FUZE.94

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SIMPLE PLAN

Foto: Karo Schäfer (cateyephotography.com)

VON ERFOLG UND HUNDEZUCHT. Sie katapultierten sich mit ihrem Debütalbum in die Spitzenliga des Pop-Punk. Das war in

den frühen Zweitausendern. Nach weiteren Platten und Welttourneen wurde es ruhiger um die Band aus Montreal, Kanada. Nun steht nach sechs Jahren ein neues Album in den Startlöchern. Wir sprechen mit Sänger Pierre Bouvier über „Harder Than It Looks“ und alte Zeiten und überlegen, wieso SIMPLE PLAN heute noch genauso klingen wie vor zwanzig Jahren.

B

lick zurück Reisen wir kurz zurück in das Jahr 2002. Vier kanadische Jungs, die erst seit ein paar Jahren gemeinsam Musik machen, haben mit „No Pads, No Helmets ... Just Balls“ ihre erste Platte am Start, und damit scheinen sie in der aufkeimenden Pop-PunkÄra genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Und wer kann schon auf seinem Debüt mit Features von Genregrößen wie Mark Hoppus (BLINK-182) und Joel Madden (GOOD CHARLOTTE) auftrumpfen? Auf den Katapultstart folgte die Omnipräsenz bei MTV, Touren mit GREEN DAY und nicht zuletzt ein Headliner-Slot auf der Vans Warped Tour. Das Ausmaß ihres Erfolgs ist SIMPLE PLAN damals gar nicht so recht bewusst. „Wie wir wohl damals reagiert hätten, wenn wir anhand unserer Follower oder YouTube-Views ein direktes Feedback erhalten hätten?“, wird sich Pierre später fragen. „Dennoch hatten wir nach diesem Erfolg vor nichts Angst, uns schien alles möglich. Deshalb gingen wir so entspannt wie niemals davor oder danach an unsere zweite Platte ‚Still Not Getting Any‘ heran.“ Und auch Pop-Punk würde nie wieder so populär sein, wie zu dieser Zeit. Neues Album, alter Sound Es ist ein Tag kurz nach Ostern 2022, als Pierre anruft. Er redet erstaunlich schnell, dafür dass im südlichen Kalifornien gerade erst die Sonne aufgegangen ist. Zwischendurch versucht er, ein Gähnen zu unterdrücken.

Bald ist es soweit – endlich: Das neue Album erscheint. Dabei ist es seit zwei Jahren so gut wie fertig. „Meine Kids mäkeln schon die ganze Zeit, ich solle nicht schon wieder das alte Album auflegen, sondern lieber neue Songs schreiben“, witzelt Pierre. „Schon bizarr, dass die Welt sie noch nicht gehört hat.“

WIR HABEN REALISIERT, DASS UNSER SOUND EINE STÄRKE IST, KEINE SCHWÄCHE.

Mit seiner Energie, dem klaren Pop-Punk und den eingängigen Vocal-Hooks würde sich „Harder Than It Looks“ nahtlos in die frühen Werke der Band einreihen. Musikalisch und stimmlich hat sich nicht viel verändert. „Wir wollten unbedingt ein gutes Fundament aus klassischen SIMPLE PLAN-Songs schreiben, mit denen sich unsere frühen Fans identifizieren können und an die guten alten Zeiten erinnert fühlen“, verrät Pierre. Ist das nicht auch eine Herausforderung? „Ein Album ist immer eine Herausforderung“, werde ich daraufhin ermahnt. Klar. Doch jetzt sind SIMPLE PLAN ohne Label unterwegs – und bereits über zwanzig Jahre im Geschäft. Wollen die Leute überhaupt noch das Zeug von früher hören? Ist man noch authentisch, wenn man mit Anfang

vierzig das Gleiche macht wie mit zwanzig? „Ganz pragmatisch gesehen hatten wir niemanden, der uns eine Einschätzung geben konnte. Klar, unseren Familien und engsten Freunde haben wir die Songs vorgespielt, aber unabhängige Expert:innen hätten uns mehr Sicherheit geben können.“ Und manchmal überzeugt man sich dann einfach selbst. „Ich mag besonders gern ...“, setzt Pierre an und sucht nach Worten. „Na, wie heißt der Song doch gleich ... oh je, wie peinlich.“ Wir lachen. „Ich hab’s! ‚Slow motion‘. Wenn ich diesen Song höre, habe ich sofort cineastische Bilder vor Augen.“ Und schon eine Idee fürs Musikvideo? „Nee, das überlassen wir in guter alter Tradition unserem Drummer Chuck Comeau.“ Nicht zuletzt war es auch seine Idee, für das Video zu „Wake me up (When this nightmare’s over)“ mit einem ukrainischen Regisseur und Cast auf den Krieg und das Leid im russischen Nachbarland aufmerksam zu machen. Keine halben Sachen Jahrzehntelanger Erfolg funktioniert nur mit dem richtigen Mindset. „Ich mache Dinge immer ganz oder gar nicht, so war ich schon als Kind. Selbst wenn ich Tellerwäscher wäre, würde ich meinen Arbeitsbereich stets perfekt aufgeräumt halten“, beteuert Pierre. „Wir alle haben uns der Musik verschrieben, eine Band, auf Tour gehen, Alben schreiben, das ist eine große Verantwortung. Es ist wie in einer langjährigen Liebesbeziehung. Es bedarf viel Arbeit, aber die Verbindlichkeit zahlt sich aus. Wir haben uns dafür entschieden, auch in schwierigen Zeiten zueinander zu halten.“

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