166/Oktober 2018
Das lesbisch/schwule Österreichmagazin
Schwul genug für unser Land? Homophobe Asylbescheide
Seite 12-16
Ein Gemeinschaftsprojekt von
Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG
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PRIDE
Editorial Schwul genug?
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ie irrsten Abschiebebegründungen Europas werden in Österreich getätigt. Wie schwer es schwule Flüchtlinge haben, gegenüber österreichischen Beamt*innen ihre Verfolgungsgründe glaubhaft zu machen, zeigen wir in der Titelgeschichte (S. 12). Scheinbar lastet ein immer stärkerer Druck auf das Personal im Ministerium, das rechtfertigt aber keine homophoben Asylbescheide, die alte überwunden geglaubte Klischees beinhalten. Wie schwer sich LGBTI-Personen in Österreich am Arbeitsplatz mit ihrer sexuellen Orientierung oder Identität tun, zeigen wir ab Seite 18 auf. Und wie schwer sich unsere Bundesregierung tut, eine klare Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes zu akzeptie-
ren und diskriminierungsfrei umzusetzen, zeigen erste Reaktionen und Vorschläge besonders aus dem blauen Regierungseck (S. 21) – denn 74 % der Österreicher*innen haben nichts gegen die Ehe für alle. Aber es gibt auch Erfreuliches: Mit der neuen Bar CAGE hat Graz wieder einen fixen Treffpunkt für die queere Community (S. 36) und mit der Neueröffnung der 5. Beratungsstelle von COURAGE in Linz wird das Beratungsangebot erweitert (S. 27). Auf kultureller Ebene stellen sich gleich drei Ausstellungen in Linz der Frage: „Wer war 1968?“ (S. 44) und in Graz gab es viel zu schauen und hören bei der Porn Night (S. 48). Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner
Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schriftführer: Hans-Peter Weingand, Finanzreferent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: Homosexuelle Initiative Linz, Schillerstraße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereins sprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanz referent: Stefan Haider, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Stv. Vorsitzende: Caro Milinkovic, Kassier: Chris Skutelnik, Stv. Kassier: Michael Fuchs, Schriftführer: Andy Strick, Stv. Schriftführer: Peter Beck, BeirätInnen: Feiner-Wuthe Michaela, Christof Geramb, Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Alex Steiner, stv. Vorsitzender: Peter Beck, Kassier: Joe Niedermayer, stv. Kassier: Sandro Nestelbacher, Schriftführer: Alex Groß, stv. Schriftführer: Stefan Schlöglb Beirat - Olli Ingenillem) beide: Annenstr. 26, 8020 Graz
Grundlegende Richtung: basierend auf den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name
und Anschrift des/der Verfasser*in müssen der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 166/Oktober 2018 Cover: Foto: (c) NEWS Ricardo Herrgott Layout: Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterInnen: (Redaktion Stmk) Veronika Briatková, Michael Fuchs, Julia G., Monika Gratzer, Andy Joe, Mario Lindner, Caro Milinkovic, Joe Nieder mayer, Sarah S. Schindlbacher, Sue, Chris Skutelnik, Hans-Peter Weingand, Markus Zauner; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Niederleuthner, Erik Pfefferkorn, Gernot Wartner Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 167/2018: Sa., 02.11.2018 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500
PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 |
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PRIDE
Inhalt 12
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PRIDE Nr. 166/Oktober 2018
LeZ Dance!
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Editorial & Impressum
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Der Käfig
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Vor 2o Jahren
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Ausland
100 Jahre Österreich Vom Vielvölkerreich zur EU
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Das Versprechen von Rom
08
Menschenrechte unter dem Regenbogen
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Schwul genug?
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34
44
15
Österreich
Queer India
37
Reformation 2.0
38
Splitter 40
Phaidros 42 Karikatur einer Bewegung
43
Wer war 1968?
44
Arbeit unter dem Regenbogen 18
All in One Ball
46
Kasperltheater 21
Porn Night
48
Splitter 24
Pornos schauen
50
Oberösterreich
Twisted Gender Role
51
Splitter: O'zapft is...
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Grillen, Courage
27
Black&White Party, YOUbiläum 28 Gaytic, Sonnendeck Party
29
Termine & Kontakte Oberösterreich / HOSI Linz Stmk / RosaLila
Er will mich nicht verstehen 30
Gesundheit
queer Referate Graz
Know your status
04
52
PantherInnen 53
Steiermark
48
36
Kultur
Schwul genug für unser Land? 12 Verhöhnung sorgt für Spott
10. Gay Games
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PRIDE
Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren ... PRIDE Nr. 46/Oktober 1998
rosalila buschtrommel 5/1998
Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand
Ganz im Zeichen der 20. ILGA-EuropaKonferenz stand die Ausgabe 46 im Oktober 1998. Die Einheftung in der Heftmitte war dann auch das Programm der Konferenz zusammen mit Großworten und dem Überblick über das Rahmenprogramm, das vom Bürgermeisterempfang im Alten Rathaus über Community-Events in den Linzer Lokalen, eine Gedenkfeier in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen mit Rundfahrt durch das Mühlviertel, Stadtrundfahrt bis zum großen Abschlussfest reichte. Fast 100 Teilnehmer*innen aus ganz Europa – von Albanien bis Zypern – waren von 21. bis 25. Oktober nach Linz gekommen, um unter dem Motto „Courage and Joy“ die weiteren Emanzipationsschritte der ILGA in Europa zu diskutieren. „HOSI-Linz was chosen to be the local organiser oh the 20th ILGA Conference, in particular celebrating the 20th anniversary of ILGA, the 50th anniversary oft the General Declaration of Human Rights. “, stellte der damalige Vereinssprecher Rainer Bartel den größeren Zusammenhang her. In Vertretung des Bundeskanzlers eröffnete Barbara Prammer die Konferenz; Nationalratspräsident Heinz Fischer hatte den Ehrenschutz übernommen, Bundespräsident Thomas Klestil schickte eine Grußbotschaft und der heutige Bundespräsident war als Klubobmann der Grünen ebenfalls dabei. Nach vier, für die ehrenamtlichen Helfer*innen anstrengenden Tagen fand die Konferenz mit dem Abschlussfest „Spirit of Power“ im Offenen Kulturhaus ihren würdigen Abschluss!
Das internationale Jugendtreffen anlässlich der Landesausstellung in Radkersburg erarbeitete in einem Workshop ein Theaterstück. Dieses wurde im Landesausstellungsgebäude aufgeführt. Weiters wurde am 25. Juli ein „Baum der Menschenrechte“ gepflanzt. Bei der rosa blühenden Magnolie legten auch die Klubobfrau der steirischen Grünen LAbg. Edith Zitz und Bürgermeister Werner Reiter fleißig Hand an. In einer beachtenswerten Rede sprach Zitz zur Bedeutung der Menschenrechte, vor allem auch in Zusammenhang mit der Lebenssituation von Lesben und Schwulen. Bürgermeister Reiter betonte den Anspruch von Radkersburg, ein Ort der Offenheit zu sein. Eine Sensation gab es in der steiermärkischen Landesregierung. Zu einer Zeit, in der man meilenweit von der Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare entfernt war, erklärte ÖVP-Landesrat Gerhard Hirschmann, auch solchen Paaren Pflegeurlaub zu gewähren. Anlass war eine Anfrage im Landtag durch Christian Brünner vom Liberalen Forum. Zwei Jahre vorher hatten die Rosalila PantherInnen ja mit einer Petition die Beseitigung von Ungleichbehandlungen gefordert. Die Nachricht aus der Steiermark erregte bundesweit mediales Interesse, insbesondere, weil es ein ÖVPPolitiker war, der seine Position deutlich machte: „Prinzipiell gehe ich davon aus, dass zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen, wenn sie sich gernhaben, dieselben Bedingungen herrschen sollten, wie bei heterosexuellen. Dazu stehe ich.“
Fotos PRIDE-Archiv
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100 Jahre
Österreich
Vom Vielvölkerreich zur EU 100 Jahre Republik: ein Rückblick und ein Versprechen auf die Zukunft
Text Hans-Peter Weingand Fotos Österreichische Post
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ach der Annexion Bosniens und Herzegowinas 1908 (deshalb ist übrigens der Islam seit 1912 eine der anerkannten Staatsreligionen) war Österreich-Ungarn nach dem Russischen Reich der zweitgrößte und nach der Bevölkerung mit 52,8 Mio. Menschen der drittgrößte Staat Europas. Gesprochen wurde Deutsch und Ungarisch sowie Polnisch, Böhmisch, Serbokroatisch, Slowenisch, Rumänisch, Ruthenisch, Italienisch usw. Landflucht und Industrialisierung zogen ab dem späten 19. Jahrhundert Menschen in die großen Städte. Im Zuge der Binnenmigration kamen Menschen namens Strache, Karasek, Vilims, Eustacchio oder Povysil in die mehrheitlich deutschsprachigen Metropolen. Ebenso wuchs zu dieser Zeit der Nationalismus, welcher dazu führte, dass sich am Ende des Ersten Weltkriegs die Kronländer als selbstständige Staaten konstituierten. Deswegen nannte sich auch am 12. November 1918, dem Tag nach der Verzichtserklärung des Kaisers, dieser
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Staat „Deutschösterreich“, der Bestandteil der Deutschen Republik sein sollte. Dies scheiterte bekanntlich an den Siegermächten des Ersten Weltkrieges, war aber breiter politischer Konsens. Im Parteiprogramm der Sozialdemokratie war z.B. ebenfalls der Anschluss an ein (sozialistisches) Deutschland als Ziel formuliert. 1933 wurde dies dann aus dem Parteiprogramm gestrichen. In Tirol stimmten bei einer Volksab stimmung im April 1921 über 98% für den „Zusammenschluss“ mit dem Deutschen Reich. „Deutscher Staat“ Deutschnationale Kräfte waren aus völkischen Motiven für den „Anschluss“ an Deutschland. Wie Burschenschafter und große Teile der FPÖ sah man sich der „deutschen Volks- und Kulturgemeinschaft“ verpflichtet. Auf Grundlage dieser Idee wurde 1938 auch international die Angliederung Österreichs an NaziDeutschland proklamiert, dem später u. A. die „Heimholung der Südtiroler
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ins Reich“ folgte. Aber auch die austrofaschistische Diktatur des Ständestaates 1934 bis 1938 betrachtete Österreich als „deutschen Staat“. Keine Aufteilung von Österreich Die „Moskauer Deklaration“ 1944 sah Österreich als von Deutschland annektiertes Land, und bis tief in die 1980er-Jahre gerierte sich Österreich als NS-Opfer. Das ging soweit – und ist wenig bekannt –, dass Österreich von der Bundesrepublik Deutschland Milliarden an Entschädigung verlangte – und diese mit dem „Kreuznacher Abkommen“ 1961 auch erhielt. Ein Vorteil dieser politischen Konstella tion war allerdings der „Staatsvertrag“ 1955. Im Gegensatz zu Deutschland wurde Österreich nicht aufgeteilt, und die Besatzungsmächte zogen ab. 1956 trat das nun neutrale Österreich dem 1949 gegründeten Europarat bei. Die Europäische Menschenrechts konvention (EMRK) von 1951 trat in Österreich 1958 in Kraft. Als völkerrechtlicher Vertrag im Verfassungsrang ist sie in Österreich unmittelbar anwendbar. In den letzten Jahren war die Befassung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte im Zusammenhang mit sexueller Orientierung recht erfolgreich. Bekanntlich gibt es in der FPÖ Stimmen, dass sich Österreich von der Konvention ver abschieden solle. Lange war ein Beitritt Österreichs in die Europäische Gemeinschaft vor allem wegen der Neutralität undenkbar gewesen. Nach Ende des Kalten
Krieges und der Öffnung des Eisernen Vorhangs änderten sich die Vorzeichen. 1989 reichte Österreich den Beitrittsantrag ein, der ein Festhalten an der österreichischen Neutralität betonte, und 1993 begannen schließlich die Beitrittsverhandlungen. Da der EU-Beitritt grundlegende Veränderungen in der Verfassung mit sich brachte, musste die Bevölkerung ihre Zustimmung geben: Am 12. Juni 1994 wurde das österreichische Volk im Rahmen einer Volksabstimmung befragt; 66,6 Prozent der Wählerinnen und Wähler stimmten mit „Ja“. EU-Beitritt Durch den EU-Beitritt musste Österreich einige Antidiskriminierungsrichtlinien umsetzen, was ansonsten durch Widerstände von ÖVP und FPÖ vor allem im Zusammenhang mit sexueller Orientierung nicht möglich gewesen wäre. Auch mit der Europäischen Grundrechte-Charta, 2009 mit dem Vertrag von Lissabon in Kraft gesetzt, folgte ein wichtiger Meilenstein, sind doch „Diskriminierungen insbesondere wegen des Geschlechts, der Rasse, der Hautfarbe, der ethnischen oder sozialen Herkunft, der genetischen Merkmale, der Sprache, der Religion oder der Weltanschauung, der politischen oder sonstigen Anschauung, der Zugehörigkeit zu einer nationalen Minderheit, des Vermögens, der Geburt, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Ausrichtung [..] verboten.“ Dies spielt vor allem im Bereich Arbeit und für daraus folgende Rechte (z. B. Pensionsansprüche) eine große Rolle.
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Österreich
Das Versprechen von Rom EU bringt Verbesserungen für die LGBTI*-Communities
Text Gernot Wartner
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ie Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind auf den Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit und der Demokratie, vor allem aber auf den Grundund Freiheitsrechten ihrer Bürger gegründet. Der EG-Vertrag sah, da die EG in erster Linie eine Wirtschaftsgemeinschaft war, allerdings im Bereich der Grundrechte keine Regelungen vor. Ungeachtet des Fehlens eines ausdrücklichen Grundrechtskatalogs hat der Europäische Gerichtshof nach und nach eine Reihe von Grundrechten aus den Verfassungen der Mitgliedstaaten abgeleitet. 1978 schlossen sich die Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten in ihrer Deklaration zur Demokratie einer gemeinsamen Erklärung des Europäischen Parlaments, des Rates der Europäischen Union und der Europäischen Kommission zum Schutz der Grundrechte an. Auf dem Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs im Juni 1999 wurde ein Beschluss zur Erarbeitung einer „Charta der Grundrechte der Europäischen Union“ gefasst. Die Präsidenten des EU Parlaments, des Rats und der Kommission haben dann am 7. Dezember 2000 in Nizza die Charta der Grundrechte der Europäischen Union proklamiert. Damit sind die auf Unionsebene geltenden Grundrechte erstmals umfassend schriftlich niedergelegt. Mit dem Beitritt Österreichs zur EU mit 1.1.1995 ist auch in Österreich der
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Rechtsbestand der Union verbindliches, übergeordnetes Recht geworden. Die Lesben- und Schwulenverbände haben daher damals den EUBeitritt in der Regel begrüßt. Vom Beitritt versprachen sich viele mehr Druck seitens der anderen Mitgliedsstaaten auf die reaktionäre Haltung der Pro-EU-Partei ÖVP in gleichstellungspolitischen Fragen. Und was in den zwanzig Jahren davor nicht und nicht gelingen wollte, nämlich die Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher Liebe, sollte ein paar Jahre nach dem EU-Beitritt tatsächlich kommen. Es war ausgerechnet der ÖVP-Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, der die Charta der Grundrechte der Europäischen Union 2000 in Nizza unterzeichnete und 2002 das Ende des Strafrechtsparagrafen 209 durch den Verfassungsgerichtshof hinnehmen musste. Die Entscheidung des Höchstgerichts war auch der Union geschuldet, waren dort zunehmend mehr und mehr Länder bereit, die vollständige Gleichstellung bis hin zur Homo-Ehe einzuführen. Zudem drängte das EU-Parlament seit seiner Stärkung durch divese Verträge vermehrt auf die Durchsetzung gleichstellungspolitischer Maßnahmen. Dies schlug sich auch in der Politik der EU-Kommission und in den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs und des Menschenrechtsgerichtshof nieder. Und die rasanten Gleichstellungserfolge im Erbrecht, Adoptionsrecht bis hin zum Partnerschaftsgesetz und zur Öffnung der Ehe ab 2019 in den sechzehn
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Österreich
Jahren seit dem Fall des § 209 StGB sind zumeist den Höchstgerichten zu verdanken, die in ihrer Rechtsprechung immer wieder auf die europäischen Höchstgerichte verweisen. Aus LGBTI*-Sicht muss der EU-Beitritt Österreichs als Erfolg benannt werden. Gleiches gilt auch für die Länder der Beitrittsrunden 2004 (Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, die Slowakei, Slowenien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern), 2007 (Bulgarien und Rumänien) und Kroatien (2013). Auch dort führt die Spruchpraxis der europäischen Höchstgerichte zu zahlreichen Verbesserungen für die LGBTI*-Communities – zuletzt vor wenigen Wochen in Rumänien. Das rumänische Verfassungsgericht hat nämlich in einer schriftlichen Urteilsbegründung unter Verweis auf den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg festgestellt, dass der Begriff der „Familie” in der Verfassung homosexuelle Paare umfasst und diese auf Dauer Rechte und Pflichten erhalten sollten. Damit konterkariert das Gericht ein für Anfang Oktober geplantes, von der Orthodoxen Kirche angeschobenes, homofeindliches Referendum, das von den Höchstrichtern selbst genehmigt worden war und genau das verhindern sollte. Egal wie das Referendum ausgeht, es ist damit grundsätzlich obsolet. Diese Urteile aus Straßburg und Luxemburg haben aber auch Einfluss auf die Beitrittsverhandlungen mit weiteren Staaten wie zum Beispiel Serbien, Montenegro und ggf. Mazedonien, denn die EU-Kommission muss bei der Heranführung und Angleichung des jeweiligen nationalen Rechtsbestandes auch diese Urteile der europäischen Höchstgerichte implementieren. Und die Fortschrittsberichte, die im Europäischen Parlament
behandelt werden müssen, werden von den Parlamentarier*innen besonders auch auf diese Themen überprüft. Insofern erweist sich die EU als Garant fundamentaler Grund- und Freiheitsrechte – trotz aller struktureller Schwächen. Die Bürger*innen Europas haben in vielfältiger Weise von ihr profitiert und LGBTI*-Personen ganz besonders. Jede weitere Vertiefung der Union kann sohin die sozial- und gesellschaftspolitische Bedeutung der Union für ihre Bürger*innen nur verstärken und verbessern. In der Präambel zu den Römischen Verträgen von 25. März 1957 heißt es unter anderem: "In dem festen Willen, die Grundlagen für einen immer engeren Zusammenschluss der europäischen Völker zu schaffen, entschlossen, durch gemeinsames Handeln den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt ihrer Länder zu sichern, indem sie die Europa trennenden Schranken beseitigen, in dem Vorsatz, die stetige Besserung der Lebens- und Beschäftigungsbedingungen ihrer Völker als wesentliches Ziel anzustreben […], entschlossen, […] Frieden und Freiheit zu wahren und zu festigen, und mit der Aufforderung an die anderen Völker Europas, die sich zu dem gleichen hohen Ziel bekennen, sich diesen Bestrebungen anzuschließen…". Von da, über den Vertrag zur Europäischen Union und der Charta der Grundrechte der Europäischen Union war es ein weiter Weg. Und dieser Weg ist noch lange nicht abgeschlossen; dieses Versprechen von Rom ist weder überall noch umfassend eingelöst. Hier gibt es noch viel zu tun. Wir, die Bürger*innen, speziell aber die Minderheiten Europas wie auch die LGBTI*-Community eine ist, brauchen Europa, brauchen ein mehr an Europa. Und Europa braucht seine Bürger*innen. Gerade in diesen Zeiten.
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Menschenrechte unter dem Regenbogen ...
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FOTO © DANIEL KLEIN
Ein Kommentar von Mario Lindner
Mario Lindner ist Abgeordneter zum Nationalrat und Gleichstellungs- und LGBTIQSprecher der SPÖ. Seit 2017 ist er außerdem Bundesvorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organi sation SoHo.
„A
lle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren“ – dieser Satz findet sich in fast jedem Geschichtsbuch und ist wohl eines der häufigsten Zitate in politischen Reden rund um den Globus. Kaum ein Satz drückt den Grundsatz eines modernen Menschenbilds so gut aus, wie der Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte. Dieses Dokument wurde 1948 auf den Trümmern des Zweiten Weltkriegs errichtet und in Europa schon ab 1953 durch die Europäische Menschenrechtskonvention erweitert. In Österreich und fast allen Ländern des europäischen Festlandes regelt dieser Vertrag seit damals die Grundrechte von rund 830 Millionen Menschen – zum Beispiel durch das Verbot von Folter und Zwangsarbeit, das Recht auf Privatleben und Gewissensfreiheit oder eben der Schutz vor Diskriminierung. Die Wichtigkeit dieser Rechte wird wohl selten so deutlich, wie bei der Entwicklung von LGBTIQ-Rechten. Als Österreich 1971 endlich Homo sexualität legalisierte, wurden (quasi als Ersatz) vier Sonderbestimmungen für unsere Community eingeführt. Den letzten davon, das Mindestalter für schwule Männer, hob das Verfassungsgericht erst 2002 auf – nachdem Österreich deshalb schon vom europäischen Menschenrechtsgerichtshof verurteilt worden war. Die Menschenrechtskonvention bildete auch die Basis für die Einführung der Stiefkind adoption durch gleichgeschlechtliche Paare und lieferte die Basis für die Ur-
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teile des Verfassungsgerichtshofes zur „Ehe für ALLE“ und dem dritten Geschlechtseintrag. Diese und viele weitere Entscheidungen zeigen, wie zentral die Menschenrechte gerade für die LGBTIQ-Community sind. Doch das Netz von Grundrechten ist nicht in Stein gemeißelt. Es gilt achtsam zu sein, wenn Menschenrechte in Frage gestellt werden – wenn Stimmen lauter werden, die Menschenrechtskonvention zu verändern, anzupassen oder ganz abzuschaffen. Ein Blick in die EU reicht, um das zu erkennen. In der aktuellen Brexit-Debatte sind es gerade die Rechte von LGBTIQ-BürgerInnen, die oft in Frage gestellt werden. NGOs und AktivistInnen warnen davor, was der EUAustritt für die Grundrechte ihrer Community bedeuten kann, während manche offen fordern, dass Großbritannien nicht nur die Union, sondern auch die Europäische Menschenrechtskonvention verlassen soll. Solche Stimmen gibt es auch in Österreich. Im 70. Jahr der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte sind wir mit einem Backlash konfrontiert, der die Menschenrechte von Flüchtlingen, Frauen, LGBTIQs und anderen in Frage stellt. Alle, denen eine offene, vielfältige und sichere Gesellschaft ein Anliegen ist, sollten auf solche Forderungen mit besonderer Vorsicht reagieren. Was unsere Gesellschaft in Zeiten der Globalisierung wirklich braucht, ist keine Re-Nationalisierung von Menschenrechten – sondern internationale, globale Lösungen, die mehr statt weniger Rechts sicherheit für ALLE bedeuten.
BUNT STATT
SCHWARZ-BLAU. Veränderungen fallen nicht vom Himmel. Es braucht jede* und jeden von uns im Kampf für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz in unserer Welt! Ohne dich sind wir eine_r zu wenig! WERDE JETZT AKTIV!
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„Gerade in Zeiten wie diesen können wir uns nicht ausruhen – Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung dürfen im Jahr 2018 keinen Platz mehr in unserem Land haben. Kämpfen wir zusammen für Offenheit, für Akzeptanz und für Vielfalt in unserer Gesellschaft! Gemeinsam machen wir einen echten Unterschied! Mario Lindner, Abgeordneter zum Nationalrat www.mariolindner.at / fb.com/MarioLindner
Titel: Schwul genug?
Schwul genug für unser Land? Kein Asyl für verfolgte Homosexuelle in Österreich
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ie Nachrichten über den Umgang mit flüchtigen Homosexuellen in Österreich verbreiten sich mittlerweile über die ganze Welt. Erst deckte die Wiener Tageszeitung „Falter“ die Geschichte eines 18-jährigen, schwulen Afghanen auf, welcher angab, aufgrund seiner sexuellen Orientierung in seinem Heimatland verfolgt zu werden. Sein Antrag wurde abgewiesen. Die Begründung der österreichischen Behörden: „Weder ihr Gang, ihr Gehabe oder ihre Bekleidung haben auch nur annähernd darauf hingedeutet, dass sie homosexuell sein könnten.“ Kurz gesagt: nicht schwul genug, um glaubwürdig zu sein.
Text Michael Fuchs Fotos (c) NEWS Ricardo Herrgott
Keine Ausnahme Nun möchte man glauben, dass solche Fälle in Österreich die Ausnahme sind. Die Geschichte von Firas, einem heute 27-jährigen schwulen Iraker, beweist jedoch das Gegenteil.
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Titel: Schwul genug? Firas war 2015 aufgrund seiner Homosexualität und der anhaltenden Drohungen fundamentalistischer Milizen aus dem Irak geflohen. In Österreich angekommen suchte er um Asyl an. Laut europäischem Recht haben Menschen aus dem Irak, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung fliehen müssen, hierzulande auch ein Recht darauf. Es folgte also ein langes Verfahren, in dem Firas beweisen musste, dass er wirklich schwul sei, was hierzulande allem Anschein nach keine einfache Aufgabe ist. Vorbildlich Während des monatelangen Verfahrens bewies Firas, ein Vorzeigebeispiel in puncto Integration zu sein. Er lernte schnell Deutsch, baute sich einen großen, hauptsächlich österreichischen Freundeskreis auf und engagierte sich in der LGBTIQ-Community. Er trat kurzerhand der größten steirischen LGBTIQ-Interessenvertretung, den „Rosalila PantherIn nen“, bei und beteiligte sich an der Organisation von Veranstaltungen, wie dem Grazer Tuntenball sowie dem CSD-Parkfest. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen in seinem Heimatland und seiner guten Deutschkenntnisse übersetzte er außerdem eine Broschüre zum Thema „Coming Out“ ins Arabische.
einer Krankheit. Ich habe starkes Interesse an Make-Up, enger Kleidung, Mode und Tanzen. Ich war anders als die anderen. Ich musste stets schauspielern. Ich hatte kein erfülltes, freies Leben“, gab Firas zu Protokoll. Er sprach darüber wie er aus Angst erkannt zu werden immer wieder seine Profile auf Dating-Plattformen im Internet löschte. Er sprach über seine ersten sexuellen Kontakte in Österreich und wie ihm seine neuen schwulen Bekanntschaften versuchten, die Angst zu nehmen. Wie sie ihm erklärten, dass in Österreich auch für ihn ein freies, selbstbestimmtes Leben möglich wäre. Er sprach aber auch über seine Eltern und seinen Bruder, die seine Neigungen nicht verstehen könnten, und warum er sich daher zu Hause nie geoutet hatte. Danach zählt er den Behörden sämtliche Szenelokale in Graz und Wien auf, in denen er bisher verkehrte, und legte die übersetzte Coming-Out-Broschüre, ein Schreiben der Rosalila PantherIn nen sowie einige Fotos von sich und den anderen Organisatoren des Grazer Tuntenballs vor. Negativer Asylbescheid Es vergingen einige Wochen, bis Firas vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) einen Bescheid mit der erschütternden Mitteilung bekam: Sein Asylansuchen wurde
Während all dieser Zeit hing sein laufendes Asylverfahren wie das Schwert des Damokles über ihm. Schließlich kam es zur Anhörung und er musste den Behörden seine Fluchtgründe erklären. Auf seine Homosexualität angesprochen, schilderte er den Beamten sein Leben als junger, schwuler Iraker: „Bevor ich mir bewusst wurde, dass ich homosexuell bin, dachte ich, ich leide an
Joe Nieder mayer: Die „Rosalila PantherInnen“ und der Wiener Verein „Queerbase“ unter stützen Firas juristisch und moralisch.
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Titel: Schwul genug? abgelehnt. Offizielle Begründung: „Es ist nicht glaubhaft, dass Sie sexuell anders orientiert sind,“ und weiter „Besonders auffallend im Laufe Ihrer Einvernahme war auch der Umstand, dass Sie sich erst ab den konkreten Fragen zu Ihrer Homosexualität fortwährend steigernd eines stereotypischen, jedenfalls überzogen ‚mädchenhaften’ Verhaltens (Gestik und Mimik) eines ‚sexuell anders Orientierten’ bedient haben, dies in Ihrem Fall aber lediglich gespielt, aufgesetzt und nicht authentisch auf die Behörde wirkte.“ Kurz gesagt: zu schwul, um glaubwürdig zu sein. Zwangsouting Neben der, angesichts der Beweis lage, unfassbar lächerlichen Begründung der zuständigen Beamten, stützte sich der Bescheid auf ein weiteres Gespräch. Das BFA hatte nämlich, ohne Firas Wissen, auch noch seinen Vater und seinen Bruder befragt, ob diese etwas von seiner Homosexualität wüssten, ihn also ungefragt vor seiner Familie geoutet. Da beide wenig überraschend angaben, dass ihnen keine homosexuel-
len Neigungen an Firas’ Verhalten aufgefallen seien, war der Fall für die österreichischen Behörden klar und die Ablehnung des Antrags die logische Folge. Es bleibt also die Frage, wie es homosexuellen Flüchtlingen möglich sein soll, dem sicheren Tod in ihrem Heimatland zu entrinnen, wenn sie einfach nur frei und selbstbestimmt leben wollen? Wenn das Engagement in LGBTIQ-Vereinen, das Wissen um Szene-Lokale und Onlineplattformen und die Schilderung sexueller Kontakte nicht überzeugende Argumente sind, um seine Homo sexualität zu beweisen, was dann? Nächste Instanz „Was soll ich denn jetzt tun“, fragt Firas verzweifelt. „Soll ich zum Beweis einen Porno drehen?“ Schwer vorstellbar, dass das die Behörden überzeugen würde. Doch zum Glück hat Firas viele Freunde gefunden, die sich für sein Bleiberecht stark machen. Das Verfahren geht nun in die nächste Instanz. Die „Rosalila PantherInnen“ und der Wiener Verein „Queerbase“ unterstützen Firas juristisch und moralisch, damit auch er, der sich selbst für Minderheiten so stark macht, dort bleiben darf, wo er hingehört: in unsere Mitte.
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Titel: Schwul genug?
Verhöhnung sorgt für Spott Drei Asylbescheide des BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl) waren im Sommer Gegenstand spöttischer Berichterstattung in den Medien.
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inmal wurde einem 18jährigen Afghanen ein negativer Asylbescheid zugestellt. Der zuständige Beamte in der Regionalstelle Wiener Neustadt stellte die Homosexualität des Mannes in seiner Begründung infrage: „Weder Ihr Gang, Ihr Gehabe oder Ihre Bekleidung haben auch nur annähernd darauf hingedeutet, dass Sie homosexuell sein könnten.“ Weitere Klischees sollen die Heterosexualität des jungen Mannes belegen. So habe er in dem SOS-Kinderdorf, in dem er nach seiner Flucht unterkam, mit Männern gestritten, er habe nur wenige Freunde und sei gern allein unterwegs – nach Meinung des Beamten alles Umstände, die darauf hindeuten, dass der Asylwerber nicht homosexuell sei. Keine homosexuellen Pornos Zudem präsentierte auch die NGO „Fairness Asyl“ einen weiteren Fall. Auch bei diesem geht es um einen Afghanen, der angibt, schwul zu sein: ein Vorbringen, das, so es sich im Verfahren bestätigt, laut internationalem Flüchtlingsrecht Asyl- oder subsidiäre Schutzgewährung zur Folge haben muss. Der BFA-Referent – ein anderer als jener in den ersten beiden Fällen – glaubte dem Afghanen nicht. In dem Bescheid vom Jänner 2018 argumentierte er mit einer Be-
trachtung der Handy- und Internetgewohnheiten des Asylwerbers. Dieser habe keine Fotos anderer Männer auf seinem Smartphone gehabt. Und weiter: „Auch kann nicht nachvollzogen werden, dass Sie nur oberflächliche Angaben zu Ihren Internetnutzungsverhalten angeben können (sic!). Hier wäre bei tatsächlichem Interesse (wie angegeben) an pornografischem Material über Homosexuelle zumindest von Lieblingsseiten im Internet auszugehen.“ Wer schwul sei, müsse also unbedingt Interesse an homosexuellen Pornos haben: Hier zeigten sich die „zur Norm erhobenen schablonenhaften Gedanken“ des Referenten, sagte Fairness-AsylInitiator Wolfgang Salm. Für den betroffenen Flüchtling, der inzwischen berufen hat, komme dies einer „Verhöhnung“ gleich, sagte Salm. Immerhin habe der Mann seinem Schutzantrag Schreiben bekannter österreichischer Lesben- und Schwulenorganisationen beigefügt, die ihm dortige Mitarbeit bescheinigten: „Was soll er sonst noch vorweisen?“ Aber es geht auch andersherum. So soll nun ein 27-jähriger Iraker bei der Einvernahme ein „überzogen mädchenhaftes Verhalten“ an den Tag gelegt haben. Im Jahr 2015 floh Firas aus dem Irak und beantragte in Österreich Asyl. Zu seinen Fluchtgründen befragte ihn am 8. Mai 2018 das PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 |
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Text Gernot Warnter
Titel: Schwul genug? BFA in Graz (Siehe Seite 12). Niederschriftlich gab er an, seit seinem 16. Lebensjahr homosexuell zu sein. Dies habe er im Irak sogar vor seiner Familie verbergen müssen. „Die Problematik für Homosexuelle ist, dass diese getötet werden, da dies gegen die Religion und Vorstellungen der Gesellschaft ist“, schildert Firas seine Angst vor einem Übergriff von Milizen. Der BFA-Beamte glaubt ihm kein Wort. „Besonders auffallend … war auch der Umstand, dass Sie sich erst ab den konkreten Fragen zu Ihrer Homosexualität fortwährend steigernd, eines stereotypischen, jedenfalls überzogenen ‚mädchenhaften’ Verhaltens (Mimik, Gestik) eines ‚sexuell anders Orientierten’ bedient haben, dies in Ihrem Fall aber lediglich gespielt, aufgesetzt und nicht authentisch auf die Behörde wirkte“, vermerkt er im Bescheid. Es sei „nicht glaubhaft, dass sie sexuell anders (homosexuell) orientiert sind“, resümiert er. 42 Prozent werden aufgehoben Wer in Österreich einen positiven Asylbescheid bekommt und wer nicht, entscheiden zumindest in erster Instanz Beamt*innen beim BFA. Und hier fällt besonders ins Gewicht, welchen persönlichen Eindruck Geflüchtete hinterlassen. Viele Beamt*innen des BFA sind keine Jurist*innen, sondern wurden lediglich in Asylfragen geschult. In der Praxis macht das aber die Einschätzung schwierig, ob jemand nun tatsächlich asylberechtigt ist, oder nicht und geschieht teils eigenwillig. Mitunter weil manchmal Rechtskenntnisse fehlen, und es nicht leicht ist, die Aussagen der Asylsuchenden* richtig einzuschätzen. Fälle wie diese sind, was die Begründungen der Beamt*innen angeht, be-
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sonders extrem, aber keine Seltenheit. Die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der Grünen zeigt, dass 42 Prozent der erstinstanzlichen Asylbescheide durch das Bundesverwaltungsgericht in zweiter Instanz aufgehoben werden. Von 11.550 negativen Asylbescheiden, die angefochten wurden, wurden 4900 in zweiter Instanz aufgehoben. Die Kläger*innen haben also doch noch Asyl oder subsidiären Schutz in Österreich bekommen. Beamt*innen unter Druck Am häufigsten davon betroffen waren 2017 Flüchtlinge aus Afghanistan und Syrien. Das sind auch die beiden größten Gruppen unter den Asylwerber*innen in Österreich. Der Grünen-Bundesrat David Stögmüller, der seinerzeit die parlamentarische Anfrage eingebracht hat, vermutete im Frühjahr, dass es deshalb verstärkt zu negativen Bescheiden kommt, weil die BFA-Beamt*innen oft unter Druck stünden, Verfahren schnell und möglichst oft negativ zu entscheiden. Die Neos-Abgeordnete Stephanie Krisper hat eine parlamentarische Anfrage dazu angekündigt: „Im Rechtsstaat muss in allen Instanzen und bei allen Begründungen und Entscheidungen fair, nachvollziehbar und vorurteilsfrei gehandelt werden. Besonders im Asylbereich, weil es hier um Entscheidungen über Leben und Tod gehen kann“, erklärte sie. Einstweilen sorgen diese Asylbescheide für Erheiterung und Spott in den internationalen Medien. „Die irrste Abschiebebegründung Europas“ titelte etwa die deutsche „Bild“. Auch die ZDF „heute“-Show berichtete via Social Media, ebenso die französische Agentur AFP.
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Österreich
Arbeit unter dem Regenbogen Gerade im Beruf stoßen LGBTI-Personen immer noch auf Vorurteile – das zeigt eine Studie von SORA. Text Gernot Wartner Foto RLP
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chätzungen zufolge sind mehr als 200.000 Beschäftigte in Österreich lesbisch, schwul, bi-, trans- oder intersexuell (LGBTI). Wie es diesen Menschen im Job geht, steht im Zentrum einer vom Sozialforschungsinstitut SORA im Auftrag der Arbeiterkammer Wien 2017 durchgeführten Studie. Auf einer eigens eingerichteten Homepage konnten Menschen, die sich der LGBTI-Gemeinschaft zuordnen, 2017 an der Befragung teilnehmen, in der es um ihre Arbeits-
Webtipp awblog.at/ arbeitsweltlsbti-oesterreich
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bedingungen, ihre Outingsituation im Betrieb und ihre Beziehungen zu Kolleg*innen und Vorgesetzten ging. Die Studie ist statistisch gesehen zwar nicht repräsentativ, liefert aber mit ihren mehr als 1.200 Interviews erstmals umfassende Einblicke in die Arbeitssituation von LGBTIs in Österreich. Und hier zeigt sich, die scheinbare Akzeptanz gegenüber Menschen mit einer anderen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität erreicht schnell ihre Grenzen.
Österreich
Nur rund ein Viertel (23 %) spricht demnach in der Arbeit ganz offen über die eigene sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität. Die meisten Befragten (59 %) sprechen ihre sexuelle Orientierung bzw. Geschlechts identität am Arbeitsplatz zwar nicht bewusst an, reden aber auf Nachfrage darüber. 9 % lassen ihre Kolleg*innen und Vorgesetzten in einem falschen Glauben, ebenfalls 9 % halten sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität komplett geheim. Positive Erfahrung Die Angst vor sozialer Benachteiligung – etwa in Form von Witzeleien, Tratsch bis hin zu physischen Angriffen – ist für die meisten der Hauptgrund, sich nicht zu outen. Für viele LGBTIs heißt das aber, sich z. B. nicht am Büro-Smalltalk der Kolleg*innen beteiligen zu können, seien es die anstehende Urlaubsplanung, Hobbys oder das Fortgehen am Wochenende. Während rund 80 % sagen, dass z. B. Freizeitgestaltung und Beziehungen durchaus übliche Gesprächsthemen in ihrer Arbeit sind, erzählen nur rund 60 % der LGBTIs selbst von ihren Hobbies oder ihren Partner*innen, vier von zehn bleiben außen vor. „Coming-out“ ist kein singuläres Ereignis, sondern mit jedem neuen
Geoutet am Arbeitsplatz 59 % Ich spreche meine sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität am Arbeitsplatz zwar nicht bewusst an, rede aber auf Nachfrage darüber.
23 % Ich spreche in der der Arbeit ganz offen über meine sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität.
9% Ich halte meine sexuelle Orientierung bzw. Geschlechtsidentität geheim.
9% Ich lasse Kolleg*innen und Vorgesetzten in einem falschen Glauben.
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RECHT HABEN IST GUT – RECHT BEKOMMEN IST BESSER!
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Gerade in ihrem Beruf stoßen LGBTIPersonen immer noch häufig auf Vorurteile und Ablehnung. Auch wenn viele behaupten, dass Sexualität in ihrer Arbeit keine Rolle spielt, sind Arbeitsplätze keineswegs nur Orte steriler Leistungserbringung. Vielmehr wird Heterosexualität oftmals – etwa im klassischen Familienfoto am Schreibtisch – in den Vordergrund gerückt und als Norm gesetzt. Alles andere wird folglich erklärungsbedürftig.
Österreich
Kollegen oder jeder neuen Kollegin stellt sich auch die Frage aufs Neue. Positiv ist: Den meisten ist das eigene Coming-out durchaus leichtgefallen und viele haben im Anschluss Zuspruch und Akzeptanz erfahren bzw. konnten engere Beziehungen zu ihren Kolleg*innen aufbauen. Weitere positive Schilderungen betrafen die Möglichkeit, im Anschluss auch LGBTI-Themen in die Arbeit einzubringen, Kolleg*innen bei ihrem Coming-out zu unterstützen oder die Erfahrung, selbst auch Unterstützung von Kolleg*innen oder Vorgesetzten zu erhalten. Trotzdem zeigt die Studie ein hohes Maß an negativen Erfahrungen in der Arbeit. Die häufigste Form der Diskriminierung stellt Tuscheln, bewusstes In-die-Welt-Setzen von Gerüchten und üble Nachrede dar – rund vier von zehn haben dies schon einmal erlebt. Die erlebten Diskriminierungen reichen aber auch in die konkrete Arbeitstätigkeit hinein, etwa in Form von Kommunikationsausschluss, Ausgrenzung oder unsachgemäßer Kritik an der Arbeit. Fast jede*r Siebte musste Beschimpfungen und Beleidigungen bis hin zu Mobbing, Psychoterror, Drohungen und Erpressungen über sich ergehen lassen, immerhin acht Prozent berichten von sexueller Belästigung oder wurden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. Identität gekündigt. Trans*-Personen besonders diskriminiert Rund die Hälfte der befragten Trans*Personen hat Diskriminierung bei ihrer Arbeitstätigkeit erlebt, rund drei Viertel wurden von Kolleg*innen
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und/oder Vorgesetzten mit Witzen, Imitieren, unangenehmen sexuellen Anspielungen u. dgl. konfrontiert, und ein Viertel hat schon mindestens einmal eine harte Mobbingerfahrung machen müssen. Darüber hinaus ist es für Trans*-Personen oft schwer, richtig Fuß am Arbeitsmarkt zu fassen: Mehr als jede*r Dritte hat aufgrund der Geschlechtsidentität schon einmal einen Job nicht bekommen, 26 % sind gekündigt worden und 41 % haben selbst schon einmal einen Job gekündigt, weil die Situation für sie zu belastend war. Auffällig ist, dass die Mehrheit versucht, allein mit den negativen Erfahrungen umzugehen. Mehr als die Hälfte aller betroffenen Personen gibt an zu versuchen, Beleidigungen und Diskriminierungen zu ignorieren. Besonders bedenklich ist, dass rund jede*r Vierte angibt, nicht zu wissen, was er oder sie hätte machen können. Die befragten LGBTI-Beschäftigten erwarten sich in erster Linie klare Richtlinien für den Umgang mit LGBTI-Personen und LGBTI-Themen im Betrieb, ein klares Auftreten gegen Diskriminierungen seitens ihrer Unternehmensführung und themenspezifische Weiterbildungen oder Diversity-Trainings für die Mitarbeiter*innen und Arbeitnehmervertreter*innen. Die beiden am wenigsten hilfreich erachteten Vorschläge betreffen sprachliche und symbolische Maßnahmen. Die übliche Zurschaustellung der Regenbogenfahne reicht also nicht mehr, auch wenn es vielen nach wie vor um Sichtbarkeit geht. Will man nämlich wirklich „Flagge zeigen“, braucht es auch auf betrieblicher Ebene konkreter Maßnahmen.
Österreich
Kasperltheater Skurrile bis erschreckende Reaktionen auf die Entscheidung des Verfassungsgerichthofs, die Ehe für alle zu öffnen
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undeskanzler Sebastian Kurz hat Anfang September in einem Sommerinterview des ORF-Fernsehens erklärt, seine Regierung werde die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofs zur Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben im Ehe-Recht zwar akzeptieren, prüfe aber noch, „welchen Weg“ man gehen könne. Kurz nahm damit seit der Entscheidung der Höchstrichter Ende letzten Jahres erstmals öffentlich zum Thema Stellung. „Wir leben in einem Rechtsstaat und da sind höchstgerichtliche Entscheidungen zu respektieren. Das tun wir auf jeden Fall. Und jetzt gilt zu prüfen, welchen Weg man gehen kann, der auch rechtskonform ist. Das diskutieren wir noch in der Regierung“, sagte Kurz in dem im niederösterreichischen Rossatz aufgezeichneten Gespräch.
die Gleichbehandlung von Schwulen und Lesben. Die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) zeigte sich „überrascht und enttäuscht“ über den Vorstoß. Die Äußerung Mosers könne deshalb „nur der Anfang und nicht der Schlusspunkt der Diskussion“ sein, erklärte Helmut Kukacka in einer Pressemitteilung. Er erinnerte daran, dass sich die Regierungsparteien im Wahlkampf zu einem Nein zur „Ehe für alle“ bekannten. Die Entscheidung der Höchstrichter wurde nur zwei Wochen, bevor die ÖVP/ FPÖ-Koalition ihre Arbeit aufnahm, verkündet. Auch der Präsident des Katholischen Familien verbandes Österreich (KFÖ), Alfred Trendl, kritisierte gegenüber der katholischen
Justizminister Josef Moser (ÖVP) hatte Ende August erklärt, dass neben der Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben auch die eingetragene Partnerschaft für Heterosexuelle geöffnet werden solle. Die Regierung werde bis Ende des Jahres ein Gesetz auf den Weg bringen, das die Ehe für Homosexuelle und die eingetragene Partnerschaft für Heterosexuelle öffnet. Nach der Ankündigung von Justizminister Moser protestierten mehrere katholische Organisationen gegen
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Text Gernot Wartner Fotos RLP
Österreich Nachrichtenagentur „Kathpress“ die Pläne zur Ehe-Öffnung – und warnte davor, dass man damit der Leihmutterschaft Tür und Tor öffne. Wenn zwei schwule Männer eine Ehe, die bisher als offen für die Weitergabe des Lebens definiert sei, eingehen würden, könnte der nächste Liberalisierungsschritt sein, diesen die Möglichkeit der leiblichen Elternschaft einzuräumen. Diese wäre aber nur durch die „höchst problematische Leihmutterschaft“ denkbar. Der St. Pöltenener Diözesanbischof Klaus Küng, der in der Bischofskonferenz für Familienfragen zuständig ist, warnte nach Bekanntwerden der VfGH-Erkenntnis, dass Kinder am Ende Opfer der Ehe-Öffnung seien – eine zynische Aussage angesichts des Missbrauchsskandals innerhalb der katholischen Kirche.
„Man muss die Kirche in der Frage gar nicht konsultieren“, erklärte Kurz dazu im ORF-Interview. „Die Kirche tritt in dieser Frage sehr schnell an jeden direkt heran“, auch an seine Partei. Natürlich gebe es einen „Dialog“ mit der Kirche. Und die Gespräche zwischen Regierung und Kirche könnten schon begonnen haben: Die katholische Bischofskonferenz gab zuletzt bekannt, dass der Vorsitzende des Gremiums, Erzbischof Christoph Schönborn, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kultusminister Gernot Blümel (beide ÖVP) empfangen werde. Ein Kirchensprecher wollte aber nicht bestätigen, dass der Grund für diesen Termin die Ehe-Öffnung ist. In dem Gespräch gehe es um einen „grundsätzlichen Austausch über Themen, die für Kirche, Politik und Gesellschaft gleichermaßen relevant sind“.
Gespräche mit der Kirche führen Tricksen Seitens der FPÖ kam der Vorschlag, die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau mit dem klaren Willen, Kinder zu zeugen, festzuschreiben. Die eingetragene Partnerschaft soll jedenfalls für alle gelten, hieß es nach einer dreitägigen Klubklausur Anfang September in Frauenkirchen im Burgenland. Vizekanzler HeinzChristian Strache (FPÖ) hat daraufhin Gespräche mit der katholischen Kirche angekündigt. „Sie kennen meine grundsätzliche Position dazu: Dass die Ehe zwischen Mann und Frau etwas ganz Besonderes ist“, erklärte Strache. Man werde nun innerhalb der Regierung diskutieren, was zu tun sei. „Und ich glaube, dass es vernünftig ist, hier natürlich mit einem Vorschlag, den wir dann gemeinsam finden, auch Gespräche mit der Kirche zu führen“, so Strache, der vor einigen Jahren Homosexualität als "Krankheit" bezeichnet hatte.
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Andere Vertreter der ÖVP hatten sich zudem dafür ausgesprochen, durch Tricks die Ehe für alle doch noch zu verhindern. ÖVPMenschenrechtssprecherin Gudrun Kugler, die als katholische Hardlinerin gilt und beispielsweise beim homophoben Kongress „Freude am Glauben“ in Fulda teilgenommen hatte, machte den radikalsten Vorschlag: Die Nationalratsabgeordnete schlug vor, die Zivilehe abzuschaffen und staatlicherseits nur noch einen „Zivilpakt“ für alle anzubieten. Als Ehe dürften dann nur noch kirchliche Hochzeiten bezeichnet werden.
Österreich
74% Rechtsanwalt Helmut Graupner und Präsident des Rechtskomitees Lambda äußerte auf Facebook die Vermutung, dass die Bundesregierung möglicherweise nach einem Weg suche, um die Gleichbehandlung herumzukommen: "Das schwammige inhaltslose Herumgerede des Bundeskanzlers samt Betonung, dass sie einen Weg suchen (!), der rechtskonform ist, deutet darauf hin, dass die Regierung genau das vorhat." Graupner vermutet Bemühungen, die Ehegleichheit wieder
In einer Umfrage des Magazins Österreich (1.004 Onlineinterviews vom 13. bis 19. 9.2018) sind 74 % dafür, dass auch Schwule und Lesben heiraten dürfen. Bei einer MarketUmfrage im Jahr 2014 waren es 73 %.
abzuschaffen. Eine solche Einschränkung werde er aber nicht akzeptieren: "Nun ja, dann sehen wir einander eben wieder vor Gericht. Ich stehe bereit." Kasperltheater „Der Umgang der Regierung mit der Erkenntnis des VfGH zur Ehe gleicht einem Kasperltheater“, zeigte sich der Vereinssprecher der HOSI Linz, Richard Steinmetz, empört. „Diese Farce muss ein sofortiges Ende haben – dafür haben wir überhaupt kein Verständnis. Das Urteil des Verfassungsgerichtshofs war eindeutig: Die Unterscheidung zwischen Ehe und Eingetragener Partnerschaft verletzt das Diskriminierungsverbot. Wenn die FPÖ jetzt versucht, gegen die Entscheidung des Höchstgerichts Gesetze zu beschließen, die einen „sachlich privilegierten“ Zustand für die Ehe schaffen, ist das eine Verhöhnung des Rechtsstaats. Nach Jahren des Blockierens müssten auch ÖVP und FPÖ einen glasklaren Entscheid des Verfassungsgerichts endlich zur Kenntnis nehmen“, so Steinmetz. Seitens der HOSI Linz würden gegebenenfalls alle Bemühungen, ein solches neuerlich diskriminierendes Gesetz vor dem VfGH zu bekämpfen, unterstützt werden. PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 |
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Österreich
Splitter „Neger” und „Schwuchteln”
Text Gernot Wartner Fotos PRIDE Archiv, Ines Bacher
Ein vielfach als rassistisch und homophob beurteilter Kommentar zur aktuellen Werbekampagne der ÖBB brachte den Amstettener FPÖ-Stadtrat Bruno Weber in erhebliche Schwierig keiten. Er ist allerdings nicht nur Stadtrat in Amstetten, sondern auch Kammerrat der AK Niederösterreich und Vorstandsmitglied der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse und administriert den offiziellen Facebookauftritt der FPÖ Amstetten. Weber hatte ein ÖBB-Werbesujet, das ein gleichgeschlechtliches Paar mit Kleinkind zeigt, auf Facebook mit „Schwuchteln“ und „Neger“ kommentiert und „mir graust“ geschrieben. In einer späteren „Klarstellung“ bezeichnete er seine Reaktion auf das Plakat als „unangebracht und aufgrund der verwendeten Begriffe inakzeptabel“. „Als konservativer Mensch und Familienvater“ sei ihm das „traditio-
nelle Familienbild einfach wichtig”. Er habe einen Fehler gemacht, meinte Weber und spendete als Wiedergutmachung 1.500 Euro an den gemeinnützigen Verein „Licht für Kinder". Zudem brachte dem FPÖ-Funktionär das Posting eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Linz ein. Das Arbeitsgericht soll indes über die Rechtmäßigkeit der Dienstfreistellung urteilen, die sein Dienstgeber, ein internationaler Konzern als unmittelbare Folge verfügte. Vergeblich hofften SPÖ, ÖVP, Grüne und Neos auf einen Rücktritt von Webers Stadtratsposten. Allerdings hat Bürgermeisterin Ursula Puchebner (SP) ihm die Wohnungsagenden entzogen. Weber wird künftig als Stadtrat für Zivilschutz, Leichen- und Bestattungswesen zuständig sein (ausgenommen die städtische Bestattung und die Friedhofsverwaltung). Damit läuft er politisch auf der Leerscheibe.
Kandidatur Ende August gab Peter Kraus, offen schwuler Gemeinderat und WienSprecher der Grünen Andersrum bekannt, sich als Spitzenkandidat der Grünen für die Wienwahl zu bewerben, ebenso Klubobmann David Ellensohn. Die amtierende Vizebürger meisterin Maria Vassilakou wird nicht mehr antreten. Peter Kraus gilt als ihr Protegé, er war jahrelang ihr Büroleiter und gilt bei den Wiener Grünen als gut vernetzt. 2010 wurde Kraus Bezirksrat für die Brigittenau, seit 2015 ist er im Gemeinderat. Wer allerdings zur Wahl bei der grünen Landesversammlung Ende November antreten will, braucht dafür eine gewisse An-
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zahl an Unterstützungserklärungen. Hundert Unterstützungserklärungen sind dabei für relativ neue Personen nötig. Erfahrene Mandatare, die bereits zwei Perioden absolviert haben, müssen 200 Stimmen sammeln. Mindestens die Hälfte der Unterstützer müssen jeweils Parteimitglieder sein. Der Ausgang ist somit ungewiss. Die Bundesrätin der Wiener Grünen Ewa Dziedzic war in der Vergangenheit ebenfalls immer wieder als Kandidatin genannt worden, hat aber auf eine Kandidatur verzichtet. Sie konzentriert sich lieber auf den Neustart im Bund und kritisiert parteiinternen Wahlkampf.
Österreich
Presserat „Wo Gläubige früher durch die Straßen zogen, um den Leib Christi zu verehren, beten sie jetzt in Latex gepresste Männerärsche an“ – so stand unter anderem im Gastkommentar des Journalisten Martin Leidenfrost für die Tageszeitung Die Presse am 8. September zu lesen. Beim Selbstkontrollorgan sind bis jetzt acht Beschwerden über seinen homophoben Kommentar „HomoEhe als Charakterprobe für Schwarze wie für Blaue“ eingelangt. In seinem Kommentar spricht Leidenfrost unter anderem dem Verfassungsgerichtshof (VfGH) das Recht ab, verfassungswidrige Gesetzesstellen aufzuheben. Die Erkenntnis, die zur Ehe-Öffnung geführt hat, bezeichnet er als „einmalige Richterherrlichkeit“, die der Jus
tizminister „tatenlos“ hinnehme. Lesben- und Schwulenparaden seien „die Fronleichnamsprozession des frühen 21. Jahrhunderts“. Weiters heißt es, dass Rechte für Homosexuelle zur „todernsten Staatsdoktrin“ verkommen oder dass schwule Ehepaare zur „Ikone unserer Zeit“ geworden wären. Das Tempo, mit der sich diese „exotische Ideologie“ durchsetze, sei für Leidenfrost „erschreckend“. Nun prüft der Presserat, ob es sich bei diesen Aussagen um einen Verstoß gegen die journalistische Ethik handelt. Grundlage dafür ist der „Ehrenkodex für die österreichische Presse“. Dort heißt es, „Pauschalverdächti gungen und Pauschalverunglimpfungen von Personen und Personengruppen sind unter allen Umständen zu vermeiden“.
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Oberösterreich
O’zapft is … ... auf der HOSI Wiesn 22.09.2018: #oktoberfest #biervomfass #weisswürste #brezn @fortynine
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Oberösterreich
Grillen 04.08.2018: #grillen #hosimitglieder @hosilinz @fortynine
Nach Wien, Innsbruck, Salzburg und Graz wird es nun auch in Linz eine Beratungsstelle COURAGE geben! Trotz Kürzung des Familienberatungsbudgets eröffnet die nunmehr 5. Beratungsstelle von COURAGE im Oktober in Linz. Damit ist COURAGE dem Ziel einen weiteren Schritt näher, ein bundesweit flächendeckendes Angebot für alle Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*Gender- und Inter*Geschlechtlichen-Personen und ihren Angehörigen zu ermöglichen. Die COURAGE Linz hat ihre barrierefreien Räumlichkeiten in
der Paul-Hahnstraße 1 – 3, Gebäude A, 3. Stock, 4020 Linz. Zukünftiger regelmäßiger Beratungstag ist Dienstag von 16:15 - 19:15. Die ersten Beratungen starten am 16. Oktober 2018. Beraterin an der COURAGE Linz wird die Psychotherapeutin Michaela Schoissengeier sein. Die Beratungen sind kostenlos und anonym wie auch Verschwiegenheit, Interkulturalität, Interreligiosität sowie Überparteilichkeit selbstverständlich sind! Termine können telefonisch unter +43 699 166 166 67 oder per Mail an linz@courageberatung.at vereinbart werden. PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 |
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SCHOISSENGEIER.INFO
Courage
Oberösterreich
Black&White Party 08.09.2018: #DjaneVanIce #blackandwhite @fortynine
YOUbiläum – YOunited wird 13 31.08.2018: #youbiläum #younited #youthgroup @fortynine
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Gaytic – Summer Club
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18.08.2018: #queerclubbing #djMart.i #DjaneS.Stereo #djJerryJ.Kriz #Disco-caineandfriends @clubspielplatz
Sonnendeck Party 18.08.2018: #DJ_imat #SpecialSummerShot #summermood @fortynine
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Steiermark
ErDerwill mich nicht andere Peter Rosegger verstehen Schwules und queeres im Werk des steirischen Dichters Ein Vortrag von Hans-Peter Weingand
Der steirische Heimatdichter hat auch Unerwartetes geschrieben. So zum Beispiel dieses Gedicht mit einer spannenden Wendung. KULTUR & Mi, 29. August 19:00 Uhr FREIZEIT TUR
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RINNEN
Quelle: Peter K. Rosegger: Gedichte. Wien – Pest – Leipzig: Hartleben 1891, S. 61 f.
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Foto Peter Beck
feel free, Annenstraße 24, 8020 Graz Er will mich nicht verstehen. Er will mich nicht verstehen! Und wenn ich ihm nicke Und sag' ich auch innig: Mit glühendem Blicke Ich habe so sinnig Den Morgengruß zu; Geträumt von Dir; Und wenn ich ihm pflücke Als hätt‘ ich am Raine Ein Röslein, und schicke Das Häuschen das kleine, Ein Bändchen dazu; Bewohnt mit Dir! So fragt er noch: Warum? So fragt er leis': Warum? Und will mich nicht verstehen! Und will mich nicht verstehen! PA
Text Peter Rosegger
Er will mich nicht verstehen. Und wenn ich die lose Und blühende Rose Aufs Mündchen auch küß'; Und ich ihm dann sage, Halb klage, halb frage: Ist küssen nicht süß? So fragt er kalt: Warum? Und will mich nicht verstehen!
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Er kann mich nicht verstehen. Und wenn ich die Arme Ihm reich', Gott erbarme! Er ist viel zu blöd‘! – – Ei! wäre ich Mädchen Des Nachbars jung' Gretchen, Er thät nicht so spröd'; Er fragte nicht: Warum? Er würde mich verstehen!
Steiermark
queer Referate Graz
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m letzten Semester hat sich bei den queer Referaten viel getan und auch der Sommer war sehr bewegt: Die gesamte ÖH Uni Graz ist in die ehemalige Vorklinik gezogen. Nun findet man das Büro im Zwischengeschoß rechts, am Ende des Gangs beim Regenbogenfähnchen. Es dient als Zentrale, die queer Referate sind natürlich nach wie vor an den drei Hochschüler*innenschaften der KFU, TU und Med Uni vertreten. Schwerpunkt auf Frauen*rechte Die queer Referate Graz engagieren sich nun im Anti-Bias-Zirkel der Uni Graz für Diversity-Management und wurden einstimmig in den Grazer Frauenrat aufgenommen. Neben den brandneuen Flyern erhält man auch Informationen zum Frauen*Volksbegehren 2.0. Damit wird verstärkt ein Schwerpunkt auf Frauen*rechte gesetzt, da Lesben, trans Frauen* und intergeschlechtliche und andere Personen, die sich als Frauen* verstehen, auch Frauen* sind. „Wir finden es deshalb richtig und wichtig, uns auch in diesem Bereich zu positionieren!“ meint so die neue Referent*in.
Die Vorbereitungen für das kommende Wintersemester laufen bereits und alle können sich wieder auf eine bunte Vielfalt an Veranstaltungen freuen! Nicht nur Spieleabende, Stammtische und das traditionelle queer Unifest, sondern auch eine spannende Aktion zum Welt-AIDS-Tag, eine gemeinsame Thermenfahrt und Filmvorführungen mit Mitmachmöglichkeiten sind geplant.
Text Sarah S. Schindlbacher Lageplan RLP
Wer auch Lust hat, sich für die LGBTIQA*-Gemeinschaft in Graz zu engagieren, Projekte umzusetzen, Veranstaltungen zu organisieren, Social-Media-Plattformen und die Website zu betreuen, darf sich gerne melden! Das Team freut sich immer auf neue Ideen, Fähigkeiten und Tatkraft! „Wir kommen aus den verschiedensten Studienrichtungen, sind bereits unterschiedlich lange auf der ÖH, HTU und ÖH Med tätig und haben alle gemeinsam, dass wir mehr Sichtbarkeit für queer Anliegen schaffen wollen. Bei uns ist jede Person willkommen, die sich für LGBTIQA*Anliegen interessiert, unabhängig von sexueller Orientierung, Identität und Gender.“
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Infos queer@ oehunigraz.at queerstudent.at facebook.com/ qrgraz instagr.am/ queerreferategraz
Steiermark
LeZ Dance! Das neue Partyformat für Frauen* Text Sue Fotos Wintertagtraum
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as erste Clubbing der neu aufgefrischten Frauen gruppe fem* kann sich sehen lassen! „LeZ Dance!” hat mit dem großen Andrang und der Vielfalt der Gäst*innen im TamTam gezeigt, wie sehr es Frauen* genießen, unter sich zu sein. Das Thema „70/80er” hat sowohl Alt als auch Jung die Tanzf läche rocken lassen. DJane
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Petra Pan hat wieder einmal bewiesen, wie sehr ihr der Beat im Blut liegt, und auch DJane Anna hat sich hervorragend präsentiert. Die durch die Nebenveranstaltung angelockten Männer wurden durch die charmante Empfangscrew ab gewimmelt. Alles in allem war es ein gelungener Abend und wir freuen uns auf mehr.
Steiermark
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www.CAGE.at
Rebengasse 1 - 8020 Graz PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 | 33
Steiermark
Der Käfig Text Chris Skutelnik Fotos Nora
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ach beinahe über einem Jahr ohne Szenebar kann Graz sich nun wieder über ein einschlägiges Lokal freuen. Nicht nur „gay friendly“, sondern Community! Erstmals haben auch Frauen die Gelegenheit sich einen Darkroom mal von Innen anzu-
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sehen und können aus Fantasien Realität werden lassen. Denn am Freitag und Samstag ist das CAGE zugänglich für alle. Nicht nur schwul, sondern queer! Sonntags wird’s dann freizügig, denn Dresscode Underwear steht am Programm. Sooo sexy! www.cage.at
30 jahre tuntenball, wir brauchen eine neue
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alle infos zur anmeldung zum drag race unter
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Ausland
10. Gay Games Ein paar Stockerlplätze konnten Teilnehmer*innen aus Österreich erreichen.
Text Gerhard Niederleuthner Fotos privat, Gaygames
Webtipp paris2018.com
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ie 10. Gay Games fanden vom 4. bis 12. August in Paris statt. Leider waren heuer besonders wenige Teilnehmer*innen aus Österreich dabei. Immerhin gibt es ein paar Medaillen zu vermelden. Gabriele Reinstadler und Gabriele Weitgasser haben beim Mountainbike in ihren Altersklassen (60+ sowie 55-59) jeweils Gold geholt. Und zwei weitere Goldmedaillen konnten sich ebenfalls zwei Frauen beim Marathon in unterschiedlichen Kategorien er laufen: Kathrin Gröstenberger und Andrea Winkelbauer bei den 30- bis 34-jährigen Frauen. Wie üblich haben auch die Schwimmer gut abgeschnitten. Paul Molecz konnte gleich drei Medaillen erreichen: Silber über 400 m Lagen, Bronze jeweils über 200 m Rücken und 200 m Schmetterling. Beim Tennis konnte
sich David Karall bei Männer Single über 18 Jahre eine Silbermedaille erspielen. Und eine Silbermedaille hat ein österreichisches Frauenpaar bei den Lateinamerikanischen Tänzen errungen. Die Gay Games finden bereits zum 36. Mal statt, heuer waren 10.317 Teilnehmer*innen aus 93 Ländern in 36 Sportarten im Wettkampf, im vielfältigen Rahmenprogramm wurden 14 Kulturveranstaltungen angeboten.
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Ausland
Queer India Homosexuelle Handlungen sind auf dem indischen Subkontinent ab sofort legal.
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er Oberste Gerichtshof des Landes mit 1,3 Milliarden Einwohner*innen hat am Donnerstag einstimmig mit den Stimmen aller fünf Richter den indischen Paragrafen 377 aus dem Strafgesetzbuch für ungültig erklärt. Bislang standen auf „geschlechtliche Aktivitäten gegen die Natur” bis zu zehn Jahre Haft. Das diskriminierende Gesetz zählte zu den ältesten Homo-Verboten der Welt – es war vor 158 Jahren von den britischen Kolonialherren eingeführt worden. Die Richter hatten mehrere Wochen lang über eine Beschwerde von mehr als einem Dutzend Schwuler und Lesben gegen das Verbot verhandelt. In der Entscheidung heißt es wörtlich: „Jegliche Diskriminierung auf der Basis von sexueller Orientierung ist ein Verstoß gegen Grundrechte.” Die „gesellschaftliche Moral” dürfe nicht dazu genutzt werden, Grundrechte „von auch nur einer Person” einzuschränken; die „verfassungsmäßige Moral” stehe über der „gesellschaftlichen Moral”. Vorbildwirkung Internationale Bürger*innenrechts organisationen betonten, wie wichtig das Urteil sei. So erklärte die in New York City ansässigen Organisation Human Rights Watch, dass die Entscheidung im zweitbevölkerungsreichsten Land der Welt Auswirkungen auf andere Länder haben könnte, in denen ebenfalls aus der britischen Kolonialzeit stammende Homo-Verbote noch immer gültig
sind. Das Urteil setze ein Zeichen, um die „diskriminierende, rückwärtsgewandte Behandlung” von homo- und transsexuellen Bürger*innen zu beenden. Aus dem Parlament gab es ebenfalls Zustimmung. Auf der offiziellen Twitter-Seite der größten Oppositionspartei Indischer Nationalkongress wurde das „fortschrittliche und entschiedene Urteil” der Richter begrüßt. Jahrelanges Hin und Her Mit der Entscheidung geht ein jahrelanges Hin und Her um die Entkriminalisierung von Homosexualität zu Ende. Bereits 2009 hatte ein Gericht das Homo-Verbot abgeschafft. Vier Jahre später führten die Höchstrichter des Obersten Gerichtshofs nach Beschwerden religiöser Gruppen den Paragrafen wieder ein. Amnesty International nannte das Urteil vor vier Jahren einen „schweren Schlag gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, gegen die Privatsphäre und die Menschenwürde”. Homosexualität ist in der indischen Gesellschaft noch immer ein großes Tabu, auch wenn es seit der vorübergehenden Legalisierung vermehrt in den Medien behandelt wurde. Viele Schwule und Lesben berichten von gesellschaftliche Ächtung. Immer wieder hetzten hochrangige Politiker gegen sexuelle Minderheiten. LGBTI-Aktivist*innen begrüßten das Urteil überschwänglich und nannten die Entscheidung einen „Riesenmoment für uns alle” und erklärten, dass das indische Rechtssystem endlich die Grundrechte der Menschen achte.
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Text Gernot Wartner Fotos festivalsherpa.com
Ausland
Reformation 2.0 Zumindest vier Prozent der aktiven röm. kath. Geistlichen sind Missbrauchstäter Text Gernot Wartner Foto RLP
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m Frühjahr 2002 wurde ein Missbrauchsskandal in der Erzdiözese Boston publik. Damals sah es so aus, als handle es sich um ein lokales Problem, wie der Skandal um den österreichischen Kardinal Hans Hermann Groër ein paar Jahre zuvor. Heute, 16 Jahre später, findet sich nahezu kein Land in der christlichen Welt, in dem nicht Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester öffentlich geworden wäre. Und jetzt haben es auch deutsche Katholik*innen schwarz auf weiß: In den Jahren 1946 bis 2014 wurden 3677 Personen, die Hälfte von ihnen Buben unter 13 Jahren, von 1670 katholischen Geistlichen missbraucht – für Österreich würden die Zahlen wohl ähnlich sein. Es zeichnet sich ab, dass in Deutschland dieselben Zustände herrschten und herrschen wie überall in der Weltkirche: Geistliche, die sich eines Missbrauchs schuldig gemacht hatten, wurden versetzt, ohne die neuen Gemeinden zu informieren. In den wenigen Fällen, in denen ein kirchenrechtliches Verfahren gegen Priester angestrengt wurde, waren die Konsequenzen für die Geistlichen überschaubar. Strafrechtliche Konsequenzen gab es nur in den allerwenigsten Fällen, denn der Ruf der Kirche war den Hirten wichtiger als das Schicksal der Opfer. Vier Prozent der Geistlichen Die Autoren der Studie, die diese im Auftrag der deutschen Bischofskonferenz erstellt haben, sind
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Wissenschafter*innen der Universitäten Heidelberg, Mannheim und Gießen. Sie betonen, dass sie keinen umfassenden Zugang zu den Akten hatten und dass es eine entsprechend hohe Dunkelziffer geben könnte. Aufgrund des vorliegenden Datenmaterials ergibt sich jedenfalls ein Anteil von vier Prozent der aktiven Geistlichen, die sich an Kindern vergangen haben. Es ist unvorstellbar, wie und in welchem Ausmaß dieses kriminelle Verhalten vom Episkopat verschleiert wurde. Um dieses Debakel vollständig zu machen, kommt ein Generalverdacht gegenüber den anderen 96 Prozent der Priester, die unbescholten ihren wertvollen Dienst in den Gemeinden vollziehen. Da bei den Diakonen, die verheiratet sein dürfen, die Anzahl derer, die Minderjährige missbraucht haben, deutlich geringer ist als bei den zur Enthaltsamkeit gezwungenen Priestern, wäre es logisch, den Pflichtzölibat zu überdenken. Die Wissenschafter*innen kommen auch zum Schluss, die Ablehnung homosexueller Priester zu überdenken. Durch die Tabuisierung von Homosexualität im Speziellen und Sexualität im Allgemeinen schaffte die Kirche erst das Umfeld, in dem Missbrauch vorkommen und gedeihen kann.
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Moralischer Kompass ist verlorengegangen Deutschland, Irland, die USA, Mexiko, die Philippinen, Australien, Österreich – überall ist das Verbrechen auf die gleiche Weise zustande gekommen und gedeckt worden. Die römisch-katholische Kirche ist aufgrund dieses weltweiten Skandals, der die desaströsen Machtstrukturen im Inneren der Institution offenlegt, moralisch so diskreditiert wie seit der Zeit vor der Reformation nicht mehr. Dieselben Bischöfe, die wiederverheirateten Geschiedenen den Zugang zur Kommunion verbieten, decken in den eigenen Reihen Verbrecher, die täglich hingehen und die Heilige Messe feiern – da ist jeglicher moralische Kompass verlorengegangen. Und es sind dieselben Bischöfe, die gleichzeitig gegen Abtreibung und die Homo-Ehe wettern, während sie über die Verbrechen in den eigenen Reihen
hinwegsehen, als wären es dumme Lausbubenstreiche – wie der frühere Bischof von St. Pölten, Kurt Krenn, das einmal bezeichnet hat. Diese Kirche, dieser Klerus hat es verwirkt, den Gläubigen in irgendeiner Weise moralische Vorschriften machen zu wollen. Und es funktioniert ja auch nicht mehr – der Mehrheit der Menschen ist die Sexual- und Morallehre der Kirche mittlerweile egal und die Kirchenaustritte steigen nach jedem bekannt werdenden Skandal weiter an. Es ist die größte Absetzbewegung von der römischen Kirche seit der durch Martin Luther ausgelösten Reformation. Der Papst muss jetzt handeln Will die Kirche nicht untergehen, muss sie Teil dieser neuen, zweiten Reformation werden. Für das Leid, das Geistliche überall auf der Welt ihnen anvertrauten Kindern und Jugendlichen zugefügt haben, gibt es keine Worte. Der Papst muss jetzt handeln und die Kirche muss sich, moralisch wie strukturell, von Grund auf erneuern. Es wird von den Konsequenzen abhängen, die der Papst und die Kurie nun ziehen werden, ob diese Übung gelingt. Die Abschaffung des Zölibats, ein unverkrampfter Zugang zu Fragen der Sexualität und insbesondere die Entkriminalisierung der Homosexualität sind auf diesem Weg wohl unvermeidbare Schritte. Ob sie gesetzt werden, entscheidet über den Weiterbestand der Weltkirche.
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Ausland
Splitter Reformen in Tunesien
Text Gernot Wartner
TUNIS. Präsident Beji Caid Essebsi hat einen Kommissionsbericht entgegen genommen, der umfassende Reformen für Tunesien vorsieht, das als einzige Demokratie aus den arabischen Aufständen der letzten Jahre hervorgegangen ist. So sollen Frauen gleiche Erbrechte wie Männer erhalten. Auch in anderen Bereichen sollten Frauenrechte gestärkt und unter anderem die Todesstrafe abgeschafft werden. Die im letzten Jahr eingesetzte Kommission aus Politiker*innen, Wissenschafter*innen und Menschenrechtsaktivist*innen rät zugleich zur kompletten Abschaffung des Paragrafen 230, der homosexuelle Handlungen bislang mit bis zu drei Jahren Haft belegt (ein Alternativvorschlag sieht statt der Haft- eine Geldstrafe in Höhe von 500 Dinar, rund 160 Euro, vor). Die bisherige Regelung verletzte das Recht auf Privatleben und bringe dem Land internationale Kritik ein, rügte die Kommission in dem Bericht. Im Jahr 2015 hatte Tunesien mit Shams erstmals eine LGBTI-Organisation offiziell anerkannt. Nach Angaben des Vereins nahm die Polizei
Webtipps shams-tunisie.com facebook.com/ lgbtrightstunisia/
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im letzten Jahr noch mindestens 71 Menschen nach dem umstrittenen Paragrafen aus dem Jahr 1913 fest – und erst vor wenigen Tagen sei noch ein junger Mann zu vier Monaten Haft verurteilt worden. Ihm war laut Shams vorgeworfen worden, romantische Botschaften mit einem anderen Mann ausgetauscht zu haben. Die Organisation forderte den Präsidenten auf, im Rahmen der Reformen das Verbot homosexueller Handlungen ebenso abzuschaffen wie die Praxis von Analuntersuchungen – die Abschaffung der von Menschenrechtsorganisationen als Folter eingestuften Methode zur angeblichen Feststellung einer Homosexualität hatte die Regierung im letzten Jahr bereits angekündigt. In einem Offenen Brief forderten etliche Menschenrechts- und Frauenorganisationen sowie mehrere Gewerkschaften eine Umsetzung der von der Kommission vorgeschlagenen Reformen. Zudem haben mehrere Verbände zu Kundgebungen in Tunis aufgerufen, um eine Unterstützung dieser Ziele zu bekunden. In Zusammenarbeit mit Shams gibt es dazu auch eine OnlinePetition von All Out.
Ausland
Verirrungen der AfD BERLIN. Rund ein Jahr nach der Schließung der ersten gleichgeschlechtlichen Ehen in Deutschland soll der Bundestag am 11. Okto ber über einen Antrag der AfD debattieren, die Ehe-Öffnung rückgängig zu machen. Für den Sitzungstag drei Tage vor der Landtagswahl in Bayern und rund zwei Wochen vor der in Hessen beantragte die Partei eine Beratung über ihren „Entwurf eines Gesetzes zur Aufhebung der gleichgeschlechtlichen Ehe”. Die Partei hatte immer wieder angedeutet, einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundestag einbringen zu wollen.
Erstmals offiziell im Bundestag angekündigt hatte den Schritt der Abgeordnete Stephan Brandner am 15. Juni während einer Bundestags debatte zu von den Grünen erwünschten Nachbesserungen bei der Ehe für alle. Brander meinte damals zu den anderen Fraktionen: „Eine grundlegende Möglichkeit, Ihre Verirrung in der Angelegenheit in Kürze zu relativieren oder auszugleichen, wird die AfD Ihnen dadurch bieten, dass wir einen ausgefeilten Gesetzentwurf zur Beendigung der Ehe für alle in Kürze vorlegen werden.”
Verwirrung um Regenbogenfamilien in der Verfassung BUKAREST. Das rumänische Verfassungsgericht hat in einer schriftlichen Urteilsbegründung festgestellt, dass der Begriff der „Familie” in der Verfassung homosexuelle Paare umfasst und diese auf Dauer Rechte und Pflichten erhalten sollten. Damit konterkariert das Gericht ein für Oktober geplantes homofeindliches Referendum, das von den Höchstrichtern selbst genehmigt worden war und genau das verhindern sollte. Die Sache ist allerdings – entgegen machen internationalen Medienberichten, die von einer angeordneten Gleichstellung von homo- mit heterosexuellen Paaren sprechen – kompliziert und in den rechtlichen und politischen Konsequenzen noch
nicht überschaubar. Zugleich macht das Urteil, wie es eine rumänische LGBTI-Organisation ausdrückte, das Referendum „nun völlig absurd”. Am 6. und 7. Oktober sollen die 18,5 Millionen Wähler*innen über eine Verfassungsänderung abstimmen, die den bislang geschlechtslos definierten Artikel 48 der Verfassung in die folgende Passage abändern soll: „Die Familie basiert auf der frei vereinbarten Ehe zwischen einem Mann und einer Frau.” Das darin enthaltene Ehe-Verbot für homosexuelle Paare würde damit ein bereits bestehendes einfachgesetzliches Eheverbot in der Verfassung zementieren und auch Familie auf ewig als Verbindung aus Mann und Frau definieren.
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Kultur
Phaidros Der neue Film von Mara Mattuschka lief mit großem Erfolg auf der Diagonale und wurde am 13.09.2018 im Hauptprogramm des KIZ RoyalKinos präsentiert. Text Kurzversion von Uncut.at (Veronika Briatková) Fotos KIZ-RoyalKino (3) und © Stadtkino Filmverleih
Alexander E. Fennon und Regisseurin Mara Mattuschka
Info Phaidros wurde bereits in Wien, Salzburg und Linz gezeigt und wird ab Mitte Oktober in Wels zu sehen sein
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as passiert, wenn die LGBTQ-Nachtclubszene auf Philosophie und Theater trifft? Emil (Julian Sharp) und Werner Maria (Alexander E. Fennon) sind Schauspieler und proben den Dialog zwischen Phaidros und Sokrates auf der Theaterbühne. Die Rolle des Phaidros soll Emil den erhofften Durchbruch bescheren, doch Werner Maria sträubt sich in einer verzerrten Darstellung des Sokrates dagegen, mit ihm auf der Bühne zu kooperieren. Als dieser Konflikt zwischen dem erfahrenen Schauspieler Werner Maria und dem jungen Newcomer Emil eskaliert, wird daraus ein Kriminalfall; doch wer ist schuld daran? In Platons „Phaidros“ geht es um Liebe und Rhetorik sowie darum, dass das eine Wort das andere ergibt. Dieses grundlegende Prinzip des Dialogs fand seinen Weg auch in diese kunstvolle Adaption. Hierbei steht das Theater für die Rhetorik und der LGBTQ-Nachtclub repräsentiert die Liebe. Zur selben Zeit jedoch werden wir Zeuge, wie die Rhetorik ein Teil der Untergrund-Szene wird und die Liebe die Rhetorik überwältigt, als Sokrates Emil seine Gefühle für ihn gesteht. Dieses Ineinandergreifen von Stilen ist ein regelrechtes Geschenk für ein aufgeschlossenes Publikum, das die Schönheit einer transzendenten Kunst und einem Expressionismus, der aus dem tiefsten Herzen wahrer Künstler kommt, wertschätzen kann.
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Des Weiteren ist „Phaidros“ zu keinem Zeitpunkt eindimensional, sondern beinhaltet ein breites Spektrum verschiedenster Charaktere, die sich nicht bloß verlieben, sondern auch mit Abweisung umgehen müssen. Emils Mäzen Maurizio (Nicola Filippelli) näht Kostüme und singt zudem für andere Charaktere und das Publikum. Werner Maria zeigt sich nicht in der Lage zwischen Theater und den aufrichtigen Emotionen des Alltags zu unterscheiden; somit beginnen Sokrates und er langsam zu einer Person zu werden. Ähnlich innig verläuft es mit ihm und seiner Lehrerin und Muse Madame Oh, als sie seine Liebhaberin wird. Sie ist eine leidenschaftliche Person, die aber stets nur so weit geht wie er ihr gegenüber bereit ist zu gehen. Regisseurin Mara Mattuschka ist seit Dekaden als Filmemacherin tätig; sie ist eine Performanz-Künstlerin wie auch eine Malerin und ihr großartiges Werk „Phaidros“ hat nun zurecht Einzug ins reguläre Kinoprogramm gehalten.
Karikatur einer Bewegung
Kultur
Ein Sammelband zu wesentlichen Fehlentwicklungen in der Wissenschaft und im Aktivismus
Text Hans-Peter Weingand Foto Marcus Witte
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ach „Beißreflexe“ und „Feministisch streiten“ der nächste Debattenbeitrag zu wesentlichen Fehlentwicklungen in der Wissenschaft und im Aktivismus. Denn wenn an den Unis angeblich in Geschlechterfragen sen sible Akademiker*innen nach Euphemismen für Genitalverstümmelung suchen oder manche QueerAktivist*innen religiöse Folklore selbst dann für einen Ausdruck gesellschaftlicher Vielfalt halten, wenn Frauen unter dieser vollständig zum Verschwinden gebracht werden: Was noch in den 1990er Jahren belacht, vielleicht auch für wahnhaft erklärt worden wäre, ist längst kein schlechter Scherz mehr. Es ist erfrischend, wenn sich 40 im queeren Spektrum aktive und belesene Menschen zu seltsamen Fehlentwicklungen äußern und Interessierte zum Nachdenken anregen. Fehlt es denn gerade unter Studierenden – und ich habe derartiges öfters erlebt – nicht an Menschen, die aus Angst, politisch irgendwie nicht korrekt zu sein, die absurdesten Positionen vertreten, im Glauben, damit auf der Höhe queerer Auseinandersetzung zu sein. „Der bewusst didaktische Titel ‚Freiheit ist keine Metapher‘ ist Programm. Der Genderfeminismus, der Antirassismus und der Queerfeminismus sind jedoch zu Karikaturen geschlechter-, migrations- und sexualpolitischer Emanzipationsregungen geworden“,
Vojin Saša Vukadinović: „Dokumentation des Verfalls des Denkens“ konstatiert Herausgeber Vojin Saša Vukadinović. Das umfangreiche und dennoch wohlfeile Buch vereint Beiträge zu Fehlentwicklungen in Wissenschaft und Aktivismus, die an doppelte Versprechen der Emanzipation und der Freiheit erinnern: „Der vorliegende Sammelband nimmt diesen pessimistischen Befund zum Ausgangspunkt, um über den Verrat an der Mündigkeit nachzudenken, der mittlerweile vollumfänglich dort anzutreffen ist, wo Analysen zu Antisemitismus, Migration, Rassismus und Religionskritik gefragt wären.“ PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018 |
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Buchtipp Vojin Saša Vukadinović (Hg.): Freiheit ist keine Metapher – Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik Querverlag, broschiert, 496 Seiten, 20 €, ISBN 978-389656-269-2
Kultur
Wer war 1968? In drei Linzer Kultureinrichtungen werden utopische Blicke von damals untersucht. Text Gerhard Niederleuthner Fotos Lentos (1), Nordico (1), Gerhard Niederleuthner (9)
Termintipp Was bleibt von 1968? Ein queerer Blick auf die Ausstellung im Nordico Do., 29.11., 18 Uhr mit Gerhard Niederleuthner (HOSI Linz), Anmeldung: info@mag.linz.at
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ie drei Ausstellungen haben unterschiedliche Schwerpunkte und bilden ein Netzwerk von neuen Ideen, utopisch anmutenden Fantasien und konkreten (gesellschafts-) politischen Forderungen ab. Besonders im Stadtmuseum Nordico werden erstmals Fotos, Plakate, Briefe und Dokumente von Menschen, die damals dabei waren, ausgestellt. Wer war damals wo und warum, mit wem? Wer kämpfte wofür und gegen wen? Wer kam, wer ging? Wo traf mensch sich? Wie wurde zusammen gelebt, geliebt, gearbeitet oder getanzt? Ein unvollständiger Versuch diese Fragen zu beantworten:
Wer war 1968? Klaus Luger? In einem Brief zeigte sich der aktuelle Linzer Bürgermeister solidarisch und unterstützte Anliegen von Frauen: „ein selbstverwaltetes frauenhaus, ein frauenkommunikationszentrum und einen kindergarten und eine krabbelstube rund um die uhr“ forderte er und schloß den Brief mit „solidarischen grüßen. vorwärts“.
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Josef Nöbauer? Männerfantasien im Jahr 1968: Sexualität und Auto – wo fängt Provokation an und wann beginnt sexuell Aufgeladenes zu kippen? KuratorIn nen Hedwig Saxenhuber und Georg Schöllhammer haben zwar auch Positionen von starken Frauen Platz gegeben, ihnen war aber auch wichtig den (damaligen) Sexismus der männlichen (Künstler)kollegen sichtbar zu machen. Valie Export? Eine starke Frau, die vieles vorweggenommen hat, was in anderen Städten rund um den Globus auch im Umbruch war. Sie brachte sich als Frau selbst stark ins Bild und provozierte die Medien – Stichwort „Nackfrosch in Aktion“ in der Galerie Maerz. Die Berger Mami? Sie war eine Institution, ihr Café war Treffpunkt von vielen – Künstler*innen, Arbeitern, Feministinnen, Linken, Kiffern und andere Genussmenschen. In diesem Umfeld entstanden neue Ideen für eine bes sere Stadt, viele davon sind heute aber noch nicht umgesetzt.
CHRISTIAN LUDWIG ATTERSEE, SCHWULE PALETTE, 1972, LENTOS KUNSTMUSEUM LINZ, © BILDRECHT WIEN, 2018
Kultur
1968
DONAUSTRAND EP, BLUEWAVE RECORDS 001, JUNI 1980, FOTO: THOMAS_HACKL
Christian Ludwig Attersee oder Dietmar Prem? Zwei Künstler, die schwules Begehren zeichnerisch thematisierten oder mit realistischen Fotos von Penissen den Blick auf den Mann wagten. Die Studierenden? Die 1966 in Linz gegründete Johannes Kepler Uni hatte einen linken Anspruch. Die vertriebenen jüdischen Professoren wurden bewusst an die Uni geholt, um den Mief der Nachkriegszeit
zu vertreiben. Die erste Demo der Studierenden galt aber den zu hohen Ticketpreisen für die Straßenbahn zur am Stadtrand gelegenen Campusuni. Willi Warma? Die Kultband Willi Warma um Julius Zechner war wild, schräg, laut und schwul – musikalische Aufbruchsstimmung in der Wechselwirkung von Café Landgraf, Stadtwerkstatt und dem legendären Badcafé, DEM schwulen Treff in Linz.
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Viele der Positionen bleiben nur angedeutet, das Buch „Wer war 1968“ wird am Donnerstag, den 25. Oktober im Rahmen einer DORF.tv live Sendung präsentiert und zeigt detailliertere Standpunkte auf. Ein Projekt von lentos.at nordico.at landesmuseum.at
Kultur
All in One Ball Am Freitag den 21.09.2018 ging zum dritten Mal der „All In One – Ball” in Graz über die Bühne. Text Marcus Zauner Fotos All in One – Ball
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er Verein „Dance and make a difference“, welcher unter dem Motto „Tanzen verbindet und kreiert schöne Momente“ lebt, eröffnete die Ballsaison im Congress Graz, in dem gemeinsam gesellschaftliche Grenzen überwinden wurden. Eröffnet wurde der Ball von den Gründern der Tanzschule „Conny und Dado“ – Conny Leban-Ibrakovic und Dado Ibrakovic – und 23 Tanzpärchen. Einer der Tänzer war Joachim Lampl, Goldmedaillengewinner bei den Special Olympics im Jahr 2017, der sich extrem auf den Ball freute. „Ich liebe die Bühne“ sagte er nachdem
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er mit seiner Tanzpartnerin Miriam Strasser über das Parkett fegte. Mit den Worten „Wir setzen heute Zeichen der Liebe. Fokussiere auf Hass und du wirst Hass finden. Fokussiere auf die Liebe und du findest diese.“ wurde ein starkes Zeichen für Akzeptanz und Inklusion gesetzt. Bei den Einlagen wurden Menschen mit den verschiedensten körperlichen und geistigen Voraussetzungen inkludiert. „Zwar war es eine Herausforderung Schritte zu finden, die alle machen konnten – aber mit so viel Engagement und Herzlichkeit bei der Sache, konnte es nur riesig werden.“ – meinte Strasser schlussendlich.
KUNST, ARCHITEKTUR, GESELLSCHAFT
LENTOS KUNSTMUSEUM LINZ 28.9.20I8 – I3.I.20I9 Kultur NORDICO STADTMUSEUM LINZ 28.9.20I8 – 24.2.20I9
Zünd-Up, Super Service Studenten-Aufsatz aus dem Projekt The Great Vienna Auto-Expander (Ausschnitt), I969
LANDESGALERIE LINZ 4.I0.20I8 – 20.I.20I9
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Porn Night Das Porn Film Festival Vienna und Stop AIDS ver anstalteten Ende September die erste Porn Night. Text Chris Skutelnik Fotos Andy Joe (1), Filmzentrum Rechbauer (5)
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m Rechbauerkino wurden die besten Kurzfilme vom letzten Porn Film Festival Vienna präsentiert: alternative Pornographie, die einerseits als Kunstform zu verstehen ist und andererseits den Blick auf Feminismus, Gender- sowie PostPorn-Thematiken lenken soll. Dabei wird mit Rollenbildern gespielt und der sexuelle Akt auf die Perspektiven menschliche Sexualitäten sowie Geschlechter erweitert. So der Gewinnerfilm des Porn Film Festival Vienna 2018 „Flower“ von Matt Lambert. Der internationale Photograph und Filmemacher aus Los Angeles blickt tief in die Intimsphäre homosexueller Männer. Sein 17-Minuten-Film folgt fünf Freunden, die „die Grenzen zwischen Intimität, Freundschaft und Sex neu definieren": „Für schwule Männer gibt es einen mehrdeutigen Raum zwischen Freundschaft und Sex. Ich erforsche, was Freunde und Liebhaber unterscheidet – und auch Fiktion und Realität.“ Besetzt sind die Rollen übrigens
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mit Top-Profis der „Helix“-Studios aus der Pornobranche, wobei die Jungs offensichtlich auch andere Emotionen glaubhaft rüberbringen. Ein ganz anderes Genre ist „Venus Filly – The Lesbian Little Fairy“, ein animierter Kurzfilm aus Brasilien. Unter der Regie von Sávio Leite erkundet der erotische Kurzfilm die Lust und die sexuellen Fantasien der Einwohner*innen eines kleinen Dorfes. Er beleuchtet die Thematik der sexuellen Identitäten, indem er eine lesbische Fee mit Phallus als Hauptfigur präsentiert, die sich nachts in ein „wildes Raubtier“ verwandelt und jedem, den sie berührt, einen Stern hinterlässt. Ein anderes queeres Märchen zwischen Lupinen – einer polymorphen Pflanze, sowohl Phallus als auch Vulva – und ihren menschlichen Lovern bietet die kurze ökosexuelle Romanze „Lupine, my lover“ von Jo Pollux und Rayh Castor aus Norwegen. Keine Crew ist anwesend und kein Skript formt das Handeln. Es gibt
Kultur
einzig den Menschen, das Begehren und den Willen zur Ausführung. Wie jeder Mensch seine Persönlichkeit ausprägt, so zeigt jede Beziehung ihre Dynamik und jeder Sex seinen Takt. Mit Blackbox vermittelt Regisseurin Adrineh Simonian von Arthouse Vienna diese ureigensten Beziehungen des Menschen zu sich selbst und zu anderen mittels Montage und Schnittrhythmus.
b e s t o f p o r n f i l m f e s t i va l v i e n n a 2 0 1 8 Kurzfilm-Sammlung filmzentrum im rechbauerkino Rechbauerstrasse 6, graz Tickets vor Ort im Kino Einlass 18:30
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Der österreichische Künstler Alexander Martinz ist ebenfalls ein Gewinner vom Porn Film Festival Vienna, wobei man in seinen Film „I think we have something in common“ vergeblich auf die Darstellung des Geschlechtsaktes hofft. Lediglich die Darstellung isolierter Geschlechtsteile lässt sexuelle Handlungen erahnen. Außerdem wurden noch die Kurzfilme „Ars Erotica“, „Orgy #001“, „The Silent Guy“, „I Think We Have Something In Common“, „If Apocalypse Comes, Fuck Me“, „House Of Air“ und „The 100 Blows“ gezeigt.
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Pornos schauen Das als so unseriös abgestempelte Filmgenre Porno wurde in einem Vortrag ernsthaft thematisiert Text Chris Skutelnik Fotos bijouworld.com
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er Vortrag von Hans-Peter Weingand war keine gemeinschaftliche Erregung, sondern man wurde auf eine historische Reise mitgenommen, die schon vor über 110 Jahren begann. Pornografie ist an gesellschaftliche Rahmenbedingungen gebunden und so kann man speziell aus Schwulen pornos diverse Entwicklungen der LGBTI Community ablesen. Schon 1908 sah ein Diplomat den Ruf seiner Heimat gefährdet und beschwerte sich über einen Film einer österreichischen Produktion, in dem Mönche Päderastie trieben. In solchen Filmen wurden damals oft gleich- und verschiedengeschlechtliche Handlungen gemischt. Heute kaum vorstellbar, geschah dies auch mit schwulen Szenen. Ab den 70erJahren wurde auch der schwule Porno zu einem Massenprodukt. Anders als in den 2000ern stand Mann zu seiner Behaarung. Ende der 80er änderte sich der Umgang mit dem Austausch von Körperflüssigkeiten. Patzte man vorher unbekümmert rum, bewirkte HIV und AIDS in Pornos nun Kondompflicht. Die generelle Kategorisierung von Filmen mit gleichgeschlechtlichen Handlungen als verbotenen Hardcore-Porno, wurde in Österreich durch
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das Oberlandesgericht Graz 1996 beendet, da die RosaLila PantherInnen mit Rechtsanwalt Helmut Graupner einen Fall erfolgreich bis zur letzten Instanz durchgefochten hatten. Mit dem neuen Jahrtausend gab es auch ganz neue Wege, Pornografie zu verbreiten. Die VHS bzw. DVD wurde von gaytube, Pornhub und ähnlichen Seiten abgelöst. Inzwischen gibt es bereits für fast jeden Fetisch eine Nische und medizinische Errungenschaften in der HIV-Therapie vertreiben Safer Sex wieder aus dem Pornomilieu. Bareback lässt vor allem Jugendliche das Risiko sexuell übertragbarer Krankheiten vergessen. Und der Zugang zu pornografischen Inhalten via Smartphone ist heute leichter denn je. Insbesondere das gegenseitige Senden von Bildern erscheint heute als normal. Um nicht alle Jugendlichen als Kinderpornoproduzenten zu stigmatisieren, wurden mit einer EU-Richtlinie Ausnahme regelungen im Sexualstrafrecht geschaffen. Man erkennt, die Entwicklung unsere Gesellschaft und der Umgang mit Pornografie ist eine wechselseitige Beziehung. Zum Schluss bleibt noch zu erwähnen: Sex haben darf man in Österreich schon ab 14, aber Pornos sind erst ab 18 erlaubt.
Kultur
Twisted Gender Role Der „Twisted Gender Role“-Kalender ist ein Projekt des Teams um den Künstler Julia G., das sich mit der Betrachtung der Geschlechter auseinander setzt.
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hne es zu wissen, sind viele Menschen von Rollen geprägt, was sich oftmals bei der Betrachtung von Bildern, die keiner stereotypischen Rollenverteilung entsprechen, offen bart. Während im letzten Jahr noch der Schwerpunkt der Fotos auf das Thema Sexismus in der Werbung gesetzt wurde, will man im kommenden Kalender eine weitere Möglichkeit des Geschlechtertausches aufgreifen. So hat sich das Team in unzählige Museen und Lehrbücher der klassischen Kunst gestürzt um herauszufinden, wie es wirkt, wenn man die Geschlechter bei solchen Gemälden tauschen würde. Der bewusste Bruch mit dieser „klassischen“ Rollenverteilung soll dazu anregen, über sich selbst nachzudenken und darüber, was wir bei der Betrachtung der Neu interpretation im Vergleich zum Original empfinden und denken. Gemeinsam mit den Fotograf*innen Tanja van Lonsperch, Sascha Pseiner (Bergschaf) und Andy Joe (RosaLila
PantherInnen) erarbeitete das Team zwölf Bilder der klassischen Kunst in einem neuen Stil, wobei sie von der Erschaffung Adams (Michelangelo Buonarroti) bis zu der Geburt der Venus (Sandro Botticelli) ein breites Spektrum der Kunst abdecken. 50% des Gewinns gehen dieses Jahr in einen eigens geschaffenen Topf zur Finanzierung fremder Projekte und Ideen, wobei es Julia G. wichtig ist, dass es sich um einen unpolitischen Topf handelt. Mit diesem sollen Vereine und Personen unterstützt werden, die ihre Tätigkeiten gemeinnützig ausführen und sich mit Projekten der Gleichberechtigung und Diversität beschäftigen. Im letzten Jahr konnten mittels des Kalenders mehrere tausend Euro für den Verein Frauenhäuser Steiermark gesammelt werden. Da es allerdings wesentlich mehr Vereine und Projekte gibt, die finanzieller Unterstützung bedürfen, wendet sich der Topf an all jene, die Hilfe bei der Ausführung ihrer Ideen, Tätigkeiten und Projekte benötigen.
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Text Julia G. Foto Sascha Pseiner
Info Bestellungen unter: info@juliag.at; Stückpreis: 20 €; Auslieferung ab Mitte November. Weitere Infos:
Oberösterreich Mach mit! Die HOSI Linz sucht für den ehrenamtlichen Bardienst neue Mitarbeiter*innen. Bei Interesse: ooe@hosilinz.at
HOSI Treff Der gemütliche Treff für alle Interessierten; alle zwei Wochen; jeweils 19:00 Die nächsten Termine: Fr., 19.10., Fr., 2.11., Fr., 16.11., Fr., 31.11.2018
Termine Oktober Sa., 13.10.2018/21:00 Regenbogenfest Sky Loft im AEC, Ars Electronica Str. 1, 4040 Linz Mit Djane Nica und Dj Noisolepsy VA: Grüne Andersrum OÖ
Do., 25.10.2018/21:00 Fetishparty Eintritt ist frei! Garderobe ist vorhanden. Achtung: Men only und strikter Dresscode! Ort: forty nine Do., 25.10.2018/22:00 Gaytic – 13 Years Birthday Celebration Die Jubiläumsausgabe VA: Gaytic Ort: Club Spielplatz
Sa., 31.10.2018/21:00 hosi horror night Special: Dead Artists Hour (0:00 bis 1:00) Music by Djane VanIce and Beatpatrol Ort: forty nine
facebook.com/ andersrum.ooe.gruene.at/ Fr., 09.11.2018/18:00 YOUnited #TRANS Workshop Ort: Ann and Pat
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Sa., 10.11.2018/21:00 FEM Party Ort: forty nine
Mi., 07.11.2018/18:00 Lust auf einen Drink? Die Grünen Andersrum OÖ laden zur Wochen teiler*in! Der erste Drink ist frei. Ort: Solaris Jeden 1. Mi. im Monat, Ort wechselt! Infos:
Do., 29.11.2018/18:00 Was bleibt von 1968? Ein queerer Blick auf die Ausstellung, mit Gerhard Niederleuthner (HOSI Linz). Ort: Stadtmuseum Nordico; Infos: nordico.at; (Siehe Bericht auf S. 44)
Homosexuelle Initiative Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz
Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz
Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/forty-nine E fortynine@hosilinz.at HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz
Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung) Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen
Infos zum Treffpunkt: W hosilinz.at/voecklabruck YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees
Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. 19:00 in Vöcklabruck
/hosilinz
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| PRIDE | Nr. 166 | Oktober 2018
Termine Oktober Sa., 06.10.2018 L-Ways Wanderung: Pack verpflichtende Anmeldung unter l-ways@homo.at
Steiermark
Do., 25.10.2018/19:00 Lesben, Schwule und Vampire Im feel free Vampirjäger Hans-Peter Weingand gibt uns Überlebenstipps für die bevorstehende Vollmondnacht.
Mo., 08.10.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube EHG-Raum, Martin-Luther-Haus So., 14.10.2018/17:00 Transgender Selbsthilfegruppe Im feel free; Teil mit uns deine Erfahrungen Do., 18.10.2018/19:00 Fem* Stammtisch Sorry boys! Women only. La Meskla Mi., 24.10.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Komm vorbei und unterstütze unser Team!
Mi., 31.10./ab 23:00 The FAGtory – Halloween Postgarage 2nd floor Tickets unter homo.at/tickets
Mo., 12.11.2018/19:30 HuG – Homosexuelle und Glaube EHG-Raum, Martin-Luther-Haus
Events 2019
Mi., 14.11.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Komm vorbei und unterstütze unser Team!
Tuntenball 2019 am 23.02.2019 Tickets sind ab 01.12.2018 erhältlich
Do., 15.11.2018/19:00 Fem* Stammtisch Tolle Gespräche in einer lustigen Frauenrunde. La Meskla
November
Sa., 24.11.2018 Drag Race – Tuntenball Clubbing GMD www.tuntenball.at
So., 11.11.2018/17:00 Transgender Selbsthilfegruppe feel free Teil mit uns deine Erfahrungen
Mi., 28.11.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Komm vorbei und unterstütze unser Team!
FAGtory am 12.01.2019
FAGtory am 06.04.2019 CSD Graz mit FAGtory am 22.06.2019 FAGtory am 31.10.2019
RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at
RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – Schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Vertretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!
Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free
ausufern Jugendgruppe Unsere Termine kommen auch spontan zustande. Alle Infos auf Facebook.
TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free
FEM* Stammtisch Jeden 3. Donnerstag im Monat ab 19:00 Uhr im La Meskla, Kaiserfeldgasse 19
Queer in Motion Unser Programm ist Sport. Spontan im Stadtpark laufen oder schwimmen in der Auster. Infos unter: facebook/QueerInMotion
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Webtipp Alle Veranstal tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!
Gesundheit
Know your status Am 1.12. jährt sich der Welt-Aids-Tag zum 30. Mal.
Text Erich Pfefferkorn Foto Gerhard Niederleuthner
I
m Jahr 1988 wurde dieser Tag von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals ausgerufen. Das Motto des diesjährigen Welt-AidsTages ist „Know your status“. Jede* r sollte seinen HIV-Status kennen, um im Falle einer HIV-Infektion frühzeitig mit einer Therapie starten zu können. Ein möglichst frühzeitiger Behandlungsbeginn erhält die Lebensqualität, erhöht die Lebenserwartung und verhindert die Übertragung des HI-Virus. Der Welt-Aids-Tag ist auch ein Tag des Gedenkens an Freund*innen, die an dieser Krankheit gestorben sind, sowie ein Tag, Solidarität mit von HIV betroffenen Menschen zu zeigen und aktiv zu werden.
Testung
Kennst Du Deinen HIV-StatuS?
Kostenlose & anonyme Testung auf HIV, Hepatitis B&C, Syphilis in der AIDSHILFE OÖ, Blütenstraße 15/2, 4040 Linz:
Gerhard Böck, Haustechniker
Mo., 14-17 Uhr Mi., 16-18 Uhr Fr., 11-14 Uhr aidshilfe-ooe.at
Geste in Gebärdensprache für „Kennen“.
Das neue Video zur Kampagne #checkit wurde Anfang Oktober präsentiert. Mach mit: facebook.com/ kennstdudeinenhivstatus
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Welt-AIDS-Tag Veranstaltungen rund um den Welt-AIDS-Tag 2018 in OÖ: 01.12.2018: Queer Club „Famous“ ab 22.00 Uhr im Linzer Club Vanilli 03.12.2018: 27. OÖ Aidstag ab 9:15 im Neuen Rathaus der Stadt Linz 03.12.2018 - 21.12.2018: Schulfilmwochen im Moviemento Linz und der Lokalbühne Freistadt BIG 5 – Ausweitung des Test angebots um Chlamydien und Gonokkoken Unter „BIG 5“ versteht man fünf sexuell übertragbare Infektionen (STIs), die insbesondere bei Männern, die Sex mit Männern haben, am häufigsten auftreten: HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper und Hepatitis. Bei vorhandenen Entzündungen, Reizungen und Verletzungen der Schleimhaut durch eine STI steigt das Risiko einer HIV-Übertragung. Am stärksten steigt das HIV-Ansteckungsrisiko für HIV-Negative bei Syphilis, rektalem Tripper oder einer rektalen Chlamydien-Infektion. Ab November plant die AIDSHILFE OBERÖSTERREICH daher ihr Testangebot um eine kostenpflichtige Testung auf Chlamydien und Tripper zu erweitern. Bisher ist eine Testung auf HIV, Hepatitis B&C sowie Syphilis kostenlos & anonym möglich.
30 jahre tuntenball, wir brauchen eine neue
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BITCH MISS DRAG RACE
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AM 24. november 2019
GMD generalmusikdirektion
alle infos zur anmeldung zum drag race unter www.tuntenball.at
I MISS