PASSAUER STADTMAGAZIN
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editorial
Gegensätze
Liebe Leserinnen und Leser, man sagt, dass sich Gegensätze anziehen würden. Ist das wirklich so? Wäre es nicht angenehmer, sich privat wie beruflich mit Menschen zu umgeben, die in die exakt gleiche Richtung marschieren wie man selbst? Zunächst klingt das „symbiotische“, egal ob bei einer Beziehung oder einer geschäftlichen Zusammenarbeit sehr attraktiv, die Harmonie des Gleichschritts birgt aber auch große Risiken: Fehlende Reibungspunkte, mangelnde Innovationsfähigkeit, nicht vorhandene Streitkultur – in Summe führt das Fehlen dieser Qualitäten oft zu Kreativitätsverlust oder, noch schlimmer, Langeweile. Wir haben diese Ausgabe der PASTA! nicht bewusst unter das Motto „Gegensätze“ gestellt, unser Tun fußt ganz grundsätzlich auf der Gegensätzlichkeit der handelnden Personen. Das gilt für unsere Mitarbeiter, die alle
vollkommen eigene Qualität(en) in unser Magazin einbringen, gilt aber genauso für uns als Herausgeber, zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. Sicher marschieren wir nicht in eine Richtung, aber wir verfolgen das gleiche Ziel – es gibt eben unendlich viele Wege, um ans Ziel zu kommen (ob wir es je erreichen, ist eine philosophische Frage und führt an dieser Stelle zu weit). Betrachten sie die Inhalte der PASTA! einmal in diesem Licht: Bierstüberl trifft auf Restaurant-Lounge, Gartenkolumne auf Fischladen, Sparkassenvorsitzende auf Uni-Prof. Auch die Zusammenarbeit zweier Künstler (ab Seite 20) ist ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass gerade die Gegensätzlichkeit die Kraft hat, besonderes entstehen zu lassen. Viel Spaß mit dieser Ausgabe – und schon jetzt beste Wünsche für ein frohes Osterfest!
cornelius lloyd martens redaktion@pastaonline.de
SCHREIBEN SIE UNS IHRE MEINUNG! märz 2013
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„Schläft ein Lied in allen Dingen, Die da träumen fort und fort, Und die Welt hebt an zu singen, Triffst du nur das Zauberwort.“ Joseph Freiherr von Eichendorff
herbert grantelt
die schmidsepp-
MATRIX
her(z)bert auf amors pfaden gewinnen, an der ich letztes Mal so kläglich gescheitert war. Als ich ihr von meiner Gasthaustester-Aktion erzählte, quittierte sie diese mit einem milden Lächeln: „Morgn um zehne vor seim Wirtshaus.“ Als ich mich am nächsten Tag dem Lokal des Personalschänders nähere, traue ich meinen Augen nicht: Eine absolute Waffe von Frau drückt einen alten Kochtopf gegen die Wand des Nachbarhauses und winkt den gerade eingetroffenen Wirt herbei, der darauf galant grienend die Frau beim Kochtopfgegen-die-Wand-Drücken ablöst. Die Frau verschwindet hinterm Nachbarhaus, und der Wirt: Er drückt – und drückt, und drückt, und drückt. Er drückt auch noch, als sich leise die Hintertür meines Wagens öffnet und die soeben entschwundene Schönheit auf der Rückbank Platz nimmt: Lilli. „I hob g’sogt, unter dem Topf wär mei Kanarienvogel, der ma grod auskemma is – ob er kurz hoitn kannt, bis i an Käfig g‘hoid hob.“ Was für eine Frau. Ich drehe mich um. Als ihr Blick mich streift, ist mir plötzlich, als hätte mich jemand mit Feenstaub beworfen – und ich weiß: Muthfried, Deine Herbert Grantelt lernt, wieso frauen kochtöpfe gegen die wände drücken Uhr läuft ab. Spätestens, wenn der Wirt aufgegeben und das von Lilli an die Wand skizzierte „Vögelchen Ibidumm“ entdeckt hat, bist Du VON CHRISTIAN GÖTZ wieder auf Freiersfüßen. Doch das kann dauern. Denn der Wirt: Er drückt, und drückt, und u jener Zeit, als Herbert von einer der wieder hinnehmen zu müssen, beschränkte drückt, und drückt… wahrhaft großen Lieben seines Lebens ich mich fortan in Schmid Sepps Matrix ganz auf relativ widerwärtige Art und Wei- gezielt auf das Feld „schee, aber ned gscheid“ – Oiso, dua di ned owe**, se in den Orkus der unfreiwillig Unbeweib- mit dem Ziel, der mit zunehmendem eigenen ten katapultiert ward, trug es sich zu, dass Verfall unweigerlich heranrückenden Phase ein weiser Alter, Schmid Sepp genannt, den des „schiach und bläd“ einst mit einem gelasseVerzweifelten mit folgenden Worten bedach- nen „a scho wurschat“ entgegenzugehen. Doch te: „Scheene Frauen san meistens ned gscheid gänzlich Recht hat er nicht, der Schmid Sepp, – und gscheide Frauen san meistens ned schee. denn es gibt sie, die schönen und gescheiten Ganz vui san a schiach und ned gscheid, aber Frauen – wenn auch selten und (komischerschee und gscheid: Des is gaanz selten, theo- weise) nie in einer Beziehung mit mir. Dafür retisch möglich, aber praktisch praktisch* aus- mit Muthfried, einem Bekannten, dem es trotz gschlossn. Oiso, dua di ned owe**, de Deine war dieses Namens gelang, eines dieser raren Ex- FUSSNOTEN wenigstens gscheid.“ Ich war also nicht nur von emplare für sich zu gewinnen. Gut für mich – * Ja, er sagte zweimal praktisch, haben wir uns einer Halbschönheit verlassen worden, viel- hat seine schön-gescheite Lilli die herbertiani- also mal wieder zu früh gefreut, liebe Fehlersucher. mehr schien sich diese ihren Schritt auch noch sche Philosophie der Erziehung durch Streich wohl überlegt zu haben. Wie erbauend. Wild doch vollends verinnerlicht. Und so war es ein ** Für die Zugereisten: wörtl.: „Bewerkstellige entschlossen, solche Doppelschmach niemals Leichtes, sie für die Erziehung jenes Wirts zu Dich nicht herab“, sem.: „Sorge Dich nicht.“
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de Deine war wenigstens gscheid.“
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fotointerview
Ohne
Worte
renate braun GEBOREN 05.08.1952 vorstandsvorsitzende der sparkasse passau NAME
BERUF
Zeigen Sie uns mal Ihren Tresor?
Was machen rheinische Frohnaturen wie Sie in der Fastenzeit?
Ihr Verhältnis zu Bayern?
Lassen Sie uns über Geld reden: Überlebt der Euro?
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fotointerview
A
uch wenn sie das selbst nicht so gerne hört: Renate Braun ist die vermutlich bekannteste Frau Passaus. Die gebürtige Remagenerin ist ein echtes „Sparkassengewächs“ – schon im zarten Alter von 16 Jahren beginnt sie ihre Karriere bei der Sparkasse Köln, es folgen Stationen in Grevenbroich und Alzey, wo sie bereits als Vorstand für 170 Mitarbeiter zuständig ist. Ende der 80er Jahre stolpert sie dann über
ein Zeitungsinserat: Die Sparkasse Passau suche einen neuen Vorstandvorsitzenden. Seinerzeit muss das eine echte Sensation gewesen sein, dass sich überhaupt eine Frau für diesen Posten bewirbt, zumal in Passau! Allen Unkenrufen zum Trotz: Die rheinische Frohnatur setzt sich durch und ist seit rund 20 Jahren Chefin eines der größten bayerischen Bankinstitute mit über 800 Mitarbeitern. Sie selbst sieht sich als klassisches Arbei-
terkind, das Karriere gemacht hat. Die heute 60-Jährige hat privat ein Faible für Kunst und Kultur (was auch einer der Gründe dafür ist, dass die Sparkasse Passau in diesem Bereich viel Engagement in der Region zeigt), als Rheinländerin ist sie aber auch dem Karneval sehr zugetan. Zum Glück ist sie seit 2006 mit einem begeisterten Tänzer verheiratet – kaum ein Parkett ist vor dem Ehepaar sicher.
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Calzone vom Saibling mit mediterranem Fr端hlings-Grillgem端se
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PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN
Gastro
tipp
out of hutthurm
Zu Gast im
text > cornelius lloyd martens fotos > florian weichselbaumer
A
ls wir letztes Jahr von Lesern erstmals auf ein Lokal in Hutthurm namens „Topolino” aufmerksam gemacht wurden, waren wir, gelinde gesagt, skeptisch bis abweisend. „Topolino“ ist das italienische Wort für „Mäuschen“ (und „Topolino“ ist auch das italienische Pendant von „Mickey Mouse“), für uns weckte der Name im ersten Moment aber eher die Assoziation an eine Spiel- oder eine Trinkhalle. Unsere anfangs ablehnende Haltung bröckelte über die letzten Monate zusehends mit jeder E-Mail und jedem Anruf von Lesern, die uns den Besuch hier wärmstens empfohlen und das Lokal in den höchsten Tönen lobten. So angefixt machten wir uns dann also tatsächlich auf den Weg nach Hutthurm – und waren einmal mehr skeptisch: Das Topolino befindet sich in einem (Achtung: Neudeutsch) Businesspark namens „Goldener Steig“, in dem neben einem bekannten Autohaus auch noch ein Telekomladen, ein Fitnessstudio und eine Sauna beheimatet sind. Das Ensemble ist Ende der 2000er entstanden und liegt mehr oder weniger direkt an der B12. Parkplätze sind hier jedenfalls
kein Problem, denken wir uns etwas hämisch … Umso größer ist die Überraschung, dass das Topolino mit seinen riesigen Glasfassaden von außen durchaus einladend wirkt und dabei keineswegs den von uns erwarteten Charme eines Industriegebietes ausstrahlt. Obwohl die Räumlichkeiten sehr großzügig sind (140 Personen finden in zwei Räumen Platz, im Außenbereich kommen noch einmal über 100 Plätze hinzu), ist die Atmosphäre durch verschiedene Sitzhöhen, optische Raumtrenner und Pflanzen sowie eine ausgeklügelte Beleuchtung gemütlich und kommunikativ. Durch die Lage im Businesspark ist hier eigentlich immer etwas los: Dies beginnt bereits morgens um 10.00 Uhr mit dem Frühstück - und das 7 Tage in der Woche! Mittags brummt das Geschäft - Anzugträger, Mechaniker, Büroangestellte, Verkäufer: Halb Hutthurm trifft sich hier zum Mittagessen. Kein Wunder, stehen wochentags doch jeweils zwei Gerichte zur Auswahl, die mit Preisen um Euro 6,00 sehr fair kalkuliert sind. Wir sind abends hier, und auch an einem ganz normalen Montagabend ist einiges los im Topolino. Der Wirt, Josef Winkler, der
So funktioniert der PASTA! Gastro Wir stellen Ihnen jeden Monat ein neues Lokal vor. Es handelt sich beim Gastro Tipp, wie der Name schon sagt, um einen „Tipp“, nicht um eine „Kritik“. Grundsätzlich gilt: Gastronomie ist immer Geschmackssache. Jeder Gast hat seine eigene Wahrnehmung.
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das Topolino seit gut drei Jahren gemeinsam mit seiner (Lebens-) Partnerin Peggy Heine führt, war zuvor 16 Jahre in Spanien gastronomisch tätig, was sich atmosphärisch-farblich (Rot als Akzentfarbe), aber auch kulinarisch in der Karte widerspiegelt. Wir starten mit einer Variation aus spanischen und bayerischen Tapas: Neben spanischen Klassikern wie Gambas al Ajillo, Pimientos de Padron oder Patatas Bravas werden auch ausgefallene Kreationen angeboten - wie zum Beispiel die exzellente Tortilla vom Couscous mit Ziegenkäsestreuseln. Das Aromenspiel des Couscous mit der leichten Säure des Ziegenkäses und die unterschiedlichen Konsistenzen machen diese Kleinigkeit zu einem echten Star. Gleiches gilt für unseren Favoriten aus der bayerischen Ecke: Die „kloanen Auszogenen“ mit Kräuterdip auf Speck-Serranokraut sind gleichermaßen herzhaft und haben dennoch kreativen Pfiff. So gestärkt machen wir uns an die Hauptspeisen, ein Crossover aus mediterraner (in diesem Fall mit starkem italienischem Einschlag) und bayerisch-bodenständiger Küche. Topseller wie das Zigeunerschnitzel oder der Topolinotopf mit Spätzle in Champignonrahm
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Tipp
Wir wollen die Vorzüge des jeweiligen Lokals hervorheben – PASTA! ist nicht der Gault Millau und will das auch nicht sein. Wir kennen und schätzen das Angebot der hiesigen Gastronomie seit über 15 Jahren und bringen Monat für Monat unzählige Gäste mit dem Gastro Tipp
„auf den Geschmack“. Schreiben Sie uns, ob Sie begeistert waren oder enttäuscht wurden. Sie kennen ein Lokal, welches wir unbedingt einmal vorstellen sollten? Schicken Sie uns Ihren Hinweis an redaktion@pastaonline.de
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frische pasta aus der nudelmaschine
glücklich MIT EINEM KLAVIER VON pIANO MORA
„Sympathisch beseelt, aufrichtig und sehr herzlich“ Martin Kärcher, Musiktherapeut + Jazzmusiker, Rosenheim www.pianomora.de
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PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN
sparte
hell, freundlich, mediterran: das topolino
spiegeln den ländlichen Bezug wider, während die diversen Salatvariationen, Suppen und Vorspeisen in die klassische Bistro-Küche passen, die in gastronomischen Mischkonzepten - wie dem Topolino - beheimatet sind. Man führt das Publikum (im Übrigen zeigen die Nummernschilder auf dem Parkplatz, dass sich das Topolino bereits weit über Hutthurm hinaus einen Namen gemacht hat) aber auch gerne über mediterrane Klassiker wie Pizzavariationen und täglich frisch zubereitete Pasta in verschiedenen Formen und Farben behutsam an ausgefallene Genüsse heran, überschreitet dabei aber glücklicherweise nie die Linie zum „Überkandidelten“. Das auf den Punkt gebratene Lachsfilet im Pinienkern-Pestomantel zeugt davon, dass hier Kreativität waltet, die jedoch zu keinem Zeitpunkt Gefahr läuft, ins Abgehobene abzudriften. Ein weiterer, und für uns an diesem Abend eindrucksvollste Beweis hierfür ist die Calzone vom Saibling, bei der nicht nur der perfekt gegarte Fisch, sondern auch das exzellente Grillgemüse als Beilage zu begeis-
tern wissen. Keine geringere Gaumenfreude bereitet aber auch das Rinderfilet im Pergamentpapier, das zusammen mit Gemüse unter Zugabe von frischen Kräuteraromaten im eigenen Saft gart. Zeit, einen Blick in die Getränkekarte zu werfen, denn zu einem guten Stück Fisch oder Fleisch gehört auch ein anständiger Wein! Auch da macht sich bemerkbar, dass Winkler und seine Liebste lange Zeit in Spanien waren: Man importiert den spanischen Hauswein in Weiß, Rot und Rosé direkt vom Winzer aus Valdepenas und ist dadurch in der Lage, einen sehr anständigen Wein für schlanke Euro 4,20 für das Viertel anbieten zu können. Zu „meiner“ Calzone vom Saibling wünsche ich jedoch etwas mehr Säure und werde mit einem Cabernet Sauvignon aus der Pfalz, für den man etwas tiefer in die Tasche greifen muss (Euro 6,20 für das Viertel sind aber für die gebotene Qualität völlig in Ordnung), mehr als glücklich. Viele Gäste schauen aber auch einfach nur auf ein Bierchen (Hacklberg und Schneider Weizen vom Fass) vorbei oder treffen sich auf
% PRITRTZ
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Topolino Café & Restaurant Goldener Steig 40 94116 Hutthurm Tel. 08505 / 91 91 57 ÖFFNUNGSZEITEN Täglich ab 10.00 Uhr Sonntags ab 10.30 Uhr: Brunch
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einen Ratsch bei einem Kaffee. Genau hier liegt die Stärke des Topolino: Zu (fast) jeder Tages- und Nachtzeit (kein Ruhetag!) ist hier etwas los; egal ob zum Frühstück, zum schnellen Mittagessen, zum (Tipp!) sonntäglichen Riesenbrunch oder einfach auf ein gemütliches Glaserl Wein am Abend: Mit seinem vielseitigen Konzept und der Fröhlichkeit und Lockerheit, die das (vorwiegend festangestellte) Personal ausstrahlt, beschert das Topolino dem Gast zu jeder Tageszeit ein paar schöne und genussreiche Stunden!
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Franz (60), trinkt dunkles Weizen; immer freitags und sonntags da; sonntags spielt er Schafkopfen.
Renate (55), die Wirtin
Beppo (61), Kurierdienstfahrer, steht auf böse Weiber; HSV Mitglied seit 1972, trinkt nur aus seinem eigenen HSVKrug; täglich da, außer an Ruhetagen.
Hund Timo
VERKANNTE
perlen
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s gibt kaum noch typische „Nachbarschaftskneipen“, die sich a) inmitten von Wohngebieten befinden und die b) von einer Wirtin geführt werden. Zum Glück gibt es das „Grubweger Bierstüberl“ von Renate Schraml. In einem Wohnhaus in der Alten Straße gelegen, führt sie seit
gut zwei Jahren das Lokal, das an dieser Stelle schon seit über 60 Jahren existiert. Hier sind schon immer die echten Grubweger hingegangen, seit 1953 wird Aldersbacher Bier ausgeschenkt. Eigentlich trinken hier alle Bier - bis auf die Wirtin, die trinkt eigentlich nie was. Ab und zu gibt es eine Runde Eierlikör.
Herbert (57), Rentner, trinkt Helles (Flaschenkind); immer da, wenn offen ist, meist ab 11.00 Uhr.
Wasi (41), Lebenskünstler, Getränk: Weizen; ist hier, seit Renate das Lokal führt.
Heini (65), Rentner, Getränk: Weizen; 2-3 Mal pro Woche hier; schnupft Gletscherprise.
Grubweger Bierstüberl
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alte straße 52, passau-grubweg
bier: Aldersbacher 4 Tische, 30 Sitzplätze, vom fass: Helles, 0.5 l zu Euro 2,50 im Sommer Biergarten, wirtin: Renate Schraml 50 Mitglieder im Sparverein, drei Kartenstammtische (So, Mo, Mi)
öffnungszeiten: Täglich ab 10.00 Uhr, Dienstag und Donnerstag Ruhetag telefon: (0851) 437 31
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von der Höhle ins Wunderland Der Scharfrichter März
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Die Bayerischen Löwen „Alois im Wunderland“ (09.03.) Wenn die Bayerischen Löwen zu ihren Instrumenten greifen, bleibt das Publikum sowohl an ihren Schalltrichtern als auch an ihren Mündern kleben. Diese fünf jungen Herren sind nämlich keine schnöde Blaskapelle. Mit ihrem neuen Bühnenprogramm bringen sie das zusammen, was längst überfällig war: Mundstück, Mundart und Fünfgesang. Denn die Bayerischen Löwen stellen traditionellen Blechklängen sonore a-cappellaWeisen gegenüber – mit absoluter Gänsehautgarantie. Die Bayerischen Löwen entstammen Cavewoman einer neuen, selbstbewussten Bläsergenerati(09.03.) Redoute Praktische Tipps zur Haltung und Pflege ei- on, die rotzfrech die verkrustete Staubschicht konventioneller Blasmusik aufbricht. nes beziehungstauglichen Partners … In Tracht und Haferlschuhen, mit TrompeDieses Einfrauenstück aus der Feder von Emma Peirson ist die Antwort auf alle Come- ten, Posaune und Tuba holen sie Einflüsse aus dians, die Frauen unterstellen, von einem an- Soul, Pop, Rock und bayerischer Volksmusik deren Planeten zu kommen, und sieht sich die mit ins Boot, konfrontieren Modernes mit Tratypischen Konfliktfelder in einer Beziehung ditionellem, sodass daraus etwas ganz Eigenes einmal aus einer anderen, nämlich der weib- entsteht: Bayerische Blechgesänge oder weißlichen Perspektive an. Heike steht kurz vor blau getränkter „Bavarian Underground“. ihrer Hochzeit mit Tom und nutzt die GeleDie Dornrosen - „Volle Kanne“ (11.03.) genheit, um ein paar praktische Tipps zu Aufzucht, Pflege und Ausbildung eines ehetaugli- Die drei Geschwister schwimmen durchs Leben und versuchen herauszufinden, wie man chen Partners zu geben. „CAVEWOMAN“ ist ein zum Brüllen komi- die Zeit, die man als Mensch geschenkt besches Stück, das uns allen den Spiegel vorhält kommt, verbringen kann, um glücklich zu und gleichzeitig auch zum besseren Verständ- sein. Es gibt tausende Möglichkeiten! Manche glauben, man müsse alle davon nützen. nis des anderen Geschlechts beiträgt. as macht ein Löwe auf einem Kreuzfahrtschiff und wieso geht Alois dreistimmig-singend von der Höhle ins Wunderland? Klingt volle Kanne daneben? Ist es auch. Das Wunderland hat mit dem Kreuzfahrtschiff nämlich genauso wenig zu tun wie der Alois mit der Höhle. Was der Löwe, die Höhle, das Kreuzfahrtschiff und die Dreistimmigkeit aber gemeinsam haben, ist, dass sie allesamt Teil einiger Kabarettprogramme im ScharfrichterMärz sind. Worum es dabei geht? Lesen Sie selbst:
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Andere geben sich mit dem Fernseher zufrieden. Nicht aber die Dornrosen! Was ist es, das dir Wonnegefühle beschert? Welches Tempo kann man fahren, um nicht einzufahren? Die Dornrosen haben es probiert. Lassen Sie sich „volle Kanne“ gießen von einem bunten Re(i)gen aus dreistimmigem Klang und dreifacher Weiblichkeit! So Poseidon will, gehen Sie in Glückseligkeit getränkt nach Hause. Karsten Kaie „Ne Million ist so schnell weg“ (14.03.) Kreuzfahrt „all inclusive“ - von Weihnachten bis Silvester, von Buenos Aires nach Paku Paku, von der Finanzkrise zur Kaninchenjagd. Die Zuschauer erleben Captain’s Dinner und Poolgespräche, Tanz in der Sansi-Bar und ein Unwetter am Kap Hoorn, illustre Reisegäste, Molekularküche und das obligatorische Unterhaltungsprogramm vom Fitnesstraining bis zum Silvesterabend. Kaie imitiert und tanzt, singt und jongliert, näselt als Udo Lindenberg, liest als Hellmuth Karasek und zelebriert eine lustvolle, bitterböse und verschmitzte Abrechnung mit Deutschland, Europa und der ganzen Welt.
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kultur
momenteder
e n t g r e n z u n g . . .
... sind es, die in uns ein Gefühl von Bestätigung, Zufriedenheit aufkommen lassen oder einem gar sein eigenes Fortkommen bewusst machen. Diese Zeilen sind gebunden an das Textdokument – und damit an die Vorgaben der PASTA! und die Richtlinien der Redaktion. Gleichzeitig soll dieser Text den Moment der Entgrenzung festhalten, der mich durchdrungen hat, als ich die Arbeiten der beiden Künstler – die sich im Kern ihres Wesens trotz ihrer Verschiedenheit doch sehr ähneln – aufgesaugt habe. Die Sprache stößt immer dann an ihre Grenzen, wenn sie Gefühle ausdrücken möchte; zurück bleibt stets ein bitterer Moment, nämlich der des Durchlesens, der einem dann grausam die Schranken aufzeigt. Gefühle in Worte, Momente in Texte, ca. 7000 Zeichen. Warum habe ich ihre Kunst „aufgesaugt“ und nicht einfach „wirken lassen“ oder „betrachtet“? Warum benutze ich ein Verb aus dem semantischen Bereich des sinnlichen Empfindens, das gleichzeitig mit „Gier“ oder „Lust“ konnotiert ist? Richten Sie vielleicht kurz einen Blick auf die Bilder und saugen Sie auf, vielleicht verstehen Sie mich dann. Liebe PASTA!, das hast Du gut gemacht, als Du den beiden Künstlern Florian Weichselbaumer und Sebastian Fürst diesen Rahmen angeboten hast, um ihre künstlerischen Grenzüberschreitungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Trotzdem stehe ich aber immer noch vor dem Dilemma, diese Momente in Worte fassen zu müssen. Raum und Zeit setzen mir Grenzen und meine Sprache soll die Entgrenzung festhalten? Natürlich kenne ich die beiden gut, natürlich bewegt mich ihre Kunst, natürlich bin ich persönlich betroffen, natürlich habe ich bei den künstlerischen Arbeiten der beiden einen tieferen Einblick als manch anderer, aber dennoch werde ich diesen Moment nicht festhalten können. Gerade mal vor zwei Stunden besprachen wir uns in diesem wunderbaren Moment der Entgrenzung. Was das künstlerische Schaffen anbelangt, sind
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sich beide einig, beim Namen herrscht noch Dissens. Flurst oder Flürst: Ein Neologismus muss es sein, setzt sich die Komposition doch aus zwei jeweils getrennt geschaffenen Teilen zusammen, die sich anschließend in einem gemeinsamen Akt – die beiden Künstler nennen diese Nachbehandlung übrigens „Uns“ – wieder zu etwas Neuem vereinigen. Der Hintergrund der Bilder entstammt dem Atelier von Sebastian Fürst. Seine großformatige Landschaftsmalerei „knallt so richtig“, um mit Flo Weichselbaumers Worten zu sprechen. Sie provoziert, wühlt auf und lässt manchem fantasielosen Betrachter den Kopf schütteln ob der expressiven Farbgebung. Am liebsten lässt sich Fürst treiben und saugt die Umwelt, Bilder in Filmen oder Kopfgeburten auf, die beim Lesen entstehen. Subjektiv seien seine Bilder, sogar extrem, aber auch einladend. Wenn der Inputprozess abgeschlossen ist, lässt er seinen Gefühlen freien Lauf. Dieser Moment, der dann auf der Leinwand entsteht, ist ganz dem Flow geschuldet. Er treibt ein dialektisches Spiel zwischen Kognition und Intuition, zwischen Abstraktion und Konkretisation, zwischen wildem expressiven Malen und feinem Konstruieren der Strukturen, die die Farbe auf der Leinwand halten und sie daran hindern, dem Betrachter – oder besser gesagt – dem „Aufsauger“ in die Augen zu springen. Unzählige Schichten werden in einem ersten Akt auf die Leinwand geschmissen, wutentbrannt oder gefühlvoll, eine Mixtur authentischer Emotion. Danach das Innehalten, das Platznehmen vor der Leinwand, das Überlegen, das Rauchen. Wenn sich das Pendel der inneren Wahrnehmung wieder Richtung Nähe bewegt, hantiert er weiter mit seinen Empfindungen, dreht das Bild, testet neue Perspektiven aus und findet neue Lösungen. So geht das mehrere Stunden über Tage hinweg. Das Ergebnis ist ein Mosaik, das in reiner Intuition seinen Ursprung gefunden hat und anscheinend dann fertig ist, „wenn es fertig ist“. Keiner findet eine plausible Antwort, wenn man sie fragt, wann denn
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nun ein Werk zu fertig sei. Der Kreis schließt sich, was intuitiv begonnen hat, endet auch so. Bitte, liebe „Aufsauger“, Ihr könnt beginnen. Florian Weichselbaumers Arbeit ist nicht minder expressiv, aber anders. Gleichwohl beide Künstler in unserem Gespräch versuchen, Ihre Verschiedenartigkeit herauszuarbeiten, fehlen ihnen aber die Worte für die Beschreibung (sic). Ich sitze nur da und höre zu, wie sie gemeinsam Realität herstellen, indem sie sie aussprechen. „Ja, ich konstruiere Realität, aber aus realen Vorlagen – und Basti hat alles im Kopf“, sagt Flo. Fast amüsiert notiere ich mir „große Übereinstimmung“, lasse es sie aber nicht wissen und stimme ihnen kopfnickend zu. Beide spielen auf der Klaviatur des Urprinzips zwischen Konstruktion und struktureller Abbildung, pendeln hin und her zwischen Intuition und Kognition. In ihren gemeinsamen Werken werden sie beide zu Polen, die sich in der Mitte treffen, um den Synergieeffekt ihrer künstlerischen Tätigkeit auszunutzen. Was das soll? Der Moment der Entgrenzung sei das Entscheidende, die Provokation, der Versuch des Festhaltens von Momenten, die den Fotografen Florian Weichselbaumer umtreiben. 90 Prozent aller Momente, die er festhalten wollte, seien unwiederbringlich vergangen. Anfänglich etwas nachdenklich, aber dann mit voller Wucht erklärt er seine Fotografie. Er sei eigentlich ein „Dokumentar von Wellenlängen und Lichtreflexen“ und immer auf der Jagd nach den Momenten der Entgrenzung, um Emotionen zu vermitteln. Der Ausgangspunkt dabei liege in der Faszination des Alltags, der diese unwiederbringlichen Momente hervorbringt, die er dann einfangen will. Fast kindlich erzählt er von seinem Blitzfang, den er stolz präsentiert. Ein halbes Jahr habe ihn die Idee umgetrieben, ein Gewitter einzufangen. Immer wieder sei er aufgestanden, hinausgefahren, habe am Oberhausberg zwischen Blitzen und Donnergrollen auf die richtige Sekunde gewartet. Doch der Moment kam unverhofft, als ein Sommergewitter über den Residenzplatz zog und er den Blitz einfing, der sich von der Kuppel des Doms über den Himmel zog. Eigentlich wollte er einen Kaffee trinken, doch das Sommergewitter kam dazwischen. Er nennt seine Realitäten „digitale Negative“, die einen bestimmten Moment dokumentieren, an dessen Anfang die Faszination steht. Freilich bewegt er sich im Spannungsfeld zwischen Handwerker und Künstler. Aber nach der Auftragsarbeit bleibt auch Zeit, um kreativ zu werden und eigene Projekte
voranzutreiben. Auf meine Kinderfrage hin, warum er das brauche, antwortet er unwissentlich mit Kleist. Der Stein des Anstoßes liege ja in jedem selbst. Und irgendwann müsse der aufgestaute Input wieder raus. So weit liegen der Fotograf und der Maler nicht auseinander. Wenn sein Apparat Klack-Klack macht, weiß er oft, dass er einen guten Moment erwischt hat. Danach beginnt dasselbe Spiel wie bei Fürst. Er begrenzt den Moment, gibt ihm andere Kontraste und experimentiert, bis das Werk fertig ist. Wann das soweit ist, wir hörten es bereits, sei reine Intuition. Wuchtig wirken seine Kinderportraits. Als ich beide Künstler bat, Worte für den Ausdruck der Kinder zu finden, scheiterten sie genauso kläglich wie viele davor, Emotionen in Worte zu fassen. Die Kinderportraits faszinieren wegen ihrer Authentizität, ihrer Unbefangenheit und ihrer Unschuld. Es ist ein Ubereinanderlegen, ein Zusammensetzen von Vorhandenem, ein Spiel mit Zeichen, ein geradezu postmoderner Akt. Die Kombination, aus dem das „Uns“ entsteht, gleicht einer Metamorphose, die Geburt dauert ca. 3 Stunden. Freilich gewähren sie wenig Einblick in die Technik, mehr dagegen ins gemeinsame Arbeiten. Den Hintergrund für das Portrait wählt Fürst aus. Ganz freimütig gibt Weichselbaumer zu, dass das die Stärke seines Gegenübers ist. Vielleicht liegt das Geheimnis in der Kompromissbereitschaft der beiden, die sich in künstlerischen Dingen aufeinander eingelassen haben. Eigentlich seien Künstler Narzissten, die zuerst Ihre Kunst sähen. Das Neuartige liege in dem gemeinsamen Spiel, das keiner dominieren dürfe. Oft seien sie schon gescheitert, aber ihre bisherigen fünf Versuche zeigen eine gewisse Harmonie hinsichtlich der Vereinigung der Stärken zweier Künstler, die ohne Vorbehalt und Eigeninteresse etwas Gemeinsames schaffen wollten und weiter wollen. Wenn sie sich treffen, gehen sie mit Ideen im Kopf auseinander, die dann weiter reifen. Das Produkt dieses gemeinsamen Schaffens ist ihnen auf alle Fälle gelungen. Auf meine letzte Frage hin, wann denn nun ein gemeinsames Werk fertig sei, finden sie wieder keine Antwort. Das ist ein Ausprobieren, ein Spiel mit Farben und Konturen, wieder trifft mich eine Wucht von Erklärungen und Deutungen. Kunst fasziniert, die Idee zählt. So geht das weiter. Ihre Idee können sie dennoch nicht ganz erklären. Ihnen fehlen letztendlich die Worte, vielleicht ist es deshalb Kunst. Fortsetzung folgt sicherlich!
Flurst oder Flürst? Künstler Sebastian Fürst und fotograf Florian Weichselbaumer mehr infos unter: www.sebastianfuerst.de
TEXT > Johannes Regner für das Passauer Stadmagazin
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PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN
PASTA! In der europäischen Musikkultur hat das Schlagzeug ein eher zweifelhaftes Image. Es gilt als Radau-Instrument. Wie hat Dein Umfeld reagiert, als Du angefangen hast, Schlagzeug zu spielen? SPATZ Meine beiden Brüder haben damals schon Musik gemacht. Der eine hat Gitarre gespielt, der andere Klavier. Die beiden brauchten einen Schlagzeuger, um Songs von Eric Clapton, Led Zeppelin und Deep Purple spielen zu können. Als ich neun Jahre alt war, gab es dann zu Weihnachten ein Schlagzeug. Ich hatte mir eigentlich eine Autorennbahn gewünscht, aber meine Mutter meinte halt, dass ein Schlagzeug länger halten würde. Zunächst habe ich also überhaupt kein musikalisches Inter-
tefan Spatz, Schlagzeuger, Perkussionist und Rhythmuspädagoge, wuchs in Hauzenberg auf. Er studierte klassisches Schlagzeug und Perkussion sowie Jazz- und Popularmusik an den Musikhochschulen in Graz und Wien. Danach verbrachte er ein Jahr als Stipendiat am Musicians Institute in Los Angeles. In den letzten Jahren war er verstärkt als Rhythmus- und Bewegungspädagoge tätig, unter anderem in Formaten wie dem Trommelzirkus. Ein Gespräch über musikalische Spontaneität, nervige Jazzpolizisten und komplexe Rhythmen.
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Interview > Benedikt Kuhnen Foto > Florian Weichselbaumer
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PASTA! Inwiefern? SPATZ Meiner Erfahrung nach ist es häufig so, dass zum Beispiel Jazzer nur mit Jazzern spielen oder Latinos nur mit Latinos. Da gibt es wenige, die bereit sind, über stilistische Grenzen hinweg zusammen Musik zu machen. Früher bei uns im Keller war das anders. Da war es völlig egal, ob ich ein Latin-Lick oder sonst irgendwas gespielt habe. Mittlerweile ist das nicht mehr so. Es muss alles genau benannt und kategorisiert werden.
PASTA! Das kann aber auch anstrengend sein, permanent mit Neuem konfrontiert zu werden. SPATZ Klar, das kann anstrengend sein. Aber mir ist das lieber, als zwanghaft immer dasselbe zu spielen und zu hören. Wenn ich mit anderen zusammenspiele, führt diese Einstellung manchmal zu Konflikten, das gebe ich zu. Dann heißt es schon mal: „Hey, das ist aber kein Swing mehr, was Du da spielst.“ In solchen Situationen muss ich abschätzen, wie weit ich gehen kann. Leider gibt es nicht allzu viele Musiker, die sich unvoreingenommen aufeinander einlassen. In der Musik geht’s oft rassistisch zu.
bis heute. Gelangweilt bin ich, wenn bereits vor dem Auftritt klar ist, was und vor allem wie gespielt wird. Ich lerne einfach gerne Neues kennen und lasse mich überraschen, als Musiker und auch als Zuhörer.
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alle!“
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und offen
lebendig sein
„Musik muss
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PASTA! Was genau hat Dich an dieser Musik fasziniert? SPATZ Die Stimmung und das Spontane. Musik, die aus dem Moment heraus entsteht, fasziniert mich
PASTA! Hast Du nach der Aufnahme in die Jazzakademie viel Jazz gespielt? SPATZ Ja, ich habe jeden Tag stundenlang Standards gespielt und verschiedene Techniken und Stilistiken geübt, von Afro über Reggae bis Salsa, Samba und Bossa. Am meisten fasziniert hat mich aber der Jazz. The Shape of Jazz to come von Ornette Coleman war die erste Jazzplatte, die ich mir gekauft habe, Freejazz also. Die Musik habe ich damals gar nicht richtig verstanden, beeindruckt hat sie mich trotzdem.
PASTA! Wie hast Du Dich auf die Aufnahmeprüfung an der Hochschule in Graz vorbereitet? SPATZ Ich habe beim damaligen Paukisten des Passauer Stadttheaters Unterricht genommen, bei Michael Ort. Er hat mir beigebracht, Pauke, kleine Trommel und Xylophon zu spielen. Die klassische Aufnahmeprüfung an der Hochschule in Graz habe ich gleich im ersten Anlauf bestanden. Bei der Aufnahmeprüfung der Jazzakademie bin ich zunächst allerdings durchgefallen. Das war ein Desaster, denn von Jazzstandards hatte ich damals noch keine Ahnung. Ich dachte mir: Grooven kann ich gut, das haut hin. Fehlanzeige. Ein halbes Jahr später habe ich sie dann aber bestanden. Von 30 Schlagzeugern, die vorgespielt haben, wurden nur zwei genommen. Einer der beiden war ich.
PASTA! Du hast Dich dann aber schnell für Musik begeistern können, oder? SPATZ Ja, definitiv, das ging von null auf hundert. Von da an war ich ein Kellerkind. Ich musste vom Schlagzeug regelrecht weggezogen werden. Es waren ständig Musiker bei uns zu Hause zum Jammen, die ganzen Freaks aus Hauzenberg und Umgebung. Damals habe ich auch viel mit Urban Mangold gespielt. Der Urbi war ein richtig guter Keyboarder.
esse gezeigt, was ich aus heutiger Sicht schon sehr erstaunlich finde.
PASTA! Jazzpolizisten? SPATZ Ja, das sind diejenigen, die glauben, dass es im Jazz feste Regeln gibt, die unbedingt befolgt werden müssen. Jazzpolizisten gibt es sowohl unter Musikern als auch unter Zuhörern. Die Idee starrer Regeln entspricht allerdings nicht meiner Vorstel-
sen Musikern. Bei ihnen habe ich nicht den Eindruck, dass sie sich primär mit solchen Fragen beschäftigen. Allan zum Beispiel spielt immer so, als ginge es um sein Leben. Das finde ich anziehend. Aber so einen wie ihn trifft man leider nicht oft. Umso häufiger trifft man auf Jazzpolizisten.
rassistisch zu.
In der Musik geht’s oft
PASTA! Das liegt wohl auch daran, dass Du Dich inzwischen im Feld der Profimusiker bewegst, die ihre Musik zwangsläufig etikettieren müssen, um sie vermarkten zu können und finanziell über die Runden zu kommen. SPATZ Ja, das stimmt. Aus dem Grund spiele ich am liebsten mit Musikern, die nicht groß darüber nachdenken, wie sie sich und ihre Musik bestmöglich vermarkten können. Allan Praskin und Peter Massink, die beide in Passau leben, zähle ich zu die-
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PASTA! Was sind das für Rhythmen? SPATZ Das sind verschiedene, gleichzeitig auftretende Rhythmen, die sich beim gemeinsamen Trommeln zwangsläufig ergeben, in Brasilien oder auf
PASTA! Ist das bei einem Format wie dem Trommelzirkus anders? SPATZ Ja. Der Trommelzirkus ist offen für alle, auch für Kinder und Erwachsene ohne musikalische Vorbildung. Vereinfacht ausgedrückt beruht er auf der uralten Idee, dass Menschen zusammenkommen und mit Trommeln, Tanz und Gesang das Leben feiern. Auf Kuba oder in Brasilien, also dort, wo Rhythmuskultur noch lebendig ist, gehören solche Zusammenkünfte zum Alltag, bei uns leider nicht mehr. Und das ist für mich auch ein Grund, hierzubleiben und nicht in ein Land mit einer lebendigen Rhythmuskultur auszuwandern, was für mich als Schlagzeuger durchaus reizvoll wäre. Ich möchte mit Formaten wie dem Trommelzirkus dazu beitragen, dass auch bei uns im öffentlichen Raum musiziert wird und hochkomplexe Rhythmen natürlich gespielt und vermittelt werden. Das scheint meine Bestimmung zu sein.
lung von Musik. In meinen Augen muss Musik lebendig sein, spontan und offen für alle. Wenn ich vorher alles genau festlege und nur nach ganz bestimmten Regeln spiele, wird’s langweilig. Das ist für mich keine Musik. Denn das führt unter anderem dazu, dass alle ausgeschlossen werden, die die Regeln nicht kennen.
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PASTA! Die obligatorische Schlussfrage, mit welchem Stadtmusikanten Du Dich am ehesten identifizierst, kann ich mir eigentlich schenken. Du identifizierst Dich garantiert mit dem Hund, der auf die Pauke hauen soll, oder? SPATZ Nein, mit keinem der Stadtmusikanten, ich identifiziere mich mit den Räubern.
PASTA! Das sind große Versprechungen. SPATZ Ja, aber ich denke nicht, dass ich den Mund zu voll nehme. Ich bin gerade dabei, mit Schulen, Hochschulen und Universitäten Kontakte zu knüpfen, um meine Erkenntnisse auch anderen zugänglich zu machen. Ich bin gespannt, wie sich das Ganze entwickelt.
PASTA! Welchen Wert hat es denn, diese komplexen Rhythmen hören und spielen zu können? SPATZ Ich denke, dass die Vertrautheit mit diesen Rhythmen Musikpädagogen, Musikern und Komponisten ungeahnte Möglichkeiten bietet. Sie werden in der Lage sein, Musik zu komponieren und zu spielen, von der sie bisher noch nicht mal geträumt haben.
Kuba genauso wie hier in Passau. Diese Rhythmen verzahnen sich zu einem komplexen Ganzen, zu einem universellen Pattern. Notenwerte, wie wir sie in unserer Musikkultur kennen, also zum Beispiel Viertel-, Achtel- oder Sechzehntelnoten, gibt es hier gar nicht. Seitdem mir das klar ist und ich in der Lage bin, sogar Nichtmusikern diese komplexen Rhythmen spielerisch beizubringen, hat sich für mich ein Kreis geschlossen.
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PASTA! PASSAUER STADTMAGAZIN
wA GABRIEL.LLOYD MARTENS.GMBH, PASSAU © 2013
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kulturtipps
Prokofjews Cinderella
CD-Präsentation
KulturGUTStraSSkirchen e.V.
trifft Marilyn Monroe
Virginia Mayhew Quartet
„Klezmeron“
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as traurig-schöne Märchen vom Aschenputtel ist von Rossini bis Walt Disney immer wieder aufs Neue erzählt worden. In der Version von Sergei Prokofjew gehört die „Cinderella“ zu den bedeutendsten Handlungsballetten des Tanztheaters. Für die erste echte Ballett-Eigenproduktion des Landestheaters Niederbayern haben sich die Choreographen Jonathan Lunn und Amir Hosseinpour bewusst dafür entschieden, anstelle eines kitschigen Märchens im Disney-Stil die Geschichte näher an unser heutiges Erleben zu rücken. Sie erzählen mit ihrer Inszenierung die Story der Marilyn Monroe, die wie kaum eine andere Figur des 20. Jahrhunderts den Traum vom Aufstieg eines mittellosen und ungeliebten Mädchens zu einer der berühmtesten Ikonen ihrer Zeit verkörperte.
he plays the saxophone like a blood relative of Dexter Gordon and Sonny Rollins!” (Dan McClenaghan, All About Jazz) Virginia Mayhew, laut Downbeat Magazine der „Rising Star“ am soprano saxophon ist seit über 25 Jahren eine der zentralen Figuren der New Yorker Jazz-Szene. Im Laufe ihrer langen Karriere teilte sie sich neben vielen berühmten Namen der Jazz-Welt unter anderem auch mit James Brown und Frank Zappa die Bühne. Ihre letzte Einspielung „Mary Lou Williams – The Next 100 Years“, die sie mit ihrem Quartett im Cafe Museum vorstellen wird, ist der vor 100 Jahren geborenen US-amerikanischen Pianistin, Komponistin und Arrangeurin gewidmet, die als eine der der wichtigsten Wegbereiterinnen der geschlechtlichen Gleichberechtigung im Jazz gilt.
as KulturGUTStraßkirchen e.V. feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Bestehen. Grund genug, auf dieses Jubiläum bei einem zünftigen Frühschoppen anzustoßen. Damit neben den zahlreichen Schmankerln und einzigartigen Biobier-Spezialitäten auch der musikalische Genuss nicht zu kurz kommt, wird die Gruppe „Klezmeron“ in mitreißenden Rhythmen Klezmermusik vom Feinsten auf Violine, Kontrabass, Percussion und Akkordeon zu Gehör bringen. Das in Nürnberg beheimatete Quartett, bestehend aus Natalie Lamm, Mykhailo Synelnykov, Alexander Golik und Ykiv Ostrovskyy, zeichnet sich durch ein Höchstmaß an Perfektion aus, mit der es die Musik osteuropäischer Juden präsentiert – eine Musik voller Lebensfreude, die neben dem Körper auch die Seele zum Tanzen bringt.
datum > 8. - 9. März + 15. - 16. März BEGINN > 19.30 Uhr
datum > 9. märz BEGINN > 20 Uhr
datum > 10. märz BEGINN > 10 Uhr Ort > Gutsbräu StraSSkir-
ORT > Stadttheater Passau
Ort > CAFE MUSEUM Eintritt > ¤ 21 / ¤ 15 erm.
chen Eintritt > ¤ 12 / ¤ 10 erm. KARTEN > PNP, 08505 / 93 41 0
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kulturtipps
fotoausstellung
Horton, Kantscheff & Keller
Leidenschaft auf Weltreise
Martin Waldbauer
Symphonic Trio
Tango à trois
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orn in 1986 ... total amateur.“, so beschreibt der Fotograf Martin Waldbauer sein Schaffen. Amateur bedeutet für ihn, die Freiheit zu haben, durch die Fotografie das zum Ausdruck bringen zu können, was ihn selbst in seinem Leben bewegt und antreibt. Dabei ist die Suche nach dem Verborgenen hinter dem Abbild eines Menschen seine Passion und zugleich ein Hilfsmittel, um sich in dem Gegenüber selbst darin zu finden und zu reflektieren. Seine Motive erstrecken sich von klassischen Portraits, bis hin zu surrealen, poetisch anmutenden Ganzkörper-Kompositionen. Martin Waldbauer will weder das Schöne, Hässliche oder Allgemeingütige darstellen, sondern etwas offenbaren, was auf den ersten Anblick nicht offensichtlich ist.
nterhaltung ist seelischer Unterhalt im Rang eines Lebensmittels.“ Mit diesem Zitat des Chansonniers, Gitarristen, Komponisten u. Schriftstellers Peter Horton klingt bereits an, was der Ausnahmemusiker mit „Philotainment“ meint, wenn er von seinem ganzheitlichen Unterhaltungskonzept spricht, das er bisher u.a. in Gestalt von 600 Musikwerken und Chansons, über 60 Platten und 11 Büchern in die Tat umgesetzt hat. Horton, der bereits mit Weltstars von David Bowie bis Placido Domingo musizierte, verbindet in seinem Symphonic Trio zusammen mit Slava Kantcheff und Andreas Keller Spielfeuer, kontemplative Melodik und griffige Rhythmen mit Klangschönheiten voller Weite und Erinnerung – gekonnt changierend zwischen Virtuosität und klingender Stille.
ango muss nicht traurig sein, und ebenso wenig muss man Tango immer tanzen; fest steht jedoch: Tango ist stets Leidenschaft pur. Der mehrfach preisgekrönte Komponist und Pianist Peter Ludwig, dessen Bühnenmusiken international aufgeführt werden, ist ein Tangobesessener. Unermüdlich ist er vertrauten und fremdartigen Klängen auf der Spur und schlägt mit seinen Kompositionen eine Brücke zwischen Südamerika und Europa. Die Spielfreude, die Ludwig im Zusammenspiel mit seinen Triopartnern, dem in Albanien geborenen, heutigen Konzertmeister des Bayerischen Staatsorchesters Arben Spahiu (Violine) und dessen Orchesterkollegen, dem Solocellisten Peter Wöpke zelebriert, überträgt sich unmittelbar auf die Zuhörer und macht jedes Konzert zum unvergesslichen Erlebnis.
VERNISSAGE > 15. märz, 19.30 Uhr Ort > spatz hutdesign,
datum > 16. märz BEGINN > 20 Uhr Ort > redoute passau
datum > 16. märz BEGINN > 19.30 Uhr Ort > piano mora
theresienstraSSe 25 DAUER > bis 29. März
Eintritt > ab ¤ 26 KARTEN > PASSAU TICKET, PNP, PAWO
Eintritt > ¤ 18 / ¤ 12 erm. KARTEN > 0851 / 966 100 0
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kulturtipps
Passauer Konzertverein
Liederabend mit
W. A. Mozart: Requiem
Barbara Hesse-Bachmaier Von Schiefweg nach Chicago
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um Abschluss der Konzertsaison „instrumental total“ wartet der Passauer Konzertverein mit W. A. Mozarts „Requiem“ (KV 626) auf. Zusammen mit den Chören des consortium musicum und dem Kirchenchor aus Aidenbach wird das Orchester des PKV Mozarts letztes Werk aufführen – jene berühmte Totenmesse, in der Trauer, Angst und Hoffnung des Menschen vor dem Urteil des göttlichen Gerichts ihren unverkennbaren Ausdruck finden, und um die sich wegen ihrer düsteren Stimmung und der kraftvoll majestätischen Motive von jeher eine Aura des Geheimnisvollen spannt. Sänger, Instrumentalisten und vor allem die Solisten Kathryn J. Brown (Sopran), Barbara Schreiner (Alt), Mario Eckmüller (Tenor) und Martin Bender (Bass) garantieren einen musikalischen Hochgenuss.
ie Mezzosopranistin Barbara HesseBachmaier und die Pianistin Sylvia Hewig-Tröscher bringen Liebeslieder und humorvolle Schelmenstücke zu Gehör. Barbara Hesse-Bachmaier, die nach ihrem Studium zahlreiche Meisterkurse u.a. bei Dietrich Fischer-Dieskau und Christa Ludwig absolvierte, hat sich mit Engagements auf den großen Konzertbühnen Europas internationales Renomee ‚ersungen‘; Sylvia Hewig-Tröscher, die am Conservatoire de Musique in Genf die „ Classe de Virtuosité“ u.a. mit dem „Premier Prix avec distinction“ abschloss, führte ihre rege Konzerttätigkeit als Solistin und Kammermusikerin quer durch Europa, die USA und Asien. Im Zentrum des Konzertprogramms stehen Schumanns Liederkreis op. 39 und Ravels Volkslieder-Zyklus „Chants populaires“.
Barbara Dorsch
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ennen sie irgendjemanden in Passau und Umgebung, für den sich die FeuilletonSchreiberlinge mehr Namen ausgedacht haben als für die Dorsch Babsi? Eine “Donna Furiosa” sei sie, eine „Multiphonie-Stanzlerin“, „die Ilzige”, eine „fäkalisch-infernalische Urgewalt” – um nur einige der Wortdrechseleien all derer zu erwähnen, die dieser Frau wahrscheinlich einfach ‚ned so ganz g’wachsn san‘. Man muss auch nicht alles beschreiben können, vor allem nicht die Dorsch. Man muss sie hören. Zum Beispiel, wenn sie mit ihrer Bayern1-Betthupferl-Stimme aus Briefen und Gedichten der Emerenz Meier liest und dazu Landler und Zwiefache auf einer Pneuma-Organa (hier mal eine Dorsch’sche Wortdrechselei für eine Tischorgel, die auf dem Müll lag) zum Besten gibt.
datum > 17. märz BEGINN > 17 Uhr
datum > 21. märz BEGINN > 19.30 Uhr Ort > piano mora, passau
datum > 22. märz BEGINN > 19.30 Uhr Ort > Veit-Hof, RaSSreuth
Ort > Pfarrkirche Passau-Heining
Eintritt > ¤ 15 / ¤ 10 erm. karten > 0851 / 966 100 0
b. Hauzenberg Eintritt > ¤ 12 / ¤ 9 karten > 08586 / 91 75 81
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kulturtipps
staatl. Berufsschule Passau sissi
Hagen Rether
Liederabend mit Anna Veit Liebe, Macht & Leidenschaft „Liebe 3”
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ie Staatliche Berufsschule 2 in Passau präsentiert innerhalb ihrer Veranstaltungsreihe „Klavierkontakte“ in diesem Jahr einen Liederabend mit Anna Veit. Die Kontrabassistin und Sängerin, die neben orchestralen und kammermusikalischen Aktivitäten auch in a-capella-Formationen aller Stilrichtungen vertreten ist, wartet mit altbekannten und neuen Liedern auf, die von allem erzählen, was das Herz begehrt – oder auch nicht. Zusammen mit Michael Gumpinger am Klavier begegnet sie sieben Gassen hinter dem Kanal dem Mann mit der Harmonika, begleitet das kleine Madeleinchen auf seinem Spaziergang und blickt hinter die Kulissen eines Wiener Theaters. Die Einnahmen kommen Schulprojekten in interkulturellen, fachlichen und humanitären Bereichen zugute.
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eit Generationen lässt das ebenso märchenhafte wie zugleich tragische Leben der Kaiserin Elisabeth von Österreich Autoren, Komponisten und Publikum nicht zur Ruhe kommen. Gut so, besticht doch der neue Musical-Erfolg „Sissi - Liebe, Macht & Leidenschaft“, der im April vergangenen Jahres Europapremiere im Salzburger Festspielhaus feierte, neben der berührenden Geschichte vom Schicksal der österreichischen Kaiserin mit erstklassigen Solisten und einer grandiosen Bühnenausstattung. Über 140 nach originalen Schnittmustern für dieses Sissi-Musical gefertigte Kostüme lassen das Publikum zusammen mit der ausdrucksstarken Musik von George Amade in die KuK-Zeit des 19. Jahrhunderts eintauchen und versprechen einen wahrhaft kaiserlichen Musical-Genuss.
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agen Rether, der hochdekorierte Klavier-Kabarettist, tarnt sich als Charmeur – und bringt im Plauderton ebenso genau beobachtete wie böse Wahrheiten unters Volk. In seinem bis zu dreistündigen, ständig mutierenden Programm gibt er sanft, aber eindringlich den Wolf im Schafspelz und entlarvt mit bitterbösen Beispielen die allgegenwärtige Scheinheiligkeit und Doppelmoral. LIEBE, so der seit Jahren konstante Titel des Programms, kommt darin nicht vor, zumindest nicht in Form von Herzen, die zueinander finden – und das Attribut „romantisch“ lässt sich allenfalls auf die Musik des vielseitigen Pianisten anwenden. Sichtbar wird jedoch die Menschenliebe eines Kabarettisten, der an Aufklärung und an die Möglichkeit zur Umkehr noch am Abgrund glaubt.
datum > 22. märz BEGINN > 20 Uhr Ort > Aula der BS2, Am
datum > 27. märz BEGINN > 20 Uhr
datum > 4. april BEGINN > 20 Uhr (einlass 19 uhr)
Fernsehturm 2, Passau karten > 0851 / 19 59 14 00
Ort > Dreiländerhalle, Passau
Ort > X-Point-Halle Eintritt > ¤ 25 / ¤ 20 erm.
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PASSAUER GARTEN-EINSICHTEN
TILL GABRIEL kann nicht verstehen, warum die Stadtverwaltung tatenlos dabei zusieht, wie Grünflächen einfach zubetoniert werden - besonders, wenn sie seit Jahrhunderten gärtnerisch genutzt wurden und das Stadtbild ebenso geprägt haben wie die Gebäude, zu denen sie gehörten, und deren Bewohner sie lange Zeit mit frischem Obst und Gemüse versorgten. Als Herausgeber des Passauer Stadtmagazins PASTA! geht er mit offenen Augen durch die Dreiflüssestadt und ist immer auf der Suche nach interessanten Gärten und jedem Fleck, auf dem es sprießt und gedeiht.
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Hier sehen Sie einen
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wildromantischen
Stadtgarten Naturschmutz anstatt Naturschutz: das Ende eines Kleinods
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ngefähr dort, wo das Dixi-Klo steht, stand bis vor kurzem noch ein großer Baum. Zusammen mit zwei weiteren alten, dickstämmigen Artgenossen spendete er während der heißen Sommermonate Schatten für zahlreiche Stauden, Gräser und Farne, die am besten unter einem dichten Blätterdach in feuchter Erde gedeihen. Entlang zugewucherter Wege, die durch den verwilderten Garten führten, waren Buchsbaumhecken gepflanzt, die - obwohl durch mangelnden Schnitt aus der Form gewachsen - noch erahnen ließen, wie der Grundriss dieses historischen Stadtgartens in der Passauer Innstadt einmal ausgesehen haben mag. Im lichten Schatten alter Hollerbüsche und anderer Sträucher wuchsen uralte Taglilien, Hortensien und zahlreiche Wildstauden, die sich zum Teil vermutlich von selbst in diesem kleinen Paradies angesiedelt hatten. Die alte Dame, die das Haus zuletzt bewohnte, und die vermutlich ihr ganzes Leben hier verbracht hatte, sah sich schon lange nicht mehr imstande, den Garten zu pflegen. Stattdessen verwilderte er zusehends - ein Glück für die Natur, die hier schalten und walten konnte wie sie wollte. Für zahlreiche Vögel war die grüne Parzelle inmitten der engen Bebauung ein Refugium, ebenso wie für viele Insekten, Eichhörnchen und anderes Getier. Früher einmal, lange bevor die Männer mit den Kettensägen und den Baggern kamen, war dieser Garten ein typisches Beispiel für die traditionellen „Hintergärten“ in der Innstadt. Die meisten alten Häuser hatten so einen Garten, der vor allem dazu diente, die Familie zu ernähren: Neben Apfel-, Birnen- und Kirschbäumen wuchsen dort Brombeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren. Und natürlich wurde Gemüse angebaut: von Salat über Möhren und Zwiebeln bis hin zu Kartoffeln und Kohl. Meist befand sich innerhalb des ummauerten Gartens auch noch der Hausbrunnen - unentbehrlich in Zeiten, in denen es noch kein öffentliches Versorgungsnetz gab. Die meisten Brunnen wurden allerdings spätestens im II. Weltkrieg zugeschüttet, aus Angst, sie würden bei Bombenangriffen einstürzen und dadurch die Statik angrenzender Häuser gefährden. Im Laufe der Jahrzehnte wurden die Versorgungsgärten hinter den Häusern immer mehr zu Ziergärten, da man sein Obst und Gemüse nun im Supermarkt kaufte und kein Bedarf mehr bestand für den Eigenanbau. Teilweise wurden die alten Gärten auch einfach überbaut, zum Beispiel mit Garagen oder Werkstätten, Lagerhallen oder neuen Häusern. Damals gab es noch keine Verwaltung, die den Bestand schützte. Umso dankbarer darf man sein, wenn ein Garten wie dieser, der ja zum Stadtbild genauso gehört wie ein altes Haus, trotz aller Widrigkeiten überlebt. Und man würde meinen, die Stadtverwaltung trüge dafür Sorge, dass die kleine Oase mit ihrer langen Geschichte erhalten bleibt. Doch nun ist es vorbei mit der Idylle: Hier wird ein Wohnhaus hingebaut. Warum so etwas genehmigt wird? Weil der Denkmalschutz, der das alte Haus vor dem Abriss schützt, nicht den Garten mit einschließt. Und da solche Flächen auch nicht unter Naturschutz stehen, durfte der Investor die Bäume fällen und den Garten vorübergehend zum Parkplatz mit Klohäuschen machen, bevor er das Gelände zubetoniert. Als Bürger dieser Stadt fragt man sich schon, welche Ziele unsere Baubehörde verfolgt, wenn Sie für so etwas eine Genehmigung erteilt. till gabriel
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Prof. Dr. Bernhard Stahl 49 Jahre alt Lehrprofessur für Internationale Politik
» Ich war kaum 18 geworden, da habe ich mich
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die DDR zu erforschen.
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NAHAUFNAHME Prof. Dr. Bernhard Stahl Interview > nino schata Foto > Florian Weichselbaumer
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mich schon früh interessierte. Ich war kaum 18 geworden, da habe ich mich alleine aufgemacht, die DDR zu erforschen. Auch das haben meine Eltern mir ermöglicht, weil eine alte Freundin meiner Mutter, die aus Erfurt stammte, mich damals eingeladen hat. Ich fand mich dann mit Leuten, die alle ausschließlich über 75 waren, als einziger jugendlicher Mensch in einem Zug gen Osten wieder. Das hat mich sehr geprägt. Insofern hatten meine Eltern natürlich einen gewissen Einfluss PASTA! Wo sind Sie geboren und aufgewach- darauf, wo die Reise hingeht. sen? STAHL Ich bin aufgewachsen in Wissen, ei- PASTA! In welcher politikwissenschaftlichen Disziplin sind Sie zu Hause? Können ner Kleinstadt im Westerwald. Sie uns einen kurzen Ausblick über das Feld PASTA! Inwiefern würden Sie sagen, dass geben, auf dem sich Ihre Forschung bewegt? STAHL Ich bin im Bereich der InternationaIhre Eltern Ihr Verständnis von der Welt gelen Beziehungen tätig und meine Forschung beprägt haben? STAHL Das ist eine recht schwierige Frage. trifft ein relativ traditionelles Feld, nämlich die Sie haben es indirekt dadurch getan, dass sie Außenpolitikforschung. Ich beschäftige mich mich immer zum Lesen animiert haben. Ich vor allen Dingen mit den Außenpolitiken euwar in meiner Jugend ein echter Vielleser. Ich ropäischer Länder, insbesondere Deutschland, habe quer durch alle Genres gelesen. Das hat Frankreich, Großbritannien, auch Kleinstaaten mich sicherlich beeinflusst und mein Interes- in Europa. In neuerer Zeit ist die Außenpolitik se für andere Länder und Kulturen geweckt. der Europäischen Union als weiterer TeilbeIch erinnere mich außerdem an einen kleinen reich hinzugekommen. Hier konzentriere ich Streit innerhalb der Familie, ob ich nun Fran- mich auf das Verhältnis zu Südosteuropa und zösisch oder Latein als Fremdsprache nehmen die Beziehungen zu den arabischen Transformationsstaaten in Nordafrika. sollte. Mein Vater konnte den Streit für sich entscheiden und ich habe Französisch gewählt, PASTA! Mit welchen Methoden bearbeiten was durchaus folgenreich war, weil ich in ei- Sie die Probleme der internationalen Politik nem späteren Forschungsprojekt dann auch und wie sehen Sie dabei den Erklärungswert Frankreich bearbeitet habe, bis hin zu meiner von Sprache? STAHL Methodisch ist die Internationale Habilitationsschrift über französische Außenpolitik. Mein älterer Bruder hat Latein genom- Politik sehr variabel. Man kann sowohl quanmen – er hat kein Buch über Frankreich ge- titativ wie auch qualitativ forschen und sehr stark an Texten arbeiten, beispielsweise an Reschrieben (lacht). Das Grundverständnis meiner Eltern ist den der großen Staatsmänner. Man kann aber eher konservativ. Sie sind selbstständige Kauf- genauso gut klassisch empirisch vorgehen, inleute aus einer katholischen Stadt im Westen. dem man versucht, Kausalbeziehungen zwiDas prägte unter anderem sehr stark meine schen verschiedenen Phänomenen festzustelWahrnehmung des Ost-West-Konflikts, der len. rof. Dr. Bernhard Stahl ist Inhaber der Lehrprofessur für Internationale Politik an der Universität Passau. In der Nahaufnahme wird er uns einen kurzen Einblick in sein persönliches Weltbild geben und uns dabei sein Fach ein wenig näherbringen. Wir konnten die Gelegenheit nutzen und ihn um seine Einschätzung der aktuellen Lage im Nahen und Mittleren Osten bitten.
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Ich selber arbeite sehr viel mit Diskursanalyse und versuche, diverse Textformen in Hinblick auf ihre entscheidenden Argumente zusammenzufassen. Ich untersuche also unterschiedliche Argumentationsmuster zur Begründung internationaler Politik. Sprache spielt da natürlich eine wichtige Rolle. Allerdings bevorzuge ich ein weiteres Verständnis von Sprache als manch andere Kollegen es vielleicht verstehen würden. Das kommt in Redewendungen wie „die Waffen sprechen“ oder „die Waffen schweigen“ zum Ausdruck. Hier zeigt sich, dass wir - wenn man Sprache als Zeichensystem versteht - einerseits mündlich mit anderen Staaten aber andererseits auch mit Waffen oder durch Sanktionen sprechen können. PASTA! Wie wichtig sind Theorien für Ihre Arbeit? Was können Theorien leisten? STAHL Theorien sind enorm wichtig, weil sie uns Perspektiven aufzeigen und den Zweifel im Fach institutionalisieren. Die Anwendung verschiedener Theorien kommt teilweise zu völlig verschiedenen Ergebnissen, d.h. wenn wir nur aus dem Menschenverstand heraus argumentieren, neigen wir dazu, entweder der Politik zu glauben oder grundsätzliche Zweifel anzumelden, die nur mit unserem eigenen Wertesystem zu tun haben. Theorien öffnen den Blick, sie ermöglichen verschiedene Zugänge zu einem Thema. Nehmen wir zum Beispiel das iranische Atomprogramm: Aus Sicht der einen Theorie erscheint die iranische Aufrüstung vielleicht normal, aus Sicht einer anderen aber besorgniserregend und den Weltfrieden gefährdend. Dieses Verständnis von Theorie schafft es aus meiner Sicht, uns über Kurzschlüsse und sehr stark regierungstreues Theoretisieren hinwegzuhelfen. Ich bin allerdings kein Freund davon, theoretische Debatten völlig von der Beobachtung politischer Ereignisse abzukoppeln. Es besteht natürlich die Möglichkeit, sich
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ausschließlich und immer tiefer gehend mit Theorien zu beschäftigen, letztlich finde ich aber, dass Theorien sich immer wieder daran messen lassen müssen, ob sie etwas leisten und ob sie uns in der sogenannten realen Welt voranbringen. Theorien können Hilfsmittel sein, aber keine Allzweckwaffen. PASTA! In einer Fachzeitschrift für Internationale Beziehungen veröffentlichte Kenneth Waltz im August letzten Jahres einen Artikel, der mit dem Titel „Why Iran Should Get The Bomb“ aufmachte. Er kommt darin zu dem Schluss, dass eine iranische Atombombe den Mittleren Osten letzten Endes sogar stabilisieren würde. Klären Sie uns bitte auf: Wer ist Kenneth Waltz und wie kommt er zu dieser Meinung? STAHL Kenneth Waltz ist ein ganz Großer der internationalen Politik. Er ist verantwortlich für die gesamte Theorierichtung des Neorealismus, durch die der traditionelle Realismus vollkommen reformiert wurde. Ihm gebührt große Anerkennung für sein Werk „Theory of International Politics“, das er 1979 veröffentlichte und mit dem er maßgeblich zur Verwissenschaftlichung der Politikwissenschaft beigetragen hat. Man könnte mit Fug und Recht behaupten, dass es vor Kenneth Waltz nur internationale Politik gab, aber keine internationale Politikwissenschaft. Er ist sozusagen eine Legende der Disziplin, obwohl seine Theorie inhaltlich große Schwächen hat. Waltz ist Amerikaner, d.h. er sieht und versteht die Welt vorwiegend aus einer amerikanischen Perspektive und versucht durch seine Theorie vor allen Dingen das große Ganze zu erklären. Denn US-amerikanische Außenpolitik nach dem Zweiten Weltkrieg war große Politik, bei der sich zwei Supermächte gegenüberstanden. Seine Analyse des Iran ist durchaus ernst zu nehmen, nicht zuletzt, weil er einen Blickwinkel wählt, der in den Medien vollkommen vernachlässigt wird. Er argumentiert, dass Abschreckung und atomare Aufrüstung für das internationale System eine stabilisierende Wirkung haben können, denn Atomwaffen sind Waffen, die typischerweise nicht zum Einsatz geeignet sind. Offensichtlich ist diese Argumentation durch den Rüstungswettlauf zwischen der Sowjetunion und den USA während des Ost-West-Konfliktes, der nie zu einem Krieg führte, inspiriert. Analog ist sein Gedanke für den Iran folgender: Umgeben von Mächten, die alle bereits über eine eigene Atombombe verfügen – China, Indien, Israel, Pakistan, Russland und die USA als Schutzmacht des Irak – befindet sich
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der Iran in einer geschwächten Position. Er ist mögliches Objekt für einen Angriff und kann sich dem nur entziehen, so die Logik von Waltz, indem er aufrüstet. Das ist ein sehr starkes Motiv für den Iran, das aber nicht zu Instabilität führt, sondern stattdessen ein Abschreckungssystem etabliert, das den Status Quo wahrscheinlich zementieren würde. Das sind die Grundüberlegungen bei Waltz, denen aber entgegensteht, dass aus israelischer Sicht das Abschreckungssystem gerade nicht funktioniert. Die israelische Regierung befürchtet, dass der Iran die Atomwaffen tatsächlich einsetzt, weil es ihm eben nicht bloß um Abschreckung geht, sondern vielmehr darum, Israel zu zerstören. Das entnehmen sie unter anderem den Äußerungen Ahmadinedschads, die zumindest dahingehend interpretiert werden können. Insofern glaubt Israel nicht an eine Abschreckungsdoktrin, was wiederum der Grund ist, warum sie überlegen und auch damit drohen, die Atomanlagen im Iran zu bombardieren.
Sicherlich würde sich die deutsche Regierung dagegen verwahren, Assad aktiv zu unterstützen und ihm Waffen zu liefern, wie Russland es tut, aber die chinesische kommt der deutschen Position eigentlich schon sehr nahe. Deutschland hat sich außerdem einmal mehr für das Waffenembargo auf EU-Ebene eingesetzt, das faktisch das Leiden der Zivilbevölkerung verlängert und viele Menschen das Leben kosten wird. Warum ist das so? Nun, wenn der Westen nicht handelt – und das ist in der Tat eine realistische Denkweise, der man in Kriegssituationen immer Beachtung schenken sollte – dann werden sich die Kriegsparteien ihre Waffen auf anderen Wegen besorgen. Russland liefert sie an Assad, die Oppositionsgruppen bekommen sie von Saudi Arabien und Qatar, es werden Söldner angeheuert und große illegale Geschäfte gemacht. Das werden wir verstärkt beobachten können, wenn der Krieg noch länger andauert. Es werden über den Waffen- und Drogenhandel, ähnlich wie im Jugoslawienkrieg, Gelder besorgt, die wiederum auf dem Waffenmarkt investiert werden können. Es ist eben nicht so, dass unsere Handlungen dort automatisch positiv wirken, im Gegenteil. Die Politik des Westens und insbesondere die der Bundesrepublik haben den Konflikt in die Länge gezogen – und das von Beginn an. Alle Fehler, die man bereits in Bezug auf Bosnien (1992-95) gemacht hatte, wurden wiederholt. Es wurde versucht, den Konflikt zu ignorieren. Durch Waffenembargos und Nicht-Eingreifen haben wir beiden Parteien signalisiert, dass wir jeden als legitimen Herrscher akzeptieren werden, wenn er nur den Krieg gewinnt. Das ist aus meiner Sicht, wenn ich an die Menschenleben denke, eine zynische Position, weil sie im Prinzip sagt: Syrien muss die Sache auskämpfen und zwar mit Frauen, Kindern und allem, was sie haben. Wir schauen zu! Das ist bisher unsere Position. Wir zählen bereits über 70.000 Tote und werden Bosnien mit ca. 100.000 Toten wahrscheinlich noch erreichen, sobald um das Zentrum von Damaskus gekämpft wird und es Assad gelingt, den Konflikt auch dank seiner russischen Waffen weiter fortzusetzen. Welche Interessen stehen also hinter den Nein-Stimmen? Leider auch unsere, weil wir uns im Westen tendenziell hinter dem Nein verstecken und damit unser Nicht-Handeln gut legitimieren können.
PASTA! Seit nunmehr zwei Jahren können wir die Eskalation der Gewalt in Syrien via Livestream im Internet verfolgen. Während die Zahl der Opfer täglich steigt, zeigt sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen handlungsunfähig, weil er durch die Vetos von China und Russland blockiert wird. Welche Interessen könnten hinter diesen NeinStimmen stehen? STAHL Die Blockade des Sicherheitsrates ist sehr ernst, aber in gewisser Weise auch ein vordergründiges Problem. Die eigentliche Frage sollte lauten: Wie kann man den Konflikt in Syrien lösen? Der Rat kann Legitimation für Handeln bereitstellen, wenn die aber ausbleibt, entfällt doch nicht gleichzeitig auch die Lösung an sich. Der Westen könnte auch ohne den Sicherheitsrat handeln, wie er es schon im Fall Kosovo getan hat. Warum tut er das nicht wieder? Ist die Blockade durch China und Russland vielleicht eine feine Ausrede für uns zu sagen, dass wir nichts tun müssen? Das wird insbesondere auch in den deutschen Medien offensichtlich. Sie argumentieren, dass nur der Sicherheitsrat handeln könne und wir, solange der Rat blockiert ist, gezwungen seien, dem Schlachten und den Massakern weiter zuzuschauen. Das ist die Botschaft, die von den deutschen Nachrichtenmedien zunehmend verbreitet wird. Ich teile sie überhaupt nicht, denn sie hilft dabei, die deutsche Position zu verdecken. Die PASTA! Herr Prof. Dr. Stahl, vielen Dank deutsche Position ist nämlich im Prinzip die Chinas und Russlands, d.h. man will auf keinen dass Sie sich die Zeit genommen und Ihre Einschätzungen mit uns geteilt haben. Fall eingreifen.
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campus
über multilingualen trashtalk, partykultur und klischees
25 jahre erasmus
Seit 25 Jahren ermöglicht das ERASMUSProgramm Studierenden aus allen Teilen Europas einen Studienaufenthalt an einer fremden Gasthochschule. Über zwei Millionen ERASMUS-Teilnehmer haben den Austausch bisher genutzt, um Auslandserfahrung zu sammeln und internationale Kontakte zu knüpfen, die in unserer globalisierten Welt mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. Die Universität Passau pflegt selbst über 27 Partnerschaften mit internationalen Hochschulen – von Belgien und Bulgarien über Österreich, Polen und Portugal bis Zypern. Vom Campus und aus der Stadt sind die ERASMUS-Studierenden mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Multilingualer Trash-Talk vor der Mensa oder die Anzeige am Schwarzen Brett in vierfacher Sprachausgabe gehören ebenso zur täglichen Normalität wie ein Neues Helles zu Gambas al Ajillo. Wer auch mal fremde Campus-Luft schnuppern möchte, wende sich an das Akademische Auslandsamt im Verwaltungsgebäude der Uni (Innstr. 41.) Wer noch nicht weiß, wo es hingehen soll, dem sei ein Dienstags- oder Donnerstagsbesuch in der Kapfinger Kneipe ans Herz gelegt. Dort, wo sich verschiedenste Nationalitäten auf engstem Raum tummeln, ersetzt eine Nacht mindestens sieben Tage
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Kurzurlaub – und verschafft dem Reisewilligen schnell einen lebendigen Eindruck davon, was ihn im jeweiligen Land erwarten könnte. Wenn wir schon dabei sind – natürlich steht bei allen kultur- und karrieretechnischen Ambitionen vor allem der Spaß im Vordergrund – ECTS-Punkte hin oder her, zumal die These, dass rege Kneipenbesuche die Sprachpraxis mindestens genauso gut fördern würden wie die universitären Sprachkurse, wissenschaftlich bislang nicht eindeutig falsifiziert werden konnte. Schon Namenspatron Erasmus von Rotterdam nahm in seinem „Lob der Torheit“ vorweg, dass man (zumindest ab und an) die Erforschung fremder Partykultur der Analyse fremder Wissenschaftssyste-
me durchaus vorziehen kann: „Es tut halt so sauwohl, keinen Verstand zu haben.“ ERASMUS zeigt, dass Europa jenseits aller gängigen Klischees schon lange weit mehr ist als ein gemeinsamer Wirtschaftsraum; wir teilen uns einen gemeinsamen Kulturraum, dessen Kennzeichen das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen ist, die erforscht und weiterentwickelt werden wollen. Die europäische Idee lebt dabei besonders in den Köpfen derjenigen, die sich ein Herz fassen, das gemachte Nest verlassen, über den eigenen Tellerrand hinausschauen und aus den von ERASMUS organisierten internationalen Kontakten echte Freundschaften wachsen lassen.
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sparte
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ür den Verfasser dieser Zeilen, der aus Norddeutschland kommt, ist kein Weg zu weit für guten Fisch. Leser hatten uns berichtet, dass es in Vilshofen in der (wie passend!) Fischerzeile ein sehr schönes Fischgeschäft gäbe mit dem besten und frischesten Fisch weit und breit. Und wirklich: Der kleine Fischladen von Fischermeister Heinrich Wagner und seiner Frau ist wirklich ein echtes Schmuckstück – modern, einladend! Die Familie Wagner blickt schon auf eine sehr lange Fischereitradition und „befischt“ einen eigenen(!), 16 Kilometer langen Donauabschnitt in der Gegend um Vilshofen. Neben frischem Donaufisch, wunderbaren Saiblingen und Forellen aus größtenteils eigenen Teichen (die in Becken hinter dem Fischgeschäft fröhlich herumschwimmen und nach Bedarf entnommen werden können) finden sich auch feinste Fischspezialitäten aus allen Weltmeeren in der appetitlichen Frischfischtheke. Ein besonderer Tipp: Kommen sie hier mittags zum Essen
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vorbei! Selbstgemachte Fischwürste und köstlicher Backfisch, wie er frischer nicht sein kann, sowie ein wöchentlich wechselndes Mittagsgericht locken Gäste von Nah und Fern! Dazu gibt es hausgemachten Kartoffelsalat oder knusprige, dicke Pommes – Herz, was willst du mehr? Zum Glück sind die Wagners auch immer wieder auf diversen Volksfesten mit ihrem mobilen Fischverkaufsstand unterwegs. Wir haben sie schon bekniet, dass sie doch bitte öfter mal in Passau vorbeischauen …
Der Fischladen Familie Wagner Fischerzeile 5 94474 Vilshofen Tel. (08541) 39 51 www.der-fischladen.com geöffnet: Mi – Fr: 09.00 bis 18.00 Uhr Sa: 8.30 bis 13.00 Uhr
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Kinotipps
Das “Making of ” Psycho
Hitchcock wie konnte alfred hitchcock den thriller „psycho“ gegen die widerstände seines studios, zahlreicher kritiker und zensurbehörden drehen? dank seiner frau!
VON CLAUDIA KNOBLOCH
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ach dem kommerziellen Erfolg von „Der unsichtbare Dritte“ befindet sich Alfred Hitchcock künstlerisch am Scheideweg. Er will einen Film machen, der nicht nur opulent und mit gut aussehenden Stars besetzt ist. Das Buch „Psycho“ von Robert Bloch fasziniert ihn, aber den Paramount Studios ist der Stoff zu schockierend. So müssen Hitchcock (Anthony Hopkins) und seine Frau Alma (Helen Mirren) 1960 den Film selbst produzieren. Um an den Zensurbehörden vorbei zu kommen, drehen sie in schwarz-weiß – eine Idee von Alma; um ihn in die Kinos zu bringen, schließen sie einen
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cleveren Verleih-Vertrag ab, der sie zu MultiMillionären machte. Kritiker bewerteten den Film erst verhalten, doch der Erfolg beim Publikum machte „Psycho“ zur Legende. Sacha Gervasis Film, der während der Dreharbeiten zu „Psycho“ spielt, fokussiert sich auf die komplexe Liebesgeschichte des Ehepaars Alfred und Alma und zeigt, dass der viel geschätzte Regisseur ohne seine Frau seine filmischen Meisterwerke niemals hätte schaffen können. Daher verwundert es kaum, dass Hitchcock den AFI Lifetime Achievement Award mit den Worten annahm: „Ich
möchte mir erlauben, namentlich nur vier Menschen zu nennen, die mich am meisten mit Zuneigung, Anerkennung, Ermutigung und beständiger Zusammenarbeit unterstützt haben. Die erste ist eine Cutterin, die zweite eine Drehbuchautorin, die dritte die Mutter meiner Tochter Pat und die vierte eine Köchin. Und ihre Namen sind Alma Reville.“ START > 14.3. GENRE > Biographie IMDB > 7,0 darsteller > Anthony Hopkins, Helen Mirren, Scarlett Johansson
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kinotipps
Die fantastische Welt von Oz
Nachtzug nach Lissabon
Die Croods
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er windige Zirkus-Magier Oscar Diggs wird aus Kansas direkt in die Wunderwelt von Oz geschleudert. Er glaubt, hier endlich Reichtum und Ruhm zu erlangen. Doch die Realität im Märchenland ist eine andere - und schon bald muss er lernen, wer gut und wer böse ist. Mit Illusion und Einfallsreichtum wird Diggs tatsächlich zu einem großen Zauberer – und zu einem besseren Menschen. Die Fantastische Welt von Oz“ ist das Prequel der Romane von L. Frank Baum, die u.a. Vorlage für den „Zauberer von Oz“ waren. Das Team um Spiderman-Regisseur Sam Raimi schuf dazu eine phantastische Welt in 3D, die die Entwicklung vieler bekannter Figuren aufzeichnet.
aimund Gregorius ist Lateinlehrer an einem Schweizer Gymnasium und führt ein Leben voller Routine. Eines Morgens rettet er eine Selbstmörderin, doch die Frau verschwindet, ihm bleibt nur ihr Mantel. Darin findet er ein Buch des portugiesischen Arztes Amadeu de Prado, der ihn mit Zeilen wie „Wenn es so ist, dass wir nur einen kleinen Teil von dem leben können, was in uns ist – was geschieht mit dem Rest?“ fasziniert. Gregorius beschließt, aus seinem alten Leben auszubrechen und auf den Spuren von de Prado nach Lissabon zu reisen. Mit einem Starensemble kommt der Bestseller von Pascal Mercier nun in die Kinos – eine schöne Literaturverfilmung!
START > 07.03. GENRE > Drama IMDB > 5,8 darsteller > Jeremy Irons, Martina Gedeck, Christopher Lee
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ie Croods sind die letzten Überlebenden ihrer Art und hausen in ihrer dunklen, prähistorischen Höhle, die sie vor allen Gefahren schützt. Als die Höhle zerstört wird, brechen sie auf, um ein neues Zuhause zu finden. Plötzlich eröffnet sich den Croods eine bunte Welt voller seltsamer Pflanzen und Spezies wie Mausfanten und Krokowuffs. Auf ihrer Reise treffen sie auf den einfallsreichen Guy, der moderne Techniken wie das Feuer beherrscht und sich in die Tochter der Croods verliebt. Das neuste 3D-Animationsabenteuer aus der Werkstatt der Shrek-Macher Dreamworks Studio ist phantasiereich und rasant wie kaum ein Trickfilm vor ihm. Ein Spaß für Groß und Klein!
START > 07.03. GENRE > Fantasy IMDB > ---
START > 23.03. GENRE > Animationsfilm IMDB > 6,3
darsteller > James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz
stimmen > Uwe Ochsenknecht, Kostja Ullmann, Janin Reinhardt
LALIQUE / KORRES / JULIETTE HAS A GUN / HERMES / COMME DES GARCONS / JOHN VARVATOS / LANVIN / NARCISO RODRIGUEZ / VICTOR & ROLF / T.LECLERC
Schönheit.
Sinnlichkeit. Duft.
parfümerie
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buchtipps
FOTO: Eike Braunsdorf
literatur mit vielen ps und testosteron
christiane neudecker
Boxenstopp
Christiane Neudecker ist nicht nur eine Meisterin des atmosphärischen Erzählens, sondern auch Regisseurin von Events wie Produkteinführungen. Die oberflächlich glänzende, PS- und Testosteron geschwängerte Welt der Automobilindustrie kennt sie daher so gut, dass sie ihren neusten Roman dort angesiedelt hat.
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GENRE > Roman VERLAG > Luchterhand Literaturverlag AUTOR > Christiane Neudecker ISBN > 978-3-630-87317-6 PREIS > ¤ 18,99
er Prozess um Betrug in einem Wirtschaftsunternehmen, eine in Ungnade gefallene TV-Moderatorin, ein mysteriöses Hotel in Lissabon, Wellen von Automobilverkäufern, eine alte Formel Eins-Strecke – die Erzählstränge verdichten sich und der Leser fragt: Ist das das Ende? Oder der Anfang? Oder der Anfang vom Ende einer langen Odyssee? Die präzise und lebendige Schilderung der Ereignisse rund um den Launch einer Sportwagenserie macht „Boxenstopp“ zum bisher spannendsten und unterhaltsamsten Buch von Christiane Neudecker. Die perfekte Verbindung von Literatur und Wirtschaftsthriller – sehr empfehlenswert!
ROTHER mobil
Bevor alles verschwindet
Roman Suhrkamp
Boxenstopp
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annika scheffel
Bevor alles verschwindet
GENRE > VERLAG > AUTOR > ISBN > PREIS >
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Roman Suhrkamp Annika Scheffel 978-3-518-42354-7 ¤ 19,95
as Leben im kleinen Dorf am Fluss ist glücklich, gleichförmig und ein bisschen märchenhaft. Bis die Männer von der „Poseidon Gesellschaft für Wasserkraft“ auftauchen und verkünden, dass das Dorf einem Stausee weichen müsse. Alle würden entschädigt werden und neue Häuser auf der anderen Seite des Tals bekommen. Aber was macht das mit den Leben der Bewohner? Was passiert, bevor alles verschwindet? Nach ihrem gefeierten Debüt „Ben“ veröffentlicht Annika Scheffel ein fantastisches Werk, das doch viele Anklänge an unsere moderne Welt besitzt: Angst vor globalen Krisen, Geld, das alles kaufen kann, und Heimatlosigkeit.
Sie sind nicht mobil? Sie sind beruflich unentbehrlich? Sie möchten Ihren Angestellten einen Sehtest vor Ort anbieten?
Unser mobiler Augenoptiker kommt zu Ihnen! Der mobile Augenoptiker-Service vom Brillenhaus Rother kommt nach Terminvereinbarung zu Ihnen wohin Sie wollen! Wir bieten Ihnen eine sorgfältige Augenglasbestimmung, eine große Auswahl an modischen Brillen, sowie eine fachkompetente und freundliche Beratung vor Ort.
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DOLCE & GABBANA | MICHAEL KORS | PRADA | CALVIN KLEIN | FUNK RAY BAN | STRELLSON | MEXX | STRENESSE | GUESS | MIU MIU
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hörbuchtipps
j. böhmermann & k. heufer-umlauf
sven regener, leander haußmann
Förderschulklassenfahrt
Haialarm am Müggelsee
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ie Klasse 9c der Claudia-Nolte-Förderschule Vechta besteht aus den Randexistenzen des deutschen Bildungssystems. Die Schüler sind kriminell, dämlich und lernunwillig. Das hält die Klassenlehrerin nicht davon ab, mit den Schülern nach Berlin zu fahren und sie mit Kultur und Sehenswürdigkeiten zu konfrontieren. Schon auf der Hinfahrt wird klar, dass die Schüler andere Pläne haben. Die TV-Moderatoren Jan Böhmermann & Klaas Heufer-Umlauf haben ein herrlich politisch inkorrektes Hörspiel geschaffen, das in 65 Minuten die Problemjugendlichen und deren unfähige Lehrerin auf satirische und amüsante Weise portraitiert. Höchst hörenswert! VON > Böhmermann & Heufer-Umlauf LABEL > Roof Music ISBN > 978-3-86484-029-6 AUDIO-CD > 1 PREIS > ¤ 14,99
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rené freund
Liebe unter Fischen
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ie Gedichtbände von Fred Firneis sind der Verkaufsschlager im Verlag von Susanne Beckmann. Doch Firneis leidet unter Schreibblockade, was den Verlag in den Ruin treibt. Um die Phantasie des Poeten anzuregen, schickt Beckmann ihn in die Berghütte ihres Vaters. Dort lernt er neben der österreichischen Gastfreundschaft die slowakische Wissenschaftlerin Maria kennen, die plötzlich wieder verschwindet. „Liebe unter Fischen“ ist eine leichtfüßige Geschichte, die vom Wechselspiel der Sprecher Iris Böhm und Heikko Deutschmann sowie ihren diversen Erzählstilen lebt: Mal werden E-Mails, mal Briefe vorgelesen, während andere Episoden szenisch erzählt werden.
eim Prüfen der Temperatur im Berliner Müggelsee verliert der Bademeister seine Hand. Die taucht bei der Eröffnung der Surfpaddelschule wieder auf, als ein Kameramann samt Kamera ins Wasser fällt. Dann verschwinden Taucher und Schwimmer… Die Honoratioren des Stadtteils Friedrichshagen sind ratlos: Wie hält man Menschen vom Baden ab, ohne negative Presse zu generieren? Sven Regener und Leander Haussmann haben den Film „Hai-Alarm am Müggelsee“ (Kinostart März 2013) gemeinsam geschrieben, verwirklicht und produziert. So ist es nur folgerichtig, dass sie für das Hörbuch abwechselnd das Film-Skript vorlesen – trashig, komisch und unterhaltsam. VON > s. Regener, l. HauSSmann LABEL > Roof Music ISBN > 978-3-86484-022-7 AUDIO-CDs > 2 PREIS > ¤ 16,99
VON > René Freund LABEL > Random Audio ISBN > 978-3-83712-119-3 AUDIO-CDs > 3 PREIS > ¤ 16,99
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DVDTipps
Argo
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GENRE > Polit-Thriller REGIE > Ben Affleck FSK > ab 12 JAhren MIT > Ben Affleck, Bryan Cranston, Filmszene aus «Angels‘ Share - Ein Schluck für die Engel»
John Goodman SPIELDAUER > 120 MIN.
Angels‘ Share - Ein Schluck für die Engel
Parada
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GENRE > Komödie REGIE > Ken Loach FSK > AB 12 jahreN MIT > Paul Brannigan, John Henshaw, Gary Maitland SPIELDAUER > 97 MIN.
obbie gerät immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt und muss Sozialdienst ableisten. Sein Betreuer bringt ihm dabei das Whisky-Trinken nahe. Um für seinen kleinen Sohn und seine Freundin ein besseres Leben zu finanzieren, will Robbie einen letzten Coup landen: den teuersten Whisky der Welt stehlen. Der britische Regisseur Ken Loach hat mit „Angels’ Share“ einen für ihn untypisch humorvollen Film geschaffen, der die richtige Balance zwischen Milieu-Studie, schottischem Heimatfilm und unterhaltsamer Komödie trifft. Dazu unbedingt Whisky servieren!
ALLES FÜR DEIN OSTERFRÜHSTÜCK Unsere Müslis erhältst Du online unter mymuesli.com oder im mymuesli Laden: Rosengasse 2 in Passau
979: Studenten nehmen in der amerikanischen Botschaft in Teheran 52 Geiseln, sechs Amerikaner können flüchten. Aber wie den Iran verlassen? Offiziell ausreisen können sie nicht, die CIA hat alle Hände voll mit dem Geiseldrama zu tun. Daher ersinnt CIA-Agent Mendez vorgetäuschte Filmarbeiten, um die sechs außer Landes zu bringen. Der vielfach preisgekrönte und jüngst mit dem Oscar als „Bester Film“ ausgezeichnete Streifen von Ben Affleck erzählt die wahre Geschichte der Rettung der Untergetauchten, die lange vom CIA geheim gehalten wurde. Wer den Film im Kino verpasst hat, sollte ihn sich jetzt anschauen.
GENRE > Tragik-Komödie REGIE > Srđan Dragojevic FSK > ab 12 jahren MIT > Biljana Prvanovi, Igor Nola, Vladimir Anastasov SPIELDAUER > 115 MIN.
er Kriegsveteran und Inhaber eines Sicherheitsdienstes Micky Limun liebt seine Verlobte Pearl, eine ehemalige Stripperin, und seine Englische Bulldogge Sugar. Als Sugar angeschossen wird, lernt er den schwulen Tierarzt Radmilo kennen. Der will Micky zum Schutz einer schwul-lesbischen Parade in Belgrad engagieren. Keine einfache Aufgabe in einer homophoben Gesellschaft. „Parada“ ist ein wunderbar schräges Plädoyer für das Überwinden von Vorurteilen, für die Freiheit, Unterschiede leben zu können, und für die Macht von Freundschaft über Ethnien und Kulturen hinweg.
Ostermüsli nur € 7,90
Oster-Mini-Müslis für das Osternest 6 Stück nur € 9,90
Öffnungszeiten Mo-Fr 7:30 - 18 Uhr, Sa 9-18 Uhr, So 11-17 Uhr
LADEN PASSAU
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WEB, APPs und Co. “SQUEEZE THE HEAD!“
“EVERYTHING IS ABOUT TO CHANGE!“
OTAMATONE
URTHECAST.COM
Seit Generationen grübelt der Mensch, wie er auf immer neuen Wegen Töne produzieren könnte. Der japanische Entwickler und Guru der Fun Music-Bewegung Nobumichi Tosa setzt mit seiner neusten Erfindung diese Tradition fort. Es geht dabei nicht um den perfekten Ton, wie ihn die westliche Musikwelt kultiviert, so Tosa, sondern um die individuelle Persönlichkeit, die in jedem Instrument steckt.
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as Otamatone, das zugegebenermaßen aussieht wie ein langgezogenes Spermium, funktioniert wie folgt: In der einen Hand hält man den „Kopf“, während man mit der anderen die Tonhöhe variiert, indem man seine Finger – ähnlich wie bei einer Gitarre – über den „Hals“
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HD-Videoplattform
KOSTEN
Intuitives Musikinstrument
¤
Ab ¤ 30,00
¤
kostenlos
Es klingt wirklich außerirdisch, was die kanadische Firma UrtheCast da vorhat: Nach knapp dreijähriger Entwicklungsphase sollen noch dieses Jahr zwei Full HD-Kameras ins All geschossen werden, deren Aufnahmen mit minimaler Verzögerung zur Erde zurück und via Internet auf den heimischen Bildschirm übertragen werden.
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ie hochauflösenden Kameras werden zunächst nach Russland verschifft und anschließend mit zwei SojusRaketen zur Internationalen Raumstation (ISS) transportiert. Dort angekommen, werden sie von der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos montiert. Das Endprodukt könne man sich
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KOSTEN
gleiten lässt. Je nachdem wie weit der „Mund“ geöffnet wird, lässt sich die Klangfarbe bestimmen und ein Vibrato à la Beyoncé erzeugen. Das Original-Otamatone gibt es bei Amazon.de oder als App im iTunes Store für Euro 3,59.
Kategorie
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neue medien
vorstellen wie eine Mischung aus Google-Earth und YouTube, so die Entwickler auf ihrer Homepage. Die ISS umkreist die Erde übrigens 16 Mal am Tag mit ca. 26000 km/h. Für uns heißt das jede Menge tolle Bilder und Videos in Top-Qualität. Bleibt nur zu hoffen, dass die Kohle reicht!
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LIEBSTE CLARA!
r 1945 Februa 12. März 1945 Passau, 13.
Liebste Clara!
und Nacht muss man Ich halte das einfach nicht mehr aus! Tag Radio durchgegeben, Angst um sein Leben haben, ständig wird im h wieder hunderdass es bei Luftangriffen irgendwo im Reic in Passau schon te Tote gegeben hat. Und obwohl hier bei uns n, muss ich jetzt lange keine Angriffe mehr stattgefunden habe e auf den Kopf einfach hier weg! Mir fällt schlicht die Deck htlinge (Du weißt, gottseidank nur sprichwörtlich. Unsere Flüc erre untergebracht) wir haben zwei schlesische Familien im Part e, aber sie falsind zwar rechtschaffene und freundliche Leut angt immer „Hallen mir ungeheuer auf die Nerven. Hans verl ich bin schließlich tung bewahren“ und „Rückgrat zeigen“, aber n davon, dass Vater nicht einer seiner Parteischergen. Abgesehe orm zu verschenken, ihm schon mehrmals geraten hat, seine Unif jemand haben bevor der Krieg vorbei ist - solange sie noch an die Tür klopft, will... Wenn der Amerikaner oder der Russe mpel aus dem Fendann sollte Hans nicht mit dem Hakenkreuzwi Uhr Angst, und ster winken. Jedenfalls habe ich rund um die Stadt auch nicht obwohl ich weiß, dass ich in einer anderen Tapetenwechsel. sicherer bin, brauche ich unbedingt einen hier einfach keiPassau ist so eng und stickig - ich bekomme und fahre zu Tante ne Luft mehr. Morgen nehme ich die Kinder in Trümmern liegt, Gretchen nach Wien. Obwohl auch dort vieles hörte, ist das freue ich mich auf die große Stadt! Wie ich - ich werde es siKunsthistorische Museum immer noch geöffnet dort eine Menge cherlich besuchen, wenn ich dort bin. Es soll e ich nichts von der neuer Kunstwerke zu sehen geben. Zwar halt eits bekommt man Arisierung privater Sammlungen, aber anderers cht. Ich melde diese Kunstwerke vermutlich sonst nie zu Gesi mich wieder bei Dir, wenn ich zurück bin! Deine
Margarete
Margarete ist eine fiktive Passauerin, die die turbulente Zeit
zwischen
nde 1945 miterlebt Hitlers Machtergreifung im Jahre 1933 und dem Kriegse en zu den VorGedank ihre Briefen in Clara eundin Schulfr und ihrer alten Briefen schildert, ihren in sie die sse, Ereigni Die . mitteilt Passau in gängen n sich immer auf orientieren sich an dokumentierten Fakten und beziehe
aterial
historische Originaldokumente wie zum Beispiel Archivm
frei erfunden. Jede oder Dachbodenfunde. Die Personen wiederum sind n ist rein zufällig. Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Persone Recherchiert und verfasst von Till Gabriel
LIEBSTE CLARA!
Reisebroschüre „Wien Deutschland“ des Wiener Landesfremdenverkehrsverbandes, Ausgabe 1939.
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SUB-ALPIN
Après-Ski oder von den wunderlichen Folgen abnehmender Sauerstoffkonzentration jenseits der Baumgrenze
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eulich war es mal wieder soweit. Die Schneedecke der langsam dem Frühling entgegenschreitenden Winterlandschaft glitzerte verträumt in der Vormittagssonne, die mich eben sanft wachgekitzelt hatte. Ich gedachte der Worte des großen Heinz Erhardt und befand, dass es mal wieder höchste Zeit sei, die dumpfe Stube an den Nagel zu hängen, sich den Hut um die Schulter zu werfen und an die frische Luft zu eilen, um sie zu schnappen. Doch damit nicht genug, schließlich war es noch Winter – und in meinem Überschwang variierte ich kurzerhand jenes schöne deutsche Wanderlied, indem ich fröhlich vor mich hinsang: ‚Schnür an die Wanderski, und nimm den Rucksack auf, wirf die Sorgen ab und geh den Berg hinauf.‘ In der Tat, dort angelangt fielen von Höhenmeter zu Höhenmeter die Lästigkeiten des Alltags von mir ab, immer
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wieder hielt ich inne – nur meinen eigenen Atem und die magische Stille eines wunderbar nach Schnee und Harz duftenden, verschneiten Bergwaldes wahrnehmend, die nur ab und zu vom Geraschel eines Eichkätzchens oder vom Knacken eines Astes unterbrochen wurde. Und es war wahrhaftig, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst. Vollkommen beseelt von diesem synästhetischen Erlebnis, das die Natur hier auf so einfach-magische Weise aufgeboten hatte, folgte noch so manch verträumter Augenblick – als sich von der nahegelegenen Skialm plötzlich wunderlicher Gesang erhob: „Und de Fut von der Ruth, die stinkt a so, die stinkt a so – wia a Volksschuiklo […] und die Klitoris von da Doris, die stinkt a so, die stinkt a so, wie a Damenklo“ erfuhr ich dort, was allerdings die brünstige Gemengelage nicht zu schmälern schien, denn „die kleine Grete lieb und nett liegt fröhlich in
dem Kinderbett. Das Spielzeug ist ihr viel zu bunt, sie nimmt den Zipfel in Mund. Zipfel eini Zipfel außi, aber heid geht‘s guat, aber heid geht´s guat ja bei der Nacht.“ ‚Ich bin also tot – wahrscheinlich ein Unfall – und kann wohl kein besonders guter Mensch gewesen sein‘, fuhr es mir angesichts dieses genitalen Fegefeuers, in das ich hier geraten war, durch den Kopf. Während ich, mein ebenso plötzliches wie unerwartetes Ableben bedauernd, versuchte, mir einen Weg durch im Schnee liegende Bierflaschen, Plastikbecher und Zigarettenschachteln zu bahnen, umtanzten mich grell bekleidete, nach Schnaps miefende Piz Buin-Androiden. Aus den fratzenhaft verzerrten Mündern drang ab und an das wiehernde Lachen alter Schindmähren, dazwischen dröhnte zum Wummern des Basses das dumpfe Mitgegröle der Höllenbrigade, deren Vertreter mit ihren
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glosse
Da Oipn-Toni und de Ruhrpott-Jenny besingen in zweitausend Metern Höhe jenseits aller Sexismus-Debatten die Fut von da Ruth, die Muschi von da Uschi, den Rerdl vom Ferdl und den Oasch vom Schorsch. A perfect Mixtscha!
brotig müffelnden Skischuhen um den lodernden Grill tanzten. Erst beim zweiten Hieb, den mir eines dieser widerlich schweißgetränkten Rumpelstilzchen in seiner Testosteron-Ekstase verpasste, wurde mir klar, dass ich mich leider nach wie vor in irdischen Gefilden befand. Ich war in eines jener unsäglichen Après-SkiEvents geraten, Sie wissen schon, diese alpinen Trinkorgien für den kleinbürgerlichen Kaffeesatz. Ja, der Deutsche Michel, da ist er endlich mal was – den Analgrotten seines Vorgesetzten für eine Woche entstiegen, kann er am Berg endlich mal zeigen, wo sein Hämmerchen hängt. Er tanzt und singt, sein Ding das schwingt. In der Alpenkulisse ist das Geilsein schließlich noch viel geiler als an den Ballermännern dieser Welt, alles so schön rustikal; und die Haserl mit ihren halbaufgeknöpften Skianzügen – tausendmal berührt und tausendmal mehr sexy als diese mannsgeilen nackerten Weiber auf Ibiza, die einem von früh bis spät mit ihren Hängebusen und Cellulitehüften vorm Gesicht herumwackeln. Hier sieht man nur Ausschnitte – wie lei-
wand – und außerdem bewegt man sich ja im Rahmen des überhaupt leiwandsten Sports, den ma si nua vuastön kon. Da Oipn-Toni und de Ruhrpott-Jenny besingen in zweitausend Metern Höhe jenseits aller Sexismus-Debatten die Fut von da Ruth, die Muschi von da Uschi, den Rerdl vom Ferdl und den Oasch vom Schorsch. A perfect Mixtscha! Das hat die Tourismusindustrie doch hervorragend hinbekommen: Die eigene Bevölkerung verkauft sich gewinnbringend als Ansammlung von Bergseppeln, wie sie sich der gemeine Stadtprolet wünscht; dass sie dabei den Preis des eigenen Kulturverlusts zahlt, stört – wie so oft – nur die wenigsten. Und als zweites Zuckerl haben sie die perfekte Infrastruktur für ihre Verblödungsmaschinerie in die Alpen transferiert: Das Bier fließt hektoliterweise durch die MegaZapfanlage, die Hochleistungsküche spukt Tonnen von Germknödeln, Gulasch, Pommes und Schnitzel aus, die Bergwelt ist mittels zum Teil sogar sitzbeheizter Gondelbahnen perfekt erschlossen und dank trinkwasser-
gespeister Kanonen dauerhaft beschneit, um den Lemmingen aus den nebelgrauen Großstädten eine perfekt kolonialisierte Lebenswelt zu präsentieren. Dass sie damit von Jahr zu Jahr den einzigartigen Lebensraum der Alpen Stück für Stück planieren, zerschneiden und mit ihren atemberaubend geschmacklosen Wellnesstempeln hoffnungslos verschandeln? ‚Geh heast, wos schääst mi des? Morgn is Morgn, Gaudi is Gaudi – und Göd is Göd.‘ Ja, dieses verfluchte Geld, denk ich bei mir, als ich den Blocksberg endlich hinter mir gelassen habe. Während ich meine Gedanken so weiterspinne, drängt sich mir jedoch plötzlich wieder jene uralte These auf, für die Sie mich getrost in die Hölle schicken können (zumindest erwarten mich dort nun keine Überraschungen mehr): Aber vielleicht hatte mein Großvater, der alte Bergfex, ja doch nicht so ganz unrecht, wenn er warnend ausrief: „Wehe, wenn da Bettlmo aufs Roß kimmt“ – kennt dieser doch die Wahrheit nicht, obwohl er sie täglich selbst besingt: „Das sind nicht 20 Zentimeter, nie im Leben, kleiner Peter.“ TEXT > CHRISTIAN GÖTZ
märz 2013
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zeitvertreib
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nser brandneues Bilderrätsel befasst sich mit Personen des öffentlichen Lebens, die irgendwann auch einmal in der PASTA! abgebildet wurden – kennen Sie den hier „verschobenen“ Promi? Dann schreiben Sie uns die Lösung an: gewinnspiel@pastaonline.de oder schicken Sie uns eine Postkarte mit der richtigen Lösung an pasta! römerstraße 3, 94032 passau. Unter allen Einsendern verlosen wir gemeinsam mit Bücher Pustet drei Exemplare der Buch-Neuerscheinung „Letzte Worte“ von Karin Slaughter. auflösung des letzten fotos: Seniorentreff „Zwinger“ am Ludwigsplatz.
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ie Wahrheit stirbt zuerst ... Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht – und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an die Zellenwand: »Ich war’s nicht.« Als Sara Linton davon erfährt, ist sie außer sich. Die Polizistin Lena Adams muss den geistig behinderten Jungen zu dem falschen Geständnis und in den Selbstmord getrieben haben. Sara Linton will Lena ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um Hilfe ... Karin Slaughter, Jahrgang 1971, stammt aus Atlanta, Georgia. Ihre Romane um die Rechtsmedizinerin Sara Linton sind inzwischen in 30 Sprachen übersetzt und weltweit mehr als 20 Millionen Mal gelesen worden. „Letzte Worte“ von Karin Slaughter ist im Blanvalet Verlag erschienen (ISBN 978-3-7645-0414-4) und kostet 19,99 EUR.
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