PRIDE Nr. 165/August 2018

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165/August 2018

Das lesbisch/schwule Österreichmagazin

Queer & Proud Ein Gemeinschaftsprojekt von

Preis 2,50 € | SP 02Z031968 S | Österreichische Post AG

Paraden, CSDs und Regenbogen

12 Seiten


aug.

forty nine QUEER BAR | HOSI LINZ

2018

fetish party

sonnendeck party

younited wird 13

Di. 14.08.2018

Sa. 18.08.2018

Fr. 31.08.2018

Men only & Dresscode! forty nine

Music by DJ _iMat forty nine

21:00

picknick & lagerfeuer

21:00

geรถffnet jeden fr & sa

Fr. 03.08.2018 18:30

Lesbresso goes Donaustrand

[Treffen: jeden 1. Freitag]

18:00

DJ Beatpatrol & DJane VanIce Kein Alterslimit! forty nine

sonne, mond & sternchen Fr. 17.08.2018

Queer Bar forty nine ab 21:00 geรถffnet Schillerstraร e 49, 4020 Linz fortynine.at

hosilinz.at

18:00

YOUnited Volksgarten & Sternwarte [Treffen: jeden 1. & 3. Freitag]


PRIDE

Editorial Queer & Proud

P

RIDE wurde in den letzten Wochen weltweit und auch in Österreich gelebt. Hier wird Stolz im Sinne eines „gegen Andere an den Tag gelegtes Selbstgefühl seines Wertes“ verwendet – wie es auf Wikipedia nachzulesen ist. Das heißt, so zu sein, wie man ist und sich nicht vor anderen verstecken zu müssen oder sich für andere verstellen zu wollen. Und gegebenenfalls für die eigenen Rechte einzutreten. Das heißt aber auch die ganze Vielfalt an Lebensmodellen sichtbar zu machen. Das ist nicht jedem Menschen recht. In Salzburg wissen noch immer katholische Priester was echte Sünde ist, in Linz weiß eine rechtskonser-

vative Partei wer genau auf was stolz sein darf und in Deutschland wissen Menschen genau, wann Kunst transphob sei. Nach Regen kommt Sonne und wo Sonne ist, ist auch immer ein Regenbogen. Das PRIDE Magazin hat ein paar der vergangenen Regenbogenmomente eingefangen – Wien, Salzburg, Graz und Linz – und wünscht damit viele gute und stolze Momente. Andere wichtige Entscheidungen wie die Anerkennung des dritten Geschlechtes in Österreich finden auch in dieser Ausgabe Platz. Mit bewegten Grüßen Gerhard Niederleuthner

Impressum Offenlegung laut §25 Mediengesetz: Medieninhaberin, Herausgeberin und Verlegerin: „Verein zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und TransGender-Personen”, Gerstnerstraße 13, 4040 Linz (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Vorsitzender-Stellvertreterin: Isolde Messerklinger, Schrift­führer: Hans-Peter Weingand, Finanz­referent: Gernot Wartner) ZVR: 993540699 Zulassungsnummer: SP 02Z031968 S, „Sponsoring Post“ EigentümerInnen: Homosexuelle Initiative Linz, Schillerstraße 49, 4020 Linz (Vorstand: Vereinssprecher: Mag. Richard Steinmetz, Finanzreferent: Stefan Haider, Organisationsreferent: Wolfgang Zehetmayer; RosaLila PantherInnen (Vorstand: Vorsitzender: Joe Niedermayer, Stv. Vorsitzende: Caro Milinkovic, Kassier: Chris Skutelnik, Stv. Kassier: Michael Fuchs, Schriftführer: Andy Strick, Stv. Schriftführer: Peter Beck, BeirätInnen: Feiner-Wuthe Michaela, Christof Geramb, Monika Gratzer) und Stop Aids – Verein zur Förderung von sicherem Sex (Vorstand: Vorsitzender: Chris Skutelnik, Vorsitzender stv. Peter Beck, Kassier: Alex Groß, Schriftführer: Joe Niedermayer), beide: Annenstr. 26, 8020 Graz Grundlegende Richtung: basierend auf

den in den Vereinsstatuten des „Vereins zur Förderung der Information über Schwule, Lesben und Trans-Gender-Personen” niedergeschriebenen Grundsätzen. Im Sinne der Entschließung des Europäischen Parlaments vom 17. Februar 1998 zur Achtung der Menschenrechte in der Europäischen Union will PRIDE mitwirken, dass die Gleichberechtigung von Schwulen und Lesben anerkannt wird, insbesondere durch eine rechtliche Absicherung von gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaften, und will mitwirken, jedwede Diskriminierung abzuschaffen, unter der Schwule und Lesben vor allem im Bereich des Steuerrechts, des Vermögenrechts, der sozialen Rechte etc. immer noch zu leiden haben, und mit Hilfe von Information und Aufklärung dazu beitragen, gegen Vorurteile anzukämpfen, die in der Gesellschaft gegen Homosexuelle bestehen. Die Beiträge geben die Meinung der Verfasserin bzw. des Verfassers wider. Für unverlangt eingesandte Beiträge und Bildmaterial wird keine Haftung übernommen. Ein Recht auf Abdruck besteht nicht. LeserInnenzuschriften sind uns willkommen; bei allen Beiträgen behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. Der anonyme Abdruck von Beiträgen ist möglich; Name und Anschrift des/der Verfasser*in müssen

der Redaktion bekannt sein. Private Kontaktanzeigen sind gratis. Redaktionsleitung OÖ: Gerhard Niederleuthner Redaktionsleitung Stmk.: Hans-Peter Weingand Redaktionsanschrift: PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; Auflage: 2500 Stk. Redaktion: Web: pride.at, Mail: redaktion@pride.at, PRIDE, Gerstnerstr. 13, 4040 Linz; PRIDE Nr. 165/August 2018 Cover: Linzpride 2018 Foto: Daniel Teubenbacher Layout: Gerhard Niederleuthner Redaktion: Rainer Bartel, Isolde Messerklinger, Gerhard Nieder­leuthner, Heinz Schubert, Gernot Wartner, Hans-Peter Weingand MitarbeiterIn­nen: (Redaktion Stmk) Fabian, Caro Milinkovic, Andy Joe, Mario Lindner, Joe Niedermayer, Chris Skutelnik, Hans-Peter Weingand; (Redaktion OÖ) Rainer Bartel, Mel, Isolde Messerklinger, Alice Moe, Gerhard Niederleuthner, Erik Pfefferkorn, Luca Gaetano Pira, Gernot Wartner Redaktionsschluss: PRIDE Nr. 166/2018: Sa., 03.09.2018 Spendenkonto: UniCredit Bank Austria AG; BIC: BKAUATWW; IBAN: AT69 1100 0049 2560 3500

PRIDE | Nr. 165 | August 2018 |

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PRIDE

Inhalt PRIDE Nr. 165/August 2018

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Editorial & Impressum

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Vor 2o Jahren

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100 Jahre Österreich

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„Ehe für ALLE” kommt ... uns was jetzt?

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Splitter: LOVE SIMON, Mit meinem Gott spring' ich über Mauern

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Regenbogen statt Rosa Winkel

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Ausland

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Der Spanische „Rosa Winkel” 38 Rampova – Valencia 39 Silvia Reyes –Gran Canaria 40

Ich fühle mich jetzt wohl: Alice Moe 16 Mel 17

Splitter: Ehe für alle in Kuba, Hidden Flag

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Kultur „Ich bin genau wie du.”

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„Empfehlenswert ab 12 Jahren”

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„Nicht in die Quere kommen” 24

„Abfallprodukte der Liebe”

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Segen für alle?

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„Lippophobie!” 45

Himmelschreiende Sünden

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Termine & Kontakte

Salzburg: PRIDE Boat 2018

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Oberösterreich / HOSI Linz

Splitter 18 Wien: Rekordparade

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Oberösterreich linzpride 2018

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Donna Lila wird zu fem*

Österreich

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Buntes Treiben in Graz zum CSD 06

Drittes Geschlecht

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Steiermark

Politik musste gezwungen werden

Das dritte Geschlecht

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Splitter: After PRIDE Beach Party, Wettbewerb „Orte des Respekts”, Festivalparty 31

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Splitter: 20 Jahre Stammtisch, Tanzkurs für Anfänger*innen, Turteln am Taubenmarkt, Dyke March 30

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Stmk / RosaLila PantherInnen 47 Gesundheit Geschützt! 48 Gefeiert!, Gesichert!

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PRIDE

Darüber berichtete PRIDE vor 20 Jahren ... PRIDE Nr. 45/August 1998

rosalila buschtrommel 4/1998

Text Gernot Wartner, HansPeter Weingand

„Schließlich, was bedarf es der Worte, lasst uns durch Taten zeigen, was wir können“, so der römische Dichter Ovid. Ganz konträr dazu die Haltung der SPÖ im Jahr 1998. Wieder einmal war eine Strafrechtsänderung auf der Nationalratstagesordnung. Wieder einmal haben Liberales Forum und Grüne die Streichung des §209 StGB beantragt. Wieder einmal hat die SPÖ öffentlich bekundet, dass sie zu ihrem Wort stehen würde und entsprechend für diesen Abänderungsantrag stimmen werde. Zuvor war ein entsprechender Passus im Entwurf des Justizministeriums auf Betreiben der ÖVP wieder gestrichen worden. Alle Organisationen der LGBT-Bewegung in Österreich haben kurzfristig die Abgeordneten von SPÖ, ÖVP und FPÖ persönlich, schriftlich oder sonst wie kontaktiert und davon zu überzeugen versucht, dass sie der Streichung des § 209 zustimmen sollten. Dann der 17. Juli 1998. Ein flammender Appell des damaligen Klubobmanns der SPÖ, Peter Kostelka, die allgemeine Gültigkeit der Menschenrechte auch Lesben und Schwulen nicht zu verweigern, macht den Zuschauer*innen der Nationalratssitzung Hoffnung. Doch als dann die Abstimmung des Abänderungsantrags ansteht, verlässt der SPÖ-Klub geschlossen den Plenarsaal. ÖVP und FPÖ stimmen den Antrag dann einfach nieder. Den schönen Worten sind also keine Taten gefolgt. Die SPÖ ein weiteres Mal in Geiselhaft der ÖVP. Ein trauriger Tag für die LGBTI-Bewegung in Österreich, wie PRIDE zu berichten wusste.

Coverthema war Fußball – jedoch nicht aufgehängt am Outing mutiger Profi­ sportler: „Für alle jene, die die WM aus Desinteresse nicht verfolgt haben: Es gibt zumindest Kicker, die gut aussehen“. Eine Liebenserklärung an den damaligen Sturmspieler Ivo Vastic: „Womit uns in Österreich der Trost bleibt: Frankreich mag ruhig Weltmeister sein, aber den schönsten Kicker haben immer noch wir in Graz!“ Die aufblühende Jugendgruppe und ein Artikel im Fachmedium „erziehung heute“ brachte ein neues Aktionsfeld: Unterrichtseinheiten zum Thema Homosexualität in Schulen: „Polytechnischer Lehrgang in Weiz. Oder: Drei Schwule, eine Lesbe und 60 Kids.“ Weiters war die Jugendgruppe „fatal normal“ bei der Schulinformationsmesse in Gleisdorf vertreten und konnte dort mit der neuen Jugendbroschüre Networking betreiben. Ende Juli startete anlässlich der Landesausstellung auch Queer YOUgend und Bad Radkersburg wurde im Sommer zur „les-bi-schwulen Metropole“. Stefan hatte sich erfolgreich um einen Sitz im steirischen Jugendlandtag beworben und hielt dort als geouteter 16-Jähriger eine tolle Rede und forderte das Eintreten gegen die Diskriminierung von Homosexuellen. Zuvor war er auch mit den damaligen Bundeskanzler Viktor Klima ins Gespräch gekommen. Besprochen wurde der Roman „Die Mitte der Welt“ – der erst 2016 von Jakob M. Erwa verfilmt werden sollte. Zum ersten Mal hatte das bundesweite HUG-Treffen in der Steiermark stattgefunden: um die 40 Leute trafen sich im Pfarrheim von Judenburg.

Fotos PRIDE-Archiv

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100 Jahre

Österreich

Politik musste gezwungen werden 100 Jahre Republik: Vom Kerker zum Standesamt LGBT-Rechte im Wandel der Zeit Teil 3: Zweite Republik

Text Hans-Peter Weingand Fotos RLPArchiv, QWIEN

Profil (1976)

G

emessen an der Zahl der Bevölkerung war Öster­ reich im 20. Jahrhundert der Staat mit der höchsten Verfolgungsintensität von Homo­ sexuellen. Dies nicht, weil sich in Österreich auch Frauen strafbar machten. Bundesweit war der Anteil verurteilter Frauen stets unter 5% der Verurteilten, sondern weil so viele Männer vor den Richter kamen. Denn seit 1900 reichte in Österreich z. B. wechselseitige Onanie für die Bestrafung – und strafbar war auch der Versuch. Bei „Unzucht wider die Natur mit Personen desselben Geschlechts“ wurde quantitativ 1955 die Spitze mit 815 Verurteilungen erreicht.

Strafrecht Es fehlte nicht an Versuchen zur Strafrechtsreform. 1930 hatte es eine Petition an den Justizminister gegeben, initiiert von Mitgliedern der „Liga für Menschenrechte“. Auch die Sozialdemokrat*innen traten für eine Entkriminalisierung gleichgeschlechtlicher sexueller Handlungen unter Erwachsenen ein. Umgesetzt wurde dies dann eine Generation später von Christian Broda, bereits in der Großen Koalition Justizminister, dann zur Zeit der Alleinregierung der SPÖ unter Bruno Kreisky 1971. Österreich war, außer Nordirland, das letzte westlich orientierte Land Europas, in dem das generelle Verbot homosexueller Handlungen abgeschafft wurde. Beschlossen wurden begleitende Gesetze, die schon um 1900 diskutiert worden waren: ein höheres Mindestalter im Vergleich zu heterosexuellen Beziehungen, ein Verbot der homosexuellen Prostitution, ein Werbeverbot. Auf Wunsch der ÖVP wurde auch ein Verbindungsverbot eingeführt, so machten sich Mitglieder eines Vereines strafbar, der „gleichgeschlechtliche Unzucht“ begünstige. Der Kampf für die Entkriminalisierung war denn auch Schwerpunkt der Schwulengruppen, die sich ab 1979 auch in Österreich bildeten und

Für Justizminister Christian Broda gehörte Homosexualität zu den „heißen Eisen“ der Strafrechts­ reform.

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100 Jahre

Österreich

die sich in den 1990er-Jahren zu einer GLBT-Bewegung wandelten. Letztendlich wurde das Prostitutionsverbot 1989 angesichts von AIDS abgeschafft: Mit der Verteilung von Kondomen an Stricher hätten die AIDSInitiativen sonst verbotene Prostitution begünstigt. Das Werbe- und Verbindungsverbot wurde 1996 vom Nationalrat abgeschafft. Das unterschiedliche Mindestalter von 18 Jahren wurde von der ÖVP jedoch mit Zähnen und Klauen verteidigt – hier war es der Verfassungsgerichtshof, der 2002 diese Bestimmung zu Fall brachte. Partnerschaften Die LGBT-Bewegung in Österreich ließ sich in ihrer Arbeit nicht mehr auf das Strafrecht begrenzen. Dänemark hatte als erstes Land der Welt die „Eingetragene Partnerschaft“ 1989 eingeführt. Auf der rechtlichen Ebene war die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen nun an der Spitze der Forderungskataloge. Manche Erfolge konnten durch europäische Höchstgerichte erreicht werden, so die Gleichstellung hetero­ sexueller und homosexueller Lebensgemeinschaften am Beispiel des Eintrittsrechts in den Mietvertrag im Todesfall. Unabhängig davon gehörte gesellschaftliche Aufklärung zur dringlichsten Aufgabe. Umfassenden Diskriminierungsschutz verdanken die Lesben und Schwulen dem EU-Beitritt Österreichs: Die ÖVP hätte solche Rechte aus freien Stücken nicht gewährt. Die Einführung der „Eingetragenen Partnerschaft“ in Österreich im Dezember 2009 war durch ein politisches Zeitfenster in der ÖVP möglich geworden, das nur ein paar Monate offen blieb. Vor die Wahl gestellt ent-

Die Freundin (1928)

schlossen sich die gut informierten Teile der Bewegung, das mangelhafte Gesetzt zu übernehmen – und schon vom ersten Tag an jede Ungleichbehandlung einzuklagen und vor Gericht zu bringen. Diese Strategie war höchst erfolgreich und ist personell mit dem Rechtsanwalt Helmut Graupner eng verbunden, der praktisch alle Fälle vertreten hat.

Bravo (1956 ff.)

Wir sind Familie Höchstgerichte waren es, die in Österreich für familienrechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Paare mit Kindern sorgten. 2013 wurde festgestellt, dass das Adoptionsverbot menschenrechtswidrig ist, im selben Jahr wurde auch das Verbot der medizinisch unterstützten Fortpflanzung aufgehoben. Ende 2014 fiel schließlich das Verbot der gemeinsamen Adoption durch gleichgeschlechtliche, eingetragene Paare. Konsequenterweise öffnete der Verfassungsgerichtshof im Dezember 2017 die Ehe ab spätestens 1. Jänner 2019 auch für gleichgeschlechtliche Paare. Beendet wurde auch die Diskriminierung Intersexueller durch die Anerkennung eines Geschlechtseintrags jenseits von Mann und Frau.

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Du und ich (1969)

Du und ich (1979)


„Ehe für ALLE” kommt ... und was jetzt?

100 Jahre

Österreich

FOTO © DANIEL KLEIN

Ein Kommentar von Mario Lindner

Mario Lindner ist Abgeord­neter zum Nationalrat und Gleich­ stellungs- und LGBTIQ-Sprecher der SPÖ. Seit 2017 ist er Bundesvor­ sitzender der sozialdemokratischen LGBTIQOrganisation SoHo.

D

er 5. Dezember 2017 war wirklich ein historischer Tag. Nach Jahrzehnten des Kampfes entschied der Verfassungsgerichtshof, dass sowohl die Ehe, als auch die Eingetragene Partnerschaft in Österreich künftig allen Paaren offen stehen sollen. Dieses Urteil war der (vorläufige) Abschluss eines langen, gesellschaftlichen und politischen Kampfes um die Rechte von gleichgeschlechtlich Liebenden in unserem Land. Im Jahr 2018, dem 100. Gründungsjahr der Republik, lohnt es sich gerade deshalb, nicht nur einen Blick zurück, sondern auch einen Ausblick in die Zukunft zu wagen. Als Europa 1945 vom Nationalsozialismus befreit wurde, bedeutete das nicht automatisch, dass damit auch die Verfolgung von Homosexuellen endete. In Österreich galt auch nach dem Krieg der §129Ib, der gleichgeschlechtliche „Unzucht“ unter Strafe stellte – wer während der NS-Zeit wegen gleichgeschlechtlicher „Unzucht” verurteilt worden war, musste seine Haft nach 1945 fortsetzen. Es dauerte bis 1971, als die SPÖ die absolute Mehrheit erreichte, bis von Justizminister Broda das Totalverbot von Homosexualität – am Widerstand der ÖVP und der katholischen Kirche vorbei – aufgehoben werden konnte. Österreich war zu diesem Zeitpunkt eines der letzten europäischen Länder mit einer so rigiden Gesetzgebung. Doch damit war die rechtliche Gleichstellung längst nicht erreicht: Mit Folgegesetzen wurden der LGBTIQ-Com-

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munity weitere Steine in den Weg gelegt. Ein Beispiel: §209 setzte für homosexuelle Paare ein strengeres Mindestalter fest als für heterosexuelle. Er wurde erst im Jahr 2002 vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben. Der letzte §209-Häftling starb Ende jenes Jahres in Haft – trotz Abschaffung des Gesetzes hatte ein Gericht seine Freilassung verweigert. Die Aufhebung all dieser Sondergesetze dauerte mehr als 30 Jahre, und erst weitere 8 Jahre später wurde Anfang 2010 die Eingetragene Partnerschaft möglich. All diese Schritte brachten uns ins Jahr 2018 – das erste Jahr nach dem historischen VfGH-Urteil zur „Ehe für ALLE” und das erste Jahr unter einer schwarzblauen Regierung, der unsere Community in ihrem Programm und ihrer Arbeit kein einziges Wort wert ist. Viele Journalist*innen, Politiker*innen und Aktivist*innen fragen, was nun nach der Öffnung der Ehe kommt? Gibt es noch etwas, wofür wir gemeinsam kämpfen müssen? Und die Antwort darauf kann nur JA sein! Bis heute stehen LGBTIQ-Personen in Österreich vor vielen Herausforderungen: Wir sind nicht vor Diskriminierung im Privatleben geschützt, Mobbing in Schulen und Arbeitsplätzen ist längst nicht vorbei und gerade im Trans*- und intergeschlechtlichen Bereich ist noch viel zu tun. Seien wir stolz auf die Errungenschaften der letzten Jahrzehnte, aber hören wir nicht auf, weiterzukämpfen: Es wird gerade in Zukunft jede und jeden von uns brauchen, um ein offenes, modernes und viel­fältiges Österreich zu schaffen !


BUNT STATT

SCHWARZ-BLAU. Das PRIDE Monat Juni ist vorbei – der Kampf für Offenheit, Vielfalt und Akzeptanz geht aber an jedem einzelnen Tag weiter!

Ohne dich sind wir eine_r zu wenig! WERDE JETZT AKTIV!

Jetzt aktiv werden soho.or.at/get-active

„Im PRIDE Monat 2018 hat unsere Community wieder genau das gezeigt, was uns ausmacht – wir waren viele, laut und sichtbar im ganzen Land! Jetzt haben wir die Chance, diesen Schwung mitzunehmen: Stehen wir zusammen gegen Diskriminierung & Ausgrenzung, aber auch gegen Sozialabbau & unsoziale Politik! Gemeinsam machen wir den Unterschied! Mario Lindner, Abgeordneter zum Nationalrat www.mariolindner.at / fb.com/MarioLindner


100 Jahre

Österreich

Regenbogen statt Rosa Winkel Sie hängt an Balkonen, weht in Gärten oder leuchtet auf queeren Demos: die Regenbogenfahne.

Text Gernot Wartner Fotos White House / Amanda Lucidon, PRIDEArchiv

S

ie steht weltweit als Symbol für die Homosexuellenbewegung. Vor 40 Jahren entwarf der US-amerikanische Künstler Gilbert Baker die bunte Flagge. Anlass war die Gay Freedom Day Parade am 25. Juni 1978 in San Francisco. Dabei ist die Symbolik des bunten Regenbogens schon viel eher aufgetaucht: Zum ersten Mal im Jahr 1969, beim Begräbnis von Judy Garland. Die Schauspielerin war unter Schwulen sehr beliebt. Die Regenbogenfahne war eine Anspielung auf ihren bekannten Song „Over the Rainbow“ aus dem Film „Der Zauberer von Oz“: Ein Lied über einen Ort, an dem alles besser und gerechter zu sein scheint, als in der Wirklichkeit. Acht Farben Gemeinsam mit anderen schloss sich der Künstler Gilbert Baker 1978 zusammen und entwickelte die Regenbogenfahne. Für die ersten Exemplare färbten sie die bunten Stoffstreifen selbst und nähten sie anschließend zusammen. Bei der ersten Regenbogenfahne verwendete Baker acht Farben und wies jeder eine Bedeutung zu: Pink für die Sexualität, rot für das Leben, orange für die Gesundheit, gelb für das Sonnenlicht, grün für die Natur, türkis für die Kunst, indigoblau für Harmonie und violett für den Geist.

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Weil aber das von Baker selbst gefärbte grelle Pink in den späten 1970er-Jahren industriell nicht herstellbar war, musste die Fahne auf sieben Streifen reduziert werden. Seitdem hat sich die Farbzusammensetzung immer wieder verändert: Die Farbe Türkis wurde entfernt und aus dem Indigoblau wurde Königsblau. Diese Version ist bis heute in Gebrauch. Die originale Regenbogenfahne von Gilbert Baker ist im Besitz des Museum of Modern Arts (MoMA) in New York und wird dort ausgestellt. Markenrechtlich schützen ließ sich der Künstler die Fahne nie – mit der Begründung, sie sei sein Geschenk an die Welt. Rosa Winkel Die bunte Fahne tauchte dann schnell auch in Europa auf und begann den hier weit verbreiteten Rosa Winkel zu verdrängen. Als sich Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre erste Schwulenorganisationen gründeten, wählten sie als Symbol den Rosa Winkel, den die Nazis in Konzentrationslagern genutzt hatten, um homosexuelle Männer zu kennzeichnen. Er sollte nun eine Mahnung sein, aber auch der Auftrag, das Opfer dieser Menschen nie zu vergessen und dafür zu kämpfen, dass Schwule endliche gleichberechtigt und frei leben könnten. Auch die ersten drei Organisationen, die sich in


100 Jahre

Österreich

Regenbogenfahnen Erfinder Gilbert Baker † Regenbogenparade 2018 in Wien Österreich gründeten, die HOSI Wien, die HOSI Salzburg und 1982 die HOSI Linz, wählten den Rosa Winkel zum Emblem für ihre Vereine. Auch die RosaLila PantherInnen erinnern in der Namensgebung noch an diese Tradition.

beiden Farben in den Vordergrund. Für viele Organisationen kam in dieser Debatte die Regenbogenfahne gerade recht – ein neutrales Symbol, in dem sich alle wiederfinden konnte, das viel dynamischer, unbeschwerter und vor allem unbelastet von historischen Zuschreibungen daherkam.

Lesben und Schwule Allerdings gab es ein Problem, das die frühen Schwulengruppen nicht bedacht hatten. Der Rosa Winkel war das Symbol der verfolgten Männer und schloss lesbische Frauen daher explizit nicht ein. In Vereinen, die gemischtgeschlechtlich organisiert waren – und das waren ab den späten 1970er Jahren nahezu alle Vereinsgründungen – stellte das damit ein Problem dar. Einmal wollte man auf das mittlerweile international gebräuchliche Symbol – auch aus dem Bewusstsein über die historische Bedeutung dieses Symbols heraus – nicht verzichten, zum anderen sollten sich aber auch die Frauen darin wiederfinden, die sich die Farbe Lila als Farbe der emanzipatorischen Frauenbewegung angeeignet hatten. Einige Organisationen wählten eine Mischfarbe, um diesen Widerspruch aufzulösen. So ist der Rosa Winkel im Logo der HOSI Linz seit 1994 im kräftigeren Magenta. Andere, wie zum Beispiel die RosaLila PantherInnen, verzichteten von Vorneherein auf den Winkel und stellten die

Schon 1996 stand die erste Lesbenund Schwulenparade in Wien ganz im Zeichen des Regenbogens, ja die ganze Parade heißt seither „Regen­ bogenparade“. Heute, über 20 Jahre später, ist die Regenbogenfahne nicht mehr wegzudenken. Es gibt sie in allen Formen, auf Kaffeetassen, Schlüsselanhängern, Aufklebern und unendlich vielem anderen mehr. Und letztlich ist es egal. Ob unter dem Rosa Winkel oder unter der Regenbogenfahne – wichtig ist, dass die LGBTI-Community sich als das zeigt, was sie ist: stolz, kämpferisch, solidarisch, vielfältig und unendlich groß und bunt! Der Regenbogen sei das perfekte Symbol für die Homosexuellenbewegung, weil er so gut zur Vielfalt von Rasse, Geschlecht und Alter passe, sagte der Künstler Gilbert Baker einmal gegenüber dem MoMA. Heute gehört der Regenbogen zu unserem queeren Leben. Und Ableitungen wie die TransGender-Fahne, die Bärenfahne oder die Fetischfahne tragen überall zum Bild dieser Vielfalt bei. PRIDE | Nr. 165 | August 2018 |

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HOSI salzburg

Alte und aktuelle Logos von HOSI Linz, Salzburg und Wien und RosaLila PantherInnen


Drittes Geschlecht Abermals bedurfte es des Verfassungsgerichtshofs, um den Menschenrechten in Österreich zum Durchbruch zu verhelfen. Text Gernot Wartner Fotos Norbert Becwar/Wega Film, privat

A

m 29. Juni – passend zum CSD – hat der Verfassungs­ gerichtshof (VfGH) in Prüfung des Personenstands­ gesetzes festgestellt, dass Menschen, deren Geschlecht nicht eindeutig männlich oder weiblich ist, ein Recht auf eine entsprechende Eintragung im Personenstandsregister (ZPR) und in Urkunden haben. Eine Aufhebung des Gesetzes war nicht nötig, das Höchstgericht gab aber jetzt zwingend vor, wie das Gesetz verfassungskonform auszulegen ist. Uneindeutige Geschlechtsmerkmale

Webtipps alexjuergen.at vimoe.at graupner.at

Erreicht haben das Alex Jürgen und sein Anwalt Helmut Graupner, der auch Präsident des Rechtskomitees Lambda ist. Das Geburtenregister weist Alex Jürgen als Mann aus, andere Schriftstücke als Frau. Die physischen Geschlechtsmerkmale von Alex Jürgen waren uneindeutig und

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entsprachen bereits zum Zeitpunkt der Geburt weder dem männlichen noch weiblichen Geschlecht. Zunächst ordneten die behandelnden Ärzte Alex Jürgen als männlich ein, ein entsprechender Eintrag im Geburtenbuch wurde veranlasst. Nach zahlreichen Untersuchungen rieten Mediziner den Eltern, Alex Jürgen aufgrund der geschlechtlichen Ambivalenzen als Mädchen zu erziehen. Im Laufe der folgenden Jahre wurden die ambivalenten körperlichen Geschlechtsmerkmale zum Teil entfernt, um Alex Jürgens Körper optisch dem eines Mädchens anzupassen. Doch das konstruierte Geschlecht entsprach nicht Alex Jürgens Identifikation. Intergeschlechtlich Da Alex Jürgen keine Frau ist und sich nicht als Frau fühlt, ließ sich Alex Jürgen vor Jahren die durch künst-


Das dritte Geschlecht liche Hormongaben entwickelte Brust entfernen. Alex Jürgen ist aber auch kein Mann, sondern war von Geburt an ein intergeschlechtlicher Mensch, als der sich Alex Jürgen auch seit jeher identifiziert. Seit nun bereits mehr als zehn Jahren lebt Alex Jürgen offen als intergeschlechtliche Person. Alex Jürgen hatte daher am Standesamt Steyr beantragt, den Geschlechtseintrag im Geburtenregister auf „inter“, „anders“, „X“ oder eine ähnliche Bezeichnung zu berichtigen. Nach Ablehnungen durch das Standesamt und das Landesverwaltungsgericht Oberösterreich hat der Ver­ fassungsgerichtshof Alex Jürgen nun Recht gegeben. „Recht auf individuelle Geschlechtsidentität“ Der Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention (die Achtung des Privat- und Familienlebens) gebiete auch, dass die menschliche Persönlichkeit in ihrer Identität, Indivi­ dualität und Integrität zu schützen ist – und somit bestehe ein „Recht auf individuelle Geschlechtsidentität“, stellte der VfGH klar. Damit müssten Menschen aber nur jene Geschlechtszuschreibung durch staatliche Regelungen akzeptieren, die ihrer Identität entspricht. Art. 8 EMRK „schützt insbesondere Menschen mit alternativer Geschlechtsidentität vor einer fremdbestimmten Geschlechtszuweisung“, steht im Erkenntnis. Eva Matt, Juristin und Sprecherin der Plattform Intersex, zeigte sich gegenüber der Zeitung „Der Standard“ nicht überrascht, dass der Verfassungsgerichtshof so entschieden hatte. „Endlich wird auch in Österreich die Existenz von intergeschlechtlichen Menschen anerkannt.“ Dass sich

die Geschlechtsidentität von intergeschlechtlichen Menschen auch im Personenstand widerspiegelt, sei überfällig gewesen. „Es ist anscheinend so, dass für gewisse Veränderungen in Österreich gerichtliche Entscheidungen notwendig sind“, so Matt.

Art. 8 EMRK* ‚schützt insbesondere Menschen mit alternativer Geschlechtsidentität vor einer fremdbestimmten Geschlechtszuweisung’

Begründung des VfGH

Das Personenstandsgesetz muss wegen des VfGH-Entscheids nicht korrigiert werden. Es verpflichtet zwar zur Eintragung des Geschlechts in Personenstandsregister und -urkunden. Aber es beschränkt diese nicht auf männlich oder weiblich. Der Begriff des Geschlechts im Gesetz lasse sich „ohne Schwierigkeiten dahingehend verstehen, dass er auch alternative Geschlechtsidentitäten miteinschließt“, urteilt das Höchstgericht. „divers“, „inter“ oder „offen“ Offen bleibt vorerst, wie die alternativen Geschlechtsformen in Urkunden zu bezeichnen sind. Das lasse sich den Gesetzen nicht entnehmen, konstatierten die Verfassungsrichter, wäre aber „unter Rückgriff auf den Sprachgebrauch möglich”. Es gebe mehrere Begriffe wie „divers“, „inter“ oder „offen“ – der Gesetzgeber könnte auch eine Formulierung vorgeben. Bei der Plattform Intersex würde man „inter“ oder „divers“ favorisieren und hofft, dass die Entscheidung zum

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* Artikel 8 der Europäischen Menschenrechts­ konvention


Das dritte Geschlecht Personenstandsgesetz auch andere Veränderungen nach sich ziehen werde, etwa bei der Unterbringung in Krankenhäusern. Die Plattform geht in Anlehnung an die Bioethikkommission davon aus, dass ungefähr 50 Personen pro Jahr in Österreich als inter geboren werden. Alltagsdiskriminierungen werden mit der Entscheidung allerdings nicht automatisch verhindert. Intergeschlechtlichkeit sei immer noch ein Tabuthema, inter- und transsexuelle Menschen – laut einer EU-weiten Statistik seien das 1,79 Prozent der Bevölkerung – hätten im Arbeits- und Privatleben mit vielen Benachteiligungen und Vorurteilen zu kämpfen. Politische Reaktionen Die politischen Parteien reagierten weitgehend erfreut auf diese Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes. Einen „wichtigen Meilenstein für echte Gleichstellung“ sieht SPÖGleichbehandlungs- und LGBTIQSprecher Mario Lindner in dem VfGHSpruch. Und auch NEOS-Klubobmann Niki Scherak begrüßte die Entscheidung: „Endlich sind wir auch hier im 21. Jahrhundert angekommen.“ Intersex Flagge

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Nur für FPÖ-Verfassungssprecher Harald Stefan ist das VfGH-Erkenntnis „nicht nur völlig unverständlich“, es bringe auch zahlreiche Probleme mit sich, etwa im Bereich der Wehrpflicht oder beim Pensionsantrittsalter. Der Gerichtshof habe mit diesem Urteil „der Republik völlig ohne Not einen Bärendienst erwiesen und man wird darüber nachdenken müssen, wie damit umzugehen ist“. Keine Genitalveränderungen notwendig Die Erkenntnis zum dritten Geschlecht betrifft aber nicht nur intergeschlechtliche Personen: Auch auf Änderungen des Personenstands von Frau zu Mann und vice versa hat es Auswirkungen, meint Alex Jürgens Rechtsanwalt Helmut Graupner. Das müsste nun auch Auswirkungen auf Personenstandsänderungen im Allgemeinen haben, etwa von Mann zu Frau und umgekehrt – und zwar was die Nachweispflicht der Geschlechts­ identität mittels Befunden von Psycholog*innen, Psychiater*innen oder Psychotherapeut*innen betrifft. Bereits 2009 entschied der Verwaltungsgerichtshof (VwGH) in


Das dritte Geschlecht

Ich bin eine Variation der Natur. Wenn es einen Gott gibt, hatte er das so gewollt.

Alex Jürgen

dieser Angelegenheit, dass körperliche Merkmale bei der Per­ sonenstandsänderung keine Rolle spielen dürfen, was bedeutet, dass seither keine genitalverändernden Maßnahmen mehr notwendig sind. Stattdessen wurden andere Voraussetzungen formuliert, die sich auf das äußere Erscheinungsbild und das Zugehörigkeitsgefühl zum anderen Geschlecht beziehen.

terpersonen beschränkt.“ Konkret betont das Höchstgericht, dass niemand eine Geschlechtszuschreibung durch staatliche Regelung akzeptieren müsse, die nicht der eigenen Identität entspreche. Außerdem: Der Gesetzgeber ist „gehalten, eine Eintragung vorzusehen, die die jeweilige individuelle Geschlechtsidentität zu reflektieren vermag“. Keine bestimmten Beweismittel

Unter Berücksichtigung dieses Urteils müssen die Standesämter eigenständig über etwaige Anträge entscheiden. Zumeist verlangen sie dafür ein Gutachten. In Wien, wo nach Einschätzungen von Expert*innen eine vergleichsweise liberale Handhabe herrscht, muss etwa ein*e Psychotherapeut*in, ein*e klinische*r Psychologe*in oder ein*e Fachärzt*in für Psychiatrie bestätigen, dass die Diagnose Transidentität vorliegt und die vom Verwaltungsgerichtshof erwähnten Punkte zutreffen. Das wird auch vom Gesundheitsministerium so empfohlen. Die eigene Identität Die Pflicht, als betroffene Person eine Stellungnahme dieser Art vorzulegen, muss nach dem jüngsten Erkenntnis des VfGH der Vergangenheit angehören, so Graupner: „Entscheidende Formulierungen sind allgemein gehalten und nicht auf In-

Welche Geschlechtsidentität eine Person hat, bedürfe keiner Bestätigung oder Prüfung durch eine*n Psycho­log*in – das sei seit dem jüngsten VfGH-Erkenntnis klar. Das Recht von Behörden, den Wahrheitsgehalt von Vorbringen der Antragsteller*innen zu überprüfen, bleibt bestehen, betont Graupner: „Aber bestimmte Beweismittel dürfen nicht mehr vorgeschrieben werden.“ Bringe man freiwillig ein Attest, könne das weiterhin gelten. Vorstellbar sei aber etwa auch, Zeug*innen mitzubringen oder das soziale Leben zu dokumentieren. Der Behörde müsse nur vermittelt werden, dass es sich um keinen „Spaß­a ntrag“ oder Rechtsmissbrauch handle. Gegenstand des behördlichen Ermittlungsverfahrens dürfe nicht mehr eine medizinische Diagnose sein, sondern die selbstbestimmte Geschlechtsidentität, die die Behörde zu akzeptieren habe. PRIDE | Nr. 165 | August 2018 |

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Tintenfischalarm Bereits im Jahr 2006 porträtierte Elisabeth Scharang Alex Jürgen in der Doku „Tinten­ fischalarm” (Siehe PRIDE Nr. 91/April 2006)


Das dritte Geschlecht

Ich fühle mich jetzt wohl Zwei persönliche Statements zum dritten Geschlecht

Alice Moe

queere, genderfluide Künstler*in

„Ich kann meiner Queerness & Fluidität eine Form geben.” Text und Foto Alice Moe

YOUnited Alice und Mel sind im Team von YOUnited, der Jugendgruppe der HOSI Linz facebook.com/ younitedlinz

I

ch habe seit meiner Kindheit eine tiefe Faszination für Schne­ c­ken. Meine Mutter erklärte mir, dass diese Tiere „beides” sind. Die klassische Frau war ich nie, meine eigene Definition davon bin ich aber gern. Das heißt für mich, auch mit Bart und/oder Binder unterwegs sein zu können und mich trotzdem männlich, weiblich oder weder noch zu fühlen. Ich spüre das morgens nach dem Aufstehen, was heute vordergründig ist, und wähle mein TagesOutfit dann dementsprechend. Als Drag Queen*g habe ich in der Kunst einen Weg gefunden, meiner Queer-

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ness und Fluidität eine Form zu geben. Ich empfand Binaritäten und Grenzen, egal ob körperlich, emotional oder im Denken, immer als massiv einschränkend. Mit dem dritten Geschlecht fühle ich mich sehr angesprochen (zumindest, bis ich mich offiziell als Alien, der ich bin, ein­ tragen lassen kann). Ob ich meinen Körper jemals ärztlich daran anpassen darf, wie ich mich wirklich fühle, steht noch in den Sternen, da ich nicht trans bin und mich somit nicht für „das biologisch andere Geschlecht” entscheiden will.


Das dritte Geschlecht

„Ich bin extrem erleichtert.”

E

Mel

s ist eine Sache, im Internet von aufklärungsfreudigen Youtubern zu hören, dass die Geschlechtsidentität weder von körperlichen Merkmalen noch von psychischen Gutachten abhängt, sondern allein von der Selbsteinschätzung der betroffenen Person, und dass diese Person allein zu entscheiden hat, mit welchem Label sie sich identifiziert.

non-binary

Es ist etwas völlig anderes, dies in einem Gerichtsentscheid des öster­ reichischen Verfassungsgerichtshofs zu hören. Für mich war meine Identität lange ein schweres Thema, und ist es teilweise immer noch. Ich identifiziere mich definitiv nicht als männlich, wie es derzeit noch in meinen Dokumenten steht, aber in vielen Bereichen sah ich mich lange auch nicht als weiblich genug, um wirklich über operative Maßnahmen nachzudenken. Meine Identifikation als non-binary (nicht-binär, also keines der beiden klassischen Geschlechter) war ohne gesetzliche Anerkennung aber nur ein kleiner Trost, da man sich da oft nur zusätzlicher Diskriminierung aussetzt. Durch die Öffnung aber wurde nicht nur die Diskriminierung durch den Staat beendet, sondern auch das Thema einer breiteren Masse bewusst gemacht und die Existenz von Geschlechtsidentitäten neben männlich und weiblich offiziell anerkannt.

Text Mel Foto Gerhard Niederleuthner Jetzt kann niemand mehr behaupten, „So was gibt es doch gar nicht“, und wenn doch, dann liegt diese Person falsch, neuerdings sogar laut öster­reichischem Gesetz.

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Österreich

Splitter „Schwul am Land – na und?“

Text RLP Foto privat

WIEN. In „Guten Morgen Österreich“ konnte Joe Niedermayer exakt am Christopher Street Day, dem 28. Juni, im ORF-Frühstücksfernsehen im Gespräch mit der Moderatorin speziell auf die Lage von Lesben und Schwule am Land eingehen. Selbst aufgewachsen als Bauernbub in einem Dorf in Oberösterreich war es ihm ein Anliegen, gerade auf die Bedürfnisse jener Menschen einzugehen, die in Gegenden wohnen, wo sozusagen jeder jeden kennt. Für ein selbstbewusstes Outing ist das nicht nur ein Nachteil: „Die Leute kennen dich ja als Mensch – und warum sollen sie dich nun

plötzlich total negativ behandeln, weil sie über deine sexuelle Orientierung Bescheid wissen? Eben weil sie dich kennen, verliert das ‚anders‘ Sein seine rätselhafte oder gar bedrohliche Komponente“, so Niedermayer.

Homophobie an Schulen Text Gerhard Niederleuthner

SALZBURG. Die Salzburger Nachrichten berichteten am 30.06.2018 über den erzkonservativen kirchennahen Verein TeenSTAR. „TeenSTAR lege den Jugendlichen nahe, Sexua­ lität erst in der Ehe zu leben“, so die Schilderungen einer Sexualpädagogin im SN-Artikel. „Masturbation wer­ de als Fehlschritt auf dem Weg zu ei­ ner hingebenden, empfangenden Se­ xualität gesehen. Homosexualität gel­ te als Identitätsproblem und ‚Verwir­ rung‘. Schwule unternehmen den ver­ geblichen Versuch, einen Mangel zu kompensieren. Die sexuelle Orien­ tierung sei durch eine Kombination aus Therapie, Selbsthilfegruppen und Seelsorge veränderbar.“ „Diese Bot­ schaften sind nicht nur falsch sowie schädlich für das psychische Wohl­ befinden von Kindern und Jugend­ lichen, sondern stehen auch ganz klar im Widerspruch zum Grundsatzer­

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lass Sexualpädagogik, der die recht­ liche Grundlage für Sexualerziehung an Schulen darstellt“, erklärt der Geschäftsführer der HOSI Salzburg Paul Haller. Dieser Grundsatzerlass orientiert sich am Prinzip der Gleichstellung der Geschlechter sowie der Vielfalt an Lebensformen. „Wir verfolgen die Aktivitäten des Vereins TeenSTAR seit Längerem und sind sehr besorgt über die inhaltliche Ausrichtung der Angebote sowie der Botschaften, die in schulischen Aufklärungsworkshops vermittelt werden“, erklärt HOSI-Salzburg-Obmann Josef Lindner. Eine parlamentarische Anfrage der SPÖ wirft auch die auch die Frage der Finanzierung auf. Es ist bekannt, dass der Verein TeenSTAR über die katholische Kirche finanziert wird, möglicherweise bekommt er aber auch staatliche Förderungen. Das soll über die Anfrage geklärt werden.


Österreich

Botschafter laden nach Wien WIEN. US-Botschafter Trevor Traina und der schwedische Botschafter Jonas Norling haben im Juni anlässlich der Wiener PRIDE Week in ihre Residenzen zu einem Empfang für österreichische LGBTI-Aktivist*innen eingeladen. Die Geschäftsführerin der Stonewall GmbH, Katharina Kacerovsky, und der Vorsitzende der HOSI Wien, Moritz Yvon, stellten die diesjährigen PRIDE Events sowie die kommende Europride 2019 vor, die mit dem 50. Jahrestag der StonewallUnruhen zusammenfällt.

Text RLP

RECHT HABEN IST GUT – RECHT BEKOMMEN IST BESSER!

RECHTSANWALT DR. MICHAEL MAURER 8010 Graz | Mandellstraße 22 Tel. 0316 821264 | Fax 0316 812768 Mail kanzlei@ra-maurer.com Web www.ra-maurer.com

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Fotos Andy Joe (3), Cajetan Perwein (1)


Österreich

Splitter Keine Förderung für „An.schläge“

Text Gerhard Niederleuthner Fotos „Anschläge”

WIEN. Das Familienministerium hat vielen feministischen Vereinen und Gruppen für das kommende Jahr die Fördergelder gestrichen. Ende Juli bekam das feministische Magazin „An. schläge“ die Hiobsbotschaft, dass die Förderungen komplett eingestellt werden. Der Verein CheckArt gibt das feministische und gesellschaftspolitisch kritische Magazin seit 35 Jahren heraus. Die Kürzungen trifft das Redaktionsteam umso schmerzlicher, ist 2018 ein wichtiges Jubiläumsjahr. Anfang dieses Jahres wurde eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um mehr Abos und mehr Unabhängigkeit zu bekommen. Inhaltlich hat sich das Magazin oftmals gegen die konser­vative Politik nicht nur dieser Regierung gewandt. Die aktuelle Ausgabe hat zum Beispiel diese Titelgeschichten: „SEX.X, V / 2018 – Feminist as fuck” und „TÜRKISBLAUE REGIERUNG – Kahlschlag bei der Mindestsicherung”.

Unterstützen! Mit einem Abo kann das Magazin „An.schläge“ unterstützt werden: anschlaege.at/ feminismus/ abonnieren/

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Für das Familienministerium soll das Thema „Gewalt gegen Frauen“ zum neuen Schwerpunkt werden. Damit wird die Kürzung begründet. Warum trotzdem Gewaltschutz-Projekte vom Innenministerium beendet und auch Förderungen für Frauenhäuser in Österreich gestrichen werden, lässt sich auch mit viel Fantasie nicht erklären. Der Österreichische Frauenring forderte in einem offenen Brief die Frauenministerin Juliane Bogner-Strauß auf, die Kürzungen zu überdenken und Gespräche mit den Einrichtungen zu führen.


T S E F N E G O R EG E N B 0 0 : 1 2 | 8 1 0 S A . 1 3 .1 0 . 2 C E A | T F O L SKY A STR. 1 | 4040 LINZ A R S E LE C TRO

NIC

DJ L I N E U P &E L G EWI N N SPI

RU ENE .AT SRU M .OOE .G W W W.ANDER M .OO E .G RU E N E .AT /AN DE RSRU

Die Grüne Andersrum OÖ | Landgutstraße 17 | 4040 Linz | andersrum.ooe@gruene.at | 0699 1004 3558 | Foto: AEC/Rubra

F R E IE R E IN T R IT T


Österreich

Text und Fotos Gerhard Niederleuthner

Rekordparade

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ei der Wiener Regenbogen­ parade am 16. Juni 2018 gab es einen Teilnehmer*innenrekord – an die 200.000 Menschen zeigten viel Liebe, viel Haut, viel Lebensgefühl und viele politischen Forderungen. „Wir haben es geschafft, wir haben eine vielfältigere und längere Vienna Pride denn je auf die Beine gestellt und sind startklar für 2019”, so Katharina Kacerovsky, Geschäfts­

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führerin der Stonewall GmbH. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Wiener Rathaus waren sich Vertreter*innen von SPÖ, Grünen und Neos einig, dass dieser Tag eine klare Ansage für ein weltoffenes Wien und Österreich ist: „Am Ende des Tages ge­ winnt Bunt und nicht Schwarz-Blau!” Die HOSI Wien wird nächstes Jahr EUROPRIDE in Wien ausrichten. Ein neuer Besucher*innenrekord ist jetzt schon sicher.


Österreich

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Österreich

„Nicht in die Quere kommen” In Graz entschlossen sich Kirche und Community, nicht gegeneinander zu feiern.

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Text Hans-Peter Weingand Fotos Gerd Neuhold, Helmut Schmidt

Kern der Grußbotschaft Wir alle wissen, die katholische Kirche tut sich nicht immer leicht mit Liebesformen, die nicht dem tradi­ tionellen Bild „ein Mann und eine Frau“ entsprechen. Und wir alle wissen, die katholische Kirche und die Les­ BiSchwulTrans-Community haben sich miteinander oft nicht leicht getan. Aber viele bemühen sich um ge­ genseitige Offenheit und Wertschätzung, und man ist einander nicht egal. Vielen von Ihnen ist Kirche wichtig oder mancher Wert, für den sie steht. Und umgekehrt gibt es Men­ schen, die sich katholisch engagieren und in Bezie­ hungen, in Lebens- und Liebesformen leben, die vom traditionellen katholischen Bild abweichen. Leider gibt es immer wieder „Wertung“ von verschiedener Sei­ te und wir leiden gemeinsam darunter, weil diese den gegenseitigen Respekt verdunkelt. Wertung wird auch allzu leicht zur Ab-Wertung. Für die gilt es sich zu ent­ schuldigen, oder, um es mit Papst Franziskus zu sagen: „Die Christen sollten dafür um Vergebung bitten, dass sie viele falsche Entscheidungen begleitet haben.“

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egonnen hatte alles mit einem Zufall. Die katholische Kirche der Steiermark feierte 800 Jahre Diözese Graz-Seckau und reservierte im Frühjahr zahlreiche Plätze in der Innenstadt. Deshalb zog die CSDParade diesmal über den Jakomini­ platz statt dem Hauptplatz zum traditionellen Parkfest im Volksgarten. Da die Kirche nicht den Eindruck erwecken wollte, der CSD sei so etwas wie eine „Gegendemo“ kam es bald zu persönlichen Gesprächen zwischen Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl und PantherInnenVorsitzenden Joe Niedermayer. Man beschloss, sich gegenseitig öffentlich und offiziell zu besuchen. Alfons Haider überbrachte beim „Promi-Talk“ mit dem Bischof die Grüße der Community. Umgekehrt überbrachte Anna Hollwöger, Ge­neralsekretärin der Katholischen Aktion Steier­mark, auf der Bühne beim CSD-Parkfest das bischöfliche Grußwort. Das war ehrlich und beschönigte die problematische Haltung der katholischen Kirche gegenüber homound bisexuellen Menschen nicht. Was im Volksgarten auf Anerkennung stieß, brachte diverse Kirchenfundis vor Wut zum Schäumen: „Sind wir Katholiken noch in der Lage, die katholische Lehre zu Ehe und Familie auf öffentlicher Bühne liebevoll, höflich und gewinnend zu argumentieren?“ und „An­ biedern an die Gay-Community?“ war in deren Medien zu lesen.


Österreich

Segen für alle? Kirchliche Positionen zur Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren – ein mühsamer Diskussionsprozess

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ei einer Podiumsdiskussion im Alten Rathaus zum Thema „Ehe für alle = Segen für alle?“ luden die Grünen Andersrum OÖ Vertreter unterschiedlicher Glaubensrichtungen ein (am Podium waren nur Männer – außer Moderatorin Sophia Hochedlinger), um die bisherigen und zukünftigen Positionen zur Ehe auch für gleichgeschlechtliche Paare zu diskutieren. Die Diskussion bot wenig Neues zu den einzelnen Glaubenspositionen der Katholischen Kirche, der Evan­ gelischen Kirche A.B. und der Altkatholischen Kirche. Aus persönlicher Sicht konnte der offen schwul lebende Pastoralassistent Florian Baumgartner (Diözesaner Arbeitskreis Homosexuellenpastoral – DAHOP, Röm. Kath. Kirche) glaubhaft die positiven Veränderungen im alltäglichen Umgang mit Gläubigen darstellen. Das ändert natürlich nichts an den offiziellen, homophoben Positionen von Papst und Bischöfen. Eine klare Position konnte Klaus Schwarz­g ruber (Synodalrat, Altkatholische Kirche) einnehmen, weil

seit Jahren für Lesben und Schwule Segnungen möglich sind und gelebte Integration auch verwirklicht wird. Tom Stark, Seelsorgebeauftragter für LGBT-Personen von der Evangelischen Kirche A.B. machte offen klar, dass durch das synodale System eben immer Mehrheitsmeinungen die Entscheidungen beeinflussen. In der intensiven, sehr persönlich geführten Publikumsdiskussion standen besonders eigene Erfahrungen von Lesben und Schwulen in den jeweiligen Kirchen im Vordergrund. Das Grundproblem einer in Österreich nicht wirklich existierenden Trennung von Kirche und Staat wurde einzig und intensiv von Rainer Bartel (Beratungsleiter der Homo­sexuelle Initiative Linz) eingebracht. Dazu wird es aber noch viele Dis­k ussionen brauchen. Dass es mehr an Dialog und Gedankenaustausch braucht, wurde von allen Teilnehmern bestätigt – und dass mit der faktischen rechtlichen Gleichstellung bei der Ehe die Kirchen in Zugzwang sind – um nicht (noch) länger Lesben und Schwule zu dis­kri­minieren – war auch konsens.

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Text und Fotos Gerhard Niederleuthner


Österreich

Himmelschreiende Sünden Gleichstellung von Mord und Homosexualität in Unterlagen zum Firmunterricht in Salzburger Pfarre Text Gernot Wartner Foto HOSI Wien

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elle Aufregung herrschte Mitte Juni in der Pfarre Bad Gastein: Es geht um das Kapitel „Die Gebote Gottes und der Kirche“ in den Unterlagen für den Firmunterricht 2018. In diesem Abschnitt finden sich nach der Auflis­ tung der zehn Gebote die im Katechismus formulierten „sieben Hauptsünden“ sowie „vier Sünden, die zum Himmel schreien“. Genau dieser Abschnitt hat den Unmut vieler Eltern von Firmlingen erregt. Hier wird nämlich nach dem ersten Punkt „vorsätzlicher Mord“ gleich im zweiten Punkt „Die Sünde Sodoms (Sodomie, Pädophilie, homosexuelle Akte)“ genannt. Danach folgen „Unterdrückung der Armen“ und „Arbeiter um ihren Lohn bringen“. Autor des Textes ist der seit vergangenem Jahr für die Pfarrgemeinschaft Gasteinertal zuständige Pfarrer Rainer Hangler. Einige Eltern diesjähriger Firmlinge, die die Gleichstellung von Mord und Homosexualität so nicht akzeptieren wollten, hatten sich an den Bad Gasteiner Bürgermeister Gerhard Stein­bauer (ÖVP) gewandt. Dieser wandte sich dann auch gleich mittels eines Schreibens an den Salzburger Erzbischof Franz Lackner und an den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, Kardinal Christoph Schönborn, in dem er wissen wollte, ob diese „Aussagen im 21. Jahrhundert noch zeitgemäß sind“.

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Der Kardinal verweigerte die Beantwortung. Lackners Ratschlag war, der Bürgermeister solle doch die Causa mit Pfarrer Hangler persönlich besprechen. Und in einem längeren, zweiten Schreiben meinte Lackner, dass die Frage „zeitgemäß versus nichtzeitgemäß“ für das Christentum nicht relevant sei. „Christlicher Glaube wird immer eine gewisse Differenz zu Meinungen und Gewohnheiten der jeweiligen Zeit bilden, nur so kann er als Salz Geschmack verleihen.“ Die Herausforderung sei, „die christliche Ideal­gestalt gelebter Sexualität klar zu benennen, aber dennoch sich an jeweiligen anders lebenden Personengruppen nicht durch Verurteilung und Diskriminierung schuldig zu machen“. Thesenpapiere? Pfarrer Hangler meinte gegenüber verschiedenen Medien, die von ihm verfassten Unterlagen wären nur „Thesen­papiere“ für die Diskussion mit den jungen Leuten. Er beziehe sich dabei ausdrücklich auf die Lehrmeinung der Katholischen Kirche, auf den Katechismus. Er sei „hochprogressiv an die Sache herangegangen“, es sei nur darum gegangen, eine kritische Diskussion und Reflexion zu starten. Von ihm komme sicher „keine Indoktrination“, homophobe Absichten stünden nicht hinter dem Papier, sagte Hangler.


Österreich

PRIDE Boat 2018 Seit 2012 organisiert die HOSI Salzburg die Sommerparty für Lesben, Schwule, Bisexuelle, transidente und intergeschlechtliche Menschen & Friends aus ganz Österreich auf dem Partyschiff.

Allerdings sei es zu der Diskussion im Firmunterricht dann auch nicht gekommen sei, denn die Firmlinge wären nur bis zum fünften Gebot gekommen. Die „vier himmelschreienden Sünden“ blieben damit einfach in den Unterlagen unkommentiert stehen – Mord neben Homosexualität, Pädophilie und Sodomie. Empört und schockiert zeigte sich die HOSI Salzburg. In einem Firm­ unterricht im Jahr 2018 Homosexu­ alität als eine der „Sünden, die zum Himmel schreien”, zu bezeichnen, sei grob fahrlässig, hieß es in einer Stellungnahme. „Wir kämpfen seit Jahren

Pride Boat, der Name ist Programm: Auf einem queeren Party Boat versammelt sich am 23. Juni 2018 die bunte Party Community zu einem unvergesslichen Sommer­ abend am Mondsee.

für gegenseitigen Respekt und Akzeptanz. Wir kämpfen für Sichtbarkeit und gleiche Rechte für alle. Wir gehen mit dem Projekt Schule der Vielfalt direkt ins Klassenzimmer, um persönliche Begegnungen mit Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Personen zu ermöglichen und um Vorurteile abzubauen. Am Vormittag erhalten die Kinder einen Workshop zu Respekt, Vielfalt und gegenseitigem Verständnis. Am Nachmittag wird im Firmunterricht in der Pfarre Gastein Hass gepredigt – wenn ich daran denke, wird mir schlecht“, so Josef Lindner, Obmann der HOSI Salzburg.

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Text Gerhard Niederleuthner Fotos Klaus Binder


Oberösterreich

linzpride 2018 „All together – stronger than ever!” Text HOSI Linz Fotos Gerhard Niederleuthner, Daniel Teubenbacher

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ei bestem Wetter und in bester Feierlaune ging der diesjährige Linz Pride am 30. Juni am Maindeck des AEC über die Bühne. Bereits zuvor zogen rund 1.500 Personen bei der 2. Linzer Pride-Parade über die Landstraße nach Urfahr. „Mit so vielen Teilnehmer*innen hätten wir nicht gerechnet. Es war ein tolles Zeichen der Solidarität und des gemeinsamen Miteinanders – ganz dem diesjährigen Motto entsprechend“, zeigt sich Richard Steinmetz, Vereinssprecher der HOSI Linz, beeindruckt und begeistert.

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Neben der Parade, die von Bündnis „Linz gegen Rechts“, FEM-Events, Grüne Andersrum OÖ, SoHo OÖ und der HOSI Linz gemeinsam organisiert wurden, gab es bereits das gewohnte Straßenfest, bei dem rund 2.500 Besucher*innen ein buntes Programm geboten wurde. Zahlreiche Künstler*innen & Bands, wie Jürgen Pendl, DJ Mark Neo, Crackstreet Girls, Karan d´Ache und Jacky Dolls, sorgten für beste Stimmung. Und Nachtschwärmer*innen sind bei der Linz Pride After Party ab 22 Uhr im Club Spielplatz voll auf ihre Kosten gekommen. DJane S.Stereo und DJ Mart.i sorgten für den passenden Sound. Auf ein Neues bei der 3. Linzer Pride-Parade und dem 8. Straßenfest anlässlich des CSD am 29. Juni 2019!


Oberรถsterreich

Sponsors

Mediasupport

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Oberösterreich

20 Jahre Stammtisch Fotos Gernot Wartner, Gerhard Niederleuthner

12.07.2018: #Jubiläum #Vöcklabruck #Regenbogenstammtisch @ZurBrücke Das Gasthaus Zur Brücke wird ge­ schlossen, das Team des Regenbogen­ stammtisches ist gerade auf der Suche nach einem neuen Lokal. Mehr dazu: hosilinz.at/regenbogenstammtisch

Tanzkurs für Anfänger*innen Der queere Tanzsportclub Wechselschritt (TSC) organisiert wieder einen Anfänger*innenkurs. Dazu sind keine Vorkenntnisse erforderlich und es können auch Solopersonen teilnehmen. Der Kurs läuft wöchentlich von Donnerstag, den

Turteln 05.07.2018: Turteln am Taubenmarkt #AIDSHILFEOÖ #HIV #AIDS @Taubenmarkt

Dyke March

29.06.2018: #DykeMarch #Demo @Linz

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4. Oktober bis 29. November 2018, jeweils von 18:30 bis 20:00 im Volkshaus Neue Heimat. Trainingsbetrag sind 75 Euro für alle acht Termine (HOSI Mitglieder, Schüler*innen und Student*innen: 65 Euro) Infos: facebook.com/TSC.Wechselschritt


Oberösterreich

After PRIDE Beach Party 14.07.2018: #Beachparty #Afterpride #DjBeatpatrol @fortynine

Wettbewerb „Orte des Respekts” Aus 244 Projekten wurden 88 Projekte auf die Shortlist der „Orte des Respekts“ ausgewählt. Das „Projekt Schillerstraße – das neue Zentrum der HOSI Linz“ ist auch in der Shortlist enthalten. Der Wettbewerb „Orte des Respekts” zeichnet Menschen und Initiativen aus, die durch Eigeninitiative und Engagement die Zivilgesellschaft nachhaltig gestalten und stärken und das Zusammenleben in Österreich unterstützen.

Die Initiativen werden auf der Crowdfunding-Plattform Respekt.net öffentlich sichtbar gemacht. Von 09.08. bis 23.08. findet das Communityvoting statt. Hier können User*innen für ihr Lieblingsprojekt abstimmen und die Initiative im weiteren Verlauf des Wettbewerbs unterstützen. Die Anzahl der Votings wird bei der finalen Jurysitzung am 03.09. mitein­bezogen. Infos: Respekt.net / ortedesrespekts.at

Festivalparty 28.07.2018: #DjLieberAnders #rock #hardrock #festival @fortynine

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Fotos Gerhard Niederleuthner


Steiermark

Buntes Treiben in Graz zum CSD Besucher*innenrekord bei der CSD-Parade und am Parkfest! Text und Fotos Andy Joe

A

m 23. Juni wurden die Straßen von Graz zum Schauplatz der mittlerweile fünften CSDParade, die von den queerReferaten Graz organisiert wurde und wie gewohnt im Volksgarten am Parkfest der RosaLila-PantherInnen endete. Dass am selben Tag im Großteil der Stadt Graz auch die Feier „800 Jahre Diozöse Graz-Seckau“ stattfand, bot dabei nicht nur Gelegenheit, unsere eigene bunte Vielfalt zu demonstrieren, sondern sorgte auch für eine Premiere, als am CSD-Parkfest durch Alfons Haider und Anna Hollwöger erstmalig Grußworte von Bischof Wilhelm Krautwaschl an die queere Community überbracht wurden. Schon am Vortag hatten der mittlerweile zweite CSD-Gottesdienst

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und eine exklusive Vorpremiere des Films „Love, Simon“ die CSDBesucher*innen auf das Wochenende eingestimmt. Und da uns auch das Wetter gewogen war, sorgte das für einen neuen Besucher*innenrekord sowohl bei der Parade als auch am Parkfest, bei dem sich Showacts wie Karin Rabhansl, We Are Diamonds und Some Species of Fish die Ehre gaben. Moderiert wurde das Fest in gewohnter Manier von Miss Alexandra Desmond. Zusätzlich richteten die anwesenden Politiker*innen zu Beginn Grußworte an die Teilnehmer*innen, denen sich mit Günther Riegler zum ersten Mal auch ein Vertreter der ÖVP anschloss. Abgerundet wurde der Abend mit der alljährlichen FAGtory – Pride Night, die wie gewohnt in der Postgarage stattfand.


Steiermark

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u d o w l a g E .. st... r o h s n u .. st uns! r o h Du

www.qradio.cc


Donna Lila wird zu fem*

Steiermark

Die neue Frauengruppe in Graz

„A

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Room of One’s Own" postulierte Virginia Woolf bereits 1929 in ihrem Essay, wonach Frauen einen eigenen Raum für ihre schöpferische Tätigkeit benötigen. Einen Raum für Ideen, Austausch, Diskurs, Vernetzung und Empowerment. Einen Raum fernab von sexistischer, homo- und transphober Diskriminierung. Einen Raum, den die neue Frauengruppe der RosaLila PantherInnen mit fem* ermöglicht. Die Idee geht bereits auf das Jahr 2012 zurück, als die damalige Frauengruppe das Frauencafé am Lend übernahm und adaptierte, bis 2015 dann die Frauengruppe Donna Lila entstand. Durch den Personalwechsel im Mai 2018 entstanden neue Ideen und Wünsche für die Frauengruppe, sodass fem* ins Leben gerufen wurde. Dabei soll ein eingangs beschriebener Raum als Begegnungsort und Schutzraum für alle Frauen* ermöglicht werden. Der angeführte Asterisk bzw. das Sternchen richtet sich dabei gegen einen eindimensionalen Frauenbegriff. Es gibt nicht nur „die Frau“ sondern unterschiedliche Auslegungen, die nicht zwingend biologisch sein müssen. fem* meint damit also alle Menschen, die die Erfahrung gemacht haben oder machen, in dem gesellschaftlich vorherrschenden binären Geschlechtersystem (Frau und Mann) als Frau gelesen zu werden und/oder dies auch explizit wol-

len. Daher richtet sich die Gruppe auch an intergeschlechtliche, transgender und transsexuelle Menschen. Als Begegnungsort bietet fem* Raum für Austausch von Erfahrungen und Vernetzung, der in Form von Veranstaltungen unterschiedlicher Art zur Geltung kommt. Ein fixer Bestandteil ist dabei der fem*-Stammtisch, der jeden 3. Donnerstag im Monat stattfindet. Zusätzlich werden monatlich unterschiedliche Veranstaltungen angeboten. Die erste beinhaltete etwa eine Führung durch die Prunkräume im Schloss Eggenberg aus weiblicher Perspektive, um so auf die Geschichte und gesellschaftliche Stellung von Frauen aufmerksam zu machen. Weitere Veranstaltungen, die unterschiedliche Formen von Freizeit und Kultur abdecken, sollen neben Spaß und Austausch auch Sensibilisierung und Weiterbildung beinhalten. Also ein Raum für alle Frauen*.

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Text Caro Milinkovic

Infos Mehr Infos unter homo.at/fem, auf facebook fb.com/femgraz sowie über den Newsletter der RosaLila PantherInnen.


Steiermark

LOVE, SIMON Text Andy Joe Fotos RLP-Archiv

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n Kooperation mit Centfox und dem Annenhofkino luden die Rosalila PantherInnen, die Jugendgruppe ausufern, die Initiative Heroes Steiermark – Gegen Unterdrückung im Namen der Ehre, die Fachstelle für Burschenarbeit und die Queeren Referate via Facebook zu einer Gratis-Premiere von LOVE, SIMON (vgl. S. 42/43). Die 130 Plätze am 22. Juni und damit am Vorabend des Grazer CSD waren schnell vergeben und der Film selbst erntete großen Applaus. Zum Kinostart von LOVE, SIMON wurde international mit der LGBTQ-Community kooperiert und rund um den Globus vor allem junge Schwule und Lesben als MultiplikatorInnen zu speziellen Premieren eingeladen.

Mit meinem Gott spring’ ich über Mauern

Foto Andy Joe

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n der regenbogen-geschmückten Grazer Heilandskirche fand am späten Nachmittag des 22. Juni der Gottesdienst zum CSD von Pfarrerin Manuela Tokatli aus Graz statt. Der Titel war Psalm 18 entnommen, sind Menschen doch oft in der Lage, genug Mut und Stärke aufzubringen, um Mauern überwinden zu können. Die in der Heilandskirche gesammelten Spenden kamen Queer Base in Wien zuGute, eine Gruppe, die Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans- und Interpersonen unterstützt,

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die nach Österreich geflüchtet sind. Im Anschluss gab es eine gemütliche Agape im Hof des Evangelischen Pfarrgemeinderats.

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Text Hans-Peter Weingand


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Ausland

Der Spanische „Rosa Winkel” Der Fotojournalist Luca Gaetano Pira porträtierte queere Menschen, die während der Franco-Diktatur verfolgt, eingesperrt und vergewaltigt wurden.

Text Gerhard Niederleuthner Fotos Luca Gaetano Pira

Zur Person Der queere italienische Fotojournalist Luca Gaetano Pira startete sein Fotoprojekt anlässlich des 40. Jahrestages der Aufhebung des Sozial­ gesetzes, das Homosexualität und Transsexualität in Spanien für illegal erklärt hat. facebook.com/ luca.jacob.39

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eit der Abschaffung der „Gesetze gegen Sozialgefährdung“ im Jahr 1978 in Spanien sind vier Jahrzehnte vergangen. Damals wurde Homosexualität unter dem Franco-Regime verfolgt, weil sie als Angriff auf die Moral und Integrität des spanischen Volkes angesehen wurde. Das Franco-Regime war eine Zeit der harten Unterdrückung der LGBT-Gemeinschaft sowie der Arbeiterklasse, Frauen und jeder anderer sozialen Kategorie, die als Gegner*innen des Regimes angesehen wurden. Nach dem Ende des Bürger*innenkrieges wurden viele Mitglieder der LGBT-Gemeinschaft inhaftiert und gefoltert, nur weil sie homosexuell waren. Das soziale Modell, das von Francos Regime verfolgt wurde, bestand aus einer unterwürfigen Frau, einem dominanten Mann ohne weibliche Züge und der allgegenwärtigen katholischen Moral, die als Mittel der Unterdrückung gegen verschiedene Sexualitäten benutzt wurde. In den „Gesetzen gegen Sozialgefährdung“, die am 4. August 1970 verabschiedet wurden, wurden Strafen gegen Homosexuelle und Transgender aufgeführt. Das Gesetz blieb in den acht Jahren nach dem Tod des Diktators in Kraft. Zwar wurde 1978 eine Bestimmung zur Abschaffung einiger Paragraphen geschaffen, darunter die Strafen für Homosexualität, das Gesetz

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selbst wurde jedoch erst 1996 aufgehoben. Viele Menschen wurden in die „Kolonien“ geschickt, eine weichere Bezeichnung für Konzentrationslager für Homosexuelle. Diese „Umerziehungslager“ befanden sich in Badajoz, Huelva und Fuerteventura, letztere wurden von Priestern verwaltet. Tausende von Menschen erlebten die Lager unter Bedingungen von Hunger, Folter und Zwangsarbeit. Über 5.000 Menschen, insbesondere Transsexuelle und Schwule, wurden inhaftiert und wegen „skandalösen öffentlichen Verhaltens“ angeklagt. Diese Zentren wurden geschaffen, um deren Verhalten zu korrigieren. Viele wurden von anderen Gefangenen misshandelt, gefoltert und sexuell missbraucht oder von den Wachen zur Prostitution gezwungen. Lesbische Frauen erlebten ebenfalls die gleiche Gewalt, sie wurden aber für die Gesellschaft unsichtbar gemacht, da unter dem Franco-Regime Frauen keine Sexualität zugesprochen wurde. Auch wurde Homosexualität von der Wissenschaft als eine Krankheit angesehen. Viele wissenschaftliche Disziplinen versuchten, durch legale medizinische Behandlung Homo­ sexualität zu „heilen“. Dies ist die Periode der Elektroschock- und Aversionstherapie. Der italienische Fotojournalist Luca Gaetano Pira kontaktierte und inter-


Ausland

Rampova – Valencia 1959 Es war 1970, als Rampova verhaftet wurde, sie war 14. Sie wurde wegen Homosexualität verhaftet. Die Polizei verhaftete sie an einem Strand in Valencia, während sie mit einem verheirateten Mann zusammen war. Das zweite Mal in Barcelona, als sie 15 war. Sie wurde von einem Undercover-Polizisten in einem Kino verhaftet, nachdem ihr vorgeschlagen wurde, Geschlechtsverkehr zu haben. Das dritte und letzte Mal, als sie ver-

haftet wurde, war sie 17. „Im Gefängnis von Barcelona schickten sie mich in die Queer-Abteilung, wo normale Häftlinge die Wärter bezahlten, um unsere Zellen zu öffnen und uns zu vergewaltigen. Danach wurden wir geschlagen und gedemütigt und mussten bestätigen, dass wir nicht queer waren. Sie kamen bis zu acht Mal am Tag.“ Rampova erzählt: „Ich erlebte mehr Vergewaltigung als Geschlechtsverkehr.“

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Ausland

viewte die letzten Zeug*innen dieses dunklen Kapitels der spanischen Geschichte und machte damit ihre Geschichten über Isolation, Gefängnis, Gewalt und Missbrauch sichtbar. „Ich denke, es ist wichtig, über diese

historischen Erinnerungen zu sprechen, besonders während der GayPride-Feierlichkeiten auf der ganzen Welt.“ Für das PRIDE-Magazin hat uns der Fotograf zwei Porträts zur Verfügung gestellt.

Silvia Reyes Gran Canaria 1953 Während der 40er Jahre zahlte ein Mann, der Frau sein wollte, einen hohen Preis. „Ich war mehr als fünfzig Mal im Gefängnis.“ Silvia kam mit 20 Jahren nach Barcelona. „Ich hatte den Militärdienst beendet und ich hatte bereits begonnen, Hormone zu nehmen, die ich in der Apotheke gekauft habe“, sagt sie. Sie wurde in ihrem ersten Monat dreimal verhaftet. Für eine Transsexuelle war es auf den Straßen, in Bars oder im Kino nicht sicher. „Es gab viele Überfälle und wir hatten mehr Pech als Homosexuelle, da sie sich leichter verstellen konnten als wir“, erklärt sie. 1974 wurde Silvia Opfer eines weiteren Überfalls. „Sie brachten mich ins Gefängnis von La Modelo in Barcelona, ich wurde wegen Transvestismus angeklagt. Dort verbrachte ich eine sehr schlechte Zeit.“ „Danach wurde ich zusammen mit weiteren 38 Transsexuellen in das Gefängnis von Carabanchel in Madrid verlegt. Während des Umzugs haben sie uns isoliert. Ich war sechs Monate in Badajoz und wurde zwei weitere Male in Madrid verhaftet", sagt sie. „Wir wurden schon auf der Polizeiwache geschlagen und beleidigt, wir waren Queers und Abweichler, wir hatten kein Essen und kein Wasser mehr".

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Ausland

Splitter Ehe für alle in Kuba HAVANNA. Die Nationalversammlung von Kuba stimmte Ende Juli einstimmig für den Entwurf einer neuen Verfassung, der die Ehe als „freiwillig geschlossenen Bund zwischen zwei Personen” definiert. Im Zeitraum vom 13. August – dem Geburtstag von Fidel Castro – bis zum 15. November wird der Verfassungsentwurf vom kubanischen Volk diskutiert werden. In einem anschließend Referendum wird der Entwurf zur Abstimmung vorgelegt – dabei sind auch „Nein”Stimmen möglich.

Der kubanische LGBT-Aktivist Francisco Rodríguez nannte den Entwurf in einem Kommentar eine „offene Tür” für die Ehe für alle auf Kuba. Rodríguez betonte außerdem, dass der Verfassungstext das „Prinzip der Nicht-Diskriminierung wegen der sexuellen Orientierung” beinhalte. Auf dieser Grundlage könne die Gleichberechtigung von LGBTI im kubanischen Recht fest­ geschrieben werden.

Hidden Flag MOSKAU. In Russland ist die Regenbogenfahne (Symbol der LGBT-Community) verboten. Das galt natürlich auch bei der Fussball WM. Aktivist*innen aus Spanien, Niederlande, Brasilien, Mexiko,

Argentinien und Kolumbien antworteten darauf mit einer sehr kreativen Protestform mit T-Shirts, die gemeinsam den Regen­bogen darstellen – Kreativität gegen Homophobie. #HiddenFlag

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Text Gerhard Niederleuthner Foto Wille Robin/Twitter


„Ich bin genau wie du.” „Love, Simon” – was dieser Film bewegt Text Fabian Fotos Centfoxfilm

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ich persönlich hat dieser Film sehr berührt. Ich, als 16-jähriger schwuler Junge, konnte Simon in vielen Hinsichten sehr gut verstehen, zum Bespiel, wie schwer so ein Coming-out ist, auch wenn man weiß, dass die Personen, denen man es sagt, nicht mal was dagegen haben würden. Oder allgemein die Probleme, die im Leben eines schwulen Jugendlichen entstehen können und mit denen man häufig zu kämpfen hat. Aber auch, wie wichtig es im Leben ist, Freunde zu haben, denen man vertrauen kann und die für einen da sind. Der Film „Ich bin so wie du. Im Wesentlichen ist mein Leben völlig normal.“ Mit diesen Worten beginnt der Film „Love, Simon“, welcher sich über einen 17-jährigen Jungen namens Simon dreht. Er geht auf die HighSchool und lebt zusammen mit seinen Eltern und seiner kleinen Schwes­ter Nora. Seine zwei besten Freunde Leah

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und Nick kennt er schon seit dem Kindergarten und Abby kam erst vor ein paar Monaten an die Schule, doch diese vier Freunde sind ein unzertrennliches Team. Also, wie man sehen kann, ist Simons Leben im Wesentlichen eigentlich völlig normal, außer dass er ein riesiges Geheimnis hat. Er ist schwul. Eines Tages erscheint auf einer Internetseite, auf der immer der neueste Tratsch und Klatsch geteilt wird, ein Post eines anonymen Jungen, welcher sich als Blue bezeichnet, in dem steht, dass er schwul sei. Als Simon diesen sieht, war er außer sich und nahm seinen ganzen Mut zusammen, um Blue eine Mail zu schreiben. Im Laufe des Films kann man alle Höhen und Tiefen im Leben eines schwulen Teenagers mitverfolgen, einerseits Simons Coming-out, welches ihm viel Überwindung kostete, nicht einfach war und auch nicht ganz so ablief, wie er es vorhatte. Andererseits gab es noch die Love Story zwischen Simon und Blue. Sie schickten einan-


Kultur

„Empfehlenswert ab 12 Jahren”

I

n Deutschland war Ende Juni „Love, Simon“ als Neueinsteiger gleich auf Platz drei und die Filmkritiken attestierten Kult­film-Potential. Anfang Juli lag der Film in den deutschen KinoCharts auf Platz fünf. In Österreich ähnlich: Am zweiten Wochenende Anfang Juli war der Film umsatzmässig auf Platz sechs. Dass diesmal das Mainstreamkino einen Film zum Thema Homosexu­ alität hervorgebracht hat, brachte einen weiteren Vorteil: Der Film war nicht nur auf eine Hand voll Programmkinos beschränkt. Er startete in Österreich mit 65 Kopien, somit konnten auch die Bezirkskinos von Braunau bis Gleisdorf bespielt werden. In der Jugendmedienkommission wurde in Wien über den Film gestritten. Mit knapper Mehrheit wurde entschieden, den Film mit „empfehlenswert ab 12 Jahren als Coming-of-AgeDramödie“ auszuzeichnen. Die Kommission in Deutschland empfiehlt ihn erst ab 14 Jahren. Eine Auszeichnung anderer Art: Der Kuss zwischen Simon und „Blue“ bekam den MTV Movie Award für den besten Kuss. Wer den Film verpasst hat: „Love, Simon“ erscheint Ende November auf DVD. Also genug Zeit für Schulen und Jugendeinrichtungen, um den Film zu bestellen und dann für die Jugendarbeit zu verwenden. Dafür ist er nämlich sehr geeignet. Pädagogisches Begleitmaterial gibt es auf kinofenster.de/download/ love-simon-fh-pdf und speziell für den Englisch-Unterricht auf schulkino.at. der immer regelmäßiger ihre Mails, bis Simon Blue unbedingt kennenlernen wollte, was anfangs nicht ganz so einfach war, aber schlussendlich doch zu einem Happy End führte. Aber wer ist schon gleich? „Ich bin genau wie du“, und genauso ist es. Nur weil man schwul ist, muss man nicht gleich anders als die anderen sein. Aber wer ist schon gleich? Jeder Mensch ist individuell und hat seine ganz persönlichen, einzigartigen Eigenschaften. Manche Menschen mögen eben lieber Männer, andere lieber Frauen und wieder anderen gefallen sowohl Männer als auch Frauen, und es gibt noch so viele weitere Möglichkeiten und Sexualitäten,

die man hier noch aufzählen könnte. Und apropos Sexualitäten: Im Film stellt sich Simon die Frage, warum heterosexuell die Normalität sei, warum muss also ein schwuler Junge seinen ganzen Mut zusammennehmen und sich outen, während einem Heterojungen dies alles erspart bleibt. Ich persönlich kann diese Frage auch nicht beantworten, wo wir ja schon im 21. Jahrhundert angekommen sind, wäre aber sehr auf eine Antwort gespannt. Schlussendlich will ich aber noch einmal ansprechen, wie unfassbar toll dieser Film ist. Er hat mich er­ mutigt, stark zu bleiben und an mich zu glauben, also ich kann ihn nur weiterempfehlen.

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foxfilm.at/ love-simon


Kultur

„Abfallprodukte der Liebe” Eine Ausstellung mit Werken von Elfi Mikesch, Rosa von Praunheim und Werner Schroeter in Berlin.

Collage von Markus Tiarks aus Fotos von Elfi Mikesch und Rosa von Praunheim © Markus Tiarks

Text Gerhard Niederleuthner

Ausstellung Akademie der Künste in Berlin, bis 12.8.; Pariser Platz / Säle www.adk.de

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ie Ausstellung „Abfallprodukte der Liebe” widmet sich drei Kunstschaffenden, die lebenslang eine intensive Freundschaft miteinander verbunden hat: der Fotografin, Kamera­ frau und Regisseurin Elfi Mikesch, dem Filmemacher und Aktivisten Rosa von Praunheim und dem Theater-, Opern- und Filmregisseur Werner Schroeter (1945–2010). Der Titel „Abfallprodukte der Liebe” bezieht sich auf Werner Schroeters Film „Poussières d'amour” (1996), einem Film über das Entstehen und die Vergänglichkeit der Kunst, eine große Hommage an die Oper. Die „Poetin“, den „Politischen“ und den „Ästheten“, wie Rosa von Praunheim es formuliert, einen ihre gemeinsamen Wurzeln in der Westberliner

Filmstill aus „Der Rosenkönig” (1986) von Werner Schroeter / Foto © Elfi Mikesch

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Subkultur. Sie haben den Bilder­kanon des künstlerischen Undergrounds seither wesentlich geprägt: Offensiv treten Mikesch, von Praunheim und Schroeter für divergierende Sexualitäten ein, sie verweigern Konventionen als Lebensprinzip und künstlerische Position zugleich. Alle drei sind sie Grenzgänger*innen zwischen den Künsten. Bereits in den 1960er Jahren griffen sie Fragen zu Gender, Body-Politics und Otherness auf, die bis heute nichts an Brisanz und Aktualität verloren haben. Auf der Suche nach „anderen Filmen, anderen Bildern und anderen Lebensformen", so Elfi Mikesch, sind ihre Arbeiten vom amerikanischen Experimentalfilm und von Parodien auf die Trivialkultur inspiriert und in eigenen Handschriften fortgeschrieben. Gender und Body-Politics Mit Fotografien, Filmen, Zeichnungen, Klanginstallationen und Dokumenten zeigt die Ausstellung erstmals die vielfältigen ästhetischen und biografischen Wechselbeziehungen untereinander. Die künstlerische Freundschaft – in all ihren Spannungen und Widersprüchen – wird zu einem biografischen Motiv verdichtet, das alle fünf Ausstellungsräume miteinander verbindet. Mit aktuellen Arbeiten von Elfi Mikesch und Rosa von Praunheim schlägt „Abfallprodukte der Liebe" eine Brücke über fünf Jahrzehnte bis in die Gegenwart.


„Lippophobie!” Ein öffentliches Wandgemälde von Ralf König wird mit den Worten „Racist” und „Transphobie” übermalt – dazu ein Facebookeintrag des Comickünstlers am 2. August 2018: „Ich kapiere die Verbitterung und Humorlosigkeit der politisch all­ zu Korrekten ja schon eine Weile nicht mehr, vor allem ihre hem­ mungslose Selbstgerechtigkeit, aber nun: mein Wandbild in Brüs­ sel wurde Opfer von Kunstvanda­ lismus. Man wirft mir also Rassis­ mus vor und Transphobie! Da sind dicke Lippen bei der einen wie bei der anderen! Lippophobie! Was ist mit Frauen- und Lesbenfeind­ lichkeit, weil die Zweite von links Kugelmöpse hat, und auch noch schiefe? Religiöse Intoleranz nicht zu vergessen, die Nonne ist doch ein Zerrbild einer Frau des Glau­ bens? Fällt noch jemandem was ein? Zu viel Farbe, das diskrimi­

niert die Farbenblinden? :/ Solche Aktionen sagen mehr aus über die Intoleranz dieser selbsternannten Zensurbeauftragten. Denn wenn's nach denen ginge, wäre jede Iro­ nie, jede satirische Übertreibung, jeder selbstironische Blick auf die Szene ein Angriff auf wen auch immer. Mich schaudert bei dem Gedanken, in so einer Gesell­ schaft zu leben: Verbissen, aggres­ siv, immer einen Grund suchend, sich selbst und sein Weltbild zum Alleingültigen zu erklären. Ich zucke mit den Schultern und mache weiter wie bisher.“

Kultur

facebook.com/ RalfKoenig/

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Oberösterreich Mach mit! Die HOSI Linz sucht für den ehrenamtlichen Bardienst neue Mitarbeiter*innen. Bei Interesse: ooe@hosilinz.at

HOSI Treff Der gemütliche Treff für alle Interessierten; alle zwei Wochen; jeweils 19:00 Die nächsten Termine: Fr., 24.8., Fr., 7.9., Fr., 21.9.2018

Termine August fetish party Di. 14.08.2018 | 21:00 forty nine Strikter Dresscode Men only / Eintritt frei

leder latex uniform sportswear nackt military

Di., 14.08.2018/21:00 Fetish Party Men only & Dresscode! Ort: forty nine Fr., 17.08.2018/18:00 YOUnited: „Sonne, Mond & Sternchen“ 18:00 Treffen in Volks­ garten; anschließend: Sternwarte

Sa., 18.08.2018/22:00 Gaytic – Summer Club DJ Line Up: Mart.i , Djane S.Stereo, Jerry J. Kriz Special: Disco-caine and friends Ort: Club Spielplatz Eintritt: € 10,00 Veranstalter: Gaytic

Fr., 31.08.2018/21:00 YOUnited wird 13 DJ Beatpatrol & DJane VanIce Ort: forty nine

September Sa., 18.08.2018/21:00 Sonnendeck Party Music by DJ _iMat Ort: forty nine

Fr., 14.09.2018/18:45 „Lesbresso im Höhenrausch“ Treffpunkt 18:45 bei der Kassa für den Höhen-

rausch/Moviemento Ort: OÖ Kulturquartier

Oktober Fr., 05.10.2018/19:00 Vortrag: PrEP & HIV-Selbsttest Info- & Diskussionsabend mit Dr. Matthias Skocic vom Kepler Universitätsklinikum (Siehe Bericht Seite 48) Ort: forty nine Sa., 13.10.2018/21:00 Regenbogenfest der Grünen Andersrum OÖ DJ Line Up & Gewinnspiel; freier Eintritt! Ort: Sky Loft im AEC, Ars Electronica Str. 1, 4040 Infos: andersrum. ooe.gruene.at

Homosexuelle Initiative Linz HOSI Linz – Die Lesben- & Schwulenbewegung in OÖ Schillerstr. 49, 4020 Linz W hosilinz.at T 0732/60 98 98 E ooe@hosilinz.at facebook.com/hosilinz

Spendenkonto Volkskreditbank AG (VKB) IBAN: AT76 1860 0000 1071 1174 BIC: VKBLAT2L lautend auf HOSI Linz

Bar forty nine Schillerstr. 49, 4020 Linz Jeden Fr. und Sa. ab 21:00 W hosilinz.at/forty-nine E fortynine@hosilinz.at HOSI-Treff Der gemütliche Treff ab 19:00, jeden 2. Fr. in der HOSI Linz

Beratung Telefonisch & per Mail: Mo., Do. 20:00 – 22:00 T 0732/60 98 98-4 E beratung@hosilinz.at W hosilinz.at/beratung (Persönlich: nach Vereinbarung) Lesbentreff „Lesbresso – what shall‘s“ Ab 19:00 am 1. Fr. Eine Kooperation von aFZ Linz & HOSI Linz W hosilinz.at/frauen

Infos zum Treffpunkt: W hosilinz.at/voecklabruck YOUnited Treffen jeden 1. und 3. Fr. im Monat für bis 25-Jährige W hosilinz.at/younited Queer Refugees welcome Informationen und Hilfe W hosilinz.at/category/ refugees

Regenbogenstammtisch find us on facebook: Jeden Do. 19:00 in Vöcklabruck

/hosilinz

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Termine August So., 12.08.2018/17:00 Transgender Selbsthilfegruppe feel free; Teil mit uns deine Erfahrungen

Steiermark

Weingand präsentiert Schwules und Queeres im Werk des steirischen Dichters

Do., 16.08.2018/19:00 Fem* Stammtisch La Meskla Alle Mädels und Frauen sind gern eingeladen

Fr., 31.08.2018/ 20:00 LeZ Dance Frauenparty TAM TAM; women only 70s and 80s

Mi., 22.08.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free

September

Mo., 27.08.2018/20:00 Queer Sommer Stammtisch Ort: siehe facebook.com/ qrgraz Mi., 29.08. 2018/19:00 Der andere Peter Rosegger feel free Hans Peter

Sa., 01.09.2018/09:30 L-Ways Wanderung: TeichalmTyrnaueralm verpflichtende Anmeldung zur Wanderung unter l-ways@ homo.at Mi., 12.09.2018/ 18:00 RLP Teammeeting feel free

Komm vorbei und unterstütze unser Team! Do., 13.09.2018/18:30 Kinoabend „Phaidros“ KIZ Royal Kino Do., 20.09.2018/ 19:00 Fem* Stammtisch La Meskla Wir genießen noch die letzten Tage im Gastgarten Mo., 24.09.2018/20:00 Queer Sommer Stammtisch Ort: siehe facebook.com/ qrgraz Mi., 26.09.2018/18:00 RLP Teammeeting feel free Wir freuen uns über alle, die vorbei schauen Do., 27.09.2018/18:00 Porn Festival Graz Rechbauerkino

RosaLila PantherInnen RosaLila PantherInnen „feel free“ Annenstr. 26, 8020 Graz Kontakt T 0316/366601 E info@homo.at W www.homo.at Öffnungszeiten Montag 09:00 - 15:00 Mittwoch 13:00 - 18:00 Donnerstag 13:00 - 18:00 Beratung (nach Vereinbarung) T 0316/366601 E beratung@homo.at

RLP-Teammeeting Jeden 2. und 4. Mittwoch im Monat um 18:00 im feel free – Schau vorbei und sprich mit! Es geht um die Vertretung deiner Rechte und Interessen in der Steiermark!

Homosexualität & Glaube (HuG) Jeden 2. Montag im Monat um 19:30 im EHG-Raum, Martin-Luther-Haus 1. OG, Kaiser-Josef-Plz. 9 u. jeden 4. Montag im feel free

ausufern Jugendgruppe Unsere Termine kommen auch spontan zustande. Alle Infos auf Facebook.

TransgenderSelbsthilfegruppe Jeden 2. Sonntag im Monat um 17:00 im feel free

FEM* Stammtisch Jeden 3. Donnerstag im Monat ab 19:00 Uhr im La Meskla, Kaiserfeldgasse 19

L-Ways Lesbenwanderungen Programm und Details im RLP-Kalender sowie unter: facebook.com/L_ways

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Webtipp Alle Veranstal­ tungen findest du auch auf homo.at/ kalender Auf dem Handy abonnierbar!


Gesundheit

Geschützt! Aktuelle Info zu PrEP – Pillen zum Schutz vor einer HIV-Infektion Text Erik Pfefferkorn Grafik/Foto AIDSHILFE OÖ, privat

Webtipps aidshilfe-ooe.at kepleruni klinikum.at/versorgung/kliniken/ dermatologieund-venerologie/ ambulanzen/ centralapo.at queer-hiv-info.at prepjetzt.de

B

ei der sogenannten Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) nehmen HIV-negative Menschen vor einem Risiko HIV-Medikamente ein, um sich so vor einer Ansteckung mit dem HI-Virus zu schützen. Vor­ aussetzungen zur Einnahme einer PrEP sind ein negativer HIV- und Hepatitis B-Test sowie ein Nierenfunktionstest. In weiterer Folge sollen alle drei Monate Tests auf HIV, Syphilis, Gonorrhö, Chlamydien, Hepatitis B&C sowie regelmäßig Nierenfunktionskontrollen erfolgen. Bei der täglichen PrEP wird eine Tablette täglich eingenommen. Ab dem zweiten Tag schützt die PrEP beim ungeschützten Analverkehr vor einer HIV-Infektion. Bei der PrEP bei Be­ darf nimmt man zwei bis 24 Stunden vor dem Sex zwei Tabletten ein und dann im Abstand von 24 Stunden eine weitere Tablette. Wichtig ist, dass nach dem letzten Sex noch zwei Tabletten im Abstand von 24 Stunden eingenommen werden. Diese anlassbezogene PrEP ist nur dann sinnvoll, wenn man selten ungeschützten Sex hat und wenn man weiß, wann man Sex haben wird. Mehrere Studien (IPERGAY, iPrEx) belegen, dass die PrEP wirkt und vor einer Infektion mit dem HI-Virus schützt. Auch treten bei Einnahme der PrEP nur selten Nebenwirkungen, wie Kopfschmerzen, Magenprobleme oder schwerwiegendere Nebenwirkungen, die Nieren und Knochen betreffen können, auf. Da die PrEP nur vor einer HIV-Infektion schützt, ist es

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wichtig, regelmäßig Tests auf die bereits angeführten STIs (sexually transmitted infections) zu machen. Seit Juli 2018 ist die PrEP in der Linzer Centralapotheke, Mozartstraße 1, zum Preis von € 59 für 30 Tabletten erhältlich. Die PrEP ist nur mit dem Rezept von einer*m HIV-Spezialistin*en erhältlich. Dieses Rezept erhält man in der Dermatologischen Ambulanz am Kepler Universitätsklinikum Linz. HIV-, Syphilis- sowie Hepatitis B&CTests können in der AIDSHILFE OBER­ÖSTERREICH kostenlos und anonym gemacht werden.

PrEP und HIV-Selbsttest Info- & Diskussionsabend mit Dr. Matthias Skocic Am 5. Oktober findet um 19.00 Uhr im neuen Zentrum der HOSI Linz, Schillerstr. 49, eine Diskussionsveranstaltung mit Dr. Matthias Skocic vom Kepler Universitätsklinikum statt. Neben der PrEP wird dort auch über die in Apotheken erhältlichen HIV-Selbsttests informiert. An diesem Abend wird der letzte Videospot zur Kampagne #checkit präsentiert.


Kennst Du Deinen HIV-StatuS?

Peter Wimmer, Softwareentwickler

#checkit

Poste dein Foto: testUng: kostenlos & anonym aidshilfe-ooe.at mo 14:00 – 17:00 mi 16:00 – 19:00 Fr 11:00 – 14:00

eine Kampagne von:

hosi linz HOSIlINz. at

mit UnterstützUng von:

amag� FILMPRODUKTION

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Impressum: AIDSHIlFe OberöSterreIcH, blütenstr. 15/2, 4040 linz, office@aidshilfe-ooe.at, aidshilfe-ooe.at & Homosexuelle Initiative linz, Schillerstr. 49, 4020 linz, ooe@hosilinz.at, hosilinz.at Foto: Gerhard Niederleuthner

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Foto: Gerhard Niederleuthner


Gefeiert! Kontakte

FOTOS ANDREAS-POLTNIG (7), ANDY JOE (1)

PRIDE Night Spaß mit Gummi nicht nur beim Stop AIDS-Stand am CSD-Parkfest, sondern auch bei der FAGtory. Die coolen Rainbow Condoms waren so schnell vergriffen, dass es in dieser Nacht sicher zu viel Spaß, ohne großes Risiko, gekommen ist.

Gesichert! FOTOS TERESA-ROTHWANGL.COM, KPÖ, SPÖ

Die Projektfinanzierung von Stop AIDS ist gesichert!

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ie Gefahr einer sexuell übertragbaren Krankheit scheint bei manchen keine Rolle mehr zu spielen. So werden Präventionsmaßnahmen wie die vom Verein „Stop AIDS“ oft als nicht mehr notwendig angesehen. Das Gesundheitsressort des Landes Steiermark hat somit Subventionen in der Höhe von nur 3000 Euro restlos gestrichen (Medikamente einer HIV+ Person kosten mehr als 1500 Euro monatlich). Nach hartnäckigen Interventionen konnte zuletzt ein persönlicher Termin beim Landesrat Mag.

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Christopher Drexler (ÖVP) erreicht werden. Dieser verstand die Wichtigkeit von ehrenamtlichen HIV-Präventionsarbeiten und machte die bereits beschlossene Kürzung auf Basis von Sachlichkeit und entgegen einer bundespolitischen Stimmung rückgängig. Zum Glück sind Stadtrat Mag. Robert Krotzer (KPÖ) vom Gesundheitsamt der Stadt Graz und Landesrätin Mag. a Doris Kampus (SPÖ) vom Sozial­ressort des Landes Steiermark für die Aktivitäten von Stop AIDS stets treue Unterstützer*nnen. Sie wissen, dass mit kleinen Maßnahmen bereits eine hohe Wirkung erzielt werden kann.



Der andere Peter Rosegger Schwules und queeres im Werk des steirischen Dichters Ein Vortrag von Hans-Peter Weingand

GRUPPE

DE

R

KULTUR & FREIZEIT

ROS

E

TUR

DI

KU

ALILA

Mi, 29. August 19:00 Uhr

PA

feel free, AnnenstraÃ&#x;e 24, 8020 Graz

NT

HE

RINNEN


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