Peer Gynt

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PEER GYNT

EDWARD CLUG


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PEER GYNT BALLETT VON EDWARD CLUG Nach dem gleichnamigen Drama von Henrik Ibsen Musik von Edvard Grieg (1843-1907)

Choreografie und Inszenierung Musikalische Leitung Bühnenbild Kostüme Lichtgestaltung Choreinstudierung Choreografische Einstudierung

Partner Ballett Zürich

Edward Clug Victorien Vanoosten Marko Japelj Leo Kulaš Tomaž Premzl Janko Kastelic Miloš Isailović

ab



Das Gyntsche Ich, das ist das Heer Von Wünschen, Lüsten und Begehr, – Das Gyntsche Ich, das ist der Reihn Von Forderungen, Phantasein, – Kurz alles, was just meine Brust hebt Und macht, dass Gynt als solcher lebt. ... Will Gynt sein, wo ich geh’ und stehe: Sir Gynt vom Scheitel bis zur Zehe. Henrik Ibsen, Peer Gynt, 4. Akt


HANDLUNG Erster Akt Peer Gynt hängt Tagträumen nach, in denen er einen weissen Hirsch jagt. Als er seiner Mutter Åse davon erzählt, wirft sie ihm vor, ein Lügner und Fantast zu sein. Zudem tadelt sie Peer dafür, Ingrid – die Freundin aus Kindheitstagen – nicht geheiratet zu haben, war dies doch die einzige Gelegenheit für sie beide, endlich der vom Vater verschuldeten Armut zu entkommen. Anstelle von Peer heiratet Ingrid nun den reichen Junggesellen Mads Moen. Peer möchte an der Hochzeit teilnehmen, doch seine Mutter befürchtet, er könnte durch seine Gegenwart die Feier ruinieren. Die Hochzeitsgesellschaft bejubelt Braut und Bräutigam. Während Ingrid mit ihren Gedanken immer noch bei Peer Gynt ist, freut sich ihr Bräutigam über die Hochzeit. Peer Gynt erscheint auf dem Fest. Er verzaubert die versammelten Mädchen mit seinem Tanz und fordert die Hochzeitsgäste heraus, darunter Solveig und ihre kleine Schwester Helga. Dass Solveig und Peer miteinander tanzen, weckt Ingrids Eifersucht und sorgt für Unbehagen bei den Dorfbewohnern. Die kleine Helga zieht Solveig von der Hochzeit fort. Peer findet sich bald in inniger Umarmung mit Ingrid wieder, was die Gäste in Aufruhr versetzt. Es kommt zum Streit zwischen Peer Gynt und dem Schmied Aslak. Die Dorfbewohner versuchen, Peer mit Schnaps zu beruhigen. Doch Peer gibt den Streit nicht auf und demütigt Aslak vor aller Augen. Bevor Aslak Peer einen tödlichen Axthieb versetzen kann, schreitet der Tod ein. Peer nutzt die allgemeine Aufregung und entführt Ingrid vom Fest. Doch nach einer gemeinsamen Nacht ist er ihrer bereits überdrüssig und weist sie von sich. Drei Sennerinnen erscheinen und versuchen, Peer zu verführen. Allein geblieben, trifft Peer auf eine geheimnisvolle junge Frau in Grün. Er stellt sich ihr als Königssohn vor, und sie lädt ihn ein, sie ins Reich der Trolle zu begleiten, das

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von ihrem Vater regiert wird. Die Grüne verspricht Peer Krone und Königreich, wenn er sie heiratet. Auch der König der Trolle ist gewillt, ihm seine Tochter zur Frau zu geben, enthüllt aber deren wahres Gesicht. Als die Grüne Peer küssen will, ist er von ihrem Anblick entsetzt und möchte fliehen. Die Grüne aber will ihn nicht ziehen lassen, ist sie doch von ihm schwanger. Peer streitet die Vaterschaft vehement ab, der König der Trolle hingegen will Rache üben. Die Wut des Trolls wird erst durch die kleine Helga abgewendet. Sie versetzt Peer einen Schlag und erinnert ihn an ihre Schwester Solveig. Der Tod gebietet den wütenden Trollen endgültig Einhalt. Als die Gefahr gebannt ist, malt er Peer in der verlassenen Landschaft auf Leinwand. Helga und Solveig erscheinen. Solveig und Peer versichern einander ihre Liebe. Ihr Zusammensein wird plötzlich vom Klageschrei eines Hirsches unterbrochen, der Åses Tod verkündet. Peer beschliesst, nach Hause zurückzukehren. Er findet seine Mutter sterbend vor und beschwört für sie noch ein letztes Mal die glücklichsten Erinnerungen aus seiner Kindheit herauf.

Zweiter Akt

Viele Jahre sind vergangen. Peer hat es zum reichen Unternehmer gebracht. In der marokkanischen Wüste trifft er auf Anitra, die Tochter eines Beduinenführers. Peer fühlt sich von ihr unwiderstehlich angezogen, doch Anitra umgarnt ihn einzig mit dem Ziel, ihm seine Reichtümer zu stehlen. Allein und völlig mittellos bleibt Peer in dem fremden Land zurück. Nach der kurzen Begegnung mit einem geheimnisvollen Fremden, dem Tod, trifft er auf einen gewissen Doktor Begriffenfeldt. Peer soll ihn an einen besonderen Ort begleiten, doch schon bald begreift Peer, dass er in einer Irrenanstalt gelandet ist. Ihm werden vier Verrückte vorgestellt, die seine Ankunft in helle Aufregung versetzt. Begriffenfeldt unterzieht Peer den verschiedensten Untersuchungen. Peer ist völlig erschöpft und kurz davor, den Verstand zu verlieren. Sein unbändiger Wunsch, jemand anderer zu werden, wird durch die Krönung zum König der Irrenanstalt endlich erfüllt.

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Peer ist am Tiefpunkt angelangt und von seinem Leben bitter enttäuscht. Er muss sich der Realität stellen. In seiner Erinnerung erscheinen Bilder der unseligen Hochzeit von Mads Moen und Ingrid, mit der er in die Nacht geflohen war. Die Hochzeitsgäste, denen sich auch die Grüne mit einem Neugeborenen in Begleitung der Trolle anschliesst, überbringen den Jungvermählten ihre Glückwünsche. Peer wird von Gewissensbissen gequält und macht sich auf den Weg zu Solveig. Wieder begegnet ihm jener geheimnisvolle Fremde. Diesmal fordert er ihn auf, in einen Sarg zu steigen. Doch Peer weigert sich, denn er will noch Zeit gewinnen. Solveig hat all die Jahre treu auf Peer gewartet und ist dabei alt und blind geworden. Peer erkennt, dass er auf der Jagd nach einem Leben voller Abenteuer all die Dinge weggeworfen hat, die im Leben wirklich zählen – so auch Solveigs Liebe zu ihm. In ihren Armen findet er endlich seinen Frieden, doch ihrer beider Lebens­reise ist zu Ende.

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PEER GYNT Die Musik im Ballett von Edward Clug

Sämtliche Kompositionen stammen von Edvard Grieg. ERSTER AKT Streichquartett Nr. 1, op. 27: 1. Un poco andante – Allegro molto ed agitato (Ausschnitt) Peer Gynt, op. 23: Im Hochzeitshof – Halling – Springar Streichquartett Nr. 1, op. 27: 3. Intermezzo – Allegro molto marcato (Ausschnitt), 1. Un poco andante – Allegro molto ed agitato (Ausschnitt) Peer Gynt, op. 23: Der Brautraub – Ingrids Klage – Peer Gynt und die Grüngekleidete – In der Halle des Bergkönigs – Tanz der Bergkönigstochter – Peer Gynt, von Trollen gejagt Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 16: 2. Adagio Peer Gynt, op. 23: Åses Tod

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ZWEITER AKT Peer Gynt, op. 23: Morgenstimmung – Anitras Tanz Lyrische Stücke, Heft V, op. 54: 1. Hirtenknabe Konzert für Klavier und Orchester a-Moll, op. 16: 3. Allegro moderato molto e marcato Aus Holbergs Zeit. Suite im alten Stil für Streichorchester, op. 40: 4. Air – Andante religioso Norwegische Tänze, op. 35: 1. Allegro marcato Peer Gynt, op. 23: Der Brautraub – Ingrids Klage (Ausschnitt) Lyrische Stücke, Heft IV, op. 47: 3. Melodie

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DER ICH-SUCHER AUS DEM NORDEN Der Choreograf Edward Clug im Gespräch über sein Ballett «Peer Gynt» Edward, das Ballett Zürich tanzt zum Ausklang dieser Spielzeit dein Ballett Peer Gynt, das auf dem Drama von Henrik Ibsen basiert. Was ist das Be­sondere an diesem Jungen aus dem norwegischen Gudbrandsdal? Peer Gynt ist mit einer unbändigen Fantasie ausgestattet. Ein Fantast, ein Aben­teu­rer, ein Getriebener, ein Ich-Sucher – das ist ein Leben für die grosse Bühne! In Ibsens Drama durchläuft Peer Gynt eine aufregende Lebensreise voller Höhen und Tiefen. Was für ein Stoff! Viele Theaterregisseure, aber vor allem auch Choreografen konnten der Anziehungskraft diesen Ibsenschen Bilderbogens nicht widerstehen. Ich bin da also keine Ausnahme. Dein Ballett Peer Gynt kam 2015 beim Slowenischen Nationalballett in Maribor heraus. Wie kam es dazu? Nachdem ich am Anfang meiner choreografischen Laufbahn zunächst kurze Stücke choreografiert hatte, wurde das erzählerische Moment in meinen Arbeiten all­mählich immer wichtiger. Nach meiner Romeo und Julia-Version, die 2005 unter dem Titel Radio and Juliet in Maribor herauskam, aber auch nach Le Sacre du prin­temps erhielt ich von mehreren Compagnien An­­fragen nach einem abend­­füllenden Handlungsballett. 1991, da war ich gerade zum Mariborer Ballett ge­kom­men, tanzte ich in einer Peer Gynt-Version von Waclaw Orlikowsky. Er hatte zu Edvard Griegs Peer Gynt-Suiten choreografiert, und ich weiss, wie beeindruckt ich damals von dieser Musik war. Sie war der Auslöser, mich erneut mit Ibsens Drama zu beschäftigen. Bei der Lektüre hat mich die unwiderstehliche Mischung aus Naturalismus, Realismus, Absurdem und Metaphysischem in Ibsens Text begeistert, und vor allem die Fantasy-Momente haben mich als Choreograf inspiriert.

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Peer Gynt verdankt seinen Ruhm zum grossen Teil der Bühnenmusik von Edvard Grieg. Welche Rolle spielt sie in deinem Ballett? Ibsen und Grieg haben bei der Uraufführung von Peer Gynt in Kristiania, dem heutigen Oslo, im Jahre 1876 zusammengearbeitet. Grieg hat eine Bühnenmusik komponiert, deren eingängigste Nummern er später in zwei Orchestersuiten zusammenfasste. Im Konzertsaal begann dieses «Best of Peer Gynt» bald, ein höchst erfolgreiches Eigenleben zu führen. Bei meinen Überlegungen, wie Grieg und Ibsen in meine Ballettfassung integriert werden könnten, sah ich mich mit einer Reihe von Problemen konfrontiert. Da war zum einen der komplexe, zeitlos und universell wirkende Ibsen-Text, auf der anderen Seite Griegs sehr genau ver­ortete Musik. Immer wieder konkretisiert sie romantische Landschaften, die unabhängig von Ibsens Bühnenuniversum in einer Parallelwelt entstehen. Im Grunde haben beide – der Dramatiker und der Komponist – ihre eigene Version von Peer Gynt begründet. Mein Ziel war es, die Hürden zwischen beiden Versionen zu überbrücken. Meinen eigenen Peer Gynt zu schaffen und mich der Figur noch einmal aus der Perspektive des Tanztheaters zu nähern. Meine Inszenierung folgt in ihrer Chronologie der von Ibsen vorgesehenen Abfolge der Er­ eignisse. Im Sinne einer dynamischen und kohärenten Erzählung habe ich weitere Grieg-Werke in meine Musikauswahl einbezogen. Welche sind das, und wie hat diese Musikzusammenstellung deine Choreografie beeinflusst? Neben zwei Sätzen aus dem Klavierkonzert gibt es zum Beispiel Ausschnitte aus Griegs Erstem Streichquartett, aus der Holberg-Suite und aus den Lyrischen Stücken für Klavier. In diesem geweiteten Grieg-Universum konnte ich meine Ballettversion mit einer grossen Freiheit entwickeln und Ibsens Vorgaben theatralisch akzentuieren. Peer Gynt ist ständig auf der Flucht vor sich selbst, glaubt aber immer fest daran, auf dem richtigen Weg zu sein. Die Grenzen zwischen Fantasie und Reali­tät sind fliessend, und gerade ein so berühmtes Stück wie die Morgenstimmung, die einen Sonnenaufgang über der Sahara schildert, eignet sich gut, um diesen Fantasy-­Gedanken zu transportieren.

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Wie in Ibsens Drama begleiten wir Peer Gynt in deinem Ballett auf seiner Lebensreise. Als jungem Mann begegnen wir ihm in der norwegischen Bergwelt und folgen ihm in das Königreich der Trolle. Wir finden ihn an der Küste Marokkos und in einem Irrenhaus in Kairo. Als alter Mann ist er zurück in Norwegen und bei seiner Jugendliebe Solveig, die ein Leben lang auf ihn gewartet hat. Was bringt der Tanz in diese Lebenser­ zählung hinein? Die Sprunghaftigkeit von Ibsens Stück scheint einer Traumlogik zu folgen, die mich gelegentlich an expressionistische Dramen erinnert. Man muss sich klar werden, dass die äusseren Stationen lediglich eine Dimension des Ganzen verkörpern. Peer Gynt ist auch auf einer inneren Reise. Ich musste einen Weg finden, gerade seine innere Befindlichkeit mit dem choreografischen Material zu zeigen, das ich für ihn entwickelt habe. Ibsen lässt seinen Titelhelden in grossangelegten Monologen über ihm Unfassbares, häufig sein Unterbewusstes, reflektieren. In Entsprechung zu Peer Gynts Leben, das wie in einem Kreis verläuft, hat unser Bühnenbildner Marko Japelj eine ellipsenförmige Strasse kreiert, auf der sich das Geschehen abspielt. Der Tanz ergibt sich da­rauf als Konsequenz der äusseren Situation. Er ist mein Werkzeug, um Peer Gynts innere Verwandlungen zu erzählen.

Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer Du des hast erwähnt, dass sich in Peer Gynt unentwegt Realität und Fantasie Opernhauses erwerben gegen­­überstehen. Ibsen hat sein Stück zunächst als Lesedrama und nicht für die Bühne konzipiert, und für einen Leser ist es kein Problem, Peer Gynt an jeden Ort der Welt und seiner Fantasie zu folgen. Aber lässt sich das auf das Ballett übertragen? Nur bis zu einem gewissen Punkt. Ich habe gemerkt, dass ich mich irgendwann auch von Ibsen lösen, an einigen Stellen reduzieren und Schlüsselelemente als eine Art Orientierungshilfe erfinden muss. Ich habe Peer Gynt eine Todesfigur an die Seite gestellt. Der Tod wird zu seinem Reisebegleiter, den er zwar immer wieder auszutricksen versucht, dem er aber nicht entkommen kann. Als zweite meta­pho­rische Figur gibt es den weissen Hirschbock, von dem Peer Gynt im Drama seiner Mutter Åse erzählt. Über steile Gebirgsklüfte will er auf ihm geritten sein. Für diesen Hirsch habe ich mit Hilfe zweier Krücken

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eine besondere choreografische Lösung gefunden, er wird zum Symbol für Peer Gynts Fabulierkunst. In Peer Gynt werden wir Zeugen, wie der Titelheld einen Lebensentwurf nach dem anderen abstreift wie eine Schlange ihre Häute. Nach jedem Scheitern steht er an neuem Ort wieder auf. Er ist ein ruheloser Welten­ wanderer mit einem einzigen Credo: Um mich muss es sich drehen, mein ganzes Leben. Ibsen stellt die Frage, ob es reicht, «sich selbst genug» zu sein und ob man schliesslich doch zu sich selbst finden kann. Wie ge­ lingt das Peer Gynt? Es ist ein langer Weg, bis Peer Gynt zu dieser Erkenntnis kommt. Der Tod hat ihn bereits den eigenen Sarg ausprobieren lassen, ehe Peer bewusst wird, dass er auf der Jagd nach einem Leben voller Abenteuer all die Dinge weggeworfen hat, die im Leben wirklich zählen. In Ibsens Drama gibt es die grossartige Passage, in der sich Peer mit einer Zwiebel vergleicht, von der man Haut für Haut abstreift und am Ende auf ein Nichts stösst. Die Krone, die er sich im Irrenhaus von Kairo aufsetzt, wird zum Symbol für seinen Ehrgeiz und sein ungestilltes Verlangen. Es ist der Moment, in dem er zerbricht. Dass dieses Leben dennoch nicht umsonst war, verdankt er Solveig. Sie hat ein Leben lang auf ihn gewartet, und ihre ultimative Liebe vermag Peer Gynts Leben am Ende, wenn Solveig – in unserer Ballettfassung mit ihrem Haus – zu ihm kommt, doch noch eine Bestimmung zu geben. Solveig ist nicht die einzige Frau, der Peer Gynt auf seiner Reise be­­­ gegnet. Neben seiner Mutter Åse kreuzen auch die verheiratete Ingrid, drei verführerische Sennerinnen, die Tochter des Bergkönigs und die Wüstenbewohnerin Anitra seinen Weg. Welchen Widerhall finden sie in deiner Choreografie? Diese Begegnungen verleihen der Geschichte eine Leichtigkeit. Ich habe versucht, diese Frauen über die Reaktionen Peers zu charakterisieren. Er verhält sich zu jeder dieser Frauen anders, das hat beim Choreografieren grossen Spass gemacht.

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Nach seiner Uraufführung in Maribor war dein Peer Gynt in Riga, Nowo­si­birsk und an der Wiener Staatsoper zu sehen. Was erhoffst du dir für die Auf­führungen in Zürich? Die Rolle des Peer Gynt verlangt nach einem grossartigen Tänzer, der auch über aussergewöhnliche darstellerische Fähigkeiten verfügen muss. Selbstvertrauen ist ge­fragt, aber auch das Wissen, wie man den eigenen Körperausdruck dosiert und im Sinne einer kohärenten Erzählung einsetzt. Die Arbeit mit dem Ballett Zürich ist nach vielen beglückenden Momenten der Zusammenarbeit fast eine Art Heimspiel für mich. Nach den Erfahrungen aus Faust hatte ich meine Peer Gynt-­Be­setzung fast vollständig im Kopf. Ich wusste sofort, wer wer sein wird, und meine Erwar­tun­gen haben sich nach einigen gemeinsamen Proben auf das Schönste erfüllt. Zürich ist der richtige Ort, um dieses Ballett neu zu inszenieren.

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WER BIST DU? Eugen Drewermann

Diese Frage ist nur zu beantworten durch eine persönliche Stellungnahme, die darüber befindet, wo man für sich selbst und die anderen auffindbar ist. Doch ein solcher eigener Standpunkt wird nicht ganz und gar frei gewählt. Er kann nur liegen auf einer Linie, die im gesamten Werdegang der psychischen Gestaltung ausgezogen wurde. Was waren die prägenden Einflüsse in der Gestalt und in der Erwartung der unmittelbaren Bezugspersonen, mit welchen Ereignissen in Glück oder Unglück hatte man sich als richtungsgebend auseinanderzusetzen, welche Nöte und Konflikte musste man bestehen, um überhaupt dahin zu gelangen, wo man derzeit sich aufhält? Eine solche Landkarte des Verlaufs des bisherigen Lebens lässt sich nur erstellen durch eine reflektierte Verknüpfung des Erinnerungsmaterials aus den unterschiedlichen Höhen und Formationen der durchmessenen Seelen-Landschaften, aus den Windungen fliessender Bewegungen und aus den Haltepunkten vorübergehenden Weilens und Verweilens; niemand, der nicht immer wieder über sich nachdenkt, woher er kommt und wohin er geht, kann eine solche «Karte» der eigenen Herkunft anfertigen.

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SELBSTSUCHT Erich Fromm

Wenn wir annehmen, dass die Liebe zu uns selbst und zu anderen grundsätzlich miteinander zusammenhängen, wie ist dann die Selbstsucht zu erklären, die doch offensichtlich jedes echte Interesse an anderen ausschliesst? Der Selbstsüchtige interessiert sich nur für sich selbst, er will alles für sich, er hat keine Freude am Geben, sondern nur am Nehmen. Die Aussenwelt interessiert ihn nur insofern, als er etwas für sich herausholen kann. Die Bedürfnisse anderer interessieren ihn nicht, und er hat keine Achtung vor der Würde und Integrität. Er kann nur sich selbst sehen; einen jeden und alles beurteilt er nur nach dem Nutzen, den er davon hat. Er ist grundsätzlich unfähig zu lieben. Beweist das nicht, dass das Interesse an sich selbst und das Interesse an anderen unvereinbar sind? Das wäre so, wenn Selbstsucht dasselbe wäre wie Selbstliebe. Aber diese Annahme ist eben der Irrtum, der bei unserem Problem schon zu so vielen Fehlschlüssen geführt hat. Selbstsucht und Selbstliebe sind keineswegs identisch, sondern in Wirklichkeit Gegensätze. Der Selbstsüchtige liebt sich selbst nicht zu sehr, sondern zu wenig, tatsächlich hasst er sich. Dieser Mangel an Freude über sich selbst und an liebevollem Interesse an der eigenen Person, der nichts anderes ist als Ausdruck einer mangelnden Produktivität, gibt ihm ein Gefühl der Leere und Enttäuschung. Er kann deshalb nur unglücklich und eifrig darauf bedacht sein, dem Leben die Befriedigung gewaltsam zu entreissen, die er sich selbst verbaut hat. Er scheint zu sehr um sich selbst besorgt, aber in Wirklichkeit unternimmt er nur den vergeblichen Versuch, zu vertuschen und zu kompensieren, dass es ihm nicht gelingt, sein wahres Selbst zu lieben. Freud steht auf dem Standpunkt, der Selbstsüchtige sei narzisstisch und habe seine Liebe gleichsam von anderen abgezogen und auf die eigene Person übertragen. Es stimmt zwar, dass selbstsüchtige Menschen unfähig sind, andere zu lieben, aber sie sind auch nicht fähig, sich selbst zu lieben.

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SELBSTERKENNTNIS Henrik Ibsen

Für das Streben des Menschen ist in jeder Richtung Selbsterkenntnis erforderlich, um zu dem eigenen und der anderen Heile wirken zu können. Es ist darum höchst notwendig, sich diese Erkenntnis anzueignen, und wenn dadurch auch der Mensch, indem er sie erwirbt und somit seine weniger guten Seiten kennen­ lernt, in die Notwendigkeit versetzt wird, sich mehr als einmal vor sich selbst demütigen zu müssen, so kann diese Demütigung doch nimmermehr die Selbstachtung des Menschen beeinträchtigen, da sie im Gegenteil einen kraftvollen Willen und ein redliches Streben nach dem beweist, was des Menschen Ziel im Leben ist: die Entwicklung seiner Geisteskräfte und die Sorge für sein Wohlergehen.

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TRÄUME Ernst Bloch

Träumt einer, so bleibt er niemals auf der Stelle stehen. Er bewegt sich fast beliebig von dem Orte oder Zustand weg, worin er sich gerade befindet. Ums dreizehnte Jahr wird das mitreisende Ich entdeckt, daher wachsen um diese Zeit die Träume vom besseren Leben besonders üppig. Sie bewegen den gärenden Tag, überfliegen Schule und Haus, nehmen mit sich, was uns gut und teuer ist. Auch der durchschnittliche Kopf erzählt sich in dieser Zeit Geschichten vor, leichte Fabeln, worin es ihm wohl ergeht und immer steht der Erzählende, wie auf einem gestellten Bild, in der Mitte. Hass gegen den Durchschnitt erfüllt in dieser Zeit fast alle, auch wenn sie selbst nicht weit vom Stamm gefallen sein sollten. Das Glück wird versucht, es schmeckt verboten und macht alles neu. Der Wille zerbricht das Haus, worin er sich langweilt und worin das Beste verboten ist. So baut er in der endlosen Geschichte sein Bergschloss in den Wolken oder die Ritterburg als Schiff. Das Wünschen nimmt späterhin nicht ab, es verringert sich nur das Gewünschte. Aber der Träumende glaubt endlich erfahren zu haben, was das Leben ihm bieten sollte.

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DIE KUNST, GLÜCKLICH ZU SEIN Arthur Schopenhauer

Wir treten in die Welt voller Ansprüche auf Glück und Genuss und bewahren die törichte Hoffnung, solche durchzusetzen, bis das Schicksal uns unsanft packt und uns zeigt, dass nichts unser ist, sondern alles sein, da es ein unbestreitbares Recht hat nicht nur auf allen unsern Besitz und Erwerb, sondern auf Arm und Bein, Auge und Ohr, ja auf die Nase mitten im Gesicht. Sodann kommt die Erfahrung und lehrt uns, dass Glück und Genuss blosse Chimären sind, die eine Illusion uns in der Ferne zeigt, hingegen das Leiden, der Schmerz real sind, sich selbst unmittelbar kundgeben, ohne der Illusion und Erwartung zu bedürfen. Fruchtet ihre Lehre, so hören wir auf, Glück und Genuss zu suchen, und sind allein darauf bedacht, dem Schmerz und Leiden möglichst zu entgehen. Wir sehen ein, dass das Beste, was auf der Welt zu finden sei, eine schmerzlose, ruhige, erträgliche Gegenwart ist: wird uns solche, so wissen wir sie zu schätzen, und hüten uns wohl, sie zu verderben durch ein rastloses Sehnen nach imaginären Freuden.

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PEER GYNTS ZWIEBELMONOLOG (Peer Gynt nimmt eine Zwiebel und pflückt Haut um Haut ab) Jetzt will ich dich einmal schälen, mein Peer! Es hilft dir nichts, stöhnst du auch noch so sehr. Da liegt die äussre, zerfetzte Schicht; der Gescheiterte, der um sein Leben ficht. Hier ist das Goldgräber-lch; fahr hin! Der Saft ist weg, – war je einer drin. Dies gleicht einer Krone hier; – hat sich was! Dem geben wir ohne weitres den Pass.


Hier der Altertumsforscher, kurz aber kräftig, und hier der Prophete, frisch und vollsäftig. Dies Blatt hier, das weichlich am Finger klebt, Ist der Herr, der herrlich und in Freuden gelebt. Das hört ja nicht auf! Immer Schicht noch um Schicht! Kommt denn der Kern nun nicht endlich ans Licht?! Bis zum innersten Innern, – da schau’ mir einer! Bloss Häute, – nur immer kleiner und kleiner. Die Natur ist witzig! Henrik Ibsen, Peer Gynt, 5. Akt




UNSTERBLICH DURCH «PEER GYNT» Zu Leben und Werk von Edvard Grieg Edvard Grieg, am 15. Juni 1843 in Bergen geboren, erhielt die erste musikalische Erziehung von seiner Mutter, einer ausgezeichneten Pianistin. Auf Anregung des norwegischen Geigers Ole Bull studierte er am Leipziger Konservatorium; zurück in seiner Heimat, feierte er erste Erfolge als Komponist und Pianist. Während eines Aufenthalts in Rom lernte er 1865/66 Henrik Ibsen kennen, mit dem ihn eine künstlerische Freundschaft verband. 23-jährig siedelte er nach Kristiania (heute Oslo) über, wo er sich erfolglos um eine Stelle als Kapellmeister bewarb. Durch seinen Förderer Franz Liszt gelang es ihm, 1869 ein staatliches Stipendium in Rom zu erlangen. Ein weiteres Stipendium ermöglichte ihm, sich ab 1873 in Kristiania mehr als bislang seinem kompositorischen Schaffen zu widmen. Durch die Begegnung mit dem Komponisten Rikard Nordraak – dem Schöpfer der norwegischen Nationalhymne – fand Grieg zu seinem eigenen, volksliedhaften Stil. Von der deutschen Romantik ausgehend, schuf er mit seiner Besinnung auf nationale Identität eine neue Stilrichtung: die Skandinavische Schule. Grieg selbst beurteilte Einfluss durch Nordraak folgendermassen: «Es fiel mir wie Schuppen von meinen Augen; erst durch ihn lernte ich die nordischen Volkslieder und meine eigene Natur kennen. Wir verschworen uns gegen den durch Mendelssohn verweichlichten Skandinavismus und schlugen mit Begeisterung den neuen Weg ein, auf welchem sich noch heute die nordische Schule befindet.» Zur Umsetzung dieser Gedanken gründete er u.a. mit Nordraak 1864 die Konzertgesellschaft «Euterpe» zur Förderung der skandinavischen Musik. Mit welchem Durchsetzungsvermögen er die nationale Musik vertrat, zeigt auch Griegs Gründung eines Musikvereins in Kristiania zur Auffüh­ rung grösserer Chor- und Orchesterwerke vor allem einheimischer Komponisten (1871). Grieg hat weitgehend vermieden, Werke mit grossangelegter Form

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zu schaffen. Er scheiterte bereits beim Plan einer Oper, und auch der Versuch einer Sinfonie schlug fehl. Umso so bedeutender wirkt vor diesem Hintergrund sein Klavierkonzert a-Moll op. 16, das sich stark an das Schumannsche anlehnte. Doch Griegs eigentliches Genre sind Bühnenmusiken und Orchestersuiten. So hat die norwegische Musik vor allem durch seine Musik zu Peer Gynt und die Hol­­­berg-Suite internationale Geltung erlangt. Auch sie sind geprägt vom Na­ tionalkolorit und verhalfen Grieg – nach Niels Wilhelm Gade – zu seinem Ruhm als bedeutendster skandinavischer Komponist. Bis kurz vor seinem Tod durch eine Lungen­krankheit war Grieg in seiner Heimat und im Ausland als Pianist und Dirigent tätig. In seinen letzten Lebensjahrzehnten knüpfte er viele Bekanntschaften, u.a. mit Johannes Brahms und Pjotr I. Tschaikowski. Grieg starb am 4. September 1907 in Bergen.

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VATER DES MODERNEN DRAMAS Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen «Ibsen, Ibsen überall! Da geht nichts mehr drüber! Auf dem ganzen Erdenball herrscht das Ibsen-Fieber! Auf Zigarren, Damenschmuck, Torten, Miedern, Schlipsen, prangt das Wort in goldnem Druck: Ibsen! À la Ibsen!», berichtet eine Berliner Zeitung im Jahr 1891. Tatsächlich hat der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen das Theater revolutioniert: Er ist der Erste, der alltägliche Charaktere auftreten lässt. Weltberühmt wird Henrik Ibsen mit den zwölf Stücken, die er ab 1877 in Italien und Deutschland schreibt. Nora oder Ein Puppen­heim (1879), Gespenster (1881), Ein Volksfeind (1882) oder Hedda Gabler (1890) markieren den Beginn des naturalistischen Gesellschaftsdramas Ibsen schaut wie ein Feinmechaniker in die Abgründe hinter den Stuckfassaden der Gründerzeitgesellschaft. Seine Figuren haben fast alle bittere Geheimnisse: gefälschte Dokumente, Betrügereien, untergeschobene Kinder, Ehebruch oder Inzest. Oftmals bauen sie ihre ganze Existenz auf Lebenslügen auf. Ibsen bringt das Verdrängte zum Vorschein, die Kreuzungs- und Knotenpunkte irregewordener Lebens- und Familiengeschichten. Das Motiv der Ibsen-Figuren ist ihre Angst vor dem sozialen Abstieg, ein Drama, das Ibsen am eigenen Leib erfahren hat. Als Siebenjähriger erlebt er den Bankrott seines bisher wohlhabenden Vaters. Die Familie verliert ihr Haus in Skien und zieht auf den abgelegenen Hof Venstøp ausserhalb der Stadt. Für den Besuch der Lateinschule ist kein Geld übrig. Mit knapp 16 Jahren wird Henrik Ibsen zu einem Apotheker in die Lehre geschickt. Später erinnert er sich an seine Jugend in der norwegischen Provinz. «Wie das Leben dort oben vor mir steht, hat es etwas unbeschreiblich Drückendes. Es lähmt den Geist und den Willen. Das ist der Fluch der kleinen Verhältnisse, dass sie die Seelen klein machen», schreibt er.

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Er bricht aus der engstirnigen Welt aus, schon mit 20 Jahren schreibt Ibsen sein erstes Theaterstück, wird bald Dramaturg am Theater in Bergen, dann Schauspieldirektor in Kristiania, dem heutigen Oslo. 1864 reist er mit einem Stipendium und Frau und Sohn nach Italien, wo er als Dramatiker zum Leben erwacht. Wie im Rausch entwirft der 36-Jährige Peer Gynt (1867), die märchen­­hafte Geschichte eines Traumtänzers und Lügners. Immer feiner deutet Ibsen die Psychologie seiner Figuren aus. Meist kulminieren die Dramen in einem Punkt, an dem ihre Verfehlungen der Vergangen­ heit offenbar werden. Die Geschichten, die Ibsen uns erzählt, erscheinen ohne Ausweg, und wer ihn liest oder ihm im Theater lauscht, ist atemlos von so viel Eingefangensein, von nicht zu Verhinderndem in einem alles überwältigenden, beherrschenden Zeitmass. Die Erwachsenen wanken wie Gespenster durch ihre abgelebten Leben, und auch die Kinder haben hier keine Zukunft. Ibsens Figuren sind voller Brüche und Widersprüche, wie Henrik Ibsen selbst. Der Revolutionär der Theaterwelt und Vater des modernen Dramas ist privat ein Spiesser im Bratenrock, ein aufgeblasener Wicht mit albernem Backen­ bart, der fast nie lacht und selbst zuhause mit Orden herumstolziert. Aus seinen Ängsten und Obsessionen schöpft er für sein Werk. «Leben heisst: dunkler Gewalten Spuk bekämpfen in sich. Dichten: Gerichtstag halten über sein eigenes Ich», schreibt er. Als Henrik Ibsen am 23. Mai 1906 nach mehreren Schlaganfällen im Alter von 78 Jahren in Kristiania stirbt, ist er der gefeiertste Drama­ tiker der Welt. Und bis heute ist er neben William Shakespeare der am meisten gespielte Bühnenautor.

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Für uns wie für ihn ist eine Hoffnung auf Erlösung nur in der Liebe, in der wunderbaren Möglichkeit, dass das Bild, das ein anderer Mensch von uns im Herzen trägt, mehr Liebes­zeugungs­kraft als die Wirklichkeit besitzt.

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EDWARD CLUG Choreograf Edward Clug vollendete seine Ballettausbildung 1991 an der Nationalen Ballett­ schule in Cluj-Napoca (Rumänien). Im selben Jahr wurde er als Solist an das Slowenische Nationaltheater (SNG) in Maribor engagiert. 2003 wurde er am selben Theater Ballettdirektor und führte die Compagnie auf neue, unverkennbare Wege. In den vergangenen dreizehn Jahren zog Edward Clug mit seinem unverwechselbaren choreografischen Stil die Aufmerksamkeit eines internationalen Publikums auf sich. Gleichzeitig gelang es ihm, das Mariborer Ensemble mit Gastspielen in ganz Europa, Asien, den USA und Kanada in der internatio­ nalen Tanzszene zu etablieren. Eine enge Zusammenarbeit entwickelte sich mit dem Stuttgarter Ballett und dem Ballett Zürich, für das er 2018 Faust – Das Ballett choreografierte. Regelmässig arbeitet er auch für das Nederlands Dans Theater (NDT), zuletzt hatte Aperture beim NDT1 Premiere. Ausserdem entstanden Stücke für das Bolschoi Ballett in Moskau, das Royal Ballet of Flanders, das Wiener Staatsballett, das Nationalballett Lissabon, die Grands Ballets Cana­ diens, die Station Zuid Company, das Kroatische Nationalballett, das Rumänische Nationalballett, das Aalto Ballett Essen, die Bitef Dance Company in Belgrad, Graz Tanz, das Ukrainische Nationalballett, das Ballett des Theaters am Gärtnerplatz München, das Hessische Staatsballett Wiesbaden, das Leipziger Ballett, das Ballett Augsburg, das Ballett Dortmund, das Ballett Nowosibirsk und das West Australian Ballet. Edward Clug erhielt internationale Preise bei Ballett- und Tanzwettbewerben und wurde 2010 in Moskau für den Kunstpreis «Goldene Maske» nominiert. Ausserdem wurde er mit den höchsten slowenischen Kulturpreisen, dem Preis der Prešern Foundation (2005) und der Glazer Charter (2008), ausgezeichnet. 2017 war er mit Handman (NDT2) für den Prix Benois nominiert. 2021 hatte sein Ballett Meister und Margarita nach dem Roman von Michail Bulgakow am Moskauer Bolschoi Ballett Premiere.

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BALLETT ZÜRICH


Christian Spuck Ballettdirektor

Christian Spuck stammt aus Marburg und wurde an der John Cranko Schule in Stuttgart ausgebildet. Seine tänzerische Laufbahn begann er in Jan Lauwers’ Need­ company und Anne Teresa de Keersmaekers Ensemble «Rosas». 1995 wurde er Mitglied des Stuttgarter Balletts und war von 2001 bis 2012 Hauschoreograf der Com­pagnie. In Stutt­gart kreierte er fünfzehn Urauf­ füh­r ungen, darunter die Handlungsballette Lulu. Eine Monstre­tragödie nach Frank Wedekind, Der Sandmann und Das Fräulein von S. nach E.T.A. Hoffmann. Da­ rüber hinaus hat Christian Spuck mit nam­haften Ballett­ ­compagnien in Europa und den USA ge­arbeitet. Für das Königliche Ballett Flandern entstand The Return of Ulysses, beim Norwegischen Nationalballett Oslo wurde Woyzeck nach Georg Büchner uraufgeführt. Das Ballett Die Kinder beim Aalto Ballett Theater Essen wurde für den «Prix Benois de la Danse» nominiert, das ebenfalls in Essen uraufgeführte Ballett Leonce und Lena nach Georg Büchner wurde von den Grands Ballets Cana­diens de Montreal und vom Stuttgarter Ballett über­nommen. Die Uraufführung von Poppea//Poppea für Gauthier Dance am Theaterhaus Stuttgart wurde 2010 von der Zeitschrift Dance Europe zu den zehn erfolgreichsten Tanzproduktionen weltweit gewählt so­­wie mit dem deutschen Theaterpreis Der Faust 2011 und dem italienischen Danza/Danza-Award ausge­zeich­­­net. Christian Spuck ist auch im Bereich Oper tätig. Auf Glucks Orphée et Euridice an der Staatsoper Stuttgart folgten Verdis Falstaff am Staats­the­ater Wiesbaden sowie Berlioz’ La Damnation de Faust und Wagners Fliegender Holländer an der Deutschen Oper Berlin. Seit der Saison 2012/13 ist Christian Spuck Di­rek­tor des Balletts Zürich. Hier waren sei­ne Cho­reo­gra­fien Romeo und Julia, Leonce und Lena, Woyzeck, Der Sandmann, Messa da Requiem, Nussknacker und Mausekönig, Dorn­ röschen und Monteverdi zu sehen. Das 2014 in Zürich uraufgeführ ­te Ballett Anna Karenina wurde in Oslo, am Moskauer Stanislawski-The­ater sowie vom Koreanischen Nationalballett und vom Bayerischen Staats­­ballett ins Repertoire übernommen. Für das 2018 in Zürich uraufgeführte Ballett Winter­reise wurde er mit dem «Prix Benois de la Danse» ausgezeichnet. 2019 folgte beim Ballett Zürich Helmut Lachenmanns Das Mädchen mit den Schwefelhölzern (Auszeichnung als «Produktion des Jahres» durch die Zeitschrift tanz). Für das Ballett des Moskauer Bolschoitheaters entstand 2021 das Ballett Orlando. Mit Beginn der Saison 2023/24 wird Christian Spuck Intendant des Staatsballetts Berlin.


Giulia Tonelli Erste Solistin

Giulia Tonelli stammt aus Italien. Ihre Ausbildung absol­vierte sie beim Balletto di Toscana und an der Bal­lett­ ­­schule der Wiener Staatsoper. Nach einem ersten En­ga­ gement an der Wiener Staatsoper tanzte sie von 2002 bis 2010 beim Royal Ballet of Flanders in Antwer­pen, ab 2004 als Halbsolistin. Dort tanzte sie u. a. Giselle (Petipa) sowie Solopartien in Choreografien von Forsythe, Balanchine, Kylián, Haydée und Spuck. Seit 2010/11 ist sie Mitglied des Balletts Zürich, wo sie in Balletten von Spoerli, Goecke, McGregor, Lee, For­ sythe, Kylián und Balanchine auftrat. Sie tanzte Julia in Christian Spucks Romeo und Julia, Lena in Spucks Leon­ce und Lena und Betsy in Anna Karenina. In Alexei Ratmanskys Schwanensee-Rekonstruktion tanzte sie im Pas de trois, ausserdem war sie in Forsythes Quintett und Spucks Messa da Requiem zu erleben. Weitere Höhepunkte waren Emergence von Crystal Pite und Gretchen in Edward Clugs Faust – Das Ballett. Bei den «Jungen Choreografen» präsentierte sie gemeinsam mit Mélissa Ligurgo die Arbeiten Mind Games und Klastos. 2013 wurde sie mit dem Giuliana-Penzi-Preis ausgezeichnet. 2017 erhielt sie den «Tanzpreis der Freunde des Balletts Zürich».

Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben Elena Vostrotina Erste Solistin

Elena Vostrotina stammt aus St. Petersburg. Ihre Bal­ lett­­ ausbildung erhielt sie an der Vaganova Ballet Acade­my. 2003 wurde sie Mitglied des Mariinsky-Balletts. Dort tanzte sie u. a. Odette/Odile in Schwanensee (Peti­pa/Iwanow), Myrtha in Giselle (Coralli/Perrot), Königin der Dryaden in Don Quixote (Gorsky) und Ap­pro­­ximate Sonata (Forsythe). 2006 wurde sie von Aaron S. Watkin ans Semperoper Ballett Dresden engagiert. Hier wurde sie zur Solistin ernannt und tanzte in Choreografien von Forsythe, Ek, Neumeier, Dawson, Naharin, Ekman und Celis. Sie gastierte am Stanislaw­ ski-Nemirowitsch-Dantschenko-Theater in Moskau, am Staatstheater Nowosibirsk, bei der Gala «Roberto Bolle and Friends» sowie bei den Ballets Bubeníček. Sie wurde mit dem Preis «Hope of Russia» des Vaganova-Wett­ ­bewerbs sowie mit dem Mary-Wigman-Preis 2014 ausgezeichnet. Seit der Saison 2017/18 ist Elena Vo­strotina Erste Solistin des Balletts Zürich. Hier tanzte sie u.a. Odette/Odile in Ratmanskys Schwanensee-Rekonstruktion, die Amme in Christian Spucks Romeo und Julia, Myrtha in Patrice Barts Giselle sowie in Christian Spucks Nussknacker und Mausekönig, Winterreise und Nocturne.


Programmheft PEER GYNT Ballett von Edward Clug Nach dem gleichnamigen Drama von Henrik Ibsen

Das komplette Programmbuch können Sie auf www.opernhaus.ch/shop oder am Vorstellungsabend im Foyer des Opernhauses erwerben Musik von Edvard Grieg (1843-1907)

Premiere am 21. Mai 2022, Spielzeit 2021/22 Herausgeber Intendant

Zusammenstellung, Redaktion Layout, Grafische Gestaltung

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Textnachweise: Inhaltsangabe und Musikliste «Peer Gynt»: Michael Küster. – Das Interview mit Edward Clug führte Michael Küster für dieses Programmheft. – Henrik Ibsen: Peer Gynt. In: ders.: Sämtliche Werke. Volksausgabe in fünf Bänden. Hrsg. v. Julius Elias und Paul Schlenther. Zweiter Band. Berlin, 1910. – Eugen Drewermann: Wenn mir’s nur gruselte. Von der Angst und ihrer Bewältigung. Düsseldorf, 2018. – Erich Fromm: Die Kunst des Liebens. Berlin, 2005. – Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Frankfurt /M., 1974. – Arthur Schopenhauer: Die Kunst, glücklich zu sein. Hrsg. v. Franco Volpi. München, 1999. – Unsterblich durch «Peer Gynt»: Zu Leben und Werk von Edvard Grieg. Nach: Harenberg Konzertführer. Dortmund, 1976. – Vater des modernen Dra-

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mas. Der norwegische Dramatiker Henrik Ibsen. Zitiert nach: https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag-todestaghenrik-ibsen-100.html. – Marie Luise Kaschnitz: Zwischen Immer und Nie. Gestalten und Themen der Dichtung. Frankfurt /M., 1971. Bildnachweise: Gregory Batardon fotografierte das Ballett Zürich bei der Klavier­hauptprobe am 11. Mai 2022. Die Compagnie wurde porträtiert von Jos Schmid. Urheber, die nicht erreicht werden konnten, werden zwecks nachträglicher Rechtsabgeltung um Nachricht gebeten.


Unsere Vorstellungen werden ermöglicht dank der Subvention des Kantons Zürich sowie den Beiträgen der Kantone Luzern, Uri, Zug und Aargau im Rahmen der interkantonalen Kulturlastenvereinbarung und den Kantonen Nidwalden, Obwalden und Schwyz. PARTNER

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