ALEXISONFIRE
Foto: Karo Schäfer (cateyephotography.com)
DRUCKBEFREIT. 13 lange Jahre haben uns ALEXISONFIRE warten lassen. Nach der Auflösung der Band im Jahr 2011 hatte niemand mehr so wirklich an neue Musik geglaubt. Selbst nach der Reunion 2015 und einigen Live-Shows machten ALEXISONFIRE über einen langen Zeitraum keine Anstalten, neue Musik zu veröffentlichen. 2019 dann endlich ein musikalisches Lebenszeichen in Form der Singles „Familiar drugs“ und „Complicit“. Die Gerüchteküche brodelte. Angeblich sei ein neues Album im Kasten, welches nur darauf wartet, veröffentlicht zu werden. Die Band selbst hielt sich in Interviews bedeckt, man habe ein paar Songs geschrieben, man könne aber auch einfach ab und an Singles herausbringen, ohne sich den Druck zu machen, ein neues Album veröffentlichen zu müssen. Im Frühjahr 2022 kam die erlösende Meldung: Album Nummer fünf mit dem Namen „Otherness“ würde im Juni erscheinen und wurde per neuer Single „Sweet dreams of otherness“ entsprechend angekündigt. Wir sprechen mit Goldkehle Dallas Green über die Umstände und die Motivation, wieso ALEXISONFIRE nach 13 Jahren mit einem neuen Album zurückkehren.
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3 Jahre sind eine lange Zeit. Wieso „Otherness“ und wieso ausgerechnet jetzt? Wie so oft im Leben kommt es auf den richtigen Zeitpunkt an. Wir sind alle mit unseren anderen Projekten so beschäftigt, dass niemand geglaubt hätte, dass „Otherness“ bereits in 2022 erscheinen würde, hätte es die Pandemie nicht gegeben. Unser musikalisches Leben kam größtenteils zum absoluten Stillstand, Touren war nicht möglich, also ging es vorrangig darum, neue Musik zu schreiben. Hinzu kam der glückliche Zufall, dass wir zum ersten Mal seit Jahren alle in Toronto leben und es somit einfach leichter war, gemeinsam Musik zu machen. Wir haben also das Beste aus dieser dunklen Zeit gemacht. Wade hatte irgendwann einfach mal die Frage gestellt, ob wir nicht eine Runde jammen sollten. Wir haben uns getroffen und da war direkt wieder diese Energie und Kreativität. Wir haben innerhalb sehr kurzer Zeit ein paar neue Songs geschrieben und ein paar alte Ideen überarbeitet. Das hat sich verrückt gut angefühlt und irgendwann war uns
klar, dass die Songs keine lose Ansammlung von Singles sein würden, sondern ein echtes Album. Wir hatten verdammt viel Spaß und haben uns keine Grenzen gesetzt. Zur richtigen Zeit gemeinsam am richtigen Ort zu sein und dann noch diese tief verwurzelten Gemeinsamkeiten und unsere Dynamik wiederzuentdecken, war der glückliche Zufall, der „Otherness“ geschaffen hat.
bei BILLY TALENT. Jeder hat eine Menge um die Ohren und da ist es nicht einfach, gemeinsame Zeit zu finden, um Musik zu schreiben, geschweige denn zehn oder elf Songs. Wir haben also erst im Sommer 2020 entschieden, dass wir genug Material für ein neues Album an der Hand haben und das auch entsprechend veröffentlichen wollen.
Wann nach der Reunion 2015 habt ihr zum ersten Mal über ein neues Album nachgedacht? Die Gerüchteküche brodelte ja bereits seit Jahren. Ich glaube, den Gedanken hatte jeder von uns bereits von Anfang an, als klar war, wir würden wieder gemeinsam auftreten. Wir sind so lange befreundet und haben so viel Spaß an ALEXISONFIRE und auch der Band so ziemlich alles zu verdanken. Allerdings war uns klar, dass es schwierig werden würde, das zu realisieren. Wade ist mit DOOMS CHILDREN und dem Schreiben von Filmmusik extrem beschäftigt. Ich bin dauernd mit CITY AND COLOUR unterwegs. Ratbeard ist Schlagzeuger
„Otherness“ fühlt sich so extrem druckbefreit an. Als hättet ihr euch zusammengesetzt und gesagt: Lasst uns einfach Spaß haben. Teilst du diese Meinung? Oh ja absolut. Du ahnst gar nicht, wie befreiend es sein kann, etwas tun zu dürfen, es aber nicht tun zu müssen. Wir sind über die Jahre alle als Künstler gereift und haben viele neue Facetten an der Musik kennen und lieben gelernt. Jeder hat seine individuellen Einflüsse, aber wir haben auch viele Dinge, die für uns gemeinsam sehr gut funktionieren. Wir sind etwa alle von der Rockmusik der Sechziger und Siebziger Jahre beeinflusst und
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