STADT&LANDmagazin AUGUST 2021

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im porträt

Der «Trainingsfaule», der eine erstaunliche Karriere zurücklegte Urs Freuler ist einer der grössten Schweizer Radrennfahrer. Er gewann zehn Bahn-Weltmeistertitel, holte den 7. Rang an den Olympischen Spielen und wurde 1982 und 1983 zum Schweizer Sportler des Jahres gewählt. Heute betreibt der sympathische Glarner seinen eigenen Radsportbekleidungs-Shop.

1972 holte der damals 13-jährige Urs Freuler die erste Medaille

Familie kam vor Karriere

auf dem Velo. Und dies gleich bei seinem ersten Schülerrennen

In seiner Karriere holte er insgesamt zehn WM-Titel auf der Bahn in

in Bern. «Mein Bruder und ich sind beide sehr gut Ski und Velo

acht Jahren und er gewann über 70 Strassenrennen. Dazu gehören

gefahren, irgendwann mussten wir uns für eine Sportart entschei-

Etappensiege an der Tour de France (3), Tour de Suisse (9) und dem

den, ich entschied mich fürs Velo», erzählt Urs Freuler. Der heute

Giro d’Italia (15) und 1984 gewann Urs Freuler das Punktetrikot am

62-Jährige legte eine steile Karriere auf dem Velo zurück. Als er in

Giro. Besonders gerne erinnert er sich an die Siege bei mehreren

der Junioren-Kategorie fuhr, wurde sein Talent bald entdeckt. Bei

Sechstagerennen in Zürich. «Im eigenen Land zu gewinnen, das war

einer Talentsuche des schweizerischen Radverbands qualifizierte er

schon speziell.» Als seinen grössten sportlichen Erfolg bezeichnet

sich an einem regionalen Kilometer-Test für eine Finalwoche und

der 62-Jährige die erste WM-Goldmedaille 1981. Zu diesem Erfolg

durfte mit den besten 15 Fahrern der Schweiz in Lausanne auf

bekam er von Ferdy Kübler eine Uhr geschenkt, die er auch heute

die Rennbahn. «Ich konnte richtig professionell mit Betreuern und

noch mit Stolz trägt. Als grössten persönlichen Erfolg sieht er seine

Trainern eine Woche lang auf der Bahn trainieren», erinnert er sich.

Ehe mit Mareile, sie sind seit 34 Jahren glücklich verheiratet und

Den abschliessenden KM-Final gewann er, es folgte die Aufnahme

haben einen 30-jährigen Sohn. «Meine Familie hat mir immer Kraft

ins Nationalkader, mit dem er 1978 als Amateur im Bahnvierer seine

gegeben und ist für mich das Grösste auf dieser Welt.»

erste WM-Medaille holte. 1997 beendete Urs Freuler altershalber seine Karriere als Radprofi.

«Vor Paris-Roubaix habe ich ein Kafi-

Heute schaut er gerne auf seine Profi-Karriere zurück. Und er sagt,

Complet mit einem Steak gegessen und

froh, dass er zur damaligen Zeit im Velozirkus unterwegs war. «Heute

auf meinem Kopfkissen im Hotel musste

die wir hatten, sie sind fast schon Marionetten.»

immer ein Sandwich parat liegen.»

er würde heute nichts anders machen als damals. Trotzdem ist er ist es mir zu strukturiert, die Fahrer haben nicht mehr die Freiheiten,

Nach seiner Karriere war er ein paar Jahre sportlicher Leiter beim Sechstagerennen in Zürich und wurde dann als Teammanager zum

Nebst dem Sport absolvierte er eine Ausbildung zum Automechaniker.

Phonak-Cycling Team geholt. 2007 eröffnete Urs Freuler zusam-

1979/1980 wurde Urs Freuler als einer von zehn Schweizer Sportlern

men mit seiner Frau seinen eigenen Radsportbekleidungs-Shop in

ausgewählt, die durch ein Förderungs-Projekt der Sporthilfe für die

Uster. Heute ist der Standort des Urs Freuler Shop in Altendorf SZ.

Olympiade in Moskau unterstützt wurden. Neben ihm waren u.a.

Urs Freuler bietet hochwertige Bekleidung für Velofahrerinnen und

Denise Bielmann, Jürg Röthlisberger, Robert Dill-Bundi oder Markus

Velofahrer. Ob Profi oder Hobbysportler - hier wird jeder welt-

Ryffel dabei. Das sei eine grosse Sache und Ehre gewesen. An den

meisterlich beraten. Privat sitzt er auch heute noch gerne im Sattel

Olympischen Spielen erreichte er im Bahnvierer den 7. Rang. Nach

und legt gut und gerne immer noch etwa 5000 km im Jahr zurück.

diesem Erfolg wagte er den Schritt und wurde Vollprofi. «Ich hatte

Am liebsten gemeinsam mit seiner Mareile.

meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und wusste, es wäre der richtige Zeitpunkt, es zu probieren», erzählt der Glarner. Im Winter fuhr er Sechstagerennen, im Sommer verschiedene Strassenrennen. Jährlich legte er fürs Training bis zu 30 000 km zurück. Er selber bezeichnet sich als «eher trainingsfaul». Und damals habe man noch nicht so auf die Ernährung geachtet, wie dies Sportler heute tun. «Vor Paris-Roubaix habe ich ein Kafi-Complet mit einem Steak gegessen und auf meinem Kopfkissen im Hotel musste immer ein Sandwich parat liegen. Wenn ich Glück hatte mit Thon, ansonsten mit Käse», plaudert er aus dem Nähkästchen. 4

•• text & foto: carole bolliger


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