PRIDE Nr. 145/April 2015

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145/ April 2015

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Queer Muslims Islam & Homosexualität

S. 06-15

Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | GZ 02Z031968 S | Österreichische Post AG | Sponsoring Post


R E D E I W N SCHO R Ü F T A R E EIN INS . E T H C E R N MENSCHE . G I D N E W T O N R E D I E L ÜR EINE WEITERHIN F N E F P M Ä K E WIR GRÜN REI UND MENSCHEN F E L L A R E D WELT, IN EN SIND. E UND RECHT D R Ü W N A H GLEIC


PRIDE

Editorial „Like it“ ist zu einfach

D

ie Aprilausgabe des PRIDE ist die erste Nummer, die über ein Abo zu beziehen ist. PRIDE wird daher regelmäßig Schwerpunkt­themen behandeln. Wir betrachten aktuelle, brisante, komplexe und queere Themen von verschiedenen Perspektiven aus – wir wollen nicht schwarz/weiß malen. Islam und Homosexualität ist ein komplexes Thema das uns in Europa, in Österreich, in Linz oder Graz ganz konkret betrifft – daher kommen auch Lesben und Schwule persönlich zu Wort. In einer Zeit eines schon fast inflationären Bekenntniszwanges (Stichwort: „Je suis ….“) können viele Themen nicht einfach mit einem schnellen „Like it“ bewertet oder kommentiert werden. Wir freuen uns auf Rückmeldungen jeder Art (redaktion@pride.at) und hoffen neue Perspektiven, menschenfreundliche Lebensmodelle und ehrliche Positionen porträtiert zu haben. Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner

IMPRESSUM Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­ führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­ referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: GZ 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: HomosexuelleInitiative Linz, Goethe­ straße 51, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Rainer Bartel, Finanzreferent: Bernd Slabihoud, Organisationsreferent: Daniel Greb); RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzende: Martina Weixler, Kassier: Gernot Härtel, Schriftführerin: Sabine Schelch) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Kurt Zernig, Kassier: Hans-Peter Weingand, Schriftführer: Martin Gössl), beide: Annenstraße 26, 8020 Graz Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschrie-

benen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der VerfasserIn müssen

der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2000 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 145/April 2015 Cover: Collage: istock/Niederleuthner Layout: Gerhard Niederleuthner, Isolde Messerklinger Redaktion: Rainer Bartel, Thomas Koller, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterInnen: Rainer Bartel, Roman Hillinger, Thomas Koller, Mario R. Lackner, Lejla & Ernesa, Karin Pointner, Joe Niedermayer, Gerhard Niederleuthner, Julia Obermayr, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand, Fatih Yıldız, Kurt Zernig Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 146/Juni 2015: Sa., 08.05.15 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500 n

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Inhalt 03 05 Steiermark Szene Splitter Spaß mit Gummi Tuntenball 2015 Bunte Vielfalt Thema: Islam & Homosexualität Hara-m 06 Leserreaktion 06 Geschlechstumwandlung als Ausweg 07 „Bin ich eine Schande für meine Familie?“ 08 „Ich werde respektiert“ 10 „Dankbar dafür, getötet zu werden“ 12 „Österreich ist unsere Heimat“ 13 Geoutet 14 Österreich Splitter 16

Oberösterreich 1-Jahresfeier 18 Kick it! for tolerance 19 Fetischparty & Queer Carneval 20 Neon Special & „Masks“ 20

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Ausland Splitter 28 Olya's Love 29

Kultur 60 Jahre Pop-Brückenbauen 30 Lustvoll & utopisch 32 Splitter 34 Ich, Conchita 36 Kicking Images 37 Termine & Kontakte Oberösterreich / HOSI Linz 38 Stmk / RosaLila PantherInnen 39 Gesundheit

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Mixed Kontakte 41 Regenbogenshop 41

FOTOS: ISTOCK, GERHARD NIEDERLEUTHNER, LOZAR, THOMAS RAMSTORFER

PRIDE Nr. 145/April 2015 Editorial & Impressum Vor 20 Jahren


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HTETE DARÜBER BERIC HREN... PRIDE VOR 20 JA HOSI Info Nr. 25/April 1995 Ganz im Zeichen der Lust stand die orange­ farbene Aprilausgabe des Jahres 1995. Auf ganzen elf Seiten wurde versucht, sich dem doch recht komplexen Thema aus verschiedensten Perspektiven zu nähern. Die Angst, dass die eigene Fantasie Realität werden könnte, war genauso Thema wie Orgasmusprobleme, anonymer Klappensex auf öffentliche Toiletten, Lesbenpornos, käuflicher Sex für lesbische Frauen, Erinnerungen an das erste Mal und ein Überblick über schwule SM-Szene in Europa. Illustriert mit Fotos von Robert Mapplethorpe und Zeichnungen von Tom of Finland arbeitete die Redaktion das Thema umfassend auf. Außerdem stand die Diskussion über den weiteren Verbleib der HOSI Linz in der ILGA auf der Themenliste. Der LGBT-Dachverband hatte zuvor Beobachterstatus bei einer Unterorganisation der Vereinten Nationen erlangt, dafür aber auf Druck extrem konservativer amerikanischer Kreise etliche Organisationen ausgeschlossen, die sich nicht von Pädophilie distanziert hatten. Dennoch wurde der Beobachterstatus auf Druck dieser Kreis wieder suspendiert – der Ausschluss dieser Gruppen als unnötig gewesen. Einmal ging es also darum, ob Pädophilie gutheißende Gruppen überhaupt mit den Zielen der ILGA vereinbar wäre, andererseits darum, ob der vorauseilende Gehorsam gegenüber rechtsradikalen, homophoben Kreisen in den USA durch den ILGA-Vorstand angemessen war und ob dadurch nicht das Prinzip der Solidarität verraten worden wäre. Ein Antrag auf Austritt der ILGA lag der Ord. 10. Generalversammlung der HOSI Linz vor und es wurde beschlossen, dass eine Urabstimmung durchzuführen sei. Die Mitglieder sprachen sich im Übrigen dann mit deutlicher Mehrheit für den weiteren Verbleib der HOSI in der ILGA aus…

Rosalila Buschtrommel 2/1995 Religion war der Schwerpunkt des Heftes. Der lyrische Versuch „einen rosenkranz für meinen steifen schwanz“ könnte in Österreich zu Gefängnis- oder Geldstrafen führen, das es in Österreich Bestimmungen zu „Herabwürdigung religiöser Lehren“ gibt: „Dass dieser § 188 nicht nur die Institution Kirche und deren offiziellen Glaubensdogmen, sondern auch Reliquien und Bräuche wie das Rosenkranzgebet, ja sogar den Zölibat und das Papsttum, unter Schutz stellt, macht diese Bestimmung zu einer Groteske“, konstatierte die Juristin Brigitte Scherbler. Und zum Thema Gefühle (derzeit ja hoch brisant) wurde die Frage aufgeworfen: „Wer schützt die religiösen Gefühle eines praktizierenden Atheisten vor Verletzung (wie die der Theisten)?“ Ein Artikel problematisierte gedankenlose Homophobie in der „Kleinen Zeitung“ und die Beispiele zeigen deutlich, dass in den letzten Jahren hier schon ein wesentlich höheres Bewusstsein Einzug in die Redaktionsräume gehalten hat. Vor 20 Jahren passierten eben noch unglaubliche Dinge. So bekam damals ein Grazer ÖVP-Politiker – wie alle anderen GemeinderätInnen auch – die „buschtrommel“ zugesandt und drohte ernsthaft mit einer Besitzstörungsklage wegen Verwendung seiner Adresse aus dem offiziellen Gemeinderatsverzeichnis. Auch Selbstreflexion kam nicht zu kurz: gestartet wurde eine Artikelserie zum Thema „schwule Frauenfeinde“, denn: „Schwulsein – allein – ist kein politisches Programm; und eine homosexuelle Orientierung reicht noch lange nicht aus, um sich vor gesellschaftlich weit verbreiteten Krankheiten, wie Dummheit, Chauvinismus und Sexismus zu schützen.“ 

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THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

FOTO: RLP-ARCHIV

a r a H m Thema Islam und Homosexualität

H

ara-m (arabisch ) ist ein arabisches Adjektiv, das im Islam alle das bezeichnet, das nach der Scharia „verboten, unverletzlich, heilig, geheiligt, verflucht, fluchbeladen“ ist.

der IGGiÖ das Thema einfach nur zu heiß ist, oder ob sie grundsätzlich mit diesem Thema oder betroffenen Personen ein Problem hat, weil alles, was damit in Verbindung steht eben „hara-m“, also Sünde ist, bleibt der Spekulation überlassen.

Wie nahezu alle Religionen hat auch der Islam ein massives Problem mit Homosexualität. Aus der katholischen Kirche kennen wir das Problem hinreichend. Im Falle des Islams kommt allerdings noch verschärfend eine radikale, missionarische, gewaltbereite Attitüde hinzu, die nichts neben und außerhalb des Islams akzeptieren will. Dagegen nimmt sich der Alleinvertretungsanspruch der katholischen Kirche geradezu harmlos und langweilig aus. PRIDE will in dieser Ausgabe einmal einen Blick auf verschiedene Aspekte dieses Themas werfen. Wir haben uns aus diesem Anlass auch den Kontakt mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) gesucht. Leider war weder deren Präsident Dr.Phil. Fuat Sanaç noch sonst einE VerantwortlicheR der IGGiÖ bereit, PRIDE zu diesem Thema Fragen zu beantworten. Ob

Und auch der Grüne Bundesrat Efgani Dönmez wollte sich auf eine politische Verortung des Themas nicht einlassen und teilte uns lediglich mit, dass dies eigentlich ein theologisches Thema sei und nicht von heute auf morgen beantwortet werden könne. Dazu müsse eine tiefergehende Recherche sowie Auseinandersetzung mit dem Koran und den Hadithen (Überlieferungen der Aussprüche und Handlungen des Propheten, die normativen Charakter besitzen und nach dem Koran die zweite Quelle der islamischen Normenlehre darstellt. Anm. d. Red.) stattfinden.

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Somit hat PRIDE sich entschlossen, sich verschiedenen Aspekten des Themas zum Teil auch sehr persönlich zu nähern. n Text: Gernot Wartner


LESERREAKTION Meinung zu PRIDE Nr. 144/Feb 2015 hat eine entsetzliche Blutspur durch unsere Geschichte gezogen, aber den habe wir in unseren Breiten so einigermaßen unter Kontrolle. Aber es ist schon ein Treppenwitz wenn jetzt ausgerechnet Schwule Gelassenheit gegenüber dem Islam fordern. Nur weil politisch hinterlistige Taktierer und oder irgendwelche Journalisten-Deppen schreien die PEGIDA ist rechts, rennt die linke Trottelmeute mit vollem Beißreflex los und mach sich für ein echtes Faschistenpack stark. Und die Schwulenaktivisten machen mit und kommen sich nicht einmal blöd dabei vor. – super !! Ich würde den besonders toleranten unter den Linken empfehlen, sich zwischen den Füßen was abschneiden zu lassen und dann bei einem Kalifen, einem Scheich, Emir, Sultan und wie die Figuren alle heißen, als Harems-Wächter anheuern. Da könnte er dann mit den Haremsdamen während sie auf die Wünsche ihres Eigentümers warte, über so unverschämte Forderungen wie „ sexuelle Selbstbestimmung“ der PEGIDA diskutieren. In der Hoffnung auf in Zukunft etwas weniger dumme Schreibe : Gerhard Stix

Geschlechtsumwandlung* als Ausweg

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m Islamischen Gottesstaat Iran ist Homosexualität strengstens verpönt; wer bei sexuellen Handlungen mit einem gleichgeschlechtlichen Partner erwischt wird, muss mit der Todesstrafe rechnen. Homosexuelle Männer und Frauen sind also gezwungen, ihre Beziehungen strikt im Geheimen zu leben. Seit jedoch im Jahr 1983 durch eine Fatwa, ein Rechtsgutachten, von Ayatollah Chomeini die Geschlechtsumwandlung gestattet wurde, nützen viele Homosexuelle diese Möglichkeit. Sie unterziehen sich aufwändigen Operationen, um auf diese Weise ganz legal mit ihrem Wunschpartner zusammenzuleben. Die iranische Fil-

memacherin Tanaz Eshaghian begleitet einige iranische Männer und Frauen, die sich in einer Spezialklinik der Geschlechts­ umwand­lung unterzogen haben, und zeigt, wie sie mit ihrer neuen Identität zurechtkommen und mit welchen Problemen sie nun konfrontiert sind. n Filmdoku ausgestrahlt in „kreuz und quer. Nur so wie die anderen – Trans­sexuell in Teheran“ Der junge Iraner Ali Askar hat sich einer Geschlechtsumwandlung unterzogen und nennt sich jetzt Negar. Als Frau darf sie jetzt ihren Freund heiraten.

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*Wir verwenden bewusst diesen Begriff und nicht Geschlechsanpassung

#nopegida . . . Habe ich zweimal gelesen weil ich gar nicht glauben konnte was da steht und mich vergewissern wollte ob die ganze Gelassenheit nicht irgendwie ironisch gemeint sein könnte? Das kann ich aber auch nicht erkennen. Und obwohl in dem Aufsatz ja eh ein Teil, der ganz widerlichen religiösen Grauslichkeiten des Islam aufgelistet sind, soll man(n) lieber gelassen und nur ja nicht „PEGIDA“ sein. Weil man ja noch immer irgendwo einige Moslems findet die noch nicht eigenhändig jemanden geköpft oder gesteinigt haben. ?? Dann brauchen wir uns ja vielleicht auch über die alten und die neuen Nazis nicht mehr aufregen, weil da finden sich sicher auch ein paar die noch nicht eigenhändig im KZ gewerkt haben. – Na dann bitte um Gelassenheit. Und wozu haben wir dann die letzten 50 Jahre um Gleichberechtigung und Menschenrechte gekämpft ??? ODER – wo ist denn bitte der Unterschied zwischen IS und NS ?? Wie einfältig muss man denn sein, dass man nicht erkennt, dass der Islam reinster Faschismus aber in einem religiösen Gewand ist. Sicher war das Christentum, allem voran der Katholizismus, auch nicht besser und


Persönliche Gedanken von Fatih Yıldız – zu Familien­tra­dition, Selbstmordgedanken und dem eigenen Leben

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ein Leben als Schwuler in der Türkei war, wie wir uns vorstellen können, nicht einfach, besonders da ich der einzige Sohn meiner Eltern bin. Entsprechend wird hier die Tradition der Familienfortführung hochgehalten, und es wurde großer Druck auf mich ausgeübt, zu heiraten, Kinder zu zeugen usw. Natürlich lebte ich mein Leben vor meinem Outing sehr verdeckt, musste mich verstellen und Treffen mit Gleichgesinnten waren nur unter größter Geheimhaltung möglich. Die Angst war ständiger Begleiter, besonders gegenüber meiner jüngeren Schwester. Sie studierte Theologie und lebt den muslimischen Glauben extrem treu, nach dem unter anderem ein Mann mit ca. 22 bis 24 Jahren zu heiraten hat. Ich lebte in ständiger Angst – besonders gegenüber ihr – entdeckt zu werden. „Du bist krank“ Irgendwann konnte ich den Druck nicht mehr aushalten und beschloss, mich gegenüber meiner Familie zu outen. Ich sprach zuerst nur mit meinen Eltern, und die Reaktion war entsprechend furchtbar. Heulen, Beschimpfungen, „du bist krank“, „du musst zum Arzt“, „du bist vom Teufel besessen“ und ähnlichen Aussprüche. Dann informierte meine Mutter meine beiden Schwestern, die jüngere zu Hause meinte auch, ich sei nur krank, von meiner älteren in Istanbul erhoffte ich mir doch mehr Verständnis, aber die recherchierte sofort nach passenden Psychiatern im Internet, die sich mit der „Heilung“ von Homosexualität beschäftigen! Um etwas Ruhe in die Situation zu bringen, be-

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suchte ich mit meinen Eltern eine Psychiaterin in einer Klink. Sie war kompetent und sehr nett und versuchte meiner Familie zu erklären, dass ich nicht krank sei, dass alles in Ordnung sei und dass das eben mein Leben wäre. Meine Eltern erklärten sie daraufhin für verrückt und unfähig und buchten einen anderen, diesmal männlichen Psychiater. Der befand mich für äußerst krank – verordnete mir eine Spritzenkur mit B12 Vitaminen und meinte, ich solle viel rotes Fleisch essen, dann würde ich wieder „gesund“. Nicht mehr darüber sprechen Danach begann meine Saisonarbeit wieder und ich wohnte nicht mehr zu Hause, daher beruhigte sich die Situation beziehungsweise wurde nicht mehr darüber gesprochen. Erst danach kam wieder das Thema Heiraten und dass sich Verwandte und Nachbarn erstaunt zeigten, warum ich noch nicht verheiratet sei! Und als ich dann wieder zu Hause wohnte, durchsuchte meine Schwester regelmäßig meine Privatsachen, um Beweise zu finden. Ich musste ständig meine privaten

PERSÖNLICHES Fatih Yıldız und Bernd Slabihoud haben sich am 25. April 2012 nach längeren „Kämpfen“ um den Aufenthalts­ status von Fatih in Österreich in einer liebevollen Zeremonie auf der BH UrfahrUmgebung das Ja-Wort gegeben. Im Frühjahr 2015 war Fatih das erste Mal seit seiner Einreise in Österreich in Istanbul auf Urlaub – ohne seine Familie zu besuchen.

IEDERLE RHARD N FO TO: GE

„Bin ich eine Schande für meine Familie?“

UTHNER

THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT


BEMERKUNG

Dinge bei mir tragen und konnte mich mit niemand Gleichgesinntem treffen. In dieser Zeit lernte ich dann Bernd (meinen jetzigen Lebenspartner) kennen und hatte endlich jemanden, mit dem ich über die Situation reden konnte. Der Druck zu Hause wurde aber immer größer, selbst vor Erpressung, mit der Androhung einer Scheidung mit mir als Grund, schreckten meine Eltern nicht zurück und irgendwann dachte ich, ich kann einfach nicht mehr. Regelmäßig Besuche in der Moschee Schon zuvor hatte ich Selbstmordgedanken, und als ich erfuhr, wie schön ein Leben als Schwuler in einem andern Land sein konnte, wurden diese wieder stärker. Regelmäßige Besuche in der Moschee brachten auch nicht viel, dort konnte ich zwar beim Gebet in mich gehen, aber aussprechen konnte ich mich auch mit niemandem! Eines Tages fand ich mich in den Bergen vor Göynük wieder mit dem festen Entschluss, nun endgültig Schluss zu machen. Erst nach stundenlangen Handy-Gesprächen mit Bernd kam ich wieder davon ab, auch weil ich daran dachte, dass ich vielleicht eines Tages zu ihm kommen und dort ein freies Leben als Schwuler führen könnte. Als Abschied von meiner Familie forderte mich mein Vater dann noch auf, mich von der Bosporus-Brücke in Istanbul zu stürzen, um mein sinnloses Leben zu beenden, um die Schande von meiner Familie zu nehmen. Die Geschichte, wie ich nach Österreich kam, war eine schwierige und aufreibende (siehe dazu PRIDE Nr. 125/Dez. 2011 „Da könnt‘ ja ein jeder kommen…“, S. 16-18 und PRIDE Nr. 128/Juni 2012, „Ende gut, alles gut“, S. 11). Kontakt hatte ich dann noch kurz vor meiner Abreise mit meiner älteren Schwester in Istanbul, doch auch hier

Aufgefallen ist mir in Österreich, dass hier viele schwule Türken im Familienverbund leben. Die können oder wollen sich nicht outen, weil die Eltern und die älteren Familienmitglieder meist aus den ländlichen Regionen Anatoliens stammen. Die sehen zwar wie viele unterschiedliche Menschen es gibt, finden dafür aber kein Verständnis, weil sie es nicht anders gelernt haben! Die Jungen haben begründete Angst vor der Familie und leben hier in Österreich so, wie ich das früher in der Türkei musste! Nicht der Islam kann das ändern, sondern nur die Menschen selbst! kam keine Hilfe – im Gegenteil, sie wollte dass ich irgendeine Frau heirate – Hauptsache Frau und heiraten! Kein Kontakt zu meiner Familie Seit ich in Österreich bin, also seit knapp drei Jahren, habe ich nur einmal – Weihnachten 2013 – eine Karte an meine Eltern geschickt, damit sie sich keine Sorgen machen, ansonsten aber keinen Kontakt und auch keine Ambitionen, daran etwas zu ändern. Sie wissen ja nicht wo ich bin und ich hätte Angst dass sie womöglich etwas gegen uns unternehmen könnten. Meinen Glauben lebe ich auch hier in meinem Herzen, und dazu brauche ich keine Moschee. Zusammenfassend möchte ich feststellen, dass mein Fall sicher ein schwieriger ist, weil meine Eltern einfache Arbeiter sind, sie nicht studiert haben und in einer eher ländlichen Gegend leben. Ihr Lebensmittelpunkt ist der muslimische Glaube und alles, was dazugehört, eben gesunde Kinder, Heirat, Enkelkinder, Ansehen bei Familie und Nachbarn. Einfacher haben es vielleicht Betroffene, deren Eltern studiert haben und die in einer Großstadt leben, hier ist die Toleranz entsprechend größer und ein Leben in der Anonymität der Stadt auch einfacher. Schöner ist es sicher nicht, denn offen schwul kann man auch da nicht wirklich leben! Viel schlimmer geworden ist auch die Gesamtsituation, seit Erdoğan Präsident ist und das Leben für Andersartige in der Türkei schlechter denn je ist! n

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THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

„Ich werde respektiert“ Mustafa* ist schwul, hat in Österreich studiert und lebt jetzt in einer schwulen Beziehung. Er will seien wahren Namen nicht nennen, weil er sich und seine Familie schützen will. PRIDE: Wie religiös bist du, und wie gehst du mit den Gebräuchen in Österreich um? Mustafa*: Ich bin nicht sehr religiös, aber gelegentlich folge ich Gebräuchen wie Beten, Spenden für die Armen und Lesen des Korans zur Bestärkung. Welchen Einfluss hat dein Glaube auf dein Coming Out gehabt? Ich versuche stets, zwischen der Religion und meiner sexuellen Orientierung zu trennen, da die Vorstellung von Homosexualität sowohl in der arabischen Kultur als auch in der muslimischen Religion abgelehnt wird. Spielt das in deiner aktuellen Beziehung eine Rolle? Die Religion beeinträchtigt meine Beziehung nicht. Mein Freund ist geistig sehr offen und verständnisvoll und hat mir gegenüber kein Vorurteil, das auf dem negativen Bild beruhte, das die Medien vom Islam zeichnen. Welche Rolle spielt deine leibliche Familie für dich? Bist du gegenüber deinen Eltern geoutet? Ich bin meiner Familie sehr eng verbunden, ich mag sie wirklich und auch sie mag mich sehr. Ich habe mich gegenüber meinen Eltern nicht geoutet und glaube nicht, dass ich das jemals tun werde. Wenn ich ihnen sagte, dass ich homosexuell bin, würden sie vermutlich für den Rest ihres Lebens traurig

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sein, aber ich will niemandes Leben unglücklich machen. Du hast in Österreich studiert, und pendelst jetzt zwischen Nieder­ österreich und Linz. Hast du negative Erfahrungen als „Nicht-Österreicher“ gemacht? Überhaupt nicht, die Leute in Österreich respektieren andere, solange diese sich an die Gesetze halten und ihre Angelegen­ heiten angemessen regeln. Wie sind deine Erfahrungen mit schwulen Männern in Österreich? Viele schwule Männer in Österreich sind sehr freundlich und hilfsbereit. Hat sich seit den Terroranschlägen in Paris etwas im Umgang der Menschen zu dir geändert? Persönlich war ich seit den Anschlägen von Paris nie mit Problemen konfrontiert. Ich glaube, dass die Menschen in Österreich ausreichend gebildet sind, um zwischen einem extremistischen und einem gewöhnlichen Moslem zu unterscheiden. n Interview: Gerhard Niederleuthner Übersetzung: Rainer Bartel *Name von der Redaktion geändert; geboren im Mittleren Osten, arbeitet in einem internationalen Konzern, in dem seine Mehrsprachigkeit besonders zum Einsatz kommt.


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THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

"Dankbar dafür, getötet zu werden" Religion und Aufklärung prallen aufeinander

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n Syrien mussten sich Homosexu­elle immer schon verstecken. Der syrische Machthaber Baschar alAssad bietet ihnen keinen Platz in der Gesellschaft – wie in vielen arabischen Ländern riskieren sie den Ausschluss aus ihrer Familie, eine Gefängnisstrafe, sogar den Tod, wenn sie offen zu ihrer Homosexualität stehen. Ein schwuler Syrer, der mittlerweile nach Europa geflohen ist, erklärte die Situation in seinem Heimatland vor Kurzem auf Facebook so: „Unsere Gesellschaft akzeptiert uns nicht, deswegen muss ich ein Doppelleben führen: ein heterosexuelles Leben vor meiner Familie und meinen Freunden und ein homosexuelles Leben mit den Leuten, die wie ich sind.“ Mit dem Tode bedroht Angesichts des blutigen Bürgerkriegs, der seit fast vier Jahren in dem Land tobt, lässt die syrische Regierung Homosexuellen derzeit allerdings etwas mehr Luft zum Atmen. „Im Vergleich zu anderen Gegenden ist die Lage der Homosexuellen in den von Regierungstruppen kontrollierten Zonen besser. Aber es gibt Gesetze, nach denen Homosexuelle zu Gefängnis oder zum Tod verurteilt werden können, sie werden nicht angewandt, könnten aber jederzeit reaktiviert werden." Und in den Regionen, die Machthaber Assad entgleiten beziehungsweise in den Gebieten, die von den DschihadistInnen des islamischen Staates kontrolliert werden, sind Schwule und Lesben tatsächlich mit dem Tod bedroht. In den vergangenen Monaten haben IslamistInnen Men-

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schen öffentlich exekutiert, die der Homo­ sexualität verdächtigt wurden. Für uns in Europa stellt sich hingegen die Frage: Sollen die Gräueltaten der IslamistInnen thematisiert werden, die Bilder und Videos der Hinrichtungen schwuler Männer in den sozialen Netzwerken verbreitet, geteilt werden, soll in den Medien und Online-Portalen darüber berichtet werden? Oder machen sich die JournalistInnen und UserInnen dieser Medien und Netzwerke da nicht mitschuldig, die Propaganda der IslamistInnen zu befördern? Leisten wir diesen Tötungen sogar noch Vorschub, wenn die IslamistInnen feststellen, dass ihre Propaganda aufgeht? Der Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ macht deutlich, worum es geht: Nämlich um Meinungsfreiheit auf der einen Seite und eine emotionale Grundstimmung auf der anderen Seite, die Kritik an ihrer Religion oder ihrer Lebensweise als Angriff auf ihre Identität als solche empfindet. Strenggläubige Muslime finden die blasphemischen Bilder und den rücksichtslosen Humor des Westens, was für uns einen Teil unserer Freiheit ausmacht, unerträglich. Umgekehrt findet der Westen Praktiken wie erzwungene Eheschließungen, Genitalverstümmelungen oder die Verschleierung der Frauen, die Teil des gelebten Islam sind, unerträglich. Die Menschen im Westen haben die Grundwerte des Liberalismus, Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, über Jahrhunderte mühsam der Kirche und den Fürsten abgetrotzt. Was wir heute Aufklärung nennen, also der Aufbruch aus der Unmündigkeit und erlittener Notwendig-


„Österreich ist unsere Heimat“

THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

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FO TO: PRIVAT

ir sind beide ohne Bekenntnis, prakti­z ieren aber die meisten österreichischen Bräuche, weil wir sie schön finden. Wir hatten beide schon negative Er­fahrungen als "Nicht-Österreicherinnen", sowohl direkt betroffen als auch indirekt. Wir fühlen uns aber beide als Öster­reicherinnen – und Österreich ist unsere Heimat, auf die wir stolz sind. n Das lesbische Paar Lejla & Ernesa lebt in Graz, die beiden kommen aus Bosnien und macht bei den RosalilapantherInnen ehrenamtliche Beratung für MigrantInnen.

keit zu autonomer Selbstbestimmung, wie es Immanuel Kant, in seiner Schrift „Was ist Aufklärung?“ zusammenfassend erörtert hat, hat lange davor begonnen. Ein vergleichbarer, durch Jahrhunderte andauernder und immer wieder von Rückschritten und neuen Fortschritten geprägter Prozess hat allerdings in den islamischen Ländern nie wirklich eingesetzt.

ist der dauernde Kampf – es ist nicht dabei geplant, dass die Expansion irgendwann zur Ruhe kommt. Politik, Frieden, Staatsgrenzen, Demokratie, Freiheitsrechte, all das ist nichts in den Augen des Kalifats und seiner Islamauslegung. Ziel ist die Unterwerfung der Welt unter die Gesetze der Scharia.

„Start-up des Terrors“

Der iranische Revolutionsführer Chomeini sagte einmal, Muslime fürchten sich nicht vor den westlichen Waffen, nicht vom westlichen, ökonomischen Imperialismus, sondern vor der moralischen Korruption des Westens. Dem setzte er die Idee des Islamischen Staates entgegen: „Der islamische Staat ist ein Staat des Gesetzes. In dieser Staatsform gehört die Souveränität einzig und allein Gott. Das Gesetz ist nichts anderes als der Befehl Gottes“, heißt es in seiner Schrift „Der islamische Staat“ aus den frühen 1980er-Jahren. Und über die Gültigkeit der islamischen Gesetze heißt es bei ihm: „Die Behauptung, dass man die Gesetze des Islam außer Kraft setzen kann oder dass sie an Zeit und Raum gebunden sind, widerspricht dem islamischen Geist. Daher ist die Anwendung der Gesetze nach dem hoch­ edlen Propheten eine ewige Pflicht. Waren die Gesetze, deren Darlegung, Propagierung, Verbreitung und Durchsetzung den Propheten 23 Jahre harte Arbeit kostete, nur für eine begrenzte Zeit gedacht?  15 Hatte Gott die Zeit der Anwendung

Auch wenn es aberwitzig anmutet, dass im 3. Jahrtausend unserer Zeitrechnung die IslamistInnen sich mit barbarischen Morden brüsten, antike Kulturstätten und Artefakte der gesamten Menschheitsgeschichte vernichten, oder dass sie, wie Boko Haram in Nigeria, den Ausschluss der Frauen von Bildung und ihren Verweis auf einen Platz unter dem Mann erzwingen wollen, es ist nicht eine Botschaft aus dem sechsten Jahrhundert, ein Kalkül des Mittelalters, ganz im Gegenteil: Es ist eine „durch und durch moderne Bewegung“, wie das der britische Philosoph John Gray bezeichnet, eine Art Start-up des Terrors mit klar definiertem Businessplan. Nichts ist daran zufällig oder irrational an dieser Gewalt, nichts deutet eine atavistische Rückkehr zu einer primitiven Vergangenheit an. Es ist Eskalation um der Eskalation willen, eine militärische Strategie, das ausschließlich der Eroberung dient. Das Programm und die Logik der IslamistInnen, des IS, des ausgerufenen Kalifats

Gesetz als der Befehl Gottes

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THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

Geoutet Vor zehn Jahren outete sich der Nigerianer Bisi Alimi vor laufenden Kameras als homosexuell und riskierte sein Leben.

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it seinem Outing vor laufenden Kameras brach der Nigerianer Bisi Alimi 2004 ein existierendes Tabu und riskierte damit sein Leben. Er floh nach Großbritannien und setzt sich seitdem von dort aus für die Rechte von Schwulen und Lesben ein. Darüber hinaus hält der 39-Jährige Vorlesungen zur Geschlechterrolle in Afrika und treibt als Blogger den Diskurs über Menschenrechte und sexuelle Selbstbestimmung voran. In einem Interview für die Heinrich-Böll-Stiftung der deutschen Grünen meint er unter anderem: „Meine jetzige Position ermöglicht es mir, den unterdrückten Homosexuellen in Nigeria und ganz Afrika eine Stimme zu geben. Aber ich kann nicht verschweigen, dass ich dafür einen Preis gezahlt habe. Meine Freunde und meine Familie haben sich von mir abgewendet. Ich wurde beinahe umgebracht und floh nach Großbritannien. Ich habe schon eine Menge verloren. Aber für mich war es in diesem Moment, in diesem Abschnitt meines Lebens, das einzig Richtige. Wenn du Veränderungen willst, dann musst du den Status quo in Frage stellen. Und das habe ich getan.“ In Nigeria hält sich, nicht zuletzt verschärft durch die ständigen Terrorüberfälle der radikal-islamischen Gruppe Boko Haram, hartnäckig eine Atmosphäre der Angst und der

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Verfolgung. „Zurückweisung, Belästigungen und eine ständige Schikane durch die Polizei gehörten zur Tagesordnung. Eine Atmosphäre der Angst. Für mich war das ein einziger Kampf und heute sieht die Sache nicht besser aus. Es gab viele Schwule, die mit einer Frau verheiratet waren und vorgaben, ein ganz ‚normales‘ Leben zu führen. Niemand konnte sich öffentlich als homosexuell zu erkennen geben. Noch immer bekennen sich über 90 Prozent der Nigerianer gegen Homosexualität. Man will sich nicht vorstellen, was es für mich bedeutet hat und was es noch heute für Tausende junge Homosexuelle in Nigeria bedeutet“, meint er in diesem Interview. Dieses Klima, das durch jüngst eingeführte restriktive Gesetze drastisch verschlimmert wird, hätte auch dramatische Auswirkungen auf den Kampf gegen AIDS. Sie hätten zur Folge, dass auf Dienstleistungen für bekannte oder vermeintlich Homosexuelle zehn Jahre Haft stünden. Aber der Gesetzestext lässt offen, was genau unter ‚Dienstleistungen‘ fällt. Eine Unterkunft anzubieten? Jemanden im Bus mitzunehmen, der Verkauf von Essen oder medizinische Hilfeleistungen? Alles das könnte darunter fallen und niemand möchte ins Gefängnis. Kliniken, die bislang homosexuelle AIDSKranke versorgt hätten, seien vorsichtig geworden. Sie wüssten so schon nicht, wie sie


THEMA: ISLAM & HOMOSEXUALITÄT

die medizinische Versorgung sicherstellen sollen und müssten jetzt zwangsläufig in den Untergrund abtauchen. Und doch gibt es auch Grund zur Hoffnung, trotz Boko Haram, trotz der Geltung der Scharia in weiten Teilen Nigerias, trotz Missionskampagnen konservativer, evangelikaler Kirchen, trotz grassierender Korruption. „Es gibt in Afrika vor allem eine neue Generation liberaler, gut informierter junger Menschen. Immer mehr haben Zugang zum Internet. In diesem Ausmaß steigt auch die Zahl derer, die sich umfassend informieren können und nicht auf die Staatsmedien angewiesen sind“, gibt sich Alimi überzeugt. „Der Kontinent hat sich weiterentwickelt. Man muss nur einen Blick ins Internet werfen und sich einmal die Beiträge und Kommentare auf Facebook und Twitter anschauen. Es gibt viele afrikanische Blogger, die über Themen wie Geschlechtergleichheit, sexuelle Identität oder auch Gesundheitspolitik schreiben. Das verändert die Debatte über Homophobie auf dem Kontinent und entmystifiziert so manches Tabu. Social Media bieten da eine gute und die einzige Möglichkeit, um an alternative Informationen zu kommen. Natürlich müssen sich die Menschen an diese Plattformen noch gewöhnen und nicht alle Menschen in Nigeria sind online. Aber die aufkommende Mittelschicht ist es schon jetzt. Die Anzahl derer, die auf alternative Informationen zugreifen kann, wächst. Und was passieren wird, ist, dass diese Leute zurück in ihre Dörfer gehen und die Informationen dort verbreiten. Und je mehr wir unsere Informationen nach draußen bekommen, umso mehr wird unsere Perspektive in der Dorfbevölkerung wahrgenommen.“ n Das ganze Interview zum Nachlesen: boell.de/de/2014/09/01/wenn-duveraenderung-willst-musst-duden-status-quo-frage-stellen

 13 seiner Gesetze auf zweihundert Jahre beschränkt?“ Nichts anderes will auch das Kalifat, das sich selbst nicht zufällig Islamischer Staat nennt. Und von Chomeini ist auch der Ausspruch überliefert: „Wenn ein Verderber, der Untaten begeht, verhaftet und getötet wird, muss er dafür dankbar sein, denn würde er leben, könnte er noch mehr Untaten begehen, und er würde im Jenseits noch größere Strafen erleiden müssen.“ Und dies ist dann auch die Devise, nach der die IslamistInnen des IS gegen religiöse Minderheiten wie die Jesiden und Aleviten oder gegen Homosexuelle vorgehen. Für Europa bedeutet dies nichts Gutes. Die Grund- und Freiheitsrechte als Folge und Ausfluss der Aufklärung müssen um jeden Preis verteidigt werden – sie preiszugeben wäre das Ende der Identität Europas. Dazu gehört aber auch, sie denen zuzugestehen, die sie abschaffen wollen. Diesen Spagat zu schaffen, wird die Herausforderung für Europa, für den Westen. Und es muss gelingen, die von islamischer Kultur geprägten Menschen in ihrer Selbstbestimmung und Emanzipation zu stärken, sie zu ermächtigen, sich vom Anpassungszwang der Gemeinschaft, vom Druck der restriktiven Familienstrukturen zu befreien und eine individuelle Autonomie zu erlangen. Auf beiden Seiten wird das ein längerfristiger Prozess sein müssen. Und niemand wird um die Einsicht herumkommen, dass das den aktuell um ihr Leben fürchtenden Menschen, seien es nun religiöse Minderheiten oder Homosexuelle wenig helfen wird. Wie postete der eingangs erwähnte syrische Schwule auch noch auf Facebook: „Wir sind es ja gewohnt, dass unser Schicksal im Westen niemanden wirklich interessiert.“ Vielleicht wäre das schon einmal ein Ansatzpunkt – nämlich hinzuschauen, sich zu interessieren, zu helfen. Weil die Menschenrechte unteilbar sind, weil unsere Grundund Freiheitsrechte auch für Muslime gelten müssen. n Text: Gernot Wartner

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ÖSTERREICH

Splitter

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IVAT

Säureanschlag Sogenannte „Stolpersteine“ erinnern in Graz, wie in vielen anderen Städten auch, an verschiedene Opfer des NS-Regimes. Mit Metall überzogen, enthalten sie den Namen und biographische Daten und werden vor dem letzten Wohnort in den Boden verlegt. Zum Jahreswechsel fielen AnrainerIn­ nen blaugrüne Verfärbungen auf. Daniela Grabe, Initiatorin des Projekts, war bekannt, dass es in Salzburg zu absichtlichen Beschmierungen von Stolpersteinen gekommen war, meldete dies der Polizei. Dort nahm man zunächst die grüne Gemeinderätin nicht ernst. Dann rückten Polizisten aus und putzen die Steine sorgfältig, ohne eine Probe zu nehmen. Als dies dann endlich geschah, ergab die Untersuchung des Bundeskriminalamts eine bestimmte Säuremischung. Also keine Rede von Verfärbungen durch Streusalz. Nun ermittelt der Verfassungsschutz. In Salzburg wurden die Täter immerhin gefasst und vor Gericht gestellt. n

kannt. „Ich bin überglücklich, dankbar und stolz, als Kandidatin der SPÖ ins Rennen für die bevorstehende Landtagswahl gehen zu dürfen!“, so Weixler, die sich „mit voller Energie, Motivation, Herzblut und innovativen Vorhaben“ einbringen will. Freude auch bei Martin Gössl von der SoHo Steiermark: „Martina Weixler ist als Teamerweiterung und Zeichen der Öffnung, ihres Zeichens Vorsitzende der RosaLila PantherInnen, ebenso auf der Liste wie unsere engagierte QueerFeministin Elisabeth Lickl.“ n

FO TO: PR

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HAEL BITTNE

Die SPÖ Graz setzt auf Öffnung und auf neue Gesichter im Landtag: „Vier der zum Hearing geladenen Personen waren keine Parteimitglieder, und zwei von ihnen haben es auf die Liste geschafft“, erklärte die Grazer Vizebürgermeisterin Martina Schröck. Ganz vorne im Rennen ist Martina Weixler, in der Steiermark einer breiten Öffentlichkeit durch die medialen Auftritte als engagierte NGO-Aktivistin und Tuntenball-Organisatorin be-

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PantherInnen-Vorsitzende auf SPÖ-Landtagsliste


In memoriam

Das autonome Frauenzentrum Linz (aFz) hat mit Roswitha Korzeniowski (21.7.1949 - 18.2.2015) eine Freundin und wichtige Mitstreiterin verloren. Roswitha war stets politisch interessiert, feministisch denkend und handelnd und hat das Leben im aFz bereichert – sie war durch ihre langjährige Tätigkeit im Vorstand eine maßgebliche Stütze. Die Verabschiedung fand am 27.2.2015 im Urnenhain in Linz/Urfahr statt. n

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2013: 368 Paare

2014: 402 Paare

Mehr gleichgeschlechtliche PartnerInnenschaften im Vorjahr 402 gleichgeschlechtliche Paare haben im Vorjahr ihre PartnerInnenschaft eintragen lassen, das sind 9,2 Prozent mehr als noch 2013 (368 Paare), berichtete die Statistik Austria. 2010, als die Möglichkeit der Verpartnerung erstmals bestand, machten 705 Paare davon Gebrauch. Im Vorjahr gaben einander österreichweit überwiegend männliche Paare (55,2 Prozent) das Jawort, nur in Niederösterreich und Oberösterreich waren es mehr Frauen. Das Alter der PartnerInnen lag vor allem

(58 Prozent) zwischen 30 und 49 Jahren, fast 85 Prozent waren zuvor ledig. Die meisten PartnerInnenschaften (46 Prozent) wurde in Wien geschlossen, gefolgt von der Steiermark, Nieder- und Oberösterreich. Bei über 60 Prozent hatten beide Teile die österreichische Staatsbürgerschaft, in 31,1 Prozent nur einer der Partner, bei den restlichen 8,5 Prozent keiner der beiden. „Wonnemonat“ der Ver­ partnerungen war 2014 der Juli (58), gefolgt von August (57) und Juni (43).

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Halloween­ 1-JAHRESFEIER

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

Was für eine Party! Schweißtreibend, ausgelassen und mit echter Partylaune feierte die HOSI Linz am 7. März den ersten Geburtstag in der Goethestraße 51 mit allem was zu einer schönen Feier dazugehört: Begrüßungssekt, RegenbogenGeburtstagstorte, Bildenthüllung von einer gemalten Bild-T-Shirt-Collage von Manfred Gebetsberger (Castro Street trifft auf HOSI Linz), zwei charmante musikalische Überraschungsgäste MaxMilian und Markqan, bunte, queere Tombola und ein überglücklicher Vereinssprecher Rainer Bartel, der die vielen MitarbeiterInnen, AktivistInnen und HelferInnen auch alle namentliche vor den Vorhang holte. Ein intensives, aktionsreiches und erfolgreiches Jahr wurde mit einer tollen Party gefeiert.  hosilinz.at

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KICK IT! for tolerance Frauenfußballturnier So. 17.05.2015 @ Sportplatz Soccer Arena Linz

Kick it! for tolerance

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Für das Wohlbefinden wird bestens gesorgt!  Sachpreise für alle Spielerinnen  Ladies-Bar mit Snacks & Getränken  feine Partymusik  Overtime-Party nach dem Turnier

Die HOSI Linz sucht fußballbegeisterte Frauen aus ganz Oberösterreich. Ob kleiner oder großer Ehrgeiz, ob wenig oder viel Geschick, alle Frauen sind willkommen. Alles was ihr braucht, ist Spaß am Kicken! Also immer rein in die Sportschuhe und ab aufs Spielfeld! Kreiert ein Team für das Kleinfeld-Turnier (sechs Spielerinnen) und meldet euch an! Wer kein Team hat, kann sich trotzdem anmelden. Auch alle, die abseits des Spielfelds für gute Stimmung sorgen wollen, sind herzlich eingeladen. Lautstarke Unterstützung soll sein!

Anmeldung bis Sonntag, 03.05.2015: per Mail: ooe@hosilinz.at oder Telefon: +43 (0) 664 1637 849. Gespielt wird Outdoor am Rasen, nur Schuhe OHNE Stoppeln erlaubt. Sechs Spielerinnen pro Team, ihr braucht Teamnamen und Trikot. Mehrere Wechselspieler pro Team sind möglich. Startgeld: 20,- EUR Startgeld für das gesamte Team oder 4,- EUR Einzel­ anmeldung, einzuzahlen bis zum Sonntag, 03.05.2015 auf folgendes Konto: Volkskreditbank AG (VKB) IBAN AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L Wichtig: unbedingt als Verwendungs­ zweck: „KST 323“ und euren „Teamnamen“ nennen! n

m Sonntag, den 17.05.2015, veranstaltet die HOSI Linz ein Frauenfußballturnier! Am „Internationaler Tag gegen Homophobie“ wird FÜR Toleranz und Solidarität gedribbelt! Los geht's ab 13:00 Uhr auf dem Sportplatz der SoccerArena Linz, Further Str. 13, 4040 Linz. Ersatz­ termin bei Schlechtwetter: So., 31.05.2015.

NEUES! Regenbogenstammtisch Neue Beginnzeit: Jeden Do. findet der Stammtisch bereits ab 19:00 im Restaurant Zur Brücke, Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck statt.  hosilinz.at/voecklabruck

Spotlight – Filmabend @ HOSI Linz Jeden 2. Donnerstag ab 19:00 Rauchfrei! Do., 23.04: „Mission” Do., 07.05: „Echte Kerle” Do., 21.05: „Du sollst nicht lieben“ Do., 18.06: „Männer wie wir“

Musik-Café Sax Neue Öffnungszeiten: Seit April hat das Musik-Café SAX wieder täglich ab 15:00 Uhr geöffnet. Arnold und sein Team freuen sich auf neue Gäste. facebook.com/ musikcafe.sax

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Fetischparty Einmal ist Zufall, zweimal ist Tradition. Wenn dieser Spruch stimmt, dann hat Linz eine neue attraktive „Tradition” für alle Fetischmänner: Die Fetischparty Linz.

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um ersten Mal ging es bereits am 5. Jänner hoch her. Fetischmänner aus dem Großraum Linz haben im HOSI-Vereinslokal eine kleine, feine Eventlocation gefunden, um ihre Vorlieben praktisch „vor der Haustür“ ausleben zu können. Und - ganz anders als sonst - waren es viele Salzburger und Wiener, die ihre Fetischklamotten in den Reisekoffer gepackt haben und nach Linz gekommen sind. Am Samstag, den 14. März, war es dann zum zweitenmal soweit. Dieses Mal hat das BlueHeaven - Urgestein der Linzer Schwulen-Locations exklusiv für Liebhaber von Leder, Lack, Uniform, Stiefeln, Sneakers, ... die Tür geöffnet. Ob es nur am erweiterten Platz-(und Spiel)

Angebot gelegen war oder auch die Erweiterung des Fetischthemas um „Sportswear“ den neuen Besucherrekord ausgelöst hat, werden wir nie erfahren. Tatsache ist jedoch: Die Linzer hatten wieder Spaß. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Wahrscheinlich wird Linz nicht die Fetischmetropole in Europa werden. Jedenfalls ist mit der „FetischParty“ Linz ein Format gelungen, welches wieder ein bisschen mehr Vielfalt in die Szene bringt. Für einen Feiertagstermin im Herbst ist wieder das HOSILokal reserviert. Vielleicht müssen wir aber auch nicht so lange warten ... . Wir halten die PRIDE-Leser auf dem Laufenden. n

Am 14. Februar fanden sich bei der Queer Carneval Party so allerlei verkleidete Wesen ein. Superman als DJ, Fußballerinnen und arabische Beduinen, ein römische Kaiser oder Blackmen ganz in Weiß. Ein lustiger, lustvoller und unterhaltsamer Abend in der HOSI Linz.

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FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

Halloween QUEER CARNEVAL


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Halloween NEON SPECIAL Die Frühlings-Community-Party Neon Special zeigte sich am 21.02.2015 in schrägen Neonfarben. DJane S.Stereo & DJ iMat waren in der Rock-Bar Sputnik für Discofeeling verantwortlich, eine tolle Blacklight Beleuchtung und an allen möglichen Körperstellungen angebrachte Neonknicklichter sorgten für so manchen Hingucker.

Am 27.02.2015 eröffnete das Popolär die Partysaison mit dem Motto Masks. Als Guest-DJ sorgte Jay’s On für heissen Sound und wurde dabei von Resident-DJ Jerry J. Kriz unterstützt. Viele geheimnisvolle Tanzwütige verbargen ihr Gesicht hinter coolen Masken oder tollen Verkleidungen.

FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER

Halloween „MASKS“

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Halloween WELTFRAUENTAG Das FrauenzimmerCafe der Rosalila PantherInnen lud am 7. März in die „Brücke“, um gemeinsam in den Weltfrauentag hinein zu feiern. Denn der 8. März gehört zu den Fixpunkten im Jahresprogramm. Für Stimmung sorgten nicht nur Buffet und DJane Hohes Zeh, sondern vor allem die Darbietung des Impro-Theaters „Allerdings“ zum Thema Frauenbilder – Die unrasierte Wahrheit.  facebook.com/FrauenzimmerCafe

FOTO: PRIDE-ARCHIV

Neues aus der Grazer Gastroszene: Mit dem BASEMENT in der Wielandgasse 4 ist ein neuer Stern im Segment Bar. Club.Cruising aufgegangen. Ruhetag kennt das neue Lokal nicht, geöffnet ist ab 16 Uhr. Montag bis Donnerstag bis ein Uhr früh, Freitags und Samstag bis drei Uhr früh und Sonntags müssen die Nachtschwärmer um Mitternacht nach Hause. Zeit genug, um diverse Gelüste zu befriedigen.  facebook.com/BasementGraz

OUT T 'n' 'N LOUD ' LOUD OU Toller Start für das neue LGBT & Friends Clubbing in der Grazer Thalia. Initiiert von den Rosalila PantherInnen startete am 20. März mit über 200 GästInnen ein neues Unterhaltungsangebot für Graz. Ziel ist es, vor allem für Frauen mehr Angebote in der Clubbingszene zu schaffen. Umgesetzt wird nun eine ganze Veranstaltungsreihe, und die nächsten Termine folgen zur gegebenen Zeit.

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FOTOS: MICHAEL BITTNER

FOTO: PRIDE-ARCHIV

Halloween SEMENT BA


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eit vielen Jahren verbreitet der Verein „Stop AIDS“ die Präventionsbotschaft zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten speziell unter der Zielgruppe MSM – sprich: Männer, die Sex mit Männern haben. So stellt der Verein Kondome und Gleitgel in Lokalen mit Darkroom zur Verfügung oder unterstützt unter dem Motto „Spaß mit Gummi“ lustige Aktionen wie Spiele und Hupfburgen beim CSD-Parkfest im Volksgarten oder zum Weltaidstag am Uni-Campus. „Einen großen Teil der finanziellen Mittel stellen wir selbst durch Spenden auf“, so Stop AIDS-Präsident Chris Skutelnik (m.), der sich gemeinsam mit den tapferen Kämpfern für Liebe, Spaß und Sicherheit Mike (l.) und Dominik (r.) auch beim Tuntenball um

Live Musik Kulinarik ale tion rna Inte Bunte Unterhaltung

Spenden bemühte: „Zum Glück konnten wir die Finanzlücke, entstanden durch Kürzungen des Gesundheitsressort der Stadt Graz, durch die Spendenboxen teilweise ausgleichen“, so Chris: „Zusätzlich kommt von jeder Tuntenballkarte ein Euro dieser Aktion zu Gute. Auch mit Broschüren, Sujets im schwullesbischen Bundesländermagazin PRIDE oder Verteil­aktionen bei den großen Events wie Rosy, Parkfest, Tuntenball usw. wird Präventionsarbeit gemacht. Denn traurig, aber wahr: 46,2 % der HIV-Neudiagnosen in Österreich 2012 betrafen Männer, die Sex mit Männern haben. n

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2015

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FOTO: STOP AIDS

Spaß mit Gummi


FOTO: CREDIT LOZAR

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Tuntenball 2015 Ohne KünstlerInnen geht gar nix

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er gloriose Tuntenball ist vorbei und auf tuntenball.at finden sich Links zu tausenden von Bildern! Doch ohne KünstlerInnen geht gar nix. Sie seien deshalb in den Mittelpunkt gestellt. Jacques Patriaque präsentierte im Blauen Salon ein Potpourri aus OpernsängerInnen, TänzerInnen und Zauberkünstlern. Performance gab’s mit Mutti & Dutzi im Kammermusiksaal. Kitschovsky & die zärtlichen Cousinen motivierten zahlreiche BesucherInnen zu unvergesslichen Karaoke-Shows. Und im Löwenkäfig sorgten DJ Caruso, DJ Jaime Julien und DJ Rumi von Baires für Partystimmung bis in die frühen Morgenstunden. Die Verschiedenartigkeit tuntiger Eleganz, wie sie z. B. Tuntenball-Patronesse Tamara Mascara oder der Tänzer PLENVM ver-

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körpern, spiegelte sich auch bei den neuen Preis­trägerInnen für die besten Kostüme und bei der Miss Tuntenball wider. Eine mit dem Ball seit vielen Jahren als Stammgast und Patronesse verbundene Künstlerin erwies eine besondere Reverenz: Conchita Wurst ver­k leidete sich mit blonder Mähne, weißer Brille und ohne Bart und besuchte den Tuntenball inkognito mit Freunden: „still love dressing up  me as #eleonorawhite @tuntenball_graz last saturday! such fun “ – so die Künstlerin auf Twitter. n

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Bunte Vielfalt Homosexualität und Familie – Landeshauptmann Voves lud in die Grazer Burg

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ein Ziel ist es, auf alle Bürgerinnen und Bürger mit größtem Respekt und höchster Wertschätzung zuzugehen und auf all ihre Sorgen und Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen – unabhängig davon, welche sexuelle Orientierung sie haben. Wir in der Politik müssen für die gesetzlichen Rahmenbedingungen sorgen, damit sich alle Menschen so entfalten können, wie sie das möchten. Es hat sich schon viel verändert, aber es gibt noch genug zu tun." Mit diesen Worten begrüßte Landeshauptmann Franz Voves am 4. März zahlreiche VertreterInnen aus Politik und der lesBiSchwulen Community bei einem Empfang in der Grazer Burg.

Schwerpunkt war das Thema Familie. Felix Moser, der in einer schwulen Partnerschaft lebt und die Pflegeelternausbildung gemacht hat, Barbara SchlachterDelago, Obfrau von „Familien Andersrum

Österreich" (FAmOs) und die Obfrau der Rosalila PantherInnen Martina Weixler gaben – befragt von Alfons Haider – wesentliche Impulse zum komplexen Thema Homosexualität und Familie: „Das Wichtigste ist jetzt, gesellschaftspolitische Arbeit zu leisten und auf die Menschen einzugehen, die noch Vorbehalte haben", so SchlachterDelago. Das Thema werde jedenfalls auch in den folgenden Jahren ein Schwerpunkt der Rosalila PantherInnen sein. Und auch die Landespolitik wird sich dem Thema nicht entziehen können, regte der Landeshauptmann doch eine Fachtagung des Landtages dazu an. Mit dabei auch die Familie Dunkel, die kurz zuvor beim Tuntenball für ihre Courage mit der „goldenen Panthera“ geehrt worden war. Nach dem Outing ihrer zwei Söhne wurde Irene Dunkel selbst aktiv: „Seit Jänner engagiere ich mich ehrenamtlich für Beratung und einen Stammtisch für Eltern schwuler und lesbischer Kinder. Es ist mir wichtig, genau diese Gesprächsmöglichkeit zu schaffen, die mir damals gefehlt hat.“ Das Lob und der Dank der Community und des Landes Steiermark freuten sie, doch seien ihre Aktivitäten selbstverständlich: „Wir machen nichts, außer unsere Söhne zu lieben!“ n

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FO TOS: MIC

HAEL BITTNE

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Text: Hans-Peter Weingand


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Ausland Widerspruch zu Inklusion INDIANAPOLIS. Kurz vor dem Finale der Basketball-College-Liga NCAA ist in den USA eine hitzige Diskussion um ein umstrittenes Gesetz „zur Wiederherstellung der religiösen Freiheit“ im Bundesstaat Indiana entbrannt. KritikerInnen sehen darin die rechtliche Legitimierung, Homosexuelle in Zukunft ohne Strafe zu diskriminieren. Prominente und bekannte SportlerInnen sind empört über den Vorstoß des konservativen Gouverneurs Mike Pence. „In jedem Staat, in dem es Anti-Schwulen-Gesetze gibt, sollte es keine Großveranstaltungen wie den Super Bowl oder das Final Four geben“, sagte Basketball-Legende Charles Barkley. In Indianapolis, der Hauptstadt von Indiana, steigt vom 4. bis zum 6. April das Finale der sogenannten „March Madness“. Zu den Partien im Kampf um den Titel im College-Basketball im Lucas Oil Stadium, Anzeige_118x75_PRIDE_PRINT.pdf

1

der Heimstätte des NFL-Football-Teams Indianapolis Colts, werden rund 70.000 Fans erwartet, Millionen von AmerikanerIn­nen sitzen vor den TV-Geräten. „Wir werden alles tun, damit die Spieler und Besucher nicht unter diesem Gesetz leiden“, sagte NCAA-Präsident Mark Emmert. In Indianapolis haben zahlreiche US-Sportverbände ihren Sitz, zudem gibt es Profi-Teams im Football und Basketball. Die NBA teilte mit, das Gesetz widerspreche den Prinzipien von „Inklusion und gegenseitigem Respekt“ des Basketballs. Unter dem Deckmantel „religiöse Freiheit“ könnten ab dem 1. Juli, wenn das Gesetz in Kraft treten soll, Homosexuelle in Indiana ohne juristische Folgen benachtei­ ligt werden. So dürften sich etwa Ladenbe­ sitzerInnen weigern, Schwule oder Lesben zu bedienen. UnternehmerInnen könnten ihnen einen Job verwehren. n

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AUSLAND

Olya’s Love Dokfilm zwischen starken Liebesgefühlen und mutigem Politaktivismus

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ie diesjährige Diagonale (Festival des österr. Films 2015) fand wie gewohnt zu Frühlingsbeginn Mitte März in Graz statt. „Film ab!“ hieß es hierbei erfreulicherweise auch für einen 68-minütigen Dokumentarfilm mit lesbischer Thematik zwischen starken Liebesgefühlen und mutigem Politaktivismus. Kirill Sakharnovs „Olya’s Love – What If Your Love Becomes Illegal?“ (AT/RU 2014) zeigt seine gegensätzlichen Protagonistinnen Olya und Galiya, ein russisches Lesbenpärchen, bei gemeinsamen Alltäglichkeiten, die Nähe und Authentizität schaffen: Wäsche waschen, kochen, Wohnung renovieren. Während Olya eine LGBT-Fotoausstellung anmoderiert oder bei Demonstrationen in erster Reihe stolz regenbogenfarbene Plakate trägt, um für ihre Rechte zu kämpfen, hält Galiya sich eher im Hintergrund…, bis sie eines Tages aus der Beziehung ausbricht und Olya verlässt.

Abseits von Gesetztestexten zeigen sich nach und nach erste gesellschaftliche Auswirkungen, die die Sicherheit Olyas und ihres sozialen Netzwerkes direkt gefährden: Gewalttätige Fremde attackieren Freunde und Kollegen während einer Demonstration und danach auf dem Weg zur U-Bahn… Olyas Hilflosigkeit entlädt sich paradoxerweise in Schreien nach der Polizei. Dieselbe Polizei, die nur wenig später wieder einen ihrer friedlichen demonstrierenden Mitstreiter in Handschellen abführen wird! Wie politisch das Lesbischsein auch unwillentlich sein kann, zeigt das Screening von Olya’s Love am russischen Dokumentarfilmfestival Artdoc Fest 2014 in Moskau. Laut Produzent Jürgen Karasek wird es dieses nämlich in Zukunft nicht mehr geben. n Text: Julia Obermayr

FOT OS: SOLEILFILM

Die „Homevideo-Ästhetik des Kamera­ bildes“, wie es im Diagonale-Programm heißt, erschließt sich als stellenweise sehr wackelige und laienhafte Kameraführung, die sich u.a. darauf zurückführen lässt, dass die kameratechnisch unerfahrenen Protagonistinnen ihre Lebensrealität z.T. selbst mit einer kleinen Handkamera mitfilmen.

Die dabei entstehende Intimität der Aufnahmen lässt einen tiefen Einblick in ihre inneren Gefühlswelten erahnen, stellt jedoch gleichzeitig einen starken Bruch zur russischen Gesellschaft außerhalb ihrer Wohnung dar. Im Außen herrschen Diskriminierung und politischer Wandel hinsichtlich des Putinschen „Anti-Propagandagesetzes“ zum vermeintlichen Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Homosexualität.

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Kultur 60 Jahre PopBrückenbauen Eurovision Song Contest macht Station in Wien

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eim Barte der Prophetin, das hätte sich nicht einmal Conchita in ihrer Siegesnacht von Kopen­ hagen gedacht, dass beim 60. Song Contest 40 Nationen auf der Bühne stehen werden, eine davon: Australien! Guy Sebastian mischt das europäische TeilnehmerInnenfeld ordentlich auf. Er ist einer der großen Namen im Popbusiness in Down Under, und genau das ist es, was der organisierenden Europäischen Rundfunkunion (EBU) gefällt: junge, etablierte KünstlerInnen mit zeitgeistigem Musikmaterial mit Hitpotenzial. Ganz nach dem Motto: "In it to win it!" Die Ära des etwas angestaubten Schlager-Grand-Prix ist aber noch nicht ganz zu Ende: Ralph Siegel tritt zum vierten Mal in einer Reihe als Komponist für San Marino an, Frankreichs Lisa Angell setzt auf ein getragenes Chanson, und Italien hofft mit dem Pop/Oper-Bombast „Grande Amore“ den Kontinent zu erobern. Wirkliche Siegeschancen dürfen sich aber andere Song/SängerInnen/Show-Pakete aus­ rechnen: Schwedens Augenweide Måns Zelmerlöw beispielsweise, dessen „Heroes“ samt atemberaubender Visuals schon in der Vorentscheidungsshow Melodifestivalen für Begeisterungsstürme sorgte. Seine größte Konkurrenz kommt in Form des Duos Mørland & Scarlett direkt aus der Nachbarschaft: Norwegens dramatisch-düsteres „A Monster Like Me“ setzt zuerst auf leise Töne, gegen Ende aber ergießt es sich in einem orchestralen Orgasmus, der auch

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beim Finale in Wien für entsprechenden Punkteregen sorgen wird. Weitere Highlights, die vorab zum Schauen auf YouTube einladen, sind Belgiens Loïc Nottet, Tschechiens bäriger Kerl Noid, die „Warrior“ Nina Sublatti aus Georgien und selbst­verständlich Conchitas bärtige Nachfolger The Makemakes mit ihrer Schmuse-Nummer „I Am Yours“! Unsere persönlichen FavoritInnen, denen wir auch bei der Vorstellung aller 40 Video­ clips im Rahmen des Fanclubabends am 25.4.2015 ab 19 Uhr im Vereinslokal GUGG der HOSI Wien die Daumen drücken, sind Litauens This Time (das Duo ist so dermaßen lieb!), Kopfhörerträgerin Maraaya aus Slowenien, Estlands Goodbye To Yesterday, die ukrainische Trashperle I Want Your Love (geht kurioserweise für Moldawien an den Start) und Serbiens Pop-Bombe Bojana Stamenov, die in ihrer Hymne „Beauty Never Lies“ das Anderssein zelebriert. Der Fanclubabend im April wird wieder von Tana Transwhatever präsentiert, die auch während der Eurovisionswoche in von 17. bis 23. Mai 2015 die meisten Konzerte

PARTIES Sa., 25.04.2015 Fanclubabend ab 19:00 Vereinslokal GUGG der HOSI Wien Sa., 23.05.2015 Song-Contest Party ab 20:00 Männerstammtisch Songcontest-Party, FeelFree ab 21:00 Public Viewing in der HOSI Linz  facebook.com/ogae.austria  aufrechtgehn.de  eurovision.tv


FOTOS: RESPECTIVE BROADCASTERS, THOMAS RAMSTORFER, MONIKA NAVRÁTILOVÁ, JOSH BRANDÃ, KALLE PAJAMAA, LEVAN LEKO CHKONIA, PER KRISTIANSEN, NRK_JULIA NAGLESTAD

KULTUR

im EuroFanCafé in Wien EMS Lounge moderieren wird. Weitere Infos dazu findet ihr auf der Facebook-Seite der Eurovision Fans – OGAE Austria! Der Eurovision Song Contest, der von 18. bis 23. in Form von vier Semifinal- und zwei Final­shows in der Wiener Stadthalle über die Bühne geht, wird neben dem EuroFanCafé durch Begleitveranstaltungen im EuroVillage am Rathausplatz und im EuroClub in der Ottakringer Brauerei perfekt ergänzt. 26 Millionen kostet Stadt Wien und ORF die größte Party der Welt, die weit über 120 Millionen Euro Umwegrentabilität für die Bundeshauptstadtregion erwirtschaften wird. Auch jenseits der finanziellen ist der Song Contest eine gesellschaftspolitische Bereicherung: Unter dem heurigen Motto Building Bridges werden nicht nur zwischen unterschiedlichen Nationen, Regionen und Kulturkreisen zwischen Grönland und Australien Brücken gebaut, sondern auch Vielfalt in sexueller Orientierung und Identität hochgehalten. Conchita war erst die Pionierin der Botschaft von ORF und EBU. Der 60. Song Contest bietet natürlich auch Anlass für Jubiläumsfeiern und viele viele Geburtstagsgeschenke. Ein groß angelegtes Präsent ist das Buch #60JAHREsongcontest (Arbeitstitel), das auf Facebook und Twitter bereits seine ersten Schatten voraus wirft.

Es wird im Juni erscheinen und bietet nicht nur einen umfassenden Rückblick auf 60 Jahrgänge Eurovision und 51 Teilnehmernationen, sondern auch viele Interviews (u. a. mit Siegerlegenden wie Nicole, Toto Cutugno und Lys Assia) und einen Text von Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz zu Österreichs Nullpunkte-Desaster 1991 – das perfekte Nachschlagewerk für alle, die nicht live in Wien dabei sein können oder die Erinnerungen an das Erlebnis Wien frischhalten wollen. Apropos, wer keine Karten für die Shows in der Wiener Stadthalle bekommen hat, kann das Spektakel auch bei zahlreichen Public Viewings miterleben! Viele Szenelokale organisieren am 19., 21. und 23. Mai Fernsehabende – hört euch um! Eines ist jedenfalls klar: Der Song Contest wird mit dem Lifeball am Wochenende davor DAS Ereignis im Queer-Veranstaltungskalender der Alpenrepublik. Wie schon letztes Jahr der österreichweite Jubel rund um „unsere“ Conchi gezeigt hat: Europas Musikfestival ist weit mehr als eine „Schlager-EM“ oder „Gay Pride“, als die er gerne belächelt wird. Es wird auch heuer in Wien für ein, zwei Wochen ein Ort sein, an dem jeder und jede willkommen ist, die die Vielfalt liebt und lebt. Wir sind für PRIDE live dabei und versorgen euch im Juni mit einer ordentlichen Portion Nachberichterstattung! n Text: Mario R. Lackner und Karin Pointner

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KULTUR

Lustvoll & utopisch Viele lebensnahe, utopische und queere Filme bei der 12. Ausgabe von CROSSING EUROPE von 23. - 28. April 2015

Hide and Seek

GB 2014, 80 min. Regie: Joanna Coates Spielfilm / Competition Fiction Eine Geschichte zwischen Euphorie, Frustration, Sinneslust und Traurigkeit: Vier junge Menschen flüchten aus London, um gemeinsam in ein abgelegenes kleines Landhaus zu ziehen. Sie geben sich minutiös geplanten Partnerwechseln, strengen Regeln und verqueren Ritualen hin. Hide an

Lichtes Meer

BRD 2015, 79 min. Regie: Stefan Butzmühlen Spielfilm / Competition Fiction Marek beginnt ein Praktikum auf einem Containerschiff: 197 Meter lang, 30 Meter breit. Marek will die Freiheit kennenlernen und verliebt sich in den geheimnisvollen Matrosen Jean. Ob das ein Abenteuer bleibt oder tatsächlich etwas fürs Leben ist? Eine romantische Coming-of-Age-Reise über das Meer, ein maritimer Jungstraum über die Liebe unter den Bedingungen der modernen Frachtschifffahrt.

Limbo

BRD 2014, 80 min. Regie: Anna Sofie Hartmann Spielfilm / Competition Fiction Herbst in einer kleinen dänischen Hafenstadt: Das letzte Schuljahr steht bevor. Sara und ihre Freundinnen sprechen über ihre Zukunft, ihre Wünsche und Erwartungen. Karen ist gerade erst von den Färöer Inseln hierhergezogen, um am Gymnasium zu unterrichten. Sara ist von ihrer neuen Lehrerin fasziniert. Zwischen den beiden entwickelt sich eine Verbindung…

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ALLE FOTOS: CROSSING EUROPE 2015

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ei der heurigen Ausgabe bleibt sich CROSSING EUROPE programmatisch treu und vertraut auf die Strahlkraft des europäischen AutorInnenkinos. Festivalmacherin Christine Dollhofer und ihr Team präsentieren rund 160 handverlesene Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme aus ganz Europa. Im thematisch breit angelegtem Rahmenprogramm mit Talks, Netzwerktreffen und natürlich auch Diskos ist viel Platz für persönliche Kontakte. PRIDE verlost einen Festivalpass und 2 x 2 Freikarten an seine LeserInnen, denn in der heurigen Ausgabe wird ein aufregender und gesellschaftspolitisch utopischer Blick auf queere Lebensmodelle gewährt. Etliche Spielfilme und zwei Dokus mit klar fokussiertem Blick auf Lesben und Schwule zeigen wie lebendig und offen die europäische Filmszene ist.


KULTUR

A mo

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Eedenistä pohjoiseen / Garden Lovers

Finnland 2014, 72 min. Regie: Virpi Suutari Doku / European Panorama Suutari gibt eine dokumentarische Liebes­ erklärung an einen Ort ab, der auf den ersten Blick profaner nicht sein könnte: den Garten. Mit gewitztem Unterton zeigt Garden Lovers finnische Liebespaare und deren Leidenschaft fürs Gärtnern.

How to disapear completely

Polen 2014, 97 min. Regie: Premyslaw Wojcieszek Spielfilm / European Panorama Gerda trifft die „Kleine Räuberin“ in der Berliner Unterwelt, der U-Bahn. Nur zehn, zwölf Stunden bleiben, bis sie sich wieder trennen werden. Aus gemeinsamen Interessen, aus dem Interesse aneinander wird eine Liebesaffäre. Der Film spinnt sich wie ein Free-Jazz-Stück fort, moduliert Farben, Lichtblitze, Tempo, klingt und riecht wie eine Sommernacht in der Großstadt.

Von hier aus

Ö, F, P 2014, 89 min. Regie: Johanna Kirsch, Katharina Lampert Doku / Arbeitswelten Die Regisseurinnen begeben sich auf die Suche nach Gegenentwürfen zum eigenen utopiefreien Alltag. Da ist das Wieserhoisl in der Steiermark mit rund zehn BewirtschafterInnen. Ute, die sich selbst weniger als Aussteigerin denn als Einsteigerin versteht. Und schließlich ist da Wim, Architekt, der in den französischen Alpen einen öffentlichen Raum schaffen möchte.

Amor eterno / Everlasting Love

Spanien 2014, 69 min. Regie: Marçal Forés Spielfilm / Nachtsicht Dass Cruising nicht immer nur zu schnellem Sex, sondern mitunter auch zu uner-

wünschten, lebensgefährlichen Neben­ wirkungen führen kann, davon hat schon Alain Guiraudie in "L’inconnu du lac" erzählt. Forés (Audience Award, Crossing Europe 2013 für „Animals“) spinnt das Angstlustkonzept in seiner dunklen, enorm sinnlichen Miniatur Amor Eterno noch weiter: Sprachschullehrer Carlos trifft im Cruising-Wald auf seinen Schüler Toni. Angeleitet von der Indie-Mucke von „Don the Tiger“ entwirft Forés in knapp einer Stunde eine fatale Romanze: zum Träumen, zum Albträumen.

Femme Brutal

Ö 2015, 75 min. Regie: Liesa Kovacs, Nick Prokesch Doku / Cinema Next Europe Wenn ein Körper nackt, selbstbewusst und autonom auf der Bühne steht, ist das auch heute noch eine hochpolitische und radikale Geste. Die sieben KünstlerInnen des Wiener CLUB BURLESQUE BRUTAL fordern mit ihrer queer-feministischen Bühnen­ performance die Selbstverständlichkeit weiblichen und anderen Begehrens ein.

A Pure State of Mind

Ö 2014, 8 min. Regie: Sabrina Maria Stockner Spielfilm / Local Artists Auf vier unterschiedlichen Ebenen erzählt A Pure State of Mind die Geschichte von Jan, einem jungen homosexuellen Mann, der die Diagnose HIV positiv erhält, ohne es zu sein. n

How to disapear completely

VERLOSUNG PRIDE verlost einen Festivalpass und 2 x 2 Freikarten für CROSSING EUROPE  Verlosung: pride.at  Infos: crossingeurope.at

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KULTUR

Splitter #postgay #postporn

Gemeinsam mit Regieassistentin Katharina wird jetzt an der Besetzung der zwei Hauptdarsteller gearbeitet: Für den 17-jährigen Jakob wird ein deutschsprachiger, junger Mann gesucht und für den 26-jährigen Christian soll ein bereits etablierter ameri-

Scott Matthew This Here Defeat Tour 2015 Er macht Leid zu Lied wie kein anderer. Nach seinem bislang größten Erfolg, der Cover-Sammlung „Unlearned“, erscheint nun mit „This Here Defeat“ endlich wieder ein Album mit Originalen des stimmgewaltigen, hoch respektierten Singer/Songwriters Scott Matthew. Scott Matthew liebt das Reduzierte. Doch nur wer sich ändert, bleibt sich treu. Und so ist das fünfte Album des in New York lebenden Australiers ein wenig anders. „Dieses Album ist ein schöner Abzweig von dem, was ich vorher gemacht habe“, sagt Scott, „ohne dass es etwas völlig Neues wäre. Aber es ist anders.“ In „Skyline“

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kanischer Schauspieler gefunden werden. Schmidinger hat bei bisherigen Projekten bereits gute Erfahrungen bei der Mitgestaltung und Finanzierung über SocialmediaKanäle gemacht. Daher beantwortet er via YouTube und Facebook Fragen, die jedeR zum Filmprojekt stellen kann. Auch werden aktuell Vorschläge für die Besetzung der Darsteller gesammelt – und wenn der vorgeschlagene Schauspieler ausgewählt wird, gibt’s dafür eine exklusive Kontaktmöglichkeit für den Tippgeber/ die Tippgeberin. Infos, Postings und Fragen via:  facebook.com/NevrlandMovie  nevrlandmovie.com

überrascht er mit einem noch nie zuvor gehörten Scott-Matthew-Sound: einem treibenden, aber dennoch schweren Drumbeat, kontrastiert von einem weichen, glockenhellen Fender Rhodes. Und dann erscheint das Titellied beinahe wie ein plötzlicher Regenbogen am Himmel, weich und federleicht instrumentiert, aber mit Lyrics, die zugleich traurig und humorvoll sind. „This Here Defeat“ ist Scott Matthew, wie man ihn liebt. Aber mit neuen, spannenden Facetten. Einer der ganz großen Songpoeten unserer Zeit, der nun in Begleitung seiner Musiker (Piano, Cello, Gitarre) nach Österreich zurückkehrt. Aktuelle CD: „This Here Defeat“ (2015), Glitterhouse Records  scottmatthewmusic.com Konzerte in Österreich: Di., 28.04.2015/19:00; Ppc, Neubaug. 6, Graz Do., 30.04.2015/20:30; Posthof Linz; posthof.at

FOTO: MICHAEL MANN

Vor zwei Jahren begann Gregor Schmidinger (Kurzfilme „The Boy Next Door“, „Homophobia“) an der Arbeit zu seinem ersten langen Spielfilm „Nevrland“, jetzt ist das Drehbuch fertig und das Projekt nimmt immer konkretere Züge an. Das Filmprojekt wird noch etwas kryptisch, aber vielversprechend beschrieben: „An explicit and subversive feature length drama exploring the soul of postmodern youth sexuality. #postgay #postporn“

QUELLE: FACEBOOK.COM/NEVRLANDMOVIE

Filmprojekt: Nevrland


KULTUR

„Love and Loss” Das Lentos Kunstmuseum zeigt in der aktuellen Ausstellung „Love and Loss“ den spannenden stilistischen Umbruch in der Modewelt der späten 80er Jahre des letzten Jahrhunderts: Die heute im Mainstream etablierten zerschlissenen Jeans haben in Entwürfen von Maison Martin Margiela und Comme des Garçons ihre Geburtsstunde erlebt. Mode wird zum Spiegel, in dem der Mensch die eigene Sterblichkeit erblickt. Aus einer Nische, einer modischen Avantgarde entstehen neue stilprägende Sichtweisen auf die Welt. Melodramatik trifft auf Tod, Formexperiment kämpft gegen Verschleiß und Deformation, queere Exaltiertheit trifft auf lyrische Zerbrechlichkeit. Mit zahlreichen Leihgaben aus internationalen Museen, sowie direkt aus Ateliers, werden Momente wechselseitiger Inspiration von Mode und Kunst von den 1980er Jahren bis heute gezeigt – lokale und internationale ModeschöpferInnen, KünstlerIn­

Grammy für Sam Smith „Stay With Me“ Der schwule britische Liedermacher Sam Smith, der vor weniger als einem Jahr sein Debütalbum veröffentlichte, ist der große Sieger bei der begehrtesten Musik-Auszeichnung der Welt. Bei der Verleihung der Grammy Awards 2015 am 8. Februar in Los Angeles ist Sam Smith mit vier Preisen in Hauptkategorien ausgezeichnet worden. In einer opulenten live im Fernsehen übertragenen Gala gewann der 22-jährige Engländer mit seinem Hit „Stay With Me“ in den Kategorien "bester Song des Jahres" und "beste Single des Jahres". 

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FOTOS: GERHARD NIEDERLEUTHNER, PRIDE-ARCHIV

Ausstellung

nen und PhotographInnen treffen aufeinander, wie u.a. Juergen Teller, Jean Paul Gaultier, Franzthomaspeter (Foto), Walter Van Beirendonck. „Love and Loss“, bis 07.06.2015  lentos.at

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KULTUR

Ich, Conchita Betrachtungen zu einer bemerkenswerten Geschichte

Wir finden im Buch mit Tom Neuwirth einen Burschen aus Bad Mitterndorf, der als Schüler mehr unter dem Mobbing wegen seiner Homosexualität gelitten hat, als es bisher der Öffentlichkeit bekannt war. Manche Dinge hat man als „Zeitzeuge“ etwas anders in Erinnerung, doch „die Erinnerung, sagt man, ist eine große Lügnerin, und das merken wir immer dann, wenn wir über vergangene Ereignisse sprechen.“ So war Toms Outing über eine TVIllustrierte nicht vor Starmania. Für einen Grazer Modeschüler hätte sich vor Toms StarmaniacDasein 2006 noch niemand interessiert. Erstaunlich auch, wie kurz die erste Etappe zum Song Contest behandelt wird, als Conchita bekanntlich in der Vorentscheidung 2012 durch Abstimmung mit 49 Prozent der Stimmen den „Trackshittaz“ unterlag.

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BUCHTIPP Ich, Conchita. Meine Geschichte. We are unstoppable 2015, 192 Seiten mit über 90 Fotos; ISBN: 978-3-7844-3375-2 LangenMüller, € 20,60

„Ich, Conchitta“ liefert aber auch Schilderungen, die man so vielleicht nicht erwartet hätte. Dass nämlich so ein Erfolg neben einer Grundportion Talent einfach verdammt viel Arbeit geschuldet ist. Dass das Schlüpfen in die Haut der Kunstfigur keineswegs Jux und Tollerei ist: „Alles, was aus Tom Neuwirth Conchita Wurst macht, tut weh: die straff sitzende Perücke, das Make-up, das meine Haut angreift, die schweren Wimpern, das Mieder, die hohen Schuhe. … Es ist eine Tortur, selbst wenn es nicht danach aussieht.“ Der Schluss: eine Ohrfeige an den Pöbel, der in LeserInnenbriefen und facebook-Postings erklärt hat, wie sehr sie sich doch für Österreich schämen, welches durch diese Wurst repräsentiert wird. Eine Ohrfeige an Strache und die FPÖ, die kleinlich sogar das Gratiskonzert der siegreichen Conchita am Ballhausplatz bekrittelt hatten. Conchita ist das BESSERE Österreich. „Für Österreich trat ich beim Eurovision Song Contest an, und für Österreich werde ich in Zukunft eintreten. Ich liebe Europa und seine vielfältigen Kulturen, ich bin ein Weltbürger durch und durch, mit offenen Herzen für alle Menschen. Österreich aber ist und bleibt meine Heimat – und das ist gut so.“  Text: Hans-Peter Weingand

FOTO: JULIAN LAIDIG

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ber 26-jährige Menschen werden auch selten Biographien geschrieben und schon gar nicht welche, die zeitgleich auf Deutsch, Englisch und Französisch erscheinen. Anders bei Conchita Wurst. Mit ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest 2014 sorgte sie für einen europaweiten Sturm der Begeisterung bei Millionen von Fans. Gleichzeitig formierten sich die GegnerInnen und Auftritte vor dem Europäischen Parlament wechseln sich ab mit Morddrohungen. Genug Stoff also für Daniel Oliver Bachmann, der ihre Geschichte aufgeschrieben und erzählt hat. Eine autorisierte Biographie, mit zahlreichen unveröffentlichten Fotos und einem Vorwort von Jean Paul Gaultier.


KULTUR

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Tagung über Bilderpolitiken / sexualisierte Gewalt / Interventionen Kunstuni Linz (06. – 08. Mai 2015)

ilder von sexualisierter Gewalt sind in fast allen Medien präsent und umgeben uns alltäglich. Auch für Magazine wie PRIDE ist es immer eine große Herausforderung, wie sexualisierte Gewalt darstellbar ist, ohne die Gewalt zu reproduzieren. Im Rahmen der Tagung, die eine Kooperationsveranstaltung der Kunstuniversität Linz und Linzer queerfeministischen, frauenpolitischen und Anti-Gewalt-Einrichtungen sowie KünstlerInnen und KünstlerInnengruppen ist, soll die Visualisierung sexualisierter Gewalt disziplinenübergreifend diskutiert werden. Ein konkretes Ziel ist, die Produktion von Vorstellungsbilder von sexualisierter Gewalt anders und diskriminierungsfrei zu gestalten. HOSI-Linz und PRIDE sind wie u.a. auch das Autonome Frauen­ zentrum Linz oder MAIZ Kooperationspart­ nerInnen. Die Tagung ist kostenlos und für alle Interessierte zugänglich. Kurzer Programmüberblick: Mi., 06.05.2015, ab 19:00 Katharina Hölbing: „Sprach-Spreizung im Glaskasten“; Nikita Dhawan: „Postcolonial Governmentality and the Politics of Rape: Gendered Vulnerability, Sexual Violence and the State”; danach Eröffnung und Kick-Off durch die Kooperationsgruppen Do., 07.05.2015, ab 10:00 Kerstin Schroedinger: „Bildpolitiken zwischen Nichtrepräsentierbarkeit und Dekonstitution“; Birgit Wolf: „Visuelle Um.Auf.Brüche. Alternative Repräsentationen und widerständige Diskurselemente geschlechtsbasierter Gewalt“; Barbara Eder: „Coming to Power? Sexualisierte Gewalt in Comics“; Birgit Haehnel: „Bilder der Sklaverei damals und heute – eine postkoloniale Perspektive“ Am Nachmittag bieten Workshops Möglichkeit

zum Diskutieren: Hans-Joachim Lenz: „Das Schweigen der Männer – die kulturelle Ver­ deckung der männlichen Verletzungsoffenheit und die Folgen für die Produktion von Medienbildern“; Karin Bruns, Gitti Vasicek, aFz Linz: „Let’s kick the images out!“ Ab 18:00 Susan Brison: „When (and Why) Is It Wrong to Watch? On Visualizing Sexual Violence.“ Ab 20:15 Prime Time: Filmscreening und -gespräch: Fiona Rukschcio: „#1:[common.places]“; Nicole Szolga: „Why she refused to act in a rapist scene“; Ab 22:00 Open DJ*ane-Decks Fr., 08.05.2015, ab 10:00 Linda Hentschel: „Black Cock“: Betrachten und Bestrafen Ab 11:00 parallele Panels: Sabrina Karg: „Stop victimizing the victim“; Sabrina Kern: „Rape your rapist. Revengerape im Spielfilm“; Romana Bund: „Inter­ mezzo #1: listen with pain!“; Alexander Schwarz: „Opfer-Schauen. Fernseh-Schauen“; Judith Maule: „Hashtagged – Ereignisse sexueller Gewalt“; Ab 14:00 Ins A Kromminga: „ZWITTER PANIK – HERM POWER“; Ulli Weish: „Konsumporno – Kommerzielle Sexualisierung als Aufmerksamkeitsinszenierung“; Ab 16:00: Abschluss: „Kicking Images and now?!: Interventionistische Perspektiven“; anschließend Ausklang.  Text: Gerhard Niederleuthner

TAGUNG Mi., 06. - Fr., 08.05.2015 Ort: Aula der Kunstuniversität Linz Hauptplatz 8, 4020 Linz Detailliertes Programm unter:  kickingimages.wordpress.com

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OÖ Termintipps April 2015 Sa., 18.04.2015/13:40 – 16:00 YOUnited @ Musiktheater Führung; Anmeldung: hosilinz.at/younited Do., 23. bis Di. 28.04.2015 Crossing Europe Filmfestival ( Seite 32/33) Sa., 25.04.2015/21:00 Open Stage & Open Microphone! Ort: HOSI Linz VA: Queer Move & HOSI Linz

Mai 2015 Fr., 01.05./19:00 LESBRESSO: Lesung von Anne Bax Ort: aFZ So., 03.05.2015/17:00 Rosa Stadl Ort: Donaualm, Genussdorf am Jahrmarktgelände Linz

Mi., 06. - Fr., 08.05.2015 Kicking Images Tagung über Bilderpolitiken / sexualisierte Gewalt / Interventionen ( Seite 37)

Sa., 23.05.2015/21:00 Public Viewing Song-Contest @ HOSI Linz

So., 10.05.2015 Befreiungsfeier im ehemal. KZ Mauthausen 11:00 Gedenkstein für die homosexuellen Opfer; Teilnahme am offiziellen Gedenkmarsch

Fr.,12.06./21:00 Ladies Night VI „dancing over the rainbow“ Live-Act: Singer Songwriter „BIA“; anschließend Party­ musik mit Vröni´qe

Sa., 16.05./21:00 HOSI – LIVE in Concert: Lucan Smiles Newcomerkünstler aus Wien; anschließend DJ Stefan/ AntenneFM; Supported by AntenneFM So., 17.05./13:00 KICK IT! for tolerance Frauenfussball­ turnier; Ort: Soccer Arena/Linz ( Seite 19)

Juni 2015

Sa., 27.06.2015

LINZ PRIDE 2015

GEMEINSAM

SICHTBAR

LI NZ PRIDE

.15 27.06 INZ.AT/CSD HOSIL

GEMEINSAM SICHTBAR 4. Christopher Steet Day ab 15:00: AEC Maindeck ab 22:00 Party in der StWSt  hosilinz.at/csd

HOSI LINZ HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. HOSI Linz HOSI Linz Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Goethestraße 51, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz Beratung Telefonisch & per Mail: T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung Mo, Do 20:00 – 22:00

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Regenbogenstammtisch Neue Beginnzeit: Jeden Do. 19:00 im Restaurant Zur Brücke, Vorstadt 18, 4840 Vöcklabruck W hosilinz.at/voecklabruck

!

Spotlight – Filmabend ab 19:00 / Rauchfrei! Do., 23.04: „Mission” Do., 07.05: „Echte Kerle” Do., 21.05: „Du sollst nicht lieben“ Spendenkonto (VKB Bank) Kto.-Nr. 10711174 / Do., 18.06: „Männer wie wir“ BLZ: 18600 Lesbentreff IBAN: AT761860000010711174 „Lesbresso – what schall‘s“ BIC: VKBLAT2L am 1. Fr. / Eine Kooperation lautend auf HOSI Linz von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited

find us on facebook:

/hosilinz


Stmk Termintipps April 2015

Mai 2015

Mo., 13.04.2015/19:30 HuG -Treffen EHG-Raum Evang. Pfarrgemeinde Heilandskirche

Fr., 01.05.2015/19:00 Ausufern – Bowling Nähere Infos auf Facebook

Di., 26.05.2015/19:00 RosaLila PAUSE, Feel Free Fr.,29.05.2015/19:00 Ausufern - Grillerei

Fr., 17.04.2015/ 19:00 Ausufern - SuchtprävetionsWorkshop, Feel Free

So., 03.05.2015/09:30 L-Ways Lesbenwanderung Parkplatz der Weinbauschule Silberberg

Juni 2015

Sa., 18.04.2015 Homotechnik @postgarage

Fr., 09.05.2015 ROSY @ postgarage

Fr., 12.06.2015, 19:00 Ausufern - CSD backen

Mi., 22.04.2015/19:00 Vortrag: Homosexualität und Kriminalbiologie HS 15.02, RESOWI-Zentrum, Universitätsstr. 15/CE, 8010 Graz

So., 10.05.2015/17:00 Transgender Selbsthilfegruppe Graz, FeelFree

Do., 23.04.2015/17:00 queer-feministisches Unifest fb.com/qrgraz

Fr., 15.05.2015/19:00 Ausufern - Kletterpark Nähere Infos auf Facebook

Mo., 27.04.2015/19:30 HuG - Treffen, FellFree

Sa., 23.05.2015/20:00 Männerstammtisch Songcontest-Party, FeelFree

Di., 28.04.2015/19:00 RosaLila PAUSE, Feel Free

Mo.,11.05.2015/19:30 HuG -Treffen, EHG-Raum

Mo., 25.05.2015/19:30 HuG - Treffen, FellFree

ROSALIL A PANTHERINNEN RosaLila PantherInnen „FeelFree“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 10:00 - 18:00 Mittwoch 13:00 - 17:00 Donnerstag 13:00 - 17:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

Mo., 08.06.2015, 19:30 HuG -Treffen, EHG-Raum

Sa., 13.06.2015 ab 13:00 CSD Parkfest im Grazer Volksgarten ab 20:00 GROSSSTADTGEFLÜSTER LIVE @ GRAZ postgarage 1st Floor, TICKETS: ticketjet.at ab 23:00 The FAGtory Rainbow Ed. postgarage 2nd Floor

Gruppentreffen im „FeelFree“ Männerstammtisch Jeden 3. Mi im Monat um 20:00 RLP-Teambesprechung Infos auf homo.at und fb.com/ Jeden 1. Montag im Monat um Maennerstammtisch 19:00 – JedeR ist Willkommen mitzuarbeiten! Homosexualität und Glaube (HuG) / Jeden 2. u. 3. RosaLila PAUSE Mo. im Monat um 19:30 Jeden letzten Dienstag im Monat ElternStammtisch Jeden 2. Dienstag um 18:00 im LaMeskla

Transgender Selbsthilfegruppe Am 2. So. im Monat um 17:00

Rainbow Tanzclub Jeden Donnerstag um 20:30 in der Tanzschule Conny & Dado

Alle Veranstaltungen findest du auch auf homo.at Am Handy abonnierbar!

RLP Chor Jeden 1. So. im Monat um 17:00

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FOTOS: AIDSHILFE OÖ, 2014

Gesundheit

Turtel am Taubenmarkt Am Donnerstag, den 11. Juni 2015, von 15.00 bis 19.00 Uhr wird bereits zum vierten Mal am Linzer Taubenmarkt fleißig geturtelt. Ziel der Veranstaltung ist es, die Angebote der AIDSHILFE OBERÖSTERREICH zu kommunizieren und das Thema HIV/Aids im öffentlichen Raum sichtbarer zu machen. Dazu wird eine kleine Bühne am Linzer Taubenmarkt aufgebaut und die MitarbeiterInnen der Aidshilfe zu aktuellen Fragen über HIV/Aids interviewt. Ein bunt gemischtes Programm bietet Spaß und Unterhaltung für jeden Geschmack:

 Beatboxer fii („Das Supertalent“, RTL)  Folkshilfe: Live - Musik - tba  GAUSL (Günther Lainer): Jonglage & Comedy  Treibholz: Live-Musik  Louis Sanou & Freunde: Afrikanische Live- Musik  Rize Rockers Crew: Breakdance  Volumen: Drag-Show African Cuisine by Tamu Sana Moderation: Karin Schmid Bei Schlechtwetter findet die Veranstaltung in der Linzer Arkade statt.

Die schwedische LGBT-Gruppe RFSL Göteborg hat ein lustvolles und unterhaltsames Video produziert, um schwule Männer zum HIV-Testen zu animieren. Es kämpfen acht nackte männliche Wrestler miteinandern. Jeweils mit unterschiedlichen Materialien/Farben bemalen: Schokolade vs. Gel, Vanille vs. Zucker,… Wer gewinnt wird hier nicht verraten – das muss jeder selbst herausfinden:  Video: https://vimeo.com/80461878  Infos: www.testa.wf

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QUELLE: WWW.TESTA.WF

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 Fortsetzung auf Seite 42

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ANTWORT Die Anonymität der InserentInnen der kostenlosen Kleinanzeigen wird auf Wunsch gewahrt; für Herkunft, Inhalt, Qualität und Wahrheitsgehalt der in den Anzeigen angebotenen, nicht kommerziellen Waren, Dienstleistungen oder Mitteilungen bzw. für die direkten und indirekten Folgen ist die Redaktion nicht verantwortlich. Inserate, die ausschließlich oder überwiegend kommerzielle Zwecke verfolgen, können wir nicht kostenlos abdrucken. Auf Anfrage übersenden wir aber gerne unsere aktuelle Anzeigenpreisliste. 0900-Nummern sind kostenpflichtig. Bei gewünschter Veröffentlichung der Telefonnummer muss der Redaktion eine Kopie der letzten Telefonrechnung vorliegen, bei Veröffentlichung der Adresse ist eine Kopie des Personalausweises/Reisepasses notwendig (per FAX: 0732/70 04 74-4 oder per Post: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz, Kennwort: „Kontakte“). Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen ohne Angabe von Gründen

PRIDE 42 145 April 2015

Die Redaktion behält sich vor, die Veröffentlichung von Anzeigen (z.B. mit unsafem oder rassistischem Inhalt) ohne Angabe von Gründen abzulehnen. Die Texte der Anzeigen werden in der Form veröffentlicht, wie sie an die Redaktion geschickt werden. Es werden keine inhaltlichen oder grammatikalischen Änderungen vorgenommen.

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abzulehnen sowie Kontakt­a nzeigen zu kürzen oder bei Platz­mangel in der folgenden Ausgabe zu veröffentlichen. Pro Person und Ausgabe wird nur eine Kontaktanzeige geschaltet. So antwortest Du auf ChiffreKleinanzeigen: 1. Antwortbrief in ein Kuvert stecken, zukleben und entsprechend frankieren. (Unterschiedliche Gebühren bei In- und Ausland!). Die Chiffre-Nummer mit Bleistift auf das Kuvert schreiben. 2. Das Kuvert steckst du nun in ein 2. Kuvert, klebst es ebenfalls zu, frankierst es und adressierst es an die Redaktion: PRIDE, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz Und nicht vergessen: Chiffre-Nummer unbedingt draufschreiben und Brief ausreichend frankieren! Nicht ausreichend frankierte Antwortbriefe können nicht weitergeleitet werden! Bei Zusendungen im Ausland höhere Portogebühren beachten!


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