Lesen in der Gegenwart Eine Zusammenfassung
Lesen – eine Definition • „Lesen ist als erlernbare Kulturtechnik die Voraussetzung für die Entschlüsselung verschrifteter Sprache und ermöglicht die Teilnahme an schriftlicher Kommunikation.“ (Reclams Sachlexikon)
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Basiskompetenz Sinnentnahme und -konstruktion Zugang zu Wissen indirekte, interpersonelle Autor-LeserKommunikation
Forschungsschwerpunkte im Bereich Lesen • Lesesozialisation Welche strukturellen und individuellen Bedingungen fßhren zur Ausbildung von Lesekompetenz? => Prozess der Aneignung und Vermittlung von Kompetenzen der Textrezeption und -verarbeitung
Leseförderung: Ansätze der Stiftung Lesen • Zugang zum Lesen eröffnen und vertiefen: Leseförderung im Medienverbund • Lesemultiplikatoren stärken: Aus-, Fort- und Weiterbildung • Infrastrukturen und Netzwerke verbessern: Kooperationen schließen • Leseforschung und -förderung verknüpfen: Forschungsergebnisse für konkrete Projekte verwenden • Bewusstsein für Lesen prägen: Events
Abenteuer Buch: Universitäre Leseförderung • Wissenschaftliche Ansätze auf die praktische Arbeit übertragen • Integration des Buches in pädagogische Konzepte • Das Buch als Medium ins Blickfeld rücken • Kontinuierliche Zusammenarbeit zw. Eltern, Erziehern und Buchbranche; bes. die Kooperation seitens der Eltern schwierig => Erreicht „Abenteuer Buch“ die Zielgruppe?
Forschungsschwerpunkte im Bereich Lesen • Lesemotivation und -wirkung: Warum und zu welchem Zweck wird gelesen? Welche Erwartungen hat man an ein und welche Gratifikationen erhofft man sich von einem Medium? => Lesemotivation als Abfolge von Selektionen (Medium, Inhalt) => Lesewirkung als Folge des Lesens (während und nach dem Lesen)
Lesen im Neuen Jahrtausend • • • •
Was wird warum und wie gelesen? Rahmenbedingungen und Buchlektüre generell? Lesehinderungsgründe? Lesen und Computernutzung in Konkurrenz? => Kein „Untergang“ des Lesens, sondern ein Wandel => Souveräne Nutzer wählen Medien bedürfnisorientiert und inhaltsspezifisch => Medienvielnutzer sind auch Buchvielleser
Forschungsschwerpunkte im Bereich Lesen • Lesekompetenz In welche Prozesse gliedert sich der Akt des Lesens? => Lesen als notwendige Fähigkeit zur sozialen Teilhabe
Lesen als Kompetenz • baut auf Fähigkeiten (universelle Konstrukte) und Fertigkeiten (situations- und aufgabenbezogenes Handeln) auf • individuelles Potenzial dessen, was Person unter idealen Bedingungen leisten kann • Verstehen – Reflektieren – Kombinieren – Weiterdenken • „geschriebene Texte […] verstehen, […] nutzen und über sie […] reflektieren, um eigene Ziele zu erreichen, das eigene Wissen und Potenzial weiter[…]entwickeln und am gesellschaftlichen Leben teil[…]nehmen.“ (PISA-Konsortium)
Lesen als Kompetenz • textgeleitete (bottom up) und wissensgeleitete (top down) Verarbeitung • hierarchie-niedrige Prozesse: propositionale Textrepräsentation (Worterkennung -> Wortüberlegenheitseffekt, mentales Lexikon; Wortverknüpfung -> Semantik und Syntax); lokale Kohärenzbildung (Satzverknüpfung -> ThemaRhema, Vorwissen) • hierarchie-hohe Prozesse: globale Kohärenzbildung (Textteilverknüpfung -> Hypothesenbildung, Makropropositionen -> Filterung); Superstrukturen (spez. Textstrukturen); rhet. Strategien • => Mentales Modell: Gelesenes mit Vorwissen verknüpfen; Textverstehen, Reflexion
Lesen als Basiskompetenz • Voraussetzung für Medienkompetenz • Teilhabe an Medienkommunikation • Medien bedürfnisorientiert auswählen und nutzen • Informationen entnehmen und verstehen können • Informationen kritisch bewerten können
PISA und die Lesekompetenz • PISA: Programme for International Student Assessment • Erhebung der Kenntnisse und Fähigkeiten 15Jähriger im Dreijahresrhythmus • Untersuchung von Kompetenzen im privaten und beruflichen Leben: Lesekompetenz, Mathematik, Naturwissenschaften • Einflussfaktoren: Schulart, Geschlecht, soziale Herkunft • Vom „PISA-Schock“ zur Entwicklung einheitlicher Bildungsstandards
Analphabetismus: Definition • gilt seit 1912 als bekämpft, aber: die Schätzung von 4 Mio. scheint nicht zu hoch gegriffen • Totaler A.: keine Schriftsprachkenntnisse (Menschen mit z.B. körperlicher Behinderung) • Primärer A.: fehlender Schulbesuch • Funktionaler A.: Unterschreitung der gesellschaftlichen Mindestanforderungen an Beherrschung der Schriftsprache und damit mangelnde Anwendung derselben • Sekundärer A.: nach Erwerb der Schriftsprache in der Schulzeit setzt ein Prozess des Verlernens ein • Semi-A.: Lesen- aber nicht Schreibenkönnen
Analphabetismus: Ursachen • Negativerfahrungen in Elternhaus und Schule • geringes Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, negatives Selbstbild • Diskriminierungserfahrungen im Erwachsenenalter auf Grund von Schriftsprachunkundigkeit =>Leistungsprobleme in der Schule, Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb =>fehlende, unzureichende oder unsichere Schriftsprachkompetenz =>Vermeidung schriftsprachlicher Äußerungen
Forschungsschwerpunkte im Bereich Lesen • Konkrete Medienforschung Warum werden innerhalb der medialen Vielfalt gerade Bßcher genutzt? => Buchkommunikation: spezifisches Zeichensystem + best. Inhalte + Akzeptanz des Buches + symbolische Funktionen
Das ungelesene Buch • ungelesen: Dimensionen: Zeitpunkt und Umfang der Rezeption (Dimensionen) + beeinflussende Wirkfaktoren: Funktion, Gattung, Hinderungsgründe • ungelesen aus Produzentensicht: Titelflut, dennoch ist auch jedes ungelesene Buch ein verkauftes Buch • ungelesen aus Rezipientensicht: Unübersichtlichkeit des Angebots, Marketingstrategien, Preisargument (MA, Reihen), spez. Inhalte, Buchgeschenke • Typen: Bucherben, Beschenkte, Sammler, Liebhaber => kein Untergang des Lesens, sondern spez. soziale Praktiken => zukünftiges Entdecken immer möglich
Das ungelesene Buch: Bibliophilie • „Die Bibliophilie oder Liebe zum Buch bezeichnet allgemein das Sammeln von Büchern meist von Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.“ (Reclams Sachlexikon)
Forschungsschwerpunkte im Bereich Lesen • Gesellschaftstheorie Wie beeinflusst Lesen makrospezifische Sozialstrukturen? => Lesen als gesellschaftliche Kommunikationspraxis