Un ballo - Junior Ballett

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UN BALLO Junior Ballett

Kylián / Favre /  Portugal / Soto


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UN BALLO Junior Ballett Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto

Wiederaufnahme

11. Februar 2018, Opernhaus Zürich

Vorstellung 6. März 2018


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Un Ballo Jiří Kylián

Jiří Kylián Musik Maurice Ravel Kostüme Joke Visser Lichtdesign (Original) Joop Caboort Licht-Redesign Kees Tjebbes (Introdans Arnhem, 2009) Einstudierung Urtzi Aranburu Choreografische Uraufführung 17. Januar 1991, Nederlands Dans Theater (NDT II), AT&T Danstheater Den Haag

Choreografie, Bühnenbild und Lichtkonzept






«Ein Tanz, Musik, mehr nicht» – so beschrieb der tschechische Choreograf Jiří Kylián diese «Übung für Musikalität und Sensibilität zwischen männlichen und weiblichen Partnern», die sich zu Maurice Ravels Menuett aus «Le Tombeau de Couperin» und seiner «Pavane pour une infante défunte» entwickelt. «Un Ballo» war Kyliáns erstes Stück für die Nachwuchsformation des Nederlands Dans Theaters (NDT II), das er in seiner über zwanzigjährigen Direktionszeit als führende zeitgenössische Compagnie Europas etabliert hat. Auf drei vom Charakter her völlig verschiedene Pas de deux folgt ein Teil für sechs Paare. Bestechend ist die Musikalität Kyliáns, die den Tänzern ein hohes Mass an Präzision, Virtuosität und Überschwang abverlangt. Mit der Einstudierung von «Un Ballo» gratulierte das Junior Ballett Jiří Kylián zu seinem 70. Geburtstag, den er am 21. März 2017 be­gehen konnte.



MAURICE RAVEL Le Tombeau de Couperin / Pavane pour une infante défunte Ravel studierte ab 1889 am Pariser Conservatoire Klavier, Kontrapunkt und – bei Gabriel Fauré – Komposition. Im Gegensatz zu Claude Debussy jedoch, der sich während seiner Konservatoriumszeit bewusst gegen die strengen tradi­ tio­nellen Normen des Instituts auflehnte, versuchte Ravel, den vorgegebenen, alt­hergebrachten Formen neue Inhalte und Techniken zu verleihen. In der Früh­­­phase seines Schaffens zählten u.a. Chopin und Chabrier, Liszt und Rim­ski-­ ­Korsakow, Borodin und Satie zu seinen musikalischen Vorbildern. Dennoch hatte Maurice Ravel bereits relativ früh eine eigene Klang- und Formen­sprache. Um 1893 entstand seine vermutlich erste Komposition, die Ballade de la Reine morte d’aimer für Singstimme und Klavier. Mit zwei Klavierwerken von 1895 – dem Menuet antique und den Sites auriculaires, darin die berühmte Haba­ nera – erwarb er sich schnell einen Namen in der französischen Musikszene. Be­gegnun­­gen mit Claude Debussy Prélude l’après-midi d’un faune sowie mit der Musik des russischen Komponisten Alexander Borodin beeinflussten ihn nach­hal­tig und trugen wesentlich zu Ravels breitem musikalisch-strukturellem Spek­trum bei. Der überaus gewitzte Komponist kokettierte sein Leben lang mit vielen mo­dischen Trends und Einflüssen, spielte dabei mit den Ausdrucksmitteln ei­ nes orgiastischen Klangrausches ebenso wie mit verhaltener Sinnlichkeit, rhyth­ misch-­­­melodischen Exotismen und exakt kalkulierten dynamischen Effekten. Be­sonders auffällig ist Ravels Neigung zu repetierenden rhythmisch-themati­ schen Strukturen sowie zu polyphoner Kompositionsweise. Ravels Œuvre um­ fasst nahezu alle musikalischen Genres, wobei Kompositionen für Klavier, kam­ mer­ musikalische Vokalwerke sowie kürzere, zumeist thematisch-assoziative Instrumentalwerke den Hauptanteil bilden. Heute gehören Ravels Instrumental­ werke zu den meistgespielten Kompositionen des 20. Jahrhunderts. Neben dem Boléro (1928) sind es La valse (1919/20), die Orchestersuiten aus Daphnis et Chloé (1911 und 1913), die Rhapsodie espagnole (1907/08) sowie das Kla­vier­ konzert G-Dur (1929/30). 14


Seinen Klavierzyklus Le Tombeau de Couperin (1914-1917) bearbeitete Ravel 1919 für Orchester. Er wollte damit nicht nur den französischen Ba­rock­­kom­ po­nisten Couperin ehren, sondern verfolgte auch die Absicht, mit dieser Hom­ mage an die französische Musik des 18. Jahrhunderts sechs seiner im Ersten Welt­krieg gefallenen Kameraden zu gedenken, denen je ein Abschnitt der Kla­ vier­suite namentlich gewidmet ist. Marguerite Long hob Le Tombeau de Cou­ perin 1919 als Klaviersuite aus der Taufe. Bei der Uraufführung der viersätzigen Orchestersuite leitete am 28. Februar 1920 Rhené-Baton das Pas­de­loup-­Or­ ches­ter, während die dreiteilige Ballettfassung in der Choreografie von Jean Bor­lin und Rolf de Maré am 8. November 1920 im Théâtre des Champs-Élysées durch das Schwedische Ballett und Désiré Emile Inghelbrecht zur Uraufführung gelangte. Ravels Pavane pour une infante défunte wurde 1911 in Paris uraufgeführt. «Es ist kein Trauergesang für ein totes Kind, sondern eher die Vorstellung einer Pavane, wie sie von solch einer kleinen Prinzessin, wie Velásquez sie am spani­ schen Hof gemalt hätte, wohl hätte getanzt werden können», schrieb Ravel als Anmerkung zu seinem 1899 für Klavier komponierten, 1910 für kleines Or­ ches­­ter umgearbeiteten und der Princesse Polignac gewidmeten Werk. Mögli­ cher­weise wurde Ravel durch das berühmte Gemälde Las Meninas Diego Ve­ lás­quez’ (1599–1660), einem der zahlreichen Porträts der spanischen Infantin Margarita, zu dieser Komposition angeregt. Allerdings räumte Ravel später ein, den Titel ausschliesslich wegen seines schönen Klanges gewählt zu haben. Die Pavane ist ursprünglich ein aus Padua stammender langsamer Schreit­ tanz mit Prozessionscharakter, wurde nach der spanischen Tradition, jedoch eben­so als würdevoller Abschied im sakralen Trauerritual verwendet. Ravels Musik berührt durch ihre zarte, verhaltene Schlichtheit, die einen elegischen wie melancholischen Gestus hat. Die einfache, raffiniert instrumentierte Melodie wird zunächst durch das Solo-Horn eingeführt und danach von den Streichern und Holzbläsern aufgenommen, bevor das transparent strukturierte Werk in einer von Harfenglissandi ornamentierten Streichervariation verklingt.

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Jiří Kylián Choreografie, Bühnenbild und Lichtkonzept Jiří Kylián wurde 1947 in Prag geboren und begann seine Ballettausbildung an der Schule des dortigen Nationaltheaters im Alter von 9 Jahren. Mit 15 Jahren wurde er ins Prager Konservatorium aufgenommen, dessen breitgefächerter Lehrplan neben den Fächern Klassisches Ballett, Modern Dance (GrahamTechnik) und Folklore, Tanz- und Musikgeschichte, Musiktheorie und Instru­ mentalstudium (Klavier) auch eine Einführung in die Choreografie ermöglich­ te. Ein Stipendium des British Council ermöglichte Kylián 1967 ein Studium an der Royal Ballet School in London. Ein Jahr später trat er als Tänzer dem Stuttgarter Ballett bei. Zwar avancierte Kylián bald zum Solisten, aber sein besonderes Interesse gehörte von Anfang an der Choreografie. So entstand seine erste Choreografie Paradox noch im Rahmen eines Workshops der No­ verre-Gesellschaft. Sein offensichtliches Talent eröffnete ihm schnell die Mög­ lichkeit zu weiteren Choreografien – jetzt direkt für das Stuttgarter Ballett. Dazu zählen unter anderem Kommen und Gehen, Incantations, Der stumme Orpheus und Rückkehr ins fremde Land. 1973 choreografierte er in Den Haag Viewers, sein erstes Werk für das Nederlands Dans Theater. Weitere Aufträge dieser Compagnie folgten mit dem Ergebnis, dass Kylián zwei Jahre später zum Co-Direktor des NDT ernannt wurde. Den entscheidenden internationa­ len Durchbruch brachte 1978 sein Werk Sinfonietta zur Musik von Leoš Janáček. Im gleichen Jahr wurde Kylián zum Künstlerischen Direktor des NDT

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berufen. Aus seiner Zusammenarbeit mit dem Nederlands Dans Theater sind bis heute über 70 Choreografien entstanden, die mittlerweile auf der ganzen Welt zu sehen sind. Neben seiner choreografischen Arbeit schuf er neue Struk­ turen innerhalb des NDT. Zusätzlich zu dem bereits renommierten NDT I gründete er 1978 das NDT II, eine jüngere, besonders experimentierfreudige und athletische Compagnie, die sich aus Tänzern und Tänzerinnen zwischen 17 und 22 Jahren zusammensetzt, und 1991 das NDT III, das in der Tanzge­ schichte eine Vorreiterfunktion übernahm, da es erstmals eine Compagnie für sehr erfahrene Tänzer und Tänzerinnen über 40 darstellte. Erst im August 1999 löste er sich von der Position des Direktors, um sich noch umfassendere persönliche Freiheit zu schaffen. Allerdings gab er damit die enge künstlerische Verbindung zum NDT nicht auf. Bis Dezember 2009 war er der Compagnie weiterhin als Hauschoreograf und künstlerischer Berater verbunden. Zu seinen jüngeren Werken zählen Arcimboldo 2000, Click – Pause – Silence, Birth-Day, Blackbird, 27’52’’, Claude Pascal, When Time Takes Time, Far too close, Last Touch, Toss of a Dice, Sleepless und – zum 25-jährigen Thronjubiläum von Kö­ nigin Beatrix – Chapeau. In Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur Boris Pa­ vel Conan entstand 2006 vor der Kulisse eines tschechischen Braunkohletage­ baus der Film CAR MEN. Für sein Werk wurde Jiří Kylián mehrfach ausgezeichnet. Er erhielt u.a. die Carina-Ari-Medaille, den Westend Theatre Award der Stadt London, den Nederlandse Choreografie Prijs, den Hans Christian Andersen Ballett Award der Stadt Kopenhagen, den Sonia-GaskellPreis aus Amsterdam. Darüber hinaus wurde er Ehrendoktor der Juilliard School in New York, erhielt den Joost van den Vondel Award, den Ehrenpreis für Tanz und Choreografie 1998 des Institut del Teatre Barcelona und den Benois de la Danse 1998. Im Februar 2000 bekam Kylián den Lawrence Oli­ vier Award für herausragende Leistungen im Tanz. Im September 2000 wurde ihm der Herald Archangel Award verliehen. Am Ende desselben Jahres erhiel­ ten KyIián und das NDT drei Nijinsky-Preise. Anlässlich der 20-jährigen Zu­ sammenarbeit zwischen ihm und dem NDT wurde ihm 1995 einer der höchs­ ten Ehrentitel der Niederlande verliehen, indem man ihn zum «Offizier des Ordens von Oranje-Nassau» ernannte. 2008 folgte die Ehrenmedaille des Or­ dens von Oranje-Nassau. Beim Ballett Zürich waren zuletzt seine Stücke Fal­ ling Angels, Wings of Wax und Gods and Dogs zu sehen.

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Joke Visser Kostüme Joke Visser arbeitete zehn Jahre als freischaffende Kostümdesignerin für das Holländische Nationalballett, das Nederlands Dans The­a­ter und die Holländi­ sche Opernvereinigung, bevor sie 1987 fest beim Nederlands Dans Theater angestellt wurde. Bereits zwei Jahre später übernahm sie die Leitung der dor­ tigen Kostümabteilung. Seitdem hat sie alle Kostüme für Jiří Kyliáns Produkti­ onen ge­schaffen. In den vergangenen Jahren kreierte sie die Kostüme für Bella Figura, Wings of Wax, A Way A Lone, One of a Kind, Indigo Rose, Half Past, Doux Mensonges, Arcimboldo 2000, Click-Pause-Silence, Birth-Day, 27’52’’, Claude Pascal, When Time Takes Time, Far too close, Last Touch, Sleepless, Toss of a Dice, Chapeau, Tar and Feathers, Vanishing Twin, Gods and Dogs und Mé­ moires d’oubliettes. Neben ihrer Arbeit für weitere Choreografen betreut sie die Kostümausstattung der Kylián-Ballette weltweit.

Kees Tjebbes Lichtgestaltung (Licht-Redesign) Kees Tjebbes studierte an der Kunstakademie Brüssel und arbeitete u.a. für das Toneelgroep Theater, Introdans, das Scapino Ballet Rotterdam und das Neder­ lands Dans Theater. Bei Introdans und beim Scapino Ballet Rotterdam kreier­ te er das Lichtdesign für Neuproduktionen von Ed Wubbe, Nils Christe und Itzik Galili. Ausserdem arbeitete er mit Choreografen wie Mats Ek, William Forsythe und Ohad Naharin zusammen. Seit 2000 ist er Jiří Kylián verbunden und gestaltete das Licht bei fast allen seiner Tanzproduktionen. Er ist zudem als Lichtdesigner für sämtliche weltweit neu- oder wiederaufgeführten KyliánPro­duktionen verantwortlich, arbeitet aber auch mit Choreografen wie Ken Ossola, Stephan Thoss, Crystal Pite, Yuri Possokhof und Didy Veldman zu­ sammen.

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Urtzi Aranburu Einstudierung Urtzi Aranburu ist Spanier. Sechzehn Jahre war er Mitglied des Nederlands Dans Theater, wo er in Choreografien von Jiří Kylián, Mats Ek, William Forsy­ the, Hans van Manen u.v.a. tanzte. Er unterrichtete am Konservatorium Den Haag und arbeitete als Assistent für die Choreografen Jiří Kylián, Johan Inger, Jorma Elo und Lukas Timulak. Von 2009-13 war er Ballettmeister am NDT II. Er studiert die Werke von Jiří Kylián mit Compagnien in der ganzen Welt ein.

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Disrupted Benoît Favre

Choreografie und Bühnenbild

Benoît Favre

Musik Joel Gilardini Kostüme Shlomi Miara Lichtgestaltung Martin Gebhardt Dramaturgie Michael Küster Uraufführung 28. März 2017, Junior Ballett Zürich, Theater Winterthur






ICH BIN KEIN KONTROLLFREAK Mit «Disrupted» kreiert Benoît Favre ein neues Stück für das Junior Ballett. Ein Porträt des charismatischen Schweizer Tänzers Michael Küster

Wie bitte? Ob er als einziger Schweizer Tänzer im Ballett Zürich einen Heim­ vorteil habe? Die Frage bringt Benoît Favre zum Lachen. «In solch einer inter­ nationalen Compagnie ist es völlig unerheblich, wo du herkommst. Hier wirst du einzig und allein an deinen Leistungen gemessen», sagt er in seinem fast perfekten Deutsch, das man durchaus für seine Muttersprache halten könnte. Geboren ist er jedoch in der Westschweiz, in der Nähe von Neuchâtel. Dort hat alles angefangen. «Ich tanze, so lange ich denken kann», erinnert er sich an seine Kinderzeit. Seine beiden Geschwister hatten mit dem Tanzen begonnen, und als Jüngster musste der kleine Benoît ihnen einfach nacheifern. So war es dann auch fast selbstverständlich, dass er mit 12 nach Zürich ging, um sich an der dortigen Tanz Akademie ausbilden zu lassen. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Schon bald regnete es Preise bei wichtigen Tanz­ wettbewerben in Berlin, Solothurn und Lausanne. Um Bühnenerfahrung und Selbstvertrauen zu gewinnen, sei das die beste Schule gewesen. 2012 holt Christian Spuck den frisch gebackenen Akademieabsolventen ins Junior Ballett und nimmt ihn zwei Jahre später ins Ballett Zürich auf. Es mag eigenartig klingen, doch auf der Bühne scheint sich Benoît Favre in eine andere Person zu verwandeln. «Privat», so bekennt er, «bin ich ein eher scheuer und verschlosse­ ner Typ. Deshalb versuche ich, auf der Bühne eine andere Seite von mir zu zeigen und mich, so gut es geht, in die jeweilige Rolle zu versetzen. Egal, ob es sich um ein Handlungsballett oder eine abstrakte Choreografie handelt.» Schon früh begreift Benoît, dass Tanz und Choreografie für ihn zwei Seiten einer Medaille sind. Ganz genau erinnert er sich, wie ihn seine Lehrerin Arlette

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Kunz für das Improvisieren begeisterte und ihm eine DVD von William Forsy­ the mit unterschiedlichsten Improvisationstechniken in die Hand drückte. «Das hat damals eine neue Tür für mich geöffnet. Stundenlang habe ich das geschaut, nachgemacht und weiterentwickelt. Ich hatte immer Lust, meine eigenen Sachen zu kreieren.» Dabei ist das Finden der eigenen choreografischen Sprache ein langwieri­ ger Prozess. Als Tänzer im Ballett Zürich ist Benoît Favre tagtäglich mit den unterschiedlichsten choreografischen Handschriften konfrontiert. Ist das nicht eher verwirrend, wenn man sich selbst als Choreograf finden will? «Ganz im Gegenteil», erwidert er. Eine wahre Ideenfundgrube sei das, und scherzend ergänzt er: «Wenn ich nur noch choreografieren würde, hätte ich Angst, mich zu wiederholen, weil ich keine neue Inspiration kriege.» Neben der Kanadierin Crystal Pite, die er vor Jahren bei einem Tanzfestival erlebte und deren Arbei­ ten er seitdem im Internet verfolgt, begeistern ihn vor allem die Stücke von Jiří Kylián: «Ich bin immer wieder fasziniert, wie er Erwartungen unterläuft. In seinen Choreografien kommt es immer anders, als man denkt. Das versuche ich in meinen Arbeiten auch.» Die eigene Signatur zu beschreiben, fällt ihm indes nicht leicht. «Das müssen doch andere machen», meint er bescheiden. Doch wer seine Arbeiten Shift, Identities oder Sandbox I im Rahmen der Reihe «Jun­ ge Choreografen» gesehen hat, erinnert sich an sehr geerdete Tänzer mit über­ aus wendigen Oberkörpern. «Ich verzichte auf überflüssige Bewegungen von Armen und Beinen», erklärt Benoît. «Immer mehr merke ich beim Choreogra­ fieren, dass alles vom Oberkörper ausgeht. Von dort kommt der Impuls, dem alles andere folgt. Ich stelle mir gern vor, dass alles, was auf der Bühne passiert, miteinander verbunden ist. Eine Ursache hat immer eine Wirkung.» Bei fast allen seinen Choreografien hat Benoît Favre mit Juniortänzern ge­arbeitet, und fast scheint das sogar ein Erfolgsrezept zu sein. Mit seinem Stück broken_line gewann er 2015 den ersten Choreografiewettbewerb beim Tanzolymp Berlin. Auch jetzt geniesst er das Arbeiten mit den Juniors: das minu­tiöse Feilen an kleinen Details, das Organisieren der Bewegungsabläufe. Ruhig, unaufgeregt und mit gedämpfter Stimme gibt er den Tänzern seine Instruktionen und Korrekturen. «Ich bin kein Kontrollfreak, sondern lasse den Tänzern in den Proben viel Freiheit. Ich mag, wenn sie selbständig arbeiten, experimentieren und meine Ideen weiterentwickeln. Manchmal ist es zwar gar

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nicht so leicht, ihre unbändige Energie zu kanalisieren, doch letztendlich ver­ bindet uns alle ein gemeinsames Ziel.» Und das heisst Disrupted. Für seine neueste Kreation mit dem Junior Ballett hat Benoît Favre auch das Bühnenbild entworfen. Drei Metallrahmen werden von den Tänzern in immer neue Posi­ tionen gebracht. Die sich unaufhörlich verändernde Raumstruktur hat choreo­ grafische Konsequenzen: Was macht man mit den Tänzern in dem neu entste­ henden Raum? «Am Anfang war mir nicht klar, ob das funktionieren würde. Aber jetzt bin ich ganz optimistisch, weil diese unerwarteten Positionswechsel auch immer eine andere Stimmung mit sich bringen.» In dem experimentellen Schweizer Gitarristen Joel Gilardini hat Benoît Favre einen leidenschaftlichen Mitstreiter gefunden. «Musik muss Platz für die Choreografie lassen, sie sollte sich nicht in den Vordergrund schieben», erklärt Benoît Favre und gerät schnell ins Schwärmen: «Joel und ich sind in ständigem Kontakt. Da er seine Musik eigens für mein Stück komponiert, können wir im Detail und sehr individuell aufeinander reagieren. Ich schicke ihm Videos von den Proben, und er sieht sofort, an welchen Ecken es noch klemmt. Mir gewährt dieses Arbeiten enorme choreografische Freiheit. Ein paar Minuten fehlen uns zwar noch, aber bis zum Beginn der Bühnenproben in Winterthur sollten wir dann auf der Zielgeraden sein.» Disrupted. Unterbrochen... abgetrennt... Ist das auch ein Hinweis auf anstehende Veränderungen im Leben von Benoît Favre? Tatsächlich wird er die Schweiz im Sommer 2017 in Richtung Skandinavien verlassen. «Ich bin jetzt seit über zehn Jahren in Zürich. Es wird Zeit für eine Veränderung, und ich habe Lust auf etwas Neues.» Ab September 2017 wird er im Finnischen National­ballett in Helsinki tanzen. Noch halten sich Abschiedsschmerz und Lust auf den Neubeginn die Waage. «Der Norden reizt mich sehr. Ich mag die Strukturiertheit und die Mentalität der Menschen dort. Ich hatte ein gutes Gefühl, als ich für die Audition dort war. Hoffentlich werde ich dort viel tanzen können.» Und, so möchte man hinzufügen, Choreografieren mit Sicherheit auch!

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Benoît Favre Choreografie und Bühnenbild Benoît Favre ist Schweizer. Er wurde an der Ballettakademie Neuchâtel und an der Tanz Akademie Zürich aus­gebildet. Er ist mehrfacher Preisträger des Inter­ nationalen Tanzwettbewerbs Solothurn (Goldmedaille 2010) und Gewinner der Goldmedaille beim Tanzolymp Berlin. Beim «Prix de Lau­sanne» 2011 war er Finalist und gewann den «Prix du Meilleur Suisse». Nach zwei Spielzeiten im Junior Ballett war Benoît Favre von 2014 bis 2017 Mitglied des Balletts Zürich und tanzte u.a. in Choreografien von Christian Spuck und Marco Goecke. In der Reihe «Junge Choreografen» präsentierte er die Choreografien Shift, Iden­ tities und Sandbox I. 2014 wurde er mit dem «Tanzpreis der Freunde des Bal­ letts Zürich» ausgezeichnet. Mit broken_line gewann er 2015 den ersten Cho­ reografiewettbewerb beim Tanzolymp Berlin. Mit dem Junior Ballett brachte er 2017 sein Stück Disrupted zur Uraufführung. Für die Reihe «Junge Choreo­ grafen» beim Bayerischen Staatsballett in München entstand ausserdem die Choreografie Out of Place. Seit dieser Spielzeit tanzt Benoît Favre im Finni­ schen Nationalballett in Helsinki.

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Joel Gilardini Komponist Joel Gilardini ist Schweizer. Der experimentelle Gitarrist lebt in Zürich und ist in unterschiedlichste Projekte eingebunden, die seine grosse stilistische Band­ brei­te dokumentieren (Doom Metal, Ambient Dub und Noise Industrial). Re­ gelmässig tritt er in Zürcher Jazzclubs (u.a. mit Nik Bärtsch’s Ronin) und mit seinen Formationen The Land of the Snow und Mulo Muto auf.

Shlomi Miara Kostüme Shlomi Miara wurde in Israel geboren. Seine Ausbildung erhielt er am L&L Goodman Bat-Dor Beer-Sheva Municipal Dance Center. Er tanzte in der Ka­ mea Dance Company und im Israel Ballet. Von 2015 bis 2017 war er Mitglied des Junior Ballets. Seit dieser Spielzeit tanzt er im Portugiesischen National­ balletts (CNB) in Lissabon.

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Martin Gebardt Lichtgestaltung Martin Gebhardt war Lichtgestalter und Beleuchtungsmeister bei John Neu­ meiers Hamburg Ballett. Ab 2002 arbeitete er mit Heinz Spoerli und dem Ballett Zürich zusammen. Ballettproduktionen der bei­den Compagnien führ­ ten ihn an re­nom­mierte Theater in Eu­ro­pa, Asien und Amerika. Am Opern­ haus Zürich schuf er das Lichtdesign für Inszenie­run­gen von Jürgen Flimm, Grischa Asagaroff, Matthias Hartmann, David Pountney, Moshe Leiser/Patrice Caurier, Da­miano Mi­chie­letto und Achim Freyer. Bei den Salzburger Festspielen kreierte er die Lichtgestaltung für La bohème und eine Neufassung von Spoerlis Der Tod und das Mädchen. Mit Christoph Mar­tha­ler und Anna Viebrock arbei­ tete er beim Händel-Abend Sale und Rossinis Il viaggio a Reims sowie bei Bergs Lulu an der Hamburgischen Staatsoper zusammen. Seit der Spielzeit 2012/13 ist Martin Gebhardt Leiter des Beleuchtungswesens am Opernhaus Zürich. Eine enge Zu­sam­men­arbeit verbindet ihn heute mit dem Choreogra­ fen Christian Spuck (Nussknacker und Mausekönig, Messa da Requiem, Anna Karenina, Woyzeck, Der Sandmann, Leonce und Lena). In jüngster Zeit war er ausserdem Lichtdesigner für die Choreografen Alexei Ratmansky, Marco Goecke, Wayne McGregor, Douglas Lee und Edward Clug.

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Behind the Mirror Filipe Portugal

Filipe Portugal Musik Dmitri Schostakowitsch Kostüme Regula Mattmüller Lichtgestaltung Martin Gebhardt Choreografische Uraufführung 28. März 2017, Junior Ballett Zürich, Theater Winterthur

Choreografie und Bühnenbild


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Um Partnerschaft, Vertrauen und gegenseitige Inspiration geht es in Filipe Portugals «Behind the Mirror». Der Choreograf – seit langem einer der beliebtesten Solisten des Balletts Zürich – kreierte den acht­minütigen Pas de deux eigens für Tänzer des Junior Balletts zum lang­samen Satz aus Dmitri Schostakowitschs Erstem Klavierkonzert. Eine Tänzerin ist in einer Situation, in der sie aufgeben und nicht mehr tanzen will. Ihr Partner versucht, ihr das verlorene Selbstvertrauen zurückzugeben und sie ein­ fühlsam wieder zum Tanzen zu ermutigen. Neben dem emotionalen Hintergrund erweist sich der Pas de deux als technisch hoch anspruchs­volle Form der Begegnung der beiden Tänzer.




DMITRI SCHOSTAKOWITSCH Klavierkonzert Nr. 1 c-Moll op. 35 Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) zählt zu den grossen Komponisten des 20. Jahrhunderts. Er gilt als einer der wichtigsten Schöpfer von Sinfonien in der Nachfolge Gustav Mahlers. Ebenso bedeutend und vielleicht persönlicher im Ausdruck sind die fünfzehn Streichquartette. Es gibt ferner die sechs Kon­ zerte für Soloinstrument und Orchester, weitere kammermusikalische Werke und die Oper Lady Macbeth von Mzensk. Schostakowitsch war selbst ein ausgezeichneter Pianist. Bereits als Fünf­ zehn­jähriger beherrschte er das gesamte Wohltemperierte Klavier von Bach. Eine Zeit lang überlegte er sogar ernsthaft, die Laufbahn eines Konzertpianis­ ten einzuschlagen. Die Niederschrift des 1. Klavierkonzertes op. 35 fiel in eine Phase des damals 26-jährigen Komponisten, in der er sich einerseits von seiner Oper Lady Macbeth von Mzensk gleichsam «erholte», andererseits ausgiebig mit der Abfassung diverser Filmmusiken beschäftigt war; ausserdem huldigte auch Schostakowitsch dem Zeitgeist Westeuropas und versuchte, Formen und Klän­ ge des Jazz und der Unterhaltungsmusik in eine neoklassizistische Schreibwei­ se zu integrieren. Schon damals entwickelte sich Schostakowitschs Neigung zu Parodie und sarkastischem Humor. Der ausgedehnte langsame Satz des Kla­vier­ konzertes, der die musikalische Folie für Filipe Portugals Pas de deux Behind the Mirror liefert, ist eine Art melancholischer Walzer, mit Anklängen an den entsprechenden Satz in Ravels Klavierkonzert G-Dur, aber auch an die senti­ men­tale Melodik Tschaikowskis. Dabei spielt Schostakowitsch mit der Ambiva­ lenz von wahrer Empfindung und grotesk übertriebenem Sentiment. Das Kon­ zert wurde am 15. Oktober 1933 durch die Leningrader Philharmoniker unter Fritz Stiedry uraufgeführt, am Klavier sass der Komponist selbst. Das Werk ist in gewisser Hinsicht eine gezielte Veralberung des pathetischen Konzertstils; kein Wunder, dass es nach der Dogmatisierung des «Sozialistischen Realismus» als des einzig genehmen, «volksnahen» Stils für viele Jahre von den Konzert­ podien verschwinden musste. 41


Filipe Portugal Choreografie und Bühnenbild Filipe Portugal studierte in Lissabon und wurde nach einem ersten Engagement beim Portugiesischen Nationalballett 2002 ans Ballett Zürich engagiert. Hier tanzte er Solopartien in vielen Choreografien von Heinz Spoerli (u.a. Cinde­ rella, Der Nussknacker, Schwanensee, Don Quixote, Coppélia, Giselle und Ein Sommernachtstraum). Von 2009 bis 2011 war er Principal Dancer beim Portu­ giesischen Nationalballett. Seit 2011 ist er wieder Mitglied des Balletts und war hier in Hauptrollen zahlreicher Ballette von Christian Spuck zu sehen, so als Pater Loren­zo in Romeo und Julia, König Peter in Leonce und Lena, als Doktor in Woyzeck, Karenin in Anna Karenina und Spalanzani in Der Sandmann. Aus­ serdem trat er in Choreografien von Jiří Kylián, Hans van Manen, William Forsythe, Douglas Lee und Martin Schläpfer auf. Parallel zu seiner Tänzer­kar­ riere arbeitet Filipe Portugal erfolgreich als Choreograf. Für die Zürcher Tän­ zer schuf er die Choreografien Road B., Alleged Dances, Sonata, Silk Road und Different Trains. Nach Tauwetter für das Junior Ballett entstand 2015 zur Mu­ sik des Schweizer Jazzmusikers Nik Bärtsch Dialogos für das Ballett Zürich. 2017 gelangte im Rahmen des Ballettabends Corpus seine neueste Choreogra­ fie, disTANZ, mit dem Ballett Zürich zur Uraufführung. 2014 wurde Filipe Portugal mit dem «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich» ausgezeichnet.

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Regula Mattmüller Kostüme Regula Mattmüller wurde in Basel geboren. Sie studierte Textildesign an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Seit fünfzehn Jahren ist sie in der Kostümabteilung des Opernhauses Zürich tätig, vorrangig für das Herren­ ballett. 2007 ent­­warf sie Bühne und Kostüme für Filipe Portugals Cho­reo­gra­fie Road B. 2014 und 2016 war sie für die Mitentwicklung des Kostümbildes bei den «Jungen Choreografen» verantwort­lich, ausserden war sie Bühnen- und Kos­­tümbildnerin bei einer Reihe von Projekten in der freien Theater- und Tanz­­szene. 2014 entwarf sie die Kostüme für Filipe Portugals Choreografie Tauwetter.

Martin Gebardt Lichtgestaltung Die Biografie von Martin Gebhardt finden Sie auf Seite 33.

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Maraschino Cherries Cayetano Soto

Choreografie, Bühnenbild und Kostüme

Cayetano Soto

Musik Ludwig van Beethoven, Anton Karas, Georges Garvarentz, Rafael Hernández

Lichtgestaltung Einstudierung Choreografische Uraufführung

Berry Claassen Mikiko Arai 20. September 2014, Introdans,

Schouwburg Arnhem


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Der katalanische Choreograf Cayetano Soto kreierte sein Stück «Maraschino Cherries» 2009 für die im niederländischen Arnhem beheimatete Compagnie «Introdans». Schnelligkeit und Witz sind die Markenzeichen vieler seiner Choreografien. Er begeistert sich für Stilrichtungen jeglicher Couleur. Neoklassische Elevation und moderne Erdung, Tanztheater-Effekte und zeitgenössische Fragmentierung – alles darf in seine Stücke. In «Maraschino Cherries» erzählt er von der Dop­pel­­bödigkeit des Lebens. Jedes Ding hat zwei Seiten. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Genau wie die titelgebenden MaraschinoKirschen, die bitter und süss zugleich schmecken. Mit viel Humor nimmt Cayetano Soto traditionelle Männerrollen unter die Lupe. Am Beispiel dreier ganz unterschiedlicher Männerpaare entlarvt er tradierte Bilder von Männlichkeit als oft veral­ tete Klischees, die es neu zu hinterfragen gilt. Wie die Choreografie ist auch die Musik reich an Kontrasten. Beethovens «Neunte» und das Harry-­ Lime-Thema aus Carol Reeds Film «Der dritte Mann» sind ebenso enthalten wie ein Chanson von Charles Aznavour und ein Hit der mexikanischen Bolero-Legende Toña La Negra.




Maraschino-Kirschen, selbst gemacht

Maraschino-Kirschen sind eine beliebte alkoholhaltige Dekoration für Desserts oder Cocktails. Als Basis des Maraschino-Likörs werden die sogenannten Ma­ raska-Kirschen verwendet: Bei dem Obst handelt es sich um eine besondere Art der Sauerkirsche, die hauptsächlich in Kroatien und teilweise auch in Slo­ wenien und Italien wächst. Die Früchte sind klein und fest und schmecken vergleichsweise herb, das Fruchtfleisch ist weich und saftig. Deshalb werden sie auch für die Herstellung des Maraschinos genutzt – des Likörs, der wiederum die Grundlage für Maraschino-Kirschen bildet. Zutaten 500 g 
 400 g 200 ml 200 ml

Sauerkirschen feiner weisser Kandis Maraschino-Likör (24 vol. %) Wodka (37,5 vol. %)

Zubereitung: 25 Minuten Kirschen waschen, putzen und entkernen. Kirschen in zwei Flaschen mit nicht zu enger Öffnung aufteilen. Kandis zufügen und Maraschino und Wodka auf die Flaschen aufteilen. Flaschen gut verschliessen und mindestens einen Monat kühl und dunkel stehen lassen.

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Charles Aznavour Tus dieciseis años Tienes la juventud, de tus dieciseis años, cuando me miras tú, sueño con el pasado… Pero ay el amor, no lo puedo vivir, se marchó, está lejos de mí… Canta tu corazón, lleno de primavera, es tu mejor canción, porque un amor te espera… Ese nuevo afán, que te hará, tan feliz, ese amor, lo hallarás junto a mí… En brazos del amor muy pronto te has de ver, y puede que consigas comprender, todo lo que digo… Hoy, luce más el sol, tienes dieciseis años, hoy, se abre para ti, un mundo ilusionado… Vas a conocer, del amor la verdad, y de mí, pronto te olvidarás.



Cayetano Soto Choreografie, Bühnenbild und Kostüme Der katalanische, in Barcelona beheimatete Choreograf Cayetano Soto erhielt seine Ausbildung zum Tänzer am Instituto del Teatro seiner Heimatstadt so­ wie am Königlichen Konservatorium Den Haag. Nach einem ersten Engage­ ment bei IT Dansa Barcelona wechselte er 1998 als Tänzer an das von Philip Taylor geleitete BallettTheater München am Gärtnerplatztheater. Dort ent­ standen ab 2002 seine ersten Choreografien. 2005 beendete Cayetano Soto seine aktive Tänzerlaufbahn und arbeitet seither international als freischaffen­ der Choreograf. Seine Stücke wurden vom Stuttgarter Ballett, dem Nederlands Dans Theater, dem Hessischen Staatsballett, Gauthier Dance und dem Royal Ballet of Flanders aufgeführt. Ausserdem arbeitete er mit Compagnien wie BJM Montréal, dem Perm Opera and Ballet Theatre, dem Ballet Hispanico, Tanz Luzerner Theater, dem Ballet X in Philadelphia und North-West Dance Project in Portland. 2009 begann eine regelmässige Zusammenarbeit mit dem Aspen Santa Fe Ballet und der im niederländischen Arnhem beheimateten Compagnie Introdans. Für das Ballett Dortmund entstand das Ballett Carmen, das auch vom Ballett des Nationaltheaters Brno übernommen wurde. In der Nürnberger Kirche St. Egidien wurde seine Choreografie von Mozarts c-Moll-­ Messe aufgeführt. 2015 wurde Cayetano Soto für die Dauer von drei Spielzeiten zum Hauschoreografen des Ballet British Columbia (Ballet BC) im kanadischen Vancouver ernannt. Seine Choreografie ADASTRA für das Ballett São Paulo

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wurde 2015 als «Ballettproduktion des Jahres» ausgezeichnet. Er wurde mit zahl­reichen Preisen bedacht. 2011 war er für seine Choreografie Uneven für die russische Goldene Maske nominiert. Mit Maraschino Cherries tanzt das Junior Ballett erstmals eine Choreografie von Cayetano Soto.

Berry Claassen Lichtgestaltung Berry Claassen stammt aus den Niederlanden. Nach einer Ausbildung als Gra­ fikdesigner war er Leiter der Requisite beim Toneelgroep Theater Amsterdam und anschliessend Inspizient bei Introdans in Arnhem. Seit 2009 arbeitet er freischaffend als Lichtdesigner für Theater und Tanz. U.a. kreierte er das Licht­ design für Produktionen von Lucinda Childs, Cayetano Soto, Stijn Celis, Nils Christe, Mauro Candia und David Middendorp. Neben den über 80 Lichtde­ signs entstanden auch Bühnenbilder und Videodesigns. Er unterrichtet an der Kunstakademie ArtEZ in Arnhem.

Mikiko Arai Einstudierung Mikiko Arai erhielt ihre Tanzausbildung in Japan und am London Studio Cen­ tre. Sie tanzte an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf, am Staatsthea­ ter Dortmund, bei Introdans und beim BallettTheater München am Gärtner­ platztheater. Heute betreut sie die Stücke verschiedener Choreografen. Eine enge Zusammenarbeit verbindet sie mit Cayetano Soto, dessen Assistentin sie u.a. bei Maraschino Cherries war. Seine Choreografien studierte sie u.a. mit dem Nederlands Dans Theater (NDT II), Introdans, dem Perm Opera and Ballet Theatre, dem Ballet British Columbia, Les Ballets Jazz de Montréal, dem National Ballet of Portugal, der Compagnie am Theater Luzern, dem Hessischen Staatsballett und Gauthier Dance ein.

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DAS JUNIOR BALLETT ZÜRICH Das Junior Ballett ist die Nachwuchscompagnie des Balletts Zürich. Seit seiner Gründung im Jahr 2001 erhalten hier ausgewählte junge Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt die Möglichkeit, nach Ende ihrer Ballettausbildung unter fachkundiger Betreuung in das tänzerische Berufsleben einzusteigen. Im Rah­ men eines nicht länger als zwei Jahre währenden Engagements trainieren sie gemeinsam mit den Mitgliedern des Balletts Zürich, tanzen mit ihnen in ausge­ wählten Vorstellungen des Repertoires und sammeln so die für eine Tänzerlauf­ bahn notwendige Bühnenerfahrung. Alle zwei Spielzeiten kreiert das Junior Ballett einen eigenen Ballettabend. Mit Werken international renommierter Choreo­grafen stellt das Ensemble darin seine hohe Leistungsfähigkeit und tän­ ze­rische Kreativität unter Beweis. In der Saison 2017/18 vereint das Junior Ballett vierzehn Tänzerinnen und Tänzer aus acht Nationen.

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Emma Antrobus stammt aus Australien. Ihre Ausbil­ dung erhielt sie am Lamont Dance Theatre, am Con­ lan College in Sydney sowie an der Ballett Akademie der Hochschule für Musik und Theater in München. Seit dieser Saison gehört sie zum Junior Ballett.

Emma Antrobus

Belle Beasley

Belle Beasley wurde in Australien geboren. Ihre Aus­ bildung erhielt sie an der Queensland Ballet School, an der San Francisco Ballet School, am Goube Euro­ pean Dance Center in Paris und an der Dutch Natio­ nal Ballet Academy. Nach einem Engagement in der Junior­formation des Dutch National Ballet gehört sie seit voriger Saison zum Junior Ballett. 2017 erhielt sie den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».

Deia Cabalé stammt aus Frankreich. Ihre Ballettaus­ bildung erhielt sie am Konservatorium in Valencia und am Teatro Municipal in Rio de Janeiro. Nach einem Engagement im Balletto di Siena ist sie seit voriger Saison Mitglied des Junior Balletts.

Deia Cabalé Yeonchae Jeong stammt aus Südkorea. Sie studierte an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim (Akademie des Tanzes). 2013 war sie Finalistin beim Youth America Grand Prix und Sti­ pendiatin des Prix de Lausanne. Seit voriger Saison gehört sie zum Junior Ballett.

Yeonchae Jeong


Marjolaine Laurendeau wurde in Frankreich gebo­ ren. Nach ihrer Ausbildung am Centre de danse Line-­ Jenny Neel und am Ballettzentrum Hamburg – John Neumeier ist sie seit voriger Saison Mitglied des Juni­ or Balletts.

Marjolaine Laurendeau

Michelle Pinelis

Giuditta Vitiello

Michelle Pinelis stammt aus Israel. Sie erhielt ihre Ausbildung an der Jerusalem Ballet School und an der Académie Princesse Grace in Monte-Carlo. 2013 gewann sie die Goldmedaille beim «Youth Russian Grand Prix» in St. Petersburg. Seit dieser Saison ist sie Mitglied des Junior Balletts.

Giuditta Vitiello stammt aus Italien. Ausgebildet von Oxana Kichenko, an der École Supérieure de Danse de Cannes Rosella Hightower und beim Cannes Jeu­ ne Ballet, wurde sie anschliessend ans Royal Ballet of Flanders engagiert. Dort trat sie in Choreografien von MarciaHaydée, Auguste Bournonville und Marius Petipa (Aurora in Dornröschen) auf. Seit voriger Saison ist sie Mitglied des Junior Balletts.


Luca Afflitto ist Italiener. Er studierte an der Acadé­ mie Princesse Grace in Monte-Carlo und trat schon wäh­rend seiner Ausbildungszeit mit den Ballets de Monte-Carlo auf. Seit dieser Saison ist er Mitglied des Junior Balletts.

Luca Afflitto

Cohen Aitchison-Dugas

Cohen Aitchison-Dugas ist Kanadier. Seine Ausbil­ dung erhielt er an der École Supérieure de Ballet du Québec und an Canada’s National Ballet School. In der Spielzeit 2015/16 tanzte er im Nussknacker mit den Grands Ballets Canadiens. Seit voriger Saison ist er Mitglied des Junior Balletts. U. a. tanzte er in Jaco­ po Godanis rituals from another when und in Filipe Por­ tugals Behind the mirror.

Iacopo Arregui stammt aus Italien. Ausgebildet beim Balletto di Verona und an der Académie Princesse Grace in Monte-Carlo, trat er in verschiedenen Pro­ duk­tionen der Ballets de Monte-Carlo auf. Seit dieser Spielzeit gehört er zum Junior Ballett.

Iacopo Arregui Gustavo Chalub wurde in Brasilien geboren. Seine Ausbildung erhielt er am ITEGO em Artes Basileu França in Goiânia (Brasilien) sowie an der Académie Princesse Grace in Monte-Carlo. Seit dieser Saison ist er Mitglied des Junior Ballets.

Gustavo Chalub


Riccardo Mambelli wurde in Italien geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Tanz Akademie Zürich. Mit dem Ballett Zürich trat er bereits in Alexei Rat­ manskys Schwanensee auf. Seit dieser Saison ist er Mit­ glied des Junior Ballets.

Riccardo Mambelli Gaetano Maria Signorelli stammt aus Italien. Nach fünf Jahren an der Ballettschule der Mailänder Scala schloss er seine Tanzausbildung 2016 an der Dutch National Ballet Academy in Amsterdam ab. Seit vori­ ger Saison ist er Mitglied des Junior Balletts. Er war u.a. in Marco Goeckes Petruschka zu erleben.

Gaetano Maria Signorelli

Adrià Vilar Algueró

Adrià Vilar Algueró ist Spanier. Er wurde am Institut del Teatre in Barcelona und an der English National Ballet School ausgebildet. Er trat mit dem English National Ballet im Nussknacker und mit dem Ballett Zürich in Alexei Ratmanskys Schwanensee auf. Seit die­ ser Saison ist er Mitglied des Junior Ballets.


Programmheft UN BALLO JUNIOR BALLETT Choreografien von Jiří Kylián, Benoît Favre, Filipe Portugal und Cayetano Soto Premiere 28. März 2017, Spielzeit 2016/17, Theater Winterthur Wiederaufnahme 11. Februar 2018, Spielzeit 2017/18, Opernhaus Zürich

Herausgeber

Intendant

Opernhaus Zürich Andreas Homoki

Zusammenstellung, Redaktion Michael Küster Layout, Grafische Gestaltung Carole Bolli Anzeigenverkauf Opernhaus Zürich, Marketing

Telefon 044 268 64 14, inserate@opernhaus.ch

Schriftkonzept und Logo

Druck

Textnachweis: Die Texte zu «Un Ballo», «Behind the Mirror» und «Maraschino Cherries» schrieb Michael Küster für dieses Programmheft. – Das Porträt von Benoît Favre (Autor: Michael Küster) erschien erstmals im MAG 47/2017 des Opernhauses Zürich. – Text zu Maurice Ravel. Nach: Harenberg Konzertführer. Dortmund 1996. – Text zu Dmitri Schostakowitsch. Nach: Hartmut Lück: Booklet-Text zur Aufnahme der Klavierkonzerte mit dem SWR Rundfunkorchester Kaiserslautern, Jiří Stárek. Hänssler Classics 93.113 – Charles Aznavour: Tus 16 Años. Zitiert nach: http://www.musica.com/ letras.asp?letra=2002782. – Rezept Maraschino-Kirschen. Nach: Lecker 25/2008. Bildnachweis: Gregory Batardon fotografierte das Junior Ballett bei den Büh­ nen­­­­­proben am 24. März 2017 und am 6. Februar 2018. – Tänzerporträts: Sir Robin Photogra­phy – Foto Jiří Kylián: Dirk Buwalda – Foto Benoît Favre: Michael Sieber – Foto Filipe Portugal: Stefan Deuber – Foto Caye­tano Soto: Hans Gerritsen.

Studio Geissbühler Fineprint AG

Aufnahmen: Maurice Ravel: Le Tombeau de Couperin, 3. Menuett, Pavane pour une infante défunte. Orchestre Symphonique de Montréal. Charles Dutoit. Decca 1990. – Dmitri Schostakowitsch: Klavierkonzert Nr. 1 c-Moll op. 35, 2. Lento. Valentina Igoshi­na. Deutsche Kammerakademie Neuss. Lavard Skou-Larsen. cpo Records 2012.– Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125, 2. Molto vivace. London Symphony Orchestra. Josef Krips. Everest Records 1960. – Anton Karas: Third Man Theme. Xavier Cugat & His Orchestra. Soundtrack Classics 2013. – Georges Garvarentz: Tus 16 Años. Charles Aznavour. Yoyo USA 2006. – Rafael Hernández: Canción del Alma. Toña La Negra. Temas de Peliculas de Almo­dovar (Original Motion Picture Soundtrack). Svetlana Novojilova Shulguina 2010. Verlag Schostakowitsch: Musikverlag Hans Sikorski, Hamburg Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.



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Was uns mit Musikern verbindet, ist die Liebe ZUR PERFEKTEN KOMPOSITION.

DAS IST CLARIANT: LEIDENSCHAFTLICHER FÖRDERER DER KÜNSTE

Das perfekte Zusammenspiel von Harmonie, Tempo und Rhythmus erschafft Musik, die uns alle bewegt. Fast wie bei uns: Denn wenn wir etwas bewegen wollen, entstehen aus Engagement, Know-how und Forschung innovative Lösungen für die Spezialchemie, die Emissionen senken, Rohstoffe sparen – und nachhaltig Wert schaffen. Das ist uns wichtig.


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