LAST CALL
MICHAEL PELZEL
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LAST CALL Musiktheater von Michael Pelzel (*1978) Libretto von Dominik Riedo
28 Juni 2019
Uraufführung
Vorstellungen 30 Juni, 4, 6 Juli 2019
Studiobühne Opernhaus Zürich
Kompositionsauftrag vom Opernhaus Zürich
finanziert durch die
Mit freundlicher Unterstützung der
LANDIS & GYR STIFTUNG
Musikalische Leitung
Jonathan Stockhammer
Inszenierung Chris Kondek Bühne Sonja Füsti Kostüme Julia von Leliwa VIdeodesign Ruth Stofer Lichtgestaltung Dino Strucken Sounddesign Alain Pauli Dramaturgie Beate Breidenbach
Christina Daletska Annette Schönmüller Urguru Ruben Drole Trendy-Sandy-Mandy Alina Adamski ° Harald Gottwitz Thomas Erlank ° Dr. Karitzoklex Jungrae Noah Kim ° Sprecher (Nachrichtenband) Felix Bierich
Tarantino Muff / Johnny
Sulamit Hahnemann
Ensemble Opera Nova
Violine
Vera Lopatina
Viola Florian Mohr Violoncello Eléonore Willi, Natalia Malgorzata Chybiak* Kontrabass Viorel Alexandru Schlagzeug Luca Borioli * , Inez Ellmann*, Lukas Schrod * Klavier Andrea del Bianco, Alice Lapasin Zorzit * * Celesta Nathan Harris Glasharmonika Matthias Würsch* Sampler Vladimir Junyent Spieldauer ca. 80 Min. (keine Pause)
° Mitglied des Internationalen Opernstudios
* Zuzüger
** Orchester-Akademie
ZUM STÜCK Irgendwann in der Zukunft. Die Maschinen gehorchen den Menschen nicht mehr, die Medienkommunikation hat sich verselbständigt. Der mediale Overkill droht – die Urchips rebellieren, die Multimegabitwelle ist drauf und dran, alle und alles mitzureissen. Wenn nicht bald etwas geschieht, wird die Menschheit keine Zukunft mehr haben. In einer Art Talkshow stellen deshalb vier Kandidaten ihre Visionen zur Rettung der Welt vor. Das Publikum soll abstimmen: Der Vorschlag, der die meisten Stimmen erhält, wird umgesetzt. Der Conferencier Harald Gottwitz präsentiert die KandidatInnen: Dr. Karitzoklex, der dafür plädiert, die Erde einzunebeln und die Erdrotation aufzuhalten; Frau Professor Hahnemann, die vorschlägt, die Menschheit mittels Dehydrierung und Desaltierung auf den erdähnlichen Planeten Elpisonia zu evakuieren, bis die Erde sich von den Kommunikationsfluten erholt hat; der Aktivist Tarantino Muff, der glaubt, nur der «Anthropofugismus total» könne die Erde retten – was bedeutet, dass die Menschheit vernichtet und die Erde den Pflanzen und Tieren überlassen wird; und schliesslich die Influencerin Trendy-Sandy-Mandy, die die Welt mit einer super Party im All retten will. Noch bevor die Talkshow zuende ist, bricht die befürchtete Multimegabit welle herein. Alles droht in Chaos und Tumult unterzugehen. Hektisch werden die Raumschiffe in Richtung Elpisonia bestiegen. Doch ein Mann – Johnny – und eine Frau – Sulamit – werden versehentlich zurückgelassen. Sie sind nun die letzten Menschen auf der Erde. Werden sie zu einer neuen – alten – Art der Kommunikation zurückfinden? Werden sie bleiben? Wie werden sie auf der verlassenen Erde überhaupt überleben können? Oder wird eins der Raumschiffe umkehren und sie nach Elpisonia holen?
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DYSTOPISCHE SCIENCE FICTION Notizen zu «Last Call» von Chris Kondek
Auf der ersten Seite des Librettos von Last Call annonciert ein Nachrichtenband die «Urchips-Rebellion». Gleich zu Beginn des Stückes werden wir in eine Welt voller Fragen hineingeworfen. Wer oder was sind die Urchips? Warum rebellieren sie? Und, vor allem: Auf wessen Seite sollten wir stehen, wessen Position einnehmen? Die erste Figur, die auftritt, trägt nicht unbedingt zur Klärung bei. Der Urguru wird im Text beschrieben als ein «krokodilmässig knurrender, meditierender, pseudogregorianischer Samichlaus – eine lächerliche Figur, die aber klug ist». Er spricht in Rätseln. Er lamentiert vom «Protokoll Zero». Man ist gezwungen, sich selbst einen Reim darauf zu machen. Eins jedoch ist klar: Die Situation ist nicht gut. Oder, wie der Urguru es formuliert: «Alles ein Tohuwabohu». Dystopische Science Fiction ist eines meiner Lieblingsgenres. Umso mehr freute ich mich, als ich feststellte, dass ich mittendrin war in einem solchen Genre: Die Menschheit steht kurz davor, ausgelöscht zu werden, die Maschinen haben die Macht übernommen, es bleiben nur wenige Tage, vielleicht nur wenige Minuten. Doch hier wechselt das Libretto abrupt das Genre: Es ist kein Action Movie mit einem Helden, der in einem Tag die Welt rettet, sondern eine Komödie. Um die brennendste existentielle Frage zu lösen, die man sich überhaupt vorstellen kann, nämlich die Frage danach, wie die Menschheit überleben soll, findet eine billige, geschmacklose Fernsehshow statt. Stellen Sie sich eine Version von Deutschland sucht den Superstar vor, um die Klimakrise oder die Brexit-Probleme zu lösen. Science Fiction bedient sich gern der gerade aktuellen Ängste der Menschen. Hier liegt Last Call voll im Trend.
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Nun allerdings nimmt das Libretto noch eine unerwartete Wendung: Niemand gewinnt, keine Entscheidung wird gefällt, die erwartete Katastrophe ist plötzlich da. Was genau passiert ist, erfahren wir nicht, plötzlich legt sich eine unheimliche Stille über eine desolate, leere, entvölkerte Erde. Die Menschen haben einen letzten Ausweg gefunden, sie sind nach Elpisonia geflohen. Unsere Science Fic tion-Komödie könnte hier enden, mit einem lächelnden Urguru, der irgendwo im All eine Flagge aufstellt. Doch wir folgen der Menschheit nicht zu den Sternen. Wir warten mit den zwei zurückgelassenen Menschen, die den Abflug verpasst haben. Noch am Tag zuvor hätten diese beiden den anderen nicht mal angeschaut, doch wenn du zu den letzten beiden Menschen auf der Erde gehörst, musst du dich anpassen. Und wieder ein Genre-Wechsel. Wir sind nicht mehr in einer Science Fiction Story, sondern am Anfang der guten alten Lovestory. So jedenfalls habe ich den dritten Akt zunächst gelesen. Doch inzwischen scheint es mir um etwas anderes zu gehen. Dieser dritte Akt ist ein Entstehungs mythos. Oder, um einen moderneren Ausdruck zu verwenden, ein Neustart, ein Reset. Ein Mythos, der den Morgen nach dem bevorstehenden SuperGAU beschreibt. Nervös und unsicher, wie sie miteinander sprechen sollen, kommen Sulamit und Johnny mir vor wie Adam und Eva beim Neustart nach dem fatalen Crash. Hier könnte die Story zuende sein. Ein Happy End und ein zaghafter Neubeginn. Aber dann taucht die Möglichkeit auf, doch noch nach Elpisonia zu fliegen. Nur: Wollen die beiden überhaupt gerettet werden? Oder wollen sie auf der verlassenen Erde bleiben, nur zu zweit?
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DREIDIMENSIONALE KLÄNGE IM WELTRAUM Ein Gespräch mit dem Dirigenten Jonathan Stockhammer über Michael Pelzels Musiktheater «Last Call»
Jonathan, du hast viele Ur- und Erstaufführungen geleitet und giltst als Spezialist für zeitgenössische Musik; siehst du dich selbst auch als Experte für das Neue? Nein, eigentlich gar nicht. Aber ich nehme es als Kompliment und als Zeichen dafür, dass ich nun schon eine ganze Weile in Europa wirke. In meinem Kopf bin ich oft noch ganz am Anfang meiner Karriere als Dirigent, nämlich bei dem Moment, in dem ich zum ersten Mal in Europa bzw. in der Schweiz war und einige Proben mit Franz Welser-Möst am Zürcher Opernhaus miterleben durfte... Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Am Anfang meiner Laufbahn sind mir verschiedene Dinge angeboten worden, darunter auch eine längere Zusammenarbeit mit Peter Eötvös. Als ich ihm zusagte, dachte ich nicht darüber nach, was das für mich bedeuten würde. Ich nutzte einfach die Chance, in der neuen Musik Erfahrungen zu sammeln. Daraus hat sich dann vieles weitere ergeben. Aber Stücke von Mahler, Janáček, Debussy, Strawinsky oder auch Mendelssohn liegen mir mindestens genauso sehr am Herzen. Beeinflusst deine Erfahrung mit zeitgenössischer Musik deine Interpretation bekannter Werke? Ja, denn die Zusammenarbeit mit lebendigen Komponisten, übrigens auch mit Jazzmusikern, verschafft mir eine andere Perspektive. Wenn man sich über die richtige Interpretation der Werke von Mozart oder Beethoven den
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Kopf zerbricht, dann wird man unter Umständen ein bisschen verbissen, weil man diese fantastischen Kompositionen unbedingt gut spielen will. Lebende Komponisten kann man zu ihren Intentionen befragen, und nicht selten sind sie – wie beispielsweise Boulez oder Messiaen – sogar während der Proben offen für andere Ideen oder Änderungen. Daraus ergibt sich eine Lockerheit, wie sie auch für die Interpretation von klassisch-romantischer Musik oder Barockmusik hilfreich sein kann: Man darf keine Hemmungen haben, Ideen auszuprobieren. Der Umgang mit neuer Musik regt die Neugier an, was ein ganz wichtiger Teil der Interpretation generell ist. Nun bist du also zum ersten Mal als Dirigent am Opernhaus Zürich und leitest die Uraufführung von Michael Pelzels erstem Musiktheater Last Call. Du hast auch schon andere Stücke von Michael Pelzel dirigiert. Wie würdest du ihn als Komponisten beschreiben? Wenn ein Komponist nur das komponiert, was er selbst spielen oder kalkulieren kann, ist das natürlich nicht falsch. Es gibt aber auch Komponisten, die Dinge schreiben, die wir uns nicht vorstellen können; zu diesen Komponisten gehört auch Michael Pelzel. Er wagt das Unmögliche, geht über viele Grenzen hinaus und ist dabei zunächst einmal kompromisslos. Er hat sehr verrückte Ideen und erlaubt sich, Dinge zu verlangen, von denen er weiss, dass sie auf den Instrumenten, die wir zur Verfügung haben, teilweise nur sehr schwer oder sogar gar nicht zu realisieren sind. Das ist natürlich für die Musikerinnen und Musiker nicht immer einfach, weil sie gewöhnt sind, dass sie technisch alles spielen können. Aber ich finde es legitim, dass ein Künstler seine Visionen aufschreibt. Wir als Interpreten sind dann aufge fordert, nicht alles buchstabengetreu zu spielen, sondern Wege zu finden, das auf unsere Weise zu realisieren, aber trotzdem das gleiche Energielevel dabei zu erhalten. Ich denke, dieses Streben danach, eigentlich unüberwindbar hohe Berge zu besteigen, wird sich auf das Publikum übertragen.
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Was du gerade beschrieben hast, bedeutet ziemlich viel Freiheit für die Interpretinnen und Interpreten ... ...was es keineswegs nur einfacher macht! In Michael Pelzels Musik ist
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es ein bisschen so, dass einige Parameter – formale oder klangliche zum Beispiel – sehr wichtig sind; aber innerhalb dieser Parameter sind die Interpreten relativ frei, denn das Allerwichtigste ist, dass die Musik leben muss. Ich finde es sehr klug von einem Komponisten, so zu denken. Eine besonders wichtige Rolle spielt in Michael Pelzels Musik das Schlag werk, und er verwendet entsprechend viele Instrumente in seinem Last Call-Orchester. Ja, zum Beispiel Kirchenglocken, Plattenglocken, also grosse Stücke Metall, auf die man schlägt, Gongs, Tam Tams, Flexaton und vieles andere; ebenso fordert er besondere Spieltechniken wie Kleiderbügel auf der Pauke oder einen Bogen auf dem Flexaton, oder Gläser, die über die Saiten des offenen Flügels gezogen werden müssen; auch Spielzeug-Klaviere kommen vor, verschieden grosse Giesskannen, Lotosflöten, Schläuche, in die hineingeblasen werden muss, und vieles mehr. Ausserdem gehört noch eine Glasharmonika zum Orchester. Wie würdest du die klangliche Vision beschreiben, die Pelzel mit der Verwendung dieser Instrumente anstrebt? Es geht ihm zuallererst um ausserirdische Klänge. Das Stück ist ja teilweise Science Fiction, teilweise eine Parodie von Szenarien, die man aus Science Fiction kennt oder aus dystopischen Vorstellungen darüber, wie sich die Welt weiterentwickeln könnte. Teilweise erinnert das Stück auch auf ironische Art und Weise an aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und den sozialen Medien. Wir leben in einer Welt, in der wir ständig umgeben sind von synthetischen Klängen wie Klingeltönen, Erinnerungsfunktionen, Töne, die Likes anzeigen und so weiter; diese Welt kombiniert Pelzel mit Klängen aus Science Fiction-Filmen der 60er und 70er Jahre wie Lost in Space oder Star Wars. Dazu kommen Raumschiffklänge oder ätherische, schwebende, sehr obertonreiche Klänge, die für sich selbst sprechen, aber auch sehr gut mit einer dystopischen Vorstellung unserer elektronischen Zukunft assoziiert werden können.
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Michal Pelzel hat gesagt, dass ihn im Musiktheater vor allem Stoffe in teressieren, die zwischen Tragik und Komik schweben und sich nicht eindeutig auf das eine oder andere festlegen lassen. Inwiefern ist das in Last Call der Fall? Für mich beginnt ein gut komponiertes und gut konstruiertes Stück im Musiktheater erst zusammen mit den Menschen zu leben, die es auf der Bühne ausführen. In Last Call gibt es genug Ambiguität, genug Freiraum dafür, dass etwas Dramatisches entstehen kann, das nicht eins zu eins aus dem Text und aus den Noten kommen muss. Das Libretto ist interessant und provokativ, manchmal aber auch nicht ganz leicht zu verstehen, und manchmal ist es auch nicht ganz klar, worauf es abzielt. Das empfinde ich als grossen Vorteil, weil es dem Regisseur und den Darstellerinnen und Darstellern erlaubt, ein Eigenleben zu entwickeln und Momente zu kreieren, die sehr berührend sind. Die Figuren sind nicht nur Projektionen des Komponisten. Die ersten beiden Teile der Oper erinnern mit den grossen Zwischenspielen, der etwas übertriebenen Komödie, aber auch in der Thematik des bevor stehenden Weltuntergangs ein bisschen an Ligetis Grand Macabre, ein Werk, das sehr stark ins Tragikomische und in die Groteske geht. Aber natürlich würde man Pelzel nie mit Ligeti verwechseln.
Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer Eine wichtigeOpernhauses Inspirationsquelle sind für Michael Pelzel nach seinen des erwerben eigenen Angaben Erfahrungen gewesen, die er während eines Aufenthaltes in Südafrika mit der dortigen Musik gemacht hat; er selbst spricht häufig von Rhythmuspatterns, die ursprünglich aus der afrikanischen Musik kommen und auch in Last Call eine wichtige Funktion haben. Ja, er verwendet Patterns, die ich allerdings lieber als Grooves be schreibe. Sie bestehen aus sich wiederholenden Elementen und sind teilweise in sich relativ komplex. Manchmal sind auch zwei verschiedene Grooves übereinandergelegt, dann entsteht aus den beiden Schichten ein neuer und noch komplexerer Groove und daraus wiederum eine ganz neue Melodie. Komplexe Heterophonien gibt es auch in der indischen und in der südameri kanischen Musik; auch Ligeti hat übrigens solche polyrhythmischen Struk turen für seine Musik fruchtbar gemacht.
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Neben den unterschiedlichsten Schlaginstrumenten und solistisch eingesetzten Streichern verwendet Michael Pelzel in Last Call auch zwei Flügel; einer davon ist um einen Sechstelton tiefer gestimmt. Welchen Effekt möchte er damit erzielen? Ich will versuchen, das mit einem Bild zu erklären. Denken wir zum Beispiel an das 3 D-Kino. Da sehen wir ja ohne die entsprechende Brille zwei leicht gegeneinander verschobene Bilder, die auch farblich Unterschiede aufweisen. Zusammen – und durch die entsprechende Brille betrachtet – er geben sie ein Bild mit einer räumlichen – eben der dritten – Dimension, die wir sonst im zweidimensionalen Film nicht sehen. Im Orchester sind alle Instrumente gleich gestimmt, meistens auf 442 Herz, und die Oktave ist – jedenfalls in der klassischen und romantischen Musik – in maximal 12 Halbtonschritte aufgeteilt, und die meiste Zeit über werden von diesen 12 Tönen nur ungefähr acht verschiedene benutzt. Die Natur jedoch verzichtet nicht auf all die anderen Töne, die dazwischen liegen. Indem Pelzel nun ein um einen Sechstelton verstimmtes Klavier verwendet, erreicht er zusammen mit dem anderen, «normal» gestimmten Klavier so etwas wie eine zusätzliche klangliche Dimension. Denn wenn man zwei Töne anschlägt, die nahe beieinander liegen – viel näher als die Halbtöne, die wir sonst auf dem Klavier haben –, dann entstehen Schwingungen, die in sich eine neue Klangfarbe ergeben. So etwas hören wir manchmal in House-Music oder anderer elektronischer Musik, wo die Instrumente entsprechend programmiert sind. Das ist eine ganz tolle neue Farbpalette. Mir kommen diese Klänge ein bisschen vor wie Kirchenglocken, die ja auch eine ganz eigene Klangfarbe haben. Wie geht Michael Pelzel mit den Singstimmen um? Sängerinnen und Sänger lernen in der klassischen Gesangsausbildung ganz viele Dinge, die «man nicht macht», wenn man «schöne» Töne produzieren möchte, wie sie für den Grossteil des Opernrepertoires gebraucht werden. Deshalb ist es nicht so ganz einfach für sie, wenn ein Komponist wie Michael Pelzel in seiner Musik genau diese Dinge verlangt, die man sich mühsam abtrainiert hat – ein spätes Vibrato zum Beispiel oder eine Art Glissando in der Stimme. Es gibt hier einen eher schauspielerisch und komö-
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diantisch geprägten Umgang mit den Stimmen und Parodien von bekannten Stereotypen; manchmal setzt Pelzel die Singstimmen aber auch ein wie sehr agile Instrumente. Das erfordert viel Verständnis für das Ganze; man kann sich nicht nur auf seine eigene Rolle konzentrieren, sondern man muss sich fragen: Welches Bild sollen unsere Stimmen gemeinsam ergeben? Was ist für dich als Dirigent die grösste Herausforderung in dieser Produktion? In Bezug auf die Herausforderung unterscheidet sich diese Produktion nicht wesentlich von allen anderen Produktionen, die ich bisher dirigiert habe. Es geht immer darum, die Musikerinnen und Musiker intelligent zu führen und dabei das Gefühl für die grosse Form nicht zu verlieren, Span nungsbögen klug aufzubauen und in jedem Moment zu wissen, in welchem Teil des Stückes man sich gerade befindet und was die Funktion dieses Teils ist. Sonst schwimmen wir alle im Birchermüesli.
Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben Das Gespräch führte Beate Breidenbach
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MITTEN IM STROM Markus Böggemann über die Musik von Michael Pelzel
«Komponieren heisst: ein Instrument bauen»: Der Satz Helmut Lachenmanns erscheint wie gemünzt auf die Musik Michael Pelzels. Denn die Werke des Schweizer Komponisten führen häufig die Idee eines besonderen Klangkörpers mit sich, eines imaginären Ensembles, das durch das real vorhandene dargestellt wird und ihm gelegentlich auch richtiggehend abgetrotzt werden muss. «...sentiers tortueux...» beispielsweise, ein Ensemblestück für neun Musiker (2007), soll, so der Komponist, klanglich an ein ganzes «Gong-Orchester» er innern. Dazu werden die zwei (um einen Sechstelton gegeneinander verstimmten) Klaviere aufwendig präpariert, ebenso die drei Streichinstrumente. Zusam men mit einem enormen Arsenal von Schlaginstrumenten ergibt sich so ein Klang, der überwältigend reich und vielgestaltig ist und die gewählte Besetzung geradezu transzendiert. Zugleich erscheint dieser Reichtum in einen Gesamtklang eingebunden, der seine Bestandteile überwölbt und verschmelzen lässt. Dieses nur scheinbar paradoxe Ineinander von Differenziertheit und Homogenität ist ein zentraler Aspekt von Michael Pelzels kompositorischem Denken. Unter Hinweis auf die Faszinationskraft der monochromen Bilder Yves Kleins spricht er von einem «Amalgam-Klang», den er in seinen Werken zu realisieren trachtet, einer farblichen Verschmelzung der Instrumente bei zugleich ausserordentlicher Tiefenschärfe im Detail. Und ähnlich dem Schwindel, den das ebenso klare wie bodenlose Ultramarin des Malers im Betrachter auslöst und mit dem es ihn ins Bild zieht, entfaltet auch Michael Pelzels Musik eine Soghaftigkeit, auf die man sich hörend einlassen sollte. Pelzel selbst benutzt das Bild eines Flusses, der alles Mögliche mit sich führt; es aufgreifend, kann man sagen: Der Ort des idealen Hörers seiner Musik ist nicht am Ufer, sondern mitten im Strom. «Sculture di suono» (2014) für grosses Ensemble ist ein solcher Strom. Das Werk, dessen Untertitel «in memoriam Giacinto Scelsi» es zu einem Akt
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musi ka lischen Eingedenkens macht, nimmt zwar seinen Ausgang von der Klangwelt der Improvisationen Scelsis auf einem einfachen elektronischen Musikinstrument (der «Ondiola» oder «Clavioline»), es imitiert sie aber nicht bloss. Vielmehr projiziert das Stück bestimmte Charakteristika dieser Klangwelt – das Körperlose, Nicht-Expressive, die orgelartige Homogenität, aber auch ihre mikrotonalen Reichtümer, ihre diversen Vibrati und Schwebungen – auf das grosse Ensemble. Dieses wird gleichsam zu einem überdimensionalen und vielfach erweiterten Nachbau von Scelsis Instrument, auf dem sich dann individuell spielen lässt, um eigene musikalische Ideen zu formulieren und auszuführen. Dazu zählen bei «Sculture di suono» das wechselnde Verhältnis von Vorder- und Hintergrund, von prägnanter Motivgestalt und diffuser Umgebung, und die Interaktion verschiedener instrumentaler Schichten: Wie nach einigen Takten eine Figur im Englischhorn die opake Klangoberfläche durchstösst, von dieser wieder aufgesogen wird, gleichzeitig aber als individuelle Farbe fortan präsent bleibt, das ist berückend zu hören und macht höchst neugierig auf den Fortgang, da ja der Klangkörper, der diesen Gegensatz inszeniert, bereits ein Ergebnis kompositorischer Arbeit ist. Reflexion auf den Klang und auf die Mittel seiner Hervorbringung erscheint als Maxime für die Musik Michael Pelzels auch dort, wo sie vermeintlich durch Tradition stabilisierte Gattungen aufgreift. «...vague écume des mers...», sein Streichquartett aus dem Jahr 2013, verlässt sich nicht auf diese Tradition, es entwirft stattdessen mit seinem individuellen Klang auch den ihn hervorbringenden Klangkörper neu: Die vier Streichinstrumente agieren meist in einer Aufteilung in zwei Schichten, die sich verzahnen, gegeneinander laufen, einander ausweichen und wieder zusammenkommen. Für ihre Interaktionsformen ist dabei nicht zuletzt die Rezeption der aus der afrikanischen Musik herrührenden Interlocking-Technik ausschlaggebend, bei der rhythmische Patterns reissverschlussartig miteinander verschränkt werden. Ein Instrument bauen, das heisst, den Klang nicht als etwas Gegebenes, sondern als etwas zu Entdeckendes, als Feld reflektierten kompositorischen Handelns zu begreifen. Die Musik Pelzels führt das mit ästhetischer Überzeugungskraft, reflektiert und mit aussergewöhnlicher Fantasie vor Ohren.
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Michael Pelzel Komponist Michael Pelzel ist Komponist und Organist. Er wurde 1978 in Rapperswil geboren. Nach der Matura folgte das Studium an den Musikhochschulen von Luzern, Basel, Stuttgart, Berlin und Karlsruhe. Er studierte unter anderem Klavier bei Ivan Klánsky, Orgel bei Jakob Wittwer, Martin Sander, Ludger Loh mann und Guy Bovet und Komposition bei Dieter Ammann, Detlev MüllerSiemens, Georg-Friedrich Haas, Hanspeter Kyburz und Wolfgang Rihm sowie Musiktheorie bei Roland Moser und Balz Trümpy. Er besuchte Kompositionsmeisterkurse bei Tristan Murail, Beat Furrer, Michaël Jarrell, Klaus Huber, Brian Ferneyhough, György Kurtàg und Helmut Lachenmann. 2004-2010 war er bei den Sommerferienkursen von Darmstadt, zudem besuchte er Meisterkurse bei den Festivals Acanthes in Metz und Royaumont in Paris und war Mitglied der Akademie Musiktheater heute. Als Organist war Pelzel zu Gast an verschiedenen Kirchen und Kathedralen, beispielsweise in San Francisco, Los Angeles, Sydney und Cape Town. Seine Kompositionen werden von Klangkörpern wie dem ensemble recherche, klang
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forum wien, quatuor diotima, Arditti Quartet, ensemble intercontemporain oder dem Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks interpretiert. Seine Werke erklingen bei Festivals wie den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik; Donaueschinger Musiktagen; Wien Modern; Klangspuren (Schwaz, Tirol); Tremplin, (Paris); Lucerne Festival und Art on Main (Johannesburg). Er un terrichtet zudem an Musikhochschulen im Bereich Musiktheorie und hielt Workshops für Komposition an der University of the Witwatersrand in Johannesburg (Südafrika). Er erhielt mehrere Preise und Auszeichnungen, unter anderem beim Kompositionswettbewerb der musica viva, München und beim Kompositionswettbewerb der Stiftung Christoph Delz, Basel (2005); bei der Jurgenson Competition, Moskau (2007); beim Kompositionswettbewerb Music Today, Seoul (2009); 2011 erhielt er den Busoni-Kompositionspreis. Im selben Jahr wurde er für eine Portrait-CD im Rahmen der Edition des Deutschen Musikrates in Zusammenarbeit mit dem deutschen Label WERGO ausgewählt. 2012, 2013 und 2016 erhielt er ein Aufenthaltsstipendium am Visby International Centre for Composers (VICC), 2014 ein Aufenthaltsstipendium im Rahmen des berliner künstlerprogramm daad; 2016 den Kompositionspreis der Landeshauptstadt Stuttgart und ein Stipendium der pro helvetia – Kulturstiftung der Schweiz für einen dreimonatigen künstlerischen Aufenthalt in Chennai (In dien). Dort studierte er karnatische Musik und ihre spezielle rhythmischen Strukturen und perfektionierte sein Spiel auf der Ghatam, einem südindischen Tontopfinstrument. Michael Pelzels Kompositionen und Kompositionsaufträge wurden ge fördert von der STEO Stiftung, Küsnacht, der Stiftung NICATI DE LUZE, Lausanne, und der Schweizer Kulturstiftung pro helvetia. 2017 erhielt er den Komponisten-Förderpreis der Ernst von Siemens Musikstiftung.
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Dominik Riedo Librettist Dominik Riedo stammt aus Luzern und studierte Germanistik, Philosophie und Geschichte. Heute arbeitet er als Schriftsteller und Mitherausgeber von Aufklärung und Kritik, Zeitschrift für freies Denken und humanistische Philosophie in Bern. 2001 wurde er beim Literaturwettbewerb des Theaters unterm Dach in Berlin ausgezeichnet, 2010 wurde er durch die UBS Kulturstiftung gefördert. 2016-2018 war er Stipendiat der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur und gewann dasselbe Stipendium für 20182021 erneut. 2010-2012 war er Präsident des DeutschSchweizer PEN-Zentrums und ist seit 2012 Mitglied des deutschen PEN-Zentrums und von PEN International. Zu seinen Büchern gehörenVerstörende Geschichten. 52 Parabeln im Jahreszyklus (2018), Das ungezähmte Seepferd oder Vom Überhandnehmen des Erzählers (2016), Nur das Leben war dann anders. Nekrolog auf meinen pädophilen Vater (2015), Die Schere im Kopf. Ein Lebensabriss (2014) und Spittelers Zeichen (2019). Last Call ist seine zweite Zusammenarbeit mit Michael Pelzel; 2015 entstand das Chorwerk Hagzusa cum Galsterei, das im Februar 2019 am ECLAT Festival in Stuttgart uraufgeführt wurde.
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Jonathan Stockhammer stammt aus Los Angeles. Nach dem Studium in Komposition und Dirigieren in seiner Heimatstadt sowie einer Assistenz beim Chefdirigenten des Los Angeles Philharmonic Esa-Pekka Salonen zog er nach Deutschland und begann mit Klangkörpern wie dem Ensemble Modern, dem Collegium Novum Zürich und dem Ensemble Resonanz zusammenzuarbeiten. Die Oper spielt eine zentrale Rolle in Jonathan Stockhammers Schaffen. Seit 1998 gastiert er regelmässig an der Opéra de Lyon, wo er u. a. Pascal Dusapins Faustus, The Last Night leitete. Er dirigierte Damon Albarns Monkey: Journey to the West, Sondheims A Little Night Music im Pariser Théâtre du Châtelet und Thomas Adès’ Powder Her Face an der New York City Opera. 2016 gab er sein Debüt an der Wiener Staatsoper mit einer Neuproduk tion von Peter Eötvös’ Tri Sestri und hob bei den Schwetzinger Festspielen Georg Friedrich Haas’ Oper Koma aus der Taufe. 2017 debütierte er am Theater Basel mit Philip Glass’ Satyagraha und bei den Wiener Festwochen mit der Camerata Salzburg. Im symphonischen Bereich hat Jonathan Stockhammer zahlreiche renommierte Klangkörper geleitet, darunter das Oslo Philharmonic Orchestra, das NDR Sinfonieorchester Hamburg und das Sydney Symphony Orchestra, und war bei Festivals wie den Salzburger Festspielen, Lucerne Festival, Donaueschinger Musiktagen, Biennale Venedig und Wien Modern zu Gast. Die CD Greggery Peccary & Other Persuasions mit Werken von Frank Zappa, gespielt vom Ensemble Modern, wurde mit einem ECHO Klassik ausgezeichnet, die Liveaufnahme The New Crystal Silence mit Chick Corea, Gary Burton und dem Sydney Symphony Orchestra erhielt 2009 einen Grammy. Zu den Höhepunkten der Sai-
son 2017/2018 gehörten Stockhammers Debüt an der Komischen Oper Berlin mit Satyagraha, Musiktheater-Produktionen am Theater Bern (Die Formel) und am Teatro Massimo in Palermo sowie sein Debütkonzert mit dem Mahler Chamber Orchestra. Chris Kondek begann seine Arbeit 1990 mit The Wooster Group in New York. 1995 arbeitete er mit Laurie Anderson an ihrem Multimedia-Konzert The Nerve Bible und 1998 an ihrer Oper Songs and Stories from Moby Dick. 1999 zog er nach Berlin, wo er mit Meg Stuart arbeitete. Eine kontinuierliche Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem Regisseur Stefan Pucher. Ausserdem gestaltet er Videos für Armin Petras, Sebastian Baumgarten, René Pollesch, Michael Nyman, Rimini Protokoll, Jossi Wieler und Falk Richter; er erarbeitete Videodesigns für Tannhäuser in Bayreuth, Schuld und Sühne am Schauspielhaus Zürich, Don Giovanni und Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny am Opernhaus Zürich, Ariodante am Theater Basel, Situation Rooms an der Ruhrtriennale und Elektra am Deutschen Theater Berlin. Seit 2004 entwickelt Kondek eigene Theaterarbeiten, zumeist gemeinsam mit Christiane Kühl. Dead Cat Bounce wurde 2005 vom GoetheInstitut und ZDF-theaterkanal ausgezeichnet. Es folgten Loan Shark am Hebbel am Ufer, Stuff am Theater Neumarkt Zürich, Übermorgen ist zweifelhaft // 2012 an den Münchner Kammerspielen, Money: It Came From Outer Space am HAU (ebenfalls vom Goethe-Institut ausgezeichnet) sowie Anonymous P. (2014) in der Gessnerallee. 2012 erhielt er gemeinsam mit Barbara Ehnes den Theaterpreis «Der Faust» für die Arbeit an Puchers Produktion Don Quixote am Thalia-Theater Hamburg.
Sonja Füsti studierte Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und Medienkunst sowie Szenografie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und war künstlerische Mitarbeiterin von Christoph Schlingensief bei der Biennale di Venezia und am Burgtheater Wien. Nach Abschluss ihres Studiums mit der medialen Inszenierung LenzOberlin folgten Ausstattungsassistenzen an der Oper Göteborg, dem Schauspielhaus Bochum und den Münchner Kammerspielen u.a. bei Barbara Ehnes, Muriel Gerstner und Andrea Schraad. Neben freien Projekten entwarf sie die Kostüme für Invasion (Regie: Jorinde Drö se) und das Münchner Stadtprojekt Haupt schule der Freiheit (Regie: Christine Umpfenbach / Peter Kastenmüller). Übermorgen ist zweifelhaft / 2012 an den Münchner Kammerspielen war ihre erste Zusammenarbeit mit Chris Kondek. Seitdem entstanden gemeinsame Arbeiten am HAU Berlin, bei den Zürcher Festspielen und den Wiener Festwochen, u.a. Money: It Came From Outer Space, das mit dem Preis des Goethe-Instituts ausgezeichnet wurde. Am Opernhaus Zürich entwarf Sonja Füsti die Bühnenbilder für Zweimal Alexander (Bohuslav Martinů), für die Schweizer Erstaufführung von Oscar Strasnoys Fälle und setzte 2017 ihre Zusammenarbeit mit Jan Essinger bei der Produktion von L’Heure espagnole / L’Enfant et les sortilèges fort. 2009 und 2011 war sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude. Julia von Leliwa, geboren in Hamburg, ist Modedesignerin und Kostümbildnerin. Sie arbeitete mit Designern wie Viktor&Rolf und für das Modehaus Balenciaga. 2009 nahm sie an Robert Wilsons Sommerprogramm am Wa-
termill Center New York teil und war seither bei zahlreichen seiner Produktionen wie The Life and Death of Marina Abramovic oder Grace for Grace beteiligt. Zuletzt entwarf sie die Kostüme für Wilsons Produktionen Pushkin Fairy Tales am Theater der Nationen in Moskau 2015, Luther dancing with the gods mit dem Rundfunkchor Berlin 2017 und Le Trouvère für das Verdi Festival in Parma 2018 und das Teatro Comunale di Bologna 2019. Weitere Arbeiten als Kostüm bildnerin entstanden für das Badische Staatstheater Karlsruhe (I Capuleti e i Montecchi), für das Radialsystem V in Berlin (Midnight) und für das Theaterhaus Stuttgart (Nackt). 2011/12 war sie Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart und anschliessend Kuratorin des Künstlerprogramms Hombroich, wo 2017 die Performance Ducks and Drakes (to play) entstand, eine Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen Elke Luyten, Kira Alker und dem Lyriker Oswald Egger. Für ihre Recherchen und Konzepte zu Künstlernetzwerken im Iran erhielt sie Förderungen des Goethe-Instituts und des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa). Sie lehrt Modedesign an der Hochschule Reutlingen und war Dozentin an zahlreichen internationalen Kunstinstitutionen. Ruth Stofer studierte Kunst und Medien in Zürich und assistierte dem Videokünstler Se bastian Pircher in Tod eines Handlungsreisenden (Regie: Stefan Pucher) am Schauspielhaus Zürich. Anschliessend arbeitete sie ebendort als Videotechnikerin. 2012 entwickelte sie das Videodesign für Ruedi Häusermanns Stück Vielzahl leiser
Pfiffe. Neben ihrem Wirken am Theater verfolgte Ruth Stofer stets ihre eigene künstlerische Arbeit, oft zusammen mit ihrer Schwester Rebecca Stofer (stofer&stofer). Sie beteiligten sich an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland und gewannen Atelierstipendien in Paris und Chicago. 2017 erarbeiteten sie mit Veronica Rodriguez die Multimedia-Perfor mance Guts Reloaded und tourten damit in New York, Chicago und Detroit. Seit 2016 arbeitet sie mit dem Videokünstler Chris Kondek zusammen und entwickelte mit der Gruppe doublelucky productions Performances wie You Are Out There (2017) und The Hairs Of Your Head Are Numbered (2018), die national und international touren. 2016 arbeitete sie mit Kondek an La forza del destino (Theater Basel), 2017 bei Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny (Opernhaus Zürich), beides in der Regie von Sebastian Baumgarten, 2018 bei Am Königsweg am Schauspielhaus (Regie: Stefan Pucher) und Lazarus am Deutschen Schau spielhaus Hamburg (Regie: Falk Richter). Zuletzt gestaltete sie mit Kevin Graber 2019 das Video für Die Grosse Gereiztheit am Schauspiel haus Zürich. Annette Schönmüller wurde in München geboren. Vor ihrem Gesangsstudium bei Colleen Rae Holmes absolvierte sie an der Wiener Musikuniversität ihre Ausbildung in den Fächern Orgel, Dirigieren und Musikpädago gik. Mit der Partie der Geesche Gottfried in Adriana Hölszkys Bremer Freiheit am Berliner Konzerthaus, als Lilith in der Uraufführung der gleichnamigen Oper von Peter Eötvös beim Festival Wien Modern / Neue Oper Wien oder in der Mono oper Das Medium von PM Davies am Theater an der Wien machte die Künstlerin in jüngster
Vergangenheit auf sich aufmerksam. Sie sang zahlreiche internationale Ur- und Erstaufführungen und war als Solistin zuletzt u.a. an der Oper Frankfurt, dem Concertgebouw Amster dam, dem Staatstheater Darmstadt und dem Theater Freiburg, bei der Münchener und Salzburger Biennale, beim Carinthischen Som mer und bei den Wiener Festwochen zu Gast. Sie arbeitete mit Dirigenten/Regisseuren wie Markus Stenz, Johannes Kalitzke, Andreas Homoki, Johannes Harneit, Ludger Engels und Johannes Erath zusammen. Wichtige Rollen ihres Repertoires sind Marie (Wozzeck) und Gräfin Geschwitz (Lulu), Judit (Bartóks Herzog Blaubarts Burg) und Ottavia in Monteverdis L’incoronazione di Poppea. 2019 gab sie ihr Rollendebüt als Lisa in Mieczysław Weinbergs Die Passagierin, eine Produktion, die auf grosses Medienecho stiess. Am Opernhaus Zürich war sie zuletzt als Therese Schurz in Lunea zu erleben. Christina Daletska ist eine der vielseitigsten jungen Sängerinnen ihrer Generation und zeichnet sich durch eine aussergewöhnliche Begeisterung für die Werke des 20. / 21. Jahrhunderts aus. 2013 debütierte sie mit dem Ensemble Intercontemporain unter Pierre Boulez mit Philippe Manourys Gesänge-Gedanken. Es folgten Nonos Prometeo (SWR Sinfonieorchester), Berios Folk Songs (Orchestre de Chambre de Lausanne) sowie Romitellis An Index of Metals (BIT20 Ensemble). 2017 sang sie die Uraufführung von Manourys Kein Licht bei der Ruhrtriennale, an der Opéra Comique Paris, bei Musica Strasbourg und am Grand Théâtre Luxembourg. 2018 gab sie ihr Debüt am Teatro La Fenice di Venezia als Queen Elisabeth in der italienischen Erstaufführung von Battistellis
Richard III. Sie arbeitete u.a. mit dem Mahler Chamber Orchestra, Mozarteum Orchester Salzburg, Tonhalle-Orchester Zürich, Swedish Radio Symphony Orchestra sowie mit Daniel Harding, Ivor Bolton, Riccardo Muti, Thomas Hengelbrock, Ingo Metzmacher und Teo dor Currentzis. Ihr Operndebüt gab sie mit 23 Jahren als Rosina Il barbiere di Siviglia am Teatro Real Madrid. Es folgten Partien wie Cherubino, Rosina & Lucilla in La scala di seta (Opernhaus Zürich), Zerlina (Opera de Lyon), Idamante (Baden-Baden) und Annio (Barbican). Sie stammt aus Lemberg (Ukraine), spricht sieben Sprachen und ist Botschafterin für Amnesty International Schweiz. Ruben Drole studierte an der Musikhochschule Zürich bei Jane Thorner Mengedoht. 2004 wurde er ins Internationale Opernstudio und 2005 ins Ensemble des Opernhauses Zürich aufgenommen, wo er u.a. als Lucio Cinna (Lucio Silla), Haly (L’italiana in Algeri), Argante (Rinaldo), Wurm (Luisa Miller) und als Papageno in der von Nikolaus Harnoncourt geleiteten Zauberflöte zu erleben war. Als Papageno debütierte er 2015 an der Semperoper Dresden. Weitere Projekte mit Harnoncourt waren Kezal (Die verkaufte Braut) bei der Styriarte Graz, Beethovens Christus am Ölberg in Wien und Luzern, eine Japan-Tournee (Mozarts Requiem und Händels Messiah) sowie Leporello (Don Giovanni) am Theater an der Wien. Im Zürcher Mozart-Zyklus von Sven-Eric Bech tolf und Franz Welser-Möst wirkte er als Gug lielmo (Così fan tutte), Figaro (Le nozze di Figaro) und Leporello (Don Giovanni) mit. Dieselben Partien interpretierte er unter Welser-Möst auch mit dem Cleveland Orchestra. Bei den Salzburger Festspielen 2012 sang er
Achilla (Giulio Cesare) und trat 2013 in Haydns Il ritorno di Tobia und in Walter Braunfels’ Szenen aus dem Leben der Heiligen Johanna auf. In Zürich war er zuletzt als Figaro, Lord Rochefort (Anna Bolena), Papageno, Leporello, Guglielmo, Alaskawolfjoe (Auf stieg und Fall der Stadt Mahagonny), in Die Gezeichneten, als Peter in Hänsel und Gretel und als Biterolf in Tannhäuser zu sehen. Thomas Erlank stammt aus Südafrika. Er studierte Musik an der Universität von Stellen bosch (Südafrika) und Gesang am Royal College of Music in London bei Patricia Bardon. 2011 gab er sein Debüt als Solist in Steve van der Merwes Eleven – A Requiem for a Parent in der St. George’s Cathedral in Kapstadt. Zu seinem Repertoire gehören u.a. Rollen wie Aeneas (Dido und Aeneas), Dr. Blind (Die Fledermaus), Acis (Acis und Galatea) und Il Podesta (La finta giardiniera). Beim Händel Festival in London sang er Lurcanio in Händels Ariodante. 2015 wirkte er in David Morins Dokumentarfilm Finding Messiah mit. Mit Werken von Mozart, Haydn und Händel war er u.a. in St. Martinin-the-Fields, in der Cadogan Hall, und beim Brighton Fringe Festival zu erleben. Seit Beginn dieser Saison ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios und sang den Tenorpart in Christian Spucks Ballettabend Winterreise. Alina Adamski wurde in Leschnitz geboren und studierte an der Musikakademie Łódź. Sie war Mitglied der Opernakademie der National oper Warschau. 2014 gewann sie den Wettbewerb «Bernsteinsaite» in Włocławek und 2015 den Kammermusik- so wie den PaderewskiWettbewerb in Bydgoszcz. Ausserdem wurde
sie mit dem NobleArt-Preis für den besten musikalischen Studienabschluss in Polen und dem Preis Primus in artibus für den besten Studienabschluss an der Musikakademie Łódź ausgezeichnet. 2016 erhielt sie beim Grand Prix de l’Opéra in Bukarest den Exzellenzpreis «Germania» und einen Vertrag am Teatro Real in Madrid. Am Opernhaus in Łódź debütierte sie 2013 als Rosina (Il barbiere di Siviglia) und sang im folgenden Jahr Arsena (Der Zigeunerbaron). Als Teilnehmerin des Young Singers Project sang sie bei den Salzburger Festspielen 2017 Frau Silberklang in Der Schauspieldirektor für Kinder. Seit 2017/18 ist sie Mitglied des Internationalen Opernstudios in Zürich und war u.a. als Atala (Häuptling Abendwind), Sandrina (La finta giardiniera) und Amanda (Le Grand Macabre) zu hören. Jungrae Noah Kim stammt aus Südkorea und studierte Gesang in seiner Heimatstadt Seoul am College of Music bei Kwang Chul Youn. 2015 war er Preisträger beim «Francisco Viñas» Wett bewerb in Spanien und Finalist beim «Neue Stimmen» Wettbewerb in Deutschland. Im Sommer 2016 debütierte er als Masetto in Don Giovanni bei den Bregenzer Festspielen sowie als Solist in Andrew Lloyd Webbers Requiem. Seit der Spielzeit 2018 / 19 ist er Mitglied des Internationalen Opernstudios des Opernhauses Zürich und war hier bisher u.a. in Die Gezeichneten, Madama Butterfly, Rigoletto und in der IOS-Produktion von Il barbiere di Siviglia am Theater Winterthur zu erleben.
Musikalische Einstudierung
Ann-Katrin Stöcker, Andrea Del Bianco Maestro suggeritore Vladimir Junyent Regieassistenz und Abendspielleitung
Sabina Aeschlimann Inspizienz Felix Bierich Bühnenbildassistenz Friederike Helmes Kostümhospitanz Julia Bachmann Sebastian Bogatu Jörg Zielinski Kostümdirektorin Verena Giesbert Künstlerischer Leiter der Beleuchtung Franck Evin Leiter der Bel euchtung Martin Gebhardt Leiter der Tonabteilung Oleg Surgutschow Technischer Direktor
Leiter des Ausstattungswesens
Moritz Noll Roman Furrer, Marco Ryser
Technische Projektleitung Probebühne Tontechnik
Jakub Niziol
Videotechnik und Videooperator
Jan Humbel
H eike Uschner Dominique Stauffer Kostümbearbeitung C hrista Hinterkircher, Produktionsbetreuung Kostüm Hutmacherei
Regula Kern
Cleo Krebs, Simon Schäppi Franziska Kneubühl Ankleidedienst Priska Luterbach, Caroline Landolt Maskenbildnerei Wolfgang W itt, Nicole Bürgi D oris Zeller, Friederike Ehmann Metallwerkstatt Stéphane Widmer Schreinerei Isai Anderfuhren Theatermalerei Christian Hoffmann Theaterplastik Andreas Gatzka Tapeziererei Michael Stäbler Schuhmacher
Stoffe und Einkauf
Anton Thoma, Karin Heinrich, Kim Schirmer Requisiten
42
43
LAST CALL MICHAEL PELZEL Libretto von Dominik Riedo
Besetzung
Johnny/Tarantino Muff
Mezzosopran oder Countertenor
Sulamit Hahnemann Urguru
Mezzosopran
Bass-Bariton
Trendy-Sandy-Mandy
Sopran
Harald Gottwitz (ConfĂŠrencier) Dr. Karitzoklex
Bass
NACHRICHTENBAND
Tenor
OUVERTÜRE Ruhig, düster, sakral, rituell. Wie ein Schöpfungsmythos. Wie das Wetterleuchten des grossen Chaos.
ERSTER AKT ERSTE SZENE Der Urguru wird sichtbar. Weltherrscher und Weltorakel. (Er singt auch immer mal wieder gewisse Textstellen anderer Figuren mit; manchmal tut das auch der Conférencier). Ein Eremit. Er denkt nach. Zurückhaltend, zuerst stoisch, mechanisch, krokodilmässig, knurrend, summend, meditierend, getragen, ruhig, pseudogregorianisch. Er läuft herum, torkelnd, stolpernd, mit den Händen ‹kommunizierend›, wie wenn er den Vista-Mat bedienen würde, einzelne Silben redend, Worte wie Fondue-Käse gedehnt. Lächerliche Figur, die aber klug ist. NACHRICHTENBAND
Die Urchips haben die Digenergie radikal auf ihrer Seite. Stoppt Neu-Belebungen und vernervisiert wenig. Jeder Click speist die Urchips und macht uns schwächer. Stoppt die Medienfreud. Schaut und votet nur heute über die SCHICKS/ ALL/FRAGE der Welt auf ZAPP 3. Falls keine Visio gefunden wird, verdrängen die Urchips uns Frischchips aus unseren Biogenen. Und wir werden keine Zukunft mehr haben, nicht hier und bald schon auch nicht ... Band bricht ab URGURU
Who To-hu-hu To who Protokoll Zero why? Tohubohu Why Tohuwabohu PRO – TO – KOLL – ZE – RO Inter – ter – Inter – vention! Reziprok proaktiv? Meine METEORONA Protokoll zero, zero, zero. Tohuwabohu, alles ein Tohuwabohu, aber nicht leer. Die kataraktatonischen Entfütterungsberge bald ein Meer. Oder leer?
Tohuwabohu... Alles um uns ist Narrheit, gemachte Narrheit, vergrogrumpierte Narrheit. Narrenzeit? U – A – U – A – U – A – U – A – U Lauter volltrunkene Hirne vorm Vista-Mat, nur wer lacht, weiss wie man’s macht. Auf der Strecke bleibt die interessegeleitete Wahrlichkeitstrouvapparatricerie. Who Tohu Tohuwabohu Tohuwabohu PRO – TO – KOLL – ZE – RO Narrenzeit? U Protokoll zero Meine METEORONA Alles Vertrackte Exitzero unmöglich Der totale Shotdown verpasst Grosshirnkernrunde clickte nicht. Aber... Sie ver-ja, sie ver-sagten, spra – spra – sprachen alle miteinander, zur glei, zur glei, zur glei, zur gleichen Zeit gleichen, gleichen, gleichen Zeit, Zei, Zei, Zeit, Zei, Zei, Zeit Protokoll Zero, Narrenzeit Narrenzeit? U Abgewälzt auf die humanophone Gesamtheit, aber ich bin der hypokratische Decidator, der Seuselmeister der debi-, bi-, der debilen Welt mag ich sinutasnochmal nicht nehmen, was sie am meisten liken und hypen, -pen Geschichte machen immer andere!? Die SCHICKS-ALL-FRAGE der Welt...
ZWEITE SZENE Eine TV-Show NACHRICHTENBAND im Hintergrund ständig mit Text bis Ende zweite Szene
VERGERUNDIERTE DAMEN UND HERREN / ZUVISIONEN SEID GESCHÄTZT / BIGVISIO I VISIO / GLADIATOREN UND RADIATOREN / UND WIR WARTEN ALLE AUF DIE ESSENZ / AUF DIE ESSENZ / ESSENZ / ESSENZ /
ESSENZ- / ESSEN- / ESSEN-Z / Z / Z / Z / Z/Z… GOTTWITZ
Die SCHICKS-ALLS-FRAGE der Welt. Meine unentehrlichen Damen und Herren Zuvisionen, geschätzte Bigvisiogäste im Erdenkreid, ja, wir werden, ja, wir werden heut als eine Art Vor-Schau-Kämpfer (wie «Show» ausgesprochen) ‘nen Vistarekord bewerkständigen auf allen ZAPP-ZAPP-ZAPP-Kanälen-älen-älen-älen. Applaus (und Tafel: APPLAUS)
Sie, meine Damen und Herren, häf the power, haben die Wahl, die Wahl, die Wahl, die Wahl, Sie dezidieren, welche Endlösung wir choisieren sollen-ollen-ollen-ollen. Ist das nicht funtastisch?!
Hicks et nunc sollen deshalb die Erdenbürger dezidieren, was sie wollen, wollen, wollen, wollen, die Wahl von der Intelligenzia abgewälzt auf die Gesummheit, eine Kultur. PUBLIKUM Zwischenruf von einem Sänger
Hol dich der Kuckuck, du Nichtskönner! GOTTWITZ
So werden wir heute Abszesse setzen und Altersklerativen wählen,... ...ein Angebot für alle finden... PUBLIKUM Zwischenruf von einem Sänger
Meinungspetting!
Applaus (und Tafel: APPLAUS)
URGURU
Meine unentehrlichen Damen und Herren, Sighnorre e Signorri, Medaillons et Messeurs-eurseurs-eurs: Zur Rekonvaleszenz: Die Stahlomythen haben uns im Würgelgriff. Sie schie-ie-nen so kontofabel, niemals konfronta-a-bel, sie nahmen uns alles Muhlmige ab. Bis wir merkten, dass sie tumatsch Power, zu viel Energie kompusierten. Inzwischen ist der Exit unkostruierbar, der totale Totmann verpasst. Psst. Psst. Psst. Die Mach-Urchips acknipipsen sich den Strom über Solergie, halten uns mit Korrektobots vom Abschalt ab. Abschalt ab. Abschalt ab. Abschalt. Abschalt. Abschalt. Ab. Ab. Ab. Es wurde die Grosshirnrunde zusammengerufen, um den Click zu finden, aber…
Ähem, ja-a-a-a, h-g-g-j
Sie ver-ja, sie ver-sag, sie ver-sag-ten, -ten, -ten, sprachen alle miteinander, zur gleich, zur gleich, zur gleichen, gleichen Zeit. Glei-chen, glei-chen, glei-chen Zeit, Z-, Zeit. Zeit, Z-, Zeit, Z-. URGURU
Narrenzeit...? U, uh …
GOTTWITZ
Meine unentehrlichen Damen und Herren, Sighnorre e Signorri, Medaillons et Messeurs, Laddies and Gentlemen, Deviyon aur Sajjanon, khanm wa a aqaan man man man: Mit dem Secondo-Chip im Herzen den Alprauch der Begeisterung feiern. Dabei haben wir für Sie vorentschieden, die Implemmentation gecheckt, alles auf vier Varianten verknausert. Und alle Schrüpfer legen ihr geistiges Kind selbst dar. Selbst dar. Selbst dar. Selbst dar. Denn encorement: Sie dazidieren! Im Hintergrund leuchten währenddessen immer Dioden auf: «ORT DER BEGEGNUNG» / «Mit Gewinn problematisieren» / «Streitkultur» / «Meinungsstreitkräfte» / «Standhaft einstehen» / «Vordenker» / «Querdenker» / «Evolutionäres Überleben versus individuelles Glück» / «Verkrustete Strukturen aufbrechen»
DRITTE SZENE
GOTTWITZ
GOTTWITZ
Meine unentehrlichen Damen und Herren, Sighnorre e Signorri, Medaillons et Messeurs, Laddies and Gentlemen, Tammy i casperle, Dames in Herren, Wǒ de nǚshìhymen, xiānshängmen, miss damm(a)s y caballerosis, sayadeti wasadeti, Deviyon aur Sajjanon, kham ha wa aa – ja chum, het doch ke wärt:
Meine unentehrlichen Damen und Herren Zuvisionen: Unser primärer Kandidat heute ist Bürger von Absurdistan und ein Grosskaliber an Wissen, Wissen, Wissen. singt Welcome Herr Dr. Karitzoklex! Dr. Karitzoklex tritt auf, lächerlich auf imposant gekleidet, tritt ins Scheinwerferlicht.
Währenddessen tosender Applaus der drei anderen Kandidaten und ab Band, billig klingend; zusätzlich die Tafel «APPLAUS» für die Zuschauer.
DR. KARITZOKLEX
Ich habe noch alles gemeistert, ich packe auch das! Jetzt wissen wir alle, was wir wollen! Stimmt’s? S’stimmt!
DR. KARITZOKLEX
Danke, Conférencier, danke. Wir wissen ja alle jetzt schon, wer gewinnt, nicht?! Harharhar… Denn kurz und bündig, verehrtes Publikum, ich bin nicht hier, um in einem abgehobenen Wissenschaftskauderwelsch zu schwafeln. Nicht in einem hochgestochenen Politikerjargon. Wir wissen alle, was wir wollen, stimmt’s? S’stimmt!
GOTTWITZ
Ja, wir wissen alle, was wir wollen! Sie haben es gehört: Trotzdem wird das nun in den Decidator gefüttert, damit die Anrufe der Visionäre später gecountet werden können… Karch, kirch, kurch, karch… DIE MASCHINE
PUBLIKUM Zwischenrufe von Sängern
Genau. Das ist doch der mit dem gekauften Doktortitel! Der mit der Geflügel-Umettikettierungs-Holding!
Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten. ALLE
NACHRICHTENBAND
BLEIBEN, BLEIBEN, BLEIBEN, BLEIBEN, BLEI-, BLEICHEN, BLEIBEN, BLEIBEN, BLEIBEN etc.
U-u-u-u-aaah!
VIERTE SZENE
DR. KARITZOKLEX
GOTTWITZ
Wir wollen bleiben... ...wo wir geboren sind. Wir wollen bleiben... ...wo wir aufgewachsen sind. Wir wollen bleiben... ...wo die Fussspuren unserer Ahnen sind. Wir wollen bleiben... …wir wollen bleiben… Der Kampf ums Dasein beginnt hier… …und jetzt…
So kurz und mündig geht das bei uns, meine Damen und Herren, ruck zuck zack zack. Karch, kirch, kurch, karch, ...schliesslich gilt es unser Leben. So kommen wir auch immedietment zur zweiten Möglichkeit, vorgestellt von einer echten Professorin, sie kommt direktemente aus Scientotown und joyiert sich, ihren Plan vorzustellen: Willkommen, Frau Professor Hahnemann!
NACHRICHTENBAND:
WELT EINNEBELN / ERDROTATION AUFHALTEN DR. KARITZOKLEX
Wir nebeln die Maschinen ein und halten die Erdrotation auf: Weder Licht noch Perpetualmobilial-Kraft soll ihnen zur Verfügung stehen. Nieder mit den leblosen Kakerlaken. Das ist, meine Damen und Herren, das Ei des Ovid! zaubert Straussenei hervor
Frau Hahnemann tritt ins Scheinwerferlicht, selbstsicher, aber nicht überheblich. Währenddessen tosender Applaus der anderen Kandidaten im Publikum und ab Band, billig klingend; zusätzlich die Tafel «APPLAUS» für die Zuschauer. GOTTWITZ
Frau Hahnemann… FRAU HAHNEMANN Blickt ihn nur an, sagt nichts
PUBLIKUM
GOTTWITZ
Aufhören! Willst du auf einem Vu-Vulkan tanzen? Auf-hö-ren! Wir wollen keine Pseudo-Shitstorm-Begründungen, keine Fake-Versprechen! Wie soll die elende Rotation gestoppt werden?
Halten Sie es nicht für schwierig, nach so einem geniatösen Kollegen anzutreten, quasi als Nummer zwei? URGURU
Tohuwabohu!
FRAU HAHNEMANN kontrolliert und selbstsicher
Das Los entschied.
Visionäre später gecountet werden können. Karch, kirch, kurch, karch…
GOTTWITZ zum Publikum
DIE MASCHINE
Was für eine Kandidatin! Aber damit... er nimmt den
Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten.
Trichter, zum Hineinsingen Jingle …Bühne frei für Frau Tosender Applaus etc.
Professor Hahnemann!
NACHRICHTENBAND
ANTHROPPFUGISMUS LIGHT wiederholend, es kann mal ausfallen, mal verzerrt; es bricht ab gegen Ende der Fragen des Publikums FRAU HAHNEMANN spricht vernünftig
Danke. Die Maschinen werden uns in Kürze verdrängen. Unsere beste Chance... ...ist die zeitweilige Umsiedlung nach Elpisonia, einem erdähnlichen Planeten. In dieser Zeit wird sich unsere Welt regenerieren, weil wir den Maschinen nullzero Impulse geben. Dann kehren wir zurück.
FÜNFTE SZENE GOTTWITZ
Und maintenang, meine Damen und Herren, something spezial Schallangiertes: Triff, versehrtes Publikum, ein [sic! Wie überall, wo Fehler sind] Fan der alten Welt, Tarantino Muff aus Fellinostan, wie er sich selbst miaut – kleiner Witz, karch, kirch, kurch, karch… TRENDY-SANDY-MANDY
Mann, bist du blöd! Dich haben die Datensammler gut ausgewählt! Aber mir machst du nichts vor, nichts vor, nein-nein …
TARANTINO MUFF
Würden wir uns dort zuhause fühlen? FRAU HAHNEMANN
Zuhause ist, wo man sich einrichtet. URGURU
Wie ist das technisch möglich?
GOTTWITZ
Er präsidiert für eine erdschütternde Lösung, die rundikalste Lösung überhaupt. er nimmt den Trichter, zum Hineinsingen; Jingle Und hier ist er, versehrtes Publikum, Tarantino Muff! Tarantino Muff, tritt schüchtern auf, wie eine Katze, die an einem neuen fremden Ort das erste Mal aus dem Katzenkorb hervorschleicht.
FRAU HAHNEMANN
Dehydration und Desaltierung… ...Ein Miniaturisierungs- und Destillierungsver fahren… …so fliegen wir in Mini-Drohnenkapseln… …in Lichtgeschwindigkeit nach Elpisonia… …wo wir uns rehydrieren und resaltieren.
TRENDY-SANDY-MANDY
Was hat er denn? Gebt ihm Pfötchen! NACHRICHTENBAND
?????????????? GOTTWITZ
DIE DREI ANDEREN KANDIDATEN
Uh- -oh- -ah. GOTTWITZ
Keine weiteren Fragen? No more questions? Plus des questions? Senza ulteriori domande? Soal e digäri nist …? übergehend ins Husten Stille
Danke Frau Hahnemann, danke. Geben wir dem Decidator was zu fressen, damit die Anrufe der
Genau! karch, kirch, kurch, karch… Peinliche Stille. URGURU spricht bedächtig; der Katzenmann wendet sich ihm zu, ruhig
Es wird alles gut, Herr Muff. Herr Muff neigt katzenartig den Kopf, als würde er gestreichelt; er nimmt eine Kerze aus der Tasche, stellt sie hin und zündet sie an
TARANTINO MUFF beginnt zögernd Richtung Publikum
Er schaut sich entsetzt um, wie wenn er nicht wüsste, wo er ist,
Aso, äh, hm, äh, was soll ich, äh, hm, hm, äh, äh, hm, hm, äh, äh. Aso, äh, hm, hm, wie, wie der Regenwurm äh, hm, äh, du fälltest, äh, hm, den Anthro-, den Anthropo-, den Anthropopo-
und rennt hinaus. Stille.
NACHRICHTENBAND
ANTHROPOFUGISMUS TOTAL TRENDY-SANDY-MANDY
URGURU
Uh, ah, uh, ah, uh, ah... Der Vorschlag lautet: Anthropofugismus voll. Denkt davon, was ihr wollt! vor sich hin murmelnd Sind in der Welt eh nur Auslaufmodelle, eine Sackgasse der Evolution… GOTTWITZ
Popo: genau!
Karch, kirch, kurch, karch…
GOTTWITZ
Die Maschine wird gefüttert (klingt wieder blechern und brummend).
Karch, kirch, kurch, karch… TARANTINO MUFF
Anthropopo fugit, fugit Anthropopo, Anthropopo fugit... Es geht über in ein rhythmisches Krächzen und Stottern – bis hin ins Weinen, schliesslich hört er ganz auf. DR. KARITZOKLEX
DIE MASCHINE wie oben
Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten, Sie haben vier Auswahlmöglichkeiten. ALLE
U-u-u-u-aaah!
Was soll denn der Scheiss?! TRENDY-SANDY-MANDY
Ja, ja, was soll der Scheiss, Utrupu, Utrupu, weg! DR. KARITZOKLEX
Und so was soll organi-organis-siert sein. Weg! Weg! Hick, hack, hickehacke! TRENDY-SANDY-MANDY
Hicke-hacke, hicke, hacke! TARANTINO MUFF keifend, wie ein sich wehrendes Tier
Utrupo, Anthrapo, ffffchhhh, ffffchhhh! TRENDY-SANDY-MANDY
Hicke-hacke, hicke, hacke, hacke, hacke… DR. KARITZOKLEX, FRAU HAHNEMANN, GOTTWITZ
Hicke-hacke, hicke, hacke, hacke, hacke! NACHRICHTENBAND
Hicke-hacke, hicke, hacke, hacke, hacke! TARANTINO MUFF leiser werdend, wie einknickend
Utrupo, Anthrapo, uh, ha, uh, ah, uhhh …
SECHSTE SZENE GOTTWITZ
Und nun sind wir fast am Ende, meine unentehrlichen Damen und Herren Zuvisionen, geschätzte Bisgvisiogäste im Erdenkrei-ei-eid, da kommt noch etwas fürs Auge, Madame Michelle Eron, direkt aus dem goldglitzernden Haus. Sie wird uns erklären, wie wir diese Badaise gut überstehen können. Willkommen zum Consideration-Day, meine Dame! Sie kommt herein, nervös, tussihaft, und beginnt gleich mit der Erkennungssequenz. GOTTWITZ
Kirch, karch, karch … Stopp, stopp, meine Gute, meine Goethe, meine Güte, meine Güte. Erst möchte ich doch noch mit Ihnen plaudern. sie hört auf, geht geziert zu ihm TRENDY-SANDY-MANDY
So blöd. Genau. Das hatten wir ja geübt.
NACHRICHTENBAND
ESSENSZ BITTE / ESSENZ- / ESSEN- / ESSEN-Z / Z / Z / Z / Z / Z … GOTTWITZ
Gütigste, was bringt Sie denn dazu, als Influencerin etwas vorzustellen, was sonst gar nicht in Ihr Ressentiment fällt? TUSSI
Weisch, da chille ich soso am Strand und strahleäugle in die Sterne, und da ploppen mir krasse Ideen auf, die kann noch kein niemand gehabt haben. Die sind so special, so different. Also ich bin halt ganz myself, immer, nicht?
Es wird eine super Party sein, da oben, wir düsen in so super bequemen Raumschiffen hoch, so super eingeschläfert, damit wir dann gleich jung sind, so super, wenn wir auf die Erde zurückkönnen, chillen da und machen Fête in der Otherwelt, so super – wie in den Wolken. DR. KARITZOKLEX
Was wird aus unserem Geld- und Goldvermögen während dieser Zeit? FRAU HAHNEMANN
Das ist Manipulation von Menschen! Der Urguru drückt einen roten Knopf, der anzeigt, dass auf diese Frage nicht geantwortet wird.
GOTTWITZ
Darauf freuen wir uns und… er nimmt den Trichter, zum Hineinsingen; Jingle … geben Ihnen die Bühne frei!
Wo sollen wir kreisen, bitteschön?
TRENDY-SANDY-MANDY
Na, um die Erde, weg von all den Troubles.
FRAU HAHNEMANN
TRENDY-SANDY-MANDY Beginnt nochmals mit der Erkennungssequenz.
Sehen Sie, schon das ist totally different als alle anderen. Es wird... Auch NACHRICHTENBAND bleibt leer kichernd Hm, das ist nicht so easy,
ausschaut, hihi.
wie das immer
TARANTINO MUFF
Wenn alle in der Otherwelt hocken, wer soll da die Kontrolle haben? TRENDY-SANDY-MANDY
Wissenschaftler halt, für die ist das super-duper, gell, auch wenn sie alt werden.
GOTTWITZ
Karch, karch, kirch… TARANTINO MUFF
Was soll der Scheiss?! Sind hier alles nur Deppen verantwortlich? Das sind ja Dilettanten, sämtlich Vollpfosten! Uns so was plant nun unser Überleben! Zwei Bühnenarbeiter schleppen ihn hinaus; er schreit weiter, ins Singen übergehend
Das werden wir alle bitter bezahlen, bitte, bitter, bit-te, bit-ter, b-i-t-t-e-r … NACHRICHTENBAND
PARTY SHIP / PARTY SHIP / OTHERWORLD / BETTER WORLD / SEXIER WORLD / WORLD WITHOUT PAIN / PARTY SHIP / etc. TRENDY-SANDY-MANDY
N-, n-, nochmals: A - A - I have a dream... Heaven, I‘m in...
FRAU HAHNEMANN
Sollen diese Wissenschaftler wenigstens Kinder haben? TRENDY-SANDY-MANDY
So super, so super... Mitten in die Sendung bricht die Mega-Multibit-Welle ein; Chaos; Tumult, auch das NACHRICHTENBAND dreht durch
ZWEITER AKT Megamultibitwelle. Die Weltfiguren wissen nicht mehr, wie sie auf die Ereignisse reagieren sollen, und verfallen in angelernte Muster, die aber im Verlauf des Akts langsam abstumpfen. Es kommt zu eingespielten Verzweiflungsschreien und Fragen, was denn jetzt aus ihnen und der Erde werde und wie denn das Leben auf Elpisonia sein wird. Lautsprecherdurchsage «one souvenir» – genauer Wortlaut jedes Mal frei wählbar. Rätselhaft zusammengestellt für eine bestimmte Figur der Gegenwelt TRENDY-SANDY-MANDY
Hihi, wo denkst du hin, die brauchen doch keine Kinder, die haben ihre Kopfkinder, die sie… DR. KARITZOKLEX
Hilf! TRENDY-SANDY-MANDY
Papp–! GOTTWITZ
Mami! TARANTINO MUFF
Mein Arbeitsplatz! Was wird aus meinem Arbeitsplatz! FRAU HAHNEMANN
Multi–! URGURU
Meine Katze, meine Katze! TRENDY-SANDY-MANDY
Kann ich meine Kosmetiksachen alle mitnehmen? DR. KARITZOKLEX
FRAU HAHNEMANN
Denkt lieber an einige Bücher. Aber bitte nicht alle die Bibel! TARANTINO MUFF
Lieber P.H.D.! P.H.D.! Ein Sturm, die Multimegabitwelle und die Folgen ALLE DURCHEINANDER
Elpisonia? Vistomat. Meteorona. Elpisonia. Allfrisches Leben. Klare Vistavision. GOTTWITZ
Murmurmuttervaterland DR. KARITZOKLEX
Langeweilekurzeweileflieginsallhinein. URGURU
Offenbarungsdesaltierung DR. KARITZOKLEX
Hilf! TRENDY-SANDY-MANDY
Oh! GOTTWITZ
Ruhig! TARANTINO MUFF
Neue Welten! FRAU HAHNEMANN
Medikamente! URGURU
Denk du lieber an deine Binden.
Floki! Floki!
GOTTWITZ
Das Nachrichtenband läuft die ganze Zeit über und mahnt die Menschen, was sie einpacken sollen und was sie nicht einpacken dürfen. Es kann zu Fehlfunktionen kommen.
Werde ich da wieder meine eigene Show haben? URGURU
Hahaha! Meteo-meteorona.
DRITTER AKT ERSTE SZENE Die leere Abflughalle
JOHNNY singt, stöhnt; macht Bewegungen, als wolle er seinen Vista-Mat ständig für andere Menschen aktivieren, aber es ist niemand mehr da
JOHNNY
Muh-Muh. Muh-Kuh. Muhtucku. Muhtucku? SULAMIT
Muh-Kuh? JOHNNY
Tuckutuck. Mutucku. Muh-cku?
Nein, o nein, o nein, o nein. Negullo nein. Bitte, bitte nicht, bitte, bitte nicht, ofofo, ofofo, alallae... Nicht im Shutdown, nein, bitte negullo nein, o nein, o nein, o nein! Das ist nicht antidigit, das kann nicht sein! Nein, nein, nein, negativ-nein, nicht ich, nicht mir, woooooouuuuuuw!
Guru-guru. Muh-Kuh. Tuckutuck. Beide schauen verwundert, angespannt, und brechen in ein schallendes Gelächter aus. Hahaha, hahaha.
SULAMIT sehr langsam, gegen Ende auch mit Angst in der Stimme
Sulamit und Johnny drehen sich erschrocken um über das Gelächter aus dem «Off».
Joh... ah... allein. Kein Singulum, Meandrum. Singulum Meandrum. Kein Meandrum. Meine Erwegdichtung. Ohne mich.
Sind wir… Sind wir im Anti-Firmamentum oder tot?
JOHNNY
Nein, o nein o nein o nein. Bitte nicht. Bitte, bitte nicht. Nein o nein. Ofofo, ofofo, alallae... Bitte, negullo-tullo nein, o nein, o nein, o nein … Anti-Positronen-All, im Allalae, allein, ai, ai, nein, nein, im all über-, über-, ü-ü-ber.
JOHNNY UND SULAMIT
URGURU
Hahaha, hahaha.
SULAMIT UND JOHNNY
SULAMIT
Nicht oder; und! JOHNNY begreift nicht ganz, tritt nahe an sie heran und beschnuppert sie
Sie sind ja wirklich asym-hologrammatisch-holomatisch!
SULAMIT
Jo... ah..., allein, allein, allein, all-all-all All All All. Sie bleibt stehen, schweigt und schaut ihn an. JOHNNY starrt sie an, ungläubig, spricht quasi-sarkastisch, kindisch
Toll, ganz toll, jetzt erglotzst du wie als Klein-Chip schon Gespenster. Knapp ein Intervallum allein und schon… Toll gemacht, wirklich tollo-toll gemacht! Hahahahi… Das ist typisch, das ist wieder mal typisch, das ist wirklich wieder mal – SULAMIT
Typisch! Absolute Stille Johnny kann nicht glauben, dass sie real ist. Hat sie gerade gesprochen? Wie als Kind imitiert er Tierstimmen, um zu sehen, wie sein Gegenüber reagiert.
ZWEITE SZENE SULAMIT
Kein Holotrigramm. Obwohl manchmal… Aber palafasle! Johnny schaut sie an, als wüsste er nicht, was er für ein Tier vor sich hat. SULAMIT
Sulamit. Hier laufen ständig Gedankenblasen mit, dargestellt als Gedankenraumtürme auf Videoleinwänden. (Im hier abgedruckten Libretto erscheinen diese Texte aus Platzgründen nicht.)
JOHNNY zunächst stotternd
SULAMIT
Dür-Dür. Dür-kum. Dür-Dür. Dür-kum. Dür-Dür. Dür-kum.
Die Ur-Chi–
will seinen Nachnamen sagen; dann fliessender
Die Maschinen halt. Unaufhaltbar. Wichtiger wäre der Kontakt zu einem Raumschiff…
Johnny. SULAMIT
Joah-nie. JOHNNY
Su-la-mit. JOHNNY
Sulamit. SULAMIT
Johnny. SULAMIT UND JOHNNY
Sulamit. Johnny. Suljah. Amit-ny. Nicht allein, nicht allein. Nicht allein im All-all-ae allein. JOHNNY
Du magst diese Art Intcom-Kommunikation nicht?! Schon? Schon nicht, oder?! SULAMIT
Nein. JOHNNY
Aber sind wir wirklich allalae... setzt neu an, wie alte Sprache
Sind wir allein? Keine systemisierte Gefrundschaft mehr?! Nichts mit «Akzente», nichts mit «auf Anhieb» klappen, kein «zielstrebig», kein «Um funktionieren»? Nur ein Umfühlen? Du und ich?! SULAMIT
Yep. AUS EINEM ROHR
Flug 3121 ist eine Stunde on-the-way. JOHNNY nervös
Warum zum Drillich rapptieren die das Zeugs eigentlich noch? Wahnsinn, verdammter! Ist ja keiner mehr da. Nur wir. Und wir sollten weg sein, gottverd–
setzt neu an
Ein Fernseher reagiert: krch, krch, krch, korch, korch, korch, krch, krch, krch. Das Bild einer Palme erscheint. Beide schauen hin. JOHNNY
Angst. Angst. Ich habe Angst. Wie überleben wir? Zu zweit? Auf dieser Insel? Ohne Nahrung? Gibt es Nahrung? Wo? Wie? Sonst wohin? Wie?! Meine Güte! SULAMIT
Bleibend. Rest der Welt sich kreisend erholend. Auf der Insel bleibend. JOHNNY
Aber ohne… SULAMIT
…Freunde? JOHNNY
Nur zu… SULAMIT
…zweit. JOHNNY
Und wenn wir uns nicht liken? Wenn wir uns nach zwei Tagen zermobben? Wir müssen – wir müssen ein Raumschiff infokommieren! Er dreht an einer Konsole unterhalb des Fernsehers, drückt Knöpfe
Sind denn alle heute ge-geflogen?! SULAMIT
The last one… gewesen. JOHNNY
Dann compri... – dann verstehst du etwas davon? Und kannst ein Raumschiff rufen?
SULAMIT unbeteiligt, trocken
Gemacht. Vorher. Ob sie mich intercomrecived…? Es kam keine... sie sucht das Wort
Wir sind die Letzten: Entweder abgeholt oder zu zweit für den Rest des Lebens. Wollen wir als Einstieg ins neue Leben ein Date abmachen, hier, in einer halben Stunde? JOHNNY
SULAMIT singt
Egal! JOHNNY
Schicke…! SULAMIT
Dank! JOHNNY
Oh. – Okay.
Als Kind, was würde – …?
DRITTE SZENE
Ein-schla-gen al-le Schei-ben!
JOHNNY spricht – oft mehr, als er denkt
Sie lächeln beide einander an. Auch er hatte diese Idee früher einmal.
Funktio- Funktio- Funktionabnig! Was möchte ich meinen Trueteller… Aber der ist kleiner als mein kleiner Fingernagel und auf dem Weg nach Elpisonia… Er füllt zwei Gläser mit Wasser (und etwas Salz aus einem Säckchen) und stellt sie hin. Er geht zu einem Automaten, wirft Geld ein, aber er funktioniert nicht. Nervös schlägt er auf den Automaten ein. Sulamit kommt in diesem Moment und sieht ihn, lächelt. SULAMIT
Funktioniert nicht. Apfel? Sie nimmt einen Apfel aus der Handtasche und legt ihn auf den Tisch. Johnny nimmt den Apfel und schaut ihn an, als hätte er noch nie einen gesehen. Seltsame, auch beklemmende Situation. JOHNNY
Danke. Plötzlich erkennt er, was er machen müsste. Er geht um den Tisch herum und hebt für sie den Stuhl hoch, sie steht vor den Tisch, er schiebt ihr den Stuhl hin, während sie sich setzt. SULAMIT
SULAMIT
JOHNNY
Mag… SULAMIT
…Dein… JOHNNY singt
…Haar. SULAMIT
Deine Stimme! JOHNNY
Mag dein Haar. SULAMIT singt
Deine Stimme! JOHNNY
Dein Haar. SULAMIT
Deine Stimme! JOHNNY
Danke.
Müssten wir…
Johnny geht auf die andere Seite des Tisches und setzt sich ebenfalls. Seltsames Schweigen.
Nichts.
JOHNNY
Wie – Wie alt – ?
SULAMIT
JOHNNY
Müssten wir…
SULAMIT
Müssen nichts. JOHNNY
Der Tanz zu Beginn. Mit der Zeit kommen die anderen Figuren wie Traumgestalten mit auf die Bühne und tanzen auch. Während die «richtigen» zwei schweigend tanzen, singen die anderen zwei Paare auch.
…eigentlich Kinder? GESTALT 1 SULAMIT
Nein. Lieber nicht.
Karch, karch. Me-di-en-freud! GESTALT 2
JOHNNY SINGT
Zum Glück.
Nicht diese Visio! GESTALT 3
SULAMIT
Glück.
Jeder Click! GESTALT 4
JOHNNY
Wollen…
Digi-digi-digi-Energie. JOHNNY UND SULAMIT
SULAMIT
Ja!
All-schwer-kraft, all-schwer-kraft: Sie küssen sich (alle). Musik.
JOHNNY
Tanzen? Sie stehen beide auf, kommen nach vorne und beginnen zu tanzen.
NACHRICHTENBAND
FLUG LC-3786 NACH ELPISONIA IST AUF DEM WEG ZURÜCK AUF DIE ERDE. ANKUNFT IN KÜRZE.
SULAMIT
JOHNNY
Du.
Wollen wir nicht bleiben?
JOHNNY
SULAMIT
Zu-
Nur wir zwei? Blackout
SULAMIT
Haus ist, wo… JOHNNY
Wir..
ABSPANN (SONG DER SCHWERELOSIGKEIT)
All – schwer – kraft – allein – in-mit – im All – allein – von Dir – zog zog allein – mit All – mit All – nicht –
SULAMIT
Man… JOHNNY
Es… SULAMIT
Haus ist, wo… JOHNNY UND SULAMIT
Guru-guru. Muh-Kuh. Tuckutuck.
All – allein – zog – schwer – angezogen – von Dir – im All – der Kraft – nicht schwer – mit Dir – ohn’ Dich – allein – All – allein mit Dir Dir allein das All Überall All
Programmheft LAST CALL Musiktheater von Michael Pelzel Libretto von Dominik Riedo Premiere 28. Juni 2019, Spielzeit 2018/19 Studiobühne, Opernhaus Zürich
Herausgeber
Intendant
Zusammenstellung, Redaktion Beate Breidenbach
Opernhaus Zürich Andreas Homoki
Layout, Grafische Gestaltung Carole Bolli
Anzeigenverkauf Opernhaus Zürich, Marketing
Telefon 044 268 64 14, inserate@opernhaus.ch
Schriftkonzept und Logo
Druck
Textnachweis: Zum Stück: Beate Breidenbach. Die Notizen von Chris Kondek und das Interview mit Jonathan Stockhammer sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Der Text «Mitten im Strom» von Markus Böggemann entstand im Rahmen der Verleihung des Komponisten-Förderpreises der Ernst von Siemens Musikstiftung an Michael Pelzel 2017 | © EvS Musikstiftung. Bildnachweise: Herwig Prammer fotografierte die Klavierhauptprobe am 19. Juni 2019 Dank an Philip Hohenwarter für den Support bei den Textskulpturen. «Last Call» ist im Eigenverlag erschienen. Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.
Studio Geissbühler Fineprint AG
Unsere Vorstellungen werden ermöglicht dank der Subvention des Kantons Zürich sowie den Beiträgen der Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Zug und Aargau im Rahmen der interkantonalen Kulturlastenvereinbarung und den Kantonen Nidwalden und Obwalden. PARTNER
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„Pour doubler le bonheur, il faut le partager.“ Paul Bocuse
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42 2016
Was uns mit Musikern verbindet, ist die Liebe ZUR PERFEKTEN KOMPOSITION.
DAS IST CLARIANT: LEIDENSCHAFTLICHER FÖRDERER DER KÜNSTE
Das perfekte Zusammenspiel von Harmonie, Tempo und Rhythmus erschafft Musik, die uns alle bewegt. Fast wie bei uns: Denn wenn wir etwas bewegen wollen, entstehen aus Engagement, Know-how und Forschung innovative Lösungen für die Spezialchemie, die Emissionen senken, Rohstoffe sparen – und nachhaltig Wert schaffen. Das ist uns wichtig.