Theorien und interdisziplin채re Ans채tze Eine Zusammenfassung
I
Buchwissenschaft Entwicklungsgeschichte
Die Ursprünge und Bereiche Thomas Keiderling Bibliografie, Litterärgeschichte, Bib.wiss Paläografie, BH-Gesch., Gutenbergforschung/Druckgeschichte, Papiergeschichtsforschung, Lese(r)-, Rezeptions- und Wirkungsforschung Anschluss an Kommunikations- und Medienwissenschaft
Gegenwart Thomas Keiderling Formalobjekt Buch: alle medialen Aspekte des Buches als Sprach- und Bildzeichenträger das Buch als Ware, Kulturträger und Kommunikationsmedium Medienkonkurrenz verlangt interdisziplinäres Arbeiten
Die Erlanger Buchwissenschaft seit 1984; seit 1997 unter der Leitung von Frau Rautenberg Abdeckung des Buchsystems: Produktion, Distribution, Rezeption Verzahnung von Theorie und Praxis Ausbildung einer wissenschafts-analyt. Kompetenz: Inhalte, Methoden, Anwendung Spezialisierung über Zweitfächer
Die Erlanger Buchwissenschaft offen für buchmarktspezifische Neuerungen (Open Access, Hörbuch) eigenständige Projekte (Titelblattforschung, b2i, E-Commerce) Buchnutzung und Lesesozialisation (uneigentliche Buchnutzung, Abenteuer Buch)
Und die Zukunft? Die Buchwissenschaft als Medienwissenschaft? Die Buchwissenschaft als Kulturwissenschaft? Die eigenständige Buchwissenschaft?
II Buchwissenschaft Ans채tze im Vergleich
Buchdruck – Typographie Walter J. Ong: Type als Basiselement Technologisierung des Sehens Speicherung von Wissen: Abgeschlossenheit und Endgültigkeit Anordnung von Wissen im Raum: visuelle Oberfläche bedeutsam
Buchdruck – Typographie Susanne Wehde: Typographie als eigenes Zeichensystem: Gesamtheit visueller Kommunikation mittels Schrift Typographie als Technik der Schriftvervielfältigung Typographie zweifach codiert: Schrift vermittelt den rein begrifflichen Inhalt (Denotation) Schrift überträgt emotionale Begleitvorstellungen (Konnotation)
Buchdruck – Typographie Susanne Wehde: Type als Charakter mit eigener Ausdruckskraft: Sin- und Legizeichen (Gestalt und Formationsregeln); Qualizeichen (Materialisierung durch Farbe, Prägung usw.) Komposition: Gesamtgestalt eines Textes oder Druckwerks Rezipientenorientierung: Lesbarkeit unterliegt historischem und kulturellem Wandel
Das Buch in der Hand – Das Buch und seine Schwellen Sabine Groß:
Lesen ist auch Bedürfnisbefriedigung: Lesesituation (wo und wie wird gelesen) Haptik, Handhabbarkeit, Orientierung Leseweisen (vollständig vs. selektiv, einsam vs. Austausch) Buchbesitz, Statussymbol Lesen als soziale Praktik
Das Buch in der Hand – Das Buch und seine Schwellen Gérard Genette: Es gibt Schwellen eines Textes, die Eintritt und Umkehr erlauben Paratexte = Peritexte + Epitexte Räumlicher Aspekt: Peritexte: direktes Textumfeld; Epitexte: außerhalb des Textes Zeitlicher Aspekt: Prospekt vs. Vorwort 2. Ausgabe Präsentationsweise Kommunikativer Aspekt: wer fügt für wen P. hinzu? Funktionaler Aspekt: was soll der P. bezwecken?
Systemtheorie… Thomas Keiderling Zielsetzung: die unterschiedlichen Teilbereiche analysieren und zueinander in Beziehung setzen; interdisziplinär arbeiten Vorteile: hoher Abstraktionsgrad, universelle Anwendung, komplexe Bereiche auf hohem Niveau darstellbar Nachteile: mangelhafte Verbindung von Theorie und Anwendung; zu komplex Buchwissenschaft: eigenständige Teilbereiche mit Anknüpfungspunkten => Buchwissenschaft als Summe aller Teile
…und ihre Anwendung Michael Giesecke Systemtheorie ermöglicht spezifische Dimensionen zur Beschreibung, Tiefenschärfe Kommunikationssysteme: Koppelung von Informationssystemen und Speicher -> Sender+Medium+Empfänger Kommunikationssysteme: oral, skriptographisch, typographisch, elektronisch -> Buchdruck als System Einbezug vielfältiger Aspekte: Subsysteme, gegenseitige Beeinflussung Nutzen für BuWi: erlaubt Prognosen im Sinne der Systemtheorie
III Medientheorie und -vergleich
Das Medium Knut Hickethier: Unterscheidungsmöglichkeiten: Funktion (Beobachtung, Speicherung, Übertragung, Kommunikation…); Technisierungsgrad (Primärbis Tertiärmedium) Medialität (spezifische Eigenschaften) + Medientechnik + Mediengebrauch; gegenseitige Beeinflussung Modellhafte Übertragung auf alle Medien möglich Das Medium als System
Das Medium Buch weit gefasste Definition: materielles bzw. physisches Objekt; Trägermaterial mit Sprach- und Bildzeichen -> Abgrenzung? Erklärungshilfe für Untersuchungsgegenstand Kulturgut Speichermedium, mit eigenen Rezeptionsformen Informationsverbreitung bedingt Spezifika des Buches (Lesekompetenz, haptisches Erleben, mittelbare Kommunikation zw. Autor und Leser) Medienkonkurrenz (Inhalte) vs. Medienspezifika (Erwartungen und Gratifikationen)
IV Buchwissenschaft interdisziplin채r?
Buchwissenschaft und Kunstgeschichte Bilder können: Aufmerksamkeit wecken, Emotionen auslösen, stark reduziert sein, Text veranschaulichen, ergänzen oder kontrastieren Bild im Buch: Bilder-, Kinder- und Jugendbuch, Comics, Sach- und Fachbücher, Bildbände, Reiseführer, Kataloge, Nachschlagewerke jeweiliges Kunstverständnis beeinflusst die Ausstattung von Büchern; Beispiel Buchkunstbewegung ab 1900: Einheit von Inhalt und Form
Buchwissenschaft und Medienwissenschaft Ulrich Saxers Medienverständnis: „Medien sind komplexe institutionalisierte Systeme um organisierte Kommunikationskanäle von spezifischem Leistungsvermögen.“ Daraus resultierende Arbeitsfelder der BuWi: Generell: Beschreibung der Subsysteme des Faches Aufdecken der komplexen Zusammenhänge Darstellung der Regelhaftigkeit und damit Institutionalisiertheit von Buchkommunikation Darstellung der am Buchsystem beteiligten Organisationen Frage nach technologischen und funktionalen Aspekten, auch auf Makro-Ebene