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Drei Sonaten von 1809

Sonate Nr. 24 in Fis-Dur, Op. 78

Komponiert 1809, veröffentlicht 1810 Der Gräfin Therese von Brunsvik gewidmet I. Adagio cantabile – Allegro ma non troppo II. Allegro vivace

Sonate Nr. 25 in G-Dur, Op. 79

Komponiert 1809, veröffentlicht 1810 I. Presto alla tedesca II. Andante III. Vivace

Sonate Nr. 26 in Es-Dur, Op. 81a, ‚Das Lebewohl‘ oder ‚Les Adieux‘

Komponiert 1809-10, veröffentlicht 1811. Erzherzog Rudolf gewidmet I. Das Lebewohl: Adagio - Allegro II. Abwesenheit: Andante espressivo III. Das Wiedersehen: Vivacissimamente

Beethoven hat nicht nur Klaviersonaten epischen Ausmaßes wie die Appassionata geschrieben. In den vier Jahren, die Op. 78 und 79 von Op. 57 trennen, hatte er einige seiner bekanntesten und repräsentativsten Werke komponiert, darunter die mittleren drei Sinfonien und die beiden letzten Klavierkonzerte. Aber die darauffolgenden Sonaten nehmen im Gegensatz dazu einen lyrischen Ton an. Die Sonate Op. 78 präsentiert ihren Lyrismus in einem bescheiden proportionierten Werk (wie Op. 54 hat sie nur zwei Sätze) in der ungewöhnlichen Tonart Fis-Dur. Sie beginnt mit einem souveränen, aber merkwürdig statischen, kurzen einleitenden langsamen Adagio. Dies wirkt nicht wie das dramatische Aufziehen eines Vorhangs, sondern es gibt quasi den lyrischen Ton für das folgende Allegro ma non troppo vor. Es folgt nicht dem sonst üblichen Verlauf von Beethovens Sonatensätzen mit Kontrasten, Spannungen und dem Drang zu einer endgültigen Auflösung. Stattdessen geht es in diesem Satz nur um Fluss und Kontinuität; nichts lenkt von seiner melodischen Frische ab. Es folgt ein Finale, ebenso kurz wie ungewöhnlich. Von seinem überraschenden Anfangsakkord aus – der mit dem Rondothema immer wieder auftaucht – verwendet Beethoven eine Abfolge von formalen und harmonischen Wendungen in einem Satz, der die von einem ‚wohlerzogenen‘ Rondo erwartete Regelmäßigkeit häufig untergräbt. Dieser kurze Satz beschließt eine schwer definierbare Sonate – er repräsentiert eine Seite Beethovens, die oft im Schatten der größeren Werke übersehen wird. Auch die folgende Sonate Op. 79 ist ein bescheiden proportioniertes Werk. Als Sonatine veröffentlicht, scheint sie als Sonatine facile konzipiert worden zu sein. Der erste Satz blickt auf einen eher klassischen Stil und Proportion zurück, aber seine Eleganz wird durch einen rustikalen Beigeschmack gemildert, der durch die Tempobezeichnung Presto alla tedesca (im deutschen Stil) suggeriert wird. Dieser Tanzstil tritt in der Mitte des Satzes in den Vordergrund. Der langsame Satz ist einer der einfachsten Sätze von allen Klaviersonaten Beethovens. Mit seinen äußeren Abschnitten in G-Moll und dem kontrastierenden Mittelteil in Es-Dur hat er liedähnliche Eigenschaften. Das Finale ist ein helles vivace Rondo, das viel von seinem Charakter aus dem sich fast ständig wiederholenden Muster seines Anfangstakts bezieht. Indem dieser Satz, wie ein großer Teil der Sonate, auf Beethovens frühere Werke zurückgreift, bereitet er auch auf die späteren vor. Viele Kommentatoren weisen auf die enge Beziehung zwischen dem Beginn des Finales und der Einleitung von Op. 109 hin. Auch die Sonate Op. 81a stellt eine kuriose Richtungsänderung dar. Es ist ungewöhnlich, dass ihr ein Titel von Beethoven selbst gegeben wurde und sie in enger Beziehung zu einem bestimmten Ereignis steht. Der Titel Das Lebewohl oder Les Adieux bezieht sich auf die Abreise aus Wien eines der wichtigsten Mäzene Beethovens,

Erzherzog Rudolf, angesichts des Vormarschs der napoleonischen Armeen. Das Werk scheint einen einfachen Ablauf der Ereignisse zu erzählen, die in den Titeln der Sätze dargelegt sind: Die Abreise des Erzherzogs (Das Lebewohl), seine Abwesenheit (Abwesenheit) und seine Rückkehr (Wiedersehen). Musikalisch bedeutet es viel, viel mehr, als dieser einfache Abriss vermuten lässt.

Der erste Satz beginnt mit einer langsamen Einleitung, in der das Lebewohl-Motiv, ein leiser Hornruf in Es-Dur, vorgestellt wird. Beethoven kleidet diese einfache Melodie mit chromatischen Harmonien, die seine tonale Einfachheit Lügen strafen und ihm eine Färbung verleihen, die die Traurigkeit des Titels suggeriert. Das folgende Sonaten-Allegro erforscht dieses Grundmuster aus drei Noten in einer reichen Palette von Formaten und Texturen. In der sehr langen Coda erreicht der einleitende Hornruf einen außerordentlichen Grad an Klarheit und Komplexität in erstaunlichen Klaviertexturen, angefangen bei hypnotischen, sich überlagernden Statements bis hin zur Ausnutzung des kompletten Registers vor der Schlusskadenz. In diesem Satz verbindet Beethoven einen abstrakten motivischen Prozess von großer Vitalität mit einer fast bildhaften Musik. Der langsame Satz – ‚Abwesenheit’ – weist eine merkwürdige Struktur auf. Seine Form ist so etwas wie eine Sonatenform, aber eine, die von Natur aus instabil ist und einen tonalen Abschluss vermeidet. Diese formale Instabilität spiegelt sich im melodischen Material wider, das voller ausdrucksstarker Seufzer ist. Die außermusikalischen Implikationen sind klar. Aber die Musik übernimmt auch eine größere strukturelle Rolle, da sie direkt mit dem letzten Satz verbunden ist. Bei diesem Finale handelt es sich um eine Musik, die vom Ton her unbeschwert ist und gelassen in einem sehr stabilen Es-Dur zu ihrem Abschluss kommt.

Diese Sonate zeigt nicht nur eine wirklich berührende Geste der Freundschaft, sondern wirft auch ganz klar einige interessante Fragen über die Beziehung zwischen einer rein musikalischen Struktur und einer außermusikalischen Erzählung auf. Beethoven erzählt seine Geschichte mit einfachen Mitteln, aber seine raffinierte Behandlung des Materials – insbesondere des emblematischen Hornrufs – ermöglicht es ihm, Klischees zu vermeiden und, selbstverständlich, auch eine andere Art und Weise zu untersuchen, wie ein mehrsätziges Instrumentalstück als einheitliche Struktur funktionieren kann.

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