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32 Geschichten, die die Klaviermusik geprägt haben
Hugh Colllins Rice
Die 32 Klaviersonaten von Beethoven sind das Fundament eines jeglichen Klavierrepertoires, seit diese Partituren Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals erschienen. Dies ist mehr als jede andere die Musik, die das Klavier aus dem Bereich der Hausmusik in den öffentlichen Konzertsaal geführt hat. Es gibt viele mögliche Betrachtungen zu den Sonaten: Einmal eine stilistische Erzählung, die den Weg durch Beethovens Komponistenlaufbahn verfolgt. Dann findet man auch Kommentare in Bezug auf die Sozial- und Kulturgeschichte Europas in den Jahren nach der Französischen Revolution; sie spiegeln die sich ändernden politischen und sozialen Umstände der Zeit und die sich entwickelnde Rolle der Musik in dieser Gesellschaft wider. Ebenso bezieht man sich auf die Veränderungen im Klavierbau und die sich daraus ergebenden akustischen und technischen Möglichkeiten des Instruments. Auch die Geschichte ihres kompositorischen Prozesses wird behandelt, wie durch Beethovens Skizzen erkennbar wird. Die Sonaten erzählen auch eine biografische Geschichte über den brillanten jungen Pianisten und Komponisten, der nach Wien kommt, über seine Reife und über seine letzten Jahre im Kampf mit den Sorgen wegen seiner zunehmenden Taubheit. Sie erzählen darüber hinaus auch die lebendige Geschichte über die sich ändernden Reaktionen und Aufführungsstile von Generationen von Pianisten, einem Prozess, der inzwischen auf Tonträgern ausführlich dokumentiert ist. Und dann gibt es Betrachtungen darüber, wie die Werke in Konzertprogrammen, als Objekte wissenschaftlicher Studien, als kulturelle Ikonen und durch ihre Verwendung in Film und Werbung präsentiert und konsumiert wurden. Jedenfalls erzählen Pianisten seit 200 Jahren ihre eigenen Geschichten und interpretieren diese Musik auf unterschiedliche Weise, auf verschiedenen Instrumenten und auf allen Ebenen der technischen und musikalischen Errungenschaften. Dies ist ein kostbares akustisches Erbe; unser Verständnis dieser kanonischen Sonaten beruht hauptsächlich auf der Übermittlung durch Generationen von Pianisten, die immer wieder ihre persönliche Überzeugung demonstriert haben, dass die von Beethoven auf Papier gebrachten Noten mit Recht etwas Wesentliches und ganz Außergewöhnliches darstellen. Dieses Aufnahmeprojekt ist Teil einer Tradition, die die Bedeutung dieser Sonaten als einen – in jeder Hinsicht – lebenswichtigen Teil der westlichen Musikkultur immer wieder neu interpretiert und zur Geltung gebracht hat.