VOLUME 9
TRAVEL & SAVOIR VIVRE
Asien Thailand & Vietnam
Hamburg Perle an der Elbe
Amsterdam Auf den Spuren der Anne Frank
Marokko Filme aus Mollywood
Mittelmeer www.prestigemedia.ch | CHF 10.–
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Inseln zum Träumen
9 772 235 37 0401
JAMAIKA // FLUSSFAHRT DUORO // WIEN // TIM RAUE // TEUFELSINSEL
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EDITORIAL
Lichterfest in Thailand & Choreografiertes Chaos in Vietnam Geschätzte Leserinnen, geschätzte Leser Wie der französische Schriftsteller und Politiker Roger Peyrefitte bereits bemerkte: «Der Gewinn eines langen Aufenthaltes ausserhalb des eigenen Landes liegt vielleicht weniger in dem, was wir über fremde Länder erfahren, sondern in dem, was wir dabei über uns selbst lernen.» Unter diesem Motto machten sich zwei unserer Redaktorinnen auf nach Asien. Die eine verschlug es zum Lichterfest in Bangkok, die andere besuchte in Vietnam die Städte Hoi und Ho Chi Minh. Beide brachten ganz unterschiedliche Eindrücke mit zurück und lernten, dass ein Lächeln auf den Lippen auch in unserem europäischen Alltag, Balsam für die Seele sein kann. Unseren Food-Redaktor verschlug es dieses Mal in die deutsche Hauptstadt Berlin. Er verbrachte dort einen Tag mit dem 2-Sterne-Koch Tim Raue und erfuhr von ihm die Geheimnisse seines Erfolges. Zudem erlebte er ein amüsantes Mittagessen in Raues Lieblingsrestaurant «Good Friends» mit Kochkollegen Kolja Kleeberg und Nils Henkel. Musikalisch geht es auf Jamaika zu. Den Bewohnern der kleinen Karibikinsel liegt der Reggae im Blut. Woher die Bewegung der Rastafarians stammt und wo man am besten auf Bob Marleys Spuren wandeln kann – das erfahren Sie in unserer Frühlingsausgabe. Doch auch für alle, die nicht weit reisen möchten haben wir einige Tipps zusammengetragen: ob Wien, Hamburg oder ein Besuch im Freilichtmuseum Ballenberg in der Schweiz – spannende Ausflugsziele gibt es auch ganz in der Nähe. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungstour und begleiten Sie uns auf einer spannenden Lesereise rund um den Globus und lassen Sie sich inspirieren.
Francesco J. Ciringione Verleger
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Yvonne Beck Chefredaktorin
INHALT
Inhalt 8 Editorial 7
SPECIAL DESTINATIONS Thailand 8 Im Land des Lächelns
Vietnam 18 Von Hanoi nach Ho Chi Minh
FOOD LOUNGE Tim Raue
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Haute Cuisine in Kreuzberg
Kochhimmel Berlin
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Sterne-Restaurants
Kochbücher 34 Cook around the Globe
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HOTELS Menschen im Hotel
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Design – oder Grand Hotel?
Bobby Dekeyser
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Fussballprofi und Weltunternehmer
Oetker Collektion
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Mehr als Backpulver
Swissness in Thailand
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Neues Resort in Phuket
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INHALT
CITY & CULTURE Amsterdam 52 Das Anne Frank Haus
Hamburg 56 Perle an der Elbe
AIR, ROAD & SEA Französisch Guyana
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Zu den Teufelsinseln
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Portugal 72 Unterwegs auf dem Douro
ADVENTURE & SPORT Bedrohte Tiere
72
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Die letzten ihrer Art
Der vertikale Urlaub
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Klettern
LOST & FOUND Marrokko 96 Zu Besuch in Mollywood
Reiseexperten empfehlen
102
Mein Tipp
Jamaika 104
96
Sunshine Reggae
104
Fürstentum Lichtenstein Kleinod zum Erleben
5
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INHALT
110 PURE LIFE Frankreich 110 Von familientauglich bis luxuriös
Die 10 schönsten Mittelmeerinseln
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Einsame Buchten und türkisfarbenes Wasser
Privatklinik 120 Medizin und Ästhetik
Die Lobby zur Auszeit
124
Healing Hotels
UNIQUE Es war einmal in Deutschland
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Feen und Kobolde
Rennradeln im Tannheimer Tal
134
Auf dem Sattel durch Tirol
Wien 136 Walzer im Dreivierteltakt
New York
140
Picture Postcards …
Schweiz 142 Reise in die Vergangenheit
Spitzen-Disziplin der Eidgenosse
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Velofahren
UNESCO-Welterbe 152 Tektonikarena Sardona
Top of the Mountains
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Frühling in den Bergen
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Das erste Modell der neuen SIGMA Art-Produktlinie. Ein lichtstarkes F1.4 Weitwinkel-Objektiv, das bahnbrechende Auflösung und Bildqualität liefert. Ein wahres Flaggschiff für künstlerischen Ausdruck. Ott + Wyss AG · Fototechnik · 4800 Zofingen Telefon 062 746 01 00 · info@owy.ch · www.fototechnik.ch
Im Land des L채chelns Lichtermeer und R채ucherst채bchen von Helena Ugrenovic
SPECIAL DESTINATIONS
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SPECIAL DESTINATIONS
Wenn die Nacht die Dämmerung ablöst, erleuchten die Kerzen der Krathongs, verwandeln sich in der Vollmondnacht des 12. Mondmonats die Flüsse, Teiche und Kanäle des Königreichs Thailand in schillernde Lichterketten, schweben Lampions in die Höhe und vermischen sich mit den Sternen. Werden die Sorgen und Probleme auf dem Wasser in die Ewigkeit geschwemmt und verpuffen in der Unendlichkeit des Himmels. Loy Krathong ist eines der schönsten und stimmungsvollsten Feste Thailands, das mit allen Sinnen und viel Hingabe zelebriert wird.
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SPECIAL DESTINATIONS
Crispy und cross, gebratene, frittierte Insekten am Nachtmarkt.
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als stosse die Erde diese Elemente mit jedem Atemzug in die Luft, verteile sie über das Land und umarme jeden, davor meistens gestressten, Touristen. Bangkok hat vielleicht 15 Millionen, vielleicht 18, es können aber auch 20 Millionen Einwohner sein. Keiner weiss es so genau. Ununterbrochen wird gekocht und gegessen, auf jedem Meter dampft ein Strassenstand, wandern Satay-Spiesse, Fleischbällchen, Mangoschnitze mit Chilisalz oder Roti, ein unverschämt leckerer Pfannkuchen, über die kleinen Verkaufstresen. Alles ist für europäische Verhältnisse in Miniaturform, aber in riesigen Mengen, vorhanden. Die liebste Beschäftigung der eher zierlich gebauten thailändischen Bevölkerung scheint Essen zu sein, egal wo und egal wann. Von schlechtem Gewissen, Zero-Size, Bio-Diktat, Light-Produkten und Frissdie-Hälfte geplagte Europäer betrachten die emsige und kauende thailändische Bevölkerung wie Bewohner eines anderen Sterns. Wo in ihren Körpern wandert alles hin?
as Wort «Krungthepmahanakhonbowonraanakosintharamahintharayutthyamahadilokphopnoparatanaratchathaiburiromudomratchaniwetsanamahasathnamonphimanawatasathitsakkathatiyavshnukamprasit» – ist die Abkürzung für den 178 Buchstaben langen Namen und Zungenbrecher, Bangkok. Sinngemäss die Stadt der Engel, grösste aller Städte, unsterblich wertvolles Juwel, allmächtig und alt, Hort der neuen, kostbaren Edelsteine, himmlische Stadt von Vishnukarman erbaut. Die Thais nennen sie schlicht Krung Thep und amtlich heisst Bangkok Phra Nakorn, die Heilige Stadt. Sawadee Wer das erste Mal von Europa aus thailändischen Boden betritt und in der Millionenstadt Bangkok landet, spürt etwas Unbegreifliches. Ruhe und eine nicht erklärbare Gelassenheit. Es ist,
Der sonntägliche, «fliessende» Markt Damnoen Saduak in Bangkok
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SPECIAL DESTINATIONS
Liebespärchen vertrauen dem Krathong ihre geheimsten Wünsche an und schwören sich ewige Treue.
Loy Krathong Der Legende nach liegt die Wiege des Loy-Krathong-Festes im alten Königreich Sukhothai, als Nang Nobhama, eine Hofdame im Palast des Königs von Siam, Ramakhamhaeng, die ersten Krathongs schwimmen liess. Begeistert über die kunstvollen Laternenschiffchen, nahm der König die Hofdame zur Frau und erklärte die Vollmondnacht des zwölften Monats vor etwa 700 Jahren zum Loy-Krathong-Festtag. Das Lichterfest oder «schwimmende Blumenfest» stammt vermutlich aus Indien und wurde als Hindufest und als Danksagung an die Gottheit des Ganges mit schwimmenden Laternen gefeiert. Die kunstvollen Blätterschiffchen haben die Bedeutung, allen Ärger, Groll und alle Verunreinigungen der Seele loszulassen, so dass das Leben neu von einer besseren Warte aus begonnen werden kann. Brennende Räucherstäbchen und Kerzen stecken in den mit reichlich Blüten verzierten und lotosförmigen Krathongs, die aus Bananen und Palmblättern gebastelt sind. Bevor sie feierlich mit einem leichten Stups ins Wasser gesetzt und auf die Reise geschickt werden, legen die Menschen auch Münzen, Nahrungsmittel und persönliche Beigaben zwischen die Blumen, wie zum Beispiel Fingernägel oder Haare. Tausende festlich gekleidete Thais säumen die Ufer und verwandeln die Wasserquellen ihres Königreichs in wahre Lichtergärten. Je länger man die zauberhaften Lichter, die sich auf dem Wasser spiegeln, beobachten kann, bevor sie in der Dunkelheit entschwinden, desto glücklicher wird das nächste Jahr, besagt ein thailändisches Sprichwort.
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SPECIAL DESTINATIONS
Berührt ein Mönch eine Frau, muss er sich einem speziellen Bussund Reinigungszeremoniell unterziehen.
Sukhothai Der historische Park von Sukhothai, die «Morgenröte der Glückseligkeit», ist ein weitläufiger Komplex mit 16 buddhistischen Tempeln, vier Hindu-Schreinen, Zierteichen, Festungswallen und Gräben, die auf 70 Quadratkilometer verteilt sind. Nach zehnjähriger Restaurationsarbeit wurde er 1987 eröffnet und ist von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt worden. Der Park bietet die perfekte Kulisse für das Loy Krathong Festival und eine faszinierende Lichtershow, während der die Geschichte und Entstehung Sukhothais aufgeführt wird. Chinesische, rote Laternen in Chiang Mai.
Schon am Nachmittag versammelt sich der Festzug im Park, trippeln kleine Mädchen, als Tempeltänzerinnen verkleidet, anmutig über die Wiesen, strömen Schaulustige zu den Ruinen, kochen und brutzeln die Frauen Leckereien, und es macht Spass, in einem Bereich des Festivals das Essen nicht mit Thailändischen Baht, sondern mit Muschelgeld zu bezahlen. Die Stimmung ist fröhlich und entspannt und die aufsteigenden Gerüche der brodelnden Woks vermischen sich mit der zauberhaften Stimmung sowie der Mystik, die in der Luft schwebt. Die Lichter und Kerzen, die wechselnden Farbspiele betören die Sinne und sind von atemberaubender Schönheit. Speziell für Europäer, die in diesen Wochen vor Weihnachten mehrheitlich in Stress und Hektik verfallen, ist das Erlebnis des Loy-Krathong-Festes Balsam für die Seele und ein perfekter Auftakt zum bevorstehenden Jahreswechsel.
Buddhastatue in Sukhothai, die Handhaltung symbolisiert die «Niederlage des Dämonen Mara», bei der Buddha die Erde als Zeugin für seinen Weg anrief.
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SPECIAL DESTINATIONS
Chiang Mai Durch die 300 Meter, die Chiang Mai über Meer liegt, spürt man die klimatischen Veränderungen. Chiang Mai hat alles zu bieten, was in Bangkok zu finden ist, jedoch ohne klebrigen Schweissfilm am Körper und Verkehrschaos in den Strassen. Yi Peng heisst das dreitägige Lichterfest in Chiang Mai, doch im Gegensatz zu Sukhothai lassen die Menschen Tausende Heissluftlampions in die Nacht schweben. Das letzte Flugzeug von Thai Airways hebt deshalb gegen 19.00 Uhr ab, wenn die Flugroute über der Stadt noch frei ist. Danach ist der Himmel mit leuchtenden Punkten übersät und an manch einem Lampion ist ein Sprühregen Feuerwerk befestigt, der einen funkelnden, hellen Schweif hinterlässt. Eine schillernde und bunte Parade tanzt durch die Stadt, wunderschöne junge Frauen sitzen wie Prinzessinnen auf fantasievollen Festwagen und es ist kein einfaches Unterfangen, die Schönheitskönigin, Miss Loy Krathong, auszuwählen. Der Lampion füllt sich langsam mit heisser Luft, bläht sich auf, bis er nicht mehr zu halten ist: «Mögen alle negativen Dinge, Sorgen und Probleme aus unseren Leben verschwinden, mögen Glück, Geld, Gesundheit und alles, was wir uns wünschen, einkehren.» Innerhalb weniger Sekunden ist nur noch ein hell leuchtender, winziger Punkt unter Tausenden am Himmel zu sehen.
An jedem Schauplatz thront ein riesiger Krathong.
Tausende Laternen steigen in Chiang Mai in den Himmel.
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SPECIAL DESTINATIONS
||||||||||| NICE TO KNOW ������������������������������������������������������������� Special Input der Redaktion Reisedatum auf das Loy Krathong Festival abstimmen und die Kombination Rundreise-Badeferien buchen, zum Beispiel Bangkok, Ayutthaya, Sukhothai, Chiang Mai und danach zu den Strandperlen. Die perfekte Einstimmung für Silvester, Auftanken der Seele inklusive. Fly Thai Vor dem Urlaub ist nach dem Urlaub – das Credo von Thai Airways hält sein Versprechen und vermittelt Gästen schon beim Hinflug nach Thailand Ferienstimmung. Eine hochmoderne Flugzeugflotte, die täglich nonstop ab Zürich fliegt, drei verschiedene Komfortklassen, eine riesige Entertainmentauswahl und eine thailändische, asiatische und internationale Gourmet-Küche verwöhnen die Gäste an Bord. www.thaiair.ch Gourmet-Highlights Salzen mit Fisch-Sauce, Säure beigeben mit Limettensaft, die Schärfe bringen die Chilischoten, die es in sich haben, und wer zu viel davon erwischt und der Gaumen brennt, der nehme einfach Salz – thailändischer Insider-Tipp – und tupfe es auf die brennenden Stellen.. Die thailändische Küche ist fettarm, vielfältig und gehört zu den besten der Welt. Bereits mit einem Preis von 20 Baht, umgerechnet 60 Schweizer Rappen, kann man sich in Thailand ausgezeichnet verköstigen. Finger weg von thailändischen Gesichtscremes, denn sie enthalten Bleichemittel. In Thailand entspricht eine helle Haut dem Schönheitsideal. Wer die thailändische Bräune mit nach Hause nehmen will, sollte daher die inländischen Cremes meiden. MBK Shopping Center Bangkok Vom Zahnstocher bis zum Kriegsschiff erhalten Sie hier alles, was ihr Herz begehrt. The Riverside Bar & Restaurant Chiang Mai Von einem Schweizer geführtes Restaurant mit ausgezeichneter Küche und Live-Bands. Unbedingt das Gemüse im essbaren Körbchen bestellen! www.theriversidechiangmai.com Rati Lanna Riverside Spa Resort Chiang Mai Thailand Exzellentes Hotel, ausgezeichneter Service und einige der Zimmer sind mit einem elektrischen Wasserfall ausgestattet. www.ratilannachiangmai.com ���������������������������������������������������������������������������� NICE TO KNOW |||||||||||
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SPECIAL DESTINATIONS
Das s-förmige Land Asiens Vietnam von Angelika Schwaff
Eine spannende Reise auf der Suche nach alter und neuer Identität des Landes. Vom historischen und quirligen Hanoi über die bezaubernde UNESCO-Weltkulturerbe Stadt Hoi An bis in die aufstrebende Metropole Ho Chi Minh City.
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as soll das Land des tosenden Verkehrs sein? Auf dem Weg vom Hanoier Flughafen in das Stadtzentrum kommen Zweifel auf. Denn die Autos kriechen mit 50 km/h oder weniger auf der Autobahn. Mein Taxi wird teilweise von Mopeds überholt. Auf die sich auch noch bis zu zwei Erwachsene und drei Kinder gezwängt haben. Alle lächeln. Familienausflug auf Vietnamesisch. Wir kommen der Innenstadt näher und mit einem Schlag verdoppelt sich der Verkehr. Und wird aus unerklärlichen Gründen zudem sogar schneller. Fahrräder, Mopeds, Autos, LKW von links, von rechts – es wird von vorne und von hinten gedrängelt und gehupt, als gäbe es irgendwo den letzten Abflug eines Raumschiffs vor Weltuntergang zu erwischen.
Ich muss sofort an Paris denken. Aber nicht nur die Händler mit ihren Nón lá, den kegelförmigen Reishüten, auf dem Kopf verraten, dass dies Indochina und nicht eben Paris ist. Man riecht es auch. An allen Ecken duftet es nach Ingwer, Koriander, kräftiger Brühe und Frittiertem. Aber selbst in die Küche des Landes haben sich die Franzosen eingeschlichen oder zumindest deutliche Spuren hinterlassen. Der Name der wohl bekanntesten Speise aus Hanoi – die kräftigen Rinderbrühe Pho – soll angeblich vom französischen Pot au feu abstammen. Und dann eines der beliebtesten Streetfood-Gerichte aller Vietnamesen: Banh Mi, ein Reismehlbaguette mit eingelegtem Fleisch, Paté und Kräutern gefüllt. Natürlich kommt das lange Brot ursprünglich aus Frankreich.
Choreografiertes Chaos Ich habe mich mittlerweile in den Taxisitz gedrückt und stemme mich mit meinen Füssen ab, meine Hand klammert sich am oberen Griff fest und ich komme ins Schwitzen. Und das mir, als hartgesottene Reisende, die es sogar schon mal geschafft hat, sich mit einem Mietwagen quer durch Neapel zu schlagen, bei sturzflugartigem Regen und dadurch vielen genervten Italienern. Dennoch wirkt das Chaos auf den zweiten Blick hier in Hanoi anders. Die Verkehrsteilnehmer wirken wie choreografiert, Fussgänger gehen lächelnd ohne mit der Wimper zu zucken durch die hupenden Blechmassen, mal fährt ein Mofa auf der falschen Seite, alle bleiben gefasst, aber keiner brüllt. Und dann sind wir da – im Stadtzentrum von Hanoi: Mächtige alte Villen und grosse Gebäude im französischen Kolonialstil. Eine grosse alte Oper, kleine Parkanlagen.
Die lebenden Legenden von Hanoi Hanois Legenden aber ist sind nicht importiert. Am Hoan-KiemSee sind Geschichten und Glaube an ihre Wahrheit bis heute lebendig. Der See befindet sich mitten in der Stadt. Und die Vietnamesen glauben, dass hier einst eine Riesenschildkröte dem Volk zum Sieg gegen die Ming-Dynastie verhalf – mit einem magischen Schwert – die sie an einen armen Fischer übergab. Diese wurde dann nach dem gewonnen Sieg zum König und wollte am See bei den Göttern bedanken – und da tauchte die Schildkröte wieder auf und verlangte das Schwert zurück. Und während der junge König noch überlegte, schwebte das Schwert wie von Zauberhand von alleine in den Himmel und verwandelte sich dort in einen Drachen, der über den See flog und dann darin verschwand. Noch heute sollen Schildkröten im See leben – und wer sie sieht, der hat für immer Glück.
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«Am Tor des Dorfes endet die Macht des Königs» Vietnamesisches Sprichwort
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Vietnam zwischen Vergangenheit und Gegenwart Sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und auch dem Thema Krieg dabei nicht aus dem Weg zu gehen, ist ein Muss für jeden Besucher Vietnams. Da ich Gast des Metropole Hotels war, das wie kein anderes Haus eine enge historische Verbindung zu der Stadt hat, konnte ich an einer speziellen Führung teilzunehmen. Im Hof des Hauses wurde vor kurzem bei Bauarbeiten ein alter Bunker entdeckt, der den Gästen und dem Personal vor 40 Jahren Unterschlupf bei Bombenangriffen bot. Die amerikanische Sängerin Joan Baez schrieb hier eines ihrer berühmten und berührenden Antikriegslieder während Jane Fonda ebenfalls von Hanoi aus zum Frieden aufrief. Der Bunker ist noch heute unverändert und mahnt die Besucher. Die Vietnamesen haben mit sich und der Vergangenheit aufgeräumt und haben gelernt zu vergeben. Und im Heute und Jetzt zu leben. Das sieht man überall: wenn die Dämmerung einsetzt stehen sie auf den Strassen, spielen Badminton und Fussball oder machen Gymnastik. Sie sind fröhlich. Am Sonntag bilden sich kleine Gruppen von Jugendlichen. Sie finden sich zusammen um zu singen. Einfach so, weil es Spass macht und weil sie in den Parks dem Strassenlärm und den engen Wohnungen zu Hause entkommen können.
dem Zug weiter die Küste in Richtung Süden entlang, dann wird schnell klar, wie arm Vietnam ist und wie hart die Bauern hier für ihren kleinen Lohn arbeiten müssen. Zum grossen Teil lebt Vietnam vom Reisanbau und die Felder werden noch klassisch mit Vieh bearbeitet. Ein beschwerliches Leben. Die Zugfahrt von Hanoi ins UNESCO-Weltkulturerbe Hoi An dauert je nach Verbindung bis zu 17 Stunden. Es gibt touristische Luxuswaggons, die die Fahrt angenehmer machen und nicht so lange brauchen, aber natürlich auch einfache Schlafwagen, die nur für Hartgesottene etwas sind und unseren Zug-Standards nicht annähernd entsprechen. Wer den Anblick von dramatischen Küstenlandschaften mag, der ist hier dennoch richtig. Per Flugzeug wäre man sonst in etwas mehr als einer Stunde angekommen. Hoi An ist Vietnams schönste Stadt. Sie liegt an dem Thu Bon Fluss, der nach wenigen Kilometern ins südchinesische Meer mündet. Als einzige in ganz Vietnam wurde diese Stadt im Krieg nicht zerstört, das macht ihren heutigen Reiz aus. Kleine bunte Häuserzeilen ziehen sich durch die Stadt, die eigentlich nur aus Altstadt besteht. Am besten ist man zu Fuss oder per Fahrrad unterwegs. Die Vietnamesen haben schnell erkannt, wo das Geld zu holen ist: bei den Touristen. Dementsprechend üppig ist das Städtchen daher mit Souvenirläden, Spa-Salons und vor allem
Mit dem Zug von Hanoi ins Weltkulturerbe Hoi An Auf dem Land hat man für so etwas wenig Zeit. Fährt man mit
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SPECIAL DESTINATIONS
||||||||||| NICE TO KNOW ���������������������������������������������������������������������������������������� Schneidereien versorgt. Alle zwei Meter kann man zwischen unterschiedlichen Schneidereien wählen, die in wenigen Stunden jede Wunschkleidungmassanfertigen. Es kann als Tourist aber recht anstrengend werden, denn ohne von jedem zweiten Händler angesprochen zu werden, kommt man hier nicht durch die Stadt. Wer Ruhe braucht und doch aktiv sein möchte, kann sich mit einem Guide und Fahrrad auf den kurzen Weg zum «Tra Que Herb Village» machen, einer Biofarm die vor Hoi An liegt. Hier werden Biogemüse und Kräuter für die besten Küchen des Landes angepflanzt. Hier kann ein paar Stunden als Bauernpraktikant auf dem Feld mitarbeiten oder einen spannenden Kochkurs machen.
Anreise Mit Swiss und Vietnam Airlines kommt man täglich nach Vietnam. Je nach Fluggesellschaft und ihren Partnern muss man allerdings einmal umsteigen. Flugdauer für beide Destinationen ab 16,5 Stunden.
Gleich um die Ecke befinden sich übrigens die wohl beliebtesten Strände des Landes in Da Nang, der nächste grösseren Metropole. Früher landeten hier die Panzer, heute liegen die gutsituierten hier am feinen und 30 Kilometer langen Sandstrand und geniessen Seafood, Sonne und Cocktails.
Unterkunft Die Schweizer Hotelkette Mövenpick Hotels und Resorts betreibt zwei gut gelegene 5-Sterne-Häuser in Hanoi und HCMC. In Hoi An gibt es unzählige Hotels, ein zentrales gelegenes Hotel ist das Life Heritage Hotel und Resorts direkt am Fluss.
Ho Chi Minh City Life Eine Flugstunde weiter südlich wohnt der Jetset des Landes. Wenn Hanoi mit Paris verglichen werden kann, dann kann man Ho Chi Minh City, das ehemalige Saigon, das nur HCMC abgekürzt wird, als Los Angeles bezeichnen. Grosse breite Strassen, hohe Häuser und in einigen sogar Skybars und ultramoderne Restaurants, wie die Chill Skybar (www.chillsaigon.com) in der 26. und 27. Etage eines Wolkenkratzers. HCMC hat leider keine so hübsche Altstadt wie Hanoi, dafür sind auch hier die Menschen auf der Strasse ebenso herzlich offen und freundlich. Mir hat ein freundlicher Polizist vier Lieder vorgesunden, eine Mutter mit Kind hat sich einfach so eine Stunde mit mir über Gott und die Welt unterhalten und Witze gerissen und eine alte Oma, vielleicht war sie Ende Achtzig hat mich mit einem mütterlichgutmütigen Lächeln an die Hand genommen, als ich die Strasse überqueren wollte. Dabei ist der Verkehr in HCMC gar nicht so wild wie in Hanoi. Hier bleiben die Autos sogar an einer roten Ampel stehen.
Klima Bei Planung der Reise ist darauf zu achten, dass Vietnam in zwei Klimazonen liegt. Hanoi liegt im Norden, Hoi An und HCMC liegen im Süden des Landes. Im Norden Vietnams muss man auch in der Trockenzeit von Oktober bis April immer mit wolkigen und regnerischen Tagen rechnen. In der Zeit ist der Süden des Landes wesentlich trockener und sonniger. Zwischen Mai und September wird es im ganzen Land sehr feucht, dann ist die Zeit des Südostmonsuns.
Verkehr Über das vietnamesische Bahnsystem kann man sich ausführlich auf der englischen Info-Seite «The Man in Seat 61» (www.seat61. com) erkundigen. Eine Vorausbuchung der luxuriöseren Züge (der Firma www.livitrans.com) ist ratsam.
Weitere Infos «Tra Que Herb Village» Bio-Farm bei Hoi An www.traqueherbvillage.com Moevenpick Hotels: www.moevenpick-hotels.com Hotel Metropole: www.sofitel.com/Hanoi
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SPECIAL DESTINATIONS
de in z iederlan se (Prov chen Lis in den N t is sss d ö a n r ä G g rl d zu iede ht im Englan f net, ste hof im n f n ö k t. e e n k r u u o e T lp it te er K eine Wen n d ien im M . Mä r z s n 1 e» n 2 g a m it id r a r b ) a nd G ros s ower B s T a « p d o Süd holl n r u u en » tpflane np a rk E e «Big B r Herbs v e ti d o t ten Blum k M n r e e pu gab e n n z u ng d der Höh ne n A n e n e ig r e a Die Pfla w h c 2 nd e r t r na ber 201 . Jah rhu eln. De 5 b 1 ie w im Ok to im z n r e d die elt wa n Blum Wäh ren . t de r W n r r e O z ung vo y a te r e Küvon B tog rafie nstmägd Jacoba ie D n meist fo fi s ä a r b G u de m n Jaco itz der a rk so z m melte P a s n im Bes e , g n ti te ten der m he u hier jag ganisier r alfen de o h r Adligen 9 e 4 v 9 d h r e nd e f ). 1 uter un inige f ü üchen ho e K ( d chen k rä n f o u h e Liss ten Mal Keu ken ter von z u m ers is e Namen e r u m r te e r po e Bü r g u nd E x damalig lz üchter e b ken hof. u ie e w K z ng im u Blumen ll te s s me n a u eine Blu f.nl
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Events im Out back Das Outback in Queensland st eht in den näch Kopf. Vom 27. sten Wochen bis 31. März fin det in Roma «E Cou nt ry» stat aster in the t. Bei dem bu nten Outback-F jeden et was da estival ist fü r bei. Geboten w erden Motocro Rallys, Rodeo ss- und Auto, Pferderennen und der grösst im Bullenreite e Wet tkampf n von ganz A ustralien. Gro ist das Ziegen sses Highlight rennen. Beim «Dir t and Dus Julia Creek fin t Festival» in det vom 19. bi s 21. Apr il der athlon Austral härteste Tr iiens stat t. Wei taus lustiger ge sem Outback ht es bei die-Festival beim Schlam mschn Mit Schnorch orcheln zu. el und Flosse n ausger üstet, tr Schlam mtauche effen sich r aus ganz Aus tralien, um den Schmutzfink » «flin kesten zu er mitteln. B ei einem ande geht es um «A ren Wet tstreit ustralia’s Best B ut t». Hier sieg der am besten t derjenige, mit seinem Po wackeln kann.
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FOOD LOUNGE
Megu g oes Swit zerland Mit dem Alpina gibt es nu r ein in Gstaa ne u e s 5 d seit D -Ster ne 2000m³ e z e mb e L uxushote Six Sen r 2012 n l der Su ses Spa icht s o nd e r n perlativ – d e r erste im mit eine e in klus r De pe n g ive e Meg u a s amten A d a nc e d uch das lpen rau es New vielleich m Schweiz – Y orker K t beste . Auf de ultjapan japanisc r Basis e der aufg r s he Resta authenti e he nd e n u rant d scher Zu So n ne e er sche K r taten au r war ten eationen s d em La n G , die we ä s te von Sus d dor t ava it über d hi, Sash ntgardis en k ulin imi und ti verantw a r ischen Wag y u or tu Dreikla hinausg ng hat übr ig ng f ü r das gas e he n . D tronomis ens z we ie Gesamtche A ng i Ster ne seinem ebot de koch M erfolg re s Alpin a rcu s G ichen G als Exe a . Lind n astspiel cutive C er, der n im Z ü h r icher R ef ver p a c Som me h flichtet estau ran t eine m w u rde t Mesa o d e r ne, deutlich und im wen n au z a h me r Restau r ch im V e Küche ant ergleich auf höch z um Me stem Niv sa www.th e a u pr ä se n ealpina tier t. gstaad .ch
Alle an einem Tisch no» im Redie neue Tafel «il tavoli 640 Zentimeter lang ist Personen 22 für sie l, Platz bietet staurant Trattoria and Sou nsetzt. me am zus ich n sich gemütl und sie ist der Or t, wo ma Freunre, Paa und s und Alt, Single Ein Treffpun kt für Jung Glas ein auf r ode em Abendessen de und Bekan nte – zu ein der ht ste ür daf rt, un komplizie Rotwein. Gemütlich und die an ert eni ung h use setzt man sic grosse Tisch. Wie zu Ha hen nsc Me en nnt eka en, noch unb Tafel und begegnet neu e tolle Zeit. ein sam und erlebt gemein e oder ein aus der A la Carte-Kart Mittags werden Speisen tavolino» «il h sic lt ends ver wande Mittagsmenu ser viert. Ab man zudem an t, Or rte Oase. Ein in eine kleine, liebenswe lt, wohl füh se hau Zu man sich wie sam men kom mt, an dem und geborgen. www.iltavolino.ch
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SPECIAL DESTINATIONS
Haute Cuisine in Kreuzberg Tim Raue von Dr. Thomas Hauer
Berlin ist l채ngst mehr als Currywurst und Pommes. Ein Besuch beim Sternekoch Tim Raue beweist das einmal mehr.
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ternekoch Tim Raue hat im letzten Jahr seinen zweiten Stern im Michelin-Führer erhalten. Auch der Gault Millau, der ihm 19 Punkte verlieh, lobt seine Kochkunst in höchsten Töne: «Tim Raues Küchenstil ist relativ einfach zu beschreiben: Er kocht so, wie wir es uns wünschen, wenn wir in einem asiatischen Restaurant sitzen und wieder einmal vergeblich auf Topprodukte, Garpräzision und kreative Momente hoffen. Der bekennende Hongkong-Fan hat es geschafft, aus seinen umfangreichen internationalen Erfahrungen eine ganz eigene Linie zu destillieren, eine persönliche Essenz der asiatischen Küche, die ihn von allen anderen deutschen Topkollegen unterscheidet.»
IMAGINE: Herr Raue, in Ihrer 2011 erschienenen Biographie «Ich weiss, was Hunger ist» charakterisieren Sie sich selbst als «unbequem, preussisch, perfektionistisch und kompromisslos» – sind das die Kardinaltugenden eines Sternekochs? Tim Raue: Ich kann nur für mich sprechen, und in dem Fall trifft diese Beschreibung auch heute noch zu. Aber ich würde die Aufzählung noch um Willensstärke, Leidenschaft und Demut ergänzen. An einer anderen Stelle schreiben Sie, Ihr Ziel sei gewesen, noch vor Ihrem 40. Geburtstag den zweiten Michelin-Stern zu erkochen – im November 2012 war es so weit. Ruhen Sie sich nun auf Ihren Lorbeeren aus
IMAGINE sprach mit ihm über die Faszination der asiatischen Küche, die vier Grundkomponenten seiner Gerichte und die Kardinaltugenden eines Sternekochs.
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oder ist diese Auszeichnung für Sie eher ein Ansporn, den dritten Stern ins Visier zu nehmen? Erst einmal heisst es jetzt konsolidieren, wir haben seit der Eröffnung des Restaurants 19 Punkte im Gault Millau und zwei Sterne erkocht und sind damit aktuell im kombinierten Ranking der beiden wichtigsten Restaurantführer die Nummer 1 in Berlin. Ausserdem bin ich letztes Jahr vom Magazin «Der Feinschmecker» zum «Koch des Jahres» gewählt worden. Trotzdem will ich natürlich persönlich immer besser werden, aber ich kann meine aktuelle Situation auch sehr realistisch einschätzen: Zwei Sterne und 19 Punkte sind schwer zu toppen. Im Vergleich zu vielen Ihrer Kollegen war Ihr Werdegang alles andere als gradlinig und ist von zahlreichen persönlichen wie professionellen Brüchen gekennzeichnet. Gibt es eine entscheidende Wendung, der Sie es verdanken, dass Sie – salopp gesagt – noch einmal die Kurve gekriegt haben, oder war das eher ein Prozess? Ich glaube, die persönliche Entwicklung ist ein lebenslanger, kontinuierlicher Prozess, der vor allem im Inneren stattfindet. Natürlich wird man dabei von den Menschen um einen herum ein Stück weit positiv oder negativ beeinflusst, aber am Ende ist es doch immer der eigene Antrieb und Wille, der einen jeden Morgen wieder aufstehen lässt. Gleichzeitig wäre ich ohne meine Frau Marie-Anne im persönlichen Bereich sicher nicht annährend so entwicklungsfähig gewesen. Ihre Küche, die man im besten Sinne als eine Art panasiatische Fusionküche mit europäischem Einschlag beschreiben könnte, ist in ihrer Konsequenz und Gradlinigkeit in der Sternegastronomie ziemlich einmalig. Was ist die Grundlage dieses unverwechselbaren Stils? Ganz einfach: Ich koche Gerichte, die ich selber gerne essen würde. Ich realisiere sozusagen meine eigenen kulinarischen Wünsche und Begierden. Ausserdem reise ich regelmässig
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SPECIAL DESTINATIONS
nach Asien, um die Aromen und Geschmäcker, die das Rückgrat meiner Rezepte bilden, stets präsent zu halten und neu darüber nachzudenken. Es ist aber nicht ganz einfach, so eine individuelle Küche durchzudrücken, aber viele meiner Stammgäste hatten schon vor zehn Jahren Spass an dem, was ich koche, und dieses positive Feedback hat mich stets vorangetrieben. Anders als die europäische Küchentradition, in der es vor allem um die technischen Aspekte des Kochens geht, ist die chinesische oder japanische Küche fast schon eine Art philosophisches Lehrgebäude – was fasziniert Sie so an dieser Art des Kochens und Denkens? Es ist eine einfache Küche, sehr schlicht und geradlinig. Es gibt zu jedem Gericht eine Geschichte, das ist für mich der philosophische Teil. Man isst stets das eigentliche Produkt, ohne dass es in verschiedene Texturen oder Zustände versetzt wird. Es gibt nur wenige Komponenten, diese aber von herausragender Qualität. Das entspricht mir, ich habe lieber einen Kaschmirpullover anstatt drei aus Merinowolle. In Ihren Gerichten findet man stets vier Grundkomponenten: Süsse, Schärfe, Säure und herbale Aromen. Warum gerade diese vier? Das sind die Geschmäcker, die ich mir wünsche, wenn ich etwas esse. Ich bin als Fastfood-Kid aufgewachsen, Zucker war in meiner kulinarischen Prägung allgegenwärtig. Wir nutzen heute in meinem Restaurant statt Zucker aber die natürliche Süsse von Früchten, paaren sie mit einer belebenden Schärfe und balancieren diese mit der Säure von Zitrusfrüchten. Der leicht herbale, also bittere Ton sorgt für eine anregende ätherische Note.
Where to find: Restaurant Tim Raue Zwei Sterne Michelin, 19 Punkte Gault Millau
Wie wird Ihr Leben in fünf Jahren aussehen und werden Sie immer noch in Berlin sein?
Rudi-Dutschke-Strasse 26 D-10969 Berlin
Ich bin momentan angekommen, wir fühlen uns in unserem eigenen Restaurant zum ersten Mal wirklich «zu Hause». Berlin ist unser Epizentrum und wir würden gerne noch weitere Restaurantkonzepte in Berlin verwirklichen, wenn die richtigen Partner in Sicht sind. Denn eines mache ich nie wieder: bauen. Zum anderen könnte ich mir gut vorstellen, in Hongkong einen Klon meines Restaurants zu eröffnen, denn meine Gastspiele dort waren sehr erfolgreich.
www.tim-raue.com Telefon +49 (0) 30 2 59 3 79 30 Geöffnet: Dienstag – Samstag 12.00 – 15.00 Uhr (Küche bis 13.30 Uhr) 19.00 – 00.00 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr)
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SPECIAL DESTINATIONS
Weitere Sterne am Kochhimmel Berlins First Floor Der berühmte Spitzenkoch Matthias Diether, der mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde, steht für gleichbleibend ausgezeichnete Qualität und Kreativität. Neben der exzellenten Küche ist auch der Weinkeller eine wahre Schatzkammer für Kenner. Benannt ist das Restaurant nach seiner Lage im ersten Stock des Hotel Palace. Serviert wird eine internationale Küche auf höchstem Niveau. Where to find: Budapester Strasse 45 10787 Berlin Telefon +49 (0) 30 2502-1020
Margaux An Berlins erster Adresse, Unter den Linden, kreiert Meisterkoch Michael Hoffmann in modernem Ambiente französische Küche der Spitzenklasse, die mit einem MichelinStern ausgezeichnet wurde. Besonders empfehlenswert: die «Voyage de Cuisine», eine kulinarische Reise durch die Vielfalt der Speisekarte anhand vieler kleiner Leckerbissen, die – wie alle Gerichte – frisch mit den besten Zutaten von Hand zubereitet werden. Where to find: Unter den Linden 78 10117 Berlin Telefon +49 (0) 30 22 65 26 11
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SPECIAL Grill Royal DESTINATIONS Die neue In-Adresse an der Spree ist, wie der Name schon vermuten lässt, bekannt für Grillgerichte. Der Gast wählt sein Fleisch selbst aus einem gläsernen Kühlhaus! Das «Grill Royal» ist ein Ort, in dem man hervorragend essen und ungezwungen Freunde treffen kann. Das ganz besondere Ambiente aus Kunst und Gemütlichkeit macht diesen Ort zu einem der Hotspots Berlins. Where to find: Friedrichstrasse 105 b 10117 Berlin Telefon +49 (0)30 288 792 88
Fischers Fritz Das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Gourmet-Restaurant Fischers Fritz lädt zu einer Reise in die kulinarische Welt delikater Gourmet- und Fisch-Spezialitäten ein. Hier geniesst man in exklusiver Atmosphäre köstliche Menus auf höchstem Niveau – zubereitet vom Chef de Cuisine Christian Lohse und seinem Team. Where to find: Charlottenstrasse 49 10117 Berlin Telefon +49 (0) 30 20 33 63 63
VAU Direkt in Berlins Mitte, unweit des Gendarmenmarktes, öffnen sich im Restaurant VAU die Türen für Gäste und Liebhaber der Küche von Kolja Kleeberg – seit dem ersten Jahr der Eröffnung mit einem Michelin-Stern und 17 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet. Die Gäste erwartet eine klassische französische Kochkunst, verbunden mit regionalen Produkten und individuellen Kreationen aus der Sterneküche. Where to find: Jägerstrasse 54/55 10117 Berlin Telefon +49 (0)30 20 29 73 0
Horváth Mitten in Kreuzberg am idyllischen Paul-Linke-Ufer liegt das «Horváth». Laut Michelin: Hier ist ein motiviertes Team am Werk, das eine gute und interessante Küche bietet – kreativ, aber ohne Trara! Die Menus: «Tradition», «Vegetarisch» oder «Innovation». Man merkt der Küche die österreichischen Wurzeln von Sebastian Frank an. Where to find: Paul-Lincke-Ufer 44a 10999 Berlin Telefon +49 (0)30 612 899 92
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SPECIAL DESTINATIONS Eine italienische Liebe Nigella Lawson sieht fantastisch aus, kocht zum Dahinschmelzen gut und ist eine der erfolgreichsten Food-Autorinnen unserer Zeit. Sie zählt zu den Superstars der neuen englischen Küche, doch ihr kulinarisches Herz schlägt auch für La Bella Italia. Ihre Leidenschaft für Pasta, Pesto & Co spiegelt sich in diesem Buch wider: Jedes Rezept wird mit kleinen Anekdoten garniert, so dass das Buch nicht nur zum nachkochen animiert, sondern auch zum Schmökern auf der Couch. Geniessen auf Italienisch, Dorling Kindersley Verlag
Stimmungsvolle Dorf- und Quartierbeizen 88 Wirtshäuser, wie man sie mag: einfaches, gutes Essen, gepaart mit echter Gastlichkeit. «Beizen» mit einer gewissen Patina und dem Sinn für das Wesentliche. Jedes Lokal in diesem Buch hat seine Eigenheiten, ist ein Unikat mit sympathisch-eigenwilligen Gastgebern und Gastgeberinnen. Doch ihnen allen ist gemeinsam, dass sie eine entspannte Gastlichkeit pflegen in behaglichen Stuben, die zum Verweilen einladen und in denen es dem Gast ganz einfach wohl ist. Insgesamt rund 300 Adressen, die zum Entdecken der ursprünglichen, urtümlichen, echten Schweiz einladen. Cervelat und Tafelspitz, AT Verlag
Über dem Feuer Südamerikas Vom ersten Funken über die lodernden Flammen bis hin zum letzten Glimmen der Asche - nichts regt den Appetit so an, wie über dem offenen Feuer gegarte Köstlichkeiten. Die argentinische Küche ist bekannt für ihre hervorragende Fleischqualität und ihre Grill-Kultur. Dass sich dahinter jedoch weit mehr verbirgt als saftige Steaks, zeigt der wohl bekannteste Koch Südamerikas, Francis Mallmann, in seiner Hommage an die unendlichen Weiten Patagoniens. Ob Parilla, Chapa, Infiernillo, Horno de Barro, Rescoldo, Asador oder Caldero - die sieben Grill- und Garmethoden der argentinischen Gauchos sind schnell erklärt und leicht umzusetzen. Die sieben Feuer Patagoniens, Heel Verlag
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SPECIAL DESTINATIONS Die Töpfe Chinas In den Strassen und den Hinterhöfen der ostchinesischen Metropole Shanghai finden sich zahllose Essensstände und einfache Garküchen, die für eine frische, schnelle und kostengünstige Verpflegung auf die Hand sorgen. Eindrücklich fotografiert, aufwendig und liebevoll gestaltet, zeichnet dieses Buch ein lebendiges Bild der Garküchen und ihrer Köche, erzählt ihre Geschichten und präsentiert 50 ihrer einfachen authentischen Rezepte zum Nachkochen. Shanghai Strassenküchen, AT Verlag
Cook around the Globe Kulinarische Kulturen am Strom Mae Nam Khong Der Mekong, die «Mutter des Wassers», ist die Lebensader Südostasiens. Die Menschen an seinen fast 5000 Kilometer langen Ufern leben mit ihm und durch ihn. Das Buch zeigt, wie die Menschen ihre Lebensmittel produzieren und warum man hier so gut kocht. Es gibt Einblick in die verschiedenen Kochtechniken und die unglaubliche Vielfalt einer der besten Küchen der Welt. Detaillierte Rezepte zeigen, worum es bei dieser Kochtradition geht und welchen Nutzen man daraus für den eigenen Haushalt und Küchenalltag ziehen kann. Mekong Food, Edition Styria
Mediterrane meets orientalische Küche Dieses Buch ist mehr als «nur» ein Kochbuch: Als ein Stück «gekochte» Völkerverständigung zeigt es anschaulich, dass trotz aller religiösen und politischen Streitereien in den verschiedenen Töpfen Jerusalems sich doch ganz ähnliche Gerichte befinden. Yotam Ottolenghi, im jüdisch geprägten West-Jerusalem aufgewachsen, und Sami Tamimi, Palästinenser aus dem muslimischen Ost-Jerusalem, entführen in diesem Kochbuch mit 126 Rezepten in die besondere Küche dieser Stadt. Jerusalem – Das Kochbuch, Dorling Kindersley Verlag
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Anna Hotel Restaurant & Bar
Menschen im Hotel Prachtvoller Grandhotel-Stil oder puristisches Design von Angelika Möller
Meiner Liebe zum Verweilen in interessanten Hotel-Lobbys fröne ich nur zu gern – selbst in der Heimatstadt. Mit besonderer Vorliebe aber auf Reisen. Die Lobby ist für mich die Visitenkarte eines Hotels und sagt bereits viel über die Atmosphäre des Domizils aus.
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Superior Suite Livingroom
Suite mainbath
Hotel Anna
Guter Service prägt das Hotel
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nal grosse Gemälde alter Meister, reproduziert auf Leinwand. Dies wurde ermöglicht durch eine Lizenz der Münchner Pinakothek, wo die Originale hängen. Die Einrichtung bietet ein spannendes Crossover von hypermodernen Designermöbeln und edlen LouisXIV-Stücken. Ein riesiges Marmorbad mit freistehender Wanne und bestückt mit zwei lustigen Quietsche-Entchen würde selbst Loriots streitlustige Bade-Sketch-Protagonisten vollends versöhnen.
rst kürzlich ergab sich für mich in München ein mehrtägiger Aufenthalt sowohl in einem typischen Designhotel als auch in einem Haus im klassischen Grandhotel-Stil. Gelegenheit für ein Update zur Frage: Wie unterscheiden sich die Gäste, die meist bewusst das eine oder andere wählen? Gibt es den spezifischen Liebhaber des einen oder anderen Stils? Werden die Vorstellung und das Klischee vom stylish-avantgardistischen Yuppie in Designhotels versus konservative, traditionsbewusste Klientele in Grandhotels bedient?
Zum High Tea begeben wir uns in die Lobby, für viele Kenner das schönste «Wohnzimmer» Münchens. Es ist ein Treffpunkt für Hotelgäste, aber auch lokale Society schätzt die internationale Atmosphäre und das noble Ambiente für einen Plausch.
«Old World»-Stil mit Noblesse Bereits beim Betreten der opulenten Hotelhalle des «Vier Jahreszeiten» in München an der noblen Maximilianstrasse wird das Flair eines traditionsreichen Hauses spürbar. Durch eine riesige farbige Glaskuppel fällt ein warmes intensives Licht in die Lobby. Farbkombinationen von Rot und Gold bestimmen das Intérieur. Das Einchecken gleicht einer Zeremonie, die an persönlicher Ansprache und Zuvorkommenheit kaum zu überbieten ist. Die Suite, ein begeisterndes Faszinosum für die Augen: an den Wänden überdimensio-
Was sich unseren Augen während der Tea-Time bietet, ist grosses Kino: Eine allseits bekannte deutsche Schauspielerin zelebriert einen Diven-Auftritt und nimmt einige Tische entfernt Platz. Das Outfit, tiefe Einblicke gewährend, ist beeindruckend elegant, ihre Stimme, als sie einen Drink ordert, in Bühnenlautstärke. Nur zu gern nimmt sie wahr, dass sie wahrgenommen wird.
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Die meisten Hotels verkaufen etwas, was sie gar nicht haben: Ruhe. Kurt Tucholsky
Bar des Vier Jahreszeiten
Kleine Aufmerksamkeiten machen den Gast glücklich.
Die leise Pianomusik, die durch den Raum perlt, unterstreicht den «Old World»-Stil, der hier gepflegt wird und den das anwesende Publikum schätzt und erwartet. An der Rezeption ist Hochbetrieb: Eine arabische Grossfamilie checkt mit vier Kindern und ebenso vielen Nannys ein. Daneben zwei Geschäftsleute in edlem Zwirn und ein japanisches Paar, das dringend um Rat sucht. Und – hoppla – ein sehr junger Typ im «Shabby-Look», dem eine kleine Entourage sichtbar zu Diensten steht … Cool und stylisch im lässigen Ambiente Ortswechsel: Nach drei Tagen im klassischen Grandhotel-Ambiente wechseln wir in das angesagte «anna hotel» nahe dem Stachus. Inzwischen schon zehn Jahre alt, gilt das Designhotel dennoch als so hip wie am ersten Tag. Das Entrée unspektakulär, wie auch die kleine Rezeption. Das Eincheck-Prozedere ist herzlich, flott, und die Frage nach individuellen Wünschen spricht für aufmerksamen Service. Unwillkürlich fällt der Blick in die angrenzende Bar, die
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Anna Hotel Tower Room
gleichzeitig Bistro und Lobbybereich ist. Hier steppt um die Mittagszeit der Bär, offenbar ein Hotspot für Lunch und Cometogether. Nun geht’s in die Suite im sogenannten Oberdeck auf der sechsten Etage. Dieses Stockwerk ermöglicht beste Ausblicke auf die Münchner City, die Zimmer haben Balkon oder Privatterrasse. Die Innenausstattung vom New Yorker Designhaus Donghia ist im Stil ästhetisch und farblich perfekt aufeinander abgestimmt.
getaucht. Das gradlinige Ambiente des Restaurants wird in der angrenzenden Lounge abgelöst von einer unerwarteten Verspieltheit mit violetten Sofas und Sesseln, über denen ein üppiger Kronleuchter in fröhlich inszeniertem Retrochic glitzert. Bei einem «Champagner-Hugo», dem In-Cocktail der Saison, lässt sich «people watching» hervorragend zelebrieren. Zumindest in diesen zwei Stunden bestätigt sich die Vermutung, dass hier ein lässiges, auf Individualität bedachtes Publikum im urbanen Look zwischen 30 und 50 Jahren ein- und ausgeht. Wer auf besondere Privatsphäre Wert legt, mietet sich im «anna next door» im Nebenhaus mit separatem Eingang ein.
Die Frage «Sein oder Design», die sich zuweilen in anderen Hotels mit kargem, puristischen Intérieur stellt, ist hier schnell beantwortet: Es fehlt an keinem Komfort. Wir lassen uns noch die phantastische Turmsuite zeigen, die selbst aus der Badewanne einen traumhaften Ausblick bietet und nach Wunsch den gesamten Bereich in alle Farben des Regenbogens taucht. Cooler und stylisher geht’s kaum... Am frühen Abend setzen wir uns an die Bar, die Rezeption mit anreisenden Gästen sowie den gesamten Restaurant-Bereich im Blick. Der rundum verglaste Raum wird durch ein effektvolles Beleuchtungssystem in verschiedene Farb- und Lichtstimmungen
Mein persönliches Fazit nach jeweils drei Tagen im «Vier Jahreszeiten» und im «anna hotel»: Ob Grandhotel- oder cooler Designstil, der Mix macht`s. Je nach Stimmung und Destination sind beide Varianten reizvoll. Wer Sinn für inspirierende Beobachtungen von Menschen im Hotel hat, wird so oder so auf seine Kosten kommen.
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Die völlig verrückte Geschichte von Bobby Dekeyser Schulabbrecher, Fussballprofi, Weltunternehmer von Angelika Moeller
Es ist nicht leicht, diesen Bobby Dekeyser zu treffen. Gerade kommt er aus New York, morgen reist er weiter auf die Philippinen, wo er seinen Traum, einen Sehnsuchtsort zu schaffen, verwirklicht hat, kurz darauf könnte man ihn in Zürich, Edinburgh oder auf Ibiza treffen.
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r ist ständig in Bewegung, geistig wie körperlich, führt ein Leben auf der Überholspur. Wir sind in Lüneburg zu einem Interview verabredet, wo er sich für einige Stunden auf dem Firmengelände seines DEDON-Unternehmens aufhält. Auf dem Weg von Hamburg habe ich Zeit, seine Vita Revue passieren zu lassen, die ich in seiner gerade erschienenen Biografie «Unverkäuflich» gelesen habe: Schulabbrecher mit 15 Jahren. Der Traum, Fussballstar zu werden, entsprach seiner ausgeprägten Sportlichkeit und dem Wunsch, Mädchen zu imponieren. Mit eisernem Willen und fast verbissener Disziplin schaffte er es ins Tor des FC Bayern. Ein Rat Pelés, den er als Jungstar treffen durfte, liess ihn ein Leben lang nicht mehr los: «Folge deinem Traum, dann kann alles passieren.»
«Wohlfühlunternehmer». Das sogenannte Bobby-Prinzip basiert auf der simplen Grundidee: Geht es dem Arbeiter/Angestellten gut und fühlt er sich eigenverantwortlich und vertrauensvoll eingesetzt, werden optimale Bedingungen für das Unternehmen geschaffen. Nicht Erfolg und Gewinnmaximierung treiben ihn an, sondern die Lust am Leben mit Familie und Freunden. Er ist Ideengeber und sucht und findet Menschen, die sie aufgreifen und umsetzen; oft in der eigenen Grossfamilie, im Freundeskreis oder in Zufallsbegegnungen mit spontaner Empathie. Soziales Engagement Vor zwei Jahren dann der brutale Schicksalsschlag: Seine Lebensliebe und Ehefrau Ann-Kathrin stirbt, erst 42-jährig, an einem Hirnschlag. Für Bobby Dekeyser und die drei Kinder stürzt die Welt ein. Acht Monate kompletter Rückzug zusammen mit dem Sohn und den beiden Töchtern. Aber der Kämpfer Bobby Dekeyser ist wieder da – für sein Unternehmen, seine Stiftung und vor allem für seine Familie und Freunde. Das grosszügige Firmengelände ist erreicht. Weitläufig erstrecken sich einige Hallen, umgeben von Wiesen mit zahlreichen Bäumen. Von weitem hört man Zurufe wie go, come on, ey-here...
Vom Fussballstar zum Möbelhersteller Nach einer schweren Sportverletzung startet Bobby Dekeyser sein spektakuläres Lebensabenteuer als Unternehmer und Mensch. Sein Unternehmen DEDON, das edle handgefertigte Outdoormöbel (ein Wohnzimmer für draussen) mit der berühmten wetterfesten Kunstfaser herstellen lässt, musste viele Tiefschläge einstecken, bis es innerhalb von 22 Jahren zu einer globalen Weltfirma von Rang wurde. DEDON-Flechtmöbel stehen heute im Garten von Brad Pitt, Madonna, im Vatikan oder auch in den Aussenbereichen grosser Hotelketten und Resorts wie Marriott, Hilton und dem Club Med. Seine Unternehmensphilosophie erscheint visionär und dem klassischen Entrepreneur vielleicht naiv. Bobby Dekeyser gilt als «Harmonisator» und
Bobby Dekeyser spielt Fussball mit den internationalen Stipendiaten seiner Stiftung Dekeyser & Friends. Diese Stiftung finanziert weltweit Projekte, um jungen Menschen zwischen 18 und 28 Jahren eine «neue Art von Bildung» zu verschaffen. Sie nehmen an Kultur-, Sozial- und Sportprojekten teil und werden unter
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anderen unterstützt durch die bekannte Affenforscherin Jane Godall sowie die Sportler Jens Lehman und Markus Wasmeier. Ich sehe mich um und entdecke ausser dem Fussballplatz ein Beachvolleyballfeld und einen Fischteich mit Blockhütte und Grillplatz. Eine Mitarbeiterin, die mich herumführt, ergänzt, dass es für die Angestellten auch einen Fitnessbereich, eine Saunalandschaft, einen Billardraum und ein italienisches Restaurant gibt, in dem die Sizilianerin Adriana Vinci kostenfrei für das Team kocht. Dann kommt Bobby Dekeyser vom Spielfeld locker angetrabt. Verdammt gut schaut er aus und mir schiesst durch den Kopf: Sollte sein virulentes Leben je verfilmt werden – er wäre die Idealbesetzung... Reflektion und Rückzug – auch auf der Überholspur Zunächst sprechen wir über sein kürzlich erschienenes Buch «Unverkäuflich». Die Motivation, Menschen Mut zu machen, war die Triebfeder, über sein Leben, das von grossen Höhen und Tiefen gezeichnet ist, zu schreiben. Trotz der Brüche, die es gab, hat er sich nie kaufen lassen, weder materiell noch moralisch. Seine Reflektionen, sich selbst in Frage zu stellen und das eigene Regulativ zu finden, möchte er dem Leser ans Herz legen. Und ganz wichtig ist ihm, auf Freundschaft und Vertrauen zu bauen. So sind in seinem Weltunternehmen mit 3000 Mitarbeitern Freunde und Familienmitglieder in massgeblichen Positionen vertreten. Sein Instinkt für Menschen mit Leistungs- und Verantwortungsfähigkeit hat ihn nur selten im Stich gelassen. Täglich nimmt sich Bobby Dekeyser die Zeit für die Reflektion des Rückzugs, um sich selbst zu spüren, äussere Eindrücke zu verarbeiten und zu überdenken, ob er seiner Verantwortung gegenüber der Familie, der Firma und seiner Stiftung gerecht wird. Sein Credo: «Was sind Gewinne wert, wenn sie nicht einer grösseren Sache dienen?» Und so verhilft er unter anderem den Ärmsten der Armen auf der philippinischen Insel Cebu, die auf Müllkippen leben, ein Dorf entstehen zu lassen mit menschenwürdigen Bedingungen. Ein Projekt seiner Family & Friends Stiftung.
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New York – eine inspirierende Durchgangsstation Nach dem plötzlichen, tragischen Tod seiner Frau hat Bobby Dekeyser mit seinen Kindern intensive Trauerarbeit geleistet. Sie waren an Orten, die sie mit der geliebten Frau und Mutter verbanden, haben geredet, geschwiegen und eng zusammengehalten. Jetzt lebt er seit Kurzem in New York, einer Stadt, die für ihn die grosse Welt im Kleinen bedeutet. Viele Menschen gehen im Haus Dekeyser aus und ein, Menschen aus aller Herren Länder. Jeder hat eine Idee, ein Projekt, von dem er erzählt. Es entstehen Freundschaften, Verbindungen und Kooperationen. Er, der sich selbst als Landei bezeichnet, geniesst die Impulse dieser Stadt, findet aber seinen Rückzug immer wieder auf seiner Pferdefarm ausserhalb von NYC.
ein Refugium, das die Schönheit der Natur und die natürliche Lebensart in den Mittelpunkt stellt. Celebrities aus Politik, Wirtschaft und Showbiz wussten diese Form der Exklusivität bereits zu schätzen. Weitere DEDON Places mit der gleichen Philosophie sind angedacht, ausgewählte Plätze, wofür der Name DEDON steht, vermutlich in Afrika im Dschungel, in den Bergen oder auf einem Hausboot. Es sollen Orte sein, die zu echten Erfahrungen werden und die Menschen berühren. Buchen kann man online oder auch bei einem Partner in der Schweiz. Die Schweiz – zukünftiger Wohnsitz Zur Schweiz hat Bobby Dekeyser privat wie beruflich eine enge Beziehung. Vier wunderbare Jahre verbrachte er hier mit seiner Frau. Auch sein Freund und Geschäftspartner Daniel Borer (aus der Rolex-Dynastie), mit dem ihn viele Projekte verbinden, lebt in der Schweiz. Bobby Dekeyser möchte nach einigen Jahren in NYC auch in der Schweiz leben, wenngleich es in seinem Nomadenleben wohl nie einen ständigen Wohnsitz geben wird. Als Chairman seiner Firma nimmt er sich den Freiraum, aus aller Welt zu agieren.
DEDON Island – A Barefoot State of Mind Das ist eine wunderbare Überleitung unseres Gespräches zu seinem neuen Projekt DEDON Places. Begonnen hat es mit DEDON Island, einer philippinischen Insel, die er und seine Frau als Sehnsuchtsort mit Magie entdeckten. Hier entstand nun ein Resort, ganz nach seinen Bedürfnissen gestaltet: Barefoot Luxury, «ein Ort, an dem auch die Gedanken barfuss gehen», so beschreibt er es. Neun Villen im Pagodenstil, von französischen Designern gestaltet, ohne die typischen 5* Facilities wie Flatscreen, Butler, High-Tech-Equipment und ohne Passiv-Entertainment, sondern
Nahezu zwei Stunden sind vergangen. Das Gespräch mit Bobby Dekeyser war ein Erlebnis. Es ist nicht oft, dass man einem so charismatischen Menschen und Visionär begegnet.
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Mehr als Pudding und Backpulver … von Lilly Steffen
Die Marke Dr. Oetker steht seit über hundert Jahren für die Freude am Backen, dem Süssen und den damit verbundenen Produkten wie Backmischungen, Teigmischungen und Pulverdesserts. Auch Tiefkühlpizza verbindet der ein oder andere noch mit dem Namen. Dass Dr. Oetker auch in der Hotellerie tätig ist, ist den meisten jedoch unbekannt.
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Nahrungsmittel, Bier und alkoholfreie Getränke, Sekt, Wein und Spirituosen, Schifffahrt und weitere Interessen, zum Beispiel die Oetker Collection.
ie Grundlage des Familienunternehmens der Oettkers legte der Apotheker Dr. August Oetker, als er 1891 in Bielefeld das Backpulver Backin entwickelte. Aufgrund der Qualität der genutzten Rohstoffe und eines speziellen, gleichbleibenden Mischungsverhältnisses konnte er garantieren, dass mit seinem Backtriebmittel jeder Kuchen gelingt. Durch diese, für die damalige Küche sensationelle Neuerung, legte er den Grundstein für sein Unternehmen und für die Marke Dr. Oetker.
Masterpieces Die Oetker Collection repräsentiert eine der inspirierendsten Sammlungen von Grandhotels der Welt. Jedes der Grandhotels ist einmalig und spiegelt das einzigartige kulturelle Erbe Europas wider: mit höchsten Service-Standards, aussergewöhnlicher historischer Architektur und Ausstattung sowie einer grossen Liebe zum Detail.
Am Anfang stand das Backpulver Mit einem guten Gespür für die erwachenden Bedürfnisse des Marktes setzte der Gründer auf Werbung durch Zubereitungsvorschläge auf den Verpackungen, Rezepthefte und Zeitungsinserate. Dabei verwies er immer wieder auf die noch heute geltenden Grundsätze Gelinggarantie und Qualität. Im wachsenden Markt der Nahrungsmittelhalbfabrikate entwickelte der findige Apotheker weitere Produkte wie das Stärkepulver Epifin, den Vanillinzucker und das Puddingpulver. Kurz nach der Jahrhundertwende entstand eine erste Nahrungsmittelfabrik, die im Laufe der Jahre immer wieder vergrössert werden musste.
Seit nunmehr über 70 Jahren bringt sich die Familie Oetker aktiv in ihre Hotels ein. Dies zeigt sich insbesondere in ihrem Engagement bei der Gestaltung eines jeden Hauses bis ins kleinste Detail hinein. Dies offenbart sich in dem exquisiten Luxus der verwendeten Materialien und Stoffe, die oft einer bestimmten Epoche entlehnt sind, sowie in den ausgesuchten Kunstgegenständen und seltenen antiken Mobiliar. Bemerkenswert sind auch die oftmals von renommierten Landschaftsgärtnern, darunter Jean Mus, gestalteten Gärten der Hotels sowie die prächtigen Poollandschaften.
Auf die sich verändernden Wünsche der Verbraucher reagierte das Unternehmen stets mit Innovationen und der Einführung neuer Produkte. Gleichzeitig wurden die bewährten und allseits bekannten Klassiker beibehalten. Der Erfolg führte dazu, dass Produktionsstätten in weiteren Ländern Europas und auf anderen Kontinenten folgten.
Und doch ist es wahrscheinlich die unvergleichliche Qualität des Dienstes am Gast, die das bedeutendstes Merkmal der Oetker Collection darstellt. Hier sind Experten in Sachen Gastfreundschaft dem Wohl des Gastes verpflichtet und zum Teil seit Jahrzehnten ihrem Haus treu verbunden. Keiner Wunder also, dass hier seit Jahrzehnten internationale Stars logieren und sich rundum wohl fühlen.
Im Lauf der Firmengeschichte dieses grossen Familienunternehmens diversifizierte die Oetker-Gruppe in die Geschäftsbereiche
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«Wenn ein Gast unser Foyer zum zweiten Mal betritt, wird er wieder erkannt und herzlich begrüsst – wie jemand, der nach Hause kommt. Denn wer einmal Gast bei uns war, ist bei uns zu Hause.» Die Collection umfasst derzeit acht Hotels. Von dem jedes auf seine ganz individuelle Weise ein Juwel ist.
Hektaren duftende Gärten, 41 individuell gestaltete Villen und Suiten, darunter mehrere Paläste, dazu ein 650 Quadratmeter grosses Spa von Weltklasse machen das Palais Namaskar zu einem der reizvollsten Refugien in Nordafrika. Ein einzigartiger Mix von Einflüssen des Orients und der europäischen Kultur, sowie Beschaulichkeit und Erlebnis erzeugen eine Atmosphäre der Energie und Inspiration, in der die Begegnung mit sich selbst und mit anderen ihren Ausdruck in vollkommenen Augenblicken findet.
1 Brenners Park-Hotel & Spa Das Hotel in Baden-Baden bildet eine grossartige Stadt-Oase inmitten einer üppigen Parkanlage. Als erstes der von der Familie Oetker übernommenen Hotels ging es 1941 in die Hände von Rudolf August Oetker über. Hier entspannt der Gast im belebenden Spa, schlendert durch den angrenzenden Park oder geniesst einfach erlesene Gaumenfreuden in dem mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Brenners Park-Restaurant. Wer stillvolle Entspannung in einer eleganten Umgebung sucht, ist hier genau am richtigen Ort
6 Hotel Saint-Barth Isle de France Auch auf den Französischen Antillen, der karibischen Trauminsel Saint-Barthélemy, ist die Oettker Collection vertreten. Bezaubernde tropische Gärten umgeben die 39 Zimmer, Suiten und Villen, deren Gestaltung die berühmte britische Innenarchitektin Penny Morrison übernommen hat. Französische Stoffe und leichter Leinenbezug in sanften Naturtönen ergänzen sich aufs Schönste mit den Farben der Trauminsel Saint-Barthélemy. Zwölf Garten-Bungalows sowie sämtliche öffentliche Räume in Hauptgebäude und Rezeption wurden 2012 gründlich renoviert. Auch das preisgekrönte hoteleigene Restaurant «La case de l’Isle» mit Blick über Flamands Bay erstrahlt in neuem Glanz.
2 Hôtel du Cap-Eden-Roc Man nehme ein angesehenes und sagenumwobenes Hotel in traumhafter Lage inmitten eines idyllischen Privatparks und bringe das Ganze mit dem Zauber des Mittelmeers zur Vollendung. Eben dieses Zusammenspiel klassischer Harmonie verleiht dem Hôtel du Cap-Eden-Roc seinen zeitlosen Charme. Das seit 1969 im Besitz der Familie Oetker befindliche Haus liegt an der Spitze des Cap d’Antibes unmittelbar an der Mittelmeerküste. 3 Le Bristol Paris Es ist der romantische Geheimtipp mitten in Paris und beherbergt nicht nur ein erlesenes Drei-Sterne-Restaurant und einen prachtvollen, 1.200 Quadratmeter grossen französischen Garten, sondern auch einen Hotelpool über den Dächern der Stadt mit unvergleichlich spektakulärem Ausblick über die französische Metropole und ein eigenes Beauty- und Wellness-Spa. Das Hotel gehört seit 1978 zur Oetker Gruppe und liegt mitten im pulsierenden Herzen von Paris, dem Elysée-Palast gleich gegenüber.
L’Apogée Courchevel (Geplante Neueröffnungen 2013) Noch nicht eröffnet, aber ungeduldig erwartet, wird das nächste Kind der Oettker Collektion. Das L’Apogée Courchevel im exklusiven Jardin Alpin in Courchevel in den Französischen Alpen wird unter der Leitung der bekannten Architekten und Interior Designer India Mahdavi und Joseph Dirand höchsten Ansprüchen gerecht. Das Refugium wird 33 Suiten, 20 grosszügige Doppelzimmer sowie ein spektakuläres Penthouse umfassen. Das Letztere ist sowohl mit einem eigenen Jacuzzi als auch einer privaten Terrasse ausgestattet und bietet einen faszinierenden Ausblick auf das Dorf Courchevel. Weiterhin werden Gäste des Hotels ein exzellentes Spa mit Swimmingpool als auch ein Signature Restaurant vorfinden, welches von 2-Sterne-Koch Yannick Franques geleitet wird. Über einen privaten Skilift des Hotels haben Gäste direkten Zugang zum Skigebiet.
4 Château Saint-Martin & Spa In Vence, in der malerischen französischen Provence, wurde dieses Anwesen 1994 von der Familie Oetker erworben. Im exquisiten Relais & Château-Hotel im Herzen der französischen Riviera geniesst man einen Aufenthalt in einem der stilvollsten Luxushotels Europas. Eine mit zwei Sternen ausgezeichnete Gourmetküche, ein Spa mit La Prairie-Anwendungen und der spektakuläre Blick über die Mittelmeerküste runden das beispiellose Erlebnis ab.
Le Bristol Abu Dhabi (Geplante Neueröffnungen 2013) An der prestigeträchtigen Corniche, im Zentrum von Abu Dhabi, wird das ebenfalls in diesem Jahr einzuweihende Le Bristol Abu Dhabi liegen. Das 185 Zimmer umfassende Hotel, mit dem die Oetker Collection den Managementvertrag im Jahr 2010 unterzeichnet hat, wird die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate um eine neue Dimension von klassischem europäischen Luxus und Stil gepaart mit französischem Flair bereichern.
5 Palais Namaskar In Marrakesch, Marokko, haben sich die Tore für Gäste erst im Jahre 2012 geöffnet. Mit der Unterzeichnung des Managementvertrags für das Palais Namaskar ist die Oetker Collection erstmalig mit einem Hotelprojekt in Nordafrika vertreten. Fünf
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SWISSNESS IN THAILAND DAS SWISSÔTEL RESORT PHUKET Im Westen von Phuket und nur 30 Minuten vom internationalen Flughafen entfernt liegt das Swissôtel Resort Phuket, das dritte thailändische Hotel der globalen Hotelgruppe mit Schweizer Wurzeln.
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eim Kamala Beach, einem der bekanntesten und beliebtesten Urlaubsorte auf der Insel, bietet das Ferien-Resort 180 moderne Suiten, mit einer Auswahl von ein bis drei Schlafzimmern. Konzipiert für den anspruchsvollen Reisenden, ist jede Suite mit einem separaten Wohnzimmer und einem eigenen Balkon ausgestattet. Die geschlossene Bucht und die bewaldeten Hügel rund um das Resort machen es für viele Urlauber mit oder ohne Kinder zu einem perfekten Ort der Entspannung und Erholung.
unser Portfolio im asiatischen Raum zu ergänzen und unsere Präsenz zu stärken», so Meinhard Huck, President Swissôtel Hotels & Resorts. «Schweizer Qualität in ansprechendem Ambiente und Top-Service stehen bei uns an oberster Stelle, ganz gleich in welcher Ecke des Globus.» Drei Restaurants und Bars mit köstlichen Spezialitäten aus aller Welt, ein umfassendes Angebot an lokalen und internationalen Speisen sowie das reichhaltige Frühstücksbuffet bieten eine vielfältige Auswahl.
Das Resort offeriert ein umfangreiches Angebot an Einrichtungen, darunter einen Lagunen-Pool, Spa- und Fitness-Center, einen Abenteuer-Club für Familien mit Kindern und eine ganze Reihe an Freizeitaktivitäten in– und ausserhalb der Hotelanlage. Mit acht vielseitigen Veranstaltungsräumen und einem Foyerbereich, bietet das Swissôtel Resort Phuket eine Konferenzkapazität von insgesamt 450 Quadratmetern und eignet sich somit ideal für Firmen-Meetings oder Veranstaltungen für bis zu 150 Personen.
Wellness und Fitness werden hier ebenfalls gross geschrieben: Gäste, die sich richtig verwöhnen lassen wollen, können aus einer Vielzahl an Behandlungen durch erfahrene Therapeuten, darunter Massagen, Gesichtsbehandlungen, Körperpackungen und -peelings, Therapie- und Fussbädern auswählen – alle Behandlungsräume sind zudem entweder mit einem Jacuzzi oder einer Sauna ausgestattet. Fitnessgeräte und spezielle Kurse runden das umfassende Angebot ab.
«Phuket ist eine der meist besuchten Regionen in Thailand und nach dem erfolgreichen und langjährigen Betrieb unserer beiden Deluxe Hotels in Bangkok freuen wir uns, mit dem Swissôtel Resort Phuket
www.swissotel.de/hotels/phuket/
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SPECIAL DESTINATIONS
VERBLÜFFEND ANDERS Das Hotel, das lebt.
Die bezaubernde Aussicht auf die Stadt, das Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL), den Vierwaldstättersee und die Bergkulisse sowie die bereits legendären Events, zum Beispiel die Jazzkonzerte in der Louis Bar oder die Kochkurse mit Küchenchef Johan Breedijk, machen jeden Besuch im MONTANA zu einem Highlight. FÜR DESIGN & LIFESTYLE LIEBHABER Mit seinen 66 Gästezimmern, Suiten und den einzigartigen Penthouse Spa Suiten mit grosszügigem In-Room Spa-Bereich und privatem Panorama Whirlpool auf der Dachterrasse, der stadtbekannten Louis Bar, dem 15 GaultMillau Scala Restaurant mit traumhafter Terrasse und dem attraktiven Day-Spa Angebot, ist das MONTANA eine Oase der Erholung für Ferien- wie für Geschäftsreisende. Trotz seiner ruhigen Lage liegt das MONTANA nur 5 Fahrminuten vom Bahnhof oder dem nächsten Autobahnanschluss sowie eine Stunde vom Flughafen Zürich-Kloten entfernt. BESTES VIERSTERNE-STADTHOTEL DER SCHWEIZ Fast schon zur Tradition geworden, feiert das ART DECO HOTEL MONTANA in Folge die Kür zum besten ViersterneStadthotel der Schweiz gemäss den angesehenen Hotel-Ratings der "SonntagsZeitung" und der "Bilanz". Es gehört 2013 wiederholt zu den HolidayCheck Award Siegern und wurde damit zu den 12 beliebtesten Stadthotels der Welt gewählt. Erleben Sie das aussergewöhnliche und begeisternde Hotel, das lebt – aber eben, verblüffend anders! 51
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Ein trauriges Stück Geschichte Das Anne Frank Haus in Amsterdam Von Lilly Steffen Bilder: © Anne Frank House Photographer Cris Toala Olivares
In einem Hinterhaus in den besetzten Niederlanden
© Anne Frank House
schrieb Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch. Was damals das Versteck zweier jüdischer Familien war, ist heute ein Ort des Erinnerns.
A
msterdam gibt sich meist bunt, schräg und lebensfroh. Gemütlich geht es in den Cafés und auf den Grachten zu. Etwas wilder in den Bars, Clubs und farbenprächtigen Festivals. Touristen lieben dieses ganz besondere Amsterdam-Flair. Doch es gibt auch andere Orte in Amsterdam, Orte die nachdenklich machen, Orte gegen das Vergessen, Orte der Geschichte des Nationalsozialismus. Einer dieser Orte ist das Anne Frank Haus in der Prinsengracht im Herzen der Stadt. Der Ort, an dem der grösste Teil der Tagebücher Anne Franks entstanden.
Die Geschichte der Familie Frank Als Adolf Hitler 1933 in Deutschland an die Macht kommt, emigriert die jüdische Familie Frank in die Niederlande. In Amsterdam geht es ihnen gut und sie fühlen sich sicher. In ihrem Viertel leben noch andere deutsche Emigranten. Die Kinder Anne und Margot haben viele Spielkameradinnen und auch in der Schule leben sie sich schnell ein. Otto Franks Geschäfte laufen gut. Neben der Firma Opekta gründete er zusammen mit Hermann van Pels, der als Jude ebenfalls aus Deutschland geflohen ist,
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«Ich finde es sehr komisch, dass erwachsene Menschen so schnell, so viel und über alle möglichen Kleinigkeiten Streit anfangen; bis jetzt dachte ich immer, dass zanken eine Kindergewohnheit wäre, die sich später geben würde.» Tagebucheintrag, 28. September 1942
einen Gewürzhandel — Pectacon. Die Franks wähnen sich in Sicherheit und führen ein unbeschwertes Leben. Doch im Mai 1940 marschieren die Deutschen auch in den Niederlanden ein und alles wird anders. Juden werden mit immer neuen Verboten schikaniert. Sie dürfen nicht Strassenbahn fahren und ab 20 Uhr abends gar nicht mehr aus dem Haus. Sie dürfen keine Firmen besitzen und Anne und Margot müssen in eine Schule für jüdische Kinder wechseln. Otto Frank hat Angst, dass alles noch schlimmer wird, dass Juden vielleicht nicht mehr in den Niederlanden leben dürfen oder sogar ermordet werden. Diesem Schicksal will er sich nicht unterwerfen. Er und sein Geschäftspartner Hermann van Pelz beschliessen unterzutauchen. Mit ihren Familien wollen sie sich im leerstehenden Hinterhaus des Firmengebäudes an der Prinsengracht verstecken. Otto Frank fragt seine vier Angestellten, ob sie ihm dabei helfen. Sie sind sofort dazu bereit. Als Margot die Aufforderung erhält sich für ein Arbeitslager in Deutschland zu melden, taucht die Familie Frank eher als geplant unter. Eine Woche später zieht auch die Familie van Pels ins Hinterhaus ein. Nach vier Monaten stösst Fritz Pfeffer als letzter hinzu. Nun leben hier acht Menschen auf knapp 75 Quadratmetern Tag und Nacht zusammen. Sie dürfen nie hinaus müssen tagsüber mucksmäuschenstill sein und die Vorhänge geschlossen halten. Sie haben alle ihre Eigenarten, wie jeder Mensch, doch ob sie wollen oder nicht, sie müssen miteinander auskommen. Vom Leben im Hinterhaus Die Untergetauchten wissen im Jahre 1942 noch nicht, dass sie mehr als zwei Jahre im Versteck verbringen werden. Die ganze Zeit dürfen sie nicht ins Freie und müssen sich das dunkle, feuchte Hinterhaus teilen, und sie leben in der ständigen Angst, entdeckt zu werden. Die Umstände sind alles andere als einfach, vor allem für ein dreizehnjähriges lebenslustiges Mädchen wie Anne Frank. Zum Glück kann sie sich in ihrem Tagebuch viel von der Seele schreiben. Mit scharfer Beobachtungsgabe und nicht ohne Humor, schildert sie das Leben im Hinterhof. Ängste, Streitigkeiten, kleinkariertes Verhalten, Unannehmlichkeiten, fehlende
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«O ja, ich will nicht umsonst
Privatsphäre, Missstimmungen und Hunger. Manchmal unterhalten sich die Untergetauchten auch ausgiebig über ihre Wünsche für die Zeit, wenn sie wieder frei sind. Am 23. Juli 1943 schreibt Anne alle Wünsche auf: «Margot und Herr van Pels wünschen sich am meisten ein heisses Bad, bis zum Rand gefüllt, und wollen darin mehr als eine halbe Stunde bleiben. Frau van Pels will am liebsten sofort Torten essen. Pfeffer kennt nichts als seine Charlotte, und Mutter ihre Tasse Kaffee. Vater geht zu Voskuijls, Peter in die Stadt und ins Kino, und ich würde vor lauter Seligkeit nicht wissen, wo anfangen. Am meisten sehne ich mich nach unserer eigenen Wohnung, nach freier Bewegung und endlich wieder nach Hilfe bei der Arbeit, also nach der Schule!»
gelebt haben wie die meisten Menschen. Ich will den Menschen, die um mich herum leben und mich doch nicht kennen, Freude und Nutzen bringen. Ich will fortleben, auch nach meinem Tod.»
Otto Frank und Annes Erbe Keiner dieser Wünsche geht in Erfüllung. Am 4. August 1944 werden die Untergetauchten verhaftet. Jemand hat sie verraten. Sie werden über das Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert. In Auschwitz kommt Anne mit ihrer Mutter und ihrer Schwester in eine Baracke. Später müssen die beiden Töchter nach Bergen-Belsen. Dort stirbt Anne im März 1945. Sie ist 15 Jahre alt. Von den acht ehemaligen Hinterhaus-Versteckten überlebt nur Otto Frank die Lager, die anderen finden den Tod. Wer sie verraten hat, wurde nie aufgeklärt.
Tagebucheintrag, 5. April 1944
haus, die damals als Versteck gedient hatten, sind dank einer gründlichen Konservierung im authentischen Zustand erhalten geblieben. Da die Möbel damals kurz nach der Verhaftung der Untergetauchten abtransportiert wurden, sind diese Räume leer.
Nach der Befreiung von Auschwitz kehrt Otto Frank nach Amsterdam zurück. Auf der Rückreise erfährt er, dass seine Frau Edith tot ist. In Amsterdam geht er zu Miep Gies seiner ehemaligen Sekretärin, die ihnen schon während der Zeit im Hinterhaus geholfen hat. Er hofft, dass Anne und Margot noch leben, aber erfährt, dass auch sie den Krieg nicht überlebt haben. Miep übergibt Otto Frank Annes Tagebücher. Er beginnt im Tagebuch seiner Tochter zu lesen. Es ist eine Offenbarung, erst jetzt werden ihm die Ängste, Sehnsüchte und Träume seiner Tochter bewusst. In ihrem Tagebuch liest Otto auch, dass Anne den Plan hatte, nach dem Krieg ein Buch über ihre Zeit im Hinterhaus zu veröffentlichen. Sie hatte sogar schon einen grossen Teil ihres ursprünglichen Tagebuchs überarbeitet. Otto Frank zögert zuerst, entschliesst sich dann aber doch, den Wunsch seiner Tochter zu erfüllen. Ihre Tagebücher wurden in mehr als 55 Sprachen übersetzt und machten die Autorin zu einem der bekanntesten Opfer des Holocausts. Und so lesen heute Menschen auf der ganzen Welt die Tagebücher der Anne Frank. Das Anne Frank Haus in Amsterdem gibt Einblick in dieses Erbe.
Im Hinterhaus werden erhaltene Dokumente und Gegenstände der acht Verfolgten ausgestellt. Das Vorderhaus, der Arbeitsplatz der Helfer und das ehemalige Büro Otto Franks, wurde so rekonstruiert, dass es die Atmosphäre und den Stil jener Zeit atmet. Für Besucher wird in eindrucksvoller Weise nachvollziehbar, was sich an diesem Ort ereignete. Die Geschichte wird anhand von Zitaten aus Anne Franks Tagebuch erzählt. Originale Einrichtungsgegenstände, Dokumente und Fotos vertiefen die persönliche Geschichte der Zeit im Versteck und der Deportation in die Lager. Drei kurze Filme stellen das persönliche Schicksal in einen historischen Kontext. Im Gebäude neben dem ehemaligen Büro Otto Franks an der Prinsengracht 265 sind die Originale der Tagebücher und anderer schriftlichen Dokumente von Anne Frank ausgestellt. Im Anne Frank Haus wird die Geschichte des kleinen jüdischen Mädchens nochmals lebendig und gemahnt zum Nachdenken.
Vom Versteck zum Museum Heute lesen Menschen auf der ganzen Welt die Tagebücher der Anne Frank. Das Anne Frank Haus in Amsterdem pflegt dieses Erbe und gibt Interessierten Einblick in das Leben der Familie Frank.
||||||||||| NICE TO KNOW ���������������������������������������������������������������������������������������� Museumtipps Das Anne Frank Haus liegt an der Prinsengracht 263-267 im Zentrum von Amsterdam. Zu Fuss benötigt man vom Bahnhof Centraal Station ungefähr 20 Minuten. Die Strassenbahnen 13, 14 und 17 und die Busse 170, 172 und 174 halten in der Nähe (Haltestelle «Westermarkt»). Nach 18.00 Uhr ist es oft ruhiger im Museum. Durch Online-Eintrittsreservierungen verhindert man längere Wartezeiten.
Nach dem Krieg drohte das Hinterhaus in der Prinsengracht zu verfallen. Es war bereits zum Abriss vorgesehen. Doch Einige Bürger Amsterdams ergriffen die Initiative. Sie gründeten die Anne Frank Stiftung. Ihr wichtigstes Ziel: die Erhaltung des geheimen Unterschlupfes. Heute ist das Anne Frank Haus eins der drei meistbesuchten Museen in Amsterdam. Ein Museum, das den Besuchern die Möglichkeit bietet, sich in das einzufühlen, was sich an diesem Ort zugetragen hat. Die Zimmer im Hinter-
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von Angelika Moeller
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Perfect Days in Hamburg Perle an der Elbe
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ie Hansestadt, das Tor zur Welt mit dem grössten Seehafen Deutschlands, gleichermassen Kulturmetropole wie Boomtown, offen für Vielfalt und im besten Sinne Weltstadt. Vorbei die Zeiten, als Exkanzler Helmut Schmidt sie als «die schlafende Schöne» bezeichnete. Schön ist sie mehr denn je, aber vorbei die Zeit, als Hamburg sich selbst genug war und sich hanseatisch verschlossen gab gegenüber jenen, die nicht mit Elbwasser getauft wurden. Die Elbmetropole zeigt sich heute locker, aufgeschlossen, multikulturell mit Stil und Klasse. Nicht nur in Deutschland, auch international hat sich herumgesprochen, was diese Stadt zu bieten hat: Top-Hotels, Spitzenrestaurants, edle Shoppingmeilen mit einzigartiger Passagenwelt und einem hochkarätigen Kulturangebot. Ein städtebauliches Megaprojekt ist die neu konzipierte HafenCity mit herausragenden Solisten am Elbufer und dem künftigen Wahrzeichen der Hansestadt, der gerade entstehenden Elbphilharmonie. Gleich daneben die historische Speicherstadt. Grosser Kreuzfahrtterminal, weisse Elbstrände, Alsterwiesen, eine verruchte Halbwelt im skandalträchtigen Rotlichtmilieu von St. Pauli – das alles ist Hamburg. Wie kann man sich in dieser spannenden Stadt einige unvergessliche Tage machen?
Flug buchen, Bahnkarte lösen oder Auto startklar machen: Viele Möglichkeiten führen zu einem spannenden Aufenthalt in Hamburg.
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New-York-Feeling stellt sich im Empire Riverside Hotel ein. Mit 20 Stockwerken ragt der riesige Bronze-Glas-Turm über dem Hafen an der Elbe empor. Stararchitekt David Chipperfield gelang mit diesem Hotel ein architektonisches Meisterwerk. Die Zimmer, in edlem Design eingerichtet, haben über die gesamte Aussenfläche bodentiefe Fenster mit atemberaubendem Blick auf die Stadt und das quirlige Hafengeschehen. Unbedingt Eck-Suiten oder -Zimmer buchen. Hot Spot auch für Locals ist die Bar «20up» im 20. Stock. Shopping: klassisch oder hip Stil oder Kult, da ist nichts, was es in Hamburg nicht gibt. Die elegante Flanierfläche vom Jungfernstieg über Alsterarkaden, Neuer Wall, Grosse Bleichen, Hanseviertel und Gänsemarkt bis zu den Colonnaden ist ein Dorado für Shopper und offeriert alles, was exklusiv und erlesen ist. Very British in Ambiente und Mode präsentiert sich am Neuen Wall das Geschäft Ladage & Oelke. So britisch, dass auch Kilts im Sortiment zu finden sind. Ähnlich ehrwürdig, gleich daneben, die alteingesessene Buchhandlung Felix Jud, eine Offenbarung für Bücherliebhaber. Ansonsten reihen sich in dieser Strasse die Nobellabels wie Perlen an der
Best Places to stay Die Wahl des individuell richtigen Hotels ist wichtig. Traditionsadresse ist das Atlantic Hotel, unmittelbar an der Aussenalster gelegen. Nach aufwändiger Renovierung erstrahlt das Haus seit diesem Jahr wieder in altem Glanz und zelebriert GrandhotelKultur, die von modernem Zeitgeist geprägt ist. Die Zimmer und Suiten, dekoriert mit Originalen zeitgenössischer Hamburger Künstler, vermitteln dem Gast ein behaglich-luxuriöses Wohnambiente (möglichst mit Alsterblick wählen). High Tea in der prachtvollen Lobby, ein Apéritif oder Absacker an der angrenzenden Bar: Hier herrscht internationales Flair mit dem Duft der grossen weiten Welt, das Dauergast Udo Lindenberg fast täglich «inhaliert». Das Gourmet-Atlantic-Restaurant und das «Tsao Yang» mit authentisch chinesischer Küche werden nicht nur von Hotelgästen hochgeschätzt. Mehr City-Feeling als im «Park Hyatt Hamburg» geht nicht. Ins historische Levantehaus an der Einkaufsmeile Mönckebergstrasse integriert, bietet das Hotel gediegenen Chic und zieht Wirtschaftsgrössen wie internationale Popstars gleichermassen an. Die zurückhaltende zeitlose Eleganz mit warmen Farbtönen in der Innenausstattung der 252 Zimmer und Suiten setzt sich vom klassischen Grandhotel-Stil bewusst ab. Für Romantiker mag jedoch ein kuscheliges Ambiente fehlen. Besondere Annehmlichkeiten bieten die Club-Deluxe-Zimmer und Parksuiten, da sie den Zugang zur Club-Lounge gewähren inklusive separatem Frühstück, Mittag- und Abendsnacks.
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Schnur: Hermès, Tiffany, Cartier, Bulgari, Louis Vuitton, Jil Sander etc. Aber nur in Hamburg findet die anspruchsvolle Kundin das elegante Modehaus Unger mit Kreationen von Iris von Arnim, Armani, Jimmy Choo, Louboutin und anderen. Stylish und exquisit ist das Flaggschiff der Grande Dame des Hairstylings: Marlies Möller. Hier kann man bei rechtzeitiger Anmeldung ein BeautyErlebnis ersten Ranges zelebrieren. Nur wenige Gehminuten entfernt in der ABC Strasse, wo sich immer mehr Exklusivlabels angesiedelt haben, stösst man auf das Townhaus der Modedesignerin Bettina Schoenbach. Neben klassisch eleganten Hosenanzügen, Kleidern, Abendmode und Accessoires wird bei ihr auch CPS angeboten (Customized personalized styling service). Schoenbachs Kollektion wird bevorzugt von Prominenz getragen. Im Kontrast zu ihren Entwürfen steht, nur etwa 100 Meter entfernt, der Stil von Petra Teufel mit galaktisch schrägem Avantgarde-Design. Wenn Kreditkarte und Füsse gleichermassen Ermüdungserscheinungen aufweisen, sollte ein Lunch für ein belebendes Break sorgen. Für den Hunger zwischendurch Möglichkeiten, diese Unterbrechung zu geniessen, gibt es viele und sie richten sich auch nach den Wetterbedingungen. Das vielzitierte «Schmuddelwetter» oder noch salopper «Schietwetter» kommt zwar vor, aber der Hamburger kennt sowieso keinen Regen, allenfalls «erhöhte Feuchtigkeit». Reizvoll bei jedem Klima und jeder Tageszeit ist das «Café Paris» nahe dem Rathausmarkt – ein Treffpunkt mit Paris-Feeling. Nicht versäumen sollte man einen Bummel über den neuen «Opernboulevard», die Dammtorstrasse. Das komplette Relaunch dieser Strasse inmitten der City liess eine attraktive Flaniermeile entstehen.
dorf, wo sich Boutiquen, Cafés, italienische Restaurants mit zauberhaften Innenhöfen tummeln, sieht man «schöne Menschen in schöner Umgebung». Für Liebhaber von individuellem UnikatSchmuck werden Begehrlichkeiten im nahegelegenen Showroom von Colleen B. Rosenblat geweckt. Diese wunderschönen, schlichten Schmuckstücke aus grossen Steinen sieht man oft an prominenten Dekolletés und Händen brillieren. Die Abende in Hamburg sollten gut vorgeplant sein. Ob Restaurantbesuch, Oper, Theater oder Musical, eine Reservierung ist angebracht.
Ein kleiner Bootstrip gefällig? Mit den Alsterdampfern schippert man vom Jungfernstieg bis zur Rabenstrasse, vorbei an prachtvollen Alstervillen und Konsulaten. Ausstieg beim «Cliff», einer Mischung aus Biergarten und Bistro. Ein Ort, um zu sehen und gesehen zu werden. Im angrenzenden «Schicki-Bezirk» Pösel-
Für Fischliebhaber führt kein Weg am «Fischereihafenrestaurant» an der Grossen Elbstrasse von Dirk und Rüdiger Kowalke vorbei. Hanseatisch vornehm, Old-School-Service. Es gibt Fisch in allen Variationen und der ist in der Zubereitung nicht zu toppen. Das wussten auch schon Sean Connery, Gorbatschow, Michael Douglas und viele andere zu schätzen. Der legendäre Ruf ist berechtigt. Ebenfalls an der Grossen Elbstrasse schwingt Fernsehkoch Steffen Henssler seinen ambitionierten Kochlöffel. Hier gibt es Sushi und mehr auf höchstem Niveau. Rustikaler geht es bei Tim Mälzer in seiner «Bullerei» im angesagten, leicht berüchtigten Schanzenviertel zu. Die «Bude» ist immer voll. Auch wenn sie der Sterneküche freiwillig ade gesagt hat, so punktet das Eppendorfer Bistro der TV-Starköchin Poletto mit exzellenten kleinen und grossen Snacks. Place to be in der City mit Spitzenküche ist «Die Bank». Das Gebäude von 1897 diente einst als Hypothekenbank, eine ehemalige Kassenhalle ist nun Brasserie und Bar mit Flair. Hier trifft sich das Who’s who von Hamburg und wei? Warum?. In dieser Bank wird man für seine Investition hervorragend entlohnt.
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Von der Muse geküsst Hamburgs Kulturlandschaft ist berühmt und gleichermassen spannend und lebendig. Ganz gleich, ob es sich um grosse Kunst der Klassiker oder zeitgenössisch provozierende Theater-Produktionen handelt. Das Thalia Theater wie auch das Deutsche Schauspielhaus wurden jeweils zum «Theater des Jahres» gekürt. Reizvoll sind auch für den Unterhaltungsbereich die drei Musicalbühnen: die Neue Flora mit «Tarzan», das TUI Operettenhaus mit dem Mega-Erfolg «Rocky» und das Theater im Hafen mit Disneys «König der Löwen». Hamburg ist Musical-Hauptstadt. Amüsante und erstklassige Unterhaltung erlebt der Besucher auch im beliebten St. Pauli Theater, wo oft grosse deutsche Stars wie Ulrich Tukur begeistern. Möchte man der Spielleidenschaft frönen, findet man im Casino Esplanade, unweit der Staatsoper, eine stilvolle Bühne für Gewinn- und Verlusterfahrungen. Nightlife in Hamburg? Kaum eine deutsche Stadt dürfte mehr bieten. Ob auf der sündigen Meile der Reeperbahn, dem Red Light Quarter (für diejenigen, die unter Red Light keine Wär-
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melampe verstehen) oder in der Innenstadt. Man hat die Qual der Wahl. Die setzt sich am Sonntagmorgen fort: Besuch der HafenCity mit ihrer beeindruckenden Architektur und einer kulinarischen Atempause im «Carls», der Edelbrasserie neben der aktuell spannendsten Baustelle der Elbphilharmonie. Auch Hamburgs Kunstmeile am Hauptbahnhof ist allemal einen Besuch wert. Schwerpunkt ist die Kunsthalle mit einer Sammlung vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Gleich daneben befindet sich die Galerie der Gegenwart mit avantgardistischen Exponaten. Sehenswert auch die Exponate, meist Fotokunst, in den unweit gelegenen Deichtorhallen. Mal wieder Traumwetter in Hamburg? Dann reizt eine Schiffstour am Elbufer entlang. Aussteigen in Teufelsbrück und nach etwa zehn Gehminuten im wunderschönen «Louis C. Jacob» einkehren und sich auf der berühmten Liebermann-Terrasse von Sterne-Koch Thomas Martin verwöhnen lassen. Die Tage neigen sich dem Ende zu. Was bleibt, sind garantiert unvergessliche Eindrücke und Erlebnisse. In Hamburg sagt man: Tschüüss! Das heisst: Auf Wiedersehen!
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Musicals
Hotels
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Hotel Atlantic Kempinski www.kempinski.com/hamburg
Park Hyatt www.hamburg.park.hyatt.com
Empire Riverside Hotel www.empire-riverside.de
Galerien
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Galerie Brockstedt, Magdalenenstrasse in Pöseldorf www.brockstedt.com
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Galerie Commeter, Herrmannstrasse City www.commeter.de
Theater Deutsches Schauspielhaus www.schauspielhaus.de
Theater am Hafen www.stage-entertainment.de
Kunsthalle und Galerie der Gegenwart www.hamburger-kunsthalle.de
Deichtorhallen, Deichtorstrasse nahe Hbf www.deichtorhallen.de
Internationales Maritimes Museum, Kaispeicher B HafenCity www.internationales-maritimesmuseum.de
Nachtclubs & Bars
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Thalia Theater www.thalia-theater.de
St. Pauli Theater www.st-pauli-theater.de
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Oper
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Neue Flora, Stresemannstrasse www.neueflora.de
Museen
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TUI Operettenhaus, Reeperbahn www.tuioperettenhaus.de
Hamburger Staatsoper www.hamburgische-staatsoper.de
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20up im Empire Riverside Hotel www.empire-riverside.de
East und Upper East im East Hotel (Szene Bar und Hot Spot) www.east-hamburg.de
Ciu`die Bar, Ballindamm (Edel-Bar) www.ciudiebar.de
Angie’s Nightclub, Reeperbahn (Music Club für anspruchsvolle Nachtschwärmer auch über 30) www.angiesnightclub.de
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Expedition in eine düstere Vergangenheit Mit der «MS Hanseatic» zu den Teufelsinseln von Esther Kunz
«Namen sind Schall und Rauch.» Dieses bewahrheitet sich besonders auf den Teufelsinseln.
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Gefährliche Strömungen erschweren das Anlegen der Schiffe.
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ersten Eindrücke in folgenden Worten zusammen: «Wenn man nicht wüsste, was sich dahinter verbirgt, könnte man sich wünschen, sein ganzes Leben dort zu verbringen …» Unglaublich! Ein touristischer Prospekt wirbt tatsächlich für Urlaub auf der «Trauminsel», der Île Royale.
ankbare Nonnen nannten die vor Französisch-Guyana liegenden drei Eilande Îles du Salut – Inseln des Heils. Sie waren vor einer in Cayenne wütenden Gelbfieberepidemie hierher geflüchtet und hatten dadurch überlebt. Dies geschah im 17. Jahrhundert, bevor hier die französische Strafkolonie eingerichtet wurde. Für Generationen straffälliger Franzosen waren sie später Inseln des Unheils, denn sie alle wurden vom Mutterland Frankreich hierher deportiert, ohne die geringste Hoffnung auf Rückkehr. Unter der Bezeichnung Teufelsinseln sind sie nach der Dreyfus-Affäre (1894) und der Verfilmung des Romans «Papillon» mit Dustin Hoffman (1973) ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt und zu weltweiter makabrer Berühmtheit gelangt.
Verfallene Zellentrakte und Ariane-Raketen Mehrere Passagiere stehen an Deck und tauschen sich tief berührt über den im Bordkino gesehenen Film aus, während sich unsere «Hanseatic» den Inseln nähert. Alle Inseln sehen mit ihrem dichten Pelz tropischer Vegetation und den schlanken Kokospalmen äusserst lieblich aus. Nichts lässt vom Wasser aus auch nur erahnen, was dort wirklich war und sich noch heute verbirgt. Ein heftiger, kurzer Tropenschauer geht präzise in dieser Zeitspanne nieder und fegt die Decks leer, als die «MS Hanseatic» an der kleinsten der drei Inseln, der Teufelsinsel, vorbeifährt. Spannung und Emotionen nehmen zu, Unbehagen überfällt mich. Ausser mir ist noch niemand hier gewesen. Erinnerungen an meinen ersten Besuch vor zehn Jahren werden wach, erschütternde Bilder von dachlosen, vom Zahn der Zeit zerfressenen Gefängnistrakten steigen in mir hoch. Was werde ich nach dieser langen Zeit vorfinden? Eine touristisch vermark-
Es handelt sich um drei kleine Inselchen, etwa 13 Kilometer vor der Küste gelegen: Île Royale, Île Saint-Joseph und die kleinste, Île du Diable. Die Entfernung zwischen ihnen ist klein, doch die hier verlaufenden starken Strömungen isolieren und schützen sie stärker als jede Distanz. Alle drei Eilande mit ihren Palmen und der dichten tropischen Vegetation sind überaus lieblich anzusehen. Papillon fasste seine
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Heute herrscht die Natur über die Zellen.
Auf Saint-Joseph «défense d’entrer» weist gleich an der Anlegestelle auf militärische Präsenz hin, obwohl es eher nach Sommerfrische aussieht. Der Wachhabende gibt bereitwillig Auskunft. «Permanent tun hier zwei Fremdenlegionäre Dienst. Es ist unsere Aufgabe, Anlandungen zu kontrollieren und die Inselwege begehbar zu halten. Ansonsten überlassen wir alles der wilden Kraft der Natur, auch das, was vom einstigen Zuchthauskomplex übrig geblieben ist. Die anwesenden Frauen und Kinder sind Angehörige von Berufsoffizieren, die übers Wochenende oder für Kurzurlaub hierher kommen.» Jetzt erklären sich die drei Bungalows mit Dächern aus Solarpanelen, die vom Meer aus beim Vorbeifahren zu sehen waren. Urlaub hier? Wir bringen dafür kein Verständnis auf, denn sitzen uns doch Bilder und Geschichte des einstigen Geschehens auf diesen Inseln allzu tief in den Knochen. Mit zwiespältigen Gefühlen gehen wir schweigend los. Niemand ist unterwegs. Längs des gepflegten Uferweges, der um die ganze Insel führt, liegen mächtige Basaltblöcke, zwischen denen Palmen den Weg ans Licht suchen. Abseits davon ist es urig, der Dschungel verdichtet sich. Die schmalen Pfade sind uneben und von dicken Wurzeln durchwachsen. Schlingpflanzen werden zu Fussangeln. Vertrocknete Kokosnüsse und dürre Palmwedel liegen überall. Da prasselt unerwartet
tete Île Royale? Was werde ich auf Saint-Joseph erleben, wo ich noch nicht war? Von blossem Auge erkennbar ist ein steil gen Himmel strebendes weisses Etwas. «Eine startbereite ArianeRakete», erklärt mir ein Mitpassagier. Wie in diesen Breitengraden üblich, reissen die bedrohlich schwarzen Wolken unerwartet auf und die Tropensonne brennt erneut gnadenlos auf unsere Köpfe. Trotz Passatwind ist es schwülheiss. Bug voraus und gut sichtbar liegt das Festland von Französisch-Guyana, seit 1946 Überseedepartement Frankreichs. Dort liegt Kourou mit dem Weltraumbahnhof, dem Centre Spatial Gyanais. Die Herren diskutieren angeregt, während unsere «Hanseatic» eindreht und direkt vor der Hauptinsel den Anker fallen und die Tenderboote zu Wasser lässt. Die Hafenmauer aus aufgeschichteten Natursteinen und die Jetty, wo wir anlanden können, sind von blossem Auge auszumachen. Sie sind noch so, wie sie von den Sträflingen gebaut wurden. Nur die Kokospalmen am Ufer sind jünger! Während unsere Lektoren für Erklärungen und als Begleiter den Passagieren auf Île Royale zur Verfügung stehen, begleitet mich Kapitän Thilo Natke im Zodiac zur mir unbekannten Île Saint-Joseph. Wir kennen einander seit vielen Jahren. Wann immer es möglich ist, fahre ich mit «meiner ‹Hanseatic›» und «meinem Kapitän Thilo».
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Echte Abenteuer und aussergewöhnlicher Komfort: Wovon die Entdecker früherer Zeiten nur träumen konnten, wird auf der «MS Hanseatic» Wirklichkeit. Als weltweit einziges Expeditionsschiff mit 5 Sternen* bietet sie vor überwältigenden Küsten ungeahnte Annehmlichkeiten. Die «MS Hanseatic» ist eines der wenigen Schiffe, die die Teufelsinseln vor der Küste Französisch-Guyanas anlaufen.
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Auf der Insel spielt der angeblich autobiographische Roman «Papillon» von Henri Charrière. Dieser wurde im Jahre 1973 verfilmt.
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Die Europäer bauten ein geografisch günstig, weil äquatornah liegendes Raketenabschussgelände in FranzösischGuyana. Kourou wurde vor allem wegen seiner Lage nahe am Äquator gewählt, da hier die höchste Umfangsgeschwindigkeit der Erde das Erreichen eines Orbits begünstigt.
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Die Teufelsinsel. Sie ist die kleinste der Inseln Îles du Salut. Heute befindet sich auf der Insel eine Radar- und Funkstation zur Überwachung der Raketenstarts vom Weltraumbahnhof Centre Spatial Guyanais der Europäischen Weltraumorganisation in Kourou.
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Der Friedhof der Insel diente nur den Wärtern und Bediensteten. Tote Sträflinge wurden zum Geläute der in Tücher gehüllt und den Haien zum Frass vorgeworfen.
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Die Entfernung zwischen den drei Inseln ist klein, doch zwischen ihnen verlaufen starke Strömungen.
Der bekannteste Gefangene war der Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus, der hier von 1895 bis 1899 inhaftiert war. Ihm wurde fälschlicherweise Hochverrat am französischen Staat vorgeworfen.
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Trotz ihrer grausamen Vergangenheit sind die Inseln von atemberaubender Schönheit. Die meisten Bauwerke sind verfallen und ihre Ruinen werden von der Natur zurückerobert. So zerfallen die Gefängnistrakte mehr und mehr.
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Île Royale hat sich in den zehn Jahren wahrlich verändert. Die vielen Touristen im heutigen «Touristenzentrum» belasten und erstaunen vor allem mich. Die aus harten Basaltblöcken steil zu erklimmende Treppe wurde von den Gefangenen angelegt. Heute sind sie mit Kieselsteinen belegt, überall sind neu zahlreiche Wegweiser und die Häuschen der Angestellten wurden restauriert. Wir erreichen auf halber Höhe die Villa des Inselkommandanten, versteckt hinter Hibiskussträuchern und Bougainvillea. Darin ist heute ein hochinteressanter musealer Ausstellungsraum untergebracht, mit Fotos, Zeitungsausschnitten, Büchern etc. Auf dem flachen Inselplateau sieht man sich dem Leuchtturm und der Kirche aus jener Zeit gegenüber. Letztere ist jetzt zugänglich, die von den Gefangenen erstellten Freskos restauriert. Der riesige Mangobaum, unter dem ich damals sass und von den am Boden liegenden Früchten ass, ist nicht mehr. Doch das Fort von damals existiert noch. Die Post ist herausgeputzt, wo man in Euro Spezialmarken kaufen kann!
erneut ein kurzer Tropenschauer nieder. Der Boden wird glitschig und in der Regenjacke wird es vor Hitze ungemütlich. Kapitän Natke geht voraus, denn er ist nicht zum ersten Mal hier. Da stehen wir vor einem zerfallenden Zellenblock, der eigentlich gar nicht mehr betreten werden dürfte. Das Wellblechdach zerbröselt, aus den aufbrechenden Mauern wachsen Pflanzen. Allein die schweren verrosteten Eisenstangen, an denen die Sträflinge angekettet waren, sind noch wie einst stabil im Zement verankert. Keine einzige fehlt. Wir sind erschüttert und stapfen stumm weiter. Diese Expedition in die wenig ruhmreiche Inselvergangenheit setzt uns seelisch zu. Wie in einem beängstigenden Freilichtmuseum «Réclusion» ist über dem Eingangstor zu einem grossflächigen Areal zu entziffern. Das muss die «Menschenfresserin» sein, schiesst es mir durch den Kopf, der meistgefürchtete Ort der ganzen Strafkolonie, der Sicherheitstrakt mit den Korrektionszellen. Fünf Schritt lange Käfige, darüber anstelle der Decke ein Gitterwerk aus Eisenstangen, damit die Aufseher die Eingekerkerten von oben kontrollieren konnten. Kaum jemand hat diesen Ort je lebend verlassen. Heute zwängen sich Palmenstränge durch die noch vorhandenen Gitter und wachsen dem Licht entgegen. Die Gänge sind mit Schlingpflanzen und Lianen fast unpassierbar zugewachsen. Die stummen Mauerreste schreien auch heute noch das Leid, die Erbarmungslosigkeit und das einsame Sterben so unüberhörbar heraus, dass kein Tourist unberührt bleiben kann. Die Greueltaten holen einen auf Schritt und Tritt ein. Eine Besonderheit gibt es noch auf Saint-Joseph. Folgt man dem Weg, statt sich einen Weg ins Inselinnere zu bahnen, trifft man auf ein von Palmen umschlossenes eingeebnetes Rechteck am Wasser – den Friedhof. Hier liegen die in neun Jahrzehnten verstorbenen Aufseher und Soldaten. Die verschiedenen Chargen sind nur noch an der Grösse der Grabsteine oder Kreuze zu erkennen. Um die toten Bagnosträflinge zu bestatten, war auf der Insel kein Platz: Sie wurden in Mehlsäcke genäht, mit einem Stein beschwert und um 18 Uhr, zur Stunde des Sonnenuntergangs, in die Meerenge zwischen den Inseln geworfen, die ein beliebter Tummelplatz der Haie war! Von hier blickt man direkt auf das Grün der Teufelsinsel, doch zu sehen ist nichts mehr. Keinem Badenden würde es wohl einfallen hinüberzuschwimmen.
Von den sonstigen Baulichkeiten sind zumeist dachlose Fragmente geblieben, verrottete Torflügel, an denen auch vom Zahn der Zeit verrostete Fassadenreste hängen … In diesen Sälen waren einst 200 Häftlinge untergebracht – unvorstellbar. Unterernährte, ausgemergelte Gestalten, denen es an allem fehlte. Immer mehr neue Besucher kommen. Von Kouru und Cayenne her werden die Tagesausflügler in kleinen Booten gebracht. Wo die Offiziere nächtigten, steht heute ein hübsches Restaurant, das auch Zimmer anbietet. Es gibt eine Boutique, ein weiteres Café im Freien, Letzteres mit Sicht auf die Teufelsinsel. Rund herum von Gärtnern alles bestens gepflegt. Wenig deutet noch auf die brutale Vergangenheit hin. Ich bin erschüttert und nehme den schön gepflegten Inselrundweg unter die Füsse bis zur Jetti, wo der Tender der «Hanseatic» wartet. Seelisch erleichtert steige ich ein, doch Eindrücke und traurige Gedanken bleiben zurück. ||||||||||| NICE TO KNOW ���������������������������������������������������������������������������������������� Ein geschichtlicher Überblick Französisch-Guyana kam vor mehr als 300 Jahren zu Frankreich. Schon zu Zeiten der Französischen Revolution und dann verstärkt während der Ära Napoleons liess man hier unerwünschte Gegner auf Nimmerwiedersehen verschwinden. 92 Jahre lang, von 1854 bis 1946, war es Frankreichs offizielle Strafkolonie. Ein Land wie Frankreich, Wiege der Bürger- und Menschenrechte und Verfechter von «Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit», hat sich fast ein Jahrhundert lang nicht gescheut, ein solches Straflager zu schaffen und zu unterhalten. Aus heutiger Sicht kann als positiver Umstand zählen, dass das Nachkriegsfrankreich die bestehenden Gebäude nicht einfach schleifen liess, um alle Spuren der hier betriebenen Ausrottung von Sträflingen zu beseitigen und danach abzustreiten, dass es so was je gegeben hat! Nein, man zeigt dies genau so konsequent vor, wie die Amerikaner es mit den Schlachtfeldern der Indianermassaker tun. Die Zahl der insgesamt auf die Inseln verbrachten Bagnosträflinge dürfte die Hunderttausend weit überschritten haben.
Île Royale Als Hauptinsel war sie damals für jeden hierher gebrachten Häftling die Anlaufstation. Hier wohnten alle Verantwortlichen wie Inselkommandant, Gefängnisdirektor, Arzt, Aufseher, Soldaten, denn es war die Zentrale der Strafkolonie. Nach einer amtlichen Statistik verstarb die Hälfte von ihnen im ersten Jahr. Malaria und Gelbfieber, Tuberkulose, Ruhr und auszehrende Bandwürmer waren die Haupttodesursachen. Die kleine Teufelsinsel war seit jeher den «Politischen» vorbehalten. Dass sie solche Berühmtheit erlangte, ist auf die Affäre Dreyfus zurückzuführen. Der jüdische Hauptmann im Generalstab Dreyfus, des Hochverrats am französischen Staat beschuldigt, wurde im April 1895 als lebenslänglich Verbannter auf die Île du Diable gebracht, was Émile Zola veranlasste, «J’accuse» zu schreiben. Erst 1906 wurde Dreyfus rehabilitiert.
���������������������������������������������������������������������������������������� NICE TO KNOW |||||||||||
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Unterwegs auf dem Douro Eine unvergessliche Flussfahrt durch das Portweintal von Esther Kunz
Wenn sich der Douro in Porto in den Atlantik ergiesst, hat er von seiner Quelle in 1700 Meter Höhe im Gebirge der Cordillera Iberica bereits einen Weg von rund 920 Kilometer zurückgelegt. Auf 112 Kilometer bildet der Douro die spanisch-portugiesische Grenze und wird durch sechs Sperrwerke gebremst.
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in warmes Licht und gibt den bunten Fassaden eine besondere Leuchtkraft, wobei die vor den Fenstern im Winde flatternde Wäsche das Malerische noch unterstreicht. Zum kompletten Glück fehlt uns nur noch ein Glas des spritzigen Vinho Verde oder weissen Porto, um auf die vor uns liegende Flussfahrt anzustossen!
m nordöstlichsten Zipfel, bei Barca d’Âlva, beginnt der 210 Kilometer lange rein portugiesische Unterlauf durch tief eingeschnittene Täler dem Atlantik entgegen, der erst seit den späten achtziger Jahren schiffbar ist, denn der Höhenunterschied ist gewaltig. Mit fünf Staudämmen und einer gesamten Fallhöhe von 131 Meter hat man den Fluss mit Wildwassercharakter gezähmt, reguliert, ihn schiffbar gemacht und seine Wasserkraft genutzt.Am Cais de Quebrantoes in Porto erwartet uns an einem Montagnachmittag in der letzten Juliwoche unser Schiff, die «MS Infante Dom Henrique». Vom Sonnendeck aus ist der erste Eindruck enttäuschend, denn wir liegen weitab aller attraktiven Touristenziele. Erst als der portugiesische Reiseleiter gegen Sonnenuntergang eine Überraschungsfahrt flussabwärts ankündigt, lockert sich die Stimmung an Bord und Freude kommt auf. Wir gleiten langsam an der malerischen Wasserfront der Altstadt vorbei, zu deren Füssen das lebhafte Ribeira-Quartier liegt, wo man sich trifft. Es ist Portos Flaniermeile. Hier machen tagsüber auch die Ausflugsboote fest. Alle Passagiere stehen fasziniert an Deck. Wir fahren bis zum Mündungsdelta. Da fehlt es unterwegs wahrlich nicht an Fotomotiven. Überwältigend ist es zu sehen, wie tief sich der Fluss in Jahrmillionen in die Granitfelsen eingegraben hat, an deren bis zu 70 Meter hohen Steilufern schmale Häuser wie Schwalbennester kleben. Auf Granit gebaut, ist Granit ebenso das Material, aus dem die Häuser erbaut sind. Die sinkende Sonne taucht sie nun
Unterwegs durch das Land des Portweins Vor der Hafeneinfahrt dreht das Schiff ein und wir schippern zurück zu unserem Liegeplatz. Da wird so manchem Gast erst bewusst, dass sechs Brücken und Viadukte den Douro überspannen. Imposant sind vor allem die beiden Eisenkonstruktionen von Gustav Eiffel und dessen Schüler. Die kühne Bogenbrücke Ponte Dom Luis I. von 1886, wo oben die Bahn fährt und unten der Strassenverkehr rollt, ist ebenso eindrücklich. Sie verbindet sowohl die historische Unter- als auch die Oberstadt auf dem Nordufer mit der Unter- und Oberstadt von Vila Nova de Gaia am Südufer, wo sich die weltberühmten Portweinkellereien befinden. Erkennbar sind sie an den am Ufer verankerten pittoresken Barcos Rabelos, den flachen Frachtkähnen, die daran erinnern, dass man so einst den Portwein in Fässchen vom Alto Douro zu den Lagerhäusern transportierte, wo er durch Alterung und Mischung zum begehrten Port heranreifte. Heute verrichten Tanklastwagen diese Arbeit. Hier ist der Sitz der weltberühmten Portweinkellereien Calém, Fonseca, Sandeman etc. Die Kellereien werden für Besichtigungen und Verköstigung geöffnet. Ein interessantes Erlebnis.
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Leinen los Am Mittwochmorgen heisst es Leinen los. Die bergwärts führende Fahrt beginnt. Porto begleitet uns noch ein Stück mit seinen Vororten und den über die Hügel verstreuten ehrwürdigen Villen aus dem 19. Jahrhundert. Direkt ans Flussufer gebaut sind moderne Feriensitze der Städter. Das gewundene Tal ist mal breit, dann enger werdend, die Landschaft dank der feuchten Luft des Atlantiks noch üppig grün. Die Vielfalt an Grüntönen würde einen Kunstmaler beim Mischen der Farben zur Verzweiflung bringen. Weisse und hellblaue Bänder von Agapanthus durchziehen die Hänge und setzen Farbakzente. Bis zum Crestuma-Staudamm machen sich Ebbe und Flut bemerkbar. Danach verändert sich die Landschaft. Im seenartigen Oberwasser flankieren Berge den Flusslauf. An den Steilhängen stützen Trockenmauern die bebauten Terrassen. Mandelbäume, Zitrusfrüchte und Kirschen künden von der Fruchtbarkeit des Tales.
Porto Der nächste Tag ist der einst weltweit wichtigen Handelsstadt Porto gewidmet, die durch ihre zahlreichen imposanten Bauten aus unterschiedlichen Epochen jeden Besucher fasziniert. Was nachhaltig beeindruckt, sind die engen steilen Gässchen der Altstadt (seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbe) mit den denkmalgeschützten Gebäuden, die tragischerweise oft leer stehen und höchstens zu ebener Erde einen Laden beherbergen. Hin und wieder sind noch Mütterchen anzutreffen, die auf der Haustürschwelle sitzen und mit dem Gegenüber plaudern. Vom einstigen Reichtum zeugen noch die reich mit Blattgold überzogenen Holzschnitzereien in den Barockkirchen aus dem 18. Jahrhundert, deren Rohmaterialien aus den portugiesischen Kolonien wie Brasilien stammen. Als Tourist kann man weder an den imposanten Kathedralen noch am Palast der Börse (la Bolsa) vorbeigehen. An Kostbarkeiten gibt es viele. Die Eindrücke sind unbeschreiblich. Dass Heinrich der Seefahrer in Porto geboren ist, wusste ich erst nach der Reise … Sind die Beine vom vielen bergauf, bergab müde geworden, wartet in der Rua Santa Caterina das vornehme Jugendstilcafé mit seinen köstlichen «Pasteis de Nata». Wer hingegen lieber auf seine Linie achtet und noch mehr von der Stadt entdecken möchte, der besteige die alte rote Strassenbahn Nr. 20 und mache eine Rundfahrt. Ein amüsantes Erlebnis.
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ens werde ich nicht müde, mich auf das zu freuen, was mich hinter der nächsten Flussbiegung erwartet. Die Landschaft wird karger, die Temperaturen steigen merklich. Der Douro Alto ist der heisseste und trockenste Abschnitt des Weinanbaugebietes, Pinhão sein Zentrum und Herz der Portweinregion. Der kleine mit Azulejos geschmückte Bahnhof ist Endstation der 1887 erbauten Schmalspurstrecke. 26 Tunnel und 30 Brücken waren vonnöten, um das Gebiet mit der Bahn zu erschliessen. Vorzügliche Klima- und Bodenverhältnisse, durch Berge vom Nordwind geschützt, favorisieren den Weinanbau. Abertausend Steinmauern bedecken die steilen Schieferhänge, alle von Hand errichtet. Hügel stellt sich hinter Hügel, jeder wie ein Flickenteppich mit Weinbergen überzogen.
Auf der Höhe von Entre-os-Rios beginnen die terrassierten Weinberge. Bereits die Römer hatten die optimalen klimatischen Verhältnisse erkannt und in ihrer damaligen Provinz Lusitania Rebstöcke gepflanzt. Doch hier ist der gekelterte Rebensaft noch nicht süss genug, um zu Porto veredelt zu werden. Weiss getünchte Quintas (Weingüter) künden von solidem Wohlstand und verdrängen immer mehr die ärmlichen Gutshöfe. Wir nähern uns dem Carapatelo-Staudamm, dem ersten, 1971 vollendeten Sperrwerk auf dem Douro. Das Tal verengt sich zusehends, steile Felsabstürze zu beiden Seiten. Die Fahrrinne ist sehr schmal. Das zu Quadern aufgespaltete Granitgestein bildet bizarre Formen. Dann fahren wir in die Schleuse ein, werden beeindruckende 36 Meter hinaufgehievt und befinden uns danach in einer landschaftlich vollkommen anderen Welt.
An Bord werden aufschlussreiche Ausflüge angeboten, auf die man keinesfalls verzichten sollte, denn sie führen ins Hinterland zu historisch hochinteressanten Städtchen wie beispielsweise die alte Bischofsstadt Lamego. Immer öffnen sich schwindelerregende Ausblicke auf den tief unter uns dahinziehenden Douro mit der «MS Dom Henrique» in der Grösse eines Spielzeugschiffchens. Das Anbaugebiet des Portweins ist seit einer Verfügung des Marquis de Pombal im Jahre 1756 klar abgegrenzt. 44`000 Hektar gehören dazu. Es wurde das erste geschützte Anbaugebiet der Welt. Von besonderer Qualität sind die Weine des Douro. In Porto werden sie gelagert und von dort als Portwein in die ganze Welt verschifft.
Wir alle kommen aus dem Staunen kaum heraus. Wenige Passagiere nur verstecken sich hinter einem Buch, die meisten stehen fasziniert an der Reling. Da fehlt es wahrlich nicht an Fotomotiven! Besuchenswertes Hinterland Der Douro mäandert durch eine stets wechselnde Landschaft und zieht jeden Naturfreund magisch an. Langeweile kommt nicht auf, die Natur ist Unterhaltung genug. Meine bequeme Liege steht direkt am Bug, wo mir nichts entgeht. Auch nach Stunden des Schau-
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Weinberge umschmiegen den Duoro
Talwärts zu den Azulejos Die Landschaft des Oberen Douro wird «Terra quente», heisses Land, genannt. Ab Vega de Terron ist der Fluss nicht mehr schiffbar. Wir befinden uns an der portugiesisch-spanischen Grenze. Entweder vertreibt man sich hier die Zeit mit Spazieren und Entdecken, oder man nimmt am Ganztagesausflug zur spanischen Universitätsstadt Salamanca teil. Schon allein die Busfahrt durch eine ganz andere Gegend ist faszinierend. Unvergesslich geblieben sind mir die beiden Kathedralen und der Muschelpalast, die Casa de las Concas, die mit Jakobsmuscheln (Pilgermuscheln) aus goldgelbem Sandstein geschmückt ist. Abends geht es bereits wieder talwärts in Richtung Porto. In Pinhão erhalten wir genügend Freizeit, um das schmucke Weindorf zu erkunden. Als Kunstbeflissene ziehen mich besonders die Azulejos am Bahnhof in ihren Bann. Sie erzählen die Geschichte der Weingegend – einfach grossartig. Etwas Gespür und ein geschultes Auge für die künstlerische Qualität und die Schönheit sollten jedoch nicht fehlen. Talwärts schippernd ist von Deck nochmals Gelegenheit, neben der einzigartigen Landschaft auch die imposanten Schleusenanlagen bewusst in uns aufzunehmen. Man erkennt so manches, was man auf der Bergfahrt vor Enthusiasmus übersehen hat. Diese Fahrt auf dem Douro gehört zu den eindrücklichsten Flussreisen, die ich gemacht habe. Voraussetzung ist, dass man die Natur liebt und nicht allzu viel Wert auf das Essen legt. ||||||||||| NICE TO KNOW ���������������������������������������������������������������������������������������� Die «MS Dom Henrique» kann in 71 Kabinen 142 Gäste aufnehmen und wird von Croisi Europe mit zwei Schwesterschiffen auf dem Douro eingesetzt. Mit ihren Abmessungen ist sie für die Douroschleusen (86 x 12,10 Meter) massgefertigt. In der Schweiz gibt es mehrere Anbieter. ���������������������������������������������������������������������������������������� NICE TO KNOW |||||||||||
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SPECIAL DESTINATIONS
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Myamar per Schiff Kuoni startet erstmals eine Rundreise ins goldene Land Buddhas entlang des Chindwin-Flusses. Myanmar präsentiert sich durch die späte Öffnung des Landes als unverbrauchtes Reiseziel und fasziniert durch vielfältige Natur und eine über 2000 Jahre alte Kultur. An Bord der neu erbauten Orcaella lässt sich Myanmar von seiner schönsten Seite bequem und komfortabel entdecken. Das Abenteuer Myanmar beginnt am 16. August 2013 mit dem Flug von Zürich nach Bangkok. Von dort aus geht es via Yangon nach Mandalay, wo der Transfer zur Orcaella erfolgt. Während 12 Tagen fährt das in diesem Jahr erbaute und sehr moderne Luxus-Schiff durch die unberührte Natur Myanmars, entlang des Chindwin-Flusses. Täglich werden kleine Dörfer und grosse Handelsstädte erkundet und mit Blattgold überzogene, märchenhafte Pagoden, Tempel, Klöster und lokale Handarbeitsbetriebe besucht. www.kuoni.ch
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Regatta-Fieber und Partystimmung auf den Bahamas Die Bahamas sind ein Dorado für Segler. Einsame Buchten, die nur per Boot erreichbar sind und unendlich viele Ankerplätze inmitten azurblauen Meeres versprechen Abenteuer pur. Ganzjährige Passatwinde sorgen für das perfekte Segelklima während 63 Häfen die Rundum-Versorgung garantieren. Doch nicht nur Bahamas-Touristen, auch die Bahamaer selbst sind begeisterte Segler. Das feiern sie mit rund 20 Segelregatten auf verschiedenen Inseln und über das ganze Jahr verteilt, zum Beispiel «The National Regatta» auf Great Exuma Ende April 2013. Hier wird das Segeln zum Volksfest. «The National Regatta» auf Great Exuma findet vom 24. bis 28. April 2013 statt und ist eine feste Größe im bahamaischen Veranstaltungskalender und einer der letzten Gelegenheiten, Boote im traditionellen bahamaischen Stil zu bewundern. www.bahamas.de
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Gourmet-Kochkurse auf See Die Deluxe-Kreuzfahrtreederei Silversea Cruises setzt 2013 ihre populäre Serie von Kreuzfahrten fort, in deren Verlauf die Gäste an Gourmet-Kochkursen der renommierten L’École des Chefs von Relais & Châteaux teilnehmen können. Auf 14 Kreuzfahrten rund um den Erdball lässt sich der international bekannte Starkoch David Bilsland über die Schulter gucken und verrät besondere Tricks und Kniffe, mit denen sich raffinierte Speisen zubereiten lassen. An Bord führt er unter anderem den perfekten Umgang mit Küchenutensilien vor, kredenzt bei Kochdemonstrationen die dazu passenden Weine und zeigt, wie man – auch in der heimischen Küche – exquisite Spezialitäten optimal zubereitet. Auf ausgewählten Kreuzfahrten ist auch ein Besuch lokaler Märkte geplant, wo frisch eingekauft wird, was die Kochschüler anschließend gemeinsam an Bord verarbeiten.
Sprachkurse auf hoher See Englisch lernen zwischen Florida, Puerto Rico und den Turks and Caicos Inseln — Auf einer achttägigen Kreuzfahrt mit der Carnival Glory wird der klassische Sprachunterricht durch spannende Praxisübungen auf den karibischen Landgängen ergänzt. LAL-Gäste haben ab 2013 die Möglichkeit an Bord der Carnival Glory an einem Englisch-Sprachkurs teilzunehmen und gleichzeitig traumhafte Plätze der Karibik kennenzulernen. Die achttägige Kreuzfahrt startet in Miami, geht weiter über die Bahamas und die Virgin Islands nach Puerto Rico und Grand Turk. Von dort geht die Reise wieder zurück nach Miami. Neben den Landgängen mit Praxisübungen verbringen die Studierenden auch Tage auf See, wo sie zum professionellen Unterricht auch die Vorzüge eines spektakulären Kreuzfahrtschiffs genießen.
www.silversea.com
www.lal.de
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