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KULTOUREN S
Amnesty International feiert Jubiläum. Ute Hellwig, Seyfullah Ali Tezcan und ai-Sprecher Matthias Chalmovsky installieren die interaktive Freiluftschau auf dem Luisenplatz. Ein Abend für die Menschenrechte
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„Und die Freiheit hat sich den Fuß verrenkt, kann nicht mehr springen und stürmen…” Theaterurgestein Stephan Bieker war mit seiner Heine-Version zu Gast bei der Theatergemeinde Wiesbaden in der Kulturbühne Marleen. Poetische Feder & Freier Geist in Biberich
Amnesty International Wiesbaden feiert die UNOErklärung Der 10. Dezember ist der Tag der Menschenrechte. Die Amnesty-Gruppen Wiesbaden laden an diesem bedeutenden Datum um 20 Uhr zu einem „Abend für die Menschenrechte“ ein in das Kesselhaus des Schlachthofs. Zum Jubiläum „60 Jahre Amnesty International“ werden die Menschenrechte gefeiert mit Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, der früheren Bundesministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, dem Beethoven-Preisträger Aeham Ahmad aus Syrien, der als Pianist und Autor einige Jahre in Wiesbaden lebte, sowie Integrationspreisträger Armin Nufer.
Seit Erscheinen des Artikels „The forgotten Prisoners“ des britischen Anwalts Peter Benenson vergingen 60 Jahre. Dieser Text legte den Grundstein für die größte unabhängige Menschenrechts-Organisation der Welt. „Amnesty International“ setzt sich mit rund zehn Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern auf allen Kontinenten für die Erhaltung der Menschenrechte ein. „Angetrieben vom Motiv der Menschlichkeit arbeitet die Bewegung auf eine Welt hin, in der alle Menschen dieselben Rechte genießen. Grundlage der Arbeit von Amnesty International ist die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die 1948 von den Vereinigten Nationen verabschiedet wurde. Jeder Mitgliedsstaat der UNO verpflichtet sich, diese Erklärung einzuhalten. Amnesty International fordert somit von den Staaten ein, wozu sie sich selbst bekannt haben.“
Im September zeigten die Wiesbadener Gruppen die interaktive Freiluft-Jubiläumsschau „60 Jahre Amnesty - Menschlichkeit für die Menschenreche“. Bis November war die Theaterkolonnade, wie schon in den Jahren 2001 und 2008, eine „Straße der Menschenrechte“ geworden. Schirmherr war Oberbürgermeister Mende. AI-Sprecher Matthias Chalmovski betonte bei der Eröffnung: „Wir wollen das Bewusstsein für die Menschenrechte stärken.“
Info: www.amnesty-wiesbaden.de
Text und Foto: Gesine Werner Stephan Biekers außergewöhnliche Heine-Version mit der Theatergemeinde Wiesbaden zu Gast im Kulturzentrum Marleen „Ich bin des freien Rheines noch weit freierer Sohn“, bekannte Heinrich Heine, als der Pariser Emigrant „im traurigen Monat November“ nach 13 Jahren erstmals wieder durch sein Geburtsland reiste. 1844 tat der „brave Soldat im Befreiungskriege der Menschheit“ sein „Wintermärchen“ kund, das so zeitlos aktuell ist. Die Theatergemeinde Wiesbaden e.V., mit der Boygroup Dr. Thomas Weichel, Hans Kloos, Thomas Faas und Andreas Friede-Majewski als neuem Vorstand, bietet jetzt auch eigene Kulturveranstaltungen an. Im Einkaufszentrum „Lili“ neben der Rolltreppe in der Beletage nach links abbiegen und im „Marleen“ einchecken. „Deutschland. Ein Wintermärchen von Heinrich Heine, gelesen von Stephan Bieker“ stand im Programm. Von wegen „gelesen“ – das war exzellent gesprochen und halb szenisch gespielt. Sein „Wintermärchen“ hat Stephan Bieker, unter Intendant Leininger von Schauspieldirektorin Annegret Ritzel an den Wiesbadener Musentempel engagiert, nach eigenem Bekunden „immer dabei“. Der enorm wandlungsfähige Theater- und Film-Schau-Spieler rezitiert aus dem Stegreif, weiß augenzwinkernd auch das „Harfenmädchen, nicht Hafenmädchen!“ zu würdigen. Er lässt sich von Mitwölfen huldigen, trifft Barbarossa im Kyffhäuser und besucht Muttern in Hamburg. Nach mehr als 30 Minuten grinst der Erzkomödiant „ich hab noch gar nicht ins Buch geschaut“. Und weiter geht´s. „Ihr Toren, die Ihr im Koffer sucht! Hier werdet Ihr nichts entdecken! Die Contrebande, die mit mir reist, die hab ich im Kopfe stecken.“ Und ob, denn „Mein Kopf ist ein zwitscherndes Vogelnest von konfiszierlichen Büchern…“ Nach Wiesbaden kam der sprachmächtige Emigrant Heine auch, wo Vater Rhein klagt über die Nacht- und Nebelaktion, die als „Nebeljungenstreich“ in die Geschichte einging: „Zu Biberich hab ich Steine verschluckt, wahrhaftig, sie schmeckten nicht lecker! Doch schwerer liegen im Magen mir die Verse von Niklas Becker.“ Der in der Wolle gefärbte Vollblutmime ist angeblich angeschlagen. Echt jetzt? Stephan Bieker ist allererste Sahne, kassiert Szenenapplaus und lässt sich um eine Zugabe nicht lange bitten: „Ein neues Lied, ein besseres Lied, o Freunde, will ich euch dichten! Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten.“ Da capo, Stephan Bieker! www.Theatergemeinde-Wiesbaden.de
Das Goldjubiläum von Elle & Lui wurde von Modeexpertin Ilka Guntrum zünftig Open Air mit einer großen Fashion-Show gefeiert. In Sachen Fashion am Puls der Zeit
Modehaus Elle & Lui zelebriert Goldjubiläum mit großer Openair-Show
„We will rock you!“ Freddy Mercury rockt das Bowling Green und den vollbesetzten Kurhausplatz. Das Modehaus „Elle & Lui“ zelebriert sein Goldjubiläum mit großem Bahnhof und Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende unter den Gästen angemessen zünftig: Bei Kaiserwetter begeistert die FashionShow auf dem geräumigen Catwalk unter freiem Himmel. Chefin Ilka Guntrum und Filius Gregory waren auf dem Catwalk höchstselbst aktiv und Göttergatte Andreas Guntrum wurde partiell als Moderator eingespannt. Goldische 50 Jahre „rockt“ das Haus schon die Rue mit Mode für Sie & Ihn, wirkt an der Wilhelmstraße echt „anziehend“. Chapeau! Elle & Lui Moden überzeugen als Familienbetrieb mit Rundumservice. Am 1. Mai 1971 von Mutter Ingeborg Hottenbacher (begeisterte Hobbyschneiderin und Model) mit Unterstützung von Vater Wilhelm (Steuerberater) als „Elle Moden“ in der Wilhelmstraße 28 gegründet, stand 1991 der Umzug an. Seit 1996 gibt es „Elle & Lui“ in der Wilhelmstrasse 42.. Tochter Ilka, die Summericher Löwegeborene, verdiente sich als Teenager schon Taschengeld bei der Handinventur. Papas Tochter (Spitzname Mäxleinchen) „hatte mit Klamotten nix am Hut“, setzte das Selbstverdiente in ein Moped um und „lieh“ sich Papas Lederjacke aus. Nach Abi und Lehre im Einzelhandel wurde Ilka Fuchs zum Einzelhandelskauf-„Mann“, dann zur Textilbetriebswirtin und stieg nach dem Studium in München als Diplom-Kauf“Mann“ ins Familienunternehmen ein. Selbstflüsternd kennt die Expertin die Kleiderschränke ihrer Stammkundschaft, berät mit Passion und ist bei Modetrends am Puls der Zeit. Als Vorstandsmitglied der IG Wilhelmstraße (IGW) sorgte sie für neue Blumenkübel mit attraktiver Bepflanzung entlang der Rue. Im Vorstand der Wirtschaftsjunioren war sie zuvor engagiert und organisierte für deren Bundeskonferenz den Kurhaus-Ballabend. Seit September 2005 ist die sportliche Modeexpertin Vorsitzende der Wiesbadener Werbegemeinschaft und wurde gerade in diesem Amt wieder bestätigt.
Text und Foto: Gesine Werner Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang, Christa Leiffheidt/ Wiesbadener Burgfestspiele, AMnesty-Sprecher Mathias Chalmovsky, Kim Engels und Beatrixe Klein vom Frauenmuseum stellen das Aktionsbündnis vor. Mit vereinten Kräften gegen Femizide
Wiesbadener Aktionsbündnis rückt das Thema „Gewalt gegen Frauen“ in den Fokus Gewalt gegen Frauen ist auch Anno 2021 ein virulentes Problem. Im April 1976 schloss sich im Autonomen Frauenzentrum Wiesbaden die Aktionsgruppe „Gewalt gegen Frauen“ zusammen. Im Mai 1977 (!) gründeten Gesine Werner und andere engagierte Frauen den eingetragenen Verein „Frauen helfen Frauen“, standen misshandelten Frauen aktiv bei und richteten einen Notruf ein. Die Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen“ ist heute mehr als 35 Jahre eine wichtige Anlaufstelle. Femizid in Deutschland ist real und die Gewalt nimmt zu. „Jeden Tag ist eine Frau von einem versuchten oder vollendeten Tötungsdelikt durch den eigenen Ehemann, Partner oder Ex-Partner betroffen“, betont der Deutsche Juristinnenbund in einer Stellungnahme. Jeden dritten Tag bezahlt eine Frau in Deutschland männliche Gewaltexzesse mit ihrem Leben. Von wegen „Ehren“-Mord , wenn in muslimischen Kreisen Frauen getötet werden. In christlichen Kulturkreisen ist das Phänomen als „Familiendrama“ bekannt - als wäre das patriarchale Herrschafts- und Besitzdenken von Männern unabwendbares Schicksal. Mit dem Spruch „selbst schuld“ werden Frauen stigmatisiert, Verbrechen und Morde verharmlost und bagatellisiert. Auffällig still ist es, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht. Von Prävention ganz zu schweigen. Ein Wiesbadener Aktionsbündnis rückt den Femizid, gegen den anderen Ortes protestiert wird, mit Veranstaltungen in den Fokus Neben Amnesty International, Wiesbadener Burgfestspielen, Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang und Frauenmuseum Wiesbaden sind Wildwasser Wiesbaden, das Kommunale Frauenzentrum, das Bündnis „Demokratie leben“, der Trägerkreis „Wir in Wiesbaden“ und der Schlachthof an Bord. OB Gert-Uwe Mende machte das Thema zur „Chefsache“ und betraute die Kommunale Frauenbeauftragte in seinem Dezernat mit der Umsetzung der Istanbul-Konvention. Eine Bestandsaufnahme des Hilfssystems wurde erarbeitet. Doch eine Statistik zu Femiziden fehlt und Amnesty-Sprecher Matthias Chalmovsky forderte eine ergänzte Kriminalstatistik. In der Veranstaltungsreihe stellte Strafverteidigerin Christina Clemm, erschreckende Kapitel ihres Buches „AktenEinsicht“ vor. Autorin Judith Götz las aus ihrem Buch „Frauen*rechte und Frauen*hass: Antifeminismus und die Ethnisierung von Gewalt.“ Die Alternative Nobelpreisträgerin, Gründerin von „medica mondiale“, Dr. Monika Hauser, diskutierte auf einer Podiumsdiskussion.
Text und Foto: Gesine Werner
Das also war des Pudels Kern…Als komplettes-Faust-Ensemble sind die zwei Erzkomödianten Jannick Müller & Uwe Hangen eine padendemiekonforme Besetzung. Faust & Mephisto treffen Marleen
Die Taunusbühne zu Gast im Kulturzentrum Marleen im Lili – links neben der Rolltreppe Langsam spricht es sich rum – die Kultur in Wiesbaden macht sich ein wenig breiter. Ob Theater, Kabarett, Musik oder Tanz – freien Gruppen ebenso wie kreativen Köpfen wird eine Auftrittsfläche und Spiel-Raum auf 435 Quadratmetern geboten. Im Einkaufszentrum „Lili“ am Hauptbahnhof hat das städtische Kulturamt einen mit Licht- und Tontechnik sowie rund 200 Sitzplätzen ausstaffierten Veranstaltungsraum plus Proberaum (für Kurse, Workshops, Seminare etc.) geschaffen. Manko: Im Einkaufszentrum drin- kein Schild, kein Hinweis, gar nix. Aber mutig rein ins Lili, die Rolltreppe hoch und zum Marleen nach links-abbiegen. Die Taunusbühne Bad Schwalbach e.V., die heuer 60 Jahre Burgspiele auf der Burg Hohenstein feiern kann, hat ihre pandemiekonforme Inszenierung „Fast Faust“ nach der Komödie von Albert Frank in der Regie von Marianne Thiel & Michael Klatte ins Marleen gebracht und wurde vom Publikum gefeiert. Das Bühnenbild von Christine & Markus Mair, Elke Gotschers Kostüme und Verena Scholz-Roskos Maske sind wichtige Bestandteile der temporeichen Inszenierung. „Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten…“ Nun ja, ob der alte Geheimrat Goethe nun echt die zwei streitlustigen Erzkomödianten gemeint hat, die sich mit Verve in den Klassiker werfen, auch vor Kalauer, Gag & Co. nicht zurückschrecken? .Jedenfalls können Gründgens, Quadflieg & die Flickenschild bei André mit Heiner ohne Hannah einpacken. Köstlich. Die beiden tapferen Mannen Jannick Müller & Uwe Hangen richten es alleine nicht ohne Tarnkappe plus Reclamheft. Und es fehlt niemand aus der Personage. „Habe nun, ach...“Mephisto macht Faust ein Angebot, das er nicht ablehnen kann, die „Hexen“ sind da, die herzallerliebste Jungfer stellt die berühmte „Gretchen“-Frage und Frau Marthe waltet ihres Amtes: „Mein Leipzig lob` ich mir! Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.“ Das Publikum spielt mit und „Fast Faust“ – könnte „fast“ wie beinahe heißen oder auch „auf die Schnelle“ über die Bühne fetzen. Ein mephistohöllischer Spaß.mit Osterspaziergang und Kästchenszene.
Das also war des Pudels Kern - oder so. Info über www.Theatergemeinde-Wiesbaden.de
Sopranistin Mary Lou Sullivan-Delcroix, Pianistin Sigrid JennesMüller und Schauspielerin Gabriele Regensburger schwelgten im Wiener Jugendstil...
Jugendstil in Wien zum Silberjubiläum
Hinreißende Soiree wird im Hinterhof-Palazzo gefeiert Wenn der genügsame Liebhaber in der Sonnengasse zu Sankt Goar auf den Koberer trifft und im Volksgarten blaue Ballone emporsteigen, fragt die Marschallin „liebst du um Schönheit?“ Die laue Sommernacht animiert Leutnant Gustl zu seinem Bekenntnis: „Bei Dir ist es traut“. Ausnahmesopranistin Mary Lou Sullivan-Delcroix, als wichtige Zeitzeugin in das oral history-Projekt des Stadtarchiv-Fördervereins eingebunden, hatte coronakonform zu einem Sternstündlein in ihr stilvolles Westend-Domizil an der Walramstraße geladen. Die auch als Gesangspädagogin engagierte Hausherrin kann heuer mit dem HinterhofPalazzo ihr Silberjubiläum feiern. Zum Jugendstil-Jahr 2019/2020 auf Anfrage des Kulturamtes gemeinsam mit Konzertpianistin Sigrid Jennes-Müller und Schauspielerin Gabriele Regensburger entwickelt, hatte die ausgefeilte Weaner Melange „Jugendstil in Wien - Musik und Literatur“ pandemiebedingt erst im Herbst umjubelte Premiere. Bei drei Vorstellungen wurde das ambitionierte Programm des feinsinnig aufeinander eingespielten Trios vom Publikum begeistert gefeiert und wird nach Möglichkeit 2022 wieder aufgenommen. Die „stets erfreuliche“ Phase der Recherche und Kennenlernen von Dichtern wie Richard Dehmel und Maurice Maeterlinck oder Peter Altenbergs treffsicherer Ironie führte auch zu Arnold Schönberg. Dessen „Gurre-Lieder“ gelten als sein „Tristan & Isolde“, obwohl hier die Liebhaberin getötet wird. Sigrid Jennes-Müller, Gabriele Regensburger und Gastgeberin Sullivan-Delcroix hatten Wort & Klang, Text & Musik inhaltlich fein ziseliert verwoben. Alles rankt sich um Liebe, Erotik, Tod. „Die Zeit, die ist ein sonderbar Ding.“ BrettlLieder treffen Alma Mahler, Hugo von Hoffmannsthal, Richard Strauss und Arthur Schnitzler. Im September hatte Mary Lou im Gemeindesaal der Elisabeth-Kirche „Vergessenen Romantikern“ einen ungewöhnlichen Liederabend gewidmet mit Veronika List, Ingrid Ujj-Conrad, Ute Hilgenberg und Ortwin Trapp. Pianistin Ute Körner begleitete souverän am Klavier. Das traditionsreich beliebte Christmas-Carol fällt flach, doch sind für Frühling und Herbst 2022 spannende Projekte geplant. info@hinterhof-palazzo.de
Text und Foto: Gesine Werner
122 Jahre TEPPICH MICHEL
Teppich Michel Wilhelmstraße 12 65185 Wiesbaden www.teppich-michel.de Ladenöffnungszeiten: Montags-Freitags: 10:00-18:00 Uhr Samstags: 10:00-16:00 Uhr Tel.: 0611 – 30 28 44
Es geht langsam aber sicher voran bei der AWO Wiesbaden. Es zeigt sich Licht am Ende des Tunnels.
Obskure Sumpfblüten werden ausgetrocknet
Arbeiterwohlfahrt bleibt auf Sanierungskurs und kommt voran
Die skandalgebeutelte Arbeiterwohlfahrt kommt in ruhigeres Fahrwasser und blickt einigermaßen zuversichtlich nach vorn. Es geht Schritt für Schritt voran. Die ehemalige AWO-Angestellte Melanie Roth, Immobilienmaklerin aus Frankfurt, reichte Kündigungsklage ein und scheiterte vor dem Arbeitsgericht auf ganzer Linie. Die Widerklage der Wiesbadener AWO hatte Erfolg. Rund 116.702 Euro sind von Melanie Roth zurückzuzahlen.
„Ein wichtiger Schritt“ ist für AWO-Chef Wolfgang Hessenauer auch, dass der Insolvenzplan vom Amtsgericht Wiesbaden genehmigt wurde. Der Betrieb der neun Kitas und anderer Einrichtungen kann weitergehen und bis Ende des Jahres können in einem abgestuften Verfahren wieder die Sätze des Tarifvertrages öffentlicher Dienst gezahlt werden. Kopfschütteln in der Öffentlichkeit und entgeisterte Leserbriefe: Wolfgang Gores wurde mit der Bürgermedaille in Gold und mit der seltenen Ernennung zum Stadtältesten gehrt. Dem zurückgetretenen früheren CDU-Stadtverordneten wirft die Staatsanwaltschaft Frankfurt Anstiftung zur schweren Untreue zu Lasten der AWO vor. Seiner Tochter, die über Jahre in einem Scheinarbeitsverhältnis Geld ohne Leistung bezogen habe, wird Beihilfe vorgeworfen. Schaden 105.000 Euro.
In Frankfurt klagt nach mehreren fruchtlosen Gesprächsrunden die Stadt gegen den Frankfurter Kreisverband der AWO vor dem Landgericht. Die Kommune fordert von der AWO 470.433 Euro zurück, die sie 2017 und 2018 an Personalkosten für zwei Flüchtlingseinrichtungen zu viel zahlte. Die AWO bestreitet das. Doch dem Ex-AWO-Chef, gegen den ein Ermittlungsverfahren läuft, hatte die AWO Frankfurt zu Recht fristlos gekündigt. Jürgen Richter ist vor dem Bundesarbeitsgericht in Erfurt krachend gescheitert. Seine Forderung, bis zur Rente ein Gehalt von rund einer Million Euro zu bekommen, hat sich auch erledigt. Die Gerechtigkeit siegt.
Text und Foto: Gesine Werner Nicht ohne meinen Koffer: Vincent Doddema auf Zeitreise zu den 20er Jahren und einer „Geldbörse” im XXL-Format der Inflationszeit.
Ein KakaDu mit FantaSie
Neue Spielstätte des Mainzer Musentempels mausert sich zum Geheimtipp für große Kleinkunst „Schöne Welt, Du gehst in Fransen“ war das Motto zur facettenreich angeschrägten Premiere in der Kakadu-Bar. Die neue Spielstätte des Mainzer Musentempels in der Beletage des Restaurants „Zum Grünen Kakadu“ wird auf zwei Bühnen und quer durch den Salon bespielt, bietet Salonatmosphäre und mausert sich zum Geheimtipp mit Suchtfaktor. Die variationsreiche „Speisekarte“ mit Musik, Lesung, Cabaret, Familienlesung & Co. hat Programmchefin Sylvia Fritzinger angerichtet. Serviert wird erste Sahne. Unter penibel eingehaltenen Schutzregeln beginnt das „aneinander Gewöhnen“ mit Aplomb. Charlestonkleid und Perlenkette, ein Koffer als Portemonnaie und DokuFilmschnipsel nehmen mit in die 20erJahre einst und jetzt. Alt-Berlin trifft Mainz, wo Maria „Seppel“ Einsmann zu „Frau Vater“ wurde und in Hosen ihren berufstätigen Mann stand. Riesenapplaus für das furiose Quartett: Anika Baumann & Vincent Doddema vom Schauspiel sowie Maren Schwier & Jürgen Rust aus der Gesangssparte mit Pianör Christian Maggio sind Spitze. Dada war auch da. Maren Schwier verkörperte Kurt Schwitters „Ursonate“ mit Stimmbandakrobatik vom Feinsten. Da capo! Die Augen machten „gans“ große Ohren. Die schnalzendkieksende Sopranistin kam als Figurine aus Oskar Schlemmers „Triadischem Ballett“ daher. Jubel und Szenenapplaus. Draußen Fassenachtsauftakt und drinnen der „größtmögliche Kontrast“ einer Lesung von verkannten Essays der prägendsten Romanautorin des 20. Jahrhunderts: „Einen Vorhang vor die Welt ziehen“ nannte Moderatorin Fritzinger die eindrückliche Hommage an Virginia Woolf. Mit fein modulierender Stimme, lebendiger Mimik und sparsamer Gestik empfahl sich Schauspielerin Hannah von Peinen. Der scharfsinnige Woolf-Essay über Michel de Montaigne rezensierte ein Buch. Der Humanist sah den Essay als „Versuch, die Wahrheit über sich selbst zu sagen“. Mit ihrem „Stadtbummel“ und „einem Londoner Abenteuer“ am frühen Winterabend „zwischen Tee und Abendessen“ führt die Autorin in einen „narkotischen Traum“. Ein wahrer Reigen der Assoziationen. P.S. „Dada war da, bevor Dada da war“. Es gibt ein da Capo. Von Applaus umtost und einfach grandios: Der ach so „ungeordnete Abend mit Lady Dada“ Maren Schwier und Dada-Schauspieler Denis Larisch bittet zu „Fisches Nachtgesang“ am 14.12.in der Kakadu-Bar. Könnte ein Dauerbrenner werden.
Das Theater im Pariser Hof kann jetzt “herzsicher” besucht werden.
Mit Herzsicherheit Kultur genießen
Theater im Pariser Hof ist jetzt mit einem Defibrillator ausgestattet „Bühne frei für mehr Herzsicherheit!“ Das Theater im Pariser Hof geht in Sachen Gesundheit mit der Zeit und wurde von der Björn Steiger-Stiftung, die seit vielen Jahren dem Herztod in Deutschland den Kampf angesagt hat, mit einem AED-Defibrillator ausgestattet. Die Stiftung hat in den letzten 20 Jahren rund 27.000 AEDGeräte in den Verkehr gebracht und 2013 das Projekt „Herzsicher“ gestartet. Die Kleinkunstbühne in der Spiegelgasse 9 lehnt sich an den Slogan an: „Wir helfen Leben retten“. Vorsitzender Fabian Kuhl betont: „Am plötzlichen Herztod sterben Jahr für Jahr etwa 100.000 Menschen. Oft sterben sie, weil ihnen nicht rechtzeitig oder gar nicht geholfen wird. Doch Erste Hilfe und sogar lebensrettende Maßnahmen sind kinderleicht!“ Der Automatisierte Externe Defibrillator ist im Wandkasten vor dem Theatersaal im Foyer zugänglich zu den Öffnungszeiten des Theaters und des Restaurants im Hause.
Die aktuelle Programmbroschüre gilt bis Dezember 2021 und richtet sich an „liebe Freunde des Theater im Pariser Hof“. Ob es für „liebe Freundinnen des Theaters im Pariser Hof „ ein eigenes Programmheft gibt, sie schlicht vergessen wurden oder sich gar „mitgemeint“ sehen sollen, ist nicht bekannt.
Nachdem Andrea Volk in ihrem „Feier-Abend! Büro und Bekloppte“ mit „künstlicher Inkompetenz“ thematisiert hat, bittet Jazz- und Latin-Sängerin Claudia Carbo zu „Domingo Latino“. Aus der ZDF heute-show kommt Birte Schneider, alias Christine Prayon und macht auf ihrer „Abschiedstour“ Station.
Die Leipziger Pfeffermühle mit Bernhard Paschke lässt den „letzten Schrei“ hören. Dann will „die Student“ Inka Meyer „zurück in die Zukunft“. Es geht um die unerträgliche Seichtigkeit des Scheins“. www.theaterimpariserhof.de
Text und Foto: Gesine Werner Beim 1. Kinderkonzert erlebte Schauspielerin Chris Pichler in zünftiger Ritterrüstung „die Abenteuer des Don Quichotte” und machte den Kindern samt Eltern tänzerisch Beine…
Ein Ritter von gar nicht so trauriger Gestalt
Multitalent Chris Pichler begeistert mit den Abenteuern des Don Quichotte im Prunkfoyer Wenn das Känguru Filu im „1. Kammerkonzert für Kinder“ die „Abenteuer des Don Quichotte“ mit der Kammermusikvereinigung des Hessischen Staatsorchesters Wiesbaden präsentiert, dann kann das Publikum im gut besetzten Prunkfoyer des Staatstheaters schön was erleben. Mal quietschen Kinder vor Freude, mal tönen sie „Ooch!“, mal hüpfen und tanzen die lieben Kleinen auf Zuruf. Auch die Eltern haben unüberhörbar ihren Spaß und folgen brav der Bitte: „Können Sie mir mal mein Ohr vom Boden aufheben?“ Erst schnarcht die Schlafmütze, dann berappelt sich der Kauz und Don Quichotte reitet mit seinem „bebauerten Nachbarn“ Sancho Pansa los - auf einem Steckenpferd. Klar - die wahren Abenteuer sind im Kopf. Gouverneur oder Gouvernante, Tortillas oder „alte Kartoffolos“? Egal, Hauptsache, der Mann aus La Mancha muss nicht die Knie beugen und der Saal „reitet“ mit ihm. Auch Georg Friedrich Telemanns Klänge entführen in die südlichen Gefilde, die Anna Balzer-Tarnawska, Keiko Suginaka-Münchgesang, Agnese Menna, Eunseon Kim und Polina Grishaeva vor das innere Auge zaubern. Nicht nur auf feinste Flötentöne versteht sich Orchester-Musiker Thomas Richter, er kann auch „Kastellan“ und schlägt den Don zum Ritter. Im Sommer wurde sie als „Frau Schnaps“, treue Haushälterin des „heiteren Beethoven“ gefeiert. Jetzt gibt die enorm wandlungsfähige Schauspielerin und Regisseurin den Ritter von der gar nicht so „traurigen Gestalt“, der sich vor aller Augen in seine Rüstung hineinstolpert. Köstlicher Slapstick. Die Stiefelspitze kann auch Fernrohr „Olé!“ A bisserl deppert ist er schon, kämpft mit Schwert und Lanze gegen Windmühlenflügel und lässt sich huldigen. Sein klapperdürres „Pferd, das sich Rosi nannte“, bringt Don Durchgeknallt mit dem prächtigen Federhelm heil nach Hause. Und der Saal tanzt. Zum 2. Kinderkonzert wird am 4. Dezember (15 Uhr) und am 5. Dezember (11 Uhr) ins Foyer geladen: Bläsersolisten des Hessischen Staatsorchesters betören klangvoll und Chris Pichler bringt Pippi Langstrumpf sowie die Kinder aus Bullerbü mit. Devise: „Weihnachten mit Astrid Lindgren“.
Beim Rundgang durch die „Tatorte Kunst” lohnte sich die Visite in der E 14-Werkstätte im Kunstraum bei Birgit Reimann (2. von links) und Uwe Kraus-Fu (rechts), die ihre Gäste Thomas Roth und Ruth Debusmann-Roth in die Mitte genommen haben. Maskenhafte Schmetterlinge, ein Kuss und tragbare Tagträume
Werkstattgemeinschaft E14 ist bei den Tatorten Kunst eine attraktive Station
Kunst ist Kommunikation: Während des Lockdowns hatten Schauspieler/Maler Uwe Kraus-Fu, Objektkünstlerin/ Malerin/Requisiteurin Rebekka Klaucke und Modedesignerin Birgit Reimann mit ihrem Format „Zukunftsmusik“ in ihrer Werkstattgemeinschaft E14 freien Kunstschaffenden ein virtuelles Podium geboten. Das Projektstipendium „Hessen kulturell neu eröffnen“ des Hessischen Kunstministeriums förderte die Videos des Wiesbadener Filmteams De-Da-Productions. So sind Sopranistin Sharon Kempton mit Pianistin Carla Schutte und die vom Staatsballett bekannte Tänzerin Ezra Houben (als Singer-Songwriterin)auf dem Youtube-Kanal E14 zu erleben. Bei der 13. Version der Tatorte Kunst waren Installationen, Malerei und Fotografie in der Eltviller Strasse 14 ein begehrtes Ziel des Rundgangs. Andrea Frank zeigte poetisch anmutende Ölmalerei wie die „Kinder des Lichts“, zwei „Kartenleser“ im Wald oder „Kein Mensch weit und breit“. Ein Motiv wird rückseitig - auf einem Kleid, Hoodie oder Mantel - getragen, ist auf einem Foto zu sehen, wo es sich (spontan oder arrangiert) perfekt in die Szene einfügt. Das Graffito „Black lives matter“ fand die tagtraum tragen-Designerin in Kapstadt, das Foto entstand bei einer Sitzwache auf dem Luisenplatz Wiesbaden. „Bruderkuss und Schwesternkuss“ verbindet das Heute mit dem Mauer-Motiv der Berliner Eastside-Gallery. Klimts „Kuss“ ziert ein Kleid, derweil der „Butterflykiss“ von Uwe Kraus-Fu zwei güldene Corona-Munasken in goldenem Rahmen zeigt. „Die Liebe zur Kunst begleitet mich schon ein Leben lang“, bekennt Schauspieler/Regisseur Kraus-Fu, dem weiße Leinwand „ein Greuel“ ist stattdessen mit Fundstücken arbeitet. Ob Brief oder Zahnbürste, Textbuch, Schublade oder Sperrmüllsessel - „jedes Teil hat schon ein Leben hinter sich.“ Der mit Goldbronze und Venusschwert dekorierte Barocksessel ist ein Sinnbild der Geborgenheit und zeigt „Mother stands for comfort“. Eine Menge „Butterflies“ aus alten FFP-2-Masken bevölkert eine überstrichene Schublade und entfleucht gen Himmel. „Loveletters“ stellen sich als kreativ übermalte Brieflandschaften. Heraus. Und von seinen „Müllwächtern“ und anderem „Zeuch“ aus kann sich das Publikum ab dem 4. Dezember überzeugen. Die Vernissage beginnt um 18 Uhr. Info: www.tagtraum-tragen.de
Text und Foto: Gesine Werner Pastorin Bea Ackermann freut sich auf Spenden für die Zehnprozent-Aktion.
Jeder einzelne Euro hilft
Zehnprozent-Aktion sucht mit neuem Mister Zehnprozent 400 Spendenwillige Gute Nachrichten von der bundesweit immer noch einzigartigen Hilfsaktion aus Wiesbaden. Seit über einem halben Jahrhundert hilft die „Zehnprozentaktion“ als ökumenisches Erfolgsmodell weltweit Menschen in Not.
Auch und gerade in Zeiten der Pandemie kommt es auf jeden Euro an. Im vergangenen Jahr haben 402 Personen ihren „Zehnten“ des Taschengeldes, Einkommens oder der Rente für fünf Hilfsprojekte lockergemacht. Mit der versprochenen Spende des unbekannten „Mister Zehnprozent“ - der statt einer Urlaubsreise seinen Anteil um 10.000 Euro aufgestockt hatte - kamen über 190.000 Euro zusammen. Die Hoffnungen von Pfarrerin Bea Ackermann wurden um 50.000 Euro übertroffen. Projekte in Bangladesh, Ghana, Burkina Faso und Haiti sowie die Wiesbadener Clown-Doktoren konnten sich über den Geldsegen freuen. Nach 40 Jahren zieht sich der anonyme Kaufmann zurück und übergibt sein selbstgewähltes „Amt“ an einen neuen, ebenfalls unbekannten Mister Zehnprozent. Die aktuelle Spendenrunde wird einmalig von Mister Zehnprozent und seinem Nachfolger begleitet, die gemeinsam 40.000 Euro aus eigener Schatulle zur Verfügung stellen wollen. Bis zum 31. März 2022 werden insgesamt 400 spendenwillige Personen gesucht und dann geben die beiden Großspender ihren Anteil frei. Es sollen diesmal Hilfsprojekte in Äthiopien, Sri Lanka und Indien sowie die Initiative „Gesundheit für Alle“ in Berlin gefördert werden. Als „Projekt vor der Haustür“ wird das Zwerg Nase-Haus in Wiesbaden unterstützt. Spendenkonto der Zehnprozent-Aktion: Konto 404 44 44, BLZ 520 604 10 Evangelische Kreditgenossenschaft Kassel IBAN DE 5206 0410 0004 044 44 BIC GENODEFIEKI
Info: www.zehn-prozent-aktion.de
Text und Foto: Gesine Werner