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Abenteuer Regattaleitung Seite

„„Gegen den Wind zu kreuzen bringt einen manchmal schneller zum Ziel, als mit dem Wind zu segeln.“

-Hermann Lahm

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Martin Wille Kapitän/Eigner ZUIDERZEE

BORDSTEMPEL

Technische Daten

Schiffstyp: Schoner Heimathafen: Enkhuizen Nation: Länge: 38,00 m Breite: 6,90 m Tiefgang: 2,40 m Segelfläche: 480 m² Tagegäste: 65 Kojen: 22

ZUIDERZEE

Ein Zweimastschoner mit Geschichte

Nach ihrem Stapellauf im Jahr 1909 transportierte die ZUIDERZEE als Frachtsegler Waren über die Weltmeere. Im Jahr 1921 wurde die erste Maschine installiert. 1922 wurde dann der Innenraum stilvoll erweitert. Seit 1978 fährt die „„Grand Old Lady“ im Charterbetrieb. Im Jahre 1991 ist der Schoner renoviert und großzügig modernisiert worden. Die ZUIDERZEE ist ein starkes und vertrauensvolles Segelschiff. An Deck bietet das Schiff viel Platz, der sowohl zum aktiven Segeln als auch zur Erholung genutzt werden kann. Besonders das stilvolle Teakdeck lädt zum Entspannen ein. Neben den heimeligen Kabinen gibt es unter Deck einen schönen Tagesraum, in den eine gut ausgestattete Küche integriert ist.

Die ZUIDERZEE eignet sich ausgezeichnet sowohl für Konferenzen als auch für Seminar- und Tagungsfahrten. Die Crew lässt Sie gerne das Ruder übernehmen, freut sich über jede Hilfe beim Segel hissen und ist auch sonst stets bereit, alle Fragen zu beantworten. Die ZUIDERZEE samt Crew heißt Sie herzlich willkommen an Bord.

Abenteuer Regattaleitung

Im Gespräch mit Dr. Hildegard Hagenmüller und Hedda v. Döhren

Seit 12 Jahren stellt der Wilhelmshavener Segelclub (WSC) die ehrenamtliche Regattaleitung beim Wilhelmshaven Sailing-CUP. Zum Team um den Regattaleiter Jörg Owen gehören neben Wolfgang Hagenmüller und Dr. Christof Rübsamen auch die beiden Seglerinnen und Freundinnen Dr. Hildegard Hagenmüller (Hilde) und Hedda v. Döhren. Im gemeinsamen Gespräch verraten sie, was sie am Segeln fasziniert, welche Aufgaben die Regattaleitung hat und was sie motiviert, sich jedes Jahr aufs Neue ehrenamtlich für diese Großveranstaltung zu engagieren. Hilde: „Meine ersten Segelerfahrungen habe ich auf dem IJsselmeer mit meinem Mann gemacht. Er hätte mich vermutlich gar nicht geheiratet, wenn ich nicht segelfest gewesen wäre, denn er selbst hat schon mit 16 sein erstes eigenes Boot gebaut. Im WSC sind wir seit 1992 und heute nimmt mich dort keiner mehr als ‚Seglerfrau‘, sondern als Seglerin wahr.“

Hedda: „Ein entscheidender Unterschied! Und leider gibt es nicht allzu viele Seglerinnen in den Vereinen. Ich selbst habe schon mit fünf Jahren auf einem kleinen See in Schleswig-Holstein mit dem Jollensegeln angefangen und mich

„„Heute nimmt uns keiner mehr als „Seglerfrauen‘, sondern als Seglerinnen wahr.”

Teil einer Regattaleitung zu werden, setzt vermutlich voraus, selbst segeln zu können - wie seid Ihr zu diesem Sport gekommen? dann mit der Zeit vom lebenden Ballast zur vollwertigen Seglerin hochgearbeitet.“

Wann kann man sich denn als „„vollwertige Seglerin” bezeichnen?

Hedda: „Spätestens dann, wenn man alle Manöver an Bord versteht, durchführen kann und Spaß dabei hat. Seit rund 15 Jahren segle ich bei der Mittwochsregatta mit und ich denke, wir wären nicht gefragt worden, ob wir mit in die Regattaleitung kommen, wenn wir nicht die entsprechende Erfahrung hätten.“

Was fasziniert euch am Segeln und insbesondere am Segeln auf der Jade?

Hilde: „Es ist immer wieder spannend und nie Routine. Irgendeine Leine ist immer vertörnt, der Wind

weht doch anders als angenommen oder der Motor fällt aus. Und das gilt natürlich in besonderem Maße für die Nordsee: Selbst wenn der Kurs derselbe ist wie am Vortag, ist doch alles neu: Tide, Wind, Strömung… Dadurch ist es immer wieder ein kleines Abenteuer rauszufahren und das fängt direkt an, wenn man durch die Hafeneinfahrt gefahren ist. Dann lässt man schlagartig den Alltag hinter sich.“

Hedda: „Das stimmt. Die Ruhe beim Segeln, das Beobachten der Schweinswale, Seevögel, Robben - das sind immer wieder ganz besondere Eindrücke und die Anspannung bei schnellen notwendigen Manövern lässt es nicht langweilig werden.“ Wie sieht es aus, wenn Ihr als Regattaleitung auf dem Wasser seid? Könnt Ihr da auch die Ruhe genießen?

Hedda (lacht): „Also das würde ich nicht sagen. Es ist eng, es ist frisch und wir müssen uns echt konzentrieren, wenn wir da draußen sind. Aber: Wir sind ein tolles Team, arbeiten super zusammen und helfen uns gegenseitig - das macht Spaß. Und wenn wir dann am Ende nach fast zehn Stunden wieder von Bord gehen, sind wir zwar müde und manchmal durchgefroren, aber glücklich.“ Ihr seid zu fünft und fahrt bei der Hauptregatta zusammen mit einer ganzen Zahl an Gästen raus. Welche Aufgaben und Rollen hat jedes Teammitglied?

Hilde: „Am Anfang jeder Regatta steht erst mal die Frage, ob überhaupt gestartet werden kann. Bläst der Wind durchgängig stärker als 6 Beaufort, dürfen wir keine Starterlaubnis geben und das lässt sich wirklich immer erst direkt am Regattatag entscheiden. Zum Glück ist es dazu noch nie gekommen und außerdem gilt: Die Verantwortung liegt immer beim Kapitän. Er entscheidet letztendlich, ob er rausfährt oder nicht, wobei es ja vorher immer „„Wenn wir nach fast zehn Stunden wieder von Bord gehen, sind wir zwar müde und manchmal durchgefroren, aber glücklich.”

Eine ganz besondere Rolle kommt doch auch den Regattaärzten zu oder nicht?

auch eine Skipper-Besprechung mit allen Beteiligten gibt.“

Hedda: „Wenn es dann losgeht, ist die größte Herausforderung für uns, den Start durchzuführen. Jörg Owen als Regattaleiter übernimmt den Funkverkehr mit den Schiffen, um sie zu informieren. Das ist ziemlich mühselig, da alle einzeln angefunkt werden müssen. Einen Sammelfunkspruch nehmen die Schiffsführungen oft nicht wahr. Mein Mann ist für die Auswertung zuständig und Hildes Mann ist derjenige, der schießt, also das akustische Signal zum Start gibt. Hilde und ich sind dagegen für das Setzen der Startflaggen, also das sichtbare Signal zuständig und alle zusammen müssen wir natürlich die ganze Zeit das Regattafeld im Auge behalten und überwachen, dass es keine Regelverstöße gibt. Da die Regatta ein festes Zeitraster hat, müssen wir außerdem immer einschätzen, ob Tide, Strömung und Windverhältnisse so weit passen, dass die Schiffe auch um 17 Uhr parat stehen für die Einlaufparade. Gegebenenfalls muss dann gekürzt werden. Deswegen nehmen wir auch immer ein bis zwei Zwischenzeiten.“ Hilde: „Wenn es um die Sicherheit geht, natürlich schon, aber zum Glück hatten Christof und ich noch nie einen ernsthaften Einsatz. Ich kann mich aber noch gut an die Zeiten erinnern, als das Vorgängerschiff der PETER HABIG bei der DGzRS noch keinen Defibrillator an Bord hatte. Da habe ich mir immer die Notfallkoffer vom Coronar Sportverein Wilhelmshaven besorgt und bin schwer bepackt an Bord gegangen. Als dann die PETER HABIG in Dienst gestellt wurde, haben Christof und ich uns dort erst mal angesehen, wo wir im Notfall was finden.“

Und wie sieht es mit „„Pleiten, Pech und Pannen” aus. Da wird sich doch im Laufe der Zeit einiges ereignet haben?

Hedda: „Also wirkliche Pleiten hatten wir nicht, aber witzige Situationen. Als ein Team vom NDR mit an Bord war, das natürlich immer ‚mittendrin‘ sein wollte, wurde es bei der Startprozedur ganz schön eng und knifflig.“ Hilde: „Ich kann mich auch nur noch daran erinnern, dass wir einem Gast mal mit einer wetterfesten Seglerjacke aushelfen mussten, weil er das Wetter und die Gegebenheiten an Bord etwas falsch eingeschätzt hatte und wir Sorge hatten, er könne ernsthaft unterkühlen. Das Wetter ist eh so ein Thema - auf der GESINE, bei ‚Boarding Next Generation‘ ist das Führerhaus klein, da passen maximal sechs Personen rein und bei ordentlich Schietwetter sind wir da schon mal richtig nass geworden.“

Das klingt irgendwie nicht nach Spaß - zumindest nicht nur. Trotzdem engagiert Ihr euch seit vielen Jahren für den CUP. Warum?

Hilde: „Na ja, zunächst mal sind wir einfach eine gute Truppe und es ist schön, Teil dieses Ereignisses zu sein, den direkten Kontakt zum Beispiel zu den Kapitänen zu haben und das eben schon seit weit über zehn Jahren. Wir haben ja bei manchen sogar die Kinder groß werden se-

„„Mit einem Team vom NDR an Bord wurde es schon mal eng und knifflig.“

Die Kurse der Hauptregatta und die Einlaufparade führen an den Umschlaganlagen im Innenhafen und am Jadefahrwasser vorbei. Dabei ist ein enger Zeitrahmen einzuhalten. Die Regattaleitung fährt auf dem Traditionsschlepper MWB FÖHR. Sie erstellt die Segelanweisungen, überwacht die Regatta einschließlich der zahlreichen nationalen und internationalen Regeln und koordiniert den Ablauf mit der Revierzentrale des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes, mit den Booten der Wasserschutzpolizei und den Seeleuten der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), um die Sicherheit für die Teilnehmer zu gewährleisten. Aus dem Team der Regattaleitung können bei Notfällen zwei Regattaärzte eingesetzt werden. Schließlich obliegt auch die Ermittlung des CUP-Siegers der Regattaleitung.

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