PRESTIGE Switzerland Volume 30

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inhalt Travel

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29 UBUD Balis spirituelles Zentrum 34 Best Hideaways Amandari 36 Best Hideaways The Chedi Club - Tanah Gajah 38 TAUCH-HOTSPOTS This is Underwater Love

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40 RIO DE JANEIRO Futebol de Brasil 46 SCHÖNE EINÖDEN Ab in die Wüste

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54 LUXEMBURG Klein, aber oho

Culture 61 GOODBYE BABYFACE Leonardo DiCaprio 67 RICHARD BRANSON Like a Virgin 68 WORLD WIDE GIRLS Fashion around the World

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72 MEYER LANSKY Der Bankier der Mafia 78 KUNSTWELTEN Books & News 80 BIRKIN & GAINSBOURG Je t’aimais 82 REGISSEUR UND WINZER Francis Ford Coppola 84 ANYA BARTELS-SUERMONDT Spanische Leidenschaft

80 18 | PRESTIGE

94 DAS TOR NACH LAPPLAND Kultur aus dem hohen Norden


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inhalt Watches & Jewellery 101 BASELWORLD Das Uhrenjahr 2014 118 Frank’s way Shooting by Gianni Pisano 132 SCHMUCKUHREN Glitzernde Zeitmesser 136 PERLEN Tränen des Meeres 140 FABERGÉ Der Hofjuwelier des Zaren

136

143 GELBE DIAMANTEN Luxus trifft auf Wertanlage 146 ANTIKE UHREN Frühe Genfer Uhren

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Drive style 151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS Silberpfeil

162 LEINWANDFIEBER Gemalte Rennwagen

156 KÖNIGSKINDER Sonderanfertigungen schneller Flitzer

168 AUTOMOBILMUSEEN Motorisierte Spurensuche

159 NIKI LAUDA Die Rennsportlegende

172 GIRLS ON BIKES Fashion meets Scooter

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inhalt Fashion 179 KUNST AM LEIB Art meets Fashion 182 Fashion shortcuts

202 DER SPAZIERSTOCK Er läuft wieder

184 Milano mia Shooting by Gianni Pisano 196 MODEILLUSTRATION Fashion aus dem Handgelenk 198 SPORTLICH UNTERWEGS Sporty Outfit

Beauty

202

209 PUNK And FASHION Vivien Westwood 210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT Edle Seiden-Accessoires

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217 MÄNNERKOSMETIK Falten sind charismatisch

224 WIE DUFTET 2014? Duftreise nach Florenz

222 ADRIANA TRIPA Die Imagemacherin

228 EWIGE JUGEND Kurze Geschichte der Kosmetik

Living

228 237 TILLA THEUS Grande Dame der Architektur 240 LIVING NEWS Vom Stuhl zur Leuchte 242 KRISTALL DER KÖNIGE 250 Jahre Baccarat 246 ORDNUNGSSYSTEME Individuelle Schrankgestaltung 250 RETO GUNTLI Der Star hinter der Kamera 256 Das Wohnerlebnis 51° Spa Residences in Leukerbad

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262 ARCHITEKTENADEL Sir Norman Foster 266 Luxusresidenz über davos Alpine Wellnessvilla

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inhalt Culinarium

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275 HAUTE CUISINE AUF SEE It’s Sea-Time 282 BENNY PARTH Österreichs jüngster Haubenkoch 286 FOOD Shortcuts

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288 STARKOCH DER BRITEN Jamie Oliver 290 FOODBOOKS Schmackhafte Schmöker 292 fussball passion Champagner in Brasilien

Topevents 297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL It’s Jazz-Time 302 ART BASEL Die Königin der Kunstmessen

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Finance 309 Auf der sicheren Seite Reputation Management

316 Reputation Gewinnt Vertrauen säen und überleben

312 Vertrauen erarbeiten Die Potenziale von Reputation

320 Brücken bauen Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness

Kolumnen 58 Vera Dillier – Wellnessen 98 WILHELM GRUSDAT – Aus dem Leben eines Galeristen: Strandgut 161 TAMARA WERNLI – Wie viel Sex-Appeal verströmen Sie? 214 GABRIEL PALACIOS – Mit Gelassenheit attraktiv wirken! 234 GÖTZ WINTER – Unter Frauen 272 JÖRG SCHMITTSCHNEIDER - Wie weit wachsen die Türme? 294 DJ ANTOINE – Das Leben ist zu kurz, um schlechten Champagner zu trinken! 319 Thomas Hügli – Verantwortung ist bestes Reputation Management 323 DR. CARSTEN PRIEBE – Biotech – Das Rennen um die Gene

news 109 144 160 201 211

Baroque Beaux-Arts Funkelnde Schmuckstücke Prestige styles Men Orange Meets Blue Bunter Frühling

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208 Prestige styles woman 215 Black Trends 221 Men’s care 227 Spring Fragrance 233 Nice To Have

235 Happy Skin 245 Schmückende Ornamentik 1 249 Schmückende Ornamentik 2 264 Design news 324 Vorschau & Impressum


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ir begrüssen Sie zur Lektüre unserer Frühlingsausgabe. Spazieren Sie mit uns durch die Welt der Beautyprodukte, Fashionbrands, Kulturstätten und Motoren. Durch die Jahrhunderte kommen und gehen die Trends, aber eines der langlebigsten Accessoires ist eng verbunden mit der Geschichte des Luxus und der Mode – der Spazierstock. Seit geraumer Zeit wird der Stock wieder in die Hand genommen und erlebt ein Comeback im Kreis der Reichen und Berühmten. Ob George ­Clooney oder Brad Pitt, der Stock ist wieder Begleiter auf dem Parkett der Welt.

Ein weiteres wichtiges Accessoire bzw. Schmuckstück ist und bleibt die Uhr. Welche neuen Trends uns auf der Baselword erwarten und welche Marke mit den besten Innovationen punkten kann, erfahren Sie von unserem Uhrenredaktor Gisbert Brunner. Stets am Puls der Zeit, präsentiert er die neusten Zeitmesser der Traditionshäuser. Wem gute Uhren oder die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv genug sind, der lässt sich eben individuell etwas Hübsches anfertigen: Das Karosseriehandwerk erlebt derzeit eine Renaissance – nicht nur in feinen italienischen Edelschmieden, sondern auch bei den Automobilherstellern selbst. ­PRESTIGE zeigt Ihnen fünf ganz besondere Beispiele. Doch auch die Damenwelt kommt in dieser Ausgabe nicht zu kurz: Sie erwarten Tipps für die nächsten Ferien, schmückende Diamanten und Perlen und die neusten Düfte des Jahres.

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Lehnen Sie sich also genüsslich zurück, geniessen Sie die ersten Frühlingsboten und begeben Sie sich mit uns auf eine spannende und informative ­Lesereise.

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TRAVEL

29 UBUD Balis spirituelles Zentrum 34 Best Hideaways Amandari 36 Best Hideaways The Chedi Club - Tanah Gajah 38 TAUCH-HOTSPOTS This is Underwater Love 40 RIO DE JANEIRO Futebol de Brasil 46 SCHÖNE EINÖDEN Ab in die Wüste 54 LUXEMBURG Klein, aber oho

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Spirituelles Zentrum

Balis

Der Name «Ubud» bedeutet im Balinesischen ­«Medizin», benannt nach einem Kraut, das nahe dem Fluss Campuhan wächst. Einigen Einwohnern Ubuds werden ­besondere Heilkräfte zugeschrieben. Doch auch wer keinen traditionellen «Heiler» aufsucht, kann in Ubud neue Energie tanken. Yvonne Beck

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as geschichtsträchtige Zentralbali ist berühmt für sein Handwerk und seine darstellenden Künste, Ubud ist unbestritten das kulturelle Zentrum der Insel. Schon in den 20er- und 30er-Jahren war Ubud für Künstler «the place to be» und ihre Popularität wächst ungebrochen. Die Stadt gehört – trotz ihrer geringen Grösse – zu den Top-Cities Asiens und der Hype, den der Bestseller «Eat Pray Love» ausgelöst hat, hat diesen Trend zusehends verstärkt.

Eat, Pray, Love Julia Roberts spielt in «Eat Pray Love» eine Frau jenseits der 30 namens Elizabeth Gilbert. Eigentlich hat sie alles, was sie sich in ihrem jungen Leben nur wünschen kann: Erfolg im Job als Schriftstellerin, einen Mann, ein Haus. Und doch findet sie in dieser Konstellation keine Erfüllung. Nachdem sie sich von ihrem Mann scheiden lässt und eine weitere unglückliche Beziehung eingegan-

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gen ist, trifft sie eine weitreichende Entscheidung: Sie begibt sich auf eine einjährige Sinnsuche, um Leib und Seele wieder in Einklang zu bringen. Der Plan lautet daher schlicht: Eat, Pray, Love – wobei sie Letzteres nicht offiziell sucht. Also führt sie ihre Reise zunächst nach Italien (Eat), dann nach Indien (Pray), um schliesslich auf Bali zu enden (Love). Auf Bali oder genauer gesagt in Ubud, sucht sie einen Medizinmann auf, der sie an die wesentlichen Dinge des Lebens erinnert: Lächeln und Selbstliebe. «Eat Pray Love» beruht auf den Memoiren der echten Elizabeth Gilbert. Die Reisekasse bestand aus einem Vorschuss für das angekündigte Buch als Ergebnis ihrer tatsächlichen Sinnsuche in Italien, durch Indien und auf Bali. 158 Wochen stand das Buch in der «New-York-Times»-Bestseller-Liste. Ubud-Kenner und Bewohner kritisierten Gilberts


Buch, denn es liefere ein unvollständiges Bild von Ubud und seinen Bewohnern, von Tanz und Kunst der Region, den Wanderungen und Naturbeschaffenheiten. So gibt es beispielsweise keine Surfspots an der Nordküste und einen Traumstrand sucht man in der Nähe von Ubud auch vergeblich. Trotzdem fanden viele Menschen nach der Lektüre des Buches ihren Weg nach Ubud und wurden nicht enttäuscht, denn Ubud hat gerade jenseits der Hollywoodfiktion einfach etwas Magisches. Diese Magie sollte man also nicht 1:1 auf den Spuren Julia Roberts’ suchen, denn auch wenn man einige Charaktere des Films (s. Box Seite 33) wirklich in Ubud antreffen kann, sind diese Begegnungen eher ernüchternd statt erbauend. Besser ist es also, man macht sich selbst auf die Suche nach seinen ganz eigenen Ubud-Glücksmomenten.

Traditionelle Heiler Sie werden «balian» genannt und spielen in der balinesischen Kultur eine sehr bedeutende Rolle. Sie behandeln körperliche und physische Krankheiten, entfernen Flüche und übermitteln Nachrichten der Vorfahren. Die etwa 8 000 Balian sind die Grundpfeiler der medizinischen Versorgung in den Gemeinden. Für Touristen ist es nicht einfach, einen echten balinesischen Heiler zu

finden und keinem Scharlatan aufzusitzen. Gute Hotels können jedoch weiterhelfen, eine Verabredung zu treffen und die passenden Opfergaben zu beschaffen, in die die Gebühr gesteckt wird. Balinesische Schamanen haben ihre Kenntnisse teils von einem Familienmitglied erworben, welches zu Lebzeiten selbst die Funktion eines Balians ausgeübt hatte. So haben sich die Balians seit Generationen auf die traditionelle Heilbehandlung spezialisiert. Da die Heiler ihr schamanisches Wissen nur an neue Mitglieder ihrer Gruppe weitergeben, erwuchsen den jeweiligen Mitgliedern dieser Gruppen freilich auch ganz unterschiedliche Fähigkeiten bezüglich der von ihnen praktizierten schamanischen Heilung. Ein Balian Tulang ist darauf spezialisiert, gebrochene Knochen zu richten oder Verstauchungen zu kurieren. Die Schamanen der Gruppe Balian Manak arbeiten als

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travel

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schamanische Geburtshelfer oder schamanische Hebammen. Wohingegen ein Balian Usada, die auch als «lesende Balians» bezeichnet werden, ihre Heilkräfte aus dem Besitz bestimmter Bücher, die sich mit der «traditionellen Heilkunde» oder mit schamanisch-magischen Techniken beschäftigen, beziehen. Diese Kraft wird vom Balian Usada durch Rezitieren von Mantras in Verbindung mit bestimmten Opferungen und Holy Water, das mit diesen Lontars (Bücher mit heiligen Texten auf Palmblättern geschrieben) in Kontakt gebracht wurde, auf andere Personen übertragen und zu Heilzwecken eingesetzt. Egal, zu welchem Heiler man sich begibt, man sollte nicht vergessen, dass die Behandlung stets in der Öffentlichkeit stattfindet und wahrscheinlich schmerzhaft ist. Tiefengewebsmassagen, das Stechen mit spitzen Stäben, Schröpfen oder das Ausspucken zerkauter Kräuter auf den Patienten gehören zur Behandlung einfach dazu. Viele Reiseveranstalter sind inzwischen auf den «Eat Pray Love»-Zug gesprungen: Es gibt Pauschalreisen inklusive Heiler- und Wahrsagerbesuche. Ein gut organisierter Gesundheits- und Glückstourismus. Doch auch wenn «Ubud» übersetzt «Medizin» heisst, finden die meisten ihr Heil wohl eher auf andere Art und Weise. Durch lange Wanderungen inmitten grüner Reisfelder, den Besuch einer klassischen Tanzveranstaltung oder einfach durch das ständige Lächeln der Einwohner – nirgends auf ganz Bali sind die Bewohner so freundlich wie hier. Eine Freundlichkeit, die nach und nach auf den Besucher abfährt und durch die man die wahre innere Heilung erfährt.

Real existierende Figuren aus Eat Pray Love Ketut Liyer: Ketut ist klein und zusammengefaltet. Sein Alter wird auf etwa 80 Jahre geschätzt. Und er ist inzwischen sehr prominent. Sein Spezialgebiet ist das «Palmreading», also Handlesen – samt Lebensberatung. Die Sprechzeiten wechseln und der alternde Ketut ist etwas gesundheitlich angeschlagen. 25 Dollar muss man für eine kurze Sitzung bezahlen. Für 20 weitere Dollar kann man sogar auf dem Liyer-Grundstück übernachten. Fast jeder Taxifahrer kennt inzwischen den Weg zu Ketut. Wayan Nurasih: Nurashi, ein weiterer Star aus dem Film, wohnt im Herzen Ubuds. In ihrem Laden können Besucher über ihre körperlichen Beschwerden und deren Behandlungen sprechen. Elixiere, Vitamindrinks und spezielle Rohkostdiäten stehen hoch im Kurs. Eine Therapie kann aber schnell über 50 Dollar kosten, daher sei Vorsicht geboten, bei dem, was man vereinbart.

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B est H i d e away s 1. Amandari

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riedliche Geister», so lautet die Übersetzung des 1989 eröffneten Aman Resorts «Amandari», das im Herzen Balis in direkter Nachbarschaft zur Künstlergemeinde Ubud gegenüber des Dorfs Kedewatan liegt. Im Stil eines balinesischen Dorfes errichtet, schlängeln sich durch das Resort Gehwege aus Flussstein, vorüber an hohen Paras-Steinmauern der typisch lokalen Gebäude. Auch die Open-Air-Lobby wurde in ihrer Gestaltung einem «wantilan», dem typischen balinesischen Dorftreffpunkt, nachempfunden. Der Pfad, der durch das Amandari und das Tal zum Fluss hinabführt, ist heiliges Land. Über hunderte von Jahren hinweg haben Balineser zwei Mal im Jahr diesen Weg genommen, um hinab zu einem natürlichen Bassin mit heiligem Wasser zu gelangen. Oberhalb dieses aus Quellen gespeisten Beckens befinden sich drei Schreine sowie ein in den Felsen gemeisselter antiker Tiger.

Suiten & Villen: Steinerne Zugangswege im balinesischen Stil führen zu Amandaris 30 ummauerten, schilfgedeckten Suiten. Allen Suiten gemeinsam sind ein eigener Garten im Innenhof und ein Wohnbereich mit wandhohen Glastüren, die sich nach drei Seiten zur üppig bewachsenen Umgebung öffnen. Sie sind alle aus lokalen Materialien gestaltet: Holz, Rattan und Kokos­ stämme. Direkt vor der Suite befindet sich ein Garten oder, in manchen Fällen, ein privater Swimmingpool. Schmuckstück des Resorts: Die Amandari Villa mit atemberaubendem Blick über das Ayung-Tal entfaltet sich auf einer Fläche von 1 728 Quadratmetern und besteht aus fünf Pavillons: drei alleinstehende Schlafzimmerpavillons

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im Terrassenstil, ein separater, vollständig verglaster Wohnpavillon sowie ein Pavillon für Küche und Personalunterkünfte. Ein Outdoor-Dining-Bale liegt inmitten schimmernder Teiche. Ein Garten sowie ein bepflanztes Deck umgeben den ausgedehnten zweistufigen Swimmingpool, der – ebenfalls als eine Referenz an die umgebenden Reisfelder – mit hellgrünen Kacheln verkleidet ist. Fürs Wohlbefinden: Umgeben von einem Lotusteich, scheint Amandaris Spa friedlich über dem Wasser zu schweben. Es bietet zwei Open-AirBales, einen Schönheitssalon, eine Sauna und einen Marmor-Dampfraum. Private Yoga-Stunden in einem reizvollen Outdoor-Setting sind bei Amandaris Yogalehrer buchbar. Für Abkühlung oder Bewegung sorgt Amandaris 32 Meter langer, smaragd-schimmernder Swimming Pool in atemberaubender Lage nah am Rande der Schlucht. Aktiv: Das Amandari bietet einige spektakuläre Touren an, darunter ein Spaziergang durch das Ayung-Tal, vorbei an heiligen Schreinen, Reis­ terrassen, Mango-, Kaffee- und Nelkenbäumen, bis hin zum Taman Burung-Vogelpark.


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Rubriken

B est H i d e away s 2. The Chedi Club – Tanah Gajah

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ie Balinesen werden für ihre beeindruckende Fähigkeit bewundert, Schönheit und Anmut in alltäglichen Dingen zu würdigen. Hotelier Adrian Zecha liess sich von dieser Philosophie inspirieren, als er das Konzept für The Chedi Club Tanah Gajah entwickelte. Ursprünglich wurde das Gelände in den frühen 80er-Jahren von dem renommierten indonesischen Architekten und Innendesigner Hendra Hadiprana als Rückzugsort für seine Familie und Freunde entworfen. Heute steht der Chedi Club seinen Gästen als eine Oase der Ruhe, inmitten von insgesamt fünf Hektar grossen Reisfeldern, offen. Im Eingangsbereich sorgen mit Blumen geschmückte Skulpturen der Gottheit Ganesha für eine spirituelle Atmosphäre. Auf dem Gelände befinden sich Lotusteiche, Reflexionsbecken und private Villen.

Suiten & Villen: Die Innenbereiche aller Unterkünfte fügen sich harmonisch in die Landschaft ein. Für jede Villa steht ein Butler zur Verfügung, der den Gästen beim Auspacken sowie am Pool zur Verfügung steht. Jede der 20 Villen und Suiten ist mit Kunstwerken der Privatsammlung Hendra Hadipranas ausgestattet. Schmuckstück des Resorts: Die 280 Quadratmeter grosse Poolvilla. Im privaten 10-Meter-Pool zu schwimmen und dabei auf grüne Reisfelder zu schauen, ist ein Erlebnis ganz besonderer Art. Die Offenheit zur Natur und dabei ein solch grosses Mass an Privatheit zu haben, sucht ihresgleichen. Hier wundert es nicht, dass es die meisten Gäste trotz der Nähe zu Ubud vorziehen, auf dem Resortgelände zu bleiben.

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Fürs Wohlbefinden: Nicht nur das Spa und die Swimmingpools tragen zum allgemeinen Wohlbefinden bei, sondern auch der neue Chefkoch Khairudin «Dean» Nor. Das weitreichende Angebot an Biogemüse, die umliegenden Fischteiche und die Reisfelder liefern Dean Inspiration und Ingredienzen sozusagen auf dem Silbertablett. «Einfach und elegant», so bezeichnet Chefkoch Dean seine aktuelle Auswahl an Gerichten: Auf der Vorspeisenkarte stehen Kreationen wie Sop Buntut Oxschwanz Suppe und roter Bio-Quinoasalat, als Hauptspeise werden gebratener Riesenseebarsch, Entenbeinconfit oder Tournedos Rossini angeboten und als Dessert kreative Leckereien wie kalte Ananassuppe und Maracujafruchtmousse. Aktiv: Exklusiv für Gäste des The Chedi Club Tanah Gajah öffnet die Familie Hadiprana, bekannt als Sammler und Mäzene indonesischer Kunst, die Tore ihres privaten Anwesens Duadari. Für die Teilnahme an den «Art Expressions» sind keine Vorkenntnisse zur Verwendung von Acrylfarben vonnöten, denn es steht ein professioneller, einheimischer Künstler bereit, der bei Bedarf den Kunstinteressierten Hilfestellungen bietet.


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und Schnorcheln Angeblich ist das Weltall besser erforscht als das Meer. Dabei üben die Ozeane schon immer g ­ rösste Faszination auf den Menschen aus. Sicher ein Grund, weshalb viele Reisende es lieben, die Unterwasserwelt rund um den Globus genauer zu e ­ rgründen. Hier einige Hotspots, an denen sich wunderbar unberührte Riffe, farbenprächtige K ­ orallen sowie kleine und grosse ­Meeresbewohner entdecken lassen. Lilly Steffen

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Französisch Polynesien – Bora Bora

Tansania – Sansibar

Da die Hauptinsel Bora Bora nahezu komplett von einer ­Lagune umgeben ist, können sich Unterwasserfreunde auf ein ungestörtes Revier freuen. Besonders beliebt sind Tauchgänge zu Mantarochen, denn die grössten ihrer Art weltweit sind hier beheimatet. Daneben lassen sich Delfine, verschiedene Haiarten sowie Buckelwale sehen. Kurz: ein Unterwasser «Grand Canyon» in der Südsee.

Der halbautonome Inselstaat birgt eine faszinierende Unterwasserwelt mit zahlreichen unberührten Riffen mit Barrakudas, Meeresschildkröten und tropischen Rifffischen. Bei einer Sicht bis zu 30 Metern lassen sich gigantische Farn- und Brain-­ Korallen, Skorpionfische und Seepferdchen entdecken. Die einsamen Strände und Tauchreviere sind einfach faszinierend.

Vanuatu – Port Vila Cook Islands – Rarotonga Wal- oder Hammerhaibegegnungen sind auf der grössten der Cook Islands keine Seltenheit. Durch die Bodenbeschaffenheit des Riffes um Rarotonga ist es möglich, Multilevel-Tauchgänge zu unternehmen. Die Sichtweite liegt dabei durchschnittlich bei 20 bis 30 Metern. Adlerrochen-, Hai- und zahlreiche Schildkrötenbegegnungen sind hier keine Seltenheit.

Es heisst, dass auf Vanuatu die glücklichsten Menschen leben. Auf alle Fälle zählt das melanesische Archipel zu den unkonventionelleren Pazifikinseln und bietet Unterwasserfreunden abenteuerliche Tauchreviere. Denn neben Steilwänden und Höhlen sind bei Tauchern auch Wracks aus dem Zweiten Weltkrieg beliebt, wie das der Star of Russia.

Fidschi – Viti Levu Indonesien – Pemuteran Dieser kleine Ort im Nordosten von Bali gilt immer noch als Insidertipp unter den Bali-Urlaubern. Bei Tauchern dagegen ist Pemuteran weltweit bekannt – vor allem durch die vorgelagerte Insel Mejangan. Hier fühlt man sich, als ob man in ein wunderschönes Aquarium eintaucht.

Die vulkanische Hauptinsel der Fidschi-Gruppe besticht durch kristallklares Wasser, welches Schnorchler verzückt, und ­weisse Sandstrände. Viti Levu ist eher ein Geheimtipp, denn noch nicht alle Tauchplätze sind bereits kartografiert. Legendär ist hier ein Tauchgang zum Shark Reef, wo man Bullen- und Tigerhaien begegnen kann.

Mauritius

Fidschi – Taveuni Island

Fast um die ganze Insel, die etwa 900 Kilometer östlich von Madagaskar liegt, verläuft ein Korallenriff. Daher eignen sich die rund 40 Tauchspots von zehn bis 30 Metern Tiefe sowohl für Anfänger als auch für Profis. Von farbenprächtigen ­Fischen bis hin zu Grotten und alten Wracks wird Tauchern und Schnorchlern einiges geboten.

Was das weltbekannte Great Barrier Reef für Australien ist, ist das Rainbow Reef für Fidschi, das bei Taveuni Island liegt. Wie der Name verrät, erwartet Tauchern eine schillernde ­Farbenpracht unter Wasser: knallbunte Hart- und Weichkorallen und unzählige Fische in kräftigen Farben wie Anemonenoder Feuerfische.

Indonesien – Bunaken Der Bunaken National Marine Park lässt jedes Taucherherz höherschlagen. Der Unterwassernationalpark, der sich über mehrere Inseln erstreckt und unter Naturschutz steht, ist bekannt für seine schön bewachsenen Steilwände und den grossen Artenreichtum an tropischen Fischen wie Schwarm­ fische, Napoleon-Lippfische oder andere Rifffische.

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Futebol

de Brasil

Welcome to

Pelé, Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho und Kaká ­heissen die Helden des Landes. In diesem Jahr zur WM werden die Kicker einmal mehr zu Nationalheiligen. Yvonne Beck

Ü

berall in Brasilien wird auf jedem nur erdenklichen Platz Fussball gespielt. Besonders in den Armenvierteln. Denn so manches Kind in zerfetzten Hosen wurde durch die runde Lederkugel in die Spitzenclubs der Welt gehievt. Viele hoffen, einmal den Weg eines Ronaldos gehen zu können und durch Dynamik, Schnelligkeit und Dribbel-Attacken die starre Ordnung der Gegener und der Welt aus den Reihen zu bringen und auszutricksen.

Jeitinho Brasileiro Gerade der Fussball zeigt einen wichtigen Zug der Seele Brasiliens auf, nämlich den der Kreativität. Die Brasilianer haben zum Überleben äusserst listige Auswege entwickelt. Der berühmte «jeitinho brasileiro» ist das hochsensible Geschick oder der Instinkt der Brasilianer, mit Alltagssituationen und

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Hindernissen fertig zu werden. Und dabei niemals ihre Lebensfreude, ihren Enthusiasmus oder scheinbare Leichtigkeit zu verlieren. Für jede scheinbar noch so aussichtslose, unangenehme oder kniffelige Situation finden die Brasilianer einen gerissenen Kniff, mit dem sie sich weiterboxen. Auf kreative Weise «umdribbeln» sie so jede Hürde und jeden Gegner. Als in Brasilien die Anschnallpflicht eingeführt wurde und sich nicht jeder die Umrüstung des

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eigenen Autos leisten konnte, kaufte man sich einfach ein T-Shirt mit aufgedrucktem Gurt. «O jeito de ser brasileiro» – der Trick, ein Brasilianer zu sein. Auf dem grünen Rasen heisst dies, seinen Gegner zu täuschen, zu verwirren und schliesslich überraschend zu besiegen. Das alles gewürzt


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«Ronaldinho hat Talent und Grazie und macht zudem mit seinem ­Lächeln den Fussball noch schöner.» – Michel Platini –

mit einer Portion Schlitzohrigkeit, Verspieltheit und guter Laune. Es geht also darum, den Widersacher auf elegante Weise zu schlagen. Doch Fussball repräsentiert nicht nur die Mentalität der Brasilianer, sondern ist auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 800 Fussballclubs, 13 000 Amateurvereine und über 300 Stadien, in denen jedes Jahr etwa 32 Millionen US-Dollar umgesetzt werden, nennt das Land sein Eigen. Zudem ist Fussball für dieses Land ein wichtiges Kommunika­tionsmittel, das durch alle Schich-

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Ronaldinho

ten hindurch greift und Gespräche auch mit Wildfremden möglich macht. Die WM 2014 wird einmal mehr zeigen, dass Sport verbindet.

Was man gesehen haben sollte Rio de Janeiro: die Metropole am Zuckerhut. Brasilianer nennen sie liebevoll «Cidade maravilhosa» – wundervolle Stadt. Kilometerlange Sandstrände,


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malerische Buchten und das Grün des Tijuca-Parks machen die Stadt zu einer der schönsten Metropolen Südamerikas. Die Reichen und Schönen der Stadt tummeln sich immer noch in Ipanema. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand Ipanema aus wenigen über die Buchten verstreuten Sommerhäuser. Später bauten mehr und mehr Familien der wohlhabenden Oberschicht Rios bevorzugt ihre Villen in Ipanema. Seit den 70er-Jahren wurden die pompösen Villen jedoch mehr und mehr durch einfallslose Hochhäuser ersetzt. Die Bewohner blieben jedoch ihrem Viertel treu und so lässt sich auch heute noch perfekt Essen gehen, ausgehen und einkaufen. Etwas exklusiver als Ipanema geht es jedoch im benachbarten Stadtteil Leblon zu. Gourmet-Restaurants und Edelboutiquen finden hier ihr Publikum. Hier hat auch das Sheraton seine Lager aufgeschlagen, da private Strände in Brasilien verboten sind, muss das Hotel seinen «Hausstrand» mit den Bewohnern der nahen Favela teilen, was jedoch problemlos gelingt. Auch das ist eben Brasilien und sein berühmtes «jeitinho brasileiro».

Edelsteine & schwarzes Gold Brasilien ist der weltweit grösste Edelstein­lieferant. In Ipanema haben die beiden Schmuck­riesen Amsterdam Sauer und Hans Stern ihre Firmenzentralen. Das Hans Stern Museum zeigt eine faszinierende Sammlung grösstenteils unverkäuflicher Schmuckstücke und bietet mehrsprachige Führungen durch Werkstätten der Goldschmiede an. Das Museum Amsterdam Sauer hingegen zeigt den Nachbau eines Aquamarin-Bergwerks. Wer sich näher für Edelsteine interessiert, dem ist ein Ausflug nach Diamantina empfohlen. Ein Ort der besonderen Art, um den sich viele Sagen und Geschichten drehen. Hier wurden das erste Mal im 17. Jahrhundert grössere Vorkommen von Edelsteinen gefunden. Dadurch stieg die Stadt schnell zum internationalen Handels- und Kunstzentrum auf.

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DIE Wüste

SCHÖNE EINÖDE Schroffe Felsformationen, staubige Steppen und salzige Einöden – verschiedenste Wüstenarten finden sich auf unserem Planeten. Eins aber h ­ aben alle gemeinsam: Ihre einzigartige Natur bringt ­Globetrotter dazu, so manche Strapazen auf sich zu nehmen, um diese Schönheit zu bestaunen. Egal ob sandig, sonnig oder steinig, faszinierend sind Wüsten auf jeden Fall. Lilly Steffen


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Es ist besser,

in

Die Sahara im Norden Afrikas Berühmt ist die Sahara vor allem für ihre sandigen Dünen, die allerdings nur ein Fünftel der Gesamtfläche der weltgrössten Trockenwüste ausmachen. Mit ihren Stein-, Fels- und Kies- beziehungsweise Geröllwüsten bietet sie dem Besucher ein grosses Spektrum verschiedenster Ödlandschaften. Dabei ist die Sahara mit einer Fläche von neun Millionen Quadratkilometern etwa 218-mal so gross wie die Schweiz.

einer Wüste wach zu sein,


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Sossusvlei in Namibia Das Sossusvlei liegt inmitten der Namibwüste, deren Sanddünen mit mehr als 350 Metern zu den höchsten der Welt gehören. Das beige «Vlei», eine Salz­ tonebene, hebt sich deutlich vom umgebenden orangefarbenen Sand ab, der seine Farbe einer hohen Eisenoxidkonzentration verdankt. Tipp: Kurz nach Sonnenaufgang sind die Dünen besonders schön rot.

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als in einem Wadi Rum in Jordanien Das Wadi Rum, auch «Tal des Mondes» genannt, war Schauplatz im Buch «Die sieben Säulen der Weisheit» des britischen Offiziers Thomas Edward Lawrence und bot dem Film «Lawrence von Arabien» einen aussergewöhn­ lichen Drehort. Die faszinierenden Felswände aus Sandstein und Granit machten das Wadi Rum zum UNESCO-Welterbe.

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Salar de Uyuni in Bolivien (oben) Mit mehr als 10 000 Quadratkilometern ist der Salar de Uyuni der grösste ausgetrocknete Salzsee der Welt. Nur noch teilweise ist das Gebiet, dessen Salzkruste vor über 10 000 Jahren durch das Austrocknen eines Palöosees entstand, mit Wasser bedeckt. Sehenswert ist auch der Eisenbahnfriedhof am Rande des Salar südlich von Uyuni mit seinen über einhundert Jahre alten Zügen. Sicherlich eines der schönsten Ziele Südamerikas, welches man nicht verpassen sollte.

The Pinnacles in Australien (links) Die von Wetter und Erosion geformten Felstürme, genannt «The Pinnacles», sind die Hauptattraktion des Nambung-Nationalparks im Westen Australiens. Die Kalksteintürme, umgeben von gelben Sanddünen, entstanden über Millionen von Jahren und sind die Überreste einer Zeit, in der die Landschaft noch Teil des Meeresbodens war. Tausende von ihnen sind über die Wüste verstreut und verleihen dem Ort ein ausserirdisches Flair. Einfach atemberaubend für Naturfans.


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Weisse Wüste in Ägypten Die Kalksteinformationen der Weissen Wüste regen die Fantasie eines jeden Besuchers der Region nördlich der Oase Farafra an. Das Gebiet ist ein beeindruckender natürlicher Skulpturenpark, dessen Gesteinsformen an Pilze, an ein Huhn unter einem Baum oder den Kopf einer Sphinx erinnern. Die Weisse Wüste war einst der Grund des Meeresbodens und ist sicher eine der schönsten Wüsten der Welt.

Paradies The Luxury Way of Life | 51


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Painted Desert in den USA Die Painted Desert besticht vor allem durch die sogenannten Badlands: schroffe, teils stark verwitterte Gesteinsformationen, die sich in vielen verschiedenen Schichten in den Himmel erheben. Vor allem die unterschiedlichen Farbtöne des Gesteins stechen hervor: Rot- und Gelbtöne überwiegen neben selteneren weissen und dunklen Schichten. Die Reise nach Arizona lohnt sich allein schon aufgrund dieser Felsen, die fast schon «bunt» wirken, was besonders gut bei Sonnenuntergang zur Geltung kommt.

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Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.

«Luxemburg: multikulturell, ­mehrsprachig, kreativ und vielfältig!» 54 | PRESTIGE


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«Klein, aber oho»

Luxem-

burg Luxemburg ist einer der kleinsten Flächenstaaten der Erde und nach Malta das zweitkleinste Mitglied der E ­ uropäischen Union. Trotz seiner geringen Grösse übertrifft die wirtschaftliche Bedeutung des Landes allerdings viele weitaus grössere und bevölkerungsreichere Staaten in der EU. Lilly Steffen

D

och nicht nur wirtschaftlich hat Luxemburg einiges zu bieten, auch kulturell gibt es einiges zu entdecken. Überall in der Stadt gibt es Museen, Theater und Veranstaltungssäle, die sowohl Besucher als auch Künstler jeder Stilrichtung anziehen. Im Zentrum des Landes leben Menschen von nicht weniger als 150 verschiedenen Nationalitäten. Sie sind es, die der Stadt ihre ganz besondere Ausstrahlung verleihen: multikulturell, mehrsprachig, kreativ und vielfältig.

Stadt der Kontraste Nirgendwo anders harmonieren zeitgenössische Bauten so subtil mit den Ruinen ehemaliger Burgen und Schlösser. Bereits seit 1994 gehört die Altstadt Luxemburgs mit ihren historischen Stadtvierteln zum UNESCO-Weltkultur­ erbe. Dieser städtische Komplex vereint auf ganz eigene Weise den mittelalterlichen, klassischen und modernen Stil. Mit ihren verschlungenen Tälern, ihren Wasserläufen, ihren Brücken und ihrer majestätischen Architektur spiegelt die Altstadt von Luxemburg die typischen Bauformen des Landes wider. Ultramoderne Gebäude fügen sich nahtlos in das ursprüngliche Stadtbild ein, welches Zeuge einer bewegten Vergangenheit ist. Kurzum: Luxemburg ist eine moderne Stadt mit tief reichenden Wurzeln. Die Spuren der Vergangenheit verschmelzen mit der heutigen Welt, die in steter Bewegung ist. Diese gekonnte Mischung ist einer der Bestandteile, welche die Identität dieser Stadt ausmachen: ein Begegnungsort der Kulturen mit einer bewegten historischen Vergangenheit. Mit ihrer strategischen Lage zwischen dem Königreich Frankreich und dem deutschen Kaiserreich

war die Festung Luxemburg ab dem 16. Jahrhundert und bis zum Jahr 1867, als die Schleifung der Festung beschlossen wurde, einer der wichtigsten Bollwerke Europas.

Der Geschichte auf der Spur Diese Festungsanlagen sind, bedingt durch den steten Wechsel der in Luxemburg anwesenden europäischen Mächte (die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Burgunder, die Habsburger, die spanischen und französischen Könige und schliesslich die Preussen), eine militärarchitektonische Zusammenfassung von mehreren Jahrhunderten. Die grössten Festungsbaumeister, die aus allen Himmelsrichtungen Europas kamen, wie zum Beispiel Vauban, haben ihren Handdruck in dieser einst als Gibraltar des Nordens bezeichneten Festung hinterlassen. Die Militär- und Zivilgebäude, die in einer atemberaubenden, natürlichen Umgebung entstanden sind, bilden den architektonischen Rahmen der Altstadt. Dieses erkundet der Besucher sowohl in den Kasematten, als auch an der entlang der Wehrmauer sich schlängelnden Flaniermeile

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Oberauer Stausee. © Ministère du Tourisme

Echternacher ­Springprozession

Springprozession, Echternach. © Peuky Barone-Wagener/ONT

Jedes Jahr am Pfingstdienstag versammeln sich Pilger und Zuschauer aus dem In- und Ausland, um an diesem einzigartigen Kultphänomen teilzunehmen. Das Besondere an der Prozession ist, dass sie erlaubt, den ganzen Körper in das Gebet mit einzubeziehen: Das Springen, begleitet von einer unaufhörlich wiederholten Polkamelodie, ist einmaliger Ausdruck der christlichen Freude. Etwa 12 000 bis 14 000 Pilger nehmen an dem Zug durch die Stadt bis zum Grabe des Heiligen teil, darunter etwa 8000 bis 9000 Springer. Die Echternacher Springprozession 2010 wurde auf die UNESCO-Liste der immateriellen Kulturgüter der Menschheit aufgenommen.

«Corniche», beim Bummel zu den in Parks und öffentlichen Gärten erhaltenen Militärbauten oder auf thematischen Rundwegen wie dem unumgänglichen «Wenzelweg».

hier Horte der Ruhe und Entspannung. Zu den schönsten Stadtparks Luxemburgs gehören sicherlich die Parks im Petruss-Tal, mit ihren Felsen und Ruinen, sowie der Stadtpark Edouard André, ein wunderschöner englischer Garten im Herzen der Stadt.

Gärten und Grünflächen

Im Norden Luxemburgs, in den Ardennen, findet man zudem die zwei grössten regionalen Naturparks des Landes. Aufgabe des Naturparks «Our» und des Naturparks «Oewersauer» ist es, die natürlichen Ressourcen des Landes zu wahren. In der Moselregion kann man das unschätzbare Biotop des Naturreservats «Haff Remich» entdecken. Neben den zahlreichen Wanderwegen, Fahrradstrecken und Mountainbike-Routen findet man in den Naturparks auch Schlösser, Museen und idyllische Dörfer. Mit ihren netten Restaurants und regionalen Produkten sind die Naturschutzgebiete Luxemburgs auch in kulinarischer Hinsicht ein echtes Erlebnis. Eins steht also fest: Langweilig wird es nicht in Luxemburg, denn Luxemburg ist zwar klein, aber oho!

Ein Drittel der Stadt Luxemburg ist grün. Es gibt eine Vielzahl an Parks und Gartenanlagen, durch die man nach Herzenslust spazieren kann. Viele Schlösser und Burgen verfügen über ihren eigenen Schlosspark, der dem Besucher offen steht. Die Pflanzenvielfalt und aussergewöhnlichen Skulpturen lassen diese Parkanlagen besonders lebendig und einladend erscheinen. Fernab vom stürmischen Grossstadtrummel findet man

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Kolumne Vera Dillier

Wellnessen Schon vor Tausenden von Jahren entdeckten die Menschen, dass warme Quellen für Körper und Seele wohltuend sind. Das warme Thermalwasser wirke anregend auf den Kreislauf und entspannend für die Muskeln. So fingen die Römer schon 500 Jahre vor Christus an, die Thermalquellen zu nutzen, und erstellten legendäre Badeanlagen. Diese Thermen besassen Bodenund Wandheizung. Die Bäder waren aus Marmor gemacht und die Wände wunderschön mit Mosaikbildern geschmückt. Sogar Kästchen für die Kleider gab es damals schon und die Frauen trugen im Bade eine Art Bikini. In den berühmten Caracalla-Thermen soll es recht laut zugegangen sein, befanden sich doch dort 1 600 Marmorsessel. Die Thermen hatten grosse Wandelhallen und waren umgeben von Parkanlagen, besassen Bibliotheken und allen Komfort, um sich zu entspannen. Auch Massagen wurden damals angeboten. Nach der Zerschlagung des Römischen Reichs ging leider auch diese Badekultur für lange Zeit verloren. Schon die alten Römer kannten die Heilquelle von St. Moritz, da sie wussten, dass das Trinken von gewissen Quellwassern gesundheitsfördernd ist. Aber erst durch die Erwähnung von Paracelsus um 1555 wurde sie weitherum bekannt. Er pries den Sauerbrunnen und sein Wasser als gesundheitsfördernd. Auch italienische Ärzte des 17. Jahrhunderts empfahlen dieses Wasser für Trinkkuren. So kam 1699 sogar die Herzogin von Parma nach St. Moritz zur Kur. Wie damals üblich, wurden die Damen in Sänften über den Malojapass getragen, während die Männer ihrerseits hoch zu Ross reisten. Das 19. Jahrhundert war dann die G ­ eburtsstunde der grossen Kurbäder wie der Montecatini-­ Therme in Italien oder dem Marienbad in Tschechien. Das Kuren und Baden hatte ein grosses Revival. Man genoss die Hotels und das Flanieren durch die Parks, lauschte den Konzerten und legte sich zur Verschönerung des Aufenthaltes einen «Kurschatten» zu. Selbst Goethe verbrachte 1820 einige Zeit in Marienbad.

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In den Jahren des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die Leute alle nur noch in den Süden ans Meer fahren, um sich dort stundenlang reihenweise an die Sonne zu legen, um braun zu werden, um den Nachbarn zuhause zu zeigen, dass man sich Ferien am Meer hatte leisten können. Nach ein paar Jahren sahen die Damen wie schwarze, getrocknete O ­ liven aus und die Dermatologen schrien «­ Mordio». Sie drohten den Sonnenanbetern mit Hautkrebs. Worauf man sich langsam eines Besseren besann und mit Abenteuer- und Bildungsreisen seine Freizeit verbrachte. Erholsam war das allerdings nicht. So fingen die ersten Trendsetter schon wieder an, etwas Entspannendes zu suchen – und sie entdeckten wieder die alten Werte der früheren Erholungskuren. Kein Luxushotel kann es sich mehr leisten, nicht über einen grosszügigen Spa zu verfügen. Die Römer lassen grüssen. Wellnesshotels schossen aus dem Boden wie Pilze. Wer «in» ist, geht heute «Wellnessen». Man geniesst dort die exklusiven Badeanlagen, Saunas, Massagen, nutzt Fitnessangebote und Personal Training und lässt die Seele baumeln. Das Angebot wird

«Schon die alten Römer kannten die H ­ eilquelle von St. Moritz, da sie wussten, dass das Trinken von gewissen Quellwassern gesundheitsfördernd ist.» immer reichhaltiger. Man kann sich mit Ayurveda in Sri Lanka verwöhnen lassen oder eine TalassoKur am Atlantik machen, Moorbäder nehmen und vieles mehr. Ich persönlich mache am liebsten Fastenkuren, um im Frühling den «Winterspeck» loszuwerden, und im Herbst brauche ich das Ganze noch einmal, um bei meiner traditionellen, spätherbstlichen Südamerika-Reise am Strand von Rio eine gute Figur zu machen. Kurzum, jeder hat die Qual der Wahl. Viel Spass beim diesjährigen Ferienprogramm.


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CULTURE

Culture 61 GOODBYE BABYFACE LEONARDO DICAPRIO

80 BIRKIN & GAINSBOURG JE T’AIMAIS

67 RICHARD BRANSON LIKE A VIRGIN

82 REGISSEUR UND WINZER FRANCIS FORD COPPOLA

68 WORLD WIDE GIRLS FASHION AROUND THE WORLD

84 ANYA BARTELS-SUERMONDT SPANISCHE LEIDENSCHAFT

72 MEYER LANSKY DER BANKIER DER MAFIA

92 Baroque Beaux-arts

78 KUNSTWELTEN BOOKS & NEWS

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94 DAS TOR NACH LAPPLAND KULTUR AUS DEM HOHEN NORDEN


Goodbye Babyface Leonardo

DiCaprio Der Bart und die Extrakilos stehen ihm gut. Mit bald 40 ist Leonardo DiCaprio endlich auch optisch zum Mann gereift. Doch warum schläft er nur mit Models? Wieso trägt er immer S ­ chweizer Uhren? Und weshalb spielt er im Kino nie ­Superhelden? Hier kommen die Antworten. Dominique Zahnd

Blood Diamond (2006). © Warner Bros.

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CULTURE

S

eine Filmpremiere war ein Hit und der ausgeschenkte Champagner beim anschliessenden Empfang lecker. Jetzt stehen wir zusammen in der geschmackvoll beleuchteten Lobby des Hotels Carlton in Cannes (F). Leo ist gut drauf, scherzt, strahlt, bis der Schauspieler den Fotografen bei der Eingangstür entdeckt, der auf ihn zugestürzt kommt. Das Lächeln verschwindet sofort aus seinem Gesicht. Der Hollywoodstar duckt sich und versucht, sich hinter den breiten Rücken von ein paar Freunden zu verstecken. Der Paparazzo hat keine Chance, ein halbwegs anständiges Bild zu schiessen. In Kauerstellung drängt DiCaprio dem Ausgang entgegen. Seine Limousine wartet bereits mit laufendem Motor. Tür auf, Tür zu – und schon verschluckt ihn das Dunkel der Nacht.

Augen schauen. Sein Gesicht zeigt nie eine Regung. Er riecht nicht nach Aftershave und sieht alterslos aus. Passt ihm eine Frage nicht, wiederholt er sie erst laut mehrmals, bis er eine einsilbige Antwort gibt. Als Fan seiner Arbeit könnte man seine Zurückhaltung auch als extreme Coolness auslegen. Doch das gefällt ihm ebenfalls nicht. «Ich bin ein Nerd, ein stinknormaler Typ. Ich mag keine coolen Leute. Die meisten meiner Freunde sind Nerds. Die würden verrückt spielen, wenn sie hörten, ich sei cool.»

Flucht dank Hustentrick

Leo, ein Normalo? Ein stinknormaler Typ? So ganz passt das nicht zum Bild, das der Rest der Welt von ihm hat. Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass er nur mit Models ausgeht. Seine Lippen h ­ aben unter anderem schon Kate Moss, Eva ­Herzigova, Bridget Hall, Kristen Zang, Amber Valletta, Erin Heatherton, Gisele Bündchen, Bar Rafaeli und Toni Garn geküsst. Die Mädels haben (fast) alle etwas gemeinsam: einen Traumbody und blonde Haare.

Leonardo DiCaprio definiert sich über seine Arbeit. Er ist mit Leib und Seele Schauspieler. Doch Fotoshootings, Interviews und kreischende Fans nerven den Star. Der 39-Jährige – im November wird er 40 – kennt allerdings diverse Tricks, wie er bei öffentlichen Anlässen schnell davonhuschen kann. Beliebteste Taktik: die Hustenattacke. Die setzt der Amerikaner besonders gern auf dem roten Teppich ein. Das sieht dann so aus: Erst senkt er den Kopf bis auf die Brust und hält die rechte Hand als Faust geballt vor den Mund, als würde er einen Hustenanfall stoppen wollen. Damit ist sein Gesicht verdeckt – und damit kein geeignetes Fotomotiv mehr –, zudem hat er eine gute Entschuldigung weiterzugehen.

Ferien in Deutschland Ein Star zum Anfassen, das war er nie. Und wehe dem, der es während des Interviews wagt, allzu private Fragen zu stellen. Dann verstummt der Charakterdarsteller und mutiert zum Eisklotz. Gleichzeitig droht sein Pressebetreuer damit, das Gespräch beim nächsten Ausrutscher auf der Stelle zu beenden. Zu Journalisten ist Leo grundsätzlich höflich, bleibt aber distanziert. Leonardo DiCaprio kann seinem Gegenüber nicht länger als drei Sekunden in die

Vor den Traualtar konnte ihn allerdings noch keine zerren. Obwohl, Bar Rafaeli war nah dran. ­DiCaprios deutsche Mutter Irmelin hatte die hübsche Israelin bereits ins Herz geschlossen. Die beiden kochten oft zusammen. Und Bar spielte gern mit «Django», Irmelins französischer Bull-

«Dank Titanic kann ich jetzt

alle Rollen spielen, die ich will.» Der Duft des Untergangs

Es gibt auch ein «Titanic»-Herrenparfüm. ­Leonardo DiCaprio entdeckte es per Zufall bei einem Filmdreh in Afrika und amüsierte sich königlich darüber. Denn das Duftwasser war in 14 verschiedenen Noten erhältlich – von «männlich» bis «wahnsinnig männlich».

Titanic (1997), mit Kate Winslet. © 20th Century Fox

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«Ich bin besessen von meiner Arbeit.» Inception (2010). © Warner Bros.

dogge. Leo hat seinen Modelschatz auch mit nach Deutschland genommen und seiner Grossmutter Helene Indenbirken vorgestellt. In Oer-Erkenschwick bei Dortmund, in einem Mehrfamilienhaus in der Kampstrasse, machte der Star als Kind oft Ferien. Ein Nachbar von damals erinnert sich: «Er war im Schwimmbad, ist mit dem Rad herumgekurvt und hat sogar bei einem Breakdance-Wettbewerb mit­gemacht.» Und DiCaprio sagt: «In meinem Film ‹Wolf of Wall Street› zeige ich ein paar meiner alten Moves. Als Teenager habe ich bei einem Wettbewerb in Deutschland mal eine Silber-Trophäe gewonnen. Ich bin bis heute der M ­ einung, ich hätte den ersten Platz verdient gehabt.» Der Schock war gross, als Oma Helene im August 2008 im Alter von 93 Jahren verstarb. Der Schauspieler ist aber nicht sofort in seine alte Heimat geflogen. Er wartete erst ein paar Tage, bis sich alle Paparazzi verzogen hatten. Erst dann verabschiedete er sich von seiner Grossmutter auf dem Waldfriedhof. Übrigens ohne Freundin Bar an seiner Seite, da die ihr Engagement an der Fashion Week in New York nicht so kurzfristig absagen konnte. Deutschland – das Land und die Kultur haben ihre Spuren bei DiCaprio hinterlassen. Was nur wenige wissen: Er spricht ganz passabel Deutsch. «Ich komme damit durch, kann Essen bestellen, nach dem Weg fragen. Aber ein stimulierendes, intellektuelles Gespräch – das wird mir nicht gelingen», sagt er. Ist er in den USA, vermisst er die deutsche Kost. Er ist verrückt nach Curry­wurst, sein Lieblingsessen sind aber Kartoffelpuffer. «Immer, wenn ich in Deutschland bin, nehme ich ein paar Kilos zu. Ich liebe deutsches Essen und stopfe mich voll, bis nichts mehr reinpasst.»

Seine Haltung ist «deutsch» Seine Mutter war in den Fünfzigern nach Kalifornien ausgewandert. Ihr Sohn wuchs in Los Angeles auf. Doch es hat ihn immer wieder nach Deutschland – ins beschauliche und geordnete Provinzleben – gezogen. Auch nach dem Durchbruch mit «Titanic». «Meine Oma und meine Mutter hat der ganze Rummel um meine Person nie beeindruckt. Deshalb bin ich nie abgehoben. Sie haben mir beigebracht, immer offen und ehrlich zu sein. Auch wenn ich damit anecke. Es ist mir egal, was die Leute von mir denken», sagt der Star. «Diese

Haltung empfinde ich als sehr deutsch – und die werde ich hoffentlich für immer behalten.» Für DiCaprio zählt nur der Job und den will er gut machen. Vier Oscar-Nominationen sprechen eine deutliche Sprache. Leonardo DiCaprio hat ein sehr gutes Händchen bei der Rollenauswahl. Er gilt als einer der begabtesten und präzisesten Schauspieler Hollywoods. Spannende Charaktere zu verkörpern, das treibt ihn an. Er sagt: «Ich will grossartige Filme drehen, einen nach dem anderen. Ich bin besessen von meiner Arbeit. Und ich kenne auf dem Set keine Zurückhaltung. Ich sage allen Autoren und Regisseuren, mit denen ich zu tun habe, was mir gefällt und was nicht. Manchmal fliegen die Fetzen, aber das finde ich gar nicht so schlecht.» Denn der Schauspieler kennt seinen Marktwert und setzt ihn bewusst ein. «Momentan habe ich die Macht, dass ich mit meinem Namen Filme finanzieren kann. Das muss ich ausnutzen.» Mit grossen Honoraren allein kann man den Star aber nicht vor die Kamera locken. Für ihn ist das Drehbuch ausschlaggebend. «Ich kann reinen Gewissens behaupten, noch nie einen Film nur fürs Geld gemacht zu haben. Deswegen drehe ich auch keine Science-Fiction- oder SuperheldenStreifen.» DiCaprio interessieren echte Menschen und gelebte Schicksale. Darum ist er sich auch für seichte, romantische Komödien zu schade. «Ich mag keine traditionellen Liebesgeschichten. Sie sind mir zu kitschig. Auch für die Rolle des Romeo in ‹Romeo und Julia› entschied ich mich nur, weil ich die moderne Fassung des Films interes-

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Django Unchained (2012).

© Walt Disney Studios

«Ich liebe

deutsches Essen – vor allem Currywurst und Kartoffelpuffer.» sant und den Regisseur toll fand.» Und seinen grössten Hit «Titanic» (1997, mit 11 Oscars ausgezeichnet) kann man auch nicht als typische Romantic Comedy abtun. Der zweiterfolgreichste Film aller Zeiten war Desaster-Movie, Actionfilm und Liebesdrama zugleich. Seither ist er ein Superstar. Wie sieht er heute seinen damaligen Durchbruch? DiCaprio: «Ich bin diesem Film immer noch dankbar. Wegen ihm kann ich jetzt alle Rollen spielen, die ich will. Aber auf das, was damit verbunden war, war ich überhaupt nicht vorbereitet.»

Keine Zeit für Fanpost Damit meint er die Kreation des «Medienmonsters Leo». «Ich habe den Rummel an den Filmpremieren als nicht mehr real empfunden, ich fühlte mich wie ein Ausserirdischer. Die Mädchen waren eine anonyme Wand schreiender Münder. Wer so mit Bewunderung überschüttet wird, dem fällt es schwer, noch wie ein Mensch zu empfinden.» Seit den 90er-Jahren ist sein Briefkasten voll mit Fanpost. Lesen tut er sie kaum – ihm fehlt die Zeit dafür. «Aber ein Freund schaut sie für mich durch und gibt mir die verrücktesten und lustigsten Briefe zu lesen. Manche Mädchen schreiben echt bizarre Sachen.» Seit sein Bekanntheitsgrad explodiert ist («Ich werde selbst im Amazonas erkannt.»), jagen ihn auch die Paparazzi. «Jedes Mal, wenn ich mich über sie oder die Klatschblätter aufrege, komme ich mir wie ein oberflächlicher Idiot vor. Es gibt schliesslich Wichtigeres auf der Welt als die Probleme von Promis. Ich gebe zu, ich hasse viele von diesen Paparazzi, weil sie mein Leben schwer machen. Ich wünschte, sie würden mich in Ruhe lassen. Aber was soll’s: Ich habe gelernt, damit zu leben.» Ins Rampenlicht hat es ihn schon früh gedrängt. Er liebte es bereits als Kind, andere zu unterhalten. «Ob das nun mit Breakdancing oder irgendeinem an-

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William Shakespeares Romeo & Julia (1996). © 20th Century Fox

deren Quatsch war, ich wollte Aufmerksamkeit. Das ist in meinem Blut.» Zu Hause hat er oft die Gäste imitiert, nachdem sie gegangen waren. Damit brachte er seine Eltern immer zum Lachen. Irgendwann wurde ihm klar, dass Entertainer ein Beruf ist. Beeindruckt hat ihn damals auch sein Stiefbruder Adam. Der verdiente durch einen Auftritt in einem Werbefilm 50 000 Dollar. Das wollte Leo auch – und seine Eltern unterstützten ihn dabei. Sie trennten sich, als er ein Jahr alt war. «Trotzdem haben sie sich nie scheiden lassen und mich gemeinsam und sehr liebevoll aufgezogen», erinnert sich der Star. Sein Vater George DiCaprio war lange Zeit sein grosses Vorbild. Dieser war in den Sechzigern ein Beatnik, zeichnete Comics und lebte wie ein Bohemien. «Er ist für mich eine Art Buddha. Von ihm habe ich meinen eklektizistischen Geschmack für alles Künstlerische, Politische und Spirituelle.» So romantisch das alles auch klingt, seine Kindheit war nicht nur von purer Idylle geprägt. Denn Echo-Park, der Stadtteil, in dem er damals mit seiner Mutter in Los Angeles lebte, ist bekannt für seine hohe Kriminalitätsrate. Drogen waren all­ gegenwärtig, der Junge sah jeden Tag Junkies. DiCaprio hat selbst nie Drogen angerührt. «Sie


Paradeplatz, Zurich


CULTURE

unterdrücken nur den Selbsthass. Ich glaube, viele, die in Hollywood Drogen nehmen, wollen sich einfach selbst bestrafen», sagt der Schauspieler. Um auf die Gefahren des gefährlichen Konsums aufmerksam zu machen, drehte er 1995 das Drama «The Basketball Diaries».

Das Sparen antrainiert Dass er als Kind arm war, hat Leonardo DiCaprio geprägt. Denn ihm wurde täglich vor Augen geführt, wie die anderen, die Reichen, in Beverly Hills leben. «Ich ging mit ihnen zur Schule und sah diese Welt, die nicht meine war.» Heute ist Leo reich. Doch trotz seiner hohen Gagen hat er das Sparen nicht verlernt. «Wenn ich es vermeiden kann, verzichte ich im Hotel auf eine Cola für fünf Dollar und kaufe mir für den gleichen Preis eine Sechserpackung um die Ecke.» Doch mit genug Geld auf dem Konto kann man anderen auch leichter helfen. Das tut er. Seine Mutter Irmelin regelt alles Finanzielle, sie ist auch die Geschäftsführerin ­sei-

Auch Stars sind nur Menschen Seine Anhänger halten ihn für perfekt, doch ­DiCaprio kämpft täglich gegen Zwangsneurosen. Der Schauspieler sagt: «An Flughäfen möchte ich auf jeden weggeschmissenen Kaugummi treten. Ich muss mir dann klar machen, dass ich nicht jedes Mal 20 Meter zurückgehen muss, um meinen Fuss auf so einen Kaugummi zu setzen.»

The Great Gatsby (2013). © Warner Bros

ner Umweltorganisation «11th Hour Action». Der Star spendet und sammelt regelmässig für gute Zwecke. «Meine Stiftung hat kürzlich 38 Millionen Dollar bei einer Auktion zusammengebracht – damit haben wir unter anderem in Nepal Schutzgebiete für Tiger eingerichtet», sagt DiCaprio. Zwei seiner Leidenschaften – die Natur und schicke Uhren – konnte er übrigens bei Schweizer Projekten vereinen. Gemeinsam mit dem traditionsreichen Uhrenhersteller Jaeger-LeCoultre entwarf er gemäss dem Motto «Time to Care» eine Kollektion von Luxusuhren. Der gesamte Erlös dieser Kooperation wurde für Öko-Projekte und Artenschutz eingesetzt. Jede Uhr kostete rund 300 000 Dollar, inklusive eingravierter DiCaprio-Signatur. Und bei der Schweizer Uhrenmarke TAG Heuer löste Leonardo DiCaprio seinen Kollegen Brad Pitt als Werbegesicht ab. Auch für diese Marke entwarf er seinen eigenen Zeitmesser, den «Auqaracer 500M Calibre 5 Limited Edition Leonardo DiCaprio». Ein Teil der Einnahmen floss ebenfalls in den Umweltschutz. Zeit für solche Projekte hat er nur in Drehpausen. Doch die sind selten, weil er zu gern arbeitet. Der Schauspieler ist regelrecht süchtig danach, in neue Figuren zu schlüpfen. «Wenn ich mit einer Rolle verschmelze, spüre ich das in jeder Zelle meines Körpers. Für diese Sekunden lebe ich», sagt er. In H ­ ollywood gehört er längst zur A-Liga. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass der Amerikaner nie einen Fuss in eine Schauspielschule gesetzt hat. Spielberg, Cameron, Tarantino, Luhrmann, Eastwood, Mendes – DiCaprio hat sich schon für etliche der grossen Visionäre vor die Kamera gestellt. Doch zu Martin Scorsese pflegt er die innigste Beziehung. Nach «Gangs of New York» (2002), «The Aviator» (2004), «The Departed» (2006) und «Shutter Island» (2010) markiert «The Wolf of Wall Street» (2013) ihre fünfte Zusammenarbeit. «Wir mögen die gleiche Musik, die gleichen Filme – und uns ist auch das Gleiche zuwider. Wenn uns zum Beispiel etwas in einer Szene nicht gefällt, dann müssen wir das gar nicht erst aussprechen. Wir beide sind von unserer Arbeit besessen, wir vertrauen einander», sagt der Schauspieler. Und schwärmt dann weiter: «Marty hat mir geholfen, als Schauspieler ein ganz neues Niveau zu erreichen.»

«Es ist mir egal, was die Leute von mir denken.»


Like a Virgin Richard Branson

Er ist der viertreichste Mann Grossbritanniens. Zu seinem riesigen Firmenimperium der «Virgin Group» gehören weltweit über 400 Firmen. Den Grundstein legte er mit einem Plattenlabel. Hinzu kam unter anderem eine Fluglinie, eine Eisenbahn und ein Mobiltelefonbetreiber. Zudem gehört ihm die «Virgin Limited Edition», hinter der sich einzigartige Ferienanlagen verbergen: eine private Insel, eine Anlage in den Bergen, ein Wildreservat, die Villa Catamaran, eine Lodge, ein Restaurant und ein privater Club für Mitglieder. Mit «Virgin Galactic» gründete Sir Richard Branson das ambitionierteste Projekt der Virgin Gruppe. Viele sehen darin den Beginn eines neuen Tourismus – Weltalltourismus. Branson selbst steckt der Abenteurer im Blut. Von der Ballonfahrt über Kitesurfen bis zum Klettern – er lässt nichts aus, was Nervenkitzel oder Weltrekorde verspricht.

3 Fragen Was haben Ihre Lehrer über Sie in Ihrer Schulzeit gesagt? Richard, entweder Du kommst ins Gefängnis oder Du wirst Multimillionär.

Was war Ihre erste Business-Idee? Mit neun Jahren habe ich auf dem Grundstück meiner Eltern kleine Weihnachtsbäume gesetzt, in der Hoffnung, dass sie, bis zu meinem Schulabschluss gross genug sind, um sie für viel Geld zu verkaufen. Aber die Hasen haben sie alle aufgefressen.

Sind Sie glücklich? Ich denke, ich bin eine der glücklichsten Personen auf der Welt. Auch wenn ich häufig weine. Meine Kinder haben immer schon eine Packung Taschentücher dabei, wenn sie mit mir ins Kino gehen. Lustige Geschichten, traurige Geschichten, ich weine immer.

«Was der schnellste Weg ist, Millionär zu werden? Borg Dir 5er von jedem, den Du triffst.»

The Luxury Way of Life | 67


CULTURE

World

WIDE

GIRLS

Fashion around the World Die beiden Zürcher Fotografen Andreas Gemperle und Oliver Rust waren sieben Jahre in der ganzen Welt unterwegs und haben junge Frauen porträtiert. Entstanden ist der Bildband «World Wide Girls Fashion Home Stories». Yvonne Beck

Andreas Gemperle & Oliver Rust

E

s ist eine Reise durch alle Kontinente, auf der ­Andreas Gemperle und Oliver Rust in den vergangenen sieben Jahren Frauen in ihrem privaten Umfeld fotografiert haben. Von Durban über Reykjavik bis Zürich. Sie heissen Akino, Berglind, Kami, Moe oder Vera und kommen aus Durban, Reykjavik, Tokio, Phoenix, Salvador oder Zürich. Sie sind Studentinnen, Schauspiel­schülerinnen, Mütter, Krankenschwestern oder Journalistinnen. Sie haben eines gemeinsam: Sie sind junge Frauen zwischen 18 und 25 Jahren und haben grosse Träume. Ihr Modeverständnis, wie sie es leben, wo sie es leben, ist unabhängig von grossen Markennamen und Budgets, abseits von roten Teppichen, drücken sie ihre Wünsche und Sehnsüchte aus, ihre Zugehörigkeiten zu einem unsichtbaren Netz, welches den Erdball umhüllt und das wahre Leben abbildet.

Vollständiges Bild einer Persönlichkeit Insgesamt 90 Portraits sind so entstanden. Eine Herausforderung sei die Mischung aus Reportagen- und inszenierter

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Fotografie gewesen. «Wir waren neugierig, wie junge Frauen auf der ganzen Welt leben, was sie für Träume und Vorbilder haben.» Der Titel « Fashion Home Stories» impliziert bereits, dass neben den Girls auch Fashion und Home wichtige Komponenten waren. So wurden die Porträtieren gebeten, sich «fashionable» anzuziehen und zu stylen. Fotografiert wurden sie bei sich zu Hause und an ihrem Lieblingsort. «Das Ziel war ein möglichst vollständiges Bild einer Persönlichkeit», sagt ­Andreas Gemperle.

World Wide Girls Fashion Home Stories Andreas Gemperle & Oliver Rust

www.fashionhomestory.com


Anna (21), Studentin aus N ­ ovosibirsk, Russland – zusammen mit ihrem Hund im Wohnzimmer Wir haben Anna in der Disco zusammen mit zwei Freundinnen kennengelernt. Einige Tage später, bei ihr zu Hause, treffen wir auf eine ganz andere Anna: eher steif und schüchtern im familiären Umfeld. Hier scheint die Lebenslust und Freiheit zu fehlen. Perfektion und Fleiss ist gefragt, auch in ihrem grossen Hobby, dem Eiskunstlaufen.

Agatha (20), Kellnerin aus Durban, Südafrika Sie liebt die Schönheit, Ruhe und Freiheit an diesem Ort. Hier zieht sie sich zurück, wenn sie für sich alleine sein möchte und Zeit zum Nach­denken braucht. Sie wohnt mit ihrer Mutter und einem wesentlich ­jüngeren Bruder in einem ca. 10 Quadratmeter grossen Zimmer in der Villa, in der die Mutter als Hausangestellte arbeitet. Es gibt nur ein Bett, einen Schrank und ein Lavabo. Agatha hat sich gros­se Ziele im Leben gesteckt und möchte einmal mehrere Fashionboutiquen in allen grossen Städten dieser Welt besitzen und viel herumkommen.

Charlotte (18), Studentin aus Zürich, Schweiz Sitzt am liebsten noch immer auf dem Kindersitz am Küchentisch zu Hause. Charlotte ist ehrgeizig und möchte in Zukunft im Fashionbereich arbeiten und in Paris eine Ferienwohnung besitzen. Sie liebt Kleider von Isabel Marant. Neben Familie und Freunden sind ihr die Gesundheit, Starbucks und ihre Fashionmagazine wichtig.

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Reijilene (21), Studentin aus ­Salvador de Bahia, Brasilien In ihrem Zimmer. Es ist heiss, stickig, dunkel bei Reijilene zu Hause. Der V ­ ater hat die Familie sitzen gelassen. Sie kommen nur knapp über die ­Runden. Für Reijilene gibt es nicht viele Freiheiten. Sie hat als Älteste von mehreren Geschwistern viele Verpflichtungen und trägt mit Handarbeit dazu bei, die Familie durchzubringen.

Naomi (24), ­Verkaufsassistentin aus ­Tokio, Japan – hier auf dem Bild mit Stitch vor ihrem Haus Sie liebt es, in andere Rollen zu schlüpfen, sich zu verkleiden. Diese Rollen geben ihr Freiheit, die sie in der Einöde und Routine des alltäglichen Lebens nicht haben kann. Als Cosplay Girl mag sie es, auf Parties zu gehen und sich gehen zu lassen.

Scarlett (22) studiert Film­produktion und ­Psychologie, ­Phoenix, USA Dieses Bild sagt eigentlich alles: eine cleane, sterile Umgebung, die Erfüllung (?) des amerikanischen Traums mit Pool auf der Rückseite des eigenen Hauses. Mit allen Mitteln versucht Scarlett auszubrechen und vor allem aufzufallen. So ist ihr Ziel denn auch die Schauspielerei im Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

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erh채ltlich bei:

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MEYER LANSKY Der Bankier Der Mafia

Er mästet die Bankkonten seiner Mafiafreunde wie fette Weihnachtsgänse. Sein Gedächtnis sprengt seine Körpergrösse von 160 Zentimeter um Terabytes und sein Erinnerungsvermögen ist fast schon gruselig. Meyer Lansky ist der mächtigste und intelligenteste aller Mobster und treibt die Behörden, allen voran den FBI-Boss J. Edgar Hoover, zur Weissglut. Helena Ugrenovic Library of Congress & U.S. News & World Report



CULTURE

R

evolutionen ziehen sich im Jahr 1911 quer über den Globus, als Yette Suchowlinski mit dem neunjährigen Meyer und ihrem jüngeren Sohn Jacow die Heimatstadt Grodno im Russischen Kaiserreich verlässt und ihrem Mann nach New York folgt. Später wird Meyer sein Leben als ­Gewaltmensch mit seiner schweren Jugend begründen, denn in Manhattans Lower East Side herrscht nicht nur die grösste Bevölkerungsdichte der Welt, sondern regieren bittere Armut und ungezügelte Brutalität. Fressen oder gefressen werden.

Murder Incorporated

Das «Flamingo» in Las Vegas.

The Flamingo F ­ iasko Nur das Teuerste war Bugsy Siegel für sein Casino gut, doch nicht alles gut und dekadent genug. So liess er um den Pool gepflanzte Palmen wieder ausreissen, gefiel ihm ein Wedel nicht. Was war da schon die Kleinigkeit, dass die Türen im Restaurant in die falsche Richtung schwangen und die Kellner auf die Nase fielen?

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Mit 16 Jahren verlässt Meyer die Schule, organisiert ein florierendes Würfelgeschäft und engagiert Ben «Bugsy» Siegel, einen brutalen und unbeherrschten Schläger, als Beschützer. Die Rollen in ihrer neu gegründeten Buggy-Meyer-Gang sind klar verteilt, Lansky setzt auf Köpfchen, Bugsy auf Fäuste. Als Lanskys grosses Vorbild Salvatore «Lucky» Luciano, der Anführer einer italienischen Bande, verprügelt werden soll, warnt ihn Lansky, und aus einem Freundschaftsdienst entwickelt sich zwischen dem Juden Lansky und dem Italiener Luciano eine der bedeutendsten Gangsterverbindungen im Amerika der 20er- und 30er-Jahre. Ausgerechnet die Regierung selbst spielt mit dem Prohibitionsgesetz den grössten Profiteuren, die das Land jemals hervorgebracht hat, in die Hände und legt zugleich den Grundstein für die Finanzierung der Mafia. Während Lanskys jüdische Schlägerbanden erpressen, Läden ausrauben, prügeln, Widersacher ermorden und vom Journalisten Harry Feeny den Übernamen «Murder Incorporated» erhalten, strukturiert Lansky, der Störfaktoren lieber mit Geld und Gewandtheit beseitigt, die Organisation der Mafia neu, schafft Kooperationen, vermindert Tote und vervielfacht die Gewinne.

Die Würfel sind gefallen Die angekündigte Rücknahme der Prohibition lässt Lanskys Alarmglocken schrillen und die dunklen Seiten der menschlichen Natur sollen sein nächstes Projekt unterstützen. In seinen Augen sind weder Alkohol noch das Glücksspiel Verbrechen, sie sind ganz einfach Laster. Raffiniert zieht Lansky die Fäden, besticht die lokalen Behörden, Gewerkschaftsfunktionäre und Politiker, beteiligt konkurrierende Mafiafamilien an seinen Geschäften, wird im Gegenzug Teilhaber von ihren Machenschaften. Das Geld fliesst in Strömen. Jedes Glied in der Kette dieses Konstrukts ist ein Gewinner. Und wer spuckt schon in die eigene Suppe? Im Süden Floridas boomt der Tourismus und Lansky zieht ins schillernde Miami, das knapp 80 Kilometer Wasserweg entfernt einer weiteren, potenziellen Goldgrube liegt: Havanna in Kuba ist ein beliebtes Urlaubsziel für Amerikaner. Obwohl hier wie in Nevada das Glücksspiel legal ist, müssen Schmiergelder fliessen. Lanskys Affinität, sich mit den wichtigsten Persönlichkeit zu vernetzen und den Weg der Mobster freizukaufen,


CULTURE

The Luxury Way of Life | 75


CULTURE

Meyer Lansky brachte FBI-Chef J. Edgar Hoover und die Behörden ein halbes Jahrhundert lang an den Rand des Wahnsinns.

beschert ihm sogar die Freundschaft von Kubas Diktator Fulgencio Batista. In Las Vegas kümmert sich Bugsy Siegel um den Bau des Hotels «The Flamingo» inklusive luxuriösem Spielcasino, finanziert mit den Geldern der New Yorker Mafia, die Lansky und Luciano für dieses Projekt weichgekocht haben.

brochener Mann. Ausgerechnet ihm, dem Gehirn der Mafia, sind zwei fatale Fehler unterlaufen. Zum Verlust seines Geldes trifft ihn eine weitere Erkenntnis besonders bitter. Zeit seines Lebens war er der Meister des «Monkey Business» und der felsenfesten Überzeugung, jede Regierung mit Geld kaufen zu können, da jeder Mensch korrumpierbar wäre und Geld jeden Ärger im Keim ersticke. Kläglich scheiterte er aber am bärtigen «Máximo Lider» Kubas.

Das Ende einer Ikone Das vorgesehene Budget sprengt jeden erdenklichen Rahmen und als b ­ ekannt wird, dass Bugsy zwei Millionen US-Dollar in die Schweiz transferiert hat, ist sein Todesurteil gefällt. Lansky und Lucianos Bemühungen, Bugsy zur Vernunft zu bringen, sind gescheitert und die Mafia-Bosse ordnen seine ­E xekution an. Lansky stimmt, wenn auch widerwillig, dem Mord an Ben Siegel zu und beweist einmal mehr, das Vertrauen der Mafia zu verdienen. «Der Tag, an dem Bugsy Siegel erschossen wurde, ist einer der traurigsten in meinem Leben.»

Verhängnisvoller Fehler Mit Lanskys traurigstem Tag beginnt, von ihm elegant übersehen, sein Untergang. Sein Lebenstraum, das Hotel-Casino «Riviera» in Havanna, zerplatzt nach kurzer Zeit. Fidel Castro, der neue Führer Kubas, sieht in Lansky die schlimmsten Auswüchse amerikanischer Kontrolle und ein Symbol für Korruption. Er verbietet das Glücksspiel und lässt alle Casinos schliessen. Entgegen seines messerscharfen Verstandes und seines lebenslangen Credos steckt Lanskys gesamtes Vermögen im «Riviera». Als Lansky Kuba verlässt, ist er nicht nur ein armer, sondern auch ein ge-

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Der eher stille Drahtzieher der Mafia wird zum Gejagten. Die amerikanischen Behörden observieren ihn Tag und Nacht, hören Gespräche ab, suchen nach Beweismaterial und können ihm aus­ser Lappalien nichts nachweisen. Wie ein rohes Eigelb schlüpft er ihnen immer wieder durch die Finger. Er flüchtet nach Israel und wird auch dort abgewiesen. Golda Meir duldet im Staate Israel keine Mafia. Meyer Lansky, finanziell ruiniert, zieht in eine bescheidene Wohnung in Miami, führt einen Zwerghund Gassi und trinkt Kaffee mit seinen Freunden aus der Unterwelt. Der Pionier und das Urgestein der Mafia, der erkannt hatte, welche Goldgrube sich im Glücksspiel verbarg, überlebt all seine MobsterFreunde, sitzt keinen einzigen Tag im Gefängnis und bringt Dinge zusammen, die zuvor noch gesetzeswidrig waren und heute ganz legal sind. Er wird nicht auf der Strasse erschossen oder endet im Exil. Seine letzten Jahre verbringt er in der Gesellschaft seiner Freunde. Seine grösste Leistung war vielleicht, dass er friedlich in einem Krankenhaus starb.

Die Strafe Gottes Meyer Lanskys erstes Kind, Bernhard, entwickelte sich nicht und litt an einer Art Lähmung. Seine Frau Anna, die er nur auf Anraten seiner Mutter geheiratet hatte, traf das so sehr, dass sie depressiv wurde. Sie glaubte, es sei die Strafe Gottes, der sich ihren Sohn ausgesucht haben musste, um die Verbrechen Meyer Lanskys zu sühnen.



Das ­filmische Auge des ­Fotografen Der Spanier Eugenio Recuenco hat sich als viel beachteter Werbe- und Modefotograf international einen Namen gemacht. Für seine ausserordentlich kraftvollen Geschichten, die wirken wie aus einer anderen Welt, vertraut er seinem unverwechselbar aufwendigen Stil – mit ausgeklügelten, in Handarbeit erschaffenen Kulissen und mannigfachen Verweisen auf die Kunstgeschichte. «Revue» präsentiert erstmals das Werk dieses vielseitigen Kamerakünstlers. Revue Eugenio Recuenco TeNeues Verlag

Ausstellungen

& Books Vom «Cowboy» zum Regisseur Clint Eastwood hat eine Karriere hingelegt, die ihm niemand in der Traumfabrik nachmachen wird: vom Cowboy-Darsteller in der zweiten Reihe zum gefeierten Regisseur und legendären Weltstar des Kinos. Seine Filme wie «Million Dollar Baby» und «Flags of our Fathers» sind grosse amerikanische Erzählungen, wie es sie auf der Leinwand nur noch selten gibt. Diese von Clint Eastwood autorisierte Monografie bietet einen persönlichen und tiefen Einblick in die Arbeitsweise und das Denken eines der einflussreichsten Filmemacher unserer Zeit. Clint Eastwood – Der Filmemacher Michael R. Goldman Knesebeck Verlag

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Küss mich, Kate! Mario Testino ist als der Modefotograf seiner Generation anerkannt. Doch seine Aufnahmen von Kate Moss gehen über die Welt der Mode hinaus. Sie sind die Frucht einer Freundschaft, die seit mehr als zwei Jahrzehnten währt, von gemeinsam erlebtem Vergnügen und phänomenalem Glamour. Die in Zusammenarbeit dieser beiden Kultfiguren entstandenen Bilder bieten intime Einblicke in das Leben und die Gedankenwelt zweier unbestritten stilprägender Persönlichkeiten. Von den Anfängen hinter den Kulissen der Defilees bis zur Entstehungsgeschichte der bahnbrechenden Modestrecken, die sie auch heute noch für die renommiertesten Zeitschriften der Welt produzieren. Viele der

Neue Fotografie aus der Schweiz Aufnahmen wurden aus Testinos Privatarchiv ausgewählt und hier zum ersten Mal veröffentlicht. Dieses Buch ist Marios persönliche Hommage an seine grösste Muse.

Wie verändert sich unser Bezug zum fassbaren Objekt, wenn beispielsweise nicht mehr Abzüge in Fotoalben, sondern Files auf Screens gezeigt werden? Lassen sich aus Perspektive der Kunst Schlussfolgerungen für die zukünftige Produktion von Werken ziehen? Diesen und anderen Fragestellungen geht die Sammlungsausstellung «Surfaces» mit einem Dutzend aktueller Schweizer Positionen nach. Zu sehen bis zum 24. August im Fotomuseum Winterthur.

Kate Moss by Mario Testino Mario Testino Taschen Verlag

Richter in Riehen

Female Art Das Gucci Museo in Florenz konzentriert sich in diesem Jahr im Bereich der zeitgenössischen Kunst auf die (Neu-)Ent­ deckung von Werken weiblicher Künstler der 1960er-Jahre bis heute – mit einer Reihe an Arbeiten aus der Pinault-Sammlung. Die Ausstellung «Femminilità Radicale» zeigt die Werke von drei Künstlerinnen, die ein kraftvolles Zeugnis dafür sind, wie weibliche Künstler den Körper einer Frau als Instrument für Kritik und Umsturz nutzten: die Amerikanerin Lee Lozano, die Polin Alina Szapocznikow und die Belgierin Evelyne Axell. Zum ersten Mal werden Arbeiten dieser drei Künstlerinnen in Europa in derselben Ausstellung gezeigt.

Gerhard Richter ist der wohl bedeutendste Künstler unserer Zeit. In den sechzig Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit hat er ein Œuvre hervorgebracht, das sich durch thematische und stilistische Vielfalt auszeichnet. Die Fondation Beyeler widmet ihm die bisher grösste Ausstellung in der Schweiz, in der erstmals als Serien, Zyklen und Raum­ installationen realisierte Werke aus allen Schaffensperioden vereint werden. Gerhard Richter ab dem 18. Mai in der Fondation Beyeler.

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Culture

Die erste Annäherung zwischen dem Bohemien und der Schönheit mit der Zahnlücke.

Naturellement,

je t’aimais!

Das Liebespaar

der 70er-Jahre in einem Fotoalbum

Jane Birkin und Serge Gainsbourg waren in den bewegten 70er-Jahren mehr als ein glamouröses Liebespaar. Das hatte auch mit einem Song zu tun, der für alle verliebten Teenager zum Welthit wurde. Georg Lutz

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Culture

Melancholische Momente einer Beziehung, die von Ort zu Ort zog.

M

itte der 70er-Jahre ging es in Partykellern, Jugendzentren und Tanzschulen musikalisch heftig zur Sache. Deep Purple, Doors, Santana oder Janis Joplin röhrten aus den Boxen. Wenn der DJ es aber ruhiger und vor allem intimer angehen lassen wollte, stand ein Song ganz oben auf der Liste: «Je t’aime ... moi non plus». Es war der Moment, auf den viele sehnsüchtig gewartet hatten. Endlich konnte man seiner Angebeteten oder seinem Liebsten ganz nahe kommen. Stehblues lautete die Parole. Der Tanz war eher eine innige Umarmung, bei der Mann und Frau sich im Kreise drehten.

mengestellt. Die Flower-Power-Zeit der 70er-Jahre und einige künstlerische Protagonisten kann man so wieder an sich vorbeiziehen lassen. Das erste verschwommene Bild, im Fond eines Autos Ende der 60er-Jahre zeigt schon die knisternde Erotik, die sich zwischen Jane und Serge entwickelte. Sie stiegen zum Glamourpaar der 70er-Jahre auf, ähnlich wie dies nur Brigitte Bardot und Gunther Sachs oder Romy Schneider und Alain Delon in den 60er-Jahren in Frankreich gelungen war.

Der Gesang bei «Je t’aime … moi non plus» bestand eher aus lustvollem Gestöhne und stand daher in der konservativen Kritik. In gewissen Radiostationen stand er auf dem Index und die katholische Kirche sprach von «beschämter Obszönität». Das interessierte aber in diesen Momenten der innigen Umarmung niemanden. Der französische Schmachtfetzen verdrängte harmlosere Songs wie «Hey Jude» von den Beatles oder «Angie» von den Stones. Allerdings waren die Sängerin Jane Birkin und der Sänger Serge Gainsbourg ausserhalb Frankreichs und Englands ziemlich unbekannt, ausser man hatte eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder, für die Paris der Nabel der Welt war und die damit angaben, am Boulevard St. Germain im selben Café wie Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir zu sitzen. Diese konnten dann auch von Kellerclubs erzählen, in denen ein snobistischer Lebenskünstler eine Zigarette nach der anderen aus den berühmten blauen Schachteln zog und seine morbiden Texte von sich gab und dazu auf der Gitarre klampfte.

Die optischen Szenerien wandeln zwischen gros­ sen Wohngemeinschaften, Bistros, Filmsets, Konzertbühnen und Sommerhäusern und dem Haus in der Rue de Verneuil in Paris, in dem Serge Gainsbourg zeitweise wohnte. Das Fotoalbum bricht 1979 ab, ein Jahr bevor ­Jane Serge verliess. Der Alkohol hatte endgültig alle Macht über ihn erlangt. Alkohol kann verdammt einsam machen. Tochter Charlotte Gainsbourg, die als Kind durch einige Bilder stapft, hält heute nicht nur das künstlerische Erbe hoch, sondern führt es selbst zu ­immer ­wieder neuen Höhepunkten.

Jetzt kann man sich diese Zeit in Form eines Fotoalbums mit Begleitheft wieder in Erinnerung rufen. Andrew Birkin, der Drehbuchautor und Filmregisseur und der Bruder von Jane Birkin, hat in Jane & Serge ein Fotoalbum zusam-

Jane & Serge. A Family Album Andrew Birkin, Alison Castle Taschen Verlag

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Vom Regisseur zum Winzer Francis Ford Coppola

1972 gelingt Coppola mit der Verfilmung des Mario-Puzo-Romans «Der Pate» ein Welterfolg; ­ 1974 und 1990 erweitert er seinen Mafia-Epos zu einer Trilogie. Mit Filmen wie «Apocalypse Now» festigt er seinen Ruf als einer der bedeutendsten Regisseure der Gegenwart. Insgesamt wird er fünf Mal mit dem Oscar ausgezeichnet. Was jedoch viele nicht wissen, der bekannte Regisseur macht fast ebenso lange Weine wie Filme. Bereits im Jahre 1979 erwarb Coppola einen Teil eines Weinguts, baute Cabernet Sauvignon an und produziert wahre Spitzenweine bis heute. Mit seiner Frau Eleanor ist er seit über vierzig Jahren glücklich verheiratet. Sie haben zwei Kinder, welche ebenfalls im Filmbusiness tätig sind: die Regisseurin Sofia Coppola («Lost in Translation») und der Produzent Roman Coppola.

3 Fragen Welcher ist Ihr Lieblingswein? Ich weiss es nicht. Alle meine Weine sind für mich wie Kinder. Ich liebe meine Tochter Sofia ja auch nicht mehr als meinen Sohn Roman. Doch wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich unseren Wein «Edizione Pennino» wählen. Ein spitzen Preis-Leistungs-Verhältnis, ausgezeichnet mit der Note 95 und benannt nach meinem Grossvater.

Und welcher ist Ihnen der Liebste unter Ihren Filmen? Da geht es mir ähnlich wie mit dem Wein, doch, ich habe eine sehr enge Bindung zu «Apocalypse Now» (meine dramatischste Erfahrung) und «The Conversation», weil ich nicht nur Regie geführt habe, sondern auch das Drehbuch schrieb.

Wie stellen Sie sich Ihr Ende vor? Ich denke, ich werde sehr zufrieden diese Erde verlassen. Ich durfte machen, was mir Spass macht, habe eine grossartige Familie und werde mit tausend schönen Erinnerungen im Kopf sterben.

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«Kunst hängt viel vom Glück und vom Talent ab!»


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Spanische

Leiden

schaft Anya Bartels-Suermondt «Ein Tag ohne Freude und Leidenschaft ist ein verlorener Tag.» Angelika Möller

Anya Bartels-Suermondt


CULTURE

K

aum vorstellbar, dass es im Leben der Fotokünstlerin Anya BartelsSuermondt «verlorene Tage» gibt, wenngleich die Freude wie bei jedem anderen Menschen nicht dauerpräsent ist, so doch immer die Leidenschaft – Leidenschaft für ihre Wahlheimat Spanien, seit 1995 ihr Zuhause, für ihre Entdeckungsreisen von Asien bis Südamerika, für Menschen in all ihren Facetten und ihren verschiedenen Kulturen und nicht zuletzt für ihre Fotokunst. Als Anya Bartels-Suermondt 1995 ihrem Mann, einem erfolgreichen Manager der Pharma-Industrie, nach Spanien folgte, gab sie ihre vielversprechende Karriere als ARD-Journalistin auf. In Madrid fühlte sich die attraktive Blonde einsamer als je zuvor. Ihr fehlten ihre TV-Sendung, das Team, die Berliner Freunde und die mangelnden Spanischkenntnisse machten sie im wahrsten Sinne sprachlos. Die glorreiche Idee ihres Ehemanns, sie mit einer tollen Kamera zu überraschen, gab den Startschuss zu einem zunächst improvisierten Neuanfang, der schnell zu einer Herausforderung der Autodidaktin und in kurzer Zeit zum Beruf, ja zur Berufung, wurde. Der baldigen Anerkennung in der Kunstszene folgten 25 Ausstellungen und sechs Bildbände. Schwerpunktthema war zunächst die «Corrida». Sie ist auch heute noch Teil ihrer Fotokunst. Unzählige Reportagen wurden bereits über die Deutsche in TV und Print veröffentlicht, eine Frau, die sich mit Haut und Haar in die iberische Kultur gestürzt hat. Anerkennung gibt es auch von der spanischen Königsfamilie, explizit König Juan Carlos, der ihr mehrfach handschriftlich zu ihrem Erfolg gratulierte. Prestige sprach mit Anya Bartels-Suermondt über das Faszinosum des Stierkampfs und ihre Liebe zu Spanien.

The Luxury Way of Life | 85


CULTURE

: Nicht jeder, der eine Kamera ­eschenkt bekommt, wird zwangsläufig zum g Fotokünstler. Haben Sie gleich gemerkt, Fotografieren – das ist es? Anya Bartels-Suermondt: Ich hatte schon als Kind eine grosse Leidenschaft für die Fotografie. Meine erste Kamera bekam ich deshalb im Alter von 13 Jahren, die mir mein Vater von einer Japan-Reise mitbrachte. Damals begann ich zu versuchen, die Welt per Fotografie zu reflektieren. Ein erstes optisches Tasten, aber es war von Anfang an etwas im Blut, was sich wie eine süsse Sucht anfühlte. Später katapultierten mich Umstände direkt ins TV-Gewerbe, für die geliebte Kamera hatte ich ab da kaum noch Zeit. Aber manchmal bringt das Leben uns erst über Umwege dorthin zurück, wo wir anfingen, dafür gibt es viele Beispiele: Paul Simonon, Ex-Bassist von The Clash, rannte schon auf Kindesbeinen als geborener Maler mit Block und Buntstiften in seiner Londoner Welt herum. Irgendwann bekam er einen Bass in die Hand gedrückt und wurde so zu einer der Musik-Ikonen dieses Jahrhunderts. Heute ist er ein hochgehandelter Maler, der in renommiertesten Galerien Englands ausstellt. Als ich nach Spanien kam, hatte ich plötzlich Zeit und da war diese neue Kamera, und auch noch eine klassische Nikon, die hat etwas von Kerouacs On-the-road-Romantik. Sie ist Lebensart, hat eine ganz eigene Ästhetik und Seele, sie hat Geschichte in Film und Musik: legendär auch das Foto von Bob Dylan mit seiner Nikon SP Rangefinder. Ich weiss noch, wie ich das erste Mal mit meiner Nikon loszog durch die Strassen Madrids, dieses kompakte schwarze Geschöpf, das so satt vertraut in der Hand lag, dieses charakteristische «Klick», ein Sound, wie aus einem Blues-Stück entnommen. Ich fühlte mich plötzlich «on-the-road»! Und: Ja, ich merkte sofort: Fotografieren, das ist es!

Zu Beginn und wohl für immer gibt es für Sie das Faszinosum «Corrida». Wie kam es dazu? Ein Freund von mir sagte einmal: «Um die Menschen und ihre Eigenarten kennenzulernen, geh in ihre Kirchen und trink mit ihnen in den Bars. Dort lernst du ihre wirkliche Mentalität kennen!» Ich befolge diesen Rat, wo immer ich bin, und verpasse zudem keine landestypische Kulturveranstaltung. Wäre ich in Japan gelandet, wäre ich zu den Sumoringern gegangen. In Spanien lag es für mich auf der

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Hand, zu einer Corrida gehen zu wollen, um die Menschen in ihrem kulturellen Habitat besser verstehen zu können. Was ich damals nicht wusste: Dass ich damit die für mich faszinierendste, poetischste und leidenschaftlichste Welt betreten würde, die mir je auf meinen Wegen begegnet war und in einer profunden Form zu meinem Leben gehören würde.

Wie konnten Sie sich in dieser männerdominierten Szene durchsetzen? Diese Szene ist gar nicht so männerdominiert, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich wurde schnell aufgenommen und einbezogen. Ich denke, jeder wird das, der zu vermitteln weiss, dass ihn das Sujet wirklich interessiert! Es gibt auch heute noch kaum Frauen in der Corrida-Szene. Und als ich meine ersten Schritte dort unten im «callejón» versuchte, dem für Profis und Presse reservierten, umlaufenden Gang zwischen Tribüne und Arena, war ich die einzige Frau. Ich flog auch deshalb manchmal raus! Aber da war immer jemand, der mich durch die Hintertür am nächsten Tag wieder hereinholte! Schnell begannen sich die Matadore für meine Arbeiten zu interessieren, es war – und ist heute noch – ein Exotikum, «deutsch / Frau / blond» da wirbeln zu sehen, was bei Toreros und Empresarios zuerst Respekt, dann Anerkennung und freundschaftliche Unterstützung auslöste. Erste Ausstellungen wurden in der Presse besprochen, auch der andere, feminine und «ausländische» Blick auf die älteste Tradition Spaniens wurde hervorgehoben.

Wie hat sich Ihre Fotokunst im Laufe der Jahre verändert – was die Sujets angeht, aber auch die Technik? Die Sujets haben sich insofern verändert, als dass ich trotz eines guten Anteils bleibender Scheu mutiger geworden bin. Scheu ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Ich habe einfach zu viel Respekt vor den Menschen, als dass ich ungefragt mit der Kamera im Anschlag in eine afrikanische Hütte stürzen und einen Kochtopf der Herrin des Hauses dabei umtreten würde. Da frage ich lieber vorher. Aber grundsätzlich habe ich über die Jahre eine Taktik entwickelt, mich während des Fotografierens fast unsichtbar zu machen, und stelle fest, dass sie mir gelingt. Technik? – Technik ist gut, weil ich nie wirklich eine gelernt habe!


CULTURE

The Luxury Way of Life | 87



CULTURE

Ich fotografiere manuell und intuitiv. Schuld an dem fehlenden technischen Fotokurs ist der Maestro Helmut Newton. In einer ARD-Talkshow, für die ich arbeitete, hatten wir Newton einmal zu Gast. Ich wagte es beim anschliessenden Essen, ein paar meiner Fotos zu zeigen, mit der aufgeregt runtergeratterten Anmerkung, dass ich in Kürze einen Fotokurs machen wolle, um die Kamera überhaupt erst einmal zu verstehen. Newton, erst schweigend und aufmerksam meine Fotos betrachtend, dann schmunzelnd meinen recht wirren Ausführungen zuhörend, unterbrach: «NEIN! – Du wirst KEINEN Fotokurs machen! Es ist wahr, ich sehe, von Technik hast du keine Ahnung. Aber die kommt automatisch. Und Fotografen sind Künstler und keine Klempner – die brauchen Technik! Wichtig ist, dass du ein gutes Auge hast! Und das hast du. Mit einem Kurs versaust du dir das nur! Geh fotografieren und gebrauche deine Seele über deinen Blick und du wirst sehen ...»

Wann setzen Sie das Stilmittel der Schwarz-Weiss-Fotografie ein? Die Schwarz-Weiss-Fotografie intensiviert meines Erachtens Essenzen des fotografierten Motives; das können die Falten im Close-up eines Gesichtes, aber auch die dramatische Spannung eines gezeigten Momentes sein. Die Corrida zum Beispiel ist voller intensiver Farben und schon deshalb so besonders fotogen. Ich sehe und fotografiere die Corrida dennoch fast ausschliesslich in Schwarz-Weiss. Das traditionelle Ritual voller Spannung, Drama, Erotik, Gefahr und Schönheit ist für mich ohne Frage eine leidenschaftliche und spannungsgeladene Szenerie in Schwarz-Weiss!

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CULTURE

Es ist wohl eine der Standardfragen an jeden Fotografen, aber, wie ich finde, unabdingbar. Was möchten Sie beim Betrachter Ihrer Bilder auslösen?

Könnten Sie sich auch ein anderes Land als ­Lebensmitte vorstellen?

Erreichen möchte ich, das Gesicht hinter der Maske zu zeigen, die Wahrheit hinter der Inszenierung. Beim Betrachter möchte ich den Gedanken auslösen: «Wow, das habe ich so noch nie gesehen / nicht gewusst!» Und es würde mich glücklich machen, wenn der Betrachter deshalb Lust auf mehr bekommt, sowohl was die Thematik, als auch meine Fotografie betrifft.

Mexiko, dort habe ich kurze Zeit gelebt, dieses Land hat eine ganz besonders faszinierende Bedeutung für mich. Zwei Städte: Buenos Aires und New York. Beide vermitteln für mich, jede in ihrer Art, eine ganz eigene Welt, die ich liebe. In beiden Städten würde ich sofort leben wollen.

Was bedeutet Ihnen Ihre Wahlheimat Spanien?

Ausserdem: Ich habe einen Hang zu England und Irland; denke immer, beide Völker sind den Spaniern nicht unähnlich. Viel Humor! Und ich glaube, es gilt auch dort: «Es gibt nichts, was sich nicht durch ein gutes Glas mit Freunden regeln lässt ...»

Improvisieren. Geborgenheit. Tradition. Güte. Optimismus. Freundschaft. Chaos. Tiefe. Gelassenheit. Passion. Solidarität. Humor. Wahrheit. Madrid. Kurz gesagt: Spanien – ­abgesehen von meiner Familie und meinen Freunden – bedeutet mir alles!

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Baroque beaux-Arts

B acca r at

B รถsendo r fe r B a r oque

K oket

H e r men F emale & male


Kultur

aus dem

NORDEN

Das Tor nach Lappland


culture

Umeå und Riga sind 2014 Europäische Kulturhauptstädte. Beide liegen im Norden und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Während die eine als Hauptstadt Lettlands wohl bekannt sein dürfte, hat man den Namen der zweiten wohl vorher nie gehört. Zeit, Umeå mal genauer unter die Lupe zu nehmen! Yvonne Beck

U Was ist samisches Kunsthandwerk? Sami slöjd ist in zwei Kategorien aufgeteilt – hartes und weiches Kunsthandwerk. Das erste wird von jeher von Männern gefertigt und besteht vor allem aus Messern und Bechern mit aufwendig geschnitztem Rentierhorn. Weiches Kunsthandwerk wird traditionell von Frauen hergestellt und besteht aus Kleidung, aussergewöhnlichen Armbändern aus geflochtenem Draht und anderem Schmuck, Taschen und dem sogenannten Wurzelhandwerk.

meå wird im Volksmund «Stadt der Birken» genannt, was einen Hintergrund in der riesigen Feuersbrunst von 1888 besitzt, die grosse Teile der Stadt zerstörte. Beim Wiederaufbau wurden weitläufige Alleen aus 3000 Birken als Feuerschneisen zum Schutz gegen die Ausbreitung von künftigen Bränden angelegt. Heute ist Umeå die am dichtesten besiedelte Stadt Nordschwedens mit zirka 116  000 Einwohnern. Dank der 36 000 Universitätsstudenten ist Umeå jung und vital geblieben und voller pulsierender Aktivitäten. Im Sommer geht die Sonne fast nicht unter und somit sind die Nächte lang und hell. Im Winter ist die Stadt dunkel und gleichzeitig hell durch eine weisse, dicke Schneedecke, die auf den Strassen und auf dem Fluss Ume liegt. Eine vielfältige Naturlandschaft umgibt die Universitätsstadt: Inseln, beerenreiche Wälder, Flüsse und bergiges Hinterland. Das ermöglicht eine einzigartige Auswahl von Outdoor-Aktivitäten, wie zum Beispiel Rafting bei Mitternachtssonne, Biber­ safari, Robbensafari, Fahrradtouren und Kajakfahrten. Zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten zählen das Freilichtmuseum Gammlia, die Inselgruppe Norrbyskär mit ihrer faszinierenden Geschichte, die Stromschellen bei Vindelforsarna, die Eisenhütte Olofsfors Bruk, die Holmön Inseln und das Haus der Elche.

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CULTURE

Kultur, Geschichte und Kunst Umeå wird Einzigartiges aus Nordschweden präsentieren. Das Kulturhauptstadtprogramm 2014 ist durch die acht Jahreszeiten der Sami geprägt: Vorfrühling, Frühling, Frühsommer, Sommer, Spätsommer, Herbst, Spätherbst und Winter. Für das Volk der Sami ist Umeå heute ein Ort der Erinnerung an die vergangene Zeit des nomadischen Lebens. Im Västerbottens-Museum mit dem angeschlossenen Freilichtmuseum wird ihre naturnahe Lebensweise in ledernen Zelten gewürdigt und ihre Bedeutung für die Region und die Kultur Nordskandinaviens verdeutlicht. Und das Land der Sami kann mit noch weiteren kulturellen Highlights punkten, bspw. mit dem mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Umedalen Skulpturenpark. Hier sind Werke von einer Qualität ausgestellt, die man in renommierten Museen und Kunstausstellungen, aber nicht zwischen Fichten in Umeå erwarten würde. Die Dauerausstellung

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umfasst Werke von schwedischen und bedeutenden internationalen Künstlern wie z. B. Louise Bourgeois, Anish Kapoor und Clay Ketter. Gartenliebhaber werden den Ort wegen seines Parks lieben, der von Ulf Nordfjell, einem der besten Landschafts­ architekten Schwedens, entworfen wurde. Ein absolutes Muss ist zudem das brandneue Bildmuseet am Fluss Ume, direkt am Umeå Arts Campus. Die sieben Geschosse dieses mit Preisen ausgezeichneten Gebäudes sind ein visuelles und akustisches Feuerwerk zeitgenössischer Kunst, Fotografie, Architektur und Design. Das Wichtigste zuletzt: Die Einwohner sagen «Ü-me-jo», denn das A mit dem Kringel wird wie «O» ausgesprochen. Aber keine Panik, wer sich den Namen ein paar Dutzend Male vorgesagt haben, klingt garantiert wie ein echter Nordschwede!

Berühmtester Sohn der Stadt Die Heimatstadt Stieg Larssons ist, man höre und staune, Umeå. Dass jedoch er kaum mit seiner Heimatstadt verbunden wird, obwohl er eine der erfolgreichsten Krimi-Trilogien geschrieben hat und die eine oder andere Namensnennung der Stadt in seinen Welt-Bestsellern brachte, liegt wahrscheinlich am frühen Tod des berühmtesten Sohnes der Stadt.


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Kolumne Wilhelm J. Grusdat

Aus dem Leben eines Galeristen: Strandgut Den wohl berühmtesten Bikini der Filmwelt trug Ursula Andress im James-Bond-Film «007 jagt Dr. No», der 1962 erschien. Die charismatische Szene, in der sie in ihrem weissen Bikini der Venus gleich aus dem Wasser stieg, machte sie mit einem Schlag berühmt. Bikinierfinder Ernst Réard benannte die Badebekleidung übrigens bewusst nach dem gleichnamigen Atoll, auf dem mehrere Atombombentests stattfanden. In den 1950er-Jahren nannte man alles, was sensationell war – also auch schöne Frauen – «Atom». Verständlicherweise sind es gerade die «Sexbomben» wie ­Marilyn Monroe und Brigitte Bardot, die den Siegeszug der kleinsten Schwimmbekleidung lostraten. Obwohl Brigitte Bardots Karriere mit einem Bikiniauftritt am Strand von Cannes begann, inspirierte sie Pablo Picasso – ein häufiger Strandbesucher und ausgesprochener Liebhaber schöner Frauen – zu keinem Gemälde. Sein Modell hiess zu dieser Zeit Sylvette. Allerdings fertigte der Meister 1961 eine augenzwinkernde Hommage an die neue Strandbekleidung. Dabei handelte es sich um eine kleine, in ihrer Form an die weibliche Anatomie erinnernde Terrakottavase. Geschmückt wurde das Gefäss mit einem kleinen, gelben Bikini. Die Farbe des gebrannten Tons entsprach dabei dem perfekten, süd­französischen Teint. Im gleichen Jahr malte Roy Lichtenstein seine ersten richtigen Pop-Art-Gemälde, darunter auch «Girl with Ball». Das Bild zeigt eine junge, dunkelhaarige Frau im Badeanzug vor gelbem Hintergrund, die einen rot gestreiften Ball mit beiden Armen hochhält. Als Vorlage diente L ­ ichtenstein die Werbeanzeige des Mount Airy Lodge am Mount Pocono, Pennsylvania. Die Leitung des Hotels behielt diese Werbung noch lange Zeit bei und das Lodge entwickelte sich zum bevorzugten Reiseziel für Jungvermählte. Ob das an der zunehmenden Bekanntheit von Lichtenstein lag oder an den herzförmigen Badewannen des ­Hotels, lässt sich schwer sagen. A ­ nfang der

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1970er-Jahre erstand ­Andy Warhol ein grosses Grundstück in Montauk, Long Island, und vermietete das Anwesen an eine ganze Reihe von Berühmtheiten. Gleich im ersten Sommer beherbergte es den frisch vermählten Sänger der ­Rolling Stones mit seiner Frau Bianca. ­Andy Warhol und Mick Jagger verband bereits eine intensive Freundschaft, sodass der eigentlich Frischluft scheuende Künstler einen Besuch wagte. Im Laufe dieses Treffens entwarf Warhol das charismatische Marken­zeichen der Band: ein Mund mit herausgestreckter Zunge, der von da an das Plattenlabel zierte. Mel Ramos ist bekannt für seine nackten Heroinnen, die sich mit sonnengebräunter Haut und wehenden Haaren an wilde Tiere und diverse Konsumgüter schmiegen. Mit wie viel Humor er seine Akte betrachtet, verdeutlicht seine Serie «A Salute to Art History», in der er anerkannte Meisterwerke neu interpretiert. Dabei verpasst er Manets Olympia oder Ingres Odaliske neben der perfekten Bräunung auch gleich Bikinistrei-

«Strandgut, das sich bei der ­Beschäftigung mit Kunst und Künstlern angesammelt hat» fen. Dadurch werden die ursprünglich blassen Damen zu lebendigen Wesen, die sich im Freien bewegen und der Sonne aussetzen. Übrigens sass auch Ursula Andress dem Meister mehrmals Modell. Es kann geradezu als Geste der Anerkennung ihres Bond-Ruhmes angesehen werden, dass er sie statt im weissen Bikini mit weissen Bikinistreifen zeigt. Was das alles mit meinem Leben als Galerist zu tun hat? Nichts und alles. Nennen Sie es ­Strandgut, das sich im Laufe der Jahre bei der Beschäftigung mit Kunst und Künstlern ­angesammelt hat und das ich gerne mit ­Freunden und Kunden teile.


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Watches & Jewellery

101 BASELWORLD Das Uhrenjahr 2014 103 Bucherer presents 107 Gübelin presents 109 La Serlas Presents 111 Beyer Presents 115 Meister Juwelier Presents 117 Les Ambassadeurs Presents 118 Frank’s way Shooting by Gianni Pisano 132 SCHMUCKUHREN Glitzernde Zeitmesser 135 Chopard Presents 136 PERLEN Tränen des Meeres 140 FABERGÉ Der Hofjuwelier des Zaren 143 GELBE DIAMANTEN Luxus trifft auf Wertanlage 146 ANTIKE UHREN Frühe Genfer Uhren

ca r r e r a y ca r r e r a

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WATCHES & JEweLLERY

Das Uhrenjahr

2014 beginnt

Neuigkeiten

von A bis Z

The Show must go on. Nach diesem altbewährten Motto handelt die erfolgsverwöhnte Uhrenindustrie von Jahr zu Jahr. Will heissen: Neue Modelle, Uhrwerke, Komplika­ tionen und Materialien sollen, ja müssen das internationale Publikum faszinieren. Die Resultate vielfältiger Bemühungen zeigten sich während des Genfer Uhrensalons und wie immer auch in seinem Umfeld. Die Trends des Jahres lauten innovative Mechanik, ausdrucksstarke Farben, elegantes flaches Outfit, hochwertige Skelettkunst, reduzierte Dimensionen und einmal mehr faszinierender Retrolook. Die 1950er- bis 1970er-Jahre leben neben dem Zeitgeist unserer Tage munter fort. Klassik überlebt sich nicht. Gisbert L. Brunner

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WATCHES & JEweLLERY

Die Geschichte der Manufaktur ­Roger ­Dubuis begann 1995 mit dem gleichnamigen Uhrmacher. An ersten Armbanduhren des Genfer Startup er­ innert die vergleichsweise schlichte Linie «Hom­ mage». Zur Genfer Uhrenmesse wartete das mittlerweile zum Richemont-Konzern gehörende Unternehmen mit einem neuen Chronografen auf, dessen Rotgoldgehäuse 42 Millimeter zwischen die Backen einer Schieblehre bringt. Selbstver­ ständlich tickt im Inneren der bis 30 Meter was­ serdichten Schale exklusive Manufakturarbeit. Ganz konkret handelt es sich um das 13 ¾-­linige (Durchmesser 31 Millimeter), 6,3 Millimeter hohe Kaliber RD680, welches die Uhrmacher aus 261 Komponenten zusammenbauen. Das Spannen der Zugfeder besorgt ein in die Werksebene inte­ grierter Mikrorotor. In voll aufgezogenem Zustand beträgt die Gangautonomie zwei volle Tage. Vier Hertz Unruhfrequenz gestatten das Stoppen von Zeitintervallen auf die Achtelsekunde genau. Ein Totalisator erfasst bis zu 30 Umläufe des zentralen Chronografenzeigers. Wie in guten al­ ten Zeiten steuert ein klassisches Schaltrad die drei zeitschreibenden Funktionen Start, Stopp und Nullstellung. Bei genauem Betrachten des sorgfältig finissierten Mikromechanismus sticht zwangsläufig das für Qualität und Ganggenauig­ keit bürgende Genfer Siegel ins Auge.

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BUCHERER PRESENTS

L ebensfreude und D olce V ita Der Bucherer-Klassiker ÂŤLacrimaÂť frisch interpretiert. Sechs Jahre nach der Lancierung wird die sinnliche Kollektion aus dem Hause Bucherer mit bezaubernden Kreationen im modernen Stil erweitert. Die Kollektion widerspiegelt die Vielfalt und den Reichtum des Lebens auf der italienischen Piazza und ist Ausdruck der Passion wie auch der Handwerkskunst des Hauses.

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WATCHES & JEweLLERY

Gerade einmal 4,8 Millimeter misst das neue, aus 471 Komponenten zusammengefügte Manufak­ turkaliber 362 von Jaeger-LeCoultre in der Hö­ he. Die Verpackung in ein extrahelles Weissgold­ gehäuse mit Saphirglas lässt den Wert auf 7,9 Millimeter klettern. Dass es sich bei dem «Master Ultra Thin Minute Repeater Flying Tourbillon» um eine komplizierte Armbanduhr handeln muss,

verheisst allein schon die Zahl der Bauteile. Neben dem einseitig wirken­ den Selbstaufzug durch eine peripher drehende, in gekrümmten Zifferblatt­ schlitzen sichtbare Platinschwungmasse wartet das elfte Œuvre der Linie «Hybris Mechanica» auch noch mit einem völlig neu entwickelten «fliegen­ den» Tourbillon und einer Minutenrepetition auf. Zunächst einige Worte zum Wirbelwind: Hier besteht der Clou im ganz vorn sichtbaren Gespann aus Unruh mit variablem Trägheitsmoment und ebenfalls «fliegend» ausgeführter Unruhspirale. Das Ensemble oszilliert mit drei Hertz. Hat sie die Zugfeder voll gespannt, reicht die angesammelte Kraft für 45 Stunden Gangautonomie. Der komplexeste Part des Uhrwerks, die Minu­ tenrepetition, gibt sich optisch – wie immer – besonders diskret. Das Be­ sondere verkörpern beim Kaliber 362 mehrere Konstruktionsmerkmale: Die beiden Hämmer zum Anschlagen der ums Werk gewundenen und zur klanglichen Optimierung mit dem vorderen Saphirglas verbundenen Tonfe­ dern agieren flink wie Schleudern. Die Bezeichnung «Trébuchet» ist daher nicht aus der Luft gegriffen. Innovation pur verkörpert ferner eine Erfindung zur Verkürzung der Wartezeit zwischen den Schlägen, wenn es in den ers­ ten 14 Minuten nach einer vollen Stunde keine Viertelstunden durch Doppel­ schläge zu verkünden gilt. Die hellen Minutentöne lassen nach den sonoren Stundenklängen weniger lange auf sich warten als bei konventionellen Me­ chanismen. Bleibt die Auslösung besagten Repetitionsschlagwerks mithilfe einer eigenen Feder. Aus ästhetischen Gründen kommt hier ein patentiertes System zur Anwendung. Die Betätigung des kleinen Schiebers bei der Acht lässt einen Drücker bei der Zehn in Erscheinung treten. Nachdem dieser sei­ nen initiierenden Job erledigt hat, verschwindet er wieder in der Versenkung. Die Edition der 41 Millimeter grossen Armbanduhr hat Jaeger-LeCoultre auf 75 Exemplare begrenzt.

Panerai präsentiert 2014 ein illustres Spektrum neuer Chronografen. Für die Spitzenprodukte kooperiert die Schweizer Manufaktur mit italienischen Wurzeln, der Schwester Montblanc, und seiner traditionsreichen Tochter Minerva. In Villeret versteht man sich seit weit mehr als 100 Jahren auf Zeit­ schreiber unterschiedlichster Bauart. Ganz konkret kommt in den jeweils 100 Exemplaren der brandneuen «Radiomir 1940»-Serie mit den Referenz­ nummern PAM00518 (Platin), 00519 (Rotgold) und PAM00520 (Weissgold) das Handaufzugskaliber 13-22 zum Einsatz. Dieses edle Uhrwerk besitzt knapp 27 Millimeter Durchmesser, eine elegante Feinregulierung für den Rücker, Schaltradsteuerung für den Chronografen, überlieferte Horizontal­ kupplung und einen 30-Minuten-Totalisator. Die Komponenten werden nach allen Regeln höchster Handwerkskunst fein bearbeitet. Davon können sich die künftigen Besitzerinnen und Besitzer beim Blick durch den Sichtboden überzeugen. Panerai hat das Uhrwerk übriges OP XXV getauft. Wie bei al­ len Villeret-Chronografen vollzieht die Unruh stündlich gemächliche 18 000 Halbschwingungen, was einer Frequenz von 2,5 Hertz entspricht. Dem ho­ hen Anspruch an die Ausführung von Uhrwerk und Gehäuse entsprechen natürlich auch die Zifferblätter und Zeiger.

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WATCHES & JEweLLERY

Baume & Mercier ist stolz auf seinen nostal­ gisch anmutenden Bestseller namens «Clifton». Der an die 1950er-Jahre erinnernde Stil kommt bestens an. Krönung der Uhrenlinie im Retrostil ist die auf 30 Exemplare limitierte Armbanduhr mit «fliegend» ausgeführtem Minutentourbillon. Ihr Rotgoldgehäuse mit bombiertem Glas misst 45,5 Millimeter. Das Drehgang-Œuvre kommt bei Baume & Mercier nicht von ungefähr. Es erinnert an eine Taschenuhr mit dieser Komplikation zur Kompensation negativer Gravitationseinflüsse in Hängelage, welche Alcide Baume 1892 zu ei­ nem Wettbewerb des Observatoriums von KewTeddington bei London sandte. Der Erfolg konnte sich sehen lassen, denn dieses Tourbillon erreich­ te mehr als respektable 91,1 von insgesamt 100 möglichen Punkten. Das verschaffte diesem Chronometer zehn Jahre lang den Titel der welt­ weit präzisesten Uhr. In der neuen Armbanduhr tickt das Handaufzugskaliber P591, welches die Schwester Val Fleurier für Baume & Mercier fertig­ stellt. Durch den Sichtboden lässt sich die sorg­ fältige Feinbearbeitung des Uhrwerks mit rund 50 Stunden Gangautonomie bewundern. Wegen ihrer aussergewöhnlichen Optik kann die «Rotonde de ­Cartier ­Astrocalendaire» mit Auto­ matikwerk und ewigem Kalender als kleines «Am­ phitheater der Zeit» gelten. Die Konstruktion stand unter den Prämissen optimierter Ablesbarkeit, Funktionssicherheit, unkomplizierter Handha­ bung und einem ökonomischen Umgang mit den bei mechanischen Uhren stets nur spärlich ver­ fügbaren Energiereserven. Die dreidimensionale Anordnung der Indikationen auf verschiedenen Ebenen nutzt den Platz am Zifferblatt bestmög­ lich aus. Im Zentrum der Arena dreht ein fliegen­

des Minutentourbillon. Weil ausgesprochen selten benötigt, findet sich die Schaltjahresanzeige auf der Rückseite des Manufakturkalibers 9459 MC. Das 32 Millimeter gros­se Uhrwerk mit beidseitig wirkendem Zentralrotor be­ steht aus 382 Komponenten. Seine Höhe beträgt 8,1 Millimeter. Anstelle vieler Nocken, Hebel und Federn greifen unter dem Zifferblatt exakt be­ rechnete Räder. Dieses Getriebe gestattet ein problemloses Vor- und Rück­ wärtsstellen von Datum und Monat über die Krone. Darüber hinaus wirkt es der Beschädigung des Mechanismus durch manuelle Korrekturen wenige Stunden vor und nach Mitternacht entgegen. Nur für den Wochentag gibt es noch einen Drücker. Natürlich misst dieses markante Œuvre auch die Zeit. Die Unruh vollzieht stündlich 21 600 Halbschwingungen. Der imageträchtige Poinçon de Genève bürgt für höchste Präzision. Damit Cartier dieses Qua­ litätssiegel in sein Uhrwerk punzen kann, mussten in Genf spezielle Ateliers eingerichtet werden. Summa summarum fertigt die Manufaktur von diesem luxuriösen Weissgold-Zeitmesser mit 45 Millimetern Gehäusedurchmesser 100 Exemplare.

Ralph Lauren geht auch 2014 wieder auf Safari. Bester Beweis ist das «Black Safari Flying Tourbillon». In der sportiven Armbanduhr mit «fliegenden» Dreh­ gang findet sich das 13 ¼-linige Automatikkaliber RL167, Durchmesser knapp 30 Millimeter, mit in die Werksebene integriertem Mikrorotor. Das aus 142 Bauteilen bestehende Uhrwerk mit vier Hertz Unruhfrequenz und rund 40 Stunden Gangau­ tonomie liefert der Genfer Partner «Fabrique du Temps» zu. Das schwarz durch­ färbte, knapp 45 Millimeter grosse Stahlgehäuse baut 11,8 Millimeter hoch. Wer will, kann bis zu 50 Meter abtauchen. Das Oldtimer-Faible des amerikanischen Modezaren Ralph Lauren spiegelt sich im Zifferblatt wider. Dessen mattschwarzes Zentrum mit Leuchtziffern umfängt ein edler Ring aus tiefbraunem ­Wurzelholz.

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WATCHES & JEweLLERY

Mit der «Seamaster Planet Ocean Orange Cera­ mic» stellte Omega im Kontext des Genfer Uh­ rensalons eine Weltpremiere vor. Zunächst ein­ mal besitzt diese Automatikarmbanduhr mit dem Co-Axial-Manufakturkaliber 8615 ein gebürste­ tes und poliertes 43,50-Millimeter-Gehäuse aus massivem Platin. Sein Glasrand mit 24-StundenGMT-Skala lässt sich in beiden Richtungen dre­ hen. Auf diese Weise ist der Newcomer – wenn gewünscht – in insgesamt drei Zeitzonen zu Hause. Der normale Weissgold-Stundenzeiger lässt sich über die Krone leicht in Stundenschrit­ ten verstellen und dient somit der Indikation der jeweiligen Lokalzeit. Ein weiterer, orangefarben ausgeführter Stundenzeiger rotiert täglich ein­ mal um seine Achse. Er bewahrt die Referenzzeit am Heimatort. Die dritte Zonenzeit ergibt sich aus der Position des Drehrings mit 24-StundenGraduierung. Dessen Inlay aus orangefarbener Keramik verkörpert das bislang in Uhren noch niemals realisierte Element. Die Lünetten-Indexie­ rung besteht aus «Liquidmetal»-Platin mit einem Feingehalt von 850/1000. Das Rotorkaliber aus eigener Manufaktur, ausgestattet mit einer Silizi­ um-Unruhspirale, ist durch den Saphirglasboden sichtbar. Omega liefert die lediglich sechs Exem­ plare dieses Ausnahme-Zeitmessers mit farblich abgestimmtem Lederband mit Platin-Ziernähten und Platin-Faltschliesse. Das im Etui ebenfalls vorhandene Gummiarmband lässt sich per mit­ geliefertem Werkzeug in wenigen Handgriffen austauschen.

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Gübelin PRESENTS

E in B l ü tenmeer von S aphiren und D iamanten Eingebettet in funkelnde Diamanten in beschwingtem Blumendesign: So erstrahlen die makellosen tiefblauen Saphire der neuesten Kreation aus dem Hause Gübelin. Der blaue Saphir gilt als Edelstein des Himmels, als Symbol für Treue, ­Freundschaft, Beständigkeit und hingebungsvolle Liebe. Der Saphir soll seinen Träger ausserdem friedfertig machen und vor Hass und Untreue beschützen. Deshab ist der blaue Saphir oft der zentrale Edelstein in Kronen von Königen und Kaisern.

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WATCHES & JEweLLERY

Bei dem auf 100 Exemplare limitierten «TimeWalker Chronograf 100» von Montblanc handelt es sich um eine bemerkenswerte Synthese aus uhrmacherischer Nobel­ manufaktur und markanter Sportlichkeit. Prinzipiell gründet sich der brandneue Stop­ per basiert auf der Technik des «TimeWriter II Chronographe Bi-Fréquence 1000» von 2012. Will heissen: Im 45,6 Millimeter grossen Gehäuse, dessen Titankorpus mit seit­ lichen Karbon-Inlays versehen ist, sind zwei unterschiedliche Uhrwerke für die Zeit­ mess- und Zeitnahmefunktion zuständig. Das Manufakturkaliber mit 38,4 Millimeter Durchmesser und 7,63 Millimeter Bauhöhe hat Montblanc MB M66.25 getauft. Der für die Uhrzeit zuständige Part unterteilt die Zeit in präzise Fünftelsekundenabschnit­ te. Beinahe selbstverständlich besitzt die Unruhspirale eine hochgebogene BreguetEndkurve. Seine Gangautonomie beträgt rund 100 Stunden. Zum akkuraten Erfassen der Hundertstelsekunden braucht es natürlich ein höheres Tempo. Damit sie mit den erforderlichen 50 Hertz oszillieren kann, schrumpfte die hierfür zuständige Unruh auf einen minimalen Durchmesser von sechs Millimetern. Die extrem hochfrequenten Schwingungen zehren natürlich an der Gangautonomie. Die verfügbaren 45 Minuten reichen für Ultrakurzzeit-Stoppvorgänge allerdings völlig aus. Zur Steuerung der drei Stoppfunktionen – Start, Stopp und Nullstellung – wirkt der Drücker zwischen den Bandan­stössen bei der Zwölf auf ein klassisches Schaltrad ein. Insgesamt besteht das bifrequent tickende Œuvre aus 377 Komponenten. Seine Krone spannt jedes der beiden Federhäuser in einer Drehrichtung.

Bei Greubel Forsey debütierte 2014 eine völlig neu entwickelte Armbanduhr mit – ­beinahe – immerwährendem Kalendarium. Manuelle Korrekturen sind theoretisch bis 2100 verzichtbar. Wochentag, Datum und Monat lassen sich durch Zifferblattausschnit­ te im unteren rechten Quadranten des Zifferblatts ablesen. Links davon findet sich eine Schaltjahresindikation. Sämtliche Einstellungen des Kalenderwerks erfolgen mithilfe der gezogenen Krone, und zwar in beiden Drehrichten, also vor- und rückwärts. Eine Anzei­ ge zwischen den Ziffern 2 und 3 signalisiert den Schaltzustand. Eine andere zwischen der Sieben und der Acht lässt wissen, wann das Kalendarium nicht händisch bedient werden möchte. In einem kreisrunden Zifferblattausschnitt links oben dreht sich das um 25 Grad geneigte Tourbillon einmal alle 24 Sekunden um seine Achse. Für ein Exemplar des 0,37 Gramm leichten Tempodrehgangs sind 86 Komponenten erforderlich. Die re­ lativ grosse Unruh und die Breguetspirale teilen die Zeit in Sechstelsekundenabschnitte. Alles in allem montieren die Uhrmacher für das 37 Millimeter grosse und 9,6 Millimeter hohe Kaliber GF07 mit zwei Federhäusern und 72 Stunden Gangautonomie 570 Kom­ ponenten. Sein Kalendarium steuert auch die rückwärtig ablesbare Anzeige des Un­ terschieds zwischen wahrer und mittlerer Sonnenzeit. Infolge der elliptischen Bahn um die Sonne und der Erdachsenneigung liegt zwischen dem kürzesten und dem längsten Sonnentag des Jahres eine Differenz von 30 Minuten und 45 Sekunden. Nur vier Mal jährlich stimmen die wahre und die bürgerliche Zeit überein. Greubel Forsey hat für diese opulente Weissgold-Armbanduhr eine neuartige Anzeigeform entwickelt, welche auf einer indexierten Skala die zeitliche Differenz in Minuten und aussen herum auch die Jahreszeiten abbildet. Möglich machen es zwei transparente, übereinander angeord­ nete Saphirglasscheiben: Die erste trägt besagte Minutenskala, die zweite ist mit der gleich nebenan positionierten Jahresindikation verbunden und zeigt eine Art Rochen. Die in vier Segmente geteilten und farblich unterschiedlich gestalteten Linien sagen, ob die wahre Sonnenzeit vorauseilt oder hinterher hinkt.

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la serlas PRESENTS

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In den bewegenden 1970er-Jahren erreichte die Pop-Art ihren absoluten Höhepunkt. Sie verkörperte den amerikani­ schen Lebensstil wie keine andere künstlerische Bewegung. Als besonders ausdrucksstarkes Merkmal gilt das augenfäl­ lige, teilweise sehr gewagte Spiel mit Farben: poppig, schrill und fröhlich. Wer sich mit Pop-Art beschäftigt, denkt ­beinahe zwangsläufig an Andy Warhol, dessen einzigartiges Portrait von Marylin Monroe für Furore sorgte. Genau das inspirierte Hublot zur Kreation einer ungemein farbenfrohen Big Bang. Zu haben in Rosa, Blau, Violett und Apfelgrün. Jedes Modell repräsentiert eine eigene Farbwelt. Die weiterhin permanent aufstrebende Uhrenmanufaktur war­ tet mit vier neuen Armbanduhren auf, welche sich dem eige­

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nen Bekunden nach an mutige Frauen wendet: Zwei besitzen goldene, zwei stählerne Gehäuse mit 41 Millimetern Durch­ messer und Wasserdichtigkeit bis zu zehn bar. In jedem Fall zieren 48 Edelstein-Baguette den Glasrand. Topase für die blaue, Amethysten für die violette, Saphire für die rosa und Tsa­ voriten für die grüne Ausführung. Die fast schon skurril bunten Zifferblätter mit ihren Chronografen-Totalisatoren spiegeln die Farbpalette eines Malers. Das schrille chronometrische Kunst­ werk rundet ein farbiges Armband aus einer KrokodillederKautschuk-Kombination ab. Für das Bewahren und Stoppen der Zeit verbaut Hublot das aus 278 Komponenten montierte Automatik­kaliber HUB 4300 auf der Basis des bewährten Eta 7753. Selbiges kommt gut 40 Stunden lang ohne Energie­ nachschub aus.


beyer PRESENTS

DER UNBEZWINGBARE Das Wort «Diamant» geht auf das griechische Wort «adámas» (unbezwingbar) zurück und steht für das reinste, edelste und härteste natürliche Material unserer Erde. Als Mythos und Schmuckstück beseelt der Diamant seit ewigen Zeiten die Gefühlswelt der Menschen und setzt unvergängliche Marksteine in dessen Leben. Die Beyer Chronometrie ist mit Gründungsjahr 1760 das älteste Fachgeschäft für Uhren und Juwelen in der Schweiz. Im hauseigenen Atelier entsteht hochwertiger Schmuck, wie unser Lieblingsstück aus der aktuellen Kollektion: Beyer Solitaire Diamantring, Ref. 1273, handgefertigt in Weissgold 750, mit einem Diamanten 4,03 ct.D vvs2 im Cushion Cut, mit GIA Zertifikat und 24 Diamanten 0,265 ct. Preis auf Anfrage: beyer-ch.com

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WATCHES & JEweLLERY

Durch innovative und teilweise auch recht ­exaltierte Uhrmacherei hat sich ­Richard ­Mille einen Namen gemacht. Schon im Herbst 2013 hatte der Franzose mit NTPT (North Thin Ply Technology) Karbon ein neues Gehäuse­ material vorgestellt. Aus dem leichten, sehr robusten Material entstanden bis jetzt beispielsweise Segel für Rennjachten. Optisch besticht dieser neuarti­ ge Werkstoff durch eine wellenförmige Struktur. Selbige resultiert aus über­ einander angeordneten Schichten mit jeweils parallel angeordneten Karbon­ fasern. Jede der Lagen ist drei Hundertstelmillimeter dick. In Epoxidharz getränkt verdreht sie eine Spezialmaschine zur Erzielung höherer Stabilität jeweils um 45 Grad. Das Aushärten der Platten geschieht bei sechs bar Druck und 120 Grad Celsius Temperatur. Verglichen mit anderen Komposit­ materialien steigert das NTPT Karbon, dessen Oberfläche an Holz erinnert, die Bruchfestigkeit um 25 Prozent. Die Resistenz gegen Haarrisse wächst sogar um das Doppelte. Die an­ spruchsvollen Gehäuseteile beispielsweise für die nur 30 Exemplare der brandneuen RM50-01 G Sensor Lotus F1 Team Romain Grosjean fertigt Richard Mille selbst in seiner «Proart»-Fabrik. Die verbaute Handaufzugs­ mechanik RM50-01 mit Titangestell besitzt neben Tourbillon und SchaltradChronograf auch einen mechanischen Sensor zum Messen der g-Kräfte. Gemeint sind Belastungen, welche zum Beispiel bei Formel-1-Rennen infol­ ge massiver Änderungen von Grösse und Richtung der Geschwindigkeit auf diese Uhr einwirken können.

Das Design der Pierre Arpels Armbanduhr geht auf das Jahr 1949 zurück. 2012 lancierte das Richemont-Mitglied Van Cleef & Arpels eine erste Neuinterpretation des Klassikers. Daran knüpft 2014 die mechanisch aufwändige, für Globetrotter und Kosmopoliten konzi­ pierte «Pierre Arpels Heure d’ici & Heure d’ailleurs». Auf Deutsch heisst das nichts anderes als «Stunden hier und da». Nicht zum ersten Mal arbeitet die hauptsächlich für feminine Schmuckstücke bekannte Marke zur Entwicklung der aufwändigen Mechanik mit Agenhor, also dem Atelier Genevois d’Horlogerie und seinem Eigen­ tümer Jean Marc Wiederrecht zusammen. Retrograde, also rück­ springende Indikationen, gehören hier ebenso zur Spezialität wie springende digitale Anzeigen. Beides findet sich in diesem exklu­ siven Agenhor-Automatikwerk mit beidseitig aufziehendem PlatinMikrorotor. Im runden Fenster oben lassen sich die Referenzzeit­ stunden ablesen, unten gegenüber erscheinen die Stunden einer der jeweiligen Lokalzeiten. Über das linke Kreissegment wandert die Spitze des Minutenzeigers. Oben angekommen, wechseln einmal die Zahlen in den beiden Fenstern innerhalb einer Hundertstelse­ kunde und der Zeiger bewegt sich ebenso blitzartig zurück in seine Ausgangsposition. Augenblicklich beginnt die neue Wanderschaft gen Norden. Die flache 42 Millimeter grosse Schale mit den signifi­ kanten Bandanstössen besteht aus Weissgold.

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WATCHES & JEweLLERY

Den Auftrag, das später sogenannte «El Primero»-Kaliber als ersten Automatik-Chronografen mit fünf Hertz Unruh­ frequenz zu entwickeln, hatte das Management der Uh­ renmanufaktur Zenith 1965 erteilt. Vier Jahre später gab das Schnellschwinger-Uhrwerk seinen Einstand. Verfüg­ bar waren zwei Versionen: das 3019 PHC, 280 Teile, mit Fensterdatum oder die komplexere Variante 3019 PHF, 354 Teile, mit einfachem Vollkalendarium und Mondpha­ senanzeige. Letztere findet sich – natürlich überarbeitet und auf den gegenwärtigen technischen Stand gebracht – im neuen Retro-Klassiker «El Primero 410». Dieser Stop­ per, dessen Stahlgehäuse 42 Millimeter misst und dem Wasser bis zu zehn bar Druck, also 100 Meter Tauchtiefe widersteht, erinnert spontan an den Spirit der 1970erJahre. Im Gegensatz zum alten Kaliber 3019 PHF besteht das neue El Primero 410 mit Kugellagerrotor aus 390 Komponenten. Nichts geändert hat sich an der Indikation von Wochentag, Monat, Datum und Mondphasen, an der Stoppgenauigkeit auf die Zehntelsekunde genau, an der Schaltradsteuerung für den Chronografen, an der hori­ zontalen Räderkupplung, an den bis 30 Minuten und 12 Stunden reichenden Totalisatoren sowie den 50 Stunden Gangautonomie. Um das Zifferblatt reicht eine Tachyme­ terskala zum Ermitteln von Durchschnittsgeschwindigkei­ ten über eine Meile oder einen Kilometer hinweg.

Die Zusammenarbeit zwischen der Uhrenmanufaktur Parmigiani ­Fleurier und der exklusiven Autoschmiede Bugatti startete 2001. Auch nach 13 Jah­ ren zeigen sich keine kooperativen Ermüdungserscheinungen, wie der fortlaufend nummerierte, aber unlimitiert hergestellte «Bugatti Aerolithe Flyback»-Chronograf eindrucksvoll beweist. Das 41 Millimeter grosse Titan­ gehäuse mit Weissgold-Lünette schützt ein hauseigenes Automatikwerk, welches die kostbare Zeit mithilfe des zugekauften und im Val de Travers veredelten sowie danach vorderseitig montierten Chronografen-Moduls zu stoppen vermag. Die Möglichkeit permanenter Nullstellung des Chrono­ grafen, heute meist Flyback-Funktion genannt, ermöglicht den Neustart des laufenden Zeitschreibers mit einem einzigen Knopfdruck. Parmigiani hat das verbaute Rotorkaliber mit zwei parallel wirkenden Federhäusern und mehr als 50 Stunden Gangautonomie PF 335 getauft. Seine Unruhfrequenz liegt bei vier Hertz. Die Resistenz gegen Wasser reicht bis zu drei bar Druck.

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WATCHES & JEweLLERY

Der hohen Kunst des manuellen Skelettierens mechanischer Uhrwerke hul­ digt Vacheron Constantin seit den sogenannten «Roaring Twenties». Das, was im Jahr 1924 begann und seitdem niemals aufgegeben wurde, lebt aktuell in der Linie «Métiers d’Art» fort, dort unter dem Namen «Mécaniques Ajourées». Auf gut Deutsch heisst das nichts anderes als – natürlich von Hand – «durchbrochene Mechanik». Als sei das nicht schon genug, über­ höht die Genfer Traditionsmanufaktur das tickende Skelett auch noch durch gravierte Oberflächen. Die Grundlage des schöpferischen Wirkens kompe­ tenter Handwerker nennt Vacheron Constantin 4400. Hinter der Zahl verbirgt sich ein aus 127 Teilen «komponiertes» Handaufzugskaliber hauseigener Provenienz. In langwieriger Detailarbeit durchbrochen und dekoriert, nennt es sich 4400SQ. Die anspruchsvollen und ein wenig voyeuristisch veranlag­ ten Damen würdige «Verpackung» besteht in einem 40 Millimeter grossen und 7,5 Millimeter hohen Weissgold-Gehäuse. Den passenden Rahmen für das hochfeine Uhrwerk bildet die mit 42 Diamantbaguetten ausgefasste Lü­ nette. Die Edelsteine wiegen zusammen nicht weniger als zwei Karat. Trotz der Reduktion auf das Minimum genügt diese Armbanduhr mit 65 Stunden Gangautonomie den strengen Vorgaben des Poinçon de Genève.

Eine der unbestrittenen Domänen des Hauses Piaget ist seit 1957 die ultra­ flache Bauweise. Zum 140-jährigen Firmenjubiläum im Jahr 2014 kommt die Weltbestleistung in Gestalt des brandneuen Kalibers 900P und der ­«Altiplano 38 mm 900P» gerade recht. Um den Superlativ zu realisieren, mussten die Techniker und Uhrmacher alle Register ziehen. Allein das Verschmelzen von Gehäuse und Uhrwerk zu einer konstruktiven Einheit gestattete minimale 3,65 Millimeter Gesamthöhe. Die Tatsache, dass der Gehäuseboden als Grundplati­ ne dient, führte noch nicht zum gewünschten Erfolg. Auch die Dimensionen der 145 Komponenten verlangten teilweise nach einer Reduktion bis an die Gren­ zen des Machbaren. Einige Teile sind kaum dicker als ein menschliches Haar, manche Zahnräder messen anstelle der üblichen 0,2 nur noch 0,12 Millimeter. Nachdem die «im Süden» des Gehäuses u-förmig ausgestreckte Getriebekette nicht höher ist als der links mit drei Hertz oszillierende Gangregler, musste Pia­ get die Zeitzeiger exzentrisch platzieren. Das spärliche Platzangebot verlangte ausserdem nach einem vorn nur einseitig gelagerten und ins Gehäuseinnere reichenden Federhaus. Ungeachtet dessen verfügt diese spektakuläre, aber unaufdringlich wirkende Weissgold-Armbanduhr über 48 Stunden Gangauto­ nomie. Ein Patent schützt das nicht vorderseitig, sondern unter den Brücken angeordnete Zeigerwerk, welches auch leichter Druck auf das naturgemäss sehr dünne Glas nicht zum Stillstand bringen kann.

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MEISTER JUWELIER PRESENTS

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Der intelligente Tourbillon-Stopp mit Hilfe eines v-förmigen Federhebels ist eine Erfindung der Glashütter Nobelmanufaktur A. Lange & ­Söhne. Beim Ziehen der Krone legt sich mindesten einer der beiden Arme gegen die ­Unruh. Der Genfer Uhrensalon 2014 brachte die Krönung des akkuraten Zeigerstellsystems durch die Addition einer Nullstellung des Sekundenzei­ gers beim Ziehen der Krone. Das neue «1815 Tourbillon» glänzt also durch zwei exklusive Lange-Spezifika. Grundsätzlich ist der «Zero-Reset» keine uhrmacherische Hexerei. In jedem mechanischen Chronografen sitzen der anhaltbare Sekundenzeiger und ein sogenanntes Nullstellherz auf einer Achse. Sobald das Ende eines entsprechend gestalteten Hebels – egal wo – gegen das herzförmige Bauteil drückt, bewegt es sich zusammen mit dem Zeiger zwangsläufig in die gleiche Position. Genau das machen die LangeUhrmacher beim Handaufzugskaliber L102.1, dessen Entwicklung 2010 be­ gann. Die Verknüpfung mit einem filigran ausgeführten und deshalb sehr delikaten Tourbillon steigert den Schwierigkeitsgrad jedoch ganz beträcht­ lich. Erschwerend kommt hinzu, dass das Drehgestell beim Zeigerstellen zwar angehalten, selbst aber nicht nullgestellt werden kann. Demzufolge muss der Nullstellmechanismus, also die Kombination aus Herz und Zeiger mit exakt berechneter Friktion auf dieser Welle sitzen. Nicht zu locker, aber eben auch nicht zu fest. Das erfordert sehr viel handwerkliches Know-how und Fingerspitzengefühl, welches auch bei A. Lange & Söhne nur wenige Spezialisten besitzen. Das 32,6 Millimeter grosse und 6,6 Millimeter hohe Handaufzugswerk L102.1 besteht aus 262 Teilen. Die Schraubenunruh im Zentrum des Drehgangs oszilliert mit drei Hertz. Von der Version mit 39,5 Millimeter-Platingehäuse offerieren die Sachsen lediglich 100 Stück. Keine Limitierung gibt es vom 1815 Tourbillon in Rotgold.

Für Audemars Piguet ist die 1972 lancierte Uhrenlinie «Royal Oak» schlicht­ weg unverzichtbar. Das markante «Royal Oak Concept GMT Tourbillon» mit Glasrand, Krone und Drücker aus harter weisser Keramik ist am Handge­ lenk nicht zu übersehen. Für sicheren wie komfortablen Halt am Handgelenk sorgt ein weisses Kautschukarmband. Über das bewährte Handaufzugska­ liber 2930 erstreckt sich vorn eine augenfällige Brücke ebenfalls aus weisser Keramik. Links im Blickfeld des Betrachters vollführt das Minutentourbillon seine Pirouetten. Sein Drehgestell wiegt lediglich 45 Gramm. Die Unruhfre­ quenz liegt bei vergleichsweise moderaten drei Hertz, was seinen Teil zu den beachtlichen zehn Tagen Gangautonomie beisteuert. Zwei parallel geschal­ tete Zugfedern speichern die nötige Antriebsenergie. Neben der zentralen Indikation von Stunden und Minuten gibt es eine sogenannte GMT-Funktion, welche sich über einen Drücker bei der Vier ein- und umstellen lässt. Diese Anzeige funktioniert mithilfe zweier übereinander angeordneter Scheiben. Jene, die mit den Ziffern rotiert, tut dies einmal in zwölf Stunden, die darun­ ter liegende benötigt doppelt so lange. Zwei farblich voneinander abgesetz­ te Sektoren dienen der Tag-/Nacht-Orientierung. Bei der Sechs findet sich schliesslich noch eine Funktionsanzeige. Deren drei Buchstaben – H, N und R – entsprechen den drei Positionen der Aufzugswelle und stehen für Zeit, Neutral bzw. Aufzug. Bis zu 100 Meter in die Tiefe kann Mann mit diesem komplexen Zeit­boliden problemlos abtauchen.

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les ambassadeurs PRESENTS

D as N eue G esicht einer I kone Hellblauer Topas, Amethyst und Lemon Quarz im Maxiformat vibrieren vor lauter Farbe wie nie zuvor durch den Glanz der Weissgold-gefassten Brillanten. Ein kostbarer Nudo, der wie ein einsamer Protagonist oder in dem Mix-Match-Stil zu tragen ist, der die Maison Pomellato weltber端hmt gemacht hat.

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PRESENTS

FRANk’s

Way FRANk BAumann by Gianni Pisano

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Strickpullover von Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Rolex

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Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr Omega

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Hemd Brunello Cucinelli by Grieder | Uhr OMEGA

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Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot

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Mantel Hugo Boss | Uhr Hublot

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Mantel Hugo Boss | Hemd Ralph Lauren by Gassmann

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Bademantel Therme Vals | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs

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Hausmantel Derek Rose by Grieder | Uhr A. Lange & Söhne by Les Ambassadeurs

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WATCHES & JEweLLERY

Hemd Ralph Lauren by Gassmann | Uhr Parmigiani Fleurier

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Mantel Loro Piana by Grieder | Schuhe Navyboot | Uhr Parmigiani Fleurier

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Hausmantel Derek Rose by Grieder

Photography Gianni Pisano Production Lina Baumann Styling Alexandra Kruse Styling Assistant Kosmo Location Therme Vals Special Thanks an Sonja Dietrich und das ganze Team der Therme Vals für die herzliche Gastfreundschaft!

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Frank Baumann ist ein e ­ chter Tausendsassa: Inspirator, Texter und TV-Produzent. Zusammen mit seiner Frau Gabriella Baumann-von Arx betreibt er die Wörterseh GmbH, die inspiriert und kommuniziert, erfolgreich Bücher herausgibt, Konzepte für TV-Formate entwickelt und Fernsehsendungen ­produziert. In seiner Freizeit interessiert er sich für ­Scottish Walking, brettert auf schweren ­Motorrädern oder Telemark-Skiern ­unrasiert durch die Gegend und v­ erschlingt Bücher.

Fragen

an Frank Baumann

Welche Lektüre liegt a ­ ktuell auf Ihrem Nachttisch?

Was sind die drei wichtigsten Dinge in Ihrem Leben?

John Nivens Roman «Straight White Male». Der Hauptdarsteller Kennedy Marr ätzt, säuft und vögelt sich durch Hollywoods Glitzerwelt, bis er nach einem bedauerlichen sexuellen Vorfall von Staats wegen zu einer Psycho­ therapie gezwungen wird. Dann geht’s erst richtig los. John Niven ist ein Amok und er schreibt einfach geil.

Gesundheit, Respekt, Humor

Ihre liebste Romanheldin oder ihr Lieblingsheld aus der Dichtung? Mungo Park in T. C. Boyles ­«Wassermusik». Ein wahrer Held. Welches Auto fahren Sie und welches ist Ihr Traumauto? Ich fahre einen Haflinger. Ein Ford F40 wäre natürlich besser. Aber ­rückenmässig wäre das eine Heraus­ forderung.

Worauf achten Sie bei einer Frau als Erstes? Auf die Augen. Welche Uhrenmarke tragen Sie? Eine relativ seltene und relativ häss­ liche IWC Ocean «Bund» von 1985. Die Uhr der Minentaucher der Deut­ schen Marine. Haben Sie einen bevorzugten Designer? Nein Ihr liebstes Kleidungsstück?

Ihr Lieblingsduft? «Voyage» von Hermes. Ihr Lebensmotto? Never do anything you can’t do on a golf course. Was gefällt Ihnen an Ihnen besonders? Ich kann ziemlich schnell denken. Als Kind wollten Sie sein wie … Rinaldo Rinaldini und Stanley Beamish aus der Serie «Immer wenn er Pillen nahm». Welcher Versuchung können Sie nur schwer widerstehen? Meiner Frau Gabriella.

Die mundgenähten Schuhe von ­Simon Schäppi. Schäppi ist der beste Schuhmacher «weid änd breid»!

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Schmückende

Zeitmesser Eine Uhr zur Abendrobe? Eher ein «No-Go». Doch es gibt eine Ausnahme und die funkelt, glänzt und schillert: die Schmuckuhr. Valeska Jansen

U

hren sind klassisch, schlicht, sportlich oder elegant. Doch passen die meisten Modelle nicht wirklich zum langen Abendkleid. Frau geht entweder ohne oder leistet sich ein exklusives Schmuckstück für das Handgelenk, das nebenbei auch noch die Zeit anzeigt.

Das Zifferblatt steht dabei meist im Hintergrund, wird es doch überstrahlt vom brillanten Glanz wertvoller Edelsteine. Ob Diamantlünette oder funkeln­ des Uhrenarmband, die exklusiven Schmuckhäuser bieten heute unzählige Varianten an. Früher Fantasieuhr genannt, spricht man heute meist von einer Schmuckuhr. Nicht zu verwechseln mit der Modeschmuckuhr, denn in einer Schmuckuhr verbirgt sich präziseste Uhrmacherkunst mit ausgefeilter Tech­ nik, umgeben von wertvollsten Materialien.

Der «Uhren-Adel»

B ulgari

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Die Uhrendesigner von heute orientieren sich oft und gern an den früheren Epochen, als der Besitz einer Schmuckuhr noch das Privileg des Adels war. Ihre Hochzeit begann in der Rokoko-Epoche (ca. 1720 bis 1770), in der der Adel beinahe jeden Alltagsgegenstand mit einem Uhrwerk versehen liess. Es war im Knauf des mit Edelstein bestückten Spazierstocks eingebettet, wie im mit Diamant besetzten Parfumflakon-Verschluss. Auf dem Esstisch tummelten sich Uhrwerke, eingelassen im glitzernden Deckel des Salzfäss­ chens sowie in kunstvoll verzierten Gold- und Silberdöschen. Damit wurde Reichtum gezeigt und demonstriert, ungeachtet von Sinn oder Unsinn bei


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C hopard

R oger D ubois

waren. Jungfrauen, Herkulesgestalten und Lö­ wen, umgeben von klassischen Girlanden, zierten fortan das Zifferblatt. Die römischen Ziffern wur­ den durch arabische ersetzt. C hanel

der Platzierung eines Uhrwerkes. Besonders beliebt war die Emaillekunst auf den Zifferblättern. Bunte Muschel- und Schnecken-Ornamente und üppige Applikationen gepaart mit römischen Ziffern zierten sie.

Aphrodite, Hermes, Venus und Merkur Mit der Stilepoche des Klassizismus (ca. 1770 bis 1840) änderte sich auch der Geschmack. Die verspielt gestalteten Zifferblätter wechselten zu Kunst­ werken, die der Griechischen und Römischen Mythologie nachempfunden

Besonders extravagant wurden die Schmuck­ uhren dann zur Zeit des Jugendstils (ca. 1880 bis 1915). Pflanzen, Tiere und Insekten tummelten sich auf dem Zifferblatt und darum herum. Das Uhrband wurde einer Schlange nachempfunden oder glich einer Blättergirlande.

Stilmix gepaart mit Hightech In den folgenden Jahren gab es eigentlich kaum visuelle Neuerungen. Es wurde auf die vorheri­ gen Stile zurückgegriffen und oft wurden auch die epochalen Stilelemente miteinander vermischt. Ganz anders das Uhrwerk, dieses entwickel­ te sich im Laufe der Jahre zur immer präziseren ­Miniaturtechnik.

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P iaget

D ior

C entur y

«Eine schöne Uhr zeigt die Zeit an, eine schöne Frau lässt sie vergessen.» – Maurice Chevalier (1888 bis 1972), französischer Schauspieler und Chansonsänger –

Heute stehen die Uhrwerke einer Schmuckuhr in keinster Weise den gängi­ gen Qualitätsuhrenmodellen nach. Die Edelsteinfasser ermöglichen den Uh­ rendesignern, feinste Diamantzifferblätter zu realisieren, und auch die EmailleMalerei ist gefragt wie nie zuvor.

Hauptsache extravagant Dieses Jahr tanzen Blüten und Drachen auf den Zifferblättern. Krokodile schmiegen sich um das Uhrengehäuse und ganze Opal-Zifferblätter leuchten irisierend. Das Farbspektrum reicht von Ton in Ton bis zur bunten Kombi­ nation aller Farbvarianten der Edelsteine. War die Schmuckuhr früher eher

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klein, gibt es sie nun auch in auffallender Breite und Grösse. Auch das Zifferblatt, einst oft noch­ mals unter einem Deckel versteckt, ist grösser und dominanter geworden. Wurde eine Schmuckuhr bisher ausschliesslich am Abend zum passenden Outfit getragen, ist sie heute sogar Jeans-tauglich geworden. Ganz gemäss dem Motto: «Schmuck darf nicht im Tresor darben, er gehört getragen.» (Jens Addicks, Goldschmied und Uhrmacher Frank Müller).


Chopard PRESENTS

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Die TrÄnen des Meeres

Perlen Kaiser, Könige und Päpste trugen sie auf ihrem gekrönten Haupt und an ihrem Zepter in der Hand: Perlen. Mit ihrem sanften Schimmer gelten sie als Symbol für Reichtum und Wohlstand. Valeska Jansen


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I

n der chinesischen Mythologie werden Perlen als Segen und Glücks­ bringer betrachtet: Als der Drachenkönig für seine wunderschöne und äusserst kluge Tochter einen Bräutigam suchte, war ihr keiner gut genug. Auf die Frage ihres Vaters, welche Attribute denn ihr Zukünftiger haben solle, antwortete sie: «Ich möchte keinen reichen Bräutigam mit vielen Schät­ zen und brauche auch keinen mit grosser Macht, ich möchte einen hilfsbe­ reiten, mutigen Mann. Der Mutigere und Hilfreichere soll mir eine leuchtende Perle bringen. Wer sie bringt, den heirate ich.» Auch zwei Brüder namens Ada und A’örl machen sich auf die Suche, doch Ada ist raffgierig und neidisch, im Gegensatz zu seinem Bruder A’örl. Auf ihrem Weg treffen sie auf ein über­ schwemmtes Dorf. Ada verfolgt, selbstsüchtig wie er ist, nur seine eigenen Ziele, wohingegen A’örl das Dorf rettet und zum Dank eine schwarze Perle geschenkt bekommt.

Die Perle der Dankbarkeit «Und was hast du in deinem Beutel?», fragte das Mädchen. «Ach», sagte A’örl, «das ist eine schwarze Perle, die mir die Leute geschenkt haben.» Damit nahm er die Perle heraus. Sie war stumpf, schwarz und glanzlos. «Ha», sagte Ada höhnisch, der seinem Bruder gefolgt war, «da leuchten ja die Steine am Ufer heller als diese Perle!» Aber das Mädchen sagte: «Ob die Perle echt ist, werden wir am Abend sehen!» Es wurde Abend. A’örl öffnete am Fluss­ufer den B ­ eutel

und holte die Perle wieder hervor. Wie schön sie plötzlich war! Es schien, als hielte er den hellen Mond in seiner Hand. Das Mädchen nahm A’örl die Perle ab und warf sie hoch in die Luft. Da blitzte sie so hell auf, dass Ada seine ­Augen schlies­sen musste. Als er sie wieder öffnete, ragte im silber­ nen Licht ein goldener Palast auf. Die leuch­tende Perle steckte hoch auf dem First seines Daches. In kostbare Gewänder gekleidet, gingen das Mäd­ chen und A’örl Hand in Hand in den Palast. In diesem Märchen wird die Perle zum Symbol der Reinheit und Tugend, deren Wert sich nicht auf den ersten Blick zeigt. Auch den chinesischen Kaiserinnen wurde bei ihrem Tod eine schwarze Perle als Symbol der Reinheit und Kostbarkeit in ihren Mund gelegt.

Die Farbe bestimmt den Wert Gerade ihre Seltenheit macht Perlen so besonders wertvoll. Schätzungen zufolge findet man nur in jeder 15 000sten Muschel eine schwarze Natur­ perle. «Azra» heisst eine der bekanntesten, sie ist das Herzstück eines Colliers der ­russischen

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Per l enA BC Den Wert einer Perle bestimmen verschiedene Faktoren, aber auch Trend und Zeitgeschmack. Ausschlaggebend sind Glanz (Lüster), Grösse und Färbung. Der Lüster beschreibt den irisierenden Perlglanz (Schmelz) der Oberfläche, hervorgerufen durch Lichtbrechung und Reflexion. Natürliche Sprenkel und Verfärbungen mindern den Ver­ kaufspreis drastisch. Grundsätzlich aber gilt: Naturperlen haben ­immer einen höheren Wert als Zuchtperlen. Zuchtperlen aus China, sogenannte Reisperlen, sind von geringer Qualität. Dort werden bis zu 30 Kunststoffperlen in eine einzige Auster gepflanzt. Wie bei Edelsteinen wird die Grösse in Karat angegeben. Die populärsten Arten von Meerwasserperlen sind «AkoyaPerlen» und Südsee-Perlen. Süsswasserperlen, oder sogenannte «Flussperlen», wachsen in Flüssen, Seen und sogar auf den alten Reisfeldern in China. «Keshi-Perlen» (Mohnsamenperlen) sind winzige Perlen, die sich ungeplant bilden, wenn eine viel grössere Perle mit Kern in einer Akoya-Muschel heranreift. Da «Keshi» kernlos sind, sind sie im strengen Sinne Naturperlen. Sie haben dasselbe Farbspektrum wie «Akoya-Perlen». Muscheln, die Südsee- und «Tahiti-Perlen» hervorbringen, produzieren auch «Keshi-Perlen», die manchmal mehr als 10 mm lang sind. Aufgrund ihrer interessanten Formen werden «Keshi-Perlen» gern zu Schmuck verarbeitet.

«Biwa-Perlen»: Der grösste See Japans ist der «Biwa-See». ­«Biwa-Perlen» sind bekannt für ihre hohe Qualität, ihren gleichmäs­ sigen, starken Lüster und ihre glatte Oberfläche. Das Farbspekt­ rum umfasst Cremeweiss, Weissrosa, Lachsorange, dunkles Wein­ rot und Violett. Die Austern nehmen keine Kerne an, somit sind sie kernlose Perlen und wachsen deshalb oft in bizarren Formen. Viele Süsswasserperlen werden als «Biwa-Perlen» bezeichnet, obwohl sie aus China stammen – vermutlich, um den Preis zu steigern. Der weltweit genutzte Standard zur Klassifizierung von Perlen ist das A – AAA-System. Das heisst, die höchste Bewertung von Perlen endet bei AAA. Perlen mögen weder Parfum noch Haarspray. Alle Arten von ­Kosmetika bis hin zur Sonnencreme mindern ihren Glanz und ihre Schönheit. Perlenexperten unterteilen Perlenformen generell in 3 Ober­ kategorien, die sich nach den Gesamtmerkmalen richten: Kugelförmig: Kugelförmige Formen sind absolut oder fast rund. Dies ist die bekannteste, klassische Form. Symmetrisch: Symmetrische Formen sind ausgewogen und gleichmässig. Würde man die Perle halbieren, würde jede Hälfte das Spiegelbild der anderen darstellen. Barock: Barocke Formen sind abstrakt und unregelmässig. Sie sind von Natur aus asymmetrisch.


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«Was macht die edlen Steine und klare Perlen wert? Ihr Wert nicht, sondern das, dass man sie so begehrt.» – Friedrich von Logau –

­ ronjuwelen. Heute werden schwarze Perlen erfolgreich gezüchtet und K ­tragen den Namen «Tahiti-Perlen». Sie gehören mit einem Durchmesser von 8 bis 16 mm zu den grössten und wertvollsten Perlen. Ihre Wachstumszeit beträgt vier bis fünf Jahre. Die Farbe einer Perle hängt immer von der Farbe des Perlmutts im Muschel­ inneren ab. So reicht ihr Farbspektrum von reinem Weiss über Rosé, Violett und Gelb, zu Grün über Grau bis Schwarz.

Das geheime Gold der Philippinen Eine ganz besondere Rarität sind goldene Perlen, sie werden auf den Phi­ lippinen gezüchtet. Der genaue Standort der Perlenfarm wird dort streng geheim gehalten. In einer Aufzuchtfarm werden die späteren Perlenaustern grossgezogen, um sie nach ca. 18 Monaten mit einer kleinen Kunstperle, dem Nukleus, zu bestücken. Sie wird im «Perlensack» der Auster platziert. Mithilfe einer winzigen Hauttransplantation wird die Perlmuttproduktion jeder einzel­ nen Auster angeregt. Würde man nur den Nukleus einsetzen, könnte später nur diese kleine Kunststoffperle geerntet werden. In grossen, flachen Körben werden die bestückten Austern in ruhigem Meer ausgesetzt. Nach zwei Wo­ chen müssen die Körbe gewendet werden, um sicherzugehen, dass sich der Nukleus im Perlensack richtig einnistet. Hauptnahrungsquelle der Austern ist reines Plankton.

Aufwändige Pflege für ein perfektes Ergebnis Regelmässig müssen die einzelnen Austern von Algen gereinigt werden, nur so kann die Muschel ausreichend Sauerstoff und Nahrung erhalten. Nach vier Wochen im offenen Meer werden die Austern geröntgt. Wenn der Nukleus nicht exakt mittig in der Auster platziert ist, wird diese aussortiert. Tag und Nacht patrouillieren rund um den geheimen Zuchtort bewaffnete Boote. Nach zwei Jahren kann dann geerntet werden. Dabei wird jede Auster vorsichtig ein wenig geöffnet und mit einer Pinzette wird die Perle entnommen. Bei gu­ tem Ergebnis kann dieselbe Auster sofort wieder bepflanzt werden. Bei guter Güteklasse hat eine goldene Perle einen Marktwert von bis zu 5000 Dollar. Egal, welche Farbe und Form, den Marktwert bestimmt wie immer die Nach­ frage. Bei Chanel gehören Perlenketten zum Must-have, bei einem klassi­ schen Outfit zum guten Ton und ins Schmuckkästchen einer Frau gehören sie ganz einfach hinein.

La Pelegrina, die berühmteste Perle der Welt Richard Burton schenkte die 13,2 Gramm schwere Perle 1969 Elizabeth Taylor. Ihre ursprüngliche Herkunft ist unklar, aber es wird angenommen, dass sie im 16. Jahrhundert bei den Islas de las Perlas an der Pazifikküste Panamas gefunden wurde. Angeblich brachte ein Galeerensklave die birnenförmige La Pelegrina nach Spanien, wofür er als Dank seine Freiheit erhielt. Von dort ­wanderte sie als Verlobungsgeschenk Prinz Philipps II. an die damalige Königin von England, Maria Tudor, und weiter von Königshaus zu Königshaus. Sogar Napoleon III. soll sie zeitweise in seinem Besitz gehabt haben. Im Dezember 2011 wurde sie bei Sotheby’s in New York, platziert in einem mit Diamanten und Rubinen besetzten Collier von Cartier, für beinahe 12 Millionen Dollar versteigert.

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Der Hofjuwelier

des Zaren Fabergés Welt Die prunkvoll verzierten Ostereier des russischen Hoflieferanten Peter Carl Fabergé sind weltbekannt. Noch heute lässt der Glanz seiner erlesenen «objets d’art» viele in Nostalgie versinken. Yvonne Beck

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D

ie weltberühmten Fabergé-Eier sind der Inbegriff von Luxus und ste­ hen für höchste Goldschmiedekunst. Der Ursprung dieser kleinen Meisterwerke liegt in Russland. Zum Osterfest, welches zu den wich­ tigsten Feiertagen in Russland zählt, ist es schon seit dem 17. Jahr­ hundert Brauch, sich geschmückte Ostereier und drei Küsse zu schenken.

Das erste Ei der Henne Doch für den russischen Zarenhof mussten diese Eier natürlich prunkvol­ ler sein. Edelsteine, Perlen, Gold und Elfenbein und im Inneren jedes dieser Schmuckstücke verbarg sich ein Kleinod mit einer eigenen Geschichte. Zar Alexander der Dritte gab im Jahr 1885 beim Hofjuwelier Carl Peter Fabergé das erste dieser ganz besonderen Ostereier in Auftrag. Er schenkte das so­ genannte «Hennen-Ei» seiner Gemahlin Zarin Maria Fjodorowna. Die Begeis­ terung der Zarin über dieses Geschenk war so gross, dass der Juwelier Peter Carl Fabergé für die russische Zarenfamilie insgesamt 49 weitere Schmuckei­ er schuf. Jedes ein Unikat, jedes mit seiner ganz eigenen Geschichte. Häufig liess der Hoflieferant aktuelle politische oder gesellschaftliche Ereignissen in seine Kreationen einfliessen. Und im Inneren verbarg er etwas, das sich auf die Familie des Zaren persönlich bezog. Bereits das erste in Auftrag gegeben Ei – das «Hennen-Ei» – verbarg eine solche innere Überraschung. Die Eierschale aus weisser Emaille, lässt das Kunstwerk fast wie ein echtes Ei aussehen. Im Inneren steckt jedoch ein gol­ dener Dotter, in dem wiederum eine Henne aus Vierfarbgold, verziert mit Au­ gen aus Rubinen, versteckt ist.

Die Überraschungseier des Zaren Ihm folgte das «Rosenknospen-Ei», welches aus mehrfarbigem Gold und Emaille besteht und mit Diamanten besetzt ist. Unter seiner Schale ver­ birgt sich eine gelbe aufklappbare Rosenknospe aus Gold und Emaille. In der Rosenknospe waren ursprünglich zwei weitere Überraschungen enthal­ ten. Eine Miniaturkopie der kaiserlichen Krone und ein eiförmiger Rubinanhänger. Diese Schmuck­ stücke gelten heute leider als verschollen. Jedes dieser Kleinode ist etwas ganz Besonders, doch das wertvollste unter ihnen ist das «Krö­ nungs-Ei». Sein Wert wird auf dreissig Millionen Dollar geschätzt. Äusserlich ist es mit Motiven des Krönungsmantels bestückt, im Inneren verbirgt sich als Überraschung eine Miniaturschmuckkut­ sche aus Gold, Diamanten und Rubinen. Sie ist ei­ ne detailgetreue Nachbildung der Kutsche, mit der die Zarin durch Moskau zur Uspensky-Kathedrale fuhr. 1900 entstand das «Kuckucks-Ei». Ein ba­ rock gestaltetes Ei, welches eine kleine Tischuhr darstellt. Es ist eines von sechs Fabergé-Eiern mit eingebauter Spieluhrtechnik. Durch Knopfdruck öffnet sich das Ei und ein kleiner Vogel kommt

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zum Vorschein, welcher kräht und mit den Flügeln schlagen kann. Zwischen 1885 und 1916 schuf Fabergé also insgesamt 50 wunderschöne und einzig­ artige Schmuckeier für die russische Zarenfamilie. Nach der Oktoberrevolu­ tion beschlagnahmten die Bolschewisten die wertvollen Ostereier. Zehn der Luxusobjekte befinden sich heute im Waffenmuseum des Kreml. Die restli­ chen Eier sind im Besitz verschiedener Museen und privater Sammlungen. Acht Eier sind seit der Revolution verschollen.

Der Höhepunkt der Juwelierkunst Doch nicht nur die Zarenfamilie war von den Schmuckeiern angetan. Einige der Fabergé-Eier wurden auch von anderen wohlhabenden Personen in Auf­ trag gegeben, welche es dem Zaren gleichtun wollten. Ein jedes der wertvol­ len Eier erzählt seine eigene Geschichte. Auf der Welle des allgemeinen Wirtschaftswachstums Ende des 19. Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die russische Juwelierbranche einen bis da­ hin nicht gekannten Aufschwung. Die Entstehung einer neuen wohlhaben­ den Klientel mit entsprechender Kaufkraft und Nachfrage beschleunigte die Branchenentwicklung und führte zu hochwertigen neuen Produkten auf der einen Seite, aber auch härterer Konkurrenz auf der anderen Seite, es war die «goldene Ära» der Juwelierkunst. Von der Mehrzahl der Namen der damaligen Akteure dieser Juwelierszene hat sich allerdings nur der legendäre Name Fabergé erhalten. Als Stilrich­ tung und als Symbol dieser Epoche gilt sein Glanz über seine Zeit hinaus, er vertritt heute mit seiner Vollkommenheit alle anderen beschreibenden Be­ griffe für die Juwelierkunst der Zarenzeit. Zu seinen Glanzzeiten beschäftigte Fabergé 500 Mitarbeiter in seinen Werkstätten. Zweigstellen unterhielt er in Moskau, Odessa und London. Über 250 000 Objekte in Gold, Silber, Emaille, mit Juwelen und Schmucksteinen wurden insgesamt hergestellt. Eine Werk­ statt mit 20 Handwerkern war allein damit beschäftigt, die Ahornholzetuis zu fertigen, in die jedes einzelne Stück verpackt wurde.

Für Fabergé-Fans Das Fabergé-Museum in Baden-Baden ist weltweit das erste und ­immer noch das einzige Museum, das dem Lebenswerk des berühmten r­ ussischen Zarenjuweliers Carl Peter Fabergé gewidmet ist. In der einzigartigen Sammlung unseres Museums, die momentan auf über 700 Exponate verfügt, ist das ganze Spektrum Fabergés Arbeiten vertreten, von den berühmten kaiserlichen Ostereiern der Zaren­familie bis hin zu köstlichen Schmuckstücken und während des Ersten Weltkrieges entstandenen qualitativen Gegenständen des täglichen Bedarfs. Neue Eier baute exklusiv die Firma Victor Mayer aus Pforzheim. Von 1989 bis 2009 wurde dort die Tradition Fabergés, mit dem Exklusivrecht, den Stempel «Fabergé» für ihre Produkte zu verwenden, ­weitergeführt.

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Luxus trifft auf Wertanlage Gelbe Diamanten

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eidi Klum und Kelly Clarkson bekamen sie zur Verlobung, Jane Fonda und ­Kate Winslet trugen sie anlässlich der Oscar­ verleihung – die Rede ist von gelben ­Diamanten, die auch als «fancy yellow diamonds» bekannt sind.

Schon längst zählen sie zu den Lieblingen der Stars – und das aus gutem Grund. Denn die raren Steine erweisen sich zuweilen nicht nur als min­ destens so wertvoll wie ihre «weissen Kollegen». Darüber hinaus verleihen sie jeder Frau einen Touch Extravaganz und luxuriösen Chic. Doch während sich gelbe Diamanten vor allem in den USA immer grösserer Beliebtheit erfreuen, bleiben sie im europäischen Schmuckfachhandel nach wie vor eine Seltenheit. Erst wenige Juweliere bie­ ten eine exklusive Kollektion an Schmuckstücken mit gelben Diamanten an.

Schön und wertvoll Der Wert eines «fancy diamond» ergibt sich eben­ so wie bei weissen bis farblosen Diamanten aus Grösse, Schliff und Reinheit. Allerdings kommt es bei farbigen Diamanten besonders auf die Farbin­ tensität an. Doch gelbe Diamanten sind nicht nur schön anzusehen, sie entwickeln sich darüber hin­ aus auch zu rentablen Wertanlagen. Die weltweite Nachfrage wächst stetig an. Doch auf 10  000 geförderte weisse Schmuck­ diamanten kommt lediglich ein gelber Diamant in hervorragender Qualität. Die kontinuierliche Wertsteigerung verwundert daher nicht. Der re­ nommierte Diamantenexperte Eden Rachminow etwa schätzt, dass die Preise für gelbe Diamanten in 1a-Qualität allein zwischen 2012 und 2013 um 35% gestiegen sind. Insofern dürften die funkeln­ den Raritäten nicht nur für die Stars und Sternchen interessant sein.

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schreiner jeweller y

SchmuckSt端cke

boucheron

B ulgari

piaget

montblanc

swarovski

aspre y thomas frieden

g 端 belin tiffan y & co aspre y

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D ior

carrera y carrera

selected jewels

piaget

swarovski

esprit hublot

boucheron

fope

al coro

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Zwei frühe

Genfer

Uhren

Dass der Zustrom protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Frankreich, der Hugenotten, dem W ­ irtschaftsleben der Schweiz im 16. und 17. Jahrhundert ­ausserordentlich wichtige Impulse gab, ist allgemein bekannt. Noch heute können wir in den Museen vor allem Uhren betrachten, die damals ­angefertigt wurden. Monika Leonhardt

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as Uhrenmuseum Beyer verfügt zum Beispiel über Uhren mit Sig­ naturen von Jacques Sermand, Jean Arlaud, Jacob Huet, Josué Robert und über Uhrengehäuse mit feinsten Emailmalereien der ­ Brüder ­Huaud, alles Hugenotten. Uhren aus dem 16. Jahrhundert, die nachweislich in Genf hergestellt wurden, haben sich nicht erhalten. Die Erwerbszweige in der Stadt Genf begannen sich in dieser Zeit in Zünften zu organisieren, zuerst 1566 die Goldschmiede, dann 1601 die Uhrmacher. Möglichweise hatte die Organisa­tion in Zünften zur Folge, dass die Uhren signiert werden (mussten), was es uns heute einfacher macht, frühe Genfer Uhren zu identifizieren.

J. Sermand Geneve Als älteste erhaltene Genfer Uhr darf wohl die Halsuhr des Uhrmachers Duboule im Internationalen Uhrenmuseum in La Chaux-de-Fonds gelten, ­ die auf den Beginn des 17. Jahrhunderts datiert ist. Ursprünglich aus Lyon stammt die Familie Sermand, die von 1620 an in Genf sehr kostbare Uhren mit Elementen aus Bergkristall herstellte. So befand sich in der Sammlung des Genfer Musée de l’horlogerie et d’émaillerie eine Uhr von Sermand in Form eines lateinischen Kreuzes, um etwa 1650 datiert. Weitere vier Uhren, von 1630 bis 1645 datiert, sind in den Sammlungen des British Museum aufbe­ wahrt, darunter eine besonders schöne in Form eines Sterns. Die Form einer Tulpe haben Uhren in den Sammlungen des Louvre in Paris und des Metro­ politan Museum of Art in New York. Die mit «J. Sermand Geneve» signierte Uhr im Uhrenmuseum Beyer zeichnet sich durch höchst bemerkenswerte

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Komplikationen aus: Das Zifferblatt unten zeigt die Uhrzeit an, das kleine Zifferblatt rechts die Wochentage mit den lateinischen Bezeichnungen für die Planeten, die den Wochentag regieren, das Zifferblatt links Mondphase und Mondalter, oben Tag des Monats. Es ist eine äusserst frühe, kleine Uhr mit einer Mondphase. Ob diese Uhr nun von Jacques Sermand d. Ä. (1595 bis 1651) oder von seinem gleichnamigen Neffen d. J. (1635 bis 1666) geschaffen wurde, ist schwer zu entscheiden. Zu den Mitarbeitern in der Werkstatt der Sermands gehörte übrigens auch Jean Rousseau (1606 bis 1684), der Urgrossvater des berühmten Philoso­ phen Jean-Jacques Rousseau (1712 bis 1778). Der Vater des Philosophen, Isaac Rousseau (1672 bis 1741), war bekanntlich ebenfalls Uhrmacher und arbeitete um 1730 einige Jahre im TopkapiPalast des Sultans in Konstantinopel. Schon einige Generationen vor Isaac Rousseau hatten Genfer Uhrmacher den Weg in die Türkei gesucht: Aus der jüngeren Generation der Ser­ mand machte sich Jacques 1660 mit seinen Werk­ zeugen und allen Kleidern auf den Weg nach


Halsuhr mit Kalender, Mondphasen und Mondalter aus Bergkristall, Werk signiert «J. Sermand Geneve», um 1650–1660. Uhrenmuseum Beyer Zürich


WATCHES & JEweLLERY

Ovale Halsuhr mit Mondphase, Zifferblatt mit osmanischen Ziffern. Uhrenmuseum Beyer Zürich

Konstantinopel. Er plante wohl einen längeren Aufenthalt dort, starb aber auf der Reise, 31-jährig, und hinterliess Frau und Kinder in Genf. Er war zu­ vor schon mehrfach nach Konstantinopel gefahren und so ist möglicherweise er, nicht sein Onkel, der Verfertiger der Uhr im Uhrenmuseum Beyer. Mit etwas Fantasie lässt sich in der Gravur im obe­ ren Zifferblatt eine Ansicht des Topkapi-Palastes vermuten, zumindest fanden sich Kuppelbauten in dieser Form in westlichen Städten nicht. Ein noch gewichtigerer Hinweis ist die damals bei kleinen Uhren sehr seltene Komplikation der Mondphase und des Mondalters, die im religiösen Leben der Türken ein grosse Rolle spielten. Die Datierung der Uhr um 1650 bis 1660 ist auf jeden Fall zutreffend. Vielleicht ist es eine der letzten von Jacques Ser­ mand d. J. vor seiner Abreise gefertigten Uhren?

Genfer Uhrmacher erobern die Welt Was brachte die Uhrmacher dazu, bis nach Kon­ stantinopel zu reisen? Abenteuerlust und der Wunsch, der sittenstrengen, kargen Heimatstadt in ein wärmeres, farbigeres und reiches Land zu entkommen, spielten sicher eine Rolle. Ausschlag­

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Werk in osmanischer Schrift signiert «Jean Arlaud», um 1660. Uhrenmuseum Beyer Zürich

gebend war jedoch die Suche nach Absatzmärkten. Eine vorsichtige Schät­ zung geht davon aus, dass in Genf um 1680, also noch vor der zweiten gross­ en Einwanderungswelle der Hugenotten im Anschluss an die Aufhebung des Toleranzedikts von Nantes 1684, jährlich etwa 5000 Uhren hergestellt wur­ den. Herstellung und Verkauf waren arbeitsteilig organisiert, der protestanti­ sche Arbeitsethos führte zu einer stetig wachsenden Produktion. Vermutlich hatte die Stadt zu dieser Zeit etwa 15 000 Einwohner. Die in Genf so zahlreich hergestellten Uhren mussten exportiert werden.

Jean Arlaud Mehr Glück als die Sermands hatte dabei die Familie Arlaud: Antoine Arlaud (*1590) aus der Auvergne erhielt 1617 das Genfer Bürgerrecht. Er schick­ te 1632 über Marseille an den Hof von Konstantinopel eine Lieferung von Uhren mit Schlagwerk und Mondphasen, sein Sohn Abraham und weitere Nachfahren arbeiteten für längere Zeit in der Türkei. Noch gibt es eine Uhr im Uhrenmuseum Beyer mit osmanischen Zahlen auf dem Zifferblatt und einer Mondphase, die auf der rückwärtigen Platine in osmanischer Schrift signiert ist mit «Jean Arlaud». Die Familie in Genf wurde sehr vermögend und brachte mit Jacques-Antoine Arlaud (1668 bis 1743) einen bedeutenden P ­ orträtmaler und Miniaturisten hervor, der auch mit diplomatischen Aufträgen seiner Hei­ matstadt betraut wurde. Denn die kleine Stadt Genf, ein winziger Punkt auf der Landkarte, war seit dem 17. Jahrhundert auch durch die Tatkraft und den Unternehmungsgeist ihrer Refugiés weltweit vernetzt. Faszinierend, nicht wahr?



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151 GEBURTSSTUNDE EINES MYTHOS SILBERPFEIL 156 KÖNIGSKINDER SONDERANFERTIGUNGEN SCHNELLER FLITZER 159 NIKI LAUDA DIE RENNSPORTLEGENDE 162 LEINWANDFIEBER GEMALTE RENNWAGEN 168 AUTOMOBILMUSEEN MOTORISIERTE SPURENSUCHE 172 GIRLS ON BIKES FASHION MEETS SCOOTER

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geburtsstunde

Eines MYTHOS Die Legende des Silberpfeils Der Ausdruck «Silberpfeil» soll auf eine Behelfslösung am Mercedes-Benz W25 zurückgehen. Doch auch ohne die umstrittene Legende schrieb der Kompressor-Wagen Motorsportgeschichte Adriano Cimarosti

Collection Maniago, Werk

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ürburgring, 2. Juni 1934: Beim Eifelrennen geht Mercedes mit einem komplett neuen Rennwagen an den Start. Das Auto heisst W25 und entspricht der in jener Saison eingeführten 750-Kilo-Formel, welche das erlaubte Höchstgewicht umschreibt. Wie für deutsche Mann­ schaften traditionell üblich sind die beiden antretenden W25 weiss lackiert – und bringen beim Wiegen drei Pfund zu viel auf die Waage. Die Truppe ist ratlos: Schon am nächsten Tag wird das Rennen stattfinden – und was soll man an einem auf Leichtbau getrimmten Wagen noch abbauen? «Jetzt sind wir die Gelackmeierten!», bringt es ein Mechaniker auf den Punkt und liefert die passende Antwort gleich mit: Über Nacht – so geht die von Mercedes kolportierte Legende – werden alle Verkleidungen bis aufs blanke Alublech abgeschliffen und so die nötigen Pfunde abgespeckt, anschliessend siegt der Bolide souverän. Für den ehrfürchtigen Spitznamen «Silberpfeil» sorgt dann der Volksmund, denn künftig wird auch Mercedes – die Auto-UnionBoliden gingen so bereits beim Avus-Rennen im Mai an den Start – nur noch in dieser Farbe antreten.

Ob erster Silberpfeil oder nicht: Der W25 begründet auf jeden Fall einen Mar­ ken-Mythos von Überlegenheit und Ruhm, was ihn bis heute so faszinierend macht. Denn es sind diese silbrig glänzenden Rennwagen aus Deutschland, die den internationalen GP-Sport künftig nach Belieben dominieren werden. Rückblende in die Vorgeschichte der wirtschaftlich angespannten Jah­ re 1930/1931: Grosse Automobilwerke übten sich damals im Rennsport in Zurückhaltung. Mercedes-Benz sollte bis 1932 bei einigen Rennen noch mit den fast 1,6 Tonnen schweren «weissen Elefanten» SSK oder SSKL an­ treten, deren 7065 cm3 grosser Sechszylinder-Kompressor einst von Prof. Ferdinand Porsche konstruiert worden war. 1931 gewann Rudolf Caracciola auf einem solchen Auto das Berliner Avus-Rennen; auch bei der Mille Mig­ lia siegte er. Im folgenden Jahr dominierte von Brauchitsch auf SSKL (mit Stromlinienverkleidung von Freiherr Reinhard Koenig-Fachsenfeld) mit einem Durchschnitt von 194 km/h auf der Avus, allerdings vor schwacher Konkur­ renz. Alfa Romeo brachte 1932 unter Vittorio Jano zwar den 700 kg leichten Typ P3 mit 2,7-Liter-Achtzylindermotor; Tazio Nuvolari sicherte sich mit ihm gleich den Grossen Preis von Italien. Doch die Mailänder zogen sich dann per Ende Jahr vom Rennsport zurück und überliessen 1933 ihr gesamtes Rennmaterial der Scuderia Ferrari aus Modena. Anders bei Mercedes: Nach den Jahren der Rezession wagte man den Neuanfang auf der Piste. Im Hinblick auf das 1934er-Reglement entstand in Untertürkheim unter der Gesamtleitung von Dr. Hans Nibels ein moderner Monoposto mit aufgeladenem Achtzylinder-Reihenmotor, für dessen Konst­ ruktion Albert Hess verantwortlich zeichnete. Der Hubraum des Triebwerkes mit Kompressor und zwei Druckvergasern betrug ursprünglich 3360 cm3, doch schon bald ging man auf 3710 und schliesslich auf 3990 cm3 über. Das Triebwerk besass vier Ventile pro Zylinder, welche von zwei obenliegenden Nockenwellen betätigt wurden; die Aufladung besorgte ein Roots-Flügel­ kompressor. Im Rahmen der 750-kg-Formel machte auch das Fahrgestell konstruktiv grosse Fortschritte, nachdem die zwanziger Jahre diesbezüglich eine Stagnierung gebracht hatten. Damals konzentrierten sich die Konstruk­ teure noch auf die ständig mittels stärkerer Aufladung erzeugte Leistungs­ steigerung. Nun wich das veraltete Starrachsprinzip einer Einzelradaufhän­ gung rundum – vorne mit Querlenkern und Schraubenfedern, hinten als

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Pendelachse mit Querblattfedern. Die Federung wurde allgemein weicher ausgelegt, aber auch straffer gedämpft. Aus Balance-Gründen verblockte man das Getriebe in Transaxle-Bauweise gemeinsam mit dem Differential an der Hinterachse. Mit dem fertigen Rennwagen führte Mercedes-Benz im Januar 1934 auf der Autobahn Mailand–Como erste Probefahrten durch, danach wurden die Testfahrten auf dem Nürburgring fortgesetzt. Beim Avus-Rennen vom 27. Mai sollte das erste und von ganz Deutschland mit Spannung erwartete Zusammentreffen mit den unter der Gesamtleitung von Professor Porsche

entstandenen Auto Union erfolgen, deren V16 vor der Hinterachse eingebaut war – eine damals re­ volutionäre Anordnung. Doch wenige Tage zuvor entschied sich Mercedes-Benz, auf den Einsatz des W25 zu verzichten, weil der Wagen noch nicht einsatzbereit war. Auto Union hingegen hat­ te schon beim ersten Avus-Auftritt des 295-PSBoliden, der als Präsentation und Abnahmefahrt deklariert war, einen Erfolg verbucht, denn an die­ sem 6. März 1934 stellte Hans Stuck mit dem

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Mittelmotor-Neuling drei Weltrekorde auf. Auf den beiden zehn Kilometer lan­ gen Geraden kam der Auto Union Typ A auf 265 km/h. Das Avus-Rennen selbst gewann allerdings der Franzose Guy Moll auf Alfa Romeo P3 mit auf 2905 cm3 erhöhtem Hubraum und Stromlinienkarosserie. Zwei Auto Union (Stuck/von Liningen) schieden dagegen aus, während der dritte (Momberger) mit 225,8 km/h immerhin die schnellste Runde fuhr. Das Zusammentreffen der beiden Rivalen wurde nun auf das eingangs er­ wähnte Eifelrennen vertagt – und damit sind wir wieder am Anfang. Es geht über 15 Runden oder 342,15 km und Manfred von Brauchitsch siegt – vor Hans Stuck auf Auto Union und Louis Chiron auf dem Alfa Romeo P3. Der zweite W25-Pilot Luigi Fagioli fällt mit Zündproblemen aus, während Rudolf Caracciola nach seinem schweren Sturz von Monaco noch verletzt ist und gar nicht antritt. Der weitere Saisonverlauf bietet Höhen und Tiefen für den W25: Beim Grand Prix des ACF in Montlhéry bei Paris erleiden die deutschen Wagen eine Nie­ derlage, indem sie ausscheiden; es siegt der Monegasse Louis Chiron auf dem Alfa Romeo P3 der Scuderia Ferrari. Der Grosse Preis von Deutsch­ land findet Mitte Juli wieder auf dem Nürburgring statt und wird von Stuck

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auf Auto Union gewonnen, gefolgt von Fagioli auf Mercedes und Chiron auf Alfa Romeo. Die für den Grossen Preis von Belgien gemeldeten deutschen Wagen werden wieder zurückgezogen; es trium­ phiert der Franzose René Dreyfus auf Bugatti. Dazwischen, am 5. August, treten einige Spit­ zenfahrer beim renommierten Klausenrennen an, wo sich die Teilnehmer auf einer 21,5 km langen Schotterstrecke (!) bis zum Ziel auf 1948 m Höhe kämpfen müssen. Als favorisierte Gipfelstürmer stehen sich der von seinem Unfall gezeichnete Rudolf Caracciola auf Mercedes-Benz W25 sowie Hans Stuck auf Auto Union Typ A gegenüber. «Ca­ ratsch» (Startnummer 65) wirft mit 15’ 22,2“ eine neue Rekordzeit auf die Bahn, Stuck (Startnum­ mer 66) antwortet mit 15’25,4“, also mit einem für damalige Verhältnisse hauchdünnen Rückstand von 3,2 Sekunden. Diese Zeitjagd der Giganten schreibt Motorsportgeschichte.


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Bei der Coppa Acerbo bei Pescara zehn Tage später kommt mit Luigi Fagioli ein weiterer Mer­ cedes-Fahrer zum Sieg – vor den Alfa Romeo von Nuvolari und Brivio. Am 26. August folgt in Bern der Grosse Preis der Schweiz, den Hans Stuck mit seinem Auto Union im Regen dominiert, ge­ folgt vom Markenkollegen Momberger sowie von Dreyfus auf Bugatti. Anlässlich des 500,2 km lan­ gen Grossen Preises von Italien in Monza lösen sich Anfang September dann einige Fahrer am Steuer ab: Caracciola/Fagioli gewinnen auf Mer­ cedes vor Stuck/zu Leiningen auf Auto Union, dann folgen die Alfa Romeo von Trossi/Comotti und Chiron/Nuvolari. Die Leistung des mittlerweile auf 4310 cm3 ge­ brachten Achtzylinders (Werkcode: M25C) wird Ende 1934 bereits beachtliche 462 PS erreicht ha­ ben. Nach dem Tod von Dr. Nibels wird die techni­ sche Leitung 1935 auf Max Sailer übertragen. Der

in wesentlichen Details optimierte W25 ist nun kaum noch zu schlagen und durchläuft eine totale Erfolgssaison mit neun Siegen, wovon fünf bei klassi­ schen Grand Prix errungen werden. Caracciola gewinnt bei den Grossen Preisen von Monaco, Frankreich, Spanien, Belgien und der Schweiz, er siegt auch beim Eifelrennen sowie beim Grand Prix von Tripolis. Damit steht er als Europameister 1935 fest. Luigi Fagioli holt Platz 1 auf der Avus sowie in Barcelona. Eine noch bessere Rennsaison kann man sich in Untertürkheim kaum vorstellen und es soll auch eine der erfolgreichsten bleiben. Der W25 wird auch noch 1936 zum Einsatz kommen, dann allerdings als W25K mit einer verkürzten Karosserie, erneut höherem Hubraum von 4740 cm3 – und delikaterem Handling. Nur zwei Siege liegen drin, bevor Mercedes den ersten Silberpfeil zurückzieht und sich auf den W125 für die Saison 1937 konzentriert: Der wird ebenso ein Siegerauto wie der W154 von 1938. Die Legende vom W25 überstrahlt freilich alle beide: Gerade mal 15 Exemplare sind zwischen 1934 und 36 entstanden. Drei haben überlebt und sind ent­ sprechend kostbar, doch nur das heutige Werkauto ist fahrbereit. Man muss Mercedes dankbar dafür sein, dass dieser GP-Wagen instand gehalten und auch noch engagiert eingesetzt wird: Wer ihn einmal in Aktion gesehen und vor allem gehört hat, wird das nie vergessen!

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kinder Wem die teuersten Autos der Welt nicht exklusiv genug sind, der lässt sich eben individuell etwas Hübsches anfertigen: Das Karosseriehandwerk erlebt derzeit eine Renaissance – nicht nur in feinen italienischen Edelschmieden, sondern auch bei den Automobilherstellern selbst. Fünf Beispiele. Matthias Pfannmüller

Ian G. C. White, map, Werk

Alfa Romeo TZ3 Stradale

Man nehme eine Dodge Viper, stülpe ein raffiniertes Aluminiumkleid darüber – fertig ist der Hingucker. Neun Stück des TZ3 sind seit 2011 hergestellt worden. Die exklusive und mindestens 500 000 Franken teure Sammleredition (exklusive Spenderfahrzeuge) ist bereits vergriffen, doch in Terrazzano di Rho bei Mailand entstand auch das Design des limitierten Aston Martin V12 Zagato. Demnächst wollen die Italiener auch den BMW Z4 neu einkleiden – falls München ja sagt. Und wie man hört, steht auch eine LamborghiniSonderserie in den Startlöchern, die vom zweiten Z-Designer, dem Schweizer Stephane Schwarz (Nissan Qashqai), entworfen wurde. www.zagato.it

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Alfa Romeo Disco Volante

Als die «Fliegende Untertasse» 1952 erstmals vorgestellt wurde, staunte die Autowelt: Nie wieder sollte ein Alfa Romeo 1900 so spacig aussehen. 2012 stellte die 2008 wieder auferstandene Karosserieschmiede «Touring Superleggera» in Genf eine Neuinterpretation vor. Seither sind zwei Kundenautos gebaut worden, maximal acht will man produzieren. Die letzten sechs

werden natürlich nur auf Bestellung angefertigt und kosten ab 500 000 Franken. Ausserdem muss ein Alfa 8C Competizione sein Leben lassen: Der Disco Volante nutzt dessen Stahl­ chassis sowie den 450-PS-V8-Antriebsstrang. Man darf gespannt sein, was sich Touring als Nächstes ausdenken wird. www.touringsuperleggera.eu

Ferrari P4/5 Den Reigen neuzeitlicher Sonderanfertigungen eröffnete Pininfarina 2006 mit diesem Auto, das im Auftrag des US-Filmregisseurs James Glickenhaus entstand – auf Basis eines Ferrari Enzo. Die 660-PSRakete ist dem Langstreckenprototyp der 1960er nachempfunden, besteht aber weitgehend aus Karbon. Kostenpunkt damals: rund drei Millionen Franken. Damit nicht genug, denn Glickenhaus liess sich anschlies­ send auch eine Wettbewerbsversion auf F430-­Basis anfertigen, mit der er 2011 und 2012 beim 24-Stunden-­ Rennen auf dem Nürburgring antrat und gute Platzierungen erreichte. www.pininfarina.it

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Ferrari SP12 EC

Eric Clapton ist Vollblutmusiker und Vollblut-Ferrari-Fan. Der Brite nennt bereits einige rote Renner sein Eigen. Das neueste und vielleicht auch spektakulärste Stück in der Garage trägt die Initialen des Besitzers in der Typenbezeichnung. Richtig, es ist eine Sonderanfertigung auf Basis des 458 Italia und mit Stilzitaten vom 512 BBi (1976 bis 1984). Letzterer hat es «Slowhand» besonders angetan, aber das Auto ist halt schon ein bisschen älter. Also modernste Technik bitte,

wenn auch nur mit acht statt zwölf Zylindern, und darüber eine Karosserie, die Moderne und Klassik gekonnt vereint und ebenfalls bei Pininfarina entstand. Über Kosten schweigt man sich diskret aus, doch knapp fünf Millionen F ­ ranken ­dürften es schon gewesen sein. An Wert verlieren dürfte das Einzelstück aber kaum. Oder, um es mit Clapton zu sagen: «Ain’t Going Down.» www.ferrari.com

Lamborghini Veneno Roadster Offenversion der Anfang 2013 in Genf präsentierten Coupé-Sonderserie zum 50-jährigen Markenjubiläum. Der 750 PS starke V12-Extrem-Roadster mit Allradantrieb nutzt ­Aventador-Technik, wird 2014 nur neun Mal gebaut und hat weder Dach noch Softtop. Stückpreis: über vier Millionen Franken, netto. Der weitgehend aus Kohlefaser angefertigte Veneno steht in der Tradition besonders rasanter Lambo-Exoten, angefangen vom Marzal über die Miura-Unikate Roadster und Jota bis zur Miniserie Reventón (2008) auf Murciélago-LP640-Basis. Das Styling des über 350 km/h schnellen Boliden entstand in der hauseigenen Design­abteilung. www.lamborghini.it

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Die Rennsportlegende Niki Lauda

Er ist einer der berühmtesten lebenden Österrei­ cher und wurde mit 64 Jahren zum HollywoodHelden. Sein erstes Auto war ein VW Käfer Cabri­ olet, Baujahr 1949. Doch später sprach er eher auf schnellere Reifen an, Andreas Nikolaus Lauda, der später als Lauda Formel-1-Geschichte schrieb. Lauda startete zwischen 1971 und 1985 in der Formel 1 und wurde in dieser Zeit drei Mal Welt­ meister. 1976 verunglückte der zu dieser Zeit wohl populärste Ferrari-Pilot beim Grossen Preis von Deutschland auf dem Nürburgring. Die schweren Brandverletzungen prägen heute noch sein Ge­ sicht. Trotzdem kehrte er nach nur 30 Tagen auf die Rennbahn zurück und errang 1977 und 1984 weitere WM-Titel. Im letzten Jahr widmete man der Legende des Rennsports gar einen eigenen Film: «Rush» mit Daniel Brühl in der Hauptrolle. Der Film zeigt den Konkurrenzkampf zwischen Lauda und dem englischen Fahrer James Hunt.

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Fragen Wie hat sich die Formel 1 seit den 70er-Jahren verändert? Das Risiko ist heutzutage viel geringer. Autos können kollidieren, Reifen können bei 300 km/h platzen, aber es passiert nicht viel, da die Strecken und Wagen tausendmal sicherer sind. Ganz ausschliessen kann man Unfälle natür­ lich nicht. Daher sollte man auch heute nie zu übermütig werden. Ich war immer bereit, ein gewisses Risiko einzu­ gehen, aber kein unnötig grosses. Dazu lebe ich einfach zu gern.

Man sagt von Ihnen, Sie seien ein Einzelgänger. Stimmt das? Meine Frau ist meine beste Freundin, ansonsten habe ich keine Freunde. Nach meinem Unfall war ich sehr auf mich allein gestellt. Nur sehr wenige Menschen können sich in Probleme eines anderen auch nur annähernd hineinver­ setzen. Darum bitte ich auch fast nie um Hilfe.

Wie viele Verkehrsübertretungen haben Sie im Laufe des Jahres? Gar keine. Beim Autofahren auf der Strasse sind Regeln einzuhalten. Fertig und aus. Auch wenn es dadurch nicht wirklich Spass macht.

«Ich glaube, dass jeder Autorennfahrer einmal zur Vernunft kommen muss, um mit diesem pubertären Sport aufzuhören.»

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Kolumne Tamara Wernli

Wie viel Sex-Appeal ­verströmen Sie? Heute nehmen wir mal Ihre erotische Attraktivität unter die Lupe, genau, den Sex-Appeal von Ihnen, dem Leser. Die meisten Männer fühlen sich ja von Haus aus unwiderstehlich, dabei haben sie null Ahnung, wie sie wirklich auf die Damenwelt wirken. Wir klären auf. Der gegenwärtige «Sexiest Man Alive» ist laut dem «People Magazine» Adam Levine, Popsänger, 34-jährig, tätowiert, 1,82 m gross, Sixpack. Levine ist bekannt für sein exzessives Gestöhne «Oh!» und «Yeah!» in den Songtexten. In frühen Jahren wurde bei ihm eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung diagnostiziert, die wohl direkt verantwortlich für seinen Kamera-Posier-Stil ist, den er vorzugsweise mit nacktem Oberkörper und gern mit einer Damenhand im Schritt aufführt. Levine sagt Sätze wie: «Ich verbringe die meiste Zeit meines Lebens nackt.» Oder: «Koffein ist wie eine schöne Frau, die nichts zu sagen hat. Zuerst bist du total angemacht, dann bleibst du leer zurück.» Nun, können Sie sich mit dem anziehendsten Mann der Welt identifizieren? Nicht? Auch nicht ein kleines bisschen? – Müssen Sie auch nicht, Sie dürfen aufatmen. Frauen stehen nicht auf Prahlerei und auch nicht auf Witze auf Kosten anderer. Uns verdreht man den Kopf mit Bescheidenheit und einer Prise Selbstironie. Humor macht einen Mann attraktiv. Und wenn er sich selbst mal auf die Schippe nimmt, statt fortwährend zu verkünden, was für ein geiler Siech er ist, Bingo! Also hat der klassische Angebertyp ausgedient? – Ganz so einfach ist es nicht. Bei den ersten Dates genügen zwar Charme und volle Lippen, aber wenn es um den Partner fürs Leben geht, muss, wer nicht zum «Lucky Loser» abgestempelt werden will, mehr bieten. Nennen wir es beim Namen: Kohle. Beim Nestbau sind wir Frauen nämlich durch und durch triebgesteuert und unsere Bewertung (wir haben da ein ziemlich ausgeklügeltes Punktesystem) hängt vor allem

von Ihrer Herkunft und Ihrem sozialen Status ab. Der Urtrieb sagt uns, dass der bessergestellte Herr ein besserer Beschützer und – egal, wie beruflich erfolgreich und verankert wir selbst sind – ein besserer Versorger ist. ­Knete = Sex-Appeal. Punkt. Schon in der Steinzeit suchten wir uns den Gefährten aus, der die grösste Beute nach Hause brachte und den grössten Nahrungs­ vorrat besass. Also derjenige, der unseren Nachwuchs bestmöglichst versorgen kann. Daran hat sich bis heute nicht viel verändert. Bitte? Es geht auch um Treue, Zuverlässigkeit und Familien-

«Frauen stehen nicht auf Prahlerei und auch nicht auf Witze auf Kosten anderer.» sinn? – Aber ja doch. Wenn wir allerdings zwei komplett identische Exemplare zur Auswahl haben, der eine mit monetärem Back-up, der andere ohne. – Welchen würden wir wohl nehmen? Dies im Hinterkopf, wagen wir uns an eine kleine Probe: Laut wissenschaftlichen Untersuchungen, gibt es – nebst den inneren – auch äussere Merkmale, die den männlichen Sex-AppealFaktor erhöhen. Ein symmetrischer Mund, dunkle ­Augenbrauen und Wimpern, wenig Fettansatz, markantes Kinn, keine Geheimratsecken, über 1,80 m gross, durchtrainiert. Wo stehen Sie auf dieser Sex-Appeal-Skala? Okay. Jetzt nur keine Panik schieben! Etwa 95,5 Prozent der männlichen Spezies fällt bei dem Raster durch. Das wiederum heisst, entweder verbreiten «People Magazine»-Redakteure, Wissenschaftler, Verhaltensforscher und Universitätsstudienleiter einen völligen Schwachsinn, oder aber ein erheblicher Teil der Damenwelt teilt ihr Leben mit unbegehrten Männern. Und wohin gehören nun Sie? Die Entscheidung ist Ihnen überlassen. Aber seien Sie ehrlich.

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Rubriken

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Lein

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wand

Fieber Alle paar Jahre taucht in der Szene ein ­Automobilmaler auf, der in Erinnerung bleibt. M ­ arkus Haub gehört zu denen, die das Zeug dazu haben

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Matthias Pfannmüller

r ist 41 Jahre alt und lebt in Barcelona. Als Automobildesigner hat er zwischen 1997 und 2007 für VW und davon sieben Jahre für ­Renault gearbeitet. War an der Formfindung des Seat Formula Con­ cept, Renault Twingo, Mégane III oder dem ersten Dacia Sandero beteiligt. Dazu kamen strategische Projekte über die Mobilität der Zukunft oder den Elektroflitzer Twizy, welcher in Barcelona entstanden ist. Doch in den letz­ ten Jahren hat sich das Berufsbild des Designers stark gewandelt. Die Digitali­ sierung der Prozesse beschleunigt die Entwicklung, gleichzeitig explodierte die Modellvielfalt einzelner Hersteller. Die Designabteilungen sind zwar gewachsen (Renault hat über 100 Stylisten), dennoch ist immer mehr Arbeit in weniger Zeit zu schaffen. Meist sind es mehrere Projekte gleichzeitig, die in verschiedenen Phasen zu betreuen sind. Die Romantik geht dabei etwas verloren und auch die Kreativität bleibt manchmal auf der Strecke. Gleichzeitig scheinen die Formen ausgereizt, nur wenige Firmen trauen sich, radikal neue Lösungen vorzustel­ len. Heute geht es eher um das Arrangieren altbekannter Strickmuster, um die Kombination längst definierter Stilmittel. Dazu kommen internationale Normen, welche jedwede Gestaltungsfreiheit immer weiter einschränken: Schärferer

Fussgängerschutz zwingt zu höheren Motorhau­ ben, dazu gibt es strengere Crashnormen, ver­ besserte Aerodynamik, eine Berücksichtigung der Versicherungseinstufungen oder die Vorgaben des Marketings: So vieles ist präzise festgeschrieben und schränkt die Gestaltungsfreiheit enorm ein. Markus Haub reizte das alles immer weniger. Als er 2007 wieder von Barcelona zum Mutterkonzern nach Paris wechseln sollte, schlug er das Angebot aus und machte sich selbstständig. Seine Freiheit war ihm wichtiger. Das Auto ist seine grosse Lie­ be geblieben, und auch vom Zeichnen möchte er nicht lassen. Neben seiner Arbeit als FreelanceDesigner ist die Malerei vom Hobby zum Beruf ge­ worden. Er entwickelte seine eigene Technik, eine Kombination aus digitaler Fotografie und Male­

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rei. So sind zahlreiche leidenschaftliche A ­ rbeiten entstanden, die über Galerien in Spanien, Frank­ reich und Deutschland verkauft werden. Inzwi­ schen hat er auch einen Agenten in der Schweiz (www.speedstar-gallery.com). Meist haben sie klassische Sportwagen zum Thema. Die schöns­ ten dieser Gattung stammen ohnehin aus den 50er bis 70er Jahren des letzten Jahrhunderts und damit aus einer Zeit, als das Automobil noch all­ gemeinhin aufregend und unschuldig gewesen ist. Haub arbeitet wie besessen und ist ständig unter­ wegs. Seine Motive findet er auf Rennstrecken und Oldtimerveranstaltungen – Nürburgring, Barcelona, Le Mans, Hockenheim. Aber auch in Goodwood, Pebble Beach, Villa d´Este, Bensberg oder Schloss Dyck. Gerne fährt er auch selbst mit einem seiner eigenen Klassiker bei Oldtimerrallyes. Dort trifft er die Objekte seiner Begierde, aber auch Gleichge­ sinnte. Einige Szenekenner wissen von ihm, nicht wenige kaufen seine Werke spontan. Im Angebot sind kleine, Ikonen-artige Leinwände, aber auch grossformatige Detailstudien. Bei Letzteren muss der Betrachter das Auto kennen, um ein Motiv zu­ ordnen zu können. Doch immer handelt es sich um die ausdrucksstärksten Partien, die Haub gekonnt und mit kraftvollen Farben herausgearbeitet hat. Seine Kunst ist lebendig und zeigt die Bewegung auch im Stand. In diesem Sinne ist er ganz Auto­ mobildesigner geblieben.

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mobile Spurensuche 1883 entwickelte Gottlieb Daimler den ersten schnell laufenden, leichten Universalmotor und legte damit einen wichtigen Grundstein f端r die 足Entwicklung des Automobils. Noch heute z足 eugen viele Museen und Veranstaltungen von der 足automobilen Vergangenheit der Region Stuttgart. Lilly Steffen

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uch 127 Jahre nach der Erfindung des Automobils ist es in der Re­ gion Stuttgart präsenter denn je. Mit den beiden grossen Automo­ bilmuseen von Mercedes-Benz und Porsche sowie dem Meilenwerk ist die Stadt ein Mekka für Automobilfans.

Classic Cars und Oldtimer Das Meilenwerk im denkmalgeschützten ehemaligen Landesflughafen auf dem Flugfeld Böblingen / Sindelfingen bildet mit seinem einzigartigen Flair den stilvollen Rahmen für Aktivitäten rund um Oldtimer, Liebhaberfahrzeuge, Werkstattservice und Accessoires. Die Immobilie wurde aufwendig und unter Verwendung neuester Materialien restauriert. Dabei wurde genau auf die Er­ haltung des denkmalgeschützten Gebäudes geachtet. Ganz nach dem Motto «Alles unter einem Dach» werden im Meilenwerk Restaurierungswerkstätten und Verkaufsräume durch ausgewählte Gastronomie ergänzt. Die Besucher, die stets freien Eintritt haben, können so eine stilvolle Mischung aus Oldti­ mermuseum, Sportwagenausstellung und Werkstätten erleben und sich zur gleichen Zeit feinen Gaumenfreuden hingeben. Ein exklusives Design-Hotel komplettiert das Angebot des Meilenwerks Region Stuttgart. Neben Stan­ dardzimmern verfügt das V8 Hotel über individuell gestaltete Themenzimmer, abgestimmt auf das Oldtimerambiente des Meilenwerks. Im Carwash-Zimmer können es sich die Gäste zwischen Bürstensäulen, Rohren und einem Pro­ grammterminal – wie in einer echten Waschanlage eben – bequem machen. Und das Flair eines Schrottplatzes können die Gäste im Nostalgie-Zimmer spüren. Weitere Zimmer zu den Themen Rennsport, Werkstatt, Vision, Tu­ ning, Tankstelle, Route 66, Autokino und V8 Camp machen die Nacht im V8 Hotel zum einmaligen Erlebnis.

Folge dem Stern Als einziges Museum der Welt kann das Mercedes-Benz-Museum die über 125-jährige Geschichte der Automobilindustrie vom ersten Tag an lückenlos darstellen. Wer zu den Anfängen des Automobils will, muss ganz nach oben. Die Ausstellung im Mercedes-Benz-Museum beginnt in der obersten Etage. Von dort aus bahnt sich der Besucher auf zwei Rundgängen über neun Ebe­ nen den Weg durch die Automobilgeschichte: von 1886 bis in die Gegenwart. Mit rund 722 000 Besuchern jährlich ist es das meistbesuchte Museum in Stuttgart. Das Gebäude ist einer DNA-Spirale mit ihrer Doppelhelix nachemp­ funden. In seinem Inneren sind auf 16 500 Quadratmetern 160 Fahrzeuge und mehr als 1500 Exponate ausgestellt. Die Ausstellung teilt sich in Mythos- und Collectionsräume. Die sieben Mythos­ räume erzählen die Geschichte der Marke Mercedes-Benz und gliedern sie in Themen und Epochen. Sie führen von der Erfindung des Automobils bis zur Gegenwart chronologisch durch die Zeitgeschichte. Die Collectionsräume zeigen thematisch die Vielfalt der Fahrzeuge der Marke. So sind in der «Galerie der Namen» unter anderem das Papamobil, der rote SL von Prinzessin Diana, der Grosse Mercedes Typ 770 von Kaiser Hirohito und der Bus der Deutschen Herren-Fussballnationalmannschaft von 1974 zu sehen. Mythos- und Collec­ tionsrundgang münden in die Ausstellungseinheit «Silberpfeile – Rennen und Rekorde». In einer grossen Steilwandkurve präsentieren sich legendäre Re­

kordfahrzeuge: Phönix-Rennwagen, Blitzen-Benz, Silberpfeile, Weisse Elefanten bis hin zu Lewis Ha­ miltons F1-Weltmeister-Wagen aus dem Jahr 2008.

Die Geschichte einer Sportwagenschmiede «Diejenigen, die das Glück haben, aus einem Traum ein Geschäft zu machen, schulden es der Welt, die Hüter dieser Träume zu sein.» Man könnte sagen, dass mit diesem Zitat von Dr. Ing. h.c. ­Ferdinand Porsche der erste, zumindest gedankliche Grund­ stein zum Porsche-Museum gelegt wurde. Das Porsche-Museum wurde nicht irgendwo eröffnet, sondern direkt am Porscheplatz. Denn hier wer­ den seit 1950 die Sportwagen hergestellt, deren Motorhaube das Stuttgarter Rössle ziert. Die 5600 Quadratmeter grosse Ausstellung prä­ sentiert rund 80 Fahrzeuge und 200 Kleinexpo­ nate. Zu den Highlights zählt ein Neuaufbau des Typs 64, des Ur-Porsche. Seine Formensprache, sozusagen die Porsche-DNA, findet sich bis heu­ te in jedem Modell der Zuffenhausener Sportwa­ genschmiede. Auch in den ebenfalls ausgestellten Porsche 356 «Nr. 1» Roadster, Porsche 356 Cou­ pé «Ferdinand» von 1950 und Porsche 356 1500 Speedster. Ein chronologischer Rundgang zeigt die Produktgeschichte des Unternehmens, er­ gänzt durch spezielle Themenbereiche, beispiels­ weise zu Porsches Motorsportaktivitäten. Das Porsche-Museum ist ein rollendes Museum. Die gezeigten Fahrzeuge erfüllen noch heute ihren Zweck: Sie fahren. Etwa beim Goodwood Festival of Speed. Um eine fachgerechte Wartung der his­ torischen Renn- und Sportwagen gewährleisten zu können, wurde eine Museumswerkstatt eingerich­ tet. Der Besucher kann die Arbeit an den PorscheKlassikern durch eine gläserne Trennwand direkt mitverfolgen. Über der Museumswerkstatt gewährt das historische Archiv der Dr. Ing. h.c. F. Porsche AG Einblick in die Geschichte des Unternehmens. Es umfasst als eines der grössten Bildarchive im Automobilbereich mehr als drei Millionen Bilder, ein Medienarchiv mit über 1700 Stunden Filmmaterial sowie eine Bibliothek mit mehr als 3000 Automobil­ büchern. Zudem verfügt es über eine umfangreiche Sammlung schriftlicher Unterlagen zur Produkt-, Renn- und Unternehmensgeschichte.

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GIRLS

on Bikes

«Luxus ist nicht das Gegenteil von Armut, sondern das Gegenteil von Gewöhnlichkeit.» – Coco Chanel –



DRIVE STYLE

Paillettenoverall Marcel Ostertag

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DRIVE STYLE

Hose Marcel Ostertag | Bluse Rebekka RuĂŠtz | Schmuck Stella & Dot | Schuhe Jeffrey Campbell

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Jacke Somy So | Hose Set | Shirt Sisley | Sonnenbrille Montblanc Eyewear by Marcolin | Handschuhe Roeckl | Schmuck/Ring STELLA & DOT

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DRIVE STYLE

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lena Gerber wurde bereits mit süssen 13 Jahren von einer Modelagentur entdeckt. Seitdem geht es mit ihrer Karriere steil bergauf. Prestige sprach mit dem Model und der TV-Moderatorin Alena ­Gerber über den Luxus, auf zwei Rädern unterwegs zu sein …

Luxus wird ganz verschieden definiert. Was ist deine persönliche Definition von Luxus? Alena Gerber: Luxus ist für mich, Zeit für die Dinge zu finden, die ich wirklich liebe, die mich bewegen. Luxus bedeutet für mich aber auch schon die Fähigkeit, sich an den kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen, sei es das Lachen eines Menschen, den man liebt, oder der Gedanke an all die schönen Erfahrungen, die man im Leben bereits sammeln durfte.

Was ist die luxuriöseste Erfahrung, die du bis jetzt machtest? Das wäre vermessen, mich auf eine zu beschränken. Ich bin sehr glücklich über das, was ich mir mit meinen jetzt 23 Jahren erarbeitet habe, und ich habe viel Feuer und Liebe, um noch viel mehr auf die Beine zu stellen. Ich stehe niemals still und höre nicht auf, an mir und meinen Zielen zu arbeiten. Ich bin gern in Bewegung, am liebsten in schneller Bewe­ gung, auf meinem Motorrad.

Bedeutet Luxus für dich eher Gegenstände oder Momente? Ganz eindeutig Momente. Allerdings gibt es selbstverständlich Gegenstände, mit denen wundervolle Momente quasi garantiert sind.

Dein Job ist mit ständigem Reisen verbunden. Was bedeutet für dich Luxus in der Fortbewegung?

Darüber habe ich noch nie gesprochen, aber: Ich hasse Zug- und Bahnfahrten. Ich liebe hingegen Auto- und Mo­ torradfahren. Beim Fahren kann ich entspannen. Im Auto höre ich am liebsten alte Rockmusik, auf meiner S 1000 RR lausche ich den Motorgeräuschen, das wirkt auf mich besser und entspannender als Yoga.

Wie schaut es mit Motorrad aus? Gibt es dir eine gewisse Freiheit, ein gewisses Mass an Anonymität? Oh ja, absolut. Es gibt für mich kein schöneres Gefühl, als auf dem Motorrad zu sitzen. Das ist die reine Wahrheit. Ich trage am liebsten meine schwarze Lederkombi, einen schwarzen Helm mit schwarzem Visier und niemand weiss, wer ich bin, die meisten wissen nicht einmal, dass ich ei­ ne Frau bin. Ich bin Motorradfahrer. Das trennt mich vom Alltag, vom Stress und von Oberflächlichkeiten, die mein Beruf mit sich bringt. Es verbindet mich mit all den ande­ ren Motorradliebhabern, die mir auf der Strasse begegnen. Ich liebe auch den Handgruss, den sich Motorradfahrer geben. Autofahrer streiten immer nur, Motorradfahrer winken sich zu, halten sofort bei Pannen, sind füreinan­ der da. Ich ernte an der Ampel viele erstaunte Blicke. Die meisten Männer können es überhaupt nicht fassen, eine junge Frau auf einer starken Rennmaschine zu sehen, al­ le paar Ampeln werde ich angehupt oder angesprochen, dann ziehe ich mein Visier wieder herunter und tarne mich als Junge. (Lacht.)

Photo Markus Hofmann | white-photo.com Styling Kinga Horvath | kingahorvath.de Makeup Pamela Schneider | Artistgroupmierau Model Alena Gerber Retouche PX5 Interview Karolina Berdycka

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Fashion

fashion

179 KUNST AM LEIB ART MEETS FASHION 182 FASHION SHORTCUTS 184 MILANO MIA SHOOTING BY GIANNI PISANO 196 MODEILLUSTRATION FASHION AUS DEM HANDGELENK 198 SPORTLICH UNTERWEGS SPORTY OUTFIT 202 DER SPAZIERSTOCK ER LÄUFT WIEDER 209 PUNK AND FASHION VIVIEN WESTWOOD 210 KUNSTVOLL UMSCHMEICHELT EDLE SEIDEN-ACCESSOIRES

selected jewels

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Kunst am Leib

Art meets

Fashion

ModeschĂśpfer zeigen diesen FrĂźhling / Sommer ihre Liebe zur Kunst, indem sie ihre Kleider damit bedrucken. Die Symbiose von Kunst und Mode hat eine lange Tradition in der Modewelt und lebt gerade wieder auf. Kathrin Eckhardt


Fashion

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s ist bunt auf den Laufstegen und in den Hallen in Paris und Mailand. Chanel in­ szenierte im Grand Palais eine kleine «Art Basel» in einer riesigen Betonhalle mit Plas­ tiken und Skulpturen. Bunt gekleidete Modelle beschreiten die Halle, die Augen geschminkt, als wären sie selbst ein Teil eines abstrakten Gemäl­ des und die letzten zehn Looks Chanels wurden von Aufdrucken beherrscht, die Karl Lagerfeld in seinen Ferien selbst gemalt hatte. Dazu läuft der passende Soundtrack von Jay-Z: «Picasso Baby».

Gemälde schmücken edle Roben Und auch die Kunstliebhaberin Miucca Prada zeigt diesen Frühling ihre Liebe zu Kunst so deutlich wie schon lange nicht mehr. Riesige Gemälde und Illustrationen zieren die Prada-Show-Location in ­ Mailand. Die Handschrift der Künstler erkennt man auf den Entwürfen der Kollektion der Italienerin wieder. Frauengesichter, die einen liebevoll anse­ hen oder bunte Regenbogen hängen als Kleider an den Modellen. Und sogar die sonst einfarbig liebende Jil Sander hat sich für bunte Drucke ent­ schieden, die ein bisschen an Konfetti oder eben moderne Kunst erinnern. Auch das Modehaus ­Céline traut sich, plakative Formen auf ihre simplen Entwürfe zu drucken, inspiriert vom französischen Fotografen und Künstler Brassaï.

Prada Donna Showspace

Wir erinnern uns bei diesen Beispielen an die Kollektionen aus den 80er-Jah­ ren von Yves Saint Laurent. Er war kunstbegeistert wie Miucca Prada, die in ihrem Hauptquartier in Mailand eine riesige Rutsche von Carsten Höller stehen hat, eine eigene Kunstsammlung mit über 1 000 Werken in der «Fondazione Prada» besitzt, künstlerische Filme produziert und Literaturpreise ausschreibt.

Kunst auf Couture-Kleidern Saint Laurent sammelte mit seinem Lebensgefährten Pierre Bergé diverse Werke, darunter ein Gemälde von Matisse, das 2009 nach dem Tod des De­ signers für über 32 Millionen Euro versteigert worden war. In den 80er-Jahren waren Matisses berühmte Blätter auf den Couture-Kleidern von Yves Saint Laurent zu sehen. Die Van-Gogh-­Jacken oder der bodenlange Matisse-Jupe und das Mondrian-Kleid sind ein paar Beispiele dafür, wie Saint Laurent Kunst in seine Kollektionen integrierte. Heute reproduzieren die Modeschöpfer nicht nur vorhandene Kunst auf ihre Entwürfe, sondern lassen extra Kunst für die Kleider anfertigen, so etwa ­Miucca Prada, die vier verschiedene Künstler da­ für engagierte. Oder die Designer schaffen die Kunst selbst, die auf den Klei­ dern zu sehen ist, wie Karl Lagerfeld für Chanel. Trotzdem distanzieren sich die Designer davon, selbst Künstler zu sein, geschweige denn zu behaupten, dass Mode Kunst sei. Die Kunst sei immer nur Inspirationsquelle für ihr Desig­ ner-Dasein, so äussert sich Miucca Prada sehr klar zum Thema. Kunst und Mode sind zwei eigenständige Welten und trotzdem gleichen sie sich. Die Kunst wie die Mode bestimmen den Puls der Zeit und sind deren Spiegelbild, sie lösen Denkanstösse aus und polarisieren. Diese Saison zele­ brieren die Designer die Nähe zur Kunst-Disziplin besonders schön. Die Mode feiert die Kunst und bemalt ihre Kleider, als wären sie weisse Leinwände und die Modelle lebendige Ausstellungsflächen.


Prada Donna

Chanel

Jil Sander

Fashion

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Schmückende Tiere In der Schmuckwelt haben Tiersujets eine lange Tradition. Chopard kreiert seit Jahren Kettenanhänger mit Tiersymbolen oder setzt einen Sommervogel aus Diamanten auf Ringe. Stenzhorn wurde bekannt durch Frösche, die mit und ohne Krone gemütlich auf den Fingern ihrer Trägerinnen sitzen. Und die Schweizer Schmuckhersteller ziehen nach: Das Schmuckhaus Frieden, das seine Werkstätten in Thun hat, zeigt seine neuste Tierkreation. Es sind zwei Ohrhänger in Form einer Schlange. Auf ihrem Kopf sitzen gelbe Saphire, so wie die Königskobra am Hinterkopf ihr schmückendes Muster trägt. Doch giftig wie die Königskobra sind die Ohrstecker glücklicherweise nicht, dafür genauso faszinierend. Ohrhänger «serpent».

Fashion Shortcuts Hugh Hefners Favorit Über diesen Pyjama hätte sich der schwerreiche Frauenheld Hugh Hefner gefreut. Der «Playboy»Gründervater und Blondinen-Förderer liebt hochwertige Bademäntel mit kleinen Extras. Das Schweizer Traditionshaus Zimmerli, welches sonst für seinen Feinstrick und die inländische Produktion bekannt ist, wagt diese Saison einen pompösen Auftritt mit der neuen Kollektion. Der Pyjama mit passendem Morgenmantel, Perlmuttknöpfen und dem Jacquards-­ Muster versprüht geradezu Glamour. Ich stelle mir Hugh Hefner darin vor, wie er durch seine Villa schreitet und das Leben geniesst: Besser geht es kaum.

In Blumen gehüllt Frühling und Sommer ohne Blumen? Undenkbar! Das sieht auch die Modelwelt so. Aufdrucke mit Blumenmuster und Stickereinen, die an Blumen erinnern oder gar beides vereinen, sind einer der grossen Trends der kommenden Saison. Burberry Prorsum prägt den Trend ganz besonders und hat neben iPhoneHüllen mit Blüten aus Leder und Taschen, die mit Blumenmuster und Applikationen versehen sind, auch seine Kleider mit Blüten verziert. Darunter ein filigraner Trench Coat in einem lieblichen Hellblau. Seine Spitze erinnert an Blumenblüten und auch die darauf applizierten Strasssteine erinnern an ihre Erscheinung. Ich stelle mir vor, dass man selbst ein bisschen zum Blümchen wird, wenn man diesen Mantel trägt, der irgendwo zwischen Himmel und Blumenwiese einzuordnen ist.


Männer in Couture Der Volksgeist denkt, die Haute Couture gehöre den Frauen. Falsch gedacht, auch in der Männermodewelt gibt es Couture. Natürlich nicht mit langen Röcken, die von Hand bestickt wurden oder denen stundenlang Federn in den Stoff eingearbeitet wurden. Aber Couture und Männermode beissen sich nicht. Das italienische Modehaus ­Ermenegildo Zegna hat neben seiner Prêt-à-Porter-Linie Z auch Zenga-Sport und eine eigene Couture-Linie. Dort sind die Materialien besonders kostbar und werden mit super feiner Baumwolle, Kaschmir und feinstem Wildleder versehen. So ist es auch bei diesem floralen Mantel, der in der Kombination mit einem Seidenhemd und ­Wildlederapplikationen an den Ärmeln absoluter Luxus bedeutet.

Gegensätze ziehen sich an Die Marke Piquadro steht für praktische Taschen, die viel Gewicht aushalten. Diese können ohne Bedenken mit Laptop, Sportsachen und iPad gefüllt werden und schützen die schwere Last auch noch vor bedrohlicher Nässe. Dafür bestechen sie nicht gerade durch herausragende Eleganz, doch die Produkte sind solide wie eine langjährige Freundschaft. Ganz anders verhält es sich mit den Entwürfen des sardischen Designers Antonio Marras: Er liebt florale Muster und einen bunten Farbmix, sein Design überrascht jede Saison von Neuem. Doch was passiert, wenn sich diese Gegensätze zusammentun? Es entsteht eine Taschenkollektion, die praktisch und ebenso modisch ist. Aus den Vorzügen beider Marken entstand der Weekender «Santiago» aus beschichteter Baumwolle mit Kalbsleder im Marinestil.

Gut belüftet Ist es Winter, sehne ich mich nach offenen Sandalen und kurzen Röcken. Ist es aber heiss und schwül draussen, will ich endlich mal wieder Stiefel tragen können. So einen wie von Hugo Boss, der den Namen Mida trägt und für «Milano Summer Feeling» steht. Diesen Sommer sollte es damit klappen, ohne im Fussschweiss zu ertrinken. Die Stiefelette aus Kalbsleder hat ein feines Gittermuster, das die Füsse auch bei hohen Temperaturen frisch behält.

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PRESENTS

MILANO

MIA by Gianni Pisano

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bra+ jacket Ermanno Scervino | Ring Roberto Cavalli

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Dress Vionnet | Culotte and bra Dolce & Gabbana | Shoes Giuseppe Zanotti | Bracelets Roberto Cavalli

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Dress Burberry’s | Jacket Versus | Shoes Giuseppe Zanotti

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Dress Sportmax | Necklace & Ring Roberto Cavalli

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Bra+ Pants Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti

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Pants Emilio Pucci | Jacket Trussardi | Shoes Giuseppe Zanotti

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Fashion

Dress Dolce & Gabbana | Ring Roberto Cavalli

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Fashion

Dress Just Cavalli | Bracelets & Ring Roberto Cavalli Photography Gianni Pisano Production Lina Baumann Styling Elisabetta Cavatorta Hair & Make-Up Astor Hoxha @ CloseUp Milano (using Shu-Uemura Art of Hair and Dior Cosmetics) MODEL Elensio @ IMG Styling Assistant Eleonora Da ViĂ Special Thanks an das Grand Hotel Villa Torreta in Mailand

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Mode zeichnungen Mode aus dem Handgelenk

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edes Kleid beginnt mit einer Zeichnung, jedes Shirt mit einer Skizze. Bleistift, Tusche und Papier sind die Geburtshelfer der Mode. Yves Saint Laurent emp­ fand den «Zauber des Augenblickes», wenn er die erste Visualisierung einer neuen Idee zu Papier brachte, Wolfgang Joop nennt – etwas prosaischer – die Hand sein «kreatives Medium» und Karl Lagerfeld ist bekannt dafür, mit drei, vier Strichen den modischen Zeitgeist einer ganzen Epoche aufs Blatt zu bringen. Ob als kreativer Geburtsakt oder als Zeitschriftenillustration, die die Essenz eines Modellkleides einzufangen sucht – die Modeillustration blickt auf eine lange Geschichte voll grosser Namen zurück und hat den Angriff der Moderne, sprich der Fotografie, schadlos überstanden. «Illustration Now!» präsentiert 90 Künstler aus der ganzen Welt, darunter Ruben Toledo, Aurore de La Morinerie, Bil Donovan, Tanya Ling und Jean-Philippe Delhomme. Illustration Now! Fashion | Julius Wiedemann | Taschen Verlag

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Photography by Warren & Nick

DAS 1811 GEGRÜNDETE HAUS Seit seiner Gründung entwickelt Perrier-Jouët blumigen Champagner mit einer seltenen Feinheit, die durch Chardonnay gekennzeichnet ist.

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Please Drink Responsibly


Fashion

Sport-

lich

unter-

wegs

W Tommy Hilfiger

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Fashion

La c o st e

DKNY

Ein Blick auf die Strassen der Modemetropolen zeigt eines: Wir geben uns alle ­extrem sportlich, zumindest sehen wir alle so aus. Und wenn wir der Modewelt Glauben schenken, wird das noch eine Weile so bleiben. Kathrin Eckhardt

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ir kennen die Problematik aus unserem Alltag: Mit den Trainingssachen in der Tasche, Laptop unter dem Arm und dem Kaffee-zum-Mitnehmen in der Hand bewegen wir uns in zehn Zentimeter hohen Absätzen durch die Stadt. Schnell wird klar: Einfach ist das nicht und dazu auch noch sehr anstrengend. Denn neben der ganzen Last, die zu tragen ist, müssen wir uns auch noch darauf konzentrieren, uns nicht die Haxen zu brechen.

Geschafft, endlich unversehrt zuhause angekommen! Aber warum tun wir uns das eigentlich an? Das fragten sich auch die Fashionistas und Moderedakteurinnen, die sich von Show zu Show in High Heels bewegten und sich nach dem Stiletto-Marathon völlig erschöpft fühlten. Und auch Leute, die diesem Problem Abhilfe schaffen können, suchen nach neuen, bequemeren Lösungen: stilvoll aber leichtfüssig und gleichzeitig bequem

durchs Leben gehen zu können. Schliesslich wurde eine einfache Lösung für das schwerwiegende Problem gefunden. Die Mode erklärte sportliche Bekleidung zum Trend und bediente sich der praktischen Kleidung. Bereits seit ein paar Saisons ist die Modewelt durch den Einfluss des Sports geprägt. Zum engen Jupe werden Turnschuhe getragen und über das Kleid ein Kapuzenpullover. Für kommenden Frühling / Sommer wurde der Trend von den Designern aufgenommen und weiterentwickelt. Und dabei sind nicht nur typische Marken wie

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Fashion

Ra g & B o n e

Tommy Hilfiger oder Lacoste, die sich den sportlichen Aktivitäten wie Tennis schon seit ihren Gründerjahren nahe fühlten, an der Spitze der Trendgestaltung. Auch Marc Jacobs hat für sein eigenes Label die Elemente aus der Sportwelt weiterentwickelt. Er traut sich, Shorts und Bomberjacke in einem glänzenden Stoff zu produzieren. Und Donna Karen hat die ganze Kollektion von DKNY dem sportlichen Stil mit Baseballmützen, Shorts, Parkas mit Kapuzen und Turnschuhen verschrieben. Doch die sportlichen Attribute werden nicht eins zu eins aus der Sportwelt übernommen, sondern nur häppchenweise mit High Heels, kurzen Röcken oder sogar Lackschuhen kombiniert. Dadurch entsteht ein spannender Mix, der irgendwo zwischen Fitnessstudio und Designerladen liegt. Zudem wirkt dieser Look entspannt und hält das Gegengewicht zur überstilisierten Welt der perfekten Erscheinung. Im Sport-Style sieht man immer ein bisschen aus, als wäre man gerade aus dem Fitnessstudio gekommen oder auf dem Weg zum Vita Parcours, und selbst wenn die Haare etwas fettig sind, ist das nicht weiter tragisch. Gleichzeitig fühlt man sich in sportlichen Kleidern

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Ma r c b y Ma r c J a c o bs

agil und «voll in Schuss». So ergeht es wohl auch den Stars und Sternchen, ein Beispiel dafür ist die Sängerin Beyoncé, die sich oft im nonchalanten Stil zeigt und dazu im einen Arm ihr Kind und im anderen das Smartphone als Accessoire mit sich trägt. Wie entspannend Mode doch manchmal sein kann! Wenn wir die Soziologen befragen, hat der Sport auch eine konträre Funktion. Sport funktioniert nach strickten Regeln und erfordert Anstand und Fairplay. Nur wer sich in dieses Gefüge integriert, darf mitmachen. Und Sport bedeutet, Leistung oder Höchstleistung zu erbringen, einen gestählten Körper zu haben und gesund zu sein. Dinge, die zur westlichen Gesellschaft gehören wie Hot Dog und Cola Zero.


orange

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l a c o nt r i e

m o l l e r us

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Fashion

ER LAUFT WIEDER DER SpaziersTOCK Durch die Jahrhunderte kommen und gehen die Trends, aber der Spazierstock gehört zu einem der langlebigsten Accessoires in der Geschichte des Luxus und der Mode. Lone K. Halvorsen

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Fashion

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eit geraumer Zeit wird der Stock wieder in die Hand genommen. Denn was einst Oscar Wilde, Peter Ustinov, Dagobert Duck, Charlie Chaplin oder gegenwärtig Dr. House zu nutzen pflegt(e), erlebt ein Comeback. Und Hollywood-Stars wie George Clooney und Brad Pitt erhöhen den Promifaktor des eleganten Spazierstocks – jedoch stellt man sich hier die Frage: Wer ist tatsächlich der Star?

An Eleganz hat der Spazierstock jedoch im Laufe der Jahre nicht verloren, sondern eher das Gegenteil. So optisch stillos und trivial wie noch vor einigen Jahren sind die Spazierstöcke längst nicht mehr. Ob mit einem Totenkopf am Griff, einem Parfüm im Flakon oder einer Dame im Griff des Spazierstocks ... Die neuen Generationen bestechen durch eine stilvolle Optik, wobei die wahre Funktionalität jedoch nicht vernachlässigt wird. Ob beim Theaterbesuch oder beim Stadtbummel, der moderne Spazierstock besticht durch moderne

Materialien und elegante Farben, die seinen Träger schmücken. Aber selbst den schlichtesten Exemplaren wohnt Eleganz und auf verführerische Weise eine gewisse Strenge und Sex-Appeal bei. Jedoch erfordert der Umgang mit dem Spazierstock ein gewisses Manöver und Können. Sofern der Nutzer dieses zu beherrschen weiss, ist die «Show» mit dem Stock gelungen. Sowohl Herr Pitt wie auch sein Freund Herr Clooney haben eine hervorragende Figur damit gemacht – und nun übt der modebewusste Grossstädter weiter …

Flanieren und Spazieren Getreu der Diffusionstheorie sickerte der Stockeinsatz vom 18. bis ins 19. Jahrhundert – zuerst zum Adel und dann zum Bürgertum – durch. Ob Kavalier oder Dame, der elegant und kostbar gestaltete Spazierstock war über eine sehr lange Zeit ein unerlässliches, modisches Accessoire für jeden Spaziergänger. Denn der glorifizierte aufrechte Gang, war mehr als eine orthopädische Frage. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts entrüsteten sich Zeitgenossen in Frankreich über «die Badenden von Trouville, die Touristinnen, die Damen von Welt, die nach Spa gehen oder in Vichy promenieren». Diese nahmen mit dem Spazierstock in der Hand männliche Allüren an, die in den Augen ehrbarer Männer niemals züchtigen verheirateten Frauen oder Müttern zustanden. So schnell kann’s gehen. Im 17. Jahrhundert als die Kavaliere am spanischen Hof damit begannen, zum Degen einen Stock mit Knauf zu

Cigar

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Fashion

a m e th y st e y e

b y hand

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g r y ph o n

s i lv e r c o n e

l i g ht

Golfer

b o hn e

Zodiac

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t­ragen, gehörte der Gehstock den Herren. Auf dem Höhepunkt des Hypes, Ende des 19. Jahrhunderts, fingen die Frauen erst an zu rauchen, dann krallten sie sich zudem auch noch den Stock.

Beginn und Ende einer Ära Für uns alle ist Charlie Chaplin ein Synonym zum Spazierstock. Jedoch verwendete er den dünnen Spazierstock lediglich als Karikatur eines ­ ­Accessoires der bürgerlichen Gesellschaft, mal als Spassutensil – mit Fahrradklingel oder Flaschenhalter. Wenn man jedoch ein wenig weiter zurück in der Geschichte des Spazierstocks stochert, findet man die tatsächliche Funktion des Spazierstocks – oder Wanderstabs, wie er auch genannt wurde. Der Wanderstab hatte nämlich zu allen Zeiten zwei Funktionen: Gehhilfe und Waffe. Wenn sich unsere Vorfahren über die Berge begaben, diente der Wanderstab nicht nur als nützliche Hilfe, um das schwierige und steinige Gebirge zu bewältigen, sondern auch um Fressfeinde zu attackieren und gewiss auch zu töten. Daher hat das postmoderne Auge, welches überwiegend den Stock mit Zerbrechlichkeit und Schwäche verbindet, eine fehlerhafte Assoziation. Charlie Chaplins synchroner Gang mit seinen schrulligen Stock­ pirouetten waren schlussendlich die letztgültige Persiflage auf das modische Accessoire des 18. und 19. Jahrhunderts, welches nach dem Zweiten Weltkrieg endgültig verschwand.

U pwa r d

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Fashion

Die Rückkehr der guten Dinge Mit dem Altern der Gesellschaft kehren, wie so oft erlebt, die «guten alten Dinge» wieder zurück. In diesem Falle ist der Spazierstock keine Ausnahme. Obwohl für viele immer noch mit dem Begriff «Stock» häufig Nordic Walking assoziiert wird, steht fest: Stock ist nicht gleich Stock. Denn was Oscar Wilde mit sich herumzutragen pflegte, hat damit herzlich wenig zu tun. Daher setzt die A ­ utorin des Trendbarometers den Stock nach Jahrzehnten der Abstinenz auf Tendenz steigend. Unsere Gesellschaft ist wieder bereit für einen deklarierten Stilcodex. Trotz der ursprünglichen Funktion des Stocks als Waffe, sehnt sich heutzutage der stilvolle Mensch nach Qualität und einem Hauch von Respekt.

Spazierstöcke par excellence Für viele sind die Gehstöcke antiquiert, doch Wunsch nach handwerklicher Qualität und einem Luxus, den es nicht an jeder Bahnhofstrasse dieser Welt zu kaufen gibt, sorgt dafür, dass diese nicht in Vergessenheit geraten. Rainer Berchtolds Schöpfungen aus Silber, Carbon, Horn oder Edelstein verleiten dazu, wie der stilvolle ­George C ­ looney mit Stock durch die ­Strassen zu ­flanieren. www.formaforte.ch

East W e st

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Punk and Fashion Vivienne Westwood

Sie ist exentrisch und gilt als Grande Dame des Punk-Designs. Berühmt wurde sie durch ihren Stilmix aus historischer Bekleidung und schrillen Webmustern. Bis in die 70er-Jahre hinein führte sie ein eher biederes Leben, doch durch Malcolm McLaren änderte sich ihr Leben schlagartig. Zusammen eroberten sie London mit: «Too fast to live, too young to die», «Sex» und «World’s End». Westwood entwarf Kleidung für Biker und Punks. Leder, zerlöcherte Shirts, Sicherheitsnadeln und Hundehalsbänder wurden salonreif. Später legte sie die Mini-Krinoline und Spitzenbustiers mit Metalleinsatz nach. Ihr lila Plateauschuh brachte selbst Supermodel Naomi Campbell auf dem Laufsteg zum Fallen. Westwoods Credo: schrill, aber erfolgreich! Jahrelang machte sie Furore mit Schottenkaros, heute versucht sie, den Planeten Erde zu retten. Ihre Modekreationen werden in mehr als 30 Ländern verkauft. Und prominente Damen wie Cameron Diaz und Sharon Osbourne lieben ihre Mode.

3 Fragen Was haben Sie sich zuletzt gekauft? Ich kaufe fast nichts, ich bekomme die meiste Kleidung aus meiner Firma. Manchmal leihe ich mir Kleidung aus der Pressekollektion. Ich besitze sicher nicht mehr als 20 Paar Schuhe, trage jedoch maximal sechs Paar davon.

Haben Sie Angst vor dem Alter? Nein, wenn es so weit ist, werde ich in meinen Heimat­ ort zurückziehen und endlich wieder viel Zeit finden zum ­Lesen.

Was denken Sie von dem heutigen Konsum­ verhalten? Konsumieren, konsumieren, konsumieren – ohne nach­ zudenken. Alle sehen dadurch konform aus. Wir konsumie­ ren alle viel zu viel. Die Menschen sollten weniger kaufen und auf Qualität achten, damit die Ware länger hält.

«die Gleichstellung von Menschen ist die Seuche unserer Zeit.»

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Fashion

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Carr辿s, Seidenschals und Grand Foulards f端r die Frau. Pochettes, Fliegen zum 足Selberbinden und Krawattenschals f端r den Mann. Willkommen in der bunten Seidenwelt des Andreas Hurr. Yvonne Beck

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Fashion

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eine Kreationen heissen Appenzell, Honolulu, Tropicana oder Southampton. Foulards mit Blumen- und Schmetterlingsmustern in knalligen Farben, aber auch zurückhaltendem Design in Rotweiss oder Blauweiss. Mit feinen Tupfen oder Fischmuster. Vier Jahre arbeitete Andreas Hurr für den Schweizer Seidenspinner Andy Stutz. Nun verkauft der junge Künstler und Textildesigner seine «Seidenmann»-Kreationen selbstständig. Jedes Jahr entstehen zwei Kollektionen, die in seinem Atelier mit viel Liebe zum Detail entworfen und mit viel Handarbeit in kleinen Manufakturen und in Heimarbeit hergestellt werden. In seiner kleinen, aber feinen Boutique «Seidenmann» am Limmatquai spricht er mit PRESTIGE über das Revival der Fliege, das vielfältige Material der Seide und die Handarbeit im Appenzell. Bei jedem Satz spürt man Hurrs Begeisterung und Liebe zu seinen Kreationen.

: Herr Hurr, seit 2012 designen Sie unter Ihrem eigenen Label ­«Seidenmann». Ist Seide Ihr Lieblingsmaterial? Andreas Hurr: Ja, denn Seide kann sehr unterschiedlich sein. Sie kann transparent sein oder sich eher körnig anfühlen. Sie unterscheidet sich vom Griff her oder von der Festigkeit. Ein spannendes, edles Material.

Woher stammt die Seide, die Sie verarbeiten lassen? Die Seide, die wir benutzen, ist in Italien gewoben. Como ist ein gros­ses Seidenzentrum. Dort kann ich Seide weben und bedru­ cken lassen. Alles an einem Ort, das ist sehr praktisch.

Sie legen sehr grossen Wert auf Handarbeit … Ja, die bedruckte Seide wird nach dem Zuschneiden im Züricher Atelier im Appenzell von Hand rouliert. Die Heimarbeit im Appenzell hat eine lange Tradition und stellt einen besonderen Schritt in der Produktion der hoch­ wertigen Accessoires dar. Die besondere Qualität dieser handverarbeiteten Produkte liegt in der Präzision, mit der die erfahrenen Rolliererinnen den Saum jedes einzelnen Schals, Foulards, Carrés und Pochettes nähen.

Woher beziehen Sie Ihre Inspirationen? Die Quellen der Inspiration für die einzelnen Druckmotive sind unterschiedlichen Ur­ sprungs: Einerseits ist es die alltägliche Umwelt, andererseits sind es simple Dinge wie Zeitungsausschnitte, Papierservietten, schöne Steine, Blätter und selbstgeschossene Fo­ tos. Ich sammle ständig Ideen. Wie ein Zahnarzt auf die Zähne schaut, schaue ich auf Fou­ lards. Ich scanne meine Umwelt nach neuen Ideen ab. Man weiss nie, woher die grossen Ideen kommen. Wichtig ist nur, dass man offen für sie bleibt. Daher sind meine Designs auch sehr vielfältig wie die Inspirationen, denen sie entspringen. Schmetterlinge, Blumen, Fische sowie Motive inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten.

Haben Sie in der Designerwelt irgendein Vorbild, das Sie beeinflusst? Ich werde von sehr vielem beeinflusst. Ich lese Modezeitschriften, sehe die neusten Mus­ ter und Farbtrends, aber von einer speziellen Person bzw. einem Designer eher nicht. Ich versuche, meine eigene Handschrift zu entwickeln. Sodass mein Design wieder­ erkennbar ist. Zwar bewundere ich Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop, bei dem ich ein Praktikum absolviert habe, aber mich inspirieren eher Künst­ ler, die sehr dekorativ und al arbeiten.

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Fashion

In Zürich ist Andy Stutz (der Seidenkönig) kein unbekannter Name – stört es Sie, dass man Sie in seine Fussstapfen stellt? Nein, überhaupt nicht. Ich habe fünf Jahre als Designer für Andy Stutz gearbeitet. Das ist ein Teil meiner beruflichen Laufbahn und es ist okay, wenn man mich darauf anspricht. Jedoch denke ich auch, dass ich mich weiterentwickelt habe und meinen eigenen Weg gehe. Ich habe inzwischen meine ganz eigene Handschrift.

Ihr Sortiment beschränkt sich nicht nur auf Seidenschals, Carrés und ­Foulards für Frauen, «Seidenmann» macht auch Männer glücklich. Ja! Für Männer führen wir Pochettes, Fliegen, Krawattenschals und natürlich Krawatten. Diese führen wir in drei verschiedenen Breiten: 6, 7,6 und 9 Zentimeter. Denn nicht jede Krawattenbreite passt zu jedem Outfit und zu jeder Statur. Zu schmaleren Anzügen sind auch schmalere Krawatten geeignet, aber ein Zwei-Meter-Mann mit massigen Schultern sollte keine schmale Krawatte tragen. Pochettes führen wir in Unifarben passend zur Krawatte oder mit Muster, falls man nur mit Einstecktuch ausgehen möchte.

Sie haben in Ihrer Kollektion auch Fliegen. Tragen wirklich noch viele ­Menschen Fliegen? Ich habe das Gefühl, es werden wieder mehr und vermehrt auch jüngere Männer. Wir haben Fliegen zum Selberbinden.

Wozu trägt man Fliege? Zu Jeans und Strickjacke oder ganz formell statt Krawatte. Eine Fliege ist schon etwas extravagant und man setzt ein klares Statement, aber es gibt wie gesagt immer mehr Menschen, die das auch wollen.

Trifft man Sie oft im Geschäft an? Ja, fast immer. Für mich ist der Austausch mit meinen Kunden wichtig. Für mich ist es wichtig, zu hören, was gut ankommt und was weniger.

Wer gehört zu Ihrer Kundschaft? Touristen und Zürcher Stammkunden. Vom Alter her sind meine Kunden sehr gemischt. Wir haben auch viele junge Kunden, was mich sehr erfreut, denn wir machen ja auch ein eher junges Design. Ich habe den Anspruch, modern zu sein – nicht modisch, aber zeitlos. Meine Foulards soll man noch in zehn Jahren tragen können.

Welches Design ist Ihr beliebtestes? «Ewige Liebe» – inspiriert aus Appenzeller Scherenschnitten. Das ist bei Touristen glei­ chermassen beliebt wie bei Einheimischen. Wir führen es in ganz unterschiedlichen Farb­ stellungen. Sehr traditionell bis zu sehr knalligen Farben.

Sie designen gerne in etwas mutigeren Farben … Mutig? Ja, vielleicht. Ich denke, ein Accessoire sollte schmücken. Meistens ist man ja eher dezent angezogen, dann setzt bspw. das Foulard den besonderen Akzent und das kann es durch kräftigere Farben machen. Man kann so mit seinem Foulard ein klares Statement abgeben – das gefällt mir.

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Kolumne Gabriel Palacios

Die Kunst, mit Gelassenheit attraktiv zu wirken Wir alle kennen das Phänomen: Wir möchten ausgehen, stehen vor dem Kleiderschrank, doch unsere Lieblingskleider liegen alle im Wäschekorb. Ratlos stehen wir davor und versuchen krampfhaft, aus den vorhandenen Kleidern das beste Outfit zusammenzumixen, ­währenddessen wir versuchen, auszurechnen, ob die Zeit wohl noch genügen würde, um die Lieblingskleider zu waschen, zu trocknen und zu bügeln. Letztendlich kommen wir dann doch zum Entschluss, dass die Zeit dafür wohl nicht mehr reichen wird und wir uns mit den vorhandenen Kleidern zufriedengeben müssen. In solchen Momenten fehlt uns lediglich eine äussere Instanz, die uns wachrüttelt und uns aufzeigt, dass die Lieblingskleider nur in unseren Köpfen existieren – sind wir jedoch erst einmal in Gesellschaft, würde jeder Mensch, der uns umgibt, wohl ein anderes Kleidungsstück zu dem wohl «passendsten» Kleidungsstück erküren. Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen, sondern, wie wir es tragen – sprich, mit welcher Haltung wir es tragen. Das von uns selbst erkürte Lieblingskleidungsstück tragen wir mit einer Ausstrahlung, die alle anderen förmlich in den Schatten stellt. Niemand jedoch kann uns versichern, dass dieses Lieblingskleidungsstück auch wirklich der Mehrheit gefällt. Und dennoch erhalten wir, alsbald wir unsere Lieblingskleider tragen, mehr Lob und mehr Aufmerksamkeit. Entscheidend ist, dass wir uns, wenn wir unsere Lieblingskleider tragen, in diesen völlig wohl fühlen, uns damit identifizieren können und wir mit unserer Ausstrahlung die Blicke auf uns ziehen. Zudem machen wir uns ja auch schon im Vorfeld darauf gefasst, von Blicken durchbohrt und von Komplimenten überhäuft zu werden. Daher saugen wir jede entsprechende Aussage, die in diese Richtung

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geht, wie beispielsweise «Du wirkst heute äusserst frisch.», förmlich auf und weisen diese der Kategorie «Ich-wirke-frisch-weil-ich-meineLieblingskleidung-trage» zu. Genau so verhält es sich mit den Blicken: Kaum betreten wir ein Lokal, fühlen wir jeden einzelnen ergötzenden Blick. Wichtig ist jedoch, zu wissen, dass sich all diese positiven Geschichten nur deshalb so abspielen, weil wir uns bereits auf die positiven Auswirkungen unserer Lieblingskleider gefasst machen. Wir fokussieren das Positive.

«Wichtig ist nicht, was wir tragen, sondern, wie wir es tragen» Vergleichen wir uns mit Models, so bemerken wir, dass Models nicht attraktiv auf uns wirken, weil sie die passende Kleidung tragen, sondern weil sie die Kleider mit einem Mehrwert – mit einem Charakter und einer Ausstrahlung – präsentieren. Deren Attraktivität hängt also nicht von bestimmten Kleidungsstücken ab, sondern von der Art und Weise, wie sie diese tragen. Alsbald wir also vor einem förmlich leeren Kleiderschrank stehen, sollten wir uns selbst wieder ins Bewusstsein rufen, dass wir die noch im Schrank liegenden Kleider mal aus irgendwelchen erdenklichen Gründen schön fanden und diese deshalb zu unseren Kleidern gemacht haben. Eignen wir uns also die Fähigkeit an, die Schönheit des einzelnen Kleidungsstückes hervorzuheben, so tragen wir das entsprechende Kleidungsstück mit einer gewissen Aus­ strahlung, die es an mir attraktiv wirken lässt. Wichtig ist folglich nicht, was wir tragen, ­sondern, wie wir es tragen.


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217 MÄNNERKOSMETIK FALTEN SIND CHARISMATISCH 222 ADRIANA TRIPA DIE IMAGEMACHERIN

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224 WIE DUFTET 2014? DUFTREISE NACH FLORENZ 228 EWIGE JUGEND KURZE GESCHICHTE DER KOSMETIK

v e r sa c e

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Beauty

Je mehr

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DESTO

charismatischer Wer die Wahl hat, hat die Qual! Stimmt diese Aussage, haben es Männer leichter – auf alle Fälle in einer Parfümerie. Blickt man sich hier um, wird klar, warum: Der Anteil von ­ausgewiesenen Herren-Produkten ist im Vergleich mit den Damen-Produkten verschwindend gering. Valeska Jansen

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anz besonders auf dem Gebiet der Pflege werden Männer im Verhältnis zu Frauen «unterversorgt». Und das, obwohl seit einigen Jahren immer behauptet wird, dass sich das Schönheitsbewusstsein des Mannes extrem verändert hätte. Zum Positiven natürlich. ­Liessen sie früher nur Wasser und Seife an ihre Haut, war plötzlich überall zu lesen und zu hören, dass sie nun auch gerne cremen.

Irgendwie manifestiert sich aber der Eindruck, dass Männer doch lieber im Baumarkt shoppen gehen als in der Parfümerie. Es könnte auch daran liegen, dass Männer von Natur aus schön sind, oder besser, sein müssen. Schliesslich können sie sich nicht hinter Bergen von Make-up verstecken und auch der «Morgen-danach»-Schock bleibt Frauen erspart. Wir trafen einen «natürlich» schönen Mann, der zum wiederholten Male zum «Sexiest Man Alive» und zum «Sexiest Footballer Alive» gewählt wurde. Der Ex-National- und FC-Bayern-Spieler Bixente Lizarazu achtet ganz besonders auf seinen Körper. Regelmässiger Sport und seine grosse Leidenschaft, das Surfen, gehören für ihn zum Tagesprogramm. Wir trafen einen vollkommen uneitlen und sehr entspannten, dafür (oder vielleicht auch gerade deswegen) aber tatsächlich sexy Mann, anlässlich seiner Tätigkeit als Markenbotschafter für eine bekannte Kosmetikmarke in Zürich. : Sie sind jetzt zum zweiten Mal hintereinander zum Sexiest Foot­ baller Alive gewählt worden. Wie fühlt man sich denn mit so einem Titel? Bixente Lizarazu: (Lacht.) Da ist wohl irgendetwas falsch gelaufen. Keine Ahnung, war­ um die Wahl auf mich viel, ehrlich. Aber nichtsdestotrotz ist es mir lieber so, als dass die Leute über mich sagen: Mensch ist das ein hässlicher Kerl.

Sie sind nun Markenbotschafter und Werbegesicht der Marke Biotherm Homme. Weil Sie so sexy sind? Oh, da gab es einige Gründe. Es ist bekannt, dass ich das Meer über alles liebe. Ausser­ dem wissen viele, dass ich als Sportler extrem auf meinen Körper achte bzw. achten muss. Ich habe zwar vor sieben Jahren mit dem Profifussball aufgehört, aber ich treibe weiter extrem viel Sport. Ich segle, tauche, surfe, fahre Ski, mache Jiu-Jitsu und noch einiges mehr. Bei dieser Kooperation ging es meiner Meinung nach nicht um mein Gesicht, son­ dern um meinen Lebensstil. Mein Körper ist sowieso nicht sexy, ich hatte schon so viele Unfälle und Verletzungen durch den Sport, dass ich mit Narben übersät bin. Meine Nase war auch schon mehrfach gebrochen. An mir ist echt rein gar nichts perfekt.

Haben Sie denn jemals über Schönheitseingriffe nachgedacht? Botox? Das ist für mich unvorstellbar. Ich bin, wie ich bin, und ei­ nes ist klar: Ich bin sehr natürlich und das wird sich sicher auch niemals ändern.

Viele Männer benutzen noch immer keine Kosme­ tikprodukte, woran liegt das Ihrer Meinung nach? Ich glaube, dass Kosmetik in vielen Männerköpfen noch immer ein Frauending ist. Kosmetik spielt in deren Männer­ leben keine Rolle. Ich glaube allerdings auch, dass es bei Sportlern von Haus aus anders ist, anders sein muss. Gehe ich zum Skifahren, muss ich mich vor der Sonne schützen, am Meer ebenso. Nach diesen Aktivitäten spannt die Haut so sehr, dass ich ganz freiwillig Creme auftrage, um dieses unangenehme Gefühl zu lindern.

Wie viele Cremes benutzen Sie denn so am Tag? Darüber denke ich nie nach, da gibt es bei mir keinen Plan. Wenn ich weiss, dass ich sieben Stunden segeln gehe, cre­ me ich mich morgens mit Sonnenschutz ein und benutze abends eine Feuchtigkeitspflege. Ich bin ein echter Na­ turbursche und amüsiere mich eher, wenn ich höre, dass japanische Männer vier bis fünf verschiedene Kosmetik­ produkte am Tag benutzen. Das wäre nichts für mich! Und wenn ich mir unser Badezimmer zu Hause so anschaue, wo sollte ich denn da mehr als zwei Produkte hinstellen? Da steht alles voll mit Produkten meiner Frau ... (Lacht.)

Also keine Anti-Falten-Creme und dafür in Würde altern? Genau! Als Mann ist es doch so, dass jedes Fältchen, je­ de Falte ein Männergesicht charmanter macht. Bei Frauen ist es leider schwieriger. Da ist der Druck von aussen viel zu gross. Nehmen wir den alten Mann und das Meer: Was ­wäre er denn ohne sein gegerbtes Gesicht?

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Beauty

Ihr erstes Pflege-Beauty-Produkt? Als Biotherm «Aqua Power» auf den Markt brachte, eines der ersten Männer-Pflegepro­ dukte überhaupt, vor zwanzig Jahren, kaufte ich es mir und ich bin dabei geblieben. Und das hat nichts mit meiner Kooperation mit Biotherm heute zu tun. Ich benutze es jetzt tatsächlich seit über zwanzig Jahren und habe es immer mit meinem eigenen Geld bezahlt.

Wie sieht es denn bei Ihren Ex-Fussball-Kollegen mit Pflege so aus? Wir waren ein Team von 25 Fussballern beim FC Bayern und hatten oft zweimal täglich Training. Das heisst, zweimal täglich duschen und trockene Haut danach. Aber eingecremt nach dem Duschen haben sich höchstens vier bis fünf.

Sie engagieren sich stark für den Schutz der Meere. Was machen Sie da genau? Und was hat das mit Pflege zu tun? 2003 habe ich meine Foundation «Liza pour une mer en bleu» gegründet. Dort geht es um den Schutz unserer Meere. Zusätzlich beteilige ich mich ehrenamtlich bei der Organisati­ on Surfrider, die sich u. a. um saubere Strände kümmert. Surfrider veranstaltet weltweit regelmässig grosse Treffen, bei denen alle Teilnehmer die Strände von Müll befreien. Auch bei der Oceans Initiative bin ich ehrenamtlich tätig. Dort geht es darum, den Lebensraum von Delfinen und Walen zu schützen und zu verbessern. Und dann engagiere ich mich noch mit «l'Odyssée du flocon à la Vague», um die Aufklärung der Menschen über den Kreislauf des Wassers zu verbessern. Biotherm hat auch eine eigene Organisation namens «Biotherm Water Lovers». Sie setzen sich für den Schutz der Gewässer und ihrer Lebewe­ sen ein, deshalb auch unsere Kooperation. Ein perfect match sozusagen. Für Biotherm ist das Meer die Quelle aller Produkte, denn überall sind aquatische Inhaltsstoffe, wie zum Beispiel Plankton, enthalten.

Eine letzte Frage, aus Aktualitätsgründen: Wurde zu Ihren Fussballzeiten das Thema Homosexualität in irgendeiner Art und Weise thematisiert? Absolut nein. Das war ein echtes Tabuthema. So etwas hatte in der Fussballwelt nichts zu suchen. Es wurde weder gemutmasst, noch sonst irgendwie darüber gesprochen. Dabei bin ich persönlich der Meinung, dass es in jeder Sportart auch homosexuelle Menschen gibt. Das hat nichts mit Männlichkeit zu tun. Selbstverständlich gibt es auch im Männer­ fussball, die als männlichste Sportart überhaupt gilt, Homosexuelle.

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Die ImageMacherin Adriana Tripa

Sie hat Stars wie Uma Thurman oder Sylvester Stallone zu besserem A ­ ussehen ­verholfen und Roger Federer für Werbespots g ­ eschminkt. Wichtig sind ihr aber auch Leute wie du und ich.

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Valeska Jansen

ünfzehn Jahre führte Adriana Tripa ein Berufsleben auf der Überholspur und jettete zwischen Zürich, Los Angeles, New York und Paris hin und her. Einen Namen machte sie sich mit Make-up, Styling und Fotografie für Editorials, Werbung und Film. In ihrer «Homebase» Zürich realisierte sie ihren Wunsch, ein eigenes Fotostudio zu gründen. So entstand ihr «Best-Image Fotostudio LOOX», in dem sie jeder Person mithilfe von Make-up und Styling zum Idealbild verhilft.

Licht und Schatten Mit nur leichten Schattierungen gelingt es ihr, aus jedem Gesicht das Beste herauszuholen. Wichtig dabei ist ihr, dass man nicht überschminkt aussieht. Sie berät, stylt und fotografiert in ihrem Züricher Studio, neu am Bellevue, ganze Firmen, Models, Schauspieler, Celebrities und Alltagskundschaft. «Ich wollte etwas gegen den Mythos unternehmen, dass nur ein Topmodel gut aussehen kann. Auch Frau Meier und Herr Müller können super aussehen. Einfach jeder Mensch kann toll aussehen. Er muss nur wissen, wie er das Beste aus sich herausholen kann», erklärt Tripa.

Adriana Tripa

Natürlich schön Schönheitschirurgie, Botox und Fillern, um jünger auszusehen, steht sie kritisch gegenüber: «Mit ein paar Tricks und richtig eingesetztem Make-up kann jeder bis zu 10 Jahre jünger aussehen, ohne sich dafür unters Messer zu legen.» Ihr Background ist Design (Ecole des Beaux-Arts in Paris) und Modeillustration. Für sie ist jedes Gesicht ein Unikat. Und genau das macht wohl auch den Unterschied zu anderen Fotografen und Visagisten aus. Sie betrachtet jedes Gesicht wie ein Canvas: «Hier kann man durch richtig platzierte Schattierungen Vorteile in den Vordergrund und Nachteile in den Hintergrund rücken. Physiognomie-Make-up: die Struktur von einem Gesicht richtig betonen. Und ganz wichtig: Less is more!»

Die Basis muss perfekt sein Sie sieht sich als Künstlerin. Am liebsten arbeitet sie mit ihren Fingern am Gesicht. Auch Frisuren zaubert sie mit nur ein paar Handgriffen. Ihre «Leinwand», das Gesicht, grundiert sie mit dem passenden Make-up. «Es ist nicht wichtig,

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welche Marke man verwendet, die sind heute alle gut. Viel wichtiger ist der richtige Farbton an der richtigen Stelle. Genau wie die Farbe des Concealers. Ist er zu hell, sieht man aus wie ein Waschbär. Man soll das Make-up mehr spüren als sehen.»

Tripa sieht Menschen anders Besonders stolz ist sie auf Fotomappen, die sie für Businessfrauen erstellt hat: «Es waren Frauen bei mir, die haben sich überall beworben und wurden nicht mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Mit meinen Fotos standen ihnen plötzlich alle Türen offen. Sie konnten sich quasi aussuchen, wo sie arbeiten wollen.»


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Vorher

Nachher

Aber auch Männer kann sie ins richtige Licht rücken, mit leichtem «Grooming», erklärt sie: «Da kann man so viel durch das richtige Hautbild erreichen. Meist reicht schon eine getönte Tagescreme.»

Neuer Look gleich besseres Image In einem Punkt unterscheidet sich Tripa ganz besonders von ihren Kollegen: Ihre Photoshoots verbindet sie mit einem Workshop, in dem sie ihrer Kundschaft den richtigen Umgang mit Pinsel und Make-up im Detail erklärt. Sie zeigt im Spiegel, was sie benutzt und wo sie genau die Farben platziert. «Je-

de Frau sollte lernen, wie sie mithilfe von ­Make-up das Beste aus ihrem Gesicht herausholen kann. Das heisst nicht, dass sie es täglich ausüben muss, aber wenn sie eine besondere Gelegenheit, ein Event hat, dass sie exakt weiss, wie sie sich perfekt in Szene setzen kann», ist Tripa überzeugt. Ihr Leitsatz dazu: «Nach einer Sitzung mit mir ist die eigene Wahrnehmung für immer positiv verändert.»

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«Komplimente sind wie Parfüm. Sie dürfen duften, aber nie aufdringlich werden.» – Oscar Wilde –


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Eine olfaktorische

Duftreise nach Florenz

Wie duftet

2014? Italienische Frauen haben ­weltweit den Ruf, elegant, ­sinnlich und temperamentvoll zu sein. Ein italienisches Modehaus hat nun versucht, all diese Attribute in einem Duft einzufangen. Grapefruit, Pfirsich, Mandelpulver, Patschuli und ­Leder sind die Antwort auf die Frage: Wie riecht Eleganz? Valeska Jansen

ie duftet 2014? Diese Frage kann wohl noch nicht einmal ein Experte beantworten. Die neuen Parfums bieten eine Bandbreite von würzig über spritzig, bis hin zu blumig. Viele Fashion-Häuser entwickeln ihre eigenen Corporate Düfte. Hier soll das Parfum zur Kundin und zum Kunden passen. Eine in Duft interpretierte Modekollektion sozusagen. Dahinter steht ein komplexes Konzept, umgesetzt von vielen verschiedenen Abteilungen. Marketing

gehört genauso dazu wie Design und eine Nase (Parfümeur). Die Entwicklung dauert oft bis zu zwei Jahre, bevor das neue Parfum in die Parfümerie kommt. In Florenz trafen wir den Duft-Experten Luciano Bertinelli. Er arbeitete über 10 Jahre für Bulgari in Genf. Seit 2002 ist er CEO bei Salvatore Ferragamo Parfums. Für ihn duftet 2014 elegant. Er leitet bei Salvatore Ferragamo alle Duftprojekte. Der neueste Duft des italienischen Traditionsmodehauses mit Headquarter in Florenz soll die weibliche Eleganz verkörpern. Doch was ist Eleganz überhaupt? Wann ist Frau elegant und welche Zutaten machen ein Parfum elegant?

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Beauty

: Wann ist eine Frau für Sie elegant? Luciano Bertinelli: Das ist eigentlich eine Sache der Ausstrahlung, weniger der Optik. Wenn eine Frau sich in ihrer Haut wohlfühlt, selbstbewusst ist und sich auch so bewegt, dann strahlt sie in meinen Augen Eleganz aus. Egal, wie alt sie ist. Hinzu kommt natürlich noch eine feminine Ausstrahlung. Eine afrikanische Frau hat ein komplett anderes Ausseh­ en als zum Beispiel eine Russin. Trotzdem kann jede für sich ihre eigene, ganz persönliche Eleganz ausstrahlen. Man kann Eleganz nicht nur von der Kleidung ableiten. Es reicht nicht aus, eine cremefarbene Seidenbluse zum schwarzen klassischen Rock zu tragen. Eine Frau muss sich auch entsprechend bewegen.

Wie würden Sie unter dem Aspekt von Eleganz den Unterschied zwischen Schweizer Frauen und Italienerinnen beschreiben? Ich habe 10 Jahre in der Schweiz gelebt und sehe da grosse Unterschiede. Italienische Frauen sind sehr expressiv, haben immer ein Lächeln auf ihrem Gesicht und sind sehr offen. Schweizerinnen sind zurückhaltend und verschlossen. Sie wollen im Gegensatz zur Italienerin auch nicht auffallen. Das zeigt sich auch in ihrer Art, sich zu kleiden.

Wann drehen Sie sich auf der Strasse nach einer Frau um? Mir gefallen lange Haare bei Frauen. Und gepflegt müssen sie sein, das ist schon mal ein wichtiges Kriterium für mich, dann natürlich das Gesicht, in erster Linie die Augen.

Zu Ihrem neuen Parfum. Was macht hier die Eleganz aus? Das ist ein ganzes Konzept. Es ist eine moderne Interpretation eines Duftkonzepts, dem Trend folgend. In einem Jahr sind Zitrusdüfte in, im anderen Rosendüfte und dann würzige usw. Dieser Duft soll eine Verkörperung der Ferragamo-Frau sein. Zuletzt lancierten wir «Signorina» und nun folgt eine Luxusversion mit «Signorina Eleganza». «Signorina» war für die 25-jährige Frau und «Eleganza» wurde für die Frau ab 35 konzipiert. Es ist üppiger, schwerer und noch femininer als «Signorina». Dazu kommt dann auch die Werbekampag­ ne, sie unterstreicht den Typ Frau, für den wir den Duft entwickelt haben. Unser Model dafür ist Anja Rubik, sie ist wunderschön, sinnlich und sehr feminin.

Ihr unvergesslichster Duftmoment?

Luciano Bertinelli, CEO Salvatore Ferragamo Parfums

Ich denke, das ist bei allen Menschen gleich: die Erinnerung an die Jugend. Als Teena­ ger habe ich meine Ferien immer am Meer verbracht. Den Geruch nach Meerwasser und Strand am Morgen, den werde ich niemals vergessen.

Ferragamo ist das Haus der Feen und Märchen? Ihre Lieblingsmärchen? Schneewittchen und Aschenputtel.

Was lieben Sie an Florenz am meisten? Da gibt es viele Dinge. Zuerst natürlich den Ponte Vecchio. Wenn man nur ein paar Stunden Zeit in Florenz hat, dann muss man auf jeden Fall den Ponte Vecchio sehen. Dann die gan­ zen Museen und Kunstausstellungen, die sind wirklich einmalig hier. Dazu die toskanische Küche, für mich gehört sie zu den besten auf der ganzen Welt. Und den schönsten Blick über ganz Florenz hat man vom Hotel Continentale. Auf dem Dach befinden sich ein Res­ taurant und eine Bar, hier wird nur allerbeste Qualität verarbeitet und serviert. Ein Hotspot ist auch das Il Borro Bistro, es ist sehr traditionell und authentisch.

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Spring Fragrance

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IV III

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VII XVIII I

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XVI XIV

XII XIII

XIX I Iss e y M i y ak e ii D i o r iii S e r g e Lut e ns iv T o m F o r d v Est é e Laud e r vi Ev i d e ns D e B e aut e vii Ca l v i n K l e i n viii T e r r y d e Gunzbu r g IX Gu e r l a i n xDior xi B o tt e g a V e n e ta xii La c o st e xiii B o nd N o . 9 xiv A c qua d i P a r m a xv Yv e s S a i nt Lau r e nt XVI P o m e l l at o xvii F e nd i xviii N i na R i c c i xix E l i e S aab

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IX X


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Auf der

Suche nach der

ewigen Jugend Der Kampf gegen Falten begann bereits vor über 4000 Jahren. Die Schönheitsideale haben sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt, aber das S ­ treben nach der ewigen Jugend ist bis heute ­unverändert. Valeska Jansen

B

esonders den alten Ägyptern war Körperpflege und Hygiene wichtig. Bereits 2000 Jahre vor Christus salbten, cremten und pflegten sie sich, ganz anders als die Menschen in späteren Epochen. Funde von alten medizinischen Papyrusrollen beschreiben nicht nur die Behandlung von Hautkrankheiten, sondern auch Methoden, um Falten zu reduzieren. Auch im antiken Rom wusch man sich mit aus Gallien importierter Seife und übertrieb es mit der Nutzung von Körperpflegemitteln gern. So ist auch ein Zitat des Komödiendichters Plautus (254 bis 184 v. Chr.) überliefert, in dem er sagt: «Am besten riecht, wer gar nicht riecht.»

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«Die Natur gibt uns das Gesicht, das wir mit zwanzig haben. Das Leben formt das Gesicht, das wir mit dreissig haben. Aber das Gesicht, das wir mit fünfzig haben, müssen wir uns selbst verdienen» – Coco Chanel –

Bienenwachs gegen Falten Damals war die Kosmetik ein Bestandteil der Medizin. Galenus von Pergamon begründete als Arzt den wissenschaftlichen Zweig der Arzneimittelzubereitung und der Zubereitung von Kosmetika. Bis heute als Galenik bekannt. Eine seiner Entwicklungen war die Kaltcreme, die mit ihrer Zusammensetzung aus Rosenwasser, Bienenwachs und Olivenöl gegen trockene oder faltige Haut eingesetzt wurde. Griechische Historiker wie Plutarch (45 bis 120 n. Chr.) und Dioscurides (40 bis 90 n. Chr.) berichteten ebenfalls von der Herstellung von Hautsalben und duftenden, pflegenden Ölen.

Körperpflege eine Sünde Im Frühmittelalter (500 bis 1050 n. Chr.) ging es dann bergab mit der Körperpflege, zumindest im christlichen Europa. Die Kirche betitelte Kosmetika als heidnische Mittel und Frauen, die sich schminkten, galten allgemein als Hure. Ganz anders im Islam, hier stand die Herstellung von Duftölen gerade in ihrer Hochkonjunktur.

Bleivergiftung an der Tagesordnung Knapp 500 Jahre später erlebten Kosmetikprodukte ein Revival, allerdings weniger unter dem Aspekt der Hygiene. In der Renaissance (15. und 16. Jahrhundert) wurden Makel fleissig überpudert und unangenehme Gerüche wegparfümiert. Besonders der Hautpuder richtete grossen Schaden an. Er bestand meistens aus «Bleiweiss», einem stark bleihaltigen Puder, und sollte, dem Schönheitsideal entsprechend, die Haut weiss bleichen. Geschwüre und Entzündungen waren die Folge, doch sie wurden mit noch mehr Puder abgedeckt oder mit Schönheitspflästerchen aus Samt, Seide oder Leder überklebt.

Schlechte Ratgeber Sogenannte «Toilettenbüchlein» beinhalteten eine grosse Anzahl an Rezepturen und Beschreibungen zur Herstellung und Anwendung kosmetischer Mittel. Diese «Ratgeber» wandten sich in erster Linie an den weiblichen Adel,


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aber auch an Ärzte. In ihnen wurde ebenso über die Schädlichkeit bestimmter Inhaltsstoffe aufgeklärt sowie Tipps gegeben, wie diese Inhaltsstoffe festgestellt werden könnten. Die schädigenden Wirkungen bleihaltiger Puder und Schminken waren schon lange bekannt, sodass in den Toilettenbüchlein unschädliche Ersatzmittel vorgeschlagen wurden. Nichtsdestotrotz tauchten die vorher als schädlich bezeichneten Substanzen in einigen der Rezepturen dennoch auf, wie z. B. im Falle des «Bleiweiss» für Schminke, da es nach wie vor die beste Deckkraft besass.

Je weniger Blut, desto schöner Im 17. Jahrhundert, der Barockzeit, rieben sich die Menschen nur noch mit feuchten Tüchern ab. Es herrschte die Angst, dass über das Wasser Pesterreger durch die Poren der Haut gelangen könnten. Aderlass für eine «natürliche» Blässe und die Einnahme vom Gift Atropin (Gift der Tollkirsche) für einen grossäugigen «Rehblick» standen auf der Tagesordnung.

Kunst oder Medizin? Im Laufe des 18. Jahrhunderts verbreitete sich in Frankreich die Bezeichnung «cosmétique», die sich aus dem griechischen «kosmetikos» herleitete, was «den Schmuck betreffend» bedeutet. Erst um 1850 gelangte der Begriff «Kosmetik» von Frankreich aus in den deutschen Sprachraum, wo allgemein auch weiterhin von Schönheitsmitteln die Rede war. Im wissenschaftlichen

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Sprachgebrauch wurde noch bis ins 18. Jahrhundert zwischen «cosmetica medicamenta» und «cosmotia ars» unterschieden. Handelte es sich bei Ersteren um «schmink-arzneyen», d.h. äusserlich angewandten Medikamenten, die z.B. Unreinheiten der Haut beseitigten und die Haut reinweiss hielten, verstand man unter «cosmotia ars» färbende Substanzen, die keine Mängel beheben, sondern sie nur überdecken sollten. Später wurden sie auch als «ars cosmetica» bezeichnet.

Selbst ist die Frau Der «Brockhaus» von 1898 verstand unter kosmetischen Mitteln: «Alle Zubereitungen zu dem Zwecke, die Haut geschmeidig zu machen, ihre Farbe zu verbessern, Flecke, Ausschläge und Finnen von da zu vertreiben, ihre Runzeln zu ebnen und Haare zu färben. Kosmetische Präparate haben den

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Zweck, Schönheitsfehler des menschlichen Körpers zu beseitigen oder zu verdecken.» Noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden kosmetische Mittel zum Eigengebrauch selbst hergestellt, wie die vielen «Toilettenbüchlein» belegen.

Das Geheimnis des Erfolges Der grösste Teil zu kaufender kosmetischer Mittel wurde fortan als «Geheimmittel» angepriesen. Der Begriff «Kosmetik» war lange Zeit über mit Geheimnisvollem und auch mit Aberglaube verbunden. Gerade das Geheimnisvolle, das rational nicht Erklärbare, verhalf vielen Geschäftsleuten schon damals, grosse Gewinne zu erzielen. Inhaltsstoffe wurden nicht deklariert und Versprechen wurden viele gemacht. Noch heute ist eine exakte Definition des Begriffs «Kosmetik» schwierig, da sie nach wie vor auch ein Synonym für Schönheit ist. Da Schönheit im Auge des Betrachters liegt, von der jeweiligen Kultur geprägt und der Mode unterworfen ist, gilt der Begriff nicht als objektive Definition. Ein Faktor hat sich allerdings niemals verändert: Schon immer strebten die Menschen die ewige Jugend an. Die Erwartung an kosmetische Mittel war und ist das Erreichen eines jugendlichen Erscheinungsbildes.


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Kolumne Götz Winter

Unter Frauen Eine kleine Vorwarnung: Ich begebe mich mit den folgenden Äusserungen möglicherweise auf soziales Glatteis. Denn gerade gestern wurde mir erneut die Frage gestellt, die ich in den letzten vier Jahren seit meinem Antritt als General Manager von Estée Lauder Schweiz fast täglich beantworten durfte: «Wie ist es denn so als Mann, in einer so frauenlastigen Branche zu arbeiten?» Fakt: In unserer Firma arbeiten rund 95% Frauen. Auch bei unseren Kunden ist der weibliche Anteil deutlich höher als in anderen Branchen, bei den Beautyjournalisten ebenfalls. Einzig bei unseren Lieferanten sieht es in Sachen Geschlechter­verteilung etwas anders aus – ­Anzug und K ­ rawatte stechen hier an Meetings nicht sonderlich heraus. Für mich eigentlich kein Novum. Denn ich habe während meiner ganzen Karriere immer in Firmen gearbeitet, in denen die Frauen deutlich in der Mehrzahl waren. Meine Freunde sprechen mich noch immer oft darauf an. Die Männer in meinem Freundeskreis scheinen schon fast ein bisschen neidisch zu sein: Bei Team-Essen im Restaurant mustern mich die anwesenden Männer mit interessierten und fragenden Blicken, wenn ich mit 20 attraktiven Damen am Tisch sitzen darf. Ich gebe zu: Ich geniesse solche Anlässe – fast noch mehr als bei gemischter Gesellschaft! Und somit ist es schon wieder vorbei mit verallgemeinernden Äusserungen in diesem Editorial. Denn auf die Beichte, dass ich meine Position als «Hahn im Korb» geniesse, folgt nun das wichtige Statement: Frauen sind nicht alle gleich. Selbstverständlich unterscheiden sie sich untereinander in der Arbeitsweise genauso, wie es Frauen zu Männern tun würden. So bin ich mir ganz sicher, dass es nicht schwieriger oder einfacher ist, Frauen zu führen. Das Rezept für ein offenes, produktives Arbeitsklima ist unabhängig von Geschlecht und kann auf

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eine wichtige Sache eingedampft werden: Empathie. Empathie: Einfühlungsvermögen ist das, worauf unsere gesamte Branche aufbaut. Estée Lauder lebte diese Werte in Perfektion und es ist meine Aufgabe, diese täglich umzusetzen. Natürlich gibt es für mich im Alltag gewisse ­Herausforderungen, die sich einem Mann meiner Position bei einer Versicherungsgesellschaft oder einer Grossbank nicht im selben Ausmass präsentieren würden: Das leichte Misstrauen, das mir durch die Magengegend huscht,

«Frauen sind nicht alle gleich. Sie u ­ nterscheiden sich in der Arbeitsweise ­genauso, wie es Frauen zu Männern tun würden» wenn mir eine Frau ohne ersichtlichen Grund eine Flasche Wein schenkt oder mit mir Mittag essen möchte, obwohl ich nicht ihr direkter Vorgesetzter bin. Und als mir einmal für ein Bewerbungsinterview ein Treffen um 20 Uhr vorgeschlagen wurde, schluckte selbst ich – der ach so erfahrene Vorgesetzte weiblicher Mitarbeiterinnen – kurz leer. Was ich aber weiss: Mit gesundem Menschen­ verstand, guten Manieren und Empathie lassen sich auch potenziell kritische zwischenmenschliche (und -geschlechtliche) Situationen stets meistern. Dabei besinne ich mich stets auf die durchwegs positiven Aspekte meiner Position: Und die fast selbstverständliche weibliche Empathie ermöglicht es mir, mit Menschen zu arbeiten, die offenbar möchten, dass es mir gut geht, die ihre F ­ reude am Job haben und diese auch zeigen – die sogar Freude zeigen können, mich zu sehen. Wer kann das denn sonst behaupten? Für eine Position in einem Team voller Männer würde ich das nie und nimmer eintauschen!


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I II XIII III xi xii

VI I C l i n i qu e ii R A D IC A L iii Est e e Laud e r iv c o m f o r t z o n e v IOM A vi S H I S EI D O vii Y V E S S A I N T L A U RE N T

viii La c o l l i n e IX C H A N EL x CL A RI N S XI G U ERL A I N xIi S I S LEY xIiI B IOEFFEC T

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Living

237 TILLA THEUS GRANDE DAME DER ARCHITEKTUR 240 LIVING NEWS VOM STUHL ZUR LEUCHTE 242 KRISTALL DER KÖNIGE 250 JAHRE BACCARAT 246 ORDNUNGSSYSTEME INDIVIDUELLE SCHRANKGESTALTUNG 250 RETO GUNTLI DER STAR HINTER DER KAMERA 262 ARCHITEKTENADEL SIR NORMAN FOSTER 266 LUXUSRESIDENZ ÜBER DAVOS

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Rubriken

die Grande

Dame der Architektur

Tilla Theus Von Sanierungen denkmalgesch端tzter Objekte, Neubauten bis hin zu Innenarchitektur und Raumdesign-Optimierung. Tilla Theus ist die Grande Dame der Schweizer Architektur. Lone K. Halvorsen


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ie sympathische Architektin beweist stets ein hervorragendes Fingerspitzengefühl mit alten Substanzen. Sei es das legendäre «Widder»Hotel in Zürich, der «Mammertsberg» in Freidorf oder das Grand Café «Motta» in Zürich. Auch bei ihrem letzten Projekt, dem Umbau des EPA-Gebäudes an der Sihlporte, hat sie die ursprüngliche Form des 1929 von Otto Streicher erstellten Gebäudes wieder hergestellt. Tilla Theus’ Visionen zeichnen sich beständig durch ihre Leidenschaft und das Ringen um die beste architektonische Lösung bis ins Detail aus. Prestige sprach mit Tilla Theus über ihre Projekte sowie die Reize zwischen neuen und historischen Gebäuden.

Sie sind bekannt dafür, historische Elemente mit Neuzeitlichem in einen Kontext zu setzen. Beruht dies auf Ihrem persönlichen Geschmack, oder sind dies Wünsche und Vorgaben vom Auftragge­ ber, welche Sie erfüllen müssen? Für die spannungsvolle Harmonie zwischen Alt und Neu ha­ be ich eine Leidenschaft entwickelt. Auch deswegen werden mir Projekte anvertraut. In aller Regel muss ich aber bei der Bauherrschaft geduldige Überzeugungsarbeit leisten. Dafür bin ich hoch motiviert.

: Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit Sie ein Projekt

annehmen? Tilla Theus: Architektonische Freiheit im Rahmen eines klaren Auftrags und eines damit konformen Budgets.

Wenn Sie Ihre Gebäude anschauen, sind sie in der Vergangenheit vorwiegend so geworden, wie sie in Ihrem Kopf bei der Planung ausgesehen haben? In allen wesentlichen Punkten ja.

Im Kampf um Aufträge und Reputation müssen die Ellenbogen der Frauen besonders spitz sein. Erle­ ben Sie Ihr Berufsfeld als eine Männerdomäne, in welcher Frauen mehr kämpfen müssen, um wahr­ genommen zu werden? Nicht meine Ellenbogen sind spitz, sondern meine Projekte Spitzenklasse. Im Ernst: Es zählt in meinem Bereich die Qua­ lität, ob Mann oder Frau.

Wem soll schlussendlich ein von Ihnen entwickeltes Gebäude gefallen? Mir, der Bauherrschaft, den Nutzern und den Passanten – in dieser Reihenfolge.

Wie wohnt eine «Star-Architektin» privat?

Hotels, Büros, Geschäfte, Wohnungen oder Restaurants ... Was ziehen Sie vor und weshalb?

In einem selber gebauten Haus am Zürichsee: schnörkellos, praktisch, sowohl ein schöner privater Rückzugsort als auch offen für Freunde – und mit grossen Tischen, die für mich die wunderbarsten Möbelstücke sind.

Wenn ich frei wählen kann: das schwierigste, mich am meisten herausfordernde Projekt.

Nehmen Sie auf moderne Art einen Gedanken auf, den der US-Architekt Louis Sullivan auf den Begriff «form follows function» gebracht hat?

Was bereitet Ihnen die meiste Freude im Leben?

Ja. Denn nur nach dem Prinzip «form follows function» fühlen sich die Nutzer wohl. Das Umgekehrte bedeutet architektonischen Terror, den ich entschieden ablehne.

Die glückliche Vollendung eines anspruchsvollen, aufreiben­ den Projekts, auf einer Reise die Entdeckung einer architek­ tonischen Perle, eine brillante Ballettaufführung.

Entwickeln Sie sich stets weiter, oder bleiben Sie Ihrem Stil treu?

Ein Architekt, den Sie bewundern …

Beides: eine ständige Weiterentwicklung aus den gesammelten Erfahrungen und Beibehal­ tung eines an der Detailpräzision und Funktionalität orientierten Stils.

Die Reihe ist sehr lang und erweiterbar, aber um einige zu nennen: Frank Lloyd Wright, Carlo Scarpa, Alvar Aalto, Le Corbusier, Louis Kahn ...

Welche Reize und Herausforderungen besitzen alte Gebäude im Vergleich zu einem neuen, das keine Geschichte in sich trägt? Ob alt oder neu: Mich reizen heikle Problemstellungen.

Eine Ihrer bekanntesten Arbeiten ist das «Widder»-Hotel. Sie haben hier in den bestehenden Strukturen von acht historischen Altstadthäusern ein Lu­ xushotel gebaut, welches wohl als einzigartig zu bezeichnen ist. Wie sind Sie an dieses Projekt herangegangen, und empfinden Sie einen gewissen Stolz? In der Tat bin ich auf das «Widder»-Hotel noch immer stolz. Mit dem Vertrauen in die Echtheit setzte ich einen neuen Trend, der sich bewährte und Schule machte gegen die Luxushotels mit üppigem Plüsch und falschem Gold.

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Das für Sie grösste architektonische Meisterwerk … Die Natur als Architektin, die für das Huhn das Ei entwi­ ckelte – die absolut perfekte Umsetzung von «form follows function», als noch niemand davon sprach.

Architektur sollte … … den Menschen das Erlebnis der Geborgenheit und der Schönheit schenken und mit dem knappen Boden sorgsam umgehen.


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«Nicht meine Ellenbogen sind spitz, sondern meine Projekte Spitzenklasse.» – Tilla Theus –

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Loft Leicht und luftig spendet Loft ein helles, warmes Leselicht. Besonders praktisch: Ihr Schirm aus Polycotton kann sowohl in der Höhe als auch in seiner Neigung individuell ausgerichtet werden. Dies ermöglicht ein kleiner Magnet am Lampenschirm, der an jeder gewünschten Position des Lampenstativs befestigt werden kann. Loft gibt es wahlweise mit einem Hand- oder Fussdimmer. Sowohl der Schirm als auch das Textilkabel sind in mehreren Farben erhältlich.

www.steng.de

Living

News

Solid Solid ist ein minimalistischer Couchtisch aus gediegenen Naturmaterialien, der skandinavische Handwerkstradition mit grundlegenden Prinzipien japanischer Architektur verbindet. Das Resultat ist ein zeitloser und robuster Tisch, einfach konstruiert und ohne überflüssige Details. Der Solid besteht aus einem Rahmen aus nordischer Esche und einer Tischplatte aus Marmor. Der Zusammenbau ist einfach und logisch. Schrauben oder Leim sind nicht nötig. Die Teile werden durch das Gewicht der Tischplatte zusammengehalten und ergeben einen stabilen Couchtisch mit harmonischer, luxuriöser Optik.

www.normann-copenhagen.com

Traffic Die italienische Marke Magis hat ihren Katalog erweitert und schlägt einen neuen Weg ein. Die neue Sitzkollektion besteht aus einem Zweisitzer und einer Sofa-Sitzinsel, einem Sessel, einem Chaise Longue und zwei Bänken. Konstantin Grcic hat eine Kollektion entworfen, die dem innovativen und zeitgenössischen Geist der Marke entspricht. Wie Grcic selbst erklärt: «Die Verbindung zwischen dem dreidimensionalen Drahtgestell und den geometrischen Kissen ist eine neue Weise, Möbel aus Stahldraht zu entwerfen. Die optische Leichtigkeit des Produkts lässt es natürlich wirken, während die raffinierten Details ihm eine grosse Eleganz verleihen».

www.magisdesign.com

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Rubriken

Miss Moneypenny Der zeitlos schöne Sekretär Miss Moneypenny von Radius Design hat es geschafft, noch vor der Markteinführung den begehrten Interior Innovation Award zu gewinnen. Diese wichtige Auszeichnung hat Miss Moneypenny auch nicht ohne Grund erhalten. Sie ist, ebenso wie ihre Namenspatin, innovativ und formschön. Der klassisch gestaltete Sekretär erinnert in seiner Formgebung an das

Design der 1950er- und 1960er-Jahre, setzt aber auf moderne Materialien und Lösungen. Stahl und offen lasiertes Holz werden dabei als Materialmix gekonnt in Szene gesetzt. Das integrierte Geheimfach hütet nicht nur ­Geheimnisse, sondern lässt die Kabel des technischen Equipments verschwinden und leitet sie durch das Bein weiter.

www.stilbegeistert.com

NANO Ohrensessel

Ein elegantes Design-Bettsofa für jeden Tag und jede Nacht: Das Bettsofa Click besticht doppelt und kompromisslos durch bequemen Sitz- und hochwertigen Schlafkomfort. Ein Handgriff, ein Click – und das Sofa wird zum vollwertigen Bett. Einfach das Rückenteil nach vorne klappen und schon steht das Doppelbett bereit. Oder umgekehrt zurück zur Sitzfunktion. Für ein behagliches Schlafklima sorgen auf 153 Zentimetern Breite eine durchgehende Komfort-Schaumstoffmatratze mit atmungsaktiver Schlafauflage und ein gelochter Holzrost. Die Schlafhöhe liegt bei angenehmen 54 Zentimetern.

Ein ideales Möbel zum Relaxen mit Potenzial zum Design-Klassiker. Der Ohrensessel erweitert die Produktfamilie NANO um einen Hochlehner in moderner Ästhetik. Seine kubische und reduzierte Formgebung verleiht dem Wohnraum eine private Intimität und lädt zum Ruhen und Verweilen ein. Der Ohrensessel ist additiv durch verschiedene Elemente aufgebaut. Sein organisches, grosszügiges Rückenteil mit Doppelnaht verleiht dem Hochlehner ein dynamisches Aussehen, welches durch die integrierten Ohren aber auch für Geborgenheit sorgt. Sein aufgelegtes Rückenkissen sowie seine voll mechanischen Funktionen ermöglichen einen besonderen Sitz- und Liegekomfort.

www.home3.ch

www.intertime.ch

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Kristall

der Konige

250 Jahre Baccarat


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V as e s H a r c o u r t P e u r e ux

König Ludwig XV. ermächtigte den Bischof von Metz, Louis de Montmorency-Laval, eine Glasmanufaktur im Dorf Baccarat in der Region Lorraine am Ufer der Meurthe zu gründen. Der Beginn der Erfolgsgeschichte der Kristallmanufaktur Baccarat. Yvonne Beck

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eute feiert Baccarat seinen 250. Geburtstag. Neben Saint-Louis und Lalique gehört es zu den traditionsreichsten französischen Kristallhäusern und hat es trotzdem geschafft, keinen Staub anzusetzen.

Unter Louis XV. wurde Baccarat ins Leben gerufen und mit diesem Ruf begann die ruhmreiche und königliche Geschichte der Kristallgläser. Als erste Auftragsarbeit eines Königs erhielt Baccarat den ersten prestigeträchtigen Auftrag für ein Stielglasset von Ludwig XVIII. Wenig später folgten ihm Karl X. Philipp und Louis-Philippe. Kurze Zeit später waren Russlands Zaren fasziniert davon und schon bald waren die edlen Gläser in der ganzen Welt gefragt. Bereits ab 1824 entwickelte Baccarat zudem Kristallkronleuchter, die ebenfalls ihren Siegeszug um den Globus antraten. Siebzig Jahre später versorgten sie die Kronleuchter als einer der Ersten mit Strom. Dies markierte einmal mehr Baccarats Vormachtstellung im Bereich des Lichtdesigns. Von Indien bis hin in die arabischen Länder: Baccarat schmückte die Häuser der Gutsituierten und brachte Tafeln zum Glänzen. Immer mehr grosse Aufträge kamen von indischen Maharadschas, aus dem Osmanischen Reich, von russischen Zaren, aus Japan und Lateinamerika.

Farbiges Kristall und Harcourt Immer auf Innovationen aus, war Baccarat auch die erste Glasmanufaktur in Frankreich, die buntes Kristall kreierte. Noch heute bleibt sie in dieser Kunst führend, vor allem in Bezug auf die Erfindung der berühmten goldenen rubinroten und opalenen Farben. Ein weiterer Meilenstein gelang Baccarat mit dem Entwurf des Service «Harcourt»; die klassische, zeitlose Form wurde zum Symbol der Marke und ein internationaler Bestseller. Das Glas Harcourt veranschaulicht eindrucksvoll das Know-how des Hauses Baccarat. Nach-

empfunden ist es dem prunkvollen Kelch mit dem eingravierten königlichen Monogramm, das der französische König Louis-Philippe 1841 erstmals in Auftrag gab. Benannt nach einer der ältesten Familien des französischen Adels wurde diese herausragende und elegante Ikone von den Mächtigsten dieser Welt bestellt. Sie schmückte ihre glanzvollen Tafeln und verwandelte jeden Augenblick des Lebens in ein unvergessliches Erlebnis. Die berühmten flachen facettierten Schliffe vergrössern das Licht im Kristall. Von Napoleon III. bis zu Papst Johannes Paul II., vom Élysée-Palast bis zur Königin von Thailand und zum König von Marokko – die Kollektion Harcourt, seit über 170 Jahren ein unvergleichliches Symbol aussergewöhnlichen Fachwissens und Könnens, wurde und wird allseits hoch geschätzt. Über Zeiten und Kontinente hinweg trotzte Harcourt unversehrt und meisterhaft den historischen Ereignissen und dem sich stets wandelnden Zeitgeschmack. So bewahrte der Mythos seinen Status als begehrtes und zeitloses Objekt.

Die Herstellung von Parfumflakons Doch Baccarat ruhte sich nicht auf seinen Lorbeeren aus, sondern spielte bei der Kunst der Herstellung von Parfumflakons eine entscheidende

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Living

(«Miss Dior» 1949, «Diorling» 1957, «Diorissimo» 1955 und «J’adore» 2001) bereichert. Lange nachdem die letzten Duftnoten verdunstet sind, bleiben diese Parfumflakons erhalten und erinnern uns an besondere Orte, romantische Geschichten und legendäre Persönlichkeiten zur absoluten Freude leidenschaftlicher Sammler. Damit dieses sinnliche und poetische Erleben ewig dauert, experimentiert Baccarat ständig mit neuen Ideen und integriert den kreativen Input der besten jungen Talente und der bedeutendsten Designer. Erschaffer wie George Chevalier, Ettore Sottsass, Van Day Truex, Elie Top, Andrée Putman, Philippe Starck, Arik Levy, Jaime Hayon und Marcel Wanders nutzen oft paradoxe und grossartige alchemistische Verfahren, inspiriert durch die Magie des Kristalls, um die neuesten Stile zu erfassen.

A i g u i e r e Cha r l e s X .

Rolle, da es die erste Kristallmanufaktur in Frankreich war, die begann, Flakons herzustellen, und von Anfang an mit den allerbesten Parfumhäusern zusammenarbeitete. Die Flakonherstellung machte einen zunehmenden Anteil der Leistung der Kristallmanufaktur aus. Die Produktion nahm im Jahr 1897 von 150 Flakons täglich auf 4 000 im Jahr 1907 zu. In den 1920ern erlebte die Parfumindustrie eine zweite Welle der Entwicklung. Die Namen der Düfte und deren Flakons begannen, andere Welten hervorzuzaubern, die so vielseitig wie fremde Länder («Kismet», «Ming Toy», «Ta Wao»), wie Frauen («Pour être aimée», «Femme du jour») und sogar wie die Welt der Nacht («Nuit de Noël») waren. Die Parfümeure Caron, Houbigant und Gabilla arbeiteten mit der Kristallmanufaktur in gleicher Weise zusammen wie mit grossen Couturiers wie Jeanne Lanvin und Jean Patou, um ihre Flakons zu kreieren. Sehr schnell wurden Farben und ausgefallene Formate zum Muss und gaben den Ton an. Baccarats Ergebnisse wurden Jahr für Jahr mit ein paar legendären Flakons, darunter das berühmte «Le Roy Soleil», das von Salvador Dali für Elsa Schiaparelli im Jahr 1945 entworfen wurde, und mit den Flakons für Christian Dior

Mit jährlich zwei neuen Kollektionen und einem Katalog mit mehr als 2 000 dauerhaften Arbeiten illuminiert Baccarat Tischzubehör, Dekorationsgegenstände, Schmuck, Karaffen und Kronleuchter. Der Zauber ist bei der Arbeit, vom ikonischen Vermächtnis der Manufaktur bis hin zu besonderen Auftragsarbeiten. Zum 250. Geburtstag ist Baccarat also jünger als je zuvor.

N e w C o l l e c t i o n 2 014

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Die Schaffung der Marke Baccarat Am 29. Oktober wurde die Marke Baccarat im Handelsregister von Paris eingetragen. Das Symbol der Marke in Form einer Karaffe, eines Weinglases und eines Trinkglases, eingraviert in einen Kreis und gedruckt auf ein Papieretikett, wurde fortan mit jedem Produkt versehen. Mit Beginn des Jahres 1875 wurde der Name ­«Baccarat» in erhabenen Druckbuch­ staben auf jedes geformte Stück ­geschrieben.


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w e i m a r p o r z e l l an

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Massgebend für

Ordnungs-

systeme Wenn Individualität zur Norm wird Alpnach Norm steht für ­Qualitätsschränke nach Mass. Die Produktvielfalt reicht in Wahrheit noch viel weiter. Stella Orsini


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iF product design awards 2014 Die «iF design awards» werden seit 1953 verliehen und zählen heute zu den grössten und wichtigsten internationalen Designwettbewerben. ­Eine Auszeichnung mit dem iF-Label ist ein Gütesiegel, das man auf der ganzen Welt kennt.

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m 28. Februar 2014 fand in der architektonisch anspruchsvollen «BMW Welt» in München das Designereignis des Jahres statt! Rund 2 000 Gäste aus der internationalen Designszene, Medien, Wirtschaft und Politik haben die Preisträger der «iF design awards 2014» gefeiert, darunter die «Macher» aus Alpnach im Kanton Obwalden. Das national tätige Unternehmen die «Alpnach Norm Schrankelemente AG» wurde für das Sideboard-System «an+» mit einem internationalen Design-Award ausgezeichnet. Über diese ehrenvolle Auszeichnung mit dem internationalen Designpreis freut sich das Unternehmen sehr und versteht dieses Gütesiegel auch als Zeichen für die Qualitätsprodukte aus der Möbelwerkstätte in Alpnach OW.

Das Produkt-Know-how fliesst zusammen mit den Ideen des Designers Felice Dittli. Die neu entstandene Sideboardlinie an+, ein modulares System, das aus unterschiedlich dimensionierten, frei kombinierbaren Modulen besteht, ist ähnlich individualisierbar wie die Einbauschränke. Als Stand-alone-Möbel zieht es aber unvermeidlich grössere Aufmerksamkeit auf sich als Einbaumöbel. Das Plus im Namen steht für eine neue Produktlinie, die durch ihre

Made in Switzerland Am Fusse des Pilatus hat vor über 40 Jahren mit der Firmengründung der heutigen Alpnach Norm Schrankelemente AG die Erfolgsgeschichte ihren Lauf genommen. Aus den Norm-Schrankelementen, welche der Firma auch den Namen verliehen hatten, entwickelten sich individuelle Lösungen für den Wohnraum. Das revolutionäre Modulsystem der 1970er-Jahre mit acht unterschiedlichen Breiten, drei Tiefen und drei Höhen hat sich bis heute bewährt. Doch Schrank ist nicht gleich Schrank. Denn hier lassen sich individuelle Schränke nach Mass in beliebigen Materialien, Formen und Funktionen gestalten. Jedes Möbelstück ist auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt und mit Rücksicht auf die räumlichen Gegebenheiten geplant. Dadurch passen die Schränke in jede Nische, unter Treppen, in Dachschrägen und in noch so verwinkelte Räume.

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Living

«Mit den alten unternehmerischen Tugenden in eine neue Zeit».

leichte, filigrane und wertige Anmutung Emotionen weckt; zum anderen steht es für verschiedene praktische Zusatznutzen. So ergiesst sich tropfenförmig eine Glasleuchte über die Sideboardkante oder eine integrierte Box aus Aluminium dient als Ladestation und Aufbewahrungsort für ein Smartphone.

Streben nach Individualität Das Streben nach Individualität und Persönlichkeit hat bei Alpnach Norm längst Einzug gehalten und spiegelt sich in der persönlichen Beratung und den auf die individuellen Bedürfnisse angepassten Produktionsanlagen wider. Hier ist alles frei wählbar: System, Oberflächen, Griffe und Ausstattung. Die Möglichkeit kennt fast keine Grenzen. Ordnung und Übersicht sind jedoch die Maxime für ein modernes und praktisches Schrankkonzept. Kleiderstangen, Schubladen, Auszugstablare, Kleiderlifte, Krawattenhalter, Schuhgitter und vieles mehr schaffen ein Schrankinnenleben, das Freude bereitet und den Alltag erleichtert. Je nach Situation eignen sich Flügeltüren, Falttüren oder schwebende Schiebetüren für die Zugänglichkeit des Schrankinhalts. Öffnen sich Schranktüren, kommt die Individualität des Besitzers zum Vorschein. Die Produktpalette beinhaltet Wohnzimmer-, Schlafzimmer- oder Garderobenschränke für alle Raumsituationen, begehbare Kleiderschränke, Schränke in Dachschrägen, Kombinationen mit Klappbetten, Sideboards und Regale. Doch eines haben sämtliche Möbel gemeinsam – sie stehen für Schweizer Qualität und werden komplett in der Manufaktur in Alpnach geschaffen. An einem Produkt von Alpnach Norm hat man lange seine Freude, denn die hohen Ansprüche an Verarbeitung und Materialqualität sowie das zeitlose Design gewähren Qualität und Langlebigkeit der Produkte. Die individuell gefertigten Möbel nach Mass können jederzeit den neuen Bedürfnissen

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und Lebenssituationen angepasst werden. Dank hochwertigen Beschlägen und durchdachten Konstruktionen können sie mehrfach demontiert und ­wieder zusammengebaut werden. In Kombination mit dem zeitlosen Design können die Möbel so über viele Jahre und von mehreren Generationen genutzt werden. www.alpnachnorm.ch


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«In privaten Räumen versuche ich, auch das Private in den Bildern zu vermitteln. Denn das Persönliche ist ja das Spannende und die Frage: Warum lebt diese Person so und nicht anders?» – Reto Guntli –

Der Star hinter der Kamera

Reto Guntli «Mein Glück ist, dass ich immer von so vielen schönen Dingen im Leben umgeben bin.» Lone K. Halvorsen

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Reto Guntli

rchitektur, Interieurs, Design, Kunst, Luxushotels, Menschen und berühmte Persönlichkeiten – wo immer der Schweizer Fotograf sich befindet, wird er wahrlich von schönen Dingen umgeben. Dieses Privileg weiss er zu schätzen. Reto Guntli begründet seine Liebe zu ästhetischen Dingen mit der Motivation: «Die Wahrnehmung schöner Dinge ist sehr wichtig, denn sie erfreut das Herz, lässt träumen und bringt Hoffnung in den Alltag.» Als ich den charismatischen Fotografen zu einem Interview treffe, umgeben mich in der Bibliothek seine zahlreichen Buchveröffentlichungen sowie ein kolossales «collection photo» der Performancekünstlerin Marina Abramovic, das er fotografiert hat. Kunst spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben. Sei es in Zusammenarbeit von Künstlern wie Marina – mit der ihn eine 12-jährige Freundschaft verbindet – oder bei den vielen Atelierbesuchen. 2012 war er zu einer Gruppenausstellung mit den renommiertesten Gegenwartskünstlern im Museum Herford eingeladen. Und noch dieses Jahr wird er eine Fotoausstellung in der Galerie Ivo Kamm in Zürich machen.

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: Wie kamen Sie dazu, sich für Foto­ grafie zu interessieren? Reto Guntli: Es begann in den 80er-Jahren, als ich in New York die Schauspielschule besuchte. Um meinen Lebens­ unterhalt zu verdienen, begann ich, Freunde zu portraitie­ ren, die Fotos für Agenturen benötigten. Ich war immer ein sehr unabhängiger Mensch mit eigenen Ideen, jedoch als Schauspieler ist man konstant auf andere angewiesen – nicht einmal die gesprochenen Worte sind die eigenen. So verfolgte ich den Schauspielweg nicht weiter und brachte mir die Fotografie autodidaktisch bei.


Royal Mansour Marrakech


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Puro Beach Pool Club, Porto Montenegro

«Es geht also nicht nur darum, dass die Leute wissen wollen, wie wohnt wer, sondern Inspirationen und Ideen zu bekommen.» – Reto Guntli –

Wie ging es dann weiter? Ich reiste nach Indien und mein Durchbruch kam relativ schnell, weil zu dieser Zeit die Maharadscha-Paläste in Luxushotels umgebaut wurden. Drei Monate lang porträtierte ich die Maharadschas und ihre Palasthotels. Da ich einer der Ersten war, der diese fotogra­ fierte, erhielt ich Zugang zu vielen Zeitschriften.

Seit dem Beginn mit den Luxushotels in Indien haben Sie zahlreiche Bücher veröffentlicht. Welches Buch war für Sie persönlich bisher der grösste Erfolg? Die zwei Bildbände «Inside Asia» (Taschen Verlag) waren ein internationaler Erfolg. Als umfassendstes Asienbuch dienen sie internationalen Architekten und Designern als Fach­ bibel. Eine grosse Herausforderung: Ich reiste neun Monate durch 17 asiatische Länder, auf der Suche nach aussergewöhnlicher Architektur. Ich ging ein und aus in Palästen, Fischerdörfern, modernen Häusern und uralten Klöstern und Tempeln – sogar dem Potala Palast in Lhasa/Tibet, weshalb ich die Bücher auch dem Dalai Lama in Zürich überreichen durfte. Diese Reise war wohl die abenteuerlichste und faszinierendste Zeit meines Lebens.

Sie haben Länder, Luxusvillen, Hotels und auch Bibliotheken und Gärten fotografiert. Warum denken Sie, sind die Betrachter von Ihren Bildern so fasziniert? Es gelingt mir, den Betrachter zum Träumen anzuregen. Dabei helfen bestimmt die oft atemberaubenden Objekte vor meiner Linse. Natürlicher Lichteinfall kombiniert mit der richtigen Bildkomposition sind Voraussetzungen. Hier bringe ich eine spontane

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Living

Diane von Fürstenberg, Paris

Ungezwungenheit und Alchemie mit ins Spiel, die dem Betrachter meine eigene Begeisterung daran vermittelt, das Innenleben und die Atmo­sphäre eines Raumes zum Leben zu erwecken. Man kann dies eine emotionale An­ näherung mit der Kamera nennen.

Sie sind ein international bekannter und aner­ kannter Fotograf Ihres Metiers, haben Sie den­ noch erlebt, dass eine Tür für Sie nicht geöffnet wurde? Das passiert aus Gründen der Privatsphäre ab und zu. Ich habe kein Problem damit, auch mal abgewiesen zu werden. Gerne arbeite ich aber mit kreativen Menschen wie Künstlern, Architekten, Designer, Musikern etc., die gerne eine Plattform für Ihre Kreativität haben. Wie sonst sollen sie denn bekannt werden und ihre Berühmtheit bewahren? Diese Tatsache bringt mich immer wieder mit Persönlichkeiten aus allen Sparten der Kultur zusammen: Oscar Niemeyer, Tadao Ando, Kirk Douglas, Kim Catrall, Marcel Reich-Ranitzki, Roberto Cavalli, die Familie Ferra­ gamo u.v.a. haben mich schon privat empfangen.

Chedi Spa, Andermatt

Dann haben Sie sicherlich ein enormes Netzwerk? Durch das ständige Reisen lerne ich viele Menschen kennen, sei es privat oder beruflich. Viele sehen sich gerne in schönen Bildbänden, es ist eine Anerkennung ihres guten Ge­ schmacks und natürlich spricht sich ein solches Buchprojekt herum. Mit fast 40 Büchern und unzähligen Reportagen über den Lifestyle vieler Orte, exponiere ich mich auch. Mitt­ lerweile habe ich für jede Hauptstadt ein eigenes Adressbuch angelegt.

Was bedeutet für Sie guter Geschmack in Bezug auf Design & Innen­ architektur? Er hat praktisch nie nur mit Geld zu tun. Im Gegenteil, ein schlechter Geschmack mit viel Geld hat die schlimmsten Auswirkungen. Manchmal trifft man Menschen, die kein Geld, aber guten Geschmack und Stil haben und «gezwungen» sind, originell zu sein und ihre Fantasie zu benutzen. Ein Freund in New York hat aus Not eine 30 Quadratmeter kleine Wohnung so exzellent eingerichtet, dass sie es sogar auf den Titel vom «Architectural Digest France» geschafft hat.

Welches Haus oder welcher Ort hat Sie persönlich am meisten beeindruckt? Mein Beruf bringt viele beeindruckende Eindrücke mit sich – das ist bei über 1000 fo­ tografierten Objekten schwierig zu beantworten. Spontan kommt mir aber in den Sinn: der Angkor Wat Tempel, das neue Aman Canal Grande in Venedig, das Pop-Stil-Haus von Lenny Kravitz in Paris oder aber das Kunsthaus von Not Vital im Engadin, das ich eben in meinem jüngsten Buch «St. Moritz Interiors» (Knesebeck Verlag) zeigte. In jeder Kultur

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Living

Chedi Muscat Resort, Oman

findet man grandiose Stile, die sich besonders auch beim Wohnen zeigen. Es macht mir immer wieder Spass, dazuzulernen und diese ins richtige Licht zu rücken.

Ist es möglich, das fotografische Auge auszuschalten, wenn Sie «privat» sind? Ich bin ein sehr visueller Mensch, der sich auch im Alltag lieber auf das verlässt, was er sieht, als das, was er hört oder liest. Es entgeht meinem Auge aber kaum ein schöner Eindruck, sei es eine Landschaft, eine Lichtstimmung, ein schönes Gebäude oder ein inte­ ressanter Mensch beim Vorbeigehen. Nicht, dass ich dabei die Realitäten des Lebens aus­ blende, im Gegenteil, auch dort schaue ich genau hin. Es sind aber diese unscheinbaren, kleinen Glücksmomente dazwischen, die dem Leben Würze geben.

resort und der GHM Hotel Gruppe (Chedi Andermatt) ist eine ausgezeichnete Kooperation entstanden. Auch das Alpina Gstaad setzt weiterhin auf meinen Fotostil. Die Arbeit mit Künstlern wie Marina Abramovic sind hoch auf der Prioritätsliste und auch ein Buch über Traumpools fände ich als begeisterter Schwimmer interessant. Ak­ tuell ist im Moment das Buch «Ottoman Chic», das ich eben in Istanbul beendete. Es erscheint im Herbst bei Assouline, Paris. Ebenfalls beginnt die Arbeit am «Gstaad Interiors» und ein Buch über die Grand Hotels Europa ist im Gespräch.

Mein Privat- und mein Berufsleben sind kaum voneinander zu trennen, deshalb fühlt sich mein Job auch nicht wie Arbeit an.

Wenn ich Sie reden höre, ist es verlockend, zu fragen: Ist das Fotografieren Ihr Beruf oder Ihre Leidenschaft?

Besteht noch ein Wunsch, was Sie in Zukunft gerne fotografieren würden?

Zum Glück ist es beides! Ich bin mir auch bewusst, was für einen Traumberuf ich habe. Man kann andere nur dann für etwas begeistern, wenn man es selbst mit viel Leiden­ schaft macht.

Meine Neugier ist enorm, das ist der beste Antrieb und auch meine Interessen sind sehr breit gestreut. Ich fotografiere ja genau das, was mich auch privat sehr interessiert. Als Fan von Luxushotels werde ich diese weiterhin weltweit fotografieren. Mit den Aman­

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Aman Canal Grande, Venedig


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Das Wohnerlebnis

51° Spa Residences in Leukerbad Die Thermalquellen von Leukerbad im Wallis ­werden seit der Römerzeit wegen ihrer berühmten therapeutischen Wirkung genutzt. Celia Welham

Rockefeller Estates

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eute fliessen 3 900 000 Liter wertvolles Thermalwasser aus der ­Umgebung zwischen Majing- und Torrenthorn in die Quellen von ­Leukerbad. Die Temperatur des Wassers beträgt konstant 51° ­Celsius, die Mineralisierung fördert Gesundheit und Wohlbefinden und beschleunigt nachweislich Heilungsprozesse. Nun verbinden sich unzählige genussvolle Augenblicke, wie beispielsweise das Erleben der ­ ­malerischsten Berge Europas zusammen mit dem sprudelnd heissen Quellwasser zu einem neuen, luxuriösen Lebensgefühl. Mit den 51° Spa Residences entsteht im Thermalkurort Leukerbad in den Schweizer Alpen ein einzigartiges ­Resort, das einen privaten Zugang zum heilenden Wasser der lokalen Thermalquellen bietet. Die 51° Spa Residences sind ein High-endResortprojekt für Wohnen und Gastlichkeit in Leukerbad: authentisch, elegant und klassisch, dennoch modern.

Diskreter Luxus mit 51° Spa Residences Das architektonische Konzept der 51° Spa Residences verbindet traditionelle Schweizer Handwerkskunst mit der klaren Linienführung modernen Designs. Inspiriert von der einzigartigen Landschaft des Tales und dem Thermal­wasser, schaffen die international anerkannten Architekten Michael Graves & Associates ein Resort, das Luxus und Natur vereint. Der Charakter der Architektur der Gebäude – mit Schieferdächern, urigen Steinmauern und Fassaden mit groben Balken – ist eine zeitgenössische Interpretation der berühmten Schweizer Chalets. Der Komplex wird 28 Luxuswohnungen und ein Hotel umfassen, das

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von einer internationalen Fünf-Sterne-Hotelmarke betrieben wird. Die Gebäude erheben sich aus einer Steinbasis zu abgestuften, sechsstöckigen privaten Anwesen. Die Innengestaltung besticht durch exquisite Raumplanung und ein detailreiches Interieur: Eine grosszügige Badewanne, die mit dem berühmten Thermalwasser und Mineralsalzen gespeist wird, Holzwände, Landhausdielen und hohe Balkendecken wecken Erinnerungen an das goldene Zeitalter des Bergsteigens im 19. Jahrhundert. Die zeitgemässen Residenzen verfügen über eigene Balkone mit Freiluftkaminen und privaten Pools. Sie garantieren malerische Ausblicke auf die drei grossen Berge im Umfeld (das Daubenhorn, das Balmhorn und das Torrenthorn). Der 51°-Platz im Zentrum des Resorts wird eine moderne Licht- und Wasserinstallation beinhalten, welche die Renaissance von Leukerbad symbolisiert. Als lebendes Gemälde fungierend und dem historischen Rahmen neues Leben einhauchend, wird das sich ständig verändernde Kunstwerk sowohl das Fliessen des Wassers von Leukerbad als auch die Schönheit der



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­ mgebenden Berge widerspiegeln. Jeden Abend bringt eine Licht-, Ton- und u Videoshow Besucher und Einwohner von Leukerbad zusammen. Dank der umliegenden Läden, eleganten Restaurants, einer Weinbar und Angeboten für Kinder verspricht der Platz ein lebendiger Ort der Geselligkeit für die ganze Familie zu werden. In den 51° Spa Residences sind vielfältige Wellnessmöglichkeiten Bestandteil des täglichen Lebens, sodass die Bewohner einen Lebensstil voller Vitalität, Anti-Aging und Energie verfolgen können. Indoor- und Outdoor-Pools, Dampfbäder und grosse Indoor-Badewannen werden alle mit dem Thermal-

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wasser von Leukerbad gespeist. So wird die heilende Kraft der Natur direkt in das Heim gebracht – ein Pionierkonzept in Europa. Zudem beinhaltet das Resort ein 860 Quadratmeter grosses Thermalbad- und Wellnesszentrum – das ­Banya Experience Spa –, das eine zeitgenössische Interpretation von zwei zeitlosen Wellnessritualen bietet: russische Banja und alpines Badehaus. Das den Bewohnern und ihren Gästen vorbehaltene, einmalige Badehaus bietet drei verschiedene Thermalwassererlebnisse: einen Indoor-Mineralwasserpool, Outdoor-Mineralwasserpool mit Gärten und verschiedene Hydromassageangebote. Weiterhin steht ein hochmodernes Fitnessstudio mit Elementen für Herz-Kreislauf-, Kraft- und Mentaltraining zur Verfügung. Persönlich

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zugeschnittene Trainingsprogramme werden durch eigene Trainer gewährleistet. Insgesamt stammt das 51°-Spa-­Residences-Gesundheitserlebnis sowohl von den überlieferten Spa-Traditionen als auch von der unberührten natürlichen Umgebung. Das 51°-Spa ­spiegelt diese ­Synergie mit einem neuen, erfrischenden Geist wider.

Authentisches Leukerbad Leukerbad befindet sich auf 1 400 Metern Höhe über dem Meeresspiegel in dem majestätischen Schweizer Kanton Wallis, zwischen dem Genfer See und dem Rhonegletscher und unweit der französischen, deutschen sowie italienischen Grenze. Das Dorf war bereits seit der Römerzeit ein beliebtes Ziel und man unternahm anstrengende Reisen, um die Wohltaten der ­Bäder mit ihrem berühmten Thermalwasser zu erfahren. Heute ist Leukerbad ein verborgenes Kleinod, ein friedvoller Ort zum Entspannen und Abschalten für Familien und

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Freunde. Von hier aus sind die wichtigsten Schweizer Städte und zahlreiche europäische Destinationen leicht zu erreichen. Hinzu kommt eine Umgebung, die von unberührter Natur über malerische Berge bis zu bezaubernden Dörfern alles zu bieten hat – 365 Tage im Jahr. Im Winter verwandelt sich die Landschaft in eine idyllische, weisse Schönheit. Im Sommer glänzt die Region mit tiefgrünen Wäldern, saftigen Weiden, hügeligen Obstgärten sowie mit Wildblumen übersäten Hängen und Feldern. Und bei mehr als 300 Sonnentagen im Jahr ist Leukerbad jede Entdeckung Wert. www.51degrees.ch


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Architektenadel Sir Norman Foster

Seine Gebäude sind spektakulär, weltbekannt und stets Superlative. Die Kuppel des Berliner Reichtags, die Millennium Brücke in London, der Flughafen Peking, der Hearst Tower in New York – Sir Norman Foster steckt hinter einigen der berühmtesten Bauwerke dieser Welt. Er arbeitete sich aus einer armen Arbeiterfamilie in England zum Pritzker-Preisträger empor. Für viele gilt er als Guru der Architektur. Gute Architektur geht für ihn auf das Credo zurück: Funktionalität, Beständigkeit und Anmut. Denn seine Architektur beginnt immer mit den Menschen. Sein Vorbild ist Richard Buckminster Fuller, der als einer der Ersten die Bedeutung von Ressourcenschutz und nachhaltigem Bauen erkannt hat. Sein Credo «mehr mit weniger zu machen» wurde zu Fosters Leitprinzip. 1990 wurde Foster von Königin Elisabeth II. als Ritter in den Adelsstand erhoben. Und wenn er nicht gerade Gebäude entwirft, pendelt er mit seinem Privatjet oder Helikopter zwischen seinem Londoner Büro und seinen Häusern in der Schweiz und Frankreich. Erst vor sechs Jahren kaufte er sich das Schloss des deutschen Industriellen Karl Grohe aus dem Jahre 1720 in der Schweiz, in dem er derzeit wohnt.

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Fragen Gibt es Gebäude, die Sie heute anders bauen würden? Ja, alle! Egal, wie gut ein Gebäude nach Fertigstellung ist, man kann es immer noch besser machen.

Sind Sie eher ein Pessimist oder Optimist? Als Architekt muss man zuversichtlich in die Zukunft schauen. Ohne Optimismus könnte ich nicht bauen. Viel­ leicht tragen meine Gebäude ein wenig dazu bei, auch bei anderen ein positiveres Denken in die Welt zu schicken. Meine Architektur ist eine Architektur des Optimismus.

Gibt es etwas, was Sie Ihren Kollegen gerne einmal sagen möchten? Liebe Architekten, bitte nehmt euch selbst nicht so wichtig!

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«Es gibt ein paar Leute, die machten Hightech, Leute wie Norman Foster, die mit ihren ­Konstruktionen nach Superlativen strebten.» (Zaha Hadid)


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Octopus- und Rhino-Stuhl erscheinen im nächsten «Spiderman»-Film im Frühjahr 2014.

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Luxusresidenz – Alpine Wellnessvilla über

Davos by ENGEL & VÖLKERS



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A

n bester Wohnlage im Davoser Mattawald, ganztätig von der Sonne verwöhnt, blicken Sie über Davos auf die imposante Bergkulisse von Schatzalp und Parsenn. Die Kombination von herrlicher Ruhe und trotzdem absoluter Nähe zum Dorf ist begehrt und selten. In fünf Minuten sind die Parsennbahn, die Langlauf-Loipen, der Bahnhof, die vielen Geschäfte und Restaurants und der beliebte Golfplatz zu erreichen. In der höchstgelegenen Stadt Europas, auf ca. 1560 Meter über dem Meeresspiegel, pulsiert das Leben – hier trifft sich die politische, wirtschaftliche und kulturschaffende Elite ein Mal jährlich zum World Economic Forum (WEF). Hier erwartet Sie eine der ersten und besten Luxusresidenzen, die während der legendären Davoser «Mattawaldzeit» richtungsweisend erbaut wurden: eine alpine Wellnessvilla ruhig und wohl gelegen mit viel Privacy, langer prominenter Geschichte und grosser Reputation. Eine Geschichte wohlklingender Namen und grosser Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft. Die freistehende Villa umfasst ca. 1000 Quadratmeter Gesamtfläche und liegt auf einem ca. 2000 Quadratmeter sonnigen Hanggrundstück mit Blick auf Davos. Diese einmalige Wohlfühloase mit alpiner Behaglichkeit lädt zum

Verweilen, Geniessen, Relaxen und einfach Sein ein – eine einmalige Rückzugsmöglichkeit. Die Eingangsebene mit sichtbarem Dachgebälk empfängt mit imposanter Grösse und herrschaftlicher Treppe. Lassen Sie von der Galerie aus Ihren Blick über Davos und die grandiose Aussicht auf die Berggipfel schweifen. Der weitläufige Wohnbereich bietet neben Cheminée und Bar Zugang zum atemberaubenden Sonnenbalkon. Nebst Schwimmbad und Sauna bieten Ihnen neun moderne Schlafzimmer, alle mit Badezimmern en Suite, TV/Internet ein absolutes Wohlfühlambiente. In diesem herrschaftlichen Anwesen in Davos, im exklusiven Mattawaldquartier, finden Sie die Ruhe, welche Sie im Alltag missen. Die harmonische Kombination aus grosszügig, stilvollem Ambiente und Wellnesskomfort lässt Ihnen und auch Ihren Gästen einen Aufenthalt garantiert unvergesslich werden.

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Kolumne Jörg Schmittschneider

Wie weit wachsen die Türme? Was hat das mit der Börse zu tun? Vor einigen Tagen habe ich einen spannenden Bericht über die Entstehung der weltweiten Wolkenkratzer und deren utopischen, finanziellen Ausmasse gelesen. Faszinierend und beängstigend zugleich und von vielen Fragezeichen begleitet. Wie kann ein Turm mit einer Höhe von mehr als 800 Metern auf einem sandigen Untergrund oder sogar auf eigens aufgeschüttetem Land dauerhaft Bestand haben? Sandkastenburgen aus Kindertagen liefern den Beweis, dass Sand nicht gerade die optimale Ausgangslage für wirklich stabile Gebilde ist. Geschweige denn vom Wasser, das leichtflüssig den Sand schneller abträgt, als dem Betrachter vielleicht lieb ist. Weitaus spannender für mich hingegen sind die Analogien zwischen Aktienmärkten und den herausragenden Immobilienprojekten, die immer wieder festzustellen sind. Ein deutscher Ökonom hat dieses Phänomen etwas genauer betrachtet und stellte fest, dass fast täglich neue Rekordnachrichten über Bauprojekte veröffentlicht werden. War es «gestern» noch der Burj Khalifa mit 828 Meter Höhe, ist es «morgen» der Kingdom Tower in Jidda, denn das ambitionierte Ziel ist die magische Höhe von 1000 Meter. Wenn man die Psychologie der Börse etwas versteht, lassen sich spannende Schlüsse daraus ziehen. Warum entwickelt ein steigender Kurs eine steigende Nachfrage? Weil keiner von der Party ausgeschlossen werden will. Genau dieses Motiv sorgt dafür, dass bei neuen Hochkursen noch mehr Geld in die Märkte fliesst und auf weitere, steigende Kurse gesetzt wird. Aktuell schwemmt eine massive Flut von neuem Geld in die Märkte und bietet die perfekte Plattform für irrwitzige Bauprojekte, die mit einer Einfachheit realisierbar sind und die unter fallenden Bösen und Finanzbedingungen unmöglich wären. Die Untersuchung baut darauf auf, dass

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die höchsten Gebäude der Welt immer vor Zeiten wirtschaftlichen Niedergangs errichtet wurden. Konjunkturzyklen und der Bau von Wolkenkratzern korrelieren in einer Art und Weise, sodass die grössten Investitionen in Wolkenkratzer getätigt werden, wenn der Gipfel des Konjunkturzyklus bereits erreicht ist oder kurz bevorsteht. Wenngleich Wolkenkratzer und Hochhäuser immer als ein Anzeichen für den wirtschaftlichen Boom gelten, sieht der Ökonom darin ein Zeichen für den Abschwung. Dabei müssten die Kreditgeber gewarnt sein, denn auf einen Hochhausrekord folgt nicht selten ein Crash. Nach der Planung der Rekordbauten des Chrysler-Gebäudes und Empire State Buildings im New York der 1920er-Jahre begann die Grosse Depression. Noch während der Fertigstellung der beiden zu ihrer Zeit rekordverdächtigen Petronas-Türme im malaysischen Kuala Lumpur brach 1998 die Asienkrise aus. Und dann gibt es noch die Baugrube in der heutigen Pleitemetropole Chicago, der Chicago Spire am Michigan See, der mit stolzen 610 Metern das höchste Gebäude Nordamerikas hätte werden sollen, wurde ein Opfer der Finanzkrise. Was die Untersuchungen, die einen Zeitrahmen von über 100 Jahren umspannen, ergaben, ist genauso verblüffend wie der Zusammenhang zwischen dem Baubeginn und den Aktienmärkten. Eine Erkenntnis zeigt, dass drei bis fünf Jahre nach den Baubeginnen die Aktienmärkte um etwa 30 Prozent tiefer lagen. Als entscheidendes Datum wird hier der Baubeginn gesehen, da die Finanzierung meist von sehr optimistischen Aussichten (die Party ist im Gange) unterstützt wird und damit die Risikobereitschaft deutlich gesteigert ist. Das ist Psychologie: Steigen die Kurse, will jeder ein Partylöwe sein, denn wer hat schon Lust, die Sause an sich vorbeiziehen zu lassen? Realität ist, dass jede Party ein Ende hat. Das Schöne ist aber, eine neue Party ist in Aussicht!


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275 HAUTE CUISINE AUF SEE IT’S SEA-TIME 282 BENNY PARTH ÖSTERREICHS JÜNGSTER HAUBENKOCH 286 FOOD SHORTCUTS 288 STARKOCH DER BRITEN JAMIE OLIVER 290 FOODBOOKS SCHMACKHAFTE SCHMÖKER 292 FUSSBALL PASSION CHAMPAGNER IN BRASILIEN

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Culinarium


HAUTE Cuisine

Auf Hoher

SEE Keine Frage: Essen ist auf Kreuzfahrtschiffen die Freizeitbesch채ftigung Nummer eins. Allerdings nicht immer ein echtes Vergn체gen. Es gibt jedoch auch Schiffe, die als schwimmende Luxusrestaurants mit angeschlossenem 5-Sterne-Resort gelten. Thomas Hauer

Silversea Cruises


BUON APPE TITO

B

ei einer Fahrt auf der Silver Spirit hatten wir Gelegenheit, uns von der kulinarischen Ausnahmestellung der italienischen Luxusrederei zu überzeugen.

Klein, aber fein

Gerade einmal 500 Passagiere fasst das elegante Flaggschiff der vier Kreuzfahrer, ein zur Silversea-Flotte zählender Explorer, der uns im geschäftigen Hafen von Civitavecchia am Pier erwartet. Andere Reedereien bringen auf Schiffen vergleichbarer Grösse dagegen schon einmal 1 000 Gäste oder mehr unter. Doch während man sich bei der Konkurrenz schon beim Boarding im Schlange-Stehen üben muss, werden wir bei Silversea noch vor dem Check-in mit einem Glas Champagner begrüsst und innerhalb weniger Minuten direkt zu unserer Veranda-Suite auf Deck 8 gebracht. Das ist bei Silversea kein besonderer Luxus, sondern Standard, denn die Reederei verfolgt ein «Suites only»-Konzept. Normale Kabinen gibt es nicht. Doch dann die erste Enttäuschung, die allerdings nicht wir erleben, sondern unser Butler Rudolfo, er gehört im Übrigen auch zur Standardausstattung: Als er kurz nach dem Einchecken dezent an unsere Kabinentür klopft, ha-

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ben wir unsere Koffer schon selbst ausgepackt. Nur durch unser heiliges Versprechen, dass er sie wenigstens bei unserer Abreise wieder einpacken darf, lässt er sich beruhigen und serviert alsbald formvollendet ein Fläschchen eisgekühlten Heidsieck Monopole. Während wir den goldgelben Nektar aus edlen Kristallgläsern schlürfen, erklärt uns Rudolfo die Ausstattung unserer Suite und die wichtigsten Bordabläufe. Anschliessend wird es ernst: Wir steuern den Stars Supper Club an, in dem am Abend normalerweise zu Live-Jazz Degustationsmenüs im Tapas-Format serviert werden. Doch jetzt, am Nachmittag des ersten Reisetages, ist hier die «Reservierungszentrale» für diverse Restaurants der Silver Spirit aufgebaut. Schliesslich haben wir nur eine Woche Zeit. Maitre Gustavo, den wir zwei Tage später als Sommelier und Gastgeber im exklusiven Silversea


TITO …

Relais & Châteaux-Gourmetrestaurant «Le Champagne» wiederbegegnen, gibt Insidertipps und liest uns jeden Wunsch von den Augen ab. Am Ende stellt sich heraus, dass wir bei einer siebentägigen Kreuzfahrt gerade ein Mal im Hauptrestaurant speisen werden – alle anderen Abende verbringen wir in Spezialitätenrestaurants und beim obligatorischen Midcruise-Barbecue auf dem Pooldeck – eine absolutes Highlight.

Das Ultra-all-inclusive-Konzept Zum Einstieg haben wir einen Tisch im «The Rocks» oberhalb des Poolbereichs reserviert. Dort werden am Abend al fresco saftige Filets und Rumpsteaks aus Nebraska, gewaltige New England Kalbskoteletts oder Riesengarnelen aus Madagaskar auf glühend heissen Lavasteinen serviert. Die werden vom Service direkt am Tisch kunstvoll auf den heissen Stein drapiert und jeder Gast kann das Ganze so lange brutzeln lassen, bis es seinen persönlichen Vorlieben entspricht. Dazu gibt es Bearnaise, Pfeffersosse, frische Steinpilze, Ofenkartoffeln und Gemüsespiesse. Wir entscheiden uns für das Kotelett, das uns fast die Tränen in die Augen treibt, so

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zart, saftig und wohlschmeckend präsentiert sich das delikate Kälbchen. Vorneweg ein klassischer Caesar Salad und zum Abschluss noch ein lauwarmer Apple Pie mit hausgemachter Vanilleeiscreme und schon ist der erste Tag an Bord nach einem letzten Drink in der Panorama Lounge vorbei. In der Suite dann die entscheidende Frage: Sollen wir am nächsten Morgen in der Kabine frühstücken, im Hauptrestaurant à la Carte ordern oder uns im «La Terrazza» auf Deck 7 am Büffet bedienen? Wir entscheiden uns für das Büffet. Das Einzige, was man hier selbst tun muss, ist, sich die kleinen Köstlichkeiten vom schottischen Räucherlachs über frische Pastrami, edelste Käsespezialitäten oder ofenfrisches Brot- und Gebäck sowie frisches Obst und süsse Beeren auf den Teller zu laden. Aber selbst

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das nimmt einem das dienstbare Personal auf Wunsch gerne ab. Wer wie wir selbst zugreift, dem wird von den Servicekräften am Ende aber sofort mit einem freundlichen, aber bestimmten Lächeln der Teller entwunden und formvollendet an den Tisch gebracht. Dazu ein Tässchen Illy-Cappuccino oder edler Ronnefeldt-Tee, frisch gepresster Orangensaft, ein Smoothie, Fitnessdrink oder Champagner, Eggs Benedict, Eiweisssoufflé oder frisch gebackene Waffeln? Alles kein Problem und Teil des Ultra-all–inclusive-Konzeptes von Silversea – freilich auf 5- oder sagen wir mal 6-Sterne-Niveau.

Speisen wie die Götter Zum Lunch besuchen wir dann das «Seishin». Dieses Spezialitätenrestaurant auf Deck 4 serviert am Mittag Misosuppe, Sushi, Sashimi und Tempura – alles vom Chef vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Am Abend verwandelt sich das Etablissement dann in ein japanisches Spezialitätenrestaurant, in dem erlesene Degustationsmenüs angeboten werden. Sie bieten von Kaviar-Sorbet über pochierte Austern, Seeigel, Water Spider Rolls und Soft Shell Crabs bis Kobe-Beef und werden auf Wunsch von ausgewählten SakeSpezialitäten begleitet. Doch bevor es so weit ist, steht am Nachmittag gegen 16 Uhr noch der tägliche High Tea auf dem Programm. Dazu werden kleine Köstlichkeiten aus der Patisserie und feine Lachs-, Roastbeef-, Ei- und Gurkensandwichs auf einer Etagere gereicht, die einem Sprüngli in der Züricher

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Bahnhofstrasse ernsthafte Konkurrenz machen könnten. Ausserdem lauwarme Scones mit Clotted Cream, die jeden Briten in Verzückung versetzen würden. Der Tee stammt aus der exklusiven Teestar-Kollektion von Ronnefeldt, die es sonst nur in handselektierten 5-Sterne-Hotels gibt. Wir schwören auf den Ti Dung Oolong – schliesslich soll der schlank machen … Auch hier darf natürlich das ein oder andere Gläschen Champagner nicht fehlen. Den ersten Hafen unserer Reise – ­Livorno – haben wir ob all der Genüsse glatt ­verpasst. Aber wer will dieses schwimmende Schlaraffenland schon freiwillig verlassen?

Der Chef ist eine Frau An der Spitze der 63-köpfigen Küchenbrigade der Silver Spirit steht Anne Marie Cornelius, im harten Kreuzfahrtgeschäft eine absolute Ausnahme. Aber die sympathische 38-jährige Südafrikanerin führt die Galley mit einer Souveränität, als wäre sie schon seit mehreren Jahrzehnten im Geschäft. Bei


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­einer Tour durch die Eingeweide der Silver Spirit erklärt sie uns, wie aufwendig es ist, auf einem Schiff einen dermassen hohen Standard zu halten, wie er bei Silversea selbstverständlich ist. Im Hintergrund schwärmt derweil eine ganze Armada von Butlern und Servicekräften wie ein emsiges Bienenvolk mit silbernen Tabletts, auf denen sich die Bestellungen türmen, herum – ein 24-Stunden-Room-Service ist bei Silversea natürlich ebenfalls obligatorisch und wie fast alles «complimentary». Apropos Roomservice: Neben dem Frühstück kann man sich auch alle anderen Mahlzeiten oder Getränke, die irgendwo auf dem Schiff angeboten werden, in der Suite servieren lassen – Gang für Gang. Zu den persönlichen Favoriten von Anne Marie gehören Ausfüge zu lokalen Märkten, zu denen sie auch gerne mal eine kleine Gruppe von Gästen mitnimmt. Dann werden

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lokale Spezialitäten probiert und manches, was bei diesen Touren im Einkaufskorb landet, findet sich am Abend wieder auf der Karte. Wir haben mittlerweile Nizza hinter uns gelassen und nehmen Kurs auf Menorca. Heute Abend haben wir im Le Champagne reserviert. Dieses in Kooperation mit Relais & Châteaux betriebene Luxusrestaurant treibt die kulinarischen Eskapaden bei Silversea auf die Spitze. Bei Kaviar und Hummersalat, Steinbutt, Gänseleber, Jakobsmuscheln und Taubenbrust kommen wir endgültig im kulinarischen Nirwana an. Die auf einer speziellen Connaisseurliste angebotenen Weine sind so fair kalkuliert, dass manche Flaschen im Laden teurer sind als an Bord. Wir wählen als Menübegleitung einen herausragenden 1996er Nec Plus Ultra Champagner von Bruno Paillard, der selbst an Land nur sehr schwer zu bekommen ist. Aber auch Krug oder Dom Pérignon stehen natürlich auf der Karte genau wie Château Margaux oder Château Yquem. Wem das alles ein wenig zu viel ist, wählt dagegen einen Tisch im «La Terrazza». Das verwandelt sich täglich zur Dinnerzeit in ein veritables Slow-Food-Restaurant, in dem mit authentischen Slow-Food-Zutaten italienische Küchenkunst auf Top-


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Niveau zelebriert wird. Unbedingt probieren: hausgemachte Pappardelle mit Enten­ragout, ein Signature Dish bei Silversea – besser geht es nicht! Dazu ein Fläschchen Sassicaia, Ornelleia oder ein Barolo von Gaja und der Abend wird zum Fest. Als wir uns schliesslich mit Palma der vorletzten Station unserer Reise nähern, wird es Zeit für das Barbecue – dazu wird das Pooldeck der Silversea in eine einzige Büffet- und Party-Area verwandelt und unter funkelnden Sternen gibt es von Sushi bis Spanferkel frisch vom Grill so ziemlich alles, was einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Nach dem Essen wird das Deck zu einem Open-Air-Dancefloor und die mehrheitlich amerikanischen Gäste zeigen den wenigen Europäern an Bord erst einmal, wie man richtig feiert! Bordsprache ist übrigens Englisch, aber es gibt auch zahlreiche Mitarbeiter an Bord, die hervorragend Deutsch sprechen.

Völlerei mit Folgen … Mittlerweile haben ich und meine Begleitung zusammen schon fast drei Kilo zugelegt – trotz morgendlicher Joggingrunden um das Oberdeck und aus­ giebigen Besuchen im bordeigenen Fitnesscenter. Zum Glück bietet der ­exklusive Silversea Spa auch effektive Slimming Treatments. Der letzte Hafen unserer Reise ist schliesslich Barcelona, wo wir über Nacht am Kai bleiben und uns einen ganzen Vormittag über den wahrscheinlich

schönsten Markt Europas, die Boqueria, treiben lassen. Als würdigen Schlussakkord besuchen wir schliesslich doch noch das elegante Hauptrestaurant der Silver Spirit und bei gratinierten Escargot, zarten Tournedos Rossini, Dover Sole und himmlisch leichter Panna Cotta mit Flugmango kommt ein wenig Wehmut auf. Doch wir sind sicher: Das war nicht unsere letzte Reise an Bord der Silver Spirit – schliesslich lässt sich das Erlebnis noch toppen. Exklusiv bietet Silversea in 2014 spezielle Wein- und Culinary Voyages mit international renommierten Guest Chefs an, die Kochkurse an Bord durchführen. Ausserdem gibt es in Kooperation mit Slow Food und Relais & Château exklusive Pre- und Post-Cruise-Programme mit kulinarischem bzw. Wein-Schwerpunkt. Ach ja, wir haben Rudolfo natürlich doch noch glücklich gemacht. Einen ordentlicher gepackten Koffer haben wir noch nie gesehen! Chapeau! Deshalb: Leinen los!


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Der Küchenwunderknabe Benny Parth Im Land der Haubenköche

Zwei Hauben von «Gault Millau», vier Sterne von «À la carte» und drei Löffel vom «Schlemmeratlas» b ­ estätigen die wunderbare Kochkunst Benjamin Parths. Yvonne Beck

Benjamin Part beschreibt seinen Kochstil als «leicht, neu, puristisch». Im Bild: Lamm – Artischocke – Aubergine – Bohnen. © highendFOOD.org

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ie Tourismusregion Paznaun-Ischgl in T ­ irol – nur drei Autostunden von Zürich entfernt – ist bekannt als das österreichische Eldorado der Spitzengastronomie und -hotellerie. Vom Paznauner Schafl über traditionellen Bergkäse werden heimische Gusto­stücke in Szene gesetzt, um Besuchern aus aller Welt lukullische Besonderheiten zu bieten. Ein Highlight der Region ist das Gourmet-Restaurant Stüva im Herzen von Ischgl. Gaumengenüsse auf höchstem Niveau werden hier von Benjamin Parth, Österreichs jüngstem Haubenkoch, auf die Teller gezaubert. Seine Rezepte von bodenständig bis ausgefallen finden in Gourmetkreisen höchste Anerkennung. PRESTIGE traf Benny Parth, in seinem Gourmetrestaurant S ­ tüva im Hotel Ysclaund und sprach mit ihm über die Tiroler Küche, die Macht der Sossen und dem Purismus in der Küche.

Das Gericht «Jakobsmuschel in Champagner mit Lauch und Kaviar» bezeichnet die Gault Millau ­Redaktion 2012/13 als «ein bemerkenswertes Zitat der französischen Klassik». ©: YSCLA Stüva/Gerhard Berger

Weltoffen, frech und nicht alltäglich, garniert mit einer ­k räftigen Brise Fantasie, so lässt sich das Erfolgsrezept von Benjamin Parth kurz und bündig auf den Punkt bringen. © Hotel YSCLA

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Steinbutt – Curry – Taschenkrebs – Bohnen © YSCLA Stüva/Gerhard Berger

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: In so jungen Jahren mit zwei Hauben ausgezeichnet zu werden ist eine ­grosse Ehre. Aber übt es nicht auch einen gewissen Druck auf Sie aus, dieses Niveau zu halten? Ich empfinde das nicht als Druck, ich sehe das viel eher als Ansporn, mich immer weiter zu verbessern.

Von wem haben Sie das Kochen gelernt? Ich kann nicht eine bestimmte Person nennen. Ich habe ei­ gentlich auf meinen verschiedenen Stationen durch Europa von jedem etwas mitgenommen.

Mit welcher Art von Küche sind Sie grossgewor­ den? Gibt es besondere Einflüsse, die sich in Ihrer Küche heute wiederfinden? Aufgewachsen bin ich natürlich mit einfacher, aber ehr­ licher Tiroler Hausmannskost. Auf Reisen hat mich mein Vater schon in jungen Jahren in exzellente Restaurants mitgenommen, hier habe ich auch meine Leidenschaft fürs Kochen und gute Essen entdeckt.

Auch als Koch muss man sich zuerst einmal ­«erfinden». Woher nehmen Sie die Inspirationen für Ihre Küche? Ich finde meine Inspiration in der Natur, beim Snowboarden und auf Reisen.

Ist es schwer, sich in so jungen Jahren bei älteren Kollegen durch­zusetzen?

Benjamin Parth verbindet in seinen Kreationen Internationalität mit seinen ­Tiroler Wurzeln. Im Bild ein «Parth-Klassiker»: Seesaibling auf Erdäpfelpüree mit Enzianschaum. © highendFOOD.org

Eigentlich nicht, da jeder Kollege weiss, wie viel Arbeit da­ hintersteckt.

Wie wichtig sind Sossen für Sie und Ihre Küche? Was ist das Besondere an der Tiroler Küche? Und was denken Sie, warum steht hier die Wiege so vieler Top-Köche?

Die Sossen sind in meiner Küche das Wichtigste. In die Sosse wird die meiste Zeit und viele erstklassige Zutaten investiert.

Die Tiroler Küche ist eine wirklich authentische Küche. Ich denke, das macht sie so b­ esonders.

Was macht eine wirklich gute Sosse aus?

Was zeichnet die Speisekarte des Stüva aus?

Welche «Kochmode» können Sie gar nicht nachvollziehen?

Unser Restaurant ist in Ischgl – inmitten einer wunder­ baren Alpenlandschaft, die viel hergibt. Wir bieten nur ab­ solut marktfrische Speisen an.

Kochtechnisch bin ich für alles offen. Ob ich Insekten essen muss, weiss ich nicht.

Ihre Küche wird gerne als klassisch und puris­ tisch beschrieben? Bedeutet das so viel wie ­«weniger ist mehr»? Was genau bekomme ich im Stüva auf den Teller?

Dass ich gesund bleibe.

Wir verzichten komplett auf Spielereien und bei uns wird nur das auf dem Teller serviert, was man auch essen kann.

Momentan bleibe ich in Ischgl, weil ich hier alles habe, was ich brauche.

Dass sie schmeckt. (Lacht.)

Sie sind der jüngste Haubenkoch Österreichs und haben in jungen Jahren schon sehr viel erreicht. Was wünsche Sie sich für Ihre Zukunft?

Bleiben Sie Ischgl erst einmal treu oder zieht es Sie in die grosse weite Welt hinaus?

Kochen ist für Sie in drei Worten … Häufig verzichten Sie sogar auf Beilagen. ­Warum?

Sauberkeit, viel Arbeit, Leidenschaft.

Damit der Gast auch nach einem grossen Menü nicht über­ sättigt aufsteht. Teilweise reicht ein Fisch mit einer dazu korrespondierenden Sosse.

Ihre Galgenmahlzeit (Lieblingsgericht) wäre… Die Ente von Philippe Rochat.

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Wermut aus Italien Der Riserva Carlo Alberto Vermut ist ein ausgezeichnetes Produkt, einzigartig in der Welt, aufgrund seltener Zutaten und traditioneller Herstellungsmethoden, welche Erfahrung, Fähigkeiten und Genauigkeit erfordern sowie eine lange Verarbeitungszeit. Ausgehend vom Wein als Basis, muss dieser von hoher Qualität sein. Gemäss dem Rezept aus dem Jahr 1837 wird DOGC Asti Muscat und DOGC Caluso Erbaluce verwendet. Letzterer in nur noch sehr begrenzten Mengen erhältlich und schwierig zu finden. Zu diesem hervorragenden Grundstoff werden 43 botanische Ingredienzien beigefügt: ausgewählte Kräuter, Beeren, Gewürze, Blumen und Früchte. Dieser Wermut kann als Aperitif oder als Zutat in exzellenten Cocktails getrunken werden.

Rum aus Guadeloupe

Shortcut

Food Erste Rumbrennerei in Key West In der Stadt am südlichsten Ende der ­Florida Keys können Besucher täglich von 10 bis 18 Uhr die hochprozentigen Tropfen verkosten. Ab 17 Uhr führt Besitzer Paul

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Menta Interessierte persönlich durch seine Destillerie. Skurrile Geschichten über die ru(h) mreiche Vergangenheit der Florida Keys gehören dabei zum Programm. Die Key West First Legal Rum Distillery, so der offizielle Name, ist in einer ehemaligen Coca-Cola-Fabrik untergebracht, in der sich zuvor ein Saloon aus der Zeit vor der Prohibition befand. Bereits im Jahr 1900 war dieser als Jack’s Saloon bekannt. Zu den Spezialitäten der Destillerie gehören der Vanilla Rum & Coke Drink ebenso wie lokale Delikatessen, die im angrenzenden Laden verkauft werden, wie beispielsweise der beliebte Key Lime Pie.

Rhums Agricoles aus dem Hause Damoiseau erfuhren ein Re-Design. Die exzellenten Rhums aus der grössten Destillerie Guadeloupes präsentieren sich in neuem Outfit. Der Damoiseau 3 ans heisst neu Damoiseau VO und der Damoiseau Réserve Spéciale heisst Damoiseau VSOP. Der Damoiseau XO behält seine Bezeichnung in neuem Outfit. Seit 1942 erzeugt die Familie Damoiseau – Eigentümerin der Rumbrennerei Bellevue – nach alter Tradition der französischen Antillen hochwertige Rhums Agricole. Die Rumbrennerei Bellevue, die sich auf Guadeloupe in der Gemeinde Moule inmitten der Zuckerrohrpflanzungen von Grande-Terre befindet, wird von einem Mosaik an Pflanzungen umgeben. Tausend Pflanzer bauen dort Zuckerrohr an und schneiden ein Produkt mit hohem Zuckergehalt und starkem aromatischem Potenzial.


The Spirit of Grenada Westerhall Estate AG ist ein privates Unternehmen von Grenada, gegründet im Jahre 1966. Vor der offiziellen Registrierung galt es als landwirtschaftliches Anwesen von 951 Hektar, bepflanzt mit Zuckerrohr, Bananen und Kakao. Stets befand sich auf dem Gelände eine kleine Brennerei und einige Zuckerrohrpressen aus dem 1700er. Heute liegt das Augenmerk auf dem Blenden und Abfüllen von Rum. Der Westhall Vintage Rum reift mindestens 10 Jahre, um einen sanften, ausgewogenen Premiumrum zu erhalten. Der Plantation Rum reift acht Jahre und ist ein reizvoller leichter Rum mit einzigartigem ­Charakter. Westerhall Super Light, gereift in Eichenholzfässern, wurde für Cocktails kreiert, denen er eine markante und doch angenehme Aromatik verleiht.

Rückkehr zu den Wurzeln Burn Stewart führt die für den Black Bottle in seinen Anfangszeiten charakteristische schwarze kolbenförmige Flasche wieder ein, welche die ursprüngliche Inspiration hinter dem Black Bottle Namen war, während der Whisky neu entwickelt wurde, um mehr im Einklang zu sein mit dem Originalrezept der Grahams Brüder aus dem Jahr 1879. Der neue Black Bottle ist die Kreation des Master Blenders Gordon Graham. Das Bouquet beeindruckt mit einer berauschenden Mischung aus Aromen – aus frischen floralen Düften bis hin zu den tiefsten Holznoten, viel Würze mit feinstem, torfigem Rauch.

www.blackbottle.com

Bester Sherry aus Spanien 1847 liess sich die Familie Lustau, ursprünglich aus Südfrankreich stammend, in Jerez nieder und gründete 1896 die heute bekannte Firma Emilio Lustau SA. Das Haus Lustau ist berühmt für seine exzellenten Sherrys und ist die einzige Bodega, welche Bestände von Sherrys in den drei Städten der Herkunftsregionen hat: in Jerez de la Frontera, Puerto de Santa María und Sanlúcar de Barrameda. Lustau besitzt 170 Hektar eigene Weinberge in der DO mit Palomino Reben, Moscatel und Pedro Ximénez. Die verschiedenen Sherries reifen bis zu 30 Jahre in den eigenen Soleras. Lustau wurde als «The Best Spanish Wine Producer» an der IWSC und fünf Mal in Folge als «Best Fortified Wine­ maker» an der IWC ausgezeichnet.

www.lustau.es

The Luxury Way of Life | 291


Der Starkoch der Briten Jamie Oliver

«The Naked Chef» machte ihn weltberühmt. Seine Sendungen laufen in 50 Ländern der Erde, von Südkorea bis Nordamerika. Er hat mehr als acht Millionen Kochbücher verkauft und fast jedes Jahr kommt ein neues hinzu. Er holt junge Arbeitslose von der Strasse und lässt sie in seinen Restaurants zu Profi-Köchen und Catering-Fachleuten ausbilden. Daher heisst eins seiner bekanntesten Restaurants auch «Fifteen». Alljährlich werden 15 Azubis eingestellt. «Cheeky Chops» ist der Name für diese von ihm ins Leben gerufene Stiftung. Ein Drittel der Jugendlichen waren schon in der Jugendstrafanstalt oder als Strassenkinder bekannt. Jamie Oliver gibt ihnen die Chance auf eine neue Zukunft. All das macht ihn vielleicht nicht zum besten, aber beliebtesten Koch der Welt.

3 Fragen Hören Sie beim Kochen Musik? Ja, normalerweise höre ich jedoch ziemlich depressive, melancholische Musik. Coldplay läuft recht häufig.

Warum engagieren Sie sich so sehr für gesünde­ res Essen an englischen Schulen? Mich regt es einfach auf, was für ein Junk Food unseren Kindern täglich vorgesetzt wird. Eine schlechte Ernährung verändert das Verhalten der Kinder, sie werden hyperaktiv oder adipös. Es kann doch nicht sein, dass wir, die es bes­ ser wissen sollten, unseren Kindern so etwas antun.

Sie würzen sehr gerne und viel. Mögen Sie es ­gerne scharf? Oh ja, ich liebe Chili. Ich bin süchtig danach. I’m a spicy boy. Chili versetzt mich in einen Rauschzustand. Andere nehmen Drogen, ich beisse in Chili. Das setzt meine Endor­ phine frei. Körpereigene Drogen sind besser als der ganze andere Mist.

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«Kochen ist eine lebenswichtige Fähigkeit, die wir verloren haben.»


Leider war ein interessent vor ihnen da. das macht nichts. jetzt online abonnieren.

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Schatzkästchen für die Gesundheit Die Acht ist in China eine heilige Zahl, die für Reichtum und Fülle steht. Und auch die traditionelle chinesische Medizin kennt acht wahrhafte «Schätze», die auf genussvolle Weise Gesundheit und ein langes Leben fördern: Soja, Ingwer, Knoblauch, Pilze, Rettich, Chinakohl, Zwiebeln und Sesam. Ihre Heilwirkungen sind vielfältig: Ein stabiles Immunsystem, makellose Haut, gute Nerven oder Vitalität bis ins hohe Alter sind nur einige davon. Von jeher widmen sich die Chinesen mit grosser Leidenschaft und Akribie dem Sammeln, Weitergeben und Verbessern von wirksamen Rezepten. Die besten von ihnen haben die Autorinnen jetzt in diesem kleinen Ratgeber versammelt. Die acht Schätze der chinesischen Heilküche Susanne Hornfeck & Nelly Ma

Culinarium Books Töpfe machen schwach Namhafte Frauen gewähren einen intimen Blick in das «Herz» ihrer Schlösser, Villen und Lofts: in ihre Küchen! Und geben exklusiv ihre Küchengeheimnisse preis. Warum hängt bei der Herzogin ein Rauchmelder über dem Backofen? An wessen Herd begann die grosse Liebe? Die Küche als Mittelpunkt des Familienlebens, als Ort des Rückzugs oder als Platz für kreative Fantasien – in diesem Buch erfährt der Leser ganz persönliche Küchengeschichten von Prominenten und aussergewöhnlichen Frauen, die berühren und einfach nur schmunzeln oder staunen lassen. Zusätzlich verrät jede Dame ihr Lieblingsrezept, das in pompöser Schlossküche, puristischer Loftküche oder bunter Landhausküche selbst zubereitet wurde.

Caravan Cooking Der übliche Speiseplan beim Urlaub im Caravan oder Wohnwagen besteht oftmals aus Dosenravioli, Tütensuppe und Spaghetti mit Tomatensosse. Doch es geht auch ganz anders! Monica Rivron, selbst leidenschaftliche Camperin und Köchin, hat Rezepte gesammelt, die die ganze Familie begeistern und schnell und einfach umzusetzen sind. Das Spektrum reicht von Picknicks über Snacks und Salate bis hin zu Hauptgerichten und sogar zu Backrezepten für regnerische Tage. Dazu gibt es Tipps, was in keiner Caravan-Küche fehlen darf, und Ratschläge zu Einkäufen auf lokalen Märkten. Mein Caravan-Kochbuch köstlich, einfach, schnell Monica Rivron, Knesebeck Verlag

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Küchengeflüster Prominente Frauen erzählen Geheimnisse rund um den Herd Christina König Knesebeck Verlag


Kochen im Big Apple Daniel Humm, Drei-Sterne-Koch im besten Restaurant der USA, dem «Eleven Madison Park» in Manhattan, führt uns zusammen mit seinem Geschäftspartner Will Guidara zu den Genüssen, den Produkten und der kulinarischen Geschichte von New York. Statt auf der ganzen Welt nach den ausgefallensten und teuersten Produkten zu fahnden und die Inspiration andernorts zu holen, kocht Daniel Humm in seinem Restaurant heute mehrheitlich mit dem, was die Region um New York an kulinarischen Genüssen hergibt. Dabei sollen beliebte New Yorker Klassiker nicht fehlen, etwa ­Manhattan Clam Chowder, New York Cheesecake oder Bloody Mary. Das ultimative Kochbuch für alle New-York-Fans! I love New York Will Guidara, Daniel Humm AT Verlag

Best Meat Ob Kalb, Rind, Lamm oder Schwein: In diesem Buch erklärt der Pariser Spitzen-Metzger Hugo Desnoyer, welche die besten Stücke sind, und vor allem verrät er uns in 88 Rezepten, wie man diese am besten zubereitet. Seine mit wenigen Zutaten und Gewürzen auskommenden Rezepte unterstützen die Qualität des Fleisches und überzeugen durch ihre einfache Raffinesse. Ausgewählte Stücke Die besten Rezepte eines passionierten Metzgers Hugo Desnoyer Knesebeck Verlag

150 Jahre Kolonialwaren Das traditionsreiche Kolonialwarengeschäft H. Schwarzenbach im Zürcher Oberdorf, 1864 von Heinrich Schwarzenbach I. gegründet, wird heute in fünfter Generation von Heini Schwarzenbach V. geleitet. Die Geschichte des bekannten Delikatessengeschäftes an der Züricher Münstergasse ist eng mit der Entwicklung der Markt und der Kochgeschichte der Stadt verbunden. In diesem Buch setzen sich zehn renommierte Zürcher Köche mit der Tradition der lokalen Küche und ihrer Entwicklung bis heute auseinander. Erzählt wird zudem über den Handel mit Gewürzen, Tee, Kaffee, Dörrfrüchten und anderen lokalen wie exotischen Delikatessen, welche die Zürcher Küche nachhaltig beeinflusst haben. H. Schwarzenbach – Das Zürcher Kochbuch Dominik Flammer, Sylvan Müller AT Verlag

The Luxury Way of Life | 295


CULINARIUM

Wo Fussball schon lange Passion War … oder wie der Champagner nach Brasilien kam.

© D. Cabrelli

Fiorina Springhetti

Die FIFA-Flasche

Krypta-Keller. © Louis Teran

D

ass Champagne Taittinger nun als offizieller Champagner der FIFA weltweit in mehr als 150 Ländern ausgeschenkt wird, erfüllt die Familie mit Stolz. Denn bereits in der Vergangenheit hat sich das Familienunternehmen stark für den regionalen Fussball engagiert.

Champagner meets FIFA Pierre-Emmanuel Taittinger erinnert sich, es sei am 6. Juni 1959 das erste und einzige Mal gewesen, als es ihm erlaubt wurde, das Spiel Real Madrid gegen Stade de Reims im Fernsehen zu schauen. Sein Vater, damaliger Bürgermeister von

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Pierre-Emmanuel Taittinger

Reims, setzte den Ball in diesem wichtigen Finale. Zwar verlor ihr Heimclub Reims, doch die Emotionen des Spiels und die Leidenschaft blieben PierreEmmanuel Taittinger bis heute in Erinnerung. Viele Werte hätten der Champagner und die FIFA gemein, so Pierre-Emmanuel, sei es die Leidenschaft, das Feiern, die Freude an den Emotionen oder die Geselligkeit. So zeigt sich dann auch die FIFA-Bottle im prächtigen Gewand und wie es sich für brasilianische Verhältnisse gehört, darf das Grün und Gold selbstverständlich nicht fehlen. Die limitierte Sonderedition der FIFA­ Bottle präsentiert sich mit einem beeindruckenden 3D-Label und einer aufwendig gestalteten Geschenkbox in Weiss, Grün und Gold. Ähnlich der «Bubble»-Packaging-Verpackung, welche 2012 als Carton of the Year ­ausgezeichnet wurde.


RESTAURANT Mo-Sa 12.00-24.00 Uhr Reservationen Tel. 044 448 11 44

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Die AURA Bar & Lounge lädt zum Verweilen ein und lässt bezüglich Cocktail- und Zigarrensortiment sowie Ambiente keine Wünsche offen.

Der multifunktionelle Saal setzt neue Massstäbe bezüglich Event-Flexibilität, Visualisierungsmöglichkeiten, technischer Ausstattung und gastronomischem Angebot.

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KOLUMNE DJ Antoine

Das Leben ist zu kurz, um schlechten Champagner zu trinken Sicherlich hat so manch einer unter uns auch in diesem Jahr wiederum den Vorsatz gefasst, sich gesünder oder bewusster zu ernähren, um fitter zu werden oder ein paar Kilos abzunehmen. Doch ganz ehrlich, was gibt es Schöneres, als sich nach geleisteter Arbeit oder zum Abschluss eines schönen und ereignisreichen Tages mit einem Gläschen edlen Champagner zurückzulehnen und den Gaumen mit Köstlich­keiten zu verwöhnen. Ich denke hierbei zum Beispiel gerade an Jamon de Pata Negra, hauchdünn geschnittenen Bresaola und sechs Jahre gereiften Parmesan, ein hervorragend zubereitetes ­Chateaubriand mit einer luftig geschlagenen Sauce Béarnaise und zart gedünstetem Gemüse oder eine Seezunge auf Blattspinat mit Frühlingskartoffeln ... Und, ist Ihnen beim einen oder anderen Gedanken an Ihre Leibspeisen auch das Wasser im Munde zusammengelaufen? Essen und Trinken gehören zu unseren Grundbedürfnissen, ohne die wir nicht überlebens- und leistungsfähig sind. Wir haben das grosse Glück, dass uns Essen und Trinken uneingeschränkt und in einer unglaublichen Vielfalt zur Verfügung steht. Längst ist es eine Selbstverständlichkeit geworden, der wir leider oft nicht mehr die entsprechende Wertschätzung beimessen. Dabei müssen wir nicht einmal sehr weit über unsere Grenze blicken und treffen vor allem in ländlichen Gebieten auf Menschen, die sich ihre Lebens­ mittel bewusst einteilen müssen. Auch vergessen wir oft in einem von Terminen und Projekten verplanten Alltag, unsere Mahlzeiten bewusst zu wählen, in Ruhe zu speisen sowie unsere Sinne richtig einzusetzen. Wo bleibt hier der Genuss und das Gefühl der Entspannung, das Trinken und Essen mit sich bringt, ganz abgesehen natürlich von der richtigen Begleitung? Von Haus aus kann ich mich als Gourmet und leidenschaftlicher Koch bezeichnen. Ich achte bei meinen Lebensmitteleinkäufen sehr stark auf die Qualität und die Herkunft der Produkte, sei

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es, dass ich saisonales Bio-Gemüse und -Früchte frisch vom Markt oder Fleisch direkt beim Hausmetzger einkaufe, nur auch schon, um ­regionale Anbieter zu unterstützen. Auch bei der Wahl eines Getränks, egal, ob edler Champagner, einen im Barrique-Fass gereiften Wein oder mineralhaltiges Tafelwasser, nur das Beste ist gut genug, um den Genuss des Essens und Trinkens zu vervollkommnen. Bei mir zu Hause kommen ausschliesslich frisch zubereitete, gesunde Speisen auf den Teller. Auf meinen vielen Reisen lege ich ebenso Wert auf

«Von Haus aus kann ich mich als Gourmet und leidenschaftlicher Koch bezeichnen» eine hochwertige und ausgewogene Ernährung. Obschon mir stets ein voller Kalender im Nacken sitzt, nehme ich mir im ­Restaurant ganz bewusst Zeit und lasse mich gerne beraten, welche ­landesspezifischen ­Spezialitäten sie empfehlen, die ich dann ­gerne auch probiere. Natürlich ist mir auch mein Gegenüber wichtig. Ganz salopp gesprochen: Eine Frau kann noch so schön und attraktiv sein, wenn sie das hochkarätige Dinner nicht zu schätzen weiss, ist der Genuss um ein Vielfaches kleiner. Manchmal bin ich wirklich erstaunt, feststellen zu müssen, dass genau beim Konsum von hochwertigen und exklusiven Speisen und Getränken immer wieder gespart wird, obschon viele unter uns es sich leisten könnten. Oder aber, hat es nicht bei jedermann denselben Stellenwert? Nehmen Sie sich wieder mehr Zeit, das ­Essen und Trinken zu geniessen! Gönnen Sie sich ­z wischendurch eine exklusive Flasche ­Champagner oder einen edlen Tropfen Wein und verzichten Sie nicht auf gutes Essen. In Massen genossen ist es nicht nur gesund, sondern auch Balsam für die Seele und eine Reise der Sinne. Wie gesagt, das Leben ist zu kurz, um schlechten Champagner zu trinken!



presents

top events of Switzerland 297 MONTREUX JAZZ FESTIVAL IT’S JAZZ-TIME 302 ART BASEL DIE KÖNIGIN DER KUNSTMESSEN

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It’s Jazztime

Das Montreux Jazz Festival, das 1967 durch ­Claude Nobs ins Leben gerufen wurde, ist im ­Laufe der Zeit ein unumgängliches Erlebnis für Musikliebhaber aus der Schweiz und dem Ausland geworden. Von Miles Davis über Ray Charles, von David Bowie über Prince – all die grossen Namen standen schon auf den verschiedenen Bühnen des Festivals. Lilly Steffen

© 2008 FFJM - Lionel Flusin


Top Events Of Switzerland

A

uch wenn der Jazz für den Ursprung des Festivals steht, konnten sich andere ­Musikstile, dank der gegenseitigen Neugierde und des Enthusiasmus, schnell einen Platz schaffen. Mit seiner vielseitigen und originellen Musikauswahl bietet das Montreux Jazz Festival während zwei Wochen eine optimale Pattform für Musiker in einem intimen Rahmen. Als David Bowie während eines der eindrücklichsten Konzerte der Geschichte des Montreux Jazz Festivals sein Publikum zu sich nach Hause einlud, fasste er, ohne es zu wissen, den Geist des Festivals besser zusammen, als es je jemandem vor ihm gelungen war. An diesem Konzertabend im Juli 2002 drängte das Publikum, gebannt durch so grosse Virtuosität, den Künstler dazu, sich selbst zu vergessen. Er wähnte sich daheim. Das Auditorium Stravinski war zu seinem Zuhause geworden und die Zuschauer waren in der Tat eingeladen, den Abend in seiner Gesellschaft zu verbringen.

Das Erleben der Musik Selbst wenn das Montreux Jazz Festival im Laufe der vierzig Jahre seiner Existenz nicht nur Konzertabende solchen Charakters erlebt hat, war das Ziel Claude Nobs’ und seiner Nachfolgeteams seit jeher, solche Abende ins Leben zu rufen. Im Vordergrund steht dabei das Erleben der Musik, nicht nur ihr Konsum. Denn auch wenn, glücklicherweise, niemand über solche Magie frei verfügen kann, ist es doch möglich, ihr einen Rahmen zu geben, der ihr Erscheinen begünstigt. Der Fall von David Bowie ist nur ein Beispiel. PJ Harvey, Tori Amos, B. B. King oder Miles Davis, unter vielen anderen, haben dem Publikum das aussergewöhnliche Geschenk gemacht, sich ihm ganz hinzugeben, statt «nur» ein Konzert zu geben.

© 2011 FFJM - Lionel Flusin

Moment innezuhalten, um Montreux zu geniessen. Die Teilnehmer des Fernsehwettbewerbs «La Rose d’Or» schätzten die Ortschaft ganz besonders. Es fehlte nur noch eine geeignete Abendunterhaltung.

Die Liebe zur Musik Selbst das Umfeld der Veranstaltung stellt ein rares Schmuckkästchen dar und begünstigt ein Gefühl der Vertrautheit. Seit der Entstehung 1967 profitierte das Festival von seiner idealen Lage. Die kleine Stadt, Lieblingsdestination der Engländer im 19. Jahrhundert, steckt mit den Füssen im Genfersee und mit dem Kopf in den Bergen und hat die Sonne als Schutzengel. Nur wenige Durchreisende können der Versuchung widerstehen, einen

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Ein Mitarbeiter des Tourismusbüros wurde damit beauftragt. Ein gewisser Claude Nobs, seit jeher begeistert von der Musik, nahm diese Aufgabe voller Elan in Angriff. Er erledigte sie so gut, dass einige Jahre darauf, die Entscheidung gefällt wurde, eine separate Veranstaltung zu schaffen. Dank seines Enthusiasmus und seiner Kühnheit, überzeugte Claude Nobs, dem es auch als Erster gelungen war, die Rolling Stones ausserhalb Grossbritanniens auftreten zu lassen, alle davon, dass ein Festival, dem Jazz und anderen aktuellen Musikrichtungen gewidmet, seinen Platz an der Riviera bekommen sollte. Seien wir ganz offen, ein Hauch Wahnsinn schwingt in diesem Vorhaben mit.


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© 2008 FFJM - Miles Guidetti

Ohne auf warnende Stimmen zu hören, wollten Claude Nobs und seine Weggefährten nie etwas von einem kleinen Festival wissen, sondern strebten Grösseres an. Nicht um des Ruhmes, noch des Geldes willen, sondern wegen ihrer Liebe zur Musik. Diese feurige Leidenschaft, verhinderte es auch, die Absage eines Künstlers als definitiv zu akzeptieren, und erlaubt es noch heute, mehr als vierzig Jahre später, das Montreux Jazz Festival als ein Grossereignis der Musikwelt anzusehen. Nicht etwa weil die Besucherzahl heute die Marke von 220 000 überschreitet, noch weil die zwei Montreuxer Wochen zu den wichtigsten europäischen und weltweiten Festivals zählen, sondern ganz im Gegenteil, trotz alledem. Die schwindelerregenden Zahlen stehen im Kontrast zu der erhaltengebliebenen Intimität. Immer noch herrscht zwischen ganz grossen Künstlern und ihrem Publikum eine grosse Nähe. Dies ermöglichen Säle mit vernünftigem Fassungsvermögen, in denen das Publikum, dank exzellentem Komfort und höchster Hörqualität, einmalige Musikempfindungen erlebt. Und

der Eindruck entsteht, einen ganz seltenen Moment unter Freunden eines Abends miterlebt zu haben. Dies unterscheidet diejenigen, die dort waren, von denen, die es nicht waren.

Eine solche Atmosphäre entsteht nicht von allein Sie entspringt aus einem ursprünglichen und respektierten Willen, einer Mischung aus hohem artistischem Anspruch und menschlicher Wärme. Montreux, der Geburtsort des Festivals, bürgt von Anfang an dafür, dass eine gute Wahl getroffen wird. Das Casino de Montreux beherbergte während drei Tagen im Juni des Jahres 1967 seine ersten Konzerte: 15 Bands oder Künstler traten an kostenpflichtigen Konzerten auf, während zugleich in den Gärten bereits Jam Sessions stattfanden. Der Höhepunkt dieses ersten Festivals war das Charles Lloyd Quartett, welches das Publikum neben Charles Lloyd selbst auch den Pianisten Keith Jarrett und den Schlagzeuger John DeJohnette entdecken liess. Beide traten erneut am Festival auf, ein Beweis für die natürliche Bindung, die sich zwischen den Künstlern und dem Festival knüpfte. Ab dem zweiten Jahr verlängerte man das Festival auf fünf Tage. Seither wuchs es, dank seines grossen Erfolges, stetig an. Trotz allem war der Weg steinig. Während eines Franck-Zappa-Konzertes 1972 erzwang ein Brand im Casino einen zeitweiligen Umzug in den Pavillon du Palace und für die nächsten zwei Jahre in das Kongresshaus. Die Rückkehr ins komplett erneuerte ­Casino

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markierte auch den Einzug neuer Musikrichtungen wie Folk und Country. 1977 erreichte die Länge des Festivals einen Rekord von drei Wochen und dauerte vom 1. bis 24. Juli. In dieser Zeit hielten auch die Stilrichtungen Weltmusik und Rock bis hin zu Disco ihren Einzug. In den folgenden 15 Jahren gewann das Festival definitiv das Herz der Musikliebhaber und machte sich in der ganzen Welt einen Namen. Miles Davis fühlte sich auf dem Festival wie zu Hause, B. B. King wartet regelmässig mit Blues auf, Herbie Hancock entfesselt seine Feuerfinger und seine Kreativität. Fast alle grossen Namen ehrten die Bühne des Casinos mit ihrem Auftritt. Doch die Musik, obgleich das Zentrum des Festivals, war nicht dessen einzige Kunstform. Die Plakatgestaltung wurde jährlich unterschiedlichen Künstlern anvertraut, darunter grossen N ­ amen wie Keith Haring und Andy ­Warhol oder Jean Tingely.

Claude Nobs. © Lionel Flusin

Auditorium Stravinsky und New Q’s Statt sich auf den Lorbeeren des Erfolgs auszuruhen, machte das Festival in den 1990er-Jahren eine spektakuläre Wende. 1993 wurde das Kongress- und Ausstellungszentrum zur neuen Produktionsstätte des Festivals und ermöglichte eine Programmgestaltung in zwei Sälen gleichzeitig, dem Auditorium Stravinsky und dem New Q’s. Dieser «kleine» Saal erlaubte den Zuschauern, weniger bekannte Künstler oder spezialisierte Musikstile zu entdecken. Dieser Übergang wurde von Quincy Jones mitgetragen, der in den Jahren 1991 bis 1993 die Veranstaltung neben Claude Nobs koproduzierte. Auch das Publikum folgte dieser Entwicklung und vermehrte sich von Jahr zu Jahr. 1998 bekam die Miles Davis Hall die Rolle des zweiten Saales und wurde immer mehr neueren Musikstilen geöffnet – von Electro, Acid Jazz bis hin zu Hip-Hop. Im selben Jahr wurde die Schwelle von 200 000 Besuchern der kostenpflichtigen und «Festival off»-Konzerte überschritten. Seit 2003 vergrösserte ein neuer Saal im Casino Barrière zusätzlich das Angebot. Trotz des häufig launenhaften Wetters behielt das Festival seine hohe Besucherrate bei. Im Jahre 2006 feierte das Festival seinen 40. und Claude Nobs seinen 70. Geburtstag. Die 220 000er-Marke ist nun schon seit mehreren Jahren überschritten.

© 2009 FFJM - Lionel Flusin

Von Miles Davis bis Santana Es ist unmöglich, hier alle aufzuzählen, die während dieser 40 Jahre auf den verschiedenen Bühnen des Festivals aufgetreten sind. Eine einfache Auflistung aller Musiker würde sich über mehrere

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© 2010 FFJM - Muriel Rochat


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© Ambiance MJF 2006 Muriel Rochat

hundert Seiten erstrecken und eher einem Telefonbuch als einem Pantheon gleichen. Dies würde keinem von ihnen Recht tun, denn alle haben an der Entstehung dieses einzigartigen Festivals mitgewirkt. Die Stärke Claude Nobs’ und seiner Mitarbeiter liegt nicht primär in der Anhäufung von Musikgrössen und neuer Talente, sondern in der Art mit ihnen umzugehen. In Montreux werden die Musiker sowohl als Freunde als auch Künstler e ­ mpfangen. In einer solchen Stimmung konnten sie ihre Künste seit jeher frei entfalten. Wie sonst liesse sich ihre Treue und ihre wiederkehrende Lust, einzigartige Projekte speziell für das Festival auf die Beine zu stellen, erklären? Musiker von Miles Davis bis Santana, von Jamiroquai bis Michel Petrucciani haben sich oft ihre besten Vorstellungen für die Zuschauer in Montreux ­aufgehoben. Obgleich die kostenpflichtigen Konzerte das prestigereichste Aushängeschild des Festivals sind, wollte Claude Nobs seit Beginn des Festivals dem Publikum auch Gratiskonzerte schenken. Dies einerseits mit dem Ziel, die grösstmögliche Besucherzahl zu erreichen, und anderseits weniger bekannten Musikern die Möglichkeit zu geben, sich künstlerisch auszudrücken. Am Nachmittag und am frühen Abend empfangen die verschiedenen «Under the Sky»-Bühnen die Besucher ausserhalb des Gebäudes. Innerhalb des Kongress- und Ausstellungszentrums bieten das Montreux Jazz Café und der MDH Club zwei unterschiedliche Ambiente an. Im ersten finden Jam Sessions statt, an denen sich oft Musiker, die zuvor im Auditorium Stravinsky oder der Miles Davis Hall gespielt hatten, beteiligen. Die zweite Lokation widmet

sich ganz der Electro Musik. Workshops laden die Musikliebhaber ein, während einigen Stunden an den Geheimnissen ihrer Meister teilzuhaben. Im Rahmen des Petit Palais kommen die Musiker, um ihre Vorgehensweise zu erklären, ihre Tricks zu enthüllen oder einfach um ihre Gedanken über Kunst mit dem Publikum auszutauschen. Oft befinden sich an diesen Sitzungen Vertreter der drei verschieden Wettbewerbkategorien des Festivals, dem Klavier, der Gitarre und dem Gesang. Manchmal finden sich hier junge Berufsmusiker wieder, die vor Jahren an dem Wettbewerb des Festivals teilgenommen hatten, dies wiederum beweist den guten Riecher der Jurymitglieder des Wettbewerbs. Dem Flair, Engagement und offenen Geist von Claude Nobs ist es zu verdanken, dass sich in Montreux ein einzigartiger Anlass von inter­nationalem Ruf entwickelte. Und dieser Geist bleibt das Herzstück des Festivals, trotz des Todes von Claude Nobs am 10. Januar 2013, in seinem 77. Jahr. Wie er es wollte, geht das Abenteuer weiter!

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Die Kรถnigin

unter den Kunstmessen

Art

Basel


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© Stefan Schmidlin

Die Art Basel gilt als die weltweit beste und wichtigste Messe für Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart. Von Yvonne Beck

A

us der ganzen Welt reisen alljährlich im Juni Künstler, Sammler, ­Kuratoren sowie Kunstkritiker und -liebhaber nach Basel, um sich die neusten Trends und Werke von höchster Qualität anzusehen. Sie ist die berühmteste aller internationalen Kunstmessen. Die «New York Times» qualifiziert sie als «Olympiade der Kunst», die Pariser Tageszeitung «Le Monde» als «Die Beste der Welt» und die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» titelt sie als «Kunst in ihrer besten Form».

Meisterwerke und Avantgarde Die aus einer rigorosen Auswahl hervorgegangenen 300 besten Galerien aller Kontinente, stellen moderne und zeitgenössische Werke von hoher Qualität aus: Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotografien, Drucke, Videos und Multimediaarbeiten von über 2500 Künstlern. Auch die berühmtesten Meister der modernen und zeitgenössischen Kunst von Picasso, Miro, Klee, Warhol und Jeff Koons bis zur jüngsten Künstlergeneration sind präsent. Hohe Qualität, grosse Vielfalt und internationale Teilnahme haben Art Basel unvergleichliches Ansehen verschafft. Über 60 000 Sammler, Künstler, Museumsdirek-

toren, Kuratoren und Kunstliebhaber nehmen an dem «jährlichen Familientreffen» der Kunstszene teil. Sie kommen, um das internationalste und am strengsten jurierte Angebot des internationalen Kunstmarktes zu sehen und die Insider und Stars der Kunstszene zu treffen. Die Erfolgsgeschichte der Art Basel begann mit einem Treffen der Basler Galeristen Trudi Bruckner, Balz Hilt sowie Hildy und Ernst Beyeler am 10. Juni 1968, bei dem die Idee zu einer Messe für moderne Kunst in Basel geboren wurde. Das Projekt war die unmittelbare Reaktion auf die erste Messe für moderne und zeitgenössische Kunst in Köln, dem Kölner Kunstmarkt im Herbst 1967. Im Gegensatz zum Kölner Kunstmarkt, dessen Veranstalter zunächst nur deutsche Galerien gezielt einluden,

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war die Basler Messe von Anfang an international ausgerichtet. Die Basler Kunsthändler entschieden sich zudem für ein offenes Messekonzept, das die Aussteller ohne Teilnahmebeschränkung zuliess. An der ersten, vom 11. bis zum 16. Juni 1970 – in Basel – ausgerichteten Messe, nahmen bereits 90 Galeristen und 30 Kunstbucheditionen aus zehn Ländern teil. Und mit 16 300 Besuchern und einem Umsatz von 5,8 Millionen Franken war die Veranstaltung auch kommerziell ein Erfolg. Seitdem hat sich die Art Basel zu einer der wichtigsten Kunstmessen der Welt gemausert. In diesem Jahr zur 45. Jubiläumsausgabe der Art Basel werden 285 Galerien anreisen. Zudem wird es einige strukturelle Veränderungen geben: Die Sektion «Statements» für aufstrebende Galerien zieht in Halle 2 zu den regulären Teilnehmern. Die von Herzog & de Meuron entworfene Halle 1 beheimatet dieses Jahr dagegen die Sektion »Unlimited», in der auch eine Ausstellung mit 70 Teilnehmern zu sehen sein wird. An der kommenden Art Basel vom 19. bis 22. Juni 2014 wir auch die Galerie Raeber von Stenglin mit Sitz in Zürich teilnehmen. Imagine sprach mit den beiden Galeristen Beat Raeber und Matthias von Stenglin über den Reiz der Art Basel und die neusten Trends auf dem Kunstmarkt.

Art Basel 2013 | Galleries | Mitchell-Innes & Nash

Art Basel 2013 | Unlimited | Piotr Uklanski | De Carlo, Gagosian

Art Basel 2013 | Unlimited | David Altmejd | Hufkens, Modern Art, Rosen

Art Basel 2013 | Galleries | mennour

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Art Basel 2013 | Galleries | Tschudi

Art Basel 2013 | Unlimited | Matt Mullican | Klosterfelde, Mai 36

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«In erster ­Linie soll sie inspirieren, bereichern und ­gefallen» – Raeber von Stenglin –

Beat Raeber und Matthias von Stenglin (von links).

: Was erwarten Sie von der diesjährigen Art Basel? Raeber von Stenglin: Wir erwarten spannende Dialoge mit Kuratoren und Sammlern. Wir hoffen natürlich auch, möglichst viele neue und nachhalti­ ge Kontakte schliessen zu können.

Künstler, die sich am Puls der Zeit bewegen, interessante Projekte ent­ wickeln, die für den gegenwärtigen Kontext relevant sind.

Die Art Basel gehört zu den besten Kunstmessen der Welt? Was macht sie besser als andere Kunstmessen?

Wir bemerken und verfolgen den Einfluss, den die Architektur momentan auf die Gegenwartskunst ausübt und vice versa. Das ist spannend und in dieser direkten Form auch neu. Zudem bietet der unbeschwerte Um­ gang mit neuartigen, zum Teil auch kunstfremden Materialien interessante Möglichkeiten, einen Dialog zu eröffnen.

Für junge Galerien steht zum Beispiel eine tolle Änderung bevor. Die State­ ments werden neu an zentraler Lage im ersten Stock bei den etablierten Galerien platziert sein. Das ist einzigartig in der Kunstwelt und eine tolle Chance für junge Künstler und deren Galerien!

Seit wann nehmen Sie auf der Art Basel teil? Seit 2012.

Nicht jede Galerie darf auf der Art Basel teilnehmen. Ist es eine Art Qualitätssiegel, wenn man hier vertreten ist? Bei den jungen Galerien kommt es stark auf die Projekte an, mit denen man sich für die Stände bewirbt. Es scheint, als haben wir verschiedene

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Welche neuen Trends und Entwicklungen können Sie auf dem Kunstmarkt erkennen?

Welche Länder sind für Sie momentan besonders interessant? Von der Seite der Kunstschaffenden und vonseiten der Käufer? Berlin ist immer noch die Stadt der Künstler. Wir haben Sammler aus der ganzen Welt: angefangen bei Argentinien über Brasilien nach Amerika, in Europa und natürlich viele gute in der Schweiz! Dann geht es weiter nach Asien, Australien und Neuseeland.


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Art Basel 2013 | Unlimited | Marc Camille Chaimowicz | Cabinet

Mit welchen Künstlern werden Sie auf der Art Basel vertreten sein? Mit dem Schweizer Fotografenduo Taiyo Onorato & Nico Krebs.

Vor einigen Jahren sprachen viele von Krisenzeiten für Kunst­ messen. Wie sehen Sie das heute? Es gibt viel zu viele Messen. Gegenwartskunst ist ja in aller Munde, da denken besonders spitzfindige Organisatoren, dass ihre Stadt jetzt auch eine Messe braucht. Und darauf folgen dann die ganzen Sateliten-Messen, in Miami waren es 2013 ca. 17 an der Zahl. Wir bemerken eine regelrechte Erschöpfung aller Beteiligten. Es wäre diesbezüglich an der Zeit für eine Fokussierung und Neuausrichtung des Messegedankens.

Taugt Kunst als Investition? In erster Linie soll sie inspirieren, bereichern und gefallen. Wenn sie sich dann noch als gutes Investment herausstellt, hatte man Glück und viel­ leicht auch das richtige Auge.

Wann wird für Sie etwas zu Kunst? Da gibt es keine Grenzen.

Was fasziniert Sie selbst an Kunst? Das Neue, Ungewisse in Verbindung mit Reflexion und Tiefe. Und natürlich die Menschen dahinter!

Was wird Ihr persönliches Highlight auf der Messe sein? Sind Wirtschaftskrisen eine Bedrohung oder eine Chance für die Kunst und den Kunstmarkt? Die letzte grosse Krise 2008 bot eine Chance für den Kunstmarkt, sich wieder auf die Inhalte zu konzentrieren.

Neue Foto- und Filmarbeiten von Onorato & Krebs, die auf einer Autoreise von der Schweiz in die Mongolei entstanden sind. Des Weiteren eine neue neunzehnteilige Bilderserie des kanadischen Malers Andrew Dadson an der Art Unlimited.

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finance

309 Auf der sicheren Seite Reputation Management 312 Vertrauen erarbeiten Die Potenziale von Reputation 316 Reputation Gewinnt Vertrauen s채en und 체berleben 320 Br체cken bauen Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness

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Finance


finance

Auf der

sicheren

Seite Reputation Management

Reputationsfaktoren definieren und aktiv bearbeiten.

Reputation definiert sich als die Gesamteinschätzung eines Unternehmens durch alle interessierten und beteiligten Gruppen (Stakeholder), wie Kunden, Investoren, Analysten, Mitarbeiter, Wettbewerber und die Gesellschaft. Sie ist die ­emotionale Reaktion auf die Faktoren Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Professor Dr. Christel Niedereichholz von der Privaten Hochschule für Wirtschaft PHW in Bern gibt uns einen Überblick. Prof. Dr. Christel Niedereichholz

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finance

R

eputation ist ein immaterieller Wert und trotzdem monetär messbar. Das «reputational capital» eines börsennotierten Unternehmens wird definiert als der Betrag, um den der Marktwert den Liquidationswert übersteigt. Reputationsschäden können am nachhaltigen Absinken des Unternehmenswertes (Aktienkurs) abgelesen werden.

Aber auch nicht börsennotierte Unternehmen können ihre Reputationsschäden messen. Beim aktuellen Fall des ADAC Deutschland, der bisher als «Club» die Rechtsform eines steuerbegünstigten, gemeinnützigen Vereins hatte, ist durch Fälschung von Statistiken und missbräuchliche Nutzung von Rettungshubschraubern ein massiver Reputationsschaden entstanden. Diesen wird man sehr bald messen können, wenn die Finanzbehörden dem Club die Gemeinnützigkeit aberkennen und der ADAC in Zukunft wie ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen besteuert wird. Das Konzept eines wirkungsvollen Reputation Managements besteht aus fünf Teilen:

2. Öffentlichkeitsarbeit/Lobbyismus Hier wird konzeptionell festgelegt, wie die Kontakte zu den Regierungsstellen, Ministerien, NGOs, Verbänden und lokalen Gruppierungen aufgebaut und gepflegt werden, die einen besonderen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit haben. In einer Matrix wird dokumentiert, welche dieser Organisationen für welchen Reputationsfaktor besonders wichtig ist. Beispiel: British Petroleum hat beim Thema Klimaschutz eng mit der US-Regierung und NGOs, wie zum Beispiel Green Peace, zusammengearbeitet und nachhaltige Lösungen für die Energieerzeugung erarbeitet. BP agiert heute sowohl im Hinblick auf die Reputation als auch auf den Profit weit vor seinen Wettbewerbern.

3. Krisenmanagement 1. Issue Management Dies umfasst Konzepte und Vorgehensweisen, um bestehende oder aufkeimende öffentliche Diskussionen (Was? Wer? Wo? Wie?), die in Relation zur eigenen Geschäftstätigkeit stehen, zu bewerten und richtig einzuordnen. Danach sind Aktionspläne zu entwickeln, um positive Diskussionen zu verstärken und negative abzuschwächen. Beispiel: Unilever hat frühzeitig die Hebelwirkung der Gesundheitsdiskussionen verstanden und ein fett- und cholesterinarmes Produktionsprogramm (Flora, Becel) aufgelegt.

Eine Reputationskrise ist definiert als ein virulent gewordenes Risiko für Führungskräfte, Mitarbeiter, Produkte, Strategie und Vermögenswerte, das den Markennamen und das Unternehmensimage bedroht, die normale Geschäftstätigkeit stört und negative Aufmerksamkeit erregt. Beispiel: Coca Cola war gezwungen, Millionen von Dosen und Flaschen aus europäischen Ländern zurückzurufen, nachdem bekannt geworden war, dass mehrere Menschen nach dem Genuss des Getränkes erkrankt waren. Das Unternehmen versuchte zunächst, zu vertuschen, und ging verspätet in eine Öffentlichkeitsoffensive. Der Aktienkurs stürzte ab und CEO Doug Ivester verlor wenig später wegen des missglückten ­Krisenmanagements seinen Job.

4. Zusammenarbeit mit Medien Die meisten Unternehmen haben eine oder mehrere Stellen, die für die Unternehmenskommunikation mit Medien, Investoren und Analysten zuständig sind. Die Mitarbeiter dieser Stellen werden meist noch durch eine externe Agentur unterstützt. Medien haben einen sehr grossen Einfluss darauf, wie ein Unternehmen in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Deshalb ist dieser Teil des Konzeptes von besonderer Bedeutung. Beispiel: Durch den undiplomatischen Umgang mit der Presse und durch ungeschickte Wortwahl führte der frühere Chef der Deutschen Bahn, Mehdorn, das Unternehmen von einer Reputationskrise zur

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nächsten. Die Glaubwürdigkeit ist so beschädigt, dass heute kaum ein Kunde den Beteuerungen der neuen Unternehmensleitung glaubt, das Unternehmen würde in den nächsten Jahren schwarze Zahlen schreiben. Bei dem geplanten Börsengang wird sich dieses über Jahrzehnte betriebene schlechte Reputation Management rächen.

5. Organisation In Bezug auf Reputation Management wird häufig beklagt, dass wichtige Teilaufgaben des Reputation Managements über das ganze Unternehmen verstreut sind. Fachleute plädieren deshalb für die Schaffung einer neuen Vorstandsposition, dem Chief Reputation Officer, unter dessen Leitung alle diese Teilaufgaben zusammengefasst sind. Die meisten Unternehmen sind davon noch weit entfernt.

Aktionspläne ­entwickeln.

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Vertrauen erarbeiten

Die Potenziale von Reputation Der Ruf eines Unternehmens ist eine heikle ­Angelegenheit. Es dauert üblicherweise lange, bis die Verantwortlichen es aufgebaut haben und auch nutzen können. Gleichzeitig kann es aber sehr schnell zerstört werden. Georg Lutz

B

ernhard Bauhofer ist ein Experte, der in der Schweiz Corporate Reputation Management bekannt gemacht und umgesetzt hat. Er ist Gründer und Managing Partner von Sparring Partners. Innerhalb von Reputation Management geht e s um die Sicht der Stakeholder auf das Unternehmen. Wir haben uns zum Interview getroffen, um die Wertigkeit von Reputation besser einordnen zu können. : Mit Reputationsmassnahmen will ich das Gesicht meines ­ nternehmens wahren. Wäre dies auch für Sie ein Einstieg, um sich dem U Thema zu nähern? Bernhard Bauhofer: Das ist mir zu passiv formuliert. Reputation Management ist kein Luxusprojekt, sondern in der heutigen Zeit eine unternehmerische Notwendigkeit. Richtig eingesetzt und nachhaltig verfolgt, verschafft es den Unternehmen eine Grundlage, die das Gesicht des Unternehmens prägt. Mit Reputation Management verbessert man die Position als Arbeitgeber, als Kunde, Geschäftspartner und man demonstriert die nachhaltige Wert­ schöpfung und gesellschaftliche Verantwortung.

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Worin liegen die zentralen Unterschiede zwi­ schen Image und Reputation? Imagekampagnen waren in den achtziger Jahren lange vor der Globalisierung und dem Internet und den Sozialen Medien ein populärer Weg, sich primär gegenüber Kunden und un­ differenziert der Öffentlichkeit zu positionieren. Man agierte mit Behauptungen wie: «Wir sind die besten in der Branche, der attraktivste Arbeitgeber und haben die innovativsten Pro­ dukte…» Heute, im Zeitalter der Transparenz ist dieser Weg nicht mehr möglich. Alle Stakeholder sind besser informiert, sind vernetzt und tauschen kritische Informationen aus. Bei Reputation geht es um den Wert von Beziehungen, die sich im täglichen Miteinander konstituieren und erarbeitet werden müssen. Versprechen gegenüber Stakeholdern gilt es täglich einzulösen. Reputation Management ist das Management von Erwartungen. Wenn ich die an mich gestellten, bezie­


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Bei Reputation geht es nicht um schwammige Ethik, sondern um messbare Kriterien.

hungsweise von mir bewusst geschürten Erwartungen erfülle oder übererfülle, habe ich eine intakte Reputation. Wenn ich mehrfach den vielfältigen Erwartungen nicht nachkomme, habe ich ein Reputations- und damit Glaubwürdigkeitsproblem.

Warum hat das Thema Reputation im historischen Vergleich an Bedeutung gewonnen? Walk The Talk – sprich seinen Versprechungen auch Taten folgen zu lassen, war immer schon die Maxime für erfolgreiches Wirtschaften. Für den Patron war das schon immer klar. Heute in global präsenten Unternehmen, mit einer komplexen Organisation ist es viel schwieriger, diese Handlungsmaxime organisationsübergreifend durchzusetzen und zu kontrollieren. Die Überzeugung des Einzelnen alleine reicht nicht mehr aus. Es muss ein Code of Conduct entwickelt werden, aber auch klare Verhaltensrichtlinien und Kontrollen im Sinne des Risk Managements. Wenn heute vertrauliche Daten herausgegeben werden und in falsche Hände geraten, dann herrscht ein immenser Reputations- und wirtschaftli­ cher Schaden. Aus diesem Grund sprechen wir heute von einem systemischen Reputation Management.

Im internationalen Umfeld spricht man von Cor­ porate Social Responsibility (CSR), um die gesell­ schaftliche Verantwortung von Unternehmen zu skizzieren. Was steckt hinter diesem Begriff? Die wichtigste Aufgabe für ein Unternehmen ist Gewinn zu erwirtschaften. Wer keinen Gewinn erwirtschaftet, hat langfristig keine Existenzberechtigung. Subventionen oder Rettungen durch den Staat sind ein fataler Eingriff in die marktwirtschaftliche Ordnung unter dem Scheinargument «too big to fail». Heute geht es darum, Gewinn zu erwirt­ schaften und dabei nicht nur die Aktionäre, sprich Share­ holder zufriedenzustellen, sondern mit allen Stakeholdern – Kunden, Mitarbeitern, Nichtregierungsorganisationen, Medien – eine Win-Win-Beziehung zu schmieden. Diese so genannten Stakeholder-Unternehmen sind in der Ge­ sellschaft eingebettet und kommen ihrer gesellschaft­

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Bernhard Bauhofer

«Gesellschaftliche Verantwortung muss immer Bezug zum Geschäft und der Branche haben.» – Bernhard Bauhofer –

lichen Verantwortung umfassend nach. Insofern gefällt mir der Begriff «Societal Responsibility» besser. Denn neben der sozialen Verantwortung ist die ökologische und wirt­ schaftliche Verantwortung gleichermassen wichtig.

Springen wir in eine Branche, die in den letzten Jahren Reputationsverlust erlitten hat, die Fi­ nanzbranche. In «The Wolf of Wall Street» können wir das aktuell als Kinoerlebnis vor Augen führen. Was lief aus Ihrer Sicht falsch? Blenden wir mal die individuellen Verfehlungen aus und rich­ ten wir den Blick weg von kriminellen Machenschaften wie dem Ponzi-Scheme von Bernard L. Madoff, so sehen wir, dass das Finanzsystem sich fatalerweise von den Kunden und deren Interessen völlig distanziert hat und sich zu einem selbstreferenzierenden System entwickelt hat. Die Produkte und Dienstleistungen waren ausschliesslich darauf ausge­ richtet, den eigenen Gewinn ins Absurde zu steigern. Die von dem ehemaligen Deutschen-Bank-Chef-Josef Ackermann

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geforderte Eigenkapitalrendite in Höhe von 25 Prozent ist symptomatisch für die Verfehlun­ gen und diesen Zeitgeist. Schlussendlich herrscht eine Kollektivschuld, da wir alle der Gier erlegen sind.

Im realen Leben gibt es im Gegensatz zum Film nicht die klare Trennung zwischen bad and good Guys. Lassen Sie mich ein Beispiel anführen. Nicht nur die Deutsche Bank stolpert von einem Skandal zum anderen (Libormani­ pulationen oder Spekulation mit Nahrungsmitteln). Sie ist gleichzeitig Mit­ glied der CSR-Gemeinde, wirbt mit ihrer aktiven Rolle im Global Compact der Vereinten Nationen und verspricht in ihren CSR-Reports, alle Kontakte zur «betting & gambling industry» zu vermeiden. Wie geht das zusammen? Das ist Whitewashing im besten Stil. Das Problem bei CSR und dem Global Compact der Vereinten Nationen ist, dass diese Richtlinien nicht verbindlich sind und sich jedes Un­ ternehmen das Label auf die Fahne schreiben kann. Reputation Management bedeutet einen tiefgreifenden Eingriff in die Unternehmenskultur, bei den Banken in die Vergütung der Banker, Bonisysteme, ein Code of Conduct im Verhalten, Kontrollmechanismen im Risk Management, die Corporate Governance und damit die Gewaltenteilung im Unter­ nehmen. Viele Unternehmenskrisen haben ihren Ursprung in Doppelfunktionen: Der CEO war gleichzeitig der Präsident des Aufsichtsorgans und hatte damit eine uneingeschränk­


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te Macht. Das war nicht nur in der Finanzbranche so. Die Hoffnung besteht, dass starke Regulierungen diese Art von Machtballung und – missbrauch künftig zu verhindern wis­ sen, ohne eine Organisation überzuregulieren und damit zu lähmen. Einen grossen Aufholbedarf in Sachen Corporate Governance haben beispielsweise Vereine wie die FIFA oder der deutsche Automobilclub ADAC, die durch Zah­ lenmanipulationen und offensichtliche Korruptionsfälle mit einem Schlag seine Glaubwürdigkeit verspielt haben. Das lässt sich auch an konkreten Personen festmachen. Den­ ken Sie nur an Daniel Vasella, der über viele Jahre hinweg ein Doppelmandat hatte.

Unser neuer Mandant IXE Group operiert im globalen Agrikulturbereich so: Die Anbauer werden fair entlöhnt, behalten ihre Identität und partizipieren an der Wertschöpfung. In der Schweiz gibt es in Sachen Nachhaltigkeit einige Vorzeigeunternehmen. Dazu zähle ich Zurich oder Swiss Re, die aufgrund der Natur des Versicherungsgeschäfts eine hohe Sensibilisie­ rung gegenüber Risiken entwickelt haben. In der Maschinenindustrie hat sich Sulzer durch ein umfassendes Gesundheits- und Sicherheitsmanagement als Reputationsleader und vorbildlicher Arbeitgeber positioniert, der mit den Gewerkschaften Gesamtarbeitsverträge ausgehandelt hat.

Über 5000 Unternehmen aus 130 Ländern be­ schwören im Rahmen des Global Compact ihre Bereitschaft, gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen. Klafft da nicht eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit?

Diese Quantensprünge sind für die Entwicklung der Ökonomie noch heute von zentra­ ler Bedeutung für Wettbewerb und Fortschritt. Doch leider werden nicht mehr wettbe­ werbsfähige Unternehmen – auch durch den verzerrenden Eingriff des Staates – leider zu lange am Leben gehalten. Innovation im Stile von Apple hat viele Anbieter wie Sony oder Nokia aus dem Markt gedrängt. Und das ist gut so. Aber auch der Gewinner Apple ist mit komplett neuen Reputations-Herausforderungen konfrontiert, wie die Selbstmordflut beim Zulieferer Foxconn zeigte. Auch die massive Kritik an der zwar legalen, aber mora­ lisch fragwürdigen Steueroptimierung des Konzerns kann selbst einem Kultunternehmen schaden. Apple wandert auf einem schmalen Grat und die zukünftigen Risiken schätze ich als gross ein.

Wie gesagt kann sich jedes Unternehmen schnell dieser Bewegung anschliessen. Die Vorgaben sind zu lax und nicht bindend. Was auf internationaler Ebene passiert, se­ hen wir auch am Kyoto-Protokoll. Ein Unternehmen, welches es mit der Umwelt, der gesellschaftlichen Verant­ wortung als Good Corporate Citizen ernst meint, entwickelt seine eigenen Standards und setzt Zeichen in der Unter­ nehmenswelt und der Branche. Dort lässt sich die Ernst­ haftigkeit ablesen.

Sind die vielen Glanzbroschüren oft nicht nur symbolische Finten und Ausdruck von Widersprü­ chen in Globalisierungsprozessen? Ich habe nichts gegen Hochglanzbroschüren, wenn der In­ halt Substanz hat. Geschäftsberichte haben eine ungeheure Entwicklung genommen. Auf Druck von den Stakeholdern investieren Unternehmen massiv in die Verbesserung der Performance und die Kontrolle der Wertschöpfungskette. Corporate Volunteering und viele andere philanthropische Massnahmen sind keine CSR-Strategie, aber Ausdruck von einer Bereitschaft des Unternehmens, sich Goodwill zu er­ arbeiten.

Wir haben es nicht nur mit symbolischen Aktio­ nen zu tun? Gesellschaftliche Verantwortung muss immer Bezug zum Geschäft und der Branche haben. Ein Rohstoffunterneh­ men soll keine Almosen oder Geschenke verteilen, sondern die in der Wertschöpfung beteiligten Partner am sozialen und ökologisch nachhaltigen Erfolg partizipieren lassen.

Dann können Sie uns jetzt sicher auch ein kon­ kretes positives Beispiel ­verraten?

Springen wir auf die Ebene der Wirtschaftstheorie. Erfolgreiche Unterneh­ men spielen laut Joseph Schumpeter die Rolle von schöpferischen Zerstö­ rern. Ist Reputation hier nicht eine nebensächliche Kuschelveranstaltung?

Korruptionswahrnehmungsindexes 2013 Den ersten Rang im Korruptionswahrnehmungsindex belegen Dänemark und Neuseeland, die 91 von 100 Punkten erhalten. Die rote Laterne haben Afghanistan, Nordkorea und Somalia mit nur gerade acht Punkten. Wie Transparency International Schweiz (TI) in einem Communiqué Ende 2013 schreibt, haben zwei Drittel der 177 Länder im Index weniger als 50 der 100 möglichen Punkte erreicht. Auch die Schweiz dürfe nicht ruhen, hiess es. Mit 85 Punkten liege das Land zwar auf Platz sieben und gehöre nach wie vor zu den als sehr integer wahrgenommenen Ländern. Gegenüber 2012 sei sie aber einen Rang zurückgefallen. Normalerweise steht die Schweiz bei wirtschaftlichen Indikatoren auf dem olympischen Treppchen.

Es geht folglich nicht um eine karitative Unternehmensethik, sondern um die Anwendung ethischer Kategorien im Kerngeschäft und entlang der ge­ samten Wertschöpfungskette? In Zeiten von Diversität und einer globalen Belegschaft mit kulturellen, religiösen und eth­ nischen Hintergründen ist eine Ethik nach unserem christlich geprägten Verständnis nicht mehr zeitgemäss und taugt nicht als ein einheitlich verbindlicher Verhaltenskodex. Über­ haupt ist der Begriff Ethik viel zu schwammig. Beim Management von globalen Geschäften müssen messbare Kriterien angewendet werden, wie zum Beispiel die Ökobilanz, CO2 Ausstoss, aber auch klare Verbote ausgesprochen werden wie das Verbot von Kinderar­ beit. Laxe Standards und ethische Leitsätze sind da nicht zielführend. Es braucht übergrei­ fende Kontrollinstanzen, die bei Nichtbefolgung von Mindeststandards auch Sanktionen verhängen können, die schmerzhaft sind. Hier sind wir noch weit entfernt. Umso wichtiger sind global vernetzte Aktivisten, welche Druck auf die Sünder ausüben und so Verände­ rungen herbeiführen.

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Werte und Reputation können gelebt werden.

Reputation

gewinnt Vertrauen säen und überleben Professor Peter Link

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eputation und Unternehmenspolitik sind ein weites Feld. Vertrauen kann bekanntlich nur langsam aufgebaut, aber in der heutigen Kommunikationsgesellschaft sehr schnell zerstört werden. Im folgenden Schwerpunkt wagen wir eine Annäherung an das Thema Reputation. Den Anfang macht Professor Peter Link. Er ist als Direktor der Privaten Hochschule Wirtschaft PHW in Bern tätig. Ein Einleitungstext, quasi ein Vorspiel zu dem folgenden Schwerpunktthema Reputation in Unternehmensumwelten ist zugegebenermassen ein schwieriges Feld. Diese Thematik erlebe ich mit Referenten, Unternehmern, Politikern, Ethikern und Philosophen hautnah an Wirtschaftshochschulen. Es wird hart debattiert. Der Wert eines Dialogs lebt bekanntlich von der Vielfalt der konkurrierenden Meinungen.

Wozu Reputation Management? Es existieren Stimmen, die Kapitalrendite als einziges Mass für den Erfolg einer Unternehmung sehen – diese in der Regel im Vergleich zum Branchendurchschnitt. Wir sprechen hier dann von Shareholder-Value. Zielgrösse Nummer eins scheint somit fast gefunden – doch wieder andere stellen die ergänzende Frage: «Entspricht Anstand noch dem Zeitgeist? Geht es nicht vielfach eher um Anschein statt Anstand?» Es gilt, alle Stakeholder im Auge zu behalten. Und schon bricht die Ethik- und Wertediskussion los. Erwartungen treffen und übertreffen ist moralisch ein hoch aufgeladenes Thema.

Es ist messbar Versuchen wir eine etwas nüchterne Herangehensweise. Reputation bezeichnet in seiner Grundbedeutung den Leumund einer Unternehmung oder Organisation in einer breiten Öffentlichkeit. Sicher hat dies auch mit «corporate governance», wie das Thema gerne im internationalen Rahmen eingeführt wird, zu tun. Allerdings ist diese – je nach Nationalstaat – mit sehr unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen verknüpft. Bei Unternehmungen zählt demgegenüber die Reputation zu den immateriellen Vermögensgegenständen und diese sind auch messbar. Die Relation Marktwert-Buchwert ist die einfachste Messgrösse für den Wert des immateriellen Vermögens. Diese Rechnung ist einfach und bekannt und soll hier nicht weiter ausgeführt werden. Interessanter ist der vom Nobelpreisträger für Wirtschaft, James Tobin, entwickelte Quotient «Tobin’s q». Dieser setzt den Marktwert eines Vermögensgegenstandes in Bezug zu seinen Wiederbeschaffungskosten. Wenn q < 1 ist, dann ist der Marktwert dieses Vermögensgegenstandes, zum Beispiel eines Gebäudes, geringer als die Wiederbeschaffungskosten. Andererseits drückt ein q > 1 aus, dass der Marktwert des Vermögensgegenstandes grösser als die Wiederbeschaffungskosten ist.

Bezogen auf das Thema Reputation von Unternehmungen trifft dies quasi gleichermassen zu. Ein hohes q reflektiert den Wert von Investitionen in «reputationsrelevante» Unternehmensbereiche. Wenn q sehr hoch ist, zum Beispiel 2, dann ist der Einsatz dieses Vermögensgegenstandes sehr rentabel. Im Gegensatz zu den Marktwert-Buchwert-Relationen liegen die Vorteile von «Tobin’s q» darin, dass die Effekte unterschiedlicher Abschreibungspraktiken neutralisiert werden. So lässt sich ein erster Schritt wie folgt zusammenfassen: «What you can measure, you can manage». Ganz andere Dimensionen Zunächst führe ich ein Beispiel ein, welches auf den ersten Blick nicht mit dem betriebswirtschaftlichen Thema Reputation zu tun hat. Anno 2000 appellierte der damalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder an die Öffentlichkeit. Er rief zum «Aufstand der Anständigen» auf. Damals sollte ein deutliches Zeichen der Solidarität mit ethnischen Minderheiten gesetzt werden. Ein regelrechter Ruck ging durch die Nation – der Appell verfehlte seine Wirkung nicht. Was hat dieser Einschub hier verloren? Wir waren doch beim Reputation Management in Unternehmen. Umfassendes Reputation Management hat viele Facetten. Es kann als multi-disziplinär beschrieben werden. Das erst ergibt eine ausgewogene Diät des Geistes. Kurzfristig können Charisma und die Magie der Symbole und Rituale innerhalb einer Unternehmung wirksam sein. Nachhaltig wirkungsmächtig entfalten sich nur solche Strategien, die die Einstellung der Mitarbeiter prägen. Genau hier ist der Ansatz von Reputation Management zu suchen beziehungsweise zu finden. Es gilt folglich, sich über enge betriebswirtschaftliche Tellerränder hinaus zu bewegen.

Werte hoch halten Werte sind ziemlich sicher die wichtigste Grundlage für Erfolg. Wertschöpfung entsteht durch Wertschätzung! Wer Vertrauen sät, wird überleben. Empirische Studien und diverse Erhebungen erhärten den Beziehungszusammenhang zwischen den Elementen Innovation, Motivation und Wertschätzung. Der sehr klassische Begriff Wert verdient eine Renaissance. Respekt, Anstand, an Haltungen festhalten – die Verteidigung guter traditioneller Schweizer Werte: Rücksicht, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und nochmals Anstand und Respekt! Was soll daran

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schlecht sein? Kann dies der Reputation einer Unternehmung schaden? Kaum, denn Umgangsformen sollen Werte und Wertmassstäbe enthalten und sind in den Dienst der Vertrauensbildung und Kompetenz zu stellen; ansonsten sind sie leere Hülsen und sprichwörtlich «wertlos».

Orientierungssuche angehen Wer Erfolg haben will, muss Besonderes leisten. Denn Kunden wollen das Gefühl haben, ein einzigartiges Produkt zu kaufen: ein Original. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Untersuchungen und weitere empirische Studien beschäftigen sich mit dem Phänomen der Kundenorientierung oder auch Kundenbegeisterung, so auch eine Forschungsgruppe der Universität Kassel. Aus welchen Gründen verlieren Unternehmen ihre Kunden? So lautete eine der interessanteren Fragen. Lediglich ein Prozent der Kunden geht durch Tod verlustig – insgesamt 68 Prozent wechseln zur Konkurrenz, weil sie sich missachtet fühlen. Diese Zahl sollte nicht en passent zur Seite gelegt werden. Man könnte geneigt sein, folgende Schlussfolgerungen zu ziehen: Vor der Kundenorientierung rangiert die Umsatzorientierung – und vor der Umsatzorientierung die Profitorientierung – und vor der Profitorientierung die persönliche Karriereorientierung, der Shareholder-Value, Fusionsorientierung, Return on Investment und einiges mehr. Kundenorientierung, Berechenbarkeit, Vertrauen, Glaubwürdigkeit sowie weitere vorgenannte Tugenden gelten als sogenannte «intangible assets» einer Organisation oder Unternehmung. Das Verbalabstraktum zu «taugen» erscheint als ausserordentlich passende Beschreibung, da hierunter die Tauglichkeit, Tüchtigkeit und Vorzüglichkeit einer Person oder eines Systems betont werden soll – also eine hervorragende Eigenschaft oder vorbildliche Haltung. Wer etwas taugt, ist auch verlässlich, so könnte man mutmassen.

Reputation ist messbar und hat gleichzeitig viele Dimensionen, die auf den ersten Blick nicht in Zahlen zu fassen sind.

Zusammenfassend werden versuchsweise folgende ­Empfehlungen, Thesen und Fragen formuliert: a) Reputation Management ist möglicherweise gleichbedeutend mit dem Begriff des 360-Grad-Managements, da es sich auch hier um eine systemische Herangehensweise handelt, sowie dem gleichzeitigen Austausch mit einer Vielzahl von Stakeholdern / Anspruchsgruppen. Festzuhalten ist, dass alle Anspruchsgruppen nur teilweise befriedigt werden können (Problematik der systematischen Ressourcenallokation). b) Führungskräfte

wie Mitarbeiter sollten hierbei einbezogen werden – zwecks besserer Wirksamkeit. Dies bedingt zumeist einen betont mitarbeiterorientierten Führungsstil.

c) Warum

nicht gelegentlich Import von Wissen in Unternehmen aus der externen Quelle Hochschule? Ein qualifiziertes Fremdbild schadet den wenigsten.

d) Wie

kann ein Unternehmen bewertet werden, dessen Vermögensbestandteile sich nicht nur aus der neuesten Produktionstechnologie und kostspieligen Anlagen zusammensetzen?

e) Wie

muss ein Bewertungsansatz konzipiert sein, der eine Aussage über das Intellectual Capital eines wissensintensiven Dienstleisters erlaubt?

Last but not least Kann Reputation Management als Marketing-Strategie verstanden werden? Die Antwort könnte lauten: Warum nicht? Hier kommt es ebenfalls auf die Dauerhaftigkeit, Ernsthaftigkeit und Glaubwürdigkeit an. «Because prestigious organizations are assumed to be successful, the prestige of an organization often serves as an indicator of organizational success.» Das Konzept des Reputation Management ist somit Konstrukt, Mechanik und Haltung zugleich. Generelle Unternehmensziele werden so weit top-down konkretisiert, dass sie für das Individuum gelten.

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Kolumne Thomas Hügli

Verantwortung ist bestes Reputation Management Vor Risiken im Leben kann sich niemand vollständig schützen. Wir können uns jedoch gegen finanziellen Schaden absichern. Das Geschäftsmodell von Versicherungen ist es, ­Risiken von Unternehmen und Privaten zu übernehmen und abzudecken. Die Kunden dürfen darauf vertrauen, dass die Versicherungen ihre Verpflichtungen jederzeit einhalten. Dazu muss eine Versicherung ihre eigenen Risiken kennen und jederzeit im Griff haben. Gewähr dafür bietet bei der AXA Winterthur ein professionelles Risikomanagement. Es überwacht einerseits Versicherungs-, Finanz- oder Marktrisiken und anderseits operationelle Risiken, wie IT-Ausfälle oder den physischen Schutz von Daten. Für den Schutz der eigenen Unternehmensreputation kommt der Kommunikationsabteilung grosse Bedeutung zu. Ihre Herausforderung liegt darin, durch Mitwirken an den wesentlichen Unternehmensentscheidungen und Grossprojekten allfällige Reputationsrisiken frühzeitig zu erkennen und dadurch zu vermeiden. Der Schutz der Reputation ist aber nicht alleine Sache der Kommunikation. Sie ist dabei auf die Unterstützung vieler weiterer Stellen im Unternehmen angewiesen. Das Beschwerdemanagement, das Interne Audit, die Sicherheitsbeauftragten, das Compliance ­Office mit dem Ethik-Kodex, die Agenten im ­Aussendienst, die Produktentwicklung – überhaupt alle Mitarbeitenden tragen mit der Art und Weise, wie sie ihre Arbeit täglich ausführen, zu einer positiven Reputation des Unternehmens bei. Nicht o ­ hne Grund: «Reputation comes by foot and leaves on horseback», pflegt ein Sprichwort zu sagen. Will heissen: Eine Reputation, in vielen Jahren kontinuierlich aufgebaut und gepflegt, kann in Minuten durch fahrlässige Handlungen und Aussagen oder unlauteres Verhalten gefährdet werden. Was ein Unternehmen zum Schutz der Reputation deshalb auch braucht, sind mo-

ralisch integere Führungspersonen, die mit gutem geschäftsethischem ­Verständnis als Vorbilder vorangehen. Sie sind dafür verantwortlich, dass Organisationsformen und Prozesse existieren, die das gewünschte ­Verhalten der Mitarbeitenden fördern, entsprechende Entscheide zulassen und die Werte der Kunden verinnerlichen. Dies gilt gerade in einer Zeit, in der Unternehmen wie selten zuvor beobachtet, überprüft, empfohlen, mit Daumen hoch oder runter beurteilt werden und man sich schnell über sie entrüstet. Ein derart tief im Unternehmen verankertes ­Reputationsverständnis ist für die AXA Winterthur wichtig. Es ist unser Unternehmenszweck, die Kunden in allen wichtigen Situationen des Lebens zu begleiten und finanziell abzusichern. Ein d ­ erart enges und langfristiges Vertrauensverhältnis bringt für uns die Verantwortung mit sich, uns nachhaltig für eine sichere und lebenswerte ­Umwelt und Gesellschaft einzusetzen. Wir nehmen diese unternehmerische Verantwortung als AXA Winterthur wahr. Sie ist integrierter Bestand-

«Nutzen für alle zu stiften, ist eine noble Aufgabe» teil unserer Geschäftsstrategie, im Kerngeschäft verankert und hat den Anspruch, Nutzen nicht nur für das Unternehmen zu stiften, sondern auch für die uns wichtigen Bezugsgruppen wie die K ­ unden, Mitarbeiter, die Umwelt, Lieferanten und die Gesellschaft. Sie alle gehören in den Fokus unternehmerischen Handelns, wie dies die Ö ­ ffentlichkeit vermehrt und zu Recht von den ­Unternehmen einfordert. – Ehrlich und konsequent gelebte unternehmerische Verantwortung ist das beste Reputation Management.

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Die Agroindustrie garantiert die Massenversorgung des Weltmarktes mit Nahrungsmitteln.

Brücken

bauen Der etwas andere Ansatz im globalen Agrarbusiness

Lebensmittel jeglicher Art sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Wer in Latein­amerika oder in Afrika dagegen 80 Prozent seines Einkommens für Lebensmittel ­ausgeben muss, hat eine andere Sichtweise. Wie bekommt man die unterschiedlichen Welten von Kleinbauern aus Lateinamerika, Agrar­investoren und Konsumenten ­zusammen? Alejandro Garcia baut Brücken zwischen den unterschiedlichen Welten. Georg Lutz

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Alejandro Garcia hat den etwas anderen Ansatz auf dem Weltagrarmarkt.

Die Schwächen der Modernisierung Kleinbauern sind oft die Verlierer und werden nicht in die ­ Wertschöpfungsketten mit einbezogen.

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ebensmittel waren, historisch betrachtet, noch nie so preiswert und global zu haben. Eine umfassende Infrastruktur an Logistik, um die Versorgung mit Nahrungsmitteln sicherzustellen, garantiert ein umfassendes Produkt­angebot.

Die Stärken der Modernisierung Die Industrialisierung der Landwirtschaft durch den steigenden Einsatz von Maschinen und die Verwendung von Kunstdünger, Herbiziden und Pestiziden haben historische Leistungen vollbracht. Noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es in Europa zu Hungersnöten. Dazu sei an dieser Stelle ein historisches Beispiel eingefügt: Das Europa der Mittelmeerländer war im 15. Jahrhundert ökologisch am Ende. In Spanien betrieb die kastilische Kriegerkaste Raubbau an Boden, Wasser und Wäldern. Was die Römer übrig gelassen hatten, war abgeholzt und die Böden ausgelaugt. Gerade rechtzeitig konnte man sich nach Amerika retten, um seinen Niedergang einige Jahre hinauszuzögern. Kartoffeln und Mais lieferten dann die Grundlage für ergiebige Massennahrungsmittel. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie wichtig Modernisierung auch in der Landwirtschaft war und ist. Ein Zurück zur heimischen Scholle kann und wird es nicht geben. Das mag für einzelne Landkommunen eine Lösung sein, die Welternährungsprobleme löst es aber nicht.

Die Industrialisierung der Landwirtschaft ist, historisch gesehen, eine Erfolgsstory, die aber aktuell von zwei Seiten relativiert werden muss. Erstens von der Seite der Konsumenten: Wer einmal in einer Putenmastanlage war, wird sich beim nächsten Salat mit Putenstreifen überlegen, ob er ihn nicht zurückgehen lassen soll. Die industrialisierte Landwirtschaft stösst hier an Grenzen. Der Zuwachs von Bioprodukten zeigt das Bedürfnis von vielen Konsumenten, auf anderen Wegen gehen zu wollen. Zweitens vonseiten der Peripherie der Weltmärkte: Schon die in den 60er- und 70erJahren des letzten Jahrhunderts angeschobene «Grüne Revolution», zum Beispiel in Indien, ist eher negativ ausgefallen. Die Böden verarmen infolge von Monokulturen. Ein drastisches aktuelles Beispiel ist der Anbau von Soja in Brasilien. Zudem wächst die soziale Ungleichheit zwischen Grossbauern und landlosen Kleinbauern. Eine rein technokratische Modernisierungspolitik ist hier gescheitert. Zudem gibt es afrikanische Märkte, die mit subventionierten europäischen Lebensmitteln überschüttet werden. Der lokale Markt hat keine Chance. Auch die lokalen Fischer an den Küsten Westafrikas können davon ein Lied singen. Ihre Fischgründe sind in den letzten Jahren von europäischen Fischtrawlern leer gefischt worden.

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Das Gold der Inkas

Als erstes Zwischenfazit kann hier betont werden, dass es auch in der Branche der Lebensmittelindustrie Gewinner und Verlierer gibt. Das ist eine Binsenweisheit. Der Unterschied zu anderen Branchen ist aber lebensbedrohlich. Millionen Menschen auf diesem eigentlich reichen Planeten sind dem Hunger ausgeliefert. Daher ist die Debatte um Spekulation mit Nahrungsmitteln auch so moralisch aufgeladen. Es braucht Akteure, die hier neue Zeichen setzen. Im Folgenden stellen wir ein Beispiel vor.

Das Geschäftsmodell Alejandro Garcia, CEO der IXE Group, kennt die mannigfachen Herausforderungen der lokalen Produzenten und kümmert sich gerade deshalb um deren Belange. Sein Familienunternehmen hat sich über zwei Generationen zu einem der grössten Landwirtschaftsanbieter in Südamerika entwickelt. Während sein Grossvater und später sein Vater den Betrieb in Südamerika aufgebaut haben, hat Alejandro den Schritt in die Internationalisierung erfolgreich vollzogen. Neben Europa und dem Mittleren Osten ist über die erweiterte Anwendung des erprobten Geschäftsmodells die Expansion nach Asien und Afrika geplant. Seit 2006 existiert die in Zürich domizilierte IXE Holding, in die sukzessive die Vermögenswerte der Familie eingebracht werden. Unter optionalen Standorten wie Singapur oder London hat sich Alejandro Garcia schliesslich für Zürich entschieden. Bei diesem Bild eines modernen Akteurs auf globalen Welten bleibt es aber nicht. Alejandro Garcia weiss, dass sich das Lebensmittelgeschäft längst globalisiert hat und Anbieter nur existieren können, wenn sie grosse Ländereien

Hollywood, die NASA und diverse Diätgurus haben ein neues Wundermittel entdeckt: Quinoa. Das Fehlen von Gluten und der ungewöhnlich hohe Anteil an Aminosäuren und Vitaminen haben den Samen des Fuchsschwanzgewäches zum Trendprodukt gemacht. Dadurch sind die Preise auf dem Weltmarkt explodiert. Das nützt einigen Produzenten und Händlern. Viele ärmere Bewohner in Bolivien

und Peru können sich das Produkt in der Zwischenzeit aber nicht mehr leisten. Diese Missstände planen ­Regierungsprogramme in Koopera­tion mit IXE Group zu beheben.

und Teile der Wertschöpfungskette kontrollieren. Neben den eigenen Ländereien in USA, Mexiko, Bolivien und Peru hat sich IXE die Produktion von weiteren zwei Millionen Hektar Farmland gesichert. IXE arbeitet mit anderen Bauern und lokalen Gemeinschaften zusammen, um auf langfristiger Basis Zugang zu Erzeugnissen wie Zwiebeln, Kartoffeln, Avocados zu haben. Trotz des grossen Wachstums hat Garcia die Anliegen der kleinen Bauern und Erzeuger nicht vergessen. Von der Finanzierung des Saatguts und der Ernte bis zur Bewahrung der Identität und Interessen unterstützt IXE die Erzeuger. Dieses partizipative Geschäftsmodell, das eine Win-win-Situation von allen Beteiligten – Erzeuger bis hin zum Vertrieb – erlaubt, kann als die DNA des IXE-Erfolgs bezeichnet werden.

Das Beispiel Quinoa IXE hat den Auftrag erhalten, in Zusammenarbeit mit lokalen bolivianischen Anspruchsgruppen – Bauern, Behörden, Genossenschaften – die Produktion und Vertrieb der Getreidesorte Quinoa zu entwickeln. Unter der Leitung von IXE, deren Experten vor Ort das Projekt managen, sollen in den nächsten zehn Jahren über eine Million Hektar für die Quinoa-Produktion entwickelt werden. Das entspricht etwa einem Viertel der Schweizer Landesfläche. Quinoa wird das Potenzial zugetraut, dank seiner Nährwerte einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Hungers zu leisten. So wird altes Wissen eines verschollenen Produkts auf den Weltmarkt attraktiv gemacht. Das Beispiel verdeutlicht aber nicht nur die Wiederentdeckung einer klassischen Nährpflanze für den Weltmarkt. Hier werden alle Stakeholder mit einbezogen, indem strategische Allianzen geknüpft werden.

Global Player mit Handschlag-Kultur

Soja verdrängt den Regenwald in Brasilien.

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Alejandro Garcia hat mit seinem Unternehmen Grosses vor. Er ist auf gutem Wege, seine Vision umzusetzen, einer der grössten Händler von landwirtschaftlichen Gütern auf globaler Ebene zu werden. Im globalen Wettlauf zur Sicherung von langfristigen Lebensmittelressourcen hat IXE die SchlüsselKenntnisse und Erfahrungen, wie man Investitionen in die Landwirtschaft über Rahmenvereinbarungen strukturiert, die keine intensiven Kapitalausgaben für Landakquisitionen erforderlich machen, dabei die Erzeuger unterstützt und lokalen Nutzen schafft. Während IXE auf verschiedenen Kontinenten wächst, wacht Alejandro Garcia über die tradierte Familienkultur und das Versprechen, für das der Name seines Unternehmens steht. IXE ist aztekisch und heisst vertrauenswürdig. Die Geschäfte seiner Väter basierten auf einem Handschlag. Dieser Geist lebt in dem international aufgestellten Unternehmen fort. Die Geschäftsbeziehungen sind auf Vertrauen aufgebaut und ein Wort zählt nach wie vor.


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Kolumne: Dr. Carsten Priebe

Biotech – Das Rennen um die Gene In der Medizin zeichnet sich für die Biotechnologie in den kommenden Jahren ein enormes Wachstums­ potenzial ab. Durch den demografischen Wandel steigt der Bedarf nach Medikamenten nachhaltig. Neue Forschungsansätze werden dazu führen, dass sich weniger sinnvolle Behandlungsmethoden zugunsten eines gezielten und individuellen Einsatzes von Medikamenten zunehmend durchsetzen werden. Neue Laborgeräte, die das menschliche Genom für nur 1000 USD in kurzer Zeit komplett analysieren, machen den Weg für persönlich angepasste Behandlungen frei. Dank einer auf den Patienten zugeschnittenen Medikation, wie sie bald möglich werden soll, dürfte letztlich der Behandlungserfolg steigen. Der Anteil der Patienten, die heute ein verordnetes Medikament langfristig einnehmen, liegt bei höchstens 20%. Unerwünschte Nebenwirkungen oder mangelnder Heilerfolg können Gründe dafür sein. Mit massgeschneiderten Wirkstoffen soll sich das ändern. Auf dem Weg zur individuellen Medikation gehen Pharmaproduzenten daher neue Wege. Ein Unternehmen will beispielsweise flächendeckend verschiedene DNA-Tests in Apotheken anbieten, mit denen es möglich werden soll, den Therapieerfolg zu verbessern. Da bekannt ist, dass einige Patienten bestimmte Wirkstoffe nicht oder nur vermindert im Köper aufnehmen können, sollen ein entsprechender DNA-Test, bzw. ein Test auf Basis einer Blutentnahme bereits vor Therapiebeginn eine optimierte Behandlung ermöglichen. Dabei werden durch die Tests sogenannte Biomarker identifiziert, die Hinweise auf den Behandlungserfolg geben. Die Entwicklung auf diesem Gebiet schreitet rasch voran und in naher Zukunft sollen bei Krebspatienten sogar die Gensequenzen einzelner Tumore analysiert werden, um diese effizienter bekämpfen zu können. Auch wenn die neuen Behandlungsmethoden zum Teil spektakuläre Heilerfolge zeigen und die klassische Chemotherapie als Mittel der ersten Wahl bei diversen Krebserkrankungen verdrängt haben, sind Krank-

heiten wie Krebs noch lange nicht besiegt. Infektionskrankheiten bergen heute sogar steigende Risiken, denn die Wirksamkeit der uns zur Verfügung stehenden Antibiotika lässt nach. Gerade in diesem Bereich sind neue Medikamente selten. Der Forschungsaufwand für die Entwicklung neuer Medikamente ist inzwischen so hoch, dass immer mehr Unternehmen zu Kooperationen gezwungen sind – nicht nur bei der Entwicklung selbst, sondern auch bei der Produktion und Vermarktung eines neuen Medikaments. Durch die hohen Investitionen sind Pharmaunternehmen auf den Patentschutz angewiesen, der ihnen eine gewisse Zeit den exklusiven Vertrieb sichert. Da der schnellste und effizienteste Weg, um an neue Patente zu kommen, oft die Übernahme eines kleineren Wettbewerbers ist, haben Mergers & Acquisitions in der Biotech-Branche wieder zugenommen. Im Jahr 2013 erreichten sie

«Der Forschungsaufwand für die

­ ntwicklung neuer Medikamente E ist inzwischen so hoch, dass immer mehr Unternehmen zu ­Kooperationen gezwungen sind» ein Volumen von weit über 140 Mrd. US-Dollar. In der Mehrheit der Fälle, so belegen es die Statistiken der Analysten, versuchte die übernehmende Firma, sich Zugang zu den Produkten zu verschaffen, die sich in der Entwicklungspipeline der übernommenen Firma befinden. Die meisten Übernahmen wurden von Firmen mit Sitz in Nordamerika getätigt, gefolgt von westeuropäischen Unternehmen. Deutlich abgeschlagen folgen japanische Biotech- und Pharmafirmen. Diese internationale Dynamik treibt zu einem guten Teil auch die Aktien des Sektors an. Damit lockt das Thema Biotech zu Recht Investoren an, die nicht nur von den Chancen der Industrie profitieren möchten. Breit diversifizierte Anlagen, womit wie im Biotech Discovery Fund vor allem das M&A-Thema abgedeckt wird, stehen dabei im Fokus.

The Luxury Way of Life | 327


vorschau volume 31 Die Wiege des Jazz New Orleans, die Hafenstadt am Mississippi-Delta, veranstaltet ­jährlich das Jazz & Heritage Festival, um an ihre musikalischen ­Wurzeln zu erinnern. Prestige begibt sich auf die Spuren von ­Ragtime, den Marching Bands und den ersten Tönen des «Jass». Hier b ­ egannen Buddy Bolden, der junge Louis Armstrong in Kid Ory’s Ragtime ­Orchestra oder King Oliver’s Creole Jazz Band mit den ersten improvisierten Stücken der Jazzmusik. Kurz: eine Reise in die Musikgeschichte.

Fotografische Momente Michael Poliza ist einer der ­besten Natur- und Tierfotografen der Welt. Jedes seiner ­Fotos hat eine Geschichte. ­Einen ungewöhnlichen Ort oder eine seltene Perspektive. Ob Afrika aus der Luft oder Bilder aus der ­Antarktis, Poliza liebt ­Extreme. Seine Bilder berichten von den einzigartigen Abenteuern in e ­ wigen Landschaften, von wilden Tieren und fremden K ­ ulturen. Besondere Erlebnisse, die das gesamte Leben w ­ eiterleuchten.

Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten … Gerade in Zeiten rückläufiger Aktienmärkte werden Kunstobjekte zu viel diskutierten Geld­anlagen. Sachwerte wie Immobilien, Diamanten und Gold stehen hoch im Kurs. Einige Anleger setzen jedoch eher auf alte Meister oder Skulpturen namhafter Künstler, um das Gewinnbringende mit dem Schönen zu verbinden. Kein Wunder, dass Auktionshäuser boomen und Gewinne erzielen wie nie zuvor.

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