / 7 69 63 66.

mit nach Hause. Damit will sich das junge Kletter-Ass sein Studium finanzieren. Doch jede Medaille hat ihre Kehrseite. Freizeit ist für Tauporn fast schon ein Fremdwort. Früh am Morgen rasselt jeden Tag sein Wecker, damit er um sechs Uhr in Schwäbisch Gmünd den Bus nach Stuttgart erwischt. Dort besucht er die zwölfte Klasse der Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule. Das Gymnasium ist eine „Eliteschule des Sports“, an der beispielsweise auch VfBTopstürmer Mario Gomez seinen Abschluss gemacht hat. Dort können junge Leistungssportler Training, Turniere und Lernstoff in Einklang bringen. Nach Englischvokabeln und Physikformeln beackert Tauporn im DAV-Kletterzentrum die Wände – bis am späten Abend. Den Trainingsplan schreibt ihm Bundestrainer Erwin Marz. „Außer Essen, Schlafen, Lernen und Klettern mache ich im Alltag nichts“, fasst Tauporn nüchtern zusammen. Trotzdem klingt das Kletterleben in seinen Worten unbeschwert: „Ich mag es einfach, mich mit anderen zu messen und mir immer wieder neue Ziele zu stecken.“ Das nächste steht schon vor der Tür: In zwei Monaten ist die WM in China. „Dort unter die ersten 15 zu kommen wäre mein Traum“, sagt der Sportler bescheiden. Bei der letzten WM in Sydney 2008 startete er noch für die Jugend und holte sich den zweiten Platz. Doch egal, wie das Kletter-Ass in Qinghai abschneiden wird – eines steht schon jetzt fest: „Thomas“, sagt Hallen-Chef Hoffmann, „ist eines der großen Aushängeschilder für den Klettersport in Deutschland.“

Ein Stuttgarter hat sich durch seine Wassersprünge vom Turm bundesweit einen Namen gemacht

SG Stuttgart

Meistertrainer des TV 89 Zuffenhausen: Bernd Häcker jubelt über den Aufstieg Foto: Baumann

Der beste Vertikal-Athlet Deutschlands zu sein hat viele Vorteile. Durch das Klettern ist der junge Sportler aus Schwäbisch Gmünd viel herumgekommen: Nach Australien, Ecuador, Italien, Polen und mehrfach nach China ist er gereist. Denn an rund 20 Wochenenden pro Saison (Mai bis November) ist der 18-Jährige bei Wettkämpfen auf Achse. Er startet für die DAV-Sektion Schwäbisch Gmünd oder die Nationalmannschaft. Außerdem hat er mehrere Sponsoren, die ihn mit Klettergurten, Schuhen und Sportkleidung ausstatten. Und aus Schanghai brachte er stolze 4000 Dollar Preisgeld

Splashdiving ist Spaß, Show und Sport

Am kommenden Samstag und Sonntag veranstaltet der DJK Sportbund Stuttgart in der Sporthalle Nord die Württembergischen Tischtennis-Meisterschaften für untere Spielklassen. Die Gewinner in den sechs Wettbewerben qualifizieren sich für die deutschen Pokalmeisterschaften für untere Spielklassen. An beiden Tagen geht es um 9 Uhr los.

Gefahr droht gleich nach dem Anpfiff

Foto: Perschmann

Ein Stuttgarter schlägt den Klettergott

Von Dirk Preiß

Nachwuchsradler in Wangen zu Gast

TSZ Stuttgart-Feuerbach

MTV Stuttgart

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Große Fahrerfelder in Hohenheim – 120 Helfer am Sonntag im Einsatz

Club-Service

Club-Service

Gipfelstürmer Thomas Tauporn: Das 18 Jahre alte Stuttgarter Kletterass trimmt sich im DAV-Kletterzentrum auf der Waldau für die Wettkämpfe in aller Welt

Seit Beginn der Basketballsaison 2009/10 hat der SV Möhringen ein neues Herrenteam – Die Spieler haben gute Aufstiegschancen

Voigt ist Zugpferd beim Schlossrennen

STUTTGART (jam). Am Samstag kämpfen die besten Nachwuchs-Radrennfahrer Baden-Württembergs um den Sieg bei der fünften von neun Etappen zum GVS-Erdgas-Schüler-Cup. Startschuss an der Kelter in Stuttgart-Wangen ist um 13.45 Uhr. Bei der Rennserie, die zum zwölften Mal ausgetragen wird und die sich zu einem der wichtigsten Nachwuchswettbewerbe Deutschlands entwickelt hat, wird in fünf verschiedenen Altersklassen gefahren. Im Rahmen der Veranstaltung finden ab 16 Uhr weitere Nachwuchs- und Freizeitrennen statt. Der Haupwettbewerb der Elite-Männer beginnt um 18 Uhr, am Start ist dann unter anderen der Schwaikheimer Sechstage-Profi Leif Lampater.

STUTTGART (jüf). Jetzt geht’s los. Ab dem kommenden Wochenende sind die beiden DFB-Mobile des Württembergischen Fußball-Verbandes (WFV) auf Tour und besuchen die ersten Vereine. Bei der Auftaktveranstaltung in Stuttgart bezeichnete WFV-Präsident Herbert Rösch dieses mobile Serviceangebot des DFB als „eine Investition in die Zukunft unserer Vereine“. 30 DFB-Mobile sind deutschlandweit im Einsatz. Mehr als 300 qualifizierte Trainer und Sportwissenschaftler werden mit den Fahrzeugen bei 26 000 Vereinen ehrenamtliche Mitarbeiter schulen. In Württemberg sind 20 so genannte Teamer aus den verschiedenen Regionen im Einsatz. Der rund dreistündige Besuch eines DFBMobils besteht aus zwei Bausteinen: aus Praxistipps für ein modernes F- und E-Jugend Training, bei dem die Trainer aktiv an einem Demotraining teilnehmen, und dem Vortrag eines Fachreferenten zu Zukunftsthemen des Fußballs (Frauen-WM 2011, Mädchenfußball, Integration). ¡ Informationen zur Anmeldung für den Besuch eines der beiden DFB-Mobile in Württemberg findet man unter www.wuerttfv.de/dfbmobil. Anmeldungen können per E-Mail an Koordinator Steffen Krebs, E-Mail s.krebs@wuerttfv.de gesendet werden.

Die Extrem-Kajakfahrer Lars und Nils Dippon lieben das Abenteuer Wenn die Strömung stark, das Gefälle steil, der Fluss eng und die Schwierigkeiten groß sind, dann fühlen sich Lars und Nils Dippon in ihrem Element. Topbedingungen also für die beiden Brüder aus Weinstadt-Beutelsbach bei der Weltmeisterschaft der Extrem-Kajakfahrer im österreichischen Ötztal.

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Nummer 110 • Donnerstag, 14. Mai 2009

Todesmutige Sprünge vom Wasserfall

Frauen-Zweitliga-Spitzenspiel mit viel Brisanz beim TV Nellingen

Ab 10. Oktober werden ein Rücken-Fitund ein Pilates-Kurs angeboten. Infos unter Telefon 07 11 / 89 08 90.

Sport vor Ort

Sport vor Ort

Handball-Derby mit Prominenz und Trommlern

Am 10. und 11. Oktober veranstaltet der Club die Seerößle-Regatta auf dem MaxEyth-See. Start ist am Samstag um 11.30 Uhr. Infos: www.stuttgartersegelclub.de.

Sport

22. Mai: Scorpions – Weinheim Longhorns 29. Mai: Munich Cowboys – Scorpions 5. Juni: Scorpions – Schwäb. Hall Unicorns 12. Juni: Plattling Black Hawks – Scorpions 19. Juni: Scorpions – Munich Cowboys 27. Juni: Weinheim Longhorns – Scorpions 3. Juli: Scorpions – Plattling Black Hawks 7. August: Scorpions – Marburg Mercenaries 21. August: Scorpions – Dresden Monarchs 28. August: Dresden Monarchs – Scorpions 5. September: Marburg Mercen. – Scorpions

Nun ist der 22 Jahre alte Running Back (Ballträger) fester Bestandteil des Teams, Coach Matthias Mecherlein ist begeistert vom Mexikaner, der zudem auch noch gut Deutsch spricht: „Für uns ist Alberto eine große Verstärkung. Er bringt Fähigkeiten mit, die in unserer Mannschaft gefehlt haben.“ Der Mann aus Übersee studiert Wirtschaftsingenieurwesen, und ob er über sein Studium hinaus in Stuttgart bleibt, ist fraglich. „Wenn ich einen Praktikumsplatz finde, könnte ich mir das noch überlegen, ansonsten gehe ich zurück nach Hause,“ sagt Espinosa. Das wäre schade, denn Mecherlein hat viel vor mit seinen Jungs in der neuen Saison: ein Play-off-Platz soll’s schon werden. Die Vorsitzende Zielke geht einen Schritt weiter und spricht vom „Finale als Idealziel“. Zunächst müssen die Gegner auf dem Weg in die Endzone weggeräumt werden. Zwei weitere Neuzugänge sollen dabei helfen. Will Harris von den London Silver Balls (Kanada) und Pat Julmiste von der University South Florida. Der Kanadier Harris soll als Receiver (Ballfänger) die Offensive verstärken. Der Praktikant eines Speditionsunternehmens war im vergangenen Jahr bereits ein Skorpion. Nach guter Leistung, Stuttgart erreichte das GFL-Viertelfinale, freute sich Mecherlein, dass Harris noch ein Jahr dranhängt. „Will hat bewiesen, dass er eine Verstärkung ist“, sagt der Coach, „und hatte sich perfekt bei uns eingefügt. Wir sind froh, dass es sich ermöglichen ließ, dass

Das Dreigestirn soll für Punkte sorgen: Alberto Espinosa (li.), Pat Julmiste (o.) und William Harris Bm er wieder für uns spielt.“ Harris freut sich ebenfalls auf eine weitere Saison in Degerloch: „Ich möchte mit den Jungs um die Meisterschaft spielen.“ Bis Oktober steht der Kanadier den Scorpions zur Verfügung – sollte sich bis dahin keine Weiterbeschäftigung für den Receiver finden, wird auch Harris in sein Heimatland zurückkehren. Man darf nicht behaupten, ausländischen Spielern gefiele es in Stuttgart nicht. Pat Julmiste, der neue Quarterback aus den USA, ist begeistert von der Stadt. Und natürlich von seinem Team. Der 26 Jahre alte und 1,89 Meter große US-Boy wollte schon immer mal was Neues ausprobieren. „Das ist für mich eine Chance, eine andere Kultur

kennenzulernen“, sagte er und unterschrieb bei den Scorpions, bei denen er noch in der Jugendarbeit mithilft. Allerdings wird auch seine Zeit unterm Fernsehturm endlich sein. Mecherlein traut dem Spielmacher eine Karriere als Profi in der NFL zu, der Abschied nach Saisonende scheint programmiert. Eine erfolgreiche Saison würde den Scorpions helfen, attraktiv für Verstärkungen zu bleiben. Und um Sponsoren zu gewinnen – aufgrund der Wirtschaftskrise sprangen einige ab. Vielleicht steht eines Tages ein Football-Liebhaber am Spielfeldrand, der sein Geld in einen Verein stecken möchte. Clubchefin Zielke sollte jeden Zaungast besser fragen, warum er den Scorpions zuschaut.


Alternative story forms

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Office for Newspaper Design

Superwahltag 7. Juni

Kampf gegen Rekordschulden

Nummer 17 · Freitag, 22. Januar 2010

Nummer 127 · Freitag, 5. Juni 2009

Wer die Ausgaben des Bundes kürzen will, denkt zuerst an Subventionsabbau – doch so einfach ist das nicht, denn manche Erleichterungen sind durchaus sinnvoll – Eine Analyse unseres Hauptstadtkorrespondenten Markus Grabitz

2,1 Milliarden Euro

5,69 Milliarden Euro

4,11 Milliarden Euro

600 Millionen Euro

1,29 Milliarden Euro

Sonn-, Feiertags- und Nachtarbeit Hochgradig emotional besetzt ist die Steuerfreiheit auf Zuschläge für Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit. Der Grund ist: Dies ist eine Steuervergünstigung, von der Berufsgruppen typischerweise profitieren, die ohnehin eine schwere Arbeit leisten und dafür keinen üppigen Lohn bekommen: Feuerwehrleute, Krankenschwestern, Straßenkehrer und Polizisten. Es gibt zwar eine Kappungsgrenze, damit etwa Popstars und Fußballspieler nicht in den Genuss der Steuerfreiheit kommen. Fest steht aber auch: Ordentlich bis gut verdienende Berufsgruppen wie Ärzte, Redak-

teure und Facharbeiter in der Automobilbranche profitieren auch von der Regelung. Die Koalition hat bereits erklärt, dass sie diese Steuervergünstigung nicht antasten wird. Sie fürchtet zu Recht, dass die Opposition und die Gewerkschaften ansonsten einen Sturm der Entrüstung entfachen würden. Stimmig ist die Subvention nicht: Es kann nicht Aufgabe des Staates sein, Anreize für Arbeit zu bestimmten Uhrzeiten zu setzen. Stattdessen wären die Tarifparteien gefordert: Wenn die Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Arbeit nachts und an Feiertagen

abverlangen, müssten sie mit den Belegschaften die Konditionen dafür aushandeln. Eine Abschaffung der Steuerfreiheit würde zudem höhere Steuer- und Sozialversicherungseinnahmen einspielen und damit die Spielräume für eine Senkung des Steuerniveaus für alle schaffen. Um den Tarifparteien die Gelegenheit zu geben, sich bei der Lohnfindung auf die Abschaffung des Steuerprivilegs einzustellen, wäre eine länger vorab angekündigte und womöglich langsame Abschmelzung ein sinnvoller Weg.

Fazit: Die Subventionsampel steht auf Rot.

Ausnahmen von der Ökosteuer In den Genuss von Ausnahmen bei der Ökosteuer kommen diverse Branchen, etwa energieintensive wie Metall-, Aluminium- und Papierproduzenten. Ein weiteres Kriterium, das dem Gesetzgeber für eine Steuerbefreiung dient, ist, ob die Branche in verschärftem internationalem Wettbewerb steht und bei einer steuerlichen Belastung Abwanderung droht. Das Privileg ist begründbar etwa bei der Aluminiumindustrie, die hierzulande jähr-

lich 15 Milliarden Euro Umsatz macht und 74 000 Beschäftigte hat. Bei der Aluminiumindustrie wirkt die Subvention also wie eine Halteprämie, die die Abwanderung der Unternehmen ins Ausland verhindert. Bedenklicher ist die Subvention schon bei der Forst- und Landwirtschaft: In diesen beiden Branchen wird weder viel Energie benötigt, noch gibt es die Gefahr der Abwanderung von Unternehmen. Bei den diversen Ökosteuer-Befreiungen

quer durch diverse Wirtschaftsbranchen sollten die Ausnahmen also noch einmal auf den Prüfstand gestellt werden. Dazu bietet sich ohnehin gerade eine gute Gelegenheit, da die EU-Energiesteuerrichtlinie überprüft werden muss. Dabei müsste dann darauf geachtet werden, dass die nationalen Energiesteuern stärker als bisher mit dem Emissionshandel verzahnt werden.

Fazit: Die Subventionsampel steht auf Gelb.

Für die notwendige Infrastruktur sorgen und gleichzeitig die Landschaft schonen, dieses Ziel verfolgt der Regionalplan. Unser Bild zeigt das Leonberger Dreieck.

anfällt. Der Staat verspricht sich von beiden Steuerprivilegien Erfolge im Kampf gegen die Schattenwirtschaft. Tatsächlich kommen auf diesem Weg auch viele Putzfrauen aus der Schwarzarbeit heraus. Auch bei den Handwerkern scheint es Fortschritte gegeben zu haben. Eine regulär abgerechnete Handwerkerstunde kostet etwa das Vierfache wie die Handwerkerstunde eines Schwarzarbeiters. Die steuerliche Absetzbarkeit macht offizielle Arbeit gerade im Niedriglohnbereich sehr viel attraktiver. Allerdings sprechen Experten von sehr

hohen Mitnahmeeffekten. Schon bei der ersten Stufe der Absetzbarkeit von Handwerkerleistungen bescheinigte etwa das Finanzwissenschaftliche Forschungsinstitut der Kölner Universität: „In ihrer gegenwärtigen Ausgestaltung sind die Steuerzuschüsse deutlich zu großzügig.“ Es wird empfohlen, die begünstigten Handwerkerleistungen zu überprüfen und „viele der aktuell förderfähigen Leistungen wieder zu streichen“, lautet das Fazit der Kölner Forscher.

Regionalwahl 2009: Beim neuen Regionalplan scheiden sich die Geister Der neue Regionalplan 2020, der öffentliche Personennahverkehr und die Lösung der Probleme im ÖPNV sowie auf der Straße und die Wirtschaftsförderung: drei wichtige Bereiche, mit denen sich das Regionalparlament beschäftigt und zu denen wir die sechs Fraktionsvorsitzenden befragt haben.

spricht sich also von der Steuervergünstigung eine Lenkungswirkung. Allerdings: Es ist willkürlich, warum der öffentliche Nahverkehr steuerprivilegiert wird, der Schienenfernverkehr aber beispielsweise nicht. Nicht umsonst reklamiert Bahn-Chef Rüdiger Grube den reduzierten Satz immer wieder auch für die Tickets im Fernverkehr. Experten lehnen den ermäßigten Satz im Nahverkehr zwar nicht rundheraus ab, sie regen aber eine Änderung im Gesamtpaket an: Sozial Schwache etwa sollten

Mit derzeit 1,29 Milliarden Euro jährlich fördert der Staat die Riester-Rente der Bürger. Grundsätzlich will der Staat damit einen Anreiz dafür setzen, dass die Menschen privat stärker für das Alter vorsorgen. Dies ist auch notwendig, weil der Staat gleichzeitig dafür gesorgt hat, dass das Niveau der Absicherung in der gesetzlichen Rentenversicherung über die nächsten Jahre hinweg deutlich absinkt. Die Summe, die der Bund in Zukunft für die staatlichen Prämien mobilisie-

ren muss, wird weiter ansteigen. Es handelt sich aber um gut investiertes Geld, zumal Bürger mit Rücklagen im Alter nicht so häufig auf Hilfe vom Staat angewiesen sind. Experten attestieren der staatlichen Förderung eine große Breitenförderung und eine soziale Ausgewogenheit. Bis Ende 2008 wurden etwa zwölf Millionen Riester-Verträge abgeschlossen, damit sind nach Schätzungen der Regierung etwa ein Drittel der Förderberechtigten versorgt. Der Frauenan-

teil liegt bei 56 Prozent. Bei Einteilung der Bevölkerung in sechs Einkommensklassen sind die beiden untersten Einkommensklassen bis 10 000 Euro und von 10 000 bis 20 000 Euro Jahreseinkommen in der Zulagenförderung am stärksten vertreten, gefolgt von der drittniedrigsten Einkommensklasse mit einem Einkommen von 20 000 bis 30 000 Euro im Jahr.

Sind Subventionen per Gießkanne noch zu rechtfertigen? Foto: Fotolia/Tom Anyz

¡ Umstritten ist stets, was unter einer Subvention zu verstehen ist. So sind sich zwar alle Experten einig, dass staatliche Transferzahlungen wie Kinder- und Arbeitslosengeld nicht als Subvention zu werten sind. Streit gibt es aber, ob Zuschüsse für Kindergärten, Krankenhäuser und Theater Subventionen sind. Der Staat hält dies nicht für eine Subvention, folglich sind diese Kosten auch nicht im neuesten Subventionsbericht der Bundesregierung erfasst.

¡ Mit 61 Finanzhilfen und 102 Steuervergünsti- ¡ Das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das einen umfassenderen Subventionsbegriff hat, gungen päppelte der Bund 2009 Wirtschaft ist da anderer Meinung. Von einer sozialpoliund einzelne Berufsgruppen auf. Das kostete tischen Maßnahme im eigentlichen Sinne ihn 2009 knapp 30 Milliarden Euro – gut könne keine Rede sein. Die Regierung wertet sechs Milliarden mehr als im Vorjahr. In dieKosten für die Grundlagenforschung nicht als sem Jahr sollen die Subventionen wieder auf Subvention. Auch die Milliardenbeträge, die 24,4 Milliarden Euro sinken. 2009 für die Bankenrettung ausgegeben wurden, tauchen nicht im Subventionsbericht ¡ Im Krisenjahr 2009 stiegen die Subventioauf. Begründung: Das staatliche Eingreifen nen steil an, insgesamt gab der Staat sechs sei notwendig gewesen, außerdem müsse Milliarden mehr zur Förderung der Wirtdie „Wahrscheinlichkeit des Ausfalls als eher schaft aus. Ein Großteil davon geht auf das gering eingestuft werden“. (mgr) Konto der Abwrackprämie.

Die 15 größten Finanzhilfen des Bundes

Die 15 größten Steuervergünstigungen

Kurzbezeichnung Regierungsentwurf 2010 in Mio. Euro Steinkohle-Absatz 1554 Wohnungsbau-Prämien 608 CO2-Gebäudesanierung 524 Agrarstrukturhilfen 501 Regionalförderung 472 Erneuerbare Energien 468 Verwendung der Lkw-Maut 452 Grünlandmilchprogramm 300 Technologieförderung Mittelstand 242 Städtebau-Förderung 229 Zuschuss für landwirtschaftliche Unfallversicherung 200 Umschlagsanlagen für Kombiverkehr 154 Förderung selbstständiger Existenzen 132 Förderung kleinerer Firmen/freier Berufe 108 Anpassungsgeld für Bergarbeiter 107

Kurzbezeichnung

Steuermindereinnahmen in Mio. Euro Renovierungsaufwand 3035 Eigenheimzulage 2504 Entnahme von Strom über 50 MWh 2100 Sonntags-,Feiertags- und Nachtarbeit 2000 Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen 2000 Umsatzsteuerermäßigung für kulturelle unterhaltende Leistungen 1815 Begünstigung für Firmen, die durch die Steuer erheblich belastet sind 1800 Private Altersvorsorge 1290 Kinderzulage 1231 Sparerfreibetrag 1040 Ausrüstungsinvestitionen 952 Sanierungsklausel 870 Ermäßigung für Bus und Bahn 600 Beherbergungsleistungen 805 Luftfahrtbetriebsstoffe 680

Battle against record debts You can write a report about subsidy cutbacks as a normal article and then add a picture to it. The editorial staff of the Stuttgarter Nachrichten asked themselves, “How can I improve on that?” Answer: make the figures on the left large and on the right explain how subsidies can be cut back.

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Wirtschaftsförderung ist eine der Hauptaufgaben. Ist der VRS in Zeiten der Krise damit überfordert?

Harald Raß (60) SPD Erster Kriminalhauptkommissar a. D.

Wir gebrauchen den Regionalplan nicht als Waffe gegen die Kommunen, und wir treiben keinen Keil in die Region. Wir können und wollen die Entwicklung der Städte und Gemeinden nicht durch zu einengende Vorgaben abwürgen. Unser Ziel ist eine Regionalplanung mit Augenmaß, die Flächenfraß verhindert und die Umwelt schont. Konkret bedeutet dies: keine starren Zahlenvorgaben, sondern Anrechnung bereits vorhandener Flächen und Brachen und eine zwischen ländlichem Raum einerseits und Kern- und Randzone andererseits gestaffelte Dichte.

Die Verkehrs- und Umweltprobleme lassen sich nur mit dem Ausbau des ÖPNV in alleiniger Trägerschaft der Region lösen. Deshalb wollen wir zuerst Taktverdichtungen im S-Bahn-System (Verlängerung 15-MinutenTakt, Ausweitung Nachtangebot). Weitere Ausbauvorhaben müssen zunächst innerhalb der Region erfolgen. Dringend soll der Kreis Göppingen an die S-Bahn angeschlossen und in den VVS integriert werden. Wir sind nicht gegen den Ausbau von Straßen, wenn dadurch Menschen entlastet, Gefahren vermindert und nicht mehr Verkehr angezogen wird.

Die Krise ist eine Herausforderung für die Wirtschaftsförderung in der Region. Dabei steht die Kooperation mit allen Beteiligten im Vordergrund und eine Verstärkung der Blickrichtung auf den Mittelstand und Existenzgründungen. Und wir müssen die Möglichkeiten der Kurzarbeit voll ausschöpfen. Dazu brauchen wir einen regionalen Kapitalfonds zur Eigenkapitalstärkung und für Bürgschaften als Stabilisierungsoptionen für den Mittelstand, bei dem Arbeitnehmervertretungen und Gewerkschaften beteiligt werden. Die WRS wird dies leisten.

Heinz Kälberer (67) Freie Wähler Oberbürgermeister a. D.

Wir brauchen keinen Regionalplan als „Waffe“, sondern eine Angebotsplanung, die die Kommunen mit ins Boot nimmt. Wenn der Verband den Gemeinden in ihrer Entwicklung zu enge Fesseln anlegt, wird Bauland knapp und teuer, die Mieten werden steigen. Dem berechtigten Anliegen, den Flächenverbrauch zu reduzieren, wird nicht entsprochen – im Gegenteil. Bauwillige, die kein günstiges Angebot finden, wandern in Nachbarregionen ab. Wir brauchen Entwicklung dort, wo die Arbeitsplätze sind, sonst nimmt der Individualverkehr weiter zu.

Vorrangig gilt es den ÖPNV zu stärken, das S-Bahn-Netz weiter auszubauen und den Kreis Göppingen in den VVS einzubinden. Wir unterstützen die Einführung eines Metropoltickets und die Planung von tangentialen Schienenprojekten, wie die Strecke Markgröningen–Ludwigsburg–Remseck–Waiblingen. Bei den Straßen steht in einzelnen Bereichen der Ausbau bestehender Strecken im Vordergrund. Für notwendig halten wir einen zweispurigen Nordostring im Raum Stuttgart–Waiblingen–Fellbach und einen Filderaufstieg von der B 10 zur A 8 und zur B 27.

Die Wirtschaftsförderung des Verbands ist ein wichtiger Akteur zur Schaffung eines wirtschaftsfreundlichen Klimas. Der WRS ist es gelungen, die Region national und international besser zu positionieren. Die Förderung von Kompetenzzentren und die Unterstützung von Netzwerken – etwa der Zulieferindustrie im Automobilbau- sind wirkungsvolle Maßnahmen. Die Zusammenarbeit mit Verbänden und kommunalen Wirtschaftsförderern soll weiter verstärkt werden, um in der jetzigen Situation die Wirtschaft und die Arbeitsplätze in der Region zu stützen.

Ingrid Grischtschenko (51) Bündnis 90/Die Grünen Diplom-Geografin

Regionalplanung funktioniert nicht mit Waffen, sondern mit Leitplanken. Diese berücksichtigen heute schon Flächen, die brachliegen. Zuerst muss der Bestand genutzt werden, diesem Grundsatz wurde zu selten gefolgt. Seit der Ministerpräsident mit „Nettonull“ Landratsämter und Regierungspräsidium überholt hat, ist der Regionalplan als Instrument zum Flächensparen bestätigt. Mit der Bevölkerung stagniert auch die Zahl der Bauwilligen. Es werden vermehrt elterliche Häuser zur Renovierung anstehen. Das tut den Ortskernen gut und schont die Ränder.

Größtes Problem: Das Land gibt nicht alles Geld aus Berlin weiter, das der Region für die S-Bahn zusteht. Gut aufeinander abgestimmte Busse und Bahnen entlasten die Straßen. Tangentiallinien, die S-Bahn-Linien verbinden, ohne über den Hauptbahnhof zu führen, sorgen für freie Kapazitäten im Straßennetz. Der Umstieg soll durch einen günstigen, unkomplizierten Tarif erleichtert werden. Beim Güterverkehr soll eine regionale Logistikplanung eine Verlagerung auf die Schiene bringen. Der Kopfbahnhof ist kein Problem. Selbst der Schnellzug aus Paris fährt ihn an.

Der Umbau der heißgelaufenen Industriegesellschaft wird begleitet, Linderung ist jedoch oft nicht messbar. Fachkräfte weiterbilden, Auszubildende aus insolventen Betrieben weitervermitteln sind kleine Umbausteine. Nicht nur volkswirtschaftlich bringen Material- und Energiesparen mehr, als Personal sparen. Rohstoffe sparen und Stoffkreisläufe schließen haben wir stets gefordert. Die WRS kümmert sich um den Zugang zu EUFörderprogrammen und managt nicht nur Gewerbeflächen. Ginge es nach dem Flächenangebot, müsste Vollbeschäftigung herrschen.

Jürgen Hofer (67) FDP Oberbürgermeister a. D.

Der Regionalplan ist keine Waffe, es soll niemand damit bekämpft werden. Er hat das Ziel, Wildwuchs vorzubeugen, damit schränkt er die kommunale Selbstverwaltung nicht ein, da jeder die Regeln kennt. Aber er muss flexibel gehandhabt werden. Die FDP steht zum Konzept der Entwicklungsachsen, zentralen Orte, Freiflächen und der Aussage, dass Innen- vor Außenentwicklung gehen soll. Bei atypischen Einzelfällen, die das Ziel im Kern nicht berühren, streben wir partnerschaftlich Einzellösungen an, anstatt aufwendige Zielabweichungsverfahren zu betreiben.

Wir müssen den Stau aus der Region herausbekommen. Das ist vor allem ein Thema von Bund und Land, die genug Geld bereitstellen müssen. Die Region muss alle Register ziehen, um die notwendigen Mehrheiten mit FDP, CDU und SPD zu erreichen. Die Grünen setzen auf Fundamental-Nein, da bewegt sich nichts. Die B 14 bis Mundelsheim und die Filderauffahrt sind wichtige Stichworte. Die bessere Anbindung des Kreises Göppingen per ÖPNV gehört dazu. Da bietet sich dank Stuttgart 21 eine einmalige Chance. Wichtig ist auch, dass der ÖPNV bezahlbar bleibt.

Nein. Im Gegenteil, wir haben in den letzten Jahren viel Geld in den Aufbau einer starken Wirtschaftsförderung investiert, jetzt muss sie zeigen, dass sich diese Investition gelohnt hat und dass wir im Wettbewerb mit anderen Regionen bestehen können. Bis jetzt war das eine Schönwetterveranstaltung. Nun kann der Verband auf seinem ureigenen Feld zeigen, was er kann. Die Instrumente sind mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft und einem flexiblen Regionalplan da. Nie waren Erhalt und Entwicklung eines positiven wirtschaftlichen Umfelds so wichtig wie derzeit.

Ulrich Deuschle (57) Die Republikaner Diplom-Volkswirt

Der Regionalplan 2020 soll eine Zersiedelung verhindern, auf die demografische Entwicklung eine Antwort geben und eine geordnete Entwicklung sichern. Die Republikaner lehnen aber eine Siedlungsentwicklung ab, die den Kommunen außerhalb der Entwicklungsachsen bei der Ausweisung von Gewerbe- und Wohngebieten kaum mehr Spielraum lässt. Der vorliegende Regionalplan ist zu schematisch und zu unflexibel. Wir setzen auf einen partnerschaftlichen Umgang zwischen der Region und den Kommunen. Dazu werden keine „Waffen“ benötigt.

Mit dem neuen Verkehrsvertrag über 2,3 Milliarden wird die S-Bahn auf eine gute Grundlage gestellt. Die Kunden profitieren durch mehr Fahrkomfort und erhöhte Sicherheit (Videokameras in Zügen und Bahnhöfen). Damit wird eine langjährige Forderung der Republikaner erfüllt. Der Nahverkehr muss aber auch künftig bezahlbar bleiben. Neben dem ÖPNV darf aber der Straßenbau nicht vernachlässigt werden. Projekte wie der Nordostring oder die Filderauffahrt von Hedelfingen zur A 8 (mit Tunnellösung) müssen zügig umgesetzt werden.

Der Verband muss sich stärker für die Überwindung der Wirtschaftskrise einsetzen. Zur Unterstützung des Mittelstands sind die Alternativen zum Bankenkredit, wie Bürgschaften und Beteiligungen, stärker zu fördern. Als Hilfe für Existenzförderer ist ein regionaler Zwischenfinanzierungsfonds einzurichten, der die oft lange Zeit bis zur Auszahlung von Fördergeldern überbrückt. Ferner muss das regionale Europabüro in Brüssel mehr Fördergelder zur Sicherung von Unternehmen und Arbeitsplätzen in der Region Stuttgart herausholen.

Zuschüsse für Kindergärten, Krankenhäuser und Theater halten nicht alle für notwendig ¡ Vor Ausbruch der aktuellen Krise wurden ohne Zweifel einige Erfolge beim Subventionsabbau erzielt. So ist jetzt schon klar, dass im Jahr 2018 die Subventionierung des Steinkohlebergbaus – allein für die Absatzförderung stellt der Staat 2010 noch einmal 1,554 Milliarden Euro zur Verfügung – komplett eingestellt wird. Auch die Eigenheimzulage läuft schrittweise aus, im Jahr 2010 kostet sie den Fiskus immer noch 2,504 Milliarden.

Was sind die dringendsten Verkehrsprobleme, die in den nächsten Jahren gelöst werden müssen?

Joachim Pfeiffer (42) CDU Bundestagsabgeordneter, Diplom-Kaufmann

Fazit: Die Subventionsampel steht auf Grün.

Hintergrund

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Der Verband kann in der Wirtschaftskrise keine Wunder vollbringen. Die Region ist vom Export abhängig, und daher wirkt sie sich in unserem Raum in besonderem Maße aus. Die CDU setzt darauf, dass wir uns jetzt fit machen für den Aufschwung. Hierzu entwickelt die regionale Wirtschaftsförderung Cluster und Kompetenzzentren, setzt sich für eine bessere Vernetzung zwischen Forschung und Wirtschaft ein und sorgt in der Außenwahrnehmung für ein gutes Image. So geht die Region Stuttgart bei einem einsetzenden Aufschwung gestärkt aus der Krise hervor.

Fazit: Die Subventionsampel steht auf Gelb.

Förderung der Riester-Rente

Muss der neue Regionalplan 2020 eine schärfere Waffe sein als der alte?

Mobilität ist die Grundlage für Leben, Wohnen und Arbeiten. Dazu gehört eine leistungsfähige Infrastruktur. Wir möchten die Fahrgäste durch ein gutes Angebot überzeugen und nicht durch Staus in Busse und Bahnen zwängen. Die S-Bahn fährt heute günstiger mit mehr Angebot und besserer Qualität; weitere Verbesserungen sind eine Daueraufgabe. Stuttgart 21 wird neue Verbindungen ermöglichen. Beim Straßennetz müssen wir die Filderauffahrt und eine Nordostumfahrung auf den Weg bringen, um nicht Stau-, sondern Mobilitätsregion zu sein.

Fazit: Die Subventionsampel steht auf Gelb

auf anderem Wege bei den Fahrtkosten entlastet werden, etwa über die Einkommensteuer und in Form von direkten Finanztransfers. Die verkehrspolitischen Ziele könnten besser über eine City-Maut oder emissionsbezogene Abgaben im Individualverkehr erreicht werden. Wenn beide Ziele verwirklicht würden, könne man die Privilegierung des öffentlichen Nahverkehrs dann auch streichen.

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Die CDU will die Region mit ihrer wunderbaren Landschaft und hohen Lebensqualität bewahren und unseren Spitzenplatz in Europa halten. Ein wichtiges Instrument hierzu ist der Regionalplan. Es gilt die ökologische und ökonomische Entwicklung gleichwertig zu sichern. Wir setzen auf einen Ausgleich zwischen den Interessen der Wirtschaft und dem Freiraumschutz. Unsere Bevölkerung wird nicht mehr wachsen. Deshalb begrenzen wir das Wachstum der Siedlungsflächen und setzen einen verbindlichen Rahmen für eine gedeihliche Entwicklung aller Kommunen.

Niedrige Mehrwertsteuer im Nahverkehr Fahrkarten im öffentlichen Nahverkehr werden subventioniert. Bei ihnen wird der reduzierte Mehrwertsteuersatz fällig, statt 19 Prozent gehen 7 Prozent an den Fiskus. Dahinter stehen sozialpolitische Begründungen: Sozial Schwache seien besonders auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen, ihnen solle so eine bessere Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglicht werden. Aber auch verkehrspolitische Gründe spielen eine Rolle. Öffentliche Busse und Bahnen sind umweltschonender als der Privatwagen. Der Gesetzgeber ver-

Foto: Bäuerle

Drei Fragen an die Fraktionsvorsitzenden

Handwerkerrechnung und Putzfrau Privatleute können Handwerkerrechnungen seit einigen Jahren steuermindernd zur Anwendung bringen. Zunächst kostete diese Steuervergünstigung den Fiskus 2,185 Milliarden Euro jährlich, im Rahmen des Konjunkturpakets I wurden die möglichen Steuerermäßigungen ab 2009 dann noch einmal erweitert auf insgesamt 3,035 Milliarden Euro. 1,075 Milliarden Euro jährlich kostet zudem die Steuerermäßigung, die im Zusammenhang mit der Absetzbarkeit von Löhnen für Reinigungspersonal, Minijobber und anderen Dienstleistungen im Privathaushalt

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Stuttgart und die Region

Nummer 100  Montag, 3. Mai 2010

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Region international

Subventionen – nein danke?

Die Barcelona Metropolitan Region gehört zu den ersten Regionen in Europa, die sich eine regionale Entwicklungsstrategie gegeben haben. Dabei war sie mit vielen europäischen Partnern im Dialog, unter anderem auch mit der Region Stuttgart. So war im Februar 2009 eine kleine, aber hochkarätig besetzte Delegation in der Region Stuttgart zu Gast. Der Präsident der Region Barcelona, Antoni Balmon, suchte den Erfahrungsaustausch mit einer stark industriegeprägten Region, die über eine aktive Innovationspolitik verfügt. Besonders interessiert war er am Automobilbau. Nicht zuletzt fiel die Wahl auf Stuttgart. Ziel war es, beim Wandel von der Industrie- in die Dienstleistungsgesellschaft den Aufbau von Arbeitsplätzen mit hoher Wertschöpfung zu unterstützen. Ein besonderer Fokus lag dabei im Technologietransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen. Mit der Gründerinitiative Push und dem System der Kompetenzzentren war die Region Stuttgart für Barcelona ein wichtiger Ansprechpartner. Die Wirtschaftsförderung der Region hat für die Delegation ein Besuchsprogramm zusammengestellt, das sie unter anderem zu Daimler, Herma (Filderstadt), Lumenova (Esslingen) und ins Packaging Excellence Center (PEC) nach Waiblingen geführt hat. Bereits zuvor hat die Region Stuttgart bei der Formulierung der wirtschaftspolitischen Strategie 2020 die Erfahrungen der Barcelona Metropolitan Region genutzt: Aus Barcelona kam einer der internationalen Experten, die bei einer Veranstaltung in Stuttgart über Erfahrungen mit regionalen Strategieprozessen berichtet hatten. (StN)

Die tägliche Wahl Ich wähle immer nachmittags. Kurz nach drei begebe ich mich zur Abstimmung ins Untergeschoss des Pressehauses. Niemand muss mich daran erinnern. Ich folge einem inneren Wahlaufruf. Dabei weiß ich vorher nie, was ich wähle; ich muss mir die Kandidaten stets aus der Nähe betrachten. Ein Wechselwähler bin ich. Ja, ich lasse mich auch von Äußerlichkeiten leiten. Meine Entscheidung fällt erst im Wahllokal, das sich Cafeteria nennt. Dort stehen sie, aufgereiht hinter Plexiglasscheiben – die Kuchen meiner Wahl. Träuble, Käse, Apfel. Der Kopf sagt, wähle den Kleinsten, der Bauch sagt, gute Kuchen musst du suchen und hier wirst du fündig. Also nimm sie! Den roten Träubleskuchen, den grünen Rhabarber, die gelbe Aprikosentorte, den schwarzen Marmor. Im Kern sind die Unterschiede gar nicht so groß. Kalorien versprechen sie alle. Die Augen wandern hin und her – vom Mohnkuchen über die Quarkschnitte zur Nusstorte. Dann mache ich von meinem Wahlrecht Gebrauch und erhebe an der Kasse meine Stimme: „Mit der Erststimme die Käsesahne, mit der zweiten den Quarkkirsch!“ Die Donauwellen wähle ich nie. (jan)

Kurios

Mittendrin statt nur dabei: Die Erneuerung der Fahrbahn auf der A 81 vor Zuffenhausen ist nicht nur eine logistische Meisterleistung, sondern erfordert von den beteiligten Straßenbauern auch konzentrierte Arbeit auf engstem Raum

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tödliche Unfälle gab es im vergangenen Jahr bundesweit in der Baubranche. Zum Opfer eines Arbeitsunfalls wurden nach einer Statistik der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt insgesamt mehr als 116 000 Menschen. Die Beschäftigten-Vertreter fordern deshalb deutlich größere Investitionen in die Sicherheitstechnik, um schwere Verletzungen zu vermeiden. Weil Radlader, Planierraupen und Walzen gut die Hälfte ihrer Fahrtstrecke im Rückwärtsgang erledigen, sind tote Winkel im Führerhaus die Unfallquelle Nummer eins. Eine Kamera am Heck könnte bei vielen Baufahrzeugen spürbar Abhilfe schaffen.

Null Auswahl Wahl? Welche Wahl? In Großerlach im nördlichen Rems-Murr-Kreis haben die Bürger am Sonntag eigentlich überhaupt keine Wahl, jedenfalls keine Auswahl. Gibt es doch in dem 2500-EinwohnerOrt nur eine einzige Liste, nämlich jene der Freien Wählervereinigung. Diese hat zehn Kandidaten aufgestellt – für ebenfalls zehn Sitze im Ortsparlament. Somit bleibt nur noch offen, wer am Ende als Stimmenkönig durchs Ziel geht. Die beiden bisherigen Gruppierungen, die Freie und Unabhängige Wählervereinigung mit acht Sitzen sowie die Neue Liste mit zwei Räten, werden künftig zur „Großerlacher Einheitspartei“ verschmelzen, wie Spötter meinen.

26 Rezepte Wer gut speist, macht hoffentlich auch das Kreuzchen an der richtigen Stelle. Getreu dieser Devise umgarnen die 26 CDU-Kandidaten in Weinstadt im Remstal die Wähler mit ihrem jeweiligen Lieblingsrezept. Rezepte seien nicht nur das Geheimnis guter Küche, sondern auch guter Politik, heißt es in der kürzlich verteilten Broschüre. „Kochen und Politik haben dasselbe Ziel: glückliche Menschen in der Gemeinschaft“, sagt der Stadtverbandsvorsitzende Ulrich Witzlinger. Der 50-jährige Amtsrichter setzt beispielsweise auf Gaisburger Marsch. Fraktionschef Bruno Deißler wiederum möchte mit Grünen Knöpfle den Roten oder Grünen Stimmen abjagen. Weitere christdemokratische Lieblingsspeisen sind „Kuttla“ in Trollingersößle, Rindfleisch in Lemberger oder Baacher Forelle in Weißwein. Alle Achtung: Antialkoholiker sollte man als CDU-Fan in Weinstadt also nicht gerade sein. (her)

Die WahI im Netz Infos und Hintergründe zur Kommunal- und Europawahl im Internet unter: www.stuttgarter-nachrichten.de/wahl

Survey on the election The editorial staff put three questions to six candidates. The answers are set out clearly in a table. That way readers can compare the answers. This form of presentation is considerably easier to follow than a normal report.

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,20

Euro verdient ein Facharbeiter in der Baubranche als Stundenlohn – gleich ob er nun im Straßenbau tätig ist, Häuser errichtet oder U-Bahn-Schächte aushebt. Bei 178 Stunden ergibt das ein Gehalt von knapp 2900 Euro. Um Unternehmen zu entlasten, wird die Arbeitszeit von Dezember bis März auf 164 Stunden verkürzt. Für Überstunden wird ein Zuschlag von 25 Prozent fällig, bei Nachtarbeit (zwischen 20 und 5 Uhr) erhöht sich der Zuschlag noch einmal um 20 Prozent. Richtig ins Geld geht die Arbeit an Sonn- und Feiertagen – der Stundenlohn der Bauarbeiter klettert auf 28,35 Euro.

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Autobahn-Baustellen gibt es nach Recherchen des Automobilclubs ACE derzeit auf den deutschen Fernstraßen – insgesamt wird auf 1590 Kilometern länger als acht Tage gebuddelt. Die am stärksten vom Baustellen-Stau betroffene Autobahn ist nach wie vor die A 40 in Fahrtrichtung Dortmund: Auf der 94 Kilometer langen Strecke summiert sich die Länge der Baustellen auf mehr als 66 Kilometer. Die höchste Baustellen-Dichte, die es auf deutschen Autobahnen je gegeben hat, registrierte der Club im Sommer 2009: Durch das Berliner Konjunkturpaket wurde auf insgesamt 2158 Streckenkilometern gebaut.

Abschied von der Holperpiste: Die A 81 wird höhergelegt Für 20 Millionen Euro tauschen Bauarbeiter den Fahrbahnbelag nach dem Leonberger Dreieck aus Zeit ist Geld beim Ausbau der A 81: Die Sanierung des maroden Fahrbahnbelags zwischen dem Engelbergtunnel und der Auffahrt Zuffenhausen soll in rekordverdächtigem Tempo über die Bühne gehen. Gerade mal vier Monate haben die Baufirmen für die landesweit größte Erhaltungsmaßnahme im Straßenbau. Von Sascha Schmierer STUTTGART. Die vielleicht beste Lebensversicherung für Àgùst Svavarson und seine Leute ist etwa 85 Zentimeter hoch und wiegt gut 4,5 Tonnen. „Schutzengel“ wird die provisorische Betongleitwand zwischen Fahrbahn und Baustelle im Jargon der Straßenbauer genannt, manche sagen auch „Sorgenbrecher“ zu den mit Seilzügen gesicherten Elementen. „Das ist leider noch längst nicht auf allen Baustellen der übliche Standard“, bedauert der beim Göppinger Straßenbauer Leonhard Weiss beschäftigte Schwede Svavarson. Oft trennen nur ein paar Warnbaken die Verkehrsfläche ab. „Sjoiing, Fjiiut, Sjoiing“: Wer die Verkehrsfluten auf der A 81 als Fußgänger auf sich wirken lässt, versteht schnell, warum die offiziell als Fahrzeug-Rückhaltesystem bezeichnete Betonwand für die Bauarbeiter wichtiger ist als der Bauhelm und die Stahlkappen in den Sicherheitsschuhen. Die Abgasschwaden sind durch die leichte Brise kein Problem, auch an den Lärm gewöhnen sich die Ohren relativ rasch. Die eigentliche Belastung ist, dass kaum 40 Zentimeter vom Arbeitsplatz entfernt täglich bis zu 110 000 Autos und Lastwagen vorbeidonnern. Wenn Fahrer von 40-Tonnern aufs Bremspedal treten, zittert die Fahrbahn. Auf verengten Spuren können kleinste Fahrfehler schwere Unfälle auslösen. Eine Gefahrenzulage gibt es für die im Schichtbetrieb schuftenden Bauarbeiter nicht. Bei einem europaweiten Test hat der Autoclub ADAC auf jeder vierten Großbaustelle gravierende Sicherheitsmängel aufgedeckt. In Deutschland erhielten drei von acht untersuchten Autobahnen die Rote Karte. An der Sanierung der A 81 in Richtung Heilbronn wird seit Ende März gearbeitet. Millionen von Pendlern sind inzwischen an der Baustelle vorbeigerollt. Tausende Fernreisende haben sich über die Stockungen geärgert, Hunderte übers offenbar unter Hochspannung stehende stille Örtchen geschmunzelt. Weil direkt über dem blauen Toilettenhäuschen ein Stromkabel hängt, birgt ein Warnschild mit der Aufschrift „Vorsicht Lebensgefahr“ eine unfreiwillige Komik. Horst Katzmaier hat für derlei Scherze im Moment keinen Nerv. Der 47-jährige Bauingenieur ist als Projektleiter für die Erneuerung der A 81 verantwortlich – und steht mächtig unter Druck. Gerade mal 90 Werktage hat er Zeit, die maroden Betonplatten zu ersetzen. 80 000 Quadratmeter Fläche liegen vor dem Bautrupp. „Durch den sehr eng gesteckten Zeitplan ist das eine Riesen-Herausforderung“, spricht Katzmaier von „Anspannung vom ersten bis zum letzten Tag“. Wie schon bei der im Vorjahr

Erfordern Hirnschmalz: Fahrbahn-Übergänge

Unfreiwillige Komik: Dixi-Klo unter Strom

Die vier Autobahn-Baustellen in der Region Stuttgart A 81, Engelbergtunnel– AS Stuttgart-Zuffenhausen: Erneuerung der Fahrbahndecke

A-8-Brücke bei Denkendorf: Sanierung

A 81

A8

A 831

A 81 A8

A 81, Böblingen-Hulb– Gärtringen: Ausbau auf sechs Spuren

A 8, Gruibingen– Mühlhausen: Ausbau auf sechs Spuren

StN-Grafik: Lange / Quelle: Regierungspräsidium Stuttgart

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erneuerten Fahrbahn in Richtung Stuttgart arbeiten die Firma Kirchhoff (LeinfeldenEchterdingen) und der Göppinger Straßenbauer Leonhard Weiss Hand in Hand. Um das Pensum überhaupt zu schaffen, hat sich die Arbeitsgemeinschaft einen Trick einfallen lassen. Auf gut der Hälfte der 5,2 Kilometer langen Strecke werden bestehende Betonplatten als Tragschicht genutzt. Statt die bisherige Fahrbahn auszubaggern und durch Schotter aufwendig zu ersetzen, kommt der neue Asphalt einfach oben drauf – wenn man so will, wird die Autobahn zwanzig Zentimeter höhergelegt. Der sogenannte Hocheinbau bringt nicht nur Zeitvorteile. Laut Klaus Ullrich, Oberbaurat im Regierungspräsidium, wird die Fahrbahnerneuerung durch die Einsparung bei der Tragschicht auch günstiger. Auf 25 Euro pro Quadratmeter schätzt der Chef des Straßenbauamts Besigheim den Spareffekt. Auffallend ist auf der A-81-Baustelle, wie viele Arbeiten nach wie vor von Hand erledigt werden. Zwar gibt es Baumaschinen wie den für den Einbau des Schotters genutzten Grader, bei dem ein Messgerät zentimetergenau anzeigt, wann die Planierraupe die richtige Höhe erreicht hat. Für die Betonreste in den Brückenfugen müssen immer noch Bauarbeiter mit dem Presslufthammer ran, auch das braunrote Kunstharz für die Abdichtung wird nach wie vor mit Besen verteilt. „Für die Fahrbahnübergänge an den acht Brückenbauwerken ist das meiste Hirnschmalz nötig. Da kostet uns jeder Fehler enorm viel Zeit“, erklärt Katzmaier. Im Schnitt sind 35 Arbeiter auf der Baustelle im Einsatz. Um das Tageslicht voll auszunutzen, werden die in einem Containerdorf in Markgröningen wohnenden Straßenbauer schon morgens um 7 Uhr auf die Baustelle gekarrt. Nachmittags nimmt die zweite Schicht den Dienst auf – in der Regel wird bis 20 Uhr gebuddelt. Samstagsarbeit? Ja, klar. Nur auf Nachtschichten verzichten die Baufirmen – nicht zuletzt aus Kostengründen. „Wir merken, dass die Betriebe hier an Grenzen stoßen“, räumt Klaus Ullrich ein. Im engen Terminplan gebe es kaum Luft für unvorhergesehene Probleme. Bei der Entwässerung hat der Bautrupp schon eine unliebsame Überraschung erlebt. Weil sich dicke Wurzeln in die Kanäle gebohrt hatten, mussten alte Rohre raus. Ersetzt wird auch die Mittelleitplanke aus Stahl: Um bei Unfällen gefährliche Durchbrüche auf die Gegenspur zu verhindern, kommen dauerhaft Betongleitwände zum Einsatz – was zum Schutz der Bauarbeiter wichtig ist, kann auch im regulären Betrieb nicht falsch sein. Laut Klaus Ullrich rechnet sich die Investition auch finanziell: „Wir haben im Regierungsbezirk jährlich etwa 1300 Unfallschäden an Schutzplanken – da sind die Betonwände deutlich robuster.“ Zum Einsatz kommt auch die im Vorjahr erfolgreich erprobte mobile Brecheranlage. Der aus der Fahrbahn gebaggerte Beton, etwa 40 000 Tonnen, wird von dem gigantischen Gerät vor Ort zu Schotter verarbeitet und postwendend wieder in der Untergrund eingebaut. Laut Horst Katzmaier erspart dieser Kniff etwa 4000 Lkw-Fahrten von und zur Baustelle – Stau gibt’s durch die A-81-Erneuerung schließlich schon genug.

Fotos: Frank Eppler

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Mal hat es geblitzt, als das Autobahnpolizeirevier in Ditzingen jüngst auf der A 81 bei Zuffenhausen die Geschwindigkeit kontrollieren ließ. Im Baustellenbereich gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 80 Kilometer je Stunde, jeder 16. Fahrer raste in die Radarfalle der Weinsberger Kollegen. Der Spitzenreiter war mit 123 Sachen unterwegs – und darf in den nächsten Wochen auf Bus und Bahn vertrauen. Die Automobilclubs appellieren an alle Autofahrer, die Tempolimits und Verbote an Autobahn-Baustellen besonders strikt einzuhalten. Wer unsicher sei, solle auf der für die Lastwagen in der Regel breiteren rechten Spur bleiben. Zudem sollten die Autofahrer im Baustellenbereich nur dann überholen, wenn sie sich der Situation auf den verengten Spuren auch gewachsen fühlen – dann aber zügig.

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Millionen Euro sind für den Ausbau der A 81 von Böblingen-Hulb bis Gärtringen eingeplant. Damit wäre die Verbreiterung auf sechs echte Fahrspuren fast doppelt so teuer wie die derzeitige Fahrbahn-Sanierung beim Engelbergtunnel. Bisher kann auf der 6,6 Kilometer langen Strecke die Standspur nur mitgenutzt werden. Obwohl bereits im Dezember 2009 mit den vorbereitenden Maßnahmen begonnen wurde – Arbeiter rückten an, um Bäume zu fällen und eine Brücke zu verbreitern –, droht sich der für Sommer 2010 geplante Start des Großprojekts zu verzögern. Die Bundesregierung hat das im Konjunkturpaket II versprochene Geld noch nicht zur Verfügung gestellt. Auch die sechsspurige Erweiterung der A 8 zwischen Gruibingen und Mühlhausen bleibt eine Hängepartie: Seit 2006 bereiten Arbeiter das Bauprojekt vor, rund 150 000 Kubikmeter Boden haben die Bagger bereits bewegt. Mangels Geld ist der Bau aber mehrfach unterbrochen worden, die Fertigstellung war mal für 2010, dann für 2011 und dann für Ende 2012 geplant. Dabei soll es jetzt auch bleiben: Elf von 42 Millionen Euro sind schon verbaut. In gut eineinhalb Jahren soll die 3,9 Kilometer lange Strecke zum Albaufstieg sechs Fahrspuren haben. Ein weiteres Projekt auf den Autobahnen in der Region ist die A-8-Brücke bei Denkendorf im Kreis Esslingen. Bis zum Sommer wird die Standfestigkeit des Überwegs für 150 000 Euro erhöht. Nachdem eine beauftragte Firma die Löcher für ein Mess- und Überwachungssystem falsch gebohrt hatte, sperrten die Behörden das Bauwerk im März 2008 für Schwerlasttransporte mit über 72 Tonnen in Richtung Karlsruhe. (aik)

Motorway works The lead picture on this local page shows the motorway works featured in this report. Left and right on the page there are lists of facts in small text blocks, with numbers acting as titles: – 79 fatal accidents occurred nationwide in the building industry during the past year. – 16.20 euro is the hourly rate for a skilled worker in the building industry. – 457 is the number of road works on German arterial roads at present. – 546 speeding offences were recorded during a check from inside the road works. – 38 million euros have been scheduled for the A 81 improvement scheme.


Office for Newspaper Design

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Alternative story forms

Start in die Bundesliga-Rückrunde

Nummer 10 · Donnerstag, 14. Januar 2010

Nummer 10 · Donnerstag, 14. Januar 2010

Die Liga zwischen Zittern und Zuversicht Die zehn Gebote des Christian Gross: Wie der Trainer den VfB Stuttgart auf die Rückrunde und den Kampf gegen den Abstieg einschwört Die Pause war kürzer denn je – doch die Spannung ist groß wie immer: Am Freitag startet die Fußball-Bundesliga in die Rückrunde. Lust für die einen, Last für die anderen – und brisant für den VfB Stuttgart, der gegen den Abstieg kämpft. Trainer Christian Gross verrät, worauf es für ihn und die Roten jetzt besonders ankommt. Von Thomas Näher Die Roten und ihr neuer Trainer: Anfangs haben sie sich beschnuppert, im Trainingslager in La Manga haben sie sich richtig kennengelernt. Gross kennt jetzt die Stärken, Schwächen und den Charakter der Mannschaft. „Ich habe keine schlaflosen Nächte“, sagt er vor dem Start am Samstag (18.30 Uhr) gegen den VfL Wolfsburg. Dennoch schwingt bei den Roten und ihrem Umfeld die Angst vor dem Absturz mit. Dagegen geht Gross an – indem er den Spielern seine zehn Gebote eintrichtert.

die Österreicher“, sagt Gross. Fürs Training gilt: „Jeder Freistoß und jede Ecke, die man herausholt, stärkt das Selbstbewusstsein.“

Du musst den Siegeswillen schulen. In der Hinrunde hat der VfB siebenmal unentschieden gespielt und zu viele Punkte liegen lassen. „Gegen Linz wollte die Mannschaft unbedingt gewinnen. Diese Moral muss sie auch in der Bundesliga zeigen.“ Du musst Realist sein. Der VfB-Kader sei viel zu stark, um in echte Abstiegsnot zu geraten, heißt es immer wieder. „Unsinn“, sagt Gross, „schließlich gibt es Gründe, warum wir unten stehen. Die muss man ansprechen und abstellen. Unsere Situation ist heikel, keine Frage. Da darf sich keiner etwas vormachen.“ Du musst ein Teamplayer sein. Der Einzelne

bedeutet nichts, der Erfolg der Mannschaft ist alles. „Bei unseren Siegen gegen Urziceni und Hoffenheim sind wir sehr geschlossen aufgetreten. Jeder fühlte sich verantwortlich für den Mitspieler und für den ganzen Verein.“

Du musst positiv denken. 16 Punkte in der

Du musst Respekt haben. Gross siezt alle Spie-

Du musst Erfolgserlebnisse schaffen. Es war

Du musst höchst konzentriert sein. Die Eskapaden von Jens Lehmann oder die Debatte ums Kapitänsamt – für Gross Energie, die unnötig verpufft. „Wir dürfen uns durch nichts ablenken las-

Hinrunde sind eine indiskutable Ausbeute. „Wir haben die Pause gut genutzt, ich habe ein gutes Gefühl für das Spiel gegen Wolfsburg“, sagt Gross, „das versuche ich auch den Spielern zu vermitteln.“

nur ein Testspiel, doch auch das 2:1 gegen LASK Linz am Dienstag spielte Gross in die Karten. „Jeder Sieg beflügelt, auch der gegen

ler: „Das ist eine Form von Respekt. Das hindert mich nicht, den Spielern nahe zu sein.“

sen. Solche Themen lange zu diskutieren tut keiner Mannschaft gut.“

Du musst mental stark sein. Gross macht kein

Hehl daraus, dass er noch gerne eine Verstärkung für den rechten Flügel hätte. Die ist nicht in Sicht, also stärkt er dem vorhandenen Personal den Rücken. „Ich erhoffe mir einiges von Roberto Hilbert, Timo Gebhart und Sebastian Rudy.“ Zweites Thema: die Stürmer und ihre schwache Torquote. Statt sie zu kritisieren, lobt er die Mittelfeldspieler: „Zdravko Kuzmanovic, Sami Khedira und Christian Träsch strahlen auch viel Torgefahr aus.“ Prompt legten Khedira und Träsch am Mittwoch zusammen mit Ciprian Marica eine Extraschicht ein – Torschusstraining.

zum Sammelinterview um sich – Dienstschluss war um 19 Uhr. Stress? „Das ist viel Aufwand, aber auch viel Spaß. Diese Freude will ich den Spielern vermitteln.“

Du musst Leidenschaft zeigen. In vielen Ein-

welchen Spielern Lob guttut und wen man wann kritisiert. Wichtig ist, dass man auf die Spieler offen zugeht, mit Argumenten überzeugt und die Leidenschaft schürt.“ Leidenschaft, die sich schon gegen Wolfsburg auszahlen soll – mit einem Sieg.

Rückpass: Kaltstarts ohne Probleme

Magath und Heynckes wollen ihre Erfolgsserie fortsetzen

STUTTGART. „Männer“, pflegen die Trainer vor dem Rückrundenstart zu sagen, „es ist wichtig, dass wir gut aus den Löchern kommen.“ Denn beim Kaltstart nach der Winterpause kann eine Mannschaft die ganze Saison abwürgen. Der Blick zurück belegt allerdings: Der VfB Stuttgart hat traditionell eher wenig Probleme mit den Löchern. Viermal gelangen den Roten in den ersten fünf Spielen vier Siege – in den Spielzeiten 1981/1982, 1990/1991, 2002/2003, 2006/2007. Es geht aber auch anders: In der Saison 1965/1966 hat es den VfB Stuttgart eiskalt erwischt. Der VfB leistete sich in fünf Spielen vier Niederlagen und ein Unentschieden. Kurz darauf musste Trainer Kurt Baluses gehen. Eiszeit auf dem Cannstatter Wasen. (gub/td)

STUTTGART. Erster? Zweiter? Manch einen mutet der Blick auf die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga noch immer wie ein Versehen der Geschichte an. Ganz oben Bayer Leverkusen, dicht dahinter Schalke 04 – und dann erst der FC Bayern? „Die anderen Clubs tun gut daran, uns weiter auf der Rechnung zu haben“, sagt Leverkusens Trainer Jupp Heynckes mit Blick auf die zweite Saisonhälfte. Man muss den Mann ernst nehmen. Und erst recht seinen Schalker Kontrahenten Felix Magath, auch wenn der in aller Bescheidenheit sagt: „Den Gewinn der deutschen Meisterschaft schließe ich aus.“ Das macht ihn und seine Königsblauen nur noch gefährlicher. Denn keiner kennt sich beim Thema „Tarnen und Tricksen“ so gut aus wie der Trainerfuchs Magath. Links antäuschen, rechts vorbei – zum Titel? Zuzutrauen wäre es ihm – genauso wie Heynckes (64), der sich gern als „Trainer der alten Schule“ bezeichnet. Dabei sieht nur der wirklich alt aus, der keinen Erfolg hat. In Leverkusen haben sie sich jedenfalls fest

Du musst Freude am Beruf haben. Gross skiz-

ziert einen normalen Arbeitstag. Den Dienstag begann er um 7.30 Uhr mit einem Gespräch mit VfB-Scout Erwin Hadewicz im Hotel, um 8.45 Uhr war er in seinem Trainerbüro, führte erste Gespräche mit dem Trainerstab und bereitete die Mannschaft auf das Testspiel gegen Linz vor, um 15 Uhr begann der Test, um 17.15 Uhr scharte Gross Journalisten

Bundesliga, 18. Spieltag

Online-Umfrage

Bayern München – 1899 Hoffenheim Hamburger SV – SC Freiburg Bayer Leverkusen – FSV Mainz 05 Borussia Mönchengladbach – VfL Bochum Eintracht Frankfurt – Werder Bremen Hannover 96 – Hertha BSC VfB Stuttgart – VfL Wolfsburg Schalke 04 – 1. FC Nürnberg 1. FC Köln – Borussia Dortmund

Tabellenkeller Was trauen sie dem VfB Stuttgart in der Rückrunde zu? Die Roten steigen ab 29,5 %

Abschied von der Zufriedenheit

Klassenverbleib 7,3 % Mittelfeldplatz

43,0 % Bisher wurden 3013 Stimmen abgegeben Stand: Mittwoch, 23.50 Uhr, auf www.stuttgarter-nachrichten.de

StN-Grafik: Herrmann

20,2 % VfB startet voll durch

1899 Hoffenheim entdeckt den Teamgeist wieder und hofft auf einen internationalen Startplatz bei den Bayern von Rang sieben aus mit 25 Punkten in die Rückrunde der Bundesliga. Die ersten Spiele 2010 werden richtungsweisend sein. In München, zu Hause gegen Bayer Leverkusen, auf Schalke – schwerer geht es kaum. „Ich hoffe auf viele Punkte, attraktiven Fußball und eine engere Geschlossenheit in der Mannschaft“, sagt Manager Jan Schindelmeiser. Ralf Rangnick fordert von seinen Spielern, dass sie wieder bereit sind, an ihre Grenzen zu gehen. Aus unterschiedlichen Gründen sei dies bei dem einen oder anderen Profi in der Vorrunde nicht der Fall gewesen. In der Tat war „Jetzt müssen wir aus den nur wenig übriggeblieben vom aufregenden Hoffenheimer Fußtollen Bedingungen auch ball der vergangenen Hinrunde. gute Ergebnisse machen“ Mit schlaffer Körpersprache schleppten sich die AufstiegshelRalf Rangnick den übers Feld. Der positive Trainer 1899 Hoffenheim Teamspirit und das homogene Spiel waren wie ausgelöscht. Für nen, verzichtete der Club auf ein Wintertrai- Rangnick hat das mit fehlendem Willen, ningslager im Süden, profitierte stattdessen mangelnder Disziplin auf dem Platz und falvon der Rasenheizung auf den Trainingsplät- scher Wahrnehmung zu tun. Sein junges Enzen. Die Spieler können von ihrem riesigen semble war eben sehr schnell reich und beUmkleideraum aus direkt auf das Spielfeld rühmt geworden. „Unser Spiel lebt aber daschauen. Ein Schwimmbad mit versenkba- von, dass alle mitmachen“, sagt Rangnick. Die Erwartungshaltung ist jetzt nicht rem Boden, 17 Doppelzimmer für die Mittagsruhe, hydraulische, computergesteuerte mehr so groß. Aber ein internationaler Kraftmaschinen, eine Lounge zum Ausspan- Startplatz ist fast ein Muss, um Ausnen und eine Sonnenterrasse in der Form ei- nahmekönner wie Ba, Obasi, Edunes Schiffsdecks zählen zu den weiteren An- ardo oder Gustavo zu halten. nehmlichkeiten. „Jetzt müssen wir aus den „Wenn wir in der Rückrunde tollen Bedingungen auch gute Ergebnisse mehr Punkte holen als bisher, dann könnten wir durchaus an machen“, sagt Trainer Ralf Rangnick. Seit November hat das Team nicht mehr Platz fünf schnuppern“, meint gewonnen. 1899 Hoffenheim startet am mor- Rangnick. Das Signal zum Aufbruch kam gigen Freitag (20.30 Uhr, ARD und Sky live)

Von Elke Rutschmann aus Hoffenheim

HOFFENHEIM. Der Winter kannte auch gestern kein Erbarmen mit den Fußballprofis von 1899 Hoffenheim. Dicke Schneeflocken fielen auf den neuen Trainingsplatz in Zuzenhausen, vier Kilometer nördlich von Hoffenheim. Mäzen Dietmar Hopp hat dort für rund 25 Millionen Euro ein Jagdschloss renovieren und einen 2000 Quadratmeter großen Neubau errichten lassen. Damit sich die Profis in der neuen Umgebung einleben kön-

Info

Die Termine des VfB ¡ Bundesliga 16. Januar, 18:30 Uhr: VfB - Wolfsburg 22. Januar, 20:30 Uhr: SC Freiburg - VfB 31. Januar, 15:30 Uhr: VfB - Dortmund 6. Februar, 18:30 Uhr: Nürnberg - VfB 13. Februar, 15:30 Uhr: VfB - HSV 20. Februar, 15:30 Uhr: 1. FC Köln - VfB 27. Februar, 15:30 Uhr: VfB - Frankfurt 6. März, 15:30 Uhr: Bremen - VfB 12. März, 20:30 Uhr: FC Schalke 04 - VfB 20. März, 15:30 Uhr: VfB - Hannover 96 noch nicht genau terminiert: 27. März: Bayern München - VfB 3. April: VfB - Bor. Mönchengladbach 10. April: Hertha BSC Berlin - VfB 17. April: VfB - Bayer Leverkusen 24. April: VfL Bochum - VfB 1. Mai: VfB - 1. FSV Mainz 05 8. Mai: 1899 Hoffenheim - VfB ¡ Champions League 23. Februar, 20:45 Uhr: VfB - Barcelona 17. März, 20:45 Uhr: FC Barcelona - VfB

Es ist das ewig gleiche Spiel, wenn im Winter der Ball zumindest vorübergehend ruht. Dann beginnt für die Manager und Spielervermittler die Arbeit erst richtig. Anbieten, feilschen, sondieren, pokern, zuschlagen, verhökern – die Transferperiode verlangt den Strategen immer wieder alles ab. In dieser Winterpause geht es auf dem Markt allerdings noch ziemlich ruhig zu – aber das kann sich ja ändern. Noch bis zum 31. Januar sind Neuverpflichtungen möglich. Bisher hat sich lediglich der FC Schalke 04 als besonders kauflustig hervorgetan.

Bayer Leverkusen

Schalke 04

FC Bayern München

1. Bayer Leverkusen 2. Schalke 04 3. Bayern München 4. Hamburger SV 5. Borussia Dortmund 6. Werder Bremen 7. 1899 Hoffenheim 8. VfL Wolfsburg 9. FSV Mainz 05 10. Eintracht Frankfurt 11. Mönchengladbach 12. 1. FC Köln 13. SC Freiburg 14. Hannover 96 15. VfB Stuttgart 16. VfL Bochum 17. 1. FC Nürnberg 18. Hertha BSC

am Dienstag aus der Spielerkabine. Vor dem Fernseher bejubelten die Profis ihren Kollegen Chinedu Obasi, der beim AfrikaCup beim 1:3 gegen Ägypten einen Treffer für Nigeria erzielt hatte. „Da haben wir uns angeschaut und gesagt, wir leben ja noch“, sagt Andreas Beck. Nicht nur diese Szene zeigt Rangnick, dass sich die Spieler von der Selbstzufriedenheit verabschiedet haben. Wegen einer lebensgefährlichen Erkrankung seines Vaters fehlte der Coach zuletzt. In dieser Situation sei das Team enger zusammengerückt. Auch Beck spürt eine neue Grundstimmung in Hoffenheim, und er hat zudem eine Strategie, wie man in München punkten kann. Die Bayern bieten zwar vermutlich den zuletzt angeschlagenen Ausnahmekönner Arjen Robben auf. Doch egal, ob der Niederländer spielt, Beck sagt nur das, was er auch sagen würde, wenn er nicht spielen würde: „Die Bayern können wir nur im Kollektiv stoppen, nur über Laufbereitschaft und Kompaktheit.“ Hört sich gut an.

Hamburger SV

Fr 20.30 Sa 15.30 Sa 15.30 Sa 15.30 Sa 15.30 Sa 15.30 Sa 18.30 So 15.30 So 17.30

Die aktuelle Tabelle Sp 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17

S 9 10 9 8 8 7 7 6 6 6 6 4 5 4 3 4 3 1

U N 8 0 4 3 6 2 7 2 6 3 7 3 4 6 6 5 6 5 6 5 3 8 6 7 3 9 5 8 7 7 4 9 3 11 3 13

Champions League Uefa-Cup Relegation

Tore 35:13 26:13 34:15 34:19 23:17 32:16 27:17 32:32 21:22 22:24 24:29 10:15 19:33 21:27 16:23 18:33 12:32 13:39

Nur Heimsiege können den SC Freiburg vor dem Abstieg retten Von Martin Haar FREIBURG. Wie endet das Hoffen und Bangen in Freiburg? Fragen wir einen, der sich berufen fühlt, auf alles zu antworten. Fragen wir Mario Basler. Als Nachfolger des verstorbenen Max Merkel, dem Erfinder der derben, aber witzigen Fußball-Posse, wandelt Basler auf den journalistischen Pfaden des Boulevard: „Freiburg muss in die Relegation“, sagt er: „Die sind mit den größten Vorschuss-Lorbeeren in die Bundesliga aufgestiegen, zeigen mir aber nicht, dass sie hier überhaupt was zu suchen haben. Die stürzen in der Rückrunde ab. Richtig traurig stimmt es mich nicht. Wenn es bei der Lufthansa Bundesliga-Bonus-Meilen für fatale Abwehrfehler und verkorkste Angriffe geben würde, könnten die Freiburger ihren Abstieg mit ,alle Mann’ auf Mallorca feiern. Nachdem sie zuvor zweimal um die ganze Welt geflogen sind . . .“ Eine Beurteilung mit dem Holzhammer. Aber auch in Freiburg ist vor dem Rückrundenstart beim Hamburger SV keinem verborgen geblieben, dass der Klassenverbleib so nicht zu schaffen ist. Sie wissen auch, dass nur Bochum und Berlin zu Hause schwächer ist. Nur einmal hat der SportClub im Stadion an der Dreisam gewonnen. Das neue Ziel heißt nun: mehr Offensive, mehr Attraktivität, mehr Punkte. Für Trainer Robin Dutt heißt das: Damit seine Mannschaft zu Hause dominanter und mit mehr Tempo spielen kann, muss sie noch fitter sein als zuletzt. Daher startete der SC Freiburg als erstes Bundesliga-Team (am 28. De-

CL-Qualifikation Abstieg

Foto: AP StN-Bearbeitung: E. Herrmann

Borussia Dortmund

Werder Bremen

TSG Hoffenheim

VfL Wolfsburg

FSV Mainz 05

Eintracht Frankfurt

Borussia Mönchengladbach

vorgenommen, mit der Vergangenheit ein für alle Mal aufzuräumen. Bayer Vizekusen? Bitte nicht schon wieder! Und schon gar nicht ein ähnlicher Absturz wie in der vergangenen Rückrunde! Denn Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser lässt keinen Zweifel: Wenn der Einzug ins internationale Geschäft zum dritten Mal in Folge verpasst wird, dann hätte das weitreichende Konsequenzen: „Dann müssten wir den Gürtel enger schnallen, viel enger.“ Um einer unliebsamen Überraschung vorzubeugen, haben sie personell mächtig aufgerüstet. Und das, ohne einen Cent auszugeben. Kapitän Simon Rolfes, Renato Augusto, Patrick Helmes und Michal Kadlec verstärken den Kader – alle vier waren in der Hinrunde verletzt ausgefallen. Allerdings werden mit Ausnahme von Kadlec, der den verletzten Linksverteidiger Gonzalo Castro (Jochbeinbruch) sofort ersetzen soll, die Rückkehrer erst nach und nach integriert werden. Leverkusen also – oder biegen die Schalker aus dem Windschatten und geben das Tempo an der Spitze vor? Die Mannschaften, die Felix Magath (56) betreut hat, sind nach der Winterpause in aller Regel fitter gewesen als zuvor. Und auch diesmal setzte er auf Drill, ließ fleißig mit Medizinbällen üben und setzte den täglichen Strandlauf im Trainingslager in Spanien schon vor Sonnenaufgang an. Trotz chronisch leerer Kassen auf Schalke holte Magath bei seiner Einkaufstour fünf Neue. Der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies bürgt für die drei Millionen Euro, die Alexander Baumjohann (FC Bayern) und Peer Kluge (1. FC Nürnberg) kosteten – beide haben das Potenzial, um auf Anhieb Stammspieler zu werden. Offen sind die Personalien Rafinha und Kevin Kuranyi. Gehen beide, fehlt es dem Kader an Klasse. Ohnehin ist Magath skeptisch, „ob die junge Mannschaft noch einmal so viele Punkte holt wie in der Hinserie“. Generell sei es „das Ziel, Strukturen aufzubauen, um in zwei, drei Jahren den Titel zu holen“. Wobei Magath flexibel genug wäre, die Schale auch schon früher zu stemmen. Oder wie war das noch beim VfL Wolfsburg?

Mehr Tempo und Druck

Pkt. 35 34 33 31 30 28 25 24 24 24 21 18 18 17 16 16 12 6

1. FC Köln

SC Freiburg

zember!) in die Rückrunde und musste im spanischen Trainingslager härter schuften als ursprünglich geplant. „Aber davon wird die Mannschaft in der Rückrunde profitieren“, sagt Dutt. Und natürlich von den beiden Neuzugängen, die die Offensive verstärken sollen: Papiss Demba Cisse (24/FC Metz/Senegal) und Hamed Namouchi (25/FC Lorient/Tunesien). Auch Verteidiger Ömer Toprak, der sich im Juni 2009 bei dem Auffahrunfall auf der Kartbahn schwere Verbrennungen zugezogen hatte, ist wieder dabei. Die beiden Neuen und Toprak, der „interne Neuzugang“ (Dutt), machen den Freiburgern Hoffnung, dass die AbenteuerReise nicht, wie Basler glaubt, am Ballermann endet.

Wieder am Ball: Ömer Toprak

Hannover 96

Foto: dpa

VfB Stuttgart

Oczipka

(Hansa Rostock)

Baumjohann (FC Bayern) Edu (Suwon Blue Wings) Müller (SpVgg Neckarelz) Reginiussen (Tromsö IL) Kluge (1. FC Nürnberg) Ibraimi (FK Renova)

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

Szalai (Real Madrid) Götze (Borussia Dortmund II)

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

bislang keine Zugänge

Namouchi Cissé

(vereinslos) (FC Metz)

Gospodarek (vereinslos) Durica (Lok. Moskau)

Molinaro (Juventus Turin)

Maric

Abgänge

Oczipka (FC St. Pauli) de Wit (1. FC Kaiserslautern) Domaschke (W. Wiesbaden) Sukatu-Pasu (FC St. Pauli) Gekas (Hertha BSC)

Hanzel (Ziel unbekannt) Kobiaschwili (Hertha BSC)

Toni (AS Rom) Breno (1. FC Nürnberg) Ottl (1. FC Nürnberg) Baumjohann (FC Schalke 04)

bislang keine Abgänge

bislang keine Abgänge

bislang keine Abgänge

Özcan (Besiktas Istanbul)

bislang keine Abgänge

Baljak Gunkel

Steinhöfer (1. FC Kaiserslautern)

Gohouri

bislang keine Abgänge

Ollé Ollé (Rot Weiss Ahlen) Uzoma (TSV 1860 München) Glockner (TuS Koblenz)

Yankov (Metallary Donezk)

Magnin

Ono

(MSV Duisburg) (TuS Koblenz)

Structured information At the start of the second half of the German premier football league is inserted a two-page spread in which the situation is analysed in four articles, four reports, small infographics and add-boxes. At the foot of the page is a list of the clubs which have bought and sold new players. This structured presentation enables the reader to select which parts he wants to consume.

(Karriereende)

(FC Zürich)

Flachpass: Berliner Zahlen-Spiele BERLIN. Pekunia non olet, sagten schon die alten Römer. Weil Geld nicht stinkt, halten die Spieler gern auch mal die Hand dafür auf. Die Helden von Hertha BSC machen da keine Ausnahme. Drei Millionen Euro an Prämien schüttet der finanziell unterbelichtete Hauptstadtclub aus, sollte der Tabellenletzte den Abstieg noch verhindern. Wovon träumt der Berliner eigentlich nachts? Eher gewinnt der VfB Stuttgart noch die Champions League. Die alte Dame Hertha ziert nach 17 Spielen mit sechs mickrigen Pünktchen und 13 lumpigen Treffern das Tabellenende. Ob Kohle die Angst vor dem Abstieg vertreibt, ist nicht erwiesen. Sicher ist aber, dass sich Leistung lohnen sollte. Wofür dann solche Zahlen-Spiele? (gub)

Doppelpass: Profis zum Sonderpreis GELSENKIRCHEN. Das Leben als Profi ist hart – und die Bundesliga nicht die Caritas. So kurz vor dem Rückrundenstart hat in der Bundesliga der Winterschlussverkauf begonnen. Wer zugreift, bekommt meistens noch ein Köfferchen voll Geld mit dazu. Schalke 04 will Halil Altintop (rund 2,5 Millionen Euro Jahresgehalt), Gerald Asamoah (3,0) und Albert Streit (2,6) gern von der Gehaltsliste streichen. Einen Teil des Salärs beim neuen Club würden die Königsblauen mit übernehmen. Aber bis auf eine laue Anfrage des Hamburger SV für Asamoah hat sich bisher nichts getan. Das Angebot regelt eben die Nachfrage. Außerdem im Sonderangebot: Lukas Sinkiewicz (Bayer Leverkusen), Christian Lell (Bayern München), Dusko Tosic (Werder Bremen), Kaka (Hertha BSC), Mehdi Mahdavikia (Eintracht Frankfurt). (gub)

Querpass: Lässt Kind denn niemals locker? HANNOVER. Martin Kind, Chef eines renommierten Unternehmens für Hörgeräte, ist Präsident von Hannover 96. Dagegen ist wenig zu sagen. Aber so langsam stellt die Liga die Ohren auf Durchzug. Kind beginnt zu nerven. Er kämpft seit Jahren gegen die 50+1-Regel im deutschen Fußball, die es Investoren nicht erlaubt, die Kapitalmehrheit in einem Club zu übernehmen. Kind wollte schon im November vergangenen Jahres in der Mitgliederversammlung der Deutschen FußballLiga (DFL) die Regel kippen. Sein Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt. Danach zog er vor das Ständige Schiedsgericht von DFL und DFB. Auch dort droht ihm ein Waterloo. Inzwischen überlegt er die EU-Wettbewerbskommission einzuschalten oder vor den Europäischen Gerichtshof zu ziehen. Lässt der Querkopf denn niemals locker? (gub)

VfL Bochum

Zugänge

StN-Grafik/ Seitenlayout: Anette C. Weber Quelle: sid / dpa

37

Gefährliche Altmeister Von Thomas Näher

zelgesprächen stimmt Gross die Spieler auf die Rückrunde ein. „Du musst herausfinden,

43

(KAA Gent)

(Shimizu S-Pulse)

Hertha BSC Berlin

1. FC Nürnberg Breno Ottl

(FC Bayern) (FC Bayern)

Kluge (FC Schalke 04) Spiranovic (Urawa FC)

Gekas (Bayer 04 Leverkusen) Kobiaschwili(FC Schalke 04) Hubnik (FK Moskau)

Arguez

(Karriereende)


Special: elections

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Montag, 28. September 2009

Nummer 224 · 40. Woche · 64. Jahrgang · S

www.stuttgarter-nachrichten.de · € 1,20 · E 4063

Allein kostet die Kanzlerin ihren Wahlsieg aus: Angela Merkel winkt von der Bühne der Berliner CDU-Zentrale den Parteifreunden zu. Alleine regieren kann sie nicht, die politische Macht wird sie mit der FDP teilen

Merkel rettet die Union Das Ansehen der Kanzlerin hat die Union über die Ziellinie gerettet. So die Wahlforscher in ihren ersten Analysen. Mit dem Vertrauen in CDU und CSU ist es eher nicht so weit her.

¿3

Was nach der Wahl kommt Die Kanzlerin muss endlich führen statt moderieren; und die FDP muss beweisen, dass sie auch in der Regierung gut ist – wie der Wahltag das Leben der wichtigsten Akteure verändert.

¿4

Der Verlierer will Oppositionsführer werden Mit Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidaten haben die Sozialdemokraten ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Bundestagswahl überhaupt eingefahren. Jetzt will der 53-Jährige den Oppositionsführer geben.

¿12

Tagesthema

Vor allem das gute Ergebnis der Liberalen macht schwarz-gelbe Bundesregierung möglich

Von Christoph Grote

Bei dieser Bundestagswahl haben sich zwei Trends bestätigt: Die kleinen Parteien werden immer größer. Und die Partei der Nichtwähler wächst. So viele wie diesmal gab’s noch nie. Von Norbert Wallet und Claudia Lepping und Michael Fischer BERLIN (StN). Wahlsieg für Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Triumph für FDP-Chef Guido Westerwelle und Debakel für SPDKanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier: Ein sensationelles FDP-Ergebnis bei der Bundestagswahl am Sonntag sicherte Merkel – trotz des schlechtesten Abschneidens der Union seit 60 Jahren – das schwarzgelbe Bündnis mit ihrem Wunschpartner. Merkel und Westerwelle kündigten noch am Wahlabend zügige Koalitionsverhandlungen an. Beide betonten, ihre Wahlprogramme, die zum Beispiel in der Frage des Umfangs von Steuersenkungen kontrovers sind, durchsetzen zu wollen. Die SPD fuhr das schlechteste Ergebnis seit 1949 ein und verlor am Sonntag so viel wie noch nie zuvor eine Partei bei einer Bundestagswahl. Kanzlerkandidat Steinmeier, der in der SPD-Zentrale trotz des Debakels

¿16 Was Stuttgarts Promis meinen Wenig Begeisterung bei den Stuttgarter Prominenten: Vor allem die schlechte Wahlbeteiligung enttäuschte. TravestieKünstler Wommy Wonder fürchtet, den Gürtel enger schnallen zu müssen.

16040

4 190406 301200

ARD-Hochrechnung von 23.54 Uhr Stimmenanteile in Prozent

CDU/CSU SPD FDP Linke Grüne Sonstige Wahlbeteiligung

Bundestag

2009 33,8 22,9 14,6 12,0 10,7 6,0 71,0

Bundestag

2005 35,2 34,2 9,8 8,7 8,1 4,0 77,7

Sitzverteilung (in Klammern: bisherige Sitze) Grüne 68 (51)

FDP 93 (61)

SPD 147 (222)

CDU/CSU 239 (226)

Linke 76 (54)

623

(614)

Stuttgart wird schwarz Grünen-Chef Özdemir zieht nicht in den Bundestag ein Von Josef Schunder und Konstantin Schwarz STUTTGART. Die CDU hat beide Direktmandate in Stuttgart geholt. Der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir verpasste den Sprung in den Bundestag. Im Wahlkreis I holte er 29,9 Prozent der Erststimmen. Damit lag er 4,5 Prozentpunkte hinter Stefan Kaufmann (CDU) – der Wirtschaftsanwalt errang mit 34,4 Prozent der Stimmen das Direktmandat. SPD-Landeschefin Ute Vogt

Trauerstimmung im Landtag Die SPD ist ratlos, die CDU leckt ihre Wunden: Im Landtag herrscht am Wahlabend Beerdigungsstimmung. Doch die große Abrechnung will niemand.

Bundestagswahl 2009

landete mit 18 Prozent auf Platz drei. Vogt kommt über die Landesliste in den Bundestag, Özdemir hingegen ist nicht abgesichert. Im Wahlkreis II trat Karin Maag (CDU), erstmals an und nahm mit 34,5 Prozent Ute Kumpf (SPD) das Direktmandat ab. Kumpf kam auf 26,3 (2005: 42,1) Prozent. Auch sie ist über die Landesliste abgesichert. In allen weiteren acht Wahlkreisen der Region Stuttgart holten ebenfalls die CDUKandidaten das Direktmandat. ¿ Seite 13 bis 20

frenetisch gefeiert wurde, kündigte an, Fraktionschef im Bundestag und damit Oppositionsführer zu werden. SPD-Chef Franz Müntefering bekräftigte seine Aussage, dass er sich beim Parteitag im November zur Wiederwahl stellen werde. Die FDP holte das beste Ergebnis ihrer Geschichte. Grüne und Linke erzielten ebenfalls zweistellige Rekordergebnisse, konnten angesichts des Absturzes der SPD Schwarz-Gelb aber nicht verhindern. Die Union konnte aber nur bedingt von den hohen Popularitätswerten der Kanzlerin profitieren. Auch die CSU in Bayern musste einen Tiefschlag einstecken. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis für Bayern kam die CSU auf 42,6 Prozent und schnitt damit noch schlechter ab als bei der Landtagswahl im vergangenen Jahr. Die Wahlbeteiligung erreichte mit etwas über 70 Prozent einen Tiefstand. Das Regieren könnte für Schwarz-Gelb leichter werden, weil Union und FDP im Bundesrat voraussichtlich eine Mehrheit haben werden. Dazu muss es auch in Schleswig-Holstein – wie sich abzeichnete – zu einer Koalition aus CDU und FDP kommen. Dann hätte Schwarz-Gelb 37 Stimmen – die absolute Mehrheit liegt bei 35. ¿ Tagesthema ¿ Seite 2 bis 6

Nach der Wahl ist vor der Wahl So ein Wahlkampf ist eine kräftezehrende Angelegenheit, nicht nur für Wahlkämpfer, auch fürs gemeine Wahlvolk. Allein schon die Gewissheit, dass es diesmal nicht nur um zwei Kreuzchen auf einem Stimmzettel ging, sondern, wie einem die Grünen weißmachen wollten, „ums Ganze“. Jetzt ist es endlich geschafft. Wir können uns wieder dem Alltag zuwenden und uns fragen: Wen würden wir wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären? (hör) Foto: dpa

¿2

Foto: ddp

Merkel kann mit FDP regieren SPD stürzt auf Rekordtief

Sitzverteilung mit möglichen Überhangmandaten / StN-Grafik: Lange, Klos

Deutschland hat gewählt. Auf den ersten 20 Seiten informieren wir Sie über die Bundestagswahl: alle Ergebnisse aus Stuttgart und der Region, aus Baden-Württemberg und aus den anderen Ländern. Was sonst passiert ist – ab Seite 21 und mit eigener Titelseite.

Foto: AP

44

FDP schließt im Land zur SPD auf Starke Verluste für Sozialdemokraten und die CDU – Oettinger dennoch zufrieden Von Jan Sellner, Arnold Rieger und Frank Krause STUTTGART. Hervorstechendes Ergebnis der Bundestagswahl im Südwesten ist das Rekordergebnis der FDP bei gleichzeitigem Absturz der SPD. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kamen die Liberalen auf 18,8 Prozent der Stimmen (2005: 11,9 Prozent), die SPD nur noch auf 19,3 Prozent (2005: 30,1 Prozent). Damit lagen FDP und SPD nahezu gleichauf. FDP-Spitzenkandidatin Birgit Homburger sagte: „Wir haben als FDP Baden-Württemberg durch solide Arbeit einen erheblichen Beitrag zum

tollen Abschneiden der Bundes-FDP geleistet.“ SPD-Landeschefin Ute Vogt sagte zu den dramatischen Verlusten ihrer Partei: „Unser Profil ist in der Großen Koalition verloren gegangen.“ Auch die CDU musste starke Verluste hinnehmen. Sie erreichte 34,4 Prozent der Stimmen (2005: 39,2 Prozent). Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) zeigte sich mit dem Ergebnis dennoch zufrieden. Im Interview mit unserer Zeitung sagte er: „Viele CDU-Wähler haben ihre Zweitstimme der FDP gegeben, um eine bürgerliche Koalition auf Bundesebene zu ermöglichen. Die tatsächliche Stärke der CDU in Baden-

Württemberg lässt sich aus dem Erststimmenergebnis ablesen.“ Der CDU gelang es, 37 der 38 Direktmandate im Land zu gewinnen. Die Grünen erzielten wie die FDP ein Rekordergebnis. Sie erreichten 13,9 Prozent (2005: 10,7). Grünen-Fraktionschef Winfried Kretschmann sagte, damit sei eine hervorragende Ausgangssituation für die Landtagswahlen 2011 gegeben. Die Linkspartei schaffte mit 7,2 Prozent erstmals im Land den Sprung über die Fünfprozenthürde. Die Wahlbeteiligung rutschte auf 72,4 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit Gründung des Landes im Jahr 1952. ¿ Seite 7 bis 10 und 12

Sieger Nach dem gestrigen Wahlabend gibt es eigentlich nur Gewinner Es ist ein Abend der Gewinner. Aber wie das so ist im Leben: Dort wo Licht ist, ist auch Schatten . . . Die CDU ist die SPD losgeworden, sie stellt für weitere vier Jahre die Kanzlerin. Doch auf Angela Merkel warten Herausforderungen, die weit größer sind als jene in den vergangenen vier Jahren. Sie wird beweisen müssen, dass sie mehr kann als moderieren – angesichts des Wahlergebnisses und der Wirtschaftskrise bleibt für weitere Kompromisse keine Zeit. Sie wird zeigen müssen, dass sie agieren kann. So wie ihr Vorgänger Gerhard Schröder, der als rot-grüner Kanzler gegen die eigene Partei mit der Agenda 2010 das wichtigste Reformprojekt der vergangenen Dekade durchboxte. Sogar mehr als er, schließlich werden die heute notwendigen Veränderungen noch größere Bevölkerungsgruppen gegen die Regierenden aufbringen. Steuern, Renten, Sozialaus- und -abgaben und manches mehr: Eine „Agenda 2015“ darf keine Tabus kennen, falls sich Schwarz-Gelb nicht an kommenden Generationen versündigen will. Die künftige Bundesregierung hat jedenfalls das klare Mandat, Deutschland wirtschaftlich wieder in die Spur zu bringen. Dafür steht das starke Abschneiden der FDP, die ja von Leihstimmen aus dem christdemokratischen Lager profitieren konnte. Schwarz-Rot ist abgewählt, Schwarz-Gelb hat gesiegt: Guido Westerwelle ist dank seiner Festlegung auf die CDU der ganz große Gewinner. In jeder anderen Koalition hätte er sich vom Chef der drittstärksten Partei wieder zum Fünfprozenthürdenzitterer degradiert. Auch die Grünen sind Sieger, die Linken sowieso. Ja selbst die SPD, allen desaströsen Zahlen zum Trotz, hat gewonnen – und zwar die Zeit, die sie dringend benötigt, um ihre nach Schröders Kanzlerschaft verlorene Mitte wieder zu finden. Es wird wohl ein schmerzhafter Prozess werden, denn mit einem künftigen Oppositionsführer Frank-Walter Steinmeier und einem Parteichef Franz Müntefering, nicht erst seit gestern ein Auslaufmodell, ist die notwendige Neupositionierung der Sozialdemokratie gerade gegen Linksaußen kaum zu erreichen. Und dann wäre da noch der wichtigste Gewinner des Wahlabends: das deutsche Volk. Große Koalitionen sollten in einer Demokratie seltene Ausnahmen sein. Das Erstarken der drei kleinen auf Kosten der beiden großen Parteien hat erneut bewiesen, dass Große Koalitionen Angebote abseits der sicheren Mitte stärken. Die Wählerinnen und Wähler haben für klare Verhältnisse gesorgt. Sie dürfen, wenn sie wollen, stolz darauf sein.

Ihre Meinung bitte! Schwarz-Gelb regiert – was sagen Sie zum Ergebnis der Wahl? www.stuttgarter-nachrichten.de/meinung


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Bundestagswahl 2009

Bundestagswahl 2009

Nummer 224 · Montag, 28. September 2009

Entzückt: Die Spitzenkandidatin der Grünen, Renate Künast, reagiert auf die ersten Entspannt: Bundeskanzlerin Angela Merkel bei der Stimmabgabe in Berlin-Mitte in Enttäuscht: Frank-Walter Steinmeier und Parteichef Franz Müntefering als Schatten Prognosen für ihre Partei ihrem Wahllokal in der Humboldt-Universität vor der Skulptur von Willy Brandt in der SPD-Zentrale Fotos: dpa (2), AP

Merkels hohes Ansehen sichert der Union den Sieg

Info

Wie es weitergeht Der Bundestag ¡ Nach der Wahl bleibt noch für eine Weile alles beim Alten: Angela Merkel (CDU) amtiert weiter als Kanzlerin der Großen Koalition, ihre Minister bleiben auf ihren Posten. Spätester Termin für die Konstituierung des neuen Bundestages ist nach Artikel 39 des Grundgesetzes der 30. Tag nach der Wahl – diesmal Montag, der 26. Oktober. Nach altem Brauch sind die Festsetzung des Termins und die Einberufung des neuen Parlaments Sache des bisherigen Bundestagspräsidenten. Der Spielraum von Amtsinhaber Norbert Lammert (CDU) wird nur durch die 30-Tage-Frist begrenzt. Mit dem ersten Zusammentritt des neuen Bundestages endet die reguläre Amtszeit der Bundeskanzlerin und ihres Kabinetts.

Einerseits hat die Union ihr Wahlziel Schwarz-Gelb erreicht, andererseits hat sie Federn lassen müssen. Es war nach Einschätzung von Wahlforschern das gute Ansehen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), das die teils erheblichen Vertrauensverluste in die Sachkompetenzen von CDU und CSU kompensiert.

tagswahl einen historischen Tiefpunkt. Die Partei kämpfte mit einem strategischen Dilemma: Neben einer stärker in die Mitte gerückten Union verliert sie nach links Wähler, deren Wünsche sie als Regierungspartei nicht bedienen kann. Hinzu kommt die gesunkene Wahlbeteiligung, die nach einem themenarmen Wahlkampf auf ein eindeutiges Mobilisierungsdefizit der SPD verweist.

Personal: Zwar würden von einem Kanzler Steinmeier in der Sache 58 Prozent nicht viel anderes erwarten, doch im Detail gilt die Kanzlerin als glaubwürdiger und sympathischer, als weitaus durchsetzungsfähiger sowie als diejenige, die Deutschland besser aus der Krise führen kann. Folge: 56 Prozent wollen lieber Angela Merkel und 33 Prozent Frank-Walter Steinmeier als Regierungschef (weiß nicht: 11 Prozent).

Der Bundesrat ¡ Die schwarz-gelbe Bundesregierung kann sich im Bundesrat auf eine Mehrheit stützen. 37 der 69 Stimmen kommen aus sieben Bundesländern mit Koalitionen von Union und FDP. Das sind zwei Stimmen mehr als nötig. Dabei haben die Unions-FDP-Regierungen von Baden-Württemberg, Niedersachsen, Nordrhein- Westfalen und Bayern je 6 Stimmen. Auf Hessen entfallen 5, auf Sachsen und Schleswig-Holstein je 4.

Themen: Zur Bekämpfung der Arbeitslosig-

keit, eindeutig größtes Problem für die Deutschen, vertrauen nach 41 Prozent 2005 jetzt noch 29 Prozent auf die CDU/CSU, unverändert 21 Prozent (2005: 21 Prozent) nennen die SPD. Kompetenzeinbußen gibt es für die Union auch in den Bereichen Bildung und Steuern, wo immer mehr Bürger bei überhaupt keiner Partei Sachverstand sehen. Dass die Steuern gesenkt werden, bezweifeln nicht nur 90 Prozent aller Deutschen, sondern auch 87 Prozent der FDP-Anhänger.

¡ Das andere Lager ist vielfältiger. Als sichere Bank der neuen Opposition können die Stimmen der SPD-Alleinregierung von Rheinland-Pfalz (4) und die von Rot-Grün in Bremen (3) sowie von Rot-Rot in Berlin (4) gelten. Die Regierungen von Union und SPD in Mecklenburg-Vorpommern (3) und Sachsen-Anhalt (4) müssen ebenso wie der schwarz-grüne Senat in Hamburg (3) Rücksicht auf den jeweiligen Partner nehmen. In Thüringen, Brandenburg (je 4) und im Saarland (3) ist die Regierungsbildung noch offen. (dpa)

Altersgruppen: Die zentrale Stütze des Wahlsiegs der CDU/CSU sind einmal mehr die über 60-Jährigen: Hier holt die Union 40 Prozent, bleibt aber in allen anderen Altersgruppen unter ihrem Gesamtresultat. Auch die SPD erzielt mit 30 Prozent bei den über 60-Jährigen ihr bestes Ergebnis. Bei den unter 30-Jährigen hat sie mit minus 17 Prozentpunkten dramatische Einbußen.

„. . . trotz der Schrammen!“

Karikatur: Haitzinger

Kein bisschen Schröder Von Rainer Wehaus

dezu zu suchen scheint, will „keine Kontroverse aufmachen“, wie dem Linken-Chef mal herausrutscht. Selbst die CSU ist nicht auf Krawall gebürstet. Landesgruppenchef Peter Ramsauer (55), aus München zugeschaltet, empfindet „große Freude“, dass es mit SchwarzGelb geklappt hat, und rechnet sich ansonsten das magere CSU-Ergebnis schön. Der große Sieger des Abends, FDP-Chef Guido Westerwelle (47), spricht zwar von einem „schönen Ergebnis“, will sich aber nicht so recht freuen. Westerwelle gibt mal wieder den zum Staatsmann gereiften Politiker, der das Wahlergebnis vor allem als „große Verantwortung“ empfindet und „viel Arbeit“ vor sich sieht.

BERLIN. Und als schon alles gesagt ist, und zwar von jedem, treffen sich die Häuptlinge der verschiedenen Stämme noch zum großen Palaver. So will es die Tradition. Elefantenrunde nennt sich das Ganze und wird am Sonntagabend zur besten Sendezeit im Fernsehen übertragen. Die alte und neue Bundeskanzlerin Angela Merkel sieht in ihrem roten Jackett ganz anders aus als noch vor vier Jahren. Damals schaute die heute 55-Jährige, von Rücktrittsgedanken geplagt, ziemlich düster drein und wird nur gerettet durch den legendären Auftritt des Noch-Bundeskanzlers Gerhard Schröder (SPD). Irgendjemand hatte ihm zugeflüstert, dass es trotz Rückstands nach Prozenten aufgrund irgendwelcher Überhangmandate noch zum Sieg reichen könnte, und so bot er der Wirklichkeit und allen anderen am Tisch tapfer die Stirn. Er wirkte wie gedopt und machte damit Merkel auch moralisch zur Siegerin. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender (50) fetzte sich damals mit Schröder aufs Schönste, und auch gestern versucht er gemeinsam mit ARD-Chefredakteur Thomas Baumann (48), durch provokante Fragen Schwung in die Runde zu bringen. Doch da war kein Schröder, nichtmal ein bisschen. Frank-Walter Steinmeier (53) verzichtet auf die Einnahme von Stimmungsaufhellern. Er spricgt mit ernstem Gesicht von einem „bitteren“ Tag für die SPD und gratuliert der Kanzlerin ebenso zum Sieg wie Grünen-Chef Jürgen Trittin (55). Selbst Oskar Lafontaine (66), der sonst den Streit gera-

Westerwelle kann sich nicht freuen Früher galt die FDP als Spaßpartei, jetzt ist ihr Chef furchtbar steif geworden. Westerwelle hat damit eine ähnliche Wandlung hinter sich wie Merkel, die Deutschland ja mal knallhart sanieren wollte, jetzt aber die große Glucke spielt, unter deren Federkleid sich alle wärmen können. Mit ihrem nebulösen Lied von der „sozialen Marktwirtschaft“ singt sie wieder alle in den Schlaf. Als würde es noch jemand interessieren, schießt der Journalist Brender zum Schluss noch eine kleine Spitze gegen die Bundeskanzlerin ab, weil die nicht auch noch vor der Wahl eine Elefantenrunde haben wollte. Nach dem gestrigen Abend können wir sagen: Da hat uns Merkel aber einiges erspart.

87,7 45,3

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CDU/CSU

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Grüne

79,1

Sie wird natürlich welche ziehen. FrankWalter Steinmeier hat den Anspruch angemeldet, Oppositionsführer zu sein. Er will Fraktionsvorsitzender werden und hat dafür die besten Chancen. Im Bundesvorsitz wird es am wahrscheinlichsten einen Wechsel geben. Franz Müntefering wird bald 70 und wird am ehesten von sich aus verzichten. Dann könnte die große Stunde der Andrea Nahles schlagen.

Hat die Linkspartei die Grünen als viertstärkste Kraft in Deutschland auf längere Sicht abgelöst?

Die Linke hat sich etabliert, und das war zu erwarten. Sie repräsentiert zwei Konflikte der Gesellschaft: Wessis gegen Ossis und unten gegen oben. Die Linken werden uns weiter begleiten. Die Grünen sind durch die Piratenpartei geschwächt worden. Jedoch ist es noch nicht ausgemacht, ob die Grünen die Linken nicht auch wieder überholen. Allerdings: Ein Joschka Fischer ist weit und breit nicht zu sehen.

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Konrad Adenauer, CDU 5. Januar 1876–19. April 1967 ¡ regierte von 1949 bis 1963 ¡ wurde mit 73 Jahren Bundeskanzler, blieb 14 Jahre an der Spitze und setzte sich vor allem für die Integration der Bundesrepublik in die westliche Staatengemeinschaft ein

Ludwig Erhard, CDU 4. Februar 1897–5. Mai 1977 ¡ regierte von 1963 bis 1966 ¡ gilt als Vater des Wirtschaftswunders und der sozialen Marktwirtschaft – was eher seiner Arbeit als Wirtschaftsminister unter Adenauer zuzuschreiben ist. Regierte nur drei Jahre

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In Niedersachsen: Im bunten Kostüm sitzt Christian Garbe, Darsteller des Rattenfän- In Bayern: Vier Trachtler laufen am Sonntag bei Aschau im Chiemgau an einem CSU- In Berlin: Ein Wähler füllt am Sonntag in einer Wahlkabine in Berlin-Pankow seinen gers von Hameln, am Sonntag bei der Stimmabgabe in Hameln Plakat mit dem Porträt von Bundeskanzlerin Angela Merkel vorbei Stimmzettel aus Fotos: dpa

So hat Deutschland gewählt Hamburg 27,4 (38,7)

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Schwerin

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Grüne Linke Sonstige

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Die wahren Sieger feiern Deutschlands wohl kleinste Wahlparty – Politikverdrossen, unpolitisch, desinteressiert? Von wegen Nun hat er also zugeschlagen, der Nichtwähler: Mit etwa 72 Prozent lag die Beteiligung so niedrig wie noch nie bei Bundestagswahlen. Politologen warnen vor vorschnellen Urteilen und einem Abgesang auf die demokratische Kultur. Von Dominik Baur und Verena Schmitt-Roschmann BERLIN. Wie lang wird der Balken sein? Bei der Wahlparty am Berliner Pfefferberg ist es nicht viel anders als bei den anderen Partys: Gebannt schauen die Gäste auf die Fernsehübertragung mit den ersten Hochrechnungen. Noch nie seien sie so stark gewesen, sagt ARD-Moderator Jörg Schönenborn kurz nach 18 Uhr. Kurt Wilhelmi nickt anerkennend. Dann wird erst mal gerechnet. Langsam sickert das Ausmaß des Erfolgs durch. Der 48-jährige Wilhelmi ist schließlich selbst überrascht: „Boah, das ist ja Wahnsinn.“ Ja, sie sind die stärkste Kraft bei dieser Bundestagswahl geworden – die Nichtwähler. Denn eines ist tatsächlich anders bei dieser Wahlparty in der Lobby eines Jugend-

hotels im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg: Die hier Versammelten haben zum größten Teil heute nicht gewählt. Nicht weil sie nicht hätten können, sondern weil sie nicht wollten. Sie sind überzeugte Nichtwähler. Fast 28 Prozent aller Wahlberechtigten sind bei dieser Bundestagswahl nicht zur Urne geschritten, vor vier Jahren waren es noch weniger als 23 Prozent. Damals waren sie drittstärkste Kraft nach Union und SPD. Jetzt sind sie die stärkste. Denn betrachtet man nicht den Anteil an der Zahl der abgegebenen Stimmen, sondern an der Zahl der Wahlberechtigten, kommt die CDU gerade mal auf 24 Prozent, die SPD auf 17 Prozent. Schwarz-Gelb konnte ganze 35 Prozent der Wahlberechtigten mobilisieren. Die Entwicklung sei zwar unschön, aber nicht dramatisch, so die Politikwissenschaftler Werner Patzelt, Heinrich Oberreuter und Lothar Probst am Sonntagabend. „Das gefährdet aber noch nicht die Demokratie“, sagt der Bremer Politologe Probst zu dem Abwärtstrend. Die Parteien sollten dies ernst nehmen, könnten aber mit guter Politik die Wähler auch überzeugen, „dass Wählen einen Unterschied macht“. Im internationalen Vergleich sei eine Wahlbeteiligung über 70

Prozent immer noch annehmbar, im deutschen Kontext allerdings sei sie „diskussionsbedürftig“, findet Oberreuter, Direktor der Akademie für politische Bildung in Tutzing. Immer weniger Menschen trauten den Parteien die Lösung von Problemen zu. Entscheidend für die Umkehr des Trends seien deshalb sichtbare Erfolge von Regierungsarbeit statt der Vertagung von Problemen.

„Immer weniger Menschen trauen den Parteien die Lösung von Problemen zu“ Heinrich Oberreuter Politikwissenschaftler Nichtwähler: Politikverdrossen, unpolitisch, desinteressiert, so werden sie häufig beschrieben. Doch viele von ihnen sind mit dieser Charakterisierung nicht einverstanden. Zum Beispiel Wilhelmi, der Leiter des Berliner Büros der Initiative Omnibus für Direkte Demokratie in Deutschland, eines der Veranstalter der Nichtwählerparty. Ihm geht es vor allem um ein Ziel: mehr direkte

Demokratie. In einer großangelegten Kampagne haben sie etwa deutschlandweit darüber informiert, welche Direktkandidaten für Volksentscheide auf Bundesebene eintreten – und zu deren Wahl aufgerufen. Erst am Samstag hatte eine Studie von Infratest-Dimap ergeben, dass die voraussichtlichen Nichtwähler nicht verdrossen von der Demokratie seien. Nur 16 Prozent der Befragten halten demnach Wahlen generell für überflüssig, lediglich 33 Prozent interessierten sich nicht für Politik. Von der „Alle-vierJahre-Stimme-wieder-weg-Demokratie“ spricht Wilhelmi. Den Nichtwählern gehe es einfach nur darum, den Parlamentariern keinen Blankoscheck für vier Jahre auszustellen. Gebe es erst mal die Möglichkeit eines bundesweiten Volksentscheids, sagt Wilhelmi, könne der Wähler auch guten Gewissens wieder seine Stimme geben – „weil er sie zu jeder Zeit auch wieder ergreifen kann“. Bei aller Freude über das Nichtwahlergebnis musste er es jedoch verschmerzen, dass der Andrang zu seiner Veranstaltung recht überschaubar war: Rund ein Dutzend überzeugter Nichtwähler hatten sich eingefunden. Die wahren Nichtwähler zogen es wohl vor, den lauen Berliner Abend zu genießen.

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Grüne

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Baden-Württemberg

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CSU

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Freude bei CDU und FDP, Enttäuschung bei SPD, Linken und Grünen. Das waren die Kennzeichen des Wahlabends. Aber was bedeutet das Ergebnis für BadenWürttemberg und seinen Ministerpräsidenten? Eindrücke vom Wahlabend in der Landesvertretung in Berlin. Von Frank Krause zurzeit Berlin BERLIN. Kaum sind Kartoffelsalat und Maultaschen aufgetischt, ist die Party fast schon wieder zu Ende. „Jetzt können wir eigentlich gehen“, sagt ein Gast, als am Sonntagabend in der Landesvertretung in Berlin die ersten Prognosen über die Bildschirme flimmern. Über 1200 Besucher hat das Land in seine Botschaft eingeladen. Aber so groß die Stapel von Brezeln auch sind, so stark das Bier aus den Fässern der staatlichen Brauerei Rothaus auch strömt – „es fehlt der Spannungsbogen“, wie es einer formuliert.

Trittin kündigt „knallharte Opposition“ an – Wird Rot-Rot-Grün bevorzugt? Von Basil Wegener BERLIN. Die Grünen fahren ein zweistelliges Rekordergebnis von gut zehn Prozent ein – und doch gibt es viele enttäuschte Gesichter auf ihrer Wahlparty. Die wichtigsten Ziele hat die Partei unter den Spitzenkandidaten Renate Künast und Jürgen Trittin verfehlt. Schwarz-Gelb wollte man verhindern, als dritte Kraft vor FDP und Linken landen. Es droht eine Richtungsdebatte. „Wir werden die größte Bundestagsfraktion seit langem haben“, ruft Trittin den jubelnden Anhängern in dem zu zwei Dritteln gefüllten „Postbahnhof“ zu. Er gibt einen kämpferischen Takt vor: „Gegen die

Grüne

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Ich freue mich, weil wir unser Wahlziel erreicht haben, nämlich eine schwarz-gelbe Koalition mit stabiler Mehrheit im Bundestag. Das bringt für wichtige Themen in der Bundespolitik mehr Handlungsmöglichkeiten als zu Zeiten der Großen Koalition. Das gilt im Besonderen für Baden-Württemberg, weil wir jetzt sowohl im Land als auch auf Bundesebene eine bürgerliche Koalition haben.

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Schwarz-Gelben, gegen die Radioaktiven gibt es knallharte Opposition.“ Rund eine Million Wähler hätten die Grünen dazugewonnen. „Das ist auch eine Kampfansage“, sagt Parteichefin Claudia Roth. Doch auch innere Kämpfe könnten jetzt aufbrechen. „Es war ein großes Problem im Wahlkampf, dass wir kein Funktionsargument für uns hatten“, sagt einer. Die Grünen konnten nicht klar sagen, mit wem sie regieren wollten. Manche im Reformerlager fürchten, dass die Parteilinken die Grünen jetzt umso stärker in Richtung Rot-RotGrün trimmen wollen. Parteichef Cem Özdemir will vorbeugen. „Ich rate uns, diesen Kurs der Eigenständig-

keit fortzusetzen“, sagt er nachdenklich. Weiter sollen Programm und Inhalt vor Posten und Macht gehen. Eher pflichtschuldig bejubeln die Fans der Grünen die gut zehn Prozent. Bislang waren 8,6 Prozent, 2002 erzielt, das Maximum im Bund. Der gemeinsame schwarzgelbe Gegner schweißt zusammen – Özdemir erinnert an die identitätsstiftende Zeit unter dem oft verspotteten CDU-Kanzler Helmut Kohl: „Wir werden alles tun, dass kein Rückfall in die 80er Jahre stattfindet.“ Die angestrebte Eigenständigkeit würde aber auch bedeuten, dass die Grünen die Schotten jetzt nicht in Richtung der Wahlsieger schließen.

Sieg mit Sahnehäubchen für Lafontaine Der frühere SPD-Chef sieht die Linkspartei endgültig auch im Westen etabliert Von Isa von Bismarck-Osten Berliner Redaktion BERLIN. „Ich weiß nicht, ab wann ist man eigentlich Volkspartei?“ Das Johlen und frenetische Klatschen der rund tausend Parteianhänger im Hof der Kulturbrauerei ist Gregor Gysi Antwort genug: „So ab 12,5 Prozent“, schätzt der Fraktionsvorsitzende der Linken mit einem verschmitzten Lächeln und wieder kreischen die Parteianhänger vor Freude auf. Keine Frage: Die Linke hat gestern Abend auf dem Prenzlauer Berg eine „Wahlparty“ gefeiert, die diesen Namen verdient. Und Gründe zum Feiern gab es ja genug: Ihr

Ziel „10 Prozent plus X“ hat sie erreicht, in Brandenburg ist sie zweitstärkste Kraft geworden und mit Schleswig-Holstein nun in den sechsten Landtag in den alten Bundesländer eingezogen. Als „historisches Ereignis“ bezeichnet denn auch Gysi das Wahlergebnis. Erstmals sei eine Kraft „links von der SPD mit einem guten zweistelligen Ergebnis in den Bundestag geschickt worden“. „Das hat es noch nie gegeben“, sagt Gysi. Auch Lothar Bisky scheut große Worte nicht. „Wir haben eine Schallmauer durchbrochen. Wir sind zweistellig“, so der Parteivorsitzende. Der Parteivorsitzende Oskar Lafontaine geht noch weiter und spricht von einem „Er-

gebnis, von dem wir vor Jahren nur geträumt hätten.“ Während indes die Menge die über die Leinwand flimmernden „ZDF“-Bilder von Frank-Walter Steinmeier und Franz Müntefering mit Buh-Rufen kommentiert, zeigt sich die Parteispitze mitfühlender. „Die SPD ist erheblich geschwächt, darüber kann sich niemand freuen“, sagt Lafontaine. Gysi kann sich einen Seitenhieb nicht verkneifen: „Es macht für sie keinen Sinn, eine zweite Union zu sein.“ Und LinkenFraktionsgeschäftsführer Ulrich Maurer sagt: „Wenn die SPD eine normale Partei wäre, dann wären die Herren Schröder nach der letzten Wahl schon verschwunden.“

m die sich an diesem Abend überhaupt in der Südwest-Botschaft sehen lassen. Die Bühne gehört anderen. Zum Beispiel Wolfgang Reinhart, Statthalter des Landes in Berlin. „Das ist eine Zeitwende in Berlin“, sagt er nach der ersten Hochrechnung. CDU und FDP regieren nun nicht nur in Stuttgart, sondern auch auf Bundesebene und obendrein in so vielen Ländern, dass das Bündnis durchmarschieren kann – im Bundestag wie im Bundesrat. Sein Chef ist zu dieser Zeit noch in der Luft. Oettinger besucht mit seiner Lebensgefährtin Friederike Beyer am Nachmittag noch die Hengstparade in Marbach und fliegt danach gen Berlin. Auf der Anfahrt wird er über die Ergebnisse informiert – und spürt schnell: Da mag der Regierungswechsel auf Bundesebene geglückt sein, die Verluste der Südwest-CDU nehmen bedrohliche Ausmaße an. Aber das bleibt erst einmal Nebensache. Offiziell. Nur, woher kommen diese Verluste? „Die Große Koalition war für uns nicht einfach“,

sagt Umweltministerin Tanja Gönner, vor allem der Mittelstand sei „nicht glücklich“ gewesen. Gönner räumt ein, die Verluste seien „schmerzlich“. So sieht das auch Georg Brunnhuber, der mächtige, aber scheidende Chef der CDU-Landesgruppe im Bundestag. „Ein paar Prozentpunkte weniger für die FDP und mehr für uns wäre besser gewesen.“ Aber letztendlich sei das egal: „Es ist doch wichtig, dass wir unser Wahlziel erreicht haben, nämlich eine Koalition mit den Liberalen auf Bundesebene.“ Annette Schavan nickt: „Die Bürger wollten Klarheit, und sie haben Klarheit geschaffen“, meint die ehemalige Kultusministerin und jetzige Bundesbildungsministerin. Wie sie die Verluste der eigenen Partei bewertet? Das sei eben so, wenn man in einer Großen Koalition gefangen war: „Da bekommt man den einen oder anderen Kratzer ab.“ Alles also in Butter, prima Klima in der Südwest-CDU? Nicht alle sehen das so, die im Foyer der Landesvertretung das Ergeb-

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nis analysieren. „Jetzt muss der Günther auf Bundesebene aber endlich Gas geben, muss seine Wirtschaftskompetenz stärker einbringen“, meint ein führender CDUMann. Andere werden noch deutlicher. „Oettinger muss sein Kabinett umbilden, sonst fliegt ihm der ganze Laden bei der Landtagswahl 2011 um die Ohren“, warnt einer aus der Führung der Südwest-CDU. Oettinger müsse es gelingen, sich inhaltlich und persönlich stärker zu profilieren. Zur Erinnerung: Schon in den Wochen vor der Bundestagswahl war mancher Landtagsabgeordnete angesichts der schlechten Umfragewerte für die Partei und für Oettinger nervös geworden. Wird der Triumph auf Bundesebene die Sorgen im Keim ersticken? „Wäre Oettinger stark, hätten die Leute doch die CDU gewählt, um ihn weiter zu stärken. So aber haben sie die CDU geschwächt und die FDP gestärkt“, warnt einer vor allzu viel Selbstzufriedenheit.

Die anderen können diese CDU-interne Debatte entspannt verfolgen. Allen voran die FDP. Hätte Landeschefin Birgit Homburger an diesem Abend nicht einen weißen Blazer an, sie würde noch stärker strahlen als die Scheinwerfer des SWR, der die Landesvertretung zum TV-Studio umfunktioniert hat. „Wir sind so stark geworden, weil wir klare Positionen haben“, betont Homburger. Soll heißen: Die Stärke der Liberalen ist nicht der Schwäche der CDU zu verdanken. Es mag ein kleiner Seitenhieb in Richtung des Koalitionspartners sein. Aber an diesem Abend will niemand über Schwächen reden. Nein, sie stärken Oettinger den Rücken. So wie FDP-Landesvize Michael Theurer, der warnt, die CDU-Verluste allein dem Regierungschef anzuheften: „Diesen Schuh muss er sich nicht anziehen.“ So geht es zu später Stunde nur noch um Personalien. Ob Annette Schavan im Kabinett bleibt? „Sie sehen eine gut gelaunte stellvertretende Parteivorsitzende und Ministerin“, lautet ihre Antwort. Ob Umweltministerin Gönner in die Bundesregierung wechselt? „Wenn es so kommt, kommt es so, wenn nicht, kann ich auch damit leben.“ Sie sagt aber auch: „Stand jetzt bleibe ich in Baden-Württemberg.“ Kein Zweifel: Die Wahl ist vorbei. Aber es bleibt spannend.

m Von Frank Krause, Berlin

Herr Oettinger, die Wahl ist vorbei. Wie erleichtert oder enttäuscht sind Sie über das Ergebnis?

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zende des Marburger Bundes und CDULandtagsabgeordnete lag nach rund 140 von 195 Schnellmeldungen mit 37,5 Prozent vorn. Schmidt erreicht demnach etwa 32 Prozent. Sie war wegen der sogenannten Dienstwagen-Affäre in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten. Die SPD-Politikerin ist seit 2001 Bundesgesundheitsministerin. (ddp)

Müntefering lässt alles offen. Der Mann, für den Opposition nach eigenen Worten Mist ist, tritt nicht zurück, obwohl das einige am Wahlabend erwartet hatten. Stattdessen sagt der 69-Jährige: „Ich danke Frank-Walter, dass er kandidiert hat.“ „Die Sozialdemokraten werden Opposition sein und sich wieder herankämpfen.“ „Wir stellen uns neu auf.“ Schließlich die denkwürdig letzten Worte, die rechte Hand zur Faust geballt: „Lasst uns beisammenbleiben. Wir sehen uns bald wieder in der Politik.“ Zuversicht und Selbstgewissheit klingen anders. Steht hier einer, dessen letzter Dienst an seiner Partei sein wird, die Verantwortung für das Wahldesaster in vollem Umfang zu übernehmen? Der Steinmeier gewissermaßen entlastet und auf dem Parteitag auf eine Wiederwahl verzichtet mit der Botschaft: Ich habe es vermasselt, nun macht es neu und besser? Nein, nicht an diesem Wahlsonntagabend. Direkt auf seine erneute Kandidatur angesprochen, beteuert der Vorsitzende in bestem Münte-Stakkato: „Das habe ich so gesagt zum Parteitag. Und alles, was ich dazu gesagt habe, gilt auch.“

Abgestürzt: Frank-Walter Steinmeier stellt sich seinen Anhängern im Willy-Brandt-Haus

Den Grünen droht eine Richtungsdebatte

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chen-Stadt an den Ärztefunktionär

Rudolf Henke verloren. Der Bundesvorsit-

Frank-Walter Steinmeier SPD-Kanzlerkandidat

„Wir sehen uns bald wieder in der Politik“ Franz Müntefering SPD-Chef Am Sonntag applaudiert Müntefering nur an zwei Stellen, als Steinmeier spricht: als der ankündigt, nicht aus der Verantwortung zu fliehen, und später von der „historischen Mission der SPD“ spricht, die soziale Balance herzustellen. Klaus Wowereit mag diesem Schauspiel kaum mehr folgen. Berlins Regierender Bürgermeister ist herbeigeeilt und verlangt, die SPD müsse sich erneuern. Opposition als Reha nach elf Jahren des Regierens, Mittragens und Nicht-Aufarbeitens der Reformpolitik, die als Agenda 2010 die SPD spaltete. Erneuern und verjüngen sind Wowereits Schlagworte, und er bringt sich damit in Stellung – als Kanzler-Anwärter der Parteilinken für ein rot-rot-grünes Bündnis. Doch Bremens früherer Bürgermeister Henning Scherf fängt ihn ein: „Wir müssen das, was übrig geblieben ist, sammeln und sortieren und dann einen neuen Anfang machen.“

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Noch-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat den Wahlkreis Aa-

„Nach diesem Ergebnis werden wir nicht ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen“

Einige Genossen wollen in den vergangenen Tagen beobachtet haben, dass zwischen Steinmeier und Müntefering Funkstille geherrscht habe. Der Chef habe dem Kandidaten den ein oder anderen Alleingang nicht verziehen, sagen sie. Und er habe es als Misstrauensvotum empfunden, dass Steinmeier mit einer eigenen Berater-Entourage ins Brandt-Haus eingezogen sei. Plötzlich war der Wahlkämpfer Müntefering nur noch Herr aller Kampagnen, aber nicht mehr Manager des Spitzenkandidaten.

Was hatten die Auguren nicht alles befürchtet. Auf jeden Fall einen ganz knappen Wahlausgang, womöglich eine Fortsetzung der Großen Koalition. „Wenn es zu Schwarz-Gelb nicht reicht, dann werden wir Schwarz-Grün anstreben“, hatte noch kurz vor dem Urnengang ein enger Vertrauter von Ministerpräsident Günther Oettinger im kleinen Kreis angekündigt. Alles erledigt. Das weiß auch der frühere GrünenChef Reinhard Bütikofer. Einerseits freut sich der frühere Landtagsabgeordnete und jetzige Europapolitiker über die Stimmenzuwächse seiner Partei: „Wir haben Leute angesprochen und erreicht, die uns vorher mit dem Rücken angeschaut haben.“ Aber was hilft das, wenn es nicht zum Regieren reicht. „Die große Selbstzufriedenheit der Sieger wird sich legen“, sagt er noch und verschwindet. Auch SPD-Politikerin Marion Caspers-Merk, einst Staatssekretärin in der Bundesregierung, ist ernüchtert: „So ist das halt in einer Großen Koalition: Der kleine Partner kriegt die Prügel, der große Partner kriegt die Lorbeeren.“ Caspers-Merk, sie ist eine der wenigen aus dem Lager der Sozis,

Die starke Post für Baden-Württemberg:

Rheinland-Pfalz

12,0 (10,1)

Grüne Linke

Zwitscherer wussten’s früh Es war noch Zeit genug zum Wählen, als am Sonntag gegen 16 Uhr die ersten Prognosen im Internet-Kurzmitteilungsdienst Twitter auftauchten. Ungeachtet aller Warnungen des Bundeswahlleiters überschlugen sich in der Folge die Prognosen, für die unterschiedliche Umfrage-Institute als Quellen genannt wurden. Bis 17 Uhr war für die Zwitscherer klar, dass sie mit einer Koalition aus Union und FDP rechnen mussten – oder konnten. Das Bundeswahlgesetz sieht Strafen bis zu 50 000 Euro für vorzeitige Veröffentlichung von Wahlnachfragen vor. (StN)

BERLIN. Die Katastrophe– und doch tritt Frank-Walter Steinmeier keine 35 Minuten später ans Podium und strahlt übers ganze Gesicht. So wie er es gelernt hat im Wahlkampf, seinem Wahlkampf, in dem er sich vom Bürokraten zum Kanzler-Herausforderer wandelte, der sich zur Not ins Ziel lacht. Trotz der miserablen Umfragewerte und schlechten Wahlergebnisse, die der SPD seither wie Pech am Stiefel kleben. Treibt den 53-jährigen Vizekanzler also schiere Erleichterung, die Tortur hinter sich gebracht zu haben, die ihn seit einem Jahr und zwei Wochen in Atem hielt, in denen er auch noch als Spitzenkandidat im Rennen lag? Vorfreude wird ihn kaum lenken. Steinmeier nennt die Dinge beim Namen: „Nach diesem Ergebnis werden wir nicht ohne weiteres zur Tagesordnung übergehen.“ Klar sei, dass er die neue Fraktion bitten werde, ihn zum Chef, zum Oppositionsführer zu wählen. „Denn ich werde nicht aus der Verantwortung fliehen.“ Da jubeln seine Zughörer, als ob er gerade den großen Sieg verkündet. Gespenstisch. Nicht ohne weiteres dagegen wird Franz Müntefering Parteichef bleiben. Schließlich ist er, der hier links von Steinmeier steht und nur selten in den verzweifelt dargebrachten Applaus der frustrierten Genossen einstimmt, der Verantwortliche für den verlorenen Kampf. Den meisten Genossen ist bewusst, dass seine Zeit abläuft – dass die deutlich nach links gerutschte neue Bundestagsfraktion darauf bestehen wird, Müntefering abzulösen, und nur dann Steinmeier als neuen Frontmann akzeptiert. Die Strategen gehen davon aus, dass Steinmeier sich als neuer starker Mann der SPD auf dem Parteitag im November zusätzlich um das Amt des Parteivorsitzenden bewerben wird.

DU

Nichtwähler genießen in aller Stille

16,9 (32,7)

Grüne Linke

Dresden

Wiesbaden

16,6 (11,7)

Drei Wahlbriefe aus Wiesbaden und Köln für die Bundestagswahl sind am Wahltag Hunderte Kilometer entfernt in Thüringen aufgetaucht. Wahlvorstände fanden die roten Briefumschläge im Briefkasten der Gemeinde Geisa im Wartburgkreis. „Wie die da reingekommen sind, ist verwunderlich“, sagt Kreiswahlleiterin Regina Spieß in Bad Salzungen. Vermutet wird, das entweder die Post die Wahlbriefe falsch zugestellt oder Urlauber diese selbst in den Gemeindekasten warfen. Damit die Stimmen berücksichtigt werden konnten, brachte ein Fahrer die Briefe mit einem Auto des Landratsamts nach Köln und Wiesbaden. (dpa)

Von Claudia Lepping Berliner Redaktion

Ganz entspannt: Vielleicht lag es ja auch am guten Wetter, dass viele lieber in den Ganz unberührt: Ein Stimmzettel liegt – dekorativ für den Fotograf mit Bleistift verziert Ganz weit weg: Ein Taxi passiert am Sonntag ein Plakat in Berlin, das die Bürger zum Park (hier ein junges Paar in Berlin) als ins Wahllokal gingen – am Sonntag in Lübeck zur Stimmabgabe bereit Wählen aufruft Fotos: dpa

32,2 (33,7) 25,6 (35,6)

SPD FDP

Verirrte Wahlbriefe

Der Schlag trifft die Genossen lautlos. Sie müssen die Wahrheit nicht anhören, weil just in jenem Moment der Ton wegbleibt, als die 18-Uhr-Prognosen über die Bildschirme des Willy-BrandtHauses flimmern: knapp 23 Prozent. Das historische Tief.

Bundestagswahl 2009

10,3 (8,1)

FDP

CDU

Sonstige

Angela Merkel, CDU 17. Juli 1954 ¡ sie regiert seit 2005 ¡ sie ist die erste Frau und Ostdeutsche im Kanzleramt. Merkel musste zwischen den Regierungsparteien Union und SPD vermitteln und gilt als Kanzlerin der Kompromisse

30,1 (24,7)

CDU

Sachsen Erfurt

Hessen

Gerhard Schröder, SPD 7. April 1944 ¡ er regierte von 1998 bis 2005 ¡ unter ihm gab es das erste Mal eine rot-grüne Regierung. Der Ausstieg aus der Atomenergie wurde beschlossen. Seine Sozialreformen, Stichwort Hartz IV, prägen die Republik

20,9 (16,4)

SPD

Düsseldorf

5,0 (2,8)

Hessen

Helmut Kohl, CDU 3. April 1930 ¡ regierte von 1982 bis 1998 ¡ den Prozess der Wiedervereinigung gestaltete er und wirkte maßgeblich am europäischen Einigungsprozess mit. Die CDU-Parteispendenaffäre überschattete seine Amtszeit

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt

Nordrhein-Westfalen

Auf der Hallig Gröde im Wattenmeer vor der Nordseeküste hat sich die SPD durchgesetzt: Von den 13 Wahlberechtigten stimmten mit der Zweitstimme vier für die SPD, drei für Grün, zwei für die CDU und einer für die Linke, so Wahlvorstand Volker Mommsen. Zwei Stimmen waren ungültig. Eine Stimme wurde per Briefwahl abgegeben. Bei den Erststimmen dominierte die CDU mit 7. Mit 17 Einwohnern ist Gröde nach eigenen Angaben die kleinste Gemeinde in Deutschland. (AP)

Der unterlegene Kanzlerkandidat will nun Oppositionsführer werden – Parteichef Müntefering lässt seine Zukunft offen

20,4 (34,3)

Brandenburg

33,5 (34,4) 28,7 (40,0) 14,8 (10,0) 9,6 (7,6) 8,4 (5,2)

Nummer 224 · Montag, 28. September 2009

Helmut Schmidt, SPD 23. Dezember 1918 ¡ regierte von 1974 bis 1982 ¡ der Terror der linksextremistischen Rote-Armee-Fraktion und der umstrittene Nato-Doppelbeschluss fielen in seine Regierungszeit. 1982 wurde er als Kanzler abgewählt

Potsdam

Nordrhein-Westfalen

Grüne Linke Sonstige

Willy Brandt, SPD 18. Dezember 1913–8. Oktober 1992 ¡ regierte von 1969 bis 1974 ¡ für seine Ostpolitik, die Öffnung nach Osteuropa, erhielt er den Friedensnobelpreis; trat zurück, als Günter Guillaume, einer seiner Mitarbeiter, als DDR-Spion enttarnt wurde

8,0 (5,5)

Sonstige

SPD

Wolfgang Bosbach Unionsfraktionsvize Und bei den Liberalen? Schon gehen auch bei ihnen die personellen Begehrlichkeiten los. „Bei dem Bomben-Ergebnis haben wir Anspruch auf fünf Ministerposten", fordert ein Liberaler. Westerwelle dürfte sich zügeln. Schließlich ist es nicht so gut, in vier Jahren für fünf statt vier Fachbereiche haftbar gemacht zu werden. Zudem macht es aus FDP-Sicht Sinn, bei der Zahl der Ministerposten nicht in die Vollen zu gehen, um für die Sachverhandlungen noch ein Faustpfand zu haben. Klar, Westerwelle wird Vizekanzler und nach dem Auswärtigen Amt greifen. Wen er noch berufen wird, ist sein Geheimnis. Hoffnungen machen sich drei aus der älteren Garde. Hermann-Otto Solms (69) würde gern Finanz-, Rainer Brüderle (64) Wirtschafts- und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (58) wieder Justizministerin werden. Auch die Jungen scharren mit den Hufen: Silvana Koch-Mehrin (38) will das Familien-, Daniel Bahr (33) das Gesundheitsund Otto Fricke (43) das Finanzressort. Einen kleinen Hinweis gibt Westerwelle, wer besonders hoch bei ihm im Kurs steht: Als er auf der Bühne steht, weist er ausdrücklich darauf hin, dass einige Spitzenliberale „die Ehre haben, mit hier zu stehen“. Mit dabei sind Solms, Brüderle, Leutheusser-Schnarrenberger und Koch-Mehrin. Immer noch zu viele. Aber so ist es eben. Nichts ist an diesem Abend ganz perfekt.

18,4 (13,7)

Grüne Linke

Magdeburg

Hannover

FDP

Das kann die Christdemokraten nicht so richtig froh machen. Gut 33 Prozent. Niemand hat mehr zu bieten, ja, das stimmt schon. Aber die Ansprüche sind eigentlich höher – Volkspartei will man doch sein. Was also macht man mit so einem Ergebnis? Man kann es ignorieren. Darin ist die Union geübt. Eine Aufarbeitung des 2005er-Wahlkampfes ist nie erfolgt. Warum dann jetzt, wo sogar die Wunschkoalition herausgekommen ist? Weil diese Erosion so konstant ist. Vielleicht ist die desolate SPD der Union nur einen Schritt zum Abgrund

Hallig Gröde geht an SPD

10,9 (8,2)

FDP

Berlin Niedersachsen

8,6 (4,3) 4,9 (2,6)

CDU

vor die Kameras. Erst danach geht er, der große Wahlsieger des Abends, als letzter der Parteichefs vor seine Leute. „So sehen Sieger aus“, grölt der Parteinachwuchs, als Westerwelle, nach ihm Hans-Dietrich Genscher, dann das Präsidium sich einen Weg durch die Menge bahnen. „Wir bleiben auf dem Teppich, wir heben nicht ab“, verspricht Westerwelle. Bei aller Freude, das Ergebnis bedeute vor allem Verantwortung. Er nennt drei Projekte: ein faires Steuersystem, bessere Bildungschancen und dass Bürgerrechte wieder respektiert werden.

Wenn das Ergebnis der Bundestagswahl im Heimatort von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bundesweit gelten würde, wäre die Welt für die Sozialdemokraten in Ordnung. Von den 778 Wahlberechtigten gaben in Brakelsiek 511 Personen ihre Stimme ab. 64,2 Prozent stimmten für die SPD, 16,3 Prozent für die CDU. „Das ist in Ordnung“, sagt Mutter Ursula Steinmeier. „Dieses Ergebnis hätte sich mein Sohn auch in Deutschland gewünscht.“ (dpa)

21,4 (22,0)

CDU SPD

13,3 (8,9) 10,7 (7,4)

Grüne Linke Sonstige

Das neue Führungsduo: Angela Merkel und Guido Westerwelle im Studio der ARD

„Als letzte Volkspartei muss sich die Union auf die ganze Breite der Gesellschaft konzentrieren“

SPD siegt in Steinmeiers Heimatort Brakelsiek

Die SPD stürzt ins Bodenlose, aber Steinmeier bleibt

Berlin

Hamburg

29,3 (43,2)

SPD FDP

6

¡ Gewinnt eine Partei bei der Bundestagswahl mindestens 0,5 Prozent der Zweitstimmen, erhält sie eine Erstattung für ihre Wahlkampfkosten. Für die ersten vier Millionen Stimmen gibt es jeweils 85 Cent, für jede weitere Stimme 70 Cent. Die 0,5-Prozent-Hürde soll verhindern, dass Splitterparteien nur antreten, um Geld zu bekommen. ¡ Nach der Bundestagswahl vom Sonntag kann sich besonders die Piratenpartei über einen Geldregen freuen, sie kam aus dem Stand auf rund zwei Prozent. Bei der Wahl 2005 schafften von den kleinen Parteien nur die rechtsextreme NPD (1,6 Prozent) und die Republikaner (0,6 Prozent) diese Hürde. Allein die SPD erhielt damals für ihre 16,194 Millionen Stimmen rund 11,9 Millionen Euro. ¡ Alle Parteien bekommen zusammen höchstens 133 Millionen Euro pro Jahr an staatlichen Mitteln. Übersteigen die ihnen zustehenden Beträge diese Obergrenze, werden sie anteilig gekürzt. ¡ Parteilose Direktkandidaten bekommen erst wenn sie mindestens 10 Prozent der gültigen Erststimmen gewinnen eine Erstattung von Wahlkampfkosten. Sie erhalten dann immerhin 2,80 Euro pro Stimme. (dpa)

9,8 (6,3)

FDP

12,0 (8,4)

Grüne

16,6 (31,7)

SPD

15,6 (10,1)

FDP

15,6 (14,9)

33,2 (29,6)

CDU

26,6 (38,2)

SPD

13,2 (9,0)

FDP Grüne

Mecklenburg-Vorpommern

33,2 (36,4)

CDU

Kurt Georg Kiesinger, CDU 6. April 1904–9. März 1988 ¡ regierte von 1966 bis 1969 ¡ war der Erste, der in einer großen Koalition von CDU/ CSU und SPD Kanlzer war. Vorher – von 1958 bis 1966 – hatte er das Ministerpräsidentenamt in Baden-Württemberg inne

Geld für die Parteien

Schleswig-Holstein 27,9 (28,9)

CDU

Bremen SPD FDP

Und doch. Und doch. Es ist dieser kleine Vorbehalt, dieses ungute Gefühl, dieser unangenehm nagende Zweifel, dass trotzdem nicht alles 100 Prozent richtig läuft. Klar, Kanzlerschaft, Regierung, erste bürgerliche Mehrheit seit 1994. Schön, sehr schön. Aber etwas über 33 Prozent! Das schlechteste Ergebnis seit 1949. Viele erinnern sich: Es herrschte blankes Entsetzen, als die Union 2005 mit 35,2 Prozent gerade noch eine weitere Schröder-Amtszeit verhindern konnte. Diesmal hat sie das locker unterboten. Zum Glück gibt’s die Liberalen! Die können vor Kraft kaum laufen. Das beste Ergebnis seit 1949: Für 2000 Liberale gibt es ab dem Augenblick kein Halten mehr, an dem die erste Prognose das Rekordergebnis unters Parteivolk bringt. Hier in den Römischen Höfen, die die Partei in der Nähe der „Linden“ für die Siegesfeier angemietet hat, machen ausgelassene Scherze die Runde: „Schauen wir mal, ob Merkel das Koalitionsangebot der FDP annehmen wird.“ Ganz anders die Parteispitze: Sie hält sich in der Öffentlichkeit zurück. Nur hinter verschlossenen Türen knallen die Champagnerkorken. Punkt 17.50 Uhr weiß Parteichef Guido Westerwelle, dass er sein ganz großes Ziel erreicht hat und ihm niemand mehr diesen Sieg nehmen kann. Aber Westerwelle zügelt seine Euphorie. Jetzt ja nicht auftrumpfen. Er wartet anderthalb Stunden ab, bevor er auftritt. Er will auf Nummer sicher gehen, die zweite Hochrechnung abwarten. Dann lässt er noch der Kanzlerin drüben in der Unionszentrale den Vortritt

Hintergrund

Schwere Schlappe für die CSU in Bayern – Linkspartei legt vor allem im Westen zu – SPD bricht in allen Bundesländern ein

CDU

Der nagende Zweifel, dass trotzdem nicht alles 100 Prozent richtig läuft

vor 200 Anhängern in Berlin, man habe in einigen Wahlbezirken bis zu neun Prozent der Stimmen erhalten. Unter männlichen Erstwählern liege der Anteil sogar bei bundesweit 13 Prozent. Laut ARDHochrechnung holte die vor drei Jahren gegründete Partei, die für Freiheitsrechte im Internet eintritt, knapp zwei Prozent. In den vergangenen Monaten hatten die Piraten einen beträchtlichen Zulauf und zählen über 9000 Mitglieder. (dpa)

Ein Arzt besiegt Ulla

Bundestagswahl 2009

Deutschland ist noch immer zweigeteilt – zumindest was das Wahlverhalten betrifft. Die Zweitstimmenergebnisse im Osten unterscheiden sich nach wie vor deutlich von denen im Westen. (In Klammern Ergebnisse der Wahl 2005 – Quelle Bundeswahlleiter; Zwischenergebnisse 2009 – Quelle Bundeswahlleiter)

Die Piratenpartei feiert ihren ersten Auftritt bei einer Bundestagswahl als „ex-

zureden. 41 Prozent! Man möchte den himmlischen Wutausbruch von Franz-Josef Strauss selig über transzendentaler Hotline übertragen bekommen. Die CSU hat die FDP so massiv attackiert, dass der Verdacht aufkommen kann, die Angriffe hätten die Liberalen erst stark gemacht. Das wird Konsequenzen haben. Jetzt stehen Koalitionsverhandlungen an. Da geht es nicht nur um Programme, auch um Positionen und Posten. Da hat die CSU wenig zu fordern. Die FDP wird auf das Wirtschaftsressort zugreifen wollen, wenn sie das Finanzministerium – ihre erste Option – nicht kriegt. Dann muss Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) weichen – womöglich auf die Hardthöhe, wo man wenig gewinnen, aber viel verlieren kann. Das schwache CSU-Abschneiden gibt Merkel freie Hand. Und sonst? Viel hängt von Wolfgang Schäuble ab. Will er EU-Kommissar werden? Dann rückt wohl Kanzleramtsminister Thomas de Maizière ins Innenressort, der längst als ministrabel geltende Norbert Röttgen könnte ihn im Kanzleramt ersetzen. Fragen bleiben: Erfüllt die Kanzlerin den Wunsch von Ursula von der Leyen und gibt ihr das Gesundheitsressort? Bleibt Annette Schavan Bildungsministerin? Sie möchte es.

Bundestagswahl 2009

Aufgemalt: Ein geschminkter Anhänger der Piraten-Partei verfolgt in Berlin die Wahl- Aufgestiegen: Grüne Luftballons wehen im Berliner Postbahnhof am Rand der Wahl- Aufgekratzt: Der Linksfraktionsvorsitzende Oskar Lafontaine kommt zur sogenannberichterstattung im Fernsehen party der Grünen ten Berliner Runde ins ARD-Hauptstadtstudio Fotos: AP (2), dpa, ddp

Piraten freuen sich über zwei Prozent

voraus? „Ein Warnschuss“ sei das, sagt einer, der am Kabinett Platz nehmen könnte. Merkel, die Siegerin, kann das nicht ignorieren. Sie braucht eine Strategie. Wolfgang Bosbach hätte eine. Der Fraktionsvize findet das Ergebnis zwar „unterm Strich sehr gut“, aber den Sekt lässt auch er lieber im Kühlschrank. Er sieht die bedenkliche Entwicklung: „Die Union muss zeigen, dass sie Maß und Mitte hält, die Interessen des kleinen Mannes in der schwarz-gelben Koalition im Blick hat. Als letzte Volkspartei muss sie sich auf die ganze Breite der Gesellschaft konzentrieren.“ Das ist der Kurs, den die Kanzlerin einschlagen will. Sie will bei all den kommenden Debatten in ihrer Partei die Richtung vorgeben. Und die heißt Vorwärts-Verteidigung. So ist zu verstehen, dass sie schon gestern Abend ein Leitmotiv anklingen lässt: Sie wolle „die Kanzlerin aller Deutschen“ sein. Und die Union wolle „Volkspartei bleiben“. Also vertrete sie „die Mitte“, die „Arbeitnehmer wie die Arbeitgeber“. Immerhin, das ist ein erster Ansatz, der funktionieren kann. In Nordrhein-Westfalen verfolgt Jürgen Rüttgers nicht ohne Geschick genau dieses Ziel: das Vakuum zu füllen, das die schwindsüchtige SPD lässt. Soll die FDP ihre Klientel bedienen und liberale Parolen hochhalten, soll die Union das Zentrum besetzen. Leicht wird das nicht. Merkel wird Kompromisse schließen müssen. Natürlich zuerst mit der selbstbewussten FDP. Aber wenn Merkel wirklich „die Kanzlerin aller Deutschen“ sein will, muss sie weiter auch jenes Milieu bedienen, das außerhalb des konservativen Spektrums steht. Die Folge ist absehbar: In der beunruhigten Partei wird man Forderungen hören, dass auch mal jemand ohne die dauernde Rücksichtnahme „CDU pur“ präsentieren müsse. Rein und unverfälscht. Im Idealfall macht das der Generalsekretär, und da beginnt sich schon das Personalkarussell zu drehen. Franz Josef Jung, der zuletzt glücklose Verteidigungsminister, hätte Spaß daran. Der smarte Niedersachse David McAllister – sein Vater war ein in Deutschland stationierter britischer Soldat – auch. Das ist die für Merkel günstige Variante. Falls ihre neue Regierung aber einen schweren Start hat, was angesichts der Haushaltslage möglich ist, dann werden die radikalen Rufe lauter. Dann könnte der Parteivorsitz zur Neuverhandlung anstehen. Was tatsächlich eine Entmachtung wäre, ließe sich als Entlastung verkaufen. Merkel aber wäre entscheidend geschwächt. Bosbach warnt davor: „Das wäre ein kapitaler Fehler. Dann würde jede Differenz in den Äußerungen von Vorsitzenden und Kanzlerin zum Streit stilisiert.“ Vorerst wird es so weit nicht kommen. Auch wenn die Union unter Merkels Führung schrumpft, dürfte es bei jeder anderen Konstellation noch schlimmer werden. Und außerdem kann Merkel in einer Wahlanalyse darauf verweisen, dass auch andere Fehler gemacht haben. Deftige Fehler! CSUChef Horst Seehofer versucht erst gar nicht, das trostlose bayerische Ergebnis schön-

Linke *

77,7

38,5

8,3

5,6

1980

11,0 5,0 2,4

9,1

6,9

1,5

1949

84,3

48,8

48,6

31,8

28,8

11,9

86,7

47,6

39,3

36,2

29,2

86,8

Muss die SPD personelle Konsequenzen aus ihrem schlechtesten Ergebnis bei Bundestagswahlen ziehen?

BERLIN. Ach, warum kann es denn nicht einmal einfach perfekt sein? Wenigstens an diesem Abend, an dem alles bereitet ist: 1500 Gäste im Konrad-Adenauer-Haus, der CDU-Bundesparteizentrale, sind da. Gut gelaunt, siegesgewiss. Und sie haben ja auch Grund zur Freude: Die Kanzlerschaft ist gesichert, die quälende Große Koalition abgewählt, Schwarz-Gelb eindeutig etabliert. Heraus also mit all dem aufgestauten Jubel und dem Stolz und der Genugtuung. Nun ja. Es ist alles da. Die „Angie!“-Rufe, der riesige Applaus, als – ziemlich spät – die Kanzlerin, die alte und zugleich neue, vors Parteivolk tritt. Alles da: das Glänzen in den Merkels Augen, das Siegerlachen, auch das außergewöhnlich emotionale Bekenntnis, „glücklich“ zu sein.

Nummer 224 · Montag, 28. September 2009

trem großen Erfolg“. Vorsitzender Jens Seipenbusch erklärte am Sonntagabend

Fotos: dpa

Zweitstimmen

* bis 2002 als PDS

87,8 50,2

StN-Grafik: Lange, Klos / Quelle: Statistisches Bundesamt, Bundeswahlleiter

Wahlbeteiligung

Alle Angaben in Prozent 85,8

wissenschaft an der Universität in Mainz

Das lässt sich noch nicht absehen. Die FDP wird vier oder fünf Ministerposten fordern. Auf das Außenministerium hat Guido Westerwelle das Zugriffsrecht. Die FDP wird zudem entweder das Wirtschafts- oder das Finanzministerium besetzen. Wirtschaftsminister könnte Rainer Brüderle werden, Finanzminister Hermann Otto Solms und Justizministerin Sabine LeutheusserSchnarrenberger. Karl-Theodor zu Guttenberg könnte dann Minister für Arbeit und Soziales werden.

Von Norbert Wallet und Markus Grabitz Berliner Redaktion

4

Kurz berichtet

Die FDP bärenstark, die CSU angeschlagen, und die CDU will die Mitte besetzen – leicht wird das nicht für Angela Merkel

Die Kanzler

Das Auf und Ab der Parteien in Deutschland Ergebnisse bei den Bundestagswahlen seit 1949

Auf viel weniger als befürchtet. Es wird keine soziale Rolle rückwärts geben. Leute wie Horst Seehofer und Jürgen Rüttgers werden dagegen stehen. Rüttgers hat im Mai NRW-Landtagswahlen. Er weiß, er wird verlieren, wenn es soziale Einschnitte gibt. Es wird mit Sicherheit Steuersenkungen geben. Netto wird der Steuerzahler jedoch kaum entlastet, da das Geld an anderer Stelle wieder eingesammelt wird – etwa durch eine Börsen-Umsatzsteuer. Auch dann, wenn die Jürgen Falter (65) ist Professor für PolitikFDP dagegen ist.

Wie werden die Schlüsselressorts besetzt werden?

In der Elefantenrunde singt Merkel wieder alle in den Schlaf

Ermattet: CSU-Chef Horst Seehofer winkt in München bei der Wahlparty der CSU. Entschlossen: Eine Anhängerin der CDU drückt die Daumen auf der Wahlparty im Entrückt: FDP-Chef Guido Westerwelle will auf Nummer sicher gehen und wartet anKonrad-Adenauer-Haus in Berlin vor Bekanntgabe der Prognosen derthalb Stunden, bevor er das Wahlergebnis kommentiert Fotos: dpa Das Bayern-Ergebnis sei „insgesamt enttäuschend“.

Kanzlerin von Guidos Gnaden Die FDP muss sich nach elf Jahren Opposition wieder in der Regierungspolitik beweisen. Auf Angela Merkel kommt damit eine neue Rolle zu. Statt auf die Moderation der Regierungsarbeit zu setzen, wird sie stärker führen müssen.

Von Isa von bismarck-Osten, berlin

SPD: Für die Genossen markiere die Bundes-

Union: Sie konnte dagegen vor allem mit dem guten persönlichen Image Merkels punkten, die mit insgesamt 1,9 und positiven Noten in allen Lagern das höchste Ansehen eines Kanzlerkandidaten bei einer Bundestagswahl nach 1990 erzielt.

„Keine soziale Rolle rückwärts“ Herr Falter, worauf müssen sich die Wähler mit einer schwarz-gelben Regierung jetzt einstellen?

BERLIN/MANNHEIM (dpa). Die kleineren Parteien laut Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen gemeinsam so stark wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. FDP, Grüne und Linke seien ausnahmslos auf dem Weg zu Rekordergebnissen. Sie profitierten von einem stark gestiegenen Ansehen.

¡ 2005 verging von der Wahl am 18. September bis zur Konstituierung des neuen Bundestages genau ein Monat. Exakt noch einen Monat später wurde der schwarz-rote Koalitionsvertrag unterzeichnet. Angela Merkel wurde am 22. November, 65 Tage nach dem Wählervotum, zur Bundeskanzlerin gewählt.

45,2

Jürgen Falter Der linke Flügel der Union wird sich gegen Einschnitte wehren, ist sich der Politikwissenschaftler sicher

Wahlanalyse: In der Steuerpolitik sehen immer mehr Bürger bei überhaupt keiner Partei Sachverstand

¡ Auf Ersuchen von Bundespräsident Horst Köhler müssen die Minister ihre Amtsgeschäfte weiterführen, bis ein neuer Kanzler gewählt ist. Nach Artikel 63 ist es Pflicht des Staatsoberhaupts, dem Bundestag einen Kandidaten für die Kanzlerwahl vorzuschlagen. Dieser stammt normalerweise aus den Reihen der stärksten Fraktion. Das hat „binnen angemessener Frist“ zu geschehen, schreibt der Ex-Bundespräsident und Verfassungsrechtler Roman Herzog in seinem GrundgesetzKommentar. Wichtig sind klare Mehrheiten für die neue Regierung – dann kann das schnell geschehen.

78,5

Nachgefragt

3

Nummer 224 · Montag, 28. September 2009

artismedia.de

2

Wir werden bei den Koalitionsverhandlungen viele Punkte ansprechen, die mit der SPD nicht möglich waren, zum Beispiel, wenn es um eine nachhaltigere Haushaltspolitik geht. Aber auch in der Steuerpolitik, zum Beispiel bei der Unternehmenssteuerreform und bei notwendigen Korrekturen der Erbschaftsteuerreform, werden wir Akzente setzen können. Und vergessen Sie nicht die Energiepolitik. Nun haben wir im Bundestag endlich eine Mehrheit, damit wir die Verkürzung der Laufzeiten von Kernkraftwerken zurücknehmen können.

Es kommt also zum Ausstieg vom Ausstieg.

Nach den bisherigen Planungen müssten wir Ende 2010 den Reaktor Neckarwestheim I vom Netz nehmen und noch vor 2011 auch Philippsburg I. Das werden wir verhindern, weil ich nicht will, dass wir unsere Energie aus anderen Ländern importieren müssen. Solange die erneuerbaren Energien nicht in ausreichendem Maß vorhanden sind, brauchen wir den Energiemix – und damit auch die Atomenergie.

So sehr Sie sich über den Wahlsieg freuen, so sehr müssen Sie aber auch enttäuscht sein. Warum?

Die Verschleißerscheinungen der Großen Koalition haben in Baden-Württemberg besonders stark gewirkt.

Und wie bewerten Sie das Ergebnis für sich selbst: Fühlen Sie sich gestärkt oder geschwächt?

Ich habe vor der Wahl gesagt, dass ich nicht zur Wahl stehe, und ich sage das auch jetzt. Mich freut es, dass wir als CDU BadenWürttemberg jetzt gestärkt sind in den Mitwirkungsmöglichkeiten auf Bundesebene. Wenn Sie sich mal anschauen, wie oft sich unser Bundesratsminister Wolfgang Rein-

Weil der Südwesten bisher stets ein paar Prozentpunkte mehr als auf Bundesebene geholt hat. Diesmal ist man fast gleichauf und hat im Land gut fünf Prozent verloren?

Wenn Sie das Ergebnis analysieren, werden Sie feststellen, dass viele Bürger strategisch gewählt haben. Viele CDU-Wähler haben ihre Zweitstimme der FDP gegeben, um eine bürgerliche Koalition auf Bundesebene zu ermöglichen. Die tatsächliche Stärke der CDU in Baden-Württemberg lässt sich aus dem Erststimmenergebnis ablesen.

Aber reicht das schon als Erklärung für die Verluste aus?

¡ 1953 in Stuttgart geboren ¡ Abitur, Studium in Tübingen, dann als Wirtschaftsprüfer und Anwalt tätig ¡ 1983–1989: Landesvorsitzender der Jungen Union ¡ 1991–2005: CDU-Fraktionschef im Landtag ¡ seit 2005: Ministerpräsident und Vorsitzender der Südwest-CDU

hart im Bundesrat enthalten musste, weil ein Gesetzesentwurf der Großen Koalition für die FDP nicht vermittelbar erschien, sehe ich unsere Position nun in Berlin deutlich verbessert. Als CDU-FDP-Landesregierung können wir nun gezielter auf die Bundespolitik Einfluss nehmen. Um meine Person geht es da gar nicht. Aber natürlich ist klar, dass ich jetzt bei manchen Themen freier auftreten kann und werde, als das zu Zeiten der Großen Koalition machbar war.

Sie setzen darauf, dass mit mehr Sachpolitik à la Oettinger in Berlin auch Ihre persönlichen Umfragewerte bis zur Landtagswahl 2011 besser werden?

Wir haben genügend Baustellen, die wir bis dahin noch bearbeiten wollen. Die Haushaltspolitik, der Arbeitsmarkt, die Überwindung der Wirtschaftskrise. Deshalb bewerte ich das Wahlergebnis als eine gute Ausgangslage, aber die Landtagswahl wird in einem ganz anderen Umfeld stattfinden. Deswegen sollte man auch nicht zu viel Kaffeesatz aus den heutigen Ergebnissen lesen.

Und die viel diskutierte Umbildung der Landesregierung: Kommt sie oder nicht?

Nach diesem Wahlergebnis sehe ich keinen Grund, an meiner Regierungsmannschaft irgendetwas zu ändern.

STUTTGART (lsw). Die Südwest-FDP kann sich aus Expertensicht vor allem bei den CDU-Anhängern für ihr Rekordergebnis bei der Bundestagswahl bedanken. „Ein erheblicher Teil der Austauschprozesse zwischen CDU und FDP scheinen Leihstimmen zu sein. Hier hat eindeutig ein Koalitionswählen stattgefunden“, sagte der Stuttgarter Politikprofessor Oscar Gabriel in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur nach der Wahl. Insofern sei das schlechte Ergebnis der CDU für Ministerpräsident Günther Oettinger nicht so bedrohlich, wie es auf den ersten Blick aussehe. Dennoch könne die CDU nicht zufrieden sein. „Die baden-württembergische CDU muss, wenn sie ihr Gewicht in der Bundespartei halten will, Ergebnisse über 40 Prozent einfahren“, betonte Gabriel. Dies sei ab

Von Maria Wetzel STUTTGART. Für den Ausgang der Bundestagswahl haben die Älteren eine große Bedeutung. Fast jeder dritte Wähler ist 60 Jahre oder älter. Mit mehr als 20 Millionen sind die Senioren den Jungwählern zahlenmäßig deutlich überlegen. Während bei der Bundestagswahl 1980 die Gruppe der unter 30-Jährigen und die der 60-Jährigen und Älteren mit 23 beziehungsweise 25,5 Prozent noch fast gleich groß war, fiel bei der jetzigen Bundestagswahl der Anteil der älteren Wahlberechtigten mit über 32 Prozent doppelt so hoch aus wie der der Jüngeren. Zudem gehen die Älteren eher zur Wahl als die junge Generation. Bei der Bundestagswahl 2005 war die Wahlbeteiligung am höchsten in der Gruppe der 60- bis 70-Jährigen. 85,5 Prozent der Männer und 84,6 Prozent der Frauen in diesem Alter gingen zur Wahl. Die durchschnittliche Wahlbeteiligung dagegen lag bei 77,7 Prozent. „Die Älteren bekommen damit einen höheren Stellenwert, als ihnen von ihrem Anteil an den Wahlberechtigten her eigentlich zustünde“, sagt Parteienforscher Jürgen Falter. Das kommt vor allem den konservativen Parteien zugute. Laut Falter wählen Senioren überdurchschnittlich oft die Union. Die 60-plus-Generation habe die Adenauer-Ära und das Wirtschaftswunder erlebt und habe die CDUPrägungen dieser Zeit mitgenommen. Gleich drei Parteien haben sich bundesweit den Kampf für die Senioren auf die Fahnen geschrieben: die Rentnerinnenund Rentner-Partei (RRP), die RentnerPartei Deutschland (Rentner) und die Allianz der Mitte (ADM).

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Special: 60 years of the Federal Republic

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Office for Newspaper Design

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60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Nummer 110 · Donnerstag, 14. Mai 2009

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Nummer 111 · Freitag, 15. Mai 2009

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Geteilte Stadt: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“, lügt DDR-Staatschef Walter Ulbricht (Juni 1961). Am 13. August riegeln Arbeiter unter Bewachung Ost-Berlin ab.

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Kinokomödie: Der Film „Eins, zwei, drei“ von Starregisseur Billy Wilder mit Horst „Hotte“ Buchholz aus dem Jahr 1961 gilt als einer der besten Streifen über den Kalten Krieg.

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Autos aus Neckarsulm: Der damals weltgrößte Motorradhersteller NSU bringt 1958 wieder einen Pkw auf den Markt: den NSU Prinz (hier das Modell 2). Der Prinz 4 wird bis 1972 gebaut.

Arznei-Skandal: Tausende Kinder kommen zwischen 1958 und 1962 mit Fehlbildungen auf die Welt, weil ihre Mütter das Schlafmittel Contergan eingenommen haben.

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Tierisch gut: Die amerikanische Collie-Hündin Lassie wird weltberühmt. In ihren Fernsehabenteuern zwischen 1958 und 1974 rettet sie zahllosen Menschen das Leben.

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Kniefall: Mit seiner Geste vor dem Mahnmal im Warschauer Getto am 7. Dezember 1970 sorgt Kanzler Willy Brandt für einen weltweiten Wandel des Deutschlandbildes.

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Partykönig: James Last prägt ab 1965 jahrzehntelang den Musikgeschmack der Deutschen. Hier freut er sich mit seiner damaligen Ehefrau Waltraud über eine goldene Schallplatte.

Hauptwaschgang: Die Werbefigur Klementine, gespielt von Johanna König, legt der deutschen Hausfrau ab 1968 Ariel ans Herz: „Nicht nur sauber, sondern porentief rein.“

Sprung ins Glück: Im Weitsprung und mit der 4x100-Meter-Staffel gewinnt Heide Rosendahl zwei Goldmedaillen. Damit ist sie die erfolgreichste Athletin der Bundesrepublik bei den Olympischen Spielen 1972 in München.

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Sonntagskrimi: „Taxi nach Leipzig“ heißt 1970 die erste „Tatort“-Folge der ARD. Farbe ist mittlerweile Standard, und Grundig bringt 1973 erstmals ein tragbares Gerät auf den Markt.

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Klassiker: Boxermotor, sechs Zylinder, Heckantrieb – der 911er ist der Inbegriff eines Porsche. Die Sportversion, den Carrera, gibt es seit 1972. Hier ein 911 S Coupé aus dem Jahr 1967.

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Traumpaar auf dem Eis: Zweimal in Folge werden Marika Kilius und Hans-Jürgen Bäumler 1963 und 1964 Weltmeister im Paarlauf. Ebenso hartnäckig wie falsch wird ihnen immer wieder eine Liaison angedichtet.

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Von Norbert Wallet Berliner Redaktion Jetzt. Hier. In diesen Sekunden, die eine gefühlte Unendlichkeit sind, werden Weichen gestellt für ein ganzes Leben. In diesem stummen Blickwechsel muss die Antwort liegen: Freiheit oder Diktatur, Glück oder Bedrückung, West oder Ost. Es ist der 19. Dezember 1961. Mitternacht ist weit vorüber. Im Ostberliner Bahnhof Friedrichstraße ist der lange Korridor, den die Reisenden Richtung Westen passieren müssen, hell erleuchtet. Die Grenzpolizisten dulden keine Schatten. Jetzt sitzt Vera Dörrier-Breitwieser hier am Kontrollpunkt. Allein. Sie hat ihren Pass zur Prüfung abgegeben. Ihren Pass? „Der Pass war echt, ich war es nicht“, sagt sie heute. Tatsächlich gehörte der Pass einer Schweizer Bürgerin. Helfer hatten eine möglichst ähnlich aussehende Frau gefunden, die ihren Pass für die Fluchthilfe zur Verfügung stellte. Die 28-jährige Ostberlinerin musste für eine Nacht die perfekte Schweizerin spielen. Edel gekleidet, selbstbewusste Haltung. Die Daten aus dem Dokument, Wohnort, Geburtstermine der Kinder, hatte sie sich eingeprägt. Kein Zweifel, die Rolle war gut einstudiert. Das war ja alles zu lernen. Nur eines nicht – der Akzent. Und nun sitzt Dörrier-Breitwieser und wartet auf die Rückgabe des Passes, auf das grüne Licht für die Zugfahrt in den Westen. Aber vor ihr sitzt nun diese Grenzbeamtin. Sichtlich übellaunig, sichtlich misstrauisch. Eine Frage auf den Lippen. Die darf nicht heraus. Müsste DörrierBreitwieser irgendwas sagen, klänge das gewiss nicht alpenländisch. Dann flöge alles auf. Die Beamtin mustert sie, lange, gründlich, geduldig. Dann eine Geste, eine Art Achselzucken. Soll sagen: „Fühlt sich wohl als was Besseres, die feine Schweizerin.“ Sie wendet sich ab. Das war’s. Der Grenzer bringt den Pass zurück. Keine Gefahr. Der ist ja echt. Und ab geht es – Richtung Westen, Richtung Freiheit, Richtung Glück. Niemand geht gerne. Eine solche Entscheidung wächst langsam. Bis man es nicht mehr aushält. Vera Dörrier-Breitwieser hatte ein Seminar für Berufsschullehrer besucht. „Ein Institut mit Rotlicht-Bestrahlung“, sagt sie heute mit viel Ironie. Gemeint ist: Es war eine Kaderschmiede. Hier sollte der Lehrernachwuchs auf Klassenstandpunkt und Parteitreue gedrillt werden. Der Tag begann mit Flaggenappell und Vortrag des Parteisekretärs. Jeder Tag. Manchmal ging es zum Flugblatt-Verteilen

Rockmusik ¡ Am 13. April 1962 öffnet der Hamburger Star-Club seine Pforten. In dem legendären Beat-Schuppen beginnt eine noch unbekannte Liverpooler Band ihre Weltkarriere: die Beatles. ¡ Neben den vier Pilzköpfen sind die Rolling Stones Pioniere des neuen Rock’n’Roll. Während die Beatles anfangs in Anzügen mit Krawatte auftreten und zu harmonischen, melodischen Songs neigen, provozieren die Stones mit hartem, rauem Sound. Die Zeitschrift „Rolling Stone“ sieht in ihrem Titel „I Can’t Get No – Satisfaction“ (Mai 1965) die Geburtsstunde des Rock. Jimi Hendrix, Led Zeppelin, The Who, Janis Joplin, Santana und Deep Purple sind weitere Meilensteine des Rock. ¡ Auch auf die deutsche Musikszene strahlt der neue Beat aus England aus. The Lords sind eine der ersten und erfolgreichsten Bands. 1965 bis 1969 haben sie elf Titel in der Hitparade. ¡ Eine deutschsprachige Rockszene entwickelt sich erst nach 1968. Nun wird nicht mehr nur englischsprachiger Beat kopiert, sondern ein eigener Stil kreiert – mit langen Improvisationen, schweren Sounds und experimentellen Klängen. Die Essener Songtage 1968 gelten als Debüt einer eigenständigen deutschen Rockmusik. Westvertreter sind Guru Guru, Organisation (später Kraftwerk) und Tangerine Dream, DDRBands sind Puhdys und Karat. ¡ Die Kommerzialisierung des Deutschrock beginnt mit Udo Lindenberg. Zwischen dem experimentellen Krautrock und dem Heile-Welt-Schlager etabliert er – weit erfolgreicher als die Band Ton Steine Scherben – den Deutschrock. Sein Album „Andrea Doria“ bringt Lindenberg im Jahre 1973 den Durchbruch. Nachdem es sich über 100 000-mal verkauft hat, bekommt er den ersten Millionenvertrag eines deutschsprachigen Rockmusikers. (mb)

Nummer 115 · Mittwoch, 20. Mai 2009

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Tragikomische DDR: Im Film „Good bye Lenin!“ erweckt Wolfgang Becker den Arbeiter-und-BauernStaat zu neuem Leben – und heimst dafür 2003 zahlreiche Preise ein.

Foto: Brauer

Paloma Seiler (14) aus Ostfildern besucht das Otto-Hahn-Gymnasium in Ostfildern.

„Warum habt ihr 1968 demonstriert?“ „Uns hat zunächst wütend gemacht, dass die ältere Generation nicht mit uns diskutieren wollte. Zum Beispiel über den Vietnamkrieg. Oder darüber, was in unserer Gesellschaft wichtig ist. Ob es nicht noch andere Dinge gibt als Geldverdienen und Disziplin. Viele Ältere haben auch noch dem Dritten Reich nachgetrauert. Das hat uns gestört. Ich empfand die Zeit in der Schule und im Elternhaus als sehr bedrückend, engstirnig und lähmend. Auch Stuttgart war ganz anders als heute. Doch es ging um mehr als um Angebote für Jugendliche. Wir waren irgendwann der festen Überzeugung, dass wir die Gesellschaft grundsätzlich ändern müssen und auch ändern können. Wir wollten eine sozialistische Gesellschaft, in der die Fabriken allen gehören, nicht nur einigen wenigen. Gerecht sollte es zugehen, ohne Ausbeutung. Schüler und Studenten haben sich deshalb in allen größeren Städten zusammengetan und demonstriert. Auch in Stuttgart. Zu einer Demo von uns kamen einige Tausend Menschen. Wir hatten auch internationale Gäste aus Frankreich und den USA. Wir wollten auch eine freiere Gesellschaft. So haben wir zum Beispiel für Sexualunterricht an Schulen demonstriert. Einiges von dem, was wir Ende der 60er Jahre gefordert haben, ist heute selbstverständlich. Unsere Gesellschaft ist offener und humaner geworden. Das hätte uns damals jedoch nicht gereicht. Wir wollten letztlich den Staat verändern. Das ist uns nicht gelungen.“

Peter Rauscher (62) war einer der führenden Köpfe der Stuttgarter Studentenbewegung. Heute ist er Lehrer und Stadtrat in Nürtingen.

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60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

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Für Voyeure: Seit Februar 2000 kann auch das deutsche TV-Publikum in das Schlafzimmer einer Wohngemeinschaft schauen: „Big Brother“ macht’s möglich.

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Am 23. Mai wird die Bundesrepublik 60 Jahre alt – für uns Anlass, Zeitzeugen zu befragen und einen Blick nach vorn zu wagen:

seltsame Weise Trauer und Glück. In dem aufgeregten Gewusel kommt man sich näher. Vera und ein netter junger Herr aus dem Westen. Man geht ins Café, dann schreibt man sich, aus der Brieffreundschaft entsteht eine Liebe und aus der Liebe der Wunsch nach Nähe. Das geht nur durch die Flucht. Abenteuerliche Wege führen in den Westen. Als Schweizerin zurechtgemacht soll sie sich, so der Plan der Helfer, mit dem Strom der Westbesucher der Staatsoper Unter den Linden in den Westteil der Stadt zurücktreiben lassen. Aber alles verzögert sich. So sitzt sie schließlich allein der Grenzbeamtin gegenüber. Es geht alles gut. Der Zug hält am Bahnhof Zoo. „Als ich ausstieg, sah ich die Leuchtreklame, das Neonlicht. Ich konnte es nicht fassen, ich dachte, ich wäre in New York.“ Es war nur Berlin, aber das war ja auch schon was. „Die Menschen erschienen mir sehr höflich, ich hatte mich Osten oft an einem rüden „Leuchtreklame, Neonlicht: im Umgangston gestört.“ Ich konnte es nicht Aber die späten 60er Jahre brachten auch andere Töne, wenifassen, ich dachte, ich ger höfliche. Die 68er! Revolte wäre in New York“ und Protest, Demos und Besetzungen. Vera Dörrier-BreitweiVera Dörrier-Breitwieser ser ist mittendrin. Unfreiwillig. über ihre Flucht nach Westberlin In der DDR hatte sie zuletzt noch eine Ausbildung als BibliothekaZulassung zur Lehrerprüfung. Ihr wird be- rin absolviert, an der Humboldt-Universischeinigt, „kein Lehrer im sozialistischen tät gearbeitet. So kommt sie auch im Westen in den universitären Betrieb. Sozusagen ins Sinne sein zu können“. Als die Mauer gebaut wird, kann sie das Auge des Taifun: das Otto-Suhr-Institut der nicht mehr überraschen. Dennoch ist es ein Freien Universität. Sie hat alles miterlebt: die Besetzungen Schock. „Jetzt sitzen wir in der Falle“, sagt die Mutter. Der Vater – ein SED-Funktio- der Hörsäle, die Parolen an den Wänden, die när – versucht noch zu erklären zu begrün- Plakate. „Da war so viel Chaos, so viel laden, Verständnis zu wecken. Ein Anlass zu tente Gewalt, so viel Intoleranz“, erinnert vielen heftigen Debatten zu Hause. Die sie sich. „Das wollte ich nicht, da war ich geTochter läuft zur Friedrichstraße, um sich gen. Schließlich kam ich doch aus einer Dikden Mauerbau aus nächster Nähe anzuse- tatur.“ Einmal kam Rudi Dutschke zu ihr in hen. „Volkspolizisten mit aufgepflanzten die Bibliothek. „Eigentlich ein ziemlich unscheinbarer Mann. Ich hab’ erst gar nicht reBajonetten drängten uns zurück.“ In diesen Augenblicken mischen sich auf gistriert, wer das war. Hab’ noch nachgefragt: Wie ist der Name, Datschke? Aber er hat höflich korrigiert: Nein, Dutschke!“ Nicht der einzige bekannte Name, auf Zur Person den sie trifft. Gesine Schwan lehrt an der FU. Die Protestler von 1968 trieben sie aus Vera Dörrier-Breitwieser dem Hörsaal, wollten ihre eigenen Lehrpläne durchsetzen. Schwan und DörrierBreitwieser lernen sich viel später kennen. ¡ 1933 wird sie am 12. März in Berlin geboEs ging um die im Bundestag missglückte ren. Als Tochter einer Jüdin überlebt sie Jenninger-Rede zum 50. Jahrestag der die NS-Zeit in Berlin unter schweren BedrüReichspogromnacht. Vera Breitwieser-Dörckungen. Sie wächst in Berlin-Pankow auf, rier, die eine jüdische Mutter hatte, verteiwo sie auch zur Schule geht. digte Philipp Jenninger. „Er hatte nichts ¡ Ab 1953 besucht sie ein Institut für Falsches gesagt und Worte gebraucht, die in Berufsschullehrer. der damaligen Zeit benutzt worden waren – ¡ 1957 wird sie wegen mangelnder sozialistiich konnte das nicht anstößig finden.“ scher Gesinnung nicht zur Prüfung zugelasSchwan fand den Standpunkt interessen; danach Bibliothekarsausbildung. sant, sorgte dafür, dass Vera Dörrier-Breit¡ 1961 flieht sie am 19. Dezember mit wieser gemeinsam mit ihr an einer Podiums28 Jahren nach Westberlin, wo sie bis zu diskussion an der Uni teilnahm. Frei zur eiihrer Pensionierung als Bibliothekarin genen Meinung stehen zu können, das war am Otto-Suhr-Institut der Freien ihr immer wichtig. Bis heute. Östlich der Universität Berlin arbeitet. Mauer ging das nicht. in den Westen der Stadt. Eigentlich studiert hier nur eine kommunismusgläubige SEDGefolgschaft. Bei Vera Breitwieser war es anders. Sie kam auf Vermittlung aus der Verwandtschaft hierhin. Sie hatte ihre Grafikerausbildung abgebrochen und suchte eine andere berufliche Chance. Sie glaubte, durchschlüpfen zu können. „Ich wollte Mimikry betreiben.“ Das ging lange gut. Denn sie verschaffte sich „Gegengifte“, so nennt sie es noch heute. Nachmittags fuhr sie oft nach West-Berlin, in Neukölln gab es ein Büro der Zeitung „Der Telegraf“. Dort gab es einen Leseraum. Manchmal fuhr sie bis nach Wannsee, dort besuchte sie Seminare der christlich-jüdischen Gesellschaft. „Danach dachte ich immer: So, nun kannst du es wieder eine Weile aushalten.“ Aber bald reichte das nicht mehr. Irgendwann wurde sie dann doch als politisch unzuverlässig eingestuft. Keine

Verschlankt: Daimler präsentiert die neue S-Klasse 1998 deutlich leichter und kürzer. Allerdings nicht beim Preis. Das Einsteigermodell kostet 113 000 D-Mark.

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Rot-grünes Bündnis: Kanzler Gerhard Schröder, Finanzminister Oskar Lafontaine und Außenminister Joschka Fischer (v. li.) 1998 mit dem Koalitionsvertrag.

Die Deutschen sehnen sich nach frischem Wind, und Willy Brandt öffnet die Fenster: Der SPD-Kanzler will „mehr Demokratie wagen“ und das Eis zwischen Ost und West zum Schmelzen bringen. Dies macht ihn zum Idol für eine ganze Generation – auch für den Stuttgarter Peter Müller-Rockstroh. Von Arnold Rieger

Klingende Münze: Der Euro wird in Deutschland 1999 als Buchgeld, 2002 als Bargeld eingeführt. Er ist offizielle Währung in 22 europäischen Staaten.

Der Kaffee ist gut, der Obstschnaps erschwinglich, und die Visionen von Marx bis Mao gibt es umsonst: Der Republikanische Club am Kurfürstendamm ist Ende der 60er Jahre Treffpunkt der linken Berliner Szene. Auch Peter Müller-Rockstroh geht regelmäßig dorthin und meint, obwohl kein Student mehr, es müsse doch irgendwie weitergehen mit der Studentenbewegung. Und zwar ohne Molotowcocktails. Aber wie? „In den 60er Jahren war es für mich undenkbar, in die SPD zu gehen“, sagt der 72-Jährige und beschreibt die Qualen, die ihm die Suche nach einer politischen Heimat bereitet hat. Sozialdemokraten? Nein, danke. Das sind doch jene, die in der Großen Koalition die verhassten Notstandsgesetze mitbeschlossen haben. Einerseits. Als dann aber 1969 die Bundestagwahl naht und Willy Brandt gegen Kurt Georg Kiesinger kandidiert, da spürt der junge Akademiker doch, dass seine Sympathien nicht den Revolutionären im Club, sondern den Reformern im Bundestag gelten: Er fiebert mit der SPD. Die neue berufliche Heimat – ab 1971 arbeitet er als Hochschulplaner in Stuttgart – erleichtert ihm die Annäherung: „Erhard Eppler ist seit 1973 im Südwesten Vorsitzender, es gibt also keinen Grund, hier nicht einzutreten.“ Doch Mitglied wird Müller-Rockstroh, wie Tausende damals mit ihm, wegen einer charismatischen Persönlichkeit: Willy Brandt. „Alle haben gesagt: ,Endlich ändert sich mal was‘.“ Wie kein Zweiter versteht es der SPD-Chef, die Hoffnungen der jungen Generation nach Toleranz und Weltoffenheit zu artikulieren. Dazu gehört vor allem, dass Deutschland seine Verantwortung für die Leiden im Zweiten Weltkrieg annimmt. Müller-Rockstroh: „Das haben wir doch immer gefordert.“ Was das bedeutet, kann wahrscheinlich nur jene Generation ermessen, die sich mit ihren Eltern bis aufs Blut über deren Rolle im Dritten Reich gestritten hat. „Ich konnte zeitweise nicht mehr nach Hause fahren, so sehr lag ich mit meinem Vater über Kreuz“, sagt der Stuttgarter. Brandt wird deshalb für viele auch eine politische Vaterfigur. „Mein Vorbild“, sagt Müller-Rockstroh, „er hat uns Selbstbewusstsein gegeben.“ Endlich ist da einer, der der Welt zeigt, dass Deutschland seine Lektion gelernt hat. Der die schrecklichen Jahre persönlich unbelastet überstand. Und der das andere, das

Stichwort

Olympische Spiele 1972 ¡ Erstmals nach 1936 finden wieder Olympische Spiele auf deutschem Boden statt. Sie sollen der Welt ein neues Deutschland zeigen. Die Welt blickt nach München. Für das geteilte Land sind diese Spiele die ersten, bei denen die Mannschaften der DDR und der Bundesrepublik mit unterschiedlichen Fahnen und Nationalhymnen einlaufen. ¡ Mark Spitz drückt den Spielen sportlich seinen Stempel auf: Der Amerikaner fischt siebenmal Gold aus dem Schwimmbecken. Die Mannschaft der Bundesrepublik um Leichtathletin Heide Rosendahl, Reiter Hans Günter Winkler und Radfahrer Jürgen Colombo gewinnt 13-mal Gold, die DDR-Sportler stehen 20-mal auf dem obersten Treppchen. ¡ Über eine Woche lang bietet München heitere Spiele – die am zehnten Wettkampftag ein jähes Ende finden. Am 4. September feiern die Gastgeber noch die Goldmedaille der 16-jährigen Ulrike Meyfarth im Hochsprung. Am Morgen danach rückt der Sport in den Hintergrund: Im Olympiadorf wird die israelische Mannschaft überfallen. Acht Palästinenser klettern über den Zaun des olympischen Dorfs, in den Taschen Kalaschnikows und Handgranaten. Mit einem Nachschlüssel gelangen sie ins Quartier der Israelis und nehmen sie als Geiseln, ermorden zwei Sportler. Sie fordern die Freilassung von 234 in Israel inhaftierten Arabern und von den in Stammheim einsitzendenden RAF-Terroristen Ulrike Meinhof und Andreas Baader. ¡ Das Geiseldrama endet im Blutbad: Der Befreiungsversuch auf dem Flugplatz in Fürstenfeldbruck misslingt, alle neun Geiseln kommen ums Leben. Ein Polizizist stirbt durch einen Querschläger. Fünf Terroristen werden erschossen. „The games must go on“, ruft IOC-Präsident Avery Brundage (USA) bei der Trauerfeier. Die Spiele gehen weiter, Freude will sich nicht mehr einstellen. (rom)

bei der Wahl 1972: Sie fährt mit 45,8 Prozent den größten Wahlsieg ihrer Geschichte in die Scheuer. Alle glauben: Deutschland bricht auf zu neuen Ufern. „Mehr Demokratie wagen!“, ruft Brandt, und die Jugend greift das Motto begierig auf. „Der Wahlsieg war auch innenpolitisch ein großes Versprechen“, sagt Peter MüllerRockstroh, der 1971 zusammen mit seiner Frau und zwei Kindern im Stuttgarter Vorort Vaihingen Wurzeln schlägt. Gleichberechtigung, Toleranz, Freiheit – die Ideale der neuen Politik versucht die junge Familie auch im persönlichen Umfeld zu leben. Es ist die hohe Zeit der antiautoritären Erziehung, die Neu-Stuttgarter finden bald Gleichgesinnte, und weil beide Elternteile arbeiten wollen, gründen sie kurzerhand eine Tagesstätte – den Kinderladen im Pfaffenwald gibt’s übrigens noch heute. Gespannt verfolgen sie, was die sozial-liberale Koalition ge„Alle haben gesagt: sellschaftspolitisch voranbringt, und manchmal glaubt der junge ,Endlich ändert Familienvater, dass nichts den sich mal was‘“ Fortschritt bremsen kann. Willy sei Dank. Doch die ErnüchtePeter Müller-Rockstroh rung folgt auf dem Fuß, und Antritt wegen Brandt in die SPD ein lass ist der sogenannte Radikalenerlass. Das ist jene von Bund und als schließlich schwarz auf weiß in den Ost- Ländern erdachte Regel, wonach eine Anverträgen steht. Nichts symbolisiert das bes- stellung im öffentlichen Dienst abgelehnt ser als sein Kniefall vor dem Mahnmal für werden kann, wenn Zweifel an dessen Eindie Opfer des Warschauer Gettos am 7. De- treten für die freiheitlich-demokratische zember 1970. „Das kam völlig unerwartet, Grundordnung bestehen. „Das war falsch, denn so wurden ehemaein Kniefall ist ja eine Geste aus dem religiösen Bereich“, erinnert sich Müller-Rock- lige Mitglieder der Studentenbewegung ausstroh an jene Bilder, die um die Welt gingen: gegrenzt“, sagt Müller-Rockstroh. Wenn „Wir waren alle überrascht, aber ich fand man ihn fragt, was Brandt denn innenpolitisch überhaupt auf den Weg gebracht hat, die Geste gut.“ Und das deutsche Volk? Natürlich mo- kommt er ins Grübeln. „Brandt hat die inkiert sich damals so mancher über die ver- nenpolitischen Erwartungen, die er gemeintliche Demutshaltung, unkt sogar von weckt hat, nicht erfüllt“, sagt er schließlich. Landesverrat. Aber die große Mehrheit, da Atmosphärisch ja, da habe sich in jener Zeit ist der Stuttgarter Zeitzeuge überzeugt, vieles gebessert, aber seine Ziele habe der nimmt Brandts Ostpolitik mit Sympathie SPD-Kanzler im Grunde verfehlt. Auch wirtschaftlich geht’s bergab. Die auf. Die Bestätigung dafür erhält die SPD Araber drehen dem Westen den Ölhahn zu, die ÖTV geht mit Streiks auf Konfrontation gegen die Regierung, und auch im KanzlerZur Person amt ist Sand im Getriebe. „Bei all den Dingen war Brandt gar nicht mehr sichtbar“, erPeter Müller-Rockstroh innert sich Müller-Rockstroh. Schon die Koalitionsverhandlungen von 1972 seien eher von Helmut Schmidt und Herbert Wehner ¡ 1937 geboren in Danzig, aufgewachsen in als vom Parteichef geführt worden. Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Als schließlich auch noch der Kanzlerrefe¡ Ab 1956 studiert er in Marburg, Wien und rent Günter Guillaume als DDR-Spion entBerlin. larvt wird, ist dies der Tropfen, der das Fass ¡ 1961 wird er ASTA-Vorsitzender der FU. zum Überlaufen bringt. „Brandt ist poli¡ 1973 Promotion in Geschichte. tisch so geschwächt, dass er die Spionageaf¡ 1970 bis 1974 Angestellter am Zentrum färe nicht überleben kann“, sagt Müllerfür Hochschulplanung und Hochschulbau Rockstroh. 1974 wird Schmidt neuer Kanzder Universität Stuttgart. ler. Der führt, darauf legt Müller-Rockstroh ¡ 1974 bis 1979 Geschäftsführer der Wert, Willy Brandts Ostpolitik konsequent Stuttgarter SPD. weiter und sichert sie nach Westen ab – bis ¡ Seit 1979 viele Jahre in der Entwicklungshin zum Nachrüstungsbeschluss der Nato. zusammenarbeit in Brasilien und auf den Als Brandt 1992 stirbt, erweist ihm der Philippinen. Stuttgarter bei der Trauerfeier die letzte ¡ Seit 2003 im Ruhestand. Ehre. Und er bekennt: „Ich habe geweint.“ vertrauenswürdige Deutschland verkörpert. „Die CDU hatte eine solche Persönlichkeit einfach nicht zu bieten“, sagt er. In der Außenpolitik demonstriert Brandt, dass man die ideologische Front der Blöcke aufweichen kann. „Er hat nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame zur Grundlage der Politik gemacht“, erinnert sich Müller-Rockstroh an die Verhandlungen mit Polen, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei. Vor allem aber mit der DDR, wo Erich Honecker 1971 Walter Ulbricht als ZK-Chef ablöst. Schon als Außenminister hatte Brandt dafür die Weichen gestellt. Umsetzen kann er seine Ostpolitik aber erst im Bündnis mit der FDP und deren Vorsitzenden Walter Scheel. 1971 erhält er dafür den Friedensnobelpreis. Willy Brandt steht nicht zuletzt für einen neuen Politikstil. Und das bedeutet mehr,

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Bitte lächeln: Fotografieren wird zum Volkssport. Firmen wie Agfa entwickeln handliche und leicht bedienbare Kameras – so etwa 1959 die Optima 2 mit Programmautomatik.

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Gelbes Trikot mit Flecken: Jan Ullrich gewinnt 1997 zwar als erster Deutscher die Tour de France, doch die Dopingvorwürfe gegen ihn kann er nie entkräften.

Sissi: In der Rolle der Kaiserin Elisabeth steht die Schauspielerin Romy Schneider (mit Karlheinz Böhm als ihr Gatte Kaiser Franz Joseph von Österreich) 1955 vor der Kamera – und wird zum Weltstar der Leinwand.

Zehn Komma null: Als erster Mensch läuft Armin Hary am 21. Juni 1960 in Zürich die 100 Meter in 10,0 Sekunden – auf Asche. Im selben Jahr wird er Olympiasieger in Rom, im Einzel und mit der 4x100-Meter-Staffel.

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Fotos: dpa (4), WDR, Grundig, StN

„Die Antibabypille hat das Sexualleben entscheidend revolutioniert. Sexualität war bis dahin ein Tabuthema. Eine ungewollte Schwangerschaft war immer ein persönliches Drama. Über Verhütung wurde nie groß diskutiert, schon gar nicht öffentlich. Die Pille hat die Frauen befreit von der Angst, ungewollt schwanger zu werden. Dieses Verhütungsmittel hat das Leben vieler Menschen entscheidend verändert. Es war aber nicht nur die Pille allein, auch Oswalt Kolle hatte seinen Anteil. Jetzt wurde eine gesellschaftliche Diskussion losgetreten. Aber alle sexuelle Befreiung wäre Wunschdenken geblieben, hätte es die Pille nicht gegeben. Bis heute haben wir dazu keine Alternative. Im Zuge der Gründungen der Pro-Familia-Beratungsstellen bin ich mit einem Musterkoffer mit Pille, Kondom und Spirale von Ort zu Ort gezogen, um den jungen Menschen die verschiedenen Verhütungsmöglichkeiten nahezubringen. Bei einer Veranstaltung im Stuttgarter Rathausfoyer habe ich einmal eine Schulklasse über die Pille und ihre Nebenwirkungen informiert und gezeigt, wie man ein Kondom zum Platzen bringt, als plötzlich ein CDU-Stadtrat ums Eck kam und brüllte: ,Diese Schweinerei im Rathaus hört auf, dafür werde ich sorgen.‘ Da kam zufällig Manfred Rommel aus dem Aufzug und fragte, was los sei. Schließlich konterte der Oberbürgermeister die Aufregung des CDU-Rats in seiner gewohnt gelassenen Art: ,Lasset Se doch dene junge Leit ihr Sexualleben, des isch doch au wichtig‘.“

Ursel Bucher (71) lebt in Stuttgart am Killesberg. Die Sexualtherapeutin und Ärztin hat in den 70er Jahren in ehrenamtlicher Arbeit zahlreiche Beratungsstellen der Organisation Pro Familia in Baden-Württemberg mitaufgebaut.

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Wirtschaftswunder: Ludwig Erhard, Wirtschaftsminister bis 1963 und Bundeskanzler bis 1966, steht für den Aufschwung. In seinem Buch „Wohlstand für alle“ verrät er sein Rezept.

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Über alle Berge: Wer es sich leisten kann, fährt im Urlaub in die Alpen oder an die See. Das eigene Auto, hier ein Opel Olympia Rekord von 1953, macht sogar die Adria erreichbar.

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„Was hat sich durch die Pille verändert?“

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Deborah Bierbaum (16) aus Stuttgart geht in die 10. Klasse des Ferdinand-Porsche-Gymnasiums in Zuffenhausen

60 Jahre Bundesrepublik Deutschland

Nummer 109 · Mittwoch, 13. Mai 2009

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Jung fragt Alt

Bundeskanzler Willy Brandt bekennt sich zur deutschen Verantwortung für die Gräuel des Kriegs

9. Mai: Geburt 11. Mai: Aufbau 12. Mai: Rückkehr 13. Mai: Wunder 14. Mai: Teilung 15. Mai: Tauwetter 16. Mai: Herbst 18. Mai: Wende 19. Mai: Einheit 20. Mai: Rot-Grün 22. Mai: Gefahren 23. Mai: Übermorgen

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Ein Hoch über Osteuropa

Unsere Serie im Überblick

Jung fragt Alt

Abenteuerliche und gefährliche Wege führen Tausende DDR-Bürger in den Westen Am 13. August 1961 lässt das SED-Regime die Berliner Mauer errichten. Wahrscheinlich sind es Hunderte Menschen, die an der innerdeutschen Grenze erschossen werden oder bei dem Versuch, die DDR zu verlassen, sterben. Vera Dörrier-Breitwieser gelingt die Flucht in den Westen.

Stichwort

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Flucht mit Schweizer Pass

Foto: StN

9. Mai: Geburt 11. Mai: Aufbau 12. Mai: Rückkehr 13. Mai: Wunder 14. Mai: Teilung 15. Mai: Tauwetter 16. Mai: Herbst 18. Mai: Wende 19. Mai: Einheit 20. Mai: Rot-Grün 22. Mai: Gefahren 23. Mai: Übermorgen

Foto: Foto: WalletPrivat

Am 23. Mai wird die Bundesrepublik 60 Jahre alt – für uns Anlass, Zeitzeugen zu befragen und einen Blick nach vorn zu wagen:

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Foto: Privat

3 Unsere Serie im Überblick

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Foto: privat

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Fotos: AP, StN, dpa (3), Grundig, Promo

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Foto: Kraufmann

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Fernsehen in Farbe: Mit dem T 1000 Color bringt Grundig 1967 den ersten Farbfernseher auf den Markt. Und Vico Torriani ist als Schlagersänger, Schauspieler und Showmaster auf allen Kanälen präsent.

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Pisa-Schock ¡ Die Pisa-Studien sind die weltweit größten Schulleistungstests in den Disziplinen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften, die von den OECD-Mitgliedstaaten durchgeführt werden. Untersucht werden die Kompetenzen, die Jugendliche am Ende ihrer Pflichtschulzeit mit 15 Jahren erworben haben. Die Studien werden erstmals 2000 durchgeführt und alle drei Jahre wiederholt. ¡ Pisa bewertet nur Schulsysteme: Verglichen werden das deutsche Schulsystem mit dem rund 30 anderer Staaten sowie alle 16 Bundesländer untereinander. ¡ Die Veröffentlichung der ersten PisaErgebnisse Ende 2001 führte zu einem solchen Medien-Echo, dass vom „PisaSchock“ gesprochen wurde. Pisa 2000 und die Folgestudien machen in aller Deutlichkeit klar, wie dürftig die Ergebnisse des schulischen Lernens in deutschen Schulen sind. ¡ Beim ersten Test liegen die deutschen Schüler in allen drei Leistungsbereichen unterhalb des OECD-Durchschnitts. Ein knappes Viertel aller Schüler verfügt über so dürftige Kompetenzen, dass ihre berufliche und gesellschaftliche Integration massiv gefährdet erscheint. ¡ Besonders schlecht sind die Ergebnisse bei Jugendlichen aus Migrantenfamilien, vor allem türkischer Herkunft. ¡ Inzwischen hat sich die Bildungssituation merklich verbessert. Laut den dritten nationalen Schulleistungstests, die im vergangenen November veröffentlicht wurden, liegen deutsche Schüler in den Naturwissenschaften nun sogar über dem OECD-Durchschnitt. Im Lesen und in Mathematik sind die Leistungen weiter nur Durchschnitt. Mit 20 Prozent ist die Gruppe der besonders schwachen Schüler nach wie vor groß. ¡ Sachsen ist der große Sieger des letzten Tests. In allen drei Disziplinen erringt es den ersten Platz und verweist den bisherigen Ersten Bayern auf Rang zwei. (mb)

Jung fragt Alt

Unsere Serie im Überblick Am 23. Mai wird die Bundesrepublik 60 Jahre alt – für uns Anlass, Zeitzeugen zu befragen und einen Blick nach vorn zu wagen:

Die erste rot-grüne Bundesregierung scheitert an ihren hochgesteckten Reformen Mit dem Versprechen, das Land politisch zu erneuern, zieht der Sozialdemokrat Gerhard Schröder 1998 ins Kanzleramt ein. Seine rot-grüne Bundesregierung hat zunächst einige Erfolge. Als Schröder 2003 harte soziale Einschnitte macht, wenden sich aber viele Bürger ab. Auch Peter Klumpp ist enttäuscht. Von unserem Reporter Michael Isenberg Wäre die Geschichte von Peter Klumpp und Rot-Grün ein Groschenroman, die Sache wäre rasch erzählt: Anfangs hängt der Himmel voller Geigen, dann zieht der graue Alltag ein, man entfremdet sich, ist enttäuscht, trennt sich. Und wartet auf’s Happy End. „Natürlich ist Politik nicht so einfach“, sagt Klumpp trocken. Dazu sei seine Rolle nicht wichtig genug, da will er nicht zu dick auftragen. Doch ein bisschen emotional sei die Beziehung schon gewesen. „Der 27. September 1998, das war wie ein Traum für uns“, erinnert sich Klumpp. Die SPD hat soeben die Bundestagswahl gewonnen. Ihr Spitzenkandidat Gerhard Schröder schickt sich an, nach Willy Brandt und Helmut Schmidt als dritter Sozialdemokrat ins Kanzleramt einzuziehen und mit Bündnis 90/Grüne die nächste Bundesregierung zu bilden. „Wir hatten die Hoffnung, dass die SPD das Wort sozial wieder großschreibt, und die Grünen sollten dafür sorgen, dass die Umwelt und unsere Lebensgrundlagen besser geschützt werden.“ Hoffnung, das bezieht sich auf die Zukunft. Das Wort vom „Traum“ hingegen erklärt sich aus der Vergangenheit. Und die war schwarz. Von 1982 bis 1998. 16 Jahre lang. „Die Kanzlerschaft des Helmut Kohl war für mich in der Summe betrachtet eine Zeit voller Selbstzufriedenheit, Reformunfähigkeit, Lähmung“, sagt Klumpp. Das sehen zuletzt viele Deutsche so. Das Wort des Jahres 1997 heißt: Reformstau. Klumpp ist in Zazenhausen aufgewachsen, an der Naht zwischen Stadt und Land. Sein Vater ist ein überzeugter Liberaler. Er sitzt für die FDP im Bezirksbeirat von Mühlhausen und kandidiert für den Stadtrat, allerdings ohne Erfolg. Die Niederlage führt im Hause Klumpp aber nicht zur Politikverdrossenheit: Um eine große Straße durch den Stadtteil Freiberg zu verhindern, zieht der Finanzbeamte Klumpp senior bis vor das Bundesverwaltungsgericht – und gewinnt. Das prägt auch den Sohn: „Für mich war Politik immer die Möglichkeit zum Gestalten, sie war also immer etwas Gutes.“ Zur FDP, die damals „viel mehr Format hatte und sich zu Recht liberal nannte“, findet der Sohn jedoch nicht. Stattdessen tritt er 1985 in die SPD ein. Es sieht so aus, als sei Kohls Kanzlerschaft bald am Ende, da beschert 1990 die deutsche Einheit dem Pfälzer die unerwartete Verlängerung. „Auch

Zwirn irritiert ihn, sondern der deutsche Soldat auf dem Balkan. Sein Vater, der 1950 aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt ist, hat ihm erzählt, was Krieg mit Menschen anrichtet. Dass Schröder 2002 den USA die Gefolgschaft im Irak-Krieg verweigert, was ihm die Wiederwahl sichert, hält Klumpp „aus heutiger Sicht für Publicity“. Die Richtung habe aber gestimmt. Der 55-Jährige anerkennt die Erfolge von Rot-Grün beim Atomausstieg oder der Ökosteuer. Doch der Tiefschlag vom 14. März 2003 überschattet alles. An dem Tag kündigt Schröder die Agenda 2010 an: „Wir werden die Leistungen des Staates kürzen, die Eigenverantwortung fördern und mehr Eigenleistung einfordern müssen“, sagt der Kanzler. Da habe ihn „heiliger Zorn“ gepackt“, erzählt „Das Projekt Rot-Grün Klumpp. „Diese Reform war und ist unsozial, eine Ausbeutung der war kein Irrtum – das Schwächsten, ein Skandal.“ Personal war der Irrtum“ Kernstück der Agenda ist die Zusammenfassung von ArbeitsloPeter Klumpp sen- und Sozialhilfe zum Arbeitverlässt wegen Hartz IV die SPD losengeld II, nach dem Namen der Reformkommission auch „Als Lafontaine gegangen ist, sind die Ak- Hartz IV genannt. Wer länger als ein Jahr artienkurse um sechs Prozent gestiegen“, erin- beitslos ist, fällt aus der Arbeitslosenversinert sich Klumpp. „Das war ein schlechtes cherung und muss mit einem staatlichen Omen.“ Schröder übernimmt auch den Existenzminimum auskommen, das zudem SPD-Vorsitz und zeigt, so sieht es Klumpp, an Auflagen wie Ein-Euro-Jobs geknüpft „sein wahres Gesicht als Modernisierer“, ist. Hartz IV formiert ein neues Prekariat, beispielsweise beim Aufweichen des Laden- wer auf Dauer keine Arbeit findet, dem schlussgesetzes. „Ein sozialdemokratischer droht der soziale Abstieg. Die Reform wird Kanzler hätte sich da anders verhalten müs- bald zur Zerreißprobe für den Sozialstaat; Hunderttausende gehen dagegen auf die sen“, kritisiert er. Schröder ist kein Boss der Genossen, son- Straße. 2005 verliert Schröder deshalb die dern ein Genosse der Bosse. Den Kalauer Bundestagswahl. Doch 2003 sieht er keine hört man bald oft, in Anspielung auf die Alternative: Die Globalisierung setzt die Nähe des Kanzlers zur Wirtschaft. Der Nie- deutsche Wirtschaft unter Druck, mehr als dersachse provoziert auch, mit Brioni-Anzü- fünf Millionen Menschen sind arbeitslos, gen, Cohiba-Zigarre oder einem Auftritt bei die Sozialkassen bluten aus. Beschäftigung „Wetten, dass . . . ?“. Schröder ist ein Vir- muss her, egal, um welchen Preis. „Es hätte andere Rezepte gegen die Mastuose im Umgang mit den Medien. Doch Klumpp lassen die Eskapaden kalt: „Dieses senarbeitslosigkeit gegeben“, ist GewerkGlitzerzeugs, das war und ist nicht meine schafter Klumpp überzeugt. Aus Frust hat Welt“, sagt er. Nicht der Kanzler im feinen er 2003 sein SPD-Parteibuch zurückgegeben und ist der Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) beigetreten. Die WASG, die Hartz-IV-Protestbewegung Zur Person und die PDS aus Ost-Deutschland vereinigen sich später zur Linken. Dass die Agenda Peter Klumpp für eine konkurrierende Linkspartei eine Initialzündung gab, war der historische Bärendienst Schröders, meint Klumpp. ¡ 1953 geboren und aufgewachsen in Der Anfang war gut, geendet habe seine Stuttgart. Beziehung zur SPD jedoch in einer herben ¡ 1968 bis 1971 Ausbildung zum EinzelhanEnttäuschung, bilanziert Klumpp: „Man delskaufmann; danach bis 1981 Filialleiter könnte auch sagen, dass ich mich politisch im Lebensmittelgroßhandel. verraten fühle.“ An den Grünen, die in der ¡ 1981 Sekretär bei der Deutschen AngestellBundesregierung selbst die FDP als Neolibeten-Gewerkschaft (DAG), verantwortlich rale überflügelt hätten, lässt er im Rückunter anderem für Tarifverhandlungen. blick ebenfalls kein gutes Haar. Heute wür¡ Seit 2002 stellvertretender Geschäftsfühden die Öko-Partei und die SPD wieder Prorer der Gewerkschaft Verdi im Bezirk fil zeigen – angestachelt von der Linken. Stuttgart, verantwortlich für Organisation Ist Rot-Grün nach den sieben Jahren und Finanzen. Schröder/Fischer für immer diskreditiert? ¡ Er ist verheiratet, Vater von drei Töchtern Da winkt Klumpp ab: „Rot-Grün war kein und lebt in Stuttgart. Irrtum – das Personal war der Irrtum.“ wenn es keiner wollte, er wurde immer wieder gewählt. Für die SPD war das zermürbend“, sagt Klumpp. Nun soll alles anders werden. Das Projekt Rot-Grün verspricht Aufbruch, Reformen, einen Wandel in der politischen Kultur. Dafür stehen auch die extrovertierten Frontmänner Joschka Fischer (Grüne) und Schröder. Die beiden geraten von Anfang an unter Druck: Während Ex-Sponti Fischer seiner Partei erklären muss, weshalb ausgerechnet Rot-Grün im März 1999 auf dem Balkan den ersten Kampfeinsatz in der Geschichte der Bundeswehr befiehlt, muss Schröder zur selben Zeit den entnervten Rückzug von Oskar Lafontaine als Finanzminister und bald darauf auch als SPD-Chef verkraften.

Natalie Friedrich (15) aus Leinfelden-Echterdingen besucht das PhilippMatthäus-Hahn-Gymnasium in Echterdingen.

„Vermissen Sie die D-Mark?“ „Ja, ich vermisse die D-Mark sogar sehr. Die war um zehn Klassen besser als der Euro. Mit der D-Mark war das für uns ein ganz einfaches Rechnen. Für viele Alte ist das mit dem Euro immer noch ein ganz große Umstellung. Da kommen viele heute noch nicht mit klar. Ich habe in meinem VdK-Ortsverband Stuttgart-Ost viele Mitglieder, die kommen nicht darüber hinweg, dass es keine D-Mark mehr gibt. Da hört man immer wieder, wenn wir zusammensitzen: Mit der D-Mark wäre das mit der Wirtschaftskrise nicht passiert. Das hätte man anders machen können. Als die Reichsmark 1948 durch die D-Mark abgelöst wurde, war das natürlich auch eine große Umstellung. Aber auf die D-Mark waren wir immer stolz. Auf die bin ich heute noch stolz. Ich habe die Münze auch in Gold – als ewiges Andenken. Beim Euro weiß man ja nicht, was auf einen zukommt. Ich hatte die Angst, als der Euro 2002 eingeführt wurde, dass er nicht unser Geld ist. Die D-Mark war unser Geld. Der Euro gehört aber ganz vielen Ländern. Man macht sich schon so seine Gedanken, wie das mit dem Euro in Zukunft weitergeht. Meine erste selbst verdiente D-Mark hatte ich übrigens im ersten Lehrjahr im Jahr 1951 als Bauschlosser. Da hatte ich im Monat 13 D-Mark in der Tasche, im zweiten waren es 18 Mark und im dritten dann 27 Mark. Als Geselle hatte ich 99 Pfennig Stundenlohn. Wir haben trotzdem gut gelebt und sind auch oft ins Kino gegangen.“

Heinz Hirmer (73) ist gelernter Bauschlosser und lebt als Rentner in Stuttgart-Wangen. Er ist Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Stuttgart-Ost.

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9. Mai: Geburt 11. Mai: Aufbau 12. Mai: Rückkehr 13. Mai: Wunder 14. Mai: Teilung 15. Mai: Tauwetter 16. Mai: Herbst 18. Mai: Wende 19. Mai: Einheit 20. Mai: Rot-Grün 22. Mai: Gefahren 23. Mai: Übermorgen

Stichwort

Urlaub im Süden ¡ Mit wachsendem Wohlstand steigt auch die Reiselust der Deutschen. Immer mehr Bundesbürger können es sich finanziell leisten, in ihrem Urlaub zu verreisen, wenn auch meist nur innerhalb ihrer Heimat. ¡ Bei einer Wochenarbeitszeit eines Metallarbeiters von 45 Stunden (vor 1956 waren es noch 48 Stunden) und einem Jahresurlaub von mindestens zwölf Tagen sind Ferientage rar gesät. 1955 unternimmt immerhin bereits jeder fünfte Deutsche eine Urlaubsreise. ¡ Kostspielige Fahrten in den sonnigen Süden sind für die meisten allerdings unerschwinglich. Sie verbringen die schönste Zeit des Jahres in Deutschland. Beliebte Ziele sind die Nordseeinseln, die Mittelgebirge und die Alpen. Die meisten verreisen mit der Bahn, während rund 25 Prozent das Auto nutzen oder mit Bus oder Motorrad in den Urlaub fahren. ¡ Obwohl Mitte der 50er Jahre noch relativ wenige Autos auf den Straßen unterwegs sind, ist das Verkehrsnetz hoffnungslos überlastet. Kilometerlange Staus machen den Reisenden das Leben schwer. Vor allem die Alpenpässe sind chronisch überlastet. 1955 verabschiedet die Bundesregierung ein großangelegtes Straßenbauprogramm. ¡ Eine Auslandsreise bleibt der große Traum der Deutschen. Ganz oben auf dem Wunschzettel steht der sonnige Süden. Bella Italia gilt in der Wirtschaftswunderzeit als Inbegriff des Traumurlaubs. Doch für ausgefallene Wünsche fehlt den meisten Bundesbürgern das nötige Kleingeld. Pauschalreisen nach Spanien oder in exotische Länder sind damals noch völlig undenkbar. ¡ Eine preiswerte Variante, Deutschland oder das europäische Ausland kennenzulernen, ist das Camping. Vor allem Jugendliche unternehmen mit Motorroller oder Fahrrad Zelt-Touren. (mb)

A look back over 60 years In the upper section of the page historic events from 60 years of the Federal Republic of Germany are shown in photographs. In the lower section in each case a topic is dealt with in detail. On the left there is always a key word, in which a word or phrase of significance for the period is explained. On the right stands the running title “Young people ask old people”. Here schoolchildren and school students put questions to people who were there.

Aus Dreck Geld gemacht

Fotos: StN, AP, dpa (2), Grundig, Opel, WDR/Phönix

Jung fragt Alt

Pfiffige Firmengründer prägen in den 50er und 60er Jahren das deutsche Wirtschaftswunder Seit Mitte der 50er Jahre erlebt Deutschland einen wirtschaftlichen Aufschwung. Die Industrieproduktion steigt rasant an, der Wohlstand wächst in ungeahntem Maße. Auch Helmut Aurenz nutzt die Gunst der Stunde und gründet eine kleine Firma. Heute ist er Marktführer. Von Markus Brauer In den fünfziger Jahren denken die meisten jungen Leute an das erste Motorrad, an Rock’n’Roll oder eine Partnerin für die Tanzschule. Nicht so Helmut Aurenz. Der Ludwigsburger, der Gärtner und Florist gelernt hat, will hoch hinaus. Der Pioniergeist der Wirtschaftswunderzeit hat ihn gepackt. Jung Aurenz, dessen Eltern in der Barockstadt eine kleine Gärtnerei betreiben, hat eine genial einfache Idee. Ihm ist aufgefallen, dass die Hausfrauen im väterlichen Betrieb immer wieder nach Blumenerde fragen. Doch in den herkömmlichen Papiertüten kann man die feuchte Erde nicht transportieren. Also kauft der gewiefte JuniorGärtner einen Sack Plastiktüten und füllt sie mit Blumenerde. Die verkauft er dann in Tante-Emma-Läden, Blumengeschäften und auf Wochenmärkten. „Ich war vom Erfolg selbst völlig überrascht“, sagt der 71-Jährige beim Gespräch im Büro seiner Ludwigsburger Firmenzentrale. 1958 gründet er – gerade mal 21 Jahre alt – seinen eigenen Blumenerdebetrieb. Zuvor hat er bei einem Freund ein Buch über den amerikanischen Traum gelesen: „Vom Tellerwäscher zum Millionär“. Das Werk beeinflusst ihn nachhaltig. „Damals gab es niemanden, der Blumenerde professionell anbot.“ Beim Finanzamt fragt ihn der Beamte: „Du willst mit Dreck Geld machen?“ Doch es funktioniert. Aurenz bringt es mit einer einzigen Idee, Risikobereitschaft und unternehmerischem Gespür zum Millionär. Heute besitzt der Mann mit dem markanten Schnauzbart 14 Produktionswerke und zwölf Vertriebsniederlassungen in zehn Ländern. ASB-Grünland (ASB steht für Aurenz Spezial-Blumenerde) verkauft jährlich 1,8 Millionen Kubikmeter Erde und ist nach eigener Aussage Marktführer bei Flüssigdünger und Düngerstäbchen. Der gigantische Bauboom der Wirtschaftswunderzeit Mitte der 50-er bis Mitte der 60er Jahre sowie der Wunsch nach einem eigenem Garten heizen das Geschäft mit der praktisch verpackten Blumenerde an. Bald verlangen auch die großen Lebensmittelketten Aurenz’ Erde. „Wir konnten gar nicht genug liefern.“ 1962 kauft er eine 45 000 Quadratmeter große Moorfläche in Eisenharz, Allgäu. „Das war der Grundstock meines Torf-Imperiums.“ Zwei Jahre später wird die Produktion von Neckargröningen ins Allgäu verlagert. „Nur wenn Produktion und Rohstoff an einem Ort sind, kann man preiswert produzieren.“ 1967 erreicht der Umsatz die Millionengrenze.

seine Firma weiter aus. Der Ludwigsburger Gärtner wird zum global operierenden Torf-König. 1971 erwirbt er zwei Millionen Quadratmeter Land in der Lüneburger Heide bei Soltau-Lührsbockel. Ein Jahr später gründet er die ASB France und ASB Austria. Auch Verpackungen und Folien werden selbst produziert. Die verschiedenen Erdmischungen werden in firmeneigenen Verpackungsanlagen abgefüllt und zu handlichen Ballen gepresst. 51 Jahre nach der Firmengründung ist die Aurenz-Gruppe führend auf dem Blumenerdemarkt. „1957 fing alles mit fünf Säcken an. Heute verkaufen wir 500 000 Säcke am Tag – 150 bis 200 Sattelzüge“, sagt Helmut Aurenz sichtlich stolz. Das Geschäft mit der Erde sei ein reines Saisongeschäft. In vier Monaten mache er 70 bis 80 Prozent seines Jahresumsatzes. Der Firmengründer ist auch „Ich war vom wegen seiner Isny-Runde in seinem Hotel Jägerhof im Allgäu beErfolg selbst kannt. In diesem „Klein-Davos“ völlig überrascht“ lädt er Unternehmer und Politiker zum Gedankenaustausch ein. Helmut Aurenz Aurenz liebt rustikale Einrichfängt 1958 ganz klein an tungen. Sein Büro ähnelt mehr einem gutbürgerlichen WohnzimJungunternehmer wie Helmut Aurenz mer als einer Chefetage. Seinen Hauptwohnprofitieren vom rasanten Gründerzeit- sitz hat er in Isny, doch an jedem firmeneigeKlima. Mit dem Erfolg wächst auch sein per- nen Torfabbaugebiet gibt es ein Haus für sönlicher Wohlstand. „Das bleibt doch die Familie. Während Aurenz über die Entwicklung nicht aus.“ 1964 kauft der Autonarr seinen ersten Mercedes, ein Jahr später ist er stol- seines Torf-Imperiums plaudert, klingelt zer Besitzer eines Porsche-Cabrio. Für Poli- das Telefon. Tochter Michaela meldet sich tik habe er sich damals nicht sonderlich inte- aus Westpoint im US-Bundesstaat Virginia. ressiert, meint er. Der Aufschwung aus dem Dort betreibt die Aurenz-Gruppe seit 1998 ein Blumenerdewerk und eine ProduktionsNichts habe all seine Energie absorbiert. Doch an einige wichtige Daten erinnert er stätte für den amerikanischen Markt. Im versich noch ganz genau: wie das sowjetische gangenen Januar hat der Konzerngründer Berlin-Ultimatum 1958; den Bau der Berli- der damals 23-Jährigen die Leitung der ner Mauer am 13. August 1961; die Kuba- Firma übertragen, die 70 Millionen Euro Krise im Oktober 1962; das Ende der Ära Umsatz macht. „Meine Tochter hat es schweAdenauer und die Kanzlerschaft Erhards, rer, als ich es damals hatte“, sagt er. „Die Bürokratie ist gigantisch groß, das Steuersysdie am 16. Oktober 1962 beginnt. In den 60er und 70er Jahren baut Aurenz tem kompliziert. Aber sie bringt die besten Voraussetzungen mit. Sie hat in den USA Betriebswirtschaft und Marketing studiert und internationale Praktika absolviert.“ Zur Person An Krisen ist Helmut Aurenz gewöhnt. Mitte der 60er Jahre nähert sich das WirtHelmut Aurenz schaftswunder langsam seinem Ende. 1967 kommt es zur Rezession, 1973 folgt die erste Ölkrise. „In den ersten 25 Jahren ging es im¡ 1937 wird er in Ludwigsburg geboren. mer darum, zu expandieren oder unterzuge¡ 1941 beginnt er eine Gärtnerlehre im hen. Wir haben viele Rückschläge erlitten.“ Gemüse- und Zierpflanzenbau. Heute machen zehn Großkunden 90 Pro¡ 1958 Gründung eines Blumenerdezent des Umsatzes in Deutschland aus. betriebs in Ludwigsburg. Nicht anders sei es in Frankreich und der ¡ 1962 kauft er die erste Torffläche. Schweiz. Der Konkurrenzkampf sei un¡ 1971 kommen zwei Millionen Quadratglaublich hart. „Ich habe vieles richtig gemeter in der Lüneburger Heide dazu. macht. Ich habe aber auch viele Rück¡ 1973 expandiert er nach Frankreich und schläge gehabt“, resümiert der Senator h. c. Österreich. In den nächsten Jahrzehnten Die Wirtschaftswunderzeit ist längst Gefolgen die USA, Kanada, Tschechien, schichte. Heute in Zeiten der globalen FiSchweden, Estland und die Schweiz. nanzkrise denkt niemand mehr an schwin¡ 2008 übergibt er zu Jahresbeginn den delerregende Wachstumsraten. Doch HelChefsessel seiner Firma ASB-Grünland mut Aurenz ist überzeugt: „Mit einer guten an seine Tochter Michaela. Idee kann man immer erfolgreich sein.“ Ab Mitte der 50er Jahre steigt die private Kaufkraft an. Die Deutschen geraten in einen wahren Kaufrausch: Möbel, Autos, Reisen, Elektrogeräte. Das Konzept von Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard, „Wohlstand für alle“ geht auf. Die Massenfertigung von Konsumgütern verbilligt die Preise für ehemals unerschwingliche Radios, Fernseher und Waschmaschinen. Die Regierung von Kanzler Konrad Adenauer unterstützt den Traum vom Haus im Grünen mit zinsgünstigen Baukrediten. Aurenz nutzt die Gunst der Stunde. Kaum selbstständig kauft er 1959 einen gebrauchten VW-Bus. Mit seinem Bully fährt er die Säcke zu den Kunden. Auch Lebensmittelketten werden auf ihn aufmerksam. „Über die Edeka-Filialen habe ich meine Erde in ganz Deutschland verkauft.“

Sara de Blasio (16) geht in die 9. Klasse der Zeppelin-Hauptschule in Leinfelden-Echterdingen

„Hatten Sie Heimweh?“ „Zu Beginn hatte ich sehr viel Heimweh. Ich war noch keine 17, als ich 1960 nach Deutschland gekommen bin. Ich habe zuerst als Maurer, dann als Maurerpolier gearbeitet. Später habe ich eine Ausbildung zum Maschinenschlosser abgeschlossen, ab 1974 bis 2006 habe ich als Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall gearbeitet. Die Bezeichnung Gastarbeiter war Programm. Wir waren Arbeiter auf Zeit, die nur vorübergehend gebraucht werden und dann wieder gehen. Um Deutsch zu lernen, habe ich mir tagsüber das auf die Hand geschrieben, was ich gehört habe, und abends im Wörterbuch die Bedeutung nachgeschlagen. Wir waren Fremde in ungewohnter Umgebung. Ich habe oft ohne Tränen geweint – und überlegt, warum ich das alles mache, ob ich nicht morgen wieder den Koffer packen soll. Ich habe eine junge Frau aus Norddeutschland kennengelernt. Doch nachdem sie sich nicht entscheiden konnte, mich zu heiraten, bin ich 1965 nach Kanada gezogen. Sechs Monate später ist sie mir nachgereist. Wir haben dort zwei Kinder bekommen und sind bis heute verheiratet. Nach über fünf Jahren in Kanada und den USA sind wir nach Deutschland zurückgekommen. 1984 sind wir nach Italien gezogen. Ich hatte nicht direkt Heimweh, aber ich wollte wissen, wo mein Zuhause ist. Dort ist mir bewusst geworden, dass meine Wurzeln inzwischen mehr in Deutschland liegen. 1986 sind wir wieder nach Sindelfingen gezogen. Heute genieße ich die Bereicherung, ein Stück Heimat in Deutschland und in Italien zu haben. Wir sind eine multinationale Familie: Meine Frau ist Deutsche, unsere Kinder haben kanadische Pässe, unsere Schwiegertochter ist Russin und mein Schwiegersohn Schwabe.“

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Sozialstaat vor Zerreißprobe

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9. Mai: Geburt 11. Mai: Aufbau 12. Mai: Rückkehr 13. Mai: Wunder 14. Mai: Teilung 15. Mai: Tauwetter 16. Mai: Herbst 18. Mai: Wende 19. Mai: Einheit 20. Mai: Rot-Grün 22. Mai: Gefahren 23. Mai: Übermorgen

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Am 23. Mai wird die Bundesrepublik 60 Jahre alt – für uns Anlass, Zeitzeugen zu befragen und einen Blick nach vorn zu wagen:

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Unsere Serie im Überblick

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Foto: Archiv

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Bernardino di Croce (65) kam vor 49 Jahren als Gastarbeiter aus Italien nach Deutschland. Er lebt in Sindelfingen, ist mit einer Deutschen verheiratet und hat zwei Kinder.

Unsere Serie im Netz StN online Alle Folgen unserer Serie lesen Sie im Internet unter www.stuttgarter-nachrichten.de/60jahre


Office for Newspaper Design

Ab Seite 21: Berufstipps und Karriereberatung · Stellenmarkt: für technische Fach- und Führungskräfte

TECHNIK WIRTSCHAFT GESELLSCHAFT 20. März 2009 · Nr. 12

www.vdi-nachrichten.com

Einzelpreis 2,50 Euro

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KfW-Vorstand Ulrich Schröder „Engpass nur bei größeren Krediten“ VDI , D, ��� �� ��, PS

Viele Mittelständler fürchten, dass ihnen der Kredithahn zugedreht wird. Ulrich Schröder, Chef der staatlichen KfW-Bankengruppe, gibt sich im Interview verhalten optimistisch. Kleinere Firmen hätten derzeit wenig Probleme. „Nur wo es um größere Kredite geht, gibt es Engpässe“, so der Banker. 7 S ��

Das Kabel kann's mit neuen Spezifikationen auf bis zu 200 Mbit/s bringen. Foto: action press

Die IG Metall will in diesem Jahr Entlassungen im Maschinenbau verhindern, doch der Branchenverband VDMA hat schon angekündigt, dass es zu Entlassungen kommen wird. Foto: dpa

Kein Anlass zur Schwarzmalerei

Breitband: Kabelnetzbetreiber wollen mitmischen VDI , D, ��� �� ��, �

700 Mio. € wollen die Betreiber von Kabelnetzen 2009 investieren, um immer mehr Haushalte mit schnellen Internetanschlüssen zu versorgen. Die Kabelbranche nimmt den Wettbewerb mit Mobilfunkern und Festnetzanbietern auf. Unitymedia-Chef Parm Sandhu ist sicher: „Allein das Breitbandkabel kann die digitale Kluft zwischen Stadt und Land überwinden, während DSL 7 S � sie nur tiefer macht.“

M: Die Wirtschaftskrise werde den Maschinenbau hart treffen, aber das sei kein Grund in Pessimismus zu verfallen, so Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA. Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber fordert einen Rettungsschirm für die Industrie. Er soll den industriellen Kern sichern.

Sandra Pupatello, Ministerin für Internationalen Handel und Investitionen, Ontario, Kanada. Foto: CC

I.P.

Ontario rollt deutschen WindkraftUnternehmen den Roten Teppich aus „Das ist speziell für deutsche Unternehmen, die weltweit führend sind in Sachen Windkraft, eine gute Gelegenheit, von unserem wachsenden Markt zu profitieren“, so die Ministerin zur aktuellen Gesetzes-Initiative der 7 S � kanadischen Provinz.

wicklung unvorstellbar gewesen, räumten Wolfgang Rhode, im Vorstand der IG Metall für Wirtschaftspolitik zuständig, und Hannes Hesse, Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes VDMA, auf einem Hearing der Gewerkschaft vergangene Woche in Frankfurt ein. Wann es wieder aufwärts geht, weiß niemand. Dennoch: Anlass für Pessimismus gebe es nicht, meint Rohde. Der konjunkturelle Einbruch sei vom Boom der vergangenen Jahre aus leichter zu

Foto: Archiv

VDI , D, ��� �� ��, 

Zwischen Hoffen und Bangen schwanken Stimmung und Lage im deutschen Maschinenbau. Die Aufträge sind im Januar um mehr als 40 % eingebrochen, in Teilbranchen (Druck- und Textilmaschinen, Maschinen zur Holzbearbeitung) sind die Rückgänge noch stärker. Anderen Unternehmen geht es besser, z. B. Kraftwerks- und Energieanlagenbauern, den Herstellern von Fahrtreppen und Aufzügen oder von Industriearmaturen. Insgesamt erwarten Experten für die gesamte Branche 2009 einen Produktionsrückgang von 7 %. Eine Umfrage unter Betriebsräten durch die IG Metall hat ergeben, dass bei der Hälfte der befragten Unternehmen Produktion und Konstruktion nur noch bis zum Sommer ausgelastet sind, der Service bis kommenden November. Noch vor einem Dreivierteljahr sei die heutige Ent-

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T A G B L A T T D E RWerner S Zittel, Üder DEnerTIROLER gieexperte LudVersand im Postabo, 45 %, Art. 1, Ges. 46/2004, Filiale Bozen

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Deutscher Urlauber stürzt in den Tod

Der Ölpreis ist wegen der Wirtschaftskrise eingebrochen. Doch das Preisniveau wird nicht Werner Zittel, Energieexperte der Ludwig Böl-

E: Die Versorgung mit Strom, Wasser, Gas, Fernwärme, Mobilität obliegt in Deutschland vielfach kom-

Erfolgsfaktor Nummer 1 und Basis jeder Daseinsvorsorge sei ein positives Wirtschaftsergebnis, so Wilde-

Herausforderungen. Eine Studie der TU München hat jetzt

Zugriff auf eigene Energieressourcen

Kommunale Versorger mit dem Schwerpunkt Energie, die mindestens 100 000 Abnehmer in Regionen mit hoher Lebensqualität beliefern, haben die Voraussetzung für ihre Zukunftsfähigkeit. Dies ist eine „kritische Größe“, wie eine Studie der TU München aufzeigt, die von Horst Wildemann, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, am 13. März in der bayrischen Landeshauptstadt vorgestellt wurde.

denzufriedenheit geachtet werden. Der Impuls zur Studie kam von den Stadtwerken München, deren Verhältnisse besonders unter die Lupe genommen wurden. Fazit der Studie: „Mustergültig. Die Stadtwerke München GmbH haben die umfassendste und tragfähigste Strategie für die Herausforderungen der Zukunft.“ München will die erste deutsche Großstadt werden, in der alle Privathaushalte mit regenerativ erzeugtem

und Erzeugungskapazitäten, wobei auch bleiben. � nahmen Sohn inkow derSystemtechnik, Wohnung und verder 49-Jährige seinemu. a.Carabinieri Mann7 S anfangs durch die ge- de, dass Erfolgsfaktoren beschrieben und kommt zum Schluss: „Die dendieMann Nachhaltigkeit eine SchlüsselrolWiderstands fest. weigerte den Carabinieri den schlossene Tür gesprächsbereit. etwas haben antun die könnte, bra- wegen Der Damit richte sich der Fokus le spiele. StadtwerkeSohn München umfassendste und tragfähigste Zutritt. Die Ehefrau hatte nach Doch plötzlich verschwand er chen die Carabinieri um 22 Uhr Sohn, der unverletzt geblieben auf erneuerbare Energien und höheStrategie für die Herausforderungen der Zukunft.“ einem spannungsgeladenen ohne Begründung. Die besorgte die Wohnungstür auf. Glückli- war, wurde zu den Großeltern re Effizienz etwa durch Kraft-WärmeKopplung. Abend Hilfe geholt. Als die Cara- Autoexperte Frau blieb mit den Carabinieri cherweise erwies sich diese Be- gebracht. Staatsanwalt Axel Bi- Schließlich müsse im Ferdinand DudenVDI , M, ��� �� ��,  In Die der Studie zu strategischen Er- Wettbewerb besonders auf die Kunfürchtung als unbegründet. vorlehrt deranTür. signano leitet die Ermittlungen. binieri eintrafen, zeigte sich der höffer der Weil befürchtet wurUniversität Duisburg Foto: Zillmann

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Fall Egartner vor dem Kadi „PS-Professor“ setzt auf enge Zusammenarbeit mit der Branche

Er gilt als „Autopapst“: Ferdinand Dudenhöffer ist eine Institution und in fast sämtlichen Medien vertreten. An der Uni Duisburg lehrt er Studierende das Einmaleins der „Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre 7 S �� und Automobilwirtschaft“. VDI Verlag GmbH, Postfach 10 10 54, D-40001 Düsseldorf Polen PLN 15,50; Schweiz CHF 5,00; Tschechien CZK 115; Ungarn Ft 900

BOZEN. Einen „politischen Pakt“ bot Außenminister Franco Frattini der SVP an – doch die Reaktion in der Brennerstraße fällt kühl aus. Parlamentarier Siegfried Brugger findet scharfe Töne.

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Inhouse seminars Inhouse seminars provide an overview of current trends in newpaper and magazine conception and design all over Europe. The topics are individually tailored to meet the needs of the publishing house concerned.

127. Jahrgang, Nummer 185

lange anhalten. Die Förderung von Erdöl ist munalen Unternehmen: Diese festgenommen „Stadtwerke“ stehen vor großen mann. Hohen Stellenwert habe der AUFREGUNG IN LAAG: Carabinieri brechen Tür zurEinschätzung Wohnungvon auf – 49-Jähriger wegen Widerstands – Sohn (11) unverletzt rückläufig und wird es nach

NEUMARKT/LAAG. Große Aufregung herrschte gestern Abend in Laag: Ein 49-jähriger Familienvater, der sich in Trennungsphase mit seiner Frau befindet, verbarrikadierte sich mit seinem

Branche sieht sich als Hoffnungsträger für das Ende des Ölzeitalters Mit diesem Programm sollen, so der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber, industrielle Kerne und Wertschöpfungsketten erhalten werden. Die seien „für Wohlstand und politische Stabilität mindestens ebenso wichtig wie Banken für die Finanzmärkte“. Finanziert werden soll das Programm aus einer Abgabe auf Vermögen von mehr als 750 000 €. Langfristig könne der deutsche Maschinenbau nur überleben, wenn er innovativ bleibe und seine starke Stellung im Export nicht verliere, meint VDMA-Geschäftsführer Hesse. Er sieht die Branche als Hoffnungsträger für das Ende des Ölzeitalters und setzt große Hoffnungen in die Umwelttechnik. Auch in der Steigerung der Energieeffizienz sieht der Verband eine H. STEIGER Herausforderung. 7 Seiten 4, 17

If undeliverable, please return to Bozen – Italy

Vater sperrt sich mit Sohn ein

Wenig Interesse an Frattinis Pakt

KASTELRUTH

Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall

fonds soll sich die Bundesregierung mit diesem Geld an Industrieunternehmen beteiligen und deren Kapitalbasis stärken.

1 € Südtirol u. Trentino - 1,60 € Gardasee, restl. Italien u. Ausland

Foto: Laif

„Das Maximum der Ölförderung ist seit dem Jahr 2006 überschritten.“

TIROL.Vor den Augen seiner Familie stürzte gestern Vormittag Bernd Stolpe (54) aus Niedersachsen bei einer Wanderung in der Texelgruppe 150 Meter in die Tiefe. Er war auf der Stelle tot. Auslöser könnte ein plötzlicher Schwindelanfall gewesen sein.

SÜDTIROL

„Industrielle Kerne sind für Wohlstand und politische Stabilität mindestens ebenso wichtig wie Banken für die Finanzmärkte.“

seine Wirtschaft stark von der Industrie bestimmt würde. Hesse: „Heute beneiden sie uns darum.“ Für die IG Metall ist das Ziel klar: Sie will Entlassungen verhindern. Derzeit zählen die Unternehmen des Maschinenbaus knapp 1 Mio. Beschäftigte, darunter rund 150 000 Ingenieure. Es sollte selbstverständlich sein, so Rhode, dass die Unternehmen qualifizierte Arbeitnehmer an sich binden, auch wenn der Wind rauer werde. Das gelte auch für Leiharbeitnehmer, deren Einstellung vor Kurzem zu einem Beschäftigungswunder erklärt worden sei und die jetzt zur Manövriermasse würden. Zusagen zur Beschäftigungssicherung geben die Unternehmen nicht. Trotz aller Zuversicht ist VDMAHauptgeschäftsführer Hesse sicher: „Die Krise wird uns hart treffen.“ Sollte sie über den Sommer hinaus andauern, werde es mit jedem Tag schwieriger, das Personal zu halten. Hesse: „Wir wissen, dass es auch zu Entlassungen kommen wird.“ Um die Folgen der Wirtschaftskrise abzumildern, verlangt die IG Metall von der Bundesregierung einen weiteren Rettungsschirm, der 100 Mrd. € umfassen soll. Im Unterschied zu dem bereits bestehenden Notfall-

Stadtwerke München wollen vom russischen Erdgas unabhängig werden

wig Bölkow Systemtechnik.

Donnerstag, 13. August 2009 - Tel. (0471) 92 88 88 - www.dolomiten.it

verkraften als in einer Situation, in der die Branche schon mit dem Rücken zur Wand stehe. Auch Hesse sieht keinen Grund zur Schwarzmalerei. Das Produktionsplus von 40 % und der kräftige Beschäftigungsaufbau der vergangenen fünf Jahre hätten gezeigt, dass Industrie in Deutschland Zukunft habe. Postulate, nach denen Deutschland unausweichlich auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft sei, hätten sich als falsch erwiesen. Ein Großteil der Dienstleistungen sei auf eine industrielle Basis angewiesen. Der VDMA-Hauptgeschäftsführer konnte sich einen Seitenhieb auf die Finanzwirtschaft nicht verkneifen. Es sei noch nicht lange her, da hätten Banker in der Londoner City, aber auch in Frankfurt, den Standort Deutschland noch belächelt, weil

folgsfaktoren regionaler Infrastruktur- und Versorgungsdienstleister wurden nahezu 150 europäische Unternehmen einbezogen. Nur 36 hatten die „kritische Größe“, von denen 14 deutsche und zehn ausländische aktiv an der Studie mitwirkten. „Eine allgemein gültige Branchenanalyse schied aus“, so Wildemann, „vielmehr haben wir nach bestimmten Kriterien eine ,Referenzklasse’ gebildet und untersucht.“

Kurt Mühlhäuser, Chef Stadtwerke München, sieht seinen Betrieb bei der Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung zur Stromerzeugung mit rund 80 % einsam an der Spitze. Foto: dpa

Strom aus eigenen Anlagen versorgt werden können. Deshalb beteiligen sich die Münchener Stadtwerke, Deutschlands größtes kommunales Unternehmen, am Bau des Geothermie-Heizkraftwerks in Sauerlach bei München. In der Nordsee sind sie beteiligt am Offshore-Windpark Global Tech 1 sowie an acht Erdgasfeldern vor Norwegen und Dänemark. „Ziel ist, unsere Heizgaskunden bis 2014 von russischem Gas unabhängig zu machen“, erklärte Dr. Kurt Mühlhäuser, Chef der Stadtwerke München, anlässlich der Vorstellung der Studie. Er verwies im Weiteren darauf, dass bei der Kraft-WärmeKopplung, die bei der Stromerzeugung innerhalb der EU und im Durchschnitt der deutschen Länder nur zu etwa 12 % genutzt wird, die Stadtwerke München mit rund 80 % einsam an der Spitze lägen. RALF ROMAN ROSSBERG/WOP

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Geklebte Kunststoff-Fähre

Neue Flüssigkristalltechnik bringt schnellere Displays

Werkzeugmaschinenbau kämpft gegen die Absatzkrise

Notfonds für kriselnde Unternehmen

Unfallforscher haben Glück – sie sind begehrt

Passagierschiffe aus glasfaserverstärktem Kunststoff sind umwelt7 S � freundlicher.

Neue Materialien sollen LCDs optimieren: bessere Bilder, weniger 7 S � Komponenten.

Einen Produktionsrückgang von 15 % befürchtet die deutsche Erfolgsbranche für 2009. 7 S ��

Um Firmen vor dem Aus zu bewahren, hat Berlin einen Milliar7 S �� den-Fonds aufgelegt.

Hoch spezialisierte Ingenieure sorgen dafür, dass Autofahren im7 S �� mer sicherer wird.

BOZEN. Für die Grünen war Christian Egartner nicht wählbar. Als Vorsitzender des Konsortiums „Conbau“ habe er sich in einem Interessenskonflikt befunden. Deshalb machen einige GrünenExponenten um Cristina Kury eine Eingabe bei Gericht. Foto: Erika Gamper

Unabhängige, überparteiliche Zeitung

Bericht auf Seite 9

Minden: Aktionskreis sieht Raum für einen neuen Anfang

Fohlen von Hunden fast totgebissen

5 6 8 14 16 30 31

EU-Bevölkerung wächst auf halbe Milliarde

Gewittrig Das Hoch bleibt uns erhalten, wird aber eine Spur schwächer und damit steigt die Gewitterneigung leicht an. Zunächst scheint die Sonne, einzelne Hochnebelfelder werden rasch abgetrocknet. Am Nachmittag sind Gewitter nicht ausgeschlossen.

Info157_Peters.qxd

14:58 Uhr

Handball: GWD scheitert an Lemgos Torhüter Lichtlein

Seite 3

Seite 1

Gemeinsam gestemmt!

SEITE 3

Seite 25 Einzelpreis 0,90 EUR

2:0-Sieg gegen Brasilien: Deutschlands Fußball-Frauen erneut auf WM-Thron – Erstmals ohne Gegentor

VORAUSGESCHICKT

Bürgerstreifen auch in Südtirol?

Gegentor. Torfrau Nadine Angerer überstand auch das sechste Turnierspiel ohne Gegentreffer. Ihre größte Tat

vollbrachte die 28-Jährige, als sie einen Elfmeter von Weltfußballerin Marta entschärfte. Foto: ddp / Seiten 17/19

Verkehrssündern geht's ans Geld

Viel Bewegung im Vertrieb

Rollout von Pro.Net erfolgreich abgeschlossen.

heit in Kraft getreten. Besonders Miss Deutschland viel Staub haben die Bestimmungenaus überHerford die „freiwilligen kommt

Ungarn Slowenien Rumänien

Slowenien

9 771722 755004

116 Schutzengel beim Lauf

Provinzial Info

Tattoo-Opfer: Ärzte gegen Meldepflicht

Autoclubs: Abzocke liche Fahr- und Verhaltensfehler mit einer generellen Erweiterung des Strafrahmens zu reagieren“, sagte der ACE-Experte Volker Lempp. Beim jüngsten Verkehrsgerichtstag hätten die Experten lediglich eine differenzierte Anhebung bei schweren Verstößen gefordert, die die Hauptunfallursachen seien. Nun wolle Tiefensee offenbar auch bei Bagatellvergehen kräftig hinlangen. Wer die zulässige Geschwindigkeit um zehn Stundenkilometer überschreite, zahle statt 15 künftig 20 Euro. „Das sieht schon nach Geldscheffelei aus.“ Kommentar

Neuanfang in der CSU

17°

Huber neuer Parteichef / Stoiber tritt zurück

10°

Wolkig

Nummer 157

Gegründet 1856 von J.C.C. Bruns ROM (mit). Premier Silvio Berlusconi macht in Sachen gestaffelte Löhne einen Rückzieher. Er habe nie behauptet, dass er das Lohn- und Gehaltssystem zwischen Nord- und Süditalien differenzieren wolle. „Ich habe nur gesagt, dass die Verhandlungen um die Kollektivverträge dezentralisiert werden sollen, wie die Gewerkschaften mit Ausnahme der CGIL beschlossen haben. Das hat nichts mit gestaffelten Lohnsystemen zu tun“, sagte er. Der Vorschlag, ein gestaffeltes Lohnsystem einzuführen, das den wirtschaftlich rückständigen Süden wettbewerbsfähiger machen und im Norden für mehr Kaufkraft sorgen soll, wurde von der Lega Nord formuliert.

Shanghai (dpa). Birgit Prinz WM-Thron geschossen. Durch Silvia Neid in Shanghai ihren und Simone Laudehr haben ein verdientes 2:0 im Finale Weltmeistertitel und blieb als Deutschlands Fußball-Frauen gegen Brasilien verteidigte erstes Team in der WM-Histozum zweiten Mal auf den die Mannschaft von Trainerin rie im gesamten Turnier ohne Vor einigen Tagen ist das neue kräfte verständigen. Außerdem Gesetz über öffentliche Sicherist es den Parteien und Fanclubs von untersagt, solche Bürgerstreifen Alexander zu organisieren. Vor allem aber Brenner-Knoll entscheidet jeweils nur der BürBeobachter“ aufgewirbelt. germeister, ob Bürgerstreifen in Es handelt sich Behum Bürger- Ausländern zu schlichten. Nach einer Gemeinde tätig werden Herford (mt). Janice streifen, die es schon seit einiger den neuen Bestimmungen ha- können. rendt aus Herford ist zur Drastisch höhere Bußgelder In für Raser, Drängler und Alkohol am Steuer / ZeitDeutschland in verschiedenen Südtirol ist genau dies eine Miss gewähltitalieni- ben die unbewaffneten und mit Bulgarien schen Städten gibt. So bemühen einer Warnjacke bekleideten ausreichende Garantie dafür, worden. Im Dezember Italien sich sie zumanBeispiel die „city an-Berlin zu keinem Missbrauch „Beobachter“ keinerlei polizeili-unddass vones2008 an gelten. Die sollen statt 250 Euro künftig nimmt den Wahlen (dpa). Raser, Drängler Griechenland Mailand um mehr kommen wird. ADAC und 400 Euro zahlen, notorische Befugnisse. zurgels“ Missin World teil. Seite 13 SiZypern undche Alkoholsünder am Steu- Automobilclubs cherheit in der Untergrundbahn Sie können nur bei verdächti-ACE warnten vor pauschalen Linksfahrer 80 statt 40 Euro. Malta schon bald mit und versuchen Konflikte miter müssen gen Vorfällen die Sicherheitsdolomiten.wirtschaft@athesia.it Erhöhungen. Heftige Kritik übte der -Infografik/Quelle: APA/Eurostat/Foto: APA drastisch höheren BußgelSPORT Das Ministerium hat zwei ADAC. „Autofahrer sind keine dern rechnen. Gruppen von Verkehrssün- Verbrecher“, sagte Präsident dern im Visier: Raser und Peter Meyer. Das Ziel, die VerArminia erlebt Als Ziel der geplanten Ver- Drängler sowie Fahrer, die sich kehrsteilnehmer zu einem verschärfung nannte Verkehrsmi- unter Alkohol- oder Drogen- nünftigeren Verhalten zu erDebakel in Bremen nister Wolfgang Tiefensee, einfluss ans Steuer setzen. ziehen, werde mit einer so Bremen (mt). Debakel für „Vernünftige noch besser vor Dem Entwurf zufolge soll drastischen Erhöhung mit SiArminia Bielefeld in Breden Unvernünftigen zu schüt- Trunkenheit künftig bereits cherheit verfehlt. Die AutofahHerbsttagungen Für die zen“. Welthungerhilfe men: Mit 8:1 fertigte Werder Ein Gesetzentwurf sieht beim ersten Mal mit 500 Euro rer würden dies als „Abzocke“ dieund Ostwestfalen ab. Hanzum Teil eine Verdoppelung geahndet werden. Bisher be- empfinden. im grünen kamen nover 96 siegte 2:1 gegen trägt das Bußgeld 250 Euro. der heutigen Bußgeld-Sätze Auch der Autoclub ACE roten Vertrieb. 7.000 Euro zusammen. Duisburg . Seiten 17/18 vor, bestätigte ein Sprecher Raser sollen mit bis zu 680 zeigte sich skeptisch. „Wir beSEITE 4 + 5 SEITE 10 gestern Medienberichte. Die Euro zur Kasse gebeten wer- zweifeln, ob es mit Blick auf die neuen Bußgelder sollen noch den. Derzeit liegt die Höchst- Mehrheit unbescholtener AuWETTER in diesem Jahr Gesetz werden grenze bei 425 Euro. Drängler tofahrer richtig ist, auf mensch-

Finnland Insgesamt 499,8 Millionen 2008 Schweden Estland Änderung je Tausend Lettland Dänemark Einwohner: +4,3 Irland GroßLitauen britannien +10,1 bis +20,0 Niederlande Polen +5,1 bis +10,0 Belgien Deutsch+0,1 bis +5,0 Lux. land Tschechien Frankreich Österreich Slowakei –0,1 bis –5,0 Portugal Spanien

90813 23.10.2008

LOHNSYSTEM: Nord und Süd gleich ansehen

ist für die Schüler wichtig, um ihDas Gericht gab somit der For- Nr. 228 · 40 Montag, 1. Oktober 2007 nen Kenntnisse der Kultur unsederung einiger laizistischen Orres Landes zu vermitteln“, meinganisationen nach, die verlangte der Bischof. ten, dass Religionslehrer nicht an Auch in politischen Kreisen der Notenkonferenz teilnehmen LOKALES wurde das Verwaltungsgericht sollten. kritisiert. Der Fraktionschef der Der Beschluss des VerwalMitte-rechts-Allianz im Senat, tungsgerichts stieß in katholi- Weser überflutet Maurizio Gasparri, sprach von schen Kreisen auf helle Empö„antikatholischen Tendenzen, rung. „Damit siegt der schlimms- Neeser Kieswerk die in der Geschichte und in der te Rationalismus, der jede Identi- Porta Westfalica (mt). Zwei Tradition dieses Landes beispieltät ausradieren will“, protestierte Lastwagen gingen in einem los sind“. Er äußerte die HoffBischof Diego Coletti, Präsident Neeser Kieswerk in den nung, dass der Beschluss von der CEI-Kommission für die ka- Fluten unter. Das Hochtholische Bildung. dem Staatsrat, der Instanz über wasser der Weser überfluteEr forderte die katholischen te einen Damm und riss dadie regionalen VerwaltungsgeParteien und Organisationen bei die aufgeweichte richte, annulliert werde. Bischof Diegoweg. ColettiSeite 11 auf, gegen den Beschluss zu pro- Dammkrone Bildungsministerin Maria Steltestieren. „Die Lehre der katholila Gelmini protestierte ebenfalls schen Religion ist ein Bestandteil nicht darum, die individuellen heftig gegen das Urteil und künder italienischen Kultur, die im AUS religiösen Beschlüsse ALLER WELT zu beein- digte einen Rekurs an. flussen. Der Religionsunterricht Mehr auf Seite 11 Schulsystem wichtig ist. Es geht

Die zusätzlichen Punkte bei der Berechnung der Maturanote, die die Teilnehmer an der Religionsstunde erhalten, sind nicht legitim, weil sie Schüler diskriminieren, die anderen Konfessionen angehören und an diesem Unterricht nicht teilnehmen. Da die Religionslehrer nicht zur Schlussnote der Matura beitragen können, haben sie auch kein Recht, an der Lehrerkonferenz teilzunehmen, urteilte ein Verwaltungsgericht der Region Lazio.

32

WETTER

und Informationen beim Berlusconi macht Weltkindertag jetzt Rückzieher

8 RELIGIONSUNTERRICHT: Teilnahme bringt keine zusätzlichen Punkte fürSeite die Maturanote

ROM (mit). Schüler, die an der katholischen Religionsstunde teilnehmen, haben kein Recht auf eine höhere Maturanote.

INHALT Leute heute Todesanzeigen Kultur was&wo Service & Kleinanzeiger Leserbriefe Baukultur

Minden: Show, Aktionen

Bischofskonferenz schlägt Alarm

KASTELRUTH. Fast tot fand der Bezirksjäger Tobias Burgauner ein Fohlen in der Nähe des Tonderhofes. Das wenige Stunden alte Tier wurde Opfer von streunenden Hunden. Es musste notoperiert werden.

München (dpa). Ende der Ära Stoiber: Mit dem neuen Parteichef Erwin Huber und dem künftigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein hat die CSU nach monatelangen Führungsquerelen einen Neuanfang eingeleitet. Nach 14 Jahren Amtszeit trat Edmund Stoiber gestern als bayerischer Regierungschef zurück, Beckstein soll am 9. Oktober zu seinem Nachfolger gewählt werden. Huber hatte sich

Seite 13

Für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Partner GEWINNZAHLEN

Die Gewinnzahlen und Quoten sind künftig unter Tipps und Termine im Lokalteil zu finden. Seite 6

am Samstag auf einem Parteitag in einer Kampfabstimmung gegen Bundesagrarminister Horst Oktober 2008 Seehofer klar durchgesetzt. Die CSU setzt damit ein Jahr vor der Landtagswahl wieder auf eine Doppelspitze. Damit wollen die Christsozialen ihre Vormachtstellung in Bayern und ihren bundespolitischen Anspruch sichern. 2009 will Huber auch im Fall einer UnionsNiederlage in die Bundespolitik wechseln. Seite 2 Neuer CSU-Parteichef: Erwin Huber nach seiner Wahl. Foto: ddp

ProWin-Wachstum ist Zukunft DA WAR NOCH

Herausforderungen und Chancen für die Provinzial Noch feiern nur wenige Die Provinzial will als Unternehmen im Wettbewerb der Assekuranz weiter zu den Gewinnern gehören. Das ist so selbstverständlich wie anspruchsvoll zugleich. Denn auch die Konkurrenz schläft nicht, sondern arbeitet ständig an ihrem geschäftlichen Erfolg.

I

n den vergangenen Jahren haben Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Vertriebspartner die Provinzial in einer gemeinsamen Kraftanstrengung zu einem der ertragreichsten Unternehmen der Branche gemacht. Das war ein toller Erfolg. Nicht zufriedenstellend ist dagegen die Entwicklung der Beitragseinnahmen. Im Gegenteil: Die Beitragseinnahmen (Leben und Komposit) der Provinzial sind seit 2005 um knapp

vier Prozent auf 2,18 Milliarden Euro in 2007 zurückgegangen. Zum Vergleich: In der gesamten Assekuranz sind in diesem Zeitraum die Beitragseinnahmen für Leben und Komposit um 1,64 Prozent gestiegen. Und auch 2008 wird ein in jeder Hinsicht schwieriges Jahr für die Provinzial werden. Wachstum ist notwendig für die Provinzial. Denn Wachstum ist eine wichtige Voraussetzung dafür, um steigende Personalund Sachkosten ausgleichen zu

können und damit Arbeitsplätze zu sichern. Für Wachstum ist das Engagement aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter notwendig – sowohl im Innen- als auch im Außendienst. Um diese Herausforderung gerade in Krisenzeiten systematisch anzugehen und das gesamte Unternehmen auf Wachstum einzuschwören, hat der Vorstand ein auf drei Jahre angelegtes Projekt beschlossen:

Menschen ihren 100. Geburtstag, doch im 22. Jahrhundert könnte dies nach Ansicht von Wissenschaftlern Normalität sein. Die Lebenserwartung in den Industriestaaten werde weiter um zwei bis drei Jahre pro Dekade steigen, prognostizierten Forscher des Max-PlanckInstituts und der Uni Rostock. Derzeit liegt die Lebenserwartung in Deutschland bei 76,6 Jahren für Jungen und 82,1 für Mädchen.

Berlin (dpa). Bei Kassenpatienten sollen Ärzte künftig melden müssen, wenn es infolge von Schönheitsoperationen, Tätowierungen oder Piercings zu Gesundheitsschäden kommt. Das Gesundheitsministerium plant eine entsprechende Gesetzesänderung. Auf diese Weise könnten die Patienten durch ihre Kassen für die Behandlungskosten in Regress genommen werden. Medizinerverbände kritisierten die Pläne als Anschlag auf die ärztliche Schweigepflicht scharf. „Wir lassen uns nicht zu Schnüfflern im Auftrag der Kassen machen“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe.

Viele Studenten mit Schreibmängeln Hildesheim (dpa). Die meisten Studenten in Deutschland können aus Sicht des Sprachwissenschaftlers Hans Krings nicht verständlich schreiben. Nur etwa jeder vierte Studierende könne ohne größere Unterstützung Texte so formulieren, dass sie auch außerhalb des Wissenschaftsbetriebes tauglich seien, sagte der Forscher von der Uni Bremen. Mangelnde Schreibfähigkeit sei auch beruflich ein Hemmnis. „Für das Fortkommen ist das Schreiben in fast allen Berufen von großer Bedeutung“.

Lokführer drohen mit neuem Streik – Bahn rüstet sich Mit Notdienstplänen will Bahn „belastbaren Fahrplan“ anbieten / Kunden müssen sich ab heute auf Störungen einstellen Personalvorstand Margret Suckale. „Die Bahn wird einen eingeschränkten, aber belastbaren Fahrplan anbieten.“ Bahnkunden müssen sich von heute Nachmittag an auf Streiks und Störungen im Bahnverkehr einstellen. Der Mittwoch – der Tag der Deutschen Einheit – soll aber streikfrei bleiben. Der von der GDL bislang zugesagte Verzicht auf

Berlin (dpa). Die Deutsche Bahn hat sich mit Notdienstplänen für einen von Montag an bevorstehenden Streik der Lokführergewerkschaft GDL gerüstet. „Wir haben Notfallpläne, und wir haben uns mit unseren Mitarbeitern auf einen Arbeitskampf eingestellt“, sagte Bahn-

ProWin

einen Ausstand endete gestern. Heute Vormittag will die Gewerkschaft GDL ihr weiteres Vorgehen bekannt geben. Für aktuelle Informationen hat die Bahn im Inland einen kostenlosen Telefonkontakt (08000 / 996633) eingerichtet. Ein Bahnsprecher bestätigte einen „Spiegel“-Bericht, wonach die Bahn sicherstellen will, dass trotz Streiks deutlich

mehr als 50 Prozent aller Züge fahren werden. Die Bahn, so der „Spiegel“, treffe Vorkehrungen, dass streikwillige Lokführer erst gar nicht ins Führerhaus gelangen. Danach sollen Zuglenker einspringen, die den Gewerkschaften Transnet und GDBA angehören sowie Lokführer mit Beamtenstatus, die nicht streiken dürfen. „Unsere Mitglieder werden sich

nicht als Streikbrecher missbrauchen lassen, aber ihren Dienst tun“, zitiert der „Spiegel“ den Transnet-Chef Norbert Hansen. Um die Streikfolgen zu mildern, könnten auch ausländische Lokführer etwa aus Österreich und der Schweiz eingesetzt werden, berichtet die „Bild am Sonntag“ unter Berufung auf einen hohen Bahn-Manager.

Dieses Projekt wird Innenund Außendienst in den nächsten drei Jahren intensiv begleiten. Fortsetzung auf Seite 2

Zeitung für die Mitarbeiter der BASF SE Juni 2008

TÜV: Geprüft und für gut befunden Provinzial erhielt das Gütesiegel für „Zertifizierte Servicequalität“ Die Provinzial Rheinland hat die Servicequalität des Innen- und Außendienstes beim TÜV Rheinland auf den Prüfstand gestellt – mit Erfolg.

bietsdirektionen, die sich der Prüfung unterund der Kundenorientierung. Damit ist die zogen haben, verliehen. Ausschlaggebend für Provinzial Rheinland eines der wenigen Verdie abschließende Bewertung des TÜV waren sicherungsunternehmen mit einer Qualitätseine sorgfältige Prüfung der Hauptverwalprüfung für den persönlichen Umgang mit tung und der Geschäftsstellen hinsichtlich Kunden sowie die Kundenbetreuung per der Kommunikation des Unternehmens mit Telefon, Brief und E-Mail. it dem Gütesiegel „Zertifizierte Serseinen Kunden per Telefon, Brief und E-Mail Das Gütesiegel „Zertifizierte Servicequavicequalität" bescheinigen die unsowie des persönlichen Umgangs. lität“ wurde sowohl an die Hauptverwaltung abhängigen Gutachter der Provinr kauch Te u n 41 d P r o d u k T e : und zwei H inTerGrund: an Geschäftsstellen Gezial ein hohes Niveau beim Kundenservice M äals Fortsetzung auf Seite 6

M

BASF-Kunststoffe in Playmobil

Zum EhrenPanz wurde Ulrich Jansen von den Betreuerinnen, Eltern und Kindern der ProviPänz-Krabbelgruppe ernannt. Über diese Auszeichnung, die ihm in Form einer selbstgestalteten Urkunde von den Kleinsten überreicht wurde, freute sich der Provinzial-Chef in besonderem Maße (s. Artikel auf Seite 11 über die neue Gruppe der ProviPänz).

Architektur auf dem Werksgelände 09

11

AkTienkurs:

medien in diesen Tagen so. Für Angst besteht daher kein Anlass, zumal die Provinzial wie alle Unternehmen in der Sparkassen-Finanzgruppe eine verantwortungsbewusste Anlagestrategie für ihre Kunden fährt.

dem Alltag entschweben

Eyetracking studies In our work we like to focus on developments in scientific research. Accordingly, as far back as 1989 we undertook research into reading behaviour. Today, likewise, we undertake research, using the latest technical equipment.

wunscHTHeMA:

EM-Fahne zum Selberbasteln 02

B A L L o n fA H rT: Die Provinzial wird auch in Zukunft ihre Leistungsverpflichtungen gegenüber ihren Kunden erfül„Finanzkrise“, „Bankenpleite“, „Milliarden len. Natürlich wird aber vernichtet“, „Börsen auf Achterbahnfahrt“ – auch die Provinzial von in den letzten Wochen jagte eine Horrorder Entwicklung der Kapimeldung die nächste: Banken rund um den talmärkte betroffen sein, Globus waren und sind in enormen Finanzund es steht zu erwarten, schwierigkeiten. Regierungen der größten dass die ÜberschussbeteiWirtschaftsnationen – auch die deutsche – ligung für unsere LV-Kunhaben daher im Eiltempo staatliche Retden – wie in der gesamten tungspakete geschnürt. Viele Verbraucher Assekuranz – weniger üpsind verunsichert. pig ausfallen wird als in den vergangenen Jahren. Trotzdem ist und Da bleibt die Frage nicht aus: Und was ist bleibt die Lebensversicherung gerade in mit der Assekuranz in Deutschland? Oder dieser Krise eine der sichersten Kapitalnoch genauer: Was ist mit der Provinzial? anlagen. Das sehen übrigens nicht nur wir Zunächst: Die Finanzkrise war bisher noch so, das sehen auch wichtige Wirtschaftskeine Krise der deutschen Versicherungen.

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Geschäftsfreunde,

L u d w i GsHAfen:

Interview mit Steffen Seibert 14

Zur Sache

1. Januar bis 6. Juni 2008 110

101,41 Euro

105 100

94,42 Euro -6,89 %

95 90 85 80 75

Die Provinzial Rheinland ist trotz stürmischer Zeiten ein sicherer Hafen. Und wir tun alles, damit dies auch so bleibt.

6803,81 Punkte -15,66 %

8067,32 Punkte

70 1.1.

1.2.

1.3.

1.4.

1.5.

1.6. 6.6.

BAsf-Aktie deutlich stärker als der dax Der dramatische Ölpreisschub, Sorgen um die Inflation und ein weiter abwertender Dollar sorgten in den vergangenen vier Wochen für eine hohe Volatilität an den Aktienmärkten. Der Dax verlor in diesem Zeitraum knapp drei Prozent. Dagegen wurde die BASF-Aktie von positiven Analystenschätzungen beflügelt und legte um fast sechs Prozent zu. red

Ihr Michael Bock, Vorstand Finanzen

GruPPe:

spendenaktion für china und Birma Mit einem vom Unternehmensbereich Performance Polymers (KT) initiierten Heißluftballon macht die BASF ab sofort in der Metropolregion für sich Werbung. Nicht nur BASF-Mitarbeiter können darin dem Alltag

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entschweben – buchen kann ihn im Prinzip jeder. BASF information hat das luftige Vergnügen schon getestet: Redakteurin Karen Hesse war 06 bei der Jungfernfahrt des Ballons im Mai dabei. red/Foto: BASF

unTerneHMensGescHicHTe:

Seit 100 Jahren können die Wiekszość młodych mam Aniliner Urlaub chce łączyć macierzyństwo genießen DZIŚ DODATEK

Dzisiaj:

-3o do 2o Jutro: -1o do 4o

Bydgoski BYDGOSKI

Urlaub zu fahren ist heutzu­ Hojarska rozwiązuje Samoobronę. tage eine Selbstverständlich­

Przyjaciele Andrzeja Leppera mówią dość Die BASF führte den Urlaubs­ für ihre i zakładają Partię Regionów anspruch strona 6 Arbeiter

keit. Das war nicht immer so:

vor genau hundert Jahren ein.

CYTAT

U NAS

Między prawem a przyzwoitością - To elementarny brak przyzwoitości - mówią zrozpaczeni pracownicy Bydgoskiej Spółdzielni Spożywców. W Wigilię mają pracować do godziny 19, ale zarząd firmy prawdopodobnie wycofa się z tej kontrowersyjnej decyzji, jeśli wielkie sieci handlowe podejmą decyzję o skróceniu pracy swoich sklepów strona 2 24 grudnia.

Fot. Dariusz Bloch

Ludwigshafen

entließ, eskalierte die Situation: Die Aniliner in der Fabrik und einigen weiteren Betrieben legten sofort die Arbeit nieder, und am folgenden Tag mobilisierten die Gewerkschaften etwa 3000 Arbeiter für eine etwas moderatere Lohnerhöhung von 15 Prozent. Nun bemühten sich die Direktoren um einen raschen Kom-

Weitere Verhandlungen mit den Gewerkschaften lehnte die Direktion ab und setzte eine aus Führungskräften 1,30 zł (w tym 7% VAT)

In dichten Trauben drängelten sich die Aniliner im Januar 1908 um die Aushänge an den Toren. Darauf gab die Direktion der Badischen Anilinund Soda-Fabrik bekannt „dass wir uns entschlossen haben, unseren Arbeitern alljährlich einen Urlaub zu gewähren“. Ab 1. Januar 1908 stand nach zehn ununterbrochenen Dienstjahren jedem Arbeiter eine Woche bezahlter Urlaub zu. Eine kleine Sensation, denn in der gesamten Industrie der Gründerzeit kannte man einen Urlaubsanspruch für Arbeiter nicht – allenfalls Führungskräfte und Angestellte hatten dieses Privileg. Jetzt kam erstmals die breite Masse der Aniliner in den Genuss. Aber wie kam es dazu? „Die Verbesserungen waren Teil eines größeren Gesamtpakets an betrieblichen Sozialleistungen“, sagt Historikerin

Wyjątkową zuchwałością wykazał się mężczyzna, który wdrapał się na dach kościoła pw. Matki Boskiej Częstochowskiej, aby ukraść jego blaszane elementy. Schwytał go proboszcz, ks. Stanisław strona 8 Kotowski.

Krzysztof Putra, wicemarszałek Sejmu

Gra piłkarska Liga Mistrzów

promiss: Es gab eine Lohnerhöhung Artur Boruc wystąpi w spotkaniu um zehn Prozent und die Bezahlung z Szachtarem strona 18von Überstunden wurde garantiert.

Suche nogi to luksus nie na nasze polskie drogi

BYDGOSZCZ

Policyjny kapelan - to zobowiązuje

Jarosław Kaczyński jest bardzo otwartym demokratą.

Zdrowa rodzina

Von Reinhard Staudacher www.express.bydgoski.pl

Wtorek, 27 listopada 2007

NR 277 (5700) „B” ISSN 1230-9192, NR INDEKSU 350680

z pracą zawodową

Mit dem Start der Sommer­ ferien in Rheinland­Pfalz am 23. Juni beginnt für viele Ani­ liner die Urlaubszeit. Im Som­ mer in den wohlverdienten

Ciuchcia bez mydła nie zajedzie. Znikające płyny, czyli co się dzieje w szkolnych toaletach? strona 7

Über 3100 Mitarbeiter der BASF haben sich an der Spendenaktion der BASF SE und der deutschen Gruppengesellschaften zugunsten der Opfer der Naturkatastrophen in China und Birma beteiligt und insgesamt rund 200 000 Euro gespendet. Die BASF SE stockt die Gesamtspendensumme aus Deutschland um das Doppelte auf insgesamt 400 000 Euro auf. Auch bei der BASF Greater China war die Spendenbereitschaft der Mitarbeiter groß: Hier spendete das Unternehmen zusammen mit Joint Ventures und Mitarbeitern insgesamt rund 5,5 Millionen Renmimbi (rund 500 000 Euro). „Wenn es darauf ankommt, Menschen in Not zu helfen, dann ist auf das BASF-Team mehr als Verlass und die Reaktion immer überwältigend“, betonte das für Asien zuständige Vorstandsmitglied Dr. Martin Brudermüller mit Blick auf die große Spendenbereitschaft der Mitarbeiter in Deutschland und 12 China.

zusammengesetzte „Kommission für Arbeiter-Angelegenheiten“ ein. Sie sollte sich der Lohnfrage annehmen und Vorschläge ausarbeiten, um weitere Konflikte mit der Arbeiterschaft zu vermeiden. „Die Direktion hatte anscheinend die Absicht, durch Bes-

serstellung der Arbeiter künftigen Wystarczyły krótkotrwałe opa-Streiks vorzubeugen“, so Kißener. dy śniegu, by sparaliżować część 1907 legte die Kommission unBydgoszczy. Wyżyny tonęły odter Ober-Ingenieur Eugen Haueisen wczesnego rana. Woda na ulicyvon der Bau-Abteilung der Direktion Glinki sięgała do łydek, a przeje-eine lange Liste von VerbesserungsMit diesem Plakat gab die BASF dienie Einführung vonjużvorschlägen vor. Sie wurde von der chanie tamtędy, mówiąc Direktion größtenteils abgesegnet. bezahltem Urlaub ab 1908 bekannt. Bild: BASF o przejściu przez ulicę, graniczyłoEin Punkt davon: die Urlaubsregez cudem. Jak twierdzą bydgoskielung. Und so können sich die Anisłużby, na tym odcinkudermiasta reichten die Arbeiter Säure- toliner seit nunmehr hundert Jahren Jutta Kißener vom Unternehmensarfabrik bei der Direktionjest eine ryzyko, Petiti- über bezahlten Urlaub freuen. chiv (EO/PP). „Sie wurden einerseits „normalka”. Niestety, on ein, in der Lohnerhöhungen aus Gründen der Fürsorge gewährt, że kolejne dnisiebędą wyglądały andererseits waren sie zu diesem von 25 Prozent – von 3,20 auf vier podobnie. Według synoptyków, Mehr Informationen zur Zeitpunkt aber auch eine Reaktion Mark pro Tag – forderten. Als die BASF-Geschichte bei Dr. Susan dziśUnternehmensleitung temperatura będzie w oko- Becker vom Unternehmensdie Forderung auf den ersten Streik bei der BASF licy ablehnte 1 stopnia poja- archiv (EO/PP), Telefon 46814. und denCelsjusza, Arbeitersprecher im Jahr 1906.“ Am 25. Januar 1906 wią się przelotne opady śniegu. W nocy z wtorku naAus środę temHintergrund Thema den Betrieben Märkte und Produkte peratura spadnie nawet do minus 5 stopni. Jutro pojawi się również śnieg z deszczem. W czwartek ociepli się, słupek rtęci wzrośnie do 4 stopni, a do niedzieli temperatura będzie sięgała do 6 stopni „na plusie”.(ko)

Dr. Jürgen Hambrecht (l.) beim Rundgang über den „Ideen-Park“ mit Franz Fehrenbach, Bosch GmbH, und einem der teilnehmenden Kinder. Foto: Wissensfabrik

wissensfABrik:

Vorstandschefs treffen Nachwuchstüftler Das Unternehmensnetzwerk „Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland“ hat sich seit seiner Gründung 2005 mit über 760 Partnerschaften zwischen Unternehmen und Bildungsträgern zu einer starken Initiative entwickelt – so das Resumé des Mitgliedertages am 19. Mai. Beigetragen haben dazu

Gruppe

Leuchtturmprojekte wie „Kitec – Kinder entdecken Technik“, an dem sich BASF mit über 20 Ludwigshafener Grundschulen beteiligt. Der Mitgliedertag war dieses Jahr zu Gast beim „Ideen-Park“ der ThyssenKrupp AG auf der Stuttgarter Messe, einer Technik-ErlebnisWelt für Kinder. red

Galerie

Chinatown w centrum Bydgoszczy Polscy producenci mówią wprost: - Padamy, bo nie jesteśmy w stanie sprostać azjatyckiej konkurencji Monika Żuchlińska m.zuchlinska@express.bydgoski.pl

Co łączy suszarkę, która po włączeniu iskrzy, z koralikami dla dzieci, które zamieniają się w pigułki gwałtu i biustonoszem, który wywołuje alergię? Metka z napisem: „Made in China”.

przegląda wieszaki z bielizną, ale żywają prawdziwe oblężenie. Nic jej wzrok zatrzymuje się na rega- więc dziwnego, że chińskie centra le z kosmetykami. Na półce pełnej powstają jak grzyby po deszczu. Kulakierów do paznokci, intrygujące pując jednak prezent na mikołajki, flakoniki. Cena kusząca - 2-3 złote zwłaszcza dla najmłodszych, warto się jednak dobrze zastanowić. Na ma za buteleczkę. - To są odżywki do paznokci z je- bowiem tygodnia, by media nie alardwabiem - podpowiada ekspedient- mowały o seriach wycofywanych ka. - Ale co jest w środku? - dopytuje produktów azjatyckiego pochodzenia. Ostatnio najgłośniej klientka, pokazując na było o magicznych koczarno-żółte, nieziden- Z roku na rok ralikach, które w swotyfikowane obiekty płyim składzie zawierały wające w przezroczystej przędziemy coraz substancję podobną do cieczy. - Może to chiń- gorzej. ski jedwab? - dopytuje. polski producent zabawek tej zawartej w pigułce gwałtu. Kilka dni temu - Nie, raczej nie. Jakieś swój towar wycofał farfocle po prostu. Ale kupować nie radzę, dziwnie pach- z rynku renomowany producent sunie - ściszonym głosem odradza za- szarek, a nieco wcześniej z hurtowni zniknęła cała partia rakotwórczych kup sprzedawczyni. W przededniu świątecznych za- chińskich talerzy. Gdy z półek znikkupów sklepy z drobiazgami prze- nęły serie markowych produktów

firmy Mattel, ich chiński wykonawca, załamany utraconym kontraktem, powiesił się w magazynie. - Jak tak dalej pójdzie, nas czeka podobny los - przyznaje jeden z szefów regionalnej firmy, która zajmuje się produkcją zabawek. - Z roku na rok przędziemy coraz gorzej, bo musimy zmniejszać zakres naszej produkcji. Do niedawna nasze plastikowe grzechotki sprzedawaliśmy nie tylko w kraju, sporo też eksportowaliśmy. Dziś nie jesteśmy w stanie sprostać konkurencji z Chin. Pozostaliśmy jeszcze przy produkcji jednej linii zabawek, ale jak Azjaci wezmą się też za to, trzeba będzie zamknąć kram - stwierdza przedsiębiorca. Komentarz strona 2 Raport strona 4 Komentuj: www.express.bydgoski.pl

ROK XVIII

Newspaper design, magazine design More than 100 newspapers and EXPOrażka w Paryżu. Koreańczycy górą magazines were redesigned by us. Most recently it was, amongst others, the vdi-nachrichten, the daily paper Dolomiten in Bolzano and the Stuttgarter Nachrichten. Newspapers in Poland, The Czech Republic and Slovakia also number amongst the clients. WYDARZENIA

Oburzony ojciec Rydzyk

Zapowiedzią represji, powrotem do najciemniejszych czasów komunizmu i totalitaryzmu nazwał o. Tadeusz Rydzyk plany przeprowadzenia kontroli w Wyższej Szkole Kultury Społecznej i Medialnej w Toruniu, którą zapowiedziała minister nauki i szkolnictwa wyższego, Barbara strona 5 Kudrycka.

- Co to za sklep? Wychodzimy stąd! - starszy mężczyzna szarpie za rękaw żonę. - Tu jest wszystko napisane po chińsku, czy, czort wie, po jakiemu. Nic po polsku - oburza się klient sklepu z „mydłem, szydłem i powidłem”, który od niedawna z powodzeniem funkcjonuje przy ulicy Dworcowej w Bydgoszczy. W środku, choć dopiero kilka minut po otwarciu, tłok. Młoda kobieta

Kandydatura Wrocławia została wyeliminowana w pierwszej turze głosowania

W drugiej turze organizacja EXPO 2012 przyznana została południowokoreańskiemu miastu Josu, które otrzymało 77 głosów, a marokański Tanger 63.

Głosowanie odbyło się wczoraj wieczorem w Paryżu. Na ostatniej prostej w drodze na EXPO 2012 Wrocław zaapelował do nowych państw Międzynarodo-

wego Biura Wystaw o zachowanie fair play i wstrzymanie się od głosu w wyborze miasta gospodarza tej imprezy. Polskie władze wezwały także do uczciwej walki Koreę Południową i Maroko. Polski apel miał związek z tym, że w momencie, gdy Polska rozpoczynała starania o EXPO 2012, Międzynarodowe Biuro Wystaw liczyło 98 państw. Dzięki akcji kontrkandydatów Polski, Korei Południowej i Ma-

roka, organizacja zrzesza obecnie 140 państw, z których 26 przystąpiło do niej w ciągu ostatnich dwóch tygodni. Podczas wczorajszej polskiej prezentacji w paryskim Pałacu Kongresowym wyemitowano nagranie z wystąpieniem premiera Donalda Tuska, który także wyraził nadzieję, że nowo przyjęte kraje wstrzymają się jednak od głosu. Wydarzenia strona 6

Dziś jesteśmy optymistami

Gospodarka. Odnotowano najwyższy wskaźnik optymizmu polskich konsumentów w ciągu siedemnastu lat prowadzenia pomiarów. Wynosi on obecnie 112,69 pkt. W porównaniu do poprzedniego miesiąca wzrósł aż o 5 pkt. Jednak może to się szybko zmienić. Prezesi Narodowego Banku Polskiego i Zakładu Ubezpieczeń Społecznych ostrzegają przed nie najlepszymi perspektywami gospoPieniądze strona 13 darki.(m)

European Newspaper Congress In 2010 this took place in the Festival Hall of Vienna Town Hall for the seventh time. The Office for Newspaper Design organises the European Newspaper Award, a competition in the field of conception and design. It is taking place in 2010 for the twelfth time.

Norbert Küpper Gutenbergstr. 4 D-40670 Meerbusch Phone ++49 (21 59) 91 16 15 nkuepper@newspaperdesign.de www.editorial-design.com

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